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JOT 4 | 2005 98 Anhand gezielter Versuche im Testzentrum wurde die Eignung des Anlagentyps verifiziert und auf die spezifischen Erfordernisse der Anwendung abgestimmt. Die planeri- sche Herausforderung für die Anla- genkonstrukteure der Rösler Ober- flächentechnik ergab sich dabei zum einen aus den engen Platzvorgaben und zum anderen aus dem Kunden- wunsch, den angesichts der hohen Durchsatzleistung in großen Mengen abgeschiedenen Sand wiederzuver- wenden. Kompaktes Doppel Um den zur Verfügung stehenden Platz optimal zu nutzen, musste die Anlage sehr kompakt mit kurzen Zuführungen und speziellen Einrich- tungen für den Höhenausgleich aufge- baut sein. Auf diese besonderen Anfor- derungen ist das „Twin“-Konzept ausgerichtet. Es besteht aus zwei Chargenanlagen des Typs RMBC 6.2 für Teilemengen bis maximal 600 Liter pro Charge und Anlage, wobei die Ziel- menge im beschriebenen Anwen- dungsfall in der Regel bei 400 Liter pro Charge liegt. Die Doppelung der Anla- genform gewährleistet eine kontinuier- liche Bearbeitung ohne Unterbrechun- gen, so dass die Anlage im 3-Schicht- Betrieb gefahren werden kann. M it der in der bisherigen Ferti- gung eingesetzten Hängebahn- anlage ließen sich die Vorteile einer vollautomatischen Chargenbearbei- tung bei einem Hersteller von Rohrlei- tungssystemen nicht realisieren. Auf- grund der Werkstückdaten und der definierten Bearbeitungsziele schlu- gen die Rösler-Strahltechniker in der Planungsphase den Einsatz einer Mul- denband-Chargenanlage vor. Dieser Anlagentyp wird bereits vielfach bei der Bearbeitung von Gussteilen sehr erfolgreich eingesetzt. Für eine Char- genanlage sprach in dem speziellen Anwendungsfall auch die im Vergleich zu einem Durchlaufsystem längere Verweildauer der zu bearbeitenden Teile im Strahlbereich, um den opti- malen Bearbeitungseffekt – Entfernen des Kernsandes und Oberflächenglät- tung – zu erreichen. Reinigen und Entsanden von anspruchsvollen Gussteilen Bis zu 3200 Liter Fittings werden in der Anlage pro Stunde gereinigt und von Kernsand befreit Für das Abstrahlen von Kernsanden von Fittings, die im Nieder- druckguss-Verfahren hergestellt werden, suchte ein Hersteller von Rohrleitungssystemen nach einer vollautomatischen Anlagenlösung. Die Strahlanlage sollte sich für die Bearbeitung von unterschiedlichen Teilegrößen und -formen eignen. Darüber hinaus sollte sie sich in den Fertigungsfluss einbinden und direkt mit der Gießzelle verketten lassen. STRAHLEN Zwei Hochleistungsschleuderräder H32 (Antriebsleistung 11 kW/Drehzahl 3000 UpM) Stahlplattenband für höchste Gewichts- und Temperaturbelastung Drehzahlregelung der Muldenbänder und Schleuderräder Doppelmagnetseparator und Doppelkaskadenwindsichter (speziell für den Entsandungsprozess) Automatische Be und Entladung Nassfilter (Absaugleistung 10.000 m 3 /h) Typ: Muldenband-Chargenanlage RMBC 6.2 von Rösler DIE MULDENBAND-CHARGENANLAGE AUF EINEN BLICK

Reinigen und Entsanden von anspruchsvollen Gussteilen

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Page 1: Reinigen und Entsanden von anspruchsvollen Gussteilen

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Anhand gezielter Versuche imTestzentrum wurde die Eignung des Anlagentyps verifiziert und auf die spezifischen Erfordernisse derAnwendung abgestimmt. Die planeri-sche Herausforderung für die Anla-genkonstrukteure der Rösler Ober-flächentechnik ergab sich dabei zumeinen aus den engen Platzvorgabenund zum anderen aus dem Kunden-wunsch, den angesichts der hohenDurchsatzleistung in großen Mengenabgeschiedenen Sand wiederzuver-wenden.

Kompaktes Doppel

Um den zur Verfügung stehendenPlatz optimal zu nutzen, musste dieAnlage sehr kompakt mit kurzenZuführungen und speziellen Einrich-tungen für den Höhenausgleich aufge-baut sein. Auf diese besonderen Anfor-derungen ist das „Twin“-Konzept ausgerichtet. Es besteht aus zweiChargenanlagen des Typs RMBC 6.2für Teilemengen bis maximal 600 Literpro Charge und Anlage, wobei die Ziel-menge im beschriebenen Anwen-dungsfall in der Regel bei 400 Liter proCharge liegt. Die Doppelung der Anla-genform gewährleistet eine kontinuier-liche Bearbeitung ohne Unterbrechun-gen, so dass die Anlage im 3-Schicht-Betrieb gefahren werden kann.

Mit der in der bisherigen Ferti-gung eingesetzten Hängebahn-

anlage ließen sich die Vorteile einervollautomatischen Chargenbearbei-tung bei einem Hersteller von Rohrlei-tungssystemen nicht realisieren. Auf-grund der Werkstückdaten und derdefinierten Bearbeitungsziele schlu-gen die Rösler-Strahltechniker in derPlanungsphase den Einsatz einer Mul-denband-Chargenanlage vor. DieserAnlagentyp wird bereits vielfach beider Bearbeitung von Gussteilen sehrerfolgreich eingesetzt. Für eine Char-genanlage sprach in dem speziellenAnwendungsfall auch die im Vergleichzu einem Durchlaufsystem längereVerweildauer der zu bearbeitenden

Teile im Strahlbereich, um den opti-malen Bearbeitungseffekt – Entfernendes Kernsandes und Oberflächenglät-tung – zu erreichen.

Reinigen und Entsanden von anspruchsvollen Gussteilen

Bis zu 3200 Liter Fittings werden in der Anlage pro Stunde gereinigt und vonKernsand befreit

Für das Abstrahlen von Kernsanden von Fittings, die im Nieder-druckguss-Verfahren hergestellt werden, suchte ein Hersteller vonRohrleitungssystemen nach einer vollautomatischen Anlagenlösung. Die Strahlanlage sollte sich für die Bearbeitung von unterschiedlichen Teilegrößen und -formen eignen. Darüber hinaus sollte sie sich in denFertigungsfluss einbinden und direkt mit der Gießzelle verketten lassen.

S T R A H L E N

• Zwei Hochleistungsschleuderräder H32 (Antriebsleistung 11 kW/Drehzahl 3000 UpM)

• Stahlplattenband für höchste Gewichts- und Temperaturbelastung• Drehzahlregelung der Muldenbänder und Schleuderräder• Doppelmagnetseparator und Doppelkaskadenwindsichter

(speziell für den Entsandungsprozess)• Automatische Be und Entladung• Nassfilter (Absaugleistung 10.000 m3/h) • Typ: Muldenband-Chargenanlage RMBC 6.2 von Rösler

D I E M U L D E N B A N D - C H A R G E N A N L A G E A U F E I N E N B L I C K

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Die Fittings werden nach dem Nie-derdruckgießen zunächst aus denFormkästen entleert und gelangenschwallweise zur Vorentsandung, wosie beim Durchlaufen von Rüttelrin-nen von außen liegendem Sand befreitwerden. Transportbänder leiten dieWerkstücke anschließend kontinuier-lich weiter in die Pufferrinnen derStrahlanlage. Von dort werden die Tei-lechargen zeitgesteuert wechselweiseentleert und der Strahlanlage zuge-führt.

Maximal 3200 Liter Fittings kön-nen pro Stunde pro Strahlanlage ent-sandet und gereinigt werden. Die Ge-samtchargenzeit beträgt bei 400 LiterChargenvolumen pro Anlage 14 Minu-ten. Etwa acht Minuten davon machtdie eigentliche Strahlzeit aus. DieAnlagen arbeiten zeitversetzt imWechsel von sieben Minuten. Dadurchkann nach Beendigung der Bearbei-tung ein gemeinsames Entleerbandbenutzt werden. Außerdem ermöglichtdas Wechselprinzip, in den Anlagenauch unterschiedliche Teile zu strah-

neben der Temperaturbeständigkeitauch den adäquaten Verschleißschutzangesichts der außerordentlichenGrößen- und Gewichtsvarianz der zubearbeitenden Teile sichern. DieSpannbreite variiert bei den Teile-größen zwischen 15 x 15 Millimeterund 130 x 200 Millimeter. Die Teile-gewichte liegen zwischen 70 und 8000Gramm.

len, ohne dass es beim Wechsel zuDurchmischungen kommen kann.

Vom Entleerband werden die ferti-gen Teile auf ein Verteilband gefördert,das vier kundenseitige Behälter mitjeweils 400 Liter Fassungsvermögenwechselweise bedient. Die Behälteran-steuerung und der Füllgrad werdendurch Lichtsensoren überwacht.

Verschleißschutz undTemperaturbeständigkeit

Der spezielle Anwendungsfall„Entsanden von Gussteilen“ lenktedas Augenmerk der Konstrukteurebesonders auf die Punkte Verschleiß-schutz und Temperaturbeständigkeit.So wurden die Zuführbänder wegender hohen Teiletemperatur von durch-schnittlich 80°C (und höher) mit hitze-beständigem Gurtmaterial versehen.In den Pufferrinnen sind aus dem glei-chen Grund Stahlplatten aufgesetztund auch das Muldensystem ist mitStahlplattenbändern ausgeführt, die

Die Anlage kann auch dort eingesetzt werden, wo wenig Platz zur Verfügung steht

Wegen des hohen Gewichts undder Teile-Temperaturen ist die Mulde bei dieser Anlage mit Stahl-platten ausgerüstet

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station, den Prallabscheider. Durchden Aufprall auf die Prallplatte werdendie schwereren Anteile des Stahlguss-Strahlmittels aus dem Luftstrom gelöstund fallen nach unten. Das Mediumhat nicht mehr genug Strömungsener-gie, um in den Filter zu geraten. Durchden Einsatz des Prallabscheiders ist beihöherer Strömungsgeschwindigkeiteine bessere Reinigung des Strahlmit-tels möglich.

Die aus den vielen technischenFeinheiten des Anlagensystems resul-tierenden Vorteile machen die RMBC6.2 zu einer interessanten Bearbei-tungslösung speziell für Sandgießerei-en. Auch der Hersteller von Rohrlei-tungssystemen will bei der Umrüstungweiterer Altlinien wieder auf diesesSystem zurückgreifen.

Christina Morgenschweis

Hannover Messe, Halle 6, Stand E 02

sanden eingesetzt werden, wird demKaskadenwindsichter noch ein Magnet-separator vorgeschaltet. Wegen dergroßen Sandmenge wurden bei derbeschriebenen Anlage Doppel-Magnet-separatoren eingesetzt – pro Anlage des„Twin“-Systems je ein Doppel-Magnetseparator, der im Wesentlichenaus zwei Magnettrommeln besteht.

Die Doppel-Magnetseparatorenfunktionieren folgendermaßen: Dasmit Sand verunreinigte Strahlmittelwird zweimal auf eine Magnettrommelaufgegeben, das magnetisierbareStrahlmittel abgezogen und dem ange-schlossenen Kaskadenwindsichter zu-geleitet. Die nichtmagnetisierbarenAnteile werden aus dem Kreislauf undder Anlage ausgeschieden. Der sorückgewonnene Sand wird über einSchlauchsystem einer zentralen Sand-aufbereitung zugeleitet.

Auch das für den Strahlmittel-Rei-nigungskreislauf zweite wichtige Ele-ment, der Kaskadenwindsichter, wurdebei beiden Teilanlagen doppelt ausge-führt. Mittels Luftströmung werdenhier nochmals feinste Anteile aus demStrahlmittelvorhang in der Sichtungherausgenommen. Alle Verunreinigun-gen und nicht mehr verwendbaresStrahlmittel gelangen mit dem Luft-strom anschließend in die so genannteExpansionskammer. Danach passiertder Luftstrom eine letzte Abscheide-

Wiederverwertung des Sandes

Die Bearbeitungsaufgabe Entsan-den bedingt eine weitere Besonderheitder Anlage, die für die Konstrukteureeine Herausforderung darstellte. Pro400-Liter-Charge werden bei der Bear-beitung bis zu 250 Kilogramm Sandabgeschieden. In Spitzenzeiten fallenSandmengen von bis zu 1,8 Tonnenpro Stunde an. Diesen Sand will derAnlagenbetreiber wiederverwerten.Voraussetzung dafür ist, dass bei derAbscheidung nur ein minimaler Rest-Eisenanteil im Sand enthalten ist unddamit der Aufwand für die Veredelungdes rückgewonnenen Sandes geringbleibt.

Optimierte Strahlmittel-Aufbereitung

Nicht nur wegen der großen Sand-menge, sondern auch, weil Sand einäußerst abrasives Medium ist, dasextremen Verschleiß verursacht, musser vollständig abgeschieden und mög-lichst schnell und sicher aus demSystem herausgefiltert werden. DasReinigungssystem der RMBC 6.2 wurde entsprechend sorgfältig ausge-stattet. Grundsätzlich gilt: Bei Strahl-anlagen, die zum Abstrahlen von Kern-

S T R A H L E N

Kontakt: Udo Hampel, Rösler Oberflächentechnik GmbH,

Untermerzbach, Tel. 0 95 33/9 24-5 02,[email protected], www.rosler.com

Bei Strahl-anlagen, diezum Abstrahlenvon Kernsandeneingesetzt werden, wirddem Kaskaden-windsichter nochein Magnet-Separator vorgeschaltet