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Unterrichtsmaterialien Sek.I Nr. 5/2011 :in 7/8 Jahrgangsstufe LEONIE OSSOWSKI: „STERN OHNE HIMMEL“

LEONIE OSSOWSKI: „STERN OHNE HIMMEL“ - buhv.de · m13 Hitlerjugend ... Grotesk muss vor diesem Hintergrund die Rede Hitlers anmuten. ... mit welchen Mitteln Adolf Hitler das deutsche

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U n t e r r i c h t s m a t e r i a l i e n S e k . I

Nr. 5/2011

:in

7/8Jahrgangsstufe

LEONIE OSSOWSKI:„STERN OHNE HIMMEL“

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I N H A L T

1. EINFÜHRUNG 1–3

2. UNTERRICHTSVERLAUF 4–13

3. MATERIALIEN 14–30

Geschichte und Geschichten 14–18m1 Damals …

Deutschland im Frühjahr 1945 m2 Die Spuren des Krieges

Betrachtung von Biografien vor historischem Hintergrundm3 Auf der Flucht (Folie 1)

Das erschütternde Bild eines Treckwagens vor „verbrannter Erde“m4 Vier Jungen

Vorläufige Kennzeichnung der Hauptfiguren

Ein jüdisches Schicksal 19–22m5 Mensch, ein Jude …

Begegnung mit einem jüdischen Schicksalm6 Frag ihn doch, wie er heißt!

Analyse einer Schlüsselszenem7 Abirams Angst

Schilderung von literarischer Qualitätm8 Helfer

Informationen zum historischen Hintergrund

Von mutigen Menschen 23–25m9 „Entartet“

Wie die Nationalsozialisten mit Künstlern umgingenm10 Im Rektorat

Analyse eines spannenden Dialogsm11 Anteks Tagebuch

Gedanken und Gefühle einer Hauptfigur

Ein Hitlerjunge 26–27m12 Das Verhör

Mit Standbildern eine Situation erschließenm13 Hitlerjugend

Informationen zur NS-Jugendorganisation m14 Propaganda (Folie 2)

Analyse eines NS-Plakats

Kriegswirren 28–30m15 Abirams Flucht

Betrachtung aktionsreicher Textpassagenm16 Schuldfragen

Zur ethischen Dimension des Handelnsm17 Täter, Opfer, Mitläufer und Helden

Artikulation persönlicher Leseeindrücke

4. WOCHENPLAN 31

5. TAFELBILDER 32

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Hans-Peter Tiemann

Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Zum InhaltIn den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 ziehen immer mehr Flüchtlingstrecks durch eine Stadt im OstenDeutschlands. Dort hat eine Gruppe zehn- bis sechzehnjähriger Jungen (Antek, Paule, Willi, Zick), Schülereines Alumnats (Musik-Internat), zusammen mit der vierzehnjährigen Ruth in einem zerbombten Stadt -viertel einen Kellerraum mit Nahrungsmitteln entdeckt. Als man sich eines Tages heimlich im Keller trifft,begegnet die Gruppe dem jüdischen Jungen Abiram, der den Nazis während der Deportation in ein Kon-zentrationslager entkommen konnte und sich nun auf der Flucht befindet. Während Willi aufgrund seinernationalsozialistischen Erziehung und Gesinnung fest entschlossen ist, Abiram anzuzeigen, zögern die anderenaus unterschiedlichen Motiven: Paule ist nur darum besorgt, dass das geheime Lebensmittelversteck mit derAuslieferung Abirams verraten werden könnte. Ruth begegnet dem jüdischen Jungen von Beginn an mitRespekt, Einfühlungsvermögen und Sympathie. Antek, der Anführer der Gruppe, ist anfangs unentschieden.Zick, der Zehnjährige, hat kaum eine eigene Meinung und schließt sich der Mehrheit gehorsam an.Die Parallelhandlung kreist um eine Gruppe Erwachsener: Jähde, der Rektor des Alumnats, ist ein überzeug-ter Nationalsozialist und Kriegsgewinnler, der seinen systemkritischen Vorgänger Kimmich, den Großvatervon Ruth, verraten und damit aus dem Amt des Schulleiters gedrängt hatte. Nagold, ein Musiklehrer desAlumnats, ist schwer verwundet aus dem Krieg heimgekehrt, erduldet passiv die Schikane des Schulleitersund lebt in stiller Opposition zu Jähde. Er ist verbittert und desillusioniert, während seine Frau von Ängstengequält die Flucht nach Westen vorbereitet.Im Keller kommt es unterdessen zu einem Verhör Abirams, wobei die Gruppe von dramatischen Ereignissenerfährt: Abirams Vater wurde ebenso wie seine Mutter Opfer des Holocaust. Der Junge musste die Ermor-dung seiner Mutter mit ansehen, konnte jedoch selbst den Tätern durch einen Zufall entkommen. WährendWilli Abirams Bericht über die Entrechtung, Verfolgung und Tötung der Juden keinen Glauben schenkt,Abiram vielmehr als Lügner und später als Spion darstellt, sind die anderen Jungen und Ruth tief berührtund beeindruckt. Man beschließt, ihm zu helfen. Bewegt von seiner Mission, einen „Volksverräter“ anzuzeigen, sperrt Willi die Gruppe einschließlich Abiramim Keller ein und erstattet Meldung beim Blockwart Feller. Dank Paules Geschick können sich Ruth unddie Jungen jedoch aus dem Keller befreien, sodass die Fahndung nach Abiram ins Leere läuft. Er wird dannan einen sicheren Ort auf der alten Stadtmauer gebracht.Im Alumnat ist es inzwischen zu einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Jähde und Kimmichgekommen, dessen Musik als „entartet“ gilt und seitdem unter Aufführungsverbot steht. Jähde wirft ihmvor, er habe Noten einer „Friedensmotette“ ins Alumnat geschmuggelt und heimlich Kontakt zum Kom-munisten Dressler unterhalten. Kimmich durchschaut Jähdes Absichten, lässt sich keine Informationenentlocken und vertraut auf ein schnelles Ende des Krieges. Inzwischen nähert sich die Front der Stadt. Ringsum ist bereits schweres Artilleriefeuer zu hören und dieFlüchtlingsströme nehmen zu. Auch im Alumnat werden Flüchtlinge einquartiert. Episoden um Elend undEinzelschicksale vermitteln einen anschaulichen Eindruck von der historischen Situation.Willi fahndet zusammen mit Jähde, den er inzwischen unterrichtet hat, immer noch hasserfüllt nach Abiram,der von allen unbemerkt im Alumnat untertaucht. Dort kommt es zu dem verzweifelten Versuch der Gruppe,Nagold um Fluchthilfe zu bitten. Der möchte sich jedoch aus der Geschichte heraushalten und lässt die Jungenfeige im Stich.

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In den folgenden Stunden gerät die Stadtmitte unter Beschuss, man flieht aus dem Alumnat und versuchtsich in der Krypta der Kirche in Sicherheit zu bringen. Willis verzweifelter Versuch, Abiram mithilfe desfanatischen Jähde doch noch zu stellen und auszuliefern, kostet ihn das Leben: Er wird auf dem Marktplatzvon einer Kugel getroffen. Abiram, die Jungen, Ruth und Kimmich erleben schließlich die Ankunft der Russen und die Einstellung derKampfhandlungen.

Didaktische ÜberlegungenLeonie Ossowskis Roman überzeugt durch seine überragende literarische Qualität, indem er plastische,glaubwürdige und differenzierte Portraits von Jugendlichen und Erwachsenen aus den letzten Tagen desZweiten Weltkriegs liefert. Zudem macht er Geschichte hautnah erfahrbar, denn das Personal agiert vor einerrealistisch abgebildeten Kulisse der Kriegs- und Fluchtwirren. Einzelschicksale und gesellschaftliche Umbruch-situationen werden atmosphärisch dicht entfaltet. Diese Lesarten bieten sich für den Deutschunterricht der7. und 8. Klassen an: ■ Wer auf die Rekonstruktion der Zeitumstände Wert legt, sollte die Aufmerksamkeit der Schüler/-innen

auf die zahlreichen im Roman vermittelten Informationen zum Nationalsozialismus, zur Ideologie desSystems und zum Holocaust lenken. Ergänzende Recherchen können in Zusammenarbeit mit dem FachGeschichte erfolgen: Dazu gehört die Zusammenstellung von Informationen zur Entrechtung, Verfolgungund Ermordung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten ebenso wie das Sammeln vonInformationen zum Kriegsverlauf, zur nationalsozialistischen Rassenlehre und zur Erziehung im NS-Staat,hier vor allem das Thema „Hitlerjugend“. Wertvoll ist der Roman zudem, weil er auf tatsächlichen Bege-benheiten und Zeitumständen basiert und diese authentisch schildert.

■ Wer den Roman vornehmlich als Beziehungs- und Entwicklungsdrama einer Gruppe Jugendlicher liest,mag die Entscheidungsnöte, Gewissenskonflikte und Handlungsweisen der Hauptfiguren, die Fragen umFreundschaft, blinde Gefolgschaft und Loyalität in den Mittelpunkt des Unterrichts stellen.

■ Wer die Typologie politischer Grundhaltungen gegenüber dem System untersuchen möchte, wird imRoman dem gesamten Spektrum von Opposition und Systemkritik, von blinder Gefolgschaft und Rassen-wahn begegnen, und zwar in einer für Schüler/-innen der 7. und 8. Klassen nachvollziehbaren Weise.Dies wird keineswegs moralisierend von einer Partei ergreifenden Erzählregie dargeboten, vielmehr stimmtLeonie Ossowski im gesamten Roman einen personalen Grundton an, indem sie die Figuren und ihrHandeln in zahlreichen Konfliktsituationen szenisch präsentiert und sie dabei selbst sprechen lässt. Aufdiese Weise kann sich ideologische Borniertheit ebenso unmittelbar wie Zivilcourage vor den kritischenLesern entfalten.

■ Wer die narrative Qualität des Romans erschließen möchte, sollte die sinnlich-komplex geschilderten Szenen und Situationen betrachten – etwa: Abiram allein im Keller. Damit liegen literarische Kabinett-stückchen vor, die auch produktionsorientiert untersucht werden können, indem beispielsweiseArbeitsaufträge zu persönlichen „Begegnungen“ mit Romanfiguren oder zu kleinen „Aufenthalten“ imRomangeschehen erteilt werden.

Der Text entfaltet einen variantenreichen Spannungsbogen mit unvorhersehbaren Wendungen: Atemlosaktions reiche Szenen wechseln dabei mit reflexiven Passagen ab. Die szenische Qualität des Romans mit sei-nen großen Dialoganteilen lässt die Begegnungen mit einzelnen Figuren immer unmittelbar erscheinen undliefert so gerade jugendlichen Lesern zahlreiche Möglichkeiten zur Identifikation wie auch zur kritischenDistanz und Urteilsbildung. Das personale Erzählsystem ist multiperspektivisch gestaltet und gibt durcherlebte Reden, Schilderungen und auktoriale Zwischenrufe Einblicke in die Gedankenwelt aller Seiten.

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Die Figurenkonstellation lässt den Text auf den ersten Blick als einen „Jungenroman“ erscheinen. Im Hin-tergrund ist es jedoch Ruth, die die Handlungsfäden in der Hand hält, an wichtigen Stellen vermittelndeingreift, Entscheidungen trifft und damit zu einer bedeutsamen Figur wird.

Methodische EntscheidungenDas vorliegende Material legt eine chronologische Erarbeitung der Romanhandlung nahe. Aufgabenstellungenzur Texterschließung wechseln ab mit Impulsen zur Analyse ergänzender Texte – etwa: zur Hitlerjugend,zum Kriegsgeschehen oder zum Thema „entartete Kunst“. Der historische Hintergrund sollte durch weitere Recherchen erschlossen werden. Eine Klassenbücherei mitLiteratur zum Nationalsozialismus – Sachbücher und fiktionale Texte – kann die Arbeit am Roman stützen.Sinnvoll ist es, die Schüler/-innen aufzufordern, ihre individuellen Lektüreeindrücke und Leseergebnisse ineinem Lesetagebuch zu dokumentieren. Darin sollte auch das Material gesammelt werden, das in begleitenderRecherche erstellt wird. Der Roman ist „sperrig“, weil keine Kapiteleinteilung vorliegt. Um Übersichtlichkeit zu gewährleisten, solltendie Erzählabschnitte durchnummeriert und betitelt oder mit kleinen Inhaltsangaben versehen werden. Es handelt sich insgesamt um 57 Abschnitte. Zudem bietet es sich an, im Klassenraum eine Zeitachse zumarkieren – die äußere Romanhandlung vollzieht sich innerhalb von drei Tagen – und die Ereignisse in ihrerzeitlichen Abfolge dort einzutragen. Hierbei sollte beachtet werden, dass Parallelhandlungen auftreten.Auf den folgenden Materialblättern werden jeweils die Textabschnitte benannt, die für die Bearbeitung derAufträge gelesen werden sollten. Es ist möglich, hier tatsächliche „Lesestopps“ einzuführen und die Schü-ler/-innen aufzufordern, den Roman jeweils nur bis dorthin zu rezipieren. Da mit „Stern ohne Himmel“jedoch ein spannender Text vorliegt, der von starken Lesern sicher in einem Zug bewältigt werden kann,sollten die individuellen Lesarten und Leseinteressen nicht „ausgebremst“ werden. Eine vollständige Roman-lektüre mit anschließender Dokumentation im Lesetagebuch bietet sich daher zum Auftakt derUnterrichtsreihe an.Die Aufgabenstellungen im Materialteil fordern stets zu Respekt und zu historisch-kritischer Distanz gegen-über dem Romangeschehen und der Figurenwelt auf. Allzu leicht könnten die Schüler/-innen zuvordergründigen Identifikationen – Wie würde ich mich in so einer Situation verhalten? – veranlasst werden.Nationalsozialismus und Holocaust sind Themen, denen man nicht mit anbiedernd naiver Annäherungbegegnen sollte.

ZielvorstellungenDer Kompetenzerwerb im Deutschunterricht der 7. und 8. Klassen kann mit der Behandlung von „Sternohne Himmel“ in diesen Bereichen gefördert werden: Strategien des Leseverstehens werden am Gegenstandeines komplexen Textes eingeübt, Verfahren zur Textstrukturierung werden ebenso vermittelt wie Technikenzur Textrezeption – hier: Zitieren, Textpassagen zusammenfassen, visualisieren und erklären. Im Unterrichterfolgen Operationen an einem literarischen Text, wie das Erschließen von Figurenkonstellationen und dieErarbeitung von Handlungsmotiven. Zudem werden literarische Fachbegriffe angewendet und damit ein-geübt und um textproduktive Verfahren ergänzt.Der Roman kann Schülerinnen und Schülern heute ein wertvolles Bild von der Dramatik der letzten Tagedes Zweiten Weltkrieges vermitteln und Einblicke in die Lebenswelt und die psychische Befindlichkeit einerGruppe Gleichaltriger geben. Er ist zugleich eine Freundschaftsgeschichte, ein historisches Drama und –mit Blick auf die Veränderungen, die sich bei einigen Figuren vollziehen – ein wichtiger Entwicklungs -roman, der den Lesern Mut macht und ihnen ethische Orientierung anbietet.

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Der Unterrichtsverlauf umfasst etwa 16 Deutschstunden zu diesem Thema.

Geschichte und Geschichten

m●1 Damals …

! Dieser Text kann zur ersten historischen Orientierung dienen. Zur Ergänzung können Kartenmaterialund weitere Quellentexte herangezogen werden. Zudem sind Fachbegriffe zu klären. Es ist ratsam, ein Glossarfür die weitere Beschäftigung mit dem Roman anzulegen und jeweils aktuell zu ergänzen.

?A Fasse zusammen, in welcher Situation sich Deutschland im Frühjahr 1945 befindet.

Die Invasion der Alliierten hat stattgefunden, auch die Rote Armee ist auf dem Vormarsch. Eine Flücht-lingswelle überrollt den Osten Deutschlands, Zusammenbruch und Kapitulation stehen unmittelbar bevor,auch Parteifunktionäre fliehen. Grotesk muss vor diesem Hintergrund die Rede Hitlers anmuten.

?B Beschreibe, mit welchen Mitteln Adolf Hitler das deutsche Volk zum Kampf auffordert.

Der „Führer“ benutzt „Durchhalteparolen“, appelliert an die Pflicht und an die Opferbereitschaft des Volkes,schließt angeblich alle darin ein: „von jedem“. Das stereotype „ich erwarte“ wirkt wie ein „Einpauken“, Hitlerheuchelt sein „Vertrauen“, wirkt einflüsternd demagogisch, wenn er von „verschworener Gemeinschaft“ redet,bemüht sogar religiöse Gefühle – der „Allmächtige“ – und Opfermythen und verspricht schließlich die Triasvon „Freiheit,“ „nationaler Ehre“ und „Zukunft“. Hitler zeigt sich hier als ganz und gar verlogener Demagoge.

?C Der Redner bezeichnet die Situation als „Krise“ (Z. 54). Sprecht darüber, ob diese Bezeichnung angemessen ist.

„Krise“ ist ein realitätsferner Euphemismus, mit dem die Katastrophe nicht erfasst wird. Damit beschönigtund verharmlost der Sprecher eine historische Situation zum Zweck der Manipulation seiner Adressaten.

Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 1Die Rede als TondokumentEs bietet sich an, die in M 1 zitierte Rede Hitlers (Ansprache am 12. Jahrestag der „Machtübernahme“ vom30.01.1945) als Tondokument – neben anderen Audiodokumenten – zu analysieren. Sie steht online unterdieser Adresse zur Verfügung: http://www.nationalsozialismus.de/dokumente/audios (Hörbeispiele)

m●2 Die Spuren des Krieges

! Die literarische Qualität der Lektüre wird bereits auf den ersten Seiten deutlich, wenn die Erzählerin dieEreignisse sinnlich erfahrbar macht, indem sie Geräusche, optische Eindrücke und Ereignisse schildert.

?A Stell dir vor, du befindest dich in der Stadt, von der im Roman die Rede ist. Richte eine Tabelle mit zwei Spaltenein und notiere darin: sämtliche Geräusche, Stimmen und Gespräche, die hier an dein Ohr dringen; das, was dusiehst, wenn du aus dem Fenster eines Hauses auf die Straßen der Stadt blickst.

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Man hört: das Rumpeln der Treckwagen, das Anrufen der Pferde, das Knarren der Räder, das Heulen derHunde, das Flüstern von Tür zu Tür. Man sieht: das Vorbeiziehen der Flüchtlingstrecks, die fremdartigwirkenden Menschen auf den Treckwagen, die Vorbereitungen zur Flucht ringsum.

?B Die Romanhandlung setzt an einem Tag im April 1945 ein. Finde heraus, welche Hinweise auf die Kriegs -ereignisse, von denen in M 1 die Rede ist, der Text enthält. Markiere dazu wichtige Textstellen.

Der Romantext erwähnt die massenhafte Flucht der Menschen, die Durchhalteparolen, das Fluchtverbotund das wachsende Chaos in den ostdeutschen Städten.

?C Auf den ersten Seiten des Romans werden vier Personen vorgestellt, die ganz unterschiedliche Meinungen zumKriegsgeschehen haben. Stelle dar, um wen es sich handelt, indem du ihre Namen zu den Aussagen einträgst, diezu ihnen passen könnten.

Die Aussagen sind diesen Romanfiguren zuzuordnen: a) Lehrer Nagold; b) Frau Nagold; c) Antek; d) Di-rektor Jähde.

?D Der Romananfang schildert in Rückblicken, was bis dahin passiert ist. Notiere unter der Überschrift „VierVorgeschichten“, was diese Personen bisher erlebt haben.

Es wird erwartet, dass die stumme Pflichterfüllung der Frau Nagold im Internat ebenso erwähnt wird wiedie Kriegserlebnisse und die Auseinandersetzungen mit Jähde in Nagolds Vorgeschichte. Anteks vergeblicherWunsch, Soldat zu werden, und seine Auseinandersetzung mit Nagold sollten dargestellt werden. Schließlichist Jähdes opportunistisches Verhalten bei seinem beruflichen Aufstieg zu nennen.

m●3 Auf der Flucht (Folie 1)

! Weitere Bilddokumente zu den Themen „Flucht und Vertreibung“ sind online unter verschiedenenAdressen verfügbar und können ergänzend eingesetzt werden.

?A Das Bild zeigt Flüchtlinge aus Ostpreußen auf einem Pferdewagen im letzten Kriegsjahr 1945. Beschreibe esund zeige, woran man die Not der fliehenden Menschen und den Zustand des Landes erkennen kann.

Die Not der Menschen wird angesichts der zahlreichen Personen – etwa 14 Menschen, darunter viele Kinder– auf dem Treckwagen deutlich. Man sitzt nur auf Stroh und scheint kaum Habseligkeiten dabei zu haben.Im Vordergrund ist ein umgestürzter Treckwagen zu sehen, eine Frau läuft nebenher. Im Hintergrund siehtman ein ausgebranntes Gebäude.

?B Zwei Episoden schildern im Roman die Zustände auf der Flucht: Lies die Seiten 48–53 und die Seiten 92–96.Stelle mit eigenen Worten dar, in welchen Notlagen sich die Menschen damals befanden.

Die erste Episode schildert die Flucht einer Bauersfrau mit ihrem kranken Mann. Der Mangel an medizini-scher Versorgung und an Nahrungsmitteln hat zu dieser dramatischen Situation geführt. Die Orientie-rungslosigkeit der Flüchtlinge wird hier und in der folgenden Episode deutlich. Auf den Seiten 92–96 versorgen Ruth und ihr Großvater eine junge Mutter und ihren Säugling. Die Geschichteder Frau zeigt die Verrohung der Menschen, aber auch die lebensrettende Hilfsbereitschaft eines feindlichenSoldaten.

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m●4 Vier Jungen

?A Fertige zu jedem der vier Jungen einen vorläufigen Steckbrief an. Notiere dazu, was du bisher über sie erfahrenhast. Gehe dabei ein auf: ihr Verhalten gegenüber den Flüchtlingen, ihre Beziehungen zueinander, ihre Haltunggegenüber dem Krieg.

Antek: Noch glaubt er an Regime und Endsieg, möchte Soldat sein und für das Vaterland kämpfen. Er wirktsehr couragiert, trägt den Erwachsenen sein Anliegen vor, zeigt dabei Entschlusskraft und Stärke. Danebenbeweist er im Speisesaal gegenüber den Flüchtlingen Empathie und Gerechtigkeitssinn. Antek präsentiertsich von Beginn an als Autorität und als Anführer der Gruppe. Paule: Paule denkt scheinbar nur an deneigenen materiellen Vorteil, den er aus Situationen ziehen kann. Er fragt nicht, was „für Führer und Vater-land“ gut sein könnte, ihn interessiert nur, was „für Paule“ gut ist. Willi: Er erweist sich von Beginn an alsfanatischer Hitlerjunge, der nach eigenem Bekunden bereit ist, sich zu opfern. Dabei mischen sich Hass aufden vermeintlichen Gegner – „Russenschweine“ – mit Gehorsamsbereitschaft. Zick: Der zehnjährige Jungeerweist sich als Mitläufer ohne eigenes Profil, stellt häufig Fragen und entlarvt damit etwa die Phrasen vonWilli. Zick fühlt sich geborgen in der Gemeinschaft der Älteren.

?B Klärt im Gespräch, was mit dieser Textaussage gemeint ist.

Die Textaussage verweist darauf, dass die Erwachsenen weder Zeit noch Interesse haben, den JugendlichenWerte und Normen zu vermitteln, wenn ihr eigenes Weltbild so massiv erschüttert wird und ihre eigene politische Orientierung in Frage gestellt wird. Daraus folgt eine „Freisetzung“ im doppelten Wortsinn: Einerseits fehlt nun die Obhut der Erwachsenen, andererseits haben sie einen unbeobachteten Freiraum, indem sie sich nun bewegen können.

?C Nehmt Stellung zu diesen Meinungen. Begründet eure Positionen mit Hinweisen aus dem Text.

Toms Einschätzung ist nachvollziehbar: Es gibt in der Gruppe einen Anführer – Antek –, eine negative Figur – Willi – und einen „Komiker“ – Paule. Schnell wird deutlich, dass hier durchmischte Charaktere vor-liegen: Antek wird keinesfalls als nur positive Figur gezeichnet, Paule zeigt auch nachdenkliche Züge nebenseiner Oberflächlichkeit und selbst Willis Verhalten wird vor dem Hintergrund des NS-Erziehungssystemsverständlich und nachvollziehbar. Mithin kann Lea die Figuren treffend beschreiben.

Ein jüdisches Schicksal

m●5 Mensch, ein Jude …

! Der Einführungstext versucht Informationen zur gesellschaftlich-historischen Situation mit dem Einzel-schicksal einer Figur – hier Zick – zu verknüpfen. Damit wird deutlich, welche ungeheuerlichen Geschehnissesich hinter dem Rücken der beteiligten Kinder und Jugendlichen abgespielt haben.

?A Lest diese Informationen und erläutert, warum man von zunehmender Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus sprechen kann.

Die fatale Entwicklung von Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung kann entlang der Textaussagennachgezeichnet werden: Mit den „Nürnberger Gesetzen“ findet eine umfassende Entrechtung jüdischer

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Mitbürger statt. Die Verfolgung setzt mit der Reichspogromnacht 1938 ein. Verhaftungen und Deportationensind bereits Maßnahmen der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung (vgl. Tafelbild 1, S. 32).

?B Beschreibt Zicks Verhalten und findet mögliche Erklärungen dafür, indem ihr auf die Informationen zumSchicksal der Juden im Nationalsozialismus hinweist.

Zick ist gründlich verstört, weiß nicht, wie er Abiram begegnen soll. Von Juden hat er wohl gehört, aller-dings dürfte er nie Kontakt zu einem jüdischen Mitbürger gehabt haben, wie das Zitat aus dem Buch belegt.Also berührt er ihn so, als ob er sich von seiner Existenz überzeugen möchte.

! Je nach Auffassungsvermögen und Interessenlage der Lerngruppe sollten weitere Informationen zumHolocaust ausgetauscht werden. Als sehr wertvoll haben sich Kreisgespräche erwiesen, in denen die Schüler/-innen von eigenen Familiengeschichten und damit von biografischen Berührpunkten mit demNationalsozialismus erzählen. Auf ergänzende literarische und dokumentarische Werke zu diesem Themasollte hingewiesen werden. Vielleicht kann dabei eine kleine Klassenbücherei entstehen.

Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 5ZeitzeugenNoch gibt es Menschen, die Kindern und Jugendlichen in der Schule von ihrer Kindheit im Nationalsozia-lismus erzählen können. Einladungen sollten mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam formuliertund Besuche organisiert werden. (Gespräch mit Zeitzeugen)

m●6 Frag ihn doch, wie er heißt!

?A Übertrage das Schaubild in dein Heft oder in deine Mappe. Notiere an den Pfeilen, wie sich die fünf Personenbei dieser ersten Begegnung im Keller Abiram gegenüber verhalten und was sie über ihn denken.

Ruth begegnet dem Fremden mit Verständnis, Einfühlungsvermögen und Sympathie. Das wird deutlich,wenn sie sofort nach dessen Namen fragt und sich demonstrativ an seine Seite stellt. Sie lächelt Abiram zuund versucht bei Antek Verständnis für Abirams Lage zu wecken. Willi reagiert empört, hasserfüllt und mitKraftmeierei. Er nimmt in Abiram nicht die Person wahr, sondern nur den Juden, den man anzeigen undausliefern muss. Zick ist einfach nur neugierig und überfordert, darauf deutet seine Anfangsreaktion hin.Später zeigt er Mitgefühl und ist „dem lieben Gott dankbar“, dass sein Vater nicht Jude, sondern Soldat ist.Paule ist vornehmlich am Erhalt der Nahrungsmittel interessiert und möchte wissen, warum Abiram aus-gerechnet in diesem Keller „spioniert“. Er hält sich insgesamt zurück und möchte verhindern, dass die Er-wachsenen etwas erfahren. Anteks Reaktionen werden von seinem gespannten Verhältnis zu Ruth und denanderen Jungen überlagert. Vor ihnen möchte er sich keine Blöße geben und spielt den starken Anführer,zeigt aber hier bereits Interesse an Abiram und ein erstes Verständnis für dessen Lage. Schließlich versicherter dem Jungen, dass ihm nichts passieren werde.

?B Diskutiert, welche möglichen Gründe die Personen für ihr Verhalten gegenüber Abiram haben könnten.

Willi hat als Hitlerjunge eine ideologisch ausgerichtete Erziehung erfahren. Rassenhass und Gehorsam wurdenihm vermittelt. Anteks Identifikation mit dem Regime ist ebenfalls noch vorhanden, wird aber überlagertvon einem kritischen Bewusstsein. Ruth ist selbstbewusst und kümmert sich nicht um ideologische Vorbe-halte. Paule ist immer noch daran interessiert, das Geheimnis des Kellers zu wahren. Zick handelt impulsiv,wirkt von der Situation überfordert.

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?C Notiert im Schaubild, welche Gedanken Abiram bei der Begegnung mit der Gruppe durch den Kopf gehen.

Abiram zeigt ein feines Gespür für die Sympathien und die Hassgefühle, die ihm entgegengebracht werden.Er merkt, dass er in Ruth eine mögliche Helferin und Vertraute gewinnen wird.

?D Markiere auf den Seiten 27–33 die Textstellen, die eine Innensicht zeigen. Finde heraus, von welchen Roman-figuren du auf diese Weise die meisten Gedanken und Gefühle erfährst.

Die Innensicht aller am Geschehen beteiligten Figuren wird in dieser Textpassage vermittelt. Die größtenAnteile haben dabei Antek und Ruth.

m●7 Abirams Angst

?A Lies die Seiten 38–39 und stelle mit Hinweisen auf die Definition dar, inwiefern Abiram als schwer trauma-tisiert bezeichnet werden kann.

Abirams Trauma zeigt sich an seinen Angstfantasien im Kellerraum. Vor seinen Augen verwandeln sich dieGegenstände und Geräusche, erschreckende Bilder aus der Vergangenheit tauchen auf. Der Verlust derEltern lässt ihn extrem ängstlich und hilflos erscheinen.

?B Die Erzählerin schildert Abirams Angst auf eine sehr einfühlsame Weise. Beschreibe, wie sie das macht.

Die Erzählerin lässt die Leser mit Abirams Augen auf die Kellerumgebung blicken. Dies vollzieht sich sehrbehutsam, sodass die verstörenden Eindrücke nachvollziehbar werden: Schritt für Schritt verwandelt sichdie Umgebung in das Szenario der Deportation.

?C Übertrage diese Tabelle in Mappe oder Heft und vervollständige sie mithilfe der Informationen, die du im Romanauf den Seiten 38 und 39 findest.

Eine Textanalyse wird die in der Tabelle angeregten Zusammenhänge sehr schnell identifizieren. Wichtigdabei ist, dass ein anschließendes Unterrichtsgespräch deutlich macht, in welcher psychischen Extremsitua-tion Abiram sich befindet.

m●8 Helfer

?A Stelle dar, was Menschen zu befürchten hatten, die jüdischen Mitbürgern halfen, sich vor den Nationalsozialistenin Sicherheit zu bringen.

Dem Text der Vorlage ist zu entnehmen, dass Helferinnen und Helfer mit Verhaftungen und Verhören,schließlich sogar mit mehrjährigen KZ-Aufenthalten zu rechnen hatten.

?B Sprecht darüber, welche Gründe manche Menschen gehabt haben könnten, trotz dieser Gefahren jüdischenMitbürgern zu helfen.

Das Wort „Mitbürger“ signalisiert bereits, dass es sich möglicherweise um Freunde und Bekannte gehandelthat, die von den Nazis verfolgt wurden. Zu persönlichen Beziehungen und Motiven kamen Zivilcourageund Hilfsbereitschaft, politische Oppositionshaltungen und religiöse Überzeugungen.

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?C „Ich werde Abiram helfen …“ So könnten die ersten Worte in Ruths Tagebuch lauten, nachdem sie Abiram einzweites Mal besucht hat (S. 39–43). Übertrage ihren Tagebucheintrag in Mappe oder Heft und setze ihn fort. Zeigedabei, welche Gefühle und Gedanken Ruth bewegen. Hinweise darauf findest du im Text.

Der Tagebucheintrag könnte neben Aussagen zu Abiram auch Gedanken zu Antek und zu den anderen Jungenenthalten.

Von mutigen Menschen

m●9 „Entartet“

?A Beschreibt, welche Maßnahmen die Nationalsozialisten gegen Künstler und ihre Werke unternommen haben.

Die Werke verfolgter Künstler wurden als „entartet“ und damit als minderwertig eingestuft. Ihre Schöpfererhielten Berufsverbote, Bücher wurden verbrannt, Bilder wurden aus Museen entfernt und vernichtet.Bestimmte Musikrichtungen wurden verboten.

?B Sprecht darüber, welche Gründe die Nationalsozialisten gehabt haben könnten, die Freiheit von Literatur,Kunst und Musik einzuschränken.

Die Nationalsozialisten hatten Angst vor jeder kritischen Haltung, die ihr System der Unterdrückung entlar-ven und damit erschüttern konnte. Hinzu kam der Hass auf Andersdenkende, der in der NS-Rassenideologieseinen Ausdruck fand. Vor allem jüdische Künstler und Intellektuelle fielen den Nazis daher zum Opfer.

?C Lies Kimmichs „Friedensmotette“ (S. 44–45) und begründe, warum dieses Lied Jähde wohl so verhasst war.

Das Lied preist den Frieden und verurteilt damit den Krieg. Es ist Ausdruck tiefer Friedenssehnsucht undwar den Nazis daher verhasst. Der Text stellt die These auf, dass man leichtfertig mit dem Frieden umgegangensei: „Jeder hat’s gehabt, keiner hat’s geschätzt.“

?D Nimm einmal an, nach dem Krieg und nach dem Ende der Nazi-Herrschaft wären die Täter, die Kimmich ver-haftet und „verhört“ haben (S. 57–59), selbst verhaftet und vor Gericht gestellt worden. Verfasse eine Anklageschriftgegen die Personen, die hier erwähnt werden. Begründe deine Vorwürfe gegen sie mit Hinweisen auf den Text.

Die Täter verhalten sich entwürdigend und verstoßen gegen die Menschlichkeit. Sie foltern ihren Gefangenen,machen sich über ihn lustig und zerstören sein künstlerisches Werk.

Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 9BücherverbrennungEine Liste mit den von den Nazis verbrannten Titeln kann schnell mithilfe entsprechender Recherche erstelltwerden. Einige Titel könnten beschafft und Texte für eine Lesung „verbrannter Literatur“ zusammengestelltwerden. (Lesung)

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m●10 Im Rektorat

! Das „Duell“ zwischen Kimmich und Jähde gehört zu den erzählerischen Höhepunkten des Romans.

?A Nimm begründet Stellung zu diesen Meinungen.

Benjamins Position ist treffend, da Jähde durch das Inventar seines Büros als regimetreuer Nazi charakteri-siert wird. Maries Vorschlag ist abzulehnen, denn Jähdes Anti-Intellektualismus wäre mit einem Bücherregalnicht angemessen gekennzeichnet. Tatsächlich wirft „jede Kleinigkeit“, wie Lisa es ausdrückt, ein Licht aufJähdes Charakter.

?B Fertige eine Liste mit den Requisiten an, die benötigt werden, um das Rektorat auf der Bühne so einzurichten,wie es der Roman verlangt.

Die Requisitenliste wird die im Text erwähnten Utensilien enthalten.

?C Übertrage die Zeichnung in Mappe oder Heft und notiere, was Kimmich und Jähde während des Gesprächesdenken.

Die Gedanken der beiden Romanfiguren sind aus inneren Reden und aus Wortbeiträgen zu erschließen.Jähde wird voller Hass auf Kimmich sein und zugleich das Gefühl der Unterlegenheit spüren. Kimmichweiß, dass ihm Jähde intellektuell nicht gewachsen ist, muss sich aber davor hüten, mit Dressler in einenZusammenhang gebracht zu werden.

?D Entscheide begründet, welche der beiden Personen als „Sieger“ aus dieser Begegnung hervorgeht.

Kimmich geht als „Sieger“ aus der Begegnung hervor. Das kann mit Jähdes zunehmender Nervosität imText belegt werden. Zeichen des Triumphes ist die von Kimmich vorgenommene Korrektur der Frontlinie.

m●11 Anteks Tagebuch

?A Schlüpfe in Anteks Rolle: Nimm an, er führt ein Tagebuch. Schreibe aus seiner Sicht zwei Einträge. Sie enthaltenseine Gedanken und Gefühle: zum Thema „Ruth“, zur Begegnung mit Kimmich.

Anteks Eintrag enthält vornehmlich Gedanken der Eifersucht mit Blick auf Abiram wie auch ein Geständnisseiner Zuneigung zu Ruth. Die weiteren Themenvorschläge können aufgenommen werden.

?B Im Gespräch mit Kimmich verrät Antek seine Gefühle an einigen Stellen sehr deutlich durch seine Körperhaltung,durch seinen Gesichtsausdruck und durch seine Bewegungen. Notiere in den fünf Bilderrahmen – im ersten findestdu bereits einen Hinweis – jeweils die Fundstelle (Seite, Zeile), die dir etwas darüber verrät.

Wichtige Aussagen finden sich hier: S. 75, Z. 15; S. 75, Z. 23–24; S. 75, Z. 34; S. 76, Z. 26; S. 77, Z. 1 undZ. 36.

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U N T E R R I C H T S V E R L A U F

Ein Hitlerjunge

m●12 Das Verhör

?A Gestaltet drei Standbilder, die den Verlauf des Verhörs im Keller deutlich machen. Beteiligt sind Abiram, Antek,Willi, Paule und Zick. Zeige, wie sich Abiram im Verlauf des Verhörs verändert.

Im ersten Standbild steht Abiram mit dem Rücken zur Wand, während die Jungen ihm gegenüber auf einerBank sitzen. Im zweiten Bild stehen sich Willi und Abiram dicht gegenüber. Im dritten Bild steht Antek be-schützend vor Abiram, während Willi isoliert der Gruppe gegenübersteht.

?B Lies die Seiten 100–103 und notiere jeweils, warum die Jungen Abiram während des Verhörs Glauben schenken.

Abirams Geschichte ist erschütternd und wird emotionslos vorgetragen. Das macht ihn so glaubwürdig.

m●13 Hitlerjugend

?A Erläutere mit Hinweisen auf diesen Text, warum jemand wie Willi gern ein Mitglied der Hitlerjugend war.

Fackelzüge und Märsche, Fahrten, Geländespiele und Zeltlager dürften für einen Jungen in Willis Alter sehrattraktiv sein. Dazu kommt die Verführungskraft durch den „Übervater“ Hitler.

?B Lies das Zitat aus der Hitler-Rede und beschreibe, warum sich der Redner wohl gerade diese Eigenschaften einesdeutschen Jugendlichen gewünscht hat.

Hitler spricht nur körperliche und charakterliche Eigenschaften, keine intellektuellen Fähigkeiten an. Dieso beschaffenen Hitlerjungen waren zu blindem Gehorsam bereit.

?C Erkläre, was Willis Vater damit meinte, als er von seinem Sohn auf S. 111 forderte, er solle „hart wie Kruppstahl“sein. Beschreibe dazu die Szene am Bahndamm und erkläre, welche mögliche Wirkung die Worte des Vaters aufWilli gehabt haben könnten.

„Härte“ bedeutet hier: keine Gefühle zeigen, nicht empathisch sein. Willi identifiziert sich hier mit demAggressor in Gestalt des überstrengen Vaters und zeigt damit die unterwürfigen Züge des autoritären Charakters.

m●14 Propaganda (Folie 2)

?A Beschreibe, mit welchen Mitteln dieses Werbeplakat dazu auffordert, in die Hitler-Jugend einzutreten.

Auf dem Plakat ist ein Jugendlicher in HJ-Uniform zu sehen, der im Wind eine Fahne mit Hakenkreuz, die Flagge der Hitlerjugend, hält. Sein Blick ist in die Ferne gerichtet, so als blicke er auf eine glorreiche Zukunft, die sich am Horizont abzeichnet. Mit einer Hand umfasst er seinen Gürtel. Haltung und Geste

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U N T E R R I C H T S V E R L A U F

verraten Entschlossenheit und Stärke. Der Aufdruck „Her zu uns!“ ist im Befehlston verfasst und suggeriertGeborgenheit und Gemeinschaft in einer „Wir-Gruppe“. Die Unterschrift erklärt, worum es geht.

?B Stelle die möglichen Gedanken und Gefühle dar, mit denen ein Junge wie Willi damals auf dieses Plakat geblickt haben könnte.

Für Willi verkörpert das Plakat die Ideale, denen er sich verschrieben hat. Schwärmerische Begeisterung undBewunderung für den abgebildeten Uniformierten, Aufwertung der eigenen Person, das Gefühl, zu einerGemeinschaft zu gehören und dienen zu dürfen, werden sich bei ihm einstellen.

Kriegswirren

m●15 Abirams Flucht

?A Übertrage die Skizze in Mappe oder Heft und notiere, welche Verstecke Abiram auf seiner Flucht aufsucht.Schreibe auf, wie er dorthin kommt und warum er das Versteck schließlich wieder verlässt.

Abiram versteckt sich im Keller, auf der Stadtmauer und schließlich im Alumnat.

?B Schreibe auf, warum sich Abiram vor diesen Personen in Acht nehmen muss.

Willi hatte bereits zuvor gedroht, Abiram anzuzeigen. Jähde ist erpicht darauf, einen Volksverräter zu fassen.Frau Nagold ist von panischer Angst ergriffen und wird irrational handeln. Herr Nagold wird ihm, weil erviel zu feige dazu ist, sicher nicht helfen.

?C Auf den Seiten 117–165 überstürzen sich die Ereignisse für Abiram. Die Erzählerin hat dafür gesorgt, dass esan einigen Stellen im Text sehr spannend wird. Die ersten beiden Höhepunkte der Spannungskurve wurden bereits eingetragen. Übertrage das Bild in Mappe oder Heft, zeichne den weiteren Verlauf der Kurve und trage dieweiteren Höhepunkte mit Hinweisen auf Seite und Zeile ein.

Es gibt weitere Spannungshöhepunkte, die allesamt von Abirams Flucht und seinem möglichen Schicksalhandeln. Verschiedene Lösungen sind möglich.

m●16 Schuldfragen

?A Beschreibe und bewerte das Verhalten von Herrn Nagold bei der Begegnung mit den Jungen auf dem Dachboden.

Nagolds feige passives Verhalten ist einerseits aus seiner Biografie abzuleiten und wirkt daher verständlich,andererseits hätte er hier menschlich und mit Augenmaß helfend eingreifen müssen.

?B Setzt euch mit den Meinungen der Schülerinnen und Schüler auseinander, indem ihr zu jeder Aussage begründetStellung nehmt.

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U N T E R R I C H T S V E R L A U F

Tom, Felix und Ella zeigen angemessene Einschätzungen, während die anderen Personen ein nicht nachvoll-ziehbares Verständnis für Nagold aufbringen.

?C Schließlich kommentiert Lisa den Schluss der Szene so: „Noch etwas, Leute, habt ihr eigentlich bemerkt, dass dieseSzene ein wunderbares ‚Happy-End‘ hat?“ Klärt mit Hinweisen auf den Text, wie sie das gemeint haben könnte.

Das wunderbare „Happy End“ wird deutlich in Anteks Worten, Abiram gehöre zu ihnen, den ließen sienicht allein. Anschließend nehmen die Jungen Abiram „zwischen sich“. Tafelbild 2 (vgl. S. 32) veranschaulichtdie Stationen der Beziehung zwischen Abiram und der Gruppe.

?D Erarbeite, wie sich Herr Nagold im Schlussteil des Romans verändert. Finde heraus, wodurch das möglicherweisebewirkt wurde. Schreibe ihm einen Brief, in dem du ihm mitteilst, wie du sein Verhalten bewertest.

Nagold zeigt schließlich doch Zivilcourage, indem er sich Jähde widersetzt und ihm die Pistole aus derHand schlägt.

m●17 Täter, Opfer, Mitläufer und Helden

?A Untersuche die Romanfiguren mit Blick auf die drei Definitionen und entscheide begründet, wen man alsFanatiker, wen als Mitläufer und wen als Menschen mit Zivilcourage bezeichnen kann.

Jähde und Willi sind Fanatiker, Nagold kann wohl als Mitläufer bezeichnet werden, während Kimmich, Antekund Ruth wie auch die anderen Jungen Zivilcourage zeigen.

?B Fertige sieben Kärtchen mit diesen Aufschriften an. Notiere auf den Rückseiten die Namen von sieben Roman-figuren, auf die diese Merkmale zutreffen. Füge Begründungen hinzu und stelle deine Ergebnisse der Klasse vor.

Hier sollten keine Erwartungen formuliert werden. Ein intensives Schlussgespräch zum Roman bietet sichmithilfe der Notizen an.

Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an die Unterrichtsreihe „Die Brücke“Wohin ideologische Verblendung, falsch verstandenes Heldentum und Gehorsamsbereitschaft führen können,zeigt in eindringlicher Weise B. Wickis Spielfilm „Die Brücke“ (1959). (Filmveranstaltung)

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m1 Damals …

Danzig 1945, FlüchtlingstreckQuelle: http://commons.wikimedia.org: Bundesarchiv, Bild 146-1996-030-01A/Höber, Brigitte/CC-BY-SA

M A T E R I A L I E N314

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Der Zweite Weltkrieg, der 1939 mit dem deutschenÜberfall auf Polen begonnen hatte und in dessen Ver-lauf das Deutsche Reich auch Russland den Krieg er-klärt und Hitlers Armee weite Teile des Landes zerstörthatte, nahm für die Bevölkerung in den deutschenOstgebieten eine dramatische Wende: Von Januar1945 an drangen russische Soldaten der Roten Armeein Ostpreußen ein, nachdem sie zuvor die deutscheArmee an der Ostfront zurückgeschlagen hatten. Sieeroberten die Städte Breslau und Königsberg, wo es zumassenhaften Fluchtbewegungen der ostdeutschenBevölkerung kam.Etwa fünf Millionen Menschen flohen im Frühjahr1945 aus ihrer Heimat nach Westen. In den ost- undmitteldeutschen Städten bracht das Chaos aus, weiles kaum Möglichkeiten zur Unterbringung derFlüchtlingsströme gab. Neben dem Durchzug derFlüchtlingstrecks waren zerschlagene Wehrmachtver-bände und Parteifunktionäre auf der Flucht vor derRoten Armee. Die deutsche Führung wollte jedochunter allen Umständen verhindern, dass noch mehrMenschen flohen. Man verbot Maßnahmen zur Eva-kuierung und rief zur Verteidigung auf. In der letzten Rede Adolf Hitlers, die am 30. Januar1945 im Rundfunk übertragen wurde, verlangte ervom deutschen Volk Widerstand, obwohl bereits vieleStädte nach Bombenangriffen zerstört und weite Teiledes Landes von alliierten Truppen besetzt waren: „[…] Ich erwarte von jedem Deutschen, daß er des-halb seine Pflicht bis zum Äußersten erfüllt, daß erjedes Opfer, das von ihm gefordert wird und werdenmuß, auf sich nimmt, ich erwarte von jedem Gesun-den, daß er sich mit Leib und Leben einsetzt imKampf, ich erwarte von jedem Kranken und Ge-brechlichen oder sonst Unentbehrlichen, daß er biszum Aufgebot seiner letzten Kraft arbeitet; ich er-warte von den Bewohnern der Städte, daß sie dieWaffen schmieden für diesen Kampf, und ich erwarte

vom Bauern, daß er unter höchstmöglicher eigenerEinschränkung das Brot gibt für die Soldaten undArbeiter dieses Kampfes. Ich erwarte von allen Frau-en und Mädchen, daß sie diesen Kampf – so wie bis-her – mit äußerstem Fanatismus unterstützen. Ichwende mich mit besonderem Vertrauen dabei an diedeutsche Jugend.Indem wir eine so verschworene Gemeinschaft bil-den, können wir mit Recht vor den Allmächtigen tre-ten und ihn um seine Gnade und seinen Segen bitten.Denn mehr kann ein Volk nicht tun, als daß jeder, derkämpfen kann, kämpft, und jeder, der arbeiten kann,arbeitet, und alle gemeinsam opfern, nur von dem ei-nen Gedanken erfüllt, die Freiheit, die nationale Ehreund damit die Zukunft des Lebens sicherzustellen.Wie schwer auch die Krise im Augenblick sein mag,sie wird durch unseren unabänderlichen Willen,durch unsere Opferbereitschaft und durch unsere Fä-higkeiten am Ende trotz alledem gemeistert werden.Wir werden auch diese Not überstehen. […]“

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?A Fasse zusammen, in welcher Situation sich Deutschland im Frühjahr 1945 befindet.

?B Beschreibe, mit welchen Mitteln Adolf Hitler das deutsche Volk zum Kampf auffordert.

?C Der Redner bezeichnet die Situation als „Krise“ (Z. 54). Sprecht darüber, ob diese Bezeichnung angemessen ist.

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M A T E R I A L I E N

m2 Die Spuren des Krieges

?A Stell dir vor, du befindest dich in der Stadt, von der im Roman die Rede ist. Richte eine Tabelle mit zwei Spalten ein und notiere darin:■ sämtliche Geräusche, Stimmen und Gespräche, die hier an dein Ohr

dringen;■ das, was du siehst, wenn du aus dem Fenster eines Hauses auf die

Straßen der Stadt blickst.

?B Die Romanhandlung setzt an einem Tag im April 1945 ein. Finde heraus, welche Hinweise auf die Kriegsereignisse, von denen in M 1die Rede ist, der Text enthält. Markiere dazu wichtige Textstellen.

?C Auf den ersten Seiten des Romans werden vier Personen vorge-stellt, die ganz unterschiedliche Meinungen zum Kriegsgeschehenhaben. Stelle dar, um wen es sich handelt, indem du ihre Namen zuden Aussagen einträgst, die zu ihnen passen könnten.

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?D Der Romananfang schildert in Rückblicken, was bis dahin passiert ist. Notiere unter der Überschrift„Vier Vorgeschichten“, was diese Personen bisher erlebt haben.

Textvorlage:S. 5, Z. 1–Z. 27

Textvorlage:S. 5, Z. 1–S. 7,Z. 29

Textvorlage:S. 5, Z. 28–S. 13,Z. 16

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F O L I E 1

m3 Auf der Flucht

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Ostpreußischer Flüchtlingstreck 1945Quelle: Bundesarchiv, Bild 175-S00-00326

?A Das Bild zeigt Flüchtlinge aus Ostpreußen auf einem Pferdewagen im letzten Kriegsjahr 1945. Beschreibe es und zeige, woran man die Not der fliehenden Menschen und den Zustand des Landeserkennen kann.

?B Zwei Episoden schildern im Roman die Zustände auf der Flucht: Lies die Seiten 48–53 und die Seiten 92–96. Stelle mit eigenen Worten dar, in welchen Notlagen sich die Menschen damals befanden.

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m14 Propaganda

F O L I E 2

:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

?A Beschreibe, mit welchen Mitteln dieses Werbeplakat dazu auffordert, in die Hitler-Jugend einzutreten.

?B Stelle die möglichen Gedanken und Gefühle dar, mit denen ein Junge wie Willi damals auf diesesPlakat geblickt haben könnte.

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M A T E R I A L I E N

m4 Vier Jungen

In der Klasse 7a wird gerade über die Jungen diskutiert:Tom: Die Autorin war bei der Darstellung der Jungengruppe nicht sehr einfallsreich. Marie: Wie meinst du das?Tom: Na ja, sie arbeitet mit der typischen Schwarzweißmalerei: Ein Komiker ist dabei, der nur ans Futterndenkt, dazu kommt ein verspielter Kindskopf, ein sympathischer Typ, der den dicken Boss spielt, und ein Gegen-spieler, der nur Böses im Sinn hat.Theo: Tom hat Recht, die Jungen könnten auch im Krimi mitspielen.Lea: Stopp, Leute! Ich finde, die Figuren sehr interessant. Mindestens zwei Jungen haben ziemlich durchmischteCharakterzüge. Sie zeigen von Beginn an positive und negative Eigenschaften.

?C Nehmt Stellung zu diesen Meinungen. Begründet eure Positionen mit Hinweisen aus dem Text.

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Im Text heißt es: „Die gewohnte Erziehung und Geborgenheit im Bereich der Erwachsenen, die mitGehorsam zu bezahlen war, schien ihnen in den letzten Tagen immer fragwürdiger. So hatten sie ihreeigenen Gedanken und Pläne.“ (S. 11, Z. 13–16)

Paule Antek Willi Zick

?B Klärt im Gespräch, was mit dieser Textaussage gemeint ist.

?A Fertige zu jedem der vier Jungen einen vorläufigen Steckbrief an. Notiere dazu, was du bisher über sie erfahren hast. Gehe dabei ein auf:■ ihr Verhalten gegenüber den Flüchtlingen,■ ihre Beziehungen zueinander,■ ihre Haltung gegenüber dem Krieg.

Textvorlage:S. 11, Z. 17–S. 17, Z. 34–

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M A T E R I A L I E N

m5 Mensch, ein Jude …

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Noch bevor Zick auf der Welt war …■ riefen die Nazis dazu auf, bei Juden nicht mehr

einzukaufen;■ durften kaum noch Juden an deutschen Univer-

sitäten studieren;■ wurden die Bücher jüdischer Schriftsteller öffent-

lich verbrannt.

Als Zick 1935 geboren wurde …■ erließen die Nazis die „Nürnberger Gesetze“,

verboten darin Ehen zwischen nichtjüdischenund jüdischen Bürgern, bezeichneten dies als„Rassenschande“ und drohten mit Zuchthausund Gefängnis;

■ wurde Juden das Wahlrecht entzogen;■ wurden alle jüdischen Beamten, auch Lehrer, ent-

lassen;■ mussten Juden ihre Vermögen abgeben;■ durften jüdische Ärzte nicht mehr arbeiten.

Als Zick ein dreijähriger Junge war …wurden in der Nacht vom 9. zum 10. November1938 im gesamten Deutschen Reich die Synagogenin Brand gesteckt und geplündert. Etwa 7.000 jüdi-sche Geschäfte wurden zerstört, etwa 20.000 Judenwurden aus ihren Häusern und Wohnungen gejagt,zum Teil zu Tode geprügelt oder in Konzentrations-lager verschleppt.

Als Zick 1941 in die Schule kam …■ hatte er keine jüdischen Klassenkameraden, denn

die durften keine nichtjüdische Schule besuchen;■ mussten Juden einen Stern mit der Aufschrift

„Jude“, festgenäht auf der linken Brustseite, tragen;■ durften Juden keine Autos, keine Haustiere und

auch keine Bücher mehr besitzen und erwerben;■ wurde es Juden verboten, öffentliche Verkehrs-

mittel zu benutzen;■ durften sich Juden nicht mehr auf Bahnhöfen, in

Lokalen, in Parks oder Grünanlagen aufhalten;■ wurden Juden in Ghettos und Konzentrations -

lager deportiert und später dort ermordet.

Berlin 1933, NS-Boykott jüdischer GeschäfteQuelle: http://commons.wikimedia.org: Bundesarchiv, Bild 102-14468/CC-BY-SA

?B Beschreibt Zicks Verhalten und findet mögliche Erklärungen dafür,indem ihr auf die Informationen zum Schicksal der Juden im National-sozialismus hinweist.

?A Lest diese Informationen und erläutert, warum man von zunehmender Entrechtung, Verfolgungund Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in der Zeit des Nationalsozialismus sprechen kann.

„Mensch, ein Jude“, sagte Zick als Erster, noch ganz benommen von dieser Ungeheuerlichkeit. Dannpackte ihn die Neugier. Vorsichtig fasste er den Jungen an.“ (S. 27, Z. 25–27)

Textvorlage:S. 27, Z. 25–27

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M A T E R I A L I E N

m6 Frag ihn doch, wie er heißt!

?A Übertrage das Schaubild in dein Heft oder in deine Mappe. Notiere an den Pfeilen, wie sich die fünf Personen bei dieser ersten Begegnung im Keller Abiram gegenüber verhalten und was sie überihn denken.

?B Diskutiert, welche möglichen Gründe die Personen für ihr Verhalten gegenüber Abiram habenkönnten.

?C Notiert im Schaubild, welche Gedanken Abiram bei der Begegnung mit der Gruppe durch denKopf gehen.

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?D Markiere auf den Seiten 27–33 die Textstellen, die eine Innensicht zeigen. Finde heraus, von welchen Romanfiguren du auf diese Weise die meisten Gedanken und Gefühle erfährst.

Im Roman schlüpft die Erzählerin sehr oft in die Innensicht verschiedener Romanfiguren, indem sie derenGedanken und Gefühle so schildert, dass der Leser das Gefühl einer direkten, ganz nahen Begegnung mitder Romanfigur hat.

Innensicht

Textvorlage:S. 27, Z. 28–S. 33, Z. 4

Zick

Antek

Willi Paule

Ruth

Abiram

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M A T E R I A L I E N

m7 Abirams Angst

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Mit Trauma werden die seelischen Verletzungen bezeichnet, die ein lebensbedrohliches Erlebnis in derPsyche eines Menschen hinterlässt. Personen, die so etwas erlebt haben, werden als „traumatisiert“bezeichnet. Traumatisierende Ereignisse, also solche, die ein Trauma auslösen können, sind z.B. ein Über-fall, ein Unfall oder auch der Verlust einer geliebten Person. Wenn das Erlebnis die psychische Belastungsgrenze der betroffenen Person übersteigt, sich das Opferextrem hilflos fühlt und oft auch Todesangst empfindet, kommt es zu solch einer psychischen Trauma-tisierung. In späteren Lebenssituationen, die dem traumatisierenden Erlebnis ähnlich sind, können die Ängste wieder aufleben. Viele Opfer entwickeln schwere psychische Störungen wie Depressionenoder bleibende Ängste. Hier kann oft nur eine Therapie und die liebende Zuwendung durch Bezugs-personen helfen.

Trauma

Textvorlage:S. 38, Z. 5–S. 39, Z. 15

?A Lies die Seiten 38–39 und stelle mit Hinweisen auf die Definitiondar, inwiefern Abiram als schwer traumatisiert bezeichnet werdenkann.

?B Die Erzählerin schildert Abirams Angst auf eine sehr einfühlsameWeise. Beschreibe, wie sie das macht.

?C Übertrage diese Tabelle in Mappe oder Heft und vervollständige sie mithilfe der Informationen, diedu im Roman auf den Seiten 38 und 39 findest.

Abiram allein im Keller

Er hört, sieht und riecht im Keller:

Es erinnert ihn an Szenen in der Turnhalle:

Weitere Bilder erscheinen vor seinen Augen:

Kompottgläser

Regal

Aufseher

Fiepen der Mäuse

Schüsse

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M A T E R I A L I E N

m8 Helfer

Die genaue Zahl der jüdischen Bürger, die währenddes Zweiten Weltkriegs von mutigen Helferinnen undHelfern vor der Verfolgung durch die Nationalsozia-listen versteckt und gerettet wurden, ist nicht bekannt.Man nimmt an, dass sich etwa 10.000 bis 15.000 Ju-den im gesamten deutschen Reichsgebiet versteckenkonnten, allein in Berlin etwa 5.000, von denen vieleüberlebten. Hilfe erhielten sie von ganz gewöhnlichen Menschen,die aus Nächstenliebe, aus Kritik am NS-Regime oderaus religiöser Überzeugung bereit waren, andere Lebenzu retten und sich selbst dabei in Gefahr zu begeben.Man half mit Geld, mit Verstecken, mit falschen Pa-pieren, Fluchtwegen oder mit Lebensmitteln. Nachdem der „Judenstern“, die Zwangskennzeich-nung für jüdische Bürger/-innen, von den National-sozialisten ab 1941 im Deutschen Reich eingeführtworden war, wurde all denen eine „Schutzhaft“ vondrei Monaten angedroht, die „freundschaftliche Bezie-hungen“ zu Juden unterhielten. Wer jüdische Bürgermit Lebensmitteln unterstützte, musste damit rechnen,von der Gestapo – der Geheimen Staatspolizei – ver-haftet und in ein Konzentrationslager überführt zu wer-den. Härter wurden die bestraft, die jüdischen BürgernUnterschlupf gewährten. Oft kamen Anklagen wegen„Hochverrates“ oder „Verstoßes gegen die Kriegswirt-schaft“ hinzu, und die Verurteilten mussten zwar nichtmit der Todesstrafe, aber mit mehrjähriger Haft inKonzentrationslagern rechnen.

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Eine jüdische Mutter mit ihrem Kind, September 1941Quelle: http://commons.wikimedia.org: Bundesarchiv, Bild 146-1996-030-01A/Höber, Brigitte/CC-BY-SA

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?A Stelle dar, was Menschen zu befürchten hatten, die jüdischen Mitbür-gern halfen, sich vor den Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen.

?B Sprecht darüber, welche Gründe manche Menschen gehabt habenkönnten, trotz dieser Gefahren jüdischen Mitbürgern zu helfen.

?C „Ich werde Abiram helfen …“ So könnten die ers -ten Worte in Ruths Tagebuch lauten, nachdemsie Abiram ein zweites Mal besucht hat (S. 39–43). Übertrage ihren Tagebucheintrag in Mappeoder Heft und setze ihn fort. Zeige dabei, welcheGefühle und Gedanken Ruth bewegen. Hinweisedarauf findest du im Text.

Textvorlage:S. 39, Z. 24–S. 43, Z. 36

Illustration: Andrea Naumann

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M A T E R I A L I E N

m9 „Entartet“

?A Beschreibt, welche Maßnahmen die Nationalsozialisten gegen Künstler und ihre Werke unter-nommen haben.

?B Sprecht darüber, welche Gründe die Nationalsozialisten gehabt haben könnten, die Freiheit von Literatur, Kunst und Musik einzuschränken.

?C Lies Kimmichs „Friedensmotette“ (S. 44–45) und begründe,warum dieses Lied Jähde wohl so verhasst war.

?D Nimm einmal an, nach dem Krieg und nach dem Ende derNazi-Herrschaft wären die Täter, die Kimmich verhaftet und„verhört“ haben (S. 57–59), selbst verhaftet und vor Gerichtgestellt worden. Verfasse eine Anklageschrift gegen die Per-sonen, die hier erwähnt werden. Begründe deine Vorwürfegegen sie mit Hinweisen auf den Text.

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Moderne Kunst, Literatur, Malerei und Musik, dieden Nationalsozialisten nicht gefiel, wurde von ihnenals „entartet“ und damit als krankhaft und minder-wertig bezeichnet. Viele Schriftsteller, Musiker undMaler erhielten Berufsverbot, wurden verfolgt, ver-haftet und umgebracht. Bereits 1933 kam es an verschiedenen Orten inDeutschland zu Bücherverbrennungen, bei denendie Werke unliebsamer, kritischer Autoren, die den

Anschauungen der Nazis widersprachen und sich ihnen widersetzten, vernichtet wurden. Im Sommer1937 zogen die Nazis in einer Aktion, die sie als „Säu-berung“ bezeichneten, plündernd und zerstörenddurch deutsche Museen und rafften etwa 700 Werkemoderner Künstler zusammen, um sie in Münchenunter dem Titel „Entartete Kunst“ auszustellen.Gleichzeitig wurden etwa 16.000 Kunstwerke ausdeutschen Museen entfernt und zum größten Teilvernichtet. Manche Bilder, vor allem die von jüdi-schen Malern, wurden schief aufgehängt, um dieKünstler damit zu verspotten, religiöse Abbildun-gen wurden lächerlich gemacht. Die Nazis liebten Abbildungen von sportlichen Helden, von heilen Familien, blonden Frauen undidyllischer Natur, Bilder, die starke deutsche Männerzeigten. Werke, die ihnen nicht gefielen, wurden als„kranke jüdische Machwerke“ bezeichnet und dien-ten ihnen zum Anlass der Verfolgung „rassisch Min-derwertiger“ und politischer Gegner.Ein Jahr später wurde moderne Musik wie der Swingoder der „Nigger-Jazz“ verboten und im Rahmen derReichsmusiktage in Düsseldorf präsentiert: In dieserAusstellung „Entartete Musik“ wurden vor allemdie Werke jüdischer Komponisten als undeutsch undminderwertig verurteilt. Auf einem Werbeplakat wardie Karikatur eines schwarzen Jazzmusikers zu sehen,der einen Davidstern trug.

Reichsminister Goebbels in der Ausstellung„Entartete Kunst“, München 1938Quelle: http://commons.wikimedia.org: Bundesarchiv, Bild 183-H02648/CC-BY-SA

Textvorlage:S. 44, Z. 1–S. 48, Z. 30S. 56, Z. 22–S. 59, Z. 30

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

?C Übertrage die Zeichnung in Mappe oder Heft und notiere, was Kimmich und Jähde während desGespräches denken.

?D Entscheide begründet, welche der beiden Personen als „Sieger“ aus dieser Begegnung hervorgeht.

Die 7a möchte die Begegnung zwischen Kimmich und Jähde auf der Theaterbühne nachspielen undspäter einmal vor Publikum aufführen. Während der Proben kommt es zu diesem Gespräch:Benjamin: Wir benötigen eine gute Kulisse mit zahlreichen Requisiten, damit alles echt wirkt.Marie: Bühnenbau ist viel zu umständlich. Es genügt, wenn wir ein Bücherregal voller Bücher in den Hintergrundstellen, eine Tür mit dem Schild „Rektorat“ aufbauen und einen leeren Schreibtisch daneben stellen.Leonard: Du machst es dir zu leicht, Marie. Wir sollten den Raum genau so einrichten, wie es im Roman dargestellt wird. Lisa: Leonard hat Recht. Jede Kleinigkeit wirft ein Licht auf Jähdes Charakter.

?A Nimm begründet Stellung zu diesen Meinungen.

?B Fertige eine Liste mit den Requisiten an, die benötigt werden, um dasRektorat auf der Bühne so einzurichten, wie es der Roman verlangt.

Textvorlage:S. 60, Z. 23–S. 63, Z. 26

Kimmich Jähde

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?A Schlüpfe in Anteks Rolle: Nimm an, er führt ein Tagebuch. Schreibeaus seiner Sicht zwei Einträge. Sie enthalten seine Gedanken und Gefühle:■ zum Thema „Ruth“,■ zur Begegnung mit Kimmich.

Im Kästchen findest du Themen, die Antek wahrscheinlich im Tagebuch ansprechen wird:

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m11 Anteks Tagebuch

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Textvorlage:S. 73, Z. 15–S. 77, Z. 36

Illustration: Andrea Naumann

?B Im Gespräch mit Kimmich verrät Antek seine Gefühle an einigen Stellen sehr deutlich durch seineKörperhaltung, durch seinen Gesichtsausdruck und durch seine Bewegungen. Notiere in den fünfBilderrahmen – im ersten findest du bereits einen Hinweis – jeweils die Fundstelle (Seite, Zeile), diedir etwas darüber verrät.

„Stummfilm“

Eifersucht

Angst

Hoffnung

Liebe

Enttäuschung

Zukunft

Wahrheit

Lüge

Feigheit

Mut

43-1105-seiten_inDeutsch 30.09.11 10:39 Seite 25

M A T E R I A L I E N

m12 Das Verhör

?A Gestaltet drei Standbilder, die den Verlauf des Verhörs im Kellerdeutlich machen. Beteiligt sind Abiram, Antek, Willi, Paule und Zick.Zeige, wie sich Abiram im Verlauf des Verhörs verändert.

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Mit einem Standbild könnt ihr deutlich machen, welche Beziehungen die Romanfiguren zueinanderhaben, welche Einstellungen und Gefühle sie zeigen. Dabei schlüpft ihr selbst in die Rollen der beteiligtenPersonen und stellt euch so auf, dass Betrachter einen präzisen Eindruck von der Situation und von denFiguren bekommen, die ihr abbilden möchtet. Ihr könnt eine Regisseurin oder einen Regisseur bestimmen,der das Bild „baut“, indem sie oder er euch sagt, was ihr tun müsst oder euch dabei wie Puppen in dierichtigen Positionen bringt.Wichtig ist, dass ihr für eine Zeit lang schweigt und euch nicht bewegt, damit euer „Publikum“ das Bildin aller Ruhe betrachten und danach mit euch gemeinsam auswerten kann.

Standbilder

?B Lies die Seiten 100–103 und notiere jeweils, warum die Jungen Abiram während des Verhörs Glaubenschenken.

Textvorlage:S. 96, Z. 25–S. 108, Z. 5

Paule Antek Zick

Ich glaube ihm, weil …

Ich glaube ihm, weil …

Ich glaube ihm, weil …

43-1105-seiten_inDeutsch 30.09.11 14:16 Seite 26

M A T E R I A L I E N

m13 Hitlerjugend

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Die Hitler-Jugend (HJ) wurde be-reits 1926 als nationalsozialisti-sche Jugendbewegung gegründet.Nach der Machtübernahme 1933verboten die Nationalsozialistenalle anderen Jugendverbände, so-dass sich die HJ von einer Partei-jugend zur Staatsjugend wandelte.Vom Dezember 1936 an wurde jeder deutsche Junge durch das„Gesetz über die Hitler-Jugend“verpflichtet, in die HJ einzutreten.Bei Kriegsausbruch gab es bereits8,7 Millionen Mitglieder. Die Jungen wurden in Uniformengesteckt und ähnlich wie beimMilitär organisiert und gedrillt.Dabei gab es verschiedene Alters-gruppen: Im Deutschen Jungvolkwurden die 10- bis 14-jährigenJungen erfasst und als „Pimpfe“bezeichnet, in der HJ die 14- bis18-jährigen Jungen. Die Hitlerjugend veranstaltete Fackelzüge und Märsche, Fahrten,Geländespiele und Zeltlager. Ein-mal in der Woche fand ein „Heim-

abend“ statt, an dem sich die HJ-Ortsgruppen trafen, um ihre Ak-tivitäten zu planen. Hier wurdeden Jungen die Weltanschauungder Nazis vermittelt, sie wurdenzum Gehorsam, zum Hass auf An-dersdenkende und zu unbedingter

Pflichterfüllung und Treue gegen-über dem „Führer“ Adolf Hitlererzogen. Dazu gab es eine vormi-litärische Ausbildung, die körper-liche Ertüchtigung, den Umgangmit Waffen und den Kampf imGelände umfasste.

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Zeltlager der Hitlerjugend, 1933Quelle: http://commons.wikimedia.org: Bundesarchiv, Bild 133-043/CC-BY-SA

?A Erläutere mit Hinweisen auf diesen Text, warum jemand wie Willi gern ein Mitglied der Hitler -jugend war.

?B Lies das Zitat aus der Hitler-Rede und beschreibe, warum sich der Redner wohl gerade diese Eigen-schaften eines deutschen Jugendlichen gewünscht hat.

?C Erkläre, was Willis Vater damit meinte, als er von seinem Sohn auf S. 111 forderte, er solle „hart wie Kruppstahl“ sein. Beschreibe dazu dieSzene am Bahndamm und erkläre, welche mögliche Wirkung die Wortedes Vaters auf Willi gehabt haben könnten.

Textvorlage:S. 108, Z. 6–S. 112, Z. 6

In einer Rede von 1935 sagte A. Hitler: „Was wir von unserer deutschen Jugend wünschen, ist etwasanderes, als es die Vergangenheit gewünscht hat. In unseren Augen, da muss der deutsche Junge derZukunft schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl.“

43-1105-seiten_inDeutsch 30.09.11 10:39 Seite 27

M A T E R I A L I E N

m15 Abirams Flucht

?A Übertrage die Skizze in Mappe oder Heft und notiere, welche Ver-stecke Abiram auf seiner Flucht aufsucht. Schreibe auf, wie er dorthinkommt und warum er das Versteck schließlich wieder verlässt.

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

?B Schreibe auf, warum sich Abiram vor diesen Personen in Acht nehmen muss.

?C Auf den Seiten 117–165 überstürzen sich die Ereignisse für Abiram. Die Erzählerin hat dafür gesorgt, dass es an einigen Stellen im Text sehr spannend wird. Die ersten beiden Höhepunkte derSpannungskurve wurden bereits eingetragen. Übertrage das Bild in Mappe oder Heft, zeichne denweiteren Verlauf der Kurve und trage die weiteren Höhepunkte mit Hinweisen auf Seite und Zeile ein.

Textvorlage:S. 117, Z. 23–S. 165, Z. 8

Spannungskurve

Frau Nagold

Herr Nagold

Willi

Jähde

Abiram

Illustration: Andrea Naumann

S. 140, Z. 4 S. 145, Z. 1

1. Versteck: 2. Versteck: 3. Versteck:

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M A T E R I A L I E N

m16 Schuldfragen

?A Beschreibe und bewerte das Verhalten von Herrn Nagold bei der Begegnung mit den Jungen auf dem Dachboden.

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

?B Setzt euch mit den Meinungen der Schülerinnen und Schüler auseinander, indem ihr zu jeder Aus-sage begründet Stellung nehmt.

?C Schließlich kommentiert Lisa den Schluss der Szene so: „Noch etwas, Leute, habt ihr eigentlichbemerkt, dass diese Szene ein wunderbares ‚Happy-End‘ hat?“ Klärt mit Hinweisen auf den Text, wiesie das gemeint haben könnte.

?D Erarbeite, wie sich Herr Nagold im Schlussteil des Romans verändert.Finde heraus, wodurch das möglicherweise bewirkt wurde. Schreibe ihmeinen Brief, in dem du ihm mitteilst, wie du sein Verhalten bewertest.

Tom: Für mich ist Nagold der größte Feigling im Roman. Lisa: Du darfst ihn nicht verurteilen. Der Mann ist inder Situation einfach nur überfordert. Marie: Ich finde, Nagold macht das einzig Richtige.Er handelt verantwortungsvoll. Wie hätte er den Jun-gen denn helfen sollen? Hakan: Es ist verständlich, dass er den Jungen nichthilft. Nagold hat einfach nur Angst, fürchterliche Angstum sein Leben. Felix: Der Mann besitzt überhaupt kein Einfühlungs-vermögen, von Mitleid ganz zu schweigen.Ella: So einer wie Nagold ist noch viel schlimmer alsJähde. Den kann man wenigstens als Feind einschätzen.Nagold missbraucht jedoch das Vertrauen der Jungen.

Auch in der 7a wird gerade über Herrn Nagolds Verhalten in dieser Szene diskutiert.

Benjamin: Denkt daran, dass der Mann bereits sehrviel durchgemacht hat im Leben. Das erklärt sein Ver-halten.

Textvorlage:S. 167, Z. 27–S. 175, Z. 2

Textvorlage:S. 165, Z. 9–S. 167, Z. 26

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M A T E R I A L I E N

m17 Täter, Opfer, Mitläufer und Helden

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Als Fanatismus bezeichnet man es, wenn jemand von einer Idee oder Überzeugung so besessen ist, dasser abweichende Meinungen nicht akzeptiert. Der Fanatiker lässt keinerlei Zweifel an der eigenen Meinungzu und hält oft auf Kosten anderer Menschen an der Verwirklichung seiner Ziele fest.

Ein Mensch zeigt Zivilcourage, wenn er sich für schutzbedürftige Mitmenschen, gegen Unrecht undGewalt ohne Rücksicht auf sich selbst einsetzt, um so dafür zu sorgen, dass Menschen in einer Gesellschaftnicht entwürdigt werden. Der Begriff wird aus „zivil“ (lat. „civis“ = bürgerlich/anständig) und „courage“(= Mut) zusammengesetzt.

Als Mitläufer bezeichnet man Personen, die sich einer Weltanschauung oder einer Gruppierung an-schließen, jedoch nicht aus innerer Überzeugung, sondern nur weil andere ebenfalls so handeln undman aus Angst, sonst aufzufallen, „mit dem Strom schwimmen“ möchte.

Fanatismus – Zivilcourage – Mitläufer

Eine Figur, an die ich

noch ein paar Fragen

richten möchte.

Eine Figur, die im

Roman eine positive

Entwicklung durch -

gemacht hat.

Eine Figur, mit

der ich gerne

einen Nachmittag

verbringen möchte.

Eine Figur, von der ich

etwas lernen kann.

Eine Figur, deren Mut

ich bewundere.

Eine Figur, der ich drei

Wünsche mit auf den

Weg geben möchte.

Eine Figur, die mich

erheitert hat, weil sie

trotz dunkler Zeiten

gute Laune zeigte.

?B Fertige sieben Kärtchen mit diesen Aufschriften an. Notiere auf den Rückseiten die Namen von sieben Romanfiguren, auf die diese Merkmale zutreffen. Füge Begründungen hinzu und stelle deineErgebnisse der Klasse vor.

?A Untersuche die Romanfiguren mit Blick auf die drei Definitionen und entscheide begründet, wenman als Fanatiker, wen als Mitläufer und wen als Menschen mit Zivilcourage bezeichnen kann.

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43-1105-seiten_inDeutsch 30.09.11 13:26 Seite 30

Ideen für den WochenplanHinweise zur Arbeit mit dem Wochenplan finden Sie unter www.buhv.de/bonus oder erhalten Sie auf Wunsch vomVerlag zugesandt.

WO C H E N P L A N4

Manfreds Mutter – Lies die Seiten 6 und 7. Schreibe ein Gespräch zwischen Manfredund seiner Mutter, wie es sich vor dem Alumnat ereignen könnte, nachdem die Mutterihren Sohn abgeholt hat.

Friede – Lies das Gedicht „Friede“ von Hermann Hesse. Du findest es in einer Bibliothekoder im Internet. Finde heraus, warum Jähde der Text verhasst war.

Abirams Stärke – Vergleiche die erste Begegnung der Gruppe mit Abiram – S. 27–S. 33 – mit dem Verhör – S. 96–S. 108 – und sammle Textstellen, die darauf hinweisen,dass Abirams Selbstbewusstsein wächst.

Frau Nagold – Schreibe nach der Lektüre des gesamten Romans einen Brief an FrauNagold, in dem du ihr deine Meinung über ihr Verhalten mitteilst. Beziehe auch denletzten Teil der Romanhandlung ein.

Hitlerjugend – Sammle weitere Informationen zur Hitlerjugend. Recherchiere dazuin der Bibliothek und/oder im Internet und stelle deine Ergebnisse der Klasse vor.Versuche dabei zu beantworten, warum die HJ für viele Jungen damals so attraktivgewesen sein könnte.

BDM – Informiere dich über den „Bund deutscher Mädel“. Zeige, worin sich dieMädchenerziehung im Nationalsozialismus von der Jungenerziehung damals un-terschied.

Begegnung mit Nagold – Spiele mit Partnern die Begegnung der Jungen mit Nagold –S. 165–167 – nach. Ergänze dazu den Text auf den Seiten um weitere Dialoge undspiele die Ergebnisse der Klasse vor.

Aufführung – Gestalte ein Theaterplakat für eine Bühnenfassung des Romans. ImTextteil enthält es Hinweise auf Titel und Autorin der Romanvorlage, dazu ein paarwerbende Zeilen zum Inhalt des Stücks. Den Bildteil kannst du frei gestalten.

Romantitel – Notiere, was der Romantitel „Stern ohne Himmel“ bedeuten könnteund warum ihn die Autorin vielleicht gewählt hat.

Dialog

Gedichtanalyse

Textanalyse

Brief

Recherche

Recherche

Spielszene

Plakat

Text

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:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

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T A F E L B I L D E R532

:in Deutsch 5/2011 Leonie Ossowski: „Stern ohne Himmel“

Tafelbild 1zu Materialblatt M 5

Vorschläge

Stationen der Entrechtung,Verfolgung und Vernichtungder jüdischen Bevölkerung

Erlass der„Nürnberger Gesetze“

1935

Reichspogromnacht

1938

SystematischeDeportation und

Ermordung inKonzentrationslagern

ab 1941

Tafelbild 2zu Materialblatt M 16

Abiram und die Gruppe: Stationen einer Beziehung

Die Gruppe sperrt das„Opfer Abiram“ ein.

(S. 31)

1. Station

Die Gruppe bleibt beiihm im Keller.

(S. 105)

2. Station

Die Gruppe verstecktihn auf der Stadtmauer.

(S. 117)

3. Station

Die Gruppe beschütztihn im Alumnat.

(S. 167)

4. Station

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LTextgrundlage dieser UnterrichtseinheitOssowski, Leonie: Stern ohne Himmel. Weinheim:Beltz und Gelberg 1978 (Gulliver Taschenbuch 985)

LLiteraturKammer, Hilde/Bartsch, Elisabet: Jugendlexikon Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewalt-herrschaft 1933–1945. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch-verlag 2007Dieses unverzichtbare Werk informiert präzise, anschaulichund verständlich über Begriffe und Ideologeme, die währenddes Nationalsozialismus verwendet wurden. Damit liegt einewichtige Orientierungshilfe vor.

Richter, Hans Peter: Wir waren dabei. Jugendjahre imDritten Reich. Würzburg: Arena Verlag 1990Der Autor erzählt davon, wie er mit seinen Freunden alsKind und Jugendlicher die Zeit des Nationalsozialismus erlebte. Hier wird deutlich, welche Faszination Führerkultund Kriegsbegeisterung ausübten und wie schwer es war, sich dem zu entziehen.

Krauß, Irma: Das Wolkenzimmer. München: cbj Verlag 2009Ein bewegender Roman, der den Naziterror und das Überleben im Versteck auf eindringliche Weise schildert und dabei zahlreiche Bezüge zur Gegenwart aufzeigt.

Pressler, Mirjam: Ein Buch für Hanna. Weinheim: Beltz Verlag 2011Hanna, ein jüdisches Mädchen, kann vor dem Holocaustfliehen, überlebt und gelangt nach Palästina. Die Autorinerzählt einfühlsam und kenntnisreich eine Geschichte, dieauf wahren Begebenheiten beruht.

LZum Autor dieser AusgabeHans-Peter Tiemann ist didaktischer Koordinator an einem Gymnasium und Autor von Kinderliteratur. Fürdie Reihe „:in Deutsch“ hat er bereits mehrere Ausgabenverfasst.

LIn VorbereitungFriedrich Dürrenmatt: „Die Physiker“ (9/10)

Im Bonusbereich für Abonnentenfinden Sie einen Test und eine Klassenarbeitzum Thema dieser Ausgabe (siehe www.buhv.de/downloadcenter).

Zum Inhalt:in Deutsch enthält jeweils eine vollständige Unterrichtsreihe mit■ ausführlichem Unterrichtsverlauf■ einsatzfertigen Materialien (Arbeitsblätter

mit Leitfragen, Grafiken, Tafelbilder, Wochenplan vorschläge)

■ zwei farbigen Overheadfolien

Unser Ziel:in Deutsch bietet Ihnen Planungsmaterial für einenpraxisgerechten, motivierenden Deutschunterricht inder Sekundarstufe I (Jahrgangsstufe 5–10). Sie erhaltenkreative, handlungsorientierte Materialien, die Sieflexibel in Ihrem Unterricht einsetzen können.

Der KontaktWir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen undVerbesserungsvorschläge mitteilen. Auch Manuskript -angebote sind willkommen:

ImpressumAutor dieser Einheit:Hans-Peter TiemannErscheinungsweise: sechs Ausgaben pro JahrAbonnement pro Jahr:64,20 € unverb. Preisempf. inkl. MwSt. zzgl. 4,50 € Versandpauschale (innerhalb Deutschlands)Anzeigen:Petra Wahlen

0241-93888-117Mediengestaltung:graphodata AG, AachenDruck:

Verlag:

Illustrationen: sofern nicht anders angegeben © ideen archiv, AachenTitelbild:Andrea Naumann

ISSN 1431–0716

43-1105-u02u03_Layout 1 30.09.11 10:48 Seite 2