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MELDUNGEN 366 Biol. Unserer Zeit 6/2010 (40) www.biuz.de © 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim FORSCHUNG & ENTWICKLUNG Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen haben einen neuen Menschen- affen beschrieben: den Nörd- lichen Gelbwangen-Schopfgibbon Nomascus annamensis. Eine Untersuchung von Tonfrequenz und -geschwindigkeit seines charakteristischen Gesangs sowie DNA-Analysen haben gezeigt, dass es sich bei den in den Wipfeln des tropischen Urwalds lebenden Tieren tatsächlich um eine neue Art handelt. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Gesänge der Territorialverteidigung dienen und einen Vorläufer der menschlichen Musik darstellen. Schopfgibbons kommen ausschließlich in Viet- nam, Laos, Kambodscha und Süd- china vor. Bislang ging man von sechs verschiedenen Arten aus, deren Verbreitungsgebiete durch Flüsse getrennt werden. Das inter- nationale Wissenschaftlerteam um Dr. Christian Roos konnte nun zei- gen, dass es sich beim Südlichen Weißwangen-Schopfgibbon Nomascus siki nicht wie bisher angenommen um eine Art, son- dern um zwei verschiedene Arten handelt: den neu beschriebenen Nördlichen Gelbwangen-Schopf- gibbon und den Südlichen Weiß- wangen-Schopfgibbon, die durch die beiden Flüsse Banghiang und Thach Han räumlich getrennt werden. www.dpz.eu Das GIANT-Forschungskonsortium, in dem sich 200 internationale Forschergruppen zusammenge- schlossen haben, um die geneti- schen Ursachen für alle Arten von Körpermerkmalen (Genetic Inves- tigation of Anthropomorphic Traits) zu finden, hat mehrere Hundert Genvarianten gefunden, die bestimmen, wie groß ein Mensch wird. Die gefundenen Mutationen erklären allerdings nur rund zehn Prozent der vererbten Körpergröße. Sie kommen an 180 Stellen im Genom vor. Viele der neu entdeckten DNA-Regio- nen, die sich auf die Körpergröße auswirken, liegen erwartungsge- mäß im Bereich von Genen, die das Knochenwachstum steuern. Fünf Genorte regulieren die Kno- chendichte oder beeinflussen das Risiko von rheumatoider Arthritis oder Fettleibigkeit. Andere Varian- ten sind an ganz neuen Stellen im Genom aufgetaucht und eröffnen so neue Ansatzpunkte für das Studium der Körpergröße. www.biotechnologie.de Fast alle Säugetiere haben 7 Hals- wirbel und nur ganz wenige Arten weichen von dieser 7er-Regel ab. Dazu gehören Faultiere, die 8–10 Halswirbel haben. Ein internatio- nales Forscherteam, dem Dr. Vera Weisbecker von der Universität Jena angehört, hat herausgefun- den, warum Faultiere eine Aus- nahme von dieser strengen Regel bilden. Die exakte Aufzeichnung der Verknöcherung von Hals- und Brustwirbeln bei Faultieren und anderen Säugern zeigte, dass die Halswirbel aller Säuger erst nach den oberen Brustwirbeln verknö- chern. Das Dreifinger-Faultier bil- det hier die einzige Ausnahme. Bei dieser Art beginnen die rippenlo- sen Halswirbel, vor den Wirbeln des Brustkorbs zu verknöchern. Eine weitere Besonderheit bei der Entwicklung der Faultiere besteht darin, dass sich die untersten bei- den „Halswirbel“ im Prinzip wie Brustwirbel entwickeln – aller- dings ohne gleichzeitige Entwick- lung von Rippen. Die Forscher schlossen daraus, dass es sich bei den letzten beiden Halswirbeln eigentlich um rippenlose Brustwir- bel handelt. Schultergürtel und Rippen haben sich im Verhältnis zur Wirbelsäule nach hinten verschoben, so dass sich eine Verlängerung des Halses ergab. www.uni-jena.de Ein Forschungsteam der ETH Zürich unter der Leitung von Prof. Ruedi Aebersold und des Institute for Systems Biology in Seattle (USA) hat das Proteom des Men- schen vollständig kartiert. 20.300 Proteine haben die Forscher mit verschiedenen massenspektrome- trischen Methoden erfasst, be- stimmt und die Daten als Referenz in eine Datenbank einfließen las- sen. Diese Referenzdatenbank steht allen Biologen zur weiteren Forschung zur Verfügung. Die Forscher machen ihre Daten über den so genannten ISB/ETH SRM- Atlas zugänglich. Diese Datenbank ist Teil des Peptidatlas, den die beiden Institutionen in den letzten Jahren entwickelt haben. Die Pro- teom-Daten erlauben es Forschern, Anzahl und Art der Proteine in einer beliebigen biologischen Probe mittels verschiedener mas- senspektrometrischer Messungen zu bestimmen. www.peptideatlas.org Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem das zentrale Nervensystem angreift. Dr. Volker Siffrin und Prof. Frauke Zipp (bisher Max-Delbrück-Cen- trum für Molekulare Medizin, Berlin-Buch, jetzt Johannes Guten- berg-Universität Mainz) konnten 366 Biol. Unserer Zeit 6/2010 (40) www.biuz.de © 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim ABB. Die Männchen des Nördlichen Gelbwangen- Schopfgibbons haben ein schwarzes Fell, tief orange-gol- dene Wangen und einen aus- geprägten Schopf. Bild: Tilo Nadler, Endangered Primate Rescue Center, Vietnam. ABB. 3D-Rekonstruktion des Computertomografie-Scans eines embryonalen Faultierskeletts (Bradypus tridactylus, Dreifinger- Faultier). Bild: Lionel Hautier.

Meldungen: Biologie in unserer Zeit 6/2010

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366 Biol. Unserer Zeit 6/2010 (40) www.biuz.de © 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

FO R SC H U N G & E N T W I C K LU N G

Wissenschaftler vom DeutschenPrimatenzentrum in Göttingenhaben einen neuen Menschen-affen beschrieben: den Nörd-lichen Gelbwangen-SchopfgibbonNomascus annamensis. EineUntersuchung von Tonfrequenzund -geschwindigkeit seinescharakteristischen Gesangs sowieDNA-Analysen haben gezeigt, dasses sich bei den in den Wipfeln destropischen Urwalds lebendenTieren tatsächlich um eine neueArt handelt. Die Wissenschaftlervermuten, dass die Gesänge derTerritorialverteidigung dienen undeinen Vorläufer der menschlichenMusik darstellen. Schopfgibbonskommen ausschließlich in Viet-nam, Laos, Kambodscha und Süd-china vor. Bislang ging man vonsechs verschiedenen Arten aus,deren Verbreitungsgebiete durchFlüsse getrennt werden. Das inter-nationale Wissenschaftlerteam umDr. Christian Roos konnte nun zei-gen, dass es sich beim SüdlichenWeißwangen-SchopfgibbonNomascus siki nicht wie bisherangenommen um eine Art, son-dern um zwei verschiedene Artenhandelt: den neu beschriebenenNördlichen Gelbwangen-Schopf-gibbon und den Südlichen Weiß-wangen-Schopfgibbon, die durchdie beiden Flüsse Banghiang undThach Han räumlich getrenntwerden.www.dpz.eu■

Das GIANT-Forschungskonsortium,in dem sich 200 internationaleForschergruppen zusammenge-schlossen haben, um die geneti-schen Ursachen für alle Arten vonKörpermerkmalen (Genetic Inves-tigation of AnthropomorphicTraits) zu finden, hat mehrereHundert Genvarianten gefunden,die bestimmen, wie groß einMensch wird. Die gefundenenMutationen erklären allerdings nurrund zehn Prozent der vererbten

Körpergröße. Sie kommen an180 Stellen im Genom vor. Vieleder neu entdeckten DNA-Regio-nen, die sich auf die Körpergrößeauswirken, liegen erwartungsge-mäß im Bereich von Genen, diedas Knochenwachstum steuern.Fünf Genorte regulieren die Kno-chendichte oder beeinflussen dasRisiko von rheumatoider Arthritisoder Fettleibigkeit. Andere Varian-ten sind an ganz neuen Stellen imGenom aufgetaucht und eröffnenso neue Ansatzpunkte für dasStudium der Körpergröße.www.biotechnologie.de■

Fast alle Säugetiere haben 7 Hals-wirbel und nur ganz wenige Artenweichen von dieser 7er-Regel ab.Dazu gehören Faultiere, die 8–10Halswirbel haben. Ein internatio-nales Forscherteam, dem Dr. VeraWeisbecker von der UniversitätJena angehört, hat herausgefun-den, warum Faultiere eine Aus-nahme von dieser strengen Regelbilden. Die exakte Aufzeichnungder Verknöcherung von Hals- undBrustwirbeln bei Faultieren undanderen Säugern zeigte, dass dieHalswirbel aller Säuger erst nachden oberen Brustwirbeln verknö-chern. Das Dreifinger-Faultier bil-det hier die einzige Ausnahme. Beidieser Art beginnen die rippenlo-

sen Halswirbel, vor den Wirbelndes Brustkorbs zu verknöchern.Eine weitere Besonderheit bei derEntwicklung der Faultiere bestehtdarin, dass sich die untersten bei-den „Halswirbel“ im Prinzip wieBrustwirbel entwickeln – aller-dings ohne gleichzeitige Entwick-lung von Rippen. Die Forscherschlossen daraus, dass es sich beiden letzten beiden Halswirbelneigentlich um rippenlose Brustwir-bel handelt. Schultergürtel undRippen haben sich im Verhältniszur Wirbelsäule nach hintenverschoben, so dass sich eineVerlängerung des Halses ergab.www.uni-jena.de■

Ein Forschungsteam der ETHZürich unter der Leitung von Prof.Ruedi Aebersold und des Institutefor Systems Biology in Seattle(USA) hat das Proteom des Men-schen vollständig kartiert. 20.300Proteine haben die Forscher mitverschiedenen massenspektrome-trischen Methoden erfasst, be-stimmt und die Daten als Referenzin eine Datenbank einfließen las-sen. Diese Referenzdatenbanksteht allen Biologen zur weiterenForschung zur Verfügung. DieForscher machen ihre Daten überden so genannten ISB/ETH SRM-Atlas zugänglich. Diese Datenbankist Teil des Peptidatlas, den diebeiden Institutionen in den letztenJahren entwickelt haben. Die Pro-teom-Daten erlauben es Forschern,Anzahl und Art der Proteine ineiner beliebigen biologischenProbe mittels verschiedener mas-senspektrometrischer Messungenzu bestimmen.www.peptideatlas.org■

Die Multiple Sklerose ist eineAutoimmunerkrankung, bei derdas eigene Immunsystem daszentrale Nervensystem angreift. Dr. Volker Siffrin und Prof. FraukeZipp (bisher Max-Delbrück-Cen-trum für Molekulare Medizin,Berlin-Buch, jetzt Johannes Guten-berg-Universität Mainz) konnten

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A B B . DieMännchen desNördlichenGelbwangen-Schopfgibbonshaben einschwarzes Fell,tief orange-gol-dene Wangenund einen aus-geprägtenSchopf. Bild: Tilo Nadler,EndangeredPrimate RescueCenter, Vietnam.

A B B . 3D-Rekonstruktion desComputertomografie-Scans einesembryonalen Faultierskeletts(Bradypus tridactylus, Dreifinger-Faultier). Bild: Lionel Hautier.

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Wissenschaftler der Justus-Liebig-Univeristät Gießen haben in SantaMarta, Kolumbien, das Center ofExcellence in Marine Sciences(CEMarin) aufgebaut. Prof. BerndWerding und Prof. Thomas Wilkevom Institut für Tierökologie undSpezielle Zoologie hatten denerfolgreichen Antrag für das Exzel-lenzzentrum gestellt. Das CEMarinwird als Kooperationsprojekt vomDeutschen Akademischen Aus-tauschdienst (DAAD) mit insge-samt 1,5 Mio. Euro im Rahmen derAußenwissenschaftsinitiative 2009des Auswärtigen Amtes gefördertund stellt eines von weltweitinsgesamt vier DAAD-Exzellenzzen-tren in Forschung und Lehre dar.Zu den Zielen des CEMarin zählendie Ausbildung von Doktorandenin einem internationalen PhD-Programm für Meereswissenschaf-ten, die Durchführung modernstermariner Forschungen an der kari-bischen und pazifischen KüsteKolumbiens und der weitereAusbau der marinen Wissenschaf-ten im nördlichen Südamerika.www.cemarin.org■

Forscher der Universität Göttingenwollen untersuchen, wie Biomas-se künftig günstig und ökologischunbedenklich erzeugt und optimalausgenutzt werden kann. Das For-schungsvorhaben BEST (Bioener-gie Regionen stärken – neueSystemlösungen im Spannungsfeldökologischer, ökonomischer undsozialer Anforderungen) wird vomBundesministerium für Bildungund Forschung in den kommen-den vier Jahren mit insgesamt 4 Mio. Euro gefördert. Koordiniertwird das Projekt vom Forschungs-zentrum Waldökosysteme derFakultät für Forstwissenschaftenund Waldökologie an der Univer-sität Göttingen.www.uni-goettingen.de■

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Jülich, die Universitäten Bonn undDüsseldorf sowie die RWTH Aa-chen, die im BioSC die Kompeten-zen von mehr als 50 ihrer Institutebündeln. Gemeinsam wollen siedie zentralen Themen einer um-weltschonenden Ökonomie aufder Basis nachwachsender Roh-stoffe bearbeiten, wie z.B. dienachhaltige Produktion von Pflan-zen, neue Verfahren zur Verarbei-tung von Biomasse und der Einsatzvon Mikroorganismen zur Herstel-lung von Wertstoffen.www.biosc.de■

Unterstützt von der UniversitätWien ist im österreichischen Ernst-brunn das Wolf Science Center(WSC) zur Erforschung der geisti-gen Leistungen und der Koopera-tionsfähigkeit von Wölfen undHunden eröffnet worden. Wölfesind wie Menschen hoch sozialeWesen und kooperieren bei derJagd, bei der Aufzucht von Jungenund bei der Verteidigung desReviers. Wahrscheinlich wurde derWolf deshalb in Form des Hundeszum engsten tierischen Begleiterdes Menschen. Für ihre Forschungbenötigen die WSC-Wissenschaft-ler kooperative Wölfe und Hunde,die nach dem gleichen Musteraufgezogen und trainiert werden.Sie arbeiten derzeit mit elf guttrainierten und kooperativenTimberwölfen sowie vier Hunden,die wie Wölfe aufgezogen undtrainiert werden. In zwei Jahrensollen es bereits 20 Wölfe undebenso viele Hunde sein.www.wolfscience.at■

zeigen, dass fehlgeleitete Zellendes Immunsystems auch Nerven-zellen direkt angreifen und schädi-gen und nicht nur die Isolier-schicht um ihre Ausläufer. Umherauszufinden, ob Immunzellenbei der Schädigung von Nervenzel-len eine Rolle spielen, untersuch-ten sie Mäuse mit einer Erkran-kung, die der menschlichen Multi-plen Sklerose ähnelt (experimen-telle autoimmune Enzephalomyeli-tis). Für ihre Forschungen nutztensie ein Zwei-Photonen-Mikroskop,mit dem Prozesse im lebendenOrganismus in Echtzeit erforschtwerden können. Sie konntenbeobachten, dass bestimmteImmunzellen (Th17-Zellen) dieNervenzellen direkt kontaktieren,ähnlich wie Nervenzellen überihre Synapsen miteinander Verbin-dung aufnehmen. Die Interaktionvon Th17-Immunzellen und Neuro-nen löste erhöhte Kalziumspiegelim Innern von Neuronen aus.Kalzium im Zellinnern ist an derErregung von Nerven- und Muskel-zellen beteiligt und führt bei langanhaltender Erhöhung zum Zell-tod. www.mdc-berlin.de■

S TA N D O R T E

Das in Nordrhein-Westfalen neugegründete Bioeconomy ScienceCentre (BioSC) ist das erste Zen-trum Europas, das mit einemintegrativen Gesamtkonzept For-schung für eine nachhaltige Bio-ökonomie betreiben will. Partnersind das Forschungszentrum

A B B . Im WolfScience Centerin Ernstbrunnwird die Koope-rationsfähigkeitvon Wölfen und Hundenerforscht. Bild: Wolf ScienceCenter.

A B B . Immunzellen (rot) attackieren Nervenzellen von Mäusen. Dies führt zutödlichen Kalziumerhöhungen in den Nervenzellen. Bild: Dr. Volker Siffrin/MDC.

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U N T E R N E H M E N

Die Firma Roche MolecularSystems in Pleasanton (CA, USA)und das Deutsche Krebsfor-schungszentrum (DKFZ, Heidel-berg) haben eine auf drei Jahreangelegte Forschungskooperationzur Entwicklung eines diagnosti-schen Tests für die Untersuchungvon Gebärmutterhalskrebs ge-schlossen. Hintergrund der Zu-sammenarbeit sind neuere For-schungsergebnisse des DKFZ zuhumanen Papillomviren, die alsAuslöser von bösartigem Gebär-mutterhalskrebs gelten. Die DKFZ-Forscher erkannten, dass dieMenge bestimmter RNA-Transkrip-te der Papillomviren in infiziertenZellen ein sicherer Indikator dafürist, ob eine Gewebeveränderungam Muttermund bösartig ist. Ge-meinsam mit den Forschern vonRoche Molecular Systems soll die-se Analysetechnik nun zu einemdiagnostischen Test weiterentwi-ckelt werden, der im Labor routi-nemäßig eingesetzt werden kann.www.roche.com, www.dkfz.de■

Das MPI für Biochemie in Martins-ried und das PharmaunternehmenGlaxoSmithKline (GSK) habeneine Forschungsvereinbarung überdie Entwicklung neuartiger Medi-kamente zur Behandlung vonDiabetes Typ II geschlossen. Derauf Risikoteilung basierende Ver-trag, der mit Unterstützung derTechnologietransfer-OrganisationMax-Planck-Innovation verhandeltwurde, hat einen Wert von mehre-ren Millionen Euro und ist auf dreiJahre angelegt. Im Rahmen derKooperationsvereinbarung mitGSK werden Wissenschaftler desMPI für Biochemie neue Wirkstof-fe identifizieren, die die Aktivitätbestimmter Kinasen hemmen, diean der Entstehung von Typ II Dia-betes beteiligt sind. Diese Kinasenstellen eine Gruppe wichtigerSignalmoleküle im Körper dar.www.mpg.de, www.gsk.com■

Die Bayer AG hat den Prix GalienInternational 2010 für die bestepharmakologische Innovation fürXarelto® (Rivaroxaban) erhalten.Dies hat die unabhängige, interna-tionale Jury der Galien-Stiftungentschieden, nachdem Xareltoschon die nationalen Preise in Bel-gien, Frankreich und der Schweizgewinnen konnte. Der Prix Galienzeichnet herausragende Arbeitenzur Verbesserung der Gesundheitdurch innovative Therapien ausund gilt als das Äquivalent zumNobelpreis in der pharmazeuti-schen Forschung. Rivaroxaban istein oraler Blutgerinnungshemmer,der in den Bayer-Laboratorien inWuppertal erfunden wurde.www.bayer.de■

PR E I S E & PE R SO N E N

Für sein hervorragendes For-schungskonzept und seine wissen-schaftliche Leistung hat Dr. UdoErnst (Universität Bremen) denBernstein Preis 2010 erhalten.Der zum fünften Mal vom Bundes-ministerium für Bildung und For-schung vergebene Bernstein Preisfür Computational Neuroscienceist mit 1,25 Mio. Euro einer derhöchstdotierten Forschungspreisefür Nachwuchswissenschaftler inDeutschland. Ernst befasst sich mitder Frage, wie das Gehirn visuelleInformationen verarbeitet. Damitwir sehen können, repräsentiertdas Gehirn seine visuelle Umweltin Form von elektrischer Aktivitätder Nervenzellen. Dabei erschafftdas Gehirn kein genaues Abbildseiner Umwelt, vielmehr ist dieRepräsentation auf den jeweiligenKontext optimiert: Wenn wiretwas Bestimmtes suchen, blendenwir andere Dinge aus. Auch unserVorwissen greift in die Bildverar-beitung ein: Wir erkennen For-men, die uns bekannt sind, vielschneller und ergänzen dabeiunvollständige Konturen. WieWissen und Kontext in die Bildver-arbeitung eingreifen, wird Ernst im

Rahmen des Bernstein Preisesmithilfe von theoretischen Model-len und Experimenten untersu-chen.www.uni-bremen.de■

Der erstmals verliehene, mit10.000 Euro dotierte Barbara-Hobom-Preis des Exzellenzclus-ters BIOSS der Universität Freiburggeht an die schwedische Doktoran-din Maria Karlsson, die für ihreDoktorarbeit die Arbeitsgruppevon Wilfried Weber, Professor fürSynthetische Biologie an der Uni-versität Freiburg, ausgesucht hatte.Die Auszeichnung unterstützt viel-versprechende junge Wissenschaft-lerinnen in den Bereichen Synthe-tische Biologie, Signalling und Bio-engineering. Karlsson hatte bereitsan der ETH Zürich in der Biotech-nologie, den Chemieingenieurwis-senschaften und der Elektrotech-nik gearbeitet. In Freiburg be-schäftigt sie sich mit Bone TissueEngineering. Um die Mechanismender Geweberegeneration zu verste-hen, kombiniert sie Ansätze ausden Materialwissenschaften undder biologischen Signalforschungmit den Werkzeugen der Syntheti-schen Biologie. So lassen sich Bio-Materialien mit „intelligenten“Eigenschaften kreieren, die aufSignale aus ihrer Umgebung reagie-ren können.www.bioss.uni-freiburg.de■

Dr. Claudio Tennie ist im FachBiologie mit dem Klaus TschiraPreis 2010 für verständlicheWissenschaft geehrt worden. Ererhielt die Auszeichnung für dieallgemeinverständliche und span-nende Darstellung seiner For-schungsarbeit. Der Klaus TschiraPreis wird in sechs Fächern ver-geben und ist mit je 5000 Eurodotiert. In seinem Beitrag „Kultur-wesen Schimpanse?“ beleuchtetTennie einen entscheidendenUnterschied zwischen Mensch undMenschenaffe und erklärt, warumAffen keine Wolkenkratzer bauen.Er räumt zudem mit dem Mythos

A B B . MariaKarlsson.

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© 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.biuz.de 6/2010 (40) Biol. Unserer Zeit 369

auf, dass die Kultur von Menschen-affen in ihren Mechanismen derKultur des Menschen entsprechenmuss. Seit dem Abschluss seinerPromotion an der UniversitätGöttingen ist Tennie am Max-Planck-Institut für EvolutionäreAnthropologie in Leipzig tätig.www.uni-goettingen.de■

S C H U L E & U N I V E R S I T Ä T

Das Pilotprojekt Digitaler Apo-thekergarten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf will Studie-rende der Pharmazie, Biologie undMedizin über die gesamte Vegeta-tionsperiode hinweg und unabhän-gig von geführten Exkursionen mitInformationen versorgen. ImBotanischen Garten können nundirekt vor dem lebenden ObjektInhaltstoffe, Anwendungsgebieteund botanische Hintergründeabgerufen werden. Parallel dazusollen die Informationen in densel-ben Datenstrukturen auch inKursen und zur Vor- und Nachbe-reitung für die Studierendennutzbar sein. Die Informationenstehen auch anderen Besucherndes Botanischen Gartens zur Ver-fügung. Kernstück des digitalenApothekergartens ist eine internet-basierte Datenbank, aus der dieInformationen über klassischeSuchabfragen im Web-Browseroder mittels geeigneter elektroni-scher Geräte direkt im Beet bzw.aus dem Kursskript heraus abge-fragt werden können.http://digitalerapothekergarten.uni-duesseldorf.de/■

Mit einem Gesamtvolumen vonrund 200.000 Euro fördert dieBayer Science & EducationFoundation 39 junge Menschenim Bereich der Natur- und Inge-nieurwissenschaften, der Medizin,dem Lehramt für naturwissen-schaftliche Fächer sowie dernichtakademischen Lehrberufe.Das Bayer Fellowship Programumfasst neben den Bayer- und

Carl-Duisberg-Stipendien auch dieKurt-Hansen-, die Hermann-Stren-ger- und die Schülerstipendien.Zielgruppe sind vor allem Studie-rende im Hauptstudium und Absol-venten sowie Auszubildende undjunge Berufstätige, deren Studien-bzw. Ausbildungsabschluss höch-stens zwei Jahre zurückliegt. Zuden geförderten Fachrichtungenim akademischen Bereich gehörenin diesem Jahr Biochemie, Bioin-formatik, Biotechnologie, Biomedi-zin, Bioverfahrenstechnik, Moleku-larbiologie, Molecular Life Sciences,Chemie, Chemieingenieurwesen,Lebensmitteltechnologie, Physik,Statistik, Forensik, Molekularmedi-zin und Medizin.www.bayer-stiftungen.de■

V E R A N S TA LT U N G E N

Das zoologische Forschungsmu-seum Alexander Koenig in Bonnzeigt die Ausstellung Bäume –Überlebenskünstler im XXL-Format. Bis zum 3. April 2011präsentiert die Ausstellung 30 Riesenfotografien in der Größevon 3,50 m × 1,50 m von Bäumenaus aller Welt. Die Fotografienmachen viele Details erkennbar,die man in der freien Natur nichtso leicht wahrnehmen könnte. DieAusstellung vermittelt, dass Bäumeeine elementare Voraussetzung fürmenschliches Leben sind und dasswir ohne sie nicht die Luft zumAtmen hätten.www.museumkoenig.de■

Die von BIUZ-Kurator Prof. VolkerStorch (Universität Heidelberg)und seinem Team konzipierteAusstellung Schönheit im Ver-borgenen konfrontiert mit Glie-dertieren und Pflanzenpollen, diewir zu kennen glauben. Die Ma-krosicht auf den Mikrokosmosverändert jedoch die Wahrneh-mung: In verblüffender Harmoniepräsentieren sich dem durch dasRasterelektronenmikroskop er-weiterten Blick geometrische Mus-

ter und Formen in eindrucksvollerSymmetrie. Die Ausstellung ist biszum 8. Januar 2011 im Sencken-berg Forschungsinstitut und Natur-museum in Frankfurt a.M. zusehen.www.senckenberg.de■

Die neue Jenaer Mikrobielle Res-sourcensammlung (JMRC) an derFriedrich-Schiller-Universität Jenavereint die Vielfalt pilzlicherMikroorganismen. Etwa 11.000verschiedene Pilzisolate werden inder gemeinsam vom Institut fürMikrobiologie und dem Hans-Knöll-Institut betriebenen Einrich-tung gehalten. Bis zum 11. Februar2011 gibt die JMRC in einer Son-derausstellung Einblicke in dieSammlung sowie in die modernenMethoden der Pilzforschung inJena. Unter dem Titel Pilze: EinLeben im Verborgenen – Dasmykologische Lebenswerk derJohanna Schultze-Wege (1844–1918) ist die Schau in der Thürin-ger Universitäts- und Landesbiblio-thek in Jena zu sehen.www.jmrc.uni-jena.de

Redaktion Meldungen:Dr. Monika KortenjannDietenbachstr. 2, 79114 FreiburgTel.: 07 61-8 09 53 24Fax: 07 61-8 98 21 [email protected]

Für die Richtigkeit der Informationensind die jeweils genannten Unterneh-men und Institutionen verantwortlich.

A B B . BernhardHorstmann, Fo-tograf (li.), undProf. Dr. Wolf-gang Böhme,stellvertreten-der Direktor des MuseumsKoenig (re.), vordem Bild einerBuche beiWarendorf. Bild: ZFMK, Bonn.

A B B . Pollenkörner der WegwarteCichorium auf den Haaren einer Wild-biene Panurgus.