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Mittelalterliche Stadt- Aufbau und Entwicklung der Wasserv-205€¦ · Aus: Frontinus- Gesellschaft e.V.(Hrsg), Die Wasserversorgung im Mittelalter, Mainz am Rhein 1991. Aufgaben:

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Die Überlebenschancen antiker Wasserversorgungen im Mittelalter

Bei den Fragen nach einer Kontinuität derWasserversorgung ist von Interesse, obdas, was wir beispielsweise für dierömische Fernwasserleitung nach Kölnnachweisen können, nämlich denZeitpunkt ihrer Außerbetriebsetzung undihres Abbruchs, auch für Wasserleitungenan anderen Orten relevant ist oder ob esobjektbezogene oder landschaftstypischeUnterschiede in der nachantikenBehandlung solcher Bauwerke gab. Vordiesem Hintergrund sollen dieFernwasserleitungen in zwei rechtverschiedenen Landschaftsräumenbetrachten. Wir wollen dabeiuntersuchen, was aus vier großenFernwasserleitungen im kalten, aberwasserreichen Norden des römischenImperiums geworden ist. Dass dieBedingungen an anderen Orten durchausanders gelagert sein konnten, sollanschließend ein Beispiel aus demSüdwesten des Reiches belegen.In Mitteleuropa waren dieWasserfassungen wie auch diezugehörigen Wasserleitungen- dort

Bonn. Blick auf die frühmittelalterliche wo es möglich war- unterirdischDietkirche durch einen Bogen der römischen verlegt worden, um sie vor Frost undFernwasserleitung. Feindlichen Übergriffen zu schützen. Die

in fast allen Fällen als Gefälleleitunggeführten Aquädukte traten jedoch dann für eine kurze Strecke an das Tageslicht, wenn esgalt, ein Seitental zu überbrücken. Der Bau kleinerer oder größerer Brückenbauwerke war imScheitelpunkt einer jeden Talausfahrung im Verlauf der Aquädukttassen unerlässlich, weil andiesen Stellen Oberflächenwasser oder Bach- und Flussläufe zu unterführen waren.Naturgemäß waren diese obertägigen Bauwerke die gefährdetsten Stellen im Verlauf einesAquäduktes, denn hier konnten sowohl der Frost als auch der Feind am ehesten zerstörerischeKräfte wirksam werden lassen. Es leuchtete dabei ein, dass die „Infarktgefahr“ bei längerenAquädukttrassen am größten war; denn es bedurfte nur der Zerstörung an irgendeinemBauwerksteil, um die gesamte Versorgung einer Stadt zusammenbrechen zu lassen. Darausresultiert, dass die Überlebenschance für einen Aquädukt umso geringer war, je länger undaufwendiger seine Trasse ausgebaut gewesen war.Von den vier hier anzusprechenden Aquädukten des Rheinlandes hatte unter solchenPrämissen die KÖLNER EIFELWASSERLEITUNG die geringste Aussicht auf einedauerhafte Funktionstüchtigkeit nach ihrer Nutzung in römischer Zeit. Eine Nutzung diesesAquäduktes war im Mittelalter ohnehin ausgeschlossen, weil das Bauwerk spätestens seitkarolingischer, wahrscheinlich sogar schon in spätantiker Zeit als Steinbruch benutzt wordenist; der Zeitpunkt der endgültigen Außerbetriebnahme für die Wasserleitung Kölns istallerdings dennoch nicht einfach festzulegen.

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Aus: Frontinus- Gesellschaft e.V.(Hrsg), Die Wasserversorgung im Mittelalter, Mainz am Rhein 1991.

Aufgaben:1. Beschreibe am Beispiel der KÖLNER WASSERLEITUNG welche Veränderungen

sich im Bereich der Wasserleitungen im Mittelalter vollzogen.2. Finde mit Hilfe des Internets Informationen zu den drei weiteren Aquädukten heraus

und vergleiche diese mit denen der KÖLNER WASSERLEITUNG.

Offene Brunnen und Gewässer

Das Wasser aus einem offenen Gewässerzu schöpfen, was sicher die erste undeinfachste Art der Versorgung. Aberschon frühzeitig musste der MenschKunstgriffe anwenden, um auch inGegenden, wo diese natürlichenVorkommen nicht vorhanden waren, andas Wasser zu kommen […].Bezüglich der städtischenWasserversorgung im Mittelalter findenwir Belege für eine Entnahme ausFlüssen, selbst als anderenorts schonRohrleitungen in Betrieb waren; Beispieldafür sind besonders aus denwasserreichen Städten in Holland undBelgien überliefert.Diese Methode wurde dann unbequem,wenn der zu versorgende Haushalt zuweit vom Fluß entfernt lag. Für diesenFall übernahmen in vielen StädtenWasserträger die Versorgung. So gab esbeispielsweise im Paris des13.Jahrhunderts ofizielle Wasserträger, inLondon verdienten sich „Cobs“ auf dieseWeise ihren Lebensunterhalt, für BUDA,aber auch für Lübeck, wo Waterforer(=träger) schon im ältesten Stadtbuchvorkommen, gibt es Nachrichten über „

„Jakobs Betrug mit den Schafen Labans“ aus der diese Art des Wassertransportes.Bibel König Wenzels IV.(um 1389-1400) mit Daneben war natürlich dieDarstellung eines Zieh- oder Galgenbrunnens Wasserversorgung aus Brunnen am(Österr. Nationalbibliothek cod.2759, fol.30) weitesten verbreitet. Die mittelalterliche

Stadt kannte Brunnen in denverschiedensten Ausführungen sowohl in Allgemein- als auch in Privatbesitz, und gerade beiden archäologischen Ausgrabungen nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Befunde zudiesem Komplex gemacht worden […].Die technische Entwicklung des Brunnenbaus lässt sich ganz grob in drei Abschnitteunterteilen. Die älteste Bauart bestand in der Abteufung eines Schachtes und dem Aufbau desBrunnens von dessen Sohle aus. Der Wechsel zu einer modifizierten Bauart lässt sich in

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Hannover gut nachweisen und sogar zeitlich zuordnen: Durch natürlicheGrundwasserabsenkungen zwischen 1100 und 1600 waren viele ältere Brunnen unbrauchbargeworden und mussten durch tiefer in das Erdreich hinabreichende Neubauten inunmittelbarer Nähr ersetzt werden. Ab etwa 1350 läßt sich ein kombiniertes Bauverfahrenbelegen. Vom gesamten Brunnenschacht war nur der obere Teil der Teufe als offeneBaugrube ausgehoben worden; der darin errichtete Baukörper der Brunnens wurde dann imAbsenkverfahren tiefergelegt, um die wasserführenden Schichten zu erreichen. Dazu wurdeim Inneren des halbfertigen Brunnens weitergearbeitet: Das Bauwerk wurde unterhöhlt,indem man das Erdreich unter demBrunnenkasten herausscharrte.Durch das Eigengewicht desBrunnens senkte sich dieser dannselbstständig in den entstehendenHohlraum ab.Der auf diese Weise auchtieferrutschende obere Brunnen-rand wurde um das Maß derAbsenkung aufgesetzt. Bei diesemVerfahren ging man schrittwieseund abwechselnd vor, un dengesamten Baukörper in derLotrechten zu halten. NachAbschluß der Absenkung wurdeder obere Brunnenrand noch soweit aufgesetzt, bis er die Höheeiner Brüstung aufwies, die einbequemes und auch gefahrlosesAusschöpfen des Wassers zuließ.Beim Bau des Brugbrunnens inLübeck hatte dieses Verfahrenschon 1155/56 eine Anwendunggefunden, wenngleich hier derabgesenkte Teil auch nur dieuntersten Lagen der hölzernenBrunnenwandung betraf. Das ausEichenholzbohlen gebauteBrunnen hatte Außenmaße von1,80- 190m (innen ca. 1,45m) undreichte fast 12m tief in die Erde.Damit lag seine Sohle aber immernoch 3,50m über dem Meeresniveau, Lübeck, Burgbrunnen von 1155/56. Brunnenschacht so dass nur Oberflächenwasser mit Fördereinrichtungen; Befunde mit Profil unddurchsickerte, das noch 1978 mit Rekonstruktion in Militärperspektive (n. G. Fehring)250l/h in den Schacht eindrang. Gebautworden ist der Brunnen in einer mit 10m Durchmesser angelegten Baugrube, dieannähernd runden Grundriß hatte. In dieser Baugrube sind als erstes die drei unterstenBohlenlagen im Absenkverfahren verlegt worden. Das Absenken wurde dadurch erleichtert,dass man die für den untersten Brunnenkranz benutzten Bohlen in ihren Unterkanntenkreisförmig zugeschlagen hatte. Der Aushub im Inneren des Brunnens ging nach Ausweis desarchäologischen Befundes noch ein wenig tiefer als die Wandung, wodurch Raum zum

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Ausschöpfen des während der Bauarbeiten eindringenden Wassers blieb. Die Sohle desBrunnens wurde für die spätere Nutzung mit Findlingssteinen sorgfältig ausgepflastert […].

Aus: Frontinus- Gesellschaft e.V.(Hrsg), Die Wasserversorgung im Mittelalter, Mainz am Rhein 1991, S.28ff.

Aufgaben:1. Erläutere die drei Entwicklungsabschnitte des Brunnenbaus.2. In wie fern ist der Burgbrunnen von Lübeck charakteristisch für einen der drei

Entwicklungsabschnitte des Brunnenbaus?

Vom Brunnen zurRohrleitung

Der Übergang von einer Wasserversorgung aus Brunnen unmittelbar am Ort hin zurAusnutzung eines Wasserdargebotes von entfernt liegenden Quellen mittels Röhrenleitungenhatte verschiedene Gründe. Einer der Gründe lag ganz sicher in dem Bemühen, reines Wasserfür die Versorgung zu erhalten. Denn obwohl die hygienischen Zusammenhänge, also dieAuswirkungen der Abfallstoffe auf das Trinkwasser, nicht bekannt waren, so hat man siemancherorts doch geahnt. Und wenn die Verseuchung des Wassers bereits derartfortgeschritten war, dass man sie schmecken oder aus einem Brunnen gewonnenen trübenBrühe gar ansehen konnte, dann musste es auch den Menschen im Mittelalter unbehaglichgeworden sein […].Auch der Gesichtspunkt der Sicherheit beeinflusst an manchen Orten die Anlage einerRohrleitung von Wasserquellen außerhalb der Stadtmauern in das Stadtinnere. Manunterschied in diesem Zusammenhang nicht von ungefähr das „zuverlässige“ Wasser von dem„bequemen“. Weitere Bedeutung dürfte die benötigte Wassermenge gehabt haben, da derBedarf mit dem Wachsen der Städte ständig zunahm. Es werden aber auch Prestigegründeeine Rolle gespielt haben, schließlich kündete ein ständig laufender und später oft prächtig,ausgestatteter Brunnen auf dem Marktplatz von Reichtum und Größe der Stadt[…]

Die Verbreitung bleierner Rohrleitungen was im Mittelalter sicherlich größer, als die heutenoch aufzufindenden Reste solcher Anlagen es vermuten lassen. Das hat einen Grund in dervielseitigen Verwendbarkeit des Materials Blei. War eine solche Rohrleitung einmalaufgegeben, so ließ man sie nicht einfach im Erdreich liegen, sondern barg sie, um dasMaterial für ähnliche oder andere Zwecke noch einmal zu verwenden; neben dem Recyclingdes Bleis für neue Rohre wurde es auch häufig für die Abdeckung von Kirchendächern wiederverwendet. Das bei einer solchen Bleiverwertung nicht nur aufgelasseneRohrleitungen verwendet wurden, belegt ein zeitgenössischer Text aus dem Kloster St. Peterzu Erfurt (1309):„Unter diesen Schäden ist das bedauernswerteste und übelste, dass seine schamlosenGenossen jene Bleirohre, die eine Wasserleitung von weit her bis zum St. Petersberg führten,ausrissen und diese während der Kriegszüge verkauften1.“[…] Mit der Einführung städtischer Wasserversorgungen aus Laufbrunnen erreichte derRohrleitungsbau eine neue Dimension, die allein schon durch die nun verwendetenMaterialien sichtbar wird. War bei den Klosterleitungen vornehmlich Blei verwendet worden,so finden wir nun in der Hauptsache Holzrohre wieder, wobei sowohl Eichen als auch Fichtenund Föhren bearbeitet worden sind.

1 Cronica S. Petri Erfordensis Moderna. Monumenta Germaniae Historica SS.30a, 442 (Frdl. Hinweis von H.-W.Nicklis).

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Bohrtechniken

Die Technik der Aufbohrung vonBaumstämmen ist auf verschiedenenzeitgenössischen Abbildungenillustriert, so daß wir uns darüber heuteein Bild machen können. DieDarstellungen der Verfahrensweisenzeigen allerdings unterschiedlicheEntwicklungsstufen in der jeweilsangewandten Technik.Die mit einer Haspel angetriebenenBohrmaschine aus Nürnberg mutet indieser Entwicklungsreihe noch etwaseinfach an […].

In einer weiteren frühen Darstellung, kurz vor1433 datiert, ist uns schon eine mechanischeVorrichtung zur vertikalen Aufbohrung einesStammes von unten nach oben überliefert. DieseAbbildung gehört heute zu den Beständen desKunsthistorischen Museums Wien. Da sie dort ineiner waffentechnischen Sammlung zu finden ist,hat man in der Vorrichtung gelegentlich eineDarstellung einer Technik der Aufbohrung vongegossenen Geschützrohren gesehen. Sowohl dieArt der Haltung für den aufzubohrendenGegenstand jedoch, als auch der dargestellteTransport eines solchen durch einen Arbeiter lässtallerdings eher vermuten, dass es sich bei dem zubearbeitenden Material um einen Holzstammgehandelt haben muß.Der Antrieb des Bohrers erfolgte durch eine mitWasserkraft betriebene Turbine. Diese waräußerst einfach konstruiert: Sie bestand aus vierHolzblättern, die vertikal um die Turbinenwellean deren unterem Ende angebracht waren. DasAufschlagwasser wurde über eine hölzerneSchußrinne herangeführt, prallte gegen dieTurbinenblätter und setzte dadurch den Bohrer inDrehbewegung. Der auf diese Weise vertikal vonunten nach oben geführte Bohrer höhlte denBaumstamm aus. Daß dabei die Späne aus dem Bohrloch herausfallen konnten, vereinfachtedie Arbeitsweise.

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Die Wasserentsorgung

Die Fragen der Wasserversorgung stehtzwangsläufig in einem engen kausalenZusammenhang mit denen derEntsorgung, und in der Kette, die sichvon der Wassergewinnung bis zurWasserableitung spannt, bildet derVerbraucher stets das wichtigste Glied.Da das genutzte Wasser von denMenschen zwar nur teilweiseverbraucht, überwiegend jedochgebraucht wird, entsteht eine Folgelastder Wasserversorgung, die zu allenZeiten größere Probleme verursacht hat.Wurde diese Kette gar zu einem Ringgeschlossen, weil der Ort derGewinnung vom Abwasserbeeinträchtigt wurde, konnte einverhängnisvoller Kreislauf entstehen,der oftmals tödliche Folgen hatte. DerKreis Brunnen- Mensch- Kloake-

Frankfurt. Ausfluß des Abwasserkanals zum Brunnen was ein Teufelskreis, der nurMain in der Pfalzmauer, 12.Jahrhundert (Hist. durchbrochen werden konnte, wenn dieMuseum Frankfurt a. M.) daraus erwachsende Gefahr erkannt

oder zumindest erahnt wurde.Einen ersten Ausweg sah man in dieser Hinsichtbereits in der Maßnahme, dass man denBrunnen aus der direkten Nachbarschaft einerKloake in der Hoffläche eines Hauses nach vornauf die Straße verlegt hat. Echte Abhilfe wurdeaber erst geschaffen, indem man Trinkwasservon unverseuchten Stellen in die Stadt leiteteund es dort dem Verbraucher möglichst direktzuführte. Damit war dann zwar derverhängnisvolle Kreislauf durchbrochen, dasProblem der Abwasserentsorgung bestandhingegen immer noch. Auch in dieser Hinsichtsollten hygienische Zustände erst eintreten, alsman dazu überging, das Abwasser nicht mehram Ort versickern zu lassen, sondern es genauauf die Weise wieder ableitete, nämlich ingeschlossenen Rohrleitungen oder Kanälen[…]

Otterburg, Abteikirche, Die hölzerneWasserleitung durchquert eine Aussparung inden Langhausfundamenten (Foto: F. Escherich,Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz)

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Eine (in den Städten) weitverbreitete Art der Abfallbeseitigung bestand darin, die festenStoffe im Hof hinter dem Haus in eine Kloake zu werfen, während Flüssigkeiten einfach aufdie Straße geschüttet wurden. Dabei vertraute man auf den Regen, der von Zeit zu Zeit füreine Durchspülung der Gassen sorgte. Da der feste Abfall im Mittelalter gänzlich ausorganischen Stoffen bestand, verrottete dieser in den Kloaken recht bald und sackte dabei festin sich zusammen; ein Ausräumen der Kloaken war- wenn überhaupt- nur in Abständen vonJahren oder Jahrzehnten üblich.Da mancherorts die Straßen auch als Auslauf für die Schweine dienten, wurden dieanfallenden Lebensmittelabfälle und Speisereste oft auch einfach auf die Straße geworfen-hier sorgten die Schweine dann für eine Beseitigung.

Aus: Frontinus- Gesellschaft e.V.(Hrsg), Die Wasserversorgung im Mittelalter, Mainz am Rhein 1991, S.74ff.

Aufgabe:1. Welches Bild erhältst Du von den hygienischen Verhältnissen in einer Stadt im

Mittelalter?2. Wie fand eine Beseitigung der Abfälle und Fäkalien statt?

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Wassergewinnung am Beispiel der Stadt Bielefeld

Bielefelder Badeleben um 1666

Hat so die Zahl der in Bielefeld auf gesundheitlichem Gebiete tätigen Kräfte schon einen bedeutendenUmfang angenommen, so gibt uns doch erst eine Betrachtung der für Gesundheitszweckevorhandenen Einrichtungen ein Bild von dem, was dort in dieser Hinsicht geschaffen worden ist undnoch geleistet wird. Trotz der rasch aufstrebenden Entwicklung der Stadt ist es gelungen, mit dieser imAusbau der Einrichtungen für die öffentliche Gesundheitspflege gleichen Schritt zu halten. ObwohlBielefeld keine größeren offenen Gewässer in seiner Nähe hat, wodurch es- nebenbei bemerkt- voneiner Mückenplage frei ist, verfügt es doch über eine noch auf lange Dauer gesicherte undausreichende Wassermenge. Das Wassergewinnungsgebiet von rund 1500 Morgen Umfang liegt in derSenne etwa 15km südlich der Stadt und enthält je 1Reiche von 16 und 26 Brunnen zu 17 bis 20 MeterTiefe, sowie 2 Pumpwerke. Im Jahre 1924 betrug die dort geförderte Tagesdurchschnittsmenge 10006cbm. Durch die 20Meter tiefen, reine Sandschicht, die unten von einer bis 100Meter tiefen, für Wasserundurchlässigen Tonschicht abgeschlossen wird, entsteht ein auf natürliche Weise gut gefiltertesWasser von bester Beschaffenheit, das keiner weiteren Klärung oder Enteisung bedarf, sonder beivölliger Keimfreiheit und mit einer in deutschen Graden ausgedrückten Gesamthärte von 7,6,vorübergehenden Härte von 4,2 und bleibenden Härte von 3,2 in naturreinem Zustand genussfähig undfür alle häuslichen und gewerblichen Zwecke gebrauchsfähig ist.

Aus: Magistrat der Stadt Bielefeld (Hrsg.), Das Buch der Stadt, Bielefeld 1926, S.216.

Aufgabe:1. Beschreibe und Analysiere die Darstellung des Bielefelder Badelebens um 1666.OK Erläutere die Wassergewinnung der Stadt Bielefeld.