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Sachstandsbericht
01.01.-30.04.2013
Barrierefreier Zugang zu universitärer Berufsqualifizierung
für Hör- und Sehgeschädigte und
ihre Integration in den Arbeitsmarkt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS)
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Lehrstuhl für deutsche Philologie
Lehr- und Forschungsgebiet Neurolinguistik
Lehr- und Forschungsgebiet Neuropsychologie
IT-College Putbus gGmbH
Projektleitung:
Dr. Klaudia Grote, Prof. Dr. Ludwig Jäger, Dr. Karin Müller, Ernst Schulte, Prof. Dr. Rainer Stiefelhagen, Prof. Dr. Klaus Willmes-von Hinckeldey
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Ramona Bunk, Lars Döhnel, Lotte Feiser, Andrea Gaal, Gerhard Jaworek,
Katja Kottwitz, Thomas Lehmann, Christine Linnartz, Dieter Plonkiewicz, Tatjana Rauch, Susanne Schneider, Jan Schumacher, Horst Sieprath
1 Zusammenfassung Der vorliegende Sachstandsbericht beschreibt die Arbeiten, die im BMAS-Projekt Gateway
„Barrierefreier Zugang zu universitärer Berufsqualifizierung für Hör- und Sehgeschädigte und ihre
Integration in den Arbeitsmarkt“ im Zeitraum 01. Januar 2013 bis 30. April 2013 (bzw. bis 31. Mai
2013) geleistet wurden.
In den letzten vier Monaten des Projekts wurden Vorbereitungen getroffen, wie das Projekt nach der
Förderungslaufzeit weiter gepflegt werden kann. Ein wichtiger Teil war die Weiterentwicklung der
Inhalte entsprechend des Workflows, der während des Projekts entwickelt und professionalisiert
wurde. Ein Zeitplan wurde für diese Restlaufzeit erstellt, um möglichst viele Artikel abzuschließen. Es
wurden auch Vorbereitungen getroffen, die Erfahrungen im Projekt bei der Zusammenarbeit von
Menschen mit und ohne Hör- oder Sehschädigung niederzuschreiben und für eine Veröffentlichung
zusammenzufassen.
Ebenso wurde die abschließende Sitzung des Beirats des Projekts vorbereitet und durchgeführt.
Auf der technischen Seite wurde die Plattform so weiterentwickelt, dass das Modul Praktika
freigeschaltet werden konnte. Zusätzlich wurde das Portal so verbessert, dass nun Termine über eine
gemeinsame Funktion zentral eingetragen werden kann und nur die Sichtbarkeit für die welche
Zielgruppe (alle oder nur einzelne) eingestellt werden muss.
2 Projektziele und Arbeitspakete 2013 Ziel der Arbeiten in den letzten 4 Monaten, möglichst viele Arbeiten abzuschließen, die
Arbeitsergebnisse zusammen zu fassen und für eine Weiterpflege des Portal vorzubereiten. Dabei
wurden Aspekte der inhaltlichen sowie der technischen Weiterentwicklung betrachtet.
2.1 Artikelproduktion Zum Zeitpunkt der Beiratssitzung im April 2013 war die Artikelproduktion schon weiter
fortgeschritten. Zu Beginn des Jahres 2013 wurde eine Kurzliste verfasst, in der die Artikel, die bis
zum Ende der Finanzierung des Projektes veröffentlicht werden sollten.
2.1.1 Anzahl der Artikel
Insgesamt waren zum Zeitpunkt der Beiratssitzung im März 2013 in den drei Versionen 165 Artikel
online. Die Artikel verteilten sich auf die verschiedenen thematischen Bereiche:
o Entscheidungsfindung – 5 Unterbereiche (30)
o Studienvorbereitung – 6 Unterbereiche (33)
o Studium – 7 Unterbereiche (54)
o Berufseinstieg – 5 Unterbereiche (36)
o Beruf & Karriere – 6 Unterbereiche (12)
Darüber hinaus waren unter Gateway-TV/Mediathek 30 Videos veröffentlicht.
Da die Artikel unterschiedliche Stadien durchlaufen, befanden sich zum Zeitpunkt der Beiratssitzung
30 Artikel in der Pipeline. Diese Arbeiten bilden die Grundlage für zukünftige Artikel auch nach dem
Auslaufen der Finanzierung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
2.1.2 Professionalisierung des Workflows
Der Workflow, der während des Projektes entwickelt wurde, war ein kompetenz-orientierter
Workflow und richtete sich im Wesentlichen nach dem Knowhow der entsprechenden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Brainstorming –> Ergänzung zielgruppenspez. Aspekte -> Strukturierung -> Ergänzung des BS –>
Textfassung unredigiert –> Text redigiert –> Ergänzung der behinderungsspezifischen Texte –>
Feedback –> Endfassung –> Evt. rechtliche Prüfung –> Drehbuch –> Videoproduktion –> Schnitt –>
Bildredaktion –> Hintergründe -> Untertitelung -> Veröffentlichung in allen drei Versionen
Der detaillierte Arbeitsablauf des Workflows bis zur endgültigen Textfassung wurde bereits im
Sachstandsbericht 2012 thematisiert. Die Arbeit, die mit der Videoproduktion von Gebärdenvideos
zusammenhängen werden im Folgenden beschrieben.
2.1.3 Drehbuch und Aufnahmen
Bei der Übertragung des Textartikels in ein Drehbuch, muss die Didaktik angepasst werden, wobei
insbesondere auf spezielle kulturelle Besonderheiten geachtet und möglicherweise allgemeine
Informationen hinzugefügt werden, wenn ein Sachverhalt nicht unbedingt in der Gehörlosen-
gemeinschaft als bekannt vorausgesetzt werden. Dabei wird im Text das Thema und das Rhema
festgelegt, damit diese Informationen auch entsprechend visuell im Video umgesetzt werden kann.
2.1.3.1 Videoproduktion
Der aufbereitete Text wird danach als Grundlage verwendet, um die Videos aufzunehmen. Die
Aufnahmen werdem vor dem Green-Screen in Abschnitten durchgeführt, wobei darauf zu achten ist,
dass Körperhaltung und Mimik am Ende der letzten und Anfang der nächsten Aufnahme so ähnlich,
wie möglich sind, um später einen sauberen Übergang gewährleisten zu können. Sollen später
Animationen eingefügt werden, dann muss ebenfalls das Timing von Pausen für die Animation
beachtet werden.
2.1.4 Videoschnitt
Der Videoschnitt beginnt mit dem Grobschnitt gefolgt vom Feinschnitt.
2.1.4.1 Grobschnitt
Die aufgenommenen Videos werden von der Kamera kopiert und benannt.Die Videos werden in
Premiere eingefügt, getrimmt und so aneinandergefügt, dass die Übergänge genau stimmen. Ein
vorläufiger Grün-Filter (Ultra-Key) wird über die Videos und passende Hintergründe hinter die Videos
gelegt (Totale–Halbtotale -Halbnah). Die Größe und Postition des Darstellers wird an den jeweiligen
Hintergrund abgepasst. Schwarze Schablonenbilder werden als Platzhalter positioniert und die
Animationen des Ein- und Ausfliegens werden an die richtigen Stellen gesetzt. Das Video wird in
dieser groben Form exportiert und kann bereits untertitelt werden, da die Gesamtzeit sich nicht
mehr ändert.
2.1.4.2 Feinschnitt
Zu jedem Abschnitt werden auf der Fotoplattform Fotolia passende Bilder gesucht, bzw. aus dem
schon vorhandenen Fundus passende Bilder genommen. Die schwarzen Schablonen werden durch
die Bilder ersetzt. Bilderserien innerhalb eines Abschnitts müssen noch gesetzt werden und
gegebenenfalls Animationen eingefügt und „getimed“ werden. Die Aufnahmen des Darstellers
werden nach After Effects exportiert und dort bearbeitet (Keylight-Filter für den grünen Hintergrund
und Masken, um unerwünschte Gegenstände, wie Lampen zu entfernen.) Der Darsteller wird farblich
bearbeitet (Helligkeit, Kontrast, RGB-Farben). Anfangs- und Endblenden werden gesetzt, das
Gateway-Logo und Gateway-Copyright richtig positioniert.
2.1.4.3 Untertitelung
Die Videos werden in Subtitle Workshop mit Hilfe des Drehbuchs untertitelt.
2.1.5 Vorbereitung Veröffentlichung Videos
Das Video wird zusammen mit den Untertiteln auf den Server geladen. Es werden Unterkapitel
erstellt und für jedes Kapitel ein Bild aus dem Video als Screenshot verwendet. Es wird eine XML-
Datei erstellt, in der die Kapitelzeiten und Namen eingetragen werden, sowie der Server-Pfad, wo das
Video und die Kapitelbilder zu finden sind. In Joomla wird das Bild für den Coverflow hochgeladen,
ein neuer Beitrag erstellt, der auf die XML-Datei verlinkt In die Metadaten des Artikels werden Links
und Downloads eingetragen
2.2 Erweiterung: Gateway Praktika
2013 wurde ein weiterer neuer Bereich eingerichtet, in dem Firmen, die
bereit sind, hör- oder sehbehinderte Praktikanten einzustellen, auf der
Gateway-Plattform die Möglichkeit haben, dafür zu werben. Neben
Informationen zu Länge, Art und Inhalte des Praktikums, gibt es einen
direkten Link zum Ansprechpartner bzw. zu weiterführenden
Informationen auf der Homepage des Unternehmens. Die Firmen, die sich
auf dieser Seite präsentieren, wurden im Vorfeld vom Gateway-Team
akquiriert und haben explizit zugesagt, auch hörbehinderte oder
sehgeschädigte Praktikanten zu fördern und zu betreuen.
2.3 Technik Die Arbeiten im Bereich der technischen Weiterentwicklung des Portals umfasste zum einen
(a) Programmierung eines Moduls, über das Praktikumsangebote von Unternehmen und
Behörden für Menschen mit Hör- oder Sehschädigung auf der gateway-online Plattform
veröffentlicht werden können.
(b) Zentrale Eingabemaske für Termine und Veranstaltungen
(c) Server-Pflege und Übergabe der Arbeiten an die Technikgruppe der RWTH Aachen in
Zusammenarbeit mit dem FIT - Fraunhofer Institut.
3 Projekttreffen Das letzte Gesamtprojekttreffen wurde direkt vor der Beiratssitzung im März 2013 in Köln
durchgeführt. Der Landschaftsverband Rheinland-Pfalz stellte Räumlichkeiten für die Sitzungen zur
Verfügung. Es war gleichzeitig auch das Abschlusstreffen aller Mitarbeitenden im Gateway-Projekt.
Wichtig war die Zusammenfassung der bisherigen Arbeiten und ein Ausblick, wie das Gateway-
Projekt weitergeführt wird. Dabei wurden verschiedene Formen diskutiert. Da nur noch ein kleinerer
Teil der Mitarbeitenden der beiden Gruppen weiter für das Gateway-Projekt arbeiten, wurde
beschlossen, die Erfahrungen der Zusammenarbeit auch in einem Artikel zu dokumentieren. Ein
Vorabdruck befindet sich unter Kapitel 4.1
3.1 Beirat Im Mittelpunkt der abschließenden Beiratssitzung, die im März 2013 in Köln stattfand, stand die
Arbeit, die von 2012-2013 stattfand und wie sich die Plattform seit der Veröffentlichung entwickelt
hatte. Dabei wurde der redaktionelle Prozess, die Veröffentlichungsstrategie, Gateway TV, und die
Mediathek vorgestellt. Ebenso wurde der neueste Stand der technischen Entwicklung der Plattform
gezeigt. Darüber hinaus wurde der Video Deaf meets Blind den Beiratsmitgliedern vorgestellt. Am
Ende der Sitzung wurden zusammen mit den Beiratsmitgliedern die erreichten Projektergebnisse und
die Weiterführung des Portals intensiv diskutiert.
4 PR für Gateway-online Auch im Jahr 2013 erschienen verschiedene Hinweise zum Gateway-online-Projekt in
unterschiedlichen Print- und Online-Medien Artikel, so zum Beispiel
http://www.integrationsaemter.de/Erfolgreich-studieren-trotz-Handicap/474c6115i1p62/index.html
http://www.blindenverband.org/wir-aktuell/nachrichten/archiv-2013/artikelansicht?entry=927
http://www.dvbs-online.de/php/n_content.php?woher=dvbsak&rubrik=Presse-
%3Cbr%20/%3Emeldungen&id=503&startcount=0
4.1 Artikel zum Thema Workflow
Gateway-Online: Innovativer Workflow für die
Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Hör-
oder Sehschädigung
Entwicklung eines ortsunabhängigen, kompetenzgeleiteten
Workflows für die Artikelproduktion
Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen garantiert die Teilhabe
an gleichberechtigter Bildung. 2011 wurde die Konvention von über 100 Ländern, unter
anderem auch von Deutschland, ratifiziert. Damit sind öffentliche Einrichtungen verpflichtet,
ihre Inhalte Menschen mit Behinderung barrierefrei zur Verfügung zu stellen.
Wie Inhalte für die Menschen mit Hör- oder Sehschädigung barrierefrei gemacht werden
können, zeigt das Gateway-Projekt, das seit 2010 vom Bundesministerium für Arbeit und
Soziales finanziert wird. In diesem Projekt arbeiten erstmals sowohl Menschen mit einer Hör-
als auch mit einer Sehschädigung gemeinsam an der Erstellung einer Informationsplattform.
Für das Team an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH), das das
Knowhow für Menschen mit Hörschädigung und das Team des Studienzentrums für
Sehgeschädigte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das dieses für Menschen mit
Sehschädigung mitbringt, war und ist die zielgruppengerechte und damit auch barrierefreie
Präsentation der Informationen eine große Herausforderung. Das IT-College in Putbus und das
Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik München helfen diese technisch zu
bewältigen.
Im Projekt werden Informationen zur Studienvorbereitung und -gestaltung, Berufseinstieg und
Karriereplanung für drei Zielgruppen aufbereitet: (a) Darstellung für Sreenreader und
Vergrößerung für Menschen mit Sehschädigung, (b) Darstellung in Text und Bild für Menschen
mit Hörbehinderung, die Schriftsprache bevorzugen (c) Darstellung mit Videos und Untertiteln
für Menschen mit Hörbehinderung, die Gebärdensprache nutzen.
Das erste Ergebnis des Projekts war die Erkenntnis, dass eine einzige gemeinsame Version nach
dem Prinzip „One code for all“ Informationen nur teilweise für eine Zielgruppe interessant sind,
die dann von den anderen Zielgruppen herausgefiltert werden muss. Zusätzlich wurde deutlich,
dass die Art der visuellen Präsentation und die Didaktik für die Zielgruppen unterschiedlich sind.
Da der Zugang zu Informationen für Menschen mit Hör- oder Sehschädigung dadurch
erschwert wird, widerspricht eine solche Philosophie der Maxime „Verbessere den Zugang zu
Informationen“. Frühzeitig einigten sich daher die Projektgruppen darauf, dass die Inhalte in
drei Darstellungsvarianten mit spezifischem Layout und medialer Form den Bedürfnissen der
verschiedenen Zielgruppen optimal entspricht.
Um eine möglichst reibungslose Zusammenarbeit zu gewährleisten, wurden während des
Projekts verschiedene Workflows erprobt. Durch die enge Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen
entstand ein spezieller Workflow, der die komplementären Fachkompetenzen der Gruppen, die
Stärken der einzelnen Mitarbeitenden mit und ohne Behinderung widerspiegelt und
ortsunabhängig verwirklicht werden kann. Im Folgenden wird die Entwicklung des Workflows
näher beschrieben.
Festlegung der Themen
In einem ersten Schritt wurden die Bereiche festgelegt, die auf der Gateway-online Plattform
thematisiert werden sollen: Entscheidungsfindung (pro oder contra Studium),
Studienvorbereitung, Studium, Berufseinstieg, Beruf & Karriere. Zu diesen Kernfeldern
sammelten die Projektmitarbeitenden Themenbereiche, die in den Phasen der Vorbereitung auf
einen Beruf und im Berufsleben Bedeutung haben. Insbesondere wurde Wert darauf gelegt,
dass behinderungsspezifische Themen aufgegriffen werden.
Jede Gruppe erstellte eine Prioritätenliste, welchen Themen für die jeweilige Zielgruppe
besondere Relevanz zukommt. Die Listen wurden in Projekttreffen diskutiert und gemeinsame
Themen für Artikel festgelegt. Ein Ziel war, dass eine möglichst ausgeglichene Anzahl von
Artikeln in den Kernfeldern veröffentlicht wird.
Entwurf eines Workflows
Ein grober Workflow wurde zu Anfang des Projekts festgelegt: Der erste Schritt war die
Erstellung einer Textversion, die dann zu einem Drehbuch umgearbeitet und anschließend zur
Erstellung eines Gebärdenvideos verwendet wurde. Da die Änderung eines Videos im Vergleich
zu einem Text ungleich aufwändiger ist, stand die Videoproduktion folgerichtig am Ende der
Produktionskette.
Zu Beginn des Projekts gab es pro Kernbereich zwei Personen mit Expertenwissen über Hör-
oder Sehschädigung. Die Idee war, dass diese beiden Personen gemeinsam Texte erstellen.
Dieser Workflow wurde erprobt. Dabei kam bei der Kommunikation zwischen Menschen mit
Blindheit und Gehörlosigkeit neben der Unterstützung durch Gebärdendolmetscher auch ein
Text-Chat zum Einsatz.
Evaluation und Festlegung des endgültigen Workflows
Nach Evaluation des oben beschriebenen Workflows zeigte sich, dass eine Aufgabenteilung,
die den Kompetenzen der Arbeitsgruppen entsprechen, einen effizienteren Workflow erlaubt.
Der folgende Workflow entwickelte sich während des Projektes und erwies sich als besonders
effizient und spiegelt die unterschiedlichen Kompetenzen der Mitarbeitenden der
Arbeitsgruppen wider. Er ist Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit der beiden Teams
(Aachen, Karlsruhe) an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Zielgruppen
(Hörbehinderte, Sehgeschädigte).
Der Produktionsprozess wurde in verschiedene Phasen aufgeteilt: Redaktionelle Arbeit mit
Brainstorming, Texterstellung der Version für Menschen mit Sehschädigung und der Version für
Menschen, die Schriftsprache bevorzugen, anschließende erfolgte die Anfertigung eines
Drehbuchs und am Ende die Videoproduktion mit Aufnahmen, Animationen, Bildredaktion,
Videoschnitt und Untertitelung.
Brainstorming
Zu Beginn der Inhalte- bzw. Artikelerstellung für die Informationsplattform Gateway-online
steht zunächst ein Brainstorming zum Artikelthema, das ein Redaktionsteam – in diesem Fall
die Gruppe, die Sehgeschädigte unterstützt - für das andere schriftlich festhält. In einer von der
Lautsprache geprägten Arbeitskultur ist ein Zeitraum von 10 Minuten am effektivsten, um zu
einem Ergebnis zu kommen. Diese Methode eignet sich für Gruppen, die mit Menschen mit
Sehschädigung arbeiten. In der Praxis bewährt es sich, die verschiedenen thematischen
Aspekte, die im Artikel später behandelt werden sollen, in Frageform und gut gegliedert
niederzulegen. So lauten Fragen, die im Rahmen des Brainstormings zum Thema
Bewerbungsunterlagen gesammelt wurden zum Beispiel „Wie sollte die Bewerbungsmappe
aussehen?“ oder „Welche Anlagen müssen in die Bewerbungsmappe?“ oder „Wie und wo kann
ich mein Bewerbungsfoto platzieren?“. Bereits in diesem Stadium ist es wichtig, die
zielgruppenspezifischen Aspekte zu erfassen, damit diese später in den drei Versionen
entsprechend berücksichtigt werden. Nach dieser Phase folgt eine Nachstrukturierung der
Inhalte. Die Liste wird danach von dem zweiten Redaktionsteam überarbeitet und ergänzt.
Besonderen Wert wurde von dem Expertenteam „Hörschädigung“ auf die Definition der
Grundbegriffe und die Ergänzung der zielgruppenspezifischen Aspekte gelegt.
Artikelerstellung - Textproduktion
In einem nächsten Schritt erfolgte das Erstellen der Artikeltexte durch den/die verantwortliche
AutorIn. Als Orientierung für den Entwurf diente das ergänzte Brainstorming.
Zielgruppenspezifische Inhalte wurden in der Textvorlage entsprechend gekennzeichnet. Die
Artikel gliedern sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird das Thema eingeführt und es werden
Aspekte erläutert, die für alle Behinderungsgruppen relevant sind. Lediglich Kleinigkeiten oder
Beispiele werden an die Zielgruppen angepasst. Im zweiten Teil werden
behinderungsspezifische Aspekte herausgestellt, die für die anderen Zielgruppen nicht von
Belang sind. So wird zum einen sichergestellt, dass die verschiedenen Versionen inhaltlich
gleichwertig sind und der redaktionelle Prozess vereinfacht wird, da nicht Änderungen an
Artikelteilen, die nicht behinderungsspezifisch sind, einfach ausgetauscht werden können. Zum
anderen Änderungen an behinderungsspezifischen Teilen ohne Absprache mit dem gesamten
Redaktionsteam für die jeweilige Zielgruppe durchgeführt werden können.
Es folgten zwei interne Redaktionsrunden, die einer/einem RedakteurIn verantwortete, um
eine gleichbleibende Stilistik und generelle Qualitätsstandards zu garantieren. Nach der
Schlussredaktion wurden die Texte durch behinderungsspezifische Aspekte der anderen
Zielgruppen ergänzt. Dabei wurden die entsprechenden Informationen für Menschen mit
Hörbehinderung, die Schriftsprache bevorzugen, textuell festgehalten. Häufig waren Texte zu
einem Thema zu umfangreich, sodaß die die Artikel in Unterthemen aufgeteilt wurden.
Artikelerstellung Videoproduktion
Nach der Festlegung der endgültigen Fassung der verschiedenen Textversionen wurde das
Drehbuch für das Gebärdensprachvideo entworfen. Dafür erfolgt eine Strukturierung des
Textes, um Themen, Unterthemen und Themenwechsel im Video durch Perspektivwechsel
darzustellen. Je nach Kernbereich des Artikels wurden die Videos mit bestimmten Darstellern
besetzt und Fachvokabeln unter den Gebärdendarstellern besprochen.
Nach der Fertigstellung der Aufnahmen erfolgt die Postproduktion. In dieser werden die Videos
für flüssige Übergange zusammengeschnitten, zu Themen und Unterthemen passende
Bildausschnitte ausgewählt, zum Kernbereich passenden Hintergründen eingebunden, Bilder
zur Veranschaulichung aus Fotodatenbanken herausgesucht, Animationen zur
Veranschaulichung und Introvideos und zuletzt die Untertitel erstellt.
Einpflegen der Inhalte
Zuletzt werden alle Versionen eines Artikel in das Content-Management-System eingepflegt.
Dazu werden die Artikel um Links und Downloads ergänzt und mit den Bildern versehen, die
bereits für die Videoproduktion herausgesucht wurden.
Für die Version für Menschen mit Sehschädigung wird auf eine starke Strukturierung der
Inhalte geachtet, die sowohl für die Braillezeilen- als auch die Screenreadernutzung wesentlich
ist: eine Gliederung am Anfang des Artikels und die Nutzung von Sprungmarken zu den
Unterabschnitten sichern diese. Da das Überfliegen von Texten für diese Zielgruppe nicht
möglich ist, erhält man durch die Gliederung am Anfang rasch einen Überblick über die Inhalte
eines Artikels. Gleichzeitig kann durch die Sprungmarken direkt zu einem Unterthema
gewechselt werden. In dieser Version spielen die Fotos eine untergeordnete Rolle. Sie tauchen
rechtsbündig in dem Content Bereich auf, um die Lesbarkeit des Artikels in starker
Vergrößerung zu verbessern.
Veröffentlichung der Inhalte
Da die Versionen zu unterschiedlichen Zeiten fertig sind, beschließt das Projektteam, Artikel
erst dann zu veröffentlichen, wenn alle drei Versionen fertig sind. Da das Portal eine
Umschaltfunktion beinhaltet, mit der man jederzeit denselben Artikel für eine andere
Zielgruppe anzeigen lassen kann, ist eine möglichst gleichzeitige Veröffentlichung wichtig. Ein
weiterer Grund ist, dass keine der Zielgruppen benachteiligt werden soll, dass eventuell Inhalte
nur für einen Zielgruppe bereits verfügbar sind, während eine andere Zielgruppe noch auf die
Inhalte warten muss.
RESÜMEE
Der während des Projektes entwickelte Workflow zeigt modellhaft, wie Menschen mit
unterschiedlichen Kompetenzen, beruflichem Hintergrund, mit und ohne Behinderung in einem
Projektteam zusammenarbeiten können.
4.2 Erstellung eines Videos über die Zusammenarbeit – Deaf meets Blind
Abbildung 1: Interview zum Thema Deaf meets Blind
Die Besonderheit der Zusammenarbeit in einem Diversity Team war Thema eines fast einstündigen
Videos, das auf der Gateway-online Plattform veröffentlicht wurden. Dazu wurden vier
Mitarbeitende zu ihren Erfahrungen über die Zusammenarbeit interviewt: eine gehörlose
Mitarbeiterin diskutierte mit einem späterblindeten und einem geburtsblinden Mitarbeiter des
Gateway Projekts. Dabei wurden sehr persönliche Eindrücke widergegeben, die zum einen die
Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit jedoch besonders auch die positiven Erfahrungen bei der
Zusammenarbeit mit Menschen mit einer anderen Behinderung deutlich machen.
4.3 Resüme aus der Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen am Studienzentrum für Sehgeschädigte, der RWTH
Aachen und dem IT-College Putbus führte zu einer kurzen Liste mit Tipps, die eine Kommunikation
zwischen Menschen mit/ohne Hör- oder Sehschädigung erleichtern. Es ist geplant, diese Tipps zu
veröffentlichen.
4.3.1 Tipps für die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit einer Hör- oder
Sehbehinderung
Acht Tipps für die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Hör- oder Sehschädigung
1) Die Initiative zur Kommunikation sollte von der sehenden gehörlosen Person ausgehen. Impuls
kann eine leichte Berührung des Oberarms sein, um der Person mit Blindheit zu signalisieren, dass sie
gemeint ist. Durch die Berührung erfährt die blinde Person auch, wo sich die Person mit
Gehörlosigkeit im Raum befindet.
2) Die Dolmetscher sollten sich zunächst vorstellen.
3) Die Dolmetscher müssen ankündigen, wenn sie nicht übersetzen, sondern für sich sprechen
wollen.
4) Will jemand einen direkten Kommentar zu gerade Gesprochenem geben, dann sollte dies
akustisch und visuell - durch Fingerschnipsen oder Klopfen und durch gleichzeitiges Handheben -
signalisiert werden.
5) Die Person mit Blindheit sollte sich beim Sprechen dem gehörlosen Gegenüber und nicht dem
Dolmetscher zuwenden. Denn durch den Blick auf die Mimik und Gestik der Person mit Blindheit
leitet eine Person mit Gehörlosigkeit ab, wie lange ein Gesprächsbeitrag dauert. Zudem kann sie so
auch die Zusatzinformation der Lippenbewegung für die Kommunikation nutzen.
6) Sprechende mit Blindheit sollten darauf achten, langsam und deutlich zu sprechen.
7) Menschen mit Blindheit sollten sich immer bewusst sein, dass die Lautsprache für Menschen mit
Hörbehinderung, die Gebärdensprache nutzen, eine Fremdsprache ist und es deshalb zu
Missverständnissen kommen kann.
8) Besteht die Gesprächsrunde aus mehreren Personen, sollte die Diskussion moderiert werden.
Dabei sollten sich die Teilnehmenden mit einem kurzen Klopfen und Handheben bemerkbar machen,
wenn sie etwas beitragen wollen. Eine sehende benachbarte Person sollte einer blinden Person kurz
signalisieren, wenn die Meldung auf einer Rednerliste vermerkt wurde. Damit wird sichergestellt,
dass alle zu Wort kommen.
5 Nachhaltigkeit Die Nachhaltigkeit des Projektes wird durch die beiden Gruppen, das SZS in Karlsruhe und der
Gruppe der RWTH Aachen, das in dem neugegründeten Kompetenzzentrum SignGes arbeitet,
sichergestellt. Eine Arbeitsgrundlage für mindestens 30 Artikel resultiert aus der Zusammenarbeit
während der Gesamtprojektlaufzeit zwischen 2010 und 2013. Diese befinden sich in
unterschiedlichen Bearbeitungsphasen und werden in Zukunft schrittweise vervollständigt und dann
veröffentlicht.
6 Zusammenfassung Die letzten vier Monate im Gateway-online-Projekt waren mit Abschlußarbeiten, der Organisation
des Beirats und die Planungen für die zukünftige Zusammenarbeit nach dem Ende der
Förderungsdauer bestimmt.