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»Aktive europäische Zivilgesellschaft« in Deutschland Die Europäische Union fördert Projekte zivilgesellschaftlicher Organisationen

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»Aktive europäische Zivilgesellschaft« in Deutschland

Die Europäische

Union fördert Projekte

zivilgesellschaftlicher

Organisationen

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Mit der Unterstützung der Europäischen Union aus dem Programm

»Europa für Bürgerinnen und Bürger« sowie des Bundesministeriums

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufgrund eines Beschlusses

des Deutschen Bundestages.

Die Europäische Kommission und die Exekutivagentur Bildung,

Audiovisuelles und Kultur übernehmen keine Verantwortung für die

Inhalte dieser Publikation.

Die Verantwortung liegt bei den Autor/innen.

Projektleitung und Redaktion:

Christine Wingert-Beckmann

Autor/innen aller nicht namentlich

gekennzeichneten Texte:

Monika Lühn, Mirko Schwärzel

und Christine Wingert-Beckmann

unter Mitarbeit von Julia Gabel,

Jakub Kopinski und Negar Pourrezaie

Herausgeber:

Kontaktstelle Deutschland »Europa für

Bürgerinnen und Bürger« bei der Kultur-

politischen Gesellschaft e. V. (KS EfBB)

in Kooperation mit dem Bundesnetzwerk

Bürgerschaftliches Engagement (BBE)

© 2010, alle Rechte vorbehalten

Gestaltung und Layout:

Karin Dienst

Schutzgebühr: 2,50 Euro

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Inhalt

05 Grußwort

Generaldirektor Claus Haugaard Sørensen

7 Grußwort

Ministerin Dr. Kristina Schröder

09 Europa erleben, verstehen, diskutieren und gestalten

Christine Wingert-Beckmann

13 Zivilgesellschaft und Staat

Bernd Wagner

16 Europäische Zivilgesellschaft als Partner

der Europa-Politik

Jo Leinen

36 Kreisauer Modell

Internationale Konferenz für Menschen

mit Behinderungen 2007/2008

39 Der Egeria-Weg

Frauenpilgerweg für ein gemeinsames Europa 2008

42 European Global Education Days

Veranstaltungsreihe zu Globalem Lernen 2008

45 Gesundheit – höchstes Gut?

Multilaterale Tagung 2008

19 Eine europäische Zivilgesellschaft braucht

Öffentlichkeit

Mirko Schwärzel

23 Auf der Suche nach dem europäischen

Demokratiemodell

Die Aufgaben der politischen Bildung

Eckart D. Stratenschulte

27 Interkultureller Dialog als europäisches Politikfeld

Sabine B. Frank

31 Die EU fördert transnationale Zusammenarbeit

Monika Lühn

48 RADAR – Rural Areas Defence Against Racism

Multilaterale Konferenz 2008/2009

51 Europakompetenz für Migranten

Seminarreihe 2008/2009

54 Vote Europe!

Internetplattform zur Europawahl 2009

57 Kreativ in Europa

Kreativworkshops für Jugendliche 2009

Europäische Projekte

im Kaleidoskop

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60 Meilensteine der Demokratie –

Europäische Erinnerungen

Weimarer Sommerkurse 2009

63 Kreatives Europa – Dynamisches Europa

European Youth Parliament, Helsinki 2009

66 Demokratie in Bewegung – democracy in motion

Dokumentation einer Reise 2009

69 The Voice of Europe

Trainingsseminare für Jugendliche 2009

72 Peace Project Europe – civil society dimensions

Veranstaltungsreihe zur Friedensarbeit in Europa

2009/2010

75 Adventure Sphere Europe – Erlebsnisraum Europa

Lehrbuch zur europapolitischen Bildung 2009/2010

78 Europäische Straßenpartnerschaft

Deutsch-italienisches Begegnungs projekt 2010

81 Reiseassistenz für Menschen mit Behinderung

Ausbildung zu ehrenamtlichen Reise begleitern 2010

84 www.european-online-learning.eu

Interaktive Internetplattform zu Europa 2010

87 PUC – Participation in Urban Climate-Protection

Publikation zu Bürgerbeteiligung im Klimaschutz 2010

90 OpenForum – Volunteering 2011

Seminarreihe zum Europäischen Themenjahr 2011

92 Dein Engagement – Gesellschaft aktiv mitgestalten

Seminar für Jugendliche 2011

94 Geförderte Projekte aus Deutschland

von 2007 bis 2010 – Überblick

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wollen besser zuhören, um die Ansichten

und Anliegen der Öffentlichkeit zu ver-

stehen, wir wollen besser erklären, wie

die Politik der Europäischen Union sich

auf den Alltag der Europäer/innen aus-

wirkt, und wir wollen die Bürger/innen

auf lokaler Ebene einbeziehen.

Eine Devise ist: Wir wollen »Europa

den Bürgerinnen und Bürgern näherbrin-

gen«. Die große Herausforderung besteht

darin, komplexe Sachverhalte anschau-

lich darzustellen – nehmen wir zum Bei-

spiel den Stabilitätspakt. Um Menschen

jeden Alters zu erreichen, müssen wir

ganz unterschiedliche, auch innovative

Vermittlungsformen und Medien nutzen

und neue Formate entwickeln. Dazu brau-

chen wir Fachkräfte der Europabildung

und Menschen vor Ort, die sowohl in

schulischen als auch außerschulischen

Kontexten Europa vermitteln können.

Sie können von den Bedürfnissen und In-

teressen des Einzelnen im alltäglichen

Leben ausgehend (zum Beispiel eine gu-

te Ausbildung zu erhalten, einen Job zu

fi nden oder gute Lebensmittel kaufen zu

Eine Brücke zwischen

den Bürgerinnen und Bürgern

der Europäischen Union

Wie wichtig es ist, eine Brücke zwischen

den Bürger/innen und der Europäischen

Union zu schlagen, haben uns – insbe-

son dere im Zuge des Scheiterns der EU-

Verfassung und der Erarbeitung eines

neuen EU-Vertrages – die vergange nen

Jahre gezeigt. Die Europäische Union hat

eine ganze Reihe von Aufgaben über-

nommen, die sich in vielfältiger Weise auf

das Leben der Bürger/innen auswirken.

Die Kommunikation der EU mit den Bür-

ger/innen muss mit dieser Entwicklung

Schritt halten, dafür setzen wir uns ein.

Nun gibt es unterschiedliche Beiträ-

ge zum Bau dieser Brücke: Verbesserung

der Rechte und Partizipationsmöglich-

keiten der Bürger/innen, fi nanzielle Un-

terstützung ihrer Aktivitäten und Kommu-

nikation. Für unseren Beitrag dazu haben

wir als Generaldirektion Kommunikation

uns drei Grundsätzen verschrieben: Wir

können) die Vielfalt Europas greifbar ma-

chen. Sie können Interesse wecken und

Aneignungsprozesse initiieren.

Nun ist dies nur die eine Seite der

Medaille. Den Bürger/innen etwas »brin-

gen« zu wollen, ist nur bedingt erfolg-

reich. Die andere Seite ist deren Mitge-

staltung der Gesellschaft, die auf unter-

schiedlichen Ebenen geschieht: Die eine

Ebene ist die Teilhabe von Bürger/innen

an politischen Entscheidungsprozessen

(durch diverse Instrumente der Bürger-

beteiligung, durch Wahl- und Mitbestim-

mungsrechte), die andere ist das Engage-

ment des Einzelnen für gesellschaftliche

Herausforderungen im lokalen Bereich,

wie soziales Engagement, Umweltschutz-

aktivitäten, kulturelle Betätigung oder

Ehrenamt im Sport. Auf dieser zweiten

Ebene sind bereits heute viele Menschen

in die gesellschaftliche Gestaltung ein-

bezogen und dazu häufi g in Bereichen,

die von europäischer Relevanz sind.

Die europäische Bedeutung dieser

Aktivitäten stärker ins Bewusstsein zu he-

ben, sowohl bei den Engagierten selbst

GRUSSWORT VON GENERALDIREKTOR CLAUS HAUGAARD SØRENSEN

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Claus Haugaard Sørensen

Generaldirektor der General-

direktion Kommunikation der

Europäischen Kommission

als auch bei der Öffentlichkeit, ist uns

ein wichtiges Anliegen. Dafür brauchen

wir Multiplikatoren, allein schaffen wir

das nicht. Ein wichtiger Baustein ist das

»Europäische Jahr der Freiwilligentätig-

keit zur Förderung der aktiven Bürger-

schaft 2011«. Daneben wollen wir po-

litische Gestaltungsspielräume aufzei-

gen, zur Beteiligung von Bürger/innen

an unseren öffentlichen Konsultatio-

nen motivieren und den Austausch zwi-

schen Politiker/innen und Bürger/in-

nen fördern. Es reicht nicht, wenn Poli-

tiker/innen nur unter sich bleiben.

Als ein hilfreiches Werkzeug für den

Brückenbau ist seit Anfang 2010 das

Programm »Europa für Bürgerinnen und

Bürger« in die Verantwortung der Ge-

neraldirektion Kommunikation überge-

gangen. Es fördert Austausch, Vermitt-

lungsarbeit und Partizipation in Europa

– dafür liefert die vorliegende Publika-

tion anschauliche Beweise.

– Ohne Bürger geht in Europa nichts!

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Rahmenbedingungen für Engagement in

Deutschland zu verbessern, innovative

Ansätze zu unterstützen und Impulse für

eine wirksame Engagementpolitik auf

Bundes-, Länder- und kommunaler Ebe-

ne zu geben.

Ein wichtiges Element der Engage-

mentförderung ist die Anerkennung von

freiwilligen und ehrenamtlichen Leistun-

gen. Mit Auszeichnungen wie dem Deut-

schen Engagementpreis oder bundes-

weiten Veranstaltungen wie der alljähr-

li chen Woche des Bürgerschaftlichen

En gage ments, die seit 2004 vom Bundes -

netzwerk Bürgerschaftliches Engagement

organisiert wird, möchte das Bundes-

familienministerium die Aufmerksamkeit

der Öffentlichkeit und der Medien auf

die Vielfalt des bürgerschaftlichen Enga-

gements in Deutschland lenken.

Auch auf europäischer Ebene ist

bürgerschaftliches Engagement ein zen-

trales Thema. Das zeigt sich einmal mehr

mit dem Europäischen Jahr der Freiwil-

ligentätigkeit 2011. Neben einer Reihe

von Veranstaltungen, die in Deutschland

Bürgerschaftliches Engagement hat in

Deutschland viele Gesichter: 23 Millio-

nen Bürgerinnen und Bürger engagieren

sich in Vereinen, Verbänden oder Initia-

tiven, in kirchlichen, karitativen, sozia-

len oder kulturellen Organisationen, in

Umwelt- oder Bildungseinrichtungen, in

Schulen, Kindergärten oder Feuerweh-

ren und nicht zuletzt im Sport für das Ge-

meinwesen. »Ihr Enga gement verändert

das Leben der Engagierten selbst, es ver-

ändert das Leben ihrer Mitmenschen,

und schließlich verändert es auch unser

Land, das durch jede menschliche Zu-

wendung gestärkt und durch jede neue

Idee zur Lösung einer gesellschaftlichen

Herausforderung vorangebracht wird«,

heißt es in der Nationalen Engagement-

strategie der Bundesregierung, die am

6. Oktober 2010 verabschiedet wurde.

Mit dieser Nationalen Engage-

mentstrategie möchte die Bundesregie-

rung den Grundstein für eine zwischen

Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft

abgestimmte Engagementförderung in

Deutschland legen. Unser Ziel ist es, die

stattfi nden, werden wir uns dafür einset-

zen, dass dieses Jahr der Auftakt ist für

einen regelmäßigen Dialog der Mitglied-

staaten zu diesem Thema. Denn der in-

ternationale Austausch über Rahmen-

bedingungen und innovative Praktiken in

diesem Bereich ermöglicht einen gegen-

seitigen Lernprozess, von dem wir alle

profi tieren werden.

Das EU-Programm »Europa für Bür-

gerinnen und Bürger« bietet ein gutes In-

strumentarium, die europäischen Bezie-

hungen der Akteure in Deutschland zu

fördern. Ich freue mich, dass sich mit der

Kontaktstelle Deutschland »Europa für

Bürgerinnen und Bürger« und dem Bun-

desnetzwerk Bürgerschaftliches Engage-

ment zwei Partner gefunden haben, die

mit der Unterstützung meines Hauses

und der Europäischen Union in gemein-

samen Veranstaltungen und Publikatio-

nen die europäischen Förderungen bür-

gerschaftlichen Engagements in und für

Europa vermitteln. Mit der vorliegenden

Publikation geben sie Anstöße zur Aus-

einandersetzung mit grundlegenden Fra-

GRUSSWORT VON MINISTERIN DR. KRISTINA SCHRÖDER

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gen der Partizipation und des Engage-

ments in Europa. Zugleich machen sie

dieses Engagement mit seinen vielfäl-

tigen Themen und zahlreichen Beteilig-

ten sichtbar.

Dr. Kristina Schröder

Bundesministerin für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend

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EUROPA ERLEBEN, VERSTEHEN, DISKUTIEREN UND GESTALTEN

Von Christine Wingert-Beckmann

Die europäischen Institutionen besinnen

sich zunehmend auf die zivilgesell-

schaftlichen Akteure in Europa. Sie gel-

te es zu interessieren, involvieren, mo-

bilisieren und aktivieren, damit das Pro-

jekt »Europa« gelingen könne. Im Laufe

der zähen Verhandlungen um einen

neuen EU-Vertrag, die 2010 den Vertrag

von Lissabon hervorbrachten, verstän-

digten sich die Mitgliedstaaten und die

Institutionen der EU darauf, dass die

Bürgerinnen und Bürger in Europa bes-

ser informiert und stärker am europäi-

schen Integrationsprozess beteiligt wer-

den müssten, um das Interesse an der

EU und die Akzeptanz europäischer Po-

litik zu erhöhen. Der Lissabon-Vertrag

enthält nun partizipative Elemente, die

für die einzelnen Bürger/innen und die

organisierte Zivilgesellschaft Möglich-

keiten bieten, direkt an europäischen

Prozessen mitzuwirken.

Ziel der EU-Institutionen ist es

nicht nur, jeden einzelnen Bürger, jede

Bürgerin, ob jung oder alt, von den Vor-

teilen der Europäischen Union zu über-

zeugen. Vielmehr geht es darum, Behör-

den, Einrichtungen und Organisationen

auf lokaler, regionaler und nationaler

Ebene zu motivieren, im Rahmen ihrer

Aktivitäten europäische Themen zu be-

handeln sowie transnationales und in-

terkulturelles Handeln zu erproben.

Denn sie sind die Mittler zum Bürger;

sie sollen Interesse wecken, Kompeten-

zen vermitteln, aber vor allem Möglich-

keiten zur Partizipation an gesellschaft-

lichen Prozessen in Europa aufzeigen.

Förderprogramme der EU wie »Jugend

in Aktion«, »Lebenslanges Lernen« und

»Europa für Bürgerinnen und Bürger«

stellen wichtige Instrumente für die Er-

probung, Einübung und den Ausbau von

Partizipation in Europa dar.

Das EU-Programm »Europa für Bür-

gerinnen und Bürger« (2007–2013) hat

vor diesem Hintergrund an Bedeutung

gewonnen. In vielen Mitgliedstaaten

wurden in den Jahren 2008 und 2009

natio nale Kontaktstellen eingerichtet,

die Informationen über das Programm

verbreiten und potentielle Antragstel-

ler beraten, um eine Qualifi zierung der

Anträ ge zu erreichen. Mit ihrer Informa-

tionsarbeit tragen sie darüber hinaus

auf nationaler Ebene zur Diskussion

über die Stärkung der aktiven europä-

ischen Bürgerschaft bei. Das Bürger-

schaftsprogramm ist zwar fi nanziell we-

sentlich geringer ausgestat tet als zum

Beispiel das Jugendprogramm oder die

Bildungsprogramme – das Budget für

die siebenjährige Laufzeit beträgt gera-

de einmal 215 Millionen Euro für 27 Mit-

gliedstaaten –, aber da es für jegliche

zivilgesellschaftliche Organisations-

form sowie für Kommunen geeignet ist,

stellt es für den Bereich der Förderung

von Partizipation und Engagement ei-

ne gute Ergänzung zu den anderen Pro-

grammen dar.

Eine inhaltlich-programmatische

Schwierigkeit des Förderprogramms be-

steht darin, dass es sich dem Thema der

aktiven Bürgerschaft von zwei Seiten

nähert: Europa und die EU einerseits,

gesellschaftliche Teilhabe und Engage-

ment andererseits. Ziel ist es, sowohl

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alle Bürger/innen zur Teilhabe an ge-

sellschaftlichen Prozessen zu motivie-

ren und zu befähigen, als auch, sie in

politische Entscheidungen auf europäi-

scher Ebene einzubeziehen. Die Konzen-

tration auf die Frage nach einer Identität

Euro pas oder einer europäischen Identi-

tät der Bürger/innen ist in diesem Kon-

text eher unproduktiv. Sie kann normativ

missverstanden werden und damit Ab-

und Ausgrenzung erzeugen. Fruchtbarer

ist es, Identifi kation gleichsam als Aus-

gangspunkt und Ziel von Projektaktivitä-

ten zu defi nieren: Mit welchen Akteuren,

Themen oder Handlungsräumen iden-

tifi zieren sich die Beteiligten? Wie kann

man diese erweitern und Interesse we-

cken? Dies ist der praktische Ansatz, den

viele Projektträger wählen.

Eine konzeptionelle Klammer bieten

die vier Begriffspaare »Europa erleben«,

»Europa verstehen«, »Europa diskutie-

ren« und »Europa gestalten«. Sie lassen

sich als Prozess denken, der während

der transnationalen Projekte ablaufen

kann beziehungsweise zu dem diese Pro-

jekte beitragen. Am Ende dieses Prozes-

ses stünde das Ziel, die Menschen an der

Gestaltung Europas teilhaben zu lassen.

Dies ist allerdings eine recht schema-

tische Herangehensweise; die Realität

sieht etwas anders aus. Bleiben wir den-

noch zunächst bei diesem Schema:

»Europa erleben« – Dieser Aspekt

betont den Erfahrungswert transnationa-

ler Begegnung. Menschen, die in andere

europäische Länder reisen, treffen ande re

»Europäer/innen«, lernen kulturelle, so-

ziale, wirtschaftliche und poli tische Ge-

meinsamkeiten und Differenzen kennen.

Auch Gäste aus dem Ausland zu empfan-

gen, kann schon wichtige Erfah rungen

in dieser Hinsicht bieten und Neugier am

anderen Land, dessen Sprache(n) und

Kultur(en) wecken. Wer in Europa reist,

erfährt zudem die innere Grenzenlosig-

keit der EU und möglicherweise die Rela-

tivität ihrer äußeren Grenzen. Tatsäch-

lich ist die Mobilität der Einzelnen eine

hervorragende Möglichkeit, die Bereit-

schaft zur Auseinandersetzung mit dem

anderen, mit Unbekanntem zu schaffen

und so zum Austausch von Erfahrungen

und Wissen beizutragen.

»Europa verstehen« – Betrachten

wir den Bildungsaspekt des Programms:

Es möchte zum Fragen motivieren und

das Verstehen ermöglichen. Warum ist

die EU so, wie sie heute ist? Aus welchen

historischen Prozessen ist sie entstan-

den, auf welchen Werten gründet sie?

Dies sind Fragen nach Krieg und Frieden,

nach Wirtschaftskraft und Macht, aber

auch nach der Abgrenzung zwischen EU,

Europa und Nicht-Europa. Wer gehört da-

zu, wer nicht, warum nicht? Welche Ver-

einbarungen (im weitesten Sinne) gibt es

zwischen den EU-Mitgliedstaaten, welche

gemeinsamen Politiken, in welchen Be-

reichen gibt es nur Abstimmungen und

warum? Welche Institutionen wurden ein-

gerichtet, was tun sie, wie arbeiten sie

zusammen?

»Europa diskutieren« – Ein wichti-

ges Stichwort im Rahmen dieses Pro-

gramms ist »Debatte«. Erst der interna-

tionale Aus tausch mit anderen über die

genannten und weitere Fragen, über die

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Auswirkun gen der EU-Politiken auf ihren

Alltag – sei es im Bereich Soziales, Be-

schäftigung, Umwelt, Landwirtschaft, Au-

ßenbeziehungen, Jugend, Bildung oder

Kultur – kann zur Entwicklung neuer

Sichtweisen und Lösungsansätze führen.

Denn auch das soll dieses Programm leis-

ten: Auf lokaler Ebene im transnationa-

len Austausch mit Anderen Lösungen für

die großen gesellschaftlichen Herausfor-

derungen erarbeiten, wie die aktuelle

Finanzkrise, den Klimawandel oder die

Energieversorgung der Zukunft. So über-

nehmen die Bürgerinnen und Bürger Ver-

antwortung für »ihr« Europa, eigentlich

natürlich für globale Entwicklungsfragen.

»Europa gestalten« kann nur, wer

etwas über Europa, die EU und die Ent-

scheidungsprozesse weiß und wer Euro-

pa überhaupt eine Bedeutung im eige-

nen Leben beimisst. Teilhabe wird im

Rahmen des Programms ganz groß ge-

schrieben. Schon die aktive Einbindung

aller Beteiligten, insbesondere auch

von Menschen mit besonderen Bedürf-

nissen, mit Behinderungen oder anderen

Zugangsschwierigkeiten, wird honoriert.

Über diese individuelle Ebene hinaus

geht es um die Beteiligung an europäi-

schen Entscheidungsprozessen: Welche

Möglichkeiten der Partizipation und der

Gestaltung gibt es? Wie kann man sie

verbessern, wie kann man das Wissen

darum verbessern?

Begegnungen, Debatten, politische

Empfehlungen: Nun liegt es auf der

Hand, dass nicht alle Etappen in diesem

modellhaften Prozess vom Erleben zum

Gestalten in jedem EU-geförderten Pro-

jekt eine Rolle spielen. Je nach Adres sa-

tenkreis und je nach Projektträger sind

die Schwerpunkte verschieden und kön-

nen mehrere Aspekte umfassen. Der Be-

reich der Projektförderung des Pro-

gramms »Europa für Bürgerinnen und

Bürger« ist daher differenziert. Gefördert

werden unter anderem:

Bürgerbegegnungen im Rahmen von

Städtepartnerschaften (Aktion 1,

Maßnahme 1.1): Hier geht es in der

Regel neben dem Erlebnis der Begeg-

nung auch um das Verstehen und Dis-

kutieren europäischer Themen;

Vernetzungen von Partnerstädten, an

denen mindestens vier Kommunen

aus unterschiedlichen Ländern betei-

ligt sind (Aktion 1, Maßnahme 1.2):

In einer Reihe von Konferenzen wer-

den kommunalpolitische Themen

von europäischer Relevanz erörtert;

neben Erfahrungsaustausch und De-

batten geht es hier um die Erar bei-

tung neuer Lösungen, also um Gestal-

tungsprozesse auf lokaler und regio-

naler Ebene in Bezug auf europäische

Themen;

Veranstaltungen oder Publikationen

von Vereinen, Verbänden und ande-

ren zivilgesellschaftlichen Organisa-

tionen (Aktion 2, Maßnahme 3): Kon-

ferenzen, Workshops, Publikationen

oder Lehrmaterialien tragen wesent-

lich zum Verstehen und Diskutieren

bei, schaffen aber auch Plattformen

für Partizipation (nähere Informatio-

nen siehe Seite 31);

Bürgerprojekte wie Bürgercafés,

Bürgerpanels oder Bürgergremien: in

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großangelegten Konferenzen, Befra-

gungen und/oder Online-Konsultatio-

nen beteiligen sich Menschen aus

mindestens fünf verschiedenen Län-

dern an Debatten über europäische

Politiken; neben der Diskussion

geht es in diesen Projekten um die

Meinungsbildung: Die Ergebnisse der

Projekte werden den EU-Institutionen

in Form von Empfehlungen übermit-

telt, die in künftige Entscheidungs-

prozesse einfl ießen sollen.

Voneinander lernen und neue Lösungen

erarbeiten sind wesentliche Ergebnisse

europäischer Kooperationsprojekte. Sie

erzeugen unter anderem den so genann-

ten »Europäischen Mehrwert«. Der zu-

sätzliche Nutzen aus einem europäischen

Kooperationsprojekt sollte für die Betei-

ligten darin bestehen, dass ihre europä-

ischen Partner zusätzliche Fragestellun-

gen einbringen oder eine Fragestellung

um zusätzliche Themen erweitern. Durch

das Zusammenwirken der Partner mit

ihren jeweiligen Erfahrungen und unter-

schiedlichem Know-how sollten Ergebnis-

se erzielt werden, die eine Organisation

alleine nicht hätte erarbeiten können.

Die Frage nach dem »Europäischen

Mehrwert« lässt sich auch aus der Per-

spektive der EU als Förderinstanz stel-

len: Warum soll das vorgeschlagene Pro-

jekt mit EU-Mitteln gefördert werden?

Werden Europa, die EU, ihre Geschichte,

ihre Werte, die verschiedenen Kulturen,

die Institutionen, die Politik, die Errun-

genschaften der EU thematisiert? Werden

die Idee und die Realität der europäi-

schen Bürgerschaft nachvollziehbar ge-

macht und gestärkt? Was wird durch die-

ses Kooperationsprojekt erreicht, was

auf nationaler Ebene nicht zu erreichen

wäre? Für Projekte, die ausschließlich

auf lokaler oder nationaler Ebene ohne

die Beteiligung von internationalen Part-

nern wirksam werden, ist die EU nicht

der richtige Ansprechpartner in Sachen

Kofi nanzierung.

Mit dieser Broschüre möchte die

Kontaktstelle Deutschland »Europa für

Bürgerinnen und Bürger« in Kooperation

mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaft-

liches Engagement den Status Quo zivil-

gesellschaftlicher Beteiligung an euro-

päischen Prozessen umreißen und im

Rah men des EU-Programms exemplarisch

veranschaulichen. Wir konzentrieren uns

auf Projekte, die von zivilgesellschaftli-

chen Akteuren in Deutschland in den

Jahren 2007 bis 2010 initiiert und mit

einem Zuschuss der EU aus dem Pro-

gramm »Europa für Bürgerinnen und Bür-

ger« (Aktion 2, Maßnahme 3) durchge-

führt wurden. Die Berichte aus der Praxis

beschreiben die Akteure, ihre Themen

und Methoden. Und sie vermitteln an-

schaulich die Freude der Beteiligten am

gemeinsamen Tun, an neuen Erkenntnis-

sen und ihre Leidenschaft für ihr gemein-

sames Thema.

Christine Wingert-Beckmann

Leiterin der Kontaktstelle

Deutschland »Europa für

Bürgerinnen und Bürger« bei

der Kulturpolitischen Gesell-

schaft e. V., Bonn

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ZIVILGESELLSCHAFT UND STAAT

Von Bernd Wagner

Der seit den neunziger Jahren in der all-

gemeinen gesellschaftspolitischen und

sozialwissenschaftlichen Diskussion

verbreitete Begriff »Zivilgesellschaft« –

wahlweise auch »Bürgergesellschaft«

– ist unklar und vage. Er sagt sich leicht

dahin, aber was damit gemeint ist, kann

sehr verschieden sein.

Auf der allgemeinen Ebene bezeich-

net »Gesellschaft« – und hier gibt es

einen Unterschied, ob von »Zivilgesell-

schaft«, »Bürgergesellschaft« oder auch

nur allgemein von »Gesellschaft« die

Rede ist – alles, was nicht »Staat« ist.

Dem liegt der »alte« Dualismus von Staat

und Gesellschaft zugrunde, der sich mit

der Entstehung der neuzeitlichen euro-

päischen Gesellschaften und moderner

Staatlichkeit seit dem 16. Jahrhundert

zur Erfassung der veränderten politisch-

sozialen Wirklichkeit herausgebildet

hatte. In Deutschland erhielt er durch

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–

1831) seine erste, umfassende theore ti-

sche Ausprägung. Mit der beginnen den

Neuzeit trat an die Stelle der bisherigen,

herrschaftlich-politisch durchformten

und ständisch geschichteten Gemein-

wesen einerseits die neu artige Herr-

schaft sorganisation »Staat« und ande-

rerseits, als Kehrseite dieses Vorgangs,

die von Herrschaftsfunktionen entklei-

dete »Gesellschaft«.

Die über Jahrhunderte zur Analyse

der politischen und sozialen Wirklichkeit

gebräuchliche polare Gegenüberstellung

von Staat und Gesellschaft mit einer

zunehmenden »Verstaatung der Gesell-

schaft« entsprach ab dem 19. Jahrhun-

dert allmählich immer weniger der vor-

handenen Realität. Der Übergang zu

einer demokratischen Staatsform mit

Parteien, Gewaltenteilung und organi-

sier ten Interessengruppen im politi-

schen Raum sowie die Ausdehnung der

Vereine, Verbände und Assoziationen,

die über den gesellschaftlichen Raum

hinaus auch in den politischen hinein

wirkten, führten zu einer stärkeren ge-

genseitigen Durchdringung von »Staat«

und »Gesellschaft« mit einer schritt-

weisen »Vergesellschaftung des Staa-

tes« als Kehrseite der »Verstaatung der

Gesellschaft«.

Der ursprüngliche Gegensatz sowie

die schrittweise Verzahnung von Staat

und Gesellschaft schlagen sich auch in

den theoretisch-philosophischen Kon-

zepten der »Zivilgesellschaft« nieder,

die Bezugspunkte für die heutigen Dis-

kussionen über deren Gehalt und Funk-

tionen sind. Dabei spricht der kanadi-

sche Sozialphilosoph Charles Taylor

bildlich von einem »Locke-« und einen

»Montesquieu-Strang«. Bei John Locke

(1632–1704) meint »civil society«, ent-

sprechend der neuzeitlichen Entzweiung

von Staat und Gesellschaft, die unab-

hängige gesellschaftliche Sphäre als

Ent faltungsraum des Individuums und

als Gegenüber zum Staat. Dieser un-

oder vorpolitische Raum ist bezogen auf

den Staat durch seine negative Freiheits-

funktion, den Schutz vor staatlichen

Ein- und Übergriffen, bestimmt. Von hier

aus zieht sich eine Traditionslinie bis zu

gegen wärtigen Positionen der prioritären

Verteidigung der Freiheit des Individu-

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ums und des Marktes gegenüber staatli-

cher Bevormundung.

Bei Montesquieu (1689–1755) wird

ein halbes Jahrhundert später der Schutz-

raum »état civil« zu einem Vermittlungs-

raum. Die schroffe Gegenüberstellung

wird aufgehoben. In das System der staat-

lichen Gewaltenteilung werden nun auch

gesellschaftliche Netzwerke von Institu-

ti o nen und Organisationen, die »corps

intermédiaries«, eingebunden, die so-

wohl Teil der politischen als auch der ge-

sellschaftlichen Strukturen sind und als

Verbindungsglieder zwischen diesen fun-

gieren. Hieran knüpft Alexis de Tocque-

ville (1805–1859) an, für den die zivilen

Asso ziationen, Vereinigungen und Orga-

nisationsstrukturen, wie er sie in den Ver-

einigten Staaten von Amerika vorfand,

Orte der lokalen Selbstregierung und

Selbstorganisation sind – und als solche

Teil demokratischer Politik. Von Montes -

quieu und Tocqueville zieht sich ein

Strang zur aktuellen Diskussion über Zi-

vil- und Bürgergesellschaft, beispielswei-

se zu den Ansätzen der Kommunitaristen.

In der politischen Theorie in Deutsch-

land im 19. Jahrhundert blieb trotz des

sich hier rasch ausbreitenden Vereins-

und Verbändewesens die Dichotomie

von »Staat« und »Gesellschaft« weiter-

hin das beherrschende Theorem der Er-

klärung der politisch-sozialen Wirklich-

keit. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts

änderte sich dies in den staats- und

gesellschaftstheoretischen Ansätzen

sowohl unter dem Einfl uss der anglo ame-

ri kanischen und anderen westeuropäi-

schen Diskussionen als auch der realen

politisch-sozialen Entwicklungen.

Das Begriffspaar »Staat« und »Ge-

sellschaft« – letztere jetzt häufi g als »Zi-

vil-« und »Bürgergesellschaft« bezeich-

net – trat besonders im Zusammenhang

mit den neuen sozialen Bewegungen seit

den 1980er und 1990er Jahren wieder

verstärkt auf, wobei die gesellschafts-

theoretischen Bezüge und die normati-

ven Grundlagen von »Zivilgesellschaft«

sowie der damit bezeichnete Gegen-

stand hier oft verschieden sind.

So wurde beispielsweise »Zivilge-

sellschaft« als Bezugspunkt und Hand-

lungsorientierung politischer Praxis eng

verknüpft mit dem Kampf gegen die tota-

litären Staatsapparate in Ost- und Mittel-

europa, wo sie als Gegenbegriff zu den

Staats- und Parteidiktaturen diente, so

wie »Zivilgesellschaft« für das entste-

hende Bürgertum im 17. und 18. Jahr-

hundert ein Kampfbegriff gegen den ab-

solutistischen Staat war. Eine weitere

einfl uss reiche Ausformung in den ge-

genwärtigen Verständnissen von »Zivil-

gesellschaft« bildet die jüngere Kritische

Theorie, vor allem Jürgen Habermas’

Theorie des kommunikativen Handelns.

Für ihn stellt »Öffentlichkeit« gemein-

sam mit »Zivil gesellschaft« die Scharnier-

stelle zwischen der Sphäre der Politik

und der Sphäre der Lebenswelt dar, wo-

bei Zivilgesellschaft »sich aus jenen

mehr oder weniger spontan entstande-

nen Vereinigungen, Organisationen und

Bewegungen zusammen(setzt), welche

die Resonanz, die die gesellschaftlichen

Problemlagen in den privaten Lebens-

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bereichen fi nden, aufnehmen, konden-

sieren und laut verstärkend in die politi-

sche Öffentlichkeit weiterleiten« (Jürgen

Habermas: Faktizität und Geltung. Ffm

1994, S. 443).

Neben diesen und anderen theore-

tisch-philosophischen Konzepten, wird

das gegenwärtige Verständnis von »Zivil-«

und »Bürgergesellschaft« in Deutschland

ebenso stark von parteipolitischen Posi-

tionen mitbestimmt, die selbst wiederum

sehr unterschiedlichen Denk tra ditionen

verpfl ichtet sind, wie dem christlichen

Subsidiaritätsprinzip, den Solidaritäts-

und Gerechtigkeitsvorstellungen der

Arbeiterbewegung, dem Wirtschaftslibe-

ralismus oder der Selbsthilfebewegung.

In Konzepten wie dem »aktivierenden

Staat«, des »Umbaus des Wohlfahrts-

staates zur Wohlfahrtsgesellschaft«

(Warnfried Dettling), einer zu fördernden

Bürgergesellschaft mit starken interme-

diären Organisationen, einem neuaus-

zutarierenden Wohlfahrtsmix oder dem

wirtschaftsliberalen Marktmodell sind

diese Positionen in den letzten einein-

halb Jahrzehnten besonders im Zusam-

menhang mit den Diskussionen über die

Zukunft des Sozialstaates in Deutsch-

land weiterentwickelt worden.

Die gegenwärtigen politischen,

gesellschaftstheoretischen und philo-

sophischen Konzeptionen von Zivilge-

sellschaft basieren dabei in der Regel

auf normativen Zielvorstellungen und

beschreiben zugleich einen Teilbereich

unseres politisch-sozialen Lebenszu-

sammenhanges. Während die normati-

ven Orientierungen vielfach sehr unter-

schiedlich, zum Teil auch widersprüchlich

sind, was für die Einschätzung der Funk-

tion und Stärke der Zivilgesellschaft im

politisch-gesellschaftlichen Gefüge der

Bundesrepublik von erheblicher Be-

deutung ist, hat sich bei ihrer analytisch-

deskriptiven Dimension in den letzten

Jahren und Jahrzehnten eine relative

Übereinstimmung herausgebildet.

Zwar sind auf einer allgemeinen

Ebene all diejenigen Mitglieder der Zivil-

gesellschaft, die nicht Staat sind, bezo-

gen auf Zusammenschlüsse sind dies al-

so die Non-Governmental-Organisations

(NGOs, Nichtregierungsorganisa tionen).

Dazu gehören dann auch die Unter neh-

men und andere privatwirtschaftliche

Organisationen, die beispielsweise auf

großen internationalen Konferenzen zu

den stärksten NGOs zählen. In einem

eingeschränkten (und in den deutschen

Diskussionen verbreiteten) Verständnis

meint allerdings Zivil- oder Bürgergesell-

schaft nicht nur »Nicht-Staat«, sondern

auch »Nicht-Markt«, also NGOs wie NPOs

(Non-Profi t-Organisationen). Privatwirt-

schaftliche Akteure und Aktivi täten zäh-

len danach nicht zur »Zivilgesellschaft«.

Diesem Verständnis entspricht die ver-

breitete, auch in der kulturpolitischen

Diskussion gebräuchliche Unterscheidung

in die drei großen Sektoren oder Felder

»Staat«, »Markt« und »Gesellschaft«.

Dr. Bernd Wagner

Leiter des Instituts für Kultur-

politik der Kulturpolitischen

Gesellschaft e. V., Bonn

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EUROPÄISCHE ZIVILGESELLSCHAFT ALS PARTNER DER EUROPA-POLITIK

Die Europäische Union hat im Vertrag

von Lissabon bekräftigt, wie wichtig der

umfassende Dialog mit Vertretern der

Zivilgesellschaft für die Politikgestaltung

ist. Laut Artikel 11 wird den Bürgerinnen

und Bürgern das Recht gegeben, »ihre

Ansichten in allen Bereichen des Han-

delns der Union öffentlich bekannt zu

geben und auszutauschen«. Somit wird

es interessierten EU-Bürgern ermöglicht,

in Konsultationsprozessen ihre Meinung

zu äußern und sich aktiv an der Gesetz-

gebung zu beteiligen. Dadurch soll die

demokratische Legitimität der EU-Re gu-

lierung gestärkt und zugleich eine fun-

dierte Folgenabschätzung ermöglicht

werden. Nur so können die unter schied-

lichen sozialen und wirtschaftlichen

Gegebenheiten in den 27 Mitglied staa-

ten schon von Beginn an berücksichtigt

werden.

So wichtig die Zusammenarbeit

mit den europäischen Bürgerinnen und

Bürgern für die EU-Institutionen ist, so

schwierig gestaltet sich aber ihre Durch-

führung. Seitens der EU gibt es keine ein-

heitliche Defi nition für »europäische Zi-

vilgesellschaft« und daher variieren die

Formen der Konsultation nicht nur zwi-

schen den EU-Organen, sondern auch

innerhalb derselben. Als Ansprechpart-

ner bietet sich ihnen ein breites Spekt-

rum von Nichtregierungsorganisationen

(NRO) an, die sich in ihrer Struktur, den

Themenbereichen und der Größe der

zu vertretenden Interessengruppen un-

terscheiden. Daher weichen die Einfl uss-

möglichkeiten eines lokalen Interessen-

verbandes von denen eines europäischen

›NRO-Multis‹ wie Greenpeace oder Am-

nesty International ab. Große NROs ha-

ben meist die entsprechenden Kapazi-

täten, um eine Gesetzesinitiative von

Anfang bis Ende im Interesse ihrer Mit-

glieder zu beeinfl ussen oder den Insti-

tutionen wissenschaftliche Studien zur

Verfügung zu stellen. Im Gegensatz da-

zu können einzelne Bürger sowie kleine

Interessengruppen, die nicht in Brüssel

vertreten sind, zwar ihre Ansichten auf

Internetseiten einstellen, aber nicht bei

den nachfolgenden Anhörungen bekräf-

tigen oder durch informelle Kontakte Ent-

scheidungsprozesse beeinfl ussen.

Den zivilgesellschaftlichen Reprä-

sentanten kommen im Gesetzgebungs-

prozess drei wichtige Aufgaben zu:

Agen da-Setting, Politikberatung und

Rückmel dung über die Auswirkungen

der EU-Gesetzgebung an die jeweilige

Basis. Zunächst kann die Europäische

Kommis sion durch das Europäische Bür-

gerbegehren, das ebenfalls im Vertrag

von Lissabon vorgesehen ist, aufgefor-

dert werden, einen Gesetzesvorschlag

im Interesse der Bürger zu formulieren,

sofern eine Million Personen aus einer

vorgegebenen Mindestzahl von Mitglied-

staaten zustimmen. So können neue

Themen und Problematiken auf die poli-

tische Tagesordnung gesetzt werden,

die der Zivilgesellschaft besonders wich-

tig sind und bisher noch nicht berück-

sichtigt wurden. Bevor das erste Bürger-

begehren umgesetzt wird, muss aller-

dings die detaillierte Vorgehensweise

dieser Form der direkten Demokratie

noch geregelt werden. Der europäische

Von Jo Leinen

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Gesetzgeber wird hier sicherstellen müs-

sen, dass die Bürger initiative so gestal-

tet wird, dass sie für die Bürgerinnen und

Bürger ohne übermäßige Hürden genutzt

werden kann und nicht nur zu einem Lip-

penbekenntnis verkommt.

Während der Ausarbeitung eigener

Gesetzesvorlagen führt die Europäische

Kommission regelmäßige Konsultationen

durch und sucht den politischen Dialog

mit Vertretern der Zivilgesellschaft. So

enthalten die Grünbücher konzeptionelle

Vorschläge für ein gemeinschaftliches

Vorgehen in einem bestimmten Politik-

bereich und sollen interessierte Organi-

sationen oder Einzelpersonen auffor-

dern, sich mit den enthaltenen Ideen aus-

einander zu setzen. Stellt sich in der

angestoßenen Diskussion heraus, dass

eine Regelung auf EU-Ebene erwünscht

ist, werden die ausgearbeiteten Vorschlä-

ge in einem Weißbuch veröffentlicht.

Gemäß der Prinzipien der Subsidiarität

und Verhältnismäßigkeit kann somit

überprüft werden, ob die neu entstehen-

den Probleme am besten von der EU be-

handelt werden sollen oder in den Mit-

gliedstaaten. Eine derartige Einbindung

der interessierten Öffentlichkeit erhöht

die Transparenz der europäischen Politik-

gestaltung.

Die Konsultation engagierter Bür-

ger seitens der Europäischen Kommis-

sion erfolgt zudem über beratende Aus-

schüsse, Expertengruppen, Ad-hoc-

Konsultationen oder per Internet. Des

Weiteren zieht die Europäische Kommis-

sion im Rahmen des Gesetzgebungs-

prozesses auch den Europäischen Wirt-

schafts- und Sozialausschuss (der sich

aus Vertretern von wirtschaftlichen, so-

zialen und kulturellen Organisationen der

Mitgliedstaaten zusammensetzt) sowie

den Ausschuss der Regionen (in dem Ver-

treter lokaler und regionaler Behörden

sitzen) zur Beratung hinzu. Außerdem er-

halten das Europäische Parlament sowie

der Ministerrat die Stellungnahmen der

beiden Ausschüsse, weil sich seit dem

Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon

die Politikbereiche erweitert haben, in

denen sie zur Anhörung verpfl ichtet sind.

Sobald eine Gesetzesvorlage dem

Europäischen Parlament vorliegt, bieten

sich verschiedene Möglichkeiten des

Dialogs mit der Zivilgesellschaft. Zum

einen pfl egen die Abgeordneten infor-

melle, aber sehr regelmäßige Kontakte

zu interessierten Bürgern, NROs oder

NRO-Netzwerken. Zum anderen werden

Anhörungen mit Experten zu konkreten

Fragestellungen in den einzelnen Parla-

mentsausschüssen organisiert. Zusätz-

lich wurde die »Agora« geschaffen, um

wichtige europapolitische Themen mit

den Organisationen der Zivilgesellschaft

zu diskutieren. Schon im antiken Grie-

chenland war die »Agora« ein großer Ver-

sammlungsplatz, an dem öffentliche De-

batten geführt wurden. Somit wird das

Parlament dem Anspruch gerecht, als

»Stimme« der europäischen Zivilgesell-

schaft deren Interessen zu vertreten. Die

ersten beiden Agoras fanden im Novem-

ber 2007 zur »Zukunft Europas« im Zu-

sammenhang mit dem Reformvertrag und

im Juni 2008 zur »EU-Klimapolitik« mit

jeweils über 400 Teilnehmern statt. Die

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Vertreter der verschiedenen Organisatio-

nen diskutierten die Herausforderungen

sowie Chancen dieser Politikbereiche

und machten Vorschläge für konkrete Ak-

tionen.

Da der »zivile Dialog« auf europä-

ischer Ebene noch nicht institutionali-

siert ist, kann die Agora einen bedeu-

tenden Beitrag zu mehr Bürgernähe und

einer besseren Einbeziehung der Zivil-

gesellschaft in den Gesetzgebungspro-

zess leisten. Nicht nur den Institutionen,

sondern auch den NROs kommt dabei

eine entscheidende Aufgabe zu. Die

NROs können als wichtige Schnittstelle

fungieren und so schon früh neue The-

men oder Problematiken im Bewusstsein

von Politikern und Öffentlichkeit veran-

kern.

Für die Zukunft der EU-Politik ist es

maßgeblich, dass die Zivilgesellschaft

weiterhin aktiv und verstärkt an der Ge-

setzgebung beteiligt wird. Von Seiten

der EU müssen die Formen der Konsul-

tation intensiviert und erweitert wer-

den. Die Informationen, die NROs oder

Think Tanks den EU-Institutionen in Form

von Studien, Analysen und Diskussions-

papieren zur Verfügung stellen, ist un er-

setz lich. Diese Expertise gilt es zu nutzen,

weil sich für beide Seiten große Vorteile

ergeben. Wenn das Legislativverfahren

für alle europäischen Bürger transparent

und zugänglich ist, erreicht die EU-Regu-

lierung ihre volle demokra tische

Legitimität.

Jo Leinen

Vorsitzender des Ausschusses

für Umwelt, Gesundheit

und Lebensmittelsicherheit

im Europäischen Parlament

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EINE EUROPÄISCHE ZIVILGESELLSCHAFT BRAUCHT ÖFFENTLICHKEIT

Von Mirko Schwärzel

Der Begriff »Zivilgesellschaft« bezeich-

net jenen gesellschaftlichen Bereich, in

dem sich Bürger/innen in Initiativen, Ver-

einen, Verbänden und Netzwerken zu-

sammenschließen, organisieren und ihre

Interessen artikulieren. »Zivil-« oder »Bür-

gergesellschaft« wird dabei oftmals mit

einem visionären Unterton verwendet.

Beschrieben wird eine politische Gemein-

schaft, in der nicht alleine der Staat Ver-

antwortung trägt, sondern Bürger/innen

sich in größerem Maße für das Gemein-

wesen einsetzen. In diesem Verständnis

ist die Zivilgesellschaft eine Gesellschaft

selbstbewusster und selbstverantwort-

licher Bürger/innen.

Zivilgesellschaftliches Handeln

ist in Abgrenzung zu staatlichem und

wirtschaftlichem Handeln das, was in

Deutschland unter dem Begriff »bürger-

schaftliches Engagement« verstanden

wird: Es ist freiwillig, grundsätzlich nicht

gewinnorientiert beziehungsweise mo-

netär vergütet und trägt zum Gemeinwohl

bei. Eine aktiv handelnde Zivilgesell-

schaft hat aber zwei wesentliche Bedin-

gungen. Zunächst braucht sie einen »Bür-

gerstatus«, der soziale und politische

Rechte garantiert. Wo es keine Meinungs-

und Versammlungsfreiheit gibt, entwi-

ckelt sich keine Zivilgesellschaft und be-

steht keine gesellschaftliche Teilhabe.

Zum anderen müssen Informationen und

Kenntnisse zur Möglichkeit des Engage-

ments und der Partizipation vorhanden

sein. Die Existenz rechtlicher Rahmen-

bedingungen allein reicht nicht aus. Da-

her ist »Öffentlichkeit« die zweite unent-

behrliche Voraussetzung.

Öffentlichkeit im zivilgesellschaft-

lichen Verständnis wird aber nicht nur

durch die Massenmedien hergestellt. Ak-

tive Bürger/innen brauchen Möglichkei-

ten, sich mit ihren Argumenten und Er-

fahrungen bemerkbar zu machen. Durch

Versammlungen, Veranstaltungen, Pro-

jekte und Protestaktionen schafft die

Zivilgesellschaft erst einen öffentlichen

Raum, in dem vielfältige Stimmen und

Argumente wahrnehmbar werden kön-

nen. Erst dadurch erhält sie ihren demo-

kratisierenden Charakter.

Bei diesem Verständnis von Zivil-

gesellschaft und ihren Voraussetzungen

stellt sich die Frage, ob man bereits

von einer europäischen Zivilgesellschaft

sprechen kann. Zweifellos haben sich

in allen europäischen Ländern Zivilge-

sellschaften entwickelt – jedoch stets

im Rahmen ihres nationalen Kontextes,

entlang nationaler Traditionen und un-

terschiedlicher Verständnisse der Rollen

von Staat und Markt. Doch die Summe

der nationalen Zivilgesellschaften macht

noch keine europäische Zivilgesellschaft.

Die europäische »organisierte Zivil-

gesellschaft«: Ein Blick auf die Organi-

sa tionen der Zivilgesellschaft auf euro-

päischer Ebene lässt zunächst vermuten,

dass eine lebendige europäische Zivil-

gesellschaft durchaus existiert. In den

vergangenen Jahrzehnten haben sich

zahlreiche europäische Netzwerke und

Verbände gegründet. Seit den 1970er-

Jahren haben sich zudem die Neuen So-

zialen Bewegungen europaweit vernetzt

und als neue Akteure die europäische

Bühne betreten. Seit dem Fall des Eiser-

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nen Vorhangs zwischen Ost- und West-

europa, zu dem die Zivilgesellschaft ein-

en großen Beitrag geleistet hat, und der

EU-Osterweiterung steigt die Zahl der

zivilgesellschaftlichen Organisationen

in Brüssel stetig weiter an.

1999 führte der Europäische Wirt-

schafts- und Sozialausschuss (EWSA)

den Begriff »organisierte europäische

Zivilgesellschaft« ein, der seither im EU-

Sprachgebrauch die Vielzahl der euro-

päischen Netzwerke, Verbände und Ini-

tiativen umschreibt, die sich in die Brüs-

seler Politikgestaltung einbringen. Ihre

Gesamtzahl ist schwer zu schätzen. Die

Europäische Kommission führt mit der

Datenbank Coneccs zwar eine Art Lobby-

Liste, die derzeit knapp 1.200 europä-

isch tätige Organisationen der Zivilge-

sellschaft umfasst. Hier sind jedoch nur

diejenigen Organisationen aufgeführt,

die in irgendeiner Weise mit der Kommis-

sion in einem Austausch stehen. Es ist

also anzunehmen, dass ein nicht gerin-

ger Teil von kleineren Organisationen gar

nicht erfasst ist.

Trotz der Unübersichtlichkeit haben

insbesondere die EU-Organe und Gremien

die Bedeutung der Zivilgesellschaft er-

kannt. In gewisser Weise sind sie sogar

auf sie angewiesen. Spätestens seit den

in einigen Mitgliedstaaten gescheiter-

ten Referenden zum EU-Verfassungsver-

trag und zum Vertrag von Lissabon sowie

der beständig sinkenden Wahlbeteili-

gung bei den Europawahlen versucht die

EU gezielt, die Zivilgesellschaft in die Ent-

scheidungsprozesse mit einzubinden.

Nun wird an dem Ausbau des sogenann-

ten »Zivilen Dialogs« gearbeitet. Der Be-

griff wurde vom EWSA in Anlehnung an

den etablierteren europäischen »Sozia-

len Dialog« eingeführt und meint die

strukturierte Einbindung der Zivilgesell-

schaft durch unterschiedliche Konsulta-

tionsverfahren und Beteiligungsinstru-

mente auf EU-Ebene.

Der »Zivile Dialog« bringt für die

EU-Institutionen zwei Vorteile: Zum ei-

nen profi tieren sie von der Expertise der

Zivil gesellschaft. Die spezialisierten Ver-

bände zum Beispiel im Umwelt- oder So-

zialbereich verfügen über ein Fachwis-

sen, das sich der Beamtenapparat der

Kommission nur schwer in dieser Breite

aneignen kann. Zum anderen haben

zivilgesellschaftliche Organisationen

den Kontakt »zur Basis«. Neben der Be-

ratungsfunktion erfüllt die Zivilgesell-

schaft damit auch eine Legitimierungs-

funktion europäischer Politik.

Aber auch die Zivilgesellschaft hat

in den vergangenen Jahren von der ge-

stiegenen Aufmerksamkeit und dem Aus-

bau des »Zivilen Dialogs« profi tieren

können. In steigendem Maße sind sie in

Entscheidungs- und Abstimmungspro-

zesse eingebunden. Über die EU-Aktions-

programme werden zivilgesellschaftli-

che Netzwerke und einzelne europäische

Dachverbände zudem gezielt gefördert.

Für eine Reihe von zivilgesellschaftlichen

Verbänden machen diese Zuwendungen

einen erheblichen Teil ihrer Finanzierung

aus. Die Förderung durch die Kommission

birgt jedoch die Gefahr, dass die zivilge-

sellschaftlichen Interessengruppen da-

mit in ein Abhängigkeitsverhältnis gera-

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ten, das sich auf die Inhalte ihrer poli-

tischen Arbeit auswirken könnte. Doch

unbestritten bieten diese Strukturförde-

rungen erst die Voraussetzung für eine

Beteiligung vieler Organisationen auf

europäischer Ebene.

Von der organisierten Zivilgesell-

schaft zur europäischen Bürgerschaft?

Offensichtlich aber ist, dass der Beitrag

der organisierten, europäischen Zivil-

gesellschaft zu einer größeren europäi-

schen Öffentlichkeit und damit zu einer

wirklichen zivilgesellschaftlichen Teil-

habe begrenzt ist. Trotz Beteiligung an

der Politik der EU ist es bisher kaum ge-

lungen, die Distanz zwischen den Ent-

scheidungsverfahren in Brüssel und

den europäischen Bürger/innen zu ver-

ringern. Dies hat sicherlich verschiede-

ne Ursachen, die hier nicht alle erörtert

werden können. Zum Teil liegt es an den

Strukturen der organisierten Zivilgesell-

schaft selbst: Sie hat sich in Brüssel pro-

fessionalisiert und damit häufi g von ihren

nationalen, regionalen und lokalen Be zü-

gen entfernt. Die Euro-Netzwerke infor-

mieren zwar ihre nationalen Mitglieder,

erreichen dort jedoch häufi g nur Euro-

pa-Expert/innen, die die Informationen

noch zu wenig an die unteren Ebenen

weitergeben. Die Gestaltung Europas

droht somit zur Sache einer kleinen Fach-

elite zu werden. Neben der Einbindung

der organisierten Zivilgesellschaft in

das politische Entscheidungsverfahren

braucht es daher weitere Anstrengungen

für zivilgesellschaftliche Beteiligung.

Eine der oben genannten Bedingun-

gen für die Entwicklung einer europäi-

schen Zivilgesellschaft ist dabei auf

gutem Wege: Die Erweiterung der euro-

päischen Bürgerschaftspolitik von der

Direktwahl des Europäischen Parlaments

1979 über die Einführung der Unions-

bürgerschaft mit dem Vertrag von Maas-

tricht 1992 bis zur Europäischen Grund-

rechtecharta schaffen einen wirklichen

europäischen »Bürgerstatus«. Es ist

nicht nur Aufgabe der EU-Politik, son-

dern auch der zivilgesellschaftlichen Or-

ganisationen, diesen an die Bürger/in-

nen zu vermitteln.

Der Vertrag von Lissabon gab 2009

einen weiteren wichtigen Impuls. Mit ihm

erhält ein neuer Artikel 11 Eingang in den

EU-Vertrag. Neben der Europäischen Bür-

gerinitiative (EBI) beschreibt er Elemen-

te partizipativer Demokratie, indem so-

wohl den »Bürgerinnen und Bürgern und

den repräsentativen Verbänden in geeig-

neter Weise die Möglichkeit« ein geräumt

wird, »ihre Ansichten in allen Bereichen

der Union öffentlich bekannt zu geben

und auszutauschen«, und ein »offener,

transparenter und regelmäßiger Dialog«

der EU-Organe mit der Zivilgesellschaft

angekündigt wird. Art. 11 EUV enthält

damit bereits den Ansatz eines Perspek-

tivwechsels. Angesprochen werden näm-

lich nicht mehr nur die »organisierte Zi-

vilgesellschaft« beziehungsweise die

»repräsentativen Verbände«, sondern

gleichzeitig die europäischen Bürger/in-

nen, die nicht über die Euro-Netzwerke

erreicht werden. Hier gilt es, das europäi-

sche Engagement der Bürger/innen stär-

ker zu fördern.

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Die Möglichkeiten, die sich zivil-

gesellschaftlichen Organisationen über

die EU-Aktionsprogramme wie »Europa

für Bürgerinnen und Bürger« oder »Ju-

gend in Aktion« bieten, sind dabei ganz

zentrale Elemente. Die Projekte, die bei-

spielsweise in dieser Broschüre vorge-

stellt werden, geben einen spannenden

Einblick in die Vielfalt europäischer zivil-

gesellschaftlicher Beteiligung. Hier wird

Europa erleb- und erfahrbar gemacht,

und hier erst entsteht jene europäische

Öffentlichkeit, in der sich die Zivilgesell-

schaft austauschen und bemerkbar ma-

chen kann.

Auch wenn die Debatte um den Zi-

vilen Dialog auf europäischer Ebene

derzeit noch getrennt geführt wird vom

euro päischen Bürgerengagement, ist

eine ganzheitliche europäische Engage-

mentpolitik, die eine ermöglichende

und aktivierende Förderpolitik für Frei-

willigenaktivitäten in Zusammenhang

mit poli ti scher Beteiligung stellt, un-

verkennbar im Entstehen. Nicht zuletzt

macht das bürger schaftliche Engage-

Mirko Schwärzel

Projektleiter »BBE für Europa«,

Bundesnetzwerk Bürgerschaft-

liches Engagement, Berlin

ment einen zentralen Teil der Debatte

um eine »aktive euro päische Unionsbür-

gerschaft« aus und wird dabei seitens

der EU als ein wichtiger Mittler zwischen

der EU und der europäischen Bürger-

schaft angesehen.

Das »Europäische Jahr der Freiwil-

ligentätigkeit zur Förderung der aktiven

Bürgerschaft 2011« verknüpft diese

beiden Bereiche. Es hat durchaus das

Potenzial, ein weiterer wichtiger Meilen-

stein zur Förderung einer europäischen

Zivilgesellschaft zu werden, wenn es

im Sinne des EU-Kulturministerrates

»die Freiwilligentätigkeit als eine der

wesentlichen Dimensionen der aktiven

Bürgerschaft und der Demokratie ins

Bewusstsein zu rücken« versteht. Dies

ist ohne Zweifel eine große Aufgabe für

die zivil gesellschaftlichen Organisatio-

nen als wichtigste Stakeholder des

Europäischen Jahres 2011. Es ist aber

auch eine große Chance, auf dem Weg

zu einer zivilgesellschaftlichen Mitge-

staltung Europas entscheidend voran-

zukommen.

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AUF DER SUCHE NACH DEM EUROPÄISCHEN DEMOKRATIEMODELL

Die Aufgaben

der politischen Bildung

Das Engagement der Bürgerinnen und

Bürger Europas für die EU lässt zu wün-

schen übrig. Alle fünf Jahre wird aufs

Neue die niedrige – und niedrigere – Be-

teiligung an den Wahlen zum Europäi-

schen Parlament beklagt. Rund 50 Pro-

zent der Deutschen halten die Mitglied-

schaft ihres Landes in der EU für eine

gute Sache, das bedeutet: Die ande re

Hälfte tut das nicht – oder die Frage ist

ihr nicht wichtig genug, sich darüber Ge-

danken zu machen.

Das klassische Erklärungsmuster

ist einfach: Europa ist gut, aber kompli-

ziert, die Menschen begreifen es nicht,

wir müssen sie besser informieren. Und

also werden Broschüren gedruckt, blaue

Luftballons mit goldenen Sternen auf-

ge blasen und allerlei Ringelpietz veran-

staltet. Indes, der große Erfolg bleibt aus

– wenn man einmal von dem der Produ-

zenten der Broschüren und dem der Lie-

feranten der Luftballons absieht.

Was aber tut die europapolitische

Bildung? Das relativ geringe Ansehen der

Europäischen Union bei ihren Bürgern

muss man ihr nicht zum Vorwurf machen.

Tatsächlich lässt sich die oben zitierte

niedrige Zustimmung für die europäische

Integration gegen den Erfolg der europa-

politischen Bildung ins Feld führen, aber

man könnte auch argumentieren, die

Lage wäre noch viel desaströser, wenn es

nicht die zahlreichen Bildungsangebote

gäbe, die ja auch wahrgenommen wer-

den – aber eben nicht vollen allen.

Es wäre daher billig, die europa-

politische Bildung für die Ergebnisse

der Europapolitik verantwortlich zu ma-

chen. Allerdings steht auch die Bildung

vor neuen Herausforderungen. Begon-

nen hatte sie in den 1950er Jahren als

Be geg nungsarbeit. Die zweite Hälfte der

1950er und die erste der 1960er Jahre

war die Zeit, in der in der alten Bundesre-

publik Europa-Häuser und Europäische

Akademien gegründet wurden. Das Ziel

der Arbeit war das Zusammentreffen.

Dass zehn Deutsche und zehn Franzosen

Von Eckart D. Stratenschulte

friedlich miteinander im Raum saßen,

war ein Ereignis für sich. Was sie dabei

taten und worüber sie redeten, war se-

kundär.

In dem Maße, in dem die euro-

päische Integration sich institutionali-

sierte, trat dann die Information in den

Vordergrund der Bildungsarbeit. Nun gab

es etwas, was man den Menschen erklä-

ren wollte und musste: Wie sind die Eu-

ropäischen Gemeinschaften aufgebaut,

wie viele Kommissare gibt es etc.? Diese

Informationsaufgabe hat sich in dem

Maße reduziert, in dem die neuen Medi-

en jede Information leicht abrufbar ge-

stalten. Wer heute Informationen über

die EU möchte, muss kein Seminar bele-

gen, sondern wird mit wenigen Tasten-

griffen im weltweiten Netz fündig. Als

Auf gabe für die europapolitische Bildung

bleibt jedoch das Informationsmanage-

ment. Wer bei Google »Europa« eingibt,

erhält mehr als zwei Millionen Einträge,

die er unmöglich alle abarbeiten kann.

Unser Problem ist heute nicht mehr, In-

formationen zu erhalten, sondern sie zu

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fi ltern und zu strukturieren, um so aus

Informationen Wissen zu machen. Aber

den großen Kick hat der Klick nicht ge-

bracht. Das Interesse an der EU dümpelt

weiter vor sich hin.

Ändern wir nun einmal die bisherige

Hypothese und nehmen an: Die Men-

schen sind nicht dumm, sondern verhal-

ten sich insgesamt vernünftig. Dann hat

die EU zwar immer noch ein Akzeptanz-

problem, aber es wird sich mit Gute-Lau-

ne-Geschenken nicht lösen lassen.

Die Berufseuropäer erwarten vom

Rest der Bevölkerung ständig ein Be-

kenntnis zur EU, gerne gesehen sind bei

allen öffentlichen Diskussionen die Fra-

gesteller, die sich mit dem Satz vorstel-

len: »Ich bin ein begeisterter Europäer.«

Aber warum eigentlich? Die Europäische

Union ist eine Realität, sie ist wichtiger

Teil unserer Lebenswirklichkeit, man

muss sich nicht immer wieder dazu be-

kennen. Auch für andere Gemeinwesen

gilt: Man muss nicht täglich enthusias-

miert sein – aber man muss daran teil-

nehmen.

Das wirkliche Problem wäre dem-

zufolge nicht das mangelnde europäi-

sche Sentiment, sondern die nicht aus-

reichenden Partizipationsmöglichkeiten.

Sollte diese Hypothese also zutreffen,

dann hat die EU in erster Linie ein Partizi-

pationsproblem, das heißt, die Bürgerin-

nen und Bürger sehen keine hinreichen-

den Möglichkeiten, auf die Entschei-

dungs- und Steuerungsprozesse in der

Europäischen Union einzuwirken. Ernst-

haft ist das auch gar nicht zu bestreiten.

In dem komplizierten Gefl echt der Ent-

scheidungsfi ndung ist für den Bürger

kein Platz. Die Prozesse sind langwie-

rig und fi nden zu einem großen Teil hin-

ter den Kulissen statt, wo dann in Nacht-

sitzungen Pakete geschnürt und weite-

re Absprachen getroffen werden. Für die

politischen Normalverbraucher ist das

nicht transparent. Das einzige Organ,

das öffentlich tagt, ist das Europäische

Parlament, dessen Sitzungen jedoch in-

sofern weitgehend unter Ausschluss der

Öffentlichkeit stattfi nden, als es in der

Berichterstattung wenig Echo fi ndet.

Die wirklichen Entscheidungen, hat man

den Eindruck, treffen beispielsweise An-

gela Merkel und Nicolas Sarkozy beim

Strandspaziergang – und da ist

außer den Bodyguards keiner dabei.

Mit dieser Situation umzugehen,

gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste

besteht darin, alles zu lassen, wie es ist,

und einfach aufzuhören, über den Zu-

stand zu jammern. Die EU bleibt eine

Konspiration der Eliten, als die sie auch

vor knapp 60 Jahren das Licht der Welt

erblickt hat. Diese Lösung hat den Vor-

teil, dass man nichts tun muss, allerdings

den Nachteil, dass sie nicht nachhaltig

ist. Da die EU in vielerlei Hinsicht in un-

ser Leben und in unseren Alltag eingreift,

reicht es nicht, wenn nur jeder Zweite

meint, dass das gar nicht schlecht sei.

Das bringt uns zur zweiten Möglich-

keit. Wir müssen aus »Europe« »Youreu-

rope« machen. Es müssen Bedingungen

geschaffen werden, unter denen sich die

Menschen stärker in die Entscheidungs-

fi ndung einbringen können, um sie

dann auch mitzutragen. Das bedeutet:

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Wir müssen uns auf die Suche nach ei-

nem europäischen Demokratiemodell

begeben. Tatsächlich beziehen sich un-

sere Vorstellungen von demokratischer

Teilhabe noch auf den Nationalstaat

des 19. und 20. Jahrhunderts. Kernstück

dieser traditionellen demokratischen

Parti zipation waren und sind regelmä-

ßig stattfi ndende Wahlen, durch die eine

Elite beauftragt wurde und wird, die

öffent li chen Angelegenheiten für den

defi nierten Zeitraum zu richten. Die Le-

gitimation beziehen die beauftragten

Politiker daraus, dass die Wahlen frei,

gleich und geheim sind. Das bedeutet:

Jedes Menschen Stimmgewicht muss

(annähernd) gleich groß sein.

Bei den Wahlen zum Europäischen

Parlament ist diese Voraussetzung nicht

gegeben. Das Parlament wird vielmehr

auf der Basis der degressiven Proportio-

nalität gewählt, die die kleinen Staaten

überrepräsentiert. In Malta steht ein Mit-

glied des Europäischen Parlaments für

80.000 Menschen, in Deutschland für

800.000. Wenngleich man über den ge-

nauen Schlüssel streiten kann, wird das

Prinzip der abgestuften Proportionalität

auch in Zukunft erhalten bleiben müs-

sen. Legte man den deutschen Schlüssel

an das Europäische Parlament an, hätten

die Malteser, die Luxemburger und die

Zyprer keinen einzigen Abgeordneten

im Parlament. Würde man die Relation

aus Malta zugrunde legen, käme man

auf ein Europäisches Parlament, demge-

genüber der chinesische Volkskongress

als Arbeitsgruppe erscheinen würde.

Das Bundesverfassungsgericht hat dar-

aus den Schluss gezogen, dass das Eu-

ropäische Parlament keine vollwertige

Vertretung der Bürgerinnen und Bürger

Europas sein könne und die Entschei-

dungsfi ndung in gewisser Weise der Kon-

trolle der nationalen Parlamente unter-

liegen müsse. Die Karlsruher Richter

haben damit schon den Finger in eine

demokratische Wunde gelegt, allerdings

veraltete Medizin empfohlen. Tatsächlich

wirkt diese auch im nationalen Rahmen

immer weniger. Viele Menschen sind

nicht mehr bereit, ihre Stimme abzuge-

ben. Das gilt im doppelten Sinne: Auch

im nationalen Rahmen geht die Wahlbe-

teiligung zurück und immer mehr Men-

schen wollen trotz Wahlen die Ereignisse

weiterhin mitbestimmen.

Tatsächlich müssen wir überlegen,

wie wir die traditionellen – und weiterhin

wichtigen – Formen der demokratischen

Willensbildung um weitere ergänzen kön-

nen. Die zentrale Aussage der Demokra-

tie lautet: »Alle Staatsgewalt geht vom

Volke aus.« Die Wahlen sind ein wichti-

ges Instrument, diesen Imperativ umzu-

setzen. Aber eine neue gesellschaftliche

Organisationsform, wie die EU sie gegen-

über den Nationalstaaten darstellt, be-

darf auch neuer Formen der Partizipation.

Das geht von der Teilhabe an der Formu-

lierung von Lösungsvorschlägen (»deci-

sion shaping«) bis zur Mitwirkung an der

Entscheidung (»decision making«). An-

hörungen, Bürgerforen, weitere Beteili-

gungsformate, Referenden – das Mosaik

der Maßnahmen, die es zu ergreifen und

zu entwickeln gilt, ist bunt. Das neue eu-

ropäische Demokratiemodell gibt es

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noch nicht, und es wird sich auch nicht

an einem Wochenende vom Europäi-

schen Rat erfi nden und umsetzen las-

sen. Wir benötigen vielmehr den öffentli-

chen Diskurs über die politische Teilhabe

im 21. Jahrhundert. Das ist ein europäi-

sches, aber auch ein nationales Thema.

Eines ist jedoch jetzt schon sicher:

Die neue europäische Demokratie wird

anstrengend, da sie das aktive Engage-

ment der europäischen Bürgerinnen und

Bürger fordert. Für die europapolitische

Bildung bedeutet das, den Schwerpunkt

auf Befähigung, statt auf Information zu

setzen. Sie muss als schulische und au-

ßerschulische, als Jugend- und als Er-

wachsenenbildung den Menschen hel-

fen, ihre Interessen zu artikulieren und

sich in das politische System einzubrin-

gen. Verständlicherweise setzt eine ak-

tive Partizipation voraus, die politischen

Strukturen zu (er)kennen. Wer in einem

stockdunklen Raum steht, tut gut daran,

sich nicht zu bewegen. Aufgabe der po-

litischen Bildung ist es also, um in dem

Bild zu bleiben, das Licht anzumachen.

Auch zukünftig wird es nicht ohne Wis-

sensvermittlung gehen, allerdings richtet

sich diese auf ein anderes Ziel. Sinn der

Übung ist nicht, dass die Menschen mög-

lichst viel über Europa wissen, sondern

dass sie Europa begreifen und dadurch

in die Lage versetzt werden, es aktiv mit-

zugestalten.

Dabei ist natürlich auch wichtig,

dass die Menschen sich als Europäer

wahrnehmen. Dem dient die gute alte

Begegnungsarbeit, die unter den verän-

derten Bedingungen keineswegs obsolet

geworden ist. Eine internationale Grup-

pe ist heute nichts Besonderes mehr, die

Internationalität ist ein selbstverständ-

licher Bestandteil der Lebenswelt vor al-

lem jüngerer Europäerinnen und Europä-

er, zu deren Sprachgebrauch »Facebook«

und »Erasmus« ganz selbstverständlich

gehören. Aber gerade in dieser vermeint-

lichen Einheitlichkeit die Unterschiede

im Denken und in den Interessen und

gleichzeitig die Gemeinsamkeit in der

Herausforderung deutlich werden zu las-

sen – das geschieht nicht übers Internet,

sondern nur im strukturierten Miteinan-

der. Auch die Menschen im 21. Jahrhun-

dert wollen und müssen sich in die Augen

schauen und nicht nur in den Bildschirm

blicken.

Begegnung, Informationsstrukturie-

rung, Partizipation auf der Basis von Frei-

willigkeit: Solche Vorgaben sind leicht

zu formulieren und schwer umzusetzen.

Auch die europapolitische Bildung steht

also vor einer Neuorientierung. Die Auf-

gabe, neue und partizipative Konzepte

zu entwerfen, kann den Bildungsträgern

und ihren Teams niemand abnehmen. Er-

folgreich wird ein solches Unterfangen

allerdings nur sein können, wenn die Po-

litik die Notwendigkeit sieht und ent-

sprechend, auch fi nanziell, unterstützt.

Das mag in Zeiten leerer Kassen nicht po-

pulär sein, aber es ist ein wichtiges Stück

Zukunftssicherung für uns alle.

Prof. Dr. Eckart D. Stratenschulte

Leiter der Europäischen

Akademie Berlin

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INTERKULTURELLER DIALOG ALS EUROPÄISCHES POLITIKFELD

Von Sabine B. Frank

Das Thema »interkultureller Dialog«

hat nun schon seit einigen Jahren in-

ternatio nal politischen Stellenwert. Der

Europa rat spielte in den 1990er Jahren

die Vorreiterrolle – eine Reihe von Kon-

ferenzen führte 2005 zur »Erklärung von

Faro« und schließlich 2008 zum Weiß-

buch »Interkultureller Dialog«. Die Euro-

päische Union schloss sich mit der Ini-

tiative für ein »Europäisches Jahr des

interkulturellen Dia logs 2008« an: Eine

Sensibilisierungs- und Medienkampa-

gne wurde gepaart mit sieben europäi-

schen Vorzeigeprojekten, Aktionspro-

grammen der Mitgliedsländer und einer

Reihe von politischen Beschlüssen. Ist

das Thema im Laufe dieser Jahre inhalt-

lich klarer geworden? Was haben die An-

stöße von 2008 bewirkt? Wird damit auf

europäischer Ebene tatsächlich eine po-

litische Strategie verfolgt?

Vielsagend oder nichtssagend –

ein zu rettendes Konzept? Ein beachtli-

cher Anteil befragter Europäer (36 Pro-

zent) konnte 2007 keine Angaben dazu

machen, was unter »interkulturellem Dia-

log« zu verstehen wäre (Flash Eurobaro-

meter Umfrage 217, Dezember 2007).

Die restlichen Umfrageteilnehmer/innen

assoziierten mit dem Begriff »Verständi-

gung«, »Austausch« oder »Zusammenar-

beit« zwischen Nationen, Religio nen und

Kulturen. Die Umfrage wurde nach dem

»Europäischen Jahr des interkulturellen

Dialogs 2008« nicht wiederholt – ob der

Begriff inzwischen für Normalbürger/in-

nen griffi ger geworden ist, lässt sich da-

her nicht nachweisen. Es ist aber zu be-

zweifeln, denn die EU selbst hat 2008

keinen Versuch unternommen, das Kon-

zept eindeutig zu defi nieren und die da-

mit gemeinten Aktionsfelder einzuengen.

Die Förderung des interkulturellen

Dialogs ist bei der Europäischen Kom-

mission primär im Bereich Kulturpolitik

angesiedelt und wird häufi g als Ergän-

zung zur kulturellen Vielfalt, insbeson-

dere der Vielfalt kultureller Ausdrucksfor-

men beziehungsweise Kunstformen ver-

standen. Dementsprechend dominierten

während des »Jahres des interkulturellen

Dialogs« auch künstlerische Veranstal-

tungen und Projekte. Interkultureller Dia-

log wurde vielerorts auf das »Feiern kul-

tureller Vielfalt« mit künstlerischen Mit-

teln reduziert. Darüber hinaus muss er

aber als Rezept für den Umgang mit einer

langen Reihe von Herausforderungen her -

halten: um den Zusammenhalt zwischen

EU-Bürgern zu stärken und ihre Mobilität

innerhalb der EU zu begleiten; um Mi-

gra tion, Integration und Asylpolitik sozi-

alverträglicher zu machen; um Diskrimi-

nie rung und sozialer Benachteiligung

ergänzend zu rechtlichen Mitteln beizu-

kommen und um islamischer Radikalisie-

rung und den Bedrohungen öffentlicher

Sicherheit entgegenzuwirken. »Interkul-

tureller Dialog« ist also eine Art Salbe,

die für viele Beschwerden verschrieben

wird, sicher angenehm sein kann, aber

höchstens einer symptomatischen bezie-

hungsweise begleitenden Behandlung

gleich kommt. Manch einer mag sich aller-

dings auch damit salben, um eben nicht

an die Wurzeln der Probleme zu müssen.

Wie kann mit dem Thema also künftig

effektiver umgegangen werden?

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Mehr als politisches Raumspray:

Wenn die Vielfalt an Angeboten und An-

strengungen, die unter »interkulturellem

Dia log« laufen, auch schwer zu katego -

risie ren oder einzuengen sind, so ist

doch wichtig festzuhalten, dass mit dem

Thema generell ein positiver Anspruch

erhoben wird, der im politischen Klima

Europas eine Rolle spielt.

Die Platform for Intercultural Europe,

eine zivilgesellschaftliche Organisation

mit europaweiter Mitgliedschaft, formu-

lierte die Vision von einem interkulturel-

len Europa als einem Europa, in dem das

Hauptaugenmerk darauf liegt, »was wir

(Menschen unterschiedlicher Herkunft)

gemeinsam werden können« und stell-

te »interkulturelle Innovation« in Aus-

sicht. »Wir müssen die Interkulturalität,

das heißt, das Prinzip, Kulturen durch in-

terkulturelles Engagement zu entwickeln,

zu unserer neuen menschlichen Norm

erheben«, verlangte die Plattform in ih-

rem Manifest (»The Rainbow Paper. Inter-

cultural Dialogue: From Practice to Poli-

cy and Back«, 2008). Dieses Paradigma

der interkulturellen Entwicklung wurde

als Alternative zu sorg loser Toleranz und

der Parallelität von Multikulti in den po-

litischen Raum gestellt. Natürlich ist das

Bekenntnis zu einem interkulturellen Eu-

ropa auch eine Absage an Angst, Unwis-

senheit und Egoismus, die so oft hinter

Diskriminierung und Rassismus stecken.

Grundprinzip eines interkulturellen

Europas ist die umfassende, freie und

gleichberechtigte Beteiligung aller am

gesellschaftlichen Leben. Dieses Prinzip

steht im Einklang mit den verbrieften Wer-

ten der Europäischen Union, wird aber in

der Praxis europäischer Politikgestaltung

im Hinblick auf Migrant/innen und deren

Nachkommen sowie auf Minderheiten

immer wieder verletzt. Umso mehr muss

die Umsetzung eines interkulturellen

Europas kontinuierlich eingefordert wer-

den, damit Politiker/innen aller Ebenen

mit ihren Entscheidungen zur Stärkung

demokratischer Prozesse beitragen und

zugleich den Glauben aller an die euro-

päische Demokratie untermauern.

Abgesehen von der Beeinfl ussung

der europäischen politischen Atmosphä-

re und des europäischen Werteklimas –

wo es populistischen, nationalistischen

und protektionistischen Einstellungen

ja viel entgegenzusetzen gilt – bedarf

es aber eines klaren Verständnisses da-

von, dass die Praxen interkulturellen

Dialogs mit den Mitteln der Kunst und

Kultur, der Bildungsarbeit vom Kinder-

garten zur Erwachsenenbildung, der Ju-

gend- und Sozialarbeit sowie der Medi-

en nur dann greifen können, wenn recht-

liche und wirtschaftliche Barrieren für

faire gesellschaftliche Teilhabe abgebaut

werden. Keine künstlerische Organisa-

tion beispielsweise sollte sich – im Zu-

ge wirtschaftlicher Rechtfertigungszwän-

ge – anmaßen, unterprivilegierte Ange-

hörige von Einwanderergruppen allein

mit Mitteln künstlerischer Beteiligung

und Selbstfi ndung zu konstruktiven, in-

tegrierten Bürger/innen machen zu kön-

nen. Andererseits gibt es keinen Grund,

den Beitrag kultureller Begegnungsar-

beit zur Herstellung von Vertrauen, Soli-

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darität und gegenseitiger Anerkennung

zu belächeln. Sicher gibt es qualitative

Unterschiede in den Praxen interkulturel-

len Dialogs, was Tiefgang und Nachhal-

tigkeit angeht, prinzipiell ist aber wich-

tig, dass sie als Begleitmaßnahmen zur

wirtschaftlichen und politischen Ermäch-

tigung von Einwanderern und Minder-

heiten durch geregelte Arbeit und Betei-

ligungsrechte dienen.

Eine europäische politische Strate-

gie? Nun ein Blick auf die Ergebnisse des

»Europäischen Jahres des Interkultu rellen

Dialogs 2008«: Offi zielle Evaluie rungen

von EU-Aktionen müssen sich stets deren

inhärente Zielsetzungen zum Maßstab

nehmen, doch trotz dieser Einschränkung

fi nden sich kritische Anmerkungen zur

Effektivität und Nachhaltigkeit des The-

menjahres: »Das Ziel, Aktivitäten auf

junge Leute zu konzentrieren, wurde be-

quem erreicht, die Mobilisierung von In-

teressengruppen war beträchtlich (...),

aber die Beteiligung von benachteiligten

Gruppen und Auswirkungen auf sie waren

vergleichsweise schwach.« (ECOTEC Eva-

luierung, August 2009, S. 5) Hinterfragt

wurde auch die weitere Berücksichtigung

des Bedarfs an interkulturellem Dialog bei

der Politikgestaltung auf nationaler Ebe-

ne. Dieses sei, so die Evaluatoren, in den

Ländern gegeben, »wo ein Handlungsrah-

men oder Aktionsplan schon vor dem Jahr

bestand oder wo es zaghafte An zeichen

gibt, dass die Entwicklung eines solchen

Aktionsplans in Erwägung gezogen wird.

(...) In einigen Ländern mag das Thema

wohl von der Tagesordnung rutschen, es

sei denn, es kommen neue Impulse von

der EU-Ebene. (...) Unterstützung für inter-

kulturellen Dialog durch die EU ist mittel-

fristig wahrscheinlich.« (ebd., S. 6–7)

Der Grund für letztere Prognose

liegt darin, dass entsprechende Zielset-

zungen in mehreren richtungweisenden,

politischen Dokumenten verankert wur-

den – so zum Beispiel der »Agenda für

Kultur im Zeitalter der Globalisierung« von

2007 und den Erklärungen des EU-Minis-

terrates zu den Interkulturellen Kompe-

tenzen und denen zur Förderung der kul-

turellen Vielfalt und des interkulturellen

Dialogs in den EU Außenbeziehungen –

beide von 2008. Damit sind politische

Ansprüche geschaffen, deren Verwirkli-

chung eingefordert werden kann. Wich-

tige EU-Repräsentant/innen bekennen

sich zudem weiterhin zu dem Thema.

Außerdem haben sich während des

europäischen Themenjahres mehrere

Netzwerke gebildet, die daran arbeiten,

dass das Thema auf der politischen Ta-

gesordnung bleibt, zum Beispiel die Plat-

form for Intercultural Europe. Sie war in

den so genannten »strukturierten Dialog

mit der Zivilgesellschaft« seitens der

Europäischen Kommission seit 2008 ein-

bezogen. Auf der Ebene des EU-Kulturmi-

nisterrates, auf der im Rahmen der »of-

fenen Koordinierungsmethode« (OKM)

– einer freiwilligen, unverbind lichen Zu-

sammenarbeit der Regierungen der Mit-

gliedsstaaten – fünf thematische Arbeits-

gruppen gebildet worden waren, war

das Thema interkultureller Dialog nach

2008 zunächst nicht mehr präsent. In

dem im November 2010 beschlosse-

nen »Arbeitsplan für Kultur für 2011–

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2014« ist nun aber die Einsetzung einer

OKM-Arbeitsgruppe zum Thema »kultu-

relle Vielfalt, interkultureller Dialog und

zugäng liche und integrative Kultur« vor-

gesehen. Auf EU-Ratsebene bleibt das

Thema also kulturpolitisch verortet, aber

von dieser Basis aus mag sich der be-

reichsübergreifende Anspruch des The-

mas vielleicht doch längerfristig verwirk-

lichen lassen.

Interkultureller Dialog kann in der

Tat nur ein Anliegen sein, das sich über

mehrere Politikfelder erstreckt und in

mehrere Bereiche komplementär hinein-

greift. Damit stellt sich aber die Heraus-

forderung, verstreute Maßnahmen der

EU und der Mitgliedsstaaten kohärent zu

gestalten. Dazu müssen zunächst in je-

dem Einzelbereich Anstrengungen unter-

nommen werden, klarere Orientierung

zu bieten, was mit »interkulturellem Dia-

log« gemeint ist und bezweckt wird. Dies

ist momentan völlig unzureichend und

eine Herausforderung für die Neuaufl age

der EU-Förderprogramme nach 2013,

ins besondere der Programme »Kultur«,

»Media«, »Jugend in Aktion«, »Europa

für Bürgerinnen und Bürger«, »Lebens-

langes Lernen« sowie des Forschungs-

rahmenprogramms. Das Thema ist

außerdem in den Politikfeldern Sport,

Mehrsprachigkeit, Integration der sich

legal in der EU aufhaltenden Angehö-

rigen von Drittstaaten und Außenbezie-

hungen verankert.

Die Platform for Intercultural Europe

nahm in den Jahren 2009 und 2010 die

Umsetzung des Ziels »interkultureller Dia-

log« im EU-Kulturprogramm unter die Lu-

pe. Ein Ergebnis dieser Studie ist, dass

es den Antragsteller/innen überlassen

bleibt zu defi nieren, wie sie zum interkul-

turellen Dialog beitragen wollen bezie-

hungsweise – nach Abschluss des Pro-

jekts – beigetragen haben. Interkulturel-

ler Dialog wird dabei häufi g nicht als

eigen ständige Zielsetzung eines Projekts

beschrieben, sondern als Nebenprodukt

transnationaler Zusammenarbeit. Die

Plattform unterbreitete der EU-Kommis-

sion daher einen Katalog von Empfehlun-

gen, um sicherzustellen, dass künftig der

geförderte europäische Austausch im

Bereich von Kunst und Kultur dazu dient,

Menschen aller Hintergründe und Iden-

titäten eine umfassende und gleichbe-

rechtigte gesellschaftliche Beteiligung

zu ermöglichen (siehe www.intercultural-

europe.org).

Den Politiker/innen sowie den Pro-

jektträgern auf nationaler wie eu ro päi-

scher Ebene kommt die Verantwortung

zu, das Thema in seiner vorrangigen Be-

deutung für die gerechte Teilhabe von

Menschen mit Migrationshin ter grund

und von Minderheiten zu begreifen. Es

gilt, die breite Palette an interkulturel-

len Dia loginitiativen im soziokulturellen

und Bildungsbereich als unabdingba-

re Ergänzungen zu sozial gerechter Wirt-

schaftspolitik und einer fairen Verteilung

von Bürgerrechten zu würdigen.

Sabine B. Frank

Generalsekretärin der

Platform for Intercultural

Europe, Brüssel

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31

Das Programm »Europa für Bürgerinnen

und Bürger« der Europäischen Union för-

dert im Rahmen der Aktion 2, Maßnah-

me 3, Projekte von zivilgesellschaftli-

chen Organisationen, wie Forschungs-

einrichtungen, Netzwerken, Vereinen

und Verbänden, Think-Tanks, Gewerk-

schaften, Bildungseinrichtungen, kirch-

lichen, karitativen und sozialen Organi-

sationen sowie solchen aus dem Bereich

des freiwilligen Engagements und des

Amateursports. Voraussetzung ist, dass

diese einen eigenen Rechtsstatus haben

und nicht gewinnorientiert tätig sind. Sie

müssen ihren Sitz in einem der teilnah-

meberechtigten Länder haben, zu de-

nen die 27 Mitgliedstaaten gehören so-

wie nach gesonderten Assoziierungs-

verhandlungen Albanien, Kroatien und

Mazedonien. Weitere Westbalkanländer,

die EWR-Länder Island, Liechtenstein

und Norwegen sowie die Türkei können

sich assoziieren, haben bisher jedoch

kein Interesse daran gezeigt.

Zwei Projektformen werden geför-

dert, einerseits Veranstaltungen, wie

Konferenzen, Seminare, Workshops

(auch soziokulturelle), und andererseits

Produktions- und Realisierungsvorha-

ben, wie Publikationen, Internetseiten,

Studien, Radio- oder Filmproduktionen.

Veranstaltungsprojekte können aus

mehreren Treffen, Workshops oder Kon-

ferenzen bestehen und müssen von min-

destens zwei Organisationen aus un-

terschiedlichen teilnahmeberechtigten

Ländern zusammen durchgeführt wer-

den. Der Zuschuss errechnet sich auf der

Grundlage von Pauschalsätzen pro Teil-

nehmer/in und Tag (»Teilnehmertage«),

je nach Land, in dem die Veranstaltung

stattfi ndet. Die Pauschale kann nur für

Teilnehmer/innen aus den teilnahme-

berechtigten Ländern angerechnet wer-

den. Mindestens 30 Prozent der Teilneh-

mer/innen müssen »international« sein,

das heißt aus einem anderen als dem

Land kommen, in dem die Veranstaltung

stattfi ndet. Mindestens 50, maximal 400

Teilnehmertage pro Veranstaltung kön-

nen angerecht werden. Für Öffentlich-

keitsarbeit (»Kommunikationswerkzeu-

Von Monika Lühn

DIE EU FÖRDERT TRANSNATIONALE ZUSAMMENARBEIT

Das Programm »Europa für Bürgerinnen

und Bürger« fördert Veranstaltungen.

© Deutsche Vertretung der Europäischen

Kommission

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32

Das Programm »Europa für Bürgerinnen

und Bürger« fördert Publikationen aller

Art. © Jörg Hausmann

ge«) gibt es zusätzlich eine Pauschale

von 1.500 Euro pro Medium (Publikation,

DVD oder Internetseite), maximal 4.500

Euro für ein Projekt.

Der Zuschuss für Produktions- und

Realisierungsprojekte errechnet sich auf

der Grundlage eines ausgeglichen Kos-

ten- und Finanzierungsplans. Die bean-

tragte Fördersumme muss mindestens

10.000 Euro und darf maximal 150.000

Euro betragen, wobei der EU-Zuschuss

höchstens 70 Prozent der förderfähigen

Kosten betragen darf.

Einmal jährlich (nämlich jeweils bis

zum 1. Februar) können Anträge bei der

Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles

und Kultur (EACEA) in Brüssel eingereicht

werden. Die maximale Projektdauer be-

trägt 18 Monate, das Projekt muss zwi-

schen dem 1. August des Antragsjahres

und dem 31. Januar des Folgejahres

starten.

Das wichtigste Förderkriterium für

die EU ist, dass das Projekt den Zielen

des Programms dient und sich mit eu-

ropäischen Themen befasst. Der Pro-

grammleitfaden und die Internetseite der

KS EfBB informieren über die Teilnahme-

bedingungen und Kriterien.

Vergleicht man die Ergebnisse der

Projektauswahl der Jahre 2007 bis 2010

zeigt sich, dass das Interesse an der Pro-

jektförderung (Aktion 2, Maßnahme 3)

stark zugenommen hat. Die Zahl der EU-

weit eingereichten Anträge hat sich mehr

als verdoppelt. Aufgrund des gleichblei-

benden Budgets verändert sich die An-

zahl der bewilligten Projekte jedoch nur

unwesentlich.

Die Tabelle und die Diagramme zei-

gen die Zahl der insgesamt eingereichten

Anträge, die Zahl der eingereichten An-

träge aus Deutschland sowie die Zahl

der bewilligten Anträge insgesamt und

die Zahl der bewilligten Anträge aus

Deutschland pro Jahr.

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Verhältnis zwischen den EU-weit eingereichten

Anträgen und den Bewilligungen

Verhältnis zwischen den von deutschen Organisationen

eingereichten Anträgen und den Bewilligungen

Eingereichte Anträge aus Deutschland

Bewilligte Anträge aus Deutschland Quelle: KS EfBB 2010

Eingereichte Anträge insgesamt

Bewilligte Anträge insgesamt Quelle: KS EfBB 2010

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34

Die steigende Anzahl der eingereichten Anträge zeigt, dass die Bedeutung der Aktion 2,

Maßnahme 3 steigt. Aufgrund des gleichbleibenden Budgets verändert sich die Anzahl der

bewilligten Projekte jedoch nur unwesentlich. Monika Lühn, Mitarbeiterin

der Kontaktstelle Deutschland

»Europa für Bürgerinnen und

Bürger« bei der Kulturpolitischen

Gesellschaft e. V., Bonn

Gesamtübersicht über Einreichungen und Bewilligungen von 2007 bis 2010

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35

Europäische Projekte

im Kaleidoskop

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36

Kreisauer Modell

Internationale Begegnungen

für Menschen mit

Behinderungen 2007/2008

Die ideale Jugendbegegnung: Von allen gemeinsam gestaltet

© Kreisau-Initiative Berlin e. V.

Der Name des Ortes Kreisau in Schlesien

ist heute aufgrund der Widerstandsgrup-

pe »Kreisauer Kreis« eng mit dem Wider-

stand gegen Ausgrenzung und Nationa-

lismus verbunden. Die Kreisau-Initiative

Berlin e. V. folgt dem Ideal des Kreisauer

Kreises und führt internationale Begeg-

nungen zur Völkerverständigung durch.

Eine besondere Zielgruppe der Krei-

sau-Initiative Berlin e. V. sind geistig und

körperlich beeinträchtigte Jugendliche.

Diese sind häufi g von der Teilnahme an

internationalen Jugendbegegnungen

ausgeschlossen, da es an integrativen

Konzepten und Methoden mangelt. Ge-

meinsam mit der Stiftung Kreisau für

Europäische Verständigung (PL), der Nie-

derschlesischen Gesellschaft für Kinder-

und Jugendhilfe (PL), dem Kinder zentrum

Sonnenstrahl (CZ) und der Steirischen

Behindertenhilfe (AT) wurde daher das

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37

Pro jekt »Kreisauer Modell« ins Leben

ge rufen. Es setzte sich zum Ziel, Modelle

und Methoden für die internationale Ju-

gendarbeit zu entwickeln, um Menschen

mit Behinderung zu integrieren und ih-

nen damit die Teilnahme am interkultu-

rellen Austausch zu ermöglichen.

Im Dezember 2007 fand eine Konfe-

renz zur Entwicklung des »Kreisauer Mo-

dells« in Krzyzowa (Kreisau, PL) statt. 70

Fachkräfte und Multiplikator/innen der

internationalen Jugendarbeit sowie Heil-

und Förderpädagog/innen aus Deutsch-

land, Italien, Österreich, Polen, Portugal,

der Ukraine, der Tschechischen Republik

und der Türkei entwickelten Konzepte

und inhaltliche Bausteine und erarbeite-

ten Praxismethoden in Form von »Kern-

forderungen für eine ideale Begegnung«,

die in integrativen, internationalen Be-

gegnungsprogrammen anwendbar sind.

Die Konferenzergebnisse wurden da-

nach in einer Jugendbegegnung modell-

haft umgesetzt. Im März 2008 kamen 60

Jugendliche aus Behindertenheimen und

Förderschulen aus Deutschland, Öster-

reich, Polen, Tschechien und der Ukraine

zum »Frühling in Kreisau« zusammen.

Sie nahmen an Musik-, Kunst- oder Thea-

terworkshops teil, bei denen nicht das

Ergebnis, sondern die Freude an der Zu-

sammenarbeit im Vordergrund stand.

Auf der Basis der Konferenzergeb-

nis se und der Erfahrungen der Jugend-

begeg nung entwickelten die Projekt -

part ner Fortbildungsmaßnahmen für

Haupt- und Ehrenamtliche in Behinder-

teneinrichtungen sowie in der interna -

tio nalen Jugendarbeit. Im April 2008

fand für 16 Teilnehmende aus vier Län-

dern eine erste Multiplikatorenschulung

statt. Inhalte der Heilpädagogik sowie

Methoden der internationalen Jugend-

arbeit wurden in theoretischen Seminar-

einheiten und praktischen Workshops

vermittelt. Die Ergebnisse sind im News-

letter und auf der Internetseite der

Kreisau-Initiative dokumentiert.

»Besonders das internationalegemeinsame Suchen nach Lö-sungen, die es den behinder-ten Jugendlichen ermöglichen, selbstbestimmt und mit Freude an der Begegnung teilzuneh-men, hat mir imponiert. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, geholfen zu haben, dass heil-pädagogisches Gedankengut bei allen Mitstreitern zur Grundlagedes gemeinsamen Handelns wurde.« Peter Ludwig, Berufs- und Fachverband der Heilpädagogen, Konferenzteilnehmer

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38

Das Projekt »Kreisauer Modell«

wur de von der Europäischen Union mit

gut 25.000 Euro gefördert. Weitere För-

derer und Unterstützer konnten mit der

Aktion Mensch (DE) und dem Deutsch-

Polnischen Jugendwerk (DE/PL) gewon-

nen werden. Aufgrund des großen Be-

darfs an Fortbildungsangeboten und

des Erfolgs des Pilotprogramms wurden

2009 die Multiplikatorenschulungen

fort gesetzt und eine weitere Jugendbe-

gegnung organisiert.

Im Jahr 2008 konnte die Kreisau-

Initiative e. V. zudem das Projekt »MICC –

Model International Criminal Court« mit

einem EU-Zuschuss von 25.000 Euro

durchführen. Gemeinsam mit dem Pol ni -

schen Roten Kreuz (PL) und der Krzyzowa-

Stiftung (PL) wurden zwei Gerichtsver-

handlungen der Nürnberger Prozesse und

des Internationalen Tribunals zu Jugos-

lawien simuliert, in denen die Jugendli-

chen als Richter, Verteidiger und Ankläger

agierten. Ergänzt wurde das Programm

durch juristische, rhetorische und jour-

nalistische Trainingsworkshops, Vorträge

und Zeitzeugengespräche, die Erstellung

von Medienbeiträgen sowie eine Presse-

konferenz.

Das nächste EU-geförderte Pro-

jekt startet die Kreisau-Initiative mit der

Stiftung Kreisau für Europäische Ver -

stän di gung (PL) im Winter 2010: Zur

Vorbereitung des »Europäischen Jahres

für aktives Altern und intergeneratio -

nelle Solidarität 2012« fi nden im Jahr

2011 unter dem Titel »Intergeneratio-

nes – Intergenerativ trifft International«

eine internationale Konferenz zum The-

ma »Internationaler Jugendaustausch

und intergeneratives Lernen« sowie eine

deutsch-französisch-polnische Mehr-

generationenbegegnung zum Thema

»Geschichtsbilder« statt. Die EU-Förde-

rung beträgt 26.000 Euro.

Projektträger:

Kreisau-Initiative Berlin e. V.

www.kreisau.de

Seminarteilnehmer/innen vor Schloss

Kreisau © Kreisau-Initiative Berlin e. V.

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Der Egeria-Weg

Frauenpilgerweg für ein

gemeinsames Europa 2008

Internetseite zum »Egeria-Weg«

Die deutsche Abteilung des Ökumeni-

schen Forums Christlicher Frauen in Eu-

ropa e. V. (DE) ist seit 2005 Trägerin des

Projekts »Egeria-Weg. Ein ökumenischer

Frauen-Pilgerweg für ein gemeinsames

Europa«. Die frühchristliche Pilgerin

Egeria schrieb im vierten Jahrhundert

n. Chr. den ältesten und ausführlichsten

Bericht einer Pilgerreise, ausgehend von

Spanien quer durch den europäischen

Kontinent über Konstantinopel bis nach

Jerusalem.

Seit 2005 legt eine internationale

Gruppe von Frauen eine Etappe dieses

Weges zurück, an die im folgenden Jahr

wieder angeknüpft wird. Die erste Etappe

führte durch Spanien, 2006 pilgerten die

Frauen durch Frankreich, 2007 durch

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40

Italien. Der vierte Wegabschnitt im Jahr

2008, der die Frauen durch das EU-Land

Slowenien und durch das Nachbarland

Kroatien führte, wurde von der EU mit

22.500 Euro unterstützt. Die italienische

Evangelisch-Lutherische Kirche, die kro-

atische Abteilung des Ökumenischen

Forums Christlicher Frauen in Europa

e. V. sowie das Institut I.S.E. »Zentrum für

Frauen- und Familienberatung – ökume-

nische und internationale Begegnung«

(SI) waren als Partnerorganisationen an

der Durchführung der vierten Etappe be-

teiligt.

Während des zweiwöchigen Weges

durch Slowenien und Kroatien im Herbst

2008 liefen 18 Frauen täglich 15 bis 20

Kilometer. Sie übernachteten in Pensio-

nen oder bei Gastgeberinnen vor Ort. Auf

der Strecke kamen sie mit einheimischen

Frauengruppen, Vertreterinnen von NGOs

und Kirchen zusammen und lernten die

vielfältigen Traditionen und Lebensent-

würfe von slowenischen und kroatischen

Frauen kennen.

Die Pilgerinnen trafen auch Politi-

kerinnen und Vertreterinnen des Europa-

parlaments in Ljubljana und sprachen mit

diesen über die Europäische Integration,

dem Schwerpunkthema der vierten Etap-

pe. Das Interesse richtete sich vor allem

darauf, wie die slowenische Bevölkerung

den Beitritt ihres Landes zur Europäischen

Union empfi ndet. In einem Gespräch mit

Frauen, die der Bevölkerungsgruppe der

Roma angehören, wurden deren Sichtwei-

sen auf Europa deutlich.

Gemeinsam mit der bosnisch-

kroatischen Menschenrechtsaktivistin

Jadranka Cigelj diskutierten die Teilneh-

merinnen bei einer Lesung die Situation

von Frauen in der Zeit während und nach

den Jugoslawienkriegen in den neunziger

Jahren, Fragen zur sozialen Gerechtigkeit

und zur gesellschaftlichen Teilhabe von

Frauen sowie aktuelle politische Frage-

stellungen.

Während der Pilgerreise setzten die

Wanderinnen erstmals den von ihnen

konzipierten »Europa-Rucksack« ein. Es

handelt sich hierbei um eine umfangrei-

che Materialsammlung für die Informa-

tions- und Bildungsarbeit zum Thema Eu-

ropa. Der Rucksack enthält ausgewählte

Bücher und Broschüren zu Themen wie

Geschichte Europas, Europäische Grund-

rechtecharta, Vertrag von Lissabon oder

Frauen als Mitgestalterinnen Europas

und die Rolle der Kirchen in Europa. Er

wird ständig aktualisiert und von den

Projektträgerinnen an Interessierte ver-

liehen.

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Die Pilgerinnen an der slowenisch-

kroatischen Grenze © Doris Riffelmann

Um die Öffentlichkeit über die Reise,

die Fortsetzung des Projektes und des-

sen Teilergebnisse zu informieren, legten

die Pilgerinnen nach ihrer Rückkehr eine

umfangreiche Internetseite an, auf der

alle wichtigen Hintergrundinforma tionen

zu fi nden sind sowie Fotos und Tage buch-

einträge der Pilgerinnen, die die Reise

Tag für Tag dokumentierten.

Im Herbst 2009 setzten die Frauen

ihre Reise fort. Diesmal führte sie der Weg

durch Serbien. Im September 2010 pilger-

te die Frauengruppe durch Rumänien. Der

»Egeria-Weg« soll innerhalb von zehn

Jahren durch 13 Länder Europas und des

Nahen Ostens bis nach Jerusalem füh-

ren. Die Organisatorinnen möchten mit

dem Egeria-Projekt zur Verständigung

und Einigung in einem zusammenwach-

senden Europa beitragen und deutlich

machen, dass sich die Geschicke Euro-

pas sowohl historisch als auch aktuell

nicht von denen in der Region des Vor-

deren Orients trennen lassen. Die Pilge-

rinnen verstehen sich als Grenzgänge-

rinnen zwischen West und Ost sowie zwi-

schen den Kulturen und Konfessionen

des europäischen Kontinents.

Es ist geplant, den »Egeria-Weg«

als Pilgerweg dort einzurichten, wo sich

lokale Verbände und Tourismusvereine

fi nden, die ihn für künftige Pilgergenera-

tionen erhalten wollen. Bei der Einrich-

tung des Weges und der einzelnen Statio -

nen werden die Menschen des jeweiligen

Landes in die Planung einbezogen, um

mit ihnen zusammen die Begegnungen

vor Ort zu gestalten.

Projektträger:

Ökumenisches Forum Christlicher

Frauen in Europa, Braunschweig

www.egeria-project.eu

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Veranstaltungsreihe zu

Globalem Lernen 2008

European Global Education Days

Danute D7ra präsentiert die Ziele der EGED © M1ris Resnis

Ein Zusammenschluss von im Bildungs-

bereich tätigen Organisationen aus

den zwölf Ländern Deutschland, Estland,

Frankreich, Lettland, Litauen, Malta,

Österreich, Polen, Slowakei, Slowenien,

der Tschechischen Republik und Ungarn,

das Global Network of Young Europeans

(GLEN), führte die »European Global Edu-

cation Days 2008« (EGED) durch. Ziel

des Projektes war es, das Bewusstsein

der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

für das Thema Europa sowie für das ge-

genseitige Abhängigkeitsverhältnis zwi-

schen Europa und anderen Teilen der

Welt zu schärfen. Darüber hinaus sollte

die Grundlage für die Bildung von Netz-

werken zwischen europäischen Verei-

nen und Verbänden geschaffen werden.

Dafür wurden zwei Seminare, zahlrei-

che Tagungen und eine Konferenz durch-

geführt. Den Antrag auf eine Förderung

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durch die EU stellte die deutsche Institu-

tion InWEnt für das Netzwerk. Die EU un-

terstützte die Veranstaltungsreihe mit

rund 38.700 Euro.

Zu den Teilnehmenden des Projekts,

das im Herbst 2008 begann, gehörten

sowohl Jugendliche als auch Fachkräf-

te aus dem Bereich der Jugendbildungs-

arbeit. Die »European Global Education

Days 2008« boten ihnen die Möglich-

keit, sich für ihre europaweite Arbeit im

Bereich des Globalen Lernens zu qua-

lifi zieren. Im Mittelpunkt des Bildungs-

konzepts des Globalen Lernens stehen

insbesondere Fragen nach der Verwirkli-

chung der Menschenrechte, globaler Ge-

rechtigkeit und nach Bedingungen für

eine friedliche Welt sowie Umweltschutz.

Die »European Global Education

Days 2008« umfassten eine Reihe von

Veranstaltungen in verschiedenen Län-

dern: Im September und Oktober wurden

in Warschau (PL) für insgesamt 45 Jugend-

liche aus neun EU-Staaten zwei Work-

shops durchgeführt, bei denen sie Me-

thoden der Bürgerbeteiligung kennen-

lernten. Hierbei entwarfen sie Ideen für

zukünftige grenzübergreifende Projekte,

die sich mit der Thematik der europäi-

schen Bürgerschaft befassten. Dies be-

inhaltete die globale Verantwortung für

Europa, die Nachhaltigkeit des Umwelt-

schutzes und die Zukunft der Bildung in

Europa. Daneben fanden in der Zeit von

September bis Dezember in elf Mitglied-

staaten der EU öffentliche Bildungs ver-

an staltungen statt. Rund 1.600 Men-

schen nahmen an den verschiedenen

Aktivi täten wie Präsentationen, Film vor-

füh rungen, Diskussionsrunden, Spiele,

Theatervorstellungen und Konzerte teil.

Die fünftägige Abschlusskonferenz

im November in Marpingen (DE) stellte

den Höhepunkt des Projektes dar. 72

Jugendliche aus 15 Ländern kamen hier

»Global Education is a creative approach of bringing about change in our own society. It is an active learning process based on the universal values of tole-rance, solidarity, equality, justi-ce, inclusion and non-violence« Unbekannt, GLEN Flyer

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44

zusammen, um über Globales Lernen zu

diskutieren. Sie präsentierten auf einem

Markt der Möglichkeiten weltweite Bil-

dungsprojekte, an denen sie bereits mit-

gearbeitet hatten. Sie diskutierten wäh-

rend einer öffentlichen Veranstaltung

mit Gästen über die globale Verantwor-

tung Europas und das Thema Umwelt-

schutz. In Workshops erörterten sie ge-

meinsam mit eingeladenen Fachleuten

unterschiedliche Aspekte des Globalen

Lernens und deren Rolle für die Heraus-

bildung einer engagierten und verant-

wortungsbewussten europäischen Bür-

gerschaft.

Ebenfalls auf dem Programm stand

ein Besuch der von der EU organisierten

»European Development Days 2008« Ende

November in Straßburg (FR). Die Jugend-

lichen bereiteten hierfür eine Fotoaus-

stellung mit dem Titel »Voices of Europe«

vor, die Bilder und Aussagen von 20 EU-

Bürgerinnen und Bürgern zu Europa und

zur Rolle der Bürger in der EU zeigte.

Um in der Öffentlichkeit auf die Ver-

anstaltungsreihe aufmerksam zu ma-

chen, erstellten die Veranstalter einen

Flyer, der auf zwei Seiten das Konzept

des Globalen Lernens und die Aktivitäten

des Netzwerks GLEN erläutert. Er wurde

in einer Aufl age von 2.000 Stück in engli-

scher Sprache produziert. Die »European

Global Education Days 2008« wurden

abschließend in dem »Global Education

Guide« dokumentiert, einem vierzigsei-

tigen Bericht über die Inhalte, Methoden

und Ergebnisse der Workshops.

Projektträger:

ASA Programm InWEnt

Berlin

www.glen-europe.org

Anna Wrochna und Lukaš Policar in einem

Theater-Workshop während der EGED

© M1ris Resnis

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Multilaterale Tagung 2008 arbeit und Austausch der in diesem Be-

reich tätigen Organisationen, Fachleute

und Vertreter/innen der Politik. Die Diö-

zesan-Caritasverbände NRW (DE) und

die Caritas Oberösterreich (AT) wollten

mit dem Europaforum 2008, das sie im

November 2008 gemeinsam in Brüssel

durchführten, diesen europäischen Dia-

log unterstützen.

Die zweitägige Konferenz, an der

rund 70 Fachleute aus dem Gesundheits-

wesen, aber auch Politiker/innen aus

Belgien, Deutschland, Großbritannien,

Litauen, Polen und Rumänien teilnah-

men, stand unter dem Motto »Gesund-

heit – höchstes Gut? Europas Gesund-

heitspolitik vor neuen Herausforderun-

gen« und wurde von der Europäischen

Union mit rund 21.000 Euro gefördert.

Ein wichtiges Thema der Tagung

war die Armut in Europa. Die Diskussion

darüber, ob sie den Zugang zur Gesund-

heitsversorgung erschwert, stand im

Mittelpunkt der Veranstaltung. Die Teil-

Gesundheit – höchstes Gut?

Die Gesundheitspolitik auf europäischer

Ebene gewinnt zunehmend an Bedeu-

tung. Im Vertrag von Maastricht 1992

wird das Gesundheitswesen erstmals

erwähnt, mit dem Ziel der Erforschung,

Verhütung und Bekämpfung von weit-

verbreiteten und schwerwiegenden

Krankheiten. Der Gesundheitsschutz

muss seither in allen Politikfeldern

berücksichtigt werden.

Gesundheitsprobleme, die mit der

alternden Bevölkerung, ungesunder Le-

bensführung und wenig Bewegung zu-

sammenhängen, sowie die zunehmende

Patientenmigration sind aktuelle Heraus-

forderungen für das europäische Gesund-

heitswesen. Um diesen zu begegnen,

bedarf es einer europaweiten Zusammen-

Vertreter/innen von Gesundheitsdiensten

aus Belgien, Deutschland, Großbritannien,

Österreich und Rumänien diskutieren

über Ansprüche und Wirklichkeit in der

europäischen Gesundheitspolitik.

© Alfred Hovestädt

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nehmenden lernten zunächst in einem

Vortrag die unterschiedlichen Gesund-

heitssysteme in Europa kennen, um sich

darauf aufbauend mit der europäischen

Gesundheitspolitik auseinanderzu-

setzen.

Fachleute aus dem Gesundheits-

bereich referierten nicht nur über die

zukünftigen Herausforderungen der

europäischen Gesundheitspolitik und

mögli che Strategien, diese anzugehen,

sondern diskutieren auch über Zusam-

menhänge zwischen Gesundheitsversor-

gung und demographischem Wandel

in Europa. Auch Vertreter/innen der Euro-

päischen Kommission waren auf dem

Europaforum 2008 vertreten. Androulla

Vasilliou, die ehemalige EU-Kommissarin

für Gesundheit, stellte in einem Grußwort

die Hauptherausforderungen vor, denen

sich die EU gegenübersieht und die Maß -

nahmen, die ergriffen werden, um auf

diese zu antworten. Die Konfe renz teil-

Teilnehmer/innen der Konferenz mit der ehemaligen EU-Kommissarin für Gesundheit

Androulla Vassiliou im Vordergrund © Alfred Hovestädt

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nehmer/innen nutzten die Möglichkeit,

sich mit den Kommissionsangehörigen

über die Qualität, Versorgungssicher-

heit und Finanzierung einzelner Sozial-

und Gesundheitsdienste in Europa

auszutauschen.

Als ein Beispiel für innovative Ent-

wicklungen im Gesundheitswesen stellte

Dr. Axel Bürger, Ministerium für Arbeit,

Gesundheit und Soziales des Landes

Nordrhein-Westfalen, das Projekt »Ge-

sundheitscampus Nordrhein-Westfalen«

vor: Auf einem campusartigen Areal in

Bochum führt der »Gesundheitscam-

pus NRW« seit Juli 2009 Kompetenzen

aus Wissenschaft, Forschung und Ent-

wicklung sowie Wirtschaft zusammen.

Durch Kooperationen zwischen Wissen-

schaft und Wirtschaft sollen interdiszip-

linär neue Erkenntnisse über Krankhei-

ten gewonnen und daraus resultierend,

neue Therapien entwickelt werden. Ziel

ist es, das Spektrum von Versorgung, For-

schung und Entwicklung vor dem Hinter-

grund des demografi schen Wandels in

Europa langfristig zu erweitern.

Über den Anspruch und die Wirk-

lichkeit von Gesundheit in Europa disku-

tierten Mitarbeiter/innen von Gesund-

heitsdiensten aus Belgien, Deutschland,

Österreich und Rumänien am zweiten Tag

der Konferenz im Rahmen einer Podiums-

diskussion. Die Arbeitssprachen bei al-

len Veranstaltungen waren Deutsch und

Englisch.

Auszüge aus den Fachbeiträgen,

Präsentationen und Vorträgen, Hinter-

grundinformationen zu den behandelten

Themen sowie Bilder der Konferenz wur-

den in einer zwölfseitigen Broschüre in

deutscher Sprache dokumentiert.

Projektträger:

Caritas in NRW

Düsseldorf

www.caritas-nrw.de

»Mir bot die Versammlung da-

hingehend eine wertvolle Erfah-

rung, auf welche verschiedenen

Arten und Weisen verschiedene

Gesund heitssysteme gemeinsa-

men Problemen gegenübertreten.

(…) Das Treffen hat mich gelehrt,

wie wichtig internationale Austau-

sche sind für die Diskussion von

gemeinsamen Problemen und

Arten und Weisen, um damit um-

zugehen — es wird mehr Arbeit

benötigt und es müssen häufi ger

internationale Austausche statt-

fi nden, um gemeinsame Politik-

ansätze zur Kontrolle der Kosten

bei der Gesundheitsfürsorge und

zur Bekämpfung des Einfl usses

(…) der Big-Pharmakonzerne

sicherzustellen.«

John Middleton, Public Health,

Birmingham

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Multilaterale Konferenz

2008/2009

RADAR – Rural Areas Defence Against Racism

Die Projekt-Macher freuen sich über die

gute europäische Beteiligung.

© EZBB d RFV e. V.

Eröffnungsseminar in der Uckermark:

Deutsche Projektteilnehmer/innen stellen

sich der polnischen Delegation vor.

© EZBB d RFV e. V.

Nationalistische Strömungen gehen oft

mit Rassismus und Europafeindlichkeit

einher und bedrohen den europäischen

Integrationsprozess sowie die Anerken-

nung der gemeinsamen europäischen

Werte. Solche Auffassungen stehen im

Gegensatz zur Entwicklung einer euro-

päischen Identität und scheinen – so

die Beobachtung der Projektträger –

in ländlichen Gebieten stärker ausge-

prägt zu sein als in der Stadt. Diesem

Phänomen entgegenzuwirken, war Ziel

des Projektes »Rural Areas Defence

Against Racism – RADAR« (Ländliche

Regionen verteidigen sich gegen Rassis-

mus), das die Bildungs- und Jugend-

einrichtungen Europazentrum Branden-

burg-Berlin (DE), der Europaverein

Choja – Gryfi no (PL), der Verein »Kran-

kenpfl egeschule« Cheb (CZ) und die Bür-

gerwehr Ungarn (HU) von September

2008 bis Juli 2009 gemeinsam durch-

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führten. Alle Organisationen sind in

ländlichen Regio nen angesiedelt, die

ähnlich strukturiert sind.

Im Rahmen einer Konferenzreihe

trafen sich Bildungsvertreter/innen und

Jugendarbeiter/innen aus den Partner-

ländern, um sich ein Bild über Erschei-

nungen von Rechtsextremismus, Frem-

denfeindlichkeit und Rassismus in den

jeweiligen Ländern zu machen, Erfah-

rungen auszutauschen und gemeinsam

Konzepte zu entwickeln, wie sie in ihren

Regionen wirksam und nachhaltig be-

kämpft werden können.

Neben einer gemeinsamen Auftakt-

konferenz im September 2008 in Pin-

now (DE) gab es insgesamt drei natio-

nale Konferenzen in den weiteren Part-

nerländern sowie im Anschluss eine

Vertiefungskonferenz, die in Kolberg (DE)

stattfand. Die ca. 50 Teilnehmer/innen

untersuchten in erster Linie, ob und in

welchem Umfang sich die Menschen, die

in ländlichen Gebieten in Deutschland,

Polen, Ungarn und Tschechien leben,

fremdenfeindlich und rassistisch verhal-

ten und wie die Bevölkerung und Institu-

tionen darauf reagieren. Schwerpunkte

der einzelnen Veranstaltungen waren

unter anderem die Problematik der Neo-

nazis in Deutschland und die Gewalt

gegen und die Diskriminierung von Sinti

und Roma in Tschechien und Ungarn.

Jede beteiligte Organisation hat die Kon-

ferez in ihrem Land selbständig inhalt-

lich gestaltet und organisiert.

In den Workshops, Vorträgen und

Diskussionsrunden, die bei den Tagun-

gen vorgesehen waren, wurde viel Wert

auf eine enge Verbindung zwischen The-

orie und Praxis gelegt. Die Teilnehmen-

den erarbeiteten sich komplexe Kennt-

nisse zu Rassismus, Fremdenfeindlich-

keit, Antiziganismus, übersteigertem

Nationalismus und Europafeindlichkeit,

und sie erfuhren anhand konkreter Bei-

spiele, welche Initiativen es im zivilen

aber auch im staatlichen Sektor zur Be-

kämpfung von menschenverachtenden

Haltungen gibt: zum Beispiel die Initiati-

ve der Krankenpfl egeschule in Cheb (CZ)

zur Integration von Roma-Kindern oder

auch eine Initiative der polnischen Poli-

zei zur Einhaltung der Menschenrechte.

Exkursionen, die in einem inhaltli-

chen Zusammenhang zu den jeweiligen

Schwerpunkten der Konferenzen stan-

den, vermittelten den Teilnehmer/innen

neue Sichtweisen auf das Thema. In Ber-

lin erlebten sie eine Führung unter dem

Motto »Berlin – Hauptstadt der Bewe-

gung? – Historische Lehren aus dem

deutschen Faschismus«, in Cheb (CZ)

besichtigten sie ein Wohnviertel der

Roma und in Budapest (HU) das Museum

des Terrors.

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In einer Abschlusskonferenz im Juni

2009 in Dresden entwickelten die Teil-

nehmer/innen eine gemeinsame Erklä-

rung, in der sie die erreichten Ergebnisse

zusammenfassten und ihre Absicht be-

kräftigten, zukünftig verstärkt für die Ver-

wirklichung der in der Charta der Men-

schenrechte verankerten Grundrechte in

ihrer Region einzusetzen. Sie verpfl ichte-

ten sich, mit geeigneten Maßnahmen wie

Toleranz-Workshops und Besuchen von

historischen Gedenkstätten, vor allem

junge Menschen im jeweiligen nationalen

Umfeld gegen rassistische und neonazis-

tische Einfl üsse zu stärken und zu eigen-

verantwortlichem Handeln zu ermutigen.

Geplant ist eine weitere Vernetzung

der beteiligten Organisationen und die

baldige Umsetzung eines gemeinsamen

Forschungsprojekts zum Thema »Deutsch-

polnische Grenzlandprobleme in der

Uckermark durch Zuzug polnischer Bür-

ger/innen«.

Um auch die Öffentlichkeit für die

Thematik der Veranstaltungsreihe zu

sensibilisieren, wurden vor Ort die regio-

nalen Medien über den Fortgang des

Projektes informiert und eine Internet-

seite zum Projekt erstellt, auf der die

erarbeiteten Ergebnisse präsentiert wer-

den. Unterstützt wurde das Projekt RA-

DAR von der Europäischen Union mit

ca. 40.200 Euro.

Projektträger:

Europazentrum Berlin-Brandenburg

des regionalen Fördervereins e. V.

Technologie- und Gemeindezentrum,

Pinnow

www.europazentrumbb.de/

radar/index.php

»Nun ist es natürlich wichtig,dass die Sozialarbeiter und Jugendhelfer nicht nur ihre Er-fahrungen austauschen, sondern wirklich zu einer Kooperation und vielleicht sogar einer ge-meinsamen Strategie im Kampf gegen Rassismus fi nden. Den ersten Schritt, nämlich darüber ohne Scheu miteinander zureden, haben sie bereits getan.«Matthias Bruck,Uckermark Kurier, 24.09.2008

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Europakompetenz für Migranten

Seminarreihe 2008/2009

Teilnehmer/innen des dritten Seminartreffens vor dem Schloss Sanssouci in Potsdam

© Kilian Kindelberger

Migrantinnen und Migranten haben oft

erschwerte Bedingungen, an der gesell-

schaftlichen Gestaltung Europas teilzu-

haben. Während EU-Bürger/innen mit

Wohnsitz in einem anderen EU-Mitglied-

staat bei Kommunal- und Europawahlen

wahlberechtigt sind, fehlt Zugewander-

ten aus Drittstaaten diese Möglichkeit

der politischen Partizipation. Das poli-

tische System der EU wirkt für sie unzu-

gänglich. Auf der anderen Seite werden

zahlreiche Entscheidungen der für sie re-

levanten Integrations-, Einwanderungs-

und Asylpolitik in Brüssel (vor-)entschie-

den – und damit über ihre Köpfe hinweg.

Die Berlin-Brandenburgische Aus-

landsgesellschaft e. V. (BBAG) verfolgt

seit 2004 als gemeinnützige Bildungs-

einrichtung das Ziel, Begegnung und Zu-

sammenarbeit zwischen den Menschen

verschiedener Länder zu fördern, insbe-

sondere die Begegnung von deutschen

und ausländischen Mitbürger/innen.

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Die BBAG unterstützt und organisiert in

der Region Brandenburg eine große Viel-

falt an auslandskulturellen Initiativen in

Verbindung mit politischer Bildung, Aus-

und Weiterbildung und Beratung. Die Fra-

ge von Teilhabe von Menschen mit Mi-

grationshintergrund bildet dabei einen

Schwerpunkt.

Zwischen September 2008 und April

2009 hat die Berlin-Brandenburgische

Auslandsgesellschaft gemeinsam mit der

niederländischen Stiftung Kontakt der

Kon tinenten (KdK), dem Bildungs träger

Sonnenberg-Kreis e. V. aus St. Andreas-

berg (DE) und dem WeltTrends e. V., Pots-

dam, das Projekt »Europakompetenz für

Migranten« durchgeführt, um Migrantin-

nen und Migranten über die Europäische

Union zu informieren und sie für die euro-

päische Integration zu begeistern. Das

Projekt, das von der EU mit 40.500 Euro

gefördert wurde, umfasste eine Seminar-

reihe für 33 Menschen aus Deutschland

und den Niederlanden mit unterschiedli-

chen Migrationsbiografi en. Die Teilneh-

mer/innen brachten aus ihren Herkunfts-

ländern kaum Kenntnisse über die EU mit,

und auch in ihrer neuen Heimat hatten

sie wenig Zugang zu Bildungsangeboten.

Um ihnen Kenntnisse über die

Grundlagen der Europäischen Union zu

vermitteln, kamen sie an insgesamt vier

Seminarterminen an verschiedenen Orten

in Deutschland und den Niederlanden

so wie in Brüssel zusammen, um Europa

kennenzulernen und sich zu europapoli-

tischen Themen auszutauschen. Im Pro-

jekt refl ektierten die Teilnehme r/innen,

wo kulturelle Unterschiede oder Gemein-

samkeiten liegen und wie sich ihre Mi-

gra tionsbiografi e auf ihr »Europäisch-

Sein« auswirkt. Gleichzeitig sollten sie

Europa kennenlernen, das in ihrem All-

tag in der Regel bisher keine sichtbare

Rolle gespielt hatte. Die Teilnehmer/in-

nen lernten, welche Bedeutung die euro-

päische Integration für das eigene Le-

bensumfeld hat.

Das erste der vier Seminartreffen

fand vom 17. bis 19. Oktober 2008 im

Internationalen Haus Sonnenberg in

St. Andreasberg im Harz statt. Es diente

zum gegenseitigen Kennenlernen und

zur Vermittlung von Grundlagen der Ge-

schichte und Institutionen der EU. Ein

Schwerpunkt der Diskussion lag dabei

auf der europäischen Migrations- und

Integra tionspolitik. Neben Fachreferaten

und thematischen Diskussionen boten

ein interkultureller Abend und eine ge-

meinsame Wanderung durch den herbst-

lichen Harz Gelegenheit, sich in lockerer

Atmosphäre auszutauschen.

Das zweite Projekttreffen im No-

vember 2008 in Amersfoort und Soester-

berg thematisierte Migration und Inte-

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»Dass Migrant/innen durch aus

etwas zu sagen haben und in

Europa mehr Gehör fi nden wol-

len, wurde immer dann deut-

lich, wenn es um ihre Lebens-

bedingungen und Probleme

ging. Immer wieder kam die

Diskussion auf ungleiche Start-

bedingungen zu sprechen: Wie

soll Integration gelingen, wenn

Ausbildungen, Abschlüsse und

Kompetenzen von Migranten

als essentieller Teil ihrer Bio-

grafi e in ihrer neuen Heimat

nicht anerkannt werden?«

Kilian Kindelberger,

Geschäftsführer der BBAG

gration in den Niederlanden; das dritte

Treffen im Februar 2009 in Potsdam stell-

te die Situation in Deutschland in den

Mittelpunkt. Beide Seminartermine wur-

den umrahmt von einem touristisch-kul-

turellen Begleitprogramm, um den Alltag

der Projektpartner kennenzulernen und

das Verständnis füreinander zu erhöhen.

In Potsdam nahm die Gruppe auch an

der feierlichen Eröffnung des Europe Di-

rect Informationszentrums in Potsdam

in den Räumen der BBAG teil.

Im März 2009 schließlich fand das

vierte Seminar in Brüssel statt. Bei Be-

suchen bei Europaparlamentariern, der

Europäischen Kommission, der EU-Ver-

tretung des Landes Brandenburg und

euro paweit agierenden Netzwerken wie

dem European Network against Racism

(ENAR) stellten die Teilnehmer/innen

das Projekt vor und hatten die Gelegen-

heit, die Ergebnisse der vorherigen Se-

minare zu präsentieren, aber auch ihre

persön li chen Sichtweisen und Interes-

sen zu ver treten. Sie betonten, wie wich-

tig es für Migrant/innen sei, sich als Teil

der europäischen Gesellschaften mit der

Europäischen Union und ihrer Politik zu

befassen: Europa in seiner Beschaffen-

heit kennenzulernen, sei damit auch ein

Schritt zur besseren Integration. Zum

Abschluss des Brüsseler Treffens wurden

»Empfehlungen für eine Europäische In-

tegrationspolitik für Personen mit Migra-

tionshintergrund« verabschiedet. Die Er-

gebnisse und ein ausführlicher Projekt-

bericht wurden im Newsletter der BBAG

im August 2009 veröffentlicht.

Projektträger:

Berlin-Brandenburgische

Auslandsgesellschaft (BBAG) e. V.

Potsdam

www.bbag-ev.de

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Vote Europe!

Internetplattform zur

Europawahl 2009

Start des Internetportals »Vote Europe« im März 2009 © KAB Deutschland

Seit 1979 sind die Bürger/innen der Eu-

ropäischen Union alle fünf Jahre dazu

aufgerufen, die Mitglieder des Europäi-

schen Parlaments, also ihre nationalen

Vertreter/innen auf europäischer Ebene,

zu wählen. Das Interesse an den Wahlen

ist mäßig und die Wahlbeteiligung seit-

her von 65 Prozent im Jahre 1975 auf 43

Prozent im Jahr 2004 stetig gesunken.

Europa wird bei den Wähler/innen oft-

mals als abstraktes Gebilde wahrgenom-

men, und anders als bei den Bundes-

tagswahlen in Deutschland, lässt die Eu-

ropawahl scheinbar für viele Bürger/

innen keine unmittelbaren Auswirkungen

auf ihr Leben und ihren Alltag erkennen.

Um die europäische Bevölkerung

für die anstehenden Wahlen zum Euro -

päi schen Parlament im Jahr 2009 zu

sensi bi lisieren und zur Abgabe ihrer

Stimme zu motivieren, initiierte die

Katholische Arbeitnehmerbewegung

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Deutschland (KAB) in Zusammenarbeit

mit der Katholischen Arbeitnehmer/in-

nen Bewegung Österreich, dem Katho-

lischen Verband der Werktätigen Süd-

tirols (AT), der KWB Belgie (BE), der KAV

Belgie (BE) und der Europäischen Bewe-

gung Christlicher Arbeitnehmer (BE) ein

Instrument, das eine möglichst große

Bandbreite der Bevölkerung ansprechen

und von dieser aktiv genutzt werden

konnte: das Internetportal »Vote Euro-

pe!«. Die Internetseite sollte dazu beitra-

gen, die negative Meinung über die EU

abzubauen, die Bürger/innen aktiv in die

Prozesse der Europäischen Union einzu-

beziehen und bei ihnen das Bewusstsein

für die demokratische Verantwortung je-

des Einzelnen zu fördern.

Screenshot des EU-Barometers

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Im März 2009, drei Monate vor den

Wahlen, ging das Portal online. Es war

unterteilt in drei große Rubriken: EU-

Wahl, Dialog und EU-Barometer. In der

ersten Rubrik fanden die Nutzer/innen

Hintergrundinformationen rund um die

Europawahlen in den Sprachen Deutsch,

Englisch, Französisch, Niederländisch

und Spanisch. Diese Rubrik bot Infor-

mationen zu laufenden Kampagnen so-

wie aktuelle Nachrichten im Vorfeld der

Wahlen. Fünf Themenbereiche, die im

Wahlkampf für die Wähler/innen beson-

ders wichtig waren, wurden auf Unter-

seiten vertieft: Arbeit, Bildung, sozia-

le Sicherung, Migration und Zusammen-

halt in Europa. Jedes der Themen wurde

einleitend erläutert, die Nutzer/innen

hatten Zugriff auf die wichtigsten Daten,

Zahlen, Fakten hierzu sowie auf weiter-

führende Internetadressen. Die Projekt-

partner hatten ihre Positionen und Stra-

tegiepapiere hinsichtlich dieser Schwer-

punktthemen eingestellt.

Unter dem Titel »Dialog« waren in

der zweiten Rubrik Interviews mit Europa-

Abgeordneten eingestellt, die die Nutzer/

innen kommentieren oder sich mit ande-

ren darüber austauschen konnten.

Den Mittelpunkt der Internetplatt-

form bildete die dritte Rubrik, das EU-

Barometer: Hier waren die Besucher/in-

nen aufgerufen, sich aktiv zu beteiligen

und ihr Votum zu verschiedenen Frage-

stellungen hinsichtlich der fünf genann-

ten Themenbereiche abzugeben. Das

Motto lautete: »Reinschauen, abstim-

men, mitmachen und der Politik die Mei-

nung sagen!« Die Abstimmungsergeb-

nisse wurden den Kanditat/innen der

Europawahl 2009 zugesandt, um die Be-

deutung sozialer Fragen im Wahlkampf

deutlich zu machen.

Insgesamt 1.786 Menschen betei-

ligten sich am EU-Barometer. Das Portal

»Vote Europe!« ist auch nach der Wahl in

Betrieb, sowohl die Abstimmungsergeb-

nisse als auch die Auswertung des Baro-

meters sind weiterhin verfügbar.

Projektträger:

KAB Deutschland

Köln

www.vote-europe.net

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Kreativworkshops für

Jugendliche 2009

Kreativ in Europa

Gemeinsame Auswertungsrunde des Seminars © Internationales Begegnungszentrum

St. Marienthal (IBZ)

»Kreativ in Europa« lautete der Titel eines

einwöchigen Jugendseminars im Sep-

tember 2009 im Internationalen Begeg-

nungszentrum St. Marienthal (IBZ), bei

dem die Teilnehmer/innen erprobten,

sich aktiv und kreativ für das Zusammen-

wachsen Europas zu engagieren und so

die Zukunft Europas sowie der EU mitzu-

gestalten. An diesem 13. Interkulturellen

Seminar nahmen 80 Jugendliche aus

Deutschland, Italien, Lettland, Litauen,

Polen, Schweden und Tschechien teil.

Kooperationspartner des IBZ St. Marien-

thal waren das Gymnazium Vrchlabi (CZ),

die St. Ursula Schule Hannover (DE), das

Instituto Santa Giuliana Falconieri (IT),

die Jesuit High School Vilnius (LT), das

Johannes-Paul Gymnasium Sieradz (PL)

und das Wenströmska Gymnasium (SE).

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»Es soll keinen Platz für die Frem-

denfeindlichkeit, Vorurteile und

Stereotypen geben. Wir sind

hier, um eine kleine europäische

Gemeinschaft zu bilden, wo

keiner sich als Außenseiter fühlen

sollte.«

Karolina Szymaczak, Teilnehmerin

nehmer/innen pro Abend jeweils zwei

Länder vor und gaben einen Einblick in

deren Kultur und Geschichte. Sie berei-

teten landestypische Gerichte vor und

boten einen kleinen Sprachkurs mit den

wichtigsten Begriffen an. Durch kleine

Filme und Präsentationen machten sie

die Nationen auch visuell zugänglich.

Einen weiteren Zugang zum Dialog

zwischen den Kulturen in der EU fanden

die Jugendlichen durch die Gründung

einer internationalen Band. Diese ent-

wickelte die Musik für den gemeinsa-

men Film »Living in Transit«, der aus der

Arbeit aller Gruppen entstand. Weitere

Ergebnis se der internationalen Zusam-

menkunft waren eine Seminarzeitung

und eine Ausstellung zur EU.

Das Projekt wurde von der Europäischen

Union mit 52.500 Euro unterstützt. Die

Seminarsprachen waren Deutsch und

Englisch.

Die Jugendlichen erarbeiteten in

Kleingruppen Ideen zur Zukunft der EU

und zu ihrem eigenen Engagement in-

nerhalb dieser. Dabei lag der Fokus auf

dem aktiven und schöpferischen Weg

der Teilnehmer/innen und dem kreativen

Zugang zu den Themen. So beschäftigte

sich eine Arbeitsgruppe mittels eines

Kurzfi lms und Interviews mit dem The-

ma der EU-Politik und ihren Auswirkun-

gen. Eine weitere Gruppe näherte sich

dem Thema »20 Jahre nach dem Fall der

Mauer – Die Zukunft der EU und ihre

Grundwerte« durch Diskussionen, aus-

giebige Internetrecherchen und die Er-

stellung von Nachrichtensendungen an.

Der Interkulturelle Dialog innerhalb

der EU wurde ebenfalls zum praktischen

Gegenstand des Seminars. Im Rahmen

von »Nationalabenden« stellten die Teil-

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Zur Dokumentation der gemeinsa-

men Arbeit erstellten die Teilnehmer/in-

nen eine Internetseite, auf der sie Fotos,

Filme und Berichte über die einzelnen

Workshops einstellten. Darüber hinaus

wurden die Ergebnisse des Seminars am

Tagungsort sowie in den Heimatländern

der Teilnehmer/innen veröffentlicht.

Auch frühere Seminare, die das

IBZ St. Marienthal mit wechselnden Ko-

operationspartnern durchführte, waren

schon von der EU gefördert worden. Das

11. Interkulturelle Seminar im Jahr 2007

mit dem Titel »Zusammen für Europa –

50 Jahre Römische Verträge« führte Ju-

gendliche aus Deutschland, Bosnien-

Herzegowina, Lettland, Litauen, Polen

und Schweden anlässlich des Jahres-

tages der Gründung der Europäischen

Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) zusam-

men. Es wurde mit rund 52.260 Euro

seitens der EU unterstützt.

Unter dem Titel »Geeint in Vielfalt«

diskutierten 72 Jugendliche aus Deutsch-

land, Bosnien-Herzegowina, Italien, Lett-

land, Litauen, Polen und Tschechien im

September 2008 über Themen wie Chan-

cengleichheit in der EU, Interkultu reller

Dialog, Minderheiten in der EU, der Ver-

trag von Lissabon und die Zukunft der EU.

Das einwöchige Seminar fand in deut-

scher und englischer Sprache statt und

wurde mit ca. 52.650 Euro von der EU

gefördert.

Projektträger:

Internationales Begegnungs-

zentrum St. Marienthal

Ostritz-St.Marienthal

www.kreativ-in-europa.eu

Interview für das Online-Seminarradio

© Internationales Begegnungszentrum

St. Marienthal (IBZ)

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Weimarer Sommerkurse 2009

Kleingruppenarbeit im Garten der Bildungsstätte © Pascal Mauf

Meilensteine der Demokratie – Europäische Erinnerungen

Die Weimar-Jena-Akademie (DE) führt

seit dem Jahr 2000 jährlich die »Weima-

rer Sommerkurse« durch, bei denen jun-

ge Menschen unterschiedlicher Natio-

nalitäten zwei Wochen lang an kulturel-

len und europäischen Fragestellungen

arbeiten.

Im August 2009 fanden die »Weima-

rer Sommerkurse« in Kooperation mit

dem Sender Radio Lotte (DE), dem Verein

Stowarzyszenie Jeden Swiat aus Poznan

(PL), dem Kleinpolnischen Kulturinstitut

aus Krakau (PL) und der Université Sor-

bonne Nouvelle – Paris 3 (FR) in Weimar

statt. Arbeitssprachen waren Deutsch

und Englisch. Die EU förderte die Veran-

staltung mit ca. 44.000 Euro.

Anlass für die Wahl des Themas

»Meilensteine der Demokratie – Europä-

ische Erinnerungen im Jahr 2009« boten

die vielen in dem Jahr anstehenden Jubi-

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Von den 70 Studierenden, die an

den Kursen teilnahmen, kamen 30 aus

förderfähigen Ländern. Die anderen Teil-

nehmer/innen aus Mexiko, der Türkei,

Georgien, Armenien, den USA und Süd-

korea konnten bei der Zuschussberech-

nung nicht berücksichtigt werden. In

sechs parallel stattfi ndenden Kursen

zu Themen aus den Bereichen Literatur,

Kunst, Kulturgeschichte, Gender Studies

und Philosophie befassten sie sich mit

einzelnen Stationen des europäischen

Demokratisierungsprozesses, unter an-

derem mit der Zeit der Weimarer Repu-

blik als »demokratischem Experiment«

oder den »Wegen der Frauen- und Män-

nerpartizipation«.

Neben diesen Kursen fanden Vor-

träge, Diskussionsrunden, Lesungen und

thematische Filmabende statt. Die Betei-

ligten besuchten kulturell und historisch

bedeutsame Stätten in Weimar sowie die

Gedenkstätte Buchenwald und mach-

ten Tagesausfl üge nach Berlin, Dresden,

Dessau, Erfurt und Jena. Am letzten Tag

wurden die Ergebnisse der Kurse im Ple-

läen von Ereignissen, die die europäi-

sche Demokratie entscheidend geprägt

haben: zum Beispiel das 220-jährige Ju-

biläum der Französischen Revolution

und die Verabschiedung des Grundgeset-

zes der Bundesrepublik Deutschland im

Jahr 1949. Von besonderer Bedeutung

war der Fall der Berliner Mauer 1989, der

die politische Landkarte Europas und der

Welt grundlegend veränderte. Ziel der

Sommerkurse im Jahr 2009 war es, sich

mit jenen Ereignissen, Denkumbrüchen

und den damit einhergehenden politi-

schen und gesellschaftlichen Verände-

rungen seit 1789 auseinanderzusetzen

und darauf aufbauend gemeinsam Wege

zu erarbeiten, die zum weiteren Demo-

kratisierungsprozess in Europa beitra-

gen können.

In der Gedenkstätte Buchenwald

© Claus Bach

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num präsentiert und von den Studieren-

den in Workshops diskutiert.

Neben dieser inhaltlichen Arbeit

fand ein breites kulturelles Rahmenpro-

gramm statt, um das gegenseitige Ken-

nenlernen und den Austausch unter-

einander anzuregen. Hierzu gehörten

Konzerte, Theatervorstellungen und ein

Volkstanzabend.

Die Öffentlichkeitsarbeit der

Weimar-Jena-Akademie für die »Weima-

rer Sommerkurse 2009« wurde durch

den Sender Radio Lotte (DE) unterstützt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

nahmen Berichte, Fotodokumentationen

und Erfahrungen mit in ihre Heimatlän-

der und gaben sie dort an lokale und re-

gionale Medien weiter. Auch im Internet

können sich Interessierte und zukünftige

Teilnehmer/innen über die Sommerkur-

se informieren. Hierfür richteten die Pro-

jektträger nicht nur eine eigene Internet-

seite, sondern auch ein Konto bei dem

sozialen Netzwerk Facebook ein. So kön-

nen auch ehemalige Teilnehmer/innen in

direktem Kontakt bleiben und sich über

die neuesten Entwicklungen der Weima-

rer Sommerkurse informieren.

Im Jahr 2010 wurden die »Weimarer

Sommerkurse« zum Thema »Moral in

unmoralischen Zeiten. Die Suche nach

ethischen Orientierungen in Philosophie,

Literatur und Kunst« durchgeführt. Dies-

mal wurden sie von der Europäischen

Kommission mit 24.400 Euro unterstützt.

Projektträger:

Weimar-Jena-Akademie e. V.

Weimar

www.sommerkurse-weimar.de

»Sehr gelungen war die Verbin-dung eines theoretischen Kurses mit praktischem Workshop.« Teilnehmer/in, anonym

»Ich war auch glücklich, so viele Leute aus verschiedenen Ländern kennen zu lernen, von diesen Treffen habe ich wirklich sehr viel profi tiert.« Teilnehmer/in, anonym

»Ich habe etwas ganz Wesent-liches erfahren, was mir im Umgang mit mir selbst mit mei-ner Nationalität unter anderen Nationalitäten und mit meiner persönlichen Zukunft sehr viel geholfen hat.« Teilnehmer/in, anonym

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European Youth Parliament,

Helsinki 2009

nagement des EYP übernommen. Es ist

seither zum größten Programm der Stif-

tung geworden. Die nationalen Vereine

des EYP sind das Herzstück des Pro-

gramms. Sie werden ausschließlich von

ehrenamtlich aktiven Jugendlichen ge-

tragen. Neben europäischen Foren und

Veranstaltungen organisieren sie natio-

nale Auswahlsitzungen für ihre Delega-

tionen, die an den Internationalen Sit-

zungen teilnehmen werden. Im Rahmen

des EYP-Netzwerks kommen so auf über

90 Veranstaltungen pro Jahr europaweit

über 20.000 Jugendliche zum europäi-

schen Dialog, zur Diskussion und zur par-

lamentarischen Debatte zusammen.

Die Internationalen Sitzungen sind

die zentralen und wichtigsten Veranstal-

tungen, die jeweils mindestens 250 jun-

ge Menschen aus ganz Europa für zehn

Tage zu europapolitischen Debatten ver-

sammeln. Die Jugendlichen erarbeiten

Kreatives Europa – Dynamisches Europa

Präsidium der 62. Internationalen Sitzung

des EYP in Helsinki © Schwarzkopf-Stiftung

1987 fand im französischen Fontaine-

bleau die erste Sitzung des Europäischen

Jugendparlaments statt. Jugendliche

konnten sich zum ersten Mal in Form

einer simulierten Parlamentssitzung eu-

ropaweit mit aktuellen politischen und

gesellschaftlichen Themen auseinander-

setzen. Seither hat die Idee Früchte ge-

tragen und ist zu einer Erfolgsgeschichte

geworden: In mehr als 30 europäischen

Ländern haben sich nationale Vereine

unter dem Dach des European Youth Par-

liaments (EYP) gegründet, die Veranstal-

tungen, Seminare und Sitzungen auf na-

tionaler Ebene organisieren und dreimal

jährlich zu den Internationalen Sitzun-

gen des EYP zusammen kommen.

Im Jahr 2004 hat die Berliner

Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa,

die sich seit 1971 für die Förderung der

euro papolitischen Bildung Jugendlicher

einsetzt, die Organisation und das Ma-

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in internationaler Teamarbeit politische

Vorschläge und Visionen für ein zukünf-

tiges Europa und debattieren diese nach

parlamentarischem Vorbild in einer Voll-

versammlung. Politische Debatten und

Entscheidungsfi ndung werden so für eu-

ropäische Jugendliche erlebbar gemacht,

sie erfahren konkret aktive Partizipation

und interkulturellen Dialog. Das EYP för-

dert die Entwicklung einer aktiven euro-

päischen Bürgerschaft, indem sie den Ju-

gendlichen Kompetenzen vermittelt, wie

sie sich in die Gestaltung Europas ein-

bringen können.

Drei der 65 Internationalen Sitzun-

gen wurden von der Europäischen Union

aus dem Programm »Europa für Bürge-

rinnen und Bürger« unterstützt. Die größ-

te der geförderten Veranstaltungen war

die 62. Sitzung im Herbst 2009 in Hel-

sinki, die die Schwarzkopf-Stiftung – wie

bei den anderen Simulationen auch –mit

dem nationalen Partner aus dem EYP-

Netzwerk zusammen organisiert hat. Sie

stand im »Europäischen Jahr für Kreati-

vität und Innovation 2009« unter dem

Motto »Kreatives Europa – Dynamisches

Europa«. 273 Jugendliche zwischen 16

und 20 Jahren aus 29 europäischen Län-

dern gingen der Frage nach, wie sich ein

Europa der Zukunft schaffen lässt, das

die Herausforderungen etwa in der Wirt-

schaftspolitik oder bei Bürgerrechts-

fragen dynamisch und reformorientiert

anpacken kann.

Die Internationale Sitzung in Hel-

sinki folgte dabei methodisch einer be-

währten Balance zwischen Teambuild-

ing-Aktivitäten und inhaltlicher Arbeit in

Kleingruppen, thematischen Ausschüs-

sen sowie der Vollversammlung. Zu Be-

ginn der Tagung wurden die Teilnehmer/

innen in 15 kleinere Gruppen aufgeteilt,

in so genannte International Commit-

»Die Sitzung in Helsinki war eine extrem interessante Erfah-rung für mich. Alleine in mei-nem Committee arbeitete ich mit Delegierten aus 15 verschiede-nen Ländern zusammen. Es war überaus spannend und heraus-fordernd, mit Menschen von so unterschiedlichen Hintergründen einen Konsens zu erarbeiten.« Justin Krahe, EYP-Delegierter

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tees, um sich kennenzulernen und sich

in der ungewohnten Konferenzatmo-

sphäre leichter einbringen können. In

diesen Committees wurden an den Folge-

tagen erste politische Debatten angeregt

und eine Abschlussresolution vorberei-

tet, die von der Vollversammlung disku-

tiert und angenommen wurde.

Die politische Auseinandersetzung

wurde begleitet von einem abwechs-

lungsreichen Kulturprogramm und Abend-

aktivitäten in Helsinki. Eines der High-

lights war aus Sicht der Teilnehmer/

innen das »Eurovillage«, bei dem die na-

tionalen Delegationen in traditioneller

Kleidung kulinarische Spezialitäten und

kulturelle Potpourris aus ihren Ländern

präsentierten.

Neben der Helsinki-Sitzung, die von

der Europäischen Union mit 51.000 Euro

gefördert wurde, hat auch die 61. Inter-

nationale Sitzung des EYP im Juli 2009 in

Leuven im Förderjahr 2008 dieselbe Un-

terstützung erhalten. Die 66. Sitzung des

Jugendparlaments in Grenoble 2011 wird

von der EU mit 48.000 Euro gefördert.

Alle Internationalen Sitzungen der

vergangenen Jahre sind auf der Internet-

seite des European Youth Parliaments

ausführlich dokumentiert. Mittlerweile

sind dort während der Sitzungszeiten

auch Livestreams verfügbar, zudem sind

alle Informationen zeitnah über die so-

zialen Netzwerke im Internet abrufbar.

Damit erreicht das EYP eine hohe öffent-

liche Aufmerksamkeit. Die von den De-

legierten erarbeiteten Vorschläge zu

aktuellen Fragen europäischer Politik

werden regelmäßig an politische Ent-

scheidungsträger weitergereicht und von

ihnen kommentiert. Die Internationalen

Sitzungen des EYP stehen unter der

Schirmherrschaft des Präsidenten des

Europäischen Parlaments und des Gene-

ralsekretärs des Europarates.

Projektträger:

Schwarzkopf-Stiftung

Junges Europa

Berlin

www.eypej.org

Internationale Sitzung des EYP: Blick ins

Plenum © Schwarzkopf-Stiftung

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Demokratie in Bewegung – democracy in motion

Dokumentation einer

Reise 2009

Mit dem EU-Zuschuss wurde die Dokumenta tion einer Reise gefördert, unter anderem die

Internetseite www.democracy-in-motion.eu, nicht die Reise selbst.

Joseph Beuys verstand Kunst als Gestal-

tungsprinzip für die Gesellschaft. Sein

»erweiterter Kunstbegriff« umfasste das

Potential des Einzelnen, durch kreati-

ves Handeln zum Wohl der Gemeinschaft

beizutragen und so gestaltend auf die

Gesellschaft einzuwirken, statt die Po-

litik den Parteien und Funktionären zu

überlassen. Beuys bezog Formen der di-

rekten Demokratie in seine Überlegun-

gen ein.

Auf diesen Ansatz aufbauend rief

sein Schüler Johannes Stüttem 1987 die

Bürgerinitiative »OMNIBUS für direkte

Demokratie in Deutschland« ins Leben.

Interessierte Bürger/innen, Künstler/

innen und Studierende reisen alljähr-

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Omnibus vor dem Reichstagsgebäude © OMNIBUS für direkte Demokratie gemeinnützige GmbH

lich mit einem doppelstöckigen Omni-

bus als fahrende Schule und Gesprächs-

zentrum für direkte Demokratie durch

Deutschland.

Im Jahr 2009 initiierte der inzwi-

schen als gemeinnützige GmbH etablier-

te OMNIBUS für direkte Demokratie (DE)

gemeinsam mit dem Verein Mehr Demo-

kratie! (DE) und der Athens School of

Fine Arts (GR) eine Reise durch Südost-

Europa, um das in Deutschland erprobte

Konzept auf Europa auszuweiten. Insbe-

sondere die Bevölkerung in den neuen

EU-Mitgliedstaaten sollte über Möglich-

keiten informiert werden, sich an poli-

tischen Entscheidungen zu beteiligen,

und zur aktiven Teilnahme an demokra-

tischen Prozessen ermutigt werden.

Unter dem Motto »Demokratie in

Bewegung – democracy in motion«

durchquerte der Bus innerhalb von drei

Monaten zwölf Länder, legte ca. 8.000

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informationen und dem Programm der

Tour – zeitnah auf der Internetseite ein.

Die Interviews wurden im Originalton

wiedergegeben und in deutscher Spra-

che untertitelt. Anhand einer interakti-

ven Landkarte ließen sich die Route des

Busses verfolgen und detaillierte Infor-

mationen zu den Aktivitäten an den Sta-

tionen abfragen. Persönliche Eindrücke

aus dem täglichen Geschehen beschrieb

der Busfahrer im so genannten »Om-

niblog« auf der Website.

Projektträger:

OMNIBUS für direkte Demokratie

gemeinnützige GmbH

Hattingen

www.democracy-in-motion.eu

Kilometer zurück und machte in über

20 Städten Station. In Zusammenarbeit

mit Goethe-Instituten vor Ort und ande-

ren regionalen Partnern wurden hier Vor-

träge, Diskussionsrunden, Lesungen,

Workshops, Ausstellungen und Filmvor-

führungen zum Thema »Kunst und De-

mokratie« organisiert. In Parlamenten,

Universitäten, Schulen, Museen und auf

öffentlichen Plätzen sprachen die Mit-

arbeiter/innen des OMNIBUS mit der

Bevölkerung, Künstler/innen, Wissen-

schaftler/innen und Initiativen über De-

mokratie und versuchten, gemeinsam

mit ihnen Ideen für die Mitgestaltung

der Zukunft Europas zu entwickeln.

Für jedes Land erstellten die Organi-

satoren eine Broschüre zum Hintergrund

des Projekts in der jeweiligen Sprache.

Höhepunkte der Reise waren die mehr-

tägigen »Kunst und Demokratie«-Veran-

staltungen in Athen, der Wiege der De-

mokratie, die ein Kolloquium zum Thema

sowie eine Diskussionsveranstaltung

über Ursprung und Entwicklungsmög-

lichkeiten der Demokratie mit Teilneh-

mer/innen aus Griechenland, Deutsch-

land und der Schweiz, eine Ausstellung

mit Videoinstallationen von Athener

Kunststudent/innen sowie Projekttage

an der Deutschen Schule in Athen um-

fassten.

Aber nicht diese Reise selbst wurde

von der Europäischen Union gefördert.

Den EU-Zuschuss in Höhe von 55.000

Euro erhielten die Projektträger für ih-

re umfangreiche Filmdokumentation der

Reise sowie die Erstellung einer zwei-

sprachigen Internetseite. Alle ca. 80 Ver-

anstaltungen in den Städten wurden in

Filmen, Fotos und Texten festgehalten.

Zahlreiche Interviews mit Besucher/in-

nen des OMNIBUS wurden aufgezeich-

net. Das Team stellte diese Dokumenta-

tionen – zusätzlich zu den Hintergrund-

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The Voice of Europe

Trainingsseminare für

Jugendliche 2009

ningsseminare und Konferenzen, bei de-

nen politische Themen diskutiert und

gemeinsam medial umgesetzt werden.

Ziel des Projektes »The Voice of Eu-

rope« war es, Jugendliche zur Nutzung

neuer Medien und sozialer Netzwerke zu

ermutigen und zu qualifi zieren. Sie soll-

ten damit in die Lage versetzt werden,

ihre politischen und gesellschaftlichen

Anliegen und Themen an eine breitere

europäische Öffentlichkeit zu richten,

sich untereinander auszutauschen und

gegenüber politischen Entscheidungs-

trägern zu artikulieren. Projektpartner

von Youth4Media e. V. waren die Nowy

Staw Stiftung (PL) und der britische Ver-

band für Bürgermedien Community Me-

dia Association (UK).

In zwei Seminaren kamen 30 Ju-

gendliche aus den Mitgliedsorganisatio-

nen des Youth4Media-Netzwerks aus

Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Mal-

ta, Rumänien und Polen zusammen. Die

Europäische Union unterstützte das Pro-

jekt 2009 mit gut 40.000 Euro.

Eine »The Voice of Europe«-Teilnehmerin

im Interview während des »Economic

Forum of Young Leaders« in Nowy S0cz

© Youth4Media

Meinungsaustausch fi ndet immer häufi -

ger und intensiver über digitale Medien

statt. Das gilt insbesondere für Jugend-

liche. European Youth4Media e. V. (DE)

ist ein europäisches Netzwerk von 36

Kultur- und Medieneinrichtungen, Agen-

turen und Jugendorganisationen aus 26

Ländern, das Jugendliche bei der Produk-

tion und Nutzung von audiovisuellen Me-

dien und ihrer Verbreitung durch das In-

ternet unterstützt. Übergreifendes Ziel

der Arbeit von Youth4Media ist es, den

politischen und interkulturellen Dialog

zu fördern und die Jugendlichen zum in-

ternationalen Austausch anzuregen. Die

gemeinsame Gestaltung der Zukunft Eu-

ropas steht dabei im Mittelpunkt. Das

Netzwerk organisiert regelmäßig Trai-

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»Ich verbrachte die letzte Wo-che in Berlin und konnte meine journalistischen Fähigkeiten verbessern. Dies war eines der schönsten Projekte, in die ich bisher mit einbezogen worden bin. Während der Woche haben wir die faszinierende Geschich-te Berlins kennengelernt und unsere ersten Schritte in der journalistischen Arbeit gewagt.« Mathew Davies, Teilnehmer des Trainingsseminars in Berlin

che Entscheidungsträger, erstellten Vi-

deodokumentationen und Kommentare

und brachten sich in die Debatte ein.

Während des zweiten einwöchigen

Seminars im Dezember 2009 in Berlin

fanden vertiefende Workshops zu Me-

diengestaltung sowie zu Techniken im

Debattieren und Argumentieren statt.

Den thematischen Rahmen bildete die

kurz zuvor bekannt gewordene Ernen-

nung von Herman Van Rompuy zum Prä-

sidenten des Europäischen Rates. Be-

handelt wurde die Frage, ob die EU als

obersten Repräsentanten einen vom Volk

gewählten Präsidenten oder einen eher

koordinierenden, benannten Diplomaten

brauche. Die Teilnehmer/innen tausch-

ten dazu eigene Argumente aus und be-

suchten verschiedene Institutionen wie

die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige

Politik und das Institute for Cultural Di-

plomacy. Diese Vorbereitungen münde-

ten in eine moderierte Debatte aller Teil-

nehmer/innen am letzten Seminartag,

die live im Internet übertragen wurde.

Das erste sechstägige Trainings -

seminar fand im September 2009 im pol-

nischen Nowy S0cz statt. Im Mittelpunkt

stand die Beziehung zwischen neuen

Medien und politischer Bildung. Nach

einer Einführung in neue Kommunika-

tionstechnologien teilte sich die Gruppe

in drei vertiefende Workshops zu Video-

Journalismus, Neue Medien/Online-Jour-

nalismus und in ein »Debate and Web-

Team« auf. Anschließend nahmen alle

am »Economic Forum of Young Leaders«

teil, das zeitgleich in Nowy S0cz statt-

fand. Dort bestand die Gelegenheit, mit

prominenten europäischen Politikern,

wie den ehemaligen spanischen und pol-

nischen Ministerpräsidenten José María

Aznar und Aleksander Kwa™niewski, in

Kontakt zu kommen und die Inhalte des

Workshops in der Praxis umzusetzen. Die

Teilnehmer/innen interviewten zahlrei-

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Die Berichterstattung kann auf der Inter-

netseite www.europeanweb.tv eingese-

hen werden, die von den Teilnehmer/in-

nen erarbeitet wurde.

Doch nicht nur diese Debatte, son-

dern fast alle Produktionen der Teilneh-

mer/innen während des »Economic

Forum of Young Leaders« in Nowy S0cz

und des Workshops in Berlin standen

während der Projektlaufzeit im Internet

zur Verfügung und konnten abgerufen

und kommentiert werden. Die Internet-

seiten von Youth4Media und www.euro-

peanweb.tv sowie das Handbuch »Com-

munity Media« machen die Inhalte und

Ergebnisse der Seminare und Produktio-

nen zugänglich.

Projektträger:

European Youth4Media Network e. V.

Münster

www.youth4media.eu

Startseite von European Web-TV

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Peace Project Europe – civil society dimensions

Veranstaltungsreihe

zur Friedensarbeit in Europa

2009/2010

spielen dabei die europäischen Bürger/

innen und zivilgesellschaftlichen Organi-

sationen, die sich für Friedensförderung

einsetzen.

Das deutsche Forum Ziviler Friedens-

dienst initiierte 2009/2010 gemeinsam

mit elf weiteren zivilgesellschaftlichen

Organisationen wie Sandankomitea (FI),

Mouvement pour une Alternative Non-

violente (FR), dem Centro Studi Difesa

Civile (IT) und weiteren aus den Ländern

Belgien, Deutschland, den Niederlanden,

Österreich, Rumänien, Schweden, Slo-

wakei und Spanien zwei Veranstaltungs-

reihen. Sie boten Raum für Refl exionen

und Diskussionen über Europa als Frie-

densprojekt, das heißt auch über die Vi-

sion von Europa als In strument zur Si-

che rung des Friedens. Zugleich sollten

sie für die Möglichkeiten und Beiträge

Teilnehmer/innen in Lyon diskutierten ein

gemein sames »mission statement« als

Grundlage für die zukünftige Zusammen-

arbeit © Tilman Evers

Europa war und ist ein Friedensprojekt:

Die Sicherung des Friedens zwischen den

europäischen Staaten nach den Erfah-

rungen des Zweiten Weltkriegs war ein

zentrales Motiv für die Gründung der Eu-

ropäischen Gemeinschaft für Kohle und

Stahl im Jahr 1951, an der sich Belgien,

Deutschland, Frankreich, Italien, Luxem-

burg und die Niederlande beteiligten.

Sie ist der erste Schritt im europäischen

Integrationsprozess und führte zur Euro-

päischen Union (Vertrag von Maas tricht

1992). Im Vertrag von Lissabon, der im

Dezember 2009 in Kraft trat, wurde fast

50 Jahre später noch einmal bekräftigt,

dass es auch heute noch das Ziel der Eu-

ropäischen Union ist, den Frieden in Eu-

ropa zu erhalten. Eine wichtige Rolle

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sensibilisieren, die die Zivilgesellschaft

zur Förderung des Friedens in Europa

leisten kann. Nicht zuletzt ging es auch

darum, das Netzwerk europäischer Ini-

tiativen und Organisationen der Zivilge-

sellschaft, die in diesem Bereich tätig

sind, auszubauen und zu stärken. Die

Europäische Union unterstützte die Ver-

anstaltungen mit rund 44.500 Euro.

Den Auftakt zu den ersten Veran-

staltungen bildete ein eintägiges Netz-

werktreffen in Brüssel, an dem sich 30

Mitarbeiter/innen, Mitglieder und Frei-

willige von Vereinen, Verbänden und

Netzwerken aus ganz Europa im Plenum

und in Gruppenarbeit über ihre Erfahrun-

gen im Bereich Überzeugungsarbeit und

Bewusstseinsbildung für Friedenspolitik

in ihren jeweiligen Ländern austausch-

ten. Am folgenden Tag wurden Vertreter/

innen weiterer Nichtregierungsorgani-

Im Rahmen der Konferenz »Peace Project

Europe« im Europäischen Parlament in

Brüssel wurden den Abgeordneten die

Unterschriften der Kampagne »Europe, Vote

for Peace!« überreicht © Serge Marteaux

sationen (NROs) und Friedensinitiativen

hinzugezogen, um die Netzwerkarbeit

auszuweiten und Synergieeffekte zwi-

schen den Organisationen zu schaffen.

In Workshops, die externe Moderatoren

leiteten, konnten sie sich gegenseitig

kennenlernen und Kooperationsmöglich-

keiten herausarbeiten.

Den Höhepunkt stellten die Debat-

ten und Diskussionen im Europäischen

Parlament am dritten Veranstaltungstag

dar, an denen neben den Teilnehmer/in-

nen des Netzwerktreffens auch Vertreter/

innen der Europäischen Institutionen be-

teiligt waren. In einem Seminar mit dem

Titel »Civil Society working on confl icts –

potentials for advancing the EU’s role as

a global actor for peace« und einer Podi-

umsdiskussion debattierten sie darüber,

wie eine größere Anerkennung für die Ar-

beit der NROs erreicht werden kann und

inwiefern diese dazu beiträgt, die Vision

von Europa als Friedensprojekt stärker

ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

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Die Podiumsdiskussion wurde von den

Veranstaltern genutzt, um den Mitglie-

dern des Europäischen Parlaments

mehr als 7.000 Unterschriften zu über-

reichen. Diese wurden im Rahmen einer

europa weiten Kampagne von europäi-

schen NROs anlässlich der Europawahlen

2009 unter dem Motto »Europe, Vote for

Peace!« gesammelt.

Anfang Mai 2010 trafen sich noch

einmal ca. 100 Vertreter/innen der be-

teiligten Organisationen in Lyon (FR) zu

einem mehrtägigen Netzwerktreffen.

An den ersten beiden Tagen fanden Dis-

kussionen und Planungssitzungen des

Europäischen Netzwerks für Zivilen Frie-

densdienst (EN.CPS, BE), der europäi-

schen Mitgliederschaft der Nonviolent

Peace force (BE) und der Mitglieder des

französischen Friedensdienstes statt.

Den Europatag am 9. Mai nutzten

die Teilnehmenden für eine Friedensde-

monstration: Mit einer Musikgruppe aus

15 Trommlern und mit Europa- und Frie-

densfl aggen machte der drei Kilometer

lange Zug auf die europäische Friedens-

arbeit aufmerksam. Bei dieser Gelegen-

heit verteilten sie Flyer mit Informationen

zum Projekt und mit der Einladung zu ei-

ner öffentlichen Diskussionsrunde am

nächsten Tag.

Die beteiligten Organisationen

erarbeiteten im Rahmen des Projekts ein

gemeinsames Strategiepapier zur Ein-

richtung eines Europäischen Zivilen Frie-

densdienstes. Bereits während der ers-

ten Veranstaltungsreihe im Oktober

2009 war der Entwurf des Papiers in der

Diskussion mit den EU-Vertretern ver-

wendet worden. Während der Tagung in

Lyon im Frühjahr 2010 wurden die Rück-

meldungen diskutiert. Im Anschluss da-

ran sendeten die Partnerorganisationen

das Papier an die EU-Abgeordneten ihrer

Länder, die in den zuständigen Aus-

schüssen im Europäischen Parlament

sitzen. In einigen dieser Länder wurden

Aspekte des Konzepts inzwischen be-

reits umgesetzt. Auf der Internetseite

zum Projekt fi nden Interessierte ausführ-

liche Informationen.

Projektträger:

Forum Ziviler Friedensdienst e. V.

Bonn

www.civilpeace.eu

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Lehrbuch zur europapolitischen

Bildung 2009/2010

Schulische Bildung kann dabei ein

wichtiger Vermittlungsraum für die euro-

päische Idee sein. In vielen europäischen

Ländern bestehen jedoch noch Defi zite.

»Europa« kommt kaum in den Lehrplänen

vor, und es mangelt an europäischen

Inhalten in den Schulbüchern. Insbeson-

dere in den neuen baltischen EU-Mitglied-

staaten, die eine schwierige Geschichte

mit ihren Nachbarn haben, bestehen

noch zahlreiche Missverständnisse und

Spannungen, die sich auch in Unter-

richts materialien und Schulbüchern wi-

derspiegeln.

Vor diesem Hintergrund haben die

Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS, DE), die

Fakultät für Pädagogik und Psychologie

der Universität von Lettland (LV) und das

Jaan Tönisson Institut (EE) das Projekt

Adventure Sphere Europe –Erlebnisraum Europa

»Die Tatsache, dass das Buch im Rahmen eines EU-Projekts ent-standen ist, woran Experten im Bereich der Politik, Bildung und Methodik aus drei Staaten mit-gewirkt haben, ist schon alleine ein Beispiel eines demokratischen Erfahrungsaustausches, Offenheit und einer gemeinsamen Verant-wortung für ein besseres Lebenin Europa. Vielen Dank für die erfolgreiche Zusammenarbeit!«Aus dem Vorwort des Buches, Dr. Tatjana Koke, Bildungs-und Wissenschaftsminis terinder Republik Lettland.

Um die europäischen Bürger/innen an

der politischen Entwicklung und Inte-

gration der Europäischen Union teilhaben

zu lassen, brauchen sie ein Verständnis

der gemeinsamen Werte und Grundsätze

der Europäischen Union. Dazu zählen

auch Verständnis und Akzeptanz der kul-

turellen, sozialen, wirtschaftlichen und

politischen Unterschiede zwischen den

Völkern Europas.

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»Adventure Sphere Europe« ins Leben

gerufen, das von der Europäischen Union

mit 50.000 Euro unterstützt wurde. Ziel

war es, ein Handbuch für die euro pa-

politische Bildung zu entwickeln und ge-

meinsam mit beteiligten Lehrkräften in

den schulischen Unterricht in Lettland

und Estland einzubringen.

Darin sollten didaktische Möglich-

keiten der europabezogenen Bildung

dargestellt und Lehrerinnen und Lehrern

zugänglich gemacht werden. Inhaltlich

sollten innovative und kreative Wege auf-

gezeigt werden, wie die gemeinsame eu-

ropäische Geschichte, Werte und Ideen

sowie das politische Zusammenspiel der

EU-Institutionen verständlich und inter-

aktiv vermittelt werden können. Zielgrup-

pen des Projektes waren in erster Linie

die Lehrer/innen in Estland und Lettland,

aber natürlich auch die Schüler/innen,

die von einer verbesserten Vermittlung

Europas im Unterricht profi tieren sollten.

22 Lehrer/innen, Pädagog/innen

und Europa-Expert/innen aus Deutsch-

land, Lettland und Estland beteiligten

sich an dem Entstehungsprozess des

Handbuchs. Gemeinsam arbeiteten sie

auf einer Kick-off-Konferenz im Oktober

2009 die wichtigsten Themen und

Schwerpunkte heraus und entwickelten

im Rahmen von vier Workshops Konzepte

für eine interaktive Methodik im euro pa-

politischen Unterricht. Dabei wurden sie

vom Institut für Internationale Bildung

(CIVIC) in Düsseldorf unterstützt.

Um möglichst viele Menschen in

Estland und Lettland zu erreichen, wur-

de das Lehrbuch in lettischer, estnischer

und russischer Sprache jeweils in einer

Aufl age von 700 Exemplaren gedruckt, Cover des Handbuchs in lettischer Sprache

© KAS, Auslandsbüro Baltische Länder,

Riga

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denn in beiden Ländern gibt es eine gro-

ße russischsprachige Minderheit. Zur

Einführung in die Anwendung des Hand-

buchs fanden durch das Jahr 2010 hin-

durch zahlreiche Workshops in Lettland

und Estland statt, an denen bis zum Pro-

jektende ca. 200 Lehrer/innen teilge-

nommen haben. Weitere Workshops fol-

gen auch über das Projektende hinaus

im Jahr 2011. Vor dem Druck des Lehr-

buchs wurden die Konzepte in den Schul-

klassen der am Projekt beteiligten Leh-

rer/innen erprobt.

Besonderen Wert legte man darauf,

ein besseres Verständnis zwischen den

baltischen Volksgruppen zu fördern und

zugleich eine große Öffentlichkeit zu er-

reichen. Dabei war die gute Vernetzung

des Jaan Tönisson Instituts in Estland

und der Universität in Lettland sehr hilf-

reich. Die Vertretungen der Europäischen

Kommission in beiden Ländern haben

durch Pressekonferenzen in Riga und

in Tallinn ebenfalls zur Verbreitung des

Lehrwerkes beigetragen. Ergänzend wur-

de ein Newsletter eingerichtet.

Projektträger:

Konrad-Adenauer-Stiftung

Auslandsbüro Lettland

Riga

www.kas.de/lettland/de/

events/37862

»Das Ergebnis des Projekts – ein sehr wertvolles Material für Lehrer und Schüler über unseren Alltag in der EU. Für Schüler ist das Handbuch eine gute Hil-fe mit Interesse die EU kennen zu lernen, für Lehrer bietet es aktuelle Hilfen für eine interak-tive Gestaltung des Unterrichts.« Rolands Ozols, stellvertretender Direktor der Mittelschule Jugla in Lettland

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Deutsch-italienisches

Begegnungs projekt 2010

EuropäischeStraßenpartnerschaft

»Die Italiener kommen!« © Johannes Bögle

In Anlehnung an die Idee der Städtepart-

nerschaften initiierte der soziokulturelle

Verein Wirkstatt e. V. (DE) gemeinsam

mit der Associazione Proloco (IT) im Jahr

2010 die erste europäische Straßenpart-

nerschaft zwischen der Klauprechtstraße

in Karlsruhe und der Via Gazzei im toska-

nischen Radicondoli.

In der Klauprechtstraße, die nur

540 Meter lang ist, leben Menschen aus

34 Nationen. Die Bewohner/innen be-

zeichnen sie als »Bindestrich Europas«,

da sie, würde sie auf der Landkarte ver-

längert werden, im Westen auf die Insel

Guernsey vor England und im Osten nach

Astrachan am Kaspischen Meer treffen

und somit eine Verbindungslinie durch

Europa bilden würde. Die Via Gazzei ist

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die Hauptstraße des italienischen Ortes

Radicondoli und hat die gleiche Länge

wie die Klauprechtstraße in Deutschland.

Die Projektpartner gehen von der Idee

aus, dass bereits im Mikrokosmos der

Straße, in der Menschen unterschiedli-

cher Herkunft zusammenleben und auf

vielfältige Weise im gemeinsamen Stra-

ßenraum durch Wohnung, Arbeit, Ver-

sorgung, Bildung oder Kultur miteinan-

der vernetzt sind, europäische Integra-

tion passiert. Die Straße als sozialer

Raum bietet besondere Möglichkeiten

zur Interaktion. Das Motto lautet: »Euro-

pa wächst auf der Straße zusammen«.

Dieses Zusammenwachsen auf europäi-

scher Ebene mit der Gründung eines

Straßennetzwerks zu pfl egen, haben

sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt. Das

Netzwerk soll als Modellversuch für wei-

tere europäische Kooperationen auf

Straßenebene dienen; die Projektträger

hoffen auf Nachahmer. Die Europäische

Union förderte die Straßenpartnerschaft

mit 42.200 Euro.

»Europa erscheint oft weit ent-fernt und abstrakt. (…) Deshalb ist es so wichtig, sich seines ›Europäer-Seins‹ ständig neu bewusst zu werden. In der Klauprechtstraße wird dies auf vielfältige Weise immer wieder getan: ganz aktuell mit einem wunderbaren Projekt: der ersten europäischen Straßen-Partner-schaft.« Silvana Koch-Mehrin,Vizepräsidentin desEuropäischen Parlaments

Im September 2010 kamen die Be-

wohner/innen der Via Gazzei sowie wei-

tere Bürger/innen aus Radicondoli, die

in einer persönlichen Beziehung zur Via

Gazzei stehen, für vier Tage nach Karlsru-

he in die Klauprechtstraße, um die neue

Partnerschaft mit Leben zu füllen. Unter

dem Motto »Ist Karlsruhe eine italieni-

sche Stadt?« erkundeten die 30 Gastge-

ber und rund 50 Gäste bei einer Führung

die Karlsruher Innenstadt und besuch-

ten die Koordinierungsstelle für europäi-

sche und regionale Angelegenheiten der

Stadt. Neben einem großen Europafest

standen zwei gemeinsame Aktivitäten im

Vordergrund: die so genannte europäi-

sche Spurensuche im Rahmen einer eu-

ropäischen Geschichts- und Ideen-Werk-

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statt sowie ein deutsch-italienisches

Straßenmusikprojekt.

Die europäische Geschichts- und

Ideenwerkstatt richtete sich an alle Bür-

ger/innen und Besucher/innen, die am

deutsch-italienischen Leben in Gegen-

wart und Vergangenheit interessiert wa-

ren und sich über den europäischen Inte-

grationsprozess informieren wollten. In

Workshops und durch Referate machten

sich die Teilnehmer/innen auf die Suche

nach den gemeinsamen Wurzeln beider

Völker. Arbeitssprachen waren Deutsch

und Italienisch. Ergänzend dazu besuch-

ten sie Museen und Ausstellungen, die

sich der deutsch-italienischen Geschichte

widmeten.

Die Straßenmusikgruppen »Banda«

(Radicondoli) und »Rieberger Alp-Go-

ischda« (Karlsruhe) erarbeiteten während

der Begegnung in Karlsruhe eine deutsch-

italienische »Straßensymphonie«. Beim

Gegenbesuch der deutschen Teilneh-

mer/innen in Radicondoli im Juni 2011

soll sie uraufgeführt werden. Neben der

Ausarbeitung der Straßensymphonie tra-

ten die Musikgruppen bei verschiedenen

Gelegenheiten gemeinsam auf.

Den Höhepunkt stellte das ganz-

tägige Europafest in der Klauprechtstraße

mit einer großen Bühne für ein buntes

italienisch-deutsches bzw. europäisches

Musikprogramm dar. In der ganzen Stra-

ße gab es Konzerte, Theateraufführungen,

Vorträge und Unterhaltungsprogramm.

Geschäfte, Einrichtungen und Vereine,

die in oder nahe der Klauprechtstraße

ansässig sind, versorgten die Besucher/

innen des Europafestes mit kulinari-

schen Spezialitäten: Die Seniorengrup-

pe »Runter vom Sofa« bot Kaffee und

selbstge backenen Kuchen an, die Trat-

toria de Giovanni »italienische Wegzeh-

rung«. Die Jugendabteilung des Hand-

ballvereins grillte.

Als Symbol für die neue Partner-

schaft wurde eine Säulen-Ulme in der

Klauprechtstraße gepfl anzt.

Die Begegnung wurde mit einer

zwanzigseitigen Broschüre mit einem Vor-

wort der Europaabgeordneten und Vize-

präsidentin des Europäischen Parla ments

Silvana Koch-Mehrin dokumentiert.

Eine dreisprachige Internetseite,

die im Winter 2010 erstellt wird, soll

über die Hintergründe der ersten euro-

päischen Straßenpartnerschaft und den

damit verbundenen Netzwerk-Gedanken

informieren. Die DVD »Wir sind die Kin-

der Europas« wird die gemeinsamen Auf-

tritte der beiden Straßenmusikgruppen

in Karlsruhe und Radicondoli und weite-

re Bild- und Tonbeiträge der beiden Euro-

pafeste dokumentieren.

Projektträger:

Wirkstatt e. V.

Karlsruhe

www.wirkstatt.com

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Reiseassistenz fürMenschen mit Behinderung

Ausbildung zu ehrenamtlichen

Reise begleitern 2010

Abend der Nationen © BSK e. V.

Der Bundesverband Selbsthilfe Körper-

behinderter e. V. (BSK, DE), der sich seit

vielen Jahren für ein selbstbestimmtes

Leben von Menschen mit Behinderung

einsetzt, organisierte im November 2010

in Kooperation mit dem Verband der

Querschnittsgelähmten Österreichs (AT),

dem Eduard-Knoll-Wohnzentrum (DE),

dem ungarischen Spitzenverband der Be-

hindertenverbände Mozgáskorlátozottak

Egyesületeinek Országos Szövetsége

und dem Serviciul de Ajutor Maltez în

România (RO) einen internationalen Work-

shop. Mit rund 18.000 Euro unterstützte

die Europäische Union das Vorhaben.

Die Teilnahme an dem einwöchigen

Kurs, der den Titel »Europas Bürger/innen

als Reiseassistenz für Bürger/innen mit

Behinderung« trug, sollte die 25 Teilneh-

mer/innen aus Deutschland, Rumänien,

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Ungarn und Österreich dazu befähigen,

Menschen mit Behinderungen auf ihren

Reisen zu begleiten, zu unterstützen und

eventuell bestehende Berührungsängste

ihnen gegenüber abzubauen. Ziel war es

auch, den europäischen Austausch da-

rüber, wie in den europäischen Ländern

mit Behinderung umgegangen wird, zu

fördern und zukünftige multilaterale Ko-

operationsmöglichkeiten herauszuarbei-

ten. Die Themenbereiche »Behinderung

und Reisen« sowie »Barrierefreies Reisen

durch Europa« standen im Mittelpunkt.

Die Teilnehmer/innen lernten, wel-

che Arten der Behinderung es gibt und

erkundeten anschließend die Stadt Bad

Mergentheim unter »barrierefreien Ge-

sichtspunkten«. Sie nutzten den öffent-

lichen Nahverkehr und erlebten eine

Stadt- und Schlossführung für Menschen

mit Behinderung; auch ein Restaurant-

besuch gehörte dazu. Diese Exkursion

sensibilisierte die Teilnehmenden nicht

nur dafür, vor welchen Problemen bei-

spielsweise Rollstuhlfahrer in ihrem

All tag stehen, sondern motivierte sie

zugleich, sich künftig häufi ger in die

Si tua tion von behinderten Menschen

hineinzuversetzen. Ein anschließender

Vergleich der jeweiligen Situationen

von Behinderten in den Heimatländern

der Kursteilnehmer/innen bildete die

Grundlage für eine Diskussionsrunde.

Sie erfuhren in einem Vortrag, wel-

che Arten der Behinderung und welche

speziellen Hilfsmittel es gibt und auch,

Barrierefreie Stadtführung durch Bad

Mergentheim © BSK e. V.

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wie diese angewendet werden. Zum Pro-

gramm der Ausbildung zählte die Ausein-

andersetzung damit, was im Umgang mit

Rollstuhlfahrer/innen, gehör losen und

schwerhörigen Menschen wich tig ist. Er-

gänzend dazu erlernten die Teilnehmen-

den in praktischen Übungen die Handha-

bung eines Rollstuhls. Im Rahmen zweier

Vorträge und in Klein grup penarbeit wur-

den sie in unterschied liche Pfl egetech-

niken und in die praktische Assistenz

einge wiesen und im Gespräch mit erfah-

renen Reiseassistent/innen, -leiter/in-

nen und auch Teilnehmer/innen erhielten

sie einen Einblick in die Praxis.

Die Nähe des Veranstaltungsortes

zu einem Behinderten-Wohnzentrum

und den Krautheimer Werkstätten für

Menschen mit Behinderung ermöglichte

es, in viele der Aktivitäten behinderte

Menschen einzubeziehen. Die Kursteil-

nehmer/innen waren jeden Tag für ein

bis zwei Stunden im Wohnzentrum und

in den Werkstätten, erlebten den Alltag

und halfen etwas mit.

Kursinhalt war auch die Politik der

Europäischen Union: In einer offenen

Gesprächsrunde erläuterte die Europa-

abgeordnete Dr. Inge Gräßle, was die EU

unternimmt, um die Integration, Chan-

cengleichheit und Mobilität der mehr als

sieben Millionen behinderten Menschen,

die in Europa leben, zu verbessern und

beantwortete Fragen.

Ein Abend der Nationen bot allen

die Möglichkeit, Neues über andere Län-

der und Kulturen zu lernen. Die Teilneh-

mer/innen waren bereits im Vorfeld der

Veranstaltung dazu aufgerufen worden,

etwas länderspezifi sches ihrer Heimat

vorzubereiten, um ihr Land zu präsentie-

ren. Zu dem gemeinsamen Abend waren

auch die Bewohner/innen des Wohnzen-

trums eingeladen.

Die Ausbildung fand in deutscher

Sprache statt. Für Teilnehmer/innen, die

über geringe Deutschkenntnisse verfüg-

ten, wurde ein Sprachkurs zur Vorberei-

tung auf die Veranstaltung angeboten.

Alle Bürger/innen, die sich im Rah-

men des Workshops zu Reiseassistenten

ausbilden ließen, wurden in einen Pool

freiwilliger Reisebegleiter/innen des BSK

aufgenommen, um zukünftig Gruppen-

und auch Individualreisen von behinder-

ten Menschen zu begleiten.

Projektträger:

Bundesverband Selbsthilfe

Körperbehinderter e. V.

Krautheim

www.bsk-ev.org

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Interaktive Internetplattform

zu Europa 2010Mit der Internetplattform zum Thema

Europa möchte der Verein Bürger Eu-

ropas e. V. (DE) mit seinen Projektpart-

nern Jugendliche in der Europäischen

Union für Europa interessieren und zu

einer aktiven Auseinandersetzung mit

europäischen Themen motivieren. Zehn

Organisationen waren insgesamt an der

Konzeption und Erstellung der deutsch-

und englischsprachigen Internetseite

beteiligt: der Bulgarische Deutschleh-

rerverband (BG), Propager. Agence

européene de communication citoyenne

(FR), PP Connection Kft (HU), Consorzio

Solidarietà Sociale (IT), Draugija ›Euro-

jaunimas‹ (LT), Biedr5ba ›Partner5ba

Daugavkrasts‹ (LV), Polskie Stowarzys-

zenie Nauczycieli J2zyka Niemieckiego

(PL), Fundatia Familia si Ocrotirea

www.european- online-learning.eu

Startseite der Internetplattform © Bürger Europas e. V.

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Copilului (RO), Zavod PIP – Pravni in in-

formacijski center Maribor (SI) und das

Metodicko-pedagogické centrum (SK).

Die Europäische Kommission förderte

das Vorhaben mit rund 38.300 Euro.

Die Internetseite ist in mehrere Be-

reiche unterteilt, die den jugendlichen

Besucher/innen zahlreiche Möglichkei-

ten zur interaktiven Beschäftigung mit

europäischen Fragestellungen und The-

men bieten. Hinter der »Europäischen

Zeitreise« verbirgt sich beispielsweise

eine virtuelle Zeitmaschine. Nach einem

Klick auf die Taste »Los geht’s« des Bord-

computers beginnt die Reise durch die

wichtigsten Etappen des europäischen

Integrationsprozesses. Mit Schlagwör-

tern, Filmen und Spielen werden Hinter-

grundinformationen vermittelt.

Um das »Europäische Parlament«

geht es im zweiten Bereich der Seite:

Während eines virtuellen Rundgangs

durch das Parlament können die Besu-

cher/innen hinter vier Türen schauen,

hinter denen sich weitere interaktive Ru-

briken fi nden. Neben einem Blick in die

Räumlichkeiten des Europäischen Parla-

ments in Straßburg, gibt es auch einen

virtuellen »Presseraum«: Die Jugend-

lichen können hier Artikel zur Europäi-

schen Union lesen und Videos dazu an-

schauen. Hinter der Tür »Diskussion«

verbirgt sich die Möglichkeit, Europa-

abgeordneten Fragen zu stellen, und im

»Plenarsaal« kann man sich über die

Sitzverteilung im Parlament informieren.

Ausführliche Informationen zum

»Vertrag von Lissabon« fi nden die Jugend-

lichen im dritten Bereich der Seite. Als

aktuelles Schwerpunktthema, das alle

Bürger/innen in Europa in ihrem Alltag

betrifft, widmet sich der vierte Bereich

der »Finanzkrise« in Europa, deren Ent-

Virtueller Rundgang durch das Europäische

Parlament (Ausschnitt) © Bürger Europas e. V.

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stehung und Folgen. Auch die Maßnah-

men, die seitens der Europäischen Union

und in einzelnen Mitgliedstaaten zur Be-

kämpfung der Krise unternommen wer-

den, sind hier dargestellt.

Weiterführende Informationen zu

aktuellen europäischen Themen wie die

Europawahl, die EU-Ratspräsidentschaft

oder die Beitrittskandidaten der EU hält

die Rubrik »Aktuelles« bereit.

Ein Instrument zur aktiven Beteili-

gung der jugendlichen Besucher/innen

der Seite stellt das Onlinespiel »that’s

eUrope« dar. Schulklassen und Jugend-

gruppen aus ganz Europa treten online

gegeneinander an und testen ihr Europa-

wissen. Die beiden Teams müssen je-

weils zwölf Fragen rund um Europa be-

antworten. Zu jeder Frage gibt es drei

Antwortmöglichkeiten, zwischen denen

sich die Teilnehmer/innen entscheiden

müssen. Die Fragen drehen sich rund um

die Themen EU, Europäisches Parlament,

Jugend und Europa, Europa und Kultur

sowie die EU und ihre Bürger/innen und

können in insgesamt dreizehn Sprachen,

darunter neben Deutsch, Französisch

und Englisch auch Bulgarisch, Lettisch,

Litauisch, Slowakisch und Ungarisch, be-

antwortet werden. Wer die Texte auf der

Internetseite gelesen hat, kann die Fra-

gen beantworten.

Als Beitrag zum »Europäischen Jahr

zur Bekämpfung von Armut und sozia-

ler Ausgrenzung 2010« entwickelten die

Kooperationspartner ein weiteres Rate-

spiel, das sich an Jugendliche zwischen

15 und 25 Jahren richtet. Sie sind auf-

gerufen, Fragen zu beantworten, den ers-

ten Buchstaben der richtigen Antwort

zu notieren und am Ende das Lösungs-

wort einzuschicken, um an einer Verlo-

sung teilzunehmen. Jugendliche, die sich

in ten siver und tiefergehend mit Europa

beschäftigen möchten, fi nden im Bereich

»Links« eine Sammlung von Internet-

seiten mit weiterführenden Informatio-

nen zu unterschiedlichen Themen in

diesem Zusammenhang.

Die Partner schrieben europaweit

rund 300 Schulen an, um auf das In ter-

net portal aufmerksam zu machen, ver-

schickten Pressemitteilung an Zeitungen

in den Partnerländern und stellten Ver-

linkungsanfragen bei allen Abgeordne-

ten des Europäischen Parlaments sowie

zahlreichen Behörden, Vereinen und Or-

ganisationen in der EU.

Projektträger:

Bürger Europas e. V.

Berlin

www.european-online-learning.eu

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Publikation zu Bürger-

beteiligung im Klimaschutz

2010

PUC – Participationin Urban Climate-Protection

»Partizipation ist ein Schlüssel-faktor für den Erfolg von kom-munalem Klimaschutz, denndieser gelingt nur zusammenmit den Bürger/innen undder lokalen Wirtschaft nicht gegen sie.«Inka Thunecke, Geschäftsführe -rin der Heinrich-Böll-StiftungBrandenburg

Zur Erreichung der europäischen Klima-

ziele hat der Klimaschutz auf kommu-

naler Ebene eine entscheidende Bedeu-

tung. Es gibt in vielen Städten und Ge-

meinden Europas wichtige Ansätze für

Klimaschutzaktivitäten, und immer mehr

Städte schließen sich internationa len

Klimabündnissen an. Die Erfahrungen

der letzten Jahre aus mehreren Ländern

Europas zeigen, dass kommunale Ener-

giepläne mit einem ganzheitlichen An-

satz eine Schlüsselrolle im Klimaschutz

spielen. Besonderes Augenmerk verdient

dabei die Beteiligung der Bürger/innen

an der Erstellung kommunaler Energie-

pläne und der Umsetzung der Maßnah-

men. Nur wenn sich ein Bewusstsein für

die Notwendigkeit von Klimaschutzmaß-

nahmen und ein Verständnis für den

individuellen Beitrag entwickelt, kann

kommunaler Klimaschutz erfolgreich sein.

Im Rahmen des Projektes »PUC –

Participation in Urban Climate-Protec-

tion« erarbeitet die Heinrich-Böll-Stif-

tung Brandenburg e. V. (DE) gemeinsam

mit der Initiative Energie in Bürgerhand

(DE), dem Centre Marc Bloch (DE), der

Organisation Frankly Speaking – Trai-

ning and Development Bratislawa (SK),

der Tartu Regional Energy Agency (ES),

dem Städtenetzwerk Healthy Cities of the

Czech Republic (CZ), der Photovoltaic En-

ergy Association (BG) und dem Institute

for Renewable Energy (PL) eine Publika-

tion, die die Erfahrungen europäischer

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Städte und Kommunen auf dem Gebiet

kommunaler Energiepläne und der Orga-

nisation von Bürgerbeteiligung darstellt.

Die Publikation soll als Handrei-

chung neue Denkanstöße zu beteili-

gungsorientiertem kommunalen Klima-

schutz geben und Beispiele guter Praxis

vermitteln. Das Projekt »PUC – Participa-

tion in Urban Climate-Protection« will mit

der Publikation einen Beitrag dazu leis-

ten, die zivilgesellschaftliche Beteiligung

am demokratischen Leben in der EU zu

fördern und Bürger/innen zu ermun-

tern, sich aktiv an der Entwicklung von

lokal angepassten Lösungen zu beteili-

gen. Die Publikation wird sowohl theo-

retische Beiträge zum Thema der Partizi-

pation als auch konkrete Beispiele aus

den beteiligten sowie weiteren europäi-

schen Ländern enthalten. Sie richtet sich

Partizipation ist mehr als Zuschauen ... Teilnehmer/innen einer Veranstaltung der

Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg © Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg

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an europäische Städte und Gemeinden,

Mitarbeiter/innen von Verwaltungen, eh-

renamtliche Gemeinderatsvertreter/in-

nen, engagierte Bürger/innen und weite-

re kommunale Akteure, wie kommunale

Wohnungsbaugenossenschaften.

In einem ersten Projekttreffen im

Herbst 2010 wurde die Publikation von

den Projektpartnern gemeinsam inhalt-

lich und methodisch vorbereitet. Im De-

zember 2010 fand ein öffentlicher Work-

shop in Warschau statt, der Schlüssel-

elemente erfolgreicher Beteiligung lo kaler

Akteure in der Klimapolitik zusammen-

trug. Dazu wurden sowohl externe Ex-

pert/innen aus Wissenschaft, Politik und

Zivilgesellschaft für Impulsreferate ein-

geladen als auch Beispiele guter Praxis

aus unterschiedlichen lokalen Kontexten

diskutiert. Die Ergebnisse des Work-

shops werden für die Broschüre aufge-

arbeitet; gleichzeitig konnte die inter-

essierte Öffentlichkeit bereits über die

Handreichung informiert werden.

Die weitere Kommunikation und

Feinkonzeption wird über ein internes

Internetforum organisiert. Alle Projekt-

partner wirken an der Erarbeitung eines

gemeinsamen Schlusskapitels mit, das

Perspektiven und Entwicklungsmöglich-

keiten für einen partizipativen Klima-

schutz auf kommunaler Ebene beleuch-

tet. Die Publikation im geplanten Umfang

von etwa 100 Seiten wird in englischer

Sprache erstellt und in die Sprachen der

beteiligten Länder übersetzt.

Nach Fertigstellung – voraussicht-

lich im Frühjahr 2011 – werden die Er-

gebnisse einem größeren Publikum vor-

gestellt. Sie wird nach Projektabschluss

elektronisch zur Verfügung stehen und in

einer Aufl age von 5.000 Stück gedruckt

werden. Ein Flyer in den jeweiligen Lan-

dessprachen soll auf die Publikation auf-

merksam machen. Sie wird auf der Web-

seite der Partner publiziert. Die Europä-

ische Union unterstützt die Produktion

der Broschüre mit rund 44.000 Euro.

Projektträger:

Heinrich-Böll-Stiftung

Brandenburg e. V.

Potsdam

www.boell-brandenburg.de

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Seminarreihe zum

EuropäischenThemenjahr 2011

»OpenFora« sind ein zentrales In-

strument der Arbeit von Citizens of Euro-

pe e. V. Jeweils ein Wochenende lang de-

battieren in diesen Workshops zwischen

25 und 30 Akteure aus Politik, Wissen-

schaft und Zivilgesellschaft Themen des

sozialen und politischen Lebens in Euro-

pa. Damit werden Räume der Begegnung

geschaffen, die europäische Bürgerschaft

erleb- und erfahrbar machen. Die Teil-

nehmer/innen der »OpenFora« können

ihre Überzeugungen überdenken und

durch den europäischen Austausch

neue Perspektiven gewinnen. Metho-

disch werden dabei unterschiedliche

Elemente aus Einführungsreferaten,

Expertenpa nels, Kleingruppenarbeit

und Plenarde bat ten mit einem kulturel-

len Rahmenprogramm und Raum für

informelle Austauschmöglichkeiten

OpenForum – Volunteering 2011

OpenForum in Vilnius (2008)

© Citizens of Europe e. V.

Der Berliner Verein Citizens of Europe

e. V. setzt sich für einen europaweiten

Austausch aktiver Bürger/innen ein, der

die akademische und politische Debatte

zur Zukunft Europas mit den Lebens-

bedingungen, Erfahrungen und Bedürf-

nissen der Europäer/innen verbindet.

Der Verein organisiert dafür zahlreiche

Seminare und Workshops, die Interes-

sierte aus Politik und Bürgerschaft aus

unterschiedlichen gesellschaftlichen

Bereichen und Hintergründen zusam-

menbringen.

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kombiniert. Erfahrene externe Modera-

tor/innen begleiten die Debatte. Teilneh-

men können an den »OpenFora« alle, die

zu dem jeweiligen Thema ihre Meinung

und ihre Erfahrungen beitragen möchten.

Thematisiert werden Herausforderungen

einer aktiven europäischen Bürgerschaft,

wie die Frage von gesellschaftlicher Ein-

bindung von Migrant/innen, lebenslan-

ges Lernen für eine aktive Bürgerschaft,

interkultureller Dialog, Demokratie in Eu-

ropa und grenzüberschreitende Mobilität

europäischer Bürger/innen.

In den Jahren 2010 und 2011 un-

terstützt die Europäische Union eine Se-

mi narreihe mit rund 50.000 Euro, mit

der ein inhaltlicher Beitrag zum »Euro-

päischen Jahr der Freiwilligentätigkeit

zur Förderung der aktiven Bürgerschaft

2011« geleistet wird. Partner von Citi-

zens of Europe e. V. sind in diesem Pro-

jekt die belgische Mitgliedsorganisation

des Europäischen Lehrerverbands AEDE

(BE) und das europäische Netzwerk As-

sociation of Voluntary Service Organisa-

tions AVSO (BE).

Den Auftakt von »Volunteering

2011« bildete das zehnte »OpenForum«,

das im November 2010 im belgischen

Brügge stattfand. Es beschäftigte sich im

Hinblick auf das Europäische Jahr 2011

mit Fragen des freiwilligen Engagements

in Europa und diente zunächst dazu, zu

einem gemeinsamen Begriffsverständ-

nis zu kommen. Dafür wurden die unter-

schiedlichen Konzepte und Begriffe von

bürgerschaftlichem Engagement im eu-

ropäischen Vergleich diskutiert. Neben

der Abgrenzung von Freiwilligentätigkeit

zu anderen Formen unbezahlter und be-

zahlter Arbeit standen die unterschiedli-

chen Motive für freiwilliges Engagement

in den jeweiligen nationalen Kontexten

im Fokus. Methodisch gliederte sich das

»OpenForum« in Brügge an drei Tagen

in eine Eröffnungsdiskussion im Plenum

mit Fachreferaten, thematischen Aus-

tausch in Workshops und eine gemein-

same Abschlussdiskussion.

Die Ergebnisse des Forums werden

dokumentiert und fl ießen in eine vertie-

fende Veranstaltung im Mai 2011 aus

Anlass des Freiwilligentags 2011 in Lan-

dau/Pfalz ein. Alle Projektpartner wer-

den die Ergebnisse auch darüber hinaus

in die Debatte auf EU-Ebene einbringen.

Alle bisher ausgerichteten »OpenFo-

ra« sind ausführlich auf der Internetseite

von Citizens of Europe e. V. dokumen-

tiert. 2008 erhielt Citizens of Europe für

eines der »OpenFora« bereits eine Zu-

wendung der Europäischen Union von

gut 36.000 Euro.

Projektträger:

Citizens of Europe e. V.

Berlin

www.citizens-of-europe.eu

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Dein Engagement –Gesellschaft aktiv mitgestalten

Seminar für Jugendliche 2011

Diskussionen im Plenum während des

8. MitOst-Festivals 2010 in Perm, einer

weiteren Veranstaltung des Projektträgers

© Kiên Hoàng Lê

dungs- und Jugendbegegnungsstätte

Weimar (DE) mit dem Ziel, die Kompe-

tenzen der Jugendlichen zur Aktivierung

grenzüberschreitender ehrenamtlicher

Tätigkeiten zu erweitern sowie gemein-

same Handlungsfelder und Kooperations-

potentiale herauszuarbei ten. Das verbin-

dende Element ist hierbei das Anliegen

der Organisatoren und Teilnehmer/in-

nen, das ehrenamtliche Engagement in

Europa zu stärken. Das Seminar fi ndet

in deutscher Sprache statt und wird von

der Europäischen Kommission mit rund

42.000 Euro gefördert.

Die Jugendlichen beschäftigen sich

während der ersten Veranstaltungstage

in Workshops mit drei Schwerpunkten:

Rund 55 junge Erwachsene aus Bulgari-

en, Deutschland, Österreich und Tsche-

chien, die sich ehren- und hauptamtlich

in den Bereichen Schule, Jugendarbeit,

politische Bildung und Kultur engagie-

ren, werden im März 2011 nach Weimar

(DE) kommen, um sich im Rahmen des

Seminars »Dein Engagement – Gesell-

schaft aktiv mitgestalten« über Potenzi-

ale des bürgerschaftlichen Engagements

in Europa, über Methoden und auch ihre

eigenen Erfahrungen in diesem Bereich

auszutauschen.

Der deutsche Verein MitOst e. V.

organisiert diese Veranstaltung gemein-

sam mit dem Verein Südwind Entwick-

lungspolitik Nieder österreich Süd (AT),

der Internationalen Elias Canetti Gesell-

schaft (BG), der Bürgervereinigung Anti-

komplex – hnuti proti xenofobii (CZ) und

der Stiftung Europäische Jugendbil-

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Unter dem Motto »Lust auf Engagement«

arbeitet eine Gruppe von Teilnehmer/in-

nen zunächst die Formen und Ziele von

Engagement sowie mögliche Motiva-

tionsmethoden heraus. Sie lernen die

Grundzüge des Projektmanagements

und der Öffentlichkeitsarbeit kennen

und üben das Erlernte anhand von Fall-

beispielen. »Demokratie gestalten –

Europäische Zivilgesellschaft stärken«

lautet das Thema, mit dem sich die zwei-

te Gruppe auseinandersetzt. Zu ihren

Aufgaben gehört es, die Bedeutung ge-

sellschaftlichen Engagements und des-

sen institutionellen Rahmen zu refl ek-

tieren. Die Jugendlichen diskutieren an-

hand von länder- und themenbezogenen

Fallanalysen die Unterschiede und Ge-

meinsamkeiten von ehrenamtlicher

Betätigung in ihren Ländern und auf eu-

ropäischer Ebene. Sie entwerfen eigene

Projektideen, die sie im Rahmen einer

Projektbörse präsentieren und mit den

Mitgliedern ihrer Gruppe besprechen.

Die letzte Gruppe widmet sich dem

Thema »Interkultureller Dialog und To-

leranz«. Hier sollen Erfahrungen und

Methoden der interkulturellen Kommu-

nikation vermittelt und durch konkrete

Beispiele mit Fokus auf die Region

Südosteuropa ergänzt werden.

Die in den Workshops erarbeiteten

Ergebnisse werden am vierten Veranstal-

tungstag im Plenum zusammengeführt,

präsentiert und diskutiert, um sie allen

Teilnehmenden zugänglich zu machen

und den informellen Austausch unter

ihnen anzuregen. Wie die Europäische

Union ehrenamtliche Vorhaben unter-

stützt, erfahren sie im Anschluss an das

Plenum, wenn ausgewählte EU-Aktions-

programme vorgestellt werden.

Ein abschließender Workshop mit

dem Titel »Zukunftsperspektiven für un-

ser Engagement in der Gesellschaft« er-

möglicht den Jugendlichen gemeinsame

Projekte zur Stärkung der Zivilgesell-

schaft unter anderem in den Bereichen

Schule und Jugendarbeit sowie bürger-

schaftliche Bildung und Partizipation zu

erarbeiten.

Eine sechzehnseitige Broschüre,

die auch online auf den Internetseiten

der Kooperationspartner zur Verfügung

stehen wird, sowie eine DVD sollen er-

stellt werden, um die Themenschwer-

punkte des Seminars, die angewandten

Methoden, Fall- und Projektbeispiele

und auch die erarbeiteten Ergebnisse zu

dokumentieren. Die Materialien werden

über die Netzwerke der Partner und die

Teilnehmer/innen verbreitet.

Projektträger:

MitOst e. V.

Berlin

www.mitost.org

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Die Europäische Kommission veröffentlicht

Listen der geförderten Projekte aller Länder,

die am Programm teilnehmen, im Internet

unter http://eacea.ec.europa.eu/citizenship/

results_compendia/results_en.php.

Im Folgenden sind die Projekte der Jahre

2007 bis 2010 aufgeführt, die unter der Feder-

führung deutscher Organisationen durch-

geführt wurden. Für das Jahr 2007 sind die

Projekttitel leider nicht bekannt.

Geförderte Projekte

aus Deutschland

von 2007 bis 2010 – Überblick

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2007

Baltic Sea Forum e. V., Hamburg

Fördersumme der EU: 56.869,50 Euro

www.baltic-sea-forum.org

Berlin-Brandenburgische Auslands-

gesellschaft e. V., Potsdam

Fördersumme der EU: 18.928,85 Euro

www.bbag-ev.de

Bürger Europas e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 14.718,86 Euro

www.buerger-europas.de

Citizens of Europe e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 22.044,12 Euro

http://panorama.citizens-of-europe.eu

DGB Bildungswerk e. V., Düsseldorf

Fördersumme der EU: 24.968,10 Euro

www.dgb-bildungswerk.de

ESTA-Bildungswerk e. V., Bad Oeynhausen

Fördersumme der EU: 55.000,00 Euro

www.esta-bw.de

Friedrich-Naumann-Stiftung für

die Freiheit, Potsdam

Fördersumme der EU: 18.637,40 Euro

www.freiheit.org

Hanns-Seidel-Stiftung e. V., München

Fördersumme der EU: 28.971,40 Euro

www.hss.de

Internationales Begegnungszentrum

St. Marienthal e. V., Ostritz-St. Marienthal

Fördersumme der EU: 52.264,00 Euro

www.ibz-marienthal.de

Internationales Kolpingwerk e. V., Köln

Fördersumme der EU: 37.497,72 Euro

www.kolping.net

Kreisau-Initiative Berlin e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 24.812,80 Euro

www.kreisau.de

Lokalradio Lotte in Weimar e. V., Weimar

Fördersumme der EU: 25.000,00 Euro

www.radio-lotte.de

Weimar Jena Akademie –

Verein für Bildung e. V., Weimar

Fördersumme der EU: 40.308,25 Euro

www.weimar-jena-akademie.de

2008

EU-Kompetenz für Migranten und Benachteiligte

Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft

e. V., Potsdam

Fördersumme der EU: 40.471,58 Euro

www.bbag-ev.de

Das Grundeinkommen auf dem Weg nach Europa

Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 47.376,00 Euro

www.bildungswerk-boell.de

Let‘s Debate: Citizens Media for Europe

Bürgermedienzentrum Bennohaus, Münster

Fördersumme der EU: 39.857,67 Euro

www.bennohaus.info

Challenges to Europe

(OpenFora 2008/2009)

Citizens of Europe e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 35.515,38 Euro

http://panorama.citizens-of-europe.eu

Gesundheit – höchstes Gut?

Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum

Köln e. V.

Fördersumme der EU: 21.435,90 Euro

www.caritas.erzbistum-koeln.de

Rural Areas Defence Against Racism

Europazentrum Brandenburg-Berlin

des Regionalen Fördervereins e. V., Pinnow

Fördersumme der EU: 40.206,30 Euro

www.ezbb-radar.eu

European Citizens’ Seminar 2008–2009

European Citizens’ Seminar e. V., Erfurt

Fördersumme der EU: 23.614,20 Euro

www.citizenseminars.eu

Aktive Bürger gestalten Europa

Forum Europa e. V., Leipzig

Fördersumme der EU: 23.973,60 Euro

www.forum-europa-ev.de

Geeint in Vielfalt – 8 Nationen im Dialog

Internationales Begegnungszentrum

St. Marienthal e. V., Ostritz-St. Marienthal

Fördersumme der EU: 52.656,00 Euro

www.ibz-marienthal.de

Europa mitgestalten und Demokratie

(er-)leben: Die Bürger und der Lissabon-Vertrag

Internationales Kolpingwerk e. V. , Köln

Fördersumme der EU: 26.966,45 Euro

www.kolping.net

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European Global Education Days 2008

Internationale Weiterbildung und Entwicklung

GmbH (InWEnt), Berlin

Fördersumme der EU: 38.686,50 Euro

http://glen-europe.org

EURvote – EURvoice

Katholische Arbeitnehmerbewegung

Deutschlands e. V., Köln

Fördersumme der EU: 55.000,00 Euro

www.vote-europe.net

Model International Criminal Court

Kreisau-Initiative Berlin e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 24.897,78 Euro

www.kreisau.de

Egeria Weg – Ökumenischer Frauenpilgerweg

für ein gemeinsames Europa

Ökumenisches Forum Christlicher Frauen in

Europa, Bereich Deutschland e. V., Braunschweig

Fördersumme der EU: 22.462,30 Euro

www.egeria-project.eu

International Session of the European Youth

Parliament in Leuven

Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa, Berlin

Fördersumme der EU: 51.263,52 Euro

www.eypej.org

Creating Forum Pécs

Stiftung Zukunft Berlin

Fördersumme der EU: 24.763,81 Euro

www.stiftungzukunftberlin.eu

Weimarer Sommerkurse 2008:

»Das europäische Kulturerbe – Ergebnis und

Ausgangspunkt interkultureller Dialoge«

Weimar Jena Akademie – Verein für Bildung

e. V., Weimar

Fördersumme der EU: 48.692,88 Euro

www.sommerkurse-weimar.de

Europa für die Jugend – Deutsch-polnische

Lehrerkonferenz in Berlin

Zeitbild Stiftung, München

Fördersumme der EU: 37.091,61 Euro

www.zeitbild-stiftung.de

2009

The Voice of Europe

Bürgermedienzentrum Bennohaus, Münster

Fördersumme der EU: 39.857,67 Euro

www.bennohaus.info

Peace Project Europe – civil society dimensions

Forum Ziviler Friedensdienst e. V., Bonn

Fördersumme der EU: 44.544,64 Euro

www.civilpeace.eu

Kreativ zur bürgerschaftlichen Beteiligung

Internationales Begegnungszentrum

St. Marienthal e. V., Ostritz-St. Marienthal

Fördersumme der EU: 52.656,00 Euro

www.kreativ-in-europa.eu

Freiheit verpfl ichtet –

Zukunft verantwortlich gestalten

Internationales Kolpingwerk e. V., Köln

Fördersumme der EU: 27.824,01 Euro

www.kolping.net

Adventure Sphere Europe

Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 54.928,46 Euro

www.kas.de

Demokratie in Bewegung

Omnibus für direkte Demokratie gGmbH, Hattingen

Fördersumme der EU: 55.000,00 Euro

www.democracyinmotion.eu

International Session of the European Youth

Parliament in Helsinki

Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa, Berlin

Fördersumme der EU: 50.924,00 Euro

www.eypej.org

Weimarer Sommerkurse 2009:

»Meilensteine der Demokratie –

Europäische Erinnerungen im Jahr 2009«

Weimar Jena Akademie –

Verein für Bildung e. V., Weimar

Fördersumme der EU: 44.072,88 Euro

www.sommerkurse-weimar.de

2010

Ausgrenzung? – nicht mit uns!

Bildungs- und Freizeitstätte der Sportjugend,

Landessportbund Sachsen-Anhalt e. V., Schierke

Fördersumme der EU: 33.958,56 Euro

www.lsb-sachsen-anhalt.de

Europa auf www.european-online-learning.eu

erkunden und dein Wissen beim Europaspiel

»that‘s eUrope« online testen

Bürger Europas e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 38.310,00 Euro

www.european-online-learning.eu

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Europas Bürger/innen als Reiseassistenz für

Bürger/innen mit Behinderung

Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.,

Krautheim

Fördersumme der EU: 18.022,83 Euro

www.bsk-ev.org

Angebote und Wohnformen für pfl egebedürftige

Menschen im Alter

Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V.,

Osnabrück

Fördersumme der EU: 21.178,04 Euro

www.caritas-os.de

Volunteering 2011

Citizens of Europe e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 50.372,88 Euro

http://panorama.citizens-of-europe.eu

EU=You: Citizens engagement in the EU

after the Treaty of Lisbon

Culture goes Europe –

Soziokulturelle Initiative Erfurt

Fördersumme der EU: 43.405,92 Euro

www.cge-erfurt.org

Bürger integrieren Bürger

Europäisches Forum für angewandte

Kriminalpolitik e. V., Düsseldorf

Fördersumme der EU: 24.796,89 Euro

www.europaforum-kriminalpolitik.net

Mobility and European Citizenship –

Interrelations and implications

European Intercultural Forum e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 24.803,00 Euro

www.european-intercultural-forum.org

Identity in European Societies

Evangelisch-reformierte Kirche, Leer

Fördersumme der EU: 47.970,23 Euro

www.leer.reformiert.de

Interaktion, Vielfalt, Toleranz:

Die Schule als Bühne des inter-kulturellen Dialogs

Goethe-Institut e. V., München

Fördersumme der EU: 28.178,98 Euro

www.goethe.de

Participation in Urban Climate-Protection

Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg e. V., Potsdam

Fördersumme der EU: 44.162,02 Euro

www.boell-brandenburg.de

Experimentcity European Event: collaborative

housing | diversity | sustainable cities

id22: Institute for Creative

Sustainability e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 23.724,17 Euro

http://experimentcity.net/excity-europe

Agenda EU 2020 –

Europas Bürger/innen beteiligen

Katholische Arbeitnehmerbewegung

Deutschlands e. V., Köln

Fördersumme der EU: 54.678,00 Euro

www.kab.de

Intergenerationes –

Intergenerativ trifft International

Kreisau-Initiative Berlin e. V., Berlin

Fördersumme der EU: 26.127,94 Euro

www.kreisau.de

Dein Engagement –

Gesellschaft aktiv mitgestalten

MitOst e. V.– Verein für Sprach- und Kulturaustauch

in Mittel- , Ost- und Südosteuropa, Berlin

Fördersumme der EU: 42.420,15 Euro

www.mitost.org

Euregio-Networking ohne Grenzen 2010/2011

Nell-Breuning-Haus, Bildungs- und

Begegnungsstätte der KAB und CAJ im Bistum

Aachen e. V., Herzogenrath

Fördersumme der EU: 26.603,30 Euro

www.nell-breuning-haus.de

International Session of the European Youth

Parliament in Grenoble

Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa, Berlin

Fördersumme der EU: 48.274,77 Euro

www.eypej.org

Weimarer Sommerkurse 2010:

»Moral in unmoralischen Zeiten. Die Suche

nach ethischen Orientierungen in Philosophie,

Literatur und Kunst«

Weimar Jena Akademie – Verein für Bildung e. V.,

Weimar

Fördersumme der EU: 24.437,40 Euro

www.sommerkurse-weimar.de

Europäische Straßen-Partnerschaft

»Klauprechtstraße/Via Gazzei«

Wirkstatt e. V., Karlsruhe

Fördersumme der EU: 42.204,03 Euro

www.wirkstatt.com

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Die Kontaktstelle »Europa für Bürgerinnen und Bürger«

Die Kontaktstelle EfBB ist die offi zielle nationale Kontaktstelle für das Förderprogramm

»Europa für Bürgerinnen und Bürger« der Europäischen Union in Deutschland.

Wir informieren Kommunen, Vereine und Verbände, Forschungsinstitute, Bildungs-

einrichtungen, kirchliche, soziale und karitative Einrichtungen, Organisationen des

Amateursports und andere zivilgesellschaftliche Organisationen und natürlich alle

interessierten Bürgerinnen und Bürger über das Programm »Europa für Bürgerinnen

und Bürger« (2007–2013). Potenziellen Antragstellern helfen wir bei Fragen zur

Konzeption eines transnationalen Kooperationsprojekts, bei Detailfragen zum Antrag,

den Dokumenten und Formularen.

Kontaktstelle Deutschland

»Europa für Bürgerinnen und Bürger«

bei der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Weberstraße 59a, D-53113 Bonn

Internet: www.kontaktstelle-efbb.de

E-Mail: [email protected]

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) bietet den Träger- und

Förderstrukturen der 23 Millionen freiwillig Engagierten in Deutschland eine Plattform

des Austauschs. Gemeinsames Anliegen aller Akteure ist die Verbesserung der

Rahmenbedingungen für das bürgerschaftliche Engagement und die Bürgerbeteiligung.

Mit dem Projekt »BBE für Europa« stärkt das BBE auch den europäischen Austausch:

Es informiert über europäische Beteiligungsmöglichkeiten und setzt sich für die

Stärkung der europäischen Zusammenarbeit ein.

Bundesnetzwerk

Bürgerschaftliches Engagement

Michaelkirchstr. 17–18, D-10179 Berlin

Internet: www.b-b-e.de

E-Mail: [email protected]

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gramms. Zudem zeigt sie ein ausschnitt-

haftes, aber vielfarbiges Bild der inter-

nationalen Aktivitäten von Vereinen,

Verbänden, Stiftungen und anderen Or-

ganisationen in Deutschland mit ihren

europäischen Partnern.

»Aktive europäische Zivilgesellschaft«

und »aktive europäische Bürgerschaft«

– zwei wohlklingende Formeln. Aber

was verbirgt sich dahinter, insbesonde-

re wenn sie im Kontext von europäischen

Förderprogrammen stehen?

Diese Publikation nähert sich dem The-

ma von zwei Seiten: Sieben Autoren

befassen sich mit Fragen nach dem Ver-

hältnis zivilgesellschaftlicher Akteure

zum Staat und ihrer Rolle in Europa, den

Erwartungen der EU-Institutionen an die

organisierte Zivilgesellschaft und den

Voraussetzungen für bürgerschaftliches

Engagement.

Auf der anderen Seite bietet diese Bro-

schüre Einblicke in eine Auswahl von

Projekten, die in den Jahren 2007 bis

2010 eine Förderung aus dem Programm

»Europa für Bürgerinnen und Bürger«

erhalten haben. Wie ein Kaleidoskop er-

zeugt sie ein facettenreiches Bild von

den Fördermöglichkeiten dieses EU-Pro-

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