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CHRISTIAN MOSER
CHRISTIAN MOSER, 1966 geboren, lebt in Mün chen und arbeitet als Buchautor, Illustrator und Comic-Zeichner. In jüngster Zeit zieht es ihn ver stärkt aus der Schreibstube auf die Kabarettbühne, wo er seine Werke in szenischen Lesungen zum Leben erweckt. Nachdem er sich zuletzt auf originelle Weise mit dem Leben und Wirken GOETHES und SIGMUND FREUDS auseinandergesetzt hat, ist es an der Zeit, dass Christian Moser wieder vor der eige nen Tür kehrt und sich seinen ureigenen Dämo- nen (und zu gleich seinem Opus magnum) wid met: den MONS TERN DES ALLTAGS.
CAROLIN SONNER
CAROLIN SONNER, Jahrgang 1974, ist Designerin der international prämierten Münchner Agentur SONNER ,VALLEE u. PARTNER. Seit 2001 arbeitet sie eng mit Christian Moser zusammen und zeich net für die typogra� sche Gestaltung seiner Bü cher verantwortlich. Bei der Arbeit an den MONSTERN DES ALLTAGS kann sie ihre Beobach tungs gabe für die Nuancen menschlichen Verhaltens mit ihrer Vorliebe für kleine Buchstaben verbinden.
Beide beteuern, dass die Arbeit an diesem Buch sie zu besseren Menschen gemacht hat.
Worauf wartet die Unpünktlichkeit? Was will mir die Geschwätzigkeit sagen? Weiß die Rechthaberei mehr als ich? Und ist der Spaß so harmlos, wie er tut?
Schon seit Jahrhunderten versucht der Mensch diese Fragen zu beantworten. Sensationelle Forschungsergebnisse beweisen nun: Nicht Psychologie, Gene-tik oder Schicksal bestimmen unser Handeln, sondern einzig und allein die
MONSTER DES ALLTAGS !
www.carlsencomics.de
PRESSESTIMMEN
»Mit ›Monster des Alltags‹ legt Christian Moser ein fantasievoll illustriertes Kompendium mensch- licher Launen und Charakterschwächen vor. Die Plagegeister der Psyche sind endgültig entlarvt!«Profil
»Ein schönes Buch für alle Menschen, die wir auf-grund ihrer Macken besonders gernhaben – oder gar nicht mögen.« Flensburger Tageblatt
»Pokémons sind out, Mosemons sind in!«Welt am Sonntag
ebenfalls erhältlich
Monster des Alltagsisbn 978-3-551-78745-3
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MONSTERdes Alltags
erforscht & illustriert von christian moser
Die Geheimnisse derMonster des Alltags (Bd. 02) Die Forscher Monster des Alltags (Bd. 02) Über dieses Buch
Das Lexikon derMENSCHLICHEN SCHWÄCHEN
€ 12,90 (d)€ 13,30 (a)
Monster-BdII-Cover-1.Aufl-V04.indd 1 16.01.2008 17:02:08 Uhr
Monster des Alltags Bd. 2von
Christian Moser
LeseprobeAuszug Seite 17-25
© Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2008
ORIGINALAUSGABECopyright © Carlsen Verlag GmbH und Christian Moser, Hamburg 2008
Diese Leseprobe darf nur im Internet-Auftritt des CARLSEN Verlags verwendet werden.
monster des alltagsBd. 02
01Ich bin, weil ich richtig bin
Die erste Gruppe von Monstern, die wir hier vorstellen wollen, agiert im Na men der Vernunft: Für sie liegt die Rettung vor dem Komplex im Prinzip der Ordnung. Experimente sind nicht erwünscht – man bleibt lieber bei dem, was man kennt, und vertraut auf die Kraft von Traditionen und Konventio-nen. Dass durch diese Haltung auch positive Veränderungen verhindert werden, bemerken sie nicht einmal.
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Monster des Alltags (Bd. 02) – Monster Mose. Mons. No 063
Abb.:
fig. 01–02 Ignoranz, die
Seite:
18.
ig-no-ranz, dielat. simplicitas firma
Die Ignoranz fig. 02 lotst ihr Opfer sicher durch die tosenden Stürme des Oze-ans, den wir Leben nennen. Unbeirrt von Klippen und Strudeln steuert sie ihren eigenen Kurs. Sie hat kein Verständnis dafür, wenn andere Menschen in Seenot geraten, und fordert diese Schwächlinge unmissverständlich auf, das Ruder gefälligst selbst in die Hand zu nehmen: »Hör auf zu jammern und tu einfach was!« Obwohl sie stets nach derselben alten Karte ihres eigenen Binnenmeeres na vigiert, glaubt die Ignoranz auch in fremden Gefilden stets zu wissen, wo es langgeht – von der Oberfläche aus betrachtet sieht ohnehin jedes Gewässer gleich aus fig. 01.
Anm.:
Geht mit der Rechthaberei (s. S. 20) durch dick und dünn und mit der Gewohnheit (s. S. 24) Hand in Hand. Ist der Gläubigkeit (s. S. 22) hörig, bekennt sich zum Stolz (s. Bd. 01, S. 36) und kennt kein Schlechtes Gewissen. Segelt unter der Flagge der Vernunft (s. S. 36).
fig. 01
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Abb.:
fig. 03a Rechthaberei, die fig. 03b Streitkräfte, die fig. 04 Rechthaberei, die
Seite:
20.
Monster des Alltags (Bd. 02) – Monster Mose. Mons. No 064
recht-ha-be-rei, die lat. perseverantia militaris
Die Rechthaberei fig. 04 verteidigt die Ehre ihres Opfers, wenn es zu diploma-tischen Zwischenfällen kommt: Man unterhält sich angeregt und hat gerade etwas besonders Geistreiches gesagt, da weist einen der Gesprächspartner auf die Haltlosigkeit dieser Aussage hin. Weil nun einmal aufgestellte Behaup-tungen nicht ohne massiven Ehrverlust zurückgenommen werden kön nen, tritt der Ver teidigungsfall ein. Die Rechthaberei versetzt als Oberbefehlsha-ber der Streitkräfte umgehend die Sturheit (s. Bd. 01, S. 40) in Alarmbereit-schaft, mo bilisiert die Blödesten Argumente (s. S. 26) und schickt die Trup-pen in die Schlacht. Die Einsicht wird interniert, jeder Widerspruch nieder-gemetzelt, und nur allzu leicht eskaliert ein kleines Grenzscharmützel zum zwischenmenschlichen Flächenbrand. Denn wenn die Rechthaberei erst ein mal mar schiert, kämpft sie ohne Rücksicht auf kollaterale Schäden bis zum letzten Mann – dumm nur, dass dieser letzte Mann im Zweifelsfall das Opfer selbst ist.
Anm.:
Alter Kamerad der Ignoranz (s. S. 18), guter Freund der Wichtigtuerei (s. S. 54) und der Geschwätzigkeit (s. S. 64), treuer Gefolgsmann der Gläubigkeit (s. S. 22). Behauptet für die Sache der Vernunft (s. S. 36) zu kämpfen.
fig. 03bfig. 03a
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Seite:
21.
Mose. Mons. No 064
Die Rechthaberei, General der Reserve: »Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!«
fig. 04
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Monster des Alltags (Bd. 02) – Monster Mose. Mons. No 065
Abb.:
fig. 05 Gläubigkeit, die
Seite:
22.
fig. 05
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gläu-big-keit, dielat. custos perterrens
Die Gläubigkeit fig. 05 ist ein strenger Bewahrer des Althergebrachten und ein erfahrener Experte für Sicherheitspolitik. Sie weiß besser als jeder andere, wie wichtig Regeln und Gesetze sind. Ihr Opfer befolgt diese nicht nur, son-dern es hilft auch engagiert, sie durchzusetzen und seinen Mitmenschen den rechten Weg zu weisen. Der Verfall der Sitten droht überall, da heißt es wach-sam sein und den Anfängen wehren. Ihre heiligste Pflicht sieht die Gläubigkeit darin, die Welt klar in Gut und Böse einzuteilen. Da diese Grenze natur-gemäß aber fließend ist, steht sie auf höchst unsicherem Boden – und das macht ihr Angst. Die Gläubigkeit fürchtet sich vor dem Neuen, dem Fremden, der Zukunft und manchmal auch vor einer zu intensiven Beschäftigung mit der Vergangenheit. Deshalb hat sie für das Gefahrengut Wissen einen radika-len Einfuhrstopp verhängt. »Glauben« heißt »nicht wissen,« also heißt »Wis- sen« auch »nicht glauben.« Und wo käme die Gläubigkeit hin, wenn keiner mehr an sie glaubt?
Anm.:
Stets in Begleitung der Ignoranz (s. S. 18) und der Rechthaberei (s. S. 20). Lässt sich vom Verzicht (s. S. 26) beraten, zeigt sich gern mit der Betroffenheit (s. S. 56) und hat die Moral (s. Bd. 01, S. 106) auf ihrer Seite. Privat fühlt sie sich bei der Gewohnheit (s. S. 24) am wohlsten. Duldet we der Individualismus (s. S. 88) noch Selbsterkenntnis (s. Bd. 01, S. 102) und beruft sich dabei stets auf die Vernunft (s. S. 36).
Seite:
23.
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Monster des Alltags (Bd. 02) – Monster Mose. Mons. No 066
ge-wohn-heit, die lat. consuetudo constans
Die größte Stütze der Gläubigkeit (s. S. 22) ist die Gewohnheit fig. 07. Als boden-ständiger Brauchtumspfleger liebt sie die behagliche Eintönigkeit einer gut eingespielten Routine, und so fühlt sich auch ihr Opfer am wohlsten, wenn vom morgendlichen Kaffee-Ritual bis zum abendlichen Stammtisch alles im gewohnten Rahmen bleibt. Plötzliche Veränderungen bringen die Gewohnheit aus dem Konzept. Sie stöhnt und jammert eine Weile über diese unzu-mutbare Störung ihres geliebten Alltagstrotts, doch dann macht sie sich an die Arbeit: Mit unerschütterlicher Beharrlichkeit schnitzt und feilt sie so lange an den Ecken und Kanten dieser neuen Situation, bis alles wieder vertraut erscheint und man es gar nicht mehr anders haben möchte. Das Idyll ist gerettet, und man lebt friedlich im Gefühl absoluter Sicherheit – bis das nächste Problem auftaucht ...
Anm.:
Hat Verständnis für das Klammern (s. S. 40) und harmoniert mit der Bemutterung (s. S. 46). Verbringt zünftige Abende mit der Trägheit (s. Bd. 01, S. 64) und der Nostalgie (s. S. 98), hat auch den Suff (s. Bd. 01, S. 122) und das Rauchen (s. Bd. 01, S. 120) gerne um sich. Findet, dass Veränderung der Vernunft (s. S. 36) widerspricht.
Die Gewohnheit wird von ihrem Opfer auch liebevoll »Gemütlichkeit« genannt.fig. 06
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Mose. Mons. No 066
Abb.:
fig. 06–07 Gewohnheit, die
Seite:
25.
fig. 07
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