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ZEITSCHRIFT FUR U M 1S M A TIK HERAUSGEGEBEN VON J. MENADIER UND K. REGLING VIERZIGSTER BAND M I T 9 T A F E L N BERLIN WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG 1930

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Z E I T S C H R I F T

F U R

U M 1S M A TIK

HERAUSGEGEBEN VON

J. MENADIER UND K. REGLING

VIERZIGSTER BAND

M I T 9 T A F E L N

B E R L I NW E I D M A N N S C H E B U C H H A N D L U N G

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B e i t r d q e z u r r o m i s d i e n M i i n z k u n d e .IV1) .

Ober eine Judaea-Munze.H i e r z u Ta f e l I I .

Ein ira Jahre 1836 ang^eblich bei Pout-sur-Youue, iu derNahe von Sens in Frankreicb, gefandener und in Besitz desM. Leys, eines Sammlers in dieser Stadt, gelangter As des Tltnsmit der Aufschrift IVDAEA NAVALIS, Rs. Judaea vor Palmbaumund Waffenhaufen sitzend, veroffentlieht von Dumersau in Aker-mans Num. Journal I (1837) S. 88 rait Abb. (danach die Abb.oben), hatte die Aufraerksarokeit der damaligen nnmismatischenKreise erweckt (trotz sofortiger Anzweiflung durch Akerman a. a. 0.S. 90) — „cette medaille doit prendre rang parmi les monumentshistoriqnes de I'antiquite roraaine" Revue Num. frang. 1837 S. 317— und batte dann auch iu die Literatur Anfnabme gefunden:bei Cohen 1. Aufl. (1859) I S. 365 Anm. 1, F. W. Madden, Coins ofthe Jews^ (1881) S. 222 No. 5, und Stevenson, Dictionary of RomanCoins (1889) S. 870. Die grammatische, auch sachliche LFnmog-lichkeit einer Aufschrift IVDAEA NAVALIS liegt aber auf der Hand,es mag sich um eine falsche oder vcrfalschte oder im besten Fallefehlerhaft gepriigte MUnze handeln. Die Miinze ist ja wohl ver-schollen ). Jedenfalls ist sie aus der Literatur wieder verschwunden,die neuere ernsthafte Forschung [Cohen 2. Aufi. I (1880); Mat-tingly-Sydenham, Roman Imperial Coinage II (1926)] hat ge-blihrendermaBen davon gar keine Notiz mehr genommen. Hier-

') 1, II, III siebe Z. f. N. 36 S. 62/67, 37 S. 184/96, 38 S. 59/72 und 314.2) Eine offenbare Nacbbildnng von ihr, roh io Buchs gescknitten,

konnte ich unlaogst aus dem Pariser Mimzbandel erwerben.

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Beitrage zur romischen Munzkimde IV. 4 3

von zu reden wiire also keiiie Veranlassuug, wenn die Miiozenicht wieder Deuerdiogs in „A handy guide to Jewish Coios"von Rev. E. Rogers (London 1914) S. 13 einen Platz gefundenhatte und allerjungstens — in eiueiii „DenkmaIer jiidischer Ge-schichte" behandeluden Artikel von Dr. de Olljonge ira „Gemeiude-blatt" der jlidischeu Gemeiude zu Berlin, JuU 1928 Nr. 7 —wiedernm uuter den Siegesmtinzen, die Titus priigen lieB, auf-gefiihrt worden >vare. ,,AuBer den bekaunten GeldstUckeUj diedie ,Judaea devicta' zeigen — heii3t ea da — hat er auch solcheschlagen lasseu, \yo dag ausgepliinderte Jnda zu den Fu6en eiuerDattelpalrae eitzt mit der Unischrift ,Judaea Navalis'. Wir sehendaraus, dafi auch zur See die Juden versucht habeu, der rdiuisehenWeltmaeht zu trotzen." Dafi man auf Grund einer unmi3gUehen,liingst von der yissensehaft abgetanen und in verdiente Vergessen-heit geratenen Munze eiue Marinemaclit der Juden in ihrein Kampfgegen Rom konstruieren will, dagegen rauB die Numismatik Ein-spruch erheben. Wie leicht verbreitet sicb sonst ein solcherIrrtum, einmal ansgesprocben, in der nicht facbmannischen Presse!

Indefi regt er an, wieder einmal der Frage nacbzngehen,welcbe sonstigen auf den jiidischen Krieg derllavier mit Sicher-heit zu beziehenden MUnzen etwa mit eiuer Schiffsaktiou in Be-ziehung zu briiigen waren.

Man hat friiher die Gruppe der Dupondien und Asse milVICTORIA NAVALIS (Vesp. Coheu Nr. 632/9, Titus CohenNr. 386/90, Domit. Coheu Nr. 636/8) im Zusammenhaug mit dervon der Jlitfiihrung von SchiU'en ira Triumphzug des \espasianund Titus beriehtenden Josephusstelle (bell. Jud. VII 146. o v.a/de yMt vileg f/'srorro) auf einen romischen Seeerfolg ini vriegegegen die Juden bezogen: entweder auf den Sieg im See eneziire(Josephus bell. Ill 10), vgl. Eckhel, Doctr. num. VI 330, ScbUrer,Gesch. d. jUd. Volkes, 3. u. 4. Aufl, I S. 615 Aum. 45, und jetztwieder J. Dobias, Beitr. z. Numism. der rum. ICaiserzeit, RevueNumism, Tcb6coslovaque V (1929) S. 23. 4, odernichtuDg der Seeriiuberei vor Joppe (Josephus bell. Ill 4vgl. Stevenson, Dictionary of Roman Coins (1889) S. 871. Aberdie neuere Forschung verhiilt sich skeptisch odei ablebneud dagegen. So scbeint Weyuand, Pauly-Wissowas Real-Encyclop.(kunftig R. E. zitiert) VI (1909) s. v. Flavins Sp. 2632, der

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4 4 P h . L e d e r e r :

Sieg (vor Tarichea) von Geuezareth „etwas zu geringfiigig"hierfur, nnd der Ausrottung der Piraterei vor Joppe lag, wieer mit Recht sagt, uberhanpt kein Seesieg zogrunde. DieFlotte der Seeriiuber wurde ja von einem Sturm vernichtet.Lafiranchi in Riv. Ital, Norn. 1911 S. 430 Anni. 2 siebt ira Victoria-Navalis-Typus wie in anderen Mlinzbildern der ihre restitutioimperii betonenden Fiavier eine Zentenareriuneruug an die Schlachtvon Actium, wahrend Matt.-Syd., Rom. Imp. Coin. II (192G) S. 7und H. Jlattingly, Roman Coins (1928) S. 173 ihn als Anspielungaaf Vespasians Flottenbetiitigung im Kampfe gegen Vitellius er-kliiren. Wilhelni Weber in „Josephus und Veapasian, Unter-sncbungen zu dem judiscben Krieg des Flavius Josephus" (1921)S. 282 Anm. 2 bezog die Munzen wie auch die Scbifife desTriumpbzugg auf den pontiscben Krieg. Er meint von diesen:„Sie werden aus dem pontiscben Krieg staramen, s. oben S. 274, 6-Auf den Kabnsieg von Taricbea HI 462 ff. oder auf Joppe III414ff. sie zu bezieben, ist docb recht verfeblt. Die MUnze VictoriaNavalis, Cob. 1 2 Yesp, 632 ff. beweiat, da6 man ibn aufbauschenkonnte. Das ist allein bei der pontiscben Schlacht moglich."

Nur eiue einzige von den mit Sicherbeit als romische Er-innerungsmlinzen aut den judiscben Krieg erkennbaren Priignngender Fiavier, wie es eben die Victoria-Navalis-MUnzen nicbt sind,weist das Seesymbol der Prora auf ) und konnte also allenFalls fiirdie eben erwahnten Anspieluugen auf Seekampfe in Frage komrnen.Es ist der gemeinsame Sterapel der zwei folgenden, nacb diesemGesicbtspunkte higher nicbt allzusebr (nur von Madden) beachtetenSesterzen, die, wie es scheiut, nur in drei Exeniplaren erhalten sind:1. des V e 8 p a s i a n u 8 Cohen S. 404 No. 479 = Madden Coins

of the Jews S. 216 No. 26 = Matt.-Syd. S. 77 No. 525.Vs. IMP. CAES. VESPAS. AVG. P. M. TR. P. R. p. COS. III]. Kopf

nnit Lorbeer r.Rs- S. C. (i. A.). Kaiser mit Strahlenljrone 1. stehend aut Prora,

erhobenen L. Lanze. aut der vorgestreckten R. ihm■) Eine bei Eckbel Doctr, num. VI S. 380 erwabnte ilnnze des Vesp im

Wiener Museum mit IVDAEA CARTA cum m-i a ^ vesp.iui. . . u w t ' U n i t > p o : M i l e s d e x t r o p e d e n r o r a enavis ■nsistens spater oncb von Dumersan a. a. 0. S. 89, Madden S 282,

Stevenson S. 870 zlt.ert, ejlst.ert nicbt, Man bat hier wobl eine Prora »tattdes iiblioben Helms, auf ilen der KaiRcr solcbcr Judaea-Munzen tritt, geseben

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Beitrage zur romischen 31uuzkunde IV. 4 5

zngewaudte Victoria niit Kranz iu der R. \or ihm zaFuBen kuiecnder hiirtiger Jude r., die Hiinde bittend aus-gestreckt, nod herzueilende Jltdin mit flatterudem Haar imgieichen Gestus. Hiuter dem Paare eiu Pahnbanm.

a) Paris, bier Till'. II 1. — In Wieu befiuden sich zweiExeniplare, aufgeflihrt bei J. Ariieth, byuopsis uoinoramKom,, Wien 1842, S. 56 No. 67, bier Taf. II 1 o und I i?,veil deiien a sicher uicbt aiitilv ist, ^ niOglicber\Yeise autikeVs. (mit COS 111), iiber verfiilscbte Ks. hat. Die Falscber-baud (die gleicbe?) auf beideu Ks. verriit sich u. a. an derZeicbnung des Palmbaums, der Tracht yon JUdin und Judesowie des Kaisers, dem aucb die Strablenkrone feblt, daunerscheiut statt der Prora mifiverstitudlich eiu quadratischerSockelj vgl. weiter uuteu S, 47 Beilori's Beschreibuug ).

2. des Titus Cobeu S. 449 Nr. 234 = Maddeu S. 222= Matt-Syd. S. 89 Nr. 638.

Vs. T. CAESAR. VESPASIAN. IMP. 1111- PON. TR. POT. II. COS. II.Kopf mit Lorbeer r.

Rs. Aus gleichera Stempel Nvie 1.a) Rom, Museo Naziouale aus Sammlung Fr. GueccMj

Fr. Gneccbi, Rivista Ital. di Num. 1914 S. 177 No. 27Taf. 4 No. 15, „Brouzo rarissimo, forse il piii raro di Tito,bier Tal'. II 2, Abb. der Ra. dieses Exemplares auch beiM. Bernbart, Handbuch Taf. 86, 3.

b)London,Abb.derRs.(Holzscbnittzeichnung)beiMaddeDS.222.Es wird von Iiiteresse seiu, aucb iu der jiltereu Literatur uach diesen

so seltenen beideu Muuzeii Umschau zu lialteu. Sio scheineu bei aiNnmismata Iniperatorum Roniauoruni praestautiora, Paris 1674 uu b',I S. 32 (Vesp.) uud 35 (Titus) zum ersteu Male=) aufzutaucben ). DieRiickseiteu sind bier wie folg't bescbriebeo:

^ Jllein Dank fiir Ubersendung der notigeti Abdriicke und freundhcbeAuskttufte sei hier den Vorstandeu der MUnzkabinette von Pans, len,Loudon, Eom sowie Hcrni Dr. E. Mortens, Halle ausgcsprochen.

2) Die Bescbreibungeu siiid dort mit einem Storucben verseheu, dasnach Vaillaut's „Praefatio« S. (5) „nuinmoa ab Occoue (seinem VorgaugerAdolpbiis Occo, Iiuperatomm Roinanoruni Numismata, Antwerpiae 1579)uon observatos" bedeutet.

3) Sie sind danu auch in den folgeuden Aiisgaben von \ aillant von1692 und 1694 (S. R2 uud 35), 1743 (S. 33 und 36) eutbnlteu, iu dieseu istdie der ersteu Ausgabe beigefUgt geweseue Herkuuftsangabe weggelassen.

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4 6 P h . L e d e r e r :

1. Vespasianws — S. C. Imperator paluflatus stans, laeva hastani teuens,dextra Victoriolam sustioet, ad pedes imperatoris senex gemifiexus, fig.muliebris tunicata stans, dextram elevantes, poue painia arbor. —Hie nummus, primae formae, thesauri Regis Christia-nissimi, Judaeam captam designans, raritate praestaatissimus est.

2, Titus IVDAEA, Titna paludatas stans, galeato capite, sinistrahastani, dextra victoriolam sustineas pro pedibus seuex geuiifiexus,iig. muliebris tiinicata stans, dextras elevantes, pone palma arbor. —Hie nummus, primi moduli, Gazae ChristiuaeAugustae,inter rarissimos collocaudus est.

Der Sesterz des Vesp. stammt atis der Sammlung Ludwigg XIV istalso das Pariser Exemplar a), der des Titus aus derjenigen der KoniginChristina von Schweden. lu der Beschicibuug sind beide Male die AttributeStrahlenkrone und Prora des stehendeii Kaisers nicht erkauut, dem Tituswird statt der Strahlenkrone ein Helm zugelegt unci auf der Titusmiinze eiounmoghcbes IVDAEA (ohue S. C.) gelesen.

Dann figuriereu die beiden Miinzen bei M e z z a b a r b a , IiuperatorumRoinauorum numismata . . . ab Adolfo Occone olim cougesta, . . . exhibitastudio et cara Francisci JtediobarbJ, Biragi 1683, S. 112 und 122 —, derVespasian beschrieben imter Bezugnabme anf „Vaillant torn. 1 p. 32' ' derl i t u s f o l g e n d e r m a C e n : '

IVDAEA S. C. Imp. stans, siaistra hastam, dextram porrigit figuraein genua procumbenti, prope quam alia figura stans, ad latus palmaM(useum) N(ostrnm) i),Hier ist also richtig iveoiggtens S. 0. hinzngetiigt. Von dem galeato

capite lat mcht mehr die Eede. Als neuer Beobacbtimgsfebler erscheinterne ,,a«3gestreckte Hand" des Kaisers statt der eine Victoriola tragendenEechten Nach dem Vei-merk M. N. ist die Titiismiinze in der SammlungMezabarba gewesen, das wiire also ein weiteres Exemplar anUer dem ilerKooigm Christina.Zwei Jahre spiiter, Rom 1685, erschien G. P. Bellori'g WprfHis oria Augusta da Gmlio Cesare a Constantino il Magno, mit Hinzufu<.imgahlreicher Abbildungeii von romischen Mimzen aaa dem Kabinett" deronipn, dariinter unsre beiden llunzriickseiten (Taf. 88 No. 20 rVe n —Ton dem also auch Christina ein Exemplar gehabt bat] und 19 [Titusl Be-

schreibuDgen S. 79 No. 19 und 20, hier im Text Fi 1 un 1 T -Znatiirachrd!:'i69o"'Hor:::

lancesco Cam ell, Nurami antiqui etc.) Nach dem Index S. 62B bedpntpf- nr xr ^ .

primam accessionem Oeconiano operi tecere"=) Uber die Sehicksale ibrer Sammlungen unterriebtet aufs genanesteHugo Qaeblers Anfsatz „D,e Sammlung der Konigin Christina" in derCorolla .Mlmismatioa fur B. V. Head (1906) S. 36S-386, der mir aucb beidieser UntersuchuDg von besonderem Nutzen gev eseu ist

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Beitrage zur romisclieu Munzkuncle IV. 4:7

in thesaiiro Cbristinae Eegiuae Siiecorum etc. Romae asservati, S. 9 imd 11.Bellori gibt iu der Abbilduug der Vesp.-ilunze (seine Beschreibung ist norkurz uud ungenau) dem stehenden Kaiser richtig die Strablenkrone, einesolche aber auch der flebeuden Jttdin in Mifiverstaoduis ihres Flatterbaares,imd laCt iibrigeus den Kaiser auch auf einen recbteckigen Sockel treten.Bellori's Titusmiiuze zeigt wieder die alten Irrtilmer: IVDAEA S. C., denKaiser mit Helm auf dem Kopfe und — nen! — auf eineni Helm (?) stehend.

Den Febler mit der bekrooteu Frau setzt iu der Beschreibung derVesp.-lliinze aucb Canieli fort, aber er wenigstens sieht doch als ersterrichtig den Kaiser mit dem r. Fufl auf eiuem ScbiffsscbnabeU) stehend. Erversieht auch weiter die ubrigens uur sumniarisch bescbriebene Titusmiiuzemit der Legende IVDAEA.

Die MitnzsammUmg der Kouigiu Christioa batte mit anderen Kunst-■\verken aus ihrer Hiotei'lassenschaft 1691 der NefEe des Papstes Innocenz XI.Dom Livio Odescalchi erworben-) mid in der lange nach seinem Tode

Fig. 1- (Bellori No. 20 Vesp.) Fig. 2. (Bellori No. 19 Titus.)

(1713) erfolgten Publikation der antikcu BroiizeniUnzeu der Sammlimg vonS Eaverkamp, Nummopbylacium Reginae Cbristioae etc.,findeu "vvir die beiden iliiuzen wieder, im Test S. 37, die Rs.- i imoen(von dem Kupferstecher P. S. Bertoli) auf Taf. VI No. (4) un ( ) sineinfach uach deneu des Bellori kopiert. Doch beaustandet der ]a sonst a s■\venig zurerlassig bekaunte Autor -weuigstens die Kichtigkeit erkroue als Scbmuck der fleheudeu Jildiu, da aucb eine solche esp,bei Andreas Morell (siebe spater) sie nicht aufweise, ebensowenig le itusBliiuze, bei Morell stebe der Kaiser auch auf einem Helm, uicht Schemel,

1) Diesea Moment spricbt fiir dio Echtbeit dei A esp. Miinze in derSammluug der Kouigin. Der unmogliche Sockel iu der Abbildnng Bellori smag aber bei den Wiener Falschungeu der Bllinze, siebe oben S. 4o, alsVorla""0 gedient haben,

«) Gaebler a. a 0.. S. 38211'.

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4 8 P h . L e d e r e r :

habe blofien, nicht stralilenbekranztea Kopf. Die Victoriola sei dort uachlinks, nicht xechts gewandt, was ihm ricbtig erscheine (aber falscb ist).

Bei Til. Pembroke, Nuraisiaata antiqua in tres partes divisacollegit olim et aeri incidi vivens curavit Tboinas Pembrocbiae et MontisGomerici Comes, 1746, fiudea wir auf Taf. 70 Fig. (8) einea Stich der Rs.der Titusmunze, der alles Wesentlicbe ricbtig wiedergibt^): Kaiser mitStrahlenkroue, aof Prora, mit Victoriola recbtshiu, die Jiidin obue Strableu-krone. Die angeblicbe Legeude ist diesmal so wiedergegeben: IVD (obeii)AEA (r.), aber nur mit puoktierten Buchstabeo, woraus zu ersebeu, dall siedem Zeicbner docb nicbt sicber scliieii, Weiin es \virklicb nur zweiExemplare der TitusniUiiz© gibt, so mlllitc dieses Exemplar Pembroke ausder Sammlung Mezzabarba (s. oben S, 46) stammen, da das zweite in deoiuui diese Zeit uocb existierendeu Kabiuett der Kouigin Christine lag.

Aufs neue uogenau (Kaiser obue Krone, FuB auf Helm, die Victoriolalinks gericbtet) ist dieser Tituarevers dann wieder von Andreas Morellim Thesaurus Morellianus contiuens XII prioruin imperatorum Romanorumnumisinata aurea, argentea, aerea, Amstelaedami 1752 wiedergegeben,Tom. Ill Abb. Taf. XIII No. 6 (Texc Tom. II S. 369 No. 5). Ebenda istauch der Revers der Vesp.-JIunze mit Herkunftsangabe Sammlung KoniginChristina wieder nacb Bellori kopiert, Tom. Ill Abb. Taf. IX No 5 (TextTom. II S. 311 No. 6).

Merkwurdigerweise gescbiebt der beiden, wie man siebt, docb reicblicbin der alteren Literatur verzeichuetea Sesterzen beim Altmeister Eckbel iuder Doctrina numorum (die romiscben Miinzen Bd. VI 1796 und Editiosecunda 1828) in seiner Erorterung der Flavierpraguugen gar keiue Er-wabnung, obgleicb ihr ungewobnlicber Typua im Verein mit ihrer SeltenbeitJhm docb wobl dazu AnlaB batte geben solleu. Und Eckbel batte ja aucbdie Sammlung der Konigin Christina, in der sich vou jedem Kaiser einExemplar befand, im Jabre 1773 studiereu konneu. zu welcher Zeit er diesen cb vollstandig init dem Cameli'scben Inventar in Ubereinstimmung: niillonumo desiderate'' vorfand ), Es scheint also, daiJ er die Miinzen als falscbangesehen hat, was docb wohl angenommen werden darf, wenn man au seineBeinerkung auf der letzteu Seite der Praefatio z« Bd. VI der Doctrinaen t. Interim noverit eruditus lector, si quem numum rarioris insolen-tionsve argumenti in bis meis commentariis desiderari intelliget, jam velideo a me condemnatum, quia omissum.«

™ T h . B u r g o n , d e r m i -

Pombroke K t-h'h <ler obengenaimteu SaiiimUmgVictory? Md a palm tree; S, C. iu exergue", die Bemerkimg Uiuznfugt:„Thi9 reverse, wliicb appears to be n e w , requires study."

') Eokbel, Doctr. Num. I. S. CLXIV, sagt uber seine Tafeiu: Imaginessunt caeJaturae mediocris, tamen fidelis.

Gaebler a. a. 0. S. 385.

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Beitrage zur rbmiscben Munzkunde IV. 4 9

Vail laut 's uugenaue Beschreibuug sowie die fehlerhafte Abbildung')d e r T i t u s m i i u z e r a i t I V D A E A u o d d e m b e b e l m t e n K a i s e r b a t d a n n a u c l inoch kritiklos Stevenson, Dictionary of Eoman Coins (1889) S. 490, woauch die Milnze des Vesp. bescbrieben ist, ubeniommeii. An diesem Lesikonhat bekaniitlicb F. W. Staddeii raitgearbeitet, in dessen Speziahverkeu Historyof Jewish Coinage (1864) uud Coins of the Jews (1881) eine solcbe Miinzeindea nicbt anfgefiihrt war.

Die Miinzsamniliingcn der Konigin Christina, im nacbberigen Besitzdes Dom Livio Odescalchi utid der Herzoge von Bracciatio, dann 1794 vomPapsto Pius VI. kiinflich erworben, gingeti rait deiu vatikaniscben Munz-kftbinett 1799 in das Eigentum dev Bibliotbeqiie Natiouale zu Paris liber*).Man sollte dort demnach die b e i d e n , iu den alten Katalogen der Christina-pamniliiiig von Bellori, Caraeli, Haverkamp irauier geraeinsam aufgefubrtenSesterzftU von Vespasianus und Titus verniuteu. Aber iu Paris ist our dascine, bis heute Unikxim gebliebene Stuck des Vespasianus — ein Titnsfiiidet sich dort nicbt, auch nicht etwa uuter den Falsa, wie niir HerrJ. Babelon mitzureilen die Frenndlichkeit hatte.

Nun gibt es ein von E. Sancieraente im Jahre 1794 fiir die tiber-gabe an den Vatikan aufgestelltes Inventar®) der CbristinasararaluDg (ver-ott'pntlicbt iu den Dociiraenti inediti per servire alia storia del mnsei dTtalia,III [1880] S. 293—376) init einev gjiuz siiinmarischeu Aufztihlung ibrerJliinzen, dabei gesondert ibrer Groiibrouzen unter Angabe von deren Auf-scbriften oder interessanteu Reversen, Dieses lafit unseren Vespasianus ver-ini.sseD, der docb wohl mit seiner so besondereu Darstelluug einem Sanimlerwie Sanclemente aufgefallen ware, wabrend unter den G. B. des Titus eiaedurch die Aufscbrift „IVDAEA« cbarakterisierte (S. 298) unverkennbar sichauf unsern Titus beziehen inuli. Es ist daraus zu folgeru: aus der Cbristina-sammlimg ist der Vespasianus scbon vorber (in der Zeit zwiscben Eckbel'sBesucb 1773 uud deni Kauf durch Pius VI. 1794), der Titns vor der Cber-fUbrung nach Paris abbauden gekorainen '•) und der Pariser Vespasianus lunC das

1) Diese wolil nach Bellori und (?, weil Prora ricbtig wiedergegeben)Can ie l i .

2) Gaebler a. a. 0. S. 382, 385, 386.3) Gaebler a. a. 0. S. 385.0) Gaebler a. a. 0. S. 385 Aura. 5: „Wiihrend dieser bewegten Zeit

geachah es ancb, dalJ einzelne Stiicko ibreu Weg in den JlUnzbandel fanden,aus dem sie daun iu anderen Saniuiltingen wieder anftaucbten". Vgl. ancbJ. Friedlaender, Repertoriuni zur antikon Ninnisniatik, S. 19, der vom Ver-kauf einzelner Stucke der Saramhmg berichret. Docb haben beide vielleicbtdie Stucke mit nachtraglich aufgepriigtcu Pliittcbeu rait dem gekronteu Cim Auge, die man flir die Christincschpu bielt, vgl. Friedlaender, Das kg!.Jliiuzkabinet^ 1877 bei No. 997 und Gaebler 8. 385 Aum. 5 am Scbluli;siehe dagegen filowat, Rev. num. 1910 S. 525. Regling, Berl. Miinz-blatter 1911, S, 66 denkt an Christian IV. von Dtinemark, jotzt, wie er mir

Z e i t B c b r i f t f 0 r K u m i s m a t i k . X L . 4

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5 0 P h . L e d e r e r :

von VaillaDt (s*. oben S, 46) erwKhute Stiick der SammlUDg: LudwigXIV. sein^).Die Londoner Ti tus- l lunze, i iher dereu Herkunf t nach f reund l ioher

Jlitteilang von Herrn G. F. Bill im Britiscbeo Slusenm nichts bekannt ist,dttrfte wobl aus der Auktion bei Sotbeby 1848 (s. oben S. 48) der SammhingrPembroke (ex l lezzabarba?) s tammeu. Dann kdncte das andeve Ti tus-exemplar iu Rom (ex Sammlung Fr. Gnecclii, der bei deasen Veroffentlicbungin der Riviata ItaK di Num. 1914 S. 177 leider keine Angabe macht, ob eres aiis einer Sammlung oder einem Fnnde erworben hat) allenfalU das sonstverschollene Stuck der Konigin Christina sein.

Vielleicht regt diese Untersncbung an, Dacb etwaigen sonstigenExemplaren der beiden Rarissima in offentlichen und pvivaten SammluogenU m s c b a u z u h a l t e n .

Die Identitat der Ks.-Stempel von 1 nnd 2 ist bisher nochnicht bemerkt worden, nnd so warden die beiden fiehenden Figureuvon 2 in alien neueren Beschreibnngen (Madden, Cohen, Rogers,Matt.-Syd., Bernbart) anCer bei Gnecehi nnrichtig als „zwei Judeu^bezeicbnet, wiihrend anf 1 Jade und Judin klar erkanot nnd ancbauf 2 sehon von Vaillant richtig beschrieben "waren. Das langherabfailende Untergewand der Fignr vor dem Palmbaum von 2macht das Geschlecht obne weiteres dentlich, anfierdem sind jabei den doppelfigurigen Judaea-capta-Typen aueh gonat ansnabras-los ein Mann und eine Frau dargestellt.

Das Datum der TitusmUnze ist dnrch die TKIB. POT. IIgenau bestimrat zwiscben 1. Juli 72 und 30. Juni 73^), und daaach die MUnze des Vesp. rait Cos lUl darehans in denselbenZeitranm paBt, so wird man wegen der Verwendung des gleicbenRs.-Stempels beide Sesterzeu als gleicbzeitig annebmen dUrfen.

Danacb ist die Cbarakterisierung des stehenden Kaisers aufder TitasmUnze als Titus bei Coben, Matt.-Syd. uod Gnecebi zuberiehtigen, der Dargestellte kann nur Vespasianus sein. Die

mitteilt, aber an Karl I. von England. — Der Vesp. ist bisher nicht wiederzum Vorschein gekommen!

0 Das Pariser Stuck hat auch jedeofalls T. E. Mi o n n e t unter denAugen gehabt, wenu er in seinem Werke „De la raret6 et du prix desinSdailles romaines^, Paris 1815, S. 101 und 2. Aufl. ]827 S. 155 unter denG- B. mit „rever8 rares" des Vespasianua dio unsrige mit „S» C, VeppasienNicepboie debout, le pied sur une proue; devant lul deiix Juifs prostern6s»derri6re un palmier" (unter der librigens werkwurdig niedrigen SchiitzuugvoD 12 frs. [Cohen 100 frs.]) auffubrt. Den Titus hat Mionnet nicht, es istanzunehmen deshalb, weil er im Pariser Kabinett fehlte.

2) W. Liebenam, Fasti Consulares S. 106.

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Beitriige zur romischen Miinzkunde IV. 5 1

Sesterzen gehoren in die Reihe der raaonigfacheu aoderen Miinzen,die mit dem Bildnis beider Kaiser unter Benutzang gleicher RUck-seiten (rielleicht auch soDst gleicher Stempel, was noch zu unter-snchen ware) ausgegebeo wardeo.

Aus der reicben Serie der ErinneraDgsmiiDzen auf den judischenKrieg bebt sicb unser MUnzbild stark ab. Es zeigt eine Kompositionvon benierkenswerter kUnstlerischer Geschlossenheit. Drei Verti-kalen beberrschen den Raura: zar Linken ragt starr der Palmbaumals Symbol des Landes Judaea empor, ihra entspricht ztir Reehtender Kaiser mit seiner Lanze aufgeriehtet iu steinerner Siegerrahe,die Mitte wird betont durch die Victoriastataette in seiner Haud.Wirkungsvoli umschliei3en diese drei lahigen Vertikalen die atark,geradezu leidenscbaftlich bewegte Grnppe des Judenpaares. Derkoieende Mann mag wohl der goadeflehenden Armenia einesAugustusdenars (Cohen No. 360, Babelon, Aquillia No. 6) nach-empfnnden sein. Im Ubrigen ist diese Haltung der Proskynesetypisch bei den romischen Besiegten- nnd Barbarendarstellangen,insbesondere auf den Reliefs, ygl. z. B. die zwei knieenden Ger-manenfUrsten des M. Anrelius-Reliefs im Konservatorenpalast (Brunn-Brackmann Taf. 268; Papers of the Brit. School of Rome 1906Taf. XXIII 1; H. St. Jones, Sculptures of the Pal. d. Cons., Oxford 1926, Taf. ] 2) oder den Sarkophag im Camposanto in Pisa,Reinach R6p. des Reliefs III S. 121 (nnten).; sie ist dort zu einerfesten Formel geworden^).

Beraerkenswert ist ferner die Strahlenkrone, die der kaiser-liche Sieger triigt. Sie ist auf den KaisermUnzen vor Nero aus-achlieiSlich Schmuck des Divus, bis sie — verwendet nur im Mliuz-bildnis der Vs. — unter Nero auf Bronzen und seit Caracaihiauch auf Silber und Gold ein metrologisches Unterscheidungszeichenwird ); spater in der zweiten Hiilfte des 3. Jahrhcnderts verwischensich die bis dabin klareren Linien ihrer Verwenduug. EinzigeAusnahraen von der ftlr die Zeit vorher geltenden Regel bildeu

Lehinann-Hartleben, Die Trajanssaule (1926) S. 58. Dort andereBeispiele von der Trajanssaule. Fur weitere solche Barbareufiguren aufMiinzeu vgl, Traiauus Coh. No. 386/90, 519/21, 527, Caracalla Coh. No. 333.

2) F. Kenner, Num. Zeitschr. X 1878 S. 250/3; L. Cesano, RaaseguaNum. 1911 S. 36—43 (hier ausfilhrlichste Behandluug der corona radiata);SI. Bernhart, HaDdbuch S. 23, 32, 72,

4 *

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a) Die neronischen Goldstiicke und Denare mit AVGVSTVSAVGVSTA and AVGVSTVS GERMANICVS, Coh. No. 42 — 45= Matt.-Syd. S. 147/8 No, 41/42 = Mattingly, B.M.C. Coinsof the Roman J£mp. I S. 208 No. 52/60, die zum ersteuMale den lebenden Kaiser (steheud) mit Strahlenkrone(und Victoria) zeigen^).

b) Unsere Sesterzen des Vespasiauus und Titus, diedas gleiche Motiv Ubrigens auch uur dies eiue Mal^) auf-w e i s e u .

c) Eiu in Judaea (?), jedenfalls in ostlicher MUuzstatte ge-pragter undatierter Aureus des Vespasianus, der in sin-gularer Weise den Kaiserkopf mit Strahlenkrone (Hs. VICT.AVG Victoria mit Kranz und Palmzweig) zeigt, Coh. No. 587(Abb.), Madden S. 207 No. 1, Laffranchi, RW. Ital. diNum. 1915 S. 153, 1 Taf. Ill 35, Matt.-Syd. 11 S. 59No. 374. Hier erweist sich so recht der orientalischeCharakter der Strahlenkrone, die ja (nach ptolemaischeuFursten) syrische Herrscher wie Antiochos IV.und einigeseiner Nachfolger fUr ihr MUnzbildnis verwendet haben.

d) Ein Sesterz (Cohen No. 318; hier Taf. II 3 nach eiuem^ vorauglichen Berliner Exemplar) und eiu Aureus (Coh. 1177)

Eekhel, Doctr. Num. VI 3. 269 and VIII S. 362; Sydenham, Coinageof Nero 1920 S. 126/9; A. Baldwin, Five Roman Gold Medallions in Numismatic notes and moijographs No. 6, New York 1921, S. 43-45; MattindyBMC Coins of the Roman Empire S. LXIV, CLXSIII, CLXXIV Anm, 1 mitweiterer Literaturangabe; L. Cesano, Ripostiglio di aurei imperiali rinvenuto aRoma, 1930, S. 34/5 (vgl. auch uoch M. Bernhait, Consecratio, Milt, d. Vorderas.es. 1916 S. 152/5). Die Beispiele von Miinzen mit Strahlenkrone (daruuterfigurierend auch unser Sesterz des Vesp, aber nicbt der des Titus) sind am

sorgfaltigsten zusammeugestellt von L. Cesano, Kassegna Num. 1911 S 39/45 ;resohieLn"'"" ''<='■ lebenden Kaisers nicbta a O ' i™ J- SO. CoU, 178, a.if dem L. CesanoL^dpl.' „ , Titus mit Strahlenkrone sal.,S, d n iL"97 " i' 7°'""°'"' ™ Vespanianns, wie bei Matt.-Sjd. n 128. 97, jetM audi von L. Cesano selbst, Ripostiglio die aurei imperial, nnvenuto a Roma, 1930, S. 60 Ann,. 1 riobtiggestellt ist.

• V S y i e , S . L V I u n d X O I V s o -wie S. 28 iNo. 209 e.n Tetradrachmon von Antiochos II. als bereits eiueStrahlenkrone auftveisend beschneben wordcn, was O. Macdonald, Jonrn.Hell. Stud. 1907 S, 155 No. 20 herichtigt hat.

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Beitrage znr romischen Miinzkunde IV. 5 3

des Anton inus P ius , da t ie r t COS I I I ) , a lso ab J i . 145,mit stehendem Kaiser, der militiirisches Gewand, Strahlen-krone und Nimbus, Zweig und Lauze triigti).

Man "wird, wenigstens fur die MUnzen des Nero a) und Pius d),der auch auf die Stand- und Sitzfigoren der Divi ansgedehntenAnnahme von L. Cesano Rassegna Num. 1911 S. 40 Reefat gebeadUrfeUj dafS diese MUnzbilder uns verlorengegangene Kaiserstatuenwiedergeben, uud man kann auch mit der genaunten Forscherinvoraussetzen, dai i d ie Strahlenkroue von deu Imperatoren, zu-mindest in einzelnen Fallen, wirklich getragen wurde.

In der so reich und nialeriscb aufgebauten Szene unsererSesterzen b) — einem durchaus kommemorativen Munzbilde —hut man aber gewifi keine Statuenkopie za sehen. Die Strahlen-krone ist ursprlingUch Symbol des Sonnengottes, das Nero, dersich aueh sonst als vio.^ ^'H'uog feiern lieB-) und dem Sol eineKolossalstatue mit seinen eigeneu Ztigen errichtete^), wie wir ge-sehen haben, erstmalig zu Lebzeiten auf seinen Munzen anbrachte,und auch Vespasianus ist unzweifelhaft auf uusereu Sesterzendurch den Sebmeichelwillen des Senats in gleicber Weise alsGott dargestellt. Das lieBe sich zunachst schou aus seinen Be-ziehungen zum Orient, wo er zum Kaiser ausgerafen wurde, ver-stehen. Weissagungen und Wunderzeiehen gingen iibrigens seinerErhebong voraus^). Im Jahre 75 hat er auch den neronischenKoloss in eine Statue des Sol umwandeln lassen'*), und Sol war

1) fCoch ist ia diesem Zusauimenbang die Staudfignr mit Strahleakroueauf einer colunuia rostrata der Gold- und Silbermunzeu des Vespasianus Cob.No. 558/60 und Titus Cob. No, 271/2. 288/91 (alle diese Pragungen vomJ. 79) zu erAvabnen, die von Milaui, Di alcuui ripostigU di monete rom.,in Museo di antichita class. II 1886, S. A. S. 49-51, als restaurierte Statuedes Nero, aber von L. Laft'rancbi, Eiv. Ital. di Num. 1911 S. 435, ebensovon Matt.-Syd., Komau Imp. Coin. II S. 6 ricbtig als restituierter augusteischerMUnztypus erklart wird (ebenda S. 115 sind allerdiugs inkonseqiienterweisedieselben Titus-Miinzeu als Ehrung fiir Vespasianus — memorial type inthe tradition of Augustas" — bezelchuet).

2) Belegstellen bei L. Cesano, S. 40 Anm. 3.3) Vgl, bierzu zuletzt F. Pr6cbac, Lo Coloase de Neron, in Revue Num. 1921

S. 1—22, 105—152.Josepbus bell. Jnd. IV 623; Tnc. hist. I 86; Flat. Otbo 4; Suet. Vesp. 5.

5) Koscber, Myth. Lex. v. Sol IV S. 1151; K. E. VI s. v. Flavius Sp. 2665Abscbu. -/.

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nun der „Scliutzgeist der flavischen Stadt Rom" ^). Die Vergottangdes Kaisers auf dem anreus c) wird aus der orientaliscbeu Her-kunft dieser MUnze (siehe obeii) ja ohne weiteres begreiflich. Aberauffallig ond den Eindruck besonderen Anlasses erweckend erscheiotes, dafi Vesp. dies einzige Mai in seiner ganzen reichen und raitso vielen Emissionen an den judiscben Krieg erinnernden baupt-stadtiseben Pragnng alsGottkaiser dargestelJt wird. 1st dariuvielleicbt eine gewollte besondere Demiitigung fUr die gerade iudiesem Pankte so empfindlicben Juden zu erblicken, die iiberdiesnicbt in der Haltung wurdiger Trauer wie auf alien anderen Judaea-munzen. sondern unterwUrfig nm Gnade flehend rorgeflihrt werden?Der Sesterz ist, wie erwiibnt, aus dem 4. Consulatsjabre des Vesp.('2—73 n. Cb.), in dera Uberhaupt viei mit Hinweisen auf denSieg Uber Judaea gepragt wurde^).

Zwar war scbon im J. 71 der Triumph des Vesp. und Titusin Rom gefeiert worden, aber der Krieg fand docb erst im J. 73 (MitteApril) seineu AbschluB durch die Eroberung der drei judiscbenFestungen Herodium, Macbarus und Masada ), -wonach das gauzepalastinische Aufstandsgebiet in eine eigene kaiserlicbe Provinzverwandelt wurde. ScblieBUch hat ancb ira gleichen Jabre, nacbder UuterdrUckung von Judenuuruheu in Alexandria, der neueAufstande der Juden befUrcbtende Kaiser ihren Kult durcb einen

Nissen, Rhein. Mus. 49 (1894) S. 297.2) Audi wenu man sicb ausschliefilich auf die durch Schrift oder Bild

gesieherten Typen beschrankt (unter Weglassung von solchen mit VICTORIAAVGVSTI Oder Kaiser in Triumphquadriga, die immerhin auch mit Sieg unciTriumph ttber Judaea in Verbinduog gebracht werdeu konnen; den Zusammen-bang gerade von VICTORIA AVGVSTI damit betont besonders Otto Th. Schulz,Die Rechtstitel und Regierunggprogramme auf rom. Kaiseriulinzen, Pader-born 1925 S. 3 /33), so ergeben aich von Vesp. 2 Gold-, 4 Silber- und2 Sesterz-Pragungen aus diesem Jahre und von Titus aus dem entsprechendeuKonsulat II (1. Januar 72-1. Januar 74) auch 1 Silher-, 2 Sesterz- und2 As-Pragungen: Veapasianus: Matt.-Syd. S. 20 No. 45 (Brit. Mus.),0. o3 (Coh. No, 644), S. 31 No. 143 (Coh. No. 141), S. 50 No. 301 (Cob.Nr. 139, 140), S. 58 No. 363 (Coh. No. 645), S. 77 No. 525 (Cob. No. 479),

S. 101 No. 733 (Brit, Mus.). — Titus: Matt.-Syd. S. 58 No. 367 (Cob.No. 392), S. 86 No. 608 (Cob. No. 113), S. 87 No. 620 (Coh. No. 116) S. 89No. 638 (Coh. No. 234), S. 91 No. 653 (Brit. Mug.).

') Josepbus bell. VII 306 bezeichnet die Einnahiue dieger Festung als^Q'/ov xov cTQog 'lovdaiovg rto/e/toi' xE?.evtaiov.

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Beitrage zur romischen ilunzkunde IV, 5 5

harten Schlag, die ZersttJruog des Oniastempels bei Heliopolis, zatreffen gesacht ^). Die Teudenz des MUozbildes laOt sich alsoaus deu Ereiguissea des Jahrea 73 heraus ganz gut veratehen:die eodgUltige Niederwerfung des judisclien lleichsfeindes wird iueinera besonders eindrucksvollen PragedeDkmal gefeiert. AuchHadriaaas hat spiiter eine nicht umibDliche Gesinuang JudaeagegeiiUber bewiesen, als er auf aeinen stadtrSmischen Judaea-MUuzcd, Cob. No. 51—56, 872 (vgl. die Abb. bei Madden, Coinsof the Jews S. 231; Matt.-Syd., Roman Imp. Coin. II Taf. X\I 322und 325; Bernhart, Handbuch Taf. 86, 4) der Personifikation desLandes einen Brandaltar mit Opferstier beigesellte — eine kiareAndeutang, daB an die Stelle des Jehovadienstea der rdmischeKnit getreten ist^).

Nun wird noch die weitere Besonderheit onsres MUnzbildes,die den Ausgaugspunkt dieser Betrachtung gebildet batj zu prtifensein: Der Kaiaer steht auf einer Prora. Das kommt in der stadt-rOmiachen MUnzung^) des 1. Jahrhunderts nach Ausweis derIndices bei Matt.-Syd. Uberhaupt nur dies eine Mai vor (darnacherst wieder bei Hadrianus Coh. No. 1503, Matt.-Syd. S. 373No. 294), und bei den sonstigeu Judaea-MUnzen der Flavier stUtzter den Fufi auf einen Helm. Soil nun damit auf eine bestimmteSchiffsaktioQ im Judenkrieg angespielt sein oder gauz im All-gemeinen des Kaiaers Maeht zur See dem unterworfeuen Judeu-volke gegeniibergestellt werden^)?

Das letztere mochte fast Ubertrieben erscheiuen. Wo waresonst, wenn uns die Muuzbilder den romischen Kaiser als SiegerUber viel groBere und starkere Feindvolker zeigen, dieses Symbol

0 Vgl. Weynand, E.E. VI s. v. Flavius S. 2657/8 Abschn. t} und mitweiteren Literatiirhinweisen uiid Beer, K.E. IX s. v. Juda imd Israel S. 2455.

*) Ala gauz exzeptionell im Gegeusatz zu den andereo hadriauischeuPfovinzmuazen fasseu Matt.-Syd, II S. 332 diese Munzgruppe auf: Tlie nationalresistance to Rome here made local allusions impossible. What is showninstead, is the introduction of the new order of Graeco-Ronian civilizationby Hadrian.

8) Uber deii Typus in der Kolouialmttnzung vgl. meine „Beitr. z. antikenMlinzkunde" Bl. f. Slzfr. 1925 No. 2 S, 210 Anm. 3.

*) Einen Seekrieg des Vesp. erwfthnt ttberhaupt kein zeitgenossischerHistorikor, wie Laffranchi. Riv. Ital. Num. 1911 S, J30 Anm. 2, mit Rechthe rvo rheb t .

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der Seelierrsehaft beigegebeu ? Aber aodererseits hat docb derlokal begrenzte Landkrieg in Judaea keine Aktion zur See udtiggeraacht, etwaige Seetransporte konnen auch nieht gefahrdet ge-w e s e n s e i n .

Ich habe in der Aniage A die siimtlichen Pragungen initmaritiraeu Typen wiihrend der Keglerung des Vespasianus ausMatt.-Syd., Roman Imp. Coin. H ansgezogen, in chrouologischerFolge zasammengestellt. In deren Ablauf fugen sich auch ansreSesterzen soznsagen organisch ein, nnd die ganze Ubersicbt kliirt,

wie mir scheint, den von der ueueren Forschung auch ohne diesegenauere Matenalbeachtang rertretenen Eindruck, da6 so yielewahrend der ganzen Regierungszeit Vespasians fortgesetzte Pra-gangen demrt (bei dem Typns Victoria aut Prora wechselt nurdie Au schntt zwischen victoria NAVALIS und VICTORIA AVGVST)uumoglicii alle die kleine Episode des „Kahn8ieges" von Taricheaverherr ichen kcinncn, soudern daB sie doch wol>l eben die kaiser-hche Macht zar See im Allgeraeinen zum Ausdruck bringen, wo-bei recht gut die Ideen der Zeutenarfeier von Aetium (Laffranchi)Oder der Fiottenbeteiligung bei Uberwindung des Vitellius (Mat-

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tingly-Sydenham) den Ausgangspunkt gebildet haben raogen. Nordie Neptuutypen (NEP. RED.) vou Vespasiaous und Titus sindnacb allgemeiuer Annahrae auf die Heimkehr der beideo Herrscheraus Judaea z i i r See zu bez iehen .

An den Kaiser auf UDserm MUnzbllde eriDuert sebr die GdltinRoma auf eiuem auderen romisebeD Monument des ersten Jabr-hunderts nach Cbr., auf dera jedenfalU vor dem Jahre 79, raiig-lieberweise also in flavischer Zeit, entstandenen Gladiatorenbelmvon Porapei (Museo Borbonico X 31; Germauia II [1918] Heft IS. 14—17, Abb. 1 [Mittelbild des Helms], (bier links wiedergegebenmit gUtiger Erlaubnis der Romisch • Gerraaniscben Kommissiondes Arcbiiol. Institnts des Deutschen Reiehes in Frankfurt a. M.):mit Helm, Scbild und Parazonium gescbmiiekt erscbeint die UrbsRoma, den recbten FuB ebenfalls auf ein Sehilfsvorderteil setzend,inmitten einer Gruppe von Barbaren, von denen die zwel ibrnachstbefindlieben niederknieend rait dem einen Arm ein romiscbesFeldzeicben umscblingen, den andereu sebutzflebend nach derGottin ausstrecken. Dieses Mittelbild zusammeu mit den beidenSeitenstUcken des Helms, die WafFentropbaeu, weitere Gefaugeneund Viktorien zum Gegenstande haben, verherrlicbt offenbar eineurOmiscben Sieg tlber barbariscbe Feiude. Es ist ganz strittig, obdie Darstellung auf ein bestimmtes Ereignis geht — auf die RUck-erwerbuug der Varianischen Legiousadler, wie zuletzt Bieukowski,Gerraaoia II (1918) S. 14 — 17 vermutet, das Schiff auf die Flotten-tiitigkeit des Germanicus beziehend —, oder in allgemeiuem Sinnaufzufassen ist, wie Schumacher, Germania II (1918) S. 4o derBienkow ski'schen Auffassuug entgegenhiilt (vgl. auch dort S. 45/46die wieder anders gefaCte Erklarung von Ruppertsberg), Das letztescheint nun nacb der Interpretation, die unseren Miinzen mit demgleicbartigen Motiv zu geben war, doch das Wabrscbeinlichere.

Bedenkt man die merkwUrdige Haufuog der Attribute anfden Sesterzen — der Kaiser wird in iiberhaupt siugularer Weiseals Siegergott und Seebeherrscher vor den um Gnade fleliendenUnterjocbteu dargestellt —, so wird man zum Seblusse kommen;bier gelangt stiirker wie auf alien JudaeamUnzendie Befriedigung des Imperators zum Ausdruek,mit dem Judeuvolke giinzlich fertig geworden zu8 e i n. —

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tibrigens verschwiDden nach dem Jabre 73 (4. Consulat desVesp. und 2. Consulat dea Titus) die vom Kegierungsbeginu desVesp. an ganz regular auftretendeu Judaeamlinzeu vollig aus derPragung der Flavier, um erst ira Jahre 77—78 (8. CoDSuIat desVesp. und 6. Consulat des Titus) ein Neuaufleben in wenigenEmissionen zu erfahren^). Man keunt aus dieser Zeit von Vesp.einen Sesterz mit IVDAEA CARTA, Matt.-Syd. gemaB AddendaS. XIII einzureiben vor S. 103 No. 752, und zwei Asse mit gleicberLegende S. 84 No. 595/96 2), und von Titus zwei diesen letztenbeiden MUnzen entspretibende Asse®) S. 107 No. 784 (Coh. No. 117/8).Da nach der scbon einige Jabre vorher eingetreteneu Befriedungvon Judaea eine aktuelle Veranlassung fUr diese MUnzang feblt,so -wird sie als Erinnerung an die zehnjabrige Wiederkebr desBeginnes der Bekampfang Judaea's unter den beiden Flaviern imFrlibjahr 67 aufzufassen sein. Wenn dann Titus als Allein-

*) Dieser Feststellung scbeiuen zwei BInnzen je vora J. 74, des Vesp.und des Titus, die sicli in der Literatur fiuden, zu widersprechen:

a) Der bei Madden S. 214 No. 14 aufgefiihrte und dort abgebildeteSesterz des Vesp. mit COS VIII und IVD. CAP. S. C. aus SannulungDr. John Lee (vgl. Akerman, Num. Cbron. VIII S. 155). Nach AreLhuse 1926S. VII wurde die Samniluug 1868 von Rollin und Feuardent Paris gckauft;IB iinze scheint aber veracbolleu, sie figuriert nicht bei Cohen uud Matt.-y • as Stuck ist iudes offeubar ein nach einem Titussesterz vom J. 80

zurechtgemachter Gufl, was mir Herr H. Matt.ingly aiich als seine Ansichtzu bestatigen die Gute hatte.

Sesterz des Titus (Coh. No. 107, Madden S. 221 No. 3) mitIII und iVD. CAP. S. C. Er hat aber die flir J. 74 unmoglicbe Auf-

schrift IMP. T. CAES. VESPASIAN. AVG. P. M. TR. P. P. P. COS. Ml,wie von Th. Mommsen, Num. Zeitschr. Ill S. 476, 12, B. Pick, Z. f. N. 13b. 228 Anm. 1 und 14 S, 366 No. 107, Matt.-Syd. S. 127 Anm. zu No. 91erkannt ist. Ein durch die Freundlichkeit des Herrn J. Babelou erhaltener

Ipsa guO dieser Pariser Munze, bier Taf, II 4, erweist mir in der Tat daOe a sc Oder verfalscht ist; Pick a. a. 0. hatte einen Stempelfehler an-

des Kopfes sowie der Ruckseite ist gauz mangel-

hiaz' T" " kleinereu Buchstabeu nachtrSgliche -u Matt-Syd. S. 104 No. 762 unter Prtigungen von Lugdunum aut-pfuhrte As des Vesp. vom J. 77—78 mit IVDAEA CAPTA {= Coh. No. 240)1st zu streichen, da er identlsch mit dem S. 84 No. 595 unter Rom ver-

z e i c h n e t e n S t l i c k i s t ,

') Vielleicht ist aucb der Sesterz dazu gepragt worden, aber uns nichterhalten geblieben.

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Beitrage zur rbraiscben Mlmzkuude IV. 5 9

herrscher iu den Jahren 80—81 noch ein Mai auf einigenSeaterzen. Matt.-Syd. S. 127 No. 91/93 (= Coh. No. 108, 111 und114), einem As S. 131 No. 128 (vergl. Coh. No. 115) nnd einemSerais S. 133 No. 141 (= Coh. No. 112) die bekannten Judaea-typen briugt, so verkiiDdeD diese Senatspragongeu^) der Welt aufgNeue den inilitarischen Rubm, deu er aus dem jUdischen KriegedavoD getrageu hat. Darnach aber zeigen die kaiserlichen MUnzennaturgemaB keine Auspieluiigen mehr anf den Jadenkrieg^). Derangebliche Sesterz des Doraitianus Yom Jahre 85 mit IVDAEACARTA, Coh. No. 318 („Lavy, Musee de Turin. M^daille hybride?"nach Museo Numismatico Lavy, 11, Turin 1840, S. 132 No. 1509,aber fehlend im Katalog des Tnriner Museums von Fabretti, Tarin1881, wohin die Sammlung Lavy gelacgt ist), den nach Cohendie HandbUcher iminer wieder hringen (Madden, Coins of the JewsS. 229; M. Bernhart, Handbuch S. 110; Rogers, Handy Guide toJewish Coins 1914 S. 48, 83; Matt.-Syd. S. 189 No. 280 „pro-bably hybrid"), kann jedenfalls nach seinem vollig zweifelhaftenCharakter nicht ais brauchbares, historisches Monument angesehenwerden®).

1) Auch die Gold- und Silberraunzen des Kaisers vomTypus: ein oderzwei Gefangeue mit Trophtie, dazu Victoria vor Trophfte mit Gefangenen(5 aurei und 10 Denare: Matt.-Syd. S, 116/93 No. 1, 2, 6, 11, 17, 21 21 ,59a 59^) batten Cobeu und Maddeu, soweit sic ihneu bekannt, auf die Er-folge in Judaea bezogen — von Matt.-Syd. S. IH werdeu aie mit „militarysuccess in Britain and elsewhere" (also doch wobl aucb in Judaea?) in Ver-bindung gebracbt. Bestimmtes bieriiber wird ebeu uicbt ausznmacben seiu,und die gleicbe Unsicberbeit, ob judiscber oder britauniscber Sieg gemeint,bleibt dann aucb beziiglicb der von Traianus restituierten Gold-intinzeu des Vespasianus und Titus mit ahnlicben Tropbiientypen (Matt-Syd. IIS. 312 No. 826/7 und S. 313 No. 831/2) besteben, vgl. H. Mattingly, Therestored coins of Trajan, Num. Cbron. 1926, S. 263/-J: und 277.

2) Uber eventuelle Ausnabmen unter Traianus siehe die vorige An-m e r k i n i g .

Auf eine durcb das Berliner lllinzkabinett giitigst besorgte Anfragenach dieser Miinze in Turin "vvar bis Abscblufl dieser Arbeit leider nochkeine Antwort eingegaugen.

P h . L e d e r e r .