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Salz im Getriebe der Jade und der südlichen Nordsee
Ökologische Dimensionen wirtschaftlicher Zu- und Eingriffe
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven 1
Bewegung Kraft
Günter Eich: „Sand im Getriebe - Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind ....!“
Salz Salz
Jadebusen, Innen und Außenjade
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven 2
Inhalte des Referats: 1. Naturraum-Besonderheiten, und wie
darüber falsch Zeugnis geredet wird 2. Salz (nicht nur Kochsalz!) 3. Biologischer Stress 4. Zustandsbewertung heute 5. Zusammenfassung und Fazit
Meeresbucht, nicht Ästuar: andere Entstehung, weitaus geringerer Oberwasserzufluss, unterschiedliche Hydrografie (Lang 2003).
Wattenmeer barrierefrei
Niedrigwassersituation
Hochwassersituation
Sublitoral – Eulitoral - Supralitoral
Litoralstockwerke
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Ebbe und Flut: • Verteiler der Stoffe im
Wattenmeer (in Rinnen und Auftauchbereichen)
• ermöglichen Zugänge für Ebb- und Flutgäste
Naturräumliche Gegebenheiten
Zitat: „Der Nationalpark [….] nimmt insbesondere die Schifffahrtsrouten [……] nach Wilhelmshaven aus, so dass für die Rohrleitungstrasse und Einleitungsstelle durchaus Gebiete existieren, die sich nicht im Nationalpark befinden.“ (Auszug: Rechtsgutachten des Helmholtz-Zentrums für
Umweltforschung, Datum k.A, Seite 80/81).
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Öko-Klitterei: Inhalte: aus dem Zusammenhang gerissen, einseitig dargestellt. Argumente
widersprechen ökologischen Gegebenheiten und gehen dennoch in Entscheidungsprozesse ein!
Naturräumliche Gegebenheiten
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
Halbwertszeit ca. 22 Tage. Nach 3 Monaten: ca. 95% des Wassers ausgetauscht. (aus: IFEU-UVP-Gutachten 2008)
Quelle IM-P 2012, nach Lenhart et al. (undatiert)
Wasseraustausch Jadebusen/Innenjade
Naturräumliche Gegebenheiten
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Zitat*: „…. Die intensive Tide-dynamik bewirkt eine intensive Durchmischung der Wasserkörper und führt zu einer (…) raschen Verdünnung des Salzabwassers“ (Jestaedt + Partner 2010: Erstein-schätzung der Umwelterheblichkeit der Einleitung von Salzabwasser der K + S KALI GmbH in die Innenjade)
Topografie und Hydrodynamik des Jadesystems: weitaus komplexer als in linearer Vorstellung
Asymmetrische Tidedynamik Ebbe kürzer als Flut (ungleich verteilte Watten ) (Quelle: Lang 2003) Watten: Bioreaktoren des Küstenmeeres (Liebezeit)
Naturräumliche Gegebenheiten
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Zitat: „Die [einleitungsbedingte] Zunahme [des Salzgehaltes) liegt im Bereich der natürlichen Schwankungen… Nach derzeitigem Kenntnisstand kann davon ausgegangen
werden, dass die Erhöhung des Salzgehaltes keine erheblichen Beeinträchtigungen des Lebensraumtyps verursacht.“… aus „Ersteinschätzung der Umwelterheblichkeit der Einleitung von Salzabwasser aus der Kaliproduktion der K + S KALI GmbH in die Innenjade.“ Jestaedt + Partner, 2010
Taktische Trickkiste, Unerheblichkeit der Soleeinleitungen mit Salinität zu begründen. Wo bleiben die Ionenspektren und Ionenverschiebungen im Salz?
Salz Salz
?
K + S-Abwässer: Ionencocktails mit Düngerwirkung
Ionen Konz. (g/L)
% Meerwasser (g/L)
Chlorid 186 52,7 19,27
Natrium 46 13,0 10,71
Sulfat 49 13,9 2,7
Magnesium 43 12,2 1,3
Calcium k.A. k.A. 0,41
Kalium 29 8,2 0,39
353 34,78
z2 (Stassfurt)*: Bromid, Strontium, Lithium, Rubidium, Jod, Eisen Kohlenwasserstoffe und Gase aus der Urlauge, Lösungen aus Neben- und Deckgebirgen, Rückstands- und Abfallstoffe aus dem Schacht-, Bohr- Spülbetrieb; aus Salzaufbereitung/–verarbeitung (i.d.R. obertägig) *Bohn, A 2014: Hydrogeochemische Analyse und Modellierung von Lösungs- und Reaktionsprozessen im Salinar- und Deckgebirge am Staßfurter Sattel. Diss. TU Cottbus-Senftenberg.
Zechsteinmeer, vor rd. 250 Mio J.)
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
?
Salz Salz
Zusätzlich: NO3 -, SO4
2-, PO4 -, BO3
-, SiO42-
(Jestaedt + Partner 2010)
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
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FFH-Gebiete Nationalpark Nds Wattenmeer
Mögliche K+S-Einleit-punkte
Quelle: Antrag ROV
Rinnenüberlauf 2 x pro Tag, Eintrag belasteten Seewassers, auch mit K+S-Abstoß, in Watten, FFH-Schutzgebiete , Wangerland-Badestrände
Geplante Soleeinleitung in die Jade: ca. 20.000 m³/Tag Salzanteil darin ca. 8.000 t/Tag , Anteile K+ ca. 600 t, Mg2+-ca. 900 t/Tag ?
Salz Salz
Ciliat: Strombidium viride
Stimulanz für Algenwachstum Adsorption im tonigen Sediment:
verfügbar für Pflanzen und Bakterien Stressfaktor für Tiere
Verhaltensänderungen, z.B. Umkehr des Cilienschlages bei Protozoen, Nesseltieren, Muscheln, Larven von Stachelhäutern etc.
Schädigungen an Garnelen NOE-Obergrenze K+ bei 400 mg/L; LC-50-Obergrenze ca. 890 mg/L
Kaliumüberschuss im Seewasser:
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? Kalium u.a. Salze in großen Mengen ins Meerwasser zu leiten, ohne Wissen um die Wirkungen auf die Biota, ist sträflich!
Einträge: in den Jadebusen und die
Innenjade. Sieleintrag 2009 – 2011:
alle Siele (aus Liebezeit (unveröffentlicht).
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hohe Nährsalzkonzentrationen
Bereits heute: Belastung Jadebusen/Innenjade
2012: Meeresstrategie-Rahmenlinie: Deutsche Nordsee Problemgebiet, guter ökologischer Zustand verfehlt!
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•Kühlwasser Entnahmen/Rückgaben •Thermische Belastungen der Lebewesen •Feinstäube, Rauchgase •Kommunale Abwässer, Fäkalien, Schadstoffe, hormonell wirksame Stoffe • Industrielle Abwässer (z.B. Quecksilber in Aalmuttern u. Eiern von Seevögeln) •Direkteinträge Landwirtschaft (P, N etc.) •Soleeinleitungen, mineralische Nährstoffe, Schadstoffe
1990: Konrad Buchwald: Belastungszustand der Nordsee darf nicht weiter verschlechtert werden (keine weitere Einleitung von Schadstoffen und düngenden Substanzen…)
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Bereits heute: Belastung Jadebusen/Innenjade (Auswahl)
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
50
1000
600
325 75
Planktonalgen u. organisches Material aus der Nordsee 600 Planktonalgen - Bodenalgen Organische Masse im Watt Produktion der Kleintiere: Muscheln, Schnecken, Würmer etc.
Krabben, Garnelen, Fische, Vögel, Seehunde, Mensch
Idealzustand: Produktivität und Verbrauch von Biomasse, Watt- Eulitoral - (Trockenmasse g /m² / Jahr)
(palmölplantage-ddd.jpg regenwald.org)
Ehemaliger Regenwald
Ökologischer Zustand: Niedersächsische Übergangs- und Küstengewässer: mäßig (OSPAR*, EG-Wasserrahmenrichtlinien)**
Ursachen: hochgradige Eutrophierung, Verlust von Arten,
Populationen, Habitaten schleichende Veränderung
der Lebensgemeinschaften
* Vertrag zum Schutz der Nordsee und des Nordostatlantiks **NLWKN 2012
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Rote Liste der , Einstufung untersuchter Arten 2014(+)
36
28
3
17
7
2 2 1 4
D * V R G 3 2 1 0
pro
zen
tual
RL-Kategorien (siehe Erläuterungen)
(+) Bundesamt für Naturschutz, Pressehintergrund 9.05.2014
Erläuterungen (+):
D Daten unzureichend
* Ungefährdet
V Vorwarnliste
R Extrem selten
G Gefahren unbekannten Ausmaßes
3 Gefährdet
2 Start gefährdet
1 Vom Aussterben bedroht
0 Ausgestorben bzw. verschollen
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?
Ökosystem: Beziehungsgefüge aus Lebewesen und ihrer Umwelt
Gedankliche Parallele: Vielfalt der Berufe in einer Stadt, über Produktion und Konsumption gegenseitig mit-einander verbunden; Abwanderung (ausgedrückt durch rote Pfeile): Verlust von Berufen, Handel, Gewerbe, Steuern, und schließlich Stabilität
Jede Art (Vögel, Fische, Würmer, Schnecken, Muscheln, Algen, Bakterien) hat ihren „Beruf“, der lokales Überleben und Interaktionen untereinander sichert. Artenverlust: Verlust von „Berufen“, Funktionen, Stabilität.
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„Was eine Art für das Ökosystem bedeutet, weiß man erst, wenn sie fehlt!“
Beispiel: Sabellaria sp.: Rote-Liste: Polychaet (Vielborster) baut sandröhrenverkittete Riffe im Sublitoral bis hoch zur Niedrigwasserlinie
80 Stockwerke ist es gutgegangen. Da wird der Rest auch gut gehen
dann scheinbar plötzliche Verschlechterung, optisch sichtbar u.a. durch Massenvermehrungen von Quallen, Blaualgen, Schaumalgen etc.
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
„tipping points“ (Umkehrpunkte) Überdüngung, Einleitungen, Ionenverschiebungen, biologischer Stress: Verlust von Arten, Populationen, Habitaten, Funktionen („Berufen“), Vielfalt, Stabilität
Destabilisierung, schleichend, meist längere Zeit unbemerkt (Pufferwirkung)
Gedanken zur Ökosystem-Stabilisierung:
• Portfolie-Effekt (je breiter die Streuung der Populationen, desto stabiler das Ökosystem – „Natur kann Wechsel platzen lassen“)
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• unabhängige wissenschaftliche Forschung zu allen offenen Fragen mit anderen Methoden als Monitoring
Tipping points, wann ? Weitere
Arten-/ Funktions-
verluste ? Physiolo-gischer Stress
?
Wirkungen Ionen-
Verschie-bungen
? Wirkungen K+/ Mg2+
überschuss im
Seewasser ?
Wirkungen der Begleit-
stoffe ? Synergis-
men ?
Dr. Gisela Gerdes - Referat auf der Jahreshauptversammlung der Werra-Weser-Anrainerkonferenz e.V. am 20.06.2014 in Wilhelmshaven
Let it be!
Fazit: • Kein Manipulieren von
Entscheidungen durch Öko-Klitterei!
• Kein grünes Licht für K+S-Abwässer in die Jade!
DANKE