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Plagium Oder Diebliche entfü- rung / zweyer Jungen Herrn vnd Fürsten / als Ernesti von 14 Jah- ren / vnd Alberti von 12 Jaren / Des Durchleuchtigsten / vnd hoch- gebornen Hertzog Friderichs des andern dieses Namens / weilandts Chur- fürsten in Sachsen / hertzlie- ben Söhnen. Vnd wie dieselbewn widerumb wunderbarli- cher weise / durch eine Khöler auff der Heyden / sind errettet / vnd in das Schloß Aldenburg / zu den Eltern gebracht worden. Warhafftig geschehen. Anno Christi 1450. vor von dem Achtbarn vnd wolgelarten Herrn Magistro / Daniele Cramero / damals in Wittenberg / in eine Lateinische Comediam gestel- let / Anno 1593. Nunmehr aber / zum gedechtniß vnd ewigem Rhum / des alten vnnd hochlöblichen Sechsischen Hauses / vnd zum trost / vieler be- trübten hertzen / in eine lustige Deut- sche Comediam vertiret. Durch Bartholomeum Ringwaldt / Pfar- herr in Langfeldt Motto: Denn wer sein Ampt will recht bestelln / Muß nicht die Gosch mit Bier verquelln.

PROLOGUS:g91159/dokumente/Cramer Plagium dt... · Web viewer zeigt auf das Steckenpferd. Nein schaut nur dieser Edle Gaul / der sich kann schwingen als ein kaul / Darneben springen

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PlagiumOder

Diebliche entfü-rung / zweyer Jungen Herrn

vnd Fürsten / als Ernesti von 14 Jah-ren / vnd Alberti von 12 Jaren /

Des Durchleuchtigsten / vnd hoch-gebornen Hertzog Friderichs des andern

dieses Namens / weilandts Chur-fürsten in Sachsen / hertzlie-

ben Söhnen.Vnd wie dieselbewn widerumb wunderbarli-

cher weise / durch eine Khöler auff der Heyden / sind errettet / vnd in das Schloß Aldenburg / zu

den Eltern gebracht worden. Warhafftig geschehen. Anno Christi 1450.

vor von dem Achtbarn vnd wolgelarten Herrn Magistro / Daniele Cramero / damals in

Wittenberg / in eine Lateinische Comediam gestel-let / Anno 1593. Nunmehr aber / zum gedechtniß vnd ewigem Rhum / des alten vnnd hochlöblichen

Sechsischen Hauses / vnd zum trost / vieler be-trübten hertzen / in eine lustige Deut-

sche Comediam vertiret.Durch

Bartholomeum Ringwaldt / Pfar-herr in Langfeldt

Motto: Denn wer sein Ampt will recht bestelln / Muß nicht die Gosch mit Bier verquelln.

Die Personen in dieseComoediam gehörig.

1 Fama = Prologus recitans argumentum.2 Hertzug Fridrich der Vater Elector.3 Margaretha / eine Hertzogin von Osterreich / des Keysers Friderici tertij Schwester / Mater,

aut conjux Elector.4 Ernestus von 14 Jaren / vnd5 Albertus von 12 Jaren / zweene Brüder des Hertzog Friderichs seine beyde entfhürte Söhne.6 Barbyus, ein Graff junges Herrlein.7 Anna eine betagte Kammermagd Cubicularia.8 Sophia / eine andere Kammermagd.9 Comes der Hoffmeister. (Pflug)10 Scriba, der Schreiber11 Morio, des Churfürsten Narr.12 Pampa, des Morionis Braut / muta persona.13 Lackey allzeit vmb den Hertzog / muta persona. 14 Satelles reuter oder Stallknecht.15 Schönburg / ein ansehnlicher Juncker / im grawen Bart.16 Kuntz der Fehder.17 Gothes sein Knecht.18 Coquus der Koch / vnd Verrheter. (Schwalb)19 Wilhelmus des Kuntzens mitgesell.20 Rumpelt vnd21 Pitack zweene Köhler.22 Iutta vnd23 Carna der beyden Köler Weiber.24 Postboth (hat wenig zu reden / köndte wol in der erst / den Kölern (quasi muta persona) in der

Heiden beystand leisten / vnd darnach in Actu quinto, Scena 4. sich als ein Both bekleiden / etc.

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FAMAgo vero quae sum vobis? quae dicor? quae reputor?Quid me huc venisse putatis, tot linguis, totidem oribusTot auribus, oculisque, plurimisque alis obsita?

Dicam. Sum Fama. num fama audistis quid fama sit?Iam sat scio me ridetis intus, et perstingitisMe vaniloquam et mendacem, et, hic mihiLocum deberi nullum, forsan arbitramini:Quis enim mendacibus et mendaciis locus?

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[Ich aber, für wen haltet ihr mich? Was sagt man über mich? Wie redet man über mich? Was glaubt ihr, warum ich hierher gekommen bin, die ich so viele Zungen und so viele Münder, so viele Ohren und Augen und so viele Flügel besitze? Ich sage es euch. Ich bin Fama. Habt ihr denn die Fama gehört, was Fama sei? Ich weiß ganz genau, dass ihr mich insgeheim verlacht und mich tadelt, ich sei eitel und verlogen, und dass ihr auch noch meint, dass mir hier kein Platz gebühre: Was ist denn auch der Ort für Lügen und der Ort der Lügen?]

eliebte Freund, die ihr die zeit / Derhalben hie vorhanden seid / Zu schawen und zu hören fein /

Wovon wol vnser Spiel möcht sein,GSo solt jhr sämptlich wissen frey / Das es ein war geschichte sey, / Die sich (wie vns die Chroniken sagen)Im Sachserland hat zugetragen.Merckt: als der Kurfürst hochgezirt / Fridrich der ander hat regirt / Vnd als ein sanffter Herzog klar / Zu Aldenburg gesessen war, Daselbest war ein Edelmann / Dem Herzog vbel zugethan / Von wegen einer ebnen soldt / Die ihm der Fürst nicht geben wolt.Darüber diser Juncker hart / In seinem Mut / entrüstet wardt / Satzt in die schantz / all seine Hab / Vnd sagt dem Hertzog Fridrich ab.Der erstlich tritt auff diesen Plan. Nun hört, was er wird zeigen an.

Actus Primus Scena I.Fridericus / Morio.

FRIDERICUS

Ach Gott dir ist allein bekandt / Wie schwer jetzt sey der Fürstenstandt / Ich mein / den Scepter recht zu führn / Vnd ohne mangel zu regiern.Man meint man findet erlich Rät / Die oben sitzen an dem Brett / Vnd fein mit list vnd heuchel schein / Das Hertz der Herrschafft nehmen ein,Dass man denselben viel vertraut / In allen Sachen auff sie baut / Vnd glaubet / dass sie ihren Hern / Durchaus getrew vnd richtig wern.

Aber man findet offt vnd viel / еy etlichen das widerspiel.Gott lob ich bin der sorgen loß / Betrügen will mich keiner groß.Doch thut / vier tausent gülden wegn / Sich wider mich der Kuntze legn / Die ich ihm / wie dem Pflug so wol /Als Kriegersold erstatten sol.Weil ichs jhm aber abgeschlagen / Aus vrsach / jetzt nicht alln zu sagen / So hat er mir auff allen strassnStracks / als ein Feind / absagen lassn.Aber ich hab den frechen Man / Darauff balt in die acht gethan / Wird seines Fehdens wol vergessn / Denn ich bin jhm zu hoch gesessn.Darumb ich nun für meine ruh / Dem Gott des friedens dancken thu.Nu wil ich mich nach Leipzig machnAllda verhören etlich sachn.In des so woll Gott überalMein beyde Söhn / und liebs Gemahl / Durch die starcken Engelsscharen.Vor allem hertzenleid bewaren.

Der Fürst tritt ab.

MORIO.Ach nu bin ich von Hertzen froh / Sprecht all mit mir / „Juch / hoschaho!“Denn ich gehört hab in der still / Das Vater Fritzsch verreisen will / Gen Leipzig mit dem gantzen hauffen / Potz tufft / ich muss auch dahin lauffen.

er zeigt auf das Steckenpferd.

Nein schaut nur dieser Edle Gaul / der sich kann schwingen als ein kaul / Darneben springen in die qwer / Vnd mieckern / wie er nerrisch wer.

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Solt er mich denn sampt meinen dingnNicht können hin nach Leipzig bringn?Da kann man finden ohne ziel / Der seuberlichen Megdlein viel / die gerne küssen mit den Knabn / Vnd jmmer lust zu tantzen haben.Ach wie will ich mich durch die woch / Mit ihnen da zu leffeln doch / Vnd mancher / (nach dem süssen zechn)Das schöne rote Mündlein lecknVorwar sie han mich sehre lieb / Wie in dem Loch ein heisse Rüb / Vnd wollen all (wenns köndt geschen.)Den schönen Morionem sehn.

Zum Steckenpferd:

Mein liebes Roß / nu thu ein sprungZu ehren allen Mägdlein jung / Die mich zu Leipzig kennen woll /

Hier springt das Pferd allzu sehr, zu dem spricht er.

Ach, nicht so sehr / bistu denn toll?Halt / du wirst mich abwerffen jaO o o o / stah Mehre stah.

Hier fällt er mit dem Pferd, liegt am Boden und spricht.

Ich hats wol sorg / das hab ich wegkHie ligt der Leffler in dem Dreck / Wie manchem Buler widerfehrtDer lieb hat / wo mans nicht begehrt.

Hier steht er wieder auf, besieht das Knie

Ey wie hab ich mein Knie beschindtSteh still / biß ich mich was verbindt /

streichelt das Pferd und spricht.

Ach Pferd / ich will dir geben aberEin gantze Schwing vol reinen Haber / Das du kanst desto besser springen / Wenn ich mich werd nach Leipzig schwingn.

er horcht.

Man leut’ zur Mahlzeit, mein liebes Roß.Ade / ich renne auff das Schloß.

Actus primi Scena II.

KUNTZ. allein.

KUNTZ, spricht zu sich.Potz tufft / potz lufft / vnd all perduntzWiltu das leiden, lieber Kuntz / Dass man dich also tribulir.Vnd als ein’ Buben proscribir?Womit hastu verschuld den spott?Mit nichts. Fürwahr, ich schwör bei Gott, / Dass ich die gwalt nicht will ertragn / Vnd solt man mir den kopf abschlagn!

Er deutet in den Himmel,

Ist das mein lohn / vnd ehrenpfandt / Das ich mich hab im Hesserland / Wider Wilhelmum ernster massn / Als ein Hauptman g’brauchen lassnVnd in dem selben Krieges Ordn / Bin sampt dem Pflug gefangen wordn?Warum wird der mir vorgezogen,Der doch nur mied die Kampfeswogen?O Pflug / du vielgeliebtes HuhnHett ich mit dir allein zu thun,Ich wolt dich wohl mit dieser Klingen / Nach meinem mut / zur Strecke bringen.

Zückt das Schwert.

Aber du sitzst im hohen NestVnd dich auff deinen Herrn verlässt,Der dich vor meiner Mannes KrafftBewahrt / durch seine Ritterschafft.Dem ich doch hab so wol als duGeschworen vnd gesaget zu,Ihm allweg / als der Herrschafft meinGetrew / vnd vnterthan zu sein.Ey, man muss auch nicht jederzeit / Erdulden all willkürlichkeitDer Herrschafft / dass jhr hoher standtNicht werd in Tyranney gewandt.

Actus primi Scena III.

Kuntz. Gothes.

Gothes kommt auf Kuntz zu und beugt vor ihm die Knie.

GOTHES.Herr / ein schreiben aus dem Sachsenland.

KUNTZ.Wer hat es mir denn zugesandt?/ Hastu den Boten nicht gefragt?

GOTHES.Der Bot’ von einem Wilhelm sagtVnd vnterrichtet mich darnebn,Dass es jhm heimlich wer gegebn / Dazu viel dran gelegen wer.

KUNTZ.Gut, lieber Knecht, gib eylend her.Ich kenn die Hand / nim hin die KronVnd bring’s dem man / zum botenlohn.

Er zeigt den Brief dem Publikum und spricht

Ir lieben, schaut / diese artZu schreiben / hab ich den Koch gelart.

Er liest den Brief.

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„Mein dienst / Herr Kuntz, ich zeig euch an,Dass eure sach sey auff der bahnVnd jetzt wär’ / leicht zu richten aus,Denn Hertzog Fridrich ziht von haus / Mit seinem Hoff nach Leiptzig gut / Vnd hinter sich verlassen thutSein Gmahl / vnd seine Söhne beid. Nu nempt war der gelegenheit /Vnd seid zu mitternacht allhi / Am Schloß den sechsten Julij.Vnd bringet auch in ewrem rittLang Leittern / vnd dergleich mitAuff das jhr könnt die Maur erreichn / Vnd heimlich in die vestung schleichn,Im ersten schlaf / wol durch ein lochVor mir gemacht in dieser Woch,Durch welches ich mit euren dingnEuch will gar leicht / ins Schloß nauff bringn.Zu Aldenburg gegeben klarZur zeit / als man schrieb offenbarGleich vierzenhundert / funffzig Jar.Schwalb, euer diener jmmerdar.“

Darauf spricht Kuntz freudig.

Nu ist erschienen stund vnd Tag / Darinnen ich mich rechen magAn denen, die da wissentlichOhn alle vrsach hassen mich.

Er ruft den Diener.

Gothes, Knecht / wo bistu nu?

GOTHES.Hie bin ich Herr.

KUNTZ

Komm doch herzu!Geh zum Stallmeister / zeig jm anDas er mir zwey vnd dreißig ManAusrüst’ zu Roß / zum harten StreitSampt 10 Landßknecht’ / schnell bereit.Du aber dich auch richtig haltund rüste dich zur Kriegßgewalt.

GOTHES.Ja, Herr ich wils verrichten balt.

Der Diener tritt ab.

Actus secundus Scena I.Margaretha die Hertzogin / vnd

Anna eine betagte Kammermagd.

Hie redt Anna die Kammermagd / mit der Fürstin / vnnd fragt ob sie nicht der Jungen Herren halben / gegen der Reise nach Leipzig etwas von kleidung auf suchen sol / spricht die Fürstin nein / denn die Kinder sollen bey jhr

zu Hause bleiben / gibt dessen vrsach vnd erzelt der Magd auch ihren Trawm / etc.

ANNA DIE KAMMERMAGD spricht zur Fürstin.

Genedigst Fraw / wird denn so gar Der Fürst allein mit seiner ScharNach Leipzig reisen, ohn die Knaben?

PRINCIPISSA.Der Herr wil sie nicht vmb sich haben / Sondern wils sparen biß zur zeitAuff bessere bequemigkeit.Da nicht die hitz wird sein so groß.

ANNA (ODER CUBICULARIA.)Ach / bit sie bey dem Vater loß.Lasst sie die Fräulein seuberlichZu Leipzig auch beschauen sich.Und lasst sie’s Obst im Garten frey,Die lust vnd freudt gar mancherley,erfahren, die dort, wie jhr wisst,Im Julio zufinden ist!Ach kans nur sein / lasst sie doch mit.

PRINCIPISSA.Nein / ich erhör nicht deine bitt.Bedenkst du nicht, das dieser zeitDer Hundßstern bey der Sonnen leitDerselben ihre hitz vermehrt / Vnd zarte Cörper leicht versehrt?Was aber Gartens lust betrifftIst das frühe Obst ein GifftDen Kindern / die nach Even artDas gern geniessen jederfahrt.Darumb ist besser das sie bleibnWas lesen vnd zusammenschreibn / Als daz sie hitzig aus der Flaschn / Viel trincken vnd sich krencklich naschnNein / nein / sie werden nicht mitzihn.

ANNA.Ey, all zu scharffe disciplin!

PRINCIPISSA.Ich wolt wol (wenn es köndt nur sein),Dass auch der Hertzog blieb daheim.Ich fürcht, es wird ein vnfall komn / Wie ich denn das / auch hab vernomnAus meinem Traum / der mir geträumt.

ANNA

Genedig Fraw / euch ja nicht säumtDenselben mir zu zeigen an.Ich will jhn deuten / so ich kann.

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PRINCIPISSA. erzählt ihren Traum.Mich daucht / hertzallerliebste Ann,Ich sah ein grausam wildes SchweinDas hat erschrecklich dicke Bein / Vnd an den pfoten Menschen SchuhVnd eylet vnserm Weinberg zu.An welchem es / durchbrach den ZaunVnd wolte stracks in böser laun / Die Stöck außwühlen gantz vnd garDas kein frucht mehr wüchse dar.Aber es kam von ungefähr Zu diesem schwein / ein schwartzer bär /Der trieb den Keiler vngestaltAus vnserm Garten mit gewalt.Fürwahr, mich thut von herzten grawn.

ANNA.Genedig Fraw / wolt Gott vertraun / Der da mit seinen starcken Händn / Der Christen not / weis vmbzuwendn / Vnd aus all jhren Creutzes sachnEin frewdenreich Comoed kann machn.Der Traum Euch nur betrügen will.

PRINCIPISSA.Von Träumen halt ich auch nit viel / Doch bin ich aller Ängste voll. / Ach, wenn Gott nur bewahren woll / Mein lieben Herren auff der Reis / Das jhm der Feind kein spott beweisSo hett ich kein beschwerligkeit

ANNA

Da helff euch die Dreyfaltigkeit.

Hie gehen sie Beyde von einander. Vnd in der folgenden Scenen / kömpt die Fürstin wider mit der Annen vnd der andern Kammermagd Sophien heraus. Da nahet sich der Graff zu der Fürstin / grüsset sie / vnnd spricht / wie folget.

Actus secundi Scena II.Comes. Principissa, Anna &

Sophia.

COMES. (dicit mit gebeugtem Knie.)Ich wünsch eur Gnad genedigst Frau / Von Gott des heilgen Geistes Tau / Darzu viel glück in dieser zeitVnd dort die ewig seligkeitSampt allem eur Gnaden Blut.

PRINCIPISSA.Habt danck / der wunsch war rechte gut.Wohin zugehn gedencket jhr?

COMES

Mein Herr der hat geschickt nach mir / Was ich jhm sol, kan ich nicht wissenVielleicht werd ich auch mit jm müssnNach Leipzig ziehn auff meinem Roß.

PRINCIPISSA.Nein, lasst mich nit allein im SchloßMit meinen Jungfern in gemeinVnd meinen beyden Söhnelein!Noch quält mich die Erinnerungan den Krieg mit Willem, die noch jung.Es bleibt ein’ Narbe / nach der WundtVnd heilet selten bis zum grundt.Ich kenn den Schwager Willhelm wolDazu die Böhmen ehren voll,Die warlich wider jhre FeindBehertzt / vnd gar Tyrannisch seind.Ihr wisst wol wie sie mit den altenZu Gera / haben Hauß gehaltenDa sie Fünff tausent mann verbannt / Darzu die Stadt vnd schloß verbrant. / Darumb last vns nicht sicher lebenEs könnt sich leicht ein Sturm erhebnDer in die alten funcken bließVnd vnerwartet auff vns stieß.

COMES

Genedist Fraw / es hat kein gfahrDenn solches ist verstrichen gar /Wo sol der Krieg denn kommen her?

PRINCIPISSA.Vnd wenn’s denn gleich nu also werSo wütet doch das wilde MeerVnd köndt mit seinen Wasser wogn / Leicht kommen zu vns angezogn / Wie es denn schon ist in dem Vaß.

COMES.Genedig Fraw / was fürcht’ ihr das?

PRINCIPISSA.Ey habt jhr denn vergessen garDen Kuntz, der doch offenbarHat meinem Herren abgesagtVnd will denselben auff der JagtOder am andern ort verletznVnd solt er seinen Kopff dran setzn?Er fürcht weder Gott / noch Menschenkind / Vnd allenthalben Brüder sindDie fördern helffen seinen ruhm.

COMES.Ach, was will doch dieser Käfer thunMit seinem vngeheurem strauß

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Wider das hohe Sachsen HaußDer Sperling wird’s wol lassen bleibn /

PRINCIPISSA.Nein traun / ich thu kein schertz draus treibn.

COMES.Der Kuntz ist weit von vns gesandt.Er hält sich auf im Böhmerland / Wird zu vns kommen nimmermehrDenn er fürcht seiner Haut zu sehrVnd stirbet wol in seiner Acht.

PRINCIPISSA.Ach, das man sich so sicher macht. / Wie weit leit denn Böhmerland von hier?Ist doch gesaget worden mirDas man von da in einem TagGen Aldenburg / ankommen mag.Er möcht wol kommen, eh man’s dächt.

COMES.Vnd weil jhr denn ja also sprechtDas euch vorm Kuntzen hefftig grau’So wil ich gern / Genedig Frau / Zu Hause bleiben / wenn nur mein Herr / wird damit zufrieden sein / Denn es steht nicht in meiner gwalt.

ANNA kommt, verneigt sichMein Herr / wart’ auf euch gar balt /Hat auch die jungen Herrn bey sichOb sie mit sollen, / weis ich nich.

Actus II. Scena III.Fridericus. Principissa. Ernst.

Albrecht. Barbius. Des Graffens Sönlein / & Comes.

Hier verabschiedet sich der Kurfürst / von seiner Gemahlin und den Kindern / und zieht gen Leipzig / etc.

FRIDERICUS.Mein’ allerschönste Perle zartIch hab auff ewer lieb gewartAn diesem ort ein’ ganze weil. /

PSRINCIPISSA.Ich dacht nicht das in solcher eylEuer lieb sich würd machen auff.

FRIDERICUS.Ich bin, Hertzliebst, in vollem Lauff;Muß vor der grossen Hitz mich schmiegnDas mir die Gäul nicht vnterliegnIm Mittag / wenn die Sonne sticht.

Zu den Söhnen.

Sohn Ernst vnd Albrecht, gebt jhr nichtDer liebsten Mutter eure Hand?

ERNST.Schönst’ Frau Mutter im Ehrenstand,Von Hertzen ich euch günstig bin / Dafür nehmt dieses Küßlein hin.

ALBERTUS.Gott helff das jhr möcht’ lange lebn / Ich muß euch auch ein Küßlein gebn.

FRIDERICUS.Zu den Söhnen.

Wie dünckt euch wol in eurem sinnWolt jhr auch mit nach Leipzig zihn?/ Vorwar ich will euch nemen mitt,Wo fern die Mutter für euch bitt / Vnd damit will zufrieden sein

PRINCIPISSA. weintO nein / Hertzliebster Friedrich, nein.Ich bitt stellt solches dißmal ein / Das ich nicht bleib so gar allein.

FRIDERICUS.In Gottes nahm / mein Edler stein / Sie mögen bleiben alle zwey.Der Schöpffer sein genad verleyDas ich euch nur / gesund vnd fromMög finden / wenn ich wider kom.

PRINCIPISSA.Amen. Ach, mein geliebter Herr.Wie ist mir doch mein hertz so schwerDes Kuntzens halben, mich versteht,Der öffentlich aussprechen gehtDas er zAldenburg fein in der stillEin fette Beut erhaschen will.

FRIDERICUS.Mein lieb, der hochvermessne ManIn keinem Punct was schaden kann.Wolt nur des Fehders gar vergessn!Ich bin jhm hoch genug gesessn.Was kann er als nur pochen sehr?

PRINCIPISSA.Wohlan, dem Herrn befehl ich michVnd bitt’ für euch gar jnniglich.

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COMES.Genedger Fürst / was sol denn ich?Eur Gnaden han nach mir gesand.

FRIDERICUS.Sieh, ich befehl in Gottes HandMein Gmahl / vnd Kinderlein / Die lass dir auch befohlen sein. / Geh auff vnd nider in dem StallVnd habe auffsicht vberall. / Hör sachen / vnd gib gut bescheidt / Befördre die Gerechtigkeit.Vnd hilff mit sanfftmut jederman,Dem armen / wie dem reichen Man.Kömpt schreiben an / gib antwort drauff / Ist es was wichtigs / zih es auff / Vnd schick mir das in einem nuNach Leipzig / mit eim boten zu.So thustu recht / mein lieber Graff.

COMES.Ich will den sachen setzen nachSo viel mir jmmer möglich ist.

FRIDERICUS.Das helff dir ja der HErre Christ.Wohlan, mein Weg jetzt ferner steht.Mein allerschönste Margareth,

Er umarmt seine Frau und die Söhne.

Ich wünsch eur lieb ein gute nacht. / Es helff die starcke Gottes macht,Dass wir vns frölich wider sehn.

PRINCIPISSA.Das lass du, guter Gott, geschehn!

Sie umarmt Friedrich.

Der Herr eur lieb vor aller gefahrIn dieser grossen Hitz bewar.

FRIDERICUS.Amen / Amen / ich fahr dahin.

Der Fürst tritt ab.Nach diesem / solt man mit Trometen blasen / vnnd die Heerdrummel schlagen / eine kleine weile. Darnach spricht die fürstin ferner.

PRINCIPISSA.Ach Gott / wie schwer ist mir der sinn.Ich weis nicht, was mir ahnen thut.

Zum Comes.

Mein frommer / Hoffmeister gut,Ich bitt euch / bleibt im Schlosse hier, Damit jhr bald könnt helfen mir.

COMES.Ich tu’s. Nun geht in Fried’ hinein.

PRINCIPISSA.Ey, das wer ja ein guter schein.Nu kompt / jhr lieben KinderleinWir wollens Christum lassen waltn / Vnd mit einander Mahlzeit haltn.Ab.

Actus secundi Scena 4.Comes. Satelles. Scriba.

Hie sagt der Graff / das er schwerlich auff dem Schloß bleiben werde / sondern hinunter in die Stadt gehen / zu seinen eingeladenen Gesten. St. Kiliani Fest zu celebri-ren. etc.

COMES.Ich weis vorwar nicht / ob ich auchWerd halten / nach gemeinem brauch, / Was ich der Fürstin hochverzagt / Auff jhre bitt hab zugesagt,Als nemlich auff dem Schloß zubleibn. / Ich fürcht, ich / werd es anders treibn:Da man’s hoch Sanct Kiliani fest / Doch nicht ganz vngefeiert lässtVnd weil ich denn zu dieser freud / Hab bitten lassen gute Leut / Mit mir daniden in der Stadt / Sich zu betrincken alle satt.Die Speiß, die ist fast zugericht / So bleib ich auff dem Schlosse nicht.Vnd zwar, es hat auch kein gefahr / Ich sey hienieden oder dar / Denn sieh, die Stadt wird in der nachtSo wol / als auch das Schloß bewacht.Er wird ja nicht mit seinen dingn / Gar über alle Mauern springn / Noch mit dem Kopff hindurch sich grabnEr müsst ja erst ein Loch rein haben.Ach / was mach ich viel unnütz wort!

Zu Satelles.

Du Knecht lauff zu den Gästen fort / Vnd sprich zum Arnold / Ludwig / Kracht / Das sie sampt andern / auff die nachtBeym Wirt Vrbano werdn sein / Alda zu kosten meinen Wein / Den ich gar frey will lauffen lan / Zu ehren dem Sanct Kilian.Lauff eylend lauff / mein lieber Sohn.

SATELLES.Es ist ohn not / denn sie sind schonBeynander all versamelt dar. /

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COMES.Wollan so kompt all in gemein / Ihr Knecht vnd Junckern groß vnd kleinVnd last vns haben guten mut / Wie dieser Tag erfordern thut /

zum Schreiber.

Du Schreiber geh auch mit vns hin.

SCRIBA.Darzu ich vnbeschweret bin / Auch fühl ich einen Durst bey mir.

COMES.So kom / du Adeliche zier.

Actus I I. Scena V.Satelles & Morio.

Hie kömpt der Stallknecht / oder Reuter / ist was bezecht / vnd lobet die Fraßheiligen / zu dem kömpt der Narr / vnd klaget / das er hart sey gepeitschet worden / etc.

SATELLES.Ho Lustig / Lustig Hoppa Hopf / Wie voll ist mir der liebe Kropf / Von guten Braten / Bier vnd Wein / Das ich nichts mehr kann bringen nein.Das dancken wir Sanct Klilian / Der solchen Feyertag will han. / Gott ehr mir ja die Heilgen al / Die da ein lustig fraß gemal / Erfordern / Als Martinus gut / Mit seinen fetten Gänsen thut.Der süsse Zemper gibet auch / Gut frische Würste aus dem Rauch / Egydius / die Hirschen zwingt / Sanct Gallus / Most vnd Rüben bringt. / Die andern / so da fasten heissn / Die mag des Papstes Esel beissn! / Juch hoscha ho / frisch frölich frey!

MORIO

O weh mir armen ey vnd ey!

SATELLES

Ey Morio was han sie dir gethan?

MORIO.Ach Gott sie han mich armen ManVerdroschen / mit der Peitzschen scharff / Das ichs der braut nicht weisen darff. / Ey / ey / vnd ey / es schmertzt mich noch / Mein, schau mir doch mal bei dem LochOb auch noch sey / das Leder gantz.

SATELLES.Ich wolt dich lassen, all Frantz Tantz! Das thu ein ander / ich tu’s nicht.Wie hast du’s aber außgericht:Ich kenne deine Possen wol.

MORIO.Wenn ich die Warheit reden sol / So hab ich nur in feuchter massn / Ein Förtzlein in die Stub gelassn. Da spertens mich / da etlich ScharnSpecht / vnd viel ander Vogel warn.Vnd als ich so gefangen saß / Da kackert mich ohn alle maß.Ich schmirt den quarck sorgfeltig anVnd sprach: „Die Vogel han’s gethan“.Aber es halff mir nicht ein biß / Der Pfortner wie der Hencker schmiß / Als wolt er mich gar sterben lan / Da ichs doch nur ein mal gethan / Die Vogel aber fort vnd fort / Doch sagt man jhnen nicht ein wort.

SATELLES.Du hast die straff verdienet wol.

MORIO.Wie so? ich halt du bist gar tollSolt ich denn in die Hosen scheissn / Oder solt mir der Bauch zerreissn? Ich wolt dir bald mit dieser Keul / Verabreichen ein’ gute Beul.Meinstu denn / das ich Närrisch sey?

SATELLES.O nein / du bist / das sag ich frey / Ein Stutzer / der mit seinen sachn / Weis gute Leute froh zu machen / Wie denn der Graff auch auff dis FestDich darumb zu sich bitten lest / Mit deiner Kunst vnd klugen sätzn / Sein liebe Gäste zu ergötznNach deinem ruhm / von fern vnd nah.

MORIO.Hats denn auch schöne Junfern daMit feinen dingern an der Brust?

SATELLES.O ja / gewiss, nach aller lust / Darumb du auch erscheinen must.

MORIO.Doch muss ich erst zum Koch spatzirn / Vnd mir der Bauch wohl präparirn.

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Hie tritt der Morio abe / kömpt aber in volgender Scenen wider zum Koch.

Actus II. Scena VI.Coquus, & Morio, Satelles

Parum loquitur.

Hie kömpt der Narr zum Koch / vnd hette gern was zu fressen / Aber der Koch fehrt ihn an vnd spricht.

COQUUS.O loser Schelm / was bringst du mirWiltu nicht aber holen schir / Ein stück Gebratens aus dem Topff? Pack dich, du unverschempter Tropff / Oder ich will dich klopffen ab /

MORIO.Sag was ich dir genommen hab / Du Lumpen Koch / vnd nimmersat /

COQUUS.Schau, wie ist dir das Maul so glat!O nescher / find ich was bey dir / Den Hosenboden glätt’ ich dir!

MORIO.Du bößwicht, will’s dir wider schenckn / Sollst wol ein weil’ an mich gedenckn / Denn ich weis was ich hab gesehn / Von dir Verräter heint geschehn / Darumb lass mich sein, der ich bin.

COQUUS.Lauff an den Galgen jmmer hin! Da hastu ein stück Hirschen fleischVnd was du hast gesehn, verbeiß. Ich will darnach dir geben mehr.

MORIO. Ich mahne dich an deine Ehr!

Vocat Satellem.

Satelles, zum Fest gib mir geleit!

SATELLES.Ja wol / nu komm, es ist auch zeit.

Abeunt ambo

COQUUS, spricht allein zu sich.Dass dich potz Donner vnd St. Veit! Wie hat der Narr mich aufferweckt / Vnd mir das Hertz im Leib erschreckt.Doch hoff ich, dass mein Judas dienst / (Von dem erwart ich ehr vnd gewinst)

So Gott will / heint in dieser nacht / Sol werden auff ein end gebracht.Der Fürst ist weg mit seinem hauffnDie andern liegen da vnd sauffn.Die Fürstin bleibt im Schloß alleinMit jhren beyden Kinderlein / Sampt sieben Jungfern gar gering / Ist das nicht ein gefunden ding?

Er blickt erschreckt zum Publikum.

Ach ich hab gered zu laute wort! / Wird jemand haben zugehort?Nu geh ich hin / ins Teuffels nam / Das Abendmal zu richten an.

Actus Tertij Scena I.

RUMPELT allein.

Hie klagt dieser Köler / dass er vmb Kolholtz / durch eine Petition angesucht / aber keinen bescheid bekommen können / etc.

RUMPELT.Ach Gott wie seind wir jetzer zeitZu Hoff / so wol geplagte Leut / Wenn wir aus not / von vnsern dingn / Ein Bettelzion an Fürsten bringen.So will sie niemandt nauffen tragn / Die meisten / wie halb zornig sagn / „Wir haben sonst genug beschwer / Magst morgen wider kommen her“.Ja, wenn man dienst verrichten sol / So hat man gnug der Herrschafft wol.Aber wenn man in Nöten scharff / Derselben schutz vnd hülff bedarff / So seind es nur gemalte Herrn / Als ob sie schon gestorben wern.So weis ich nicht / ob ich jetzundAch, treffen werd die rechte stund / In welcher ich zu meinem frommn / Das Kohlholtz wieder werd bekommn / Welchs vns durch eines schmeichlers list / Zu hawen gar verboten ist.Vnd zwar, ich hab zu meiner bit / auch einen fetten Caphan mit / Der mir das Holtz / mit seinem singn / Vom Hauptman sol zuwege bringn.

Er sieht den Schreiber.

Nu schaut / dort kömpt ein Juncker her.Er geht gar schentlich in die quer / Vnd ist ein gar volltrunkner Man.Was hilffst / ich mus jhn sprechen an.

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Actus III. Scena II.Scriba, Rumpelt, Morio.

Hie macht sich der volle Schreiber lustig / den spricht der Köler an / gibt jhm auch einen Capphan / aber er trifft vbel an / mus mir dem Narren die Srrebkatz zihen / vnnd sich den Bart verstutzen lassen.

SCRIBA.Nu rausch Tint / Feder / vnd Papir / Wie wol schmeckt doch / das Torgisch Bier / Darzu der edle Reinisch Wein / Auff Carpffen / Hecht vnd Hünerlein.Sih was kömpt dort vor einer her.

zum Köhler, der herbei kommt.

Du Tölpel / was ist dein beger:Wie hastu dich denn so beschissn?

RUMPELT

Ich bin ein Köler, wolt ihr wissen / Vnd würd den Grafen wolgethanGar mechtig gern zu worten han / Denn er ein Brieff von mir genomn / Vnd hat mich heissen widerkomn / Derhalben red ich gern mit ihm.

SCRIBA.Mein guter Kerle, mich vernim / Das du jetzund nicht kömpst zurecht / Denn vnser Herr ist was bezecht / Wird wol zu dir nicht kommen rauß / Derhalben pack dich nur nach Hauß / Vnd widerkomm bis Donnerstag.

RUMPELT.Als denn ichs nicht gewarten mag.Wolt doch dem Herrn von meinen dingn / Dis briefflein / vnd den Capphan bringnEr kostet mich ein gutes gelt.

SCRIBA.Gib her / was bistu für ein Heldt.

RUMPELT.Der Graff weiss wol vmb meine sach.

SCRIBA.Wolan, so bleib hie vorm Gemach.

Hie tritt der Köler ein wenig abe / vnd der Scriba spricht zum Hahne / wie er alleine were.

O Hahn du kömpst jetzt recht zu massnIch will dich tapffer braten lassn / Den Graffen nicht mal sprechen an,

Dem Supplicanten für sein Han/dunst verkauffn / wie diese frist / Der Poß zu hoff gebreuchlich ist.

Ab.Hie kömpt der Köler wider vnd spricht.

RUMPELT.Da geht er hin / mit meinem Han / Ich hoff er wird ihn treffen an / Vnd in dem Handel schaffen frucht / Wie ich zuuor hab angesucht.

Der Schreiber kommt zurück

Nein, schaut, dort kömpt er wider her.

zum Schreiber.

Was bringt jhr mir für gute Mehr?Werd ich das Holtz nu dürfen felln?

SCRIBA.Ja ja / man solt es dir bestelln / Mein Herr der Graff der lest dir sagn / Es sey jetzt in den Hundes tagn / In welchen man helt kein verhör / Das man sich nicht den Kopff zerstörAuch ist der Fürst jetzt nicht zu hauß / Derhalben wird nu nichts daraußHorch nach Sanct Lorenz wider her.

RUMPELT.Ach, das wer mir ein groß beschwer!Mein schöner Juncker Schreiber gut / Ich bitt mirs zugefallen thut / Geht noch einmal zu dem HerrnVnd sprecht / das ich es hette gern / Mich heuten noch zu fertgen ab / Denn ich nichts mehr zu zehren hab. / Leid auch im Haus gros hungers not.

SCRIBA.Du loser Schelm, friß Käsebrot / Oder beschmirs mit Butter fett.

RUMPELT.Ja, lieber Juncker, wers auch hett / Das Brot ist jetzt im teurem kauff.Ey, geht doch noch einmal hinauff / Vnd für mich armen Köler bittet.

SCRIBA.Du filtz, hastu mich denn gemietet,Das ich gleich mus dein Diener sein?

RUMPELT.O nein / ich sprech / gedenckt nur meinIm besten / vnd thut noch ein gang.

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SCRIBA. zur SeiteFürwahr, mir ist rechtschaffen bang / Bey diesem starcken Flegel großWeis nicht / wie ich ihn werde loß.

Zum Köler.

Du, Kerl, verzih ein kleine weil / Du solt gewis dein rechtes theilBekommen / vnd ein gut bescheit.

RUMPELT.Ey, schaut, das jhr nicht lange seid / Ich will gar gerne warten hier.

Allhie wartet der Köler / eine gar kleine weile / sihet den Schreiber mit dem Morione kommen / vnd spricht.

RUMPELT.Sieh, da / bringt er einen mit zu mir, Mit dem er heimlich zischeln thut. / Fürwahr, ich fürcht sein’ Übermut.

MORIO zum Schreiber.Was ist jens vor ein Pürtzefell /

SCRIBA.Es ist der alte Lumpumpell / Der dir will deine Brawt entführn.

MORIO.Da müssten ihn die Hunde rührn /

Will auff jhn zu.

Es sol ihm kosten seine Haut!

RUMPELT.Ey, was frag ich nach deiner Brawt / Hab ich doch selbst ein’ eigen Topff.

MORIO.Wiltu noch leugnen loser Tropff? Ich will verlesen dein’ schwarze Har / Darzu den Bart außreuffen gar!

Hie schlegt er auff den Köhler / aber der Scriba erwischt vnd helt jhn vnd spricht.

SCRIBA.Halt in, bruder, ich will euch ebn,Ein ander art zu kempffen gebn.Wer nu darin wird Triumphirn / Der soll die Braut zu Bette führn / Vnd sie behalten Ewiglich.

MORIO.Ich las wol vberreden mich / Wils ohn beschwerung nehmen an.

RUMPELT.O Herr, verschont mich armen Man.Das bitt ich euch von Hertzen sehr.

SCRIBA.Es solt wol schaden deiner ehr.Halts Maul / vnd kömpt beyd auff den Platz / Denn jhr solt hie die strebekatz / Fein stattlich miteinander ziehn / Daß es die guten Leute siehn / Vnd jederman / bezeugen kann / Wer wol hierin das best gethan.Derhalben nempt mit frischem sin / Vmb ewren Hals / die Handtuch hin / Darzu den Knebel in das Maul / Vnd dehnet / wie die Ackergaul.Vmb diesen süssen Entengrieß.

Monstrat in Sponsam.Hie mus der Actor / noch eine mutam personam inserirn / als des Narren Brawt / die bey dem Kampff stehet / vnd nach erlangter Victorien / dem Morioni den Krantz auff setzet / vnd er sie widerumb hertzet etc.

RUMPELT zum Schreiber.Ey Juncker thut mir kein verdrieß.

SCRIBA.Schelm / sihstu diesen Knebelspieß?Leg dich / leg dich, das rath ich dir / Oder ich schlag dich ins Visir.Du Narr / leg dich auch nider balt.

Ad Stultam.Hie macht er jnen die Handzwel zurecht und sagt

Nu zihet, treck, Morio, mit gewalt!

Allhie vberzihet er den Köler, Scriba spricht.

Da recht / da recht / die Braut ist dein / Darauff nim hin das Crentzelein / Das dir die Braut hat zugericht.

Hie setzt jhm die Braut den Crantz auff.

Er [MORIO] dankt.

Hab danck du schönes augenliecht.Nimms vnterpfand der Ehren sachn / Ich will bald mit dir hochzeit machen / Der Köler mus das nachsehn han.

Zum Köhler.

Du schwartzer Kerl vnd loser Man / Wolln wir beyd / noch einmal dran?

RUMPELT.Ich lies dich all den Geyer han.

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SCRIBA zum Narren.Hör, Morio, wie er dir droht / Darzu dein’ schöne Braut verspott? Nimm hin die Scher / stutz ihm den Bart / Denn deine Brawt ist Edler art / Vnd nicht aus einem Holtz geborn.

MORIO zum Rumpelt.Was sagstu Banckert kahl beschornIst meine Braut / nicht schön gestalt:Kom her / kom her / ich will dir baltDen langen Lodenbart verstutznVnd dich wie ein Balbirer putzn.

RUMPELT.Ach thut mich doch nicht so vermutzn / Vmb Gottes willen, lasst mich gehen!

SCRIBA.Halt halt / es ist ja bald geschehn.

der Bart fällt.

Da liegt des Bartes herligkeit.

RUMPELT.O jhr vergessne lose Leut / Der Teuffel hol euch all zusam.

SCRIBA.Schweig du gekörbter Breutigam. / Geh hin vnd b’sorg das dein!

Zum Narren.

Du aber geh zum Graffen nein / Vnd zeig jhm an / all diese sachn.Wie solt er drüber krumm sich lachn!

Ab.

RUMPELT.Weh die Kerles / dass sie GottWidrumb beleg mit schand vnd spott!Ach was wird ob diesen sachn / Mein Weib, da ich den Bart verlorn,Mich bös’ verhandeln wie ein’ Thorn.Sieh / ich hab den Brieff weggebn / Das Geld im Krug ist bleiben klebn / Mein Hahn ist weg / mein Bart ist weg / Vnd habe außgericht ein dreck.

Ab.

Actus Tertij Scena III.

Hie spricht der Koch / das jhm alle sein Verrehterische anschlege wol fortgegangen sind / vnnd wartet auff den Kuntzen / der auch balt ankommet.

COQUUS.Nu steht das Schlos bey mir allein / Sampt allen / die darinnen sein / Ich mag sie tödten oder nicht / Weil niemand ist / der widerspricht.Ich tet’s, wüsst ich, dass Kuntze wolt / Das ich sie all erwürgen solt.Wo bleibt er nur mit Ross und Wagn?Der Turm, der hat schon eylff geschlagn.Ja wo er nicht kömpt diese nacht / So hab ich alls vmb sonst ausdacht.Nein hör / was murmelt sich allda?Fürwahr, mich dünckt er kommt gar nah.Er ist es auch / das hör ich wol. / Nu bin ich aller Frewden vol.Er eilt Kuntz freudig entgegen.

Actus Tertij Scena IIII.Cuntzius, Coquus, Wilhelmus.

Hie kömpt der Kuntz mit 32. Reutern / vnd 10. Fuß-knechten an / den fürt der Koch selb sechst zu fuß / durch ein Mawerloch ins Schloß / Bereden sich mit einander / vnd kommen vor der jungen Herrn Gemach / etc.

KUNTZ.Hola, ist niemand hie zur stett / Der vns in eyl die Brück auffthet? Hola, du mein getrewer Koch, / Bistu vorhanden lebstu noch?Kom / vnd eröffne vns das Thor.

COQUUS.Wer da / Herr Kuntz seid jhr davor /Mit ewren Brüdern in gemein?

KUNTZ.Ey ja ich bins / las vns doch ein.

COQUUS.An diesem ort darf es nicht sein. / Geht an die Mauren sacht / Da hab ich ein Loch gemacht / Dadurch ich euch bald in der still / Ins Schloß gar sicher bringen will. / Wie viel sind ewer an der zahl?

KUNTZ.Fast zwey vnd viertzig vberal / Die wol dastehen / in Krafft vnd list.

COQUUS.Ach solcher hauff vnnötig ist, / Da sie mit jhrem Spies vnd Degen / Nur könnten ein gedöhn erregn.

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KUTZ.Brauchen wir nicht Kriegsleut mehr?

COQUUS.Mitnichten, denn das Schloss ist leer.Die Hofleudt sind all in der Stadtvom Wein und Bier sinds gänzlich matt.

KUNTZ.Bei Gott, jetzt bin ich großund aller meiner Fesseln bloß!

COQUUS.Herr, was soll nun geschehn?

KUNTZ.Zur Burg wolln wir schnell gehen,lass mich der Prinzen Kammer sehn.Da ergreifen wir die beidenund wölln mit ihn’ von dannen reiten.

WILHELMUS.So sei’s, was zögern wir noch?

COQUUS.Kommt, steigt rasch durch das Loch.

Actus Tertij Scena V.Ernestus, Albertus, Barbyus,

Wilhelmus, Cuntzius, Prinzipissa, Sophia.

Kuntz ergreift Ernestus und fesselt ihn.

ERNESTUS.Weh mir, lass los, willst mich rauben?

KUNTZ.Schweig, Söhnchen, sollst mir’s glauben.Gibt Lohn und Ehrn dein Vater mir,schenk ich die Freiheit wieder dir.

ERNESTUS.Weh, halt, wohin führst du mich?

KUNTZ.Schweig, Kind, sonst töt’ ich dich!

WILHELM hält Barbyus fest.Nehmt, Herr, den Albertum darzu.

BARBYUS.Bin nicht Albert, lasst mich in Ruh!

KUNTZ.Bei Gott, ist’s Albertus nicht?Herr Koch, bringt mir ein Licht!

COQUUS. entzündet eine LampeHier…

SOPHIA stürzt herbei. Weh, Räuber, haltet ein!

KUNTZ zieht sein Schwert.Schweig, Weib, erbärmlichs Mütterlein!sonst kühlt mein Schwert dir deinen Mut.

SOPHIA oh – oh!

KUNTZ packt sieSchweig, du liegst sonst in deinm Blut!

Albertus, sag, der Prinz, ist wo?

SOPHIA Drin’.

KUNTZ Ich hoff für dich es ist auch so!

Wilhelm geht in den Nebenraum und kommt mit Albertus zurück.

ALBERTUS

Weh! Wohin führt ihr mich, was hab ich ’tan?

KUNTZ Schweig, Sohn, schau Ernestum an! Euch bekümmert weder Not noch Todsofern der Fürst das Nötig’ tuot.

ALBERTUS

Oh liebste Mutter, hörst du mich!

KUNTZ Was rufst du Kind, beherrsche dich!

PRINCIPISSA Welch Verbrechen! Weh und Ach!

SOPHIA

Es ist die Mutter: Sie ist wach.

KUNTZ Schweig!

PRINCIPISSA Was mir geträumt, es ist geschehn!

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ALBERTUS Mutter!

PRINCIPISSA Kunz, willst dich so vergehn?

ALBERTUS Mutter!

KUNZ Schweig!

SOPHIA Herrin!

PRINZIPISSA

Hilf, Sophie!

SOPHIA Gute Fürstin, sag mir doch: wie?

WILHELMUS

Herr Kuntz, wir haben’s, lasst uns gehen!

KUNTZ Ab ins Dunkel, man wird’s nicht sehn

SOPHIA Oh Gott steh uns bei, erleucht’ die Nacht!

KUNTZ zu WilhelmAlbertum nehm ich; auf Ernst hab Acht!Ich geh nach Böhmen, du zu’n Franken,beeil dich, führ ihn, ohne Wanken!

ALBERTUS Ernst!

ERNESTUS Albert!

SOPHIA Sie sind entführt!

Oh, wer mit mir die Schmerzen spürt!Frau, ich eil’ zu Euch, oh weh!Sehn wir die Kinder nimmer me?Klagend ab.

Actus IIII. Scena I.Comes, Principissa, Cubicularia,

Sophia.

Hie thut der Graff der Fürstin einen Fußfall / darnach lest er Lermen blasen / vnd jaget den Fehdern nach. Magd Sophia tröstet die Fürstin.

COMES.Ach Gott wie werd ich nu bestehn?Hab sorg, es wird mir übel gehen.

Hie kömpt die Fürstin / mit jhren beyden Megden heraus.

Ach Gott die Fürstin kömpt heraus / Wo sol ich armer nu hinaus?Ich will mich ducken wie ein Huhn / Vnd jhr Genad ein Fußfall thun.

Hie felt er auff seine Knie

Genedigst Fürstin hoch geborn / Ich het wol meinen Knauff verlorn,Wollt ihr scharff recht an mir erfülln.Um gnad’ bitt ich um Gottes willn,Da mir als Mensch des Teuffels list / so ganz und gar entgangen ist.

PRINCIPISSA.Graff, dir sind bewusst die sachen all,Die dir mein Herr / mit ernst befahl / Auff mich vnd alle ding gar ebn / Bey tag vnd nacht gut acht zu gebn.Vnd ich des gleich vermante dich / Weil ich vorm Kuntzen furchte mich.Doch bleib in deines Amptes zunft / Bis auff des Herren widerkunft.

COMES.Erhebt sich.

Wolan Genedigst Fürstin mein / So will ich mich mit gros vnd klein / Als bald gerüstet machen auff / Vnd folgen dem vergessnen hauff. / Im Böhmerwald ereil ich ihn list.

PRINCIPISSA.Ja nu das Kind ersoffen ist / Wird man den Brunnen stoffen zu / Jedoch ichs nicht verbieten thu.

Hie mus man flugs Lermen schlagen / vnnd Trommeten lassen / darnach kömpt die Fürstin mit jren beyden Medgden wider heraus / zu der spricht die Sophia.

SOPHIA.Genedigst Fraw / jetzt sind sie fort.

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PRINCIPISSA.Ich hab es zwar gar wol gehort / Aber / wer weis in welchem heckn / Die Dieb mit meinen Kindern steckn / Sie werden sie wol nicht eriagn.

SOPHIA.Genedigst Fraw wolt nich verzagn / Sondern dem lieben Gott vertrawn / Der alles thut von oben schawn / Vnd seiner Christen hoch beschwern / Wird leichtlich in ein Frewd verkehrn / Ach Genedig Fürstin mein / Stellt ewer unnütz trauern ein / Vnd helfft ertragen Christi Joch / Denn ewre Kinder leben noch / Das wird die zeit gewisslich bringn.

PRINCIPISSA.Ach tät mir doch mein hertz auffspringnVor frewdn / über diesen dingn. / Sieh Magd / wird dir der wunsch gelingn / So will ich dir von Tuch vnd Seidn / Sechs schöne Röcke lassen schneidn / Darzu zu deinem Ehrentrit / Acht hundert Taler geben mit.Derhalben bet mit allem fleis / Das ich zu Gottes ehr vnd Preis / Mein beyde Söhn an meinem Tisch / Mög wider sehn / gesund vnd frisch / Wie du mirs jetzt hast Propheceyt.

CUBICULARIA.Das helff ja die dreyfaltigkeit / Sehr hoch gelobt in ewigkeit. / Nu kompt / die Mahlzeit ist bereit.

Actus IV. Scena II.

Hie kömpt Rumpelt zu Hauß / fürcht sich vor seinem Weibe / trifft Carnam seine Nachbarin an / die will jhn nicht kennen, darnach redt er auch mit jhrem Mann / dem Pitack.

Rumpelt, Carna, Pitack.

RUMPELT.Ach hol die Höffling all die Gicht / Die, ob ich’s nun wollte oder nicht,–Mich haben durch ein neue tracht / Des Barts / zu einem Narn gemacht.Ach wie wird doch bei St. Veltn / Mich mein übles Weib gar scheltn!

CARNA.Ey schweig / Ha / Ha / HaHaHe / Willkommn zu Haus, Herr Domine!

Wie bist du denn zugericht! Fürwahr, wenn es dein Weib ersicht / So wird sie dir jhrn Dienst versagn / Darzu die schwarzte Haut verschlagn.Denn du sichst gar zu seltzam aus.

Sie ruft ihren Mann herbei.

Renn, Pitack, kompt doch zu mir raus.

PITACK.Sih da Rumpelt / wilkom zu Land / Hastu dich von vns abgewand / Vnd bist nu aus der Köler OrdnGetretten / vnd ein Juncker wordn? Wer hat dich denn dazu erkoren?

RUMPELT.Ey lieber, las mich ungeschoren.

PITACK.Hastu nen Freibrief mit, du Held, Dass man dich nicht mit worten schelt’? Bedenck das alte Sprichtwort gut / Der spott dem schaden folgen thut.

RUMPELT.Lachtn nur jhr / die jhr mich habtAls einen / mit verstand begabt / Gesandt, das alte Kolholtz zu erlangn / Darüber ich den spott entpfangen.

PITACK.Wir thun des Barts / vnd nicht der sachn / Die du vns hast gefordert / lachn. Nun, was hastu vns den außgericht?

RUMPELT.Vorwar den kleinsten bruncken nicht / Ob ich gleich thet / nach bester Krafft.

PITACK.Ich mein, das heist ja nutz geschafft!/ Wer einen Toren sendet aus / Einn Narren wider kriegt zu Haus. So ist es auch mit dir gethan.

RUMPELT.Bisthu denn so ein kluger Man / Der alles weis in seinem Sin / Warumb giengstu nicht selber hin? Es ist nicht so, mein guter Freundt / Nach Hoff zu gehen / wie jhr vermeint / Vnd da auff einen Brieff gestalt / Ein fein bescheid z’erlangen balt.Ob man gleich bitt vmb bescheid / So sprechen sie / „erwart der zeit“.

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Vornemlich / wenn sie sich besoffn / Darff man auff gar nichts hoffn.Mein Capphan der Schreiber namVnd darnach mit dem Narren kam / Mit welchem / wider meine lustIch erst die strebkatz zihen must / Das mir gar das Genicke kracht / Vnd als die kurtzweil war verbracht / Da schickten’s mich geschoren fort.So wird zu Hoff / ein Armer gehort.Ich bin des dinges gänzlich sat.

PITACK.Diweil es die Bedeutung hat / So wird mit dir ein gantz Gemein / Hierinnen wol zu frieden sein.Kom rein, ich merck ein’ durst bey dir.

Zu Carna (zeigt in Juttas Richtung)

Du Carna lauff doch bald zu jhr / Vnd sag / das jhr geliebter Man / Von Aldenburg sey kommen an / Sol jhn beschauen, so sie will. / Doch schweig von seinem Barte stil / Auff das nicht wird ein Streit draus.

CARNA.Gut / gut / ich wils wol richten aus.

Actus IIII. Scena III.Iutta, Carna, Rumpelt, Pitack.

Allhie wird die Jutta / ihren Mann Rumpelt / wegen des verschnittenen Barts nicht annemen / vnd werden doch zu letzt der sachen eins.

IUTTA.Ach Gott wie gern hab ich vernomn / Dass mein Mann ist heim gekomn. / Wie will ich nun den Guten pflegn!

CARNA.Ja wol / mit flüchen vnd mit schlägn / Heist jn gar offt ein Schelm vnd dieb.

IUTTA.Was hilffts / ich hab jn gleichwol lieb.Kom / zeig mir meinen Man schnell her / Da ich von hertzen sein begehr.

CARNA.Siehstu jhn nicht / dort trincket er / Hat in der Hand ein Hültzern Kann.

IUTTA.Was sagstu? das ist nicht mein Mann.Vermeinstu / das ich jhn nicht kenn?

CARNA.Er ist es ja / wie sichstu denn?Sind dir die Augen eingetretn?

IUTTA.Ey liebe Carna sei gebetn / Las mich zu fried mit diesen dingn! Denn du wirst mich dahin nit bringn / Zu glauben / das dis kahle Schwein / Solt mein geliebter Rumpelt sein.

CARNA.Hastu vergessen sein gestalt?

IUTTA.Ey liebe / deine Gosch nur halt / Du wirst mich ja nicht gar betörn?

RUMPELT.O Jutta / du musst es doch wohl hörn / Das ich dein Mann sey / bleibs auch wol.

IUTTA.Ich halt du bist rechtschaffen toll! Mein Mann der hat nach Bürger art / Ein kraus gewachsnen langen Bart / Der jhm bis an den Gürtel stund / Du aber bist ein kahler Hund. Ich will dich nicht zum Mann annemn.

CARNA.Ey Jutta thustu dich nicht schemn / Erkenstu denn nicht seinen Rock?

IUTTA hebt sich auff.Kriech mir in Arsch du Lodenbock! Meinstu denn, dass die Vögelein / Die gleicher art an Federn sein / Darumb all in ein Nest gehörn? O nein / ich las mich nicht betörn.

CARNA.O liebe Jutt / was schat denn das / Machts doch der Guckgug gleicher maß / Legt sein Ey in ein frembdes Nest.

IUTTA.Du loser Sack / hol’ dich die Pest! Ich wolt dir schlagen bald ein loch.

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RUMPELT.O liebes Weib was machstu doch / Ich bin vnd bleib doch dein Man.

IUTTA.Hörst wol / ich will dich stracks nicht hanDoch / wo wir soln zusammen kommn / So sag / wen hastu mich genommn / Vnd wie lang han wir vns gehat.

RUMPELT.Bey neunzehn Jaren sind es drat / Ja wo nicht alle zwantzig vol /

IUTTA.Nu leug das dich der Hencker hol / Es sind nur zehn Jahr / weis ich wol / Vorwar du bist ein frembder Specht.

RUMPELT

Mein liebes Weib versteh mich recht / Ich zehn Jar dich / vnd du auch mich / Das macht ja zwantzig eygentlich / Zehls nur an deinen Fingern ab.

IUTTA.Wart, wart / bis ich gerechnet hab.

Hie zehlt sie an den Fingern zwey mal zehen / vnd spricht.

Ja warlich es könd wol gesein / Denn es trifft wie ein Schlüssel ein. / Doch sag mir noch / wie viel wir GabnDes Leibes da bekommen haben. / Dann will ich mich zu frieden gebn.

RUMPELT.Es sind wol fünff / der Edlen Rebn / Aber das erste zarte Lamm / Vier wochen nach der Hochzeit kamWie sich nu das hab zu getragn…

IUTTA.Das musst du jetzt nicht sagen. Du bist mein Mann / es fahr dahin / Jedoch ich nicht zu frieden binMit dir / das du dich auff der strassn / So hast zum Narren machen lassn.Ich wolt dich mit den Feusten balt…

PITACK.Ey Jutta üb du kein gewalt!

Er helt sie.

Halt inn / denn sih dein lieber Mann / Hat warlich keine schuld daran,

Wie ich dirs fein vermelden will.

IUTTA.Du loser Hanreih schweig nur still.Ich werd dir ein Maulschell gebn.

CARNA.Willst dich gegen meinen Mann erheben? So schlag ich dich erst ins Visir.

Hie schlagen sie sich.

IUTTTA.Wolan so nim das auch zu dir.

CARNA.Du lose Hur.

IUTTA.Du loser Sack /

Ich will mich weren weil ich mag / O lieber Rumpelt steh mir bey.

PITACK reißt sie voneinander und sagt.Was treibt jhr hier für Büberei? Halt fried / hol euch die grosse Gicht! Schempt jr euch vor den Leuten nicht / Die all zumal sehr lachen eur?Geht / vnd seht lieber nach dem Feur / Geht heim vnd richt die Speise zuVnd macht fein weich die Abend ruh!

Hie wird die Weiber an jhren ort / der Pitack aber spricht zum Rumpelt.

Wir aber / lieber Nachbar mein / Woln miteinander einig sein / Vnd trinck dir da ein guten rausch / Darnach dich zu der Jutten leg / Vnd jhrer nach vermögen pfleg.Des morgends aber mach dich auff / Vnd sag den Nachbarn all zuhauff / Wie dirs sey auff der reis ergangn / Vnd was du hast an spot entpfangn.

Sie treten ab.

Actus IV Scena IV.Pitack, Iutta, Rumpelt, Kuntz,

Albertus, Gothes / Carna,

Hie gehen die Köler miteinander auff die Heyde / in des kömpt der Kuntz / mit dem entführten Albertulo / da leufft Pitack zu / vnd nimpt den Kuntzen sampt seinem Knecht Gothes gefangen / vnd entlediget den Alberttum / etc.

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PITACK, zur Jutten.Gut morgen liebe Nachbarin / Ist dir denn heuten auch zu sin / Als dir wol nechten abends war / Da du vns all / wolst reuffen gar / Hastu auch deinen Mann geschlagn:

IUTTA.O nein / wir sind nu wol vertragn / Aber wenn ich würd treffen anDen / der jhm hat den spott gethan, …

macht eine Drohgebärde.

PITACK.Wo ist denn dein beschorner Mann?

IUTTA.Er wird bald kommen / zieht sich an / Will mit euch naus wird in den WaldtSampt andern Kölern Jung vnd alt.

Rumpelt kömpt.

Sih da kömpt er / wie sieht der Vogel aus.

RUMPELT.Was halt jhr beyde vor ein straus / Was sagt denn meine Jutta zart?

PITACK.Wir reden hie von deinem Bart.Vorwar / ich habs jetzund gedacht / Wenn mir einmal in meine machtWird kommen / so ein loser tropff / Ich wolt jhn packen bey dem Kopff / Vnd so zertretten mit den Schuhn / Das ers sein tag nicht mehr solt thun!

Er besinnt sich.

Mir hat geträumt in dieser nacht / Ein stund bevor dass / ich erwacht / Als hett ich einem Wolff verkommen / Ein weisses Lamblein abgenommen / Vnd jhm darnach (aus zorn bewogn)Den Balg von seinem Leib gezogn.Was das bedeut’, das weis ich nicht.

Zu Rumpelt.

Darumb bleib du mir heut’ auf Sicht / Auff dass / wenn ich bedürffte dein / Du schleunig könntest bey mir sein / Geh hin / mir ist, ich weis nicht wie.

Hie gehen die Köler was beseit / darnach kömpt der Kuntz mit dem Alberto / vnd seinem Knecht Gothes auff den Platz / vnd Kuntz spricht.

KUNTZ.Potz angst wie weh thun mir die Knie / Ich weis nicht was mir schwanet hie / Vorwar ich bin vom reiten mat / Vnd weil mich dieses Büblein bat / Ihm zu vergönnen abzusteign / Sich in den Schatten was zu neign / Vnd (wie er klagt) mit roten Beern / Des harten Durstes zuerwehrn / So hab ichs auff ein viertel stund / Den schlimmen leckerlein vergund.

zu Albertus.

Kom her, Albert / zeig froh Gebären,Sammle dir dort ein paar Beeren! –Wie stelstu dich / was mangelt dir?

ALBERTUS.Mein Haupt das wird zuspringen mir / Vorwar ich bin rechtsschaffen kranck / Ach Gott / wie ist mir doch so bang!

GOTHES.Fris Beeren / wir warten hie nicht dein.

Hie wird Pitack dieser ansichtig. Vnnd spricht zum Rumpelt

PITACK

Was mögen jens vor Leute sein / Die von den Pferden abgestign / Vnd sich stets nach der Erden bign?Kom las vns gehen / ich will sie balt / Gantz vnerschrocken / mit gewaltAnsprechen / vnd aus jhrem sagnLeicht hören / was es hat geschlagn.

Er greift zu den Waffen, läuft zu ihnen und spricht mit ernsten Worten.

Das euch potz Donner / vnd potz Tufft / Was macht jhr hie / jhr losen Schufft?

KUNTZ.Was ist denn dir daran gelegn?Ich halt du ringst nach groben schlegn / Schweig oder du Kriegst einen stos.

PITACK.Versuchs nur du strauchdieblein gros!Las schawen wers zum besten kann / Ihr schwartzen Köler kompt heran / Vnd helfft den Wolff ergreiffen mir / Der mir zu nacht ist kommen für / Kompt lieben Brüder mit begier.

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KUNTZ.Ey thu gemach / was haben wir / Du lieber Mann zuthun mit dir / Darumb vns vngehindert las.

PITACK.Warumb halt ihr denn nicht die stras / Ich gleub das jhr den Edlen Knabn / Must anderßwo gestolen haben.Es kann wol nicht viel anders sein 

zu Albertus.

Kom her zu mir du Knab allein.

Hie raumet der Albrecht dem Köhler was heimlichs in die Ohren / das siher Gohtes / zihet von Leder / vnd leufft zum Alberto sprechende. Ad Albertum

GOHTES.Harr schelm / was gilts du gibst dich blos / Vnd Beichtest alle sachen los / Wie sie geschaffen sind gar ebn / Nu mustu deinen Geist auff gebn / Vnd keine frist zu leben wird.

Hie hewt der Knecht nach dem Alberto / aber er bücket sich an die Erden / das er vber ihn hin hewet / darnach leufft der Pitack zu dem Gothes / sprechende.

PITACK.Sieh / leit der Hund allda begrabn? Halt, du darfst mir nicht weiter drabn / Ich will dir wider eins verreichn / Das du solt in den winckel schleichn.

Hie schlegt der Pitack den Knecht (tamen proinde) mit einem Prügel auff die Schulter / das er sich sencket / darnach klinget er / mit Eysern Instrumenten sampt dem Rumpelt vnd beyden Weibern / auff etliche Beyle oder Becken / vnnd machen im Holtze ein Feldgeschrey / die Köler damit zusammen zu bringen / darnach spricht Pitack ferner.

Herzu jhr Köler in gemein / Hie haben wir zwey wilde Schwein / Die vnsern Fürsten hoch betrübt / Vnd wider recht gewalt geübt / kompt, helfft mir fangen diese Thier.

In des hat sich Wehrlos der Gothes wider auff gemacht / vnd rüstet zum Kuntzen sprechende.

GOTHES.Ach lieber Herr / steht doch bey mir.Nein, schawt / wie blut mir doch das ohr.

KUNTZ

Wolan ich will sie mit dem RohrStracks schiessen / auff die schwarze Haut.

Nach einer raschen Bewegung stürzt er.

O zeter, fall ich doch ins Kraut!

Hie leufft Pitack eylend zu jhm / vnd spricht.

PITACK.Herbey jhr Brüder / greiffet an / Hie haben wir den rechten Mann /

Hie durft man noch wol ein par Köhler

Der mit betrug vom hohem stam / Entführet hat / das zarte Lam.Nempt alles / was jhr bey jhm find / die Hend jhm fest zu sammen bind / Greifft zu, jhr Brüder jung vnd alt.

KUNTZ.Ihr Köler / thut vns kein gewalt / Wir sind kein Räuber in dem Land.

PITACK.Ey hat es doch der Knab bekand / Das jhr jhn habt in dieser nacht / Von Aldenburg hieher gebracht / Was wiltu denn viel sagen mir?

KUNTZ.Ey so behalt jhn doch bey dir / Vnd las mich mit dem Knechte lebn / Ich will dir funfftzig Taler gebn / Verstehstu das mein lieber Man?

PITACK.O nein / der Poß geht dir nicht an / Du must mit vns nach Grunheim fahrnZum Abt / der wird dich wol bewarn / In seiner harten Ordens zunfft / Bis auff des Fürstens widerkunfft / Da dir den wird dein recht geschehn.

Hie müssen zween Stüle sein / darauff setzen sie die bey-de gebundene gefangenen / darnach spricht Albertus.

ALBERTUS, zu den Kölern.Ihr Leut / dieweil ich denn gesehn / Das jr mich habt durch Gottes KrafftGelöset / aus der Räuber hafft / Vnd ich gleichwol an Fleisch vnd sin / Sehr hungrig / mat / vnd durstig bin / Als bit ich euch gebt mir doch wasZu essen / das mir werde bas. Es sol euch werden wolbezahlt.

CARNA.Ach vnser Brod / ist ziemlich alt / Vnd haben nichts mehr im Gefäss / Als dürres Fleisch / vnd harten KäsVnd auch was Puttermilch dazu.

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ALBERTUS.Ach die / ich gern geniessen thu / Bringt sie nur her vnd brockt was ein / Ich will gar gern zu frieden sein / Der hunger ist der beste Koch.

PITACK.So kompt in mein Behausung doch / Ich will euch geben vnbeschwert / Was mir der Schöpffer hat beschert.

Zu den Kölern.

Ihr lieben Nachbar gros vnd klein / Last euch in des befohlen sein / Mit starcker Hut / die beyden Feind / So jetzt von vns gefangen seind.

Sie gehen hinein.

Actus V. Scena I.

Hie beschüldiget sich Kuntze selber / vnd redt auff dem Stule sitzend mit seinem Knechte.

Kuntz / vnd Gohtes.

KUNTZ.O starcker Gott / du bist gerecht / Vnd thust dem Herren wie dem knecht / Wenn sie verlassen dein Gericht / Vnd sich bekehren wollen nicht.Ich hatt mir zwar schon ausserdacht / Das ich vom Fürsten hochgeacht / Für seine beyd gefangnen Knabn / Stracks wolt 3 tonnen Goldes habn.Aber sih da / mein hoch geticht / Ward vber meine zuversicht / In einem Augenblick zu nicht.Derhalben rath ich jederman / Das sorglich Fehden nur zu lan / Denn es gar selten eim gelingt / Das er davon ein Beute bringt.Ich merck dass Gottes Maiestat / Von oben michgestürtzet hat. / O weh mir hoch betrübten Mann!

GOTHES.O Juncker / Gott hats nicht gethan / Sondern jhr habt schuld daran.Denn wenn wir weren fort gerittn / Vnd jhr euch hätt’ lassen bittnDem Albrecht / Beeren aufzulesn / So weren wir wol frey gewesn.

KUNTZ.Niemand kann gestecktes zilVmbgehen / wenn es Christus wil.

Nu schau / dort komn die Köler her.

Actus V. Scena II.Pitack, Schonburger, Albertus,

Principissa, Cubicularia, (Kunz).

Hie kommen die Köler / vnd füren den Albertum / sampt den beyden gebundenen feinden / vor des Schönbürgers Gemach / welcher heraus kömpt vnd spricht darnach / etc.

PITACK, zum Kuntzen.Räuber, klagt ihr nu immermehr!Wisst das der Koch auch sey gefangn / Sampt andern vieren / die den knabn / Zu holen euch geholffen haben.Wolan jhr Brüder greiffet zu / Vnd thut also wie ich jhm thu.

Hie gehen sie vor des Schönburgers gemach / welcher heraus kömpt vnd spricht.

SCHÖNBURG. Bringt jhr mir nu die beyde Bubn / Stracks werfft sie in die finster grubn / Wol zu den andern fünffen nein / Das sie kein Sonn noch Mond beschein.

Ab.

Ad Albertum.

Ihr aber kompt zu mir hereinIch heis euch bei Gott wilkommen sein / und bit Ewr Gnad / wolln mir doch sagn / Wie sichs denn wol hat zu getragn / Das jhr so bald vom schweren OrdnDer Fehder / seyd entledigt wordn / Vorwar / es ist ein wunder mehr.

ALBERTUS.Ich wils euch kürtzlich sagen her.Als mich der Kuntz / durch seine macht / Het auff ein schnelles Pferd gebracht / Eylt er mit mir ohn alle ruh / Dem dicken Böhmerwalde zu.Vnd als mich in der Mittagstund / Vor Hitz / zu dürsten sehr begund / Da klagt ich solches offenbar / Vnd macht mich krencker als ich war.Vnd bat den Kuntzen mit begier / Im Walde zu vergünnen mir / Was Besing da zu lesen auff / Wie jhr denn war ein gantzer hauff.Als bald der Kuntz ohn all verdriesMich von dem Pferde nider lies / That auch mit seinem Knechte das / Vnd neben mir Erdbeeren las.Da kam ein schwartzer Mann, der schalt / Vnd sprach: „was sucht jr in dem wald?

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Was gilts / jhr werdet Reuber sein.“ Demselben raumt ich heimlich ein / Das ich zwar lese Heydelbeer / Aber ein Sohn des Fürtens wer / Von diesen aus dem Schlos genomn / Vnd bat jhn mir zu hülff zu komn / Das ich würd wider los gemacht / Er solts geniessen tag vnd nacht.Da hub alsbald der schwartze Mann / Mit seinem Beyl zu klimpern an / Rief Köler / gros vnd klein zusam.Vnd ob der Kuntz wol mit gewalt / Sich frisch genug zur Wehre stalt / So fiel er doch darnider schlecht / Vnd ward gefangen mit dem Knecht.

SCHÖNBURG.Ey das ist ja gewesen recht / Da siht man / das Gott jederzeit / Beschützt die liebe Oberkeit / Vnd lest nicht vngestrafft außgehn / Die seiner Ordnung widerstehn / Das zeigt vns jetzt der Augenschein.

ALBERTUS.Ach Gott wie frölich wird doch sein / Die allerliebst Fraw Mutter mein / Sie weint / so bald sie mich erblickt.

SCHÖNBURG.Ich hab ein Brieff an sie geschickt / Vnd jhr das alles wissen lassn / Ich halt sie sey nicht weit.

PRINCIPISSA.Hie fellt die fürstin dem Alberto vmb den Hals / küsset jhn vnd spricht.

O Christus sey gebenedeyt!Ach du mein allerliebstes Kind / Gott lob das ich dich wider find.

Sie weinet.

ALBERTUS.Frau Mutter habet frischem mut / Dem HERREN Jesu dancken thut / Dass er nach seinem weisen Rat / Mich wunderlich errettet hat.

PRINCIPISSA.Ja freylich will ich früh vnd spat / Mit fasten / beten / vnd mit singn / Dem lieben Gott danckopffer bringn / Wo sind denn die verrätrisch Leut?

SCHÖNBURG.Sie stecken in der Hundes Keut / Hab sie im Thurm verwahret wol / Das keiner mir entlauffen sol / Bis vnser Fürst kömpt wider ein.

PRINCIPISSA.Wo mag denn Ernst mein Söhnlein sein?Habt jhr davon gehöret nicht?

SCHÖNBURG.Jetzt hat mir euer Son bericht / Dass Wilhelm sol den andern KnabnIns Franckenland genommen haben / Darumb ich auch zu Fus vnd RoßSogleich zusammen mit meim DroßDenselben Buben hoch verschlagn / Auff jhrer Strassen werd nachiagn.

PRINCIPISSA.Nickt Schönburg zu, er tritt ab. Sie spricht zu Albertus.

Sohn Albrecht, bericht uns allen fein / Wie du wol von dem wilden Schwein / (Das dich gesonnen war zu mordn)Durch einen Bär / seyst los gewordn.

Ad Cubiculariam.

Weistu auch, noch mein Kammermagd / Von meinem Trawm / den ich dir sagt?Hat er sich nicht recht außgeweist?

CUBICULARIA.O du Sohn Gottes seyst gepreist / Das du des Kuntzens schwere Bandt / Hast auff sein eygen Kopff gewandt.Darumb ein Mensch verstandes vol / Nicht alle Träum verachten sol.

Actus V. Scena III.Albertus,Principissa, Morio,

Cubicularia, Fridericus.

Hie kömpt der Hertzog Fridrich zu Haus / vnd findet Albertum / etc.

MORIO.Ho / Vater Fritzsch ist nicht mehr weit.

CUBICULARIA.du hast wol eh gepropheceyt / Von sachen die sich zugetragn.

MORIO.Ich hör wol seine Ros vnd Wagn / Ey wer jhm doch die Brück auffthet.

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PRINCIPISSA.Vorwar der Narr hat recht geredt.

Hie gehet die Fürstin dem Hertzog entgegen / Hertzt vnd empfenget jhn / dicens.

Mein Hertz / ich thu euch hoch entpfangn / Ach Gott / wie ist es mir gegangn / Dieweil jhr aus gewesen seid / Ich mein das war ein Hertzenleid.

Hie kömpt der Albertus / schnell dem Vater aus dem Gemach entgegen vnd entpfehet ihn. Darauff fellt der Fürst dem Kinde vmb den Hals / hertzet vnd küsset jhn / dicens.

FRIDERICUS.Hilff Schöpffer Himmels vnd der erd / Wie kömpts das ich ansichtig werd / Mein liebes Kind / das mit gefahrDes Lebens mir geraubet war.Es ist mir ja ein wunder sach.

ALBERTUS.Hertzlieber Vater / im gemach / Will ich euch das fein zeigen an.

FRIDERICUS, ad principissam.Wie dünckt euch vmb den losen Man / Vnd vmb sein gros verwegenheit?

PRINCIPISSA.Herr / das macht eure sicherheit / Blind vertraut ihr gros vnd klein.

FRIDERICUS.Ein Fürst sol nicht argwöhnisch sein.

PRINCIPISSA.Zu viel vertrauen ist auch nicht sein / Die mittelstras man halten sol / So stehts an allen orten wol / Sich vorsehn ist ein guter brauch.

FRIDERICUS.Ey was solt ich denn fürchten auch?Gros furcht / zum schaden offt geret.

PRINCIPISSA.Wenn jhr euch was gefürchtet het / Vnd mein wort nit in wind geschlagn / So bräuchten wir das creutz nicht tragn / Ein from Gemahl red auch aus Gott.

FRIDERICUS.Es ist wol war / ich hielts für spott / Das ich mich für des Kuntzens has / Solt scheuen oder fürchten was.Wo war denn das Gesindlein all / Graff / Schreiber / vnd die knecht im stallSampt andern Dienern gros vnd klein?

PRINCIPISSA.Wo werden die vergessnen sein? Im Stedtlein / bey dem bier vnd WeinDa sie zu hauff / nach einem schlag / Begiengen Kiliani tag / vnd blieben vber nacht aldan.

Sie weint

O Herr jhr habet schuldt daran! Straft ihr nicht die vollseufferey / Vnd die Gottslestrung mancherley / So man itzundt mit leichtem muth / An Fürsten Höffen üben thut,So werden wir mehr vnglücks krign / Vnd in dem Schlos vnsicher lign.

FRIDERICUS.Ich will es haben wol in acht.Gott lob, dass Albert heimgebracht! Christus helff auch dem Ernsten fort / Hat Euer lieb den nicht gehort / An welchem ort derselbig sey.

PRINCIPISSA.Schönburg hat mir berichtet frey,Das er solt sein im Franckenlandt / Wie jhm der Allbrecht hett bekandt / Drumb ging er auch zu dieser frist / Mit Reutern vnd mit Knechten gutt / Zu retten das vnschuldig bludt.

Actus V. Scena 4.Postboth, Scriba, Schonburg, Fridericus, Ernst, Albertus,

Principissa.

Hie bringt der von Schönburg den Ernestum auch zu Haus / darob die Eltern sich garhoch erfrewen.

POSTBOT.Ich bin ein Bott von schneller eyl / Hab heut gelauffen sieben meil / In fünffthalbn stunden mich versteht / Denn es hoch nötig sach angeht.Als nemlich das dem Fürsten schon / Ernestus sein geliebter Sohn / Sey unerhofft schon diese nacht / Dem Herrn von Schönburg zu gebracht.

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Hoia, Wächter, thu mir auff / Vnd trag schnell diesen Brieff hinauff / Zum Herrn / das er in einem nu / Denselben brief da lesen thu / Es ist gar viel gelegen dran.

SCRIBA.Gib her den Brieff du lieber Mann / Ich will es schleunig richten aus / Du aber bleib hie vor dem Haus.

Hie mus man einen Tisch setzen / vnnd 5. Schemel darbey / das die ankommende Personen / darauff sitzen können. Der Fürst kömpt mit seinem Gemahl vnd Alberto heraus / vnd spricht zum Boten.

FRIDERICUS.Bistu mein Mann / der frölich Bot?

Der Bote verneigt sich schweigend, Friedrich sagt:

Du hast verdient ein Botenbrot / Nim hin die funfftzig Gülden rot / Vnd brauch sie wol in deiner Not.

POSTBOT.Das zahl Eur Gnad der gute Gott / Allhie vnd dort im Gnadenbund.

FRIDERICUS.Wie helt sichs / ist mein Sohn gesund?

POSTBOT.Herr, in einer halben stundt / Wird der von Schönburg kommen dar / Vnd jhn euch bringen offenbar.Hört da / ist er doch schon vorhandt.

FRIDERICUS.Laufft schnell jhr Diener alle sampt /

Hie laufen / Lackey / scriba / Satelles / bald dahin.

Vnd führt die werden Gest herauff / Dass ich dem Sohn entgegen lauff.

Hie leufft er dem Sohn entgegen / fellt jhm vmb den Hals / küsset ihn vnd spricht.

Ach guter Sohn / mein liebes Kind / Gott lob das ich dich lebend find.

Beide blicken zur weinenden Principissa, Ernst geht und umarmt sie.

ERNESTUS.Frau Mutter, weint doch nicht so sehr / Sondern sagt Christo danck vnd ehr / Das es mich sampt dem Brüderlein / Bewaret hat vor Todes pein.

Er wendet sich zu Albertus, umarmt ihn.

Wilkom / mein liebes Brüderlein!

FRIDERICUS ad Schonburg.Schönburg / dein Faust mir reichen thu / Ich heis aus meinem Hertzen from / Dich als mein’ besten Freund wilkom / Bitt / sitz an meine Taffel her / Vnd sag mir kürtzlich ohn beschwer / Von wem / wenn / vnd aus welchem landDir Ernst mein Sohn sey zu gesand / Denn dir zum besten ists bewust.

SCHÖNBURG.Das will ich thun mit aller lust.Dieweils den Räubern ward bekannt Das Kuntz durch Gotts und Köhlers HandGefangen und man auff der stet / Ihnen hefftig nach folgen thet / Da hats dieselben hart gereut / Vnd haben / als bußfertig LeutGutwillig / heint in dieser nacht / Den Ernst in mein Behausung bracht.Vnd mich gebeten allerwegn / Bey eur Genaden anzuregn / Vmb schenckung jhrer schuld vnd pein / Wofern es immer könnte sein.

FRIDERICUS.Ich will zu Freyberg die Geselln / Im kurzen vor Gerichte stelln.

Ad Schonburg.

Wie viel hastu denn Dieb bey dir?

SCHÖNBURG.Erstlich / so ist der Kuntz bey mirMit fünff Personen / sampt dem Koch / Der den schuft durch ein Loch / Mit fünff Personen stiller massn / Bey nacht / hat in das Schlos gelassn.Darnach die beyd so heint zu nacht / Ernestum1 haben zu mir bracht / Vor welch ich hefftig bitten thu.

FRIDERICUS.Mein Schönburg gib dich nur zu ruh / Wolln schauen wie wirs werden machn.Das wir recht thun in allen sachn .

SCHÖNBURG.Stans haec loquitur.

Auch bitt ich für den Comes gut /

1 Ernestum ] Albertum (hs. korrigiert).

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Der sich gar hoch besorgen thut / Vor harter straff. Ich bitt mit neignEur Gnad / wol jhm genad erzeign.

FRIDERICUS.Dieweil er nicht / aus frechem sinnGesündigt hat / (ob man wol zwarSein thun / nicht kann entschüldgen gar)So mag er in genaden sein.

PRINCIPISSA.Ey es war gleichwol nicht gar fein / Das er im Stedtlein soff vnd fras / Vnd seines hohen Ampts vergas. / Hätt er nur than / was er geschworn!

SCHÖNBURG.Genedigst Fürstin hochgeborn / Fürwahr, wenn es der gute ManGewust / so hett ers nicht gethan.

FRIDERICUS.Nu kompt wir wollen vns bedenckn / Was ich dem Köler werde schenckn / Der von des Kuntzens hohe pracht / Hat mein Albertum los gemacht.

Actus V. Scena V.Friedericus, Schonburg. Albertus,

Pitack, Principis, Ernestus, Rumpelt.

Hie wird Pitack begabet / vnd Rumpelt krieget auch guten bescheid / auff sene vorangebrachte Supplication.

FRIDERICUS

Ich will, dass das auff diesen tag / Der Köler sich außlesen mag / Von vnser gnad zu bitten frey / Was jhm am allerliebsten sey / Wie ichs jhm denn auch geben will / Vnd wenn es gleich wer noch so viel.

SCHÖNBURG.Fürwahr / das ist das beste ziel / Eur Gnaden thun gar wol daran.

FRIDERICUS.Wo ist denn nur der selbig Man / Kan er vns denn nicht kommen für?

ALBERTUS.Gar kürzlich stund er an der Thür / Ich sah jhn bey den andern wol.

Hie spricht Albertus zum Lackeynen / der vorm Tisch stehet.

Geh / sprich das er rein kommen sol / Er hat ein Feder auff dem Hut / Vnd fast ein wenig schielen thut / Du wirst jhn wol bald treffen an.

Hie geht der Lackey hin / vnd bringt dem Pitack vor den Tisch / darnach spricht Albertus zum Vater.

Herr Vater / schawt hie ist der Man / Der mich nechst Gott behertzter weis / Dem Kuntzen aus dem Rachen reis /

FRIDERICUS.Nu weil du bist derselbig Heldt / Durch den die Göttlich Maiestat / Den Goliath erleget hat.So wis / das du nach deinem Geist / Einer verehrung wirdig seyst / Als eine sonderlich Person / Die Gott erweckt aus seinem Thron.Doch stell ich dir dasselbig heim / Dich darauff zu bedencken fein / Was du wol meinst im Hertzen dein / Das dir zum liebsten möcht gesein.Dasselb heisch nur getrost von mir / Sieh, ich wils ehrlich geben dir / Vnd wenn es noch so stattlich wär.

PITACK.Ey ich möcht bitten allzuschwer / Eur Gnad verehr mir was sie wol /

FRIDERICUS.Das Kind ein namen haben sol / Bitt nur getrost von Hertzen grund / Vnd sag heraus mit vollem Mund / Was dir in deinem Hertzen leit.

Hie felt der Köler nider auff seine Knie vor den Fürsten vnd spricht.

PITACK.Wolan / so bitt ich diese zeit / Das Ewr Genad bey meinem lebn / Mir wollten so viel Kolholtz gebn / Als ich bedürfft durchs gantze Jar / Zu meiner Nahrung jmmerdar / Ohn Zins vnd Zoll mit freyem Paß.

FRIDERICUS.Nein hört doch welch ein bitt ist das:O Sancta tu Simplicitas,Wolan steh auff / ich wil dirs gebn / Vnd ander hohe ding darnebn / Die ich dir wil nach Edler massn / In ewigkeit verschreiben lassn.Geh hin im fried / trinck Wein vnd Bier

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Vnd danck dem Schöpffer neben mir / Ich wil aus dir ein Juncker machn.

PITACK erhebt sich und sagtHilff Gott ich bin nicht werd der sachn / Doch weil mirs Ewer Gnaden gan / So nem ichs mit dancksagung an / Vnd wünsch Eur Gnaden alles guts.2

FRIDERICUS.Geh hin / vnd sey nur gutes muts.

Pitack und Schönburg gehen ab.

FRIDERICUS zu Principissa.Hertzliebste / da der liebe Gott / Erlöset hat vons Teuffels spott / Die beyde vnser Kinderlein /

Er zeigt auf sie.

So wolln wir jhm auch danckbar sein.Ich wil von heut an überal / Den armen Menschen im Spital / Vnd andern Leuten in den Gassn / Ein ewig Spendt verordnen lassn.Deßgleichen auch auffs allerbest / Außruffen lass / ein frewden Fest.Den tüchtgen Jungen hier im LandGeb ich von heute wol bekannt /Das ich ein hohe Schul wil stiftendarvon das erst Gebäud’ errichten.Wie dünckt euch vmb den vorschlag wol?

PRINCIPISSA.Ein solches man nicht lassen sol.

Hie hat der Schönbürger / auff bitt / den Rumpelt mit sich in die Stuben genommen / vnd als der Hertzog sein gewar wird / fragt er den Schönburg vnd spricht.

FRIDERICUS.Was ist denn jens dort für ein Man?

SCHÖNBURG.Er ist dem Pitack zugethan / Vnd hat den Kuntzen mit der stangn / Auch helffen in dem Walde fangn / Hett eur Genad was anzulangn / Von wegen etlicher beschwer.

FRIDERICUS.Du mann / kom doch was näher her / Vnd sag: was ist denn dein beger? Sag ohne schew / was mangelt dir.

2 guts ] gus.

RUMPELT.Ich war vor wenig tagen hier / Vnd bracht ein Bettelzion / An euer hoch Genaden schon / Vns armen Köler bey den altn / Järlichen Zinsen zuerhaltn / Versteht des Kolenholtzes wegn / Vns keine neurung auffzulegn.Dem Schreiber schanckt ich einen Hahn / Denselben nam er lieblich an / Aber er halff mir nicht ein biß / Sondern ein groben Possen riß.Vnd lies mit Clausen oder Matzn / Mich armen ziehn die strebekatzn / Das ichs noch fühl zu dieser fahrt / Darnach verstutzt er mir den Bart /

Er zeigt seinen Bart.

Wie jhr wol seht zu dieser frist / Das er mir noch gar strümpfflich ist.Schawt Herr / so wird’s gerichtet aus / Wenn Eur Genad nicht ist zu Haus / Das ist mein klagen jnniglich.

FRIEDERICUS ad Schonburgum.Mein lieber Schönburg geh doch du / Zum Schreiber / vnd jhm sagen thu / Das er bald in der Köler sach / Ein richtige verschreibung mach / Ich will sie selber siegeln bald.

Ab.

RUMPELT zum Schönburg.Ist’s alles, Herr, was ich erhalt? Wo bleibt denn mein Cappauner zart / Vnd abgeschnittner schöner Bart / Mus ich den spott zum schaden tragnß

SCHÖNBURG.Du darfst jhm eine Pritzsche schlagn.

RUMPELT.Herr Schönburg ich will nicht viel sagn / Fürwahr, ich thets wol unvergönnt / Wenn ich sein mechtig werden könnt.

SCHÖNBURG.Du darfst es machen, wie du weist. / Schaw das du nur vorhanden seyst / Wenn dir derSchreiber von den dingn / Wird selber die verschreibung bringn.

Ab.

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RUMPELT.Hilff Gott / es wird mir noch gelingn / Dem Schreiber seinen spott zu zahln / Vnd wenn er köndte töpfflein mahln.

Actus V. Scena VI. & ultima.Rumpelt, Pitack, Morio & Scriba.

Hie kömpt der Schreiber / bringet dem Rumpelt die ver-schreibung / die Köler ergreiffen jhn / vnd Pritzschen jhn.

RUMPELT

Ach das ist mir ein grosse freud / Das ich bekommen den bescheid / Hinfurt sampt meinen mitgeselln / Das Holtz im alten Zins zufelln.Schaut obs nicht hilfft wenn da ein man / Die Herrschafft selber redet an / Vnd jhr sein not mit sanfftem mut / In aller warheit klagen thut.

PITACK hic venit.Ho Nachbar Rumpelt ohne list / Wie kömpts / das du so lustig bist / Was hastu vor bescheid empfangn?

RUMPELT.Gott lob es ist mir wol gegangn.Als bald ich nur mein not erzalt / Vnd auch gedachte der gewalt / Die mir der dicke Schreiber fett / An meinem Bart erzeiget hett.Da sprach der Fürst / „all deine wort / Hab ich, mein Mänlein, wol gehort / Gib dich zu fried / der Schreiber sol / Balt ein verschreibung stellen wol / Das jhr das Kolholtz / wie sichs fügt / Nach alter pflicht gebrauchen mügt / Ich wil sie selben siegeln zu / Geh hin vnd mir vertrawen thu.“Darauff danckt ich / gieng meiner fahrt /

PITACK.Was sagt er denn zu deinem Bart?

RUMPELT.Er lächelt vnd doch zornig ward / Das mir vom Narren mit der Scher / Derselb so krumb verschnitten wer.Mein hör doch / was ich in der still / Noch ferner dich berichten wil / Der Schreiber wird in dem Refir / Das Schreiben selber bringen mir. Wie dünckt dich / sol ich’s wagen /

Dem Schreiber hier die pritsch zu schlagen,Dieweil wir gönstig Herrschaft haben?

PITACK.O das sind vnbestendig gabn.

RUMPELT.Es ist mir zwar gar wol bekand.Aber was schadts / da mir dasselbe ebnDer Herr von Schönburg nach gegebn /Was sols denn haben vor gefahr?

PITACK.Mein lieber Nachbar / ist das war? So wil ich dir gut beystand leisten.

RUMPELT.Nein lieber schau / dort komn die Dreisten.

MORIO hat ein Briefflein.Ihr gute freund / sollt nicht mehr leidn / Hie bring ich euch ein Brieff bescheidn / Das man euch nicht vexiren sol.

SCRIBA

Ihr lieben Köler Ehren vol / Auff eure Petition / Bring ich euch hie von mein Person / Ein gut verschreibung unverrückt / Des Fürsten Daumrinck draufgedrückt,Dass jhr wol dürft / wie vorhin / Im alten Zins / mit leichtem sin / Das Kolholtz fellen für vnd für / Doch das jhr mir gebt mein gebür.

RUMPELT.Mein lieber freund / das dancken wir / Dem frommen fürsten / vnd nicht dir.Behüt dich ja der Lucifer / Das du nicht werdest vnser Herr / Wie solstu mit vns halten Haus?

SCRIBA.Ey gib mir mein Gebür heraus / Du wirst mir nicht das mein absprechn.

RUMPELT.Hör las vns mit einander rechn / du bist nur mehr als ich wol dir.

SCRIBA.Sieh Kerl / was hastu denn mit mir?Was hastu mir wol zugemessn?

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RUMPELT.Du hast mein Capphan auffgfressn / Vnd mir gedient keins Hellers wert.

SCRIBA.O lieber / der ist lang verzehrt / Den kriegstu nu nicht mehr gantz von mir.

RUMPELT.Behalt den auff gefressnen dir / Vnd zahl mir jhn was er mich stund / Oder ich will mit warem grundZum Fürsten gehn / vnd dich verklagn /

SCRIBA.Bey leibe nicht / thu mir nur sagn / Was ich dir dafür geben sol.

RUMPELT.Ein halben Taler hörstu wol / Ich mus auch haben was gewin.

SCRIBA.Ey all zu teuer / doch nim jhn hin / Vnd brings nur vor den Fürsten nicht.

Hie will er weg gehen / aber Rumpelt zieht in bey dem Rock oder Kappen wider zurück / vnd spricht.

RUMPELT.Halt / es ist noch nicht alls verricht / Ich hab dich mehr zu sprechen an.

SCRIBA.Wie so / was hab ich dir gethan?Ich halt fürwahr es träumet dir.

RUMPELT.Er zeigt den Bart.

Sihstu auch meinen Bart allhir / Den du mir als ein schlimmer GastMit diesem Narrn verschnitten hast?Fürwahr du mir nach meiner lust / Ein Katz auch wider halten must.Kom Pitack vnd jhn tapffer halt.

Pitack greift zu.

SCRIBA.Ihr Köler thut mir kein gewalt.

PITACK.Hör lieber Schreiber wolgestalt / Dieweil du hast nach deinen sittn / Meim Nachbar seinen bart verschnittn / So mustu (solts der Kuckuck waltn)

Vns wider eine Pritzsch außhaltn / Das kann vnd mus nicht anders sein.

Als der Narr das sihet / leufft er eylend dauon / vnd schreyet aw / aw / aw / vnd aw / welches Rumpelt nicht gewar wird.

RUMPELT.Mein Kerl gib dich gedüldig drein / Oder ich geh zum Fürsten nauff / Vnd wil jhm sagen allzuhauff / Wie du wol hatst besoffen dich / Zur zeit als du behönest mich / Vnd leffelst mit der dicken Magd.

SCRIBA.Das leugstu / wer hat dirs gesagt?Es pflegt ja nicht zu sein mein brauch.

RUMPELT.Ich sah es wol / vermerckt es auch / Als du jhr griffest nach dem Bauch / Wer besser gwest / du hetst geschriebn.Pitack / wo ist der Narr gebliebn?Er must ertragen gleiche pflicht.

PITACK.Der Schelm entlieff / sahstu es nicht / Ey wie er gieng / der feige Hundt?

RUMPELT.Mag hin / wir haben hie den grundt / Vnd recht selb schüldgen Principall / Der mus die Zech / bezahlen all / Nu leg dich Schreiber auff die Banck / Leg dich / Leg dich / vnd machs nicht lang / Oder wir legen dich mit zwang.

SCRIBA.Ach mein geliebten Köler blanck / Ich bitt wolt solches lassen nach / Ich will hinfurt in aller sach / Euch fördern helffen wo ich kan.

RUMPELT.O nein / mein man / du must daranVnd hetstu einen Pantzer an / Leg dich / ich wils wol machen fein.

SCRIBA.Dieweil es nicht kan anders sein / So schmeis doch her nach rechtem ziel / Vnd thu mir auch nicht allzuviel.Verschon des dinges vmb das holl.

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RUMPELT.Gib dich zu fried / ich weis es woll / Reck nur den Steiß / wol hinden aus / Das ich kann halten / Tact vnd Paus.

Hie leget sich der Schreiber vber die Banck / Rumpelt nimpt das Pritzscheid in die Hand / vnd singet das folgende Lied im Thon / der Kuckug hat sich zu tod gefaln / von / etc.

Erbey vnd helfft mir allzumal / ein Pritzschen recht verbringen / vnnd thut mir fein mit lautem schall /

die folgend wort nach singen.H

Es leuchten wie die Morgenstern / die wolgeachten Schreiber / vnd haben lieb / in ehren gern / die seuberlichen Weiber.

Welchs denn auch nicht schad allzuviel / wenn nur die Edlen Knaben / darinnen halten rechtes ziel / vnd Gott vor augen haben.

Sie sind in jrem Ampte wach / recht fleißig wie die Bienen / vnd vmb gebür / in mancher sach / vielln guten Leuten dienen.

Davon sie haben Lohn vnnd Heyl.Auch reich zu freyen hoffen / ja wenn sie nicht zum meisten theil / so schendlich wern versoffen.

Aber das liebe Sauffen macht / das mancher im Gefihder / vor einen Jecken wird geacht / vnd Körbert hin vnd wider.

Item / wenn einer mit der Hand / gebrauchet arge tücke / so hat er zu dem Ehrenstand / kein sonderlich gelücke.

Wie denn auch dieser hat gethan / dem wir die Pritzsche schlagen / der auffgefressen einen Han / vnd schmauch von Hoff getragen.

Darumb du Schreiber / denck daran / hilff auch dem Bawr Geschlechte /vnnd spott nicht mehr ein armen Mann / steh auff vnd danck dem Rechte.

Hie steht der Schreiber auff / vnd giebt dem Köler die Hand / mit dancksagung. Darnach singen sie die folgen-de drey Verß (loco Epilogi) allzusammen.

Nu wisset sämptlich in gemein / jhr klein vnd grossen Stende / das vnser war Comoedig fein / erlanget hab jhr ende.

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