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Im Auftrag der Konzept und Umsetzung
Berliner EnergiesparMeister /in 2017 – Handwerks kammer zeichnet vorbildliche Betriebe aus
UNWeltklimakonferenz COP23 in Bonn – Erstmals mit einem Gipfel der Städte und Regionen
Klimaschutzund COP23Seiten 2 bis 9
Schwerpunkt
VIER 2017
Zeitschrift des Berliner ImpulsE-Programms
1802Energiespeicher: Potentiale für eine bedarfsgerechte und versorgungsstabile Energiewende
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ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 2
Auswege aus der Klimakatastrophe?Weltklimakonferenz COP23 in Bonn setzt Arbeit am Pariser Klimaabkommen fort
Die 23. UN-Klimakonferenz in Bonn war mit über 20.000 Teilnehmer*innen die größte zwischenstaatliche Konferenz, die bisher je in Deutschland stattgefun-den hat. Zwölf Tage und manche Nächte wurde verhandelt, beraten und diskutiert. Ziel der Konferenz war es, die allgemei-nen Formulierungen des Pariser Klima-schutzabkommens zu konkretisieren und so dessen Umsetzung voranzubringen.
Nachfolgend finden sich die zentralen Ergebnisse der COP23 zusammengefasst:
Regelbuch zum Klimaabkommen von Paris
Die Konferenz erarbeitete Entwürfe für Transparenzregeln und Berichtspflichten der einzelnen Staaten für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Diese mündeten in einer umfangreichen Textsammlung, aus der im kommenden Jahr auf der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz ein praktikables Regelwerk entstehen soll.
Ziel ist es, die Anstrengungen aller Länder mit einheitlichem Maßstab zu messen.
Verluste und Schäden
Bei der Frage, wie mit Verlusten und Schäden durch den Klimawandel umzugehen ist, gab es keine Einigung zwischen Entwicklungs und Industriestaaten. Insbesondere die Entwicklungsländer forderten eine stärkere finanzielle Unterstützung zur Bewältigung der Schäden. Im Ergebnis wurde in Bonn lediglich ein weiterer Arbeitsplan für den „WarschauMechanismus“ verabschiedet, der Unterstützungsmaßnahmen – auch finanzieller und technischer Natur – zum Ausgleich von Klimaschäden definiert.
Finanzen
Auf der COP23 wurden wichtige Grundlagen für das Fortbestehen des „Anpassungsfonds“ gelegt, der ärmere Staaten bei der Vorbereitung auf die steigenden Temperaturen und deren Folgen unterstützen soll. Dieser war
zuvor im KyotoProtokoll verankert und soll nun unter dem Dach des Pariser Klimaschutzabkommens integriert werden.
„Talanoa-Dialog“
Das Plenum beschloss zudem ein neues Dialogformat, das darauf abzielt, die Klimaschutzaktivitäten der Länder insgesamt zu erhöhen. „Talanoa“ soll 2018 starten und die Länder zu ambitionierterem Handeln ermutigen, um die globale Klimaschutzlücke zu füllen. Der Begriff „Talanoa“ beschreibt auf Fidschi eine Versammlung, in der jedes Mitglied gehört wird, Wissen ausgetauscht und Vertrauen aufgebaut werden.
Verpflichtungen bis 2020
Die Industriestaaten sicherten in Bonn eine Überprüfung der Einhaltung der Klimaziele zu. Dazu werden sie auf den Folgekonferenzen 2018 und 2019 eine Bilanz ihrer nationalen Klimaschutzanstrengungen vorlegen. Dies gilt vor allem auch für die Zusage der
Eröffnung der Weltklimakonferenz COP23 in Bonn. Bild: BMUB/Nils Klinger
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 3
Industrienationen, die Klimahilfen für ärmere Länder bis 2020 auf jährlich 100 Milliarden USDollar (rund 85 Milliarden Euro) anzuheben.
Frauenrechte
Der auf der 23. UNKlimakonferenz erarbeitete GenderAktionsplan soll die Rolle der Frauen bei den Klimaverhandlungen stärken. So soll in den kommenden zwei Jahren beispielsweise der Frauenanteil in den Gremien der Klimarahmenkonvention erhöht werden.
Indigene Völker
Auch die Rolle der indigenen Völker soll im UNKlimaprozess künftig gestärkt werden. Sie sollen stärker in die Verhandlungen einbezogen werden, indem ihr Wissen zum Umweltschutz auf einer Plattform gesammelt wird. Zudem verpflichtet sich die Staatengemeinschaft, die Rechte indigener Völker beim Klimaschutz zu achten.
Neben diesen Verhandlungsergebnissen wurden auch freiwillige Aktionen im Rah-men der Weltklimakonferenz angestoßen:
Pakt zum Kohleausstieg
Auf der COP23 schlossen sich 25 Länder, Bundesstaaten und Städte zu einer internationalen AntiKohleAllianz zusammen, deren Regierungen alle herkömmlichen Kohlekraftwerke schrittweise vom Netz nehmen wollen. Außerdem sicherten sie zu, keine neuen Kraftwerke ohne Möglichkeiten zur unterirdischen CO2Speicherung zu bauen.
Kommunale Regierungen für Klimaschutz
Eine Initiative regionaler und kommunaler Regierungen veranstaltete in Bonn eine große Konferenz, bei dem die Spitzen von Städten und Regionen aus aller Welt ihr Engagement für den Kampf gegen den Klimawandel demonstrierten.
Klimarisikoversicherung
Am Rande der Konferenz initiierte ein breites Bündnis eine Art Versicherung gegen Klimaschäden. Die globale Partnerschaft, an der sich unter anderem Deutschland und die Weltbank beteiligen, hat zum Ziel, ärmere Menschen im Falle von extremen Wetterereignissen schnell zu unterstützen. Bis 2020 sollen zusätzlich 400 Millionen Menschen gegen Klimarisiken versichert werden.
Lisa BührmannBerliner ImpulsE c/o EUMB Pöschk buehrmann@berlinerimpulse.de
COP23 Hintergrundinformationen:
COP23 steht als Abkürzung für die 23. Conference of the Parties (engl. für Vertragsstaatenkonferenz). Dabei handelt es sich um das höchste Entscheidungsgremium der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, welches einmal im Jahr tagt.
Die UN-Klimarahmenkonvention (engl. United Nations Framework Convention on Climate Change, kurz UNFCCC) ist der erste internationale Vertrag, in dem sich die Staatengemeinschaft zum Handeln gegen den Klimawandel verpflichtet. Sie wurde 1992 auf dem Weltgipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro angenommen und seitdem von 195 Staaten, der EU und Palästina unterzeichnet. Die Konvention bildet die Grundlage für alle weiteren KlimaschutzVerhandlungen.
Die erste Klimakonferenz nach dem Beschluss von Rio de Janeiro fand 1995 in Berlin (COP1) statt. Das dort beschlossene „Berliner Mandat“ bildete die Grundlage für das zwei Jahre später verabschiedete Kyoto-Protokoll. In diesem Zusatzprotokoll wurden erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern festgelegt. Ein weiterer wichtiger Baustein für den Klimaschutz wurde auf der COP21 mit dem Übereinkommen von Paris verabschiedet. Darin wird die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten vorgesehen. Bemerkenswert am Pariser Abkommen ist, dass Ende 2017 alle Staaten dieser Erde beigetreten sind oder dies beabsichtigen. Die USA kündigte jedoch ihren Austritt bis 2020 an, womit die Vereinigten Staaten das einzige Land wären, welches dem Abkommen nicht angehört.
Die COP23 fand vom 6.17. November in Bonn unter der Präsidentschaft der Republik Fidschi auf dem Gelände des World Conference Center Bonn (WorldCCBonn) und des UNCampus statt. Zum ersten Mal tagten die Delegationen unter dem Vorsitz eines kleinen Inselstaats: Fidschi ist eines der Länder, die bereits heute akut vom Klimawandel bedroht sind. Damit rücken die verwundbarsten Staaten in den Mittelpunkt der Klimadiplomatie.
Weitere Informationen und Berichte zum COP23: www.cop23.de und www.cop23.unfccc.int
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 4
Grundsätzlich dominierten transnatio-nale und nationale Akteure die COP23. Aber: Mit dem Climate Summit of Local and Regional Leaders fand erstmals in der Geschichte der Klimaverhandlungen ein Treffen der Spitzen von Städten und Regionen auf dem offiziellen Konferenz-gelände statt.
Gastgeber dieses Gipfels der Städte und Regionen waren neben dem Land NordrheinWestfalen das globale Netzwerk ICLEI – Local Governments for Sustainability und die Stadt Bonn. Insgesamt nahmen 330 politische Akteure und rund 1.000 Delegierte aus 86 Ländern teil. Zu den prominentesten Teilnehmern zählte sicherlich der ehemalige Gouverneur Kaliforniens, Arnold Schwarzenegger. Auch sein Nachfolger und Sonderbeauftragter der Bundesstaaten und Regionen, Jerry Brown, nahm an dem Treffen teil. Dieser hatte 2015 die sogenannte „Under 2 Coalition“ mitbegründet, bei der es sich um einen internationalen Zusammenschluss verschiedener Städte, Regionen und Nationalregierungen handelt, die insgesamt 1,2 Milliarden Menschen und etwa 29 Milliarden USDollar Bruttoinlandsprodukt repräsentieren.
Auf der Tagesordnung des Gipfels der Städte und Regionen standen neue Formen der Zusammenarbeit für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Der Fokus lag dabei auf der Frage, wie die internationalen Vereinbarungen, vor allem das Pariser Klimaschutzabkommen, auf regionaler und kommunaler Ebene umgesetzt werden können.
In dem sogenannten „BonnFijiCommitment“, in dem die zentralen Ergebnisse des Treffens festgehalten wurden, bekräftigen die Teilnehmer*innen ihre Bereitschaft, die Ziele des ParisAbkommens zu erreichen und die globale Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Auch sprechen sich die Städte und Regionen darin für mehr Klimagerechtigkeit und Zusammenarbeit mit den besonders bedrohten Regionen der Erde aus. Darüber hinaus werden in der Übereinkunft zahlreiche konkrete Projekte und Initiativen vorgestellt.
Der Gipfel der Städte und Regionen ist nur ein Beispiel für die Integration lokaler Akteure in den globalen Kontext der UNKlimakonferenz. So erfolgte unter dem Dach der COP23 beispielsweise ein Vernetzungstreffen
von Vertreter*innen kommunaler Klimapartnerschaften, an dem sich 18 Kommunen aus Latein und Südamerika sowie Afrika und ihre deutschen Partner beteiligten. Insgesamt zeigen all diese Initiativen die wachsenden kollektiven Bestrebungen lokaler Akteure, sich vergleichsweise unabhängig von ihren jeweiligen nationalen Regierungen und über nationale und regionale Grenzen hinweg für den Klimaschutz zu engagieren und so die subnationale Ebene im Kampf gegen den Klimawandel zu stärken.
Lisa BührmannBerliner ImpulsE c/o EUMB Pöschk buehrmann@berlinerimpulse.de
Weitere Informationenwww.citiesandregions.org
Die Klimafrage wird auch in Städten und Regionen mitentschieden
Kommunale und regionale
Aktivitäten werden zunehmend
wichtiger für den weltweiten
Klimaschutz. Auf dem
Klimagipfel in Bonn haben sich
erstmals zahlreiche Spitzen
von Städten und Regionen zu
einem Austausch getroffen
Vertreter*innen des Climate Summit of Local an Regional Leaders. Bild: BMUB/Dominik Ketz
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 5
Studien und Analysen im Kontext der COP23
Global Carbon Budget 2017
Der Forschungsverbund Global Carbon Project verzeichnet zum ersten Mal seit drei Jahren erneut einen Anstieg des weltweiten CO2Ausstoßes aus fossilen Brennstoffen und der Industrie. Für 2017 erwartet das Forschungsteam einen Anstieg von etwa zwei Prozent auf geschätzte 41 Milliarden Tonnen.
www.globalcarbonproject.org (...)
WMO Greenhouse Gas Bulletin
Nach Ergebnissen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat die CO2Konzentration in der Atmosphäre 2016 nach 800.000 Jahren einen neuen Rekordwert erreicht. 2016 ist der Wert so schnell angestiegen wie nie zuvor. Im weltweiten Durchschnitt lag die CO2Konzentration demnach bei 403,3 ppm (Teilchen Kohlendioxid pro eine Million Luftteilchen). 2015 waren es noch 400 ppm.
public.wmo.int (...)
Soziales Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende
Das soziale Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende zeigt eine breite Zustimmung der deutschen Bevölkerung zur Energiewende, aber auch Zweifel an der Umsetzung.
www.iass-potsdam.de (...)
Climate Science Special Report
Nach Angaben von 13 USBehörden ist die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenhand verursacht. Der Bericht macht zudem darauf aufmerksam, dass der Meeresspiegel bis 2100 um bis zu 2,40 Meter ansteigen könnte, und listet die Schäden auf, die in den USA infolge der Erderwärmung seit 1900 bereits entstanden sind.
science2017.globalchange.gov (...)
The Emissions Gap Report 2017
Der UNBericht kommt zu dem Ergebnis, dass sich die globale Erwärmung auch bei Einhaltung der Klimaschutzzusagen aller Länder im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um mindestens drei Grad erhöhen wird.
www.unenvironment.org (...)
Illustration: www.freepic.com
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 6
Für die Umsetzung des Paris-Abkom-mens in Europa ist eine enge grenz-überschreitende Zusammenarbeit ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Europäische Klimaschutzinitiative (EUKI) des Bundes-umweltministeriums (BMUB) fördert Projekte, die dazu beitragen, dass Europa beim Klimaschutz noch enger zusammen-wächst.
Ziele der Europäischen Klimaschutzinitiative
Die Europäische Klimaschutzinitiative (EUKI) ist ein neues Finanzierungsinstrument des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Übergeordnetes Ziel der EUKI ist eine Intensivierung des grenzüberschreitenden Dialogs sowie des Wissens und Erfahrungsaustauschs in der Europäischen Union (EU), um gemeinsam die Umsetzung des ParisAbkommens voranzutreiben. Im Einzelnen hat die EUKI folgende Ziele:
• Die Wissens und Bewusstseinsbildung für die Hintergründe des Klimawandels sowie für die ökologischen und wirtschaftlichen Chancen in Verbindung mit Klimaschutz stärken.
• Den Austausch von guten Praktiken, Wissens und Erfahrungstransfer fördern und Netzwerke bilden, um transformative Prozesse, gute Rahmenbedingungen und konkrete Instrumente zur Senkung von Treibhausgasemissionen zu unterstützen.
• Eine Brücke zu EUFörderprogrammen bilden, um über Kapazitätsaufbau sowie Konzept und Projektentwicklung europäische Mittel in zielgerichtete Klimaschutzmaßnahmen zu lenken.
Art der Förderung
Ihre Ziele verfolgt die EUKI auf zweifache Weise: einerseits durch die Förderung von
EUKI – Die Europäische KlimaschutzinitiativeKlimaschutz ist Herausforderung und Chance für die Europäische Union
Weitere Informationenwww.euki.de
Europäische Klimaschutzinitiative (EUKI)[email protected]
Maßnahmen, die entlang der Prioritäten des Bundesumweltministeriums durchgeführt und durch Ausschreibungen des BMUB ermittelt werden, andererseits durch die Förderung von Projekten, die im Rahmen eines EUweiten offenen Ideenwettbewerbs gesammelt werden, zu dem die EUKI regelmäßig aufruft. Die Absicht des Ideenwettbewerbs ist es, besonders vielversprechende Projektideen von gemeinnützigen Organisationen zu finden, die den innereuropäischen Austausch fördern und das Klima schützen.
Zielgruppen und relevante Sektoren
Zielgruppen der zu finanzierenden bi und multilateralen Maßnahmen sind Regierungen und Kommunen sowie Akteure aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft mit Multiplikatorwirkung. Thematisch adressiert die EUKI alle relevanten Sektoren: Energie, Industrie, Verkehr, private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistung, Abfall, Landwirtschaft und Landnutzung. Zusätzlich werden auch Querschnittsprojekte zwischen
diesen Sektoren, insbesondere im Bereich klimafreundliche Stadtentwicklung, gefördert. Der geografische Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit mit Mittel, Ost und Südeuropa.
Ausblick
Im Rahmen des Ideenwettbewerbs 2017 wurden viele spannende Projektskizzen zu zahlreichen Themengebieten eingereicht. Mehr als 20 Projekte wurden ausgewählt und befinden sich derzeit in der Projektimplementierung, u.a. der Austausch zu einem sozialverträglichen Strukturwandel in europäischen Kohleregionen, die Restauration von Mooren in Osteuropa und die Konzeptentwicklung für nachhaltige städtische Mobilität in Süd und Osteuropa. Der nächste Call ist für Anfang 2018 geplant, um die Aktivitäten der Europäischen Klimaschutzinitiative weiter wachsen zu lassen, damit die Europäische Union Vorreiter im Klimaschutz bleibt und wir es gemeinsam schaffen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen.
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 7
Städte und Klimaschutz
Weltweit stellen sich Städte zunehmend ihrer Verantwortung für den Klimaschutz. Seit dem Pariser Abkommen spielen lokale Akteure auch in den internationa-len Verhandlungen zur Vermeidung des menschengemachten Klimawandels eine wichtige Rolle. Die UN-Klimakonferenz in Bonn hat das bestärkt. Gerade jetzt, wo wichtige Akteure wie die USA aus den internationalen Abkommen ausscheren und absehbar ist, dass auch Deutschland seine Ziele verfehlen wird, können Städte den entscheidenden Unterschied machen, um den Anstieg der globalen Mittel-temperatur unter zwei Grad Celsius zu halten. Auch Berlin engagiert sich inner-halb mehrerer Städtenetzwerke wie C40 oder dem Global Covenant of Mayors for Climate and Energy für eine Reduktion seiner Treibhausgasemissionen und hat erst kürzlich die Ergebnisse einer Mach-barkeitsstudie zur Klimaneutralität 2050 vorgestellt.
Was können Städte zum Klimaschutz beitragen? Städte sind offene Wirtschaftsräume, deren Konsum und Export zunehmend in globale Produktionszusammenhänge eingebettet sind. Dennoch folgen Städte, wenn sie überhaupt Treibhausgasbilanzen erstellen, dabei meist dem Verursacherprinzip, das auch auf nationaler Ebene Anwendung findet. Das bedeutet, dass alle Emissionen erfasst werden, die innerhalb der adminis trativen Grenzen anfallen, unabhängig davon, wo die produzierten Güter und Dienstleistungen schlussendlich konsumiert werden. Bisher wenig Anwendung findet dagegen der umgekehrte Ansatz des Verbraucherprinzips, das die Treibhausgasemissionen des gesamten Konsums innerhalb der Stadtgrenzen erfasst, unabhängig davon, wo in der Welt diese tatsächlich anfallen. Die Emissionen, die bei der Produktion eines argentinischen Steaks entstehen, das in Berlin verspeist wird, würden im ersten Fall Argentinien und im zweiten Fall Berlin zugerechnet werden.
Laut der Treibhausgasbilanz des Landes Berlin lagen die nach dem Verursacherprinzip berechneten ProKopfEmissionen im Jahr 2012 bei ca. 5,6 Tonnen CO2Äquivalenten (tCO2e). Diese direkten Emissionen entstehen hauptsächlich durch die Nutzung fossiler Brennstoffe in Verkehr, Industrie (inklusive Stromerzeugung) und Gebäudebeheizung innerhalb Berlins. Gemessen nach dem Verbraucherprinzip hingegen lagen die dem Konsum der Berliner Bürger*innen vorgelagerten Emissionen weltweit bei ca. 7,3 tCO2e pro Kopf und Jahr und waren somit größer als die gesamten Emissionen innerhalb Berlins. Nur etwa die Hälfte dieser Emissionen entstanden in Deutschland, der Rest verteilt sich auf die ganze Welt, besonders auf Russland, China und die Europäische Union. Mehr als 70 Prozent der indirekten Emissionen Berlins entstehen durch Konsum in den Sektoren Verkehr, Gebäude (inklusive Strom) und Nahrungsmittel.
% CO2e
(0,0.06]
(0.06,0.2]
(0.2,0.5]
(0.5,0.8]
(0.8,1]
(1,2]
(2,6]
(6,9]
(9,10]
NA
Der Konsum von Gütern und Dienstleistungen in Berlin verursacht Treibhausgasemissionen in fast allen Ländern der Welt. Bild: PIK
Städten und Metropolen kommt eine wichtige Rolle bei der gloabeln Reduktion von Treibhausgasen zu – denn auch das Klima hört nicht an der Stadtgrenze auf
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 8
Verkehr und Gebäude sind in beiden Fällen entscheidende Emissionsquellen. Daraus ergeben sich Chancen, die direkten und indirekten Emissionen gleichzeitig zu senken. Der sogenannte TreibhausgasFußabdruck ergibt sich aus der Summe der direkten Emissionen privater Haushalte (motorisierter Individualverkehr und thermische Energie in Gebäuden) und der indirekten Emissionen ihres Konsums. Für Berliner Bürger*innen lag er im Jahr 2012 bei 8,9 tCO2e pro Kopf. Diese Zahl berücksichtigt nicht die weiteren ca. 4 tCO2e pro Kopf aus öffentlichem Konsum und Investitionen. Zur Orientierung: Nimmt man das verbleibende CO2Budget des IPCC für dieses Jahrhundert. um die Erderwärmung unter 2° Grad zu stabilisieren, sollte der durchschnittliche TreibhausgasFußabdruck pro Kopf und Jahr bei ungefähr zwei Tonnen liegen. Dies entspricht ungefähr dem Fußabdruck von den Bewohner*innen von Delhi (1.9 t) oder Mexico City (3.1 t).
Die derzeitige Konzentration auf direkte Emissionen bei den Klimaschutz initiativen von Städten hat politische wie pragmatische Gründe. Oft ist lokalen Entscheidungsträger*innen die Bedeutung der indirekten Emissionen nicht bewusst. Vor allem aber ist die Meinung weit verbreitet, dass Kommunalpolitiker*innen wenig Einfluss auf Emissionen außerhalb ihres administrativen Gebiets haben. Dies zu widerlegen ist die wichtigste Erkenntnis aus der Gegenüberstellung dieser beiden Ansätze. Nicht Konsumgüter wie Smartphones oder Turnschuhe sind für die meisten indirekten Emissionen verantwortlich, sondern Gebäu
de und Verkehr, also dieselben Sektoren wie für einen Großteil der lokalen Emissionen. In beiden Bereichen ist der Handlungsspielraum von Städten groß. Das bedeutet, dass Städte Treibhausgasemissionen weit über ihre Stadtgrenzen hinaus reduzieren können, wenn sie in ihren Klimastrategien Emissionen sowohl nach dem Verursacher wie auch dem Verbrauchprinzip berücksichtigen.
In der Machbarkeitsstudie zur Klimaneutralität 2050 wird als Planungsmaxime „vermeiden, verlagern, verbessern“ genannt. Dies gilt umso mehr, wenn der gesamte TreibhausgasFußabdruck berücksichtigt wird. Daraus ergeben sich WinwinSituationen. Weniger Autos bedeuten gleichzeitig weniger direkte Emissionen in der Stadt, aber auch weniger indirekte Emissionen aus der Fahrzeugproduktion und der Bereitstellung von Kraftstoffen. In anderen Fällen verhindert die LebenszyklusBetrachtung des Treibhausgas Fußabdrucks, dass Emissionen lediglich entlang der Produktionskette verlagert werden. Im Gebäudesektor muss beispielsweise darauf geachtet werden, dass Einsparungseffekte besser isolierender Baumaterialen nicht durch erhöhte Emissionen während der Produktion wieder zunichte gemacht werden. Wie überall gilt hier das alte ManagementBonmot, dass nur gesteuert werden kann, was auch gemessen wird.
Die Macht der Städte – als offene, verdichtete und vernetzte Systeme – für einen weit reichenden Klimaschutz wird von vielen lokalen Entscheidungsträger*innen und einem Großteil der internationalen Gemein
PeterPaul PichlerPotsdamInstitut für Klimafolgenforschung (PIK)pichler@pikpotsdam.de
Detailliertere Informationen zu diesem Thema finden Sie in einem ausführlicheren Report mit dem Titel Reducing Urban Greenhouse Gas Footprints. Darin wurden vier große Städte rund um den Globus (Berlin, Mexico City, New York und Dehli) auf ihre TreibhausgasEmissionen untersucht und erstmals ein international vergleichbarer TreibhausgasFingerabdruck aufgestellt.
Die vollständige Publikation ist seit Anfang November 2017 in englischer Sprache auf der Homepage www.nature.com verfügbar (Scientific Reports 7, Article number: 14659).
schaft unterschätzt. Weltweit müssen Städte ermutigt und befähigt werden, ihr gesamtes Emissionsspektrum zu beobachten. Erst dadurch können die notwendigen und ambitionierten Pläne vieler Städte zur Einhaltung der 2GradGrenze verwirklicht werden.
Weitere Informationenwww.pikpotsdam.de
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 9
Energieeffizienz und Energiedienstleistungen international stärken
Städtekooperationen des Landes
Berlin im Zeichen
des Klimaschutzes
Nicht zuletzt durch den Ausstieg der US-Regierung unter Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaschutz-abkommen rücken die Regionen und Großstädte immer mehr in den Fokus beim inter nationalen Klimaschutz. Das Land Berlin setzt auf Kooperationen mit den Partner städten und hat die Berliner Energie agentur (BEA) mit ins Boot geholt.
Eine zunehmend wichtige Rolle spielen beim Klimaschutz der amerikanische Bundes staat Kalifornien und die Megacity Los Angeles. Anlässlich der Reise einer Berliner Wirtschaftsdelegation in die USA haben der Regierende Bürgermeister Michael Müller und sein Amtskollege Eric Garcetti Anfang Oktober ihre Zusammenarbeit beim Klimaschutz bekräftigt.
In Anwesenheit der beiden Stadtoberhäupter unterzeichneten BEAGeschäftsführer Michael Geißler und der COO der Stadtwerke von L.A., Martin L. Adams, eine Absichtserklärung. Für die BEA ist dies die mittlerweile dritte Kooperation mit einer Partnerstadt, deren Ziele Wissenstransfer und die Realisierung gemeinsamer Projekte sind. Bereits mit Buenos Aires und MexikoStadt wurden ähnliche Abkommen vereinbart. Ziel aller Abkommen ist es, Energieeffizienz und Energiedienstleistungen international zu stärken.
Das Los Angeles Department of Water and Power (LADWP) und die BEA wollen insbe
sondere bei Energieeffizienz und erneuerbaren Energien gemeinsame Projekte umsetzen. Zur Vertragsunterzeichnung sagte Michael Müller: „Wenn wir weltweit unsere Klimaschutzziele erreichen wollen, dann müssen nicht nur die Staaten kooperieren und zum Pariser Klimaschutzabkommen stehen, auch die Städte und Metopolen sind gefordert.“
Unter anderem geht es um die bessere Vermarktung von Programmen zur Energieeffizienz, um eine auf Nachhaltigkeit angelegte Stadtentwicklung, dezentrale Energiekonzepte, die Integration von Wind und Solarenergie in das Stromsystem, die Anwendung „smarter“ Technologien und EnergiemanagementSysteme, das Energiemanagement in öffentlichen Gebäuden sowie innovative Energiedienstleistungsmodelle.
Bereits im Vorjahr wurde eine Kooperation mit MexikoStadt auf den Weg gebracht. Im Rahmen der DeutschMexikanischen Klimaschutzallianz hat die BEA der Stadt MexikoStadt beim Aufbau geeigneter Organisationsstrukturen geholfen, um den Wandel weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien voranzubringen. Im Fokus steht die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien.
Vor diesem Hintergrund war die BEA noch auf einem weiteren Gebiet in MexikoStadt tätig. Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) hat sie ein Konzept zum
Aufbau eines Energiemanagements für die öffentlichen Gebäude der mexikanischen Hauptstadt erstellt und wird ein Pilotprojekt aufsetzen.
Noch weiter gediehen ist die Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Buenos Aires, mit der es seit 2012 eine Klimapartnerschaft gibt. Hier ist die BEA vom Land Berlin beauftragt worden, ein Umsetzungskonzept für Energieeffizienzmaßnahmen in der argentinischen Hauptstadt zu entwickeln und auch die Umsetzung zu begleiten. In mehreren Krankenhäusern wurden bereits Energieaudits durchgeführt. In einem der Krankenhäuser, dem Niños Pedro de Elizalde, soll bis 2018 ein BHKW installiert werden, das dann umweltfreundlich und energieeffizent Strom und Wärme produzieren wird.
Internationaler Klimaschutz braucht viele Akteure: Verbindliche Klimaschutzziele bilden den Rahmen – Aktivitäten vor Ort und Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind die konkrete Ausgestaltung.
Achim NeuhäuserBerliner EnergieagenturInternationaler Knowhow Transferneuhaeuser@berlinereagentur.de
Bild: Berliner Energieagentur GmbH
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 10
Erneuerbare Energien bedarfsgerecht verfügbar machenVielfältige Speicherkonzepte versprechen wirtschaftliche Lösungen
Die Energiewende in Deutschland basiert bekanntlich wesentlich auf dem Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien. Dies betrifft den Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor perspektivisch gleicher-maßen. Dabei gilt es, das Problem der nicht stetig und bedarfsgerecht verfüg-baren erneuerbaren Energien in den Griff zu bekommen. Wobei hierfür zwei grund-legende Ansätze zur Verfügung stehen:
Ein erster Ansatz liegt in der Harmonisierung des erneuerbaren Angebots mit dem Energiebedarf. Plastisch ausgedrückt: „Waschen, wenn der Wind weht“. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Nachfrage nach netzgebundenen Dienstleistungen – also vor allem Elektrizität –bei Abnehmern in Industrie, Gewerbe und Haushalten zu steuern. Diese Ansätze werden unter den Schlagworten „Lastmanagement“ oder Demand Side Management seit Jahren diskutiert, in der Praxis aber nicht durchgreifend realisiert.
Der zweite Ansatz zur Harmonisierung von erneuerbarem Angebot und Nachfrage liegt in der Zwischenspeicherung der diskontinuierlich anfallenden Wind und Solarenergie (elektrisch wie thermisch).
Dabei hat die Relevanz der Energiespeicherung inzwischen mehrere Dimensionen. Zum einen gilt es, aus Klimaschutzgründen so viel erneuerbare Energien wie möglich ins Netz zu bekommen, auch um fossile Energieträger zu ersetzen.
Neben der sicheren und preiswerten Energie bereitstellung gilt es aber andererseits auch, die Kosten der Nichtabnahme von erneuerbarer Energie zu minimieren. Diese fallen – auf Basis des EEG – an, wenn Netzbetreiber, aufgrund eines zu großen Angebots z.B. an Windenergie, Anlagen herunterregeln. Je nach Situation im Stromnetz kann dies in drei Schaltstufen auf 60, 30 oder 0 Prozent erfolgen. In jedem Fall besteht
eine Entschädigungspflicht gegenüber dem Betreiber der Anlage. Die Kosten hierfür liegen in der Größenordnung von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr.
Es gibt also viele gute Gründe, sich Fragen der Energiespeicherung sowohl auf der Forschungs und Entwicklungsseite als auch in der Praxisanwendung zu stellen. Auf diesem Feld wird auch und gerade in Berlin eine große Zahl innovativer Ansätze verfolgt. Nachfolgend werden ausgewählte Speicherkonzepte vorgestellt, die in Berlin entwickelt, getestet und realisiert werden.
Jürgen PöschkEUMB Pöschkpoeschk@eumbpoeschk.de
Elektrische und thermische Speicheransätze im Überblick. Quelle: BVES Bundesverband Energiespeicher e.V.
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 11
Orkan Herwart hat uns das Dilemma vor Augen geführt: Innerhalb von Stun-den ist der Strompreis kollabiert. Unsere Wind anlagen mussten abgestellt werden, gleichzeitig haben wir Nachbarländer dafür bezahlt, dass sie unseren Strom abnehmen. Ein volkswirtschaftlicher Super-GAU, uns fehlen die Speicher!
Der Energieertrag hätte uns kostenfrei zur Verfügung stehen können. Stattdessen realisieren wir, dass die an die Grundprinzipien einer staatlichen Planwirtschaft erinnernden Steuerungsversuche in der Stromwirtschaft noch solange anhalten werden, wie Strom und Wärmemarkt getrennt betrachtet werden, der Private vom Strommarkt ausgeschlossen bleibt und bezahlbare Speicher zur Zwischenspeicherung der Überschüsse fehlen.
Elektrische und thermische Speicher, die netzdienlich zur Stromnetzstabilisierung eingesetzt werden können, sind vor dem Hintergrund stark fluktuierender Stromerzeugung aus regenerativen Quellen wichtige Bausteine der Energiewende. Aus Kostengründen liegt es daher auf der Hand, zuerst einmal über bereits vorhandene Speicher nachzudenken, die im Kontext der Energiewende quasi als Addon eine zusätzliche Funktion übernehmen können. Warum also nicht bestehende Gebäudemassen mit ihren lang und kurzfristigen Speichern aktivieren?
Auch Stromspeicher, die unter gewissen Rahmenbedingungen in der Wohnungswirtschaft schon heute wirtschaftlich eingesetzt werden, sowie die viel zitierte Sektorenkopplung könnten den möglichen Ertrag aus PV oder Windanlagen erhöhen. Und dieser Ertrag sollte maximiert werden. Immerhin handelt es sich um regenerative Gratisenergien, für die im Gegensatz zu Gas und Öl nichts bezahlt werden muss. Der Gebäudesektor könnte damit ein wichtiger Baustein im nationalen Lastenmanagement sein. Eine mögliche WinwinSituation für Gebäudeeigentümer, Mieter und die Volkswirtschaft.
Ein großes Speicherpotential findet sich in Heizsystemen, die auf Erdwärmepumpen aufbauen und die durch Dynamischer Energiemanager (DEM) gesteuert werden. Bei Erdspeichersystemen wie dem eTank, der sowohl thermische Quelle wie auch Pufferspeicher ist, kann kurzfristig überschüssige Energie an das Erdreich abgegeben werden. Die Erdwärmepumpen müssten über die DEMooSTechnik nur das entsprechende Signal der Stromnetzbetreiber erhalten, schon könnte Überschussstrom als Wärme im Erdreich zwischengespeichert werden.
Dass sich das rechnen kann, wird gerade in BerlinLichterfeldeSüd untersucht. Hier wird derzeit eine in die Jahre gekommene Wohnsiedlung mit 841 Wohnungen der Märkischen Scholle Wohnungsunternehmen eG in mehreren Bauabschnitten energetisch saniert. Zum Einsatz kommen hier sowohl die eTankSysteme wie auch Batterien. Die ersten hundert Wohnungen sind bereits Ende 2014 wieder bezogen worden, mittlerweile hat sich die Zahl auf über 240 erhöht.
Seit 2015 werden die Energieverbräuche der fertig gestellten Gebäude über ein Monitoring erfasst und über den DEM optimiert. Im Ergebnis wurden pro Quadratmeter solarthermischer Flachkollektor im Zusammenspiel mit dem eTank über 718 kWh Gratisenergie geerntet und in das Heiz
system eingebunden. Die gemessene Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe lag 2016 bereits bei 6,1. Durchschnittlich werden laut FraunhoferInstitut Werte um 4,0 erreicht. Durch stetige Überwachung, Auswertung und Betriebsoptimierung wurden 2016 die Ergebnisse gegenüber der Planung aus dem Jahre 2013 trotz kaltem Winter bereits um über acht Prozent unterschritten. Die Zielsetzung der Bundesregierung für 2050 an den Primärenergiebedarf sind damit schon 2015 unterschritten worden.
Welch ein Mehrwert könnte entstehen, wenn nun der eTank sowie die gebäudeeigene Batterie über den DEM zur Stromnetzstabilisierung eingesetzt werden könnte? Der DEM bietet die technische Voraussetzung, nur die politischen Rahmenbedingungen lassen noch zu wünschen übrig.
Vertikaler Schnitt durch einen zu Forschungszwecken mit Temperatursonden versehenen
eTank in Chemnitz. Bild: eZeit Ingenieure GmbH
Taco HolthuizeneZeit Ingenieure GmbHth@ezeitingenieure.eu
Unterschätzte Speicherpotentiale für die Energiewende
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 12
Die Berliner Fernwärme macht sich bereit zur großen zweifachen Nutzung der Sek-torenkopplung im smarten „Hybrid“-System: Power-to-Heat ergänzt die Kraft-Wärme-Kopplung.
Vattenfall hat mit dem Bau von Europas größter PowertoHeatAnlage mit einer Wärmeleistung von 120 MW in BerlinSpandau begonnen. Diese Anlage kann selbst an sehr kalten Wintertagen über 36.000 Haushalte beheizen. Im Sommer reicht die Wärme leistung für die Versorgung mit Warmwasser von rund 360.000 Haushalten und damit für mehrere Berliner Bezirke.
Das besondere an der PowertoHeatAnlage ist die Kombination – der Hybrid – mit der Kraftwärmekopplung im Fernwärmesystem. Die Berliner Fernwärmeerzeugung kann hierdurch noch besser an die Stromerzeugungsprofile von nordostdeutschem Wind und Photovoltaikstrom angepasst werden. Bei wenig erneuerbarer Stromproduktion wird die Fernwärme durch KraftWärmeKopplung erzeugt. Bei einer hohen
erneuerbaren Stromproduktion, z.B. bei einem Sturmtief mit sehr viel Windstrom, kann Vattenfall die PowertoHeatAnlage nutzen, um die Fernwärme zu produzieren. Ist das „WindStromTief“ durchgezogen, fährt die PowertoHeatAnlage wieder „runter“ und die KWKAnlagen produzieren wieder die benötigte Fernwärme bei gleichzeitiger KWKStromproduktion.
Berlin als Speicher
Der Hybrid aus der KraftWärmeKopplung und PowertoHeat ähnelt hinsichtlich der Integration von erneuerbarem Strom einer Batterie. Bei viel Wind/Photovoltaik wird aus dem Stromnetz Strom entnommen – die Batterie wird beladen bzw. PowertoHeat wird betrieben. Bei wenig Wind/Photovoltaik wird dem Stromnetz Strom zugeführt – die Batterie wird entladen bzw. die KraftWärmeKopplung erzeugt Strom.
Die PowertoHeatAnlage dient zum Einsatz während Zeiten mit viel erneuerbaren Energien im Stromsystem. Hierdurch erhalten
die an die Fernwärme angeschlossenen Kunden und deren Gebäude erneuerbare Energie über die Versorgungskette: erneuerbare Stromerzeugung, Stromnetz und Fernwärmesystem mit PowertoHeat Anlage.
Die gesamte Stromverbrauchslast der Stadt Berlin variiert im Tageszeiten und Saisonverlauf zwischen rund 1000 und 2400 MW. Die PowertoHeatAnlage mit 120 MW wird somit ein zusätzliches Integrationspotential, z.B. für ein „WindStromTief“, von fünf bis zwölf Prozent der gesamten Berliner Stromverbrauchslast generieren können.
Smart Grids und Infrastrukturkopplung
Mit dem Hybrid der KraftWärmeKopplung und PowertoHeat werden die Infrastrukturen von Fernwärme, Strom und Gas intelligent verbunden bzw. gekoppelt.
Der Einsatz von PowertoHeat zu Zeiten mit viel erneuerbarer Stromerzeugung ähnelt einem „smarten“ zentralen „Demand Side Management“. Dieser Einsatz wird auch im Rahmen des WindNODESchaufenster projektes gemeinsam mit den Partnern 50Hertz, Stromnetz Berlin und den Forschungsträgern optimiert.
Im WindNODEProjekt sind Vattenfall Wärme AG und die Tochtergesellschaft Fernheizwerk Neukölln mit insgesamt vier PowertoHeatAnlagen von in Summe über 135 MW vertreten. Die Anlagen sind dabei an Erzeugungsstandorten in Spandau, Buch, Mitte und Neukölln.
Die neue große PowertoHeatAnlage wird an einem Erzeugungsstandort errichtet, der an das Übertragungsnetz (380 kV) angeschlossen ist. Hierdurch lassen sich über die Fernwärme sehr große StromLeistungen in die Stadt Berlin und deren Gebäude integrieren. Gleichzeitig lässt die Fernwärme damit „Platz“ für andere Sektorenkopplungen, z.B. Verkehr, da für diese PowertoHeat Anlage
Spatenstich mit Staatssekretär Stefan Tidow (2. von re.) und Vorstandssprecher Gunther Müller (li.). Bild: Pedro Becerra/Vattenfall
Speicherfunktionen für Berlin Vattenfall treibt die Integration von erneuerbaren Energien in die städtische Wärmeversorgung voran
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 13
Erneuerbarer Überschussstrom in der Quartiersversorgung
Im Grundsatz bekannt, im Detail irritie-rend: Allein in Brandenburg wurde 2016 Windstrom in der Größenordnung von 350 Mio. kWh jährlich abgeregelt, da zum Zeitpunkt seiner Produktion keine sinn-volle Abnahme möglich war. Dies ent-spricht der Größenordnung des komplet-ten (!) Berliner Strombedarfs von zehn Tagen. Es liegt auf der Hand, dass es allein aus Klimaschutzgründen sinnvoll ist, die-sen emissionsfrei erzeugten Strom – in welcher Form auch immer – zum Ersatz von Energieanwendungen auf fossiler Basis zu nutzen.
Innovative Wege geht hierbei die GASAG Solution Plus mit der deutschlandweit ersten PowertoHeat/PowertoCoolAnlage (P2H/P2C), die kürzlich auf dem EUREFCampus in BerlinSchöneberg in Betrieb genommen wurde.
Die P2H/P2CAnlage ist Bestandteil einer ausgeklügelten Energieversorgung des EUREFGeländes, die schon heute die Klimaziele des Jahres 2050 erfüllt.
Die in einer sogenannten Energiewerkstatt untergebrachte P2H/P2CAnlage besteht aus
einem Elektroheizer mit 500 kWel Leistung, der den Strom in Wärme umwandelt. Diese wird in zwei Speicher mit je 22 Kubikmeter Kapazität eingespeist. Damit nutzt die Anlage überschüssigen Strom zur Erwärmung von Wasser, welches bei Bedarf in das Wärmenetz des EUREFCampus eingespeist wird. Nach dem gleichen Prinzip ermöglichen zwei Kompressionskältemaschinen die lokale Kälteversorgung. Somit kann auch im Sommer überschüssiger Strom zur Versorgung des Quartiers genutzt werden. Durch die Kombination mit einem BiomethanBHKW kann die Anlage somit auch in Fällen zu geringer Netz
Deutschlandweit erste PowertoHeat/ PowertoCoolAnlage nimmt ihren Betrieb in Berlin auf
keine anderen StromSpannungsebenen (110 und 10 kV) bzw. Umspannungen benötigt werden.
Klimaschutzmaßnahmen kommen den Vattenfall- Fernwärmekunden zugute
Der Aufbau der PowertoHeatAnlage ist Teil eines großen Gesamtprogrammes, bei dem Vattenfall in die Fernwärme über 1 Mrd. Euro investiert. Mit diesen Maßnahmen werden bereits 2020 CO2Einsparungen von über 52 Prozent (gegenüber 1990) erreicht. Die Fernwärme trägt damit wesentlich zur Berliner Energie und Wärmewende bei.
Die Verbesserungen in der Fernwärme hinsichtlich Effizienz, Einsatz erneuerbarer Energien und CO2Minderungen kommen dabei allen Fernwärmekunden von Vattenfall und Ihren Gebäuden zugute.
Die neue Vattenfall-Power-to-Fernwärme-Anlage:
• bringt erneuerbare Energien in den städtischen Gebäudebestand • funktioiert mit Windstrom und Photovoltaik = „multi-erneuerbar“• ermöglicht die Nutzung des nordostdeutschen Windstroms • ermöglicht die moderne Nutzung der Solarenergie in der Fernwärme
(Sektorenkopplung) – und zwar sowohl aus Berlin und dem Umland, als auch Süddeutschland
• kann sehr hohe Strom-Leistungen von Wind- und Photovoltaik-Strom aufnehmen
• wird im Hybrid mit KWK aufgebaut, wodurch sich eine sehr gute Kombination der Wärmeerzeugungsprofile hinsichtlich Effizienz und erneuerbarer Energien ergibt
• wird aufgebaut an einem Standort mit höchster Stromnetz- Spannungsebene (380 kV)
Dr. Andreas SchnaußVattenfall Wärme [email protected]
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 14
spannung unterstützen. Durch diese einzigartige Kombination bestehender Technologien leisten die Anlagen auch einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Netzstabilität.
Auf diese Art und Weise realisiert die An lage die vielfach diskutierte Sektorenkopplung in der Praxis. Anstatt das Überangebot an erneuerbarem Strom abzuregeln, wird dieses umgewandelt, gespeichert und zur Versorgung mit Wärme und Kälte eines Quartiers genutzt.
Grundsätzlich sieht die GASAG Solution Plus die Anlage nicht als Solitär, sondern als übertragbare Lösung für weitere Quartiere in Berlin und ganz Deutschland:
„Die Anlage ist neuer Ansatz und zugleich eine Blaupause für die energetische Versorgung von Quartieren in der Zukunft. Das Quartier ist damit Verbraucher – Erzeuger – Speicher und Netzstabilisator in einem.“, so Frank Mattat, Geschäftsführer der GASAG Solution Plus, anlässlich der Einweihung der Anlage im Oktober diesen Jahres.
Hintergrundinformationen zu P2H-/P2C:
Power-to-Heat (P2H) beschreibt ganz allgemein die Erzeugung von Wärme aus elektrischer Energie. Unter diese Definition fallen formal auch Nachtspeicherheizungen und elektrische Durchlauferhitzer. Analog dazu beschreibt Power-to-Cool (P2C) den gleichen Vorgang, wobei die elektrische Energie zur Erzeugung von Kälte genutzt wird.
Erneuerbare Energien aus Windkraft und Photovoltaik haben die grundlegende Charakteristik, dass sie in ihrer Bereitstellung fluktuieren. Mit dem Ausbau dieser Energieerzeugungsarten ergeben sich daher zunehmend Situationen, in denen ein temporärer Überschuss von elektrischer Energie im Netz besteht. Als notwendiger Beitrag zu einer Netzstabilisierung werden die Wind und PVAnlagen seitens des Netzbetreibers in diesen Situationen abgeregelt. Die potentiell erzeugte Strommenge geht damit verloren und kann somit auch keinen Beitrag zur Energiewende leisten. Um diese Potentiale dennoch nutzen zu können – ohne dadurch die Stabilität der Netze und damit auch die Versorgungssicherheit zu gefährden – wird zunehmend P2H eingesetzt. Zeitweise anfallende Überschüsse an elektrischer Energie werden in Wärmeenergie umgewandelt und gehen nicht einfach verloren. Damit hat der Begriff in letzter Zeit eine neuartige Bedeutung erfahren.
Statt mit Erdgas und grauem Strom werden Wärme und Kälte dann mit bis zu 100 Prozent Ökostrom erzeugt, weshalb P2H/P2CAnlagen ein großes CO2Einsparpotential haben. Die Anlage auf dem EUREFCampus wird in den ersten ein bis zwei Jahren zunächst noch erprobt und daher nur zeitweise eingesetzt. Aber auch in diesen ersten Jahren werden bereits über elf Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Die P2H/P2CAnlage in BerlinSchöneberg ist Bestandteil der WindNODE-Initiative, welche sich die Förderung intelligenter Nutz und Speichersysteme von erneuerbaren Energien zur Hauptaufgabe gemacht hat. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert das Vorhaben im Programm Schaufenster Intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG) (s.a. www.windnode.de).
Vorige Seite: Gesamtansicht. Oben: Intelligente Lösungen zur Netzstabilität in neuem Licht. Bilder: GASAG Solution Plus
Andreas JarfeGASAG Solution [email protected]
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 15
Sektorenkopplung – mit Volldampf
PowertoHeatand-Power mit SpeicherBHWK
Kohleausstieg, Digitalisierung – und Sektorenkopplung. Nicht ohne Grund dominieren diese drei Begriffe zurzeit die deutsche Energiewende- Debatte.
Die zentrale Herausforderung besteht darin, saubere aber eben dargebotsabhängige, Energie sinnvoll in das Stromnetz zu integrieren. Dies bedeutet, dass nicht kontinuierlich anfallende Wind und Sonnenenergie effizient zwischen den unterschiedlichen Energie sektoren verschoben werden muss. Ein Lösungsbaustein sind moderne, intelligent gesteuerte Batterien, die vollautomatisch kurzfristige Schwankungen im Minuten oder Stundenbereich ausgleichen können.
Aber: Sobald nicht mehr Leistung/Stabilität über Millisekunden, sondern das „Schieben” großer Energiemengen über Stunden oder gar Tage gefragt ist, kommen Batterien an ihre (ökonomischen) Grenzen. Betrachtet man die Stromerzeugung aus Wind und/oder Sonnenenergie genauer, stellt man fest, dass wir in der Lage sein müssen, schnell große Mengen der so erzeugten Energie „einzufangen” und dann über einen – statistisch betrachtet – meist drei Mal so langen Zeitraum kontinuierlich abzugeben. Diese Anforderung gilt für den Mittagspeak der Photovoltaik genauso wie für die „Wellen”, in denen der Wind in der Regel kommt.
Sie wurden gezielt dafür entwickelt, große Mengen an (sauberem) Strom zu speichern und die Energie über einen Zeitraum von bis zu 48 Stunden kontinuierlich wieder abgeben zu können. Der Strombezug knüpft beispielsweise am fluktuierenden Erzeugungsprofil eines Windparks an, der aus dem EEG läuft.
Bei der Frage des geeigneten Speichermediums fiel die Entscheidung auf Stahl. Denn Stahl hat eine hohe Wärmeleitfähigkeit und auch eine hohe Aufnahmekapazität für Wärme – sprich: Energiedichte. Und vor allem: Stahl ist kostengünstig verfügbar.
Der Stahl wird in das Kernstück des Systems – das HTSpeichermodul – integriert. MetallHeizelemente im Stahlblock wandeln hier den „überschüssigen” Strom in HochtemperaturWärme von bis zu 600 °C um.
Diese Energie kann für Prozesswärme oder in KraftWärmekopplung als Fernwärme und Strom genutzt werden. Mittels einer Dampfturbine werden 25 Prozent der gespeicherten Energie dann bei Bedarf wieder als Strom und 75 Prozent der Energie mit bis zu bis 120 °C als Wärme für Nah und Fernwärme entnommen. Alternativ kann auch der Dampf für industrielle Prozesse zur Verfügung gestellt werden.
Im Endeffekt arbeitet ein SpeicherBHKW also wie ein normales BHKW. Nur, dass anstelle von Gas oder Öl als Brennstoff die „überschüssige“ Energie aus erneuerbaren Quellen verwendet wird.
Industriebetriebe, Energieversorger und Kommunen sind die idealen Abnehmer der im Stahl der SpeicherBHKW zwischengelagerten Energie.
Und noch etwas: Neben den – unschlagbar günstigen – Speicherkosten „befreien” die SBHKW die Sektoren kopplung vom Einbahnstraßendasein. Sie ergänzen „PowertoHeat” um den Zusatz „andPower”, was es zwar sprachlich mühsam, aber energietechnisch richtig interessant macht.
Denn dank schneller Regelzeiten lassen sich die SBHKW sowohl in den Strom als auch in den Wärmemarkt einbinden und treiben so die sektorenübergreifende Integration (erneuerbarer) Energie voran.
Konkret wird dieser Ansatz in der Nahwärmeversorgung eines Wohnquartiers im Berliner Norden gezeigt. Zu besichtigen ab der Heizperiode 20182019.
Ulrich ProchaskaLumenion GmbHulrich.prochaska@lumenionenergy.com
Philip HiersemenzelLumenion GmbHphilip.hiersemenzel@lumenionenergy.com
Schematische Darstellung des SBHKWs Bild: Lumenion GmbH
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 16
Was in 2012 als erfolgreicher Aktionstag begann, hat sich mittlerweile zur umfas-senden Leistungsschau der Energie-wende in Berlin weiterentwickelt. Die Aktionswoche „Berlin spart Energie“ ver-eint jährlich im Herbst zahlreiche zen-trale Akteur*innen und Stakeholder der gesamten Hauptstadt unter dem Dach der gleichnamigen Senatskampagne, um gemeinsam vor allem Fachleuten die Möglichkeit zum umfassenden Update in Klimaschutz, Energieeinsparung und regenerativen Energien zu ermöglichen.
Dabei geht es vor allem um die erfolgreiche Aktivierung von umfassendem EnergiewendeKnow how, über das Berlin bereits heute verfügt und das die Kampagne „Berlin spart Energie“ in die Fachwelt hinauszutragen helfen soll. Hier dokumentieren die großen Player oftmals beeindruckende Lösungen, die eine notwendige Grundlage für den Umbau der Energieversorgung der Stadt bedeuten, sie bringen jährlich entsprechende Besuchsangebote in die Aktions woche ein, in denen sie ihre Türen und Tore zu Highlights der Energiewende öffnen, die selbst Fachleuten oftmals verschlossen bleiben.
Breite Palette an Akteur*innen und Themen
Wie die Aktionswoche 2017, die ab dem 16. Oktober stattfand, allerdings wieder einmal eindrucksvoll zeigen konnte, sind es dennoch oft auch kleinere Institutionen und Unternehmen bis hin zu Startups oder fachkundigen Einzelpersonen, die der Entwicklung Berlins hin zur klimaneutralen Metropole ihren ganz eigenen Farbtupfer hinzufügen. Da eine erfolgreiche Energiewende nur mit Unterstützung der gesamten Stadtgesellschaft funktionieren kann, ist Berlin gerade
auch auf diese hoch motivierten Newcomer, Querdenker*innen und Einzelkämpfer*innen nicht bloß angewiesen, sondern kann stolz sein, dass viele zukünftige Fragen der Energie wende an der Spree diskutiert werden und schon heute immer wieder auch zu inspirierenden Lösungen führen.
Energiewende und Klimaschutz im Fokus
Die Aktionswoche „Berlin spart Energie“
öffnete auch 2017 wieder die Türen zu interessanten
Energiesparprojekten in der gesamten Stadt
und bot Gelegenheit für spannende Diskussionen
Aktionswoche „Berlin spart Energie“ 2017
Heizungszentrale des Alea 101 Bild: BerlinSpartEnergie
degewo Zukunftshaus in BerinLankwitz Bild: BerlinSpartEnergie
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 17
palette der in der Aktionswoche präsentierten Themenfelder: von innovativen Speicherlösungen über die Verkehrswende und Digitalisierungsfragen bis hin zu Bildungs und sozialen Fragen der Energiewende reichte das Themenspektrum der Touren und Besuche. Andere Programmangebote widmeten sich dann wieder konkreteren Themenfeldern wie EffizienzTechnologien, der Rolle des Handwerks (vgl. auch den Folgeartikel), RecyclingLösungen oder der Beratung von Endverbraucher*innen in kleinen Detailfragen des alltäglichen Umgangs mit Energie.
Die Besuchsobjekte vergangener Aktionswochen sind dauerhaft in der ständig erweiterten Projektdatenbank der Kampagnenwebseite abrufbar. Hier sind außerdem viele weitere BestPracticeLeuchttürme der Hauptstadt abruf und erlebbar. Die Plattform steht allen Akteur*innen der Energiewende in Berlin offen, die eigene Vorbildprojekte unter einer starken Dachmarke kommunizie
So waren in 2017 die Besuchsmöglichkeit eines Windparks der Berliner Stadtwerke ebenso vertreten wie Einblicke in diverse Kraftwerkstypen und größen unterschiedlichster Versorger und Selbstversorger. Auch Neubau und Sanierungsthemen spielten wieder eine große Rolle auf Besichtigungen und Baustellenführungen – sowohl bei öffentlichen als auch privaten Eigentümer*innen. Spannend waren auch nicht alltägliche Einblicke bekannter Kulturorte wie beispielsweise eine Tour durch die artenreichen Gewächshäuser und unterirdischen Versorgungstunnel des Botanischen Gartens. Und auch die Epizentren zukünftiger Energiewendelösungen wie der Forschungscampus Adlershof mit seinen richtungsweisenden Neubauten oder der EUREFCampus als Durchlauferhitzer für EnergieStartups jeglicher Couleur waren Teil des Besuchsprogramms.
Genauso breit wie die Palette der beteiligten Institutionen und Orte war auch die Farb
ren wollen – und sich gegebenenfalls sogar für eine aktivere Mitarbeit im Akteur*innenNetzwerk der Kampagne „Berlin spart Energie“ begeistern können – beispielsweise zu kommenden Aktionswochen.
Robert VolkhausenBerliner ImpulsE volkhausen@berlinerimpulse.de
Weitere Informationenwww.berlinspartenergie.de
Im Uzs.: (1) HolzmarktGenossenschaft, (2) Botanischer Garten, (3) EUREF Campus, (4) Futurium. Bilder: Monika Remann (1) und BerlinSpartEnergie (24)
ENERGIE IMPULSE VIER 2017 | Seite 18
Neue Berliner EnergiesparMeister
Die Handwerkskammer Berlin hat 2017 erneut den Wettbewerb um besondere Leistungen in der energetischen Gebäudesanierung durchgeführt. Am 16. Oktober 2017 wurden drei Berliner Betriebe ausgezeichnet
Berlin braucht sich beim Thema ener-getische Gebäudesanierung nicht zu verstecken, wie der Wettbewerb um die EnergiesparMeister/in 2017 zeigt. Alle zwei Jahre würdigt die Handwerkskam-mer die besten Handwerker*innen, die bei der energetischen Gebäude sanierung Vorbildliches leisten.
„Experten aus dem Handwerk sind unverzichtbar, wenn es um energetische Sanierung geht. Gerade im Gebäudesektor zeigen sie den Hausbesitzern, was machbar ist“, sagte Kammerpräsident Stephan Schwarz. Ganz maßgeblich tragen Handwerksbetriebe zum Gelingen der Energie wende bei, betonte auch Umweltstaats sekretär Stefan Tidow: „Sie sind diejenigen, die beispielsweise Gebäudesanierung und Wärmedämmung umsetzen und Kunden beraten. Die Betriebe sind für uns wichtige Partner.“ Das sind die Sieger:
Holzbär – Dirk Schünemann, Kategorie Gebäudehülle
Die Zimmerei aus BerlinKreuzberg mit fünf Mitarbeitern wird für die Dachaufstockung und energetische Sanierung eines markanten Eckgebäudes nahe Winterfeldtplatz ausgezeichnet. Die Wohnfläche des Gebäudes wurde um einen Holzaufbau erweitert, der die Kriterien von Passivbauten erfüllt. Verwendet wurde der klimaneutrale Dämmstoff Zellulose, kombiniert mit einer Dachbegrünung. Die Jury zeichnete das beispielhafte
Konzept sowie die hervorragend ausgeführten Arbeiten aus. Der Dachgeschossausbau berge wichtiges Potential, um zusätzliche Wohnflächen nutzbar zu machen. Wenn dies in großer Zahl mit hocheffizienter Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen geschehe, wären echte Fortschritte erreichbar.
Wamo GmbH, Kategorie Haustechnik
Das Unternehmen Wamo GmbH aus BerlinSteglitz erhält den Preis für die Konzeption und den Einbau einer GasWärmepumpe in einem kombinierten Alt und Neubau in BerlinLankwitz. Diese innovative Technik nutzt Wärme aus dem Erdreich zum Beheizen der Gebäude. Das spart gegenüber einem konventionellen Konzept rund 25 Prozent Primärenergie. Auch die realisierte Umstellung eines Gebäudes mit GasEtagenheizungen auf eine zentrale Brennwertheizung mit der Möglichkeit für die Bewohner, den Heizwärmeverbrauch in jeder Wohnung zu kontrollieren und direkt zu beeinflussen, wurde von der Jury positiv bewertet.
Hans Timm Fensterbau GmbH & Co. KG, Sonderpreis Lebenswerk
Das Unternehmen aus BerlinMarienfelde und sein Gründer Hans Timm erhalten den Preis für das große Engagement bei der Sanierung historischer Kastendoppelfenster. Für dieses das Stadtbild prägende
Bau element hat der Handwerksbetrieb ein schlüssiges Sanierungskonzept erarbeitet und praktiziert, das den modernen Anforderungen von Schall und Wärmeschutz gerecht wird. Mit seinem unermüdlichen Werben hat Hans Timm entscheidend dazu beigetragen, dass dieses Sanierungskonzept in unserer Stadt und bei ihren Entscheidungsträgern Wirkung entfaltet. Dafür erhält er einen Sonderpreis für sein Lebenswerk.
Marina Wolf & Dr. Martin PetersHandwerkskammer Berlinwolf@hwkberlin.depeters@hwkberlin.de
Weitere Informationenwww.berlinerenergiesparmeister.de
(v.l.) Umweltstaatssekretär Stefan Tidow, Handwerkskammerpräsident Stephan Schwarz und die EnergiesparMeister 2017. Bild: Rolf Schulten
WissensFächer Elektromobilität
In diesem WissensFächer findet der Nutzer alles Wissenswerte zum Thema Elektro mobilität. Enthalten sind wichtige Tabellen und Abbildungen rund um das Thema Elektromobilität. Durch sein kleines Format passt der Fächer wunderbar in die Hosen- oder Werkzeugtasche und eignet sich hervorragend, um unterwegs einen Richtwert, ein Merkmal oder eine Sym-bolik nachzuschauen, die im Kopf gerade nicht griff bereit ist.
Jörg Veit; Fritz Staudacher: WissensFächer Elektromobilität VDE Verlag, 35 Seiten, 17,95 Euro
Flexibel und frei – Wie eine umfassende Energiewende unser Leben verändert
Im Energiesektor findet derzeit der größte Umbruch seit 100 Jahren statt. Eine neue Energieordnung entsteht, bei der kein Stein auf dem anderen bleibt. Dabei geht es um nicht weniger als um eine Revolution namens Energiewende, die unser Leben grundlegend verändern wird.
Der Autor zeigt aktuelle Trends auf und beschreibt, wie diese durch das »Internet der Energie« rasant beschleunigt werden. Er geht auch der Frage nach, ob das alles ausreichen wird, um die globalen ökologischen Grenzen nicht zu überschreiten – oder ob wir einen Wandel im Denken brauchen, um im Einklang mit unserer Umwelt zu existieren.
Roger Hackstock: Flexibel und frei – Wie eine umfassende Energie-wende unser Leben verändert oekom Verlag, 252 Seiten, 23,00 Euro
Medienecke
Gewinnen Sie die Medienecke!
Wir verlosen die Bücher auf dieser Seite im Komplettpaket. Um teilzunehmen, schicken Sie uns bitte einfach eine (!) kurze EMail an gewinnen@berlinerimpulse.de – und zwar bis zum 1. März 2018 (23:59).
Wer gewinnt, erhält Nachricht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die letzte Runde gewann Ann-M. M. (Berlin).
I M P R E S S U M Herausgeber: Berliner ImpulsEManagement c/o EUMB Pöschk
info@berlinerimpulse.de www.berlinerimpulse.de
Redaktion: Jürgen Pöschk (Leitung und ViSPR)
Robert Volkhausen volkhausen@berlinerimpulse.de Tel (030) 2014 308 26
Konzept und Umsetzung: EUMB Pöschk, Jürgen Pöschk Oranienplatz 4, 10999 Berlin Tel (030) 2014 308 0 Fax (030) 2014 308 10 info@eumbpoeschk.de
Anzeigenabteilung Nicole Maus maus@eumbpoeschk.de Tel (030) 2014 308 21
Satz und Gestaltung: VME – Verlag und Medienservice Energie www.vmeenergieverlag.de
Druck & Auflage Das Druckteam Berlin; 6.000 Stck.
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider. Für den Abdruck und die Rücksendung von unverlangt eingeschicktem Material besteht keine Gewähr.
Bildnachweise: Alle Bilder und Grafiken sind, soweit nicht anders angegeben, Eigentum von EUMB Pöschk bzw. dem VME Energieverlag.
Titelseite: BMUB/Fred Dott (oben); UNFCCC/COP; eZeit Ingenieure; Rolf Schulten (unten v.l.n.r.)
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