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1 NACH DER AMPUTATION ZURÜCK INS LEBEN

NACH DER AMPUTATION ZURÜCK INS LEBEN · 4 VORBEREITUNG AUF EINE AMPUTATION DER UNTEREN EXTREMITÄT Weltweit leben Millionen von Menschen mit dem Verlust einer Extremität. Diabetes,

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NACH DER AMPUTATION

ZURÜCK INS LEBEN

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EINLEITUNG

Eine Amputation hat für Betroffene schwerwiegende Folgen: neben den physischen und

psychischen Folgen fühlen sich Amputierte oft alleingelassen oder empfinden, dass sich

niemand auch nur vorstellen kann, was Sie durchmachen. Es kann helfen, sich mit den

Verfahren einer Operation und einer Rehabilitation vertraut zu machen und sich das zentrale

Ziel vor Augen zu führen - die Verbesserung Ihrer Mobilität.

Sie sind nicht allein. Ein Team von Ärzten, Orthopädietechnikern und Therapeuten unterstützt

Sie zusammen mit Ihrer Familie oder engen Freunden dabei, so viel Eigenständigkeit wie

möglich zu erlangen und ein aktives und erfüllendes Leben leben zu können.

Diese Informationen sollen Ihnen Hinweise zur Rehabilitation geben und Ihnen auch z.B.

hilfreiche Übungen vorstellen.* Weiterhin bieten sie einen Überblick über die Technologie

moderner prothetischer Komponenten, die Sie wieder auf die Beine bringen.

*Halten Sie sich stets an den mit Ihrem persönlichen Rehabilitationsteam vereinbarten Behandlungs- und Übungsplan, da dieser am besten auf Ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.

OPERATION 4Vorbereitung auf die OperationAmputationshöhen

REHABILITATION 6WundheilungMobilisierungIntegration

PROTHETIK 12Prothetische KomponentenSportprothesen

PFLEGE UND WARTUNG 20

ÜBUNGEN 22Steigerung der Mobilität

INHALT

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VORBEREITUNG AUF EINE AMPUTATION

DER UNTEREN EXTREMITÄT

Weltweit leben Millionen von Menschen mit dem Verlust einer Extremität. Diabetes,

Gefäßerkrankungen und Durchblutungsstörungen sind die häufigsten Ursachen einer

Amputation. Auch tragische Unfälle oder Krebs können eine Amputation erforderlich

machen, ebenso wie Geburtsfehler.

VORBEREITUNG AUF DIE OPERATION

Sofern Sie eine Extremität nicht durch einen Unfall oder im Rahmen einer Notoperation verlieren, sollten Sie die Operation vorab in Ruhe mit Ihrem Arzt besprechen. Da es viele Faktoren zu berücksichtigen gilt, bietet es sich an, zum Gespräch eine Liste mit Fragen mitzubringen.

Ein Verständnis der Operation und des anschließenden Rehabilitationsprozesses kann dabei helfen, Ängste zu überwinden und unterstützt den Heilungsprozess. Während der Rehabilitation bereits aktiv zu sein und "mitzumachen" beschleunigt Ihren Rehabilitationsprozess erheblich. So können Sie die Amputation emotional verarbeiten und lernen, besser mit der neuen Situation umzugehen.

Eine Prothese kann eine gesundes Bein nicht ersetzen. Aber sie kann dabei helfen, ein aktives und erfüllendes Leben zu führen. Die moderne Prothetik spielt eine wichtige Rolle bei der Wiedererlangung der Mobilität und es wird sie motivieren, mehr über die Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu erfahren.

Chirurg: Ein auf Operationen spezialisierter Arzt.

Gefäßchirurg: Ein Chirurg, der auf Operationen von Arterien und Venen spezialisiert ist.

Bewegungsapparat: Das System, das Knochen über Bindegewebe wie Sehnen und Bänder mit

anderen Knochen und Muskelfasern verbindet.

Stumpf: Der Teil der Extremität, der nach der Operation bestehen bleibt, wird auch Stumpf

bezeichnet.

TERMINOLOGIE

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KnöchelexartikulationDurch den Knöchel: Eine Knöchelexartikulation wird auch als „Symes-Amputation“ bzw. Doppelamputation bezeichnet.

TransmetatarsalDurch den Vorderfuß

Transfemoral Durch den Oberschenkelknochen zwischen der Hüfte und dem Knie: Transfemorale (TF) Amputation (Oberschenkelamputation).

KnieexartikulationDurch das Knie

TranstibialDurch Schienbein und Wadenbein zwischen dem Knie und dem Knöchel: Transtibiale (TT) Amputation (auch Unterschenkelamputation genannt)

AMPUTATIONSHÖHEN

Die „Höhe“ bzw. die „Stelle“ der Amputation bezieht sich auf den „Ort“ der Amputation der betroffenen Extremität. Die Amputationshöhe ist von großer Wichtigkeit, da sie die Kraft und die Funktionalität des Stumpfes bestimmt.

Wenn beide Extremitäten amputiert werden, wird dies als bilaterale Amputation bezeichnet.

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REHABILITATION

WIEDERHERSTELLUNG IHRER MOBILITÄT

Nach der Operation ist es Ihr Ziel, Ihre Mobilität wiederherzustellen und mit der Zeit so

viel Unabhängigkeit wie möglich zu erlangen. Dies ist zweifelsohne eine schwere Zeit

mit vielen Herausforderungen. Durch die Hilfe von Medizinern, Selbsthilfegruppen,

Familienangehörigen und Freunden wird Ihnen diese Situation jedoch erleichtert.

TEAM-ANSATZ

Die Arbeit mit einem gut koordinierten Expertenteam kann die Qualität Ihrer Behandlung erhöhen und die Dauer Ihrer Rehabilitation erheblich verkürzen. Je nach Ihren physi-schen, psychologischen und beruflichen Anforderungen wird Ihr Arzt Sie an die geeigneten Mediziner vermitteln, die Sie bei verschiedenen Aspekten Ihrer Rehabilitation un-terstützen können. Eine Beratung durch einen Orthopädie-techniker ist ein guter Startpunkt auf dem Weg der Rehabi-litation, jedoch werden Sie wahrscheinlich auch Hilfe von anderen Medizinern benötigen - beispielsweise einem Psy-chotherapeuten, einem Psychologen, einem Ergotherapeu-ten und vielleicht auch einem Ernährungsberater.

Solche Teams stehen Ihnen in speziellen Rehabilitations-zentren zur Verfügung, die aber gerade noch in ländlichen Gegenden sehr selten sind. Bitten Sie in diesem Fall Ihren Arzt oder Orthopädietechniker, Ihnen bei der Ausarbeitung eines Rehabilitationsplans zu helfen, der die Fähigkeiten der in Ihrer Gegend verfügbaren Mediziner einbezieht. Auch kann es sich lohnen, durch regelmäßige Fahrten in ein Rehabilitationszentrum in Ihre Gesundheit zu investie-ren, bis sich eine ausreichende Unabhängigkeit eingestellt hat. Da Sie mit der Zeit wahrscheinlich ein Vertrauensver-hältnis mit Ihrem Orthopädietechniker aufbauen werden, bietet es sich an, ihr oder ihm die Koordination des Teams anzuvertrauen.

AKTIVE TEILNAHME

Denken Sie stets daran, dass Sie der wichtigste Teil dieses Prozesses sind und dass Ihre aktive Teilnahme ein großer Faktor Ihrer physischen und emotionalen Rehabilitation ist. Durch Ihre aktive Teilnahme an der Rehabilitation gewinnen Sie Ihre Unabhängigkeit zurück.

REHABILITATIONSPHASEN

Die Rehabilitation nach einer Amputation braucht Zeit. Die Länge der Rehabilitationsphase hängt von unterschiedli-chen Faktoren wie der zugrunde liegenden Ursache für die Operation, der Art des Rehabilitationsprogrammes, dem Alter einer Person und deren Entschlossenheit zur Rehabi-litation ab. Üblicherweise kann der Rehabilitationsprozess grob in drei Phasen unterteilt werden:

1 Wundheilung

2 Mobilisierung

3 Integration

Bitte beachten Sie jedoch, dass jeder Mensch einzigartig ist und unterschiedliche Mediziner u. U. unterschiedliche Behandlungsmethoden vorziehen. Das bedeutet, dass die auf den folgenden Seiten dargestellten Schritte nicht zwingend mit Ihrer eigenen Behandlung übereinstimmen.

Halten Sie sich immer an Ihren Behandlungsplan, der von Ihrem Rehabilitationsteam erstellt wurde und prüfen Sie, ob die unten aufgeführten Vorschläge auf Ihren Plan zutreffen.

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Orthopädietechniker: Ein Techniker, der im Entwurf, der Herstellung und der Reparatur von

Prothesen ausgebildet ist.

Physiotherapeut: Ein Therapeut, der in der Bewertung, Behandlung und Vorbeugung

menschlicher Bewegungsstörungen ausgebildet ist, also auf die Wiederherstellung normaler Bewegungsabläufe oder die Minimierung von funktionellen Störungen und Schmerzen von Anwendern mit physischen Einschränkungen hinarbeitet, um diesen ein größtmögliches Maß an Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Ergotherapeut: Ein Therapeut, der in der Unterstützung von Amputierten ausgebildet ist

und üblicherweise darauf abzielt, funktionelle Störungen zu verbessern und die Arbeitsfähigkeit sowie Unabhängigkeit von Anwendern wiederherzustellen.

Psychologe: Ein Mediziner, der in diversen therapeutischen Zusammenhängen mit

Anwendern arbeitet, was häufig Lebenshilfe und psychotherapeutische Behandlungen beinhaltet.

Ernährungsberater: Informiert über gesunde Ernährung und Lebensweise.

Formgebung des StumpfesWenn die Wunde ausreichend abgeheilt ist und es keine Komplikationen wie Infektionen gibt, beginnt nach dem Entfernen der Verbände so schnell wie möglich die Kompressionstherapie. Die Kompressionstherapie wird von Ihrem Physiotherapeuten oder Rehabilitationspfle-ger mit dem Ziel durchgeführt, Ihren Stumpf zu formen. Die Formgebung des Stumpfes ist deshalb wichtig, weil sie sich auf den Erfolg bei der Anpassung Ihrer zukünf-tigen Prothese auswirkt. Am besten kann der Stumpf mit einer Silikonmanschette geformt werden, die auch als Post-OP-Silikonliner bezeichnet und über dem Stumpf getragen wird. Diese Behandlung wird stufen-weise begonnen, bis Sie den Silikonliner zweimal täglich für bis zu vier Stunden am Stück tragen. Bei anderen

Verfahren der Kompressionstherapie werden elastische Bandagen mit einer bestimmten Technik über den Stumpf gewickelt oder es wird ein Kompressionstrumpf angelegt.

TERMINOLOGIE

DIE WUNDHEILUNGSPHASE

Nach einer Amputation konzentriert sich die Behandlung auf die Wundheilung und die Formgebung des Stumpfes. In dieser Zeit ist der Chirurg aktiv beteiligt und wird durch Pflegekräfte des Krankenhauses unterstützt.

WundpflegeNach der Operation wird u. U. ein spezieller, abnehmbarer Starrverband angelegt, da es klinisch belegt wurde, dass ein solcher Verband erhebliche Vorteile mit sich bringt:

• Schmerzminderung, • verkürzte Heilungszeit der Wunde,• verringertes Verletzungsrisiko des Stumpfes aufgrund

von Stürzen und• verringertes Risiko von Kniekontrakturen (Verkürzung

des Muskels und seiner Sehnen).

Alternativ kann Ihr Stumpf auch mit einem elastischen Kompressionsverband verbunden werden, was jedoch von Ihren individuellen Anforderungen und den Empfehlungen Ihres Chirurgs abhängt.

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Haltung des Stumpfes nach der Amputation Nach einer Amputation der unteren Extremität ist es sehr wichtig, den Stumpf korrekt zu halten. Dies hilft, Muskel-verkürzungen und Gelenkversteifungen vorzubeugen, die volle Bewegungsfreiheit in Ihren Gelenken zu erhalten und eine gute Blutzirkulation zu unterstützen. Eine erhöhte Po-sition kann außerdem die Schmerzen im Stumpf mildern.

Trotz der an Ihrer Rehabilitation beteiligten Mediziner ist es für Sie von größter Wichtigkeit,

dass Sie selbst aktiv an Ihrer Heilung arbeiten. Im Folgenden finden Sie einige nützliche Tipps für die Pflege Ihres Stumpfes in der Heilungsphase.

PFLEGE

Bei Unterschenkelamputationen: Unterstützen Sie im Sitzen immer Ihren Stumpf und halten Sie das Knie gerade. In Rollstühlen können Sie eine Stumpfauflage verwenden. Auf einem normalen Stuhl können Sie als Auflage für den Stumpf einen zweiten Stuhl der gleichen Höhe verwenden.

Bei Unter- und Oberschenkelamputationen: Flaches Liegen auf dem Bauch streckt die Muskeln Ihrer vorderen Hüfte, die bei zu langem Sitzen Kontrakturen entwickeln können. Verbringen Sie möglichst mehrmals täglich 15 bis 20 Minuten in dieser Position.

Gewöhnen Sie sich nicht an, Ihren Stumpf in einer gebeugten (angewinkelten) Position zu halten – wie z. B. Ablegen auf dem Krückengriff, Heraushängen aus dem Bett oder Beugen des Knies beim Sitzen auf einem Bett. Wenn das Knie- oder Hüftgelenk über längere Zeiträume gebeugt wird, kann dies die Blutzirkulation beeinträchti-gen und zu Muskelverkürzungen führen.

Desensibilisierung des StumpfesNach der Amputation ist die Haut des Stumpfes sehr be-rührungsempfindlich. Wenn Sie später die Prothese erhal-ten, wird Ihre Haut beim Gehen jedoch Druck und anderen Kräften ausgesetzt. Um diese Empfindlichkeit zu verrin-gern, müssen Sie Ihren Stumpf desensibilisieren. Dadurch bereiten Sie sich optimal auf das erste Tragen Ihrer Prothe-se vor.

Beginnen Sie mit vorsichtigen und sanften Berührungen und gehen Sie dann zu einer leichten Massage über. Nach und nach können Sie den Druck langsam steigern.

Reiben Sie die Haut mit unter-schiedlichen Materialien. Beginnen Sie mit einem Wollknäuel in reiben-der Kreisbewegung. Wenn sich Ihr Stumpf daran gewöhnt hat, können Sie zu raueren Materialien wie Papierhandtüchern und verschiede-nen Bürsten übergehen. Tun Sie dies möglichst dreimal täglich für 15 bis 20 Minuten, bis eine Desensibilisie-rung erreicht ist.

HINWEIS: Seien Sie bei der Mas-sage oder dem Reiben der genähten Bereiche (Einstichstellen) besonders vorsichtig.

Kontrolle des StumpfesHautprobleme können das Tragen der Prothese unangenehm oder sogar unmöglich machen. Eine regelmäßige Kontrolle Ihres Stumpfes hilft dabei, Hautprobleme frühzeitig zu erkennen, bevor Sie Probleme verursachen.• Kontrollieren Sie Ihren Stumpf mit einem Spiegel von allen Seiten.• Kontrollieren Sie Ihren Stumpf zu Anfang immer, wenn Sie Ihren Verband bzw. die Prothese abnehmen.• Später sollte eine tägliche Kontrolle Ihres Stumpfes nach dem Waschen genügen.• Sollten Hautreizungen auftreten, wenden Sie sich so schnell wie möglich an Ihren Orthopädietechniker oder Arzt.

Besprechen Sie diese Möglichkeiten immer mit Ihrem Rehabilitationsteam, um die Ergebnisse zu maximieren.

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Phantomschmerz ist das Verspüren von Schmerzen in einem Körperteil, der nicht mehr

vorhanden ist. Einst als psychologisches Phänomen betrachtet, ist nun allgemein anerkannt, dass diese Empfindungen in der Wirbelsäule und im Gehirn entstehen. Nicht jeder Mensch empfindet Phantomschmerzen und Ihr Arzt wird mit Ihnen mögliche Behandlungsoptionen wie z. B. medikamentöse Behandlung, Physiotherapie und Anwendung von Entspannungstechniken besprechen.

Phantomgefühle sind vom eigentlichen Phantomschmerz zu unterscheiden.

Phantomgefühle treten nach Amputationen häufig auf und sind echte, nicht schmerzhafte Gefühle im amputierten Körperteil.

TERMINOLOGIE

DIE MOBILISIERUNGSPHASE

In dieser Behandlungsphase, die zur gegebenen Zeit durch Ihren Arzt eingeleitet wird, soll Ihr Körper vorzugsweise unter Betreuung durch einen Physiotherapeuten mit speziellen Übungen mobilisiert werden. Bitten Sie Ihren Arzt oder Orthopädietechniker, einen Physiotherapeuten zu empfehlen, der auf die Behandlung von Amputierten spezialisiert ist. Zu diesem Zeitpunkt ist die Formgebung Ihres Stumpfes mit Post-OP-Silikonlinern wahrscheinlich noch nicht abgeschlossen und Ihr Orthopädietechniker wird feststellen, wann Sie für die Reintegrationsphase bereit sind. Wenn die Wunde ausreichend abgeheilt ist, wird Sie Ihr Arzt aus dem Krankenhaus entlassen und Sie führen weiterhin Ihre Mobilisationsübungen durch, bis Sie für eine erste Verwendung einer Beinprothese bereit sind.

NarbenmobilisationIn einigen Fällen verwächst das Narbengewebe mit dem weichen Gewebe und dem Knochen darunter. Dies kann beim Tragen einer Prothese zu Hautproblemen und Schmerzen führen. Das folgende Vorgehen hilft Ihnen da-bei, die Haut und das Narbengewebe geschmeidig und voneinander getrennt zu halten. Dies kann etwas schmerz-haft sein, hilft aber dabei, zukünftigen Schmerzen und Hautproblemen beim Tragen der Prothese vorzubeugen.

Setzen Sie zwei Finger auf einen knochi-gen Teil Ihres Stumpfes und bewegen Sie sie kreisförmig, ohne dabei die Finger auf der Hautoberfläche zu bewegen. Dadurch wird die Haut vom Gewebe darunter getrennt.

Wiederholen Sie dieses Vorgehen in allen knochigen Bereichen Ihres Stumpfes.

Massieren Sie zunächst NICHT die genähten Bereiche und nicht verheiltes Narbengewebe. Sobald Ihre Narbe verheilt ist, können Sie dieses Vorgehen zur Mobilisation des vernarbten Bereiches verwenden.

Tun Sie dies möglichst dreimal täglich für 15 bis 20 Minuten, bis die Mobilisation erreicht ist.

GewichtskontrolleWährend und nach der Rehabilitation ist eine gesunde Ernährung und die Beibehaltung eines stabilen Körpergewichts von großer Wichtigkeit. Die Gründe, warum ein stabiles Gewicht für Menschen mit Amputationen besonders wichtig ist, sind wie folgt:• Gewährleistung eines guten Sitzes des Prothesenschaftes, • Verringerung des Energieverbrauchs bei der Verwendung

einer Prothese, • Vorbeugung gegen oder Verringerung von sekundären

Erkrankungen wie Rückenschmerzen und• Kontrolle von Erkrankungen wie Diabetes und

Bluthochdruck.

Die folgenden Desensibilisierungstechniken können auch verringern, was als Phantomschmerz bekannt ist (das Empfinden von Schmerzen in einer amputierten Extremi-tät).

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DIE REINTEGRATIONSPHASE

Das Ziel der Reintegrationsphase ist es, Ihre Mobilität und Unabhängigkeit so weit wie möglich wieder auf den Stand vor der Amputation zu bringen.

Erste/temporäre Anpassung der ProtheseWenn der Zustand Ihres Stumpfes zufriedenstellend ist, kann die Vermessung und der Aufbau Ihrer ersten Prothe-se beginnen. Der erste Schritt ist eine gründliche Untersu-chung Ihres Gesundheitszustandes und das Festlegen Ih-rer Ziele in Bezug auf bestimmte körperliche Fähigkeiten. Werden Sie beispielsweise hauptsächlich im Haus oder in der Wohnung oder auf ebenen Flächen laufen? Befinden sich in der Nähe Ihres Hauses Hügel oder Steigungen und gehen Sie viele Treppen? Möchten Sie Sport ausüben?

Die Prothese wurde entwickelt, um eine natürliche Bewe-gung und optimale Funktionalität zur Verfügung zu stellen. Dabei ermöglichen moderne Prothesenkomponenten eine stark erweiterte körperliche Unabhängigkeit für Menschen, die eine Extremität verloren haben. Die Anpassung und Herstellung der Prothese ist sowohl eine Wissenschaft als auch eine Kunst. Die beiden wichtigsten Aspekte von Pro-thesen sind dabei ein gut passender Schaft und eine kor-rekter Aufbau der Prothesenkomponenten.

Der Stumpf wird einen Prozess der Heilung und Formver-änderung durchlaufen und sich dabei innerhalb von min-destens sechs Monaten stabilisieren. Die Veränderung der Form ist in einer Kombination von Faktoren begründet. Die Muskeln im Stumpf werden atrophieren (schrumpfen), da sie nicht mehr so wie zuvor funktionieren. Sie können Ge-wicht verlieren, zunehmen oder Muskelkraft verlieren. Wenn Sie jedoch wieder anfangen zu laufen, bauen Sie vie-le Muskeln wieder auf und kehren unter Umständen auch zu Ihrem Normalgewicht zurück. Formveränderungen Ih-res Stumpfes sind der Grund dafür, dass Ihr erster Schaft irgendwann nicht mehr perfekt passt. Es gibt Wege, damit umzugehen: Zunächst können Sie mehrere Stumpfstrümp-fe über den Stumpf ziehen, doch letztlich muss ein neuer Schaft angefertigt werden. Dies muss im Zeitraum nach der Operation unter Umständen mehrfach durchgeführt werden.

Endgültige Anpassung der ProtheseÜblicherweise nach frühestens sechs Monaten stabilisiert sich Ihr Stumpf letztendlich. Wenn dies geschieht, kann der endgültige Schaft für Ihre Prothese hergestellt werden. Bei der zweiten Anpassung sind auch Sie schon erfahrener im Umgang mit Prothesen, sodass Sie bei dieser Gelegen-heit Fragen stellen und Ihre Wünsche bezüglich des Defini-tivschafts äußern können. In regelmäßigen Abständen wid es notwendig sein, einen neuen Schaft zu fertigen, diese Intervalle hängen stark von Ihren Lebensgewohnheiten (wie z.B. Gewicht) ab und variieren zwischen wenigen Mo-naten bis hin zu fünf Jahren. Obwohl ein endgültiger Schaft über einen viel längeren Zeitraum perfekt passen sollte als ein temporärer Schaft, müssen Sie Ihr Leben lang in regel-mäßigen Abständen einen neuen Schaft anfertigen lassen. Wie lang der Zeitraum zwischen den neuen Schaften ist, kann nicht vorhergesagt werden und variiert von Anwender zu Anwender. Der korrekte und bequeme Sitz eines Schaf-tes ist jedoch von größter Wichtigkeit und sollte sehr ernst genommen werden.

Prothese: Eine künstliche Extremität, beispielsweise ein künstliches Bein.

TERMINOLOGIE

Psychologische Aspekte Sobald Sie sich von der Operation erholt haben, stellen Sie möglicherweise fest, dass eine rein physische Herange-hensweise an die Rehabilitation nicht ausreicht. Ihre emo-tionalen Reaktionen auf eine Amputation sind komplex und individuell. In gewisser Weise ist der Verlust einer Ext-remität wie der Tod eines geliebten Menschen: Sie müssen einen Prozess der Trauer durchleben, damit die Rehabilita-tion erfolgreich sein kann.

Trauer bietet Platz für Heilung und einen Neuanfang. Zu-weilen wird Ihr emotionaler Heilungsprozess reibungslos verlaufen und doch wird es auch Zeiten geben, zu denen Sie von schmerzhaften Gefühlen und Zweifel überwältigt werden. Sie könnten sich in destruktivem Verhalten verlie-ren und sich selbst schaden. Während dieser harten Zeiten können Sie sich Ihrer Familie, Ihren Freunden und z.B. auch dem Glauben zuwenden. Versuchen Sie außerdem, diese intensiven Gefühle als Teil eines natürlichen Hei-lungsprozesses zu betrachten. Einigen Betroffenen helfen Gespräche mit Menschen, die ähnliches erlebt haben – Ihr Orthopädietechniker kann möglicherweise Kontakt zu Per-sonen oder Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe herstellen.

Sollte die Trauer unerträglich sein, sollten Sie unbedingt eine professionelle Betreuung in Anspruch nehmen. Diese kann bei Ihrer Rehabilitation und der Verbesserung Ihrer Lebensqualität eine große Hilfe sein. Die psychologischen Aspekte von Amputationseingriffen können weitreichend sein und erhebliche Auswirkungen auf viele Lebensberei-che haben.

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Mit Ihrer Beinprothese laufen lernenGehtraining ist ein unverzichtbarer Teil des Lernprozesses, der zu einem möglichst natürlichen Gang bei geringem Energieaufwand führt. Frühes Gehtraining unter intensiver Aufsicht durch einen Physiotherapeuten und/oder Orthopädietechniker ist wichtig, um die richtigen Bewegungsabläufe zu erlernen und von Anfang an gute Gewohnheiten zu entwickeln. Es ist viel schwieriger, falsch Erlerntes später zu korrigieren.

Die disziplinierte Durchführung von Übungen ist ein wichtiger Aspekt beim Wiedererlangen Ihrer Mobilität. Im ersten Monat nach der Operation sind einige Schmerzen zu erwarten, aber im Laufe des Heilungsprozesses wird das Laufen stetig angenehmer. Ihr Physiotherapeut wird in Absprache mit Ihrem Orthopädietechniker Übungen empfehlen, die speziell auf den Aufbau der zum Gehen mit Ihrer Beinprothese erforderlichen Muskeln abgestimmt ist. Einige typische Übungen sind auf der Rückseite dieser Broschüre abgebildet. Fragen Sie jedoch immer Ihr Rehabilitationsteam, welche dieser Übungen für Sie persönlich geeignet sind.

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PROTHETIKDIE KOMPONENTEN EINER BEINPROTHESE

Prothesen für Extremitäten sind modular aufgebaut, da sie dem menschlichen Körper

nachempfunden sind. Dieses Konstruktionsprinzip sorgt dafür, dass die Prothese auf den

Anwender eingestellt werden kann und Passteile bei Bedarf ausgetauscht werden können.

Eine Beinprothese besteht üblicherweise aus einem Schaft, einem Liner und häufig auch

einem kosmetischen Fuß. Eine Oberschenkelprothese (transfemoral) verfügt auch über ein

Kniegelenk.

Prothesen werden präzise an die individuellen Aktivitäten und Anforderungen von Menschen

unterschiedlichen Alters und Gesundheitszuständen angepasst. Um eine geeignete Auswahl der Prothesenkomponenten treffen zu können, haben Mediziner Mobilitätsgrade festgelegt:

Niedrig aktiv Anwender die bei gleichbleibender Gehgeschwindigkeit mit und ohne Gehhilfe im

Innen- und nahen Außenbereich aktiv sind.

Mittel aktiv Anwender die in der Lage sind mit variierender Gehgeschwindigkeit auf

wechselnden Untergründen aktiv zu sein.

Hoch aktiv Anwender die sich im Alltag und bei jeglichen Aktivitäten uneingechränkt

fortbewegen und dabei die Prothese teils stark belasten.

AKTIVITÄTSLEVEL

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Adapter

Verriegelung

Schaft Ein passender Schaft ist für den Erfolg der prothetischen Behandlung von größter Wichtigkeit. Je besser er passt, desto angenehmer ist die Prothese zu tragen sein und desto mehr Kontrolle hat der Träger.

SilikonlinerSilikonliner sind die Verbindung zwischen Ihrer Haut und dem Schaftmaterial, sodass der Schaft optimal aufgenommen und der Stumpf geschützt wird.

ProthesenfußImitiert die Funktion eines natürli-chen Fußes, indem er für Stoßdämpfung, Stabilität und Energierückgabe sorgt. Die effektivs-ten Füße werden aus Kohlenstofffasern gefertigt und berücksichtigen das Gewicht und den Aktivitätsgrad des jeweiligen Benutzers.

ProthesenknieEin komplexes Gelenk, dessen Zweck es ist, die Funktion eines natürlichen Knies nachzuahmen, indem es für Sicherheit, Stabilität, Symmetrie und sanfte Bewegungen beim Gehen sorgt, Sicherheit beim Stehen sicherstellt und Bewegungen ermöglicht, die das Sitzen und Knien möglich machen.

KosmetikDer Begriff "Kosmetik" wird zur Beschreibung einer möglichst echt aussehenden Verkleidung künstlicher Gliedmaßen verwendet, die häufig aus Silikon oder PVC besteht. Moderne Kosmetiken ahmen das Erscheinungsbild echter Gliedmaßen täuschend echt nach und können mit Sommersprossen, Venen, Haaren und sogar Tattoos versehen werden. Maßgefertigte Kosmetiken sind üblicherweise teurer und Standardkosmetiken werden in verschiedenen Größen angeboten, wobei diese häufig nicht so realistisch wie ihre maßgefertigten Gegenstücke sind.

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PROTHESENKNIE

Das menschliche Knie ist eines der komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers, weshalb eine gutes Prothesenknie eine zentrale Rolle dabei spielt, Menschen mit transfemoralen Amputationen sicheres Stehen und Laufen zu ermöglichen. Mechanische Prothesenknie wurden entwickelt, um die beiden Schlüsselphasen des natürlichen Gangs nachzuahmen: Zunächst die „Schwungphase“, in der sich das Knie während der Vorwärtsbewegung beugt und streckt. Dann folgt die „Standphase“, bei der das Gewicht auf das Knie verlagert wird, während Sie das andere Bein anheben und nach vorne bewegen. Einige Menschen bevorzugen Prothesenknie, die sicher verriegeln und sich sehr stabil anfühlen, während andere - die u. U. fitter und selbstsicherer sind - ein dynamischeres Knie bevorzugen, das sich leichter und natürlicher bewegt.

LINER FÜR PROTHESEN

Ein guter Silikonliner ist das ideale Verbindungsstück zum Schaft, da er den Stumpf polstert und schützt sowie eine effektive und komfortable Adaption des Schaftes ermöglicht. Zusätzlich zu seiner Aufgabe als Schutz der empfindlichen Haut, kann ein moderner Liner auch dabei helfen, den Druck gleichmäßig zu verteilen, Stöße zu dämpfen und weiches Gewebe zu stabilisieren, um die propriozeptive Kontrolle der Prothese zu verbessern. Den heutigen Silikonlinern können hautfreundliche Bestandteile beigemischt werden und es besteht eine Auswahl zwischen verschiedenen Verbindungssystemen zum Schaft, die für den individuellen Mobilitätsgrad und den Hauttyp geeignet sind.Bestimmte Liner verfügen über eine separate Silikon-dichtlippe, der entweder am Linermaterial befestigt ist oder in verschiedenen Höhen angebracht werden kann. Diese sogenannten Seal-In-Liner stellen eine zuverlässiges passives oder aktives Vakuum her und verbessern die Balance.

Für bestimmte Aktivitäten wie zum Beispiel Baden, Schwimmen oder Skifahren können Spezialprothesen angefertigt werden. Bitte besprechen Sie diese Möglichkeit mit Ihrem Orthopädietechniker.

ANDERE SPEZIALPROTHESEN

FLEX-FOOT® Die fortschrittliche, bewährte und innovative Flex-Foot-Technologie von Össur wird seit 25 Jahren für diese und andere Herausforderungen stetig weiterentwickelt. Der original Kohlenstofffaserfuß setzt mit seinen spezifischen Eigenschaften wie der aktiven Energierückgabe, Symmetrie, Balance und seinem Tragekomfort immer wieder Maßstäbe.

MAUCH® KNEE | TOTAL KNEE®

Össur bietet weltweit unter den Markennamen Mauch und Total Knee mechanische Kniegelenke an. Mit ihren sicheren, zuverlässigen und wissenschaftlich bestätigten Eigenschaften reichen diese von extrem sicheren Konstruktionen mit Verriegelung bis hin zu dynamischen Knien, die jeder Herausforderung gewachsen sind.

ICEROSS®

Der Iceross-Silikonliner war der erste seiner Art. Heute steht eine umfangreiche Auswahl von weichen und dennoch sicheren Übergängen mit Eigenschaften wie aktiver Hautpflege mit Aloe Vera, „Wave“ für leichtere Kniebeugung Unterschenkelliner und Seal-In®-Technologie für Prothesenfixierung zur Verfügung, die so einfach wie wirkungsvoll sind.

INNOVATIVE PROTHETIK VON ÖSSUR

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PROTHESENFUSS

Bei der Auswahl eines Prothesenfußes betrachtet Ihr Orthopädietechniker mehrere Faktoren: Die Länge Ihres Stumpfes, Ihre körperliche Fitness und Ihren aktuellen Mobilitätsgrad sowie Ihre Ziele für die Zukunft. Für unterschiedliche Anforderungen sind verschiedene Lösungen verfügbar: Für einige Menschen haben Stabilität und Sicherheit den höchsten Stellenwert, während andere eine dynamischere und stärker belastbare Konstruktion bevorzugen. In jedem Fall sollten Sie sich für einen Fuß mit einer guten Energierückgabe entscheiden, damit das Gehen nicht zu ermüdend wird. Außerdem sollte er Ihnen helfen, so natürlich wie möglich zu laufen und Belastungen des restlichen Körpers zu minimieren.

UNITY® Unity ist Össurs neueste Innovation: Eine kleine gewichtsaktivierte Pumpe ist über einen Schlauch mit einem Ventil am Schaft verbunden und pumpt Luft aus dem Schaft, sodass ein leichter Unterdruck hergestellt wird. Dieser aktive Unterdruck zwischen dem Liner und dem Schaft verbessert die Adaption, hat positive Auswirkungen auf Volumenänderungen des Stumpfes, bietet Ihnen mehr Sicherheit beim ansteuern Ihrer Prothese und verbessert Ihre Balance beim Laufen.

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ÖSSUR-LÖSUNGEN FÜR NIEDRIGE

AKTIVITÄTSGRADE

Össur bietet eine umfangreiche Auswahl von Produkten, die speziell für weniger aktive Amputierte entwickelt wurden. Diese Lösungen bestehen aus einem Vakuum, einem Fuß und/oder einem Knie und setzen alle Anforderungen von weniger aktiven Prothesenträgern um.

Studien belegen, dass Amputierte mit geringem Aktivitätsgrad regelmäßig Schwierigkeiten haben, ein angenehmes Gleichgewicht zwischen sicherem Gehen und einem stabilen und sicheren Gefühl ihrer Prothese herzustellen.

ICEROSS SEAL-IN® XSeal-In X ist die neueste Technologie von Linern und generell für alle Aktivitätsgrade geeignet. Sie besteht aus einem glatten Silikonliner und einem separaten Dichtring, der bei jedem Benutzer ideal positioniert werden kann. Die Kombination des Liners mit dem Ring ermöglicht aktives und passives Vakuum mit optimalem Komfort und Balance.

UNITY®

Bisher war die Verwendung von Vakuumsystemen unter weniger aktiven Prothesenträgern nicht weit verbreitet. Dabei profitieren gerade solche Menschen von Prothesenfixierung mit aktivem Unterdruck, die unter den Folgen von Gefäßerkrankungen leiden und Schwierigkeiten mit der Adaption der Prothese haben – ein Faktor, der für Össur und die Össur-Produktlinie für geringere Aktivität spricht.

FÜSSE UND KNIE FÜR GERINGERE AKTIVITÄTProthesenfüße und -kniegelenke sind in vielen Größen und Arten für alle Benutzer und Aktivitäts- sowie Belastungsstufen verfügbar. Össur bietet weniger aktiven Amputierten gezielt eine große Produktauswahl an. Fragen Sie Ihren Orthopädietechniker nach weiteren Möglichkeiten.

DIE RICHTIGE

BALANCE FINDEN

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Bionic Technology von Össur ist eine enorm leistungsstarke Entwicklung. Seit Ihrer Einführung vor zehn Jahren war sie der Ausgangspunkt für intelligente Prothesen, die sich wie menschliche Gliedmaßen verhalten.

Diese fortschrittliche Technologie nutzt die Erkenntnisse verschiedener Fachgebiete, um mit ihren hochentwickelten Sensoren verschiedene Aspekte von Bewegungen in Echtzeit zu erfassen, was häufig noch schneller als im menschlichen Nervensystem geschieht. Eine künstliche Intelligenz (KI) wertet die Daten aus, lernt dabei kontinuierlich über den Gang des Benutzers und passt seine Bewegungen entsprechend an. Das Ergebnis sind sehr anpassungsfähige Prothesensysteme und eine weniger eingeschränkte Mobilität.

Weiterhin sorgt Power Motion für neue funktionelle Möglichkeiten und der Sicherheit für Benutzer. Vom leichten Anheben des Zehs während der Schwungphase bis zur kraftvollen Streckung des Knies beim Treppensteigen mit einer Stufe pro Schritt hilft diese Funktion für den Ausgleich verlorener Muskelfunktionen dabei, die mentalen und physischen Anstrengungen sowie die Folgebelastung anderer Körperteile nach einer Amputation zu verringern.

Ein durchschnittlicher Mensch läuft im Leben eine Strecke, die dem 3,5-fachen des Erdumfangs entspricht. Daher ist es extrem wichtig, unseren Beinen viel Aufmerksamkeit zu widmen. Für einige Menschen bedeutet dies, sich für die richtige Prothese entscheiden zu müssen – eine Wahl, die große Auswirkungen auf den Komfort, die Gesundheit und die Mobilität haben kann.

BIONISCHE LÖSUNGEN VON ÖSSUR

Das SYMBIONIC LEG 3 ist das erste und einzige vollständig bionische Bein auf dem Markt. Mit seiner Kombination aus einem angetriebenen Knöchel mit adaptivem mikroprozessorgesteuertem Kniegelenk bietet das SYMBIONIC LEG 3 unerreichte Vorteile für Oberschenkelamputierte.

Der PROPRIO FOOT ermöglicht eine automatische Knöchelbeugung, , eine Higtech-Imitation des menschlichen Sprunggelenks. Der Proprio denkt selbständig, reagiert auf wechselnde Untergründe und revolutioniert den Gang auf Treppen und Steigungen.

Das RHEO KNEE ist ein Kniegelenk, das kontinuierlich dazulernt und sich an den Menschen sowie dessen Umgebung anpasst. Durch seine einfache Bedienung ist es die anpassungsfähigste Lösung ihrer Art.

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SPORTPROTHESENSportprothesen werden je nach Sportart speziell angefertigt und sind hochfunktional. Wenn Sie also an bestimmten sportlichen Aktivitäten teilnehmen möchten, können Sie Ihren Orthopädietechniker um die Anfertigung eines zusätzlichen „Sportbeins“ bitten.

Seit über zwanzig Jahren ermöglicht Össur Menschen mit verschiedenen Behinderungen das Erreichen ihrer sportlichen und athletischen Ziele - vom Joggen im Park bis hin zum anspruchsvollen Triathlon. Erst kürzlich hat eine gemeinsame Entwicklung mit Nike die Nike-Sole hervorgebracht, die der ultimative Partner für die erfolgreichen prothetischen Lauffedern von Össur ist.

Für bestimmte Aktivitäten wie zum Beispiel Schwimmen oder Skifahren können auch Spezialprothesen angefertigt werden. Sprechen Sie mit Ihrem Orthopädietechniker über die Voraussetzungen und Möglichkeiten.

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PflegeIhre Gesundheit spielt bei Ihrer Rehabilitation eine zentrale Rolle und es ist wichtig, selbst Verantwortung für die eigene Heilung zu übernehmen.

Kontrolle des SchaftesDer Schaft ist der wichtigste Teil der Prothese. Er verbindet die Beinprothese mit Ihrem Stumpf und sollte daher immer richtig behandelt werden.• Reinigen Sie Ihren Schaft täglich.• Ihr Stumpf muss fest, aber angenehm, im Schaft sitzen.

Wenn sich der Schaft löst oder Druckstellen entstehen, kann Ihre Haut verletzt und so auch Ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Sprechen Sie bei Problemen oder Druckstellen umgehend mit Ihrem Orthopädietechniker!

StumpfproblemeEin Liner in der richtigen Größe sowie ein perfekt an Ihre Verhältnisse angepasster Schaft sowie eine korrekt aufgebaute Prothese sind unerlässlich für einen gesunden Stumpf. Zwischen dem Schaft und dem Stumpf muss vollständiger Kontakt sichergestellt werden, da ansonsten Druckstellen, Blasen und andere Hautprobleme auftreten können.

Wenn sich Ihr Stumpfvolumen verändert, ist ein vollständiger Kontakt nicht mehr sichergestellt. Zusätzlich können arterielle, venöse und lymphatische Drainagestörungen mit Ödembildung auftreten, die mit Druckverbänden, Strümpfen für den Stumpf, Stumpfübungen und einem neuen oder überarbeiteten, korrekt sitzenden Schaft behandelt werden. Die tägliche Hautpflege mit Pflegeprodukten ist besonders wichtig, da die Haut auch bei Verwendung eines hautfreundlichen Liners stark beansprucht wird und dadurch Hauterkrankungen und Allergien auftreten können. Wenn Sie Schwierigkeiten mit Ihren Stumpf haben, wenden Sie sich umgehend an Ihren Arzt oder Orthopädietechniker, um größeren Schäden und Schmerzen vorzubeugen. Achten Sie besonders auf die Reinigung und Pflege Ihrer Haut und der Prothese.

PFLEGE UND WARTUNG

• Mit der Iceross Clean & Simple Reinigungslotion oder einer milden Seife waschen (pH-Wert < 7).

• Nach dem Waschen mit Iceross Clean & Simple Feuchtigkeitslotion oder eine Feuchtigkeitscreme ein reiben, um Austrocknung vorzubeugen.

Feuchtig keitscreme nur abends auftragen.

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Behandlung des Iceross LinerLiner stabilisieren das weiche Gewebe, formen den Stumpf, verbessern die Blutzirkulation und sorgen für Tragekomfort. Der Liner besteht aus weichem, dehnbarem hypoallergenem Silikon für den medizinischen Bereich, um den Stumpf zu schützen. Liner sind aus verschiedenen Materialien und mit unterschiedlichen Anschlusssystemen erhältlich, die sich für diverse Mobilitätsgrade und Hauttypen (z. B. Gefäßerkrankungen) eignen. Aktive hautpflegende Substanzen im Liner bieten Pflege und Schutz für Haut und Narben. Liner aus Silikon bieten einen besonders

guten Schutz und gute Haftung, , da sie sich wie eine Schutzschicht ("zweite Haut") eng der Haut anpassen. Das Silikon minimiert zudem Scherkräfte. Zusätzliche Substanzen wie Silikonöl mit Aloe Vera oder Menthol, die die Haut mit Nährstoffen versorgen, können in Kombination mit Silikonlinern eingesetzt werden.Der Liner muss sorgfältig gepflegt werden, um den Schutz der Haut und Hygiene sicherzustellen. Ihr Orthopädietechniker wird Ihnen die optimale Nutzung und Pflege Ihres Liners erklären.

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WASCHEN DES LINERS

1. Rollen Sie den Liner vom Stumpf.2. Drehen Sie den Liner auf Links

(Silikon muss Außen sein)3. Waschen Sie den Liner mit der

Iceross Clean & Simple Reinigungslotion oder mit einer milden Seife (pH-Wert < 7).

4. Waschen Sie die Seife rückstandslos ab.

5. Trocken Sie den Linern (Innen & Außen) mit einem Handtuch.

6. Drehen Sie den Liner. (Silikon Innen)7. Hängen Sie den Liner zum Trocken auf.

(Keine direkte Sonneneinstrahlung)

ANZIEHEN DES LINERS

8. Drehen Sie den Liner auf Links und greifen Sie den Liner wie in Abb. 8 beschrieben.

9. Positionieren SIe den Liner am Stumpfende und rollen ihn gleich- mäßig über den Stumpf. (s. Abb. 9)

PFLEGE IHRES ICEROSS LINERS

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1. STEHENStellen Sie sich aufrecht hin und verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig auf die Prothesenseite sowie die Gegenseite. Kontrollieren Sie sich im Spiegel.

2. SEITLICHES VERLAGERNVerlagern Sie Ihr Körpergewicht langsam auf die Prothesenseite, dabei spannen Sie Ihre Gesäß- (die Muskulatur um Hüfte und Becken herum) sowie Stumpfmuskulatur an, dies stabilisiert Sie auf der Prothesenseite. Verlagern Sie Ihr Körpergewicht dann langsam wieder auf die Gegenseite und wiederholen Sie die Übung.

3. VOR UND ZURÜCKStellen Sie sich aufrecht hin und verteilen Sie Ihr Körpergewicht gleichmäßig auf die Prothesenseite und die Gegenseite. Verlagern Sie Ihr Körpergewicht langsam nach vorne und anschließend nach hinten. Kontrollieren Sie dabei Ihr Gleichgewicht und achten Sie darauf, bei der

ÜBUNGENVERHELFEN IHNEN ZU MEHR MOBILITÄT

Vorwärtsverlagerung auch den vorderen Teil Ihres Prothesenfußes (die Zehen) zu belasten. Spannen Sie Ihre Gesäß- sowie Beckenmuskulatur an, dies stabilisiert Sie auf der Prothesenseite.

4. BALANCIERENUm das Balancieren zu erschweren, versuchen Sie, auf einem Balance-Pad oder -Brett zu stehen. Seien Sie beim Auf- und Absteigen besonders vorsichtig.

5. SCHRITTE AUF MARKIERUNGEN Markieren Sie drei verschiedene Punkte auf dem Boden: für einen kleinen, einen mittleren und einen großen Schritt.Belasten Sie die Prothesenseite und gehen Sie mit dem Fuß der Gegenseite einen Schritt nach vorn. Konzentrieren Sie sich auf Ihr Gleichgewicht, während Sie den Fuß nach vorne und hinten setzen. Achten Sie darauf, mit dem gesamten Fuß aufzutreten bzw. abzurollen.

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6. STEIGENVerlagern Sie Ihr Körpergewicht langsam auf die Prothesenseite. Drücken Sie Ihren Stumpf in den Schaft und setzen Sie den Fuß der Gegenseite langsam auf die Stufe. Versuchen Sie, das Gleichgewicht auf der Prothesenseite zu halten, dies gelingt Ihnen mit der Gesäß- und Beckenmuskulatur. Achten Sie auf die Vorwärtsbewegung Ihres Beckens. Es soll gerade mit nach vorn genommen werden, ohne sich zu verdrehen.

7. TENNISBALL-ÜBUNGLegen Sie sich den Tennisball unter den Fuß der Gegenseite. Verlagern Sie Ihr Körpergewicht langsam auf die Prothesenseite und spannen Sie Ihren Stumpf im Schaft an. Machen Sie kleine Kreise mit dem Fuß auf dem Ball und wiederholen Sie die Übung mit Ihrer Prothesenseite. Sie können einen Ballwechsel mit einer schnellen Überkreuzbewegung vornehmen. Seien Sie vorsichtig, damit Sie nicht auf dem Ball ausrutschen.

8. ÜBUNG MIT DEM FITNESSBANDLegen Sie sich das Fitnessband um den Prothesenfuß und verlagern Sie Ihr Körpergewicht auf die Gegenseite. Bewegen Sie das Bein mit dem Prothesenfuß langsam und kontrolliert zur Seite. Achten Sie darauf, dass Ihr Bein dabei eine gerade Linie zieht.

9. HINDERNISLAUFLegen Sie Hindernisse (Plastikschalen oder ähnliches) in gleichmäßigen Abständen auf dem Boden aus und steigen Sie darüber. Heben Sie Ihr Knie bei jedem Schritt, bis es auf einer Ebene mit der Hüfte bzw. dem Becken ist.

10. ZUSATZÜBUNGEN Gehen Sie seitwärts, indem Sie den Prothesenfuß über den Fuß der Gegenseite kreuzen. Spannen Sie Ihre Gesäß- sowie Stumpfmuskulatur dabei an. Varianten: Fuß der Gegenseite über Prothesenfuß kreuzen; Seitschritte; auf einem auf dem Boden liegenden Seil gehen, rückwärts gehen oder große Schritte.

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© ÖSSUR, 04. 2015

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