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Herausgeber:Landeshauptstadt MünchenBaureferatFriedenstraße 4081660 München
Text: Katharina MatzigFotos: Florian Holzherr
Juli 2012
Diese Publikation wurde auf FSCrecycled zertifiziertem Papiergedruckt.
Auch von außen wirkt das Museums-depot wie eine Schatzkammer. DieHülle glänzt matt silbern und setzteinen Akzent im Gewerbegebiet.
Schindeln aus verzinntem Kupfer-blech bilden eine schützende Schup-penhaut.
Für die unterschiedlichen Sammlun-gen wurden adäquate Lagerbedingun-gen geschaffen.
Im Inneren ist das Gebäude bewusstim Rohbauzustand belassen.Besonderes Augenmerk wurde aufgeeignete Einbauten und die Logis-tikflächen gelegt.
Titelseite:Die große Vitrine gestattet auch derÖffentlichkeit einen Blick auf die se-henswerten Exponate. Da in die De-poträume kein Tageslicht fallen darf,ist das Museumsdepot ansonsten bei-nahe fensterlos.
Thermische BauphysikMüller BBM GmbH, Planegg
BrandschutzKersken + Kirchner, München
Freianlagen LandschaftsarchitektGroßberger, Beyhl Partner, München
Baumaßnahme Neubau Museumsdepot derLandeshauptstadt München
RaumprogrammDepots für das Münchner Stadtmuseum, dasMuseum Villa Stuck und das Jüdische Museum München
Nutzfläche 9.700 m2
Bruttogeschossfläche 12.800 m2
Bruttorauminhalt 59.700 m3
Genehmigte Baukosten24,5 Mio. EuroVoraussichtliche Abrechnung21,2 Mio. Euro
BaubeginnDezember 2009
BaufertigstellungJuli 2011
BauherrLandeshauptstadt MünchenKulturreferat
ProjektleitungLandeshauptstadt MünchenBaureferat (Hochbau)Heinrich Wirth (Leistungsphase 1-5)Helmut Krist (Leistungsphase 6-9)
Entwurfs-, Genehmigungs-Ausführungsplanung und BauleitungArchitekturbüro SSP Schmidt-Schicketanzund Partner GmbH, München
Kosten- und TerminplanerMeixner + Partner GmbH, Augsburg
TragwerksplanungWeischede, Herrmann und PartnerGmbH, Stuttgart
HaustechnikIngenieurbüroZickler + Jakob GmbH & Co. KGMünchen
ElektrotechnikPlanung Baureferat H6Objektüberwachung Ingenieurbüro Höß, Gachenbach
Museumsdepot der Landeshauptstadt MünchenLindberghstraße 44
Die kulturhistorischen städtischenSammlungen des Münchner Stadt-museums, des Jüdischen Museumsund des Museums Villa Stuck wer-den im neuen Museumsdepotaufbewahrt.
Die konservatorischen Bedingungenim klimastabilen Baukörper entspre-chen den aktuellen Museumsstan-dards.
räume sind auf die spezifischen Anforderungen der einzelnen Sammlungen zu-geschnitten, ansonsten aber im Rohbaustandard belassen. Leitungen verlaufensichtbar unter der Decke und die Betonfertigteile sind unbehandelt. Neben denDepoträumen und Erschließungsflächen wurden auch Räume für die wissen-schaftliche Arbeit „am Objekt“ und Werkstätten für die Restaurierung vorgese-hen. Zur innerräumlichen Orientierung haben die Architekten ein markantesFarbkonzept entwickelt. Für jedes Geschoss wurde ein kräftiger Ton ausge-wählt – knallrot, grasgrün, mittelblau und violett leuchten die Stirnseiten der Flu-re und des Treppenhauses.
Auf künstliche, energie- und somit kostenintensive Klimatisierung konnte weitge-hend verzichtet werden. Das beinahe fensterlose, klimastabile Gebäude, dasüber eine Bauteilaktivierung beheizt und gekühlt wird, kann dank seiner Kon-struktion als massiver Stahlbetonbau Temperaturschwankungen bestmöglichausgleichen. Dies garantiert eine konstante Temperatur zwischen 15 und 20Grad. Hierfür wurden in den Decken Rohre verlegt, durch die Wasser als Heiz-bzw. Kühlmedium fließt. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung reguliertdie Luftfeuchtigkeit. Auch dem Brandschutz wurde ein hoher Stellenwert einge-räumt. Die einzelnen Depotbereiche werden beim Ausschalten der Beleuchtungstromfrei geschaltet. Darüber hinaus kann die Stromversorgung auch zentral de-aktiviert werden. So wird die Brandgefahr deutlich verringert. Sollte dennochFeuer ausbrechen, verhindert die kleinteilige Zellenbauweise das Übergreifen aufandere Depotabschnitte.
Die Anlieferung in das Museumsdepot erfolgt über den teilweise begrünten In-nenhof, der das Rangieren größerer Transportfahrzeuge ermöglicht. Die Ladezo-ne nimmt fast ein Viertel der Grundfläche des Museumsdepots ein. Die Fassadenzum Hof sind zum Schutz vor Sonnenwärme mit eloxierten Metalltafeln verklei-det.
Die Umgebung des städtischen Museumsdepots wird von Industrie- und Verwal-tungsbauten geprägt. Das kompakte Haus präsentiert sich hier als Solitär aufeinem Grundstück, das langfristig auch Erweiterungen des Gebäudes zum Nor-den hin ermöglichen würde.
Zirka 10.000 m2 stehen für rund 2,5Millionen Museumsobjekte zur Ver-fügung. Die Depoträume verteilensich über vier Geschosse.
Ein Museumsdepot für die Münchner Stadtgeschichte
Das Münchner Kindl-Kostüm aus dem Jahr 1915 liegt zusammengelegt in einerflachen Pappschachtel, die Glocke von 1788 aus der Gießerei Hahn steht raum-greifend in einem Regal. Zahlreiche Kronleuchter hängen von der Decke. Überzwei Millionen Sammlungsgegenstände der drei städtischen kulturgeschichtli-chen Museen haben Platz gefunden im neuen Museumsdepot, einem der größ-ten in ganz Europa: Neben Textilien und Kunsthandwerk, Grafiken, Filmrollen,Plakaten und Möbeln, Waffen oder Münzen können nun selbst komplette histo-rische Ladeneinrichtungen oder Wiesn-Karusselle auf einer Fläche von rund10.000 m² angemessen untergebracht werden.
Seit November 2011 ist das „materielle Gedächtnis der Stadt“, das vom Münch-ner Stadtmuseum, dem Museum Villa Stuck und dem Jüdischen Museum Mün-chen bewahrt wird, in einem Neubau untergebracht. Die Objekte waren bislangan drei angemieteten Standorten in der Stadt gelagert. Vor dem Ende der Miet-verträge hat der Stadtrat aus Gründen der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeitim November 2009 das Baureferat mit dem Bau eines eigenen Museumsdepotsbeauftragt.
Der Neubau im „Freimanner Hölzl“, den die Münchner Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner in nur 18 Monaten realisierten, sorgt für die sichere undkonservatorisch angemessene Aufbewahrung des Sammlungsguts. Der annä-hernd quadratische Baukörper ist nicht nur funktional, sondern auch anspre-chend gestaltet. Matt silbergrau schimmernde Schindeln aus verzinntem Kupfer-blech umhüllen die Außenfassade, das Material wird im Lauf der Jahre Patinaerhalten. Die schützende Schuppenhaut sorgt in ihrer Kleingliedrigkeit für Maß-stäblichkeit und lässt eine große „Vitrine“, die über Eck verläuft, zur Geltungkommen. Unübersehbar weisen die hier ausgestellten Exponate auf den Nut-zungszweck des ansonsten fensterlosen Gebäudes hin: Eine „Schatzkammer“für Objekte aus über 850 Jahren Stadtgeschichte. Und eine Würdigung des Sammlungsauftrags der städtischen Museen, um auch künftig aus den reichhal-tigen Beständen für Ausstellungspräsentationen schöpfen zu können.
Betritt man das Museumsdepot, zeigt sich die „Schatzkammer“ als funktionalerZweckbau mit insgesamt vier Stockwerken, zwei davon unterirdisch. Die Lager-