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Leseprobe aus: Die 8 Gaben des Menschen von Gurmukh. Abdruck erfolgt mit
freundlicher Genehmigung des Verlages. Alle Rechte vorbehalten.
Hier geht’s zum Buch >> Die 8 Gaben des Menschen
Gurmukh mit Cathryn Michon
Die 8 Gabendes MenschenDie Chakras heilen und stärken
durch Kundalini Yoga
Aus dem Amerikanischenvon Karen von Hardenberg
E I N G E B E T F Ü R D I CH
Lass den Wind in deinem Rücken sein,
Engel mit dir tanzen
Und dein Bewusstsein dich zum Sieg führen.
Lass die Engel, die Großen Seelen, Avatare
Und alle Inkarnationen Gottes
Für dich beten.
Gehe aufrecht und segne alle,
in deiner Unschuld mit deiner Liebe,
Für jedermanns Frieden
Und Wohlstand.
Denke daran, was die Zeiten erfordern;
Diene den Bedürfnissen von Zeit und Raum.
Du wirst geheiligt, erhaben,
Wunderschön, großzügig und erfüllt sein.
Yogi Bhajan
Dieses Buch widme ich meinem geliebten Lehrer Yogi Bhajan und der Goldenen
Linie der Lehrer vor ihm, welche diese Lehren gemeinsam in den Westen brachten, zu
uns, den Wanderern der 60er-Jahre; meinen Eltern, die mir das Leben geschenkt haben,
und meiner lieben Tochter, Wahe Guru Kaur, ihrer gesamten Generation und den fünf
folgenden Generationen; allen Schülern und Schülerinnen, die in den letzten 40 Jahren
durch unsere Türen ein und aus gingen und die durch diese Lehren verwandelt wur-
den; und all jenen, die über den Erdball verteilt in diesem Moment das Yoga und die
Meditationen der Kundalini Tradition unterrichten.
INHA LT
Vorwort von Yogi Bhajan .............................................................................. 11
Übersicht zu den Übungen und Abbildungen ............................................... 12
Dank ............................................................................................................ 15
Ein persönlicher Einblick von Gurmukh Kaur Khalsa ................................... 16
Einführung ................................................................................................... 20
Das erste Chakra − Akzeptanz ................................................................... 42
Das zweite Chakra − Kreativität ................................................................ 72
Das dritte Chakra − Entschlossenheit ..................................................... 104
Das vierte Chakra − Mitgefühl ................................................................ 140
Das fünfte Chakra − Wahrheit ................................................................ 162
Das sechste Chakra − Intuition ............................................................... 192
Das siebte Chakra − Grenzenlosigkeit ..................................................... 224
Das achte Chakra − Ausstrahlung ........................................................... 256
Zusammenfassung ...................................................................................... 267
Anhang
Übersicht über die Chakras ......................................................................... 272
Ein Geschenk an dich – Kundalini Übungsset
und Meditation für optimale Gesundheit .................................................... 275
Kontakt und weitere Informationen ............................................................ 282
11
VORWORT VON YOG I BHA J AN [zur englischen Ausgabe]
In dieser sich ständig wandelnden Welt werden immer mehr Menschen von
schweren Depressionen innerlich zerfressen. Eine Umkehr dieses Prozesses ist
heute dringend notwendig. Es gibt Milliarden von Gedanken, Millionen von
Emotionen, Tausende von Wünschen – sie sind das Mühlrad, durch das die
Menschheit gemahlen wird. Wir müssen dieses Rad des Schmerzes umdrehen in
eine Kraft der Freude – Freude, auf die wir ein Geburtsrecht haben. Diese Arbeit
dient eben jenem Zweck. Möge Gott all jene segnen, die sie praktizieren.
Yogi Bhajan [1929 – 2004]
Vorwort
12
Die 8 Gaben des Menschen
Ü B E R S I CHT ZU D EN Ü BUNG EN UND A B B I L DUNG EN
Einführung
Übersicht über das System der Chakras ......................................................... 27
Das erste Chakra – Akzeptanz ...................................................................... 42
Leichenstellung ............................................................................................. 51
Wurzelschleuse .............................................................................................. 51
Kamelritt ...................................................................................................... 53
Atemarbeit, um Vertrauen aufzubauen .......................................................... 55
Krähenhaltung (Crow Pose) ........................................................................... 57
Dynamische Krähenhaltung (Moving Crow Pose) ........................................... 67
Body Drops .................................................................................................. 69
Meditation für Verjüngung ........................................................................... 70
Das zweite Chakra – Kreativität ................................................................... 72
Beckenkippen ............................................................................................... 76
Hüftkreisen ................................................................................................... 94
Meditation gegen quälende Gedanken .......................................................... 97
Froschhaltung ............................................................................................. 100
Sat Kriya ..................................................................................................... 102
13
Das dritte Chakra – Entschlossenheit .......................................................... 104
Atmen lernen .............................................................................................. 108
Streckposition (Stretch Pose) ........................................................................ 118
Meditation zum Runterkommen
(Cool Down Meditation) – Sitali Pranayam .............................................. 140
Rumpfdrehen für Leber und Milz (Spinal Twists) ........................................ 136
Übung, um Ängste abzubauen .................................................................... 137
Abwechselndes Beinheben für Stärke und Entschlossenheit ......................... 138
Meditation zur Stresslinderung ................................................................... 139
Das vierte Chakra – Mitgefühl .................................................................... 167
Die Dankbarkeitsübung .............................................................................. 148
Die Anti-Sorgen-Übung ............................................................................. 155
Übung, um das Herz zu öffnen ................................................................... 159
Meditation für das Herzzentrum ................................................................. 160
Das fünfte Chakra – Wahrheit ...................................................................... 51
Hundehecheln (Dog Breath) ........................................................................ 164
Meditation auf den unendlichen Klangstrom „Ong“ ................................... 168
Chanten von „Sat Nam“ zum Öffnen des Halschakras ................................ 172
Kopfkreisen zur Zahl Acht .......................................................................... 178
Übung für Verjüngung und Jugendlichkeit ................................................. 189
Meditation zum Durchbrechen von Gewohnheiten .................................... 190
Das sechste Chakra – Intuition ..................................................................... 51
Meditation auf das Dritte Auge ................................................................... 193
Übung zur Befreiung von Verwirrung und Depression ................................ 196
Verbeugungsübung ..................................................................................... 210
Meditation zur Heilung von Depressionen .................................................. 213
Feinsinnig werden ....................................................................................... 220
Stimulation der Meisterdrüse für erhöhte Intuition und Weisheit ................ 221
Meditation für Großherzigkeit, Schönheit und Seligkeit
(„Bountiful, beautiful, blissful“) ................................................................ 222
Übersicht zu den Übungen und Abbildungen
14
Die 8 Gaben des Menschen
Das siebte Chakra – Grenzenlosigkeit ......................................................... 224
Meditation auf Sa-Ta-Na-Ma ...................................................................... 229
Meditation auf den Ausatem ....................................................................... 235
Schleusen ziehen für Jugend und Verjüngung .............................................. 238
Meditation in die Grenzenlosigkeit ............................................................. 249
Sieben-Wellen-Meditation .......................................................................... 251
Meditation, um deine Großartigkeit zu erkennen ....................................... 253
Spiegelübung .............................................................................................. 254
Meditation in die Ekstase ............................................................................ 255
Das achte Chakra – Ausstrahlung ............................................................... 256
Mentale Übung zur Aura ............................................................................ 258
Übung, um das Aura-Feld zu erweitern ....................................................... 260
„I Am“-Meditation ..................................................................................... 263
Erweitere deine elektromagnetische Frequenz .............................................. 264
Meditation für das spirituelle Erwachen ...................................................... 266
Anhang
Kundalini Übungsset und Meditation für optimale Gesundheit .................. 275
16
Die 8 Gaben des Menschen
E I N P E R SÖN L I CH E R E I N B L I C K
Ich möchte mich denjenigen, die mich noch nicht kennen, gern vorstellen. Mein
Name ist Gurmukh, und ich habe das Glück, seit nun schon über 40 Jahren
Lehrerin für Kundalini Yoga zu sein. Kundalini Yoga ist eine wunderbare, uralte
Wissenschaft, die einst sehr behütet und geheim gehalten wurde. Dieser Yoga kann
das Leben eines jeden erheben, heilen und zum Besseren wenden.
Ich begegnete meinem geliebten spirituellen Lehrer Yogi Bhajan 1971 in Tucson,
Arizona. Als Meister des Kundalini Yoga war es seit seiner Ankunft in den Ver-
einigten Staaten im Jahr 1969 seine Mission gewesen, Lehrer für diese heilige
Wissenschaft auszubilden. Als ich ihn das erste Mal erblickte, war ich von großer
Ehrfurcht erfüllt. Andächtig stellte ich mich vor ihn hin, und er schaute mich mit
seinem durchdringenden Blick an. Er gab mir meinen Namen, „Gurmukh“, gleich
an Ort und Stelle bei unserem ersten Treffen. Dieser Name bedeutet wörtlich
übersetzt „die, welche die Worte göttlichen Wissens lebt und atmet und deren Es-
senz aus tiefstem Herzen mitteilt“.
Ich erinnere mich auch daran, was er noch sagte: „Du hast ja keine Ahnung,
was dir alles geschehen wäre, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest.
Du hättest so viel durchmachen müssen. Du wirst eine komplette Wandlung
erfahren.“
Weil ich selbst voller Dankbarkeit bin für die Erfahrung, die meine Seele machen
durfte, habe ich mein Leben der Aufgabe verschrieben, anderen zu helfen, mittels
Kundalini Yoga ihre eigene Seelenverbindung zu finden. Ich sage nicht, dass dies
der einzige Weg zu unserem tiefsten Inneren ist, doch ich habe erlebt, wie schnell
und umfassend dieses Yoga die Menschen zum Positiven verändern kann, sie weg
vom Leid und hin zu mehr Gelassenheit, ja zu absoluter Verzückung führt.
Ich lebe mit meinem Ehemann und meiner Tochter in Los Angeles. Vor einigen
Jahren haben wir hier ein schönes Yogastudio eröffnet, das „Golden Bridge“. Ich
bin dankbar, dass dieses Zentrum so vielen Menschen als sicherer Hafen dient.
Ich bin Sikh. Jedes Jahr fahre ich nach Indien, um meinen Geist zu erneuern, lasse
mich von diesem Land belehren und biegen, wie es ihm gefällt. Viele meiner wich-
tigsten spirituellen Lektionen habe ich in diesem schönen, fremden Land gelernt.
Wir reisen durchs ganze Land, doch meistens in den Norden zum Goldenen
Tempel von Amritsar, der spirituellen Heimat der Sikhs. Dieses prächtige goldene
Bauwerk, in dem seit über 400 Jahren ununterbrochen gebetet und gesungen wird,
ist von einer großen Wasserfläche umgeben. Es gibt auf dieser Erde hochfrequente
Energiezentren, von denen es heißt, sie hielten die Welt zusammen. An diesen
Kraftorten beten die Menschen fortwährend für den Frieden auf der Erde. Der
Goldene Tempel, mit seinen vier Toren, die allen Menschen offenstehen, ist einer
dieser Orte. Im Goldenen Tempel bekommen jeden Tag Abertausende etwas zu
essen und ein Obdach. Wenn Menschen zusammen beten, singen und essen, dann
ist das der Frieden auf Erden.
Eine weitere große Liebe von mir ist der Ort Dharamsala, wo seine Heiligkeit
der Dalai Lama unter den buddhistischen Exil-Tibetern lebt. Deren Kultur ist
voller Friedlichkeit und Herzensgüte. Wenn sich Amerikaner oder Europäer „Free
Tibet“-Aufkleber auf die Rückscheiben ihrer Autos kleben, dann sagen sie eigent-
lich: „Rettet die Tradition der Güte und des Mitgefühls!“
Bei meiner letzten Reise bekam ich ein Geschenk des Himmels, das ich niemals
vergessen werde. Ich lief die unbefestigte Hauptstraße der Stadt entlang. Als ich
um die Ecke bog, sah ich, dass sich auf beiden Seiten der Straße eine große Men-
schenmenge versammelt hatte. Da standen Nonnen, Mönche, tibetische Kinder,
Ladenbesitzer, einfach eine Menge Leute. Es war eine regelrechte Festveranstal-
tung. Die Inder verkauften Popcorn, und jeder Stadtbewohner schien auf den
Beinen zu sein. Sie alle warteten auf die Autokolonne des Dalai Lama, die hier
durchkommen sollte. Seine Heiligkeit sollte aus Richtung seines Wohnsitzes
17
Ein persönlicher Einblick
18
Die 8 Gaben des Menschen
kommen, auf dem Weg nach Delhi, von wo aus er nach Israel und dann weiter
nach Afrika fliegen wollte. Wir warteten alle gemeinsam. Kleine Dorfhunde
streunten herum. Die Sicherheitsleute versuchten, den Weg frei zu halten. Ich
stand Schulter an Schulter mit einer Nonne und einem Mönch. Gegenüber am
Straßenrand spielten Kinder. Ein Eselskarren mit einer Ladung Steine zog vorbei
in Richtung Tempel. Auch Touristen sah man hier und da in der Menge. Jedes
Mal, wenn ein Auto in Sicht kam, dachten wir, er sei es.
Dann war es endlich so weit. Vom Fuße des Hügels kam in gemächlichem
Tempo der goldfarbene Wagen heran, eingerahmt von Sicherheitsfahrzeugen. Als
das Auto näher kam, konnte ich einen Blick auf den Dalai Lama erhaschen, wie
er seine Hände in Gebetshaltung an die Stirn gelegt hatte und sich mit einem
freundlichen Lächeln immer wieder leicht verbeugte.
In diesem Augenblick geschah etwas: Die Zeit stand plötzlich still. Alles ver-
schmolz miteinander, die Farben vermischten sich, nichts bewegte sich mehr. Als
sein Auto vorbeirollte, hörte ich einen leisen Ton: „Ahhh“ – ein Klang, der aus
dem Innersten aller Anwesenden widerhallte, und für einen kurzen Moment war
alles eins. In jenem Moment war ich voller Staunen über die Wärme und Strahl-
kraft, die von einer großartigen Seele ausgehen können. Die Aura dieses heiligen
Mannes hat uns alle berührt.
Es hat in meinem Leben nur einige wenige Male gegeben, in denen ich dieses
wunderbare Gefühl des Einsseins spüren konnte. Ich hatte dasselbe Gefühl, als
meine Tochter in diese Welt kam. Das Einssein, das ich in Dharamsala verspürt
habe, dauerte nur einen Moment. Der Dalai Lama fuhr die Straße hinauf und
verschwand. Die Farben trennten sich, die Zeit lief weiter, und da waren wir wie-
der – aber auf eine gewisse Art waren wir alle ein wenig verändert. Dieser demütige
Mann hatte uns seine hoch entwickelte Aura erfahren lassen.
Es wäre mir eine große Ehre, wenn dieses Buch als Inspiration dienen könnte,
und – sei es auch nur in einem kleinen Ausmaß – Wirkung zeigte, um so ein wenig
mehr Freude in das Leben anderer zu bringen. Sat Nam.
Gurmukh Kaur Khalsa
20
Die 8 Gaben des Menschen
E I N F ÜHRUNG
Einmal fragte mich jemand, wie ich denn so war, bevor ich mit Kundalini Yoga
und Meditation angefangen habe. Ich starrte erst einmal ins Leere, nicht aus Un-
höflichkeit, sondern weil ich mich ehrlich nicht erinnern konnte. Ich bin heute
ein völlig anderer Mensch.
Auf dem Weg des Yoga wurde ich im tiefsten Kern geheilt. Ich bin regelrecht
aufgeblüht und habe irgendwann die wahre Bestimmung meiner Seele erkennen
können. Da ich aus eigener Erfahrung spreche, kann ich auch anderen Menschen
behilflich sein. Denn all dies ist mir erst widerfahren durch die unfassbar tief ge-
hende, heilende Methode der Übungen und Meditationen des Kundalini Yoga.
Ich bin davon überzeugt, dass es zu meinen Aufgaben in diesem Leben gehört,
das, was ich gelernt habe, anderen zu vermitteln.
All die Wunder, die durch Yoga und Meditation bereits geschehen sind, begeis-
tern mich immer wieder. Ich durfte selbst Zeugin vieler dieser Wunder sein.
Wenn du lernst zu meditieren, wirst du die Antworten auf all deine Fragen finden.
Nicht das Leben, das du lebst, zählt, sondern der Mut, den du für das Leben auf-
bringst.
Wenn die Schwierigkeiten des Lebens mal wieder über mich hereinbrechen −
wie das bei jedem von uns passiert –, greife ich zu den Mitteln, die mir helfen,
mich wieder zu heilen. Viele davon sind denkbar einfach und nehmen nur ein
paar Minuten meiner Zeit in Anspruch.
Im Yoga geht es nicht um Selbstoptimierung, es geht um Selbstakzeptanz.
Immer mehr Menschen machen heute Yoga oder meditieren, und das über-
rascht mich nicht im Geringsten. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass Yoga kein
Körperkultwahn ist. Im Yoga geht es nicht um die Selbstoptimierung. Vielmehr
fördern wir die Selbstakzeptanz, was etwas ganz anderes ist. Du musst nicht „aus-
gebessert“ werden; du musst dir einfach wieder bewusst werden, wie wunderbar
und perfekt du bereits bist. Das geschieht beim Yoga. Du erinnerst dich, wer du
wirklich bist. Deswegen kann Yoga − und sei es nur im kleinsten Ausmaß − den
Lauf deines Lebens verändern, genau wie es bei mir passiert ist. Du hast ein An-
recht auf Freude und Glück – und zwar von Geburt an. Du wurdest als spirituelles
Wesen geboren, um eine körperliche Erfahrung zu machen.
Die größte Hürde im Kundalini Yoga ist meistens nicht die Übung an sich, son-
dern sich dazu zu bringen, sie auch wirklich zu machen! Die Tatsache, dass ich
mit Yoga meinen Lebensunterhalt verdiene, bedeutet nicht, dass ich auch immer
sofort übe, wenn es angebracht wäre. Manchmal muss ich mich erst wieder „sam-
meln“ und mich daran erinnern, dass es die paar Minuten absolut wert sind, um
mich besser zu fühlen; und dennoch behält mein negativer Geist die Oberhand.
In solchen Momenten scheint wirklich der komplizierteste Handstand weniger
Überwindung zu kosten als diese kleine Drei-Minuten-Übung.
Leiden ist ein Zustand, mit dem wir immer rechnen können. Das Leid ist nicht
wählerisch und immer für uns da.
Wenn wir den einen Schritt in Richtung Glück, in Richtung Heilung, in Rich-
tung Veränderung gehen können, dann passieren wahre Wunder. Die Yoga-
haltungen und die Meditationen in diesem Buch zeigen einen Weg der kleinen
Schritte in Richtung dieses Glücks.
21
Einführung
Wenn du auch nur eine einzige Übung aus diesem Buch machst – eine Atem-
technik, eine Dehnung, eine Meditation –, dann sei gewiss, dass ich dir von ir-
gendwoher laut zujubele. Denn ich weiß, dieser erste Schritt ist der schwerste
überhaupt. Doch wenn du den gegangen bist − nur ein einziges Mal −, dann hast
du bereits einen großen persönlichen Sieg errungen.
Mantras: Wie sie funktionieren
Im Kundalini Yoga werden bestimmte Bewegungen oder Atemabfolgen häufig
mit Lauten begleitet, die wir entweder singen oder auf die wir im Stillen meditie-
ren. Diese Laute heißen „Mantras“.
Mantras sind wiederkehrende Laute, durch deren ständige Wiederholung eine
Bewusstseinsveränderung erlangt wird.
Dieses sogenannte Chanten mag einem zunächst etwas merkwürdig vorkom-
men, doch kann es sehr stark zu unserem Wohlbefinden beitragen. Oft werde ich
nach der Bedeutung der verschiedenen Mantras gefragt. Dabei werden diese Wör-
ter nicht primär wegen ihrer Bedeutung, sondern vielmehr aus handfesten wis-
senschaftlichen Gründen eingesetzt, die weit über die begriffliche Bedeutung der
Wörter hinausgehen. Alle Mantras, die wir verwenden, basieren auf der Wissen-
schaft des „Naad“. Diese Wissenschaft erforscht die Mysterien und Geheimnisse,
die in der Welt des Klangs zu finden sind.
Über unseren gesamten Gaumen verteilt befinden sich 84 sogenannte Meri-
dianpunkte. Die Mantras wurden uns als besondere Geschenke gegeben. Vor lan-
ger Zeit gingen hoch entwickelte Menschen oder Seher in tiefe meditative
Zustände. In der Meditation begannen sie, bestimmte Laute zu rezitieren, durch
welche die Zunge diese Meridianpunkte in gewissen Kombinationen anschlug.
Es ist vergleichbar mit dem Klavierspielen – wenn bestimmte Noten gespielt wer-
den, entsteht eine schöne Melodie. Mit jedem Wort, das wir sprechen, oder in
diesem Fall mit den Mantras, die wir rezitieren, drücken wir bestimmte „Tasten“.
Wenn die richtige Kombination der Tasten gedrückt wird, dann werden der Hy-
pothalamus, der Thalamus und die Hirnanhangdrüse im Gehirn so stimuliert,
22
Die 8 Gaben des Menschen
dass sie unseren Geist in einen meditativen Zustand, ja sogar in Ekstase versetzen
können. Man stelle sich einmal vor, wie unsere Welt aussehen würde, wenn wir
diesen ekstatischen Zustand ganz ohne Drogen herbeiführen könnten.
Vielleicht ist dir so etwas schon einmal passiert: Du betrittst einen Raum,
in dem gerade viel gelästert, geflucht oder einfach mit „niedriger Schwingungs-
energie“ geredet wurde, und die gesamte Umgebung fühlt sich irgendwie schwer
und deprimierend an. Dann wiederum gehst du vielleicht in einen Raum, in dem
viel gesungen, gechantet oder aufbauende Gespräche geführt wurden, und du
fühlst dort eine gewisse Leichtigkeit und Heiterkeit. Was du in diesen Momenten
erlebst, hat viel mit der Wissenschaft des Naad zu tun.
Diese Weisen des Altertums haben die verschiedenen Mantras ausgewählt, weil
jedes dieser erlesenen kleinen Wörter mit einer erhebenden Schwingung durch-
tränkt ist. Sobald wir sie rezitieren, stimulieren wir gewisse Bereiche unseres Ge-
hirns, welche wiederum den chemischen Haushalt im Gehirn verändern. Durch
diese veränderte chemische Zusammensetzung kann unser Geist einen entspann-
teren und erweiterten Bewusstseinszustand erlangen.
„Im kommenden Zeitalter wird der mentale Wahnsinn immer weiter um sich
greifen. Keine Medizin kann ihn heilen. Dann ist das Chanten im Naad Yoga am
effektivsten. Es wird für einen ausgeglichenen Geisteszustand sorgen.“
Yogi Bhajan
Eins der kraftvollsten Mantras, die wir im Kundalini Yoga verwenden, lautet
„Sat Nam“, was in etwa bedeutet „Ich bin Wahrheit“. Diese schönen reinen Vo-
kallaute sind dem lateinischen „Amen“ sehr ähnlich. Wir beenden jede Yogastunde
mit einem langen gesungenen „Sat Nam“.
Wir alle benutzen jeden Tag unsere Mantras – und wiederholen sie ständig, laut
ausgesprochen oder im Stillen gedacht –, es sind Sätze wie „Ich habe es so schwer“
oder „Ich bin so müde“, „Nie kann ich mich entscheiden“, „Das wird nie klap-
pen“, „Ich bin gestresst“, „Ich habe keine Zeit dafür“ oder „Das Geld ist zu knapp“.
Wir merken nicht einmal, wie diese Mantras durch stetes Wiederholen zu einem
Teil unserer Wirklichkeit werden. Wie wir reden, so handeln wir; wie wir denken,
23
Einführung
24
Die 8 Gaben des Menschen
so leben wir. Wenn dein Mantra lautet „Ich bin im Stress“, dann bist du im Stress.
Oder wenn du dir immerzu sagst „Das wird nie etwas werden“ – dann wird es nie
etwas werden. Am Anfang war das Wort, und das Wort war Gott. Solche Macht
haben Worte über uns und über andere.
Mudras: Magische Handhaltungen
In den Übungen und Meditationen des Kundalini Yoga verwenden wir neben
den Mantras auch des Öfteren „Mudras“. Diese speziellen Handhaltungen wurden
entwickelt, um Energien in den Körper und im Körper fließen zu lassen. Ebenso
wie Mantras und bestimmte Blickrichtungen der Augen senden auch Mudras
Botschaften an unser Gehirn. Sie helfen uns dabei, in beruhigende und meditative
Zustände zu gelangen.
Die Chakras
Dieses Buch möchte dir einfache Hilfsmittel an die Hand geben, um dir deiner
Energiezentren bewusst zu werden. Wenn du dir die ungeheuer vielfältigen Methoden
des Kundalini Yoga zunutze machst, kannst du dein Leben sehr bereichern.
„Männer von großer Weisheit haben in der Tat alles über diese Chakras heraus-
gefunden – über ihre Funktion, ihre Blüten, ihren Klang, ihre Unendlichkeit, ihre
Verbindungen untereinander, ihre Kräfte. Sie fanden heraus, was die Chakras sind.
Und sie fanden heraus, dass das Leben eines Menschen komplett auf diesen Chakras
begründet ist. Diese weisen Männer entwickelten daraus eine umfassende Wissenschaft.
Aus dieser Wissenschaft ist Kundalini Yoga entsprungen.“
Yogi Bhajan
Das Wort Chakra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Rad“. Stell dir deine
Chakras als Energiewirbel vor, und jeder strahlt eine bestimmte Energie aus, die
eine Bedeutung für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden hat. Diese acht Ener-
giezentren beginnen am unteren Ende der Wirbelsäule und setzen sich fort bis hoch
zum Scheitel deines Kopfes, so wie auf dem Bild am Ende dieses Kapitels.
„Die Energie des Universums gehört dir. Du hast von Geburt an ein Anrecht darauf.
Fordere sie einfach ein.“
Yogi Bhajan
Diese Zentren sind unterteilt in das „untere Dreieck“, welches sich auf die ersten
drei Chakras bezieht, sowie das „obere Dreieck“. Ihre Spitzen treffen im Nabel-
zentrum aufeinander. Das achte Chakra – die Aura − ist wie eine Blase, die die gesamte
physische Struktur umgibt, und sie ist eine Art Zusammenfassung oder Reflexion
unseres Wesens als Ganzes. Chakras sind komplex, sie strahlen mehr als nur eine
Qualität oder Emotion aus. Um besser zu verstehen, wie sie funktionieren, habe ich
hier für jedes Chakra eine Begabung sowie seine Schattenseite beschrieben.
„Diese acht Begabungen des Menschen sind das Geschenk, das uns von jedem
anderen Geschöpf auf Erden unterscheidet.
Deine Begabung bringt dich überallhin. Es gibt nichts, was deine Begabung nicht er-
schaffen könnte. Es gibt nichts, wohin deine Begabung nicht reichen könnte. Es wird
dich an jeden Punkt führen, es wird dir jeden Raum geben. Deine Begabung trägt die
Unendlichkeit in sich, aus der heraus du dein Bewusstsein und deine Intuition einsetzt.“
Yogi Bhajan
Jedes Chakra steht für ein bestimmtes Talent oder eine bestimmte Begabung.
Wenn das Chakra offen ist und mit höchster Intensität schwingt, dann können
wir die ihm innewohnende Begabung erreichen und unser Leben verbessern.
Jedem Chakra ist zudem eine bestimmte Farbe zugeordnet.
Des Öfteren werden gewisse negative Gefühlszustände oder psychologische Pro-
bleme mit einem bestimmten Chakra in Verbindung gebracht. Solche Assoziatio-
nen sind allerdings nicht „in Stein gemeißelt“, da Gefühle und Emotionen sich
25
Einführung
häufig miteinander vermischen oder überlappen. Der Einfachheit halber beschreibe
ich zu den Chakras jeweils auch die dazugehörigen negativen Aspekte, die soge-
nannten „Schattengefühle“. Und ich zeige Methoden des Yoga, die helfen können,
mit der dunkleren Seite der menschlichen Psyche umzugehen.
„Löse deine Probleme nicht nur, löse sie auf − sodass sie nicht wieder auftreten werden.“
Yogi Bhajan
Durch diese wunderbaren Chakras unterscheiden wir uns von den anderen
Geschöpfen auf der Erde. Wenn wir diese Kräfte ehren und die Talente, die sie
uns bieten, weiterentwickeln, werden wir heil werden, als Individuen und als ganze
Spezies.
Mein Lehrer Yogi Bhajan verglich das System der Chakras mit dem Schalt-
getriebe eines Autos. Jeder Gang ist wichtig und nützlich, um gut dort anzukom-
men, wo du hin möchtest. Kundalini Yoga wird auch das Yoga des Bewusstseins
genannt, denn es lehrt dich, dir deiner inwendigen Energien bewusst zu werden
und dann – je nach Bedarf – zwischen den verschiedenen Gängen hin- und
herschalten zu können.
„Um im Leben erfolgreich zu sein, musst du dein Schaltgetriebe kennen und bedie-
nen können. Dann kannst du es entsprechend der Gegebenheiten deiner Umgebung
anwenden. Wenn du dein eigenes Getriebe nicht kontrollieren kannst, wird das Leben
zur Katastrophe, ganz egal wer du bist. Du musst lernen, wie die eigenen Energien zu
kontrollieren sind.
Und das ist Kundalini Yoga: Es zeigt dir, wie du die Kontrolle über dein Schalt-
getriebe, deinen Sprit und deine Gänge gewinnst.“
Yogi Bhajan
Unser Problem ist, dass wir häufig in einem oder in zwei Gängen feststecken.
Es gelingt uns nicht, die Kräfte richtig einzusetzen, zu „schalten“. Stell dir vor, du
fährst im ersten Gang auf der Autobahn oder im fünften Gang den Berg hinauf.
Nicht wirklich optimal, oder? Und doch tun die meisten von uns Tag für Tag
nichts anderes.
26
Die 8 Gaben des Menschen
Wenn ein Chakra aus dem Gleichgewicht gerät, wenn wir seine Energien
blockieren und sie nicht strahlen lassen, können wir mitunter krank werden. In
den vier Jahrzehnten, die ich nun unterrichte, ist mir deutlich vor Augen geführt
worden, wie die Menschen ihre Körper bewohnen und wie sich emotionale und
spirituelle Blockaden in ihren Körpern manifestieren können. Ich schaue mir eine
Person an und weiß relativ schnell, ob es ihr oder ihm zum Beispiel schwerfällt,
sich anderen gegenüber zu öffnen, oder ob jemand etwa Probleme damit hat, für
sich selbst einzustehen.
Dieses Buch wird dir helfen, deine acht Begabungen als Mensch besser wahr-
zunehmen – auf körperlicher, geistiger und spiritueller Ebene –, indem du einfache
meditative und yogische Techniken ausführst. Und das wirklich Erstaunliche ist,
dass die meisten dieser kleinen Hilfsmittel, Meditationen und Übungen nicht
mehr als drei Minuten am Tag beanspruchen.
Die folgende Aufstellung ist eine generelle Übersicht über das System der Chakras:
ERSTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Ausscheidungsorgane
BEGABUNG: Akzeptanz
FARBE: Rot
SCHATTENGEFÜHL: Groll, Starrsinn
ELEMENT: Erde
ZWEITES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Geschlechtsorgane
BEGABUNG: Kreativität
FARBE: Orange
SCHATTENGEFÜHL: ausgeprägtes Manipulieren, Schuldgefühle
ELEMENT: Wasser
DRITTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Nabelzentrum
BEGABUNG: Hingabe, Entschlossenheit
FARBE: Gelb
SCHATTENGEFÜHL: Wut, Gier
ELEMENT: Feuer
27
Einführung
28
Die 8 Gaben des Menschen
VIERTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Herzgegend
BEGABUNG: Mitgefühl
FARBE: Grün
SCHATTENGEFÜHL: Angst, Anhaftung
ELEMENT: Luft
FÜNFTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Hals
BEGABUNG: Wahrheit
FARBE: Blau
SCHATTENGEFÜHL: Ablehnung, Schroffheit
ELEMENT: Äther
SECHSTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Punkt zwischen den Augenbrauen
(Drittes Auge)
BEGABUNG: Intuition
FARBE: Indigoblau
SCHATTENGEFÜHL: Verwirrtheit, Depression
ELEMENT: keines
29
SIEBTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: Scheitelpunkt
BEGABUNG: Grenzenlosigkeit
FARBE: Violett
SCHATTENGEFÜHL: Trauer
ELEMENT: keines
ACHTES CHAKRA ∞ Bereich im Körper: das elektromagnetische Feld (Aura)
BEGABUNG: Ausstrahlung
FARBE: Weiß
SCHATTENGEFÜHL: keines
ELEMENT: keines
Du wirst bemerkt haben, dass die ersten fünf Chakras den Elementen zugeordnet
sind – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Die meisten Menschen kennen die ersten
vier Elemente, wissen jedoch wenig mit dem Begriff „Äther“ anzufangen. Äther ist
eine sehr feine, himmlische Energie jenseits unserer materiellen Welt. Da man auf der
Leiter der Chakras in immer subtilere geistige und spirituelle Bereiche hinaufsteigt,
werden mit den höheren Chakras auch nicht mehr die Elemente der Erde assoziiert.
Ein übertriebenes Anhaften an weltlichen Dingen ist eine menschliche Eigen-
schaft, genau wie Wollust, Zorn, Gier und Stolz. Solche Wesenszüge können ent-
stehen, wenn in den acht Energiezentren – den Chakras − das Gleichgewicht
gestört ist. Verfestigt sich dieses Ungleichgewicht weiter, dann entstehen daraus
häufig psychische oder physische Probleme.
Immer wieder sprechen mich Menschen an, deren emotionale Blockaden in
einem bestimmten Chakra sich bereits als Krankheit im Körper manifestiert
haben. Das Konzept, dass bestimmte Gefühle und Eigenschaften mit einem
bestimmten Ort im Körper korrespondieren, ist nicht neu. Dennoch muss man
hier meines Erachtens vorsichtig sein, denn manche treiben diesen Gedanken auf
die Spitze und glauben im Umkehrschluss, sie seien an ihrer Krankheit selbst
schuld. Das ist jedoch eine denkbar ungünstige Sichtweise, die mehr schadet als
nützt, wenn wir unseren Körper und Geist heilen möchten. Du bist nicht schuld
an deiner Krankheit. Erkrankungen gehören zur Erfahrungspalette des Lebens
dazu und jeder muss sie durchmachen. Es bedeutet, dass wir sterblich sind.
Einführung
Du kannst aktiv daran arbeiten, den Geist, den Körper und die Seele zu heilen.
Betrachte deinen Körper als Gottes meisterhaftes Geschenk an dich. Wenn wir
lernen, unseren Körper wertzuschätzen und zu lieben, betreten wir den Weg der
Bewusstheit. Die acht größten Fähigkeiten der Menschheit befinden sich genau
in den acht wichtigsten Kraftzentren des Körpers, den Chakras. Freude ist dein
Geburtsrecht. Wenn du deine acht Begabungen einsetzen und kultivieren kannst,
dann sind sie der Schlüssel zu eben dieser Freude, die Gott dir wünscht.
Unser Körper ist ein Geschenk Gottes. Wir brauchen ihn, um hier zu sein.
Wenn wir ihn lieben und wertschätzen, begeben wir uns auf den Pfad der Be-
wusstheit. Freude ist unser angeborenes Recht. Der Schlüssel zu diesem Glück
sind ausgewogene und frei schwingende Chakras.
„Der ganze Zweck unseres Daseins ist Glück und Zufriedenheit, die ganze Ausrich-
tung unseres Lebens geht in Richtung dieses Glücks.“
Dalai Lama
Es ist eigentlich fast unmöglich, diese acht Kraftzentren perfekt in Balance zu
bringen und tagtäglich ihr Potenzial hervorzuholen. Doch keine Sorge! Perfektion
ist nicht das Ziel. Das Ziel ist es, der einzelnen Energien gewahr zu werden, die
von den verschiedenen Chakras ausstrahlen, und diese dann für sich einzusetzen.
Stell dir vor, du hältst einen Vortrag auf einer Konferenz. Jetzt solltest du deine
Aufmerksamkeit einerseits zum fünften Chakra bringen, also das Halschakra ak-
tivieren, um deine Vorstellungen klar kommunizieren zu können; andererseits
solltest du aber auch zum dritten Chakra „schalten“, um deinen Ausführungen
den nötigen Nachdruck zu verleihen. Wenn sich nun aber eine Kollegin an deinen
Ausführungen stören und sich darüber aufregen sollte, so bekämpfe nicht Feuer
mit Feuer. Versuch ihr stattdessen mit deinem vierten Chakra zu begegnen. Nutze
dein Mitgefühl und löse so die Ängste und Unsicherheiten auf, die hinter solchen
Ausbrüchen stecken.
Unsere Körper sind wie komplexe Welten innerhalb von weiteren Welten. Wir
wissen, wo sie beginnen und wo sie enden, und doch sind sie unermesslich und
voller Geheimnisse, die wir vielleicht niemals ganz verstehen werden. Niemand
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Die 8 Gaben des Menschen
hat jemals eine Maschine bauen können, die so kunstvoll und komplex ist wie
unser menschlicher Körper. Das jahrtausendealte System der Chakras ist ein Weg,
uns selbst zu verstehen. Zu jeder Zeit findet eine schier unglaubliche Menge an
subtilen Interaktionen statt.
Ich habe spezielle Übungssequenzen und Meditationen aus dem Kundalini Yoga
ausgewählt, die dabei helfen sollen, die jeweilige menschliche Begabung zu ent-
wickeln, die jedem Chakra innewohnt. Am besten suchst du dir eine oder zwei
heraus und probierst sie einmal für mindestens drei Minuten selbst aus. Wenn
meine Schüler mit einer Meditation anfangen möchten, schlage ich eigentlich
immer zunächst eine Dauer von drei Minuten vor; dann kann man sich steigern
auf sieben, auf elf Minuten, bis man später auf bis zu 31 Minuten hinarbeiten
kann. Wenn du dich dazu entschließt, die Meditation über einen längeren Zeit-
raum zu üben, wirst du eine deutliche Verbesserung spüren.
„Das Leben eines Yogi besteht darin, ein wunderschönes, erfülltes und glückseliges
Morgen zum Ausdruck zu bringen. Das ist ein Yogi.“
Yogi Bhajan
Der Grund für diese genauen Zeitangaben für die Meditation hat mit der nu-
merologischen Bedeutung der Zahlen in der Tradition des Kundalini Yoga zu tun.
Je länger es dauert, desto größer ist die Wirkung. Im Kundalini Yoga wiederholen
wir eine Bewegung häufig 26-mal. Da unsere Wirbelsäule 26 Wirbel hat, ist die
26 für uns eine wichtige Zahl. Brauchst du eine größere Herausforderung in einer
Übung, kannst du die Anzahl der Wiederholungen auf 54 oder sogar 108 erhöhen.
Das ist angebracht, wenn du rasch einen schnelleren Fortschritt sehen möchtest.
Es geht nicht darum, was du tust, sondern um den Mut und die Entschlossenheit,
die du in dein Tun einbringst.
Wer meditiert, muss dabei nichts erreichen oder optimieren. Viele meinen, beim
Meditieren müsste man sich mindestens in einer Trance oder in sonst einem ver-
änderten Zustand befinden. Das alles kann durchaus vorkommen, doch eigentlich
ist Meditation eher so etwas wie eine „Clearingstelle“ für den Geist.
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Einführung
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Die 8 Gaben des Menschen
In einem einzigen Augenblick schießen Hunderte von Gedanken durch unseren
Geist. Probiere einmal, diese Gedanken einfach nur zu beobachten, so wie man
zum Beispiel die Wellen im Meer betrachtet. Versuche nicht, dich bei einer Welle
aufzuhalten, sie zu erinnern oder sie dir in ihrem ewigen Kommen und Gehen zu
erklären. Inmitten all deiner Gedanken zu sitzen und nicht auf einen einzigen zu
reagieren, das ist das wahre Geschenk. Komm einfach immer wieder zurück zu
deinem Atem oder auch zu dem Klang, den du vielleicht gerade wiederholst, oder
zur Körperstellung, in der du dich befindest. Die meisten Kundalini Meditationen
bestehen aus gewissen Atem- oder Lautfolgen oder speziellen Positionen; so gibt
es genug, auf das du dich immer wieder rückbesinnen kannst.
„Jeder Gedanke kann zu einer Emotion, zu einem Gefühl werden. Und aus man-
chen dieser Gefühle entstehen Wünsche, und das Streben nach deren Erfüllung kann
deine gesamte Lebensenergie auffressen. Doch wenn du jeden Gedanken nutzt, ihn
durch deinen Geist hindurchlaufen lässt und mit deinem Bewusstsein prüfst, dann wirst
du erfolgreich sein, ganz egal, was kommt. Das ist ein einfaches Geheimnis des Lebens.“
Yogi Bhajan
Wenn wir mit einem Notfall konfrontiert sind, uns zum Beispiel jemand völlig
aufgelöst aus dem Krankenhaus anruft, dann fällt oft zuerst der Satz: „Jetzt hol
erst einmal tief Luft und beruhige dich!“ Wenn du dir selbst den Atem verweigerst,
dann verweigerst du dir auch das Geschenk des Lebens an sich. In der yogischen
Anschauung glauben wir, dass die Lebensenergie − das Prana − über den Atem zu
uns gelangt. Das Wichtigste ist also, dir selbst genug Luft zu verschaffen, und
gleichzeitig ist das oft das Erste, was wir vergessen. Sauerstoff gibt es völlig um-
sonst, und trotzdem gestehen wir uns erstaunlich wenig davon zu. Eigentlich un-
logisch, und doch allgemein üblich.
Bevor ich die Meditationstechniken des Kundalini Yoga kennenlernte, war ich
oft frustriert, wenn man mir sagte: „Nun setz dich hin und meditiere.“ Ich hatte
keinen blassen Schimmer, wie das gehen sollte. Ich bin wirklich froh, dass ich nun
diese Mittel und Wege kenne und das Meditieren für mich dadurch deutlich we-
niger mysteriös und dafür viel praktischer geworden ist.
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Wenn du dich wirklich verändern und die Begabung eines bestimmten Chakras
entwickeln möchtest, dann ist es ratsam, eine Meditation für dieses Kraftzentrum
über einen Zeitraum von 40 Tagen zu praktizieren. Die Dauer der Meditation
sollte so lang sein, wie sie sich gut für dich anfühlt. Du kannst mit einer kürzeren
Zeit beginnen und diese dann innerhalb der 40 Tage langsam steigern. Wenn du
dich an einem Tag einmal nicht danach fühlst, dann kannst du wieder auf die drei
Minuten zurückfahren, so musst du nicht gleich dein gesamtes Commitment für
die 40 Tage aufgeben.
In vielen religiösen Traditionen sind 40 Tage eine bedeutsame Zeitspanne. Im
Alten Testament regnete es 40 Tage und 40 Nächte lang. Im Christentum gibt es
die 40-tägige Fastenzeit. Zeitspannen von 40 Tagen sind auch bei den Sikhs sehr
wichtig. Es mag da einen Zusammenhang zu den physiologischen Funktionen im
Körper geben: Die Zellen im Blutkreislauf werden ebenfalls alle 40 Tage erneuert.
Was immer auch der Grund sein mag, die Zeitspanne von 40 Tagen war schon
immer eine sehr mythische Zeitspanne.
Du siehst bereits: Es gibt viele mögliche Herangehensweisen an diese Yogapraxis.
Und ich möchte nicht, dass du das Gefühl hast, dass deine Herangehensweise
nicht gut genug sei. Es spielt keine Rolle, ob du etwas für 31 oder für drei Minuten
machst – das ist alles in Ordnung. Hier geht es nicht darum, was du tust, sondern
es geht um die Hingabe, die du in dein Tun mit einbringst.
Ich hoffe natürlich sehr, dass du, sobald du einmal mit dieser Praxis – in welch
kleinem Rahmen auch immer – begonnen hast, viele positive Veränderungen in
deinem Leben feststellen wirst. Und dass diese dich wiederum inspirieren, diesen
lebensverbessernden Methoden mehr Platz einzuräumen. In all den Jahren als
Yogalehrerin habe ich gesehen, wie Kundalini Yoga und Meditationen wahre Wunder
vollbringen können. Wenn du in irgendeinem Bereich deines Lebens wieder heil
werden möchtest und du bereit bist, diesen Einsatz dafür zu bringen, dann kannst
auch du dieses Wunder erleben.
Einführung