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Problematik: Bienenwachsqualität
Birgit EsterlSteirisches Imkerzentrum
• Bienenwachs war früher wertvoller als Honig!
• Erst durch Elektrizität und synthetische Wachse verlor es an Bedeutung.
• Betriebsmittel?
• Heute wieder ein sehr begehrter Rohstoff!
Wie Gold…
Wachse: pflanzlichen od. tierischen Ursprungs.
Allgemein: fettliebende und in H₂O nahezu unlösliche org. Verbindungen.
Raumtemperatur fest, mit zunehmender Temperatur knetbar und über dem Schmelzpunkt in flüssigen Zustand übergehen.
Definition Wachs
Spezifische Dichte von 0,96 bis 0,97 g cm³
Schmelzpunkt liegt zw. 61 bis 66 °C
Besteht aus über 300 unterschiedlichen chemischen Verbindungen.
Kann je nach geografischer Herkunft und Verbreitung verschieden sein.
Eigenschaft von Wachs
Abhängig von der Tracht und der Herkunft:
• Westliche Honigbiene: 14 -14,4 % Kohlenwasserstoffe
• Afrikanische Bienen: 11,5 % Kohlenwasserstoffe
Bienenwachs ≠ Bienenwachs!
• Wachs wird von Baubienen 12 bis 18 d produziert beginnt bei 3 d alten Arbeiterinnen, > zw. 9 und 12 d
• Stammt aus Wachsdrüsen (4. bis 7. Hinterleibs-Segment)
• Gute Pollenversorgung (5-6 d alten Bienen) ist Voraussetzung für gute Drüsenentwicklung.
Wachserzeugung
• Mittelwände = Imkerei
• Kerzen
• Pharmazie
• Kosmetik (Cremes, Salben, Pasten,
Lippenstiften…)
• Lebensmittel (Überzug und
Trennmittel)
Wofür wird Bienenwachs verwendet?
• Blickwinkel auf eines der wichtigsten Bienenprodukte ändert sich!
• Es ist Brutaufzuchtstätte, Lager für Honig & Bienenbrot sowie Sitzplatz der Bienen.
• Wirkstoffe aus Umweltverschmutzung, Landwirtschaft und Imkerei können darin konserviert werden.
• Mit Schadstoffen belastetes „Haus“!
MW können sich Pestizide bzw. fettlösliche TAM anreichern.
Bienen ergänzen die Mittelwände um ca. 1/3 des Gewichtes.
D.h. die Wabe besteht dann aus 2/3 des Wabenbaus aus recyceltem Bienenwachs!
Mittelwand!
1) Naturbau aus frischen von Bienen ausgeschwitztem Wachs, ohne MW errichtet. Sobald Honig, Brut oder Pollen gelagert wird verfärbt sich der Naturbau.
Wichtig für die MW-Produktion!
Unterschiedliche Wachsqualitäten
2) Entdeckelungswachs kommt dem Jungfernbau sehr nahe.
Kann aber Anteile von Altwabenund etwas Propolis enthalten.
Wichtig für die MW-Produktion!
Entdeckelungswachs
3) Baurahmenwachs ist nahezu 100 % frisch erzeugt und deshalb besonders hochwertig.
Wichtig für die MW-Produktion!
Baurähmchen
4) Altwaben eine oder mehrere Saisonen im Bienenvolk.
Brutwaben werden durch Exkremente der Larven, Larvenhäutchen, Kokons und Propolisreste immer dunkler (stabiler).
Zusätzlich sammeln sich Krankheitserreger an.
Bienen werden immer kleiner.
Honig kristallisiert schneller aus.
Fettlösliche TAM werden konserviert.
Altwaben
Mittelwand – welches Wachs wurde dafür verwendet?
Endprodukt – zurück in das Bienenvolk
MW-Bienenvolk
Wachsqualitäten
Die Wachsqualität nimmt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Bienen-volkes und die Qualität aller anderen
Bienenprodukte ein.
Die Verarbeitung von Altwaben zu Mittelwänden ist immer riskant!
Beim Entdeckel (Gabel) ca. 20 g Wachs/kg Honig.
35 g Wachs/ kg Honig Entdeckelungs-messer bzw. –maschine.
Ø 30 kg Honig/Jahr/Volk zw. 600 -1050 g
Entdeckelungswachs/BV.
+ 4 Baurahmen (1 BR = 75 g Wachs) =
300 g Wachs/BV.
1 BV/Jahr ca. 900 g reines, sauberes Wachs für MW-Produktion!
*Sehr unterschiedliche Zahlen (Literatur)
Produktionsmenge/Bienenvolk*
Wir möchten ein qualitativ hochwertiges Produkt!
Dafür sind wir alle mit verantwortlich!
Konventionelles Wachs = Spiegel unserer Gesellschaft!
D.h. der Imker/in bestimmt die Qualität des Bienenwachses!
Ziel
• Mittelwandherstellung meist aus alten, dunklen Waben!
• Dabei landen Wirkstoffe wieder im Bienenvolk.
• Nach dem Verzicht auf ihre Anwendung können Varroabekämpfungsmittel(Wachsmottenmittel und Repellents) > 10 Jahre in MW finden. = Recycling Prozess!
Bienenwachs hat eine Art „Gedächtnis“ für Anwendungen aus früherer Zeit!
Viele Stoffe, die heute nicht mehr verwendet werden, finden sich im Wachs!
Problematische Wirkstoffe können nicht aus dem Wachs entfernt werden!
Ursache: geschlossener Wachskreislauf!
Offener Kreislauf – modernes Wachsmanagement
Bienen-volk
Mittelwändegießen
reinigen auslassenReinigen
auslassen
Entdeckelungswachs
Drohnenbrut Naturbau
bebrütete Waben
Kerzen drehen
Kerzen gießen
X
Beim offenem Wachskreislauf gelangt kein Wachs aus Altwaben wieder in die Herstellung von Mittelwänden für das Bienenvolk!
Mittelwände gießenMittelwände
Sporen der Amerikanischen Faulbrut
werden bei normaler Verarbeitung
nicht abgetötet!
Das Wachs muss bei einem Druck
von 1400 hPa, 120 °C, 30 min lang
erhitzt werden!
Nur bei einem professionellen wachs-
verarbeitenden Betrieb möglich.
Kein eigener Wachskreislauf!
Krankheitserreger
In den 1990er Jahren wurde
mit Wachsanalysen begonnen!
Anstoß war die Honigrückstands-
analytik!
Paradichlorbenzol – Mittel gegen
Wachsmotten wurde im Honig
gefunden!
Beginn der Wachsanalytik
• Wachspartikel im Honig
• Migrationsprozess aus dem Wachs in den Honig!
• Honig in Form von Wabenhonig!
Einflüsse der Rückstände auf die Honigqualität!
• Stammen vorwiegend aus der Imkerei!
• Meist handelt es sich um synthetische Varroabekämpfungsmittel (TAM), Mittel gegen die Wachsmotte oder Bienen-repellent!
• Wachsverfälschungen
• bisweilen auch aus dem Pflanzenbau.
Wachsverunreinigungen – woher?
Je nach chemischen physikalischen Eigenschaften muss mit unter-schiedlichem Verhalten der Wirkstoffe im Wachs gerechnet werden!
Verhalten von Wirkstoffen im Wachs
Rückstände in Bienenprodukten
Zellwand (Bienenwachs)
Nektar mit fettlöslichenSubstanzen
Lipophile Wirkstoffe werden im Bienen-wachs gespeichert und stabilisiert.bzw. in Spuren wieder freigegeben.
Bienenwachs konserviert viele Stoffe. Ein Abbau im Wachs findet nur in wenigen Fällen statt (Verdünnung).
Wirkstoffe reichern sich bei häufiger An-wendung an und sind dann ab einer bestimmten Wachsbelastung auch im Honig, Bienenbrot oder Larvenfutter messbar!
Wachs - Honig
Larve im Futtersaft mitfettlöslichen Substanzen
Wie z.B. organische Säuren (A.S und O.S) können sich praktisch nicht im Wachs anreichern. (Bioimkerei)
Wasserlösliche TAM
Ätherische Öle (z.B. Thymol) verursachen hohe Rückstände werden aber durch die Ventilation bzw. Stockwärme wieder abgebaut.
Thymol diffundiert aus Wachs in Honig in linearer Abhängigkeit von der Konzentration!
Die Rückstände im Honig erhöhen sich mit jeder Anwendung.
Geschmacksschwellenwert von Thymol in Akazien- und Rapshonig liegt zw. 1.1 und 1.6 mg/kg.
Thymol-Präparate
Wachs kann fettlösliche Wirkstoffe aufnehmen bzw. auch wieder abgeben und speichern.
Dies gilt besonders für Pflanzenschutzmittel, Varroazide, Bienenabwehrsprays (Repellents)
Die meistens werden im Wachs stabilisiert bzw. konserviert (Jahrzehnte), ohne dass sie ab-gebaut werden.
Amitraz zerfällt im Wachs in Abbauprodukte die wiederum weiter reduziert werden bei der Wachsverarbeitung!
ABER: (Achtung Honig)
Fettlösliche TAM
Bayvarol-Wirkstoff Flumethrin verbleibt zumeist über lange Zeit im Wachs.
Andere Wirkstoffe wandern aus dem Wachs in den Honig, ins Larvenfutter oder in den Pollen
Wirkstoff Präparat
Flumethrin Bayvarol®, PolyVarYellow®
Coumaphos Perizin®, CheckMite®
Amitraz Apitraz®, Apivar®
Thymol ApiLifeVar®
Fluvalinat Apistan®, Klartan®
Chlorfenvinphos* Supona®
Paradichlorbenzol* Imker-Globol® etc.
DEET* (Dimethyl-m-toluamid) Fabi-Spray®
Wirkstoffe im Wachs
Coumaphos, DEET = ausgeprägte Wanderneigung
Beispiel Coumaphos:
Bienen, die in kontaminierten
Zellen aufwachsen, haben im
Körpergewebe die entsprechenden
Wirkstoffe, und produzieren
später auch rückstandsbelastete
Wachsplättchen!
Entfernen von Rückständen technisch schwierig meist nicht möglich!
Für die Herstellung von Mittelwänden gibt es keine verbindlichen Qualitätsstandards.
• Kann filtriertes Bienenwachs, von Schmutzpartikeln befreites Wachs sein.
• Es kann ein nicht mit Fremdwachsen wie Paraffin od. Stearin verfälschtes Wachs sein.
• Am wenigsten bezieht sich „rein“ auf den Wirkstoffgehalt im Wachs.
• D.h. Es fehlt eine eindeutige Begriffs-beschreibung.
Garantiert reines Bienenwachs…
Pharmakologische Substanz
Rückstands-höchstmenge
Amitraz Summe von Amitraz und allen Metaboliten 200 µg/kg
Coumafos (Perizin, Checkmite)
100 µg/kg
Flumethrin (Bayvarol) Keinen Höchstwert10 µg/kg*
A.S, O.S, Thymol Keine Höchstwerte, nicht geregelt
Tau-Fluvalinat (Apistan) Keine Höchstwerte
Verordnung (EU) Nr. 37/2010 der Kommission über pharmaklogisch wirksame Stoffe und ihre Einstufung hinsichtlich der Rückstandshöchstmenge in Lebensmitteln tierischen Ursprungs:
Rückstandshöchstmenge (MRL) Maximum Residue Limits
Gilt nur für H o n i g !
In der Analytik gibt es kein „0“ deshalb inoffizielle Wert 10 µg/kg
Verordnung EU Nr. 37/2010
Wabenhonig
Rückstände besonders bei der Waben-Honigproduktion bedenklich!
Honig sollte aber nur aus Imkereienstammen, welche keine Wachs-rückstände haben.
• Eigener Wachskreislauf• Biowachs….)
Verwenden von organischen Säuren!
Bei der Varroabehandlung.
Keine Bienenrepellents!
Im Wabenlager:
Im Kampf gegen die Wachsmotte sollte auf chemische Mittel verzichtet werden!
Kühle unter 10 °C!
Möglichst Jungfernwaben -
Eigener Wachskreislauf! Altwabenausscheiden!
Vermeidung von Rückständen
Verfälschungen
Weltweit werden 12.000 bis 20.000 t Bienen-wachs produziert.
China ist mit einer Produktion von 11.000 t Wachs (2014) führend. Aber auch andereLänder wie Korea, Argentinien, Australien,Türkei und Äthiopien mischen kräftig mit.
Verfälschungen von Wachs sind ein weltweitesProblem.
Verfälschungen von Wachs
Bienenwachs war immer nur begrenzt Verfügbar, deshalb haben Verfälschungen lange Tradition.
Im geringen Umfang vermutlich nicht schädlich für die Bienen.
Neue Situation: Schadwirkung auf Brutentwicklung!
✓Mittelwände (konventionell) 18,60/kg
✓Rückstandsfreie MW 25,90/kg
✓BIO-Mittelwände 30,90/kg
✓Wachspastillen 17,10/kg
Wachspreis 02.2019
Der Preis für Bienenwachs steigt weltweit stark an.
Die Nachfrage übersteig das Angebot!
Wird auch in Pharma-, Kosmetikindustrie… Kerzenherstellung benötigt.
Paraffin, Fette synthetische Ester sind im Vergleich zu Bienenwachs relativ billig. (gestreckt)
Ihr Zusatz zu BW erhöht den Gewinn!
Wachsverfälschungen
Paraffin ist ein Derivat aus der Erdölverarbeitung!Es ist eine Mischung von Kohlenwasserstoffen mit einer Kettenlängen von 20 bis 40 C-Atomen.
Es besitzt je nach Verunreinigung einen Schmelzpunkt zw. 45 – 70 °C.
Mittelwände aus mit Paraffin gestrecktem Wachs haben einen niedrigere Schmelztemperatur.
Sie können im Sommer unter Belastung zusammensacken.
Paraffin
Laut Literatur hat reines Bienenwachs einen Kohlenwasserstoffgehalt zw. 12 bis 16 % = Ø 14 % KW.
Ein Gehalt über 18 % zeigt eine Verfälschung durch zugesetzte KW an. z.B. Paraffin
RAL Gütezeichen = Bienenwachskerzen dürfen höchstens 18 % KW aufweisen!
Stearin hingegen ist ein Gemisch aus F.S. (Stearinsäure und Palmitinsäure) pflanzlichen und tierischen Ursprungs.
Es hat einen Schmelzpunkt von 52 – 55 °C.
Stearin kann das Wachs so hart manchen, dass die Brut nicht mehr schlüpfen kann.
Beide Materialien sind wesentlich billiger als Bienenwachs und werden wissentlich oder unwissentlich eingemischt.
Stearinverfälschung
Foto: Klaus Wallner
Für die Herstellung von Mittelwänden gibt es keine verbindlichen Qualitäts-standards.
Es kann trotzdem strafbar sein, ver-fälschtes Wachs zur MW-Herstellung in Umlauf zu bringen.
Qualitätsstandards für Wachs
Einführen von einheitlichenQualitätsstandards in der Imkerei
für Bienenwachs!!!
Forderung:
Vorsicht bei besonders günstigen Angeboten!
Nur Bienenwachs bzw. MW mit Zertifikat kaufen, in dem die Reinheit und Freiheit von Zusätzen bestätigt wird.
Bienenwachs bzw. MW sollten rückstandsfrei bzw. rückstandsarm sein.
Einen eigenen Wachskreislauf ohne Verwendung von Altwachs!
Was tun beim Kauf von Wachs?
Bei der Varroabehandlung auf fettlösliche TAM verzichten!
(= Organische Säuren + biotechnische Maßnahmen)
Ameisensäure und Oxalsäure sind wasserlöslich und lagern sich nicht im Wachs, wohl aber bei falscher Anwendung im Honig ab!!!
Bioimkerei?
Vermeidung von Rückständen aus TAM
• Bei der Anwendung von fettlöslichen TAM.
• Meist handelt es sich um rezeptpflichtige TAM
• Wachskreislauf achten! Kein belastetes Wachs zurück in den Bienenstock!
• Auf Anwendungsmanagement achten (Rotationsprinzip) der Wirkstoffklassen!
• Sonst Rückstände in Bienenprodukten und Resistenzen!
Vermeidung von Rückständen aus TAM
• Keine nicht zugelassenen Tierarzneimittel, sonstige Mittel verwenden (Rebellens)
• Die zugelassenen TAM nur in angegebener Dosierung und vorgeschlagene Zeitfenster verwenden. (O.S. bzw. A.S)
• Keine Agrarflächen an wandern, die mehrfach gespritzt werden.
• Verzicht auf MW aus Altwaben
• Mittelwände nur beim Hersteller ihres Vertrauens kaufen.
• Viel Wachs selberbauen lassen
• Eigener Wachskreislauf!
Was muss der Imker tun?
Danke für die Aufmerksamkeit!