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^ m t ( t c^ e
Veröffentlichungen t)er ?lationa(s©a(erie
^ e u e ^ u n ft
^in^u^rer 3u öenÖemalben ber fogenannten(S?preffiontftcn
in öer ?^ational = ©olerie
£ubtt)ic| 3u fti
JTlft Pterje^n ^bbflöungen
3m Verlag t)on 3uliu^ Varb Verlin19 2 1
^eränöerter unö veid)tr llhxfMevtev ©on&ert)rU(f
Qüä Dem ^ü^rer burc^ Dfe 2"latfona(=©a(erfe
„'Dnit\d)t OTalfunft (m neunse^nten Oti^r^unDert"
©rucf Der (3pamcrfd;en Q3u^t>nicfcre( (n Sefpgfg
Copyright 1920, Verlag Julius Bard, Berlin
|te ®ec(e t)c^ ^cnfd^cn i'ft nicl;f eine glefc^b(c(6enbe ©uSftang, fonbern
ein 3ufammen^ang geiftiger "^orfteKimgeri/ ^mpfinbimgen/ CRe*
gungeri; im CRa^men Öer perf6'n(id}en "Einlage ändert fid) ftanbtg |et)er einjelne
biefer SeBen^tperte, neue treten auf, burd) innere Spannungen ober äußere
(Jinbrücfe au^getoft. Oo ift taß 3^ in jebem Qlugenblitf ein anbereö ?Tet3
t)on getftigcn gäben, t)er()ä(t ftd) anber^ jum eigenen 'Dafein, gur eigenen
*^ergangen^eit unb jur Umgebung,- um fo grof3er ift ber Unterfc^ieb, um fo
rafc^er ber ^ed^fel, je reid}er ^aß (^etpebe ift, |e garter ^ette unb ^infd}(ag.
^ie beim eingelnen ^enfc^en, fo ift e^ beim ©efamtgeift t)cß '^olfe^, ber
3ei(: feinSeben uerld'uft in einem forttpä()renben(5ic^t)erfd)ieben ber^nfc^au*
ungen unb 3ie(e. 'Der ^anbe( üert>ie(fä(tigt fid) baburc^, tafi, immer neue
Perföntic^feiten in ^ie fd)opferifd)e "^(rbeit eintreten, baf3 neue ©efcf)(ed)ter
mit gang anberen ^orau^fetjungen in W Dorbere Sinie fommen.
^enn t)i^ ^unft t)aß ^efen be^ eingeinen fc^opferifd)en '37Ienfd)en amgenaueften au^brü^t, fo ift fie auc^ hie feinfte ^eftaltung be^ ©efamtgeifte^
unb ba^er einer ftänbigen Umiagerung unterujorfen. 'Öiefer Raubet gefc^ie^t
feit bem grof3en Umfturg am (2nbe be^ ac^tje^nten "^a^v^unhevtß rafc^er aiß
früher, tDeit t)aß mächtige au^g(eid)enbe ©eroic^t ber feften Überlieferung tceg*
gefallen ift,- gugleic^ »erurfac^t t)aß g'e^ien einer gemeinfamen Örunbiage nn
^ebeneinanber oerfc^iebener fee(ifd)er (Sinftedungen, fünftierifd)er CRic^tungen.
Tlun befte^t in weiten 5lreifen be^ beutfd)en *^oife^ ber ebie ^rieb, an ber
atigemeinen geiftigen Bewegung Seil gu ()aben, fie ju oerfte^en unb fic^ inner-
lich anzueignen. ^ed}felt hie (Binftellung, treten neue fd)affenbe Gräfte auf,
fo ift e^ nic^t immer leicht, gu folgen, fid) angupaffen, fid) ein3uful)len. 'Daö
fü^rt 3unäd)ft oft gu innerer '^Ible^nung, §einblid)feit, Opott. 3n anberen
Säubern fte^tman neuen ^rten fünftlerifd)en Q3eftalten^ rul)iger, gleicbgültiger
gegenüber; ber ^ampf ber *37leinungen in 'Deutfd)lanb ift ein 3eic^en ber
Sebenbigfeit unb beö fd)6nen ©efüt)l^, tafi, aikß <S)C^opferifd)e innerl)alb
einer feelifc^en Q5emeinfc^aft bleiben follte.
'Die offentlid)e (Sammlung gegentoärtiger ^unft ift ba^er me^r al^ in an*
beren Sänbern t>erpflid)tet, burd) '^nfäufe, Sei^gaben, %i-^ftellungen, über hie
vielen äußeren unb inneren ©c^toierigfeiten ^intpeg, eine "^orftellung uom
geiftigen SRingen unferer Sage gu geben, burc^ 'Vorträge unb (2>d)riften ben
5
3ugang 311 neuer Jorm unt) neuem ©e^att in er(efcf)tern/ für bfe oielen ^e«
fud^er Öer ©alerie, t»te junarf^ft t)em ^anöel ber fünftterifc^en ipattung
fern fte^en, t)enen eö aber mit bem Anteil an ber geiftigen (^nttPicftung ernft
tft. "Da^ gilt aucf) t)on ben nac^fotgenben "Darlegungen: ffe fint) nur für Sefer
gebacbt/ benen baö (Schaffen neuer "^(rt noc^ fremt) ift, unt) nur für folc^e, bte
aufrichtig beftrebt finb, fid) in t)a6 oeranberte Äunfttpollen einzufühlen, ^or*
aussfet3ung ift t)abci, baf5 ber £efer jugleid) ^efuc^er ber Valerie ift; ^ort
unb ©c^irift fo'nnen ^nß Äunfttoerf nic^t umfd)reiben/ erfetjen,- ber ^üi:)vn
fann nur ba3u Reifen, ben ^etracl)ter auf (Stanbpunfte gu leiten, von benen
eö am beften gefe^en toirb : bem eigenen ©e^en allein offenbart fid) W S^^-m,
unb in if)r ber feelifd)e ^e(;alt/ genauem, oft tt)ieber[)o(tem, einbringenbem,
fü^lfamem Oe^en.
"Die europaifd)e ^unft ber letzten '^a^vic^nU wav in ber oberen Oc^ic^t
ber ©eiftigfeit be^errfc^t burc^ ben oon ^ranfreid) ausgegangenen Gmpreffioni^s
muS. 3n ber ?7ational=©alerie ift biefe CRic^tung glänjenb oeranfc^aulic^t
burc^ eine erlefene (Sammlung frangöfifc^er 'JTleiftertperfe. ^ie beutfc^e*3}lalerei
^at ^ie fünftlerifd)en ©ebanfen ^ranfreic^S aufgenommen unb felbftanbig
»erarbeitet. Siebermann, (SletJogt, Sorint^ finb t)ie Jü^rer beS beutfd)en 3m=
preffioniSmuö, unb unfere ©alerie gibt üon i^rer ^rt eine lebenbige ^or*
ftellung, toenn aud) gtoifc^^n 1898 unb 1917 bur^ äußere Hemmungen tic
(Ertoerbung t)on ©emdlben biefer Äünftler fo gut tx)ie auSgefc^lojfen xoav,
T>aß ^efen beS impreffioniftifc^en ^ilbeS fonnte man mit einem oft
angeführten ^3L)ort 3olaö be3eid)nen: ein ©tücf vRatur, gefe^en burc^ ein
Temperament. "ÖaS ©tücf ?Tatur ift t)ic Q^runblage, ^ie QluSlofung beS
^unfttperfS; tß ge^t bann burc^ ^ie perfönlic^e Qluffaffung beS '3Tlalerö ^in*
burc^. "Der 3mpreffionift ftanb in ^ampfftellung gegenüber bem fogenannten
'^fabemifer, ber oom 3n^alt ausging, i^n erfanb ober anß gemo^nten ^or«
fteltungen entnahm, nac^ überfommenen CRegeln geftaltete. 1)er Omprefffonift
legt feinen ^ert auf tm On^att, er foll nic^t gefc^ic^tlid) ober anefbotifc^ fein,
unb nid)t gefüf)lt; ein ^ilb, t)aß fic^ an ben ^erftanb toenbet ober gar an
t)aß $er3, ift i^m 3um minbeften t)erbad)tig. "Die ^orm aber toill er auß bem
^latureinbrucf enttPicfeln. TIatur ift i^m, bem mobernen ©roßftäbter, nic^t
fo fe^r t)er nacfte ^cn^d), tote in früheren Seiten, fonbern oor allem Me Sant)-
fc^aft/ esl ergibt fic^ Me ^or&erung ber ^rellic^tmaleref: tiag t)te (Staffelei
t)rauf3en fte^en foll; an ©teile be^ bunflen Qi^alerieton^ t)er alten Silber tritt
eine ftra^lent)e .^elligfeit, unb auß t)er jartblü^enben 'Jarbigfeit t)er (Seine=
£ant)fc^aft tpirb eine tDunberfame JarSenfein^eit enttpicfelt. Sugleid) ergebt
fic^ t)aß malerifd^e ^anbwerf 311 einer ^o^e, t)ie fi'ir alle 3citm ben "JTIeifter*
fc^öpfungen biefer '^(rt i^ren CRang in ber ©efamtgefc{)id)te ber ^unft fiebert.
57un aber ftellten fic^ bem 3mpreffioni^mu^ ^ünftler entgegen,W t)on Q)runb
auf anbereiö roollten; i^re (Sntfc^loffen^ eit im%ifteuern be^ neuen 3iele:^ unb im
Hberborbtperfen alle^ bii^^erigen CReid)tum^/ ber oielleic^t t)ie Ja^rt ^atte
befc{)tDeren fonnen, tpar gefd}ärft unb gehärtet burc^ tk anfd)einenb uner*
fc^ütterbare Geltung ber bi^^erigen '57lad)t^aber, 'Die g'ü^rer gum ?Teuen
tparen 'ßerfonlid)feiten unterfc^ieblid)er Prägung, gingen »on abxondjcn^en
^orau^fet3ungen au^, toa^lten uerfc^iebene ^ege, t)k ipaupt-Siele tparen
gleich : ber ^ille ju neuer fefter g'orm unb t)k Obergeugung, baf3 nid)t lieber*
gäbe nmß ©tücfe^ 27atur ©inn ber ^unft fei, fonbern felbft^errlic^
fc^opferifd)e^ Q^eftalten, dn ©eftalten innerer '^Infdjauung,- biefe fann fic^
met)r auf W ^ilbform begießen ober me^r auf t)aß *^u^fprec^en feelifd^er
^erte, hci^cß oerbinbet fic^ in oerfc^iebenem 'Anteil. £eer unb überflüffig gilt
biefen ^ünftlern, xoaß lebiglic^ t)ic äußere (Srfc^einung toiebergeben toill.
3unad)ft fd)ien tie neue gorm tpeniger toic^tig ali^ t)k grunbfd^lid)e ^^erdn^
berung im Oc^affen^oorgang: ba)3 nid)t ber (Sinbrucf eine^ por'^ugen ftel)ens
ben (Stücfe^ ?Tatur gefpiegelt tperben, fonbern t)afi, innere '^nfd)auung ober
innere^ (Erleben t^^ß ^ünftler^ "^u^brucf gett)innen foll. <öo ift ^aß ©c^lag-
toort (Sj-preffioni^mu^ fiir im einzelnen red)t Derfc^iebenartige ^unft*
formen ber ©egentpart geläufig getporben,- t)k ^renje tDirb von jeber
Äünftlergruppe, von jeber ^ertriebftelle anber^ gebogen.
3n 'Deutfc^lanb füllt man biefen begriff, d^nlic^ toie ^w ^e3eid)nung
älterer CRic^tungen, mit ftdrferem 3n^alt al^ in 'Jranfreic^, tDO er faft aiß
^ortfpiel entftanben ift. "^u^ bem ^ort (E^preffioni^mu^ toirb oielfac^
ujieber, toie früher au^ bem ^ort 3mpreffioni^mu^/ eine *^rt oon fünftle=
rifd)em ©lauben^befenntni^ abgeleitet, taß alle Seben^gebiete umfpannt.
Idiv fc^fcfen einiget QIKgemeine über bie ucränberte innere (Si'nfteKung t)er
^ünftter neuer ©effnnung uorau^, bevor wir unö im ^etrad)tung i()rer
^ilDform tpenben.
3ebeß v^unfttperf fft nur bann t)em Q3efc{)auer guganglic^, tpenn er ftc^
auf bie^lbfic^it be^ ©d^affenben einfteKen fann unb xoiii. ^le (Schöpfungen
ber neuen %vi rechnen auf '57^enfc{)en oon ftarfer 3nner(id)fei% bie nic^t haß
^unfta?erf mit ber trocfenen ^irflic^feit vtvQUidjm, nic^t t)amii aufrieben
finb, ein (Stücf eriefener "JTlalerei gu genieJ3en, fonbern hk in aiUv (Srfc^einung,
bei^ '3ytenfcf)en tpie be;g5iere^, ber Sanbfc^aft tpie be^ <ötat)tb\[heß, (ebenbige^
^e^eimni^ a^nen, Offenbarung be^ großen Urrätfetö aikß <öcinß, unb t)ic
im Äunfttperf ein <ötM fo(c{)en (BvUhenß empfinben tDoKen. 3n bem mec^ani*
fierten betriebe be^ bi^^erigen (Europa, in ber fapitaüftifc^en ©efeiifc^aft
glaubt man nun hie ^ergen^fü^te gu fef)en/ an hie fic^ ber 3mpreffioni^mu^
tDanbte, hie feine '^Tieiftertperfe fo ^od) beja^lte; hie Se^re heß Dmpreffioni^-
muß xoieß ja in ber 'Zat ©efüf)( unb ©emüt, iperg unb ^römmigfeit anß bem
^ereic^ ber '^Tlaierei ^inau^ -- toenn auc^ tatfac^lid) ^aufig ftarfe (Empfinbung
fic^ au^fprad), ettoa hei Siebermann.
^aß '^uffommen btefer neuen ^unft ge^t ben getoaitigen (l'rfd)ütterungen
imb Umbiibungen ber ftaatiic^en unb fogialen ^elt, hie xoiv nun eriebt \:)aben,
furg porauö, unb man empfinbet havin eine tiefere "^erbinbung. ©ie fü^=
renben 5\ünftier ber neuen ©efinnung, nic^t aüein in her Malerei, unb hie
greunbe folc^er ^unft, ftanben »ielfac^ perfön(id) ben neuen (5trebungen unb
ipoffnungen in ber ©efamt^eit heß geiftigen unb"gefeilfd)aft(ict)en Siebend na^e,
fie füllten i^r @d)affen aiß Wetterleuchten ber Sufunft, hie ha fommen foKte,
hie änfieriid) unb por allem innerlich haß "Dafein auf anbere ^a^nen
bringen follte.
Unter ber fteinl)arten Oberfläche heß (Brhbaiiß glü^t f)ei6e '^Haffe. 3n ber
fül)len CRinbe \:)aben fiel) t)or Urjeiten hie (Elemente gefc^ieben, neu t?erbun=
hen; haß grünenbe Sieben toäc^ft auf ben alten fc^einbar unuergänglic^en
formen; im "^agma heß 3nnern finb hie ©toffe tDogenb perfd^mol^en, feft=
gehalten burc^ ben ^rucf ber fteinernen Prüfte. Wo fie aber unbid)t ift, too
8
iwti grof^e (Srt)fcf)o{(en ffd} ücrfd^obcn f)aSen/ t)ag eine tiefe ^(uft 5tx)ffd)cn
i^nen aufreißt, t)a ftromt ^eif3e 2a\)a f)en)or/ {)imme(^o^e^ S^u^t*, unb a((e^
^enfd^enwerf auf bcm feft geglaubten ^ot)en evfcf)eint bann toie finMidje^
©piei3eug vov Öer ©eti>a(t fotc^en ipert)orbrecf)en^.
^^nlic^ im geiftigen £eben t)er '57Ienfc^()eit: wo eine alte, ^arte unb falte
Prüfte bie innere Q^lut oerbecft unb unter i^rem "Drud gefangen ()alt/ ta
gefd)e^en ^k *^uf3erungen be^ ^eifte^, tk Q:^eftaltungen ber ^unft, auf feft
bleibenbem ^oben, in fü^lcr ©efinnung, neigen gu fpielenber ^ußerlic{)feit/
locfert fid) ber ^oben, fo nimmt ^k ^ärme ju, unb wenn er aufreißt, bvid^t
§euer ^eroor. Vergleichbar bem ^u^einanberberften gtueier großer (Srb=
fc^ollen t)k 3eit ©rünewalb^: eine alte ^elt finft, eine neue fteigt herauf.
Unb fo tPieber um t)k ^enbe jum neunje^nten 3a^r^unbert: 3t»ifd)en t)cn
S^riimmerftiicfen be:ö geriffenen alten Voben^ brennt ^k 'flamme ber SRoman*
tif empor. Dann fam ^k SReaftion, taä Seben oerfruftete toiebcr, ber
Voben tourbe l)art unt) fall ^bcv t)k glü^enbe 'JTlaffe barunter toarb immer
ftarfer unb bewegter, Uc becfenbe CRinbe immer bünner, immer fc^arfer ge-
fpannt — nun ift fie geborften, eine Äluft aufgeriffen, grof3er unt) breiter unb
tiefer at^ t)k früheren, unb mit vki heftigerer Gewalt al^ je brauft t)k £ol)e
empor; wie erloft unb anbäd)tig fte^en t)k <Jinen baoor, erfd^rocfen unb
faffung^loö t)k "Ruberen.
^ud) vov ^unbert 3al)ren fd)on war innere^ Erleben 3ur Jorm geftaltet
worben, au^ ber geiftigen Spaltung berCRomantif ^erau^, burc^ Äafpar Dat)ib
§riebri(^. Qlber feine Äunft erfc^eint nur xok ein jarte^ Pralubium ju ber
neuen Klangfülle, 3U ber Kü^nf)eit ber iparmonien, ber CRücffic^t^lofigfeit ber
Dijfonangen, ber ^eftigfeit be^ Sempo^, ber Unruhe be^ 3^afte^, ber @elt=
famfeit ber 3nftrumentierung unb ber (Steigerung jeber Slraftentfaltung.
lie "Jorm aber ift in biefer neuen Kunft minbeften^ ebenfo wid)tig xok
ber "^u^brucf be^ inneren Q^e^alte^. "^Tlan barf fic^ t)a tmd) ba^ ^ort
(S^preffioni^mu^ nic^t irre führen lajfen. Die Jorm ift anber^ gemeint al^
früher, unb wer gang auf t)en 3mpreffioni^mu^ eingefc^woren ift, fprid)t
wot)l oon ^uflofung ober Sertriimmerung. Satfac^lid) ift t)k gorm nic^t nur
9
nnbcri!, fonbcrn ftrengcr a\ß bei ^m Dmprefffoniften, unb barum ^errffc^er.
^tr braucl)cn darüber ni(i)tß ^ÜQcmcincß ^u fagcn, oielmc^r trerben unö Öie
cin3c(ncn ^crfe lebcnbige '^lnfc{)auung t)avon geben: t)a^ jarte iint) t)oc^
unlösbar fefte ^ongefüge bei Äirc^ner, bie 5l(ar^eit unb "^erftrebung t)er
garbfläc(}en bei (5c^mit)t=rRott(uff/ bie friftad^aft eint)eit(tc{)e ^urc{)geftaltung
ber ^i(b[c^icf)t hei geininger, ber prad}tt>o(( fd}tt)ingenbe SR^pt^mu:^ bei'^arc,
tic fugenartige Orbmmg in ber auf ben erften ^(icf fo regeKofen "Malerei
v^ofofc^fa^ - in all bem fcf)eint ber ^i((e jur feften felbftanbigen ^ilbform
(cbenbiger un^ fraftiger alß bei ben Ompreffioniften, ja beren (^emaibe gelten
ben 3wngern ber neuen ^ilbanfd)auung e^er toie 3ufa((ö=(Ergebniffe/ form=
(o^: tpeii fie fic^ ju unmittelbar an t)ic ^atfacf)(id} feiten eine^ gegebenen
77atureinbrucf^ Ratten, in '^u^fc^nitt, ^affenorbnung, garbe unb Sic^t.
53eibe^/ t)aß ©eftalten inneren (Smpfinben^ unb t)aß ^aum fefter Sorm,
fte^t im Q^egenfatj gum 3mprefftoni^mu^, ift aber nirf)t nur üerneinenb, auf=
lo'fenb/ fonbern eigenu?ertig unb fc^öpferifc^. ^ei^eß fann fic^ auf eble "^^nen
berufen, gefc^ie^t aber (eibenfd)aftlic^er at^ früher unb t»eiter abgetoft t?om
©etpo^nten. Unb bcit)cß ift t)ie Urfacf)e einer ^rfd)einung, t)ic uielfacl) t)m
^etrac{)tern ben 3ugang auc^ in ben foftbaren Werfen biefer ^rt erfc^u?ert
ober oerfperrt, t)aß ift ber "^ergic^t auf treue ^iebergabe ber (Srfc^einung.
Ober, pofitit) genommen: ber Wiiie, t}aß ?Taturgebi(be fe(bftl)errli(^ gu
änbern, ^unftgebilbe gu fd)affen/ t^ie nidjt ber auf3eren ^irf(id)feit genau
g(eid)en, fonbern eigenen 'Jormtoert f)aben/ t)ic jugteid) t)aß (Smpfinben beö
in ber ^atur gefüllten Seben^, t)cß in fie ^ineingefü^tten perfön(icf)en Seben^,
um fo jtpingenber au^fpre^en foiien.
3n ber älteren ^unft ift t)ie ^aturtreue fe^r t)erfd)ieben/ aber nic^t mit ^b*
fic^t verneint. "Die Betonungen u)ed)fe(n. 'Den ^ünftlern ber (Sad)tic^feit,
toie Krüger ober ^mid, ift genaue ^iebergabe i)aß ^öd)fte 3ie(. ^orm*
fünftter benfen anber^, t)ic Srfd)einung ftromt t)a in t)aß gefetjmäßige Büb*
gefüge ein, aber fie braud)en ber ^irflic^feit nid)t ©etoalt anjutun, benn fie
fd)auen t)ie ^atur fo toie e^ i^rem Äunfttpolien entfpric^t, inbem fie au^
ber ^rfc^einung gang beftimmte 3tige ^erau^fe^en, tie i^nen t)ic toefenttic^en
finb; maß etwa Böcflin aiß t)aß ^ic^tige m^ 'ÖarfteKen^tperte teß Äörper^,
ber S!anbfd)aft betrachtete, t}aß fügte fid) uoilfommen aiß ^el)aH in t)ie
10
r^pt^mifc^c 'Jorm \cincß ^((t)f(f)affen^; bei {f)m fogar mft Betonung t)er
CRic^tigfeit t)c^ (Stn3e(nen.
'Der 3mpreffiDnt^mu^ forbcrt bann mit ^Tac^bnid ^laturtreue, aber bie
'Durchführung t)iefer 5t>v^^nmg entfprid)t sugtetc^ feinem Otreben nac^ guter
^aUvci; Smfieit t)er gertegten "Jarbe unt) t)ei^ f(immernt)en Sfc^te^ ift bie
^i(bform, in i^r ge^t bie (Srfc^einung auf; t)ie attere ©etjgetpo^n^eit, auf
t)ai 3eic^nerifc{}e eingefteUt, toar von t)iefer rein ma(erifc(}en 7Iatur=Umfet3ung
gunäc^ft befremdet, t)ie "JTlaffe t)er europäifc^en ^unft(iebf)aber brauc{)te 3<^^v-
geinte, bi^ fie gd'icfiic^ umgelernt ^atte. ^ie ^anblung im ^unftiDoKen unb
^erfte^en=@ol(en voav fo ftarf, t)ai man aud) (e^ren unb lernen mu^te, eö
fömme nic^t auf t)m 'Zcitbc\tant) beö ?7aturftücfc^ an, fonbern auf t)m <Sin*
brucf be^ ^atfäc^lic^en unb auf t)ic perfo'nlic^e (Srfaffung biefe^ (Sinbrucfö
burc^ ben ^ünftler, unb baf3 er ni(^t ba^ (Sinseine, fonbern t)a^ Orange gu
überfetjen ^ahc. ^aß gilt aUerbing^ t)on jeber '^rt ^unft, aber t)ie befonbere
^orm be^ 3mpreffioni^mui^ er^ob boc^ ftd'rfere "^nfprüc^e an t)k UmfteKung
be^ Oe^en^ aiß ^k CRic^tungen früherer Seiten. @o ^at fid) in ben (etjten
3a^r3e^nten ber ^unftfreunb baran geujo^nt^ immer toec^felnbeiö '^uffaffen
ber (Erfc^einung gu fe^en unb ju üerfte^en, ber perf6'n(id)en "^rt be^ ^ünft=
(er^ miiiQ gu folgen, ja er ertoartet in jeber 3öl)reö-'^u^ftet(ung Don jebem
•^Tlaler neue unb perf6n(id}e Umfet3ung, mad)t fie fogar gum 'JTTaßftab feinet
^eifaii^.
'Der (Sfpreffioni^mu:^ fußt, oon ber <öeiU be^ (Empfangenben betrad)tet,
auf biefer Socferung ber ©e^getDO^n^eit, auf ber ^idigfeit beö ^unftfreunbe^,
neue 2Tatur=Umfe^ung ^in3unef)men unb ju genießen, ge^t aber nun einen
entfc^eibenben ©c^ritt toeiter, inbem er an ©teile ber Umfe^ung t)k Um=
bilbung unb ?7eubilbung gibt, W unmittelbare ^egie^ung ^ur ^atur ah^
bvid)t. 'Der 3mpreffioni^mu^ ^atU beutlid) unb laut üerfünbet, baj3 im ^unft*
fd)affen t)aß ^^aturgebilbe burc^ t)aß 3d) ^inburc^ge^e, nun aber befommt
t)kß ipinburd)ge^en einen anberen ©inn : e^ toirb nic^t me^r au^ ber (Er-
fc^einung t)aß ^erau^gefe^en, waß in t)i^ ^ilbform paf^t^ fonbern ^ie (Er-
fc^einung ujirb umgefc^affen gur ^ilbform. ^i^ „SRid)tigfeit'', fonft ein tPid)-
tiger 'JTIaßftab im (Sd)affen unb beurteilen, ift bebeutung^lo^ geworben;
ja cß u)irb nun bn älterer ^unft al^ nn ^intr>eiö auf innere Straft unt) l)6^ere
11
©cffnnung empfunöcn, vocnn t)ic CR(d)ttgfeit t)em '^(u^Örucf uiiD t)er ^orm
untcrgeort)nct fd)eint. ^tc cntfc^cibcnDe ^enbung t)o((3fe^t ffc^ in t)er ^unft
(Tesannci^: eigene Perfpeftiüe unb, gum ^ei( noc^ faum beabfid^tigt, „"^efor*
mationen'' in ben ©efta(ten.
©enau genommen Qibt cß felSftDerftänbiid) in ber *3Tla(erei überhaupt feine
CRid)tigfeit/ t)ie Tlaiuv ift gu unenbiic^, um fid) auf t)er Seintoanb einfangen gu
lajfen, 3^^^ Seit, jetie Q)efd)macf^=CRic^tung (oft anß t)er Unerfc^opflicbfeit ber
(Erfc^einung beftimmte 3ufammen{)a'nge ^erau^, bie a(^ 0e^=(^ett)o^nf)eit/
al^ ^tii, tatfad}(id)e Q)e(tung ^abm unb, bem (Sd)affenben toie bem (Smp«
fangenben meift gar nic^t bevDußt, an ©teile ber ^irflic^feit treten. *?7Ian
braud)t nur ettx>a toeibtid^e ©eftalten in ^ilbwerfen ber (etjten 3^^f^unberte
burc^3ufe{)en : voic feiten ift ein Körper anatomifd) ooKfommen rid)tig geformt,
^ber t)ic Übertreibungen unb ^e^ler entfprad)en immer ber jetpeiligen "^or^
ftedung, ber "JTIobe; in i^rer Seit bemerfte man fie faum, na^m fie bann
mit freubiger 3uftimmung alß funft(erifd)e Berichtigung ber ^atur, beren
%b\i(i)i i^r im einseinen ^jremplar nic^t rein gelinge. T>ie (E^preffioniften aber
geben oft (5d)ief^eiten be^ ^noc^engerüft^ö/ Unftimmigfeiten ber '5}Iaf3e, t)ie
an fid) ber allgemeinen (5ef)getD0^n^eit/ fo betDeglic^ fie ^eute fein mag, boc^
ftet^ befremblid)/ ja ^utoeilen abftoßenb erfd)einen muffen. (Bß ift bann nid)t
eine me^r ober minber ftarfe Übertreibung ber ^laturform in ber CRic^tung,
tit t)om 3eitgefc^macf getoünfdyt tpirb, fonbern eine betpu^te unb fd^arfe ^b-
fage an t)ie SRic^tigfeit.
©tärfften Qlu^brud inneren Smpfinbenö unb reinfte ^orm geftaltete t)it
^unft be^ "^Tlittelalter^. "^Iber t)ie (5d)affenben unb O^auenben lebten bamal^
3tr>ifd)en gang toenigen Werfen, t)ic gleichartig auf ^ine^ sielten; t)ic QIu^=
brucf^fraft unb (E'igenfc^on^eit ber Jorm enttpicfelte fid) in organifc{)em
^ac^ötum, unb fie n?ar nidjt geftort burd) nüc^tern^unmittelbare Qlbbilbung
ber ^irflic^feit. "JTleifter fpäterer Seiten, W nad) ftarfem '^u^brucf unb
felbftänbiger gorm ftrebten inmitten einer ^unfttoelt voller ^enntniffe t)on
"Anatomie unb Perfpeftioe, bogen t)ie (Srfd)einung me^r ober minber um
:
^ic{)elangelO/ ^intoretto, ^reco; bti CRembranbt ift tie (Entfernung t)om
Satfäd)licl)en u?entger auffallenb, toeil nic^t bieSinie umgebic{)tet tpirb, fonbern
ba^ 2id)t ^Öie "^u^brucf^^uctjer unb ^orm^^udjer unferer Seit aber finb um-
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ge&en von bem '^nfd^auung^sCRefrf), t)aß in 3a^r3ef)nten Öurc^ Öen Omprefffonf^*
mu^ ausgebaut unb befcftigt ift; unb bagu tPirt) t)er ©rof3ftabter t)on ()eute
übcrfc^tt>emmt mit mec{}antfcf)cn "^bbilbungen ber ^irf(icf)feit. 'Dicfe '^b*
bilbung^füUe toirft qua(ent) feelcnlo^, toie tciß ganje betriebe unfere^
*37^afc{)tncn=3eita(tcr^. ^cr ^ide t)cß Mn\tUvß 3um ^u^brucf unb ber ^iKe
gur eigenen §orm ergebt fic^ au^ aü folc^er äußeren CRtc^tigfeit nid)t nur aU
feinerer ^^on, vok früher, oielme^r oft aU @d)rei. 'Die (Srfc^einung tPirb
ba^er nid)t bloß umgebogen, fonbern auc^ t)ergea)a(tigt. 'Da^ gilt pon einzelnen
^aturgebiiben, '^Tlenfc^en, ^äumeU/ toie oon ber garbe unb ber CRaumbar*
fteliung, ber "perfpeftioe. 'Damit ift für t)k meiften ^etrad)ter ber einfac^fte
unb am näc^ften (iegenbe '^Tlaßftab genommen, ben fie feit je antoenben, gleich
if)ren Tätern unb '^oroätern, tpenn fie vov ein ^iibtoerf treten, ^aß bo^
gtueifelio^ an ?^aturform erinnert.
"^ber e^ (o^nt fic^, f)ier ben aiUn 'JT^af^ftab jeitweiiig tDegjutegen. ^ir
fagen t)aä nid)i gu benen, W (ängft mit geller ^egeifterung bem Banner
ber 3"Öf^^ folgen, fonbern in unferen Sefern, toenn fie noc^ befrembet t)or
bem Timm ftel)en, unb boc^ hm Tillen {)aben, feinet ©e^aite^ teilhaftig
lu tuerben; gu benen t)i^ nic^t nur »erdngftigt oor t)k ^luft be^ geborftenen
alten ^obenö treten unb flagenb t)k Srümmer unb ben ^ranbfc(>aben be^
(Srbbeben^ betrad)ten, tk Dietme^r mit Hoffnung unb ©c^affen^freube am
überall notoenbigen ^auen teilnehmen unb fo aud) t)ic "Jormuncj neuen
Öeifte^ in ber ^unft unb t)ic Q^eiftigfeit neuer Jorm mit erleben tpollen. Jür
fie ^eif3t e^, W altgewohnte '^rt ber 5?unftbetrad)tung t?or foldjen Werfen auf*
gugeben, nic^t „CRic^tigfeit'' gu era?arten, fonbern hi^ S^i*"^ ^t^ felbftdnbigen
^ert lu fe^en, t)aß innere (Srlebni^ be^ Äünftler;^ in i^v mit gu empfinben.
(Bä gilt alfo nic^t bloJ3 fic^ t)on einer '^ugenfd)ulung auf tie anbere umguftellen,
fonbern einer ^anblung ju folgen, hie biß in bie Gurgeln be^ Äunftfc^affen^
hinein reicht, tie i^m t)on ©runb auf einen anberen @inn gibt. ©ett)if3,
toie t)ie '^bfic^t be^ 3mpreffioni^mu^, ftatt ber ^atfdc^lic^feit hm (Sinbrucf
gu geben, feine^toeg^ an fic^ neu toar, fonbern nur in ber ^rt unb 0c^drfe
i^rer "Durcbfü^rung, fo ift e^ and) mit bem 3iel ber (^preffioniften : innere:^
(Empfinben in einer ^ilbform eigenen SRed)teö gu geftalten, ift me^r ober
minber ber (Sinn aller Äunft, ift in pielen früheren @d)opfungen haß
13
^id)tiQ\U gcujefen, aber nidjt mit fo ftarfer Betonung, mit fo rucffid)t^(Dfem
ipintDcgge^cn über bie CRic^tigfcit, felbft nic^t Bei 'JHeiftern toie Q^reco ober
*37laree0 : t)aß Jener brennt üte( ftarfer aiß früher, unt) fn i{)m Berfc^milgt
ade gen)ot)nte (5e()form.
^eil biefer CRi^ fo tief fiafft, bie Jt^inime fo ^oc^ emporlobert, '^(te^ ger«
glü^enb unb oiele ^efc^auer blenbenb, beö^alb ge^t eö gu, tpie hn jebem
großen Umfturg : e^ gibt vid ©etoaitfamfett, vkl unnötige^ 3erft6ren t)on
mü^fam "^(iifgebautem, oiel 3^aften unb Mißlingen, unb aud) viel Oegeln
unter falfc^er flagge.
'Die *57ta(erei ber ^iebermeier=3eit toar fd)(ic^t unb facb(irf), i^r ipanbs
tperf erlernbar; too ber 'Junfe be^ Q^eniu^ fet)lt/ bleibt eben t)aß gute ipanb^
toerf noc^ ein 5Dert, unb fo ift auc^ ein ^iit) gtoeiten CRange;^ auß jenen
3a^ren bem üeroo^nten '^uge be^ genügen ^etrac^ter:^ nid)t unangenehm,
oft fogar erfreu(icf). ^in geiftig ^oc^ fte^enber *5]Ienfc^ unterhält fic^ lieber
mit einem unoerbilbeten ^anbtuerfer ober dauern al^ mit oberfläcblic^en
^efen ber e)efellfcl)aft.
Die Malerei be^ 3mpreffioni^muö ftellte f)ol)ere '^nfprucl)e an ben Äünftler
;
fein ^erf toar nic^t getan, tpenn er tiic^tig gelernt Ijatte unb bann mit leib«
lieber Begabung arbeitete; eine getoijfe ©ouperänität im "^uffäffen unb
©eftalten tpar nötig, um ben ©c^opfungen ben SReig gu geben, ber burc^
Q^enauigfeit unb 0acl)lic^feit, burd) Jleiß unb 2iehe allein nun nid)t met)r
3u erreicf)en toar. '^aß t)ie grof3en "^TTeifter biefer ^unft fcl)ufen, toirb ftet^
gu ben foftbarften Werfen ber '57lalerei gehören, tDenn and) tnvd) W ^ev^
anberung be^ ^unfttoollen^ in ber ^egentoart 3unacl)ft ^ie "^ufmerffamfeit
t)on i^nen abgelenft fein mag. Die impreffioniftifc^en Silber geringeren
CRange^ bagegen tperben, gang anberö al^ tie befc^eibenen ^erfe alterer
©efc^led)ter, in ^ergeffenl)eit finfen.
Tlod) ftrenger tpirb ^aß Q^evid)t ber 3eit über ben e^preffioniftifc^en
®cl)öpfungen tpalten. Diefe Äunft tuill "^u^brud perfonlic^en (Srleb*
niffe^ fein; ^orau^fe^ung i^re^ ^erte^ ift barum ber feelifc^e CRang
be^ Äünftleriö, t)ie gein^eit unb unbebingte ^^rlic^feit feinet ^mpfinben^,
unb feine gal)igfeit, ^aß innere (Brlehniß in äuf^ere Jorm umgufe^en.
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1)ieö fann ffc^ nur feiten fo gufammenfinben, i)af3 (Srgebntffe t)auernÖen
^erteö entfte^en. ^a^ bte vkUn *^it(äufer au^münjen, im'^ugenMicf blen-
t)ent)/ muf3 fc^neU t?erroften; nur toenige^ voivt) aucf) in fpätererSufunft gelten,
^ereitö feit Dem beginn be^ neunzehnten 3(i^'^^wnt)ert^ würbe neben t)en
Werfen, bte au^ innerem (5d)öpferbrang ^eroorgingen, eine ^iiiU pon
Q3i(bern für auf3ere 3u>ecfe gemalt: »tele bauon finb trefflich gearbeitet,
aber me^r unb me^r finft ber ©tanb in ber "^Tlaffe be^ bemalten fo tief, baJ3
t)ic ^e3eicf)nung ^unftwerf nur nocf) äuf3er(i(^ zutrifft. "Durc^ t)m 3ms
preffioni^mu^ u)urbe t)ic 3^rennung fc^d'rfer, tourbe beipu^t betont: ^unft umber 5\!unft toillen fonberte fic^ t)on ber *3}Ia(erei für t)ic '^Hajfe ber Bürger,
t)k t)on Silbern anbere^ »erlangten. Tlun ift, an ettoa^ anberer Otelle,
eine noc^ grünblic^ere (Scl)eibung gefommen. Um bte ^unft be^ (Sfpreffioni:^^
mu^ uerftel)enb gu empfangen, braucht e:ö nic^t nur tpie bort t)cn Kenner,
ber fic^ burd) ein befonber;^ fein veranlagtet unb gefcl)ulte^ "^uge auß ber
"^llenge ^erau^^ebt, cß braucht vielmehr '^Tlenfc^en, t)ic \id) in i^rer gangen
feelifdjen Haltung von ber burd)fc^nittlid)en ^üc^tern^eit be^ ^ürger^ ge=
fonbert l)aben/ tie alkß ©efd)e^en mit tDad)er 3nbrunft erleben, gugteic^ aber
ein ^6d)ft reigfame^ Smpfinben für t)cn '^u^brucf^tpert jeber Jorm mit*
bringen ober in fic^ auj^gebilbet ^aben. (Bß ift faum gu ertoarten unb aud)
nic^t einmal ju tpünfc^en, t)a^ tic 3el)ntaufenb ^eruf^maler in 'Deutfd)lanb,
fo wie fie üon ben '37leiftern be^ 3mpreffioniömu^ fd)lte6lid) einiget ^an"!)'
xoevHid)e übernommen ^aben, ^elligfeit unb breiten (Strid), nun auc^ t)en
(Sfpreffioniften auf i^ren fteilen unb gefäl}rlid)en Pfaben folgen follten; viel
überliefertet können tpürbe ^abei verloren ge^en, unb tpa^rfc^etnlic^ nic^tö
innerlich ^ertüolle^ gewonnen. 1)ie "^bfage an ^aß übliche in Jorm unb
©e^alt ift Diel fc^arfer al^ hei ben 3mpreffioniften; t)ie Trennung gtoifd^en
bem, xoaß nun ^unft im eigentlichen unb ^6d)ften ©inne fein will, unt) ber
"^llaffe t)eß ©efc^affenen, t)ie bagegen al^ Unfunft gelten foll, fc^eint nid)t gu
Überbrüden, ^ie fid) biefer CRif3 einmal wieber gufammengie^en mag, t)aß
fönnen wir wo^l vermuten, aber nod) nid)t mit (Sid)er^eit erwarten.
'Der 3mpreffioni^mUö l)atte ^ie Weit für t)aß ^uge bereid^ert unb eine
Äunft ber *57ialerei entwicfelt, t)ie in Seganne t)ie ^c>d)fte ©tufe ber Äoft=
15
bavUit erreicht; ba fft bcr Q^cift ganj ^aink getporben, bie TflaUvic gang
©eift/ u?ic nie ^iioor. Suglcic^ aber liegen in Sejanne^ Jorm Die "^nfätje 3U
Den mancherlei ©egenbeipegungen gegen t)en Dmpreffioni^mu^, vov allem
3U neuem ^auen t)cß CRaume^ unt) ber §arbigfeit nac^ eigenem ©efet3.
kleben if)m uan ©»og^, neben ber flaren £ogif unt) t)em attifc^en ©e=
fd)macf be^ ^ran^ofen bie teibenfc^aftlicf)e ^mpfinbung bejö ?7ieberlanber^/
auc^ bei if)m ift bie Materie ©eift, jeber Jarbenftrid) ift Seben, aber nun
ftürmifcf)e^/ brennenbe^ £eben. 'Der Pinfel fpielt nic^t leicht unb gärtlic^ über
^k £e(ntDanb/ fonbern mauert unb fc^lagt unb gimmert fefte ©tücfe f)in/ ber
garbforper fd)eint ni(f)t in 0rf)leiertan3en gu fc^toeben, fonbern er flacfert
unb brennt, t)ie garbe ift nid)t gart unb buftig tPie hei begänne, fonbern in
aller (Jrlefen^eit von unerhörter ^raft. '^an ftanb oor ettoa^ gang ?Teuem,
anfangt (Erfc^recfenbem : nic^t met)r ein genieß erifdjeö ^etrarf)ten lic^t blühen*
ber (Erfc^einung, fonbern %ußbv\xd)e ftürmifc^en (Empfinben^, t)aß in jebem
Pinfelftric^ gittert. 'Der 3mpreffioni:ömu^ ^ielt fidj an t)aß 0id)tbare, ftellte
t)aß ©eelifc^e gurücf, felbft t)a, too e^ un^ ^enfc^en ta^ ^efentlic^e ber (Sr-
fc^einung ift unb bleiben wirb, ^ei van Q^oq\) ift umgefe^rt alle^ befeelt,
nic^t blo)3 ^it '?Henfd)en/ auc^ Pflangen unb Wolfen, ja felbft 3!ifd) unb <Btul)[,
unb fo tPirft t)aß Seben in feinen Silbern überall ftarf unb leibenfc^aftlic^,
oft auc^ un^eimlid).
'^on anberer (öeiU ^er trug t)ie ^unftM (Sc^toeiger^ ^erbinanb ipobler
bagu hei, t)ie 0ef)=§orm M 3mpreffioni^mu^ gu enttoerten, befonber^ in
'Deutfd)lanb/ tpo feine ^erfe grof3e unb allgemeine ^ead)tung fanben. (Statt
ber garten '^uflöfung ber Sinien, ^lac^en unb 3^6ne ein 3eic^nen in feften
@trid)en, eine ftraffe Orbnung flarer gormftücfe, fraftiger färben,- alle^
Tlehenwevt fo fe^r »ereinfac^t, baf3 oft nicf)t hie (Erfc^einung gegeben tPirb,
fonbern gleic^fam Formeln ber ^inge, 'Die menfd)lic^e ©eftalt ift tpieber ent*
fd)eibenb im ^ilbgebanfen,- i^re ^etoegung Präger ftarfen "^u^brud^,- biefer
"^u^brud ift t)aß ^efentli^e, er burd)lebt au<i) auger ber ^ett>egtf)eit ber
giguren alle Sorm, ben Sauf ber Sinien unb t)ie Sügung ber gleichen.
^id)tiger noc^ tpurbe für t)ie neue Äunft ein ^lortoeger, (Bboarb ^und),
befonber^ burd) feine früheren ©emälbe, SRabierungen unb $olgfd)nitte. "^uc^
in if)nen fef)en voir nic^t bie gorm-'^ufloderung impreffioniftifd)er QIrt, vieU
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me^r etn^cft(id) tx)irfcnbe Stöcken, t?on fc^tptngenben/ ftarf fprcc^enben
Sfnien umgren?!, fie finb gclaöen mit "^hi^bruc^,- aber e^ tft nic^t bie tinfadjc
^raft unb uripiic^ficje ^mpfinbung^oblcr^/ fonbern fcltfamere Stimmungen.
(Sntfcf)iebener noc^ a(^ bei i^m entfernt fid) 3eid)nung/ ^avhc unt) Sic^tgang
oon ber unmittelbaren ^iebergabe ber^irf{id}fett/ nac^bermanfonftbamal^
ftrebte. Um fo jtpingenber ift t)\e innere "^debüjdi aller ^ilbteile, jeber Sinie
unb Jläc^e, unb t)aß SufammentPirfen ber '^(u^brucf^=^erte. (Eö befte^t
nic^t eilt ru^enber "^(u^gleic^ stpifc^en §orm unb Q)e^alt wie hei ^obler, unb
t)ie Jorm foll nid)t fo fe^r einen für fic^ befte()cnben/ gefd)toffen feften ^aubilben, fonbern i^r tpefentlic^er Sinn liegt t)avi\\ baf5 fie bem "^u^brucf
bient: i^r '^ert im (Einseinen ift t^ie ^efeelt()eit x\n^ im Orangen t)ie '^ev-
ftrebung gu ber erregenben ©efpanntl}eit/ in ber un^ merfvoürbige^'^rlebni:^
»ermittelt toirb.
"Die ^ational=©alerie befitjt fein ©emalbe üon '^Tlund}, ipobler, oan ©og^,-
früher tt)urben fie gu ^nfäufen unb felbft ^efd)enfen nid)t gugelaffen, ^eute
reichen unfere "Mittel nic^t m.ef)r anß. 'Dod) toirb burc^ Sei^gaben toenigften;^
3eita)eilig unb wec^felnb Qlnfc^auung Don i^rer ^unft gegeben.
'iTleben biefen ^^T^eiftern, beren Schaffen nod; mit ber gegentoartigen (BnU
tDicflung unmittelbar üerfnüpft ift, tPirfen aud) ^ünftler »ergangener 2eiiet\.
Statte fid) ber 3mpreffioni^mu^ eine befonbere '^Ijnentafel gurec^tgemac^t,
§ran^ ipal^ etwa unb ^ela^quej, ober unter t)en neueren "Deutfc^en ©d^abotP,
Krüger unb "^Tlengel/ fo uolljie^t fid) nun tpieber im CRüdbli^en eine »ollige
Umftellung. ^ic^t auf t)ie au^todl)lenbe ober ftreng fad)lic^e ^iebergabe ber
(Srfc^einung fommt eß an, fonbern auf felbftanbige ^ilbform unb ©eftaltung
inneren (Empfinben^, unb mit fc^a'rffter Strenge wirb t>ie Sl)rlid)feit ber
©efinnung gerid)tet. "Die linienreine ^unft be^ frommen *5}Iittelalter^ glängt
toieber auf, 'Dürer^ Stern »erbleid)t ein tüenig — fo ftarf fein (Empfinben
roar, man fü^lt fid) geftort burc^ fein Streben nad) iviffenfc^aftlic^er "Durc^-
bringung teß Sd)affen^ — unb ^rünecoalb^ lobernbe 5^unft tpirb auf ben
^oc^ften "^Itar erhoben. Unter ben 'Öeutfc^en be^ neun3el)nten 3«f)r^unbert^
erfc^eint »or allen "JTlaree^ oere^rung^roürbig, bejt'en ^ilbform nic^t au^ bem
?^aturau^fc^nitt enttpicfelt ift, fonbern »om fünftlerifc^en Tillen gefd)affen;
gugleic^ aber \)aben feine ^erfe ettx>ai^ Sd)U)ebenbe^, CRdtfel^afte^, bei aller
2 17
©efet3maf5fgfcit t>er Jorm ein Öcfjeimni^ in t^rem ^(tngen, ^aä unß mit immer
neuem 3auber bannt. "Der ^ert feiner Silber i'ft nod) nidjt aui^gefrf)opft,
tpenn wir fie mit t)er ^irf(ic()fcit t)erg(ei(^en/ u)enn xviv unß an D^^ptf)mu^
iint) §arbigfeit erfreuen, wenn unß beftimmte 3ufta'nt)e ot)er (Sc^icffale ties:
'37lenfc^en='Dafein^ ergreifen, fonbern e^ lebt in i()nen, imfaf^bar unb bod)
u?irf(fc^/ ein tiefere^ ©ein.
.ir ipenben un^ guna'd}ft ju einer CRei^e uon 'Malern, hn hmen t)k
'^ilbform am tpeiteften von ber tatfäcl)(ic(}en (Srfd)einung eine^ gege=
benen <ötüdeß 5 tatur abtDeid}t. ^enn i()re "^idjtunQ in fd)arfer/ (ogifc^er Q(u^=
pragung auftritt, tDi'rb fie al^^ubi^mui? begeic^net. $ier ift ber ^iberfprud)
gegen t)m 3mpreffionij?muö am fd)arfften, t)aß '?7Iitge()en fiir t)ie(e ^etrad)ter
am fd)tt)ierigften.
^orau^fe^ung ift t)a, u)ie bei mandjm ant}evm Strömungen gegentoärtiger
Äunft, baf3 bem (8>d}affenben unb bem Smpfangenben t)ie ^iibform tutc^tiger
ift alß Ue ^iebergabe ber (Srfd)eimmg. ^er vov ein fubiftifd}e^ Öemälbe
mit ber (Srn^artung tvitt, ein ©tücf ^atur m6'g(id)ft treu abgemalt gu pnben,
ben überfommt £'ad)en ober Sntriiftung.
"Der "^nfatj biefer ^ormentioiifiung liegt in ber 'Jid'c^enauflofung be^
fpäteren Ompreffioni^mu^. &e führte in (ogifd)er "^u^bilbung gur Jormel be^
?leo=3mpreffioniiömu^ — "^uffpütterung ber S(äd)en in Heine gleichartige
Stücfc^en aue;gefprod)ener unb leud)tenber §arbe — unb, in leichtem 0egen=
fpiel, ju ber freien ©ragie be^ "JTlatiffe — Sammlung ber g^arbe 3u ge=
fc^loffenen, in fic^ leicht betpegten ^arbfläc^en. Q(uf3erbem aber rief fie, nad)
altem pfpd)ologifd)em Q:^efet3, t)en Dollftänbigen .^ontraft f)ert)or, ber um fo
fd)ärfer auffiel, je «weiter jene "^uflöfung gebieten tr>ar. (Bine leife '^nfünbigung
bauon fe^en toir fc^on hei (begänne: rciumlid) flare ^infelung fleiner gld'c^en.
T>aß tt>irb nun toieber mit frangofifc^er Sogif toeiter enttoicfelt - in Porten
aud) bereite burc^ Üqanne — bi^ gur legten Jolgeric^tigfeit, t)a t)ie "^Tlalerei
ber Q)egentt)art, t>om "^nfprud) ber breiten ^efc^auer='57Ienge abgelöft, nic^t
me^r t)ie Hemmungen ^at toie ju früfjeren Seiten.
^enn in manchen ©emdlben be^ fpdten Ompreffioni^mu^ Umrif^ unb
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Oberf(ac(}e t)cr "Dinge in ber Ql((gemcin(}cit von £uft unt) £{d)t aufgc^eiv fo
Wirt) nun gerabe t)ie 0efta(t t)e^ (Sinselncn gum Q^egenftant) t)er ^i(t)=
formung. "Die u?ic{)tigfte unter ben mand)er(ei (Spielarten i)cß ^ubi^mu^
ge()t ba^in, t)af5 unbeftimmt fp^arifcl}e 9\unt)ungen t)er ?latur=(Srfd)cinung
im Öemalbe in Ebenen serlegt tt>ert)en mit flciren, grat)(inigen Begrenzungen;
biefe §läd)en fetjen fid) in beutiid) fd)arfen ^Binfetn gegeneinander/ unt) fo
entfte^en friftaKartige ©ebilbe. '3Deiter{)in werben biefe Q)ebi(be in Be*
jie^ung in einanber gefetzt, ujieber fd)arf gegen einanber gewinfelt, i[)re '^d)fen
begegnen fic^ nid)t niuv fonbern fie burd)freu3en fic^, wie in einer t)erancfe(=
ten SlriftaKbrufe. "Die ganje Bilbfldc^e tpirb in biefer "^rt ein()eit(ic^ burd)*
geformt/ alle SinieU/ (Bbemn, ^inhi, "^(c^fen bilden einen in fid) ru^enben
Sufammen^ang. "Die SRaumfd}id)t bUihi ba^er fd)mal/ auf 5^iefeng(ieberung
wirb üer3id)tet; ja e^ ift burc^ a((erl)anb ©egenwirfungen bafür geforgt/ baJ3
man nic^t fie^t/ ob t>ie an cinant)ev ftof^enben g(äd)en jurücf fuhren ober fid)
bem "^uge entgegen ^eben.
"JHit fold)er *Durc^formung ber Oberfläd)e f)angt eine neue CRf)ptf)=
mifierung be^ Bilbganjen gufammen. 1)ie fubifd)en gormen erftred'en fid)
nid)t nur/ wie wir cbm fagteU/ aU gefd)(offene S"^te^ ^^^^^ ^^^ gefamte Jiäc^e
{)in, fonbern fie fte^en auf3erbem in einer gang feften unb ftrengen rfiptfts
mifc^tn Orbnung. "Die Bübporwiirfe t)cß reinen 3mpreffioni^mu^ ent=
ftanben ali^ "^u^fc^nitte au^ ber (Srfd)einung/ nn 3vu'ed)triicfen/ wo cß ge^^
fc^a^ — in 'Deutfd)ianb weniger wie in §ranfreid) — follte jebenfadö nid^t aiß
fünft(erifd)e ^bfid)t wirfen. "^uf vicUn Sanbfc^aften biefer "^rt fe()en wir eine
burc^au^ ung(eid)e ^ewid)t^t>ertei(ung ber "J^lajlen/ t)ic ^iädjm fc^einen o^ne
binbenbe^ ©efe^ im Bilbe gu fte^eU/ fo wie W 3ufa((igfeit ber ?]atur fie bot.
'THan genief3t t)aß Seuc^ten un^ ()ic Sart^it ber ^avbc, t)ie ^ebmtiQfcit ber
THaUvd, aber ber CRaf)men fonnte fd)(ief3{id) aud) t)a ober bort anber^ oerfaufen.
Bei "^avieß bciiel)t fid) ^aß Bilbgefe^ be^ SR()ptf)mu^ auf §ormfompleye
:
©eftaiteU/ Baume — bei ben^ubiften bagegen auf (Sinselteüe ber ^rfc^einung/
in Ue fie gieid)artig jeriegt wirb. "Die S^ompiefe werben ba^er jerbroc^en,-
ein ^urm etwa wirb gefnicft/ ein ^opf 3erfd)oben : tie fo entfte^enben ©c^nitt«
ftücfe ber 5^aturgebi(be werben friftaliartig geformt/ unb biefe nun gteid)«
wertigen ^eile fügen fid) jum ftrengen CRf)pt^mu^.
2* IQ
T>ic ^avhc cntfprid)t natür(id) t)cr 3efc()nerffc^en (Btth'fferung. @te ^at (n
'^ii^bcf)nunc5 unt) ©tiife feine unmittelbare ^egie^ung jur ^irf (ic()f eit : t^rc
Qluöbe^nung ift öurc^ t)ie g(äd)en=Umc5ren3ung t)ev h\bi]d)m Q^ehiit)^ bc^
ftimmt/ iijvc 0tufe unt) (Sättigung burd) t)m CR^pt^muö t)e^ ^ilögangen.
"Die Öefamt^altung ber garbe betuegt fic^ gwifc^en bräun(id)=grauer 2onig=
feit unt) ftärffter Prad)t.
'2(nfid)ten üon Q)ruppen fd)arffantiger ©ebäube, (Stilleben mit f)artge-
formten (^egenftäntien fommen biefer ^ilöabfic^t am meiften entgegen, t)od)
malen t)ie .^ubiften ciud) £ant)fc^aften unt) Siere, menfc^lid)e ©eftalten unö
^6'pfe.
Unter t)en beutfc^en Malern t)er ©egentoart, t)k auß einem §ormgrunt»fat3
t)cß S^ubi^mu^ fc^^ffpn, ift ber begabtefte Sponel FEININGER, fpät erft
3ur "JTlalerei gefommcn, urfprüng(id) "^T^ufifer. ^aß ftrenge ^langgefüge
^ac^fd}er '^ufif erfüllt il)n beim "Wirbelten, vollersroda f^bbilbung 1),
eine ©ruppe von ©ebäubcn, geigt t>ie Sogif feinet "JormtDillen^/ Die t)od) gu*
gleicti tem '^u^brucf inneren ^mpfinben^ bient. ?Tid)t |et»er xoivt) i^r folgen
fönnen ot)er tDollen, unt) aud) toer i^r folgt, tpirt) nid}t glauben, t)a)3 t)ie^
nun ber <Deisl)eit letzter (Sd)luf3 bleiben u?ert)e, fo u)enig tpie ettpa ber ?7eo=
Ompreffioni^mu^. ^er jeboi^ ber '^bfid)t be^ fef)r ernft ringenben Äünftler^
fid) nic^t oerfc^lief^t, tpirb in bem (Spiel ber Linien unb 5läd}en, in ber 2Da^l
unb Orbnung ber garben, in bem äußerft forgfdltigen "Vortrag feffelnben
CReij finben, unb barüber t)inau^ in ber ftrengen "^Tlufif biefer gorm einen
merftDÜrbigen Solang t)erne()men, eine feierlid)e ©timmung.
Tlidjt fo logifc^ fd}arf, ftiirmifdjer, betoegter, ein grof3e^ .^aupttüerf be^ im
S^rieg gefallenen grang MARC, „der türm der blauen pferde" (%h^
bilbung 2). 3n biefer Benennung ift angebeutet, baf3 e^ fid) um einen ^auvon gorm unb garbe l)anbelt, nid}t um ^iebergabe eine^ (Stücfe» ^atur.
"Der hochbegabte "^aler voav ein §reunb unb Kenner ber Siere, i^re^ ^ud)fe^,
i^reö ^efen^. ©eine fria^eren Silber finb in ber ^eife t)cß 3mpreffioni^*
muß gemalt, t>on übergeugenber ^refffic^er^eit. "Dann »erlieg er biefe ^rt,
ftellte ©eftalt unb ^etpegung ber Siere in t)ic ©c^ärfe friftall^after Jorm
xm^ rl)pt^mifc()er ^ilborbnung ein. 3n unferm Öemälbe ift ber fubiftifd^e
(yrunbfat3 nid)t ftreng burc^gefü^rt, anbere ^Regungen au^ bem ^unfttpollen
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t)er ^ccjcntDart fpfcfen mit hinein, '^tcl wdd) fd}tit)ingcni)e Stnicn, in ticncn
fic^ fein Temperament befonber^ gd'icflid) au^fpract). 'Diircl) tiaß befuge ber
Sinien tint» §(a'c()en f(ingt ftarfe ^arbe, reid) unb r^pt()mifc{:), unabf)ängig
von t)er 51aturnac[)bi(bung. *Die (Smpfintiung für ba^ ^^efen t)e^ Stereo
imb bte (5e(bft^evr(ic^feit be^ ^ilbgefe^c^ oerbinben ftd) gu feltfam präd)tigcr
•^uc^ Pau( SEEHAUS, eine t>ie( t)erfpre(^ent)e Begabung, tx>urbe ein
Opfer ttß ^riege^/ in früher 3w9^nb. 3n feinem fieinen ^üi), Magde-
burger DOM f^lbbilbung 3), bleibt er t)em ?7atiireint)ru(f na^er aiä
§eininger, unt) bie ^arbigfeit ift nicf)t ernft unb ^djwcv, fonbern btü^enb unb
teuc[)tenb. '^iciUidjt barf man taxin einen ^u^brud r^einifc{)en £eben^-
gefü^l^ empfinben.
^a^renb t)ie "^ufiocfenmg ber ^avb^iädje, hie tPir ettoa in '^Tlonet^ ©e*
ma(ben beobadjten unb t)ie in feinen legten Werfen immer weiter ge[)t/ burd)
ben 27eo=3mpreffioni^miii^ t)erftanbe^maf3ig burd)gefü^rt tüirb, fo ftrebt Wanbere Bewegung, mit dqanne beginnenb, auf »erfc^iebenen ^a()nen nac^
ftetf^ fefterer ^inbung ber (Srfd^einung, bii? gu bem ftrengen CR^pt^mu^ ber
^ubiften. 'Dort eine tt)iffenid)aft(ic^ geftütjte Qlu^biibung ber 'Jarbengeriegung,
^ier eine mat^ematifd) geartete 'Durd)geftaltung be^ CRaum(id)en. 3n beiden
CRid}tungen/ ber formelhaften ^eiterfü{)rung wie ber formell)aften 'Verneinung
t)eß 3mpreffionii?mu^, u)irb ber ma(erifd)e 'Vortrag forgfältig ge^anb^abt,
aber e^ fe^it jener D?ei3 ber guten Malerei, tPie man ffe biß hal:)in uer-
ftanben ^atte, unb xoie man fie t)ermut(id) aud) tr>eiter^in verfielen tPirb, fo
lange mit bem Pinfe( auf Seinwanb gemalt tPirb. 'Der ^eo=3mpreffionii^mu^
ift eine (e^te 5oigerid)tigfeit, ein (Snbe; ber ^ubi^mu^ tie llmfe^rung, ge=
fd)ic^{lid) 3U oerfte^en unb gu tpürbigen alß 'Durchgang unb (Sr3ie()ung in
neuer '^^^'"i^nfc^^uung unb Vilbgeftattung. Pablo pfcaffo, ber in PariiS
toirfenbe ©panier, ein '^poftel teß 5lubif5mu^, geic^net bereite ab unb in
toieber Q)egenftanb(id)e^, befennt fid) in 3ngre^/ bem ftrengen ^iaffijiften.
'Die "Jorms^ufgaben ber gegenu)ärtigen ^unft, t}ie voiv einmal alß Klärung
unb Kräftigung ber Jarbe, befonber;^ in ber 'JHati|Te-(3d)u(e, geftetit fef)en,
bann alß 'Verfeftigung unb SR{)pt^mifierung \)eß C'^äumlit.Vn, im Äubi^mu^,
2i
bicfe <liifga(")cn fliegt ipcinvid) NAUEN, t)cr CRf)c(n(änt)er/ fc(bftant){g gu
löfcn, in uncrmüöd'd) ftrcngcr ^Irbeit. '©urd) ga^Kofc genaue Otubien macf)t
er fid) t)ie ^atiirerfdieinung 311 eigen, Die jeöem ^ilboortDurf gu grunt)e liegt,
fiärt fie Öann jebod) ab 3U fd)arf umgrensten g(äd)en (eud)tent)er, et)(er §arbe.
1)iefe 5(äd}en fint) meift fpi^toinfelig in einander gefd)oben, unb fie fügen
fic^ 311 einem feften CRi)pt^mii^ t)iird) t)aß ^ilt)gan3e ()in. Unfer Stilleben
(QlbbilDiing 4) S^igt foftbar erlefene unt) gegeneinander flingenbe garben, in
VDcid) beipegtem Vortrag,- t)er ^au t)e^ Qknsen frei(id), ein feltfame^ 2^eben=
einanber, (äf3t me^r t)ie "Aufgabe ber g(ac^en=CR()pt^mifierung erfennen aiö
i()re £öfung, um bie ^auen nod) ringt, ^ie unb ba bereite mit über3eugenbem
Q)elingen.
|agegen fü^rt nun eine anbereSiniesu immer freierer Socferung unb ^e*
toegt^eit ^eß garbförper^. ©rogte ^ü^n^eit unb ftarffte Begabung unb
freiefte ©elbftdnbigfeit entfaltet auf biefem ^ege O^farKOKOSCHKA.3n unferer (Sammlung ^dngt eine^ feiner .^aupttoerfe, die freunde,
gemalt 1918 C^bbilbung 5). ^^ l«J3t ficb tr>ot)l faum ein größerer ©egen*
fatj ber "JTlalerei benfen al^ 3tDifd)en bem feften ©efüge ftarrer formen
in ^eininger^ ^ilb unb bem erregten 3^an3 leui^tenber Jarbflecfen bn ^0-
fofd)fa. ^iele ^efud}er mögen 3unäd)ft von ber fraufen ©efamterfc^ei=
nung befrembet fein, ^inge^enbere ^etrad)tung t)ei$ "JHaltoerf^ — in ^o*
fofd)fa^ jüngften ©emälben ift cS breiter, tceniger gelocfert — tt>irb in feine
*27Ieifterlid)feit unb 'Öurd)lebtl)eit hineinführen. '2Dir treten na^e vov t)ie
Seintnanb unb fef;en un^ haß Jarbengewirf gan3 im (Binicimn an, beginnen
etwa bei bem ^opf ber ^van, iinU. 3unac^ft ftel)en auf ber Seinipanb bünn
^ingeftrid)ene 3arte ^öne, bunfel unb ^ell, t:)on ^d)xoavi biß in feinem '^ai=
grün. 3n t)en oberen @d)i(^ten t)eß '^Tlalförper^ fammelt fic^ ber Vortrag
bann allmal)lic^ 3U felbftdnbig tDirfenben pinfelftrid)en t)on t)erfd)iebener
"Jarbe, ©tdrfe, CRic^tung,- in auJ3erorbentlid) freier Umfe^ung geben fie, in^
fammen mit ben barunter liegenben 3!önen, t)ie Jorm unb t)ie garbe t)eß
©efic^t^. ^ir betrad)ten genau t)aß Ornament biefe^ö ©tüde^ 'TUalevei, t}aß
Hbereinanber ber (5d)id)ten, t)aß Q)egeneinanber ber Pinfel3Üge, haß 3nein=
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anberfd'ngcn ber färben — gur ub(t(f)en *^ortrag^art t)erf)ä(t eß ffc^ etwa voic
gu dnfad)er ^olfcnbilbung t)aß feffe(ni) reiche ©c^aufpfel, ba^ man befonberö
am '^Tlccr gegen "^(bent) fc^en fann: tyenn 3a^(retc{)e tn fic^ ^ufammen^angenbe,
aber bocb tiiird)brod)ene ^o(fenfc{}i({}ten fi'd) über einanber betoegen, a((e uer*
[(Rieben in g'arbe imt) 'Durd)(eud)tung/ &ie oberfte (ödjidjt am milbeften unb
tDeic^ften. Unb xoiv geben un^ nun bem merftrürbig erregenben CReij ^in,
t)ic ^egie^ung biefe^ ©tücfe^ "JTlalerei gur iSrfc^etnung ber ^irfüc^feit 311
empfinben.
^n $a(^ unb Q3ruft ber grau wirb t)aß ^et3ir»erf ber Pinfe(ftrid)e be*
tx>egter/ t^r ©c^tDung freier, t^r CRelief fräftiger, i^re §arbigfeit (eud)tenber.
ipie unb t)a ©treffen von foftbarem CRot; entfpred)enb wirb auc^ t)aß Qövün,
ber ©egenpart gum ^autton, ftarfer. *3Dieber i?erg(eid)e man tikß g(ü()enb-
lebenbige garbengewirf mit ber (Erfc^einung ber ^irftid)feit/ wie etwa t}U
Sonunterfc^iebe ber ^auptftäc^en — am ^dß, über bem ^ruftbein, ben
@d)(üjfe(beinen — ffd) gettenb machen, g(eid) ^erfd)iebungen ber 3^onart in
retc^=bewegt baF)inf(ingenber <opmp^onie. 'Dann fommt haß pvädjÜQ ftra^=
(enbe 'Violett be^ ^Uiheß^ in breiteren gieden gematt; am '^Irmel anber^ aiß
an ber ^ruft unb wieber anber^ in bem 'JTlitteieinfatj. (So ru^ig ber Son
im Orangen fc^eint, fo ichcntiiQ aud> ()ier feine (Sntfte^ung — oft fie^t man
fünf, fec^^ (Sd)icbten übereinanber — unb fo unerfd}6'pf(icf) reic^ haß Seben
ber 'Jarbe. (Bin fo(c()e^ (Stücf wirft nid)t für ftc^ aüein, Steigerungen fommen
üon na^ unb fern,- ^ier gleich rec^t^ t?on bem ^ioiett ein fd)ma(er (Streifen
icudjUnhen "^ianß. (Bß (ocft unferen ^(icf fort, nac^ oben, nad) red)t^.
^at man \id) fo vov biefem ru^igften ^eil ber ^ilbfläc^e in haß Seben heß
•^atwerf^ ^ineingefe^en, in haß t)ielfd)i<^tige unb boc^ Hare übereinanber,
in haß raftiofe ©egeneinanber ber fc^malen unb breiten, fenfrec^ten unb wag-
reiften, ruf)ig (agernben unb frei fd)wingenben ^infeigüge, in haß auj^erft
oerwicfelte (Sic^=^reu3en, (Sic^-^egegnen, (Sid)=@teigern ber "Farbwerte,
ben ^ed)fei t)on matten unb (euc^tenben 3^onen, von ^arm unb ^ait, fo
gef)e man nun weiter, nad) rec^t^ ^in, wo ber garbentanj immer erregterwirb.
"Der ^opf ber ^aibfigur Dorn — ber Äünftter feibft — ift gang bünn ge*
malt, breite einfad)e §(äc^en reicher mitber garbe, nur einige 3üge ()e(ien
CRote^ fc^wingen fraftiger auf i^nen ^in,- ftarffter ©egenfatj ha^n ber ^opf
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rctl}t£^ öanibcr - ber 'Dichter .^afcncleoer — ciuß fcf)ma(en pinfelftricfien
mcift fräfttgcn CRetieft^ gebaut, gelbbraun unt) fe()r oicl Önin. 'Die (Schulter-
fläcbe an beiden Öeftatten af}n(i6/ ^e(( btäulic^ im ©an^en; fie^t man ge-
nauer 3U/ fo finbet man eine fein überlegte Unterfd)eii:'ung gunfc^en ben ein-
zelnen flöten, bie jet)en l)er beiden "^fforbe sufammenfetjen,- in ber oorberen
gleiche allei? ettua^ frf)arfer unÖ fräftiger, befonber^ t)ie blauen Süge, in Öer
3urü(fftef)ent)en tDeic{)ere Ä'lange, ein tpenig gekämpft, mcbr grau: ber^ünftler
erftrebt/ bier tpie and) fonft, t)ie CRaumtPirfung rein burd) ba^ farbige ©ebilbe.
Leiter nodj ift folc^er "^(bftanb gtpifcf)cn bem t)orf)in heivad')UUn Q^efic^t -ber
grau unb bem lic{)tfarbig glattfläd)ig gemalten ^opf ber 'Dienerin in ber ^ür.
CRec^ti^ t)on ber ^üfte bei^ "^TTaler^ t)k ftarffte garbigfeit: bie 'Jruc^tfc()alc
- prac{)tDolleij CRot, leu^tenbe^ ^lau am Seder^CRanb; ettoa in ber '^iit^
nu'tte t)k ()erab^angenbe §anb be^ ^idjtevß unb t)ie .f)anb ber §rau mit
bem ©la^. 3tt)ifd}en i^nen fpiett auf^erfter Q)egenfa^: tk ^anb beö
•^lanne^ ()art mobediert, t)k ^ingerglieber fc^arf abgefel3t/ fra'ftige^ Q)e(b
unb ^eif3/ ftarfe^ SRelief; ^ic tpeiblic^e .^anb tpeid) in ber ^orm, von
rofiger ^arbe, gtatt unb bünn gemalt, nur t)k beleud}teten 5eile ^ebcn fid)
gart al^ foftbare^ CRot axiß bem umgebenben l^unfel ()erau^; uiel fc^tparjer
©runb liegt I)ier frei.
©0 gef)e man nun ©tücf für <Stücf ber Malerei nad), überall ift t)k §arbig=
feit üon größtem CReid}tum/ auc^ wo fie, im gangen gefe^en, gurücf^altenb ift;
im eingelnen immer ftarffte ©lut, prangenbe Söne unb überrafd)enb rei3t)olleö
Sufammenflingen. '^er funftgetx)crblid)e 'Dinge erfinben tDid, ber fann fid)
{)ier unerfd>6'pflic^e "Anregungen für nie gefe^ene '5arben=©ebinbe ^olen.
^at man fi^ hd na^er ^etrad)tung be^ (Singeinen in ^aß Seben ber
Jarbe ^ineingefe()en/ unb tritt nun wieber etvoaß gurüd, fo bemerft man,
baf3 t)k fd}einbare ^3illh'lr bei? (Singeltange^ in ^a^r^eit tt)of)l georbnet ift.
^ir töiefen fd}on auf t)k farbige ^egiei)ung ber beiben @c^u(terflad)en ijin;
man fann üon ii)nen nac^ Derfc^iebenen C^id)tungen bie bläulichen Sonetoeiter-
ge^en fe^en, fic^ oerftärfenb unb fic^ t)er(ierenb. '^.^nlic^ giebt '^raimgelb in
mannigfad}en "Abfiänben unb "^(bfinfungen, aber boc^ alß einf)eitlid)e "Jolge
toirfenb, burd) t)aß ^ilb l)in. ^agtr>ifd)en fleinere 3ufammenl)dnge, toie t)aß
CRot=@d)U)arg ber grauenf)anb mit bem ©la^, im ©efid}t be^ "^^kler^ toeiter-
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ftingeni). (So (ofen ffd) tjerfc^icbene ^onfofgcn, matte iinö (eucf^tenDe, warme
unb faite, ^erau^, immer neue, bfe ffd) alß fii^renbe xm^ geführte orbnen, ^aß
ganje farbige Seben gd'ebein. "^(uf^erbem oerfc^d'ngen imt) t)urc{)fet3en ftd) biefe
3!onfo(gen auf^ mannigfad)fte. "TRan fefie 311m ^eifpiet, tx>ie fic^ in t)em
bärtigen Äopf be^ Dr. ?ieubergert)a^^raun unt) ©elb feiner erhobenen ^an'O
mit bem uon (inf^ fommenben Q5rvin unt) ^(au begegnet.
^ritt man t)ann nod) toeiter guriicf, fo t?ereinfad)t ficf) a((e^: bte beiöen
ipatbfiguren t)er '^TTi'tte trennen fic^ oon einanber, ber Sifd) fteKt ficf) tDagrec()t
bastDifd^en, t)a^ fd)ei'nbare ^irrfa( fi'igt fid) 3U rul)iger g'eftigfeit t)e^ CRaum=
gebilbe^; bfe "Jarbe flärt fid) in überrafc^enöer ^eife, ^aß ©ptel ber 5^on=
trafte xin'O t)te ^erfd)(ingung ber Sonfolgen wirb p(anool( ein()eit(tc^.
Tlidjtß ift Derfe^rter aiß fid) tiurd) t)aß (Sd^lagvDort (J^preffioni^mu^ gur
.^orfteKung t)on einer gefd)(offenen SRic^tung yerfü^ren gu (äffen. (S^ gibt
feinen gr6'f5eren Q^egenfafj t)er '^nfdjauung unb '^lbfid)t aU 3n?ifd)en ^ofofd}fa
unt) t)en ^ubiften. ^aß ©emeinfame ift t)er Wiik im frei gefd}affenen feften
^ilbform -- benn auc^ Äofof^fa^? lodere unb fd)einbar u?i(be ^lalerei ift
Har geordnet/ ()oc^ft geiftuoU t)urd)fomponiert. 5^ofofd)fa uere^rt t)ie grof3en
'JHeifter t)er ^^Tlaierei/ aber uorbübiic^ fint) i^m nic^t t)ie Jrangofen unt) t)ie
3ta(iencr, fonbern t)or aikn "^(tborfer, unb in D^embranbt^ ^unberwerfen
litht er t)ic unerhört feine unb nie au^3ufd)öpfenbe gugierung ber garben^
Sufammen^änge, tie üieiftimmig von g(äd)e gu §(äc^e ge()t/ in ben fpäteren
Werfen t?on Pinfe(ftrid) gu Pinfelftric^.
^ie bie ^arbe, fo ift hei ^ofofd}fa aud) ber Otrid) uon {)öd)fter £ebenbig=
feit, felbft in tcn fc^einbar unbetonten teilen: ba^ "JKaltDerf ift an jeberOteiie
t)on £eibenfd}aft burd)pu(ft; fie lebt in jebem <Stücf be^ Jarbforper^, in jebem
Pinfeigug.
'Öiefe t)ulfanifc^e (Jrregt^eit ^ängt jufammen mit bem ©inn be^ (Sd)affen^
:
nic^t iperfteKung eine^ in fid) ru()enben Q^cbiit)eß, cimß Q^egenftanbe^ ber für
fid) befte()t, eine^ f(einen Slo^mo^, uom 5^ünft(er ^erüorgebrad)t unb nuneigenei^
Seben fü^renb — fonbern wir fii^ien in a((em t)aß gefta(tenbe 3c^ be^ ^ünft(er^
noc^ am ^irfen, t)aß Tonnen unb (Spieien, t)ie ^rfinbung^fü((e unb (Er-
regung,- man mod)te fagen, t)(iß Q^ehiitic ift von feinem @d)opfer noc^ nic^t
entiajfen, e^ formt fid) vov unferen "^ugen, unfer ©inn wirb aufgerufen, e^
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mit lu fcf)affen, tn bfc (Spannung bc^ <E)d)a\fenß einzutauchen, in if)r mit gu
leben unb mit ju bilden.
3m eckten ^unfttoerf geftattet ffd) pcrfontid)?^ $!cben jur ^orm. *^or
^ofofc^fai^ ^i(ö crfaf3t un^ t)kUv '53organg mit bcfont)erer ©tärfe,- erregter
unt» errcgent)er (ilß in anberen Werfen flingt uni^ t)ie Q3eiftigfeit be^ ^i'inft*
ler^ überall entgegen. Unb t)aß "JTlittel i^rer Äußerung ift t)ie *57]alerei.
'Darum ift e^ ^ier burcbau^ notirenbig, baf3 Öer ^etrac^ter 'JTlalerei at^
•^Tlalerei ju fel)en üermag. '33er an unmittelbaren ^^ergleid) mit ber (^rfc^ei*
nung gewöhnt ift, ober an eble Sinie ober fubifc()en SRl)pt^mu^, bem
hkibt ber CReic{)tum biefer (5c{)6pfung t>erf(^lojfen: ba^ '^T^atwerf ift ^ier ber
alleinige Sugang gum ©eift be^ ^ünftler^. (Sc^lie^t er fic^ auf, fo umfängt
uni^ ein "^Inberef^, taß xoiv etwa hei ^anct nic^t finben: eine merftoürbige
innere fölut — unb tieß ift nun ber ^eif3e ^ern, au^ bem jene^ milfanifc^e
'Jlacfern ^ert)orbrid)t. 5^ofofcl}fa^ ©c^affen ift nic^t ein befcf)aulic^e^ @ic^=
"^erfcnfen in ^ie (Jrfc^einung, nid)t ein ru^ige^ ^u^geftalten gefetjmägiger
^iibform, fonbern ein leibenfc^aftlid)eiö "^uöleben be^ 3d); (2rfd)einung unb
^ilbform finb toie 'Dinge unb SRäume an benen i)ie flamme ^ingüngelt,
t)\e fte praffelnb burd)lo^t, feltfam ^in^elne^ ^erau^^ebenb, farbig erleuc^=
tenb, "^nbere^ üerge^renb, serglü^enb. Tlid^t ^ie 1)inge nnt) CRä'ume finb
t)aß ©c^aufpiel, fonbern t)aß 2o^en t)eß Jeuer^.
3u CRaum unb Jarbe fommt al^ toefentlid}er ^ert ber '^uiöbrud ber
^opfe unb ^ie (Stimmung im ©angen. Unb man empfinbet, tafi, nid)t einß
bem anbern bient, baf3 nic^t t)ie '^Tlalerei ben '^lu^brucf geben foll, fonbern
baf3 alleö jufammen entfte^ in einer oifionär toirfenben ©d}ajfen^fpannung.
'Der 3mpreffioni:ömu^ ^atte tie Slunftfreunbe fc^on ^avan gett)öl)nt, ^af^,
im ^ilbni^ t)ie '^uffajyung t)eß Slünftler^ Mß (Sntfc^eibenbe fei, nid)t t)aß
§amilien=llrteil, nid}t t)aß ©efet3 t)eß ©alon^. ^ie ^eruorragenben 3m=
preffioniften malen nic^it toa^lloö ^ilbniffe nac^ t)en Sufälligfeiten ber ^e=
ftellung, fonbern lieber \\id)en fie felbft, ober aud) ^ie £eiter öffentlicher
(Sammlungen, bebeutenbe Perfönlict)feiten au^, an benen fic^ i^re ^unft be*
tätigen foll — 3unäd)ft meift unter heftigem ^iberfpruc^ ber Betrachters
"^Tlenge.
^on ten fo gefcl)affenen unb burc^gefämpften *^orau^fet3ungen au^ ge^t
26
nun t)k '^i[t)nißhm\t ^ci$ „(E^preffioni^mu^'' entfc^loflTen tpeiter. T)a^ bte
'Dargcftc((tcn nicl}t fo erfc{}etnen foKen, «?te fie ffc^ t)or Der ©efe((fc{}aft, fm
©pieget/ fc^cn möc()ten, ba^ tft fd)on hird) ben 3mpreffioni^muö erletiigt;
aber e^ fommt nun ciud) nid)t me^r auf t)ie auf3crc (^rfc^einung an, bte Öiefcr
iDieöergab/ tpobci er ffe oft funft(erifcf) bereicherte Öurd) ©onöertDirhingen
be^ £ic{)te^, ba^ über t)te il'in3e(f)eiten t)er "^orm ^infpie(t. 'Da^ (Sd^aubare
erfc^etnt nic^t me^r aiß ^ert an fic^, feine ^iebergabe nic^t alß Aufgabe
t>er Äunft. "Die Srfaffung unt) 'Darfteltung t)eß perfönlic^ (Seetifc^en bleibt
allein übrig, aber fie wivt) auf3erorbentlid) gefteigert.
(öo mad)t fid) aud) ^ier jener '^n'iid)t auf „CRic^tigfeit" geltent). "Der
©inn t)ahn i\t, burc^ bie Umbilbung, bur^ t)k "^erftärfung au^brucftragenber
^eile, burc^ ^k Unterbrücfung anberer, t)aß @eelifd)e be^ "Dargeftellten gu ge*
ftalten, nic^t fo ti?ie e^ fic^ jebem Q3etrad)ter 3eigen mag, fonbern fo wie e^ ein
fül)lfam=a^nenber 'Dichter fie^t, bejfen ^lid nid)t t)aß 'klügere ber formen
hcobad)Uiy fonbern i^ren ©inn errat, hiß in ^aß ^efen ^ineinblicft, t)aß fic^ in
i^nen ausprägt; unb ein ^id)tev, beffen eigene ©eele lobernbe)^ Jeuer ift.
5"lid)t ^iebergabe ber gefeftet vor t)m '^Hitbürgern erfd}einenben Perfon=
lid)feit, fonbern ^lof3legung i^rer ge^eimften (Seelen=(3onberlid)feit. ^aßgelingt um fo belfer, je me^r ^ahci t)ic innere '^I^elobie t)eß "^Tlaler^ in feinem
Gegenüber tpiberflingt. ^immt ber bebeutenbe impreffioniftifd)e ^ünftler
nid)t unbefel)en t)m ^(uftrag j^t)cß reid}en ober l)od) geftellten ^ürger^ an, fo
ift ber ^^preffionift nod) toalylerifc^er, er fann nur TRm^djm malen, f)ic iljn
fejfeln, t)ic i^m toefen^oertpanbt erfc^einen, W i^v ©ein, il)r 2ci^m ober
©e^nen mit gleicher (Stärfe empfinben.
O^far ^ofofd)fa ift ber reigfamfte ^ilbni^maler biefer "^(rt. ©eine Äopfe
finb iSrlebniffe, toie für t)cn ^ünftler, fo für t)en uerfte^enben ^etrad)ter.
T)ie feelifd)e ©pannung ift meift fe^r ftarf; toir finb nic^t mel)r im fieberen
ipafen be^ too^lgefet^ten ^ürger^, fonbern puf ber ftürmifc^en @ee einer
fü^nen unb aufbege^renben 3^9^»^/ t>oll brangenber innerer (Srregtl)eit.
'^uc^ t)ie ^anbe nehmen teil am "^u^brud, wa^renb fie bei tm 3mpreffio-
niften al^ ©tilleben gemalt tpurben. ^öpfe toie ipanbe ujollen barum auc^
nic^t al^ unmittelbare ^iebergabe t)on ^irflic^feiten gefef)en tx)erben, unb
tper in feiner '^orftellung fold}en "^ergleic^ 3iel)t unb tanad) ein ©emalbe
27
beurteilt, für ten bleiben .^ofofc^fa^ Q3i(t)ni|ye fatfcb unt) erfd)recfenb. "Die
Ädift gtDifc^en t)er att=gefefteten bürgerlichen ^elt unt) ben Prägern be=
tDegteren $'eben^gefül)l^/ 3tt)ifd)en t)er allgemeinen @e^=(5:^ett)D^nl)eit unt) t)er
neuen Qlußt)rucf^='g'orm, t)icfe !^luft ift f)ier uorau£>gefct3t. *2)3er aber t)em
"JTlaler ju folgen üermag, t)er fül)lt fic^ von feinen ^ilbniffen fcltfam gefeffelt
unb angesogen, erlebt t)avin t)ic §einneruigfeit beö ^ünftler:^, beren ^urt)e
aud) bn leifen CReigen u)eit au^fc^lägt, erlebt fie in ber merfcoürbigen Um=
fetjung gu formen unb färben, t^k burc^ i^re '^btoeic^ung uom getDot)nten
(5ef)bilb i)aß feelifd) Ungea)o()nlic^e uermitteln.
Unfer ©emdlbe, t)k 'g'reunbe, ift nit{)t eigentlich al^ ^ilbni^ftücf gemeint,
fonbern me^r al^ ein ^eieinanber pon "^TTenfct^en t>erfd)iebenen ©eblüte^,
unb vov allem alß '^TlaltDerf. (Bß gibt alfo nic^t einen t)ollen begriff uon
feiner ^ilbni^funft. 3mmerl)in, tuenn man fic^' in t)k Jorm ber "Malerei
^ineingefe^en \:)at, wirb man ernennen, befonber^ bd bem bräunlichen ^opf
be^ 1>ic^teri^ ^afencteuer, baJ3 ^ier nid)t nur bie'JTlittel anber^ finb ali? früfier,
üielme^r aud) t)U "^luffaffung be^ '57lcnfci)en, baf3 ni(^t t}k äu|3ere (Srfc^einung
an \id) oiebergegeben tuerben foll unb t)aß innere <^cin nur fotr»eit e^ fic^ in
t^r bauernb unb gleid)fam öffentlich ausgeprägt \:)at, fonbern ^a^ ber ^ünftler
t)ie geheime ^efen^eit gu erfaffen fucf)t unb t)aß gegebene ^ormgebilbe nur
benu^t, um t^aß oon i^m erfüllte feelifd) ^efentlid)e auSgubrücfen, felbft-
^errlic^ (Sin^elneS tueglaffenb, ober betonenb unb entgegen ber SRic^tigfeit
t>era'nbernb. 'Der ^uSbrucf in bor Haltung, im "^unb, namentlid) aber im
^licf, ift oon einer ^efonber^eit unb 0tärfe, bic fid) feffelnb einprägt, (tß
ift ein "^uSbrucf, toie er biefem ^opf in '^ugenblicfen innerer (Spannung,
oifionären (5d)auenS eigen ift. *33oll merftpürbigen SebenS aud) t)ie f)erab*
{)ängenbe l)elle ^anb unb tie bunflere auf bem ^ifd), mit bem eigentümlich
gebogenen "Daumen.
un eine t}viUe Sinie — toir greifen ^ier nur toenigeS ©tarfe auß bem
'reid) blü^enben Seben gegentuärtiger 5^unft ^erauS, bem ^eftanb
unferer ©ammlung entfpred)enb, ber aber immerhin l)eute fc^on von toefent^
{id)m fünftlerifc^en Gräften eine jureic^enbe ^orftellung gibt.
28
(Einige fa'c^fifd)c "TflaUv f)attcn fic^ ju einer ©nippe 2ufammengefd)(of]'en/
t)fe fid) „t)te Erliefe" nannte. @ie [tanben in fd)roffem ©egenfatj gum
3mprcfftont^mu^/ matten in grof3en, feft umgrenzten §(äc()en ftarffter ^arbe,
ein tua^irer 0d}recfen fi'ir t>ie bamalige (Sc()sQ)etx)ot)n^eit. Gnstoifd^en
\)at fid) i)aß (3e()en ber SlimftfreunDe tpefentlic^ umgeftcKt/ aber aiid) t)ie
*57Ia(er ber „Erliefe" finb jumeift t)on t)em urfprüng(id}en S^rompetenflang
i^rer §arbe gu einer tx)eict»eren, oft äuf3erft verfeinerten "^Ilaferei gefommen.
"^u^eröem f}aSen fid) Die einzelnen Perfon(id)feiten aUmä^lid) in i^rer
befonberen "^rt enttpideit, u)ä^renb i^re früheren ^erfe einanber red}t na}:)^
ftanöen.
^af PECHSTEIN/ ber geittpeilig biefer Q^ruppe angehörte, ^at Ui
feinem erften "auftreten t)m gr6f3ten 0d)re(len erregt, ift aber am frü^eften
auc^ weiteren Greifen ber ^unftfreunbe unb ©animier genehm geroorben.
(Sine @d)öpferluft üon geu)a(tigem '^Tiaß unb unoerfiegtic^er ^üde ift i^m
eigen, ^ie 3a^l feiner ©emälbe unb feiner grap^ifd)en '^Irbeiten ift au^er^
orbentlic^, ^erge von 3eid)nungen bezeugen fein unauf^or(id)e^ ©c^affen,
t)k £eid)tigfeit feiner ^an^, t)k ^ewegiic^feit feiner (Sinbilöung^fraft. Qlud)
in unferer ©ammlung finbet man eine '^u^roa^i t>on flattern, t)ie eine an«
beutenbe '^orfteKung uon ber "^ieifeitigfeit unb§rei^eit feinet Seic^nen^ gibt,
©eine ©emcdbe finb grofz unb mdd)tig angelegt, Ur=(5inn(ic^feit in t)m breiten
gleichen unb Do((en SKd'ngen ber g'arbe.
Unfere beiben umfangreid)en blumenstücke f^bbiibung 6) iaffen t>k '^er-
einfac^ung gegenüber bem 3mpreffioni6mu^ in i)k "^ugen faden : toenige färben
fd)(id)ter "^rt, fräftige (5trid}e um t)k einzelnen '5(ad}en ^erum, ber Vortrag
faft berb, balb in feft gufammen^ängenben ©tüden, baii) (eid}ter, ^m "^aU
grunb faum bedenb. ^aß Q^anje tpeit entfernt von ber Sart^eit ber Gm-
preffioniften; aber W fc^müdenbe ^irfung unb ber <£inbrucf be^ "^Tlalers
Temperamente^ fe^r ftarf. ^or biefen Silbern, t)ie nur einen begrenzten
<lu^fd)nitt auä "ped^fteinö reid) ftromenbem ©c^affen bezeidjnen, \:)at man
tm (Sinbrud, bafz feine Begabung voii fid) außUben tpürbe, toenn er große
^anbe zu bemalen ^ätte: barauf xoc\\t bie fd)lic^te glad)enorbnung, tie t)oll
tönenbe ©prac^e ber §arben, ber ^erzid)t auf ^ie §einfc^mederei ber alteren
CRid)tung im malerifc^en *53ortrag.
29
ee^r ftarP tft t)ie garbe in t)cv $!ant)fd)aft t>on Äar( SCHMIDT-ROTTLLIFF, dorf am ufer C^lbbilbung 7), 1913, ^ic <2rfcbeinung in
c^ans f<^^if «mn'fTcncn ©ti'icfcn 5iifammcncfcfaf3t/ in Öcnen bie ^ot^bc pvädjtiQ
ftra^lt. 'Der "^erjic^t auf unmittelbare ^aturwiebergabe/ u>ie fie Öer 3m=
preffioni£!mu^ geleiert ^aitc, i\i t>eut(td) unt) entfd)(o||'en. ?]ic^t t)ie „CRidjtigfeit"
t>er ein3e(ncn formen unb Sorte ift erftrebt, font)ern ber "^(u^brud be^
@timmung^=(Er(ebnijyeö t)or bfefem ©tücf ?7atur, umgefetjt in ein ©ebitbe
uon giäd^en unb färben, haß feine eigene (euc{)tenbe (Sd)6'n^eit }:)at unb
in if)r bie (Smpfinbung t)cß 5?ünft(er^ t)cn\ ^etrac{)ter t)ermittelt. '^u^ früherer
3eit t)aß fnienb=gebeugte nackte Mädchen ("^bbiibung 8), in grof5en
§(äd)en Qt\c^n unb mit ben ftarren, reinen §arbcn ber Umgebung ju einer
prac^tt>o((=reic^en ^iit)cinl)nt geftaltet.
^eifpiet für W 'Verfeinerung ber Jarbe innerhalb biefer Q^ruppe tft
i)k kölner rheinbrücke f^bbilbung 9) von Q^, 2. KIRCHNER,ber ebenfalls früher in grof3en g(ad)en fräftigen ^(ange^ gemalt ^at. ^ix
fef)en un^ ben ^arbforper an, beginnen ettoa in ber (Ecfe oben linf»: ^lau,
mit all bem C^^eis, t)m ein ftarfe^, flare^ ^lau \)at. %bcv cß ift nii^t, tpie
hei ^odlin, ein ©tüd glatter ^arbe, beffen ^erftellung man nid)t Derfte^t,
fonbern man fie^t bem Serben be^ garbforper;^ gu; in grof3en/ fd)rägen,
locfer aneinanber gereil)ten 3iigen fäl)rt ber Pinfel über tie Seintpanb, ein
toenig an beftimmte Steile in fpäteren Öemalben t)cß '57laree^ erinnernb.
"Dieß ^lau nun fommt, leid)t abgetpanbelt, in fleinen Jla^en an uerfd^ie*
benen ©teilen be^ ^ilbe;^ oor, ba3U)ifd)en ©rau, in^ "Violett fpielenb : t)aß
©eftange ber ^rücfe. "^ud) biefe §arbe ge^t giemlid) gleid^mcij^ig burc^ taß
^ilb/ voie ein ©itter über bem ^lau, unb mit erlefenem föefc^macf gu i^m
geftimmt. "Dann aber, in biefem rl)pt^mifd)en Jarbgefüge, hie roten D?dber
einer Sofomotioe unb ein leuc^tenbe^ CRofa: ein gierlidje^ 'Dämd)en. "filtere
'berliner *57laler Ratten t?or fold}em SRofa al^ füf3lid) gefd)eut; unb fo and)
vov bem §arbenflang al^ ©angem. ?Tod) mel)r aber vov ber offenfid)tlid)en
"^bfage an hie „CRid)tigfeit'' ber 3eid)nnnQ, in ber Perfpeftiue wie in ber
^iebergabe heß (Singeinen, etwa ber ^ifenpfeiler. 'Die ^irfung ber riefigen
©enfrec^ten unb ber gurüdfü^renben, mächtig fid) toolbenben Vogenlinien,
biefe faft unf)eimlic^e (Jifenftra^e, barin t>orfommenb hie Ueinen §igürd)en,
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unt) bann t)aß heftige ber garbfläc^en - t)aß xoav tie ^ußiö^unQ ticß ^i(t)-
gebanfen^. *Da^ Qlugcncrlebnf^ bc^ '^Tlater^ enthält lUQUid) einen feltfamen
(Stimmung^tT'ert/ ciuß beibem geftattet er "Oic gorm.
atin anberer (Etnbrucf ift in bem strassenbild C^bbiibung 10) gu einem
©ebic{)t au6 gläc{}en unb färben umgefet3t: ©cbrange bewegter Q)efta(ten,
uiel bunf(e ^^one, umgeben unb burd)fet3t uon (eudjtenben färben ungeu?ol)n:=
lieber "^rt un^) "^(bftufung, in feiner Q^etPic^t^oerteilung; fie finb anjeber (Stelle
t)cß ©emälbe^ von etgentümlict}em Oveis; man beginne etn^a mit bem ^amen()ut
unb Umgebung oben iinU, breite ftral)lenbe Släd}en/ merfmürbig jufammen*
flingenb; unb fo ge(}t e^ weiter in eigentiimlid^em "^aH burd) t)aß ganje
^itb ^in. (Jbenfo lebenbig=erregenb ber "Vortrag: ber *^1alf6rper ift gang
teid)t auf t)U £einn?anb gebrad}t/ in breitem, (ocferem (Strid), in biinner,
ein{)eitlid)er &d')id^t. .^lar^eit unb "i^erftpürbigfeit ber §arbe t>erbinbet fid)
mit ber Sllar^eit unb D^einl)eit be^ ^anbioerf^.
(^ß ift hei biefen ^emalben nid)t nur ber ©efc^maif in ber garbenorbnung
neu, ber 3ufammenf)alt ber wenigen 3^öne burd) ^ciß ^ilb ^in, i^re flare Um:=
fd)rieben^eit in feften Släc^en, ber icidjU, fpielenbe "Vortrag,- e^ ift au(^ auf
^efent(id)e^ oergic^tet, voaß biß ^a\)in 3ielber 'i^Tlaterei war : ba^ £!ic^t ()errfc^t
nic^t me^r über t)ie ^arbe, ber ^ünftler ge^t nid}t all ben gein^eiten feinet
^eben^ nad}, unb tic Suft fc^lief3t nic^t t)ie "Dinge gu einer übergeorbneten
<Sin()eit gufammen. "^lu^ t)ic 3eic^nung nnt) bie '^er()altniffe be^ CRaum-
lid)en galten fid) nid}t an ^ic ^irflid)feit. (Bß ift nid)t ber Oinn be^ "^ii^eß,
t)en (^inbrud eine^ gegebenen ©tücfe^ ^atur in ber augenblicflid)en üb^
ftimmung burd) £uft unb 2id)t fc^arf gu erfaffen unb wiebergugeben, nid)t
eine „Dmpreffion" gu malen; t)ielme{)r gibt taß gefe^ene unb empfunbene
©tüd ^irflid)feit bem ^ünftler lebiglic^ t)ic 'Anregung, au^ eigener ©eftal=
tung^fraft ein gefd)loffenei> Q3ebilbe von farbigen glac^en gu fc^affen, in bem
fid) feine innere ^orftellung uon §arbenflang unb §ldd)enrl)ptl)mu^ formt,
unb gugleid) t)aß perfc)nlid)e (Smpfinbung^=<Srtebni^por bem <Stücf^irflic^ feit.
^ir f)aben t)ic ©tabtanfic^t von Jeininger fennen gelernt, mit bem bunfel
flingenben ^u^brucf. "Dann t)ie merfwürbige Stimmung be^ ftarffarbigen
Uferborfeö uon (5d)mibt=^r'^ottluff. Steifer tönt t)ie innere "^Tlelobie, unb reicher
31
ingUid), in t)cr Janbfdiaft t?on (En'd) HECKEL^ frühling f^bSilbung 11),
u)äf)renb t)cß ^vicQcß in Oftenbc gemalt, 3urücfgef)en(? auf einen 3a[)vc Dor*
anß (tegcnben (E'inörmf, an ber glen^burger g6'()rbe. @d)on t)iefe "^rt öer
(Jntfte^ung, aiiß Dem <öd)at^ innerer *^orfte(iung f)erau^/ ift podig oerfcf)iet)en
uon t)er "^bfic^t t)cv Ompreffioniften, bie — loenigftenö grunöfätjtic^ — an*
gefic^t^ ber Tiatnv malen, '^uc^ i^re ^erfe finb unt) bleiben freiließ tpertüoll
nur bann, tpenn t>ie ^iebergabe be^ S^atfd'cb liefen in t)en CRaf)men einer
Q3ilbanfcbauung eingef)t/ U( im ©eift be^ ©c^affenben üorgeformt ift, an=
geboren un^ gefcl)ult: ber Organi^mu^ be^ farbigen '^Haiwevfä ift t)a tic
Jorm; tpo fie fel)lt/ bleibt nur ^erftanbe^maf3ige^/ o^ne fünftlerifc^en ^ert.
1)ie Süllung biefer gorm gefc^iet)t aber nict)t t)on innen ^erau^, fonbern au^
bem unmittelbaren Sinbrud eine^ ©tücfe^ ?7atur.
'Die ^egie^ung be^ Singelnen auf tic ^irflic^feit toirb nun nod) me^r
enttoertet/ burd) jene ^bfage ber 3^eueren an tic SRid)tigfeit/ t)ic tatfac^ilid^e
^rfd)einung gef)t nur fo u)eit in t)m 3ufammen()ang ber ^ilbgeftaltung ein,
(ilß fie bem Qlu^öbrud be^ inneren ^rlebniffe^ bienen fann. '^ber, tDie tpir
t)ort)in anbeuteten: e^ fommt barauf an, ob taß (Bmpfinben be^ ^ünftler^ teert*
uoll genug ift, t)af>, wiv unß i^m Eingeben mögen, unb ob er imftanbe ift, fein
Smpfinben in malerifd}e ^orm umgufe^en. ^ci()^ß tpirb nod) feltener gufammen*
treffen al^ tie ^orau^fetjungen für ben groJ3en impreffioniftifd}en Äünftler.
^er ?laturtt)iebergabe im (Singeinen erroartet, tpirb üor $ecfel^ ,,g'rül)ling''
3unad}ft t>on ber ^arftellung t)cß atmofp^ärifd}en "^organg^ befrembet fein
:
mc tic @onnenftral)len fo fd)einbar finblic^ ftreifen^aft gemalt finb. ©iet}t
man na^er gu, fo geu)al)rt man eine ^ein^eit unb einen CReicbtum ber "JTlalerei,
t)it nid)tß tpeniger al^ finblic^ finb. ^ie ^avbc ift gart aufgetragen, in
größeren 3ügen, t)ic fid) leid)t begegnen unb freugen. THan gef)e W §läd)e
beö *5neere)ö burc^, oon einer ©eite gur anberen: 23lau unb Örün erlefener
'^rt; unb gang föftlid), toie t)ic garbe be^ ^affer^ oon ben ©onnenftra^len
burd)fe^t toirb, 0tücfd)en für 0tücfd)en fe^e man fic^ t)a l)inein, immer neue
CReige feiner f)o^er ?Toten unb merftoürbiger 3nten)alle tun fid) auf,- Q3rün
unb ©olb in ben fleinen ^aumfronen t)or bem *37leer, nnt) oben im ©etoolf
üielfältiger CReic^tum milberer 5one. ^er an ältere @el)form, "^arbigfeit,
•STlaltpeife geu)6'f)nt fft, ber taffe fein '^uge immer unb immer tPieber t>on Jarb*
32
fläche 3U JarSftac^e ge^en, gebe ffd) (mmer t»iet)er t)em ebten ^on Jeber (Bafte
unt) f^rem merftpürt){gen 3ufammenfttmmen ^(n ; garter unt) fefter ftet^ toirb
i^n t)kß klingen fej[e(n.
Ompreffiontfttfc^e Sanbfc^aften erfc^einen baneben fü^ter unt) matter, ^ei
anbeten neuen Werfen, ettoa ber *3Hati(lfe=@c^üter, Purrmann, Oiöfar '^Tloll,
flnben wiv ä^niid)^ £eud)tfraft, auS bem ©egeneinanber f(arer ^(ac^en reiner
ebfer ^arbe fommenb. "Daö ift aber ^i'er nic^t taß ^efentlicbe, nic^t ber
(Sinn bei^ ^ilbeiö/ ber ©runb feiner (Sntfte^ung. (So ift Dielme^r t)aß (Br=
iebniö vor ber ?^atur, ba^ (Smpfinben if)reö ratfelooKen ©ein^, in ber "^iit^
form geftattet.
©0 ba^ ©egelboot mit bem (5tü(f biauen ^affer^ barum — t)aß ift
nic^t b(o^ beobachtet/ fonbern empfunben. Ober man fe^e ^ie toinbgebeugten
^äume : auc^ in if)re ^etoegung ift dn (Bixoaß gebannt, ^aß man mit Porten
nic^t au^fprec^en fann, t)aß ^ugieic^ ein 5ei( im Seben ber ©efamtform ift.
^ie groß gefc{)tDungenen Sünien »orn, in jenen Daumen oerfiingenb, führen
ben ^iicf mit ftarfem Stoang über W le^te ipügeltDelie ^intDeg, auf tk freie
^eite ^inauö, tpo §arbe unb ©iang ift unb Seben, unter ben fegnenben
©trauten ber ©onne, ^ic^t ^iebergabe be^ 3!atfa(^tic^en ift erftrebt, ^anb-
tt)erf(id)=f(ei6ig ober geniaUieic^t, fonbern '^u^brud beö ehrfürchtig-feufc^en
(Srgriffenfein^ vov ber Statur. 3^be gorm lebt, jebe ^arbe, je^e Sinie. (Sine
£ebenbigfeit fteigert tk anbere. Unb fo befeeit fic^ a(imdf)(ic^ ^ei( für ^ei(
bem empfänglichen ^etrac^ter, unb bann oertoeben ffd) aü biefe Sebenbig*
feiten gu bem ergreifenben ^e^eimniö be^ ©an^en, t)aß empfunben ift in
ber (3eeie eineö anbäc^tigen ^enfc^en, gur 'Jorm geftaitet burc^ t)k feitene
Begabung beö ^aUvß.
"Die innere ^efeeit^eit ift in biefem ©emaibe cd)i unb f(^(id)t. Rubere
*37Iaier neuer SRic^tung fpringen un^ mit i^rer ,,©ee(e" fogufagen an ^cn ,^opf.
'^ber bann ift e^ geu?o^niic^ nic^t ec^te (Smpfinbung, fonbern eine gefud)te
ober gar nac^geaf)mte (Srregt^eit. ©oicbe Silber tüirb man fpater^in tjer«
mutlic^ nur ai^3eugniffe dneß traurig erfc{)ütterten 3uftanbe^ ber europaifc^en
©eiftigfeit betracf)ten; t)aß befc^eibene ©emalbe ipecfeiö bagegen, auß e^r(icf)er
perfonlic^er (Smpfinbung in gutem ^anbtnerf geftaitet, toirb iebenbig bleiben,
too ejö fein empfinbenben *5nenfc{)en t?or "^ugen fommt.
3 33
"Tflit ganj antieren "^Tlitteln alß Äofofc^fa^ ^ilbniiTe wirft ^ccfel^ Selbst-
bildnis, 1919 gemalt (QtbbilDung 12), aber ein Q)runt)fdt3(id)e^ ift ba^
fö(eic{)e tpie bort: Daf3 nic^t eine mög(id)ft genaue ^iebergabe b er (Erfc^einung
gefud)t tpirb/ burc^ £inie ober S^arbe, fonbern in frei gefcbaffener fefter Q3ilbs
form eine ©eftaitung t)cß inneren ^efemö, toie eß t)om Äiinftler erfüllt u^irb,
^ier alfo be^ö eigenen ^efen^.
(5o ift in biefem ©elbftbilbniö ber Äopf ni^t eine *^bbi(bung beö '^laU
fäc^lic^en, nic^t ä^niid) im ub(irf)en ©inn, ja t)k 3eic^nung folgt nic^t einmal
ben aiigemeinen, un^ fo geläufigen formen eine^ menfcl)licl)en ^opfe^, vkUmef)r finb fie ftarf umgebilbet, mef)r noc^ alß Ui Äofofd)fa. '57tan fie^t, t)a^
fic^ ber Äünftler mit ber QInfcf)auung be^ Äubi^mu^ au^einanbergefe^t ^at:
t)k Oberfläche be^ ©efic^t^ ift in einfache, meift na^e^u ebene ober nur toenig
gebogene Släcl)en gerlegt, t)k fic^ in auögefproc^enen Linien fcbneiben, in
fcf)arfen ^infeln gegen einanber fte^en. 3n gleicf)er '^rt ber Oberflächen*
©eftaltung ()at ipecfel auöbrucf^ftarfe Figuren in ^olg gefc^ni^t, unb t)a^
mag feine '^nfc^auung in biefer CRic{)tung nocf) befonberö gefc^ärft t)aben.
^aß Jormgebilbe getoinnt in ber fubifcl)en (Stilifierung eine erregenbe
Sebenbigfeit. 3^^^ Slnt> in ber ^atur, jebe §läcl)en=CRicf)tung unb Biegung
fonnen toir al^ Äraftäu^erung empfinben, toie e^ fic^ fc^on im (Sprach«
gebrauch) geigt: toir reben oon ftarfen (Steigungen, oon ^ftigen ober
^d)wad)m Krümmungen unb fo fort. 3m menfcl)lic{)en Korper unb im ©efic^t
finb t)ie ^irfungen aller "Jormen fo fe^r in einanber gefpannt, ba)3 fie ftcf)
gum grof3ten Seil auögleicl)en. 3nbem nun t)ier beftimmte Linien, ^läc^en,
fubifc^e ©eftaltungen anß bem toeic^en 3neinanber ber 5^atur ^erau^geloft, ^er«
oorgel)oben werben, toirfen tis in i^nen befc^loffenen Kraftlabungen mit einer
gang anberen Sebenbigfeit. (Sttoa toie toenn man oon einem reicl)en ©etoölbe
ben „Kräfteplan" fäl)e, eine 3eicl)nung all ber 'Drucflinien unb 'Drucfoer*
ftrebungen, ber Kraftric^tungen unb Kraftoerbinbungen / nur t)afi) ^ier t)aß
•Jormgebilbe nic^t errechnet, fonbern erfüf)lt ift, t)a^ e^ fic^ nic^t an ^cn ^er«
ftanb, fonbern an t)it (Smpfinbung beö ^etrac^teriö toenbet.
^it ber geic^nerifc^en Umbilbung ber ^orm ge^t W t)ielfac^e ^bftufung
ber braunen Söne gufammen, unb ber lebenbige ^ecl)fel ber £icf)ttperte.
'Die S!inienfräfte, t)i^ in bem Kopf gefpannt finb, toirfen in ber Umgebung
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lüetter, in ben fc^ragen 5(äd)en, ben o{e(er(ci ftarfen, fpftjtDinfd'g ffc^ ^djncU
bent)en Tanten t)cr 'Dad)ftube. ^k braune ©cfic{)t^farbe toirt) oon einem
refd) geteilten ^c()o aufgenommen/ unt) t)a^ ^(au t)er ^ugen flingt in garten
^oten barüber ^in.
"Üicß Ornament t)on Linien unb ^infetn, ^iäc^en unb färben ift nun
nid)t nur Präger abftrafter Jormfräfte, fonbern uor allem "^usibrucf ftarfen
feeiifd^en ©ef)a(te^,
iJng in bem niebrigen SRaum t)ii fc{)(ic^te ^üfte, ber macf)tige ^opf, ru^ig
unb gerabe, 'Der ^opf eineö Qlrbeiter^, 3n früheren Seiten [teilten \id) ^linftler
tDO^l gern al^ genießerifc^e CRenai|Jance='5Tlenfc^en bar, mit S^ocfen, toe^enbem
$al^tuc^/(5amtjacfe/ ettDa^euerbac^,in laffig gefalliger ipaltung, bieSigarette
in ber ipanb. CRembranbt malte fic^ in feiner 3w9fnb alß oorne^men (Sbelmann,
mit golbener Äette, ober t)aß (5eftglaö fd^toingenb ; fpäter al^ fc^licl)ten ^anb*
toerfer, ernft unb innerlich — ganj toie ber (Sinn feinet (Sc^affenö fid) ge*
toanbelt ^atU. Unb fo ift ^ecfel^ (Selbftbilbni^ fenn3eicf)nenb für t)ie (Bin^
ftellung ber neuen ^unft: nic^t Lieferung oon (Sc^mucf* unb ^ertftücfen für
tciß reiche ^ürger{)au:ö ift tie "^bfic^t, fonbern ©eftaltung feelifc^er ^erte,
'Daö "^uge fc^aut nid)t fü^l prüfenb, hcoha(i)Un^ ^erauö, ober gar in felbfts
gefälliger 'Dafein^freube, fonbern toir fü{)len \)ic 3^iefe unb ben O^eic^tum
ernften (Smpfinben^, ^ai$ in biefem ^opf lebt unb bem toir bereite manche
foftbare Q:)eftaltung oerbanfen. @o ift t^aß ^ilb gleid)fam eine *53erfors
perung be^ neuen ^unftmollen^/ unb inbem toir in ber '^bfid)t ber jungen
^unft unferer Sage einen Seil ber *^erinnerlid)ung erfennen, W nac^ ber
oft leeren '^ugerlid)feit ber t)orau^gegangenen 3eit auf allen ©ebieten be^ö
feelifc^en Seben^ eripac^t, mag unö Wß ©emälbe jugleic^ al^ ein ©innbilb
ber fid) anbal)nenben "Vertiefung in ber geiftigen ©efamtentioicflung erfc^einen,
^ie in ben anberen CRegungen neuen Seben^gefü^lg, fo ^aben u?ir f)ier
nod) dn Dringen üor unö, ein CRingen um ^orm unb ^u^brucf ,• getoig wirb
ber ^ünftler bn feinen blätterigen (^rgebnijfen nid)t ftel)en bleiben, aber t)ieß
SRingen erroecft gefpannten 'Anteil.
%iß £eit)gaben finb noc^ imei ^igurenbilber ^ecfel^ au^geftellt, Ui^2
im Kriege für folbatifc^e ^ei^nad)t^feiern entftanben. 'Die madonna über
DER SEE C^bbilbung 13), 1915 in Oftenbe für eine *37latrofenabteilung in
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toenfgen (Stunben gemalt, auf ivoei an einander gefnüpften SeltBa^nen, oom
^ünftlcr felbft t)urc{)au^ nur al^ rafd)e ©elegen^eitö^QIrbett betrachtet: 'JTlarfa
mit Dem Äinbe, t)aä einen Qlnfer ^ä(t, unten auf ben bellen ein ^oot mit 'JHa*
trofen, ein CRa^men oon ^ngelfopfen, Vieren unb Blumen, ^er braune Son
ber Seintoanb ift oielfad) offen gelajfen, trägt t)k toenigen J^^rben; fräftige
Sinien üodenben t)k Öeftattung : mitfc()(ic{)ten'3}Iitteln ift t)ie "^ifion ^ingefteUt.
3n bem (Sc^mung unb ber 3nner(ic^feit gotifc^er ^ilbtoerfe fü()lt t)k neue
Äunft eine if)r im Siefften oerioanbte ^efeelt^eit; unb fo }:)at fid) auc^ t)k
(Sc{)riftftel(erei mit 3nbrunft ber ©otif getoibmet. ^ier fefjen toir ein 3eugni^
^(i)X empfunbener ^egie^ung gur gorm unb gum ©eift be^ brei3ef)nten 3<^h^'
^unbert^. "Der /,gotifrf)e <Sd)ü)ung'' ber ©eftatt, tiaß übertoiegen beö Äopfeö
über ben Körper, unb in bem ^opf loieber taß Obertpiegen ber ^eite, t>k
aiß 3!rciger beö ©eelifc^en empfunben tuerben, über ^k „finnlic^en" 'formen
— all t)aß erfct)eint nid)t übernommen, fonbern nur angeregt burc^ jene ^erfe
beö 'JTlittetatterö, au^ äf)n(id)er (Smpfinbung frei gefct)affen. "Die 3eid)nung
be^ QInttitjeö ift mit toenigen reinen £!inien gegeben, in i^rem 3ug unb im
^u^brucf üon {)o^em %t)ei. "Der Äopf beö ^inbeö, hti ben alten ^ilbtoerfen
^armlo:^ lä'c^elnb, ift l)ier fe^r ernft, faft tPie eine ^lagc ber Kreatur tpirfenb.
•Der ^eitere D^at)men gleicl)t auö. ^aß ^eitoerf gang fern ber „CRid)tigfeit''/
*3naßftab unb Q)efta(tung be^ ^olfengrunbe^, ber bellen, t)cß ^ooteö taffen
all biefe "Dinge nur al^ ©innbilber erfcl)einen, ber ipaltung be^ Orangen ent*
fprec^enb, unb jugleic^ finb fie Ornament, t)k gleichen gtpifdjen Öeftalt unb
CRal)men belebenb. "^uc^ in ber Jarbe. ^ie grünen bellen unten geben dn
fnmß föegengetDidjt gu t)en S^önen um t)aß *5Tlabonnen^aupt. ipier fammelt
fiel) t)k Sarbe gu ftarfer ^raft, t)aß rote ipaar, tie grünen $eiligenfcl)eine.
(Bß finb merftDÜrbig leucl)tenbe färben, toie in gotifcf)en ©la^fenftern. <ök
oollenben t)k ^irfung beö ©angen, tiaß »ifionärsuntoirflic^ ift unb ^ahci
boc^ optifc^sgtoingenb, gleich jenen "JTleiftertDerfen be:ö "??littelalter^.
DIE BETENDE ("^bbilbung 14) üon 1916 ift ber ^eil eineö ^eil)nac^t^s
"Dreiblattes, t)aß gteicf)fallS im Kriege für ©olbaten gemalt tourbe. ^ier fft
nun tk gläcl)e gang mit "^arbe gefüllt, t)k garbenorbnung l)öc^ft reigooll alS
Ornament; eine ftraf)lenbe ©onne oben oor blauem ^immel, t)k \id) unten al^
Spiegelung tt)ieber()olt; ba3toifcl)en ein aufS reicf)fte geftufteS Q^vün, t)aß in
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feiner merftDÜrt)igen 'X)urd)(eud)tung toieber an Öen 3auSer glüf)enber ©laö«
matereien erinnert. 'Die ©ett)ic()t^t)ertei(ung im ^ilbe, bie (Spmmetrie
3tPifcf)en oben unb unten, t)ie Ordnung um ben ^rennpunft f)erum/ ift be=
3etc{)nenb für bie neue *^rt beiö '^ufbmit^, toeil fie von ber inneren *^ifion
auöge^t. 3nmitten fniet, oon t)m fc^mafen ©enfrec^ten befc^eibener ^äumeunb Pflanjen leife begleitet, t)ie fc^macf)tige ©eftalt, mit ^oc^geftirntem Äopf
/
barin fieine Jorm, fnapp unb fc^arf gegeic^net, aber groj^e (euc^tenbe '^ugen.
^an fiebt bei allem ben ^crii(i)t auf CRicf)t{gfeit/ t)it *5Tla6oer^a(tni)lfe im
Körper vok im Äopf entfpre(i)en nid)t ber ^^atur, nic^t ber ^JTIögiidjfeit, in
ber ein menfcf)(ic^e^ ©efc^opf (eben fann,
^ir ^aben ^ier ein ^eifpiel für jene Qlbfage an t)k ^iebergabe beö
^irfliefen, t)on ber tpir tDieberl)o(t fprac^en. '^ber ein guteö ^eifpiet: nic^t
au^ ^idfür finb tk aKbefannten unb animaüfc^-gtoecfmägigen formen unb
*3Jlage oeranbert, fonbern im *Dienfte beö ^iibfinn^, ber fünftlerifc^en ^b*
ficl)t. "Öiefe ©eftatt btUt; boc^ fie ift nic^t ein ^obeil mit gefalteten ^anben,
t)om Äünftler abgemalt, fonbern au^ innerer ^orftellung gefcl)affen, unb biefe
^orftellung richtete fic^ nid)t guerft auf eine plaftifc^e ober malerifc{)e Jorm,
fonbern fie toar ein <Srfülltfein oon einem befonberen Julien, unb bie:ö§üt)len
ftrebt nun gur fic^tbaren 'öarftellung. @o bient taß körperliche bem ^u^*
brucf, man fönnte perfucl)en, jeber ^erfc^iebung ber Sinien unb feber ^er«
anberung ber ^age nac^gurec^nen, toarum fie fid) fo bem Äünftler ergeben
{)aben. 'Diefe ©eftalt betet, mit einer Onbrunft, einer ^ingegeben^eit, einer
£o^gelöftl)eit von allem 3rbifcf)en, t)on 3eit unb CRaum, tpie tPir eö nur in
feltenen "^^ifionen gotifc^er 'JTleifter fe^en,- t)a^ körperliche ift gleicf)fam burc^s
leuchtet von bem iSr^obenfein ber ©eele in ^m ©lang einer förperloiö*
ftra^lenben ^elt. ^kä ^eten ift nic^t ein formelhafte^ bitten um ettoa^,
ta6 fpater t)ielleicf)t getDal)rt tDirb, fonbern e^ ift (Erfüllung gugleic^. 'Öaö vkU
enttäufc{)te 3c^ tcß feinneroigen *3Henfcl)en flüchtet fiel) auö ben gärten unferer
mec^anifierten 3dt unb auö ben ©raufigfeiten beö ^vkQcß in eine lichte @pl)are
fern aller ©reifbarfeit. ^an oerfte^t, t)a^ ein ^ilbtx>ille, ber folcl)en Sielen
guftrebt, t)ie ^iebergabe t>on ^atfäc^lic^feiten toeit hinter fiel) la^t, man per-
fte{)t aber gugleicl), t)a% ^ier ein ^eg gegangen tuirb, ben nur toenige gu ge^en
vermögen, unb ber aucf) biefe toenigen ni(i)t immer gum 3iele fül)ren fann.
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ND Justi, Ludwig585 Neue KunstJ87
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