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Stefan Hibbeler / Istanbul Der Ergenekon-Prozess mit seinen verzweigten Verfahren und Hunderten von Angeklagten ist ohne Zweifel ein Jahrhun- dertprozess. Er ist es nicht nur wegen seiner gi- gantischen Dimensionen mit Tausenden von Ak- ten, Dokumenten, Ton- und Videoaufnahmen. Er ist zugleich auch eine Abrechnung mit dem „tiefen Staat“ und einer Epoche der jüngeren türkischen Geschichte. Auf der Anklagebank sitzt nicht zuletzt die Bevormundung des politischen Systems durch Bürokratie und Militär. In makabrer Hinsicht ist er ein Jahrhundertprozess, weil viele Maßnahmen in dem Bewusstsein ergriffen wur- den, die autoritäre Ordnung würde über Jahr- hunderte halten. Aber zugleich wird es ein Prozess, der bei aller Wichtigkeit viele Fragen im Hinblick auf ein faires Verfahren und politische Manipulation aufwirft. Rauch und Feuer Wo Rauch ist, ist auch Feuer, ist ein Sprichwort. Tatsächlich umfasst das Ergenekon-Verfahren 23 Einzelanklageschriften, die von Manipulation von Politik und Öffentlichkeit bis zum Mord an einem Richter des Verwaltungsgerichtshofs reichen. Wer die Entwicklungen in der Türkei in den vergan- genen zwanzig Jahren aufmerksam verfolgt hat, wird kaum umhin kommen, bei vielen der Themen des Ergenekon-Verfahrens an Straftaten zu denken. In einem einzigen Großverfahren jedoch die Zu- sammenhänge festzustellen und alle Vorfälle auf eine einzige Organisation zurückführen zu wollen, erweist sich als schwierig. Gezielte Indiskretionen im Zusammenhang mit den Verhaftungswellen, die zu öffentlichen Vorverurteilungen führten, haben das Verfahren genauso belastet wie die gigantischen Berge von Beweismaterial, die ein Gericht unmöglich prüfen kann. Hinzu kommt, dass in einem Rechtsstaat auch wegen politischer Vergehen Angeklagte das Recht auf einen fairen Prozess haben. Dass die Angeklagten nur sehr eingeschränkt Computer- zugang hatten, die Prozessunterlagen jedoch nur in digitalisierter Form vorliegen, ist nur eines der Probleme, bei denen die Chancengleichheit zwi- schen Anklage und Verteidigung verletzt wurde. Geheimgesellschaft Während das Ergenekon-Verfahren mit seinen Ausläufern zum „schmutzigen Krieg“ gegen Kurden in den 1990er Jahren mit seinen unaufgeklärten Morden bis hin zum Verbotsverfahren gegen die AKP vor dem Verfassungsgericht den Eindruck einer Abrechnung mit der Vergangenheit erweckt, stellt sich die Frage, ob das Strafrecht dazu geeignet ist. Es wirkt plausibel, zwischen vielen Ereignissen einen Zusammenhang herzustellen. Doch ob „or- ganisierte Kriminalität“ und „Terrorismus“ als Straftatbestände geeignet sind, diese Zusammen- hänge abzubilden, bleibt offen. Im Zentrum des Gerichtsverfahrens steht eine Organisation, die „Ergenekon“ genannt wird. Doch ist diese nie öf- fentlich in Erscheinung getreten. Viele der Ange- klagten verfügen über keine Beziehung miteinander oder sind gar politisch verfeindet. Allein die Grenze zwischen einzelnen Anklagepunkten und legaler politischer Aktivität zu ziehen, führt immer wieder zu der Frage, welche Absichten unterstellt werden. Doch können Absichten strafbar sein? Demokratisierung Befürworter des Ergenekon-Verfahrens erhoff- ten sich als einen wichtigen Gewinn, dass nunmehr Verantwortliche benannt und zur Rechenschaft gezogen würden. Auf diese Weise würden die Voraussetzungen für die Wirksamkeit des „tiefen Staats“ aufgehoben. Gleichwohl findet sich nicht weniger plausibel der Vorwurf der Opposition, dass der „tiefe Staat“ weiter existiert. Nur hätten diejenigen gewechselt, die sich seiner bedienen. Zumindest kann jedoch festgestellt werden, dass die Ergenekon-Untersuchung keinen Beitrag zu mehr Transparenz bei Staat und Sicherheitskräften geführt hat. Dies wäre jedoch Voraussetzung für einen Demokratisierungsgewinn. Für alle, die mehr wissen wollen Nr.53 August 2013 4 Euro / 6 TL istanbulpost.net Chancen einer neuen Verfassung Wichtiger vielleicht als die Ver- abschiedung einer neuen Verfas- sung könnte ein demokratischer Grundkonsens sein, der durch den Diskussionsprozess erreicht werden kann. Seite 2 Kapitalflüsse sorgen für Unruhe Im Mai reichten erstmals die zu- fließenden Devisen nicht aus, um das Zahlungsbilanzdefizit zu finan- zieren. Im Juli sah sich die Zentral- bank nach starken Kursverlusten ge- zwungen, den Zinskorridor zu ver- größern. Seite 8 Politik 2 - Außenpolitik 4 - Wirtschaft 6 - Dossier 10-11 - Kultur 26 - Veranstaltungen 30 ‘‘Das Wissen ist ein unendlicher Ozean. Wer nach Wissen sucht, ist ein Taucher in diesem Meer.’’ Mevlana OECD sieht günstige Wachstumsaussichten In ihrem im Juli vorgelegten Beschäftigungsbericht schätzt die Or- ganisation für wirtschaftliche und Entwicklungszusammenarbeit (OECD) den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts der Türkei in diesem Jahr auf 3,1 Prozent und hält für das kommende Jahr einen von 4,6 Prozent für möglich. Nach Chile würde die Türkei somit weiterhin das zweithöchste Wachstum unter den 34 Mitgliedsländern aufweisen. Die Organisation, der mit den USA und zahlreichen europäischen Staaten wichtige Wirtschaftsnationen angehören, schätzt das durch- schnittliche Wachstum ihrer Mitglieder auf 1,2 Prozent in 2013. Auch bei der Beschäftigung rechnet die OECD mit einer günstigen Performanz der Türkei, die mit einem Beschäftigungsanstieg von 1,9 Prozent nach Mexiko und Israel auf den dritten Rang unter den Mitgliedsländern bleibt. Am 5. August wird im Ergenekon- Verfahren das Urteil gesprochen. Abgeschlossen wird der Prozess mit diesem Urteil nicht. Es warten noch eine zweite Instanz und eine breite politische Diskussion, die die Öffentlichkeit noch lange beschäftigen wird. In vielerlei Hinsicht ein Jahrhundertprozess Sommerzeit – Partyzeit Eine schöne Sommerparty mit Freunden, ohne den Alptraum von Geschirrbergen: Atilla Acet stellt schmackhafte Snacks vor, die einfach und mit geringem Aufwand zuzu- bereiten sind. Seite 29 Cihan Cihan 90 Jahre Lausanner Vertrag Mit dem Friedensvertrag von Lausanne wurde der Weg frei für die Gründung der Türkischen Re- publik in ihren heutigen Grenzen. Während die Türkei durch die Auf- hebung der Kapitulationen ihre Sou- veränität zurück erhielt, beherrscht die Minderheitenpolitik der Geist der 1920er Jahre. Seite 10-11 Cihan

Mevlana In vielerlei Hinsicht ein Jahrhundertprozess · PKK, Profiteure, Saboteure. Doch ob diese Erklärungen jenseits Doch ob diese Erklärungen jenseits seiner Stammgefolgschaft

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Page 1: Mevlana In vielerlei Hinsicht ein Jahrhundertprozess · PKK, Profiteure, Saboteure. Doch ob diese Erklärungen jenseits Doch ob diese Erklärungen jenseits seiner Stammgefolgschaft

Stefan Hibbeler / Istanbul Der Ergenekon-Prozessmit seinen verzweigten Verfahren und Hundertenvon Angeklagten ist ohne Zweifel ein Jahrhun-dertprozess. Er ist es nicht nur wegen seiner gi-gantischen Dimensionen mit Tausenden von Ak-ten, Dokumenten, Ton- und Videoaufnahmen.Er ist zugleich auch eine Abrechnung mit dem„tiefen Staat“ und einer Epoche der jüngerentürkischen Geschichte. Auf der Anklagebank sitztnicht zuletzt die Bevormundung des politischenSystems durch Bürokratie und Militär. In makabrerHinsicht ist er ein Jahrhundertprozess, weil vieleMaßnahmen in dem Bewusstsein ergriffen wur-den, die autoritäre Ordnung würde über Jahr-hunderte halten. Aber zugleich wird es einProzess, der bei aller Wichtigkeit viele Fragen imHinblick auf ein faires Verfahren und politischeManipulation aufwirft.

Rauch und FeuerWo Rauch ist, ist auch Feuer, ist ein Sprichwort.

Tatsächlich umfasst das Ergenekon-Verfahren 23Einzelanklageschriften, die von Manipulation vonPolitik und Öffentlichkeit bis zum Mord an einemRichter des Verwaltungsgerichtshofs reichen. Werdie Entwicklungen in der Türkei in den vergan-genen zwanzig Jahren aufmerksam verfolgt hat,wird kaum umhin kommen, bei vielen der Themendes Ergenekon-Verfahrens an Straftaten zu denken.In einem einzigen Großverfahren jedoch die Zu-sammenhänge festzustellen und alle Vorfälle auf

eine einzige Organisation zurückführen zu wollen,erweist sich als schwierig.

Gezielte Indiskretionen im Zusammenhangmit den Verhaftungswellen, die zu öffentlichenVorverurteilungen führten, haben das Verfahrengenauso belastet wie die gigantischen Berge vonBeweismaterial, die ein Gericht unmöglich prüfenkann. Hinzu kommt, dass in einem Rechtsstaatauch wegen politischer Vergehen Angeklagte dasRecht auf einen fairen Prozess haben. Dass dieAngeklagten nur sehr eingeschränkt Computer-zugang hatten, die Prozessunterlagen jedoch nurin digitalisierter Form vorliegen, ist nur eines derProbleme, bei denen die Chancengleichheit zwi-schen Anklage und Verteidigung verletzt wurde.

GeheimgesellschaftWährend das Ergenekon-Verfahren mit seinen

Ausläufern zum „schmutzigen Krieg“ gegen Kurdenin den 1990er Jahren mit seinen unaufgeklärtenMorden bis hin zum Verbotsverfahren gegen dieAKP vor dem Verfassungsgericht den Eindruckeiner Abrechnung mit der Vergangenheit erweckt,stellt sich die Frage, ob das Strafrecht dazu geeignetist. Es wirkt plausibel, zwischen vielen Ereignisseneinen Zusammenhang herzustellen. Doch ob „or-ganisierte Kriminalität“ und „Terrorismus“ als

Straftatbestände geeignet sind, diese Zusammen-hänge abzubilden, bleibt offen. Im Zentrum desGerichtsverfahrens steht eine Organisation, die„Ergenekon“ genannt wird. Doch ist diese nie öf-fentlich in Erscheinung getreten. Viele der Ange-klagten verfügen über keine Beziehung miteinanderoder sind gar politisch verfeindet. Allein dieGrenze zwischen einzelnen Anklagepunkten undlegaler politischer Aktivität zu ziehen, führt immerwieder zu der Frage, welche Absichten unterstelltwerden. Doch können Absichten strafbar sein?

DemokratisierungBefürworter des Ergenekon-Verfahrens erhoff-

ten sich als einen wichtigen Gewinn, dass nunmehrVerantwortliche benannt und zur Rechenschaftgezogen würden. Auf diese Weise würden dieVoraussetzungen für die Wirksamkeit des „tiefenStaats“ aufgehoben. Gleichwohl findet sich nichtweniger plausibel der Vorwurf der Opposition,dass der „tiefe Staat“ weiter existiert. Nur hättendiejenigen gewechselt, die sich seiner bedienen.Zumindest kann jedoch festgestellt werden, dassdie Ergenekon-Untersuchung keinen Beitrag zumehr Transparenz bei Staat und Sicherheitskräftengeführt hat. Dies wäre jedoch Voraussetzung füreinen Demokratisierungsgewinn.

Für alle, die mehr wissen wollen Nr.53 August 2013 4 Euro / 6 TL istanbulpost.net

Chancen einer neuenVerfassung

Wichtiger vielleicht als die Ver-abschiedung einer neuen Verfas-sung könnte ein demokratischerGrundkonsens sein, der durch denDiskussionsprozess erreicht werdenkann. Seite 2

Kapitalflüsse sorgen fürUnruhe

Im Mai reichten erstmals die zu-fließenden Devisen nicht aus, umdas Zahlungsbilanzdefizit zu finan-zieren. Im Juli sah sich die Zentral-bank nach starken Kursverlusten ge-zwungen, den Zinskorridor zu ver-größern. Seite 8

Politik 2 - Außenpolitik 4 - Wirtschaft 6 - Dossier 10-11 - Kultur 26 - Veranstaltungen 30

‘‘Das Wissen ist einunendlicher Ozean. Wer nach Wissen sucht,ist ein Taucher indiesem Meer.’’

Mevlana

OECD sieht günstigeWachstumsaussichten

In ihrem im Juli vorgelegten Beschäftigungsbericht schätzt die Or-ganisation für wirtschaftliche und Entwicklungszusammenarbeit(OECD) den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts der Türkei in diesemJahr auf 3,1 Prozent und hält für das kommende Jahr einen von 4,6Prozent für möglich. Nach Chile würde die Türkei somit weiterhindas zweithöchste Wachstum unter den 34 Mitgliedsländern aufweisen.Die Organisation, der mit den USA und zahlreichen europäischenStaaten wichtige Wirtschaftsnationen angehören, schätzt das durch-schnittliche Wachstum ihrer Mitglieder auf 1,2 Prozent in 2013.

Auch bei der Beschäftigung rechnet die OECD mit einer günstigenPerformanz der Türkei, die mit einem Beschäftigungsanstieg von1,9 Prozent nach Mexiko und Israel auf den dritten Rang unter denMitgliedsländern bleibt.

Am 5. August wird im Ergenekon-Verfahren das Urteil gesprochen.Abgeschlossen wird der Prozessmit diesem Urteil nicht. Es wartennoch eine zweite Instanz und einebreite politische Diskussion, diedie Öffentlichkeit noch langebeschäftigen wird.

In vielerlei Hinsicht einJahrhundertprozess

Sommerzeit – PartyzeitEine schöne Sommerparty mit

Freunden, ohne den Alptraum vonGeschirrbergen: Atilla Acet stelltschmackhafte Snacks vor, die einfachund mit geringem Aufwand zuzu-bereiten sind. Seite 29

Cihan

Cihan

90 Jahre LausannerVertrag

Mit dem Friedensvertrag vonLausanne wurde der Weg frei fürdie Gründung der Türkischen Re-publik in ihren heutigen Grenzen.Während die Türkei durch die Auf-hebung der Kapitulationen ihre Sou-veränität zurück erhielt, beherrschtdie Minderheitenpolitik der Geistder 1920er Jahre. Seite 10-11

Cihan

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02 POLITIK

Im Mai sah sich Ministerpräsident Erdoğan auf dem Gipfelseines Erfolgs. Hohe Aufmerksamkeit von US-Präsident Obamabeim USA-Besuch, Grundsteinlegungen von Prestigeprojekten undeine demoralisierte Opposition. Die Gezi Park-Proteste habendiesen Höhenflug seit Ende Mai zunächst gestoppt. Das internationalePrestige von Erdoğan ist beschädigt, die Wirtschaft in Turbulenzengeraten und erstmals seit Jahren wieder zeigen Meinungsumfrageneinen Popularitätsrückgang.

Diese Entwicklung könnte vor drei wichtigen Wahlen in denkommenden zwei Jahren kaum ungünstiger sein. Vor der Kommu-nalwahl im Frühjahr 2014 stehen Schritte beim eingeleiteten Frie-densprozess mit der PKK an. Mit der neuen Verfassung verband Er-doğan das Ziel des Übergangs zu einer Präsidialdemokratie, und esist kein Geheimnis, dass er sich für ein gestärktes Präsidentenamtinteressiert.

Die Chance, kurz vor der parlamentarischen Sommerpause einklares Signal zum Verfassungsprozess zu geben, hat die Regierungausgeschlagen. Der Erwartung der Kurden, klare Reformzusagenzu erhalten, wurde zurückgewiesen mit dem Hinweis, dass diePKK ihren Abzug aus der Türkei noch nicht abgeschlossen habe.Zugleich mindert die Wahrscheinlichkeit von für die Bevölkerungfühlbaren Zinserhöhungen die Aussicht auf ein beschleunigtesWirtschaftswachstum. Ausfälle Erdoğans gegen die internationaleZinslobby, die Banken und das Kreditkartensystem ersetzen keinewirtschaftspolitische Programmatik.

Erdoğan demgegenüber gibt sich unnachgiebig und entschlossen.Wenn eines seiner Projekte nicht den erwünschten Fortschrittzeigt, findet er schnell einen Verantwortlichen: den Westen, diePKK, Profiteure, Saboteure. Doch ob diese Erklärungen jenseitsseiner Stammgefolgschaft auf Anerkennung stoßen, bleibt offen.Eine Entscheidung zur Verfassung steht aus, die Reformversprechenin der Kurden-Politik hängen in der Luft und ein schlüssigesKonzept für die Wirtschaftspolitik unter dem Vorzeichen geringererGeldzuflüsse aus dem Ausland steht aus.

Mit Verfassungsversprechengewinnt man Wahlen

Nach gut eineinhalbjähriger Ar-beit hat die parlamentarische Kon-senskommission, die den Entwurfeiner neuen Verfassung entwickelnsoll, über 48 Artikel Einigkeit erzielt.Doch um den Verfassungsentwurffertig zu stellen, fehlt bisher eineMindestübereinkunft in einigen zen-tralen Fragen. Gelänge diese Über-einkunft, könnte dies eine Wei-chenstellung zur Lösung jahrzehn-telanger Konflikte sein.

SollbruchstellenDas Projekt der parlamentari-

schen Konsenskommission war vonAnfang an mit Zweifeln behaftet.Alle im Parlament vertretenen Frak-tionen entsandten ihre Mitgliederin die Kommission. Die Verfas-sungsvorschläge sollen nur mit Zu-stimmung aller ihrer Mitglieder vor-gelegt werden. Für ein Parlament,in dem der Dialog der Parteiennicht das hervorstechendste Merk-mal ist, kann dieses Verfahren als„revolutionär“ angesehen werden.Oder aber auch als ein Versuch,die Verfassungsfrage auf die langeBank zu schieben.

Die Kommission begann ihreArbeit mit einer sehr breit angeleg-ten Anhörung verschiedenster ge-sellschaftlicher Gruppen, Organi-sationen und Universitäten. Auchdies ist eine Neuerung und hatdazu geführt, den großen Bestandvon Ansätzen und Vorbereitungenfür eine Verfassung zusammen zuführen.

Die Kommission arbeitet unterAusschluss der Öffentlichkeit. Dieshat auf der einen Seite den Vorteil,dass die Parteien bzw. ihre Vertretertatsächlich die Spielräume für Über-einkünfte ausloten können. DerNachteil wiederum besteht darin,dass die Öffentlichkeit kaum Zugangzu den Diskussionen und dem er-reichten Stand der Beratungen hat.

Offiziell wissen wir seit AnfangJuli, dass über 48 Artikel der neuenVerfassung Konsens erzielt werdenkonnte. Es handelt sich überwie-gend um Bestimmungen zu denGrund- und Bürgerrechten.

Doch zu den großen Konfliktender türkischen Gesellschaft konntekeine Übereinkunft erzielt werden.Im Kern geht es dabei darum, wiepluralistisch die Türkei sein kannund soll. Kurden fordern Anerken-nung ihrer Kultur und deren Förde-rung. Aleviten fordern die Gleich-stellung mit anderen Religionsge-meinschaften. Gefordert wird einLaizismusverständnis, das die Be-vormundung der Religion durch denStaat aufhebt. Aber es geht auch umdie Balance der staatlichen Institu-tionen und die Einflussmöglichkeiten,die Bürger auf die Politik nehmenkönnen. Entlang dieser Linien hates in den vergangenen Jahrzehntenheftige gesellschaftliche und politi-sche Auseinandersetzungen gegeben,die zu einer Polarisierung der Ge-sellschaft geführt haben.

Konsens der DemokratenParteipolitisch spiegeln sich die-

se Konflikte in tiefen Gräben zwi-schen den Parteien wider, die sichgegenseitig absprechen, „demokra-tisch“ zu sein. Würde durch dieVerfassungsdiskussion demgegen-über tatsächlich ein Mindestkonsensüber eine pluralistische türkischeStaatsverfassung gefunden, hättedies weitreichende Auswirkungenauf Politikstil und Institutionen.

Ein solcher Schritt würde jedochbedeuten, jahrzehntealte Politik-muster aufzugeben und sich vonFeindbildern zu verabschieden. Par-teien würden einen wichtigen Teilihrer Identität neu definieren müs-sen. Für einen Beobachter mag eseigenartig erscheinen, wenn eineRegierungspartei nach mehr als

zehnjähriger Amtszeit sich immernoch als Opfer des Staates hinstellt.Doch die Unterdrückungserfahrunggegen muslimisch-konservative Po-litik ist ein wesentlicher Identitäts-kern der AKP. Der Spagat zwischender Beschwörung der Gründungs-prinzipien der Republik aus demJahr 1923 und dem Anspruch, einemoderne sozialdemokratische Parteinach europäischem Verständnis zusein, belastet die Glaubwürdigkeitder CHP. Für die MHP bedeutetder Balanceakt zwischen nationa-listischen Positionen und der Ak-zeptanz ethnischer Vielfalt in derTürkei eine kontinuierliche Heraus-forderung. Das Bündnis zwischenkurdischen Nationalitätsansprüchenund linker Bewegungen, das dieBDP trägt, hatte beträchtlicheSchwierigkeiten, als bei den GeziPark-Protesten ihre Mitglieder mitnationalistischen Türken in einerReihe der Polizei gegenüberstanden.

Macht teilenEin solcher Konsens der De-

mokraten, der andere Parteien nichtals Feinde oder Verräter betrachtet,würde letztlich in einer Neudefini-tion des Verhältnisses von Staatund Gesellschaft beruhen. Wennder Staat nicht mehr als Hebel fürdie Verwirklichung ideologischerInteressen betrachtet würde undseine Aufgaben in dieser Hinsichtbeschnitten würden, würden auchdie Türen für eine stärkere gesell-schaftliche Beteiligung an Entschei-dungsprozesse geöffnet.

Vor diesem Hintergrund ist mitdem Vorstoß der AKP, die 48 Ver-fassungsartikel der Konsenskom-mission zu verabschieden, weniggewonnen. Was fehlte, wäre einpolitisches Manifest, mit dem dieParteien zeigen, dass sie bereit sind,unterschiedliche Positionen anzu-erkennen und Macht zu teilen.

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Unentschiedenheit

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Es ist der 14. PwC-Bericht zum weltweitenUnterhaltungs- und Mediensektor, die imJuli veröffentlicht wurde. Als einen wichtigenTrend für die Zeitspanne von 2013 bis 2017sieht das Unternehmen dabei die zuneh-mende „Demokratisierung“ des Sektors, dienicht zuletzt damit einhergeht, dass dieschnellen Entwicklungen bei digitalen Tech-nologien die drei Akteure bei Medien undUnterhaltung immer enger zusammenschließt.Denn Medien und Unterhaltung leben inden meisten Fällen nicht nur von der direktenBeziehung zwischen Produzenten und Kon-sumenten, sondern auch von Sponsorenund Werbung. Während die Erfassung vonKonsumentenprofilen für die Werbewirtschaftzu einem immer neuen Werkzeug für dieEntwicklung von Promotionskampagnenwird, hängt mit der durch digitale Mediengeschaffenen zunehmenden Erreichbarkeitvon „Content“ auch ein beständiger Anstiegder Konkurrenz der Produzenten von Medienund Unterhaltung zusammen. Vor diesemHintergrund haben sowohl Produzenten alsauch die Werbewirtschaft einen beständigsteigenden Drang, mehr über die Konsu-menten zu erfahren. In dem Maße, in demdies „demokratisch“ ist, weil beide gezwungensind, sich nach den Bedürfnissen ihrer Ziel-gruppe zu richten, ist es auch eine Entwick-lung, die zu immer mehr sozialer Überwa-chung und Manipulation führen kann.

Medien allgegenwärtigMit den veränderten Formen des Konsums

von Medien und Unterhaltung werden sichsowohl Finanzierungsformen als auch die In-halte verändern. Kleinere, tragbare Geräte für

den Empfang von Sendungen viaInternet oder auch immer preis-günstigere Varianten für die Durch-dringung des Alltags mit Bildschir-men und automatischen Ansagen,lassen sowohl die Informationsge-wohnheiten der Menschen als auchihre Bedürfnisse immer neue Wand-lungen durchlaufen.Für den Medien undUnterhaltungssektorwiederum bedeutet diezunehmende Vielfaltauch eine wachsendeMarktgröße. NeueMärkte wie beispiels-weise „Outdoor-Sendungen“ in öffentlichenVerkehrsmitteln oder Warteräumen oder immerneue Anwendungen für Mobilgeräte tragenzum Wachstum des Sektors bei. Umgekehrtschaffen neue Medienanwendungen zugleichauch Nachfragepotenziale für andere Sektoren,insbesondere die Elektronikindustrie.

Möglichkeit und HerausforderungAuf der anderen Seite werden Menschen

heute bereits und zukünftig in immer stärkeremMaße von Medien und Unterhaltungsangebotenumgeben. Die Möglichkeit, Informationen zujeder Zeit an jedem Ort zu erhalten, schaffenimmer neue Informationsangebote. Umgekehrtwächst dabei jedoch auch die Herausforderung,die jeweils gesuchte Information zu findenbzw. zuverlässige Informationen zu finden.

Eine wichtige Veränderung, die sozialeMedien zusammen mit der Ausbreitung vonMobilgeräten hervorgebracht haben, ist dieVerwandlung des Medienkonsumenten in

einen Produzenten.Dies funktioniert aufder Mikroebene wie

beim Austausch von Erlebnissen im Freun-deskreis, aber auch bei gesellschaftlichen Er-eignissen. Neue Medien haben bei den Revoltenim Nahen Osten und Nordafrika eine Schlüs-selrolle gespielt, weil sie nicht nur zur Mobili-sierung zu Demonstrationen beigetragenhaben. Sie haben die traditionellen Medien,die durch Interessengruppen und Regierungenüberwacht werden, durch eigene Informationenüber Erlebnisse und Bewertungen zu einemnicht unbeträchtlichen Maße ersetzt.

Die enorme Beschleunigung von Infor-mationsflüssen, die ohne Zeitverzögerung umdie Welt geschickt werden, schafft eine neueForm von Unvermitteltheit. Statt wie bisheraufbereitete Informationen und Unterhaltungs-angebote in konkreten sozialen Kontexten zukonsumieren, lassen sich immer mehr Ereig-

nisse nicht nur miterleben, sondern in immergrößerem Maße mitgestalten. So sehr dies dieMöglichkeiten von Individuen stärkt, so sehrist es auch eine wachsende Herausforderungan ihre Fähigkeiten.

Hoher Zuwachs in der TürkeiKommt man in diesem Kon-

text auf die bereits erwähnteStudie von PwC zurück, so gehtsie für die Türkei davon aus,dass der Medien und Unterhal-tungssektor von 10,2 Mrd. Dol-lar in 2012 auf 11,6 Mrd. Dollaranwachsen wird. Mit einemZuwachs von mehr als 10 Pro-zent wird ihm eine deutlich

höhere Wachstumsrate als dem Bruttoinlands-produkt zugeschrieben.

Wichtige Steigerungsraten sieht PwC ins-besondere im Internet. Die Beteiligung wirdin den kommenden Jahren deutlich zunehmen.Zugleich bergen die demographische Strukturund die Kaufkraftentwicklung eine wichtigeBasis für weiteres Wachstum beim Medien-und Unterhaltungskonsum.

Auf der anderen Seite bleibt die Türkeiauch ein gutes Beispiel, um die These vonder „Demokratisierung“ von Medien und Un-terhaltung zu hinterfragen. Denn letztlichwird sich die erwartete Kopplung von Ver-braucherverhalten und Medien/Unterhaltungbzw. Sponsoren und Werbungsvergabe nurin einem Umfeld entfalten können, dass dieszulässt. Filter im Internet, die Konzentrationdes Einflusses nur weniger kapitalkräftigerAkteure und politische Manipulationsversuchesetzen hier Grenzen.

03MEDIEN Nr.53August 2013

istanbulpost.net

Veränderungen im MediensektorPriceWaterhouse Coopers (PwC) hat jüngst einen Bericht über die Entwicklungen im weltweiten Unterhaltungs- undMediensektor vorgelegt. Dabei zeigt sich, dass Medien und Unterhaltung ein stetig wachsender Markt sind, der zugleichschnellen Veränderungen unterliegt. Dies ist nur natürlich, denn die Unterhaltungsbedürfnisse und die Mediennutzunghängen sowohl von technologischen Entwicklungen als auch von gesellschaftlichen Veränderungen ab.

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04 AUßENPOLITIK

Exakt ein Jahr nach seinem Amtsantrittwurde der ägyptische Staatspräsident Moham-med Mursi durch das Militär abgesetzt. SeinemSturz waren Massendemonstrationen voraus-gegangen. Bringt man die vielfältigen Einschät-zungen zu den Ursachen seines Sturzes aufeine einfache Formel, so gehen viele Kom-mentatoren davon aus, dass sich Mursi zu starkum ideologische und konfliktträchtige Projekteund zu wenig um die Wirtschaft gekümmerthabe. Für die türkische Regierung ist der SturzMursis eine unerfreuliche Nachricht. Sie hattesich hinter ihn gestellt, ihn beraten und unter-stützt. Hinzu kommt, dass der Sturz des Ver-bündeten nach Massendemonstrationen sehrschnell Assoziationen zu den Gezi Park-Protestenin der Türkei heraufbeschwört.

Sturz eines VerbündetenDie als „arabischer Frühling“ bezeichnete

Protestbewegung in zahlreichen islamischgeprägten Staaten hatte die türkische Au-ßenpolitik zunächst überrascht. Bald jedochwurde der Sturz zuvor verbündeter Staats-männer in Ankara als Chance wahrgenommen.Auf der Suche nach einer neuen politischenOrdnung erschien vielen Politikern in derRegion die Türkei mit der AKP als einer isla-misch-konservativen Partei an der Spitze alseine interessante Alternative. Die AKP wie-derum bemühte sich durch direkte Kontakteinsbesondere zu den ägyptischen Muslim-brüdern sowie zur tunesischen Regierungs-

partei um eine Intensivierung der Beziehun-gen. Für Ministerpräsident Erdoğan zeichnetesich eine Chance ab, die Stellung der Türkeials Regionalmacht auszubauen.

Das Regierungsjahr Mursis verlief tur-bulent. Konnte er im November 2012 alswichtigster Vermittler eines Waffenstillstandsim Gaza Streifen wichtiges außenpolitischesPrestige sammeln, geriet die Durchsetzungeiner neuen Verfassung zu einem Pyrrhussieg:Zwar wurde die Verfassung durch Volksent-scheid angenommen, doch nur bei einerWahlbeteiligung von 40 Prozent. Eine sichschnell verschärfende Wirtschaftskrise undein hartes konservatives Regierungsprogramm

mündeten in der Vereinigung der ägyptischenOpposition.

Ablehnung des PutschesDie Reaktionen in der Türkei auf die Ent-

machtung Muris unterschieden sich beträchtlichvon denen in Europa oder den USA. Bereitsam Abend des 3. Juli wurde in Live-Diskussionenin der Türkei das Ereignis als Militärputschcharakterisiert. Interessanter Weise findet sichdiese Qualifizierung in europäischen Berichtenund Stellungnahmen nicht, auch wenn ab derzweiten Juli-Hälfte die Erwartung in den Vor-dergrund tritt, auch die Moslem Bruderschaftenin den politischen Prozess der Rückkehr zur

Demokratie einzubeziehen. In der Türkei do-miniert – nicht nur im Regierungslager und inihm nahestehenden Medien – die Bewertungdes militärischen Eingriffs als illegitim. Beidieser Bewertung spielt nicht zuletzt die Refle-xion der eigenen Vergangenheit eine Rolle.Aus der Sicht kritischer türkischer Autorenwurde durch den Putsch die Möglichkeit verbaut,Mursi auf demokratischem Wege zu stürzen.Zudem würde der schwierige Prozess der wirt-schaftlichen Konsolidierung der Übergangsre-gierung aufgebürdet. Mursi muss nun für seinRegierungshandeln keine Verantwortung über-nehmen.

Konsequenzen für das eigene LandDoch auch in anderer Hinsicht werden

die Ereignisse in Ägypten in ihren Konse-quenzen für das eigene Land hinterfragt. Dassder Sturz Mursis durch Massendemonstrationenausgelöst wurde und es ihm nicht gelang,einen Dialog mit dieser Opposition herzu-stellen, wird als eine Lektion auch für die inder Türkei regierende AKP verstanden.

Andere Überlegungen wiederum beschäftigensich mit der Haltung der USA. Bisher warenviele türkische Beobachter davon ausgegangen,dass die US-Außenpolitik einen „gemäßigten“oder „demokratischen“ politischen Islam un-terstütze und darin eine Perspektive für dieNahostregion sähe. Die ausbleibende Kritik ausWashington am Sturz Mursis wird auch als eineAbkehr von dieser Politik interpretiert.

Nr.53August 2013istanbulpost.net

Dämpfer für die türkische Außenpolitik

Cihan

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05AUßENPOLITIK Nr.53August 2013

istanbulpost.net

Die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit derEU berühren verschiedene Interessengruppen inunterschiedlicher Weise. Doch gerade an Punkten,in denen praktische Probleme und politischesPrestige schwer wiegen, ist die Dynamik der euro-päisch-türkischen Beziehungen ungebrochen. Diesgilt beispielsweise für die Frage der Visumsfreiheitfür die Türkei und das Rücknahmeabkommen fürillegale Migranten nach Europa. Ein weiteres Beispielsind die beginnenden Verhandlungen der EU undden USA über ein Freihandelsabkommen.

VisumsdialogFür die Türkei ist die Freizügigkeit ihrer Bürger

in Europa eine der wichtigsten Erwartungen anden EU-Beitrittsprozess. Insbesondere in Wirtschafts-kreisen wird immer wieder über die Nachteilegeklagt, die durch den Visumszwang entstehen. Invielen europäischen Ländern besteht jedoch nachwie vor die Furcht, die Aufhebung der Visumspflichtkönnte zu einer massenhaften türkischen Einwan-derung nach Europa führen. Dabei ist zugleich of-fensichtlich, dass eine Einlösung der Erwartungender türkischen Bevölkerung bei der Visumsfreiheitden EU-Beitrittsprozess des Landes zu neuer Realitätund Perspektive verhelfen könnte.

Auf EU-Seite wird die Unterzeichnung einesRücknahmeabkommens für in Europa aufgegriffeneillegale Einwanderer, die über die Türkei eingereistsind, zur Bedingung gemacht. Die türkische Regie-rung wiederum hat sich prinzipiell zur Unterzeich-nung des Rücknahmeabkommens bereit erklärt,verbindet dies jedoch mit der Visumsfreiheit.

Während die EU-Kommission davon ausgeht,dass die türkische Regierung kurzfristig die Unter-schrift zu dem ausgearbeiteten Vertrag leistet, meldetdie Tageszeitung Zaman, dass diese unter Vorbehalterfolgen könnte. Dieser Vorbehalt beinhaltet, dassdie Regierung das Abkommen außer Kraft setzenkann, wenn keine Fortschritte bei den Visumsver-handlungen erzielt werden. Dabei richtet sich die

Erwartung der Türkei insbesondere auf die Vorlageeines Zeitplans für die Fortschritte bei den Visums-verhandlungen. Auf der anderen Seite sieht dasRücknahmeabkommen eine sofortige Wirkung fürtürkische Staatsbürger und einen Zeitraum vondrei Jahren für andere Staatsangehörige vor. DieBeschlusslage der EU lautet, dass eine vollständigeUmsetzung des Abkommens Voraussetzung fürFortschritte bei den Visumsverhandlungen sei. DerProzess wird sich unter diesen Vorzeichen in dieLänge ziehen oder entgleisen, wenn er nicht aus-reichende politische Unterstützung erhält.

FreihandelsabkommenAm 8. Juli haben die EU und die USA mit den

Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen be-gonnen. Geplant ist, diese binnen 18 Monaten ab-zuschließen. Einer der Streitpunkte im Vorfeld derVerhandlungen war beispielsweise der Einwand „au-diovisuelle Medien“ aus den Verhandlungen auszu-nehmen, um die europäische Filmproduktion nichtzu gefährden. Der Vorstoß Frankreichs zeigt nichtzuletzt, wie nationale Interessen in diese Verhand-lungen eingebracht werden. Für die Türkei gestaltetsich der Verhandlungsprozess kompliziert. Aufgrundder Zollunion mit der EU muss sie Freihandelsab-kommen der EU mit Drittstaaten anwenden. Diesewiederum sind nicht verpflichtet, dies in gleicherWeise gegenüber der Türkei vorzunehmen. Nichtzuletzt aus diesem Grund drängt die Türkei darauf,bei den Verhandlungen mit am Tisch zu sitzen. AlsNichtmitglied ist sie jedoch bei den innereuropäischenEntscheidungsprozessen nur ein Partner, der bes-tenfalls angehört wird. Umgekehrt sieht die türkischeWirtschaft in dem geplanten Freihandelsabkommeneine Chance, endlich in stärkerem Maße auf demUS-Markt Fuß fassen zu können. Nun drängt dieTürkei auf eine direkte Beteiligung an den Gesprächen.Doch diese haben zunächst ohne sie begonnen. Esist absehbar, dass der Druck auf türkischer Seite indieser Frage steigen wird.

Sommertheater oder Weichenstellung: Die Verschiebung neuer EU-Verhandlungen

Eigentlich hätte die Eröffnungdes Verhandlungskapitels „Regional-politik“ Ende Juni ein Signal dafürwerden sollen, dass der EU-Beitritts-prozess der Türkei neue Impulse er-hält. Doch angesichts der Gewaltbil-der aus der Türkei wurde der Terminverschoben. Offen bleibt, was dieseVerschiebung zu bedeuten hat.

Seit drei Jahren wurde kein neuesder 35 Kapitel der Beitrittsverhand-lungen geöffnet. Demgegenüber fei-erte zum 1. Juli Kroatien die Auf-nahme in die EU. In der Türkeiwurde diese Feier zwiespältig verfolgt,hatten doch die Beitrittsverhandlun-gen des Balkanstaates zeitgleich mitdenen der Türkei begonnen.

Auf der anderen Seite hatte sichim vergangenen Jahr die Hoffnungausgebreitet, dass die Beitrittsver-handlungen neuen Schwung gewin-nen könnten. Zwar sind nach wievor acht Kapitel als Sanktion für dietürkische Weigerung, ihre Häfen undFlughäfen für Fahrzeuge aus Zypernzu öffnen, gesperrt. Doch mit demPräsidentenwechsel in Paris eröffnetesich die Perspektive, die von Sarkozymit einem Veto belegten Kapitel zuöffnen.

Die Öffnung eines neuen Ver-handlungskapitels sollte parallel zur„positiven Agenda“, die von der EU-Kommission entwickelt wurde, neu-en Schwung in die Beziehungenzwischen der Türkei und der EUbringen. Dahinter steckt die Er-kenntnis, dass das EU-Projekt in dertürkischen Öffentlichkeit nicht nuran Glaubwürdigkeit, sondern auchan Attraktivität verloren hat. Dennseit einigen Jahren sind aus Europanicht mehr Wohlstands-, sondernvor allem Krisenmeldungen zu ver-nehmen. Zugleich ist die Enttäu-schung groß, dass aus für die türki-sche Öffentlichkeit nicht immernachvollziehbaren Gründen weite

Teile der Verhandlungen blockiertwurden.

Belohnung zum falschenZeitpunkt

Gleichwohl waren es die Bundes-republik und Holland, die kurz vor derFreigabe des neuen Verhandlungskapi-tels auf die Bremse traten. Angesichtsder Besorgnis über die Gewalt bei Poli-zeieinsätzen sei die Öffnung eines neuenVerhandlungskapitels nicht populär.Kommentatoren in der Türkei vermutenjedoch auch, dass die nahende Bun-destagswahl eine Rolle gespielt habenkönnte.

Auf der anderen Seite hätte eineVertagung des Beschlusses zu ernstenSpannungen mit der Türkei führen kön-nen. Als eine mögliche Reaktion hätteder Rückzug des ständigen Vertretersder Türkei bei der EU erfolgen können.

Herausgekommen ist nun ein Kom-promiss, der vielleicht zu den typischenMerkmalen der EU gehört. Diplomatischausgewogen und in mehrerlei Hinsichtdeutbar wird durch den Beschluss einResultat erzielt, mit dem alle irgendwieleben können.

Fest steht, dass die Verhandlungenüber Regionalpolitik erst nach der Ver-öffentlichung des EU-Fortschrittsberichtsim Oktober aufgenommen werden. Auchfindet sich im Beschlusstext der Hinweis,dass dies nach Beratungen im Rat derständigen Vertreter erfolgen soll. Aufder anderen Seite heißt es in der Zu-sammenfassung des ohnehin nur kurzenBeschlusstextes, dass die Verhandlungs-aufnahme erfolgen soll. Ob die Diskus-sion nach Vorlage des Fortschrittsberichtsalso intellektuellen Zielen dient oderaber aufgrund des Berichts eine Neu-bewertung des Fortschrittsprozessesvorgenommen werden soll, bleibt offen.Sollte letzteres gemeint sein, so stündendie Beziehungen zwischen der Türkeiund der EU im Herbst vor einer Zer-reißprobe.

Blick auf Details desEU-Prozesses

Die Türkei drängtdarauf, bei denVerhandlungender USA und derEU mit am Tischzu sitzen.

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06 WIRTSCHAFTNr.53August 2013istanbulpost.net

Ausländer könneninzwischen leichter Im-mobilien in der Türkeierwerben. Im Rahmeneiner vor elf Monatenvollzogenen Gesetzes-änderung, mit der dasGegenseitigkeitsprinzipaufgehoben wurde,können nun Bürgerfast jedes Landes der Welt in derTürkei Immobilien erwerben. Da-bei stehen die Deutschen beimImmobilienerwerb in der Türkeian der Spitze.

Erwerb ohneVorbedingungen

Mit dem Änderungsgesetz Nr.6302, das am 18. Mai 2012 inKraft trat und die Bedingung auf-hob, dass Ausländer nur dann in

der Türkei Immobilienerwerben können,wenn dies Türken inderen Heimatland auchgestattet wäre, wurdeab August 2012 begon-nen, die Liste der durchKabinettsbeschluss frei-gestellten Länder imStaatsanzeiger zu ver-

öffentlichen. Während Bürger ausLändern wie Deutschland, dieUSA, Bahrein, Argentinien, Bel-gien, die Vereinigten Emirate,Brunei, Bulgarien, die Domini-kanische Republik, Frankreich,Finnland, Turkmenistan, St. Vin-cent, Tuvalu, England, Spanien,Italien, Japan, Kanada, Süd Korea,Kuwait, Oman oder Katar ohneEinschränkungen in der TürkeiImmobilien erwerben können,

bleiben diejenigen Syriens, NordKoreas und Armeniens davon aus-geschlossen. Auch ist der Grund-erwerb durch Bürger von Nach-barstaaten in den Grenzprovinzeneingeschränkt. Dies betrifft Länderwie den Irak, Iran, Georgien undBulgarien.

Deutsche an der SpitzeIn den neun Monaten seit Er-

lass der neuen Bestimmungen ha-ben Ausländer in der Türkei 10.687Immobilien erworben. Im gleichenZeitraum lag die Zahl der Personen,die auf der Grundlage des neuenGesetzes Immobilieneigentum er-warben bei 11.008. Die Verkäufebezogen sich auf 2.513 Grundstü-cke und 8.174 Wohnungen bzw.Häuser. Einer Erklärung des Mi-nisteriums für Umwelt und Stadt-

entwicklung zufolge lagen dabeidie Deutschen an der Spitze, ge-folgt von Engländern und Öster-reichern. Deutsche erwarben 2.557Immobilien in der Türkei. 702Personen aus Deutschland habenin der Türkei an verschiedenenOrten 1.263 Grundstücke und1.067 Wohnimmobilien gekauft,gefolgt von Engländern, die 1.302Immobilien erwarben und Öster-reichern mit einem Erwerb von352 Immobilien.

Zu den Ländern, aus denensich Interesse für Immobilien inder Türkei zeigte, gehörten auchdie USA, Saudi Arabien, Russlandund Nord-Zypern. Amerikanerkauften 81 Wohnungen und 56Grundstücke und wurden damitBesitzer einer Fläche von 66.638Quadratmetern. Bei den arabischen

Staaten lag Kuwait mit 196 Woh-nungen und 49 Grundstücken ander Spitze. Auch aus Ländern wieTansania, Tunesien, Bangladesch,Island, Luxemburg, Ungarn undVenezuela fanden sich Käufer.

Küste beliebtBei den 112.000 Immobilien,

die von Ausländern in der Türkeierworben wurden, liegen Alanya,Didim, Fethiye und Kuşadası mitihren Küstenstrichen an der Spitze.Mit 19.258 Immobilien mit 26.120ausländischen Eigentümern liegtAlanya an der Spitze, gefolgt von8.416 Immobilien in Didim und5.637 in Fethiye. Aber auch derLandkreis Yıldırım in der ProvinzBursa erreicht mit Platz 5 in derRangfolge einen hohen Stellenwert.Şahin Sönmez

Der Softwareriese SAP hatbekannt gegeben, dass Istan-bul einer von 15 weltweitenStandorten für die Innovati-onsentwicklung des Unter-nehmens werden soll. Vorge-sehen ist dazu eine Investitionvon 20 Millionen Euro imTechnopark Istanbul, mit derdas SAP Labs Innovation Cen-ter Istanbul gegründet werdensoll. Mit 300 Beschäftigtenwird es sich im Bereich derSoftwareentwicklung um eineGroßinvestition handeln, vonder Ausstrahlung auch auf an-dere Unternehmen der Bran-che erwartet wird.

Eine gute Nachricht ist dieInvestition auch für das Projekteines IT-Clusters in Istanbul,mit dem die Technologieent-wicklung in der Türkei geför-dert werden soll. Vor diesem

Hintergrund hat die Regierungfür die Einrichtung von großenForschungs- und Entwick-lungszentren attraktive För-dermöglichkeiten zusammen-gestellt, die in den vergange-nen Jahren bereits in der Tür-kei produzierende internatio-nale Unternehmen zur Verla-gerung von F&E-Aktivitätenins Land motiviert haben.

Von den 500 größten Un-ternehmen der Türkei setzennach Angaben von SAP 200Softwareprodukte des Unter-nehmens ein. Neben der Ent-wicklung von Softwarelösun-gen bietet SAP zudem auchein breites Angebot von Bil-dungsmaßnahmen, die dieNutzung dieser Standardsoft-ware für unternehmerischeFinanzen erleichtern und ef-fektivieren.

Internationale Finanzorgani-sationen spielen eine wichtigeRolle bei der Finanzierung vonWirtschafts- und Infrastrukturpro-jekten. Unumstritten sind solcheProjekte häufig nicht, weil sie mitEingriffen in soziale Strukturenund Umweltfolgen verbundensind. Als ein Tochterunternehmender Weltbank hat die IFC darumSozial- und Umweltstandards ent-wickelt, die in das Nachhaltig-keitskonzept des Instituts einge-bunden sind und anderen För-derbanken als Richtschnur fürihre eigenen Vergabestandardsbei Kreditprogrammen dienen.

Der Kriterienkatalog der IFCenthält acht Schwerpunkte, die vonMindeststandards bei Arbeitsbedin-gungen und Organisationsfreiheitenbis hin zu Umweltstandards unddem Schutz von Kulturgütern rei-chen. Für die Interessenten vonsolchen internationalen Finanzie-rungen bedeutet dies, dass sie inihre Projektplanung nicht nur Wir-kungsanalysen zu sozialen und Um-weltaspekten einbeziehen müssen,sondern auch einen Dialog mitKommunen und lokalen Initiativensuchen müssen. Die Projektträgerwerden zudem angehalten, einePlanung für die Wirkung ihrer In-

vestitionen für die Dauer ihres Be-standes vorzunehmen.

Die von der IFC entwickeltenNachhaltigkeitsstandards sind zu-nächst nur für sie selbst verbindlich.Gleichwohl werden sie von anderenFörderbanken wie beispielsweise dieEuropäische Entwicklungsbank oderdie Kreditanstalt für WiederaufbauRichtschnur für ihre eigenen Krite-rienkataloge und Bewertungsvor-gänge. Aber internationale Diskus-sionen wie die um den Ilısu-Stau-damm wecken auch die Sensibilitätfür Privatbanken, bei der Förderungvon Großprojekten Nachhaltigkeits-standards zu berücksichtigen.

Sozial- und Umweltstandards beiinternationalen Finanzierungen

SAP gründetInnovationszentrumin Istanbul

Großinvestitionen wie Staudämme lassen sich vielfach nur durch internationale Kooperationen finanzieren. Durch internationale Sozial- undUmweltstandards kann dabei auf eine nachhaltige Gestaltung der Projekte gedrängt werden.

Cihan

Günstige Bedingungen fürImmobilienkauf in der Türkei

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07WIRTSCHAFT

EXPORT* DEVISENKURSINDEX* VERBRAUCHERVERTRAUEN*INFLATION*

*Verbraucherpreise, 12 Monatszeitraum

7,31 7,03 7,29 6,13 6,51 8,30

Jan..‘13

Feb..‘13

Mrz..‘13

Apr..‘13

Mai..‘13

Juni‘13

75,8 76,7 74,9 75,6 77,5 76,2

Jan.‘13

Feb.‘13

Mrz.‘13

Apr.‘13

Mai.‘13

Juni‘13

12,646 11,509 12,436 13,175 12,620 13,316

Jan.‘13

Feb.‘13

Mrz.‘13

Apr.‘13

Mai.‘13

Juni‘13

* Mrd. Dollar *2003=100 *100=neutral, unter 100=negativ

120,39 119,69 120,27 121,41 119,96 115,65

Jan.‘13

Feb.‘13

Mrz.‘13

Apr.‘13

Mai.‘13

Juni‘13

Nr.53August 2013

istanbulpost.net

Am 15. Juni 2012 wurdedie neue Investitionsförderungin Kraft gesetzt. Durch hoheAnreize sollen insbesondere inweniger entwickelten GebietenInvestitionen erleichtert werden.Parallel dazu genießen auch„strategische Investitionen“ einebesondere Förderung. Die biseinschließlich Mai 2013 vorge-legten Daten zur Investitions-förderung geben einen erstenEindruck von den Auswirkun-gen des Modells.

Die vom Wirtschaftsminis-terium veröffentlichten Datengeben das Investitionsvolumenmit 37 Mrd. Türkische Lira (TL)an. Durch diese Investitionensollen 76.521 Arbeitsplätze ent-stehen. Gegenüber dem Vor-jahreszeitraum hat sich das In-vestitionsvolumen mehr als ver-doppelt.

In den ersten fünf Monatendiesen Jahres entfielen 36 Pro-zent der Investitionen auf dieIndustrie und 31 Prozent aufden Energiesektor. Gegenüberdem Vorjahreszeitraum ergabsich die deutlichste Veränderungbeim Bergbau. Lag dessen Anteilvon Januar bis Mai 2012 nochbei 2 Prozent, stieg er nun auf11 Prozent.

Im Hinblick auf die regio-nale Verteilung liegt der Schwer-punkt der Investitionen nach

wie vor auf der Förderzone 1,d.h. sie erfolgen in den amhöchsten entwickelten Gebie-ten. Lag ihr Anteil 2012 bei 26Prozent der Gesamtinvestitio-nen, so ist er in diesem Jahrauf 37 Prozent gestiegen. Inden Förderzonen mit höchsterPräferenz (Gebiet 6) stieg dieInvestitionssumme von 724 Mio.TL im Jahr 2012 auf 2,2 Mrd.TL in diesem Jahr. Der Zuwachsliegt also deutlich über demGesamtanstieg der Investitio-nen. Dabei lag die Investitions-summe in den am höchstenentwickelten Gebieten rundviermal höher als in den Ge-bieten mit besonderer Förder-präferenz (Stufe 6).

UngünstigeStartbedingungen

Bedenkt man, dass Investi-tionsentscheidungen nur zu ei-nem Teil mit Förderprogram-men gesteuert werden können,muss bei der Interpretation aufzwei wichtige Rahmenbedin-gungen hingewiesen werden.

Angesichts großer Unsicher-heit zum Wirtschaftsverlauf zei-gen Konjunkturumfragen derZentralbank seit einem Jahreine gemäßigte Investitionsnei-gung der Privatwirtschaft. Wäredas Investitionsförderprogrammin einen Zeitraum mit höheren

Erwartungen gefallen, hätte sicheine andere Dynamik ergebenkönnen.

Insbesondere im Hinblickauf die Förderzone 6, die Süd-ost-Anatolien und einen großenTeil Nordost-Anatoliens umfasst,müssen zudem politische Ent-wicklungen in Betracht gezogenwerden. Die südostanatolischenProvinzen haben in den ver-gangenen Jahren vor allem vonden verbesserten Beziehungenzum Nord-Irak und Syrien pro-fitiert. Der Handel mit Syrienhat jedoch aufgrund des Bür-gerkriegs und der türkischenAußenpolitik stark nachgelassen.Demgegenüber weckt der ein-geleitete Friedensprozess mitder PKK Hoffnung, dass ein sta-bileres Investitionsumfeld ge-schaffen werden kann.

SchwierigeRahmenbedingungen

Hatten bei der Bekanntgabedes neuen Investitionsförde-rungssystems einige Kommen-tatoren darauf hingewiesen,dass die Höhe der vorgesehenenFörderungen zu einer hohenHaushaltsbelastung führenkönnten und darum nicht lang-fristig sein könne, so gibt esweitere Faktoren, die gegen ei-nen schnellen Strukturwandelin der Türkei sprechen.

Betrachtet man das neueFörderungssystem unter demGesichtspunkt der Regional-entwicklung, so fällt zunächstdas enorme Gefälle bei densozialökonomischen Faktorenwie Bildung und Einkommenauf der einen Seite und derBevölkerungsdichte auf deranderen Seite auf. Viele Wirt-schaftsaktivitäten – ob in derProduktion oder im Dienst-leistungsbereich – sind orts-gebunden. Die Industrie be-darf möglichst kurzer Zulie-ferbeziehungen und zieht Vor-teile aus nahe gelegenen Ab-satzmärkten. Grenzgebietesind insbesondere dann struk-turschwach, wenn der grenz-überschreitende Handel be-hindert ist. Dies gilt im Falleder Türkei sowohl für denIran als auch für Armenien.Kurzfristig ist auch nicht miteiner Lösung im syrischen Bür-gerkrieg zu rechnen, die eineWiederaufnahme der Handels-beziehungen ermöglichte.Demgegenüber gehen vomIrak wichtige Impulse für dieEntwicklung der östlichen Pro-vinzen aus. Gleichwohl bleibendie sowohl im Hinblick aufdie Bevölkerungszahl als auchbezogen auf die Kaufkraft wich-tigsten Märkte im Westen derTürkei konzentriert.

SteigendeAuslandsverschuldung

Die Türkei ist zwar noch weit davon entfernt,erneut in eine Überschuldungsfalle zu stürzen.Doch wies Alaattin Aktaş in einem Beitrag fürdie Wirtschaftszeitung Dünya darauf hin, dassdie Relation von Bruttoinlandsprodukt und Aus-landsverschuldung im ersten Quartal 2013 denzweitschlechtesten Wert der vergangenen Dekadeerreicht hat.

Verantwortlich für die Entwicklung sind zweiFaktoren. Zum einen hat die Türkische Lira ge-genüber dem Dollar seit Jahresanfang beträchtlichan Wert verloren. Lag der Kurs zum Jahreswechselnoch bei 1,83 TL pro Dollar, so liegt er im Julibei Werten um 1,95 TL pro Dollar. Da die Türkeiihre internationalen Statistiken auf Dollar-Basisführt, bewirkt der Kursanstieg des Dollars beider Bewertung des in Dollar ausgewiesenenBruttoinlandsprodukts einen Rückgang.

Trotz eines Anstiegs des nach festen Preisenauf TL-Basis berechneten Bruttoinlandsproduktsum 3,0 Prozent im ersten Quartal 2013, wirktsich der Kursverlust der TL gegenüber demDollar auf die eine Bezugsgröße des Indikatorsfür die Verschuldungshöhe dämpfend aus. DieserEffekt wird sich im zweiten Quartal mit demdeutlich stärkeren Kursverlust stärker auswirken.

Auf der anderen Seite hat sich die Höhe derAuslandsschulden von 2002 bis 2013 deutlich er-höht. Lagen die Auslandsschulden 2002 noch bei129,6 Mrd. Dollar, so sind sie zum Ende desersten Quartals 2013 auf 349,9 Mrd. Dollar ge-stiegen.

Mäßige Geschäfte derGroßindustrie

Die von der Industriekammer Istanbul (ISO)jährlich herausgegebene Rangfolge der 500 größ-ten Industrieunternehmen 2012 zeigt für dasvergangene Jahr eine nur mäßige Entwicklung.Während die Unternehmen nach wie vor einengroßen Teil der Industrieproduktion und Wert-schöpfung der Türkei stellen, zeigen die Export-entwicklung und der Absatz eine auffällige Schwä-che. Während das Bruttoinlandsprodukt derTürkei 2012 um 2,2 Prozent stieg, hat sich derAbsatz der größten Industrieunternehmen infla-tionsbereinigt um 2,5 Prozent verringert. DerVerkauf aus eigner Produktion dagegen konnteum 3,1 Prozent gesteigert werden. Der Export-zuwachs blieb bei 0,6 Prozent.

Von einem Nettogewinn der großen Indus-trieunternehmen von 21,3 Mrd. TL entfielen 8,3Mrd. TL auf Geschäfte jenseits der Produktion.Es wird davon ausgegangen, dass Wechselkurs-gewinne hier eine bedeutende Rolle gespielthaben.

Geographische Verteilung der Förderzonen. Das erste Gebiet (rot) verfügt über den höchsten Entwicklungsstand, das 6. Gebiet (orange) über die geringsteWirtschaftskraft und damit die höchste Förderpriorität.

Starker Anstieg beigeförderten Investitionen

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08 WIRTSCHAFT

DIE WIRTSCHAFT INZAHLEN

INFLATIONSRATE (%)

VerbraucherpreiseErzeugerpreise (Index 2003,gegenüber Vorjahrsmonat)

Juni0,761,46

Mai0,151,00

Export

Mai (Mrd. $)

Import

Mai (Mrd. $)

Außenhandeldefizit

Mai (%)

Exportindex Menge

Monat Mai

Exportindex Wert

Monat Mai

(2010=100)

Stand Juni

13,316

23,209

42,6

129,7

108,1

Mai

12,520

22,824

45,1

121,8

108,4

BRUTTOSOZIALPRODUKT (2012/13)

Juli JuniVerbraucherpreise(12 Monate) 6,45 6,20Dollarkurs(12 Monate) 1,90 1,85Wachstum(Jahr gesamt, %) 3,6 3,9

ERWARTUNGSABFRAGE ZENTRALBANK

AUßENHANDEL

INDEx DES PRODUZIERENDEN GEWERBES

2. Quartal 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2013

3,0 1,6 1,4 3,0

Mai AprilGesamtindex (2010=100) 120,5 115,1

Industrie 123,5 117,3

Nr.53August 2013istanbulpost.net

Ende Juli wies das internatio-nale Kreditbewertungsinstitut Fitchdarauf hin, dass trotz der Erhöhungdes Zinskorridors nach wie vorwirtschaftliche Risiken für die Tür-kei bestünden. Zwar habe die Ent-scheidung der türkischen Zentral-bank zum Vertrauen beigetragen,doch bestünde nach wie vor einrelativ hohes Zinsrisiko. Zudemsei kurzfristig aufgrund der Zins-entwicklung mit einer Drosselungder Inlandsnachfrage zu rechnen.Die Kreditbewertung bleibe davonjedoch zunächst unbeeinflusst undweiterhin auf einem Niveau, dasInvestitionen zulässt. Das Institutweist jedoch darauf hin, dass fürdie weitere wirtschaftliche Ent-wicklung insbesondere sozialerFrieden und politische Stabilitätvon hoher Bedeutung seien.

Fitch hatte im November 2012als erstes internationales Kredit-bewertungsinstitut die Kreditnoteauf „BBB-“ und damit auf ein Ni-veau für sichere Investitionsein-stufungen angehoben. Dabei hattedas Institut auf die rückläufigenStaatsschulden und die gewach-sene volkswirtschaftliche Stabilitätverwiesen.

Eines der Hauptargumente fürdie Unabhängigkeit von Regulie-rungsinstitutionen wie beispiels-weise von Zentralbanken und In-stitutionen zur Finanzmarkt- undBankenaufsicht ist, dass sie aufgrundklar formulierter Aufträge unab-hängig von politischen Konjunktu-ren handeln sollen. Dies soll nichtzuletzt mehr Rationalität schaffenund Krisen vermeiden.

Die politische These, dass hinterden Gezi Park-Protesten eine „in-ternationale Zinslobby“ stünde, hatfür Irritationen gesorgt. Auch dassdie türkische FinanzmarktaufsichtSPK auf Grundlage dieser Thesedes Ministerpräsidenten umfassendeErmittlungen eingeleitet hat, wurdemit Unwillen aufgenommen. ImJuli wiederum begann die Banken-aufsicht BDDK mit Ermittlungen,als nach mehrfacher Interventionder Zentralbank der Devisenkurseinfach nicht auf das gewünschteNiveau sank.

Psychologisch vermitteln dieseEntwicklungen das Bild, als ob diewirtschaftspolitischen Institutionender Türkei den Überblick verlorenhaben. Zwar spielten sich der Anstiegder Devisenpreise, des Zinsniveausund der Fall der Börsenkurse zu-nächst auf dem Finanzmarkt ab.Doch gibt es Anzeichen dafür, dassdiese Entwicklung nicht unabhängigvom Realsektor verläuft. Das Zu-sammenwirken von Zentralbankund Konjunktur kann dazu führen,dass zahlreiche Geschäfts- und Fi-nanzierungspläne für die zweite Jah-reshälfte einer Revision bedürfen.

Erwartungen undEntwicklungen

Bereits seit längerer Zeit wurdedarauf hingewiesen, dass die er-wartete Änderung der Politik deramerikanischen Zentralbank FEDgroßen Einfluss auf die weltweitenFinanzströme haben werde. Es wur-de davon ausgegangen, dass Schwel-lenländer bei einem solchen Poli-tikwechsel für die Finanzmärkte anAttraktivität verlieren werden. DieBestätigung für diese Erwartungzeigte sich, als die FED tatsächlicheinen Politikwechsel anzukündigenbegann. Zumindest zeigten sichinsbesondere in der Türkei undBrasilien sowohl auf dem Anlage-als auch auf dem Aktienmarkt deut-liche Rückgänge.

Eine andere seit Monaten immerwieder aufgegriffene Entwicklungbezieht sich auf die Verschuldungdes türkischen Privatsektors. In denvergangenen Jahren hat die Ver-schuldung auf Devisenbasis zuge-nommen. Unter dem Eindruck derinternationalen Finanzkrise sindzugleich die Laufzeiten für Kreditegesunken.

Das Bruttoinlandsprodukt istim ersten Quartal um 3,0 Prozent

gestiegen, doch ging dieser Anstieginsbesondere auf die öffentlicheund private Inlandsnachfrage zu-rück. Parallel dazu ergab sich einerneuter Anstieg des Zahlungsbi-lanzdefizits.

Zwar haben zwei internationaleKreditbewertungsinstitute die Be-wertung der Türkei auf ein für In-vestitionen sicheres Niveau ange-hoben, doch blieb zumindest imzweiten Quartal der erwartete Zu-strom an ausländischem Kapitalaus.

Vielmehr zeigt die Zahlungsbi-lanz für Mai, dass die ausländischenNettoinvestitionen von einem durch-schnittlichen Niveau von 9 Mrd.Dollar auf 142 Mio. Dollar zurück-gegangen sind. Interessant ist, dassdieser Rückgang bereits vor denGezi Park-Protesten, die Ende Maibegannen, und vor der Ankündi-gung des FED-Politikwechsels erfolgtist. Das entstandene Finanzierungs-defizit wurde durch Reserven derZentralbank ausgeglichen.

Neue KalkulationenDie Devisenreserven der Zen-

tralbank wurden im Juni und Juliweiter durch Verkäufe zur Stüt-zung der Türkischen Lira (TL)verringert. Es ist absehbar, dassden Stützkäufen Grenzen gesetztsind. Zahlreiche Kommentatorensehen eine Zinserhöhung als un-vermeidlich an.

Für alle Marktakteure, die ihreKalkulationen auf der Grundlageeiner starken TL und mäßiger In-flation gemacht haben, ist das sichnach einem unerwarteten Anstiegder Verbraucherpreise im Juni ab-zeichnende Panorama unerfreulich.

Höhere Devisenpreise belastendie Bilanzen jener Unternehmen,die ihre Devisenschulden nicht ausDeviseneinnahmen finanzieren kön-nen. In welchem Maße sie dieseVerpflichtungen durch Optionsge-schäfte abgesichert haben, bleibtoffen.

Eine Zinserhöhung steigert zumeinen die Finanzierungskosten wei-ter und führt zum anderen auf demInlandsmarkt zu einer nachlassen-den Nachfrage. Zwar wirken sichdie gestiegenen Devisenpreisedämpfend auf das Zahlungsbilanz-

defizit aus, doch bleibt diese Wir-kung begrenzt.

Vor diesem Hintergrund wer-den zahlreiche Unternehmen inder Türkei ihre Strategie für daszweite Halbjahr überdenken undrevidieren müssen.

Haltet den DiebDas Ergebnis dieser Neukalku-

lationen wird die ganze türkischeGesellschaft spüren. Hatte sich dietürkische Regierung in den letztenzwei Jahren als Wachstumsmeisterpräsentiert, wäre es jetzt an derZeit, einige Mahnungen und War-nungen auszusprechen. Sie zieht esjedoch bisher vor, „Manipulationen“und „Intrigen“ für die Entwicklungenverantwortlich zu machen.

Dies mag politisch sinnvoll undrational erscheinen. Die Versucheder türkischen Zentralbank, dasZinsniveau niedrig zu halten, sindjedoch bisher zu Lasten der Reser-ven gegangen. Weiteres Zögernwird die Reserven weiter angreifenund vermutlich auch die Risiko-wahrnehmung verschlechtern.

Beklagt wird dabei die nach-lassende Unabhängigkeit der Wirt-schaftsinstitutionen von der Politik.Ob sie tatsächlich von Vorgabender Regierung abhängig sind odernicht, ist unerheblich. Die Wahr-nehmung, dass sie es wären, reichtbereits aus, die Rationalität der tür-kischen Finanzpolitik in Frage zustellen.

Dies zeigt sich nicht zuletztauch bei der Bewertung der Zins-erhöhungsentscheidung der Zen-tralbank vom 23. Juli. Verkündetwurde keine Zinserhöhung, son-dern eine neue Zinsobergrenze fürAnleihen der Banken bei der Zen-tralbank um 0,75 Prozentpunkte.Die Erhöhung bewegte sich aufdem Niveau der Erwartungen, ohnesich direkt auf die Kreditzinsen aus-zuwirken. Sie kam damit sowohlden Forderungen der Regierungals auch den Erwartungen der Fi-nanzmärkte entgegen. Doch dieser„Mittelweg“ wird eben auch als Ver-such bewertet, es „allen recht ma-chen zu wollen“ und damit wie-derum nicht als Entscheidung einer„unabhängigen Zentralbank“ be-wertet.

Änderungsdruck auf dieFinanzierungsmodelle

Anhaltende Risiken

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Vor zwei Jahren begann Turk-cell Europe in Deutschland einenneuen Service. Sowohl im Ton-als auch Datendienst könnenTeilnehmer an der Mobilkom-munikation teilnehmen, ohnesich über Ländergrenzen Gedan-ken machen zu müssen. Nunwurde die Gesellschaft mit ihremHauptsitz in Köln von NRW.In-vest mit dem Investitionspreisausgezeichnet.

Wie bewerten Sie dieAuszeichnung von TurkcellEurope mit dem NRW.InvestAward?

Wir bewerten diese Auszeich-nung als eine Anerkennung derbeeindruckenden wirtschaftlichenEntwicklung der Türkei und fürdie Leistungen von Turkcell alsein führendes Technologie- undKommunikationsunternehmen.Wie ich bereits bei der Preisver-leihung erklärt habe, nahmen wirdiesen Preis nicht nur als Turk-cell-Team entgegen, sondern auchim Namen unseres innerhalb vonzwei Jahren aufgebauten, mehrals tausend Vertriebsstellen um-fassenden Netzwerkes und un-serer übrigen Partner. Und ichmuss auch betonten, dass wirauch unseren Kunden, die in denvergangenen zwei Jahren TurkcellEurope bevorzugten und damitzum schnellen Wachstum beitru-gen, dankbar sind.

Was hat Ihnen dieseAuszeichnung eingebracht?

Bei der Preisverleihung inDüsseldorf betonte der NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duinunseren Beitrag zur Steigerungder Wettbewerbsfähigkeit desLandes und wies auf die neuenLeistungen und die von uns inDeutschland eingebrachte Erfah-rung hin, die zur wirtschaftlichenBelebung, Beschäftigung und In-novation beiträgt. Ich stimmedem zu. Die intensiven gesell-

schaftlichen, wirtschaftlichen undpolitischen Bindungen machendie Einzigartigkeit der Bezie-hungen zwischen Deutschlandund der Türkei aus. Und ichglaube, dass wir mit unserenLeistungen und unseren starkenKommunikationsverbindungendiese Verbindungen weiter ver-stärken.

Turkcell hat mit einem klei-nen Team in der Zentrale in Kölnbegonnen, eine mächtige mobileKommunikationsbrücke zwischenDeutschland und der Türkei auf-zubauen. Nun sind wir in derZentrale ein Team von 30 Mit-gliedern und haben tausende vonPartnern überall in Deutschland.Das von uns geschaffene Öko-system wächst mit jedem Tag.Dabei wachsen nicht nur wir,sondern auch unsere tausendenvon Partnern.

Ich glaube, dass die Mobil-kommunikation eine treibendeKraft des Handels ist, sie Freund-schaft und Verbindungen zwi-schen Völkern verstärkt, das Le-ben erleichtert und neue Chancenbietet. Während unsere Investi-tionen Dynamik in den deutschenKommunikationssektor brachten,haben wir durch Qualität undattraktive Ton- und Datendienstegewissermaßen die Grenzen zwi-schen Deutschland und der Tür-kei auf dem Gebiet der Kommu-nikation aufgehoben und eineMobilkommunikation in beidenLändern geschaffen, die funktio-niert, als ob es eines wäre.

Dies lässt sich auch an denZahlen ablesen… Innerhalb vonzwei Jahren haben sich die Anrufeaus Deutschland in das türkischeTurkcell-Netz verdoppelt. Damitsind wir das Unternehmen mitdem höchsten Mobilkommuni-kationsaufkommen geworden. Al-leine in den ersten fünf Monatendieses Jahres belaufen sich die

Gesprächsminuten auf 65 Millionen.Ein anderes Beispiel sind die mehrals 100.000 unserer Abonnenten,die im vergangenen Sommer vonder Türkei aus am Roaming teil-nahmen. Während der drei Som-mermonate haben unsere Abonnen-ten in der Türkei 7,5 Millionen An-

rufe gemacht und 14 Millionen Mi-nuten telefoniert.

Werden Sie die Deutschland-Erfahrungen auch auf andereLänder übertragen?

Wir glauben, dass das Zauberwortbei der Gestaltung unserer heutigenWelt Kommunikation ist. Das Wachstum

der Mobilkommunikation gibt Ent-wicklung und sozialem Wandel Im-pulse, hebt Grenzen auf und verstärktdie Wirtschaftsbeziehungen zwischenLändern. Unsere Expansionsvision be-werten wir in diesem Zusammenhang.Unsere Dienste in Deutschland kom-men nicht nur den Türken im Landzugute, sondern auch deutschen Tou-risten, Akademikern und Studenten inder Türkei haben große Vorteile davon.Die Vorteile für Geschäftsleute tragenzur Entwicklung der Beziehungen bei.Wir haben das Ziel, die Kommunikati-onsbrücke mit Turkcell-Qualität in dieTürkei auch in anderen Ländern mithoher türkischer Bevölkerung zu er-richten. Bei unserem Geschäftsmodellkommt der Beziehung zu Partnerneine Schlüsselbedeutung zu. Die Ge-spräche, um die besten Leistungen zuermöglichen, werden fortgesetzt.

09UNTERNEHMENNr.53

August 2013istanbulpost.net

Kommunikationsgrenzen aufheben

Übernahme von Versicherungs-gesellschaften durch Allianz

Mit der Bestätigung der Über-nahme durch die türkische Ka-pitalmarktaufsicht gingen die Ver-sicherungen der Yapı Kredi Bankvon der Allianz Türkei über. Da-mit hat die Allianz die Aktien-mehrheit an den beiden Versi-cherungen der Bank, eine fürSchadens- und Unfallversiche-rungen, die andere für Lebens-und Krankenversicherungen. DieAllianz hatte für den Kauf von93,95 Prozent der Aktien der Ver-sicherungsgruppe der Yapı KrediBank 1,6 Mrd. TL aufgewendet

und steigt damit zu einem derMarktführer auf dem türkischenVersicherungsmarkt auf. Geneh-migt wurde außerdem die Ko-operation von Allianz und YapıKredi, die der Allianz die Nutzungder 933 Bankfilialen und des 6,5Millionen zählenden Kunden-portefeuilles sichert. Aufgrundder bisher im Vergleich zu West-europa geringen Durchdringungdes Versicherungsmarkts gehtdie Allianz von weiter anhalten-den überdurchschnittlichen Zu-wachsraten in der Türkei aus.

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10 90 JAHRE LAUSANNER VERTRAGNr.53August 2013istanbulpost.net

Mit der Unterzeichnung des Lausan-nerVertrages am 24. Juli 1923 wurde derWeg frei für die Gründung der TürkischenRepublik. So wie dieser Vertrag in mancherleiHinsicht „Schlusspunkte“ setzte, so bein-haltete er auch zentrale Weichenstellungenfür den Neuanfang.

Mit dem Lausanner Vertrag, der zwischender türkischen Nationalbewegung auf dereinen Seite und Großbritannien, Frankreich,Italien, Japan, Griechenland, Rumänien, Por-tugal, Belgien, der Sowjetunion und demSerbisch-Kroatisch-Slowenischen Staat ge-schlossen wurde, endete für die Türkei derErste Weltkrieg endgültig. Zugleich wurdendie Bedingungen des zuvor geschlossenenFriedensvertrages von Sèvres grundlegendrevidiert. Festgelegt wurden nicht nur dieGrenzen der modernen Türkei, die späternur durch die Übernahme der Provinz Hatayverändert wurden.

Mit der Aufhebung der Kapitulationendes Osmanischen Reiches, mit dem die eu-ropäischen Mächte weitgehenden Einflussauf Handel und Gerichtsbarkeit erhaltenhatten, wurden auch elementare Souverä-nitätsrechte zurückerlangt. Im Gegenzugverpflichtete sich die Türkei zur Wahrungvon Minderheitenrechten gegenüber Grie-chen, Armenier und Juden. Dabei war bereitseinige Monate vor Vertragsabschluss eineÜbereinkunft mit Griechenland über einenBevölkerungsaustausch geschlossen worden.Dieser führte zur Zwangsumsiedlung derMuslime aus Griechenland und eines Groß-teils der griechischen Christen aus der Türkei.

Während die Siegermächte des ErstenWeltkriegs weitgehend auf ihre Reparati-onsforderungen verzichteten, wurde einneuer Zahlungsplan für die Staatsschuldendes Osmanischen Reiches festgelegt. Aufdiese Weise trat die Türkei auch die Rechts-nachfolge des alten Imperiums an.

Die in Lausanne getroffenen Entschei-dungen und Kompromisse schufen zugleichauch die Ausgangsbasis für die Reformpro-gramme in den ersten Jahren nach der Re-publikgründung. So wie der Vertrag weit-gehend die Grenzen der heutigen Türkeifestlegte, so sind zentrale politische Konflikteheutiger Zeit ebenfalls eng damit verbunden.Dies gilt für die Forderungen kurdischerTürken ebenso wie für die Diskussionenum Minderheitenrechte und die Rechtsstel-lung des griechisch-orthodoxen Patriarchats.

Dabei können die Festlegungen des Lau-sanne-Vertrages kaum losgelöst vom Zeitgeistin der Türkei und in Europa gesehen werden.Auch die Schweiz als Gastgeberin spielte indieser Hinsicht eine nicht unbedeutendeRolle.

War der Lausanner Vertrag auf der einenSeite für die türkische Nationalbewegungein Meilenstein in Richtung der Gründungder Türkischen Republik, so löste er gleich-wohl nicht alle ihrer Ziele ein. Auf der an-deren Seite ist er zugleich auch ein Aus-gangspunkt der Säkularisierung der Türkeiund damit auch verbunden mit den Bemü-hungen der aktuell führenden politischenBewegung, der AKP, das Geschichtsbild derGründungsphase der Republik zu verän-dern.

Die Reformphase des Os-manischen Reiches in der zwei-ten Hälfte des 19. Jahrhundertsvollzog sich unter großen Pro-blemen. Während das Imperiumwirtschaftlich immer stärker hin-ter die europäischen Großmäch-te zurückfiel, führten militäri-sche Niederlagen zu Gebiets-verlusten und politischer Ab-hängigkeit.

Nach dem Vorbild europäi-scher Staaten wollten Reform-kräfte im Osmanischen Reichab den 1860er Jahren zu einerkonstitutionellen Monarchieübergehen. Mit Hilfe der Re-former erlangte Abdülhamid II.schließlich die Sultanswürdeund erließ 1876 die erste Ver-fassung, die er jedoch bereits1878 wieder außer Kraft setzte.Nach einem jungtürkischen Auf-stand musste Abdülhamid II.die Verfassung 1908 wieder her-stellen und 1909 auf den Thronverzichten.

In dieser Phase hielten sichzahlreiche osmanische Bürgerteils zu Handels- und Studien-zwecken, teils aus politischenGründen in Europa auf. Ange-sichts der Interessen der euro-päischen Mächte an den politi-schen Entwicklungen im Os-manischen Reich konnten po-litische Aktivitäten dieser Emig-rantenkreise jedoch einge-schränkt werden. Hatte sich im19. Jahrhundert im Osmani-schen Reich insbesondere Fran-zösisch als Sprache der gebil-deten Kreise verbreitet, lag es

auch für die politischen Emig-ranten nahe, sich nach Frank-reich zu wenden. Doch geradeaufgrund der französischen In-teressen im Nahen Osten konn-ten ihre Aktivitäten dort immerwieder eingeschränkt werden.Neben Studien- und Handels-zwecken führte dies dazu, dassdie Schweiz insbesondere zuBeginn des 20. Jahrhundertszu einem attraktiven Aufent-haltsort für osmanische Exilan-ten wurde.

Türkische OrganisationenUm die Wende zum 20.

Jahrhundert belief sich die Zahlder Zeitungen, die von denJungosmanen und Jungtürkenin der Schweiz herausgegebenwurden, auf 22. Gleichwohlwar die Lage dieser Zeitungennicht einfach. Zwar wurden sienicht wie die „Mechveret“ inParis einfach geschlossen, dochkaufte Sultan Abdülhamid II.einfach die schweizerische Dru-ckerei, in der das Oppositions-blatt gedruckt wurde, und ver-hinderte so deren weiteres Er-scheinen. Der osmanische Ge-heimdienstchef Ahmet CelalettinPascha, der vom Sultan nachEuropa geschickt wurde, ummit der Opposition in Paris undGenf zu verhandeln, schreib ineiner Depesche von Genf als„Zentrum der Konspiration undRuchlosigkeit“.

Mit dem Sturz des Sultansund der Wiedereinsetzung derVerfassung änderte sich die Po-

litik gegenüber den osmani-schen Bürgern in der Schweiz.1909 wurde mit Unterstützungder jungtürkischen Regierungdie „Osmanische Bibliothek Lau-sanne“ gegründet, der 1911eine weitere in Genf folgte. DieAufgabe dieser Treffpunkte war,Zusammenhalt und Solidaritätunter den Türken in derSchweiz zu stiften und zugleichNationalideen zu verbreiten.

Der Schweizer HistorikerHans-Lukas Kieser sieht in denZusammenschlüssen der Tür-ken in der Schweiz zu jenerZeit zugleich auch eine Platt-form, die in Auseinanderset-zung mit anderen Exilgemein-schaften im Land zunehmendnationalistische Züge annahm.Als einen wichtigen Faktor da-für sieht er die Erfahrung derBalkankriege 1912-13 an, diemit dem Verlust der meisteneuropäischen Gebiete des Os-manischen Reiches endete.Die in Genf und Lausanne ge-gründeten türkischen Vereinesieht Kieser als Ausgangspunktund Zentrum der Türkisten-bewegung im Ausland, derwichtige Köpfe der späterentürkischen Republik entstamm-ten. Kieser berichtet außerdemüber Auseinandersetzungenüber Zentralisten und Föde-ralisten in den türkischen Krei-sen in der Schweiz. Als Expo-nenten föderalistischer Ideenerwähnt er Abdullah Cevdetund Said-i Nursi – beide Kur-den, die das Recht auf eine

gleichberechtigte ethnischeSelbstfindung mit den Türkenverfochten.

Gastgeberin derFriedensverhandlungen

Die Schweiz hat als Schau-platz der Friedensverhandlun-gen von Lausanne nicht nurdie Rolle als Gastgeberin ge-spielt. Als ein wichtiges Zentrumtürkischer Exilkreise war sieder Einschätzung des Histori-kers Kieser zufolge auch einOrt, an dem wichtige Elementemodernen politischen Denkensder Türkei entwickelt wurden.

Festlegungen für einenlaizistischenNationalstaat

Der Lausanner Vertrag lässtsich in recht unterschiedlicherWeise lesen und verstehen. DerBevölkerungsaustausch zwi-schen der Türkei und Griechen-land, der bereits einige Monatevor dem Vertragsabschluss aus-gehandelt wurde, verlieh derPraxis, religiös bzw. ethnischhomogene Territorien zu schaf-fen, eine völkerrechtliche Basis.Hatten bereits mit der Erobe-rung der Krim durch Russlandsowie im Kaukasus und aufdem Balkan zuvor groß ange-legte Vertreibungen verschie-dener Bevölkerungsteile statt-gefunden, so wurden von die-sem Vertrag 1,75 Millionen Men-schen erfasst, darunter 1,4 Mil-lionen anatolischer Griechen.Die durch die Folgen des Ersten

Erinnerung an eineneue Ordnung

Die Schweiz und dastürkische Exil

Das İnönü-Denkmal in Istanbul zeigt ihn in der Pose des siegreichen Feldherrn. Als Offizier der osmanischen Armee und Kommandeur im Befreiungskrieg musste İnönü als türkischerVerhandlungsführer in Lausanne seine Fähigkeiten auch als Diplomat zeigen.

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Der Lausanner Vertrag vor 90Jahren öffnete den Weg für dieGründung der modernen Türkei.Doch wie die meisten Verträgeist er ein Kompromiss. ZahlreicheFestlegungen blieben seither um-stritten und ziehen sich wie einroter Faden durch die Republik-geschichte sowie das internatio-nale Image der Türkei.

Bereits im Vertrag selbst findetsich die Weichenstellung zu ei-nem abrupten Bruch mit denTraditionen des OsmanischenReiches. Dabei geht es nicht nurum die Anerkennung von Ge-bietsverlusten, sondern vor allemum den Gedanken, ein Rechts-system nach westlichem Vorbildaufzubauen. Betrachtet man dabeidie Argumentation der türkischenDelegation bei den Vertragsver-handlungen in Lausanne, so sahsie dies Projekt als eine Fortfüh-rung des Reformprozesses, derbereits Mitte des 19. Jahrhundertseingeleitet, nicht jedoch zu Endegeführt worden sei.

Mit der Rechtsreform ergaben

sich weitere erforderliche Verän-derungen. Um religiösen Wider-stand zu kontrollieren, musstendie religiösen Institutionen unterstaatliche Aufsicht gestellt werden.Der Aufhebung des Kalifats unddes Sultanats folgte die Einrich-tung des Präsidiums für religiöseAngelegenheiten. Dass dieser „vonoben“ und häufig auch mit poli-zeilichen und militärischen Mit-teln durchgesetzte Umwälzungs-prozess nicht ohne Widerstandbleiben konnte, ist offensichtlich.Die Spuren dieser Auseinander-setzung ziehen sich wie ein roterFaden durch die Frontlinien dertürkischen Politikgeschichte. DieTradition der vom Staat verord-neten Reformen führte darüberhinaus zu einem Staatsverständ-nis, das wenig Sensibilität für in-dividuelle Freiheit und zivilge-sellschaftliches Engagement zeigt.

Hypothek auf die ZukunftUnd auch in einer anderen

Hinsicht enthält der Lausanne-Vertrag eine Hypothek auf die

Geschichte der Republik. Die Ver-handlungen über die Minderhei-tenfrage und der Beschluss, sieauf die Nicht-Muslime zu be-schränken, folgen durchaus demZeitgeist jener Zeit, in der Natio-nalstaaten durch Assimilation undDeportationen geschaffen wur-

den. Mit dem Bevölkerungsaustauschmit Griechenland, der vorherigenDeportation eines Großteils der ana-tolischen Armenier und dem Ver-such, einen ethnischen türkischenNationalismus zur Leitkultur zu er-heben, wurden als Gegenbewegungdie Identitätsansprüche der Kurdenwachgehalten.

Auf der anderen Seite wäre esvermutlich zu viel erwartet, wennvon der jungen Türkischen Republikerwartet würde, den Übergang voneiner autokratischen Gesellschaft zueiner demokratischen aus dem Standzu bewältigen. Vielmehr wurde mitder Übernahme und Anpassung eu-ropäischer Rechtsansätze ein Beitragzur Modernisierung der Gesellschaftgeleistet, der vermutlich eine wich-tige Voraussetzung für den wirt-schaftlichen Erfolg der Gründungs-

jahre der Republik darstellt. Zumin-dest war diese Übernahme vor demHintergrund der Vertragsverhand-lungen von Lausanne eine Voraus-setzung für die Gewährung vollstän-diger juristischer Souveränität. In-sofern sind die laizistischen Reformender Gründungszeit eng verbundenmit der Wiedererlangung nationalerSouveränität.

Nach 90 JahrenAls eine Gründungsvorausset-

zung der modernen Türkei ist derLausanne-Vertrag nach wie vor einegültige Rechtsquelle. Dies gilt ins-besondere im Hinblick auf die Min-derheitenkonflikte in der Türkei.Doch obgleich ein Vertrag nach 90Jahren nicht einfach geändert werdenkann, so kann er zumindest zeitge-mäß ausgelegt werden.

1190 JAHRE LAUSANNER VERTRAGNr.53

August 2013istanbulpost.net

Weltkriegs ohnehin stark entvöl-kerte Türkei verlor mit dieser Maß-nahme zugleich auch viel von ih-rem multikulturellen Charakter.

Minderheiten undSouveränität

Neben dem Bevölkerungsaus-tausch war die Frage der Minder-heiten, die auch mit Gebietsan-sprüchen verbunden wurde, einesder strittigsten Themen. Währenddie Alliierten vor allem auf dieGründung eines armenischen Staa-tes im Nordosten der Türkei dräng-ten, wies die türkische National-bewegung dies mit Hinweis aufdie bereits gegründete armenischeSowjetrepublik zurück. Auch dasVerlagen nach einer Garantie derRechte religiöser, ethnischer und

religiöser Minderheiten im Vertragstieß auf Widerstand. Hintergrundwar nicht zuletzt, dass die Siche-rung des anatolischen Kernlandessowie die Abschaffung der auslän-dischen Patronage für Bevölke-rungsgruppen zu den Kernbedin-gungen der türkischen Verhand-lungsdelegation gehörten. Gleich-wohl fanden eng begrenzte Min-derheitenrechte für Nichtmuslime,d.h. Griechen, Armenier und Ju-den, Eingang in den Vertrag.

Gleichwohl zieht sich die Aus-einandersetzung um Minderheiten-status und Minderheitenrechte wieein roter Faden durch die Geschich-te der türkischen Republik. Währendauf der einen Seite der türkischeNationalismus den Untergang desOsmanischen Reiches nicht zuletzt

aus der illoyalen Haltung der Min-derheiten erklärt und Minderhei-tenrechte als Vehikel ausländischerEinflussnahme auf die Türkei be-trachtet, ging der Versuch, ein ein-heitliches Staatsvolk zu schaffen zuLasten der kulturellen Vielfalt desLandes. Der aktuelle Streit bei derErarbeitung einer neuen Verfassungüber die Staatsangehörigkeit als„türkisch“ markiert nicht zuletztdiesen Konflikt, denn insbesonderekurdische Politiker weisen dieseBezeichnung als „ethnisch“ zurück.

SäkularisierungEin weiteres umstrittenes Kapitel

der Friedensverhandlungen war dieAufhebung der Kapitulationen. DieKapitulationen waren vom Osma-nischen Reich zu verschiedenen Zei-

ten mit den europäischen Mächtengeschlossen worden. Während siezunächst Handelsprivilegien bein-halteten, wurden später auch Schutz-vollmachten dieser Länder für ver-schiedene Bevölkerungsgruppendes Reichs sowie für ihre Bürgeraufgenommen. Dies führte zur sogenannten „Konsulargerichtsbar-keit“, die unabhängig von der os-manischen Justiz operierte.

Ziel der türkischen National-bewegung war, die Kapitulationenaufzuheben. Zwar zeigten sich dieAlleierten grundsätzlich dazu be-reit, forderten jedoch, dass eineSäkularisierung des Rechts vorge-nommen und ausländische Richteran türkischen Gerichten eingesetztwürden, um diesen Prozess zu ga-rantieren. Die türkische Verhand-

lungsdelegation sah in diesem Vor-schlag jedoch den Versuch, dieKonsulargerichtsbarkeit durch dieHintertür fortzusetzen. Stattdessenwurde angeboten, den bereits ein-geleiteten Säkularisierungsprozessdes türkischen Rechts durch dieBestellung von fünf ausländischenBeratern abzusichern.

Damit wurde bereits in denVertragsverhandlungen von Lau-sanne der Charakter der neuenTürkei als ein säkularer Staat vor-weggenommen. Dem Abschlussdes Vertrags folgte am 23. Oktober1923 die Proklamation der Türki-schen Republik. Eine schnelle Folgevon Reformen in den ersten fünfRepublikjahren vereinheitlichtedas Rechts- wie auch das Bildungs-wesen.

Die Aktualität des Lausanner Vertrages

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12 WIRTSCHAFTNr.53August 2013istanbulpost.net

Die BSH Türkei ist in den ver-gangenen Jahren zu einem derwichtigsten Produktionszentrenin den weltweiten Aktivitäten derGruppe aufgestiegen. Zugleichsetzt das Unternehmen auf Forsc-hung und Entwicklung, um einenBeitrag zur Nachhaltigkeit zu le-isten, die für wachsende Verbra-uchergruppen zu einem wichtigenKaufkriterium geworden ist. Inunserem Gespräch mit NorbertKlein, dem CEO der BSH Türkei,gingen wir auf Investitionen, Ab-satzentwicklung und technolo-gische Trends ein.

Welche Entwicklungenerwartet BSH für das zweiteHalbjahr?

Bisher kennen wir für denWeißgerätemarkt der Türkei dieDaten bis Ende April. Auf dieserGrundlage kann von einem Ver-kaufsanstieg im Inland um 8 Pro-zent gesprochen werden, wobeiwir bei der Produktion ein Wachs-tum um 4 Prozent und beim Ex-port eines um 5 Prozent voraus-sehen. Der Weißgerätesektor hatin der ersten Hälfte dieses Jahresgegenüber dem Vorjahreszeitraumeine bessere Performanz gezeigt.Wir erwarten, dass diese Ansti-egsgrafik anhält. Die bisherigenEntwicklungen sind geeignet zuzeigen, dass unsere Ende 2012aufgestellten Erwartungen bestä-tigt werden.

Die Türkei verfügtinnerhalb der globalenStrategie der BSH alsProduktionsstandort einebesondere Rolle. Was machtsie so attraktiv?

Für die BSH Gruppe ist dieBSH Türkei nach Deutschlandund China das drittwichtigsteLand. Mit der Übertragung derVerantwortung für den NahenOsten und Nordafrika auf die Tür-kei 2011 stieg die Zahl der an dieTürkei gebundenen Länder von11 auf 30. Weil die Türkei ein le-bendiger Übergangspunkt zwisc-hen Märkten mit unterschiedlic-hen Erwartungen wie Europa unddem Nahen Osten ist, verdient esdie Türkei sowohl wegen ihrerschnell wachsenden Wirtschaft alsauch ihres hohen Potenzials imWeißwarensektor, eines der Zen-tren der BSH weltweit zu sein.Zudem sollte man nicht vergessen,dass wir von der Türkei aus denExport in sehr weite Gebiete

durchführen können. Über dieTürkei erfolgt die Zusammenarbeitmit 27 Ländern. Damit werdenmehr als 400 Millionen Menschenin dieser Region erreicht. Wir ver-fügen als BSH über den Vorteil,die Wichtigkeit der Türkei früherals andere entdeckt zu haben undhier eine eigene Produktion auf-genommen zu haben.

Die BSH setzt ihreInvestitionsprogramme fort.Wo liegen dabei dieSchwerpunkte?

Die stabile Erfolgsgrafik in derTürkei verdanken wir unseren In-vestitionen dort. Insbesonderedurch die Investitionen in Höhevon rund 300 Millionen Euro inden vergangenen 3-4 Jahren habenwir unsere Position in der Türkeiweiter verstärkt. Auf dieser Grun-dlage haben wir die kleinen Pro-duktionszentren für den Inlands-markt in der Türkei in das größtekonsolidierte Produktionszentrumder BSH Gruppe verwandelt.

Mit einer Produktion von 4,4Millionen Einheiten in 2012 istes uns gelungen, eine Performanz

über der von 2011 zu zeigen. Zuden bis 2015 vorgesehenen In-vestitionen in Höhe von weiteren300 Millionen Euro gehören neueProduktkategorien, die Steigerungder Produktion, neue Logistik-und F&E-Zentren, ein neues Ver-waltungsgebäude in Çerkezköysowie die Entwicklung und derAusbau des Verkaufs- und Servi-cenetzes.

Die BSH ist alsinnovationsfreudigesUnternehmen bekannt. Aufwelchen Gebieten können wirin nächster Zukunft mitNeuheiten von BSH rechnen?

Die BSH Haushaltsgeräte alsführendes Unternehmen bei In-novation und Energieeffizienz imWeißwarensektor entwickelt mitunseren Marken Bosch, Siemens,Profilo und Gaggenau führendeTechnologien, die Haushaltsge-rätenutzern intelligente Lösungenbieten und dabei helfen, das na-türliche Gleichgewicht zu bewah-ren. Bevor wir ein Produkt ent-wickeln, versuchen wir in derganzen Wertschöpfungskette von

der Produktion bis zur Wieder-verwertung nach Gebrauch denVerbrauch natürlicher Ressourcenauf ein Minimum zu beschränken.Wir sind uns bewusst, dass derSchlüsselfaktor für nachhaltigeProduktion in der Schaffung vonInnovation liegt. Dementsprec-hend ist es unser Ziel, in der Pro-duktion durch innovative Lösun-gen die Umweltstandards zu er-höhen. Durch beständig steigendeForschungs- und Entwicklungsin-vestitionen unterstützen wir un-sere Nachhaltigkeitsziele.

Es ist bekannt, dass die beider Benutzung eines Haushalts-gerätes eingesetzte Energie sowieder Verbrauch von Wasser undReinigungsmitteln während dergesamten Lebensdauer des Geräts90 Prozent der Umweltbeeinflus-sung ausmachen. Dass 65 Prozentdes in Haushalten verbrauchtenStroms auf Haushaltsgeräte ent-fallen, hat Energieeinsparung undRessourcenschutz zu noch wich-tigeren Themen für die BSH wer-den lassen. Rund die Hälfte diesesVerbrauchs entfällt auf Kühlsch-ränke und ein großer Teil desübrigen Verbrauchs auf anderegroße Haushaltsgeräte. Wenn wiruns dies vor Augen halten, sinddurch fortschrittlichste Techno-logie erreichte Energie- und Was-sereffizienz das wichtigste, dasdie BSH für die Welt tun kann.Aus diesem Grund arbeiten dieIngenieure der BSH täglich anneuen technischen Ideen und In-novationen, die die Bedienungs-freundlichkeit und die Performanzder Geräte erhöhen und zugleichihren Energie- und Wasserverb-rauch senken.

Daran, dass unser Unterneh-men 3 Prozent des Jahresumsatzesfür Forschung- und Entwicklung(F&E) aufwendet, zeigt sich auchdie große Bedeutung, die wir die-sem Bereich zumessen. Für unsbedeutet F&E, den Einsatz inno-vativer Technologien zu ermög-lichen. Mit jedem neuen Projekt,das wir verwirklichen, nähern wiruns unserem Ziel an, durch denSchutz natürlicher Ressourcenund Energieeffizienz einen Beitragzu Schaffung einer langfristignachhaltigen Welt zu leisten. Inunserem 2012 fertig gestelltenF&E Zentrum arbeiten rund 200Ingenieure. Mit den in nächsterZeit zur Umsetzung gelangendenneuen Projekten wird diese Zahlweiter steigen.

Mit Wasser- undenergiesparendenHaushaltsgeräten kann dieTürkei wichtige Vorteile imHinblick auf dieNachhaltigkeit erzielen. Wieschnell vollzieht sich IhrerMeinung nach der Übergangvon alten zu modernenGeräten?

Dank der von uns entwickel-ten neuen Technologien tragenwir zur Energieeffizienz und demRessourcenschutz unserer Pro-dukte bei und bieten den Verb-rauchern zugleich Einsparungs-möglichkeiten. Beispielsweise sinddie mit der Zeolit® Trocknungs-technologie ausgestatteten Spül-maschinen um 30 Prozent effizi-enter als das nächste Konkurrenz-modell in dieser Geräteklasse.Die mit I-DOS Technologie aus-gestatten Waschmaschinen sorgendurch ihre Sensortechnologie füreinem nach Stofftyp, Verschmut-zung, Wäschemenge und Wasser-härte optimalen Einsatz von Was-ser, Strom und Waschmittel, wo-mit sie gegenüber einer in den1990er Jahren hergestelltenWaschmaschine um 67 Prozentweniger Wasser verbrauchen. Wirbeobachten, dass in den vergan-genen 15 Jahren der Energieverb-rauch bei Kühlschränken um 73Prozent, bei Waschmaschinen um53 Prozent, bei Spülmaschinenum 50 Prozent, bei Backöfen um43 Prozent und bei Wäschetrock-nern um 62 Prozent gesunkenist. Außerdem wurde bei Wasch-maschinen der Wasserverbrauchum 35 Prozent und bei Spülmasc-hinen um bis zu 60 Prozent ge-senkt.

Was ist Verbrauchernwichtig, wenn sie neueWeißgeräte oderHaushaltsgeräte auswählen?Wie beeinflussen dieseTrends Ihre Strategie?

Die heutigen Verbraucher nei-gen zu Geräten, die Wasser- undStromeinsparung ermöglichen.Mit unseren zu einem nachhalti-gen Leben beitragenden Weiß-und Haushaltsgeräten entsprec-hen wir als BSH den Einsparung-serwartungen der Verbraucherin bester Weise. Daneben verfol-gen wir natürlich auch dieTrends, die in visueller Hinsichtfür die Kaufentscheidung vonVerbrauchern von Bedeutungsind.

Mit umweltfreundlicher TechnologieVerbrauchererwartungen entsprechen

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1763 senesinde Osmanlıİmparatorluğu’nun elçisi AhmetResmi Efendi, Prusya Kralı II.Friedrich’in daveti üzerineBerlin’e geldi.

Bundan tam 250 yıl önce gerçekleşen bu zi-yaret, tarihte Türk-Alman siyasî ilişkilerinin baş-langıcı olarak anılır. Ahmet Resmi Efendi’nindönüş sonrası Sultan III. Mustafa’ya sunduğurapor (sefaretname) ise, Prusya’nın kendisindeuyandırdığı merakın izlerini taşır.

O zamanın Avrupa devletleri arasında güçlübir konuma sahip olan Osmanlı İmparatorluğu,ancak 18. yüzyılda modern anlamda diplomatikilişkiler kurmaya başladı. 1701 senesinde kurulanPrusya Krallığı ise o dönemde henüz uluslararası çapta gelişmekte olan ülkeler arasında yeralıyordu. Fakat Avusturya’ya karşı kazandığı zaferile Osmanlıların ilgisini çekmeyi başarmıştı.

Kral Friedrich, Prusya Krallığı’nı genişletmehayallerini gerçekleştirmek için özellikle Rusya’yakarşı müttefik arayışı içindeydi. Bunun için 1755senesinde İstanbul’a bir elçi gönderdi. 1761yılında Osmanlı Devleti ile Prusya arasında imza-lanan ikili ticaret anlaşması, iki ülke arasındakiilişkileri daha da geliştirecekti. O dönemde Prusyaile Rusya arasında Polonya topraklarının paylaşımıhususunda yaşanan anlaşmazlık, Osmanlıları dayakından ilgilendiriyordu ve böylece bir savunmaanlaşmasını müzakere etmek için İstanbul’danbir heyet Berlin’e davet edildi.

Değişimin tanığıAvusturya’ya karşı 7 yıllık Silezya Savaşı’nı

kazanan Prusya, savaş sona erdiğinde ciddi atı-lımlarla değişmeye başladı. Bu değişim sadeceaskeri ve siyasi alanlar ile sınırlı değildi; sanayi-leşmeye doğru attığı büyük adımlarla da bütünAvrupa’yı etkileyecek nitelikte güçlü bir krallıkhaline gelmeye başlamıştı.

Ahmet Resmi Efendi, sadece altı ay kaldığıBerlin’de bir Osmanlı aydını olarak Prusya’dayaşanan değişimi dikkatle izledi ve izlenimlerini

İstanbul’a aktardı. Yazdığı sıra dışı rapor, yenişehir düzeninden Kral Friedrich’in kişiliğine veyönetim tarzına kadar ayrıntılı idi ve İstanbul’datakdir ile karşılandı. Avrupa’daki değişimlerinOsmanlı başkentinde özellikle kültürel yaşamıetkilemeye başladığı o yıllarda bu yeni tarz elçiraporları önemli bir haber kaynağı oluşturuyordu.Öte yandan Osmanlıların ihtişamı da Avrupa’dahayranlık uyandırıyordu; Avrupalı soyluların“Türk koleksiyonları” oluşturmaya başlamalarıbunun bir yansımasıydı.

Tolerans ve çıkarAhmet Resmi Efendi, Berlin’in yeni taş bina-

larından ve geniş caddelerinden övgü ile sözederken Kral Friedrich’i bilgili, çalışkan ve hırslıbir kişi olarak tanımlıyordu. Yöneticilere yetkiveren, danışmanlarını dikkat ile dinledikten sonrakendi kararını veren kralın yönetim tarzı kendi-sinde besbelli hayranlık uyandırmıştı.

Oysa disiplinli bir asker devleti olarak prag-matik çıkarları ön planda tutabilen Prusya’nınbaşarı öyküsünde, sıkı düzen ve disiplin iletolerans arasında kurduğu etkileyici denge mo-

delinin de büyük payı vardı. Fransa’dan kovulanProtestanları kabul eden ülke, bundan önemliiktisadi ve kültürel avantajlar elde etti. Prusyamodeli, bir taraftan mutlak bir askeri düzeni sa-vunurken, farklı dinlere kapılarını açmasını dabildi. Bu, İslam dini için de geçerliydi. 1740yılında “Türkler de olsa, herkes gelsin” diyen II.Friedrich, ordusuna kazandırdığı Türk askerlerinePotsdam’da cami olarak kullanmaları için bir yertahsis etti. Ordusundaki Türk askerlerinden çokmemnun kaldığını ve böylelikle ilk Türk-Almanaskeri işbirliğinin özellikle Prusya’nın yürüttüğüsavaşlarda gerçekleştiğini tarih kayıtlarından öğ-reniyoruz.

Türk-Alman siyasî ilişkilerinin başlamasının250. yıldönümünün anımsandığı bugünlerdeTürkiye’nin Berlin Elçiliği önemli bir dışsiyaset merkezi olmaya devam ediyor. İkiülke arasındaki askeri ilişkiler eskisi gibi öndeolmasa da, karşılıklı merak yerini henüz ilgi-sizliğe terk etmiş değil. Gerçi Türkçede “fazlameraktan maraz doğar” denir ama araya marazgirecek ise, varsın bunun sebebi sadece kar-şılıklı merak olsun. Perihan Ügeöz / IP

Daha fazlasını bilmek isteyen herkes için Ağustos 2013 4 Euro / 6 TL istanbulpost.net

Mavi Kart uygulamasıbeklenenin üzerinde sonuç veriyor

Almanya’nın geçen sene 1 Ağustostarihinden itibaren uygulamaya baş-ladığı Mavi Kart düzenlemesi, meyve-lerini vermeye başladı. Her yıl 3 bin500 kişiye verilmesi beklenen MaviKart, uygulamanın ilk altı ayında 4bin 126 kişiye verildi. Sayfa 14

Baden-Württemberg’deTürkçenin müfredatagirmesi yakın

Almanya’da Sosyal Demokrat PartiBaden-Württemberg Eyalet Teşkilatı,Gymnasium okullarında Türkçeninüçüncü yabancı dil olarak okutulmasıyönünde girişim kararı aldı. Sayfa 15

Osmanlı’ya ait kitaplar günyüzüne çıkarılacak

Almanya’daki kütüphanelerde var-lığından kimsenin haberinin olmadığıOsmanlı’ya ve İslam coğrafyasına aitbinlerce el yazması eser bulunuyor.Bu “saklı hazine’yi ortaya çıkarıp tasnifetmek için bir proje başlatıldı. Sayfa 19

AB, tütün kaçakçılığınakarşı mücadele başlatıyor

AB Komisyonu yasadışı tütün ti-caretini ve sigara kaçakçılığını engel-lemek üzere bir strateji oluşturdu.Bakanlar Konseyi kararı ile sigara ya-sakları da sıkılaştırılacak. Sayfa 20

Karşılıklı Merak: Yıl 1763 -Berlin’de bir Osmanlı elçisi

Sayı: 53

Vatandaşların tapu müdürlükle-rindeki bekleyişlerine son veren Tapuve Kadastro Bilgi Sistemi (TAKBİS)uygulaması, Eylül ayından itibarenyurt dışında yaşayanların da hizmetinesunulacak. Çevre ve Şehircilik BakanıErdoğan Bayraktar tarafından yapılanaçıklamada, TAKBİS projesi kapsa-mında yurt genelindeki tüm tapu ka-yıtlarının sayısal ortama aktarıldığıkaydedilerek, merkezi veri tabanına aktarılan ka-yıtlarla tüm tapu müdürlüklerinde TAKBİS orta-mında online hizmet verildiği belirtildi. Tapu veKadastro Genel Müdürlüğü bünyesindeki parsel

verilerini elektronik ortamda toplayan uygulamasayesinde, bir parselin eni, boyu, imar durumugibi özelliklerin yanı sıra elektriği, suyu, yoluolup olmadığına dair veriler bir araya getiriliyor.

Pilot olarak Eylül’den itibarenAlmanya’da hayata geçirilecek sis-tem, daha sonra Avrupa ülkeleriylealtyapı kurulabilen bütün ülkeleretaşınacak. Vatandaşların konsolos-luklarda kurulacak birimlerde tapuişlemlerini gerçekleştirebilecekle-rini belirten Bakan Bayraktar, bubirimlerin Türkiye’deki gayrimen-kullerle ilgili danışma ve bilgilen-

dirme hizmeti de vereceğini açıkladı. Böyleliklemaket üzerinde gerçekleştirilen satışlarda Türk-lerin ya da yabancıların dolandırılmasınınönüne de geçilecek. www.csb.gov.tr

‘‘Zekanın ışığına her zamanulaşabiliriz, ama gönülzenginliğini bize kimseveremez.’’

Johann Wolfgang von Goethe

Politika 14 - Avrupa’da Türkler 15 - Ekonomi 16 - Bölgeler 18 - Kültür 19

E-Tapu, Eylül’den itibaren yurtdışında da uygulanmaya başlıyor

Cihan

Cihan

TC Berlin Büyükelçiliği - Cihan

www.csb.gov.tr

Page 14: Mevlana In vielerlei Hinsicht ein Jahrhundertprozess · PKK, Profiteure, Saboteure. Doch ob diese Erklärungen jenseits Doch ob diese Erklärungen jenseits seiner Stammgefolgschaft

Almanya’nın geçensene 1 Ağustostarihinden itibarenuygulamaya başladığıMavi Kartdüzenlemesi,meyvelerini vermeyebaşladı.

Her yıl 3 bin 500 kişiye ve-rilmesi beklenen Mavi Kart, uy-gulamanın ilk altı ayında 4 bin126 kişiye verildi. Bunlardanbin 294’ü Almanya’ya giriş yapanAvrupa vatandaşlarına verilirken,2 bin 832’si ise Almanya’da bu-lunan yabancı uyruklu kişilereverildi. Bunların Almanya’daüniversiteyi bitiren yabancı ki-şiler olduğu belirtiliyor. Dok-torluk gibi personel açığı bulu-nan mesleklerden olanlar içinbin 656 Mavi Kart verildi. MaviKart’tan yararlananların başındaHindistanlılar geliyor (983). Hin-distan’ı Çin (398), Rusya (262)ve Amerika Birleşik Devletleri(182) takip ediyor.

Başarıyla başladıMavi Kart uygulamasının ilk

altı ayı ile ilgili olumlu bir bilançoçıkaran Federal İçişleri BakanıHans-Peter Friedrich, “Rakamlarda göstermektedir ki Mavi Kartuygulaması başarılı başlamıştır”dedi. Dünyanın değişik bölgele-

rinden yüksek kalifiye elemanlarınAlmanya’ya geldiğini ve buradakikalifiye eleman açığını kapamayayardımcı olduğunu kaydeden Fri-edrich, “Özellikle Almanya’da üni-versiteyi bitirdikten sonra buradakalma kararı alan yabancıların sa-yısının yüksek olması beni sevin-dirmektedir. Kim Almanya’da eği-tim alıyorsa bilgi ve becerisini bu-rada hayata geçirmeli ve göster-melidir” diye konuştu.

Almanya’da 1 Ağustos 2012’denitibaren uygulanan Avrupa Birli-

ği’nin (AB) Mavi Kart düzenleme-sine göre yıllık brüt geliri 46 bin400 Euro’yu bulan bir iş göstere-bilenler kısa vadeli vize ve AB’ninMavi Kartı’nı alabiliyor. Eğer çalış-tıkları meslek Almanya’da elemansıkıntısı çekilen bir meslek ise(Mangelberuf) yıllık geliri 36 bin500 Euro’luk bir iş göstermeleride yetiyor. Ancak aynı pozisyondabir Alman vatandaşının da bu pa-raya çalışıyor olması gerekiyor. İşsözleşmesinin devam etmesi du-rumunda ise Mavi Kart’la çalışan-

ların en geç üç sene sonra süreklioturma iznine sahip olma hakkıbulunuyor.

Almanya’da üniversiteyi bitirenyabancı uyruklu kişilere Almanya’daiş bulmak için 18 ay süre tanınıyor.Bu süre zarfında istedikleri işte ça-lışma hakları bulunuyor. Bu grupiçinde olmayanların da yine 1 Ağus-tos 2012 tarihli düzenleme itibariyleüniversite mezunu olma ve kendigeçimlerini sağlama şartı ile altı ayoturma izni alma hakkı bulunuyor.İsmail Kul / Cihan / IP / Berlin

14 Nr.53Ağustos 2013istanbulpost.net POLİTİKA

Alman Federal Meclisi’nde in-sansız hava aracı projesi “EuroHawk”da muhtemel hata ve ihmal-lerin ve 500 milyon Euro’dan fazlayatırımın boşa gitmesinin sebeple-rini araştırmak için kurulan özelkomisyon işbaşı yaptı.

“Euro Hawk” Komisyonu, 6oturumda iki eski ve şimdiki Sa-vunma Bakanı Thomas de Maizierede dâhil olmak üzere 19 tanığınifadesini alarak nihai raporunuEylül’ün başında sunmayı hedef-liyor. “Euro Hawk” projesinin or-takları Amerikalı Northrop Grum-man ve Avrupa Hava Savunma veUzay Şirketi EADS’nin yan kuru-luşu Cassidian’ın yetkilileri de ko-misyona ifade verecek.

Evdeki hesap çarşıya uymadı“Euro Hawk” adı verilen proje-

nin toplamda 4 adet insansız havaaracından oluşması, son teknolojiyledonatılacak araçların Alman ordu-sunun görev yaptığı yerlerde kul-

lanılması ve projenin toplam mali-yetinin ise 1,2 milyar Euro’yu bul-ması bekleniyordu. Ancak şimdiyekadar 500 milyon Euro’dan fazlayatırım yapılan bu proje, SavunmaBakanı de Maiziere tarafından 10Mayıs’ta durdurulmuş, gerekçe ola-rak ise uyarı sistemi olmadığı içinAvrupa hava sahasında uçma iznialamayacağı, bu sistemi entegre et-

menin çok pahalıya mal olacağıgösterilmişti.

Seçim malzemesi“Euro Hawk” projesinin başa-

rısızlıkla sonuçlanması, 22 Eylül’de-ki genel seçimlerden önce seçimkampanyası konularından biri oldu.Bundan dolayı hükümetteki par-tiler eski Sosyal Demokrat Partili

(SPD) bakanların da ifadesinin alın-masını istedi. Ancak eleştirilerinhedefinde daha çok şimdiki Sa-vunma Bakanı Thomas de Maiziere(CDU) var. Bakan de Maiziere, so-runlardan geç haberdar olduğunu,bunları gidermenin çok pahalıyamal olacağından dolayı projeyiiptal etme kararı aldığını açıklamıştı.Azamat Damir / Cihan / IP / Berlin

Alman hükümeti,izlemeskandalındaçarşafa dolanıyor

Alman istihbarat birimlerininABD’nin Ulusal Güvenlik KurumuNSA ile yakın işbirliği olduğununortaya çıkması nedeniyle patlakveren skandal, Eylül ayında ya-pılacak Federal Meclis seçimleriyaklaştıkça derinleşerek devamediyor.

“Der Spiegel” dergisi, Almaniç ve dış istihbarat birimlerinin‘xKeyscore’ adlı bir veri izlemeprogramı sayesinde vatandaşlarınıtakip ettiğini yazdı. Habere göre,Anayasayı Koruma Teşkilatı veBND, Amerika ile ortak çalışaraktakibatları bu program üzerindenyapıyor. Amerikan NSA’ya ait sözkonusu program, Almanya’dakivatandaşların bütün kişisel bilgi-lerini izliyor ve bunları da ABD’liyetkililerle paylaşıyor.

Anayasa Koruma Teşkilatı ko-nuyla ilgili yaptığı açıklamada, tat-min edici bilgilere yer vermezken,sadece “yasalara bağlı kalındığı”ifadesini kullandı.

Muhalefetten istifatalepleri

Dış istihbarat birimi BND’denise henüz bir açıklama gelmez-ken, muhalefet partileri BNDBaşkanı Gerhard Schindler’in is-tifasını istedi.

SPD Genel Başkanı SigmarGabriel, skandaldan sonraSchindler’in koltuğunda oturma-sının doğru olmadığını belirtir-ken, Yeşiller Partisi Meclis GrupBaşkanı Renate Künast ise, “Al-man hükümetinin Amerikalılarınhizmetçisi konumuna düştüğü-nü” öne sürdü.

Sol Parti Genel Başkanı BerndRiexinger de söz konusu iddialaraydınlatılana kadar iç ve dış istih-barat başkanlarının görevden alın-masını talep etti.

İddialara göre, Amerikan gizliservisinin Almanya’da her ay ulaş-tığı 500 milyon kişisel verinin bü-yük bir kısmı bu program tarafın-dan ele geçiriliyor.

Tüm dünyada yankı uyandıranizleme skandalı ise CIA eski çalışanıEdward Snowden’in NSA’ya aitbelgeleri ifşa etmesi ile ortaya çık-mıştı. Azamat Damir / Cihan / IP / Berlin

Alman parlamentosu, “Euro Hawk”fiyaskosunu sorgulamaya başladı

Mavi Kart uygulaması bekleneninüzerinde sonuç veriyor

Cihan

Cihan

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Almanya’da SosyalDemokrat Parti Baden-WürttembergEyalet Teşkilatı,Gymnasium okullarındaTürkçenin üçüncüyabancı dil olarakokutulması yönündegirişim kararı aldı.

İki okulda pilot uygulaması öngö-ren bu karar, Türkçenin okullardamüfredata girmesi yolunda önemli birdönüm noktası olarak değerlendirili-yor. Pilot uygulama olarak 2014/2015eğitim yılı için iki Gymnasiumu seçmeyikarar alan Sosyal Demokrat Parti’liler(SPD), yer olarak Stuttgart ve Mann-heim şehirlerini seçti.

Eyalet Başbakanı Winfried Kretsch-mann’ın (Yeşiller) SPD’nin aldığı bu ka-rara olumlu yaklaşacağı tahmin ediliyor.Başbakan Kretschmann, 2012 yılı so-nunda Türkiye’ye yaptığı resmi gezideTürkçenin yabancı dil olarak müfredataalınması ile ilgili olumlu yaklaşımlarınıifade etmişti.

Türkçe dünya’da en çokkonuşulan 5. dil

Stuttgart Başkonsolosluğu EğitimAtaşesi Zeynel Abidin Karagöz, karardanduyduğu memnuniyeti dile getirdi. Ka-

ragöz, “Bu yıl içerisinde ataşeliğimizeve Eyalet Eğitim Bakanlığı’na görevbölgemizde bulunan okul-aile birlikleridernekleri Gymnasiumlarda Türkçeninyabancı dil olarak okutulması talebindebulunmuştu. SPD’nin böyle bir kararalmasını olumlu ve memnuniyetle kar-şılıyorum. Bu, Eğitim Bakanlığı nez-dinde ve farklı ortamlarda sürekli dilegetirdiğimiz bir konu” dedi. Türkçenindünyada en çok konuşulan beşinci dilolduğunu hatırlatan Karagöz, “Alman-ya’da en çok yaşayan yabancı uyruklumillet Türkler. Türkçenin okullarda ya-

bancı dil olarak okutulması, sadeceTürkler için değil Almanya için de birartı olacaktır” diye konuştu.

Türkçenin okullarda müfredataalınması ile ilgili daha önce açıklamadabulunan Eyalet Eğitim Bakanı AndreasStoch, bu konuda okullardan talep-lerin toplandığını ve şimdiye kadaryeterli talebin olmadığını ifade etmişti.Bakan Stoch, okullardan talep olmasıdurumunda Eğitim Bakanlığı olarakTürkçenin müfredata alınmasına herzaman hazır olduklarını dile getirmişti.Ali Rıza / Cihan / IP / Stuttgart

15Nr.53Ağustos 2013

istanbulpost.netAVRUPA’DA TÜRKLER

Baden-Württemberg’de Türkçeninmüfredata girmesi yakın

Almanya’da milliyetçi içeriğe sahipolduğu iddiası ile tartışmalı hale geti-rilen Türkçe kitapları hakkında KuzeyRen Vestfalya Eyaleti (KRV) Okul Ba-kanlığı’na bağlı Okul ve Eğitim Kurulutarafından hazırlanan rapora göre in-celenen kitaplarda anormal bir milli-yetçilik ve tarih çarpıtmasın rastlanıl-madı. Söz konusu kitaplar Eğitim veBilim Sendikası’nda (GEW) görevliÇok Kültürlü Siyaset İnisiyatifi’nin şi-kâyeti üzerine incelemeye alınmıştı.

Müfredatta yer almıyorlarTürkçe ders kitaplarının dilde eği-

tim için müfredatta bulunan kitaplararasında yer almadığına değinilen ra-porda, Türk Eğitim Bakanlığı tarafındanveya herhangi bir TC Konsolosluğu

tarafından kitapların KRV Okul ve Eği-tim Bakanlığı’na tanınma işlemleri içinbaşvurulmadığı da kaydedildi. Kitap-ların okullarda kullanımı ve dağıtımıhakkında araştırma başlatan Okul Ba-kanlığı’nın açıklamasında, öğretmen-lerin herhangi bir konsolosluktan top-luca kitap temin etmediği, dolayısıylabu kitapların okullarda kullanılmadığıbilgilerine de yer verildi.

Anormal bulgular yokİçerik araştırması için Türkiye Araş-

tırma Merkezi Vakfı Bilimsel AraştırmalarMüdürü Prof. Hacı Halil Uslucan’a bi-lirkişi olarak müracaat eden kurul, içe-riklerin anormal bir bulgu barındırma-dığı, fakat kitapların Almanya’da yaşayanTürk çocuklarının algısına ve bu ülkenin

eğitim sistemine göre uyarlanması ge-rekeceği yanıtını aldı.

Söz konusu kitapları inceleyen KRVEğitim Bakanlığı’nda görevli Türk çalı-şanları da, bu kitapların Almanya’dayaşayan Türk çocukları için özel uyar-lanmış kitaplar olmadığını, konsept ola-rak daha çok Türkiye’de eğitim görençocuklara göre olduğunu belirtiyor.

Prof. Hacı Halil Uslucan da şikâyetçisendika heyetinin “Kitaplar okul hayatını,çocukların genel bilgisini tehdit ediyor veyanlış bilgilendiriyor” eleştirisinin yersizolduğunu kaydederek, kitapları bu eleşti-riler doğrultusunda imha etmenin bir ge-reği olmadığını, ancak kitapların öğret-menler tarafından ekstra materyaller vebaşka ders kitapları ile desteklenmesininfaydalı olacağını belirtti. IP / Cihan / Düsseldorf

Türkçe kitaplarda milliyetçiliğe rastlanılmadı

Almanya’daki Türkler en çok memleketleri ile ilgili

sitelere giriyorDünyadakine paralel olarak Almanya’daki Türk-

lerde de internet kullanımı artıyor. Piyasa araştırma enstitüsü Data4U’nun yaptığı

araştırmaya göre Almanya’daki 1,45 milyon Türkvatandaşı internet kullanıyor. Araştırmanın ortayakoyduğu bir başka sonuca göre göçmenler dahaçok popüler sayfalarda ve daha ziyade memleketleriile ilgili sayfaları ziyaret ediyor, Alman reklam piya-sasını ilgilendiren sayfalara ise nadiren uğruyorlar.

Yüzde 48’i günlük kullanıyorAraştırmada ayrıca Almanya’da yaşayan 14 yaş

ve üzerindeki 2,4 milyon Türk’ün yüzde 60’tanfazlası internet kullanırken, bunların yüzde 48’inininterneti günlük olarak kullandığı bilgisine yer ve-riliyor. Ayrıca bu internet kullanıcılarının yüzde 65’ide en az 6 yıldır internet kullandığı için tecrübelikullanıcı sınıfında değerlendiriliyor.

Online alışveriş yapıyorlarTürkler arasında online alışverişin de günden

güne yaygınlaştığı ve buradan alışveriş yapanlarınoranının yüzde 54’ü bulduğu da araştırmadan çıkanbir diğer sonuç. Türklerin peşin ve kontratlı alışve-rişlerdeki ürün alımlarında ilk müracaat ettikleriaraç internet. Mehmet Özcan / Cihan / IP / Düsseldorf

Türk siyasetçiler “çiftevatandaşlık” vaadiyle oyisteyecek

Alman Hür De-mokrat Partili(FDP) Federal Mil-letvekili SerkanTören ve BavyeraEyalet Meclisi mil-letvekili adayıMahmut Türker,genel seçimlere haftalar kala seçim çalış-malarına Münih’ten start verdiler.

Halen Federal Meclis’te İçişleri, İnsan Haklarıve NSU komisyonlarında görev aldığını ifade edenTören, çifte vatandaşlık konusunu parti programınaaldıklarını ve kuracakları hükümette bu konuyupartnerlerine kabul ettirmek için stratejik hareketedeceklerini söyledi.

Tören ayrıca, kısa süre önce Türkiye’de üniversitemezunlarına yönelik yeni bir vize uygulaması başla-tarak, bu kişilerin devletten yardım almamak kaydıylaaltı aya kadar Almanya’ya iş aramaya gelmelerineimkân sağladıklarını hatırlattı.

Gezi olaylarında hem eylemcilerle hem de hü-kümet yetkilileriyle görüştüğünü dile getiren Tören,üç yıl aradan sonra iki Dışişleri Bakanı Ahmet Da-vutoğlu ve Guido Westerwelle’nin görüşüp AvrupaBirliği (AB) üyeliği müzakereleri konusunda yenibaşlıklar açılması kararı aldıklarını da kaydetti.

Eylül ayında yapılacak Bavyera Eyalet Meclisi se-çimlerinde milletvekili adayı olan Mahmut Türkerise daha çok eğitime yatırım ve okullarda Türkçedersleri verilmesi için yoğun çaba harcayacağınısöyledi. Bayram Aydın / Cihan / IP / Münih

Cihan

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16 EKONOMİNr.53Ağustos 2013istanbulpost.net

Gezi protestoları Türk turizmini baltaladıAlmanların en gözde tatilülkesi olarak bilinenTürkiye’nin turistik imajıGezi Parkı protestolarısebebiyle ciddi orandayara aldı.

Travel Industry Club adlı kuru-luşun yaptırdığı araştırmaya görebundan birkaç ay evvel 2013 yılı se-yahat sezonunun bir numaralı ka-zançlısı olarak görülen Türkiye, pro-testolardan sonra Alman seyahat en-düstrisinin gözünden düştü. Anketekatılan seyahat endüstrisinin öndegelenlerinin yüzde 86’sı Türkiye tu-rizminin olaylarla birlikte yara aldığınısöylerken, yüzde 70’i Türkiye’ninprotesto dalgası ve devletin tepkisisonrası turist sayısında baş gösterenazalmayı hissetmeye başladığını ak-tardı. Ankete katılanların yüzde 35’iise bu tür olayların tatilcilerin ülketercihini etkilemediği görüşünü sa-vundu.

Karamsar tabloAlman turizm sektörü Türkiye’de-

ki olayların gelecekteki seyri açısındanda karamsar bir tablo çiziyor. Sektördeankete tabi tutulan 179 yönetici po-zisyondaki turizmcinin sadece yüzde29’u huzur ve güvenlik ortamınıneski halini alacağını ve eylemlerin yıliçinde turizmin gidişatına etki etme-yeceğini düşünüyor. Yüzde 79’u ise

eylemlerin insanların kafasında endişeveren resimler bıraktığını ve bu re-simleri tatilcilerin de kolay kolayunutmayacağı görüşünü paylaştı.

Anket sonucuna göre Alman tu-rizm sektörü, Türkiye’de bariz dere-cede “İslamlaşma temayülüne” rast-lıyor. Buna örnek olarak kadınlarınörtünmesi ve alkolün sınırlandırılması

gibi örnekler veren sektörün ileri ge-lenleri, bu gibi gelişmelerin Almantatilcileri de ürküttüğünü ileri sürdü.

AB üyeliği bekletilsinTaksim olayları, halkın gene-

line nispeten Türkiye’nin AvrupaBirliği (AB) üyeliğine daha açıkbakması beklenen turizmcileri de

bir hayli etkilemiş. Ankete katı-lanların yüzde 22’si son olaylarıdikkate almaksızın üyeliği destek-lerken, yüzde 87’si AB’nin Türki-ye’yi kabul etmek için biraz dahabeklemesini doğru buluyor.

Anket hakkında değerlendir-mede bulunan Travel IndustryClub Başkanı Dirk Bremer, turizm

sektörünün bu gibi olaylar karşı-sında ne derece narin olduğunuTürkiye örneğinin gösterdiğineişaret ederek, “Turist sadece gi-derek artan bir şekilde hassas-laşmıyor, öfkesini başka alterna-tiflere yönelerek doğrudan ifadeediyor” açıklamasında bulundu.IP / Cihan / Berlin

Almanya’da haftalıkyayımlanan “Die Zeit”gazetesinin biber gazısanayisini ele aldığıhaberine göre Gezi Parkıeylemleri en çok Almanekonomisine yaradı.

“Die Zeit” gazetesinin söz ko-nusu haberinde Almanya’nınABD’den sonra en çok biber gazısatan ülkelerden biri olduğu ifadeediliyor.

Emniyet yetkililerinin konuylailgili bilgi vermemesini eleştiren ga-zeteye göre biber gazını üreten veithalatını gerçekleştiren firmalarla

ilgili bilgiler sır gibi saklanıyor. Av-rupa ve Almanya’da biber gazı ihra-catı ile ilgili rakamlar açıklanmıyor.Almanya’nın Türkiye’ye de yüksekmiktarda biber gazı sattığı bilinirken,kaç ton ve kaç milyon Euro değe-rinde olduğu hakkında bilgi veril-miyor. Haberde ayrıca son günlerdetoplumsal olayların yoğun olduğuBrezilya, Güney Afrika, Rusya veSingapur’a da çok miktarda bibergazı satıldığı belirtiliyor.

Başvuru geri çevrilmiş“Die Zeit” gazetesinin haberine

göre Baden-Württemberg eyaletin-deki Hoernecke adlı şirket, uzun

yıllardır Oleoresin Capsicum (OC)olarak bilinen biber gazının yanındatazyikli suyun içine karıştırılan bibergazını üretiyor. Türkiye’ye en son2008 yılında biber gazı sattığını iddiaeden şirket sahibi Thomas Hoer-necke, Türkiye’nin geçtiğimiz gün-lerde biber gazı satın almak için şir-kete başvurduğunu, fakat son ge-lişmelerden sonra bu talebi geri çe-virdiklerini söylüyor.

Türkiye’de üretilmeyen bibergazı, ABD ve Almanya gibi ülkelerdenithal ediliyor. Türkiye son 12 yılda628 ton biber gazı ithal etti ve bunlariçin 21,2 milyon Dolar ödedi.IP / Cihan / Stuttgart

Almanya ve Avusturya’da çalışmakisteyenlerin dil öğrenebilmeleri için‘deutsch.info’ adlı portal hazırlandı.

Avrupa Birliği (AB) Komisyonutarafından desteklenen Almanca öğ-renme sitesi, Berlin-Brandenburg Bi-limler Akademisi’nde tanıtıldı.

Projenin yöneticisi Jevgenij Gaus,8 değişik ülkedeki ortakları ile birliktegeliştirdikleri online Almanca öğrenmesitesi ile Almanya ve Avusturya’da ça-lışmak ve yaşamak isteyenler için pratikörnekler ile detaylı bilgiler verileceğiniaktardı. Sitede uygulamalı dersler, evkiralamadan resmi evrak doldurmayakadar güncel hayattan örneklerin yeralacağına dikkat çeken Gaus, siteninbeta versiyonunun kullanıma açıldığını,tüm fonksiyonların çalıştığı bir sitenin

ise Ekim ayında tamamlanacağını du-yurdu.

Deutsch.info projesinin ortakla-rından Almanya Uyum Vakfı’nın Baş-kanı Ferry Pausch ise AB genişletilirsedüşük kalifiye işgücü yaşanacağı yö-nündeki korkuların yersiz çıktığınısöyledi. AB üyelerindeki kalifiye ele-manlar için Almanya’nın cazip bir ülkeolduğunu vurgulayan Pausch, ancakbunların çoğunluğunun daha sonrageri döndüğünü veya İngilizce konu-şulan ülkelere gittiklerini söyledi. Bu-nun asıl sebeplerinden birinin Almancagramerinin kavranamamasından kay-naklandığını tahmin eden Pausch, buaçıdan bedava online Almanca öğren-me imkânının önemli adım olduğunusavundu. IP / Cihan / Berlin

İnternetten bedava Almanca öğrenme imkânı

Gezi eylemleri Alman ekonomisine yaradı

Cihan

Cihan

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17Nr.53Ağustos 2013

istanbulpost.netEKONOMİ

DoğuAlmanyaekonomisi bu senebüyümeyecekBu yıl Batı Almanyaeyaletlerinde yüzde0,7’lik büyümetahmin edilirken,Doğu Almanya’dakieyaletlerde ekonomikbüyüme beklenmiyor.

Bu durum Doğu Almanya’dabulunan eyaletler ile Batı Alman-ya’daki eyaletler arasındaki ekono-mik farklılığın kapanması ihtimalininşimdilik mümkün olmadığını ortayakoyuyor. Ekonomik farklılığı gider-mek için imzalanan “İkinci Daya-nışma Anlaşması” ise 2019 yılındasonra erecek.

Halle Ekonomik Araştırma Ens-titüsü’nün (IWH) açıkladığı rapordaDoğu Almanya’daki ekonomik tab-lonun gerekçeleri olarak buradakifirmaların yapıları ve müşterilerininekonomik krizle uğraşan AvrupaBirliği (AB) ülkeleri ile kısıtlı olmasıgösteriliyor. Çok daha geniş bir pi-yasaya hitap eden Batı Almanya fir-malarının AB’deki ekonomik kriz-den daha az etkilendiğini belirtenenstitü yetkilisi, nüfus yapısındandolayı azalacak olan iş gücü arzınınuzun vadede Doğu Almanya eko-nomisinin “zayıf karnını” teşkil ede-ceğini ifade etti. Raporda ayrıcaBerlin’in ekonomik büyümesiningeçen sene olduğu gibi bu sene deAlmanya ortalamasının üstünde ola-cağının tahmin edildiği belirtiliyor. Azamat Damir / Cihan / IP / Berlin

AB ülkelerinde bulunan vesayıları 150 bini bulan Türkgirişimcilerin yıllık ciroları62,8 milyar Euro ile ABbütçesinin neredeyseyarısına ulaştı.

Türk Alman Eğitim ve Bilimsel AraştırmalarVakfı (TAVAK), Avrupa Birliği’nde (AB) yaşayanve iş yapan Türk girişimcilerin konumunuaraştırdı. Vakfın tespitlerine göre 2013 itibariile Türkiye’den göç etmiş 6,8 milyon kişimuhtelif ülkelerde yaşıyor. Bunların 5,2 mil-

yonu AB ülkelerinde bulunuyor ve Birliğinnüfusunun yüzde 1’ini oluşturuyor. Üstelikönemli bir kısmı da işveren konumunda.AB’nin ilk 15 ülkesinde bağımsız çalışarakgeçimlerini temin eden girişimcilerin sayısı118 bin ve ciroları 62,8 milyar Euro’ya ulaşmışdurumda. AB bütçesi’nin 146 milyar Euroolduğu dikkate alınır ise, rakamın büyüklüğüdaha da anlam kazanıyor.

Çoğunluk Almanya’daAB’de yaşayan Türk girişimcilerin yüzde

68’i Almanya’da ikamet ediyor. ArdındanFransa ve Hollanda’da yaşayanlar geliyor.

Diğer yandan Birliğin yeni üyeleri Polonya,Çek Cumhuriyeti ve Macaristan da bünye-sinde sayısal olarak önemli miktarda Türkişletmesi barındırıyor. 2007 başında birliğekatılan Bulgaristan ve Romanya’daki Türkgirişimciler de göz önüne alındığında sayıya27 bin 500 kişi daha ekleniyor. Böylecetoplam girişimci sayısı 150 bine yaklaşırken,yatırım hacmi 16,3 milyar Euro’ya, toplamciroları da 62,8 milyar Euro’ya ulaşıyor.Söz konusu işyerlerinde 627 bin kişi de is-tihdam ediliyor. TAVAK, 2020 yılında AB’dekiTürk girişimci sayısının 200 bini aşacağınıöngörüyor. IP / Cihan / İstanbul

Axel Springer’in yerel gazete vedergileri satması endişeyle karşılandı

Almanya’nın en büyük medya kuruluşuAxel Springer grubunun, bünyesindeki yerelgazete ve televizyon dergilerini 920 milyonEuro’ya Funke grubuna satması medyadünyasında kaygıyla karşılandı.

Merkezi Hamburg’da bulunan ve şehirile bütünleşen gazete ve dergilerin satışısiyasi çevrelerde üzüntüyle karşılanırken,gazeteciler sendikasında ve medya dünya-sında eleştirilere neden oldu.

Almanya Gazeteciler Sendikası (DJV)Hamburg Başkanı Marina Friedt, Axel Sprin-ger’in anlaşmayla birlikte gazetecilik mirasınısattığını belirterek, “Burası ileride yayın-evinden çok karma ekonomi şirketi olacak”açıklamasında bulundu. İkinci Dünya Savaşısonrası merkezinin bulunduğu HamburgSenatosu’nun ilk yayıncılık lisansı verdiğiAxel Springer’in yayın hayatına başladığında“Birbirinize karşı anlayışlı olun” sloganını

hatırlatan Friedt, “Biz hem satıcının hemde alıcının bu slogana bağlı kalıp kalmaya-cağını takip edeceğiz. Ayrıca DJV Hamburgolarak meslektaşlarımızın yanında olacağız,onları destekleyeceğiz” diye konuştu.

Anlaşma sonrası açıklama yapan AxelSpringer Yönetim Kurulu Başkanı MathiasDöpfner ise satış kararı vermenin kolay ol-madığını belirterek, Axel Springer’in dijitalmedya şirketi olma yoluna kararlılıkla devamedeceğini söylemişti.

Gazete ve dergilerin satışı ile ilgili siyasiparti temsilcileri de Hamburg’da kurulanve şehir ile bütünleşen gazetelerin satışındanüzüntü duyduklarını belirten açıklamalardabulundu. İki medya grubu arasında yapılanön satış anlaşması yılsonuna kadar onayverilmesi halinde 1 Ocak 2014 yılı itibariile devir teslim yapılmasını öngörüyor. Ramis Kılıçarslan / Cihan / IP / Hamburg

Almanya’da sosyal yardım alanların nasıl tasarrufedebileceklerinin belirtildiği ve çizgi roman şeklinde ha-zırlanan “Et yemeyin, eski mobilyalarınızı satın, musluksuyu için” gibi tavsiyelerin yer alığı broşür tepki gördü.

Almanya’nın Schleswig-Holstein eyaletinde FederalÇalışma Ajansı’na (BA) bağlı Pinneberg İş Merkezi’ninhazırladığı ve çizimlerle süslenen broşürde, sosyal yardımalan bir aileden örnekler veriliyor. Aile, sosyal yardım al-maya başladığında, çocuklarına bir hafta boyunca et ye-meyeceklerini söyleyince kızlarının bunu sevinçle karşı-ladığı belirtilerek, “Ben zaten vejetaryen olmak istiyordum”sözleri yer alıyor.

Ailenin eski eşyalarını internette açık artırımda sataraknasıl gelir elde ettiklerinin de yer aldığı broşürde, sosyalyardım alan aileye içecek satın almak yerine musluksuyu içebilecekleri tavsiyesi yapılıyor.

Broşürde yer alan ilginç tavsiyeler bununla dakalmıyor. Küvete doldurup yıkanmak yerine duş alarakyılda yüzlerce Euro tasarruf edilebileceği belirtiliyor.Zekiye Altınkır / Cihan / IP / Frankfurt

Avrupa’daki Türk girişimcilerin yıllıkciroları 62,8 milyar Euro’ya ulaştı

Almanya’da tasarruf önerisi: Et yeme,musluk suyu iç, mobilyanı sat

Cihan

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Gaziantep BüyükşehirBelediye Başkanı AsımGüzelbey, Gaziantep’de15’in üzerinde fahrikonsolosluk ve vizebürosu bulunduğunukaydetti.

Gaziantep’te 15’in üzerinde fahri kon-solosluk ve vize bürosunun bulunduğunubelirten Güzelbey, bu durumun Gaziantep’in

artık bir dünya kenti konumuna geldiğiningöstergesi olduğunu belirtti. Almanya veİngiltere gibi ülkelerin vizelerinin Gazian-tep’ten verilmesinin artı bir değer olduğunuvurgulayan Başkan Güzelbey, “Biz iki seneönce Ankara büyükelçilerini Gaziantep’edavet ettik. İnanın bu davetler Gaziantep’eçok şey kattı. Hemen arkasından ticaretmüsteşarları ve konsoloslar geldiler ve ken-timizi gezdiler. Büyükelçiler ve konsoloslarlabire bir ilişkilerimizin olması kentimizindaha iyi tanıtımı demektir. Bunlar kentimizin

uluslararası tanıtımına katkı sağladı” açıkla-masında bulundu.

En çok Almanya vizesine talep olduğunuvurgulayan Güzelbey, Almanya vizesi almakiçin Ankara’da günlerce kuyrukta bekleyen in-sanları tanıdığını ve bunu şimdi sonlandırdık-larını kaydetti. Geçen sene bir sempozyumiçin Gaziantep’e gelen Almanya Göç ve Enteg-rasyon’dan Sorumlu Bakan Böhmer’i Gazian-tepli işadamları ile buluşturduğunu ve işadam-larının Almanya vizesi almanın zorluklarındanbahsettiklerini belirten Güzelbey, Bakan Böhmer

ile yakın ilişkileri neticesinde Gaziantep’te birAlmanya vize bürosu açtırdıklarını söyledi.

Diğer illerden de geliyorlarSadece Gaziantep’ten insanların vize

almadığını, Doğu ve Güneydoğu’dan dabirçok insanın vize almak için Gaziantep’egeldiğini dile getiren Güzelbey, bu durumunkent ekonomisine katkı sağladığını, bundandolayı taksici, lokantacı, fırıncı, otelci gibipek çok esnafın para kazandığını belirtti.İlkay Göçmen / Cihan / IP / Gaziantep

18 Nr.53Ağustos 2013istanbulpost.net BÖLGELER

Gaziantep konsolosluklar kenti oldu

Türk-Alman siyasî ilişkilerinin baş-lamasının 250. yıldönümü münasebe-tiyle 14-17 Kasım 2013 tarihleri arasındaUşak Üniversitesi ile Würzburg Üniver-sitesi işbirliği ile Almanya’nın Würzburgşehrinde II. Türk-Alman İlişkileri Sem-pozyumu düzenlenecek.

Uşak Üniversitesi Rektörü Prof. Dr.Sait Çelik konuyla ilgili yaptığı açıkla-mada sempozyumun amacının değişenve gelişen Avrupa Birliği’nin önde gelenülkesi Almanya ile Türkiye arasındakiilişkileri her açıdan bilimsel bir plat-formda değerlendirmek olduğunu be-lirterek, iki ülke arasındaki tarihî, eko-nomik, hukukî, kültür ve eğitim ala-nındaki derin ilişkilerin bilimsel ölçüt-lerle incelenmesinin önemli olduğunadikkat çekti.

Görünürlük artacakUşak Üniversitesi’nin uluslararası

görünürlüğünün yapılan işbirlikleri ileartacağını aktaran Rektör Çelik, “Bilin-diği üzere Avrupa Birliği’nin lider ko-

numundaki ülkelerden biri Almanya’dır.Almanya’nın olmadığı bir Avrupa Birliğidüşünülememektedir. Bu nedenle Av-rupa Birliği’ne katılmaya karar vermişülkemizin Almanya ile ilişkileri önemarz etmekte ve bu süreç stratejik açıdanöne çıkmaktadır. Türkiye ve Almanyaarasında tesis edilmiş olan sağlam birdiyalog ve işbirliği, her iki ülke çıkarla-rına hizmet edeceği gibi küresel anlamdaAvrupa Birliği ülkeleri için de son dereceyararlı olacaktır. Uşak Üniversitesi’ninWürzburg Üniversitesi işbirliği ile dü-zenleyeceği II. Türk- Alman İlişkileriSempozyumu sayesinde ortaya çıkacakolan bilgi ve tecrübeler, Türkiye ve Al-manya’nın gelecekteki ikili ilişkileri iledünya siyasetinde birlikte oynayacaklarırolleri için de önemlidir. Hem UşakÜniversitesi’nden hem de diğer üni-versitelerimizden akademisyenlerimizinkonuyla ilgili bildirileriyle bu önemlikonuya katkı sağlayacaklarını düşünü-yorum” şeklinde açıklamada bulundu. Özkan Yavaş / Cihan / IP / Uşak

Almanya Ekonomi Bakanı Philipp Rösler,tatilcilere Elbe, Mulde ve Tuna nehirlerininkıyısındaki sel felaketinden zarar gören böl-gelere gitmeye çağırdı.

“Neue Presse” gazetesine verdiği de-meçte “Tatil rezervasyonunu yapmamışolanlara bu bölgelere ziyareti öneriyorum”diyen Rösler, bunun sadece güzel bir tatil

değil aynı zamanda dayanışmanın da güzelbir örneği olacağını belirtti.

Sel felaketi sebebiyle önceki yıllarınyarısı kadar turist çekebilen bölgede zararınbüyük olduğu belirtiliyor. Azalan ziyaretçisayısının yanı sıra artan sivrisineklerle deuğraşan turizm sektörü zor günler geçiriyor.IP / Cihan / Berlin

Afet bölgesinde tatil yapın çağrısı

TD-IHK, yeni yönetimkurulunu seçti

Merkezi Berlin’de bulunan Türk-Alman Ti-caret ve Sanayi Odası (TD-IHK), 9. OlağanGenel Kurul Toplantısı’nda yeni yönetim kuruluseçimlerini gerçekleştirdi.

Yeni TD-IHK Başkanı olarak Rolf A. Königsgöreve getirildi. AUNDE Grubu’nun Chairman’ıve CEO’su olan Königs, aynı zamanda BorussiaMönchengladbach futbol kulübünün de baş-kanı. İki üyeden oluşan Başkan Vekili görevineEngin Koyuncu (TOBB) ve Dr. AlexanderWinkler (Deutsche Bank) getirildiler.

TD-IHK’nın yeni yönetim kuruluna seçilendiğer üyeler ise şu isimlerden oluşuyor: Ale-xander Hoeckle (Köln Ticaret ve Sanayi Odası);Tamer Ergün Yıkıcı (Radyo Metropol FM); Ba-hattin Kaya (Kaya Touristik GmbH); MichaelWiedmann (METRO Group); Dr. Emin Cezairli(Mavi Europe AG); Dr. Ulrich Palm (LutherAvukatlar Şirketi); Adem Çakır (AD 55 Çakırlarİnşaat Grubu).

Uşak Üniversitesi, Almanya’da II. Türk-Almanilişkileri sempozyumu düzenleyecek

Cihan

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Osmanlı’ya ait kitaplar günyüzüne çıkarılacak

19KÜLTÜRNr.53

Ağustos 2013istanbulpost.net

Almanya’daki kütüphanelerdevarlığından kimseninhaberinin olmadığı Osmanlı’yave İslam coğrafyasına aitbinlerce el yazması eserbulunuyor.

Göttingen Bilim Akademisi bu “saklı hazi-ne”yi ortaya çıkarıp tasnif etmek için bir projebaşlattı. 1958 yılında başlayan “Almanya’dakiŞark El Yazması Eserlerin Tasnifi” başlığını ta-şıyan uzun vadeli proje kapsamında gerçekleşençalışma ile kütüphanelerde adeta gömülü va-ziyette bulunan Türkçe, Arapça ve Farsçayaklaşık 7 bin eser gün yüzüne çıkarılacak.

Prof. Dr. Tilman Seidensticker, “Hedefimiz,bu zamana kadar kataloglaştırılmamış şarkieserleri tespit etmek ve dijital ortamda araş-tırmacıların hizmetine sunmak” dedi.

Alman kütüphanelerindeki İslam coğraf-yasına ait eserlerin sayısının daha yüksek ol-duğu biliniyor. Örneğin, Gotha Araştırma Kü-tüphanesi’nde 9. yüzyıldan bir Kur’an-ı Kerim,Berlin Devlet Kütüphanesi’nde 42 bin el yaz-ması eser, Bavyera Devlet Kütüphanesi’ndeise 17 bin eser bulunuyor.

Eserlerin bazıları Jasper Ulrich Seetzengibi araştırmacıların Suriye veya Mısır’a yap-

tıkları araştırma gezilerinde satın aldıklarıeserlerden oluşuyor, bazıları ise “Türk Savaş-ları” olarak nitelendirilen Osmanlı ve Avrupaarasında geçen savaşlarda ele geçirilmiş.

Yeni bilgilere de ulaşılıyorArapça eserlerde çok fazla farklı bilginin

olmadığını söyleyen Seidensticker , “Eser-

lerde bazen farklı bilgilerin olması bilimselverilere katkıda bulunuyor” dedi. Kimi eser-lerde ek not bulunduğunu söyleyen araş-tırmacı, böylelikle eseri kaleme alan kişininbir eseri tekrar yazarken hangi değişiklikleriyapmış olduğunu öğrenmenin mümkünolduğunu kaydetti.

Bazen yeni bilgilere de ulaştıklarını söy-

leyen Seidensticker, örnek olarak bir kitaptan1860’lı yıllarda İstanbullu bir imamın Afrikaseyahati esnasında beklenmedik bir fırtınanedeniyle Brezilya’da karaya çıkmasını veorada Müslümanlarla karşılaşmasını öğren-diklerini anlattı. Uzmanlar bunu İslam’ın oyıllarda da Güney Amerika’da bilindiğininönemli bir kanıtı olduğunu söylüyor.

2022’ye kadar sürecekAraştırma heyetinin başına getirilen Sei-

densticker, şimdiye kadar ilgili devletlerinyetkilileri tarafından eserlere ulaşmak içinherhangi bir girişimde bulunulmadığını,ancak birkaç bilim adamının böyle bir tale-binin olduğunu söyledi.

Araştırmada İran ve Türkiye’den de uz-manlar bulunmakla birlikte çoğunluğu Al-manlar oluşturuyor.

Kataloglamanın 2022 yılına kadar süre-ceğini tahmin eden Seidensticker, 2015yılına kadar devletin maddi desteğiyle çalı-şacaklarını, daha sonra desteklenip destek-lenmeyeceklerini bu yıl içinde öğrenecek-lerini açıkladı. Bununla birlikte Seidensticker,çalışmanın 2016 ila 2022 yılları arasında ta-mamlanabilmesi için proje süresinin uza-tılması yönünde uğraş verdiklerini de dilegetirdi. Cihan / IP / Krefeld

Dünyanın en büyük seyahat sitele-rinden “tripadvisor” bu yılki müşteri an-ketlerinden çıkan sonuçları açıkladı. Geç-tiğimiz yıllardaki gibi bu yıl da müşterilereen çok beğendikleri otel ve müzeler so-ruldu. Bu yıl dünyanın en büyük sanatmüzelerinden St. Petersburg’daki Ermitajmüzesi, kategorisinde en çok beğenilenmekân oldu. İkinci sırada Meksika’nınbaşkentinde bulunan Antropoloji müzesi

geliyor. Onu Chicago’daki Sanat Enstitüsütakip ediyor. İstanbul’daki Ayasofya Camiiise, en çok beğenilen müzeler listesininyedinci sırasında yer alıyor.

Yıllık yaklaşık 8,5 milyon ziyaretçi iledünyanın en çok ziyaret edilen müzesi un-vanını kazanan Fransa’nın Paris şehrindekiLouvre müzesi ise en çok beğenilenler lis-tesinde ancak 17. sırada yer bulabildi. Murat Durdu / Cihan / IP / Berlin

Alman fabrikatör Oskar Schindler’in filmlerekonu olan meşhur listesi online satış platformuebay’de 3 milyon Dolar’dan satışa sunuluyor.

Oskar Schindler, 2. Dünya Savaşı esnasındabini aşkın Yahudi’yi Polonya’nın Krakow şeh-rindeki fabrikasında “köle işçi” olarak göstererekHitler döneminin zulmünden korumuştu.

Satışa sunulan liste 14 sayfadan ibaret.Listede 801 kişiye ait isim, doğum tarihi vemeslek bilgileri bulunuyor.

1990’lı yılların ortasında Steven Spielberg“Schindler’in Listesi” adlı sinema filmi ile dünyayaFabrikatör Schindler’i ve başarı hikâyesini ta-nıtmıştı. Bu film ünlü yönetmen Spielberg’ebir de Oscar ödülü kazandırmıştı.

Ebay’deki ürün tanıtımında, listenin dünyadailk kez satışa sunulduğu belirtiliyor. Listenindört nüshasından ikisi Kudüs’teki Soykırım Anı-tı’nda, üçüncüsü Amerika’da bulunuyor. Murat Durdu / Cihan / IP / Berlin

Schindler’in Listesi satışa sunuluyor

Almanya’da her hanenin ödemek zorundaolduğu radyo televizyon ücretiyle ayaktaduran Batı Almanya Radyo ve Televizyonu(WDR), yayın kurulunda Müslüman bilirkişibulundurmaya hazırlanıyor.

Önümüzdeki sene WDR Yasası değiştiril-diği takdirde Müslüman kuruluşların kendiaralarında seçtiği yahut tavsiye ettiği birtemsilci devlet televizyonunda Müslümanlarınhassasiyetlerini gözetme imkânı bulacak. Buşekilde medya alanında İslamiyet’in Hıristi-

yanlık ve Yahudilik ile aynı derecede ele alın-ması sağlanacak.

WDR seçeceği kişiyi tayin ederken, önceİslami kuruluşların kendi aralarında bir kişihakkında uzlaşması beklenecek. Bu kuruluşlarbelli bir kişi hakkında ortak fikre varamadıklarıtakdirde her kurum bir kişiyi tavsiye edecek.Bu önerilen kişilerden biri Kuzey Ren Vestfalya(KRV) eyalet meclisinde kurulacak bir gruptarafından müzakere sonucunda seçilecek. Hüseyin Topel / Cihan / IP / Düsseldorf

WDR’nin yayın kuruluna Müslüman bilirkişi geliyorAyasofya, dünyanın en çokbeğenilen yedinci müzesi

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20Nr.53Ağustos 2013istanbulpost.net

‘‘Daha fazlasını bilmek isteyen herkes için’’

Avrupa Birliği (AB) genelindeher yıl yaklaşık 10 milyar Euro’lukgelir kaybına neden olan tütün vesigara kaçakçılığı sadece gelir kay-bına neden olmakla kalmayıp, aynızamanda suç örgütlerinin gelir kay-nağı olmaya devam ediyor. Stan-dartlar dışında üretilen ürünlerinpiyasaya sürülmesi nedeniyle halksağlığının da olumsuz yönde etki-lendiği biliniyor.

Yasadışı tütün ticareti ve sigarakaçakçılığıyla mücadele etmek üzereAB Komisyonu tarafından hazırlanan

ve AB düzeyinde eşgüdüm içindeyürütülecek stratejiye göre kaçakçılarıbu faaliyetlere iten nedenler ortadankaldırılarak, kaçakçılıktan elde edilenfaydalar elimine edilecek. Strateji,hem kaçakçılık faaliyetlerine yönelikcezaların arttırılmasını hem de tedarikzincirinin her kademesindeki güven-lik önlemlerinin arttırılmasını da ön-görüyor. Ayrıca gümrük işlemlerininsıkı denetimi ve polis ve sınır görev-lilerinin görevlerini yerine getirme-sinin sağlanması ile ilgili önlemlerinalınması gibi adımları da içeren stra-

teji kapsamında mevcut yasalar veuygulamalar incelenerek, yasa dışıfaaliyetlere olanak sağlayan noksan-lıklar ve açık noktalar giderilecek.

Sigara yasakları dasıkılaştırılacak

Öte yandan AB Bakanlar Konseyitarafından mevcut tütün yasaları ileilgili alınan bir karar ile AB genelindementollü, meyve ve çikolata aromalısigaraların satışı da yasaklanacak.Yasaklar kapsamında sigara paketleriüzerinde büyük resimli uyarılar bu-

lundurulacak. AB Komisyonu’nunhazırladığı taslakta resimli uyarılarınpaketlerin yüzde 75’ini kaplamasıönerilmiş olmasına karşın AB SağlıkBakanları bunun yüzde 65 oranınadüşürülmesi yönünde karar verdi.Üye ülkeler resimli uyarıların pa-ketin yüzde 65’inden fazlasını kap-lamasını isterlerse kendi iç düzen-lemelerini buna göre gerçekleşti-rebilecekler. Benzer uyarılar elek-tronik sigaralar ve tütün gibi tüke-tilen diğer bitkisel ürünler için degeçerli olacak. “Doğal” ve “organik”

gibi ifadeler sigara ve tütün paket-lerinin üzerinde yer alamayacak.

AB Komisyonu çalışmalarınagöre AB’de her yıl 700 bin kişitütün tüketiminden kaynaklananhastalıklar sebebiyle yaşamını kay-bediyor. Tütün nedeniyle ortaya çı-kan sorunların sağlık sistemine ma-liyetinin 25 milyar Euro olduğutahmin ediliyor. Yeni düzenlemelersonrasında AB’de sigara tüketenlerinsayısının önümüzdeki beş yıl içinde2,4 milyon azaltılması hedefleniyor. EU / TÜSİAD / IP / Brüksel

AB, tütün kaçakçılığına karşımücadele başlatıyor

Zeytin ağacı varlığını son15 yılda 90 milyondan170 milyona çıkaranTürkiye, zeytin vezeytinyağı üretimindedünya ikinciliğinihedefliyor.

2023 yılında 3,8 milyar dolarihracat hedefine ulaşmak için yoğunbir tanıtım çalışması yapan Zeytinve Zeytinyağı Tanıtım Komitesi

(ZZTK), 2013 yılının ikinci yarısındailki Almanya’da olmak üzere beştane uluslararası fuara katılarak Türkzeytin ve zeytinyağınıtanıtacak.

5 - 9 Ekim 2013tarihlerinde Kölnşehrinde düzenle-nen ve dünyanınen büyük gıdafuarı olarak kabuledilen Anuga Fuarı’na katılacak

olan ZZTK, burada özellikle sofralıkzeytin ihracatını arttırmak için ta-nıtım yapacak. Almanya’da 3,5 mil-

yon Türk vatandaşının yaşadığınadikkat çekenZZTK Yönetim

Kurulu BaşkanıMetin Ölken,Türkiye’nin sof-ralık zeytin ih-racatında pazar

lideri olan Al-

manya’da mevcut konumunu dahada güçlendirmeyi amaçladıklarınısöyledi. Türkiye’nin 2011-12 sezo-nunda Almanya’ya 36 milyon 799bin dolarlık sofralık zeytin ihraç et-tiğini açıklayan Ölken, Almanya’nınTürkiye’nin zeytin ihracatındaki pa-yının yüzde 31 seviyesinde oldu-ğunu kaydederek, Almanya’ya zeytinihracatını çok daha yüksek seviyeyearttırmayı hedeflediklerini belirtti.Şaban Gündüz / Cihan / IP / İzmir

AB Komisyonuyasadışı tütünticaretini ve sigarakaçakçılığınıengellemek üzerebir stratejioluşturdu.Bakanlar Konseyikararı ile sigarayasakları dasıkılaştırılacak.

AB şehir eşleştirmeprogramı başladı

AB tarafından desteklenen veİstanbul Valiliği koordinatörlü-ğünde yürütülen “İstanbul AB’yeHazırlanıyor” projesi kapsamın-daki şehir eşleştirme programındaeşleşmeler belli oldu.

Türkiye Belediyeler Birliği’nindesteğiyle yürütülen şehir eşleş-tirme programı 7 Kasım 2012 ta-rihinde yayınlanan başvuru çağrısıile başlamıştı. Geçtiğimiz Mayısayında bir araya gelen İstanbulve Avrupa Birliği (AB) ülkeleriyerel yönetimleri AB müktese-batının yereldeki uygulamalarınayönelik işbirliği yapmak üzerebirbirleri ile eşleşti.

Eşleşen ilçelerİstanbul ilçeleri ile AB ülke-

lerindeki ilçelerin eşleşme du-rumu şöyle: Bağcılar-Hamm (Al-manya); Beylikdüzü-Münih (Al-manya); Beyoğlu-Ghent (Belçi-ka); Güngören-Pecs (Macaristan);Maltepe-Mannheim (Almanya);Şile-Paggaio (Yunanistan); Sarı-yer-Ravenna (İtalya); Sultanbey-li-Elektrania (Litvanya); Gazios-manpaşa-Koper (Slovenya); Üm-raniye-Vilnius (Litvanya). Hüseyin Aydın / Cihan / IP / İstanbul

Almanya’da 20 yıl sürecek dev sağlık araştırmasıAlmanya, 2014 yılından itibaren

tarihinin en büyük sağlık araştırmaprojesini başlatacak.

Toplamında 20 yıl sürecek araş-tırma kapsamında her yıl 200 biniaşkın katılımcı sorgulanıp muayeneolacak.

Almanya Eğitim ve AraştırmaBakanı Johanna Wanka yaptığı açık-lamada, araştırmanın bu güne ka-dar Almanya’daki araştırmalar ara-sında en kapsamlısı olduğunu be-lirtti. Toplum hastalıkları olarakbilinen kanser, diyabet ve alzhei-meri önceden tespit edip tedaviyöntemleri geliştirmeyi hedefleyenaraştırmanın çok büyük bir şans

olduğunu açıklayan Bakan, “Kansergibi toplum hastalıklarındaki bilgibirikimimizi geliştirmek için çokbüyük bir fırsat” dedi. Hastalıkları

daha iyi önleyebilmek için bu fır-satın değerlendirilmesi gerektiğinibelirten Wanka, 2011 yılında Al-manya’da ölüm sebeplerinden

dörtte birinin kanserden olduğunadikkat çekti.

2011 yılında Almanya’da yak-laşık 221 bin 600 kişi kanserdenhayatını kaybetmiş. Proje bünye-sinde, kronik hastalıkların temelive toplum üzerindeki etkileri araş-tırılacak. Katılımcıların 20 ile 69yaş arasında olmaları gerekiyor.Araştırma Almanya’da 18 ayrı tıparaştırma merkezinde gerçekleşti-rilecek. Hazırlanmış olan soru ki-tapçıklarını tam olarak doldurankatılımcılar, daha sonrasında mua-yeneden geçecek. Proje bedeli isetoplamında 210 milyon Euro. Murat Durdu / Cihan / IP / Berlin

ZZTK, Almanya’ya daha fazla zeytin ihraç etmeyi hedefliyor

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21ENERGIENr.53

August 2013istanbulpost.net

Kraftwerkskapazitäterreicht 60.000Megawatt

Die Kraftwerkskapazität der Türkei ist in-nerhalb eines Jahres von 57.000 MW auf mehrals 60.000 MW angestiegen. Dabei liegt derAnteil des Privatsektors inzwischen bereits bei38,6 Prozent. Knapp zwei Drittel der im Jah-reszeitraum in Betrieb genommenen Kraft-werkskapazität entfällt auf Erdgaskraftwerke.Allein in der ersten Jahreshälfte 2013 gingen60 neue Kraftwerke ans Netz. Die hohe Zu-nahme des Erdgasanteils geht nicht zuletztauf die im Juni in Betrieb genommenen Kraft-werke von RWE/Turcas in Denizli sowie derOMV in Samsun zurück.

Schiefergas und die Türkei

In verschiedenen Strategiepapieren – vomgerade verabschiedeten Fünf-Jahresplan biszur Energiestrategie – wird zum einen einhoher Anstieg des Energiebedarfs der Türkeifür die kommenden zehn Jahre und zum an-deren die Notwendigkeit einer stärkeren Nut-zung einheimischer Ressourcen hervorgehoben.Während zu diesem Zweck nationale und in-ternationale Projekte zum Abbau nationalerKohlereserven und ihrer Nutzung für die Strom-erzeugung gefördert werden, werden zugleichdie Investitionsvoraussetzungen für Projekteim Bereich der Erneuerbaren Energie verbessert.Als eine weitere Quelle wird Schiefergas verstärktin die Diskussion gebracht. Gleichwohl wirddavon ausgegangen, dass bis zu dessen Nutzungnoch einige Zeit vergehen wird.

VorbereitungenIn der Türkei sind in Thrakien und in Süd-

ostanatolien bedeutende Schiefergasvorkommenfestgestellt worden. Ihre Nutzung würde denErdgasbedarf der Türkei für einen Zeitraumvon 14-15 Jahren vollständig decken.

Doch für die Nutzung von Schiefergas werdensogenannte untypische Fördermethoden ein-gesetzt. Diese Fördermethoden sind bei Um-weltschützern nicht unumstritten, denn sie kön-nen das Grundwasser gefährden und mögli-cherweise auch die Bodenstabilität gefährden.Auf jeden Fall benötigen diese Fördermethodeneine rechtliche Zulassung in der Türkei. Ineinem Beitrag für die BBC geht der türkischeEnergieexperte Cüneyt Kozakoğlu davon aus,dass die eingehendere Erforschung der Schie-fergasreserven sowie die Entwicklung der recht-lichen Voraussetzungen für ihre Nutzung vor2020 kaum zu erwarten sei. Dabei hob er hervor,dass die von türkischen Behörden betriebenenSondierungen bisher nicht über das Stadiumvon Vorerhebungen hinausgekommen sind.

Kozakoğlu wies zugleich darauf hin, dassdie Förderung von Schiefergas bisher ausschließ-lich in den USA erfolgt, die auf diese Weise ihreEnergiebilanz deutlich verbessern konnte. Dieshabe zwar das internationale Interesse geweckt,doch stünden technologische wie auch rechtlicheFragen dem Einsatz alternativer Fördertechno-logien in anderen Teilen der Welt weitgehendim Wege.

Die Türkei wird in den kommendenJahren weiterhin jährlich in Milliardenhöhein den Ausbau der Energieinfrastruktur undKraftwerke investieren. Zwar sind die Wei-chen so gestellt, dass ein großer Teil dieserInvestitionen durch den Privatsektor erfolgenwird, doch bleiben nach wie vor erheblicheöffentliche Investitionen zu vergeben. Mitdem letzten Gesetz vor der parlamentari-schen Sommerpause hat das Parlament nunsehr umfassend Energieinvestitionen vonden Reglementierungen für öffentliche Aus-schreibungen ausgenommen.

Vollständige FreistellungLag bisher die Grenze für die Frei-

stellung von der Verpflichtung zur öf-

fentlichen Ausschreibung für öffentlicheUnternehmen bei 6,7 Mio. TL, so sindmit dem neuen Gesetz diese Unterneh-men von der Ausschreibungspflicht voll-ständig befreit. Auch Energieinvestitio-nen jeder Art – bis hin zur Errichtungeines Verwaltungsgebäudes des Ener-gieministeriums – genießen die Befrei-ung von der Ausschreibungspflicht. Eineweitere Änderung des Gesetzes wieder-um betrifft die Gebühr für einen An-fechtungsantrag bei einer öffentlichenAuftragsvergabe. Hier werden die Ge-bühren deutlich erhöht.

Kritiker der Gesetzesänderung weisendarauf hin, dass das Gesetz über öffent-liche Ausschreibungen zu denjenigen

gehört, die in den vergangenen Jahrenam häufigsten geändert wurden. Nachder schweren Wirtschaftskrise 2001 nichtzuletzt auf Drängen von IMF und Welt-bank stark verschärft, wurden in denletzten Jahren immer weitergehende Aus-nahmen von den Auflagen des Gesetzesbeschlossen.

Schatten der VergangenheitMit hohen Investitionssummen und

einer engen Verbindung von Privatwirt-schaft, Staat und Politik gehört der Ener-giesektor zu den Bereichen, die für Be-stechungs- und Manipulationsversuchebesonders anfällig sind. In der jüngerenVergangenheit sind in der Türkei unterdem Stichwort „Beyaz Enerji“ mehrereUntersuchungen durchgeführt worden.Ein Energieminister der Ecevit Regierungmusste sich vor dem Hohen Rat des Ver-fassungsgerichts strafrechtlich verant-worten. Mehrere hohe Beamte, Geschäfts-führer von öffentlichen Unternehmensowie Geschäftsleute wurden wegen Be-stechung verurteilt.

Mit der Änderung der Vergabebe-stimmungen für öffentliche Aufträge imEnergiesektor stellt sich die Frage, aufwelche Weise der Verlust an Kontroll-möglichkeiten für diese Aufträge aufge-fangen werden kann.

Energieinvestitionen vom Gesetz füröffentliche Ausschreibungen ausgenommen

Arbeiter beim Protest gegen die Privatisierung des Kraftwerks Afşin in Kahramanmaraş.

Nord-Irak kauft Stromaus der Türkei

Am 10. Juli meldete die Wirtschafts-zeitung Dünya, dass die kurdische nord-irakische Autonomieregierung mit einemtürkischen Unternehmen einen Vertragüber die Lieferung von zunächst 150Megawatt geschlossen hat. Im Bedarfsfallsoll der Ankauf ausgebaut werden. Dernordirakische Energieminister Yasin Ebu-

bekir verwies dabei darauf, dass das ira-kische Energieministerium bereits zuvorein Stromlieferungsabkommen mit derTürkei erneuert habe. Der Minister be-tonte, dass Interesse an der Vergrößerungder Zahl der Kraftwerke im Nord-Irakbesteht und dass insbesondere zur Ver-besserung der Versorgung von Mosul

Gespräche mit türkischen Vertretern ge-führt wurden.

Die Stromlieferung ist nach den Vor-bereitungen für die Vermarktung vonÖl und Erdgas aus dem Nord-Irak überdie Türkei ein weiteres Glied der ver-stärkten Energiezusammenarbeit zwi-schen beiden Ländern.

Cihan

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22 DEUTSCH-TÜRKISCHE COMMUNITYNr.53August 2013istanbulpost.net

Das neue deutsche Konsulat Antalyaist seit einem Jahr in Betrieb; Ein guterGrund nachzufragen, was ein Konsulatdenn alles macht und wie es der seitAugust letzten Jahres eingesetzten Kon-sulin Karin Köller geht.

Da steht sie auf dem oberen Trep-penabsatz und strahlt mich an. KonsulinKarin Köller hat eingewilligt, sich mitmir über ihr neues Leben in Antalyazu unterhalten, bei einem Kaffee möchteich erfahren, was sich nach dem Umzugdes Konsulats geändert hat und wie esder Diplomatin in der Türkei gefällt.

Mir sitzt eine Frau Mitte Fünfziggegenüber, der ich ihr Alter kaum glau-ben kann. Ich versuche mich krampfhaftan ihr Geburtsjahr zu erinnern, 1958?Kann nicht sein, überlege ich. KonsulinKöller strahlt und es ist ein diesesStrahlen, das sie mindestens 10 Jahrejünger aussehen lässt.

Sie erzählt mir von den, wegender dünnen Personaldecke, schwierigenAnfängen und den kleinen Kinder-krankheiten des neuen Gebäudes. DasKonsulat hat eine nicht unerheblicheZahl an Aufgaben zu stemmen. Als eineArt vollständige Stadtverwaltung ist eszuständig für sämtliche Belange desVerwaltungswesens über Notariatsan-gelegenheiten bis hin zu den klassischenPassvorgängen. Es werden Anträge zurBeurkundung von Geburten aufge-nommen und Sterbefälle abgewickelt,wobei letztere viel häufiger als erwartetvorkommen. Jährlich kümmert sichdas Konsulat um rund 300 Sterbe- undRückführungsvorgänge in der ProvinzAntalya. Auf Nachfrage erklärt KonsulinKöller, dass anders als in Deutschland,in der Türkei die Polizei bei Sterbefällenkäme und die Habseligkeiten des Ver-

storbenen sichere. Dies aber führe ge-rade bei Urlaubern zu schwierigen Si-tuationen, wenn die persönlichen Ge-genstände nicht direkt bei der Über-führung mitübersandt werden können.In diesen Fällen müssen die Angehöri-gen zunächst ihr Erbrecht nachweisen,bevor eine Übersendung erfolgen kann..So hilft das Konsulat im Dialog mitden Behörden und bei der Abwicklungdieser Vorgänge. Die Abläufe seienzwar weiterhin aufwändig bürokratischund zum Teil langwierig, aber die Kom-munikation mit den Behörden inzwi-schen gut eingespielt.

Auf meine Frage nach ihrem Le-bensweg strahlt die Diplomatin wiederund erzählt von ihrem bewegten Lebenvom ständigen Unterwegs sein in sovielen Ländern. Sie war oft auf demafrikanischen Kontinent eingesetzt, inden letzten Auslandsjahren waren esdann Mallorca und Antananarivo (Ma-dagaskar). Die Türkei würde ihren Er-fahrungsschatz gut abrunden, meintsie. Mit Mallorca hatte sie bereits eine

typische Urlaubsregion zu betreuen,Antalya sei „zwar ähnlich, aber danndoch irgendwie ganz anders“, merktsie nachdenklich an.

Sie sehe den großen Unterschiedvon Individualtourismus auf Mallorcaund dem mehrheitlichen All.-Inkl. Tou-rismus der Türkei, der für die Tätigkeitdes Konsulats allerdings auf den erstenBlick eher von Vorteil zu sein scheint.So seien wesentlich weniger Diebstähleund kaum Passverluste nur zwei derVorteile für das Konsulat, die ein abge-schottetes Leben im Urlaubshotel mitsich bringe. Auf Mallorca würden auchdie Pauschaltouristen sich wesentlichhäufiger individuell auf der Insel be-wegen, erklärt Konsulin Köller. „Vielemieten sich ein Auto und fahren überdie Insel. Das ist hier nicht der Fallund wenn, dann ist es nur ein sehr ge-ringer Teil der Urlauber, vielleicht bes-tenfalls außerhalb der Sommerreisezeit.“Sie selbst habe aber in der wenigenFreizeit, die ihr bleibt, schon ein wenigvon der Region erkundet und ist be-

eindruckt von der Vielfalt des Landesund der Natur.

Die Umstrukturierung des Kon-sulats, die Nachwehen des Umzugsin das neue Gebäude und die Einar-beitung seien aber arbeitsintensivund die knappe Personalsituationließen ihr momentan leider wenigZeit, die Türkei zu bereisen. Auf dieFrage nach etwaigen geplanten Ver-anstaltungen des Konsulates lächeltKonsulin Köller und meint nur „nächs-tes Jahr bitte“. Es gäbe einfach nochzu viel Pflicht zu absolvieren und zuwenig Zeit für die Kür. Aber sie freuesich über die verschiedenen kultu-rellen Aktivitäten der Vergangenheitund hoffe, dass es auch in ZukunftMöglichkeiten geben werde, dieseweiterhin seitens des Konsulates zuunterstützen. Ihr Aufenthalt in Antalyaist für 3-4 Jahre angelegt, erklärt sieund sie freue sich auf die Zeit hier.Dann ist unsere Zeit schon um undsie verabschiedet mich, natürlich miteinem strahlenden Lächeln.

Karin Köller – weit gereiste Diplomatinals Konsulin in Antalya

BerichtausAntalyaHelenaSchönbaumwww.antalyacity.de

Konsulin Karin Köller mit ihrem Amtsvorgänger Frank Urbschat zu Besuch bei Antalyas Oberbürgermeister Prof. Dr. Mustafa Akaydın.

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Im vergangenen April, d.h. rund zweiMonate nach dem Amtsantritt des neuenMinisters für Kultur und Bildung ÖmerÇelik, sickerten Meldungen über Vorberei-tungen zur Neufassung der staatlichen Büh-nen an die Öffentlichkeit durch. Rund einJahr nachdem ein Streit über die Führungder staatlichen Bühnen entbrannt war undMinisterpräsident Erdoğan erklärte, dassihre Privatisierung die beste Lösung sei,wurde von drei Gesetzentwürfen berichtet.

Solche Formen der Indiskretion sind inder türkischen Gesetzgebung nicht unüblich.Sie stellen vielleicht sogar eine recht infor-melle Form der öffentlichen Beteiligungdar. Denn während Details nur wenigenJournalisten mitgeteilt und die Textfassungder Entwürfe nicht vorgestellt werden, kanndie öffentliche Reaktion beurteilt und ge-gebenenfalls ohne Gesichtsverlust ein Rück-zieher gemacht werden. Dass es nun stillum die geplanten Veränderungen gewordenist, hat jedoch wohl weniger mit der ausge-lösten Diskussion zu tun als mit den GeziPark-Protesten, die ab Ende Mai die politischeTagesordnung umgestoßen haben. Dochdies bedeutet nicht, dass die Pläne damitvom Tisch sind.

Kunst und StaatDie Förderung von Kunst und Kultur

gehört zu den Grundfunktionen modernerStaaten. In Staaten wie der BundesrepublikDeutschland wird die Teilhabe am kultu-rellen Leben der Grundsicherung des Le-bensunterhalts zugerechnet. So wie derMensch nicht vom Brot allein lebt, muss erauch am öffentlichen Leben und damit aucham kulturellen Leben teilnehmen können.Verbinden lässt sich die staatliche Kultur-förderung zudem mit dem Gedanken derVolksbildung. Denn die Auseinandersetzungmit Kunstwerken trägt auch zur Erweiterungder Erfahrung und intellektuellen Kapazi-täten bei. Zudem ist die nationale Kulturund das kulturelle Leben ein wichtiger Be-standteil der nationalen oder auch staatlichenIdentität. Der Gedanke lässt sich bis insWirtschaftsleben hinein weiterführen, denndas Image eines Landes wird nicht zuletztauch durch sein kulturelles Leben geprägt.

Wenn sich also gute Gründe anführenlassen, warum Staaten Kunst und Kulturfördern sollen, so bleibt offen, auf welcheWeise dies geschieht. Der Begriff „Staats-kultur“ bezeichnet dabei manchmal abfälligeine Kulturförderung, die enge Grenzensetzt und die kulturelle Produktion gemäßden ideologischen Leitlinien des Regimeszulässt.

Kulturförderung in der TürkeiDer Umbruch vom Osmanischen Reich

zur Türkischen Republik vollzog sich ins-besondere auch auf dem Gebiet von Sym-bolen und Zeichen und ist darum eng mitder Kulturförderung verbunden. Währenddie Einführung des europäischen Alphabetseinen Einschnitt für die Literatur bedeutet,wurden auch andere Kunstprojekte der jun-gen Republik von dem Gedanken der eu-

ropäischen Leitkultur getragen. Betrachtetman dabei den Zeitgeist der 1920er Jahre,so wurde auf der einen Seite die Auseinan-dersetzung mit der zeitgenössischen Kunstgesucht und auf der anderen Seite auch andie Tradition der Pflege der Volkskunst an-geknüpft, die eng verbunden mit den Na-tionalbewegungen in Europa des 19. Jahr-hunderts ist.

Die Schaffung von Konservatorien sowiedie Stipendienprogramme für talentierteKünstler, denen Studienaufenthalte vor-zugsweise in Europa ermöglicht wurden,stehen dabei neben den Volkshäusern (halkevi) und Dorfinstituten, die das kulturelleLeben in der anatolischen Provinz belebensollten.

1949 wurde nach der einige Jahre zuvorerfolgten Einrichtung einer Staatsbühne inAnkara die Generaldirektion für Theatergegründet, die auch heute noch die Zentraleder in 12 Provinzhauptstädten gegründetenStaatstheater ist. 1970 erfolgten eine gründ-liche Umgestaltung der Rechtsgrundlageund Strukturen der Staatstheater sowie derErlass eines eigenen Gesetzes für die staat-lichen Opern und Balletts. Grundsätzlichbesteht das heutige Organisationsmodellseit dieser Zeit.

Dem gegenüber hat es parallel zur Ent-wicklung der türkischen Privatwirtschaftauch ein steigendes privates Engagementin verschiedenen Zweigen der Kunstpro-duktion gegeben. Von den Stiftungen großertürkischer Unternehmensgruppen getragen

wurden international erfolgreiche Festivalsentwickelt und Museen gegründet.

Abhängige KunstBetrachtet man die Bewertung der aktu-

ellen Führungs- und Entscheidungsstrukturenbei den staatlichen Bühnen durch die Ge-werkschaft Kültür Sanat-Sen, so ist wederdas vorhandene System noch die geplanteÄnderung sinnvoll. Haluk Tolga Ilhan, Be-zirksbeauftragter der Gewerkschaft für dieMarmara-Region, weist darauf hin, dass nachdem bestehenden System die durch Minis-terium und Regionaldirektoren ernanntenMitglieder in den Entscheidungsgremien im-mer in der Mehrheit bleiben. Dies führtnicht zuletzt zu willkürlichen Einflussnahmenauf den Spielplan, in die Dramaturgie undRegie bis hin zu den Besetzungen für Rollen.Seiner Ansicht nach muss ein neues Füh-rungssystem für Staatstheater, Opern undBallett auf der Entscheidung von Künstlernund Personal beruhen.

Eine Bewertung der Gesetzespläne durchdie Gewerkschaftszentrale wiederum ordnetdiese in bereits vollzogene Eingriffe in dasBeamtenrecht ein. Indem auf der einen Seitedie Kompetenz zur Einsetzung von Füh-rungskräften durch die Politik erhöht werdeund zum anderen Planstellen durch befristeteingestellte Kräfte ersetzt werden, steige dieAbhängigkeit der Künstler von der Politik.

Bezieht man in die Überlegung mit ein,dass Theaterensemble, Orchester, Ballettsund Chöre mit einem hohen Personalaufwand

verbunden und auf ein Mindestmaß an per-soneller Kontinuität angewiesen sind, ist zu-gleich auch offensichtlich, dass eine Rück-nahme öffentlicher Förderung und eine Auf-weichung der Arbeitsbedingungen zu einemQualitätsverlust führen würden.

Befreite KunstJenseits von Finanzierungserwägungen

geht es dabei schließlich auch noch um dieFreiheit der Kunst. Mutige, aufrüttelnde odernachdenklich stimmende Inszenierungensind nur von Bühnen zu erwarten, die ohneExistenzangst Risiken eingehen können.

Wenn ein Schauspieler wie Şafak Sezeres für nötig hält, sich beim Ministerpräsidentenmehr oder weniger auf die Knie fallendwegen seiner Teilnahme an den Gezi Protestenzu entschuldigen und Kollegen, die nichtein Gleiches tun anzugreifen, wird deutlich,dass es nicht nur um ein Finanzierungsmodellfür die Bühnenkunst geht. Oder wenn derRegisseur Serhat Nalbantoğlu wegen einerÄußerung bei Proben denunziert wird unddarauf hinweisen muss, dass für die Unter-suchung seiner Kritik am richtigen Sprechendes Gebetsrufs wenn überhaupt das Kultur-ministerium zuständig ist, wirft dies auchein Schlaglicht auf das Klima, das bereitsheute an den staatlichen Bühnen herrscht.

Wie auch immer ein zeitgemäßes Or-ganisationsmodell für die öffentlichen Büh-nen aussehen mag – ohne eine wirksameBeteiligung der Künstler wird es unvoll-ständig bleiben.

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August 2013istanbulpost.net

Suche nach einer neuen Kulturpolitik

Cihan

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24 TOURISMUSNr.53August 2013istanbulpost.net

Der türkische Tourismus sucht nach neuenZielgruppen und nach einer besserenAuslastung der vorhandenen Infrastruktur.Trotz unterschiedlicher Positionen indieser seit Jahren geführten Diskussionbesteht weitgehende Einigkeit darin, dassneben dem erfolgreichen Badetourismusund den all-inclusive Pauschalreisen neueFormen entwickelt werden müssen.

Die Probleme, die bei der Entwicklung neuer Angeboteauftreten, lassen sich auf verschiedenen Ebenen benennen.Zunächst geht es darum, die an Reisen Interessierten auf dieverschiedenen Möglichkeiten in der Türkei aufmerksam zumachen. Geht es dabei um alternative Zielgruppen wie bei-spielsweise die Interessenten für Kultur- oder Gesundheitsreisenund um den Sport- oder Natursporttourismus, reichen Prä-sentationen auf Messen nicht aus. Sie müssen direkter überdie Kanäle angesprochen werden, durch die sich die Zielgruppeaufgrund ihrer Interessen informiert. Neben dem Zeitschrif-tensektor bleibt dabei als eine häufig kostengünstigere Variantedas Internet sowie Vereine und Verbände als Multiplikatoren.

Das zweite Problem betrifft die Entwicklung der Infrastruktur,auf der Tourismusprodukte aufsetzen können. Dies betrifftsowohl den Beherbergungssektor als auch die Erreichbarkeit,die Bereitstellung von Aktivitäten bis hin zu Reiseleitern undFremdenführern.

Neben Investitionen in Hotels besteht der Schritt vonguten Voraussetzungen zu einem „Produkt“ nicht zuletztdarin, ein Konzept zu finden, mit dem die Standortfaktorengenutzt werden. Während sich beim Badetourismus häufigdie „Insellösung“ durchgesetzt hat, die darauf bemüht ist,allen Bedürfnissen von Urlaubern in der Hotelanlage selbstzu entsprechen, halben Urlauber, die auf alternative Touris-musformen setzen, meist andere Ansprüche. Für sie bedarfdie Entwicklung einer Destination in der Regel eines Zusam-menspiels von verschiedenen Investitionsprojekten sowie öf-fentlichen Maßnahmen. Für den Wandertourismus beispiels-weise genügt es nicht, ein schönes Hotel zu schaffen und

einen Wanderweg anzulegen. Gelingt es, verschiedene Inves-toren von einem gemeinsamen Konzept im Hinblick auf dieZielgruppe zu überzeugen und die Ausstattung des Wanderwegsdarauf auszurichten, steigen die Erfolgsaussichten.

Für den Gesundheitstourismus sind schöne Thermalhotelserrichtet worden. Doch gelänge es, ihnen ein ähnliches kultu-relles und gesellschaftliches Flair wie europäischen Kurortenzu geben, ließen sich neue Zielgruppen in die Türkei bringen,die über eine höhere Kaufkraft verfügen.

Arbeitskampf bei Turkish Airlines

Keine gute Werbung für denTourismus:Arbeitsbedingungen

Sie tauchen immer mal wieder auf, die Berichte überden Blick hinter die Fassaden der Urlaubsindustrie. So warim Juli auf der Mediathek-Seite des WDR eine Sendungunter folgendem Titel zu sehen: „Schnäppchen-UrlaubTürkei: Sonne, Strand und Niedriglohn“. Neues ist nicht zusehen. Die genannten Probleme finden sich in Diskussi-onsforen und auf den Webseiten der Tourismusbranche.Aber der Film stellt sie einer breiten Öffentlichkeit vor, so-zusagen den Kunden. Doch statt sich darüber zu ärgern,dass dies die Geschäfte beeinträchtigen könnte, sollte überdie längst fälligen Korrekturen nachgedacht werden. Dennnur auf diese Weise können Qualität und Markenimage destürkischen Tourismus gesichert werden.

Blick hinter die FassadeDer Film versucht nicht, ein besonders krasses Beispiel

zu zeigen. Es geht in dem Feature darum, das Geschäftsmodelldes Niedrigpreis-Tourismus vorzustellen: Eine Woche Alanyain einem 4-Sterne Hotel inklusive Flug für Preise zwischen400-450.00 Euro. Es ist ein Pauschal-, d.h. all-inclusiveAngebot. Die befragten Urlauber sind zufrieden. Das Hotelist gut ausgestattet und sauber. Das Essen ist reichhaltig.Strand und Pool sind attraktiv.

Die Kehrseite liegt bei den Arbeitsbedingungen, derEntlohnung sowie den Aufwendungen für das Essen.Die Kalkulation ist scharf. Ein interviewter Chefkochgibt an, dass pro Person maximal 4,5 TL ausgegebenwerden dürfen. Dies bedeutet, dass die billigsten Zutatenverwendet werden müssen.

Dies ist eine seit langem geführte Diskussion, denn dasschmale Budget für die Verpflegung führt immer wiederauch zu Unfällen wie beispielsweise Lebensmittelvergiftungen.

Vom Hotelpersonal wird berichtet, dass einfacheAngestellte nach Mindestlohn bezahlt werden. Dabeiwird darauf hingewiesen, dass die vielfach jungen Leuteextrem lange Arbeitszeiten haben. Die Unterbringungerfolgt durch das Hotel, doch wird von schlecht belüftetenMehrbettquartieren berichtet.

Man kann die Perspektive auch umdrehen. Das Lohn-niveau für Saisonarbeit liegt je nach Sektor – zu denken istan Bau, Landwirtschaft und Tourismus – nach wie vor sohoch, dass es für Massen von Menschen aus den schwachentwickelten Landesteilen nach wie vor attraktiv ist.

Marken-TourismusInternationaler Tourismus ist ein Geschäft, das sich im

globalen Wettbewerb behaupten muss. Es gibt verschiedeneZielgruppen, doch ist gerade für den Massentourismus derPreis eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einesAngebots. Das Geschäftsmodell des türkischen Badetourismusgeht darum auf. Nach wie vor können Zuwachsraten beiden Besuchern erzielt werden.

Bei Bekleidungsprodukten haben sich vor einem ähnli-chen Hintergrund Initiativen zusammengeschlossen, dieLobbyarbeit für die Verbesserung von Entlohnung und Ar-beitsbedingungen betreiben. Sie entfalten ihre Wirkungnicht unbedingt im Billigsegment, sondern vor allem beiMarkeninhabern, die nun darauf achten, dass ihre LieferantenMindeststandards einhalten.

Bezogen auf den Tourismus wäre es utopisch, dasbestehende Geschäftsmodell einfach aufgeben zu wollen.Ein bedeutender Teil der Infrastruktur entlang der Mit-telmeerküste ist auf der Grundlage dieses Geschäftsmodellsentwickelt worden. Doch wenn nicht der gesamte türkischeTourismus mit diesen Billigangeboten gleichgesetztwerden soll, müssen auch hier Mindeststandards gesetztund angehoben werden. Nur so können sich Gastronomieund Hotellerie entwickeln und zu einer höheren Wert-schöpfung des Tourismus beitragen.

Neue Destinationenentwickeln

Deutsche Passagiere werden vielleicht mit Neid in dieTürkei schauen. Seit rund zwei Monaten streikt Personal vonTurkish Airlines, aber es kommt nur zu geringen Verzögerungenbeim Reiseverkehr. Doch ob hier wirklich Grund zur Freudebesteht, sollte man sich zwei Mal überlegen. Denn die Ge-werkschaft Hava-İş wies bereits zu Beginn des Arbeitskampfesdarauf hin, dass der Streik mit nicht immer zulässigen Methodenunterlaufen wird.

Nun hat die Gewerkschaft ein gerichtliches Sachverständi-gengutachten erwirkt, in dem Turkish Airlines bescheinigtwird, dass sie mit unzulässigen Mitteln den Streik unterläuft.

So werden betriebsintern Umbesetzungen vorgenommen undSubunternehmen eingesetzt, um die Ausfälle durch den Streikauszugleichen. Bereits zuvor hatte die Gewerkschaft daraufhingewiesen, dass bei diesen Umbesetzungen zum Teil gegenMindestanforderungen bei Erfahrung und Ausbildung – bei-spielsweise beim Kabinenpersonal – verstoßen werde.

Nun hat die Gewerkschaft beim zuständigen Arbeitsgerichtden Antrag gestellt, Turkish Airlines die im Sachverständigen-bericht beanstandeten Personalmaßnahmen zu untersagen.Folgt das Gericht dem Antrag, könnte der Streik für den türki-schen Flugverkehr fühlbarer werden.

Straßenansicht von Mardin

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26 KULTUR

Der türkische Premierminister RecepTayyip Erdoğan hat sich zum alleinigenVorbild türkische Bürger entwickelt, diedringend eine Aufwertung ihres so langeverletzten Selbstwertgefühls brauchten.Von der aus der jungen Republik von 1923hervorgegangenen neuen Klasse der Herr-schenden waren sie übersehen, vernach-lässigt und oft verachtet worden. Ungebil-det, religiös, bäurisch, ungeschliffen, eng-stirnig und ohne Manieren - so bezeichneteman in jener Zeit all diejenigen, die sichnicht so schnell in den schnellen Moder-nisierungsprozess der neuen Türkei ein-finden konnten. Aber zu Beginn des 21.Jahrhunderts erhoben sich nun die Gede-mütigten, die Beschimpften, um die Machtzu ergreifen. Wie das kam? Sie füllten dieLücke in der Staatshierarchie, die durchdas Luxusleben der republikanischen Eliteund die anmaßende und arrogante Haltungder Armee entstanden war. Die einst un-gebildeten, biederen Dorfbewohner lebtennun auf der Suche nach sozialem Wohlstandin den Randgebieten der schnell wachsen-den Städte und entwickelten sich zu Neo-konservativen, die Väter einer Generationvon verlässlichen Technobürokraten wur-den. Langsam stiegen die einst Unterdrück-ten auf in den pädagogischen, finanziellen,juristischen, administrativen und endlichauch in den gesetzgebenden Institutionen.Ein Sieg errungen durch stoische Geduld.Erdoğan war der neue Pfadfinder. Der Ge-winn von drei aufeinander folgende Wahlen,die effektive Kürzung der militärischenMachtbefugnisse auf die Politik – das schufeine Lage, womit sich die Leute identifi-zieren, und ein bisher nicht gekanntesSelbstbewusstsein, das sie mit Erdoğan tei-len konnten.

Aber die dritte Wahlperiode enthüllteErdoğans wirklichen Charakter. In seinerberühmten Balkonrede am Wahlabend(12. Juni 2011) versicherte er, dass diegewählten Lebensweisen und Lebensstilefür alle Bürger garantiert seien. IronischerWeise jedoch war sie zugleich ein Zeichenfür die Wandlung Erdoğans vom Demo-kraten zu einem Alleinherrscher. Markiertwurde dieser Wandel endgültig durch ei-nen drastischen Erlass über die Bedin-gungen für die Schulbildung mit der Auf-teilung der bisher integrierten und konti-nuierlichen Pflichtausbildung. Von diesemAugenblick an und mit der bereits ge-wonnenen Zustimmung des Rechtsme-chanismus und der Polizeigewalt im Rü-cken, trat er nun plötzlich als „Regierung“in eigener Person auf. Dabei hatte er es,auch wenn niemand es wahrnahm, bereitsbei seiner Balkonrede angedeutet: Warummusste er überhaupt erwähnen, dass alleExistenzformen und Lebensstile garantiertseien? Ist dies nicht bereits das erste undwichtigste Prinzip einer Demokratie? Wieso

mussten wir überhaupt solche Worte vonihm hören?

Höchste AutoritätAnscheinend war das nötig. Er musste

in seiner Rede nochmals betonen, dassdie Rechte der Bürger, über ihre Lebens-weise und ihre Vorlieben selbst zu ent-scheiden, nicht angetastet werden dürfen,während er zunehmend offizielle oder in-offizielle Vorschriften begünstigte, die indas tägliche Leben der Bürger eingriffenund die Privatheit verletzten. Es ginghierbei nicht allein um das kompromissloseFesthalten an nationalen Vorhaben wieKernkraftwerke, neue Brücken oder urbaneErneuerungsprojekte. Es war mehr alsdies, denn er wurde zum führenden Ver-fechter des Abrisses von künstlerischenMonumenten und der Errichtung einergigantischen Moschee. Seine Solo-Urteils-sprüche reichten vom Abtreibungsrecht,medizinischen Praktiken bei der Geburt,die Anzahl von Kindern, die eine Familiehaben sollte, Szenen für Fernsehserien,in denen ottomanische Herrscher nichtgemäß ihrer heldenhaften Überlieferungendargestellt wurden, die Sperrung des Tak-sim Platzes für die 1. Mai-Kundgebung bishin zum Bedarf des olympischen Volley-ballteams, den Dreifachblock zu proben.

Er war sehr darum bemüht, die nach-giebigen Körper der Bürger zu formen.Er trat als leitender Pädagoge auf, als Wis-senschaftler, Arzt, Theologe, Richter, His-toriker, Künstler, Kaufmann, Unterhändler,Lebenstrainer, Journalist, Drehbuchschrei-

ber, Gesetzgeber und überhaupt als höchs-te Autorität. Er war der Beschützer derArmen und der Richter jedes Missetäters.War es ihm einmal nicht möglich, einedieser Rollen auszuüben, wurde er vonseinen Technobürokraten vertreten. Alsultimatives Rollenmodell halten es vieleseiner Parteigenossen in allen Schichtenfür legitim, sich eher auf religiöse Prinzi-pien zu berufen, statt auf Menschenrechteoder die verfassungsmäßige Freiheit unddies bei allen Fragen des Landes, die derMinisterpräsident auf die Tagesordnungbringt. Seine Gefolgsleute fühlten sich so-gar berechtigt, Verordnungen über Frau-enkleidung und Makeup, sogar über dieFarbe von Lippenstift herauszugeben. Dasneue Selbstbewusstsein und die darausresultierende Identifikation mit dem Führerwar Grund genug für die Mitglieder, Be-schneidungen der demokratischen Rechteund Freiheiten zu rechtfertigen. Nunwaren sie an der Reihe, Menschen zu ver-achten, die nicht ihre Weltanschauung,Lebensart, moralische Werte und Identi-täten teilten.

Zusammenstoß von IdentitätenIndessen war es erst seine Erklärung,

der Gezi Park am Taksim Platz solle nie-dergerissen und an seiner Stelle ein Ein-kaufszentrum gebaut werden, die denDruck durch diese Ein-Mann-Herrschaftfühlbar machte. Tatsächlich – und dieswussten sehr viele der Demonstrantennicht, interessierten sich vielleicht auchnicht dafür – sollte das Einkaufszentrum

den Plan verbergen, ein bereits abgeris-senes militärisches Gebäude - TopçuKışlası - eine Ausbildungskaserne, wiederaufzubauen. Denn auch diese ist für Er-doğans politischen Flügel ein Symbol derjahrelangen Blutfehde zwischen Konser-vativen und Reformern. Das ist vermutlichder Grund, warum Erdoğan so sehr daraufbeharrte und warum er die Protestler be-schuldigte. Dies führte zum Dissens. Denndie protestierenden jungen Leute wolltenweder Teil dieser Blutfehde sein, nochwünschten sie ein Gebäude inmitten einesder letzten grünen Plätze, die es im Zen-trum Istanbuls noch gibt. Aber da ist nochmehr. Es geht nicht nur um den Schutzdes Parks. Die Gegend um Taksim ist dieletzte Grenze für die hiesigen Jugendlichen,wo sie sich frei fühlen und frei gebenkönnen. Es ist ein Platz, der eine wichtigeRolle spielt als Treffpunkt mit der Welt,ein Platz zum Nachdenken und Pläneschmieden, ein Platz zum Träumen undzum Entwerfen von Neuem, nicht nur fürdie Istanbuler selbst, sondern auch fürdie Bürger des gesamten Landes. Der Wie-deraufbau eines nicht (mehr) existierendenmilitärischen Ausbildungslagers und seineUmgestaltung in ein Einkaufszentrum mitWohnanlage bedeutet ebenfalls die Zer-störung der Volkskultur auf dem Platzund schlussendlich auch des intensivenLebens in und um den Taksim-Bezirk ins-gesamt. Es muss auch erwähnt werden,dass Taksim die größte und letzte Frisch-luftblase ist; durchaus etwas, wofür essich zu kämpfen lohnt

Nr.53August 2013istanbulpost.net

Erdoğan und das Erwachsenwerdender türkischen Jugend

Ministerpräsident Erdoğan bei derEröffnung des Şerafettin Elçi

Flughafens in Şırnak

Cihan

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Innerhalb von einer Wochezeigte sich der Gezi Park Protestals eine Bewegung berechtigtenzivilen Ungehorsams mit einerganz neuen Widerstandsform,nämlich durch Humor, Ironie undKunst. Gegen Brutalität und wie-derholte Polizeiattacken schafftees die Menge, ruhig zu bleibenund schaffte es durch Gesänge,Reime, Cartoons, Filme, Spruch-bänder und Vorführungen ihreRechte und Freiheiten einzufor-dern. Erdoğan auf der anderenSeite setzte auf Konfrontation. An-statt Vorsichtsmaßnahmen zu er-greifen, und die sich über dasganze Land ausbreitenden Protestezu beruhigen, erklärte er schongleich zu Anfang, dass er bereitsei, „seine 50 %“in Bewegung zusetzen, um sich der Gezi Park Be-wegung in den Weg zu stellen.

Warum weigerte sich Erdoğanso beharrlich, zur Kenntnis zunehmen, was wirklich dort drau-ßen geschieht? Wie kommt es,dass sich ein Vorbild so unwilligzeigt, auch für die protestierendeJugend ein Vorbild zu sein?

Ein Transgenerationen-Trauma und einekorrigierende emotionaleErfahrung

Erdoğan verwechselte dasSelbstbewusstsein der neuen Ge-neration mit dem Selbstbewusst-sein der republikanischen Eliteder 1920er Jahre. Es ist Erdoğanselbst, der sich seinen Feinddurch sein rüpelhaftes Verhaltengegenüber den Unschuldigenund Naiven geschaffen hat. Erließ sich durch die falsche Be-trachtung täuschen, es handele

sich bei den Demonstranten umverkleidete Rivalen, die einenStaatsstreich vorbereiten. Ganzzu Anfang ging es bei dem GeziPark Protest um den Schutz desParks selbst, aber er entwickeltesich innerhalb einer Woche zueiner landesweiten Bewegungfür Demokratie, Freiheit undGleichheit. Die Unschuldigenund die Harmlosen stehen fürihr Recht ein, sich frei auf ihreneigenen Straßen zu bewegen,ohne einen mobbenden Rüpel,der ihnen seinen Willen aufzwin-gen will. Die Jugend auf der Stra-ße hat ihre eigene Version vonRespekt geschaffen, und sie istfest entschlossen, sich keinemStraßenrowdy zu unterwerfen.Dies sind nicht die Ansprücheveralteter Republikaner noch sol-che von Erdoğans Art. Erdoğans

Gedankenschema erlaubt es ihmaber nicht, mit der heutigen, sichzum Ausdruck bringenden Ju-gend zu verhandeln. Offensicht-lich hat ihn sein „transgenera-tionales“ Trauma so geblendet,dass Erdoğan versuchte, sich anMenschen zu rächen, die schließ-lich nicht dafür verantwortlichsind, was vor ihrer Geburt ge-schah. Auch wenn er sehr er-folgreich dabei ist, ganz neueTraumata unter der jungen Ge-neration hervorzurufen, so wirddieses Mal zugleich eine wichtigeemotionale Erfahrung transpor-tiert. Die Gezi Park-Generationwird sich an ihre Traumata erin-nern, doch zusammen mit derKur aus reiner Solidarität, diesie entwickelt hat.

Die „Kinder“ vom Gezi Parksind der lebende Beweis, dass

die Jugend der Türkei erwachsengeworden ist. Sie brauchen keinRollenmodell mehr wie Erdoğanund seine Genossen, die irgend-wo in ihren Teenagerjahren ste-hengeblieben sind. Sie sind auchkeine Neuformation der Gene-ration der 1970er, die das Regimeselbst herausforderte. Die GeziPark Generation brauche keinehelfenden Paten. Ihr Selbstbe-wusstsein bezieht sie aus ihrenMitprotestern. Nun haben sieihre eigenen Standards sowohlfür Widerstand wie auch für ihreFreiheit. Sie sind weniger “Ma-cho”, aber dafür erfindungsrei-cher, sie setzen die Segel füreine noch ungewisse Zukunft,die sicherlich geformt sein wirddurch Schneid, ihre Einsicht undihre Inspirationen. N. Ekrem Düzen, [email protected]

Seit Wochen liegt über Istanbulund über anderen Staedten derTürkei der Odor der geballten Ord-nungsmacht, in Form von Pfeffergasund sonstiger destruktiver chemi-scher Agenzien, in der Luft. Dassman eine chemische Keule, in Formeiner Sprühdose (engl.:Can), auchals Handwerkzeug für die persön-liche Kreativitaet benutzen kann,sollte den Stadtvaetern und MütternIstanbuls, mit dem seit 2006 statt-findenden “Meeting of Allstars”Graffiti-Festival, diesmal hoffentlichklargeworden sein. Organisiert vomAnbeginn vom freien Graffiti-Writerund Hip-Hop Promoter MuhammedEmin Türkmen a.k.a. MET, in Ko-operation mit dem Gençlik Meclisides Istanbul Büyükşehir Belediyesi,fand vom frühen Nachmittag biszum Abend des 30.06.2013, dieseseinzigartige Happening auf demMiniatürk Gelaende in Sütlüce statt.Zahlreiche international bekannteWritergrössen, wie AMOK 156,CAN2 und Klark Kent aus Deutsch-land, sowie AROE aus England, tra-fen auf ihre Writerkolleginnen und

Kollegen aus der Türkei. Unter demEindruck der landesweiten Protesteum den Istanbuler Gezi Park, wares nicht verwunderlich, dass etlicheKünstlerinnen und Künstler diesesThema / Sujet, für die Schaffungihrer Pieces (Werke) ergriffen. Mu-sikalisch wurde der Tag untermaltvon NARCYCİST aus Kanada undweiteren Rap-und Turntablist Com-bos aus der Türkei. Für weitere In-formationen: www.meetingofall-stars.com oder www.graffitici.com.Muri Eren

“Meeting of Allstars 2013” – Graffiti Festival derExtraklasse im Miniatürk Museum / Istanbul - Sütlüce

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Unverkrampft ist das Verhältnis der türkischenGeschichtsschreibung zum byzantinischen Reichnicht. Bedenkt man, dass das Kernland und dieHauptstadt dieses Imperiums in der heutigen Türkeiliegen, so ist erstaunlich, dass hier bis vor nicht allzulanger Zeit kaum zu diesem Thema geforscht wurde.Das von der Koç Universität vom 24. bis 27. Junidurchgeführte internationale Byzanz Symposium hatnicht zuletzt vor diesem Hintergrund einen wichtigenStellenwert. In diesem Jahr stand es unter dem The-menschwerpunkt Handel und Häfen im byzantinischenReich und deckte mit zahlreichen Beiträgen verschie-dene Aspekte der Wirtschaftsgeschichte, Seefahrt undsozialen Ordnung ab.

In den vergangenen Jahren hat nach Symposienin Oxford und Wien das internationale Interesse ander Erforschung der byzantinischen Wirtschaft deutlichzugenommen. Die neuen Funde im Zuge der Bauar-beiten des Istanbuler Metrosystems (Marmaray) habendiesem Interesse zusätzliche Nahrung gegeben.

Bei dem in Istanbul durchgeführten Symposium,das von der Vehbi Koç Stiftung regelmäßig alle dreiJahre fortgeführt werden soll, wurde ein breites The-menspektrum aufgegriffen. Während insbesondereHandel und Häfen mit neuen Funden und Ansätzenbetrachtet wurden, wurden auch Analysen von Wirt-schaftsinstitutionen anhand der Steuergesetzgebung

des Reiches vorgestellt. Die Produktivität des Ansatzesdes Symposiums für verschiedene Disziplinen lässtsich beispielsweise an einem Beitrag zum Pharma-Handel des Byzantinischen Reiches mit seinen Verbin-dungen zu westlicher und islamischer Medizin nach-vollziehen. Ein anderer Beitrag beschäftigte sich gestütztauf schriftliche Quellen mit der Beziehung von Märktenin Byzanz zum Alltagsleben der Menschen.

AusstellungenUnabhängig von dem Symposium laufen noch

drei Ausstellungen, die sich mit Byzanz beschäftigen.Noch bis zum 25. Dezember kann im ArchäologischenMuseum Istanbul eine Ausstellung zu den bei denMetroarbeiten in Yenikapı aufgefundenen Schiffswracksaus byzantinischer Zeit besichtigt werden.

Zwei weitere Ausstellungen finden im Zentrumfür die Erforschung anatolischer Zivilisationen derKoç Universität statt. Die eine beschäftigt sich mitdem fotografischen Nachlass von Artamonoff zu by-zantinischen Abbildungen. Die Ausstellung, zu derauch umfangreiche Kataloge in Türkisch und Englischerschienen sind, kann noch bis zum 6. Oktoberbesucht werden.

Bis Dezember gibt es außerdem noch eine Aus-stellung von Eindrücken von den archäologischenAusgrabungen in Anaia.

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Wirtschaft und Häfen in Byzanz

And then he kissed me / Muri Eren

Eine Karte von Konstantinopel im Mittelalter.

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Was kochen für eine Party mit geringemAufwand, aber mit großem Effekt? Ein Auslöserfür den „Wow“-Effekt ist meist das Einfache,wenn es schön präsentiert wird. Eine großeZahl von Gästen kann ohne passendes Tafel-service, ohne großen Tisch und sogar ohneviele Stühle versorgt werden. Der Alptraumvon schmutzigem Geschirr, das sich in derSpüle türmt, ist gebannt, denn simple Klei-nigkeiten kann man leicht mit einer Papier-serviette aus der Hand essen und rechtzeitigim Voraus zubereiten. Hierfür habe ich fürsie einige Tipps und Rezepte.

Gemüsestäbchen sind immer wieder einRenner wenn sie frisch sind. Hier einige Ge-müsesorten, die Sie benutzen können:

Bleichsellerie: Nur die blassen, zarteninneren Stängel verwenden. In 8 cm langeund 0,5cm breite Stücke schneiden.

Chicorée: Das bittere Ende des Stängelsabschneiden, und nur die kleinen knackigeninneren Blätter verwenden. Es gibt rote undweiße Chicorée Sorten.

Gurken: Die Kerne entfernen. In 8 cmlange, 0,5cm breite Stücke schneiden. Wegendes Farbkontrastes zwischen der dunkelgrünenSchale und dem blass-grünen Inneren nichtschälen.

Kirschtomaten: Einen schönen Farbkon-trast ergeben rote und gelbe Kirschtomaten.Auch pflaumen- oder birnenförmige Sortensind oft im Angebot. Durch ihre länglicheForm eignen sie sich besser zum Dippen.

Mini-Kartoffeln: Kleine neue Kartoffelnmit fester, wachsartiger Struktur und dünnerSchale von annährend gleicher Größe aus-wählen. Ungeschält in Salzwasser kochen, bissie gar sind. Für einen schönen FarbkontrastKartoffeln mit gelber und mit roter Schaleverwenden.

Mini-Möhren: Feste, knackige Mini-Möh-ren auswählen. Nicht schälen. Die Wurzelbeschneiden, aber einen kurzen grünen Stän-gel lassen, der als Griff zum Dippen dient.

Möhren: Keine zu großen Möhren wählen,da diese im Kern holzig sein können. In 8cmlange, 0,5cm breite Stücke schneiden.

Radieschen: Die Wurzel abschneiden,aber einen kleinen grünen Stängel als Griffzum Dippen stehen lassen. Längliche Sortenmit roter Oberseite und weißer Spitze eignensich besonders gut.

Wenn sie die Gemüsesorten wie obenbeschrieben vorbereitet haben, einfach inluftdichte Behälter legen und mit feuchtemKüchenpapier abdecken, Deckel auflegen undim Kühlschrank mindestens 1 Tag deponieren.Später dann einfach mit Dips servieren.

Eine größere Menge von nur einer oderzwei Gemüsesorten sieht ebenfalls eindrucks-voll aus. Es ist besser, die Gemüse nachSaison auszuwählen, als eine breite Paletteanzubieten.

Bevor wir zu den Dips kommen, erkläreich Ihnen kurz, wie man leckere Fladenbrot-streifen mit Kräutern zubereiten kann, diesich auch zum Dippen eignen.

Fladenbrotstreifen mit KräuternDas folgende Rezept ergibt ca. 40 Stück.

Als Zutaten benötigen wir: 2 Knoblauchze-hen, zerdrückt; 6 EL Olivenöl; 4 dünneFladenbrote, weiß, braun oder gemischt(Yufkateig-Blätter oder Tortilla Brot können

sie auch benutzen); 2 EL frische ThymianBlätter oder 2 TL getrocknete Thymian;1,5 TL Salz, 1 TL schwarzer Pfeffer. DenBackofen auf 180 Grad C, Gas auf Stufe 4vorheizen. Den Knoblauch mit dem Öl ver-rühren. Die Fladenbrote mit der Schereoder dem Sägemesser in Streifen schneiden.Die Streifen in 2 Schichten teilen (beimYufkateig müssten sie 2 Blätter auf einanderstellen). Die Streifen mit der Teigseitenach oben auf die Backbleche legen. MitKnoblauchöl bestreichen. Gleichmäßig mitThymian, Salz und Pfeffer bestreuen. 15Minuten knusprig und goldbraun backen.Abkühlen lassen. Bei Zimmertemperaturmit oder ohne Dips servieren.

Dip mit Paprika, Feta und Pfeffer-minze: Zutaten für 500ml; 3 rote Paprika,geviertelt und entkernt; 200gr Feta Käse;200gr Frischkäse; 1 Knoblauchzehe, gehackt;3 EL fein gehackte frische Minze; 2 EL Oli-venöl; 1 EL Zitronensaft; Salz und Pfeffer;Paprikaviertel grillen und häuten. Paprika,Feta, Frischkäse, Knoblauch, Minze, Öl undZitronensaft in den Mixer geben; grob pü-rieren. Bei Bedarf etwas Wasser zugeben,bis der Dip die gewünschte Konsistenz hat.Mit Salz und Pfeffer abschmecken, 30 Mi-nuten abgedeckt im Kühlschrank ziehenlassen. Gekühlt zu den Gemüsestangenservieren.

Avocado-Limonen-Creme: Zutatenfür ca. 500ml; 2 mittelgroße Avocados; 4Frühlingszwiebeln, gehackt; 2 grüne Chilis,entkernt und fein gehackt; 15gr. Koriander;Saft von 2 Limonen; 1 EL Olivenöl; 150mlsaure Sahne, Salz. Avocados, Zwiebeln,Chilis, Koriander, Limonen Saft, Olivenölund saure Sahne in den Mixer geben;grob pürieren. Bei Bedarf etwas Wasserzugeben, bis die Creme die gewünschteKonsistenz hat. Mit Salz und Pfeffer ab-schmecken. 15 Minuten im Kühlschrank

ziehen lassen. Gekühlt mit Gebäck oderGemüsestangen servieren.

Jetzt noch einige leckere Häppchen Muschelspieße in Prosciutto Hülle:

Zutaten für 20 Personen; 20 Holzspieße,in kaltem Wasser eingeweicht; 20 kleinePilgermuscheln oder 10 Jakobsmuscheln;7 sehr dünne Scheiben Prosciutto, 20große Basilikumblätter, Salz, schwarzerPfeffer. Die Jakobsmuscheln quer halbieren.Die Prosciutto-Scheiben in je 3 Streifenschneiden. Darauf je 1 Basilikumblattlegen. Als nächstes die halbe Jakobsmuscheldarauf legen. Mit je einer Prise Salz undPfeffer bestreuen. Die Muscheln mit Pro-sciutto und Basilikum umwickeln. Mit denHolzspießen feststecken. Den Elektro- oderHolzkohlegrill bzw. eine gusseiserne Grill-pfanne vorheizen. Die Muschelspieße 1-2Minuten grillen, bis sie weiß gewordensind. Heiß, warm oder bei Zimmertempe-ratur am besten mit Sauce Bernaise ser-vieren.

Focaccine Farcite mit Waldpilzenund Thymian: Zutaten für 20 Personen; 1El Olivenöl, 2 Schalotten, fein gehackt,100gr Waldpilze, grob gehackt; 1 TL feingehackter Thymian, Salz, Pfeffer; 1 TL grobesSalz, 5 Stängel Thymian, grob gehackt. Zu-taten für den Brotteig, 400 g.: 250 gr weißesMehl, 1 TL Salz; 165 ml lauwarmes Wasser;1 TL Olivenöl, 1 TL Trockenhefe. Zuberei-tung Brotteig: Das Mehl in eine Schüsselgeben und in die Mitte eine Vertiefungdrücken. Das Salz auf den Mehlrand streuen.Das Wasser mit dem Öl in die Vertiefunggeben. Die Hefe darüber streuen. 5 Minutenstehen lassen, umrühren. Das Mehl mit ei-nem Löffel in die Flüssigkeit ziehen undzu einem groben, klebrigen Teig vermischen.Den Teig auf eine leicht bemehlte Arbeits-fläche geben. Mit dem Handballen den

Teig leicht vom Körper weg drücken. Mitder anderen Hand den Teig gleichzeitig imKreis drehen. 10 Minuten so weiterkneten,bis der Teig glatt, glänzend und elastischist. Den Teig in eine saubere Schüsselgeben und mit einem Geschirrtuch abde-cken. Etwa 1,5 Stunden gehen lassen, biser sich verdoppelt hat. Mit der Handflächedie Luft aus dem Teig pressen. Bevor sieden Teig formen, über Nacht 12 Stundenabgedeckt im Kühlschrank gehen lassen.30 Minuten bei Zimmertemperatur stehenlassen. Die Flüssigkeitsmenge, die gebrauchtwird, verändert sich je nach Mehlart bzw.Luftfeuchtigkeit und Temperatur, an demTag, an dem der Teig hergestellt wird. Ma-chen Sie Ihren Teig lieber zu weich als zutrocken. Geben Sie nach dem Einrührendes Mehls bei Bedarf noch Wasser hinzu,jeweils 1 EL. Den Backofen auf 200 GradC., Gas 6, vorheizen. Öl in einer Pfanne er-hitzen. Die Schalotten und die Pilze hinzu-fügen. Bei starker Hitze unter Rühren 5Minuten braten. Gehackten Thymian hin-zugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken.Vollständig abkühlen lassen. Den Teig 0.25cm dünn ausrollen. 40 runde Scheibenausstechen. 20 Scheiben auf ein bemehltesBackblech legen. Pilze mit einem Löffelauf die Scheiben legen. Die restlichen Schei-ben darauf legen. Die Ränder zusammen-drücken. 15 Minuten goldbraun und knusp-rig backen. Mit Thymianzweigen garnierenund warm servieren.

Ein sehr kalter Arcadia Finess CabernetFranc/ Merlot 2011 Rose Wein mit einerhalben Scheibe Zitrone und einer Erdbeerepasst wunderbar. Viel Vergnügen!

Für Anregungen, Ideen, Fragen, Inte-ressen oder auch Tipps im Bereich Essenund Trinken können sie mir gerne unterfolgender email Adresse jederzeit schreiben. Atilla Acet - [email protected]

29ESSEN & TRINKENNr.53

August 2013istanbulpost.net

Sommerzeit - Partyzeit...

Die Pide genanntenFladenbrote mit ihrenregionalenBesonderheitenbieten sich mit undohne besondereZubereitung alsSnacks und Dips an.

Cihan

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Ausstellungen

IstanbulsubREAL

Eine Auswahl von Werken, die 2012 ineiner Ausstellung des Museums fürzeitgenössische Kunst Bukarest gezeigtwurden. Die kollektive Kunstpraxisvereinigt scharfe politische, soziale undkulturelle Kritik mit einem ironischenVerständnis und einer kraftvollenvisuellen Sprache.Datum: Bis zum 11. August 2013Ort: SALT Beyoğlu

Drei Performance im IstanbulModernIm Rahmen der Installation „Schau inden Himmel Haltestelle“ im Garten desIstanbul Modern werden im August dreiinternationale Performance-Künstlerauftreten.Flux: Silsila Collective Performance, 4.August 2013, 17.00 UhrSessiz Gökzüyü# (Stiller Himmel), 22.August 2013, 18.00 Uhr

Marmara’yı Ziyaret (Besuch des MarmaraMeers), 23. August, 17.30 Uhr

Erol Akyavaş RetrospektiveDie Werkschau bietet einen Einblick indie Synthese, die der Künstler von den1950er bis in die 1990er Jahre zwischenwestlicher und östlicher Kunst undKultur hergestellt hat.Datum: Bis zum 25. August 2013Ort: Istanbul Modern

Datascape – Jenseits desGesehenenDas Borusan Contemporary lädt zu einerAuseinandersetzung mit Kunstwerkenein, die die Veränderung derWahrnehmung von Landschaft undNatur durch moderne Technologiehinterfragen.Datum: Bis zum 1. September 2013Ort: Borusan Contemporary

1001 und 1 Gesichter desOrientalismusAm 25. April beginnt im Sakıp SabancıMuseum in Emirgan eine Ausstellung, diesich mit den unterschiedlichenAusdrucksformen des Orientalismusbeschäftigt. Ausgehend vom 19. Jahrhundertwerden insbesondere die Verwendung des„Östlichen“ in der Architektur, Archäologiebis hin zum Bühnenkostüm und derLiteratur untersucht. Die Ausstellung ist bisAugust geöffnet.Datum: Bis zum 11. AugustOrt Sakip Sabancı Museum

TanzTroya Tanztheater in AspendosDatum: 13. August 2013Ort: Antikes Theater Aspendos

Anadolu Ateşi in BodrumAufführung des berühmtenShowtanztheaters im antiken TheaterBodrum. Verkauf über Biletix.Datum: 25. August 2013Ort: Antikes Theater Bodrum

30 VERANSTALTUNGEN & AKTIVITäTENNr.53August 2013istanbulpost.net

Der Ort am europäischen Bos-porus-Ufer hat sich den Charmeeines Dorfes bewahrt. Schräg ge-genüber der Fähranlegestelle, dievom Ringverkehr angelaufenwird, befinden sich die großenTeegärten. Nur ein kleines Stück-chen weiter entlang der Haupt-straße befindet sich in einemwunderschönen Park das SakıpSabancı Museum. Bis zum 11.August kann man hier beispiels-weise neben der ständigen Kol-lektion auch eine interessanteAusstellung zum Orientalismusbetrachten. Wem es dagegenmehr nach Natur in der Stadtist, der kann durch den „Koru“genannten, großen Park schlen-dern. Verbinden lässt sich einsolcher Ausflug mit einer Fahrtüber den Bosporus auf der Stadt-

linie, die Kandili, Andadolu Hisarı,Bebek und Arnavutköy anläuft.

Literatur auf der InselDie Prinzeninseln sind zu jeder

Jahreszeit einen Besuch wert. Wemes aber nicht genügt, während derFahrt mit der Fähre den Möwenzuzuschauen oder durch Wälderund Gassen zu schlendern, am Meerzu sitzen oder etwas zu trinken, fürden gibt es auf Burgaz Adası dieMöglichkeit, das Sait Faik (Abasıya-nık) Museum zu besuchen. Sait Faikgilt als Pionier der türkischen Er-zählung und hat in der heute alsMuseum genutzten Haus viele seinerGeschichten geschrieben. Wikipediagibt fünf Werke in deutscher Über-setzung an, darunter auch den beimUnion Verlag erschienen Roman„Ein Lastkahn namens Leben“.

Alle sind im Urlaub,nur ich…

Die Menschen haben sich aus den Großstädtenin die Sommerfrische zurückgezogen. Einige großeKonzerte wie die „The Wall“ Aufführung Ende Juli,aber im Großen und Ganzen ist Sommerpause.

Aber für diejenigen, die in Istanbul gebliebensind, gibt es dennoch zahlreiche Aktivitäten, mitdenen sich der Sommer genießen lässt – nochdazu mit viel weniger Trubel als sonst.

Raus aus der StadtWer ohne lange zu fahren einmal wieder raus

aus der Stadt will, der kann auf der anatolischenStadtseite Anadolu Kavağı oder auch Poyrazkoyund Anadolu Feneri besuchen. Anadolu Kavağıkann man auch ohne Auto über die Stadtver-kehrsbusse erreichen. Doch schöner ist die Fahrtmit dem Schiff – entweder mit einer der Bospo-rus-Touren oder von Sariyer aus mit einer Stadt-fähre. Neben zahlreichen Lokalen und dem Flaireines Fischerdorfs bietet Anadolu Kavağı aucheinen Spaziergang zur Yorgos Burg. Die Ruinebietet einen schönen Ausblick über die Bospo-rus-Einfahrt und das Schwarze Meer.

Ein bisschen Ruinen bestaunen kann manauch in Poyrazköy, einem Fischerdorf mit einemkleinen Badestrand. Sowohl von diesem Dorf ausals auch vom Nachbardorf Anadolu Feneri mitseinem Leuchtturm bieten sich wunderschöneAussichten über das Meer und den Bosporus.Weniger touristisch entwickelt bieten beide Dörferzudem ein wenig mehr das Gefühl, wirklich aufdem Land zu sein.

Ein Besuch in Emirgan

Ein Abend in KadıköyWer einen ruhigen Abend in

der Stadt verbringen und den-noch das Meer nicht vermissenmöchte, der kommt in Kadıköyauf seine Kosten. Gleich hinterdem Hafenbecken Richtung Mar-mara Meer beginnt die Uferpro-menade von Moda. Auf halberStrecke des Uferstreifens, derals Park gestaltet ist, liegt obenauf dem Hang ein sehr schönerTeegarten mit einer wunderba-ren Aussicht.

Der Spaziergang lässt sichabrunden mit einem Imbiss oder

einem Getränk in einer der klei-nen Gassen der Altstadt. Dennanders als in Beyoğlu, dem tra-ditionellen Vergnügungsviertelder Stadt, dürfen die Wirte hiernoch Tische auf die Straße stel-len.

Wer bereits etwas früher dortist, kann einen Bummel durchdie Antiquariate oder die Anti-quitätengasse einbeziehen, diesich ein wenig oberhalb derFischgasse befinden.

Auch das Angebot an Kinosist umfangreich.

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Am 9. Juli hat der Fastenmonat Ramadanbegonnen. Er hat eine wichtige Stellung imreligiösen Jahreslauf des Islam und ist eineZeit der Einkehr, der Besinnung und auchdes Teilens. Für Europäer dagegen ist häufigirritierend, dass dieser Fastenmonat gleichsam„durch das Jahr wandert“. Denn der islamischeKalender beruht auf Mondmonaten. Auf dieseWeise ist das islamische Jahr gegenüber demSonnenjahr um 11 Tage kürzer.

Zeit bestimmenHistorisch gesehen gibt es unterschied-

liche Methoden, den Jahresverlauf festzule-gen. Es wird davon ausgegangen, dass dasBedürfnis zur Zeitberechnung insbesondereauch den Bedürfnissen der Gesellschaftenfolgte. Dabei gilt die Mondkalender als älterals die Sonnenkalender. Die Phasen desMondes sind leichter zu beobachten als diedes Sonnenverlaufs. In den Gesellschaftenvor dem Übergang zu Ackerbau und Vieh-zucht bot der Mondkalender zudem auchVorteile. In Gesellschaften, die beispielsweisevom Fischfang leben, birgt die Berücksich-tigung der Auswirkungen des Mondzyklusauf die Gezeiten Vorteile. Auch wird disku-tiert, ob der weibliche Fruchbarkeitszyklusfür die Entwicklung von Mondkalenderneine Rolle gespielt hat.

Für den Ackerbau jedoch sind Sonnenka-lender nützlicher. Das Mondjahr ist kürzerund benötigt, um das Jahr in Übereinstimmungmit den Jahreszeiten zu bringen, Schaltmonate.

Der islamische Kalender geht auf altara-bische Kalender zurück, die ebenfalls überSchaltmonate verfügten. Nach der Eroberungvon Mekka wurde im islamischen Kalenderder Schaltmonat abgeschafft. Zugleich nimmter als Ausgangspunkt den Auszug des Pro-pheten von Mekka nach Medina. Auf dieseWeise befinden wir uns nach dem islamischenKalender heute im Jahr 1434. Es wird davonausgegangen, dass die Einführung des isla-mischen Kalenders auf den zweiten KalifenUmar ibn al-Chattab zurückgeht.

MonatsanfangDer islamische Monat beginnt unmittelbar

nach dem Neumond, an dem Tag, an demsich die Mondsichel wieder zeigt. Der Monathat abwechselnd 29 oder 30 Tage, wobei alledreißig Jahre ein Schalttag eingefügt wird.

Der Ramadan ist der neunte Monat des

islamischen Jahres und endet mit einem drei-tägigen Fest. Der zwölfte Monat des islami-schen Kalenders Dhu l-hiddscha wiederumist der Monat der Pilgerfahrt nach Mekka undendet mit dem Opferfest, dem höchsten reli-giösen Feiertag im Islam.

Hinzu kommen fünf heilige Nächte, dieauf Türkisch „Kandil“ genannt werden. DieBezeichnung geht darauf zurück, dass zurRegentschaft von Sultan Selim II (1566-1574)auf den Minaretten Lichter entzündet wurden,um die heiligen Nächte zu verkünden.

Der Mevlid Kandil gilt als der Geburtstagdes Propheten. Regaip wird die Nacht vordem ersten Freitag im islamischen MonatReceb genannt, die durch eine besondereGnade Allahs gekennzeichnet ist. Mirac er-innert an die Nacht, in der der Prophetvor Allah tritt – die Verkündigungsnacht.Die Berat Nacht ist eine der Vergebungund Reinigung. Die Kadir Nacht, die kurzvor dem Ende des Fastenmonats liegt, istder Beginn der Eingebung des Koran durchAllah.

Während der islamische Kalender währenddes Osmanischen Reiches offizieller Kalenderwar, existierten parallel dazu „Volkskalender“,die sich am Sonnenjahr orientieren. Dies hatnicht zuletzt den Vorteil, feststehende Mo-natsfolgen entsprechend der Jahreszeiten zugewinnen. Schlüsseltage der anatolischenVolkskalender sind die beiden „Tag und NachtGleichen“ sowie der längste und der kürzesteTag. Der 21. März als Tag- und Nachtgleichegilt als Jahresanfang und wird durch dasNewroz Fest begangen.

31RAMADANNr.53

August 2013istanbulpost.net

Der heilige Monat Ramadan

Während des Ramadan fasten viele Mus-lime von Sonnenaufgang bis Sonnenun-tergang. Das „iftar“ genannte Mahl nachdem Abendgebet ist nicht nur eine Beloh-nung für die Disziplin des Tages, an demweder Wasser noch Nahrung zu sich ge-nommen werden. Es ist zugleich auch einsoziales Ereignis. Das Essen wird gern mit

Einladungen verbunden – an Freunde undNachbarn oder auch Geschäftspartner.

In diesem Jahr wurde auch viel über dasFastenbrechen am Taksim Platz gesprochen.Gleich zu Beginn des Ramadan hatte dieGroßstadtverwaltung Tische auf den Platzgestellt, um dort ein Abendesse zu geben.

Doch sozusagen spiegelbildlich dazu

gab es eine lange Tafel, die sich die İstiklalCaddesi entlang zog. Getrennt durch einenWasserwerfer und ein Polizeispalier wurdedas abendliche Fastenbrechen begangen.Für manch einen, die am Boden Platz nah-men, war es das erste iftar ihres Lebens,für andere gewann das Fastenbrechen eineganz neue, verbindende Bedeutung.

Das Fastenbrechen

Cihan

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