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Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Dr. Max Mustermann Referat Kommunikation & Marketing Verwaltung
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin Fakultät Medizin
Medizinische Soziologie
Prävention und Gesundheitsförderung 2
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
PRÄVENTIVE MAßNAHMEN, KAMPAGNEN, SOCIAL MARKETING
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Präventive Maßnahmen
„Man kann nicht Gesundheitsziele auf die Bevölkerung herabregnen lassen.
Wenn man Pech hat, dann macht sie den Regenschirm auf.“
(Rolf Rosenbrock)
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Präventiv- medizin
„Prävention“
Gesundheitsverhalten Gesundheit
Gesunde Ernährung
Bewegung
Rauchverzicht
Sonnenschutz
Maßvoller Alkoholkonsum
Früherkennung
Safer Sex
Zahnpflege
Impfungen
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Präventiv- medizin
„Prävention“
Gurtpflicht
Nichtraucher- Plakate Nährstoff-
Ampel
Bonusprogramme GKV
Ärztliche Beratung
Rauchverbot Gesunde Kantinen
Präventions- politik
Gesundheitsverhalten Intervention Gesundheit
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Unterstützende Maßnahmen
Restriktive Maßnahmen
Anreize, positive / negative Sanktionen
Veränderung von Kontext & Infrastruktur
Verbote, Pflichten
Präventive Maßnahmen / Präventionspolitik
Kommunikative Maßnahmen
Information, Aufklärung, Beratung
Motivation, Vermarktung (massenmedial)
Verhaltens- präventive Maßnahmen
Verhältnis- präventive Maßnahmen
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin Stufe 1: Information, Aufklärung
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Information = Basis für die aufgeklärte Entscheidung
Gesundheitliche Aufklärung steht im Zentrum der meisten präventiven Programme
Sie wird geleistet u.a. durch
Staatliche Einrichtungen, Ministerien, Behörden, z.B. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Krankenkassen
Nicht staatliche Organisationen: Vereine (z.B. Krebshilfe), Selbsthilfegruppen, Stiftungen
Persönliche Aufklärungen und Beratungen erfolgen zudem durch Ärzte, Zahnärzte und Apotheker
Information, Aufklärung, Beratung
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Bei Möglichkeiten zur Information unterscheidet man zwei Kommunikationswege:
Massenmediale Verfahren (Streumedien, z.B. Plakate, Fernsehspots…)
Personalkommunikative Verfahren (Beratungen, Schulungen, Infostände…)
Information, Aufklärung, Beratung
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Deutsches Ärzteblatt Mai 2012
„Nirgendwo sonst scheint die
Bevölkerung quer durch alle
Schichten besser erreichbar als in
den Arztpraxen.“
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Prävention – welche Rolle können Ärzte spielen?
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Internationale Evidenz: Auswirkungen präventiver Beratung in der Praxis
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Tabakkonsum: Erfolg von Beratungen ist gut belegt
Bereits einmalige, kurze (1-3 Min) Empfehlungen erhöhen Abstinenzraten
Alkohol: Kurze, wiederholte Beratungen können den Alkoholkonsum deutlich senken (-38g/Woche)
STD/HIV: intensive Beratungen (2x20 min) können STD-Häufigkeit senken, kurze Botschaften sind wirkungslos
Wenig Daten!
Kaner et al, Cochrane Review 2009 Goldstein et al, Am J Prev Med 2004 Crepaz et al, Sex Transm Dis 2007
Internationale Evidenz: Auswirkungen präventiver Beratung in der Praxis
?
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Gesunde Ernährung: Beratung führt zu leichten bis moderaten Verbesserungen im Ernährungsverhalten und bei klinischen Parametern (LDL, RR)
Bessere Evidenz für Risikopatienten (z.B. Hyperlipidämie, Hypertonie, Übergewicht)
Bewegung: Kurze Beratungen führen nicht zu signifikanter Steigerung körperlicher Aktivität
Auch ärztliche Überweisungen zu Sportvereinen erhöhen nicht Aktivität, Fitness, LQ oder Klinik
?
Brunner et al, Cochrane Review 2009, Pavey et al, BMJ 2011, Goldstein et al, Am J Prev Med 2004
Internationale Evidenz: Auswirkungen präventiver Beratung in der Praxis
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
5-15% derjenigen, denen eine Verhaltensänderung empfohlen wurde, erreichen eine klinisch signifikante Verbesserung (mit dem Rauchen aufhören etc)
Signifikanter Public Health Effekt!
(Whitllock et al, Am J Prev Med 2004)
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Beratung: was ist wichtig?
Die Evidenzlage ist eindeutig: Beratungen sind nur dann effektiv, wenn sie…
genaue Ziele mit dem Patienten vereinbaren
strukturierte Problemlösungen und Verhaltensstrategien erarbeiten
soziale Unterstützung mobilisieren
wiederholt erfolgen, kontinuierliche Hilfe beinhalten
National Cancer Institute 1989, Canadian Task Force on Preventive Health Care 2000
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5A-Modell
Die Fachgesellschaften empfehlen seit ca. 1996 eine stark strukturierte Kurzintervention
Diese Empfehlungen werden in Leitlinien zusammengefasst
Die Kurzintervention umfasst systematisch 5 Schritte
A Clinical Practice Guideline for Treating Tobacco Use and Dependence:, Am J Prevent 2008
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5A-Modell – Beispiel Rauchen
1. Ask – Tabakkonsum bei jedem Patientenbesuch erheben
2. Advise – Jeden Raucher dahingehend beraten, mit dem Rauchen aufzuhören: klar, ausdrücklich, persönlich
3. Assess – Bereitschaft des Rauchers, aufzuhören, bewerten (stages of change-Modell)
4. Assist – den Aufhörversuch unterstützen: gemeinsam planen, terminieren, soziales Umfeld einbeziehen, Materialien / Medikamente empfehlen
5. Arrange – Termin ausmachen zum Follow-up
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
5A-Modell: was passiert in der Praxis?
USA: 3300 Raucher hatten an einer Studie zum Lungenkrebs-Screening teilgenommen
1 Jahr später wurden sie befragt, welche Schritte von 5A ihr Arzt durchgeführt hatte
Ask: 77%
Advise: 76%
Assess: 63%
Assist: 56%
Arrange:10%
Ausstieg-Wahrscheinlichkeit: 40%
Ausstieg-Wahrscheinlichkeit 46%
Ausstiegs-Wahrscheinlichkeit nicht erhöht
Park et al, JAMA Int Med. 2015
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Stufe 2: Motivation, Überredung, Image
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Viele Kommunikationsstrategien gehen über die reine Information hinaus
Sie beinhalten v.a. überredende Botschaften
Einsatz von Humor, Emotionen, Furchtappellen
Darstellung von Vorbildern
Versuch der Image-Änderung
Ein bestimmtes, sozial erwünschtes Verhalten soll so als attraktiv oder wünschenswert dargestellt werden (z.B. Nichtrauchen)
„Vermarkten“ einer gesundheitsförderlichen Lebensweise Aufgabengebiet Social Marketing
Motivation, Überredung, Einstellungsänderung, Image
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Um Zielgruppen zu motivieren: der Zusatznutzen zählt!
Prävention: anders als in der Werbung wird kein materielles „Produkt“ angeboten
vermarktet wird eine Verhaltensänderung!
Sie hat einen Grundnutzen (=Senkung von Gesundheitsrisiken)
Aber: Dieser wird oft nicht verhaltenswirksam!
Daher muss mit der Verhaltensänderung ein weiterer Benefit verbunden werden
v.a. symbolische Güter wie „gelingendes Leben“, „besseres Körpergefühl“…
Loss et al, Gesundheitswesen 2006
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Attribut
Förderung von Fett-verbrennung und Kalorienverbrauch
Verbesserung des Fettstoffwechsels und Blutdrucks
Aufbau von Muskeln
Kann mit anderen Menschen gemacht werden
Kann alleine gemacht werden
Viele Leute tun es
Zusatznutzen:
Beispiel: Sport, körperliche
Bewegung
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Attribut Benefit 1 Benefit 2 Benefit 3
Förderung von Fett-verbrennung und Kalorienverbrauch
Gewicht abnehmen
Besser aussehen Sich besser fühlen
Attraktiver werden
Verbesserung des Fettstoffwechsels und Blutdrucks
Risiko für Herz- & Kreislaufkrankheit nimmt ab
Gesünder und länger leben
Die Enkel aufwachsen sehen
Aufbau von Muskeln Stärker werden unabhängiger in
den täglichen Aktivitäten sein
Mehr Freiheit haben
Kann mit anderen Menschen gemacht werden
Zeit mit Familie und Freunden verbringen
Unter Leute kommen Kontakte knüpfen
Macht Spaß
Kann alleine gemacht werden
Zeit für sich nutzen
Mal von allem wegkommen
Mal eine Auszeit verdienen
Viele Leute tun es Sich einem Trend
anschließen „in“ sein
Anerkennung erhalten
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Australische Sonnenschutzkampagne „SunSmart“
2006: neue Kampagne für die Zielgruppe Bauern/Farmer und Landarbeiter
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„Ich dachte, mir würde das nie passieren. Hautkrebs meine ich. Eines Tages bemerke ich eine Beule auf meiner Stirn. Einen Tag darauf bekomme ich Chemo und stehe vor Monaten, die ich am Stück im Krankenhaus verbringen muss. Jetzt muss ich alles verkaufen. Hör auf mich – trage immer einen breitkrempigen Hut, ein langärmliges Hemd, Sonnenbrille und trag regelmäßig Sonnencreme auf.“
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-Spot für die Felix-Burda-Stiftung von Wim Wenders
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Motivation, Überredung: Einsatz von Furchtappellen
Bei der Prävention wird nicht nur mit positiven Emotionen und Images gearbeitet
Fast ebenso häufig ist der Einsatz von Furchtappellen
Furchtappelle sollen Furcht auslösen und hierdurch Einstellungs- oder Verhaltensänderungen bewirken
Auch Schock- und Ekelelemente kommen zum Einsatz
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Beispiel: Nichtraucherplakate 1970er
Furchtappelle - historisch
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Furchtappelle
Hannelore-Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des ZNS, 2004
Furchtappelle
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Furchtappelle Oft stellen Furchtappelle keine medizinischen Gefahren dar - sondern nutzen soziale Ängste aus
Aus begleitendem Videospot
„Look at that girl… she‘s disgusting! … (giggle) I know her! She works at my office! I can‘t wait till I tell everybody on Monday.“
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Die Wirkung von Furchtappellen ist umstritten, die Studienlage ambivalent!
V.a. starke Furchtappelle können zu gegenläufigen Verhaltensänderungen führen („Reaktanz“)
gefühlsmäßiger Widerstand gegen die wahrgenommene Beeinflussung und den wahrgenommenen Druck (sog. Bumerang-Effekt)
Motivation durch Furchtappelle?
„Ein leidenschaftlicher Raucher,
der immer von der Gefahr des Rauchens für die
Gesundheit liest,
hört in den meisten Fällen auf – zu lesen.“
Winston Churchill
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Aber: Furchtappelle und emotionale Botschaften können die subjektive Risikowahrnehmung erhöhen
Risikowahrnehmung: wichtig für Verhaltensänderung!
Menschen neigen dazu, gesundheitliche Risiken aufgrund des eigenen Verhaltens zu unterschätzen
Gezielt geplante Kampagnen können diese Risiken betonen und bewusst machen
Motivation durch Furchtappelle?
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
„Quitting is hard – not quitting is harder“ (Australien)
Text (original) „I can’t go more than a few hours without
a smoke.” „I can’t go more than a few feet without
the oxygen tank.”
„I’ve tried to quit, and I’ve put on 3 kilos!”
„I’ve lost 14 kilos.“ „You gotta die of something.“
“You gotta keep your hopes up.” „ I don’t think I can quit.”
„I don’t think I can operate.”
“Quitting is hard. Not quitting is harder.”
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Furchtappelle sind am ehesten dann wirksam…
wenn die Gefahr als rasch eintretend dargestellt wird
wenn ein persönlicher Bezug / eine subjektive Betroffenheit zum Betrachter hergestellt wird
wenn konkrete Lösungsmöglichkeiten dargestellt werden
Motivation durch Furchtappelle?
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Furchtappelle – Risikowahrnehmung
Gefühl der subjektiven Betroffenheit von einem Risiko
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Nicht alle Furchtappelle wirken sofort düster oder bedrohlich
Manchmal kommt der Furchtappell erst auf den zweiten Blick
Das Unerwartete steigert Aufmerksamkeit und persönlichen Bezug (man identifiziert sich mit Darstellung)
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Stufe 3: Anreizsysteme, Sanktionen
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Anreizsysteme
Idee: mit materiellen „Anreizen“ die Menschen zu gesundheitsbewusstem Leben zu motivieren, z.B.
Maßnahmen der Preisgestaltung
Steuern (z.B. Tabaksteuer, „Alkopop“-Steuer)
Verbot von Sonderangeboten für Alkohol, Mindestpreise…
Bonusprogramme der Krankenkassen für gesundheitsbewusstes Verhalten
Interventionen, die „Gewinne“ für die Umsetzung eines gesunden Lebensstils bieten
Wirksamkeit von finanziellen Anreizen ist umstritten, die Studienlage bislang dünn und heterogen
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Anreizsysteme – sinnvoll?
Was man weiß:
(1) Preiserhöhungen haben erhebliche Auswirkungen, z.B. bei Alkohol und Tabak (Konsum und Mortalität!)
- besonders auf preissensible Gruppen, z.B. Jugendliche
(Purshouse et al, Lancet 2010; Herttua et al, Am J Epidemiol 2008; Wagenaar et al, Am J Pub Health 2007)
(2) Bonusprogramme führen wohl oft eher zu Mitnahmeeffekten (Claßen et al 2012)
(3) Interventionen mit materiellen Anreizen zeigen unterschiedliche Auswirkungen
(Johnston V et al, Cochrane Review 2012, Volpp et al, NEJM)
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Stufe 4: Kontextbeeinflussung,
infrastrukturelle Maßnahmen
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Nancy Milio 1986
„Gesunde Lebensstile sind keine Sache der ‘freien’
Wahl, sondern eher das Ergebnis von Möglichkeiten
und Optionen, die für einen Menschen verfügbar
sind.“
Verhältnisorientierter Ansatz
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Verhältnisorientierte Maßnahmen = Schaffung von Lebenswelten, die gesundes Verhalten unterstützen
Sie gehören zu den erfolgreichsten Ansätzen der Prävention (Mitchell & Popham, Lancet 2008)
„make the healthy way the easy way“
Settingansatz (Kindergarten, Schule, Betrieb)
Kontextbeeinflussung
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Kontextbeeinflussung: Beispiel Sonnenschutz
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Kontextbeeinflussung: Beispiel „Seniorenspielplätze“
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Restriktive Maßnahmen
In den westlichen Ländern haben in den letzten 20 Jahren gesetzliche Maßnahmen zur Regulation von Gesundheitsverhalten zugenommen
Einführung der Gurtpflicht
Werbeverbote für Tabakprodukte
Rauchverbote in Gaststätten in etlichen europäischen Ländern
Restriktive Maßnahmen gehören zu den wirksamsten präventionspolitischen Maßnahmen
Z.B. Rauchverbote: signifikante Abnahme von Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen (Tan & Glantz, Circulation 2012)
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Restriktive Maßnahmen
Kritik: unangemessene Bevormundung und Einschränkung der freien Lebensführung
„Paternalismus“, “verordnete Gesundheit“
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Unterstützende Maßnahmen
Restriktive Maßnahmen
Anreize, positive / negative Sanktionen
Veränderung von Kontext & Infrastruktur
Verbote, Pflichten
Präventive Maßnahmen / Präventionspolitik
Kommunikative Maßnahmen
Information, Aufklärung, Beratung
Motivation, Vermarktung (massenmedial)
Verhaltens- präventive Maßnahmen
Verhältnis- präventive Maßnahmen
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Verhaltensprävention / Verhältnisprävention
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Verhaltensprävention / Verhältnisprävention
Verhaltensprävention setzt beim Verhalten des Einzelnen an
Eine Person wird aufgefordert, motiviert, überredet…, ihr Verhalten zu ändern
Aufklärung, Motivation, „Druck“
Kann Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention sein
Beispiele:
Aufklärung zur Gefährlichkeit des Rauchens bei Grundschülern
Rauchentwöhnungskurse
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Verhaltensprävention: Aufklärung, Information, Motivation
Prof. Dr. med. Julika Loss Medizinische Soziologie Fakultät Medizin
Verhältnisprävention: Schaffung gesünderer Lebenswelten bzw Lebenswelten, die gesundes Verhalten erleichtern
Rauchverbot in Gaststätten
Angebot gesunder
Lebensmittel verbessern
Schadstoff-belastung verringern
Hygienemaß-nahmen
Fahrradwege ausbauen
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Verhaltensprävention / Verhältnisprävention
Verhältnisprävention setzt an den Lebensverhältnissen an
Rahmenbedingungen werden so umgestaltet, dass sie
a. eine geringere Gesundheitsbelastung darstellen, oder
b. Gesundheitsverhalten erleichtern / Risikoverhalten erschweren
Diese Maßnahmen sind meistens primärpräventiv, können aber theoretisch auch tertiärpräventiv sein
Beispiele:
Sanierung asbesthaltiger Gebäude
Gesünderer Pausenverkauf in der Schule
Erschwerter Zugang zu Alkohol für Jugendliche (Kontrollsysteme beim Einkauf)
Rauchverbot in Lungenreha-Klinik (tertiärpräventiv)