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asmi-marktforschung
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Der Bildungserfolg von Kindern hängt in Deutschland deutlich stärker von der sozialen Schicht der Herkunftsfamilie ab als beispielsweise in den skandinavischen Ländern. Hier gelingt es deutlich besser, Kindern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, gleiche Bildungschancen zu eröffnen. Um den Ursachen für dieses deutsche Defizit auf den Grund zu gehen, hat BILD der FRAU eine ländervergleichende Studie mit dem Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt.
Citation preview
Chancengerechtigkeitdurch Fö�rderung
von KindernEIN DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH
Eine Studie von
HERAUSGEBER
BILD der FRAU
Axel Springer AG
Axel-Springer-Platz 1
20350 Hamburg
KONZEPTION
Marktforschung Axel Springer AG, Hamburg
DURCHF�HRUNG DER UNTERSUCHUNG
UND AUSWERTUNG
Institut fü�r Demoskopie Allensbach,
Allensbach am Bodensee
GESTALTUNG
Peter Bay
FOTOS
istockphoto/Getty Images/Fotolia
DRUCK
DRUCKPUNKT Digital Offset GmbH,
Hamburg
© Copyright 2012
Alle Verö�ffentlichungen von Daten aus dieser
Studie, ausgenommen zu wissenschaftlichen
Zwecken, bedü�rfen der vorherigen Zustimmung
der Axel Springer AG.
2
3
Vorwort
Vor einiger Zeit hat BILD der FRAU für eine Reportage die Berliner „Arche“ besucht, eine großartige
Einrichtung für Kinder aus sozial schwachen Familien. Dort trafen wir zum Beispiel Marvin (10), der auf die
Frage nach seinem Berufswunsch antwortete: „Wieso? Wenn ich groß bin, werde ich Hartz IV, wie Papa.“
Und die kleine Jamina (9) erzählte uns: „Ich möchte eigentlich Lehrerin werden. Aber meine Mama sagt, das
schaffe ich sowieso nicht.“
Schrecklich traurige Kindersätze. Wie viel Wahrheit steckt in ihnen?
Klar ist: Chancengleichheit ist das Zukunftsthema in Deutschland. Und um Chancengleichheit beziehungs-
weise den Mangel daran geht es auch in unserer aktuellen Studie aus der Reihe BILD der FRAU-Frauenbilder.
Einmal im Jahr gehen wir als Deutschlands größte Frauenzeitschrift einem Thema wissenschaftlich auf den
Grund. Einem Thema, das nicht nur unsere sechs Millionen Leserinnen und Leser bewegt – sondern die
ganze Gesellschaft.
Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in einkommensschwachen und bildungsfernen Familien auf.
Jungen wie Marvin, Mädchen wie Jamina. Haben sie wirklich die Chance, es später mal besser zu haben als
ihre Eltern? 36 Prozent der Deutschen sagen Nein – die vielleicht schockierendste Zahl aus unserer neuen
Studie. Bei den unter 30-Jährigen aus einfachen Schichten meinen sogar 81 Prozent: Leistung lohnt
sich nicht.
Wenn es überforderten Eltern nicht gelingt, bei ihren Kindern Träume zu wecken und Talente zu fördern
– dann sind wir dran. Staat und Gesellschaft. Aber welche Fördermaßnahmen, welche Einrichtungen sind
die richtigen? Wie und von wem wird ein Kleinkind am besten betreut? Und was sind eigentlich unsere Bil-
dungsideale: Die Verankerung humanitärer Werte oder die Vermittlung von möglichst viel Lernstoff? Und
nicht zuletzt: Warum gelingt es skandinavischen Ländern, vorneweg Schweden, offensichtlich so viel besser,
Chancengleichheit zu erzielen? Was können wir von den Nordeuropäern lernen?
Die ländervergleichende Repräsentativ-Studie, die wir beim renommierten Institut für Demoskopie in
Allensbach in Auftrag gegeben haben und die Sie hier in Händen halten, liefert konkrete Antworten. Und
viele Hinweise darauf, wie wir es schaffen können. Wie wir Kinder wie Marvin und Jamina auf den richtigen
Weg bringen – weg vom Rand der Gesellschaft.
SANDRA IMMOOR BIANCA POHLMANN
BILD der FRAU-Chefredakteurin BILD der FRAU-Verlagsleiterin
Faire Chancen von Anfang an
Immer wieder haben Studien in den vergangenen Jahren den engen Zusammenhang zwischen sozialer
Herkunft und Bildungserfolg in Deutschland gezeigt. Die Ergebnisse sind alarmierend, und beunruhigend
sind auch die Folgen: Wo heute faire Bildungschancen für Kinder aus sozial schwachen Familien fehlen,
müssen wir morgen viel Geld in die Hand nehmen, um Menschen ohne Perspektiven dauerhaft zu alimen-
tieren. Klar ist auch, dass Kinderarmut ihre Ursache fast immer in den mangelnden Chancen und Perspek-
tiven der Eltern hat. Sie betrifft vor allem die bildungsfernen Schichten unserer Gesellschaft. Wo Eltern
mangels ausreichender Bildung und Qualifikation keine Chancen und Perspektiven haben, geraten auch
ihre Kinder ins Hintertreffen. Wie können wir diesen Teufelskreis aus Armut, geringen Bildungschancen und
infolgedessen schlechten Berufs- und Teilhabechancen durchbrechen?
Um die Teilhabechancen von Kindern aus sozial schwachen Familien zu verbessern, hat sich das Bundes-
familienministerium im Rahmen der Anpassung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder erfolgreich dafür einge-
setzt, dass auch Kinder von Geringverdienerinnen und Geringverdienern von Leistungen für Schulausflüge,
Mittagsverpflegung und Bildungsangeboten profitieren. Rückwirkend zum 1. Januar 2011 wurden so neue
Leistungen für Bildung und Teilhabe eingeführt. Zudem unterstützt der Kinderzuschlag in Höhe von bis zu
140 Euro für jedes Kind gezielt Familien mit niedrigem Erwerbseinkommen und hilft ihnen, unabhängig
von Leistungen des Arbeitslosengeldes II zu bleiben. Solche monetären Leistungen sind aber kein Allheil-
mittel. Die eigentliche sozialpolitische Herausforderung liegt darin, Kindern und Jugendlichen unabhängig
von ihrer sozialen Herkunft faire Chancen zu eröffnen. In jedem Kind und in jedem Jugendlichen stecken
Talente, und jedes Talent ist wertvoll. Jedes Kind und jeder Jugendliche verdient, dass seine Talente entdeckt
und gefördert werden.
Erster und wichtigster Bildungsort ist die Familie. Hier erwerben Kinder im täglichen Miteinander grund-
legende sprachliche, kognitive und soziale Kompetenzen. Wie Familienmitglieder miteinander umgehen,
was Eltern ihren Kindern vorleben, welche Strukturen und Rituale das Familienleben prägen – all das ent-
scheidet in erheblichem Maße über Entwicklungsperspektiven von Kindern. Was Eltern ihren Kindern fürs
Leben mitgeben, lässt sich niemals delegieren oder gar ersetzen. Entscheidend ist es deshalb, Bildung stärker
in den Familienalltag zu integrieren und die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. Das Bundes -
familienministerium unterstützt dieses Ziel mit dem Programm „Elternchance ist Kinderchance“. Bis Ende
2014 werden 4.000 haupt- und nebenamtliche Fachkräfte, die bereits in der Familienbildung tätig sind, über
die bundesweit tätigen Träger der Familienbildung zu so genannten „Elternbegleitern“ weiterqualifiziert,
die Eltern mit fachkundigem Rat zur Entwicklung ihrer Kinder unterstützen.
4
5
Kinder brauchen jedoch nicht nur im „Bildungsort Familie“ Unterstützung, sondern natürlich auch dann,
wenn sie zeitweise am Tag außerfamiliär betreut werden – etwa in einer Kindertagesstätte. Darum
unterstützt der Bund Länder und Kommunen mit 4,6 Milliarden Euro beim quantitativen und qualitativen
Ausbau der Kinderbetreuung und beteiligt sich ab 2014 mit rund 845 Millionen Euro pro Jahr an den Kosten
für den laufenden Betrieb. Im Rahmen unserer Offensive „Frühe Chancen“ investieren wir darüber hinaus
rund 400 Millionen Euro in bis zu 4.000 Schwerpunkt-Kitas zur Sprach- und Integrationsförderung.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass eine Politik, die auf die Stärkung der Elternkompetenz einerseits
und den Ausbau familienunterstützender Infrastruktur andererseits setzt, der richtige Weg ist, um mehr
Chancengerechtigkeit zu erreichen und die Durchlässigkeit sozialer Schichten zu erhöhen. Eltern wünschen
sich für ihre Kinder soziales Fortkommen – und zwar gerade auch diejenigen Eltern aus den so genannten
einfachen Sozialschichten – und sie fühlen sich in Deutschland in hohem Maße auch in der Pflicht, ihre
Kinder umfassend zu fördern. Gleichzeitig wächst auch die Akzeptanz des Ausbaus der Betreuungsangebote
für Kleinkinder unter drei Jahren. Drei Viertel der Gesamtbevölkerung begrüßen das Vorhaben. Zustimmungs-
raten in dieser Höhe erreichen nur wenige politische Maßnahmen.
In Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen zu investieren, ist ein Gebot sozialer Verantwortung,
aber auch ein Gebot ökonomischer Vernunft, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. Denn
Investitionen in frühkindliche Bildung zahlen sich aus – durch bessere Bildungschancen und damit später
auch bessere Beschäftigungs- und Teilhabechancen. Ich bin überzeugt: Grundlage des gesellschaftlichen
Zusammenhalts gerade in einer alternden Gesellschaft ist, dass alle Menschen faire Verwirklichungschancen
haben: die Möglichkeit, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Dazu bedarf es fairer Chancen von
Anfang an! Das gilt für Deutschland nicht anders als für Schweden.
DR. KRISTINA SCHRÖDER
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Inhalt
Vorwort ..............................................................................................................................................................3
Vorwort Familienministerium...........................................................................................................................4
Vorbemerkung...................................................................................................................................................9
Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit –
aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland .............................................................10
Ursachen schichtabhängiger Bildungserfolge:
Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung
für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische................................................................................21
Bildungs- und Aufstiegswünsche von Eltern für ihre Kinder..........................................................................29
Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder................................................................................................35
Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen ...................................................................47
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf .......................................................................................................57
Einstellungen zu Kindern und Familie ...........................................................................................................63
Besondere Perspektiven und Einstellungen
türkischstämmiger Eltern in Deutschland......................................................................................................69
ANHANG
Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78
Anhangtabellen ...............................................................................................................................................81
Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage .......................................................85
7
91"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbachim Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 10.
Vorbemerkung
Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsweg bzw. dem schulischen Erfolg von Kindern und dem
Bildungshintergrund des Elternhauses ist in Deutschland ungewöhnlich eng. Eine aktuelle Untersuchung
zeigt, dass 77 Prozent der Kinder von Eltern aus den höheren Bildungsschichten ein Gymnasium besuchen,
aber nur 29 Prozent der Kinder von Eltern mit einfacher Schulbildung.1 Die Chancen von Kindern in Deutsch-
land stehen und fallen weitgehend mit der sozialen Schicht, in die sie hineingeboren werden. Dies ist unbe-
friedigend und birgt zudem die Gefahr einer sich verfestigenden Unterschicht ohne große
Aufstiegsperspektiven.
International vergleichende Untersuchungen belegen darüber hinaus, dass der enge Zusammenhang zwi-
schen den Chancen der Kinder und dem Bildungshintergrund der Eltern ein typisch deutsches Phänomen
ist. So gelingt es beispielsweise in den skandinavischen Ländern weitaus besser, Startnachteile von Kindern
aus den schwächeren sozialen Schichten zu kompensieren, die Korrelation zwischen dem Bildungshinter-
grund der Elternhäuser und der Schulkarriere der Kinder ist in Skandinavien weitaus geringer als in Deutsch-
land.
Um die Ursachen und Hintergründe dieses Befundes aufzuklären, haben BILD DER FRAU und das
BUNDESMINISTERIUM FÜR FAMILIE, SENIOREN, FRAUEN UND JUGEND das INSTITUT FÜR DEMOS -
KOPIE ALLENSBACH mit einer ländervergleichenden Studie beauftragt. In repräsentativen Befragungen in
Deutschland und – exemplarisch für Skandinavien – Schweden wurden dabei die Haltungen und Urteile
der Bevölkerung zur Betreuung, Förderung und Erziehung von Kindern sowie zum Thema Chancengerech-
tigkeit ermittelt. Um Besonderheiten in den Urteilen und Einstellungen von Eltern mit Migrationshintergrund
herausarbeiten zu können, wurde in Deutschland zusätzlich ein repräsentativer Querschnitt türkisch -
stämmiger Eltern unter-12-jähriger Kinder befragt.
In der Analyse werden fallweise Trenddaten aus dem Allensbacher Archiv hinzugezogen, um Veränderun-
gen z.B. in den Einstellungen der deutschen Bevölkerung nachzeichnen zu können. Wo es möglich und sinn-
voll ist, werden die aktuellen Befunde zudem mit Ergebnissen einer 2007 vom Allensbacher Institut
durchgeführten deutsch-französischen Studie verglichen. Durch einen solchen Dreiländervergleich gewinnen
die Befunde der vorliegenden Untersuchung zusätzlich Profil.
Allensbach am Bodensee, im Juli 2012 INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH
10
Soziale Durchlässigkeit und Chancengerechtigkeit – aus Sicht der Bevölkerung in Schweden größer als in Deutschland
Wenn es um die Frage der Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft geht, gehen die Wahrnehmungen der
deutschen und der schwedischen Bevölkerung schon bei ganz grundsätzlichen Fragen deutlich auseinander.
So nimmt die schwedische Bevölkerung ihre Gesellschaft in deutlich höherem Anteil als sozial durchlässig
wahr als die deutsche. Fast zwei Drittel der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung in Schweden sind überzeugt,
dass eigene Anstrengungen in der Regel auch dazu führen, dass man im Leben etwas erreicht. In Deutschland
sehen das nur 44 Prozent so (Schaubild 1). 36 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vertreten ausdrücklich
die gegenteilige Auffassung, dass es für Personen aus unteren Schichten nur sehr schwer ist sozial aufzustei-
gen, wie sehr sie sich auch anstrengen.2
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
GRÖßERE SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN SCHWEDEN – DAS SEHEN GERADE EINFACHE SOZIALE SCHICHTEN SO
Frage: "Zwei Leute unterhalten sich über Aufstiegsmöglichkeiten: Der Erste sagt: 'Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas.' Der Zweite sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten, und für die ist es sehr schwer hochzukommen, so sehr
sie sich auch anstrengen.'Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher Recht – der Erste oder der Zweite?"
6153
47
27
DEUTSCHLAND
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"
44%
7160
55SCHWEDEN
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
2 Tabellarischer Basisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6
SCHAUBILD 1
Gerade in einfachen sozialen Schichten werden die Möglichkeiten zum Aufstieg in Schweden deutlich
optimistischer gesehen als in Deutschland. Während in Deutschland nur rund jeder Vierte aus diesem Per-
sonenkreis daran glaubt, dass sich eigene Anstrengung in der Regel durch sozialen Aufstieg auszahlt, sind in
Schweden 55 Prozent der Personen aus einfachen Sozialschichten davon überzeugt (Schaubild 1, Seite 10).
Besonders problematisch wird dieser in der deutschen Unterschicht verbreitete Statusfatalismus in
Verbindung mit der in den letzten Jahren deutlichen Auseinanderentwicklung der wirtschaftlichen Lage der
sozialen Schichten in Deutschland. Während das frei verfügbare Einkommen der oberen sozialen Schichten
in den letzten 20 Jahren trotz aller Krisen kontinuierlich und deutlich gestiegen ist, hat sich der finanzielle
Spielraum der Mittelschicht nominell nur moderat vergrößert und ist in den unteren Schichten kaum
gewachsen (Schaubild 2). Stellt man die Inflationsraten in diesem Zeitraum in Rechnung, kann im Vergleich
zu 1992 nur die Oberschicht reale Zugewinne im frei verfügbaren Einkommen verbuchen, Mittel- und
Unterschicht verzeichnen dagegen abnehmende reale Spielräume. Die wirtschaftliche Auseinanderentwick-
lung der Schichten in Deutschland hat sich in den letzten Jahren immerhin verlangsamt. In den letzten fünf
Jahren entsprechen die nominellen Zugewinne in allen Schichten in etwa der Inflationsrate in diesem
Zeitraum.3
11
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
DER FINANZIELLE SPIELRAUM DER SOZIALEN SCHICHTEN ENTWICKELT SICH AUSEINANDER
156 166NIEDRIG
2007
153
Betrag, der im Monat durchschnittlich zur freien Verfügung bleibt, wenn alle laufenden Kosten wie Miete, Heizung, Kleidung, Essen und Trinken beglichen sind.
Frei verfügbares Einkommen in EuroSOZIOÖKONOMISCHER STATUS
1992 2000 2012
377
452HOCH
522572
170
240 MITTEL259 262 281
SCHAUBILD 2
3 Andere aktuelle Studien des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigen allerdings, dass die subjektive Beurteilung der Entwicklung der eigenen wirtschaftlichenLage auch in den letzten fünf Jahren in den sozialen Schichten deutlich unterschiedlich ausfällt. Personen aus einfachen sozialen Schichten haben eher denEindruck, es gehe ihnen heute materiell schlechter als vor fünf Jahren, Personen aus der Oberschicht geben dagegen eher zu Protokoll, es gehe ihnen besser.
Auch die junge Bevölkerung zeigt sich in Schweden im Hinblick auf Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs
deutlich zuversichtlicher als in Deutschland. Während in Schweden 70 Prozent der Unter-30-Jährigen davon
ausgehen, dass sich eigene Anstrengung in der Regel lohnt, teilen in Deutschland nur 41 Prozent dieser
Altersgruppe diese Überzeugung. Die schichtspezifischen Unterschiede in dieser Altersgruppe sind dabei in
Deutschland besonders ausgeprägt: Während 56 Prozent der Unter-30-Jährigen aus der Oberschicht davon
ausgehen, dass Anstrengung in der Regel auch zu sozialem Erfolg führt, teilen nur 19 Prozent dieser Alters-
gruppe aus der Unterschicht diese Einschätzung. In Schweden zeigen sich schichtspezifische Unterschiede
in der jungen Bevölkerung bei dieser Frage dagegen nicht (Schaubild 3).
Für die Leistungsmotivation junger Menschen in der Schule und beim Berufsstart dürfte dies kaum
folgenlos bleiben: Es ist zu vermuten, dass gerade junge Menschen aus einfachen Schichten in Schweden
deutlich motivierter sind, sich anzustrengen und ambitionierte Lebensziele durch eigene Leistung zu errei-
chen, als in Deutschland.
12
© IfD-AllensbachBASIS: UNTER-30-JÄHRIGE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT: IN DEUTSCHLAND GROßE SCHICHTSPEZIFISCHE UNTERSCHIEDE IN DEN EINSCHÄTZUNGEN DER JUNGEN BEVÖLKERUNG
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel
auch zu etwas"
"Tatsächlich ist es so, dass dieeinen oben sind, und die
anderen sind unten, und fürdie ist es sehr schwer
hochzukommen, so sehr siesich auch anstrengen"
Unentschieden
41% 44
19
7064
72
34 32
55
26 33 2325 24 26
4 3 5
56
17
27
68
28
4
soziale Schichten
UNTER-30-JÄHRIGE
höhereinsgesamt mittlere einfache
soziale Schichten
UNTER-30-JÄHRIGE
höhereinsgesamt mittlere einfache
SCHAUBILD 3
Auch die Haltungen von Müttern junger Kinder unterscheiden sich in dieser Frage sehr deutlich in beiden
Ländern. Während in Schweden 72 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder die Auffassung teilen, dass
man es durch Anstrengung in der Regel auch zu etwas bringt, sind es in Deutschland nur 39 Prozent,
47 Prozent vertreten dagegen ausdrücklich die Auffassung, dass es in Deutschland nur sehr schwer möglich
ist, sozial aufzusteigen, wie sehr man sich auch anstrengt.4 Bemerkenswerterweise übersteigt der Anteil der
aufstiegsoptimistischen Mütter in Schweden damit den Anteil der Väter, die diese Überzeugung teilen, wäh-
rend es in Deutschland umgekehrt ist (Schaubild 4).
13
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel auch zu etwas"
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN – BESONDERS GROßE WAHRNEHMUNGSUNTERSCHIEDE IN DER JUNGEN GENERATION UND BEI MÜTTERN JUNGER KINDER
61 %
46 4449
41 44 46DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
insge-samt
Väter
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
4439
6167
6370
6052
72
16- bis 74-jährige
Bevölkerung16-29Jahre
30-44Jahre
45-59Jahre
60-74Jahre
Mütter
Altersgruppen
4 Tabellarischer Ergebnisbericht DEUTSCH-SCHWEDISCHER VERGLEICH, Tabelle 6
SCHAUBILD 4
Werden die Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg durch eigene Leistung in Deutschland insgesamt schon
deutlich pessimistischer gesehen als in Schweden, sind die Überzeugungen in den östlichen Bundesländern
noch negativer gefärbt. Anders als im Westen zeigt sich hier eine relative Mehrheit sogar davon überzeugt,
dass sozialer Aufstieg für Menschen aus den unteren Schichten kaum möglich ist, so sehr sie sich auch an-
strengen (43 Prozent). Besonders pessimistisch zeigen sich junge Eltern im Osten: Nur ein Viertel geht davon
aus, dass Leistung in der Regel auch mit sozialem Aufstieg belohnt wird, über die Hälfte hält eigene Anstren-
gungen dagegen für in der Regel vergeblich (Schaubild 5).
14
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SOZIALE DURCHLÄSSIGKEIT IN DEUTSCHLAND: IM OSTEN DEUTLICH PESSIMISTISCHERE WAHRNEHMUNG ALS IM WESTEN
"Wer sich heute wirklich anstrengt, der bringt es in der Regel
auch zu etwas"
"Tatsächlich ist es so, dass die einen oben
sind, und die anderen sind unten, und für
die ist es sehr schwer hochzukommen, so
sehr sie sich auch anstrengen"
Bevölkerunginsgesamt
West
ELTERN VON KINDERN UNTER 12 JAHREN
Ost
45%
West-deutsch-
land
Ost-deutsch-
land
4735
44 48
25
35 34
43
42 39
52
20 19 2214 13
23
insgesamt
Unentschieden
SCHAUBILD 5
Dabei ist die Zuversicht, dass sozialer Aufstieg durch eigene Leistung möglich ist, im Osten Deutschlands
seit Mitte der 90er Jahre kontinuierlich angestiegen. Der Anteil der westdeutschen Bevölkerung, die dem
Sprichwort "Jeder ist seines Glückes Schmied" anhängen und an sozialen Aufstieg durch eigene Leistung
glauben, liegt dagegen seit Mitte der 80er Jahre annähernd stabil bei knapp unter 50 Prozent. Höher lag
dieser Anteil mit über 60 Prozent in Wirtschaftswunderzeiten Mitte der 60er Jahre und auch noch Mitte der
70er Jahre (Schaubild 6).
15
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BIS 1985: WESTDEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 10086, FEBRUAR 2012
"Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen"
"JEDER IST SEINES GLÜCKES SCHMIED": SOZIALER AUFSTIEG DURCH LEISTUNG – LANGZEITTREND
Frage: "Zwei Männer/Frauen unterhalten sich über das Leben. Der/die eine sagt: 'Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer sich heute wirklich anstrengt, der kann es auch zu etwas bringen.'
Der/die andere sagt: 'Tatsächlich ist es so, dass die einen oben sind, und die anderen sind unten und kommen bei den heutigen Verhältnissen auch nicht hoch, so sehr sie sich auch anstrengen.'
Was würden Sie persönlich sagen: Wer von beiden hat eher recht – der/die Erste oder der/die Zweite?"
2012200519961985197519631955
53 %
62 62
49 47 49 48
28
3742
WEST
OST
SCHAUBILD 6
Auch in der Frage der Chancengerechtigkeit zeichnet die schwedische Bevölkerung ein signifikant positi-
veres Bild von ihrem Land als die deutsche. Gut die Hälfte der Schweden hält die Chancengerechtigkeit im
eigenen Land für gut oder sogar sehr gut verwirklicht, in Deutschland konstatieren das lediglich 37 Prozent
der Bevölkerung, 57 Prozent sind dagegen überzeugt, um die Chancengerechtigkeit stehe es hierzulande bis-
lang weniger gut oder gar nicht gut (Schaubild 7).
16
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
CHANCENGERECHTIGKEIT AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG INSCHWEDEN BESSER VERWIRKLICHT ALS IN DEUTSCHLAND
sehr gut
6unentschieden
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
gut
weniger gut
gar nicht gut
4
3
7
34 %45
5038
7
6
Frage: "Man kann ja ganz unterschiedlicher Ansicht darüber sein, inwieweit bei uns in der Gesellschaft Chancengerechtigkeit bereits verwirklicht ist. Ich meine, dass jeder in unserer Gesellschaft, unabhängig
von der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht, die gleichen Chancen bei der Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und im Beruf bekommt. Wie sehen Sie das: Wie gut ist in unserer Gesellschaft
Chancengerechtigkeit alles in allem verwirklicht?"
Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit
alles in allem verwirklicht –
SCHAUBILD 7
Auch hier zeigen sich überdurchschnittlich starke Unterschiede zwischen den Ländern in der jungen
Generation: Während Unter-30-Jährige in Schweden die Chancengerechtigkeit in ihrem Land mit 55 Prozent
überdurchschnittlich häufig mindestens "gut" verwirklicht sehen, liegt dieser Anteil in Deutschland mit
34 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Die Urteile in dieser Frage sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Schweden deutlich schichtab-
hängig: Personen aus höheren soziale Schichten halten Chancengerechtigkeit im jeweiligen Land in deutlich
höheren Anteilen für gut verwirklicht als Personen aus einfachen Schichten (Schaubild 8).
17
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
16- bis 74-jährige
Bevölkerung16-29Jahre
30-44Jahre
45-59Jahre
60-74Jahre
Altersgruppen
BEI DER VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEIT IST SCHWEDEN AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WEITER ALS DEUTSCHLAND
Soziale Schichten
höhere mittlere ein-fache
Sehr gut/gut
Nicht dargestellt: Unentschiedene
Weniger gut/Gar nicht gut
Es sehen in ihrem Land Chancengerechtigkeit
verwirklicht – 51 %
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
55 52 49 49
63
49 45
37 34 36 38 3946
3629
4539
46 47 48
33
47 50
57 58 60 57 55 48 58 65
SCHAUBILD 8
18
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
VERWIRKLICHUNG VON CHANCENGERECHTIGKEITIN DEUTSCHLAND – POSITIVER TREND
23 %
21
28
26
18
37
37
14
33
201220082007
WEST
OST
GESAMT-DEUTSCHLAND
Es sehen die Chancengerechtigkeit in Deutschland alles in allem "sehr gut" oder "gut" verwirklicht
Auch wenn das Urteil über die Verwirklichung von Chancengerechtigkeit in Deutschland negativer ausfällt
als in Schweden, zeigt die Einschätzung der Bevölkerung über die letzten Jahre hierzulande einen deutlich
positiven Trend. Gegenüber 2007 ist der Anteil derjenigen, die die Chancengerechtigkeit in Deutschland gut
oder sehr gut verwirklicht sehen, stark angestiegen, von 21 Prozent in 2007 auf aktuell 37 Prozent. Der Anstieg
verlief dabei im Osten – von einer niedrigeren Basis aus – steiler als im Westen (Schaubild 9).
SCHAUBILD 9
Insgesamt deckt sich das mit der Wahrnehmung der Bevölkerung, die häufiger den Eindruck äußert,
die Chancengerechtigkeit habe in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren zugenommen, als den
Eindruck, sie habe abgenommen. In dieser Frage bestehen allerdings deutliche Wahrnehmungsunterschiede
in West und Ost: Im Westen konstatieren 32 Prozent eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit, 20 Prozent
haben den gegenteiligen Eindruck. Im Osten ist es dagegen fast genau umgekehrt (20 Prozent gegenüber
33 Prozent).
Deutliche Unterschiede zeigen sich auch hier zwischen den sozialen Schichten. Allerdings sehen selbst in
den einfachen sozialen Schichten tendenziell mehr Personen eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit
als eine Verschlechterung (Schaubild 10).
19
Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Hat die Chancengerechtigkeit in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren eher zugenommen, oder eher abgenommen, oder hat sich da nicht viel geändert?"
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
AUCH DIE DEUTSCHE BEVÖLKERUNG HAT DEN EINDRUCK, DIE CHANCENGERECHTIGKEIT HAT ZUGENOMMEN – ALLERDINGS NICHT IM OSTEN
sich nicht vielgeändert
Es haben den Eindruck, die Chancengerechtigkeit
hat in Deutschland in den letzten 10 bis 15 Jahren –
Bevölkerunginsgesamt
West-deutsch-
land
Ost-deutsch-
land
unentschieden, keine Angabe
eherzugenommen
eher abgenommen
30%
3220
35 29 27
38 38
38
4038 36
22 2033
1723 26
10 10 9 8 10 11
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
SCHAUBILD 10
21
Ursachen schichtabhängiger Bildung serfolge:Deutsche Eltern sehen sich stärker in der Verantwortung für Bildung und Leistungsorientierung als schwedische
Auch in der Frage, wieweit die Gesellschaft dafür sorgt, dass Kinder schichtunabhängig die gleichen
Entwicklungschancen haben, unterscheiden sich die Einschätzungen der deutschen und der schwedischen
Bevölkerung deutlich. Schwedische Eltern unter-12-jähriger Kinder haben zu 44 Prozent den Eindruck, dass
für die Herstellung der Chancengleichheit von Kindern in ihrem Land viel oder sehr viel getan wird, deutsche
Eltern teilen diese Einschätzung bezogen auf Deutschland dagegen nur zu 32 Prozent (Schaubild 11).
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN: AUS BEVÖLKERUNGSSICHT WIRD IN SCHWEDEN MEHR DAFÜR GETAN ALS IN DEUTSCHLAND
sehr viel
Nicht dargestellt: Weiß nicht, keine Angabe
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
viel
nicht so viel
nur wenig
323
3027 %
49
Für gleiche Entwicklungs-
chancen für Kinder wird im jeweiligen
Land getan –
39
5042
12
9
14
8
36
5
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder
41
Frage: "Und wie viel wird in Deutschland/Schweden dafür getan, dass Kinder aus unterschiedlichen sozialen Schichten möglichst gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln?
Wird da sehr viel, viel, nicht so viel, oder nur wenig getan?"
SCHAUBILD 11
Dass für die Chancengleichheit von Kindern nur wenig getan wird, ist ein Eindruck, der vor allem in den
einfachen Sozialschichten in Deutschland verbreitet ist. Hier fällt das Urteil darüber, wie viel für die
Chancengleichheit für Kinder getan wird, deutlich negativer aus als in Schweden, aber auch als im Bevöl -
kerungsdurchschnitt in Deutschland (Schaubild 12).
Dabei wird der Einfluss der sozialen Schicht der Eltern auf die Entwicklungschancen von Kindern auch in
Schweden hoch veranschlagt: Rund vier von fünf Schweden halten diesen Einfluss für groß oder sehr groß.
Allerdings liegt dieser Anteil in Deutschland noch höher. Insbesondere hält hierzulande fast jeder Dritte die-
sen Einfluss für "sehr groß", in Schweden dagegen nur 22 Prozent (Schaubild 13, Seite 23).
Fragt man gezielt nach den Ursachen für unterschiedliche Entwicklungschancen für Kinder, tritt der aus
deutscher Sicht größere Einfluss der Eltern noch plastischer hervor. So nennt die deutsche Bevölkerung als
Ursache am häufigsten, dass manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind, dass manche Kinder von
ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen und zu Ende zu
führen, und dass manche Eltern aus einfachen Bildungsschichten ihre Kinder nicht gut fördern. Der schwe-
dischen Bevölkerung scheinen diese Punkte zur Erklärung ungleicher Chancen weit weniger relevant, ebenso
wie mögliche Unterschiede in der Förderkompetenz der Eltern, dass also manche Eltern gar nicht wissen,
wie sie ihr Kind am besten fördern.
22
© IfD-Allensbach
VOR ALLEM DEUTSCHE ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN HABEN DEN EINDRUCK, DASS FÜR DIE CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN NICHT VIEL GETAN WIRD
Für gleiche Entwicklungs-chancen für Kinder wird sehr viel bzw. viel getan
44
15
4043
32 %
47
36 34
14 12 349
86
10 10
Dafür wird nurwenig getan
Nicht dargestellt: "Dafür wird nur nicht so viel getan" bzw. "weiß nicht, keine Angabe"
insgesamt soziale Schichten
höhere mittlere einfache
Eltern von unter-12-jährigen Kindern
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
DEUTSCHLANDSCHWEDEN
SCHAUBILD 12
Aber auch eine ungleiche Begabung von Kindern ist in Deutschland weit häufiger als in Schweden ein
Erklärungsmuster für die unterschiedlichen Chancen von Kindern. Ebenso werden Benachteiligungen von
manchen Kindern in der Schule häufiger von der deutschen Bevölkerung ins Feld geführt als von der
schwedischen.
Von der schwedischen Bevölkerung werden dagegen am ehesten ungleiche finanzielle Voraussetzungen
als Ursache für ungleiche Chancen gesehen. Das geben – ähnlich wie in Deutschland – rund zwei Drittel
der Bevölkerung zu Protokoll.
Ein Mangel an staatlicher Unterstützung für benachteiligte Kinder wird bemerkenswerterweise in Deutsch-
land wie in Schweden als eher nachrangige Ursache gesehen, ebenso wie Qualitätsunterschiede in den
Betreuungseinrichtungen oder ob Unter-3-Jährige zuhause oder in einer Einrichtung betreut werden5
(Schaubild 14, Seite 24).
23
Frage: "Was glauben Sie: Wie viel Einfluss hat die soziale Schicht der Eltern darauf, wie gut sich Kinder entwickeln können?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-Allensbach
DER EINFLUSS DER SOZIALEN SCHICHT DER ELTERN AUF DIE ENTWICKLUNGSCHANCEN VON KINDERN WIRD VON DEUTSCHENHÖHER VERANSCHLAGT ALS VON SCHWEDEN
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
sehr groß
groß
weniger groß
hat gar keinen Einfluss
Es halten den Einfluss der sozialen Schicht
der Eltern für –
22
55
57
10 17
1 13 3
31 %
unentschieden, keine Angabe
SCHAUBILD 13
5 Dabei ist davon auszugehen, dass diejenigen, die diesen Punkt angeben, vor allem eine Benachteiligung der Kinder sehen, die keine Betreu-ungseinrichtung besuchen, denn diese Gruppe urteilt an anderer Stelle in hohem Anteil, dass es für die Entwicklung eines Kindes besser ist,wenn es in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut wird (Deutschland: 60 Prozent, Schweden: 71 Prozent).
In den Einschätzungen der Eltern zu den möglichen Ursachen ungleicher Chancen von Kindern treten
ähnliche Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden zu Tage wie auf Basis der Gesamtbevölkerung.
Insgesamt – so zeigen diese Urteile – wird die Verantwortung für eine gute Entwicklung von Kindern in
Deutschland viel stärker als in Schweden mit den persönlichen Anstrengungen und Fähigkeiten der Eltern
in Zusammenhang gebracht sowie mit Begabungsunterschieden der Kinder.
24
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu entwickeln und es im Leben
zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage)
DEUTSCHE SEHEN IN PERSÖNLICHEN DEFIZITEN DER ELTERN UNDIN BEGABUNGSUNTERSCHIEDEN DER KINDER DEUTLICH HÄUFIGERDIE URSACHE FÜR CHANCENUNGLEICHHEIT ALS SCHWEDEN
Dass manche Kinder schlechtere
Chancen haben, sich gut zu entwickeln,
liegt vor allem daran, dass –
manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen
manche Kinder unter drei Jahren zuhause betreut werden und andere eine Kinder-betreuungseinrichtung besuchen
die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder-garten oder Kita sehr unterschiedlich ist
der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen
manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden
viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können
die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind
manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zubeschäftigen
manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gutfördern
manche Eltern nicht viel Zeit mit ihrenKindern verbringen können
manche Kinder in die Kita gehen,während andere Tagesmütter haben
manche Eltern ihren Kindern kein gutesVorbild sind
die Kinder unterschiedlich begabt sind
61
47
32
61
66
54
47
32
14
27
23
8
6
n.e. = in Deutschland nicht erhoben
DEUTSCHSCHLAND SCHWEDEN
82
74
73
70
68
60
60
53
32
31
27
15
n.e.
%
SCHAUBILD 14
Bemerkenswert sind die schichtspezifischen Unterschiede dieser Einschätzungen, die sich in vielen Punk-
ten in Deutschland viel ausgeprägter zeigen als in Schweden. Man gewinnt leicht den Eindruck, dass Eltern
aus höheren sozialen Schichten in Deutschland die Verantwortung für die schlechteren Chancen von Kindern
aus einfachen Schichten dabei vor allem bei deren Eltern sehen – schlechte Vorbilder, Mangel an Motivation,
schlechte Ausbildung der Eltern – sowie in Begabungsunterschieden der Kinder. Eltern aus einfachen Schich-
ten verweisen in Deutschland dagegen deutlich überdurchschnittlich häufig auf die äußeren Umstände, d.h.
zu wenig staatliche Unterstützung, Benachteiligung durch Lehrer und ungleiche finanzielle Voraussetzungen.
Diese möglichen Ursachen werden allerdings auch von schwedischen Eltern aus einfachen Sozialschichten
überdurchschnittlich häufig angeführt (Tabelle 1).
Dass die Ursache für ungleiche Chancen von Kindern von der deutschen Bevölkerung viel häufiger als in
Schweden in den ungleichen persönlichen Voraussetzungen von Eltern verortet wird, ist aber nicht (nur)
Folge unterschiedlicher "Ideologien", sondern hat einen realen Grund. Das zeigt eine Analyse der elterlichen
Erziehungsziele in beiden Ländern.
Schwedische Eltern möchten ihren Kindern vor allem soziale Grundtugenden wie Ehrlichkeit, Höflichkeit
und Hilfsbereitschaft mit auf den Lebensweg geben sowie Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit.
Jeweils über 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder in Schweden nennen dies als Ziel ihrer Erziehung.
In diesen Punkten unterscheiden sich deutsche und schwedische Eltern auch nur wenig. Auch Neugier steht
in beiden Ländern ähnlich häufig, nämlich bei jeweils gut der Hälfte der Eltern auf der Liste der eigenen
25
Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen
Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
Frage: "Was glauben Sie, woran liegt es vor allem, dass manche Kinder in Deutschland/Schweden schlechtere Chancen haben, sich gut zu
entwickeln und es im Leben zu etwas zu bringen?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich) ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
manche Eltern ihren Kindern kein gutes Vorbild sind ....................................................... 79 .................. 58 84 .............. 79 ............. 72 61 ............. 58 .............. 49 manche Kinder von ihren Eltern nicht richtig erzogen werden, z.B. nicht lernen, Arbeiten gründlich zu erledigen oder zu Ende zu führen ................................................. 73 .................. 44 79 .............. 71 ............. 70 47 ............. 44 .............. 39 die finanziellen Voraussetzungen im Elternhaus sehr unterschiedlich sind .................. 73 .................. 66 70 .............. 70 ............. 87 59 ............. 67 .............. 76 manche Eltern kein oder nur wenig Interesse daran haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen ..................................... 71 .................. 67 78 .............. 74 ............. 51 68 ............. 67 .............. 62 manche Eltern, die selbst keine gute Bildung bzw. Ausbildung haben, ihre Kinder nicht gut fördern ................................... 67 .................. 30 77 .............. 68 ............. 42 36 ............. 25 .............. 34 viele Eltern gar nicht wissen, wie sie ihre Kinder am besten fördern können ............ 60 .................. 47 58 .............. 64 ............. 55 52 ............. 45 .............. 42 manche Eltern nicht viel Zeit mit ihren Kindern verbringen können ................................ 53 .................. 59 52 .............. 54 ............. 50 62 ............. 58 .............. 52
.../
Erziehungsziele, die Fähigkeit, das Leben zu genießen in Schweden etwas häufiger als in Deutschland
(54 Prozent gegenüber 44 Prozent).
Bemerkenswert ist dagegen, dass viele andere Dimensionen schwedischen Eltern als Ziele der eigenen
Erziehung deutlich weniger wichtig sind als deutschen: Sowohl eine gute, vielseitige Bildung als auch Tugen-
den wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt sind nur jeweils weniger als einem Drittel
der schwedischen Eltern Ziel der Erziehung im Elternhaus, dagegen jeweils einer deutlichen Mehrheit der
Eltern in Deutschland (Schaubild 15, Seite 27).6
Während schwedische Eltern sich in ihren Erziehungszielen also stark auf die oben genannten sozialen
Grundtugenden sowie Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein fokussieren, sehen sich Eltern in
Deutschland in großen Teilen wesentlich mit in der Verantwortung, für eine gute Allgemeinbildung ihrer
Kinder und das Erlernen von Tugenden wie Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Sorgfalt zu sor-
gen. Wenn der Umfang des elterlichen Bildungs- und Erziehungsauftrags in beiden Ländern so unterschied-
lich interpretiert wird, erstaunt kaum, dass sich die in den Elternhäusern unterschiedlichen intellektuellen
und auch materiellen Voraussetzungen in Deutschland stärker auf die Entwicklungschancen von Kindern
auswirken als in Schweden. So hat etwa eine im vergangenen Jahr vom Allensbacher Institut durchgeführte
Studie gezeigt, wie viel leichter es Eltern mit höherer Schulbildung fällt, ihre Kinder bei den Hausaufgaben
zu unterstützen als weniger gut gebildeten Eltern.7
26
Ursachen für Chancenungleichheit aus Elternsicht – schichtspezifische Wahrnehmungen
Tabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
/... ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Dass manche Kinder schlechtere soziale Schichten soziale Schichten Chancen haben, sich gut zu entwickeln, ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ liegt vor allem daran, dass – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
die Kinder unterschiedlich begabt sind ................................................................... 48 .................. 26 53 .............. 47 ............. 42 19 ............. 29 .............. 28 die Qualität der Betreuung in den Betreuungseinrichtungen wie Kinder- garten oder Kita sehr unterschiedlich ist ........................................................................ 33 .................. 28 27 .............. 34 ............. 46 27 ............. 26 .............. 39 der Staat nicht genug dafür tut, um benachteiligte Kinder zu unterstützen ............... 31 .................. 26 16 .............. 32 ............. 59 25 ............. 23 ............ 38 manche Kinder in der Schule von den Erziehern bzw. Lehrern benachteiligt werden ................................................................ 28 .................. 14 11 .............. 33 ............. 49 12 ............. 11 ............ 34 manche Kinder unter drei Jahren zu- hause betreut werden und andere eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen ............................................................. 11 ................... 8 11 .............. 11 ............. 14 5 .............. 9 .............. 11 manche Kinder in die Kita gehen, während andere Tagesmütter haben .................. – ................... 4 – .............. – ............. – 2 .............. 5 ............... 5 Nichts davon ........................................................ x ................... 1 x ............... x .............. x 1 .............. 1 ............... 3 Alle Kinder haben gleiche Chancen ..................... 1 ................... 5 x ............... 2 .............. 2 3 .............. 6 ............... 6
"–" = Wert wurde in Deutschland nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
6 Es sollte daraus nicht geschlossen werden, dass diese Ziele für Eltern in Schweden per se unwichtig sind – sie stehen nur nicht im Zentrum der Erziehung im Elternhaus. Die Vermittlung von Bildungsinhalten und Sekundärtugenden wird offenbar stärker als in Deutschland als Aufgabe der staatlichen Bildungseinrichtungen gesehen.
7"Zwischen Ehrgeiz und Überforderung. Bildungsambitionen und Erziehungsziele von Eltern in Deutschland. Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland", Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH, Düsseldorf 2011, Seite 11.
Hinzu kommt, dass die Bedeutung vieler Erziehungsziele in Deutschland tendenziell stärker von der
sozialen Schicht abhängt als in Schweden. Das gilt etwa für Leistungsbereitschaft, für eine gute Bildung oder
auch für die Freude an Büchern – Punkte die jeweils überdurchschnittlich häufig bei Eltern aus der Ober-
schicht auf der Liste wichtiger Erziehungsziele stehen (Anhangtabelle 1). Insbesondere Eltern aus der Ober-
schicht sehen sich in dieser Hinsicht also gegenüber ihren Kindern in der Pflicht.
27
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
88
83
77
32
29
56
71
46
27
29
48
72
30
33
55
54
28
15
8
7
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN –
89
85
84
81
78
78
78
69
69
69
68
66
63
58
56
44
42
37
23
22
ELTERLICHE ERZIEHUNGSZIELE: ALLGEMEINBILDUNG UND SEKUNDÄRTUGENDEN FÜR SCHWEDEN DEUTLICH WENIGER WICHTIG – FOKUSSIERUNG AUF SOZIALE GRUNDTUGENDEN,VERANTWORTUNGSBEWUSSTSEIN UND SELBSTÄNDIGKEIT
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit
Höflichkeit und gutes Benehmen
Gute, vielseitige Bildung
Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein
Hilfsbereitschaft
Toleranz
Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz
Pünktlichkeit
Gesunde Lebensweise
Selbständigkeit
Sparsam mit Geld umgehen
Neugier, Wissensdurst
Das Leben genießen
Freude an Büchern haben, gern lesen
Religiosität, Glaube an Gott
Interesse für Politik
Verantwortungsbewusstsein, Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen
Technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können
Sorgfalt, Dinge ordentlich und gewissenhaft tun
Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen
%
Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen,was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit auf den Weg geben soll, was Kinder
im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage)
SCHWEDENDEUTSCHLAND
SCHAUBILD 15
Bildungs- und Aufstiegswünsche von Elternfür ihre Kinder
Das in beiden Ländern unterschiedlich stark ausgeprägte "Involvement" von Eltern in den Erwerb von
Bildung und Leistungsorientierung ihrer Kinder schlägt sich auch in den Haltungen zu den Schulkarrieren
ihrer Kinder nieder.
Zwar sind die Ambitionen von Eltern im Hinblick auf den Bildungsabschluss ihrer Kinder sowohl in
Deutschland als auch in Schweden stark schichtabhängig: Eltern aus höheren sozialen Schichten wünschen
sich in beiden Ländern überdurchschnittlich häufig einen hohen Bildungsabschluss für ihre Kinder, Eltern
aus einfachen Sozialschichten sind dagegen häufiger auch mit mittleren Abschlüssen zufrieden bzw. äußern
in Deutschland keine bestimmten Erwartungen in dieser Hinsicht (Schaubild 16).
29
© IfD-Allensbach
AUCH IN SCHWEDEN DEUTLICH SCHICHTABHÄNGIGE BILDUNGSAMBITIONEN VON ELTERN FÜR IHRE KINDER
Als Schulabschluss wünschen sich für ihr Kind nach Möglichkeit –
Keine Angabe
Es haben keine bestimmten Erwartungen
Abitur bzw. Fachhochschulreife
Mittlere Reife
Hauptschulabschluss
x = Anteil unter 0,5 Prozent
BASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
63
86
5447
6681
62
35
20
6
26
23
229
25
53
x
x
x
3
x x xx16
819
27
10 9 11 8
x x 21 1 2 1 4
%
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN DEUTSCHLAND
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN SCHWEDEN
Hochschul-studium
Gymnasium
GrundschuleKeine bestimm-
ten Erwartungen
Keine Angabe
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlere einfache
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlere einfache
Frage: "Was wünschen Sie sich: Welchen Schulabschluss soll Ihr Kind/sollen Ihre Kinder nach Möglichkeit einmal machen?"
SCHAUBILD 16
Dabei sind die Bildungsabschlüsse aufgrund der in den beiden Ländern unterschiedlichen Bildungssysteme
nicht direkt miteinander vergleichbar. Anders als im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland ist der
Bildungsabschluss in Schweden wesentlich an die Ausbildungslänge gebunden: Nach dem obligatorischen
Besuch der Grundschule von Klasse 1 bis 9 wechselt die große Mehrheit der Schüler anschließend auf das
Gymnasium. Der Besuch ist freiwillig und kostenlos, dauert zwei bis drei Jahre und bietet sowohl eher
praxisorientierte, berufsvorbereitende Ausbildungsgänge als auch stärker theoretische, direkt auf ein Studium
vorbereitende Ausbildungsgänge (vgl. auch Anhangschaubild 1). Nach Angaben von Eurostat verfügten 2011
47,5 Prozent aller 30- bis 34-jährigen Schweden über eine Hochschulausbildung, in Deutschland dagegen
nur 30,7 Prozent – der EU-Durchschnitt lag bei 34,6 Prozent.
Dass ihre Kinder den von den Eltern gewünschten Abschluss auch schaffen, ist deutschen Eltern aber deut-
lich wichtiger als schwedischen: Für 43 Prozent der deutschen Eltern ist das sehr wichtig, dagegen nur für
31 Prozent der schwedischen Eltern. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede zwischen Deutschland und
Schweden in der Oberschicht. Während es Eltern aus höheren sozialen Schichten hierzulande fast zur Hälfte
sehr wichtig ist, dass ihre Sprösslinge den gewünschten Schulabschluss machen, äußert das in Schweden
nur rund ein Drittel dieser Eltern (Schaubild 17).
30
DEUTSCHEN ELTERN IST ES WICHTIGER, DASS IHR KIND DEN GEWÜNSCHTEN ABSCHLUSS AUCH ERREICHT
Dass ihr Kind denvon ihnen gewünschten Abschluss schafft, ist –
Keine Erwartungenbezügl. Abschluss
bzw. keine Angabe
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig
x = Anteil unter 0,5 Prozent
63
gar nicht wichtig
43 4839
5131 34 27
40
3741
39 20
40 42
40
31
3
3
32
1513
1616
x
x
x
x
1x
2x
178
1927
13 11 15 13
%
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
soziale Schichten
insgesamt
soziale Schichten
höhereinsgesamt mittlereeinfache höheremittlereeinfache
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN DEUTSCHLAND
ELTERN VON 6- BIS 17-JÄHRIGENKINDERN IN SCHWEDEN
Frage an Eltern, die bestimmte Erwartungen haben, welchen Schulabschluss ihr Kind/ihre Kinder einmal machen sollen: "Und wie wichtig ist Ihnen, dass Ihr Kind/Ihre Kinder
diesen Schulabschluss auch schaffen? Ist Ihnen das..."
SCHAUBILD 17
Auch hier zeigt sich, dass sich deutsche Eltern insgesamt – und deutsche Eltern aus der Oberschicht im
Besonderen – stärker in der Verantwortung für den Bildungserfolg ihrer Kinder sehen als schwedische.
Auch der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder wird in Deutschland von Eltern häufiger geäußert als
in Schweden: Schließen sich hierzulande 43 Prozent der Aussage an "unseren Kindern soll es später einmal
bessergehen als uns", sind es in Schweden 31 Prozent. Besonders ausgeprägt fallen die Unterschiede zwischen
den beiden Ländern in dieser Frage in der Mittelschicht aus: Während sich rund die Hälfte der deutschen
Mittelschichteltern erhofft, dass es die eigenen Kinder später einmal besser haben werden, teilt nur rund
ein Drittel der schwedischen Eltern aus den mittleren sozialen Schichten diese Sichtweise (Schaubild 18).
31
SCHWEDENDEUTSCHLAND
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
Frage "Früher haben ja viele Eltern gesagt: 'Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns'. Würden Sie das heute auch sagen, oder sind Sie ganz zufrieden, wenn es Ihren Kindern
später mal genauso geht wie Ihnen heute?"
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN UNTER-18-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER EIGENEN KINDER: IN DEUTSCHLAND VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN
31
30
32
67
62
21
17
49
"Unseren Kindern soll es später mal
bessergehen als uns"
43%
Es sind ganz zufrieden,wenn es ihren Kindern
später mal genausogeht wie ihnen heute
in Deutschland in Schweden
Eltern von unter-18-jährigen Kindern –
55 65 78 49
34
82
63
SCHAUBILD 18
Innerhalb Deutschlands sind beträchtliche Unterschiede in diesen Fragen zwischen den westlichen und
östlichen Bundesländern festzustellen. Während es im Westen 40 Prozent der Eltern, deren Kind eine
Betreuungseinrichtung oder Schule besucht, sehr wichtig ist, dass ihr Kind den von ihnen gewünschten
Schulabschluss erreicht, sind es im Osten 56 Prozent. Eltern äußern im Osten auch deutlich häufiger den
Wunsch nach sozialem Aufstieg ihrer Kinder. Gut die Hälfte möchte, dass es den eigenen Kindern später ein-
mal bessergeht als ihnen selbst. Im Westen liegt der Anteil mit 40 Prozent deutlich niedriger (Schaubild 19).
Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der Kinder hat dabei in Deutschland in den vergangenen Jahren in
Ost wie West wieder zugenommen und liegt aktuell im Osten wieder auf dem (hohen) Niveau von 1996, im
Westen deutlich höher als 1996 und 2009 (Schaubild 20, Seite 33).
32
© IfD-Allensbach
IM OSTEN DEUTSCHLANDS IST ES ELTERN DEUTLICH WICHTIGER, DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS MACHEN ALS IM WESTEN
x = Anteil unter 0,5 Prozent
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Dass ihr Kind den vonihnen gewünschten
Abschluss schafft, ist –
Eltern, deren Kinder eine Betreuungs-einrichtung oder Schule besuchen
West Ost
Keine Erwartungen bezügl. Abschluss bzw.
keine Angabe
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtiggar nicht wichtig
56
34
22
33 x
x
23 19
40%
West Ost
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
40%
54
5845
"Unseren Kindern soll es später
einmal besser- gehen als uns"
Es sind zufrieden,wenn es ihren
Kindern spätereinmal genausogeht wie ihnen
SCHAUBILD 19
33
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON KINDERN UNTER 16 JAHRENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
DER WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER HATIN DEUTSCHLAND ZULETZT WIEDER ZUGENOMMEN
"Meinen Kindern soll es später mal bessergehen als uns"
33
38
32
34
39
41
43
55 %53
201220091996
WEST
OST
GESAMT-DEUTSCHLAND
SCHAUBILD 20
Die Förderung und Betreuung kleiner Kinder
Die Vorstellungen davon, mit welchen konkreten Maßnahmen kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am
besten gefördert werden können, unterscheiden sich zwischen deutschen und schwedischen Eltern nur
punktuell. So sind sich deutsche und schwedische Eltern weitgehend einig darin, dass es besonders wichtig
ist, viel mit dem Kind zu sprechen, dem Kind vorzulesen bzw. mit ihm zusammen Bücher anzuschauen sowie
darauf zu achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann.
Mit dem Kind Spiele zu spielen und für viel Bewegung zu sorgen, halten deutsche Eltern dagegen für deut-
lich wichtiger als schwedische. Umgekehrt halten es fast zwei Drittel der schwedischen Eltern, aber nur knapp
die Hälfte der deutschen für besonders wichtig, das Kind in den Alltag einzubinden indem es sich z.B. an
der Hausarbeit beteiligt (Schaubild 21, Seite 36).
Auch zwischen den sozialen Schichten in Deutschland gehen die Auffassungen darüber, wie kleine Kinder
am besten gefördert werden können, nur in wenigen Punkten deutlich auseinander. So halten es Eltern aus
einfachen sozialen Schichten in überdurchschnittlichen Anteilen für wichtig, das Kind zum Malen oder Bas-
teln zu ermutigen. Und Eltern aus der Oberschicht halten es nur in unterdurchschnittlichen Anteilen für
besonders förderlich, den Nachwuchs bestimmte Fernsehsendungen schauen zu lassen oder die Kinder ge-
nerell selbst entscheiden zu lassen, ob sie z.B. ein Instrument lernen oder eine bestimmte Sportart betreiben
möchten (Anhangtabelle 2).
Noch am auffälligsten sind die Schichtunterschiede in Deutschland – auch im Vergleich zu Schweden –
wenn es um die Rolle von Musik für die Förderung von Kindern geht. Während es in Deutschland 61 Prozent
der Eltern aus höheren Sozialschichten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes für besonders wichtig
halten, es an die Musik heranzuführen, ihm z.B. ein Instrument näherzubringen, teilen nur 40 Prozent der
Eltern aus einfachen Schichten diese Auffassung. In Schweden zeigt sich eine solche Abhängigkeit dagegen
nicht (Schaubild 22, Seite 37). Insgesamt scheinen die Unterschiede in den Förderkonzepten verschiedener
sozialer Schichten aber keine zentrale Ursache für die in Deutschland gegenüber Schweden deutlich größere
Schichtabhängigkeit des Bildungserfolgs von Kindern.
35
Auch im Hinblick auf mögliche Maßnahmen, um sicherzustellen, dass alle Kinder unter 6 Jahren möglichst
gleiche Chancen haben, sich gut zu entwickeln, vertreten die deutsche und die schwedische Bevölkerung
insgesamt ähnliche Ansichten. Für am wichtigsten halten beide die individuelle Förderung der Kinder in
den Betreuungseinrichtungen, genügend Zeit für die Eltern, um sich um ihre Kinder zu kümmern, dass Eltern
36
Frage: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten?
Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage)
© IfD-Allensbach
NUR TEILWEISE UNTERSCHIEDLICHE FÖRDERUNGSKONZEPTEBEI DEUTSCHEN UND SCHWEDISCHEN ELTERN
Damit sich kleine Kinder bis ungefähr
6 Jahre möglichst gut entwickeln,
ist es besonders wichtig –
mit dem Kind Spiele spielen
das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihmsingen oder ihm ein Instrument näherbringen
darauf achten, dass das Kind viel Zeit mitanderen Kindern verbringt
das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen
mit dem Kind viel unternehmen
darauf achten, dass sich das Kind vernünftigernährt
darauf achten, dass das Kind viel Bewegungbekommt
darauf achten, dass das Kind neue Erfahrungen sammelt, viel ausprobieren kann
dem Kind vorlesen bzw. zusammen mitdem Kind Bücher anschauen
dem Kind Freiräume lassen, nicht denganzen Tag verplanen
das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen,was es machen möchte, ob es z.B. eine Sport-art oder ein Musikinstrument lernen möchte
das Kind Lernprogramme am Computer bzw. im Internet machen lassen
89
48
85
70
47
58
64
83
69
67
60
43
63
15
33
30
BASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
das Kind in den Alltag bzw. Haushalt einbinden,z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt
viel mit dem Kind sprechen
das Kind bestimmte Fernsehsendungen schauen lassen, bei denen es etwas lernt
Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in Berührung bringen
87
87
82
79
78
78
76
75
70
67
57
49
47
30
21
20
%
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND
SCHAUBILD 21
Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen bekommen können und dass genügend Ganztagsbe-
treuungsplätze zur Verfügung gestellt werden.
Punktuell bestehen aber durchaus unterschiedliche Auffassungen der deutschen und schwedischen
Bevölkerung über geeignete Maßnahmen. So hält die deutsche Bevölkerung Sprachtests vor der Einschulung
sowie eine allgemeine Pflicht zum Besuch des Kindergartens in deutlich höherem Anteil für zielführend als
die schwedische Bevölkerung, die umgekehrt größere Hoffnung in einheitliche Qualitätsstandards für
Kinderbetreuungseinrichtungen setzt.
Dass alle Kinder schon vor dem dritten Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen sollen, um Kin-
dern möglichst gleiche Entwicklungschancen zu eröffnen, wird zwar häufiger von Deutschen ins Spiel ge-
bracht als von Schweden, aber auch in Deutschland nur von einer Minderheit (29 Prozent, Schaubild 23,
Seite 38). Deutlich überdurchschnittlich wird diese Position allerdings in den östlichen Bundesländern ver-
treten – hier von rund jedem Zweiten.8
37
soziale Schichten
höhere mittlere einfache
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
MUSIK ALS MITTEL DER FÖRDERUNG KLEINER KINDER: IN EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN IN DEUTSCHLANDALS WENIGER WICHTIG BEURTEILT
DEUTSCHLAND
SCHWEDEN
Eltern von Kindernunter 12 Jahren
insgesamt
56
68*)6260 %
*) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
57 61 59 40
"Damit sich kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre möglichst gut entwickeln, ist es besonders wichtig, sie an die Musik heranzuführen,z.B. mit ihnen zu singen oder ihnen ein Instrument näherzubringen"
SCHAUBILD 22
8 49 Prozent, vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 12b
38
Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie, was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder in diesem Alter - unabhängig von
ihrer sozialen Schicht - die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das
Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage, Mehrfachnennungen möglich)
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Um sicherzustellen, dass alle Kinder bis ungefähr
6 Jahre die gleichen Chancen haben,
sich gut zu entwickeln, halten für wichtig –
85
83
92
77
52
70
81
n.e.
35
49
n.e.
19
n.e. = in diesem Land nicht erhoben
86
84
83
77
76
71
69
63
49
47
47
29
%
dass Eltern, die sich Förderangebote, wie z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht leisten können, finanziell unterstützt werden
dass Kinder in Betreuungseinrichtungenindividuell gefördert werden, z.B. in der Sprachentwicklung
dass alle Eltern genügend Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern
dass Eltern bei Erziehungsfragen Beratung und Unterstützung erhalten können
dass man vor der Einschulung einenSprachtest durchführt und bei Bedarf Sprachunterricht anbietet
dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden
dass es einheitliche Qualitätsstandards fürKinderbetreuungseinrichtungen gibt
dass der Besuch des Kindergartens kostenlos ist
dass der Besuch des Kindergartens für alle zur Pflicht wird
dass Erzieher besonders gut ausgebildet werden, z.B. eine akademische Ausbildung haben, studiert haben
dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren kostenlos ist
dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebens-jahr eine Betreuungseinrichtung besuchen
dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind
MAßNAHMEN, UM CHANCENGERECHTIGKEIT SICHERZUSTELLEN:SPRACHTESTS UND KINDERGARTENPFLICHT HÄLT DIE DEUTSCHEBEVÖLKERUNG FÜR DEUTLICH WICHTIGER ALS DIE SCHWEDISCHE, BEI EINHEITLICHEN QUALITÄTSSTANDARDS IST ES UMGEKEHRT
SCHWEDENDEUTSCHLAND
n.e. 63
SCHAUBILD 23
In Deutschland halten es Eltern aus einfachen sozialen Schichten für überdurchschnittlich wichtig, dass
Eltern im Bedarfsfall Beratung und Unterstützung in Erziehungsfragen erhalten können, in Schweden dage-
gen, dass die Erzieher in Betreuungseinrichtungen eine besonders gute, z.B. akademische Ausbildung haben.
In beiden Ländern halten es vor allem Eltern aus einfachen Sozialschichten für wichtig, dass die Betreuungs-
einrichtungen kostenlos sind (Anhangtabelle 3).
Was die tatsächlich genutzten Förderangebote angeht, zeigt sich allerdings, dass Kinder aus der Unter-
schicht in Deutschland deutlich zurückbleiben. So nutzen Eltern aus einfachen sozialen Schichten deutlich
unterdurchschnittlich häufig Angebote wie Mutter-Kind-Turnen oder Babyschwimmen – für viel Bewegung
zu sorgen spielt im Förderkonzept für kleine Kinder in Deutschland eine vergleichsweise große Rolle (vgl.
Seite 36, Schaubild 21) – und schicken ihre unter-10-jährigen Kinder seltener als Eltern aus höheren Sozial-
schichten in Sport- oder Musikvereine bzw. zur musikalischen Früherziehung. Von einer Liste mit 13
möglichen Förderangeboten für unter-10-jährige Kinder geben Eltern aus einfachen Schichten im Durch-
schnitt 2,5 genutzte Angebote zu Protokoll, Eltern aus der Oberschicht dagegen 3,9.
Dieser Befund zeigt, wie der von Eltern in Deutschland sehr umfassend interpretierte Erziehungsauftrag
in Verbindung mit ungleichen materiellen Voraussetzungen in den Elternhäusern schichtspezifische
Chancenungleichheit produziert.
Die Nutzung von Förderangeboten insbesondere für Kleinkinder hat in den letzten Jahrzehnten stark zu-
genommen. So haben von den Eltern, deren Kinder heute 40 Jahre und älter sind, nur 5 Prozent Krabbel-
gruppen besucht, 6 Prozent Babyschwimmen und 10 Prozent ein Mutter-Kind-Turnen. Die Anteile liegen
heute jeweils zwischen 40 und 50 Prozent. Auch der Anteil derjenigen, die Musikschulen oder die musikali-
sche Früherziehung besuchen oder logopädische Förderung in Anspruch nehmen, ist offensichtlich deutlich
gewachsen (Tabelle 2, Seite 40).
39
40
Frage:"Wenn Sie einmal an Angebote denken, die es für Kinder bis ungefähr 10 Jahre gibt. Welche dieser Angebote nutzen Sie bzw. haben Sie früher einmal für Ihr
Kind/Ihre Kinder in diesem Alter genutzt?" (Listenvorlage)
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Eltern von -------------------------------------------------------- erwachsenen
ins- soziale Schichten Kindern im gesamt ---------------------------------------- Alter von mind.
höhere mittlere einfache 40 Jahren
% % % % %
Sportvereine ........................................ 61 68 ........... 61 ......... 42 63
Krabbelgruppen .................................. 46 56 ........... 40 ........... 41 5
Mutter-Kind-Turnen bzw. Kinder- turnen ................................................. 45 54 ........... 43 ......... 28 10
Babyschwimmen ................................. 41 58 ........... 34 ......... 28 6
Vorschulangebote im Kinder- garten, Vorschulunterricht .................. 31 22 ........... 39 ........... 25 21
Musikunterricht .................................. 28 36 ........... 29 ......... 11 23
Musikalische Früherziehung ............... 28 35 ........... 27 ......... 14 12
Logopädische Förderung, Hilfe bei Sprechproblemen .......................... 17 16 ........... 20 ........... 11 4
PEKiP .................................................. 11 19 ............ 8 ............ 6 x
Fremdsprachenunterricht für Kindergartenkinder ............................. 10 13 ........... 10 ............ 6 x
Nachhilfe ............................................. 8 8 ............ 6 ........... 17 11
Förderunterricht, z.B. bei Schreib- und Leseschwäche ............................... 8 2 ........... 12 ............ 7 2
Sprachförderung in Deutsch ................ 4 x ............ 4 ............ 8 1
Anderes ................................................ 1 1 ............ x ............ 2 1
Durchschnittlich genutzte Zahl der Angebote .................................... 3,4 3,9 ......... 3,3 ......... 2,5 1,6
Nichts davon ....................................... 10 8 ............ 8 ........... 16 22
Keine Angabe ....................................... 1 2 ............ 2 ............ x 5
-UMFRAGE 6241
Genutzte Förderangebote für junge Kinder –schichtspezifische Unterschiede und Generationenunterschiede
Tabelle 2Bundesrepublik Deutschland
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD
Auch wenn sich die Ansichten der Deutschen und Schweden zur Frage, wie man kleine Kinder am besten
fördert und welche Maßnahmen geeignet wären, um schichtunabhängig möglichst gleiche Entwicklungs-
chancen für Kinder herzustellen, insgesamt nur begrenzt unterscheiden, liegen sie in einer wichtigen und
in Deutschland auch politisch viel diskutierten Grundfrage doch signifikant auseinander: Wenn es darum
geht, ob es für die Entwicklung eines Kindes besser ist, wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich
in der Familie betreut wird oder ob es besser ist, wenn es in dieser Zeit auch eine Betreuungseinrichtung
besucht, plädieren 46 Prozent der schwedischen Bevölkerung für den Besuch einer Betreuungseinrichtung,
in Deutschland dagegen nur 27 Prozent. Deutschland ist in dieser Frage allerdings gespalten: Die ausgeprägte
Skepsis gegenüber einer Fremdbetreuung kommt aus Westdeutschland, während die ostdeutsche Bevölke-
rung dem Besuch einer Betreuungseinrichtung noch positiver gegenübersteht als die schwedische.
Noch stärker unterscheiden sich die Einstellungen von jungen Eltern in dieser Frage zwischen West-
deutschland auf der einen Seite und Schweden bzw. Ostdeutschland auf der anderen Seite. Während
58 Prozent der schwedischen Eltern von unter-12-jährigen Kindern und 63 Prozent der ostdeutschen den
Besuch einer Betreuungseinrichtung in den ersten drei Lebensjahren für ratsam halten, sehen das nur
22 Prozent der westdeutschen Eltern so (Schaubild 24).
41
Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach für die Entwicklung eines Kindes am besten? Wenn es in den ersten drei Lebensjahren ausschließlich in der Familie betreut wird,
oder wenn es in dieser Zeit auch eine Kinderbetreuungseinrichtung besucht?"
© IfD-Allensbach
NUR FAMILIE ODER AUCH KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNG? WAS FÜR DIE ENTWICKLUNG KLEINER KINDER AM BESTEN IST, SEHEN DEUTSCHE UND SCHWEDEN SEHR UNTERSCHIEDLICH
Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten drei Lebens- jahren am besten, wenn –
Eltern von Kindern unter 12 Jahren in –
SCHWEDENDEUTSCHLAND
16- bis 74-jährige Bevölkerung In –
SCHWEDENDEUTSCHLAND
es ausschließlichin der Familie
betreut wird
es auch eine Kinder-betreuungsein-
richtung besucht
46%
35
52
29
14
54
21
52
21
46
47
2722
27
63 58
27 2427 1927 24 23 15
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Unentschieden
insge-samt
West Ost insge-samt
West Ost
SCHAUBILD 24
In der Frage, ob im Fall einer frühen außerfamiliären Betreuung für die Entwicklung des Kindes eine
Betreuungseinrichtung oder eine Tagesmutter förderlicher wäre, votieren deutsche und schwedische Eltern
dagegen ganz ähnlich. In beiden Ländern werden Betreuungseinrichtungen tendenziell favorisiert, wobei für
vergleichsweise hohe Anteile – insbesondere in Schweden – die Entscheidung in dieser Frage vom Einzelfall
abhängt (Schaubild 26, Seite 43).
Dabei sind es in Deutschland vor allem Eltern aus einfachen sozialen Schichten, die eine Betreuung aus-
schließlich in der Familie befürworten. Fast zwei Drittel von ihnen äußern sich in dieser Weise. In Schweden
findet sich eine solche Schichtabhängigkeit dagegen nicht (Schaubild 25). Der deutsche Befund ist insofern
bemerkenswert, als davon ausgegangen werden muss, dass vor allem Kinder aus einfachen Bildungsschichten
davon profitieren könnten, schon früh eine Betreuungseinrichtung zu besuchen.
42
SCHWEDENDEUTSCHLAND
soziale Schichten
höhere
insgesamt
mittlere einfache
Eltern von unter-12-jährigen Kindern –
© IfD-Allensbach
IN DEUTSCHLAND SIND VOR ALLEM ELTERN AUS EINFACHEN SOZIALEN SCHICHTEN ÜBERZEUGT, DASS EINE BETREUUNG ALLEININ DER FAMILIE FÜR KLEINE KINDER BESSER IST
Nicht dargestellt: UnentschiedeneBASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
47 % 45
28
42
67*)*) Fallzahl n=43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
2938
63
13
58 5658
Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten
drei Lebensjahren am besten, wenn –
es ausschließlich in derFamilie betreut wird
es auch eine Kinder-betreuungseinrichtung
besucht
312721
26
SCHAUBILD 25
43
Frage: "Wenn ein Kind in den ersten drei Lebensjahren nicht ausschließlich in der Familie betreut werden kann: Was halten Sie dann für die Entwicklung eines Kindes am besten?
Wenn es von einer Tagesmutter betreut wird, oder wenn es eine Kinderbetreuungseinrichtung, wie eine Kinderkrippe oder Kindertagesstätte, besucht?"
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
BETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄGT TAGESMUTTER – IN SCHWEDEN WIE IN DEUTSCHLAND
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Kinder-betreuungs-einrichtung
Tagesmutter
Kommt auf dieTagesmutter an
Macht keinenUnterschied
40 %
19
1814
9
Kinder-betreuungs-einrichtung
Tagesmutter
Kommt auf dieTagesmutter an
Unentschieden, keine Angabe
Unentschieden, keine Angabe
Macht keinenUnterschied
44 %
15
26
13
2
wie eine KagTTagesmutton einer enn es v von einer WWenn es van den k kann: errden k weutt wtrreuteb
enn ein K"WWe e: agge rraFFr
IN SCHWEDEN WIE IN DEUTBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG
indeder K Kindere oipprikindere eine K Kinderder w od, wir rd,eutt wirtrreuteer bgesmuttter b
ie dann für die Een S Sie dann für die Eas halt ten SWWas haltann: ensjahrebei Len dr rei Lste ind in den er rst K Kind in den er
ANDSCHLIN SCHWEDEN WIE IN DEUTT TBETREUUNGSEINRICHTUNG SCHLÄG
t?"esuch be,ättte,agessttättttagesstindereuungstrreuungseinreinderbenn es eine K Kinderb w wenn es eine K
indes am lung eines K Kindes am bwickntie dann für die E ausschließlich in der Ftt en nichahrre
TER – AGESMUT T TAGESMUT
tung,icheuungseinren? estten? indes am b
amilie der F Familie
9
19
agesmutter TTagesmutter
eeine AngabkUnentschieden,
40 %
einrichtungeuungs-etrb
-Kinderr-
eine AngabkUnentschieden,
22
15
26
eeine AngabUnentschieden,
agesmutter TTagesmutter
44 %
einrichtungeuungs-etrb
-Kinder
DEUT
JÄHRIGER KINDER IN DEUT
18
UnterschiedMacht k
agesmutter anTTagesmutter anommt auf dieK
AND SCHLDEUT
JÄHRIGER KINDER IN DEUT
14
UnterschiedeinenMacht k
agesm TTagesmutter anommt auf dieK
SCHWEDEN
13
26
UnterschiedeinenMacht k
agesmutter anommt auf die
SCHWEDEN
AGE 6241,-UMFR IFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER ARJÄHRIGER KINDER IN DEUT-12--J TERN UNTERBASIS: EL
MAI/JUNI 2012AGE 6241,AND UND SCHWEDENSCHLJÄHRIGER KINDER IN DEUT
ach-Allensb© IfD
SCHAUBILD 26
Aber ab welchem Alter kann ein Kind überhaupt in fremde Hände gegeben werden? Zu dieser Frage sind
im Rahmen einer ländervergleichenden Studie im Auftrag von BILD der FRAU bereits 2007 Daten in Deutsch-
land und Frankreich erhoben worden. Die Einschätzungen der französischen Bevölkerung unterschieden
sich dabei von denen der westdeutschen sehr deutlich. Die aktuell ermittelten Unterschiede zwischen (West–)
Deutschland und Schweden sind in dieser Frage – trotz der auch in Schweden gut ausgebauten Betreuungs-
infrastruktur für kleine Kinder9 – dagegen geringer.
In Westdeutschland halten 16- bis 49-Jährige im Durchschnitt Kinder ab einem Alter von 2,6 Jahren für alt
genug, um in einer Betreuungseinrichtung betreut zu werden, in Schweden mit durchschnittlich 2,2 Jahren.
Zum Vergleich: Der 2007 in Frankreich ermittelte Durchschnittswert lag bei 1,1 Jahren. Die ostdeutsche Be-
völkerung steht dieser Einschätzung mit einem Durchschnittsalter von 1,6 Jahren näher als der Einschätzung
ihrer westdeutschen Landsleute und liegt damit auch unter dem in Schweden im Durchschnitt genannten
Alter. Die Einschätzungen von Eltern in dieser Altersgruppe unterscheiden sich nur wenig von der Ein-
schä tzung der Bevölkerung insgesamt, die Altersschwellen liegen lediglich tendenziell etwas niedriger (Schau-
bild 27, Seite 44, vgl. auch Anhangtabelle 4).
9 In schwedischen Kindergärten ("förskola") werden Kinder vom ersten bis zum fünften Lebensjahr betreut. Mit ca. eineinhalb Jahren besuchtdie große Mehrheit der Kinder eine solche Betreuungseinrichtung: Die Betreuungsquote liegt für 1-Jährige bei etwa 50 Prozent, die Quoten für 2-Jährige bei über 90 Prozent und für 5-Jährige bei 97 Prozent. Der Besuch ist freiwillig und abgabepflichtig. Ab dem 3. Lebensjahr muss dieWohngemeinde dem Kind allerdings einen Betreuungsplatz für mindestens 525 Stunden im Jahr kostenfrei anbieten. Die Nutzung der förskolaist ansonsten an die Berufstätigkeit der Eltern gebunden, d.h. um einen Platz zu bekommen, müssen beide Eltern berufstätig sein.
44
In Schweden unterscheiden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – die verschiedenen Alters-
gruppen deutlich. So hält die ältere Bevölkerung in Schweden im Durchschnitt ein vergleichsweise hohes
Alter von 3,2 Jahren für erforderlich, um ein Kind in die Fremdbetreuung geben zu können, die heutige
"Elterngeneration" der 30- bis 44-Jährigen hält das im Durchschnitt dagegen ab einem Alter von 2,1 Jahren
für möglich (Tabelle 3, Seite 45). Dies deutet darauf hin, dass hier erst in den letzten Jahrzehnten ein Um-
denken in der Bevölkerung hin zu einer früheren Fremdbetreuung von Kindern stattgefunden hat.
Der massive Ausbau der Betreuungsinfrastruktur in Schweden fand im Zuge der Orientierung der schwe-
dischen Familienpolitik auf die Integration möglichst aller schwedischen Bürgerinnen und Bürger als Voll-
zeitbeschäftigte in den Arbeitsmarkt in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Es ist zu
vermuten, dass diese Änderung auf institutioneller Seite eine wichtige Ursache für einen Einstellungswandel
in der schwedischen Bevölkerung war: Die heute 60- bis 74-Jährigen waren zum damaligen Zeitpunkt unge-
fähr zwischen 20 und 35 Jahre alt, also die Elterngeneration mit Kleinkindern. Die zuvor genannten Daten
zeigen, dass sich die Haltungen zur Frage, ab wann ein Kind alt genug für die Fremdbetreuung ist, in den
nach folgenden Elterngenerationen deutlich verändern, nachdem die Betreuungsinfrastruktur ausgebaut wurde.
In Frankreich wurde mit dem Ausbau der Betreuungsinfrastruktur dagegen rund ein Jahrzehnt früher
begonnen als in Schweden. Dies kann neben anderen Faktoren eine der Ursachen sein, warum der Ein -
stellungswandel in Frankreich in der Frage der Kleinkindbetreuung weiter fortgeschritten ist als in Schweden.
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH – EINSCHÄTZUNGEN AUS DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
Durchschnitt-liches Alter, abdem ein Kind
gut in einer Betreuungs-einrichtung
betreut werden kann
16- bis 49-Jährige
2,3 Jahre
2,6
1,6
2,2
1,1
2,22,5
1,6
2,0
1,0
insge-samt
SCHWEDEN FRANK-REICH(2007)
West Ost
BEVÖLKERUNG
DEUTSCHLANDSCHWEDEN FRANK-REICH(2007)
DEUTSCHLAND
insge-samt
West Ost
ELTERN
SCHAUBILD 27
45
Deutschland Schweden -------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------
Kinder können gut in einer 16-29 30-44 45-59 60-74 16-29 30-44 45-59 60-74 Betreuungseinrichtung betreut Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre werden –
% % % % % % % %
ab unter 1 Jahr ............................................ 5 .............. 4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... x ............... 1
ab 1 Jahr .................................................... 17 ............. 19 ............. 18 .............. 18 33 .............. 42 ............. 26 .............. 11
ab 2 Jahren ................................................ 17 ............. 20 ............. 18 .............. 15 25 .............. 25 ............. 26 .............. 26
ab 3 Jahren ................................................ 27 ............. 38 ............. 35 .............. 38 16 .............. 15 ............. 23 .............. 25
ab 4 Jahren ................................................. 9 .............. 5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10
ab 5 Jahren und älter .................................. 2 .............. 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22
Im Durchschnitt (in Jahren) ................... 2,40 .......... 2,43 .......... 2,48 ........... 2,46 2,30 ........... 2,07 .......... 2,50 ........... 3,15
Unentschieden, weiß nicht ........................ 23 ............. 11 ............. 13 .............. 13 10 ............... 5 ............. 10 ............... 5
Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich?
Tabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Bevölkerung 16-74 Jahre
4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... 1
a
5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10
a 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22
I
5 ............. 10 ............... 5
4 .............. 3 ............... 5 2 ............... 3 ............... 1
a
5 ............. 12 ............... 9 6 ............... 5 .............. 5 .............. 10
a 3 .............. 1 ............... 2 8 ............... 5 ............. 10 .............. 22
I
5 ............. 10 ............... 5
x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
AB WANN IST FREMDBETREUUNG MÖGLICH? KAUM ÄNDERUNGEN DER EINSTELLUNGEN IN DEUTSCHLAND ERKENNBAR
WEST
OST
GESAMT-DEUTSCH
LAND
Durchschnittliches Alter, ab dem ein Kind aus Sicht der Bevölkerung gut in einer Betreuungseinrichtung betreut werden kann
2,7 Jahre
2,5
2,7
2,3
1,8
2,6
2,5
1,81,6
2012201120082007
2,4
1,6
2,4
SCHAUBILD 28
In Deutschland sind für einen solchen Einstellungswandel derzeit noch keine Anzeichen erkennbar. Das
von der Bevölkerung durchschnittlich genannte Mindestalter für Fremdbetreuung liegt nach zwischenzeitlich
etwas niedrigeren Werten für Gesamtdeutschland, West und Ost wieder auf den gleichen Werten wie schon
vor fünf Jahren (Schaubild 28).
Urteile über die vorhandenen Kinderbetreuungseinrichtungen
Die in Deutschland und Schweden unterschiedliche Einstellung zur Fremdbetreuung von Kleinkindern hat
offensichtlich auch Auswirkungen auf das Anspruchsniveau in Bezug auf die Betreuung, insbesondere auf die
Beurteilung der Zahl der vorhandenen Betreuungsplätze. Denn obwohl die Betreuungsinfrastruktur in
Schweden besser ausgebaut ist als in Deutschland – es in Schweden z.B. auch unüblich ist, dass man auf einen
Betreuungsplatz warten muss – hält ein kleinerer Teil der Eltern unter-12-jähriger Kinder das Angebot an
Betreuungsplätzen für ausreichend als in Deutschland (42 Prozent gegenüber 52 Prozent, Schaubild 29). Ähn-
liches hatte sich bereits 2007 im deutsch-französischen Vergleich gezeigt: Trotz der auch in Frankreich im Ver-
gleich zu Deutschland deutlich besser ausgebauten Betreuungsinfrastruktur, insbesondere für Unter-3-Jährige,
verlangen Eltern dort deutlich häufiger einen Ausbau des Angebots an Betreuungsplätzen vor Ort, im Übrigen
auch deutlich häufiger als schwedische Eltern (Schaubild 30, Seite 48). Hier schlagen offenbar die unter schied -
lichen Einstellungen zur Fremdbetreuung von Kindern und die damit verbundenen Anspruchshaltungen durch.
Dabei fordern in Deutschland vor allem Eltern in Großstädten und Ballungsgebieten einen Ausbau des
Angebots an Betreuungsplätzen. Der Anteil, der dies wünscht liegt hier mit 68 Prozent fast doppelt so hoch
wie in ländlichen Gebieten. In Schweden sind solche Unterschiede zwischen Stadt und Land dagegen nicht
festzustellen (Schaubild 29).
47
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
IN DEUTSCHLAND WÜNSCHEN SICH ELTERN IN STÄDTEN HÄUFIGER MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ALS ELTERN AUF DEM LAND
Unentschieden bzw. kein Urteil
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
Die bestehenden Betreuungsplätze am Ort,
in der Gegend reichen in der Regel aus
Es müsste mehr Betreuungsplätze
geben
42 40 44
917 1614 18 1617Eltern unter-
12-jähriger Kinderinsgesamt
Großstädte/Ballungs-gebiete
Klein-/Mittel-städte
Land Eltern unter-12-jähriger Kinder
insgesamt
Stadt Land
52%
36
53
68
23
47
313442 4041
SCHAUBILD 29
Die Betreuungszeiten werden von schwedischen Eltern dagegen in höherem Anteil als angemessen beur-
teilt als von deutschen. Während rund zwei Drittel der schwedischen Eltern die Betreuungszeiten in den Ein-
richtungen vor Ort für ausreichend halten, sehen das nur 42 Prozent der deutschen Eltern mit Kindern unter
12 Jahren so, 40 Prozent fordern ausdrücklich eine Ausweitung der Zeiten (Schaubild 31, Seite 49).
Anders als in Schweden sind die Betreuungszeiten in Deutschland überdurchschnittlich häufig ein Problem
für Elternpaare, in denen beide Partner Vollzeit berufstätig sind. Gut die Hälfte dieser Gruppe wünscht sich
einen Ausbau der Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort, in Schweden dagegen nur eine kleine
Minderheit von 14 Prozent. Hier orientieren sich die Betreuungszeiten an einer Vollzeitberufstätigkeit der
Eltern. Allerdings ist auch der volle Anspruch auf einen Betreuungsplatz in der Förskola in der Regel an die
Berufstätigkeit der Eltern gekoppelt. Wer diesem Normalmodell in Schweden nicht entspricht, hat – wie
auch die Daten zeigen – eher Probleme mit den Betreuungszeiten (Schaubild 32, Seite 49).
48
SCHWEDEN FRANKREICH(2007)
DEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
WER EINE GUTE BETREUUNGSINFRASTRUKTUR HAT, MÖCHTE NOCH MEHR – URTEILE ÜBER DIE ZAHL DER BETREUUNGSPLÄTZE IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICH
Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
Die bestehendenBetreuungsplätze am Ort,
in der Gegend reichenin der Regel aus
Es müsste mehrBetreuungsplätze geben
16- bis 49-jährige Eltern
47 %
16
38
40
67
35
SCHAUBILD 30
49
Frage: "Wie schätzen Sie das ein: Werden die Kinder in den Betreuungseinrichtungen hier am Ort, in der Gegend im Allgemeinen gut gefördert und betreut, oder ist das nicht der Fall?"
Frage: "Wenn Sie einmal an Betreuungseinrichtungen wie Kinderkrippen, Kindergärten, Kindertagesstätten usw. hier am Ort, in der Gegend denken, wie ist da Ihr Eindruck: Reichen die
bestehenden Betreuungsplätze dort in der Regel aus, oder müsste es mehr Betreuungsplätze geben?"
Frage: "Wie ist es mit den täglichen Betreuungszeiten in diesen Einrichtungen: Reichen die aus, oder müssten die ausgeweitet werden?"
© IfD-Allensbach
KINDERBETREUUNGSANGEBOTE AUS SICHT DER ELTERN: VOR ALLEM BEI DEN BETREUUNGSZEITEN SCHNEIDET SCHWEDEN BESSER AB
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
Unentschieden, kein UrteilEs müsste mehr geben
52 % 34 14
174142
Betreuungsplätze reichen aus
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND 31
20
63 6
971
Unentschieden, kein Urteil
Nicht der FallKinder werden gut gefördert und betreut
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND 18
13
42 40
2364
Unentschieden, kein UrteilBetreuungszeiten reichen aus Müssten ausgeweitet werden
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
DIE BETREUUNGSZEITEN SIND IN DEUTSCHLAND VOR ALLEM FÜR DIE ELTERNPAARE EIN PROBLEM, BEI DENEN BEIDE BERUFSTÄTIG SIND – NICHT SO IN SCHWEDEN
40 %45
52
41
*) Fallzahl n=35, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
Eltern unter-12-jähriger Kinder in Paarbe-
ziehungen insgesamt
30
33*)
23
14
29
Die Betreuungszeiten in den Einrichtungen vor Ort müssten ausgeweitet werden
Erwerbskonstellation
Vollzeit/Vollzeit
Vollzeit/Teilzeit
Vollzeit/nicht-
berufstätig
BASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHAUBILD 31
SCHAUBILD 32
50
Während in Deutschland nur 14 Prozent der Mütter unter-12-jähriger Kinder einer Vollzeitbeschäftigung
nachgehen, sind es in Schweden 53 Prozent. Auf der anderen Seite sind 40 Prozent der Mütter junger Kinder
in Deutschland gar nicht berufstätig, in Schweden ein mit 19 Prozent nicht einmal halb so großer Anteil.
Von den Elternpaaren 3- bis 11-jähriger Kinder – einem Alter der Kinder, in dem auch in Deutschland
flächendeckend Betreuungsmöglichkeiten angeboten werden – sind in Deutschland nur in 15 Prozent der
Fälle beide Partner vollzeitberufstätig, in Schweden dagegen 51 Prozent. Die in Deutschland mit 57 Prozent
häufigste Erwerbskonstellation bei Elternpaaren mit Kindern im genannten Alter ist die Kombination von
Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigkeit, bei weiteren 22 Prozent ist ein Partner vollzeitberufstätig, der andere
gar nicht. In Schweden liegt dieser Anteil bei gerade einmal 7 Prozent (Schaubild 33, Seite 51).
Trotz dieser Unterschiede haben Eltern 3- bis 11-jähriger Kinder in Schweden wie in Deutschland in prak-
tisch gleich hohen Anteilen das Gefühl, genügend Zeit zu haben, um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen:
Jeweils gut zwei Drittel geben das zu Protokoll (Schaubild 34, Seite 51). Neben der tatsächlich gemeinsam
verbrachten Zeit spielen für dieses Urteil natürlich die landesspezifischen Einschätzungen eine Rolle, wie
viel Zeit man einem Kind widmen sollte.
Mütter unter 12-jähriger Kinder in
DEUTSCHLAND
% SCHWEDEN
%
Vollzeitberufstätig (35 und mehr Stunden pro Woche)
14
53
Teilzeitberufstätig(15 bis 34 Stunden)
37
24
Stundenweise berufstätig(weniger als 15 Stunden)
9
4
Nichtberufstätig 40
19
TEXTTABELLE 1
51
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-Allensbach
IN SCHWEDEN SIND DEUTLICH HÄUFIGER BEIDE PARTNER VOLLZEIT- BERUFSTÄTIG, AUCH WENN DIE KINDER NOCH JÜNGER SIND
Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –
BASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Erwerbskonstellation –
Keine Angabe
Vollzeit/Vollzeit
Vollzeit/Teilzeit
Vollzeit/nichtberufstätig
Andere Konstellation(z.B. Teilzeit/Teilzeit)
15 %
51
57
37
227
4 32 2
Frage: "Würden Sie sagen, dass Sie alles in allem genug Zeit haben, um sich mit Ihrem Kind/Ihren Kindern zu beschäftigen, ich meine, um mit ihm/ihnen zusammen zu sein,
oder würden Sie sagen, dass Sie dafür nicht genug Zeit haben?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN
Eltern in Paarbeziehungen, die nur Kinder von 3 bis 11 Jahren haben, die eine Betreuungseinrichtung oder Schule besuchen, in –
© IfD-Allensbach
ZU WENIG ZEIT FÜR DIE KINDER? KAUM UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, WENN DIE KINDER 3 JAHRE ODER ÄLTER SIND
Es haben genug Zeit,um sich mit ihren
Kindern zu beschäftigen69 %
2928
70
Es haben nichtgenug Zeit dafür
Nicht dargestellt: UnentschiedeneBASIS: ELTERN IN PAARBEZIEHUNGEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN, DIE NUR KINDER VON 3 BIS 11 JAHREN HABEN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHAUBILD 33
SCHAUBILD 34
Die Urteile über die Zahl der vor Ort vorhandenen Betreuungsplätze und die dortigen Betreuungszeiten
fallen heute in Deutschland tendenziell positiver aus als noch vor fünf Jahren. Insbesondere sind die Anteile
der Eltern, die sich unzufrieden zeigen, zurückgegangen – was die Zahl der Betreuungsplätze angeht von
47 Prozent auf 34 Prozent, was die Betreuungszeiten angeht von 50 Prozent auf 39 Prozent (Schaubild 35).
52
© IfD-Allensbach
DER EINDRUCK, ES MÜSSTE MEHR BETREUUNGSPLÄTZE ODER LÄNGEREBETREUUNGSZEITEN GEBEN, HAT IN DEUTSCHLAND ABGENOMMEN
Nicht dargestellt: unentschieden bzw. "kein Urteil"
4348 %
Die bestehendenBetreuungsplätze
am Ort, in derGegend reichenin der Regel aus
42
47
34
52
39
BASIS: ELTERN VON UNTER-10-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLANDQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Eltern von unter-10-jährigen Kindern
Es müsste mehrBetreuungsplätze
geben
50
2007 2012 2007 2012
Die täglichenBetreuungs-
zeiten reichenaus
Sie müsstenausgeweitet
werden
SCHAUBILD 35
Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen vor Ort wird in Schweden (noch) positiver bewertet als in
Deutschland. Zwar sind auch deutsche Eltern in hohem Anteil davon überzeugt, dass die Kinder in den Ein-
richtungen gut betreut und gefördert werden – 63 Prozent geben das zu Protokoll –, schwedische Eltern
aber zu einem noch höheren Anteil (71 Prozent, s.o. Schaubild 31, Seite 49).
Die Betreuungsqualität, speziell die Frage, ob die Einrichtung besonderen Wert auf die Förderung der
Kinder legt, spielt bei der Auswahl des Kindergartens sowohl in Deutschland als auch in Schweden allerdings
nur für jeweils knapp ein Viertel der Eltern eine sehr wichtige Rolle. Dabei liegt der Anteil der Eltern, für die
nach eigener Angabe überhaupt mehrere Kindergärten in Betracht kamen, in Schweden mit 78 Prozent
höher als in Deutschland (65 Prozent, Schaubild 36).
53
Frage: "Darf ich fragen, ob es verschiedene Kindergärten gab, in die Sie Ihr Kind hätten schicken können, oder hatten
Sie keine Wahlmöglichkeit?"
DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN, DIE EIN KIND IM KINDERGARTEN ODER IN DER GRUNDSCHULE HABEN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012
IN SCHWEDEN TENDENZIELL HÄUFIGER WAHLMÖGLICHKEIT ZWISCHEN VERSCHIEDENEN KINDERGÄRTEN – DER FÖRDERASPEKT SPIELT BEI DER AUSWAHL ABER KAUM HÄUFIGER EINE ROLLE
Keine Angabe
24 23
65 % 78 34 40
3018
38 34
5 4 4 3Keine Angabe
Es hatten ver-schiedene
Kindergärtenzur Wahl
Es hatten keineWahlmöglichkeit
war für die Wahlausschlaggebend
hat auch noch eine Rolle gespielt
war eher nichtwichtig
Frage an Eltern mit Wahlmöglichkeit: "Und war es bei der Wahl des Kindergartens für Sie ausschlaggebend, dass dieser Kindergarten
besonderen Wert auf die Förderung der Kinder legt,oder hat das auch noch eine Rolle gespielt, oder
war das eher nicht wichtig?"
Dass der Kindergarten besonderenWert auf die Förderung der Kinder legt –
Eltern, die ein Kind im Kinder-garten oder in der
Grundschule haben in –
Eltern, die die Wahl zwischenmehreren Kindergärten
hatten in –
SCHAUBILD 36
Dabei ist die Förderung der Kinder eine der häufigsten Erwartungen, die sowohl deutsche als auch schwe-
dische Eltern an eine Kinderbetreuungseinrichtung richten: 84 Prozent der deutschen und 83 Prozent der
schwedischen Eltern von 3- bis unter-6-jährigen Kindern ist es besonders wichtig, dass ihre Kinder in einer
Betreuungseinrichtung nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden. Ähnlich hohe Anteile der Eltern
fordern, dass die Erzieher gezielt auf die Entwicklung der Kinder achten. Nur eins ist Eltern in beiden Ländern
wichtiger: Dass die Kinder dort Spaß haben und gerne dorthin gehen. Dass Kinder individuell nach ihren
Interessen und Begabungen gefördert werden, ist zwar in beiden Ländern auch einer deutlichen Mehrheit
besonders wichtig, tritt aber vor allem in Deutschland hinter anderen Forderungen zurück.
Auf eine Reihe von Forderungen legen schwedische Eltern deutlich weniger Wert als deutsche. Dies betrifft
zum einen Punkte, die schon im Zusammenhang mit den Unterschieden in den eigenen Förderkonzepten
für kleine Kinder deutlich wurden (vgl. Seite 36, Schaubild 21). So legen schwedische Eltern deutlich weniger
Wert darauf, dass die Betreuungseinrichtung für ausreichend Bewegung der Kinder sorgt oder ein großes An-
gebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten bietet. Und lange Betreuungszeiten für Berufstätige und Betreu-
ungsmöglichkeiten während der Ferien stehen in Schweden vermutlich deshalb weniger häufig als in
Deutschland auf der Prioritätenliste von Eltern, weil dies in Schweden weitgehend selbstverständlich ist.
Auf den ersten Blick bemerkenswert ist hingegen, dass obwohl schwedischen Eltern die Förderung ihrer
Kinder in der Betreuungseinrichtung in praktisch genauso hohem Anteil besonders wichtig ist wie deutschen
Eltern, sie deutlich weniger häufig Wert darauf legen, dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden.
Das dürfte aber vor allem damit zusammenhängen, dass die gezielte Vorbereitung auf die Schule in der
Regel in einem gesonderten Vorschuljahr im 6. Lebensjahr erfolgt, d.h. dies für Kinder unter 6 Jahren weniger
Relevanz hat.10
Wichtiger als den deutschen Eltern sind den schwedischen institutionelle und organisatorische Fragen:
kleine Gruppengrößen, regelmäßige Elterngespräche, akademisch ausgebildete Erzieher(innen) und dass es
auch männliche Erzieher gibt (Schaubild 37, Seite 55).
Die Erwartungen, die Eltern an Kinderbetreuungseinrichtungen haben, fallen in Ostdeutschland deutlich
anspruchsvoller aus als im Westen. Von 15 auf einer Liste vorgelegten möglichen Erwartungen an eine
Kinderbetreuungseinrichtung werden 13 von ostdeutschen Eltern häufiger als besonders wichtig genannt
als von westdeutschen Eltern. Besonders groß ist der Unterschied in der Frage des Mittagessens: 94 Prozent
der ostdeutschen Eltern unter-12-jähriger Kinder ist es besonders wichtig, dass den Kindern in der Betreu-
ungseinrichtung ein Mittagessen angeboten wird. Im Westen legen darauf nur 64 Prozent besonderen Wert
(Anhangschaubild 2).
54
10 Obwohl der Besuch der Vorschulklasse freiwillig ist, nutzen fast 96 Prozent der 6-Jährigen dieses Angebot (vgl.: Anuschka Czepoks, "Kita und Förskola im Vergleich – Schweden als Vorbild für Deutschland?", Bachelor-Thesis, Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Wirtschaft und Soziales, 2012, Seite 38).
55
Frage: "Welche Erwartungen haben Sie an eine Kinderbetreuungseinrichtung für Kinder unter 6 Jahren, also einen Kindergarten oder eine Kita? Was finden Sie da besonders wichtig?" (Listenvorlage)
© IfD-Allensbach
SPAß UND FÖRDERUNG – HAUPTERWARTUNGEN AN EINE KINDER-BETREUUNGSEINRICHTUNG IN DEUTSCHLAND WIE IN SCHWEDEN
Es finden bei einer Kinderbetreuungs-
einrichtung besonders wichtig –
96
83
89
45
80
53
31
70
46
41
73
62
34
46
45
BASIS: ELTERN VON 3- BIS UNTER-6-JÄHRIGEN KINDERN IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
91
84
80
79
74
74
74
73
69
65
64
60
57
37
27
%
dass es dort auch Betreuer, Betreuerinnen gibt, die dafür eine akademische Aus-bildung haben, die studiert haben
dass die Kinder Spaß haben, gerne dort hingehen
dass Kinder dort nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden
dass die Erzieher gezielt auf die Ent-wicklung der Kinder achten
dass es lange Betreuungszeiten gibt, so dass Berufstätige keine Probleme mit der Betreuung bekommendass die Gruppen relativ klein sind, dass jeder Erzieher nur für wenige Kinder zuständig ist
dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden
dass dort darauf geachtet wird, dasssich die Kinder ausreichend bewegen
dass dort ein Mittagessen für die Kinder angeboten wird
dass es dort ein großes Angebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten gibt
dass die Kinderbetreuungseinrichtung nicht so teuer ist
dass es regelmäßige Gespräche mit den Eltern gibt
dass die Kinder dort individuell nach Inte-ressen und Begabungen gefördert werden
dass es auch während der SchulferienBetreuungsmöglichkeiten gibt
dass es dort auch männliche Erzieher gibt
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN IN – SCHWEDENDEUTSCHLAND
SCHAUBILD 37
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Aus Sicht der jeweiligen Gesamtbevölkerung steht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Schwe-
den ähnlich schlecht wie in Deutschland, aus Sicht der betroffenen Eltern stellt sich die Situation in Schweden
dagegen deutlich besser dar als hierzulande.
Von der 16- bis 74-jährigen Bevölkerung halten sowohl in Schweden als auch in Deutschland jeweils nur
rund ein Drittel Familie und Beruf im eigenen Land für gut miteinander vereinbar, jeweils rund die Hälfte für
nicht so gut. Eltern unter-12-jähriger Kinder in Deutschland sehen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
tendenziell noch schlechter: Nur 29 Prozent halten sie für gut, überdurchschnittliche 58 Prozent für nicht so
gut. 11 Anders in Schweden: Hier geben 47 Prozent der Eltern zu Protokoll, dass sich Familie und Beruf gut ver-
einbaren lassen (Schaubild 38).
57
DEUTSCHLAND SCHWEDEN DEUTSCHLAND SCHWEDEN
16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder
Frage: "Wie ist Ihr Eindruck: Lassen sich bei uns in Deutschland/Schweden Familie undBeruf alles in allem gut miteinander vereinbaren, oder nicht so gut?"
© IfD-Allensbach
BESSERE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF AUS ELTERNSICHT IN SCHWEDEN
nicht so gut
Familie und Beruflassen sich
im eigenen Landalles in allem –
Unentschieden,weiß nicht
gut vereinbaren
32 % 34 2947
49 51 58
46
19 15 13 7
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
SCHAUBILD 38
11 Sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch unter Eltern zeigen sich in dieser Frage nur geringe Unterschiedezwischen Ost- und Westdeutschland. Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 31
In Schweden finden sich in dieser Frage – anders als in Deutschland – ausgeprägte Generationenunter-
schiede. Von den 30- bis 44-jährigen Schweden halten 42 Prozent Familie und Beruf für gut miteinander
vereinbar, von den 60- bis 74-Jährigen dagegen nur 24 Prozent (Schaubild 39). Dies belegt noch einmal den
oben bereits herausgearbeiteten Einstellungs- und Wahrnehmungswandel in der schwedischen Bevölkerung
in den letzten Jahrzehnten.
Deutlich besser noch als in Schweden wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Frankreich wahrge-
nommen. Rund zwei Drittel der unter-50-jährigen Eltern gaben 2007 zu Protokoll, dass sich diese beiden
Lebensbereiche in Frankreich gut miteinander vereinbaren lassen (Schaubild 40, Seite 59).
58
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF: DEUTLICHE UNTERSCHIEDE IM URTEIL VERSCHIEDENER GENERATIONEN IN SCHWEDEN
Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht
nicht so gut vereinbaren
Familie und Beruf lassen sich im eigenen Land allesin allem –
gut vereinbaren
34 % 3642
32
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
16- bis 74-jährige Bevölkerung
16-29Jahre
30-44Jahre
45-59Jahre
60-74Jahre
Altersgruppen
32 31 33 34 30
49 43 53 47 50
5143
4853
60
24
SCHAUBILD 39
Die Urteile der deutschen Bevölkerung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben sich in den letzten
Jahren tendenziell positiv entwickelt. Der Anteil derer, die eine gute Vereinbarkeit konstatieren, ist von 21 Pro-
zent in 2010 auf aktuell 31 Prozent gestiegen, der Anteil derer, die die Vereinbarkeit als nicht so gut beurteilen,
von 62 Prozent auf 48 Prozent zurückgegangen (Schaubild 41).
59
SCHWEDEN FRANKREICH(2007)
DEUTSCHLAND
16- bis 49-jährige Eltern
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE ELTERN IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
BESTE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF AUS ELTERNSICHT IN FRANKREICH
Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht
nicht so gut vereinbaren
Familie und Beruf lassen sich imeigenen Land alles in allem –
gut miteinander vereinbaren
46
63
34 %
48
33
52
SCHAUBILD 40
© IfD-Allensbach
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
2007
3128 %21
20122010Nicht dargestellt: unentschieden, weiß nicht
nicht so gutvereinbaren
Familie und Beruf lassen sich in Deutschland allesin allem miteinander –
gut vereinbaren
VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF: POSITIVER TREND IN DER WAHRNEHMUNG DER BEVÖLKERUNG
48
5762
SCHAUBILD 41
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aber nicht nur eine Frage der Betreuungsinfrastruktur, sondern
auch der gesellschaftlichen Vorstellungen von den Bedürfnissen von Kindern. Hier bestehen große Unterschiede
zwischen Schweden und Westdeutschland sowie innerdeutsch zwischen West und Ost.
Die westdeutsche Bevölkerung ist jeweils mehrheitlich überzeugt davon, dass ein Kleinkind wahrscheinlich
sowohl unter einer Berufstätigkeit der Mutter leidet als auch unter der Berufstätigkeit beider Elternteile. Weiter
oben ist ja bereits gezeigt worden, dass in Westdeutschland auch nur ein vergleichsweise kleiner Anteil der
Bevölkerung der Überzeugung ist, dass auch unter-3-jährige Kinder in ihrer Entwicklung davon profitieren, wenn
sie eine Betreuungseinrichtung besuchen (vgl. Seite 41, Schaubild 24).
Die schwedische und die ostdeutsche Bevölkerung haben in dieser Frage eine diametral entgegengesetzte
Auffassung. Jeweils rund drei Viertel glauben ausdrücklich nicht, dass ein Kleinkind unter der Berufstätigkeit
der Mutter leidet. Ebenfalls drei Viertel der schwedischen Bevölkerung hält das auch für den Fall für unwahr-
scheinlich, dass beide Elternteile arbeiten, in Ostdeutschland äußern sich 57 Prozent so. Dass ein Kleinkind da-
runter leidet, wenn der Vater viel arbeitet und wenig zuhause ist, hält in Deutschland und Schweden jeweils
eine Mehrheit für unwahrscheinlich. Bemerkenswert ist, dass ein Kleinkind aus Sicht der schwedischen Be -
völkerung eher unter einem fast permanent abwesenden Vater leidet (35 Prozent) als unter der Berufstätigkeit
der Mutter (13 Prozent, Schaubild 42).
60
© IfD-Allensbach
DIE ÜBERZEUGUNG, DASS EIN KLEINKIND DARUNTER LEIDET, WENN DIE MUTTER ODER BEIDE ELTERNTEILE BERUFSTÄTIG SIND, IST IN DEUTSCHLAND DEUTLICH VERBREITETER ALS IN SCHWEDEN
Wenn die Mutter berufstätig ist
insge-samt
SCHWEDEN
West Ost
DEUTSCHLAND
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Nicht dargestellt: unentschieden, keine Angabe
insge-samt
SCHWEDEN
West Ost
DEUTSCHLAND
insge-samt
SCHWEDEN
West Ost
DEUTSCHLAND
Glaube nicht,dass ein Klein-kind darunter
leiden wird
Darunter wirdein Kleinkind
wahrscheinlichleiden
46%
53
18 1323 25
19
3549 56
21 15
4032
73 78
59 5671
54
34 29
57
75
Wenn der Vater vielarbeitet und wenig
zuhause ist
Wenn beide Elternberufstätig sind
SCHAUBILD 42
61
SCHAUBILD 43
In Westdeutschland ist auch nicht zu erkennen, dass die Einschätzung, ein Kleinkind würde unter der
Berufstätigkeit der Mutter leiden, erodiert. Im Gegenteil hat der Anteil derer, die diese Überzeugung teilen, in
den letzten fünf Jahren sogar leicht zugenommen, von 52 Prozent auf 54 Prozent. Im Osten ist der ohnehin
kleinere Anteil, der so denkt, von 26 Prozent in 2007 auf aktuell 18 Prozent geschrumpft (Schaubild 43).
WEST
OST
GESAMT-DEUTSCHLAND
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, BEVÖLKERUNG AB 16 JAHREQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN10000, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
IN WESTDEUTSCHLAND KEIN NACHLASSEN DER ÜBERZEUGUNG, DASS EIN KLEINKIND UNTER DER BERUFSTÄTIGKEIT DER MUTTER LEIDET
Ein Kleinkind wird wahrscheinlich darunter leiden, wenn die Mutter berufstätig ist
52 %
47
54
47
18
26
20122007
Einstellungen zu Kindern und Familie
Die in Schweden bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfte einer der Hauptgründe für die gegen-
über Deutschland höhere Fertilität der Schweden sein. Mit einer Geburtenrate12 von zuletzt 2,0 Kindern pro
Frau (2010) bekommen Frauen in Schweden deutlich mehr Kinder als Frauen in Deutschland (Geburtenrate:
1,4).13 Dabei bekommen schwedische Frauen ihre Kinder nicht früher als deutsche: Das Durchschnittsalter
von Müttern bei der Geburt lag in Schweden 2010 bei 30,8 Jahren, in Deutschland bei 30,4 Jahren14, das Alter
bei der Geburt des ersten Kindes in Deutschland (2010) wie in Schweden (2009) bei 28,9 Jahren.15
Das spiegelt sich auch in den Idealvorstellungen beider Länder wieder: Das ideale Alter für Frauen, um Kinder
zu bekommen, wird von der deutschen und der schwedischen Bevölkerung sehr ähnlich angesetzt. Im Durch-
schnitt geben Schweden hier einen Alterskorridor von 24,4 bis 33,0 Jahren an, in Deutschland von 23,5 bis
32,9 Jahre. Der Mittelpunkt des schwedischen Alterskorridors liegt mit 28,7 Jahren aber noch dichter am
tatsächlichen durchschnittlichen Erstgeburtsalter von 28,9 Jahren als in Deutschland (Mittelpunkt des Alters-
korridors bei 28,2 Jahren), d.h. schwedische Frauen richten ihr Erstgeburtsalter enger an den Idealvorstellungen
im Land aus als deutsche Frauen.
In Ostdeutschland wird es für besser gehalten, wenn Frauen in noch jüngerem Alter Kinder bekommen, im
Durchschnitt zwischen 22,6 und 32,0 Jahren. Tatsächlich bekommen Frauen hier auch signifikant früher als in
Westdeutschland oder Schweden ihr erstes Kind, nämlich mit durchschnittlich 27,4 Jahren. Das entspricht sehr
genau dem Mittelpunkt des idealen Alterskorridors (27,3 Jahre).
Auch Männer sollen nach den Vorstellungen der Bevölkerung im Osten Deutschlands eher früher Vater
werden als nach den Vorstellungen in Westdeutschland und Schweden. In Westdeutschland sieht man das
ideale Altersfenster für eine Vaterschaft dagegen besonders lange geöffnet, bis zu einem Alter von im Durch-
schnitt 37,1 Jahren.
63
12Ausgewiesen ist die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer, d.h. die Zahl der Kinder, die eine Frau inihrem Leben bekommen würde, wenn die aktuellen altersspezifischen Fruchtbarkeitsraten konstant wären.13Quelle: Eurostat14Quelle: Eurostat15In Ostdeutschland lag das Erstgeburtsalter dabei mit 27,4 Jahren allerdings signifikant niedriger als imWesten (29,2 Jahre). Quellen: Statistisches Bundesamt und Statistiska centralbyrån
Generell ist das ideale Altersfenster für Männer gegenüber dem Altersfenster für Frauen in Deutschland deut-
lich stärker nach oben verschoben als in Schweden, d.h. die Altersunterschiede zwischen Müttern und Vätern
im jeweiligen Idealalter sind in Deutschland größer als in Schweden (Schaubild 44).
In Frankreich sieht die Bevölkerung die idealen Altersfenster für Frauen wie für Männer nach oben deutlich
länger offen als in Deutschland oder Schweden. Die 16- bis 49-jährige Bevölkerung setzte die Obergrenzen für
das ideale Alter zum Kinderkriegen 2007 im Durchschnitt auf 36,4 Jahre für Frauen und 40,8 Jahre für Männer
(Anhangschaubild 3).
64
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
DAS IDEALE ALTER, UM KINDER ZU BEKOMMEN – AUS SICHT DER BEVÖLKERUNG
BASIS: 16- BIS 74-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
23,5
26,1
23,7
26,4
22,6
25,1
26,0
24,4
32,9
36,8
33,1
37,1
32,0
35,7
35,0
33,0
insgesamt
West
Ost
für Frauen
für Männer
20 Jahre 25 30 35 40
durchschnittliche untere Altersgrenze
durchschnittlicheobere Altersgrenze
SCHAUBILD 44
Dass (West-)Deutsche ihre eigenen Idealvorstellungen vom idealen Geburtsalter tendenziell weniger gut um-
setzen als Schweden, liegt vermutlich auch daran, dass Deutsche weniger häufig als Schweden der Ansicht sind,
man solle Kinder genau planen und sie am besten dann bekommen, wenn es sich mit den übrigen Plänen am
besten verträgt. Von den 16- bis 49-Jährigen vertreten 38 Prozent in Deutschland diese Position, etwas häufiger
ist die ausdrückliche Überzeugung, man solle Kinder nicht so genau planen. Die schwedische Bevölkerung in
dieser Altersgruppe hält eine genaue Planung zu 46 Prozent für angeraten, in Frankreich äußerten sich 2007
sogar 52 Prozent in dieser Weise (Schaubild 45).
65
Frage: "Finden Sie, dass man Kinder genau planen sollte, so dass man sie dann bekommt, wenn es sich mit den übrigen Plänen am besten verträgt, oder sollte man das nicht so genau planen?"
SCHWEDEN FRANKREICH(2007)
DEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
Unentschieden
KINDER GENAU PLANEN? IN SCHWEDEN UND FRANKREICH WIRD DIESE AUFFASSUNG HÄUFIGER VERTRETEN ALS IN DEUTSCHLAND
BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
Man sollte Kinder –
nicht so genau planen
16- bis 49-Jährige
38 %46 52
41
4340
2111 8
genau planen
SCHAUBILD 45
Die Überzeugung, man solle Kinder genau planen, ist in Deutschland in den letzten rund 10 Jahren allerdings
auch deutlich zurückgegangen. Plädierte 2003 noch fast die Hälfte der 18- bis 44-Jährigen für eine genaue
Planung, sind es aktuell nur noch 39 Prozent (Schaubild 46).
Man könnte vermuten, dass die vergleichsweise geringe Fertilität in Deutschland mit stärkeren Vorbehalten
Kinderloser gegenüber einer Elternschaft einhergehen. Dafür zeigen die vorliegenden Daten allerdings kaum
Indizien. In Schweden wie in Deutschland haben unter-50-jährige Kinderlose eine überwiegend positive Ein-
stellung zu Kindern und Familie, nehmen insgesamt eher die mit Kindern verbundenen Gratifikationen als die
Belastungen wahr.16 Von einer Liste mit insgesamt 11 Aussagen zu Kindern und Familie stimmen deutsche
Kinderlose den vier positiven Aussagen darunter am häufigsten zu, keiner der Aussagen allerdings mehrheitlich.
Für 45 Prozent sind Kinder der Garant dafür, dass man auch im Alter nicht alleine ist, für 40 Prozent gehören
Kinder zu einem erfüllten Leben einfach dazu und für 38 Prozent geben Kinder dem Leben einen Sinn.
Die Haltungen schwedischer Kinderloser unter 50 Jahren unterscheiden sich von denen deutscher Kinder-
loser vor allem in zwei sich widersprechenden Punkten: Zum einen ist in Schweden mit 47 Prozent der Anteil
derer deutlich größer, die Kinder mit Lebenssinn verbinden. Gleichzeitig ist der Wunsch nach Kindern verbrei-
teter mit der Unsicherheit darüber verbunden, ob man der Verantwortung dafür gewachsen ist. Auch wird in
66
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, 18- BIS 44-JÄHRIGE BEVÖLKERUNGQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN, ZULETZT 6241, MAI/JUNI 2012
DIE ÜBERZEUGUNG, DASS MAN KINDER GENAU PLANEN SOLLTE, IST IN DEUTSCHLAND ZURÜCKGEGANGEN
20122003
Man sollte Kinder genau planen, so dass man sie dann bekommt, wenn es sich mit den übrigen Plänen am besten verträgt
2007
48 %
3945
18- BIS 44-JÄHRIGEBEVÖLKERUNG
SCHAUBILD 46
16 Wie die vom Institut für Demoskopie Allensbach für BILD am Sonntag durchgeführte Familienstudie 2011 zeigt, unterscheiden sich in dieserFrage vor allem Kinderlose mit und ohne Kinderwunsch voneinander: In den Vorstellungen von Kinderlosen ohne Kinderwunsch sind Kinder vor
allem mit Belastungen verbunden, die emotionalen Gratifikationen werden kaum wahrgenommen bzw. nachempfunden.
Schweden häufiger eine Angst vor den Veränderungen, die Kinder mit sich bringen, zu Protokoll gegeben
(Schaubild 47). Eine in Deutschland spezifische Angst Kinderloser vor der Verantwortung für Kinder, die sie
davon abhalten könnte, Kinder zu bekommen, ist jedenfalls nicht festzustellen.
Im innerdeutschen Vergleich zeigen ostdeutsche Kinderlose unter 50 Jahren eine deutlich positivere Haltung
zu Kindern als westdeutsche: Sie nennen im Schnitt 1,8 positive Punkte von der oben genannten Liste, und
0,7 negative Punkte. In Westdeutschland sind es dagegen im Durchschnitt 1,4 positive und 1,0 negative
Punkte.17
67
Frage: "Hier ist einmal einiges aufgeschrieben, was uns andere über Kinder gesagt haben.
Was davon würden auch Sie sagen?" (Listenvorlage)
16- BIS 49-JÄHRIGE KINDERLOSE IN –
SCHWEDENDEUTSCHLAND
© IfD-AllensbachBASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE KINDERLOSE IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
EINSTELLUNGEN KINDERLOSER IN DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN ZU KINDERN
In meinem Verwandten- und Bekanntenkreis haben viele Probleme mit der Erziehung ihrer Kinder. Das schreckt mich ab
39
41
47
22
40
24
12
12
5
7
7
%Wenn man Kinder und eine Familie hat, ist man auch im Alter nicht alleine
Zu einem erfüllten Leben gehören für mich Kinder einfach dazu
Ich möchte eigentlich schon Kinder haben, aber ich weiß nicht, ob ich der Verantwortung gewachsen bin
Ich habe Angst vor den Veränderungen, die Kinder mit sich bringen
Ich befürchte, dass ich berufliche Nachteile habe, wenn ich Kinder bekomme
Ich verbinde mit Kindern vor allem Stress. Deshalb möchte ich keine Kinder
Ich befürchte, dass meine Beziehung darunter leidet, wennwir Kinder bekommen
Kinder geben dem Leben einen Sinn
Ich habe Angst, den richtigen Zeitpunkt für Kinder zu verpassen
Kinder halten jung
45
40
38
26
25
17
17
15
11
8
6
SCHAUBILD 47
17 Sonderanalyse
69
Besondere Perspektiven und Einstellungentürkischstämmiger Eltern in Deutschland
Die Frage nach gleichen Bildungschancen stellt sich für Migranten, insbesondere aus anderen Sprach- und
Kulturkreisen, in besonderer Weise. Rein quantitativ ist das Thema Migration in Schweden dabei nicht weniger
bedeutsam als in Deutschland, im Gegenteil liegt der Migrantenanteil an der Bevölkerung dort sogar etwas
höher.18 Allerdings ist die Nationalitätenstruktur der Migranten in Schweden deutlich heterogener. Während in
Deutschland türkischstämmige Migranten mit einem Anteil von 18,9 Prozent an den Personen mit Migra -
tionshintergrund insgesamt die mit Abstand größte Einzelgruppe stellen,19 finden sich in Schweden mit
11,7 Prozent am häufigsten Migranten aus Finnland. Um exemplarisch Besonderheiten in den Haltungen und
Wahrnehmungen von Migranten im Zusammenhang mit Bildungschancen zu untersuchen, wurde deshalb in
Deutschland eine Zusatzstichprobe von gut 100 Eltern unter-12-jähriger Kinder mit türkischem Migrationshin-
tergrund zusätzlich befragt.
Dabei zeigt sich, dass türkischstämmige Eltern unter-12-jähriger Kinder auf die Chancen, die die deutsche
Gesellschaft bietet, einen überdurchschnittlich optimistischen Blick haben. So schätzen sie die soziale Durch-
lässigkeit der deutschen Gesellschaft höher ein als Eltern Unter-12-Jähriger im Durchschnitt: 50 Prozent sind
überzeugt, dass man es in der Regel auch zu etwas bringt, wenn man sich heute wirklich anstrengt, nur 34 Pro-
zent haben dagegen den Eindruck, dass sozialer Aufstieg für Personen aus den unteren Gesellschaftsschichten
kaum zu schaffen ist. Chancengerechtigkeit sehen Eltern mit türkischem Migrationshintergrund in praktisch
genauso hohem Anteil in Deutschland gut oder sehr gut verwirklicht wie andere Eltern auch, selbst wenn sie
häufiger den Einsdruck haben, dass die Chancengerechtigkeit in den letzten 10 bis 15 Jahren eher abgenommen
hat (Schaubild 48, Seite 70).20
Allerdings hat eine Studie des Allensbacher Instituts aus dem vergangenen Jahr gezeigt, dass verbreitet Zweifel
darüber bestehen, ob Schüler aus Zuwandererfamilien in der Schule die gleichen Chancen wie deutsche Schüler
haben (Schaubild 49, Seite 70).
18 In Schweden sind 19,1 Prozent der Bevölkerung entweder selbst im Ausland geboren oder ihre beiden Elternteile (Statistiska centralbyrån). In Deutschland habengemäß der Abgrenzung des statistischen Bundesamtes 19,3 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, darunter aber – neben z.B. in Deutschland geborenenAusländern – 1,9 Prozent bei denen nur ein Elternteil selbst Ausländer ist oder Migrationserfahrung hat, Personen, die die schwedische Abgrenzung nicht mit umfasst. 19 Die zweitgrößte Gruppe stellen in Deutschland polnische Migranten mit 10,0 Prozent. Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2010. 20 Dabei spielt es keine entscheidende Rolle, dass Migranten häufiger einfachen sozialen Schichten angehören und türkischstämmige Migranten fast ausschließlich inWestdeutschland beheimatet sind. Rechnet man diese Einflüsse bei der Analyse heraus, ändern sich die Unterschiede zu den Urteilen der Eltern insgesamt kaum. Sofern dies in den folgenden Analysen einen wichtigen Einfluss hat, werden entsprechend auch enger abgegrenzte Vergleichsgruppen ausgewiesen.
70
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241 MAI/JUNI 2012
URTEILE TÜRKISCHSTÄMMIGER ELTERN ZUR CHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SOZIALEN DURCHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT
"Wer sichheute wirklichanstrengt, der
bringt es in der Regel auch
zu etwas"
"Für die, dieunten sind, istes sehr schwer
hochzukommen,so sehr sie sich
auch anstrengen."
insge-samt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mittürkischem Migrations-hintergrund
CHANCENGERECHTIGKEIT
hat in Deutschland in denletzten 10 bis 15 Jahren –
sehen in Deutschlandalles in allem (sehr) gut
verwirklicht –
insge-samt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mittürkischem Migrations-hintergrund
insge-samt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mittürkischem Migrations-hintergrund
eher abgenommen
eher zugenommen
44 %50
38 3933
27
3442
31
20
CHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTDURCHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO
TEILE TÜRKISCHSURRTEILE TÜRKISCHS
er sich"WWer sich44 %
SCHEN GESELLSCHAFTCHLÄSSIGKEIT IN DER DEUTCHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO
TERN ÄMMIGER EL LTERN ZUR TTÄMMIGER ELTEILE TÜRKISCHS
44 %50 v
alles in allem (sehr) gutsehen in D
SCHEN GESELLSCHAFTZIALEN CHANCENGERECHTIGKEIT UND DER SO
TERN ZUR
–tt –lichwirkervalles in allem (sehr) gut
eutschlandsehen in Den 10 tztten 10 bis 15 Jle
eutschland in den in Dtt in Dha
CHANCENGERECHTIGKEIT
en –ahrren –en 10 bis 15 Jeutschland in den
CHANCENGERECHTIGKEIT
en."engauch anstrso sehr sie sich
ommen,chzuk hoeres sehr schw
isten sind,unte die"Für die,
as"twzu eel aucheg R
es in dert bring der,tt,enganstrrengliche wirkheutte wirk 44 %
42
44 %
34
38 39
zug
abg20
33
e men
e menenomm
31
nomm
27
ugeher
genommene
bgeher
genommene
AGE 6241 MAI/JUNI 2012-UMFR IFD,CHIVV,QUELLE: ALLENSBACHER ARTERN UNTER ELAND,SCHLBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUT
-12-UNTER
samt-insge
AGE 6241 MAI/JUNI 2012JÄHRIGER KINDER-12--JÄHRIGER KINDERTERN UNTER
JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN
-
-12-UNTER
samt-insge
grundhinterations-Migr
türkischem mit
JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN
-12-UNTER
samt-insge
grundhinterations-Migr
türkischem mit
ach-Allensb© IfD
JÄHRIGER KINDER2--JÄHRIGER KINDERTERN ELLTERN
grundhinterations-Migr
türkischem mit
SCHAUBILD 48
Frage: "Haben Sie das Gefühl, dass Schüler aus Zuwandererfamilien alles in allem die gleichen Chancen haben wie deutsche Schüler, oder haben Sie nicht diesen Eindruck?"
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT KINDERN IM ALTER VON 3 BIS 18 JAHRENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011
VERBREITET ZWEIFEL AN DER CHANCENGLEICHHEIT VON KINDERN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND
Eltern insgesamt
Eltern mit türkischem
MigrationshintergrundNicht dargestellt: unentschieden
Schüler aus Zuwanderer-familien haben gleiche
Chancen
Habe nicht diesen Eindruck
43 %
38
28
59
SCHAUBILD 49
Der Wunsch nach sozialem Aufstieg der eigenen Kinder ist unter Eltern mit Migrationshintergrund deutlich
weiter verbreitet als unter deutschen Eltern. 70 Prozent der Eltern unter-12-jähriger Kinder mit türkischem
Migrationshintergrund wünschen sich ausdrücklich, dass es ihren Kindern einmal bessergehen soll als ihnen
selbst. Von den Eltern Unter-12-Jähriger insgesamt äußern nur 42 Prozent diesen Wunsch, ein mit 56 Prozent
größerer Anteil wäre damit zufrieden, wenn es den Kindern später einmal genauso gut geht, wie ihnen jetzt
(Schaubild 50).
71
insgesamt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mit türkischem Migrations-hintergrund
© IfD-AllensbachBASIS: ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER IN DEUTSCHLAND QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
WUNSCH NACH SOZIALEM AUFSTIEG DER KINDER UNTER ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND DEUTLICH STÄRKER VERBREITET ALS IM BEVÖLKERUNGSDURCHSCHNITT
42 %
70"Meinen Kindern soll es später einmal bessergehen als uns"
Es sind zufrieden,wenn es ihren Kindern
genauso geht wieIhnen heute
28
56
SCHAUBILD 50
Insofern erstaunt es auch nicht, dass Eltern mit türkischem Migrationshintergrund häufiger konkrete und
überdurchschnittlich ambitionierte Bildungsziele für ihre Kinder formulieren. 69 Prozent der in Westdeutsch-
land lebenden türkischstämmigen Eltern aus der "breiten Mittelschicht" möchten, dass ihre Kinder Abitur
machen oder zumindest die Fachhochschulreife erwerben.21 Von den westdeutschen Eltern aus der breiten
Mittelschicht insgesamt wünschen das "nur" 54 Prozent. Ebenso haben auch nur 7 Prozent der türkisch -
stämmigen Eltern aus der breiten Mittelschicht in Westdeutschland keine bestimmten Erwartungen hinsichtlich
des Schulabschlusses ihrer Kinder, in der vergleichbaren Gruppe der Eltern insgesamt dagegen fast jeder Vierte
(24 Prozent, Schaubild 51).
72
© IfD-Allensbach
ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND: HÄUFIGER KONKRETE UND TENDENZIELL AMBITIONIERTERE ERWARTUNGEN AN DEN SCHULABSCHLUSS IHRES KINDES/IHRER KINDER
Als Schulabschluss wünschen sich für
ihr Kind/ihre Kindernach Möglichkeit –
Unentschieden,keine Angabe
Es haben keine be-stimmten Erwartungen
Abitur bzw. Fachhochschulreife
Mittlere Reife
Hauptschulabschluss
x = Anteil unter 0,5 Prozent
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHENQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Westdeutschland, breite Mittelschicht
insgesamt
insgesamt
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE EINE BETREUUNGSEINRICHTUNG ODER SCHULE BESUCHEN
mit türkischem Migrations-hintergrund
mit türkischem Migrations-hintergrund
58 % 60 5469
19 2122
2014
x
121 11 24 71 4
x3
SCHAUBILD 51
21 Um beim Vergleich von Ergebnissen von türkischstämmigen Eltern und Eltern insgesamt Unterschiede, die allein auf die unterschied-liche Schichtstruktur zurückgehen, zu minimieren, wurde die Gruppe der "breiten Mittelschicht" definiert. Die Schichtzugehörigkeit ist
in den Daten auf Basis einer 7-stufigen Skala definiert von 1=oberste soziale Schicht bis 7=unterste soziale Schicht. Der "breiten Mittel-schicht" gehören Personen an, denen Skalenwerte von 2 bis 6 zugeordnet sind, d.h. es wurden lediglich die oberste und unterste Teil-
schicht aus der Analyse herausgenommen. Wenn ansonsten in dem vorliegenden Bericht von mittleren sozialen Schichten die Rede ist,bezieht sich dies dagegen auf den Personenkreis mit Skalenwerten von 3 bis 5.
73
Eltern mit türkischem Migrationshintergrund ist es auch überdurchschnittlich wichtig, dass ihre Kinder den
von ihnen gewünschten Abschluss erreichen. Rund drei Vierteln ist das "sehr wichtig", Eltern unter-12-jähriger
Kinder insgesamt dagegen nur rund zur Hälfte (Schaubild 52).
Deshalb unterstützen sie ihre Kinder auch überdurchschnittlich häufig bei ihren Hausaufgaben (Schau-
bild 53, Seite 74), auch wenn ihnen das überdurchschnittlich schwer fällt (Schaubild 54, Seite 74). Häufiger als
deutsche Eltern nutzen sie schon für Kinder unter 10 Jahren Nachhilfeangebote (23 Prozent), und rund jeder
Dritte nimmt für seine Kinder Angebote zur Sprachförderung in Deutsch wahr (32 Prozent).22
x = Anteil unter 0,5 Prozent
Westdeutschland, breite Mittelschicht
insgesamt
insgesamt
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN, DIE KONKRETE ERWARTUNGEN ZUM SCHULABSCHLUSS IHRER KINDER ÄUSSERN
mit türkischem Migrations-hintergrund
mit türkischem Migrations-hintergrund
© IfD-Allensbach
Dass ihr Kind den vonihnen gewünschten
Abschluss schafft,ist ihnen –
Keine Erwartungenbezügl. Abschluss
bzw. keine Angabe
sehr wichtig
wichtig
weniger wichtig/gar nicht wichtig
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER, DIE KONKRETE ERWARTUNGEN ZUM SCHULABSCHLUSS IHRER KINDER ÄUSSERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
ELTERN MIT TÜRKISCHEM MIGRATIONSHINTERGRUND IST ES DEUTLICH ÜBERDURCHSCHNITTLICH WICHTIG, DASS IHRE KINDER DEN GEWÜNSCHTEN SCHULABSCHLUSS ERREICHEN
52 %
74
44
77
43
24
50
21
5 25
2x x 1x
SCHAUBILD 52
22 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabellen 21c und d
74
ÜBERDURCHSCHNITTLICHES ENGAGEMENT TÜRKISCHSTÄMMIGERELTERN BEI DER UNTERSTÜTZUNG DER KINDER ...
ELTERN INSGESAMT
ELTERN MIT TÜRKISCHEMMIGRATIONSHINTERGRUND
ELTERN MIT TÜRKISCHEMMIGRATIONSHINTERGRUND
häufig
gelegentlich
selten
nie
Es helfen ihrem Kind bei den Hausaufgaben –
17 %
39
56
35
9
21
43
64
25
11
55
43
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT SCHULKINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011
... ABER SCHLECHTERE VORAUSSETZUNGEN
ELTERN INSGESAMT
sehr leicht
eher leicht
eher schwer
sehr schwer
Die Unterstützung bei den Hausaufgaben fällt –
17 %
38
30
5
15
28
40
8
Nicht dargestellt: unentschieden
© IfD-AllensbachBASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN MIT SCHULKINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6221, AUGUST/SEPTEMBER 2011
SCHAUBILD 53
SCHAUBILD 54
Bei der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren plädieren türkischstämmige Eltern überdurchschnittlich häufig
für eine Betreuung ausschließlich in der Familie und sind in nur deutlich unterdurchschnittlichem Anteil davon
überzeugt, dass ein Kind auch in diesem Alter in seiner Entwicklung vom Besuch einer Betreuungseinrichtung
profitieren würde. Rund zwei Drittel der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund sprechen sich für eine
ausschließlich familiäre Kinderbetreuung in diesem Alter aus – ein noch höherer Anteil als unter den in dieser
Frage vergleichsweise konservativ eingestellten westdeutschen Eltern (Schaubild 55).
Dennoch hat die Mehrheit der türkischstämmigen Eltern den Eindruck, die am Ort bestehenden Be -
treuungsplätze reichen nicht aus (53 Prozent) – ein deutlich überdurchschnittlicher Anteil (Eltern unter-12-
jähriger Kinder insgesamt: 34 Prozent).23 Die Betreuungsqualität in den Einrichtungen wird tendenziell
schlechter beurteilt: Nur 48 Prozent haben den Eindruck, die Kinder würden gut betreut und gefördert, von
den Eltern unter-12-jähriger Kinder insgesamt sehen dies 63 Prozent so.24
75
Westdeutschland, breite Mittelschicht
insgesamt
insgesamt
ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERN
mit türkischem Migrations-hintergrund
mit türkischem Migrations-hintergrund
© IfD-Allensbach
Für die Entwicklung eines Kindes ist es in den ersten
drei Lebensjahren ambesten, wenn es –
Unentschieden,keine Angabe
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
TÜRKISCHSTÄMMIGE ELTERN VOTIEREN DEUTLICH ÜBERDURCHSCHNITTLICH HÄUFIG DAFÜR, KINDER IN DEN ERSTEN DREI LEBENSJAHREN IN DER FAMILIE ZU BETREUEN
ausschließlichin der Familie
betreut wird
auch eine Kinder-betreuungsein-
richtung besucht
47 %
6755
68
29
15
20
12
24 1825 20
SCHAUBILD 55
23 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 2624 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 27
Überdurchschnittlich wichtig sind türkischstämmigen Eltern in Betreuungseinrichtungen eine gute Ausbil-
dung der Erzieher(innen), regelmäßige Elterngespräche sowie dass die Betreuungseinrichtung nicht so teuer,
im Idealfall kostenlos ist.25
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beurteilen türkischstämmige Eltern in Deutschland nur wenig besser
als die Eltern insgesamt.26 Deutlich häufiger noch als andere Eltern in Deutschland sind sie aber davon über-
zeugt, dass ein Kleinkind unter der Berufstätigkeit der Mutter oder auch beider Eltern leiden würde. Wenn der
Vater häufig abwesend ist, weil er viel arbeitet, halten das aber nur 19 Prozent der türkischstämmigen Eltern
für potentiell schädlich für das Kind – ein noch kleinerer Anteil als in der deutschen Bevölkerung ohnehin
(Schaubild 56).
76
insgesamt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mit türkischem Migrations-hintergrund
insgesamt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mit türkischem Migrations-hintergrund
insgesamt
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
mit türkischem Migrations-hintergrund
© IfD-Allensbach
TÜRKISCHSTÄMMIGE ELTERN: KLEINKINDER LEIDEN UNTER DER BERUFSTÄTIGKEIT DER MUTTER ODER BEIDER ELTERN – NICHT, WENN DER VATER VIEL ARBEITET UND WENIG ZUHAUSE IST
Glaube nicht,dass ein Klein-kind darunter
leiden wird
Wenn die Mutter berufstätig ist
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDERQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
Nicht dargestellt: unentschieden, keine Angabe
Darunter wirdein Kleinkind
wahrscheinlichleiden
Wenn beide Elternberufstätig sind
Wenn der Vater vielarbeitet und wenig
zuhause ist
45 %
65
39
82
2819
3830
45
12
5468
SCHAUBILD 56
25 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabellen 12d und 25d26 Vgl. tabellarischer Basisbericht DEUTSCHLAND, Tabelle 31
77
Anhang
Anhangschaubilder .........................................................................................................................................78
Anhangtabellen ...............................................................................................................................................81
Untersuchungsdaten der deutschen sowie der schwedischen Umfrage .......................................................85
78
saasD
Alter
18
ediwhcchsscundhecchesdeutts
Alter Schulsystem
SCHWEDEN
imemttemsyysssychullsSchesdiis
Schulsystem
SCHLDEUT
icht)ssicht)rrsbeÜÜbe((ÜgleichrrgleichVe
Schulsystem
AND SCHL
icht)
89101112131415161718
HauptschuleGrundschule
Gymnasium
möglich
Hauptschule Realschule
möglichGymnasiumRealschule
möglich
Realschule
Gymnasium
Gymnasium
(QUELLE: EIGENE DARSTELLUNG NACH
5678
Vorschule
(QUELLE: EIGENE DARSTELLUNG NACH
Grundschule
Kindergarten
P://WWW.INTELLIGISMUS. DE/SCHULE.HTML)TTH
Grundschule
Kindergarten
P://WWW.INTELLIGISMUS. DE/SCHULE.HTML)
ANHANGSCHAUBILD 1
79
© IfD-Allensbach
Eltern von unter-12-jährigen Kindern in –
OSTDEUTSCHLANDWESTDEUTSCHLAND
© IfD-Allensbach
HÖHERE ANSPRÜCHE AN KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNGEN IM OSTEN
Es finden bei einerKinderbetreuungs-
einrichtungbesonders wichtig –
92
90
76
84
87
80
79
75
94
68
68
53
71
39
34
BASIS: BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ELTERN VON UNTER-12-JÄHRIGEN KINDERNQUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241, MAI/JUNI 2012
90
85
80
78
76
72
67
66
64
60
58
58
58
34
24
%
dass es dort auch Betreuer, Betreuerinnen gibt, die dafür eine akademische Aus-bildung haben, die studiert haben
dass die Kinder Spaß haben, gerne dort hingehen
dass Kinder dort nicht nur betreut, sondern auch gefördert werden
dass die Erzieher gezielt auf die Ent-wicklung der Kinder achten
dass es lange Betreuungszeiten gibt, so dass Berufstätige keine Probleme mit der Betreuung bekommen
dass die Gruppen relativ klein sind, dass jeder Erzieher nur für wenige Kinder zuständig ist
dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden
dass dort darauf geachtet wird, dasssich die Kinder ausreichend bewegen
dass dort ein Mittagessen für die Kinder angeboten wird
dass es dort ein großes Angebot an Spiel- und Bastelmöglichkeiten gibt
dass die Kinderbetreuungseinrichtung nicht so teuer ist
dass es regelmäßige Gespräche mit den Eltern gibt
dass die Kinder dort individuell nach Inte-ressen und Begabungen gefördert werden
dass es auch während der SchulferienBetreuungsmöglichkeiten gibt
dass es dort auch männliche Erzieher gibt
ANHANGSCHAUBILD 2
80
SCHWEDEN
DEUTSCHLAND
insgesamt
West
Ost
20 Jahre 25 30 35 40
durchschnittliche untere Altersgrenze
durchschnittlicheobere Altersgrenze
© IfD-Allensbach
DAS IDEALE ALTER FÜR KINDER IM DREILÄNDERVERGLEICH
FRANKREICH(2007)
BASIS: 16- BIS 49-JÄHRIGE BEVÖLKERUNG IN DEUTSCHLAND, SCHWEDEN UND FRANKREICHALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGEN 5216, FEBRUAR 2007 UND 6241, MAI/JUNI 2012
24,026,3
24,126,5
23,4
25,3
24,626,0
24,3
26,0
33,3
37,0
33,537,2
32,5
36,5
33,5
35,3
36,4
40,8
für Frauen
für Männer
ANHANGSCHAUBILD 3
81
Elterliche Erziehungsziele – Prioritäten nach sozialen Schichten
Anhangtabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
Frage: "Wir haben einmal eine Liste zusammengestellt mit verschiedenen Forderungen, was man Kindern für ihr späteres Leben alles mit
auf den Weg geben soll, was Kinder im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?" (Listenvorlage, Mehrfachnennungen möglich)
ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Es halten für besonders wichtig, soziale Schichten soziale Schichten dass Kinder das im Elternhaus ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ lernen – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit ................................... 89 .................. 88 97 .............. 87 ............. 79 84 ............. 89 .............. 98 Verantwortungsbewusstsein, Verant- wortung für das eigene Handeln über- nehmen ............................................................... 85 .................. 83 95 .............. 80 ............. 79 93 ............. 80 .............. 74 Höflichkeit und gutes Benehmen ....................... 84 .................. 77 90 .............. 82 ............. 80 70 ............. 81 .............. 80 Gute, vielseitige Bildung ..................................... 81 .................. 32 91 .............. 75 ............. 75 39 ............. 29 .............. 28 Durchhaltevermögen, Sachen zu Ende bringen ............................................................... 78 .................. 29 83 .............. 77 ............. 71 33 ............. 27 .............. 28 Sicheres Auftreten, Selbstbewusstsein ............... 78 .................. 56 81 .............. 76 ............. 76 67 ............. 50 .............. 55 Hilfsbereitschaft ................................................. 78 .................. 71 79 .............. 78 ............. 73 72 ............. 71 .............. 69 Toleranz .............................................................. 69 .................. 46 86 .............. 64 ............. 52 57 ............. 40 .............. 45 Leistungsbereitschaft, Ehrgeiz ............................ 69 .................. 27 80 .............. 64 ............. 65 28 ............. 27 .............. 26 Pünktlichkeit ....................................................... 69 .................. 29 71 .............. 66 ............. 71 32 ............. 28 .............. 32 Gesunde Lebensweise ......................................... 68 .................. 48 77 .............. 67 ............. 56 58 ............. 41 .............. 54 Selbständigkeit ................................................... 66 .................. 72 70 .............. 62 ............. 74 86 ............. 66 .............. 65
.../
Elterliche Erziehungsziele – Prioritäten nach sozialen Schichten
Anhangtabelle 1 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
.../ ELTERN UNTER-12-JÄHRIGER KINDER
Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Es halten für besonders wichtig, soziale Schichten soziale Schichten dass Kinder das im Elternhaus ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ lernen – höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache *
% % % % % % % %
Sorgfalt, Dinge ordentlich und gewissen- haft tun ............................................................... 63 .................. 30 65 .............. 62 ............. 65 37 ............. 28 .............. 25 Sparsam mit Geld umgehen ............................... 58 .................. 33 47 .............. 60 ............. 76 28 ............. 36 .............. 38 Neugier, Wissensdurst ........................................ 56 .................. 55 72 .............. 48 ............. 50 69 ............. 44 .............. 66 Das Leben genießen ........................................... 44 .................. 54 50 .............. 41 ............. 42 60 ............. 49 .............. 59 Freude an Büchern haben, gern lesen ................ 42 .................. 28 54 .............. 36 ............. 34 37 ............. 22 .............. 28 Technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können ................ 37 .................. 15 35 .............. 40 ............. 35 22 ............. 11 .............. 11 Religiosität, Glaube an Gott ................................ 23 ................... 8 30 .............. 20 ............. 20 8 .............. 6 .............. 14 Interesse für Politik ............................................. 22 ................... 7 28 .............. 22 .............. 8 17 .............. 2 ............... 6
* Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
82
Förderkonzepte für kleine Kinder: schichtspezifische Unterschiede
Anhangtabelle 2
Bundesrepublik Deutschland Eltern von Kindern unter 12
Jahren
FRAGE: "Was meinen Sie: Wie kann man kleine Kinder bis ungefähr 6 Jahre am besten
fördern, so dass sie sich möglichst gut entwickeln und entfalten? Was ist da besonders wichtig?" (Listenvorlage)
Eltern unter-12-jähriger Kinder
Damit sich kleine Kinder bis -------------------------------------------------------------------- ungefähr 6 Jahre möglichst gut insgesamt soziale Schichten entwickeln, ist das besonders ---------------------------------------------- wichtig – höhere mittlere einfache
% % % %
Mit dem Kind Spiele spielen ............................ 87 88 ............. 87 .............. 83 Viel mit dem Kind sprechen ............................ 87 92 ............. 83 .............. 87 Dem Kind vorlesen bzw. zusammen mit dem Kind Bücher anschauen ........................... 82 87 ............. 80 .............. 80 Darauf achten, dass das Kind neue Erfah- rungen sammelt, viel ausprobieren kann ........ 79 87 ............. 76 .............. 76 Darauf achten, dass das Kind viel Bewe- gung bekommt ................................................. 78 75 ............. 83 .............. 69 Dem Kind Freiräume lassen, nicht den ganzen Tag verplanen ...................................... 78 74 ............. 80 .............. 81 Darauf achten, dass sich das Kind vernünftig ernährt ............................................................. 76 78 ............. 76 .............. 73 Mit dem Kind viel unternehmen ...................... 75 78 ............. 73 .............. 72 Das Kind zum Malen bzw. Basteln ermutigen ......................................................... 70 65 ............. 69 .............. 84 Darauf achten, dass das Kind viel Zeit mit anderen Kindern verbringt ............................... 67 63 ............. 68 .............. 71 Das Kind an die Musik heranführen, z.B. mit ihm singen oder ihm ein Instrument näher bringen ............................................................. 57 61 ............. 59 .............. 40 Das Kind weitgehend selbst entscheiden lassen, was es machen möchte, ob es z.B. eine Sportart oder ein Musikinstrument lernen möchte .................................................. 49 34 ............. 57 .............. 54 Das Kind in den Alltag bzw. Haushalt ein- binden, z.B. dass es sich an der Hausarbeit beteiligt ............................................................ 47 43 ............. 52 .............. 41 Das Kind bestimmte Fernsehsendungen schauen lassen, bei denen es etwas lernt ........ 30 14 ............. 39 .............. 39 Kinder möglichst früh mit Fremdsprachen in Berührung bringen ....................................... 21 14 ............. 25 .............. 21 Das Kind Lernprogramme am Computer bzw. im Internet machen lassen ...................... 20 17 ............. 22 .............. 23
Keine Angabe .................................................... 1 x .............. 1 ............... x x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
83
Maßnahmen, um Chancengerechtigkeit herzustellen, aus Elternsicht
Anhangtabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
Frage: "Wenn Sie einmal an Kinder im Alter von bis zu 6 Jahren denken: Was meinen Sie, was ist wichtig, um sicherzustellen, dass alle Kinder
in diesem Alter – unabhängig von ihrer sozialen Schicht – die gleichen Chancen haben, sich gut zu entwickeln, und was ist dafür weniger wichtig? Bitte verteilen Sie die Karten entsprechend auf das Blatt." (Kartenspiel- und Bildblattvorlage)
Eltern unter-12-jähriger Kinder --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Um sicherzustellen, dass alle Kinder soziale Schichten soziale Schichten bis ungefähr 6 Jahre die gleichen ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ Chancen haben, sich gut zu höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * entwickeln, halten für wichtig – % % % % % % % %
dass Kinder in Betreuungseinrichtungen individuell gefördert werden, z.B. in der Sprachentwicklung .............................................. 86 .................. 86 83 .............. 89 ............. 85 88 ............. 85 .............. 86 dass alle Eltern genügend Zeit haben, sich um ihre Kinder zu kümmern ....................... 85 .................. 93 86 .............. 83 ............. 88 92 ............. 93 .............. 98 dass Eltern bei Erziehungsfragen Bera- tung und Unterstützung erhalten können .......... 83 .................. 80 81 .............. 80 ........... 96 80 ............. 81 .............. 79 dass man vor der Einschulung einen Sprachtest durchführt und bei Bedarf Sprachunterricht anbietet .................................. 77 .................. 50 74 .............. 82 ............. 66 40 ............. 56 .............. 49 dass gute Ganztagsbetreuungsplätze zur Verfügung gestellt werden ............................ 75 .................. 79 79 .............. 71 ............. 79 79 ............. 77 .............. 89 dass Eltern, die sich Förderangebote, wie z.B. Musikunterricht, für ihre Kinder nicht leisten können, finanziell unter- stützt werden ...................................................... 74 .................. 69 74 .............. 70 ............. 85 59 ............. 71 .............. 85
.../
Maßnahmen, um Chancengerechtigkeit herzustellen, aus Elternsicht
Anhangtabelle 3 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Eltern von Kindern unter 12 Jahren
/... Eltern unter-12-jähriger Kinder --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------------- ---------------------------------------------------
Um sicherzustellen, dass alle Kinder soziale Schichten soziale Schichten bis ungefähr 6 Jahre die gleichen ------------------------------------------------ ------------------------------------------------ Chancen haben, sich gut zu höhere mittlere einfache höhere mittlere einfache * entwickeln, halten für wichtig –
% % % % % % % %
dass es einheitliche Qualitätsstan- dards für Kinderbetreuungsein- richtungen gibt ................................................... 71 .................. 86 62 .............. 77 ............. 71 81 ............. 89 .............. 80 dass der Besuch des Kindergartens kostenlos ist ........................................................ 66 .................. – 56 .............. 65 ........... 91 – ............. – .............. – dass der Besuch des Kindergartens für alle zur Pflicht wird ....................................... 56 .................. 36 58 .............. 56 ............. 51 25 ............. 39 ............ 52 dass die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren kostenlos ist ......................................... 49 .................. – 43 .............. 45 ........... 71 – ............. – .............. – dass Erzieher besonders gut ausgebil- det werden, z.B. eine akademische Ausbildung haben, studiert haben ...................... 45 .................. 50 46 .............. 47 ............. 40 51 ............. 46 ............ 62 dass alle Kinder schon vor dem 3. Lebensjahr eine Betreuungseinrichtung besuchen ............................................................. 25 .................. 27 23 .............. 24 ............. 32 20 ............. 27 ............ 43 dass Kitas, Vorschulen kostenlos sind ................ – .................. 50 – .............. – ............. – 54 ............. 45 .............. 64
"–" = Wert wurde in Deutschland bzw. in Schweden nicht erhoben * Fallzahl n = 43, Befund kann daher nur als Näherungswert interpretiert werden
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
84
Ab welchem Alter ist Fremdbetreuung möglich?
Anhangtabelle 4 Bundesrepublik Deutschland, Schweden
Bevölkerung 16-74 Jahre
Frage: "Ab welchem Alter können Kinder Ihrer Ansicht nach gut in einer Kinderkrippe oder Kindertagesstätte betreut werden?" 16- bis 74-jährige Bevölkerung Eltern unter-12-jähriger Kinder -------------------------------------------------------------------- -------------------------------------------------------------------- Deutschland Schweden Deutschland Schweden --------------------------------------------- ---------------------------------------------
Kinder können gut in einer ins- West Ost ins- West Ost Betreuungseinrichtung betreut gesamt gesamt werden –
% % % % % % % %
ab unter 1 Jahr ............................................ 4 ............ 3 ............ 8 ................... 2 5 ............ 5 ............. 9 ................... 2
ab 1 Jahr .................................................... 18 ........... 12 ........... 44 .................. 30 19 ........... 12 ............ 55 .................. 50
ab 2 Jahren ................................................ 18 ........... 18 ........... 18 .................. 25 24 ........... 24 ............ 20 .................. 26
ab 3 Jahren ................................................ 35 ........... 39 ........... 16 .................. 19 36 ........... 41 ............ 12 .................. 13
ab 4 Jahren ................................................. 9 ........... 10 ............ 3 ................... 6 5 ............ 6 ............. 1 ................... 2
ab 5 Jahren und älter .................................. 2 ............ 2 ............ x .................. 10 2 ............ 2 ............. x ................... 4
Im Durchschnitt (in Jahren) ................... 2,45 ........ 2,63 ........ 1,73 ............... 2,46 2,35 ........ 2,51 ......... 1,59 ............... 1,91
Unentschieden, weiß nicht ........................ 14 ........... 16 ........... 11 ................... 8 9 ........... 10 ............. 3 ................... 3
x = weniger als 0,5 Prozent
QUELLE: ALLENSBACHER ARCHIV, IFD-UMFRAGE 6241
85
Befragter Personen-kreis (Grundgesamt-heit):
Auswahlmethode:
Anzahl der Befragten:
Gewichtung/Repräsentanz:
Art der Interviews:
Anzahl der einge-setzten Interviewer:
Termin der Befragung:
IfD-Archiv-Nr.der Umfrage:
a) Deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland mitüberproportionaler Berücksichtigung von Personen aus den neuen Bundesländern(einschl. Ost-Berlin) sowie Personen, die Kinder unter 12 Jahren haben.
b) Personen mit türkischem Migrationshintergrund, die Kinder unter 12 Jahren haben.
a) Einstufiges QuotenverfahrenDen Interviewern werden dabei Quoten vorgegeben, die ihnen vorschreiben, wie vielePersonen sie zu befragen haben und nach welchen Merkmalen diese auszuwählensind. Die Befragungsaufträge oder Quoten wurden nach Maßgabe der amtlichen statisti-schen Unterlagen auf Bundesländer und Regierungsbezirke und innerhalb dieser regio-nalen Einheiten auf Groß-, Mittel- und Kleinstädte sowie Landgemeinden verteilt.Für den Großteil der Interviewer erfolgte die weitere Verteilung der Quoten auf Männerund Frauen, verschiedene Altersgruppen sowie auf Berufstätige und Nichtberufstätigeund die verschiedenen Berufskreise.Eine kleine Zahl von Interviewern wurde angewiesen, ausschließlich Männer und Frau-en mit Kindern unter 12 Jahren zu befragen.
b) Zweistufiges QuotenverfahrenFür die Stichprobe "Eltern mit türkischem Migrationshintergrund" wurde ein zweistufigerAnsatz gewählt:
I. Zunächst wurden 100 Interviewer ausgewählt und gebeten, mögliche Gesprächs-partner zu benennen und einige wichtige Merkmale dieser Personen (Geschlecht, Al-ter des jüngsten Kindes) mitzuteilen. Dabei wurden vor allem Interviewer berücksich-tigt, die viele Personen mit türkischem Migrationshintergrund kennen bzw. selbst tür-kischen Migrationshintergrund haben. II. In der zweiten Phase wurde aus den in der Voranfrage erfassten Personen dieendgültige Auswahl entsprechend der Stichprobenvorgaben gebildet.
Das zweistufige Verfahren wurde gewählt, um angesichts der sehr speziellen Zielgruppeeine Überforderung der Interviewer zu vermeiden und um eine bessere Kontrolle derStichprobe zu ermöglichen.
a) West: 1.211 Personen, darunter 247 mit Kindern unter 12 Jahren Ost: 511 Personen, darunter 90 mit Kindern unter 12 JahrenInsg.: 1.722 Personen, darunter 337 mit Kindern unter 12 Jahren
b) 113 Personen (alle mit Kindern unter 12 Jahren)
Personen aus den neuen Bundesländern und Eltern von Kindern unter 12 Jahren wur-den in der Stichprobe stärker berücksichtigt, als es ihren Anteilen an der Grundgesamt-heit entspricht. Zur Aufhebung dieser durch das Stichprobendesign bedingten Dispro-portionalitäten sowie zur Angleichung an Strukturdaten der amtlichen Statistik erfolgteeine faktorielle Gewichtung der Ergebnisse.Die gewichteten Stichproben sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 16 Jah-re bzw. für Eltern von Kindern unter 12 Jahren mit türkischem Migrationshintergrund.
Die Befragung wurde mündlich-persönlich (face-to-face) nach einem einheitlichen Fra-geformular vorgenommen. Die Interviewer waren angewiesen, die Fragen wörtlich undin unveränderter Reihenfolge vorzulesen.
a) 538 Interviewer, 73 davon sollten ausschließlich Eltern befragen b) 70 Interviewer
Die Interviews wurden vom 4. bis 19. Mai 2012 geführt.
10.091/6241
UNTERSUCHUNGSDATEN
86
Befragter Perso-nenkreis (Grund-gesamtheit):
Auswahl-methode:
Anzahl der Befragten:
Gewichtung/Repräsentanz:
Art derInterviews:
Befragungs-zeitraum:
BerücksichtigteSampling Points:
IfD-Archiv-Nr.der Umfrage:
Schwedische Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis unter 75Jahren
Mehrstufige ZufallsauswahlBasis der Stichprobenziehung ist eine vollständige Aufgliede-rung des bewohnten schwedischen Staatsgebiets in kleine re-gionale Untereinheiten (Sampling Points)
Stufe 1: Zufallsauswahl von Sampling Points geschichtet nach 7städtischen und ländlichen Regionen, jede Region wurde da-bei proportional zum auf sie entfallenden Bevölkerungsanteilberücksichtigt
Stufe 2: Zufallsauswahl von Privathaushalten innerhalb derSampling Points nach dem Random-Route-Verfahren
Stufe 3: Zufallsauswahl einer Befragungsperson im Haushaltnach der Last-Birthday-Methode
1.058 Personen
Zur Angleichung an Strukturdaten der amtlichen Statistik wurdeeine faktorielle Gewichtung vorgenommen. Die gewichteteStichprobe ist repräsentativ für die schwedische Bevölkerungvon 16 bis 74 Jahren.
Die Befragung wurde mündlich-persönlich (face-to-face) nacheinem einheitlichen Fragebogen vorgenommen. Die Interviewerwaren angewiesen, die Fragen wörtlich und in unveränderterReihenfolge vorzulesen.
17.05. bis 24.06.2012
120
6241
Umfrage 6241/SUNTERSUCHUNGSDATEN
87
ANSPRECHPARTNER
Chefredaktion BILD der FRAU
Tel.: +49 (0) 40 347 25240
Verlagsleitung BILD der FRAU
Tel.: +49 (0) 40 347 23392
Anzeigenleitung BILD der FRAU
Tel.: +49 (0) 40 347 24337
Marktforschung Axel Springer AG
Tel.: +49 (0) 40 347 22683