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MANUAL Textqualitätsraster Schulungsmaterial und Manual für das hoch-inferente Rating von narrativen Lernertexten entwickelt im DFG-Forschungsprojekt KoText

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MANUAL T e x t q u a l i t ä t s r a s t e r

Schulungsmaterial und Manual für das hoch-inferente Rating von narrativen Lernertexten

entwickelt im DFG-Forschungsprojekt KoText

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Das vorliegende Textbewertungsinstrument sowie das dazugehörige Schulungsmanual wurden im

Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „KoText - Kooperative Schülerrückmeldungen bei der

Textüberarbeitung im Deutschunterricht der Grundschule“ (Heinzel/Kruse/Lipowsky, Universität

Kassel) entwickelt, um die Qualität der in der Studie in der dritten Jahrgangsstufe erhobenen

Lernertexte zu bestimmen. Das Raster lässt konzeptuell und theoretisch sowohl Aussagen über die

für die Grundschule typischen Erzähltexte als auch über alle denkbaren Ausformungen, die dorthin

führen, zu. Das Instrument zielt (im Sinne Steinhoffs 2010, S. 238) darauf, Schreibkompetenzen von

Schülern im Bereich der Potentialität zu erfassen. Die Lernertexte werden nicht als fertige, die

Schreibkompetenz abbildende Texte verstanden, sondern als Ausformungen einer konkreten

Schreibprozessphase. Damit wird vermieden, dass Texte typisiert oder im Rahmen einer Ontologie

der Erzählentwicklung kategorisiert werden. Der Terminus ‚Lernertext‘ verweist auch darauf, dass

während der Konzipierung dieses Instruments das Augenmerk insbesondere auf der Identifizierung

der textbildenden Werkzeuge des Schreibens (Feilke 2010, S.10) lag, die in den Texten der

GrundschülerInnen auffindbar waren.

Aufgabenstellung und Textfassung

Der in der Erhebungsphase gestellte Arbeitsauftrag „Schreibt eine Geschichte …“ soll verstanden

werden als eine textsorten-offene Aufgabenstellung mit narrativer Orientierung. Denn es muss

davon ausgegangen werden, dass der Terminus ‚Geschichte‘ insbesondere für Grundschulkinder

wenig determiniert ist. Es handelt sich für sie um einen anderen Ausdruck für ‚Textproduktion‘. In

Anlehnung an Ehlichs Erzählbegriff (1980, S. 138) bedeutet das Erzählen einer Geschichte lediglich die

„Herstellung einer gemeinsamen Welt“. Nivelliert wird mit dem Raster allerdings Ehlichs

Unterscheidung von „Erzählen 1“, das alltägliche sprachliche Handlungen des Mitteilens, Berichtens,

Schilderns, Wiedergebens meint und „Erzählen 2“, das ausdrücklich distinktive charakteristische

Strukturen besitzt (Ehlich 1980, S. 129ff.). Damit sollen vorschnelle Texttypisierungen vermieden

werden. Boueke et.al. (1995, S.67) stellen fest, dass die Normalform einer Geschichte keine strenge

Regelhaftigkeit besitzt, die Rekonstruktion ihrer ‚ideal- oder prototypischen‘ Form sei ungleich

schwieriger und unsicherer als etwa die Rekonstruktion syntaktischer Strukturen. Darauf reagiert

dieses Raster mit, in großen Teilen, textsortenunspezifischen Indikatoren. Sie sind bewusst nur

untergeordnet an der narrativen Präsupposition des Ausdrucks ‚Geschichte‘ orientiert. Es wurde

jedoch nicht gänzlich auf sie verzichtet, da der kindliche Gebrauch von narrativen Grundstrukturen,

auch eine gelungene Übernahme von (in der erzählten Welt) vorgefundenen Textformen erkennen

lässt.

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Die Aufgabenstellung für die Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse wurde so gewählt, dass die

Textfunktion (hier: eine Geschichte für andere Kinder) im Mittelpunkt stand. Ziel war es, eine gute

Annäherung an die spezifischen Anforderungen einer funktionalen Textform zu ermöglichen.

„Schreibkompetenz ist pragmatisch zu konzipieren, das heißt als eine Fähigkeit zu denken, die sich in

einem Handlungskontext bewähren muss. Denn jede sprachliche Äußerung muss nicht nur dem

Prinzip der grammatischen Richtigkeit, sondern auch dem der pragmatischen Angemessenheit

genügen“ (Becker-Mrotzek / Böttcher 2006, S.56).

Zur Funktion der allgemeinen Textmerkmale

Mittels der, den Bewertungskriterien vorangestellten ‚*0.] Allgemeinen Textmerkmale‘ (die nicht in

die Bewertung einfließen) wird der Rezeptionsprozess der Rater für jeden Text spezifisch gesteuert.

Indem sie zunächst den Text anhand der Handlungsepisoden strukturieren und den Inhalt

komprimiert paraphrasieren, die Themenentfaltung charakterisieren, das dominierende Genre

bestimmen und das Textthema benennen müssen, wird der jeweilige Text mit Bezug auf das

Vorgefundene qualifiziert, nicht im Hinblick auf abstrakte und vom Schreibprozess losgelöste

Textmuster. Auf diese Weise wird das Ratingverfahren sensibel für die jeweiligen Stärken und

Schwächen auf inhaltlicher, sprachlicher und formaler Ebene. Die erfolgte Charakterisierung der

Besonderheiten des Textes bildet die Grundlage zur Bewertung der nachfolgenden Items. So kann

beispielsweise einem Text mit vornehmlich deskriptiver Themenentfaltung, also etwa einem

narrativen Sachtext mit einem ‚milden‘ Planbruch, dennoch eine hohe Bewertung zukommen, auch

wenn der Planbruch im Text nicht so effektvoll vorbereitet wird wie in einem Krimi, der von Action

und Spannung lebt.

Schreibprozessorientierte Basisdimensionen und Indikatoren

Die dem Textqualitätsraster hinterlegten Basisdimensionen und Indikatoren ergeben sich aus dem,

was in den Kindertexten vorfindlich ist. Sie bilden demzufolge (in jeweils unterschiedlichem Maß) die

im Schreibprozess realisierten Ausformungen ab, die GrundschülerInnen wählen, wenn sie für andere

Kinder eine Geschichte schreiben sollen.

Davon unabhängig muss ein Text, um verstanden zu werden, vielfältige Anforderungen erfüllen. Die

Basisdimension ‚*1.+ Textualität - konventionell‘ untersucht, inwieweit es den SchülerInnen gelungen

ist, im Medium der Schriftlichkeit eine Geschichte für Andere zu entwerfen. Sie durchlaufen im

Schreiben kognitive, emotionale sowie imaginative Prozesse und müssen entscheiden, welche

Textform, -struktur oder welcher Aufbau beim Schreiben für Andere angemessen ist. Um einen

kohärenten Text zu erzeugen, muss das Geschehen einer Handlungslogik folgen; der Text darf nicht

zu brüchig oder sprunghaft sein. Das Schreibprodukt wird danach bewertet, inwieweit die

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Voraussetzungen erfüllt sind, eine konsistente Textwelt entstehen zu lassen und das Textthema

erkennbar ist. Es wird danach gefragt, ob die sprachlichen Mittel dem Text angemessen sind, bzw.

dem Usus entsprechen. Der Wortschatz sollte dem Genre angepasst, die syntaktischen Mittel

unauffällig sein. Ist die Überschrift geeignet, auf den Text einzustimmen und zum Textthema

hinzuführen? Ferner wird gewertet, in welchem Maße es dem Schüler/ der Schülerin gelungen ist,

sich an narrativen Mustern zu orientieren, um ein zusammenhängendes erzählerisches Geschehen zu

entwerfen.

Die Basisdimension ‚*2.] Textualität - unkonventionell‘ untersucht, inwieweit der Rezipient motiviert

wird, die Geschichte zu lesen oder ihr zuzuhören. Dazu gehört die Frage, inwieweit inhaltliche

Wagnisse eingegangen wurden, indem neue, ungewöhnliche oder originelle Ideen entwickelt und

ausprobiert oder ungewöhnliche Sujets verwendet wurden. Darüber hinaus werden Texte

ausgezeichnet, die auf sprachlich-formaler Ebene ein Wagnis eingegangen sind, indem

ungewöhnliche Sprachgestaltungen versucht wurden, selbst dann, wenn diese noch nicht immer

gelungen sind.

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Item 0.1 Token

Grundidee Die Anzahl der Wörter im Text wird als Kovariate mit erhoben. Es handelt sich

hierbei um eine Variable, von der vermutet wird, dass sie als Drittvariable den

Zusammenhang zwischen anderen Variablen beeinflusst und sollte daher mit

erhoben werden, um ihren Einfluss in der statistischen Auswertung

kontrollieren zu können.

Item

0.2. Inhalt anhand der Handlungsepisoden

Quelle Martinez/Scheffel (82009), Bourke et al. (1995), Eigenentwicklung

Grundidee Prototypische narrative Texte verfügen über einen spezifischen Textaufbau, im

Sinne einer „Geschichte“ über die notwendigen Konstituenten Setting, Episode

und Abschluss (Bourke et al. 1995, S.75ff.). Um den Text für die Analysen zu

sequenzieren und den Inhalt paraphrasiert zusammenzufassen, werden zunächst

Einleitung (E,) Handlungsepisode(n) (HE) und Schluss (S) identifiziert. Eine

Episode ist eine in sich relative abgeschlossene, in einen größeren narrativen

Zusammenhang gehörende Teil- oder Nebenhandlung (Martinez/ Scheffel 2009,

S.110) und setzt sich zusammen aus einer Situation (Beschreibung von

Umständen) plus einer Handlung (etwas geschieht, etwas wird getan). Je nach

Vorhandensein sollen die Einleitung, die (einzelnen) Handlungsepisode(n) und

der Schluss im Testbogen so komprimiert und akzentuiert wie möglich

paraphrasiert notiert werden. Aus der Ableitung des Textinhalts ergibt sich im

Ratingprozess, abstrahiert, das Textthema. Bereitet die Sequenzierung

Probleme, oder fehlen konstituierende Elemente, können dies bereits Hinweise

auf Mängel in der Textstrukturierung sein.

Erläuterung

prototypisch: E = Einleitung HE (1 etc.) = Handlungsepisode(n) S = Schluss Die Einleitung, die einzelnen Handlungsepisoden und der Schluss sollen im Testbogen so komprimiert und akzentuiert wie möglich paraphrasiert im Testbogen notiert werden.

Hinweis Elemente und Nummerierung im Testbogen ggf. ergänzen, bzw. verändern

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Ankerbeispiel

Glück im Unglück Es war eine Familie. Die Familie heißt Hai. //Die Familie Hai wohnte in einem Haus, das Haus war zerstört.// Dann sind sie umgezogen. Aber die Katze ist weggelaufen.// Die Katze heißt Lusi. Lusi hat Essen gesucht, doch wurde Lusi immer ´raus geworfen.// Plötzlich kam eine Frau und hat Lusi mitgenommen.// Und Lusi war glücklich. Aber die Familie ist traurig. E: Familie Hai // wohnt in einem zerstörten Haus. H1: Sie ziehen um, aber die Katze läuft weg. H2: Lusi sucht Essen, wird aber immer heraus geworfen. H3: Eine Frau nimmt Lusi mit. S: Lusi ist glücklich, die Familie ist traurig.

Ankerbeispiel

Die kleine Katze bricht aus Eines Tages war eine kleine Katze bei ein paar alten Leuten.// Die alten Leute waren nicht gerade sehr nett und da beschließt die kleine Katze auszubrechen.// Es lauerten viele Gefahren auf sie, zum Beispiel Hunde, Autos und Menschen. Eines Tages kam sie in einer Sackgasse an und in der Sackgasse gefiel es ihr //und sie beschließt, in der Sackgasse zu bleiben. E: kleine Katze ist bei alten Leuten H1: Sie sind nicht nett, Katze beschließt auszubrechen H2: Trotz Gefahren kommt sie in eine Sackgasse, die ihr gefiel S: Katze beschließt, in Sackgasse zu bleiben

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Item

0.3. Modalität der Themenentfaltung

Quelle

Brinker (72010) , Adamzik (2004), Augst (2010), Eigenentwicklung Die Formulierung der Indikatoren sind an die Ausführungen Brinkers angelehnt, jedoch an die vorfindlichen Lernertexte angepasst worden.

Grundidee Der Textinhalt und das Textthema können in unterschiedlicher Weise entfaltet

werden. "Da die Themenentfaltung wesentlich durch kommunikative und

situative Faktoren (wie Kommunikationsintention und Kommunikationszweck,

Art der Partnerbeziehung, der Partnereinschätzung usw.) gesteuert wird, sind

grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten der Entfaltung eines Themas gegeben"

(Brinker 2010, S.54). Die Identifizierung der Themenentfaltung ist hilfreich für

das nachfolgende Rating in Bezug auf die vorfindlichen Strukturen.

Als "Grundformen thematischer Entfaltung" (S.56ff.) nennt Brinker

die narrative Themenentfaltung, z.B. in Alltagserzählungen. Sie gliedert

sich in Situierung (thematische Perspektive wird geschlossen zu Beginn

der Erzählung oder diskontinuierlich an verschiedenen Stellen

ausgeführt), Repräsentation (Handlungssequenzen, die sich aus

Komplikation und Auflösung zusammensetzen) und Resümee

(zusammenfassende Einschätzung).

die explikative Themenentfaltung, z.B. in Erklärungstexten (Erklärung

eines Sachverhalts durch logische Ableitungen von Anfangs- oder

Randbedingungen und von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten). Die

explikative Themenentfaltung zeichnet sich sprachlich durch eine

gewisse Dominanz von Konjunktionen, Adverbien und Präpositionen aus,

die Kausalbeziehungen im weitesten Sinn (Grund, Ursache, Bedingung,

Folge usw.) signalisieren. Die explikative Themenentfaltung ist vor allem

für Textsorten charakteristisch, die auf eine Erweiterung des Wissens

zielen. Sie verbindet sich häufig mit der deskriptiven Themenentfaltung.

die deskriptive Themenentfaltung. Sie ist vor allem für die informativen

Textsorten charakteristisch (Nachricht, Bericht, Lexikonartikel); wir

finden sie auch in instruktiven Texten (Gebrauchsanweisung) und in

normativen Texten (Vertrag, Vereinbarung). Wichtigste thematische

Kategorien sind die Spezifizierung (Aufgliederung) und Situierung

(Einordnung).

die argumentative Themenentfaltung, besonders in appellativen Texten

(mit Thesen und Argumenten als notwendigen und explizit formulierten

Grundlagen). Wesentlich für die argumentative Themenentfaltung ist der

Zusammenhang von These, Argumenten, Schlussregel und Stützung (der

Regel). Wir finden argumentative Themenentfaltung auch in normativen

Texten (z.B. in Gerichtsentscheidungen) und in bestimmten informativen

Texten (z.B. in Rezensionen und in wiss. Abhandlungen).

Indikatoren:

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narrativ

(Ereignisse): Erzählend wird das Thema i.d.R. durch ein singuläres Ereignis

repräsentiert; als zentrale thematische Kategorie sind die Komplikation und die

Auflösung der Komplikation anzusehen.

explikativ

(Sachverhalte): Vor allem für bestimmte Textsorten charakteristisch, die auf eine

Erweiterung des Wissens zielen. Es werden Erklärungen für Grund, Ursache,

Bedingung, Folge usw. zu Sachthemen gegeben.

deskriptiv

(Ereignisse, Sachverhalte): Beschreibende Ausführungen, die vor allem für

informative Textsorten besonders charakteristisch sind (Nachricht, Bericht,

Lexikonartikel); wir finden sie auch in instruktiven Texten (Gebrauchsanweisung).

argumentativ

(Thesen, Behauptungen, Aussagen): Begründende Ausführungen zu einer Behauptung und den Argumenten, die diese These stützen. Die argumentative Themenentfaltung ist vor allem für appellative Texte kennzeichnend. Wir finden argumentative Themenentfaltung auch in informativen Texten (z.B. Aufforderungen, Rezensionen).

Ankerbeispiel narrativ

Der wilde Esel Berto Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Hund und Hasen und eine Katze und er hatte einen Esel. Der Esel war sehr wild und hatte eines Tages einen Eimer umgetreten. Dann kam der Bauer und schimpfte mit dem Esel Berto. Der Esel Berto hat jeden Tag irgendetwas angestellt. Der Bauer war sehr enttäuscht. Nach einer Woche war der Esel Berto wieder ein bisschen ruhiger und der Bauer fand das gut vom Esel Berto und der Bauer konnte den Esel Berto wieder streicheln und der Bauer konnte auch wieder auf dem Esel Berto reiten und die anderen Tiere wollten wieder mit dem Esel Berto spielen. Darüber freute sich der Esel Berto und sprang über den Zaun und spielte mit den anderen Tieren. Sie spielten Wettrennen und Hüpfen. Beim Hüpfen hatte der Esel Berto gewonnen und er freute sich sehr darüber und beim Wettrennen hat die Katze gewonnen und die Katze hüpfte so hoch sie konnte. Der Hase hat beim Springen gewonnen. Darüber freute er sich und das war die Geschichte vom wilden Esel Berto. Jetzt ist er ein ruhiger Esel.

Ankerbeispiel explikativ kursiv markiert

Katzen im Mittelalter Im Mittelalter waren die Katzen nicht so wertvoll wie heute. Sie wurden von Türmen gestürzt, verbrannt oder sogar lebendig begraben. Viele Katzen flüchteten von den Burgen. Sie gingen zu den Bauern. Die Bauern behielten die Katzen, bis sie starben. Und das Ganze nur, weil die Ägypter die Katzen so verehrt hatten. Aber das war doch kein Grund, sie zu töten, oder? Heute darf so etwas nicht mehr vorkommen. Denn heute gibt es Radio oder Fernsehen. Heute gibt es so etwas zum Glück nicht mehr. Wer heute noch so etwas macht, kommt ins Gefängnis.

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Ankerbeispiel deskiptiv

Das Pferd Das Pferd hat lange Haare am Hals und eine Mähne. Das Pferd hat auch normale Zähne. Er isst gerne Äpfel, Gras und Heu und trinkt Wasser. Er hat auch normale Ohren. Die Pferde leben in der Freiheit und im Stall, es gibt Pferde, die bei Rennen mitmachen. Pferde sind auch lieb, aber wenn man sie ärgert, schlagen sie mit den Hinterhufen. Pferde kann man streicheln und auf ihnen reiten. Pferde haben normale Augen. Die Pferde müssen gestriegelt werden, weil sie verlieren viel Fell. Pferde wurden früher gejagt, aber jetzt mögen Menschen die Pferde.

Ankerbeispiel argumentativ kursiv markiert

Katzen im Mittelalter Im Mittelalter waren die Katzen nicht so wertvoll wie heute. Sie wurden von Türmen gestürzt, verbrannt oder sogar lebendig begraben. Viele Katzen flüchteten von den Burgen. Sie gingen zu den Bauern. Die Bauern behielten die Katzen, bis sie starben. Und das Ganze nur, weil die Ägypter die Katzen so verehrt hatten. Aber das war doch kein Grund, sie zu töten, oder? Heute darf so etwas nicht mehr vorkommen. Denn heute gibt es Radio oder Fernsehen. Heute gibt es so etwas zum Glück nicht mehr. Wer heute noch so etwas macht, kommt ins Gefängnis.

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Item

0.4. Genre

Quelle

Becker (2011), Nickel-Bacon/Groeben/Schreier (2000), Eigenentwicklung

Grundidee Die zu analysierenden Lernertexte sollen in ihrer Gesamtheit aus Inhalt, Struktur und sprachlicher Gestaltung wahrgenommen werden. Denn es zeigt sich, dass das Anstreben einer bestimmten Textstruktur einerseits bestimmte Formulierungsformative hervorruft, andererseits eröffnet das Einbringen bestimmter Formulierungen die Möglichkeit, textsortenadä-quate Teiltexte auszudifferenzieren (Pohl 2007, S.66). Um im Rating die Güte dieser sprachlich-formalen Verbindung zu erfassen, werden zunächst die verschiedenen Genres innerhalb des Textkorpus identifiziert. Die Items 1.1. sowie 2.1. beziehen sich in ihren Bewertungen auf das vorfindliche, dominierende Genre. Zunächst lassen sich Sachtexte von fiktiven Texten unterscheiden. Als fiktional (von lat. fingere: bilden, erdichten, vortäuschen) werden Texte bezeichnet, die keinen Anspruch darauf erheben, an der außersprachlichen Wirklichkeit überprüfbar zu sein. „Fiktion meint eine bestimmte Art von Nicht-Wirklichkeit, die als Wirklichkeit erscheint, quasi eine einge-klammerte Wirklichkeit. Sprachtheoretisch unterscheidet man zwischen Wirklichkeitsaussage und fiktionaler Aussage. Die Wirklichkeitsaussage ist eine Aussage über Sachverhalte mit überprüfbarem Wirklichkeitsbezug (Referenz), während die fiktionale Aussage eine Aussage ohne überprüfbare Referenz ist, ihr Wahrheitsanspruch ist suspendiert, sie ist damit weder wahr noch falsch“ (Allkemper/ Eke, S. 92). Fiktive Erzählungen folgen zumeist dem Grundmuster narrativer Texte. Diese Texte verfügen über die typischen Strukturen, Hindernisse zu überwinden oder Aufgaben zu lösen, um zu einem glücklichen Ende zu kommen. Sachtexte hingegen haben einen informationsvermittelnden Charakter. Innerhalb der Gruppe der fiktiven Texte finden sich Kriminalgeschichten, Gruselgeschichten, Liebesgeschichten, Fabeln sowie sonstige fiktive Genre

Hinweis Im Testbogen nur das dominierende Genre benennen.

Sonstige fiktive Texte (Phantasiegeschichten, Märchen)

Fiktive Erzählungen (Phantasiegeschichten, Märchen) haben erzählwürdige oder wunderbare Begebenheiten zum Gegenstand. Sie sind frei erfunden und müssen nicht an tatsächlich Vorgefallenes anknüpfen. Die Handlung muss weder zeitlich noch räumlich festgelegt sein. Das phantastische Element kommt in sprechenden Tieren und Gegenständen, Verwandlungen und Verzauberungen, merkwürdigen Geschehnissen und ungewöhnlichen Settings zum Ausdruck. Zumeist prägt eine klare Aufteilung (z.B. in Form guter und böser Figuren) diese Textform. Inhaltlich steht meist eine Figur im Mittelpunkt, die Auseinandersetzungen mit Hindernissen, Unwägbarkeiten, Vorfällen, guten und bösen, natürlichen und übernatürlichen Kräften bestehen muss. Meist wird ein entscheidender Einschnitt aus dem Leben der handelnden Person oder Figur erzählt. In der Regel chronologisches Erzählen, die erzählte Zeit beträgt mitunter nur Minuten oder Stunden. Die konfliktreiche Handlung spielt oft an nur wenigen Orten. Einsträngige, lineare Handlung. Meist gibt es einen Glückswechsel.

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Kriminal- und Detektivgeschichte

Bei einer Kriminalgeschichte geht es in der Regel um ein Verbrechen, meist einen Diebstahl oder ein sonstiges rechtlich schweres Vergehen, das den Leser in Spannung versetzen soll. Mehrheitlich spielt ein Kommissar, ein Detektiv oder eine andere Hauptperson die Rolle des Ermittlers. In dieser Rolle beobachtet er zumeist das Geschehen und findet – häufig mit Zwischenfällen –den Täter. Mitunter wird er danach noch seiner gerechten Strafe zugeführt.

Horror-, Schauer- und Gruselgeschichten

Horror-, Schauer- und Gruselgeschichten sind Geschichten, die den Leser schocken oder ängstigen. Sie schildern angsteinflößende und oft übernatürliche Ereignisse. Dabei rücken oftmals die Motive der Handlung (Monster, Zombies, Vampire etc.) in den Vordergrund. Hauptthemen sind Mord, Angst, Verrücktheit, Gespenster etc. Der Schrecken wird ausgelöst durch die Angst vor dem Unbekannten (dem, was hinter der Tür lauert). Der Horror manifestiert die Angst und nimmt eine mehr oder weniger feste Form an (die Tür öffnet sich), z. B. die eines Monsters oder die eines unerträglichen Geräusches, an. (Kein Merkmal dieses Genres: „Sie hatte solche Angst.“)

Abenteuergeschichte Im Mittelpunkt der Handlung einer Abenteuergeschichte steht ein Held, der sich bewähren muss. Er erlebt dabei oftmals eine Abfolge von gefährlichen, schauerlichen oder merkwürdigen Episoden. Der Held gerät, gewollt oder ungewollt, in eine rasante Abfolge von möglichst erschreckend ausgemalten Abenteuern und Irrfahrten, in denen er sich unter Aufbietung aller ihm zur Verfügung stehenden körperlichen und geistigen Kräfte bewähren muss. Viele Abenteuergeschichten spielen in der Fremde, auf dem Meer, in der Wildnis, im Weltraum oder in phantastischen Landschaften – also an Orten, die den Helden mit unbekannten sinnlichen Erfahrungen konfrontieren und ihn vor ein großes Wagnis stellen.

Fabel

Die Fabel bezeichnet eine kurze Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere, aber auch Pflanzen und andere Dinge oder fabelhafte Mischwesen menschliche Eigenschaften besitzen und handeln. Die Akteure denken und sprechen wie Menschen. Die Dramatik der Fabelhandlung zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral anschließt. Die Fabel will belehren und unterhalten. Sie soll einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen und diesen dann in Form einer Geschichte darstellen.

Liebesgeschichte

Die Liebesgeschichte behandelt die Themen Liebe, Zusammensein, Heirat, Familiengründung. Die zwei Protagonisten haben zumeist ein Hindernis zu überwinden, bevor sie zueinander finden. Häufig in sentimentalen Szenen und Worten umgesetzt.

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Beschreibende, berichtende, erklärende Sachtexte

Sachtexte haben einen vermittelnden Charakter. Es kann sich um Lexikonartikel, Bildbeschreibungen, Vorgangsbeschreibungen handeln, sie haben i.d.R. einen Gegenstand oder Sachverhalt zum Thema. Es werden Aussehen, Lebensweisen oder Funktionen beschrieben. Es geht darum, etwas darzustellen, über etwas zu informieren etc. Vorherrschende Zeitform ist das Präsens. Die Verben haben/sein werden vorrangig verwendet. Gefühle werden nicht thematisiert. Textsortenmarker wie ‚Es war einmal‘ oder ‚plötzlich‘ , phantastische Elemente, Komplikationen, Wendepunkte, Pointe etc. fehlen.

Sonstige Sachtexte Argumentative Texte etc.

Ankerbeispiel Sonstige fiktive Erzählungen (Phantasiegeschichten)

Der wilde Esel Berto Es war einmal ein Bauer, der hatte einen Hund und Hasen und eine Katze und er hatte einen Esel. Der Esel war sehr wild und hatte eines Tages einen Eimer umgetreten. Dann kam der Bauer und schimpfte mit dem Esel Berto. Der Esel Berto hat jeden Tag irgendetwas angestellt. Der Bauer war sehr enttäuscht. Nach einer Woche war der Esel Berto wieder ein bisschen ruhiger und der Bauer fand das gut vom Esel Berto und der Bauer konnte den Esel Berto wieder streicheln und der Bauer konnte auch wieder auf dem Esel Berto reiten und die anderen Tiere wollten wieder mit dem Esel Berto spielen. Darüber freute sich der Esel Berto und sprang über den Zaun und spielte mit den anderen Tieren. Sie spielten Wettrennen und Hüpfen. Beim Hüpfen hatte der Esel Berto gewonnen und er freute sich sehr darüber und beim Wettrennen hat die Katze gewonnen und die Katze hüpfte so hoch sie konnte. Der Hase hat beim Springen gewonnen. Darüber freute er sich und das war die Geschichte vom wilden Esel Berto. Jetzt ist er ein ruhiger Esel.

Ankerbeispiel Kriminalgeschichte

Der Agentenkater Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

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Ankerbeispiel Schauergeschichte

Das falsche Geisterpferd Es war eine sehr stürmische Nacht. Ein Reiter ritt einen Feldweg entlang, bis er an eine Steilküste kam. Plötzlich zwei Schuss. Das Pferd stürzte samt Reiter die Klippen hinab. 100 Jahre später erzählte man sich, dass ein Pferd und sein Reiter an die Tore der Reichen kamen. Aber das nur zu den verdammten Menschen, die in die Hölle kamen. Eines Tages war es wieder so weit. Das Pferd klopfte an die Pforte einer reichen Villa. Ein Mann öffnete und stieß einen gellenden Schrei aus. Als er sich wieder beruhigt hatte, rief er: „Du Reiter der Hölle, du kriegst mich nicht!“ Da sah er, dass das Pferd gar keine echte Schusswunde hatte und riss dem Reiter die Kapuze runter. Darunter kam das Gesicht eines alten Mannes hervor. Der Mann, der geöffnet hatte, rief um Hilfe und ließ den Mann festnehmen.

Ankerbeispiel Abenteuergeschichte

Die Schlosskatze Es ging mal eine Katze in einem Wald spazieren. Doch plötzlich verschwand der Boden unter ihr und sie fiel in das Loch. Aber die Katze ist auf eine Rutsche gefallen. Es hat drei Tage gedauert, bis sie auf eine Matratze im Schloss gefallen ist. Neben der Matratze stand eine Ritterrüstung. Es war Ruhe. Doch plötzlich hob die Ritterrüstung sein Schwert und guckte böse auf die Katze. Und dann ging die Ritterrüstung auf die Katze zu und die ist weggerannt und ist dabei gegen ein Holzbrett gestoßen. Und das Holzbrett fiel auf die Ritterrüstung und die Ritterrüstung ist kaputt gegangen. Und hinter dem Holzbrett war eine Tür. Die Katze ging in die Tür hinein. Es war dunkel, aber dann gingen Kerzen an und es war ein sehr, sehr, sehr langer Weg. Dann sah die Katze einen Katzenfutternapf. Und die Katze war hungrig, sie lief zum Futternapf. Doch plötzlich ging der Boden runter und die Katze war noch auf dem Boden. Und dann fiel sie runter auf einen Metallboden. Und plötzlich ging Licht an und eine andere Katze kam angelaufen und sagte: „Renn, renn um dein Leben!“ Und die Katze lief und lief immer weiter. Bis die Katze eine Stimme hörte. Die Stimme sagte: „Du bist keine Katze, sondern eine Schlosskatze.“ Die Katze wusste nicht, ob es stimmt oder ob sie eine Schlosskatze ist. Und vor der Katze war eine zehn Meter große Mauer. Doch plötzlich verschiebt sich die Mauer und ein Eingang öffnet. Die Katze ging in den Eingang. Sie ist schon über 200.000 Kilometer gelaufen. Die Katze war ziemlich schlapp von dem Laufen und Rennen. Und die Katze sah eine lange und wackelige Holzbrücke. Die Katze ging über die Holzbrücke. Die Brücke war sehr lang und nach 14 Stunden kam die Katze drüben an. Aber es war noch eine lange Schlucht und die Katze musste mit einem Trampolin über die Schlucht springen. Und dann sah die Katze eine Tür, die raus aus dem Schloss führte, die Katze ging aus der Tür, da war ein Schatz.

Ankerbeispiel Fabel

Der Esel will einen Apfel haben, aber der Esel kommt nicht dran, also geht zu einem größeren Tier. Und er geht zum Pferd. Aber das Pferd ist zu klein, also geht der Esel zum Affen, aber der Affe wollte nur Bananen. Also geht der Esel zum Elefanten, aber der Elefant war nur drei Meter groß und der Baum ist mindestens sieben Meter groß. Also ging der Esel zur Giraffe und die Giraffe war groß genug. Und der Esel hatte endlich einen Apfel und die Giraffe hat für jeden einen Apfel und der Esel bedankte sich bei jedem.

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Ankerbeispiel Liebesgeschichte

Der Kater Kalo Der Kater Kalo, er hatte einen Spaziergang gemacht. Da kam er zu einer Gasse. Da standen dreizehn Hunde. Der Kater hatte keine Angst. Er sprang auf die Mauer, um sich zu schützen. Aber die dreizehn Hunde, die staunten. Da sah er eine Katze, er war verliebt, da sein Herz so klapperte. Da sagte sein Herz, dass sie zusammen geschafft waren. Er ging zu ihr und fragte nach ihrem Namen. Sie hieß Linda. Da fragte Linda: „Wie heißt du?“ „Kalo.“ Kalo und Linda waren verliebt und dann kommen die dreizehn Hunde, sie wollten ihnen nur helfen. Da haben Linda und Kalo geheiratet. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Ankerbeispiel beschreibende Texte

Das Pferd Das Pferd hat lange Haare am Hals und eine Mähne. Das Pferd hat auch normale Zähne. Er isst gerne Äpfel, Gras und Heu und trinkt Wasser. Er hat auch normale Ohren. Die Pferde leben in der Freiheit und im Stall, es gibt Pferde, die bei Rennen mitmachen. Pferde sind auch lieb, aber wenn man sie ärgert, schlagen sie mit den Hinterhufen. Pferde kann man streicheln und auf ihnen reiten. Pferde haben normale Augen. Die Pferde müssen gestriegelt werden, weil sie verlieren viel Fell. Pferde wurden früher gejagt, aber jetzt mögen Menschen die Pferde.

Ankerbeispiel sonstige Sachtexte hier: argumentativer Sachtext

Katzen im Mittelalter Im Mittelalter waren die Katzen nicht so wertvoll wie heute. Sie wurden von Türmen gestürzt, verbrannt oder sogar lebendig begraben. Viele Katzen flüchteten von den Burgen. Sie gingen zu den Bauern. Die Bauern behielten die Katzen, bis sie starben. Und das Ganze nur, weil die Ägypter die Katzen so verehrt hatten. Aber das war doch kein Grund, sie zu töten, oder? Heute darf so etwas nicht mehr vorkommen. Denn heute gibt es Radio oder Fernsehen. Heute gibt es so etwas zum Glück nicht mehr. Wer heute noch so etwas macht, kommt ins Gefängnis.

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Item

0.5. Textthema und seine Profilierung

Quelle

Martinez/ Scheffel (82009), Brinker (72010), Adamzik (2004), Eigenentwicklung

Grundidee Es wird davon ausgegangen, dass jeder Text über einen abstrakten Bedeu-

tungskern verfügt, der als latente Tiefenstruktur der Handlung zugrunde liegt.

Das Textthema benennt den Kern des Textinhalts, wobei der Terminus

Textinhalt den auf einen oder mehrere Gegenstände bezogenen Gedankengang

eines Textes bezeichnet. „Das Textthema stellt die größtmögliche Kurzfassung

des Textinhalts dar“ (Brinker 2010, S.50). Dazu wird das komplexe

Handlungsgefüge auf eine einfache begriffliche Struktur reduziert. Durch die

Verknüpfung der in den einzelnen Textteilen (Überschrift, Abschnitten, Sätzen

usw.) ausgedrückten Teilinhalte wird das Textthema entfaltet.

In der Regel arbeiten narrative Texte mit Oppositionen, um damit das

Textthema stärker herauszuarbeiten. In den Texten finden sich diese

Oppositionen als Überschreitungen einer Grenze als notwendiges Merkmal

sujethaltiger Texte (Lotmann 1973). Die Existenz einer Grenze verleiht dem

Erzähltext eine narrative Dynamik, die durch das Überschreiten der Grenze

(hoch vs. tief, gut vs. böse, Wald vs. Stadt) entfaltet wird. Um den

Bedeutungskern, bzw. das Thema eines Textes freizulegen, kann die Handlung

auf diese abstrakte Begriffspaare reduziert werden, aus denen die gesuchte

Bedeutung besteht. Die Oppositionen und das Textthema sind dabei

semantisch eng verknüpft. Jedoch gilt zu beachten, dass die textanalytische

Bestimmung des Themas/ der Oppositionen primär auf interpretativen

Verfahren beruht (Brinker 2010, S.50).

Bereitet das Abstrahieren eines Textthemas Probleme oder werden mehrere

Themen identifiziert, kann dies wiederrum auf Mängel im Text hinweisen; die

Bewertung des Items 1.1. bezieht sich auf diesen Aspekt.

Indikatoren

Thema: Abstrahierter Textinhalt Profilierung über: Auffinden von Oppositionen (oft mit Grenzüberschreitung)

Beispiele Thema z.B. Emanzipation, Einsamkeit, Wagemut, Freundschaft, Liebe

Beispiele Profilierung

z.B. Heimat vs. Fremde, Land vs. Stadt, Ruhe vs. Abenteuer

Ankerbeispiele:

Thema: Überlebenskampf Opposition: Bedrängnis vs. Freiheit

Die einsame kleine Katze Hallo, ich heiße Schnur. Ich wurde vor drei Jahren ausgesetzt. Seitdem ernähre ich mich von Mäusen und trinke ich aus Pfützen. Das Leben als Straßenkatze ist sehr anstrengend. Manchmal werde ich vom Tierheim verfolgt. Aber manchmal ist es auch richtig schön. Ich wohne auf einer Müllhalde am Stadtrand. Manchmal treffe ich andere Stadtkatzen und wir spielen ein bisschen. Ich habe auch Sachen gefunden zum Spielen.

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Thema: Familie Opposition: Einsamkeit vs. Zusammensein

Katze allein in der Gasse Es war einmal vor langer Zeit, wo es noch nicht viele Menschen gab. Die Katze dachte, sie wäre die einzige Katze in der Gasse. Nach und nach wurde das liebe Kätzchen älter und dann kam plötzlich ein anderes Kätzchen, was genau so alt war wie sie und dann befreundeten sie sich immer mehr. Und dann spielten sie zusammen und irgendwann lebten sie zusammen in einem alten Auto. Und bald liebten sie sich und bekamen Babys, vier Stück. Die eine ganz weiß, die andere rot und schwarz, die dritte grau und die vierte bunt. Und sie sind alle ganz lieb geworden. Bis auf eine, die graue, die ist sehr frech.

Thema: Langeweile Opposition: n.v.

Die Katze Lilli Die Katze Lilli ist im Keller und neben ihr ist ein Brett. Die Katze Lilli ist süß und ihr Schwanz ist lang. Ihre Schnurrhaare sind lang und sie ist groß und die Katze Lilli hat große Augen und die Katze Lilli hat eine kleine Nase und die Katze Lilli guckt die ganze Zeit an die Wand. Das ist langweilig, sehr langweilig.

Thema: Ausbruch Opposition: Unwohlfühlen vs. Wohlfühlen

Die kleine Katze bricht aus Eines Tages war eine kleine Katze bei ein paar alten Leuten. Die alten Leute waren nicht gerade sehr nett und da beschließt die kleine Katze auszubrechen. Es lauerten viele Gefahren auf sie, zum Beispiel Hunde, Autos und Menschen. Eines Tages kam sie in einer Sackgasse an und in der Sackgasse gefiel es ihr und sie beschließt, in der Sackgasse zu bleiben.

Thema: Nahrungsbeschaffung Opposition: Jagen vs. Gejagtwerden

Die Katze Die Katze hat Angst vor Hunden und sie jagt gerne Mäuse. Sie lauert auf, sie sagt: „Ich hab Hunger, da ist ja eine Maus. Die schnapp ich mir!“ Die Katze rennt los und ein paar Sekunden später sagt sie: „Mmmhhh, lecker!“ Ein Hund. Die Katze rennt so schnell, wie sie konnte. Sie versteckt sich und der Hund hat sie verloren. Sie sagt: „Puh, hab ich einen Durst, da ist eine schöne Milch.“

Thema: Gefahr Opposition: Drohung vs. Schutz

Das Wasserungeheuer Es war einmal eine Meerjungfrau, die hieß Sandy und sie musste immer mittwochs zu den Treffen. Sie war fast da. Aber plötzlich tauchte ein Riesentintenfisch auf und droht ihr, sie zu fressen. Aber er konnte es nicht, denn es rief von hinten: „Mama, wo bist du?“ Es war ihr Kind.

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Item

1.1. Holistisches Urteil über Textqualität vor dem Gesamtcharakter des Textes (Textebene)

Quelle Brinker (72010), Eigenentwicklung

Grundidee Das holistische Urteil soll global die Textqualität unter Berücksichtigung

mehrerer Einzelaspekte erfassen. Das Item übernimmt damit die Rolle einer

Kontrollvariablen, die mit den Werten des Gesamtratings eines Textes

korrelieren sollte.

Das holistische Urteil wird getroffen nach der Erfassung der textbestimmenden

Charakteristika aus dem Null-Teil (allgemeine Textmerkmale 0.2. – 0.5.), da hier

bereits sowohl positive als auch negative Auffälligkeiten im Text deutlich sichtbar

werden. Es fragt nach der Güte des Zusammenspiels von Inhalt, Sprache und

Form.

Indikatoren

Das Item berücksichtigt den Kontext der Aufgabenstellung (es soll ein Text für ein

Geschichtenbuch zum Lesen und Vorlesen in einer anderen Klasse geschrieben

werden) im Hinblick auf die

a. die Bestimmung des Textthemas

b. die Textstruktur (z.B. Kohärenz) sowie

c. die sprachliche und

d. inhaltliche Ausgestaltung.

Der Kern des Textinhalts ist das Textthema. Der Begriff Textstruktur bezieht sich

auf die Gesamtstruktur eines Textes, gebildet aus den Teiltexten und deren

Beziehungen untereinander und Gefüge von Einheiten im Text, zwischen denen

semantisch-syntaktische Relationen bestehen. Die sprachliche Ausgestaltung

umfasst die Angemessenheit der Wortwahl, des Satzbaus und den Einsatz

besonderer ästhetischer Mittel. Unter Textinhalt versteht man die Gesamtheit

der Informationen eines Textes.

Hinweis Die vier Indikatoren sind gleichrangig zu bewerten u. gegeneinander abzuwägen.

Wert 1

Wenig gelungen ist ein Text, wenn die Bestimmung des Textthemas schwer gefallen ist, die Textteile wenig verbunden nebeneinander stehen, die sprachliche Ausgestaltung problematisch und der Inhalt wenig ansprechend ist.

Wert 2

In Teilen gelungen ist ein Text, wenn ein Textthema bestimmt werden konnte, aber z.B. nicht dominant ist, die Textteile an einigen Stellen nicht miteinander verbunden sind, die sprachliche Ausgestaltung und der Inhalt in Teilen ansprechend ist.

Wert 3

Überwiegend gelungen ist ein Text, wenn ein dominantes Textthema bestimmt werden konnte, die Textteile meist gut miteinander verbunden sind, die sprachliche Ausgestaltung überwiegend gelungen und der Inhalt überwiegend ansprechend ist.

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Wert 4

Vollständig gelungen ist ein Text, wenn ein dominantes Textthema problemlos und unmittelbar bestimmt werden konnte, die Textteile sehr gut miteinander verbunden wurden, die sprachliche Ausgestaltung sehr gelungen und der Inhalt besonders ansprechend ist.

Ankerbeispiel 1

Die Katze Eines Tages war eine Katze im Schuppen eingesperrt. Und klettert die Wände hoch. Die Katze hat miau, miau gemacht. Und dann hat die Katze einen Ausgang gefunden. Dann ist sie auf die Straße gerannt. Und dann kam ein Auto vorbei und die Katze läuft hinterher. Und dann läuft die Katze zurück. Und dann wurde die Katze gefunden. Der Besitzer sucht die Katze. Und der Autofahrer bringt die Katze ins Tierheim. Das Wasserungeheuer Es war einmal eine Meerjungfrau, die hieß Sandy und sie musste immer mittwochs zu den Treffen. Sie war fast da. Aber plötzlich tauchte ein Riesentintenfisch auf und droht ihr, sie zu fressen. Aber er konnte es nicht, denn es rief von hinten: „Mama, wo bist du?“ Es war ihr Kind.

Ankerbeispiel 2

Die Katze vor dem Haus Die Katze saß an einem sonnigen Tag, am 15. Juli um 15.30 Uhr, vor dem Haus und war sehr, sehr hungrig. Aber Tom und seine Eltern waren in der Stadt und kauften erst neues Katzenfutter. Sie war ganz alleine. Sie saß da und überlegte: „Meine Freundin Mira ist bestimmt in der Stadt vor McDonalds in der Mülltonne versteckt.“ Sie nahm ihr Wollknäuel mit und ging los. Angekommen fand sie einen angebissenen Big Mac und verputzte ihn blitzschnell. Sie spielte zwei Stunden mit Mira und in der Zwischenzeit kamen Tom, Carmen und Thomas (das sind Toms Eltern) wieder. Dann kam auch Petra, die Katze, wieder. Dann bekam sie etwas zu fressen und war sehr glücklich. Der spannende Ausflug Eines Tages, am Freitag in der Schule, waren Lisa und ihre Klasse aufgeregt. Sie gehen zum Museum. Als morgens war ist Lisa ganz schnell zur Schule gerannt, weil Lisa nicht zu spät da sein will. Sie sind los gefahren und alle haben ein Lied gesungen. Dann sind wir ausgestiegen. Da war ein alter Mann, der erzählt uns alles über Früher, was die Leute für Kunst gemacht haben. Das war toll, es ist alles so wunderschön. Aber dann hat der Mann uns seine schönsten Gemälde gezeigt. Als wir wieder nach Hause gegangen sind, saß ich mit meiner Mama und habe ihr alles erzählt.

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Ankerbeispiel 3

Das Spiel An einem sonnigen Tag am Stand spielten Finn, Marie und Dennis Volleyball. Finn und Dennis werfen sich den Ball zu. Marie fragt: „Dennis, wirf den Ball zu mir.“ Dennis sagt: „Frag Finn, ob er dir den Ball gibt.“ „Das ist unfair.“, sagt Marie. Auf einmal fliegt der Ball ins Wasser. „Ich hol den Ball.“, sagt Marie. „Pass auf, das Wasser ist kalt!“, sagt Finn. Marie hat es geschafft. Finn und Dennis entschuldigen sich bei Marie und so lassen sie Marie wieder mitspielen. Die Meerjungfrau Eines Tages lebte eine Meerjungfrau ganz weit unten im Meer, sie hieß Lisa. Da hat sie ihre Freunde, die Fische. Die Meerjungfrau hat sehr viele Freunde, weil es gibt über Tausend Fische. Aber ihr Feind ist der Hai Fritzchen. Denn der Fritzchen will alle Fische fressen und auch die Meerjungfrau Lisa. Aber da kam der Hai Fritzchen und da war Bella, der hübscheste Fisch von allen Fischen. Der Fisch war rotblau mit Glitzerpunkten in lila auf den Schuppen. Das sah sehr schön aus. Der Hai Fritzchen hat nach Bella geschnappt, aber da kam Lisa, die Meerjungfrau und hat Bella in der letzten Sekunde gerettet.

Ankerbeispiel 4

Der verlorene Ball Eines schönen Tages gingen drei Männer an den Strand und spielten Volleyball. Plötzlich fiel der Ball ins Meer, die Männer sprangen ins Wasser, sie schwammen und schwammen, aber der Ball trieb immer weiter weg, und nun war der Ball nicht mehr zu sehen. Die Männer schwammen traurig an Land und sagten: “Ach, wären wir doch nur zu Hause geblieben. Dann wäre der Ball jetzt nicht weg!” Und die Männer gingen traurig nach Hause. In der Nacht trieben die Wellen den Ball zum Strand, am nächsten Tag kamen sie wieder an den Strand und sie konnten es gar nicht fassen, da lag der Ball im Sand. Sie rannten hin und spielten wieder Ball. Und sie wollten den Ball nicht mehr verlieren. Die kleine Katze auf Reisen Es war einmal eine kleine Katze. Die kleine Katze wollte unbedingt nach Spanien. Doch wie sollte sie dorthin kommen? Deshalb fragt sie ihren Freund um Rat. Der sagte: "Du kannst doch lesen. Geh in einen Flughafen und guck, wann das nächste Flugzeug nach Spanien fliegt." Die kleine Katze fand das für eine gute Idee. Deshalb ging sie direkt zum nächsten Flughafen. Nach einer Stunde flog sie schon. Doch plötzlich fing ein Flügel Feuer. Drei Sekunden später fing der zweite Flügel Feuer. Der Pilot merkte, dass sie vor Spanien waren. Deshalb macht er eine Notlandung. Glück! Sie landeten 500 Meter vor Spanien im Wasser. Der Pilot bemerkte die kleine Katze in letzter Sekunde. So kam die kleine Katze nach Spanien. Der schöne bunte Ort An einem schönen Sommertag wartete der Zauberer Tulua in der Schule auf Kinder. Er wartete ein, zwei Stunden. Sie müssten eigentlich schon da sein. Tulua dachte, wenn sie nicht da sind, dann kann ich ja gehen. Tulua wollte in einen Ort, den es nicht gab und deshalb schloss er die Augen und zauberte. Piff paff rata rata. Plötzlich landete er in einem Ort, einem bunten Ort. Er dachte, es wäre alles eine Einbildung, doch nein, das war keine Einbildung. Tulua wollte hier bleiben und genau das tat er auch. Tulua lebte schön und friedlich.

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Item

1.2. Charakterisierung der Kohärenz (Textebene)

Quelle Nussbaumer/ Sieber (1994, 1995), Brinker (72010), Eigenentwicklung

Grundidee Das Item bewertet den Text hinsichtlich seiner Verständlichkeit, vermittelt über

die Kohärenz des Textes. „Kohärenz ist etwas, was der Rezipient eines Textes

sich im Zug des Verstehens gedanklich aufbaut und wozu der Text *…+ eine mehr

oder minder gute Anleitung ist. Man kann am Begriff der Kohärenz verschiedene

Aspekte unterscheiden: stimmen die Textteile zusammen zu einer einheitlichen

und konsistenten sprachlichen Gesamthandlung (wir nennen das textuelle

Gesamtidee)? Weist der Text eine einsichtige Grobgliederung auf? Ist der Text so

gestaltet, dass man ihm Schritt für Schritt folgen kann, dabei immer weiß, wo

man gerade ist, und die Schrittfolge auch folgerichtig erscheint?“ (Nussbaumer/

Sieber 1995b, S.20). Es handelt sich dabei um ein umfassendes Kohärenzkonzept

(Brinker 2010, S.17), das nach verschiedenen Aspekten (thematisch,

grammatisch) differenziert wird. Der Text wird danach beurteilt, inwieweit die

Textteile gut miteinander verbunden sind, z.B. durch angemessenen Einsatz der

Kohäsionsmittel und ob bei der Anordnung der Handlungsepisoden eine

Handlungslogik erkennbar ist. „Ein Text, der *dem+ nicht genügt, hat kein

einheitliches Thema, er *…+ wechselt die Textfunktion, die Stoßrichtung“

(Nussbaumer/ Sieber 1994, S.163).

Kohäsionsmittel aus Korpus als Signalwörter identifizieren. Dienen der Strukturierung des Textes: (Es handelt sich um eine Auflistung, der in den Kindertexten vorkommenden

Textkohäsion kann bei expliziter Konnexion und expliziter Wiederaufnahme deutlich auf der Textoberfläche signalisiert sein (siehe Kohäsionsmittel) oder muss als implizite Konnexion (aus den zugrundeliegenden Sachverhalten) und als implizite Wiederaufnahme (aus semantischen und wissensabhängigen Relationen zwischen einzelnen Ausdrücken) erschlossen werden.

koordinierende Konjunktion Beispiel

additiv - Reihung und, weder – noch, nicht nur - sondern auch

…, dass sie eines Tages weglief und in eine Stadt flüchtete.

adversativ - Gegensatz allerdings, aber, während Sie war fast da. Aber plötzlich…

explikativ- Erklärung das heißt, deswegen Sie wollen nicht, dass ihr kleines Baby entführt wird, deswegen haben die beiden keine Arbeit

kausal- Grund denn, nämlich, um, dass, weil

sie fand das schön, weil sie…

komparativ- Vergleich als, ob, wie Er mag … lieber als …..

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Kohäsionsmittel, um das Item weniger abstrakt zu machen. Eine Sensibilität für diese Satzteile kann die Identifizierung von Kohärenz erhöhen.)

subordinierende Konjunktion Beispiel

temporal während, als, nachdem, seitdem, bis, ehe

Als sie im Wald war, …

modal als, wie, ob, indem Er hilft mir, indem er ….

kausal weil, da, so dass, wenn, obwohl

Ich komme, weil ich dir helfen will.

syntaktisch (ohne eigene Bedeutung)

dass, ob, wie Der Katze ging es so schlecht bei dem Bauern, dass sie….

Indikatoren

Dieses Item charakterisiert das Maß der Kohärenz und fragt danach, inwieweit:

1) der Rezipient eine konsistente Textwelt aufbauen konnte (Inhalt

paraphrasierend zusammenfassen) und

2) das Textthema zu erkennen ist. Es gibt Texte mit einem problemlos und

unmittelbar identifizierbaren Thema (Wert 4), einem dominanten Thema

(Wert 3), mehreren oder schwach erkennbaren Themen (Wert 2) und

vollkommen eineindeutigem Thema (Wert 1).

3) Lässt die Anordnung der Handlungsepisoden eine Handlungslogik

erkennen, d.h. kann während der Rezeption ein plausibler inhaltlicher

Zusammenhang hergestellt werden? Kann der Textsinn erschlossen

werden?

4) In welchem Maße bauen die Textteile aufeinander auf und sind gut

miteinander verbunden, z.B. durch angemessenen Einsatz der

Kohäsionsmittel (Verweis-, Verknüpfungsmittel: Pronomen,

Konjunktionen, Konjunktionaladverbien u.a., textstrukturierende Mittel,

Wortstellung, semantische Wiederaufnahme)?

Hinweis Die Nummerierung der Indikatoren entspricht der Schrittfolge, in welcher der Text analysiert werden soll.

Wert 1

Der Text ist nicht kohärent, es konnte keine konsistente Textwelt aufgebaut werden. Ein Textthema ist nicht erkennbar. Die Anordnung der Handlungsepisoden lässt keine Handlungslogik erkennen. Die Textteile bauen wenig aufeinander auf.

Wert 2

Der Text ist an einigen Stellen nicht kohärent, es konnte keine durchgängige Textwelt aufgebaut werden. Das Textthema ist schwach zu erkennen oder es gibt kein dominantes Textthema. Die Anordnung der Handlungsepisoden lässt an einigen Stellen keine Handlungslogik erkennen. Die Textteile bauen an einigen Stellen nicht aufeinander auf.

Wert 3

Der Text ist hinreichend kohärent, es konnte eine überwiegend konsistente Textwelt aufgebaut werden. Es ist ein dominantes Textthema zu erkennen. Die Anordnung der Handlungsepisoden lässt überwiegend eine Handlungslogik erkennen. Die Textteile bauen überwiegend aufeinander auf und sind hinreichend miteinander verbunden.

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Wert 4

Der Text ist vollständig kohärent, es konnte eine konsistente Textwelt aufgebaut werden. Das Textthema ist problemlos und unmittelbar erkennbar. Die Anordnung der Handlungsepisoden lässt eine durchgängige Handlungslogik erkennen. Die Textteile bauen folgerichtig aufeinander auf und sind sehr gut miteinander verbunden.

Ankerbeispiel 1

Die schöne Meerjungfrau Es war einmal eine sehr schöne Meerjungfrau. Sie lebte in einem glänzenden Meer, sie war schon immer ein Einzelkind, aber sie ist sehr schnell gewachsen. Und hat selber ein Baby, sie heißt Lisa und die Mutter heißt Ilka und der Vater heißt Julian. Sie wollen nicht, dass ihr kleines Baby entführt wird, deswegen haben die beiden keine Arbeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Die Katze Es war einmal eine Katze, die von zwei Hunden verfolgt wurde. Dann ist sie in eine Stadt gerannt und ist sie an eine Pommesbude in eine Sackgasse gerannt. Dann sagten die Hunde: „Jetzt bist du dran.“ Auf einmal kam der Koch und nahm die Katze. Nein, da hat sie etwas zum Essen gegessen. Dann hat der Koch sie wieder los gelassen und dann kommen die Hunde wieder und sagen: „Magst du keine Nachos?“ Die sagte: „Nein, aber ihr könnt mir sagen, wie ich nach New York City komme.“ „Wir bringen dich nach New York City.“ Dann sind sie los gegangen und sie sind alle besser angekommen.

Ankerbeispiel 2

Das Wasserungeheuer Es war einmal eine Meerjungfrau, die hieß Sandy und sie musste immer mittwochs zu den Treffen. Sie war fast da. Aber plötzlich tauchte ein Riesentintenfisch auf und droht ihr, sie zu fressen. Aber er konnte es nicht, denn es rief von hinten: „Mama, wo bist du?“ Es war ihr Kind. Ein Glück Eines Tages spazierte eine Katze. Sie hieß Mizi. Mizi wollte zur Burg. Aber sie musste einen Kilometer laufen. Sie musste zum Wald gehen. Als sie im Wald war, hatte sie Angst. Sie hat einen Fuchs getroffen. Der Fuchs sagt lieb: „Wollen wir spielen?“ „Nein, ich will zur Burg“, sagt Mizi ängstlich. „Du musst auf den Wolf achtnehmen“, sagt der Fuchs. „Ja“, sagt Mizi. Mizi kann nicht mehr. Aber sie gibt nicht auf. Sie ist gleich bei der Burg. Die Schranke wurde geöffnet. Mizi geht rein. Ein Junge sagt: „Da ist eine Katze.“ Der König kommt. Ein Mann sagt böse: „Die Katze muss raus!“ „Nein“, sagt der König. Der König schreit: „Lea, komm mal!“ Lea kommt. „Ja, was ist?“, sagt Lea. Der König sagt: "Willst du die Katze haben?" "Ja", sagt Lea. Und Mizi lebt jetzt bei Lea und bei dem König.

Ankerbeispiel 3

Die Meerjungfrau Eines Tages schwamm eine wunderschöne Meerjungfrau im Meer. Die Fische schwammen um die Meerjungfrau, sie fand das schön, weil sie schön aussehen. Die Meerjungfrau schwamm weiter, auf einmal kam ein riesiger Hai, sie hatte einen riesigen Schreck gekriegt, sie überlegte, ob sie aus dem Wasser raus ging oder nicht, sie dachte: „Ich bleibe noch ein bisschen im Wasser.“ Und auf einmal kam der Hai wieder, sie kriegte noch einmal einen riesigen Schreck. Da dachte sie: „Jetzt gehe ich aber aus dem Wasser.“ Und sie schwamm wieder hoch zum Strand und die Fische schwammen ihr hinterher.

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Ankerbeispiel 4

Plötzliche Überraschung Es war einmal eine alte Frau. Die Frau hieß Frau Alt. Frau Alt lebt in einem alten Haus. Ihre einzige Freundin ist ihre Katze. Sie heißt Grau. Grau ist ganz schwarz und hat einen weißen Punkt unterm Hals. Als es früh am Morgen war, will Frau Alt der Grau etwas zu essen geben, als sie sehen musste, dass Grau gar nicht da war. Sie ging so schnell sie konnte nach draußen. Sie ruft: „Grau!“ Aber sie kam nicht. Frau Alt hörte ein kleines „Mii“, und dann noch einmal „Mii“. Es kam von der alten Hütte. Frau Alt hat Angst vor ihrer Katze. Sie dachte, dass ein Räuber ihre Katze verletzt hat. Frau Alt geht in die Hütte. Sie sah Grau aber nicht allein, nämlich mit drei kleinen Kätzchen. Frau Alt weint vor Freude. Sie und Grau leben glücklich und zufrieden mit den drei Kätzchen. Die Katze Lina Es gab einmal eine Katze. Sie lebte bei einem Bauern und hatte drei Namen. Hau ab, dummes Viech und doofe Katze. Der Katze ging es so schlecht bei dem Bauern, dass sie eines Tages weglief und in eine Stadt flüchtete. Dort kam sie an ein Restaurant, sie wollte in die Küche, um sich was zu essen zu holen, aber der Koch entdeckte sie. Der Koch rief: „Hau ab, du dummes Ungeziefer!“ und stieß sie hinaus. Die Katze war sehr traurig. Sie wanderte immer weiter. Doch eines Tages kam sie an ein Haus. Die Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und plötzlich ging die Tür auf. Zwei Kinder kamen heraus und sagten: „Mama, hier ist eine Katze. Dürfen wir sie behalten?“ Und die Mutter sagte: „Ja!“ Und die Kinder sagten: „Gut, dann heißt du jetzt Lina und lebst bei uns.“

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Item

1.3. Charakterisierung der Implizitheit des Textes (Satzebene)

Quelle

Nussbaumer/ Sieber 1995, Eigenentwicklung

Grundidee Dieses Item bewertet die Stärken und Mängel der textuellen Durchgestaltung von Inhalten, welche trotz dieser textuellen Mängel erkennbar und verstehbar bleiben. „Ein Text gibt mehr zu denken als zu lesen!“ (Nussbaumer/ Sieber 1994, S.164). Ein guter Text setzt das voraus, was der Rezipient von sich aus ohne großen Aufwand und ohne Verunsicherung an der betreffenden Stelle ergänzen kann. Ein mangelhafter Text sagt zu wenig und ist damit zu knapp, zu implizit, ist sprunghaft oder ‚dunkel‘. Auf der lokalen Ebene bleiben einzelne Stellen unklar, das Thema bleibt jedoch ggf. dennoch erkennbar.

Indikatoren

Der Text erhält eine positive Bewertung, wenn keine Korrekturleistungen nötig sind, der Text eventuell sogar reizvoll implizit ist. Der Text erhält eine negative Bewertung, wenn Korrekturleistungen nötig werden, Zwischenschritte ergänzt werden müssen, das Verständnis erschwert ist und ein Verstehen nicht wegen, sondern trotz der mangelhaften Textoberfläche möglich ist. Es wird nicht alles gesagt, was gesagt werden müsste.

Wert 1

Es wird an vielen Stellen nicht gesagt, was gesagt werden müsste, um dem Geschehen zu folgen. Zwischenschritte müssen oft ergänzt werden. Viele Ergänzungen, die der Rezipient vornehmen muss, sind uneindeutig.

Wert 2

Es wird an einigen Stellen nicht gesagt, was gesagt werden müsste, um dem Geschehen zu folgen. Zwischenschritte müssen an einigen Stellen ergänzt werden. Einige Ergänzungen, die der Rezipient vornehmen muss, sind uneindeutig.

Wert 3

Es wird fast alles gesagt, was gesagt werden müsste, um dem Geschehen zu folgen. Der Text kann weitestgehend verstanden werden. Fast alle Ergänzungen, die der Rezipient vornehmen muss, sind eindeutig.

Wert 4

Es wird alles gesagt, was gesagt werden müsste, um dem Geschehen problemlos zu folgen. Der Text kann vollständig verstanden werden. Die Ergänzungen, die der Rezipient vornehmen muss, sind eindeutig.

Ankerbeispiel 1

Die Katze Es war einmal eine Katze, die von zwei Hunden verfolgt wurde. Dann ist sie in eine Stadt gerannt und ist sie an eine Pommesbude in eine Sackgasse gerannt. Dann sagten die Hunde: „Jetzt bist du dran.“ Auf einmal kam der Koch und nahm die Katze. Nein, da hat sie etwas zum Essen gegessen. Dann hat der Koch sie wieder los gelassen und dann kommen die Hunde wieder und sagen: „Magst du keine Nachos?“ Die sagte: „Nein, aber ihr könnt mir sagen, wie ich nach New York City komme.“ „Wir bringen dich nach New York City.“ Dann sind sie los gegangen und sie sind alle besser angekommen.

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Ankerbeispiel 2

Ein Glück Eines Tages spazierte eine Katze. Sie hieß Mizi. Mizi wollte zur Burg. Aber sie musste einen Kilometer laufen. Sie musste zum Wald gehen. Als sie im Wald war, hatte sie Angst. Sie hat einen Fuchs getroffen. Der Fuchs sagt lieb: „Wollen wir spielen?“ „Nein, ich will zur Burg“, sagt Mizi ängstlich. „Du musst auf den Wolf achtnehmen“, sagt der Fuchs. „Ja“, sagt Mizi. Mizi kann nicht mehr. Aber sie gibt nicht auf. Sie ist gleich bei der Burg. Die Schranke wurde geöffnet. Mizi geht rein. Ein Junge sagt: „Da ist eine Katze.“ Der König kommt. Ein Mann sagt böse: „Die Katze muss raus!“ „Nein“, sagt der König. Der König schreit: „Lea, komm mal!“ Lea kommt. „Ja, was ist?“, sagt Lea. Der König sagt: "Willst du die Katze haben?" "Ja", sagt Lea. Und Mizi lebt jetzt bei Lea und bei dem König. Die kleine Katze wird wieder glücklich An einem sonnigen Nachmittag findet Nina auf dem Spielplatz eine ganz süße Katze, sie hat keine Mutter. Sie nimmt die Katze mit nach Hause. Mama und Papa sind damit gar nicht einverstanden. Sie sagen: „Wir haben keinen Platz für eine Katze.“ Aber Nina denkt: „Ich werde sie wieder zurücksetzen, aber immer wieder kommen." Die Zeit verging und Nina und die Katze wurden gute Freunde. Eines Tages wollte Nina wieder zu der Katze gehen, da war sie verschwunden. Nina suchte und suchte, aber sie fand die Katze nicht. Nina sagte zu sich: „Sie ist bestimmt weggelaufen, um ihre Mutter zu suchen.“ Nach einer Weile kamen zwei Katzen aus dem Gebüsch. Das eine war Ninas Katze. „Die andere Katze war wahrscheinlich ihre Mutter“, dachte Nina und das stimmte. Mutter und Kind hatten sich wieder gefunden und waren überglücklich. Nina war auch glücklich, dass sie ihre Katze wiedersah. Der Maler Er malt irgendwas, man kann die Bilder aber nicht so gut erkennen. Er hat auch einen Zauberhut in der Hand. Der Maler kommt aus der Schweiz und er ist über 40 Jahre alt. Seine Haare sind braun. Er malt gerne Bilder. Seine Bilder sind sehr schön. Er malt mit einem dünnen Stock. Er ist auch ein sehr netter Mann. Er verkauft die Bilder nicht. Er behält sie und hängt sie auf. Und er hat auch zwei Kinder, einen Sohn, ein Mädchen. Seine Frau arbeitet bei einer Fabrik und sie kriegt viel Geld. Sie ist auf ihren Mann manchmal sauer, weil er die Bilder nicht verkaufte. Ein Mann bot ihm an 3000 Euro, aber er lehnte ab, weil das Bild nicht fertig war. Der Mann wollte das Bild und er bot weiter. Eins der Maler sagte: „Ich verkaufe dir das Bild nicht.“ Die Frau war enttäuscht, weil er nicht verkauft hatte. Er sagte zu dem Mann: „Kommen Sie in vier Wochen, dann können Sie es vielleicht haben.“ Der Mann sagte: „Ich komme wieder.“ Der Mann kam, aber das Bild war schon aufgehängt. Der Mann war sehr sauer und sagte zu dem Maler: „Ich geb dir 4000 Euro für das Bild.“ Der Maler hat gesagt: „Ich gebe dir das Bild nicht. Außer du gibst mir mehr Geld. Ich gebe dir das Bild“, sagte der Maler, „für 5000 Euro.“ „Okay.“ Der Mann gab ihm das Geld und er nahm das Bild mit und sagte zu dem Maler: „Ich komme wieder und kaufe noch mehr Bilder bei dir. Du kannst sehr gut malen.“ Der Maler sagte „Danke“ zu dem Mann. Und jetzt verkauft der Maler die und die ist nicht mehr sauer auf den Maler. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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Ankerbeispiel 3

Das Geheimversteck der Katze Es lebte vor langer Zeit eine Katze. Sie saß abends am Straßenrand. Da hörte sie plötzlich zwei Hunde. Die Katze sprang auf und rannte schnell weg. Aber die Hunde waren schneller und verfolgten die Katze. Die Katze verschwand hinter einer Ecke. Da sah sie eine Spalte und schlüpfte hinein. Da kamen auch schon die Hunde um die Ecke und fragten sich, wo die Katze hin sei. Die Katze sagte zu sich selbst: „Ich bin so erschöpft, ich leg mich lieber hin.“ Da bellten die Hunde gleich los. Da gingen die zwei Hunde weg, es war ihnen zu langweilig und die Katze konnte in Ruhe schlafen. Die Katze vor dem Haus Die Katze saß an einem sonnigen Tag, am 15. Juli um 15.30 Uhr, vor dem Haus und war sehr hungrig. Aber Tom und seine Eltern waren erst in der Stadt und kauften erst neues Katzenfutter. Sie war ganz alleine. Sie saß da und überlegte: „Meine Freundin Mira ist bestimmt in der Mülltonne versteckt.“ Sie nahm ihr Wollknäuel mit und ging los. Angekommen fand sie einen angebissenen Big Mac und verputzte ihn blitzschnell. Sie spielte zwei Stunden mit Mira und in der Zwischenzeit kamen Tom, Carmen und Thomas (das sind Toms Eltern) wieder. Dann kam auch die Katze wieder. Dann bekam sie etwas zu fressen und war sehr glücklich.

Ankerbeispiel 4

Plötzliche Überraschung Es war einmal eine alte Frau. Die Frau hieß Frau Alt. Frau Alt lebt in einem alten Haus. Ihre einzige Freundin ist ihre Katze. Sie heißt Grau. Grau ist ganz schwarz und hat einen weißen Punkt unterm Hals. Als es früh am Morgen war, will Frau Alt der Grau etwas zu essen geben, als sie sehen musste, dass Grau gar nicht da war. Sie ging so schnell sie konnte nach draußen. Sie ruft: „Grau!“ Aber sie kam nicht. Frau Alt hörte ein kleines „Mii“, und dann noch einmal „Mii“. Es kam von der alten Hütte. Frau Alt hat Angst vor ihrer Katze. Sie dachte, dass ein Räuber ihre Katze verletzt hat. Frau Alt geht in die Hütte. Sie sah Grau aber nicht allein, nämlich mit drei kleinen Kätzchen. Frau Alt weint vor Freude. Sie und Grau leben glücklich und zufrieden mit den drei Kätzchen. Die Katze Lina Es gab einmal eine Katze. Sie lebte bei einem Bauern und hatte drei Namen. Hau ab, dummes Viech und doofe Katze. Der Katze ging es so schlecht bei dem Bauern, dass sie eines Tages weglief und in eine Stadt flüchtete. Dort kam sie an ein Restaurant, sie wollte in die Küche, um sich was zu essen zu holen, aber der Koch entdeckte sie. Der Koch rief: „Hau ab, du dummes Ungeziefer!“ und stieß sie hinaus. Die Katze war sehr traurig. Sie wanderte immer weiter. Doch eines Tages kam sie an ein Haus. Die Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und plötzlich ging die Tür auf. Zwei Kinder kamen heraus und sagten: „Mama, hier ist eine Katze. Dürfen wir sie behalten?“ Und die Mutter sagte: „Ja!“ Und die Kinder sagten: „Gut, dann heißt du jetzt Lina und lebst bei uns.“

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27

Item

1.4. Charakterisierung der Explizitheit des Textes (Satzebene)

Quelle

Nussbaumer/ Sieber 1995, Eigenentwicklung

Grundidee Von dem, was ein Text transportieren möchte, sagt er immer nur einen Teil. Entscheidend ist, dass explizit und deutlich ausgeführt wird, was der Rezipient nicht ohne weiteres ergänzen kann. „Ein in dieser Hinsicht mangelhafter Text sagt [.] zu viel und ist damit zu explizit, zu geschwätzig, ist redundant, ohne Entwicklung und langweilig“ (Nussbaumer/ Sieber 1994, S.164).

Indikatoren

Positiv zu bewerten ist, wenn nichts Unnötiges den Text belastet. Die Textlänge ist dem Gesamtcharakter des Textes angemessen. Eine negative Bewertung erhält ein Text, wenn er zu ausschweifend gerät und zu viel Überflüssiges vor dem Gesamtcharakter des Textes gesagt wird sowie unnötige Informationen enthält, die nicht zum Gelingen des Textes beitragen.

Wert 1

Der Text gerät an vielen Stellen zu ausschweifend, es wird zu viel Überflüssiges gesagt. Er enthält viele unnötige Informationen, die nicht zum Gelingen des Textes beitragen.

Wert 2

Der Text gerät an einigen Stellen zu ausschweifend, es wird zum Teil Überflüssiges gesagt. Er enthält einige unnötige Informationen, die nicht zum Gelingen des Textes beitragen.

Wert 3

Wenig Unnötiges belastet den Text, er enthält kaum Überflüssiges vor dem Gesamtcharakter des Textes.

Wert 4

Nichts Unnötiges belastet den Text, er enthält nichts Überflüssiges vor dem Gesamtcharakter des Textes.

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Ankerbeispiel 1

Der Maler Er malt irgendwas, man kann die Bilder aber nicht so gut erkennen. Er hat auch einen Zauberhut in der Hand. Der Maler kommt aus der Schweiz und er ist über 40 Jahre alt. Seine Haare sind braun. Er malt gerne Bilder. Seine Bilder sind sehr schön. Er malt mit einem dünnen Stock. Er ist auch ein sehr netter Mann. Er verkauft die Bilder nicht. Er behält sie und hängt sie auf. Und er hat auch zwei Kinder, einen Sohn, ein Mädchen. Seine Frau arbeitet bei einer Fabrik und sie kriegt viel Geld. Sie ist auf ihren Mann manchmal sauer, weil er die Bilder nicht verkaufte. Ein Mann bot ihm an 3000 Euro, aber er lehnte ab, weil das Bild nicht fertig war. Der Mann wollte das Bild und er bot weiter. Eins der Maler sagte: „Ich verkaufe dir das Bild nicht.“ Die Frau war enttäuscht, weil er nicht verkauft hatte. Er sagte zu dem Mann: „Kommen Sie in vier Wochen, dann können Sie es vielleicht haben.“ Der Mann sagte: „Ich komme wieder.“ Der Mann kam, aber das Bild war schon aufgehängt. Der Mann war sehr sauer und sagte zu dem Maler: „Ich geb dir 4000 Euro für das Bild.“ Der Maler hat gesagt: „Ich gebe dir das Bild nicht. Außer du gibst mir mehr Geld. „Ich gebe dir das Bild“, sagte der Maler, „für 5000 Euro.“ „Okay.“ Der Mann gab ihm das Geld und er nahm das Bild mit und sagte zu dem Maler: „Ich komme wieder und kaufe noch mehr Bilder bei dir. Du kannst sehr gut malen.“ Der Maler sagte „Danke“ zu dem Mann. Und jetzt verkauft der Maler die und die ist nicht mehr sauer auf den Maler. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Der kleine Kater Momo Es war einmal ein kleiner dreijähriger Kater, die hieß Momo. Momo war schwarz mit weißen Pfoten und sein Hals war weiß. Momos Besitzerin war die neunjährige Johanna. Momo und Johanna waren die besten Freunde. Eines Tages sah Momo eine wunderschöne Katze, sie war auch ganz schwarz, die Katze hieß Miriam. Momo verliebte sich in sie. Miriam verliebte sich auch in Momo, auf einmal ging Miriam zu Momo und sagte: „Wie heißt du, du wunderschöner Kater?“ Momo sagte: „Ich heiße Momo und wie heißt du, meine Herzensdame?“ „Ich heiße Miriam“, sagte Miriam. Und nach ein paar Monaten, ach, übrigens Miriam war eine Straßenkatze, aber Johanna hat sie aufgenommen. Also nach ein paar Monaten bekam Miriam sechs kleine Katzenbabies. Es waren drei Mädchen und drei Jungs, die Mädchen waren schwarz, eine war so wie Momo, und die Jungen waren, eine war rot, die zwei anderen waren weiß, die kleinen Katzenkinder blieben bei Johanna, damit es eine glückliche Familie bleibt.

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Ankerbeispiel 2

Die Meerjungfrau Eines Tages schwimmt eine 13-jährige Meerjungfrau auf den tiefen Meeresgrund. Irgendwann schwimmt sie in eine Welle auf und ab. Dann schwimmt sie zu ihrem Vater Poseidon. „Wo warst du?“, fragt Poseidon. „Ich war draußen bei meinen Freunden Blauerose und Rotelille“, sagt die Meerjungfrau Waldfee. „Du gehst jetzt in dein Zimmer und kommst bis zum Abendessen nicht raus, verstanden?“, sagt Poseidon. „Verstanden“, sagt traurig die Meerjungfrau Waldfee. Nach 30 Minuten gibt es Abendessen. Es gibt Fisch mit gebratenem Krebs. Die Meerjungfrau Waldfee kriegt aber nichts runter wegen ihres Streits mit Poseidon. Aber was sagt er immer, Zeit ist Preis, dann isst sie doch, sie hat alles vergessen. Der Esel mit der messerspitzen Zunge Es war einmal ein Esel, der hatte eine messerspitze Zunge. Er hatte sieben Zähne und hieß Gustaf. Er war sehr alt. Er war 50 Jahre alt. Eines Tages sagte Gustaf: „Bestimmt werde ich bald sterben!“ Von dem Tag an glaubte Gustaf nur noch ans Sterben. Am nächsten Tag fühlte Gustaf sich ganz schwach. Vor dem Tod heulte er zum Himmel und dann starb Gustaf. Er lebte in der Zeit 648. Er ist gestorben am 17.6.5648. 17.6.648 ist er geboren.

Ankerbeispiel 3

Die kleine Katze Es war einmal eine süße, schöne, kleine Katze. Sie konnte manchmal auch singen. Eines Tages ging die Katze in den Schuppen, um sich ein bisschen auszuruhen. Sie legte sich ins Heu und versuchte hin und wieder eine Maus zu fangen. Als die Katze sich ausgeruht hatte, ging sie wieder aus dem Schuppen heraus. In der Zeit, wo die Katze im Schuppen war, hatte es draußen doll in Strömen geregnet. Jetzt schien aber wieder die Sonne. Aber auf dem Feldweg waren immer noch riesengroße Pfützen. Die Katze wollte ganz und gar nicht baden. Deshalb legte sich die Katze vor die Schuppentür. Dann sang sie das Lied: Wenn alle Katzen fröhlich sind.

Ankerbeispiel 4

Der böse Zauberer Kah verzauberte die Menschen immer wieder. Den Bürgermeister hatte er in eine Kuh verwandelt. Einmal hatte er der ganzen Stadt Schweinsohren angehext. Da kam eines Tages ein guter Zauberer in die Stadt. Er hieß Kitfisto. Man berichtete ihm von Kah. Da ging er sofort zu Kah und rief: „Kah, komm sofort runter.“ Kah sprang aus dem Fenster und ehe er sich recht besinnen konnte, hatte Kitfisto ihn schon in einen Frosch verwandelt und in den Keller gesperrt! Wie freute sich die Stadt, Kitfisto bekam einen Orden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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30

Item

1.5. Charakterisierung des Wortschatzes (Wortebene)

Quelle

Pohl (2007), Steinhoff (2011), Eigenentwicklung

Grundidee Ein Text besitzt einen angemessenen Wortschatz, wenn die Wortwahl unauffällig

ist und der Funktion des Textes dient. „Einerseits evoziert in der Entwicklung das

Anstreben einer bestimmten Textstruktur bestimmte Formulierungsformative,

andererseits eröffnet das Einbringen bestimmter Formulierungen die

Möglichkeit, textsortenadäquate Teiltexte auszudifferenzieren“ (Pohl 2007, S.

66). Wir unterschieden Texte, die z.B. in Beamtendeutsch (Gesetzestexte),

Wissenschaftssprache, Dialekt verfasst sind und dadurch gleichsam auf ihre

bestimmende Funktion verweisen. Denn es gibt bestimmte Wörter, Wendungen

und Konstruktionen, die für bestimmte Textsorten einer bestimmten Domäne in

einer bestimmten Einzelsprache und Kultur einschlägig sind, weil sie für zentrale

Textfunktionen stehen (Steinhoff 2011). Jugendliche Themenwelten werden u.a.

über die Verwendung bestimmter Stilmittel (Wortneuschöpfungen, Anglizismen,

Übertreibung) hergestellt. Horror- oder Schauergeschichten verfügen

charakteristischerweise über nichtnatürliche Gestalten (Vampire, Monster,

Zombies) etc.

a.

Indikatoren

Das Item fragt danach, inwieweit der Text

über einen angemessenen Wortschatz verfügt.

Passt die Wortwahl zum dominierenden Genre?

Gibt es auffallend passende oder unpassende Inhaltswörter? (hier:

Wörter, die eine kontextunabhängige, selbständige lexikalische

Bedeutung haben. Kandidaten für Inhaltswörter sind hauptsächlich

Substantive, Verben, Adverbien und Adjektive. )

Wert 1

Der Text verwendet überwiegend einen unangemessenen Wortschatz. Die Wortwahl passt an vielen Stellen nicht zum dominierenden Genre. Es gibt zahlreiche unpassende Inhaltswörter.

Wert 2

Der Text verwendet an einigen Stellen einen unangemessenen Wortschatz. Die Wortwahl passt an einigen Stellen nicht zum dominierenden Genre. Es gibt einige unpassende Inhaltswörter.

Wert 3

Der Text verwendet an wenigen Stellen einen unangemessenen Wortschatz. Die Wortwahl passt an wenigen Stellen nicht zum dominierenden Genre. Es gibt wenige unpassende Inhaltswörter.

Wert 4

Der Text verwendet an keiner Stelle einen unangemessenen Wortschatz. Die Wortwahl passt zum dominierenden Genre. Die Inhaltswörter sind passend.

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Ankerbeispiel 1

Das Pferdemaul Das Pferdemaul ist bis zu 15 cm groß. Das ist ein Hyperpferdemaul und zwischendrin im Hals ist ein Zahn und der Zahn wird bis zu 5 cm groß. Das Pferd hat nur wenig Fell auf der Haut. Das Pferd hat auch verwandte Feinde!!! Und auch andere Feinde. Zum Beispiel Kühe, Füchse, Igel usw.!!! Pferde haben krumme Zähne und haben seitliche Augen…. usw. Wir reiten eigentlich auf Pferden, aber dies ist ein Horrorpferd!!! Und die Pferde denken, wir wären ein Freund. Aber das Horrorpferd ist 33-mal so schlimm wie ein Wildpferd!!! Und wenn man die Horrorpferde anfasst, dann ist es nicht so gut für die Männchen, denn die Männchen sind zu klein für die Pferde. Aber das Horrorpferd ist fünfmal so groß und zehnmal so stark wie wir. Ich habe Pferde eigentlich sehr dolle lieb. Aber dagegen ist das Horrorpferd, das ist unbeliebt und sehr, sehr selten. Und wenn ein Wildpferd zu groß für dich ist, dann musst du von ihm wegrennen usw. Und das Pferdemaul hat eigentlich wenig Knochen, aber das Horrorpferd hat ein großes Maul und viele Knochen usw. und wenn man auf einem Pferd reiten will, dann muss man sehr dolle aufpassen... usw.!!! Und wenn man ein Wildpferd füttern will, dann muss man sehr, sehr dolle aufpassen. Die Finger sind vom Horrorpferd sehr empfindlich!!! Usw.!!! Und das Pferd war ganz einsam und das Pferd hat seine Heimat gefunden und hat mit den anderen Pferden gespielt und sie haben andere Pferde gekillt. Dieses kill war sehr willig... Usw.. Und ein Pferd haben sie gefangen und um die Straße geschleudert. Dann waren sie zurück bei der Herde... Usw.

Ankerbeispiel 2

Die Meerjungfrau An einem schönen Tag schwimmt sie im Meer rum. Und sie jagt die Fische und spielt mit dem Delfin Fangen. Als sie Hunger hatte, schwamm sie nach Hause. Sie spielten morgen wieder. Der nächste Tag war schlecht. Die Mutter sagte: „Nicht raus gehen!“ Aber sie ging raus. Auf einmal kam eine große Welle. Sie schwamm sehr, sehr schnell davon. Aber die Welle wurde zu schnell. Der Delfin sagte: „Schwimm zu mir.“ Fünf Minuten später war sie wieder zu Hause. Die Mutter sagte: „Du versprichst, nie wieder abzuhauen." „Ja“, sagte sie. Die Nixe sagte: „Nie wieder. Ich verspreche es, Mutter.“

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Ankerbeispiel 3

Die geheimnisvolle Schatztruhe Es war einmal eine kleine Katze. Sie hieß Mika. Sie wohnte in einem Schuppen. Eines Tages ging sie in eine Ecke zum Schlafen. Sie sagte: „Ach, bin ich müde.“ Dann schlief sie ein. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. „Was war das?“, sagte sie. Sie ging durch Spinnweben, kleine Käfer rannten weg. Dann fiel sie in ein Loch. Sie sagte: „Diese Welt kenn' ich gar nicht. Wo kommt sie her?“ Sie ging weiter und weiter. Plötzlich lief sie gegen eine Truhe. Die Truhe hatte kein Schloss. In ihr lag ein goldenes Wollknäuel. „Hurra! Jetzt habe ich ein goldenes Wollknäuel." Sie wurde glücklich und zufrieden. Die einsame kleine Katze Hallo, ich heiße Schnur. Ich wurde vor drei Jahren ausgesetzt. Seitdem ernähre ich mich von Mäusen und trinke ich aus Pfützen. Das Leben als Straßenkatze ist sehr anstrengend. Manchmal werde ich vom Tierheim verfolgt. Aber manchmal ist es auch richtig schön. Ich wohne auf einer Müllhalde am Stadtrand. Manchmal treffe ich andere Stadtkatzen und wir spielen ein bisschen. Ich habe auch Sachen gefunden zum Spielen.

Ankerbeispiel 4

Der Agentenkater Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

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Item

1.6. Charakterisierung der sprachlichen Mittel (Wort- und Satzebene)

Quelle

Nussbaumer/ Sieber (1994), Koch/Oesterreicher (1985), Eigenentwicklung

Grundidee Der Text soll danach beurteilt werden, ob die sprachlichen Mittel der Sache angemes-

sen sind, für die sie stehen. Sind die sprachlichen Mittel „funktional besonders gut, in

Ordnung oder aber mehr oder weniger dysfunktional eingesetzt worden

(kontextsensitiv)?“ (Nussbaumer/ Sieber 1994, S.166). Es ist danach zu fragen, „ob sie

der Funktion dienen, für die sie gewählt worden sind, ob sie schließlich auch dem

Usus entsprechen“ (ebd., S.166).

Die Situationshilfen konzeptioneller Mündlichkeit wie Mimik, Gestik, situativer

Kontext und Intonation werden durch spezifisches Vokabular und differenzierte

Kohäsionsmittel ersetzt. Während für eine konzeptionell mündliche Äußerung die

Konjunktion ‚und‘ typisch ist, werden in konzeptionell schriftlicher Kommunikation

Zusammenhänge durch spezifische Konnektoren wie "deshalb", "damit", "obwohl"

etc. als eindeutig kausal, final oder konzessiv gekennzeichnet. Im Allgemeinen ist

somit die Integration, Komplexität, Elaboriertheit, Planung und die Informa-

tionsdichte in konzeptionell schriftlichen Texten höher, als in konzeptionell mündli-

chen. Konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit bilden jedoch keine

Dichotomie, sondern eher ein Kontinuum mit vielen graduellen Abstufungen

(Koch/Oesterreicher 1985, 17ff.).

Indikatoren

Das Item fragt danach, wie gut dem Schüler eine literale Selektion gelingt. Schafft es

der Schreiber, das, was er schreiben wollte, auch angemessen sprachlich zu

realisieren? Inwieweit sind die sprachlichen Mittel dem Text angemessen,

insbesondere hinsichtlich Satzbau und Verwendung der Funktionswörter (hier:

Wörter ohne selbständige lexikalische Bedeutung, z.B. Artikel, Partikel, Konjunktionen

oder Präpositionen)? Positiv zu werten ist, wenn die sprachlichen Mittel dem Text

entsprechen. Die Sprache ist unauffällig (sie funktioniert), entspricht dem Usus und

unterstützt ggf. sogar den Inhalt.

Unangemessen ist die Verwendung der sprachlichen Mittel, wenn die Sätze durch

eine unangemessen holperige Sprache auffallen, sprachliche Stolpersteine das Lesen

erschweren, die sprachlichen Mittel dysfunktional eingesetzt wurden.

Wert 1

An vielen Stellen sind die sprachlichen Mittel unangemessen.

Wert 2

An wenigen Stellen sind die sprachlichen Mittel unangemessen.

Wert 3

Die sprachlichen Mittel des Textes sind angemessen. Oder: Unangemessene und besonders funktionale sprachliche Mittel stehen in ausgewogenem Verhältnis zueinander.

Wert 4

Die sprachlichen Mittel des Textes sind angemessen und gehen darüber hinaus: Sie dienen in ihrer besonderen Gestaltung der Funktion, für die sie gewählt worden sind.

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Anker- Beispiele 1

Der Zirkus Peperoni Eines Morgens an einem Samstag waren die Zirkusleute hinter dem Vorhang. Sie waren aufgeregt und liefen als hin und her. Die Clowns gehen zuerst auf die Bühne. Der eine steht auf einem Bein auf dem Ball. Der andere auf einem etwas kleineren Ball. Doch plötzlich fiel der erste ganz schlimm auf den Kopf. Der Zirkusdirektor musste den Zirkus Peperoni vier Monate zu machen. Doch eines Tages waren die Zirkusleute wieder auf der Bühne und tanzten hin und her. Sie waren glücklich, wieder auf der Bühne zu sein und sie machten die ganzen Jahre weiter, bis sie uralt waren. Die einsame Katze Es war eine Katze, die hatte keine Freunde, die lebte ganz alleine. Die Katze war traurig, die hatte nichts zu essen, aber ein bisschen Wasser, seit drei Wochen sind sie irgendwie verschwunden. Am nächsten Tag ist die aufgewacht. Die hatte so Hunger, die hatte eine Idee, die ist zum Bauernhof gelaufen, dann war sie auf dem Bauernhof. Plötzlich ist ein Gauner in das Haus reingegangen, der obwohl er noch arbeitete, aber der hatte kein Haus. Dann ist die Katze nachhause gegangen, schließlich hat der Gauner ein Auto gefunden. Die Katze ist dann in die Wohnung reingegangen und der Gauner war ganz reich, der Gauner hat die Katze gesehen und der hat Futter für die Katze gekauft und die war glücklich, dass sie ein neues Haus kauften. Die Meerjungfrau Eines Tages schwamm eine kleine Meerjungfrau in einem Meer, sie hieß Elisabeth und fand im Meer viele Freunde und sie freute sich, dass sie endlich Freunde gefunden hatte, die mit Elisabeth auch von morgens bis abends mit ihr gespielt haben. Sie freute sich, dass sie jetzt endlich Freunde gefunden hatte und schwamm andauernd hin und her. Auf einmal kam ein Prinz ihr entgegen und sprach: „Willst du meine Frau werden? Ich gebe dir Beine, dass du laufen kannst.” Die Prinzessin sagte ja und beide tauchten nach oben und dort gab der Prinz ihr Beine. Die Prinzessin spürt als ob sie auf Nägeln laufen würde. Das war die Geschichte von der Meerjungfrau.

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Anker- Beispiele 2

Die Meerjungfrau Eines Tages schwamm Miriam im Meer so tief, wie tief es nur geht. Als Miriam fast ganz unten war, sah sie aus einer Entfernung eine kleine Münze. Sie schwamm so schnell, wie schnell es nur geht. Da sah sie einen Fisch. Der Fisch wollte sich die Münze schnappen. Da sagte sie wütend: „Niemand klaut mir meine Münze!“ Da antwortete der Fisch: „Aber ich habe sie zuerst gesehen.“ Miriam drängte den Fisch weg. Da sagte der Fisch zu der Meerjungfrau: „Hey, die Münze hat einen Riss. Kannst du sie auseinander brechen?“ „Na klar, kann ich das“, sagte die Meerjungfrau. „Gut, dann kann jeder eine Hälfte haben“, sagte der Fisch. Die Meerjungfrau war damit einverstanden. Die geheimnisvolle Höhle Der Vater von Lisa hatte immer sehr Angst um sie. Er sagte: „Geh nicht so weit an das Meer.“ Sie versprach es, doch sie machte es trotzdem. Auf einmal fiel sie ins Wasser und verwandelte sich in eine Meerjungfrau. Da unten waren ganz viele Fische. Sie schwamm ganz tief hinein. Doch plötzlich kam sie an eine Höhle, die war unheimlich. Sie rief hinein: „Ist da jemand?“ Es schallte zurück. Doch sie hörte eine kleine piepsige Stimme. Da kam eine kleine Maus raus, sie sagte: „Ich bin die Maus, ich wohne im Haus und heiße Klaus." Lisa erschrak. Die Maus sagte: „Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ganz lieb. Komm rein in die Höhle.“ Sie spielten zusammen. Doch da sagte Lisa: „Ich muss jetzt los.“ Sie schwamm zurück und als sie wieder auftauchte, wurde sie wieder zum Menschen. Ein Glück Eines Tages spazierte eine Katze. Sie hieß Mizi. Mizi wollte zur Burg. Aber sie musste einen Kilometer laufen. Sie musste zum Wald gehen. Als sie im Wald war, hatte sie Angst. Sie hat einen Fuchs getroffen. Der Fuchs sagt lieb: „Wollen wir spielen?“ „Nein, ich will zur Burg“, sagt Mizi ängstlich. „Du musst auf den Wolf achtnehmen“, sagt der Fuchs. „Ja“, sagt Mizi. Mizi kann nicht mehr. Aber sie gibt nicht auf. Sie ist gleich bei der Burg. Die Schranke wurde geöffnet. Mizi geht rein. Ein Junge sagt: „Da ist eine Katze.“ Der König kommt. Ein Mann sagt böse: „Die Katze muss raus!“ „Nein“, sagt der König. Der König schreit: „Lea, komm mal!“ Lea kommt. „Ja, was ist?“, sagt Lea. Der König sagt: "Willst du die Katze haben?" "Ja", sagt Lea. Und Mizi lebt jetzt bei Lea und bei dem König.

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Anker- Beispiele 3 fett= unangemessen kursiv= unterstützend

Volleyball Eines Morgens sagte die Mutter zu ihren Kindern, sie sollen in die Schule gehen. Sie sagten: „Wir wollen am Strand Volleyball spielen!“ Die Mutter sagte: „Nach der Schule dürft ihr Volleyball spielen!“ Als sie von der Schule zurück kamen, sagte der Älteste: „Ich habe in Sport eine 1.“ Die Mutter sagte: „Ich bin stolz auf dich!“ „Danke“, und die drei Kinder rannten so schnell sie nur konnten zum Strand und spielten drei Stunden Volleyball. Die kleine Katze Es war einmal eine süße, schöne, kleine Katze. Sie konnte manchmal auch singen. Eines Tages ging die Katze in den Schuppen, um sich ein bisschen auszuruhen. Sie legte sich ins Heu und versuchte hin und wieder eine Maus zu fangen. Als die Katze sich ausgeruht hatte, ging sie wieder aus dem Schuppen heraus. In der Zeit, wo die Katze im Schuppen war, hatte es draußen doll in Strömen geregnet. Jetzt schien aber wieder die Sonne. Aber auf dem Feldweg waren immer noch riesengroße Pfützen. Die Katze wollte ganz und gar nicht baden. Deshalb legte sich die Katze vor die Schuppentür. Dann sang sie das Lied: Wenn alle Katzen fröhlich sind. Plötzliche Überraschung Es war einmal eine alte Frau. Die Frau hieß Frau Alt. Frau Alt lebt in einem alten Haus. Ihre einzige Freundin ist ihre Katze. Sie heißt Grau. Grau ist ganz schwarz und hat einen weißen Punkt unterm Hals. Als es früh am Morgen war, will Frau Alt der Grau etwas zu essen geben, als sie sehen musste, dass Grau gar nicht da war. Sie ging so schnell sie konnte nach draußen. Sie ruft: „Grau!“ Aber sie kam nicht. Frau Alt hörte ein kleines „Mii“, und dann noch einmal „Mii“. Es kam von der alten Hütte. Frau Alt hat Angst vor ihrer Katze. Sie dachte, dass ein Räuber ihre Katze verletzt hat. Frau Alt geht in die Hütte. Sie sah Grau aber nicht allein, nämlich mit drei kleinen Kätzchen. Frau Alt weint vor Freude. Sie und Grau leben glücklich und zufrieden mit den drei Kätzchen.

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Anker- Beispiele 4 kursiv= unterstützend

Der verlorene Ball Eines schönen Tages gingen drei Männer an den Strand und spielten Volleyball. Plötzlich fiel der Ball ins Meer, die Männer sprangen ins Wasser, sie schwammen und schwammen, aber der Ball trieb immer weiter weg, und nun war der Ball nicht mehr zu sehen. Die Männer schwammen traurig an Land und sagten: “Ach, wären wir doch nur zu Hause geblieben. Dann wäre der Ball jetzt nicht weg!” Und die Männer gingen traurig nach Hause. In der Nacht trieben die Wellen den Ball zum Strand, am nächsten Tag kamen sie wieder an den Strand und sie konnten es gar nicht fassen, da lag der Ball im Sand. Sie rannten hin und spielten wieder Ball. Und sie wollten den Ball nicht mehr verlieren. Die Katze Lina Es gab einmal eine Katze. Sie lebte bei einem Bauern und hatte drei Namen. Hau ab, dummes Viech und doofe Katze. Der Katze ging es so schlecht bei dem Bauern, dass sie eines Tages weglief und in eine Stadt flüchtete. Dort kam sie an ein Restaurant, sie wollte in die Küche, um sich was zu essen zu holen, aber der Koch entdeckte sie. Der Koch rief: „Hau ab, du dummes Ungeziefer!“ und stieß sie hinaus. Die Katze war sehr traurig. Sie wanderte immer weiter. Doch eines Tages kam sie an ein Haus. Die Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und plötzlich ging die Tür auf. Zwei Kinder kamen heraus und sagten: „Mama, hier ist eine Katze. Dürfen wir sie behalten?“ Und die Mutter sagte: „Ja!“ Und die Kinder sagten: „Gut, dann heißt du jetzt Lina und lebst bei uns.“

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Item

1.7. Angemessenheit der Überschrift (Textebene)

Quelle

Agricola (1979), Große (1976), Harweg (1984), Eigenentwicklung

Grundidee Eine Überschrift übernimmt die Funktion Rezipientenführung. Sie soll einstimmen auf

den Inhalt des Textes, zum Textthema hinführen und Erwartungen wecken.

Agricola unterscheidet Überschrift/Titel und "eigentlichen Text" als zwei getrennte

selbstständige Einheiten, die "Paraphrasen voneinander sind" (Agricola 1979, S.21).

Der Titel ist eine "vorwegnehmende hervorhebende Nennung", ein extremes

Kondensationsprodukt. Nach Große sind Titel "Präsignale" (Große 1976, S.20). Der

Titel informiert über den inhaltlichen Kern des Textes. Er ist produzentenbezogen,

wenn die Überschrift als Arbeitstitel dient, als Leitfaden für die Produktion des

Textes. Er ist rezipientenbezogen, wenn der Titel ankündigt, was zu erwarten ist

(Harweg 1984, S.78ff.).

Die Interpretation der Überschrift ist auf den nachfolgenden Text, genauer auf sein

Thema, zu beziehen. Sie verweist auf den Textinhalt, weckt daher vor allem

Erwartungen. Überschriften zu verstehen und insbesondere, selbst welche

formulieren zu können, ist ein Teil der Textkompetenz. Wer eine gute Überschrift

formulieren will, muss kreativ sein. Und er kann nur kreativ sein, wenn er die

möglichen konventionell ausgebildeten Muster kennt. Doch nicht nur das Muster an

sich, sondern der Gebrauchszusammenhang ist kompetenzrelevant (Feilke 2010,

S.2f.) Hinsichtlich der Textkompetenz ist demnach zu unterscheiden zwischen einer

Überschrift, die

im Sinne einer ‚Einleitung‘ dem Text vorangestellt wurde (Merkmale:

Überschrift bezieht sich z.B. vorrangig auf den Textanfang oder benennt

Inhalte, die dann im Wei-teren vorausgesetzt werden) oder nach

Fertigstellung des Textes nicht mehr dem (sich möglicherweise veränderten)

Textthema angepasst wurde= Werte 1 und 2,

im Sinne eines ‚Präsignals‘ seine Funktion erfüllt (Merkmale: in hohem Maße

rezipientenbezogen, mit Verweis auf Textthema und ggf. Wecken von

Erwartungen) = Werte 3 und 4.

Indikatoren

Passt die Überschrift zum Text? Unterstützt sie die Rezeption des Textes? Weckt sie Erwartungen an den Text, indem sie z.B. die bevorstehende Komplikation andeutet?

Wert 1 a) Die Überschrift fehlt. Oder: b) Die Überschrift passt nicht zum Text. Sie verhindert die bessere Rezeption des Textes.

Wert 2

Die Überschrift passt zum Text, bleibt aber sehr allgemein. Sie verhindert die bessere Rezeption des Textes nicht, unterstützt sie aber auch nicht.

Wert 3 Die Überschrift passt gut zum Text. Sie unterstützt die bessere Rezeption des Textes.

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Wert 4 Die Überschrift passt sehr gut zum Text. Sie unterstützt die bessere Rezeption des Textes in hohem Maße und weckt Erwartungen, indem sie z.B. die bevorstehende Komplikation andeutet.

Anker- Beispiele 1

Arielles Haar Es war einmal eine Meerjungfrau, die Arielle heißt. Arielle fand ein großes Schiff. Sie sah einen Prinzen. Plötzlich kam ein großer Sturm. Alle Seemänner sprangen ins Wasser, auch der Prinz. Arielle schwamm wieder ins Wasser und rettete den Prinzen, weil er nicht schwimmen konnte. Sie wollte ein Mensch sein, aber ihr Vater Neptun will nicht, dass sie zu der Hexe geht. Aber Arielle hört nicht auf ihren Vater. Arielle geht zu der Hexe. Arielle sagt zur Hexe: „Ich will ein Mensch sein!“ Die Hexe sagt: „Dafür musst du mir deine Stimme geben!“ „Ja!“ sagte Arielle und es geschah. Arielle verlor ihre Stimme und wurde ein Mensch. Arielle ging ans Ufer und ging mit dem Prinzen ins Schloss. Im Schloss nimmt sie eine Gabel und kämmt ihre Haare. Ihr Vater hatte sie gerufen, sie ist gekommen. Der Vater verwandelte sie zurück in eine Meerjungfrau und gab ihr die Stimme zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute. Herbsttag Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

Anker- Beispiele 2

Arielle, die Meerjungfrau Es war einmal eine Meerjungfrau, die Arielle heißt. Arielle fand ein großes Schiff. Sie sah einen Prinzen. Plötzlich kam ein großer Sturm. Alle Seemänner sprangen ins Wasser, auch der Prinz. Arielle schwamm wieder ins Wasser und rettete den Prinzen, weil er nicht schwimmen konnte. Sie wollte ein Mensch sein, aber ihr Vater Neptun will nicht, dass sie zu der Hexe geht. Aber Arielle hört nicht auf ihren Vater. Arielle geht zu der Hexe. Arielle sagt zur Hexe: „Ich will ein Mensch sein!“ Die Hexe sagt: „Dafür musst du mir deine Stimme geben!“ „Ja!“ sagte Arielle und es geschah. Arielle verlor ihre Stimme und wurde ein Mensch. Arielle ging ans Ufer und ging mit dem Prinzen ins Schloss. Im Schloss nimmt sie eine Gabel und kämmt ihre Haare. Ihr Vater hatte sie gerufen, sie ist gekommen. Der Vater verwandelte sie zurück in eine Meerjungfrau und gab ihr die Stimme zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute. Der Agentenkater Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

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Anker- Beispiele 3

Arielle und der Prinz Es war einmal eine Meerjungfrau, die Arielle heißt. Arielle fand ein großes Schiff. Sie sah einen Prinzen. Plötzlich kam ein großer Sturm. Alle Seemänner sprangen ins Wasser, auch der Prinz. Arielle schwamm wieder ins Wasser und rettete den Prinzen, weil er nicht schwimmen konnte. Sie wollte ein Mensch sein, aber ihr Vater Neptun will nicht, dass sie zu der Hexe geht. Aber Arielle hört nicht auf ihren Vater. Arielle geht zu der Hexe. Arielle sagt zur Hexe: „Ich will ein Mensch sein!“ Die Hexe sagt: „Dafür musst du mir deine Stimme geben!“ „Ja!“ sagte Arielle und es geschah. Arielle verlor ihre Stimme und wurde ein Mensch. Arielle ging ans Ufer und ging mit dem Prinzen ins Schloss. Im Schloss nimmt sie eine Gabel und kämmt ihre Haare. Ihr Vater hatte sie gerufen, sie ist gekommen. Der Vater verwandelte sie zurück in eine Meerjungfrau und gab ihr die Stimme zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute. Ein Fall für den Agentenkater Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

Anker- Beispiele 4

Arielle verliert ihre Stimme Es war einmal eine Meerjungfrau, die Arielle heißt. Arielle fand ein großes Schiff. Sie sah einen Prinzen. Plötzlich kam ein großer Sturm. Alle Seemänner sprangen ins Wasser, auch der Prinz. Arielle schwamm wieder ins Wasser und rettete den Prinzen, weil er nicht schwimmen konnte. Sie wollte ein Mensch sein, aber ihr Vater Neptun will nicht, dass sie zu der Hexe geht. Aber Arielle hört nicht auf ihren Vater. Arielle geht zu der Hexe. Arielle sagt zur Hexe: „Ich will ein Mensch sein!“ Die Hexe sagt: „Dafür musst du mir deine Stimme geben!“ „Ja!“ sagte Arielle und es geschah. Arielle verlor ihre Stimme und wurde ein Mensch. Arielle ging ans Ufer und ging mit dem Prinzen ins Schloss. Im Schloss nimmt sie eine Gabel und kämmt ihre Haare. Ihr Vater hatte sie gerufen, sie ist gekommen. Der Vater verwandelte sie zurück in eine Meerjungfrau und gab ihr die Stimme zurück. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute. In letzter Minute Der Agentenkater sitzt in einem dunklen, einsamen Keller. Er beobachtet wachsam den Keller nach Mäusen, weil er frei hat. Aber plötzlich bekommt er eine Nachricht vom Agentenhauptquartier. Er muss einen sehr schweren Fall lösen. Der Chef sagt: „Du musst dich in das Haus von Dinkelbörg herein schleichen und den Computerstick zurück holen!“ Der Agentenkater tat es, beinah wurde er gesehen, aber er hat es geschafft. Die anderen Kater konnten wieder Einsätze erledigen. Sie feierten ein großes Fest!

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Item

1.8. Orientierung am Grundmuster fiktiver, narrativer Texte (Textebene)

Quelle

Nickel-Bacon (2002), Augst (2010), Martinez/Scheffel (2009), Eigenentwicklung

Grundidee Die Verwendung formaler Schemata, Muster oder Textsortenspezifika lässt eine

gelungene Übernahme von (in der erzählten Welt) vorgefundenen Strukturen

erkennen. Mit der Integration der Muster in die Texte deutet sich die

Textkompetenz der Schüler an. Fiktionale Texte zeichnen sich dadurch aus, dass

zwischen Autor und Leser ein Fiktionalitätsvertrag eingegangen wird, der den

Verstehensprozess des Textes steuert. Dieser Fiktionalitätsvertrag kann unter

Umständen durch explizite, sprachliche Fiktionalitätssignale (narrative Marker)

vom Autor beim Leser eingefordert werden. Solche expliziten Signale können

jedoch auch störend sein.

Fiktionalität kann sich auch im Aufbau der Textwelt zeigen (narrativer

Grundmuster). So sind Planbruch, Spannung und Pointe das strukturelle

Herzstück jeder Phantasieerzählung. Nachdem der auktoriale Erzähler die

handelnden Personen in der Einleitung vorgestellt und die Normalität

beschrieben hat, passiert meist unerwartet etwas, was die Normalität aufhebt,

oft auch stört. Der Protagonist versucht daraufhin die neue Situation für sich

nutzbar zu machen oder sie zu überwinden. Dabei entsteht für ihn (und den

Leser) die bange Frage, ob er es schafft. Oft kommt es (ggf. nach einigen

Fehlversuchen) zu einer überraschenden Lösung, die dann am Schluss in die

neue oder Anfangsnormalität mündet, mit meist sentenzenhaften Bewertungen

des Geschehens (Augst 2010, S.75ff.).

Durch die textsortenspezifische (prototypische) Rahmung z.B. eines Märchens

wird man am Anfang in die fiktive Textwelt (unbestimmter Zeit) eingeführt (“Es

war einmal”) und am Textschluss aus der "erzählten Welt" entlassen („Und wenn

sie nicht gestorben sind, …“). Der Märchenanfang „Es war einmal“ fungiert aber

gleichsam als „Formulierungsschablone, *…+ die als Sprungbrett die Bewältigung

des Einstiegs erleichert“ (Antos 1992,S.203), auch wenn der Schüler eine andere

Textsorte anstrebt.

Labov und Waletzky (1967) haben frühzeitig eine idealtypische Struktur erzählter

Geschichten in Gestalt einer von ihnen so genannten narrativen „Normalform“

formuliert: Orientierung, Komplikation, Evaluation, Auflösung und Coda.

Weitere empirische Untersuchungen haben jedoch deutliche Abweichungen von

der postulierten Normalform ergeben. Die Komplikation oder Krise behielt in fast

allen erzähltheoretischen Modellen ihre herausragende Bedeutung. Das

krisenhafte, komplizierende, destabilisierende Ereignis erzeugt Spannung und

Unsicherheit; es kondensiert die Sinnstiftungsbemühungen von Erzähler und

Rezipient (Straub 2010, S.144).

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Indikatoren

Narrative Grundmuster zeigen sich in der inhaltlichen Struktur eines Textes. Fin-

den sich im Text ein Planbruch (= Bruch der Erwartung), eine Komplikation,

Spannung, eine Pointe? (Eine Pointe ist auf der Handlungsebene ein

überraschender Schluss, auf der Sinnebene eine überraschende Einsicht oder

eine Bewertung und auf der sprachlichen Gestaltungsebene ein witziger,

erschreckender oder auflösender Schluss.)

Narrative Marker sind versprachlichte Signale für einen fiktionalen Text: „Es (war

einmal)“, „Eines Tages...“, „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie

noch heute.“

Wenn sie ohne inhaltliche Bedeutung eingesetzt werden, dann sind sie

dysfunktional. Wenn sie über eine inhaltliche Bedeutung verfügen, dann sind sie

funktional eingesetzt.

Eine negative Bewertung erhält ein assoziativer, beschreibender, erklärender,

berichtender Text, der keinen markierten Planbruch, keinen realisierten Schluss

und keine narrativen Marker enthält. Eine positive Bewertung erhält ein Text mit

erzählerischem Geschehen, einem versprachlichten Planbruch, Aufbau von

Spannung, klarer inhaltlicher oder sprachlicher Pointe und ggf. funktionalen

narrativen Markern.

Wert 1

Es lassen sich keine narrativen Grundmuster und keine oder nur dysfuntionale narrative Marker im Text finden.

Wert 2

Es lassen sich ansatzweise narrative Grundmuster im Text finden und/oder funktionale oder dysfunktionale narrative Marker.

Wert 3

Es lassen sich mehrere narrative Grundmuster im Text finden sowie ggf. funktionale narrative Marker.

Wert 4

Es lassen sich vollständig narrative Grundmuster im Text finden sowie ggf. funktionale narrative Marker.

Ankerbeispiel 1

Das Pferd Das Pferd hat lange Haare am Hals und eine Mähne. Das Pferd hat auch normale Zähne. Er isst gerne Äpfel, Gras und Heu und trinkt Wasser. Er hat auch normale Ohren. Die Pferde leben in der Freiheit und im Stall, es gibt Pferde, die bei Rennen mitmachen. Pferde sind auch lieb, aber wenn man sie ärgert, schlagen sie mit den Hinterhufen. Pferde kann man streicheln und auf ihnen reiten. Pferde haben normale Augen. Die Pferde müssen gestriegelt werden, weil sie verlieren viel Fell. Pferde wurden früher gejagt, aber jetzt mögen Menschen die Pferde. Ein Mann im Bild Es war einmal, da war ein Mann, der einen Mantel, der rot war und braune Haare auf dem Kopf hatte. Und hinter ihm ganz bunt war, mit ganz, ganz vielen Farben, es waren ein paar Sterne und Kreise und es war so schön. Die Farben waren grün, rot, blau, gelb, rosa, lila und hellblau. Und es waren auch ganz komische Formen.

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Ankerbeispiel 2

Die schöne Meerjungfrau Es war einmal eine sehr schöne Meerjungfrau. Sie lebte in einem glänzenden Meer, sie war schon immer ein Einzelkind, aber sie ist sehr schnell gewachsen. Und hat selber ein Baby, sie heißt Lisa und die Mutter heißt Ilka und der Vater heißt Julian. Sie wollen nicht, dass ihr kleines Baby entführt wird, deswegen haben die beiden keine Arbeit. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Die Geschichte vom Mann und Katze Es war einmal eine Katze. Diese Katze war ganz allein. Aber plötzlich war neben ihr ein Hund. Sie rannte in ein Haus hinein. Dort traf sie einen Mann, der sie behielt. Der perfekte Tag An einem tollen Sommermorgen im Juli ging Lea mit ihrer Familie an den Strand. Lea und ihre Schwester spielten am Strand, während ihr Bruder, Mama und Papa sich sonnen. Lea sagte nachdenklich: „Ich habe Lust, was ganz Tolles zu spielen!“ Ihre Schwester sagte: „Und was?“ Beide dachten nach. „Wir können Meerjungfrau spielen!“, sagte Lea auf einmal. Ihre Schwester war überzeugt. Sie fragten ihre Mama: „Können wir ins Wasser?“ „Ja klar!“, sagte Mama. Es machte einen lauten Platsch! Sie haben so getan, als wären sie echte Meerjungfrauen. Inzwischen haben die Eltern die Badesachen gepackt. Papa ruft: „Kinder, wir müssen nach Hause." Lea und ihre Schwester gingen traurig aus dem Wasser und sagten: „Das war ein toller Tag.“

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Ankerbeispiel 3

Die zurückgelassene Katze Die Katze war sehr ängstlich. Eines Tages fuhr die Katze mit ihrem Frauchen und ihrem Herrchen nach Frankreich, um zu Campen. Sie waren nicht mal eine Woche da, da wollten sie wieder abreisen. Sie schicken ihre Katze noch mal weg, um Pipi zu machen. Kaum war die Katze weg, stiegen sie in ihr Auto und fuhren weg. Als die Katze wieder zum Auto wollte, sah sie, dass sie weggefahren sind. Sie ging traurig davon. Doch plötzlich kam ihr ein Hund entgegen, sie hatte aber sehr dolle vor Hunden Angst und rannte davon hinter eine Mauer. Doch der Hund folgte ihr. Sie wusste nicht, was sie machen soll und sprang in ein Auto. Das Auto gehört den Besitzern des Hundes, sie waren ganz lieb und nahmen die Katze mit nach Hause. Als sie ankamen, riefen sie ganz viele Leute an, doch keinem gehörte die Katze. Sie riefen beim Tierheim an, dort sagten sie, sie dürfen die Katze behalten. So lebten sie ihr Lebensende lang! Der geheimnisvolle Spiegel An einem sonnigen Dienstagmorgen schwamm die Nixe im Meer. Die Nixe tauchte ganz tief hinab und unten angekommen, fand sie einen magischen Spiegel. Er war gold und mit Edelsteinen besetzt. Die Nixe hob den Spiegel hoch und sagte: „Den Spiegel nehme ich mit.“ Doch da kam ein Hai und sagte: „Gib mir den Spiegel!“ Die Nixe dachte gar nicht daran dem Hai den Spiegel zu geben und probierte dem Hai zu entkommen. Aber der Hai war zu schnell für die Nixe. Sie konnte ihm nicht entkommen. Der Hai nahm den Spiegel und sagte: „Jetzt bin ich König des Meeres." Die Nixe dachte nicht daran aufzugeben. Sie schwamm so schnell sie konnte hinter dem Hai her und rief: „Ich kriege den Spiegel ja doch noch.“ Sie riss dem Hai den Spiegel aus der Hand. Sie schwamm mit dem Spiegel nach Hause und sie war glücklich.

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Ankerbeispiel 4 Eine Welt ohne Sonne Eines schönen Tages schwamm eine Meerjungfrau im Meer hin und her, sie hatte ihre Perle verloren und suchte sie. Unterwegs traf sie einen Hai, der sie ein Stück verfolgte. „Lass das“, sagte die Meerjungfrau, die Marmuschka hieß. Der Hai wollte sie aber nicht in Ruhe lassen, da versetzte Marmuschka ihm einen Schlag mit dem Fischschwanz. Da spuckte der Hai die Perle aus und sagte: „Das wollte ich dir sagen, ich hatte deine Perle verschluckt!“ Marmuschka lachte und sagte: “Schon verziehen, ich entschuldige mich bei dir für den Schlag.” Danach nahm sie ihre Perle und tauchte durch das klare Wasser fröhlich davon. Der verlorene Ball Eines schönen Tages gingen drei Männer an den Strand und spielten Volleyball. Plötzlich fiel der Ball ins Meer, die Männer sprangen ins Wasser, sie schwammen und schwammen, aber der Ball trieb immer weiter weg, und nun war der Ball nicht mehr zu sehen. Die Männer schwammen traurig an Land und sagten: “Ach, wären wir doch nur zu Hause geblieben. Dann wäre der Ball jetzt nicht weg!” Und die Männer gingen traurig nach Hause. In der Nacht trieben die Wellen den Ball zum Strand, am nächsten Tag kamen sie wieder an den Strand und sie konnten es gar nicht fassen, da lag der Ball im Sand. Sie rannten hin und spielten wieder Ball. Und sie wollten den Ball nicht mehr verlieren. Die Katze Lina Es gab einmal eine Katze. Sie lebte bei einem Bauern und hatte drei Namen. Hau ab, dummes Viech und doofe Katze. Der Katze ging es so schlecht bei dem Bauern, dass sie eines Tages weglief und in eine Stadt flüchtete. Dort kam sie an ein Restaurant, sie wollte in die Küche, um sich was zu essen zu holen, aber der Koch entdeckte sie. Der Koch rief: „Hau ab, du dummes Ungeziefer!“ und stieß sie hinaus. Die Katze war sehr traurig. Sie wanderte immer weiter. Doch eines Tages kam sie an ein Haus. Die Fenster des Hauses waren hell erleuchtet und plötzlich ging die Tür auf. Zwei Kinder kamen heraus und sagten: „Mama, hier ist eine Katze. Dürfen wir sie behalten?“ Und die Mutter sagte: „Ja!“ Und die Kinder sagten: „Gut, dann heißt du jetzt Lina und lebst bei uns.“

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Item

2.1. Maß des inhaltlichen Wagnisses (Textebene)

Quelle

Nussbaumer/Sieber (1994), Martinez/Scheffel (2009), Eigenentwicklung

Grundidee Mit diesem Item werden inhaltliche Wagnisse, Momente des ‚Sich-auf-die-Äste-

hinaus-Lassens‘ (Nussbaumer/ Sieber 1994, S.168), gewürdigt. Inhaltliche

Wagnisse sind gekennzeichnet durch eine mutige, ungewöhnliche inhaltliche

Gestaltung. Die Handlung und Personen sind nicht klischeehaft, sondern fremd,

originell, bizarr, grenzüberschreitend. Ist der Text „gesamthaft lohnend,

vorwärtsbringend oder überflüssig“ (ebd., S.168)?

Originelle Kombination von Gegenständen oder Figuren: „Zauberer in

Papageiengestalt“, „ein Dackel und eine schwarze Katze“

Handlung nicht alltäglich, nicht klischeehaft: „Geisterpferd besucht die

Reichen“

Stark ausdifferenzierte Figuren oder Gegenstände: „Astronomie-Profi“,

“Zombiefische”

Ungewöhnliche Ideen: „Es war einmal ein dummer Zauberer. Der

zauberte jeden Tag nur Mist. Zum Beispiel einen lebenden Fernseher.

Wenn er fernsehen wollte, lief er weg.”

Überraschungsmomente, Spannung, Neugier: „Ben biss den

Polizeimeister in den Fuß.“

Irritation, Nachdenken, Emotionen: „Ein Mann öffnete und stieß einen

gellenden Schrei aus.“

Indikatoren

In welchem Maße wagt der Schüler eine neue, ungewöhnliche inhaltliche Gestal-tung? Wurden neue oder originelle Ideen entwickelt/ ausprobiert oder ungewöhnliche Sujets (Motiv, Thema, Stoff) verwendet?

Hinweis Der Wert 1 ist nicht als Negativbewertung zu sehen. Dieses Item will besondere Gestaltungen auszeichnen.

Wert 1

Es wurde keine besondere inhaltliche Gestaltung gewagt.

Wert 2

Es wurde in geringem Ausmaß eine besondere inhaltliche Gestaltung gewagt.

Wert 3

Es wurde eine besondere inhaltliche Gestaltung gewagt.

Wert 4

Es wurde in hohem Maße eine besondere inhaltliche Gestaltung gewagt.

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Ankerbeispiel 1

Volleyball Eines Morgens sagte die Mutter zu ihren Kindern, sie sollen in die Schule gehen. Sie sagten: „Wir wollen am Strand Volleyball spielen!“ Die Mutter sagte: „Nach der Schule dürft ihr Volleyball spielen!“ Als sie von der Schule zurück kamen, sagte der Älteste: „Ich habe in Sport eine 1.“ Die Mutter sagte: „Ich bin stolz auf dich!“ „Danke“, und die drei Kinder rannten so schnell sie nur konnten zum Strand und spielten drei Stunden Volleyball. Der perfekte Tag An einem tollen Sommermorgen im Juli ging Lea mit ihrer Familie an den Strand. Lea und ihre Schwester spielten am Strand, während ihr Bruder, Mama und Papa sich sonnen. Lea sagte nachdenklich: „Ich habe Lust, was ganz Tolles zu spielen!“ Ihre Schwester sagte: „Und was?“ Beide dachten nach. „Wir können Meerjungfrau spielen!“, sagte Lea auf einmal. Ihre Schwester war überzeugt. Sie fragten ihre Mama: „Können wir ins Wasser?“ „Ja klar!“, sagte Mama. Es machte einen lauten Platsch! Sie haben so getan, als wären sie echte Meerjungfrauen. Inzwischen haben die Eltern die Badesachen gepackt. Papa ruft: „Kinder, wir müssen nach Hause." Lea und ihre Schwester gingen traurig aus dem Wasser und sagten: „Das war ein toller Tag.“

Ankerbeispiel 2

Es war einmal eine kleine Katze, sie hat etwas gesucht. Sie suchte ihr Spielzeug, was ihr Herrchen aus Verseh’n aus dem Fenster geworfen hat. Als sie raus kam, lief sie dahin, wo es hingefallen ist, aber da lag es nicht mehr. Dann wurde die Katze zum Detektiv, sie suchte bei der Müllabfuhr, da waren Pfoten und ein Abdruck ihres Spielzeuges auf dem Schlamm, eine Spur hat sie schon gefunden, sie sucht also nach weiteren Spuren. Als sie bei ihrer Freundin nachgeguckt hat, hat sie etwas gefunden und das war ihr Spielzeug. Ihre Freundin dachte, dass es weggeworfen wurde, deshalb hat sie es mitgenommen. Aber die Katze hat ihr Spielzeug wieder mitgenommen. Sie musste sie noch nicht einmal drum streiten. Die Katze nahm einfach ihr Spielzeug mit und sie kam mit ihrer Freundin nach Hause. Sie wohnten in dem Haus der Katze. Ihre Freundin musste nicht mehr lange bei dem Schrottplatz wohnen.

Ankerbeispiel 3

Eine Welt ohne Sonne Eines schönen Tages schwamm eine Meerjungfrau im Meer hin und her, sie hatte ihre Perle verloren und suchte sie. Unterwegs traf sie einen Hai, der sie ein Stück verfolgte. „Lass das“, sagte die Meerjungfrau, die Marmuschka hieß. Der Hai wollte sie aber nicht in Ruhe lassen, da versetzte Marmuschka ihm einen Schlag mit dem Fischschwanz. Da spuckte der Hai die Perle aus und sagte: „Das wollte ich dir sagen, ich hatte deine Perle verschluckt!“ Marmuschka lachte und sagte: “Schon verziehen, ich entschuldige mich bei dir für den Schlag.” Danach nahm sie ihre Perle und tauchte durch das klare Wasser fröhlich davon.

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Ankerbeispiel 4 Der Zauberer Eines Tages in Moskau gab es einen Zauberer in Papageiengestalt, der im Tierheim lebte. Er hatte zwei Freunde, einen Dackel und eine schwarze Katze. Er hat aus Versehen zwei verschiedene Zaubertränke vermischt und ausgetrunken und jetzt ist er ein Papagei. Eines Tages gelingt es ihnen, auszubrechen. Sie fanden schnell das Labor des Papageien, äh… Ich meine des Zauberers. Doch als er das Gegenmittel machen wollte, konnte er das leider nicht, weil er Papageienfüße hat. Doch die Katze konnte kochen und hat nach dem Zauberbuch das Gegenmittel fertig gemacht. Als der Zauberer es ausgetrunken hat, wurde er wieder zum Zauberer. Dann hat er beschlossen, die Katze und den Dackel auch in Menschen zu verwandeln. Als er das getan hat, wurden die Katze zum Fünf-Sterne-Koch und der Dackel Astronomie-Profi. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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Item

2.2. Maß des sprachlich-formalen Wagnisses (Satz- und Textebene)

Quelle

Nussbaumer/ Sieber (1994), Eigenentwicklung

Grundidee Die sprachlich-formale Attraktivität erhöht den Eindruck von der Güte des Textes. Mit diesem Item werden besondere sprachliche Wagnisse belohnt, auch dann, wenn sie letztlich missglücken und damit ggf. in einem anderen Item negativ bewertet werden (Nussbaumer/ Sieber 1994, S.167f.). Sprachlich-formale Wagnisse sind gekennzeichnet durch das Ausprobieren ungewöhnlicher Sprachgestaltungen.

Indikatoren

Sprachlich-formale Wagnisse zeichnen sich aus durch ein Spiel mit Sprache, wenn z.B.

Erdachtes und Vorgefundenes neu zusammengestellt wird. Positiv zu werten sind die

Verwendung lyrischer und poetischer Elemente und unterstützender Intertexte,

besondere Tonlagen, ein erkennbarer Rhythmus, Wendungen, Muster, Phrasen,

Formeln in außergewöhnlichen Kombinationen, die eine besondere Funktion erfüllen.

Beispiele: „Ich komm ja schon, ich komm ja schon“, „ein See, der für einen Menschen

eine kleine Pfütze war“, „schönen, großen, aber alten Baum“, „Sie heißt Grau. Grau

ist ganz schwarz und hat einen weißen Punkt unterm Hals.“

Hinweis Der Wert 1 ist neutral und wird nicht als Negativbewertung vergeben, da dieses Item besondere sprachliche Gestaltungen auszeichnen will.

Wert 1

Es wurde kein sprachlich formales Wagnis eingegangen.

Wert 2

Es wurde in geringem Ausmaß ein1 sprachlich formales Wagnis eingegangen.

Wert 3

Es wurde ein2 sprachlich formales Wagnis eingegangen.

Wert 4

Es wurde in hohem Ausmaß ein3 sprachlich formales Wagnis eingegangen.

Anker- Beispiele 1

Eine Meerjungfrau Es war einmal eine Königin, sie hatte ein Schloss. Eines Tages ging sie im Meer schwimmen, sie wurde eine Meerjungfrau. Und viele andere Meerjungfrauen und -männer und Kinder kamen herbei geschwommen. Eines der Kinder war ihre große Schwester und da sah sie ihre Mutter und Vater. Sie hat beschlossen, dass sie jetzt da wohnte und lebte zusammen. Kater Miau ging spazieren Kater Miau war sehr einsam. Deshalb musste er immer allein durch die Gassen gehen. Doch eines Tages, als er an einer Werkstatt vorbei kam, blieb er stehen. Er hatte aus der Werkstatt ein Geräusch gehört. Vorsichtig öffnete er die Tür. Und da sah er eine einsame Katze auf dem Tisch sitzen. Vorsichtig näherte Kater Miau sich der Katze und fragte sie: „Was ist los mit dir? Warum bist du so traurig?“ Die Katze antwortete: „Ich habe keine Freunde.“ „Ich auch nicht.“, sagte Kater Miau. Die Katze frage: „Wollen wir Freunde sein?“ „Ja“, antwortete Kater Miau. Und so waren beide glücklich.

1 Hier: unbestimmter Artikel, kein Zahlwort 2 Hier: unbestimmter Artikel, kein Zahlwort 3 Hier: unbestimmter Artikel, kein Zahlwort

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Anker- Beispiele 2

Die Meerjungfrau Eines Tages schwimmt eine 13-jährige Meerjungfrau auf den tiefen Meeresgrund. Irgendwann schwimmt sie in eine Welle auf und ab. Dann schwimmt sie zu ihrem Vater Poseidon. „Wo warst du?“, fragt Poseidon. „Ich war draußen bei meinen Freunden Blauerose und Rotelille“, sagt die Meerjungfrau Waldfee. „Du gehst jetzt in dein Zimmer und kommst bis zum Abendessen nicht raus, verstanden?“, sagt Poseidon. „Verstanden“, sagt traurig die Meerjungfrau Waldfee. Nach 30 Minuten gibt es Abendessen. Es gibt Fisch mit gebratenem Krebs. Die Meerjungfrau Waldfee kriegt aber nichts runter wegen ihres Streits mit Poseidon. Aber was sagt er immer, Zeit ist Preis, dann isst sie doch, sie hat alles vergessen. Die kleine Meerjungfrau Eines Tages schwamm eine Meerjungfrau im Meer herum. Die Fische mögen sie sehr. Eines Tages passierte etwas, sie wurde von einem Hai angegriffen. Alle Fische haben nach ihr gesucht, sie waren sehr traurig. Sie haben ein Grab gemacht, von den Fischen. Sie hieß Bella. Das Grab war an einer Stelle, wo keiner schwimmen kann, nur die Fische. Wo alle das gehört haben, wollten sie da hin, aber der Weg da konnten nur kleine Tiere hin. Alle, alle, alle waren traurig. Wir vermissen sie sehr.

Anker- Beispiele 3

Die einsame Katze Eine Katze saß vor einem Haus und hatte große Angst. Als eine andere Katze zu ihr kam. Da fragten beide Katzen: „Wollen wir zusammen gehen?“ „Ja! O.K.“ Zusammen sind sie an Schlangen, an lila Drachen, an rosa dreiköpfigen Hunden und an blauen Krokodilen vorbei geschlichen. Die kleine Katze Die kleine Katze ging in eine abgelegene Gasse und sie ging weiter und da hörte sie was und sie hörte, wo das her kam. Sie ging in diese Richtung und sie guckte um sich, aber sie sah keinen und wollte wieder raus aus dieser Gasse. Aber dann hörte sie es wieder und sie guckte sich um. Dann wollte sie weg von diesem Ort. Sie hatte Hunger. Die kleine Katze ging nach Hause und legte sich hin und dann gab es Essen und dann ist sie noch mal an den Ort gegangen. Dann hörte sie dieses Geräusch wieder und sie ging wieder in die Richtung. Dann sah sie, das war eine zweite Katze, sie hat nach Essen gesucht.

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Anker- Beispiele 4

Die verschwundene Katze Hallo ich bin Emma. Gestern ist mir was ziemlich Dummes passiert. Also, ich war mit Mama einkaufen und wir hatten unsere Katze Minka dabei. Sie muss mir aus dem Korb gesprungen sein. Auf jeden Fall war sie dann erst mal weg. Wir hatten es noch gar nicht bemerkt, aber auf einmal war mir etwas passiert. Ich lief zu Mama. Ich sagte ihr, was geschehen war. Gemeinsam gingen wir auf die Suche. Wir suchten hinter jeder Mülltonne, hinter jeder Ecke, wir suchten sogar auf einem Garagendach nach. Da fiel mir ein, ein paar Leckerlis zu holen, aber auch damit klappte es nicht. Auf einmal sah ich einen weißen Schwanz hinter einer Ecke. Ich lief so schnell ich konnte hin. Ja! Ja, es war Minka, es war Minka. Ich schwor ihr, sie nie mehr in einen Korb zu stecken. Wir nahmen sie mit nach Hause und sie bekam von mir eine dreistündige Massage, wobei ich ihr immer wieder ins Ohr flüsterte, bitte, bitte lauf nicht mehr weg. Der Esel mit der messerspitzen Zunge Es war einmal ein Esel, der hatte eine messerspitze Zunge. Er hatte sieben Zähne und hieß Gustaf. Er war sehr alt. Er war 50 Jahre alt. Eines Tages sagte Gustaf: „Bestimmt werde ich bald sterben!“ Von dem Tag an glaubte Gustaf nur noch ans Sterben. Am nächsten Tag fühlte Gustaf sich ganz schwach. Vor dem Tod heulte er zum Himmel und dann starb Gustaf. Er lebte in der Zeit 648. Er ist gestorben am 17.6.5648. 17.6.648 ist er geboren.

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Literatur

Adamzik, K. (2004): Textlinguistik. Eine einführende Darstellung. Tübingen: Niemeyer. Agricola, E. (1979): Textstruktur - Textanalyse – Informationskern. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie. Augst, G. (2010): Zur Ontogenese der Erzählungskompetenz in der Primar- und Sekundarstufe. In:

Pohl, T./ Steinhoff, T. (Hg.): Textformen als Lernformen. Duisburg: Gilles & Francke. S. 63-96. Becker, T. (2011): Kinder lernen erzählen. Zur Entwicklung narrativer Fähigkeiten von Kindern und

Berücksichtigung der Erzählform. 3., korr. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Becker-Mrotzek, M./ Böttcher, I. (2006): Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Praxisbuch für die Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Scriptor.

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Brinker, K. (2010): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 7. Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag.

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