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VERKAUFSFÖRDERUNG TITELTHEMA MERCHANDISING Mickey & Co. l machen Kasse Bevorzugt langlebige Ko- Operationen: Thomas Haffa, Medienhelden kurbeln heute den Verkauf an. Das EM-Entertainment, München Geschäft mit den Lizenzen boomt. Als Verkaufs- förderung minderwertiger Ware bezeichnen es die einen - als cleveren Vermarktungstrick andere. Landete den großen Coup mit JR & Co. aus „Dallas": Michael Ah-Yue Lou, Hamburg Baut auf Europa-Shops: K.- H. Wörle, Geschäftsführer Nordeuropa Disney-Stores Knüller im Paket: Rolf Moser, Geschäftsführer der Bavaria Sonor, München. M erchandising - ein Wort, das große Karriere gemacht hat. Vom kleinen Statisten zum umjubelten Hauptdarsteller des Marketings. Vom Mauerblümchen zum Superstar. Merchandising - der Geheimcode fürs große Geld. Und schuld ist das Fernsehen. Mit dem weltweiten Siegeszug unzähliger Flimmerserien mit ihren Helden, ihren Macken und Symbolen be- gann eine weltweite Vermarktungs- euphorie. Merchandising macht müde Kunden munter. Die Dekra-Kappe von Formel-i-Weltmeister Michael Schumacher, die Enterprise von Captain Kirk oder das schwarze Mieder von Denver-Biest Joan Col- lins - frei zum Kaufen und Ge- nießen. In einer US-Studie schätzen Wissenschaftler, daß das Merchan- dising/Licensing-Geschäft im Jahr 1994 für einen weltweiten Umsatz von 100 Milliarden Dollar gesorgt hat. Die Traumkarriere startete in US- Supermärkten auf Tischen, die „aufgrund ihrer besonderen Gestal- tung Aufmerksamkeit erzielen soll- ten", wie der Münchener Marke- ting-Professor Arnold Hermanns er- innert. So entstanden Displays und besonders arrangierte Regale - eben ein Konzept zur Verkaufsförderung. Jahrzehntelang blieb das so. Dann plötzlich wurde der Effekt des per- sonifizierbaren Werbeträgers ent- deckt. „Eine Figur, sei sie real oder eben nur gezeichnet, schafft auf- grund ihrer Popularität natürlich viel eher den Zugang zum Konsu- menten", sagt Professor Hermanns. Der Hamburger Merchandiser Michael Ah-Yue Lou pflichtet bei. Dem Chef von VIP-Promotion, der den chinesischen Namen seines Großvaters trägt, gelang bereits in den achtziger Jahren der große Coup. Mr. Lou verwaltete damals die Rechte des TV-Straßenfegers „Dallas". Der deutschsprachige Raum war heiß auf JR & Co. Die Film-Familie als Würfelspiel („720 ooo verkaufte Spiele"), Puz- zeln mit Pamela, ein T-Shirt mit Bobbys Konterfei. „Es gab insge- samt 55 Lizenznehmer", schwärmt der hanseatische Kaufmann, „wir haben 75 Millionen Mark Umsatz gemacht." Kunst und Kommerz Seine aktuelle Goldader: Die Neu- positionierung und Vermarktung der Nobelmarke Faberge. Kunst meets Kommerz. Noch bis zum 25. Juni läuft übrigens im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ei- ne große Faberge-Ausstellung, in der auch die neuen Lizenzprodukte bewundert werden können. „Unsere Sachen kommen nicht ins Museum, sondern in die Ein- kaufstaschen der Kundschaft", sagt der Münchener Thomas Haffa. Der Chef von EM-Entertainment gehört mit seiner Truppe zu den Shooting- Stars im deutschen Merchandising- Busineß. Nach zehn Lehrjahren in den Chefetagen von Medien-Zar Leo Kirch gründete der Bayer 1989 die EM. Und gleich mit seinem er- sten Projekt zeigte der Kirch- Schüler, was er gelernt hat. Haffa holte sich die Turtles, die Schildkrö- ten-Scherzkekse der gleichnamigen TV-Serie. 136 W&V BELOW THE LINE 18/95

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V E R K A U F S F Ö R D E R U N G

T I T E L T H E M A

MERCHANDISING

Mickey & Co.l machen Kasse

Bevorzugt langlebige Ko-

Operationen: Thomas Haffa, Medienhelden kurbeln heute den Verkauf an. DasEM-Entertainment, München

Geschäft mit den Lizenzen boomt. Als Verkaufs-

förderung minderwertiger Ware bezeichnen es die

einen - als cleveren Vermarktungstrick andere.

Landete den großen Coup mit

JR & Co. aus „Dallas": Michael

Ah-Yue Lou, Hamburg

Baut auf Europa-Shops: K.-

H. Wörle, Geschäftsführer

Nordeuropa Disney-Stores

Knüller im Paket: Rolf

Moser, Geschäftsführer der

Bavaria Sonor, München.

M erchandising - ein Wort, dasgroße Karriere gemacht hat.Vom kleinen Statisten zum

umjubelten Hauptdarsteller desMarketings. Vom Mauerblümchenzum Superstar. Merchandising - derGeheimcode fürs große Geld. Undschuld ist das Fernsehen. Mit demweltweiten Siegeszug unzähligerFlimmerserien mit ihren Helden,ihren Macken und Symbolen be-gann eine weltweite Vermarktungs-euphorie.

Merchandising macht müdeKunden munter. Die Dekra-Kappevon Formel-i-Weltmeister MichaelSchumacher, die Enterprise vonCaptain Kirk oder das schwarzeMieder von Denver-Biest Joan Col-lins - frei zum Kaufen und Ge-nießen. In einer US-Studie schätzenWissenschaftler, daß das Merchan-dising/Licensing-Geschäft im Jahr1994 für einen weltweiten Umsatzvon 100 Milliarden Dollar gesorgthat.

Die Traumkarriere startete in US-Supermärkten auf Tischen, die„aufgrund ihrer besonderen Gestal-tung Aufmerksamkeit erzielen soll-ten", wie der Münchener Marke-ting-Professor Arnold Hermanns er-innert. So entstanden Displays undbesonders arrangierte Regale - ebenein Konzept zur Verkaufsförderung.Jahrzehntelang blieb das so. Dannplötzlich wurde der Effekt des per-sonifizierbaren Werbeträgers ent-deckt. „Eine Figur, sei sie real odereben nur gezeichnet, schafft auf-grund ihrer Popularität natürlichviel eher den Zugang zum Konsu-menten", sagt Professor Hermanns.

Der Hamburger Merchandiser

Michael Ah-Yue Lou pflichtet bei.Dem Chef von VIP-Promotion, derden chinesischen Namen seinesGroßvaters trägt, gelang bereits inden achtziger Jahren der großeCoup. Mr. Lou verwaltete damalsdie Rechte des TV-Straßenfegers„Dallas". Der deutschsprachigeRaum war heiß auf JR & Co. DieFilm-Familie als Würfelspiel(„720 ooo verkaufte Spiele"), Puz-zeln mit Pamela, ein T-Shirt mitBobbys Konterfei. „Es gab insge-samt 55 Lizenznehmer", schwärmtder hanseatische Kaufmann, „wirhaben 75 Millionen Mark Umsatzgemacht."

Kunst und KommerzSeine aktuelle Goldader: Die Neu-positionierung und Vermarktungder Nobelmarke Faberge. Kunstmeets Kommerz. Noch bis zum 25.Juni läuft übrigens im HamburgerMuseum für Kunst und Gewerbe ei-ne große Faberge-Ausstellung, inder auch die neuen Lizenzproduktebewundert werden können.

„Unsere Sachen kommen nichtins Museum, sondern in die Ein-kaufstaschen der Kundschaft", sagtder Münchener Thomas Haffa. DerChef von EM-Entertainment gehörtmit seiner Truppe zu den Shooting-Stars im deutschen Merchandising-Busineß. Nach zehn Lehrjahren inden Chefetagen von Medien-ZarLeo Kirch gründete der Bayer 1989die EM. Und gleich mit seinem er-sten Projekt zeigte der Kirch-Schüler, was er gelernt hat. Haffaholte sich die Turtles, die Schildkrö-ten-Scherzkekse der gleichnamigenTV-Serie.

136 W&V BELOW THE LINE 18/95