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Sächsisches Landesmodellprojekt: Inklusion in Kitas – eine Kita für alle
Institut 3L – Fachforum05.12.2018
Kinder fordern uns heraus – Umgang mit verhaltensauffälligen KindernNeue Autorität und pädagogische
Präsenz in Kita und Schule
Praxisgemeinschaft Therapiezentrum Impuls Zentrum für systemisches Arbeiten
Maren Sturm und Johanna Fengler, Dresden
Ablauf1. Begrüßung und Einstimmung der
Teilehmer2. Plenum: Welche herausfordernden Verhal-
tensweisen fordern uns im Alltag?3. Powerpoint – Input und Beispiele4. PAUSE5. Arbeit in Kleingruppen an eigenen Fällen6. Ergebnispräsentation im Plenum
Einleitung
Ein gutes und sicheres Klima in Kita undSchule/Hort sowie ein wertschätzender,kooperativer Umgang tragen wesentlich zu einergesunden Entwicklung und Lernerfolg bei.
Einleitung
Ausgehend von hilfreichen Konzepten für dieUnterstützung von Eltern im Umgang mitschweren Verhaltensauffälligkeiten ihrerKinder hat sich ein handlungsleitendesKonzept für die Beziehungsgestaltungzwischen Eltern und Kindern bzw. zwischenPädagog/innen, Kindern und deren Elternherausgebildet.
Einleitung
Vordringliches Ziel des Konzepts ist, dieHandlungsfähigkeit der Professionellen sowieder Eltern im Umgang mit herausforderndenVerhaltensweisen von Kindern zu erweitern. Esgeht um unterstützende Präsenz derbeteiligten Erwachsenen und multisystemischeZusammenarbeit.
Einleitung
Es geht um die Gründung einerErziehungspartnerschaft - ein gemeinsamesErziehungsverständnis, das auf Präsenz,Beziehung, Gewaltlosigkeit, Transparenz undgegenseitige Unterstützung baut.
Einleitung
Das Konzept Neue Autorität steht in der Traditiondes systemischen Denkens. Omer, von Schlippe,Lemme und Körner geht es weniger um die Frage,wie die am Erziehungsprozess beteiligten Profisund Eltern das Verhalten des Kindes direktverändern können, sondern wie sich mit allenBeteiligten ein Rahmen gestalten lässt, inwelchem Kinder und Eltern neue Lernerfahrungenmachen können.
Einleitung
Das Konzept verfolgt folgende Ziele:• Die Präsenz von Erwachsenen, welche Kindern
Halt und Orientierung gibt, zu stärken• Die Beziehung zwischen Pädagogen, Kindern
und deren Eltern zu verbessern• Destruktives, vermeidendes, zwanghaftes
Verhalten von Kindern zu vermindern• Einen tragfähigen Rahmen zu schaffen
Einleitung
Einleitung
Mit einer Veränderung der inneren Haltung, derStärkung einer unterstützenden elterlichen undpädagogischen Präsenz, der Aktivierung einesUnterstützernetzwerkes, Interventionen desgewaltlosen Widerstands und transparenterKommunikation werden die Erwachsenen imUmgang mit herausfordernden Verhaltensweisenvon Kindern gestärkt.
Das Erziehungs- und Autoritätsverständnis hatsich in den letzten Jahrzehnten stark verändert.Die liberale Gesellschaft in den 60/70ern hatdie Autorität grundsätzlich in Frage gestellt. AlsReaktion darauf wurde in dieser Zeit eineantiautoritäre Haltung populär.
Filmausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=I83VwInV5Gg
Erziehungs- und Autoritätsverständnis
Die Erfahrung und Forschung der vergangenenJahre zeigte, dass Kinder erst durch dieBewältigung von Anforderungen undSchwierigkeiten ein gesundes Selbstwertgefühlentwickeln können. Folglich ist es wichtig, dassErwachsene Kindern Grenzen setzen und eineklare Position vertreten undentsprechend handeln müssen.
Erziehungs- und Autoritätsverständnis
Im folgenden werden die zentralen Aspekte derNeuen Autorität denen der traditionellenAutorität gegenübergestellt:
Erziehungs- und Autoritätsverständnis
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Distanz
Die Autoritätsperson lebt eine
distanzierte Beziehung zum Kind.
Sie hat Angst, dass sie ihre Autorität
verliert, falls sie zu viel Nähe zum
Kind zeigt.
Präsenz
Erziehende sind präsent, wenn sie die
Botschaft vermitteln: „ Ich bin da und
ich bleibe da, komme, was wolle. Du
bist mir wichtig!“ Indem Erwachsene
sich mit ihren Werten und
Überzeugungen positionieren,
erfüllen sie für das Kind eine wichtige
Ankerfunktion. Die wachsame
Fürsorge der Erziehenden ist ein
zentraler Schutzfaktor
für die Entwicklung der Kinder.
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Kontrolle
Autorität wird mit Gehorsam
gleichgesetzt. Der Grad der
Autonomie des Kindes nimmt
mit zunehmendem Kontroll-
Gehorsam ab.
Selbstkontrolle
Die Kontrolle des Verhaltens von
Kindern und Jugendlichen durch
Erziehende ist Illusion. Erziehende
können nur ihr eigenes Verhalten
bestimmen und Maßnahmen
umsetzen, um das Verhalten des
Kindes zu beeinflussen. Selbst-
kontrolle bedeutet Stärke, da sich
Erziehende nicht durch Kinder zu
Handlungen verleiten lassen und
so Eskalationsprozessen vorbeugen.
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Unmittelbarkeit
Regelüberschreitungen müssen
sofort mit Massnahmen und
Konsequenzen geahndet werden.
Dies führt oft zu impulsiven,
überzogenen Reaktionen.
Beharrlichkeit
Anstatt unmittelbar und heftig
Verhalten zu reagieren, kündigen
Erziehende kurz und deutlich an, dass
das gezeigte Verhalten des Kindes
nicht toleriert wird und dass sie darauf
zurückkommen werden. Dadurch
lassen sich Eskalationen vermeiden.
Dadurch erweitern sich die
Handlungsoptionen für alle
Beteiligten.
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Vergeltung
Die Autoritätsperson muss mit
Sanktionen auf Fehlverhalten des
Kindes reagieren, um ihre Autorität
zu demonstrieren und sich durchzu-
setzen. Dies führt zu Machtkämpfen,
die unbedingt gewonnen werden
müssen, da sonst Gesichtsverlust
droht.
Wiedergutmachung
Die Erziehenden halten die Kinder
dazu an, verursachten materiellen,
physischen und psychischen Schaden
wieder zu beheben. Die Wieder-
gutmachung unterstützt die Re-
integration der Kinder in die
Gemeinschaft.
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Immunisierung gegen Kritik
Kritik am Handeln der
Autoritätsperson wird mit der Kritik
an der Person und somit deren
Autorität gleichgesetzt. Die
Autoritätsperson kann aus Angst vor
Blößen keine Fehler eingestehen.
Transparenz
Insbesondere Gewalt und Vanda-
lismus wird in der Gemeinschaft
öffentlich gemacht, ohne die
Betroffenen anzuprangern. Auch die
Autoritätspersonen informieren
transparent über ihre Schritte.
Dadurch wird die Sicherheit aller
Betroffenen erhöht.
Erziehungs- und AutoritätsverständnisTraditionelle Autorität Neue Autorität
Autoritätspyramide
Die Autoritätsperson beruft sich auf
ihre Position und ihren (höheren)
Status. Sie handelt dadurch im
Alleingang. Hilfe anzunehmen wird
als Schwäche bewertet.
Netzwerk
Indem andere Erwachsene angefragt
werden, Eltern oder Pädagog/innen im
„Kampf“ gegen destruktives Verhalten
zu unterstützen, wird die Autorität
besser legitimiert und Eskalationen
vermieden. Der Pädagoge handelt als
Repräsentant eines Netzwerkes und
vertritt dessen Werte.
Die Säulen der Neuen Autorität
Die Säulen der Neuen Autorität
1.Säule: Präsenz und wachsame Sorge„Ich bin da!!„Ich bin Dein Vater/Mutter!“„Du kannst mich nicht kündigen!“„Ich werde nicht nachgeben!“„Ich kämpfe um Dich, nicht gegen Dich!“
Die Säulen der Neuen Autorität
Eltern und Kind sind wie durch ein Seilverbunden. In Notsituationen erhöht sich dieelterliche wachsame Sorge und das Kind kann zuseinem Anker, den Eltern zurückkehren. DasKind verinnerlicht dabei das Gefühl, die Elternsind da. Die Präsenz wirkt beaufsichtigend,schützend, unterstützend und strukturierend.
Die Säulen der Neuen Autorität
Die PräsenzVerzichtet auf Vorschriften, Beschuldigungenund Gewalt, spioniert nicht, ist aktiv und offen.
2.Säule: Gewaltloser Widerstand -Selbstkontrolle und EskalationsvorbeugungHaltung„Ich will Dich nicht verändern/kontrollieren!“„Ich will & kann Dich nicht besiegen!“„Ich werde etwas verändern!“ (Selbstkontrolle)
Die Säulen der Neuen Autorität
2.Säule: Gewaltloser Widerstand -Selbstkontrolle und EskalationsvorbeugungDeeskalation„Ich tue das, weil es meine Pflicht ist und ichDich liebe, ich haben keine Wahl!“„Ich darf Fehler machen!“„Ich schmiede das Eisen, wenn es kalt ist!“„Ich muss nur beharren!“
Die Säulen der Neuen Autorität
2.Säule: Gewaltloser WiderstandOpponieren ohne zu eskalierenAufschubAnkündigungDienstleistungsstreikTelefonrundeSit-InNachgehen und Aufsuchen
Die Säulen der Neuen Autorität
3.Säule: Unterstützernetzwerk & BündnisseAufbrechen der Geheimhaltung„Wir“-Haltung und „Wir“-SpracheSchutzfunktionVermittler- und MediatorfunktionBeaufsichtigungsfunktionBegleiter- und Zeugenfunktion
Die Säulen der Neuen Autorität
3.Säule: Unterstützernetzwerk & BündnisseWer soll Bescheid wissen?Wer kann was tun?Wie können Unterstützer aktiviert werden?Planen von Unterstützertreffen?
Die Säulen der Neuen Autorität
4.Säule: TransparenzTransparenz der Haltung der Eltern, Erzieher,usw. hinsichtlich: Wir- Haltung, Gewaltfreiheitund Regeln. Berechenbarkeit für das KindherstellenUmfeld über geplante und durchgeführteMaßnahmen laufend informieren.
Die Säulen der Neuen Autorität
Gesten der Wertschätzung, Versöhnung undWidergutmachung• Respekt und Wertschätzung ausdrücken• Zuwendungen, kleine Aufmerksamkeiten• Gemeinsame Aktivitäten• Über eigenes Fehlverhalten Bedauern
ausdrücken
Die Säulen der Neuen Autorität
Gesten der Wertschätzung, Versöhnung undWidergutmachung• Auf Zurückweisungen vorbereitet sein• Helfen, einen Weg der Widergutmachung zu
finden und bei der Ausführung helfen• Verantwortungsübernahme und Guter Wille• Schritte der Widergutmachung transparent
machen
Die Säulen der Neuen Autorität
• Die Ankündigung• Sit – In• Unterstützer gewinnen• Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und
Erziehern
• Fallbespiel
Handlungsebenen
Eigene Fälle von den Teilnehmern – Bilden von5-6 Unterstützergruppen:• Herstellen von Öffentlichkeit und Transparenz• Unterstützer bestimmen für alle Beteiligten• Planen des Gesprächs mit den Eltern für die
Gründung einer Erziehungspartnerschaft• Ausarbeiten einer Ankündigung• Geeignete Maßnahmen des gewaltlosen
Widerstandes finden
Handlungsebenen
LiteraturhinweiseJones, F. (2000). Tools for Teaching. Santa Cruz: Frederic H. Jones &AssociatesKörner, B. & Lemme, M. (2011). Neue Autorität als Haltungs- und Handlungskonzept im eigenen professionellen Handeln. Systema 25 (3): 205-217Omer, H. & von Schlippe, A. (2002). Autorität ohne Gewalt. Coaching fürEltern von Kindern mit Verhaltensproblemen. „Elterliche Präsenz“ alssystemisches Konzept. Vandenhoeck & Rupprecht.Omer, H. & von Schlippe, A. (2006). Autorität durch Beziehung. Die Praxisdes gewaltlosen Widerstands in der Erziehung. Vandenhoeck &Rupprecht.Omer, H. & von Schlippe, A. (2007). Feindbilder. Psychologie der Dämonisierung. Vandenhoeck & RupprechtOmer, H. Lebowitz, E. (2012). Ängstliche Kinder unterstützen. Die elterliche Ankerfunktion. Vandenhoeck & RupprechtOmer, H. & von Schlippe, A. (2010). Stärke statt Macht – Neue Autorität inFamilie, Schule und Gemeinde.. Vandenhoeck & Rupprecht.Michael Grabbe et al. (Hrsg.), Autorität, Autonomie und Bindung. Vandenhoeck & Rupprecht.
…und Tschüß!
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