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Rundbrief des Arbeitskreises für Paläobotanik und Palynologie Juni 2016 Inhalt Brief an die Mitglieder 1 Projekt: Das Massenaussterben am Ende des Perms in den Süd- und Ostalpen 2 Kurzbericht „ The Yunnan Biodiversity Hotspot Symposium” in Dresden 3 „Rheinlandtaler“ an Ulrich Lieven verliehen 5 News from Bonn 8 25th International Workshop on Plant Taphonomy 2016 in Bonn 8 Neue Literatur 9 Neue Monographie: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation 9 PALAEOBOTANY OF ITALY in 2. Auflage 11 Paläontologischer Exkursionsführer durch den Tagebau Garzweiler 13 Kurzmitteilungen 13 Tagungskalender 14 Liebe Kolleginnen und Kollegen, Es ist zunächst meine traurige Pflicht, an unser im April plötzlich verstorbenes Mitglied, den Mikropaläontologen und Palynologen Horst Blumenstengel zu erinnern. Der APP trauert um ein langjähriges Mitglied und hat der Familie schriftlich sein tiefes Mitgefühl überbracht. Tief bewegt haben wir sicher auch alle vom Tod Thomas (Tom) N. Taylors erfahren. Es ist eine traurige Gewissheit, dass wir ihn nicht zur IPC/IOPC 2016 in Salvador (Brasilien) treffen werden. Im Namen des APP habe ich Edie Taylor unser tiefes Mitgefühl ausgesprochen. Nach diesen Nachrichten ist es nicht leicht, zum Alltagsgeschäft überzuleiten. Ein diesjähriges APP-Business-Treffen könnte sowohl während der Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft in Dresden als auch während der IPC/IOPC in Salvador stattfinden. Nach dem gegenwärtigen Anmeldestand werden ca. 20 unserer Mitglieder in Dresden anwesend sein;

Rundbrief Juni 2016 Inhalt 1 und Ostalpen 2 3 5 8 - palges.de · Hotspot Symposium – program, objectives, and application” ... paleobotany, Jessica Landgraf comple-ted her Bachelors

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Rundbrief

des Arbeitskreises für Paläobotanik und Palynologie

Juni 2016

Inhalt

Brief an die Mitglieder 1

Projekt: Das Massenaussterben am Ende des Perms in den Süd- und Ostalpen 2

Kurzbericht „ The Yunnan Biodiversity Hotspot Symposium” in Dresden 3

„Rheinlandtaler“ an Ulrich Lieven verliehen 5

News from Bonn 8

25th International Workshop on Plant Taphonomy 2016 in Bonn 8

Neue Literatur 9

Neue Monographie: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation 9

PALAEOBOTANY OF ITALY in 2. Auflage 11

Paläontologischer Exkursionsführer durch den Tagebau Garzweiler 13

Kurzmitteilungen 13

Tagungskalender 14

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Es ist zunächst meine traurige Pflicht, an unser im April plötzlich verstorbenes Mitglied, den

Mikropaläontologen und Palynologen Horst Blumenstengel zu erinnern. Der APP trauert um

ein langjähriges Mitglied und hat der Familie schriftlich sein tiefes Mitgefühl überbracht.

Tief bewegt haben wir sicher auch alle vom Tod Thomas (Tom) N. Taylors erfahren. Es ist

eine traurige Gewissheit, dass wir ihn nicht zur IPC/IOPC 2016 in Salvador (Brasilien) treffen

werden. Im Namen des APP habe ich Edie Taylor unser tiefes Mitgefühl ausgesprochen.

Nach diesen Nachrichten ist es nicht leicht, zum Alltagsgeschäft überzuleiten. Ein diesjähriges

APP-Business-Treffen könnte sowohl während der Jahrestagung der Paläontologischen

Gesellschaft in Dresden als auch während der IPC/IOPC in Salvador stattfinden. Nach dem

gegenwärtigen Anmeldestand werden ca. 20 unserer Mitglieder in Dresden anwesend sein;

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den Anmeldestand für die IPC/IOPC kenne ich leider nicht. Dennoch ist ein allgemeiner

Tenor, dass der Kongress in Salvador aus verschiedenen Gründen heraus nicht so gut besucht

sein könnte (schleppende Informationspolitik; Kosten; Zika-Virus, etc.), so dass ich ein kurzes

Treffen in Dresden vorschlagen möchte, sollte sich nicht eine größere Anzahl von Mitgliedern

für ein Treffen in Salvador aussprechen. Ein Termin wird dann im 3. Zirkular der PalGes-

Tagung zu finden sein (Vorschlag: zwangloses Treffen in einer Mittagspause, Imbiss (jeder

zahlt selbst), kurze Beratung zu wichtigen Themen).

In eigener Sache möchte ich Euch / Ihnen mitteilen, dass ich mich während der IOPC um das

Amt des Secretary/Treasurer der IOP bewerbe. Falls ich in dieses Amt gewählt werde, möchte

ich die Funktion des APP-Sprechers zum Jahresende (schweren Herzens) abgeben, um meine

Arbeitsbelastungen in erträglichen Grenzen zu halten. Bis dahin sind es noch etliche Wochen,

und der Wahlausgang ist natürlich offen, dennoch sollten wir uns Gedanken um eine/n neue/n

Sprecher/-in machen.

Heute wünsche ich Euch / Ihnen zunächst viel Freude beim Lesen des vorliegenden

Rundbriefs. Besten Dank an alle, die zu seinem Inhalt beigetragen haben.

Mit herzlichen Grüßen,

Euer / Ihr Lutz Kunzmann

Projekt: Das Massenaussterben am Ende des Perms in den Süd- und

Ostalpen

Aufschlüsse der Perm-Trias-Grenze in den österreichischen und italienischen Alpen kennt und

erforscht man seit langem. Die auch bei Touristen beliebte Bletterbachschlucht in Südtirol

etwa hat neben Tetrapoden-Fährten auch eine exzellent erhaltene Makroflora aus dem oberen

Perm geliefert. Mit dieser und anderen Lokalitäten stellt das Gebiet der Dolomiten und

Gailtaler Alpen insgesamt eine wertvolle Quelle für die Erforschung des Massenaussterbens

am Ende des Perms dar. Allerdings ist bis heute nicht klar, inwieweit Taphonomie und

Erhaltung das eigentliche Aussterbe-Muster überdecken oder verfälschen. Um dieser Frage

nachzugehen und ein möglichst genaues Bild zu erhalten, wurde nun ein auf drei Jahre

angelegtes und von drei Institutionen der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino getragenes,

interdisziplinäres Projekt gestartet, bei dem altbekannte und neue Lokalitäten detailliert

beprobt und nach geologischen, paläobotanischen, paläozoologischen, ichnologischen,

stratigraphischen, sedimentologischen und geochemischen Gesichtspunkten untersucht

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werden sollen. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Unterschieden zwischen

verschiedenen, benachbarten Ablagerungsmilieus - terrestrisch und marin -, die hier

geherrscht haben.

Abbildung: Die Bletterbachschlucht, mit der Perm-Trias-Grenze etwa in der Bildmitte (Foto: E. Kustatscher).

Die drei beteiligten Einrichtungen vertreten jeweils die Regionen Südtirol und Trentino in

Italien und Tirol in Österreich und bringen sich mit verschiedenen Schwerpunkten ein. Am

Naturmuseum Südtirol/Museo di Scienze Naturali dell‘Alto Adige in Bozen werden Evelyn

Kustatscher und ich selbst uns jeweils um die paläobotanische, bzw. palynologische Seite des

Projekts kümmern, während das Museo delle Scienze di Trento (Trient) die Paläontologie der

Vertebraten und Invertebraten übernimmt und am Institut für Geologie an der Universität

Innsbruck Sedimentologie und Geochemie bearbeitet werden.

Hendrik Nowak (Bozen)

Kurzbericht vom Internationalen Workshop „The Yunnan Biodiversity

Hotspot Symposium – program, objectives, and application”

02.-06.04.2016, Dresden

Das Symposium war das dritte in einer Reihe von deutsch-chinesischen Kooperationstreffen,

die der Initiierung eines langfristigen multidisziplinären gemeinsamen Forschungsprojekts zur

Entstehung, Gegenwart und Zukunft des Biodiversität-Hotspots der Himalaya-Yunnan-Region

dient. 36 Teilnehmer/-innen von 10 Institutionen aus 4 Ländern (China, Vietnam, UK,

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Deutschland), davon 12 ausländische Teilnehmer/-innen, nahmen an dem workshopartigen

Treffen im Dresdner Japanischen Palais, dem Ausstellungs- und Öffentlichkeitsdomizil von

Senckenberg Dresden teil. Organisiert wurde das Symposium durch das Team der Sektion

Paläobotanik von Senckenberg und das Team des LS Botanik der TU Dresden. Die

Veranstaltung wurde durch Fördermittel der TU Dresden (Initiative Internationalisierung) und

der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung finanziert.

Mit 30 Vorträgen und WORLD CAFÉ-Diskussionsformaten in 4 großen Themenkomplexen

wurden wissenschaftliche Fragestellungen erarbeitet, die in konkrete Forschungsprojekte

münden sollen. Diese Projekte werden gebündelt und in einen DFG-Antrag für ein

koordiniertes Förderprojekt eingebracht. Die maßgeblichen Akteure des Antrags sind die

Universitäten in Marburg und Dresden sowie die Senckenberg Gesellschaft für

Naturforschung. Für die Zusammenfassung der Ergebnisse, die Erarbeitung eines Dritt-

mittelantrages wurde eine Roadmap diskutiert und angenommen.

Besucht wurden auch die Infrastrukturen (wissenschaftliche Sammlungen und Labore) der

gastgebenden Institute. Zwei Geländeexkursionen führten zu paläobotanischen Fundstellen

Mitteldeutschlands und der Lausitz. Die Symposiumsband steht als PDF zum freien

Download zur Verfügung (www.senckenberg.de/root...PageID17714).

Lutz Kunzmann und Christoph Neinhuis, Dresden

Gruppenfoto der Symposiumsteilnehmer/-innen im Innenhof des Japanischen Palais (Foto: Susann Stiller).

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„Rheinlandtaler“ an Ulrich Lieven verliehen

Am 18. April 2016 wurde Ulrich Lieven der Rheinlandtaler von Frau Anne Henk-Holstein,

stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, im Rahmen einer

Feierstunde in der Abtei Brauweiler bei Köln verliehen.

Links: Uli Lieven nach der Preisverleihung; rechts: Uli Lieven „in seinem Element“ beim Freilegen eines

fossilen Holzes im Tagebau (Fotos: Chr. Hartkopf-Fröder).

Mit dem Rheinlandtaler werden vom Landschaftsverband Rheinland Personen ausgezeichnet,

die sich u.a. um die Denkmal- und Bodendenkmalpflege durch ehrenamtliches

außergewöhnliches Engagement besonders verdient gemacht haben. Die Förderung und

Pflege der rheinischen Kulturlandschaft ist eine der Aufgaben des Landschaftsverbandes

Rheinland, der als regionaler Kommunalverband mit rund 18.000 Beschäftigten für etwa 9,4

Millionen Menschen im Rheinland zuständig ist. Diese gewaltige Aufgabe ist ohne das

ehrenamtliche Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger des Rheinlandes nicht zu erfüllen.

Ulrich Lieven erhält den Rheinlandtaler für sein inzwischen jahrzehntelanges Engagement um

den Schutz und die Pflege der Bodendenkmäler im rheinischen Braunkohlenrevier.

„Denkmäler sind zu schützen, zu pflegen, sinnvoll zu nutzen und wissenschaftlich zu

erforschen. Sie sollen der Öffentlichkeit im Rahmen des Zumutbaren zugänglich gemacht

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werden.“ Mit diesem Satz beginnt das Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im

Lande Nordrhein-Westfalen. Zu den Denkmälern gehören auch die Bodendenkmäler, also

Denkmäler die sich im Boden befinden oder befanden wie zum Beispiel – und da ist das

Gesetz sehr explizit – die „Zeugnisse tierischen und pflanzlichen Lebens aus erdgeschicht-

licher Zeit“.

Die beiden Seiten des „Rheinlandtalers“.

Wenn über die neogene Flora des rheinischen Braunkohlenreviers diskutiert wird, fällt un-

weigerlich der Name Uli Lieven. Uli Lieven ist Abfall- u. Gewässerschutzbeauftragter bei der

RWE Power AG, hat bei der früheren Rheinbraun AG eine Ausbildung zum Bergver-

messungstechniker gemacht und anschließend die Ausbildung zum Fachingenieur Bergbau.

Er hat also seine gesamte berufliche Tätigkeit im Braunkohlenbergbau verbracht – für die

Paläobotanik eine äußerst glückliche Fügung. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist er auch

einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Bodendenkmalpflege, hat über die letzten vier

Jahrzehnte eine umfangreiche Spezialsammlung paläobotanischer Funde aus der rheinischen

Braunkohle zusammengetragen, ist bei kleinen und großen Ausstellungen mit der

Bereitstellung von schönen Funden und ansprechend geschriebenen Texten immer dabei und

ist häufig die erste Kontaktperson bei RWE Power, wenn es um Exkursionen und

Probennahmen in den Braunkohlentagebauen geht. Hunderte von Studenten und Kollegen aus

dem In- und Ausland haben seine gleichermaßen fundierten wie kurzweiligen und

humorvollen Exkursionen in einem der drei RWE Power-Tagebaue mitgemacht. „Ganz

nebenbei“ arbeitet und publiziert Uli Lieven seit Jahren wissenschaftlich über die neogenen

Floren des Niederrheingebietes. In zahlreichen Veröffentlichungen, u.a. erschienen in

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documenta naturae, der Paläontologischen Zeitschrift oder im International Journal of Coal

Geology, sind von ihm Forschungsergebnisse dokumentiert worden. Dazu gehört die

Beschreibung neuer Taxa wie auch, brandneu, eine umfassende, 71-seitige geologisch-

paläontologische Übersicht über den Tagebau Garzweiler, erschienen in documenta naturae,

Sonderband 77. Dabei gehört natürlich das Sammeln und Dokumentieren der fossilen Flora

nicht zu seinen originären, dienstlichen Aufgaben bei der RWE Power AG. Vielmehr findet

der größte Teil seiner Sammelaktivitäten in der Freizeit statt. So sorgt Uli Lieven dafür, dass

zumindest ein beachtlicher Teil der fossilen Floren nicht auf der Kippe oder im Kraftwerk

landen, sondern sorgfältig dokumentiert für die Zukunft bewahrt wird. Das von ihm

geborgene Material stellt er gerne Wissenschaftlern zur Bearbeitung zur Verfügung und so ist

es nicht verwunderlich, dass mehrere neue Arten nach Uli Lieven benannt wurden. Sicherlich

ein Highlight in den letzten Jahren war die Bergung des größten fossilen Baumstammes mit

9,50 m Länge und ca. 4.5 t Gewicht aus dem rheinischen Braunkohlenrevier.

All diese Aktivitäten sind auch deshalb möglich, weil die RWE Power AG durch die

Bereitstellung von Infrastruktur, angefangen von einem Sammlungs- und Präparationsraum

bis hin zum Einsatz von schwerem Gerät, Uli Lievens Aktivitäten unterstützt. So ist die

Ehrung mit dem Rheinlandtaler nicht nur eine Anerkennung seines Engagements, sondern

auch Beispiel für den freiwilligen Einsatz der heimischen Wirtschaft für die

Bodendenkmalpflege und die wissenschaftliche Erforschung einer ungemein reichhaltigen

fossilen Flora.

Der APP gratuliert Uli Lieven zu dieser außergewöhnlichen Ehrung und wünscht ihm

weiterhin viel Erfolg bei seinen vielfältigen Aktivitäten in der rheinischen Braunkohle.

Christoph Hartkopf-Fröder, Krefeld

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News from Bonn

As is the nature of the rapid and

ever-changing flow of activity at the

university, the members of the organis-

mic paleobotany working group in

Bonn are surging ahead. From left to

right in the photo: Tatjana Laupen-

mühlen finished her Master thesis on

selected Miocene angiosperm wood

from Lesvos, Nicole Garten has embar-

ked on her doctoral work on Lesvos

paleobotany, Jessica Landgraf comple-

ted her Bachelors thesis on Late

Jurassic charophyte oogonia and conifer twig cuticles, Samantha is on her way to California

to collect wood samples of the remarkable desert shrub Krameria for her Masters work. And,

finally, I am now Privatdozentin! Thanks to everyone for their support!

We will not be resting on our laurels for long, however, for there is always exciting

research to do, and we also look forward to hosting this year’s International Workshop on

Plant Taphonomy in Bonn in late November (see separate announcement).

Carole Gee (Bonn)

25th International Workshop on Plant Taphonomy

This year’s International Workshop on Plant Taphonomy will be held on the last weekend in

November in Bonn, from Friday, November 25 to Saturday, November 26, 2016. The date

provides terrific opportunities for stimulating discussions over Glühwein at the Bonn Christ-

mas Market, so please mark it on your calendar!

The 2016 workshop will feature a keynote lecture from Bob Gastaldo (Colby College, Maine,

USA) and a round-table discussion on the taphonomy of leaf cuticle led by Lutz Kunzmann.

And, of course, talks and posters on all aspects of plant taphonomy are welcome. The

deadline for pre-registration and abstracts will be October 1, and more information will be

contained in a second mailing at the end of summer.

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The workshop will be held in the Paleontology buil-

ding of the Steinmann Institute. As many of you

may know from previous plant taphonomy meetings

in Bonn, the Paleo building (Nussallee 8, 53115

Bonn) is within walking distance to the train station

and to several modestly priced hotels. The second

circular will also provide more information on hotels

near the institute.

If you are interested in receiving the second

circular or if you have any questions, please send a

brief email to Carole Gee ([email protected]). Also

feel free to pass on this information on to anyone

who may be interested in joining our exciting

informal discussions. Students and new members

wanting to check out plant taphonomy are especially

welcome.

Carole Gee and Thomas Litt (Bonn)

Neue Literatur

Neue Monographie: Die Rotliegendflora der Döhlen-Formation

Die Bearbeitung der Döhlener Rotliegendflora ist abge-

schlossen und als Band 61 (2) der Geologica Saxonica im

März 2016 in Dresden erschienen. Dies ist die „Stein-

kohlenflora“ der Döhlen-Formation. Für die beiden jünge-

ren Formationen des Döhlen-Beckens, besonders für die

strukturerhaltenen „Madensteine“ in oder über der Banne-

witz-Formation sind weitere Forschungen erforderlich –

hier ist aber der gegenwärtige Wissensstand mitgeteilt.

Die Pflanzenfunde der Döhlen-Formation sind für meine

Vorgänger und mich seit 1956 ausschließlich im Unter-

tage-Bergbau und sehr frischen Haldenschüttungen gebor-

gen worden.

In Tages-Aufschlüssen sind die fossilführenden Gesteine wegen ihrer hohen Sulfidgehalte und

quellfähiger Tonminerale meist stark verwittert. Das Sammlungsmaterial ist entsprechend

gefährdet.

Meine eigenen Aufsammlungen und Beobachtungen in den Steinkohlengruben wurden seit

1963 nicht mehr gestattet. Aber bis zum Ende des „Wismut“-Bergbaus (1989) auf Uranerz

sicherten engagierte Geologen und Bergleute wissenschaftlich wichtiges Material und

ermöglichten mir, laufend die neuen Funde zu untersuchen. Die neue „Flora“ ist daher eine

langjährige Gemeinschaftsarbeit freiwilliger Forscher und Sammler im alten Bergbau-Gebiet,

vielfach unterstützt von Fachkollegen und großzügig gestaltet durch Geologica Saxonica.

Senftenbergia saxonica, fertile Fiedern. Hangendes 3. Flöz, Bannewitz. Sammlung Museum für Naturkunde

Berlin, PB 2011/1244, Orig. Barthel 2015: Abb. 105) (Foto: M. Barthel).

Im Text versuche ich, auch bergbau- und kulturgeschichtlichen Aspekten der Döhlen-

Formation Raum zu geben; Restliches überlasse ich der Wissenschaftsgeschichte.

Ein floristischer Vergleich der Döhlen-Formation mit anderen variszischen Binnenbecken ist

nur eingeschränkt möglich, weil hier größeren Seen, die Vegetation ihrer Ufer und andere

Trockenstandorte fehlen. Koniferen und Dicranophyllen sind nur durch kümmerliche

Einzelfunde vertreten, Ginkgophyten und Cycadophyten fehlen ganz, und selbst einige

typische Pteridospermen-Taxa des Rotliegenden konnten nicht nachgewiesen werden. Die

Döhlener Flora besteht daher überwiegend aus den Elementen artenarmer Moore, ergänzt

durch mehrere Farne und Farnsamer auf Standorten mineralischer Alluvionen. Cordaiten sind

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die häufigsten Döhlener Rotliegendpflanzen; sie sind aber, wie überall in den Binnenbecken,

nicht adäquat gesammelt und dokumentiert worden.

Taphonomische Besonderheiten haben die Erforschung der Döhlener Funde stark geprägt:

deren Einbettung in fein– bis mittelkörnige air fall-Tuffe eines saueren explosiven

Vulkanismus. Dadurch sind viele kohlige Pflanzenreste mit feinen morphologischen

Merkmalen räumlich erhalten und konnten durch Zersägen, Anschleifen und HF-Freiätzen

teilweise freigelegt und rekonstruiert werden. Damit bilden diese Funde in hellen Döhlener

Pyroklastika („Tonsteinen“ und „Arkosen“) manchmal eine Brücke zu strukturerhaltenen

Rotliegendpflanzen.

Die meisten Döhlener kohligen Pflanzenfossilien entsprechen mit ca. 30 % flüchtigen

Bestandteilen den Gaskohlen und sind gut mazerierbar. Das ist auch von palynologischen

Präparationen bekannt. Aber es gibt viele, durch feindisperse radioaktive Minerale bedingte

Abweichungen in höhere Inkohlungsstufen, die das Mazerieren, besonders von Kutikulen der

Cordaitenblätter begrenzen. Hinzu kommen weitere Faktoren ungünstiger Erhaltungen.

Die Dokumentationen und Sicherungen der Döhlener Pflanzenfossilien in den Sammlungen

sind auf einem relativ gutem Niveau: die älteren Funde (bis Sterzel 1893) sind in mehreren

wissenschaftlichen Sammlungen alle noch vorhanden und gut erschlossen; das neue

Sammlungsmaterial (ab 1953) ist in den großen Sammlungen von Senckenberg Dresden und

Museum für Naturkunde Berlin konzentriert und in Datenbanken erfasst. Die bedeutenden

Privatsammlungen sind gut dokumentiert und mit diesen beiden wissenschaftlichen

Sammlungen vernetzt.

Die Arbeit ist als PDF-Datei in Geologica Saxonica frei erhältlich

(http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=8076&PHPSESSID=u93relcae0hs6s558

27a5ro5q4),

ihre Druckversion ist für 20 € in der Bibliothek des MMG, Senckenberg Dresden zu kaufen.

Kritik, Lob und Satirisches bitte direkt an den Autor: [email protected]

Manfred Barthel (Berlin)

PALAEOBOTANY OF ITALY in 2. Auflage

The volume „Palaeobotany of Italy“ is edited by the organizers of the 9th European

Palaeobotany and Palynology Congress in Padova, Italy (EPPC2014). Italy’s palaeobotanical

record is extensive. However, this heritage has largely been forgotten. More than 300 million

years lie between the oldest plant fossils discovered in Italy and Quaternary plant remains

found in archaeological excavations. Fossil floras throughout Italy are remarkable in that they

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show a surprising abundance and diversity over the millions of years. The Italian

palaeobotanical heritage represents an important source of new information on the evolution

of plants and the ecosystems in which they lived, but can also help in predicting future

environmental scenarios.

The present volume is the first general book on fossil floras of Italy; it is bilingual with an

Italian and English text. The book is divided in a detailed overview on the history of

palaeobotany in Italy, a general part on materials and methods in palaeo- and archeobotany

and nine chronological chapters (from the Carboniferous to Archeobotany). Each chapter is

divided in geographic areas as well as in macro- and microfloras. Additional information are

given on the institutions different collections are stored in. This book provides a state of the

art of the different floras with an exhaustive reference list.

Since the first volume was sold out within two years, a second, slightly corrected version has

been re-printed.

Bibliographic information:

La storia delle piante fossili in

Italia, seconda edizione -

Paleobotany of Italy, second

edition

Evelyn Kustatscher, Guido

Roghi, Adele Bertini & Antonella

Miola (eds.)

Veröffentlichungen des Natur-

museums Südtirol, volume 9

pp. 400, 20.6 x 27.6 cm,

Euro 25,00

Bozen/Bolzano, Naturmuseum

Südtirol/Museo di Scienze

Naturali dell’Alto Adige 2016

ISBN: 978-88-87108-09-5

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Paläontologischer Exkursionsführer durch den Tagebau Garzweiler

LIEVEN, U. (2016): Paläontologischer Exkursionsführer durch den Tagebau Garzweiler (RWE

Power AG). – Documenta naturae, SB 77: 1–72, 100 Abb., 6 Tab., München.

Exemplare sind über Documenta naturae oder den Autor zu erfragen.

Zusammenfassung

Der Fossilinhalt aller wesentlichen Schichten im Tagebau Garzweiler wird in Form eines

Exkursionsführers beschrieben. Darüber hinaus werden Informationen zur Geologie,

Stratigraphie und Petrografie dieser Braunkohlenlagerstätte gegeben.

Schlüsselworte: Tagebau Garzweiler, Paläobotanik, Geologie, Stratigraphie, oberes Tertiär,

Paläoklima

Summary

This field guide describes the fossil content of all significant strata present in the Garzweiler

opencast mine. It also contains information on the geology, stratigraphy and petrography of

this lignite field.

Keywords

Garzweiler opencast mine, palaeobotany, geology, stratigraphy, Upper Tertiary, paleoclimate

Kurzmeldungen

Ausstellungen

Die Landesausstellung NRW - siehe letzter Rundbrief ist nun in Detmold zu sehen und ich

habe dort heute meine Vitrinen mit miozänen Blättern aus dem Tagebau Hambach, einer

pliozänen Blattflora aus dem Tagebau Garzweiler und miozänen Nachweisen (Blattscheiden,

Leitbündel, Wurzeln, Stammstücke) von stammbildenden monokotylen Pflanzen u. a.

Bromeliaceophyllum (?) rhenanum aus den hiesigen Tagebauen eingerichtet. Die Ausstellung

wird dort bis zum 26.02.2017 gezeigt.

Ulrich Lieven, Bedburg

Hanns-Bruno-Geinitz-Preis 2016 ausgeschrieben

Das Museum für Mineralogie und Geologie der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen

Dresden hat den von Dr. Dedo Geinitz [Ururenkel des ehemaligen Direktors Hanns Bruno

Geiniz (1814-1900)] gestifteten und mit bis zu 5.000 € dotierten Hanns-Bruno-Geinitz-Preis

2016 ausgeschrieben. Er wird an junge Geowissenschaftler/-innen (bis zur Vollendung des 35.

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Lebensjahres) für eine herausragende, vorzugsweise anwendungsorientierte Leistung in den

Geowissenschaften (Habilitationsschrift, Dissertation, Diplom-/Masterarbeit, Kartenwerk,

Publikation), ein erfolgreiches Projekt auf dem Sektor der Angewandten Geowissenschaften

oder eine außerordentlich allgemeinverständliche Darstellung geowissenschaftlicher Themen

(z. B. Buch) verliehen. Der Preis kann geteilt an mehrere Personen vergeben werden. Das

Recht, Preisträgerinnen und Preisträger vorzuschlagen haben alle Wissenschaftler der

universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, der Museen mit geowissen-

schaftlicher Forschungsausrichtung, der Geologischen Landesämter und die Fachgutachter der

DFG.

Weitere Informationen unter: www.senckenberg.de/root .

Bewerbungsschluss ist der 01.08.2016.

Der Preis wird bei der Eröffnungsveranstaltung zur Jahrestagung der Paläontologischen

Gesellschaft am 12.09.2016 in Dresden verliehen.

Neues APP-Mitglied

Hendrik Nowak

Naturmuseum Südtirol / Museo di Scienze Naturali dell'Alto Adige

Bindergasse 1 / Via Bottai 1

39100 Bozen / Bolzano

Italien

e-mail: [email protected]

Tagungskalender

2016

87. Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft

Dresden, 12.-15.09.2016 2016

Veranstalter und Organisatoren: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden und

Paläontologische Gesellschaft

Weitere Informationen: http://www.palges.de/tagungen/jahrestagung-2016.html

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XIV. International Palynological Congress / X. International Organisation of

Palaeobotany Conference 2016

Salvadore, Brasil, 23.-28.10.2016

Weitere Informationen: www.ipciopcbrazil.com

25th International Workshop on Plant Taphonomy

Bonn, Germany, 25.-26.11.2016

Veranstalter und Organisatoren: Carole Gee und Thomas Litt, Steinmann-Institut der

Universität Bonn (siehe auch S. 8 hier im Rundbrief)

CBEP-2017: Climatic and Biotic Events of the Paleogene conference

Salt Lake City, Utah, USA, 04.-07.09.2017

Veranstalter und Organisatoren: Peter Lippert und Gabriel Bowen, University of Utah

([email protected])

Informationen: http://cbep2017.utah.edu/index.html

Zur Erinnerung

Bitte beteiligen Sie sich mit Neuigkeiten aus Ihrem Bereich am nächsten Rundbrief.

Stichworte für berichtenswerte Neuigkeiten sind:

► Änderungen in der beruflichen Position/Änderungen der Anschrift

► Neue Dissertationen/Diplomarbeiten

► Neue Projekte/Kooperationen

► Nächste Tagungen/Workshops

► Tagungen/Workshops in Vorbereitung

► Ausstellungen

► Spezielle Geburtstage/Jubiläen/Preisverleihungen/Todesfälle

► Sonstiges

Bitte teilen Sie uns auch mit, wenn Sie am Erhalt des Rundbriefes kein Interesse mehr haben!

Dieser Rundbrief wurde zusammengestellt von:

Lutz Kunzmann c/o Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden

Königsbrücker Landstr. 159, D-01109 Dresden

e-mail: [email protected]

APP im Internet: http://www.palges.de/arbeitskreise/ak-palaeobotanik-palynologie.html