64
Medienexperimentelle Räume Vorlesung vom 07.01.2010

Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Medienexperimentelle RäumeVorlesung vom 07.01.2010

Page 2: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„Das Sehen ist nämlich auch eine K.“El Lissitzky, K. und Pangeometrie, 1925

Page 3: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„0,10 Letzte futuristische Ausstellung“, St. Petersburg, 1915 (links) – K. S. Malewitsch, Schwarzes Quadrat auf weißem Grund, 1923 (rechts).Übergang von gegenständlicher zu abstrakter Form – Aufsprengung der zentralperspektivischen Bildkonstruktion – freie Verteilung und Überlagerung scharf umrissener Einzelformen – Intensität (Form, Größe, Farbe) und Lage der Formen definieren räumliche Entfernung – neue Ikone in „Gottesecke“

Page 4: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

El Lissitzky, Skizzen in „K. und Pangeometrie“, 1925.Traditionelle Kunst: perspektivischer, endlicher Bildraum, von der Bildfläche aus nach hinten oder nach vorn in den Raum bauen – Suprematismus: Spitze der endlichen Sehpyramide der Perspektive in die Unendlichkeit versetzen – unendliche Dehnbarkeit des Raums in den Tiefen- oder Vordergrund

Page 5: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Chinesischer Maler, Bankettszene (Hofdamen und Musikantinnen), 10. Jahrhundert (links).Leonardo da Vinci, Das Abendmahl, Wandgemälde, Refektorium der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie, Mailand, 1494–1498 (rechts).

Page 6: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Endliche Sehpyramide – Bildraum nach vorne oder hinten begrenzt – „starre Dreidimensionalität" (E.L.) – Raumwahrnehmung wie durch ein Fenster

Page 7: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Proun 88, Geometrische Komposition, o.J. Proun = Pro Unovis, Werkstätten des russischen Künstlerkollektivs UNOVIS – Flächen definieren räumliche Relationen und unterschiedliche Perspektiven – verschiedene Raumachsen – Wechsel der Blickwinkel – jedes Element besitzt eigene Achse und Projektionsebene – Aufhebung eines einzigen fixierten Betrachterstandpunktes – Aufforderung zur Bewegung des Betrachters

Page 8: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Proun 12 E, um 1920. Vorzeichnung und Gemälde. Ordnungs- und Bezugssysteme außerhalb des Bildes – dynamisierter Bildraum – Form als „erstarrtes Momentbild eines Prozesses“ (E.L.)

Page 9: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Proun Durchdringungsflächen, 1919/20.

Page 10: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Proun 1 A „Brücke I“, 1919.

Page 11: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

El Lissitzky, Prounenraum für die Große Berliner Kunstausstellung, 1923. Axonometrische Abwicklung.Demonstrationsräume – dreidimensionale Gegenstücke zu zweidimensionalen Proun-Gemälden – Zeichnung springt zwischen der Darstellung eines geschlossenen Körper und eines offenen Raumes – räumliche Darstellung des aufgefalteten Raumes – Auge in ständiger Bewegung

Page 12: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923.Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches Verharren vor dem Bild verwehrt – durch Anordnung der Formen im Raum zur gesamtkörperlichen Bewegung gezwungen – Betrachter als Mitgestalter – Bewegung und somit Zeit als vierte Dimension des Raumes

Page 13: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Abstraktes Kabinett, Hannover, 1927/28Gemeinschaftsprojekt von El Lissitzky und Alexander Dorner

Page 14: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

El Lissitzky, Demonstrationsraum in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover, 1927/28. – Innen/Aussen, Klappung, Rotation – Betrachterdynamik

Page 15: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

El Lissitzky, Demonstrationsraum in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover, 1927/28. – Innen/Aussen, Klappung, Rotation – Betrachterdynamik

Page 16: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Abstraktes Kabinett, Provinzialmuseum Hannover 1927, Zerstörung 1937, Rekonstruktion Landesmuseum 1968, Einbau Sprengelmuseum 1979.Freie Anordnung der Bilder im Raum – mit verschieblichen, opaken Tafeln Bilder verdecken und offenlegen – Aktivierung des Betrachters

Page 17: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Wandvitrinen mit verschiedenen Werken – Holzlamellen vor grauer Wand, von der einen Seite schwarz, von der anderen weiß bemalt – Standpunkt des Betrachters bestimmt die Farbigkeit der Wand und damit die Wirkung des Bildes – Einfluss des Betrachters auf die Wahrnehmung des Werkes

Page 18: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Optische Aufhebung der Wand durch Lamellen, Spiegel und Licht – keine Träger- oder Schutzwand – Suggestion eines unendlichen Raumes

Page 19: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches
Page 20: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Immaterielle Raumqualitäten – Wechsel der Farbigkeit durch unterschiedlich bemalte Holzlamellen – Lichtwand – Lichtlamellen

Page 21: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Rekonstruktion des Kabinetts anlässlich der Ausstellung „Kabinett der Abstrakten – Original and Facsimile“, Halle für Kunst Lüneburg, 2009.

Page 22: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Raum der Gegenwart, Hannover, 1930Ungebauter Entwurf von László Moholy Nagy

Page 23: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Schichten und Fluchten (Malerei, Fotografie, Raum) – Schweben statt Tragen und Lasten – Transparenz

Page 24: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Moholy-Nagy, Raum der Gegenwart, (Re-)Konstruktion von Kai-Uwe Hemken und Jakob Gebert, Bauhaus Dessau 2009.Neue Medien Fotografie, Film, Lichtspiele und Kinetik in räumlicher Verbindung – Überlagerung klarer geometrischer und konstruktiver Elemente mit Bewegungselementen, Licht, Dunkel und Farbe – Schichtung und Transparenz – Gleichzeitigkeit von Fläche und Raum – Vogelschauperspektiven, fensterartige Ausblicke – Wand bietet nicht nur Aufhängemöglichkeiten, sondern ist Teil der Exponate mit eigenem Rhythmus, Pausen und Akzenten

Page 25: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Endlosband – aktive Betätigung des Betrachters

Page 26: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„Schwebende“ Objekte – gespannte Raumlinien und transparente Kreisflächen

Page 27: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Übereinanderlagernde, herunterziehbare und von hinten beleuchtete Fotorollos

Page 28: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Kreisrunde Öffnung des Kastens mit Licht-Raum-Modulator – nicht nur Bühnenmodell, sondern auch Filmkasten – Rundöffnung für „visionäre“ Einblicke

Page 29: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Darstellungen, drehbar um waagrechte Achse – aktive Partizipation des Besuchers

Page 30: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches
Page 31: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches
Page 32: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Höhepunkt: sich bewegendes, farbig beleuchtetes Lichtrequisit – modellhafter dynamischer Farbraum im schwarz-weiß-grauen Realraum

Page 33: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

László Moholy-Nagy, Licht-Raum-Modulator (Lichtrequisit einer elektrischen Bühne), 1922–1930, Rekonstruktion 1970, Bauhaus-Archiv, Berlin.Kinetische Lichtskulptur – Apparat zur Demonstration von Licht- und Bewegungserscheinungen – kontinuierlich sich bewegender Mechanismus aus durchscheinenden, durchsichtigen, durchbrochenen Materialien – kreisrunde Platte mit dreiteiligem Mechanismus – drei Sektoren, drei Bewegungsspiele

Page 34: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Beleuchtung von verschiedenen Seiten – lineare Schattenbildungen

Page 35: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches
Page 36: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Moholy-Nagy, Lichtrequisit einer elektrischen Bühne, 1930 (links) – „Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau“, Film, 1930 (rechts).Kubischer Kasten mit kreisrunder Bühnenöffnung – verdeckte Glühbirnen innerhalb des Kastens – Licht nach einem Schaltplan programmiert Experimenteller Film mit Großaufnahmen der Scheiben, Raster, Spiegel und kugelförmigen Gebilde – abstraktes Spiel von Licht und Schatten

Film

Page 37: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Philips Pavillon, Brüssel, 1957/58Gemeinschaftsprojekt von Le Corbusier, Iannis Xenakis, Edgard Varèse

Page 38: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Le Corbusier/Xenakis, Philips Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel, 1958.Philips Pavillon als Beduinenzelt – im Hintergrund tunesischer Pavillon als Nachbildung einer traditionellen arabischen Stadt mit Kuppeln und Minaretten

Page 39: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

André Waterkeyn, Atomium, Weltausstellung Brüssel, 1958.Monument der Modernität: Atomium als begehbares Symbol für Atomzeitalter und neue, scheinbar unerschöpfliche Energiequelle – Elementarzelle der Kristallstruktur von Eisen aus neun Atomen in 165-Milliarden-facher Vergrößerung – idealisiertes Kommunikationsmuster aus Knoten und den zwischen ihnen gespannten Strecken – Symbol für neue, polyzentrische Weltordnung

Page 40: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches
Page 41: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Formfindung – Pavillon ist der stumpfe, unter den Tisch fallende Teil des nadelspitzen Kristalls

Page 42: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Iannis Xenakis, Philips Pavillon, Manukriptseiten, 1958.

Page 43: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Iannis Xenakis (vermutlich), Philips Pavillon, Entwurfsskizze.

Page 44: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Konstruktion aus hyperbolen und parabolen Formen – doppeltes Netz aus Kabeln (d = 8 mm) über zylindische Stützen aus armiertem Beton gespannt

Page 45: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Hyperbolisches Paraboloid, verformbares Fadenmodell mit Gewichten.Netz aus gegenläufig gespannten Fäden – windschiefe Regelfläche – topologische Fläche aus geraden Linien

Page 46: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Le Corbusier/Xennakis, Philips Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel, 1958. Frühe Grundriss-Skizze (links) und Konstruktionsmodell (rechts).Magenförmiger Grundriss mit gegenüberliegenden Ausgängen – Pavillon als „Verdauungsorgan“ – Verbindung von gekurvten und kristallinen Formen

Page 47: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Le Corbusier/Xenakis, Philips Pavillon für die Weltausstellung Brüssel, 1958. Modell im Maßstab 1:50, 74 x 133 x 145 cm. Freitragende Wände aus geometrischen Regelflächen und drei asymmetrisch gesetzten Dachspitzen – rohe Betonplatten (5 cm stark), in Sand gegossen

Page 48: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„Ich werde keinen Philips Pavillon bauen, sondern ein elektronisches Gedicht. Es wird sich alles im Inneren abspielen – Ton, Licht, Farbe und Rhythmus. Ein Gerüst wird das Äußere des Pavillons bilden.“

Le Corbusier, 1958

Page 49: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Le Corbusier/Xenakis, Philips Pavillon für die Weltausstellung Brüssel, 1958. Innenraum mit farbiger „Ambiance“ und geometrischem Modell.Licht- und Klangspiel (480 sec.) – farbige Leuchtstoffröhren und Lampen zur Simulation des Tagesverlaufs („Morgenröte, Sonnenuntergang, Sterne und Blitze“) – 7 Bildsequenzen – pro Sequenz eine farbige Lichtprojektion „Ambiance“ – Programmierung von „Farbbädern“ – psychophysiologische Sensationen – Wirkung von Formen und Farben auf Gefühlswelt des Betrachters – Architektur als Konditionierungsmaschine

Page 50: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Projizierte Schwarzweiß-Fotos mit starkem Zeichencharakter – schneller Rhythmus – Wechsel mit kurzen Schwarzweiß-Filmen über vier Filmvorführ-geräte – Verteilung der Filmbilder über Spiegel im Raum – gleichzeitige Projektion mehrerer Bildmotive, Verstärkung der Illusionswirkung – Krümmung der Bildfläche, dreidimensionale Projektion – unscharfe Bildteile – Erzeugung von Tiefe, dreidimensionaler Illusionsraum

Page 51: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„To All Mankind“ (Für alle Menschen), Bild aus der Sequenz 7 des Poème électronique.Erzählung von der Geschichte der Menschheit an Hand von Kunst aus allen Erdteilen, technologischen Errungenschaften, Kriegs- und Zerstörungs-szenen (nukleare Explosionen 5. Sequenz) – am Ende Inszenierung einer hoffnungsfrohen Zukunft mit Babies und Architekturen von Le Corbusier

Page 52: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Edgard Varèse, Poème électronique für Tonband, 1957/1958. Skizzenblatt, collagierte Verlaufsgrafik, 8,6 x 29,8 cm.Collageverfahren in Zeichnung und Musik – Schreibfläche aus präexistentem Material (alte Briefumschläge, Programmzettel, Makulatur) – Kombination aus konkreter und vokaler Musik – Gemisch aus elektronischen Klängen, aufgenommenen Geräuschen und Musikfragmenten – Auszüge der zehn Jahre zuvor komponierten „Étude pour Espace“, verschiedene Tonbandausschnitte und neu generierte Musik – avancierte Technik von Philips

Page 53: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Edgard Varèse, Poème électronique für Tonband, 1957/1958. Grundriss II und IV des Philips-Pavillons.Bewegung der Klänge auf komplexen Bahnen im Raum („routes du son“) – 400 Lautsprecher und 10 Verstärker – in Klängen „baden“ – Überlagerung verschiedener Klangräume – Wahrnehmung unterschiedlicher Musik je nach Standort des Zuhörers – Konzept einer räumlich differenzierten Musik

Page 54: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Philips Pavillon, Kommandozentrale mit Magnebändern für Licht- und Toneffekte (links) – Entwicklung des „Poème élecronique“, Studio Eindhoven (rechts).Programm des Szenarios als Steuerbefehle auf 15-spuriges Tonband übertragen, das 180 Schaltungen gleichzeitig ermöglichte, mit Hilfe von Relais und Servomotoren umgesetzt – für Publikum einsehbarer Technikraum – Bewunderung der Philips Technik nach Vorführung – zentrale Interlokmaschine für Synchronisation aller Apparaturen fehlte – immer wieder neue Bild-Klang-Verbindungen

Page 55: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Filmausschnitte 2 bis 5, Klangausschnitt 1 aus „Poème électronique“

Page 56: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Filmausschnitt 6 aus „Poème électronique“ (links). – Le Corbusier, Tableau, 1962 (rechts.)Poème als riesenhaftes, bewegliches Wandgemälde – Diaapparate mit beweglichen Farbscheiben – Verhältnis von Bild- und Farbprojektionen – Farbe als unabhängiges System von Formen, eigene Gesetzlichkeit, Interaktion mit Linien – Zerlegung in elementare Teile: Farbe, Form, Rhythmus, Ton

Page 57: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Immaterielle Raumqualitäten durch Licht, Farbe, Bild, Ton – Entgrenzung der Architektur – Verschmelzung von Wand und Decke – weder Körper noch Raum, abweisend und umschließend zugleich – entschwindende Raumgrenzen, für das Auge nicht mehr fassbar – „bewegliche, einfangende, zurückweichende und drehbare Räume“ (Xenakis) – Illusion eines unendlichen Raumes – Architektur als Raummodulator – Reflexion des Lichtes mit wechselnder Intensität – Modulation des Raumes durch Licht – Verdichtung und Weitung

Page 58: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Klangausschnitt 2 aus „Concrète PH“ von Iannis Xenakis, 1958. Komposition für die Pause im Philips Pavillon.Wortspiel des Titels: konkrete Musik, englisches Wort für Beton, Philips, Gradmesser für Säuregehalt – Geräusch glimmender Holzkohle – Assoziation an Bersten der dünnen, vorgespannten Betonhülle

Page 59: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Notation und Klangausschnitt 3 aus „Metastaseis“ von Xenakis, Komposition für 61 Instrumente, Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen 1955.„Stochastische Musik“ = musikalische Kompositionsverfahren auf Basis von stochastischen (zeitlich geordneten, zufälligen) Prozessen – Analyse von Phänomenen wie Regen, einee Menschenmasse oder einem Bienenschwarm – Einsatz von Verfahren der Spieltheorie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Mengenlehre und Zahlentheorie zur Erzeugung musikalischer Kompositionen

Page 60: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

„Im Philips Pavillon verwirklichte ich die Grundgedanken von Metastaseis. Wie in der Musik, so war ich hier an der Frage interessiert, ob es möglich sei, von einem Punkt zu einem anderen zu gelangen, ohne die Kontinuität zu unterbrechen. In Metastaseis führte mich dieses Problem zu den Glissandi (kontinuierliche, gleitende Veränderungen der Tonhöhe, die Verf.), während beim Philips Pavillon das Ergebnis die hyperbolischen Parabolformen waren.“ Iannis Xenakis im Gespräch mit Bálint András Varga

Page 61: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Xenakis, Metastaseis, Komposition für 61 Instrumente, 1955. Notation.Hyperbolisch paraboloide und konischen Elemente in der grafischen Notation und im architektonischen Entwurf des Philips Pavillon

Page 62: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Xenakis, Polytope de Montréal, Pavillon Français de l'Exposition Universelle de 1967. Poly = viel, topos = Platz, Ort – Überlagerung verschiedener Räume aus Licht, Farbe, Klang, Architektur – Auflösung des Lichtbildes in Punkte (Fernseher) – Glühlampen an Gitternetz – bewegliche, abstrakte Muster von Lichtwellen, Blitzen, Spiralen – Schalten der Lampen in Schritten von 1/25 Sekunden, für das Auge kontinuierliche Bewegung – räumlich differenzierte Musik, vier Orchester auf unterschiedlichen Geschossebenen

Page 63: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Xenakis, Diatope, anlässlich der Einweihung des Centre Pompidou, Paris, 1978.Halbdurchlässige Membranhülle, in ihrer Raumwirkung steuerbar <-> Gebäudehülle des Philips Pavillon zur Neutralisierung, Abgrenzung und Verdunkelung des Innenraumes – Energiefelder unterschiedlicher Dichte statt Masse und Hohlraum – Kontraktion und Dehnung des Raumes

Page 64: Medienexperimentelle Räume - TU Braunschweig · El Lissitzky, Prounenraum zur Großen Berliner Kunstaustellung, 1923. Wandkonstruktionen leiten Betrachter durch Raum – statisches

Xenakis, Diatope, anlässlich der Einweihung des Centre Pompidou, Paris, 1978. Fotoaufnahme mit Fischaugenobjektiv.Netz mit 1200 Lichtquellen – 3D-Projektion aus Laserstrahlen – Veränderung durch Drehung von 400 Spiegeln, Prismen – zeitliche Differenzierung Simultaneität verschiedener Zeiteinteilungen und Tempi (Musik in langsamen Wellen, rasende Lichtblitze, eigenes Tempo der Laserlichtkomposition)