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Quarersmanagement Spandauer Neustadt Lynarstraße 13, 13585 Berlin S.T.E.R.N. Gesellschaſt der behutsamen Stadterneuerung mbH INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT 2019-2022 QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT

QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT · 2019-09-19 · 5 1. GEBIETSBESCHREIBUNG Abbildung 2 Bebauungsstruktur und Flächennutzung im QM-Gebiet Spandauer Neustadt Quelle: S.T.E.R.N

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Quartiersmanagement Spandauer NeustadtLynarstraße 13, 13585 Berlin

S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbH

INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT 2019-2022 QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT

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INTEGRIERTES HANDLUNGS- UND ENTWICKLUNGSKONZEPT 2019-2022 QUARTIERSVERFAHREN SPANDAUER NEUSTADT

gefördert durch:

IMPRESSUM

Quartiersmanagement Spandauer NeustadtVor-Ort-Büro: Lynarstraße 13;13585 BerlinTelefon: (030) 28 83 22 28E-Mail: [email protected]

S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung mbHStraßburgerstrasse 55;10405 BerlinTelefon: (030) 44 36 36 90Geschäftsführer: Theodor Winters, Heinz LochnerProkuristinnen: Ulrike Dannel, Beatrice Siegert

Bearbeitung:Mariana Kuchlevska, Aline Löw, Monika SchröderLayout: Yasemin Sahin Planzeichnungen: Sara Nazari, Yasemin Sahin

Berlin, Mai 2019

In Zusammenarbeit mit:

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und WohnenGabriela KwiatkowskiWürttembergische Str. 6;10707 BerlinTelefon: (030) 90139-4849E-Mail: [email protected]

Bezirksamt Spandau (Fachbereich Stadtplanung)Nicole HahnCarl-Schurz-Straße 2/6;13597 BerlinTelefon: (030) 90279-2696E-Mail: [email protected]

gefördert durch:

unter Beteiligung von:unter Beteiligung von:

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INHALTSVERZEICHNIS0. EINLEITUNG ........................................................................................................04

1. GEBIETSBESCHREIBUNG .....................................................................................05

2. LEITBILD .............................................................................................................08

3. STAND DER GEBIETSENTWICKLUNG ..................................................................09

3.1 Aktivierung ......................................................................................................... 09

3.2 Verantwortung für den Kiez ............................................................................... 10

3.3 Vernetzung ......................................................................................................... 12

3.4 Bildungssituation ............................................................................................... 14

3.5 Lebendiger Kiez .................................................................................................. 16

3.6 Wohnen und Wohnumfeld ................................................................................ 18

4. KÜNFTIGER HANDLUNGSBEDARF IM GEBIET ....................................................20

4.1 Bildung, Ausbildung und Jugend ........................................................................ 20

4.2 Arbeit und Wirtschaft ........................................................................................ 22

4.3 Nachbarschaft .................................................................................................... 24

4.4 Öffentlicher Raum .............................................................................................. 26

4.5 Beteiligung, Vernetzung und Einbindung der Partner ....................................... 28

5. STRATEGIE ZUR VERSTETIGUNG .........................................................................30

6. FAZIT....................................................................................................................32

7. ANLAGEN ............................................................................................................33

Anmerkung- Die Fußnoten befinden sich am Ende des jeweiligen Kapitels.- Aus Gründen der Lesbarkeit wurden im Text nur die männliche und weibliche Form gewählt. Es sind aber alle Geschlechter, Altersgruppen und Kulturgemeint.

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0. EINLEITUNG

Abbildung 1 Lutherplatz Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

In dem vorliegenden integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepts (IHEK) wird auf Än-derungen seit dem Jahr 2017 eingegangen und ein Ausblick auf die Handlungserfordernisse der kommenden drei Jahre und den Prozess der Verstetigung gegeben.

Die Bedarfsermittlung für das IHEK findet im Rahmen des Quartiersverfahrens in einem ste-tigen Prozess der Gebiets- und Projektentwicklung sowie in Vorbereitung auf das IHEK mit allen relevanten Verfahrensbeteiligten statt:

• Vertreter*innen von Fachämtern im Rahmen der Fachämterrunde am 29.11.2018 sowie Beauftragte und Fachämter im Rahmen von Einzelgesprächen

• Vertreter*innen der gewählten Quartiersgremien (Quartiersrat, Aktionsfondsjury)• Vertreter*innen von Projektträgern, Vereinen, Schulen, Kitas und Akteuren im Rahmen

von Gesprächen sowie im Rahmen des IHEK-Workshops am 18.10.2018 in Arbeitsgrup-pen; Leitbild und Handlungsfelder wurden final auf den QR-Sitzungen im Januar und April 2019 abgestimmt.

• Projektsteuerungsrunden mit Trägern von Projekten, die aus dem Projektfonds gefördert werden

• Beteiligung an Gremien und Netzwerken mit Quartiersbezug, Austausch mit Bewohner*in-nen (Gespräche im Quartiersbüro/auf Festen/bei Aktionen im öffentlichen Raum oder an-deren Veranstaltungen)

• Die Steuerungsrunde wurde fortlaufend über den Arbeits- und Entwicklungsstand infor-miert und in den inhaltlichen Diskussionsprozess einbezogen.

In diesem Abschnitt werden stichpunktartig neue Handlungsschwerpunkte dargestellt, die in den letzten zwei Jahren in der Spandauer Neustadt herausgearbeitet worden sind. Wesentli-che Änderungen im Rahmen der Aktualisierung wurden in folgenden Teilen vorgenommen:

Stand der Gebietsentwicklung• Begleitung der Planung des Neubaus Jugendfreizeiteinrichtung Triftstraße, Anpassung des

Konzepts für die Jugendarbeit im Quartier unter Beteiligung von Jugendlichen• Öffnung der Lynar-Grundschule in das Quartier• Umgang mit Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum und Verantwortungsübernahme

(Beispiel: Lutherplatz)• Gesundheit und Bewegung• Neubau, Aufwertungsdruck und Mietenentwicklung• Einbindung der religiösen Gemeinden

Künftiger Handlungsbedarf• Sicherung von zentralen und dezentralen sozialen Ankerpunkten und multifunktionalen

Freiflächen• Ausbau der Netzwerk- und Kooperationsstrukturen sowie Sicherung der sozialen Träger• Ausbau und Erhalt von Gesundheits- und Bewegungsangeboten, (Themen: Motorik, Zahn-

gesundheit bei Kindern)• Medienbildung, Kulturelle Bildung für alle Altersgruppen, Lebenslanges Lernen, Herstellung

von Bildungsketten• Umweltbildung für alle Zielgruppen: Klimawandel auf Quartiersebene

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1. GEBIETSBESCHREIBUNG

Abbildung 2 Bebauungsstruktur und Flächennutzung im QM-Gebiet Spandauer Neustadt Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Übersicht Sozial- und Bevölkerungsstruktur

Fläche 44,6 haBevölkerung

(Veränderung 2015 - 2017)

Spandauer Neustadt: 10.229 EW (+2,8%)

Personen mit Migrationshintergrund

(Veränderung 2015-2017)

Personen mit Migrationshintergrund

51,7% (+3,4%-Punkte)Berlin 32,5%

darunter Personen

mit ausl. Staatsangehörigkeit34% (+4%-Punkte)Berlin (19%)

Altersstruktur

Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung

Anteil der unter 18-Jährigen

Spandauer NEustadt: 19,8%Spandau: 17,3%Berlin: 15,8%

Anteil der über 65-Jährigen

Spandauer Neustadt: 12,2%Spandau: 22%Berlin: 19%

Bezug von Transfereinkommen

nach SGB II an EW unter 65 Jahren(Veränderung 2015-2017)

Spandauer Neustadt: 35,8% (-2,1%-Punkte)Berlin: 16,6%

Arbeitslose

(Stand: 31.12.2017)

Spandauer Neustadt: 8,6% (-1,4%-Punkte)Berlin 4,3%

Kinderarmut(Stand: 31.12.2017)

Spandauer Neustadt: 59% (-1%-Punkte)Berlin: 29,7%

Quellen:Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2017, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen BerlinAmt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2019

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1. GEBIETSBESCHREIBUNG

Abbildung 3 Spandauer Neustadt, Lage im Bezirk Quelle: S.T.E.R.N. Gmbh | openstreetmap.de

Falkenhagener Feld

Hakenfelde

Haselhorst

SiemensstadtSpandau

Wilhelmstadt

Staaken

Gatow

Kladow

Neustadt

Altstadt

Die Spandauer Neustadt liegt nördlich der Altstadt Spandau zwischen Falkenhagener Straße und Neuendorfer Straße, im Westen begrenzt durch die Ackerstraße, im Norden durch den Gebäudekomplex des Vivantes Klinikums Spandau, Lynarstraße. Nordöstlich begrenzt von der Neuendorfer und Schützenstraße erstreckt sich die Neustadt mit ca. 44,6 ha über eine Fläche von 20 Baublöcken und ist durch eine gründerzeitliche Baustruktur mit einer vier- bis fünf geschossigen Blockrandbebauung geprägt - mit einer Großwohnsiedlung im Nordosten. Das Zentrum bilden die Geschäfts- und Einkaufsstraße Schönwalder Straße, der Koeltzepark als große Grün- und Spielanlage sowie die Lutherkirche mit dem Lutherplatz. Dieser innere Bereich zwischen Neuendorfer und Schönwalder Straße gehört zu den ältesten Vorstadtbe-reichen Spandaus. Er wurde als Arbeiterviertel insbesondere für die Rüstungsindustrie er-baut. In hoher Bebauungsdichte entstanden viele Klein- und Kleinstwohnungen. Es besteht eine gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrssystem: vier Buslinien schließen das Ge-biet innerhalb weniger Stationen an die U-Bahnlinie 7 sowie den Bahnhof Spandau mit Fern- und S-Bahn an (M45, 136, 236 sowie die tangentiale Buslinie 134). Der bauliche Zustand und der Ausstattungsstandard der Wohngebäude sind als eher schlecht einzustufen. Das Gebiet ist im Berliner Mietspiegel aktuell überwiegend als einfache Wohnlage eingestuft. Im Nordosten des Quartiers befindet sich die zwischen 1970 und 1985 erbaute Schäfersied-lung, die durch bis zu achtgeschossige Terrassenhäuser und große Wohnhöfe mit Grün- und Spielanlagen geprägt ist. Mit 574 Wohneinheiten befindet sich ein Großteil der Wohnungs-bestände im Eigentum der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG (1892 eG). Nach den Modernisierungsmaßnahmen 2017 bis 2018 ist der Vermietungsstand der Wohnungen sehr hoch, zum Dezember 2018 waren nur 2% des Wohnungsbestandes

nicht vermietet. Das positive Bevölkerungswachstum Berlins der letzten Jahre ist auch in der Neustadt abzule-sen. Zum 31.12.2017 lebten in der Neustadt 10.229 Menschen, das entspricht einem Bevölke-rungswachstum von 2,8%. Knapp über die Hälfte hat einen Migrationshintergrund. Der Anteil an Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit beträgt 34%. Die meisten stammen aus der Türkei, dem Balkan, Polen, weiteren EU-15-Ländern und arabischen Staaten. Die Spandau-er Neustadt ist relativ jung, der Anteil der unter 18-Jährigen liegt über dem Spandauer und Berliner Durchschnitt. 59% der Kinder und Jugendlichen sind von Kinderarmut betroffen. Der Anteil der über 65-Jährigen ist dagegen gering.

Das Wohngebiet ist mit seinen komplexen Problemstrukturen weiterhin ein benachteiligtes Quartier. Laut Monitoring Soziale Stadtentwicklung sind die Werte des Gesamtindexes der sozialen Ungleichheit im Quartiersmanagement-Gebiet Spandauer Neustadt seit 2017 unver-ändert geblieben, „4 + / -“, was einem sehr niedrigen Status, aber einer stabilen Dynamik entspricht. So tragen die Bemühungen des Quartiersmanagements (QM) dazu bei, einer Ver-schlechterung der Situation entgegenzuwirken. Der Anteil an Arbeitslosen und Bezieher*innen von Transfereinkommen ist seit 2017 leicht zurückgegangen, ca. 35,8% sind auf Existenzsiche-rungsleistungen des Staates angewiesen. Im Vergleich zu 2017 wurde eine negative Entwick-lung im Planungsraum (PLR) „Eiswerder“ beobachtet. Die Entwicklungen in dem ansonsten weniger dicht besiedelten PLR sind auf die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in der Schä-fersiedlung (2017 bis 2018) zurückzuführen, die Bewohner aus dem nördlichen Teil wurden in diesem Zeitraum z.T. zwischenumgesetzt. Diese Prozesse haben sich in der Statistik gezeigt.

Die Geschäftsstraßen des Quartiers, Schönwalder Straße und Neuendorfer Straße weisen mitt-lerweile fast keinen Leerstand mehr auf, Fluktuation ist allerdings vorhanden. Die Nutzung und Sortiment von vielen Ladengeschäften ist verbesserungsbedürftig: es fehlt an Angeboten zur Nahversorgung des kurz- und mittelfristigen Bedarfs. Aktuell leerstehende Läden sind meist aufgrund ihres schlechten baulichen Zustandes schwer zu vermieten. Die Neuansiedlung von Gewerbe stellt sich infolge fehlender Kaufkraft nach wie vor als schwierig dar.

Der Zuwachs an Einwohner*innen liegt u.a. auch an der Mietpreisentwicklung in anderen Ber-liner Bezirken. Mittlerweile sind nicht nur Haushalte mit geringen Einkommen, sondern auch Familien mit Kindern auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum in die Neustadt gezogen. So verschärfen die berlinweiten Spannungen auf dem Wohnungsmarkt auch die Situation vor Ort.

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1. GEBIETSBESCHREIBUNGWichtigste Partner in der Quartiersarbeit nach Themen und Aufgabenbereichen:

Bildung • Lynar-Grundschule: Grundschule im Quartiersgebiet, zentraler Akteur in der Neustäd-

ter Bildungslandschaft, Partner im Quartiersrat (QR). Weitere Grundschulen im näheren Umfeld: „Inklusiver Campus Spandau Birken-Grundschule / Schule am Grüngürtel“, Pe-ter-Härtling-Grundschule (ehemals: Charlie-Rivel-Grundschule)

• Kitas im Quartier, Partner im QR• Bildungzentrum Eiswerderstraße: Standort der Volkshochschule (VHS) • Weiterführende Schulen im Umkreis: Wolfgang-Borchert-Schule (6. ISS), Kant-Gymnasi-

um, Lily-Braun-Oberschule, Heinrich-Böll-Oberschule, hier: intensivere Kooperation in der Zukunft

Kinder, Jugend und Familie • Familienzentrum in der Kita Lasiuszeile: Angebote für Eltern und Familien• Treffpunkt Lynarstraße (kommunal), Freizeitstätte „BDP Koeltzepark“, „BDP Mädchen-

laden e.V.“ (beide in Trägerschaft Bund deutscher Pfadfinder_innen/BDP): wichtige Ko-operationspartner im Jugendfreizeitbereich, Schülerclub Downtown (Wolfgang-Bor-chert-Schule), z.T. Partner im QR

• Spandauer Jugend e.V.: Freizeit- und Schulhilfeangebote, Netzwerkfondsprojekt (NWF) “EducationPoint”, Projektfondsprojekt (PF) „Berufskompass“, Partner im QR

• Kinder- und Hortbetreuung der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in der Siedlung der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft 1892 eG: Freizeitangebote und Ferienprojekte

Wirtschaft und Beschäftigung • Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG (1892 eG): größter Eigentü-

mer im Gebiet, Träger des ehrenamtlichen WaschCafés, Partner im QR• Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V.: PF-Projekt „Marktplatz Neustadt“, Partner im

QR• Caiju e.V.: Realisierung Spandauer „Tage des Handwerks“ • Netzwerk Gesundheitswirtschaft Spandau

Beratung, Nachbarschaft, Kultur, Integration • Nachbarschaftszentrum Paul-Schneider-Haus mit Café Paule: zentraler Nachbarschaftsort;

Eigentümerin: Evangelische Luther-Kirchengemeinde Berlin- Spandau; Kooperation mit Ge-meinwesenverein Haselhorst e.V., der als Träger Angebote und Projekte umsetzt (z.B. För-derung nachbarschaftlicher Beziehungen und Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus/MGH), Partner im QR

• Frauentreffpunkt Eulalia Eigensinn e.V.: Frauenberatung und Familienangebote • Projekt „SPAX“, Fixpunkt e.V.: aufsuchende Sozialarbeit für in der Öffentlichkeit alkoholkon-

sumierende Menschen, Kontaktstelle, PF-Projekt „Neustadtheldinnen“• Spandau Neustädter Nachbarschaftsverein e.V.: Bewohner*innenverein, Partner im QR• Treffpunkt Regenbogen, Schuldner- und Arbeitslosenberatung; Träger: Verein zur Förde-

rung von Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Kleinrentnern e. V. • Herberge zur Heimat e.V.: niedrigschwellige Begegnungsstätte mit Café “hazetha”• Lebenshilfe gGmbH: Wohnstätte für Menschen mit Behinderung, aktive Partnerin im

Nachbarschaftsgarten Mittelstraße, Partner im QR• Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Spandau (Baptisten): Café „Die Botschaft“, Partner im

QR • Islamische Gemeinde Spandau e.V.: die Moschee Yeni Camii, Partner im QR• ASPE e.V., Ambulante sozialpädagogisch Erziehungshilfe, Thema Südost-Europa/Roma-• Projekt „Hürdenspringer“; Träger: Stiftung Unionshilfswerk Berlin; zentrale Qualifizierung

und Begleitung für freiwillig Engagierte in Spandau • “Waschcafé” (Träger: 1892 eG): Nachbarschaftstreff in der Schäfersiedlung

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2. LEITBILDDie Handlungsschwerpunkte im Quartiersverfahren Spandauer Neustadt wurden in Zu-sammenarbeit mit Bewohnerschaft, Akteuren und Einrichtungen fortlaufend abgestimmt und Strategien für aktuelle und prognostizierte Herausforderungen im Quartier entwickelt. Auf der Ideenwerkstatt am 29.11.2018 wurde über die Weiterentwicklung des Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) 2019 - 2021 diskutiert und in vier Arbeits-gruppen Ideen, Anregungen, Bedarfe, Wünsche und Forderungen für die Handlungsfelder Bildung, Arbeit und Wirtschaft und Nachbarschaft zusammengetragen. Das Handlungsfeld Öffentlicher Raum wurde mit Hilfe von Kartenmaterial interaktiv bearbeitet. Die Ergebnisse wurden den Mitgliedern des Quartiersrats (QR) und der Aktionsfondsjury (AFJ) vorgestellt. Darüber hinaus wurden sie nach der allgemeinen strategischen Ausrichtung des Quartiers befragt.

Das 2015 formulierte Leitbild war stark auf die Belange der lokalen Wirtschaft ausgerichtet. Im Rahmen der Anpassung 2017 bestand Einigkeit darin, dies im Kontext der Standortstär-kung der Spandauer Neustadt beizubehalten. In 2019 steht bei diesem Themenfeld die Nut-zung der Potentiale benachbarter Gewerbegebiete für strukturstärkende Wechselwirkungen zwischen Bewohner*innen und lokalen Unternehmen im Vordergrund. Die bisherigen Leit-gedanken weiterer Handlungsfelder, wie Bildung, Ausbildung, Image und Nachbarschaften wurden bestätigt. Eine Gewichtung der Vorschläge wurde vorgenommen und Vorschläge für ein Leitbild gemacht, welches die unterschiedlichen Handlungsstränge verbindet. Die Idee eines attraktiven Wohn- und Geschäftsstandortes in Havel- und Altstadtnähe mit bezahlba-ren Wohn- und Geschäftsräumen, der für Jung und Alt gute Entfaltungsmöglichkeiten bietet, mit vielfältigen Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten, mit qualitätsvoll gestalteten öffentli-chen Räumen sowie Möglichkeiten zum interkulturellen und intergenerationellen Austausch ist dabei die Vorstellung aller Beteiligten für die Zukunft der Neustadt. Sehr wichtig wird dabei auch die Verbindung mit dem Bezirk Spandau sowie der Gesamtstadt Berlin gesehen, um die Auswirkungen der Randlage und das Image „Spandau bei Berlin“ in wesentlichen Punkten abzustreifen und ein eigenes Profil zu erreichen (z.B. als „Gesundheitsstandort“).

Das Leitbild ist eingebettet in die gesamtstädtischen Entwicklungsstrategien „BerlinStrate-gie/ Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030“ und „BerlinStrategie 2.0“.1 Für die Neubauvor-haben in der Nähe des Quartiers soll eine gut ausgestattete Sozial- und Bildungsinfrastruktur als Anker für die Quartiersentwicklung zur Verfügung stehen, mit einer bedarfsgerechten Stärkung der Kapazitäten vorhandener Einrichtungen. Bewohner*innen sollen mithilfe ent-sprechender Maßnahmen mit Akteuren und der Nachbarschaft vernetzt werden, um von den vorhandenen Ressourcen und Stärken des Quartiers zu profitieren. Durch eine Will-kommenskultur soll das Zusammenwachsen der alten und neuen Bewohnerschaft befördert werden. Vielfalt und Offenheit sollen als Kennzeichen des Miteinanders gestärkt werden.Das Quartier, als Teil des Transformationsraums Spandau2, übernimmt für die Gesamtstadt Berlin und den Bezirk die Funktion eines Gebietes mit attraktiver Urbanität, qualitätsvol-lem und noch relativ günstigem Wohnraum, mit guter ÖPNV-Anbindung und einer hohen

funktionalen Mischung von Wohnen und Gewerbe. Die Neustadt hat daher das Potential als Wohnstandort gestärkt zu werden. Um die Mischung von Nachbarschaften zu stabilisieren und den sozialen Zusammenhalt zu stärken, sind kostengünstige Mieten wichtig.

Das bisher geltende Leitbild wurde nach Diskussion mit den Mitgliedern des QR sowie der AFJ am 29.01.2019 durch die Aufnahme neuer Entwicklungen und Impulse leicht abgeändert und ergänzt und zu folgender Perspektive für die Spandauer Neustadt gebündelt:

Die Spandauer Neustadt ist...• ein attraktives, buntes und vielfältiges Quartier, in dem allen Bewohner*innen

unabhängig von Herkunft, Alter und Einkommen eine aktive Teilhabe am öffentli-chen Leben, sowie eine langfristige Wohnperspektive ermöglicht wird,

• ein Bildungsstandort, der allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet sowie allen Erwachsenen und Senior*innen Möglichkeit zum lebenslangen Lernen bietet,

• ein gemischtes Quartier, in dem gelebt und gearbeitet wird und das Potential der benachbarten Gewerbegebiete für strukturstärkende Wechselwirkungen zwi-schen Bewohner*innen und lokalen Unternehmen nutzt,

• ein familienfreundliches und umwelt- und gesundheitsbewusstes Quartier am Wasser mit hoher Wohnqualität und attraktiven Grün- und Freiflächen für unter-schiedliche Bedürfnissen

• geprägt von einer aktiven Nachbarschaft mit stabilen sozialen und gesunden Netz-werken sowie einem gemeinsamen Verständnis für das nachbarschaftliche Mitei-nander

1 BerlinStrategie | Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, 2014 | Berlin Strategie 2.0, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, 20162 Transformationsraum Spandau: Von der Zitadelle Spandau bis zur Zeppelinstraße im Westen, von Nord nach Süd von der Wasserstadt bis zur Heerstraße entlang der Havel

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3. STAND DER GEBIETSENTWICKLUNG | 3.1 AKTIVIERUNGDie Stärkung von Partizipation und Teilhabe der Bewohnerschaft ist zentrales Ziel der Arbeit des Quartiersmanagement (QM). Alle Neustädter*innen sollen Gelegenheit erhalten, sich an der Entwicklung des Quartiers zu beteiligen, Bedarfe zu benennen, sich einzubringen und zu informieren. Dabei ist nach Zielgruppe, Anlass sowie Verbindlichkeit und Dauer des Betei-ligungsformats zu differenzieren.

Der Quartiersrat (QR) und die Aktionsfondsjury (AFJ) entscheiden über die Verwendung von Fördermitteln aus dem Programm Soziale Stadt mit, diskutieren Strategien und entwickeln Projektideen für eine nachhaltige Entwicklung. Die AFJ entscheidet über kleinteilige, der QR über mittel -und langfristige Projekte. Diese auf Dauer angelegten Vergabegremien sind die wichtigsten Institutionen für eine kontinuierliche und systematische Quartiersarbeit.Seit den Gremienwahlen im Oktober 2018 engagieren sich 35 Quartiersrät*innen im Gebiet, in der AFJ arbeiten vier Personen mit, an den Wahlen beteiligten sich 99 Personen. Die Zu-sammensetzung des Quartiersrates spiegelt die Vielfalt des Gebiets wider. Insgesamt setzt sich der Quartiersrat aus 16 gewählten Bewohner*innen zusammen (10 Stimmberechtigte, 6 Vertreter*innen). In der Gruppe der „Partner der Quartiersentwicklung“ engagieren sich 19 Akteure aus neun Bereichen. Fünf neue Bewohner*innen wurden für die Quartiersrats-arbeit gewonnen sowie das Paul-Schneider-Haus für die Mitarbeit im Handlungsfeld Nach-barschaft. Als Akteure aus dem Kiez sind sie Expert*innen für das Quartier und können ihre Erfahrungen in die Gremienarbeit einbringen. Bei Vorbereitung, Organisation und Modera-tion der QR-Sitzungen sind die Sprecher*innen und deren Stellvertreter*innen involviert. Diese nehmen seit Verabschiedung der neuen Rahmengeschäftsordnung3 im Januar 2019 nunmehr regelmäßig an den Steuerungsrunden teil. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Arbeit in der AFJ oft als Einstieg in den QR dient. Durch ihren direkten Bezug zur Nach-barschaft (kleine, konkrete, schnell sichtbare Projekte) werden Fähigkeiten erlangt und die Motivation gestärkt, sich zu beteiligen.Zahlreiche Gremienmitglieder sind auch in anderen Bereichen aktiv und übernehmen Ver-antwortung, das Interesse an der Gebietsentwicklung ist sehr hoch. Viele Quartiersrät*in-nen vernetzen sich auch zunehmend zu bestimmten Themen untereinander, dabei spielen v.a. die Themen Wohnumfeld, Sauberkeit sowie Wohnen und Mieten eine große Rolle.

Die Zusammensetzung der Bewohnerschaft in der Neustadt ist entscheidend für die Wahl der Methoden zur Ansprache. Die Milieuanalyse auf Quartiersebene des vhw-Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., die den Quartiersmanagement-Teams 2016 zur Ver-fügung gestellt worden ist, zeigt auf, dass vor allem „nicht-beteiligte Milieus“ (vhw-Trendstu-die 2010; microm 2015) im Quartier leben. Folgende Milieus sind am häufigsten vertreten: „Konsum-Hedonisten“ (37,3 %), und „Experimentalisten“ (23,9 %), gefolgt von „Prekären“ und „Traditionellen“ (beide: 10,8 %). Die am stärksten vertretenen Milieus sind i.d.R. Unbe-kanntem und Neuem gegenüber aufgeschlossen und stehen damit einer Beteiligung offen gegenüber. Allerdings bringen sich diese Gruppen in der Regel kaum in reguläre Strukturen der Bürgerbeteiligung ein, für die Aktivierung ist es daher wichtig, transparent, anschaulich

und deutlich zu kommunizieren, in guter Atmosphäre konkrete Anleitungen zu geben. Schwie-riger sind die Gruppen der „Traditionellen“ und „Prekären“ zu beteiligen, die sich für Bürgerbe-teiligung eher nicht interessieren, kaum oder keine zeitlichen Kapazitäten haben, sich oft nicht ernst genommen fühlen. Für diesen Kreis ist eine Ansprache über bekannte Strukturen sowie eine Präsenz, bzw. Teilnahme an Orten und Veranstaltungen, wo sich die Personen aufhalten, wichtig. Die formalisierte Arbeitsweise sowie die hohe Verbindlichkeit der Quartiersgremien stellen damit weiterhin für viele Bewohner*innen eine Hürde dar.

Seit 2017 hat das QM versucht, diesen Anforderungen zu entsprechen und die Formate zur Ansprache von Bewohner*innen den Bedarfen anzupassen. Die Online-Kommunikation wurde ausgebaut und angepasst, die Nutzung sozialer Medien (Facebook) wurde intensiviert, eine redaktionelle Überarbeitung der QM-Website ist in Arbeit, die Ansprache vor Ort in einzel-nen Einrichtungen wurde verstärkt. Mit den Gremien wurde ein Kommunikationsworkshop durchgeführt. Auch durch den Umzug in zentralere, gut sichtbare Büroräume ist die Präsenz im Stadtteil deutlich verbessert worden.

Neben der Beteiligungsmöglichkeit über die Quartiersgremien spielen unterschiedliche Pro-jekte und Aktionen eine wesentliche Rolle, hier wird Engagement und eine Beteiligung für die Zeitdauer des Projektes erreicht. Das ist in unterschiedlichen Formaten erreicht worden: Aktionen, wie Workshops, Arbeitskreise, „Grüne Tische“, Projektvorstellungen, Rundgänge, Informationsveranstaltungen, Empfänge, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und der Offene Adventskalender im Vor-Ort-Büro.Auch bewohnergetragene Initiativen und Aktivitäten bieten Beteiligungsmöglichkeiten. Der Ende 2016 gegründete Spandau-Neustädter Nachbarschaftsverein e.V. setzt nachbarschaft-liche Projekte um (z.B. Neustädter Nachbarschaftslauf, Rollenspielconvention „SonnenCon“) und bietet über seine Website einen Veranstaltungskalender für den Kiez. Das Projekt „Nach-barschaft Aktiv“ (PF 2016-2018, 2019-2021) bietet Vernetzungsmöglichkeiten für Aktivitäten von Einrichtungen und Bewohner*innen.

Die Vereinsstrukturen und die religiösen Gemeinden der Neustadt (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Berlin-Spandau (Baptisten), Ev. Luther-Kirchengemeinde, Islamische Gemeinde Spandau e.V.) bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Es gibt eine Vielzahl von Ehrenamtlichen, die in unterschiedlichen sozialen Bereichen tätig sind, wie bspw. bei dem Frauen- und Nachbarschaftstreff Eulalia Eigensinn e.V., der Herberge zur Heimat e.V. und der Lebenshilfe gGmbH. Hervorzuheben ist insbesondere die Lebensmittelausgabe „Laib und See-le“, bei der Ehrenamtliche Lebensmittel an bedürftige Haushalte ausgeben. Nachbarschaftsfeste wie auch viele kleine Aktionen wären ohne helfende Hände nicht denk-bar: z.B. das Straßenfest der Islamischen Gemeinde in der Lynarstraße und das Kürbisfest, welche lokale Vereine und Einrichtungen gemeinsam umsetzen. Im Nachbarschaftszentrum Paul-Schneider-Haus (PSH) organisieren sich selbständig unterschiedliche Freizeit-, Sport-, Lern- und Hilfsgruppen, die ebenso vorwiegend auf Ehrenamt beruhen.

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3.1 AKTIVIERUNGWichtiger Partner ist das im PSH ansässige Projekt „Hürdenspringer“. Es begleitet seit 2017 das freiwillige Engagement in der Arbeit mit Geflüchteten von Initiativen und Organisatio-nen und hilft, die Arbeit mit Freiwilligen zu professionalisieren. Das Projekt „Hürdensprin-ger Spandau Netzwerkfonds“ unterstützt mit passenden Angeboten das Ehrenamt in der Spandauer Neustadt und darüber hinaus. Durch Seminare, Begleitung, Vermittlung in das passende Ehrenamt und Netzwerkarbeit werden Ehrenamtliche, Hauptamtliche und alle Interessierten passgenau unterstützt und die Arbeit gewertschätzt (z.B. Ehrenamtsfeier im Dezember 2018). So werden Einrichtungen unterstützt und „verstecktes“ Engagement sicht-bar gemacht, z. B. in muslimischen Gemeinden in Kooperation mit der Spandauer Jugend.

In der Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft 1892 eG (1892 eG) nehmen Mitglie-der die Möglichkeiten der Mitwirkung wahr: durch die Wahl von Haussprecher*innen, die den Siedlungsausschuss wählen, der die Belange der Bewohnerschaft in die Geschäftsfüh-rung vermittelt. Außerdem stehen jährlich im Rahmen eines Nachbarschaftsfonds 1.892 Euro zur „Förderung der nachbarschaftlichen Aktivitäten im Sinne der genossenschaftlichen Prinzipien der Selbsthilfe“ zur Verfügung.

3 Geschäftsordnung des QR Spandauer Neustadt v. 29.01.2019, auf der Grundlage der Rahmengeschäftsordnung für Quartiersräte für den Projektfonds in Gebieten der Sozialen Stadt Berlin 2019 (Stand: 14.12.2018)

3.2 VERANTWORTUNG FÜR DEN KIEZZur Unterstützung der Gebietsentwicklung wurden in den vergangenen zwei Jahren mithilfe von Fördermitteln aus unterschiedlichen Programmen im Quartier wichtige Impulse gesetzt. Mit der Planung des Neubaus einer Jugendfreizeiteinrichtung Triftstraße für die Neustadt wur-de begonnen. Der Neubau wird mit Mitteln des Baufonds bis Ende 2021 errichtet. Der Neu-bau wird einen starken Einfluss auf viele andere Themen (Neuausrichtung der Jugendarbeit, neue Nutzungskonzeption für BDP Koeltzepark) und Orte (Koeltzepark, neuer Bolzplatz) im Quartier haben (mehr dazu im Kapitel 4.4 „Handlungsbedarf Öffentlicher Raum“). Ein weiteres Projekt aus dem Baufonds war der Umbau und die Sanierung des ehemaligen Gemeindehau-ses Paul-Schneider (PSH) der Ev. Luther-Kirchengemeinde. Das PSH ist seit 2016 ein Nachbar-schaftszentrum.

Im Rahmen des Berliner Förderprogramms Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm (KSSP) und des bezirklichen Projekts „Raum für Kinderträume“ wurde der Kleinkinder-Spielplatz Ko-eltzepark, Eingang Höhe Kirchhofstraße 29 (ehemalige Hundeauslauffläche) neu angelegt und u.a. mit einem Klettergerüst ausgestattet. Der am 19.12.2018 der Öffentlichkeit übergebene Spielbereich entstand mit Unterstützung von GOFUS e.V. und der 1892 eG. Das Klettergerüst auf dem Spielplatz in der Mittelstraße wurde 2018 mit bezirklichen Mitteln saniert. Der Spielplatz ist 2015 aus Fördermitteln des Baufonds und Geldern des Bezirksamts umgebaut und im Zusammenhang mit dem Gemeinschaftsgarten „Mittelinsel“ als integrativer Nachbarschaftshof wiedereröffnet worden.

Im Rahmen des QM-Projekts „Umsetzungsmodul Image“ (PF 2016) wurden im Mai 2017 12 Bänke und 20 Fahrradständer sowie 21 Blumenkübel in der Schönwalder Straße aufgestellt. Für die Bepflanzung und Pflege der Blumenkübel wurden für einen Zeitraum von fünf Jahren Gewerbetreibende und Einrichtungen der Schönwalder Straße als Pat*innen angeworben. Die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V. engagiert sich regelmäßig mit Spenden für Projekte und Einrichtungen. Für die Umgestaltung des Bismarckplatzes durch das Bezirksamt hat der Wirtschaftshof als Träger des Projekts „Marktplatz II“ die Gastronomen am Platz als Paten für die Pflege des Beetes ab 2017 angeworben.

Auch für nicht-investive Maßnahmen wurden von Trägern und dem Bezirksamt Fördermittel verschiedener Bundes- und Landesprogramme im Quartier eingesetzt. Beispielhaft sind zu nennen:

• Mehrgenerationenhaus (MGH) (Bundesprogramm): Unterstützt wurde die Etablierung des PSH als Nachbarschaftszentrum durch die Aufnahme in das Programm MGH (2017-2021), Träger: Gemeinwesenverein Haselhorst e.V. (GWV)

• Infrastrukturförderprogramm Stadtteilzentren: Ebenfalls über den GWV Haselhorst wurden Mittel für eine Personalstelle aus dem Infrastrukturförderprogramm (2016-2020) bereitge-stellt, eine weitere Finanzierung ist angestrebt.

• Bonus-Mittel (Landesprogramm): Durch Verknüpfung des Programms Soziale Stadt mit wei-teren Fördermitteln ergänzen sich diese und wirken nachhaltig auf die Gebietsentwicklung

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3.2 VERANTWORTUNG FÜR DEN KIEZ(Synergie). Beispielhaft zu nennen ist die Bereitstellung zusätzlicher Mittel zur Stärkung sozial besonders belasteter Schulen, der Einsatz von Bonus-Mitteln in der zweiten Phase des Mentoring-Projektes „Education Point“ (PF 2016-2018), in der die beteiligten Schulen (Lynar-GS und Inklusiver Campus) Mittel aus dem Bonusprogramm beigesteuert haben.

• Gesundheitsförderungs-Modul (Gesundheitsmodul) im Rahmen der Clearingstelle Ge-sundheit für Quartiere der Sozialen Stadt: 2019 bietet der Träger des Projekts „Netzwerk Bewegung II“ (PF 2018-2020) im Quartier über Mittel der Clearingstelle eine Ausbildungs-möglichkeit zum Kiezsportübungsleiter an.

• Bundesinitiative Frühe Hilfen: Stärkung der Angebote für junge Familien im Bezirk • Masterplan Integration und Sicherheit (Landesprogramm): Aus dem bezirklichen Integ-

rationsfonds für Geflüchtete/ Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe (Masterplan) wurden Mittel zur Verfügung gestellt, für kurzfristige kleinere Projekte und Aktionen zur Förde-rung der Integration von Flüchtlingen

• Kiezorientierte Gewalt- und Kriminalitätsprävention (Landesprogramm): Förderung von Projekten v.a. zur Gewaltprävention unter Kindern und Jugendlichen

• Partnerschaften für Demokratie (PfD) (Bundesprogramm): (Träger: Bezirksamt Spandau/ Stiftung SPI); in der PfD Spandau schließen sich Verantwortliche aus verschiedenen Res-sorts der Bezirksverwaltung, aktive Gruppen, Ehrenamtliche und Fachkräfte zusammen. Gemeinsames Ziel ist eine bezirkliche Demokratieentwicklung in Spandau, in der die Viel-falt der Bewohner*innen identitätsstiftend für alle ist.

• Masterplan Spielen und Bewegen in Spandau (März 2018-Oktober 2019): Erstellung des Masterplan als strategische Handlungsgrundlage, mit dem Ziel, Spiel- und Bewegungs-möglichkeiten für alle Altersgruppen zu verbessern. Der Plan sieht auch Bewohner*in-nenbeteiligung durch vielfältige Formate vor (im Auftrag des Bezirks)

Auch private Unternehmen engagieren sich im Gebiet:• Die 1892 eG stellt Projekten Räumlichkeiten zum Betrieb des ehrenamtlich betriebenen

Waschcafés in der Schäfersiedlung zur Verfügung und hat nach Sanierung des Gebäude-bestandes die öffentlichen Flächen weiter qualifiziert (u.a. einen Bewegungsparcours für Erwachsene).

• Der 1892-Nachbarschaftsfonds fördert im Sinne genossenschaftlicher Prinzipien ehren-amtliche nachbarschaftliche Aktivitäten und Projekte im Sinne der genossenschaftlichen Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Gefördert werden Projekte und Maßnahmen von Mitgliedern für die Gemeinschaft, je Projekt maximal 1.892 Euro.

Es gibt ein enges Hilfenetzwerk von Trägern mit z.T. langer Tradition (Themen: z.B. Sucht, Obdachlosigkeit, psychische Erkrankung). Hervorzuheben sind v.a. die Leistungen des Treff-punkts Regenbogen, der sich auf Schuldner-, Insolvenz- und Arbeitslosenberatung spezia-lisiert hat. Eulalia Eigensinn e.V. ist v.a. auf das Thema Gewalt und Missbrauch gegenüber

Frauen spezialisiert, ergänzt durch zahlreiche Angebote, wie Gymnastik, Elternkurse, Infover-anstaltungen und Freizeitaktivitäten für Frauen. Das Projekt SPAX Fixpunkt e.V. bietet neben den niedrigschwelligen Beschäftigungsmöglichkeiten für Alkohol- und Drogenabhängige auch eine Kontaktstelle und aufsuchende Sozialarbeit in der Neustadt an und ist Träger des Projekts „Neustadtheldinnen“ (PF 2018-2020). Diese sozialen Einrichtungen werden zwar aufgabenbe-zogen durch das Bezirksamt finanziert, oft ist die Finanzierung jedoch knapp bemessen und zeitlich beschränkt, was die Sicherheit und Planbarkeit im Hinblick auf Mitarbeiter*innen und Räumlichkeiten für die Träger erschwert.

Viele Projekte im Gebiet können auf ein kontinuierliches ehrenamtliches Engagement zählen, durch Sachspenden und ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen Bewohner*innen die Arbeit von Trägern, z.B.:

• Hürdenspringer Spandau Netzwerkfonds, Unterstützung für Haupt- und Ehrenamt für Ge-flüchtete, Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements im Aktionsraum Spandau, ein zentrales Modul ist die Koordination des Ehrenamts in den muslimischen Gemeinden im Aktionsraum.

• LAIB und SEELE ist eine Aktion des Berliner Tafel e.V., der Kirchen und des rbb, von Ehren-amtlichen unterstützt, das PSH ist eine der Ausgabestellen (Lebensmittelspenden).

• der Gemeinschaftsgarten Mittelstraße wird von privaten Spendern sowie durch das Bezirk-samt unterstützt

• u.a. durch Ehrenamtliche betrieben werden: das WaschCafé in der Siedlung der 1892 eG, Eulalia Eigensinn e.V., Treffpunkt Regenbogen e.V.; Angebote im Elterncafé der Lynar-Grund-schule, der Spandauer Jugend e.V., der religiösen Gemeinden, die Arbeit des Birikim Kultur-zentrum e.V., Aktivitäten mit Gewerbetreibenden in (kleinteiligen) Projekten des Aktions-fonds

• sowie in allen anderen Einrichtungen und Trägern im QM-Gebiet• ehrenamtliches Engagement im öffentlichen Raum: Bewohner*innen, Gewerbetreibende

und Einrichtungen engagieren sich für ein sauberes und grünes Wohnumfeld: Pflegeiniti-ative Lutherplatz, Gießpatenschaften für Straßenbäume/Beete/Blumenkübel, Pflanzung/Pflege von Beeten und einer Streuobstwiese im Koeltzepark, ehrenamtliche Betreuung von Hundetütenspendern. Diese Initiativen werden durch das QM unterstützt und mit den zu-ständigen Fachämtern im Bezirk vernetzt.

Das Quartiersverfahren ermöglicht darüber hinaus den inhaltlichen Austausch von Bewoh-ner*innen, Akteuren und Fachämtern im Rahmen von Vernetzungsrunden, Informationsver-anstaltungen und Gremienarbeit (Quartiersrat und Aktionsfondsjury).

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3.3 VERNETZUNG

Abbildung 4 Sommerrundgang mit Quartiersrat und interessierten Bewohner*innen, August 2018Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Das Quartiersmanagement (QM) ist eng in die sozialräumliche Vernetzung im Quartier ein-gebunden. Im Rahmen verschiedener Projekte sind Kooperationen und Synergien der Ak-teur*innen untereinander aktiv weiterentwickelt worden. Auch die Übernahme von Pro-jektpatenschaften durch Fachämter und Quartiersrat (QR) sowie die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen stärkt die institutionsübergreifende Zusammenarbeit für das Quartier.

Nachbarschaftliche VernetzungDas Paul-Schneider-Haus (PSH) hat sich als Nachbarschaftszentrum etabliert. Insbesondere Ehrenamtliche machen vielfältige Angebote für Bewohner*innen jeden Alters der Nachbar-schaft zum Kennenlernen und nachbarschaftlichen Austausch, ergänzt durch Gesundheits- und Weiterbildungsangebote. Auch der viermal wöchentlich stattfindende und mit ca. 30 Personen gut besuchte Mittagstisch im Café Paule bietet die Möglichkeit zum Vernetzen. Seit 2016 wird das QM-Projekt „Nachbarschaft Aktiv“ mit der Ev. Luther-Kirchengemeinde umgesetzt (Neuausschreibung „Nachbarschaft Aktiv II“ 2019). Ziel ist es, kleine aktivierende

Maßnahmen im öffentlichen Raum und PSH umzusetzen und Bewohner*innen sowie Mitar-beiter*innen von Einrichtungen an die selbstorganisierte Umsetzung von nachbarschaftlichen Festivitäten heranzuführen.

Die Räumlichkeiten der Islamischen Gemeinde Spandau Yeni Camii in der Lynarstraße sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt für Bewohner*innen muslimischen Glaubens, auch außerhalb der Gebetszeiten. Die Öffnung der Gemeinde in die Nachbarschaft schreitet voran. In der Regel veranstaltet die Gemeinde einmal im Jahr ein großes Straßenfest in der Lynarstraße, welches von einer breiten Anwohnerschaft besucht wird.

Im Rahmen des QM-Projekts „Dialog der Gemeinden“ (PF 2019/20) kooperieren die drei gro-ßen religiösen Gemeinden in der Spandauer Neustadt. Gemeinsam setzen sie Veranstaltun-gen für die Nachbarschaft um, z.B. Rundgänge, Konzerte, Spieleabende, Fußballturniere. Bei diesen Anlässen begegnen sich die Gemeindemitglieder, aber auch Bewohner*innen ohne Gemeinde- und/ oder Religionszugehörigkeit. Das im November 2018 gestartete Projekt hat großes Potenzial, den nachbarschaftlichen und interkulturellen Zusammenhalt maßgeblich zu stärken.

Vernetzung im Bereich Bildung Von 2010 bis 2018 koordinierte der lokale Bildungsverbund „BildungsWelle“ 22 Bildungsein-richtungen im QM-Gebiet und der unmittelbaren Umgebung, den erweiterten Kreis bildeten ca. 50 Teilnehmende. Das Bildungsnetzwerk wurde zunächst über den Projektfonds, anschlie-ßend über den Netzwerkfonds gefördert und endete 2017. Es konnte trotz intensiver Bemü-hungen seitens der Koordination, der beteiligten Bildungseinrichtungen und des Quartierrats keine Anschlussfinanzierung erreicht werden. Eine Kerngruppe von circa zehn Teilnehmenden setzte mit organisatorischer Unterstützung des QM die Treffen themenbezogen in 2018 fort (einmal pro Quartal). Im Oktober 2018 fand die letzte Austauschrunde statt. Die BildungsWelle hat im Ergebnis die lokalen Bildungseinrichtungen erfolgreich miteinander vernetzt. Abstimmungen unter den Einrichtungen sind über kurze Wege möglich. Der Bedarf nach einer themenspezifischen, koordinierten und moderierten Zusammenarbeit bleibt ange-sichts der vielen Herausforderungen im Bereich Bildung, Kinder- und Jugendarbeit bestehen (mehr Informationen unter 3.4 „Bildungssituation“).

In 2016 wurde auf Initiative der BildungsWelle in der Neustadt eine „Regionale Kinderschutz-runde“ ins Leben gerufen. Diese wird durch die bezirkliche Stelle für Kinderschutzkoordinati-on geleitet und dient der Vernetzung der lokalen pädagogischen Fachkräfte mit zuständigen bezirklichen Stellen, wie dem Regionalen Sozialen Dienst und der Polizei. Ziel dabei ist, durch präventive Absprachen und einen einheitlichen Informationsstand über Entwicklungen im Quartier eventuellen Kinderschutzfällen vorzubeugen. Die Kinderschutzrunde hat sich zu ei-nem stabilen Netzwerk entwickelt und trifft sich alle zwei Monate mit ca. 15 Teilnehmenden.

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3.3 VERNETZUNGVernetzung im Bereich Gesundheit, Umwelt, Öffentlicher Raum Verschiedene QM-Projekte entwickeln zunehmend themenspezifische Netzwerke, die po-sitiv zur Quartiersentwicklung beitragen. Der Träger SPAX beginnt in 2019 im Projekt „Neu-stadtheld*innen“ mit der Einrichtung sogenannter „Praxisrunden“ zu dem Themenkomplex psychische Gesundheit im öffentlichen Raum. Hintergrund ist die hohe Zahl an Menschen mit psychischen und/ oder Suchterkrankungen, die auch das Bild der Neustadt prägen. In diesen Runden tauschen sich lokale Träger aus, die mit der beschriebenen Klientel arbeiten. Das Bezirksamt und Mitarbeiter*innen der psychiatrischen Abteilung des Vivantes Klinikums sollen ebenfalls in das Netzwerk eingebunden werden. Das Projekt „Netzwerk Bewegung“, welches vielfältige kostenfreie Bewegungsangebote im öffentlichen Raum anbietet, bringt für die Organisation des alljährlichen Familiensportfest im Koeltzepark lokale Einrichtungen, z.B. Kitas, Sportvereine und Gesundheitszentren (Cen-troVital), zusammen. 2018 waren zwölf Einrichtungen in dem sportbetonten Event für die Nachbarschaft involviert. 2016 wurde im Rahmen von „Neustadt Saubere Sache“ der Grüne Tisch ins Leben gerufen. Interessierte Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen von lokalen Trägern und aus dem Be-zirksamt, insbesondere Grünflächen- und Ordnungsamt, treffen sich zwei bis drei Mal im Jahr zu den Themen Sauberkeit und Müllvermeidung im öffentlichen Raum, zehn bis zwanzig Personen nehmen im Durchschnitt teil. Die Herausbildung einer stabilen Gruppe von Gärtner*innen, bestehend aus Bewohner*in-nen und Einrichtungen, ist das Ziel des Urban-Gardening-Projekts „NeustadtOasen“. Der Ge-meinschaftsgarten in der Mittelstraße, mittlerweile „Mittelinsel“ genannt, wird inzwischen von einer Kerngruppe von circa acht Personen gepflegt. Lokale Treffpunkte wie das Wasch-café in der Schäfersiedlung und die Jugendfreizeiteinrichtung BDP Koeltzepark sind ebenfalls mit der Pflege von Hochbeeten in das Projekt eingebunden. Das Projekt „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“ (PF 2018-2020), baut ein ortsbezogenes Netzwerk auf, bestehend aus benachbarten Bewohner*innen, sozialen Trägern und Gewer-betreibenden. Ziel ist, das Verantwortungsbewusstsein für den zentralen Platz zu stärken und in gemeinsamer Initiative zu bespielen.

Vernetzung im Bereich Wirtschaft Von 2014 bis Ende 2018 wurden Projekte für Unternehmer*innen, Gewerbetreibende sowie Handwerker*innen im Gebiet das QM-Projekt „Marktplatz Neustadt“ durchgeführt. Projekt-träger ist die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V.. Neben Aktionen und Broschüren/Flyern (z.B. Natürlich umweltfreundlich, Top10, Marketing) wurde eine AG Gewerbe initiiert und ein Logo für die Neustadt entwickelt. Auch soziale und kulturelle Träger im Gebiet wer-den aufgefordert, das Logo zu verwenden. Ziel ist es, die Identifikation mit der Nachbarschaft zu stärken und ein positives Image der Neustadt auch nach außen heraus zu entwickeln.

StadtteilkoordinationDie Stadtteilkonferenz für die Bezirksregion Spandau Mitte ist mit den Sprecher*innen aus dem Paul-Schneider-Haus (GWV Haselhorst) und der Spandauer Jugend in der Neustadt ver-ortet. Circa 25 Einrichtungen aus dem QM-Gebiet und der Altstadt nehmen an der „Stadt-teilkonferenz Spandau Mitte“ teil, welche sechs Mal im Jahr stattfindet. Im Rahmen des über den Netzwerkfonds geförderten Projekts „Rahmenkonzept Sozialraumorientierung in Spandau – Stadtteilkoordination“ wird die Grundlage für eine zukünftige, bedarfsorientierte Stadt-teilkoordination geschaffen.

KommunikationDie zielgruppenorientierte Kommunikation der zahlreichen Angebote bleibt eine Herausforde-rung im Quartier. Die Webseiten des Quartiermanagements, inkl. des Newsletters, sowie des Spandau Neustädter Nachbarschaftvereins bündeln eine Vielzahl der Angebote. Anlassbezo-gene Flyer und Poster, die im Quartier an Einrichtungen, Schaukästen und ausgewählten Läden verteilt werden, bilden eine zweite Säule der Kommunikation. Plattformen aus dem Bereich der Sozialen Medien gewinnen an Bedeutung, insbesondere das QM und QM-Projektträger nutzen diese Kanäle zur Kommunikation. Nach wie vor berichten allerdings alle Einrichtungen und Projektträger von der Wichtigkeit der persönlichen Ansprache. Bewohner*innen, die bis-her an keine Einrichtungen im Quartier angebunden sind, werden nur schwer erreicht.

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3.4 BILDUNGSSITUATION

Abbildung 5 Schulen und Kitas im Gebiet im April 2019Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Schulen und Kitas im Gebiet

Schulen

Kitas

Betreuungsplätze In der Bezirksregion Spandau Mitte wohnen derzeit rund 3.000 unter 7-Jährige, der Zuwachs dieser Altersgruppe zwischen 2012 und 2016 war unter allen Bezirksregionen mit am höchsten und betrug 21 %4. Dementsprechend sank auch die Versorgungsquote mit Kita-Plätzen in dem Zeitraum auf 72 % (-11%-Punkte). Im Berliner Förderatlas der Kindertagesbetreuung 20195 wird die Bezirksregion der Kategorie „nur noch geringe Platzreserven, prognostisch steigender Bedarf“ zugeordnet. Somit ist die Region seit 2017 in einer Kategorie mit einer angespannte-ren Kitaplatzsituation.

In der Spandauer Neustadt und den angrenzenden Gebieten stehen derzeit insgesamt 966 betriebserlaubte Betreuungsplätze zur Verfügung.6 Allerdings spiegeln diese Daten nicht ge-nau die Realität wieder, da sehr viele Kindertagesstätten unter Personalmangel leiden und die zur Verfügung stehende Infrastruktur nicht komplett auslasten können. Auch Überbelegung ist eine Folge. Das Gebiet verfügt dementsprechend nur über „scheinbare Platzreserven“, da die Anzahl der tatsächlich angebotenen Plätze geringer ist. So berichten die Einrichtungen von Wartelisten mit einer voraussichtlichen Wartezeit von ein bis zwei Jahren.

Laut Bedarfsprognose von 20177 wird bis 2022 ein Mehrbedarf in Höhe von ca. 100 zusätzli-chen betriebserlaubten Betreuungsplätzen in der Bezirksregion Mitte erwartet. Dabei ist die Dunkelziffer der aufgrund Personalmangels nicht belegten Plätze zusätzlich zu berücksichtigen. Außerdem verfügt die Neustad in den Regionen um das QM-Gebiet über sehr viele Wohnungs-baupotentiale, was in der mittelfristigen Perspektive auch einen zusätzlichen Bedarf von ca. 94 Tagesbetreuungsplätzen in der Bezirksregion Spandau Mitte bedeutet.

Auffallend ist auch, dass ca. 20 % der Kinder im Planungsraum „Kurstraße“ eine Kindertages-stätte entweder nicht oder nur kurz besucht haben8, d.h. diese Kinder werden überwiegend von zu Hause aus betreut. Dies spiegelt sich zum Teil in negativen Ergebnissen des Sprachför-derbedarfs der Schüler*innen in Schuleingangsuntersuchungen sowie in fehlenden Kompe-tenzen im sozialen Verhalten der Kinder in den schulischen Einrichtungen wider.

SchuleDie Lynar-Grundschule bildet den Kern des Quartiersgebietes Spandauer Neustadt. Im direk-ten Einzugsbereich des Gebietes befinden sich der Inklusive Campus mit der Birken-Grund-schule und die Schule am Grüngürtel mit einem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt, die Peter-Härtling-Grundschule, die Wolfgang-Borchert-Schule sowie das Kant-Gymnasium. Die o.g. Grundschulen bieten Platz für insgesamt 1.400 Schüler*innen aus der Neustadt und angrenzenden Gebieten. An der Lynar-Grundschule sprechen 83 % der Schüler*innen eine nichtdeutsche Herkunfts-sprache, diese Zahl ist seit 2016 um 7 % deutlich gestiegen. Insgesamt haben 26 % der Schü-ler*innen für das Schuljahr 2018/19 eine Gymnasialempfehlung erhalten, die Schuldistanz bleibt mit 6,9 % stabil über dem Berliner Durchschnitt.

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3.4 BILDUNGSSITUATIONDer Inklusive Campus ist ein Verbund zweier Schulen, der seit dem 01.08.2018 wieder als Birken-Grundschule bezeichneten 30. Schule und der Schule am Grüngürtel. Die Bir-ken-Grundschule ist seit dem Schuljahr 2018/19 eine sogenannte „Inklusive Schwerpunkt-schule“ mit den Förderschwerpunkten „Geistige Entwicklung“ und „Körperlich und motori-sche Entwicklung“. In jeder Klasse dieser Grundschule lernen bis zu drei Schüler*innen mit diesen besonderen Förderbedarfen. Die Schule am Grüngürtel ist ein sonderpädagogisches Förderzentrum. In den Klassen dieser Schule lernen ausschließlich Kinder mit dem sonder-pädagogischem Förderbedarf „Lernen“.Ein Großteil der Schülerschaft kommt aus dem Gebiet der Spandauer Neustadt. Bei einigen Schüler*innen verzeichnet man einen besonderen Förderbedarf, nicht nur aufgrund der psy-chischen oder physisch-motorischen Erkrankungen, sondern auch aufgrund ihrer sozialen Herkunft. Diese Kinder haben meist vor dem Schulantritt keine Anbindung an soziale Struk-turen erlebt und wurden in beinahe allen Bereichen nicht gefördert. Derzeit laufen an der Schule bauliche Maßnahmen zur Herrichtung des barrierefreien Zugangs. Für 2020 soll der kleine Schulhof am Haus Birke mit Mitteln des Förderprogramms „Grün macht Schule“ oder „Soziale Stadt“ umgestaltet werden. Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem Projekt „Education Point“ an der Lynar-Grundschu-le und dem Inklusiven Campus wurde mit Mitteln des Netzwerkfonds der Mentoring-Ansatz in den Neustädter Schulen fortgesetzt und auf weitere Spandauer Schulen ausgedehnt. Durch die vielseitigen Erfolge, eine besondere Methodik (1:2 Mentoring, pädagogische Qua-lifizierung der Studenten durch die Fachkräfte der VHS) sowie Bündelung von Finanzmitteln der Sozialen Stadt mit dem Bonusprogramm genießt das Projekt eine große Wertschätzung der Schulen.Die Lynar-Grundschule öffnet regelmäßig ihre Türen für öffentliche Projekte und Veranstal-tungen im Quartier, z. B. für Angebote an der Kletterwand, Winterspielplätze und die jährlich stattfindende Spieleconvention „SonnenCon“.

Kinder- und Jugendfreizeitangebote Die Spandauer Neustadt verfügt über drei reguläre öffentlich geförderte Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit: Treffpunkt Lynarstraße (kommunale Einrichtung), BDP Mädchen-laden (ausschließlich für Besucherinnen) und BDP Koeltzepark (in freier Trägerschaft BDP - Bund deutscher PfadfinderInnen e.V.). Der Bedarf an Plätzen in der Jugendarbeit wird in der Bezirksregion jedoch lediglich um 35% abgedeckt. Alle Einrichtungen sind räumlich sehr beengt, der bauliche Zustand und der Ausstattungsstandard der Einrichtungen entsprechen nicht modernen Anforderungen. Lediglich der BDP Koeltzepark verfügt über einen kleinen Außenbereich. Der Bereich der Kinder- und Jugendarbeit befindet sich zurzeit in einer intensiven Verände-rungsphase: 2017 ist das Projekt Neubau einer Jugendfreizeiteinrichtung an der Triftstra-ße/ Krienickesteig gestartet, finanziert aus Baufonds-Mitteln des Programms Soziale Stadt in Höhe von rund 5 Mio. €. Das bietet die Chance, passgenaue Angebote für Kinder und Jugendliche in einem intensiven Beteiligungsprozess auszuarbeiten sowie eventuelle Versor-

gungslücken zu identifizieren. Weitere Angebote für Kinder- und Jugendliche werden von unterschiedlichen Trägern mit di-versen Schwerpunkten im Quartier angeboten: z.B. vom Verein Spandauer Jugend e.V. (u.a. Hausaufgabenhilfe), von lokalen religiösen Gemeinden sowie ergänzende Projekte des QMs (z.B. Bewegungsangebote, medienpädagogischen Angebote).

Zusammenarbeit mit Eltern Laut der Einschulungsuntersuchungen9 lebt im unmittelbaren Gebiet des QM rund um die Kur-straße ein Großteil der Schüler*innen (47,5%) in Familien mit einem niedrigen sozialen Status, 36 Prozent der Schüler*innen wohnen bei einem alleinerziehenden Elternteil. Auffallend ist auch die Ernährungsproblematik in den Familien: bei rund einem Viertel der Schüler*innen werden Abweichungen von Normalgewicht beobachtet (13% unter-/ 9% übergewichtig).

Probleme, wie mangelnde soziale Kompetenzen oder sprachliche und gesundheitliche Defizi-te, finden sich i. d. R. auch bei den Eltern wieder. Durch Überforderung mit eigenen Problemen können diese bildungsfernen Elternhäuser ihren Kindern kaum Unterstützung bieten.

Im Gebiet gibt es eine Reihe von Einrichtungen für Eltern. Die Angebote für Beratung und Hilfen zur Erziehung werden intensiv angenommen, meist als Auflage des Jugendamtes. Die Angebote des Familienzentrums Lasiuszeile werden sehr gut besucht, wobei die räumlichen Kapazitäten je nach Angebotsformat lediglich für max. 10 bis 20 Personen ausgelegt sind und den Bedarf des Quartiers nicht abdecken. Zur Stärkung des Angebots und Unterstützung der aufsuchenden Arbeit des Familienzentrums wird mit Unterstützung des QM das Projekt „Fami-lie Neustadt“ (PF 2017-2019) umgesetzt. Im Rahmen des Projektes finden diverse Aktivitäten im Familienzentrum (thematische Familiensamstage) im öffentlichen Raum statt, es werden konkrete Kiezprojekte mit aktiven Eltern umgesetzt. Dagegen weisen die Elterncafés an den Grundschulen aufgrund der vorhandenen Schwellenängste bisher ein oft niedriges Engage-ment von Eltern auf. Die engagierten Eltern sind zumeist nicht diejenigen, die am stärksten von Beratung, Information und Unterstützung profitieren.

4 Entwicklungsplan Kindertagesbetreuung, Berichtsjahr 2017; Bezirksamt Spandau von Berlin, Stand: Dezember 20175 Förderatlas 2019, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie; Stand: Februar 20196 Übersicht aller öffentlich geförderten Kitatagesstätten im Bezirk Spandau; Stand: 01.10.20187 Entwicklungsplan Kindertagesbetreuung, Berichtsjahr 2017, Bezirksamt Spandau von Berlin; Stand: Dezember 20178 Informationen aus den Einschulungsuntersuchungen 2018, Information Kinder- und Jugendgesundheitsdienst (KJGD) vom 05.04.20199 Information aus den Einschulungsuntersuchungen 2018, Info von KJGD vom 05.04.2019

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3.5 LEBENDIGER KIEZ

Abbildung 6 Nachbarschaftsgarten Mittelinsel und NachbarschaftshofQuelle: S.T.E.R.N. GmbH

Das Quartier Spandauer Neustadt weist durch eine Vielzahl an Einrichtungen Angebote für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen auf. Neben Beratungs- und Unterstützungsangebo-ten, wie z.B. Sozial-, Rechts-, Familien- und Erziehungsberatung gibt es auch Freizeitangebo-te, die i.d.R. in großem Umfang genutzt werden. Nach wie vor werden jedoch Bewohner*in-nen nicht erreicht. Das liegt z.T. an fehlenden Angeboten bzw. an fehlender Information, abhängig von den Lebens- und Problemlagen der Bewohnerschaft.

Das Quartier hat mehrere Treffpunkte, die für die Nachbarschaft von großer Bedeutung sind und von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen genutzt werden:Das Paul-Schneider-Haus (PSH) hat sich als Nachbarschaftszentrum im Quartier etabliert. Das Gebäude hat auf drei Ebenen Gruppenräume, eine gut ausgestattete Küche, einen großen Saal, sowie diverse Büro- und Abstellflächen sowie ein Café. Ehrenamtliche setz-ten hier vielfältige Angebote für die Nachbarschaft um, z.B. ein Nachbarschaftsfrühstück, Sprachkurse, Kochen von und für Männer, Tanzstunden. Das Café Paule, ebenfalls von Ehren-amtlichen betrieben, bietet einen Mittagstisch zu einem erschwinglichen Preis an. Einzelne Veranstaltungen finden dort auch am Abend statt. Durch die Finanzierung je einer Perso-nalstelle aus dem Infrastrukturförderprogramm Stadtteilzentren (2016-2020) und aus dem

Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus (2017-2021) wird aktiv die Ansprache eines breiten Altersspektrums berücksichtigt. Die Mitarbeiter*innen des PSH unterstützen Ehrenamtliche bei Bedarf mit Know-How und Räumlichkeiten. Die gute Auslastung des PSH zeigt jedoch auch auf, dass zu wenige Räume für größere Veranstaltungen vorhanden sind. Darüber hinaus spie-geln die bisherigen Angebote auch noch nicht die Vielfalt der Bewohner*innen der Neustadt in Bezug auf ethnische Herkunft und Religionszugehörigkeit wider.

Das Familienzentrum ist für Familien eine wichtige Anlaufstelle, verfügt allerdings lediglich über sehr begrenzte räumliche Kapazitäten, sodass die gut nachgefragten Angebote nicht aus-gebaut werden können.Für Kinder und Jugendliche finden in den drei Jugendeinrichtungen Angebote statt, diese wer-den gut angenommen. Nach der 2021 geplanten Eröffnung des Neubaus der JFE Triftstraße wird sich die Kapazität für Angebote der Jugendarbeit verbessern. Im Weiteren beschränkt sich die Nutzung auf die Spiel- und Freiflächen im Koeltzepark, die von unterschiedlichen Ziel-gruppen sehr intensiv genutzt werden, was tlw. zu Konkurrenzsituationen zwischen Gruppen von Jugendlichen unterschiedlichen Alters führt.Für Senior*innen sieht das PSH mit der Ausrichtung Mehrgenerationenhaus verstärkt Angebo-te vor. Bisher wurden v.a. von den religiösen Gemeinden diese Bedarfe im Quartier oder von Einrichtungen außerhalb des Quartiers abgedeckt.

Für die Stadtteilkultur spielen bisher lediglich wenige ehrenamtliche und projektgetragene In-itiativen eine Rolle, wie z.B. der Spandau Neustädter Nachbarschaftsverein (Spieleconvention SonnenCon, Neustadtlauf) und der Kulturverein Birikim. Uli’s Fahrradmuseum stellt für den Kiez ein Alleinstellungsmerkmal dar. Jährlich wird ein Fahrrad-Klassik-Markt veranstaltet. Dar-über hinaus besteht eine Unterversorgung mit Räumen und Angeboten für Kunst und Kultur. Außerhalb des Quartiers liegt die Filiale der Volkshochschule (VHS) in der Eiswerderstraße. Es fehlt jedoch an kleineren Einrichtungen mit kulturellem Angebot. Die drei religiösen Gemeinden spielen eine große Rolle als Treffpunkte für Nachbarschaften und Träger von Angeboten für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen. Die Evangelische Luther-Kirchengemeinde hat ein umfangreiches Programm für Jung und Alt (Freizeit, Reisen, Musik, etc.). Die Ev. Freikirchliche Gemeinde (Baptistengemeinde) bietet neben Angeboten für unterschiedliche Altersgruppen im Kirchcafé „Die Botschaft“ den offenen Mittagstisch für die Nachbarschaft am Mittwoch und am Freitag Abend. Die Räumlichkeiten der Islamischen Gemeinde Spandau Yeni Camii in der Lynarstraße sind ein wichtiger sozialer Treffpunkt für Bewohner*innen muslimischen Glaubens, auch außerhalb der Gebetszeiten. Die Gemeinde bringt Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern und unterschiedlichem kulturellen Hin-tergrund wie z.B. türkisch, kurdisch, syrisch oder albanisch zusammen. Circa 450 Kinder und Jugendliche besuchen pro Woche den Islamunterreicht, zudem gibt es ehrenamtlich umge-setzten Sprachunterricht, Kinderbetreuung, Jugendfreizeitangebote und themenspezifische Gesprächsrunden. Die Gemeinde gehört keinem Dachverband an, sondern finanziert sich als

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3.5 LEBENDIGER KIEZeingetragener Verein über Spendengelder. Durch das Projekt „Dialog der Gemeinden“ (PF 2019/20) soll der Austausch der Gemeindemitglieder untereinander sowie mit anderen Be-wohner*innen verstärkt werden.

Die im Gebiet liegenden Sporthallen der Lynar-Grundschule werden neben dem Schulsport auch von Vereinen genutzt für vielfältige Sportangebote genutzt und sind sehr gut belegt. In der kalten Jahreszeit finden zusätzliche Sportangebote für Familien und Jugendliche im Rahmen der QM-Projektes „Netzwerk Bewegung“ (PF 2019-2021) sowie der „Kletterwand“ (PF 2017-2019) statt. Die Bruno-Gehrke-Halle im angrenzenden Quartier verfügt neben ei-nem großen Hallenbereich auch über kleinere Übungs- und Seminarräume. Im PSH und im Koeltzepark werden über das Projekt „Netzwerk Bewegung“ seit 2017 Yoga-Kurse für unter-schiedliche Zielgruppen sowie Bewegungsspiele angeboten.

Der Lutherplatz ist ein zentraler öffentlicher Platz mit verschiedenen Problemlagen: Vermül-lung/ Verkotung, Alkoholkonsum, Lärmbelästigung in den Sommermonaten. Im Rahmen des Projekts „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“ bieten Träger aus dem Gebiet ab Frühjahr 2019 verschiedene Aktivitäten, z.B. Café-Nutzung, Workshops, Kiezkino, um den Platz als zentralen Ort des öffentlichen Lebens für die Nachbarschaft zu reaktivieren.

In Gesprächen mit Bewohner*innen werden jedoch noch immer ein stärkerer sozialer Zu-sammenhalt und mehr gemeinsame Aktivitäten im öffentlichen Raum gewünscht. Durch un-terschiedliche Maßnahmen wird versucht, ein lebendiges Stadtteilleben zu schaffen. Ein An-satz war das im PSH angesiedelte Projekt „Nachbarschaft Aktiv“ (PF 2016 - 2018), das durch Angebote und Feste für die Nachbarschaft im öffentlichen Raum den Zusammenhalt und die Kooperation von Bewohner*innen und Einrichtungen stärkte; eine Fortführung des Projekts ab 2019 ist in Vorbereitung, um die entstandenen Netzwerke weiter zu stabilisieren. Beson-dere Höhepunkte im Kiezleben bieten auch regelmäßig stattfindende Nachbarschaftsfeste: Kürbisfest, Straßenfest der Islamischen Gemeinde Spandau e.V., Spieleconvention Sonnen-Con, Familiensportfest, Offener Adventskalender. Diese Veranstaltungen tragen inbesonde-re zur Belebung des öffentlichen Raums bei.

Es bestehen weitere Plattformen und Einrichtungen für nachbarschaftliche Aktionen und Freizeitgruppen:

• Inklusiver Treff der Lebenshilfe: Begegnung von Menschen mit/ohne Behinderung• Begegnungsstätte Hazetha (Träger: Herberge zur Heimat e.V.): Freizeit- und Kulturaktivi-

täten• Projekt SPAX: Anlaufpunkt für Suchterkrankte• Treffpunkt Regenbogen: Selbsthilfeeinrichtung für Menschen aus dem Kiez, Teilnahme an

Kultur- und Freizeitaktivitäten • Kiez-Café, Eulalia Eigensinn e.V.: Begegnungsmöglichkeiten für Frauen

• Baptistengemeinde: offener Mittagstisch für Gemeindemitglieder und Nachbarn• Forum Spandau e.V.: Angebote für Sport, Bildung und Integration durch Vernetzung mit

Vereinen und Einrichtungen• WaschCafé in der Siedlung der 1892 eG: Anlaufpunkt für Familien, ehrenamtlich geführt• Nachbarschaftsgarten Mittelstraße: Mitmach- und Austauschmöglichkeiten für Nachbar-

schaftsgärtner*innen • Hürdenspringer: Plattform für ehrenamtliches Engagement

Ein Bedarf an Räumlichkeiten für nachbarschaftliche Initiativen, die von der Bewohnerschaft genutzt werden können, zeichnet sich ab. Auch wenn sich durch den Bau der neuen Jugend-freizeiteinrichtung die Qualität des Angebotes für Jugendliche in absehbarer Zeit deutlich ver-bessern wird, ist die Ausstattung mit Freizeiteinrichtungen für Jugendliche10 und weitere Ziel-gruppen im Quartier nicht auskömmlich. Auch die Diversifizierung der Quartiersbevölkerung stellt zusätzliche Anforderungen an die so-ziale Infrastruktur, die Anzahl der Bewohner*innen mit Migrationshintergrund ist um 3,4 Pro-zent (51,7%), die derjenigen Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist um 4 Prozent (34%) gestiegen. Hier ist insbesondere erforderlich, Nachbarschaften miteinander bekannt zu machen, um Ängste und Vorbehalte abzubauen. Mit dem Projekt „Nachbarschaft Aktiv“ (PF 2019-2021) werden ab 2019 vorhandene Netzwerke gestärkt und Angebote für das Zusam-menleben von Bewohner*innen gemacht, auch das Projekt „Dialog der Gemeinden“ soll zur Kommunikation beitragen.

Die meisten Bewohner*innen leben gerne hier. Auch wenn das ehemals eher negative Image der Neustadt zum Teil noch präsent ist11, so überwiegt in der Medienberichterstattung und in der öffentlichen Wahrnehmung allgemein, das Bild eines bunten Kiezes mit einer aktiven Be-wohnerschaft und engagierten Einrichtungen. Sehr wichtig ist v.a. der soziale Zusammenhalt, der in der Neustadt noch ziemlich ausgeprägt ist – trotz Vorliegen von Vorurteilen und Vorbe-halten einzelner Gruppen gegeneinander. Es handelt sich um einen Stadtteil im Wandel, das Thema Imagepflege bleibt daher ein wichtiges Anliegen.

10 Soziales Infrastrukturkonzept für den Bezirk Spandau (SIKO), 2016 (beschlossen 12/2017), S. 51: Der Bezirk Spandau erfüllt den Richtwert/Orientierungswert (RW/OW) 2015 zu 43%, mit Maßnahmen verbessert sich die Versorgungssitu-ation in den BZR Spandau-Mitte 2015-2020: von 3,2 auf 5,8 Plätze/EW; (RW/OW: 11,4 Plätze/EW )11 z.B. Film „Familiye“, Independentfilm über den Lynarkiez in Spandau-Neustadt

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3.6 WOHNEN UND WOHNUMFELD

An diesen Orten in der Spandauer Neustadt

halte ich mich gerne auf.

würde ich mich zukünftig gerne aufhalten.

fühle ich mich unsicher/unwohl.

An diesen Orten...

...halte ich mich gerne auf

...würde ich mich zukünftig gerne aufhalten

...fühle ich mich unsicher/ unwohl

Abbildung 7 Aufenthaltsqualität (von Bewohner*innen markierte Orte im Rahmen der Ide-enwerkstatt am 18.10.2018)Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Zahlreiche Wohnungsbauvorhaben prägen aktuell den Bezirk Spandau. Großprojekte wie die Entstehung des Siemens-Campus, inkl. der Errichtung eines neuen Stadtquartiers, und die Schließung des Flughafens Tegel mit der Entwicklung eines Technologieparks werden zukünftig die Entwicklungsdynamik im gesamten Bezirk beeinflussen. In der direkten Um-gebung der Neustadt werden verschiedene Neubauvorhaben umgesetzt: z.B. am Havelufer an der Parkstraße entstehen 1.000 Wohneinheiten, auf der Insel Eiswerder werden ca. 180 Eigentumswohnungen errichtet, die Pepita-Höfe mit ca. 1.000 neuen Wohnungen sind z.T. bereits bezogen. Die Potenziale des nördlich an das QM-Gebiet angrenzenden und 34,4 Hektar großen Areals der Alexander Barracks werden in 2019 mit einer Machbarkeitsstudie untersucht. Es gibt verschiedene Interessen für die Entwicklung des Gebiets seitens Bezirk, Senat und Bund. Es ist zu erwarten, dass die Neustadt von den Entwicklungen auf dem Areal stark beeinflusst wird mit positiven (z.B. Schaffung von Arbeits-/ Ausbildungsplätzen) wie auch negativen Fak-toren (z.B. Mietpreisentwicklung, Verkehrszunahme), unabhängig davon, ob das Gebiet in den nächsten Jahren für Gewerbe oder Wohnungsneubau entwickelt wird.

Wohnungsmarktentwicklung Analog zu den beschriebenen Entwicklungen in Spandau und in Berlin wird auch in der Neustadt eine dynamische Wohnungsmarktentwicklung verzeichnet. Laut Informationen des Bezirksam-tes sind in der Neustadt nur einzelne Leerstände bekannt. Da die Zahl der Bewohner*innen weiterhin gestiegen ist, muss nicht nur von Vollvermietung, sondern von Überbelegung der Wohnungen ausgegangen werden. Mit dem zunehmenden Druck auf dem Wohnungsmarkt steigen die Angebotsmieten. Die durchschnittliche Miethöhe liegt in der Spandauer Neustadt bei 8,10 €/m2 mit steigender Tendenz von ca. sieben Prozent pro Jahr. Seit 2009 hat sich die Miete in der Neustadt um 62 Prozent erhöht.12

Nach Aussagen des IBB Wohnungsmarktbarometers 201813 übersteigt die Nachfrage nach Mietwohnungen im unteren Mietpreissegment (unter 7,00 EUR/m2) in allen Bezirken das An-gebot deutlich, in diesem Preissegment bestehen auch teilräumlich die stärksten Angebotsde-fizite. Anfang 2019 gab es in der Neustadt noch ca. 670 Sozialwohnungen14, bis Ende 2023 wird sich die Anzahl um 18 Prozent auf 529 Wohnungen reduzieren.2018 wurden um den Bereich der Kurstraße 24 Mietwohnungen in Eigentumswohnungen um-gewandelt. Für weitere 32 Wohnungen wurde eine Abgeschlossenheitsbescheinigung bean-tragt, die zur späteren Umwandlung eines Mietshauses in Eigentumswohnungen erforderlich ist. Diese Werte sind für Spandau mit am höchsten.15

Aufgrund der aktuellen Wohnungsmarkentwicklung steigt die Angst vor Verdrängung. Der Be-zirk reagierte 2018 mit der Beauftragung eines Grobscreenings zum Milieuschutz. Die Ergeb-nisse werden 2019 bekannt gemacht.16

Grün- und Freiflächen Die Neustadt bietet durch ein Netzwerk von öffentlichen Grün- und Freiflächen sowie die Nähe zur Havel gute Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität. Zu wichtigsten öffentlichen Flä-chen gehören:

Koeltzepark (35.378 m²): Der zentrale öffentliche Park verfügt neben Grünflächen mit Sitzge-legenheiten über mehrere Spielplätze, einen in 2018 eröffneten Kleinkinderspielplatz sowie einen Bolzplatz mit Basketballfeld. 2019 erfolgte die Pflanzung neuer Obstbäume, zusätzlich werden mehrere kleine Bereiche für „Urban Gardening“ (städtisches Gärtnern) nutzbar ge-macht.

Nachbarschaftsgarten Mittelstraße (2.956 m²): Der von einer offenen Gärtner*innengruppe gepflegte Gemeinschaftsgarten „Mittelinsel“ im Nachbarschaftsgarten wird 2019 erweitert, inkl. der Pflanzung neuer Obstbäume im Rahmen eines Aktionsfondsprojekts. Die Grünanlage bietet mit dem Gemeinschaftsgarten und vielfältigen Spiel- und Sportflächen eine hohe Auf-enthaltsqualität für verschiedene Nutzergruppen.

Lutherplatz: 2018 startete das QM-Projekt „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“, um den Platz zu einem zentralen Ort des nachbarschaftlichen Lebens zu entwickeln. Ab dem Frühjahr

An diesen Orten in der Spandauer Neustadt

halte ich mich gerne auf.

würde ich mich zukünftig gerne aufhalten.

fühle ich mich unsicher/unwohl.

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3.6 WOHNEN UND WOHNUMFELD2019 gibt ein für verschiedene Belange (z.B. Café, Werkstatt, u.a.) ausgestatteter Container für circa zwei Jahre Trägern und Bewohner*innen die Möglichkeiten zur Nutzung. Weitere Umgestaltungsmaßnahmen werden voraussichtlich erfolgen. Schäfersiedlung: Im Zuge der Sanierung der Gebäude wurden auch die öffentlichen Freiflä-chen erneuert. Ein neuer Spielplatz wurde im Hofbereich angelegt sowie ein Bewegungspar-cours für Erwachsene. Bismarckplatz (1.866 m²): Diese Grünfläche ist umgeben von stark befahrenen Straßen und verfügt über eine geringe Aufenthaltsqualität. Maßnahmen zur Aufwertung bestehen, konn-ten bisher allerdings nicht nachhaltig etabliert werden.

Aufenthaltsqualität und Sicherheit In zentralen öffentlichen Räumen wie dem Koeltzepark, dem Nachbarschaftsgarten und dem Lutherplatz ist die Aufenthaltsqualität trotz einer qualitätsvollen Gestaltung der Flächen oft eingeschränkt durch Vermüllung, Verkotung, Nutzungskonflikte und Vandalismus. Regelmä-ßig werden Stadtmöbel, Spielgeräte und öffentliche Gebäude verunreinigt oder beschädigt. Verschiedene Nutzer*innen, z.B. in Gruppen organisierte Kinder und Jugendliche, Personen mit psychischer Beeinträchtigung oder freilaufenden Hunden (u.a. Kampfhunde), Gruppen aus sogenannten „Freilufttrinker*innen“ konkurrieren um einen ungestörten Platz im öffent-lichen Raum. Es kommt zu Nutzungskonflikten und Verdrängungsmechanismen. Als Folge meiden Teile der Bewohnerschaft, z.B. Mütter mit kleinen Kindern und Senior*innen, diese Orte. Unterstützung bietet u.a. das Projekt SPAX. Das Team ist mit aufsuchender Sozialarbeit präsent und vermittelt bei Nutzungskonflikten, insbesondere mit Gruppen, die im öffentli-chen Raum Alkohol oder Drogen konsumieren. Zugleich sind sie Ansprechpartner*innen für Personen, die einer gesundheitlichen und sozialen Stabilisierung aufgrund einer Suchtmitte-labhängigkeit bedürfen. Vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Sauberkeit, insbesondere im Hinblick auf die Sensibilisierung für das Thema werden von den Projekten „Neustadt Saubere Sache“ (PF 2016-2018) und „Neustadt Null Müll“ (PF 2019-2021) gemeinsam mit Einrichtungen und Bewohner*innen umgesetzt. Eine nachhaltige Verbesserung ist jedoch nur langfristig zu er-warten.Das Sicherheitsempfinden ist insbesondere bei Frauen in den Abendstunden und nachts be-einträchtigt, vor allem Im Bereich von Grün- und Freiflächen aufgrund mangelnder Beleuch-tung (z.B. Lutherplatz) sowie in Straßen mit Wettbüros, Casinos und Spätkaufs, z.B. in der Lynarstraße. Die kiezbezogenen Straftaten im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind für die Be-zirksregion Spandau Mitte allerdings leicht rückläufig (5.830 pro 100.000 EW, d.h. Rückgang von 2,5%), weisen jedoch innerhalb Spandaus bei Einzeldelikten mit die höchsten Werte aus und liegen auch deutlich über dem Berliner Durchschnitt.17 Autodiebstahl und Sachbeschä-digung von Straßen und Plätzen sind die häufigsten Straftaten.18

Freilaufende Hunde und Verkotung prägen den öffentlichen Raum. Ehrenamtliche überneh-men das Auffüllen von Hundekottütenspendern. Die ehemalige, unattraktive Hundeauslauf-

fläche im Koeltzepark wurde auf die bezirkliche Freifläche an der Neuendorfer Straße/ Ecke Triftstraße verlagert. Die große, umzäunte Fläche wurde von Hundebesitzer*innen sehr gut angenommen. 2020 beginnen auf diesem Grundstück allerdings die Bauarbeiten für die neue JFE. Es ist noch nicht bekannt, ob und wo eine neue Hundeauslauffläche entstehen soll.

Einzelhandel Die Nahversorgung mit Einzelhandel, geprägt durch Geschäfte des täglichen Lebens (z.B. Bä-cker, Frisöre), und Gastronomie konzentriert sich in den Hauptgeschäftsstraßen Schönwalder und Neuendorfer Straße. Nur vereinzelt stehen Läden leer, Fluktuation ist vorhanden. Auf-grund der geringen Kaufkraft im Quartier sind die Startbedingungen für die Gewerbetrei-benden schwierig. Die gründerzeitlich geprägte Altbaustruktur mit eingestreuten Fachwerk-häusern, Remisen und zahlreichen Ladengeschäften verleiht der Neustadt aber auch einen gewissen Charme, der noch sehr viel Potenzial für die Zukunft birgt.

UmweltsituationDer Bereich der Spandauer Neustadt weist eine hohe Mehrfachbelastung auf durch die Um-weltfaktoren Lärm, Luft, Thermobelastung und Freiflächenversorgung.19 Aufgrund der Fällung von zahlreichen Straßenbäumen u.a. in der Lynar- und der Kurstraße 2018, ist zu erwarten, dass die Thermobelastung in diesen Straßen ansteigt. Von den stark befahrenen Durchgangsstraßen Schönwalder und Neuendorfer Straße geht durch den Verkehr eine hohe Lärm- und Schadstoffemission aus, welche auch die Wohnqua-lität der angrenzenden Bebauung beeinträchtigt und eine sehr starke Barrierewirkung hat. Durch die Errichtung großer Wohnungsbauprojekte im Norden Spandaus ist insbesondere die Neuendorfer Straße einer zunehmenden Verkehrsbelastung ausgesetzt, welche sich weiter verschärfen wird, da die Umsetzung nachhaltiger Verkehrskonzepte eher langfristig zu erwar-ten ist. Die Lärmbelastung durch den noch im Betrieb befindlichen Flughafen Tegel ist sehr hoch und hat durch die Erhöhung der Frequenz des Flugverkehrs in den letzten Jahren weiter deutlich zugenommen. Die beschlossene Schließung des Flughafens Tegel wird die Umweltsituation im Quartier voraussichtlich positiv beeinflussen.

12 Statistik: https://interaktiv.morgenpost.de/mietkarte-berlin , Berliner Morgenpost 15.02.201813 IBB Wohnungsmarktbarometer 2018, Der Berliner Wohnungsmarkt aus Expertensicht, Investitionsbank Berlin14 Ausnahmsweise sind davon 436 Sozialwohnungen aufgrund vertraglicher Regelungen zw. Dem Eigentümer un dem Land Berlin von der Belegungsbindung freigestellt; grundsätzlich sind inzwischen alle Gebietsfreistellungen ausgelau-fen und die Wohnungen nur mit WBS zu vermieten.15 Vgl. schriftliche Anfrage der Abgeordneten Bettina Domer (SPD) vom 17. September 2018 (Eingang beim Abgeorne-tenhaus am 08. November 2018) zum Thema „Vorbereitende Maßnahmen zum Milieuschutz in Spandau (II)“16 Milieuschutz: Soziale Erhaltungsverordnung gem. § 172 Abs.1, S. 1, Nr. 2 BauGB17 https://www.kriminalitaetsatlas.berlin.de/K-Atlas/atlas.html, Stand 01.04.201918 Vgl. Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Peter Trapp (CDU) vom 27. Februar 2019 zum Thema „Kriminalitätsent-wicklung in Spandau“ 19 Bericht „Umweltgerechtigkeit im Land Berlin / Basisbericht 2017/18“, 2019, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

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4. HANDLUNGSBEDARF IM GEBIET | 4.1 BILDUNG, AUSBILDUNG, JUGEND

Abbildung 8 Kletterwand Lynar-Grundschule, Eröffnungsfeier im Januar 2018Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Die Themen Bildung, Ausbildung und Jugendarbeit sind nach wie vor wichtige Schwerpunk-te der Quartiersarbeit. Durch bauliche und projektbezogene Stärkung der lokalen Bildungs- und Jugendfreizeiteinrichtungen wurden bisher bereits viele positive Impulse gesetzt. Diese Aktivitäten sollen weitergeführt werden, da mit steigenden Herausforderungen der Druck in erster Linie auf die Bildungseinrichtungen steigt.

Die Kindertagesbetreuung wird von allen Akteur*innen im Bildungsbereich als wesent-liche Grundlage für die Chancengleichheit der Kinder und beste Brücke für Heranführung der Familien an die sozialen Einrichtungen gesehen. Obwohl der „Kitabedarfsatlas“ für die Bezirksregion Spandau Mitte von „geringen Platzreserven“ spricht, müssen die Eltern den Einrichtungen zufolge mit ein bis zwei Jahren Wartezeit rechnen. Die langen Wartezeiten werden insbesondere im Kontext der aktuell großen Integrationsherausforderungen kritisch gesehen: Kinder aus den Familien mit Fluchthintergrund haben einen höheren Sprachförder-bedarf, aber oft eine sehr geringe Chance auf einen Platz in der Kindertagespflege. Inhaltlich bestehen die größten Bedarfe bei Kleinkindern in den Bereichen Sprachentwick-lung, soziale Kompetenzen, allgemeine Förderung und Ernährung (mehr Informationen un-ter 4.3 „Nachbarschaft“). Hierzu sind Kooperationen mit bezirklichen Partnern und weiteren Trägern in Erwägung zu ziehen.

Die bestehenden Bildungseinrichtungen sollen im Rahmen der Quartiersarbeit weiterhin bau-lich und inhaltlich unterstützt werden. Die größten baulichen Bedarfe bestehen derzeit am Inklusiven Campus. In den Häusern Birke und im denkmalgeschützten Gebäude der Schule am Grüngürtel sind die Raum- und Sanierungsbedarfe sehr hoch (Erneuerung v. Schülertoiletten, Fenstersanierung, Ausbau Dachböden). Die Freiflächen sind ebenso erneuerungsbedürftig. Ein einheitliches Konzept für die Flächengestaltung, sowie eine räumliche Verbindung der Gebäu-de am Inklusiven Campus ist empfehlenswert. Die Lynar-Grundschule wurde in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert, es besteht jedoch weiterhin ein Bedarf an inhaltlicher Unterstützung und Zusammenarbeit durch Pro-jekte. Wichtige aktuelle Themen für die Zusammenarbeit sind bspw. Medienpädagogik, Elter-narbeit, Verkehrssicherheit sowie Demokratieförderung. Um die Öffnung der Schule in den Stadtteil zu fördern, können kooperative Mehrfachnutzungen der schulischen Infrastruktur ausgebaut werden. Für die Umsetzung der niedrigschwelligen Angebote in der vorhandenen sozialen Infrastruktur (bspw. Nutzung der Schulhöfe am Wochenende) sollen entsprechen-de Strukturen geschaffen werden. Mit öffentlichen Angeboten an der Kletterwand (PF 2017 -2019), Nutzung der Sporthalle und des Schulhofes für Sportangebote auch außerhalb der Unterrichtszeiten wurden bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Außerdem soll das Bildungs- und Kulturzentrum Eiswerderstraße, Standort der VHS Spandau, energetisch saniert und an zeitgemäße Erfordernisse angepasst werden. Die Gestaltung der bisher wenig genutzten Au-ßenflächen soll ebenfalls erfolgen.

Im Bereich der Jugendarbeit ist die Neustadt gemessen an vorhandenen pädagogischen Plät-zen in den drei Jugendfreizeiteinrichtungen im Verhältnis zur Zielgruppe unterversorgt. Für eine erfolgreiche Arbeit mit Jugendlichen vor Ort müssen langfristig mehr Raum- und Per-sonalkapazitäten zur Verfügung stehen. Bei den Jugendlichen erfahren vor allem die niedrig-schwelligen Angebote die höchste Aufmerksamkeit. Mit dem Mentoring- und „Peer-to-Peer“-Ansatz (alle Involvierten sind gleichberechtigt, z.B. Jugendliche bringen anderen Jugendlichen etwas bei) wurden in Spandau sehr gute Erfahrungen gemacht, um die Jugendlichen langfristig an die Einrichtungen zu binden und Themen altersgerecht darzustellen. Große Veränderung in der Jugendarbeit wird der Neubau der Jugendfreizeiteinrichtung JFE Triftstraße mit sich bringen. Die Einrichtung soll voraussichtlich Mitte 2021 in Betrieb genom-men werden und sich für die Besucher*Innen der drei derzeit im Gebiet bestehenden JFE öffnen, aber auch für Jugendliche, die bisher nicht an Einrichtungen gebunden sind. Die bisher erfolgreich umgesetzte Kinder- und Jugendbeteiligung am Bauprozess soll weitergeführt wer-den (Architektensprechstunden, interaktive Baustelle etc.).Durch veränderte räumliche Rahmenbedingungen muss eine Neukonzipierung der Jugend-arbeit in der Neustadt mitbedacht werden: Viele Angebote, die derzeit dezentral organisiert sind, werden zukünftig zusammengelegt. Eine bedarfsgerechte inhaltliche Aufstellung des Angebots in der neuen Einrichtung wird eine Identifikation der Kinder und Jugendlichen mit der Einrichtung ermöglichen. Auch die derzeit voneinander räumlich getrennten Gruppen der Jugendlichen werden zukünftig das Haus gemeinsam nutzen. Eine frühzeitige Entwicklung ei-

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4.1 BILDUNG, AUSBILDUNG, JUGENDner Angebotsstrategie mit intensiver Begleitung des Projektes durch Beteiligungsprozesse ist daher für den Erfolg des Bauvorhabens und die Akzeptanz des Gebäudes durch Jugendliche unabdingbar. In der Zwischenzeit und bis zur endgültigen Fertigstellung des Neubaus müs-sen sowohl die bestehenden Einrichtungen weiterhin in ihrer Arbeit unterstützt werden, als auch auf den anstehenden Veränderungsprozess durch eine intensive Prozessbegleitung vorbereitet werden.

Bei der zu erwartenden Wachstumstendenz, v.a. bei den Altersgruppen 6 bis 12 und 12 bis 15 Jahren21, ist unklar, ob zukünftig der Bedarf mit der neuen Einrichtung abgedeckt wer-den kann. Es ist daher zu prüfen, ob weitere Bedarfe bestehen und in welchen Einrichtungen die entsprechenden Angebote verorten werden können. Die Jugendfreizeiteinrichtungen stehen für Jugendliche ab 14 Jahren zur Verfügung. Für die Altersgruppe 9 bis 13 Jahre bie-tet der Bezirk kein Angebot, um eine Konkurrenz zur Hortbetreuung zu vermeiden. Trotzdem ist die Problematik der sog. „Lückenkinder“ im Stadtteil präsent. Hierzu besteht Bedarf eines fachlichen Dialogs auf der bezirklichen Ebene.Das Gebäude des BDP Koeltzepark befindet sich derzeit in einem sanierungsbedürftigen bau-lichen Zustand. Die Perspektiven der Nachnutzung des Gebäudes sollen baldmöglich im Rah-men einer Machbarkeitsstudie geklärt werden: Dafür muss eine Bewertung der baulichen Substanz durchgeführt und die inhaltlichen Bedarfe und Interessen im Quartier abgestimmt werden. Abhängig von Art der Nachnutzung, ist die Beantragung von der Sanierungsmaß-nahme im Baufonds grundsätzlich möglich. Wegen des dringenden Bedarfs an sozialer Infra-struktur in der Neustadt, soll in dem sanierungsbedürftigen Gebäude an der Hügelschanze 27/Mittelstraße ein Zentrum für Jugend- und Familienförderung entstehen.

Eltern und Familien sind neben Betreuungseinrichtungen und Schulen Kernbestandteil der Bildungskette. Über die Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit und bei der Erreichbarkeit von Eltern berichten nahezu alle Erziehungs- und Bildungseinrichtungen und wünschen sich Unterstützung beim Zugang zur Elternschaft. Dies gelingt am besten aufsuchend und the-menbezogen: Formate für Familien im öffentlichen Raum oder in den für Eltern vertrauten Räumen, die ein aktuelles Thema oder Problem ansprechen, finden am meisten Resonanz. Hier kann die Wirkung des seit 2016 laufenden Projektes „Familie Neustadt“ (mehr Infor-mationen unter 3d „Bildungssituation“) noch weiter entfaltet werden, bisher haben sich die Projektaktivitäten v.a. auf die Stärkung des Familienzentrums konzentriert. Eine stärkere ein-richtungsübergreifende Zusammenarbeit mit kooperativ gestalteten Angeboten ist empfeh-lenswert. Die sehr knappen räumlichen Ressourcen des Familienzentrums sind i.d.R. schon durch Eltern der benachbarten Kita ausgelastet und decken den sehr hohen Bedarf im Quar-tier nicht ab. Daher ist eine räumliche Erweiterung der Einrichtung erstrebenswert.Bei der Entwicklung von Angeboten muss die Elternschaft sehr differenziert betrachtet werden, bspw. besteht ein hoher Bedarf an kultursensibler Ansprache. Der hohe Anteil an Alleinerziehenden ist ebenfalls zu beachten. Es bedarf passender Angebote und Vermitt-ler*innen, die imstande sind, die Eltern aus bildungsfernen Milieus an Einrichtungen heran-zuführen. Einer Wiederholung schwieriger Bildungsbiographien in der nächsten Generation

soll vorgebeugt werden. Dies kann durch eine bessere Verzahnung von lokalen und bezirkli-chen Einrichtungen (bspw. Kita, Sozialarbeit, Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, Regiona-ler Sozialer Dienst) und einer integrierten Herangehensweise unterschiedlicher Fachressorts erreicht werden.

Eine Schlüsselrolle in der Vernetzung der Bildungseinrichtungen hat der lokale Bildungsver-bund BildungsWelle gespielt. Im Laufe von acht Jahren (2010-2017) wurde ein stabiles Netz-werk aufgebaut, in dem Fachkräfte aus Kitas, Schulen, Familien- und Jugendarbeit sowie von Trägern und Verwaltung in einem strukturierten Fachdialog Herausforderungen und Entwick-lungsbedarfe definierten, einrichtungsübergreifende Angebote entwickeln und eine kontinu-ierliche Qualitätsentwicklung der Projekte ermöglichen. Das Projekt wurde aus Mitteln des Förderprogramms Soziale Stadt finanziert und hat sehr wichtige Impulse gesetzt, auch über die Grenzen der Neustadt hinaus. Leider wurde die Weiterführung der Vernetzungsarbeit ab 2018 aufgrund einer fehlenden Finanzierung eingestellt. Durch jahrelange Kooperationen im Verbund halten die positiven Effekte noch an, doch bei Personalwechseln würden diese ent-fallen. Deshalb ist eine Weiterführung des lokalen Bildungsverbundes mit einer bezirklichen Koordination ein notwendiger Baustein bei der Gestaltung einer spandauweiten Bildungsland-schaft. Dabei ist Förderung der kleinräumigen Ansätze unabdingbar. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fördert solche Aktivitäten im Rahmen des Programms „Lokale Bildungsverbünde nachhaltig sichern und stärken“.

Viele komplexe Problemlagen lassen sich nur gemeinschaftlichen angehen. Ein solches Prob-lem ist der von lokalen Einrichtungen beobachtete Anstieg der Gewaltbereitschaft zwischen Kindern und Jugendlichen sowie in Familien. Diese Situation bildet sich oft in den Polizeista-tistiken und bei Meldungen an das Jugendamt nicht ab, da viele Fälle nicht gemeldet werden. Diese Entwicklungen haben sehr starke Auswirkung auf die Einrichtungen und ihre Arbeit. Ein weiterer Aufbau der Kommunikationsstrukturen zwischen Bildungs- und Sozialeinrichtungen im Quartier und auf der Bezirksebene (Regionaler Sozialdienst RSD, Kinder- und Jugendge-sundheitsdienst KJGD) kann dafür ein Lösungsansatz sein. Eine der stabilen Strukturen, die dazu einen Beitrag leistet, ist die lokale Kinderschutzrunde für die Neustadt. Auch eine breite thematische und generationsübergreifende Ausrichtung der Bildungsange-bote ist für das Quartier sehr wichtig. Themen, die für alle Altersgruppen eine hohe Relevanz haben sind bspw. Medienpädagogik, Umwelt-, Kultur- und politische Bildung. Für das Thema lebenslanges Lernen gibt es im bereits erwähnten Bildungs- und Kulturzentrum Eiswerderstra-ße gute Angebote, die zukünftig in der Neustadt breiter bekannt gemacht werden sollen.

20 Förderatlas 2018 (Kitabedarfsatlas), Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie21 Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2017, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

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4.2 ARBEIT UND WIRTSCHAFT

Abbildung 9 Ergebnisse der Ideenwerkstatt, Oktober 2018Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Die Handlungsfelder Arbeit, Qualifizierung und lokale Ökonomie wurden in der Ideenwerk-statt und in der Leitbild-Diskussion weiterhin als sehr wichtig eingeschätzt. Folgende The-men für die Gebietsentwicklung stehen dabei im Vordergrund. Handlungsansätze sollten mittelfristig auch ggf. mithilfe weiterer Förderprogramme bzw. Ansätze bearbeitet werden.

• Berufsorientierung und Stärkung der Teilhabe am Arbeitsmarkt• Stärkung und Vernetzung des lokalen Gewerbes• Zusammenarbeit mit Eigentümern• Standortentwicklung im Zusammenhang mit benachbarten Quartieren

Berufsorientierung und Stärkung der Teilhabe am Arbeitsmarkt: Im Gebiet besteht eine hohe Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Transfereinkommen, trotz der allgemeinen positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Materielle Armut und Barrieren bei der gesellschaftlichen Teilhabe bestehen dadurch bei vielen Bewohner*innen der Neustadt.Ein wichtiger Faktor ist daher v.a. die Förderung der Berufsorientierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit und Gewinnung von Fachkräften für den lokalen Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel stellt im gesamten Bezirk ein dringliches Problem dar. Ein Ausbau der Kooperation mit der Jugendberufsagentur und dem Jobcenter kann die Perspektiven für Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahren für eine Vermitt-lung in den Arbeitsmarkt verbessern. Bereits jetzt bietet eine Vielzahl an Einrichtungen und Projekten in Spandau Beratungsleistungen und Joborientierungsmaßnahmen für Arbeitslose und Jugendliche an, v.a. die Jugendberufsagentur, das JobCenter und das Jugendberatungs-haus, ergänzt um weitere niedrigschwellige Maßnahmen aus dem Projekt „JUSTIQ-Spandau“. Daneben bestehen weitere Programme, die für unterschiedliche Zielgruppen Berufsorientie-rungs- und Berufseinstiegsmaßnahmen anbieten, u.a. das BIWAQ- Projekt „Berufspilot und Betriebsunterhalt – Spandau 2020“. Im Rahmen dieses Projektes werden Langzeitarbeitslose qualifiziert, zertifiziert und für eine vorzeitige Vermittlung in den Arbeitsmarkt beraten. Da jedoch klassische Arbeitsmarktberatung Jugendliche oft nicht erreicht, müssen für eine früh-zeitige Berufsorientierung und bewusste Berufswahl neue Wege gesucht werden, bspw. Men-toring-Programme und spielerische Ansätze wie im QM-Projekt „Berufskompass“ mit dem Trä-ger Spandauer Jugend e.V.. Diese Angebote sollten in Kooperation mit Einrichtungen vor Ort, z.B. Jugendfreizeiteinrichtungen und Schulen, umgesetzt werden. Auch die Möglichkeiten einer Ansiedelung von Projekten über Förderprogramme der Senats-verwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, wie z.B. die Einrichtung eines Jobpoints (als Dienstleister und Schnittstelle für Arbeitssuchende und Arbeitgeber) oder einer mobilen Bil-dungsberatung, sind zu prüfen, da seit Abschluss des Projekts „JobKiosk Plus“ (PF 2015- 2017) ein solches Angebot in der Neustadt nicht mehr besteht.

Die Förderung der Selbstbefähigung im Hinblick auf den Einstieg oder Wiedereinstieg in das Arbeitsleben stellt einen weiteren Handlungsbedarf dar. Zur Unterstützung werden im Quar-tiersgebiet Beratungsleistungen und Arbeitsmarktmaßnahmen für diverse Zielgruppen ange-boten: für Frauen bei Eulalia Eigensinn e.V. in Kooperation mit der Arbeitsagentur, Schuld-ner- und Arbeitslosenberatung im Treffpunkt Regenbogen. SPAX führt eine niedrigschwellige Beschäftigungsmaßnahme für Suchtmittelabhängige durch. Die Vielzahl von Angeboten und Regelungen über Hilfeleistungen erfordert jedoch Expert*innen, die Erwerbslose, örtliche Ver-eine und Schulen beraten und an die zuständigen Stellen, Projekte und Einrichtungen ver-mitteln. Dadurch können Problemlagen frühzeitig erkannt, weitergeleitet und die Kooperation zwischen Einrichtungen, Angeboten des Bezirks, der Arbeitsagentur und des JobCenters ver-stärkt werden.

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4.2 ARBEIT UND WIRTSCHAFTStärkung und Vernetzung des lokalen GewerbesAus Sicht von Bewohnerschaft und Akteuren ist die Qualifizierung von Einzelhandel und Gas-tronomie ein wichtiges Anliegen. Viele Betriebe arbeiten jedoch am Existenzminimum, da die Kaufkraft im Gebiet gering ist. Um das Gewerbe der Neustadt zu stärken, wurden die Projekte „Marktplatz I und II“ (PF 2014-2018) in Trägerschaft des Wirtschaftshofes Spandau e.V. sowie das Projekt Eigentümernetzwerk (PF 2015-2017) umgesetzt. Die Ergebnisse sollen zur Stärkung und Vernetzung des ortansässigen Gewerbes in die weitere Arbeit einfließen. Dazu soll zunächst die Kooperation mit Akteuren im Bereich Wirtschaft intensiviert wer-den, z.B. bezirkliche Wirtschaftsförderung, Bezirklichen Bündnis für Wirtschaft und Arbeit (BBWA), Jobcenter, Agentur für Arbeit, Jugendamt, Vereinigung Wirtschaftshof Spandau e.V., Netzwerk Gesundheitswirtschaft Spandau, Immobilieneigentümer*innen. Hervorzuheben ist das BBWA, welches die Arbeitsmarktintegration unterstützt über die Instrumente Lokales Soziales Kapital (LSK), Partnerschaft Entwicklung Beschäftigung (PEB) und wirtschaftsdien-liche Maßnahmen (WdM, EFRE). Durch die intensive Vernetzung werden die lokalen Part-nerschaften verstärkt und kommunale Maßnahmen um eine gesamtstädtische Förderpolitik erweitert. Die Schnittstellen sind herauszuarbeiten und Übergänge sichtbar zu machen.Da jedoch die Gestaltungsmöglichkeiten für das Handlungsfeld im Rahmen des Programms Soziale Stadt begrenzt sind, sollte die Stärkung des Gewerbes unter Einbeziehung anderer Landes- und Bundesprogramme erfolgen. Durch Vernetzung der Programme können Syn-ergieeffekte für das Quartier entstehen. Zur Entwicklung der Geschäftsstraßen Neuendor-fer und Schönwalder Straße kann bspw. die Durchführung eines Geschäftsstraßenmanage-ments (GSM) dienen. Eine Förderung könnte aus dem Programm Aktive Zentren erfolgen. Das Geschäftsstraßenmanagement unterstützt die ansässigen Gewerbetreibenden, schafft Netzwerke und betreibt Marketing.

Die Stärkung lokaler Ressourcen für die Entwicklung zu einem „produktiven Quartier“ ist ein weiterer zukunftsorientierter Ansatz. Hier sollen die Grenzen zwischen Wohnen, Han-del und Gewerbe aufgehoben und ein qualitätsvolles Miteinander der Funktionen gestaltet werden22. Zu empfehlen ist im Rahmen einer Strategieentwicklung mit relevanten Partnern zu prüfen, welche weiteren Maßnahmen der Sozialen Stadt in dem Handlungsfeld sinnvoll sind: z.B. eine Bestandsanalyse zu Potentialen und Problemlagen von Gewebetreibenden im Quartier.Ein Problem stellt die Vielzahl von Spielcasinos und Wettbüros für die Bewohnerschaft oft dar: Spielsucht und daraus resultierende soziale Probleme sind allgegenwärtig. Eine restrik-tive Umsetzung rechtlicher Regelungen zur Einschränkung dieses Gewerbes ist daher ange-raten.

Zusammenarbeit mit Eigentümer*innenAufgrund der heterogenen Eigentümerstruktur in der Neustadt hat der Aufbau des Projekts „Eigentümernetzwerk“ (PF 2015-2017) einen hohen zeitlichen Aufwand erfordert. Grundsätz-lich ist jedoch eine weitere Zusammenarbeit erforderlich, um einen attraktiven Stadtteil mit hoher Wohnqualität zu schaffen. Dabei sind Beratung und Unterstützung bei Themen wie Kli-maschutz und -anpassung von Gebäuden, barrierefreier Ausbau von Geschäften und Woh-nungen, Unterstützung bei einer Vermietungsstrategie für Gewerbeflächen, Übernahme von Verantwortung für den öffentlichen Raum, sowie ggf. Unterstützung bei der Qualifizierung der privaten Freiflächen „Grüne Höfe zur Stärkung aktiver Nachbarschaften“ wichtig. Dies kann nur in Kooperation mit den Eigentümern aufgebaut werden, um die Lebensqualität im Kiez zu steigern. Ein Angebot von Büroräumen und Arbeitsplätzen für Co-Working-Spaces kann junge Unternehmer*innen motivieren, sich in der Neustadt anzusiedeln, auch ein solches Konzept kann nur in Zusammenarbeit mit Eigentümer*innen umgesetzt werden.

Standortentwicklung im Zusammenhang mit benachbarten QuartierenFür das Areal der an das Quartier angrenzenden Alexander Barracks wurden vom Bezirk die ersten Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt23. Für die Gewerbeflächen wird vor-geschlagen, verschiedene Bereiche des Areals für unterschiedliche Zwecke zu nutzen: Bildung und Sport, Wohnen, Gewerbe und Gesundheit (inkl. einer Erweiterung des Vivantes-Klini-kums). Durch Wohnungsneubau in der Nähe des Quartiers, steigender Bevölkerungszahlen so-wie Mietsteigerungen auch im gewerblichen Bereich zeichnet sich mittelfristig ein zusätzlicher Bedarf an Flächen für Infrastruktureinrichtungen und Gewerbeflächen ab. Bewohner*innen und Einrichtungen erhoffen sich daher von der Entwicklung des Areals unter Berücksichtigung von Bedarfen und Potenzialen aus dem QM-Gebiet Spandauer Neustadt einen Mehrwert für das Quartier. Kooperationsverträge zwischen dem Bezirk und Unternehmen wie Vivantes, die bspw. vorsehen, dass ein gewisser Prozentsatz von Arbeitsplätzen vornehmlich an Neustäd-ter*innen vermittelt wird in Kombination mit einer finanzierten Sozialarbeitsstelle, die in Bil-dungseinrichtungen vor Ort zu entsprechenden Berufswegen (z.B. Pflege) informiert und aktiv in diesem Bereich weitervermittelt.

22 Entsprechend der Novellierung des Städtebaurechts mit der Erweiterung der Baunutzungsverordnung um die Kate-gorie „Urbane Gebiete“, die im November 2016 durch das Bundeskabinett beschlossen worden ist23 Stadtentwicklungsausschuss am 05.03.2019, Öffentliche Informationsveranstaltung am 21.03.2019

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4.3 NACHBARSCHAFT

Abbildung 10 Familiensportfest, September 2018 Quelle: S.T.E.R.N. GmbH

Die Stärkung des sozialen interkulturellen und generationenübergreifenden Zusammenhalts ist ein zentraler Bedarf im Quartier. Begegnungsorte und -möglichkeiten müssen dafür ge-stärkt sowie neue geschaffen werden. Dieser Handlungsschwerpunkt Nachbarschaft bein-haltet nicht nur Aspekte des Gemeinwesens, sondern auch gesundheitsfördernde, integrati-ve und soziokulturelle Ansätze.

Stärkung von EinrichtungenDas Paul-Schneider-Haus (PSH) hat sich als Nachbarschaftszentrum zu einem wichtigen Ort der Begegnung entwickelt (mehr Informationen dazu 3.5 „Lebendiger Kiez“). Die Funktion als Anker des nachbarschaftlichen Lebens gilt es weiter auszubauen und zu nutzen: z.B. mit einer aktiven Ansprache und bedarfsorientierten Weitervermittlung von Bewohner*innen zu anderen Einrichtungen im Quartier. Die Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation nach au-ßen wird aktuell weiterentwickelt. Hier gilt es, die Potenziale voll auszuschöpfen. Der Aus-bau von Veranstaltungsformaten, wie z.B. das Erzählcafé „Neustädter Sofagespräche“, sind förderlich für eine interkulturelle Öffnung und Inklusion von Menschen mit Behinderung, psychischer Beeinträchtigung oder Suchterkrankungen und sollten gestärkt werden. Dies auch kann dem Bespielen des Café Paule außerhalb der Öffnungszeiten (Mo-Fr 12:00-18:00

Uhr, Mi 15:30-18:00) zugute kommen, was von Vielen gewünscht wird. Die Ausrichtung des Hauses als Mehrgenerationenhaus mit aktivierenden Angeboten für Senior*innen und einen generationenübergreifenden Austausch sollte weiterhin erfolgen. Die Zugänglichkeit für lokale gemeinnützige Träger gilt es zu fördern. Dies muss einhergehen mit einer Prüfung und ggf. Weiterentwicklung der räumlichen, personellen und finanziellen Kapazitäten des PSH.

Es besteht ein steigender Raumbedarf seitens der Träger und Einrichtungen im Quartier für diverse Bedarfe z.B. ganztägige Events oder Angebote für größere Gruppen, die nicht allein durch das PSH abgedeckt werden können. Es gilt weitere Räume für kulturelle und soziale Angebote in der Neustadt nutzbar zu machen und langfristig zu sichern. Die in der direkten Nachbarschaft gelegene Bruno-Gehrke-Halle hat dafür Kapazitäten. Um die Bedarfe aus der Neustadt für die Halle abzufragen, unterstützt das QM das Bezirksamt bei der Entwicklung eines künftigen Nutzungskonzepts u.a. durch die Moderation eines Workshops im Mai 2019. Auch die Lynar-Grundschule hat das Potenzial, sich zu einem zentralen Begegnungs- und Kom-munikationsort zu entwickeln, nicht nur für Schüler*innen und Eltern, sondern außerhalb der Unterrichtszeiten für die Nachbarschaft. Die Sporthallen werden bereits für den Vereinssport genutzt, es gibt ein für alle Interessenten offenes Kletterangebot, die jährliche Spieleconventi-on SonnenCon (bisher über Aktionsfonds finanziert) findet in der Schule statt. Auf ihrem Weg zur Quartiersschule muss die Lynar-Grundschule weiterhin unterstützt werden.

Die Öffnung der Islamischen Gemeinde Spandau Yeni Camii in das Quartier kann einen wich-tigen Beitrag zum interkulturellen, nachbarschaftlichen Zusammenleben leisten. Die Gemein-de bietet insbesondere muslimischen Frauen, Kindern und Jugendlichen einen geschützten Raum zum persönlichen Austausch. Die vorhandenen Strukturen bieten großes Potenzial für eine Sensibilisierung zu Gesundheits- und Bildungsthemen sowie Belange der Nachbarschaft. Erste Erfahrungen bei dieser Vorgehensweise sind vielversprechend. Es sind Maßnahmen wünschenswert, um die Selbstwahrnehmung der Gemeinde als eine zentrale Akteurin des Ge-meinwesens zu unterstützen, einhergehend mit der behutsamen Öffnung nach außen.

Die Ev. Luther-Kirchengemeinde und Ev.-Freikirchliche Gemeinde Spandau sind ebenfalls wich-tige Akteure der Gemeinwesenarbeit. Auch Bewohner*innen ohne Gemeindezugehörigkeit können an vielfältigen Angeboten teilhaben z.B. an Mittagstischen, Trödelmärkten, Berliner Tafel. Die Kooperation der großen Gemeinden untereinander, vor allem im Hinblick auf die Umsetzung gemeinsamer Formate für die gesamte Nachbarschaft, wie im Projekt „Dialog der Gemeinden“, sollte weiter ausgebaut werden. Austauschmöglichkeiten über Weltanschauun-gen, Lebensstile und Demokratie sollten verstärkt gefördert werden, um Vorurteile und Kon-flikte abzubauen, Rassismus, Islamfeindlichkeit und Radikalisierung vorzubeugen und eine gemeinsame demokratische Plattform zu finden. Dabei sind die Foren des Austauschs nied-rigschwellig zu gestalten und interessante Aktionen anzubieten. Projekte mit entsprechenden Beratungsleistungen, die in Berlin ansässig sind, sollen eingebunden werden (z.B. Mobile Bera-tung gegen Rechtsextremismus – MBR, Stark ohne Gewalt – Starkmacher e.V.).

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4.3 NACHBARSCHAFTNachbarschaftliche Feste und Kommunikation Zentrale Veranstaltungen, wie z.B. Kürbisfest, Straßenfest der Moscheegemeinde, Familien-sportfest, Neustadtlauf und SonnenCon, sollen als zentrale Ereignisse für den Kiez gesichert werden. Bewohner*innen und Träger gilt es, als Organisator*innen großer Feste als auch klein-teiliger Aktionen zu stärken. Der Aufbau eines stabilen nachbarschaftlichen Netzwerks sowie die aktive Ansprache von neu hinzugezogenen oder bisher nicht eingebunden Neustädter*in-nen sind dafür förderlich.

Zur besseren Abstimmung der vielfältigen kulturellen und sozialen Angebote in der Neustadt sollte gemeinsam mit den örtlichen Vereinen und Einrichtungen eine umfassenden Kommuni-kationsstrategie entwickelt werden, die dazu dient, Veranstaltungen im Quartier zu bündeln, aufeinander abzustimmen und zu bewerben, auch über die Grenzen der Neustadt hinaus. Die Strategie sollte analoge Aspekte wie klassische Aushänge umfassen als auch digitale Werkzeu-ge, inkl. einer bedarfsgerechten Weiterentwicklung von bestehenden Webseiten und -plattfor-men (z.B. Nebenan.de).

GesundheitDer Erhalt und Ausbau vielfältiger, kostenfreier Bewegungsangebote für Bewohner*innen je-den Alters, wie offene Sportkurse, Spielgeräte zum Ausleihen, Sportanlagen in öffentlichen Grün- und Freiflächen, sind grundlegend für einen aktiven Alltag. Bewegungsvielfalt kann nicht nur über sportliche Aktivitäten gefördert werden, sondern auch über aktivierende Freizeitan-gebote, wie z.B. Ausflüge, Radtouren. Die Förderung der Motorik bei Kindern ist insbesondere zu beachten. Die 2018 eingeweihten und durch den Projektfonds finanzierten Kletterangebote (Kletterwand, Quergangklettern) in der Lynar-Grundschule bietet Schüler*innen die Möglich-keit, ihre Bewegungsfähigkeit zu verbessern. Durch das offene Angebot am Wochenende kann die Nachbarschaft davon profitieren. Die Erweiterung der verschiedenen Kletterangebote im Innen- und Außenbereich sowie das offene Angebot sollten gesichert werden. Im Rahmen des über den Netzwerkfonds geförderten Projekts „Spandau – Mitte bewegt sich“, welches u.a. den Einsatz sogenannter „Bewegungscoaches“ vorsieht, können künftig weitere bewegungsorientierte Maßnahmen sowie Kooperation mit lokalen Einrichtungen und Sport-vereinen umgesetzt werden. Ein Teil der Bewohnerschaft hat darüber hinaus oft nur geringe Kenntnisse über gesunde Er-nährung. Diese führt in Kombination mit Bewegungsmangel häufig zu Übergewicht und ist die Ursache von Krankheiten. Die Herausforderung liegt darin, vielfältige, kultursensible Maßnah-men für unterschiedliche Zielgruppen ins Leben zu rufen, um über Grundsätze einer gesunden Ernährung aufzuklären. Das Thema Zahngesundheit sollte in die Maßnahmen mit einbezogen werden.In der Neustadt ist der Genussmittelmissbrauch, einhergehend mit Suchterkrankungen, stark verbreitet. Maßnahmen zur Vorbeugung von und Abhilfe bei Alkohol-, Drogen- und auch Spiel-sucht können nicht nur einen wertvollen Beitrag leisten zur psychischen Gesundheit und Le-bensbewältigung der Betroffenen, sondern auch zu stabilen Familienstrukturen. Aufsuchende

Ansätze im öffentlichen Raum mit einer Weitervermittlung zu vorhanden Hilfeangeboten so-wie der Aufbau nachhaltiger Unterstützungsstrukturen sind für Betroffene als auch das nach-barschaftliche Umfeld von Vorteil. Die Einrichtung Treffpunkt Regenbogen und der Träger SPAX und dessen Projekt „Neustadtheld*innen“ leisten in diesem Aufgabenfeld bereits einen wich-tigen Beitrag und sollten gestärkt werden.

LebenssicherungIn Spandau werden pro Jahr ca. 1.300 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt. Schätzungen zufolge kommen jedoch nur ein Viertel aller Taten zur Anzeige. Das Frauenzentrum Eulalia Eigensinn e.V., welches Betroffene u.a. zu diesem Thema berät, geht von zahlreichen Fällen in der Neustadt aus. Um das tatsächliche Ausmaß erfassen zu können, ist eine wissenschaftliche Erhebung z.B. in Kooperation mit einer Hochschule förderlich. Eine Vor-Ort-Rechtsberatung zu den Themen Familien- und Strafrecht mit einer Spezialisierung in häuslicher Gewalt und Opferrecht kann betroffene Neustädter*innen vor Ort bei akutem Bedarf schützen und unter-stützen. Das Thema Altersarmut gewinnt auch in der Neustadt zunehmend an Bedeutung. Das Kern-gebiet des QM-Gebiets weist hier mit Abstand die deutlich höchsten Werte von ganz Spandau auf. Insbesondere Frauen sind in der Regel von Altersarmut betroffen. Unterstützende Struktu-ren sollten etabliert werden, die den sozialen Austausch und gegenseitige Hilfe fördern sowie die gesellschaftliche Teilhabe garantieren. Maßnahmen zur Sensibilisierung sind für das Thema häusliche Gewalt als auch Altersarmut wünschenswert.

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4.4 ÖFFENTLICHER RAUM

Abbildung 11 Gartenführung am Langen Tag der Stadtnatur 2018 im Gemeinschaftsgarten Mittelstraße Quelle: Foto von Robert Zirk/ NeustadtOasen

Die Verbesserung der Aufenthalts- und Nutzungsqualität der öffentlichen Grünanlagen und Spielplätze ist ein wichtiger Baustein für die Förderung nachbarschaftlicher Aktivitäten. Durch die hohe Bebauungsdichte gibt es kaum Möglichkeiten für eine Erweiterung oder eine Neuanlage von Grün- und Freiflächen. So liegen die Handlungsschwerpunkte vor allem auf der Aufwertung von Bestandsflächen und Nutzung von bisher nicht aktivierten Potentialen. Viele Nutzungsproblematiken sind nicht nur gestalterischen Ursprungs, sondern hängen oft mit einem subjektiven Sicherheitsempfinden zusammen. Nutzungskonflikte, Gewaltbereit-schaft und Vandalismus sind Themen, die sich in dem knappen öffentlichen Raum in der dicht bebauten Neustadt abspielen.

Die Spandauer Neustadt hat viele Potenziale, die durch Qualifikation von Grün- und Freif-lächen entfaltet werden könnten. Daher gilt es, die bestehenden Flächen im öffentlichen Raum weiter zu entwickeln oder auch die halböffentlichen und privaten Flächen in das öko-

logische System des Quartiers einzubeziehen. Der Lutherplatz ist eines der städtebaulich herausragenden Orte mit Potenzial. Nutzer*Innen fühlen sich subjektiv auf dem Platz oft unsicher, würden den Ort aber gerne intensiver nutzen (s. Plan „Aufenthaltsqualität, Potentiale, Sicherheit“). Es kommt hier häufig zu Nutzungskon-flikten mit dominanten Gruppen, z.B. Alkoholkonsumierenden, es entstehen Angsträume und Imageprobleme. Das QM-Projekt „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“ hat das Ziel, ab 2018 durch Aktivitäten auf dem Platz, Nutzungsanreize zu schaffen, kleine Maßnahmen gemeinsam mit Trägern und Bewohner*innen temporär zu testen, um für die Zukunft ein tragfähiges Nut-zungskonzept auszuarbeiten und nachhaltige Verbesserungsmaßnahmen vorzuschlagen. Eine gestalterische und bedarfsgerechte Weiterentwicklung sowie zeitgemäße Bepflanzung des Platzes, unter Berücksichtigung des Status als Gartendenkmal, wird zukünftig anstehen. Die Grundlage dafür wird im Rahmen des Projekts „Zurückgewinnung des Lutherplatzes“ in den nächsten zwei Jahren erarbeitet.

Der Koeltzepark bildet den räumlichen und sozialen Kern des Gebietes. Für das planerische Grobkonzept zur Umgestaltung und Aufwertung des Koeltzeparks, wurde 2016 ein Beteili-gungsprojekt durchgeführt, das Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im Park vorschlägt. Diese wurden teilweise bereits umgesetzt. 2017 wurde eine schärfere Nutzungs-trennung im Park vorgenommen, es erfolgte die Gestaltung der zentralen Liegewiese mit von Jugendlichen selbst geplanten und gebauten Möbeln, ein neuer Kleinkindspielbereich wurde angelegt24.Die Hundeauslaufproblematik hat sich im Park dank der Bemühungen des Grünf-lächenamtes und des QM minimiert, seitdem es eine offizielle Fläche gibt. Diese Fläche an der Neuendorfer/ Triftstraße wird aber aufgrund des Neubaus der Jugendfreizeiteinrichtung ab 2020 wegfallen. Da keine weiteren Flächen stadtteilnah für diese Zwecke zur Verfügung steht, sollen die Hundebesitzer*innen über weitere Möglichkeiten des Hundeauslaufs informiert werden. Außerdem ist eine Antragstellung im Baufonds für weitere Aufwertungs- und Gestal-tungsmaßnahmen im Koeltzepark geplant. Die Sanierung des Parks soll mit der Sanierung des Gebäudes des jetzigen BDP Koeltzeparks zeitlich abgestimmt werden.

Auch weitere Flächen mit Umgestaltungspotenzial sollen in Betracht gezogen werden, z.B. das bereits als Spielplatz ausgewiesene Grundstück am Krienickesteig, angrenzend zur zukünftigen JFE Triftstraße. Hier soll ein Ball- und Bolzplatz entstehen (Investitionsmaßnahme Grünflächen-amt). Die Zugänglichkeit und Mehrfachnutzungen der Spiel- und Sportbereiche auf kommuna-len Grundstücken, z.B. die Schulhöfe der Grundschulen, die Außenanlagen des Bildungszent-rums sollen erörtert werden.

Die Maßnahmen zur Umgestaltung der Freiflächen sollen mit Aktionen für Bewusstseinsbil-dung zu Umweltthemen begleitet werden. Mit diesem Ziel wird das Projekt „Neustadt Oasen“ seit 2017 umgesetzt. Die Weiterentwicklung des Projekts mit einem Schwerpunkt in Umwelt-pädagogik in 2019 ist erstrebenswert, um die „grünen Netzwerke“ im Quartier zu verfesti-

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4.4 ÖFFENTLICHER RAUMgen und weiterzubilden. Der Nachbarschaftsgarten Mittelstraße ist und soll ein fester Be-standteil dieses Netzwerks bleiben. Das Projekt bündelt Wissen über die Pflege und Erhalt des urbanen Grüns und kann als Multiplikator für diese Themen im Quartier agieren. Diese Schnittstelle zwischen den gärtnerischen und gestalterischen Maßnahmen ist von hoher Be-deutung: Themen wie produktives Grün und „essbare Stadt“ können zukünftig intensiver verfolgt werden. Dieses Wissen und Mitmach-Formate sind sehr wichtig, um Verantwor-tungsbewusstsein durch Wertschätzung und Teilhabe zu fördern.

Einen weiterein wichtigen Platz nimmt die Aufwertung der Geschäftsstraßen Schönwalder und Neuendorfer Straße ein. Verschiedene Maßnahmen sollen aus diversen Bereichen in ei-nem einheitlichen Konzept zur Aufwertung des öffentlichen Straßenbereiches zusammenge-führt werden. Das Konzept beinhaltet verkehrliche Aspekte, Begrünungs- und Gestaltungs-maßnahmen. Möglichkeiten für Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sind zu prüfen, die Organisation des ruhenden Verkehrs soll durch eine verstärkte Aufsicht des Ordnungsamtes gewährleistet werden (Bewohner*innen melden Gefahren für Fahrradfahrer*innen durch häufiges Parkens in der zweiten Reihe). Die bereits erwähnte Barrierewirkung zeigt sich insbesondere in der Neuendorfer Straße, die das Quartier von der bereits gut ausgebauten Rad- und Fußgängerinfrastruktur am Ufer der Havel abschneidet. Hier sollten die Ziele zum Erhalt und der Vernetzung von öffentlichen Räumen, sowie einer Verbesserung der Wahrnehmbarkeit der Gewässer25 in Betracht ge-zogen werde. Um dieses Ziel zu erreichen, könnte ein „grünes“ (Vernetzung von öffentlichen Räumen) und ein „blaues“ Leitsystem (Anbindung an die Havel) im Quartier umgesetzt wer-den.

Sauberkeit und Sicherheit des öffentlichen Raumes ist Voraussetzung für eine aktive Nut-zung der öffentlichen Räume. Hier liegt nach wie vor ein hoher Handlungsbedarf vor, ob-wohl mehrere Straßen bereits als Reinigungsklasse 2 und 3 bei Berliner Stadtreinigung (BSR) eingestuft worden sind, was einer „intensiven Reinigung“ entspricht26. Deshalb soll der zukünftige Fokus eher auf der Bewusstseinsbildung und Strategien zur Müllvermeidung liegen: Recycling, Upcycling und Beratung der Gewerbetreibenden. Hier bietet sich eine Kooperation mit dem Ordnungsamt an und dem geplanten Einsatz von bezirklichen „Was-te-Watchers“27 in der Neustadt.Zur Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten bei Umgestaltungsmaßnahmen im öffentli-chen Raum gibt es eine enge Kooperation mit der Präventionsstelle der Polizei. Probleme bestehen immer noch bei der Straßenbeleuchtung. Bewohner*innen fühlen sich an diver-sen Stellen unsicher, bestimmte Straßen werden gemieden. Hier sollte ein Sicherheitskon-zept entwickelt werden. Kleinere Maßnahmen können kurzfristig umgesetzt werden: z.B. die Umsetzung künstlerischer Lichtakzente, um Straßenzüge und Plätze in den Herbst- und Wintermonaten freundlicher und sicherer zu gestalten.Die Bewohner*innen nehmen die Pflege der Grünanlagen als nicht ausreichend wahr. Sie sind jedoch bereit, nach entsprechenden Schulungen Pflegepatenschaften von Bäumen zu

übernehmen. Nach umfassenden Baumfällungen im Gebiet (Lynar- und Kurstraße) sollten Er-satzpflanzungen von Bäumen erfolgen, insb. im Kontext des mittlerweile auch im Gebiet spür-baren Klimawandels. Die überhitzten Stadträume sind in Phasen extremer Hitzeperioden ein wichtiger gesundheitlicher Einflussfaktor.

In den Straßenzügen ist eine Barrierefreiheit nur zum Teil gewährleistet, dies ist jedoch auf-grund des hohen Anteils von Menschen mit Behinderungen unbedingt erforderlich: Es fehlen u.a. Bordsteinabsenkungen, taktile Bodenmarkierungen. Bei Straßenumbaumaßnahmen sind diese Aspekte für barrierearme bis barrierefreie öffentliche Räume unbedingt zu berücksich-tigen.

24 Vgl. Weiterentwicklung des Koeltzeparks und der Jugendfreizeitarbeit in der Spandauer Neustadt, Bezirksamt Spandau, Durchführung: Gruppe F Landschaftsarchitekten, Dez 201625 Landschaftsprogramm, Artenschutzprogramm, Begründung und Erläuterung 201626 Berliner Straßenreinigungsverzeichnis, Stand: 08.04.201727 Im Rahmen der Umsetzung eines Auflagenbeschlusses des Abgeordnetenhauses zum Haushaltsgesetz 2018/19 wird in Berlin eine Gesamtstrategie für mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum erarbeitet, die u.a. den Einsatz von Waste-Watchern vorsieht.

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4.5 BETEILIGUNG, VERNETZUNG UND EINBINDUNG DER PARTNER

Abbildung 12 Ergebnis der Kinder- und Jugendbeteiligung für die JFE Triftstraße mit BDP Koeltzepark, Kompaxx und CIA Spandau Quelle: BDP Koeltzepark

Beteiligung ist ein Querschnittsthema in der Quartiersarbeit und wird in unterschiedlichen Formaten ausgeübt, mit verschiedenen Zielgruppen und vielfältigen Themen. Ziel ist es, möglichst viele Bewohner*innen unabhängig von Herkunft, Alter, Religion, Einkommen und Lebensentwürfen in die Entwicklungen einzubeziehen, ihre Bedarfe zu berücksichtigen und die Identifikation mit dem Quartier zu stärken.

Im bisherigen Ablauf des Quartiersverfahrens hat sich gezeigt, dass v.a. bereits aktive und gut informierte Bewohner*innen erreicht werden. Sie sind meist seit vielen Jahren im Quar-tiersrat und der Aktionsfondsjury vertreten und setzen sich auch außerhalb der Gremienar-beit für Belange des Quartiers ein. Sie sind wichtige Multiplikator*innen und tragen Infor-mationen weiter. Schwierig ist es allerdings, neue Personen für die Quartiersentwicklung zu gewinnen. Es besteht oft Unsicherheit darüber, wie lange sie angesichts steigender Mieten noch in der Neustadt wohnen werden und ob sie den erforderlichen Zeitaufwand erbrin-gen können. Hier bedarf es direkter Gespräche mit dem QM oder Multiplikator*innen, um die Bewohner*innen in ihrem Engagement zu stärken. Zusätzlich müssen kleinteilige und

zeitlich begrenzte Angebote zur Beteiligung ausgebaut werden. Die gezielte Ansprache von Vertreter*innen aus sozialen und kulturellen Gruppen, die bisher noch nicht im Rahmen des Quartiersverfahrens vertreten sind, steht dabei im Vordergrund. Es gilt Bewohner*innen in ihrer Funktion als Expert*innen für den Alltag in ihrer Nachbarschaft zu stärken.

Bei einem Ehrenamt oder punktuellem freiwilligen Engagement z.B. für ein Kiezfest muss auf die unterschiedlichen Zeitressourcen geachtet werden. Alleinerziehende, Student*innen, Ar-beitssuchende, Berufstätige sowie Senior*innen haben zudem teils verschiedenen Zeitkorri-dore, die einer Abstimmung bedürfen. Strukturelle Barrieren, soziale Hemmschwellen und vermeintliche Kompetenzschwächen dürfen kein Hindernis sein, um sich zu beteiligen. Daher soll auch die Art der Ansprache zielgruppenadäquat sein. Zur Information und Einbindung von Menschen mit geringen Deutschkenntnissen bzw. (funktionalen) Analphabeten, muss bei allen Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit mit einfacher Sprache gearbeitet werden. Das Engage-ment von Bewohner*innen und Akteur*innen ist freiwillig und bedeutet nicht nur einen zeit-lichen Aufwand. Dies ist zu würdigen, Anerkennung und Aktionen für Ehrung des Ehrenamtes sind wichtig.

Die Neustädter Vereine, Initiativen und ehrenamtliche Multiplikator*innen sollen in ihrer Selbstorganisation, Professionalisierung, Vernetzung sowie Fördermittelakquise unterstützt werden. Dabei ist es wichtig, auf deren unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen. Unter-stützungsbedarf besteht insbesondere bei der Akquise finanzieller Ressourcen, der Weiter-entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Qualifizierung ehrenamtlicher Helfer*innen. Das über den Netzwerkfonds geförderte Projekt Hürdenspringer Spandau bietet kostenfreie Möglichkeiten zur Weiterbildung Haupt- und Ehrenamtlicher. Ziel ist es, mittelfristig eine Frei-willigenagentur aufzubauen, inkl. z.B. der Umsetzung von Freiwilligenmessen.

Eine differenzierte Öffentlichkeitsarbeit und die Nutzung unterschiedlicher Medien sind Basis für erfolgreiche Beteiligungskonzepte in der Quartiersarbeit. Folgende Maßnahmen sind be-reits Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit des Quartiermanagements und sollen weiter ausge-baut werden:

• Aushänge in Schaukästen, ggf. auf der Litfaßsäule auf dem Lutherplatz, bei sozialen Einrich-tungen und Geschäften im Quartier

• lokale Presseartikel • Aktionen im öffentlichen Raum, inkl. einer direkten Ansprache von Bewohner*innen• Veranstaltungen, wie Ausstellungseröffnungen, Empfänge im Quartiersbüro, Quartiers-

rundgänge, Workshops im Park• Soziale Medien, Webseite und Newsletter erreichen unterschiedliche Zielgruppen und wi-

ken über die Neustadt hinaus. • Darüber hinaus ist Entwicklung einer gemeinsamen Kommunikationsstrategie mit allen Trä-

gern, Ehrenamtlichen und Einrichtungen wünschenswert (s. unter 4.3 „Nachbarschaft“).

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4.5 BETEILIGUNG, VERNETZUNG UND EINBINDUNG DER PARTNERDie Träger und Einrichtungen sind oft mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert und überschneiden sich teils in Themen- und Aufgabenbereichen sowie Klientel. Sie eint die Verortung in der Neustadt. Regelmäßige Trägerrunden zu bestimmen Themen, z.B. Vanda-lismus, Altersarmut, konfliktanfällige Orte wie Lutherplatz oder Koeltzepark, können das Quartier langfristig stabilisieren. In den meisten aktuellen QM-Projekten ist die Bildung von Netzwerken ein wichtiges inhaltliches Element, z.B. der Grüne Tisch bei „Neustadt Saubere Sache/ Neustadt Null Müll“ oder die gesundheitsbezogenen Praktikerrunden im Rahmen von „Neustadtheld*innen“. Der Ausbau und die Stabilisierung dieser Runden wird eine zent-rale Aufgabe des QM in den nächsten Jahren sein. Im Vorfeld müssen dafür durch Gespräche die aktuellen und konkreten Bedarfe seitens der Träger ermittelt werden. Insbesondere im Bereich Bildung muss aufgrund des Wegfalls des lokalen Bildungsverbunds BildungsWelle der Austausch der Einrichtungen, bspw. Kitas, Lynar-Grundschule und Inklusiver Campus, sichergestellt werden. Ziel ist die Herausbildung von Bildungsketten von Kita über Schule und Ausbildung bis hin zum Lebenslangen Lernen im Alter.

Die jeweiligen Fachabteilungen des Bezirksamts sollen stets in die Trägerrunden eingebun-den sein, um den direkten Austausch zu aktuellen Fragen und die Abstimmung der Hand-lungsstrategien zu gewährleisten. Darüber hinaus können regelmäßige Absprachen zwi-schen Neustädter Einrichtungen, Trägern, QM und Bezirksamt die Anbindung an bezirkliche Angebote verbessern, was allen Beteiligten, insbesondere aber den Bewohner*innen zugute kommt. Das Bezirksamt profitiert wiederum von lokalen Erfahrungen und Impulsen der An-sprechpartner*innen vor Ort. Das QM bringt sich zudem seit Jahren ein in diverse themati-sche Netzwerke des Bezirksamts und andere einrichtungsübergreifende und spandauweite Initiativen, wie z.B. dem Initiativkreis Kinder- und Jugendbeteiligung.

Kinder und Jugendliche sollen als zentrale zivilgesellschaftliche Akteure bei allen für sie rele-vanten Fragestellungen beteiligt werden. Ziel ist es, Kinder- und Jugendliche so zu befähigen, dass ihre Meinungen Gehör finden. Hierzu zählt auch die Förderung von Ehrenamt speziell von jungen Bewohner*innen. Im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung bietet auch in den nächsten drei Jahren der Bau der neuen JFE Triftstraße großes Potenzial, die zukünftigen Nutzer*innen aktiv in den gesamten Prozess von der Planung, über die Bauphase bis zur Eröffnung einzubinden.

Aufgrund der aktuellen, tiefgreifenden städtebaulichen Entwicklungen in Spandau und ins-besondere in der direkten Umgebung der Neustadt besteht seitens der Bewohner*innen zunehmend das Interesse und die Forderung nach Diskussions- und Beteiligungsveranstal-tungen zu Themen, wie z.B. Mietenentwicklung und Milieuschutz, Verkehrsplanung oder die Schließung des Flughafens Tegels. Das QM kann hierfür mit Unterstützung des Bezirksamts eine Veranstaltungsplattform schaffen.

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5. STRATEGIE ZUR VERSTETIGUNGA. Was wurde bereits erreicht?Seit 2009 konnten vielfältige Projekte umgesetzt und Netzwerke geschaffen werden, die die Grundlage für nachhaltig stabile Strukturen auch nach Beendigung des Quartiersverfahrens bilden. Bisher wurden wichtige bauliche Veränderungen mit Mitteln des Programms Soziale Stadt umgesetzt, wie z.B. die Sanierung der Lynar-Grundschule und des Paul-Schneider-Hau-ses. Damit wurden vorhandene Einrichtungen infrastrukturell gestärkt und die Lebensqua-lität und Chancengleichheit der Bewohnerschaft deutlich verbessert. Vielfältige, zielgrup-penspezifische Einrichtungen haben sich zu wichtigen Anlaufstellen in der Nachbarschaft entwickelt. Diese Ankerpunkte wirken als Orte, in denen nachbarschaftliche Kontakte und Aktivitäten gelebt werden.

• Das Paul-Schneider-Haus (PSH) ist als Ankerpunkt von zentraler Bedeutung. Als Nachbar-schaftszentrum und Mehrgenerationenhaus ist es wichtiger Träger sozialer und kulturel-ler Angebote und nutzbar auch für Veranstaltungen der Nachbarschaft. Darüber hinaus ist das PSH über den Gemeinwesenverein Haselhorst als starker Partner im QR vertreten und als Koordinator der Stadteilkonferenz Spandau Mitte mit den sozialen Trägern und Einrichtungen vernetzt.

• Die Lynar-Grundschule, inkl. Ganztagsbetreuung, ist in zahlreiche Netzwerke und Projek-te eingebunden. Die Räumlichkeiten, insb. die Sporthallen, werden auch außerhalb des Schulbetriebs von der Nachbarschaft genutzt. Damit wurde ein weiterer Schritt zur Öff-nung der Schule in das Quartier umgesetzt.

• Das Familienzentrum Lasiuszeile ist als Anlaufstelle für Eltern und Familien ein weiterer Ankerpunkt. Durch vielfältige Angebote, Kooperation mit Einrichtungen, AG‘s und der Trägerschaft des Projekts „Familie Neustadt“, ist es gelungen, ungeachtet der beschränk-ten räumlichen Kapazitäten zum zentralen Partner zu werden.

• Mit der über den Baufonds finanzierten Jugendfreizeiteinrichtung Triftstraße, die 2021 fertiggestellt werden soll, wird das Quartier um eine zentrale Einrichtung für Jugendliche ergänzt. Die Planung wird durch eine intensive Kinder- und Jugendbeteiligung in verschie-denen Umsetzungsphasen begleitet. Der Neubau eröffnet auch im Hinblick auf dessen geplante Ausstattung im Innen- und Außenraum Chancen für zeitgemäße, bedarfsorien-tiere und vielfältige Jugendarbeit mit neuen Kooperationsmöglichkeiten.

• Der durch kleine Maßnahmen aufgewertete Koeltzepark und der Nachbarschaftsgarten Mittelstraße sind die wichtigsten öffentlichen Grünflächen und bieten die Wahl zwischen einem offenen, dynamischen Park und einer ruhigen Oase. Mit dem Gemeinschaftsgarten „Mittelinsel“ ist zudem ein nachbarschaftlicher Treffpunkt entstanden. Auch der Koeltze-park wird mit Möglichkeiten zum gemeinsamen Gärtnern weiterqualifiziert.

Folgende Träger sind als wichtige Partner der Quartiersentwicklung aktiv und sollen in dieser Rolle weiterhin gestärkt werden:

• Spandauer Jugend e.V.: Der vor zwanzig Jahren von Jugendlichen gegründete Verein bietet u.a. an: Hausaufgabenhilfe, Ferienprogramme, Kunst- und Kulturprojekte von Jugendlichen für Kinder/Jugendliche. Das Projekt „Education Point“, zunächst über den Projektfonds ge-fördert, wird seit 2018 über den Netzwerkfonds fortgeführt. Mit dem QM-Projekt „Berufs-kompass“ gibt es ein Angebot zur Berufsorientierung. In diesem Rahmen baut der Verein seine Vernetzung zu Schulen sowie Unternehmen im Gebiet und direkter Umgebung wie auch zum Jobcenter/ Jugendberufsagentur aus.

• SPAX Fixpunkt e.V.: SPAX ist aufgrund der aufsuchenden Sozialarbeit und Unterstützung von Menschen mit Suchterkrankungen durch kleinteilige Beschäftigungsmaßnahmen mit zahlreichen Einrichtungen eng vernetzt. Das Aufgabenspektrum konnte durch das Projekt „Neustadtheld*innen“ erweitert werden, z.B. als Ansprechpartner für Bewohner*innen und Gewerbetreibende bei Konflikten im öffentlichen Raum.

• Ev. Luther-Kirchengemeinde, Islamische Gemeinde Spandau und Ev.-Freikirchliche Gemein-de Berlin-Spandau (Baptisten): Die drei religiösen Gemeinden teilen sich eine Stimme im QR als starker Partner. Im Projekt „Dialog der Gemeinden“ bauen sie den Austausch miteinan-der aus und setzen gemeinsam Aktionen für das nachbarschaftliche Zusammenleben um. Sie verfügen über für verschiedene Zwecke nutzbare Räumlichkeiten. Darüber hinaus enga-gieren sie sich gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt (z.B. Kundgebung „Spandau hält zusammen“, 2018).

• Spandau Neustädter Nachbarschaftsverein e.V.: Die Gründung des Vereins 2016 hatte u.a. das Ziel, langfristig bewohnergetragene Aktionen in Eigenregie für den Kiez durchzuführen. Neustadtlauf und „Sonnencon“ werden ehrenamtlich organisiert. Zudem bringt der Verein sich bei Nachbarschaftsfesten ein und bündelt auf seiner Webseite im Veranstaltungskalen-der diverse Angebote (www.snnev.de).

B. Was ist noch zu tun?Sicherung der Träger und Ausbau der Netzwerk- und KooperationsstrukturenDie Neustadt zeichnet sich durch eine hohe Trägervielfalt und -dichte aus. Wesentliche Ele-mente für den Verstetigungsprozess sind eine langfristige Sicherung der Einrichtungen (räum-lich/ finanziell), um die Qualität zu erhalten und zu festigen. Dies muss durch Vereinbarungen mit Eigentümern und vor allem durch eine Unterstützung durch die Fachämter mit voraus-schauenden Planungsansätzen erfolgen. Wichtige Bausteine zur Stärkung sind:

• Qualifizierung von Einrichtungen zu quartiersoffenen Anlaufpunkten im Hinblick auf Ange-bote und räumliche Ausstattung (z.B. Eulalia Eigensinn e.V., SPAX Fixpunkt e.V., Spandauer Jugend e.V., Lynar-Grundschule)

• Weiterbildungsangebote für haupt- und ehrenamtliche Akteure (z.B. in Fundraising, Öffent-lichkeitsarbeit)

• die Anerkennung und Pflege des freiwilligen Engagements in Einrichtungen/im Quartier

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5. STRATEGIE ZUR VERSTETIGUNGStabile themen- und ortsbezogene Netzwerke tragen dazu bei, die Potenziale durch die hohe Trägervielfalt und -dichte für die langfristige Quartiersentwicklung auszuschöpfen. Eine enge Vernetzung der Einrichtungen ermöglicht eine Kommunikation „über kurze Wege“, so dass bei akutem Bedarf schnell gemeinsam gehandelt werden kann. Drei Schwerpunkte stehen bei der Netzwerkbildung aktuell im Vordergrund:

• Bildung: Die positiven Auswirkungen des Bildungsverbunds BildungsWelle wirken auch nach seinem Wegfall nach, doch bedarf es zeitnah mit bezirklicher Unterstützung einer langfristigen Organisationstruktur für die Neustädter Bildungslandschaft. Die Senatsver-waltung für Bildung, Jugend und Familie fördert solche Aktivitäten im Rahmen des Pro-gramms „Lokale Bildungsverbünde nachhaltig sichern und stärken“. Für den Übergang sollen kleinteilige Maßnahmen (z.B. Rundgänge für Mitarbeiter*innen) und AG’s (z.B. Übergang Kita Schule) umgesetzt werden.

• Vorhandene, teils langjährige themenbezogene Netzwerkrunden, z.B. der Grüne Tisch, müssen stabilisiert werden. Ortsbezogene Runden (z.B. Lutherplatz, Koeltzepark) zu den Themen psychische Gesundheit und Genussmittelkonsum in öffentlichen Räumen befin-den sich im Aufbau und bedürfen weiterer Unterstützung.

• Mit der angedachten Erweiterung des Vivantes-Klinikums und weiteren zukünftigen Ent-wicklungen auf dem Areal der Alexander Barracks bietet sich die Möglichkeit, diese früh-zeitig mit der Entwicklung der Neustadt zu verzahnen und in die soziale Verantwortung für das Umfeld einzubeziehen. Ein Format könnten z.B. Kooperationsverträge zwischen der Bezirksverwaltung und den Unternehmen darstellen, in Abstimmung mit Einrichtun-gen in der Neustadt. Ziel ist es, das Engagement zur sozialen Verantwortung im Hinblick auf die Neustadt bei gewerblichen Akteuren zu stärken.

Neue Ankerpunkte im Quartier und multifunktionale FreiflächenIn Anbetracht steigender Einwohnerzahlen und dem umfassenden Wohnungsneubau in di-rekter Umgebung der Neustadt müssen weitere Standorte für Angebote aus den Bereichen Sport, Kultur und Soziales in Ergänzung zum PSH entwickelt und gesichert werden. Diese sowie bestehende Einrichtungen und Plätze müssen baulich qualifiziert werden, z.B. durch barrierearme Gestaltung, die multifunktionale Nutzungen zulässt. Dafür sollten Mittel aus den Fonds der Sozialen Stadt, z.B. Baufonds, bereitgestellt werden:

• Sanierung des Bildungs- und Kulturzentrum Eiswerderstraße (VHS)• Sanierung des BDP Koeltzepark, inkl. Machbarkeitsstudie für zukünftige Nutzung • Bauliche Qualifizierung der Schulen, insbesondere des Grundschulbereichs des Inklusiven

Campus• Entwicklung der Bruno-Gehrke-Halle zu einem Ort nachbarschaftlicher Begegnung

Engagement der Bewohner*innen Der QR und die AFJ als bewohnergetragene Gremien sind zurzeit noch auf Begleitung und Un-terstützung durch das QM angewiesen. Die Organisation und Moderation der Sitzungen sowie die Protokollierung werden auf Wunsch des QR vom QM übernommen. Die Mitglieder der AFJ nehmen seit 2018 an den QR-Sitzungen als Gäste teil, um den Austausch der Gremien zu gewährleisten und diese im Engagement für die Quartiersentwicklung zu stärken. Ab Frühjahr 2019 soll ein von den QR-Sprecher*innen organisierter Stammtisch die Möglichkeit zum infor-mellen Austausch ergänzen, zu Themen der Quartiersentwicklung, die nicht auf den Sitzungen behandelt werden. Dieser Ansatz wird als erster Schritt zur Selbstorganisation begrüßt. Das QM-Team nimmt an dem Stammtisch nicht teil, unterstützt aber bei Bedarf mit Materialien und Informationen zu bestimmten Themen z.B. wichtigen Stadtentwicklungsprojekten in Ber-lin bzw. Spandau. Für die weitere Unterstützung der Bewohner*innen gilt es, Initiativen wie den Spandau Neustädter Nachbarschaftsverein zu unterstützen und aktiv in die Quartiersent-wicklung einzubeziehen.

VerfügungsfondsUm nach Auslaufen der Förderung das Engagement die Bewohnerschaft zu unterstützen, sollte nach Beendigung des QM-Verfahrens ein Verfügungsfonds eingerichtet werden. Ziel ist die Umsetzung von kleinteiligen Maßnahmen zur niedrigschwelligen Unterstützung von Engage-ment für den Stadtteil (Beispiel: Stadtteilkasse in Berlin-Mitte). Eine Summe von 10.000 € wird dafür zur Einstellung in den Bezirkshaushalt vorgeschlagen.

Ausblick Die Auswirkungen der „Wachsenden Stadt Berlin“ sind inzwischen auch in Spandau durch eine deutliche Dynamik auf dem Wohnungsmarkt ablesbar (mehr Informationen unter 3.6 “Woh-nen und Wohnumfeld“). Die geplante Schließung des Flughafens Tegel und die Entwicklung des Siemens-Campus werden weiteren Druck mit sich bringen. Aufgrund der attraktiven Lage des Quartiers in der Nähe zu Wasser- und Waldflächen sowie die gute verkehrliche Anbin-dung - trotz der peripheren Stadtrandlage - sind starke Impulse in der Quartiersentwicklung zu erwarten. Einerseits lassen sie einen rasanten Verdrängungsprozess befürchten, bieten aber auch Anreize für eine positive Entwicklung. Dennoch sollten alle verfügbaren städtebaulichen Instrumente eingesetzt werden, die für den Schutz der Gebietsbevölkerung vor sozialer Ver-drängung zur Verfügung stehen. Der Bezirk hat 2018 ein Grobscreening zum Milieuschutz (So-ziale Erhaltungsverordnung gem. § 172 Abs.1, S. 1, Nr. 2 BauGB) beauftragt, welches in 2019 zu weiteren Schritten führen sollte. Wichtigstes Ziel der Verstetigung ist eine (soziale) Infrastruktur, die Bewohner*innen eine ak-tive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Unabdingbar ist die Verantwortungs-übernahme von Fachverwaltung und Politik. Eine ressortübergreifende Zusammenarbeit der Verwaltungen und eine Verzahnung der Maßnahmen mit dem Prozess der Sozialen Stadt sind dabei Voraussetzungen.

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6 FAZITIn der Spandauer Neustadt besteht weiterhin ein hoher Bedarf an Unterstützung in den einzelnen Handlungsfeldern. Da der Anteil der Bewohner*innen, die auf Leistungen zur Exis-tenzsicherung angewiesen sind, weiterhin hoch ist und eine hohe Anzahl von Kindern von Armut betroffen ist, bleibt es die größte Herausforderung, insbesondere für dieses Drittel der Bewohnerschaft die Folgen abzumildern. Vor allem Familien mit Kindern und Jugendli-che benötigen dabei vielfältige Unterstützungsangebote.

Folgende Handlungsschwerpunkte ergeben sich aus den Bedarfen, die zum einen Ergebnis der Auswertung statistischer Daten sind, zum anderen aus den Bedarfsabfragen im Quar-tiersrat und in Veranstaltungen, Gesprächen und gezielten Befragungen von Fachämtern und Träger sowie Einrichtungen im Gebiet resultieren.Die wichtigsten Bedarfe in den jeweiligen Handlungsfeldern:

Bildung, Ausbildung, Jugend: Erfolgreiche Bildungsbiographien Kinder und Jugendliche und auch Eltern benötigen Unterstützung, um trotz erschwerter Startbedingungen einen Zugang zu Ausbildung und Berufstätigkeit und damit die Chance auf eine gleichberechtigte Teilhabe zu erreichen. Die Rolle der Bildungseinrichtungen ist daher von großer Bedeutung, ihre Bemühungen, die ihnen anvertrauten Kinder gemeinsam mit deren Eltern zu stärken, ist unbedingt weiter auszubauen, zu qualifizieren und abzusichern. Im Einzelnen:

• Gestaltung der Übergänge zu weiterführenden Bildungseinrichtungen (z.B. Kita und Schu-le) und in die Berufsausbildung mit einer Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim erfolgreichen Eintritt in das Berufsleben

• Zusammenarbeit mit den Eltern als wichtige Partner*innen im Bildungsprozess, auch mit dem Einsatz von Vermittler*innen zwischen Einrichtungen und Eltern bzw. aufsuchende Ansätze

• Ausbau der Kooperation mit der Lynar-Grundschule und dem Inklusiven Campus auch im Hinblick auf Sanierungs- und Weiterqualifizierungsmaßnahmen

• Themenbezogene Bildungsmaßnahmen für alle Generationen: Umwelt- und Medienpäd-agogik, kulturelle Bildung

Arbeit und Wirtschaft: Sozialer Mehrwert für AlleDie Gewerbe- und Quartiersentwicklung sollen enger miteinander verzahnt werden. Der Einbezug benachbarter, gemischter Gebiete wie das Areal der Alexander Barracks und die direkte Nachbarschaft zum Vivantes Klinikum bieten besonderes Potenzial für dieses Hand-lungsfeld: Maßnahmen zur Berufsorientierung und Stärkung der Teilhabe am Arbeitsmarkt durch Ko-operationen mit JobCenter und lokalen Bündnissen zur Wirtschaftsförderung

• Standortentwicklung im Zusammenhang mit benachbarten Quartieren und der Gesund-heitswirtschaft mit starkem Fokus auf einen sozialen Mehrwert für das Quartier

Nachbarschaft: Gemeinsam für die Neustadt Neben steigenden Anforderungen an die soziale Infrastruktur wird die Gestaltung des multi-kulturellen Miteinanders im Quartier eine Daueraufgabe sein. Das Thema „Gesundheit“ rückt ebenfalls mehr in den Fokus, so dass sich folgende Schwerpunkte für die nächsten Jahre erge-ben:

• Weitere Stärkung lokaler Einrichtungen als soziale Anker für alle Bevölkerungsgruppen• Entwicklung einer gemeinsamen Kommunikationsstrategie aller Einrichtungen, Träger und

Engagierten im Gebiet für die Bekanntmachen von themenbezogenen Angeboten als auch Aktivitäten für die ganze Nachbarschaft

• Umsetzung von Maßnahmen, die die physische und psychische Gesundheit für alle Alters-gruppen fördern

Öffentlicher Raum: Lebenswerte Räume gestaltenFür einen öffentlichen Raum, der als Aushängeschild des Quartiers dienen kann, bedarf es noch weiterer Bemühungen:

• Stärkung des Engagements von Bewohner*innen und der Verantwortungsübernahme für den öffentlichen Raum, Wertschätzung, Teilhabe, Sauberkeit im öffentlichen Raum

• Umsetzung einer barrierearmen und zeitgemäßen Gestaltung des öffentlichen Raums

Beteiligung, Vernetzung, Einbindung der Partner: Gemeinsam Verantwortung übernehmenDie Bildung von Netzwerken aus ehrenamtlichen für Nachbarschaftsbelange sowie aus sozi-alen Trägern und Einrichtungen für einen fach- und themenbezogenen Austausch sind eine Kernaufgabe des QM und grundlegend für eine positive Entwicklung von Quartieren. Zahl-reiche QM-Projekte unterstützen gezielt den Aufbau von Vernetzungsstrukturen, die in den nächsten Jahren stabilisiert werden müssen. Gebietsübergreifende Netzwerke wie die Stad-teilkonferenz bieten zusätzliche Anlaufstellen und Kommunikationskanäle, die zunehmend genutzt werden sollten.Maßnahmen zur (Weiter-)Qualifizierung ehrenamtlich tätiger Bewohner*innen und der loka-len gemeinnützigen Träger, z.B. Weiterbildungsangebote in Fördermittelakquise, interkulturel-len Kompetenzen oder Öffentlichkeitsarbeit unterstützen die Akteure bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Die zunehmende Verdichtung der Innenstadtgebiete und die vielen Wohnungsbauvorhaben in Spandau beeinflussen bereits aktuell die Mietenentwicklung in der Neustadt. Bei der zu erwar-tenden Schließung des Flughafen Tegel und der attraktiven baulichen Struktur der Neustadt ist mit einem starken Interesse von Investoren zu rechnen. Um einer sozialen Verdrängung durch Mietsteigerungen der angestammten Bevölkerung entgegenzuwirken, müssen alle verfügba-ren städtebaulichen Instrumente geprüft und ggf. eingesetzt werden.

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7 ANLAGEN | ABKÜRZUNGSVERZEICHNISAF: Aktionsfonds

AFJ: Aktionsfondsjury

AG: Arbeitsgemeinschaft

BA: Bezirksamt

BDP: Bund deutscher PfadfinderInnen e.V.

BBWA: Berliner Bündnis für Wirtschaft und Arbeit

BIWAQ: Bildung, Integration, Wirtschaft, Arbeit im Quartier

BSR: Berliner Stadtreinigung

BZR: Bezirksregion

DaZ: Deutsch als Zweitsprache

ESU: Einschulungsuntersuchung

GWV: Gemeinwesenverein Haselhorst e.V.

IHK: Industrie- und Handelskammer

IHEK: Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept

JBA: Jugendberufsagentur

JFE: Jugendfreizeiteinrichtung

KJGD: Kinder- und Jugendgesundheitsdienst

KSSP: Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm

LSK: Lokales Soziales Kapital

MGH: Mehrgenerationenhaus

MSS: Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin

NWF: NetzwerkfondsPF: Projektfonds

PfD: Partnerschaften für Demokratie, Bundesprogramm

PLR: Planungsraum

PJ: Programmjahr

PSH: Paul-Schneider-Haus

RSD: Regionaler Sozialdienst

SenIAS: Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales

SenBJF: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

SenInnSport: Senatsverwaltung für Inneres und Sport

SenKEU: Senatsverwaltung für Kultur und Europa

SenSW: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

SenWEB: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe

SenUVK: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

SIKO: Soziale Infrastruktur-Konzepte

StR: erweiterte Steuerungsrunde

QM: Quartiersmanagement

QR: Quartiersrat

VHS: Volkshochschule

WDM: Wirtschaftsdienliche Maßnahmen

1892 eG: Berliner Bau- und Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG