Reisebericht zum Götakanal 2015 Teil 2 (Dorethee und Josef Legeland)

Reiseroute 18.8. -15.9.

Söderköping 18.Aug Wir fliegen mit SAS von Frankfurt nach Stockholm Arlanda.

Ein Regional-Zug brachte uns nach Norrköping. In Stockholm stieg meine Schwester Heidi in den Zug. Sie wird uns die nächsten 10 Tage auf dem Trip begleiten. Von Norrköping nahmen wir den Bus nach Söderköping. Gespannt sind wir, was mit dem Boot über die 5 1/2 Wochen in dem Kanal-Hafen passierte. Weit und breit keine Boote an den Bojen. Die Saison war in Schweden schon zuende gegangen. Red Lady lag aber noch da, relativ sauber, kein Ticket der Kanalbehörde, keine Schäden. Der Motor sprang sofort an. Also gingen wir daran, die Wäsche vom 1. Teil der der Reise zu waschen und zu trocknen. Die Achterkoje wurde klar gemacht und das Schiff ein wenig geputzt. Den Abend ließen wir bei frischen Fisch und Wein ausklingen. -

Fyrudden 19.Aug Am Morgen laufen wir auf den imposanten Aussichtspunkt

direkt über dem Hafen, der noch im Bodennebel liegt. Einkaufen für die nächsten Tage steht noch an. Wie wird es in den Schären mit der Versorgung sein? Um 12:30 laufen wir schließlich zu der 3.-letzten Schleuse vor der Ostsee, freundliche Begrüßung durch die hübsche Schleusenwächterin, man freut sich auf ein Schiff. 2 weitere Schleusen stehen noch an und nach ca 5 Km hatten wir den Kanal endgültig verlassen und befinden uns in dem langen Fjord durch das Schärengebiet auf die Ostsse raus führt.

Die letzten km auf dem Göta Kanal

An der letzten Schleuse mußten wir unsere Service Karte abgeben. Keine Nachfrage oder Gebührenentrichtung für die ca 32 Tage im Hafen von Söderköping. Die folgende Inselwelt der Schären hat etwas magisches, mit Karte würde ich mich kaum zurechtfinden. Auf der digitalen Navigationskarte ist eine Idealroute vorgegeben, der man am besten folgt. Die Häfen auf den Inseln oder in den Fjorden können somit einfach angelaufen werden. Wir schaffen heute noch 35 sm, wobei wir nur 1/3 der Strecke segeln konnten. In dem Fischereihafen Fyrudden kamen wir schließlich unter.

Insel Idö 20.Aug Heute ging es früher raus. Wir hofften dass wir endlich mehr segeln konnten. Zuvor ging es zum Frühsport in den märchenhaften Wald mit weichem Moos und überall blühendes Heidekraut. Im klaren Hafenwasser gab es dann vor dem Frühstück die nötige Abkühlung. Nach 4 sm hatten wir die offene See erreicht und wir konnten mit Genua segeln.

Im Schärengebiet, der Käptn ist nicht zufrieden, zu wenig Wind Das Wetter war herrlich, der Wind eine leichte bis mäßige Briese. Nach wenigen Meilen ging es von der offenen See wieder in das Schärengebiet. Bei der tief stehenden Sonne verpassten wir dann die Route zu unserem nächsten Hafen auf dem Festland. An Västernik waren wir vorbeigesegelt. Nun ging es in der kleinen Hafen der Insel

Idö. Das große Panoramarestaurant hatte schon geschlossen. Also gab es Abendbrot beim Abendrot auf dem Boot. Wir sangen uns schließlich bei leckerem Rotwein und Gitarrenbegleitung in den Schlaf.

Figeholm 21.Aug Am nächsten Morgen um 7:30 waren unsere deutschen

Nachbarn schon weg. Wir liefen zur Inselmitte und erklommen den Leuchtturm der Insel. Alles war offen, auf dem Schreibtisch des Wärters lagen seine Utensilien für seine verantwortungsvolle Arbeit. Nein der Wärter war nicht gerade um die Ecke, ich war in einem kleinen Museum. Das Frühstück gab es auf einem schönen Aussichtspunkt am Hafen. Gegen 10 Uhr dann Leinen los und tschüß einsame Insel Idö. Das Wetter super für einen weiteren langen Schlag durch die Schären.

Im Schärengebiet, die Orientierung ohne Navi-Gerät unvorstellbar Mit Genua und Groß liefen wir 6,6 Kts bei östlichem Wind, doch die Routenführung hatte es in sich. Erhöhte Aufmerksamkeit bei diesem Tempo wenn es darum ging, Untiefen zu umkurven. Mittags gab es die Müsli-Pause, Käptn immer an der Pinne, Mädels an Deck in der Sonne. Das Tagesziel war der beschauliche schön Hafen in Figeholm auf dem Festland. Hier fanden wir abends eine Pizzeria und hatten auch etwas zu feiern. Eine neue Erdenbürgerin war in Frankreich auf die Welt gekommen, die Enkelin meiner Schwester. Die Freude war groß.

Sandvik 22.Aug Die Admiralität besorgte am frühen morgen schon frische Brötchen, während ich laufen ging. Frühstück gab es an einem schönen Plätzchen mit Blick auf die Boote. Über eine enge, ca. 3 sm lange Fahrrinne, mussten wir unter Motor raus auf die offene See. Kurz nachdem wir die Segel gesetzt hatten befanden wir uns in einem Regattafeld. An das weit vorne liegende Boot schlossen wir auf. Mehre sm liefen wir parallel auf die nächste Wendemarke zu. Wir hatten die besser Position und wurden um den Vortritt bei der Tonne auf Deutsch gebeten, klar ein kleiner Schwenk zur Seite und sie konnten runden und Tschüß. In der Ferne erhob sich die unbewohnte Insel Bra wie ein Puddingberg aus der Ostsee. Zwar ist sie nur 76 m hoch aber imposant gegenüber dem langen nördlich Zipfel von Öland, der flach ist.

Vorbeifahrt an der Insel Bra Der einzige Anlieger für die Insel war belegt. Gerne wäre ich auf den Hügel gestiegen. Weiter ging es nach Sandvik auf Öland, wo wir am Nachmittag schon ankamen. In der Nähe des Hafens besuchten wir die historische Windmühle Wir nahmen uns viel Zeit, um die 7 Etagen mit all ihrer Mechanik aus Holz und Eisen zu besichtigen. Von den Rundgängen und aus den Luken hatte man herrliche Ausblicke über die schöne Insel und die Ostsee.

Die Windmühle von Sandvik Öland

Borgholm 23.Aug Heute machten wir uns gegen 10:30 auf. Das Ziel Borgholm lag nur ca 15 sm. südlich. Der Wind blies mit 3 - 5 aus Nord-Ost so wurden wir mit tw. 7,4 kts vorangetrieben. Die Welle erreichte aber auch schnell 1 m Höhe. Am frühen Abend brachen wir noch zu einem langen Spaziergang zur alten imposanten Schlossruine Borgholm auf. Es erhebt sich hocht über der Insel und die Bucht. Beim Sonnenuntergang wirkten die dicken Mauern und Fensteröffnungen noch gigantischer. Das ehemalige Barokschloss diente auch als Wehranlage gegenüber den Dänen die im 17 jahrhundert Süd-Schweden lange besetzt hielten.

Schlossruine Borgholm Abends saßen wir dann noch mit einem dt. Ehepaar zusammen, die auch auf einer Dehler 28 unterwegs waren. Da gab es viel zu erzählen und Tipps auszutauschen..

Stora Rör 24.Aug Heute wurde das Boot geputzt, für die beiden Frauen war es ein Hausputz-Tag. und so verließen wir auch erst um 13:30 Uhr den großen Hafen. Ostwind 4 -5 bft begleitete uns. Nachdem wir einmal 7,3 Knoten erreicht hatten wurde gerefft. Die Genua, die noch angeschlagen war begann sich oben auszurollen. Also schnell nach vorne. Eine Sicherung mit Leine war nicht nötig, da die Welle nur 50 cm hoch war. Nach 2 Stunden liefen wir den nächsten kleinen Hafen Stora Rör an. Er liegt an einer der engsten Stellen zum Festland. Abends kam dann ein Student aus Kalmar und kassierte die 160 SEK Hafengebühr in bar.

Färjestaden 25.Aug Sonniges Wetter, Laufen und Schwimmen, dann ein

opulentes Frühstück an einem herrlichen Plätzchen mit Blick auf die Bucht und die Ölandbrücke. Auf den Steinen blühten Winden und Kornaden in voller Pracht. Wir waren die letzten von wenigen, die gegen 10:30 aufbrachen. Einige Passagen des Berichts stammen aus der Feder meiner Frau, die parallel ein Tagebuch von Hand führte.

Frühstück am Öland Sund Mit Reff 1 ging es raus auf den Sund, Schwester Heidel an der Pinne ließ das Boot stark kränken, es war zu viel Schräglage für Dorethee. Bald segelten wir unter der 6 km langen Kalmarsund Brücke hindurch und hielten südlich auf den Hafen Färjestaden zu. Der Weg dorthin zu Südteil von Öland war recht kompliziert, viele Steine unter und etwas über der Wasseroberfläche. Auf die digitalen Navigationsangaben konnte ich mich hinsichtlich Position absolut verlassen, jedoch nicht auf die Wassertiefe. Also genügend Tiefe unter dem Kiel war geboten. Heute waren es nur 11 sm.

Kalmar 26.Aug 27.Aug

Der Wind hatte auf Süd-Ost gedreht und wurde 4 – 5 Bft stark. Die Rückfahrt auf die Festlandseite südlich der Kalmar Brücke erforderte wieder hohe Achtsamkeit. Wind und Welle nahmen zu und vor der Hafeneinfahrt von Kalmar brausten 5 Marine Schnellboote an uns vorbei und erzeugten zusätzliche 'Monster Welle' für Red Lady. In Kalmar gibt es viel zu sehen. Besuch des Schlosses der schwedischen Königsfamilie, dann das Schiffahrtsmuseum mit sehr schönen Modellen und nebenan das phantastische Museum über den Untergang des größten schwedischen Kriegsschiffes, der Kronan, die 1676 vor Öland unter ging. Das Schiff drehte bei einer Wende zu heftig, 120 Kanonen waren nicht genügend befestigt und legten das stolze Schiff auf die Seite. Dann explodierte der Kahn und ca 800 Matrosen und Krieger starben oder ertranken. Die Dänen und Holländer, die sich mit Schweden im Krieg befanden, brauchten nur zu zu schauen. Vergleichbar ist das Museum mit dem berühmten Vasa-Museum in Stockholm.

Wir hatten uns die Hafen-Fahrräder ausgeliehen und so ging es kreuz und quer durch die Stadt. Spät am Nachmittag ging es zur Erholung und Reinigung in dieSauna.

Kalmar Hafeneinfahrt mit Museum

Sandham 28.Aug Nachts hatte es mal kräftig geregnet und morgens ging

Schwester Heidi von Bord und flog nach London zurück. Es waren amüsante Tage mit der engl. Lady an Bord. Nach dem Jogging-Programm ging es nicht ins Hafenbecken, hier war das Wasser schmutzig bis eckelik. Wir machten uns schon um 9:00 Uhr auf in Richtung Süden. Bei dem herrlichen Sonnenwetter machte es richtig Spaß. Unter Reff1 bei zunehmendem Wind machten wir schnelle Fahrt. Der Wind kam mehr von vorne und die letzten 10 sm hatten wir eine Welle bis zu 1 1/2 Meter. Das war dann doch hart, auch wenn wir uns eng an der Küste nach Süden bewegten. Hin und wieder mussten wir vor kleineren Brechern, die übers Vorschiff stürzten in Deckung gehen. Eine Sprayhood hätten wir heute mal gebrauchen können. Aber nein, an den meisten Tagen ist sie eher hinderlich. Ich stehe eher auf 'nackte' Segelboote. Nach den 48 sm heute waren wir froh um 17:30 in den Sandham Hafen einlaufen zu können. Eine deutsche Frau, die Hafenmeisterin half uns beim Festmachen. 14 Jahre lebte Sie schon in dem 'Kuhdorf'. Aus der Bordküche gab es Spagetti mit Zaubersoße, lecker. Der Vollmond erhob sich majestätisch über dem leeren stillen Hafen, es wurde kühler.

Unskärr 29.Aug Auf den Kais standen am Morgen viele Camper, deutlich

mehr als Boote im Hafen. Viele Deutsche. Nun es geht

schneller auf 4 Rädern hier an die schwedische Ostküste zu gelangen als über die Ostsee. Heute legten wir nach reichlich Frühsport mit anschließendem Bad (17° warm) im Hafen von Sandham gegen 11 Uhr ab. Wieder ein herrlicher Tag. Ich wollten zur kleinen Felsen- und Vogelinsel Utklippan, ca 15 sm südlich. Die Insel liegt schon verdächtig nahe an Bornholm. Ca. 40 sm trennt sie von der kleinen dänischen Insel Christiansö, von dort sind es nochmals gut 10 sm bis zur Ostküste Bornholms (Gudjhem). Die Admiralität streubte sich etwas dagegen. Jeder Segel-Käptn und Ostsee Fahrer träumt von Bornholm, nicht jedoch meine Begleiterin. Die Schären beim Eingang zur großen Hanö-Bucht gaben uns ein gute Deckung gegen den Wellen aus Süd-West. Als wir aber an der letzten Insel Utlängan vorbeiwaren, traf uns die 1,5 m hohe Welle von seitlich vorne und das Ziel in der Ferne schon zum Greifen nahe, konnten wir schnell abhaken. Wir kehrten um, zufrieden war Dorethee und wir segelten zurück nach Unskär, einer kleinen Insel mit einem flachen kleinen Hafen. Die Einfahrt war schlecht betont und der Käpten verließ sich zu sehr auf das Navi-Gerät, achtete zu spät auf eine Gefahrentonne und prompt saßen wir fest. Zum Glück Schlamm und keine Steine. Ich hatte schon die Badehose an, den Anker bereitgelegt und wollte mit dem Anker seitlich ins Meer steigen, soweit vom Boot mich absetzen, bis das Wasser zum Mund stand, den Anker fest einrammen, Füße drauf und Dorethee bitten, über die Winsch hinten das Boot freizuholen. Ein solches bewährtes Manöver kennen wir von einem anderen Ostsee-Törn aber auch von der Budenheimer Aue. Gut, wenn man nur 1,35 m Tiefgang hat und ein bischen größer ist. Anker-Wrapen heißt das so glaube ich. Nun wir lagen keine 100 m von der Hafeneinfahrt fest, unser Problem hatte sich schon auf der kleinen Fischerinsel herumgesprochen und schon kam ein freundlicher Fischer, ein dänischer Seebär von einem Kerl, mit seinem kleinen Boot und holte uns mit der Ankerleine frei. Nachmittags erkundeten wir die prächtige Natur der einsamen Insel. Ein alter Wehrmachtsbunker war zu besichtigen und baden gehen.

Der freundliche Fischer, der uns frei schleppt Hallevik 30.Aug

Kurz nach 9 Uhr verließen wir die heimelige Insel und begaben uns auf einem Zick-Zack-Kurs zwischen den Tonnen auf die Hanö-Bucht. Bald war kaum noch Land zu sehen denn die Ufer sind relativ flach. Der Wind 2-3 Bft aus Süd und Red Lady unter Genua lief die 45 sm bis Hallewick teilweise mit 7 Knoten. Sehr schön war die Vorbeifahrt an der Hanö-Insel. Für ein Zwischenstopp war es aber schon zu spät.

Simrisham 31.Aug 1.Sep

Den letzten Trip auf der Hanö-Bucht gingen wir später an. Obwohl es schon recht feucht war, nahmen wir morgens am Sandstrand von Hallevik ein erfrischendes Bad. Der Wind blies auf bis 5 Knoten und so waren wir schon um halb vier im nächsten großen Hafen Simrisham.

Simrisham Dorfstraße

Am nächsten Morgen kam ein Hamburger mit seinem 9m-Motorboot von Bornholm an. 2 h war er durch 2 m hohe Wellen durchgebraust. Seine Frau und der Hund waren fix und fertig. Also für uns heute die Überfahrt kein Thema mehr. Das Wetter wurde schlechter. Wir gönnten uns eine Pause. Überlegungen standen an, den Trip hier zu unterbrechen, nach Kopenhagen zu fahren, dort war der Sohn Leon und das Auto. Der Trailer steht ja immer noch in Malmö. Ein Ostsee-Segler träumt ja immer auch von einem Besuch der Insel Bornholm. Von Simrisham sind es ja auch nur 22 sm bis zur Nordspitze Hammerhavn.

Sandvik (DK) 2.Sep

Nach einem Tag Zeitvertreib um den riesigen Hafen, der nur zu 20% belegt war, sah es heute früh ganz passabel aus, um den Trip nach Bornholm zu starten. Gegen 8 Uhr legten wir bei sonnigem Wetter los. Kurz nachdem wir den Hafen verlassen hatten, konnten wir schon die Nordküste der Insel erkennen. Der Wind kam von Nord-West jedoch bei den 4 –5 bft blieb es später nicht. Böen bis 6, auf die Prognose der Windfinder App war kein Verlass. Die Welle ging auch bis 2 m hoch. Die Admiralität hatte aufgehört zu schimpfen und zu fluchen, suchte Mut im Absingen von Seemanns- und später Kirchenliedern. Ein Boot hält vieles aus, die Sonne scheint und klare Sicht. Da muß man zwar mit hoher Konzentration durch. Nach 3 Stunden mit Reff 2 waren wir in der Abdeckung der Insel und wir segelten im ruhigen Fahrwasser den winzigen in Granit gesprengten Hafen Sandvik an. Was für ein hektisches Treiben fanden wir hier vor und der kleine Hafen und die Hotels ganz im Stil der 50er Jahre. Ursache, das ZDF läßt mit großem Aufwand den Roman 'Schweigeminute' von Siegfried Lenz im Hafen drehen. Ende Jan 2016 soll der Film gesendet werden. In Deutschland fand man keinen kleine Ort und Hafen an den Küsten, der noch in solch einem harmonischen Einklang mit den 50er Jahren steht. Die aufwendigen Requisiten und Kulissen wurden plaziert beziehungsweise zu Ende gebaut. Schöne alte Segelboote und ein Steinleger kamen bei untergehender Sonne zum Einsatz. Ein Schauspieler aus Hamburg war mit seiner alten Holzjacht angereist und lag auch im Hafen. Die Aufnahmen wurden von einem Oktokopter gedreht. Vor der Aufnahme mussten wir das Schiff per Hand aus dem Schlamm ziehen. Wir hatten uns jedoch von dem harten Segel-Trip erst einmal auf einem langen Spaziergang zum Leuchtturm Hammerode entspannt. Die Ostsee war ganz schön aufgewült und viele Grossschiffe kamen durch diese Passage, Segler kaum.

Gudjhem 3. Sept

Blick von der Nordspitze Bornholms nach Schweden, da sind wir durch

Schon früh gegen halb acht wurden wir geweckt. Der Film Produzent und der Regisseur schauten in unsere Luke und baten uns freundlich den Platz zu verlassen. Wir waren das einzige Boot. Die Dreharbeiten sollten um 9 Uhr schon beginnen und so eine moderne chice kleine Yacht stört das Bild. Vielleicht sollten wir auch nicht bei der Handlung dabei sein, wenn es um die Liebesbeziehung einer Englischlehrerin mit Ihrem Schüler, einem Sohn des Steinlegers geht. Das Frühstück mußten wir unterbrechen, draußen vor der Hafeneinfahrt lag schon wieder das antike schöne Schiff des Steinlegers, Das Schiff war extra aus Lolland angeheuert worden.

Sie hatten die Festmacherleinen runter gehängt, damit wir darüber den Hafen verlassen hätten konnten. Nun wie beim Film üblich – wie mir ein Kameramann sagte – tritt erst mal eine Panne auf. Bei uns war es der Motor, der nicht ansprang. Das Problem war schnell gefunden, die Batterie war wohl alle. Der Steinleger Käptn gab mir 20 min unsere Maschine wieder flott zu bekommen. Wo so schnell ein Überbrückungskabel her bekommen. Also musste ein Metall-Kleiderbügel diese Aufgabe übernehmen. Die Verbraucherbatterie war noch stark genug, obwohl wir die Kühlbox die Nacht über haben laufen lassen. Der kleine Motor sprang sofort an. Die beiden Eisendrähte waren ganz schön warm. Ich hoffe das Problem taucht nicht mehr auf dachte ich mir, als die Leinen des Steinlegers unter uns durchtauchten. Der Sandvik Hafen war erst mal 3 Wochen tabu, von weitem sah man noch den neuen -alten –Hotelname 'Seeblick'. Ich komme nochmal zurück.

Abschied von dem Drehort Sandvik Wir segelten bei schönstem Wetter die 9 sm nach Gudjhem, einem der schönsten Orte Bornholms. Das Städtchen erhebt sich an den Granit-Klippen. Vor dem Hafen sprang der Motor natürlich an. Langsam wurden die Unterschiede zwischen Schweden und Dänemark offen sichtlich. Anfang September ist auf der Insel noch enorm viel los. Viele deutsche Urlauber. In Schweden war ab Mitte August ja schon die dunkle Zeit angebrochen. Nichts mehr los auf den Straßen und in den Häfen. Boote sieht man auch nicht mehr viele in den Häfen. Aber auffallend sind die Gruppen von Männern und Frauen die den Tag über zusammen hocken und Bier saufen, das in Dänemark, in deutschen Großstädten kennt man das ja auch. Aber nicht in Schweden.

Svaneke 4. Sept.

Nachmittags fuhren wir zum Hauptort der Insel Roenne. Dänische Kronen fehlten, in Schweden bezahlt man im Bus mit Kreditkarte, kein Bankomat in Sicht, ein Busfahrer hatte ein Einsehen und nahm uns ein paar km mit. Es blieb uns nur noch den Daumen raus zu halten. Nach wenigen Minuten hielt schon ein junger Redakteur der Bornholm Tiejen (Times) und nahm uns in seinem Fiat 500 (ein neues grossräumiges Modell) die 30 Km mit. Als Anhalter erfährt man ja sehr viel über Land und Leute, diese Art zu Reisen liebe ich, Gelegenheiten dazu gibt es, sind aber selten. Roenne war voll mit Menschen, die Stadt und auch die Insel richtete über das Wochenende ein Gaukler- und Puppenfestival aus.

Puppenspieler Festival Ronnö Aus vielen Länder waren Künstler vor Ort und wir genossen die Vorstellungen bei einigen ‚Bierchen‘ am Platze. Mit Kronen hatten wir uns inzwischen versorgt. Am Abend brachte uns dann der öffentliche. Bus zu Red Lady zurück. Von Gudhjem nach Svaneke waren es nur 9 sm leichtes 'Seglervorglühen'. Nur wieder der Ärger mit der Starterbatterie. Es reichte nun und die Fakten waren offensichtlich, eine neue musste her. Freitags, ist das noch möglich?. Die nette Hafenmeisterin hatte auch schnell einen Kontakt hergestellt und nachmittags wurde sie vorbeigebracht, ich baute ich sie ein, der Motor startete sofort und die Alte nahm er mit.

Nexö 5. Sept

- 7.Sept

Abschied von der Perle Gudjem an der Ostküste Bornholms Am nächsten Tag hatten wir starken ablandigen Wind auf der Ostseite Bornholms. Wir segelten nur mit Fock und die kurze Strecke war schnell bewältigt. Nexö ist ein guter Ausgangshafen für einen Schlag nach Polen oder Rügen. Einige Segler machten sich schon früh morgens nach Rügen auf, das bei 6 – 7 Bft. Wenn man ein Schiff gechartert hat und dringend zurück muss, wagt man ev. so einen Trip. Bei uns war es nun klar, dass ich diesen Trip allein angehen sollte. Alternativ: zurück nach Schweden, die gut 25 sm, da steht ja in Malmö noch der Trailer und wartet darauf abgeholt zu werden. Das Auto in Kopenhagen, war auch nicht so weit weg von Malmö. Aber erst musste die Admiralität von der Insel. Die einzige Enkelin wird am Dienstag eingeschult. Wenn der Opa schon nicht wegkommt, dann sollte die Oma wenigstens dabei sein. Am sonntagfrüh nahmen wir den Bus rüber auf die Westseite Bornholms nach Ronnö. Um 9:00 war Frau auf der großen Fähre und Mann winkte Ihr wehmütig nach. Es war heute überhaupt nicht daran zu denken diese gut 100 km nach Rügen auf Red Lady anzutreten und auch noch allein. Den Sonntag vertrieb ich mich im Norden Bornholms. Mit der Bus Tageskarte fuhr ich nach Vang. Besuch des Granitverladehafens und des riesigen Steinbruchs(sehenswert). Von dort 10 km zu Fußm Regen zur altenBurgruine Hammershuis, der größten in Nordeuropa. Nach einer Pause kehrte ich nach Sandvik zurück, wo die Filmarbeiten natürlich am Sonntag ruhten, aber die Kulissenwaren vom Regen aufgeweicht oder vom starken Wind zerrissen. Der kleine Hafen war nicht mehr anzulaufen, so gewaltig war die Brandung von Nord-Ost. Mit dem Bus ging es zurück nach Nexö.

Sassnitz 8.Sept.

Die Nord-West Küste Blick von der Burgruine

Nächster Tag, das Wetter wurde wieder schön aber immer noch viel Wind. Ich suchte Abwechslung auf einer Radtour über ca. 50 km. Sie führte von Nexö durch die Mitte der Insel, die Stadt Arkirkeby (sehenswert) in den Süden der Insel mit den phantastischen Sandstränden. Man sah wieder Segelboote und die Welle hier im Süden nicht sehr hoch. Abends machten sich schon polnische Segler fertig für den Trip zur heimatlichen Küste, Kolberg oder Karim, die Einfahrt zur Insel Wollin. Es reizte mich auch, mich ihnen anzuschließen. Rügen war schließlich erste Präferenz. Um 5 Uhr aufstehen, ein Pole machte sich auch Einhand gegen Kolberg auf. Ich kam erst um 6:15 aus dem Hafen.Als die Sonne aufging relativ hohe Dünung aber leichter Wind. Unterhalb der Südspitze Bornholms kam mehr Wind auf 4 -5 Bft und die Welle teilweise von vorne. Reff1 und Fog sorgten für flotte Fahrt.

Allein unterwegs nach Rügen

Thiessow 9. Sept -10.Sept

Es war nicht so heftig wie bei der Überfahrt von Schweden nach Bornholm. Aber diese Tour war 3 mal so lang. Es dauerte schon lange bis die Silouette der schönen Insel am Horizont verschwand. Auf dem Kurs nach Süd-West war schon ein Sendemast zu erkennen, aber noch lange nicht ein Mast von Rügen. Das dauerte noch 3 Stunden bis die Kreidefelsen von Stubbenkammer auftauchten. Wind und Welle gingen mehr zurück und die Fahrt ging von 6 -7 Ktn auf 5 zurück. Nach knapp 12 Stunden lief ich in den großen Hafen Sassnitz ein und legte mich längs an die lange Brandungs-Mauer. So ein langer Trip über 68 sm war erstmalig. Heute hatte ich erst mal keine Lust weiter zu segeln. Doch Sassnitz ist keine Segler-Perle der Welt, also brach ich mittags weiter nach Süden auf. Vom letzten Rügentörn vor 4 Jahren war mir die Gegend um Südperd und Klein-Zicker als beschauliches Revier im Gedächtnis geblieben. Es lief ganz flott bei nordöstlichem Wind der fast von achtern kam, vorbei an den mondänen Badeorten Binz, Sellin und Göhren.. Einmal passte ich bei einer Patent-Halse nicht auf Alle Kraft beim Baumüberholen zur Dämpfung einzusetzen half nicht. Das Groß war im Unterliek eingerissen. Fortan zog ich das Reff 1 und dennoch gut voran.

Rügen Groß-Zicker Wenn man Sassnitz nach Thiessow segelt führt dieEinfahrt in den Hafen ganz um die Halbinsel Klein Zicker herum in den Zicker See. Erst die letzte Meile musste ichunter Motor durch die enge Fahrrinne zurücklegen. Wo gibt es das sonst noch? Vor dem Hafen wird man persönlich vom Meister empfangen (mit der Bierflasche in der Hand). Er saß schon mit der Crew vom 2-Master 'Greif von Greifswald' in geselliger und bierseliger Runde, dennoch nahm er sich viel Zeit für Erklärungen. ‚Hafenmeister des Jahres 2015‘gebührt Ihm. Die Tour heute waren gemütliche 24 sm. Der segelfreie Tag wurde nun auf den nächsten Tag verlegt. Der Winde stand noch gut, um durch die Ostsee zur östlichen

Peenemünde 11.Sept Rankwitz 12.Sept

Odermündung zwischen Wollin und dem polnischen Festland zu gelangen, aber 40 sm, dann doch lieber 1 Tag Pause für Sightseeing auf der Insel und Reparaturen. Nachmittags brach ich zu einer 50 km Radtour über die Ostsee-Bäder Göhren, Baabe und Sellin dann nach Putbus auf. Alles auf dem Hafenfahrrad. Lauterbach mit mit den historischen kreisförmig angelegten Bauten um das ehemalige Schloss Putbus herum wollte ich besichtigen. Das Schloss wurde leider im Krieg zerstört. Für den größeren Teil der Rückfahrt wählte ich den Zug ‚Rasender Roland‘. im Caprio Waggon, es war der Höhepunkt. Eine Fahrt durch Wälder, Felder und Wiesen auf Steige- und Gefällstrecken, am Meer entlang. Rauch und Ruß gab es obendrein.

Cabriofahrt im Rasenden Roland - Am Morgen ging es zum Frühsport auf den kleinen Zicker, mit schönem Rund-Um Blick. Das Wetter war jedoch trüb und sehr windig. Mittags machte ich mich dann auf, um in den Peenestrom zu segeln. Nach Osten zur Insel Wollin zu segeln habe ich längst aufgegeben, da an den nächsten Tage nur Wind aus Ost und bis zu 6 Bft. vorher gesagt wurde Mit Reff 1 bin ich erst mal los, aber schon, als die großen Gefechtsstände vom 3.Reich vor der Peenemündung in der Bucht auftauchten, holte ich das Groß raus und schnell war Red Lady im breiten Hafen von Peenemünde. Wieder ein schöner Tag. Zum Baden im Hafen war es wirklich zu dreckig. Ich machte mich auf und besuchte das russische U-Boot U4613, das im Hafen liegt. Torpedos, Raketenwerfer, imposante schaurige und enge Ausstattung. Nein, auf so einem Gerät könnte ich nicht fahren. Die anderen Schaueranlagen, die Peenemünde zu bieten hat haben wir schon bei dem letzten Rügentörn besichtigt. V2, V1, verseuchtes Gelände, ein riesiges Kraftwerk und die Forschungsanstalt der Nazis.

Ukermünde 13.Sept

Brücke bei Wolgast Schließlich machte ich mich um 14:00 nach Wolgast auf. Vor der Brücke ging ich in einen Hafen und sah mir das Städtchen an, einkaufen gehen musste ich auch noch. Um 16:45 sperrte man die Hauptverbindung Festland zur Insel Usedom und wir konnten weiter. Nach 2 Meilen unter Motor öffnete sich der Strom und wurde breit. Auf das Navi war stets zu achten, ob der Untiefen. Bilderbuchwetter zum Am Wind-Kurs segeln, keine Welle, da schafft die Automatik es besser höher und konsequenter am Wind zu bleiben. Es gibt am Ufer einiges zu betrachten, während man am Krumminer Wiek und der Einfahrt zum Achter Wasser vorbei zieht. Es wurde fast dunkel, als ich in dem gut anzusteuernden kleinen Hafen Rankwitz auf Usedom festmachte. Die letzten Meter gingen nicht ohne Rums. Red Lady kam aber gleich wieder frei. Heute standen ca 20 sm zum Kursziel an. Irgendwie kam ich nicht gut aus der Koje und vergaß dass da noch eine Brücke kommt, die 11:45 und 16:45 wieder öffnet. Das Wetter war sehr diesig und Wind um 4 – 5 bft, meistens von seitlich vorne. Beim Ablegen gab es mal wieder ein Rums. Diesmal kam ich nicht aus eigener Kraft frei. Einelange Leine rüber auf den Steg geworfen und ein Mann und eine Frau zogen mich leicht vom Felsen runter. Die Frau hatte Ihrerseits auch ein Problem. Ihr Keilriemen war gerissen und Sie suchte einen Fachmann. Ich kannte leider keinen vor Ort und war schon unterwegs. Ich rief Ihr noch zu, Sie solle einen Ihrer Nylonstümpfe verwenden, das hilft kurzfristig. Die gutaussehend ältere Dame schüttelte den Kopf, sowas trägt auch Sie heute nicht mehr. Mit Ünterstützung der Fock schaffte ich es dann noch die

Trzebiez (PL) 14.Sept

gut 5 sm in einer Stunde zur Brücke zurückzulegen. Dann begann die Kreuz für den Rest des Tages. Alleine erst mal vorsichtig mit Reff1 bei 4 – 5 Windstärken, auch die Fock etwas einrollen. Im Zick-Zack geht es noch eine Weile bis sich das weite Stettiner Haff öffnet, vorbei auch an einer eindrucksvollen Kriegsruine, die 2-spurige Karniner Hubbrücke, der ehemaligen Schnellzugstrecke Berlin –Usedom. Die Berliner konnten in den 30er Jahren in knapp 2 Stunden zu ihrer Badewanne gelangen. Die Wehrmacht sprengte, ließ aber das imposante 40 m hohe Stahlgrüst stehen. Ziel war heute Uckermünde. Ich erinnere mich vor 4 Jahren war das auch die erste größere Strecke auf dem großen Haff, die ich alleine nur mit Kartenmaterial anging. Heute verspüre ich keine Angst mehr wegen alleinsein,.es ist zum Alltag geworden. Um 16 Uhr lief ich dann nach 28 sm in den Stadthafen ein. Im Hafen lag ein Ungetüm aus Eichenholz mit einem riesigen Mast, die 'Ucra' eine Pommernkogge, die vor wenigen Tagen auf dem Landweg von Torgelow nach Uckermünde gebracht wurde.

Kogge UCRA historischer Nachbau aus dem 15. Jht Heute, bei schönem Sonnenschein war Laufen und Gymnastik auf dem Programm, dann ein kühles Bad in der sauberen Uecker, vielleicht das letzte Mal. Das Oder-Haff ist ja derart dreckig, man denkt 10% der Wasserfläche ist mit Schaum bedeckt. Böen bis 6 waren angesagt. Nun das Groß ins 1. Reff, keine weitere Überlegungen. Die Wellen seitlich von vorne waren noch nicht so hoch. Schnell ging es rüber auf die Kreuz nach Usedom. Wenn die verflixten Steilnetze nicht wären. Irgendwann auf einem Kurs muss man sie umschifften. Keine Wolke am Himmel, Sonne pur, aber der Dunst nahm zu, abends war Gewitter angesagt. Am

Stettin 15.Sept

südlichen Ufer zu Polen hin suchte ich etwas Schutz vor den höheren Wellen, teilweise noch mit Motorunterstützung und Reff 2 schaffte ich es dann noch vor 4 in den Ziegenort (Trzebiez) Hafen einzulaufen. Heute waren es nur gut 20 sm laut GPS Planung, die gesegelte Strecke war 30 sm lang. Nach 4 Uhr gab‘s dann schon das 1. Bier. Außer Polen-Boote gab es auch Deutsche. Welche Überraschung Joachim und Regina Mahler vom WYC mit der RANI liegen auch am Kai. Sie kamen heute aus Stettin und wollen noch ins Boddengewässer nach Barth. Dann lag da auch noch eine große Motoryacht aus Bad Ems. Abends gab es dann Linsen Eintopf auf der Rani und interessante Gespräche über Reisen im und mit dem Boot.

2 WYC Boote passieren den Eingang zum Haff Rani und Red Lady Nach Laufen und Gymnastik und einem frischen Bad im Haff kamen Joachim und Regina kurz vorbei um sich nach Norden zu verabschieden. Mein Weg führte mich weiter nach Süden. Das Wetter sonnig mit böigen Winden Stärke 4 -6. Es war der letzte Segeltag. Alles wurde herausgeholt auf der ca 20 sm langen Kreuz nach Stettin. Groß-Schiffe passierten und die Oder wurde enger und enger. 2 sm vor der Marina Goclaw kamen die Segel runter und unter Motor lief ich in den beschaulichen Hafen ein. Hier hatte ich schon einmal den Mast alleine gelegt. Jetzt lag ich am gleichen Platz, es konnte nur gut gehen. Vorbereitungen wurden getroffen, doch beinahe hätte ich es versäumt meine Frau Dorethee in Stettin Glowny (HBf) abzuholen. Mit der klapperigen Straßenbahn ging es in die Innenstadt und gerade noch pünktlich traf ich am Bahnsteig ein. Groß war die Freude, als Sie dann aus dem Zug stieg. Man weiß ja nie.

Gartz 16.Sept Oderberg 17.Sept

Dorethee lief morgens noch auf den Bismarkturm, gewisse Parallelen gibt es zum selbigen Turm bei Ingelheim. Am Vormittag nach dem Frühstück wurde der Mast gelegt und mit den Wanten in einige Einzelteile zerlegt. So lässt sich alles besser reinigen und verstauen. So hat man auch etwas mehr Beweglichkeit auf Deck wenn man nicht auf Wanten oder Salinge aufpassen muß. Am frühen Nachmittag brachen wir auf. Der Weg führte uns erst entlang der riesigen Stocina (Werft) von Stettin mit all ihrengewaltigen Kränen und dann an den prachtvollen Renaissance-Bauten Stettins vorbei.

Ade Stettin, Mast gelegt, die Brücken können kommen Wir wählten wegen des niedrigen Wasserstandes nicht die Oder sondern die Hohensaaten-Friedrichstaler Wasserstraße, wie der Kanal behördentechnisch heißt. In der Stadt Gartz legten wir an und machten Pause. Sonnige Fahrt auf dem Kanal, bezaubernde Landschaft, doch Motorgebrumm über 33 sm, sonst nichts. Nun ja die Schleuse Hohensaaten Ost, kein Problem. Als wir an Land waren, gab es in einer Kneipe Bier und viele Informationen über die Gegend und die Zeit vor und nach der Wende. Das sind stets spannende Gespräche. Wie sich der Ossi nach der Wende im Westen durchgeschlagen hat, dann wieder zurück in die schöne Heimat kehrt. Das verstehe ich ganz gut. Nach dem kühlen Bad im Oder Kanal kamen wir recht schnell weg und nach einigen Biegungen standen wir vor dem legendären Schiffshebewerk. Die Silouette hat sich stark geändert, denn das neue Hebewerk aus massiven Beton wirkt klotzig neben filigranen Stahlkonstruktion. Nach kurzer Wartezeit konnten noch 2 Sportboote, die

Havelbaude 18.Sept Spandau 19.Sept

Wasserschutzpolizei und vorneweg ein polnischer Frachter die 36 Höhenmeter überwinden.

Altes und neues Schiffshebewerk Spass kommt bei diesen Kanalfahrten nicht auf. Wir wollten eigentlich den alten Finow-Kanal mit seinen mindestens 10 Schleusen befahren, doch die derzeitigen Wasserstände von 1,40 hielten uns davon ab. Im großen Bogen ging es nach Süd-West, der Hauptstadt entgegen. An dem Abzeig zur Oberen Havel Wasserstraße hielten wir kurz und setzten uns mit Club Mitglied Eberhard Kröckel in Verbindung. Er hat sein Schiff 'Maria Bonita' in Priepert am Ellenbogensee liegen. Die Strecke von 1 ½ Tagesreise und wieder zurückwar uns zu weit. Also Eberhardt ein anderes mal kommen wir dich dort besuchen, sicher lohnenswert, der Reiz der Landschaft und der historischen Orte. Nach Passieren der Zerpenschleuse kamen wir schließlich bis zur Havelbaude, einer netten Marina mit einem lustigen Hafenmeister. Berliner Stadtgebiet erreichten wir schon am vormittag im Heiligensee. Erinnerungen wurden wach als ich mit Komunlitonen in den 70er Jahren auf diesen See paddelte.An der DDR-Grenze mitten im See lauerten VOPOs im Boot nur darauf, dass wir durch eine falsche Paddelbewegung eine Grenzverletzung provozierten. Waren die scharf auf West-Mark!! Über die Berliner Havel kehrten wir dann vor der Spandauer Schleuse bei den Wasserfreunden 04 Spandau ein, in Blickweite zur berühmten Zitadelle. Berlinbesuche bedeuten, alte Freunde, Weggefährte und Geschichten aus der Versenkung zuholen. Ein Stadtbummelgehört dazu. Diesesmal wollte ich mal wieder in den ehem. Osten, Frankfurter Ring, die majestätischen Judendstil

Potsdam 20.Sept Brandenburg 21.Sept

Bauten an der Karl-Marx Allee ansehen. Hier wohnten viele von den DDR Botzen. Über die Unter den Linden-Allee, dasBrandenburger Tor landeten wir nachts dann in einerBerliner Kneipe am Kudamm. Diesen Bezirk kennt mannoch bestens. 7 Jahre Studium in West-Berlin haben Spuren hinterlassen. Auf der Weiterfahrt durch die Spandau-Schleuse in die Berliner Unterhavel begleitete uns ein Freund und seine Familie. Sonne und kräftige Schauern gab es im Wechsel. Die zauberhafte unbebaute Landschaft am Grunewald zog vorbei. Es sind lange nicht mehr so viel Segelboote unterwegs wie in den 70er Jahren, als an der TU-Berlin das Segeln lernte. Die Berliner Wassersportler verteilen sich mehr auf das seenbestückte Umland. An der Glieniker Brücke verabschiedeten wir unsere Mitfahrer. Keine Meile weiter legten wir bei neuen Freunden und ehemaligen Clubmitgliedern in Potsdam am hauseigenen Steg an. Nun nach der Wende war man großzügig mit der Errichtung von Bootsanlegestellen. Selbst Aldi in unmittelbarer Nähe hat einen Steg für Kunden mit Schiff.

Bei unseren Freunden in Potsdam am Tiefensee Vom Tiefensee in Spandau ging es am späten Vormittag zurück zur Glieniker Brücke in den Jungfernsee. Wir folgten diesesmal dem Sacrow-Paretzer Kanal. Der schöne, nur mit wenigen prachtvollen Villen bebaute Süden Berlins, ließen wir hinter uns. Auf den Weg in die Stadt Brandenburg kamen wir dann in die Havel, kleine Seen und kurze Kanalabschnitte wechselten sich ab. Vor der Stadt war die Vorstadtschleuse zu passieren. Brandenburg als Pulsschlag von Stahl und Eisen (zur DDR Zeit), ist heute eine riesigeSammelstelle für Schrott und Alt-Eisen. Einen kleinen Hochofen gibt es heute noch, wie uns abends der nette Hafenmeister in Plaue erzählte. Vorher liefen wir wieder im seichten Kanalwasser auf. Ärgerlich, der Trainer der

Burg 22.Sept Rühen 23.Sept

Optimisten Segler zog uns schnell frei und wir kamen bei den netten Plauer Eisenbahnerfreunde in deren Marina unter. Heute ging es früher, gegen 10 Uhr weiter. Kein Festfahren mehr, das Wetter eher trübe. Gleich hinter der Straßenbrücke über den Plauer See beginnt die Kilometer-Messung des Mittellandkanals. Der Kanal heißt in diesem Abschnitt jedoch Elbe-Havel Kanal. Auf den 56 km waren die Wusterwitz- und kurz vor der Elbe-Überquerung die Zerben-Schleuse zu passieren. Wir mussten hinter 2 großen Frachtschiffen festmachen. Alles lief bestens beim Ausfahren der großen Schiffe. Wir konnten das Tanzen in der Kammer vermeiden. Imposant waren die großen Kanalbaustellen. Der alte Kanal wird vertieft und verbreitert. Wie gestern legten wir nach 30 sm in einem Stichkanal in einer Marina für die Nacht an. Ohne Festfahren kamen wir aus dem 800m langen Seitenkanal wieder raus. Bald standen wir vor der imposanten Schleuse Hohenwarte. Kurz vorher hatten wir in Genthin einen Stopp zu Einzukaufen und Stadtbummel gemacht. Die Schleuse trug uns 12,5 m hoch und entließ uns auf die Brücke über die Elbe. Viele Sicherheitsvorkehrungen, galt es zu beachten, z.B. Segeln in diesem Kanalabbschnitt verboten. Welcher Segler verirrt sich hierhin? Die Winde sind meistens passabel wenn man nach Osten reist.

Elbe Überquerung Wir wollten Magdeburg noch einen Besuch abstatten. Leider gab es keine passende Anlegestelle mit Busstation. Wir folgten nun dem Mittellandkanal weiter. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit machten wir an der alten Zollstation der ehemaligen DDR Grenze halt. Bei griechisch-italienischen Wirtsleuten gab es ein hervorragendes Essen und den obligaten Uso.

Sophiental 24.Sept Hannover 25.Sept

Die Sonner strahlte, als wir aus der Koje kamen. Die letzten Tage waren schon herbstlich. Heute eher nicht. In Wolfsburg machten wir einen Stopp um Wasser und Diesel zu kaufen. Eine Bootstankstelle gab es nicht. Zu Fuß, 3 malzur nächten Tankstelle mit Rucksack und 10 ltr. Kanister sorgt für die ausgleichende Bewegung, die man normalerweise als Maschinen-Fahrer nicht hat. Vor der Einfahrt zu VW war die Hölle los, Kamerateams aus aller Welt hatten sich positioniert um den neuen Vorsitzenden abzugreifen. Winterkorn ade, der Neue stand noch nicht fest, morgen sollte er aber schon in die Firma kommen. Die Wärter der Schleuse Sülfeld hatten kein Einsehen mit uns. Gut eine Stunde warteten wir, dann aber eine freundliche Aufforderung in die riesige 224 m lange und gut 12 m hohen Schleuse einfahren zu dürfen. Wir waren auch noch unter uns. Im weiteren Verlauf nach Westen war relativ dichter Verkehr auf dem Mittellandkanal. Das Wasser sehr unruhig, wenn rechts und links Spundwände auftraten, das passierte oft. In Peine machten wir stop, Einkaufen und Wasser wurde benötigt. Die Lichtmaschine lieferte außerdem nicht genug Ladestrom, so gerade mal 11 Volt. Also widmete ich mich diesem Problem und fand schließlich einen wackeligen Minus-Pol. Nach Anzug der Schraube lieferte sie wieder genügend, knapp 14 Volt Spannung. Heutiges Highlight und eine Herausforderung war die Hindenburgschleuse in Anderten kurz vor Hannover. Dort geht es von Osten kommend 14,5 m runter. Wir waren mit 2 Frachtschiffen in dem Trog und hatten hinten wirklich nicht viel Platz. Mit einem kleinen Schiff, wenn die Poller 25 m auseinander liegen sind die Leinen immer zu kurz. Also mussten wir uns mal vor und mal zurück ziehen, um an dennächsten tieferen Poller die Leine zubefestigten. Die Admiraltät hatte vorne erheblichen Frust und schrie mit voller Lautstärke Ihren Ärger mit deutlichen Schimpf- und Schandeworten in den langen Trog. Die Obermaatin vom Frachter vor uns fand das anstößig und beschwerte sich ebenfalls lautstark, sie solle doch zuhause am Herd bleiben, Zicken hätten in der Binnenschifffahrt nichts zu suchen. Die Admiralität stecke diese Retourkutsche souverän weg. Der ca ½ cm dicke feine Schlamm an der hohen Schleusenwand hinterließ seine kräftigen Spuren auf Hände, Kleidung, Leinen und Boot, eine große Sauerei. Wir kamen vor Anbruch der Dunkelheit schließlich im Yachtclub Hannover unter.

Minden 27.Sept Steinbeck 28.Sept

Bei schönstem Herbstwetter brachen wir auf. Die Kanalfahrt zieht sich schon in die Länge. Stundenlanges Motorengeräuch. Das muss man schon mögen um sich daran zu gewöhnen. Diese Kanaltrip machen wir nur einmal! Der Traum vom noch längeren Trip über Main, Main Donau Kanal und der Donau bis ins Schwarze Meer ist vorerst ausgeträumt. Da ist Trailern schon einfacher und schneller auch wenn es logistisch schon mal anspruchsvoll ist, Auto, Trailer, Kran und Boot zusammenzubringen. Schön waren heute die Überquerungen der Leine und der Weser. In Minden beim Yachtclub Recke machten wir fest.

Kanalidylle bei Minden Die Kanalfahrt ging weiter, morgends Nebel, der sich aber auflöste. Beim Motorcheck viel mir auf, dass immer noch einige Tropfen Öl in der Wanne lagen. Bei den Segelstrecken dachte ich es kommt von dem Überlauf, wenn man in extreme Schräglage gerät. Beim Kanalfahren kommt man aber nicht in solche Situationen. Also prüfe ich mal den Ölfilter, und siehe da er saß nicht richtig fest. Da wir bei technischen Themen sind, ein weiteres: denAutopiloten nutzen wir nicht mehr, denn oft beginnt der innenliegende Kompass bei einer Eisenbrücke oder einem Düker zu spinnen und der Kurs wird zu einer Achterbahn. Deshalb nutze ich die Feststellung mit ausgeschalteter Elektrik. Wenn man sich nicht zu viel auf dem Boot bewegt kann mann so manchmal 1 – 2 km fahren, ohne in den Kurs einzugreifen und man kommt mal zum Lesen. Die 17 restlichen km auf dem MLK hatten wir schnell hinter uns. Das war wirklich ein langes Stück Kanal 325 km. An dem reizvollen Abzweig in den Dortmund Ems Kanal (DEK) lag eine Bootstankstelle. Die steuerten wir an, die erste auf der Reise! Als ich der netten Dame am Schalter meinen Tankwunsch von 20 ltr nannte, schaute sie mich anteilsnahm an und sagte, Sie müsse mir einen Zuschlag für Kleinmengen Diesel von 15 € berechnen. Ich war baff, nun wenn es so ist, dann laufen wir lieber weiterhin zu

Oberhausen 29.Sept - 1.Okt

einer Straßentankstelle. Wir hatten auch noch genug Sprit für den Tag. Es wurde ein langer Fahrtag, 2 Motorboot-Häfen liefen wir an, saßen aber schnell im Schlick fest, kamen wieder raus und weiter ging es bis wir in Lüdinghausen eine Festmachstelle für Kleinfahrzeuge fanden. Es war bald 8 Uhr und dunkel. Strom gab es leider nicht, obwohl im ausgebauten Teil der DEK auch öffentliche Zapfstellen für Strom vorhanden sind. Dafür gab es im Ort Lüdingshaus einen hervorragenden Griechen. Die letzten Tage hatten wir 47 bis 48 sm Strecke zurückgelegt. Da ist man froh, wenn man abends noch einige km zu Fuß gehen kann. Nach einer klaren Vollmondnacht ging es erst mal wieder mit dem Kanister zur Tankstelle, nicht weit entfernt. Es werden wohl die letzten Tankgänge sein. Nach dem Frühstück knallte die Sonne so herrlich, wir nahmen noch vor der Abreise ein kühles frisches Bad im Dortmund Ems Kanal. Bei 16° warmen Fluten brauch man nicht meckern.Wir passierten wieder einige Kanalbaustellen und schnell waren wir im Rhein Herne Kanal. Vorbei ging es an Groß Kraftwerken, die brauchen viel Kanal-Wasser. 4 Schleusen lagen noch vor uns bis in Duisburg zum Rhein. Ohne Wartezeit und einmal als einziges Boot im Trog ließ man unspassieren. Wir wurden immer routinierter bei den Schleusenvorgängen und die Anmeldung über UKW gelang sogar meiner Admiralität.

Oberhausen, Centro O Rhein-Herne Kanal, Ende der langen Reise Im Hafen Oberhausen beim Centro O legten wir an. Die haben auch einen Krahn bis 3,2 t, also kein Problem Red Lady übermorgen aus dem Wasser zu ziehen und auf den Trailer zu hieven. Nun warten wir auf die Ankunft des Gefährts aus Kopenhagen bzw Malmö. Dorethee verabschiedete sich jedoch am Abend und fuhr mit dem Zug in die Eifel. Ich hatte nun einen Tag zeit um das Boot für den Transport vorzubereiten.

Am 1.Okt. kam dann der Leon morgends früh mit dem Gespann auf der Fähre in Travemünde. Pünktlich zur vereinbarten Kran-Zeit mit dem Hafenmeister war er in Oberhausen. Die letzten Handgriffe saßen und am späten Vormittag waren wir schon unterwegs Richtung Eifel. Dort findet Red Lady einen Platz zum Überwintern. Wir sind:

• 76 Schleusen gefahren • ein Schiffshebewerk gefahren • an 5 Tagen nass geworden, kein Gewitter • in 65 Häfen gewesen • ein Fender ging verloren • ein Dutzend Mal aufgelaufen, 2 x mit externer Hilfe

freigekommen • 234 Stunden unter Motor gefahren ca 230 ltr Diesel • 1400 sm =2592 km unterwegs gewesen

Hilfsmittel

• Carmin GPSMAP 720 mit südl. und westl Ostsee-Karte, Ostküste Schweden nördl Ostsee, Deutschland Binnengewässer

• NV Sportschifffahrtskarten Binnen Göta und Trollhätte Kanal • NV Sportschifffahrtskarten Serie 2 Kopenhagen, Bornholm

und 4 Rügen, Stettiner Haff • Törnführer Dänemark • Revierführer Schweden • Maritimer Reiseführer Götakanal, Göteborg, Kalmar,

Karlskrona • Gästhamns guiden 2015 Schweden • Handbuch Kanäle, Seen Ostdeutschland