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Lignan-Nomenklatur Nomenklatur der Lignane und Neolignane** Obmann: Dietmar Schomburg*, Ƞbersetzer: Ida Schomburg, KɆln LG-0 Einfɒhrung Die Lignane sind eine Gruppe von pflanzlichen Natur- stoffen, die sich von der ZimtsȨure und ihren Derivaten ableiten und biochemisch zum Phenylalaninstoffwechsel ge- hɆren. Sie lassen sich in fɒnf große Subgruppen einteilen, und ihre derzeitige Nomenklatur ist weder zwischen diesen Grup- pen noch innerhalb einer von ihnen konsistent. Viele Lignane sind physiologisch aktiv, z.B. die tumor- hemmenden Podophyllotoxine. Dabei wechselwirken sie auf zwei unterschiedliche Arten mit der Zellteilung bei Tieren und auch beim Menschen. Einige Lignane unterdrɒcken Funktionen des Zentralnervensystems und inhibieren die cAMP-Phosphodiesterase, wȨhrend andere als Fischgifte oder Keimungshemmer fungieren. In der traditionellen chi- nesischen Medizin werden Lignane zur Behandlung von Hepatitis oder als Leberschutz verwendet. Das wachsende Interesse an den Lignanen und Neolig- nanen und die zunehmende Zahl modifizierter Strukturen machen es nɆtig, ein rationelles System fɒr ihre Benennung zu schaffen. LG-0.1 Frɒhere NomenklaturvorschlȨge Robinson [1] erkannte 1927, dass ein gemeinsames Merk- mal vieler Naturstoffe ein C 6 C 3 -Gerɒst ist (d. h. eine Propyl- benzol-Grundstruktur) und dass dieses mɆglicherweise aus ZimtsȨure-Einheiten entstanden ist. In einem Ƞbersichtsar- tikel ɒber Naturharze schlug Haworth [2] fɒr die Verbindun- gen, die aus zwei b,b-verknɒpften C 6 C 3 -Einheiten bestehen, den Klassennamen Lignan vor (er schrieb zunȨchst „lignane“, spȨter dann aber „lignan“). Die Benennung der vielfȨltigen als Lignane klassifizierten Verbindungen basierte hauptsȨch- lich auf Trivialnamen, eine Bezifferung erfolgte, wenn nɆtig, anhand des systematischen Namens. Dies fɒhrte manchmal zu unterschiedlichen Nummerierungssystemen fɒr eng verwand- te Verbindungen mit potenzieller Zweideutigkeit bei der Benennung von Analoga. Beispielsweise ergibt sich als Position des Arylsubstituenten in den Arylnaphthalinen vom Typ 2 (2,7-Cyclolignan, siehe Tabelle 1 und LG-2.1) abhȨngig von der Position der funktionellen Gruppe C-1 oder C-4. In einem ausfɒhrlichen Ƞbersichtsartikel wurden von Hearon und MacGregor [3] die unterschiedlichen Gerɒsttypen systematisch beziffert, ohne jedoch eine Korrelation zwischen ihnen einzufɒhren. Freudenberg und Weinges [4] schlugen 1961 vor, dass die Atome der einen C 6 C 3 -Einheit von 1 bis 9 und die der zweiten Einheit von 1bis 9nummeriert werden sollten, um ein konsistentes Nummerierungssystem zu schaf- fen. Damit hatten alle Lignane eine 8-8-Bindung. Des Weiteren schlugen sie vor, Lignane mit einem zusȨtzlichen Ring als Cyclolignane zu bezeichnen. Dieses System wurde ausfɒhrlicher von Weinges et al. 1978 diskutiert. [5] Der Begriff Neolignan wurde von Gottlieb [6] sowohl fɒr die Lignane als auch fɒr verwandte Verbindungen, bei denen die zwei C 6 C 3 -Einheiten durch andere Bindungen verknɒpft sind (z.B. 3-3statt 8-8), eingefɒhrt. ZusȨtzlich nahm er Verbindungen in diese Gruppe auf, bei denen ein Sauerstoff- atom die beiden C 6 C 3 -Einheiten verknɒpft. Bei den Aryl- naphthalinen ergab sich, dass die zweite Verknɒpfung der C 6 C 3 -Einheiten zwischen 7 und 2besteht (nicht zwischen 7 und 6wie von Freudenberg und Weinges [4] vorgeschlagen). Die Einbeziehung der Lignane als eine Form der Neolig- nane wurde nicht allgemein akzeptiert. Whiting [7] unterschied die Lignane (d. h. die Derivate mit einer 8-8-Bindung) von den Neolignanen und unterstrich ihre nicht zufriedenstellen- de Nomenklatur. Die UnregelmȨßigkeiten bei der Angabe Die Angewandte Chemie verɆffentlicht Ƞbersetzungen von Recommendations und Technical Reports der IUPAC, um die chemische Fachsprache im Deutschen zu fɆrdern. Sauber definierte Begriffe und klare Nomenklaturregeln bilden die Basis fɒr eine VerstȨndigung zwischen den Wissenschaftlern einer Disziplin und sind fɒr den Austausch zwischen Wissenschafts- und Fachsprache sowie Allgemein- sprache essenziell. Alle Ƞbersetzungen werden von einem ausgewiesenen Experten (dem „Obmann“) geprɒft, korri- giert und autorisiert. Die nȨchste Ƞbersetzung („Nomen- klatur der Fullerene C 60 -I h und C 70 -D 5h(6) “) ist fɒr Heft 31/ 2005 vorgesehen. Empfehlungen von Themen und Obleuten sind willkommen. [*] Prof. Dr. D. Schomburg Institut fɒr Biochemie der UniversitȨt KɆln Zɒlpicher Straße 47, 50674 KɆln (Deutschland) Fax: (+ 49) 221-470-5092 E-mail: [email protected] [**] Copyright# der englischen Fassung, die unter dem Titel „Nomen- clature of Lignans and Neolignans“ von G. P. Moss (Großbritan- nien) fɒr die VerɆffentlichung in Pure Appl. Chem. 2000, 72, 1493– 1523 [17] vorbereitet wurde: International Union of Pure and Applied Chemistry, 2000. – Wir danken der IUPAC fɒr die Genehmigung zum Druck einer deutschen Fassung dieser Recommendation. In die Ƞbersetzung wurden von Dr. Karl-Heinz Hellwich, Frankfurt, Ɛnderungen in den Nomenklaturempfehlungen, die sich nach dem Erscheinen des englischen Originaltexts ergeben haben, eingear- beitet. Auf grɆßere Korrekturen gegenɒber dem Original wird in Fußnoten hingewiesen. Angewandte Chemie IUPAC-Empfehlungen 2339 Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351 DOI: 10.1002/ange.200462947 # 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

Nomenklatur der Lignane und Neolignane

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Page 1: Nomenklatur der Lignane und Neolignane

Lignan-Nomenklatur

Nomenklatur der Lignane und Neolignane**Obmann: Dietmar Schomburg*, �bersetzer: Ida Schomburg, K�ln

LG-0 Einf�hrung

Die Lignane sind eine Gruppe von pflanzlichen Natur-stoffen, die sich von der Zimts�ure und ihren Derivatenableiten und biochemisch zum Phenylalaninstoffwechsel ge-h�ren. Sie lassen sich in f�nf große Subgruppen einteilen, undihre derzeitige Nomenklatur ist weder zwischen diesen Grup-pen noch innerhalb einer von ihnen konsistent.

Viele Lignane sind physiologisch aktiv, z. B. die tumor-hemmenden Podophyllotoxine. Dabei wechselwirken sie aufzwei unterschiedliche Arten mit der Zellteilung bei Tierenund auch beim Menschen. Einige Lignane unterdr�ckenFunktionen des Zentralnervensystems und inhibieren diecAMP-Phosphodiesterase, w�hrend andere als Fischgifteoder Keimungshemmer fungieren. In der traditionellen chi-nesischen Medizin werden Lignane zur Behandlung vonHepatitis oder als Leberschutz verwendet.

Das wachsende Interesse an den Lignanen und Neolig-nanen und die zunehmende Zahl modifizierter Strukturenmachen es n�tig, ein rationelles System f�r ihre Benennungzu schaffen.

LG-0.1 Fr�here Nomenklaturvorschl�ge

Robinson[1] erkannte 1927, dass ein gemeinsames Merk-mal vieler Naturstoffe ein C6C3-Ger�st ist (d.h. eine Propyl-benzol-Grundstruktur) und dass dieses m�glicherweise ausZimts�ure-Einheiten entstanden ist. In einem �bersichtsar-tikel �ber Naturharze schlug Haworth[2] f�r die Verbindun-gen, die aus zwei b,b’-verkn�pften C6C3-Einheiten bestehen,den Klassennamen Lignan vor (er schrieb zun�chst „lignane“,sp�ter dann aber „lignan“). Die Benennung der vielf�ltigenals Lignane klassifizierten Verbindungen basierte haupts�ch-

lich auf Trivialnamen, eine Bezifferung erfolgte, wenn n�tig,anhand des systematischen Namens. Dies f�hrte manchmal zuunterschiedlichen Nummerierungssystemen f�r eng verwand-te Verbindungen mit potenzieller Zweideutigkeit bei derBenennung von Analoga. Beispielsweise ergibt sich alsPosition des Arylsubstituenten in den Arylnaphthalinenvom Typ 2 (2,7’-Cyclolignan, siehe Tabelle 1 und LG-2.1)abh�ngig von der Position der funktionellen Gruppe C-1 oderC-4.

In einem ausf�hrlichen �bersichtsartikel wurden vonHearon und MacGregor[3] die unterschiedlichen Ger�sttypensystematisch beziffert, ohne jedoch eine Korrelation zwischenihnen einzuf�hren. Freudenberg und Weinges[4] schlugen 1961vor, dass die Atome der einen C6C3-Einheit von 1 bis 9 unddie der zweiten Einheit von 1’ bis 9’ nummeriert werdensollten, um ein konsistentes Nummerierungssystem zu schaf-fen. Damit hatten alle Lignane eine 8-8’-Bindung. DesWeiteren schlugen sie vor, Lignane mit einem zus�tzlichenRing als Cyclolignane zu bezeichnen. Dieses System wurdeausf�hrlicher von Weinges et al. 1978 diskutiert.[5]

Der Begriff Neolignan wurde von Gottlieb[6] sowohl f�rdie Lignane als auch f�r verwandte Verbindungen, bei denendie zwei C6C3-Einheiten durch andere Bindungen verkn�pftsind (z. B. 3-3’ statt 8-8’), eingef�hrt. Zus�tzlich nahm erVerbindungen in diese Gruppe auf, bei denen ein Sauerstoff-atom die beiden C6C3-Einheiten verkn�pft. Bei den Aryl-naphthalinen ergab sich, dass die zweite Verkn�pfung derC6C3-Einheiten zwischen 7 und 2’ besteht (nicht zwischen 7und 6’ wie von Freudenberg und Weinges[4] vorgeschlagen).

Die Einbeziehung der Lignane als eine Form der Neolig-nane wurde nicht allgemein akzeptiert. Whiting[7] unterschieddie Lignane (d. h. die Derivate mit einer 8-8’-Bindung) vonden Neolignanen und unterstrich ihre nicht zufriedenstellen-de Nomenklatur. Die Unregelm�ßigkeiten bei der Angabe

Die Angewandte Chemie ver�ffentlicht �bersetzungenvon Recommendations und Technical Reports der IUPAC,um die chemische Fachsprache im Deutschen zu f�rdern.Sauber definierte Begriffe und klare Nomenklaturregelnbilden die Basis f�r eine Verst�ndigung zwischen denWissenschaftlern einer Disziplin und sind f�r den Austauschzwischen Wissenschafts- und Fachsprache sowie Allgemein-sprache essenziell. Alle �bersetzungen werden von einemausgewiesenen Experten (dem „Obmann“) gepr�ft, korri-giert und autorisiert. Die n�chste �bersetzung („Nomen-klatur der Fullerene C60-Ih und C70-D5h(6)“) ist f�r Heft 31/2005 vorgesehen. Empfehlungen von Themen und Obleutensind willkommen.

[*] Prof. Dr. D. SchomburgInstitut f�r Biochemie der Universit�t K�lnZ�lpicher Straße 47, 50674 K�ln (Deutschland)Fax: (+ 49)221-470-5092E-mail: [email protected]

[**] Copyright� der englischen Fassung, die unter dem Titel „Nomen-clature of Lignans and Neolignans“ von G. P. Moss (Großbritan-nien) f�r die Ver�ffentlichung in Pure Appl. Chem. 2000, 72, 1493–1523[17] vorbereitet wurde: International Union of Pure and AppliedChemistry, 2000. – Wir danken der IUPAC f�r die Genehmigungzum Druck einer deutschen Fassung dieser Recommendation. Indie �bersetzung wurden von Dr. Karl-Heinz Hellwich, Frankfurt,�nderungen in den Nomenklaturempfehlungen, die sich nach demErscheinen des englischen Originaltexts ergeben haben, eingear-beitet. Auf gr�ßere Korrekturen gegen�ber dem Original wird inFußnoten hingewiesen.

AngewandteChemieIUPAC-Empfehlungen

2339Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351 DOI: 10.1002/ange.200462947 � 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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der Podophyllotoxin-Konfigurationen wurden von Dewickund Jackson[8] zusammenfassend beschrieben.

Einige der Unterschiede zwischen den verschiedenenvorgeschlagenen Nomenklatursystemen werden anhand derGer�ste 1–3 dargestellt (Tabelle 1). Dieses Nomenklaturpro-

blem wird zus�tzlich durch die Tatsache vergr�ßert, dass imChemical-Abstracts(CA)-Index systematische Namen f�rLignane und Neolignane verwendet werden. Tabelle 2 veran-schaulicht dieses Problem f�r die Arylnaphthalin-Stamm-struktur 2, bei der die Titelstammverbindung im CA-Indexvon der Position des rangh�chsten, als Suffix angegebenenSubstituenten (falls vorhanden) oder vom rangh�chstenRingsystem abh�ngt.

LG-0.2 Allgemeine Regeln

Die folgenden Empfehlungen basieren auf den allgemei-nen IUPAC-Empfehlungen zur Benennung von Naturstof-

fen.[9, 12] Bereits existierende Trivialnamenf�r Lignane und Neolignane k�nnen weiter-hin verwendet werden, jedoch wird empfoh-len, in Ver�ffentlichungen die halbsystema-tischen Namen beim ersten Auftreten einerSubstanz ebenfalls zu nennen. Zu beachtenist, dass mehrere Nummerierungssysteme inGebrauch sind und daher in jedem Fallangegeben werden muss, welches f�r dieBenennung auf der Grundlage eines Trivi-alnamens verwendet wurde.

Tabelle 1: Vergleich der Nomenklaturvorschl�ge f�r die Ger�ste 1–3.

Ger�st 1 Ger�st 2 Ger�st 3 Lit.

7,7’-Epoxylignan 2,7’-Cyclolignan 8,4’-Oxyneoli-gnan

diese Ver�ffentli-chung

2,5-Diaryltetrahydrofuran 4-Aryl-1,2,3,4-tetrahydronaph-thalin

– [3]

7,7’-Epoxylignan Cyclolignan – [4]7.O.7’,8.8’-Lignan 8.8’,7.2’-Lignan 8.O.4’-Lignan [6]2,5-Diaryl-3,4-dimethyltetrahy-drofuran

1-Aryltetralin (8-O-4’)-Neoli-gnan

[7]

Tabelle 2: Variationen im Nummerierungssystem von Arylnaphthalin-Lignanen. Die Ziffern in den Spalten�berschriften sind die in dieser Empfehlungverwendeten Lokanten (siehe LG-2.1 f�r das Ger�st 2), darunter finden sich die Nummerierungen, die im CA-Index f�r die jeweilige Stammverbindungverwendet werden. Gestrichene Nummern beziehen sich auf die Arylgruppe der Stammverbindung, ein Sternchen bezeichnet eine Carboxygruppe.

Stammverbindung im CA-Index 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 7’ 8’ 9’ Beispiel

5H-benzo[kl]bis[1,3]dioxolo-[4,5-b :4’,5’-g]xanthen-5-one

5a 14b 14a 3a 4 5 6 7 – 8b 9 9a 12a 13 13a 8a 8 – Carpanon

1,3-benzodioxole 4a’ 8a’ 8’ 7’ 6’ 5’ 4’ 3’ – 5 4 3a 7a 7 6 1’ 2’ – Isogalcatinfuro[3’,4’:6,7]naphtho[2,3-d]-1,3-dioxol-5,8-dione

4a 9a 10 10a 3a 4 5 5a 6 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 9 8a 8 Isopicropodophyllon

furo[3’,4’:6,7]naphtho[2,3-d]-1,3-dioxol-6(8H)-one

4a 9a 10 10a 3a 4 5 5a 6 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 9 8a 8 Justicidin D

furo[3’,4’:6,7]naphtho[2,3-d]-1,3-dioxol-6-(5aH)-one

9a 4a 4 3a 10a 10 9 8a 8 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 5 5a 6 Podophyllotoxin

furo[3’,4’:6,7]naphtho[2,3-d]-1,3-dioxol-6(8H)-one

9a 4a 4 3a 10a 10 9 8a 8 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 5 5a 6 Justicidin F

furo[3’,4’:6,7]naphtho[1,2-d]-1,3-dioxol-7(9H)-one

5a 10a 10b 3a 4 5 6 6a 7 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 10 9a 9 Justicinol

naphthalene 4a 8a 8 7 6 5 4 3 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 1 2 – Galbulin2-naphthalenecarboxylic acid 4a 8a 8 7 6 5 4 3 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 1 2 * Plicats�ure2-naphthalenecarboxylic acid 8a 4a 5 6 7 8 1 2 * 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 4 3 – Thomass�ure2,3-naphthalenedicarboxylic acid 4a 8a 8 7 6 5 4 3 * 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 1 2 * Thomasidios�ure2,3-naphthalenedimethanol 4a 8a 8 7 6 5 4 3 a 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 1 2 a Isoolivil2,3-naphthalenediol 8a 4a 4 3 2 1 8 7 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 5 6 – Norisoguaiacin2-naphthalenol 4a 8a 1 2 3 4 5 6 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 8 7 – Guaiacin2-naphthalenol 4a 8a 1 2 3 4 5 6 – 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 8 7 – Otobaphenolnaphtho[1,2-d]-1,3-dioxole 5a 9a 9b 3a 4 5 6 7 – 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 9 8 – Otobainnaphtho[1,2-d]-1,3-dioxole 8a 4a 4 3a 9a 9 8 7 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 5 6 – Galcatinnaphtho[1,2-d]-1,3-dioxole 9a 5a 5 4 3a 9b 9 8 – 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 6 7 – Hypophyllanthinnaphtho[1,2-d]-1,3-dioxol-9-ol 5a 9a 9b 3a 4 5 6 7 – 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 9 8 – Hydroxyotobainnaphtho[1,2-d]-1,3-dioxol-6(7H)-one 5a 9a 9b 3a 4 5 6 7 – 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 9 8 – Otobanonnaphtho[2,3-c]furan-1(3H)-one 4a 8a 8 7 6 5 4 3a 3 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 9 9a 1 Sikkimotoxinnaphtho[2,3-c]furan-1(3H)-one 4a 8a 8 7 6 5 4 3a 3 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 9 9a 1 Collinusinnaphtho[2,3-c]furan-1(3H)-one 8a 4a 5 6 7 8 9 9a 1 1’ 2’ 3’ 4’ 5’ 6’ 4 3a 3 Conidendrinnaphtho[2,3-c]furan-1(3H)-one 8a 4a 5 6 7 8 9 9a 1 5’ 4’ 3a’ 7a’ 7’ 6’ 4 3a 3 Justicidin Cphenol 8a’ 4a’ 4’ 3a’ 9a’ 9’ 8’ 7’ – 4 3 2 1 6 5 5’ 6’ – Attenuol

IUPAC-Empfehlungen

2340 � 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.angewandte.de Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351

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LG-1 Grundstammstrukturen

Die Lignane und Neolignane sind eine Klasse von Natur-stoffen, die durch Kupplung von zwei C6C3-Einheiten 4gebildet werden. Der Begriff Lignan wurde von Haworth[2]

f�r diejenigen Strukturen eingef�hrt, bei denen die Einheitenb,b’-verkn�pft sind. Bei anderen Verkn�pfungen (m,m’; g,g’;b,m’ usw.) werden die Verbindungen Neolignane genannt. Zuihnen z�hlen auch solche, bei denen die beiden Einheitendurch ein Sauerstoffatom verkn�pft sind, das f�r Nomenkla-turzwecke als verbr�ckend betrachtet wird.

Anmerkungen:1. Im Englischen wird zwischen den Schreibweisen lignan

und lignane unterschieden. Die Klassennamen Lignanund Neolignan werden gew�hnlich ohne ein „e“ am Endegeschrieben. Die Namen der nachfolgend aufgef�hrtenStammstrukturen werden im Englischen mit einemSchluss-„e“ geschrieben, wenn sie ges�ttigte Seitenkettenenthalten (zur Behandlung unges�ttigter Seitenkettensiehe LG-3.1).

2. Zum Zwecke der Bezifferung der unterschiedlichenStammstrukturen sind die Atome der C6C3-Einheit 4von 1 bis 9 nummeriert, wobei die a-Position 9, die b-Position 8 und die g-Position 7 entspricht.

LG-1.1 Lignan

Wenn die zwei C6C3-Einheiten 4 durch eine b,b’-Bindungverkn�pft sind, wird die Stammstruktur Lignan (engl.: lign-ane) (5) als Grundlage f�r die Benennung verwendet.

LG-1.2 Neolignan

Wenn die zwei C6C3-Einheiten 4 durch eine andere alseine b,b’-Bindung verkn�pft sind, wird die StammstrukturNeolignan (engl.: neolignane) als Grundlage f�r die Benen-nung verwendet. Die Lokanten der Verkn�pfungsstellen derbeiden Einheiten werden dem Namen vorangestellt, und derzweite Lokant erh�lt einen Strich. Gibt es eine Wahlm�g-lichkeit bei den Lokanten, gilt folgende Rangfolge:a) Position 8b) niedrigere ungestrichene Nummerc) niedrigere gestrichene Nummer

Beispiele :

LG-1.3 Indizierter Wasserstoff

Wenn die beiden C6C3-Einheiten 4 eines Neolignans unterBeteiligung der Position 1 (oder 1’) verkn�pft sind, kann derzugeh�rige C6-Ring nicht aromatisch sein. Vielmehr k�nnennoch maximal zwei nichtkumulierte Doppelbindungen vor-handen sein, weshalb es eine Position geben muss (außer C-1bzw. C-1’), die im Stammkohlenwasserstoff ges�ttigt ist. DiesePosition wird durch den Lokanten f�r diese Position und eingroßes kursives (oder unterstrichenes) H angezeigt, das f�rindizierten Wasserstoff steht (siehe Regeln A-21.6[10] undR-1.3[13]). Gibt es eine Wahlm�glichkeit, wird der niedrigsteLokant gew�hlt.

Beispiele :

LG-1.4 Oxyneolignan

Sind die zwei C6C3-Einheiten 4 nur durch ein Sauerstoff-atom verkn�pft, wird der Name Oxyneolignan f�r dieStammstruktur verwendet. Die Lokanten der beiden Positio-nen, die durch das Sauerstoffatom verkn�pft sind, werdendem Namen vorangestellt, der zweite Lokant erh�lt einenStrich. Gibt es eine Wahlm�glichkeit bei den Lokanten, giltfolgende Rangfolge:a) Position 8b) niedrigere ungestrichene Nummerc) niedrigere gestrichene Nummer

Beispiele :

AngewandteChemie

2341Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351 www.angewandte.de � 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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LG-1.5 Bezifferung der Lignan-, Neolignan- undOxyneoliganger�ste

Bei den Formeln der Stammstrukturen in LG-1.1–1.4 istauch die korrekte Nummerierung angegeben. Gibt es eineWahlm�glichkeit bei der Nummerierung, gilt folgende Rang-folge:a) m�glichst niedrigere Lokanten f�r Modifizierungen der

Stammstrukturb) m�glichst niedrige Lokanten f�r indizierten Wasserstoffc) m�glichst niedrige Lokanten f�r die rangh�chste funktio-

nelle Gruppe, die als Suffix dem Namen angef�gt wird(LG-4)

d) m�glichst niedrige Lokanten f�r Doppelbindungen in derSeitenkette (LG-3)

e) m�glichst niedrige Lokanten (als Satz betrachtet) f�rSubstituenten, die als Pr�fixe genannt werden (siehe z. B.Balanophonin in LG-5.4; die Methoxygruppe ist anPosition 3, nicht 5).

f) m�glichst niedrige Lokanten (in der Reihenfolge ihrerNennung) f�r Substituenten, die als Pr�fixe genanntwerden (siehe z. B. die zweite Verbindung in LG-5.4; dieMethoxygruppe ist an Position 3, nicht 5).

Diese Kriterien folgen den etablierten Verfahren dersystematischen Nomenklatur.[10,13]

LG-2 Modifizierungen der Grundstammstruktur

Modifizierungen der Grundstammstruktur (LG-1) durchzus�tzliche Ringe und/oder das Hinzuf�gen/Entfernen vonKohlenstoffatomen (die nicht als Substituenten behandeltwerden) werden durch die nachfolgend beschriebenen Pr�fi-xe angezeigt; diese werden immer direkt vor dem Namen derGrundstammstruktur aufgef�hrt, nicht zusammen mit denPr�fixen f�r Substituenten (LG-4). Sie sind also nicht vomNamen abtrennbar.

LG-2.1 Zus�tzliche Kohlenstoffringe (das Pr�fix Cyclo-)a) Cyclolignane

Wenn das Kohlenstoffger�st eines Lignans einen zus�tz-lichen Ring aufweist, der durch eine direkte Bindung zwi-schen zwei Atomen des Lignanger�sts entstanden ist, wirddies mit dem Pr�fix Cyclo- unter Angabe der Lokanten derVerkn�pfungsstellen angezeigt (siehe Regeln F-4.1,[9] RF-4.3[12] und R-1.2.6.1[13]). Gibt es eine Wahlm�glichkeit beiden Lokanten, gilt folgende Rangfolge:1. m�glichst niedrige ungestrichene Nummer2. m�glichst niedrige gestrichene Nummer

Beispiele :

b) Cycloneolignane

Wenn das Kohlenstoffger�st eines Neolignans einen zu-s�tzlichen Ring aufweist, der durch eine direkte Bindungzwischen zwei Atomen des Neolignanger�sts entstanden ist,wird dies mit dem Pr�fix Cyclo- unter Angabe der Lokantender Verkn�pfungsstellen angezeigt (siehe Regeln F-4.1,[9] RF-4.3[12] und R-1.2.6.1[13]). Gibt es eine Wahlm�glichkeit bei denLokanten, gilt folgende Rangfolge:1. m�glichst niedrige ungestrichene Nummer f�r Cyclo2. m�glichst niedrige gestrichene Nummer f�r Cyclo3. m�glichst niedriger Lokant f�r indizierten Wasserstoff

Beispiele :

Anmerkung: Die als Grundlage f�r die Benennung die-nenden Stammverbindungen gibt es nicht, aber sie werdenzur Benennung von hydrierten oder teilhydrierten Verbin-dungen ben�tigt (siehe beispielsweise die 13. Verbindung inLG-5.3[*] ; vgl. auch die 2. Verbindung in LG-4.4).

LG-2.2 Ringspaltung (das Pr�fix Seco-)

Die Spaltung einer Ringbindung unter Hinzuf�gung dererforderlichen Wasserstoffatome wird durch das Pr�fix Seco-und die Lokanten der gespaltenen Bindung beschrieben(siehe Regeln F-4.7,[9] RF-4.4.1[12] und R-1.2.6.2[13]). Die ur-spr�ngliche Bezifferung des Systems wird beibehalten. Gibtes eine Wahlm�glichkeit bei den Lokanten, gilt folgendeRangfolge:a) m�glichst niedrige ungestrichene Nummerb) m�glichst niedrige gestrichene Nummer

Beispiel :

Anmerkung: Die strikte Anwendung der Regeln ergibthier den Namen 1,7-Seco-1,7’-cyclolignan, was eine andereBezifferung des Rings C1–C6 zur Folge hat. Die wahrschein-liche Verwandtschaft mit 2,7’-Cyclolignan wird jedoch am

[*] Dieser Verweis wurde gegen�ber der englischen Ausgabe eingef�gt.

IUPAC-Empfehlungen

2342 � 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.angewandte.de Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351

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besten durch den empfohlenen Namen angezeigt. Ein ande-rer m�glicher Name w�re 1(7!7’)abeo-Lignan (LG-2.7).[*]

LG-2.3 Entfernung von Ger�statomen (das Pr�fix Nor-)

L�sst sich eine Stammstruktur von Lignan, Neolignanoder Oxyneolignan durch das Entfernen eines oder mehrererKohlenstoffatome ableiten, wird dies durch das Pr�fix Nor-,Dinor- usw. (siehe Regeln F-4.2, F-4.4[9] und RF-4.1.1[12])ausgedr�ckt. Gibt es eine Wahlm�glichkeit bei der Positiondes entfernten Kohlenstoffatoms, gilt folgende Rangfolge:a) ungestrichene Nummerb) h�here Nummer

Diese Nummer wird beim Pr�fix Nor- angegeben, wobeidie Nummern aller anderen Atome unver�ndert bleiben.Falls n�tig wird die Lage von Doppelbindungen durchindizierten Wasserstoff angegeben.

Beispiele :[**]

Anmerkung: Im zweiten Beispiel sind die beiden modi-fizierenden Pr�fixe in alphabetischer Reihenfolge aufgef�hrt(siehe Regeln F-4.13[9][***] und RF-4.7[12]).

LG-2.4 Erweiterung des Ger�sts (das Pr�fix Homo-)

Leitet sich die Stammstruktur von Lignan, Neolignanoder Oxyneolignan durch Einf�gung eines oder mehrererKohlenstoffatome ab, wird dies durch das Pr�fix Homo-,Dihomo usw. ausgedr�ckt (siehe Regeln F-4.5[9] und RF-4.2[12]). Die Nummer f�r das zus�tzliche Kohlenstoffatombesteht aus dem Lokanten des Atoms, nach dem es eingef�gtwurde, und einem „a“ (analog bei mehreren hinzugef�gtenAtomen: „b“, „c“ usw.). Gibt es eine Wahlm�glichkeit, giltfolgende Rangfolge:a) ungestrichene Nummerb) h�here Nummer

Falls n�tig wird die Lage von Doppelbindungen durchindizierten Wasserstoff angegeben (LG-1.3).

Beispiele :

LG-2.5 Ersatz von Ger�statomen (die Pr�fixe Oxa- usw.)

Wird ein Kohlenstoffatom von Lignan, Neolignan oderOxyneolignan durch ein Heteroatom ersetzt, wird die Aus-tauschnomenklatur („oxa-aza“) verwendet (siehe RegelnB-4,[10] F-4.11,[9] RF-5,[12] R-1.2.2.1 und R-2.3.3.2[13][*]). Gibtes eine Wahlm�glichkeit bei den Lokanten, gilt folgendeRangfolge:a) ungestrichene Nummerb) niedrigere Nummer

Falls n�tig wird die Lage von Doppelbindungen durchindizierten Wasserstoff angegeben (LG-1.3).

Beispiele :

[*] Das Pr�fix abeo- wurde urspr�nglich[9–11, 13, 16] kursiv gesetzt. AusGr�nden der Einheitlichkeit bei den stammsystemmodifizierendenPr�fixen wurde in der revidierten Fassung von Abschnitt F (No-menklatur der Naturstoffe)[12] empfohlen, dieses Pr�fix nicht kursivzu setzen. Dies hat zur Folge, dass es bei der alphabetischenEinordnung ber�cksichtigt wird, ihm ein Bindestrich vorausgeht,und es am Anfang eines Namens groß geschrieben wird, hier also1(7!7’)-Abeolignan. Die �nderung wurde in die Lignannomen-klatur nicht �bernommen. Die Verwendung des Pr�fixes abeo- istzugelasssen, aber nicht obligatorisch. Sie eignet sich am besten,um Reaktionsmechanismen oder die Biogenese zu veranschauli-chen. Im Allgemeinen sind jedoch systematische Namen oderNamen unter Verwendung der Pr�fixe Homo- und Nor- vorzuzie-hen.

[**] Die Reihenfolge der Pr�fixe Cyclo- und Nor- bei der zweitenVerbindung wurde der in sp�teren Beispielen angepasst und istdamit in Einklang mit der Anmerkung.

[***] Dieser Verweis wurde gegen�ber der englischen Ausgabe korri-giert. [*] Dieser Verweis wurde gegen�ber der englischen Ausgabe korrigiert.

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LG-2.6 Verbr�ckte Stammstrukturen (die Pr�fixe Epoxy- usw.)

Zus�tzliche Ringe, die durch das Verkn�pfen von zweiPositionen eines Lignans, Neolignans oder Oxyneolignansdurch ein Atom oder eine geeignete Gruppe gebildet werden,werden durch den Namen des verbr�ckenden Atoms oder derverbr�ckenden Gruppe als Pr�fix mit Angabe der zugeh�ri-gen Lokanten gekennzeichnet. Die bekanntesten Verbindun-gen mit derartigen zus�tzlichen Ringen sind die Furanoid-und die Furanofuranoidlignane. In diesen F�llen ist dasverbr�ckende Atom Sauerstoff, und das Pr�fix lautet Epoxy-.Gibt es eine Wahlm�glichkeit bei den Lokanten, gilt folgendeRangfolge:a) ungestrichene Nummerb) niedrigere Nummer

Gibt es mehrere identische Br�cken, werden die Lokan-ten paarweise genannt, jeweils getrennt durch einen Doppel-punkt. Falls n�tig wird die Lage von Doppelbindungen durchindizierten Wasserstoff angegeben (LG-1.3).

Beispiele :

Zusammengesetzte Br�cken werden als Kombination auseinfachen Br�cken benannt und in runde Klammern gesetzt.Ist die Br�cke zus�tzlich substituiert, wird sie – beginnend amBr�ckenkopfatom mit der h�chsten Nummer – mit doppeltgestrichenen Nummern versehen (1’’), um sie von denungestrichenen und einfach gestrichenen Nummern derAtome des Hauptger�sts zu unterscheiden.

Beispiel :

LG-2.7 Bindungswanderung (das Pr�fix abeo-)[*]

Eine Stammstruktur, die keines der konventionellenGer�ste enth�lt, die aber formal als aus einem solchendurch die Wanderung von einer oder mehreren Bindungenentstanden betrachtet werden kann, kann durch das Pr�fixx(y!z)abeo- (siehe Regeln F-4.9,[9] RF-4.5.1[12] und R-1.2.7.1[13]) bezeichnet werden. Dieses beschreibt die Wande-rung der mit dem Atom x endenden Gruppe von der Positiony zur Position z.

Beispiel :

Alternative Namen f�r diese Verbindung sind: 7’(8’!8)abeo-2,7’-Cyclolignan, 8’(7’!8)abeo-2,7’-Cyclo-8,7’-neolig-nan und 8’(7’!8)abeo-2,7’-Cyclo-8,7’-neolignan. Bei denletzten beiden Namen liegt die Betonung auf der Verwandt-schaft zu den entsprechenden nichtumgelagerten Neoligna-nen. Ein systematischerer Name ist 8-Ethyl-2,7’-cyclo-8’,9’-dinor-8,7’-neolignan (vgl. zweite Verbindung in LG-2.3). DasPr�fix abeo- kann auch zur Verdeutlichung der Beziehungzwischen zwei Lignanen, Neolignanen oder Oxyneolignanengenutzt werden.

Beispiel :

Anmerkung: Die Lage der Doppelbindungen wird in derlinken Struktur durch indizierten Wasserstoff angezeigt (LG-1.3), in der rechten durch addierten Wasserstoff (LG-4.4).[**]

Der Grund hierf�r sind die unterschiedlichen hypothetischenStammverbindungen.

LG-2.8 Kombination von Pr�fixen[*]

Sind mehrere modifizierende Pr�fixe erforderlich, werdenihre Wirkungen auf die Stammstruktur sequenziell von rechtsnach links „r�ckw�rtsgehend“ (siehe Regel RF-4.7[12][***])

[*] Siehe Fußnote zu LG-2.2.[**] Alternativ k�nnen die ges�ttigten Positionen – einschließlich der

der Carbonylgruppe – durch nicht abtrennbare Hydropr�fixeangegeben werden.

[***] Dieser Verweis wurde gegen�ber der englischen Ausgabe korri-giert.

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gelesen. Gibt es eine Wahlm�glichkeit zwischen verschiede-nen Operationen, sollte die geringste Zahl an Ver�nderungengew�hlt werden. Die Pr�fixe sollten soweit wie m�glich inalphabetischer Reihenfolge von links nach rechts verwendetwerden. Es m�ssen jedoch die falsche Verwendung vonPr�fixen und das Auftreten chemisch unm�glicher Situatio-nen vermieden werden. So heißt die in LG-2.2 als Beispielverwendete Verbindung 1,7-Seco-2,7’-cyclolignan und nicht2,7’-Cyclo-1,7-secolignan, denn ein 1,7-Secolignan kann nichtexistieren.

LG-3 �nderungen im Hydrierungsgrad

Die Stammstrukturen in LG-1 und LG-2 haben diemaximale Zahl an nichtkumulierten Doppelbindungen inden Ringen C-1 bis C-6 und C-1’ bis C-6’ sowie ges�ttigteSeitenketten. Die Verfahren zur Beschreibung von �nderun-gen an diesem Oxidationsgrad h�ngen vom Ort der Modifi-zierung ab.

LG-3.1 Unges�ttigte Seitenketten

Eine Doppel- oder Dreifachbindung in der Seitenkette(C-7 bis C-9 und C-7’ bis C-9’) des Lignan-, Neolignan- oderEpoxyneolignanger�sts wird durch Ersatz der Endung -andurch -en bzw. -in und die entsprechenden Lokanten f�r dieLage der Mehrfachbindung angezeigt. Wenn zwei Doppel-bindungen vorhanden sind, wird die Endung -an durch -dienersetzt, wobei das Schluss-„a“ des Stammes erhalten bleibt.

Beispiele :

LG-3.2 Reduktion eines aromatischen Rings

Wird ein aromatischer Ring reduziert, wird die Positionder zus�tzlichen Wasserstoffatome durch das Pr�fix Dihydro-

(Tetrahydro- usw.) mit den entsprechenden Lokanten ange-geben. Zur Behandlung der durch das Vorhandensein einesKetons ausgel�sten S�ttigung sei auf LG-4 verwiesen.

Beispiel :

LG-3.3 Doppelbindung zwischen aromatischem Ring undSeitenkette

Die Verschiebung einer Doppelbindung aus einem aro-matischen Ring zum angrenzenden Atom der Seitenkettewird als Reduktion des aromatischen Rings (Pr�fix Dihydro-;siehe LG-3.2) und Oxidation der Seitenkette (vorangestelltesPr�fix Didehydro-) unter Angabe der entsprechenden Lo-kanten beschrieben.

Beispiel :

LG-4 Lignan-, Neolignan- undOxyneolignanderivate

Funktionelle Gruppen und andere Substituenten werdenentsprechend den allgemeinen Regeln der Nomenklaturorganischer Verbindungen benannt. Falls m�glich wird dierangh�chste funktionelle Gruppe als Suffix und alle anderenGruppen als Pr�fixe zitiert. F�r die h�ufigsten Gruppen istdie Rangfolge f�r die Benennung mit einem Suffix: Carbon-s�ure, Lacton, Ester, Keton, Alkohol. Die als Pr�fixe ge-nannten Gruppen werden in alphabetischer Reihenfolgeaufgef�hrt, wobei multiplikative Pr�fixe wie Di-, Tri- undTetra- nicht ber�cksichtigt werden. Gibt es eine Wahlm�g-lichkeit bei der Angabe der Position einer funktionellenGruppe, gilt folgende Rangfolge:a) ungestrichene Nummerb) m�glichst niedrige Lokanten f�r die rangh�chste funk-

tionelle Gruppec) m�glichst niedrige Lokanten (als Satz betrachtet) f�r

Substituenten, die als Pr�fixe genannt werdend) m�glichst niedrige Lokanten (in der Reihenfolge ihrer

Nennung) f�r Substituenten, die als Pr�fixe genanntwerden.

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LG-4.1 Carbons�uren

Wird eine Methylgruppe eines Lignans oder Neolignansin eine Carboxygruppe umgewandelt, wird dies durchdas Suffix -s�ure und den Lokanten f�r diese Positionangezeigt.

Beispiel :

LG-4.2 Lactone

Lactone werden bezeichnet, indem man die Endung-s�ure der entsprechenden S�ure in -olacton �ndert. DerLokant der S�uregruppe und danach der der Hydroxygruppe,die das Lacton bilden, werden in diese Endung nach demersten o eingef�gt. Die Vorgabe, dass die Carbonylgruppeeine ungestrichene Nummer erh�lt, steht zwar im Gegensatzzur g�ngigen Praxis bei symmetrischen Ger�sten (z. B. Stega-non (LG-5.3) und Enterolacton (LG-5.5)). Die Verwendungungestrichener Nummern hilft jedoch beim Vergleich vonverwandten Verbindungen wie anderen Carbons�urederiva-ten und der Konfiguration (LG-5.3). Wenn die LactongruppeTeil einer Br�cke ist (z. B. Gomisin D in LG-5.3), wird daseine Sauerstoffatom als Teil der Br�cke und das zweite als„Keton“ betrachtet (LG-4.4).

Beispiele :

LG-4.3 Ester

Die Veresterung einer Carbons�ure (LG-4.1) wird ange-geben, indem das Suffix -s�ure in -oat umgewandelt wird undder Name der Alkylgruppe (oder Arylgruppe)[*] an denAnfang des Namens gestellt wird.

Beispiel :

Die Veresterung einer alkoholischen oder phenolischenHydroxygruppe (LG-4.5) wird durch Anf�gen des Suffixes -yl(-diyl, -triyl usw.) an Lignan, Neolignan oder Oxyneolignanunter Angabe des Lokanten f�r die entsprechende Positionund danach der anionischen Form der Acyloxygruppe ange-zeigt. Gibt es eine rangh�here Gruppe, z.B. eine Carbons�u-re, ein Lacton oder eine veresterte Carbons�ure, wird f�r dieveresterte Hydroxygruppe das Acyloxy-Pr�fix verwendet.

Beispiele :

LG-4.4 Ketone

Ketone werden mit dem Suffix -on bezeichnet (oder demPr�fix Oxo-, wenn eine rangh�here Gruppe mit Suffixbenannt ist). Wenn das Keton als Suffix einem der Ringatomevon C-2 bis C-6 zugeordnet ist und es notwendig ist, diePosition der Doppelbindungen anzugeben, dann geschiehtdies mithilfe von addiertem Wasserstoff, der in Klammernhinter dem Lokanten f�r die Ketogruppe angegeben wird.[**]

[*] Erg�nzung gegen�ber der englischen Ausgabe.[**] Alternativ k�nnen die ges�ttigten Positionen – einschließlich der der

Carbonylgruppe – durch nicht abtrennbare Hydropr�fixe angegebenwerden.

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Beispiele :[*]

LG-4.5 Alkohole und Phenole

Alkohole und Phenole werden mit dem Suffix -ol oder –wenn es eine rangh�here Gruppe gibt – dem Pr�fix Hydroxy-benannt.

Beispiele :

LG-4.6 Ether sowie Alkohol- und Phenolderivate

Ether k�nnen nur mit einem Alkoxy-Pr�fix benanntwerden. Zuckerderivate erhalten ein Glycosyloxy-Pr�fix.Ester alkoholischer oder phenolischer Lignane, Neolignaneoder Oxyneolignane wurden in LG-4.3 behandelt.

Beispiel :

LG-5 Stereochemie

Die meisten nat�rlichen Lignane und Neolignane sindoptisch aktiv. Um die absolute oder relative Konfigurationanzugeben und um verwandte Strukturen vergleichen zuk�nnen, ist es vorteilhaft, eine Standardorientierung derStrukturformel zu nutzen.

LG-5.1 Orientierung der Strukturformel

F�r die Orientierung werden folgende Kriterien angewendet:a) ungestrichene Nummern auf die linke Seiteb) die ungestrichenen Nummern 1–6 in die untere linke Eckec) die einfach gestrichenen Nummern 1’–6’ in die untere

rechte Ecked) dem Chiralit�tszentrum mit der niedrigsten Nummer wird

die a-Konfiguration zugewiesen.Abweichend hiervon besteht die �bereinkunft, das 2,7’-

Cyclolignanger�st mit dem Tetrahydronaphthalinring horizon-tal und der Phenylgruppe nach unten zu zeichnen und das 2,2’-Cyclolignanger�st mit den beiden Benzolringen �bereinander.

LG-5.2 Symbole f�r die Konfiguration (Stereodeskriptoren)

Die Konfiguration von Atomen, die Teil eines die Posi-tion 8 einschließenden Ringsystems sind, wird mit a beschrie-ben, wenn sich ein Br�ckenkopf-Wasserstoffatom (oder-Substituent) oder ein am Ringsystem gebundener Substitu-ent unterhalb der Ebene befindet, und mit b, wenn es/er sichoberhalb befindet (siehe Regel RF-10.1[12]). Bei zwei Substi-tuenten an einem Atom gilt folgende Rangfolge:a) der Substituent, der ein Ger�statom enth�ltb) die nach den Sequenzregeln bevorzugte Gruppe (siehe

Anhang zu Abschnitt E in Lit. [14] und Lit. [15]).Wenn a und b nicht angewendet werden k�nnen, sollten

R und S verwendet werden (siehe Regeln R-7.2.1[13] undE-4.9[14]). Bei �berbr�ckten Bicyclen wird der gr�ßte Ring alsEbene definiert, und die Orientierung der k�rzesten Br�ckewird mit a und b beschrieben. Bei zwei gleich langen Br�ckenwird empfohlen, jede Br�ckenkopfkonfiguration mit R und Szu beschreiben. Auch die Konfiguration von Chiralit�tszen-tren, die durch Substituenten an einer Br�cke entstehen,sollte mit den Stereodeskriptoren R und S angegeben werden.In den seltenen F�llen, in denen Doppelbindungskonfigura-tion relevant ist, sollten diese durch die Stereodeskriptoren Eund Z (siehe Regeln R-7.1.2[13] und E-2.2[14]) beschriebenwerden. Jede Gruppe von Stereodeskriptoren wird in Klam-mern vor den Namen gestellt.[*] Bei unbekannter Konfigura-tion wird der Stereodeskriptor x verwendet.

[*] Bei der zweiten Verbindung wurde im ersten Namen der indizierteWasserstoff gegen�ber der englischen Ausgabe gem�ß LG-1.3 undder Regel c in LG-7 erg�nzt und der zweite Name gegen�ber derenglischen Ausgabe hinzugef�gt.

[*] Diese Regel entspricht der fr�heren Handhabung, wie sie auch inLit. [16] zu finden ist. In der Praxis und in neueren IUPAC-Empfeh-lungen, z.B. in der revidierten Fassung von Abschnitt F (Nomenkla-tur der Naturstoffe),[12] werden heute jedoch h�ufig unterschiedlicheArten von Stereodeskriptoren f�r verschiedene stereogene Einheiten(innerhalb einer Struktureinheit) in einem Klammernsatz zusam-mengefasst. Dieser neueren Entwicklung sollte – zumindest f�r dieStereodeskriptoren R, S, E und Z – auch in der Lignannomenklaturgefolgt werden. Allerdings wurden die Namen in den folgendenBeispielen nicht den neuen Gepflogenheiten angepasst (z. B. hießeder Stereodeskriptor der dritten Verbindung sonst (7a,7’R,8a,8’a)).

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Page 10: Nomenklatur der Lignane und Neolignane

LG-5.3 Absolute Konfiguration

Wenn nicht anders angegeben (LG-5.4), wird davonausgegangen, dass die Konfigurationssymbole die absoluteKonfiguration beschreiben (LG-5.2).

Beispiele :[*]

Anmerkungen : Die 5. und die 6. Verbindung sind auf-grund der Priorit�tsregeln[14,15] beide 7E-konfiguriert. Beider 7. Verbindung bezieht sich 2Ra auf die axial-chiraleBiphenyleinheit (siehe Lit. [15] f�r Details). Da die Atome7’, 8 und 8’ bei der 15. Verbindung nicht Teil eines Ringsys-tems sind, werden die Stereodeskriptoren R/S und nicht a/b

[*] Die im Namen der 6. Verbindung gegen�ber der englischen Ausgabeeingef�gten Klammern um methylendioxy machen den Namenklarer. Da es sich um einen Substituenten aus mehreren Kompo-nenten handelt, sollte dieses Pr�fix generell, also auch wenn einBindestrich nachfolgt, in Klammern eingeschlossen werden. BeiCarpanon wurde der Name gegen�ber der englischen Ausgabe

korrigiert. Die Namen von Liliflon, Asaton und Heterotropanonwurden gegen�ber der englischen Ausgabe gem�ß Regel R-0.1.8.5[13]

korrigiert und bei Liliflon wurde ein alternativer Name in Einklang mitder Fußnote zu LG-4.4 eingef�gt. Bei der 16. Verbindung sei auf dieFußnote zu LG-2.2 verwiesen.

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Page 11: Nomenklatur der Lignane und Neolignane

verwendet. Siehe auch die Anmerkung in LG-2.2. BeimNamen f�r Gomisin D ist zu beachten, dass, obwohl dierangh�chste funktionelle Gruppe eine Lacton ist, das Sauer-stoffatom der Carbonylgruppe als Keton behandelt wird, weildas andere Sauerstoffatom in die Br�cke integriert ist.

LG-5.4 Relative Konfiguration

Ist die relative, nicht aber die absolute Konfigurationbekannt, wird dies durch das kursiv gesetzte Pr�fix rel- (sieheRegeln E-4.10(b)[14] und RF-10.6[12]) f�r eines der Enantio-mere dargestellt. Falls bekannt, kann die Drehrichtung despolarisierten Lichts mit (+) oder (�) hinzugef�gt werden.Wenn die Stereodeskriptoren R/S f�r die Beschreibung derabsoluten Konfiguration eines Teils einer Verbindung ben�-tigt werden, m�ssen alle Chiralit�tszentren, von denen nur dierelative Konfiguration bekannt ist,[*] mit den Stereodeskrip-toren R*/S* gekennzeichnet sein (siehe Regeln E-4.10,[14] R-7.2.2,[13] F-6.7[9] und RF-10.6[12]).

Beispiele :[**]

Die relative Konfiguration eines achiralen Lignans, Neo-lignans oder Oxyneolignans wird durch die in LG-5.2 ge-nannten Stereodeskriptoren in der gleichen Weise wie in LG-5.3 beschrieben spezifiziert.

Beispiel :

LG-5.5 Racemate

Racemate werden benannt, indem das kursiv gestelltePr�fix rac- dem Gesamtnamen des Enantiomers vorangestelltwird, in dem das Chiralit�tszentrum mit der niedrigstenNummer a-konfiguriert ist (siehe Regeln F-6.6[9] und RF-10.5[12]).

Beispiele :

LG-5.6 Enantiomere

Die Konfiguration von Enantiomeren l�sst sich im Allge-meinen eindeutig mit den in LG-5.3 vorgestellten Regelnangeben. Will man beschreiben, dass zwei Lignane oderNeolignane Enantiomere sind, obwohl nur die relative Kon-figuration, oder nicht einmal diese bekannt ist, kann daskursiv gestellte Pr�fix ent- genutzt werden (siehe RegelnF-6.5[9] und RF-10.3[12]). H�ufiger dient dieses Pr�fix jedochzur Beschreibung von Beziehungen unter Verwendung vonTrivialnamen.

Beispiele :

[*] Der Text wurde aus Gr�nden der Verst�ndlichkeit gem�ß Regel E-4.10(c)[14] gegen�ber der englischen Ausgabe erg�nzt. Diese Regelbesagt, dass das Pr�fix rel- nicht verwendet werden kann, wenn voneinem Teil einer Verbindung die absolute Konfiguration bekannt ist.Dies gilt nat�rlich auch, wenn diese mit den Stereodeskriptoren a

und b beschrieben wird.[**] Der Name der zweiten Verbindung wurde gegen�ber der englischen

Ausgabe gem�ß Regel R-0.1.8.5[13] korrigiert.

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LG-6 Trimere der C6C3-Einheit und h�here Analoga

Die h�heren Analoga der Lignane und Neolignane, dieaus drei und mehr C6C3-Einheiten bestehen, werden inAnalogie zu den Terpenoiden als Sesquineolignane, Dineo-lignane usw. bezeichnet. Sie k�nnen analog zu den Lignanenund Neolignanen benannt werden. Eine der terminalenEinheiten erh�lt die ungestrichenen Nummern, die anderender Reihe nach die einfach, doppelt usw. gestrichenen. Gibt eseine Wahlm�glichkeit bei den Lokanten, gilt folgende Rang-folge:a) niedriger gestrichene Nummerb) Position 8c) niedrigere Nummer

Eine Oxybindung (LG-1.4) wird getrennt von und vor dendirekten C-C-Bindungen angegeben. Bis-, Tris- usw. wirdbeim Vorliegen mehrerer Oxybindungen verwendet. DieZahl der C6C3-Einheiten wird durch das entsprechendePr�fix und den Namen Neolignan angezeigt:* drei C6C3-Einheiten: Sesquineolignan* vier C6C3-Einheiten: Dineolignan* f�nf C6C3-Einheiten: Sesterneolignan

LG-6.1 Sesquineolignane

Derivate des Sesquineolignanger�sts werden entspre-chend den Empfehlungen in LG-2 bis LG-5 benannt. BeiWahlm�glichkeiten gelten dieselben Kriterien, wobei dieBevorzugung von ungestrichenen Nummern gegen�ber ein-fach gestrichenen um die von einfach gestrichenen Nummerngegen�ber zweifach gestrichenen erweitert wird.

Beispiele :

LG-6.2 Dineolignane

Dineolignane werden analog zu den Sesquineolignanenbenannt. Die Lokanten der zus�tzlichen C6C3-Einheit sinddreifach gestrichen.

Beispiele :

LG-7 Zusammenfassung

Um einen halbsystematischen Namen f�r ein Lignan,Neolignan, Oxyneolignanan oder ein h�heres Homologes zuerstellen, sollte schrittweise in folgender Reihenfolge vorge-gangen werden:a) Identifizierung der C6C3-Einheitenb) Identifizierung der bevorzugten Verkn�pfung zwischen

den Einheiten, wobei eine b,b’-Verkn�pfung (LG-1.1) voranderen Kohlenstoff-Kohlenstoff-Verkn�pfungen bevor-zugt ist. Sauerstoff-verkn�pfte Einheiten sind am gering-wertigsten (LG-1.4). Homologe werden analog behandelt(LG-6).

c) Identifizierung der jeweiligen Stammverbindung, ein-schließlich indiziertem Wasserstoff (LG-1.3) falls notwen-dig

d) Identifizierung zus�tzlicher Ringe (LG-2.1), ge�ffneterRinge (LG-2.2), entfernter Ger�statome (LG-2.3), zu-s�tzlicher Ger�statome (LG-2.4), ersetzter Ger�statome(LG-2.5), von Br�cken wie Epoxy (LG-2.6) sowie vonumgelagerten Ger�stabschnitten (LG-2.7). In allen F�llenmuss indizierter Wasserstoff, falls erforderlich, angegebenwerden.

e) Identifizierung von Doppelbindungen in den Seitenkettenf) Identifizierung der rangh�chsten funktionellen Gruppe,

falls vorhanden, die als Suffix angegeben wird (LG-4.1 bis

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Page 13: Nomenklatur der Lignane und Neolignane

LG-4.5), und Angabe von addiertem Wasserstoff, fallserforderlich

g) Identifizierung weiterer �nderungen im Hydrierungs-grad, z. B. eine Reduktion des aromatischen Rings (LG-3.2) oder eine Doppelbindung zwischen einem aromati-schen Ring und der Seitenkette (LG-3.3)[*]

h) Identifizierung anderer funktioneller Gruppen (abgese-hen von der rangh�chsten funktionellen Gruppe, die alsSuffix verwendet wird) und Substituenten,[**] die mitPr�fixen benannt werden (LG-4.3 bis LG-4.6)

i) Ausrichtung der Strukturformel gem�ß den Regeln inLG-5.1

j) Identifizierung der vorhandenen stereogenen Einheiten(LG-5.3 bis LG-5.6) und der passenden Stereodeskripto-ren (LG-5.2)

k) Bezifferung der Ger�ststruktur durch Anwendung derbeschriebenen Auswahlregeln in der angegebenen Rei-henfolge, bis ein konsistentes Nummerierungssystem er-halten wird (siehe auch LG-1.5)

l) Konstruktion des Namens in der Reihenfolge Stereode-skriptoren (Punkt j), abtrennbare Pr�fixe in alphabeti-scher Reihenfolge, dabei die multiplikativen Pr�fixeignorierend (Punkt h), Hydropr�fixe (Punkt g),[***]

nicht abtrennbare Pr�fixe in der Reihenfolge abeo- biscyclo- (d.h. umgekehrt zur identifizierten Reihenfolge;Punkt d), Stammstruktur (Punkt c), Doppelbindungen inden Seitenketten (Punkt e) und rangh�chste funktionelleGruppe (Punkt f). Indizierter oder addierter Wasserstoffwird, wo n�tig, eingef�gt.

[1] R. Robinson, Proc. Univ. Durham Philos. Soc. 1927–1928, 8, 14 –59.

[2] R. D. Haworth, Annu. Rep. Prog. Chem. 1936, 33, 266.[3] W. M. Hearon, W. S. MacGregor, Chem. Rev. 1955, 55, 957 –

1068.[4] K. Freudenberg, K. Weinges, Tetrahedron 1961, 115.[5] K. Weinges, F. Nader, F. K. Kunstler in Chemistry of Lignans

(Hrsg.: C. B. S. Rao), Andhra University Press, Indien, 1978,S. 1 – 37.

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Nat. Prod. Rep. 1987, 4, 499 – 525; D. A. Whiting, 1990, 7, 349 –364.

[8] P. M. Dewick, D. E. Jackson, Phytochemistry 1981, 20, 2277 –2280.

[9] „Nomenclature of Organic Chemistry, Section F: Natural Pro-ducts and Related Compounds (Provisional Recommendations1976)“: Eur. J. Biochem. 1978, 86, 1 – 8; auch S. 491–511 inLit. [10] und S. 19–26 in Lit. [11]; deutsche Ausgabe: sieheLit. [10].

[10] Nomenclature of Organic Chemistry, Sections A, B, C, D, E, Fand H, 1979 edition (Hrsg.: International Union of Pure andApplied Chemistry), Pergamon, Oxford, 1979 ; deutsche Ausga-be: Internationale Regeln f�r die chemische Nomenklatur undTerminologie (Hrsg.: Deutscher Zentralausschuß f�r Chemie),Band 1. Internationale Union f�r Reine und AngewandteChemie (IUPAC), Regeln f�r die Nomenklatur der organischenChemie, Abschnitte A und B, Verlag Chemie, Weinheim, 1975 ;Abschnitt C, VCH, Weinheim, 1990, Abschnitt F, Verlag Chemie,Weinheim, 1978.

[11] Biochemical Nomenclature and Related Documents (Hrsg.:International Union of Biochemistry and Molecular Biology),2. Aufl., Portland Press, London, 1992.

[12] „Revised Section F: Natural Products and Related Compo-unds“: Pure Appl. Chem. 1999, 71, 587 – 643; http://www.chem.qmul.ac.uk/iupac/sectionF/; Publikation mit Erg�nzungen undErrata: Pure Appl. Chem. 2004, 76, 1283 – 1392; deutscheAusgabe: Angew. Chem. , geplant f�r 2006; deutsche Ausgabeder vorherigen Fassung in Lit. [10].

[13] A Guide to IUPAC Nomenclature of Organic Compounds,Recommendations 1993 (Hrsg.: International Union of Pure andApplied Chemistry), Blackwell Scientific Publications, Oxford,1993 ; deutsche Ausgabe: Nomenklatur der Organischen Chemie,Eine Einf�hrung (Hrsg.: G. Kruse), VCH, Weinheim, 1997;Korrekturhinweise zur englischen Ausgabe (die in der deutschenAusgabe weitestgehend ber�cksichtigt wurden): „Corrections toA Guide to IUPAC Nomenclature of Organic Compounds(IUPAC Recommendations 1993)“: Pure Appl. Chem. 1999, 71,1327 – 1330; http://www.chem.qmul.ac.uk/iupac/bibliog/errata.html; http://www.iupac.org/reports/1999/7107favre/index.html.

[14] „Nomenclature of Organic Chemistry, Section E: Stereochemis-try, Recommendations 1974“: Pure Appl. Chem. 1976, 45, 11 –30; auch S. 473–490 in Lit. [10] und S. 1–18 in Lit. [11]; sieheLit. [15] f�r eine vollst�ndige Beschreibung des R/S-Systems.

[15] R. S. Cahn, C. K. Ingold, V. Prelog, Angew. Chem. 1966, 78, 413 –447; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1966, 5, 385 – 415, 511; V.Prelog, G. Helmchen, Angew. Chem. 1982, 94, 614 – 631; Angew.Chem. Int. Ed. Engl. 1982, 21, 567 – 583.

[16] „Nomenclature of Steroids“: Pure Appl. Chem. 1989, 61, 1783 –1822; Eur. J. Biochem. 1989, 186, 429 – 458; auch Lit. [11],S. 192–221.

[17] Der Originaltext wurde von der IUPAC-IUBMB Joint Com-mission on Biochemical Nomenclature (JCBN) betreut. – DieserKommission geh�rten w�hrend der Vorbereitung des Berichtsfolgende Personen an: R. Cammack (Vorsitzender), S. Boyce(Sekret�r), A. J. Barrett, M. A. Chester, A. Cornish-Bowden,H. B. F. Dixon, D. Horton, M. Kanehisa, A. Kotyk, N. Sharon,K. F. Tipton. Sie danken anderen Mitgliedern des Nomenkla-turkomitees der IUBMB (R. Apweiler, A. Bairoch, H. Berman,S. Boyce, C. R. Cantor, C. Li�becq, K. L. Loening, A. D.McNaught, G. P. Moss, J. F. G. Vliegenthart) f�r Ratschl�ge.G. P. Moss wurde bei der Vorbereitung durch P. K. Agrawal(Indien), D. C. Ayres (Großbritannien), E. Brown (Frankreich),J. R. Bull (S�dafrika), J. R. Cole (USA), P. M. Dewick (Groß-britannien), J. M. Fang (Taiwan), S. F. Fonseca (Brasilien), O. R.Gottlieb (Brasilien), Y. Kato (Japan), L. H. Klemm (USA), J.Mann (Großbritannien), A. Pelter (Großbritannien), R. Steven-son (USA), J. van der Eycken (Belgien) und D. A. Whiting(Großbritannien) unterst�tzt. Kommentare und Vorschl�ge f�rk�nftige Revisionen dieser Empfehlungen k�nnen an G. P. Moss,Department of Chemistry, Queen Mary and Westfield College,Mile End Road, London, E14NS (Großbritannien) oder anjedes andere Mitglied der Kommission geschickt werden.

[*] Da Hydropr�fixe als nicht abtrennbar behandelt werden, kann derSchritt g auch vor Schritt f erfolgen. In diesem Fall gibt es keinenaddierten Wasserstoff. Siehe Fußnote zu LG-2.7.

[**] Erg�nzung gegen�ber der englischen Ausgabe.[***] Dieser Teil wurde gegen�ber der englischen Ausgabe gem�ß

Regel R-0.1.8.5[13] (Hydropr�fixe sind nicht abtrennbar und deshalbnicht alphabetisch eingeordnet) korrigiert.

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2351Angew. Chem. 2005, 117, 2339 –2351 www.angewandte.de � 2005 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim