10
Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN 1 Spiralen 1 Einführung Eine besonders schöne und vielfältige Klasse von Kurven ist die der Spiralen. Ob in der Natur (Schneckenhaus) oder Naturwissenschaft (DNA‐Doppelhelix), der Architektur, der Technik (z.B. spiralförmiges Gehäuse von Turbinen) oder Kunst – Spiralen sind allgegenwärtig. Ihre Vorkommens‐ und Formenvielfalt beeindruckt und ihre Formschönheit hat Menschen zu allen Zeiten fasziniert. In diesem Modul geht es natürlich auch darum, Spiralen mathematisch zu beschreiben. Gleichzeitig soll aber die Faszination von Spiralkurven erfahrbar werden, indem das Ex‐ perimentieren und Herumspielen mit unterschiedlichen Kurvenformen nicht zu kurz kommt…

LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

  • Upload
    ngodan

  • View
    221

  • Download
    3

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 1

Spiralen 1EinführungEine besondersschöneund

vielfältige Klassevon Kurven ist die

derSpiralen.

Ob in der Natur

(Schneckenhaus)

oderNaturwissenschaft(DNA‐Doppelhelix),

derArchitektur,derTechnik(z.B.spiralförmigesGehäuse vonTurbinen)

oderKunst–Spiralensindallgegenwärtig.Ihre Vorkommens‐ und Formenvielfalt beeindruckt und ihre

FormschönheithatMenschenzuallenZeitenfasziniert.

IndiesemModulgehtesnatürlichauchdarum,Spiralenmathematischzubeschreiben.GleichzeitigsollaberdieFaszinationvonSpiralkurvenerfahrbarwerden,indemdasEx‐perimentieren und Herumspielen mit unterschiedlichen Kurvenformen nicht zu kurzkommt…

Page 2: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 2

2Grundlagen:Polarkoordinaten2.1PolarkoordinatensystemKurven kann man in der Mathematik zum Beispiel durch Glei‐chungenbeschreiben.DabeiverwendetmanzurDarstellungvonFunktionsgraphen üblicherweise das kartesische Koordinatensy‐stemzweieraufeinandersenkrechtstehenderAchsen,diesichimNullpunktschneiden.DieseslässtsichprinzipiellauchfürKurvenverwenden, die sich nicht als Funktionsgraphen interpretierenlassen.BeispielKreisgleichung:

(x− xM )2 + (y− yM )2 = r2

DieKreislinieergibtsichalsdieMengeallerPunkte/Zahlenpaare(x;y),diedieGleichungerfüllen.Dabeiist(xM;yM)derMittelpunktundrderRadiusdesKreises.FürkompliziertereKurvenwieSpiralenbietetsichallerdingseinanderesKoordinaten‐systeman,dasselbstkreisförmigangelegtist:dasPolarkoordinatensystem.Bei Polarkoordinaten dienen als Bezugsystem ein fester Punkt(derPolN)undeineindiesemPunktbeginnendeHalbgerade(diePolarachse h).DieLageeinesPunktesPwirddanndurch seinenAbstand vom Pol (den Radius r) und denWinkel zwischen NP undderPolarachse(denPolarwinkelϕ ,“phi”)beschrieben.Wie bei kartesischen Koordinaten schreibtman die beiden Angaben einfach in Klam‐mernhintereinander.DerPolarwinkelwirdgegendenUhrzeigersinnorientiert.Genauwie in kartesischenKoordinatensystemen können auch in Polarkoordinatensy‐stemen gesetzmäßige Zusammenhänge zwischen den Koordinaten der Punkte durchGleichungenausgedrücktwerden.ZueinerKurvegehörendannallePunkte

P(r;ϕ) ,die

einebestimmteGleichung,z.B. r=5⋅ϕ erfüllen.

Am Beispiel des Kreiseswird unmittelbar deutlich, welchen Vorteil PolarkoordinatenfürdieBeschreibungnicht‐funktionalerKurvenbieten:Geben Sie Punkte

P( r;ϕ ) an, die auf einemKreismit Radius r = 10 liegen (Kreismittel­

punkt=PolN).BegründenSie füreinensolchenKreisdie (Polarkoordinaten­)Gleichung

r(ϕ )=10 .Bei Verwendung von Polarkoordinaten bevorzugtman zurMessung des PolarwinkelsdasBogenmaß. FürdenPolarwinkelwirddannmeist derParameter t verwendet, einPunkthatdanndiePolarkoordinaten

(r;t) .

Page 3: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 3

KleineÜbungzuPolarkoordinaten:

TragenSiediefolgendenPunkteimKo­ordinatensystemeinundverbindenSiesieinalphabetischerReihenfolge!NehmenSiediepositivex­AchsealsPo­larachse. Beachten Sie Grad­ und Bo­genmaß!ErinnerungzurUmrechnung:

α= t ⋅180°

π .

A(5,7 ; 135°)

B(4,1 ; 166°)

C(2,2 ; 153°)

D(4,5 ; 117°)

E(2,5 ; 90°)

F(4,5 ; 63°)

G(2,2 ; 0,46)

H(4,1 ; 0,24)

I(5,7 ; 0,79)

J(6,1 ; 0,17)

K(7,2 ; 0,59)

2.1KartesischeKoordinatenundPolarkoordinatenKartesischeKoordinatenlassensichmitHilfedertrigonometri‐schenFunktioneninPolarkoordinaten“umrechnen”.BegründenSie,dassfolgendeBeziehungenfüreinenPunktPmitdenkartesischenKoordinaten(x;y)gelten: r= x2 + y2 ∧ x= r ⋅cos(ϕ) ∧ y= r ⋅sin(ϕ) .

(imBogenmaß: x= r ⋅cos(t) ∧ y= r ⋅sin(t) )

Beispiel:GeradeninPolarkoordinatenZeigenSie,dassdieGerade

y=0,5x+1 inPolarkoordinatendurchdieGleichung

r( t )= 1sin( t )−0,5cos( t ) beschriebenwird.

Welche(Polarkoordinaten­)Gleichungenergebensichallgemeinfür

y=mx+ n undfürGe­

raden,dieparallelzury­Achseverlaufen?

Page 4: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 4

3ArchimedischeSpiralenLässtmanfürdenPolarwinkelWinkelüber360°bzw. 2π zu,kannmanauchSpiralendurchPolarkoordinatenbeschreiben.EineeinfacheSpiralenformwerdenSie jetztken‐nenlernen.BetrachtenwirdazufolgendeganzalltäglicheSituation:UmViertelnacheinserwachteineRaupe inderMitteeinerKirchturmuhraufdemMinutenzeigerundmöch‐tedortnichtbleiben.WährendderMinutenzeigersichmit konstanter Geschwindigkeit w0 um den Mittel‐punktdreht,kriechtdieRaupeaufdemZeigermitkon‐stanterGeschwindigkeitv0nachaußen.IsttdieabViertelnacheinsverstricheneZeitinMinu‐ten, sogilt fürdenWinkel ϕ zwischenMinutenzeigerundderAusgangs‐dreiUhr‐Stellung:

ϕ(t)=w0 ⋅ t und r(t)= v0 ⋅ t .WelcheBahnbeschreibtdieRauperelativzurUhrfläche?Oderandersausgedrückt–wirwollendochbei realitätsnahenFragestellungenbleiben:WelchenWegmuss einKäfernehmen,dersichaufdemDeckglasderUhrbefindetundausGeselligkeitimmergenauoberhalbderRaupebleibenmöchte?StändederZeigerstill,wäredieBahnderRaupe______________________________________________

BliebesieaufeinembestimmtenZeiger‐Punktsitzen,wäreihreBahn_____________________NunfindenaberbeideBewegungengleichzeitigstatt.DenktmansichdenZeigerunend‐lich lang und beide Bewegungen endlos fortgesetzt, so wird die Raupe unendlich oft(nämlichproStundeeinmal)umdenMittelpunktderUhrgedreht,wobeisiesichimmerweitervonihmentfernt.Während jeder vollen Umdrehung legt die Raupe auf demZeigerdiegleicheStreckezurück.IhreBahnwindetsichmitfortschreitender Zeit in immerweiteren, immer schwächergekrümmtenBögenspiralförmigumdasZentrum.DievonderRauperelativzumZifferblattbeschriebeneKur‐vewirdarchimedischeSpiralegenannt.Wasinderanschau‐lichenDeutungderMittelpunktderUhr ist,nenntmandenPol der Spirale.Archimedes von SyrakushatdieKurve vormehralszweitausendJahrenimWesentlichenso(undohneRaupen)definiert.

Page 5: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 5

EinearchimedischeSpiraleistdieBahneinesPunktes,dersichaufeinemmitkonstan‐terWinkelgeschwindigkeitw0rotierendenHalbstrahlmitkonstanterGeschwindigkeitv0vomZentrumnachaußenbewegt.ZeigenSieunterVerwendungderGleichungenvonSeite4:DieGleichungderarchimedi­

schenSpiraleinPolarkoordinatenist

r= v0w0

⋅ϕ .AllgemeinhabenarchimedischeSpiralenalsoGleichungenderForm

r=a ⋅ϕ bzw. r=a ⋅t

miteinervonNull verschiedener reellenKonstantena,derRadius ist also zumPolar‐winkel proportional. Archimedische Spiralen zeichnen sich durch einen konstantenWindungsabstandüber den gesamtenDefinitionsbereich aus (– dieRaupe kriecht im‐mermitdergleichenGeschwindigkeitundschafftdeshalbproStundeimmerdiegleicheStrecke,welche diesemWindungsabstand entspricht). (ImFalle des EinstiegsbeispielsmitderRaupeistw0unddamitanegativ–warum?)FürExperimentierfreudige:Siekönneneinfachselbsteinearchime­dische Spirale zeichnen. Alles, was Sie benötigen, sind zwei StifteundeinStückBindfaden...

ImAlltagtrittdiearchimedischeSpiralehäufigdortauf,woet‐was ordentlich aufgewickelt ist (Taue, Toilettenpapier), oderwoetwasLinienförmigeseineFlächebildensoll(Lakritzspira‐len, Schallplattenrillen). Insbesondere kommt sie auf jedemhandelsüblichenInformationsträgerzurAnwendung:AufeinerCDwerdendieDateninFormvonkleinenVertiefungen(für0und 1 als kleinstmögliche digitale Dateneinheiten) beginnendbeiderinnerstenSpurderCDspiralartignachaußengeschrie‐ben(sieheAbbildung).

FürdieWeiterarbeitbenötigenSienundasProgrammGeogebra.→ Öffnen Sie das Programmundwählen Sie imMenü „Perspekti­ven“dieEinstellung„Algebra&Grafik“.

→KlickenSiemitderrechtenMaustasteindasGrafik­FensterundwählenSiedenPunkt„Grafik“aus.WählenSiedenReiter„Koor­dinatengitter“und„ShowGrid“sowieden„GridType“Polaraus.

ImFolgendenlernenSieamBeispielvonarchimedischenSpiralen,wieSiemitGeogebraSpiralendarstellenkönnen.

→Wählen inderWerkzeugleistedasSymbol „Schieberegler“ausundklickenSie in eineEckederGraphikumeszupositionieren.StandardmäßigläuftderParameteravon­5bis5.

Page 6: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 6

→GebenSienunzunächstdieBedingungfürdieAbhängigkeitvonRadiusundPolarwinkelein:

r( t )= a ⋅t .

Der Malpunkt muss eingegeben werden. Die Gleichung wird als Gerade gezeichnet.WennSiedieGleichungmitderrechtenMaustasteanklicken,könnenSiedasAnzeigendiesesObjektsverhindern.ZurErstellungderSpiralkurveverwendenSiedenBefehl „Kurve“.DiesererzeugteinekartesischeParameterkurve,einzugebensindalsox‐undy‐Koordinate,einLaufparame‐tersowieuntereundobereGrenzefürdenLaufparameter.Wegen

x= r ⋅cos(t) und

y= r ⋅sin(t) (s.o.)ergibtsichalso(mitderoberenGrenze20)fol‐

gendeEingabeindieEingabezeile(unten):Kurve[r(t)cos(t),r(t)sin(t),t,0,20]MitHilfedesSchiebreglerskönnenSienunverschiedenearchimedischeSpiralenzeich‐nen. (WählenSie ggf. „Objekt anzeigen“, rechteMaustaste aufdemKurvenbefehl.EineentsprechendeDateifindenSieauchaufwww.langemathenacht.de.)WelchenEinflusshataaufdieSpirale?WieunterscheidensichdieSpiralenfürnegativesundpositivesa?Variieren Sie die obereGrenze –wie ist diese zuwählen, damit genau eine halbe / eineganze/5ganzeSpiralwindungengezeichnetwerden?4SpiralenhöhererOrdnungDurchleichteVariationderGleichungfürarchimedischeSpiralengelangtmanzueinerKlassevonSpiralen,beidenenderWindungsabstandnichtkonstantist.Untersuchen Sie mit Hilfe von Geogebra folgende Fälle und beschreiben Sie jeweils dieAuswirkungenaufdieGestaltderSpirale.1.ErhöhungdesGradesvonrunda

r2 =a2 ⋅t (FermatscheSpirale) oder r3=a3 ⋅t WennSiedieGleichungr(t)ändern,müssenSiediesejeweilsfunktionaldarstellen,alsonachrumstellen.FürdieQuadratwurzelbzw.dieKubikwurzelverwendetGeogebradieBefehleSqrt()bzw.Cbrt().

Page 7: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 7

Erinnerung: Zur Darstellung beider Äste müssen Sie den Scharparameter in einemsymmetrischenIntervallumNulllaufenzulassen.BeachtenSie:DurchdiefunktionaleDarstellungderSpiralengleichungerhaltenSiebeimGrad2fürr=sqrt(...)denpositivenAstderHyperbel,fürr=‐sqrt(...)dennegativen.WieliegendiebeidenSpiral­Ästezueinanderfürgeraden/fürungeradesn?2.negativerGradvontWähltmanGleichungen,beidenenzwischenRadiusundPolarwinkel(odereinerPotenzdes Polarwinkels) Antiproportionalität besteht, erhält man sogenannte HyperbolischeSpiralen.

r= a

t (HyperbolischeSpirale)oder r= a

t2 (Krummstab)

Untersuchen Sie diese Spiralen und zeichnen Sie zunächst nur einen Ast, also t≥0 .WieverhältsichdieSpiralefür t→0 ,wiefür t→∞ ?WennSiemöchten,könnenSieauchjeweilswiederdieLagederbeidenSpiralästezueinan­deruntersuchen.5DielogarithmischeSpiraleMottenbehaltenwährendihresFlugeseinenoptischenReizstetsunterkonstantemBlickwinkel imAuge (–diesesPhä‐nomen wirdMenotaxis genannt). Stellt das Mondlicht denReiz dar, so erreichen die Motten auf diese Weise geradeFlugbahnen, denn derMond ist soweit entfernt, dassmandievonihmausgehendenLichtstrahlenalsparallelbetrach‐tenkann.InderNähekünstlicherLichtquellennimmtderWegderMottenandereGestaltan:In‐dem sie die Strahlen einermit guter Näherung punktförmigen Lichtquelle unter kon‐stantemWinkel schneiden, fliegensienichtmehrgeradeaus, sondernbewegensich inengerwerdendenWindungenumdasZentrumherum.

WelcheBahnbeschreibenSiedabeigenau?

Page 8: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 8

Genauer gefragt: Welche ebene Kurve schließt mit allen Strahlen durch einen festenPunktdengleichenWinkelein?DieBeantwortungderFragehängtnatürlichvomWinkelα ab.DietrivialenFälle:Für α=0°ergibtsicheineGeradedurchdenPol,für α=90°einKreisumdenPol.Für den Fall α<90° be‐trachten wir der Einfach‐heit halber nur einzelneLichtstrahlen und tun so,als ob das Insekt seineFlugrichtung nur an ihnenneu einstellt. Der Vollwin‐kelumSwirddazu ineinefesteZahlgleicherTeilwin‐kel(hier:12)unterteilt.

MessenSiedenBlickwinkelundsetzenSiedieZeichnungfort.Einesistdirektklar:DaderWinkelgrößerNullist,wirdderProzesstheoretischnieen‐den:DerPolisteinasymptotischerPunktdesStreckenzuges,derinunzähligen,immerengerenWindungenumlaufenwird.BegründenSie:NachKonstruktionsindalleentstandenenDreieckeähnlich.Daraus folgt,dassdasVerhältnis jezweieraufeinander folgender,sichentsprechenderDreiecksseitenimmergleichist.(Mansagt:DieLängedieserSeitenbildeteinegeometri­scheFolge.)MessenSienäherungsweisedieRadienderKurvenpunkteAn.

Radius SA0

SA1 SA2

SA3

Längeinmm BestimmenSiedasVerhältniszweieraufeinanderfolgenderStrecken

SAn+1 und SAn .

BegründenSiedassdieFunktion r( n )=SA0 ⋅(sin(α ))n dieLängedesRadius

SAn inAb­

hängigkeitvonnbeschreibt.( α istderkonstanteBlickwinkel,s.o.)Unabhängig davon, wie viele Polgeraden für eine diskrete Näherungslösung benutztwerden,bleibendiewichtigenEigenschaftenderKonstruktionerhalten:Alleauftreten‐denDreieckesindeinanderähnlich,d.h.dieaufeinanderfolgendenRadieneinesStrec‐kenzugesbildeneinegeometrischeFolge,rhängtexponentiellvonnab.

Page 9: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 9

MitwachsenderZahlderfürdieNäherungslösungeingezeichnetenPolgeradenwirdderStreckenzugeiner„echten“,glattenKurveimmerähnlicher.AuchbeiGrenzwertbildungergibt sich –wie imdiskreten Fall – ein exponentieller Zusammenhang!DerRadius rhängtdannnichtmehrvonn,sondernvomMittelpunktswinkel

ϕ bzw.tab.

JedeKurve,diealledurcheingemeinsamesZentrumverlaufendenGeradenunterdemgleichen Winkel schneidet, deren Tangente also mit dem Radius stets den gleichenWinkeleinschließt,isteinelogarithmischeSpirale.SpiralendieserArtwerdendurchGleichungenderForm r=c ⋅bt oderüblicher r=a ⋅ekt beschrieben.StelltmandieGleichungzumPolarwinkelum,ergibt sichdernamensge‐bendelogarithmischeZusammenhang:

t= 1

k ⋅ln(ra) .

DieseSpiralartunterscheidetsichgrundsätzlichvonallenbisherbesprochenen:BeiihrwächstderRadiusexponentiellmitdemPolarwinkel.SiebestehtnurauseinemAst,derkeinAnfangundkeinEndebesitzt.ZeichnenSieverschiedenelogarithmischeSpiralenmitGeogebra.FührenSieeinenzweitenSchiebereglerein,damitSiedieAuswirkungenderParameteraundkuntersuchenkönnen.(EineentsprechendeDateifindenSieauchaufwww.langemathenacht.de.)5SpiralenundkeinEndeSiehabennuneinigeGrundlagenüberSpiralenund ihreDarstellung inGeogebraken‐nengelernt.AbschließendeinigeImpulsezurweiterenArbeit...→Muster&More–SpiralenundKurvenmitGeogebra

ExperimentierenSiemitdenDarstellungsmöglichkeitendesProgrammsunderzeugenSieweitereKurven.DiefolgendeInternetseitehältvieleAnregungenfürweitereKurvenundFigurenbereit:Herzkurven,Rosetten,diePascalscheSchnecke...

http://www.mathematische‐basteleien.de/polarkoordinaten.htm→Natürlichspiralig–SpiraleninderNatur

EsistschonfaszinierendinwelcherVielfaltSpiraleninderNaturvorkommen.VielleichtmöchtenSiediesbezüglicheinmalselberrecherchieren:diegenetischeSpiraleunddasPhänomenderPhyllotaxis(sowieinsbesonderedieVerbindungzurberühmtenFibonac‐ci‐Folge), SchneckenhäuserundMuscheln, Spiralnebel...Dieerste Internetseitegibtei‐nenEinstiegsüberblickundenthältfaszinierendeAbbildungen,diezweitezeigtVerbin‐dungenzwischenSpiralmustern,Fibonacci‐FolgeundGoldenemSchnittauf.

http://www.holger‐ullmann.de/Muscheln/Fraktale/Beispiele_Spiralen.htmlhttp://www.uwe‐alfer.de/privat/privat_fib010.html

Page 10: LMN 2012 - Modul Spiralen - langemathenacht.delangemathenacht.de/spiralen/Modul Spiralen.pdf · Kurven 10. Februar 2012 © Dr. A. Bornhoff, Dr. A. Rolf, Dr. J. Rolf 2012 SPIRALEN

Kurven 10.Februar2012

©Dr.A.Bornhoff,Dr.A.Rolf,Dr.J.Rolf2012 SPIRALEN 10

→SpiraleninanderenModulen...

RecherchierenSiedenBegriffKlothoideund tauschenSie sichdarübermit jemandemauseinerArbeitsgruppezumModul„Autobahnkreuze“aus.

RecherchierenSiedasVorkommenvonSpiralenindersog.Mandelbrot‐Mengeundbe‐gebenSiesichzusammenmitjemandemauseinerArbeitsgruppezumModul„FraktaleKurven“aufdieSuche.→SpiralenohneEnde...

Gehen Sie selbst auf Entdeckungsreise... Begeben Sie sich auf die Spuren eines armenSteinmetzes, der durch das Ableben desMathematikers Jakob Bernoulli vor eine (fürihn)unlösbareAufgabegestelltwurde...OderspürenSiedermystischenBedeutungvonSpiralennach...Oder...Oder...Oder...Quellen

Mathe‐Welt.Spiralen,Beilagezu:Mathematiklehren111

HomepagevonJürgenKöller,http://www.mathematische‐basteleien.de/(Januar2012)

Heitzer,Johanna:Spiralen.EinKapitelphänomenalerMathematik,Leipzig1998