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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 749
M E D I Z I N
ORIGINALARBEIT
Medikation und Adhärenz nach stationärer Entlassung Eine prospektive Interventionsstudie zur Vermeidung potenziell gefährdender Medikationsumstellungen
Claudia Greißing, Peter Buchal, Hans-Joachim Kabitz, Marcus Schuchmann, Niko Zantl, Susanne Schiek, Thilo Bertsche
ZUSAMMENFASSUNGHintergrund: An intersektoralen Schnittstellen muss die Medikation häufig angepasst werden. Diese Medikationsumstellungen können die Patienten -sicherheit beeinträchtigen. Um dieser Gefährdung vorzubeugen, wurde ein Schnittstellenkonzept mit Entlassungsmedikationsplänen und -beratungsmo-dulen für weiterbehandelnde Ärzte und Patienten entwickelt.
Methode: Eine prospektive Interventionsstudie wurde in zwei internistischen Abteilungen durchgeführt. Nach der Datenerhebung in der Kontrollgruppe wurde das Schnittstellenkonzept entwickelt und anschließend in einer unab-hängigen Interventionsgruppe evaluiert. Anhand eines Abgleichs zwischen Ent-lassungsmedikation und unmittelbarer Weiterverordnung wurden diejenigen Patienten untersucht, bei denen infolge mindestens einer potenziell gefährden-den Medikationsumstellung nach der Entlassung ein Risiko für die therapeu -tische Zielsetzung (Kategorie A, primärer Zielparameter) oder für die Adhärenz (Kategorie B) bestand. Zusätzlich wurden Versorgungslücken nach der Ent -lassung analysiert.
Ergebnisse: 200 Patienten wurden konsekutiv eingeschlossen. Der Anteil von Patienten mit Medikationsumstellungen der Kategorie A wurde in der „intention to treat“-Auswertung von 54 % (54/100) in der Kontrollgruppe auf 15 % (15/100) in der Interventionsgruppe gesenkt (p < 0,001). Der Anteil von Patien-ten mit Medikationsumstellungen der Kategorie B wurde von 53 % (53/100) auf 7 % (7/100) gesenkt (p < 0,001). Eine Versorgungslücke trat bei 28 % (28/100) der Patienten der Kontrollgruppe und bei 18 % (18/100) in der Interventions-gruppe auf (p = 0,031).
Schlussfolgerung: Die Zahl potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen nach der Entlassung lässt sich mit einem modularen Schnittstellenkonzept deutlich verringern. Versorgungslücken können so geschlossen werden.
►Zitierweise Greißing C, Buchal P, Kabitz HJ, Schuchmann M, Zantl N, Schiek S, Bertsche T: Medication and treatment adherence following hospital discharge—a study of an intervention aimed at reducing risk associated with medication change. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 749–56. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0749
B ei nahezu jedem Patienten kommt es durch einen Krankenhausaufenthalt zu Medikationsumstellun-
gen (1). Nach Entlassung kann es durch notwendige Therapieanpassungen und neue Diagnosen zu weiteren Medikationsumstellungen kommen. Allerdings können Patienten nach Entlassung auch von unbeabsichtigten Me-dikationsumstellungen betroffen sein, die möglicherweise zu unerwünschten Arzneimittelereignissen und Wieder -aufnahmen ins Krankenhaus führen (2–4). Frühzeitig ver-sandte Entlassungsbriefe mit vollständigen Angaben zur Entlassungsmedikation und eine Entlassungsmedikations-beratung des Patienten sind wichtige Präventionsstrategien, um die Arzneimitteltherapiesicherheit an der Schnittstelle von stationärer und ambulanter Versorgung zu optimieren (5–9). Diese Maßnahmen sind in Deutschland allerdings noch vergleichsweise selten implementiert.
Ziel dieser Studie war es daher, in einer Modellregi-on eines Krankenhauses der Zentralversorgung ein mo-dulares Schnittstellenkonzept („Konstanzer Modell“) mit Entlassungsmedikationsplänen für weiterbehan-delnde Ärzte und Patienten sowie mit einer strukturier-ten Entlassungsmedikationsberatung zu entwickeln und untersuchen.
MethodenDefinitionenIm eKasten 1 sind die in dieser Studie verwendeten Be-griffe „potenziell gefährdende Medikationsumstellun-gen“, „Weiterverordnung“, „Versorgungslücke“ und „Risikoarzneimittel“ definiert. Im eKasten 2 finden sich Beispiele potenziell gefährdender Medikationsum-stellungen.
StudiendesignEs wurde eine prospektive Interventionsstudie durch-geführt. Ab November 2013 wurden über einen Zeit-raum von 12 Wochen Patienten in die Kontrollgruppe konsekutiv an Werktagen eingeschlossen. Anschlie-ßend wurden – aufbauend auf den Erkenntnissen aus der Kontrollgruppe – über einen Zeitraum von 15 Mo-naten die Module des Schnittstellenkonzepts entwickelt und auf den Pilotstationen implementiert. In der Folge wurden Patienten in gleicher Weise wie in der Kontroll-gruppe für weitere 12 Wochen konsekutiv in die Inter-
Klinikum Konstanz, Apotheke: Peter Buchal, Claudia Greißing
Zentrum für Arzneimittelsicherheit, Universität und Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Klinische Pharmazie, Institut für Pharmazie: Claudia Greißing, Susanne Schiek, Prof. Dr. rer. nat. Bertsche
Klinikum Konstanz, II. Medizinische Klinik: Prof. Dr. med. Kabitz
Klinikum Konstanz, I. Medizinische Klinik: Prof. Dr. med. Schuchmann
Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Urologie und Kinderurologie: PD Dr. med. Zantl
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ventionsgruppe eingeschlossen. Patienten, die bereits in die Kontrollgruppe aufgenommen worden waren, wurden nicht erneut in der Interventionsgruppe aufge-nommen. Diejenigen, die die Studie durchführten, hat-ten keinerlei Einfluss auf die Aufnahme der Patienten zu einem bestimmten Zeitpunkt (Kontroll- oder Inter-ventionsphase). Die Patienten der Kontrollgruppe er-hielten die zum Zeitpunkt der Studiendurchführung üb-liche medizinische und pflegerische Betreuung bei Aufnahme und Entlassung. Diese beinhaltete eine ärzt-liche Arzneimittelanamnese bei Aufnahme, ein ärztli-ches Entlassungsgespräch sowie die Mitgabe des vor-läufigen Entlassungsbriefes und der Arzneimittel bis zum nächsten Werktag, so wie es gesetzlich vorge-schrieben oder in Checklisten vorgegeben ist (10, 11). Für Patienten der Interventionsgruppe wurde ein Schnittstellenkonzept mit vier Modulen verwendet: ● Modul 1: ein Entlassungsmedikationsplan für den
weiterbehandelnden Arzt (eAbbildung)● Modul 2: ein Patienten-Entlassungsmedikations-
plan● Modul 3: eine Entlassungsmedikationsberatung und● Modul 4: spezielle Arzneimittelinformationskar-
ten zu definierten Risikoarzneimitteln. Die Module sowie die Kriterien für deren Einsatz wur-
den von einem interdisziplinären Expertenpanel aus Ärz-ten und Klinischen Pharmazeuten vorab definiert (Grafik 1). Die Hausärzte der Region wurden vor Studienbeginn im Rahmen einer Informationsveranstaltung über das für sie relevante Modul 1 (Entlassungsmedikationsplan) in-formiert. Diese Veranstaltung war eine reine Informati-onsveranstaltung zum Aufbau und Versand des Medikati-onsplans und keine Schulung oder Intervention.
Studiensetting und -populationDie Studie wurde nach positiven Voten der Ethikkom-missionen der Universität Leipzig und Landesärzte-kammer Stuttgart (209/13 ff und 213/107 ff) auf zwei internistischen Abteilungen (46 Betten) in einem Kran-kenhaus der Zentralversorgung durchgeführt. Alle ein-willigungsfähigen Patienten über 18 Jahren, die nach Hause entlassen wurden und in deren Entlassungsmedi-kation mindestens ein Arzneimittel aufgeführt wurde, erfüllten die Einschlusskriterien. Ausgeschlossen wur-den Patienten, die in ein Pflegeheim entlassen wurden, in eine andere Abteilung beziehungsweise in ein ande-res Krankenhaus verlegt wurden oder bei denen die Arzneimittelversorgung nach Entlassung vollständig durch Angehörige oder Pflegedienste übernommen wurde. Alle Patienten gaben vor Studienteilnahme schriftlich ihr Einverständnis.
Primäre und sekundäre ZielparameterAls primärer Zielparameter wurde der Anteil von Pa-tienten mit mindestens einer potenziell gefährdenden Medikationsumstellung der Kategorie A (mit einer möglichen Gefährdung der therapeutischen Zielset-zung) definiert. Sekundäre Zielparameter waren der Anteil von Patienten mit mindestens einer potenziell gefährdenden Medikationsumstellung der Kategorie B
(mit einer möglichen Gefährdung der Adhärenz des Pa-tienten) und der Anteil von Patienten mit einer Versor-gungslücke nach Entlassung.
MessmethodenMedikationsumstellungen wurden durch einen struktu-rierten Abgleich der Entlassungsmedikation mit der Weiterverordnung nach Entlassung festgestellt. Um die Weiterverordnung zu ermitteln, wurden die teilneh-menden Patienten bei Entlassung schriftlich instruiert, dass sie für einen Zeitraum von vier Wochen nach Ent-lassung Kopien aller eingelösten Rezepte, Medikati-onspläne oder Arzneimittelverpackungen der in diesem Zeitraum verordneten Arzneimittel aufbewahren soll-ten. In einem strukturierten Patienteninterview vier Wochen nach Entlassung verschaffte sich der Klinische Pharmazeut anhand der gesammelten Unterlagen und Arzneimittelpackungen einen Überblick über die Wei-terverordnung.
Zur Feststellung von Versorgungslücken wurde das im Krankenhausinformationssystem dokumentierte Entlassungsdatum mit dem Datum der Einlösung der Weiterverordnung in einer Apotheke abgeglichen. Die-ses wurde anhand der Rezeptkopien und Angaben des Patienten im Interview erfasst. Den genauen Zeitauf-wand für die Entlassungsmedikationsberatung in der Interventionsgruppe registrierte der durchführende Kli-nische Pharmazeut. Soziodemografische Daten sowie die vorstationäre und stationäre Medikation wurden der Patientenakte des Krankenhauses entnommen. Diagno-sen und Angaben zum Therapieverlauf wurden anhand des Entlassungsbriefs, die Angaben zum Bildungsstand und Arbeitsverhältnis im Patienteninterview erfasst.
Fallzahlberechnung und statistische AnalyseBasierend auf den Ergebnissen einer Pilotstudie nah-men wir an, dass bei 50 % der Patienten mindestens ei-ne potenziell gefährdende Medikationsumstellung der Kategorie A (primärer Zielparameter) zu erwarten sei. Beim Interventionskonzept wurde von einer absoluten Risikoreduktion von mindestens 20 % als klinisch rele-vantem Ergebnis ausgegangen. In der Annahme dieser Risikokonstellation ermittelten wir anhand eines zwei-seitigen Chi2-Tests bei einem Signifikanzlevel von α = 0,05 und einer Power von 1 − β = 0,80 für den pri-mären Zielparameter eine Fallzahl von mindestens 93 Patienten pro Gruppe bei einer unabhängigen Kontroll- und Interventionsgruppe.
Die Ergebnisse werden als Mediane mit erstem und drittem Quartil (Q25/Q75) oder als prozentuale An-teilswerte angegeben. Wenn nicht anders aufgeführt, sind die Ergebnisse der „intention to treat“ (ITT)-Ana-lyse dargestellt. Die fehlenden Werte wurden hierbei gemäß der Annahme eines Worst-Case-Szenarios ein-gefügt. Dabei wurde für alle Patienten mit fehlenden Werten in der Kontrollgruppe davon ausgegangen, dass es bei ihnen keine Medikationsumstellungen und Versorgungslücken gegeben habe. Für Patienten der In-terventionsgruppe mit fehlenden Werten wurde ange-nommen, dass sie von Medikationsumstellungen und
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Versorgungslücken betroffen gewesen seien. Risikore-duktionen sind als absolute Risikoreduktionen (ARR) angegeben. Unterschiede zwischen den Gruppen wur-den für nicht normalverteilte, metrische Daten mit dem Mann-Whitney-U-Test und für Anteilswerte (nominale, dichotome Daten) mit dem Chi2-Test untersucht. Ein
Signifikanzniveau von α = 0,05 wird angenommen. Aufgrund multipler statistischer Tests bei der End-punktbewertung wird bei der Interpretation der Ergeb-nisse ein nach Bonferroni adjustiertes Signifikanzni-veau von α‘ = 0,0038 zugrunde gelegt. Statistische Be-rechnungen wurden mittels SPSS (Statistical Package
GRAFIK 1
Ablauf und Module des Schnittstellenkonzepts sowie Kriterien zu deren Einsatz (grau); mehrere Module (1–4) konnten für einen Patienten eingesetzt werden. *1 KIS = Krankenhausinformationssystem; Aufnahme- und Entlassungstool wurde programmiert von der klinikinternen IT-Abteilung in
SAP/i.s.h.med.*2 Die Festlegung der Kriterien (grau), für die die Module zum Einsatz kommen, erfolgte vor Studienbeginn durch ein Expertenpanel aus
Klinischen Pharmazeuten und Ärzten.*3 orale Antikoagulanzien = Phenprocoumon, Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban; Herzglykoside = Betaacetyldigoxin, Digoxin, Digitoxin*4 Faxversand nur an verifizierte hinterlegte Faxnummern nach schriftlicher Genehmigung durch den Empfänger
Modul 1:Entlassungs-
medikationsplan für weiterbehandelnden
Arzt
Modul 2:Patienten-
Entlassungs- medikations-
plan
Modul 3:strukturierte Entlassungs- medikations-
beratung
Modul 4:Arzneimittel-
informationskarten zu definierten
Risikoarzneimitteln
Entlassung
Aufnahme
Erfassen der vorstationären Medikation mit elektronischem Aufnahmetool im KIS *1
automatische Umstellung auf Präparate der Hausliste nach Algorithmus nach Walk et al. (28)
automatische Umstellung auf Präparate der Hausliste nach Algorithmus nach Walk et al. (28)
Nach Entlassung
ist die Anwendung von Arzneimitteln
vorgesehen. *2
Die Entlassungs- medikation enthält
orale Antikoagulanzien, Amiodaron oder
Herzglykoside. *2, *3
Die Entlassungsmedikation enthält mindestens fünf Arzneimittel oder
mindestens eine Medikationsumstellung im Vergleich zur vorstationären
Medikation. *2
Erfassen der Entlassungsmedikation mit elektronischem Entlassungstool im KIS *1
Der Plan (eAbbildung) wird noch vor Entlassung aus dem KIS heraus über einen
Faxserver an den weiterbehandelnden
Arzt (in der Regel Hausarzt) versendet. *4
Zusätzlich wird der Plan in den
Entlassungsbrief eingefügt.
Die speziell
entwickelten Arznei-
mittelinformations- karten
enthalten Informationen zu
Anwendung, Anwendungsgrund
und den häufigsten
Nebenwirkungen.
Ein Klinischer Pharmazeut erstellt einen auf Modul 1 basierenden Patienten-Entlassungsmedikationsplan. Dieser führt zusätzlich Anwendungsgründe und -hinweise auf.
Der Plan wird dem Patienten im Rahmen der Entlassungsmedikationsberatung durch einen Klinischen Pharmazeuten überreicht und erläutert. Dabei liegt der Fokus auf der Erläuterung von:– Medikationsumstellungen zwischen vorstationärer
Medikation und Entlassungsmedikation (neue, geänderte, abgesetzte Arzneimittel)
– der Notwendigkeit eines zeitnahen Hausarztbesuchs nach Entlassung.
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for the Social Science, Version 20, IBM, USA) und Mi-crosoft Excel (Microsoft Corporation, Version 2010, USA) durchgeführt.
ErgebnissePatientenpopulation und ärztliche VersorgungsstrukturVon insgesamt 779 im Rekrutierungszeitraum in den Studienabteilungen behandelten Patienten erfüllten 269 die Einschlusskriterien. Davon willigten 200 Patienten ein, an der Studie teilzunehmen (ITT-Population). In der Interventionsphase wurde für 99 Patienten ein Entlas-sungsmedikationsplan an den weiterbehandelnden Arzt
(Modul 1 in Grafik 1) versandt, bei einem Patienten war der weiterbehandelnde Arzt nicht bekannt. Für 92 Pa-tienten kamen die Module 2 und 3, für 30 Patienten kam Modul 4 zum Einsatz. Die Weiterverordnung wurde bei 96 Patienten der Kontrollgruppe und 98 Patienten der Interventionsgruppe im Interview anhand von Rezept-kopien (Kontrolle: 37, Intervention: 32), Medikations-plänen (Kontrolle: 71, Intervention: 72) und Arzneimit-telpackungen (Kontrolle: 47, Intervention: 42) erfasst. Das Datum der Einlösung der ersten Weiterverordnung nach Entlassung konnte bei 60 Patienten der Kontroll- und 67 der Interventionsgruppe registriert werden („per
TABELLE 1
Patientencharakteristika „intention to treat“ (ITT)-Population (Fortsetzung siehe eTabelle)
* fachliche Ausrichtung der I. Medizinischen Klinik: Gastroenterologie, Onkologie, Nephrologie; fachliche Ausrichtung der II. Medizinischen Klinik: Pneumologie, Kardiologie;Q, Quantile
Patienten gesamt, N (%)
medianes Alter in Jahren (Q25/Q75)
Männer, n (%)
Schulabschluss, n (%)
– ohne Schulabschluss
– Hauptschule
– Realschule
– Gymnasium
Berufsabschluss, n (%)
– ohne Berufsabschluss
– Berufsausbildung/Lehre
– Studium
Arbeitsverhältnis, n (%)
– Berufstätige
– im Ruhestand
– ohne Arbeit
Hospitalisierungsdauer in Tagen, Median (Q25/Q75)
entlassende Pilotabteilung, n (%)*
I. Medizinische Klinik
II. Medizinische Klinik
die häufigsten Aufnahmediagnosen nach DRG-Hauptgruppen, n (%)Krankheiten und Störungen…
…des Kreislaufsystems
…der Atmungsorgane
…der Verdauungsorgane
…des Nervensystems
…des Stoffwechsels
Anzahl an Entlassungsmedikamenten aller Studienpatienten
Patienten mit mindestens einem Risikoarzneimittel in der Entlassungsmedikation, n (%)
Kontrollgruppe
100
72 (62/81)
50 (50)
7 (7)
40 (40)
33 (33)
20 (20)
15 (15)
72 (72)
13 (13)
27 (27)
72 (72)
1 (1)
7 (4/13)
60 (60)
40 (40)
23 (23)
17 (17)
9 (9)
9 (9)
5 (5)
737
56 (56)
Interventionsgruppe
100
73 (60/80)
46 (46)
5 (5)
44 (44)
33 (33)
18 (18)
11 (11)
73 (73)
16 (16)
27 (27)
71 (71)
2 (2)
7 (4/10)
57 (57)
43 (40)
22 (22)
27 (27)
11 (11)
6 (6)
10 (10)
672
54 (54)
p-Wert
0,634
0,571
0,522
0,567
1,000
0,718
0,400
0,874
0,547
1,000
0,876
0,561
0,409
0,667
0,667
0,866
0,088
0,637
0,421
0,179
0,776
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protocol“-Population; p = 0,390) (eGrafik). Hinsicht-lich der Patientencharakteristika ergaben sich keine sig-nifikanten Unterschiede in der Kontroll- und in der In-terventionsgruppe (Tabelle 1, eTabelle).
Für die Kontrollgruppe waren 50 und für die Inter-ventionsgruppe 60 Hausärzte zuständig, wobei 31 sowohl für die Kontroll- als auch für die Interventions -gruppe zuständig waren. In Kontroll- und Interven -tionsgruppe waren die gleichen zwei Chefärzte, die gleichen fünf Oberärzte und 14 Assistenzärzte (Stellen im Rahmen der Weiterbildungsrotation durch unter-schiedliche Ärzte besetzt) für die eingeschlossenen Patienten zuständig. Der Zeitaufwand für die struktu-rierte Entlassungsmedikationsberatung (Modul 3) be-trug in der Interventionsgruppe im Median 7 Minuten pro Patient (Quantile [Q]25/Q75: 5/7 Minuten).
Potenziell gefährdende Medikationsumstellungen nach EntlassungBei 84 von 100 Patienten der Kontrollgruppe und bei 43 von 100 Patienten in der Interventionsgruppe kam es nach Entlassung zu mindestens einer Medikationsum-stellung (p < 0,001). Der Anteil von Patienten mit min-destens einer potenziell gefährdenden Medikationsum-stellung der Kategorie A (primärer Zielparameter) lag in der Interventionsgruppe um 39 Prozentpunkte (bitte beachten: Es handelt sich nicht um einen Rückgang in Höhe von 39 Prozent, sondern um 39 Prozentpunkte weniger. Siehe auch die folgenden Prozentangaben) niedriger als in der Kontrollgruppe (Kontrolle: 54/100 [54 %] versus Intervention: 15/100 [15 %], p < 0,001). Dabei war bei 9 Patienten der Kontrollgruppe (9 %) ein Risikoarzneimittel von einer Medikationsumstellung der Kategorie A betroffen (Antibiotikum [N = 4], herz-wirksames Glykosid [N = 2], Opioidanalgetikum [N = 2], orales Antikoagulans [N = 1]) und bei keinem Patienten der Interventionsgruppe (p = 0,001). Der An-teil von Patienten mit mindestens einer potenziell ge-fährdenden Medikationsumstellung der Kategorie B (sekundärer Zielparameter) wurde um 46 Prozentpunk-te reduziert (Kontrolle: 53/100 [53 %] versus Interven-tion: 7/100 [7 %], p < 0,001) (Grafik 2). Bei 4 Patienten
der Kontrollgruppe (4 %) war ein Risikoarzneimittel von einer Medikationsumstellung der Kategorie B be-troffen (Antibiotikum [N = 2], Opioidanalgetikum [N = 1], orales Antikoagulans [N = 1]) und keinem Pa-tienten der Interventionsgruppe (p = 0,058).
Versorgungslücken nach EntlassungInsgesamt wurde bei 79 von 100 Patienten der Kontroll-gruppe und 72 von 100 Patienten der Interventionsgrup-pe in der Entlassungsmedikation im Vergleich zur vorsta-tionären Medikation mindestens ein neues oder hinsicht-lich des Wirkstoffs geändertes Arzneimittel empfohlen (p = 0,250). Der Anteil der Patienten mit einer Versor-gungslücke lag in der Interventionsgruppe um 10 Pro-zentpunkte niedriger als in der Kontrollgruppe (Kontrol-le: 28/100 [28 %] versus Intervention: 18/100 [18 %], p = 0,031). Die Entlassungsmedikation von 36 der 100 Patienten der Kontrollgruppe und von 29 der 100 (29 %) Patienten der Interventionsgruppe enthielt im Vergleich zur vorstationären Medikation neue oder hinsichtlich des Wirkstoffs geänderte Risikoarzneimittel (p = 0,512). Der Anteil von Patienten mit Versorgungslücke wurde bei diesen Patienten um 21 Prozentpunkte gesenkt (Kontrol-le: 17/36 [47 %] versus Intervention: 8/29 [26 %], p = 0,054) (Tabelle 2).
DiskussionMindestens jeder zweite Patient war in der vorliegen-den Studie im Rahmen der Routineversorgung von Me-dikationsumstellungen betroffen, die die therapeutische Zielsetzung der Arzneimitteltherapie nach Entlassung hätten gefährden können (Kategorie A). Zusätzlich kam es bei knapp einem Drittel der Patienten, die nach Ent-lassung eine neue Verordnung von Arzneimitteln benö-tigten, zu einer Versorgungslücke. Das modulare Schnittstellenkonzept erwies sich als wirksame Präven-tionsstrategie, da der Anteil der Patienten mit potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen um 39 Pro-zentpunkte und von Patienten mit Versorgungslücken um 10 Prozentpunkte reduziert wurde.
Der Erfolg des Konzepts lässt sich möglicherweise durch die folgenden Faktoren erklären: Erstens stand bei
TABELLE 2
Anteil von Patienten mit einer Versorgungslücke nach Entlassung und mediane Dauer der Versorgungslücke („intention to treat“-Population)
Q, Quantile
Patienten gesamt, N
– Patienten mit Versorgungslücke, n (%)
– Dauer der Versorgungslücke in Tagen, Median (Q25/Q75)
Patienten mit neuen oder hinsichtlich des Wirkstoffs geänderten Risikoarzneimitteln in der Entlassungsmedikation, N
– Patienten mit Versorgungslücke, n (%)
– Dauer der Versorgungslücke in Tagen, Median (Q25/Q75)
Kontrollgruppe
100
28 (28)
2 (1/7)
36
17 (47)
2 (2/6)
Interventionsgruppe
100
18 (18)
1 (1/3)
29
8 (26)
1 (1/2)
p-Wert
0,031
0,013
0,512
0,054
0,039
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der Entwicklung des Modellprojekts die Stärkung der in-tersektoralen Kommunikation zwischen Klinikum und niedergelassenen Ärzten im Vordergrund. So wurde mit der frühzeitigen Übermittlung eines Entlassungsmedikati-onsplan einem bereits in vielen Studien beschriebenen An-liegen von Hausärzten entsprochen (8, 12). Zweitens baut die Studie auf Erkenntnissen vorhergehender Projekte auf, die zeigen, dass Medikationspläne und Beratungen für Pa-tienten unerwünschte Ereignisse nach Entlassung verhin-dern können (5–7). Durch die Integration dieser beiden Strategien in das modulare Konzept wurde erreicht, dass insbesondere solche Medikationsumstellungen seltener auftraten, die die therapeutische Zielsetzung der Arznei-mitteltherapie hätten gefährden können (Kategorie A). Auch führte die Intervention dazu, dass es keine Medikati-onsumstellungen mehr bei Risikoarzneimitteln, die ein er-hebliches Risiko für die Patientensicherheit darstellen können, gab (13, 14). Zudem wurden Elemente der bereits
in anderen Ländern erfolgreich eingesetzten „medication reconciliation“-Strategie berücksichtigt (15–17). So wurde die vorstationäre Medikation und Entlassungsmedikation in strukturierter Form vollständig mit den speziell hierfür entwickelten Aufnahme- und Entlassungssoftwaretools im Krankenhausinformationssystem erfasst. Dabei wurde die Entlassungsmedikation auf Grundlage der vorstationären Medikation erstellt. Auf diese Weise war gewährleistet, dass bei wirkäquivalenten Arzneimitteln, zum Beispiel Statinen, die vorstationär bereits angewendete Medikation berücksichtigt wurde und nicht die im Krankenhaus gelis-teten Arzneimittel in der Entlassungsmedikation aufge-führt wurden. Diese Prozessoptimierung trug dazu bei, dass Medikationsumstellungen, die potenziell die Adhä-renz mindern können (Kategorie B), in der Interventions-gruppe nur noch 7 % der Patienten betrafen. Auch wenn solche Medikationsumstellungen zwar primär therapeu-tisch vertretbar wären, können sie insbesondere bei fehlen-
GRAFIK 2
Anteil von Patienten der „intention to treat“-Population mit mindestens einer Medikationsumstellung in den Kategorien A und B sowie in den Unterkategorien A1, A2, A3, B1 und B2; *p ≤ 0,001 (statistisch signifikant)
mindestens eine Medikations umstellung
mindestens eine Medikations umstellung in den Kategorien:
A Medikationsumstellungen mit potenzieller Ge-
fährdung der therapeutischen Zielsetzung
A1 Nicht-Fortführung der Gabe eines im Entlas-
sungsbrief empfohlenen Arzneimittels
A2 Verordnung eines Arzneimittels gegen eine
eindeutige Empfehlung im Entlassungsbrief
A3 Umstellung des Wirkstoffs, der Wirkstärke und/
oder des Anwendungsregimes entgegen einer eindeutigen Empfehlung im Entlassungsbrief
B Medikationsumstellungen mit potenzieller Ge-
fährdung für die Adhärenz des Patienten
B1 Weiterverordnung eines im Entlassungsbrief
nicht aufgeführten, aber nachvollziehbar indizierten Arzneimittels
B2 Umstellung auf ein wirkäquivalentes
Arzneimittel
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
*
*
*
*
*
*
*
*
Kontrollgruppe (N = 100)
Interventionsgruppe (N = 100)
Anteil Patienten (%)
3 %
2 %
27 %9 %
53 %7 %
34 %
37 %7 %
28 %10 %
18 %
54 %15 %
84 %43 %
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der Aufklärung oder geringem Gesundheitsverständnis zu arzneimittelbezogenen Problemen nach der Entlassung führen (18, 19).
Das implementierte Schnittstellenkonzept führte zudem zu einer Senkung des Anteils von Patienten mit einer Ver-sorgungslücke nach Entlassung um 10 Prozentpunkte, bei Risikoarzneimitteln in der Entlassungsmedikation sogar um 21 Prozentpunkte. Trotz dieser Erfolge unseres Kon-zeptes wiesen noch 18 % der Patienten der Interventions-gruppe eine Versorgungslücke auf, obwohl sie im Rahmen der Entlassungsmedikationsberatung explizit auf die Not-wendigkeit eines unmittelbaren Hausarztbesuchs hinge-wiesen worden waren. Dies zeigt, dass viele Patienten nach Entlassung den weiterbehandelnden Arzt nicht zeitnah aufsuchen. Weitere Lösungsansätze sind erforder-lich, die eine lückenlose Arzneimitteltherapie nach Entlas-sung sicherstellen. In diesem Zusammenhang kann das E-Health-Gesetz und die Einführung eines Entlassungs -rezeptes als ein wichtiger Schritt zur flächendeckenden Implementierung gesehen werden (20, 21).
Unser Ziel war es, mit dem entwickelten Schnittstellen-konzept ausschließlich potenziell gefährdende Medika -tionsumstellungen zu verhindern. Wie Studien bereits zeigten, können diese Medikationsumstellungen als wich-tige Qualitätsindikatoren für die Verordnungsqualität an Schnittstellen dienen, da sie in unmittelbarem Zusammen-hang mit dem Auftreten unerwünschter Arzneimittel er -eignisse und Wiedereinweisungen stehen (14, 22). Die Untersuchung notwendiger, beabsichtigter Medikations-umstellungen nach Entlassung war nicht Gegenstand die-ser Studie.
Das Schnittstellenkonzept zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Module anhand von Kriterien, die durch ein Expertenpanel definiert worden waren, auf die Bedürf-nisse der einzelnen Patienten abgestimmt waren. Somit sind diese klinisch besonders relevant für die Patientensi-cherheit (14, 23). Dadurch senkt das „Konstanzer Modell“ nicht nur das Risiko von potenziell gefährdenden Medika-tionsumstellungen und von Versorgungslücken erheblich, sondern stellt auch eine effiziente und auf andere Kliniken und Regionen übertragbare Lösung dar.
Künftige Studien sollten auch die engmaschige multi-professionelle Betreuung des Patienten nach Entlassung beinhalten, um nachhaltig wirksam zu sein. Eine Studie zeigte in diesem Zusammenhang beispielsweise unlängst, dass Patienten mit koronarer Herzkrankheit, die sich nach Entlassung einer intensiven multiprofessionellen Betreu-ung im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen unterzo-gen, eine geringere Mortalitätsrate aufweisen als Patienten ohne eine solche Betreuung (24). Des Weiteren sollten neue Erkenntnisse zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Verordnung an Schnittstellen stärker berücksichtigt und hierfür intersektorale Lösungsansätze erarbeitet wer-den (25).
LimitationenBei der vorliegenden Studie handelt es sich nicht um eine randomisierte kontrollierte Studie. Zudem lag zwischen Kontroll- und Interventionsphase ein Zeit-raum von 15 Monaten zur Erarbeitung und Imple-
mentierung der Interventionsstrategien. Trotz ähnli-cher Patienten- und ärztlicher Versorgungsstrukturen und dem nach Meinung des studienbegleitenden Ex-pertenpanels weitestgehenden Ausschluss organisato-rischer Änderungen während beider Studienphasen kann nicht vollkommen ausgeschlossen werden, dass in dieser Zeit anderweitige Veränderungen das Ergeb-nis beeinflusst haben. Die Studie wurde monozen-trisch auf zwei internistischen Abteilungen an einem Krankenhaus der Zentralversorgung durchgeführt. Daher ist zu prüfen, ob die Ergebnisse auf Patienten anderer Fachabteilungen übertragbar sind. Die Er-mittlung der Weiterverordnung basierte auf von Pa-tienten gesammelten Rezeptkopien, Medikationsplä-nen und Arzneimittelpackungen sowie deren Angaben im strukturierten Interview vier Wochen nach Entlas-sung. Daher muss bei der Interpretation der Ergebnis-se auch ein Recall-Bias beachtet werden, dessen Aus-maß wir jedoch in Kontroll- und Interventionsgruppe aufgrund des gleichbleibenden methodischen Vorge-hens vergleichbar einschätzen.
Schließlich wurden in dieser Studie Definitionen für Medikationsumstellungen und Versorgungslücken verwendet, die sich teilweise von Definitionen ande-rer Studien (14, 26, 27) unterscheiden und damit die Vergleichbarkeit einschränken könnten. Die Katego-risierung der Medikationsumstellungen basiert auf ei-ner Expertenpanelentscheidung. Notwendige, beab-sichtigte Medikationsumstellungen, unerwünschte Arzneimittelereignisse sowie mögliche Einflüsse auf den Therapieerfolg wurden nicht untersucht.
Danksagungen Wir danken allen teilnehmenden Patienten, Ärzten, Pflegedienstmitarbeitern und klinischen Pharmazeuten für ihre Unterstützung. Herrn Martin Kiewitz und Herrn Dr. Reinhold Funk danken wir für die IT-technische Umsetzung. Wir danken der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg für ihre fachliche und finanzielle Unterstützung.
KERNAUSSAGEN
● Mehr als die Hälfte aller Patienten war von potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen betroffen, welche die therapeutische Zielsetzung einer Arzneimitteltherapie nach Entlassung gefährden können.
● Versorgungslücken traten bei knapp einem Drittel der Patienten auf, die nach Entlassung neue oder andere als die vorstationär angewendeten Arzneimittel benötigten.
● Als Module des „Konstanzer Modells“ wurden ein frühzeitig an den weiterbe-handelnden Arzt übermittelter Entlassungsmedikationsplan, ein Patienten-Ent-lassungsmedikationsplan, eine strukturierte Entlassungsmedikationsberatung sowie Arzneimittelinformationskarten zu Risikoarzneimitteln definiert.
● Mit diesem modularen Schnittstellenkonzept verringerte sich der Anteil der Patienten, der von potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen betroffen war, um 39 Prozentpunkte (absolute Risikoreduktion).
● Versorgungslücken betrafen nach Implementierung des Schnittstellenkonzepts 18 % der Patienten.
756 Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016
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Ansprechpartnerin für das Konstanzer Modell Claudia Greißing, Apothekerin. Zentralapotheke des Klinikums Konstanz, Luisenstraße 7, 78464 Konstanz, Telefon: 07531/8011060, [email protected]
Interessenkonflikt Claudia Greißing und Prof. Bertsche geben an, Drittmittel von der Landesapotheker-kammer Baden-Württemberg für die Durchführung der Studie erhalten zu haben.
Die übrigen Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Manuskriptdaten eingereicht: 14. 4. 2016, revidierte Fassung angenommen: 12. 7. 2016
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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. rer. nat. Thilo Bertsche Zentrum für Arzneimittelsicherheit Universität und Universitätsklinikum Eilenburger Straße 15a 04317 Leipzig [email protected]
Zitierweise Greißing C, Buchal P, Kabitz HJ, Schuchmann M, Zantl N, Schiek S, Bertsche T: Medication and treatment adherence following hospital discharge—a study of an intervention aimed at reducing risk associated with medication change. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 749–56. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0749
@ The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de
Zusatzmaterial: Mit „e“ gekennzeichnete Literatur: www.aerzteblatt.de/lit4416 oder über QR-Code
eSupplement: www.aerzteblatt.de/16m0749 oder über QR-Code
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 | Zusatzmaterial I
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Zusatzmaterial zu:
Medikation und Adhärenz nach stationärer Entlassung
Eine prospektive Interventionsstudie zur Vermeidung potenziell gefährdender Medikationsumstellungen
Claudia Greißing, Peter Buchal, Hans-Joachim Kabitz, Marcus Schuchmann, Niko Zantl, Susanne Schiek, Thilo Bertsche
Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 749–56. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0749
eKASTEN 1
Definitionen von (potenziell gefährdenden) Medikationsumstellungen, Versorgungslücken und Risikoarzneimitteln● Medikationsumstellungen und WeiterverordnungMedikationsumstellungen wurden zwischen der Entlassungsmedikation und der ersten nach Entlassung durch einen niederge-lassenen Arzt angeordneten Medikation (Weiterverordnung) festgestellt. Dabei wurde jedes – abgesetzte, – neu angeordnete oder – hinsichtlich des Wirkstoffs, der Wirkstärke sowie des Anwendungsregimes geänderte Arzneimittelals Medikationsumstellung bewertet. Arzneimittel der Selbstmedikation und Nahrungsergänzungsmittel gingen nicht in die Auswertung ein.
● Potenziell gefährdende Medikationsumstellungen Potenziell gefährdende Medikationsumstellungen waren solche, die den vorab definierten Kategorien A oder B entsprachen. Diese wurden von einem Expertenpanel aus drei klinisch tätigen Ärzten (Berufserfahrung: 11 bis 22 Jahre) und vier Klinischen Pharmazeuten (Berufserfahrung: 5 bis 35 Jahre) definiert:
Kategorie A: Medikationsumstellungen mit einer potenziellen Gefährdung der therapeutischen Zielsetzung Dazu gehören Medikationsumstellungen der Unterkategorien A1–A3:
A1 Nicht-Fortführung eines im Entlassungsbrief empfohlenen und aufgrund der dokumentierten Diagnose des Patienten in-dizierten Arzneimittels
A2 Verordnung eines Arzneimittels gegen eine eindeutige Empfehlung im Entlassungsbrief A3 Umstellung des Wirkstoffs, der Wirkstärke und/oder des Anwendungsregimes entgegen einer eindeutigen Empfehlung
im Entlassungsbrief
Kategorie B: Medikationsumstellungen mit einer potenziellen Gefährdung der Adhärenz des Patienten Dazu gehören Medikationsumstellungen der Unterkategorien B1 und B2:
B1 Weiterverordnung eines im Entlassungsbrief nicht aufgeführten Arzneimittels, das aber aufgrund einer dokumentierten Diagnose nachvollziehbar indiziert ist
B2 Umstellung auf ein wirkäquivalentes Arzneimittel „mit pharmakologisch vergleichbaren Wirkstoffen oder therapeutisch vergleichbarer Wirkung“ (§ 115c Satz 1 SGB V), zum Beispiel Umstellung von Atorvastatin auf Pravastatin oder von Losartan auf Valsartan
Beispiele für Medikationsumstellungen zeigt eKasten 2.
● VersorgungslückeEine Versorgungslücke lag vor, wenn mindestens die Gabe eines Arzneimittels der Entlassungsmedikation, die aufgrund der Diagnosen des Patienten indiziert gewesen wäre, nach dem Krankenhausaufenthalt nicht fortgeführt wurde, so dass eine me-dikamentöse Therapielücke entstand. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Patienten Arzneimittel der Entlassungs-medikation, die vorstationär bereits angewendet wurden, noch zuhause vorrätig hatten. Deshalb wurden nur Patienten hin-sichtlich Versorgungslücken analysiert, deren Entlassungsmedikation im Vergleich zur vorstationären Medikation mindestens ein neues oder hinsichtlich des Wirkstoffs geändertes Arzneimittel beinhaltete, so dass eine neue Verordnung dieses Arznei-mittels nach Entlassung eindeutig notwendig war.
● RisikoarzneimittelAls Risikoarzneimittel wurden nach Saedder et al. (13) folgende Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen mit besonders hohem Poten-zial für unerwünschte Arzneimittelereignisse definiert: Methotrexat, Theophyllin, oral einzunehmendes Kalium, Amiodaron, herzwirksame Glykoside, orale und transdermale Opioidanalgetika, nicht steroidale Antiphlogistika (NSAID), orale Antikoagu-lanzien und orale Antiinfektiva.
II Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 | Zusatzmaterial
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eKASTEN 2
Beispiele und Erläuterungen zu Medikationsumstellungen der Kategorien A und B zwischen Entlassungsmedikation und poststationärer Medikation (grau)*A Medikationsumstellungen mit potenzieller Gefährdung der therapeutischen Zielsetzung
A1 Nicht-Fortführung eines im Entlassungsbrief empfohlenen und aufgrund der Diagnose des Patienten indizierten Arzneimittels vorstationär: – stationär: Cefpodoxim (200 mg) 1–0–1 (begonnen am Tag der Entlassung) Entlassung: Cefpodoxim (200 mg) 1–0–1 für weitere 5 Tage
(Diagnose im Entlassungsbrief: akuter Harnwegsinfekt) Weiterverordnung: – Erläuterung: Die am Tag der Entlassung begonnene und nach Entlassung weiterhin notwendige antibiotische Therapie wird nicht
weitergeführt, so dass die therapeutische Zielsetzung (Abklingen des Harnwegsinfekts) gefährdet sein kann.
A2 Verordnung eines Arzneimittels gegen eine eindeutige Empfehlung im Entlassungsbrief vorstationär: Candesartan (16 mg) 1–0–0 stationär: Candesartan (16 mg) 1–0–0 + HCT (25 mg) 1–0–0 Entlassung: Candesartan (16 mg) 1–0–0 + HCT (25 mg) 1–0–0
(Angaben im Entlassungsbrief: „Bei deutlicher Verschlechterung der Herzinsuffizienz intensivierten wir die Therapie und bitten, diese so fortzuführen.“)
Weiterverordnung: Candesartan (16 mg) 1–0–0 Erläuterung: Die empfohlene intendierte Intensivierung der Therapie wird nach Entlassung nicht weitergeführt, so dass die therapeutische
Zielsetzung (Intensivierung der Therapie der Herzinsuffizienz) gefährdet sein kann.
A3 Umstellung des Wirkstoffs, der Wirkstärke und/oder des Anwendungsregimes gegen eine eindeutige Empfehlung im Entlassungsbrief vorstationär: – stationär: Xarelto (15 mg) 1–0–1 (begonnen einen Tag vor Entlassung) Entlassung: Xarelto (15 mg) 1–0–1 für 3 Wochen, dann 20 mg 1–0–0
(Diagnose im Entlassungsbrief: Lungenembolie) Weiterverordnung: Xarelto (20 mg) 1–0–0 Erläuterung: Die antikoagulatorische Therapie wird nicht im empfohlenen Dosierungsschema für die Indikation Lungenembolie
weitergeführt. Statt zunächst 15 mg 1–0–1 weiterzuverordnen, wird unmittelbar 20 mg 1–0–0 weiterverordnet. Die therapeutische Zielsetzung (Therapie der Lungenembolie) kann dadurch gefährdet sein.
B Medikationsumstellungen mit potenzieller Gefährdung der Adhärenz des Patienten
B1 Weiterverordnung eines im Entlassungsbrief nicht aufgeführten Arzneimittels, das aber aufgrund einer dokumentierten Diagnose ein-deutig indiziert ist
vorstationär: Berodual Dosieraerosol 2 Hub bei Bedarf stationär: Inhalation mit Atrovent und Salbutamol nach Hausschema 3 x täglich Entlassung: – (Angaben zu Vorerkrankungen im Entlassungsbrief: Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung [COPD]) Weiterverordnung: Berodual Dosieraerosol 2 Hub bei Bedarf Erläuterung: Das vorstationär bei Bedarf angewandte Berodual-Dosieraerosol wird während des stationären Aufenthaltes nicht benötigt, da vorüberge-
hend eine Inhalation mit Atrovent und Salbutamol erfolgt. Bei der Erstellung der Entlassungsmedikation wird versäumt, das bei COPD indizierte Bero-dual wieder aufzuführen. Der weiterbehandelnde Arzt setzt das indizierte Berodual wieder an. Durch die unvollständigen Angaben im Entlassungsbrief kann die Adhärenz des Patienten gefährdet werden, da für den Patienten nicht ersichtlich ist, ob Berodual intendiert abgesetzt wurde.
B2 Umstellung auf ein wirkäquivalentes Arzneimittel „mit pharmakologisch vergleichbaren Wirkstoffen oder therapeutisch vergleichbarer Wirkung“ (§ 115c Satz 1 Sozialgesetzbuch V [11])
vorstationär: Atorvastatin (10 mg) 0–0–1 stationär: Simvastatin (20 mg) 0–0–1 Entlassung: Simvastatin (20 mg) 0–0–1 Weiterverordnung: Atorvastatin (10 mg) 0–0–1 Erläuterung: Während des stationären Aufenthalts wird der Patient auf ein Statin der Hausliste des Krankenhauses umgestellt (Simvastatin).
Bei der Erstellung der Entlassungsmedikation wird das gelistete Statin aufgeführt und versäumt, wieder auf das ursprünglich eingenommene Statin (Atorvastatin) umzustellen. Der Hausarzt ordnet nach Entlassung wieder das ursprünglich eingenommene Atorvastatin an. Durch die versäumte Rückumstellung auf das ursprünglich eingenommene Statin bei Erstellung der Entlassungsmedikation kann die Adhärenz des Patienten gefährdet sein, da für den Patienten nicht erkenntlich ist, dass es sich bei dem im Entlassungsbrief empfohlenen Simvastatin um ein wirkäquivalentes Arzneimittel des ursprünglich eingenommenen Atorvastatins handelt.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 | Zusatzmaterial III
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IV Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 | Zusatzmaterial
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eGRAFIK
CONSORT-Flussdiagramm*1 Zu den nicht einwilligungsfähigen Patienten gehören auch Patienten mit diagnostizierter Demenz.*2 Dargestellt ist die Anzahl der Patienten, auf die die Kriterien für den Einsatz der Module 1 bis 4 (siehe Grafik 1) theoretisch zugetroffen hätten.
ausgeschlossen (n = 579):– Einschlusskriterien nicht erfüllt (n = 510) – nicht einwilligungsfähig (n = 148)*1
– Entlassung in Pflegeheim/Arzneimittelversorgung durch Pflegedienste oder Angehörige (n = 147)
– Verlegung (n = 117) – keine Entlassungsmedikamente (n = 98)– Teilnahme abgelehnt (n = 69)
Drop-out (n = 4)– verstorben (n = 2)– nicht erreicht (n = 2)
– kein neues oder hinsichtlich des Wirkstoffs geändertes Arzneimittel im Vergleich zur vorstationären Medikation (n = 20)
– Datum der ersten Weiterverordnung nicht bekannt (n = 16)
hinsichtlich Versorgungslücke ausgewertet (n = 60)(„per protocol“-Population)
Drop-out (n = 2)– verstorben (n = 2)
– kein neues oder hinsichtlich des Wirkstoffs geändertes Arzneimittel im Vergleich zur vorstationären Medikation (n = 27)
– Datum der ersten Weiterverordnung nicht bekannt (n = 4)
hinsichtlich Versorgungslücke ausgewertet (n = 67)(„per protocol“-Population)
gescreente Patienten (N = 779)
teilnehmende Patienten („intention to treat“-Population)
(n = 200)
Kontrollgruppe (n = 100)
Patienten, bei denen die Kriterien für den Einsatz der Module zugetroffen hätten:*2
– Modul 1 (n = 100)– Modul 2 (n = 99)– Modul 3 (n = 99)– Modul 4 (n = 22)
Weiterverordnung erfasst (n = 96)– Rezeptkopien (n = 37)– Medikationsplan (n = 71)– Arzneimittelpackungen (n = 47)
Interventionsgruppe (n = 100)
Intervention erhalten:– Modul 1 (n = 99) – weiterbehandelnder Arzt nicht bekannt (n = 1)– Modul 2 (n = 92)– Modul 3 (n = 92)– Modul 4 (n = 30)
Weiterverordnung erfasst (n = 98)– Rezeptkopien (n = 32)– Medikationsplan (n = 72)– Arzneimittelpackungen (n = 42)
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 113 | Heft 44 | 4. November 2016 | Zusatzmaterial V
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eTABELLE
Patientencharakteristika – Fortsetzung („intention to treat“-Population)
Patienten gesamt, N (%)
häufigste Wirkstoffe der Entlassungsmedikation, n (%) – Pantoprazol – Calcium/Vitamin D – Simvastatin – ASS 100 mg – Metoprolol – Bisoprolol – Furosemid – Torasemid – Insuline – Amlodipin
Patienten, für die Module zum Einsatz gekommen wären (Kontrollgruppe) bzw. kamen (Interventionsgruppe), n (%) – Modul 1 – Modul 2 – Modul 3 – Modul 4
Kontrollgruppe
100
49 (49 %)37 (37 %)28 (28 %)27 (27 %)25 (25 %)25 (25 %)22 (22 %)21 (21 %)18 (18 %)18 (18 %)
100 (100 %)99 (99 %)99 (99 %)22 (22 %)
Interventionsgruppe
100
44 (44 %)28 (28 %)15 (15 %)26 (26 %)15 (15 %)18 (18 %)
9 (9 %)24 (24 %)19 (19 %)18 (18 %)
99 (99 %)92 (92 %)92 (92 %)30 (30 %)
p-Wert
0,3160,0170,0170,197