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03/10 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected] magazin Marchenhafte Musik und musikalische Marchen Musiktheater-Märchen Märchen für Erzähler und Musik Märchen als Orchesterwerke ohne Erzähler . . . . . . Marchenhafte Musik und musikalische Marchen . . . . . .

magazin Marchenhafte Musik undmusikalische Marchen · Eggert: Manuela Hartling Hinweis: Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ... Mit ihrer an Wagner

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Page 1: magazin Marchenhafte Musik undmusikalische Marchen · Eggert: Manuela Hartling Hinweis: Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ... Mit ihrer an Wagner

03/10 SIKORSKI MUSIKVERLAGE • WWW.SIKORSKI.DE • [email protected]

magazin

MarchenhafteMusik

undmusikalische MarchenMusiktheater-Märchen

Märchen für Erzähler und Musik

Märchen als Orchesterwerke ohne Erzähler

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MarchenhafteMusik

undmusikalische Marchen

. .. .

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03 Zum Geleit:

Wir alle brauchen Märchen

04 Musiktheater-Märchen

14 Märchen für Erzähler und Musik

17 Märchen als Orchesterwerke ohne Erzähler

18 Katalog

Zitate aus:Max Lüthi: Das europäische Volksmärchen,Form und Wesen,DALP Taschenbücher, Franke Verlag 1968

IMPRESSUMQuartalsmagazin der SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr - kostenfrei

VERLAGInternationale Musikverlage Hans SikorskiBriefanschrift: 20139 Hamburg,Paketanschrift: Johnsallee 23, 20148 Hamburg,Tel: 040 / 41 41 00-0,Telefax: 040 / 44 94 68,www.sikorski.de, [email protected]

Fotonachweis: Titel: MBphoto/istock / Illustrationen: E.V.B. / Gebrüder Grimm: Dr. Meierhofer / Hauff: Wikipedia / Fatme: Ulrike Steinke / Kleiner Prinz: Antoine deSaint-Exupéry / Bubbles: Axel Zajaczek / Jan Müller-Wieland: Iko Freese / SlawaUlanowski: Archiv Sikorski / Herbert Baumann: Archiv Sikorski / Rolf Zuckowski: StefanMalzkorn / Lera Auerbach: Christian Steiner / Dmitri Schostakowitsch: Archiv Sikorski /Norbert Schultze: Archiv Sikorski / Sergej Prokofjew: Sergej Prokofjew Foundation /Krzysztof Meyer: Christine Langensiepen / Sofia Gubaidulina: Archiv Sikorski / MoritzEggert: Manuela Hartling

Hinweis: Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationenausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zuFehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wirberechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.

REDAKTIONHelmut Peters

ARTWORKzajaczek.com

editorial

2|SIKORSKI magazin

CO

NTEN

TS

Liebe Leser,

im Märchen gibt es feste Regeln,

die seinen Ablauf bestimmen,

und doch wird das Geschick der

Märchenhelden allein vom

Übernatürlichen, Unerklärlichen,

ja Unerwarteten geleitet.

Auch die Musik wird von

mathematischen Regeln beherrscht,

genau wie das Märchen aber

überwindet sie unentwegt die

Grenzen der Realität.

Wo das Wort aufhöre, beginne die

Musik, hat der Romantiker E.T.A.

Hoffmann einmal gesagt.

Musik und Märchen haben etliche

Berührungspunkte.

Viele Handlungsorte des Märchens –

die Natur, alte Königsschlösser

oder die Hütten armer Leute –

lassen sich musikalisch illustrieren.

Mit Hilfe der Musik können aber

auch viele Stimmungen

ausgedrückt oder die obsoleten

Brüche in den Geschichten durch

Musik überwunden werden.

Das Genre musikalischer Märchen

oder märchenhafter Musik indes ist

kaum auf den Bereich der Musik für

Kinder beschränkt. In dieser

Ausgabe unseres Sikorski Magazins

finden Sie die ganze Vielfalt von

Auseinandersetzungen zeitgenössi-

scher Komponisten mit diesem

unsterblichen Genre der

Weltliteratur, das der Schweizer

Märchenforscher Max Lüthi einmal

als „wahre Poesie“ bezeichnet hat.

Dagmar Sikorski

Dr. Axel Sikorski

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SIKORSKI magazin|3

Im Vergleich zu anderen literarischenGattungen kommt dem Märcheneine eigene, ja ganz eigentümlicheRolle zu. Es fasziniert bei weitemnicht allein die Kinder jeder neuenGeneration, sondern übt seinenZauber wieder und wieder auch aufErwachsene aus. Der SchweizerMärchenforscher Max Lüthi meintesogar, Phasen im Leben eines jedenMenschen benennen zu können, indenen sich sein Verhältnis zumMärchen konsolidiere oder bei man-chen Erwachsenen sogar zu einer biszum Lebensende anhaltendenAblehnung oder einer leidenschaft-lichen Hingabe führe. Das Besondere der Märchen isteinerseits ihre Verwobenheit mit demWunderbaren, andererseits dieaußergewöhnliche Form und Erzähl-weise der Gattung. Manche Märchensind uralt und reichen bis in mythologisch geprägte Vorzeitenzurück. Der Franzose Charles Perraultwar es, der 1696/97 dasVolksmärchen recht eigentlich litera-turfähig machte und einzelneErzählungen in aufwendig illustrier-ten Ausgaben herausbrachte.Nachdem Musäus im deutschenRokoko die „Volksmärchen“ veröf-fentlicht, Christoph Martin Wielandganze Märchen-Epen neu erdichtethatte und die Brüder Grimm mit ihrerSammlung der Kinder- undHausmärchen 1818 die tiefe Liebeder Romantik zum Märchen mani-festierten, entspann sich im 19.Jahrhundert von E.T.A. Hoffmannüber Wilhelm Hauff und HansChristian Andersen bis hin zuTheodor Storm die eigene Form desKunstmärchens.Das Märchen bleibt stets rätselhaft,weil es – wie Lüthi schreibt – schein-bar absichtslos das Wunderbare

mit dem Natürlichen, das Nahe mitdem Fernen, Begreifliches mitUnbegreiflichem mischt, so als obdies völlig selbstverständlich wäre.Das Geheimnis des Märchens sollteman aber nicht nur in seinen Motiven – der Suche nach Reichtum, derWanderschaft oder dem omnipräsen-ten Kampf gegen das Übermächtige– suchen, sondern vor allem in derArt, wie diese Motive verwendetwerden. Märchenhafte Ereignisse reihen sich nicht unbedingt logisch aneinander, sie folgen eigenenGesetzmäßigkeiten. Immer wiederbegegnen wir dem Dreischritt – dreiBrüdern etwa, die ins Leben aufbre-chen, oder drei Aufgaben, die es zulösen gilt. Und diese Hinwendung zumagischen Zahlen wie der Drei oderder Sieben (Sieben Raben, SiebenSchwaben usw.) ist tief imAberglauben und/oder religiösenKontexten verwurzelt. Kein klassisches Volksmärchen ver-liert sich im Detail. Im Gegenteil.Seine Erzählform ist flächenhaft.„Das Volksmärchen ist überhauptund in jedem Sinne ohneTiefengliederung“, meint Lüthi.„Seine Gestalten sind Figuren ohneKörperlichkeit, ohne Innenwelt, ohneUmwelt; ihnen fehlt die Beziehungzur Vorwelt und zur Nachwelt, zurZeit überhaupt.“ Der hier beschrie-bene, im Märchen oft anzutreffendefest vorgegebene Handlungsablaufeinerseits und der sonderbareSchwebezustand von Figuren undSituationen andererseits hat Musikeraller Zeiten fasziniert und begeistert.Streng genommen und abgesehenvon der Nähe zum Geist desFreimaurertums ist ja schon Mozarts„Zauberflöte“ eine Märchenoper imklassischen Sinne. E.T.A. Hoffmannsnach de la Motte-Fouqués

Nixenmärchenvorlage komponierte„Undine“ gilt rückblickend als ersteromantische Oper überhaupt. Zueinem bis heute ungebrochenenErfolg geriet später EngelbertHumperdincks Märchenoper „Hänselund Gretel“ nach den GrimmschenVorlagen. Im 20. Jahrhundert schlosssich Hans Pfitzner mit derMärchenoper „Das Christ-Elflein“ an.Mit ihrer an Wagner gemahnendenPolyphonie und meisterhaftenInstrumentationskunst, vor allemaber durch das Mittel der Einbe-ziehung von Volks- und Kinderliedernin ein durchkomponiertes, musikdra-matisches Werk hat HumperdincksKlassiker „Hänsel und Gretel“ dieGattung Märchenoper nachhaltiggeprägt. Unter ganz anderenVoraussetzungen haben sich zeitge-nössische Komponisten dem ThemaMärchenoper genähert. Entwederbehandeln sie Text, szenischesGeschehen und Musik gleichwertig,illustrieren mit Musik undGeräuschen, blenden Lieder undSongs ein (wie Jens-Peter Ostendorfin seiner Märchenoper „Der falschePrinz“), oder aber sie schaffen durch-komponierte Formen, die romanti-sche oder gar kindertümelndeAnklänge bewusst vermeiden undmit Mitteln neuer Kompositions-techniken ungewohnte Klangweltenerzeugen (wie Krzysztof Meyer in seinen „Verzauberten Brüdern“).Welche Vielfalt sich im Bereich märchenhafter Adaptionen im 20.Jahrhundert und in der ganz aktuel-len Gegenwartsmusik auftut, wollenwir am Beispiel ausgewählter Werkeaus unseren Katalogen darstellen.Darunter finden sich Ballettmusiken,Opern, Musicals, Werke für Sprecherund Ensembles und reine Orchester-werke.

„Das klare, zielstrebige Märchengeschehen mit seinen farbkräftigen, umrissscharfenFiguren, mit der reinen, weit dahinziehenden Handlungslinie ist auch innerlich von der größten Wirkungsschärfe.

(Max Lüthi)

Wir alle brauchen MÄRCHENEIN MÄRCHEN HAT SEINE WAHRHEIT UND MUSS SIE HABEN, SONST WÄRE ES KEIN MÄRCHEN. JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

ZUM GELEIT

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DIE BRÜDER GRIMM„Rumpelstilzchen“- BALLETTMUSIK VON

HERBERT BAUMANN- MUSIKALISCHES

MÄRCHEN FÜR ERZÄHLER UND ORCHESTER VON HERBERT BAUMANN

Der gebürtige Berliner HerbertBaumann ist ein echtes Urgestein derTheatermusik; in seiner Laufbahn versaher bisher um die 500 Theaterstücke mitMusik. Als ehemaliger Leiter derBühnenmusik am Deutschen TheaterBerlin ist er ausgesprochen praxiserfah-ren. So gelangte er schließlich auch zurBallettmusik, der sich Baumann das ersteMal 1984 mit dem Werk „Alice imWunderland“ widmete, über die wir spä-ter berichten werden. Im Auftrag des Intendanten derStädtischen Bühnen Augsburg HelgeThoma schrieb Baumann dann seinezweite Ballettmusik „Rumpelstilzchen“und landete damit einen echtenPublikumerfolg. Die AugsburgerUraufführung fand am 9. November1986 statt. Weitere Inszenierungen folg-ten, heute kommt das Stück auf mehr als170 Vorstellungen. „Herbert Baumannhatte den Mut, eine ausgesprochen tän-zerische, melodiöse, klangvolle, stim-mungsstarke Musik zu schreiben, die mitGeschmack die jeweilige Situationbeleuchtete und an geeigneten Stellenauch Volksliedmotive aufschimmern ließ[...]“, schrieb die „Schwäbische NeuePresse“. Nicht zuletzt wegen der gekonnt iro-nisch-lustigen Adaption der ursprüngli-chen Geschichte an modernereLebensumstände verdankt das Ballettseinen Charme. Die im Original auf mehr

oder weniger drei Personen beschränkteHandlung wird durch die Hinzunahmeweiterer Charaktere koloriert: Der Königwird durch einen traumtänzerischenPrinzen ersetzt. Die königlicheGoldsucht verwandelt sich in eine mone-täre Notsituation des Königreiches, auf-grund derer unbedingt eine reichePrinzessin geheiratet werden muss. Hierfinden sich drei heiratswillige Damenrussischer, arabischer und spanischerHerkunft, welche musikalisch durch exo-tisch-verfremdete Rhythmen und Klängedargestellt werden. Das Finale setztsogar auf hüpfendes Geschirr und tan-zende Lebensmittel wie z.B. dieHochzeitstorte, deren Auftritt liebevollmit „Backe, backe Kuchen“ unterlegt ist.Leitmotive führen das junge Publikumdurch das Ballett, allerdings nie in über-triebener Weise, sondern immer ein-gänglich und transparent durchMelodien voller instrumentaler Farbig-keit und rhythmischem Esprit. Im Jahr 2000 arbeitete Baumann seineBallettmusik zu einer Suite für Erzählerund Orchester um.

„Der gestiefelte Kater“MÄRCHENOPER FÜRKINDER IN 2 AKTEN NACHCHARLES PERRAULT UNDDEN GEBRÜDERN GRIMMVON CÉSAR CUI

Ein Müller hinterlässt seinen drei Söhneneine Mühle, einen Esel und einen Kater.Der Jüngste erbt den Kater und hält sichfür sehr kümmerlich bedacht. Doch dasschlaue, sprechende Tier will sich nütz-lich machen, sofern ihm ein paar Stiefel

geschenkt würden. Danach fängt dernunmehr gestiefelte Kater mit List einjunges Kaninchen, das er als Geschenkdes Marquis von Carabas, wie er seinenHerrn nennt, zum König bringt.Anderntags lässt der Kater seinen Herrnan der Stelle im Fluss baden, an der derKönig mit seiner schönen Tochter spa-zieren fährt, und behauptet, seinemHerren seien alle Kleider gestohlen wor-den. Unter diesem Vorwand gelangt erin den Besitz prächtiger Kleider. AlsKrönung seiner wohlgeplanten, listigenTaten frisst der Kater den furchterregen-den Unhold, nachdem sich dieser zumBeweis seiner Macht in eine Maus ver-wandelt hat. So kommt der Müllersohnbzw. der Marquis von Carabas in denBesitz eines reichen Schlosses und heira-tet am Ende die Prinzessin.Der St. Petersburger Komponist CésarAntonowitsch Cui, der sich seit 1857 zuder um Balakirew sich formierendenGruppe des „Mächtigen Häufleins“(Gruppe der Fünf) zählte und derenIdeen auch als Kritiker vehement unter-stützte, schuf insgesamt vierKinderopern, darunter auch „DerSchneeprinz“ (1904) und „Rotkäppchen“(1911). Im gleichen Jahr wie„Rotkäppchen“ entstand „Der gestiefel-te Kater“ nach Charles Perrault und denGebrüdern Grimm. Cuis musikalischeSprache lehnt sich stark an RobertSchumann, Hector Berlioz und FranzLiszt an, während ihm vonseiten der russischen Komponisten besondersAlexander Dargomyschski, der Schöpferder Opern „Der steinerne Gast“ und„Russalka“, nahesteht. Eine russisch-nationale Färbung ist in Cuis Musik weiteingeschränkter anzutreffen als beiBorodin, Rimski-Korsakow oderMussorgski.

MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

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MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

„RotkäppchensSchlaflied“ DUETT / KINDEROPERNSZENEFÜR SOPRAN, MEZZOSOPRANUND KAMMERENSEMBLEVON JAN MÜLLER-WIELAND

Jan Müller-Wieland ist einer von vierKomponisten des Kinderopernprojektes„Klonk 3 – Rotkäppchen, lauf!“, das am17. Mai 2007 am StaatstheaterOsnabrück zur Uraufführung gelangte.Herausgekommen sei, so die Veran-stalter, eine Kammeroper für drei Sängerin ständig wechselnden Rollen, in dersich auf humorvolle Weise fantasievolleSpielereien im Land zwischen Wachseinund Schlaf im Rahmen eines der bekann-testen Märchen tummeln. Kaleidoskop-artig werden dabei verschiedeneFacetten der Rotkäppchen-Geschichtegespiegelt. Die musikalischen Minidramen der vierKomponisten können sowohl in kombi-nierter Form unter dem Titel ROTKÄPP-CHEN, LAUF! als auch als Einzelwerkeaufgeführt werden. Jan Müller-WielandsBeitrag ist eine Szene mit dem Titel„Rotkäppchens Schlaflied“. Nach derUraufführung am emma-theater desTheaters Osnabrück ging die Produktionweiter nach München.

„Cinderella“BALLETT IN 3 AKTEN VONNIKOLAI WOLKOW. MUSIKVONSERGEJ PROKOFJEWAusschlaggebend für die Entstehungvon Sergej Prokofjews zweitem großenBallettmusikwerk war der sensationelleErfolg der sowjetischen Erstaufführungvon „Romeo und Julia“. Das LeningraderKirow-Theater bat den Komponisten umeine Musik zu dem berühmten Märchen,das besonders durch die französischeMärchensammlung Charles Perraultsund späterhin durch die Bearbeitung derBrüder Grimm weltberühmt geworden

war. In den ersten Monaten des Jahres1941 arbeitete Prokofjew besondersintensiv an diesem Werk. 1945 kam dasBallett mit Galina Ulanowa in derTitelrolle zur Uraufführung. „Das, was ichim 'Aschenbrödel' vor allem in Musiksetzen wollte, ist die romantische LiebeAschen-brödels und des Prinzen, ihrAufkeimen und ihre Entfaltung, dieHindernisse in ihrem Verlauf und ihreErfüllung“, sagte Prokofjew einmal.Seine Cinderella-Musik ist so auch weni-ger illustrierend als ungemein lyrischgeraten und greift in dieser Hinsicht dieÄsthetik auf, die der Komponist bereitsan Shakespeares Liebesdrama „Romeound Julia“ so erfolgreich erprobt hatte.Bevor sich das arme Mädchen und ihrPrinz finden, setzt Prokofjew zuweileneine melancholisch-düstere Melodik ein.Die Ensemble-Partien mit größerenTanzgruppen verdichtet er zeitweilig zueiner bleiernen Schwere. DieMärchenszenerie mit all ihren buntenFiguren wird zu einer geträumten, unbe-deutend das Geschehen begleitendenWelt, aus der sich die Liebe derProtagonisten umso eindrucksvoller her-vorhebt.

„Schneewittchenund der russische Prinz“BALLETT FÜR KINDER NACHDEM MÄRCHEN DERGEBRÜDER GRIMM VON SLAWA ULANOWSKI(UNTER VERWENDUNG VONMUSIK FOLGENDERKOMPONISTEN: LUDWIG VAN BEETHOVEN,CARL CZERNY, HENRY PURCELL,LEONHARD SCHADY, SLAWA ULANOWSKI UND RUSSISCHE FOLKLORE)|Das wohl am häufigsten adaptierteMärchen der Gebrüder Grimm in einer

tänzerischen Nacherzählung nacheinem Libretto von Sophie Fürstenau.Das Ensemble wurde durchGärtnerinnen, Fischerinnen undZigeunerinnen erheblich vergrößert,und der Prinz stammt aus Russland.Ansonsten verläuft die Geschichte desbedrängten Mädchens mit der Haut soweiß wie Schnee, den Haaren soschwarz wie Ebenholz und den Lippenso rot wie Blut, entlang den bekanntenStationen. Nach guter russischerBallett-Tradition gibt es eine ganzeReihe schillernder Tanzeinlagen fürEnsemble und Solisten.

„Mister Miau“MÄRCHEN-MUSICALIN 4 BILDERN VON FRITZ RÜGAMER. MUSIK VON OTTO-ERICH SCHILLINGEine wunderbare Parodie auf dasberühmte Märchen vom „GestiefeltenKater“, die Otto-Erich Schilling mit folgenden Hinweisen versehen hat:„Mister Miau bittet die verehrtenHerren und Bühnenvorstände, das vor-liegende Märchen-Musical, welcheswegen seiner Einfachheit jede Bühneannehmen könnte, als ein Märchen des20. Jahrhunderts zu lesen, zu inszenie-ren und aufführen zu lassen. Mister Miauwünscht sich in Dekorationen undKostümen eine reizende Vermischungvon Modernität und Märchenzauber,ohne dabei eine billige Modernitäts-klamotte im Auge zu haben! Jockel,Seppel und Sabine sind unsere heuti-gen, aufgeweckten, frischen Jugend-lichen in einem Märchenrahmen. Ino istder sympathische, unbeschwerte ,Halbstarke’,der auch bewusst für einen guten Zweckeinmal lügt. Jammerlapp, Kullerinchenund Ulrike gehören der vorherigenGeneration an, wobei Jammerlapp alssturer Subalterner, hingegen Kullerinchenund Ulrike der Folge-generation gegen-über als aufgeschlossen gelten. Eineausgesprochene Märchenfigur ist ,DerWamsetoll’, der jedem Komödianten nurFreude machen dürfte.“

DIE BRÜDER GRIMM

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MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

HANS CHRISTIAN ANDERSEN

HANS CHRISTIAN ANDERSEN

„Die Schneekönigin“BALLETT IN 2 AKTEN NACH HANS CHRISTIANANDERSENS GLEICHNAMIGEM MÄRCHEN. MUSIK VONTIGRAN MANSSURJANDie kleine Gerda hat in Kai einen Freund, der ihr so lieb geworden ist wie eineigener Bruder. Mit ihm spielt und träumt sie, bis ein grauenhaftes Unglückdie beiden voneinander trennt. In wilder Entschlossenheit und unnahbarerHärte entführt die Schneekönigin den kleinen Kai aus dem realen Leben. Sieraubt ihm die Herzenswärme, über die sie selber nicht verfügt, und zwingtihn, in ihrem Reich zu leben und hier unlösbare Aufgaben zu erfüllen. WäreGerda nicht gewesen, dann hätte Kai niemals zurückkehren dürfen. DasMädchen aber, stark und ohne Furcht, macht sich auf die Reise ins eisigeReich der Schneekönigin. Packender und grausiger hatte Hans ChristianAndersen bis zu dieser Geschichte noch kein Märchen erfunden. Die berühm-te „Schneekönigin“ ist auch mit ihren fast romanhaften Zügen eines der läng-sten Märchen des dänischen Dichters. Bisher wurde Manssurjans Ballett nurvom Armenischen Nationalballett aufgeführt, das damit einmal in Wiesbadengastierte.

Produktion 2010:20.03.2010, SAN FRANCISCO BALLETUS-ErstaufführungAuerbach/Neumeier, Ballett

„Die kleine Meerjungfrau“(Übernahme der HamburgerProduktion)Wiederaufnahme 2011

„Die kleine Meerjungfrau“BALLETT NACH EINEM MÄRCHEN VON HANS CHRISTIAN ANDERSEN. MUSIK VON LERA AUERBACH Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau zählt zu den bekanntestenWerken Hans Christian Andersens. Es handelt von der unglücklichen Liebeder Meerjungfrau Arielle zum Prinzen William, den sie vor dem Ertrinken rettet und in den sie sich dann unsterblich verliebt. Diese Liebe geht so weit,dass sie am Ende ihre Identität für den Prinzen opfert, der ihre Liebe abertragischerweise nicht erwidert. Die Hindemith-Preisträgerin Lera Auerbach hat in Kooperation mit demChoreographen John Neumeier die mystisch-zauberische Verbindung zwi-schen Wasser- und Erdenwelt eingefangen und durch polystilistischeStilmittel zum Klingen gebracht: zarte, lyrische Phrasen für dasWasserfeewesen stehen gleich neben eskalativen, rhythmischen Elementenund umrahmen so die vielschichtigen Unterschiede zwischen der paradiesi-schen Unterwasserwelt und der bodenständigen Erdenwelt. Auerbach ver-wendet ungewöhnliche Instrumente wie zum Beispiel das Theremin, dessenätherisches Sirren die Stimme der Nixe unter Wasser symbolisiert. Die Musikschwankt zwischen Melancholie und Hoffnung. „Die kleine Meerjungfrau“wurde am 15. April 2005 in Kopenhagen uraufgeführt. 2007 kam das Ballettin einer leicht gekürzten und gestrafften Version in Hamburg heraus.

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MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

WILHELM HAUFF

„Der falschePrinz“KINDEROPER IN 9 BILDERNVON ULRIKE WENDT UNDFLORIAN ZWIPF NACH DERMÄRCHENERZÄHLUNG VONWILHELM HAUFF. MUSIK VON JENS-PETER OSTENDORFDer Schneider Labakan wäre für seinLeben gern ein Prinz und beschließt,seine Rolle zu wechseln. Im Palast sorgtseine Kostümierung für einigeVerwirrung, denn selbst die Sultan-Mutter erkennt den rechten Sohn nichtmehr. In ihrer Verzweiflung wendet sichdie Sultanin an ihre Dienerin Melech-salah, die eine Probe vorschlägt:Derjenige wird sich als Schneider verra-ten, der den schönsten Kaftan näht. MitZustimmung des Sultans findet dieProbe statt. Labakan liefert eine prächti-ge Probe seiner Kunst ab, der echtePrinz Omar dagegen wirft sein Nähzeugdem Sultan vor die Füße. Der Sultansucht in seinem Zweifel den Rat der FeeAdolzaide, die ihm ebenfalls eine Probevorschlägt: Beide Probanden sollen zwischen zwei Kästchen wählen. Labakan

eine Musik geschaffen, die deutlich andie frühromantische Oper erinnert.Melodienreich und einprägsam erzeugter ein Kolorit vergangener Zeiten, illu-striert die Geschichte und ihre vielseitigenFigurencharaktere auf klanglicher Ebene,instrumentiert ungemein einfallsreich. Einunheilschwer raunendes Tamtam oderdüster dahineilende Klarinetten- oderFagottfiguren tragen zu einer spannungs-reichen Atmosphäre bei.

„Die ErrettungFatmes“SPIELOPER FÜR DIEJUGEND IN 4 AKTEN VON WALTER TRELLE NACHWILHELM HAUFFSGLEICHNAMIGEM MÄRCHENVON HANS BITTNERFatme, Tochter des reichen KaufmannesEl Hamid, wird von Korsaren geraubtund als Sklavin an den reichen Bassa vonThinli-Koss für dessen Harem verkauft.Mit Hilfe des im Grunde gutartigenOrbassan, des Anführers derWüstenräuber, gelingt es dem BruderFatmes, Mustapha, sie und auch dieanderen Sklavinnen zu befreien. Nachabenteuerlichen und auch humorvollenVerstrickungen triumphieren schließlichdrei glücklich vereinte Paare über denresignierenden Bassa.

findet im Kästchen „Glück undReichtum”, das er wählt, eine Nadel,Omar aber im Kästchen „Ruhm undEhre” Krone und Zepter. Der richtigePrinz ist gefunden, und Labakan wirdvom Hof gejagt.

„Das kalte Herz“OPER NACH WILHELM HAUFF VON NORBERT SCHULTZEDer arme Köhler Peter gibt seinerMutter seinen letzten Dukaten, um ihreMietschulden zu verringern. Nun kann eraber nicht mit seiner Liebsten Lisbethzum Tanz gehen, die daraufhin denanderen Burschen folgt. Peter schlum-mert an der Königstanne ein und träumt,dass ihm der Schatzhauser drei Wünscheerfüllen will. Da seine beiden erstenWünsche zu töricht sind, verwehrt ihmder Waldgeist den dritten. Peter aberkann nun besser tanzen als derTanzbodenkönig und hat genauso vielGeld wie der reiche Ezechiel. Als dieserjedoch gegen Peter all sein Geld verliert,sind auch Peters Taschen leer. Als Retterin der Not erscheint der Holländermichelund verspricht ihm ständigen Reichtum,wenn er sein Herz gegen einen Stein ein-tauscht. Peter ist einverstanden. Er wirdder reichste Holzhändler in der ganzenGegend. Alle Bäume sind gefällt bis aufdie Königstanne. Diese zu fällen, weigertsich Peter, da man beim dritten Schlagsterben muss und er Angst hat, ohneHerz zu sterben. Auch der Schatzhauserkann ihm nicht helfen. Nur mit List ver-mag Peter sein Herz zurückzugewinnen.Der Holländermichel verspricht es ihm,wenn er den Baum fällt. Als Peter zumdritten Schlag anhebt, erwacht er.Lisbeth und die Burschen kommenzurück. Sie schenkt Peter einen Stein inForm eines Herzens. Den verkauft ergegen 19 Dukaten an Ezechiel und kann nun das Häuschen seiner Mutterauslösen.Norbert Schultze hat zu diesem Sujet

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„Der singendeBaum“OPER IN 2 AKTEN VON BO CARPELAN. MUSIK VON ERIK BERGMANEin Märchen um die Liebe des Prinzen derUnterwelt zur Prinzessin des Lichts. PrinzHatt, verborgen im Wurzelwerk einer Esche,teilt der Tochter des Lichtkönigs durchGesang seine Liebe mit, doch seine Mutter,eine Hexe, verfügt, dass die Liebenden sichnur in der Dunkelheit begegnen dürfen. DiePrinzessin des Lichts kann dem Wunsch nichtwiderstehen, ihren Geliebten zu sehen. Sieschafft Licht in der Finsternis und wird vonder Hexe ertappt, die sie kurzerhand in dieTagwelt verbannt. Die liebende Prinzessinsucht den Weg zur Unterwelt und verspricht beieiner neuerlichen Begegnung mit derUnterweltsherrscherin das Licht als Mittel zurMacht. Die Hexe verbrennt jedoch beimAnblick des Lichtes. Noch im Sterben schlägtsie die Prinzessin mit Blindheit.Die zeitgenössische Oper Finnlands hat sichan internationalen Bühnen mittlerweile eineherausragende Stellung erworben. Der finni-sche Komponist Jouni Kaipainen hat dieThese aufgestellt, bei dem OpernerstlingBergmans handele es sich um eine „großeSynthese“, quasi ein kompositorisches Fazitaus den bisher gefundenen musikalischenAusdrucksmitteln: „Bergmans eigenstesGebiet ist immer die Auslotung der uferlosenMöglichkeiten der menschlichen Stimme undihr vorurteilsloser Einsatz gewesen, wofür ihmsein jahrzehntelanges Wirken als Chor-dirigent die besten Voraussetzungen gab. Eswar auch nur eine Frage der Zeit, wann sichder finnische Avantgardist der Oper zuwen-den würde.“Anders als beim beliebten Rusalka- oder Un-dine-Stoff spielt Bergmans Oper ausschließ-lich in der Welt der Zauberwesen, einenKontakt zum Reich der Menschen gibt esnicht. Die Protagonisten sind Archetypen,angesiedelt zwischen Gut und Böse, holz-schnittartig verstrickt in die Tragik des mysti-schen Machtgerangels. Bergmans Musik illu-striert dieses archaische Zauberreich wenigermit Hilfe motivischer Zuordnungen denndurch lyrische Stimmungsmalerei vollerFarbenreichtum und spannungsvollerDramatik. Die Partitur des „SingendenBaumes“ ist hochkomplex, arbeitet mit raffi-niert vielstimmigen Klangfeldern, ungewöhn-lichen Vokalisen und Melismen. Diese Musikist romantisch im modernen Sinne, indem sieder Lyrik des Stoffes mit unerhört packenderEmotionalität und Bildhaftigkeit begegnet.

VOLKS-MÄRCHEN

AUS ALLER

WELT

VOLKS-MÄRCHEN

AUS ALLER

WELT

MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

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„Das buckligePferdchen“BALLETT IN 4 AKTEN (8 BILDERN) UND EINEMEPILOG VON WASSILIWAINONEN UND PAWELMALJAREWSKI NACHMOTIVEN DES GLEICHNAMIGENMÄRCHENS VON PJOTR JERSCHOW. MUSIKVON RODION SHCHEDRINDie Geschichte vom buckligenPferdchen gehört zu den beliebtestenrussischen Märchen, wozu dieBearbeitung des Sujets durch PjotrJerschow zweifellos wesentlich beige-tragen hat. Jerschows Märchen „Dasbucklige Pferdchen“, das 1831 erschienund seitdem unzählige Neuauflagenerfahren hat, ist zu einem Lieblingsbuchrussischer Kinder geworden. Es gehörtin Russland zum festen Repertoire vonTheater und Film, und auch Künstlerhaben sich dem Thema mehrfach zuge-wandt. Der heute in München lebendeKomponist Rodion Shchedrin, dessenBallett „Anna Karenina“ bereits zueinem Klassiker der russischenBallettmusik avancierte, schuf dieBallettmusik zu diesem Märchen inZusammenarbeit mit Wassili Wainonenund Pawel Maljarewski.Um den nächtlichen Verwüstungen sei-ner Weizenfelder auf die Spur zu kom-men, lässt ein alter Bauer seine SöhneDanila und Gawrila nachts den Weizenbewachen. Aus Angst betrinken sie sichund schlafen ein. Iwan, der jüngste Sohndes Bauern, der ihnen heimlich gefolgtist, beobachtet eine wunderschöneStute, die den Weizen niedertrampelt.Er fängt sie, lässt sie aber wieder frei,als sie ihm zwei Pferde mit Goldmähneund ein buckliges Pferdchen verspricht.Seine beiden Brüder stehlen die schö-nen Pferde und verkaufen sie an denZaren. Iwan behält das buckligePferdchen. Da er aber auch sein Rechtauf die anderen Pferde verteidigt, stelltihn der Zar als Stallknecht ein. Er gibtihm alsdann verschiedene Aufgaben zulösen: Iwan muss zunächst die schönePrinzessin vom Glasberg holen, da derZar sie heiraten möchte. Dann bekommter die Aufgabe, vom Zaubersee denRing der Prinzessin zu beschaffen. MitHilfe des buckligen Pferdchens kann eralle Aufgaben lösen. Zum Schluss

verlangt die Prinzessin vom Zaren, dassIwan in die Zauberquelle steige. Nachdemlwan schöner als zuvor aus dem Wassersteigt, folgt ihm der Zar in die Quelle,kommt jedoch als schwarzes, hässlichesWesen heraus. Von der Prinzessin ver-lacht, flüchtet er. Glücklich heiraten Iwanund die Prinzessin.

„Die verzaubertenBrüder“MÄRCHENOPER OP. 72 NACH JEWGENI SCHWARZVON KRZYSZTOF MEYERKrzysztof Meyers Oper „Die verzauber-ten Brüder“ erfüllt viele Erwartungen,die man typischerweise an eineMärchenoper stellt. Meyer verwendetslawische Volksmusik und melodischeKinderliedfloskeln, macht daraus jedochkein Kindertheater, sondern eine Operfür Kinder und Erwachsene. Das Werkentstand in den Jahren 1988/89 undwurde in Peznan im März 1990 mit großem Erfolg uraufgeführt.Das Theaterstück von Jewgeni Schwarzlehnt sich an ein klassisches europäi-sches Märchen an, das in vielenAbwandlungen besonders im Ostenpopulär geworden ist. Eine Mutter ver-liert zwei ihrer heranwachsenden Söhne,nachdem diese in die Welt gezogen undnicht zurückgekehrt sind. Verzweifeltmacht sie sich auf die Suche und lässtdabei ihren jüngsten Sohn allein zurück.Bald trifft sie auf das berüchtigte Hausmit Hühnerbeinen und tritt in den Dienstder bösartigen Hexe, die die Söhne verzaubert hat. Zwei benachbarte Ahornbäume raunender Mutter zu, geben sich als ihregesuchten Kinder Theo und Georg zuerkennen und vergießen Tränen in Formvon Morgentau. Um ihre Söhne zurück-zuerhalten, muss die Mutter schwierigeAufgaben der Hexe lösen und wirddabei von Bär, Katze und Hund tatkräf-tig unterstützt. Als dann auch der jüng-ste Sohn hinzukommt, steht derBesiegung des Bösen nichts mehr imWege. Weil die Hexe der Mutter denAuftrag erteilt, ein Vorhängeschloss fürdas Hühnerbeinhaus zu bauen, wird sieselbst eingeschlossen und muss dasGeheimnis der Entzauberung preisge-ben. Mit Hilfe des „Lebenswassers“ wer-den die Brüder zurückverwandelt, wäh-rend die Hexe in ihrer Hütte einge-schlossen bleibt.

MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

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MÄRCHENAUS 1001NACHT

MÄRCHENAUS 1001NACHT„Helle Nächte“OPER VON HELMUT KRAUSSER NACH MOTIVEN AUS„MÄRCHEN AUS 1001 NACHT“UND „MYSTERIEN“ VON KNUT HAMSUN. MUSIK VON MORITZ EGGERT

Der bekannte, mit seinem Fußball-Oratorium „Aus der Tiefe desRaumes“ und seiner im Auftrag derSalzburger Festspiele entstandenenOper „Vom zarten Pol“ immer wiederspektakulär hervorgetretene Kompo-nist Moritz Eggert hatte seine 1997uraufgeführte Oper „Helle Nächte“ füreine Premiere am Theater Hagen imSommer 2006 neu bearbeitet. DieDramaturgie des Hagener Theatersschrieb über diese Oper: „In ihremersten gemeinsamen Bühnenwerkerzählen Eggert und sein Librettist, derrenommierte Romancier HelmutKrausser (Bestseller: ‚Melodien’,‚Thanatos’ und die Maria-Callas-Novelle ‚Der große Bagarozy’), dreifarbige Episoden nach den schillern-den ‚Märchen aus 1001 Nacht’.Eingefasst werden diese teils poetisch-hintersinnigen, teils aufreizend-skurri-len Binnenteile von einer raffiniertenRahmenhandlung, die Erzählmotive vonKnut Hamsun aufnimmt.” Das Kapitel‚Helle Nächte’ aus den ‚Mysterien’ desLiteraturnobelpreisträgers gab derOper ihren Titel. „Ich wollte eine Operschreiben“, erläutert Eggert, „die mitdem Hörer und Zuschauer spricht, dieihm etwas über sich und die menschli-che Fantasie erzählt. Eine Oper, beider der Komponist dem Publikum nichtvorher erklären muss, was er allesdamit ausdrücken wollte. Meine Operhandelt vom Geschichtenerzählen. Siehandelt vom Funktionieren undNichtfunktionieren von Schönheit. Siehandelt von Sprache, und die Spracheder Musik ist vor allem Melodie.“

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„Alice im Wunderland“- MUSICAL FÜR KINDER VON HELMUTPOLIXA FREI NACH DEN ERZÄHLUNGEN„ALICE IM WUNDERLAND” UND "ALICE HINTER DEN SPIEGELN" VON LEWIS CARROLL LIBRETTO. MUSIK VON JENS-PETER OSTENDORF

- BALLETT UNTER VERWENDUNG DER BÜCHER VON LEWIS CARROLL VON HERBERT BAUMANNWie man ins Wunderland kommt, lässt sich nicht so leichterklären. Jede Alice und jedes Theater müssen bei derInszenierung von Jens-Peter Ostendorfs Musiktheater nachLewis Carroll einen eigenen Weg finden, denn es warten eineReihe turbulenter Abenteuer auf das kleine Mädchen. Alicetrifft im Wunderland auf merkwürdige Gestalten und wird mitSituationen konfrontiert, die sie, stets an Selbstbewusstseingewinnend, zu meistern lernt. Da ist zu Beginn der starkeGoggehoggel, der aussieht wie ein Dino, und mit dem kleinenMädchen streitet und kämpft. Hier noch ist Alice unterlegen.Und da sind Zwiddeldei und Zwiddeldum, die das Mädcheneinfangen, um es zur Königin zu bringen. Doch bei ihr lässtsich Alice dann nicht mehr einschüchtern.Aus seinem zermürbenden Dasein als College-Lehrer, der sichmit aufsässigen und widerborstigen Schülern herumärgernmuss, flüchtet sich der Dichter Lewis Carroll in die Welt derPhantasie und Träume. Er lässt Alice in Begleitung des weißenKaninchens eine Reise durchs Wunderland machen. Demerfahrenen Musiktheaterkomponisten Jens-Peter Ostendorfgelingt mit musicalorientierten Songs und einem nur dreiköp-figen Instrumentalensemble, das die szenischen Vorgänge miteiner Fülle von Klängen, Geräuschen und Effekten aufnimmt,ein komplexes Musiktheater, das seine enge Beziehung zumSprechtheater widerspiegelt; immerhin betreute er neunJahre lang komponierend und arrangierend die Bühnenmusikam Hamburger Thalia Theater. Herbert Baumann schließlich schuf aus dem weltbe-rühmten Sujet 1984 seine erste große Ballettmusik.Wechselvolle, die Geschichte kongenial begleitendeInstrumentalmusiknummern entführen in eine musikalisch-poetische Traumwelt.

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OSCAR WILDE„Die Nachtigall und die Rose“KAMMEROPER IN EINEM AKT NACH EINEM MÄRCHEN VON OSCAR WILDE.MUSIK VON JAN MÜLLER-WIELAND

Oscar Wildes zu Tränen rührende Geschichten, die Tragik undMelancholie seiner Figuren, seine an Tod und Liebe gleicher-maßen orientierten Motive und die gegenseitige Auflösung die-ser Begriffe verlangen geradezu nach einer musikalischenAusgestaltung, Fortdichtung und Kommentierung. Dass dies hiermit Kompositionsmitteln unserer Zeit geschieht, verleiht diesemOpernprojekt eine umso größere Spannung. In Jan Müller-Wielands Oper sind sieben Sänger und einStreichquintett plus Klavier und Schlagzeug besetzt: „Sehr sinnli-che Instrumente“ sagt der Komponist, „und also recht für einMärchen”, das er sehr sinnlich nennt. Dem Studenten in JanMüller-Wielands Bühnenwerk aus dem Jahre 1996 geht es ähnlichwie Faust: Gelesen hat er alles, was kluge Männer geschriebenhaben, jetzt aber fehlt ihm noch die Erfahrung der Liebe. Siescheint ihm unerreichbar, denn das Mädchen, in das sich derStudent verliebt, versprach mit ihm nur dann zu tanzen, wenn erihr eine rote Rose bringe. Rosen aber wachsen in seinem Gartenschon seit Jahren nicht mehr. Einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, kommt ihm nicht in den Sinn, dafür aber erhält er vonaußen unerwartete Hilfe, ohne dass er es merkt: Eine Nachtigall,die noch an die wahre Liebe glaubt, singt des StudentenLiebesnot einem kahlen Rosenstrauch. Nur eine Möglichkeit gebees, sagt dieser: Die Nachtigall müsse einen seiner Dornen beimnächtlichen Singen so stark gegen ihre Brust pressen, dass mitihrem Herzblut eine rote Rose am Strauch entstehen könne. DieNachtigall opfert sich umsonst: Die Rose, die durch den Preis desTodes entsteht, wird von dem Mädchen verschmäht, da ihm dieJuwelen besser gefallen, die es von einem anderen Verehrererhielt. „Wie töricht ist die Liebe", befindet am Ende der Student,„sie ist nicht halb so nützlich wie die Logik.“ „Das Gespenst vonCanterville“- OPER IN 3 AKTEN VON ALEXANDER KNAIFEL- ROMANTISCHE SZENEN FÜR SOPRAN, BASS,ERZÄHLER UND KAMMERORCHESTER VON ALEXANDER KNAIFELDer amerikanische Gesandte Otis hat das Schloss Cantervillegekauft. Allen Warnungen vor dem dort hausenden Gespenstzum Trotz zieht die ganze Familie ein. Dem Gespenst tritt dieFamilie Otis ganz respektlos entgegen: Den mysteriösen Blutfleckin der Bibliothek behandelt man (vergeblich) mitFleckenentferner. Um das Geräusch seiner rasselnden Ketten zudämpfen, wird dem Gespenst Schmieröl empfohlen, und von denZwillingen wird der entnervte Geist mit Kissen beworfen. Statt dieAmerikaner in Angst und Schrecken zu versetzen, drehen dieseden Spieß um und treiben ihren Schabernack mit ihm. Als Virginiaauf der Hintertreppe ihres Zimmers mit dem Gespenst zusam-mentrifft, empfindet sie tiefes Mitleid mit ihm – und möchte ihmhelfen. Während sie von ihrer Familie verzweifelt gesucht wird,kann Virginia dem Gespenst auf Grund einer alten Prophezeiungdie Erlösung von seinem ruhelosen Dasein bringen.

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„Der kleine Prinz“OPER NACH ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRYVON NIKOLAUS SCHAPFL

„Russalka“OPER IN 4 AKTEN (6 BILDERN) NACH ALEXANDER PUSCHKINS GLEICHNAMIGEM POEM VON ALEXANDER DARGOMYSCHSKI

Die Müllerstochter Natascha unterhältLiebesbande zu einem Fürsten. Als siejedoch schwanger wird, verlässt er sieund verheiratet sich standesgemäß.Nataschas Vater beschwört geldgierigseine Tochter, sich mit der angebotenenAbfindung zu trösten, das verzweifelteMädchen aber stürzt sich in einen Fluss.Die Hochzeit des Fürsten wird vomGesang der in eine Nixe verwandeltenNatascha gestört, die er nicht zu verges-sen vermag. Die Fürstin spürt dieBedrohung und beklagt die Unruhe ihresMannes und seinen Hang zurEinsamkeit. Dieser fühlt sich unwider-stehlich zum Ort seiner einstigen Liebehingezogen. Er meint, am Flussuferweibliche Stimmen zu hören. Unerwartetbegegnet er dem wahnsinnig geworde-nen Müller, der ihm in wirrenAndeutungen von Nataschas Schicksalberichtet.In ihrem Unterwasserpalast auf demGrunde des Dnjepr beauftragt dieFlussnixe Russalka (Natascha) ihre zwölf-jährige Tochter Russalotschka, denFürsten zum Fluß zu locken. DasMädchen trifft ihn, offenbart ihm, dasser sein Vater sei und dass Natascha aufihn warte. Auf der Suche nach ihremMann muss die Fürstin erleben, wie derFürst vom Müller in den Fluß gestoßenund von den beiden Nixen in die Tiefegezogen wird.Sujets, die sich an die Welt derWassergeister anlehnen, haben späte-stens seit de la Motte-FouquésKunstmärchen „Undine“ Komponisten,hier vor allem romantische Kompo-nisten, fasziniert. In Russland, wo dieMärchenoper in vielen Ausprägungenaufleuchtet, hat sich AlexanderDargomyschski (1813-1869), ein Kompo-nist des sogenannten „MächtigenHäufleins“, diesem Thema gewidmet.Als Vorlage wählte er das Russalka-Poem von Alexander Puschkin aus demJahr 1832, das leider Fragment blieb.Puschkin kehrt das üblicherweise ver-wendete Motiv um. Nicht der Wunsch,aus Liebe ein Mensch zu werden unddem Geisterreich auf immer zu entsa-gen, spielt hier eine Rolle, sondern dasSchicksal eines entehrten Mädchens, dasden Tod im Wasser sucht und doch nichtvom Erdenleben lassen kann.

„Der kleine Ring“MUSIKALISCHES MÄRCHENIN 2 AKTEN FÜR KINDERUND ERWACHSENE NACH EINEM TEXT VON BIRGIT MÜLLER-WIELAND.MUSIK VON JAN MÜLLER-WIELANDIm Sommer 2008 habe die Sing- undMusikschule Regensburg bei ihm ange-fragt, ob er für ihr hundertjährigesBestehen 2010 eine Oper für Kinder(ihre Schüler) und ein paar Erwachsene(ein paar Lehrer als Stütze) schreibenwürde, erzählt der Komponist undKompositionsprofessor Jan Müller-Wieland. „Da ich mir inzwischen genü-gend Handwerk und Erfahrung angeeig-net hatte, traute ich mir die durchausnicht einfache Empathie in technischeLimits zu. Oder anders gesagt: Durchdas Konzentrieren auf den Punkt Kinder-musizieren-meine-Noten fühlte ich michkeineswegs beschränkt.“ Die Ausgangsidee war, Wagners gigan-tische Trilogie „Der Ring desNibelungen“ quasi neu zu erzählen.„Kaum mit Gewalt“, wie Müller-Wieland kommentiert, „ohne Weihe undHeil-Welt, dafür aber als Odyssee eineskleinen Ringes, welcher einem jugendli-chen Paar Liebe und Vertrauenschenkt.“ Müller-Wielands Musik dazuenthält keine einzige Wagner-Note. DieNatur, die Tiere, das Schlussfeuer wer-den allesamt durch groß besetzteKinderchöre dargestellt. GrößereMusikschüler singen die Partien voneinem verschnarchten König, seinemBruder Schlitzohr, einer etwas durchge-drehten Königin und ihrer Schwester(einer Apfelgöttin). Ein Schauspieljungehingegen ist Alpha-Strich, was als klei-nes Wortspiel mit Bezug auf denSchwarzalben und Ring-Dieb Alberichverstanden werden kann. Er ist Anführerder Robotrolle. Das wiederum sindsowohl Halbzwerge als auchHalbmaschinen. Alpha-Strich zieht imzweiten Akt (nach einer Pause) einenweiteren Schauspieljungen auf. Er wirdSiggi genannt und weiß nicht, wo seineEltern und wer sie sind. Siggi verliebtsich schließlich in das frecheSchauspielmädchen Schönwilde. DreiNixen (Walla, Wella, Walle), einWaldvogel und ein Apfelbaum werdendurch fünf Mädchenstimmen darge-stellt. Sie bilden eine Naturwelt, die denjungen Menschen – trotz Technik undFortschrittsglauben – letztendlich zumGlück verhilft.

Der „Kleine Prinz“ ist längst zu einemganz großen Prinzen geworden. AlsAntoine de Saint-Exupéry die geheim-nisvolle Geschichte vom kleinen Prinzenerfand, ahnte er nicht, welche Wirkungsie rund um den Erdball haben sollte.Weise sind die Äußerungen des aus demNichts erscheinenden kleinen Wesens,liebenswert ist seine Art, und irgendwiekommt es einem so vor, als sprächedurch den Kleinen Prinzen eine innereStimme aus einem selbst.Da liegt es nahe, diese zutiefst poeti-sche Geschichte in Musik zu verwandeln,in Klänge, die die tiefe Philosophie sei-ner Gedanken reflektieren und assoziie-ren lassen. Nikolaus Schapfls Oper, die2006 am Badischen StaatstheaterKarlsruhe uraufgeführt wurde, weist inTeilen typische Merkmale der GroßenOper auf – aus der Sicht desGegenwartskomponisten betrachtet –und enthält auch filmmusikalischeAnsätze. Durch seine geschickt instru-mentierten großen Linien überraschtSchapfl mit intimen, oft fast kammermu-sikalisch zurückhaltenden Blicken nachinnen. Die Dialoge Saint-Exupérys hatder Autor nahezu wörtlich übernommen.Programmmusikartig werden viele klei-ne Details vom Orchester nachgezeich-net – z.B. ein empörter Blick des kleinenPrinzen auf das vom Piloten gemalteSchaf oder das flirrende Delirium des Säufers. „Alles ist da in dieserfarbigen Musik“, urteilte auch eineKommentatorin über eine derVorversionen in der Wiener ZeitungStandard.

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„Die Nase“OPER IN 3 AKTEN (10 BILDERN) UNDEINEM EPILOG VON JEWGENI SAMJATIN, GEORGI LONIN,ALEXANDER PREIS UND DMITRI SCHOSTAKOWITSCH NACH DER GLEICHNAMIGENNOVELLE VON NIKOLAI GOGOL. MUSIK VON DMITRI SCHOSTAKOWITSCHDEUTSCH VON HELMUT WAGNERUND KARL HEINZ FÜSSLKollegienassessor Kowaljow sieht sich erwachend ohneNase. Diese findet ein fast ständig betrunkener Barbierin seinem Brot und entledigt sich ihrer schleunigst,indem er sie in den Fluss wirft. Kowaljow, auf der Suchenach seiner Nase, begegnet ihr in Gestalt einesStaatsrates in der Kirche, wo sie ihm aber entkommt.Vergebens versucht Kowaljow, eine Suchannonce inder Zeitung aufzugeben: Er erntet nur Gelächter.Inzwischen ist auch die Polizei auf der Suche nach derNase. Diese kommt herbei, um eine abfahrendeKutsche zu erreichen. Es kommt zu einer Prügelei, beider die Nase zu ihrer ursprünglichen Gestaltschrumpft. Nun kann der Wachtmeister sie demerleichterten Kowaljow zurückgeben. Hocherfreut willer sie an ihren Platz setzen, doch erweist es sich alsunmöglich, den abhanden gekommenen Körperteil imGesicht zu befestigen. Unterdessen ist schon die ganzeStadt auf den Beinen, um nach der Nase zu suchen. Daerwacht Kowaljow aus seinem quälenden Alptraumund findet erleichtert seine Nase am rechten Fleck.„Auf der Welt wird lauter Unfug gemacht“, sagteGogol einmal. „Diesen Unfug versuche ich nachMaßgabe meiner Kräfte darzustellen.“Schostakowitsch bemerkte eindringlich, dass er „DieNase“ keineswegs als komische Geschichte auffasse,es sei vielmehr eine schreckliche Geschichte; „Ich fügehinzu, dass die Musik nicht absichtlich ‚parodistische’Färbung hat. Nein! Ungeachtet der ganzen Komik, dieauf der Bühne vor sich geht, ist die Musik nichtkomisch. Ich halte das für berechtigt, weil Gogol allekomischen Vorfälle in ernsthaftem Ton vorträgt. Darinbesteht die Kraft und Qualität des GogolschenHumors. Er macht keine ‚Witze’. Die Musik bemüht sichebenfalls darum, keine ‚Witze’ zu machen.“ (DmitriSchostakowitsch)

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„Der kleine Tag“.

Auf dem Lichtstrahl zur Erde und zurück.

Das Klavieralbum zur gleichnamigen CD/MC

SIK 1391

Doppel-CD (Hörspiel-Fassung und Lieder)

SIK 1391 A

Das Textbuch

SIK 1392

Das Band Set

SIK 1394

Die Orchester-Playbacks / CD

SIK 1394 A

Die Midi-Files

SIK 1394 B

„Die Personen des Märchens besitzen nicht nur keine Innenwelt, sie besitzen auch keine Umwelt. Der Mensch der Sage lebt und wirkt in seinem Heimatdorf. Das Märchen sagt uns nichts von der Stadt oder dem Dorfe, in welchem sein Held aufgewachsen ist.

„Die Geschichte vomSoldaten“MELODRAM VON CHARLES FERDINAND RAMUZ FÜR SPRECHER UND SEPTETT. MUSIK VON IGOR STRAWINSKY

Ein Soldat wandert während seines Fronturlaubs nachHause. Bei einer Rast erscheint ihm der Teufel, getarntals alter Mann, und überredet ihn, seine Geige gegenein Zauberbuch einzutauschen, dessen Besitz Reichtumverspricht. Außerdem überredet der Teufel den ausge-hungerten Soldaten mit Versprechungen auf reichli-ches Essen, für drei Tage mit ihm zu kommen und ihmdas Geigenspiel beizubringen. Als der Soldat nach die-sen drei Tagen in sein Heimatdorf gelangt, muss erfeststellen, dass er nicht drei Tage, sondern drei Jahreunterwegs gewesen war. Niemand kennt ihn mehr.Nun hat er nur noch sein Zauberbuch, mittels dessen erzum reichen Kaufmann, aber dennoch nicht glücklichwird. Da taucht erneut der Teufel auf, diesmal alsHausiererin, und bietet ihm unter anderem seine alteGeige an. Der Soldat stürzt sich auf die Geige, doch siebleibt stumm. Verzweifelt wirft er sie weg und zerreißtdas Zauberbuch, denn nun ist er wirklich ein armerTeufel, verraten und verkauft.Einem Aufruf folgend gelangt er an einem Königshof,um dort die kranke Prinzessin zu heilen. Dies ist abernur mit der Geige möglich, die der Teufel triumphie-rend in der Hand hält. Es folgt ein Kampf zwischen demSoldaten und dem Teufel in Form eines Kartenspiels.Der Soldat besiegt den Fürsten der Finsternis undgewinnt seine Violine zurück. Wieder genesen, fällt diePrinzessin ihm als Frau zu. Der Teufel, in diesem Punktder Verlierer, spricht aber einen weiteren Bann überden Soldaten aus: der Soldat darf die Grenze desKönigreichs nicht überschreiten, tut er es dennoch, soverfällt er dem Teufel. Die Sehnsucht undErinnerungen an seine Heimat treiben den Soldatenaber doch dazu, die Grenze zu überschreiten. Hiersteht der Teufel in der Pose des Siegers. Der Teufel,wieder im Besitz der Geige, treibt ihn mit einem wildenTriumphmarsch von der Bühne in die Hölle.Strawinskys polyrhythmisch-bizarre Musik in der unge-wöhnlichen Instrumentierung Klarinette, Fagott,Kornett, Posaune, Violine, Kontrabass und Schlagzeuguntermalt dieses Szenen, baut starke Kontraste auf undspielt mit den Erwartungen der Hörer.

“„Der kleine Tag“EIN SINGSPIEL NACH EINER ERZÄHLUNG VONWOLFRAM EICKEVON WOLFRAM EICKE / HANS NIEHAUS / ROLF ZUCKOWSKI

Hinter den Sternen, im funkelhellen Lichtreich, lebt ein kleiner Tag. Alle Tage leben dort als Lichtwesen, bevor sie auf dieErde kommen, und am Abend kehren sie dorthin zurück. Der kleine Tag muss noch lange warten, bis er an der Reihe ist.Beeindruckt hört er zu, wenn andere von der Erde erzählen:Ruhmreiche Taten, Erfindungen, Katastrophen, historischeBegebenheiten ...„Der kleine Tag“ ist überzeugt, dass während seiner Erdenreiseetwas ganz Besonderes geschehen wird, was ihn unvergesslichmacht. Und endlich ist es soweit ... Dieses zauberhafte Märchen der Gegenwart erhielt das Prädikat „Gute Musik für Kinder –empfohlen vom Verband Deutscher Musikschulen“ sowie denKinderpreis der papageno-Kinderjury des WDR „POLDI 2001“.

(Max Lüthi)

MUSIKTHEATER-MÄRCHEN

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MÄRCHEN FÜR ERZÄHLER UND MUSIK

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VON MARTIN BÄRENZ- FASSUNG FÜR SPRECHERUND ENSEMBLEWer kennt sie nicht, die Geschichte derHolzpuppe Pinocchio, die sich nichtssehnlicher wünscht, als ein richtiger klei-ner Junge zu werden? Carlo CollodisGeschichte der mittlerweile welt-berühmten Marionette ist zwar einKunstmärchen, trägt aber in vielem alleZüge eines klassischen Märchens. Da istdas mittelalterliche Ambiente desSchauplatzes, die Anwesenheit einerzaubernden Fee mit dunkelblauenHaaren, eine sprechende Grille und vie-les mehr. Collodi machte aus der rühren-den Geschichte um ein sprechendesStück Holz, das einen Körper erhält undmit ihm noch nicht so recht umzugehenversteht, ein kleines, abenteuerlichesLehrstück, das alle Kinder zuAufrichtigkeit und Maßhalten anregensollte. Alles hatte angefangen mit demTischlermeister Kirsche, der einHolzscheit fand, das zu sprechenanfängt. Da ihm die Sache nicht geheuerist, schenkt er es seinem Freund, demHolzschnitzer Geppetto. Geppetto istvon dem Holzklotz begeistert undbeginnt sogleich mit dem Schnitzeneiner Holzpuppe.Statt zur Schule geht Pinocchio lieber inein Puppentheater. Später begegnetdem listigen Fuchs und dem bösartigenKater, denen er von seinen imPuppentheater zufällig verdientenTalern erzählt. Sie schlagen ihm vor, dasGeld zu vergraben, wo es sich von selbstvermehren soll. Zum Glück hat die Feemit den dunkelblauen Haaren stets einAuge auf den Schlingel. Eindringlichmahnt sie ihn, auf dem rechten Weg zubleiben und schickt ihn heim zu seinemVater. Mit Hilfe einer Taube und einersprechenden Grille macht sich Pinocchioauf, zu seinem Vater zurückzukehren,doch der hat sich in Sorge um ihn inzwi-schen ein Boot gebaut, um ihn zusuchen. Pinocchio eilt seinem Vaternach, doch am Meer angekommen, siehter nur noch, wie Geppetto von einergroßen Welle erfasst wird.Der Komponist, Cellist und KomponistMartin Bärenz wurde 1956 in Fürthgeboren. Ein wichtiger Schwerpunkt sei-ner Arbeit sind die seit 2007 von ihmveranstalteten Familienkonzerte, indenen eine Vielzahl von Melodramen fürKinder zur Aufführung gelangten.

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DIE BRÜDERGRIMM„Rumpelstilzchen“- EIN MUSIKALISCHESMÄRCHEN FÜR SPRECHERUND ORCHESTERVON WOLFGANG SÖRING(NACH DEN GEBRÜDERNGRIMM)- MUSIKALISCHES MÄRCHENFÜR SPRECHER UNDORCHESTER VON HERBERT BAUMANNDas Märchen vom bösen Zwerg, derAnspruch auf das Baby der Königinerhebt, gehört zu den wahrhaft archai-schen Erzählungen aus den GrimmschenSammlungen. Bis auf den Zwerg selbsttragen die Protagonisten keine Namen.Sie sind typisiert Handelnde mit festenRollencharakteren. In vielen Abwand-lungen ist das Märchen von Rumpelstilz-chen auf der ganzen Welt verbreitet. Umihr Kind nicht zu verlieren, muss dieKönigin innerhalb von drei Tagen denNamen des bösen Gnoms erraten. Durcheinen Zufall kann die arme Frau ihn beiseinem Treiben belauschen und schließ-lich das Geheimnis lüften, woraufhinRumpelstilzchen vor lauter Wut imBoden versinkt.Die bildhafte Musik von WolfgangSöring geht weit über die Illustration deseigentlichen Märchens hinaus und gibtviel Raum für eigene Interpretation. Auch Herbert Baumann hat zusätzlich zuseiner Ballettmusik „Rumpelstilzchen“eine Fassung für Sprecher und Orchestererstellt.

LA AVENTUREDI PINOCCHIO:STORIA DI UNBURATTINONEU IM PROGRAMM

„Pinocchio“- KINDERMELODRAM FÜRSPRECHER UND ORCHESTERNACH CARLO COLLODI

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WILHELMHAUFF„Kalif Storch“MÄRCHEN FÜR SPRECHERUND ORCHESTER NACHWILHELM HAUFF MUSIK VONTORSTEN LINDNERTorsten Lindner schrieb den „KalifStorch“ 1983 im Alter von vierzehnJahren. Die Idee hierzu kam ihm, nach-dem er einen Bildband über Märchengeschenkt bekam. Seine romantischenIdole Wagner, Mahler und Weber inVerbindung mit seinem Interesse fürpentatonische und orientalischeTonleitern inspirierten ihn dazu.Wolfgang-Andreas Schultz, heuteProfessor an der HamburgerMusikhochschule, nahm den Schützlingunter seine Fittiche und unterstützte ihnmit Lob und Kritik. Der „Kalif Storch“wurde im Rahmen der Kinderkonzerte imGroßen Saal der Hamburger Musikhalledurch die Hamburger Symphonikerunter Leitung von Wilhelm Brückner-Rüggeberg zur Uraufführung gebracht. Wilhelm Hauff erzählt in diesemMärchen vom Kalifen Chasid zu Bagdadund dessen Großwesir, die von einemKrämer ein Pulver kaufen, mit dem siesich in Tiere verwandeln können.Allerdings verstoßen die beiden gegendie Auflage, nicht lachen zu dürfen. Siemüssen Störche bleiben, weil sie durchdas Lachen den Zauberspruch vergessenhaben. Der Kalif bemerkt jedoch, dasssie auf seinen alten Feind, den ZaubererKaschnur, hereingefallen sind. Die bei-den begeben sich auf eine Reise, auf dersie sich mit der Eule Lusa verbünden.Diese gibt sich als eine ebenfalls vomZauberer verwünschte Prinzessin aus,die nur durch eine Heiratserklärung wie-der zurückverwandelt werden könne.Unter der Voraussetzung, dass einer derbeiden – trotz ihrer Gestalt als hässlicheEule – um ihre Hand anhalten muss,zeigt sie den beiden den geheimenTreffpunkt des Zauberers und seinerVerbündeten. Dort berichten dieAnwesenden von ihren Untaten, und diebeiden Störche können das benötigteZauberwort „Mutabor“ aufschnappen.Zurückver-wandelt kehren der Kalif undseine zwei Begleiter nach Bagdadzurück, wo der amtierende Sohn desZauberers gestürzt und nun seinerseits

MÄRCHEN FÜR ERZÄHLER UND MUSIK

in einen Storch verzaubert wird. DerZauberer wird erhängt, und Chasid istwieder Kalif von Bagdad. Die schöneLusa bleibt an seiner Seite.

PETER UNDDER WOLF„Peter und der Wolf“MUSIKALISCHES MÄRCHENFÜR SPRECHER UNDORCHESTER VON SERGEJ PROKOFJEWEs gibt wohl kaum ein Stück derMusikgeschichte, das den Bereich Musikfür Kinder eindrucksvoller repräsentiertals Sergej Prokofjews Meisterwerk„Peter und der Wolf“ aus dem Jahre1936. In den Kinderkonzerten und aufdem Tonträgermarkt nimmt dieseKomposition für Erzähler und Orchestereine unangefochtene Favoritenrolle ein,und man kann durchaus behaupten, dassein ganzes Genre in den nachfolgendenJahrzehnten von Prokofjews Gestaltungs-ideen und bildhafter Sprache geprägtwurde. Komponisten wie HaraldGenzmer, Francis Poulenc, WolfgangSöring, Jens-Peter Ostendorf, MarkLothar und Stanley Weiner haben zwareigene Wege gefunden, können aberProkofjew und seine Anregungen kei-neswegs verleugnen. Sergej Prokofjew komponierte „Peterund der Wolf“ zu der Zeit, als sein Ballett„Romeo und Julia“ und das ViolinkonzertNr. 2 entstanden. Damals verfestigte sichder unverwechselbare Prokofjew-Stil mitden seinen dunklen, lyrischen Passagenund der stets aufscheinenden Motorik.Die transparente kammermusikalischeFaktur seines Kinderstückes „Peter undder Wolf“ hebt sich ein wenig ab von dengroßen symphonischen Werken und denOpern aus dieser Zeit und den Vorjahren.Vor allem die expressive und eher anStrawinsky, denn an die spätromanti-schen Ambitionen Prokofjews gemahnen-de Oper „Die Liebe zu den dreiOrangen“, die Symphonien Nr. 2 bis 4und die letzten drei Klavierkonzerterepräsentieren einen für Prokofjew typi-schen Umgang mit Großformen, die er in„Peter und der Wolf“ zu Miniaturen verdichtet.

In seinem Vorwort zu „Peter und derWolf“ hob der Komponist die pädagogi-sche Absicht seines Werkes hervor:„Jede handelnde Person diesesMärchens ist im Orchester durch einInstrument oder mehrere vertreten: DasVögelchen durch die Flöte, die Entedurch die Oboe, die Katze durch dieKlarinette im tiefen Register (staccato),der Großvater durch das Fagott, derWolf durch Waldhom-Akkorde, Peterdurch eine Streichergruppe, die Schüsseder Jäger durch Pauken und eine großeTrommel. Es ist angebracht, den Kinderndiese Instrumente vor der Aufführung zuzeigen und ihnen die Leitmotive vorzu-spielen. Auf diese Weise lernen sie wäh-rend der Aufführung ohne jede An-strengung eine ganze Reihe vonOrchesterinstrumenten zu unterscheiden.“

Ausgaben:„Peter und der Wolf“ vonSergej Prokofjew

Peter und der Wolffür Sprecher und gemischten Chora cappellaSIK 1633für Sprecher und gemischten Chora cappella. CD (Originalaufnahme)SIK 1633 Afür Klavier leicht gesetztSIK 1634Studienpartitur (mit dt. Text)SIK 2291 Klavierauszug (mit dt. Text)SIK 2292 Suite für KlavierSIK 2295für HolzbläserquintettBesetzung / Stimme: Fl, Ob, Klar,Hn, FagSIK 2397 (Partitur / Stimmensatz) Klavierauszug (mit englischem,französischem und spanischemText)SIK 6899 für Kinder mit neun einfachenKlavierstückenSIK 6922 (mit engl. Text)

Prokofjew, Sergej / Saint-Saens, CamillePeter und der Wolf /Karneval der TiereMit Rolf Zuckowski als Erzähler. SIK 8077 A (CD) SIK 8077 B (MC)

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16|SIKORSKI magazine

MÄRCHEN FÜR ERZÄHLER UND MUSIK

16|SIKORSKI magazin

FREI ERFUNDENEMÄRCHEN UND FABELN„Die Geschichte vom faulen Bären“ EINE MUSIKALISCHE ERZÄHLUNG FÜR SPRECHER, BASSTUBA UND ORCHESTER OP. 87 VON MARK LOTHARTEXT: ROLF BADENHAUSEN

„Vor langer Zeit besaßen noch nicht alle wilden Tiere und das zahmeHausvieh die zu ihnen passenden Schwänze. Sie mussten sich rechtplagen, denn im Frühling, besonders im Sommer wurden sie vonFliegen und Bremsen derart gestochen, dass sie sich ihrer kaumerwehren konnten. Nur der Löwe, der König der Tiere, hatte seinemAnsehen und seiner Würde entsprechend einen schönen langenSchweif mit einer Quaste. Als er von den Leiden seiner Untertanenerfuhr, dachte er nach, wie er ihnen helfen könne: Er ließ eineAuswahl der schönsten Schwänze aus allen Ländern kommen undverkündete, dass sich jedes Tier einen Schwanz nach Gefallen aus-suchen dürfe.“ Nun ja, die gute Absicht von König Löwe war sehrlobenswert, allein sie wurde nicht von jedem Tier beachtet. Derfaule Bär lag in seiner Höhle und brummte. Klar, dass er keinenSchwanz bekam. Rolf Badenhausen hat sich diese skurrileGeschichte ausgedacht, die von Mark Lothar fantasievoll und farbigfür Orchesterinstrumente gesetzt wurde. Als Soloinstrument ist, wiees sich für einen brummigen Bär gehört, eine Basstuba eingesetzt.

„Sterben für Anfänger“EIN MUSIKALISCHES KINDERSPIEL FÜRSÄNGER/ERZÄHLER UND SINFONIEORCHESTERVON LINARD BARDILL UND FORTUNAT FRÖLICH

Es ist langweilig im blauen Wunderland, denn Brummbär Beltramettimacht seine Winterruhe, und Zwerg Gimli schreibt an der blauenWunderlandchronik. Es ist zum Sterben langweilig. „Sterben kanngar nicht so langweilig sein, wie das, was ich da gerade durchma-che!“, sagt sich Doppelhase. „Besser ich sterbe ein wenig, dannhabe ich wenigstens etwas zu tun.“ Er legt sich mit dem Bauch überden Ast einer großen Tanne und stirbt, wie Hasen eben so sterben.Bald kommt ein Huhn und findet Sterben irgendwie cool, fragt, obes auch mal darf, und schließlich erscheint auch noch der Brummbär... Die Geschichte wird mit Liedern und Orchestermusik erzählt. DasOrchester spielt die Reise ins blaue Wunderland auf dem DrachenSpucko. Ein wilder, stürmischer Flug. Dann wird mit Musik erzählt,wie denn ein Hase so sterben könnte. Oder ein Huhn, oder ein Bär.Der Komponist Fortunat Frölich, der Bardills „Mondlieder“ schon fürklassisches Kammerorchester arrangiert hat, holt vomHollywoodsoundtrack bis zur experimentellen Neuen Musik so ziem-lich alles aus dem Orchester heraus, was es da zu holen gibt. FürKinder und Erwachsene eine abenteuerliche Reise in die Welt bil-derreicher Musik.

FREI ERFUNDENEMÄRCHEN UND FABELN

„Es ist, wie wenn die

MärchengestaltenPapierfiguren

wären, bei denen manbeliebig irgend

etwas wegschneiden

kann, ohne dass

eine wesentliche

Veränderung vorsich geht.

(Max Lüthi)

„Es ist, wie wenn die

MärchengestaltenPapierfiguren

wären, bei denen manbeliebig irgend

etwas wegschneiden

kann, ohne dass

eine wesentliche

Veränderung vorsich geht.

(Max Lüthi)“

„Die Geschichte vom faulen Bären“ EINE MUSIKALISCHE ERZÄHLUNGFÜR SPRECHER, BASSTUBA UND ORCHESTER OP. 87 VON MARK LOTHARTEXT: ROLF BADENHAUSEN

„Vor langer Zeit besaßen noch nicht alle wilden Tiere und das zahmeHausvieh die zu ihnen passenden Schwänze. Sie mussten sich rechtplagen, denn im Frühling, besonders im Sommer wurden sie vonFliegen und Bremsen derart gestochen, dass sie sich ihrer kaumerwehren konnten. Nur der Löwe, der König der Tiere, hatte seinemAnsehen und seiner Würde entsprechend einen schönen langenSchweif mit einer Quaste. Als er von den Leiden seiner Untertanenerfuhr, dachte er nach, wie er ihnen helfen könne: Er ließ eineAuswahl der schönsten Schwänze aus allen Ländern kommen undverkündete, dass sich jedes Tier einen Schwanz nach Gefallen aus-suchen dürfe.“ Nun ja, die gute Absicht von König Löwe war sehrlobenswert, allein sie wurde nicht von jedem Tier beachtet. Derfaule Bär lag in seiner Höhle und brummte. Klar, dass er keinenSchwanz bekam. Rolf Badenhausen hat sich diese skurrileGeschichte ausgedacht, die von Mark Lothar fantasievoll und farbigfür Orchesterinstrumente gesetzt wurde. Als Soloinstrument ist, wiees sich für einen brummigen Bär gehört, eine Basstuba eingesetzt.

„Sterben für Anfänger“EIN MUSIKALISCHES KINDERSPIEL FÜRSÄNGER/ERZÄHLER UND SINFONIEORCHESTERVON LINARD BARDILL UND FORTUNAT FRÖLICH

Es ist langweilig im blauen Wunderland, denn Brummbär Beltramettimacht seine Winterruhe, und Zwerg Gimli schreibt an der blauenWunderlandchronik. Es ist zum Sterben langweilig. „Sterben kanngar nicht so langweilig sein, wie das, was ich da gerade durchma-che!“, sagt sich Doppelhase. „Besser ich sterbe ein wenig, dannhabe ich wenigstens etwas zu tun.“ Er legt sich mit dem Bauch überden Ast einer großen Tanne und stirbt, wie Hasen eben so sterben.Bald kommt ein Huhn und findet Sterben irgendwie cool, fragt, obes auch mal darf, und schließlich erscheint auch noch der Brummbär... Die Geschichte wird mit Liedern und Orchestermusik erzählt. DasOrchester spielt die Reise ins blaue Wunderland auf dem DrachenSpucko. Ein wilder, stürmischer Flug. Dann wird mit Musik erzählt,wie denn ein Hase so sterben könnte. Oder ein Huhn, oder ein Bär.Der Komponist Fortunat Frölich, der Bardills „Mondlieder“ schon fürklassisches Kammerorchester arrangiert hat, holt vomHollywoodsoundtrack bis zur experimentellen Neuen Musik so ziem-lich alles aus dem Orchester heraus, was es da zu holen gibt. FürKinder und Erwachsene eine abenteuerliche Reise in die Welt bil-derreicher Musik.

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MÄRCHEN ALSORCHESTERWERKEOHNE ERZÄHLER

SIKORSKI magzin|17

„Märchenpoem“ für Orchester von Sofia Gubaidulina„Märchenpoem“ von 1971 ist die Musik zueiner Rundfunksendung für Kinder nach demMärchen „Die kleine Kreide“ des tschechi-schen Schriftstellers Mazourek. „DasMärchen gefiel mir derart und erschien mirso symbolhaft für das Schicksal einesKünstlers, dass bei mir eine sehr persönlicheBeziehung zu dieser Arbeit entstand“, erklärtSofia Gubaidulina. Die mit viel Vergnügengeschriebene Musik kann auch selbstständigohne gesprochenen Text aufgeführt werden.Hauptperson dieses Märchens ist ein kleinesKreidestück, mit dem man auf Schultafelnschreibt. Die Kreide träumt davon, dass siewunderbare Schlösser, schöne Gärten mitPavillons und das Meer zeichnen wird. AberTag aus Tag ein wird sie gezwungen, irgend-welche langweiligen Wörter, Zahlen undgeometrische Figuren auf die Tafel zu malen.Dabei wird sie im Unterschied zu denKindern, die täglich wachsen, immer kleinerund kleiner. Allmählich verzweifelt die Kreideund verliert immer mehr die Hoffnung,irgendwann die Sonne oder das Meer zeich-nen zu dürfen. Sie wird bald so klein, dass siein der Schulklasse nicht mehr zu benutzen istund weggeworfen wird. Danach findet sichdie Kreide in totaler Finsternis wieder unddenkt, sie sei gestorben. Die angeblicheTodesfinsternis erweist sich jedoch als dieHosentasche eines Jungen. Die Kinderhandholt die Kreide ans Tageslicht und beginnt,mit ihr auf dem Asphalt Schlösser, Gärtenmit Pavillons und das Meer mit der Sonne zumalen. Die Kreide ist derart glücklich, dasssie gar nicht merkt, wie sie sich beimZeichnen dieser schönen Welt auflöst. Viele Imstrumentalwerke Sofia Gubaidulinashaben einen programmatischen Ansatz, soauch das Märchenpoem. Die Eindringlichkeitdes Märchens, die besondere musikalischeSprache Gubaidulinas und die klareStrukturierung des Werkes mache es auchKindern möglich, schnell einen intuitivenZugang zu den Klangräumen der NeuenMusik zu finden.

MÄRCHEN ALSORCHESTERWERKEOHNE ERZÄHLER

MÄRCHEN ALS ORCHESTERWERKE OHNE ERZÄHLER

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18|SIKORSKI magazin

Atterberg, KurtALADIN. Märchenoper in 3 Akten von Bruno Hardt-Warden

Auerbach, LeraDIE KLEINE MEERJUNGFRAU.Ballett. Kopenhagener FassungBallett. Hamburger Fassung

Bäck, Sven-ErikTHE TWILIGHT CRANE. Oper in einem Akt nach einem japanischen Märchen

Balantschiwadse, AndrejPANTELA.Musikalisches Märchen für Sprecher und Orchester

Bardill, LinardSTERBEN FÜR ANFÄNGER. Ein musikalisches Kinderspiel für Sänger /Erzähler und Sinfonieorchester

Bärenz, MartinPINOCCHIO. Kindermelodram

Baumann, Herbert RUMPELSTILZCHEN. Ballett nach den Gebrüdern GrimmRUMPELSTILZCHEN. Musikalisches Märchen nach denGebrüdern Grimm für Erzähler und Orchester ALICE IM WUNDERLAND.Ballett

Bergman, ErikDER SINGENDE BAUM. Oper in 2 Akten

Bittner, HansDIE ERRETTUNG FATMES. Spieloper für die Jugend nach W. Hauffs gleichnamigem Märchen

Cui, CésarDER GESTIEFELTE KATER.Märchenoper für Kinder in 2 Akten

Dargomyschski, AlexanderRUSSALKA.Oper in 4 Akten

Eggert, MoritzHELLE NÄCHTE. Oper nach Motiven aus „Märchen aus 1001 Nacht“ und„Mysterien“ von Knut Hamsun

Eisenmann, WillDIE KLEINE SEEJUNGFRAU.Ballettsuite nach dem Märchen von Anderson

Gubaidulina, SofiaMÄRCHENPOEMfür Orchester

Jan Müller-Wieland Slawa Ulanowski

Tigran Manssurjan Herbert Baumann

Sergej Prokofjew Krzysztof Meyer

Sofia Gubaidulina Moritz Eggert

Rolf Zuckowski Lera Auerbach

Dmitri Schostakowitsch Norbert Schultze

Jan Müller-Wieland

Sergej Prokofjew

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KATALOG: (Erwähnte und weitere Werke)

SIKORSKI magazin|19

Henze, Hans Werner L’UPUPA – UND DER TRIUMPH DERSOHNESLIEBE.Oper

Karetnikow, NikolaiTILL EULENSPIEGEL.Singspiel in 2 Akten (24 Szenen) von Pawl Lungin und NikolaiKaretnikow nach der „Legendevon Till Eulenspiegel“ von Charles de Coster KLEIN ZACHES GENANNT ZINNOBER.Suite aus dem Ballett „Klein Zaches genannt Zinnober“ op. 20

Knaifel, Alexander DAS GESPENST VON CANTERVILLE.Oper in 3 AktenRomantische Szenen für Sopran, Bass,Erzähler und KammerorchesterDAS MÄRCHEN VOM POPEN UND SEINEM KNECHT BALDA.Posse für Sopran, Bass und dreiInstrumentalisten

Larionowa, JelenaDIE MÜCKE UND DER SAMOWAR.Ballett in einem Akt Sinfonisches Märchen mit Sprecher

Lindner, TorstenKALIF STORCH. Märchen für Sprecher und Orchesternach Wilhelm Hauff

Lothar, MarkDIE GESCHICHTE VOM FAULEN BÄREN.Eine musikalische Erzählung fürSprecher, Basstuba und Orchester

Manssurjan, TigranDIE SCHNEEKÖNIGIN. Ballett in 2 Akten nach Hans-ChristianAndersens gleichnamigem Märchen

Meschwitz, FriederDAS MÄRCHEN VOM DICKENSCHNEEMANN UND DEM TAPFERENSCHNEEGLÖCKCHEN für Sprecher und Klavier

Meyer, KrzysztofDIE VERZAUBERTEN BRÜDER.Märchenoper

Müller-Wieland, JanDAS MÄRCHEN DER 672. NACHT.Oper in 6 Bildern für sieben Sänger und kleinesOrchester DER KLEINE RING. Musikalisches Märchen in 2 Akten für Kinder und Erwachsene DIE NACHTIGALL UND DIE ROSE.Kammeroper in einem Akt nach einemMärchen von Oscar Wilde ROTKÄPPCHENS SCHLAFLIED. Duett / Kinderopernszene

Offenbach, JacquesLE VOYAGE DANS LA LUNE.Märchenoper in 4 Akten

Ostendorf, Jens-PeterALICE IM WUNDERLAND. Musical für Kinder von Helmut Polixa frei nach denErzählungen „Alice im Wunderland“und „Alice hinter den Spiegeln“ vonLewis CarollDER FALSCHE PRINZ. Musiktheater für Kinder nach demMärchen von Wilhelm Hauff

Poser, HansTILL EULENSPIEGEL. Capriccio für Sopran, Tenor, Bariton,gem. Chor und Orchester

Prokofjew, SergejCINDERELLA.Ballett in 3 AktenDIE STEINERNE BLUME.Ballett in 3 Akten und einem Prolog nach einem Märchen von Pawel Baschow PETER UND DER WOLF.Sinfonisches Märchen für KinderPETER GEGEN DEN WOLF.Gerichtliches Lustspiel nach Prokofjews sinfonischem Märchen „Peter und der Wolf“PETER UND DER WOLF. Märchen für Kinder Fassung für sinfonisches BlasorchesterPETER UND DER WOLF. Musikalisches Märchen für KinderFassung für Kammerensemble

Reimers, TilmanDER FUCHS. Musical für Kinder und Erwachsene von Peter Labouvie (Text) und Stefanie Knöll (szenische Gestaltung) nach Motiven des „Reineke Fuchs“ von Johann Wolfgang von Goethe

Schapfl, NikolausDER KLEINE PRINZ. Oper in 2 Akten von Nikolaus Schapfl nach der gleichnamigen Erzählung vonAntoine de Saint-Exupéry

Schilling, Otto-ErichMISTER MIAU.Märchen-Musical

Schostakowitsch, Dmitri DIE NASE.Oper in 3 AktenDAS MÄRCHEN VOM POPEN UND SEINEM KNECHT BALDA. Suite für OrchesterDAS MÄRCHEN VOM POPENUND SEINEM KNECHT BALDA. Oper in 2 Akten nach einem Märchen von Puschkin

Schultze, NorbertDAS KALTE HERZ. Oper in 3 Aufzügen von Kurt E. Walternach Wilhelm Hauffs Märchen –Neuinstrumentierung 1983MAX UND MORITZ. Ouvertüre zum BallettSCHWARZER PETER. Eine Oper für kleine und große Leute in6 Bildern nach einem plattdeutschenMärchen "Erika" SCHWARZER PETER. Musicalfassung des Spiels für kleineund große Leute nach dem niederdeutschen Märchen "Erika"

Shchedrin, RodionDAS BUCKLIGE PFERDCHEN. Ballett in 4 Akten

Soerensen, BentDIE KLEINE MEERJUNGFRAUfür Sopran, Tenor, Mädchenchor undOrchester

Söring, Wolfgang DIE BREMER STADTMUSIKANTEN. Ein musikalisches Märchen für Sprecherund Orchester nach den GebrüdernGrimm (Worte: Lutz Lansemann) RUMPELSTILZCHEN.Ein musikalisches Märchen für Sprecher und Orchester nach denGebrüdern Grimm

Strawinsky, Igor DIE GESCHICHTE VOM SOLDATEN.Musikalisches Bühnenwerk für Sprecherund Kammerensemble

Tchemberdji, KatiaMAX UND MORITZ. Kammeroper von Katia Tchemberdjinach Wilhelm Busch in 2 Teilen und 7 Szenen

Tischtschenko, Boris MUCHA-ZOKOTUCHA.Sinfonisches Märchen für Orchesternach der von Kornej Tschukowski

Ulanowski, Slawa SCHNEEWITTCHEN UND DER RUSSISCHE PRINZ. Ein getanztes Märchen nach denGebrüdern Grimm

Weir, JudithDER BLONDE ECKBERT. Oper in 2 Akten nach Ludwig TiecksMärchen „Der blonde Eckbert“ Wulff, Adolf STROHHALM, KOHLE UND BOHNE.Kantate nach dem GrimmschenMärchen für Singstimme und Klavier

Zuckowski, Rolf / Niehaus, Hans /Eicke, WolframDER KLEINE TAG.Singspiel