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Abendmusiken in der Predigerkirche Lodovico Viadana Soprano: Miriam Feuersinger, Jessica Jans, Gunhild Lang-Alsvik Alto: Jan Börner, Dina König Tenore: Rolf Ehlers, Raphael Höhn, David Munderloh, Gerd Türk Basso: Lisandro Abadie, Markus Flaig Schola: Alvaro Etcheverry, Breno Quindere, Rui Stähelin, Valerio Zanolli Cornetto: Gawain Glenton, Núria Sanromà Gabàs Trombona: Claire MacIntyre, Noëlle Quartiero, David Yacus Fagotto: Giulia Genini Violino: Regula Keller, Cosimo Stawiarski Viola: Katharina Bopp Viola da Gamba: Brian Franklin, Randall Cook Violone: Armin Bereuter Tiorba: Paul Kieffer Organo, Spinettino: Christoph Anzböck Schwalbennestorgel: Joan Boronat Sanz Organo, Leitung: Jörg-Andreas Bötticher Sonntag 8. Januar 2017, 17 Uhr Predigerkirche Basel Eintritt frei, Kollekte

Lodovico Viadana - Abendmusiken Baselabendmusiken-basel.ch/Konzerte/2017/01.Viadana/Programmheft/2017... · in der Predigerkirche Lodovico Viadana Soprano: Miriam Feuersinger,

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Abendmusiken in der Predigerkirche

LodovicoViadanaSoprano: Miriam Feuersinger, Jessica Jans, Gunhild Lang-AlsvikAlto: Jan Börner, Dina KönigTenore: Rolf Ehlers, Raphael Höhn, David Munderloh, Gerd TürkBasso: Lisandro Abadie, Markus FlaigSchola: Alvaro Etcheverry, Breno Quindere,Rui Stähelin, Valerio ZanolliCornetto: Gawain Glenton, Núria Sanromà GabàsTrombona: Claire MacIntyre, Noëlle Quartiero, David YacusFagotto: Giulia Genini Violino: Regula Keller, Cosimo StawiarskiViola: Katharina BoppViola da Gamba: Brian Franklin, Randall CookViolone: Armin BereuterTiorba: Paul KiefferOrgano, Spinettino: Christoph AnzböckSchwalbennestorgel: Joan Boronat SanzOrgano, Leitung: Jörg-Andreas BötticherSonntag 8. Januar 2017, 17 UhrPredigerkirche BaselEintritt frei, Kollekte

Geboren um 1560 in Viadana (nahe Parma), nach ungesicherter Überlieferung aus dem späten 18. Jh. als Lodovico Grossi. Viadana bezeichnet sich in allen seinen Drucken allerdings als Lodovico Viadana.Zur Ausbildung (in Padua?) ist nichts genaueres bekannt. Vor 1590 (?) Eintritt in den Franziskaner Minoritenorden. Um 1590 Aufenthalt bei Herzog Alessandro Pico della Mirandola in Mirandola (nahe Modena); Viadana widmet ihm seine Canzonette a quatro voci ... (1590).

Etwa 1594–97 Maestro di Capella an der Kathedrale Mantua. Zu dieser Zeit ist die Hofkapelle des Herzogs Vincenzo Gonzaga sehr prominent besetzt, mit u. a. Giaches de Wert, Benedetto Pallavicino, Giovanni Gastoldi und Claudio Monteverdi. Intensive Kontakte zu den Hofmusikern scheint Viadana aber nicht gepflegt zu haben; Hof- und Stadtmusik waren in Mantua in hohem Masse voneinander getrennt.

Um 1600 hält Viadana sich in Padua und in Rom auf; genaueres dazu ist nicht bekannt. 1602 amtet er als Vikar im Kloster S. Luca nahe Cremona. 1602/03 ist er für kurze Zeit Maestro di Capella der Kathedrale in Reggio Emilia, wird aber bald wieder entlassen; 1608-09 ist er in gleicher Funktion in der Kathedrale in Concordia (nahe Venedig), sowie schliesslich 1610-12 in der Kathedrale Fano. ( > siehe Karte)

1614 Bestellung zum „Diffinitor“ (Visitator) der Franziskaner für die Provinz Bologna.Nach Konflikten mit Ordensbrüdern muss Viadana seinen Aufenthaltsort, das Kloster Viadana, verlassen. 1627 stirbt er im nahe gelegenen Kloster S. Andrea in Gualtieri.

Dem konfliktreichen, eher in die Provinz führenden Leben als Musiker, mit als Endstation das abgelegene Fano, steht eine erstaunliche Produktivität und ein ansehnlicher Erfolg des Komponisten Viadana gegenüber. Bis 1619 erscheinen in dichter Folge über 30 Drucke, die teilweise hohe Auflagen erreichen und auch im Ausland (namentlich in Deutschland) Verbreitung finden und nachgedruckt werden:

1588 Vespertina omnium Solemnitatum ... (sechs weitere Auflagen bis 1611)1590 Canzonette a quattro voci ...1594 Canzonette a tre voci ...1596 Falsi Bordoni a cinque voci …1596 Missarum cum quattuor vocibus … Liber primus (8 weitere Auflagen; 1625 ein Nachdruck in Antwerpen)1597 Completorium Romanum a otto voci … 1597 Motecta Festorum totius anni a otto voci, Op. X1598 Missa Defunctorum a tre voci … 1600 Officium Defunctorum a quattro voci, Op. XI (2 weitere Editionen)1602 Cento Concerti Ecclesiastici, Op. XII (bis 1612 sieben weitere Editionen; 1609 ein Nachdruck bei N. Stein in Frankfurt)1604 Salmi a cinque voci… Op. XIII (mehrere Auflagen; 1610 Nachdruck bei N. Stein in Frankfurt) ... Und so weiter; ab 1597 setzt Viadana Opuszahlen ein und kommt bis Opus XXVIII: 1612 Salmi Campagnoli a quattro voci ...Op. XXVI1612 Salmi a quattro chori … Op. XXVII 1612 Falso Bordoni a quattro v. Op. XXVIII1615 Centum Sacri Concentus a una voce …

Das Spektrum reicht von „Gebrauchsmusik“, wofür es zu Anfang des 17. Jh. einen grossen Markt gibt, bis zu aufwändigen Publikationen wie die Salmi a quattro chori … Op. XXVII (1612).

Lodovico Viadana

Anonym, frühes 17. Jh (?):Fra Lodovico Viadana Chiese Santa Maria del Castello, Viadana

Literatur:Federico Mompellio: Lodovico Viadana, Firenze 1967

Norditalien im 17. Jh.Einige Stationen Viadanas rot unterstrichen.

Auf Lodovico Viadana (geboren ca. 1560 in Viadana bei Parma – gestorben 1627 in Gualtieri bei Viadana) trifft zu, was man bei den Abendmusiken in der Predigerkirche von vielen Komponisten sagen kann: „Berühmt - aber nicht bekannt“. Berühmt sind Viadanas „Cento concerti ecclesiastici“ von 1602, aber wer kennt sie wirklich? Berühmt ist auch die Überlieferung, nach der er der „Erfinder des Generalbasses“ gewesen sei, aber wer kennt die Vorgeschichte und kann wirklich sagen, ob das stimmt? Auch wird immer wieder fortgeschrieben, seine 4-chörigen Psalmen seien seine besten Kompositionen – wer aber kann das beurteilen, wenn man sie doch fast nie hört?

Der KomponistEin ruheloser Geist muss dieser Viadana gewesen sein. Die Reihe seiner beruflichen Stationen ist lang: Mantua, Padua, Rom, Cremona, Concordia (bei Venedig), Fano, Busseto u.a.m. In Mantua waren gleichzeitig seine berühmten Zeitgenossen Monteverdi, Gastoldi und Salomone Rossi tätig. Schon vor 1588 scheint er der Observanten-Bewegung des Franziskaner-Ordens beigetreten zu sein. Sein musikalisches Œuvre ist ausserordentlich umfangreich und zum grössten Teil der Kirchenmusik gewidmet: Messen, Litaneien, Lamentationen, Psalmen; nur die zwei Bücher mit 3- und 4-stimmigen Canzonetten von 1590 und 1594 sowie der einzige Druck mit Instrumentalmusik, die „Sinfonie musicali“ von 1610, bilden eine Ausnahme. Das Gesamtwerk ist zu einem viel höheren Grad erhalten als bei vielen Komponisten jener Zeit. Eine umfassende Würdigung seiner Bedeutung

für die Musikgeschichte kann aber erst erfolgen, wenn es mehr moderne Editionen und infolgedessen mehr Aufführungen seiner Musik geben wird.

Psalmen für die VesperDie Psalmen, die im Mittelpunkt des heutigen Konzerts stehen, sind für eine sehr spezielle, aufwändige Besetzung geschrieben und vom Komponisten mit höchst informativen Hinweisen zu ihrer Aufführung versehen („Modo di concertare i detti salmi“); sie sind 10 Jahre nach jenen epochalen „Concerti ecclesiastici“, also 1612 als Viadanas “opera XXVII“ in Venedig gedruckt worden, nicht in Partitur, sondern in 20 (!) einzelnen Stimmheften – der Leiter der Aufführung hatte nur die Orgel-Generalbass-Stimme vor sich. Der Titel der Sammlung lautet „Salmi a quattro chori per cantare e concertare nelle gran Solennità di tutto l’anno, con il Basso continuo per sonar nell‘ Organo“.

Psalmen-Kompositionen und -Drucke waren in der Zeit um 1600 in Italien besonders in Mode. Ihren „liturgischen Ort“ haben Psalmen u.a. in der Vesper, dem Abendgebet des Officiums, des klösterlichen Stundengebets. Neben der Messe entwickelte sich die Vesper zu einem Schwerpunkt der Gottesdienstfeierlichkeiten der Katholischen Kirche. Gerade zu Viadanas und Monteverdis Zeit wurde die Vesper in grossen Kirchen und von Bruderschaften besonders üppig gefeiert – sie hatte sich, oft verbunden mit einer Prozession, mehr und mehr zu einem musikalischen, ja sogar gesellschaftlichen Ereignis von hohem Prestige-Wert entwickelt – aus dem geschlossenen Klosterleben war sie an die Öffentlichkeit

getreten. Das formgebende Element in ihrem Ablauf waren die (in der Regel) fünf Psalmen und ihre Antiphonen sowie der Hymnus; den Höhepunkt bildete das Magnificat, die Vertonung des Lobgesangs Marias aus dem Lukas-Evangelium. Dieses „Canticum Mariae“ gehört zu den „Ordinariums“-Teilen, die bei jeder Vesper während des Kirchenjahres gleich bleiben, während Psalmen und Antiphonen, je nach Festtag, wechseln und deshalb die „Propriums“-Teile genannt werden. Gewisse Psalmen aber kommen während des Kirchenjahres besonders häufig vor, an Sonntagen und Hochfesten sind es die Psalmen 109-112 sowie 113 oder 116. Genau diese, im ganzen neun der gebräuchlichsten Psalmen sowie das Magnificat (oft in zwei Versionen, eine für den Vorabend, die andere für den Abend des Tages selbst) sind der Inhalt von diversen

Drucken dieser Zeit, so auch von Viadana’s Publikation von 1612, – es handelt sich um eine Art musikalisches Reservoire für die besonders festliche musikalische Ausgestaltung eines Vesper-Gottesdienstes in grossen Kirchen oder „Scuole“ (Bruderschaften), die über die entsprechenden personellen Kräfte verfügten. Das Programm der heutigen Aufführung stellt die betreffenden Stücke aus Viadanas „Salmi a quattro chori“ zu einer vollständigen Vesper zusammen und ergänzt sie vor den Psalmen mit Gregorianischen Antiphonen für den Tag des 6. Januar, das Fest der „Erscheinung des Herrn“ („Epiphanias“) bzw. der „Anbetung der Heiligen drei Könige“ („Dreikönigs-Fest“), den traditionellen Abschluss der Weihnachtszeit. Nach den Psalmen erklingen Kompositionen aus anderen Drucken Viadanas. Dass seine Psalmen-Sammlung nicht als

zusammenhängender Zyklus konzipiert ist, geht schon aus der Tatsache hervor, dass die einzelnen Stücke in verschiedenen Tonarten stehen. Die Antiphonen haben u.a. die Aufgabe, in die Tonarten der folgenden Werke einzuführen.

Konzertierender StilVieles von dem, was wir heute für typisch „barock“ halten (also für die Zeit nach 1600), hat sich bereits längere Zeit vorher, mindestens während der letzten 20 Jahre des 16. Jahrhunderts, in Komposition und musikalischer Aufführung vorbereitet - nicht nur das solistische Musizieren oder das Generalbass-Wesen, sondern auch die sogenannte „Mehrchörigkeit“ und damit das „konzertierende Prinzip“ in der Musik. Mit dem Terminus „concerto“ verbinden wir heute allzu leicht nur das Solo-Konzert mit Begleitung. Ursprünglich heisst „con-certo“ aber lediglich so viel wie harmonischer Zusammenklang, nicht viel anders als die damaligen Begriffe „syn-phonia“ oder „con-centus“; manchmal bezeichnet es auch das Ensemble, das diese Musik aufführt (verwandt mit dem englischen „consort“). Entscheidend dabei war das neue Element eines klanglichen Kontrasts, eines musikalischen Dialogs zwischen zwei unterschiedlichen Klanggruppen, eines abwechselnden Gegen- und Miteinanders, egal ob vokal-instrumental oder vokal-vokal oder gross- bzw. klein-besetzt o.ä.. Dass dabei ein „Tutti“- (oder „Ripieno“-) Abschnitt immer mit der Dynamik „forte“, ein „Solo“- (oder „concertato“-) Abschnitt mit „piano“ konnotiert war, verstand sich von selber und musste nicht extra notiert werden.

Diese so typisch „barock“ erscheinende Kompositionsweise ist erstens nicht auf der Ebene des solistischen, sondern des chorischen Musizierens und zweitens nicht erst nach 1600, sondern bereits wesentlich früher entstanden. Die wichtigsten Renaissance-Komponisten, die mit dieser „Cori spezzati“-Kompositionstechnik experimentiert haben, sind mit Venedig und den dafür besonders geeigneten beiden Musiker-Emporen im Markusdom verbunden: Bereits 1550 veröffentlichte Adrian Willaert seine Vesperpsalmen, in denen die Zweichörigkeit (und damit ein antithetisches, Spannung erzeugendes Prinzip) eine wichtige Rolle spielt; und die erste Veröffentlichung, die den zukunftsträchtigen Titel „Concerto“ trägt, ist Andrea und Giovanni Gabrielis Sammlung von vokal-instrumentaler Ensemblemusik aus dem Jahr 1587. Mit dem jüngeren Gabrieli (Giovanni) verbindet man heute im allgemeinen die Blütezeit der Mehrchörigkeit – aber das Prinzip wirkt weiter, über Monteverdis 7. Madrigalbuch („Concerto“) und J. S. Bachs Motetten und Matthäus-Passion hinaus bis hin zum Verdi-Requiem.

Das bedeutendste Element bei diesem Streben nach Klang, Klangfülle und Klangdifferenzierung ist der Einbezug des Raumes, der einen zukunftweisenden Faktor in die Kompositionsgeschichte bringt. Neu ist also Viadanas Gross-Dimensionierung „per quattro chori“ im Jahr 1612 keineswegs. Hingegen sind zwei andere Punkte bemerkenswert: 1.) Die beiden strukturell wichtigen Chöre 1 und 2 dieser Psalmen sind verschieden besetzt, nämlich Chor 1 mit fünf Solo-Sängern, dagegen der vierstimmige Chor 2 mit beliebig

vielen (ca. 20 bis 30) vokalen und instrumentalen Kräften – der klangliche Kontrast ist evident. 2.) Die Stücke können, je nach Situation, mit mehr oder weniger Chören musiziert werden. Ihre grösste Wirkung entfalten sie zwar mit starker Besetzung in grossen Räumen, und doch möchte der Komponist nicht ausschliessen, dass sie auch von Kapellen mit weniger üppigen Dimensionen aufgeführt werden können. Vielleicht war es auch der Verleger des Drucks, Giacomo Vincenti in Venedig, dem es aus verkaufstechnischen Gründen ein Anliegen war, Aufführungen auch im kleineren Rahmen zu ermöglichen, und zwar durch einen „ad libitum“-Hinweis im erwähnten Nachwort: Während also Chor 1, der „Favoritchor“, aus fünf Vokalsolisten mit Generalbass besteht, und Chor 2, die „Capella“, die Rolle des Tutti-Gegenpols übernimmt, dienen die Chöre 3 und 4 hauptsächlich der klanglichen Prachtentfaltung im Raum, sie werden nie ohne Chor 2 eingesetzt und verstärken diesen lediglich – eine Art „forte“-Register. Also können sie zur Not, ohne die musikalische Substanz der Werke zu gefährden, weggelassen (oder, wie in unserer Aufführung) etwas reduziert werden, allerdings bei genauer Beachtung der von Viadana angegebenen Stimmverteilung. Dass in diesem Zusammenhang Singstimmen durch Instrumente ersetzt werden können, ist schon damals eine Praxis von längerer Geschichte gewesen; in unserem Falle sind die in Frage kommenden Instrumente vom Komponisten genau aufgelistet. Alles käme, sagt Viadana, auf die Qualität des fünfstimmigen Solo-Ensembles, des 1. Chores, an („…tutto il negotio stà in cantar bene il detto Primo Choro à Cinque“). Aber ebenso wie

eine Reduktion der Aufführungskräfte, so ist auch eine Erweiterung möglich: Chor 2 sowie die Ripieno-Chöre 3 und 4 können für eine Aufführung in grossen Räumen verdoppelt werden, womit sich die Gesamtzahl der Chöre auf sieben erhöht (!). Bei jeder Realisierung ist besonders wichtig die Verteilung der Chöre im Raum, wozu Viadana ebenfalls genaue Anweisungen gibt. Die räumliche Disposition der Predigerkirche legt es für unsere Aufführung nahe, Chor 1 und die Haupt-Orgel in der Mitte zu positionieren, Chor 2 (die Capella) links, Chor 3 (der hohe Ripien-Chor) rechts, Chor 4 (der tiefe Ripien-Chor) auf dem Lettner; die Choral-Schola für die Antiphonen des Gregorianischen Gesangs sowie der separat notierte Canto im Magnificat erklingen aus dem Chorraum.

Unter den genannten 20 Stimmbüchern unserer Psalmen sind drei Generalbass-Stimmen: eine für den hohen Ripien-Chor („Terzo Coro Acuto“) mit dem Titel „Basso per l‘Organo all‘ Ottava alta“, eine für den tiefen Ripien-Chor („Quarto Coro Basso“) mit dem Titel „Basso per l‘ Organo all‘ Ottava bassa“ sowie eine General-Bassstimme im Folio-Format für den Hauptorganisten, der das Geschehen von Favoritchor und Capella begleitet und die Aufführung leitet.

Vom dialogischen Musizieren auf „Chor“-Ebene hat sich die Entwicklung auf die Ebene des Solistischen verlagert – zuerst auf vokalem Gebiet („Concerti ecclesiastici“ gibt es von Andrea Gabrieli und Adriano Banchieri schon seit ca. 1590), später dann auf instrumentalem Gebiet (Canzonen und Sonaten des Frühbarock für ein

oder zwei „Solo“-Instrumente und Generalbass). Im heutigen Programm sind die Stücke, die als Ersatz für die Antiphonen nach den Psalmen dienen, so ausgewählt, dass möglichst viele Facetten im Œuvre Viadanas aufscheinen: Die „Cento concerti ecclesiastici“ vertreten den solistischen Gesang, die „Canzone francese in Risposta“, das einzige Instrumentalstück aus dieser Sammlung, steht für die instrumentale Komposition für einen „Chor“ mit vier konzertierenden Stimmen und Bass, wobei sich durchgehend zwei und zwei Stimmen dialogisierend gegenüberstehen und „antworten“ (eine Art „Zweichörigkeit im Mini-Format“) und die Sinfonia a 8 „La Mantovana“ zeigt das Wechselspiel von zwei vierstimmigen Instrumentalchören (alle Stücke dieser einzigen Sammlung in Viadanas Gesamtwerk mit Instrumentalmusik haben Titel nach italienischen Städten), Die Vesper schliesst mit der zur Weihnachtszeit gesungenen marianischen Antiphon „Alma Redemptoris Mater“ in einer vierstimmigen a capella-Fassung von Felice Anerio (1560–1614), dem Nachfolger G.P. Palestrinas an der päpstlichen Kapelle in Rom.

Eine spezielle Kompositionstechnik kommt im einleitenden „Deus in adiutorium meum intende“ zur Anwendung: der Falsobordone. Dieses akkordische Rezitieren des Chores, das aus zahlreichen Werken der Zeit, u.a. aus Monteverdis Marienvesper von 1610, bekannt ist, löst zwei Probleme, denen sich die Komponisten damals ausgesetzt sahen: Erstens kann man in textreichen Sätzen wie z.B. den Psalmen auf relativ engem Raum viel Text „unterbringen“, und zweitens ist durch die gemeinsame

Aussprache aller Stimmen die Textverständlichkeit gewährleistet – und dies war ja eine der Hauptforderungen des Trienter Konzils und damit eine der wichtigsten musikbetreffenden Maximen der Gegenreformation.

Basso continuoAb 1602 ist der „Basso continuo per Sonar nell’Organo“, wie es in den „Cento concerti“ und auch in unseren Psalmen von 1612 heisst (siehe Abbildung), konstitutiv für alle Werke Viadanas. Auch hier gilt, was bei den anderen „modernen“ Erscheinungen um 1600 der Fall ist: Sie sind nicht über Nacht da, sondern haben sich über eine Zeit von 20 und mehr Jahren entwickelt. Ob eher das fortschreitende harmonische Denken der Komponisten in Dreiklängen, wie es seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zu beobachten ist, zum Generalbass oder eher der Generalbass zum harmonischen Konzipieren des Tonsatzes geführt hat, ist schwer zu sagen. Der kompositorische Prozess geht nun nicht mehr von der Tenor-, sondern von der Bass-Ebene aus, über der sich die Akkorde aufbauen; über diesem „tektonischen Unterbau“ können sich die Oberstimmen umso freier, text-ausdeutender und expressiver entfalten. Die Trennung von vokaler und instrumentaler Ausführung ist gänzlich vollzogen: Während im 16. Jahrhundert der häufig anzutreffende Hinweis „Zum Singen und Spielen auf allerlei Instrumenten“ den Ausführenden viel Freiheit in Besetzungsfragen lässt, ist die Realisierung des Generalbasses eine rein instrumentale Sache. Und darüber hinaus ist die Orgelbegleitung keine ad libitum-Praxis mehr bei Aufführungen von (motettischen) a capella-Sätzen älterer Schule, sondern der Generalbass

ist nun ein integrierender Bestandteil der (modernen, konzertanten) Komposition.

So wenig Viadana der Erste war, der in diesem Sinne komponierte, so unbestritten ist es, dass die Benennung als „Basso continuo“ zum ersten Mal bei ihm in Erscheinung tritt, und zwar nur im Titel der genannten „Cento concerti“ 1602, während das Orgel-Stimmbuch lediglich mit „Basso per sonar nell‘ Organo“ bezeichnet ist (eine Formulierung, die bei anderen Komponisten bereits vor 1602 auftaucht); im berühmten und viel zitierten Vorwort dieser Sammlung wird überhaupt nicht weiter darauf eingegangen. Schon fünf Jahre später, 1607, bringt der Fugger-Organist Gregor Aichinger aus Augsburg seine eigenen „Cantiones ecclesiasticae“ im Druck heraus und windet im Vorwort seinem Vorbild Viadana folgendes Kränzlein: „Also hat man newlichen in Italia ein sonderbaren modum componendi erdacht…, welche es nuhn vor andren gar schön und fürtrefflich praestiert hat Ludovicus Viadana, welchem Viadanae ich in gegenwertigen opusculo hab wöllen nachfolgen…“ Für die Legendenbildung von der „Erfindung des Generalbasses“ durch Viadana spielen dann drei Stationen eine entscheidende Rolle: 1.) der Nachdruck der „Cento concerti“ in Frankfurt (schon ab 1609), in dem der Verleger Nikolaus Stein dreimal die „neue Erfindung“ Viadanas unterstreicht, während der italienische Originaltitel von 1602 mit „nova inventione“ nur soviel ausdrückt wie „neu komponiert“ (und nicht nur neu herausgegeben). 2.) In Michael Praetorius‘ „Syntagma musicum“ von 1619, dem wortreichsten Zeitzeugnis der deutschen Übernahme italienischer

Vorbilder, ist der Erfinderruhm dann bereits verfestigt: „Der treffliche Musico Ludovico Viadana, novae inventionis primario“, habe diese Art, „mit einer, zween, dreyen oder vier Stimmen allein in eine Orgel, Regal, oder ander dergleichen FundamentInstrument zu singen, erfunden“. Von da an wurde weiter und weiter abgeschrieben: 3.) zuerst von Wolfgang Caspar Printz, 1690, dann wörtlich von Johann Gottfried Walther, einem Cousin J. S. Bachs, in seinem ersten deutschsprachigen Musiklexikon von 1732. Seitdem gilt Viadana als Erfinder des Generalbasses, obwohl dieser grundlegende Wechsel der Musikauffassung, der Komposition und der Aufführung vor und um 1600 schlechterdings nicht das Werk eines Einzelnen gewesen sein kann. So entstehen Legenden.

Das heutige Programm möchte nicht nur die schwer aufzuführenden und selten zu hörenden vierchörigen Psalmen aus dem Jahr 1612 zum Klingen bringen und damit einen Akzent zum Ende der Weihnachtszeit setzen, sondern auch das musikalische Bild einer Vesper um 1600 nachzeichnen, ganz im Sinne eines Beitrags dazu, dass, über die Berühmtheit des Komponisten Lodovico Viadana hinaus, auch die Bekanntheit seiner Werke ein wenig zunimmt.

Peter Reidemeister

Eine Vesper zu Epiphanias

Domine ad adjuvandumAus: SALMI A QUATTRO CHORI per cantare, e concertare nelle gran Solennità di tutto l‘Anno, con il Basso continuo per sonar nell‘Organo di Lodovico Viadana / Maestro di Capella nel Domo di Fano. Opera XXVII Nouamente composta, & data in luce ... Venedig, 1612Text: Gregorianik; Psalm 69 (70), 2; Gloria Patri (4. Jh.)

Intonatio. Deus in adjutorium meum intende.Domine ad adjuvandum me festina. Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto. Sicut erat in principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. Alleluia. Laus tibi Domine Rex aeternae gloriae.

Eile / Gott / mich zu erretten / Herr mir zu helfen. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heilgen Geiste / Wie es war im Anfang / jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Alleluia. Lob sei Dir / Herr / König der ewigen Herrlichkeit.

Dixit DominusAus: SALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Text: Gregorianik; Psalm 109 (110), Übersetzung: M. Luther, 1545

Antiphona. Ante luciferum genitus, et ante saecula, Dominus salvator noster hodie mundo apparuit.

Psalmus. Dixit Dominus Domino meo: Sede a dextris meis. Donec ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum.Virgam virtutis tuae emittet Dominus ex Sion: dominare in medio inimicorum tuorum.Tecum principium in die virtutis tuaein splendoribus sanctorum:ex utero, ante luciferum, genui te.

Juravit Dominus, et non poenitebit eum:Tu es sacerdos in aeternumsecundum ordinem Melchisedech.Dominus a dextris tuis;confregit in die irae suae reges.Judicabit in nationibus, implebit ruinas;conquassabit capita in terra multorum.

Gezeugt vor dem Morgenstern und vor aller Zeit, ist der Herr, unser Heiland, heute der Welt erschienen.

Der Herr sprach zu meinem Herrn / Setze dich zu meiner Rechten / Bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füsse lege. Der Herr wird das Scepter deines Reichs senden aus Zion / Herrsche vnter deinen Feinden.Nach deinem Sieg / wird dir dein Volck williglich opffern / in heiligem Schmuck Deine Kinder werden dir geborn / wie der Thaw aus der Morgenröte. Der Herr hat geschworen / vnd wird jn nicht gerewen / Du bist ein Priester ewiglich / nach der weise Melkisedek.Der Herr zu deiner Rechten / Wird zeschmeissen die Könige / zur Zeit seines Zorns. Er wird richten vnter den Heiden Er wird grosse Schlacht thun / Er wird zeschmeissen das Heubt vber grosse Lande.

De torrente in via bibet; propterea exaltabit caput.

Gloria Patri et filio et Spiritui sancto,sicut erat in principio et nunc et semperin saecula saeculorum. Amen.

Er wird trincken vom Bache auff dem Wege / Darumb wird er das Heubt empor heben.Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist / Wie es war im Anfang / jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Concerto in loco antiphonaeQuem vidistis pastoresAus: CENTO CONCERTI ECCLESIASTICI / A Una, a Due, a Tre, et a Quattro voci, con il Basso Continuo per sonar nell‘Organo, nova inventione commoda per ogni sorte de Cantori, et per gli Organisti. Di Lodovico Viadana. Opera Duodecima. Venedig 1602 (und weitere Editionen)Text: Responsorium zu Weihnachten. Besetzung: Soprano, Continuo

Quem vidistis, pastores? Dicite, annuntiate nobis, in terris quis apparuit? Natum vidimus, et choros Angelorum collaudantes Dominum. Alleluia.

Wen habt ihr gesehen, ihr Hirten? Saget, kündet es uns, wer ist auf Erden erschienen? Wir sahen ihn geboren, und Engelschöre die da lobten den Herrn. Halleluia.

SALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Erläuterungen in der Continuostimme: Modo di concertare i detti salmi ...

Confitebor tibiSALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Antiphon; Psalm 110 (111), Übersetzung: M. Luther, 1545

Antiphona. Hodie caelesti sponso juncta est ecclesia, quoniam in Jordane lavit Christus ejus crimina: currunt cum muneribus Magi ad regales nuptias et ex aqua facto vino laetantur convivae. Alleluia.

Psalmus. Confitebor tibi, Domine, in toto corde meo, in consilio justorum, et congregatione.Magna opera Domini: exquisita in omnes voluntates ejus.Confessio et magnificentia opus ejus,et justitia ejus manet in sæculum sæculi.

Memoriam fecit mirabilium suorum,misericors et miserator Dominus.

Escam dedit timentibus se; memor erit in sæculum testamenti sui.Virtutem operum suorum annuntiabit populo suo, ut det illis hæreditatem gentium.Opera manuum ejus veritas et judicium.Fidelia omnia mandata ejus, confirmata in sæculum sæculi, facta in veritate et æquitate.

Redemptionem misit populo suo; mandavit in æternum testamentum suum.

Sanctum et terribile nomen ejus.Initium sapientiæ timor Domini;intellectus bonus omnibus facientibus eum: laudatio ejus manet in sæculum sæculi. Gloria Patri ...

Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird zu Wein und erfreut die Gäste. Halleluja.

Jch dancke dem Herrn von gantzem Hertzen / Jm Rat der fromen / vnd in der Gemeine.Gros sind die Werck des Herrn / Wer jr achtet /der hat eitel Lust dran.Was er ordnet / das ist löblich vnd herrlich / Vnd seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich.Er hat ein Gedechtnis gestifftet seiner Wunder / Der gnedige vnd barmhertzige Herr.Er gibt Speise denen so jn fürchten / Er gedencket ewiglich an seinen Bund.Er lesst verkündigen seine gewaltige Thatten seinem Volck / Das er jnen gebe das Erbe der Heiden.Die Werck seiner Hende sind warheit vnd recht / Alle seine Gebot sind rechtschaffen. Sie werden erhalten jmer vnd ewiglich / Vnd geschehen trewlich vnd redlich.Er sendet eine Erlösung seinem Volck / Er verheisset / das sein Bund ewiglich bleiben sol.Heilig vnd hehr ist sein Name / Die furcht des Herrn ist der Weisheit anfang. Das ist ein feine klugheit / wer darnach thut / Des lob bleibet ewiglich. Ehre sei dem Vater ...

Sinfonia in loco antiphonaeLa Mantovana Aus: SINFONIE MUSICALI / a otto voci / di Lodovico Viadana / Commode per concertare con ogni sorte di stromenti / Con il suo Basso generale per l’Organo … Opera XVIII. Venedig 1610

Beatus VirSALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Text: Antiphon; Psalm 111 (112), Übersetzung: M. Luther, 1545

Antiphona. Venit lumen tuum, Jerusalem, et gloria Domini super te orta est, et ambulabunt gentes in lumine tuo.Alleluia.

Psalmus. Beatus vir qui timet Dominum:in mandatis ejus volet nimis.Potens in terra erit semen ejus;generatio rectorum benedicetur.Gloria et divitiæ in domo ejus,et justitia ejus manet in sæculum sæculi.

Exortum est in tenebris lumen rectis:misericors, et miserator, et justus.

Jucundus homo qui miseretur et commodat; disponet sermones suos in judicio: quia in æternum non commovebitur.In memoria æterna erit justus;ab auditione mala non timebit.Paratum cor ejus sperare in Domino,confirmatum est cor ejus;non commovebitur donec despiciat inimicos suos.Dispersit, dedit pauperibus;justitia ejus manet in sæculum sæculi:cornu ejus exaltabitur in gloria.Peccator videbit, et irascetur;dentibus suis fremet et tabescet:desiderium peccatorum peribit.Gloria Patri …

Dein Licht ist gekommen, Jerusalem, und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir. Die Völker ziehen hin zu deinem Licht. Halleluja.

Wol dem / der den Herrn fürchtet / Der grosse Lust hat zu seinen Geboten. Des Same wird gewaltig sein auff Erden / Das Geschlecht der fromen wird gesegenet sein. Reichthum vnd die fülle wird in jrem Hause sein / Vnd jre Gerechtigkeit bleibet ewiglich.Den Fromen gehet das Liecht auff im Finsternis / Von dem Gnedigen / Barmhertzigen / vnd Gerechten.Wol dem der barmhertzig ist / vnd gerne leihet /Vnd richtet seine Sachen aus / das er niemand vnrecht thue.Denn er wird ewiglich bleiben / Des Gerechten wird nimer mehr vergessen.Wenn eine Plage komen wil / so fürcht er sich nicht / Sein Hertz hoffet vnverzagt auff den Herrn. Sein Hertz ist getrost vnd fürcht sich nicht / Bis er seine Lust an seinen Feinden sihet.Er strewet aus / vnd gibt den Armen / Seine Gerechtigkeit bleibet ewiglich / sein Horn wird erhöhet mit Ehren. Der Gottlose wirds sehen / vnd wird jn verdriessen / Seine Zeene wird er zusamen beissen / vnd vergehen / Denn was die Gottlosen gerne wolten / das ist verloren. Ehre sei dem Vater …

Concerto in loco antiphonaeTria sunt muneraAus: CONCERTI ECCLESIASTICI / A Vna, à Due, à Tre, & à Quatro voci / Con il Baſſo continuo per Sonar nell’Organo / di Lodovico Viadana … Libro Secondo. Venedig 1607. Text: Responsorium zu Epiphanias

Tria sunt munera pretiosa quae obtulerunt magi domino in die ista. Et habent in se divina mysteria: in auro ut ostendatur regis potentia; in thure sacerdotum magnum considera et in myrrha dominicam sepulturam.

Drei kostbare Gaben brachten die Weisen dem Herrn an jenem Tag. Sie bergen in sich göttliche Geheimnisse: Im Gold zeigt sich des Königs Macht. Im Weihrauch betrachte den Hohepriester, in der Myrrhe das Begräbnis des Herrn.

Laudate PueriAus: SALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Antiphon; Psalm 112 (113), Übersetzung: M. Luther, 1545

Antiphona. Apertis thesauris suis obtulerunt Magi Domino aurum, thus et myrrham, alleluia.

Psalmus. Laudate, pueri, Dominum;laudate nomen Domini.Sit nomen Domini benedictum ex hoc nunc et usque in sæculum.A solis ortu usque ad occasum laudabile nomen Domini.Excelsus super omnes gentes Dominus,et super cælos gloria ejus.Quis sicut Dominus Deus noster, qui in altis habitat, et humilia respicit in cælo et in terra?Suscitans a terra inopem, et de stercore erigens pauperem:ut collocet eum cum principibus, cum principibus populi sui.Qui habitare facit sterilem in domo,matrem filiorum lætantem. Aleluia.Gloria Patri …

Sie traten in das Haus und taten ihre Schätze auf: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Halleluja.

Lobet jr Knecht des Herrn / Lobet den Namen des Herrn. Gelobet sey des Herrn Name / Von nu an bis in ewigkeit.Von Auffgang der Sonnen bis zu jrem Nidergang / Sey gelobet der Name des Herrn.Der Herr ist hoch vber alle Heiden / Seine Ehre gehet so weit der Himel ist.Wer ist wie der Herr vnser Gott? Der sich so hoch gesetzt hat. Vnd auff das Nidrige sihet / Jn Himel vnd Erden.Der den Geringen auffrichtet aus dem staube / Vnd erhöhet den Armen aus dem kot. Das er jn setze neben die Fürsten / Neben die fürsten seines Volcks.Der die Vnfruchtbare im Hause wonen macht / Das sie ein fröliche Kindermutter wird / Haleluia.Ehre sei dem Vater …

Canzona in loco antiphonaeCanzone francese in RispostaAus: CENTO CONCERTI ECCLESIASTICI ... Venedig 1602Besetzung: Violino, Cornetto e due Tromboni

Nisi dominusSALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Gregorianik; Psalm 126 (127), Übersetzung: M. Luther, 1545

Antiphona. Maria et flumina, benedicite Domino: hymnum dicite, fontes, Domino. Alleluia.

Psalmus. Nisi Dominus ædificaverit domum, in vanum laboraverunt qui ædificant eam.Nisi Dominus custodierit civitatem,frustra vigilat qui custodit eam.Vanum est vobis ante lucem surgere:surgite postquam sederitis,qui manducatis panem doloris.Cum dederit dilectis suis somnum,ecce hæreditas Domini, filii; merces, fructus ventris.Sicut sagittæ in manu potentis, ita filii excussorum.Beatus vir qui implevit desiderium suum ex ipsis: non confundetur cum loquetur inimicis suis in porta. Gloria Patri …

Preist den Herrn, ihr Meere und Ströme; ihr Quellen, singt ihm ein Loblied. Halleluja.

Wo der Herr nicht das Haus bawet / So erbeiten vmb sonst / die dran bawen.

Wo der Herr nicht die Stad behütet / So wachet der Wechter vmb sonst.Es ist vmb sonst / das jr früe auffstehet / vnd hernach lang sitzet / vnd esset ewer Brot mit sorgen / Denn seinen Freunden gibt ers schlaffend.Sihe / Kinder sind eine Gabe des Herrn / Vnd Leibes frucht ist ein Geschenck.Wie die Pfeile in der hand eines Starcken Also geraten die jungen Knaben.Wol dem / der seine Köcher derselben vol hat / Die werden nicht zu schanden wenn sie mit jren Feinden handeln im Thor. Ehre sei dem Vater …

CENTO CONCERTI ECCLESIASTICI ... (1. Auflage Venedig 1602)Novamente in questa sesta impressione, con ogni diligenza corretti.Opera Dvodecima.(6. Auflage Venedig 1608)

Concerto in loco antiphonaeO Jesu dulcis memoriaAus: CENTO CONCERTI ECCLESIASTICI ... Venedig 1602Text: Hymnus, 12 Jh., Bernhard von Clairvaux zugeschrieben („Jubilus Bernardi“). Übersetzung: Wolfgang Buchmüller, OCist.

O Jesu dulcis memoria,dans cordis vera gaudia:sed super mel et omnia,eius dulcis praesentia.

Nil canitur suavius,nil auditur iucundius,nil cogitatur dulcius,quam Jesus Dei filius.

Jesus dulcedo cordium,fons vivus, lumen mentium,excedens omne gaudium,et omne desiderium.

O Jesu mi bone,sentiam amoris tui copiam:da mihi per praesentiamtuam videre gloriam.

O beatum incendiumet ardens desiderium,o dulce refrigeriumamare Dei filium. Amen

Süß das Gedenken an Jesus,es schenkt die wahren Herzensfreuden:doch beseligender als Honig und allesist seine Gegenwart.

Nichts Lieblicheres wird gesungen,nichts Erfreulicheres gehört,nichts Beseligenderes gedachtals Jesus, Gottes Sohn.

Jesus, Seligkeit der Herzen,Quell der Wahrheit, Licht der Seelen,er übertrifft alle Freudeund alles Sehnen.

O mein Jesus,deine Liebe in Überfluss lasse mir zuteil werden,vermittle deine Gegenwart.

O seliges Flammenmeer,brennendes Verlangen,o beglückende Erquickung,Gottes Sohn zu lieben. Amen

Capitulum Jesaja 60, 1Surge, illuminare Jerusalem, quia venit lumen tuum, et Gloria Domini super te orta est.

Mache dich auff / werde liecht / Denn dein Liecht kompt / vnd die Herrligkeit des Herrn gehet auff vber dir.

>Viadana, Franziskanerkirche und KlosterZeichnung 18. Jh., Biblioteca Communale Viadana(Mompellio, S. 13)

Hymnus EpiphaniaeCrudelis HerodesText: 5. Jh., Coelius Sedulius zugeschrieben. Übersetzung in Anlehnung an Adalbert Schulte

Crudelis Herodes, Deum Regem venire quid times? Non eripit mortalia, Qui regna dat caelestia.

Ibant magi, quam viderant, Stellam sequentes praeviam:Lumen requirunt lumine, Deum fatentur munere.

Lavacra puri gurgitis Caelestis Agnus attigit;Peccata, quae non detulit, Nos abluendo sustulit.

Novum genus potentiae, Aquae rubescunt hydriae,Vinumque iussa fundere, Mutavit unda originem.

Jesu tibi sit gloria, Qui apparuisti gentibus,Cum Patre et almo Spiritu, In sempiterna saecula. Amen.

Grausamer Herodes, was fürchtest du, dass der König kommt?Der entreißt nicht iridische Reiche,der himmlische vergibt.

Die Weisen gingen, folgten demStern, den sie gesehen hatten:Licht suchten sie mit Hilfe des Lichtesund bekannten Gott durch Geschenke.

Das himmlische Lamm empfingdas Bad der reinen Flut,und nahm hinweg die Sünden, die es an sich nicht trug.

Erneut zeigt sich seine Allmacht:Die Wasser im Krug röten sich, die Woge wandelt sichund wird zu Wein.

Ehre sei dir, Jesus,der Du der Welt erschienen bistEhre dem Vater und dem Heiligen Geistin alle Ewigkeit. Amen

CanticumMagnificatSALMI A QUATTRO CHORI ... Venedig 1612Text: Lukas 1, 46-55, Übersetzung: M. Luther, 1545

Magnificat anima mea Dominum, et exultavit spiritus meus in Deo salutari meo. Quia respexit humilitatem ancillae suae. Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes. Quia fecit mihi magna, qui potens est, et sanctum nomen eius.

Et misericordia eius a progenie in progenies timentibus eum. Fecit potentiam in brachio suo, dispersit superbos mente cordis sui. Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. Esurientes implevit bonis et divites dimisit inanes. Suscepit Israel puerum suum, recordatus misericordiae suae.

Sicut locutus est ad patres nostros, Abraham et semini eius in saecula. Gloria Patri et filio et Spiritui sancto,sicut erat in principio et nunc et semperin saecula saeculorum. Amen.

Meine Seele erhebt den Herrn.Und mein Geist frewet sich Gottes meines Heilandes.Denn er hat seine elende Magd angesehen / Sihe / von nun an werden mich selig preisen alle Kinds kind.Denn er hat grosse Ding an mir gethan der da Mechtig ist / und des Namen heilig ist.Und seine Barmhertzigkeit weret immer für vnd für / Bey denen die in fürchten.Er ubet gewalt mit seinem Arm / Und zurstrewet die Hoffertig sind in ires hertzen sinn. Er stösset die Gewaltigen vom stuel / Und erhebt die Elenden.Die Hungrigen füllet er mit Güttern / Und lesst die Reichen leer.Er dencket der Barmhertzigkeit / Und hilfft seinem diener Jsrael auff.Wie er geredt hat vnsern Vetern / Abraham und seinem Samen ewiglich. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist / Wie es war im Anfang / jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Dominus vobiscum. Et cum spiritu tuo.Oremus. Deus, qui hodierna die Unigenitum tuum Gentibus stella duce revelasti: concede propitius; ut qui jam ex fide cognovimus usque ad contemplandum speciem tuae celsitudinis perducamur. Per eumdem Dominum.Benedicamus Domino. Deo gratias.

Der Herr sei mit euch. Und mit deinem Geiste. Lasst uns beten. Gott, wie Du am heutigen Tag deinen eingeborenen Sohn durch den Stern den Völkern offenbart hast: Erweise deine Gnade und lass uns, nachdem wir Dich schon im Glauben erkannt haben, dereinst deine Herrlichkeit schauen. Lasst uns den Herrn preisen.Dank sei Gott dem Herrn.

Felice Anerio(um 1560 – 1614)

Alma redemptoris materAus: Mottetti antichi a 4. e 5. (47 Motetten)Abschrift Mitte 19. Jh., Fortunato Santini (1778–1861);Vermerk: Ex Bibliotheca Collegii RomaniSantini-Bibliothek, heute in der Diözesanbibliothek Münster. Text: Marianische Antiphon (Hymnus), 11. Jh.

Alma Redemptoris Mater, quae pervia caeli porta manes, et stella maris, succurre cadenti surgere qui curat populo: Tu quae genuisti, natura mirante, tuum sanctum Genitorem: Virgo prius ac posterius, Gabrielis ab ore sumens illud Ave, peccatorum miserere.

Erhabene Mutter des Erlösers, allzeit offene Pforte des Himmels, Meeresstern, komm und hilf deinem Volk, das sich müht, aufzustehen.Der Natur zum Staunen hast Du geboren deinen heiligen Schöpfer. Unversehrte Jungfrau, die du aus Gabriels Mund nahmst das Ave, erbarme dich der Sünder.

FELICE ANERIO ROMANOCompositore della Cappella PontificiaF. A. P. delineavit et sculpsitStich, frühes 17. Jh. (?)

New York Public Library,Joseph Müller Collection

Nächstes Konzert:

Claudio MonteverdiSonntag 12. Februar 2017, 17 Uhr, Predigerkirche Basel

Programm Lodovico Viadana: Jörg-Andreas BötticherEinführungstext: Peter ReidemeisterDokumentation, Gestaltung: Albert Jan BeckingMusikalische Leitung: Jörg-Andreas Bötticher

Der Eintritt zu den Konzerten ist frei – wir bitten um eine angemessene Kollekte

Die Christkatholische Kirchgemeinde Basel stellt den inspirierenden Raum zur Verfügung. Grosszügige Unterstützung bieten private Gönner, Bernhard Fleig Orgelbau, die Sulger-Stiftung, die Basler Orchester-Gesellschaft, der Swisslos-Fonds Basel-Stadt, die GGG Basel, die Willy A. und Hedwig Bachofen-Henn-Stiftung, die Basler Stiftung Bau & Kultur, die Scheidegger-Thommen Stiftung, sowie weitere Stiftungen, die nicht namentlich genannt werden wollen.

Um das Projekt erfolgreich fortsetzen zu können, werden nach wie vor Gönner gesucht. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen!

Organisation Albert Jan Becking, Jörg-Andreas Bötticher, Katharina Bopp, Brian Franklin, Regula Keller, Frithjof Smith, Alice Uehlinger

Weitere Informationen www.abendmusiken-basel.chKatharina Bopp / Albert Jan Becking, Spalentorweg 39, 4051 Basel061 274 19 55 / [email protected]

BankverbindungAbendmusiken in der Predigerkirche, Bündnerstrasse 51, 4055 BaselBasler Kantonalbank: IBAN: CH 28 0077 0253 3098 9200 1Spenden an die Abendmusiken in der Predigerkirche sind von der Steuer absetzbar.