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2 / 10 journal journal „Leben, Arbeiten und sich Bewegen in der Stadt“ könnte der Titel dieses Journals lauten. Wir gehen Fragen zu Wohnstandortentscheidungen nach, erforschen das Leben in Bestandsquartieren oder untersuchen den Stellenwert von Kultur und Baukultur für Lebens- qualität und Stadtentwicklung. Dem „Arbeiten“ widmen sich ein Beitrag zur nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung und ein internationaler Vergleich von Dienstleistungszentren. Dass Leben und Arbeiten immer mit „sich Bewegen“ verbunden sind, zeigen die Projekte zu Mobilitätschancen von Menschen mit Migrationshintergrund oder zu den Aktionsräumen Jugendlicher. Dabei sind innovative Konzepte für ein Mobilitätsmanagement gefragt. Neues aus der ILS-Forschung 2, 3, 4 Kurznachrichten 5 Aktuelles/Personalia 7 ILS-Projektergebnisse 6, 8, 9, 10 ILS-Kooperationen 11 Veranstaltungen 12 Impressum/Neuerscheinungen 12 ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung nlässlich des 90. Geburtstages von Prof. Dr. Friedrich Halstenberg, Staatsmini- ster a. D. und Honorarprofessor an der TU Dortmund, hatten die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, die Aka- demie für Raumforschung und Landespla- nung, die Fakultät Raumplanung der TU Dortmund und das ILS am 02.07. 2010 zu einer Festveranstaltung in das Dortmunder Rathaus eingeladen. Prof. Halstenberg war in seiner Funktion als Chef der Staatskanz- lei NRW verantwortlich für das Nordrhein- Westfalen-Programm 1975, das von der Landesregierung 1970 erarbeitet wurde. Eine Maßnahme dieses Programms war die Errichtung des ILS im Mai 1971 mit dem Ziel, Grundlagen und Entscheidungshilfen für die Landes-, Regional-, Entwicklungs- und Bauleitplanung zu erarbeiten. Aus dem damals errichteten Ressortforschungsinsti- tut ist nach einem Transformationsprozess inzwischen die ILS gGmbH als exzellenz- orientiertes außeruniversitäres Forschungs- institut hervorgegangen. Bei der Festveranstaltung würdigten nach Grußworten von Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Dekanin Prof. Christa Reicher Prof. Dr. Hans H. Blotevogel und Staatsmi- nister a. D. Prof. Dr. Christoph Zöpel die wissenschaftlichen und politischen Leistun- gen des Jubilars. A Foto unten: Der erste Standort des ILS 1971 am Königswall in Dortmund Würdigung Prof. Dr. Friedrich Halstenberg

NeuesausderILS-Forschung 2,3,4 Kurznachrichten 5 … · len der Städte Dortmund, Gelsenkirchen ... [email protected] KerstinSuhl ... Ausstellungtu/kultur imDortmunderU

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journaljournal„Leben, Arbeiten und sich Bewegen in der Stadt“ könnte der Titel dieses Journals lauten.Wir gehen Fragen zu Wohnstandortentscheidungen nach, erforschen das Leben inBestandsquartieren oder untersuchen den Stellenwert von Kultur und Baukultur für Lebens-qualität und Stadtentwicklung. Dem „Arbeiten“ widmen sich ein Beitrag zur nachhaltigenGewerbeflächenentwicklung und ein internationaler Vergleich von Dienstleistungszentren.Dass Leben und Arbeiten immer mit „sich Bewegen“ verbunden sind, zeigen die Projektezu Mobilitätschancen von Menschen mit Migrationshintergrund oder zu den AktionsräumenJugendlicher. Dabei sind innovative Konzepte für ein Mobilitätsmanagement gefragt.

Neues aus der ILS-Forschung 2, 3, 4Kurznachrichten 5Aktuelles/Personalia 7ILS-Projektergebnisse 6, 8, 9,10ILS-Kooperationen 11Veranstaltungen 12Impressum/Neuerscheinungen 12

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

nlässlich des 90. Geburtstages vonProf. Dr. Friedrich Halstenberg, Staatsmini-ster a. D. und Honorarprofessor an der TUDortmund, hatten die Deutsche Akademiefür Städtebau und Landesplanung, die Aka-demie für Raumforschung und Landespla-nung, die Fakultät Raumplanung der TUDortmund und das ILS am 02.07. 2010 zueiner Festveranstaltung in das DortmunderRathaus eingeladen. Prof. Halstenberg warin seiner Funktion als Chef der Staatskanz-lei NRW verantwortlich für das Nordrhein-Westfalen-Programm 1975, das von derLandesregierung 1970 erarbeitet wurde.Eine Maßnahme dieses Programms war dieErrichtung des ILS im Mai 1971 mit demZiel, Grundlagen und Entscheidungshilfenfür die Landes-, Regional-, Entwicklungs-und Bauleitplanung zu erarbeiten. Aus demdamals errichteten Ressortforschungsinsti-tut ist nach einem Transformationsprozessinzwischen die ILS gGmbH als exzellenz-orientiertes außeruniversitäres Forschungs-institut hervorgegangen.

Bei der Festveranstaltung würdigten nachGrußworten von Oberbürgermeister UllrichSierau und Dekanin Prof. Christa ReicherProf. Dr. Hans H. Blotevogel und Staatsmi-nister a. D. Prof. Dr. Christoph Zöpel diewissenschaftlichen und politischen Leistun-gen des Jubilars.

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Foto unten: Der erste Standort des ILS1971 am Königswall in Dortmund

Würdigung Prof. Dr.Friedrich Halstenberg

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2 ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

ie Bedeutung großflächiger suburbanerDienstleistungszentren als Standorte hoch-rangiger ökonomischer Kontrollfunktionenund als Alltagsorte für Arbeit, Konsum undFreizeit nimmt vor allem in Metropolregionenimmer weiter zu. Die unterschiedlichen Aus-prägungen reichen dabei von klassischenGewerbegebieten mit Nahversorgungs-funktion über regional bedeutende Han-delszentren und Freizeiteinrichtungen bishin zu global ausgerichteten Clustern hoch-wertiger Dienstleistungen in Technologie-parks oder Airport Cities.

Solche Dienstleistungszentren werden viel-fältig genutzt und spielen eine wichtige Rolle– auch als alltäglicher Aufenthaltsort. Trotz-dem weisen die meisten erhebliche stadt-räumliche Mängel auf, denn sie sind auf denAutomobilverkehr ausgerichtet und es fehltder Bezug der großstrukturierten Gebäudeuntereinander.

Standorte im Umland von Düsseldorf,Osaka und Los AngelesIn dem Forschungsprojekt „SuburbaneDienstleistungszentren in Deutschland,Japan und den USA“ sollen daher verschie-dene Typen suburbaner Dienstleistungs-cluster und ihre jeweiligen funktionalenEigenschaften und stadträumlichen Mängelbeziehungsweise Qualitäten herausgearbei-tet werden. Als Beispiel dienen hochwertigeGewerbestandorte in den MetropolräumenDüsseldorf, Osaka und Los Angeles. DasILS führt das Projekt in Kooperation mit derMeiji-Gakuin University in Tokio und derUniversity of Southern California in LosAngeles durch; die dazu notwendigen For-schungsaufenthalte in Japan und den USAfördert der Deutsche Akademische Aus-tauschdienst. Ziel ist, suburbane Dienstlei-stungszentren mit unterschiedlicher städte-baulicher Struktur systematisierend zuuntersuchen und damit Grundlagen fürplanerische Handlungsmöglichkeiten zuerarbeiten, die diese Zentren baulich-räum-lich qualifizieren.

Der internationale Vergleich ermöglichtdabei, eine besonders große Bandbreite anBebauungsformen zu untersuchen. Die inden USA und Japan entstandenen Dienst-leistungszentren resultieren zwar ausähnlichen funktionalen Ansprüchen undökonomischen Notwendigkeiten wie in

Europa, beziehungsweise Deutschland,haben aber dennoch vollkommen anderestädtebauliche Formen hervorgebracht. Vorallem in Bezug auf ihre jeweilige Dichte,ihren Flächenverbrauch und ihren Grad derAutomobilorientierung repräsentieren diesebeiden Länder die Extremfälle unter denhoch entwickelten Industrienationen: Soweisen die „edge cities“ genannten subur-banen Zentren in den USA die extensivste,die Subzentren in den japanischen Stadtre-gionen dagegen die intensivste Flächennut-zung auf. Zum besseren Verständnis derPotenziale der mitteleuropäischen Variantebietet es sich daher an, die städtebaulichenStrukturen der suburbanen Zentren deut-scher Regionen denjenigen in Ostasien undNordamerika gegenüberzustellen. So lassensich die Vor- oder Nachteile definieren unddie besonderen Qualitäten der jeweiligenBebauungsformen herausarbeiten.

Qualifizierung der „edge cities“In dem Forschungsprojekt werden diejeni-gen Standorte der drei Metropolräume, dieals neue ökonomische Pole oder „edgecities“ gelten können, identifiziert und nachKriterien wie Größe, Dichte, Nutzungsspek-trum und Lage innerhalb der Region typi-siert. Als Basis dienen dabei vorhandeneLiteratur und die Auswertung von Sekun-därdaten zur Einzelhandels- und Arbeits-platzverteilung. Zudem werden einzelneFallbeispiele vor Ort bezüglich ihrer funktio-nalen und stadträumlichen Eigenschaften(Nutzungskombinationen, Dimensionierung,Erschließung, Orientierungsmöglichkeitenetc.) analysiert und bewertet.

Mit dieser Analyse sollen die baulich-räum-lichen Defizite identifiziert, Ansätze fürVerbesserungen aufgezeigt und Potenzialefür die Neuschaffung von Nutzungskom-binationen oder Nachverdichtungsmög-lichkeiten herausgearbeitet werden. DieErgebnisse der empirischen Untersuchun-gen sollen im Anschluss dazu dienen,die besonderen Kriterien herauszuarbeiten,die für eine baulich-räumliche Qualifizie-rung suburbaner Dienstleistungszentren inDeutschland ebenso wie im internationalenKontext relevant sein können.

Dr. Frank RoostTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Neues aus der ILS-Forschung

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Suburbane Dienstleistungszentren in Deutschland,Japan und den USA

Los Angeles

Osaka

Costa Mesa

Irvine

Das ILS-Forschungsfeld „Metropolisie-rung“ untersucht die baulich-räumlicheStruktur von hochwertigen Gewerbe-standorten im suburbanen Raumin einer international vergleichendenStudie.

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Das Ruhrgebiet als räumliches Mosaik des Alltags

Neues aus der ILS-Forschung

angewandten Geographie angeboten.Neben der fachlichen Einführung behandel-ten und übten die Studierenden vor allemdie unterschiedlichen quantitativen undqualitativen Forschungsmethoden. Zu denSeminarinhalten gehörten auch Erhebun-gen an insgesamt neun Schulen im Ruhrge-biet von Ende April bis Anfang Mai. Bei den

In der Mobilitäts- und Verkehrsfor-schung liegen bisher nur wenigeErkenntnisse über das Mobilitätsver-halten von Menschen mit Migrations-hintergrund vor. Bisher wurde dieseheterogene Gruppe in Deutschland vorallem in der Bildungs- und Integrations-forschung berücksichtigt. Eine ILS-Studie aus dem Jahr 2007 liefertejedoch Hinweise auf Unterschiede imVerkehrsverhalten, denen in der aktuel-len Untersuchung nachgegangen wird.

iel des ILS-Forschungsprojektes ist es,den Kenntnisstand über die Alltagsmobilitätvon Menschen mit Migrationshintergrund zuerweitern sowie mögliche Motive und Grün-de für nachzuweisende Verhaltensunter-schiede zu identifizieren. Darüber hinauswird der Aspekt der sozialen Benachtei-ligung durch ungleiche Mobilitätschancenuntersucht. Während in Großbritannienschon seit vielen Jahren die Themenfeldertransport und social exclusion verknüpftund auf die politische Agenda gebrachtwurden, ist der Kenntnisstand über einemobilitätsbedingte Benachteiligung oder

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beteiligten Schulen handelt es sich um jeeine Hauptschule, eine Gesamtschule undein Gymnasium in verschiedenen Stadttei-len der Städte Dortmund, Gelsenkirchenund Mülheim an der Ruhr. Insgesamtwurden in 25 Klassen 542 Jugendliche des9. und 10. Jahrgangs befragt. Als For-schungsmethoden kamen dabei nebeneinem standardisierten Fragebogen auchMental Maps, Zeitbudgetpläne und Grup-pendiskussionen zum Einsatz.Nach Abschluss der Datenauswertung pla-nen die Projektpartner, die Erkenntnisse aufeiner Veranstaltung im November 2010 mitLehrern, kommunalen Schulverwaltungensowie ausgewählten Experten aus der Wis-senschaft zu diskutieren. Die Ergebnissewerden zudem in einer Buchveröffent-lichung mit umfangreichem Bildmaterial vor-gestellt, die für Anfang 2011 vorgesehen ist.

Dr. Jörg PlögerTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Aktionsräume von Jugendlichen mitund ohne Migrationshintergrund sindder Inhalt dieses Projektes, das das ILSgemeinsam mit dem GeographischenInstitut der Ruhr-Universität Bochumdurchführt.

ie Projektpartner wollen damit nähereErkenntnisse über die Aktionsräume, Frei-zeitgestaltung, Mobilitätsmuster und For-men der Raumnutzung von Jugendlichenim Ruhrgebiet gewinnen. Anschließendsoll in einem nächsten Schritt untersuchtwerden, inwiefern Unterschiede hinsichtlichder Raum- und Zeitstrukturierung auszu-machen sind, die vom sozialen Status, derethnischen Herkunft oder dem Geschlechtder Jugendlichen abhängen. Das Projekt istTeil der regionalen wissenschaftlichen Akti-vitäten im Rahmen der Kulturhauptstadt2010 im Ruhrgebiet.Das Geographische Institut der Ruhr-Uni-versität Bochum hatte im Sommersemester2010 projektbegleitend ein Seminar der

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Mental Maps sollen helfen, die Aktionsräumevon Jugendlichen zu ermitteln.

sogar Ausgrenzung inDeutschland noch gering.Derzeit wird eine mehrspra-chige, telefonische Befra-gung von Personen mit undohne Migrationshintergrundin Offenbach vorbereitet.Diese Kommune weisteinen überdurchschnittlichhohen Anteil an Einwohne-rinnen und Einwohnern mitMigrationshintergrund auf.In der quantitativen Unter-suchung werden grundle-gende Mobilitätsvariablen ebenso betrachtetwie auch Abfragen zum Mobilitätszugang(beispielsweise der ÖPNV-Ausstattung imQuartier) sowie zu den Erreichbarkeitenausgewählter Orte und Dienstleistungen.So sollen mögliche mobilitätsbedingte Defi-zite identifiziert werden. Es wird ermittelt,inwiefern der Migrationshintergrund einweiterer erklärender Faktor für Unterschiedeim persönlichen Mobilitätsverhalten seinkann. Geschlechtsspezifische Aspekte undihre Wechselwirkung mit anderen sozio-demographischen Variablen sind dabei

ebenfalls Gegenstand der Betrachtung.Neben der Reflexion und Rückkopplung derErkenntnisse mit externen Expertinnen undExperten sind für das Jahr 2011 vertiefendequalitative Interviews geplant.

Janina WelschTelefon + 49 (0) 231 90 [email protected]

Kerstin SuhlTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Mobilität von Menschenmit Migrationshintergrund

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„Wohnstandortentscheidungen in poly-zentrischen Stadtregionen“ lautet derTitel eines zweijährigen Forschungs-projektes, das Anfang August 2010 imForschungsfeld Regionalisierung desStädtischen gestartet wurde. Das ILSbearbeitet das von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFG) geförderteProjekt zusammen mit dem Geographi-schen Institut der Universität Bonn unddem Leibniz-Institut für Länderkunde(IfL).

Vier thematische Schwerpunkte

it dem Forschungsprojekt werdenaktuelle Fragen der Wanderungsmotivfor-schung aufgegriffen, die sich vier themati-schen Schwerpunkten zuordnen lassen.

Gesellschaftliche Heterogenisierung:Es soll beleuchtet werden, welche Bedeu-tung die zunehmende Pluralisierung vonLebensformen oder die Ausdifferenzierungvon Lebensverläufen für die Wohnstand-ortentscheidungen von Haushalten haben.Hieran anknüpfend geht es um die Frage,wie sich veränderte Formen der Arbeits-und Alltagsorganisation (flexible Arbeits-zeiten, ortsunabhängige Arbeit) auf dieWohnstandortentscheidungen auswirken.

Räumliche Heterogenisierung:Ein zentrales Anliegen des Projektesbesteht darin, die bislang gängige vereinfa-chende Gegenüberstellung von Kernstadtund Umlandgemeinden zu überwinden

4 ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

und stattdessen aus einer stadtregionalenPerspektive verschiedene Wohnquartiere inden Blick zu nehmen. In diesem Zusam-menhang soll untersucht werden, inwieweitWohnstandortentscheidungen von Haus-halten in polyzentrischen Stadtregionenbesonderen Bedingungen unterliegen.

Regionalisierte Alltagswelten:Ein weiteres Ziel ist es, die Wohnstandort-entscheidungen nicht als isolierten Prozesszu betrachten, sondern die Verknüpfungzum alltäglichen Mobilitätsverhalten heraus-zuarbeiten. Dabei soll für unterschiedlicheHaushaltstypen aufgezeigt werden, wie sichdie Regionalisierung der Lebensweisenfaktisch darstellt.

Komplexe Motivbündel:Unter Berücksichtigung der anderenSchwerpunkte steht die detaillierte Analyseder bei Wohnstandortentscheidungen wirk-samen Motivbündel im Mittelpunkt des Pro-jektes. Es soll deutlich gemacht werden,wie Wohnstandortentscheidungen in poly-zentrischen Stadtregionen im Spannungs-feld zwischen Erreichbarkeit, Kosten undspezifischen Standortqualitäten getroffenwerden. Hierbei wird auch die Frage erör-tert, welche Rolle die Nähe zum Arbeitsplatzbei Wohnstandortentscheidungen in poly-zentrischen Stadtregionen spielt.

Vergleichende StadtforschungDas Forschungsprojekt ist als vergleichen-de Analyse in drei deutschen Stadtregionenangelegt. Durch ein einheitliches Untersu-

Neues aus der ILS-Forschung

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chungsdesign sollen Ähnlichkeiten undUnterschiede zwischen Stadtentwicklungs-prozessen identifiziert werden. Das ILS hatdie Bearbeitung der Fallstudie ÖstlichesRuhrgebiet übernommen. Weitere Fallstudi-enräume sind die Regionen Köln/ Bonn undLeipzig/Halle. Diese ausgewählten Beispiel-regionen unterscheiden sich insbesonderebei der Situation auf den regionalen Woh-nungsmärkten und in der Polyzentralität derSiedlungsstrukturen.

Weiterentwicklung bestehenderForschungsansätzeDas Forschungsprojekt knüpft an ver-schiedene Vorarbeiten an, die im ILS inden letzten Jahren zum Themenfeld Wohn-standortentscheidungen von Haushaltendurchgeführt wurden. Wesentliches Merk-mal dieser Arbeiten war die Verbindungeiner kleinräumigen Typisierung von Raum-einheiten mit der Auswertung einer Wande-rungsmotivbefragung.Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dassdurch solche Ansätze das Verständnis fürdie Entwicklungen in Stadtregionen – alskomplexe polyzentrische Systeme – erheb-lich verbessert werden kann.

Prof. Dr. Rainer DanielzykTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Frank OsterhageTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

DFG-Projekt gestartet

Wohnstandortentscheidungen in Stadtregionen

Polyzentrische Stadtregionen als Mosaik unterschiedlicher (Wohn-)Quartiere

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Kurznachrichten

BundestagsabgeordneteUlla Burchardt im ILS

Am 13. April besuchte die Bundestagsab-geordnete Ulla Burchardt (SPD) das Institut.Im Mittelpunkt standen die Vorstellung desILS nach seiner Restrukturierung sowie einAustausch zu unterschiedlichen Themen.Ulla Burchardt interessierte sich unteranderem für den Bereich „Bildung undWissenschaft“, mit einem Fokus auf dieSituation im Ruhrgebiet. Als Vorsitzendedes Bundestags-Ausschusses für Bildung,Forschung und Technikfolgenabschätzungfanden aktuelle Ansätze der Evaluation vonPraxis- und Politikberatung ihr besonderesInteresse.

Vier Millionen Euro fürdas ILS

Abte i lungs le i te rFerdinand Aßhoffvon der Bezirksre-gierung Arnsbergübergab der kauf-männischen Ge-schäftsführerin des ILS, Dr. Claudia Burger,den Zuwendungsbescheid für das Jahr2010. Die Landesmittel sollen dazu bei-tragen, dass sich das ILS für die Aufnahmein die Leibniz-Gemeinschaft und somit fürdie gemeinsame Forschungsförderung vonBund und Ländern qualifiziert.

ECOMM 2010 in GrazDie 14. ECOMM (European Conference onMobility Management) fand vom 5. bis 7.Mai in Graz unter dem Titel „Moving people– bridging spaces“ statt. Für das ILS prä-sentierte Doris Bäumer Erkenntnisse undErfahrungen aus dem wohnstandortbezo-genen Mobilitätsmanagement innerhalb desEU-Projekts ADD HOME. Mechtild Stiewevom ILS stellte gemeinsam mit ConnyLouen, Institut für Stadtbauwesen undStadtverkehr der RWTH Aachen, ersteErgebnisse aus der Evaluation zum Mobili-tätsmanagement im Rahmen des Aktions-programms „effizient mobil“ vor. NächsteECOMM: 4. bis 6. Mai 2011, Toulouse, The-ma: Personalisierte / Individualisierte Mobi-litätsberatung und Mobilitätsinformationen:ein aktiver Mobilitätsmanagement-Ansatzzur Verlagerung der Verkehrsnachfrage.Informationen: www.epomm.eu/ecomm2010/ecomm_presentations_graz.html

Ausstellung tu/kulturim Dortmunder U

Am 28. Mai wurde das Dortmunder U alsZentrum für Kunst und Kreativität eröffnet.Im Rahmen der Eröffnungsfeier starteteauch die Ausstellung tu/kultur, in der ausge-wählte Publikationen aller Fakultäten der TUDortmund in einer eigens dafür eingerichte-ten Bibliothek präsentiert wurden. Besuchererhielten anhand von Publikationen, Kunst-plakaten oder Aufsätzen einen Überblicküber die umfangreichen Forschungen derTU Dortmund. Das ILS beteiligte sich – alsKooperationspartner der TU Dortmund,Fakultät Raumplanung – mit zahlreichenPublikationen.

Link@ TransportResearch Area

Das abgeschlossene ILS-Projekt LINK prä-sentierte sich auf der Ausstellung der Trans-port Research Area (TRA) vom 7. – 10. Juni2010 in Brüssel. Die Generaldirektion For-schung der EU-Kommission hatte LINKausgewählt, sich neben weiteren ausge-zeichneten EU-Projekten im Bereich derKommission an einem Stand zu beteiligen.LINK war auch Thema der Rede von EU-Kommissar für Verkehr Siim Kallas beimInternationalen Verkehrsforum in Leipzig am27. Mai 2010. Er sicherte dabei seine Un-terstützung bei der Entwicklung eines euro-paweiten intermodalen Reiseplaners zu.

DortmunderWissenschaftstag 2010

Am 10. November 2010 findet der jährlicheWissenschaftstag von windo e.V. statt.Eingerahmt in ein Auftakt- und Abendpro-gramm im Dortmunder Rathaus werdenunter dem Motto „Wissenschaft Live“begleitend Bustouren in verschiedene For-schungs- und Wissenschaftseinrichtungenangeboten. Das ILS wird gemeinsam mitden Architekturfakultäten von Fachhoch-

schule und TU Dortmund eine Tour zumThema „Bauen mit der Sonne“ organisieren.Vorträge zu verschiedenen Aspekten dessolaren Bauens und der Besuch einesPraxisprojekts sind in Planung. WeitereInformationen in Kürze unter www.ils-forschung.de/veranstaltungen

SRL HausbesuchAm 13. Juli fand zum ersten Mal ein Haus-besuch der SRL-Regionalgruppe NRW(Vereinigung für Stadt-, Regional- und Lan-desplanung) im ILS statt. Solche Besuchedienen dem Kennenlernen von Planungsbü-ros, Forschungseinrichtungen etc. Nebenden Arbeitsstrukturen und Forschungs-schwerpunkten des ILS wurden For-schungsprojekte aus den Bereichen Stadt,Migration und Mobilität vorgestellt. Aufgroße Resonanz stießen auch die ILS-Akti-vitäten im Rahmen des Kulturhauptstadt-jahres RUHR.2010, die SommerakademieRuhr 2010, die Veranstaltungsreihe zurAlternden Gesellschaft und die Teilnahmeam Still-Leben Ruhrschnellweg auf der A40.

OB Sierau im ILSAm 20.07.2010 besuchte Dortmunds Ober-bürgermeister Ullrich Sierau das ILS, des-sen Leiter er selbst fünf Jahre lang in den1990er Jahren war. Der heutige wissen-schaftliche Direktor, Prof. Dr. Rainer Daniel-zyk, und mehrere Fachbereichsleiterinnenund Fachbereichsleiter informierten den OBüber die Neuorganisation und den Umzugdes Instituts sowie über aktuelle For-schungsschwerpunkte. Dabei wurde aucheine Vertiefung der Zusammenarbeit imRahmen der Anfang 2009 geschlossenenstrategischen Allianz zwischen TU Dort-mund, Stadt Dortmund und ILS verabredet.Sierau betonte die Bedeutung von Dort-mund als Forschungsstandort in der Wis-sensökonomie. Er unterstrich das Ziel, imRahmen des Strukturwandels hoch qualifi-zierte Arbeitsplätze zu schaffen, wozu auchdas ILS beitrage.

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6 ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

Ob die Potenziale des Planungsrechts zurSteuerung der nachhaltigen Entwicklungvon Gewerbeflächen auf kommunalerEbene weiter ausgeschöpft werden kön-nen, oder ob sie bereits ausgeschöpft sind,war die zentrale Frage des dritten Work-shops. Es zeigte sich, dass die Instru-mente des Planungsrechts umso wirk-samer eingesetzt werden können, je besserdiese in eine kommunale Kommunikations-und Handlungsstrategie der nachhaltigen(Stadt-) Entwicklung eingebunden sind.Kommunikation war der zentrale Punktbeim letzten Workshop zum Thema „Nach-haltiges Standortmanagement“. Koope-ration ist ein wichtiges Wesensmerkmaleiner Nachhaltigkeitsstrategie, sie mussorganisiert und gepflegt werden. Auch daspositive Image eines nachhaltigen Gewer-begebiets lässt sich erst durch ein kon-tinuierliches Management aufbauen. Nur sowird eine koordinierte und nach außensichtbare Entwicklung möglich. Clusterkon-zepte, die an örtlichen oder regionalenPotenzialen anknüpfen, unterstützen dieNachhaltigkeit und sorgen gleichzeitig fürstabilere Beschäftigungsverhältnisse.Mit der Workshopreihe ist ein erster Schrittgetan, den Wissenstransfer zu verstetigen.Dieser kann sich nun auf ein stabilesNetzwerk stützen, welches selbst eigenesWissen produziert, das wissenschaftlichausgewertet und praxisnah vermitteltwerden kann. Auf einem Symposium imRahmen der wissenschaftlichen Begleitfor-schung wird am 03.12. 2010 in Düsseldorfeine erste Bilanz gezogen. Hier werdenVertreter aus den Bereichen Wissenschaft,Wirtschaft, Umwelt, soziale Nachhaltigkeit,Kommunen und Praxis über die Ergebnissediskutieren. Bis dahin wird eine Internet-präsenz aufgebaut und eine Broschüre inder Schriftenreihe des Umweltministeriumserscheinen, die die elf Modellprojekteporträtiert. Wissenschaftliche Fragestellun-gen stehen im Fokus der Projektarbeit imHerbst.Die Präsentationen zu den Vorträgen derdrei letztgenannten Workshops finden sichim Veranstaltungsarchiv unter www.ils-forschung.de.

Dr. Frank BetkerTelefon: + 49 (0) 241 4099 [email protected]

ILS-Projektergebnisse

Der erste Workshop zum Thema „Finan-zierung und Förderung“ zeigte das breiteSpektrum der Fördermöglichkeiten: vonder Städtebauförderung über kommunaleInfrastrukturprojekte und wirtschaftlicheStrukturförderung bis zum betrieblichenUmweltschutz. Vor dem Hintergrund derkommunalen Finanzmisere und der be-triebswirtschaftlichen Logik, der vor allembetriebliche Umweltschutzmaßnahmen un-terliegen, konnten hier Förderperspektivenaufgezeigt werden.Mit dem Thema „Zertifizierung und Ver-marktung“ wurde erstmals auf einer Fach-veranstaltung erörtert, ob Zertifizierungs-modelle des nachhaltigen Bauens auch fürdie nachhaltige Entwicklung von Gewerbe-gebieten nützlich sind und zum Erfolg derVermarktung dieser Gebiete beitragen. Esist davon auszugehen, dass künftig opera-tionalisierbare Modelle zur Absicherung vonQualitätsstandards am Markt nachgefragtwerden und zwar in dem Maße, in dem bei-spielsweise Fragen der Energieeffizienzoder des Klimawandels zunehmend in dasBewusstsein der Verantwortlichen dringen.

Wissenschaftliche Begleitforschung des ILS

Nachhaltige Gewerbeflächenentwicklungin Nordrhein-WestfalenDas Ministerium für Umwelt und Natur-schutz, Landwirtschaft und Verbrau-cherschutz in Nordrhein-Westfalen hatmit elf Kommunen einen Modellpro-jektverbund „Nachhaltige Gewerbeflä-chenentwicklung in NRW“ gebildet, umausgewählte Gewerbeflächen nachhal-tig zu entwickeln (siehe Journal 1/10).

n der wissenschaftlichen Begleitfor-schung des ILS zu diesem Projekt sind derWissenstransfer und -austausch sowie dieBildung von Netzwerken zentrale Baustei-ne. Um diese synergetisch miteinander zuverbinden, konzipierte das ILS eine vier-teilige Workshopreihe, die von Dezember2009 bis Mai 2010 in Düsseldorf, Krefeld,Hemer und Goch stattfand. Die Workshopsspiegelten thematisch die Probleme in denKommunen wider und griffen einige aktuel-le Trends und Fragen der nachhaltigenGewerbeflächenentwicklung auf. 17 Exper-tinnen und Experten trugen während derWorkshops mit ihren Beiträgen zur Quali-tätssicherung in den Projekten bei. Siediskutierten ihre Ergebnisse mit den etwa30 Akteuren aus den elf Kommunen sowieweiteren Interessierten aus Forschung undPraxis. Die Themen der vier Workshopswaren: „Förderung und Finanzierung“; „Zer-tifizierung und Vermarktung“; „Planungs-recht als Steuerungsinstrument einernachhaltigen Entwicklung“; „NachhaltigesStandortmanagement: Cluster, Parkmana-gement und Kooperation“.

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Audit „berufundfamilie“

Das ILS erhielt am 11. Juni 2010 in Berlindas Zertifikat zum Audit „berufundfamilie“der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. DasZertifikat überreichten Dr. Kristina Schröder,Bundesministerin für Familie, Senioren,Frauen und Jugend und Peter Hintze,Staatssekretär im Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie.Ziel der Auditierung ist die Optimierung derbereits vorhandenen Maßnahmen zur Ver-einbarkeit von Beruf und Familie: Es sollgelingen, die Attraktivität des ILS als Arbeit-geber zu steigern, um so hoch qualifizierteMitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dasInstitut zu binden. Dazu gehören unteranderem verlässliche Rahmenbedingungenfür alle Beschäftigten und die Unterstützungbei Anforderungen wie Kinderbetreuungoder Pflege von Angehörigen. Das ILSbietet bereits vielfältige familienfreundlicheAngebote, zum Beispiel die flexible Arbeits-zeit, die Teilzeitarbeit oder die alternativeTelearbeit. In Zukunft wird es zudem einKontakthalte- und Wiedereingliederungs-programm für beurlaubte Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter sowie ein betriebliches Ge-sundheitsmanagement geben. Mit diesemAudit möchte das ILS den gesellschaft-lichen Anforderungen und VeränderungenRechnung tragen und seine familienbe-wusste Personalpolitik nachhaltig festigen.

Science meets Parliament

Die Institute der Leibniz-Gemeinschafthaben es sich zur Aufgabe gemacht, wis-senschaftliche Themen von gesellschaft-licher Bedeutung der Politik und der Öffent-lichkeit nahezubringen. ParlamentarischeAbende, die Aktion „Science meets Parlia-ment“ sowie Podiumsdiskussionen unter-

streichen den Anspruch der Leibniz-Gemeinschaft, Wissenstransfer und Politik-beratung zu betreiben. So stellten sich am18. und 19. Mai die Leibniz-Institute denFragen der Abgeordneten des DeutschenBundestages bei „Science meets Parlia-ment“ in Berlin. An der Aktion nahmen 59Bundestagsabgeordnete teil, es wurdendabei rund 70 Gespräche zu unterschied-lichsten Themen geführt. Das ILS war alsassoziiertes Mitglied der Leibniz-Gemein-schaft mit zwei Wissenschaftlern und dreiThemen vertreten: Dr. Bernd Wuschanskydiskutierte und informierte über „Demogra-phischer Wandel und Flächenverbrauch inNRW“ sowie über „Zivile Nutzungen ehe-maliger Militärliegenschaften“; Runrid Fox-Kämper über die „Nachhaltige Gewerbe-flächenentwicklung in ländlichen Räumen“.Ihre Themen stießen auf großes Interessebei der Parlamentariern. Im Rahmen desParlamentarischen Abends vertrat derPräsident der Akademie für Raumforschungund Landesplanung, Prof. Dr. Hans H.Blotevogel, die raumwissenschaftlichenInstitute der Leibniz-Gemeinschaft bei derPodiumsdiskussion und stellte sich denFragen der Abgeordneten. In Nordrhein-Westfalen haben die NRW-Leibniz-Institute„Science meets Parliament“ für November2010 geplant. Weitere Informationen unter:www.ils-forschung.de/veranstaltungen

Raumforschungund RaumordnungDie interdisziplinäre wissenschaftliche Zeit-schrift „Raumforschung und Raumordnung“(RuR), die sich an die Raumwissenschaft imIn- und Ausland, aber auch an Politik undPraxis wendet, hat zum 1. Januar 2010 denHerausgeberkreis und den Verlag gewech-selt. Herausgeber sind nunmehr die raum-wissenschaftlichen Institute der Leibniz-Gemeinschaft: die Akademie für Raumfor-schung und Landesplanung (ARL), dasLeibniz-Institut für Länderkunde (IfL), dasLeibniz-Institut für ökologische Raument-wicklung (IöR), das Leibniz-Institut fürRegionalentwicklung und Strukturplanung(IRS) sowie das ILS als assoziiertes Mitglied.„RuR“ erscheint weiterhin sechs Mal proJahr, nunmehr im Springer-Verlag. Heraus-geber und Verlag haben sich das Ziel ge-setzt, „RuR“ als die einzige deutsche inter-disziplinär konzipierte raumwissenschaft-liche Fachzeitschrift weiterzuentwickeln.Damit wollen sie zum Transfer neuen Wis-sens und Denkens sowie zur konstruktivenDiskussion aktueller Themen beitragen.

Neuer Präsidentder Leibniz-GemeinschaftDie Mitgliederversamm-lung der Leibniz-Ge-meinschaft wählte imNovember 2009 denSoziologen Prof. Dr. KarlUlrich Mayer zum neuenPräsidenten der Leibniz-Gemeinschaft. Er warzuletzt Inhaber der Stanley B. Resor-Profes-sur und Dekan der Fakultät für Soziologiean der Yale University. Er löste am 1. Juli2010 Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ernst TheodorRietschel als Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft ab. Das ILS bedankt sich beiProf. Rietschel auf diesem Wege ganz herz-lich für die vielfältige Unterstützung undwünscht für die Zukunft alles Gute!

Personalia

Personalia

Prof. Dr. RainerDanielzykwissenschaftlicherDirektor des ILS, wurdezum Vorsitzenden desBeirates für Raument-wicklung beim Bundesministeriumfür Verkehr, Bau und Stadtentwick-lung gewählt.Zudem wurde er zum Mitglied desBeirates „Forschung und Transfer“ derFachhochschule für öffentliche Verwal-tung des Landes Nordrhein-Westfalenberufen.

Dipl.-GeographJan BalkeStudium der Geogra-phie an der Westfäli-schen Wilhelms-Univer-sität Münster; Studien-aufenthalt an der Universidad de LasPalmas de Gran Canaria, Spanien;Themenschwerpunkte: Metropolisie-rungsforschung, Metropolregion Rhein-Ruhr, Diskursforschung und [email protected]

Gremienarbeit

Neuer wissenschaft-licher Mitarbeiter

Forschungsfeld „Metropolisierung“

ILS aktuell

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8 ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

ILS-Projektergebnisse

der Prozessevaluation dieses Programms:Insgesamt hat das Mobilitätsmanagementeine positive Resonanz in Kommunen undBetrieben erfahren. Die Ansprache und Ein-beziehung verschiedener Multiplikatoren istgelungen; eine große Bandbreite vonAdressaten konnte erreicht werden, wobeidie Aussicht auf finanzielle Förderung desBeratungsprozesses durch das Bundesum-weltministerium von höchster Bedeutungfür eine erfolgreiche Ansprache war. Insge-samt konnte das Gesamtprogramm durchdie Prozessbegleitung kontinuierlich nach-gesteuert werden.

Schließlich stellten Conny Louen undReyhaneh Farrokhikhiavi vom ISB, Institutfür Stadtbauwesen und Stadtverkehr derRWTH Aachen, erste Ergebnisse der Wir-kungsabschätzung zur CO2-Reduktion vor.Bis dato wurden 45 Wirkungsabschätzun-gen hinsichtlich potenziell einsparbarerPkw-Kilometer im betrieblichen Mobilitäts-management abgeschlossen. Die Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler gehendavon aus, dass an jedem Standortdurchschnittlich 130 tägliche Pkw-Nutzerauf andere Verkehrsmittel verlagert werdenkönnen. Hochgerechnet auf das Jahrbedeutet dies für die 45 Standorte eineCO2-Einsparung von circa 9.600 t/a (einPKW verursacht durchschnittlich 177g CO2

pro Kilometer).

Die Präsentationen des Fachsymposiumsstehen zum Download bereit auf derWebsite www.mobilitaetsmanagement.nrw.de.

Mechtild StieweTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Zugangsbedingungen für umweltverträg-liche Verkehrsmittel zu vereinfachen undAnreize für deren Nutzung zu schaffen.

Auch Prof. Gerd-Axel Ahrens (TU Dresden)sieht im Mobilitätsmanagement ein zentra-les Element einer integrierten Verkehrs-planung, die zum Ziel hat, das individuelleVerkehrsverhalten hin zu einer multimodalenMobilität zu verändern.

Einen Modellansatz zur Wirkungsabschät-zung von Mobilitätsmanagement auf Ver-kehr und Umwelt stellte Max Bohnet (TUHamburg Harburg) vor. Er betonte, dassMobilitätsmanagement zwar kein Ersatz füreine nachhaltige Standortplanung sei, dasses aber die Attraktivität und Akzeptanz vonAlternativen zum Pkw wesentlich steigernund somit zu deutlichen Umwelt- und Ver-kehrsentlastungen beitragen kann.

Auf die Bedeutung methodisch belastbarer,standardisierter Evaluationen für das Instru-mentarium Mobilitätsmanagement wiesDr. Herbert Kemming (ILS) hin. Er berichteteaus dem EU-Forschungsvorhaben MAXund stellte das dort entwickelte Evaluations-tool MAXSumo vor.

Aktionsprogramm „effizient mobil“Zum Abschluss des Fachsymposiumswurden erste Ergebnisse des Aktionspro-gramms „effizient mobil“ vorgetragen.100 Betriebe und Kommunen hattenhierbei eine kostenlose Erstberatung zumMobilitätsmanagement erhalten. StefanHaendschke (dena) und Matthias Knoblochvom AutoClub Europa (ACE) stellten dieZiele und die einzelnen Bausteine desAktionsprogramms sowie die Struktur derregionalen Netzwerke vor. Mechtild Stiewe(ILS) berichtete über Erkenntnisse aus

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH(dena) und das ILS hatten im Juni 2010zum Fachsymposium Mobilitätsmana-gement in das Umweltforum Berlineingeladen.

ie Veranstaltung fand im Rahmen dervom Bundesumweltministerium gefördertenKampagne „effizient mobil“ statt. ImAnschluss folgte bei einem abendlichenEmpfang die Preisverleihung für zehn inno-vative Konzepte für kommunales undbetriebliches Mobilitätsmanagement. Rund100 Fachleute aus Wissenschaft undForschung, aus Städten, Landkreisenund Gemeinden, von Planungsbüros, ausMinisterien und Behörden, von Mobilitäts-anbietern sowie von Verkehrs-, Auto- undUmweltverbänden waren der Einladunggefolgt.

Im Fokus der Veranstaltung stand dieBedeutung von Mobilitätsmanagement fürdie umweltverträgliche Verkehrsentwick-lung. Es ging im Schwerpunkt um die Fra-gen, wie sich Verkehrsplanung multimobilgestalten lässt, wie sich Gewohnheiten undEinstellungen bei der Verkehrsmittelwahldes Einzelnen beeinflussen lassen und wieMaßnahmen im Mobilitätsmanagementevaluiert und deren Wirkungen auf Verkehrund Umwelt ermittelt werden können.

Prof. Klaus J. Beckmann vom DeutschenInstitut für Urbanistik (difu) machte deutlich,dass kommunales MobilitätsmanagementOptionen für die Nutzung unterschiedlicherVerkehrsmittel entwickelt, ohne die einenachhaltige Stadt- und Verkehrsentwick-lung heute nicht möglich ist. Insbesonderegeht es aus seiner Sicht darum, die

Fachsymposium Mobilitätsmanagement

Innovation – Evaluation – Wirkungsabschätzung

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Die Landesinitiative StadtBauKulturwill mit der mehrjährigen KampagneSEHEN LERNEN die Wahrnehmung derMenschen für die gebaute Umgebungin ihren Städten schärfen. In mehrerenProjektbausteinen will sie die Bevölke-rung stärker für die Belange der Bau-kultur gewinnen und vor Ort vermitteln,wie sehr sich qualitätsvolle Baukulturpositiv auf unsere Lebensqualität aus-wirkt.

in Baustein des Projektes ist die „mobi-le Sehstation“, eine 7x7x12 Meter große,farbig gestaltete Skulptur, die seit 2008 inunterschiedlichen Städten in NRW zu sehenist und den Blick auf die gebaute Umweltlenkt. Von Anfang an ist das ILS als Koope-rationspartner und fachlicher Berater an derKonzeption und Entwicklung des Projektesbeteiligt und unterstützte die Aktion zumBeispiel durch Textbeiträge für die einzelneStandorte und Programmangebote.Bereits 2008 hat das ILS mit der wissen-schaftlichen Unterstützung des Projektesbegonnen. Die Installation einer „Sehsta-tion“ an einem für die Menschen alltäglichenRaum veränderte diesen temporär und botGelegenheit, die Wirkung der Aktion „SehenLernen“ in den einzelnen Städten näher zubetrachten. Gleichzeitig konnten an diesemOrt Reaktionen und Meinungen zu Fragender Baukultur und Stadtqualität eingefan-gen werden.

Welchen Stellenwert hat Baukultur?Dass die baukulturelle Qualität ein wichtigerFaktor für die Identität und Attraktivität einerStadt ist, bleibt unbestritten und ist daherein viel diskutiertes Themenfeld. Aberwelche Faktoren und Details sind denMenschen vor Ort wichtig und mit welchenQualitäten vor Ort identifizieren sie sich?Welchen Stellenwert kommt dem ThemaBaukultur zu? Das Forschungsvorhabenwidmet sich diesen Fragestellungen, richte-te im Projektverlauf den Blick auf die Seh-stationsstandorte und führte zahlreicheInterviews mit den Menschen vor Ort. Damitwollte man nicht zuletzt auch die Reaktio-nen auf die Aktionen im Umfeld der mobilenSehstation einfangen. Erste Ergebnissezeigen, dass die Bevölkerung (insbesonde-re junge Menschen) dem Themenfeld Bau-kultur einen beachtenswerten Stellenwertzukommen lässt und konkrete Vorstellungendavon hat, welche baukulturellen Qualitäten

sie sich für ihre Stadt wünschen. Die tem-poräre Aktion der Sehstation spricht vorallem Kommunen an, damit sie in ihrerStadt eine Plattform für das Projekt berei-ten. „Sehen Lernen“ fordert Kommunalver-treter und Akteure aus unterschiedlichstenTätigkeitsfeldern dazu auf, baukulturelleAktionen zu unterstützen oder auch selbsteinen Beitrag zu leisten, während die Seh-station in ihrer Stadt installiert ist. In Inter-views mit einzelnen Akteuren aus den jewei-ligen Städten richtet das Forschungsprojektden Blick auch auf diese Aktionsebene undbetrachtet die Aktionen „Sehen Lernen“ imZusammenhang der örtlichen Baukultur-landschaft.

SEHEN LERNEN in Dortmund –ILS war dabeiIm Juni war die SEHSTATION zu Gast inDortmund und das ILS war mit dabei: DasInstitut hat gemeinsam mit der StadtRaum-Konzept GmbH am 15. Juni eine Busex-kursion zu vier Projekten für generations-übergreifendes Wohnen in Dortmundorganisiert. Diese Projekte werden vomVerein W.I.R. e.V. betreut. Die Reise führtedie Teilnehmenden zu den Standorten derW.I.R.-Projekte „WohnreWir“ am Tremonia-park und „wir_auf_tremonia in der west-lichen Innenstadt, es folgte Brünninghausenmit „wir wohnen anders“ und schließlich alsHöhepunkt eine Fahrt nach Hörde zum Pro-jekt „W.I.R. am See – das nachbarschaft-liche Wohnprojekt am Phoenix See“. Dassdie vierstündige Exkursion nachhaltigenEindruck hinterlassen hat, zeigte sich an derReaktion einer älteren Dame: Sie wolltesofort an Ort und Stelle einen Vertrag für einObjekt unterschreiben.Ein zweites ILS-Projekt anlässlich der SEH-STATION war das „Städtebauliche Kollo-quium“ in Kooperation mit der FakultätRaumplanung der TU Dortmund zumThema Kunst, Kultur und Kunstwissen-schaft im Rahmen der SommerakademieRUHR.2010. Das Kolloquium thematisiertebedeutende kreative Ressourcen von Städ-ten und Regionen und deren Nutzung in derStadtentwicklung. (Weitere Informationensiehe S. 11 „Stadt und Kultur“)

Magdalena Leyser-DrosteTelefon + 49 (0) 241 [email protected]

ILS-Projektergebnisse

Kampagne SEHEN LERNEN

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Anlässlich der KulturhauptstadtEuropas RUHR.2010 hat das ILS,gemeinsam mit anderen wissenschaft-lichen Einrichtungen der MetropoleRuhr, verschiedene Veranstaltungendurchgeführt, die bereits nachhaltigeWirkungen zeigen:

Sommerakademie RUHR.2010„Gibt es eine Identität des Ruhrgebiets?“,dies war eine der zentralen Fragen derSommerakademie RUHR.2010, die erst-mals von den Ruhrgebietsuniversitäten undeinigen außeruniversitären Instituten vom6. bis zum 11. Juni in Dortmund organisiertwurde. Das Thema der Sommerakademie:„Das Ruhrgebiet in Europa – Forschungs-diskurse“. 70 Interessierte, Studierende,Austausch-Studierende, Wissenschaftlerund Künstler aus insgesamt 14 wissen-schaftlichen Einrichtungen des Ruhrgebietsnahmen an der Akademie teil. Im Vorder-grund der Diskussionen standen dieThemen Migration/Bildung, Stadt/Raum/Metropole, Kunst/Kultur, Technik und Inno-vationsprozesse. Bei der Abschlussveran-staltung diskutierten die Studierenden ihreErgebnisse mit Europaparlamentariern unddem Geschäftsführer der RUHR.2010

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

ILS-Projektergebnisse

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GmbH, Prof. Dr. Oliver Scheytt. Das Fazit:Die Sommerakademie RUHR.2010 sollals jährliche gemeinsame Veranstaltungder wissenschaftlichen Einrichtungen derMetropole Ruhr und als wissenschaftlicheDiskussionsplattform ruhrgebietsspezifischerThemen fortgesetzt werden.

Interdisziplinäre VeranstaltungsreiheBei der Veranstaltungsreihe „Die alterndeGesellschaft – Herausforderungen undChancen: Erfahrungen und Entwicklungenaus der Metropole Ruhr“, koordiniert vomWissenschaftsforum Ruhr e.V., hat das ILSgemeinsam mit anderen wissenschaftlichenEinrichtungen insgesamt zwölf Einzelver-anstaltungen durchgeführt, die im nächsten

ILS und RUHR.2010

Jahr in einem Sammelband publiziertwerden sollen.

Still-Leben RuhrschnellwegAm 18. Juli 2010 war das ILS Teil dergroßen RUHR-2010-Aktion „Still-LebenRuhrschnellweg“ (siehe Foto). Gemeinsammit anderen Dortmunder Forschungsinstitu-ten im Verbund von windo e.V. präsentiertesich das Institut auf der A40.Weitere Informationen unter: www.ils-forschung.de/veranstaltungen und imJournal 1/10

Hilke JanssenTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Komplexe Bestandsquartiere – Theorien für die Praxisanwendung

Michael Neitzel, Geschäftsführer der InWISForschung & Beratung GmbH, sah dieDaseins-Grundfunktionen gebündelt aufQuartiere und urbanes Wohnen orientiert –gegenüber früher geplanten stadträum-lichen Funktionstrennungen. VeränderteAnsprüche, Lebensbedingungen undLebensmodelle als Folge des demographi-schen und ökonomischen Wandels führenzu neuen stadträumlichen Ausdifferenzie-rungen.Für Dr. Monika Alisch, Professorin für sozial-raumorientierte soziale Arbeit an der Hoch-schule Fulda, entwickelt der Quartiers-ansatz die baulich-städtebauliche Stadt-erneuerungspraxis hin zu Analysen undzur Gestaltung sozial-räumlicher Prozesse.Quartiere im Sinne von Nachbarschaftenwerden als wesentliche Ressource zurAlltagsbewältigung insbesondere auch vonmobilitäts-eingeschränkten sozialen Grup-pen verstanden.Dr. Günther Fischer, Professor für Architek-turtheorie und Städtebau und Dekan an der

Hochschule Erfurt, sah die Notwendigkeiteiner um theoretische Grundlagen erweiter-ten diskursiven Auseinandersetzung überbaulich-städtebauliche Produkte und ihreQualitäten. Die Erfüllung der vitruvianischenAnforderungs-Trias „firmitas, utilitas, venu-stas“, übersetzt mit dauerhaft-nachhaltig,optimal nutzbar und ausgewogen-schön,liefert Maßstäbe auch für eine Beurteilungvon Bestandsquartieren heute.Um die Diskussion fortzuführen, wird dasILS am 30.11. 2010 in Kooperation mit demGeographischen Institut der RWTH Aachenein Symposium durchführen. Das Themades Symposiums: „MultiperspektivischeQuartiersforschung. Das Quartier als inter-disziplinärer Forschungsgegenstand“.Die vollständigen Beiträge aus den Kol-loquien sind unter www.ils-forschung.dedokumentiert.

Prof. Ulli MeiselTelefon + 49 (0) 241 [email protected]

Es existieren zahlreiche Theorien, diedie Entwicklungen in den Bestands-quartieren erklären und die voraus-sichtlichen Auswirkungen von Interven-tionen prognostizieren. Diese Theorienwerden derzeit Wissensgebiete über-greifend überprüft und in Modellenabgebildet.

n vier Kolloquien zur multiperspekti-vischen Quartiersforschung, die von Aprilbis Juni 2010 im ILS stattfanden, stelltenExperten diejenigen Theorien, Modelle undBeispiele interessierten Fachleuten zur Dis-kussion, die aus ihrer Sicht für die Entwick-lung von Bestandsquartieren relevant sind.Dr. habil. Olaf Schnur vom Institut für Geo-graphie der Universität Potsdam, eröffnetedie Kolloquien-Reihe. Er gab einen Über-blick über das Quartier als Forschungs-gegenstand und seine Einordnung intheoretische Zugänge und Modelle gesamt-städtischer Entwicklung, die verschiedeneErklärungsmuster liefern.

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ILS-Kooperationen

journal 2/10

Neben dem Wissenschaftlichen Beirathat das ILS nun auch einen Nutzer-beirat. Dieser repräsentiert das Nutzer-umfeld der Einrichtung und berätdas Institut aus dem Blickwinkel derNutzerbelange.

ehn bundes- und landesweit aner-kannte Persönlichkeiten aus den BereichenStadtentwicklung, Wohnungswirtschaft undPolitik konnte das ILS für seinen Beiratgewinnen, dies sind namentlich: FraukeBurgdorff, Dr. Michael Henze, StephanKeller, Folkert Kiepe, Markus Lehrmann,Johann-Wilhelm Müller, Matthias Peck,Anton Rütten, Carola Scholz und RoswithaSinz. Weitere Informationen zu den Mitglie-dern des Nutzerbeirats finden Sie unterwww.ils-forschung.de.

Am 12. Juli fand die konstituierende Sitzungunter Leitung des Vorsitzenden der Gesell-schafterversammlung des ILS, LMR Dr.Volker Rabeneck, statt. Der Nutzerbeiratwählte Frauke Burgdorff, Vorsitzende desVorstandes der Montag Stiftung UrbaneRäume gAG (Bonn), zur Vorsitzenden.Stephan Keller, Beigeordneter für Bauenund Umwelt des Städte- und Gemeinde-

bundes Nordrhein-Westfalen für den Deut-schen Städte- und Gemeindebund, wurdeals ihr Stellvertreter gewählt.

Die kaufmännische Geschäftsführerin, Dr.Claudia Burger, und Prof. Dr. Rainer Daniel-zyk, der wissenschaftliche Direktor des ILS,stellten den Beiratsmitgliedern das ILS vor,vor allem seine Struktur, seine Arbeitsweise,seine Forschungsschwerpunkte und seinenWeg zur Aufnahme in die Leibniz-Gemein-schaft. Insbesondere die dargestellten Pro-jekte fanden großen Anklang bei den Mit-gliedern, haben diese doch zum Teil einendirekten Anwendungsbezug für Kommu-nen. In der sich anschließenden Diskussion

Neuer Nutzerbeirat des ILS

v.l.n.r.: Volker Rabeneck, Stephan Keller, Anton Rütten, Claudia Burger, Roswitha Sinz, MarkusLehrmann, Frauke Burgdorff, Rainer Danielzyk, Herbert Kemming, Michael Henze

über ihre künftigen Aufgaben verständigtensich die Mitglieder des Nutzerbeirats darauf,die Forschungsarbeit des ILS auf ihre prak-tische Relevanz hin zu diskutieren und aufeinen verstärkten Austausch mit den Nut-zern und Adressaten hinzuwirken. Dabeiwollen sie auch im Austausch mit dem Wis-senschaftlichen Beirat stehen und das ILSin seiner strategischen Entwicklung – unteranderem mit Blick auf die Aufnahme in dieLeibniz-Gemeinschaft – aktiv unterstützenund begleiten.

Sandra PaßlickTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Städtebauliches Kolloquium „Stadt und Kultur“

In der Auftaktveranstaltung stand zunächstdie Frage im Vordergrund, wie Städte zuOrten kultureller Produktivität werden undunter welchen Bedingungen überhaupt kul-turelle Innovationen entstehen. Dabei stellteProf. Dr. Walter Siebel, Universität Olden-burg, den Kontext dar, aus dem sich diekulturelle Dynamik der europäischen Städteentwickelt hat. Dr. Narziss Göbbel verdeut-lichte am Beispiel der KulturbehördeBremen die immense Bandbreite der damitverbundenen Aufgaben für Politik undPlanung. In der zweiten Veranstaltungthematisierten Prof. Dr. Klaus-PeterBusse von der TU Dortmund und Dr.Zeynep Enlil von der Yildiz University,Istanbul, die Rolle der Kreativität zumVerständnis und im Umgang mit denStadtstrukturen am Beispiel von Pro-jekten im Ruhrgebiet und in Istanbul.In der Abschlussveranstaltung zeigteschließlich Ralf Ebert von StadtArtDortmund die Impulse für die Stadt-entwicklung, die auch hier von der

Kreativwirtschaft ausgehen, und Dr. YazeedAnani verdeutlichte am Beispiel der Bien-nale Ramallah in Palästina, dass geradein von Krisen gekennzeichneten Regionender Kultur für die langfristige Sicherungeines urbanen Zusammenhalts eine großeBedeutung zukommt.

Dr. Frank RoostTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Im Sommersemester 2010 haben dasILS und der Lehrstuhl Städtebau derFakultät Raumplanung an der TU Dort-mund ein gemeinsames Städtebau-liches Kolloquium zum Thema „Stadtund Kultur“ durchgeführt.

ie nahmen die große Aufmerksamkeitfür die Kulturhauptstadt Europas RUHR2010 zum Anlass, die sich wandelnde Rolleder Kultur als zentralen Faktor der Stadtent-wicklung im Ruhrgebiet, aber auch in ande-ren Städten nachzuvollziehen. Experten ausDortmund und diverse Gastredner gingenin drei Veranstaltungen der Frage nach,welche Faktoren zur kulturellen Produktivitätvon Städten beitragen, und wie diesegenutzt, angeregt oder weiterentwickeltwerden können. Sie thematisierten vorallem die unterschiedlichen Wirkungen, dieder Kultur zugeschrieben werden – von derIdentifikation der Bürger mit ihrer Stadt überdie Imageentwicklung bis zur wirtschaft-lichen Impulswirkung.

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trends

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung1/10

Autorinnen dieser Ausgabe:

Dr. Sonja [email protected] + 49 (0) 231 9051-261

Mechtild [email protected] + 49 (0) 231 9051-269

Hintergrund

Aufgrund des demographischen Wan-dels rückt die wachsende Gruppe derSeniorinnen und Senioren immer stär-ker in den Blickpunkt. Unterschiedezwischen älteren und jüngeren Perso-nen in Bezug auf Verkehrsaufwand,Wegehäufigkeit und Verkehrsmittelwahlliegen in der wegfallenden Berufstätig-keit sowie den zunehmenden körper-lichen Einschränkungen im höherenAlter begründet. Gleichzeitig führeneine höhere Pkw-Verfügbarkeit und ver-änderte Lebensstile der sogenannten„Jungen Alten“ zu höheren Mobilitäts-raten gegenüber gleichen ALtersgrup-pen in früheren Zeiten.Während Seniorinnen und Seniorenderzeit einen höheren Anteil ihrerWege zu Fuß und mit öffentlichen Ver-kehrsmitteln zurücklegen als jüngereErwachsene (z. B. BMVBS, 2010; Caoet al., 2007), werden in Zukunft mehrältere Menschen, insbesondere Frauen,einen Führerschein besitzen und übereinen Pkw verfügen. Dies wird auchheute schon bei einem Vergleich ver-schiedener Altersgruppen von Seniorin-nen und Senioren deutlich: während

bei den über 80-Jährigen noch sehrausgeprägte Geschlechterunterschiedeim Führerscheinbesitz vorliegen, sinddiese in den jüngeren Segmenten deut-lich geringer (vgl. Abb. 1).

Obwohl eine negative Korrelation zwi-schen dem Lebensalter und der Wege-häufigkeit besteht (z. B. Páez et al.,2007), sind Senioren aufgrund vonÄnderungen ihres Lebensstils und bes-serer Gesundheit mobiler als früher.Dabei nehmen besonders Freizeit- undsoziale Aktivitäten (z. B. Arentze et al.,2008) sowie generell mit dem Pkwzurückgelegte Wege zu.

Die zu erwartende wachsende Anzahlälterer Fahrerinnen und Fahrer hatKonsequenzen im Hinblick auf dieVerkehrssicherheit und die Umwelt.Programme zur Verbesserung desFahrvermögens und zur Steigerung desBewusstseins für die speziellen Anfor-derungen, denen sich ältere Menschenbeim Fahren gegenüber sehen, werdenentwickelt, aber auch Automobile, dieden besonderen Bedürfnissen Älterereher gerecht werden. Benötigt werdenjedoch auch Maßnahmen, die zum

Mobilitätsverhalten von Seniorinnenund Senioren – zur Entwicklung ziel-gruppenspezifischer Mobilitätsangebote

Ministerium fürBauen und Verkehrdes Landes Nordrhein-Westfalen

Stadtquartiere am WasserPotenziale der Stadtentwicklung und des Wohnens

www.mbv.nrw.de

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

Jahresbericht 2009

METROPOLISIERUNG. REGIONALISIERUNG DES STÄD-

TISCHEN. MOBILITÄT. SOZIALRAUM STADT. GEBAUTE

STADT. METROPOLISIERUNG. REGIONALISIERUNG DES

STÄDTISCHEN. MOBILITÄT. SOZIALRAUM STADT.

GEBAUTE STADT. METROPOLISIERUNG. REGIONALISIE-

RUNG DES STÄDTISCHEN. MOBILITÄT. SOZIALRAUM

STADT. GEBAUTE STADT. METROPOLISIERUNG. REGIO-

NALISIERUNG DES STÄDTISCHEN. MOBILITÄT. SOZIAL-

RAUM STADT. GEBAUTE STADT. METROPOLISIERUNG.

REGIONALISIERUNG DES STÄDTISCHEN. MOBILITÄT.

SOZIALRAUM STADT. GEBAUTE STADT. METROPOLI-

SIERUNG. REGIONALISIERUNG DES STÄDTISCHEN.

METROPOLISIERUNG.

REGIONALISIERUNGDES STÄDTISCHEN.

MOBILITÄT.

SOZIALRAUM STADT.

GEBAUTE STADT.

Veranstaltungen Neuerscheinungen

15. Konferenz für Planerinnenund Planer NRW / Klima-schutz und Klimaanpassung– Herausforderungen-Strategien-Beispielefür Stadt und RegionVeranstaltungsdokumentationder Konferenz am 4. März 2010,Wuppertal. Hrsg.: ILS; ARLLandesarbeitsgemeinschaftNRW; DASL LandesgruppeNRW; Wuppertal Institut fürKlima, Umwelt, Energie

„Perspektive Stadt“Hrsg.: Rainer Danielzyk,Franz Pesch, HeinrichSahnen, Sigurd Trommer;Klartext-Verlag, Essen,ISBN: 978-3-8375-0256-5,304 Seiten, zahlreiche Abb.,24,95 Euro

Stadtquartieream WasserPotenziale der Stadtent-wicklung und des WohnensHrsg.: Ministerium für Bauenund Verkehr des LandesNordrhein-Westfalen, 2010Entgeltfreies E-Book;auch als Printausgabeerhältlich

ILS-Jahresbericht 2009Hrsg.:ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschunggGmbHDortmund 2010

Trends 1/10Mobilitätsverhalten vonSeniorinnen und Senioren –zur Entwicklung zielgruppen-spezifischer MobilitätsangeboteHrsg.: ILS,Dortmund 2010,entgeltfreies E-Book

(Kooperations-)Veranstaltungen

19. Oktober 2010 14.00 Uhr, ILS DortmundSymposium „Neue metropolitane Zentren – Funktionalitätund Gestaltqualität“

2. November 2010 11.00 Uhr, Stadtmuseum DüsseldorfFachtagung in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung„Von der gespaltenen zur solidarischen Stadt –Die räumliche Dimension der sozialen Frage“

9. November 2010 DüsseldorfNRW-Leibniz-Institute laden ein zu Science meets Parliamentim Düsseldorfer Landtag, Parlamentarischer Abend in der VillaHorion

10. November 2010 13.00 Uhr, Rathaus DortmundDortmunder Wissenschaftstag „Wissenschaft Live“Tour: „Bauen mit der Sonne“

30. November 2010 10.30 Uhr, Super C der RWTH AachenSymposium in Kooperation mit dem Geographischen Institut derRWTH Aachen „Multiperspektivische Quartiersforschung.Das Quartier als interdisziplinärer Forschungsgegenstandund Untersuchungsperspektive“

ILS-Kolloquien Wintersemester 2010/11

jeweils 16.00 Uhr, ILS DortmundThema „Mobil sein – dabei sein! Nachhaltige Mobilität alsChance gesellschaftlicher Teilhabe“

9. November 2010 „Mobilität und soziale Ungleichheit“Prof. Dr. Annette Spellenberg, Professorin für Stadt- undRegionalsoziologie, TU Kaiserslautern

7. Dezember 2010 „Persönliche Mobilität als Teilhabechance, Mobilität derAnderen als Belastungsrisiko – zwei Aspekte des sozialenDiskurses in der Verkehrsplanung“Dr. Philine Gaffron, Oberingenieurin am Institut für Verkehrs-planung und Logistik, TU Hamburg-Harburg

18. Januar 2011 „Postfossil und zukünftig mobil – Mobilitätschancen füralle und gesellschaftliche Innovation“Gerd Würdemann, wissenschaftlicher Oberrat a.D., bis 2009Projektleiter am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum-forschung (BBSR), Bonn

Bitte beachten Sie unsere aktuellen Hinweise im Internet unter:www.ils-forschung.de/veranstaltungen

Weitere Informationen zu Neuerscheinungenunter: www.ils-forschung.de/publikationen

ImpressumHerausgeber und Verlag:ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung gGmbHBrüderweg 22 – 24, 44135 DortmundPostfach 10 17 64, 44017 DortmundTelefon +49 (0) 231 90 51-0Fax +49 (0) 231 90 [email protected]

Redaktion: Gabriele Farr-Rolf (v.i.S.d.P.),Renate Gervink, Sabine Weck

Layout: Ruhrgrafen, DortmundLitho: Jutta Busch, ILSFotonachweis: Holger Kanschik (Titel, S. 5, 9, 10, 11);

Christine Kleine-König (S. 3); BezirksregierungArnsberg (S. 5); berufundfamilie gGmbH(S. 7); Pressestelle Leibniz-Gemeinschaft(S. 7); Henrik Freudenau (S. 8).Alle weiteren Fotos ILS-Mitarbeiter/innen

Druck: Joussen + Gocke, DortmundAuflage: 5.000, DortmundILS gGmbH 2010; alle Rechte vorbehaltenAusgabe 2/10, August 2010

ISSN 1867-6790

Assoziiertes Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft

journal 2/10

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung