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Roth, Konstruieren mit Konstruktionskatalogen, Band 1,3. Aufl.
Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH
Karlheinz Roth
Konstruieren mit Konstruktionskatalogen Band 1: Konstruktionslehre 3. Auflage, erweitert und neu gestaltet
Mit 335 Abbildungen in ca. 3000 Einzeldarstellungen
Springer
o. Professor em. Dr.-Ing. Dr. h.c. KARLHEINZ ROTH
Beckurtsstraße 20 D-38116 Braunschweig
Bis 1989 Direktor des Instituts fiir Konstruktionslehre Maschinen- und Feinwerkelemente der Technischen Universität Braunschweig
ISBN 978-3-642-62099-7 ISBN 978-3-642-17466-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-17466-7
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Roth, Karlheinz: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen 1 Karlheinz Roth. - Berlin ; Heidelberg ; New York ; Barcelona; Hongkong ; London ; Mailand ; Paris; Singapur ; Tokyo : Springer. Bd. 1. Konstruktionslehre. - 3. Aufl., erw. und neu gestaltet. - 2000 ISBN 978-3-642-62099-7
Dieses Werk ist urheberrechtlieh geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2000 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2000 Softcover reprint of tbe hardcover 3rd edition 2000
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z. B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr fiir Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls fiir die eigenen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzuzuziehen.
Satz: Fotosatz-Service Köhler GmbH, Würzburg Einband: Struve & Partner, Heidelberg SPIN: 10714520 Gedruckt auf säurefreiem Papier 68/3020 hu - 5 4 3 2 I 0
Meiner Frau Gertraud gewidmet
Vorwort zur dritten Auflage
Die einzelnen Kapitel enthalten viele Fakten, Unterlagen und Zusammenfassungen, die aus der Gesamtüberschrift nicht zu entnehmen sind. Daher wurden zu den Hauptüberschriften noch Kurzfassungen des Kapitelinhalts hinzugefügt, so daß neben Inhalts- und Stichwortverzeichnis ein weiterer Weg zur Verfügung steht, um weniger offenkundige Inhalte zu finden. Ebenso ist die Möglichkeit der im Inhaltsverzeichnis mit (S) bezeichneten Bilder zur Schnelldurchsicht erhalten geblieben.
Zur eiligen Erklärung der Bilder wurden die ausführlichen Bildunterschriften beibehalten. Die Bilder wurden auf den neuesten Stand gebracht, ebenso wie das Schrifttum. Die dargestellten Methoden, Zusammenfassungen und Kataloge sind immer noch hochaktuell, unter anderem, da die klassische Konstruktionsmethodik schon einen hohen Reifestand erreicht hat und der Praxis um viele Jahre voraus ist. Eine neue Arbeitsweise erfordert die Einbeziehung der mit ständig neuer Software bestückten Rechner (Computer). Diese jedoch werden in Band I nicht behandelt.
Auch diesmal gilt mein besonderer Dank Frau Ursula Gent für die vorbildlichen Zeichnungen sowie Zeichnungskorrekturen und Frau Renate Met je für den schönen Schriftsatz. Gedankt sei auch dem Springer-Verlag für die vorbildliche Buchgestaltung.
Braunschweig, November 1999 Karlheinz Roth
Vorwort zur zweiten Auflage
In der ersten Auflage des vorliegenden Buchs lag der inhaltliche Schwerpunkt bei der Erstellung und Anwendung von Konstruktionskatalogen - dort in den Kapiteln 3 und 4 - während sich die Konstruktionslehre auf die Kapitell und 2 beschränkte. Die Kapitel 5 und 6 brachten neu entwickelte methodische Verfahren und einige Hilfsmittel zur Methodenanwendung. Die neue Strukturierung des Inhalts sieht eine Teilung in zwei Bände vor. Der erste Band behandelt die Konstruktionslehre, der zweite die Konstruktionskataloge und den Einsatz des Rechners für die Konstruktion. Im vorliegenden Band I werden alle wesentlichen Gebiete der Konstruktionslehre angesprochen. Ebenso werden die wichtigsten Aspekte berücksichtigt, viele methodische Vorgehensweisen beschrieben sowie zahlreiche Hilfsmittel für den Konstrukteur und Projektingenieur sinnvoll aufbereitet und zur Verfügung gestellt. Sie sind teils konventioneller, teils neuer Art. Die bei den Bände können als eines der Grundlagenwerke der methodischen Konstruktionslehre betrachtet werden.
VIII Vorwort
Besonderes Gewicht wurde auf die Behandlung der "Infonnation" gelegt, als dritter Größe neben "Stoff" und "Energie". Sie tritt in zweierlei Eigenschaft auf, einmal als passive, zu verändernde Größe, dann aber auch als aktive Größe, als das effektivste menschliche "Werkzeug", um den Stoff, die Energie und die Infonnation selber zu ändern. Ein wichtiger Gesichtspunkt für die Gliederung und Auswahl des Stoffes war es, nicht nur eine Art Leitfaden für methodisches Konstruieren zu entwickeln, wie bei zahlreichen ähnlichen Werken, gewissennaßen eine Art "Rezept" zusammenzustellen, sondern - soweit es möglich ist - auch für jede vorgeschlagene Vorgehensmethode die notwendigen Arbeitsmittel, systematisch und übersichtlich aufbereitet, aufzunehmen oder neu zu entwickeln. Solche Arbeitsmittel finden ihren Niederschlag sehr häufig in entsprechenden Bildern. Auf die aussagekräfte Ausführung der Bilder, die den Konstrukteur und Techniker in seiner verständlichen Sprache infonnieren, wurde besonderer Wert gelegt. In den Bildern sind auch die wichtigen Gleichungen enthalten. Sie sind mit ausführlichen Bildunterschriften versehen. Somit kann für den praktisch arbeitenden Leser das Buch als arbeitsbegleitendes Nachschlagewerk verwendet werden, auch wenn ihn mehr das "Was" und weniger das "Wie" interessiert. Die Unterteilung des Bandes I erfolgt in 9 Kapitel. Während das 1. Kapitel als Einleitung mit einem sehr effektiven Konstruktionsverfahren in die methodische DenKungsweise einzuführen versucht, behandelt Kapitel 2 die wichtigen Grundgrößen der Konstruktionslehre, nämlich Stoff, Energie und Infonnation sowie den methodischen Ablauf des Konstruierens. Es beschribt wichtige Ausgangsvoraussetzungen zum methodischen Arbeiten im technischen Bereich, in gewissem Sinn die Grundpfeiler der gesamten Arbeit. Die Kapitel 3 bis 8 befassen sich mit den einzelnen Arbeitsabschnitten des Konstruierens. Im einzelnen wird in Kapitel 3 die Aufgabenfonnulierung, in Kapitel 4 die Funktion, in Kapitel 5 die Prinzipfindung und in Kapitel 6 bis 8 die Gestaltung behandelt. Weiter wird in Kapitel 9 eine algorithmische Voraussetzung des gezielten Findens von prinzipiellen Gestaltungen, nämlich die logische Schluß-Matrix erstmalig geschlossen dargestellt. Bei verschiedenen Konstruktionsaufgaben kann es daher zweckmäßig sein, nach der Lektüre von Kapitel 2 direkt in das Kapitel zu springen, welches für die aktuelle Arbeit hilfreich ist, nämlich über die Aufgabenstellung, die Funktionszusammenstellung, die Prinzipfindung, die Gestaltung oder die Herstellung. Besondere Aufmerksamkeit wurde den Arbeiten in der Gestaltenden Konstruktions-Phase gewidmet, die mit drei Kapiteln den Schwerpunkt von Band I bilden. Die einzelnen Kapitel des ersten Bandes umfassen oft ein sehr breites Spektrum. Um auf kürzestem Wege zu den Inhalten zu kommen, die im Einzelfall interessieren, kann eine der vorgeschlagenen Vorgehensweisen gewählt werden:
1. Nachschlagen der den Begriff beschreibenden Bilder (Texte) im Sachverzeichnis. Schnellinformation durch die Kurzunterschrift (erster Satz), ausführlichere Erläuterung durch den Rest der Bildunterschrift.
2. Erläuterung der Bilder im Text nach deren fettgedruckter Bildnummer. 3. Schnelldurchsicht leicht praktikabler Ergebnisse beim Durchlesen der mit (S)
bezeichneten Abschnitte im Inhaltsverzeichnis. 4. Lesen des fortlaufenden Textes.
Liegen beide Bände vor, kann zunächst eine Kurzinfonnation mit erläuternden Begriffen in Kapitel 15 eingeholt werden. Der Ausgangspunkt und die Lösung der zahlreichen behandelten Probleme wird am Beginn und am Ende der einzelnen Abschnitte stets auch textlich behandelt, so daß die einzelnen Gleichungen wohl für die Möglichkeit des Nachvollzugs für die
Vorwort IX
Übertragung auf den Rechner wichtig sind, für die Handlungsanweisung an den Konstrukteur häufig auch übersprungen werden können. Und der konstruierende Ingenieur ist es, der auf grund langjähriger Erfahrung des Verfassers am häufigsten angesprochen werden soll. Im einzelnen ist der Inhalt der Kapitel folgender:
Kapitell befaßt sich beispielhaft mit der Abstraktion und Konkretisierung technischer Inhalte, der Methode der "Variation von Teilfunktionen", der Verwendung von Lösungssammlungen, Konstruktionskatalogen und Morphologischen Kästen.
Kapitel 2 führt die drei Allgemeinen Größen ein - es sind dies Stoff, Energie und Information - zeigt Funktionspläne sowie die vereinheitlichten Ablaufpläne beim Konstruieren und mögliche Vorgehensstrategien.
Kapitel3 stellt zunächst die entwickelten Konstruktions-Modelle vor und enthält zahlreiche Unterlagen zur Aufstellung der zweckmäßigen Aufgabenformulierung mit Hauptaufgabensatz und Anforderungsliste; letztere in drei verschieden ausführlichen Versionen mit Zuhilfenahme von Produktfrageliste, Such-Matrix, Checkliste und Anforderungskatalog.
Kapitel 4 befaßt sich mit der Behandlung der Funktion, die als zweiter Arbeitsabschnitt im Konstruktionsablaufplan folgt. Die sogenannte ,,Allgemeine Funktion" einschließlich ihrer Vernetzung wird als wichtigste und als Prototyp für alle anderen Funktionen erläutert und am Beispiel des Wagenhebers praktisch abgehandelt. Mit ihr lassen sich alle Maschinensysteme darstellen. Sie wird ergänzt durch die Intensitätsgrößen-Funktion (IQ-Funktion) durch die Vektorielle und durch die Logische Funktion.
Kapitel 5 behandelt, entsprechend dem dritten Arbeitsabschnitt, die Prinzipfindung, die Berücksichtigung der physikalischen und anderen Effekte für die vorgegebenen Funktionen. Erst nach Einsatz der Effekte können die Funktionen realisiert werden. Die aus dem physikalischen Bereich entnommenen mechanischen Effekte sind in übersichtlichen Katalogen zusammengefaßt und können über die Funktionsgrößen-Matrix direkt ermittelt werden. Auch das Arbeiten mit der Speziellen (physikalischen) und der Logischen Funktionsstruktur zum Finden der Prinzipdarstellung wird gezeigt.
Kapitel 6 enthält Unterlagen für das methodische Entwickeln der Gestalt, aufgrund der statischen Belastungen, auf grund der Anordnungs-Variationen, des iterativen Vorgehens, der Handhabung von Symmetrievorgaben, das sogenannte "Gerechte Konstruieren" bezüglich der Funktion, der numerischen Ermittlung des Komplexitätsgrades, des Designs, der Gestalt, der festigkeitsmäßig günstigen Auslegung, der Montage, der Verbindungsmöglichkeiten, der Sicherheit, der Fertigungsverfahren, des Recyclings, der Funktionsintegration u. a.
Kapitel 7 bringt die Systematik der Maschinen-Elemente, der Stützungen und Führungen, der grundlegenden Funktionsstrukturen für Stoff-, Energie- und Informations-Maschinen, der Modellgesetze sowie der Geräte mit zentraler Steuerung.
Kapitel 8 zeigt Modellvorschläge, die einen durchgehenden Übergang von der Funktion bis zur Gestaltung verkörpern. Behandelt wird der häufig eingesetzte aber bisher nicht bewußt gemachte Spannungsring für zahlreiche Anwendungen, die
X Vorwort
systematisch geordneten kinematischen Ketten und ihre Anwendung bei der Konstruktion. Es wird in diesem Zusammenhang erstmalig die Bedeutung von Schaltsymbolen für den Einsatz verschiedener Konstruktions-Strategien behandelt sowie mit den Struktur-Funktions-Elementen (ähnlichen Elementen, wie sie bei der Methode mit Finiten Elementen Verwendung finden) eine Möglichkeit zur Synthese statischer Konstruktionen gezeigt.
Kapitel 9 widmet sich allein der Theorie der logischen Schluß-Matrizen, die mittels Boolescher Verknüpfungen eine Art "mechanischer Schaltalgebra" entstehen lassen. Die vom Autor entwickelte algorithmische Darstellung der relativen Freiheiten und Sperrungen zwischen zwei sich berührenden Körpern ermöglicht zusätzlich die Systematisierung aller Elementenpaare und Verbindungen sowie deren Generierung auf grund einer vorgegebenen Berührungsfunktion. Es können daher Funktionen der relativen Sperrung und Freiheit von Bewegungen zwangsläufig in entsprechenden Körperpaarungen realisiert werden.
Mein herzlicher Dank für die Ausführung der Arbeiten gilt in ganz besonderer Weise Frau Ursula Gent, der die Herstellung der Zeichnungen oblag. Ihre technische Fertigkeit, ihre große Sorgfalt und Geduld sowie ein gutes Einfühlungsvermögen in den technischen Inhalt ermöglichte es, den Leser gleich auf das Wesentliche hinzuweisen sowie die Anordnung der Bilder übersichtlich und ästhetisch zu gestalten. Ebenso gilt mein besonderer Dank für die umfangreichen Schreibarbeiten Frau Renate Met je, die insbesondere bei den Gleichungen und Matrizen ihre umfangreichen Kenntnisse des Rechnersystems zur übersichtlichen Darstellung verwenden konnte.
Dank sei dem Springer-Verlag ausgesprochen, der auch die 2. Auflage in einer vorbildlichen Ausführung herausbrachte. Größte Dankbarkeit jedoch gilt meiner Frau, ohne deren Hilfe und Verständnis diese Arbeit nicht hätte entstehen können. Ich hoffe sehr, daß mit dem vorliegenden Werk die Grundlagen der Konstruktionslehre weiter vertieft werden und mit den zahlreichen neuen Anregungen ihr zukünftiger Ausbau durch unkonventionelle Aspekte erweitert wird.
November 1993 Karlheinz Roth
Inhaltsverzeichnis
1 Vorteile Konstruktionsmethodischen Vorgehens
1.1 Zielsetzung (S) I. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3
1.3
1.4
1.5
2
2.1
2.2 2.2.1
2.2.1.1 2.2.1.2 2.2.1.3 2.2.1.4 2.2.1.5 2.2.1.6 2.2.1.7
2.2.1.8
2.2.2 2.2.2.1 2.2.2.2
2.2.2.3 2.2.3
2.2.4
Die Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen (S) Durchführung der Abstraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durchführung der Konkretisierung ............... . Methode der Variation aller Teilfunktionen mit dem Morphologischen Kasten .
Lösungssammlungen und Konstruktionskataloge für das methodische Konstruieren (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Rationelles Arbeiten mit dem Morphologischen Kasten
Schrifttum .................... .
Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre (S) .
Ablaufplan für das methodische Konstruieren . . . . . . . Ablaufplan für das Algorithmische Aus.wahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (S) ..... . Aufgabenformulierungsphase. Funktionelle Phase Prinzipielle Phase ..... . Gestaltende Phase .... . . Auswirkung von Entscheidungen in einzelnen Phasen Überspringen von Konstruktionsphasen Einfügen des Konstruktionsablaufs in ein übergeordnetes Vorgehenssystem . . . . . . . . . . . . . . Unterteilung des Ablaufplanes in die Arbeitsabschnitte 1-7: Arbeitsabschnitt 1 (AufgabensteIlung) ...... . Arbeitsabschnitt 2 (Funktionen)............. Arbeitsabschnitt 3.1 (Prinziplösungen mit Effekten) ... Arbeitsabschnitt 3.2 (Prinziplösungen mit Gestalte1ementen) Arbeitsabschnitt 4 (Gestalt-Module) ........ . Arbeitsabschnitt 5 (Gestalten maßgebender Module) .. . Arbeitsabschnitt 6 (Gesamtentwurt) ........... . Arbeitsabschnitt 7 DetailIierung, Produktdokumentation)
2 5 5 5
12
12
15
17
17
23
24 25 26 26 29 30 32
32 33 33 33 35 35 36 36 36 36
Variabler Ablaufplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Konstruktionsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Beispiel für die Lösungsmöglichkeiten beim Einstieg in verschiedene Konstruktionsphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 40 Vergleich mit anderen Ablaufplänen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 42 Einfluß der Vemetzung von Funktions- und Baustrukturen auf die Vorgehensweise .......................... 45 Mögliche Vorgehensweisen bei Vereinigung mehrerer Arbeitsabschnitte, Vorgehens-Strategien I-VI (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
(S): Zur Schnelldurchsicht
XII Inhaltsverzeichnis
2.2.5
2.3
Eine effektive Variantenerzeugungs- und Variantenauswahl-Methode für verschiedene Vorgehens-Strategien (S) .
Schrifttum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
50
3 Methodisches Formulieren der AufgabensteIlung . . . . . . . . . . . . . . .. 53
3.1 Produktdarstellende Modelle für die Phasenabschnitte des Ablaufplans (S) . 54
3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.4.1 3.2.4.2 3.2.4.3
3.3
4
4.1
4.2
4.3 4.3.1
4.3.2 4.3.3 4.3.3.1 4.3.3.2 4.3.3.3 4.3.4 4.3.5
4.3.6
4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3
4.5
4.6 4.6.1 4.6.2 4.6.2.1 4.6.2.2 4.6.3
4.7
4.8
5
5.1
5.2 5.3
5.4
Hilfen zur Aufgabenformulierung (S) 57 Die AufgabensteIlung (S). . 58 Der Hauptaufgabensatz (S). . . . . . 59 Die Anforderungsliste (S) .. . . . . 64 Verfahren zur Aufstellung von Anforderungslisten 66 Produktfrageliste (Anforderungsliste I) .. . . . . 66 Analyse der Produktumgebung (Anforderungsliste 11) . 67 Analyse der Lebenslauf-Phasen des Produkts (Anforderungsliste III) . 69
Schrifttum ............................... 80
Methotisches Ermitteln der Funktionen und der Funktionsstrukturen 81
Soll-Funktionen und Funktionsstrukturen 81
Gesamtfunktions-Modell . . . . . . . . . 81
Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur AFS 81 Darstellungsmöglichkeit aller technischen Systeme mit Allgemeinen Funktionen (S) . . . . . . . . . . . . . 83 Elementare Funktionseinheit (S) . . . . 85 Beziehungen der Allgemeinen Größen. 88 Trägerfunktion . . . . . . . . . . . . . 88 Allgemeine Größen als Ein- und Ausgangsgrößen des Systems. 88 Allgemeine Größen als aktive Größen zur Erzeugung technischer Gebilde . 88 Arbeiten mit Allgemeinen Funktionen (S) . . . . . . . . . . . . . . . 88 Erweiterter Gültigkeitsbereich der Allgemeinen Funktionsstruktur für alle Funktionseinheiten mit ähnlichen Aufgaben ...... 90 Variationsmöglichkeiten der Allgemeinen Funktionsstruktur 92
Verschiedene Funktionsstrukturen . . . . . . . . . . . . . . 92 Das Allgemeine Flußbild für Stoff, Energie und Information 92 Die Intensitäts-, Quantitätsgrößen-Funktionsstruktur IQF (S) 94 Gesamtfunktions-Element . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Verschiedene Funktionsstrukturen, Übergang der Soll-Funktionen 94
Das Logische Getriebe-Modell, Logische Funktionsstrukturen (S) 96 Allgemeine Einsatzvoraussetzungen (S) . . . . . . . 96 Logische kombinatorische Funktionen und Getriebe 97 Logische kombinatorische Funktionen (S) . . . . . 98 Logische kombinatorische Getriebe . . . . . . . . . 99 Logische sequentielle Funktionen und Getriebe (S) . 100
Beispiele für logische Gesetzmäßigkeiten und Funktionsstrukturen . 102
Schrifttum .............................. 106
Physikalische Realisierung der Funktionen und methodisches Entwerfen der Lösungsprinzipien 107
Das "Funktions-Effektgesetz" 1 07
Mögliches Vorgehen in der Prinzipiellen Phase (S) . . . . . . . . . . . . 107 Entwickeln des Lösungsprinzips von der Allgemeinen Funktionsstruktur ausgehend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . !. . . . . . . 111
Entwickeln des Lösungsprinzips, von den Intensitäts- und Quantitätsgrößen ausgehend (S) ................................... 111
5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3
5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4 5.6.5 5.6.6
5.7
6
6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.1.5 6.1.5.1 6.1.5.2 6.1.5.3 6.1.5.4 6.1.5.5 6.1.5.6
6.2 6.2.1 6.2.1.1 6.2.1.2 6.2.1.3 6.2.1.4 6.2.2 6.2.2.1 6.2.2.2 6.2.2.3 6.2.2.4 6.2.2.5
6.2.3 6.2.3.1 6.2.3.2 6.2.3.3 6.2.4 6.2.4.1 6.2.4.2 6.2.4.3 6.2.5 6.2.5.1 6.2.5.2 6.2.6 6.2.6.1 6.2.6.2 6.2.6.3 6.2.6.4 6.2.6.5 6.2.6.6 6.2.6.7 6.2.6.8 6.2.6.9
Inhaltsverzeichnis XIII
Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur (S) Die Funktionsgrößen-Matrix (S) .............. . Sammlung physikalischer funktioneller Zusammenhänge . . . . . . . . Schrifttum zu den physikalischen Gleichungen im Bild 5.8 . . . . . . .
Entwickeln von Lösungsprinzipen mit der Logischen Funktionsstruktur Mechanische Prinzipien zur Realisierung Logischer Funktionen Logische, mechanische Getriebeprinzipien (S). . . . Mechanische RS-Kippglieder (RS-Flipflops) .... Mechanische bistabile T-Kippglieder (T-Flipflops) .. Mechanismen für Logische Funktionen (S) ..... Beispiel für die Entwicklung eines mechanischen logischen Getriebes (Autotür-Kindersicherung)
Schrifttum. . . . . . . . . . . . . . . . .
Methodisches Konstruieren der Gestalt
Von der Wirkstruktur zur Körperkontur Mögliche Veränderungen . Konturausbildung . . . . . . . . . . . . Querschnittsausbildung . . . . . . . . . Regeln für die Querschnittsdimensionierung . Prinzipien günstiger Kraftleitung (S) . Kraftversetzung . . . . . . . . . . . . . . . . Kraft versetzen beim Stabwerk . . . . . . . . Kräfte beim virtuellen "Stabwerk" innerhalb der Teilekontur Leichte Konstruktionen durch Vermeiden von Biegebeanspruchungen Starrheit bei Netzen, Stabkörpern und Stützkräften . . . . . . . . . . Kraftflußverdichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Struktur- und Gestaltoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden . Variieren (S) . Definition . . . . . . . . . . . . . Erläuterung . . . . . . . . . . . . Variationen der Körperausbildung Variation der Anordnung . . . . . Abstrahieren und Konkretisieren (S) Definition . . . . . . . . . . . . . . Theoretisches Beispiel mit Venn-Diagramm . Praktisches Beispiel für feste Verbindungen Konkretisieren .............. . Methode; Abstrahieren und Konkretisieren
Iterieren (S) . . . . . . . . . . Anwenden beim Konstruieren Definition . . . . . . . . . Beispiel ........ . Betrachtungsfeld ändern . Begründung . Definition . . . . . . . . . Beispiel ........ . Gliedern in Bauteile (S) . Notwendigkeit .. . . . Beispiel ........ . Symmetrische Bauweisen (S). . Zweck der Ausführungen. . . . Symmetrie, Symmetrielage, Symmetrieoperation Ausführung von Symmetrieoperationen . . . . . . Inverse Symmetrieoperationen . . . . . . . . . . . Symmetrieanwendung beim methodischen Konstruieren Symmetrie und Redundanz . . . . . . . . . . . . . Symmetrie bei Kraftübertragungen. . . . . . . . . Symmetrien bei wichtigen Elementenpaarungen . Symmetrien bei festen Verbindungen ...... .
113 114 117 135
136 136 136 138 139 140
144
149
150
150 150 150 152 154 154 154 157 158 164 164 164
166 166 166 166 167 167 170 170 170 170 171 171
171 171 171 172 174 174 174 174 175 175 176 176 176 177 177 180 180 180 182 182 182
XIV Inhaltsverzeichnis
6.2.6.10 6.2.6.11 6.2.6.12 6.2.6.13 6.2.6.14 6.2.6.15
6.2.7 6.2.7.1 6.2.7.2 6.2.7.3
6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 6.3.3.1 6.3.3.2 6.3.3.3 6.3.4 6.3.4.1 6.3.4.2 6.3.4.3 6.3.4.4 6.3.4.5 6.3.5 6.3.6 6.3.7 6.3.7.1 6.3.7.2
6.3.7.3
6.3.7.4
6.3.7.5
6.4 6.4.1 6.4.2 6.4.3 6.4.4
6.5
Symmetrie, Asymmetrie . . . . . . . Stab-, Streifen- und Netzsymmetrien . Symmetrien durch Streckung . . . Symmetriegruppen . . . . . . . . Gruppentafel, konjugierte Klassen Symmetrie und Komplexität (S) . 1. Die Komplexität der geometrischen Form von Teilen. 2. Maßangaben und Operationen zur Darstellung technischer Teile. 3. Symmetrie als Maß fiir die Regelmäßigkeiten von Körpern 4. Verhältnis von Symmetrie und Komplexität Beachtung von Konstruktionsregeln . . Einordnung in den Konstruktionsablauf Gebrauch der Regeln . . . . . . . . . . Gültigkeit der Regeln . . . . . . . . . .
Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren (S) . "Gerechtes" Konstruieren. . . . . . . . . . . . Funktionsgerechtes Konstruieren . . . . . . . . Gestalt- und designgerechtes Konstruieren (S) . Designgerecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergonomiegerecht . . . . . . . . . . . . . . . . Regeln fiir das gestaltgerechte Konstruieren im Bereich des Industrial Design Wirkanordnungs- und Gestaltanordnungsgerechtes Konstruieren Wirkstruktur-Anordnung . . . . . . . . . . . Anbindung der Wirkflächen ...... . . . . Übergangsformen, Wirkfläche, Wirkraum (S) . Beurteilung der Wirkflächenanbindungsformen Wirkraumgestaltung (S) ........... . Gestaltungsgerecht Konstruieren fiir Montierbarkeit (S) . Gestaltungsgerecht Konstruieren bezüglich der menschlichen Sicherheit (S) Fertigungs- und toleranzgerecht Konstruieren Gießgerechtes Konstruieren .. Umformgerechtes Konstruieren ...... . 1. Allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Verfahren der Untergruppen des Umformens . 3. Konstruktionsregeln fiir Schneiden und Fließpressen. 4. Konstruktionsregeln fiir Blechumformen . . . . . . . Konstruktionsregeln fiir spanungsgerechtes Konstruieren 1. Konstruktionsregeln für Bohren, Drehen, Fräsen . . . 2. Konstruktionsregeln fiir schleifgerechte Werkstückgestaltung Fügegerechtes Konstruieren .................. . I. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Verfahren der Untergruppen des Fügens (Auflegen, Schweißen,
Weben usw. )(S) . . . . . . . . . . . . 3. Auswahl fiigegünstiger Verbindungen ................ . Recyclinggerecht Konstruieren (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zunehmende Bedeutung geschlossener Wiederverwertungs-Kreisläufe 2. Ein Recyc1ingmodell. . . . . . . . . . 3. Demontagefreundliche Verbindungen . 4. Wichtige Recyclingverfahren . . . . . 5. Recyclingformen .......... . 6. Wichtige Verfahren zur Aufbereitung von Abfall- bzw. Altstoffrecycling . 7. Regeln zum recyclinggerechten Konstruieren. Funktionsintegration und Funktionstrennung (S). . . . . . . . . Mögliche Arten der Funktionsintegration .. . . . . . . . . . . Beispiele fur die verschiedenen Arten der Funktionsintegration . Systematisches Vorgehen bei der Funktionsintegration (S) Funktionstrennung (S)
Schrifttum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
182 183 183 183 185 185 186 187 190 190 195 195 195 196
196 196 196 198 198 198 200 201 201 202 203 203 205 205 206 206 209 212 212 214 216 216 216 220 220 220 220
221 226 226 226 227 230 230 232 232 233 234 237 242 245 247
249
Inhaltsverzeichnis XV
7
7.1
7.2
7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4
7.3.5 7.3.5.1 7.3.5.2
7.3.5.3
7.4
7.4.1 7.4.2 7.4.2.1 7.4.2.2 7.4.3
7.4.3.1 7.4.3.2
7.4.3.3
7.4.3.4
7.4.3.5
7.4.3.6 7.4.3.7
7.5 7.5.1 7.5.2 7.5.3 7.5.4 7.5.5
7.6
Aufbau von Maschinen, Geräten und Apparaten . . . . . . . . . . .
Die besonderen Aufgaben der drei Allgemeinen Größen ,Stoff, Energie, Information bei technischen Systemen . . . . . . . . . . . . . .
Zusammensetzung aus Funktionsteilen und Funktionseinheiten .
Die Maschinenelemente (S). . . . . . . . . . . . . . . Vielfachfunktionen der einteiligen Maschinenelemente Funktionen mehrteiliger Maschinenelemente ..... Führungen (S). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zusammensetzung von Maschinen aus Wirkelementen, Maschinenelementen und Funktionseinheiten . . . . Der grundsätzliche Funktionsaufbau von Maschinen .... Aktive, passive Maschinensysteme . . . . . . . . . . . . . . Aufbau der Stoff, Energie und Information umsetzenden technischen Systeme (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufgliedern komplexer Einheiten (Maschinen) in einfache Einheiten .
Größenänderung von Teilen und Maschinen, Auswirkung der Modellgesetze (S). . . . . . . . Bedeutung der Größenänderung . . . . . . . . . . . . . . . . Modellgesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Statische Ähnlichkeit (Beispiel: Knicklast der Hauptausfiihrung) Dynamische Ähnlichkeit (Newton, Froude, Cauchy) ...... . Physikalisch-technische Zusammenhänge bei Veränderung der absoluten Längenmaße (S) ................. . Längen-, Rauminhalt- und Massenverhältnis . . . . . . . . . . . . . Oberflächen-Rauminhaltsverhältnis, allgemein (S) ......... . I. Auswirkungen von Abmessungsänderungen bei Maschinen und
Lebewesen ......................... . 2. Auswirkungen von Abmessungsänderungen auf Einzelteile
(bezüglich Oberfläche, Volumen, Trägheitsmoment usw.) ......... . Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis von Quader, Zylinder und Kugel (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Bei gleichen Maß größen fiir die Vergleichskörper . . 2. Bei gleichgroßen Rauminhalten der Vergleichskörper Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei veränderlichen Körpermaßen von Quader, Zylinder und Kugel . . . . . . . . . . . . . . . . . .. ..... . 1. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AN, abhängig
von den Körpermaßen, konstanten Rauminhalten der Oberflächen bei Quader und Zylinder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AN bei konstanten Rauminhalten. 3. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AN bei konstanten Oberflächen. Durchbiegeverhältnis von Teilen bei partieller Verkleinerung der Abmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Toleranz-Längenverhältnis bei Abmessungsänderungen (S) . Ermitteln der Laufgeschwindigkeit von Dinosauriern mit Hilfe der Froudeschen Ähnlichkeitsbetrachtungen . . . . .
Aufbau von Geräten mit zentraler Steuerung (S) . Oberflächen von Geräten . . . . . . . . . . . Einteilung der Gerätetypen . . . . . . . . . . . . Mechanische Anzeigeelemente und Sensoren . . Besondere Bedeutung mechanischer Bedienelemente Sondergetriebe in mechanischen Aktoren
Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . .
8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8.1
8.2 8.2.1
Gegenüberstellung der Elemente fiir Funktionsstrukturen
Die Vektorielle Funktionsstruktur . . . . . . . . Festlegungen fiir Vektorielle Funktionselemente
252
252
253
253 253 255 255
259 259 259
260 263
265 265 265 267 268
270 270 272
272
274
277 277 280
280
280 281 283
285 289
292
295 295 296 297 298 300
300
301
301
303 304
XVI Inhaltsverzeichnis
8.2.2 8.2.2.1 8.2.2.2 8.2.3
8.3
8.3.1 8.3.2
8.3.3 8.3.3.1 8.3.3.2 8.3.3.3 8.3.3.4 8.3.4 8.3.5
8.4 8.4.1 8.4.2 8.4.2.1 8.4.2.2 8.4.2.3 8.4.2.4 8.4.3 8.4.3.1 8.4.3.2 8.4.3.3 8.4.3.4 8.4.3.5 8.4.3.6 8.4.3.7 8.4.4
8.4.4.1 8.4.4.2 8.4.5
8.4.6
8.5 8.5.1 8.5.2
8.5.2.1 8.5.2.2 8.5.2.3 8.5.24 8.5.2.5 8.5.3 8.5.3.1 8.5.3.2 8.5.3.3 8.5.3.4 8.5.4
8.6 8.6.1 8.6.2 8.6.2.1 8.6.2.2 8.6.2.3 8.6.2.4
Verknüpfungen Vektorieller Funktionselemente Verknüpfung von Kräften und Momenten . . . Verknüpfung von Geschwindigkeiten ..... Verknüpfungen von kombinierten Ein- und Zweipunktgrößen
Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen (8) ......................... . Das Erzeugen und Aufrechterhalten von Kraftwirkungen . . . . . . . . . . Der Spannungsring und seine für die Konstruktion wichtigen Eigenschaften (Sätze) (8) ..................... . Spannungsringe und Spannungssegmente . . . . . . . Aufbau der Spannungsringe und Spannungssegmente . Arten von Spannungsringen und Spannungssegmenten Drei Betriebszustände von Getriebeketten (8) . Praktische Beispiele für Getriebeanordnungen . . . . . Statische elastische Spannungsringe . . . . . . . . . . Laden, Geladenhalten und Entladen der Spannungsringspeicher
Die Geometrische Funktionsstruktur . . . . . . . . . Eigenart und Zweck (8) .............. . Die Elemente der Geometrischen Funktionsstruktur . Wirkraum-Funktionen (8) . Wirkflächenpaar-Funktionen Quellenelemente . . . . . . Feldelemente . . . . . . . . Operationen mit Struktur-Funktions-Elementen Das Variieren . . . Das Verbinden (8) .. Das Trennen (8). . . . Das Zusammenfassen Das Unterteilen . . . . Beispiele für Operationen (8) . Zusammensetzen mit Elementenpaarungen bzw. Gelenken Zusammensetzen der Elemente zu technischen Gebilden und Maschinen-Elementen (8) ........ . Rückgriff auf funktionelle Gestaltstrukturen (8) . . . . . Geschlossene ebene Ketten . . . . . . . . . . . . . . . . Übergang von der Struktur- zur Konturdarstellung statischer Gebilde mit Struktur-Funktions-Elementen (S) .................. . Konstruieren mit Vektoriellen und Geometrischen Funktionsstruktur .
Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien) (8) ..... Anwendung für bestimmte Konstruktionsarten . . . . . . . . . . . . . Festlegung der Konstruktions-Strategie durch Anwendung bestimmter Schaltsymbole ..... Schaltzeichen . . . . . . Informationsumsetzung . Energieumsetzung ... Gleichzeitiger Stoff- und Energieumsatz . Vorgehens-Strategien und Produktarten (8) Übergang von Vorgehens-Strategie IV zu Strategie I . Festlegen der Funktion . . . . . . . . . Finden der Effekte .......... . Suche nach Gestalt-Lösungsprinzipien . Endgültige Gestaltfindung . . . . . . . Die Schaltzeichen als Produkt-Modelle für den Konstruktionsablauf
Beispiele für den Einsatz verschiedener Vorgehens-Strategien (8) . Beispiel: Entwickeln eines neuen Wagenhebers (Vorgehens-Strategie I) Entwickeln von Produkten mit Vorgehens-Strategien 11 bis VI Vorgehen nach Strategie 11 (Maschinenbau) (8) Vorgehen nach Strategie III (Elektrotechnik) ........ . Vorgehen nach Strategie IV (Fluidtechnik) ......... . Vorgehen nach Strategie V (Mikrotechnik, Makrotechnik, Maschinenbau)
306 306 306 310
312 312
315 317 317 319 325 326 327 334
336 336 337 337 339 343 343 344 344 344 344 348 348 348 350
352 355 258
363 367
370 370
371 371 371 372 374 375 375 375 375 376 376 378
378 380 383 383 384 384 384
Inhaltsverzeichnis XVII
8.6.2.5 8.6.2.6
8.7
9
9.1
9.2
9.3
9.4
9.5 9.5.1 9.5.1.1 9.5.1.2 9.5.1.3 9.5.1.4 9.5.2
9.5.3
9.5.4
9.6
9.7 9.7.1 9.7.2 9.7.3 9.7.4 9.7.5
9.8 9.8.1 9.8.1.1 9.8.1.2 9.8.1.3 9.8.1.4 9.8.2
9.9 9.9.1 9.9.2 9.9.3 9.9.4
9.10
Vorgehen nach Strategie VI (alle Techniken) . Wahl der Vorgehens-Strategie (S)
Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Theorie der Logischen Schluß-Matrix.
Aufbau der logischen Schluß-Matrix (S) ...
Belegungsmöglichkeiten der Schluß-Matrix, Transformationen .
Stützpunkte, Gestaltbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewegungssperrung und Bewegungsfreiheit durch Berührung und Nichtberührung, Boolesche Kategorien ........... .
Logische Operationen mit Schluß-Matrizen ......... . Erfüllung der Huntingtonschen Axiome durch Elementenpaare Kommutativgesetz .... Zwei distributive Gesetze . . . . . Neutrale Elemente ....... . Existenz eines inversen Elements . Die allgemeinen Regeln zur Festlegung "konjunktiver" und "disjunktiver" Verknüpfung von Elementenpaarungen ................. . Anschauliche Darstellung der Gültigkeit von Booleschen Operationen rur Elementenpaare (S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Logische Verknüpfung und Zerlegung von Schluß-Matrizen (S) ..
Logische Operationen mit Schluß-Matrizen bei großer Teilezahl (S)
Schluß-Matrizen rur gekoppelte Bewegungen Interpretation der Kopplungsschreibweise (S) Die Neigungskopplung Die Schraubkopplung . . . . . . . . . . . . . Die Wälzkopplung . . . . . . . . . . . . . . Die Kopplung der zwangläufig geflihrten Rotation
Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten Verknüpfung bei den verschiedenen Kopplungsarten . Verknüpfen von Neigungskopplungen Verknüpfen von Schraubkopplungen . Verknüpfen von Wälzkopplungen .. Verknüpfen von Rotationskopplungen Zwangläufige Bewegungen durch Verknüpfen gekoppelter Elementenpaarungen . . . .
Die Schlußarten-Matrix (S) . Montage und Sicherung. . . Eigenschaft der Schlußarten Die Sicherung der Verbindungen durch Berührungsschluß (S) Sicherung gegen Demontage durch Kraftschluß
Schrifttum .
Sachverzeichnis . . .
385 385
385
387
387
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391
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414 415 415 419 420 420
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· 423 · 423 · 424
426 426
430
· 433
Band 11 ,,Konstruktionskataloge" enthält folgende Kapitel:
1 0 Handhabung von Konstruktionskatalogen
11 Sammlung von Konstruktionskatalogen
12 Bewertung und Auswahl von Lösungen
13 Stützpunktanordnungen zur Sperrung und Kopplung von Bewegungen
14 Konstruieren mit dem Rechner, interaktiv sowie automatisch
15 Begriffe, Definitionen und Übersichten
Sachverzeichnis
Band 111 "Verbindungen und Verschlüsse, Lösungsfindung"
Bedeutung und Einteilung der Verbindungen
2 Konstruktionskataloge und Lösungssammlungen Fester Verbindungen
3 Bewegliche Verbindungen, allgemein
4 Funktionsintegration bei Verbindungen mit Schließelementen von Verschlüssen
5 Grundlagen und Systematik der Verbindungsverknüpfung
6 Erzeugen Fester Verbindungen
7 Bedeutung und Einteilung der Verschlüsse
8 Konstruktionskataloge und Lösungssammlung von Verschlüssen
9 Systematik von Verschlüssen
1 Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
Konstruieren neuer Maschinen durch Zerlegen der alten in die Elemente ihrer Funktionsstruktur und Variation der Effekte (Effektträger). Anschließend neu zusammenfügen (Bild 1.13), gezeigt am Absetzkipper. Methode der Effektvariation bei erkannter Teilfunktion.
1.1 Zielsetzung
Die Konstruktionslehre, d. h. die Lehre vom methodischen Konstruieren mit systematisch aufbereiteten Unterlagen und Hilfsmitteln, hat auch infolge kräftiger Impulse aus der Industrie [33] in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen, dringt langsam in immer neue Bereiche vor und wird grundsätzlich als sehr nützlich angesehen [19, 20, 15). Im einzelnen sind ihrer uneingeschränkten Anwendung leider noch relativ enge Grenzen gesetzt, denn weder reichen zur Zeit die Methoden in ihrer Vielfalt und ihrem Reifestadium aus, um alle verästelten Gebiete technischer Konstruktionen algorithmisch in den Griff zu bekommen, noch steht das gesicherte Wissen systematisch und zugriffsfreundlich aufbereitet zur Verfligung. Die Randbedingungen jedoch, welche von Fall zu Fall verschieden sind [16] und von den besonderen Umständen der Fertigung und der Produktumgebung abhängen, entziehen sich einer schablonenhaften Verallgemeinerung und werden im Dialogverkehr mit Rechenanlagen noch lange vom jeweiligen Bearbeiter stets neu eingebracht werden müssen. Neue Konstruktionsmethoden zu finden, die den einzelnen Gebieten bestmöglich angepaßt sind, und das Wissen auf dem Gebiet der Apparate, Maschinen und Geräte nach neuen Gesichtspunkten zu analysieren und systematisch zu ordnen, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Auch heute schon ist es teilweise möglich (siehe Kapitel 14), daß derart aufbereitete Konstruktionsunterlagen beim methodischen Vorgehen weitgehend von Rechenanlagen verarbeitet werden können [12, 26, 30, 31). Schließlich benötigt man selbst flir triviale Konstruktionen meist umfangreiche Kenntnisse über Randbedingungen und "Hintergrundinformationen", die nur im Laufe vieler Jahre durch gewachsenes und spezifisch angereichertes Wissen beim Bearbeiter entstehen [14]. Das Hauptanliegen dieses Buches ist es, flir die Konstruktion wichtige und immer wieder brauchbare
Lösungen sowie Baugruppen und deren Variationsmöglichkeiten in übersichtlichen Tabellen, aber auch in Tafeln besonderer Art, den sogenannten Konstruktionskatalogen [22, 25, 36, 5, 24, 6] zusammenzufassen, nach einheitlichen Gesichtspunkten zu ordnen und nach spezifischen Gesichtspunkten zugreifbar zu machen. Sinnvoll ist eine Katalogerstellung der Fülle des Materials wegen aber nur dann, wenn auch gleichzeitig geprüft wird, welche Unterlagen flir bestimmte Vorgehensweisen (Methoden) immer wieder nötig sind und wenn es gelingt, komplexe konstruktive Zusammenhänge in einfache und überschaubare zu zerlegen. Daher wird auf eine durchgehende methodische Vorgehensweise aufgebaut - mit verschiedenen Teilverfahren für die einzelnen Abschnitte - in der die Konstruktionskataloge an den entsprechenden Stellen zu finden sind. Für die Anwendung der Kataloge und tabellarischen Sammlungen ist das im folgenden beschriebene methodische Verfahren jedoch nicht Voraussetzung, sondern nur ein möglicher Aufhänger und Rahmen. Die Kataloge, deren Erstellung und Sammlung Band II enthält, lassen sich auch völlig unabhängig anwenden und sind· daher mit den die Grundgedanken beschreibenden Einflihrungen sowie entsprechenden Beispielen und den Prinzipblättern gesondert zusammengefaßt. Kapitel 3 - 5 enthalten konstruktionsmethodische Hilfsmittel flir das Arbeiten nach einem Ablaufplan. Besondere Erwähnung finden in Kapitel 8 auch völlig neue, geometrische Strukturelemente, welche zur Synthese von "Prinzip-Konstruktionen" am aktiven Bildschirm entwickelt wurden. Dem nicht mit der Rechenanlage arbeitenden Konstrukteur können die Elemente zum Verständnis flir die Integration vieler physikalischer Funktionen in unseren scheinbar so einfachen Maschinenelementen dienen, dem Systemtechniker zeigen sie ein konstruktiv realisierbares Modell flir die Beziehungen zwischen den mechanischen Intensitätsgrößen, das viele Parallelen zu der Mehrpoldarstellung in der Elektronik hat.
2 I Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
Beispiele für das rechnerunterstützte Konstruieren (CAD), wie es üblich ist, auf grund der neuen Methoden aber auch möglich ist, werden in Kapitel 14 gebracht. Zum besseren Verständnis der zahlreichen neuen Begriffe, wurden in Kapitel 15 (Band 11) etwa 500 Erläuterungen und Definitionen hinzugefügt.
1.2 Die Methoden der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen
Es gibt eine große Anzahl von möglichen Vorgehensweisen beim Konstruieren, deren Aufzählung hier nicht beabsichtigt ist. Gemeinsam aber haben viele von ihnen, daß der Ausgangspunkt der Überlegungen eine die Funktion erfüllende, häufig schon bewährte Konstruktion ist. So stellt man sich oft vor, ohne weiter darüber nachzudenken, daß zur Führung einer Welle oder eines Schlittens entweder eine Wälz- oder Gleitlagerung mit entsprechender Öl schmierung notwendig sei. Wird diese erste Annahme nicht variiert - z. B. nach den Regeln der Konstruktionslehre - und auf ihre Zweckmäßigkeit hin überprüft, dann liegt schon ein Teil der Konstruktion fest und mit weiteren, kritiklos übernommenen Vorbildern schließlich die ganze Konstruktion. An den folgenden Beispielen wird ersichtlich, daß aus der beschriebenen "Denkfurche" die Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen herausführen kann [29]. Die Rolle der Abstraktion wird insbesondere von Pahl [17], Roth, Franke, Simonek [23] und Steuer [32] hervorgehoben. Das Beispiel der Absetz- und Gleitkipper möge zunächst einige Begriffe veranschaulichen, das grundsätzliche Vorgehen erläutern; das Verschlußbeispiel soll zusätzliche Feinheiten und eine Vielzahl praktischer Lösungen aufzeigen. Da in den vorliegenden Ausführungen der Begriff des "physikalischen Effekts" 1 oder des "Effekts" im allgemeinen eine wichtige Rolle spielt, möge er auch im Zusammenhang mit den Begriffen "Gesetz", "Satz" und "Regel" näher erläutert werden. Der Sprachgebrauch ist trotz zahlreicher neuerer Erkenntnisse, die nach der Eimeihung als Effekt,
Die Ausführungen über Effekt, Gesetz, Satz und Regel stammen von Prof. Dr. nat. G. Lautz, Direktor des Instituts für Elektrophysik der Technischen Universität Braunschweig. Sie wurden mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt und sind hier in gekürzter Form wiedergegeben.
Gesetz, Satz oder Regel hinzugekommen sind, oft aus historischen Gründen nicht geändert worden und daher auch im Bereich der Physik nicht immer ganz einheitlich. Von solchen Ausnahmen abgesehen wird in der Physik von einem "Effekt" gesprochen, wenn man an die physikalische Erscheinung oder an den Ablauf eines physikalischen Geschehens denkt. In diesem Sinne kann man durchaus vom "Hebel"- oder vom "Keil-Effekt" sprechen. Ein "Gesetz" oder eine "Gesetzmäßigkeit" ist in der Physik die quantitativ ausformulierte Beziehung zwischen physikalischen Größen, unter Umständen unter Einbeziehung von Materialkonstanten. Ein "Effekt" kann durch das "Gesetz" quantifiziert werden, wie beim Übergang vom "Hebel-Effekt" zum "Hebel-Gesetz". Die Unterscheidung von "Gesetz" und "Gesetzmäßigkeit" ist wohl subjektiv und charakterisiert manchmal einen gewissen Zweifel an der Allgemeingültigkeit des Gesetzes. Einen "Satz" kann man sehr wohl vom "Gesetz" abgrenzen. Er enthält gewisse physikalische Aussagen, die im Grunde Gesetze sein sollten, von deren Gültigkeit man überzeugt ist, die aber meist nicht vollständig oder grundsätzlich nicht experimentell beweisbar sind (z.B. der 2. und 3. Hauptsatz der Thermodynamik). Für den Begriff "Regel" liegt in der Physik kein eindeutiger Sprachgebrauch vor. Neben der als Gesetz oder als Effekt verstandenen Regel findet man auch die Zusammenfassung empirischer Befunde, die nach üblichem Verständnis stets auch Ausnahmen zulassen. Für das Vorgehen in der Konstruktionslehre ist von entscheidender Bedeutung, ob es überhaupt ein physikalisches Geschehen gibt, welches die in der AufgabensteIlung gewünschte, anfangs rein formal ausgedrückte Beziehung in technischen Gebilden herstellt. Zunächst ist es dabei gleichgültig, ob dies "Geschehen" schon den Forderungen eines "Gesetzes" , eines "Satzes" entspricht oder als "Effekt" formuliert wurde. In den folgenden Ausführungen wird daher immer nur vom "Effekt" gesprochen, ungeachtet dessen, ob ein Übergang zu einem allgemeingültigen Gesetz oder einem Satz möglich ist. Es sei z. B. die Aufgabe gestellt, eine Vorrichtung zu entwerfen, die, am Fahrzeug angebracht, die Container hochhebt und sie auf der Ladefläche eines Kippers absetzt. Diese Aufgabe, welche eine ganze Reihe von Vorgängen voraussetzt, wird hier Gesamtaufgabe genannt und in einzelne kleinere Vorgänge, die Teilaufgaben, zerlegt (Bild 1.1). Dem mehr oder weniger feinen Zerlegen in Teilaufgaben liegt die
1.2 Die Methoden der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen 3
Vorrichtung zum Hochheben Gesamtaufgabe: - - - - - - eines Containers auf einen
Transportwagen erstellen
Teilaufgaben : Vorrichtung erstellen,um
1. Container am 2. Energie zum 3. Große Kräfte 4. Container aut 5. Container vom Hubmechanismus Heben durch Kraft- einer vorbe- Hu bmechanismus zu befestigen bereitzustellen vervielfachung stimmten Bahn zu lösen (Verbindung) zu erzeugen zu bewegen ( Verbindung)
Bild 1.1. Zerlegen einer Gesamtaufgabe in Teilaufgaben, dargestellt am Beispiel eines auf einen Transportwagen zu hebenden Containers
H yd r au I ik z Y I inder
Bild 1.2. Container auf Absetzkipper heben. Kraftvervielfachung mit Hilfe von Hydraulikzylindem ausgeführt (Effekt: Druckausbreitung)
berechtigte Annahme zugrunde, daß man die komplexe Gesamtaufgabe auf eine überschaubare Zahl von einfacheren Aufgaben zurückfUhren kann (siehe auch Blockschaltmethode [11] und Systemtechnik [1,2,4,37], fUr die es schon bewährte Lösungsvorschläge gibt). Diese können dann in abgewandelter Form für die ErfUllung der Gesamtaufgabe "zusammengeschaltet" werden. So kann man beispielsweise die Gesamtaufgabe "Vorrichtung zum Hochheben eines Containers bauen" (Bild 1.1) auf die Teilaufgaben: Einzelvorrichtungen erstellen, um "Container zu befestigen", "Energie bereitzustellen", "Kraft zu vervielfachen", "Container zu bewegen" und "Container vom Hubmechanismus zu lösen" zurückfUhren. Die gleichen Aufgaben treten aber auch bei vielen anderen technischen Produkten auf und sind dort in bewährter Weise gelöst. Es fällt viel leichter, die Teilaufgaben zu finden, wenn schon eine Lösung der Gesamtaufgabe vorliegt (Bild 1.2). Davon wird bei dieser Methode ausgegangen. Wir greifen uns die Teilaufgabe "Vorrichtung erstellen, um Kraft zu vervielfachen" heraus und fragen nach technischen Gebilden, welche diese Aufgabe erfUllen. Bei der Lösung von Bild 1.2 sind es die Hydraulikkolben und -zylinder, welche den
Effekt der Druckausbreitung vom kleinen Querschnitt der Pumpenwirkfläche zum großen Querschnitt des Arbeitskolbens ausnutzen. Die Abstraktion dieses Vorgangs führt zum Ergebnis, daß die Hydraulikzylinder zur Vervielfachung der Kraft zwischen Pumpenwirkfläche und Arbeitskolben dienen bei gleichzeitig vorhandenem Leistungsfluß. Eine Funktion 2, welche man der Teilaufgabe "Vorrichtung erstellen, um Kraft zu vervielfachen" zuordnen kann, ist offenbar "Kraft vervielfachen" (Bild 1.3). Sie ist der Teil der Gesamtfunktion, erfUllt hier eine Teilaufgabe und wird Teilfunktion genannt. Es fällt uns nicht schwer, die Frage zu beantworten, mit welchen anderen Effekten als dem der Druckausbreitung diese Teilfunktion zu erfüllen ist. Bild 1.3, das aufgrund einer systematischen Sammlung von Lösungen, nämlich dem Konstruktionskatalog "Kraftmultiplikation" entstanden ist, gibt darauf die Antwort. Danach stehen als weitere Effekte die Kraftzerlegung, die Kräftesummierung und die
2 Der Unterschied zwischen "Funktion" und "Aufgabe" besteht in der hier verwendeten Begriffsdefinition darin, daß die "Aufgabe" einen verbal dargestellten Zweck des Produkts beschreibt, während die ,,(Soll)Funktion" zusätzlich ein System abgrenzt mit Ein- und Ausgängen (Blakbox).
4 I Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
Vorgehen
Begriffe Beispiel für das Verfahren der Effektvariation bei erkannter Teilfunktion Zuordnungen
Teilaufgabe
Teilfunktion (nach Aufgaben -satz)
Effekte
Einzelteile. Teileverbände
Vorrichtung für Vervielfachung von
Kräften erstellen
Die Teilaufgaben erfüllende Teilfunktionen festlegen
Die Teilfunktionen realisierende Effekte auswählen
Oe n Effekten angepaßte Teile und Teileverbönde zuordnen
Ausgangslösung ermittelte Alternativlösungen
Bild 1.3. Zuordnung einer durch Abstraktion herausgeschälten Teilfunktion zu einer erkannten Teilaufgabe. Alternativlösungen für eine Teilfunktion durch Zuordnung neuer Effekte
Schiefe Ebene
(Katalog "Kraftmultiplikation", Band II) und dazu passender (Einzel)Teile. Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen
Bild 1.4. Container auf Abgleitkipper ziehen. Kraftvervielfachung mit Hilfe der Schiefen Ebene (Keil-Effekt)
Kraft-Moment-Umformung zur Verfügung. Sofern es sich um Energie leitende mechanische Systeme handelt, hat man auch die Gewähr, daß diese Auflistung vollständig ist. Im nächsten Schritt müssen nun gestaltete Einzelteile den neu gefundenen Effekten zugeordnet werden, damit sie auch realisiert werden können. Die Kraftzerlegung in eine kleine Eingangs- und eine große Ausgangskraft kann beispielsweise durch die Schiefe Ebene, durch den Keil oder den Kniehebel erfolgen. Als Ergebnis erhält man neue Alternativen, von
denen eine, die Lösung mit der Schiefen Ebene, in Bild 1.4 dargestellt ist. Bemerkenswert ist, daß im geschilderten Verfahren dreimal eine Zuordnung stattfand (Bild 1.3): Einmal zwischen Teilaufgaben und Teilfunktion, dann zwischen Teilfunktion und Effekt sowie zwischen Effekt und Einzelteil bzw. Teileverband. Während für die Realisierung der Effekte mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen wurden, haben wir aufgrund des Ausgangsbeispiels für die abstrahierte Teilfunktion nur eine Möglichkeit gefunden, nämlich
1.2 Die Methoden der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen 5
"Kraft vervielfachen". Eine andere Möglichkeit aber, die auf der Teilfunktion "Kraft erzeugen" beruht (Katalog "Kraft mit anderen Größen erzeugen", Band II), ist uns bei diesem Beispiel verborgen geblieben. Mit dieser Teilfunktion hätte man eine Reihe unkonventioneller Lösungen direkt ableiten können, wie z. B. das Hinaufkatapultieren des Containers mit Hilfe eines mechanischen oder chemischen Energiespeichers usw. Die Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen fUhrt daher wohl zu zahlreichen Alternativlösungen, aber nur zu solchen ähnlicher Kategorie, im Beispiel nur zu solchen mit Energie leitenden Systemen. Im zweiten Beispiel heißt die Gesamtaufgabe, Schließelement für einen Verschluß zu konstruieren (Band III), d. h. eine Vorrichtung, mit deren Hilfe sich zwei Enden eines verformbaren Teiles mit einer Schließbewegung verbinden und mit einer Öffnungsbewegung trennen lassen.
1.2.1 Durchführung der Abstraktion
Es liegt wieder ein ausgeführtes Beispiel als Prototyp eines Verschlusses 3 vor (Bild 1.5). Aus ihm können die wichtigsten Teilaufgaben abgeleitet werden, durch langsames Voraugenführen des Schließ- und Öffnungsvorganges (Bild 1.6, Zeile 2). Dann wird nach den maßgebenden Einzelteilen gefragt, welche diejeweilige Teilaufgabe erfüllen. Sie werden in die Kästen der Zeile 5 eingetragen. Nun wird versucht zu klären, um welche physikalische oder logische Beziehung zwischen Ein- und Ausgangsgröße es sich bei der einzelnen Teilaufgabe gehandelt hat. Anschließend wird die Frage gestellt, durch welche allgemeingültigen Effekte (physikalische, chemische Gesetzmäßigkeiten) dieser Vorgang ermöglicht wurde, um ihn dann in die Kästen der Zeile 4 einzutragen. Die Aus- und Eingangsgrößen legen die Teilfunktionen in Zeile 3 fest. Damit ist der Vorgang der
o b
Vz
VI
Bild 1.5. Bajonettverschluß als Prototyp und Ausgangslösung von weiteren Verschlüssen. a, b Geradflihrung, c Stift, d Druckknopf, e Feder, v Verschlußglied, VI Keil, v2 Hakennase
3 Der "Verschluß" ist hier im Sinne von Band III nur das Schließelement, zu dem noch die "Umfassung" gehört.
Abstraktion von Teilfunktionen beendet, und es erfolgt ihre Konkretisierung mit Hilfe neuer Effekte, gegebenenfalls ihre Variation.
1.2.2 Durchführung der Konkretisierung (Bild 1.7)
Die Vorgehensweise ist die gleiche wie beim ersten Beispiel, Bild 1.3. Einzelteile, Effekte und Teilfunktionen für das Ausgangsbeispiel "Verschlüsse" wurden in Bild 1.6 ermittelt und werden nun in die entsprechenden Kästchen eingetragen. Die zur Effektrealisierung gehörenden oder zugeordneten Einzelteile werden durch die Buchstaben der untersten Kästchenreihe symbolisiert. Bei der praktischen Konstruktion müssen die Teilfunktionen und Effekte eingetragen und die Einzelteile gestaltet werden.
1.2.3 Methode der Variation aller Teilfunktionen mit dem Morphologischen Kasten
Um eine Alternativlösung zu erhalten, ist es, wie man sieht, nicht notwendig, sämtliche Effekte zu ändern. Häufig genügt es, wenn ein einziger variiert wird. Andererseits sind auch nicht alle Effekte bzw. die sie realisierenden Teile (Effektträger [13]) miteinander kompatibel. Daher ist es zweckmäßig, sie in einem Morphologischen Kasten [38] wie in Bild 1.13 zusammenzufassen und sinnvolle Kombinationen durch entsprechende Ziffernfolgen zu kennzeichnen. Es wurden deshalb die Teilfunktionen 1- 5 unseres Beispiels von Bild 1.6 durch die in den folgenden Feldern benannten Effekte des Bildes l.l3 realisiert: l.l - 2.1 - 3.2 - 4.1- (5.l.l) 5.12 - (5.2.5) 5.2.1. Die Rastung ist hier nicht symmetrisch aufgebaut und daher müssen mehr als zwei Angaben gemacht werden. Die nicht eingeklammerten Zahlen der letzten bei den Gruppen gelten für die Schließbewegung, die eingeklammerten für die Öffnungsbewegung. Mit Hilfe der aufgeführten Effekte und Teillösungen im Morphologischen Kasten (Bild l.l3) können nun zahlreiche Alternativlösungen erzeugt werden. Alle kompatiblen Reihenfolgen müssen eine Lösung ergeben. Ordnet man z. B. die Effekte 1.2 - 2.1 - 3.5 - 4.1 - 5.1.2 - (5.2.5) 5.2.1 des Bildes 1.13 den Teilfunktionen 1 bis 5 zu, dann ergibt sich ein Riegel-Steckverschluß, ähnlich dem in Bild l.l4, Nr. 6; ordnet man jedoch die Effekte l.l - 2.1 - 3.2 - 4.2 - 5.1.2- (5.2.5) 5.2.1 zu, dann erhält man einen Schnappverschluß, ähnlich dem in Bild l.l4,
6 1 Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
~ Beispiel für das Finden der Teilfunktionen eines Verschlusses Darstellung Nr. Begriffe
Erstellen einer technischen Vorrichtung zum beliebig häufigen festen Verbinden und Trennen
1 Gesamtaufgabe von Teilen oder deren Enden ohne
(Aufgaben - zusätzliche Vorrichtungen
satz)
--~~---in Umgangs -sprache mit präzisen For-mulierungen und techni-schen
1. Vorrichtung 2. Anordnungen 3. Vorrichtung 4. Anordnung 5. Sicherungs- Begriffen
2 Teilaufgaben zum Schließen zum Spannen zur Kraftver - zur Sicherung vorrichtung erstellen (Entsponnen) vielfachung de.r Schließposi- bistabil
(Aufgaben - vorsehen erstellen tion konstruieren ausführen sätze)
~ .~
V> -------- ----t---- t-- -~ .:.< §
durch "'" Teile Energiespeicher Kraft Kraft gegen Öff- bistabile
physikalische.
3 Teilfunktionen aufeinander r- laden r- vervielfachen r- nungsbewegung f- Lage wechseln logische
beschrieben zu bewegen (entladen) bereitstellen Begriffe. durch
co Symbole
::' '" __ :C ---- ---- ----f--- - t-- -2 u; .0 «
Führungseffekt Erzeugung von Kraftzerlegung Berührungsschluß - Berührungs -
4 Effekte bei Translati - Kräften durch erzeugung (Nicht- schlun- durch Gesetz-onsbewegung geladene durchdringung aufhebung mäßigkeiten
Ene rgiespeicher von Festkörpern)
co ::' '"
--~ -------- -- --t-----t--
Maßgebende ]l durch
Einzelteile. « Zeichnung der
5 Teileverbände wichtigsten
der Aus - Geradführung Feder e Kei I v, Hakennase V2 Hakennase v2., Einzel teile,
gangslösung alb Knopf d Teileverbände
Bild 1.6. Herausschälen und Abstrahieren der maßgebenden Teilfunktionen eines Verschlusses aufgrund der bekannten Lösung in Bild 1.5 und der erkannten Teilaufgabe
Nr. 2. Eine systematische Aufstellung für Lösungen der einzelnen Teilfunktionen enthalten die Bilder 1.8 bis 1.11. In Bild 1.14 werden zunächst einige funktionell verschiedene Lösungen dargestellt, so wie sie beispielsweise mit dem Morphologischen Kasten zu finden sind. Erweitert man die Gesamt- und Teilaufgaben des Bildes 1.6·noch um die Teilaufgaben 6 (Abdichtung des Verschlußraumes herstellen) und 7 (Vorrichtung zur Erzeugung der Dichtkraft vorsehen),
dann läßt sich das Verfahren auch auf Fluidverschlüsse ausdehnen. Realisierungen ftir die Teilfunktion 6 sind in Bild 1.12 dargestellt und Effekte ftir die Teilfunktion 7 im Konstruktionskatalog "Kraft mit anderen Größen erzeugen", Band II. Einige Fluidverschlüsse ftir Flaschen sind in Bild l.l4, Nr. 7 bis 14, wiedergegeben. Bei Verwendung des Morphologischen Kastens (siehe auch Bild 8.51) ist noch folgendes zu beachten: In Bild 1.13 ist außerhalb des Kastens eine Folge von
1.2 Die Methoden der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen 7
Gesamtaufgabe
Teilfunktionen
Den Teil- ~ ---~ funktionen zugeordnete 5.1 I 1.1 2.1 3.2 5.1 I Effekte I I I I I f---- f---- -- --- --1 f- -------+- ------..j
Dazugehörige : 0 ~ ~ 0 0 ~ : : [!] [!] QJ [!J ~ : 00 0 0 : Einzelteile I
L-__ ----J ~QJonejjVerSChIU~(Bild ~)_ J Ee~verschIU~i~1.~ N~ ~chnappverschl~_~(~ 1~.~ Ausgangslösung Zwei Beispiele möglicher Alternativlösungen
Bild 1.7. Entwickeln von Alternativlösungen fUr eine Ge- [±] Teilfunktion 4, @]] Teilfunktion 4, realisiert durch Effekt samtaufgabe A, welche von einer Kette von Teilfunktionen I, ~ z. B. das fUr den Effekt benötigte Einzelteil e. Die Num-erfUllt wird, durch Zuordnen verschiedener Effekte und Ein- mern der Effekte entsprechen den in Bild 1.13 aufgefUhrten zelteile zu den gleichen fUnf Teilfunktionen. Es bedeutet: Effekten
~g Bez eichnung Typisches Beispiel der Schlien-bewegung Nr. 1 2
1.1 1.2 v~ - reiner ß=3 -1 Steckverschlun --- ... /:
2.1
" '~ v , I Steck- ~~i .....------... 2 Schwenk ----. verschlun \::i I
I 3.1 3.2 V
~ --_J 3 Steck-Renk- ()jP verschlun
4.1 4.2
Y 4 Reinverschlun .' -- .... ---5.1 5.2
~~ ~ 5 Schraub---- ..... verschlun
Bild 1.8. Mögliche Verbindungen auf grund der Schließbewegung. (Der gestrichelte Pfeil kennzeichnet die notwendige translatorische Komponente), v ist das gegen Öffnen sichernde, das sogenannte Verschlußglied
~ng Ty P isches Beispiel Speicher Bemerkung
Teil- wird
funktion Nr. 1 2 3 1.1 ,S 1.2 1.3
Haltekraft 1 ~~J entladen
Magnet-erzeugen verbindung
N 2.1 2.2 2.3
I~ Dichtkraft 2 , geladen elastische
erzeugen I
Dichtung
i a 3.1 3.2 3.3
Normalkraft -li' elastische für
3 geladen Verformung
Reibkraft beim erzeugen Lego-Stein
4.1 4.2 a Deckel 4.3 Öffnungs-
~~.~ b Zapfen
kraft 4
( F) c Chassis
bereit- geladen F Energie-
ste lien speicher
Bild 1.9. Laden und Entladen eines potentiellen Energiespeichers, um Kräfte fUr verschiedene Teilfunktionen bereitzustellen
8 I Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
Reaktionskraft gegen Nr. Typisches Beispiel Öffnen durch
Berührungsschluß ,Normal-1 '.' richtung (Formschluß)
-elastische
2 '~ Kraft Kraftschluß ( Normal-richtung)
v ~iJJN Feldkraft 3
Kraftschluß Reibkraft
4 • als linear _ v
Rei bschluß
-' (T 0 ngential- Reibkraft richtung) progressiv 5
(KlemmschlunJ
Bild 1.10. Verschiedene Schlußarten, die eine Kraft gegen Öffnen bereitstellen
~. Z Y linder, Kegel, Ebenen Kegel, Prismen, Kugel, Kugel, Schraub - Zyl inder Zylinder flächen
Schließbewegung Nr. 1 2 3 4 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4
Schluß für Schlüsse für Lösungen Innenrast Anschlag und bei gleichen" Innenrasten"
Innenrast Nr. (Beispiele)
Formschluß - 0 1 elastischer Schluß 1.1 \ ,~ 1 '
1 ' Elastischer- 1/
0 1 Durch elastischer Schluß 1.2 ;J 1~7 elastische
~ Feldschluß- a 1.1 I,
Kraft 1.3 11
elastischer Schluß ' G
Reibschluß- 1.4 elastischer Schluß 1.2
FormschI. - Feldschluß 2.1 0 1
Elastischer Schluß- ~' 2.2 o I,;)
Feldschluß ~,.. 0 1
I,
Durch
~ ~r Feldkraft F eldschluß- Feldschl. 2.3 i',..J , '
Reibschl.- Feldschluß 2.4 2.1 . o 2.2
/
Formschl.- Rei bschl. 3.1 0 1
Elastischer Schluß- b;' Rei bschluß 3.2 3.1
Durch ;),/
Reibkraft Feldschl. -Reibschluß 3.3 ~o 1
Reibklemmschluß-3.4
(l"'P ~I I
Reibschluß r' ~--1 3.4 ///// //////// /,
Anschlag -Rast - Kombinati on ~~ I " I
Anschlag '-v-' Anschlag Innenrast
Bild 1.11. Erzeugen zweier stabiler Endlagen mittels symmetrischer Rasten und Anschlägen. Variation der AnschlagRast-Kombination. p Reibungswinkel
Zylinder, Prismen, Schraub -flächen
5 1.1.5
Variante 10
~+ ~+ ~~ ~+ ~+ Auf
1.1 m die Gegen-
1.2.1 fläche zu ~. Variante
1 b 1.2 ~
2.1
In der 2 I Gegenfläche
ffl ur 1.2.2 1.2.3
~H ~
111 lff 2.2 2.3
f ~
~ 1.2.4
~+ 1It
2.4
~
m 1.2.5
~+ m
2.5
m Bild 1.12. Gebräuchliche Abdichtflächen rur Fluidverschlüsse
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Bild 1.14. Ausgeführte Verschlüsse und Verbindungen. Realisierung ihrer Teilfunktionen. Der Umhüllungsteil des Verschlusses wurde bis auf den in Zeile 1 weggelassen
1.2 Die Methoden der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen 11
Blöcken durch Pfeile miteinander verbunden. Die Nummern in diesen "Schwarzen Kästen" stehen für die einzelnen Teilfunktionen - gegebenenfalls ftir jeweils eine ihrer möglichen Realisierungen - und die Pfeile zeigen die Flußrichtung an. Es liegt hier eine Funktionsstruktur in der einfachsten Form, eine Kettenstruktur, vor. Die Konstruktionsmethode mit Hilfe des Morphologischen Kastens verfeinert die Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen im Konkretisierungsteil. Sie ermöglicht es, in übersichtlicher Weise durch Aneinanderreihung kompatibler Effekte, gegebenenfalls dargestellt durch gestrichelte Verbindungslinien der Kästen in Bild 1.13, neue Lösungen zusammenzustellen. Da der Morphologische Kasten aber schon eine weitgehende Formalisierung darstellt, müssen die Voraussetzungen für die Gültigkeit des Vorgehens stets beachtet werden. Diese sind:
- Die Teilfunktionen müssen im wesentlichen voneinander unabhängig sein.
- Die Effekte der verbundenen Teilfunktionen müssen kompatibel sein (siehe auch Krummhauer [14] und Birkhofer [3]).
- Der in der Funktionsstruktur betrachtete Zweig der Teilfunktionen muß eine Kettenstruktur sein (also keine Verzweigung haben).
Zuordnung der Einzelteile
Verfolgen wir nun die Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen am Beispiel unseres Verschlusses weiter, und zwar von der ersten Lösung (Bild 1.5) ausgehend, in Richtung einer zunehmenden Konkretisierung, dann bleibt nur mehr übrig, die Teile a bis v zu variieren, sie zu ändern, in mehr Teile zu zerlegen oder in weniger Teile zusammenzufassen und - was auf dasselbe hinausläuft - sie auch anderen Funktionen zuzuordnen (siehe Kapitel 6). An der Realisierung der Teilfunktionen durch einen bestimmten Effekt darf nun nichts mehr geändert werden, sondern nur an der Form der Teile und ihrer Kombination. Die mögliche Variantenvielfalt ist zwar immer noch sehr groß, aber sie bleibt deutlich auf ein Funktionsprinzip beschränkt, nämlich das der ersten Lösung. Bild 1.15 zeigt ein Beispiel ftir die Variation des Einzelteils e, Bild 1.16 die Vermehrung auf sieben, Bild 1.17 auf die Verringerung von Einzelteilen auf vier und Bild 1.18 auf zwei und auf eines. Wenn das Gebilde aus einem Teil besteht, muß es flexibel sein oder eine Feder eingebaut haben. Günstige Ausftihrungen sind aus Kunststoff herzustellen, wie der Steckverschluß in Teilbild 1, die
Bild 1.15. Variation der Ausgangslösung eines Verschlusses durch Teileänderung. Hier durch andere Gestaltung des Teiles e aus Bild 1.5
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Bild 1.16. Variation der Ausgangslösung eines Verschlusses durch Teiletrennung. Das Einzelteil d des Bildes 1.5 wird in Bild 1.16 durch die Einzelteile d] und d2 ersetzt. Das bedeutet gleichzeitig eine Trennung der vom ursprünglichen Teil erfüllten Funktionen
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4 Te ile
Bild 1.17. Variation der Ausgangslösung eines Verschlusses durch Teilereduzierung. Die Einzelteile d und v sowie c, e, v des Bildes 1.5 werden hier jeweils durch ein Teil ersetzt. Das bedeutet gleichzeitig eine Integration der von diesen Teilen erfüllten Funktionen in einem Teil
Schelle in Teilbild 2 und die Nabelschnurklemme in Teilbild 3. Während wir beim bisherigen Vorgehen die Zuordnung bestimmter Effekte zu den Teilfunktionen verfolgten, liegt in diesem Konstruktionsabschnitt der Schwerpunkt auf der Zuordnung von Einzelteilen und Einzelteilkombinationen zu den ausgewählten Effekten. Diese mehr oder weniger geschickte Zuordnung ist eine der wichtigsten Tätigkeiten beim Konstruieren, wie das die Bilder 1.15 bis 1.18 zeigen. Man erkennt auch, daß die Alternativlösungen bei der Variation von Einzelteilen sich viel ähnlicher sind, als die bei der Variation von Effekten (Bild 1.14).
12 I Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
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2 1 Te i I
3 1 Tei I
Bild 1.18. Variation der Ausgangslösung eines Verschlusses aus Bild l.5 durch Teilreduzierung und erhöhte Integration von Funktionen sowie Übergang auf Kunststoff.
Die Bezeichnungen beziehen sich auf die Einzelteile des Bildes l.5. Teilbild 1: Verschluß aus zwei Teilen. Teilbild 2: Verschluß aus einem flexiblen Teil (Schelle). Teilbild 3: Verschluß aus einem Teil mit Kunststoffeder (Nabelschnurklemme).
1.3 Lösungssammlungen und Konstruktionskataloge für das methodische Konstruieren
An zwei Beispielen wurde gezeigt, wie man nach der Methode der Variation von Effekten bei erkannten Teilfunktionen sehr schnell zu einer großen Zahl von Altemativlösungen kommt. Der im konstruktionsmethodischen Denken noch nicht so geübte Leser wird zunächst auf zwei Schwierigkeiten stoßen:
- Das Erkennen der Teilfunktionen, ihre Abstraktion und Loslösung von der Bindung an Einzelteile und bestimmte Effekte.
- Die Zuordnung einer hinreichend großen Anzahl von neuen Effekten zu den abstrahierten Teilfunktionen.
Die als erste angesprochene Problematik kann durch häufige Analyse vorhandener Konstruktionen nach den entsprechenden Funktionsbegriffen der Kon-
struktionslehre beherrscht werden, wie z. B. Kraft bereitstellen, versetzen, vervielfachen, aufrechterhalten usw. Die Zuordnung von Effekten zu abstrahierten Teilfunktionen und deren Realisierung durch Einzelteile wird durch Lösungssammlungen erleichtert. Es wäre daher ideal, eine begrenzte Liste von möglichen Teilfunktionen zu haben, die allen Teilaufgaben gerecht werden, dazu die in Frage kommenden Effekte und deren mögliche Realisierung durch entsprechende Einzelteile in Form von Lösungssammlungen. Leider ist das wegen der nicht beherrschbaren Zahl von möglichen Aufgaben und deren Lösung nicht durchführbar. Es wird daher in Band II "Konstruktionskataloge" eine Einteilung und eine umfangreiche Sammlung von sogenannten Konstruktionskatalogen vorgestellt, die sowohl reine "Lösungssammlungen" als auch Sammlungen konstruktiver Elemente enthält, welche nach bestimmten Regeln variiert und zusammensetzt, erstrebte Lösungen ergeben. Da die Bedeutung solcher Konstruktionshilfen immer größer wird, ihre Erstellung aber mit erheblichem Aufwand verbunden ist, muß als Ziel angestrebt werden, Konstruktionskataloge mit grundsätzlichen technischen Inhalten aufzustellen, die zur Lösung sehr unterschiedlicher Aufgabenstellungen verwendet werden können und mit Hilfe entsprechender Regeln zweckmäßige Varianten für bestimmte Lösungen zu erzeugen. Obwohl die grundsätzlichen Schwierigkeiten beim Finden neuer Lösungen in den dargestellten Beispielen schon zutage treten, wurde hier versucht, die Aufgabnstellung mit einer Mindestzahl an konstruktionsmethodischen Begriffen zu lösen. Es wurde auch erwähnt, daß man mit dieser einfachen und probaten Methode keine große Aussicht hat, ganz andersartige Lösungen der Aufgabe zu finden. Dazu ist es zweckmäßig, nach einer umfassenden Konstruktionsmethode [27,13,16,34,35,28,21,37,38, 22, 8, 9, 10, 18] vorzugehen. Sie liefert auch Gesichtspunkte für ein sinnvoll und zweckmäßig geordnetes System von Konstruktionskatalogen.
1.4 Rationelles Arbeiten mit dem Morphologischen Kasten
Das Arbeiten mit dem Morphologischen Kasten ist sehr verbreitet und kann in vielen Phasen des konstruktiven Vorgehens angewendet werden. Es ist daher wichtig, bei seiner Aufstellung rationell, d. h.
1.4 Rationelles Arbeiten mit dem Morphologischen Kasten 13
zeit- und arbeitssparend vorzugehen. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten erkennt man beispielsweise schon in Bild 1.13, wenn statt der Teilfunktionen in der Kopfspalte Teilaufgaben und statt der Effekte bekannte oder aus Katalogen entnommene Teillösungen in den Feldern eingetragen werden. Das Vorgehen besteht immer darin, den Inhalt des Feldes einer Zeile mit dem Inhalt eines Feldes der darauffolgenden Zeile zu verknüpfen. Hat man rur jede Teilfunktion verschiedene Effekte eingetragen, dann ergibt die Verknüpfung die möglichen Kombinationen von Effektketten, hat man Teillösungen eingetragen, lassen sich sämtliche Aneinanderreihungen von Teillösungen rur die Gesamtlösung ermitteln. Bei diesen Kombinationsverfahren tritt sehr schnell das Problem der "großen Zahlen" auf. Wären beispielsweise in Bild 1.13 alle Effekte einer Zeile mit allen der folgenden verknüpfbar, erhielte man
N x = 6 . 6 . 6 . 5 . 5 . 5 . 6 . 6 = 6 5 . 53 = 972 000
mögliche Effektketten. Sollen nun mit einem vertretbaren Aufwand aus der großen Fülle möglicher, die rur das gewünschte Ziel geeignetsten Ketten ausgesucht werden, kann man sich an einen Vorschlag von Birkhofer [3] halten, der in Bild 1.19 mit vier Beispielen erläutert wird (siehe auch Bild 2.24). k l bzw. kx sei die jeweilige Anzahl der in den Feldern der Zeile I bzw. x eingetragenen Effekte, Teillösungen (der Spalten) usw., x die Anzahl der Teilaufgaben, Teilfunktionen (der Zeilen) usw., NI die Gesamtzahl der Effekte, Teillösungen usw. sowie N2 ,
N3 , N n die Kettenabschnitte mit 2, 3 oder n zusammenhängenden Effekten, Teillösungen usw. Der Aufwand für die Erstellung und Überprüfung einer gleichen Anzahl von Nx Kombinationsketten (in Bild 1.19 Nx "" 81), hängt nun im wesentlichen davon ab wieviele Teillösungen, Effekte usw. zur Verrugun~ stehen (NI) und wieviele benachbarte von ihnen auf Verträglichkeit zu untersuchen sind (N2 ).
In Bild 1.19 sind rur verschiedene Morphologische Kästen (linke Ecke oben) in schematischer Darstellung die Lösungsbäume fiir alle möglichen Effektketten, Teillösungsketten wiedergegeben. Die Anzahl der möglichen Ketten bei k l Teillösungen, Effekten usw. in Zeile I, kn in Zeile II und k in Zei-le x ist x
Nx = k] . kn' .... kx . (1.1)
Für den Fall, daß k[ = kn = ... = kx = k ist, vereinfacht sich die Gleichung (1.1). Es ist dann
Nx = kx · (1.2)
Die Anzahl der einzelnen Teillösungen, Effekte usw. der zu zwei und zu n kombinierten ist
N 2 = k2 (~).
Nx = kn (~).
(1.3)
(1.4)
(1.5)
Der Hauptaufwand beim Morphologischen Kasten besteht nun darin, rur eine bestimmte Anzahl von Gesamtlösungen Nx eine notwendige Anzahl von Teillösungen NI zu finden und jeweils zwei von ihnen, d. h. N 2 Zweierkombinationen auf Kompatibilität zu prüfen. Es muß daher durch eine einfache Optimierungsrechnung festgestellt werden, bei welchen k- und x-Werten bei gegebenem Nx die Größen NI und N 2 ein Minimum werden. Es ist bezüglich einer kleinsten Anzahl von Teillösungen NI
k] opt = e
XI opt = InNx
NI min = e x]opt·
(1.6)
(1.7)
(1.8)
Bezüglich einer kleinsten Anzahl von Verträglichkeitsprüfungen N 2 zwischen zwei beliebigen in einer Kette auftretenden Teillösungen, Effekten usw. ist
k20pt = ea
InNx X2opt=-
a N . = e2a . x 20pt (X2opt - 1)
2mm 2
mit
(1.9)
(1.10)
(1.11 )
a = 0,5 [lnNx + 0,5 - ~(lnNx + 0,5)2 - 4lnNx ].
(1.12)
Das heißt für die Anwendung: Will man mit einer Mindestanzahl von Teillösungen, Effekten usw. für den ganzen Morphologischen Kasten auskommen dann sollten pro Zeile nur k I = k = e "" 3 Teillösun~ gen, Effekte usw. gewählt werden und die Anzahl der Zeilen x I dem Logarithmus naturalis der möglichen Gesamtlösungszahl Nx entsprechen (x] = In Nx). Für eine Mindestzahl von Zweier-Verträglichkeitsprüfungen, die ja rur das Aufbauen der Lösungsketten Voraussetzung sind, gelten die mit Index 2 angeruhrten Größen rur Spalten- und Zeilenzahl des Morphologischen Kastens. Die Spalten- und Zeilenzahlen für beide Optimierungen weichen bei üblichen Gesamtlösungszahlen Nx sehr wenig vonein-
14 Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
Beispiel Morphologischer Kosten Lösungsbaum
x
~
2
x
~
3
4
k,-
L-~-L~ __ ~-L~ __ L-~-L~kn~g
k,_
I 1.1 11.2 11.3 11.4 11.5
TI 2.1 I 2.2 I 2.3 I 2.4
III 3.1 I 3.2 I 3.3 I 3.4
12 16
k,_
I 1.1 1.2 1.3 kI ~3
n 2.1 2.2 2.3 kn ~3
m 3.1 3.2 3.3 km d
I'l 4.1 4.2 4.3
k,_
1.1
2.1 2.2 kn~ 2
m 3.1 3.2 km ~ 2
I'l 4.1 4.2 kll~2
Y. 5.1 5.2 k~~2
18
M"M 16
Teillösungen (Effekte)
Teillösungen (E ffekte)
20 24 28 32 36 40 44 48
Teillösungen (Effekte)
1.1 1.1
1.1 1.1 1.J
N----
52 56 60 N-
I.J
1.1
N-
64 68
Auf teilungskr iteri en
k ~9;x~2
NI ~ 18 ungünstig
N1 ~ 81
k,m~~~ 4,33; x ~3
NI ~ 13 günstig
N1 ~56 günstig
NJ ~ 80
72 76 80 ~N, ~NJ
k~3;x~4
NI ~ 12 sehr günstig
N1 ~ 54 sehr günstig
NJ ~108
1.J
I~IÖ- Nx~404 Nx = 81 Nx" 55 Teil- sungen InNx=6,OOL In Nx = 4,3944 InNx = 4,007
lösungen Optimier-te Größen Nr. 1 2 3
1.1 1.1 '.3
k, opt 1 e" 2 ,718 e~2,72 e" 2,72
1.1 1.1 1.3
Einzelne x, opt 2 6,00 4,39 4,01
3.1 3.1 3.3
N, opt 3 16,31 11. 95 10,89
4.' 4.1 4.3
k 1 opt 4 3,05 3,27 3,61
Zu zweit 5.' 5.1 5.3
kombi - Xlopt 5 5,39 3,71 3,29 nierte
6.' 6.1 6.3
N10pt 6 109,68 53,72 43,05
Bild 1.20. Optimalwerte rur Spaltenzahl kund Zeilenzahl x von Morphologischen Kästen, in Zeile 1 bis 3 bezüglich der Anzahl von NI Teillösungen, in Zeile 4 bis 6 bezüglich der Verträglichkeitsprüfung von N 2 Zweierkombinationen von Teillösungen
ander ab, wie die Werte in Bild 1.20 zeigen, so daß man stets einen guten Kompromiß finden kann, zumal stets auf ganze Zahlen aufgerundet werden muß. Die praktischen Beispiele in Bild 1.19 bestätigen diese Erkenntnisse. Beispiel 1 zeigt einen Morphologischen Kasten schematisch dargestellt, der nur 2 Zeilen (Teilaufgaben bzw. Teilfunktionen), dafür aber pro Zeile 9 Spalten (Teillösungen je Zeile) hat.
Bild 1.19. Wahl einer günstigen Aufteilung der Teillösungen oder Effekte in Morphologischen Kästen und Ablaufplänen. Es bedeutet: Nn Anzahl aller Gesamtlösungen bei n Zeilen Nx Anzahl aller Gesamtlösungen bei x Zeilen k1 Anzahl der Teillösungen in Zeile 1 kx Anzahl der Teillösungen in Zeile x x Anzahl der Zeilen fiir Teilaufgaben, Teilfunktionen usw. k l Teillösungszahl pro Zeile, wenn k, = k" = kx = k ist k2 Anzahl der Verträglichkeiten fiir zwei Teillösungen, wenn
kI = k" = kx = k ist XI Anzahl der Zeilen fiir NI x2 Anzahl der Zeilen fiir N2
NI Gesamtzahl der Teillösungen N2 Anzahl zweier benachbarter Teillösungen (Zweier-Ver-
träglichkeiten) Nn Anzahl der Lösungen mit n kombinierten Teillösungen n Anzahl der zu kombinierenden Lösungen
Für kI = k" = kIll = kx = k ist Nn = k (~) und Nx = kX
1.5 Schrifttum 15
Die Zahl der möglichen Ketten ist durch den Lösungsbaum anschaulich dargestellt und beträgt Nx =
81. Notwendig sind NI = 18 Teillösungen und N 2 =
81 Zweier-Verträglichkeitsprüfungen. In Beispiel 2 ist die Anzahl kx , der Spalten pro Zeile schon herabgesetzt und nicht in jeder Zeile gleich. Für eine beinahe gleiche Anzahl von Gesamtlösungen, Nx = 80, benötigt man NI = 13 Teillösungen und N2 = 56 Zweier-Verträglichkeitsprüfungen. Die günstigste Aufteilung zeigt Beispiel 3 mitNx = 81, NI = 12 und N2 = 54. Es liegt den optimalen Werten in Bild 1.20, Spalte 2, auch am nächsten. Weniger günstig fällt Beispiel 4 aus. Es ist nicht immer notwendig oder zweckmäßig, in allen Zeilen gleichviele Spalten (Teillösungen) vorzusehen, aber bezüglich des Arbeitsaufwandes günstig, wenn sie in der Nähe des Optimums liegen. Die Frage, für welche Teilaufgabe bzw. Teilfunktion (also Zeile) die meisten Teillösungen vorzusehen sind, beantwortet Franke [7]. Um die größte Wahrscheinlichkeit zu haben, eine optimale Gesamtlösung zu finden, möge man für die Teilaufgabe oder Teilfunktion die meisten Teillösungen vorsehen, für welche die Auswahl- oder Ausscheidungskriterien am ungewissesten, am unsichersten sind. Bei der Variantenbildung am Ablaufplan, z. B. nach Bild 2.21 sind das immer die in einer oberen abstrakten Phase gebildeten Varianten, weil sie für die Auswahlkriterien in der Anforderungsliste nicht mit so großer Sicherheit die optimale Teillösung auszusuchen erlauben, wie in einer nachfolgenden, konkreteren Phase.
1.5 Schrifttum
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2. Beitz, w.: Systemtechnik in der Konstruktion. DINMitteilungen 49 (1970) 295 - 302
3. Birkhofer, H.: Analyse und Synthese der Funktionen technischer Produkte. Diss. TU Braunschweig 1980
4. Büchel, A.: Systems Engineering. Industrielle Organisation 38 (1969) 373 - 385
5. Diekhöner, G., Lohkamp, E: Objektkataloge - Hilfsmittel beim methodischen Konstruieren. Konstruktion 28 (1976) 359-364
6. Diekhöner, G.: Erstellen und Anwenden von Konstruktionskatalogen im Rahmen des methodischen Konstruierens. Diss. TU Braunschweig 1980
7. Franke, H.-J.: Untersuchungen zur Algorithmisierbarkeit des Konstruktionsprozesses. Diss. TU Braunschweig 1976
16 I Vorteile konstruktionsmethodischen Vorgehens
8. Hansen, E: Konstruktionswissenschaft - Grundlagen und Methoden. München, Wien: Hanser 1974
9. Hubka, Y.: Theorie der Konstruktionsprozesse. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1976
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13. Koller, R.: Konstruktionslehre für den Maschinen-, Geräte- und Apparatebau, 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, NewYork, Tokyo: Springer 1988
14. Krurnhauer, P.: Rechnerunterstützung für die Konzeptphase der Konstruktion. Diss. TU Berlin 1974
15. N.N.: Rationalisieren durch Methodik. Produktion (1977) 31-35
16. Pahl, G., Beitz, W: Konstruktionslehre, 4. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo: Springer 1997
17. Pahl, G.: Analyse und Abstraktion des Problems, Aufstellen von Funktionsstrukturen. Konstruktion 24 (1972) 235-240
18. Pahl, G.: Die Arbeitsschritte beim Konstruieren. Konstruktion 24 (1972) 149 -153
19. Pahl, G.: Methodisches Konstruieren. VDI-Berichte Nr. 219. Düsseldorf: VDI-Verlag 1974
20. Pahl, G.: Rückblick zur Reihe "Für die Konstruktionspraxis". Konstruktion 26 (1974) 491-495
21. Rodenacker, WG.: Methodisches Konstruieren. Konstruktionsbücher Bd. 27. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1984, 3. Auflage
22. Roth, K., Franke, H.-J., Simonek, R.: Aigorithmisches Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen. Feinwerktechnik 75 (1971) S. 337-345
23. Roth, K., Franke, H.-J., Simonek, R.: Die Allgemeine Funktionsstruktur, ein wesentliches Hilfsmittel zum methodischen Konstruieren. Konstruktion 24 (1972) S.277-282
24. Roth, K., Franke-. H.-J., Simonek, R.: Aufbau und Verwendung von Katalogen für das methodische Konstruieren. Konstruktion 24 (1972) S. 449-458
25. Roth, K.: Aufbau und Handhabung von Konstruktionskatalogen. VDI-Berichte Nr. 219. Düsseldorf: VDI-Verlag 1975
26. Roth, K.: Ausführung echter Konstruktionsarbeiten vom Rechner. Konstruktion 40 (1988) S. 81- 89
27. Roth, K.: Gliederung und Rahmen einer neuen Maschinen-Geräte-Konstruktionslehre. Z. Feinwerktechnik 72 (1968) H. 11, S. 521-528
28. Roth, K.: Grundlagen methodischen Vorgehens beim Konstruieren. VDI-Z 121 (1979) 989-997
29. Roth, K.: Methodisches Entwickeln von Lösungsprinzipien - Wege und Verfahren zur Lösungsfindung in der Konstruktionspraxis. VDI-Berichte Nr. 953, 1992, S. 99-114. Düsseldorf: VDI-Verlag
30. Roth, K.: Methods und relationships for automatie design of connections by the computer. ICED 89, Harrogate, Proceedings of the Institute of mecanical Engnineering. IMechE Conferences 1989-7, Vol. I, C 377/195, p. 637-654 (London)
31. Roth, K.: Übertragen von Konstruktionsintelligenz an den Rechner. VDI-Z 131 (1989) Nr. 5 - Mai, S. 76-83
32. Steuer, K.: Theorie des Konstruierens in der Ingenieurausbildung. Leipzig: VEB Fachbuchverlag 1968
33. VDI-Fachgruppe Konstruktion (ADKI): Engpaß Konstruktion. Konstruktion 19 (1967) S. 192 - 195
34. VDI-Richtlinie 2221: Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer Systeme und Produkte. Berlin, Köln: Beuth-Verlag 1992
35. VDI-Richtlinie 2222, Blatt I: Methodisches Entwickeln von Lösungsprinzipien. Berlin, Köln: Beuth-Verlag 1994
36. VDI-Richtlinie 2222, Blatt 2: Erstellung und Anwendung von Konstruktionskatalogen. Düsseldorf: VD I-Verlag 1982
37. Zangemeister, C.: Zur Charakteristik der Systemtechnik. TU Berlin: Aufbauseminar Systemtechnik 1969
38. Zwicky, E: Entdecken, Erfinden, Forschen im Morphologischen Weltbild. München, Zürich: Droemer-Knaur 1966/1971
39. Ehrlenspiel, K.: Integrierte Produktentwicklung. Methoden für Prozeßorganisation, Produkterstellung und Konstruktion. Wien, München: Carl Hanser Verlag 1995
40. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen, Band 11: Konstruktionskataloge, 3. Auflage. Berlin, Heidelberg, NewYork: Springer 1994,2000
41. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Band III: Verbindungen und Verschlüsse, 2. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1996
2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Alle Maschinensysteme arbeiten mit den Allgemeinen Größen Stoff, Energie und Information. Ist ein Maschinensystem nicht vollständig, wird der Mensch mit einbezogen (Bild 2.8) und liefert die fehlenden Allgemeinen Größen. Das Konstruieren erfolgt nach einem Ablaufplan (Bild 2.10).
Im Beispiel über die Verschlußkonstruktion wurde zwar von Funktionen, die die Erfüllung von Aufgabenstellungen gewährleisten, gesprochen, aber nicht gesagt, durch welche Art von Größen diese Funktionen erfüllt werden sollen, durch stoffliche, energetische oder sonstige. Günstig wäre es, wenige, aber für alle Apparate, Maschinen und Geräte anwendbare Größen zu finden. Das Umgehen und Arbeiten mit solchen Größen in den verschiedenen
Vorgehensphasen wäre dann ein Hauptanliegen der Konstruktionslehre.
2.1 Die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre
Eine Zusammenfassung der technischen Evolution über die Zeit der Entwicklung des Menschen gibt
Stoff Energie Information
als Werk- als Vor- aus Um- gewan- Steuerung logische Entwicklungs- Sprunghafter
zeug richtung gebung delt Regelung Ent- stadium Fortschritt scheidung
Hand Körper Feuer, Muskel Organe für Organe homo erectus vor 2,5 bis Quellen Steuerung für logi- 1.000.000 Jahren
Holz von und Rege- sehe Ent- homo sapiens Alt- bis Mittel-Stein Holz lung sehei- steinzeit vor
dungen 230.000 bis 12.000 Jahren
Kupfer Hebel homosapi-Bronze Keil ens sapiens CD Eisen Schraube Jungsteinzeit -5.000
Bronzezeit -3.000 Eisenzeit -1.350 Mecha-
einfache fließen- Altertum -4.000 nische
Maschi- des Mittelalter +375 Technik
nenele- Wasser, (Leonardo bis 17. (Stoff)
mente Wind da Vinci) Jh.
höhere Wärme- 18. Jahr- vor Maschi- kraftma- hundert 260 nenele- schinen Jahren (g) mente
Beherr- Beherr- Elektri- Fliekraft- 19. Jahr- vor schung schung sc he regler hundert 150 Energie-der Werk- der Ma- Jahren technik stoffeigen- Maschine schinen schaften
Kunst- maschi- Kern- Regel- und Datenver- 20. Jahr- vor 50 @ stoffe nelle energie Steuerungs- arbeitungs- hundert Jahren
Verkehrs- geräte geräte Informa-mittel tions-
technik
Bild 2.1. Die drei historischen technischen "Revolutionen" CD ... @ als Folge der technologischen Beherrschung von Stoff. Energie und Information durch den Menschen
18 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Bild 2.2. Verwenden des (Werk-)Stoffs für Werkzeuge. Papua beim Schleifen einer steinzeitlichen, technisch ausgereiften Axt
unmittelbar Aufschluß über die Größen, welche zu neuen Techniken, zu technisch sprunghaften Fortschritten, den sogenannten "technischen Revolutionen" geführt haben. Die Darstellung in Bild 2.1 zeigt, daß immer dann, wenn eine der drei Größen: Stoff, Energie oder Information technisch beherrscht wurde, eine sprunghafte Erweiterung der Möglichkeiten stattfand, vom Menschen verrichtete Tätigkeiten auf eine Maschine zu übertragen. Zunächst ersetzte er den Teil seiner Hand, welcher als Werkzeug diente und in vielen Fällen ungeeignet
Bild 2.4. Ausnutzen der kinetischen Energie des Wassers.
Wassermühle mit Wasserrad und hölzernen Kronen-, Triebund Kammrädern zum Antrieb des Mühlsteins (Europa, 18. Jahrhundert)
war, durch einen Holz- oder Steinkeil (Bild 2.2 [22]), dann die Hand oder den Körper selber durch eine Vorrichtung (Bild 2.3 [84]). Lange mußte als einzige Energiequelle der mit chemischer Energie gespeiste Muskel herhalten, bis die Nutzung der kinetischen Energie des Wassers (Bild 2.4 [10]) und des Windes möglich war. Die Erfindung der Wärmekraftmaschinen (Bild 2.5 [41]) gab erstmals die Möglichkeit, zu jeder beliebigen Zeit an beliebigem Ort nicht vom Muskel oder aus der Natur herrührende kinetische Energie zur Verfügung zu stellen.
Bild 2.3. Verwenden des (Werk-)Stoffs für technische Vorrichtungen. Schraubenfläche, genutzt in einer Vorrichtung zum Wasserpumpen aus dem Flußbett (Ägypten, 200 v. Chr.)
Bild 2.6. Verschlüsseln und Speichern einer für den Herstellungsprozeß immer wieder benötigten Information. Erste Lochstreifensteuerung zum Weben eines Stoffmuster von Buchon, 1725
Die Eingabe von Entscheidungen (Information) als gespeichertes Programm in die Maschine mit dem Ziel, daß ein Abruf von der Maschine zur richtigen Zeit erfolge, begann schon bei der Einführung der Lochkarte [41] für Webmuster (Bild 2.6). Dieser Schritt stellt den Anfang der Automation dar und hat im gegenwärtigen Zeitpunkt durch Einführung von Geräten, die logische Entscheidungen treffen - bei Mikroprozessoren sogar aufgrund eingegebener Programme - zu einer stürmischen technischen Entwicklung geführt, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Auch heute werden in manchen Fällen, z. B. im Sport, noch alle Stadien der Benutzung von technischen Gebilden praktiziert, wie das bei der Wahl der Mittel beim Überqueren eines Gewässers z. B. in Bild 2.7-2 zu sehen ist [1].
2.1 Die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre 19
Bild 2.5. Ausnutzen der thermischen Energie des vom Menschen erzeugten Wasserdampfs. Dampfmaschine von Watt, 1765
Dort ist dargestellt, daß der Mensch alle drei oder auch keine der drei Größen Stoff, Energie oder Steuerungsinformation [1, 23, 34] stellen kann. Bei den verschiedenen Varianten handelt es sich im wesentlichen um Kombinationen der drei Größen, die wahlweise von technischen Mitteln (wie z. B. die Informationsverarbeitung [78, 70, 69]) oder vom Menschen zur Verfügung gestellt werden. In Bild 2.7-3 ist das Lösungsprinzip zur Aufgabe "Gewässer mit schwimmenden Gebilde überqueren" als Funktions-Struktur dargestellt (siehe auch Kapitel 4), in der die sinnvolle Verknüpfung [66] der einzelnen Funktionen festgelegt ist. Trifft es zu, daß durch die Übertragung der Größen Stoff, Energie und Information auf Maschinensysteme und durch ihre technische Beherrschung alle denkbaren Kategorien von Maschinen erzeugbar sind, dann müssen diese Größen wesentlich für die Funktion von Maschinen sein. Man kann nun versuchen, die umgekehrte Folgerung zu ziehen - bisher spricht nichts dagegen - und festlegen, daß eine Maschine (auch im Sinne eines Apparates, eines Gerätes) eine technische Vorrichtung sei, in der
Stoff, Energie und Information 1 gespeichert, geleitet, umgeformt, gewandelt oder verknüpft wird [100; 101; 106].
Der Begriff "Information" wird hier dem bisher verwendeten Begriff "Nachricht" vorgezogen, da er allgemeiner ist und nicht nur im Sinne der Informationstheorie [96, 34] verwendet wird, denn er setzt an vielen Stellen Menschen (aber auch Vorrichtungen) voraus, die Informationen erzeugen und interpretieren können. Der Begriff "Signal", den noch zahlreiche Autoren [58, 59] für diesen Sachverhalt verwenden [37, 50, 61], steht für die Übermittlung der Information mittels eines physikalischen Energieträgers (Licht-, Stromimpulse).
20 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Eigen- Ruhemasse Vermögen Masse Unbekanntes schaft besitzend zu beschleunigen vermindernd
Nr. 2 3 4
St E I 1 Stoff (Masse) Energie Information
2 Su Substanz
3 Si Signal
4 Ge Geformter Stoff
5 M Materie
Bild 2.7-1. Die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre und ihre Kombinationen.
Die Größen sind: Der Stoff mit der Eigenschaft, über Ruhemasse zu verfUgen, die Energie mit dem Vermögen, Masse in Bewegung zu setzen, und die Information mit derEigenschaft der Verminderung des Unbekannten. Die Größen werden in der Naturphilosophie als "Wesenheiten", aus denen alles besteht, definiert [95]. Ein formaler Schönheits-fehler ist nach C. F. v. Weizsäcker, daß "Stoff" eine Größe ist, deren quantitatives Maß die Masse ist, während die
Damit läßt sich sowohl die Maschine "Mensch" in ihren rationalen Tätigkeiten beschreiben, als auch jedes andere technische Gebilde vom Fernsehapparat bis zum Kraftfahrzeug, von der verfahrenstechnischen Anlage bis zum Fotogerät [46]. Die gleichen Größen werden auch vom naturphilosophischen Standpunkt als Wesenheiten alles Existierenden betrachtet, wie C. F. v. Weizsäcker [95] das formuliert. Er nennt sie Materie, Bewegung und Form mit den quantitativen Größen der Masse, Energie und Information. Die Identifizierung von Materie und Energie findet im Begriff der "Substanz" ihren Ausdruck, siehe Bild 2.7-1. In letzter Zeit ist noch eine interessante Variante von Cramer [9] hinzugekommen. Er glaubt nachweisen zu können, daß die Materie, neben ihrer physikalischen Eigenschaft immer auch Masse zu haben, im "Evolutionsfeld" die Fähigkeit der Selbstorganisation hat. Young [98] kommt aufgrund anderer Überlegungen
Energie und Information selber quantitative Maße ihrer Wesenheiten (nämlich der Bewegung und der Form) sind. Die relativistische Identifizierung von Masse und Energie nach Einstein fUhrt zum Begriff der "Substanz" [95], die Verknüpfung von Energie und Information zum Begriff des "Signals", die Verknüpfung von Stoff und Information zum Begriff "Geformter Stoff". Schließlich fUhrt die Vereinigung von Stoff, Energie und Information zum Begriff der sich selbst organisierenden, der Energie und Information enthaltenden Materie [9, 98].
zum gleichen Schluß. Die Fähigkeit, sich zu organisieren, setzt Information voraus, Bild 2.7-1. Somit muß die Materie neben Energie stets auch Information enthalten. Nach Young gibt es keine "tote" Materie, sondern nur "informierte" Materie, die in den Elementarteilchen, den Atomen, in den Kristallen und in den Lebewesen nur verschiedene Ausprägungen hat. Zu ähnlichen Schlußfolgerungen kommt auch Jantzsch, indem er der Materie die Eigenschaft der Selbstorgansation unterstellt [25]. In Bild 2.7-1 sind die Kombinationen von Stoff, Energie und Information systematisch dargestellt. Da man der Mikrostruktur der Materie üblicherweise weder ihre Energie noch ihre Information "entnimmt", wird sie makroskopisch als Stoff (Werkstoff) so behandelt, als enthielte sie die beiden Größen nicht. Diese makroskopische Trennung der Materie gilt auch, wenn von Energie und Information gesprochen wird.
2.1 Die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre 21
S t 0 f f Energ ie Informot ion
Hil fsm ittel Vorrichtung aus Umgebung I erzeugt Steuerung/Regelung I log. Entsch.
Schwimmer
5t .~
Sch wimmer mit Flossen
Mensch im Kahn
Me nsc h im Segel boot
[ I, I
~: 5t I
o
o o
Mensch im Motorboot
o o o :~I SI , ~ 1
Me nsch im Motorboot mit Autopi lo t
o o o
Bild 2.7-2. Verwendung alter und neuer Techniken im Sport.
Schrittweise Entlastung des Menschen beim Überqueren eines Gewässers durch Übernahme der von ihm ausgeübten Stoff-,
Für die folgenden Betrachtungen ist es zweckmäßig, die drei typischen Eigenschaften der Materie, Masse (als Stoff), Energie und Information getrennt zu betrachten und sie als Allgemeine Größen der Konstruktionslehre einzuftihren, denn sie kennzeichnen alle möglichen technischen Systeme, selbst solche, in die der Mensch mit einbezogen ist. Wie das Zusammenwirken der drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre bei einer (auch heute noch) ausgeübten Tätigkeit des Menschen erfolgt, ist in Bild 2.8-1 an einem Holz zerkleinernden Steinzeitmenschen dargestellt. Es liegen drei sehr wohl koordinierte Flüsse vor: Der passive Stoffiluß beim Vorschieben und Zerkleinern des Holzes, der aktive Stoffiluß und Energiefluß vom Arm, vom Muskel zum Werkzeug beim Schwingen der Axt und der Informationsfluß beim Steuern der Armbewegung. Voraussetzung ist ein Vorrichtungs-WerkzeugSystem, ein Energie-Versorgungs-System und ein Informations-Verarbeitungssystem. In Bild 2.8-2 ist
o
Energie- und Informations(Steuerungs)funktionen durch Apparate, Maschinen und Geräte (vgl. mit Bildern 2.1 und 2.7-3)
die symbolische Darstellung der beschriebenen Vorgänge und ihre Verknüpfung, auf die es zunächst ankommt, mit Elementen einer möglichen Funktionsstruktur - der Allgemeinen Funktionsstruktur, Kapitel 4 - dargestellt. Diese Funktionsstruktur könnte aber gleichzeitig auch der Ausgangspunkt ftir eine Holzhackmaschine ganz anderer Art sein. Wie schon erwähnt, stellt v. Weizsäcker [95] die Begriffe "Materie" - im Sinne des Bildes 2.7-1 ist der "Stoff" gemeint- "Energie" und "Information" als die drei grundlegenden "Wesenheiten" auf gleicher Stufe gegenüber. Während die Verwandtschaft,ja sogar Gleichheit von Stoff und Energie heute selbstverständlich ist, scheint die Information als dritte Wesenheit keine Verwandtschaft zu Stoff und Energie zu haben. Ebenso wie nun Stoff nicht ohne Energie existent ist, ist sie nach v. Weizsäcker auch ohne Information (d.h. Form) nicht vorstellbar. Die Tatsache, daß es sowohl eine thermodynamische (Boltzmann-) als
22 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
.-------------------------------, i Mensch, Bootskörper, passives System :
I SI SI I I I L_____ _ ___ J 1----' I L ___ -,
: E I I I I I I I I I I I I I 1.... ___
-------l AIltrieb (Paddel), I
aktives System I
E I I ___ J
--, I :
I I
I I I Umgebung I L __________________ ~
0- Speicher, -D- Leiter,
--()- Wandler,
-{>-- Umformer
Verknüpfer: =C>-- Vereiniger, -<J= Teiler
Bild 2.7-3. Funktionsstruktur eines schwimmenden, sich selbst antreibenden gesteuerten Systems zur Überquerung eines Gewässers. Sie gilt sowohl ftir ein schwimmendes Lebewesen als auch ftir ein angetriebenes, gesteuertes, technisches Gebilde (Wasserfahrzeug; siehe auch Bild 4.9-2)
St Stoff
auch eine in der Informationstheorie definierte (Shannon-)Entropie gibt, weist auf vergleichbare Eigenschaften von Energie und Information hin, die auf die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Zustandes oder Ereignisses zurückzuführen sind und beide Male irreversible Vorgänge beschreiben. Eine Identität von Stoff und Information als "Geformtes Material" wird von C. F. v. Weizsäcker u. a. damit begründet, daß die Ruhemasse eines massiven Teilchens die Anzahl der zum Aufbau des ruhenden Teilchens notwendigen Uralternativen, also exakt die im Teilchen investierte Information ist [95]. Der Autor meint dazu, daß die Information eine polare Größe zu Stoff und Energie sei. Die relativistische Gleichsetzung von Masse und Energie gestattet es, vieles über die Masse (Stoff) gesagtes auf die Energie zu übertragen. Die Begriffe Stoff, Energie und Information sind für die folgenden Betrachtungen von fundamentaler Bedeutung. Ja, sie sind die Grundpfeiler der Konstruktionslehre [61, 71, 67, 79] und haben sich als unentbehrlich erwiesen. Sie sollen daher Allgemeine Größen der Konstruktionslehre genannt werden. Eine Einteilung sämtlicher technischer Gebilde nach diesen Größen ist möglich, und zwar dann, wenn als
A, S, C, D : passives Maschinensystem Rest: aktives Maschinensystem
l I I
J
0- Speicher, -D-Leiter, --{)- Umformer E Energie I Information --()- Wandler,
Bild 2.8. Darstellung von Maschinensystemen zum Holzhacken Verknüpfer: =C>-- Vereiniger, -<J= Teiler
Bild 2.8-1. Steinzeitrnensch beim Holzhacken. Vollständiges "Maschinensystem" mit Stoff-, Energie- und Informationsfluß. Der Holzfluß Sip stellt das passive, der Mensch mit Sta , Ea , Ia das aktive Maschinensystem dar
Bild 2.8-2. Funktionsstruktur des Maschinensystems "Holzhackmaschine". Symbolische Darstellung der Stoff-, Energieund Informationsflüsse, ihrer Speicherung, Leitung, .umfor-
mung, Wandlung und Verknüpfung. (Siehe auch Bilder 4.2 bis 4.6). Die Schaltsymbole sind die gleichen wie in Bild 2.7-3
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 23
1 Stoff- 2 Maschinen
EnergieMaschinen
3 InformationsMaschinen
Bild 2.9. Gegenüberstellung der wichtigsten technischen Kriterien für die Beurteilung der Güte von Stoff-, Energie- und Informationsmaschinen (Apparate, Maschinen, Geräte). -c=G- Eingabe
J P~ Elektrische I t '-Y Eingangsleistung I .J L.J T Eingabesignal Es bedeuten: T Toleranz, N Nennmaß, P Lei
stung, as kürzeste Schrittzeit, ß T größte Veränderung der Schrittzeiten. Die Darstellung zeigt, daß "Stoffmaschinen" nach der Menge pro Zeiteinheit und der Güte des Stoffilusses, "Energiemaschinen" nach der Arbeit pro Zeiteinheit und der Güte des Energieflusses sowie "Informationsmaschinen" nach der möglichen Zeichenzahl pro Zeiteinheit und der Güte der Informationswiedergabe beurteilt werden
I Dreh-Automat I I Elektro-Motor I I Hand-Telefon I Aus- t gabeT~soll
~ist unverzerrt soll
mechanische R Ausgangs- soll leistung
Ausgabe-~a I signal
P2 Q ist Tl T2
verzerrt ist
Kriterien Kriterien Kriterien
Quantl- Menge des Quanti- Größe der ~
Quanti- Menge der tativ verartleit- tatlv
baren~ tatlv Obertragenen
z.B. StOckzahl Zeiteinheit
in Watt, in PS Information, z.B. Zeichenfrequenz entspricht Zeichen pro Zeicheneinheit
Quall- Präzision: Quall- Wirkungsgrad: Quall- Vtrzerrungsgrad: tativ tativ tativ
z.B. Toleranz T Lange I
Ausgangs durch Eingangsleistung P2'Pl
Gesichtspunkt das rur das spezielle technische Gebilde wichtigste, d. h. seine Hauptfunktion (siehe Definition) berücksichtigt wird. So ist rur einen verfahrenstechnischen Apparat, aber auch rur eine Werkzeugmaschine oder ein Verkehrsmittel die Stoffunktion Hauptfunktion, rur einen Motor oder eine Batterie die Energiefunktion und rur eine Regelanlage, ein Fernsehgerät oder eine Datenverarbeitungsanlage die Informationsfunktion. Für die Hauptfunktion läßt sich stets auch ein quantitatives und ein qualitatives Gütekriterium der Maschine angeben [71]. Das ist z. B. rur "Stoff-Maschinen" bzw. Apparate eine vereinheitlichte Stückzahl pro Gewicht und Zeiteinheit bei entsprechender Toleranz der Bearbeitung, rur "Energie-Maschinen" bzw. Maschinen schlechthin die Arbeit pro Gewicht (bzw. Volumen) und Zeiteinheit sowie der Wirkungsgrad und rur "Informations-Maschinen" bzw. Geräte die Zeichen, d.h. bits pro Gewicht (oder pro Volumen) und Zeiteinheit sowie der Verzerrungsgrad (Bild 2_9). Bei der Beurteilung eines technischen Produkts muß man daher stets in erster Linie die Gütekriterien der Hauptfunktion berücksichtigen und erst, wenn diese zufriedenstellend gelöst sind, die anderen Funktionen (Nebenfunktionen) betrachten. Wenig sinnvoll wäre es z. B., ein Fernsehgerät in erster Linie nach seinem Wirkungsgrad und einen
Motor nach seinem Kühlwasserverbrauch zu beurteilen. Die Erkenntnis, daß alle Maschinensysteme eine Zustandsänderung dazu verwenden, eine passive Allgemeine Größe zu verändern von 3 aktiven Allgemeinen Größen, kann auch Anregung sein, zum Ausgangspunkt rur ein methodisches Vorgehen die systematische Änderung und Verknüpfung verschiedener Zustände dieser Größen zu machen. Dazu bedarf es aber eines allgemeinen Vorgehensplanes sowie der Elemente, derer man sich in den einzelnen Phasen dieses Vorgehensplanes bedient und gewisser Verknüpfungsregeln (Operationen) rur die Elemente. Auf die Elemente und Verknüpfungsregeln wird in Kapitel 4 näher eingegangen. Wichtig ist es, einen allgemeingültigen, rur das methodische Konstruieren brauchbaren Vorgehensplan bzw. Ablaufplan zu haben.
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren
Es hat in den letzten Jahrzehnten nicht an Vorschlägen gefehlt, Richtlinien rur das Vorgehen beim Konstruieren zu geben. Eine der ersten stammt von Reuleaux [57] mit seinem Ablaufplan zur kine-
24 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
tischen Synthese von Maschinen. Es folgte sehr viel später Wögerbauer [97], der einen unseren heutigen Vorstellungen schon sehr naheliegenden "Aufgabenplan der Verknüpfung konstruktiver Teilaufgaben zu einem System" aufstellte. Ein Beitrag von Zwicky [99], der Morphologische Kasten, wurde schon erwähnt. Es folgten Matousek [44], Bischoff/Hansen [7], Kesselring [33], Profos [55] und Rodenacker, der das physikalische Geschehen in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt [61], mit Pionierleistungen im deutschsprachigen Raum, dann Roth [73], Koller [36], Pahl [51], Beitz [3], Pahl/Beitz [50], Hubka [24], Seifert [83] und ein Vorschlag der VDIRichtlinie 2222/1 [86]. Aus dem englischsprachigen Schrifttum sind vor allem die Arbeiten von Asimow [2], Penny [54], Krick [39], Gordon [20], Osborn [48] zu nennen. Mit der Konstruktionstätigkeit im allgemeinen bzw. mit der Entwicklung spezieller Produkte befaßten sich vor allem Eversheim [15], Federn [16], Findeisen [17], Martyrer [43] und Opitz [47]. Den Konstruktionsprozeß als informationsverarbeitenden Vorgang heben Müller [45] und Wächtler [92;93] hervor. Eine erste repräsentative Zusammenfassung unterschiedlicher Ansätze und deren Einbindung in einen Ablautplan führten Pahl und Beitz in der Aufsatzreihe "Für die Konstruktionspraxis" [49] durch, Rodenacker und Claussen [60] veröffentlichten ein System von Regeln für das methodische Konstruieren. Ehrlenspiel [13,102] versucht die Möglichkeiten der Kostenreduzierung systematisch zu erfassen und die Methoden der Produktorganisation und Produktherstellung zu systematisieren. Ein vereinheitlichter Ablautplan der Vorschläge aus den Veröffentlichungen [73, 50, 86, 76] wurde in der Richtlinie VDI 2221 [85] vorgeschlagen. Die anschließenden Veröffentlichungen berücksichtigen ihn. Im folgenden soll zunächst der Ablautplan für das Algorithmische Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen besprochen und dann ein Vergleich mit den wichtigsten anderen Ablaufplänen angestellt werden.
2.2.1 Ablaufplan für das Algorithmische Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen
Dieser Ablautplan ist im Beitrag [73, 65] 1968 erstmalig veröffentlicht und in den Arbeiten [74, 72, 63, 76] weiter ergänzt worden. Seine übersichtliche, vereinfachte Darstellung zeigt Bild 2.10. Er stellt das methodische Gerüst des im folgenden beschriebenen
AufgabenformulierungsPhase
(Formulieren)
2 F unktione lle Phase (Entwickeln)
3 Prinzipielle Phase (Prinzip finden)
4 - 7 Gesta l tende Phase
(Gestalten)
(Oe/aill ieren)
Ergebnisse der Konstr.- Tätigkeit
Au fgabenstellung
Anweisungen
QJ 01 E E D
""' , (f)
c g :;;:: 2: Vi c 0
""' .. E QJ
Vi >. (f)
QJ
Ci Cl
F ert igungsun/erlagen
Bild 2.10. Allgemeiner Ablaufplan für das Vorgehen nach dem hier vorgestellten Algorithmischen Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (AAK).
Die laufenden Ziffern beziehen sich auf die Arbeitsabschnitte des Bildes 2.16
Algorithmischen Auswahlverfahrens zur Konstruktion mit Katalogen (AAK) dar, das diesen Ausführungen zugrunde liegt, kann in seinem generellen Ablauf aber auch allgemein verwendet werden. Sein Aufbau mit den Rücklaufschleifen für das iterative Vorgehen mit der Eingabe von Anforderungen in den einzelnen Phasen und den Rückgriff auf Konstruk-
tionskataloge diente als Vorbild für alle folgenden Ablaufpläne. Das Vorgehen beim Konstruieren läßt sich danach in vier ihrer Art nach sehr verschiedene Phasen gliedern,
die Aufgabenformulierungs-, die Funktionelle, die Prinzipielle, die Gestaltende Phase und die Detaillierungsphase.
Der Ablauf beginnt nach diesem Plan mit der Aufgabenformulierung, die in verbaler Form gestellt, in den meisten Fällen weder vollständig ist, noch im einzelnen alle für den Konstrukteur relevanten Fakten enthält. Die Einfügung des KonstruktionsAblaufplanes in den Gesamtablaufplan des Produkts zeigt Bild 2.15.
2.2 .1.1 AuJgabenJormulierungs-Phase
Die Aufgabe muß daher in der Aufgabenformulierungs-Phase analysiert, ergänzt und ihr technischer Inhalt präzise ausgedrückt werden. Als Ergebnis erhält man die Aufgabenstellung, welche implizit drei Kategorien von Sätzen enthält:
Den Anweisungssatz, der die Summe aller notwendigen Tätigkeiten, Veranlassungen und Handlungen enthält, welche zur Erstellung der erstrebten Konstruktions- und Fertigungsunterlagen erforderlich sind,
den HauptauJgabensatz, der den eigentlichen Zweck sowie die Summe der Wirkungen von technischen, physikalischen, chemischen usw. Vorgängen ausdrückt, die das technische Produkt erfüllen soll (siehe auch Kapitel 3). Er wird im passiven Maschinensystem realisiert.
die AnJorderungssätze, welche die aus der AufgabensteIlung und die aus der Analyse der Produktumgebung bzw. aus der Analyse des Produktlebenslaufs abgeleiteten Forderungen an das Produkt enthalten. Sie sind zusammengefaßt in der Anforderungsliste [53]. Das ist eine Liste aller zusätzlichen, für das Produkt relevanten Bedingungen als Fest-, Ziel-, Grenz- und Bereichsforderungen (Katalog 11.1.1, Band 11). Für die Aufstellung der Anforderungsliste, einer mit neuer Informationsbeschaffung verbundenen Tätigkeit, die konsequent an den vorhergehenden Prozeß der Produktplanung [8, 18,29,38,82,90] anschließt, wurden drei Methoden entwickelt und in Kapitel 3 eingehend beschrieben. Es sind dies die Methoden
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 25
- Produktfrageliste - Analyse der Produktumgebung - Untersuchung der Lebenslauf-Phasen des Pro-
dukts [18].
Die angeführten Methoden ermöglichen es, das gesamte Umfeld der Aufgabe zu klären und zu ergänzen, so daß man als Ergebnis nicht nur die gewünschten Anforderungssätze, sondern auch eine präzise Formulierung des Hauptaufgabensatzes erhält. Die Anforderungssätze werden in der Anforderungsliste [71, 51, 52, 18, 50] festgehalten. Die Unterteilung in Hauptaufgabensatz und Anforderungssätze, die bei anderen Verfassern nicht gemacht wird, hat den Vorteil, daß mit den Ergebnissen verschieden verfahren werden kann. Während der Hauptaufgabensatz zur Formulierung der Hauptfunktion dient und z. B. verallgemeinert, unterteilt, in verschiedener Weise zusammengesetzt werden kann und stets den eigentlichen Zweck des Produkts beschreibt, bleiben in der Anforderungsliste alle gesammelten, sehr konkreten Informationen wie in einem Speicher vollständig erhalten. Sie können nach ihrer Verwendung in den einzelnen Vorgehensphasen geordnet sein, stehen bei Bedarf zur Verfügung und werden laufend ergänzt. Auf das rechtzeitige Einfließen dieser gespeicherten Randbedingungen deuten die Pfeile im rechten Teil des Bildes 2.10 hin. Liegen bewährte Funktionsstrukturen, Prinziplösungen, Entwürfe oder fertigungsreife Ausführungen, z. B. in Katalogform aufbereitet, vor, dann können im Ablaufplan die zu diesen Ergebnissen führenden Schritte übersprungen werden. Stellt sich heraus, daß die Formulierung des Hauptaufgabensatzes noch nicht zufriedenstellend ist, erfolgt im Ablaufplan ein Rücklauf in die Ausgangsposition. Wie im Eingangsbeispiel beschrieben wird (Bild 1.1), muß man auch hier die Gesamtaufgabe, bestehend aus der Hauptaufgabe und den Nebenaufgaben, in Teilaufgaben zerlegen und diesen Gesamtbzw. Teilfunktionen zuordnen. Sie sind allesamt Soll-Funktionen. Die scharfe Unterscheidung von Soll- und Ist-Funktion rührt daher, daß im ersten Fall eine erstrebte, noch zu realisierende, nur durch die Ein- und Ausgangsgrößen bestimmte Funktion, wie sie ideal sein soll, im zweiten Fall aber eine nachrechenbare bzw. eine an einem vorhandenen Objekt meßbare tatsächlich realisierte Funktion gemeint ist. Die Soll-Funktion tritt nur in der Funktionellen Phase auf und gibt eine gewünschte, allgemeine funktionelle Beziehung zwischen der Ein- und
26 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Ausgangsgröße eines vorgegebenen Systems an, während die Ist-Funktion die tatsächlich erzielte Beziehung dieser Größen am Ende der Prinzipiellen und der Gestaltenden Phase wiedergibt. Die Tätigkeit in der ersten Konstruktionsphase kann auch mit dem Begriff "Formulieren" gekennzeichnet werden.
2.2.1.2 Funktionelle Phase
Als nächste folgt die Funktionelle Phase. Hier wird noch nicht nach der physikalischen oder der geometrisch-stofflichen Realisierbarkeit gefragt, sondern nur nach der funktionellen Beziehung zwischen Ein- und Ausgangsgrößen, nach der Untergliederung in Teilfunktionen und nach deren netzartiger Verknüpfung zu einer Gesamtfunktion. Es werden zunächst die Soll-Funktionen durch Funktionssätze dargestellt. Das sind Sätze (ähnlich den Aufgabensätzen), die in einem "Schwarzen Kasten" stehen, der Ein- und Ausgangsgrößen hat. Sind sie allgemein genug gehalten, können sie durch Allgemeine oder Logische Funktionen ersetzt werden, mit dem Vorteil, daß alle Funktionen auf einen beschränkten Satz von Funktions-Größen und deren Änderungen zurückgeführt werden können. So hat die Allgemeine Funktionsstruktur nur die drei Größen Stoff, Energie und Information und jeweils fünf mögliche Funktionsbeziehnungen (siehe Kapitel 4). Ähnlich ist es auch bei den logischen Funktionen, wie sie z. B. in der Schaltalgebra verwendet werden (siehe auch Kapitel 4). Diese Arten von Soll-Funktionen haben den Vorteil, daß man sie durch "Schwarze Kästen" (black boxes) darstellen kann, sich bezüglich des Kasteninhalts nicht festlegen muß, sondern nur bezüglich des Eingangs, Ausgangs und der gewünschten grundsätzlichen funktionellen Beziehung. Bei Allgemeinen Funktionen z. B. wird lediglich angegeben, ob es sich um einen Speicher, Leiter, Umformer, Wandler oder Verknüpf er handelt, bei den logischen Funktionen, ob es ein Negations-, Konjunktions- oder Disjunktionsglied ist usw. Das Ziel in der Funktionellen Phase ist es, die notwendigen, noch "effektungebundenen" Funktionen (d. h. ohne Berücksichtigung ihrer physikalischen, chemischen usw. Realisierung) zu ermitteln und ihre Verknüpfung in Form einer sogenannten Funktionsstruktur festzulegen. Im einfachsten Fall kann eine Funktionsstruktur auch als Allgemeines Flußbild dargestellt werden, d. h. durch Eintragen der Aufgabensätze in die Schwarzen Kästen und Eintragen der Ein- und Ausgänge, wie in Bild 4.12.
Sollen die Funktionen nicht auf die allgemeinen oder logischen Größen bezogen werden, sondern auf beliebige physikalische Funktionssgrößen wie Kraft, Moment, Geschwindigkeit usw., dann kann auch mit ihnen eine Funktionsstruktur entwickelt werden, ähnlich wie die in den Bildern 4.12 und 8.50. In den Bildern 2.11 und 2.13 wird in den ersten beiden Zeilen gezeigt, wie die Zuordnung von Funktionssätzen zu Aufgabensätzen erfolgen kann, wobei die für die Funktion noch charakteristischen Ein- und Ausgänge und die Funktionsstruktur nicht dargestellt sind. In Bild 2.11 wird eine Soll-Funktion zum Energiewandeln verlangt, in Bild 2.13 eine solche zum Kraftvervielfachen. Die physikalische Realisierung dieser Funktionen wird dann erst in der Prinzipiellen Konstruktionsphase entwickelt. In die Funktionelle Phase gehört auch die Logische Funktionsstruktur. Sie erfaßt alle Schaltungen, welche sich auf die Verknüpfung logischer Elemente gründen, Schaltungen, die unter anderem zur digitalen Steuerung und Regelung von technischen Vorrichtungen, gegebenenfalls zur Informationsverarbeitung dienen, aber keine Angaben darüber machen, mit welchen Effekten die einzelne Elemente arbeiten. Die Tätigkeit des Konstrukteurs in der Funktionellen Phase kann auch mit dem Begriff "Entwickeln" gekennzeichnet werden.
2.2.1.3 Prinzipielle Phase
Schon bei der Aufstellung des ersten Ablaufplanes [73] mußte über die Frage entschieden werden, ob die zweite Konstruktionsphase "Funktionelle" oder "Prinzipielle" genannt werden sollte. Der Zweifel war berechtigt, da die späteren Arbeiten immer deutlicher zeigten, daß sowohl eine Funktion ausgewählt werden muß, zunächst ohne jede Festlegung des sie realisierenden physikalischen, chemischen usw. Prinzips (Effekts) und dann erst der sie realisierende Effekt (z.B. Hebel-, Keileffekt usw.). Es sind also zwei vollkommen getrennte und verschiedenartige Schritte, die bei der Bestimmung der Funktion und Funktionsstruktur und bei der Auswahl der uns von der Natur zur Verfügung gestellten Mittel, den sog. "Effekten" (auch Gesetzen, Gesetzmäßigkeiten, Sätzen, Axiomen) durchlaufen werden. Für Funktionen, für die die Natur keinen Effekt zur Verfügung stellt z. B. für das Perpetuum mobile, gibt es keine Möglichkeit der technischen Realisierung! (Vom Autor "Funktions-Effekt-Gesetz" genannt, 2. Aufl., [103; 100]).
Konstr.- Ergebnis Phase
Gesamt-aufgabe I Aufgaben-satz )
2.2 AblaufPlan für das methodische Konstruieren 27
Beispiel
Entwickeln eines selbstantreibenden Radgefährts zum Transportieren von Menschen und Lasten
Zuordnungen
Aufgaben -formulie-rungs- Tei 1-
----------1--------------- ----i - - ..c-:::: I Entwickeln technischer i -~- - - i
Teilaufgaben zur Gesamtaufgabe
Phase aufgaben
I Au fgaben-I I Vorrichtungen zur Um - 1 I
sätze) 1 I setzung gut speicherbarer 1 1 I I Energie in mechanische IL :
I-__ -t-__ ----jf--__ L __ -_---;i_-__ ---.J _______ +-I _________ ----'-: _-_---.J __ ----ITze~ltunktionen : I I Teilaufgaben
Funktianelle FunktionsPhase .. t f" IZ.B. Allge- sa ze ur
Energie wandeln
meine Funk- 5011- chemische in thermische, thermische in mechanische
thermische in mechanische
elektrische in mechanische Effekte li onsslruk _ Funktionen
chemische in I chemische in elektrische, mechanische elektrische in mechanische
lurl I 1 Iz.B. aus 1----+----1---+: -----+: --------+-1-----..1:------+: ---I Bild Z.1Z)
Prinzipielle Phase Osmose. Galvanische
Effekt für Elemente,
zu Exothermische chemische Verschiedene Elektro- Teilfunktionen Reaktionen, z.B. adiabate Kompressionen magnet Wirkprinzip: Effekte
Effekte bene E ffektträger Gestaltebene
Muskelkontraktion Elektromagnet Kompression z.B. adiabate Einzelteile,
1---+: -----+: --------+-1-------;:------+: _--ITeileverbände
f----------4----------j EJ I.--------'~ I 1 bzw. Vorrich-Gestaltende Geometrische Muskel Akkumulator u. Verbrennungsmotor Wärme - Elektromotor tungen zu den Phase Realisierung Elektromotor kraftmaschine Effektträgern
der Effekte
Bild 2.11. Methodisches Vorgehen beim Konstruieren.
Zuordnen von Teilfunktionen zu Teilaufgaben der Formulierungs-Phase, von Effekten und Effektträgern zu Teil-
Es wird daher zwischen die Funktionelle und die Gestaltende die "Prinzipielle" Konstruktionsphase eingeschoben. (Bild 2.10). Das ändert bis auf ein paar Benennungen an der bisherigen Vorgehensweise wenig, denn implizit war die Prinzipielle Phase immer in der Funktionellen enthalten, bis auf einen kleinen Teil, der der Gestaltenden Phase entnommen wird. In der Prinzipiellen Phase erfolgt die Weiterentwicklung des Produkts von der durch "Schwarze Kästen", Funktionsgrößen oder anderen Symbolen ausgedrückten Soll-Funktion über die Wahl des Wirkprinzips (Effekt) und der Wirkstruktur (Effektträger) bis zu einer Prinzipskizze.
Es sind daher in dieser Phase zwei Konstruktionsabschnitte zu durchlaufen:
- der für die Entwicklung des funktionellen Wirkprinzips, in dem für jede Funktion der Funktions-
funktionen der Funktionellen Phase und von Einzelteilen oder Teileverbänden zu Effekten und/oder Effektträgern der Prinzipiellen Phase
struktur ein physikalischer, chemischer usw. Effekt ausgewählt wird, und
- der für die Entwicklung des gestaltgebundenen Wirkprinzips, in dem die die Effekte realisierenden Effektträger zu einem geometrischen Gebilde, der sogenannten "Prinzip skizze" zusammengesetzt werden.
In diesen beiden Konstruktionsabschnitten können auf grund dieser Unterteilung zahlreiche Varianten erzeugt werden, im ersten durch Variation der vorgesehenen Effekte (z. B. Hebel-, Keileffekt usw.), im zweiten durch Variation der geometrischen Ausbildung der Effektträger (gerader, gekröpfter, einfacher, doppelter usw. Hebel). Das Vorgehen wird im folgenden an einigen Beispielen gezeigt. Nachdem in Bild 2.11 die Soll-Funktion "Energie wandeln" ermittelt wurde, einschließlich der theoretischen Varianten der Wandlung von chemischer in
28 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
~ang Mechanische Thermische Licht- E[ektrische Chemische Energie Energie Energie Energie Energie
Eingang Nr. 1 2 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
Mechanische Einfache Reibungswärme, Tri bo[umineszenz Dyn amomaschine,
Energie 1 Maschinen Wärmepumpe, Mikrophon
--
Kä[temaschine
1.1 1.1 1.] 11.4·1.4) MHD - Generator
1.5
Wärmekraft - Absorptions - G[üh[ampe 1.4
Endotherme Thermische 2 maschine kä[ temaschine
Seebeck-Effekt, chemische
Energie Thermionische Reaktionen Dioden
].1 ].1 ].] ].4 ].5
Licht- Radiometer Licht - F[uoreszenz Sperrschicht, Photosynth ese,
Energie 3 absorption Photozelle Photodi ssoziation
(So[ar Ce[[)
4.1 4.1 4.J 4.4 4.5
E[ektrische E[ektromotor, Pe[tier- Effekt, Spektrallampen, Speicherung in E[ektro[yse,
Energie 4 E[ektro-Osmose, Thomson - Effekt L euc htstoff röhren Akkumu[ator oder E[ektrodia[yse
MHD-Pumpe Pumpspeicherwerk
5.1 5.1 5. ] 5.4 5.5
Chemische Os mose , Exotherme chemi- Chemi[um ineszenz, Ga[vanische-, Präreaktion in
Energie 5 Muske[ sche Reaktionen, (Leuchtkäfer) spez. Brennstoff- B re nnstoff-
spez. Verbrennung elemente elementen
Bild 2.12. Matrix der Energie-Direkt-Umwandlungen (EDU) nach Justi [27, 28]
Konstr. - Ergebnis Beispiel Zuordnungen Phasen
I l [
I Vorrichtung zum Anpassen
Aufgaben- [ I
der Lei stungsgrönen (M; w)
formulierungs- Tei[aufgaben. I I
der Motorwe[[e an die Tei[funktionen Phase Aufgabensätze I Leistungsgrönen der
I I A nt rie bswe[[e entwickeln zu vorgegebenen
L __ , ___ -.J Tei[aufgaben I I
Funktionelle )
I , ___ ' ___ , Phase Tei[funk- I I Geschwindigkeit herabsetzen, (Funktions- tionen als I [ Kraft vervielfachen Effekte grönen, Funk- 50[[ - L _____ ---.J
tionsstruktur) Funktionen - ~-I (z.B.ausBild 2.12 - ----- -- - ----- Kata[oge aus Prinzipielle -- ...-
1
Band II ) Phase Effekte
11 Druck- 11 Moment-Kraft-Moment- zu Tei[funktionen Wirkprinzip Effektträger Staudruck
ausbreitung Umformung Wirkstruktur Gesta[tansatz Prinzip[ösung
I : I Einze[tei[e, 1 : I Konstruktions· Tei[everbände
Gesta[tende entwurf, IhYdrodynamischel1 hydrostatische I I mechanische bz w. Vor richtungen Phase Fertigungs- Wandler Wandler Untersetzungsgetriebe zu den Effekten u.
unterlagen Prinzip[ösungen
Bild 2.13. Methodisches Vorgehen beim Konstruieren.
Zuordnung von Effekten zu Teilfunktionen der Speziellen Funktionsstruktur beim Vorgehen in der Prinzipiellen Phase.
Anschließend Zuordnung von Mechanismen zu den Effekten. Beispiel: Schaltgetriebe
eine andere Energieart, werden nun mögliche Wirkprinzipe mit Effekten und dazu gehörenden Effektträgern gesucht. Eine große Hilfe für das Finden der benötigten Effekte zur Energiedirektumwandlung ist die Justi-Matrix [27, 28] in Bild 2.12. Es handelt sich dabei um eine Art zweidimensionalen Lösungskatalog (siehe Kap. 10, Band II), bei dem in den Kreuzungsfeldern von Eingangs- und Ausgangsenergie der für die Direktumwandlung zur Verfügung stehende Effekt bzw. ein ihn realisierender Mechanismus steht. Diese Effekte sind geeignet für Funktionsstrukturen mit Allgemeinen Funktionen. Sie wurden auch in Bild 2.11, Zeile 3, als Effekte für das Wirkprinzip eingetragen. Keine Hilfe bietet die Justi-Matrix, wenn Effekte benötigt werden, die sich auf die die Energie beschreibenden Größen beziehen wie Kraft, Geschwindigkeit, Moment, Impuls, Weg, Spannung, Stromstärke, Entropie usw. In der gleichen Weise wie mit den Allgemeinen Konstruktionsgrößen (Stoff, Energie, Information) können die Ein- und Ausgangsgrößen von Funktionen auch mit den oben angeführten Intensitäts- und Quantitätsgrößen (Kraft, Geschwindigkeit usw.) nach Macfarlaine [42] gebildet werden, wie bei der "Speziellen Funktionsstruktur" noch eingehend beschrieben wird. Ein entsprechendes Vorgehen ist in Bild 2.13 dargestellt. Die in der Funktionellen Phase ermittelte SollFunktion für die Entwicklung eines Schaltgetriebes ist hier "Kraft vervielfachen" (Zeile 2). Die dafür geeigneten Effekte sind in Zeile 3 angeführt. Man kann sie aus der in Bild 5.7 enthaltenen Funktionsgrößen-Matrix und den in Bild 5.8 aufgeführten Gleichungen und Effekten entnehmen. Die für die Effekte notwendigen Effektträger und deren Zusammenstellung sind in Bild 2.13 nicht eigens aufgeführt. Der Schritt zum Finden des gestaltgebundenen Wirkprinzips, welcher zahlreiche geometrische Varianten ermöglicht, ist hier noch nicht dargestellt, sondern es sind nur die fertigen Produkte in Zeile 4 angeführt. Nach jedem Schritt in den einzelnen Phasen wird eine Prüfung des Ist- zum Sollergebnis vorgenommen. Fällt die Prüfung zufriedenstellend aus, kann zum nächsten Konstruktionsabschnitt übergegangen werden, wenn nicht, erfolgt ein Zurückgehen auf einen vorhergehenden Abschnitt oder in eine vorhergehende Phase (Rekursionsschleife) und ein neuerlicher Beginn (Bild 2.10). Dieses ständige Vor- und Zurückgehen im Ablaufplan ist charakteristisch für die Konstruktions-
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 29
tätigkeit. Da immer nur ein Teil der notwendigen Randbedingungen voraussehbar ist, wird mit den Erkenntnissen des letzten Ergebnisses die Anforderungsliste ergänzt und derselbe Vorgehensschritt noch einmal durchlaufen. Der AblaufPlan ist so allgemein gehalten, daß beinahe alle Vorgehensweisen nach ihm erfolgen können, z.B. auch solche mit nicht normierten Funktionen [50]. Für den Ablaufplan in Bild 2.10 sind die in den Kapiteln 4 und 5 beschriebenen Modelle der Allgemeinen, der Logischen und der Speziellen Funktionsstruktur besonders geeignet. Bei allen Phasenübergängen, die das fortschreitende Konstruieren oft schwierig machen, leisten Konstruktionskataloge (Kap. 11, Band II) gute Dienste. Dies gilt besonders beim Übergang von der Prinzipiellen zur Gestaltenden Phase. Die Tätigkeit des Konstrukteurs in der beschriebenen Phase kann auch mit dem Ausdruck des "Prinzip/indens" bezeichnet werden.
2.2.1.4 Gestaltende Phase
Die Gestaltende Phase läßt sich in die GeometrischStoffliche und die Fertigungstechnische Produktgestaltung unterteilen. Von der Prinzipiellen Lösung ausgehend, die im wesentlichen ein "eindimensionales" Fortschreiten gestattet, tritt man hier plötzlich in den dreidimensionalen Raum und sieht sich einer Vielfalt von Möglichkeiten gegenüber, die bei systematischer Varation unvergleichlich mehr einschränkende Bedingungen benötigt als die Funktionelle Phase. Allein schon die orthogonale Lagezuordnung von drei Würfeln (siehe auch Bild 6.13) im Raum ergibt z. B. 65 = 7776 Möglichkeiten 2. Abhilfe: Man hält sich an Modellvorstellungen und Vorbilder oder schaltet so früh als möglich die wenig aussichtsreichen Lösungen aus. Im ersten Abschnitt der Geometrisch-Stofflichen Produktgestaltung steht meist eine Skizze der Prin-
2 An dieser Stelle sei auf das bekannte Beispiel des "Zauberwürfels" hingewiesen. Jede seiner sechs verschiedenfarbigen Flächen ist noch einmal in neun Quadrate unterteilt, welche zu Beginn des Spiels auf jeder Fläche noch gleichfarbig sind. Durch einen ausgeklügelten Verstelleungsmechanismus lassen sich diese Quadrate in beinahe beliebiger Weise vertauschen und ergeben 43.252.003.274.489.856.000 Farbkombinationen, d.h. etwa 43 Trillionen Anordnungmöglichkeiten der Oberflächenelemente am Würfel. Der Spieler muß die ursprüngliche Anordnung wieder herstellen, was nur bei Anwendung bestimmter Regeln möglich ist.
30 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
ziplösung (mit Effekten oder Effektträgern, siehe Bild 2.16) oder gar eine ausführlichere schematische Skizze zur Verfügung. Diese wird in weiteren konstruktiven Schritten zu einem "Konturbild" (Umrissbild) gestaltet und nach geometrischen, dimensionierungs- und werkstofftechnischen Gesichtspunkten aus Körpern mit möglichst einfach herstellbaren Oberflächen zusammengesetzt. Die Montierbarkeit, aber auch die Fertigbarkeit der Einzelteile bedingt häufig ein zusätzliches Trennen von ehemals ganzen Teilen und ihr nachträgliches Zusammenfügen. In Bild 2.14 ist die Gestaltende Phase in 9 Unterabschnitte unterteilt und am Beispiel eines Kurbeltriebs und eines Pleuels dargestellt. Welche Gesichtspunkte und Zuordnungen bis zur allmählichen Ausbildung des Pleuels notwendig sind, geht aus den Darstellungen der mittleren und den Texten der rechten Spalte hervor. Im ersten Konstruktionsabschnitt der Gestaltenden Phase liegt auch der Schwerpunkt der Gestaltungsarbeit am Produkt, mit zusätzlicher Berücksichtigung der Grundsätze des Industrial Designs, insbesondere die Auslegung des Erscheinungsbildes und der Mensch-Geräte-Beziehungen [35].
2.2.1.5 Herstellungstechnische Phase
In der Herstellungstechnischen Produktgestaltung, erfolgt die Detailarbeit, die endgültige Festlegung der Einzelteile, Aufstellung der Stücklisten, Ausführungs- und Gebrauchsanweisungen. Spätestens an dieser Stelle, besser noch nach der GeometrischStofflichen Produktgestaltung, muß eine technischwirtschaftliche Bewertung z. B. nach [31, 87, 32] vorgenommen werden und eine neue Kontrolle der Istund Soll-Funktion mit eventuellem Rücklauf erfolgen. Die Überprüfung der Wirtschaftlichkeit technischer Lösungen und Lösungsvorschläge ist auch ein Hauptanliegen der Wertanalyse. Es erfolgt eine Funktionsaufgliederung des Produkts mit dem Ziel, über die Zuordnung von "Funktionskosten" wirtschaftliche Schwachstellen aufzuzeigen und zu beheben, teils über funktionelle, prinzipielle oder geometrisch-stoffliche Maßnahmen. Ihre Möglichkeiten und ihre Einstufung im Rahmen des methodischen Konstruierens werden von Ehrlenspiel [12, 13, 14, 90] einer kritischen Betrachtung unterzogen. In der beschriebenen Phase spielen die Gestaltoperationen und -variationen (Katalog 11.1 0.1, Band 11) eine große Rolle. Die Tätigkeit des Konstrukteurs in dieser Phase kann auch durch den Begriff "Gestalten" gekennzeichnet werden [104].
Das Ergebnis dieses Ablaufs konstruktiver Tätigkeiten, der hier für eine Neukonstruktion geschildert wurde, ist der vollständige Satz und die Dokumentation der Fertigungsunterlagen, Ausführungs- und Nutzungsangaben. Für alle vier Phasen des Ablaufplanes werden neben den Konstruktionskatalogen (Band 11) in den folgenden Kapiteln weitere Hilfsmittel in Form von Übersichtstafeln und methodischen Anleitungen und Beispielen zur Verfügung gestellt. Folgende wichtige Gesichtspunkte müssen im Zusammenhang mit dem Ablaufplan noch besprochen werden:
- Die Auswirkungen von richtigen oder falschen Entscheidungen in den verschiedenen Phasen [73].
- Das Weglassen oder Überspringen einer Konstruktionsphase.
- Die Einfügung des Ablaufplanes in ein übergeordnetes Vorgehenssystem.
- Eine feinere Unterteilung des Ablaufplanes in zusätzliche Arbeitsabschnitte.
2.2 .1.5 Auswirkung von Entscheidungen in einzelnen Phasen
Wie schon beim "Verschlußbeispiel" gezeigt und in Bild 2.19 anschaulich dargelegt wird, ist nicht nur die Vielfalt der Lösungen beim Aufstieg in eine höhere Ausgangsebene größer, sondern auch die Variationsund Optimierungsmöglichkeit. Das zeigen an schönen Beispielen aus der Werkzeugmaschinenfertigung Salje und Redecker [81, 56]. Wird nun beispielsweise in der Funktionellen Phase eine Entscheidung getroffen, die sich später als nicht weitsichtig, ja sogar als falsch erweist, dann kann die darauf basierende Konstruktion nur sehr unvollkommen durch besonders sorgfältige und gute Durcharbeit der nächstfolgenden, also der Gestaltenden Phase, verbessert werden. Die Kostenverantwortung [13] ist daher in einer "oberen" Phase ungleich höher als in einer "unteren", obgleich gerade in den "oberen" Phasen sehr viel weniger Anhaltspunkte zur Kostenabschätzung vorliegen als in der Gestaltenden Phase. Beispiele: Die Wahl mechanischer statt elektronischer Funktionen für die Konstruktion einer Tischrechenmaschine konnte seinerzeit durch noch so gute Ausführung der Geometrisch-Stofflichen Produkt-
~
Bild 2.14. Konstruktionsabschnitte der Gestaltenden Phase aufgrund der gestaltlichen Anforderungen an einen Teileverband und an dessen Einzelteile, hier gezeigt an einem Pleuel (siehe auch Band II: Gestaltvariations-Operationen)
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 31
Vorgehen. Phasenabschnitte Beispiel Zuordnungen, Gestal tungsoperationen
Funktionelle Zuordnung von Effekten
Phase Soll-Funktion 0 Kral t - Moment - Umformung und Effektträgern
z.B.aus BildS.11-3 oder Katalog Band II
Prinzipielle IViergliedrige Mechanismen)
Phase Effekt,
-~-:] Effektträger, 1 Wirkstruktur Entwickeln eines kinemati-
c d sehen Modells durch Zuordnung
Gestaltende n der passenden Gelenke an den Phase Erste d Strukturfunktions- Elementen
Geometrische 2 ~ Linienstruktur Prinzipskizze Verbessern der Geometrischen
Linienstruktur z.B. Struktur
d durch Paarwechsel (co d) Verbesserte
~~, Geometrische 3 Linienstruktur Strukturskizze
d r Strukturierung der Einzelteile
r: c Einzelteile E al s 4 Strukturen
Zuordnung Geome- 0 0 a einer möglichen trisch,
Stofflich a Ausgangskontur
5 I-$- -$- I Teileänderung auf Grund günstiger
Konturierung Qu ers c hn ittsdi-
I --~ mensionierung des EinzeI-
Einzelteil mit IWerkstoff) teil s a
~-Kontur und 6 (parallel dazu F unkti onsflächen I Konturierung
Teileänderung der anderen auf Grund der Einzelteile Massenredu - und Überprü-
Kontur zierung,Mas - fen der räum-
--i@ senverteilung lichen Ver-
7 ~. träglichkeit)
I
Teiletrennung auf Grund der Montierbarkeit
Verband von -$--$ S Einzelteilen
Teilegestaltung im Hinblick auf Herstellungs -
2.8.37 Mu Si 5 Vergüt,t'Uf ~ Werkstoff - technische
Herstel- ~'" .. ""' .. , ,"",,'.' eigenschaften. Ausarbeitung
lungs -Fertigungs -
A -1 r-~Y~ Manhaltigkeit. der Teile
technisch unterlagen
9 _ (-t+-N-+~ r~~ Oberfläche
'I -I I- /K'.' A
l r rA----ri
32 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
gestaltung nicht zu konkurrenzfähigen Produkten führen. Eine ähnliche Entwicklung hat auch auf dem Gebiet der Uhren, der Fotoapparate, vieler Haushaltsgeräte und solcher technischer Produkte stattgefunden, in denen eine Steuerung, eine Regelung zunächst als unnötiger Luxus betrachtet wurde. Gleiche Grundsätze gelten, wenn grundsätzliche Verbesserungen nicht schon in der Funktionellen oder Prinzipiellen Phase, sondern häufig erst in der Gestaltenden Phase vorgenommen werden. Statt einen günstigeren Effekt zu wählen, begnügt man sich mit fertigungstechnischen Korrekturen. Auch für Optimierungsversuche innerhalb der einzelnen Konstruktionsabschnitte, z. B. des Geometrisch-Stofflichen und der Fertigungstechnischen gelten gleiche Grundsätze. So kann z.B. die Wahl einer falschen Zahnflankenform durch noch so gute fertigungstechnische Ausführung und Oberflächenbehandlung der Flanken den Geometriefehler nicht mehr ausbügeln. Da aus dem Ergebnis einer übergeordneten Phase immer die besondere Aufgabenstellung der nachfolgenden abgeleitet wird, muß auch die Änderung in der übergeordneten Phase in allen nachfolgenden wesentliche Änderungen zur Folge haben. Man sollte sich daher folgende Grundsätze zur Richtlinie machen:
- Die Verbesserung einer Konstruktion ist am wirkungsvollsten durch Optimierung in einer möglichst weit "oben" liegenden Phase des Konstruktionsablaufs zu erzielen. Viel weniger wirkungsvoll sind Optimierungen in "unteren" Phasen.
- Daher ist es stets lohnenswert, die ersten Konstruktionsphasen einschließlich der Aufgabenformulierung gründlich durchzuarbeiten, da dort Weichenstellungen in positivem oder negativem Sinne erfolgen, die später kaum zu ändern sind.
- Verbesserungen von Konstruktionen in "oben gelegenen" Ablaufphasen, für deren Produktion und Fertigung schon große Investitionen gemacht wurden, sind sehr kostspielig, da durch die Änderungen alle nachfolgenden Phasen beeinflußt und eventuell ein Großteil der Investitionen nutzlos werden.
Man kann feststellen:
- Eine richtige und möglichst fehlerfreie AufgabensteIlung ist für das Produkt lebenswichtig.
- Die richtigen Funktionen und Funktionsstrukturen entscheidend.
- Eine günstige Prinziplösung von großer Bedeu-tung.
- Die zweckmäßige Gestaltung sehr wichtig. - Die gute Fertigung wichtig.
Wird durch eine spätere Tätigkeit, z. B. durch die Fertigung, auch eine vorhergehende Phase beeinträchtigt, dann erhält sie deren Priorität.
2.2 .1.6 Überspringen von Konstruktionsphasen
Bei Neukonstruktionen sollte keine Phase und kein Konstruktionsabschnitt ausgelassen und bei allen anderen Konstruktionen sollte keine Phase bzw. kein Konstruktionsabschnitt übersprungen werden. Tut man das dennoch, ergeben sich nachträglich so viele Änderungen, daß die ersparte Zeit reichlich wieder verlorengeht, eine zügige Fertigung nicht möglich wird und das Produkt wahrscheinlich technisch schlechter und teurer wird. Die Erfahrung hat vielfach gezeigt, daß in der Regel bei der voreiligen Fertigung geometrisch-stofflich noch nicht ausgereifter Konstruktionen trotz großen finanziellen und persönlichen Einsatzes kein Zeitgewinn zu erwirtschaften ist.
2.2 .1.7 Einfügen des Konstruktionsablaufs in ein übergeordnetes Vorgehenssystem
Nach den Vorgehensweisen der Systemtechnik unter Berücksichtigung konstruktionsmethodischer Gesichtspunkte muß auch ermittelt werden, wie der Konstruktionsablaufplan in den gesamten Lebenslauf des Produkts eingeordnet ist. Seine Stellung in einem übergeordneten Vorgehenssystem zeigt Bild 2.15, das aus der VDI-Richtlinie 2221 [85] entnommen ist. Besonders sollte beachtet werden, daß schon vor einer Auftragserteilung umfangreiche Planungsarbeiten, wie Marktanalysen, Kostenvorgaben, Berücksichtigung der Unternehmensziele und der Unternehmensmöglichkeiten, durchgeführt werden müssen. Dann erfolgt die Entwicklung und Konstruktion, wie im Ablaufplan Bild 2.10 beschrieben, anschließend die Fertigung, der Vertrieb und der Einsatz des Produkts. Bei neuzeitlichen Konstruktionen muß auch an die Wiederverwendung (Recycling) bzw. an die weitere Nutzung der Produktteile oder an eine umweltverträgliche Ablage gedacht werden. Das Konstruieren selbst beginnt mit der Aufgabenformulierung und endet mit der Bereitstellung der Fertigungsunterlagen, Montageplänen und Betriebsanleitungen, kurz mit der Produktdokumentation.
_ System-
cu cu
'" "-c: cu Ol c: => ~
cu ;:: .2 c: «
Deponie! Umwelt
vorstudie
System-entwicklung
System -herstellung
System -eintührung
System -betrieb
Systemwechsel
Bild 2.15. Konstruktion und konstruktive Entwicklung eines technischen Produkts als Teil seiner Lebensphasen im generellen Produkt-Entwicklungs system [85], beruhend auf Richtlinie VDI 2243, Recyclingorientierte Gestaltung technischer Produkte
2.2.1.8 Unterteilung des Ablaufplanes in die Arbeitsabschnitte 1 - 7
Es hat sich rur das methodische Vorgehen als zweckmäßig erwiesen, die Konstruktionsphasen, wie sie in Bild 2.10 beschrieben wurden, in weitere Konstruktionsabschnitte (auch "Konstruktions-" bzw. "Arbeitsabschnitte" genannt [85]) zu unterteilen. Jeder dieser acht 3 Abschnitte flihrt zu einem Arbeitsergebnis, das der endgültigen Realisierung des Produkts näherkommt und sich durch Berücksichtigung neuer Eigenschaftsgruppen vom vorherigen qualitativ unterscheidet. Diese feinere Unterteilung bietet auch die Möglichkeit, innerhalb jedes Konstruktions(Arbeits)abschnitts neue Varianten (siehe Bild 2.23) zu bilden, wie das in den Bildern 1.3,2.11,2.13 mit der Effekt-
3 Die Zählung geht in [85] von I bis 7, jedoch wurde in den folgenden Ausführungen zusätzlich eine scharfe Trennung gemacht zwischen den prizipiellen Lösungen, in denen nur der Effekt, und solchen, in denen auch prinzipielle geometrische Anordnungen ermittelt werden. Daher kommen die Arbeitsabschnitte 3.1 und 3.2 gleichwertig zu den anderen hinzu.
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 33
Variation vorgeruhrt wurde. Ein weiterer Vorteil ist es, daß die unterschiedliche Benennung der Phasen von den verschiedenen Autoren als Folge der Zusammenfassung verschiedener Abschnitte auch vom Inhalt her deutlich erkannt werden kann. So umfaßt die "Funktionelle Phase" nach Roth den Abschnitt 2, die "Prinzipielle Phase" die Abschnitte 3.1 und 3.2, während die "Konzeptphase" nach Pahl/Beitz [50] die Abschnitte 3.1 und 3.2 enthält. In Bild 2.16 sind in der ersten Spalte die Konstruktionsphasen, in der zweiten die Arbeitsabschnitte, in der dritten die Arbeitsergebnisse, in der vierten Beispiele nach [21] flir Produktdarstellende Modelle (auch ProduktModelle ) und in der flinften die Mittel der Modelldarstellung angegeben. Auch in späteren Arbeiten wie in [64] wird auf diese Unterteilung zurückgegriffen. Für die einzelnen Arbeitsabschnitte (Bild 2.16) gilt:
Arbeitsabschnitt 1 (AufgabensteIlung) Er entspricht der Aufgabenformulierungsphase. Als Ergebnis des Klärens und Präzisierens der Aufgaben stellung werden auch hier die Anweisungen möglichst in prägnanten Anweisungssätzen, die Hauptaufgabe nach Möglichkeit als Hauptaufgabensatz formuliert und die Anforderungsliste als Summe sämtlicher Anforderungen aufgestellt (siehe Kapitel 3). In Arbeitsabschnitt 1 sind daher festzulegen:
- Die Anweisungen, als Anweisungssätze, welche all das enthalten, was zur Erstellung der Fertigungsunterlagen verlangt werden muß.
- Die Hauptaufgabe beschreibt den Hauptzweck, welchen das Produkt erflillen soll. Sie bestimmt auch die Hauptfunktion und damit den Hauptumsatz des Produkts (beim Kraftfahrzeug lautet sie z. B. "Stoff transportieren").
- Die Anforderungen mit sämtlichen Zusatzinformationen und Randbedingungen, welche der Entwickler und Konstrukteur noch benötigt.
Als Arbeitsmittel rur diesen Abschnitt werden aufgabendarstellende Modelle eingesetzt, vorwiegend Elemente der Sprache, weshalb von der Aufgabenformulierungs-Phase gesprochen wird (siehe Kapitel 3), mit der dieser Arbeitsabschnitt auch identisch ist.
Arbeitsabschnitt 2 (Funktionen) Typisch rur ihn ist die Verwendung von Funktionssymbolen, Gleichungen, Funktionssätzen mit Sprachelementen sowie von Funktionsstrukturen
34 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Phasen
I OJ :::J Vl E 0 L-..c::: 00-
- I C Vl OJ Ol -§c .2'2 :::J OJ « :.:: I---
OJ
OJ OJ C Vl o 0 -..c::: ~O-:::J
l..J....
-OJ Vl o
..c::: 0-
~ OJ
0.
N C L-0-
OJ U1 0
..c::: 0-
OJ "'Cl C OJ
0
Vi OJ
=
Arbeitsabschnitte Arbeitsergebnisse Produktdarstellende Beispiele
( Aufgabe iH Hauptaufgabensatz r Automatisches Steuern der Getri ebeübers etz ung
Klören und I / Anweisungssötze f präzisieren der r
Verbale Formulie-
f-----------
Abteilung X: Konstruktion durchführen
Aufgabensteilung I ~p A f d / J / / n or erungen
L---f===~' / Anforderungsliste
rungen !-s,augröne .. -. ----
Oldruck Ventilort ...
I Ermitteln von ~ Funktionen und deren Strukturen
Suche nach ~ Effekt-Lösungspr inz ipi en
1 Suche noch ~ 3.2 Gestalt-
L ösungspr inz ipien
H GI iedern in L 4 realisierbore Modulel
Gestoifen der } 5 mangebenden Module
16
G estalfen des
~ gesamten Produkts
Festlegen der ~ 10- 7 Ausführungs - und
Nutz ungsangaben
Funktionsgrönenauswohl, domit Soll- Funktionen,
"Schwarze Kästen"
UFunktionsstrukturen / I / mit Soll-Funktionen /
Effektouswohl damit Wirkprinzip
-----1 Pri nzi pi ösungen mit / jEffekten u.Strukturenj
------Effekt trägerouswahl domit Wirkstruktur
I j Prinziplösungen / H mit Effektträgern
S tr ukturgestalt -Skizze Effekt- Module Gestolt - Module
FunktionsSymbole
Effekte,
E 1 ---{E;;e;:g;e E 3 Ez-!verknupfen
:t>--S~F Xl~y xz~
p~ ~Druck
Effekt- s~HOOk" Symbole F~F
1 F - 1 F 2 2'72' 1 Hebel
--------1 -3-2;--
Prinzipskizzen
Module
EEE -E-=-_~t
W Modulore Struktur / H---'{IA/'M-f--------I----f--------.-
Konturgebung der Module I----------~
IFunktionseinheiten, ~
Funktionsteilei ~ -;]1' . ~ Festlegung und Funktions- ~" "-A J,...:!: l3 Nochrechnung wesent- einheiten LlL/DJ T-licherFunktions-und P·,w,.'-,-
Dimen sionierungsgrönen, Werkstoffwohl , Herstellver fo hren
P7 m fl/ rr [::tbz I-~ I P----
Funktions· I~ ~ -{'----vore_ntwu_·rfe ----1/ teileLt·~g -------_._-- -------_.-
Manstöbliche Zeichnung, Gesamtentwurf rr--11\ olle Einzelteile, ?' i{ f3. \ Bougruppen entholtend, K~ W~ I Houptstückliste,Formgebung n~ --n..3-1(IH---+., rr Ilndustrial Design) I ~ Technisch- wirtschoft - t; '77;?;7j ~ 1 liche Bewertung ! tri B
t7~::::~- ----~~ ~-~~~-Fe r t igungsunterlagen, Montageplöne, Betriebsanleitungen usw,
Einzelteile
f-----t--fJ produktdokumentationj
Prod ukti on ste chnische Reolisierung
Modelle Art
~ OJ
"'Cl o E
..c::: u o L-0.
VJ
OJ
OJ "'Cl o E
..c::: u :::' 0.
VJ "'Cl C :::J
I
Vl C
g :Y c :::J
l..J.... I
o U1 OJ
=
OJ
OJ "'Cl o E
o Vi OJ
=
und Schaltplänen für seine Produktdarstellenden Modelle (Bild 2.16, Spalte 4). Ausgang für diesen Abschnitt ist die Hauptaufgabe, für die eine Hauptfunktion gesucht wird, die sie erfüllt. Die Hauptfunktion ist wichtigster Bestandteil der Gesamtfunktion, kann aber in der Regel nur mit Hilfe von Nebenfunktionen realisiert werden. Jede Funktion, Haupt- oder Nebenfunktion, kann zur leichteren Lösungsfindung in hierarchisch aus ihr ableitbare Teilfunktionen aufgegliedert werden. Beispiel Kraftfahrzeug: Hauptfunktion ~ Stofftransport; Nebenfunktion ~ Ladefläche, Dämpfung, Witterungsschutz; Teilfunktion ~ Antrieb, Fahrgestell, Steuerung. Der Unterschied zwischen Aufgabe und Soll-Funktion besteht - wie schon erwähnt - darin, daß bei ersterer nur ein verbales Ziel genannt wird, bei letzterer jedoch ein abgeschlossenes System (z. B. ein "Schwarzer Kasten") mit Ein- und Ausgang, also ein Fluß, vorausgesetzt wird, der im Grenzfall auch ein Zustand sein kann. Die Funktion ist hier stets die erwünschte grundsätzliche Abhängigkeit der Funktionsgrößen am Ausgang eines Systems (Schwarzer Kasten) zu denen am Eingang des gleichen Systems. In der Mathematik wird diese Abhängigkeit durch Gleichungen des Typs y = fex) dargestellt. Man legt daher noch keine Gesetzmäßigkeit, keinen physikalischen, chemischen usw. Vorgang (bzw. Effekt) fest, sondern nur eine gewünschte Funktionsbeziehung, also die Soll-Funktion. Das Arbeitsergebnis sind einzelne oder mehrere solcher "Soll-Funktionen" und deren Verknüpfung, die sog. Funktionsstrukturen (Bild 2.7-3, 2.8-2). Dazu gehören Allgemeine, Spezielle und Logische Funktionen und deren Funktionsstrukturen. Arbeitsmittel für Abschnitt 2 sind daher die normierten und nichtnormierten Soll-Funktionen, dargestellt als Schwarze Kästen, mathematische Funktionen oder Funktionssätze. Die Funktionssätze bilden den Übergang von der Aufgabenformulierungsphase zur Funktionellen Phase.
Arbeitsabschnitt 3.1 (Prinzipläsungen mit Effekten) In diesem Abschnitt wird entschieden, ob die gewünschte Funktion physikalisch, chemisch usw. realisierbar ist, d. h. ob es einen Effekt oder eine Effektkette gibt, die uns die Natur zur Verfügung stellt, um die Eingangs- in die Ausgangsgrößen zu
Bild 2.16. Weiter untergliederter Ablautplan für das methotische Vorgehen beim Konstruieren mit Katalogen (AAK). Berücksichtigung der Unterteilung in Arbeitsabschnitte nach der Richtlinie VDI 2221 [85]
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 35
überführen (Notwendige Erfüllung des "FunktionsEffekt-Gesetzes" [103; 76; 100]). Effekte oder Effektketten können z.B. mit Hilfe eines Konstruktionskataloges über physikalische Gleichungen (siehe Bilder 5.6 bis 5.8) ermittelt werden. Das Ergebnis ist meistens nicht nur ein Effekt, sondern häufig eine Effektkette, da es in der Regel nicht gelingt, beliebige Funktionsgrößen mit nur einem Effekt zu verknüpfen. So kann beispielsweise eine Verschiebung in eine Kraftänderung umgesetzt werden (Hooke) und diese dann in einen Impuls (Impulssatz), jedoch nicht direkt die Verschiebung in einen Impuls. Auch die "Schwarzen Kästen" der Funktionsstrukturen müssen mit geeigneten Effekten "gefüllt" werden, sonst bleiben sie eine in der Wirklichkeit nicht zu realisierende Wunschvorstellung. Das gilt auch für die später zu erläuternden Allgemeinen, Speziellen und Logischen Funktionen. Einige physikalische Effekte sind in Bild 2.16, Spalte 4 angeführt, ein Beispiel mit Zuordnungen in Bild 2.13. Das Arbeitsergebnis ist die Prinzipielle Lösung auf der Ebene der Effekte. In Bild 1.3 wurde sie unter anderem bestimmt durch die Wahl des Druckausbreitung-, Kräftezerlegung- (Keil), Kräftesummierung-(Flaschenzug) bzw. Kraft-Moment-Umformungeffekts (Hebel). Die Effekte sind immer an gewisse Effektträger gebunden, der Keil an ein Gebilde mit Keilwinkel, der Flaschenzug an umlaufende Zugmittel, der Hebel an kraftversetzte Abstützungen usw. Die Effektträger müssen stets als grundsätzlich vorhanden vorausgesetzt, aber erst im Arbeitsschritt 3.2 zu geometrischen Gebilden zusammengesetzt werden. Die zu den einzelnen Soll-Funktionen beim Übergang zum Wirkprinzip ausgewählten Effekte bilden über die Effektträger auch den Übergang zum Arbeitsabschnitt 3.2.
Arbeitsabschnitt 3.2 (Prinzipläsungen mit Gestaltelementen) Die weitere Konkretisierung des Wirkprinzips erfolgt auf gestalterischer Ebene durch Festlegen der geometrischen Wirkstruktur, die aus den Effektträgern und deren schematisch-räumlichen Anordnungen besteht. Sie hat die Form einer geometrischen, die Wirkflächen und Wirkräume enthaltenden, qualitativen Prinzipskizze. Die Wirkflächen und Wirkräume übertragen jeweils die Funktion der Teile. Die von einer möglichen Gestalt bestimmte Prinzipskizze mit den verarbeiteteten Effektträgern ist das
36 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Ergebnis dieses Arbeitsschritts (siehe Bild 2.l6, Spalte 4, Arbeitsabschnitt 3.2). Er steht am Ende der Prinzipermittlung, weshalb man die Abschnitte 3.1 und 3.2 auch zur Prinzipiellen Phase zusammenfassen kann. Der Abschnitt 3.2 enthält sowohl Elemente des Abschnitts 3.1 (Effekte) als auch solche des Abschnitts 4 (Geometrische Strukturelemente ) und bildet daher den Übergang von der Prinzipiellen zur Gestaltenden Phase. In allen Arbeitsschritten müssen stets mehrere Lösungen untersucht und die günstigsten ausgesucht werden. Arbeitsmittel für Abschnitt 3.2 sind Zeichnungen mit schematischen Darstellungen der Teile und Gelenke. Sie geben nur Auskunft über die Ausdehnungsrichtung der Wirkräume, der Wirkflächen, ihrer Anordnung und über den Freiheitsgrad der Wirkflächenpaarungen, also über Winkel von Wirkflächen und Wirkräumen, ihre gegenseitige Lage und ihre Bewegungsfreiheiten. Das Festlegen von quantitativen Maßangaben erfolgt erst in den folgenden Arbeitsabschnitten.
Arbeitsabschnitt 4 (Gestalt-Module) Das Gliedern der prinzipiellen Lösung in GestaltModule zur besseren Weiterverarbeitung ist zwar bei manuellem Vorgehen für einfache Baugruppen nicht typisch, jedoch für kompliziertere Einheiten zweckmäßig. Bei Bearbeitung mit dem Rechner (siehe Kapitel 14) muß eine feinere Unterteilung vorgenommen werden, weshalb sich dort die Modularisierung besonders empfiehlt. Das Ergebnis dieses Arbeitsabschnitts ist die Modulare Struktur, etwa wie in Spalte 4 des Bildes 2.l6. Den Übergang zum nächsten Abschnitt bilden geometrische Formen, die den Prinzipdarstellungen ähnlich sind, meistens aus ihnen hervorgehen.
Arbeitsabschnitt 5 (Gestalten maßgebender Module) Zunächst werden die maßgebenden Bereiche der Wirkstruktur gestaltet, d.h. die als Striche dargestellten Wirkräume erhalten Querschnitte und Begrenzungsflächen. Diese Vorentwürfe (Gestaltdarstellende Modelle) enthalten schon die Körperkonturen -das sind die Spurlinien der Begrenzungsflächen mit Schnittebenen bzw. die Körperumrisse der Projektionen - mit den für die Funktionserfüllung wichtigen Funktionsmaßen. Sie legen Funktionsteile, Werkstoffe, Trennfugen, Montierbarkeit und notwendige Verbindungen fest. Da im wesentlichen alle wichtigen Maße vorliegen, können die Berechnungen zur
Dimensionierung durchgeführt ggf. die Zusammenfassung zu Baugruppen ergänzt werden. Arbeitsmittel für diesen Abschnitt sind technische Darstellungen in orthogonaler, axonometrischer oder Zentralprojektion mit Querschnitten und Körperkonturen, wie z. B. im Kreuzungsfeld von Spalte 4 und Arbeitsabschnitt 5 von Bild 2.16. Den Übergang innerhalb der nächsten Arbeitsabschnitte bilden ähnliche bis gleiche Körperformen.
Arbeitsabschnitt 6 (Gesamtentwurf) Wenn Größe und Form der maßgebenden Funktionseinheiten als elementare Baugruppen festliegen, kann der maßstäbliche Gesamtentwurf durch Gestaltung der verbleibenden Bereiche, ergänzt durch die noch fehlenden Maße, ausgeführt werden. Im Vordergrund steht nun die günstigste Anordnung der Baugruppen. Die Entwürfe sollten so vollständig sein, daß eine technisch-wirtschaftliche Beurteilung [31] anhand der vorgegebenen Anforderungen möglich ist. Sie enthalten die wichtigsten Konstruktionsmaße und dienen zur Festlegung der Einzelteilmaße (Spalte 4). Die Arbeitsmittel sind die gleichen wie in Arbeitsabschnitt 5. Die Darstellung erfolgt zweckmäßiger Weise am Bildschirm.
Arbeitsabschnitt 7 (Detaillierung, Produktdokumentation) Die Gestaltung des Produkts wird mit der Detaillierung von Einzelteilen unter besonderer Berücksichtigung der Herstell- bzw. Fertigungsverfahren und der dafür notwendigen Tolerierung abgeschlossen. Wichtige Angaben zur Herstellung, Verteilung, Verwendung und Wiederverwendung bestimmter Komponenten (Recycling) des Produkts werden in Form von Fertigungszeichnungen, Montageplänen und Betriebsanleitungen dokumentiert. Eine zum Teil bemaßte Einzelteilzeichnung ist in Bild 2.16, Spalte 4, unten dargestellt. Arbeitsmittel sind technische Zeichnungen, Stücklisten und Vorschriften. In Bild 2.17 sind die zu erzielenden Ergebnisse der einzelnen Arbeitsabschnitte übersichtlich dargestellt. Um einen durchgehenden methodischen Arbeitsgang zu ermöglichen, müssen die benachbarten Arbeitsabschnitte gemeinsame Schnittmengen haben, das heißt, daß es für Produktdarstellende Modelle benachbarter Abschnitte gleiche oder gekoppelte Begriffe geben muß. So müssen z. B. in Abschnitt 2 Modelle - das sind hier die Funktionssätze - vorhanden sein, durch die die Aufgabensätze realisiert werden, in Abschnitt 3.1 Soll-Funktionen mit Effekten, die man aus den Soll-Funktionen des Abschnitts 2 ableiten kann usw.
Nr.
6
2.2 Ablautplan für das methodische Konstruieren 37
Arbeits- Produktdarstellende Produktdarstellende Kanstr.-abschnitte Arbeitsergebnisse Madellarten Modelle des AAK Hil fen
2
3.1
32
4 5
6
7
Sprach -Modelle
SprochFunktions-
Wirkprinzip-
Gestalt -Modell e
Hauptaufgaben, Kapitel Anforderungssätze 3
Funktionssatz Allgemei ne -, (A F S) IQ-Größen-,OQF} Logische (LFS) Funktionsstruktur
Justi - Matrix Spez. Funktionsstr. (SFS), Funktionsgrößen-Matrix mit
Kapite I 4
physik. Gleichungen Kapitel
Vektorielle Funktionsstruktur (VF S) Struktur -Funktions-Elemente (SFE)
5 8 9
Schluß-Matrix r----------1 Schlußorten-Matrix
GestaltModelle
Kinematische Ketten, Verbindungen, Kapitel Spannungsring- 6 Modelle 7
8
Bild 2.17. Ergebnisse der einzelnen Arbeitsabschnitte mit gemeinsamen Schnittmengen benachbarter Abschnitte.
Damit Erüllung einer wichtigen Voraussetzung für einen durchgehenden Arbeitsablauf beim methodischen Konstruieren, z. B. nach dem AAK [70, 69, 26] bzw. nach dem Vorgehen mit Hilfe von Produkt- und Partialmodellen nach Grabowski und Rude [21, 80]
Bemerkenswert ist, daß der erste Abschnitt und die letzten jeweils nur eine Modellart kennen (Sprachund Gestaltmodelle), die mittleren Abschnitte mehrere, nämlich alle für den Übergang notwendigen. Für zahlreiche wichtige Modellarten wurden zur Anwendung im Algorithmischen Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (AAK) neue Produktdarstellende Modelle geschaffen [69]. Sie sind auch für die Rechneranwendung besonders geeignet wie auch die von Grabowski und Rude vorgeschlagenen [21].
selten sind. Sehr häufig dagegen treten auf: Änderungen an einzelnen Teilen, Variation der Gestaltung für gleiche Funktionen, seltener schon Änderungen der Teilfunktionen für gleiche Gesamtfunktionen oder Änderung des Wirkprinzips (Effekte) bei gleicher Funktion. Daher wäre es ein Unding, den Ablaufplan immer wie bei der Neukonstruktion zu durchlaufen. Dieser Tatsache wird durch den variablen Ablaufplan in Bild 2.18 Rechnung getragen. Hier wird nämlich die Aufgabenformulierung nur soweit abstrahiert, als es für den Einstieg in die entsprechende Konstruktionsphase erforderlich ist. Das heißt, man kann in jede Konstruktionsphase und in jeden Konstruktionsabschnitt einsteigen. Soll z. B. nur etwas für die fertigungstechnische Verbesserung oder Änderung
2.2.2 Variabler Ablaufplan
An dieser Stelle kann mit Recht der Einwand gelten, daß Neukonstruktionen in der Alltagspraxis sehr
38 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Neukonstruktion ,---------
Funktions(Einstieg-l
Einstieg H G P F N
Konstruktion Anford.- Aufgabenst. für Funktionsauswahl
N
Prinzip\Einstieg-l Konstruktion
Gestal tIEinstieg-l Konstruktion
HerstellIEinstieg- ) Konstruktion
Größe des möglichen Lö su ngsspekt rum s
Liste
Anford.Liste
Bild 2.18. Variabler Ablaufplan mit Einstiegmöglichkeiten in verschiedene Konstruktionsphasen. Die vier unterschiedlichen
eines Teils getan werden, dessen Gestalt erhalten bleibt, z. B. Änderung des Werkstoffs, dann muß die Aufgabe nur ftir die Herstellung einer bekannten Gestalt formuliert werden. Erfordert dieses Ziel aber auch eine Änderung der Gestalt oder soll aus anderen Gründen eine Gestaltänderung bei gleichen Funktionen durchgeftihrt werden, dann muß die Aufgabenstellung fUr die Geometrisch-Stoffliche Gestaltung erweitert werden. Schließlich kann es sein, daß man ftir die Funktionen andere Effekte einsetzen will, z. B. mit einem ganz anderen Wirkprinzip, z. B. statt des Keil- den Hebeleffekt, statt eines hydraulischen einen elektrischen Effekt. Es muß dann die AufgabensteIlung ftir den Einstieg in die Prinzipielle Phase formuliert und als Folge davon der Hauptaufgabensatz, die Anforderungs- und Anweisungssätze gebildet werden. Soll aber das Gerät ganz nach Funktionen oder Funktionsstrukturen, z. B. mit ganz anderen Stoff-, Ener-
Funktionen Funkt ionsstruk tur
Effekte Prinziplösung
G eom e tr. -5 tofll iche Produktgestaltung
Fert igu ngsunterlagen
Cl.> 01 o
Konstruktionsarten und Lösungsspektren, Möglichkeit des Zugriffs auf Konstruktionskataloge
gie- oder Informationsflüssen erstellt werden, etwa Energie wandeln statt umformen (z. B. chemischthermodynamische statt mechanische Funktionen), wird die AufgabensteIlung ftir die Funktionelle Phase gestellt. Die Konstruktion und die Konstruktionsart ist jedesmal verschieden, denn das Ändern von Funktion oder Gestalt bei Einstieg in die entsprechenden Phasen bedingen jeweils andere Konstruktionsarten, siehe auch Bild 2.13. Die Aufgabenstellung liegt dort schon vor, wenn auch noch ohne die Unterteilung in die einzelnen Sätze, und man kann gleich in die Funktionelle Phase einsteigen, zumal die zu behandelnden Funktionsgrößen (M, (0) explizit angesprochen werden. Ähnlich ist es mit dem Vorgehen in Bild 2.11. Es sind dies "Funktions-Einstieg-Konstruktionen". In Bild 1.3 wird gezeigt, wie man bei gegebener Teilfunktion gleich in die Prinzipielle Phase einsteigt und mit der
Wahl der Effekte, also dem Wirkprinzip beginnt. Es liegt daher eine "Prinzip-Einstieg-Konstruktion" vor. Beim Einstieg an verschiedenen Stellen des Ablaufplanes ergeben sich verschiedene Konstruktionsarten, die im folgenden beschrieben werden.
2.2.2.1 Konstruktionsarten
Wir können bezüglich der Aufgabenformulierung und des Einstiegs in den Ablautplan daher folgende Konstruktionsarten unterscheiden (Bild 2.18):
Herstell-Einstieg- bzw. Herstellungskonstruktion Die Formulierung der AufgabensteIlung wird für die Herstellung einer vorliegenden oder vorgegebenen Gestaltung getroffen, der Einstieg erfolgt im Phasenabschnitt Herstellungstechnische Produktgestaltung.
Gestalt-Einstieg- bzw. Gestaltungskonstruktion Die Formulierung der Aufgabenstellung wird für die Gestaltung vorliegender oder vorgegebener bekannter Prinzipläsungen (Effekte) getroffen, der Einstieg erfolgt in die Konstruktionsphase GeometrischStoffliche Produktgestaltung und betrifft entweder die Neugestaltung bei bekannten Lösungen (Prinzipskizze ) oder die Verbesserung einer bekannten Gestalt.
Prinzip-Einstieg- bzw. Prinzipkonstruktion Die Formulierung der Aufgabenstellung geht von einer vorliegenden oder einer vorgegebenen SollFunktion, gegebenenfalls von einer entsprechenden Funktionsstruktur aus. Sie bezieht sich auf die Suche und Auswahl von physikalischen, chemischen, biologischen Effekten, welche die einzelnen SollFunktionen realisieren. Das Ergebnis ist eine Prinziplösung mit den durch die Effekte und ihren gestaltlichen Effektträgern realisierten Soll-Funktionen. Der Einstieg erfolgt in der Prinzipiellen Phase.
Funktions-Einstieg- bzw. Funktionskonstruktion Die Aufgabenstellung ist formuliert. Der Einstieg erfolgt in die Funktionelle Phase und hat zunächst den Zweck der Suche nach geeigneten Soll-Funktionen bzw. Funktionsstrukturen, welche der Aufgabenstellung entsprechen.
Neukonstruktion Eine allgemeine Formulierung der AufgabensteIlung, die keine vorgegebenen Funktionsstrukturen
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 39
kennt, wird getroffen. Der Einstieg erfolgt in die Aufgabenformulierungs-Phase (siehe Kapitel 3). Bei jeder Konstruktionsart besteht die Möglichkeit, Lösungsvorschläge den Konstruktionskatalogen zu entnehmen, wie es in Bild 2.l8 auch angedeutet ist. Eine Analyse der Produktumgebung zur Ermittlung der Anforderungsliste und der gewünschten neuen Zuordnung von Soll-Funktion, Effekt, Effektträger, Einzelteil oder Fertigungsverfahren wird bei allen Konstruktionsarten durchgeführt. Selbstverständlich können am gleichen Gerät einige Teile Neukonstruktionen, größere Teileverbände Funktions-, Gestaltungs- oder Herstellkonstruktionen sein. Die Einteilung nach [50] in Änderungs-, Anpassungs- und Variantenkonstruktion deutet wohl auf den äußeren Anlaß hin, der zur Konstruktion führte, gibt aber nur indirekt Aufschluß über die Art der Konstruktion. So kann beispielsweise eine Änderungskonstruktion für einige Teileverbände eine Neukonstruktion, für andere eine Herstell-, Gestaltungs-, Prinzip- oder Funktions-Änderungskonstruktion sein. Franke [19] unterscheidet ähnliche Konstruktionsarten. Er definiert die Weiterentwicklungskonstruktion als die weitgehende Überholung des Produkts, bei der unter Umständen kein einziges Teil gleich bleibt, obwohl alle wesentlichen Funktions- und Wirkprinzipe gleich bleiben. Bei der Variantenkonstruktion wird das Produkt als Kombination vorhandener Moduln konfiguriert, eventuell mit Anpassung oder Neukonstruktion einzelner Moduln. Für die Anpaßkonstruktion wird ein vorhandenes Produkt modifiziert, eventuell nach dem Anschluß an ein vorhandenes Produkt, gegebenenfalls um bestimmten Kundenwünschen optimal zu entsprechen. Der Einstieg in eine bestimmte Konstruktionsphase hat einen Einfluß auf die Größe des möglichen Lösungsspektrums. Das erkennt man im linken Teil des Bilds 2.18. Dort ist das mögliche Lösungsspektrum um so größer, je allgemeiner die Aufgabenformulierung war. Mit steigendem Aufwand der Abstraktion bei der Aufgabenformulierung und der anschließenden Konkretisierung wächst zunehmend die Möglichkeit, neue, noch völlig unbekannte und unkonventionelle Lösungen zu finden. Während der zusätzliche Aufwand beim Einstieg in höher gelegene Konstruktionsphasen etwa linear steigt. vergrößert sich die damit erzielte Breite des Lösungsspektrums wegen der steigenden Möglichkeit neuer Kombinationen etwa exponentiell. Die Unterteilung in verschiedene Konstruktionsphasen und -abschnitte erleichtert das Vorgehen im
40 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
einzelnen Bereich sehr, schafft aber ausgeprägte Übergänge, die nur durch mehr oder weniger willkürliche Zuordnungen zu überbrücken sind. Diese Zuordnungen geben dem Konstrukteur neben der Möglichkeit der Variantenbildung einen Ermessensspielraum, der zu der großen Mannigfaltigkeit von Lösungen für gleiche Aufgaben führt. Der Spielraum ist nicht durch schematisch zu befolgende Regeln (Algorithmen) zu überbrücken, vielmehr helfen hier Sammlungen bewährter Lösungen für einzelne Teilfunktionen, z.B. Konstruktionskataloge (Band II).
2.2.2.2 Beispielfiir die Lösungsmöglichkeiten beim Einstieg in verschiedene Konstruktionsphasen
Ein anschauliches Beispiel für die Auswirkungen auf die Lösungsvielfalt bei der Formulierung der Aufgabe zum Einstieg in die verschiedenen Konstruktionsphasen zeigt Bild 2.19. Dort ist der Ablaufplan nach Bild 2.10 so auseinandergezogen, daß man die Möglichkeit des Einstiegs zu bestimmten Konstruktionsphasen besser erkennen kann. Gleichzeitig zeigt sich, daß der Ablaufplan in dieser Form auch als eine Erweiterung der Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen aufgefaßt werden kann, da immer ein abstrahierendes Aufsteigen in der Aufgabenstellung und ein konkretisierendes Absteigen mit Einsatz verschiedener Effekte bei der Produktrealisierung erfolgt. Dargestellt ist die historische Entwicklung einer Lochstreifenvorschubeinheit. Es liegt die Aufgabe vor (z. B. Lösung 1), den durch Stiftenrad a geführten Lochstreifen um eine Teilung vorzuschieben, für den Abtast- oder Stanzvorgang anzuhalten und wieder vorzuschieben. Je mehr Arbeitsspiele pro Zeiteinheit möglich sind, um so "wertvoller" ist die Maschine, also die Lösung (siehe auch Bild 2.9). An diesen Arbeitsspielen, den Zeichen pro Sekunde (Z/s), läßt sich die technische Wertigkeit [30, 31, 87] der jeweiligen Lösung direkt ablesen. Nach der Methode der Effektvariation bei erkannten Teilfunktionen wird zunächst mit Lösung 1, der Ausgangskonstruktion, einer altbekannten, konventionellen Ausführung begonnen. Die Arbeitsweise: Nocken e betätigt Klinke d, diese schiebt das Sperrad b und damit das Stiftenrad a um eine Teilung vor. Beim Rückgang der Klinke sorgt Hebel c für die Rastlage. Für Lösung 2 wurde das Stiftenrad durch Prägen, nicht durch Spanen hergestellt. Die Funktion gleicht der von Lösung 1. In Lösung 3 wurde das Stiftenrad a mit dem Sperrad b zusammengezogen (a+b) sowie die kraftschlüssige durch eine reibschlüssige Rücklaufsperre c ersetzt. Die Vorschub-
zahl konnte auf 25 Zeichen pro Sekunde erhöht werden. Lösung 4 hat eine feststehende, durch Elektromagnet betätigte Klinke a und ein durch Rutschkupplung angetriebenes Sperrad b. Die Schwingfrequenz des Ankers a erlaubt jeweils gerade den Vorschub um einen Sperrzahn bzw. eine Lochstreifenteilung. Die Vorschubzahl beträgt 200 Zeichen pro Sekunde. Lösung 5 besteht aus einem Greifer a, der, durch ein Gleichdick angetrieben, Rechteckbewegungen macht und mit dem eingetauchten Stift den Lochstreifen vorschiebt (Vorschubzahl30 Z/s). Lösung 6 zeigt eine magnetangetriebene Sperrzahnstange a, welche in die Löcher eingreifend den Vorschub bewirkt. Als Rücklaufsperre dienen die Abtastbürsten c (Vorschubzahl 50 Z/s). Die Lösung 7 besteht aus einem Reibradvorschub a, der beim Anziehen des Magneten b wirksam wird und einer magnetisch gesteuerten Reibbremse c. Das ständig laufende Rad a und das abwechselnde Wirken der Magnete bund c erzeugen Vorschub und Halt (Vorschubzahl 1000 Z/s). Für den Kunden, bei dem sich die Zeichen/s in Mark und Pfennig umsetzen lassen, schwankt der Wert der Lösungen von 15 bis 1000. Der hier nicht berücksichtigte, zusätzliche und mit der Zeichenzahl steigende elektronische Aufwand muß bei der Investition allerdings auch berücksichtigt werden. Für das Vorgehen nach einem Ablaufplan, der unter anderem eine systematische und fortgesetzte Form der Abstrahierung und Konkretisierung von Teilfunktionen vorsieht, können aus Bild 2.19 daher folgende Erkenntnisse gezogen werden:
- Mit einer bekannten Ausgangskonstruktion zu beginnen, erleichtert die Zerlegung der Gesamt- in Teilfunktionen und damit auch die abstrakte Formulierung der Aufgabe.
- Je allgemeiner die Aufgabenformulierung, um so "höher" liegt die Phase, in der der Einstieg in den Ablaufplan möglich ist, um so größer und vielfältiger ist auch das Lösungsspektrum, um so größer aber auch der konstruktive Aufwand.
- Das Lösungsspektrum einer "oberen" Phase umfaßt alle Lösungsspektren der unteren Phasen für die gleiche Kategorie von Lösungen und noch viele neue. Unter den neuen Lösungen gibt es sowohl schlechtere Lösungen als in einer "unteren" Phase (Lösungen 5; 6 im Beispiel aus Bild 2.19) als auch bessere (Lösung 7).
- Der Aufwand, um in einer "unteren" Phase eine Verbesserung der technischen Wertigkeit zu erzie-
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42 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
len, ist sehr groß und bringt keine Verbesserungen um Größenordnungen (Lösungen 1 und 3). Wesentliche Verbesserungen kann man erwarten beim Aufsteigen in eine "höhere", d. h. abstraktere Phase (Lösungen 1 und 4 oder 1 und 7). Sie ist meistens mit geringem Aufwand zu erzielen. Daher lohnt es sich technisch nicht, durch Verbesserungen in einer "unteren" Phase eine in der Funktion schlechte Lösung am Leben erhalten zu wollen.
- In den "unteren" Phasen kann allerdings die wirtschaftliche Wertigkeit [31, 87] trotz gleichbleibenden Gesamtkonzepts wesentlich gesteigert werden, einmal durch günstigere Fertigungsverfahren (Lösung 2) und durch günstigere Zuordnung der Teilfunktionen zu den Einzelteilen, also Funktionsintegration (Lösung 3) oder Funktionstrennung. Das schließt aber nicht aus, daß vollkommen neue Lösungen, weil sie einfacher zu fertigen sind, auch wirtschaftlich günstiger, also billiger sein können.
2.2.2.3 Vergleich mit anderen Ablau/plänen
In der Literatur über Konstruktionslehre findet man eine ganze Reihe verschiedener Ablaufpläne, von denen fünf bekannte in Bild 2.20 dem eben besprochenen gegenübergestellt werden. Am ähnlichsten sind die Ablaufpläne nach Roth 4 und nach Pahl/Beitz [50,49], die vergleichbare Konstruktionsphasen unterscheiden, allerdings mit anderer Benennung. Die Funktionelle und die Prinzipielle Konstruktionsphase nach Roth wird bei Pahl/Beitz allein durch die Konzeptionelle Phase ersetzt. Das Konzipieren wird bei Roth Entwickeln und Prinzip/inden genannt. Ferner gilt: Der Arbeitsabschnitt 2 in Bild 2.16 ist bei Roth gleichbedeutend mit der Funktionellen Phase, die Arbeitsabschnitte 3.l und 3.2 mit der Prinzipiellen Phase des Bildes 2.10. Die Differenzierung in fünf Konstruktions-Strategien, wie sie bei Roth durch die Unterteilung in die Arbeitsabschnitte 3.1 und 3.2 des Bildes 2.16 vorgenommen wurde und in den Bildern 2.23 sowie 8.48 dargestellt wird, ist bei Pahl/Beitz nicht möglich. In der Gestaltenden Phase wird die GeometrischStoffliche und die Herstellungstechnische Produkt-
4 Der Vorschlag, die einzelnen Phasen des Konstruierens in einem Ablaufplan darzustellen, kommt rur die heutige Form im wesentlichen von Roth und wurde 1968 [73] erstmalig veröffentlicht. In den Arbeiten [65, 76] wurde er zur vorliegenden Form erweitert.
gestaltung bei Pahl/Beitz mit "Entwerfen" und "Ausarbeiten" bezeichnet. Dem steht bei Roth das "Struktur-" und "Formgestalten" sowie das "Fertigungsgestalten" gegenüber. Der Konstruktionsabschnitt "Geometrisch-Stoffliche Produktgestaltung" bei Roth deckt sich mit dem Abschnitt "Entwerfen" bei Pahl/Beitz inhaltlich beinahe vollständig, während die "Herstellungstechnische Produktgestaltung"dem "Ausarbeiten" inhaltlich gleicht. Die Abweichung im "Geometrisch-Stofflichen" Konstruktionsabschnitt bei Roth besteht darin, daß das "Strukturgestalten" bei ihm auch in die Gestaltende Phase fällt, während die von Pahl/Beitz unter "Konzipieren" angeführten "Lösungsprinzipien" [50] im wesentlichen die Struktur- und Prinzipskizzen enthalten. Bei Roth werden sie, weil es Strichskizzen mit Gestaltmerkmalen sind, in der Regel dem Konstruktionsabschnitt "Geometrisch-Stoffliche Produktgestaltung" zugeordnet. Die Tätigkeiten in den einzelnen Abschnitten sind bei Roth mit "Formulieren", "Entwickeln", "Prinzipfinden", "Strukturgestalten" , "Formgestalten" und "Fertigungsgestalten" angegeben, und bei Pahl/Beitz mit ,,(Aufgabe) Klären", "Konzipieren", "Entwerfen" und "Ausarbeiten" bezeichnet. Der Ablaufplan aus der Richtlinie VDI 2221 [85] unterteilt die Konstruktionsphasen des Ablaufplanes in "Arbeitsabschnitte" , in welchen die jeweiligen Tätigkeiten des Konstrukteurs genau beschrieben werden und wie in Bild 2.16 auch die zu erzielenden Arbeitsergebnisse festgelegt sind. Die Zusammenfassung verschiedener Arbeitsabschnitte zu "Konstruktions-Phasen" bleibt hier den einzelnen Autoren überlassen. Auf diese Weise können trotz verschiedener Phasenbenennungen die gemeinsamen Sachverhalte der einzelnen Ablaufpläne erkannt werden. Die Ablaufpläne von Roth und Pahl/Beitz stimmen mit dem Ablaufplan der Richtlinie VDI 2221 [85] genau überein. Etwas unterschiedlicher sowohl im Hinblick auf die Nomenklatur als auch auf die verwendeten Elemente ist der Vorschlag von Koller [36, 37]. Die Bezeichnungen im Vorgehensplan geben schon Elemente und Operationen für die einzelnen Schritte an. In der Funktionellen Phase ist kein grundsätzlicher Unterschied im Vorgehen zu erkennen. In der Gestaltenden Phase wird der Geometrisch-Stoffliche Abschnitt als "qualitative", der fertigungstechnische Abschnitt als "quantitative" Synthese bezeichnet. Diese Unterteilung und die in der Funktionellen Phase verwendeten Elemente unterscheiden sich allerdings wesentlich
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 43
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Bild 2.20. Gegenüberstellung der Konstruktions-Ablaufpläne nach Roth, entwickelt aus [73, 65, 76], Pahl/Beitz [50], Richtlinie VDI 2221 [85], Koller [36,37] und Rodenacker [61]. Der
alten Richtlinie VDI 2222/1 von 1973 [86] wurde ein Ablaufplan zugrundegelegt, der wohl als Vorgänger von [50] gelten kann
von den Vorgehensweisen nach Roth und Pahl/Beitz. Die Bedeutung der Effekte wird bei Koller sehr betont und wurde von ihm auch frühzeitig erkannt [36,37]. Der Ablaufplan nach Rodenacker [60, 61] stellt die Aufgabe als den "Geforderten Wirkzusammenhang" dar, sieht die Funktion in erster Linie von ihrem logischen Aspekt her und stellt in den Mittelpunkt ihrer Umsetzung in reale, technische Gebilde das "Physikalische Geschehen". Es folgt die Betrachtung
der aus der Getriebelehre wohlbekannten kinematischen Zusammenhänge sowie die Berücksichtigung konstruktiver und fertigungstechnischer Erfordernisse. Wie schon durch die Bilder 2.11 und 2.13 dargelegt wurde, verläßt man sich beim Vorgehen in der Funktionellen, aber auch in den anderen Phasen, nie allein auf eine Lösung, sondern versucht, verschiedene Varianten für die Erfüllung gewisser AufgabensteIlungen zu finden und wählt sich die günstigsten aus.
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Bild 2.21. Symbolische Darstellung des methodischen Vorgehens nach dem Algorithmischen Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (AAK). Berücksichtigung der Varian-
tenbildung, des Auswahlvorgangs sowie der Integration der ausgewählten Teileinheiten, Vernachlässigung des Iterationsund Rücklaufvorgangs
Ein weiterer Grundsatz ist der, komplizierte Aufgaben, Funktionen oder Maschinen in überschaubare, einfachere Teilaufgaben, Teilfunktionen oder Einzelteile und Teileverbände zu zerlegen, für diese Lösungen bzw. Gestaltungsformen zu finden und sie dann zum Gesamtgebilde zusammenzusetzen. Ähnliche Struktur-Ablauf pläne sind in [50, 86] vorgeschlagen. In Bild 2.21 ist die Aufspaltung in Teilaufgaben, funktionen, Einzelteile usw., die Variantenbildung, der Auswahlvorgang und die Interpretation für den Ablaufplan des Bildes 2.10 dargestellt. In den Kopfspalten sind die Ablaufphasen, die Konstruktionsabschnitte sowie die Begriffe, für welche die Symbole stehen, aufgeführt. In Spalte 1 steht der Ablaufplan als Strukturbild, in Spalte 2 sind Symbole für die benötigten Anforderungen und den erforderlichen Auswahlvorgang an den entscheidenden Stellen eingetragen. Aus dem Bild ist nun das Vorgehensprinzip zu entnehmen. Eine Gesamtaufgabe wird z. B. nach gewissen Anforderungen variiert, Feld 1.1, die günstigste Variante ausgesucht und ihr eine Gesamtfunktion zugeordnet, Feld 3.1. Gegebenenfalls kann man auch zunächst die (hier punktierte) Gesamtaufgabe des Feldes 1.1 in Teilaufgaben des Feldes 2.1 zerlegen, diese variieren und den ausgewählten Teilaufgaben gleich Teilfunktionen (Feld 3.1) zuordnen. Bei dem als erstem beschriebenen Weg wird nun die Gesamtfunktion des Bildes 3.1 in Teilfunktionen zerlegt, diese werden variiert und die ausgesuchten zu verschiedenen Funktionsstrukturen z.B. der Allgemeinen, ähnlich wie in den Bildern 4.9-1 bzw. 8.50, zusammengefaßt. Die günstigste wird ausgewählt. Ein ähnlicher Vorgang, nämlich das Zuordnen physikalischer, chemischer, biologischer Effekte zu den Allgemeinen oder Logischen Funktionen, ihre Variation und Auswahl zur entsprechenden Funktionsstruktur, vollzieht sich in Feld 4.1. Schließlich folgt mit der Zuordnung der Effekte zu den Teilfunktionen z.B. aus Bild 5.5, der Variation der Effekte (z.B. wie in Bild 2.l3) sowie deren Zuordnung zu Effektträgern (das sind die die Effekte realisierenden stofflichen Elemente) in Feld 5.1 des Bildes 2.21 der entscheidende Schritt zur Gestaltenden Phase. Die Zuordnung der Effektträger zu Strukturelementen (das sind symbolisch dargestellte Einzelteile und deren Wirkflächen, wie in Bild 8.10-2) sowie deren Funktionsintegration führt dann in Feld 6.1 zu ersten gestaltlichen Lösungen, den Strukturentwürfen oder Prinzipskizzen. Eine Version wird ausgewählt. In Feld 7.1 werden den Strukturelementen Einzelteile
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 45
zugeordnet, diese variiert und soweit sinnvoll, funktionsintegriert. Es entstehen die ersten gestaltlichen, die Kontur festlegenden, die sogenannten Konturentwürfe. Einer wird ausgewählt. Die Schwachstellenbearbeitung (Feld 8.1), durch Alternativvorschläge für bestimmte Gestaltungsbereiche, das Zusammenfügen der ausgesuchten Varianten führt zum verbesserten Entwurf, das Detaillieren der Einzelteile schließlich zu den Herstellunterlagen. An dem Beispiel einer Ansetzmaschine ist dies Vorgehen auch in Bild 8.9 dargestellt. Auffallend ist bei ständigem Konkretisieren eines Produkts das Überschreiten zahlreicher Zuordnungsebenen (ZE), deren wichtigste zwischen den einzelnen Konstruktionsphasen liegen. Die Zuordnungsebene zwischen den Zeilen 4 und 5 wurde im Zusammenhang mit dem Begriff "Organische Technik" in [75] aufgezeigt (Bild 2.22). Dort zeigt Teilbild 1 eine mechanische Baugruppe, Teilbild 2 die Überlappung von Funktions- und Baueinheiten sowie Teilbild 3 die Vernetzung dieser bei den Einheiten. Die dargestellte Technik, typisch für das übliche Konstruieren mit festen Körpern, ermöglicht eine weitgehende Integration von Funktion, Effekt, Effektträger und Einzelteil usw. In Bild 2.21 ist auch das ständige Steigen der notwendigen Anforderungen (Spalte 2) zur Auswahl der Varianten zu erkennen. Die Anforderungen werden mit fortschreitender Produktkonstruktion laufend ergänzt.
2.2.3 Einfluß der Vernetzung von Funktions- und Baustrukturen auf die Vorgehensweise
Die Unterteilung der Gesamtfunktion in Teilfunktionen, welche einzeln zu realisieren und danach zusammenzusetzen sind, stößt bei der Konstruktion von elementaren Baugruppen des Maschinenbaus (und benachbarter Techniken) auf die Schwierigkeit, daß sinnvollerweise, ja notwendigerweise die einzelnen Teile nicht nur für eine Teilfunktion zu verwenden sind und daß umgekehrt eine Funktionseinheit in der Regel mindestens aus zwei und mehr Teilen besteht. Funktionseinheiten und Einzelteile sind miteinander derart vernetzt, daß sie sich stets überlappen. In Bild 2.22, Teilbilder 1 und 2, ist das gut zu erkennen. Die abgebildete Baugruppe, aus einem ehemaligen Femschreibdrucker, Teilbild 1, zeigt eine Reihe von Einzelteilen wie Kugellager a, Welle b, Kupplungsbuchse c, Schraubenfeder d, Führungs-
46 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
2
Funktions - ~PP lun~x-;; ,-Federung -lRa~-' Oruckhamme~ 11
1 1 Kur ven - I 1 Kur ven- 1 betätigung
und
1 ge tr iebe getriebe 1
I I I 1 e I gAbtaster :
I I I Führungsbund ,Gewindebuchse 1 Schraubenfeder 1 KUPPllUngSbUChlse Nfckenbuc~se 1
Bau-b
Struktur Welle
Kugellagerring
3
FunktionsSt ruktur
1.--, ,---, r::---l r:::----, I Axia l - I I I IRadial- I IDruck- I
I Kurven - I IFederung l IKurven- I I hammer I
~~ieb:J L_ I ~tr i~~ ~~äti~~
Funkti on durch Ba uteile
Vernetzung
Bau -st r uktur
a
Bild 2.22. Die Bauweise von Maschinen mit festen, beweglichen Teilen ist eine integrierte Bauweise, da sich die Funktionseinheiten und die Bauteile, mittels derer sie ihre Aufgabe erfüllen, nicht decken, sondern sich in zweckmäßiger Weise überlappen.
Teilbild 1: Typische Baugruppe, hier eines historischen Fernschreibdruckers. (Historisch, weil heute in Nachrichtengeräten ähnliche Funktionen elektronisch gesteuert werden, nicht aber wegen veralteter mechanischer Technik).
bund e usw. die bis auf die Federung, allesamt zur Erfüllung einer Funktion nicht im Stande sind, da die ergänzenden Teile fehlen. Für die Funktion 3 "Federung" sind sie zufällig alle vorhanden. In Teilbild 2 ist diese Überlappung gut zu erkennen. Die "Kupplungsbuchse" c kann beispielsweise keine der Funktionen 1 bis 3 allein erfüllen, sondern
ZE
Bauteile als Funktionselemente
Teilbild 2: Es wird eine Funktion stets durch mehrere Teile erfiillt. So wird z. B. die Funktion 3 "Federung" erst durch das Zusammenwirken der Einzelteile Kupplungsbuchse c, Schraubenfeder d, Führungsbund e und Welle b ermöglicht.
Teilbild 3: Funktions- und Baustruktur sind polyhierarchisch miteinander vernetzt. Sie werden durch sinnvolle Zuordnungen (ZE) miteinander vernetzt
benötigt - wie bei der "Federung" - noch andere Bauteile, dient jedoch gleichzeitig als Übertrager von Energie (Bewegung und Kraft) zwischen diesen Funktionseinheiten. Funktions- und Baueinheiten decken sich auf dieser Konstruktionsebene nicht, sondern sind miteinander sinnvoll und polyhierarchisch vernetzt (Teilbild 3). In
der Elektrotechnik, deren Schaltnetze früher ausschließlich mit diskreten Elementen (Widerstand, Kondensator, Spule usw.) arbeiteten, hat die Integration mehrerer Funktionen in einem Teil zu einer Revolutionierung und Miniaturisierung, aber auch zur gleichen Problematik geführt. Die Entwicklung ist auch heute noch nicht zum Stillstand gekommen. Mit zur Integrierung und damit Miniaturisierung dieses Elementebereichs hat auch beigetragen, daß die Realisierung wichtiger elektrischer Funktionen (Widerstand, Kapazität, Verstärkerfunktion bei Transistoren) mit der kleinbauenden, für Massenproduktion geeigneten Aufdampf- und Schichttechnik möglich ist. Die Erkenntnis für maschinenbauliche Konstruktionen ist die, daß durch die immer schon angestrebte "integrierte Bauweise" (von Funktionen und Bauteilen), die günstigste Raumausnutzung und die kleinsten Außenmaße möglich sind, jedoch die Baugruppen und Funktionseinheiten oft nicht allgemein verwendbar sind. In Veröffentlichung [75, 40] wurde diese integrierte Technik als" organische" Bautechnik gekennzeichnet und ihre Eigenheiten der "Bauteile- und Baukastentechnik" gegenübergestellt. Im Zusammenhang mit dem Ablaufplan ist es nun wichtig zu erkennen, daß z. B. die Bauteile-Technik, bei der sich das bauliche Teil und die Funktionseinheit decken (z. B. ein Sperrschieber, ein Wegeventil, eine Pumpe, ein Motor) sich der Konstruktionsabfolge (Funktion, Effekt, Gestaltelemente ) viel leichter fügt, als Funktionskombinationen in der geschilderten "integrierten" Technik. Dort bilden optimale Zusammenfassungen von Funktion bzw. Effekt- und geometrischer Struktur solche integrierten Bausteine wie Wälzlager, Zahnradpaarungen, Kupplungen, also mehrteilige Maschinenelemente. Die sollten direkt verwendet werden, wobei dann auf dieser elementaren Bauteile-Ebene die strenge Abfolge des Ablaufplanes nicht eingehalten werden muß.
2.2.4 Mögliche Vorgehensweisen bei Vereinigung mehrerer Arbeitsabschnitte, Vorgehens-Strategien I-VI
Beim Konstruieren werden in der Regel bisher bewährte Bauelemente nicht neu erfunden und bis zur Reife entwickelt. Diese Bauelemente erfüllen meistens schon eine bestimmte Funktion mit Hilfe eines bestimmten Effekts und haben auch eine bestimmte Gestalt. Das ist jedoch nicht immer so. Manchmal stehen nur die Funktion und der Effekt fest, manchmal die Funktion und die Gestaltvor-
2.2 Ablaufplan für das methodische Konstruieren 47
gaben, eventuell auch nur der Effekt und die Gestaltvorgaben. In Bild 2.23 sind sämtliche Möglichkeiten des Vorgehens [85] von der Aufgabenstellung bis zur Prinzipskizze dargestellt, wenn die Arbeitsabschnitte "Funktion, Effekt und Gestaltelemente ermitteln" zugrunde gelegt werden. Je nach der Zusammenfassung dieser Arbeitsabschnitte ergeben sich 6 Vorgehensstrategien [105; 86]. Das für den Ablaufplan in Bild 2.16 geschilderte stufenweise Vorgehen würde der
Strategie I des Bildes 2.23 entsprechen. Sie ermöglicht die meisten Varianten. Diese Strategie ist bei der Suche nach neuen Lösungen auf der Elemente-Ebene und bei der Konstruktion komplexerer Einheiten immer zu empfehlen. Sie kann mit Hilfe der Modelle aus Bild 3.2 realisiert werden. Dabei ist zu beachten, daß Modelle gewählt werden, bei denen entweder die Funktion dominiert oder der Effekt oder die Gestaltelemente und diese variiert werden. Angewendet wird Strategie I beim durchgehend methodischen Konstruieren [68].
Strategie 11 geht von Elementen aus, deren gestaltliche Form und deren zugrunde liegenden Effekte vorliegen, z. B. an anderen Konstruktionen schon verwendet werden, aber für andere als die erstrebte Funktion. So könnte z. B. eine Reibpaarung eventuell für das Abbremsen von Fahrzeugen, auch zum Erzeugen von Wärme benutzt werden (Reibschweißen). Die Variantenvielfalt ist nicht so groß wie bei Strategie I. Diese Strategie wird im Maschinenbau häufig verwendet, insbesondere in der Getriebelehre, deren Bauelemente (siehe Bilder 8.11, 8.13, 7.1) schon eine Integration von Effekten in elementaren Bauteilen sind (ähnlich den "Effektträgern"), ebenso bei Lagern aller Art. Die Funktion muß auch hier, wie in Vorgehens-Strategie I üblich, vorgegeben werden (siehe auch Bild 8.48). Für sie eignen sich die Modelle 4-7 und 13 des Bildes 3.2.
Strategie III ist häufig sinnvoll, wenn Funktionen und Effekte in der Vorstellung schon eng miteinander verknüpft sind, nur die Gestalt oder Gestaltung noch aussteht. Das ist vornehmlich bei Schaltsymbolen der Elektrotechnik der Fall, wenn sie z. B. den Ohmschen Widerstand, eine vorliegende Kapazität oder Induktivität darstellen, bei denen sowohl Funktion als auch Effekt gemeint sind (Bild 8.44, Zeile 3). Die gestaltliche Anordnung ist zunächst unwichtig, kann sogar anschließend stark variiert werden.
48 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
Lösungswege IKonstruktions- Ablouf- Strategien I bis VI)
1 2 3.1 3.2 2 + 3.1 +3.2
I Effekte, -----00 Funktionen f----o Effektträger I----- Ge st altel emente f----o
~ Funktionen Effekte mit Gestaltvorgaben ~
H Funktionen mit Effekten Gestaltelemente ~ Prinzipskizze Aufgaben-steilung
Mi mit Funktionenl---i
Effekte Gestaltvorgaben
H Fu nktionen mit Effekten und Gestaltvorgaben ~
H Gestaltete Lösung für die Aufgabensteliung
Bild 2.23. Mögliche Vorgehens-Strategien bei Berücksichtignng einzelner oder integrierter Arbeitsabschnitte des Bildes 2.l6. Strategien [105].
Es werden alle Arbeitsabschnitte 2, 3.1, 3.2 durchlaufen, wie sie im Ablautplan vorgegeben sind. Es steht eine größtmögliche Variantenvielfalt zur Verfügung. V) ~ a 3 mit a als Anzahl der durchschnittlichen Varianten pro Arbeitsabschnitt.
II Gesonderte Behandlung von Soll-Funktionen und deren Vernetzung in Strukturen. Effekte, Effektträger und Gestaltvorgaben bilden einen schon integrierten gemeinsamen Komplex. Effekt und Gestaltansatz werden nicht getrennt behandelt. Die Variantenzahl ist etwa V)I ~ a 2.
Die Anzahl der Varianten ist eingeschränkt. Diese Vorgehens-Strategie wird mit Hilfe der "Funktionsgrößen-Matrix", Kap. 5, erläutert. Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich bei der Zuordnung von Gestaltelementen. Geeignete Modelle sind die Nr. 5 und 8 des Bildes 3.2. Anwendung von Strategie III vornehmlich in der Elektrotechnik.
Strategie IV tritt zwar nicht so häufig auf, kommt aber dennoch vor. Soll z. B. ein Topf mit Flüssigkeit erwärmt werden (Funktion und Gestalt integriert, Effekt frei wählbar), dann kann das an einem Herd mit offenem Feuer (Oxydation), auf einem Elektroherd (Ohmscher Widerstand) oder mit einem Ultraschallgerät (Reibungswärme) erfolgen. Auch hier sind die Varianten sehr eingeschränkt. Diese Strategie legt z. B. Jung [26] seinen Vorschlägen über "Funktionale Gestaltbildung" zugrunde. Sie wird im Zusammenhang mit den Bildern 8.34-2, 8.34-3, 8.48 näher erläutert. Es eignen sich Modelle wie das Modell Nr. 14, Bild 3.2, dazu.
III Funktion und Effekt sind gedanklich schon eng miteinander verknüpft, evtl. aufgrund der Erfahrung schon optimiert. Sie werden gemeinsam behandelt, die Gestaltelemente jedoch getrennt. Variantenzahl V)n ~ a 2.
IV Funktion und Gestalt sind gedanklich verknüpft, der Effekt wird gesondert behandelt, muß evtl. noch ermittelt werden. Variantenanzahl durchschnittlich V)V ~ a 2 .
V Funktion, Effekt und Gestaltvorgaben werden nicht getrennt. Gebilde, die alle Forderungen erfüllen liegen oft als bekannte gedankliche Komplexe vor und eine konstruktive Bearbeitung erfolgt beispielsweise erst in der Gestaltenden Phase. Vergleichbare Variantenbildung V ~ a.
VI Steht für vorgebbare Lösungen z. B. bei Zukauf-Aggregaten. Variantenbildung V = 1
Strategie V geht von Elementen aus, welche schon vorhanden sind, die gewünschte Funktion erfüllen, einen zweckmäßigen Effekt zugrunde legen, Gestaltvorgaben auch schon haben, aber für eine endgültige Gestaltung noch offen sind [77]. Als Beispiel ist das Vorgehen mit "Struktur-Funktions-Elementen" (SFE) zu nennen, ausflihrlich in Kapitel 8.4.2 dargestellt, flir bestimmte Aufgaben eventuell mit den Getriebeelementen kombiniert. Sie gestatten keine weitere Variation der Elemente aber eine solche der Verknüpfung. Bevorzugt für diese Strategie sind die Modelle 10; 14; 15 aus Bild 3.2. Anwendung findet diese Strategie auch bei Produkten mit extremen Eigenschaften, die nur bei bestimmten Kombinationen von Funktion, Effekt und Gestalt realisierbar sind (siehe Bild 8.48).
Strategie VI arbeitet mit fertig gestalteten Teilen, welche die Funktion mit bestimmten Effekten erfüllen (Zukaufteile). Sie stehen beispielsweise in Firmen-Katalogen zur Verfügung. Am Prinzip, an der Funktion und der Gestalt ist nichts mehr zu
2.2 Ablautplan rur das methodische Konstruieren 49
Ablaufstrategien
Arbeits - Konstruktions- Vorgehens - Strategien Schritte Ablauf
2
3. 1
3.2
Anzahl Bei 3 Varianten der Varianten pro Stufe
2 Effektive Variantenerzeugungs -Methode
Für .. vollständige" Läsungsübersichten IZ.B. Umgehungslösungen bei Schutzrechtenl
Bild 2.24. Arbeitsabschnitte und Variantenanzahl.
3
Teilbild 1: Anwendung von Vorgehens-Strategie I ergibt beispielsweise 3 Zuordnungen von Aufgaben-Funktion, Funktion-Effekt, Effekt-Gestaltvorgabe, insgesamt 27 Varianten, Strategien II bis IV je 9 Varianten, Strategie V je 3 Varianten und Strategie VI je 1 Variante.
ändern. Diese Vorgehensweise ist von Birkhofer [5] besonders eingehend entwickelt worden.
Die Vorgehensstrategien lassen sich für die Gestaltungsphase fortsetzen, worauf hier verzichtet wird, da dort keine Änderungen der Funktion mehr möglich sind, ähnlich wie bei Strategie VI. Weitere Ausführungen siehe in Abschnitt 8.5.2.
2.2.5 Eine effektive Variantenerzeugungsund Variantenauswahl-Methode für verschiedene Vorgehens-Strategien
Wie schon in Bild 1.19 dargestellt wurde, gibt es nach Birkhofer [3, Kap.l] verschiedene Möglichkei-
II bis IV V VI
x x x
Ausscheidungs - Methode
Ungeeignet, / nicht weiter
verfolgt
Frühzeitiges Aussortieren zur arbeitssparenden Optimierung
Teilbild 2: Die große Variantenanzahl ist zwar häufig erwünscht, jedoch sehr arbeitsaufwendig. Teilbild 3: Ein rechtzeitiges Aussortieren nicht realisierbarer oder ungeeigneter Varianten setzt den Arbeitsaufwand und die Anzahl der entstehenden Lösungen stark herab, obwohl eine Vielzahl von Möglichkeiten berücksichtigt wurde (Kap. I, [3])
ten, um zu einer bestimmten Variantenzahl zu kommen, wenn in jeder Stufe (Arbeitsabschnitt) eine bestimmte Anzahl von Varianten vorkommt. Am wenigsten arbeitsaufwendig ist das Ergebnis, wenn bei einer Mindestzahl von "Stufen-Varianten" eine maximale Zahl von Gesamtvarianten entsteht; das ist der Fall, wenn pro Stufe die Variantenzahl k = e '" 3 ist (Bild 1.19, Zeile 3). In Bild 2.24 ist nun das Prinzip der optimalen Variantenverteilung auf das Vorgehen nach den einzelnen Strategien angewendet. Es zeigt sich in Teilbild I, daß bei Vorgehens-Strategie I aus Bild 2.23 im Arbeitsabschnitt 3.2 theoretisch 27 Varianten entstehen, beim Vorgehen nach den Strategien II bis IV neun Varianten, beim Vorgehen nach Strategie V drei Varianten und nach Strategie VI nur eine "Variante"
50 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
übrig bleibt. Die Anzahl der Stufen (Arbeitsabschnitte ), welche berücksichtigt werden, läßt die entstehende Variantenzahl potenziell steigen! So sehr eine größere Variantenzahl erstrebenswert ist, da bei ihr die Wahrscheinlichkeit wächst, daß neben manchen weniger guten auch einige ausgezeichnete Varianten entstehen (siehe Bild 2.19), so stört die große Zahl die Übersicht und macht viel "unnötige" Arbeit, da oft zahlreiche Varianten trivial, nicht möglich oder wegen bestimmter Randbedingungen gar nicht zulässig sind. Eine Bedingung, um der "Variantenexplosion" zu entgehen, wurde schon beachtet, nämlich die, daß die Zahl der Stufenvarianten in der Größenordnung von 3 bleibt, eventuell manchmal nur 2 ist oder gar 4, mit Ausnahme 5. Auf diese Weise läßt sich ein genügend vollständiges Spektrum einer sinnvollen Lösungsvielfalt finden, wie es fiir Übersichten eines ganzen Bereichs oder fiir die Sicherung gegen Umgehungslösungen bei Schutzrechten sinnvoll ist, Teilbild 2 aus Bild 2.24. Eine sehr wirksame "Ausscheidungs-Strategie", die auch in unserem unbewußten Denken eine große Rolle spielt, ist in Teilbild 3 dargestellt. Es werden in einer möglichst "hoch" liegenden Ebene alle Varianten ausgeschieden, bei denen schon in diesem Stadium beurteilt werden kann, daß sie ungeeignet sind. Im angeführten Beispiel bleiben statt der 27 Varianten aus Teilbild 2 nur zwei Varianten zur Auswahl übrig. Eine kritische Betrachtung für die Auswahl stellt Birkhofer an [6]. Diese Methode ist aber auch sehr riskant. Vorgefaßte Meinungen oder in bestimmten Branchen aus welchen Gründen auch immer nicht übliche Wege fiihren allzu leicht zur Ausschaltung bestimmter Varianten und damit zur Vermeidung origineller Lösungen. So bewirkte Z.B. die einzuhaltende Regel, daß elektrische Kontakte wegen variabler Kontaktkraft nie direkt betätigt werden sollen, lange Zeit, daß Folientastaturen nicht erfunden und entwickelt wurden. Diese sind jedoch bei bestimmten Geräten und bei Miniaturisierungen sehr sinnvoll und die Schäden durch direkte Betätigungen können eventuell auf andere Weise vermieden werden. Die Variationsmethode nach Teilbild 3 setzt daher sehr weitsichtige Beurteilungskriterien voraus und Unvoreingenommenheit gegenüber eingefahrenen branchenspezifischen Beurteilungskriterien. Methoden der Wertanalyse [11, 88, 89,91] können zur Beurteilung hinzugezogen werden.
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52 2 Allgemeine Grundlagen der Konstruktionslehre
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88. VDI-Richtlinie 2801, Blatt 1-3: Wertanalyse. Düsseldorf: VDI-Verlag 1970/71
89. VDI-Taschenbuch 135: Wertanalyse - Idee, Methode, System -. Düsseldorf: VDI-Verlag 1972
90. VDI-Taschenbuch T 46: Systematische Produktplanung -ein Mittel zur Untemehmenssicherung. Düsseldorf: VDIVerlag 1975
91. Voigt, C.D.: Systematik und Einsatz der Wertanalyse, 3. Auflage. München: Siemens-Verlag 1974
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93. Wächtler, R.: Die Dynamik des Entwickelns (Konstruierens). Feinwerktechnik 73 (1969) 329-333
94. Weege, R.-D.: Recyclinggerechtes Konstruieren. Düsseldorf: VDI-Verlag 1981
95. Weizsäcker von, c.F.: Die Einheit der Natur, Studien. München: Hanser 1971
96. Wiener, N.: Informationstheorie. Die Naturwissenschaften von E. Lamla und E. v. Holst. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer 1961, Bd. 48, S. 174
97. Wögerbauer, H.: Die Technik des Konstruierens. 2. Auflage. Berlin, München: Oldenbourg 1943
98. Young, A.: Der kreative Kosmos. München: Kösel 1987 99. Zwicky, F.: Entdecken, Erfinden, Forschen im Morpholo
gischen Weltbild. München, Zürich: Droemer-Knaur 1966/1971
100. Roth, K.: Die Technik, ihre Entwicklung, ihre Grundprinzipien. München: NN 2000
101. Roth, K.: Variation der Maschinensysteme mit Hilfe ihrer Grundstrukturen, bestehend aus aktiven und passivem Zweig. Berichtsband zum Gedenkkolloquium für W. Beitz, Berlin: Springer 1999
102. Ehrlenspiel, K.: Integrierte Produktentwicklung. Methoden für Prozeßorganisation, Produkterstellung und Konstruktion. München, Wien: Carl Hanser, 1995
103. Roth, K.: Die Technik im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst. Südostdeutsche Vierteljahresblätter 39 (1990) Heft 3, S. 251
104. VDI-Richtlinie 2223: Methodisches Entwerfen technischer Produkte. (Entwurf, März 1999). Berlin: Beuth Verlag GmbH
105. Roth, K.: Entscheidende Konstruktionsstrategien. Konstruktion,47 (1995)Nr. 1, S.10-14
106. Roth, K.: Grundstrukturen und Variation von Maschinen, ihr aktiver und passiver Funktionszweig. Konstruktion, JanuarlFebruar 2000
3 Methodisches Formulieren der AufgabensteIlung
Inhalt: Mit Suchmatrizen und Checklisten (Bilder 3.14; 3.15) wird das Zusammenstellen einer lückenlosen AufgabensteIlung ermöglicht, die Produktion, Transport, Betrieb und Recycling berücksichtigt. Das ermöglicht die Erfüllung zahlreicher Anforderungen, auch solcher, die häufig erst nach langjähriger Betriebserfahrung erworben werden.
In Kapitel 2 wurde das konstruktive Vorgehen anhand eines Ablaufplans (Bild 2.10) beschrieben mit dem Hinweis, daß beinahe alle einschlägigen Verfahren für ihr Vorgehen einen Ablaufplan verwenden. Solche AblaufPläne sind sehr wichtig, um die günstigste und damit auch richtige Reihenfolge der Konstruktionsschritte einzuhalten, sind aber nur von theoretischem Wert, wenn für die einzelnen Phasen oder Phasenabschnitte nicht noch weitere, sehr konkrete Vorgehenshilfen angeboten werden. Diese Hilfen können darin bestehen, daß für den behandelten Phasenabschnitt ein Produktdarstellendes Modell (auch Produkt-Modell) zur Verfugung gestellt wird. Es besteht aus einer überschaubaren Anzahl von Elementen, welche die für die entsprechende Konstruktionsphase relevanten Eigenschaften des technischen Produkts weitgehend vollständig abbilden; die Elemente sollten auf grund bestimmter Regeln miteinander verknüpfbar sein, gegebenenfalls sich zu Netzwerken zusammensetzen lassen und Variationsoperationen ermöglichen, mit deren Hilfe große Lösungsspektren erzeugt werden können. Ebenso erleichtern Konstruktionskataloge und Lösungssammlungen das Vorgehen, geben aber im Gegensatz zu den Produktdarstellenden Modellen keine Anweisung über die Vernetzung ihrer Inhalte. In diesem Kapitel werden, als Fortführung von Kapitel 2, Konstruktionshilfen angeführt und erläutert, die das Entwickeln des Produkts innerhalb eines bestimmen Phasenabschnitts, d. h. innerhalb einer bestimmten Abstraktionsebene zum Ziele haben. Bild 3.1 zeigt den Ablaufplan, unterteilt in verschiedene Phasenabschnitte. Diese Konstruktionsabschnitte, auch modellbedingte Abschnitte genannt, entsprechen verschiedenen Abstraktionsebenen, für welche bewährte Darstellungsmöglichkeiten des Produkts vorliegen, z. B. als Allgemeiner Funktionsplan in Form einer Funktionsstruktur (Modell 4), als Geometrische Funktionsstruktur (Modell 10) oder als Konturbild in Form einer maßstäblichen Zeichnung in Orthogonalprojektion (Modell 14) usw. Innerhalb eines solchen
"Modellabschnitts" kann das Produkt mit sehr gut formalisierten, ja oft mit algorithmisierbaren Schritten weiter entwickelt, variiert und optimiert werden. So z .. B. würde man in Modellabschnitt 8 (Bild 3.1) den physikalischen Schaltplan variieren und optimieren, in Modellabschnitt 13 das Prinzipbild, bestehend aus Elementenpaaren (Gelenken) und Gliedern weiterentwickeln und in Abschnitt 14 die Kontur, die Abmessungen und den Werkstoff festlegen usw. Das Ergebnis eines Abschnitts ist Ausgang für die Formulierung einer konkreteten AufgabensteIlung im nächsten Abschnitt, ähnlich wie es in Bild 2.14 dargestellt wurde. Je mehr solcher Zwischenabschnitte man nun einfügen kann, um so einfacher und formaler läßt sich das Vorgehen innerhalb der Abschnitte durchführen. Bild 11.79 in Band H, "Gestaltvariations-Operationen" zeigt in den Zeilen 2, 3,4 das zu Bild 2.14 entsprechende Bild mit drei zusätzlich eingefügten Konstruktionsabschnitten. Zahlreiche Zwischenabschnitte erleichtern aber auch den Übergang von einem zum anderen Phasenabschnitt. Das Vorgehen innerhalb eines Phasenabschnitts, d. h. innerhalb eines Produktdarstellenden Modells soll als "horizontales" Vorgehen bezeichnet werden, da es innerhalb der gleichen Abstraktionsebene erfolgt, das Vorgehen von Konstruktionsabschnitt zu Konstruktionsabschnitt als "vertikales" Vorgehen. Es kommt nun darauf an, für verschiedene AufgabensteIlungen in den Ablaufplan immer geeignete und einer Reihe von inhaltlichen und methodischen Anforderungen genügende Produktdarstellende Modelle einzubauen. Das müssen, ja es können sogar nicht immer die gleichen sein, sondern die fur die Aufgabenkategorie geeignetsten. Die Beschreibung und das Arbeiten mit solchen Modellen ist Gegenstand der folgenden Ausführungen.
54 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
Konstruktionsobloufplan
1. Aufgobenformulierurqs Phose
Produkldorstellende Modelle für die einzelnen Kanstruktionsabschnitle
.------l( Aufgobe
Ergönzende und olternotive Modelle
CD Aufgobensötze für: CD AufgobenstelluDJ 1~ Allgemeines Fluflblld
L-_________ ---'---' Allgemeine Funktion ,..---------------' la -Funktion
A f d I· t 1 10 Anforderungen n or erungs IS e 100 .. "
4 CD Houptoufgobensotz ~ CD Anforderungsliste für:
;unktion: Hr;--AI;':-----~C~ ~O __ ·· -" - -
Phose I ~ Funktionsstruktur J I CD Gesomtfunktions-Modell
® la -Funktionsstruktur Logische (Ian Funktionsstruktur 2 'I ® Allgemeines Flußbild
1--_ _ ~-==--=-== =.:.. -=---.:.=.==......J_f- ________ _
3.Prinzipielle Phase
® Spezielle .1~ ® Vektorielle Funktions -Funktionsstruktur struktur (VFS)
@ Geometrische Funktionsstruktur (GFS)
® Logische- SchluO-Motrix (L SM) 3.2 1 i
® Logische -Schlußorten -Matrix (L AM)
1---_.- -.-.-.-----" r--'-- r---------.-f---------4. Gestoltende ® Allgemeine u Logische Getriebe 4 .~
Phose (Strukturskizze) I
r-=-...:.==-==~-==-~--=-- ® Funktionsintegratian
@Geametrisch-Stoffliches Konturbild 5 ® Gestaltvariationen c.... @Gesamt-Konturbild 6l @ "Gerechtigkeits':Modelie
(Maßstöblicher Entwurf) t5i\\ S . M d 11 'eV pannungsnng- 0 e e 4-----------·-@verbindungs-Modelle
@ Oelail- Konturbild 7 (Produktdokumentot ion)
Bild 3.1. Einbeziehen verschiedener Produktdarstellender Modelle nach Bild 3.2 in den Ablaufplan von Bild 2.10. Die rund eingerahmten Zahlen geben die Modellnummern aus
3.1 Produktdarstellende Modelle für die Phasenabschnitte des Ablaufplans
Schon immer war man bemüht, das zu konstruierende Produkt in einer Form darzustellen, in welcher die betrachteten Eigenschaften gut zum Ausdruck kommen und leicht variierbar sind. So macht der Designer gern ein Modell aus Karton, Hartschaum oder aus leicht bearbeitbarem Kunststoff, bevor er die Oberflächenform endgültig festlegt. Der Konstrukteur zieht eine Abbildung in einer ebenen, unverzerrten Projektion einer perspektivischen "verzerrten" meistens vor, um die Längenverhältnisse, die Winkel maßstäblich darstellen zu können, Schnitte anzubrin-
Bild 3.2 an, die strichlierten Linien die Zuordnungsebenen und die rechteckig eingerahmten Zahlen die Arbeitsabschnitte des Bildes 2.16
gen und die tatsächlichen geometrischen Verhältnisse genau erkennen zu können. Solche Zeichnungen sind auch Produktdarstellende Modelle, bestehend aus einer beschränkten Anzahl (genormter) Elemente, die nach bestimmten Regeln zusammenzusetzen sind und dann immer ganz spezifische Eigenschaften abbilden. Mit solchen Modellen arbeitet man in der Konstruktion schon immer, nur sind sie nicht auf eine bestimmte Anzahl beschränkt, meistens nicht formalisiert und haben fließende Übergänge. Franke [4] hat auf diesen Tatbestand erstmalig aufmerksam gemacht. Seine Definition lautet:
Ein produkte darstellendes) Modell (kurz Produktmodell genannt) ist ein Modell des zu
3.1 Produktdarstellende Modelle rur die Phasenabschnitte des Ablaufplans 55
konstruierenden technischen Gebildes, das eine hinreichende und für Operationen geeignete Abbildung mindestens derjenigen (System)-Eigenschaften des Gebildes erlaubt, die im jeweiligen Phasenabschnitt behandelt werden.
Beim Versuch, "durchgehende" Konstruktionsmethoden aufzustellen, d.h. solche, die von der Aufgabenstellung bis zur Fertigungszeichnung Anleitungen geben, mußten neben vorhandenen stets auch neu entwickelte Produktdarstellende Modelle [14] für den Konstruktionsablauf zur Verfügung gestellt werden. Hansen schlägt in [5] sieben Stufen von Modellen vor. Es sind dies "Präzisierte Aufgabe", "Technische Funktion", "Topologie", "Technisches Prinzip", "Konkretisiertes Prinzip", "Technischer Entwurf' und "Hinreichende Systembeschreibung". Für vier dieser Modelle gibt er untermittelbare Definitionen an. Bei Rodenacker [13] werden die Produktdarstellenden Modelle nicht ausdrücklich definiert. Man kann jedoch die Stufen "geforderter Wirkzusammenhang", "logischer Wirkzusammenhang", "physikalischer Wirkzusammenhang", "kinematischer, konstruktiver und fertigungstechnischer Wirkzusammenhang" unterscheiden. Koller gibt in [8] etwa 16 Produktdarstellende Modelle an: "Aufgabenstellung", "Zweckfunktion (Hauptfunktion)" , "Teilfunktionsstruktur" , "Grundoperationsstruktur" , "Effekt-varianten", "Effektträgervarianten" , "Elementenfunktionsstruktur" , "Prinzipvarianten", "Bauelementevarianten", "Baugruppenvarianten" , "Systemvarianten", "Technisch-Wirtschaftliches Bewerten", "Maßstäblicher Entwurf', "Endgültiger Entwurf', "Zeichnungsunterlagen", "Fertigungsunterlagen" (siehe auch Bild 2.20). Bei PahllBeitz [9] werden acht Modelle angesprochen, nämlich "Aufgabenstellung" , "Funktionsstruktur", "Wirkprinzip", "Wirkstruktur", Technisch-Wirtschaftliches Bewerten", "Grobgestalt, Feingestalt" , "Abschließende Gestalt", "Fertigungstechnische Unterlagen". Das Algorithmische Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (AAK) bietet etwa 17 Produktdarstellende Modelle (Bild 3.2), die zum wahlweisen Einsetzen in den Ablaufplan zur Verfügung stehen. Das 17. Modell, Technisch-Wirtschaftliche Bewertung [18], ist in Bild 3.2 nicht mit aufgenommen, wird aber in den Ablaufplänen zur Schwachstellen- und Kostenprüfung stets angeführt.
Die Übersicht und einige hervorstechende Kennzeichen werden durch die tabellarische Darstellungsweise erleichtert. So ist in den Kopfspalten des Bildes 3.2 der Ablaufplan und die Modellbenennung angeführt, in Spalte 1 sind typische Beispiele der Modell-Elemente dargestellt und in Spalte 2 Begriffe für die Gesichtspunkte der Verknüpfung. Einen gewissen Überblick der Darstellungsart und der im Modell berücksichtigten Eigenschaften des Produkts bringen die Spalten 3 bis 14. Das Bild 3.2 zeigt deutlich, daß die Modelle den Konstruktionsablauf von den abstrakten, verbal formulierten zu den konkreten, gestaltdarstellenden Abschnitten widerspiegeln. Die Anzahl der Punkte in den Spalten 3 bis 14 soll einen Hinweis dafür geben, in welchem Maße die genannte Eigenschaft auftritt. Ist kein Punkt im Feld, tritt sie überhaupt nicht auf, ist einer vorhanden, ist sie untergeordnet, sind vier eingezeichnet, ist sie wesentlich für das Modell. Um mit Produktdarstellenden Modellen wirklich arbeiten zu können, ist es wichtig, daß sie nicht bloß als Begriffe im Ablaufplan stehen, sondern als abgeschlossene Systeme mit streng definierten Elementen, gut durchdachten Operationen und praktikablen Vorgehensanweisungen dem Benutzer eine Hilfe bieten. Sie tragen dazu bei, daß mit einer gewissen Sicherheit vielseitigere Lösungsansätze in der entsprechenden Konstruktionsphase entstehen. Manche Konstrukteure sträuben sich innerlich gegen eine von ihnen befürchtete, angeblich damit verbundene "Kanalisierung" ihrer Phantasie. In Wirklichkeit sorgen die Produktdarstellenden Modelle jedoch dafür, daß so eine Kanalisierung, eine Scheuklappenbildung, welche den Blick in Nachbargebiete verhindert, eben nicht eintritt. In der Praxis ist es eine Frage der Zweckmäßigkeit, wieviele der Produktdarstellenden Modelle in den Konstruktionsablauf eingebaut werden. Theoretisch könnte man sich vorstellen, daß rur alle Produktklassen jeweils eigene Modelle existierten. Wie jedoch die Klassifikation von Eigenschaften technischer Systeme von Hubka [6, 7] zeigt, ist man von einer solchen Unterteilung noch weit entfernt, und außerdem wäre die Handhabung so zahlreicher Modelle problematisch. Wie schon mehrfach gezeigt wurde, wächst die Anzahl der Eigenschaften und damit die Zahl der notwendigen Produktklassen mit zunehmender Konkretisierung sprunghaft; Eigenschaften, die dann vielfach nicht unabhängig voneinander sind. Ein weiterer Punkt, der hier schon öfter angesprochen wurde, ist die Kompatibilität, die Verträg-
Modelle und Produktdarstellendes Modell ihre Eigen-
schaften Kon -
Beispielhafte Darstellung Elemente; struk- Modell- lAusschnitt I Verknüpfung tions- benennung phase
Nr. 1 2
Sätze, z.B. technische Gebil-Aufga- AufgabensteIlung 1 de zum Heben eines Wagens Wörter; Syntax benfor- konstruieren mulie-
Objekt - Prädikat -Beziehungen Begriffe für rungs-Phase Hauptaufgaben -
2 z.B. Wagen heben Objekt und
satz oben halten, absenken Prädikat, Anforderungen Hubkraft, Größe. Gewicht usw. Syntax
Stq Wogen 1 St off I durch ~St Stoff, Energie. Gesamtfunktions- Energiezufuhr auf Information; Modell 3 E- Veranlassung IInfor- f-E Schwarzer
I .... motion I bewegen 1-1 Kasten
Allgemeine Funk-
~ Allgemeine Funkti-
tionsstruktur 4 onen, Verknupfungs-lEE
Funk- IAF SI glieder
tionelle IQ - Funk-
~ Ausgang,Eingang,
tionsstruktur 5 FI~fIWII F2~flFI I sJ~f1F21 Gleiche Funktions-Phase 11 UFJ Größen
Allgemeines ~StinBewe- Normierte Größen u. 6 nicht normierte
FI ußbild 1 freigeben ändern gung setzen Operationen
Logische Funk-~:~y
Binöre Zustände; tionsstruktur 7 logische Verknüp-ILFSI fungen xJ
Spezielle
~ Effekte
Funktions- 8 FI~- F2~-FI s3~F physikalische struktur ISFSJ SI S2 2 Beziehungen
Vektorielle Funk-LQFI
-Fzl..t'2 -FI Mechan.lntcu. (luant.-
tionsstruktur 9 " .t_ größen, Gleichge-
IVFS J VI ''-- tv wichts- u. Geschwin.-Pri n- Fz t V; 2 digk.- Beziehungen zip ielle
Geometrische ~ Strukturfunktion s -Ele-Phase t ~ Funktions - 10 :':) mente, Gleichgew.- u. struktur IGFSJ ;t;;t; Geschw.- Beziehungen
o (1 11)
b~:lblq. :: 11 Binöre Relativlagen; Logische 11 00 und logische Schluß - Verknüpfungen Matrix IL SM I
Logische- (EI EI EI EI) Kraltschluß Schlußarten- 12 Salblq = EI EI EI EI für bin öre Matrix ILAM I EI EI r r Relativlagen
Allgemeine und
~ Glieder, Elementen-
r--- Logische Getriebe 13 paarungen; 1 S t r ukturskizze I Freiheitsgrad
Geometrisch -
~ Körper aus Regel-
Stoffliches 14 flächen, Berührung Konturbild ohne Durchdringung
Gesta 1- Gesamt -Kontur-
~ Maschinenelemente ; tende bild IMaßstäbli- 15 Kompatibilität Phase eher Entwurf
Oetail- Konturbild
~ Kontu ren elemente,
1 Produkt- 16 Darstellungs -dokumentation I vorschrift
o o niedrig, gering, wenig, untergeordnet, g hoch, groß, viel; bevorzugt
o
Vorwiegende Im Modell dargestellte Aspekte 0> Darstellungsart co
=>
'" Wirkungs- Geometr . . ~ weise Anordnung U">
a; 'ru :z E .c ~ ~ .c
'" u >
~ 0 U 0>
.~ .;:: E ~ w- U"> g ] .c ~ ~ "0 ~ .c ~ ~
u ~ ~ 0 U"> co u <n '0, 0
~ ~ => 2 ~ ~ f .=: a §l Ci = <.!:> d ::E ::c
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
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0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
o 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
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(~) 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
Bild 3.2. Produktdarstellende Modelle für das Vorgehen nach dem Algorithmischen Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen (AAK)
lichkeit der im Ablaufplan aufeinanderfolgenden Modelle. Der Verfassen vertritt die Auffassung, daß sie grundsätzlich nie ganz gegeben sein kann, u. a., weil die Modelle und die mit ihnen auszuführenden Operationen meist verschiedenen Wissensgebieten entstammen wie z. B. der Mathematik, der Physik, der Kybernetik, der Systemdynamik, der Festigkeits-, der Getriebelehre oder dem Gebiet der Maschinenelemente. In jedem Wissensbereich werden nun äußerlich ähnliche Bestimmungsgrößen mit zusätzlichen Informationen versehen, die beim Konstruktionsvorgang willkürlich gewählt und zugeordnet werden müssen. Häufig besteht auch kein zwangsläufiger Zusammenhang zwischen den Bestimmungsgrößen zweier Modelle, z. B. der Übertragung einer Kraft und der Form eines dazu geeigneten Stabes. Die Wahlmöglichkeit der Form ist dann ein freier Parameter, den man zur Erfüllung zusätzlicher Anforderungen ausnutzt, z. B. für günstige Fertigungsmöglichkeiten, für bestimmte Formgebungen usw. An solchen Übergängen von Produktdarstellenden Modellen wird vom Konstrukteur eine individuell verschiedene Zuordnung praktiziert. Dies ist auch ein Grund dafür, daß heute innerhalb des Bereichs gut formalisierter Modelle der Rechnereinsatz schon große Verbreitung findet, z. B. bei der Berechnung, der Optimierung vorhandener Strukturen, der Dimensionierung von Einzelteilen und der Herstellung von Zeichnungen. Außerhalb dieses Bereichs, beim Übergang zwischen den verschiedenen Produktdarstellenden Modellen kann auf die menschliche Fähigkeit der Übersicht, Erfahrung und der Kenntnis der späteren Produktverwendung nur ausnahmsweise verzichtet werden (siehe Kap. 14, Band II). Im folgenden werden nun die in Bild 3.2 zusammengefaßten Produktdarstellenden Modelle einzeln besprochen und an Beispielen erläutert. Obwohl sie ursprünglich für das Algorithmische Auswahlverfahren (AAK) konzipiert wurden, können sie auch außerhalb dieses Vorgehens einzeln oder in bestimmten Kombinationen angewendet werden. Während in Kapitel 2 das "vertikale" Vorgehen im Rahmen des Ablaufplans dargelegt wurde, beschränkt sich die Beschreibung in den folgenden Kapiteln auf das "horizontale" Vorgehen im Rahmen bestimmter Produktdarstellenden Modelle.
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 57
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung
Der Aufwand zur Ermittlung einer guten und umsichtigen Aufgabenformulierung ist mit dem Aufwand für die Bewältigung der Funktionellen oder Gestaltenden Phase vergleichbar und wegen der weittragenden Folgen für das Produkt nicht zu unterschätzen. Jede Aufgabenstellung, ganz gleich, in welcher Verallgemeinerungsform sie steht oder für welche Konstruktionsphase sie gestellt ist (Bild 2.15), muß direkt oder indirekt über drei Sachverhalte Auskunft geben:
- Welchen Zweck das technische Gebilde erfüllen soll, z. B. durch Realisierung gewisser vorgesehener Funktionen. Der Inhalt wird daher für die Aufgabenformulierungs-Phase im sogenannten "Hauptaufgabensatz" zusammengefaßt, der in der Funktionellen Phase in den sogenannten "Hauptfunktionssatz" übergehen kann. Er gibt den eigentlichen Zweck an, welche die Hauptfunktion des technischen Gebildes erfüllen soll.
- Welche Umstände, Forderungen oder Randbedingungen zusätzlich zu berücksichtigen sind, durch schon mitgeteilte oder ermittelte Angaben z. B. in einem Pflichtenheft. Das Ergebnis wird in sogenannten "Forderungssätzen" und diese in der Anforderungsliste festgehalten.
- Die Anweisung, eine Tätigkeit einzuleiten, um diese Forderungen zu verwirklichen usw. Sie findet ihren Ausdruck im sogenannten "Anweisungssatz".
Es ist danach z. B. allein die Formulierung einer gewünschten Hauptaufgabe oder das Aufstellen einer Anforderungsliste noch keine vollständige Aufgabenstellung, weil jeweils die beiden restlichen Komponenten fehlen. An einigen Beispielen soll gezeigt werden, wie eine unvollständige, z. B. mündlich ausgesprochene Aufgabe zur Aufgabenstellung ergänzt wird und die Formulierung der erforderlichen "Aufgabensätze" erfolgt. Im Zusammenhang mit dem Satzaufbau kann man feststellen, daß die drei "Satzarten" der Aufgabenstellung sich aus verschiedenen Satzelementen zusammensetzen. So enthalten im allgemeinen die Anweisungssätze das Subjekt - den Satzgegenstand -, die Hauptaufgabensätze das (Akkusativ)Objekt - die Sinnergänzung des Zeitworts - und die Forderungssätze die Umstandsergänzungen und Umstandsangaben eines zusammengesetzten Satzes gleichen Inhalts. Zum Subjekt gehört das Handlungsverb, zum Objekt das Zielverb.
58 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
3.2.1 Die AufgabensteIlung
In der Regel ist die verbale Formulierung, welche die Aufgabe am Beginn einer Konstruktion beschreiben soll, recht unpräzise, oft von lakonischer Kürze, aber auch von anschaulicher Prägnanz. Sie muß, genauso wie die ganze Konstruktion, erst entwickelt werden. Man stelle sie sich immer an der Stelle vor, wo in den Ablaufplänen lediglich "Aufgabe" steht. Es schadet zunächst nicht, wenn die Formulierung in üblicher Umgangssprache vorliegt, ohne den Ehrgeiz, sie in eine makellose Form umzusetzen. Es ist dann eher die Gewähr dafür gegeben, daß der wesentliche Inhalt nicht durch gesuchte Wörter verschleiert wird. Außerdem treten auch meist sehr anschauliche Begriffe dabei auf, die wertvolle Hinweise auf die späteren Anforderungen geben. Solch eine anfangliche Formulierung könnte heißen: " ... einen Wagenheber konstruieren". Für die meisten Adressaten dieser Aufforderung ist damit die Richtung, in welche die Konstruktionstätigkeit gelenkt werden soll, sehr genau umrissen, denn viele kannten die unangenehmen Begleitumstände, unter denen man - auf der Straße stehend, eventuell bei Regen und Dunkelheit, mit verdreckten Händen mit Hilfe eines Wagenhebers das Rad wechseln mußte. Manche meinen, man könnte nach dieser Darstellung der Aufgabe mit der Konstruktion sofort "loslegen". Es besteht aber die Gefahr, daß ein Gegenstand konstruiert wird, den man schon einmal gesehen hat, dessen Vorbild alle von ihm abweichenden Vorstellungen und Möglichkeiten in die gleiche "Denkfurche" zieht. Aus ihr gibt es kaum ein Entrinnen, denn sie läuft, wenn einmal betreten, sehr fol-
Aufgabenstellu ng
Beispiel: (Herr X soll ein ...... )
gerichtig zum Ziel, nämlich zum bekannten Vorbild. Pahl [12] hat vor dieser Gefahr sehr treffend gewarnt, als er sagte, man solle nicht die Aufgabe stellen, ein Garagentor zu konstruieren, sondern eine Vorrichtung, die die offene Garage vor Witterung, Sicht, Zutritt und Einbruch schützt. Das heißt, die Erfüllung dieser AufgabensteIlung muß nicht unbedingt zu einem üblichen Tor führen. Solcher Gefahr kann bei Beginn der Arbeit entronnen werden, wenn der anfangliche, alle drei Satzarten implizit enthaltende "Aufgabensatz" derart umgestellt wird, daß in ihm nicht schon eine mögliche Lösung angesprochen, sondern der Zweck, welchen das durch die Konstruktion geschaffene technische Gebilde erfüllen soll, genannt wird. Der neue Satz, in welchem gegenüber dem ersten wohl einige Informationen verlorengegangen sind, soll, wenn auch nur andeutungsweise, alle drei Komponenten eines Aufgabensatzes enthalten. Er wird als "Aufgabenstellung" bezeichnet. Für unser Beispiel könnte er lauten: ,,(Herr X soll ein) tragbares technisches Gebilde zum Heben eines Wagens konstruieren." In einem nächsten Schritt werden nun die drei inhaltlichen "Komponenten" der AufgabensteIlung voneinander getrennt im Hauptaufgabensatz, in den Forderungssätzen sowie im Anweisungssatz festgehalten, wie Z.B. in Bild 3.3. Die von der Aufgabe bis zur AufgabensteIlung durchgeführte Abstraktion wird beim Übergang zum Hauptaufgabensatz in der Regel weiter fortgesetzt, wobei alle dabei verlorengehenden Informationen gesammelt und gegebenenfalls als Forderungssätze mit möglichst konkret darzustellenden Spezifikationen festgehalten werden.
tragbares technisches Gebilde zum Heben eines Wagens konstruieren
1 2 herau sgea r beiteter entnommene Hauptaufgabensatz Forderungssötze
Einsatz ermöglichen auf strane, in Garage, im Gelände, bei jeder Wi t-
Wogen heben terung. Fun - oder Hand-betrieb vorsehen, Trans-port durch Menschen er-möglichen, Abmessun-gen usw.
3 gegebener
Anweisungssatz
(Herr X soll eine) Neukonstruktion bis zur Anfertigung der Herstell-unterlagen durchführen Bild 3.3. Beispiel fur die Unterteilung einer Auf
gabensteIlung in die drei Aufgabenstellungs-Sätze: Den Aufgaben-, den Forderungs- und den Anweisungssatz
Der Anweisungsatz bleibt inhaltlich etwa gleich, wird jedoch in der Regel in eine größere Anzahl organisatorischer Detailanweisungen aufgespalten. Der Abstraktionsvorgang, welcher hier immer wieder angesprochen wird, erweitert zwar den Lösungsbereich, verdünnt aber den Inhalt. Daher sollte ein einmal schon bekannter Inhalt nie verlorengehen. Die dargestellte Art der AufgabensteIlung wird in Bild 3.2 als Produktdarstellenden Modell Nr. 1 eingeführt [15]. Die Analyse der AufgabensteIlung soll als Ergebnis eine erste Formulierung des Hauptaufgabensatzes und möglichst viele Einzelheiten zur Ergänzung der Anforderungsliste bringen.
3.2.2 Der Hauptaufgabensatz
Er muß nun weiter ausgewertet werden. Dabei hilft eine Grunderfahrung konstruktiver Tätigkeiten, die besagt, daß Aufgaben leichter zu bewältigen sind, wenn sie in kleinere, überschaubare Abschnitte unterteilt werden, z. B. Gesamt- und Teilaufgaben. Es ist daher vorteilhaft, solche Unterteilungen immer schon zu einem frühen Zeitpunkt vorzunehmen, nämlich dann, wenn die Folgen dieser Maßnahme zu überblicken sind. Das gilt auch für den Hauptaufgabensatz. Zu überblicken ist an dieser Stelle schon, daß sich die GesamtaufgabensteIlung aus mehreren zeitlich aufeinanderfolgenden Teilaufgabensteilungen zusammensetzt, die auch bestimmte Teilaufgabensätze enthalten. Wie die Gesamt- und TeilaufgabensteIlung, so lassen sich auch ihre Sätze hierarchisch unterteilen. Das ist für das Beispiel "Wagenheber" in Bild 3.4 geschehen, und zwar nach dem zeitlichen Ablauf des Vorgangs (Spalten 1 und 2). Die Gesamtaufgabe des "Wagen hebens" wurde in die Teilaufgaben "Wagen anheben", "Wagen oben halten", und "Wagen absenken" unterteilt, die gewissermaßen die Hauptaufgaben der Teilaufgaben sind. Man betrachtet dabei zunächst die jeweilige Hauptaufgabe, hier z. B. die des Stoff transports, und erst in einem nächsten Schritt auch die dazu notwendigen Nebenaufgaben. z. B. Energieübertragung und Informationsverknüpfung. Um nun auch für diese Abfolgen Informationen für die Anforderungsliste zu gewinnen (Forderungssätze), insbesondere aber um festzustellen, ob der jeweilige Hauptaufgabensatz nicht erst durch eine Reihe von Nebenaufgabensätzen ergänzt werden muß, geht man gewissermaßen wieder einen Schritt zurück und beschreibt z. B. die näheren Umstände des "Wagen anhebens, oben haltens und
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 59
Aus der Gesamt- Aus der TeilaufgabensteIlung: aufgabensteIlung: Haupt - Haupt - und Nebenaufgabensätze , Hauptaufgabe aufgabensätze Zusatzbedingungen
1 2 3 Nr. 1.1 3.1 H
der Waggrl soll hochgehoben werden 1
3.1 N die Arbeit soll vom Menschen ver- 2
Wagen anheben richtet werden -
3.3 N auf Veranlassungdes Menschen soll die Hubarbeit Ilfgonnen werden 3
Wagen heben und beendet sein. wenn eine be-stimmte Höhe erreicht ist
1.4 3.4," H
Wagen oben bei Beendigung der Hub arbeit mun 4 der 'fu!g~ oben bleiben, auch wenn halten
keine Berührung mehr stattfindet
1.5 3.5 " H
Wagen auf Veran lassung. des Menschen soll durch dessen Eingriff der 5
absenken Waggrl ~gesenkt werden
* In Feld 3.4 und 3.5 wurden Immer nur die neu hinzugekommenen Aufga-ben sätze aufgenommen.
Bild 3.4. Aufgliederung des Hauptaufgabensatzes der GesamtaufgabensteIlung in die Hauptaufgabensätze (H) der TeilaufgabensteIlungen und deren Nebenaufgabensätze (N)
Ab - Verlorengehen -strak - Objekt Prädikat de Zusatzin- Ziel der tions- formationen Abstraktion grad
Nr. 1 2 3 4 1.1 1.1
Niedrig 1 Wagen hochheben - -
1.1 1.1 1.3 1.4 Wagen vom Verallgemeine-
2 festen Körper heben Boden hoch- rung des Vor-heben gangs
3.1 3.1 3.3 3.4 zusammenhän- Zuordnungsmög genden Körper lichkeit zu 5011-
3 festen Stoff bewegen entgegenge - Funktionen der setzt zur physikalischen Schwerkraft Funktionsstruk-bewegen turen
4.1 4.1 4.3 4.4
Zuordnungsmög-Art des Stof· lichkeit zu 5011-
Hoch 4 Stoff leit en fes, Art des Funktionen der Transports Allgemeinen
Funktions-struktur
Bild 3.5. Beispiel für die schrittweise Abstraktion eines Hauptaufgabensatzes und seinen zunehmenden Verlust an zusätzlichen Informationen
60 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
Bild Haupt - und Nebenaufgabensötze 3.4 Feld der Teilaufgaben
Nr. Haupt- und Nebenaufgabensötze für Anmerkung die Allgemeine Funklionsstruktur
H 3.1 WagtQ hochheben
Sto ff leit en H
Oie Übertragung von Stoff ist funk-11------ ----;-:- tionsmönig an eine Energieübertrag.
Stoff durch Verknüpfung mit N gebunden. wobei der Sloffspeicher N Energie leiten Energiespeicher wird
3.2 Arbeit durch Menschen verrichten
Beginn und Ende der Arbeit vom N
3.3 Menschen veranlassen
WagtQ oben halten ohne Betöti-H
3.4 gung des Menschen
WagtQ auf Veranlassung_ des H
3.5 Menschen absenken
Energie aus Speicher entnehmen, N 2 Der Mensch ist Energiespeicher leiten
N Der Mensch ist auch Informations-Energieflun durch Verknüpfung mit 3 Information steuern speicher und steuert den Vorgang
nach einem Programm
H Der Wagen ist Stott- und Energie-4 Energie in Stoff gespeichert halten speicher
Energie durch Verknüpfung mit H Der Energiespeicher "Wagen" wird 5 Information ausspeichern entladen
4
Nr. Haup t - und Nebenaufgabensötze für das Allgemeine Flunbild Nr.
Haupt- u. Nebenaufgabensätze für die Anmerkung Spezielle Funktionsstruktur (I-Q-FlunbJ
H H
1 Stoff durch Energiezufuhr nach oben bewegen
Festen Stoff (Masse) bewegen Eine Masse kann durch Wirkung einer eingeprägten Kraft in Bewe-
Energie vom Menschen zur N
2 Verfügung stellen. Energie in Stoff weiterleiten
1 f--------- gung gesetzt werden. Das in Bewe-Bewegen der Masse durch Ansetzen N gung setzen der Masse ist an eine einer Kraft und Verrichten von Krafteinwirkung gebunden Arbeit veranlassen
Beginn und Ende des Energie- N
3 flusses vom Menschen (durch Information) veranlassen
N
4 Stoff durch Verhindern von Energieabgabe oben halten
H Stoff auf Veranlassung (Informo-
5 tion) zur Energieabgabe brin-gen und dadurch absenken
N Da die Kraft gr\ßer sein muß als Kraft (Leistung) vom Menschen zur 2 Verfügung stellen und übertragen das Gewicht des Wagens, ist eine
Kraftvervielfachung vorzusehen
H Nur indirekt über einen Informations-3 Beginn und Ende der Kraftwirkung
träger, z.B. durch Energiesignale, durch Information steuern realisierbar
Oie Rückbewegung der Masse auch H 4 beim Aussetzen der Hubkraft verhindern z.B. durch eine Rücklaufsperrung
Rückbewegung der Masse durch H 5
Information freigeben wie Nr.3
Bild 3.6. Formulieren von Hauptaufgaben-(H) und Nebenaufgabensätzen (N)
Bild 3.6-1. Abstraktion der Aufgabensätze zum Einstieg in verschiedene Funktionsstrukturen, Ausgang von den Haupt- und Nebenaufgabensätzen des Bildes 3.4, Spalte 3 (hier Teilbild I), zum Einstieg in das Allgemeine Flußbild (Teilbild 2), in die Allgemeine Funktionsstruktur (Teilbild 3) und in die Spezielle Funktionsstruktur (Teilbild 4)
absenkens" etwas anschaulicher (Spalte 3). Es ergeben sich dabei Hauptaufgabensätze, die sich z. B. nicht mehr allein auf Stoff-, sondern auch auf Energie- und Informationsvorgänge beziehen. Es folgt nun für die Hauptaufgabensätze aus den Teilaufgabenstellungen wieder ein Verallgemeinerungs-(Abstraktions-)Vorgang, bei dem weitere Zusatzinformationen ausfallen, die eventuell später
zur Aufstellung von Forderungssätzen dienen könnten. Ein Beispiel für die Abstraktion des Hauptaufgabensatzes aus Bild 3.4, Feld 3.1, ist in Bild 3.5 durchgeführt. In ähnlicher Weise können sämtliche Hauptaufgabensätze der Felder 3.1 bis 3.5 aus Bild 3.4 abstrahiert werden. Das ist in dem Bild 3.6-1, Teilbilder 1 bis 4 ausgeführt worden. Teilbild 1 enthält noch einmal die nicht abstrahierten Hauptaufga-
bensätze der Spalte 3 aus Bild 3.4, Teilbild 2, deren Abstraktion bis zu einer Stufe, die den Einstieg in das Allgemeine Flußbild gestattet, Teilbild 3 eine Abstraktion für den Einstieg in die Allgemeine Funktionsstruktur und Teilbild 4 die Abstraktion für den Einstieg in eine physikalische Funktionsstruktur. Eine große Hilfe zur Formulierung von Aufgabensätzen ist die Sammlung dazu geeigneter technischer Verben (Bild 3.6-2 von Birkhofer [2]). Diese wurden von etwa 1000 in einem technischen Lexikon enthaltenen ausgewählt und nach Ausschaltung von Zusammensetzungen auf etwa 220 reduziert. Als dominierende Gruppe heben sich die transitiven Verben ab, welche eine Beeinflussung des im Akkusativ stehenden Objekts ausdrücken, z. B. Wagen (Objekt), heben (transitives Verb). Die transitiven, die zielenden Verben eignen sich vorwiegend zur Aufgabenbeschreibung technischer Produkte. Man kann sie in objektunabhängige wie ändern, erzeugen usw. und objektabhängige wie heben, öffnen usw. unterteilen, die in besonderen Fällen auch einen Verfahrenshinweis haben, wie Bohlen abschneiden, schwungradschweißen usw. Das ist verständlich, weil sie die Bearbeitung der passiven Allgemeinen Größe durch die aktiven Allgemeinen Größen beschreiben (Abschnitt 7). Eine weitere wichtige Unterteilung ist die in Handlungs- und Zielverben. So kann beispielsweise das Ziel Formändern durch mehrere Handlungen wie Umformen, Spanen, Trennen, Fügen usw. erreicht werden. Entscheidend jedoch ist immer das Ziel, weniger die Handlung, durch die das Ziel von Fall zu Fall auf verschiedene Weise realisiert wurde. Daher wird auch in den Ablaufplänen vom Verfasser immer das Ziel angegeben, z. B. Funktionsstruktur aufstellen [16, 17] und nicht die Tätigkeit, die dazu führt, z. B. konzipieren. In einer Aufgabenstellung sollte beides, das Handlungs- und das Zielverb angegeben werden, z. B. eine Vorrichtung zum Heben eines Wagens konstruieren. Das Handlungsverb ist konstruieren, das Zielverb ist heben. Im Hauptaufgabensatz darf nur das Zielverb stehen. Auch in technischen Zeichnungen hält man sich nach Möglichkeit an diese Trennung. Dort steht z. B. eine Durchmesserangabe (Ziel) und es wird in der Regel nicht vorgeschrieben, ob sie durch Drehen oder Fräsen (Handlung) realisiert wurde.
Zusammenfassung
Vorgehensschritte ftir das Formulieren der Aufgabensätze:
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 61
1. Umgangssprachlichen Aufgabensatz zugrunde legen.
2. Aufgabensatz so abstrahieren und neu formulieren, daß der Zweck des technischen Gebildes und nicht das Ergebnis der Konstruktion genannt wird. Verlorengehende Informationen sammeln.
3. Hauptaufgaben-, Forderungs- und Anweisungssätze herausschälen. Hauptaufgabensatz weiter abstrahieren. Verlorengehende Informationen sammeln und für Forderungssätze zusätzlich konkretisieren.
4. Haupt-Gesamtaufgabensatz in Teilaufgaben (z. B. nach dem zeitlichen Ablauf, nach Arbeitszyklen usw.) unterteilen.
5. Teilaufgabensätze in Haupt- und Nebenaufgabensätze aufspalten. Anschauliche Darstellung, um zusätzliche Informationen zu gewinnen.
6. Haupt- und Neben-Aufgabensätze für das durchgehende Vorgehen abstrahieren, um mit der Allgemeinen oder mit der Speziellen Funktionsstruktur beginnen zu können.
Bei Neukonstruktionen ist es eine vielgeübte Praxis, den Hauptaufgabensatz gleich für die benötigten Größen der Physik zu formulieren. Das geht durchaus und ist häufig sehr bequem. Nur fehlt dabei der Bereich, welcher sich mit der Informationsverknüpfung und -speicherung befaßt, und es müssen in vielen Fällen Logik- und Steuerungspläne getrennt erstellt werden. Für die Berücksichtigung dessen, was der Konstrukteur für seine Arbeit benötigt, ist das Einbeziehen des "Informationsbereichs", wie er in der Allgemeinen Funktionsstruktur erfaßt wird, hinreichend, um diesen Teil der Konstruktion im Auge zu behalten und mindestens die wichtigsten Elemente zu berücksichtigen. Daher sollte, wenn solche Gesichtspunkte auftauchen, die Allgemeine Funktionsstruktur nicht übersprungen werden. Auf die Möglichkeit der Vergrößerung des Lösungsspektrums, das unter anderem auch darauf zurückzuführen ist, daß zunächst noch keine Festlegung der Energieart getroffen wurde, daß erst der Energiefluß und dann alle aus ihm resultierenden Aspekte für Kräfte, Momente, Geschwindigkeiten betrachtet werden, ist schon hingewiesen worden. Der Hauptaufgabensatz ist als Produktdarstellendes Modell Nr. 2 in Bild 3.2 aufgeführt. Die Einordnung der besprochenen Produktdarstellenden Modelle in den Ablaufplan ist in Bild 3.7 wiedergegeben. Man erkennt in der Mitte das Ablaufschema mit den Konstruktionsphasen und -abschnitten und daneben die Nummern der jeweils
abdecken bremsen kleben schütteln abgleichen brennen intr. kondensieren schütten abgreifen dämpfen lackieren schützen ablassen dehnen laden schweißen abnehmen demontieren lagern schwenken abnutzen neg. dosieren laufen intr. setzen abpressen drehen leiten sichern abschneiden drücken lesen sieben abschirmen ebnen o.E. leuchten intr. ~kalieren o.E. absetzen eichen löschen sortieren absorbieren einfügen lösen spalten abspritzen einrasten intr. löten spannen abstimmen einschalten magnetisieren speichern abstreifen emittieren markieren sperren abstufen empfangen messen spülen abtragen erregen o.E. modulieren stabilisieren abweichen intro erstarren intr. montieren stanzen abziehen erzeugen neigen stauchen abzweigen fahren intr. nieten steuern absorbieren fallen intr. nivellieren stoppen analysieren federn intr. nullen stören neg. ändern feilen passen intr. stützen angreifen neg. fertigen pendeln intr. tasten intr. anpassen fetten polarisieren tauschen anreichern filtern polen teilen anstoßen fixieren positionieren transformieren o.E. antreiben fließen intr. prägen transportieren anzeigen folgen intr. pressen trennen arbeiten intr. fördern prüfen trocknen arretieren formen raffinieren überlagern refl. atomisieren o.E. fräsen räumen übertragen ätzen fügen reagieren intr. umpolen o.E. aufbereiten führen rechnen umspannen o.E. aufgeben füllen reduzieren unterbrechen aufnehmen gießen regeln o.E. verbinden auftragen gleiten intr. registrieren verdampfen aufzeichnen gliedern reiben verdichten ausbalancieren greifen reparieren verdunsten aus besseren haften intr. richten vergleichen ausdehnen refl. halten rosten intr. verschleißen neg. auslösen hängen intr. rückgewinnen versorgen ausrichten heben rückkoppeln o.E. verteilen ausschalten heizen sägen verzögern beanspruchen neg. hemmen sammeln walzen bearbeiten hobeln saugen wälzen befestigen imprägnieren schalten wandeln (refl. 1) beizen induzieren o.E. scheren wärmen belasten neg. informieren schieben wechseln beschädigen neg. isolieren schleifen wenden beschleunigen justieren schließen wiegen beugen kontrollieren schmelzen zählen bewegen kopieren schmieden zentrieren o.E. bewerten koppeln schmieren zerlegen biegen kühlen schneiden ziehen blockieren kuppeln schreiben zufügen bohren kalibrieren schrumpfen intr. zünden brechen neg.=negative, im allgemeinen unerwünschte Handlungen; intr.=intransitive Verben; o.E.=ohne Erläuterung des Begriffsinhaltes ; refl. = reflexive Verben
Bild 3.6-2. Sammlung technischer Verben ftif Aufgabensätze
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 63
Änderungskonstruk - Konstruktionsmethodischer Rahmen Neukonstruktion : tionen: Durchlauf aller Phasen Einst",eg in einzelne Ablaufplan Modell-Nr. Phasen Phasen
Phasenab schnitte Bild 3. 2 Beispiel Tötigkeit beim Vorgehen
Aufgabe in technischer Aufgabe) - einen Wagenheber konstruieren Umgangssprache grob
1 umreissen
I den Zweck der Aufgabe ( AufgabensteIlung ') technisches Gebilde zum Heben 1 eines Wagens konstruieren herausstellen und nicht
0) eine mögliche Lösung c:: I <: Aufgaben- Einstieg- .~
I r-------L~ '3 Hauptaufgabensatz der Ge-Konstruktion E IHauptaUfgabensatz I iAnforderungsliste i Wagen heben samtaufgabe herousor-.2
c:: beiten cu ~-----l--' .Cl 0 I 0)
"s I Wagen anheben in Aufgabenssätze der <[
!Hauptaufgabensatz I 2 Wagen oben halten Teilaufgaben aufspol ten.
liegt fest I Wagen senken z.B. nach Ablaufzyklen
I St ~ Wagen (Stoff) durch ~St den Hauptaufgabens. e',ner
entwickeln I Energiezufuhr auf Teilaufgabe durch 5011-
I 3 E ... Veranlassung (Infor- f--E Funktionen für Stoff -. Allgemeine _-.J 1-- motion) bewegen f--I Energie - und Informati-
Funktionsstruktur I onsfiuß ausdrücken
I Logische I I
~ ~~~tJ!!~s~~~u!'J I normierte 5011- Funktio-Funktion -Einstieg- I
nen für Stoff-. Energie-Konstruktion und I nfor mati onsfiuß
I 4
~ einsetzen. weiter unter-I lEE teilen. verschalten und I oder optimieren. oder
I
I~ die 5011- Funktionen
Soll-Funktionen I 6 E durch I E ver - St in Bewe- durch nicht nom',nierte mit St.E.I. bzw.F.
I J freigeben öndern gung setzen Funktionen darstellen
M.v.w liegen fest I
F,1 F)d(F,) ~ sJ.f(F)) ~J 5011- Funk tionen du reh I 5 andere Funktionsgrößen I z darstellen I I die einzelnen 5011-
I 5 1 s·j(F) ~ Funktionen durch
entwickeln I Beziehungen zwi sehen Funktions- und Konstruk-
I ti onsgrößen darstellen. Wirkprizip, I---~ Effekte zuordnen
Prinzip- Einstieg- Effekte, I Konstruktion SpeZIelle F, s, Fz WJ S3 die einzelnen 5011- Funk-
Funktionsstruktur I 8 Fz • s;- F, S3·~ tionen eventuell weiter
I unterteilen. verschalten
I und optimieren
den einzelnen Soll-Funk-I F, I, Fz tionen Effekte aus d.Funk-I 8 FzT'F, Hebeleffekt tionsgrößen Matrix zuord-z nen (z.B. Hebel- und
F, F -cotelF Fz
Keileffekt); diese, soweit Keileffekt möglich quantitativ formu·
z - 2 ' lieren (Gesetz, Gesetz-
i mäßigkeit)
Bild 3.7. Verwendung der Produktdarstellenden Modelle im Konstruktions-Ablaufplan. Vorgehen bei Aufgaben-, Funktions- und Prinzip-Einstieg-Konstruktionen nach Bild 2.l8
64 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
benutzten oder möglichen darstellenden Modelle. Im rechten Teil ist das Beispiel des Wagenhebers angefügt worden mit wichtigen Bemerkungen über die jeweiligen Tätigkeiten des Konstrukteurs. Im linken Teil des Bildes sind Möglichkeiten des direkten Einstiegs in eine Phase dargestellt (ähnlich Bild 2.18); Möglichkeiten, die immer dann genutzt werden, wenn es sich nicht um eine Neukonstruktion, sondern um die Verbesserung oder Änderung einer vorliegenden Konstruktion handelt. Mit der Festlegung des Hauptaufgabensatzes (Produktdarstellendes Modell 2) wird der wichtigste Teil der Aufgabenformulierungsphase abgeschlossen. Das Erstellen der Anforderungsliste wird, soweit es schon möglich ist, durchgeführt, zieht sich im Grunde genommen jedoch über den gesamten Konstruktionsablauf hin. Darüber wird in den folgenden Abschnitten ausführlich berichtet. Als Hinweis möge hier eingefügt werden, daß die Einteilung und das Vorgehen nach den genannten Regeln nicht bindend ist. Es handelt sich dabei nicht um streng, bis zum letzten Buchstaben einzuhaltende Vorschriften, sondern um Richtlinien, die schon günstige Ergebnisse zeitigen, wenn man sich in groben Zügen an sie hält. Mit zunehmender Übung wird dann diese Art des Vorgehens zur Selbstverständlichkeit.
3.2.3 Die Anforderungsliste
Die ersten Anregungen und Vorschläge für eine Formalisierung des Pflichtenheftes in Form einer Anforderungsliste stammen von Pahl [12]. In dieser Veröffentlichung werden noch drei Kategorien von Anforderungen, nämlich Forderungen, Wünsche und Ziele unterschieden. Er bezieht den Hauptaufgabensatz in die Anforderungen mit ein. In den anderen Veröffentlichungen [9, 10, 11] ist nur von Forderungen und Wünschen die Rede. Der Gedanke der Anforderungsliste wurde von zahlreichen Autoren übernommen und vom Verfasser und seinen Mitarbeitern wie folgt weiter entwickelt. Die Zusammenstellung sämtlicher Anforderungen an das Produkt, angefangen vom Pflichtenheft mit den Wünschen des Kunden bis zu den internen, zum Teil selbst aufgegebenen konstruktiven Forderungen, heißt Anforderungsliste. Die Anforderungen bilden häufig den Ausgangspunkt für eine weitere Unterteilung der AufgabensteIlung und sind ein Fundus von Kriterien, mit denen Lösungsvarianten beurteilt oder bei Optimierungen bewertet werden. Da die Nicht-
erfüllung bestimmter Forderungen (z.B. der Festforderungen) zum Ausschluß, dagegen die bessere Erfüllung von sogenannten Zieljorderungen gegebenenfalls von Wunschforderungen zur Bevorzugung von Lösungen führt, ist es zweckmäßig, sie von vornherein nach den Gruppen des Katalogs "Anforderungsarten", Band H, Konstr.-Kat. 11.1.1, Auszug in Bild 3.18, zu kennzeichnen. Daraus ergibt sich, daß der Einsatz von Anforderungen nicht an eine bestimmte Phase gebunden ist, sondern er erstreckt sich über den ganzen Konstruktionsprozeß. Auch werden die Anforderungen nicht nur zu Beginn formuliert, sondern im Verlauf der Konstruktion schrittweise ergänzt und immer konkreter gefaßt. Die mitwachsende Anforderungsliste wird auf diese Weise neben ihrer Eigenschaft als Kriteriensammlung zu einem wichtigen Protokoll der Produktentwicklung. Der Aufwand für ihre Aufstellung lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Es kann z. B. bei mangelnder Sorgfalt durch eine vergessene oder eine überflüssige Anforderung der Erfolg eines Produkts in Frage gestellt werden. Die Erstellung der Anforderungsliste, insbesondere bei Verwendung von methodischen Hilfsmitteln, führt den Bearbeiter zur systematischen Betrachtung der Produktumgebung und daher zu einem weitgehend vollständigen Spektrum von Anforderungen. Die übersichtliche Dokumentation der Anforderungen an das Produkt in einer Liste bildet für eine schnelle Informationsweitergabe an Dritte oder für eine nachträgliche kritische Überprüfung der Haltbarkeit bestimmter Anforderungen eine unschätzbare Hilfe, z.B. auch, wenn der ursprüngliche Bearbeiter nicht mehr zur Verfügung steht. Als flexibles Hilfsmittel in Form eines CAD-Programms ist sie ein außerordentlich wirksames Werkzeug für den Konstrukteur (siehe Kapitel 14 "Alltool"). Die Form der Anforderungsliste und ihr Umfang kann für das gleiche Produkt sehr verschieden sein. Im folgenden werden drei Möglichkeiten der Ermittlung von Anforderungen besprochen, die vollkommen unabhängig voneinander sind und sich bezüglich der Fragenzahl und damit auch der Vollständigkeit um Größenordnungen unterscheiden. Die erste (Bild 3.9) wird mit Hilfe einer einfachen [19] Produktfrageliste (Bild 3.8), die zweite (Bild 3.13) mit Hilfe der Methode "Analyse der Produktumgebung" und die dritte ("Bild 3.17) mit der Methode "Analyse der Lebenslauf-Phasen" erstellt. Die Wahl der Methode hängt vom geplanten Aufwand und der Bedeutung, welche man der Aufgabenformulierung
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 65
1. Welche Personen, technischen Systeme, Dinge, Stoffe, Umstände oder Naturgegebenenheiten nach Art und Zahl treten in den jeweiligen Lebenslaufphasen (Herstellung, Verteilung, Verwendung, Recycling) mit dem Produkt oder mit Teilen davon in irgendwelche Beziehungen?
2. Welcher Art sind diese Beziehungen?
3. Wann, wie lange, wie oft, mit welchem Verlauf treten sie auf?
4. Wo, an welcher Stelle, in welchem Bereich spielen sie sich ab?
5. Treten diese Beziehungen zwischen Produkt und System gesetzmäßig, zwangsläufig, mit großer Wahrscheinlichkeit oder zufallsartig auf?
6. Sind sie beabsichtigt, wenn ja; von wem und wozu, oder sind sie unbeabsichtigt?
7. Sind sie erwünscht oder unerwünscht?
8. Wie können sich die festgestellten Beziehungen auf Eigenschaften des Produkts auswirken?
9. Wie muß das Produkt beschaffen sein, damit erwünschte Beziehungen oder Eigenschaften ermöglicht oder gefördert, dagegen unerwünschte vermieden oder gemildert werden?
Bild 3.8. Produktfrageliste zur Kurzanalyse einer Aufgabe und zur Formulierung einer groben AufgabensteIlung.
Die Fragen sollen an bestimmte Gegebenheiten bei den einzelnen Lebenslaufphasen wie Herstellung, Verteilung, Ver-
beimißt, ab. Eine einfache Anforderungsliste, wie sie Bild 3.9 darstellt, sollte als Mindestaufwand für eine Konstruktionsaufgabe gelten, eine Liste nach Bild 3.13 ist sehr zu empfehlen, wenn allein die Wirkung des Produkts im Betrieb betrachtet werden muß, während Herstellung, Verteilung, Wiederverwendung, -verwertung usw. (Recycling) keine Probleme bieten. Im anderen Fall sollte man sich der Mühe unterziehen und eine Anforderungliste nach Bild 3.17 ausarbeiten. Der Aufwand ist jeweils aus der Anzahl der Fragen abzuschätzen. Sie betragen für die drei Methoden etwa 10, 100, 250 bzw. 1000 mit Checkliste. Die Anzahl der Antworten ist meistens unterschiedlich, da auf 10 Fragen häufig 20 bis 30 Antworten gegeben werden können und auf 100 Fragen vielleicht nur 200. Jede Anforderungsliste enthält einen Gliederungsteil, der die Anforderungen danach ordnet, ob sie durch ein Frageverfahren, aus dem Pflichtenheft des Auftraggebers oder auf sonstige Anregung hin formuliert wurden, sowie einen Anforderungsteil mit laufender Numerierung der Anforderungen und einen Zugriffsteil, der das Heraussuchen der Anforderungen nach ihrer Art, nach ihrer Quelle (dem verantwortlichen Anreger) und ggf. nach Konstruktionsschritten ermöglicht.
wendung und Wiederverwertung erinnern. Die Beantwortung der Fragen durch den Konstrukteur soll ihm die Anforderungen an das Produkt ins Gedächtnis rufen, durch welche das in ihnen angesprochene Problem positiv gelöst wird
Das Vorgehen bei der Ausarbeitung ist immer ähnlich. Neben den schon bekannten Anforderungen werden durch bestimmte Fragestellungen Anhaltspunkte und Assoziationshilfen angeboten, die den Konstrukteur an alles Notwendige erinnern. Eine gründliche Analyse von Vorgänger- und Konkurrenzprodukten mit ähnlichen Funktionen sollte in allen Fällen als einfachste Möglichkeit, zusätzliche Informationen für die Anforderungsliste zu erhalten, zunächst vorgenommen werden. Man wird sich dabei der Schwächen des eigenen und der Vorzüge des Konkurrenzprodukts bewußt [12]. Anschließend sollten alle Forderungen und Informationen, welche sich bei der Bearbeitung der AufgabensteIlung und des Hauptaufgabensatzes herausschälten, sowie die von außen an den Konstrukteur herangetragenen, erfaßt werden (z. B. solche, die über das Pflichtenheft des Auftraggebers oder auf grund von Besprechungen bekannt werden). Im zweiten Schritt sollte man diese Informationen gezielt ausweiten und, sofern es zweckmäßig ist, sie als Anforderungen formulieren. Die folgenden drei Verfahren erleichtern diesen Schritt oder machen ihn manchmal erst möglich. Sie dienen zusätzlich auch zur weiteren Klärung der AufgabensteIlung, denn aus mancher Frage über die
66 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
Registriernummer: Produkt: Bearbeiter: Datum: Blatt: Transportable Vorrichtung zum Wogen
1 heben durch Menschen
Anforderungsliste I Methode: Produktfrageliste
Gliederungsteil Anforderungsteil Zugriffsteil Anhang
Beschreibende Angaben Zahlenangaben Anforde-(luelle Mögliche Ge-
Infor- Nr. aus mations - Produkt- qualitativ quantitativ rungsart Sachun-
Person wichtungs -
gewinnung fragel iste terlage faktoren
Nr. 1 2 3 4 5 6
1 vom Menschen zu bedienen Bedienungskraft nicht unter Z
Ergonomie-3 (Hand. Fun) lON handbuch
2 Hubkraft mindestens 5000 N Z Statistik Hr. 3 Meyer
1 3 unter ollen Wetterbedingungen F 2 bis auf extreme Ausnahmen
Mit 4 möglichst bei Sand - und Wie-
W 1 senuntergrund benutzbar Produkt - Konstruk-frageliste 5 Gewicht kleiner 10 N Z teur (Ko) 2
6 Energiequelle Mensch Betätigungskraft höchstens Z
Ergonomie-3 100 N handbuch
2 7 Abstand Bodenplatte - Stützhebel Z Statistik 2 bis 100mm zu verkleinern
8 tür Transport im Kofferraum gränte Ausdehnung eingeklappt Z Ko 4 unterbringen 500mm
22 Stückzahl 10000 im Jahr F Fa. Hr. 3 Schimmel-Aus Pflichten- -------
heft des Auf- 23 Preis 10% unter dem bisherigen Z ------ - pfennig
2 traggebers
24 Material möglichst nichtrostend
25 Beschädigungen von Chassis und Schutzschichten vermeiden
Aus zusätzlichen 26 Informationen ---- ----
27 ---------
Es bedeutet:F Festforderung, Z Zielforderung ,W Wunsch Die Gewichtung ist der eingetragenen Zahl proportional
Bild 3.9. Formblatt für Anforderungsliste I. Methode: Produktfrageliste nach Bild 3.8. Beispiel: Wagenheber (Ausschnitt). Es müssen auch die Fragen 3 bis 9 der Produktfrage-
Produkteigenschaften läßt sich auch ein wichtiger Aufgabensatz für eine Teilaufgabe ableiten.
3.2.4 Verfahren zur Aufstellung von Anforderungslisten
3.2.4.1 Produktfrageliste (Ariforderungsliste /)
Eine Liste mit einer beschränkten Anzahl von Fragen, z.B. ähnlich denen in Bild 3.8, dient dazu, die wichtigsten Beziehungen des Produkts zu all dem, womit es in Berührung kommt, sowie Art und
Fa. Hr. W Überklug 2
--- ---
F Teil- 3 nehmer
liste berücksichtigt werden. "Anforderungsarten" nach Bild 3.18
Auswirkungen dieser Beziehungen zu erfragen. Entweder liegen diese Beziehungen durch Naturgegebenenheiten und andere Umstände fest oder man sagt, wie sie zur Erfüllung der erstrebten Produkteigenschaften sein müßten bzw. wie sie, wenn alle Wunschforderungen erfüllt würden, sein könnten. Aus derart ermittelten Angaben sind Sätze zu bilden, nämlich die Anforderungen, welche qualitative und quantitative Forderungen an das Produkt sowie zusätzlich wünschbare Forderungen ausdrücken. Zusammen mit den schon bekannten Anforderungen in einer Liste eingetragen, ergibt sich die einfachste
Form der Anforderungsliste I (Bild 3.9). Sie wird im Verlauf der Konstruktion in der geschilderten Art und Weise laufend ergänzt, da immer konkretere Vorstellungen über das Produkt auch immer genauere Angaben der zweckmäßigen Anforderungen erlauben. Im einzelnen kann es sogar sein, daß zahlreiche Anforderungen im Laufe des Konstruktionsprozesses vollkommen geändert werden müssern, weil man zu Beginn ganz andere Vorstellungen vom Produkt hatte. Die Forderungsart, nämlich Festforderung (F), Zielforderung mit Begrenzung (Z) und Wunsch forderung (W) ist maßgebend für die Beurteilung der Lösung. Wenn Festforderungen, gekennzeichnet durch eine nicht zu überschreitende Grenze (siehe Bild 3.18), unerfüllt bleiben, ist die Lösung zu verwerfen. Je besser aber Zielforderungen die angegebene Grenze oder den darin enthaltenen Zielpunkt erreichen und je mehr Wunschforderungen erfüllt werden, um so besser ist die Lösung. Da nur die beiden letzten Gruppen für eine Optimierung herangezogen werden können, sollte die Anforderungsart stets gekennzeichnet werden. Die einfache Anforderungliste (Anforderungsliste I) nach Formblatt Bild 3.9 berücksichtigt in den beiden Spalten des Gliederungsteils die Art der Informationsgewinnung über Produktfrageliste, Ptlichtenheft und sonstige Mittel sowie die Nummer der entsprechenden Frage aus der Produktfrageliste, der Angabe im Ptlichtenheft usw. Im Anforderungsteil, Spalte 1, sind beschreibende Angaben, in Spalte 2 durch Zahlen ausgedrückte Anforderungen eingetragen. Spalte 3 (Zugriffsteil) kennzeichnet die Art der Forderung, Spalten 4 und 5 geben die Quelle, gegebenenfalls die Verantwortlichkeit an. Um das Ausfüllen der Anforderungsliste zu erleichtern, wurde für die angeführten Felder das Beispiel "Wagenheber" eingetragen. Die Anforderungen sind in Spalte 6 durch Zahlen gewichtet, deren Größe proportional mit ihrer Bedeutung wächst.
3.2.4.2 Analyse der Produktumgebung (Anforderungsliste II)
Die Analysehilfen zum Auffinden der Bereiche, aus denen sich Anforderungen herleiten lassen, sind die Umgebungssysteme des Produkts (Bild 3.10). Im Mittelpunkt steht das Produkt, das selbst Wirkungen ausübt und auf das die Umgebung zurückwirkt. Man betrachtet folgende Umgebungssysteme:
1. Das passive System, auf das eine Wirkung ausgeübt wird.
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 67
4
Wirkungsort
2
Aktives Wirksystem
5
AbsteUplatz. Transportsystem
Befehlssystem
6
Wartungssystem
Passives Wirksystem
Bild 3.10. Die Umgebungssysteme der Produkts. Methode: Analyse der Produktumgebung
l.B. 4
Strane
2
Mensch, Witterung
5 l.B.
Kofferraum
Mensch
l.B. 6
Schmierung
Wagen, Strane
Bild 3.11. Die Umgebungssysteme nach Bild 3.10 für eine im Kofferraum mitgeführte, vom Menschen betätigte Vorrichtung zum Heben eines Wagens
2. Das aktive System, das auf das Produkt wirkt. 3. Das Befehlssystem, welches das Produkt steuert. 4. Den Wirkungsort mit seinen klimatischen und
räumlichen Bedingungen. 5. Den Abstellplatz und das Transportsystem mit
einmaligen und täglichen Wirkungen. 6. Das Wartungssystem.
Bild 3.11 zeigt als Beispiel, welches die Umgebungssysteme im Falle eines üblichen Wagenhebers sind. Innerhalb jedes Nachbarsystems sind nun viele allgemeine Fragen zum Zwecke der Produktanalyse beantwortet. Diese Fragen sind Z.B.:
Umge-Teil-
Beispiel: "Wagenheber" bungs- Hauptfrage
frage Einzelfragen Formulierung für die system Antwort Anforderung sli ste
1 1.1 Wer
1.1.1 Um welches System geht es ? Wagen
1.1.2 quali tativ Wagen in Normal höhe -
Ausgangszustand : Kraftangriffshöhe : Angriffspunkt für Vor-
1.1.3 quantitativ ho=200mm richtung 200mm vom System be - Boden
schreibung 1.1.4 qualitativ Wagen gehoben -
Zielzustand : Kraftangriffspunkt : Hub 180mm, hu" 220mm, 1.1.5 quantitativ ho" 400 mm, Hubhöhe 200mm< h < 400mm variierbar
im Freien, Einsatz bei verschiedenen 1.1.6 Umgebung des Systems am Straßenrand Boden- und Wetterver-
hältnissen
1.2 1.2.1 qualitativ durch Kräfte Was - Wodurch erfolgt die Wirkung: erziel bare Hubkraft 1.2.2 quantitativ F ~ 5000 N 5000 N
Wirkungen 1.2.3 qualitativ -- --Passives auf das r------- Zulässige Abweichung vom Zielzustand :
Produkt 1.2.4 quantitativ ~ 2% Hubkraft F" 4000 ~ 80 N
1.2.5 günstig --
- Oenkbare Rückwirkungen auf das Produkt: F" 4000 N Rücklaufbewe- Rücklauflösekraft kleiner 1.2.6 ungünstig gung, Rücklauflösekraft als Hubkraft
1.3 1.3.1 Zeitpunkte der Wirkung beliebig Wann angehobenen Zustand
1.3.2 Zeitdauer der Wirkung beliebig, in der Regel beliebig lange aufrecht 15 min erhalten Zeit -
Durchschnittsbenutzu ng beziehung 1.3.3 Wirkung: wie oft 4 mal im Jahr 4 mal im Jahr
Kraft und Hubweg so ab-1.3.4 Erreichen des Zielzustandes : wie schnell ca. 1 min stimmen, daß Hubzeit
etwa 1min
1.4 1.4.1 Ansatz der Wirkung: welche Stellen beide Wagenseiten, Kraftübertragungselement Wo an der Schwerlinie vorsehen
Orts-1.4.2 Räumliche Beziehung zum Produkt Hebevorrichtung stützt
beziehung sich unter dem Wagen ab
2 2.1 2.1.1 Wer oder was ist Energiequelle der Mensch mechanische Energie-
Wer quelle steht zur Verfügung
2.1.2 qualitativ muß mit Unterbreehun- Rücklaufsperre erforder-gen arbeiten lieh
-Eigenschaften der Energiequelle: anpassen des Über set -Leistung
Systembe- 2.1.3 quantitativ 0,1 kW, v,;;l m/s zungsverhältnisses an
schreibung Hubkraft und Leistung
in geschlossenen Räumen 2.1.4 In welcher Umgebung ist die Energiequelle und im Freien
Aktives 2.1. 5 Wer oder was ist Stoffquelle usw. usw.
2.1. 6 Welche Eigenschaften der Stoffquelle, quantitative, qualita-2.1.7 tive sind bekannt, in welcher Umgebung ist sie
2.2 2.2.1 ... Welche Wirkungen und Rücksicherungen der Energie - und Was 2.2.6 Stoffquelle auf das Produkt gibt es
2.3 2.3.1 Wann, zu welchem Zeitpunkt, wie longe, wie oft, wie Wann bis schnell steht die Energie- und Stoffquelle zur Verfügung;
2.3.4 räumliche Beziehungen
2.4 2.4.1 Wo steht die Stoff- und Energiequelle, welche räumlichen Wo 2.4.2 Beziehungen bestehen zwischen ihr und dem Produkt
Bild 3.12. Frageliste zur Methode: Analyse der Produktumgebung. Formulierung einer präzisen AufgabensteIlung. Beispiel: Wagenheber, passives Umgebungssystem (Blatt 1)
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 69
Umge-Teil-
Beispiel:., Wagenheber" bungs - Hauptfrage frage Einzelfragen Formulierung für die system (wie oben)
Antwort Anforderungsliste
3 3.1 3.1.1 ... Wer ist dos Befehlssystem ? o.ualitative und quantitative der Mensch Nachrichtenquelle, Steue-
Wer 3.1.6 Angaben darüber; in welcher Umgebung ist es rung, Reglung vorhanden
3.2 3. 2.1 ... Welche Wirkungen und Rückwirkungen vom Befehlssystem usw. usw.
Befehls- Was 3.2.6 (günstige, ungünstige) gibt es
system 3.3 3.3.1 Wann, wie oft, wie lange sollen Befehle gegeben wer-Wann bis den. Welche zeitliche Beziehung zwischen Befehlseingabe
3. 3.4 und Befehlsauswirkung bestehen
34 3.4.1 Wo ist das Befehlssystem , räumliche Beziehung zum Wo 3.4.2 Produk t
4 4.1 4.1.1... Wer oder was ist Wirkungsort, qualitative, quantitative Garage, Strane, Bodenverhältnisse, Witte-Wer 4.1.6 Angaben, Umgebung, Platzverhältnisse Gelände rungseinflüsse berücksichl
4.2 4.2.1 Welche Wirkungen und Rückwirkungen vom Wirkungs ort usw. usw.
Wirkungs-Was bis auf das Produkt können stattfinden, günstige, un -
ort 4.2.6 günstige
4.3 4.3.1.. Wann, wie lange, wie oft, wie schnell steht der Wir-Wann 4.3.4 kungsort zur Verfügung
4.4 4.4.1 Wo ist der Wirkungsort. welche Forderungen an seine Wo 4.4.2 Lage
Bild 3.12. (Blatt 2)
1. Beschreibung des Systems 2. Wirkungen auf das Produkt 3. Zeitbeziehungen 4. Ortsbeziehungen
und Beschaffenheit
(wer) (was) (wann) (wo)
ergeben Sich
Jede dieser allgemeinen Fragen wird noch einmal in vier bis sechs Einzelfragen unterteilt, so daß bei sechs Nachbarsystemen, vier Fragestellungen und vier bis sechs Einzelfragen etwa 100 Fragen beantwortet werden können. Ist eine Frage für das Produkt relevant, dann liefert sie durch Verknüpfung mit bestimmten Vorstellungen auch Informationen zur Anforderungsliste. Fragen im Hinblick auf das passive Umgebungssystem für das Beispiel "Wagenheber" zeigt Bild 3.12. Die allgemeingültigen Fragestellungen führen im Zusammenhang mit der Vorrichtung zum Heben eines Wagens und jeweils einem Umgebungssystem zu Antworten mit verschieden großer Aussagekraft (vorletzte Spalte). Die Auswertung der Antworten oder Gedankenverbindungen (Assoziationen), welche nützliche Ergebnisse bringen, hält man in der letzten Spalte fest und formuliert daraus sich ergebende Forderungen, die in Anforderungsliste 11 (Bild 3 .13) eingetragen werden. Die Teilfragen in Bild 3.12 wurden nur für das passive Umgebungssystem vollsätndig ausgeführt. Bei den anderen Umgebungssystemen wiederholen sie sich entsprechend. Die Anforderungsliste II (Bild 3.13) berücksichtigt im Gliederungs- und Anforderungsteil die gleichen Gesichtspunkte wie Liste I,
detailliert aber im Zugriffsteil Spalte 4 die Anforderungsart nach den laufenden Nummern des Bildes 3.18 und führt in Spalte 5 die Konstruktionsschritte des Ablaufplans an. Mit Hilfe der Spalten 3 bis 7 lassen sich die Anforderungen nach ihrer Art, nach Konstruktionsschritten und nach der Quelle ihrer Anregung heraussuchen bzw. ordnen. Dies Verfahren, welches im Rahmen von etwa 100 Fragen die wesentlichsten Randbedingungen des Produkts während seines Einsatzes beim Verbraucher anspricht, ist noch relativ einfach und übersichtlich, hat unter anderem aber zwei Mängel:
- Die Fragenstellungen sind sehr allgemein und abstrakt gehalten, so daß an manche Einzelheiten, die ein Teil der Antwort wären, nicht gedacht wird.
- Der Lebenslauf des Produkts wird nicht berück-sichtigt.
Das dritte im folgenden beschriebene Verfahren ist zwar aufwendiger, vermeidet jedoch diese Mängel und liefert einen nahezu vollständigen Satz von Informationen für die Anforderungsliste.
3.2.4.3. Analyse der Lebenslauf-Phasen des Produkts (Anforderungsliste IIl)
In diesem von Franke vorgeschlagenen Verfahren [3] wird die Produktumgebung " ... bestehend aus allen Systemen, die mit dem Produkt oder Teilen des Produkts in irgendeiner seiner Lebensphasen in
70 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
Registriernummer: Produkt: Beorbeiter: Datum: Blatt : Transportable Vorrichtung zum Wagen-
1 heben durch Menschen
Anforderungsliste II Methode: Produktumgebung
Gliederungsteil Anforderungstei I Zugriffsteil
Nr. der Art der Anforder. Für Kon-Quelle Infor- Beschreibende Angaben Zahlenangaben Bild 3.18 struktion
mations-Teil-
qualitativ quantitativ schritt Unter -gewinnung Hauptfrage
Gruppe Nr Bild 2.10 lage Person frage Nr. 1 2 3 4 5 6 7
1 1.1 1.1.1 1 Wagen Systembe-schreibung 1.1.2 2
(wer) Hubangriffspunkt - 200 mm 3.1 Sta - Hr. 1.1.3 3 vom Boden F -
3.2 tistik Meyer
1.2 1.2.1 7
1.2.2 8 Hubkraft etwa 5000 N Z 7 2 Sta - Hr. 11 tistik Meyer
Wirkungen 1.2.3 9 Passives zum Produkt
Umgebungs - (was) 1.2.4 10 Hubkrafttoleranz ± 80 N F 5
3.1 aus Sta- Konstruk system 3.2 tistik teur{Ko)
1.2.5 11
1.3 1.3.1 13
Zeit -1.3.2 14 bel iebig lange hochgebockt F 1 Ko -
beziehung (wann)
1.3.3 15 Durchschni ttsbenu tzung
F - 3.1 Ko 4 mal im Jahr 3.2
1.4 1.4.1 17
Kraftein I eitu ngselemen te F
3.1 Auf trag- Hr. vorhanden -
Orts- 12 geber Verlass
beziehung (wo) 1.4.2 18
2 2.1 2.1.1 19
Mensch als mechanische F
1 bis Ko Energiequelle
-3.1
Aktives System - 1 bis
Umgebungs- 2.1.2 20 Rücklaufsperre vorsehen F - Ko be schrei bung 11
system (wer) gnpassen des W" 0.1 kW. Hub = 180 mm 2 Ergono-2.1.3 21 U ber setzun gsver h ä I t ni sses v " 1 m/s. F " 100 N Z 14 3.1 miebuch
1 111 Stückzahl 100 000 pro Jahr F 7 3.2 Auftrag
Aus Pflichten- 7 112 Einsatz unter
W - 3.1 Hf. Abschnitt Wüsten bedingungen 3.2 Wunsch
heft des Auf-Nr. Preisbegrenzung auf 1
traggebers 9 113 DM ......... pro Stück Z 12 2 Auftrag
114
120 funktionsfähig ohne
W - 3.1 Ko Schmierung; Staub. Sand 3.2
Aus zusätzlichen Informationen 121
122
Bild 3.13. Formblatt für Anforderungsliste 11. Methode: Analyse der Produktumgebung nach Bild 3.10.
Beispiel Wagenheber (Ausschnitt). Die Systeme 3 bis 6 müssen auch berücksichtigt werden. Es bedeutet: F Festforderung, Z Zielforderung, W Wunsch forderung entsprechend Bild 3.18
Beziehung treten ... " mittels eines weitgehend vollständigen Satzes nahezu voneinander unabhängiger Oberbegriffe zu verschiedenen Zeiten angesprochen. Der vollständige Lebenslauf des Produkts (Bild 3.14, Kopfspalten 1 und 2) und die Systeme "Technischphysikalische Umgebung" usw. (Kopf zeilen 1 und 2) ergeben eine Matrix mit 90 Suchfeldern und 250 darin eingetragenen Fragen. Sie sind sehr konkret, wie die Fragen nach verfügbaren Fertigungsmitteln, Platzbedarf, Gewicht, Lebensdauer, Wirkungsgrad und Wiederverwendbarkeit usw. Eine weitere Detaillierung der einzelnen Suchfelder kann in sogenannten Checklisten durchgefUhrt werden. Als Beispiel ftir die Erweiterung der Spalten 1 bis 4 der Suchmatrix steht die Checkliste (Bild 3.15, [3]) zur VerfUgung. Diese Liste kann von Fall zu Fall fUr betriebstypische, immer wiederkehrende Aufgaben durch zusätzlich auftretende Gesichtspunkte erweitert und durch Streichen nicht relevanter Gesichtspunkte gekürzt werden. Der Aufbau der dazugehörenden Anforderungsliste (Bild 3.17) ist ähnlich, wie der der Liste in Bild 3.13. Vorgehen: Nach Erstellen einer Suchmatrix mit leeren Feldern trägt man die auf das Produkt bezogenen Antworten der Fragen in diese Felder ein (Bild 3.16), oder man stellt eine Liste auf, in der nach der Feldbezeichnung (1.1 bis 10.9) die Antworten stehen. Dabei ist es hilfreich, die Wichtigkeit einzelner Informationen im voraus zu schätzen und die Suchfelder in der entsprechenden Reihenfolge durchzugehen. Weiter sollen die Antworten vordringlich den angestrebten Zweck und die Randbedingungen fUr das Produkt, nicht die Mittel, mit denen das erreicht wird, beschreiben, z.B.: Gewicht 30 N und nicht: ALLegierung fUr geringes Gewicht verwenden. Die ausgewerteten Fragen überträgt man anschließend in die Anforderungsliste III (Bild 3.17). Am Beispiel "Wagenheber" möge das Vorgehen mit Hilfe einer ausgefUllten Suchmatrix (Bild 3.16) erläutert werden. Zu den Fragen in den einzelnen Feldern, die gekennzeichnet sind durch die Zeilenund Spaltennummern, wird im Hinblick auf die Vorrichtung zum Heben eines Wagens Stellung genommen und anschließend geprüft, ob der Inhalt der Stellungnahme (ähnlich wie in Bild 3.12) eine mögliche Anforderung anspricht. Eine grundsätzliche Schwierigkeit, auf die schon mehrfach hingewiesen wurde, besteht darin, daß die Anforderungsliste mit fortschreitender Konkretisierung des Produkts Schritt fUr Schritt ergänzt werden kann und viele Felder der Suchmatrix erst in späteren Konstruktionsphasen sinnvolle Anregungen geben. Die Anforderungsliste
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 71
kann immer erst fUr den gerade folgenden Konstruktionsabschnitt vollständig sein. Man hilft sich damit, daß immer nur die von der möglichen Lösung unabhängigen und die fUr den folgenden Konstruktionsabschnitt erforderlichen Anforderungen ermittelt werden. Die zusätzliche Verwendung einer auf die besonderen Betriebsbedingungen abgestimmten Checkliste wie im Bild 3.15 kann an dieser Stelle sehr gute Dienste leisten. Folgende Hinweise können noch hilfreich sein. Begonnen wird im ersten Durchlauf des AblaufPlans nur mit den Anforderungen, welche sich aus den Feldern 7.1 und 7.2 der Suchmatrix (Bild 3.14) ergeben, sowie einschränkenden Bedingungen aus dem Pflichtenheft des Auftraggebers. Im zweiten Durchlauf mögen alle Anforderungen im Zusammenhang mit den Zeilen 7, 1, 4 berücksichtigt werden und erst zum Schluß die Anforderungen aus den restlichen Feldern. Damit wird erreicht, daß nicht schon zu Beginn vor lauter Einschränkungen der Mut zu neuen Lösungen verloren geht, daß die Vielzahl der Anforderungen nicht verwirrt und schließlich, daß Anforderungen konkreter Natur erst formuliert werden, wenn sich bestimmte Lösungen herauskristallisieren. Für die präzise Formulierung der Anforderung ist es sehr wichtig, ihre Art nach Bild 3.18 festzustellen. Man erkennt dabei sofort, daß ein Satz wie "Belastbarkeit 5000 N" alles mögliche bedeuten kann, z. B. "Höchstbelastung", daher Fälle 10 bis 12 im Bild 3.18, oder "Mindestbelastung", daher Fälle 7 bis 9. Auch bei "Mindestbelastung", was wohl im ursprünglichen Forderungssatz gemeint war, sollte man wissen, ob das Optimum möglichst groß sein soll (Fall 7), an einem Punkt liegen (Fall 8) oder möglichst klein sein soll (Fall 9). Um die Wiederverwendbarkeit (Recycling) zu erleichtern und zu fördern, könnte überlegt werden, ob eine Trennung in einheitliche Materialgruppen durch preiswerte Verfahren (z. B. durch "Demontagebänder" [1], durch "Sprengsätze" schon bei der Konstruktion berücksichtigt werden sollte. Auch wäre zu überlegen, ob dem onti erb are Teile später nicht als Werkzeuge (z.B. als Steck-, Schrauben-, Rohrschlüssel) verwendbar wären; im Grunde ein ähnliches Verfahren wie bei den Senfgläsern, die man in Becher- und Bierkrugform herstellt und dann nicht mehr wegwerfen muß, sondern weiter verwenden kann (siehe Abschnitt 6.3.7.5). Um die Anforderungen bezüglich ihres Umfangs nachvollziehbar einzupassen, wurde ihr Bereich, ihre optimale quantitative Größe durch veranschaulichen-
~ a Technisch-physikalische Menschbezogene
Bedingun-Lebenslauf- gen b Technologische Physikalische Physische Psychische Phasen u. funktionelle u. naturbezogene
I 2 Nr. I 2 3 4
Her- Produkt- I l.l 1.2 1.3 1.4 stel- planung, Stand der Tech- Bekannte Natur- Stand der Ar- Motivation u. lung Entwicklung, nik, Entwick- gesetze und beitswissen- Ausbildung des
Konstruktion lungs-Know- -effekte, Stoffe schaft, verfügb. Entwickl.-per-how ergonom. Ver- sonals, Kon-
suchseinrich tg. struktionsmethodik,
Arbeitsvor- 2 2.1 2.2 2.3 2.4 bereitung Verfügbare Fer- Technologische Teilehandhabung, Qualifikation und Teile- tigungs- u. Be- Materialeigen- Verletzungs ge- des F ertigungs-fertigung triebsmittel, schaften, ferti- fahr durch Grate, personals, fer-
technologisches gungsbedingte Fügbarkeit tigungsgerechte Know-how Belastungen (Fase) Bemaßung
Montage 3 3.1 3.2 3.3 3.4 Verfügbare Mon- Montagebedingte Teilehandha- Teilerkenn-tagewerkzeuge Belastungen, bung: Gewicht, barkeit, Ver-und Hilfsmittel Klima bei Bau- Größe wechslungs-
sielIenmon tage gefahr
Ver- Transport 4 4.1 4.2 4.3 4.4 tei- Verfügbare Spezielle klima- Gewichte, Griffe, Kennzeichnung lung Transportmittel tische .Bedin- Schwerpunkte, empfindlicher
(Lademaße), gun gen (z.B. Sicherheit Teile u. der Ladegeschirre Seetransport) beim Beladen Lastangriffs-
stellen
Lagerung 5 5.1 5.2 5.3 5.4 Platz bedarf, Lagerungsbe- Handhabung im Rücksicht auf Gewicht, Ver- dingte Alterung Lager, Stapel- ungelernte packung barkeit, Stand- Lagerarbeiter
festigkeit
Vertrieb 6 6.1 6.2 6.3 6.4 Werbewirksame Korrosionsbe- Ergonomische Firmenimage, technische ständigkeit, Vorzüge gegen- Vorführeign ung, Prinzipe Klimaunabhän- über der Kon- Herkunfts-
gigkeit u. ä. als kurrenz information Verkaufsargument
Ver- Betrieb 7 7.1 7.2 7.3 7.4 wen- und Funktion, Zu- Betriebsbedingte Ergonomische Einfache sinn-dung Stillstand verlässigkeit, Belastungen u. Bedingungen, fällige Bedie-
Lebensda uer, Bewegungen, Sicherheit, nung, Bedie-Wirkungsgrad, klimatische Um- Vermeiden von nungsanleitun-Klapp- oder Zu- gebungsbedin- Belästigungen gen, Aussehen sammenlegbarkeit, gungen, Verfüg- (z.B. Wärme, in Ruhestellung Rücksicht auf barkeit von Geräusche), und Betrieb Nachbarsysteme Wasser und Luft Hygiene
Wartung 8 8.1 8.2 8.3 8.4 Zahl der War- Wartungs- Zugänglichkeit Markierung von tungsstellen, bedingte und Sicht zu Wartungsstel-verfügbare Belastungen Wartungsstellen len, Wartungs-Werkzeuge und Bewegungen plan
Reparatur 9 9.1 9.2 9.3 9.4 Austauschbar- Reparaturbe- Bewegungsspiel- Fehlersuch pläne, keit von Ver- dingte Bela- raum, Kraft Verschleiß-schieißteilen stungen und u. Sicht bei anzeige
Bewegungen Reparaturen
Rück- Recycling 10 10.1 10.2 10.3 10.4 füh- Wiederverwendung, Grad der Um- Gefährdung Einfluß auf rung Wiederverwertung, weltbelastung durch Gifte, Firmenimage bei
Weiterverarbeitung Strahlung Verursachung von Umweltschäden
Bild 3.14. Suchmatrix zum Klären der Aufgabe, zur Analyse der Produktlebenslaufphasen, zur Informationsgewinnung für
das Formulieren einer prazlsen AufgabensteIlung und das Aufstellen der Anforderungsliste
Wirtschaftliche Normative Sonstige
Kostenbezogene Organisatorische Juristische und Normen und u. planerische gesellschaftliche Richtlinien Sonstige
5 6 7 8 9
1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 Entwicklungs- Entwicklungs- Schutzrechte VD I-Richtlinien Berücksichtigung kosten dauer, Rück- für Lösungs- von Trends,
sicht auf über- prinzipe Moden, politischen geordnete Unter- Entwicklungen nehmensziele
2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 Fertigungslöhne, Lieferanten, Schutzrechte Normen für Fer- Rohstoffmarkt, Materialkosten, Fertigungspla- für F ertigungs- tigungsmittel Arbeitsmarkt, Maschinenkosten nung, Investi- technologien (DIN, ISO), Automatisierung
tionen Stoffnormen
3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 Montage1öhne, Stückzahlen, Schutzrechte Werkzeugnormen, Rohstoffmarkt, Werkzeugkosten Lagerhaltung von für Montage- N ormen für Ver- Arbeitsmarkt,
Werkstoffen, technologien bindungen Automatisierung Halbzeugen usw.
4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 Transport- Wahl eigener Haftung für Normen für Ver- ~angfristige kosten, Zölle Transportmittel Transportschä- kehrsmittel Anderungen von
oder Inanspruch- den, Zollbe- F ördermittel, Transportmitteln nahme von Spe- stimmungen Verpackungen oder Lagerungs-diteuren techniken
5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 Raumkosten, Durchschnittliche Vorschriften Normen für Langfristige Änderun Kapitalkosten Lagerzeiten, über zulässige Lagerregale, gen von Transport-
Lagerorgani- Lagerungs- Türen, Tore mitteln oder sation dauern Lagerungstechniken
6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 Erzielbare Ver- Vertriebswege, Verbraucher- Werksinterne Marktforschung, kaufserlöse, Vertriebsorga- sch utzgesetze, Vertrie bsricht- Absatzmärkte verfügbarer nisation Garan tielei- linien (Inland, Ausland) Werbeaufwand stungen, Kon-
ventionalstrafen
7.5 7.6 7.7 7.8 7.9 Lohnkosten für Inbetriebset- Arbeitsschutz- TÜV, VDE-, VDI- Leistungen von Bedienungsper- zungstermin, gesetze, Sicher- Richtlinien, Konkurrenzpro-sonal, Kapital- Nutzungsdauer, heitsbestim- ISO-, DIN- dukten, Ein-kosten, Raum- Stillstands- mungen und Konstruktions-, drücke von Messen kosten, Kosten zeiten -vorschriften Güte-, Typ-, u. Ausstellungen, für Energie- und Prüf- und Sicher- Schrifttum, eigene Betriebsstoffe heitsnormen ältere Produkte
8.5 8.6 8.7 8.8 8.9 Wartungskosten Wartungs- Wartungsver- Wartungsricht- Trend zur
intervalle träge linien, Normen Wartungsfreiheit für Betriebs-mittel
9.5 9.6 9.7 9.8 9.9 Direkte Repara- Kundendienst- Verträge mit Werkzeugnormen Trend zum Aus-turkosten organisation, Einzelhändlern tausch statt infolge Ausfall- Reparatur im u. Werkstätten Reparatur zeiten Werk oder in
Vertragswerkstatt
10.5 10.6 10.7 10.8 10.9 Recycling- Öffentlichkeits- Umweltschutz- Werksinterne Allgemein ge-kosten bzw. arbeit zum Um- gesetze Richtlinien stiegenes Um--erlöse weltschutz weitbewußtsein
Te<:hnisch-physikalische Eigenschaften und Bedingungen Lebenslauf-Phasen Funktionelle und te<:hnologische Physikalische und naturbezogene
Her· Produkt- Stand der Te<:hni k, bekannte Pionierkonstruktionen, neu- Bekannte Naturgesetze (z.B . Hauptsätze der Thermodyn; stel- planung, artige Lösungsprinzipe. ext reme Leistungen und Bau- mik. Ähnlichkeitsgcsetze) u. -effekte (z.B. Wärmedeh-lung Entwiek- größen. Miniaturisierung: im Betrieb verfügbare und son- nungsetTckt). bekannte Materialien u. Stoffe u. deren ph~
lung. stige beschafIbare Erfahrungen, vergleichbare Konkur- · sikalische, chemische u. physiologische Eigenschaften. in~ Konstruk- renzprodukte: verfügbare Laboreinrichtungen (Prüfstände, besondere Extremwerte: Stand der physikalischen u. ehe· tion Meßgeräte u.ä.); EDV (Hardware, Software), Analogrech- mischen Grundlagenforschung; Entdeckungen
ner. zeichente<:hnische Hilfsmittel; Nachbarprodu kte. Bau-reihen
Arbeitsvor- Verfügbare Werkzeugmaschinen, Vorrichtungen und son- Fertigungsbedingte Belastungen nach Art (meeh., thermo bereitung. stige Betriebsmittel nach Art. Abmessungen und Lcistun- elekt r. usw.), Größe, zeitlichem Verlauf u. Häufigkeit -Teile· gen (z.B. Drehbankspillenlänge und -höhe. realisierbare siehe auch unter Betrieb und StillStand - Beispiele: fertigung Schnittgeschwindigkeit. Pressenkräfte, enielbare Toleran- Sdnill- u. Spannkräfte, Anregungsfrequenzen der Werk·
zen und Rauhigkeiten), Automatisierungsgrad der Ferti- zeugmaschinen (z.B. beim Fräsen) im Verhältnis zur Bau gung. verfügbare Steuerungs- und Regelungsmög!ichkeiten tcileigenfrequenz (z.B. Rauem), Korrosion durch Kühl-(NC-Maschinen): verfügbare Lagerteile, Halbzeuge und wasser, Härtebäder. chemische Abtrap·erfahren usw.; fc Materialien; Rücksicht auf Teilefamilien, Wiederholteile tigungsbedingte Bewegungen von Werkstück u. Werk7.eu u. Gruppenfertigung, Stückzahlen. Losgrößen ; Rücksicht Kinematik der Werkzeugmaschinen (Schnill-. Vorschub-auf te<:hnologische Bedingungen einzelner Ferligungsver- u. Zustellbewegung), Zugänglichkeit (gegebenenfalls fahren (verarbeitbare WerkstotTe, Bedingungen hinsicht- gleichzeitige) aller Werkzeuge 7.U allen Bearbeitungsstelle lich Form und Gesta!tung: z.B. Ausform- bzw. Ausheb- Werk7.cugauslauf (7..B. beim Stoßen oder Schleifen); Zu-barkeit u. meßgere<:hte Gestaltung bei Guß- u. Schmiede- gängJichkeit (gegebenenfalls währcnd der Bearbeitung) Ci teilen, geeignete Werkzeuganschnitte für Bohren. Räumen, Meß- und Prüfwerkzeuge: technologische Eigenschaften Fräsen usw., zulässige Biegeradien, Lage der Gesenk- oder der verarbeite ten Materialien (7..B. Formfül!ungs,'ermö-Formteilung, Rücksicht auf Wa!ztexturen u.ä.): Zerspan- gen, Zieh- u. Biegefahigkeit usw.) volumen. Verschnitt. Zahl der Aufspannungen, Zahl der Arbeitsgänge pro Teil, Fertigungstiefe dcs Produkts; Qua-li tätskontrol!e. Meßeinrichtungen und -geräte, Prüfwerk-zeuge
Montage Verfügbare Montagewerheuge und -hilfsmillel (7. .B. Montagebedingle Belastungen u. Bewegungen: Beispiele Druckluftschrauber. Fügepressen, Löt- und Sehweißwerk- Preßsit7.c (z.B. Wälzlager), Schrumpfsitle (z. ß . Naben). 7.euge): Montageautomaten. Indust rieroboter, .,handling·'; Kollisionsfreiheit beim Fügen; klimatische u. physikali-Zahl u. Art der montierten Teile u. Baugruppen. Gliede- sche Umgebungsbedingungen (z.B. Baustellen oder Hal-rung in Montagegruppen, Werks- oder Baustellenmon- lenmontage. Schutzgasschweißen). Löt- u. Sehweißbark~ tage: Zemrierungcn. Verbindungen u. Dichtungen; Ju-stage, Meßvorgänge
Ver- Transport. Verfügbare Transportmittel nach Art (LKW, Schiff, Flug- Transportbedingte Belastungen u. Be\\'egungen (z. B. Bel tei- Lagerung 7.eug usw.). Kapazität und Abmessungen (Lademaße und stungen durch Eigengewicht. punktförmige Kraftcinleitu lung -gewichte), Engstellen (z.B. Türen, Tore, Brücken): Stand- beim Heben, Korrosion durch Seewasser, Stöße u. Er-
festigkeit. Stapelbarkeit. Zusammenlegbarkeit: Ladege- schüllerungen bei Fahrzeugtransport): klimatische Bcdil schirre (Gurte, Ketten ), Lastösen. Kranhaken : Verpak- gungen (z.ß. Verladen bei Regen. Schnee, extremen TeIl" kung (Folien, Kartons, Kisten), Container: Lagernächen pcraturen), lagerungsbedingte Alterung oder Korrosion und -räume, zu lässige Regal- oder Deckenbclastungen
Vertrieb Rücksicht auf Vorurteile der Produktanwender gegenüber Rücksicht auf branchenübliche physi kalische Eigenschaf neuartigen Funktionsprinzipien, werbewirksame Funk- ten bestimmter Produkte (z.B. Uhr - antimagnetisch): UI
tionsprin7.ipe Rücksicht auf Moden und Trcnds (z.B. gewöhnliche oder überdurchschnittliche physikalische Ei .,elektronisch'" ,.Sensor·', .,automatisch·', "umweltfreund- gensehaften oder Verwendung besonderer Werkstoffe al: lieh·' .. ,niedriger Energieverbrauch··); Rücksicht auf Wei- Verkaufsargumem (7.. 8. Goldkontakt) terverarbeiter
Ver- Betrieb Funktion. Wirkung. Ein-. Aus- u. Zustandsgrößen, Kom- Bctriebsbedingle Belastungen nach Art (meeh., therm., wen- "od plexitäl. Leistung, Kapa7.ität, Wirkungsgrad. Genauigkeit. elektr .. magne\.. ehern .. radiolog. usw.). Dauer, Häufigk dung Stills tand Präzision; funktionelle u. geometrische Anpassungsfähig- u. 7.eitlichcm Verlauf (z.B. Dauer-. Schwel!- oder We<:hs
keit, Robusthei t, Unabhängigkeit, Speicherfahigkeit: last), Anordnung u. Kombination (z.B. Lastkollektive) t
StotTumsatz u. -verarbeitung, Ausbeute, Leckverluste. nach Größe, Beispiele: Massenkräfte (funktionsbedingt Dichtheit, erforderliche BetriebsstotTe (z. B. Schmierstoffe. oder 1..B. durch fehlerhafte Unwucht). Betriebsdrücke ir. Wasser, Luft): Energieumsatz. Energiebedarf nach Art u. Rohren u. Kesseln. hohe Temperaturen oder auch Drüc Größe. notwendige Energieumwandlungen: Naehrichten- in Brennräumen u. -kammern. Lichtbögen bei clektrisd
Bild 3_IS. Spezielle Checkliste über technisch-physikalische Eigenschaften und Bedingungen zur detaillierten Aufstellung von Anforderungslisten [3J (Blal\ I)
Technisch-physikalische Eigenschaften und Bedingungen Lebenslauf-Phasen Funktionelle und technologische Physikalische und naturbezogene
Ver- Betrieb umsatz, Regelung, Steuerung, Empfindlichkeit, Feinfühlig- Leistungsschaltern, Durchsatz korrosiver Medien (z.B. wen- und keit, Sollwerte, Nachrichtenkanäle nach Zahl u. Art, Co- Laugen, Säuren), Reibung, Gleitgeschwindigkeiten usw.; dung Stillstand dierung, Verzerrungsgrad ; Hilfsfunktionen (z.B. Kühlung, funktionsbedingte Kinematik, Beispiele: Rotations-,
Schmierung), Störfunktionen (Reibung, Überhitzung, Translations- (fließend oder oszillierend) oder Koppelbe-Schwingungen usw.); Funktionstrennung oder -integra- wegungen, innere u. äußere Kollisionsfreiheit ; klimatisch tion; Zuverlässigkeit, Funktionssicherheit, Sicherheit bei Bedingungen beim Betrieb (z.B. Größe u. Schwankunger Energieausfall (z.B. Notstromaggregat für medizinische von Luftdruck u. -feuchte sowie von Temperaturen); Geräte), Lebensdauer, Schadensbegrenzung bei Teilversa- Staub, Schmutz, Pilz befall usw.; physikalische Material-gen (z.B. Sicherungen, Rutschkupplungen), Schutz gegen eigenschaften (Festigkeiten, Leit- u. Speicherfähigkeiten) Fehlbedienung (z.B. Verriegelungen), Schutz gegen Ein- funktions beeinflussende physikalische Gesetze (z.B. Ener dringen von Staub, Wasser, Fremdkörpern; Randbedin- gie-, Impuls- u. Massenerhaltungssatz usw.) u. logische gungen benachbarter techno Systeme (z.B. Taktzeiten, geo- Gesetze (z.B. Kommutativ- oder Assoziativgesetz usw.); metrische Anschlußmaße, elektrische Anschlußwerte), im Produkt vorherrschendes Funktionsprinzip (mecha-Druckluftnetz, technische Einrichtungen zur Bereitstellung nisch, elektronisch, thermisch usw.) bzw. Abfuhr von Wasser, Luft bzw. Abgasen, Abfällen usw.; Einschaltcharakteristik, Stillstandszeiten ; Raum- U.
Stellflächenbedarf, Kompaktheit, Gewicht, zulässige Dek-kenbelastung, Fundament (Stoß- U. Schwingungsisolie-rung) ; Platzbedarf im Stillstand (Zusammenleg-, Klapp-oder Faltbarkeit)
Wartung Verfügbare Werkzeuge, Hilfsmittel und -stoffe für War- Reparatur- und wartungsbedingte Belastungen U. Bewe-und tung und Reparatur, Werkzeuge als Zubehör, Zahl der gungen (z.B. Abwürgen von Schrauben, Zerstören bedin Reparatur Wartungsstellen, Demontierbarkeit kritischer Teile (lös- lösbarer Verbindungen), Kollisionsfreiheit der Teile bei
bare Verbindungen), Austauschbarkeit von Verschleißtei- Demontage ; klimatische Bedingungen bei Reparatur u. len, Reparatur oder Wartung beim Kunden oder Herstel- Wartung ler
Rück- Recycling Wiederverwendung, Wiederverwertung, Weiterverarbei- Umweltbelastung infolge Verschrottung und unsachge-füh- tung, Recycling-Modellsysteme : Primärkreis, Sekundär- mäßer Deponie (M üll- U. Schrottberge, restliche Betrieb! rung kreis, Tertiärkreis, Rücksicht auf Wiedergewinnung der im stoffe u.ä. als Schadstoffe, z.B. Wasserverseuchung durc:
Produkt enthaltenen Rohstoffe (Trennungsproblem) Öl)
Menschbezogene Eigenschaften und Bedingungen Lebenslauf-Phasen Physische Psychische
Her- Produkt- Stand der Arbeitswissenschaft, Ergonomie (bekannte, all- Motivation und Ausbildung des Entwicklungspersonals, stel- planung, gemeine Lösungen, Gesetze, Regeln); erreichbare Infor- Möglichkeiten der Teamarbeit, Gruppentechniken (z.B. lung Entwick- mationen (Bücher, Zeitschriften, persönliche Kontakte), Brainstorming, Synectics), konstruktionsmethodische
lung, Einrichtungen im Betrieb (eigene Drundlagenforschung, Kenntnisse (z.B. Funktionsstrukturen, Morphologischer Konstruk- Egonomiezentrum); köperliche Belastungen bei spezi- Kasten), Fehlergefahr in terminbedingten Streßsituation, tion fischen Entwurfsverfahren (Strakverfahren im Schiffbau)
und bei Laboruntersuchungen
Arbeitsvor- Verletzungsgefahr durch scharfkantige Teile, Grate; ge- Qualifikation und Motivation des Fertigungspersonals, bereitung, sundheitsgefährdende Werkstoffe, Fertigungsverfahren (Facharbeiter, Angelernte, Erfahrung und Zuverlässigke Teile- (Gase, Staube; Schutzeinrichtungen) ; Werkstückgewicht Lohnsystem, Anreiz, Ausschußgefahr), Umstellfähigkeit fertigung bei manueller Fertigung, manuelle Handhabbarkeit (s. auf neue Technologien; gut lesbare Fertigungszeichnun-
auch ergonomische Bedingungen unter "Betrieb") gen, fertigungsgerechte Bemaßung
Montage Fügehilfen (Fasen, Spitzen); Zugänglichkeit ermöglichen, Qualifikation und Erfahrung des Montagepersonals ; Er· körpergerechte Montagehöhe und Position (möglichst kennbarkeit bzw. Verwechselbarkeit von Teilen und der ohne zusätzliche Vorrichtungen), Standfestigkeit ; ungün- Anordnungen (bewußt Symmetrien oder Asymmetrien stige Montageverfahren (Kleben von Hand) (s. auch Be- und Markierungen vorsehen); Hilfe durch geeignete Mo dingungen unter "Teilefertigung und Betrieb") tagepläne
Ver- Transport, Handhabung (Griffe, Gewichte); Gefährdung beim Verla- Gegebenenfalls Griffe, Schwerpunkte, Kraftangriffspunl tei- Lagerung den oder durch Verrutschen der Ladung (Standfestigkeit, kenntlich machen, empfindliche Teile oder Maschinen lung ineinandergreifende Füße, Nocken zum Stapeln), Gefähr- ("Vorsicht Glas !") oder notwendige Transportlagen (z.!
dung durch austretende Gase oder Flüssigkeiten (Batte- "oben !") deutlich kennzeichnen rien), Lage bzw. Zeitdauer
Bild 3.15. (Blatt 2)
Menschbezogene Eigenschaften und Bedingungen Lebenslauf-Phasen Physische Psychische
Ver- Vertrieb Ungewöhnliche oder überdurchschnittliche ergonomische Qualifikation des Verkaufspersonals (Vertrieb über Fach-teil- Eigenschaften (z.B. vielfach einstellbare oder hydraulisch handel, Warenhäuser, Vertreter); Firmenimage, Her-lung gefederte und gedämpfte Autositze), ergonomische Eigen- kunftsinformation (Firmenschild, firmen typisches Designj
schaften als Argumente für Werbung und Verkauf, ergo- Qualitätsinformation, Funktionalität, Deckung von De-nomische Eigenschaften von Wettbewerbs produkten sign und Produktqualität (kein überflüssiges Chrom);
Vorführeignung, Präsentation, Ausstrahlung; Geltungs-nutzen, Prestigewert
Ver- Betrieb Ergonomische Bedingungen: Körpermaße für Durch- Information Maschine-Bedienpersonal, Informationska-wen- und schnittsmann u. -frau, Grenzen 5%-, 95%-Mann, -Frau, näle nach Art, Zahl und Aufnahmekapazität (Auge, Ohr, jung Stillstand Gruppenzusammensetzung der Benutzer, Abweichung von Tastsinn, Gleichgewichtssinn usw.), Richtungsabhängig-
normalen Körperproportionen (Sitzriesen, -zwerge), Ar- keit visueller Informationsaufnahme (deshalb: akustische~ beitshöhe, Sitzgestaltung, Wirkraum für Hände, Finger, Warnsignal, optische Detailinformation), Erkennbarkeit Füße, Greifraum, Sehwinkel, Sehentfernung; Körperge- der Funktion, übersichtliche und sinnfällige Anordnung wichte, Gewicht der Körperteile (Ruhestellung bei Peda- von Informations- und Bedienelementen (z.B. Rückwärts· len); Körperkräfte, Belastbarkeit, Kraftrichtungen, Kör- gang durch Bewegung nach hinten, bei Anordnung ver-perabstand der Kraft, Alter, Gesundheit, Gr)lppenzusam- schiedener Schaltknöpfe deren funktionellen Zusammen-mensetzung; Bewegungsbereiche der Körperteile in den hang berücksichtigen), Hervorheben wichtiger Funktio-Gelenken, Schulter, Ellenbogen, Handgelenk, Hüfte, nen, auffällige Farben, Formen und Symbole zur Kenn-Knie; Bewegungsformen u. -abläufe (geringer Kraft- zeichnung von Gefahrenstellen (z.B. große, rote Schutz-aufwand, Ermüdung); Belastbarkeit durch Kräfte, Druck schalter, gelb-schwarze Streifen an vorspringenden Teilen (Flächenpressung), Beschleunigung (z.B. Verletzungsgefahr Symbole einfach und verständlich; Anzeigen, Skalen und bei Fahrzeugaufprall), Schwingungen, Strahlungen. Bildschirme, Anordnung, Gestaltung; Design, Styling, (Wärme, UV, )" Röntgen), elektrische Ströme, Spannun- Aussehen, Ästhetik, Ordnung, Gliederung (z.B. Schalt-gen ; Körperfunktionen wie Atmen, Schwitzen, Wärmere- schränke), Prägnanz (z.B. eigenwillige, markante gulation (Wärmestau, atmungsaktive Sitzbezüge) ; klimati- Formen) ; Formgebung, Gestaltwahrnehmung, Symbolik, sehe Einflüsse wie Hitze, Kälte, Luftfeuchtigkeit (Wär- erwünschte oder unerwünschte Assoziationen (z.B. Näh-meentwicklung der Umgebung bzw. der Maschine, Benut- maschine ähnlich Schafskopf); Farbgestaltung, Kontraste zung im Freien, z.B. Regenschutz bei Fahrzeugen), Ge- psychologische Farbwirkungen (warme und kalte Farben räuscheinflüsse, Lärm, mittlerer Geräuschpegel der Umge- Größenwirkung von Farben, Verstecken durch Farben, bung, mittlerer Pegel des Geräts (Schreibmaschine im z.B. schwarze Sockel bei Haushaltsgeräten), Modefarben Großraumbüro), Lärmspitzen (Geräuschentwicklung der gutes Design als Zusatznutzen (für Besitzer, Käufer), Mo Maschine, z.B. Staubsauger, Niethammer, Störeinflüsse tivation zur Arbeit verbessern; psychische Wirkungen auf Bedienbarkeit, Kommunikation: Warnsignale); Ein- auch durch Umweltbedingungen (s. nebenstehende fluß durch Beleuchtung, Farbe, Helligkeit, Leuchtstärke, Spalte), psychische Belastung (Streß durch Geräusche, Kontraste, Blenden, Reflexionen, Schatten; Farbton, In- schnelle Arbeitstakte, flimmernde Beleuchtung (Neon-tensität, Sättigung (Reinheit), Ablesbarkeit von Instru- leuchten nicht alle an die gleiche Phase schalten), unnöti! menten, Farbprüfung, rote Instrumentenbeleuchtung für Konzentration bei ungünstig gestalteten Bedienteilen ode die Hell-Dunkel-Anpassung); Einfluß mechanischer schlecht ablesbaren Kontrollen, Verwechslungsgefahr), Schwingungen, Frequenz, Amplitude, Resonanz, Empfin- psychische Ermüdung, Monotonie, Langeweile, Streß, den (ölgedämpfter LKW-Sitz); chemische und physikali- Wahrnehmungs- u. Konzentrationsschwäche, mögliche sehe Einflüsse, Gase, Dämpfe, Staub, Geruch, Reizungen, Fehlbedienung berücksichtigen oder vermeiden (z.B. Giftigkeit, Krankheitsgefahr (Maschinen der Kunststoff- Schutzschaltungen oder Automatisierung); Qualifikation verarbeitung); Elektrizitätseinfluß (Isolierung elektrischer der Benutzer, Ausbildung, Erfahrung, Einarbeitung, Geräte, elektrostatische Effekte bei Berührung mit Kunst- Schulung (z.B. Ingenieure, Facharbeiter, Angelernte, stoffen); Verstärkung der Einflüsse durch Kombination Hausfrauen, Kinder); Bedienungsanleitung klar, übersieh möglich (Schwingungen und Kälte bei Arbeit im Freien); lieh, vollständig (mindestens Beschreibung der Funktione biologischer Einfluß, hygienische Bedingungen, Schmutz, und der Zuordnung der Funktionen zu Bedienorganen, Feuchtigkeit, Bakterien, Pilze, (Oberflächen glatt, leicht zu Hinweise auf Fehlerquellen, Reparatur, Wartung und reinigen) KundendienststeIlen)
Wartung Bequeme und sichere Zugänglichkeit zu Wartungsstellen Qualifikation des Wartungs- u. Reparaturpersonals, Kon und und Verschleißteilen (z.B. direkter geradliniger Zugang 'Sumprodukte möglichst wartungsfrei; Verschleißteile, Ve~ Reparatur von außen, Schmier- und Einfüllste\len nicht neben heißen brauch sichtbar oder Anzeigen vorsehen; Kennzeichnun~
Teilen), ergonomische Bedingungen beachten (siehe auch Markierung von Wartungsstellen, Justageteilen; Eindeu-"Betrieb" und "Montage"), insbesondere Reichweite, Be- tigkeit der Art, Lage, Größe von Austauschteilen (Ver-wegungsspielraum, Kraftaufwand und Sicht berücksichti- wechslungsgefahr ähnlicher Teile vermeiden), Wertung, gen Fehlersuche erleichtern durch Wartungs-, Fehlersuch-
pläne ; Motivation durch Ordnung, Sauberkeit
Rück- Recycling Gefährdung durch Gifte, Strahlung, Explosion, biologi- Mögliche Folgen für Firmenimage berücksichtigen füh- sehe Auswirkungen, Verletzungsgefahr rung
Bild 3.15. Spezielle Checkliste zur Aufstellung von Anforderungslisten (Blatt 3)
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 77
~"eo Bedingun - Technisch - physikalische Menschbezogene Lebens- gen lauf -phasen Nr. 1 2 3 4 5
1.1 1.2 I.J 1.4 1.5
1 modern aufgezogene Produkt- einschlägige Fachwerke mit Möglichkeit. ergonomische Ver- konst r uktionsmethod isches planung. Entwicklung und Konstruktionskatalogen und suchsmodelle herzustellen Vorgehen teilweise eingeführt. Konstruktion Werkstoffdaten und zu prüfen Erfahrung vorhanden 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
Herstellung 2 Maschinen für Massenfertigung . Material für werkseigene Ferti- Handlichkeit beeinträchtigen- berücksichtigen besonderer Kalt-. Warmverformung. ziehen. gungsverfahren verfügbar. kei· de Formgebung vermeiden Fertigungsverfahren (bei stanzen. zerspanen ne besonderen Belastungen Formgebung) 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5
3 Vorrichtung zur Erleichterung keine au nergewöhnlichen Mon- Gewicht und Form für Hand- unproblematische Montierbar-der Bandmontage tagebelastungen montage geeignet keit vorsehen 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
Lademane für Produkt immer Transportbedingungen werden besondere Transportgriffe Kennzeichnung für besondere 4 gegeben durch Verpackung berück- nicht nötig Sorgfalt bei Transport nicht
Verteilung sichtigt nötig
5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5
'------ - ------ L- ______ L ______ ------ ~
7.1 7.2 7.3 7.4 7.5
(siehe Funktionssatz ) Belastung: etwa 5000 N sicheres halten der Wagen- Hand - evtl. Funbedienung . Lebensdau er: 10 Jahre Schubbewegung. Benutzung last. bei Rücklauf keine Bequemlichkeitsgrenzen :
7 Benutzungshäufigkeit : 100 mal im Freien Verletzung. leichtes absen- Handkraft '" 100 N zusammenlegbar für Gepäck- ken Funkraft '" 200 N. raum hin - und hergehende Bewe-Höhe PKW - Chassis: 0.2 m gung bevorzugen
Verwendung Ausfederung Räder: 0.15 m 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5
8 keine Wartung entfällt entfällt entfällt
9.1 9.2 9.3 9.4 9.5
9 Verschleinteile austauschbar entfä II t Zugänglichkeit der Betäti- entfällt einbauen gungsstellen. Bewegungsspiel-
raum 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5
Rückführung 10 Weiterverwendung der Werk- keine Umweltbelastung entfäll t entfällt stoffe durch leichte Trenn-barkeit vorsehen
Bild 3.16. Ausgefüllte Suchmatrix für das Beispiel "Wagenheber" (Ausschnitt)
de Darstellungen auf einer Zahlengerade festgehalten. Wenn die Angabe über die Leistung eines Motors Z.B. lautet: Leistung P = 64 kW, geht daraus nicht hervor, ob es eine maximale, minimale oder optimale Leistung sein soll, ob Begrenzungen nach oben, nach unten oder nach bei den Seiten festgelegt sind. Bild 3.18 ist ein Auszug aus Konstruktionskatalog 11.1.1, Band 11. Die Anforderungen sind unterteilt nach:
F Festforderungen, d.h. solchen, die unbedingt an einem Punkt oder in einem Bereich der Zahlengeraden liegen müssen. Wenn nicht, ist das Produkt
Ausschuß. In Bild 3.18 sind Festforderungen die Fälle 1 bis 6.
Z Zielforderungen, d.h. solchen, die zwar auch obere oder/und untere Begrenzungen haben, aber stets (durch Pfeile angedeutet), eine günstigste Zielgröße. Je näher ihre Realisierung an dem dargestellten Ziel liegt, umso höher ist die Produktbewertung. In Bild 3.18 sind es die Fälle 7 bis 18.
W Wunschforderungen, d. h. solche, die technisch/wirtschaftlich nicht nötig sind, aber einem Wunsch des Auftraggebers entsprechen. Sie können wahlweise Fest- oder Zielforderungen sein und gehen je nach Grad der Erfüllung in die Produktbewertung ein.
78 3 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
Registriernummer: Produkt: Bearbeiter: Datum: Blatt: Transportable Vorrichtung zum Wagen- 1 heben durch Menschen
Antorderungsliste III Methode: Lebenslauf - Phasen
Gliederungsteil Anforderungstei I Zugriffsteil
Art der Anforder. Für Kon-Infor- Beschreibende Angaben Zahlenangaben Bild 3.18 struktion lluelle
mations-Suchmatrix qualitativ quantitativ abschnitt Feld - Nr. Unter -
gewinnung Gruppe Nr. Bild 2.10 loge Person
Nr. 1 2 3 4 5 6 7
Herstellung 1 Kaltpressen vorsehen W -Hr.
1.1 3.1 3.2 Huber
2 Stanzen vorsehen W - Werk-konstruktionsmethodische Ent- 0.2b i s stoff- ~
3 wicklung. neue Lösung F -3.2 normen Brehm
1.2 Werkstoffoptimierung berück- ~ 4 sichtigen 3.2 Huber
3.9 48 weitgehend automatische
F - 3.2 Hr.
Fertigung vorsehen Leitner Verteilung entfällt
Mit 4.1
Suchmatrix und Checkliste 6.9 keine besondere Anforderung
Verwendung Lebensdauer: 10 Jahre Z 7 3.1 7.1 Auftrag- Hr.
zusammenlegbar W - geber Schulze
7.2 Belastung: 5000 bis 8000 N Z 13
8.1
9.9 Reparatur durch Austausch
F -ermöglichen Hr. 3.1 Bespre- Meier Verschrottung, 10.1 leichte Demontage W - chung Rückgewin - ::::::::::;:::: nung evtl. anderweitige Benützung vom ...... Konstruk
(Recycling) 10.9 der Einzelteile W - 3.1 teur
2 Stückzahl 100000 pro Jahr F Auftrag Aus Pflichten- Abschnitt Preisbegrenzung auf heft des Auf- Nr. 5 DM ............ pro Stück Z 12 Nr. ....... traggebers
Stückzahlsteigerung jähr I ich W
vertraul. Hr. Aus zusätzlichen 10%
- Mitteilg. Leitner Informationen
Bild 3.17. Formblatt für Anforderungsliste III. Methode: Analyse der Lebenslaufphasen nach Bild 3.14 und 3.15. Beispiel: Wagenheber (Ausschnitt). Es bedeutet: "Anforde-
rungsarten" einer der Fälle aus Konstruktionskatalog 11.1.1 (Band II) bzw. aus Bild 3.18
Gliederungsteil Hauptteil
Vera nsc h au I ichung Bedingung Ziel an der Zahlengerade n
1 2 1
t X· XI 0----#-
XI -
x,xpX Z;x3 ~ XI Xz x3
xu:::' x 0 ~ • Xu
x:::. Xo 0 ~ • x,
-
Xu!SX:::Xo 0 ~ ~ • Xu x,
X:5 Xu ~ ~ 0 • Xo:5: X Xu x,
-X _00 0 ~ • Xu
-- --x ~ Xu x -- xopt. ~ Xu
X ,pt.
--x ...... Xu 0 ~ •
Xu
--x .... Xo 0 ~ • x,
~ x::: Xo x .... xopt. x,p\. X,
X - 0 --(x ..... - 00)
0 ~ • x,
--x -- Xo 0 ~ ~ •
Xu x,
-- --xu:sx'!Sxo X .... X opt. 0-+---0---+-
Xu X,pl. x,
--x ..... Xu 0 ~ ~ • Xu x,
--X _ 00 0 •
x
-- --- x -- X opl. ~ x,pt.
x - 0 --(x- -00)
0 • x
W Wunschforderungen siehe Text
Nr.
1
2
3 F
Fest-
4 forde-rung
5
6
7
8
9
10
11
12 Z
Ziel-forde-
13 rung
14
15
16
17
18
Zugriffs!eil
Art der Forderung
1 2
P einfach Punkt-forderung
mehrfach
G untere
ungezielte Grenz -forderungen
obere
B Bereich
ungezielte einschlienend
Bereichs -forderungen Bereich
ausschlienend
mit Maximalziel
M mit
Mindest -Punktziel
forderung
mit unterem Grenzziel
mit oberem Grenzziel
H
Höchst -mit Punktziel
forderung
mit Minimalziel
mit oberem
ZB Grenzziel
gezielte mit
Bereichs - Punktziel
forderung mit unterem Grenzziel
mit Maximalziel
ZN
nicht mit begrenzte Punktziel Zi e I forderung
mit Minimalziel
3.2 Hilfen zur Aufgabenformulierung 79
Anhang
Bewert-bar
1
nein
nein
nur wenn x 2: Xu
nur wenn x :s Xo
nur wenn x::: Xo und x ~ Xu
immer
Bild 3.18. Auszug aus dem Konstruktionskatalog 11.1.1, "Anforderungsarten" aus Band 11.
Die quantitative Veränderung oder Optimierung von Anforderungen wird durch Grenzbereiche, Zielpunkte oder Pfeilrichtungen auf der Zahlengeraden dargestellt. Bei einer "Festforderung" F z. B. gibt es keine Optimierung, sondern es muß nur der Punkt oder der Bereich eingehalten werden, bei einer "Zielforderung" Z zeigt der Pfeil den optimalen Punkt. Eine "Wunschforderung" W kann erfiillt oder nicht erfiillt sein und einem der Fälle I bis 20 zugehören. Beispiel fiir Zielforderung Nr. 14: Die Forderung verlangt das Einhalten des Bereichs zwischen X u und xc, ist optimal, wenn der Punkt x opt erfiill t wird
80 3 Modelle und Hilfsmittel ftir das methodische Konstruieren in der Aufgabenformulierungs-Phase
3.3 Schrifttum
1. Beitz, W, Meyer, H.: Zwischenbericht zum Forschungsvorhaben: Recyc1ingfreundliche Gestaltung von Gebrauchsgütern. Berlin: Umweltbundesamt 1980
2. Birkhofer, H.: Analyse und Synthese der Funktionen technischer Produkte. Diss. TU Braunschweig 1980
3. Franke, H.-J.: Methodische Schritte beim Klären konstruktiver AufgabensteIlungen. Konstruktion 27 (1975) 395-402
4. Franke, H.-J.: Untersuchungen zur Aigorithmisierbarkeit des Konstruktionsprozesses. Diss. TU Braunschweig 1976
5. Hansen, E: Konstruktionswissenschaft - Grundlagen und Methoden. München, Wien: Hanser 1974
6. Hubka, Y., Eder, E.: Einftihrung in die Konstruktionswissenschaft. Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest: Springer 1992
7. Hubka, Y.: Theorie technischer Systeme. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1984
8. Koller, R.: Konstruktionsmethode ftir den Maschinen-, Geräte- und Apparatebau. 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer 1988
9. Pahl, G., Beitz, W: Konstruktionslehre, 4. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York, Paris, Tokyo: Springer 1993
10. Pahl, G.: Entwurfsingenieur und Konstruktionslehre unterstützen die moderne Konstruktionstechnik. Konstruktion 19 (1967) 337-344
11. Pahl, G.: Klären der AufgabensteIlung und Erarbeitung der Anforderungsliste. Konstruktion 24 (1972) 195-199
12. Pahl, G.: Wege zur Lösungsfindung. Industrielle Organisation 39 (1970) 156 -157
13. Rodenacker, W G.: Methodisches Konstruieren. Konstruktionsbücher Bd. 27. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1970. 3. Auflage 1984
14. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. 2. Auflage, Band 11: Konstruktionskataloge. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1994
15. Roth, K.: Methodisches Entwickeln von Lösungsprinzipien - Wege und Verfahren zur Lösungsfindung in der Konstruktionspraxis. VDI-Berichte Nr. 953 (1992), S. 99-114
16. Roth, K.: Methodisches Ermitteln von Funktionsstruktur und Gestalt. VDI-Berichte Nr. 219. Düsseldorf: VDIVerlag 1974
17. Roth, K.: Systematik der Maschinen und ihrer mechanischen elementaren Funktionen. Feinwerktechnik 74 (1970) 453-460
18. VDI-Richtlinie 2225: Technisch-wirtschaftliches Konstruieren. Düsseldorf: VDI -Verlag 1969
19. VDI-Richtlinie 2222, Blatt 1, 2. Auflage. Methodisches Entwickeln von Lösungsprinzipien. Düsseldorf VDIVerlag 1995
4 Methodisches Ermitteln der Funktionen und der Funktionsstrukturen
Inhalt: Die Zustandsänderungen von Stoff, Energie und Information definieren Allgemeine Funktionen, mit denen alle Maschinensysteme als Funktionsstruktur beschrieben werden können (Bild 4.4). Ist die Funktionsstruktur einer Maschine bekannt, können mit ihr neue Maschinen fiir einen ähnlichen Zweck entwickelt werden, da diese Strukturen etwa gleich sind (Bild 4.9-2).
4.1 Soll-Funktionen und Funktionsstrukturen
Im Ablaufplan (Bild 2.10) folgt nach der Aufgabenformulierungs-Phase die Funktionelle Phase. In dieser Phase werden die Aufgabensätze in SollFunktionssätze umgesetzt, welche in einem abgeschlossenen System (Schwarzer Kasten) stehen und sich als Beschreibung eines Flusses oder Zustandes stets auf Ein- und Ausgangsgrößen beziehen. Die Soll-Funktionen geben nur die erstrebte Beziehung, nicht ihre physikalische, chemische usw. Realisierung an. Es stehen nach Bild 3.2 folgende Modelle und Verfahren zur Verfügung:
- Gesamtfunktion (Schwarzer Kasten), Modell Nr.3.
- Allgemeine Funktionsstruktur (AFS), Modell Nr.4.
- IQ-Funktionsstruktur (IQF), Modell Nr. 5. - Allgemeines Flußbild (AFB), Modell Nr. 6. - Logische Funktionsstruktur (LFS), Modell Nr. 7.
Für diese Strukturen wurden die Produktdarstellenden Modelle 3 bis 7 (Bilder 3.1 und 3.2) entwickelt. Zu den Modellen gehört stets ein Satz von Elementen (Operanden), ein Satz von Regeln für das Verknüpfen der Elemente (Operationen) und ein Vorschlag für das zweckmäßige Vorgehen. Hinweise auf formale Variationen von Verknüpfungen sind dabei sehr wertvoll.
4.2 Gesamtfunktions-Modell
Es ist in Bild 4.1 dargestellt und in Bild 3.2 als Modell 3 angeführt. Dies Modell hat eine gewisse Sonderstellung, da es aus einem einzigen "Element", nämlich dem Schwarzen Kasten besteht. Bei der Darstellung einer Gesamtfunktion steht nur ein Symbol da (Bilder 4.1,3.2) bei der Darstellung von Teilfunk-
Stoff
Energie
Information
GesamtSoll- Funktion
Stoff
Energie
Information
Bild 4.1. Schwarzer Kasten als Produktdarstellendes Modell rur die Gesamt-Soll-Funktion.
Als Ein- und Ausgänge an den Systemgrenzen stehen die drei Allgemeinen Größen Stoff, Energie und Information, im Kasten der Gesamt-Funktionssatz. Für die Soll-Funktion entspricht der Text einem verkürzten Hauptaufgabensatz
tionen kann man sich ein Netz gleicher Symbole vorstellen, von denen jedes die Gesamtfunktion der jeweiligen Teilfunktion angibt. Der gesamte Satz von Elementen besteht aus dem einen Symbol. Das Verknüpfen von Elementen, z. B. mehrerer Gesamtfunktionen, erfolgt dadurch, daß mit gleicher Flußrichtung stets die gleichen Größen miteinander verbunden werden. Ein mögliches Vorgehen ist, erst die Gesamtfunktion der Hauptfunktion und dann die der Teilfunktionen darzustellen. Zweckmäßiger ist es jedoch, möglichst frühzeitig zu einer der folgenden Funktionsdarstellungen überzugehen.
4.3 Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur (AFS)
Sie wird in Bild 3.2 als Produktdarstellendes Modell 4 aufgeführt. Ihre Entstehung verdankt diese Methode dem Bedürfnis, auf möglichst hoher Abstraktionsstufe etwas über die Funktionen des zukünftigen Produkts auszusagen, ebenso wie über die Zuordnung der Gesamtaufgabe zur Gesamtfunktion, der Teilaufgaben zu den Teilfunktionen, über eine festgelegte Flußrichtung und eine mögliche Schaltanordnung [7,19,20,26,]. Ein weiterer Gesichtspunkt, in welchem sie sich z. B. wesentlich vom Produktdarstellenden Modell [25],
82 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
~g Allgemeine Symbol Erläuterung
Operationen Nr. 1 2 3 1.1 1.1
Das Symbal steht sowohl für Ein-, Ausspeichern als auch
Speichern 1 0- für gespeichert halten, d.h. für eine reversible Mengen-änderung (die im Grenzfall auch null sein kann) einer Allgemeinen Gröne am gleichen abgegrenzten Ort. Gleichzeitig Symbol für Iluelle und Senke.
1.1 1.1
Leiten 2 -QJ- Versetzen einer Stoll-, Energie- oder Informationsmenge an einen anderen Ort, ohne dan dabei ein Wandeln, Umformen
c:: oder Speichern erfolgt. '" cn
~ 3.1 3.1 3.3
'" Ändern der DarsteI- Bei Stoff der geometri. Form des Teiles,
.Cl
~ lungsform der All ge - bei Energie der die Arbeit bzw. Leistung :=
Umformen 3 meinen Gröne, meist beschreibenden Granen, verbunden mit einer bei Information der Codedarstellung Ortsänderung. (nicht des Codes 1.
4.1 4.1 4.3
~ Ändern der Art der Bei Stoff der Werkstoffart,
Wandeln 4 Allgemeinen bei Energie der Energieart, Gröne bei Information des Codes.
5.1 5.1 5.3
gleiche 5 $- Es werden zwei gleiche der drei Allgemei-nen Grönen Stoff, Energie bzw. In forma-
Sum- Vereinigen von zwei ti on vereinigt. motiv Flüssen zu einem Flun
6.1 r 6.3
c:: ungleiche 6 X Es wird eine der drei Allgemeinen Grünen '" y einer anderen aufgeprägt. Ci c:: '''' - '" c:: c:: 7.1 7.1 7.3 ~ :e
~ Es wird eine der drei Allgemeinen Grönen '" "" gleiche :> 7 von einem Flun zu zwei Flüssen aufge-Distri- Teilen eines Flusses
butiv in zwei Flüsse spalten.
8.1 ~y 8.3
ungleiche 8 Es wird von einer der drei Allgemeinen Grönen eine zweite abgegriffen.
Bild 4.2. Beschreibung der Allgemeinen Funktionen (AF).
Sie entstehen durch Operationen mit den Allgemeinen Größen. Darstellung ihrer Symbole (Schaltzeichen) und Definitionen
(hier Nr. 6, Allgemeines Flußbild) unterscheidet, ist der, daß alle technisch wichtigen Zusammenhänge durch nur 30 normierte Funktionen dargestellt werden, für die es sich dann auch lohnt, Kataloge zu erarbeiten. Dabei verwendet man als Elemente (Operanden) die drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre: Stoff, Energie und Information und beschreibt ihren Zustand oder ihre Zustandsänderung mit Hilfe der Operationen: Speichern, Leiten, Umformen, Wandeln und Verknüpfen. Die Definition dieser Operationen und ihre Symbole sind in Bild 4.2 dargestellt. Sie stimmen weitgehend mit denen der Systemdynamik überein. Die Operation "Speichern" erfaßt sowohl das Einund das Ausspeichern als auch das gespeichert halten. Die Operation "Übertragen" in der System-
dynamik setzt sich zusammen aus dem Versetzen entlang der Leitung in bei den oder nur in einem Richtungssinn, d. h. dem "Leiten" und in der Regel dem Ändern der Darstellungsform der Allgemeinen Größe, d.h. dem "Umformen". Das "Wandeln" gibt die Artänderung der Allgemeinen Größe an. Das "Verknüpfen" hat vier Möglichkeiten, die vom Richtungssinn des Flusses und der Kombination der Größen abhängen. In früheren Veröffentlichungen [19, 20, 29, 17] wurde der Unterschied zwischen Umformen und Wandeln nicht schon bei den Allgemeinen, sondern erst bei den Speziellen Funktionen gemacht. Es ist jedoch zweckmäßig, schon bei der Allgemeinen Funktionsstruktur zwischen den Operationen verschiedener Stoff-, Energiearten und Codes zu unterscheiden, wie er in [9] vorgeschlagen wurde.
4.3 Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur (AFS) 83
~ Übertragen Verknüpfen
Operationen
Speichern Wandeln Summativ Distributiv
Leiten Umformen Gleiche Verschiedene Gleiche Verschiedene Allgemeine Größen Größen Größen Grö ßen Größen
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1.1 1.1 I.J 1.4 1.5 1.6 1.7 I.B 1.9 1.10
Stoff 1 ®- -{}D- ~ ~ )- Efr 1)- -( -(E -(I
1.1 1.1 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 12 1.9 1.10
Energie 2 0- -{J]- ~ V- ? I~ St? -i ~I ~st 3.1 3.1 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.B 3.9 3.10
Information 3 0- -ITJ- ~ ~ ~ StP- E~ ~ ~St -1E
- Die Flußrichtung für die Operation "Leiten" kann durch einen Pfeil auf einen Richtungssi~n eingeschrönkt werden, z.B. ~ . -Irreversible Wandlungen können durch Buchstaben gekennzeichnet werden, z. B. *, auch Verbraucher genannt.
- Beim Speicher kann der Anschluß sowohl Eingang als auch Ausgang sein, bei den anderen Symbolen müssen olle Anschlüsse einer Seite nur Eingang und die der anderen nur Ausgang sein. Das Speichersymbol kann eine Quelle darstellen, wenn ein Index zugefügt wird, z.B. @-.
- Alle nicht beschrifteten Ein- und Ausgönge führen die Größe des Symbols.
Bild 4.3. Die Allgemeinen Funktionen und ihre Symbole.
Übersichtliche Darstellung, insbesondere auch der VerknüpfungssymboIe, die nicht nur die Vereinigung und Verzweigung
Wendet man nun eine der fünf Operationen auf eine der drei Allgemeinen Größen an, dann wird damit eine Allgemeine Funktion beschrieben. In Bild 4.3 sind alle 30 Allgemeinen Funktionen durch ihre Symbole wiedergegeben und in Bild 4.4 zur Veranschaulichung mögliche technische Beispiele eingezeichnet [26]. Die Allgemeinen Funktionen der Bilder 4.3 und 4.4 sind die Funktionselemente, gewissermaßen die "Bausteine", mit denen man bei diesem Verfahren arbeitet. (Beispiele für den Bereich der Information sind in Bild 4.15, 4.17 aufgeführt.) Diese Elemente bilden auf sehr hoher Abstraktionsebene technische Vorrichtungen ab, welche alle möglichen Funktionen im Zusammenhang mit Stoff, Energie und Information [24] representieren. So kann z. B. das Symbol 2.3 des Bildes 4.3 sowohl für ein Keil-, ein Hebel-, ein Zahnradgetriebe oder einen Transformator stehen, aber auch für alle "DirektUmformungen" der Justi-Matrix (Bild 2,12), die dort in der Diagonale der Felder (1.1) bis (5.5) eingetragen sind. Das Symbol in Feld 2.4 des Bildes 4.3 steht dagegen für alle Wandlungen, z, B. auch für die
zweier Flüsse darstellen, sondern auch deren wahlweise Verbindung und Unterbrechung, z. B. mit den Symbolen in den Feldern 1.7,2.6,3.5
"Direkt-Umwandlungen" der Justi-Matrix, welche außerhalb der Diagonale eingetragen sind.
4.3.1 Darstellungsmöglichkeit aller technischen Systeme mit Allgemeinen Funktionen
Mit Hilfe der Funktionsbegriffe aus den Bildern 4.3 und 4.4 ist es möglich, alle technischen Gebilde bzw. Systeme [26] zu erfassen, die eine technische Funktion erfüllen [28, 29], sofern sich die Betrachtung auf die
- Darstellung einer die Aufgabe erfüllenden Funktion bezieht,
- die Abstraktionsebene der Allgemeinen Größen beibehalten wird,
- und nicht die Umsetzung einer in eine andere Allgemeine Größe gefordert wird (z. B. Stoff in Energie).
Da technische Gebilde und Systeme oft eine Vielzahl von Aufgaben erfüllen, muß man sich auf eine, näm-
84 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
~ Übertragen Verknüpfen
Operationen
Speichern Wandeln Summativ Distributiv
Leiten Umformen Gleiche Verschiedene Gleiche Verschiedene Allgemeine Größen Größen Größen Größen Grönen
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1.1
®-I.Z
1.3~ l.4~ 1.5 $- 1.6E~ l.7]$- l.8~ I.g~E 1.1D~ Symbol ---{]]- St ]
Platinnetz
~ s~ ~ '0 1 W ~ Q ~ ~ T Vi Beispiel - ~ Knallgas HZO Durchlauf-E 1 '
(St -Umformer) (WandlerJ erhitz er 1\ }1~ Kondensation
Symbol Z.1 CD- z.~ Z.3+-
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Bild 4.4. Die Allgemeinen Funktionen (AF) und ihre Veranschaulichung mit typischen Beispielen,
Durch die Zustandsänderung der drei Allgemeinen Größen Stoff, Energie und Inforamtion im Hinblick auf Speichern, Leiten, Umformen, Wandeln und Verknüpfen kann man alle von den Maschinensystemen [36, 38, 40] erzeugten, passiven Funktionen auf diesem Abstraktionsniveau beschreiben [29]. Jede Zustandsänderung einer Allgemeinen Größe ergibt eine
lich die Hautaufgabe bzw. die ihr entsprechende Hauptfunktion, die stets eine passive Funktion ist, beschränken, um Eindeutigkeit zu erzielen. Die Allgemeinen Größen gewährleisten, daß alle Bereiche erfaßt werden, z. B. auch der der Information. Die praktische und theoretische Umsetzung einer in eine andere Allgemeine Größe wird in Bild 4.5 angesprochen. Dort zeigt sich, daß es wohl zur Zeit möglich ist, Stoff in Energie im Reaktor und Energie in Materie im Zyklotron umzusetzen, nicht aber Stoff und Energie in Information und umgekehrt, da das wohl grundsätzlich nicht möglich ist [39]. Ähnlich wie in Bild 4.4 sind die als Einheiten funktionsfähigen technischen Gebilde in Bild 4.6 dargestellt [26]. Das Bild stellt einen zweidimensionalen Katalog dar (siehe auch Band H, Kap. 10), in der Kopfspalte nach der Komplexität der (Funktions)Einheiten gegliedert, in der Kopfzeile nach der Umsetzung der Allgemeinen Größen. Je nach vorhandener oder fehlender Relativbewegung von Funk-
der in den Feldern durch Symbole oder Bilder dargestellten Allgemeinen Funktionen. Die Direktumsetzung einer in die andere Allgemeine Größe, zum Beispiel Stoff in Energie oder gegebenenfalls Information in Energie, ist hier nicht berücksichtigt. Letztere Umsetzung ist wohl grundsätzlich nicht möglich. In den Feldern sind oben jeweils die Symbole wiedergegeben, unter ihnen ein typisches technisches Gebilde, dessen Hauptfunktion durch das Symbol dargestellt wird
tionsteilen, welche die Hauptaufgabe erfüllen, kann man die Funktionseinheiten auch in statische und kinematische unterteilen. In der ersten Gruppe, Zeilen 1.1 bis 1.5, sind komplexe, in der zweiten Gruppe, Zeilen 2.1 bis 2.5, sind elementare, also nicht mehr teilbare Funktionseinheiten enthalten. In der dritten Gruppe, Zeilen 3.1 bis 3.5, sind wesentliche Teile von Funktionseinheiten enthalten, die selber nicht funktionsfühig sind, selbst aber in verschiedenen Einheiten vorkommen, wie z. B. der Eisenkern, die Feder, die Lötfahne u. a. Jedes Beispiel steht für eine ganze Gruppe von technischen Gebilden mit der gleichen Hauptfunktion. Eine Ergänzung dieser Einteilung, welche auch die Gestaltende Konstruktionsphase berücksichtigt, ist in Bild 4.7 dargestellt [27, 33]. Gleichgültig, ob sich die Hauptaufgabe und damit die Hauptfunktion auf eine Informations-, Energie- oder Stoff umsetzung bezieht, kann das technische Gebilde die Größenordnung einer Armbanduhr haben, deren Teile nur mit
4.3 Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur (AFS) 85
~ Eingang Stoff Energie Information
Nr. 1 2 3 1.1 Stoff _ 1.2 1.3
Stoff 1 Umsetzung Kernspaltung,
AF Kernfusion
Erzeugung von Energie- 2.2 2.3
Energie 2 Elementar- Umsetzung teilchen (Justi- Matrix)
(Zyklotron) 2.1 AF 3.1 3.2 I nformations3~3
Information 3 Umsetzung
AF
Bild 4.5. Direktumsetzung der Allgemeinen Größen.
Bei gleichen Größen (Diagonale) ist das ohne weiteres möglich und durch die Operationen Speichern, Leiten, Umformen und Wandeln beschrieben. Bei verschiedenen Größen beschränkt sich eine derartige Umsetzung zur Zeit nur auf Stoff und Energie. Über eine Direktumsetzung der beiden Größen Stoff und Energie in die Größe Information bzw. über den umgekehrten Fall gibt es zur Zeit noch nicht einmal eine Klärung darüber, ob das grundsätzlich möglich ist, geschweige denn eine Hypothese. Naturphilosophische Überlegungen sprechen dafür
Pinzette oder feineren Handwerkzeugen faßbar sind, und damit zur Mikrotechnik gehören, die Größenordnung einer Hand (Fotoapparat) und damit zur Feinwerktechnik, die Größenordnung eines Menschen (Kraftwagen) und damit zur Maschinentechnik oder die Größenordnung von Häusern (Kran) und damit zur Großmaschinentechnik gehören. Die für Konstruktion und Herstellung geeigneten "Techniken" unterscheiden sich sehr stark voneinander, bei den kleinen Teilen wegen ihrer kleinen Masse und relativ großen Oberflächen (siehe Bild 7.10) der relativ groben Toleranzen und hohen Steifigkeiten [32], bei den großen Teilen wegen ihrer großen Massen, hoher notwendiger Festigkeit usw., bei beiden wegen ihrer schwierigen HersteIlbarkeit. Die Fertigungsverfahren benachbarter Techniken sind ähnlich, die der nicht benachbarten Techniken verschieden. Beispiele für die Konstruktion und Herstellung in verschiedenen "Techniken" sind z. B. die Spanungs-, Guß-, oder Umformtechnik, die Feinguß-, Kunststoff- oder Aufdampf- und Ätztechnik.
4.3.2 Elementare Funktionseinheit
Aus Bild 4.6 kann man entnehmen, daß zur Erfüllung gleicher Hauptfunktionen sowohl große, komplizierte technische Gebilde (zum Teil ganze Anlagen) als
auch sehr einfache, kleine Funktionseinheiten herangezogen werden können [26]. Einmal ist als Beispiel für die Stoffspeicherung ein Silo, einmal ein einfacher Behälter eingetragen. Man kann bei komplizierten technischen Gebilden die Hauptfunktion des gesamten Systems in die Hauptfunktion der Teilsysteme unterteilen, welche ihrerseits auch im Hinblick auf ihre Teileverbände und Einzelteile noch eine zusammenhaltbare Einheit bilden. Beispielsweise besteht ein Personenwagen (Gesamtsystem) aus dem Fahrgestell, der Karosserie, dem Motor, den Vorder- und Hinterradachsen, der Lenkeinheit und vielen anderen Teilsystemen, die für sich allein jeweils eine Hauptfunktion erfüllen. Der Motor wandelt chemische in mechanische Energie, der Vergaser, Teilsystem des Motors, verknüpft Luft und Benzin, und die Schraubenverbindung, ein Teilsystem des Vergasers, verknüpft (verbindet) diesen fest mit dem Motor. Sie erfüllt auch eine Hauptfunktion, nicht mehr jedoch die Schraube selbst, die nur ein Einzelteil ist. Die Schraubenverbindung, welche mit einer kleinstmöglichen Anzahl von Wirkelementen die Hauptfunktion erfüllt und daher beim Zerlegen keine Funktionseinheit für die genannte Hauptfunktion realisieren könnte, ist daher eine elementare Funktionseinheit, die Schraube selber nur ein wichtiges Teil dieser Funktionseinheit. Die hierarchische Gliederung von Funktionseinheiten verschiedener Komplexität ist am angeführten Beispiel aus Bild 4.8 ersichtlich. Die konventionellen Maschinenelemente wie Feder, Klemmverbindung, Kupplung usw. sind daher teils Einzelteile, teils elementare, teils komplexe Funktionseinheiten (siehe Bild 7.1). Mit Hilfe der zahlreichen Beispiele wurde gezeigt, daß es tatsächlich gelingt, alle technischen Gebilde - von den großen Anlagen bis zu kleinen Einheiten - in das vorgestellte System zwanglos einzuordnen. Allerdings muß dabei streng unterschieden werden, ob das Gebilde imstande ist, eine Funktion zu erfüllen oder nicht. Komplexe Gebilde erfüllen meistens auch sehr viele Nebenfunktionen. Für die Einteilung darf dann nur die Hauptfunktion betrachtet werden. Die ist beim Kraftfahrzeug die Beförderung von Personen und Lasten und nicht etwa der Antrieb eines Motors, die Erwärmung der Umgebung, die Umformung der Drehbewegung oder gar die Aureicherung der Luft mit Kohlenoxyd. Von der einzelnen Schraube oder Feder wird allein keine Funktion erfüllt, selbst wenn sie - vollkommen zweckentfremdet - mit ihrer Masse nur als Briefbeschwerer diente. Auch in diesem Fall müßten noch Tischunterlage und Brief-
86 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
~ 1
Gliederung Stoffumsetzer (Aparat)
Komplexität Art der 1 .1 1.2 des Systems Umsetzung statischer kinetischer
1.1 Speichern Silo, Gebäude Stoffspeicher-zentrifuge
Tech-nische 1.2 Leiten Röh rensystern
Fahrzeug, Kran,
Gebilde Förderanlage
als kom- 1.3
Umfor- Kondensations- Umformpresse, 1 plexe men anlage Drehbank
Funk· tions· Hochofen, Duroplast-
1.4 Wandeln ein- chem. Reaktor presse heiten
1.5 Ver- Rektifizier - Bolzensetzer, knüpfen kolonne usw. Rühraparat
2.1 Speichern Behälter, Drachen Konservendose Tech-
nische Leitungsrohr Gleitschlitten Gebilde 2.2 Leiten als
mit Anschluß mit Unterlage
elemen-tare 2.3
Umfor-Dampftopf Handpresse 2
Funk- men
tions ein- 2.4 Wandeln Brennraum
Zündkapsel mit
heiten Schlagbolzen
Ver- Vergaser, Rohr- Nagel-2.5
knüpfen verzweigung vorrichtung
3.1 Speichern Wandel- Führung, elemente Feder
3.2 Leiten Rohre
Autorad Wesent- (Halbzeuge) liche Teile Umfor- Werkzeug: Frä·
3 von 3.3 Behälterdeckel ser, Schleif-men Funk- scheibe tions-einheiten 3.4 Wandeln Feuerungsrost Preßform
Ver- Befestigungs· Löffel 3.5 knüpfen schraube, Niet
Bild 4.6. Beispiel für technische Gebilde, die eine bestimmte Umsetzung als Hauptfunktion erfüllen (Funktionseinheiten) sowie für wesentliche Teile von Funktionseinheiten.
Diese Teile können aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften Elemente verschiedener Funktionseinheiten sein, wie z. B. der Eisenkern einer Spule.
stapel mit zur elementaren Funktionseinheit hinzugezogen werden. Komplexe Funktionseinheiten, wie zum Beispiel das Kraftfahrzeug, sind in der Regel auch als Baueinheiten abgeschlossene Gebilde. Funktions- und Baueinheit enthalten dann die gleichen Einzelteile, ihre Systemgrenzen decken sich. Bei kleinen oder gar elementaren Funktionseinheiten ist das anders. Dort
2 3
Energieumsetzer (Maschine) Informationsumsetzer (Gerät)
2.1 2.2 3.1 3.2 statischer kinetischer statischer kinetischer
Akku- Station Schwungrad-
Kernspeicher Plattenspeicher speicher
Elektrisches Geschoß
Radaranlagen mit Rohrpost-Leitungsnetz fester Antenne leitungssystem
--
Umspannwerk Wasserturbine, Schnelldrucker, Wärmetauscher Wärmepumpe
Optische Geräte Filmprojektor
Kesselfeuerun Elektromotor, Rundfunk· und Mechanische Codier- und
g I Stahltnebwerk Fernsehgeräte Decodiergeräte
Elektrisches Differential-Lichtschranke Schaltkupplung
Verteilerwerk I getriebe
Batterie, Schwungrad Elektronisches Kreiselkompaß Kondensator mit Führung Flipflop
Verlängerungs-Weilemit
Lichtfaserkabel m. Führung, Drahtauslöser kabel Dauerkupplung Anschlu ßkabel
----
Magnetspule Zahnrad· paarung
Shiftregister Morsetaste
Decodier-Glühlampe Tauchspule
Elektronische chiene mit
Decodiereinheit Querschiene Mechanisches
Lötleiste Schnurzug Transistor Konjunktions-getriebe
Elektroden I Feder Silizium-plättchen
Kontaktfeder
I
Metalldraht Welle Anschlu ßdraht Tastknopf
Eisenkern I Zahnrad Leitungsbahnen Druckkammer
Widerstands· Eisenkern Kontaktleiste Wählschiene
draht
Lötfahne Befestigu ngs-
Lötfahne Betätigungs-
schraube hebel
Abhängig von der für die Hauptfunktion notwendigen relativen Beweglichkeit der wesentlichen Teile können die Funktionseinheiten auch in statische und kinetische eingeteilt werden [26, 28]
werden die Einzelteile zu mehreren Funktionen verwendet [27] und demgemäß decken sich die Systemgrenzen für eine elementare Funktionseinheit und dem dazugehörenden Einzelteileverband in der Regel nicht. So gehört zum Beispiel eine Gehäusewand nicht nur zur Funktionseinheit "Schraubenverbindung", sondern noch zu vielen anderen Funktionseinheiten (siehe Bild 2.22).
4.3 Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur (AFS) 87
Konstruktions· Phase Maschinenart, Maschinengröne, Fertigungsverfahren Beispiel
I nfor mationsf lun
Funktions -orienliert
Energieflun
Räumliche ~l'- ~ Verw'lrklichung Raum -,
festigkeits -orientiert
~ ~ (z.B.erster
L ____ , ____ ~,_----,-~~~~:..j monstöblicher-I Entwurf)
Fertigungs -orientiert
MT
(Mikrotechnik )
F W T
(Feinwerktechnik)
MB
(MaschinenTechnik)
GMB (Gron -
Festlegen der verwendeten fertigungs t echnischen Verfahren 1... x (z.B. in der Fertigungs-
t--':"-'~-'--':<'--I----''--I-'''----,~L..-r-~-l zeic hnung)
Bild 4.7. Einteilung von Maschinensystemen nach Funktion, Größe und Fertigung.
Der mögliche Hauptfluß ist im Bild durch das ausgeschriebene Wort, die Nebenflüsse sind durch entsprechende Anfangsbuchstaben gekennzeichnet [33, 27]. Die Größen sind mit menschlichen Maßen vergleichbar: Die Mikrotechnik mit Teilen wie die Pinzette; die Feinwerktechnik mit Geräten der Handgröße, die Maschinentechnik mit technischen Gebilden der Größe des Menschen, und die Großmaschinentechnik mit Maschinen der Größe von Häusern und Hallen
Der Hauptfluß kennzeichnet die Maschinenart (Stoff-, Energie-, Informationsmaschinen), die zum Menschen vergleichbare Größe, die Zugehörigkeit zu einer der angeführten "Techniken" und die notwendigen Fertigungsverfahren, kennzeichnen die "Konstruktions- und Fertigungstechnik", welche ihre zugeordnet wird.
Komplexität Benennung des Zweck, bzw. Teil der technischen Funktionseinheit Gebildes
Hauptaufgabe
Befördern von 1 Personenkraftwagen Lasten
(Stoff leiten)
Komplexe 2 Motoren
Antriebsenergie
Funktionseinheiten liefern (Energie wandeln)
Benzin- Luft-3 Vergaser gemisch erzeugen
(Stoff verknüpfen)
Elementare Schrauben-, Niet-, Teile
Funktionseinheiten 4 Pre ßverbindungen, fest verbinden
usw. (Stoff verknüpfen)
Wesentliches Teil von 5 Schraube, Niet, Hat allein keine
Funktionseinheiten Stift, usw. Funktion Bild 4.8. Hierarchische Gliederung der Funktionseinheiten mit fallender Komplexität
88 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
4.3.3 Beziehungen der Allgemeinen Größen
4.3.3.1 Trägerfunktion
Für die richtige Einordnung nach dem Stoff-, Energie- und Informationsumsatz ist es wichtig zu beachten, daß die drei Allgemeinen Größen nicht immer unabhängig voneinander auftreten. Wie man weiß, kann
Stoff gleichzeitig auch Träger und Speicher von Energie und Information.
Energie (fluß) gleichzeitig auch Träger und Speicher für Information sein.
Information kann nur mit Hilfe von StoffundIoder Energie dargestellt und realisiert werden.
Man kann allerdings diese Kopplung der Allgemeinen Größen (im makroskopischen Bereich) leicht unterbinden. Zwischen Energie und Stoff zum Beispiel, indem man entweder die Kraft oder die Geschwindigkeit null werden läßt, zwischen Information und den beiden anderen Größen, indem man keine Codierung vornimmt! So hat man es in der Hand, die Trägerfunktion der Größen Stoff und Energie auszunutzen oder nicht.
4.3.3.2 Allgemeine Größen als Ein-und Ausgangsgrößen des Systems
Manchmal macht die Festlegung der Hauptfunktion Schwierigkeiten, weil man die Unterscheidung zwischen den Allgemeinen Größen als Ein- und Ausgangsgrößen des technischen Gebildes nicht vornimmt: Die Hauptfunktion bezieht sich immer auf Ein- und Ausgangsgrößen, Größen, welche die Systemgrenzen überschreiten und den bestimmungsgemäßen Zweck des Gebildes erfüllen. Eine Blechbiegepresse erfüllt zum Beispiel die
Hauptfunktion des "Stoff Umformens" eine passive Funktion, die
Nebenfunktionen des "Energie wandeins, umformens", des "Information speicherns, leitens" usw.
Sie erfüllt nicht etwa die Haupt- oder Nebenfunktion "Stoff leiten" aufgrund der beweglichen massebehafteten Teile. Diese Funktionen sind aktive Funktionen und gehören als bleibende "Bestandteile" zum Maschinensystem.
4.3.3.3 Allgemeine Größen als aktive Größen zur Erzeugung technischer Gebilde
Die Allgemeinen Größen können nicht nur als passive Größen, d. h. als solche, die verändert werden,
wirksam sein, sondern auch als aktive, d.h. Größen, die selber verändern (siehe Kap. 7), z. B. für die Herstellung von technischen Gebilden. Dieser Gesichtspunkt hat zwar nichts mit der Einordnung in das vorgestellte System zu tun, jedoch sehr viel mit dem Herstellen und dem Konstruieren. Aus
Stoff ist meistens das Bearbeitungswerkzeug zur Erzeugung der Einzelteile, die
Energie ist die Voraussetzung für die Bearbeitung, da sie die Leistung und die Kraft liefert, die
Information für ihre Planung und Konstruktion.
4.3.4 Arbeiten mit Allgemeinen Funktionen
Als Verknüpfungsregel zwischen zwei Allgemeinen Funktionselementen gilt, daß immer nur zwei "Leitungen", welche die gleiche Allgemeine Größe führen, miteinander verbunden werden können, wobei der Richtungssinn des Flusses an der Verknüpfungsstelle gleich sein muß. Zur detaillierten Darstellung der Funktionszusammenhänge einer technischen Vorrichtung sind meist vernetzte Schaltstrukturen nötig, die man, wie in Bild 4.9-1, schrittweise entwickeln kann. Es gelten folgende Sätze:
- Bei jedem vollständigen System steht am Beginn und am Ende solch einer Struktur ein Speicher, der die gleichen Allgemeinen Größen aufnehmen kann und dazwischen meist der entsprechende Leiter (Bild 4.9-1, Feld 2.2).
- Aufgrund der Erkenntnis, daß ein Stoffspeicher auch Energie- oder Informationsspeicher, ein Energiespeicher auch Informationsspeicher sein kann, muß nicht immer Speichersymmetrie vorhanden sein (Feld 6.2). Irreversible Wandlungen kann man durch den Index i kennzeichnen.
- Wenn keine besonderen Anforderungen an die Funktion "Leiten" gestellt werden, kann man sie durch eine Verbindungslinie ersetzen (Bild 4.9-1, Felder 4.2 und 5.2).
- Der Richtungssinn der Flüsse geht in der Regel von den links oben liegenden zu den rechts oder unten liegenden Speichern. Ein entgegengesetzter Flußrichtungssinn ist nicht ausgeschlossen, sofern keine "Leiter" mit Pfeil (Gleichrichter) und Wandler dazwischengeschaltet sind, wie in den Feldern 7.2 und 8.2 des Bildes 4.9-1.
Bild Nach Funktionssatz aus Bild 3.6-1 Nr. 3
bb Nr. 1.1
Stoff leiten
1.1
Satz 1 Gespeicherten Stoff von einem zum anderen Ort leilen
3.1
Stoff durch Verknüpfung mit Energie leiten
4.1
4 Energie aus Speicher entnehmen 1 mi t Verlu st) leiten
Satz 2 5.1
Um Flußrichtungssinn der Energie zu gewährleisten, Energiepotential über Umformer richtig einstellen Isiehe auch Band II .. Einstufige Kraft -multiplikation")
6.1
Satz 3 6 Energieflu ß durch Verknüpfung mit Information steuern
7.1
Satz 4 7 Energie in sto ff gespeichert halten
Satz 5
8.1
Energie aus Stoffspeicher durch Verknüpfung mit Information (1 1 )
ausspeichern
Allgemeine Funktionsstruktur
1.2
-QO-
1.1
®--OO-® 3.1
~ E St St st
4.1
5.1
6.1
7.1
Anhang
1.3
1.3
Am Anfang und Ende stets einen Speicher vor-
i sehen.
3.3
4.3
Aus Speicher entnommene Energie hat beim Leiten Ver-luste durch Wandlung IWärme).
5.3
.. Leiten" kann durch Verbindungs-linien ersetzt werden, wenn keine besonderen Anfor-derungen vorliegen.
6.3
7.3
Energierücklauf durch Gleichrichter (Freilaufwirkung ) verhindern.
8.3
Au fg rund der Information 12 kann für die Ausspeicherung der Energie aus dem rechten Stoff speicher, der gleichzeitig Energiespeicher ist, ein Umgehungsweg in die Umgebung freigegeben werden. Der Stoff bewegt sich wieder in die ursprüngliche Lage und verliert Energie an die Umgebung
Bild 4.9-1. Entwickeln der Allgemeinen Funktionsstruktur (AFS) aus den Aufgabensätzen des Bildes 3.6-1, Teilbild 3. Beispiel: Wagenheber
90 4 Modelle und Hilfsmittel rur das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Das Vorgehen kann man dem "Wagenheber"Beispiel entnehmen. In Bild 3.6-1 wurden die Aufgabensätze, die zur Beschreibung seines Zwecks in üblicher Umgangssprache vorlagen (Teilbild 1), auf die Allgemeinen Funktionen hin abstrahiert (Teilbild 3), d.h., man versucht, den Zielpunkt der Handlung im Satz (das Objekt) durch die Allgemeinen Größen, die dazugehörende Aussage durch die Tätigkeitswörter (Verben) speichern, übertragen, wandeln und verknüpfen zu ersetzen. Nun ist es leicht, diesen Aufgabensätzen die entsprechenden Allgemeinen Funktionen zuzuordnen, denn sie sind mit den gleichen Begriffen aufgebaut, z. B. "Stoff umformen", "Energie wandeln" usw. Zusätzlich kommt dagegen bei den Allgemeinen Funktionen noch hinzu: Die Festlegung eines Ein- und Ausgangs. Festlegung der Flußrichtungssinne, die gegebenenfalls zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorzeichen haben können und ihre Verknüpfungsbedingungen. Vom Aufgabensatz zur Allgemeinen Funktion erfolgt daher ein erster Konkretitiserungsschritt durch Einbeziehen zusätzlicher Informationen. Andererseits haben diese Funktionen, ähnlich wie die Aufgabenstellungen, etwas Zielendes, sie beschreiben, wie etwas sein soll, wie es funktionieren soll und stecken einen gewissen Rahmen ab, der später ausgefüllt wird. Sie werden daher Soll-Funktionen genannt, im Gegensatz zu den Ist-Funktionen, welche in der Prinzipiellen Phase z. B. aufgrund einer Gleichung den vorliegenden Zusammenhang zwischen den Elementen einer Menge und denen einer zweiten beschreiben. Man sollte zwischen der SollFunktion, dem, was man erreichen will und der IstFunktion, dem, was man realisiert hat [30], scharf unterscheiden. In Bild 4.9-1, Felder 1.1 und 1.2, wurde die Zuordnung von Allgemeinen Funktionen zum ersten Funktionssatz "Stoff leiten" getroffen. Da am Beginn und Ende stets ein Speicher steht, fügen wir die bei den Stoffspeicher hinzu, Feld 2.2. Der nächste Satz, Feld 3.1, erfordert ein Verknüpfungsglied zwischen Stoff und Energie, welches in Feld 3.2 hinzugefügt wurde. Die Entnahme der Energie, Felder 4.1 und 4.2, ist mit einer Leitung, einer Verteilung und einem unvermeidlichen Verlust durch irreversible Wandlung verbunden. Den richtigen Flußrichtungssinn (Bild 11.22), hier z. B. von links nach rechts, gewährleistet erst ein Energieumformer, der in Feld 5.2 hinzugefügt wurde (siehe auch Band II, Konstr. Kat. 11.4.2). Der Satz in Feld 6.1 gibt an, daß alles erst auf einen Befehl hin geschehen soll, d.h. in Feld 6.2 muß man den Energiefluß mit einem Informationseingang ver-
knüpfen. Die Information wird dem Energie- und mit ihm dem Stoffiluß aufgeprägt und im Stoffspeicher mit gespeichert. Feld 7.2 bringt den Einbau eines Gleichrichters und Feld 8.2 seine Erweiterung zur steuerbaren Rücklaufsperre. Die Allgemeinen Funktionen wurden mit Hilfe der Aufgabensätze ausgewählt und dann auf grund von Anforderungen, Gesetzmäßigkeiten, die für Stoff-, Energie- und Informationsflüsse gelten, sowie aufgrund der in den Sätzen enthaltenen Anweisungen zur Allgemeinen Funktionsstruktur zusammengeschaltet. Der auf diese Weise erhaltene Funktionsplan hat den Vorteil, sich nicht allein auf eine Energieart, z. B. mechanische, zu beschränken und weitere Variations- und Kombinationsmöglichkeiten offen zu lassen. Für mechanische Energieumformer und Rücklaufsperren stehen Kataloge 11.4.2 und 11.4.3 zur Verfügung, für Umformer und Wandler aller Art die Justi-Matrix, Bild 2.12, sowie für mechanische Informationsspeicher Katalog 11.3.6, Bild 5.17 und 5.18. Die für Stoff transporte notwendigen Geradführungen in den Katalogen 11.9.1 bis 11.9.3. Die große Variantenvielfalt, welche allein aus der Änderung des Energieumformers (häufig in der Wirkung gleichbedeutend mit dem Kraftmultiplikator) entsteht, ist dem Schrifttum [23] und Band II zu entnehmen. Anfangs ist es nicht immer ganz leicht, alle SollFunktionen auf die 30 normierten Allgemeinen Funktionen zurückzuführen [31], insbesondere dann, wenn sich der Aufgabensatz nicht auf eine der drei Allgemeinen Größen bezieht. Steht in ihm besipielsweise etwas von einer Kraft, einer Bewegung, dann muß gefragt werden, bei welchen Zustandsänderungen der Energie solche Wirkungen von Kräften oder Geschwindigkeiten auftreten. Das Einsetzen eines Energieumformers (Bild 4.9-1, Feld 5.2) dort, wo später bei mechanischer Version voraussichtlich ein Kraftmultiplikator Energie leitender Systeme benötigt wird, ist ein Beispiel für das Zurückführen von Kraftwirkungen auf Energiezustände.
4.3.5 Erweiterter Gültigkeitsbereich der Allgemeinen Funktionsstruktur für alle Funktionseinheiten mit ähnlichen Aufgaben
Der verhältnismäßig als hoch empfundene Aufwand, eine Funktionsstruktur durch systematische Entwicklung von den Funktionselementen her zu finden, insbesondere um einen Wagenheber zu entwickeln,
4.3 Die Allgemeinen Funktionen, die Allgemeine Funktionsstruktur (AFS) 91
Wagenheber Hydraulische Hebebühne
Absetzkipper, Hebemechanismus
3
Kroft- Vz multiplikotoren
S Schalter und R Rückloufsperre
4 Gemeinsame Funktlons- Struktur für" Stoff speichern"
~ergiequelle--l j---SlIII ----vl j----I Mensch, E I I Motor (M I I I L _____ J 1-----1 I Informoti - I Ionsquelle I K Berührungskontakt
F Lostführung V Kraft - Vervielfacher
I Mensch I L _____ ~ S "Scholter"-Betätigung R Rückloufsperre,
(Regel- Ventil I
5 Kraft vervielfachen I durch Energie umformen
FI F I ~
~ VI Vz
FI Fz ~
VI VI
Bild 4.9-2. Die für den Wagenheber entwickelte Funktionsstruktur gilt für die ganze Gerätegruppe, deren Hauptaufgabe es ist, schwere Massen anzuheben, zu halten bzw. zu versetzen und abzusetzen.
Für die erste Aufgabe "Lasten heben" zu einem höheren Energieniveau (anheben), wird das Lösungsprinzip mit Hilfe der Funktionsstruktur in Teilbild 4 realisiert. Es entspricht genau dem Ausschnitt aus Bild 4.9-1, Feld 7.2, und gilt sowohl für den Wagenheber, fur die Hebebühne und den Hebemechanismus des Absetzkippers.
erweist sich nachträglich als sehr lohnend, wenn erkannt wird, daß die Struktur noch für viele andere technische Gebilde gültig ist. Es sind alle Maschinen, Geräte und Apparate, für welche die gleiche Hauptaufgabe gilt, wie beispielsweise im Fall des Wagenhebers, d. h. in unseren Fall für "Lasten heben", "speichern" oder "weiterleiten" und "Lasten absetzen". Bild 4.9-2 soll das veranschaulichen. Die in Bild 4.9-1, Feld 7.2, entwickelte Funktionsstruktur ist in Bild 4.9-2, Teilbild 4, wiedergegeben. An den drei
F I > FI I VI < V I
Woge nheber
Absetzkipper
Hebevorrichtung
Teilbilder 1-3: Alle Lösungen der gleichen Hauptaufgabe haben die Elemente K, F, M, S, R, V, um damit die Funktionen der Größen Stoff, Energie, Information zu realisieren. Teilbild 5: Die Kraftvervielfachung wird stets durch die Allgemeine Funktion "Energie umformen" realisiert. Mechanisch z.B. mit Hilfe des Hebel-, Keil- oder Kniehebeleffekts, hydraulisch durch Druckausbreitung
Beispielen der Teilbilder 1 bis 3, Wagenheber, Hebebühne, Hebemechanismus am Absetzkipper ist zu erkennen, daß für alle Systeme bei
K ein Kontakt für Mechanismus und Lasten da sein muß, bei
S ein die Information "Energie einleiten" weitergebender Schalter vorliegt, bei
V die Kraftgröße für die Leistung vervielfacht wird, bei
92 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Reine Rücklaufsperre ftir die Energie vorliegen muß und
F die Führung für die Lastbewegung ist.
Die Erkenntnis, daß die Kraftvervielfachung stets durch ein Gebilde erfolgt, das eine Energieumformung ermöglicht (Hebel, Keil), zeigt sich in Teilbild 4 darin, daß die Allgemeine Funktion "Umformen" auch als Kraftmultiplikator interpretiert wird, Teilbild 5.
4.3.6 Variationsmöglichkeiten der Allgemeinen Funktionsstruktur
Die Allgemeine Funktionsstruktur ist kein "strenger" Schaltplan, der quantitativen Gesetzmäßigkeiten genügen müßte, sondern sie stellt eine sinnvolle Aneinanderreihung (Verknüpfung) der normierten Teilfunktionen dar, welche die Gesamtfunktion und damit die Gesamtaufgabe erftillen könnten. Setzte man beispielsweise in jeden Block ein bewährtes, die Soll-Funktion erftillendes technisches Gebilde - in der Elektrotechnik "Bauteil" genannt - dann müßte immer noch über Kompatibilität an den Schnittstellen, über Kräftegleichgewicht, Geschwindigkeiten, Gelenke, Bewegungsspielraum usw. befunden werden. Daher sollte der Konstrukteur ohne unangebrachte Zurückhaltung an die Aufstellung solcher Funktionsstrukturen gehen, denn eventuelle Fehler entdeckt er bei der geometrischen Realisierung sehr schnell. Zunächst schlägt er ja nur die Möglichkeit der Aneinanderreihung bestimmter "Funktionseinheiten" vor. Wie leicht es ist, nach der Entwicklung der Allgemeinen Funktionsstruktur schon in diesem Konstruktionsabschnitt Varianten ftir das spätere technische Gebilde zu finden, zeigt Bild 4.10. In Spalte I sind die Variationsregeln angeftihrt, in Spalte 2 die entsprechenden Funktionsstrukturen und in Spalte 3 einige Folgerungen fUr die Konstruktion. Oft kann man sehr frühzeitig grundsätzliche Entscheidungen treffen, z. B., ob das Schalten des Energieflusses vor dem Umformer (Kraftvervielfacher) wie in Bild 4.10, Feld 1.2, oder nach ihm, wie in Feld 2.2, erfolgen soll. Im ersten Fall wird die Kraft zum Umschalten über den Umformer geleitet, im zweiten nicht. Bei der Variante in Feld 2.2 muß die Frage geklärt werden, wie zur leichteren Betätigung eine Hilfsenergie eingeschaltet wird. Die sichere Bestimmung der günstigsten Variante fUr die Allgemeine Funktionsstruktur ist nicht möglich, da man auf dieser ho-
hen Abstraktionsstufe einfach zu wenig Auswahlkritieren zur Verftigung hat. Sehr wohl aber lassen sich Varianten, welche bestimmten Anforderungen widersprechen, schon in diesem Konstruktionsabschnitt ausschließen, z. B. die Einbeziehung der Energiequelle in das System Wagenheber (Bild 4.10, Feld 1.2), die der ursprünglichen Aufgabenstellung widerspricht. Für grundsätzliche Untersuchungen, z. B. darüber, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, vielleicht geben kann, leistet die Allgemeine Funktionsstruktur auch sehr gute Dienste, wie u. a. aus der Untersuchung von Gießner [5, 6] über nichtmechanische Drucker zu entnehmen ist. Zwei einfache Beispiele wurden schon in den Bildern 2.7 und 2.8 dargestellt. Man erkennt darin, daß die Allgemeine Funktionsstruktur grundsätzlich für alle Varianten von Maschinensystemen gilt, wenn die gleiche Hauptaufgabe zugrunde liegt (siehe auch Bild 4.9-2). Zum Schluß sei noch einmal auf die zweckmäßige Reihenfolge des Vorgehens hingewiesen:
I. Funktionssätze auf die Allgemeinen Funktionen hin abstrahieren (Bild 3.6-1, Teilbild 3).
2. Allgemeine Funktionen zuordnen (Bilder 4.3, 4.4).
3. Allgemeine Funktionsstruktur entwickeln (Bild 4.9).
4. Zerlegen in Teilfunktionen. 5. Varianten bilden (Bild 4.10). 6. Nach Anforderungen optimieren.
4.4 Verschiedene Funktionsstrukturen
Neben der Allgemeinen gibt es noch verschiedene Soll-Funktions strukturen, je nachdem, welches der anderen Modelle Nr. 3, 5, 6 oder 7 aus Bild 3.2 als Element zugrunde gelegt wird. Es wird empfohlen, am Anfang nur die Allgemeine Funktionsstruktur zu verwenden.
4.4.1 Das Allgemeine Fluß bild für Stoff, Energie und Information
Bei der Allgemeinen Funktionsstruktur wurde sowohl die Allgemeine Größe ftir das Element (der Operand) als auch seine Funktion (die Operation) normiert. So können z. B. der Stoff, die Energie und die Information nur gespeichert, geleitet, umgeformt usw., nicht aber der Stoff "hochgehoben" oder die Energie "verbunden" bzw. die Information "ver-
Va riati onsrege In
Nr. 0.1 0.2
Ausgangs - Struktur aus Bild 4.9, Feld 7.2
1.1 I.Z
1 Verschieben der Systemgrenze
2.1
Ändern der Reihenfolge der Allgemeinen Funktionen
3.1
Zerlegen von einzelnen Allgemeinen Funktionen in mehrere
4.1
Zusammenlegen mehrerer Allgemeiner Funktionen zu einer
5.1
Einfügen von Wandlern und Leitern
6.1
Versetzen des Informationsein -gangs (andere Energieart für Info rmationsverknüpfung)
7.1
Vervielfachen von Schaltungszweigen (Parallelschaltung)
2.2
3.2
4.2
5.2
7.2
Beispiel: Wagenheber
Mensch Energieumformer )..--- -, - - -/--
'~:r-·f·l lEE . I I I I· . L ____ ..J.!:-=·-=·~_
Mensch Motor
4.4 Verschiedene Funktionsstrukturen 93
Anhang
0.3
Der Mensch muO sowohl Energie als auch Information am Umformer eingeben.
1.3
if-,~--~-- ~agenheber
I~ Der Mensch gibt nur die Information ein. Oie Energie liefert der Wagenhebermotor
L_..J. _______ _
Mensch Wagenheber I--!--I- -- -- --1--, I~II lEE E E I I I I I L ____ L _______ J
Mensch Wagenheber Wagen
~---,f----T--A I~I I~I I I I I L __ ..J. ____ .1. __ 1
Mensch Wagenheber ,- - -f -,-- -- -- - - -1--, I E I I I I I I I L ___ ....L __________ J
Mensch Wagenheber
r--f-,---------f- --, I EIE I I lEE I I I I I L ____ L __________ .....J
2.3
Das Einschalten des Energiefiusses erfolgt am Ausgang.nicht am Eingang des Umformers (Sekundärseite ).
3.J
Oie Energieart wird gewandelt, geleitet und wieder zurückgewandelt .
4.J
Änderung gegenüber Bild 4.9 Feld 4.2. wenn nur der energieseitige Aspekt von Stoff speicher und -leiter betrachtet wird.
5.3
Zwei hintereinandergeschaltete Leiter mit verschiedenen Energiearten. z.B. zur Fernbedienung.
5.3
Oie Steuerung der Energiezufuhr erfolgt erst nach ihrer Umwandlung.
7.3
Redundante Anordnung durch zwei Leiter mit verschiedener Energieart.
Bild 4.10. Variationsregeln zur Veränderung der Allgemeinen Funktionsstruktur. Beispiel: Wagenheber
94 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
arbeitet" werden. Die Funktionen des Allgemeinen Flußbildes dagegen (siehe auch Bild Bolzensetzgerät, Band II) können, ähnlich wie bei Pahl/Beitz [12, 13] oder wie in der VDI-Richtlinie [36] durch frei wählbare Aussagen über Stoff, Energie und Information gebildet werden. Das Allgemeine Flußbild ist daher eine alternative Möglichkeit zur Allgemeinen Funktionsstruktur, hat beliebig viele Funktionen, ist unverbindlicher und daher leichter aufzustellen. Bei ihm wird Modell Nr. 6 aus Bild 3.2 zugrunde gelegt. Allerdings fallt anschließend der Übergang zu den Physikalischen Funktionsstrukturen schwerer. Es lassen sich alle Blöcke miteinander verknüpfen, sowohl solche gleicher als auch verschiedener Größen. Man berücksichtigt dabei, daß ein Stoff- oder ein Informationsfluß gleichzeitig auch Energiefluß sein muß bzw. in einem Block mit Stoffausgang durchaus Energie gespeichert sein kann. Das Allgemeine Flußbild ist in den Bildern 3.1 und 3.2 als Produktdarstellendes Modell 6 aufgenommen. Als dazugehörende Gesamtfunktion wird gewöhnlich Modell 3 gewählt, zur Aufgabenformulierung die Modelle 1 und 2. Die auf bekannte Weise gewonnenen Funktionssätze aus Bild 3.6-1, Teilbild 1, wurden in Teilbild 2 fUr das Allgemeine Flußbild formuliert und dann in Bild 4.11 schrittweise in die entsprechende Struktur umgesetzt. Das Ergebnis ist recht einfach und übersichtlich. Daher wird dies Verfahren von vielen Anwendern bevorzugt, wenn auch die Aussagen in den "Elementblöcken" stellenweise zu sehr auf bestimmte Lösungen hinzielen oder auch zu unverbindlich sein können. Im ersten Fall engt die Aussage das Lösungsspektrum ein, im zweiten Fall wird der Aufwand fUr verbindliche Aussagen in die nächste Phase verschoben.
4.4.2 Die Intensitäts-, QuantitätsgrößenFunktionsstruktur (IQF)
Es gibt sehr häufig Aufgaben, die mit der Größe "Energie" allein sehr schlecht zu beschreiben sind, da diese wohl eine Nebenrolle spielt, der eigentliche Kern der Aufgabe aber von Kräften [18], Momenten, Geschwindigkeiten oder von Impulsen und Verschiebewegen ausgeht. Auch im Fluidbereich interessiert oft weniger der Energiestrom als der Volumenstrom und der Druck bzw. das Volumen und der Druckimpuls, im elektrischen Bereich Strom und Spannung sowie Ladung und Induktionsfluß usw. Für all diese Fälle wurden als Ausgangsgrößen, als "Funktions-Elemente" die sogenannten Intensitäts-
und Quantitätsgrößen der Systemdynamik nach Marfarlane [11] gewählt. Sie bilden ein notwendiges aber auch hinreichendes Ensemble von Größen, um alle physikalischen Erscheinungen zu beschreiben. Werden die Intensitäts- und Quantitätsgrößen (IQGrößen) als Ein- und Ausgänge von abgegrenzten Systemen (Schwarzen Kästen) zugrunde gelegt, ohne daß ein Effekt angegeben wird, der die Funktion löst, dann erhält man die sogenannten IQ-Funktionen
. bzw. die IQ-Funktionsstrukturen. Sie gründen auf Modell Nr. 5 des Bildes 3.2, sind wie die Allgemeinen und Logischen Funktionen auch Soll-Funktionen und müssen im weiteren Verlauf des konstruktiven Vorgehens noch durch Effekte realisiert werden. Mit ihnen lassen sich, in ganz ähnlicher Weise wie mit den Allgemeinen Funktionen, Funktionsstrukturen aufstellen. Ein einfaches Beispiel der Entwicklung einer IQFunktionsstruktur wird in Bild 4.12 gezeigt. Es gilt fUr das uns schon bekannte Wagenheberbeispiel nach den Aufgabensätzen des Bildes 3.6-1. Eine eingehende Behandlung der IQ-Funktionsstruktur erfolgt in Kapitel 5 im Zusammenhang mit der Speziellen Funktionsstruktur. Die IQ-Größen beziehen sich allein auf den energetischen Teil der Gesamt-Funktionsstruktur.
4.4.3 Gesamtfunktions-Element
Schließlich läßt sich auch mit Modell 3 aus Bild 3.2 eine Art "Gesamt-Soll-Funktion" formulieren, welche als Ein- und Ausgänge die drei Allgemeinen Größen Stoff, Energie und Information hat und innerhalb des Schwarzen Kastens den Aufgabensatz enthält, der in den Systemgrenzen gleichzeitig auch Soll-Funktionssatz ist. Er darf allerdings keinen Effekt direkt oder indirekt angeben, weil sonst eine Lösungsmöglichkeit vorweggenommen würde. Verwendung kann das Gesamtfunktions-Element als übergeordnetes Element aller Soll-Funktionsstrukturen haben.
4.5. Verschiedene Funktionsstrukturen, Übergang der Soll-Funktionen
In den Bildern 3.1 und 3.2 sind für die Funktionelle Phase fUnf Soll-Funktions-Modelle angegeben, von denen in der Regel zwei bis drei bei der gleichen Aufgabe angewendet werden können. Entweder geht man von der Allgemeinen Funktionsstruktur aus und detailliert mit der IQ-Funktionsstruktur den energeti-
4.5 Verschiedene Funktionsstrukturen, Übergang der Soll-Funktionen 95
Bild Nach Aufgabensatz aus Bild 3.6-1;2 Allgemeines Flunbild Anhang
00 Nr. 1 2 3 1.1 1.1 I.J
St
Satz 1 1 Stoff durch Energiezufuhr noch Stoff 8 Stoff kann durch Energiezu-oben bewegen. E ---00
(Wogen) fuhr bewegt werden.
1.1 1.1 1.3
Energie vom Menschen zur Ver- Energie- ~ Um den Energieflun in Rich-Satz 2 2 fügung stellen. Energie in Stoff Energiespender ~ E Stoff [-----,/ tung .. Stoff" zu lenken. Energie-
weiterleiten. (Mensch) übertrager I---- (Wogen) übertrager 015 Leiter und (Wagenheber) Umformer ausbilden.
3.1 3.2 3.3
st
Energiespender ~ Energie- i. Stoff C)
(Mensch) übertrager (Wogen) Beginn und Ende des Energieflus- (Wagenheber)
Satz 3 3 ses vom Menschen (durch Infor-iI
Energieflun soll steuerbor
motion) veranlassen. sein.
Informations-geber
(Mensch)
4.1 4.2 4.3
Energiespender E Energie- E Energierück -
(Mensch) '-0 übertrager '-- laufsperre
~ Potentielle Energie bleibt beim (Wagenheber) (Wagenheber) Satz 4 4 Stoff durch Verhindern von
iI Abschalten des Energieflusses
Energieabgabe oben holten.
El wegen Rücklaufsperre im
Informations- ~ Stoffspeicher . Stoff geber
(Wogen) St (Mensch)
5.1 5.1
tE 5.3
Energiespender E Energie - E Energierück--- übertrager - laufsperre ~ E (Mensch) (Wagenheber)
~ (Wagenheber)
iI Stoff auf Veranlassung (Informa-
Informations- St <= Energieabgabe aus Stoff Satz 5 5 ti on) zur Energieabgabe bringen Stoff durch zweiten Informations-
und dadurch absenken. geber
Er (Wogen) geber veranlant.
(Mensch)
Informations-geber ~ (Mensch)
Bild 4.11. Entwickeln des Allgemeinen Flußbildes aus den Aufgabensätzen des Bildes 3.6-1, Teilbild 2, mit Modell 6 aus Bild 3.2
sehen Teil oder man verwendet das GesamtfunktionsModell und den Allgemeinen Flußplan. Die Logische Funktionsstruktur läuft parallel dazu, wenn logische Probleme zu lösen sind. Der Übergang von der Funktionellen in die Prinzipielle Phase wird in Kapitel 5 eingehend besprochen.
Für den Übergang ist es allgemein wichtig, ob die Soll-Funktionen der verschiedenen Funktionsstrukturen zwangsläufig ineinander übergehen oder zugeordnet werden müssen. In Bild 4.13 ist zu erkennen, daß der Übergang z.B. von der Allgemeinen zur IQFunktionsstruktur erst durch Berücksichtigen zusätz-
96 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Nr. Aufgabenssätze Flunbild mit Intensitäts- und lluantitätsgrönen
Festen Stoff (Masse) bewegen
Bewegen der Masse durch Ansetzen einer Kraft und Verrichten von Arbeit veranlassen
Kraft (Leistung) vom Menschen zur Verfügung stellen
und übertragen (so daß eine Bewegung der Masse erfolgt)
Bild 4.12. Entwickeln eines Flußbildes mit Intensitäts- und Quantitätsgrößen (IQ-Funktionsstruktur) aus den Aufgabensätzen des Bildes 3.6-1, Teilbild 4, mit Modell 5 aus Bild 3.2
~ Allgemeine 1[1- Vektorielle o tionen Funktionen Funktionen Funktionen pe-rationen Nr. 1 2 3
1.1 1.1 1.3
Speichern 1 ---<D ~ V=:c::Q-FI
1.1 1.1 1.3
--ITJ-- ~ ~ =F1 FI =:c::=::J::::: Fz VI VI
Leiten 2 ~ ~ ~
3.1 3.1 3.3
Umformen 3 ~ ~ ~ VI _ ~<Fz F3 V3 usw.
4.1 4.1 4.3
~ Ver-4 =P- ~
vl_ F
3
knüpfen F1 F3 v1- V3
usw. F1
Bild 4.13. Beispiele für den Übergang von den Allgemeinen zu den Intensitätsgrößen-Funktionen (IQF) und den Vektoriellen Funktionen (VF) (Bilder 8.2 - 8.9-2). Übergang der Modelle 4 zu 5 und 5 zu 9 (Bild 3.2)
licher Parameter vollzogen werden kann. In den Feldern 2.1 und 2.2 erkennt man, daß das Leiten der Energie zum Leiten der Kraft oder der Geschwindigkeit ausgenutzt werden kann, in den Feldern 3.1 und 3.2, daß sich ein Kraftmultiplikator bei der Allgemeinen Funktionsstruktur in einem Umformer ver-
birgt, da beim Kraftvervielfachen stets Energie umgeformt wird, wenn die Geschwindigkeit nicht null ist. Die mechanische Energie oder die Kraft muß den Richtungssinn ihrer Bewegung ändern, wenn eine Kraftvervielfachung möglich sein soll, wie aus den Vektoriellen Funktionen entnommen werden kann. Der Übergang von dem Gesamtfunktionsmodell zum Allgemeinen Flußbild wird willkürlich vollzogen, daher besteht dort kein erkennbares Maß an Zwangläufigkeit.
4.6 Das Logische Getriebe-Modell, Logische Funktionsstrukturen
4.6.1 Allgemeine Einsatzvoraussetzungen
Die Logische Funktionsstruktur steht im Allgemeinen Ablaufplan fUr das methodische Konstruieren, Bild 2.10, am Beginn der Funktionellen Phase neben der Allgemeinen Funktionsstruktur. Sie ist noch abstrakter als diese und auch nicht angewiesen auf Materie oder Energie, sondern nur auf Information. Die Information [35] wird digitalisiert und steht meist in binärer Form zur Verfügung. Sie bezieht sich nur auf Begriffe oder Zustände, von denen es sinnvoll ist zu sagen, sie seien wahr oder nicht wahr (Aussagenalgebra) oder sie träfen zu bzw. sie träfen nicht zu (Wertetafel in der Schaltalgebra). Die Logische Funktionsstruktur gründet auf den Booleschen Verknüpfungsfunktionen und wird mit logischen Elementen realisiert, die auch mechanischer Natur sein können, Bild 4.16. Weitere logische Mechanismen sind in den entsprechenden Konstruktionskatalogen 11.3.2 bis 11.3.7, Band 11 aufgeführt. Die Allgemeinen Funktionen, Bild 4.2, stehen implizit oft auch für logische Funktionen, wenn die Eingangsgrößen schon mit Information verknüpft waren oder als Größe "Information" auftreten. Die summativen Verknüpfungselemente der Allgemeinen Funktionen stellen selbst häufig logische Verknüpfungen dar. Es genügt dann in der Regel nicht, z. B. allein von der Verknüpfung zweier mit Information versehender Eingänge zu sprechen, sondern es muß auch die Art der Verknüpfung, z. B. konjunktiv oder disjunktiv festgelegt werden. Hier bedient man sich am besten der bewährten Elemente und Operationen einer Booleschen Algebra, z. B. der Schaltalgebra, wie sie in den Bildern 4.15 und 4.17 dargestellt werden. Ansätze einer Logischen Funktionsstruktur zeigen die Beispiele in den Bildern 4.18 bis 4.20 für die
4.6 Das Logische Getriebe-Modell, Logische Funktionsstrukturen 97
Betätigung einer Stanze. Umfangreichere Logikpläne für mechanische Einrichtungen findet man in [21,4], eine Übersicht Logischer Mechanismen als Funktionseinheiten in Bild 4.14,5.19 BI. 1 und BI. 2. Rodenacker formuliert die Funktionsstrukturen hauptsächlich als Logische Funktionsstrukturen [15, 16]. Klose betont die Bedeutung fur die Informatik im Maschinenbau und entwickelt Methoden zu deren Anwendung [8]. Es hat sich fur alle Arten von Maschinensystemen bewährt, Informationen durch binäre Elemente zu speichern und zu übertragen. Für mechanische Elemente gilt das besonders wegen der guten Realisierbarkeit von zwei diskreten Lagen, z. B. Anschlag links, Anschlag rechts oder Relativbewegung vorhanden, nicht vorhanden. Wenn man bei Mechanismen logische Aussagen auf binäre Zustände zurückfuhrt (z. B. durch entsprechende Codierung, Bilder 4.14, 4.16) dann läßt sich das ganze Inst~umentarium der Schaltalgebra auch fur Mechanismen einsetzen [10, 1]. Den mechanischen logischen Techniken wird vielerorts im Zeichen der rapiden Verbreitung von Mikroprozessoren wenig Bedeutung zugemessen. Das ist berechtigt, insbesondere fUr Prozesse der Informationsverarbeitung; es ist jedoch nicht gerechtfertigt
- fur zahlreiche Fälle der Informationsein- und -aus-gabe,
- für sehr einfache Verknüpfungen, bei denen der Übergang von der Mechanik zur Elektronik und zurück mindestens den gleichen Aufwand wie eine mechanische Logik erfordert,
- bei besonderen Sicherheitsanforderungen (z.B. mechanisches Sperren nicht erlaubter Lagekombinationen sicherer und gespeicherter Zustand bei abgeschalteter Spannung).
Aus den genannten Gründen wurde auf umfangreiche Logikpläne verzichtet. Die Beispiele bleiben auf einfache, fur mechanische Ausführungen wichtige Details beschränkt. Eine Übersicht wichtiger logischer Mechanismen für alle elementaren Verknüpfungen findet man in den Bildern 5.19, BI. 1, BI. 2. Ein weiterer Gesichtspunkt, der möglicherweise an Bedeutung gewinnt, ist die Anwendung logischer Operationen fur den Aufbau von Einzelzteilverbänden und Gelenkkombinationen. Dies Gebiet wird in Kapitel 7 ausführlich behandelt. Das mögliche Vorgehen bei der Aufstellung Logischer Funktionsstrukturen ist Gegenstand des folgenden Abschnitts. Die Schnittstelle zwischen elektronischem Ausgang
eines nachrichtenverarbeitenden Systems und Eingang zu einem mechanischen System hat zunehmende Bedeutung. Sie muß über elektromechanische Wandler erfolgen. Da die Verstellung mechanischer Teile meist relativ große Kräfte verlangt, muß im mechanischen Teil ein Kraftvervielfacher oder im elektronischen Teil ein Verstärker vorgesehen werden.
4.6.2 Logische kombinatorische Funktionen und Getriebe
Der Informationsfluß ist ein wesentlicher Bestandteil eines ohne äußere Beeinflussung funktionierenden und richtig reagierenden Maschinensystems (Bild 2.8). In der Regel wird angenommen, daß die technologische Beherrschung von nachrichtenverarbeitenden Systemen allein dem elektrotechnischen Sektor zufiele und als Informationsträger ausschließlich elektromagnetische Signale sinnvoll seien. Das stimmt nur teilweise, denn es ist im Prinzip völlig gleichgültig, welche Trägerenergie man für das Übermitteln und Verarbeiten der Information wählt. Die ersten Glieder fur die Eingabe von Nachrichten in Maschinen (Druckknöpfe, Hebel usw.) sind auch heute noch mechanischer Natur. Bild 4.14 zeigt an, mit welchen technischen Mitteln die Nachrichtenfunktionen verwirklicht werden und welche Vorgänge dabei ablaufen. Das Speichern und das Verknüpfen interessiert uns in diesem Rahmen besonders, da es bei Maschinensystemen häufig auftritt und mit logischen sequentiellen [10] und logischen kombinatorischen Getrieben verwirklicht wird [21, 34,4,18]. Der zusätzliche Einsatz logischer Getriebe bietet sich vor allem auch dann an, wenn beim möglichen Ausfall elektronischer Steuerungen Stellgetriebe nicht angehalten oder ganze Geräte blockiert werden. W Richter beschreibt diese Ausfallmöglichkeiten in [14] sehr anschaulich für Interlocksysteme. Die folgende Betrachtung erstreckt sich hier nur auf digitale, im besonderen auf binäre (Boolesche) Getriebe, deren Ein- und Ausgangsgrößen nur die Werte ° und 1 haben. Die bevorzugte Codierung der Information in mechanischen Geräten erfolgt durch Zuordnung von ,,0" und ,,1" zu zwei eindeutigen Positionen eines stofflichen Elements im Raum, z. B. zwei entgegengesetzt liegenden Anschlägen eines beweglichen Körpers. Die mathematische Darstellung der logischen Zusammenhänge kann mit Hilfe der Schaltalgebra [35,
98 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Operationen für die Allgem.Gröne Technische Mittel Vorgang Information
Nr. 1 Z
FI i pflops, Kippstufen Erhalten binärer Aussagen
Speichern 1 z. B. mit durch Versetzen eines räumlichen logisch -sequen- Gliedes in einen von zwei mög-tiellen Getrieben lichen Zuständen
energetische Träger, Transportieren binärer Aussagen
Lei ten 2 z. B. durch zeitliche. binäre eie ktrische. me cha- Zustandsänderungen in einem nische Impulse Verbindungsglied
Umformen der gleichen Codierung Parallel- Serien- u. einer Information aus einerparal-
Umformen 3 Serien - Parallel- Ielen in eine serielle bzw. einer Umformer seriellen in eine parallele
Darstellung
Umsetzen dergleichen Information Wandeln 4 Codeumsetzer von einer in eine andere
Codierung
logische Verknüp-Ve rk nüpfungen binärer Aussogen noch logischen Funktionen
Ve rknüpfen 5 fungsglieder, z.B.
durch binäre Zustondsände-logisch - kombinato-rische Getriebe
rungen an geeigneten Vorrichtungen
Bild 4.14. Technisch-mechanische Mittel zur Ausführung von Operationen mit der Allgemeinen Größe "Information" (siehe auch Bild 5.19)
3 7] erfolgen, wenn es gelingt, den logischen Größen I und 0 diejenigen mechanischen Größen zuzuordnen, die die Information enthalten sollen. Im Rahmen der Methodik wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen: Aufstellen einer logischen Gleichung, Minimierung derselben, Aufstellen eines logischen Schaltplans und Einsetzen der logischen Getriebe als Bausteine fUr Verknüpfungs- und Speicherelemente. Die logischen Getriebe können den Katalogen entnommen werden.
4.6.2.1 Logische kombinatorische Funktionen
Es hat sich - in Anlehnung an die Schaltalgebra - als zweckmäßig erwiesen, von drei Grundoperationen auszugehen, durch deren Verknüpfung alle kombinatorischen 1 logischen Funktionen darzustellen sind. Diese drei Grundoperationen lassen sich mit technischen Mitteln leicht durchführen. Im einzelnen ist es die Negation, die Konjunktion und die Disjunktion.
Die Nomenklatur weist nicht auf eine "kombinatorische" oder .,sequentielle" Logik hin, sondern darauf, daß sie durch gleichzietig vorliegende oder aufeinanderfolgende Elemente realisiert wird.
Das Axiomensystem (siehe auch Bild 6.22 und Kapitel 9) zur Definition einer Booleschen Algebra nach Huntington [3] schreibt vor, daß das kommutative 2
Gesetz und zwei distributive 3 Gesetze erfüllt sein müssen und daß es außerdem ein Element 0 gibt, so daß gilt
x v 0 =x
ein Element I gibt, so daß gilt
x/\I=x
und zu jedem Element x ein Element x existiert, so daß gilt
x v x = I, x /\ x = O.
(4.1)
(4.2)
(4.3) (4.4)
Sezten wir nun 0 0 und I = I, dann ist die Funktion der Negation durch die Wertetafel des Bildes 4.15, Feld 3.1, erfUllt, die Funktion der Konjunktion durch die Wertetafel des Feldes 3.2 und die der Disjunktion schließlich durch die Wertetafel des Feldes 3.3. Da die Anzahl der möglichen Werte, welche die Funktionsgrößen einnehmen können, sehr gering ist (nur 0 und I), kann man - wie das hier geschehen ist - die Funktionen allein schon dadurch definieren, daß rur alle Wertekombinationen der unabhängigen, die dazugehörigen Werte der abhängigen Variablen zugeordnet werden. Die in dem Feld 3.1 des Bildes 4.15 angegebene Verteilung der y-Werte auf die Größen I und 0 ist eine von vier, die in den Feldern 3.2 und 3.3 dargestellte Verteilung der y-Werte sind zwei von 16 möglichen. Die drei angefUhrten logisch-kombinatorischen Funktionen sind zwar die wichtigsten, aber nur drei der insgesamt 20 möglichen Funktionen mit einer und zwei Variablen. Genauso wie binäre Zustände (z.B. Anschlag linksAnschlag rechts, Stromschritt - Pausenschritt) den Eigenschaften technischer Systeme sehr gut angepaßt sind, lassen sich auch die genannten drei logischen Funktionen technisch sehr gut realisieren, wie aus den Katalogen über logische Getriebe (Band 11) hervorgeht. Die restlichen 17 möglichen logischen Funktionen kann man aus den drei genannten leicht ableiten bzw. auf diese zurückführen. Ein Beispiel wird in Bild 4.20 gezeigt, wo die Äquivalenz und Antivalenz (2 mögliche Kombinationen) in den Zeilen 7 und 8 auf Konj unktion und Disjunktion zurückgefUhrt werden.
2 x + y = y + x bzw. x' y = y . x 3 (x + y) . z = x' z + y . z; x' y + z = (x + z) . (y + z)
In der Schaltalgebra werden für logische Verknüpfungen übliche Operationszeichen verwendet. Es ist v ~ ,,+"; /\ ~ ,;".
4.6 Das Logische Getriebe-Modell, Logische Funktionsstrukturen 99
Funktion Negation Konjunktion Disjunktion
Operation Ko mplem en ti erung Multiplikation Addition
Logische Beziehung NICHT UND ODER Nr. 1 Z 3
Algebraische 1.1 1.1 1.3
1 Y = X Y=X1 A Xz Y=X1 V Xz Darstellung
1.1 1.1 1.3
Schaltzeichen Z x-{J--y X1=B- Xl=tJ-y ISolI- Funktion)
xl y Xl
3.1 3.1 3.3
Xl X, Y
ffiTI 0 0 0
Wertetafel 3 o 1 0 1 0 150ll- Funktion)
1 0 1 0 0
1 1 1
4.1 4.1 4.3 1-X -1 y.!... -0
Logisches j-:r ~ kombinato risches 4 * ~_1 Getriebe IWirkstruktur)
X, Xl - 0
4.6.2.2 Logische kombinatorische Getriebe
Zunächst sollen die logischen kombinatorischen und anschließend die logischen sequentiellen Einheiten betrachtet werden. Bild 4.15 zeigt außer den Wertetafeln der Zeile 3, in Zeile 1 die algebraische Darstellung, in Zeile 2 die Schaltzeichen und in Zeile 4 logische Getriebe ftir die drei Funktionen. Diese drei Getriebe, den Katalogen ftir logische Getriebe (Band II) entnommen, erftillen selbstverständlich die Forderungen der Wertetafeln aufgrund ihrer Wirkstrukturen. In Worten ist ihre Funktion wie folgt zu beschrieben:
Negation: Das Ereignis am Ausgang soll das Komplement des Ereignisses am Eingang sein (NICHT-Verknüpfung). z. B.: Eingang Ja, Ausgang Nein,
Eingang x ist in Stellung ,,1" (Ja), Feld 4.1, Ausgang y ist in Stellung ,,0" (Nein).
Konjunktion: Nur wenn an beiden Eingängen ein Ereignis eintrifft, trifft auch am Ausgang ein Ereignis ein (UND-Verknüpfung).
Xl X, y
0 0 0
0 1 1
1 0 1 1 1 1
Y -1 i- O
Bild 4.15. Darstellung der drei wichtigsten logischen kombinatorischen (Booleschen) Funktionen und mögliche Getriebe zu ihrer mechanischen Realisierung
Xl' X! =~
z.B.: Beide Eingänge Al' X2 sind in Stellung ,,1" (Ja), Feld 4.2, Ausgang y ist in Stellung ,,1" (Ja), Mindestens ein Eingang x ist in Stellung ,,0" (Nein), Ausgang y ist in Stellung ,,0" (Nein).
Disjunktion: Wenn entweder an einem oder an beiden Eingängen ein Ereignis eintrifft, dann trifft es auch am Ausgang em (ODER-Verknüpfung). z. B.: Ein Eingang oder beide
Eingänge x sind in Stellung ,,1" (Ja), Feld 4.3 Ausgang y ist in Stellung ,,1" (Ja), Beide Eingänge x sind in Stellung ,,0" (Nein), Ausgang y ist in Stellung ,,0" (Nein).
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die Codierung der Information [4, 22], d.h. hier die Festlegung, welche Lage der Null und welche der Eins entspricht. Ohne Codierung kann man z.B. nicht feststellen, ob die
100 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Beispiel System Zustand
Nr. 1 2 3
1 O~d~ Kontakt - Kontakt-schal ter stellung
Kontakt Kontakt offen ;;, 0 geschlossen;;, 1
~ Bewegungs-Gv Ov Elementen- zu stand für 2 f777777I paar Freiheitssinn
Bewegung v nicht Bewegung v gesperrt 8x ~ 0 gesperrt 8x~ 1
-1
~h=6 3 ~I~-o Schub - Loge eines
getriebe Getriebe·
Lage unten~O Lage oben ~ 1 gliedes
G)w:o G)\w>o Rotations- Bewegungs-4 zustand
Winkelgeschwind. Winkelgeschwind. getriebe
desGetriebes null ~O gröner null ~ 1
J l ,60 5 Pa ~ p Fluidi scher Druck-
~~ ~~ Sperrschieber ausgleich
p * Pa ~ 0 P :Pa ~ 1
logische Funktion eine Negation, ob sie eine Konjunktion oder Disjunktion ist. Dieser Umstand wurde auch in den Konstruktionskatalogen über logische Getriebe (Band II) ausgenutzt, da die Mechanismen für Konjunktions- und Disjunktionsgetriebe völlig gleich sein können sich dann nur durch die Codierung unterscheiden. Legt man diese allerdings fest, und zwar einheitlich für mehrere Getriebe, z. B. 1 für obere, 0 für untere Lage, wie in den Feldern 4.1 bis 4.3 des Bildes 4.15, dann zeigt sich auch ein baulicher Unterschied. Grundsätzliche Möglichkeiten über die binäre Codierung der Zustände von Mechanismen sind in Bild 4.16 dargestellt. Durch die Codierung und die Beschränkung auf binäre Zustände werden aus üblichen Getrieben logische Getriebe.
4.6.3 Logische sequentielle Funktionen und Getriebe
Neben den logischen kombinatorischen benötigt man noch die logischen sequentiellen Funktionen, um
Bild 4.16. Codierung verschiedener Betriebs- und Lagezustände von mechanischen Funktionseinheiten.
Erst wenn eine Codierung von diskreten Zuständen (bevorzugt von dualen) eines Getriebes vorliegt, kann es als logisches Getriebe betrachtet und eingesetzt werden
Informationen aus verschiedenen (Takt-)Zeiten miteinander zu verknüpfen. Sie werden physikalisch mit Hilfe von speicherfähigen Bauelementen realisiert. Für jedes zu speichernde Bit 4 ist so ein Element vorgesehen. Während bei den kombinatorischen logischen Funktionen der Ausgangszustand nur von der augenblicklichen Kombination der Eingangszustände abhängt und sich mit ihnen sofort ändert, hängt bei den sequentiellen Funktionen der neue Ausgangszustand Q 0+1 von den Eingangszuständen und dem alten Ausgangszustand QO ab. Der letzte Ausgangszustand wird gespeichert gehalten, auch wenn die Eingangszustände wieder Null werden, solange, bis solche Eingangszustände vorliegen, die einen anderen Ausgangszustand verlangen. Diese
4 Bit ist die Kurzform für Binärzeichen, auch für Dualziffem, wenn es auf den Unterschied nicht ankommt (das Bit, die
Bits). bit dagegen ist die Sondereinheit für die Anzahl von Binärentscheidungen (Kurzform bit).
4.6 Das Logische Getriebe-Modell, Logische Funktionsstrukturen 101
Funktion Speichern eines Bit
Mittel Binäre Zustandsänderung eines räumlichen Elements
Logische Verknüplung zwischen zeitlich versetzten Eingangs-Bezeichnung und Ausgangszuständen
RS-Flipflop T-Flipflop Art desFlipllops ein Setzeingang , ein Eingang lür
ein Rücksetzeingang Setzen und Rücksetzen
Nr. 1 2 1.1 1.2
Algebraische Darstellung
1 Q n+ 1 = 5 n V (i~ A Q) n Qn+1=(ÜA T)n v (QAT)n
Z .1 =B= an
+1
Z. Z -8= antI Schaltzeichen 2 T~_
an+1 än•1
3.1 3.Z
Sn Rn a n.l Tn an an•1
Wertetalei 0 0 an 0 0 0
(n, n+1 au lein- 3 0 1 0 0 1 1 anderfolgende 1 0 1 1 0 1 Zustände) L 1 1 - 1 1 0
nicht zugelassen 4.1 4. Z
Sn an+1 &
t-a,a '::1 '::1
Schaltplan 4 T-(Logische Funktions- '::1 fin+! '::1 t-o,a struktur) Rn &
5.1 5, Z f 0_ ~t
T 1-. Logisches sequentielles 5 Getriebe (Wirkstruktur)
RO- ,_0' 1- f -1
~~
ij"- ~Oo 1-~ 0 ß-1 ij"-0 _00 1- -1
1~0 Bk Bild 4.17. Darstellung von zwei wichtigen logischen sequentiellen (Booleschen) Funktionen und möglichen Getrieben zu ihrer mechanischen Realisierung.
/
logischen sequentiellen Funktionen beschreiben die elementare Möglichkeit der binären reversiblen Informationsspeicher, Die logischen sequentiellen Funktionen und entsprechende Getriebe treten sowohl mit zwei als auch mit einem Eingang auf. Als Beispiel solcher Getriebe mögen zwei verschiedenartige Lampenschalter dienen. Der eine, als Kippschalter ausgebildet, wird über eine schräg liegende Platte bedient; sie schaltet die Lampe ein, wenn man das eine Ende betätigt, und schaltet aus, wenn man das andere Ende betätigt. Die Lampe bleibt eingeschaltet bzw. ausgeschaltet, auch wenn der Kippschalter nicht mehr betätigt wird
v.. Spalte I: RS-Flipflop, Spalte 2: T-Flipflop
(Speicherung), ebenso, wenn man nacheinander mehrere Male auf das gleiche Plattenende drückt. Der Einknopfschalter hingegen arbeitet anders. Er schaltet bei einem Knopfdruck ein, beim nächstfolgenden aus usw. Auch er speichert den letzten Ausgangszustand, welchselt ihn aber bei jeder neuen Betätigung. In Bild 4.17 sind die beiden wichtigsten Speicherfunktionen, ihre Darstellungen und entsprechende Getriebe wiedergegeben. Als logische sequentielle Funktion mit zwei Eingängen ist eine die für ein RSKippglied (auch RS-Flipflop genannt) ohne Setzvorrang - es gibt noch eine Reihe anderer - und als
102 4 Modelle und Hilfsmittel rur das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Funktion mit einem Eingang, die für ein T-Kippglied (auch als T-Flipflop bezeichnet) dargestellt [34]. In Zeile 1 des Bildes 4.17 ist die algebraische Darstellung der sequentiellen Funktionen wiedergegeben, wobei n kein Exponent ist, sondern nur ein Hinweis darauf, daß für die Variablen die Werte des alten Zustands einzusetzen sind und n + 1, daß das Ergebnis den Wert des nachfolgenden Zustands wiedergibt. Die Schaltzeichen in Zeile 2 deuten immer zwei Ausgänge an, von denen nach Belieben einer oder beide verwendet werden können. In Zeile 3 sind die Wertetafeln enthalten, welche die Soll-Funktionen eindeutig definieren. Danach liefert das RS-Flipflop am Ausgang Q n + 1
eine 1, wenn der Eingang Sauf 1 gesetzt wird. Dieser Zustand bleibt auch dann erhalten, wenn S wieder o wird. Der Ausgang nimmt den Wert 0 erst dann wieder an, wenn bei R der Zustand 1 anliegt. Die beiden Eingänge dürfen nicht gleichzeitig 1 sein (siehe Lampe mit Kippschalter). Das T-Flipflop liefert am Ausgang Qn+ 1 eine 1, wenn vorher der Ausgang Q n = 0 war und am Eingang yn = 1 ist. Der Ausgang bleibt 1, auch wenn T wieder 0 wird. Am Ausgang Qn + 1 wird eine 0 geliefert, wenn der alte Ausgang Q n eine 1 gab und am Eingang yn auch eine 1 anliegt. Die 0 am Ausgang Q n + 1 bleibt erhalten, auch wenn am Eingang T wieder eine 0 anliegt (siehe Lampe mit Einknopfschalter). Zeile 4 zeigt zwei Schaltungen, in denen die Funktionen der "sequentiellen Logik" auf die der "kombinatorischen" zurückgeführt werden. Sie gelten aber nur für die synchrone sequentielle Logik, bei der die Zeit in Schritte gleicher Länge quantisiert wird. Zu Beginn des Taktes einer Zeitreihe finden die Verknüpfungen der "kombinatorischen Logik" statt, welche durch eine Verzögerung um die Einheitszeit der Taktlänge in den nächsten Zeitschritt übertragen werden können. Bei den mechanischen Bausteinen der "sequentiellen Logik" ist eine Taktfrequenz und ein Verzögerungsglied nicht notwendig, weil Eingang und Ausgang zeitweise gekoppelt sind, so daß eine Rückmeldung vom Ausgang bei Betätigung des Eingangs durch die Lage der Entscheidungskante erfolgt, Bild 4.17, Feld 5.1. Die nicht zulässige Kombination der bei den Eingangswerte wird durch die Starrheit des Kippgliedes erzwungen. Aus dem Schaltplan in Feld 4.2 des Bild 4.17 geht hervor, daß ein T-Flipflop stets ein RSFlipflop enthält. Für mechanische T-Flipflops konnte das bisher nur am Beispiel des Feldes 4.2 nachgewiesen werden.
4.7 Beispiele für logische Gesetzmäßigkeiten und Funktionsstrukturen
Die Verknüpfungselemente der Logischen Funktions-Struktur, das sind die in den Bildern 4.15 und 4.17 dargestellten Symbole für Negation, Konjunktion, Diskjunktion und Speicherung, stellen die logischen Soll-Funktionen dar. Man kann sie - ähnlich wie bei der Allgemeinen Funktions-Struktur - zu Schaltungen verknüpfen, die dann auch kompliziertere logische Funktionen zu realisieren gestatten als die fünf in den bei den obigen Bildern angeführten. Zu beachten ist allerdings, daß die Flußrichtung der Information in den logischen Verknüpfungselementen stets nur von links nach rechts gerichtet sein muß, denn im anderen Richtungssinn sind sie nicht definiert. Die so erhaltenen logischen Schaltpläne werden in der Konstruktionslehre Logische Funktions-Strukturen genannt. Um zu zeigen, in welcher Weise solche Verknüpfungen erfolgen können, wurden in Bild 4.18 und 4.19 zwei wichtige Sätze aus der Booleschen Algebra, nämlich das Theorem von De Morgan und die beiden distributiven Gesetze als algebraische Gleichungen, als Wertetafeln und als logische Funktions-Strukturen dargestellt. Mit Hilfe dieser und noch weiterer Sätze lassen sich logische algebraische Ausdrücke verändern und auch meistens stark vereinfachen. Daß die Sätze stimmen, z. B. auch das zweite distributive Gesetz in Feld 1.1 des Bildes 4.19, kann man mit Hilfe der Wertetafeln kontrollieren. (Dieses Gesetz gibt es in der arithmetischen Algebra nicht!). Es werden in diesen Tafeln alle Wertekombinationen der Eingangsvariablen eingetragen (z. B. für x p x 2'
x 3 ) und dann nach den Vorschriften der Gleichungen verknüpft (d. h. durch Konjunktion, Disjunktion oder Negation, Vorschrift im Bild 4.15). Daß die Gleichungen der Felder 1.1 aus den Bildern 4.18 und 4.19 stimmen, zeigt z. B. das jeweils gleiche Ergebnis der Wertetafeln für die linke Seite der Gleichung in den Feldern 2.2 wie für die rechte Seite in den Feldern 3.2. Ebenso verhält es sich mit den Gleichungen des Feldes 4.1 und den Endwerten in den Feldern 5.2 und 6.2. In den Spalten 3 dieser beiden Bilder sind die für jede Gleichungsseite der Ausgangsgleichung (Felder 1.1 bzw. 4.1) gültigen Funktions-Strukturen dargestellt. Man kann sie direkt aus den Gleichungen ablesen. Die Strukturen in den Feldern 2.3 und 3.3 sowie 5.3 und 6.3 jedes Bildes ergeben bei gleichen Eingängen gleiche Ergebnisse.
4.7 Beispiele flir logische Gesetzmäßigkeiten und Funktionsstrukturen 103
Funktion Wertetafel Log. Funktionsstruktur
Nr. 1 Z 3 1.1 1.2 1.3
1 Xl V Xz = Xl A Xz -- --
(Theorem von Oe Morgan)
Z.l z. I Z.3 --- Xz Xl X1VXZ X1VXz=Y
Y = Xl V XI
Xl =8-8-2 0 0 0 1
Pei ree - Funktion (NOR) 0 1 1 0 Xz;:;:l 1 Y
1 0 1 0 1 1 1 0
r-3.1---- 10--0 -- ---- ----3. Z
~--_.-3.3
- - - -X I Xl XI Xl X1A Xz~ Y "p-3 Y = Xl A XI 0 0 1 1 1 & Y 0 1 1 0 0 1 0 0 1 0
Xz 1
1 1 0 0 0 4.1 4. I 4.3 -- - -
I, Xl A Xz = Xl V X Z -- --
(Theorem von Oe Morgon) 5.1 5. Z 5.3
-- Xz Xl X1AXI X1iI'iz ~Y Y=X1AXZ
5 0 0 0 1 X1BB-Sheffer- Funktion 0 1 0 1 Xz & 1 Y
( NANO) 1 0 0 1 1 1 1 0
r-1-r,1------~------6.Z f-rr-----Xz Xl
- -Xl VXI~Y Xz Xl
"~ 6 Y = Xl V XI 0 0 1 1 1 ;:;:1 Y 0 1 1 0 1 1 0 0 1 1 Xz 1
1 1 0 0 0
Bild 4.18. Funktionsstrukturen mit den Logischen Funktionen.
Darstellung des Theorems von DeMorgan. Das Theorem kann als Operationsregel zur formalen Änderung oder Vereinfachung logischer Ausdrücke verwendet werden. Daß die Theoreme in den Feldern 1.\ und 4.1 tatsächlich stimmen,
In Bild 4.20, Zeilen 7 und 8, wird gezeigt, wie mit den drei für die Funktions-Struktur vorgesehenen logischen Verknüpfungs-elementen der NEGATION, KONJUNKTION und DISJUNKTION die SollFunktion der Äquivalenz und Antivalenz ermöglicht wird. Bei der Äquivalenz ist die Soll-Funktion die, daß am Ausgang nur dann eine" 1" erscheint, wenn beide Eingänge den gleichen Wert haben, bei der Antivalenz die, daß der Ausgang eine ,,1" liefert, wenn beide Eingänge verschiedene Werte aufweisen. Die logische Funktionsstruktur für diese Funktionen ist in Spalte 3 dargestellt. Da dort stets nur die drei vorgesehenen Verknüpfungselemente vorkommen, ist auch die Realisierung der Äqui- und Antivalenz mit diesen möglich, wie in Kapitel 5 noch ausführlich dargelegt wird.
beweisen die Ergebnisse der Wertetafeln in den Feldern 2.2 und 3.2 bzw. in den Feldern 5.2 und 6.2. In Spalte 3 sind die logischen Schaltungen der jeweiligen Gleichung angeflihrt. Die Peirce- und Sheffer-Funktionen haben eine besondere Bedeutung, siehe auch Bild 4.20
Es ist auch möglich, mit nur einem, allerdings etwas komplizierteren, logischen Verknüpfungselement alle möglichen logischen Soll-Funktionen zu erhalten, wenn es verschieden verschaltet wird. Dabei handelt es sich um das zusammengesetzte Element der Peirce-Funktion (NOR), Bild 4.18, Feld 2.1, und der Sheffer-Funktion (NAND) in Feld 5.1. In den Zeilen I bis 3 des Bildes 4.20 wird gezeigt, daß mit der PEIRCE-Funktion (NOR-Element) die Negation, die Konjunktion und die Disjunktion realisiert werden können und damit auch alle anderen logischen Funktionen. Das gleiche gilt auch für die ShefferFunktion in den Zeilen 4-6 (NAND-Element). Mit dem gleichen logischen Verknüpfungselement kann man daher alle logischen kombinatorischen Funktionen allein durch verschiedene Schaltungen reali-
104 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
Funktion Wertetafel Logische Funktionsstruktur
Nr. 1 Z 3 1.1
1 Xl AXZvX3 =(XPX3) A (XZVX3) Nur für Boolesche
(Distributives Gesetz 11) Algebren gültig
1.1 1.1 1.3
X3 Xl Xl Xl A Xl Y
Y=X1 AX ZvX 3 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0
Z 0 1 0 0 0 Xl~ ~X1'XZ+X3 0 1 1 1 1 Xl & 2:1 Y 1 0 0 0 1
1 0 1 0 1 X3
1 1 0 0 1 1 1 1 1 1
3.1 3.1 3.3 X3 Xl Xl X1 VX3 XlV X3 Y
0 0 0 0 0 0 Y = (Xl v X3 )A(XZV X3) 0 0 1 1 0 0
"~ >1
3 0 1 0 0 1 0 X3 & Y 0 1 1 1 1 1
~(X+X3)' (XZ+X3) 1 0 0 1 1 1 Xl 2:1 1 0 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1
4.1
4 (X1VXZ)A X3=X1AX3vXZAX3 Auch in der
(Distri butives Gesetz I) Arithmetik gültig
5.1 5.1 5.3 X3 Xl Xl X1VX l Y
0 0 0 0 0 Y=(X1 vX Z) AX3 0 0 1 1 0
5 0 1 0 1 0 Xl
~Y 0 1 1 1 0 ~ (X1+ Xz)' X3 1 0 0 0 0 Xl
1 0 1 1 1 x3
1 1 0 1 1 1 1 1 1 1
6.1 6.1 6.3 X3 Xl Xl X1 AX3 X2 AX3 Y 0 0 0 0 0 0
Y=X1AX3vXZAX3 0 0 1 0 0 0 "?ili» 6 0 1 0 0 0 0 x3 & 2: 1 Y 0 1 1 0 0 0
~X1'X3+XZ'X3 1 0 0 0 0 0 Xl & 1 0 1 1 0 1 1 1 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1
Bild 4.19. Funktionsstrukturen mit Logischen Funktionen, entwickelt für die beiden distributiven Gesetze.
In Spalte 3 sind die logischen Schaltungen dargestellt, welche der Gleichung in derselben Zeile entsprechen. Die logischen Operationen können auch mit den üblichen algebraischen Operationszeichen dargestellt werden, wobei (+) = v eine disjunktive sowie (-) = 1\ eine konjunktive Verknüpfung bedeutet
Darstellung der beiden distributiven Gesetzen einer Booleschen Algebra. Sie können als Operationsregel zur formalen Änderung (Vereinfachung) logischer Ausdrücke dienen. Die gleichen Ergebnisse in den Wertetafeln der Felder 2.2 und 3.2 sowie 5.2 und 6.2 liefern den Beweis, daß die Gleichungen der Felder l.l und 4.1 richtig sind.
4.7 Beispiele für logische Gesetzmäßigkeiten und Funktionsstrukturen 105
Funktion Wertetafel Logische F u nktionsstr uk tur
Nr. 1 2 3 1.1 1.2 1.3
Mit Peirce - Funktion x Ixvx Irn=y X~y (NOR) 1
o 1 0 11 vereinfachte Darstellung
Negation - - 1 1 0 X--r:EI}-y y=XVX=X
1.1 1.1 - - 1.3
Konjunktion XI Xl XI VXI xlvxl XI VXl XI VX1=y
"~ 0 D 1 1 1 D ~1 2
Y=(X1VXI)V(XZvxz)= D 1 1 D 1 D ~1 Y
1 D D 1 1 D Xz ~1
Xl A Xz 1 1 0 D D 1
3.1 3.1 3.3 Disjunktion Xl Xz XIVXZ X1VXZ=y
~ 3 D D 1 D Xl - ~1 Y y=(X1 VX Z)V(XI VX1) = D 1 D 1
1 D 0 1 ~1 Xl v Xz Xz
1 1 D 1 4.1 4. Z 4. ]
Md Sheffer- Funktion I X IXAX Irn=y xL[O----[D- y
4 ( NANO)
1 ~ 1 ~ I ~ vereinfachte Darstellung
Negation y = X7\X = X XL[D>--y
5.1 5. Z 5.3
Konjunktion Xz XI XZAXI X1AXZ=Y
5 D D 1 D ~ y = (XI A Xl) A (Xl A Xl) = D 1 1 D
& y &
Xl A Xl 1 D 1 D Xz 1 1 D 1
6.1 6.1 6.3
Disjunktion Xz Xl X1AXI XZAXZ XI A Xz Y D D 1 1 1 D XI~ 6 Y = (XIA XI)A(X1 A Xl) = 0 1 0 1 D 1 & Y
Xz & XI V Xl 1 0 1 0 D 1
1 1 D D D 1 7.1 7.1 7.3
Äquivalenz Xz XI X2 XI XIAXZ XI AXl Y
0 0 1 1 1 0 1 X~ 7 Y = XI ;: Xl 0 1 1 0 D 0 0 I ~1 Y
Xz & =CXI AX1)V (XI AX1) 1 0 0 1 0 0 0
1 1 D 0 D 1 1 8.1 8.1 8.3 An! ivalenz Xz XI Xl XI X1 AXl XI AXl Y
D 0 1 1 D D D ~~ 8 Y = XI h 1 D 1 1 0 0 1 1 I ~1 Y
=(XI AX1)V(X1 AX1) 1 0 0 1 1 0 1 Xl &
1 1 0 D 0 D 0
Bild 4.20. Funktionsstrukturen mit den eingeführten Logischen Funktionen, entwickelt für die sog. Peirce- und ShefferFunktionen.
jeweils in den Zeilen 1 - 3 bzw. 4 - 6 gegeben, indem gezeigt wird, daß die Peirce-Funktion allein oder die Sheffer-Funktion allein (nach Bild 4.18) genügen, um durch verschiedene Verknüpfungen mit sich selbst die obigen drei elementaren Logischen Funktionen zu ergeben und damit auch alle anderen. Äquivalenz und Antivalenz sind zwei von 20 möglichen. Sie werden in den Zeilen 7 und 8 erzeugt
Während normalerweise die bekannten drei elementaren Logischen Funktionen (Negation, Konjunktion, Disjunktion) notwendig sind, um alle anderen (insgesamt 20) darzustellen, gelingt das auch allein mit der Peirce-Funktion (NOR) oder allein mit der Sheffer-Funktion (NAND). Der Beweis wird
106 4 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Funktionellen Phase
sieren. Das hat für die Schaltungsherstellung und Mikrotechnik große, für die logischen Getriebe keine Bedeutung. In den Zeilen 7 und 8 wird gezeigt, daß sich die Funktionen der Äquivalenz und Antivalenz mit den drei Verknüpfungsarten der Negation, Konjunktion und Disjunktion realisieren lassen.
4.8 Schrifttum
1. Birkhofer, H.: Analyse und Synthese der Funktionen technischer Produkte. Diss. TU Braunschweig 1980
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38. Roth, K: Grundstrukturen und Variation von Maschinensystemen, ihr aktiver und passiver Zweig. Konstruktion Januar 1. 2000
39. Roth, K: Die Technik, ihre Entwicklung, ihre Grundprinzipien. München NN 2000
40. Roth, K.: Grundstrukturen und Variation von Maschinensystemen, ihr aktiver und passiver Funktionszweig. Konstruktion, JanuarIFebruar 2000
5 Physikalische Realisierung der Funktionen und methodisches Entwerfen der Lösungsprinzipien
"Funktions-Effektgesetz": Es können nur die Funktionen, realisiert werden, für welche ein Effekt (physikalischer) bekannt ist. Fehlende Effekte können durch Effektketten ersetzt werden. Effektsuche mit Funktionsgrößen-Matrix, Gleichungskatalog (Bilder 5.7; 5.8). Logische Funktionen sind mechanisch mit bekannten Getrieben realisierbar (Bild 5.10).
Die Trennung zwischen dem Konstruktionsabschnitt zur Ermittlung der gewünschten Soll-Funktion und dem Abschnitt, in welchem die dazu notwendigen Effekte ermittelt und realisiert werden, ist beim Algorithmischen Auswahlverfahren (AAK) schon immer gemacht worden aber nicht wie hier, in zwei verschiedene Konstruktionsphasen unterteilt, in die Funktionelle und die Prinzipielle. In den VDI-Richtlinien ist es ähnlich [20, 21]. Die beschriebene, besonders betonte Trennung hat den Vorteil, daß die grundverschiedenen Tätigkeiten der Vorgabe einer gewünschten Funktion und der Suche nach einem oder mehreren geeigneten Effekten sehr wohl unterschieden werden müssen und daß sowohl in der Funktionsebene als auch in der Effektebene besser optimiert und mehr variiert werden kann. Funktion und Effekt sind mehr entkoppelt, und es zieht das Auswählen oder Verwerfen des einen nicht unbedingt das des anderen mit sich. Z. B. Strategie III in Bild 2.23, ähnlich Pahl/Beitz [23].
5.1 Das "Funktions-Effektgesetz"
Liegen die Soll-Funktionen, gegebenenfalls auch ihre Funktionsstruktur fest, werden die physikalischen, chemischen, biologischen usw. Effekte gesucht, mit deren Hilfe man sie realisieren kann. Die Zuordnungsnotwendigkeit von Effekten zu Funktionen wird hier "Funktions-Effektgesetz" genannt. Es lautet: Nur solche Funktionen sind realisierbar, für welche ein Effekt oder eine Effektkette bekannt ist [22]. Die Effekte (auch im Sinne von Naturgesetzen, Gesetzmäßigkeiten, Sätzen, Theoremen usw.) sind die Bausteine, sind die Möglichkeiten, welche uns die Natur zur Verfügung stellt, um etwas zu bewirken. Die den Soll-Funktionen zugeordneten Effekte erweitern diese zu den Wirkelementen und die Wirkelemente nach Maßgabe der Funktionsstruktur zur Effektkettenstruktur. Verknüpft ergeben sie das Wirkprinzip (siehe Bild 2.16), dargestellt als Funktionsstruktur mit eingetragenen Effekten. Die Effekte stellen die physikalische, chemische oder biologische usw. Beziehung zwischen den
Funktionsgrößen des Ein- und Ausgangs des Systems her, sind aber selber an bestimmte stoffliche Strukturen gebunden, die sogenannten Effektträger. Um nun ein dem Wirkprinzip entsprechendes Gebilde zu erhalten, müssen die einzelnen Effektträger so miteinander verknüpft oder verbunden sein, wie es dem Wirkprinzip entspricht. Das Ergebnis ist die Wirkstruktur. Sie dokumentiert sich in der Prinzipskizze, welche wiederum die Grundlage für die am Beginn der Gestaltenden Phase notwendige schematische Entwurfsskizze ist.
5.2 Mögliches Vorgehen in der Prinzipiellen Phase
In Kapitel 3 wurden eine ganze Reihe von Produkt( darstellenden) Modellen vorgestellt (Bilder 3.1 und 3.2), die das Vorgehen in der Prinzipiellen Phase erleichtern und wirksam machen sollen. Eine Übersicht der "gleichberechtigt" anwendbaren Modelle in Form eines "Morphologischen Kastens" zeigt Bild 5.1-1. In der linken Kopfspalte sind die Ablaufphasen des Bildes 2.10 und die etwas ausführlicher gegliederten Arbeitsabschnitte des Bildes 2.16 eingetragen, in der Kopfzeile die Felder 1-5 für die Produkt(darstellenden) Modelle und die mit ihnen durchführbaren "Konstruktionsmethoden". Da die Methoden, welche in der gleichen Zeile stehen, jeweils zur Lösung des gleichen Problems dienen, nämlich des im Arbeitsabschnitt angesprochenen, kann sich jeder Benutzer einen eigenen "Konstruktionsablauf' zusammenstellen, indem er z. B. aus jeder Zeile mindestens die Methode eines Feldes verwendet (Strategie I des Bildes 2.23) und diese, sofern sie miteinander vereinbar sind, aneinanderreiht. Soll oder kann eventuell Strategie I nicht eingehalten werden, sind die Methoden des nicht berücksichtigten Arbeitsabschnitts (Methoden der entsprechenden Zeile) zu überspringen. Die im Text ausführlicher beschriebenen Modelle und Methoden sind durch die (eingekreiste) Nummer gekennzeichnet, mit der sie
108 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Ablauf- ethoden ~le, Produktmodelle und Konstruktionsmethoden
plan Arbeits -abschnitte Nr. 1 Z 3 4 5
Aufgo- Klören und 1.1 <D' Au fgobenslellung 1.2 1.3 1.4 1.5
benfor- präzisieren CD Houploufgobensotz Anforderungsliste Ungegliederte Kotologe : --mulie- der 1 Anweisungen Au fgobenstellung Suchmotrix rungs- Aufgoben - Anforderungslisie Anforderungsorten Phase stellung
Formulierte Aufgobenstellung , Anforderungsliste 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6
Ermitteln d. Q) 6esomtlunktions- CD Allgemeine @l!l- CDLogische Kotologe : @Allge-Funk- Funktionen lionelle und 2
Modell Funktions- Funktions- Funktions- Funktions- meines struktur (AFS) struktur (( fiF) struktur(LFSI Modelle Flußbild
Phose deren SChluß- Motrix (LSMI Strukturen 5011- Funktionen, Soll- Funklionsstruktur
Suche noch 3.1 3.2
Ellekt -® Spezielle Funkti - ® Vektorielle
Lösungs- 3 onsstruktur (SFS), Funktions-
prinzipien Physikalische struktur
Prinzi- GI eichungen (V F S I
pielle 4.1
Phase Suche @) Geometrische E ffekltröger-noch Funktionsstruktur Struktur Gestalt- 4 statischer Gebilde {Struktur -Funk-Lösungs-prinzipien
(GFS) tions-Elemente}
Gliedern 5.1 5.2
in realisti -sche 5 Maschinen-Elemente
Module Gestaltungs -
Gestai- und ----- I-1=-:------ Be messungs -tende 6.1
Phase Gestalten ® Geometrisch - regeln
der Stoffliches (Kapitel 6; 7)
moßgeben- Konturbild den Module
Bild 5.1-1. "Morphologischer Kasten" zur individuellen Auswahl der angebotenen Konstruktionshilfen beim methodischen Vorgehen aufgrund der Ablautpläne in den Bildern 2.10, 2.16,2.23.
auch in den Bildern 3.l, 3.2 erscheinen. Einige Beispiele von Ablaufplänen, welche auf diese Weise entstanden sind, werden in Bild 5.1-2 dargestellt. Das Vorgehen nach solchen "individuellen" Ablaufplänen wird durch Hinweise auf ausflihrlich behandelte Beispiele in den entsprechenden Buchkapiteln Bild 5.l-2 zeigt in der Kopfzeile die Nummern und die Arbeitsabschnitte der "Entwicklungs-Phase" veranschaulicht. Regel: Zunächst den einfachst möglichen Ablaufplan suchen, später verbessernde Modelle einbauen. (Arbeitsabschnitte 1 bis 3.2) und in der Kopfzeile die wichtigsten Konstruktions-Abläufe, wie sie aus Bild 5.l-l zu entwickeln sind. Es werden folgende Fälle dargestellt:
1. In Spalte 1 ist die Möglichkeit angedeutet, mit Hilfe von Konstruktionskatalogen (Band II) das
3.3 3.4 3.5
@Getriebe, @Logische Konstruktions -Linienstruk - Schluß - Matrix Kataloge: tur (lSMI Physikalische E lIekte
Allgemeine @Logische Kinemotische Ketten, Getriebe, Schlußorten - Mechonismen Logische Matrix Getriebe (L AM I
Prinzipskizze 5.3 5.4 5.S
Konstruktions --- -- Kotologe:
l.B Ausgeführte mechanische Gebilde
~-----~._----6.3 6.4 Technisch -wirt schof 11 iche --Bewertungsre -geln (Bond Il)
Vorentwürfe
Die eingekreisten Nummern entsprechend den Modellbezeichnungen in den Bildern 3.1 und 3.2
Ergebnis der einzelnen Arbeitschritte oder ganzer Konstruktions-Phasen zu finden. Dabei ist jede Variante des Überspringens von einzelnen Arbeitsabschnitten möglich, so kann z. B. die Funktionelle Phase übersprungen werden, wenn die Funktion durch das gewählte Getriebeprinzip schon gegeben ist oder gar alle Arbeitsabschnitte 2 bis 5, wenn ein fertiges Gesamtprodukt aus einem Katalog der gestaltenden Arbeitsabschnitte gewählt wird usw. Der andere Fall, daß z. B. sowohl Soll-Funktion als auch Effekte aus Katalogen gewählt werden, und dann die Wirkstruktur, Prinzipskizze und weitere Gestaltung wie in den Spalten 2 bis 5 erfolgt, ist auch möglich.
2. Spalte 2 zeigt einen Ablauf, der schon einige methodische Ansätze enthält. Die Gesamtfunktion wird mit Modell 3 dargestellt, und im Allgemeinen
5.2 Mögliches Vorgehen in der Prinzipiellen Phase 109
~ns- Mit Konstruktions- Methodische Ansätze Durchgehend methodisch Arbeits- ablaut abschnitt Katalogen Strategie Il und I Vorgehens - Strategie Il Vorgehens - Strategie I Logische Getriebe
Nr. Bezeichnung Nr. 1 2 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
Klören und 1
G) 1 G) AufgabensteIlung 1 präzisieren
I I 1 der Aufga- 1 ~ Aufgabe -r bensteIlung ICD Hauptaufgabe Aussagen -
(ggf.Aufgabe) CD An forderu ngen Algebra
~ I 1.1 1 1.1 1.3 1.5 ..
(j) Logische Ermitteln ICD Gesamt- I *
funktions- Modell 1(0 Allgemeine Funktions-von
Funktions- Funktionsstruktur (A F S) struktur 2 Funktionen 2
Kataloge ,......i- * (L F S) und deren I® Algemeinesl I® IQ -Funktionsstruktur (IQF) I Schlun-Strukturen Flunbild Matrix (LSM)
I 3.1
~ 3.1 3.3 13.4 l 3.5 l
Suche @Logische nach 0 I® Spezielle ;)1
3.1 Effekt - 3 0 Funktionsstruktur (SFS) Getriebe. ~ --..; Schluß -Lösungs- '" f--- - .....
g> 2 Freiheit, prinzipien 0 Funk ti- ~-- ---I--- ® Vekto-0 ~ ons - rielle
E ffektträger "" ~ ~ ® mit Schlun-
4.1 Ein - 4.3 Funkti -0 Matrix. ~ '"
heiten @Effekt- ® Geometrische
onsstruk- Dynamisch ~
0> ~Geome- tur(VFS) 0
träge r Funktions- 1" Ci
Suche Cl. - trische I "8 ~ Getriebe- struktur
nach .t , Linien - elemente (GFS), Statik @Logische c: I 3.2 Gestalt - 4
, '" struk -
1 1 Getriebe.
'" E 1 Lösungs-.0 <n tur Schluß -'" 'e: 'e
@Kräfte mit prinzipien - ~ (Prinzip-
I
'" I@ Geometrische Linienstruktur (Getriebelehre) "" u skizze) Schlunarten-'" ~ (Prinzipskizze) Matrix
'-r '-r ---r-
Modu le Dor ". 4 gliedern, 1
Schematische Skizzen 5 gestalten
6 Gesamtprod. gestalten 5 Konstruktions -
7 Ausführung Kataloge der Ar-festlegen beitsabschnitte
4 7
Bild 5.1-2. Beispielhafte Auswahl einzelner Produkt(darstellender) Modelle aus dem "Morphologischen Kasten" von Bild 5.1-1. Vorgehensweisen nach den Ablaufplänen der Bilder 2.10 und 2.16 mit steigendem methodischem Anteil.
Ablaufbis zum Beginn der Geometrisch-Stofflichen Produktgestaltung. Die Wahl einer bestimmten Vorgehens-Strategie
Flußbild, Modell 6, wird die Wirkung und Vernetzung der Allgemeinen Größen beschrieben und festgelegt. Der Rückgriff auf Konstruktionskataloge ermöglicht auch in diesem Fall, eine größere Anzahl von Effekten oder Effektträgern zu berücksichtigen. Auch der direkte Einstieg in den Funktionellen Arbeitsabschnitt (Funktionelle Phase) ist möglich. Sehr unbefriedigend ist in diesem Beispiel das Vernachlässigen der Aufgabenformulierungs-Phase, denn es kann dann leicht geschehen, daß - insbesondere bei Neukon-
I l -r
für den Entwurt (Überschlägige Berechnungen) I
nach Bild 2.23 steht offen, je nachdem wieviele und welche der Modelle (eingekreiste Nummern) zusammengefaßt werden. Diese Nummern beziehen sich auf die Modellbezeichnung in den Bildern 3.1 und 3.2
struktionen - in die vollkommen falsche Richtung oder fUr ein in Bälde nicht mehr konkurrenzfahiges Produkt entwickelt wird. Die mangelnde Bearbeitung dieses Abschnitts, dieser Phase, kann zu den schwersten und nicht mehr wiedergutzumachenden Fehlentwicklungen fUhren (siehe auch Kapitel 2). Beispiele für Allgemeine Flußbilder, Modell Nr. 6, sind in den Bildern 4.11 und 8.50 oben enthalten (Wagenheber-Entwicklung mit Hilfe der Modelle 2,6, 13).
110 5 Modelle und Hilfsmittel fur das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
3. Die Spalte 3 zeigt einen Vorgehensplan, bei welchem für alle Arbeitsschritte ein Modell vorliegt, nur für den Nr. 3.1 "Suche nach Effektlösungsprinzipien" nicht. Dafür ist in Arbeitsabschnitt Nr. 3.2 "Suche nach Gestaltlösungsprinzipien" ein Modell 1 0.1 aufgeführt, bei dem Elementenpaarungen als Details von ausgeführten Getrieben wie Effektträger behandelt werden. In ihnen ist sowohl der Effekt als auch einer von dessen möglichen Effektträgern abgebildet, so daß mit Modell 13 auf leichte Weise die Prinzip skizze erstellt werden kann. Da der Effekt (Arbeitsabschnitt 3.1) mit dem gewählten Effektträger schon mitbestimmt wird, ist in diesem Fall eine Suche nach ihm unnötig. Somit liegt dem beschriebenen AblaufVorgehensStrategie II zugrunde. Als Beispiel gilt die Entwicklung eines Wagenhebers, mit der Aufgabenformulierung in Bild 3.6-1, Nr. 3, der Funktionsstruktur in den Bildern 4.9-1, 8.50 unten, dem Morphologischen Kasten mit den Effektträgern in Bild 8.51 und den Prinzipskizzen in Bild 8.52. Modell 10.1 ist in den Bildern 3.1 und 3.2 nicht gesondert erwähnt, da diese Getriebelemente nur zufällige Varianten der Effektträger sind. Handelt es sich um statische Gebilde, dann eignet sich die Geometrische Funktionsstruktur, Modell 10, mit den Struktur-Funktions-Elementen (SFE) gut zur Synthese in diesem Arbeitsabschnitt. Das Handhaben dieser Elemente zeigen die Bilder 8.28-1,8.28-2 und 8.40 recht anschaulich.
4. Die Spalte 4 des Bildes 5.1-2 schließlich zeigt das Vorgehen nach Strategie I, d.h. einen Konstruktionsablauf mit Modellen für jeden Arbeitsabschnitt. Erwähnenswert ist besonders der Übergang von der Funktionsstruktur mit Allgemeinen Größen (Stoff, Energie, Information) zu einer Funktionsstruktur mit bekannten physikalischen Größen wie der Kraft, Geschwindigkeit, Verschiebung und dem Impuls bzw. dem Strom, der Spannung, Induktion, Ladung usw., kurz den Intensitäts- und Quantitätsgrößen der Systemdynamik (IQ-Größen, Modell 5). Der Übergang findet nur über die Energie-Funktionen (Energie speichern, leiten, umformen, wandeln, verknüpfen) statt. Die Realisierung dieser Funktionen durch Effekte erfolgt mit Hilfe der Methode der Speziellen Funktionsstruktur, Modell 8, welche im folgenden noch eingehend behandelt wird. Als Beispiel für dieses Vorgehen möge Bild 8.9-2 dienen mit dem Ablauf für die Entwicklung einer Ansetzmaschine. Die Aufgabenformulierung er-
folgt mit den Modellen I und 2, die Funktionsstruktur wird mit Modell 4 erstellt, und beim Übergang zur Vektoriellen Struktur, Modell 9, wird für die Allgemeine Funktion "Energie umformen" die Darstellung mit IQ-Funktionen (nämlich Kraft F und Geschwindigkeit v) benutzt. Grundeffekte für die Verknüpfung dieser Größen liefert auch die Vektorielle Funktion, welche die Arbeitsabschnitte 3.1 und 3.2 überbrückt. Das Vorgehen führt dann zum Effektträgermodell 10.1, welches weitere Effekte liefert, die zwangsläufig an die verwendeten Getriebeelemente gebunden sind. Das Vorgehen in der Gestaltenden Phase wird hier weiter nicht verfolgt. Wichtig ist, daß bei diesem Vorgehen die Möglichkeit besteht, in jedem Arbeitsabschnitt zahlreiche Varianten zu bilden. Die für den industriellen Einsatz entwickelte Ansetzmaschine, der dies Beispiel zugrunde liegt, war eine Neukonstruktion und den am Markt angebotenen technisch weit überlegen, verursachte einen Bruchteil an Herstellkosten und hatte weltweiten Erfolg.
5. In Spalte 5 wird ein Ablauf für die Konstruktion von logischen Getrieben dargestellt. Er erfolgt auch nach Strategie 1. Die Aufgabenformulierung erfolgt nach den Modellen I und 2 mit zusätzlicher Verwendung der Aussagen-Algebra, Bild 5.21. Für die Logische Funktionsstruktur, Modell 7, werden die üblichen Größen, Regeln und Gleichungen der Logischen Algebra eingesetzt, welche - wie im Beispiel der Kindersicherung (Bild 5.22 Mitte) - sehr leicht in einen logischen Schaltplan mit den üblichen Symbolen der Schaltalgebra umgesetzt werden können. Diese Symbole werden durch logische, z.B. mechanisch oder anders realisierte logische Elemente (Bilder 4.15, 4.17,5.14, 5.15,5.16) ersetzt und nach Maßgabe des Schaltplanes verbunden. Modell 11 hilft, die Gesamtfunktion durch Zusammensetzen von mechanisch schematischen logischen Grundelementen darzustellen, wie z.B. in Bild 5.24, und Modell 12 liefert Gestaltansätze für funktionierende logische, mechanische Getriebe, wie etwa in den Bildern 5.17,5.18,5.19. Die Funktionsdarstellung der logischen Getriebe in den Modellen 11 und 12 kann, sofern es sich nur um Berührungsschluß und Bewegungsfreiheit handelt, mit der Schluß-Matrix erfolgen, sofern jedoch noch die Kraftschlüsse berücksichtigt werden müssen, durch die Schlußarten-Matrix (siehe Kap. 9).
5.4 Entwickeln des Lösungsprinzips, von den Intensitäts- und Quantitätsgrößen ausgehend 111
Die Konstruktion logischer Getriebeeinheiten und mechanischer logischer Gebilde ist einer der verhältnismäßig seltenen Fälle, in denen die Zuordnung von Funktion zur Aufgabe, von Effektträger zur Funktion zur Prinzip skizze und zu den Wirkstrukturen eine gewisse Zwangsläufigkeit hat. Die Zuordnungsübergänge sind hier viel weniger von den zufälligen Überlegungen des jeweiligen Konstrukteurs abhängig als bei üblichen Konstruktionen und daher auch für die Automatisierung der Konstruktion durch den Rechner geeignet.
5.3 Entwickeln des Lösungsprinzips von der Allgemeinen Funktionsstruktur ausgehend
Das erste umfassende Ergebnis einer Konstruktionsaufgabe ist das Entwickeln der Prinziplösung, insbesondere die Fertigstellung der Prinzipskizze. Im Ablaufplan (Bilder 2.10,2.16) steht dies Ergebnis am Ende der Prinzipiellen Phase: Die einzelnen Schritte, welche zu diesem Ergebnis führen, finden großenteils in der Prinzipiellen Phase statt und werden im folgenden, von den verschiedenen Funktionsstrukturen ausgehend, an Beispielen gezeigt. In Bild 4.9-1 wurde mit Hilfe der Allgemeinen Funktionen die Funktionsstruktur eines Wagenhebers entwickelt. Das Ergebnis findet man in Feld 8.2 des gleichen Bildes. In dieser Funktionsstruktur kommen, ohne Berücksichtigung der Verknüpfungsglieder, die Allgemeinen Funktionen Stoff speichern und leiten sowie Energie umformen und Energie einsinnig leiten vor. Dafür gibt es eine Reihe geeigneter mechanischer Effekte und für die Effekte zahlreiche Teillösungen mit Effektträgem. Den Soll-Funktionen der Funktionsstruktur werden in der Prinzipiellen Phase die geeigneten, hier mechanischen Effekte (Bild 8.51, Spalte 2) zugeordnet zur Entwicklung des Wirkprinzips. Die Realisierung der Effekte kann mit verschiedenen Teileffekten und deren Funktionsträgern erfolgen, wie das in der Spalte 3 des gleichen Bildes gezeigt wird. Sowohl die Effekte als auch die Teillösungen mit Effektträgern können aus Konstruktionskatalogen Lösungssammlungen oder dem Gedächtnis entnommen werden. Kataloge für Kraftmultiplikatoren- und Rücklaufsperren stehen in Band 11 (Kataloge) zur Verfügung, über Führungen ist einiges in Bild 7.4 und Band III enthalten. Dieses Vorgehen entspricht nach Bild 2.23 der Vorgehensstrategie 11.
Um dann mit solchen Lösungen eine EffektträgerPrinzip skizze zu erhalten, müssen jeweils passende Varianten nach Maßgabe der Funktionsstruktur verbunden werden, so wie das in Bild 1.13 und 8.51 beim Morphologischen Kasten der Flaschenverschlüsse und der Hebevorrichtungen gemacht wurde. Das Ergebnis einiger Kombinationsmöglichkeiten ist in den Bildern 1.14, 8.52 dargestellt. Dort sind die Wirkstrukturen der Teillösungen zur Gesamtlösung zusammengesetzt und in Prinzip skizzen dargestellt. Sie sind, durch räumlich-konstruktive Gesichtspunkte zur Strukturgestaltskizze erweitert, der Ausgangspunkt für die weitere Produktentwicklung in der Gestaltenden Phase. Eine Feinheit, welche häufig sehr einfache Konstruktionen ermöglicht, sollte man besonders beachten. Bei den Lösungen 2 und 5 des Bildes 8.52 werden für drei Teilfunktionen die gleichen Teillösungen verwendet, nämlich die Schraubführung bzw. Schraubpaarung des Feldes 5.4 aus Bild 8.51. Somit lassen sich drei Funktionen durch ein Elementepaar realisieren und die Teilezahl, aber auch die notwendigen Verbindungen verringern (siehe Abschnitt 6, Funktionsintegration). Die Bedeutung und der Vorteil der Allgemeinen Funktionsstruktur liegt darin, daß sehr schnell erkannt wird, welche Teilfunktionen vorliegen müssen, einschließlich der Informations-Funktionen (kybernetisches Modell), um ein funktionsfähiges Produkt zu erhalten. Ihr Nachteil ist es, daß nicht unmittelbar zu erkennen ist, welche speziellen physikalischen Größen und Effekte in den Allgemeinen Funktionen enthalten sein können. Die beschriebenen Beispiele zeigen jedoch, daß es möglich ist, beim Rückgriff auf Konstruktionskataloge schon nach Durchlauf der Produktdarstellenden Modelle 1, 2 und 4 in Bild 3.2 zu weiterführenden Prinziplösungen zu kommen.
5.4 Entwickeln des Lösungsprinzips, von den Intensitäts- und Quantitätsgrößen ausgehend
Die gleiche Vorgehensweise, wie sie für die Allgemeine Funktionsstruktur beschrieben wurde, läßt sich auch mit physikalischen Funktionsgrößen praktizieren. Da ihre Zahl und demgemäß die Zahl ihrer möglichen Beziehungen sehr groß ist, normiert man nicht allein eine beschränkte Zahl von Soll-Funktionen, wie bei den Allgemeinen Funktionen (Bilder 4.2,4.3), sondern einen beschränkten, ausgewählten
112 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Thermodynamisch Pseudothermodyn.
.~ Mechanisch Strömungstechnisch Elektrisch (fester Körper) (feste Körper)
Größen Translation Rotation Arbeit in Wärme verlustlose Wärmeleitung
p T P T P T P T P T P T 1 2 5 6 9 10 13 14 17 18 21 22
~ Kraft Verschie- Dreh- Winkelver- Volumen- Druck- Strom- Induktions- Entropie-.~ Wärmestrom
~ .~ bung moment schiebung strom impuls stärke fluß fluß ~. 'J!i - -~ / F s M q> U 1t I cD dS/dt dQw/dt
-:/ ." '*
3 4 7 8 11 12 15 16 19 20 23 24 ~
;} 11! Impuls Geschwin Dreh- Winkelge- Volumen Druck Ladung Spannung Entropie Temperatur Wärme- Temperatur G % 't digkeit impuls schwindig- menge
keit
Pi v L ro V Pd Q U S T Qw T
Bild 5.2. Intensitäts- und Quantitätsgrößen verschiedener physikalischer Systeme. P: Per- oder Einpunktgröße, T: Trans- oder Zweipunktgröße [12]
Satz von Funktionsgrößen, den der sogenannten Intensitäts- und Quantitätsgrößen, hier IQ-Größen genannt (Bilder 5.2,5.3). Soll-Funktionen, die eine Beziehung zwischen diesen Funktionsgrößen darstellen, werden IQFunktionen und entsprechende netzartige Verknüpfungen IQ-Funktionsstrukturen genannt. Die Funktionsbeziehung läßt sich mit mathematischen Symbolen oder mit "Schwarzen Kästen", deren Ein- und Ausgänge die Intensitäts- oder Quantitätsgrößen der Systemdynamik sind [12,16,14,1,6] gut darstellen. Mit ihnen läßt sich nämlich die Intensität eines Leistungsflusses und die Quantität der gespeicherten Energie in einem technischen System sehr gut beschreiben. Sie treten im mechanischen, fluidischen, elektrischen und thermischen Bereich auf (Bild 5.2) und sind selber durch direkte Beziehungen miteinander verknüpft (eine eingehende Beschreibung und Begründung ihrer Auswahl gibt MacFarlane in [12]). Funktionen zwischen und zu anderen Größen müssen auf die oben erwähnten zurückgeführt werden. Das sollte stets möglich sein, da man sich keinen technischen Vorgang vorstellen kann, bei dem Energie keine Rolle spielt. Da aber bei "physikalischen Funktionsstrukturen" allein Aussagen über Energiezustände gemacht werden, lassen sich durch sie die Stoff- und Informationszustände nur indirekt beschreiben. In Bild 5.3 sind die Intensitäts- und Quantitätsgrößen der mechanischen Systeme mit ihren Beziehungen noch einmal dargestellt. Ihre Gruppierung in Einpunkt- bzw. P-Größen (linke Seite) und Zweipunkt- bzw. T-Größen (rechte Seite) besagt, daß es " ... zur Angabe der Größen in einem bestimmten Raumpunkt nur dieses Raumpunktes bedarf ... " [12]
oder, daß es " ... zu ihrer Bestimmung oder idealen Messung zweier Raumpunkte bedarf ... ". Nullpunktgrößen, wie z. B. die Zeit, sind ortsunabhängig. Die in Bild 5.3 auf einer fallenden Diagonalen liegenden Größen sind Intensitäts-, die auf einer steigenden liegenden sind Quantitätsgrößen. Durch Differentiation nach der Zeit sind die Ein- bzw. Zweipunktintensitätsgrößen in die Ein- bzw. Zweipunktquantitäts größen überftihrbar. Über bestimmte Konstruktionsgrößen (siehe Bild 5.4) wie Federrate, Masse usw. sind die Einpunktgrößen in die entsprechenden Zweipunktgrößen überftihrbar. Schließlich ergibt das Produkt der Intensitätsgrößen die Leistung, z.B. P = Fv, das Produkt der jeweiligen Einund Zweipunktgrößen die Arbeit, z.B. dW = FdS oder
dW= VdPi. Das sind allesamt Zusammenhänge ohne Dazwischenschaltung einer den Werkstoff oder dessen Eigenschaften betreffenden Größe. Daraus zogen wir in der Allgemeinen Funktionsstruktur Nutzen, denn sofern man sich dort nur mit Arbeit und Leistung befaßt, ist es nicht nötig, sich z. B. beim Energiefluß Gedanken über Federrate, Masse und Dämpfung zu machen. Gerade dieser Vorteil wäre aber im folgenden Konstruktionsabschnitt ein Nachteil, denn die Größen wie Federrate, Masse und Dämpfung geben uns zusätzliche Hinweise auf eine weitere Konkretisierung der Energie-Funktion, wie anschließend gezeigt wird. Nach einem Vorschlag von Simonek [17, 18] könnte man Größen, die einen direkten Zusammenhang zwischen Intensitäts- und Quantitätsgrößen darstellen, Konstruktionsgräßen nennen. Es handelt sich bei dieser Beziehung zwischen Ein- und Zweipunktgrößen im wesentlichen um Stoffgrößen, wie das Beispiel in Bild 5.4 zeigt, die aus einer Material-
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 113
konstante (z.B. dem Elastizitätsmodul E oder der Dichte p) und geometrischen Größen abgeleitet werden. Diese Größen kann der Konstrukteur auswählen, verändern und so festlegen, daß die Intensitätsund Quantitätsgrößen, hier kurz Funktionsgrößen genannt, die gewünschten Werte, Richtungen und zeitlichen Änderungen erfahren. Die Größe "Zeit" scheint eine Zwitterstellung einzunehmen. Zum einen ist sie als Nullpunktgröße Funk-
Nullpunktgröße: Zeit t
Einpunkt - bzw. Per - Größen
Kraft
F
~I=ö " "-
Impuls
Pi
Drehmoment
M
=151;; " ::E
Drehimpuls
L
ds =J!.E. c
~
o+t-
PI=m v
d dM 'P=CH
L=Jw
Zweipunkt - bzw. Trans - Größen Translationssystem
Verschiebung
S
-l!ll=ö "
Geschwindig· keit V
Winkelver-schiebung
Ifl
9-1_ "0 "0
" 3
Winkelge-schwindigkeit
W
Arbeit
statisch a W = Fos
kinetisch 0 W = vo Pi
Leistung P = F v
F: v Intensitätsgrößen 11) Pi; S o.uantitätsgrö ßen 10.)
Rotationssystem
Arbeit
statisch 0 W = Mo'P
kinetisch 0 W = wo L
Leistung P = M w
M; w Intensitätsgrößen (I) L: Ij) o.uantitätsgrößen (0)
Bild 5.3. Intensitäts- und Quantitätsgrößen des mechanischen Translations- und Rotationssystems und ihre direkten Beziehungen [12]
5011- Funktions- Funktions- Konstruk-Realisierung Funktion Größen gleichung tionsgrößen
Nr. 1 2 3 4
tionsgröße, also direkt nicht beeinflußbar, zum anderen stellt sie die Beziehung zwischen zugehörigen Quantitäts- und Intensitätsgrößen her. In Wirklichkeit reduzieren wir sie häufig auf eine Strecke (z.B. zwischen Anfangs- und Endpunkt eines Zeitablaufs) und tun so, als wäre sie wie eine Konstruktionsgröße eingesetzt worden oder in anderen Fällen, wenn sie keine Rolle spielt, als wäre z. B. der Verschiebeweg identisch mit einer Strecke. Als Ergebnis halten wir fest,
daß Funktionsgrößen nur durch Konstruktionsgrößen verändert und in vorgegebene Beziehungen gebracht werden können.
Die folgenden Vorgehensweisen beruhen nun darauf, daß man zu vorgegebenen Beziehungen der Funktionsgrößen (Soll-Funktionen) Gleichungen bzw. Effekte mit Konstruktionsgrößen sucht und diese durch Einzelteile zu realisieren trachtet.
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur
Im folgenden wird ein Verfahren vorgeschlagen, das schnell und leicht nachvollziehbar zu neuen Prinziplösungen fUhrt. In Bild 5.1-2, Spalte 3, stehen gleichberechtigt für die Soll-Funktionen die Allgemeine und die IQFunktionsstruktur und das Allgemeine Flußbild (Nr. 4, 5 und 6). Schränkt sich die Aufgabe nur auf Größen der Energiebeschreibung ein, ist es vorteilhaft, die IQ-Funktionsstruktur für die Soll-Funktionen zu wählen - wie in Bild 4.12 - und sie dann mit Hilfe von Effekten zu realisieren, d. h. zur Prinziplösung zu entwickeln. Für die in Bild 5.2 zusarnmengefaßten IQ-Größen wie Kraft, Moment, Geschwindigkeit usw. können aus allen physikalischen Gleichungen, in denen sie vorkommen, systematisch die Effekte entnommen werden, welche sie verknüpfen, d. h. solche Verknüpfungen realisieren. Anders
F =f (s) 1
~ dF = c ds
h3bE c=--;;r ~ P;= f (v) 2 Pi v Pi= mv m=Ttpr21 S-.. I
Bild 5.4. Unterteilung der Größen physikalischer Funktionen in "Funktions-" und "Konstruktionsgrößen"
114 5 Modelle und Hilfsmittel rur das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Allgemeines Flußbild Energiequelle EI Energieübertrager Ez Potentieller Energiespeicher =S> (Mensch) r--:---- (Wagenheber) r------- (Wagen)
I Q - Funktionsstruktur " Krafterzeuger " FI Kraftübertrager Fz " Kraftspeicher" s
(Mensch) ~ (Wagenheber) - (Wagen) -5011- Funktion
Bild 5.5. Übergang von Funktionen des Allgemeinen Flußbildes zu solchen mit Intensitäts- und Quantitätsgrößen (in Bild 3.2 von Modell 6 zu Modell 5)
~s- F gang Ein-gang Nr. 1
F 1 1.1
s 2 2.1
Pi 3 3.1
v 4 4.1
s p
2 3
1.2 1.3
2.2 2.3
3.2 3.3
4.2 4.3
v
4
1.4
2.1.
3.4
4.4
Beispiel Gleichung oder
5011- Funktionen Effekt aus Matr"lx eingesetzt
Bild 5.6. Funktionsgrößen-Matrix (Ausschnitt). Durch Kennzahlen geordnete Sammlung der physikalischen Zusammenhänge (Effekte, Gesetze, Sätze) rur die Beziehungen zwischen Ein- und Ausgangsgrößen
formuliert, die einzelnen physikalischen Größen, auch die IQ-Größen, werden nur dann zu einer physikalischen Gleichung miteinander verknüpft, wenn ein Effekt vorliegt, an dem zwei oder mehr dieser Größen beteiligt sind, Funktions-Effektgesetz. (Ähnliches gilt für das Allgemeine Flußbild, Bild 5.5). Als Spezielle Funktion wird daher definiert, die Abhängigkeit von zwei IQ-Größen, die durch einen Effekt [11] miteinander verknüpfbar sind. Bezieht sich die "Effekt-Verknüpfung" auf ein ganzes Netz, auf eine Funktionsstruktur von IQ-Funktionen, so wird das als Spezielle Funktionsstruktur definiert [19]. Der Unterschied zwischen IQ-Funktionen und Speziellen Funktionen ist der, daß es sich im ersten Fall um vorgegebene Soll-Funktionen zwischen zwei Größen, im zweiten Fall um Funktionen handelt, die mittels der vorgegebenen Effekte realisierbar sind. Es wird sich zeigen, daß nicht alle IQ-Größen mittels eines Effekts direkt verknüpfbar sind, während es durchaus möglich ist, sie am Ein- und Ausgang eines Systems (Schwarzer Kasten) vorzuschreiben und sie anschließend mit Hilfe einer Effektkette zu realiSIeren. Für die Speziellen Funktionen bieten sich aus der Physik, gegebenenfalls aus der Chemie, Biologie
usw. eine Fülle von Effekten zur Realisierung der vorgegebenen IQ-Funktionen an. Sie werden im folgenden systematisch erfaßt und können mit Hilfe der Funktionsgrößen-Matrix leicht nutzbar gemacht werden. Diese Vorgehensweise entspricht nach Bild 2.23 der Strategie I.
5.5.1 Die Funktionsgrößen-Matrix
Den gefundenen Soll-Funktionen der IQ-Funktionsstruktur müssen nun physikalische, chemische, biologische usw. Beziehungen zugeordnet werden. Diese Beziehungen, in der Fachliteratur als Effekte, Gesetze, Sätze, Axiome bezeichnet, werden hier unter dem Sammelnamen "Effekte" geführt. Die Schwierigkeit, sie in der verstreuten Fachliteratur zu finden, ist sehr groß. Für den physikalischen Bereich wurde als Hilfsmittel die Funktionsgrößen-Matrix geschaffen, Bilder 5.6 und 5.7. In ihr sind alle Intensitäts- und Quantitätsgrößen des Bildes 5.2 einmal als Zeile (Eingang, abhängige Variable) und einmal als Spalte (Ausgang, unabhängige Variable) enthalten. Im Kreuzungsfeld zweier Größen steht jeweils eine Nummer. Sie gibt als Kennzahl in einem weiteren Katalog die physikalische Beziehung an, welche beide Größen miteinander über einen "Effekt" verknüpft. Das Vorgehen wird im folgenden anhand von Bild 5.6 erläutert. Bei der Soll-Funktion
s = f (F) (5.1)
ist z. B. der Verschiebeweg s am Eingang die abhängige Variable und die Kraft F am Ausgang die unabhängige Variable; das Kreuzungsfeld hat die Nummer 2.1. Für die Funktion F = fes) hat das Feld die Nummer 1.2, Bild 5.6. Den Eingang über die abhängige Variable zu wählen, ist sinnvoll, weil man vom erstrebten Ziel ausgeht und ermitteln will, durch
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 115
hängige ~ Unab- 1? Variable «
Abhängig.I'\.Aus- F s Pi V M '0 L w u TI; V Pd I <P 0. U dS/dt - 5 T dU. Variable IEi~ ang 't' dI - 0.. T
gang·~N~r.~1-+~2~73-r~4~5~~6~~7-+~8~79-r170~1~1+-1~2~13~~14~~15~~164-1-7+-1~8+-19-+-20~~21~-224-2-3+-2~4
TI; 10 I
V 11 I '--~ Pd 12~~
I 1313.1~ <P 14
0. 15~~ U 16~~
dS/dt 17 17.1
- 18
5 19
T 20
-t 21 21.1
- 22
U. 23
T 24
~ 9.5 9.9
~ 13.5 13.9
17.5 17.9
21.5 21.9
Bild 5.7. Funktionsgrößen-Matrix mit Schraffierung derjenigen Kreuzungsfelder zweier Größen, für die in Bild 5.8 eine oder mehrere (möglichst direkte) Beziehungen, durch eine Gesetzmäßigkeit, einen physikalischen Effekt angeftihrt werden konnte.
welche Funktionsgrößen das erreicht werden kann. Da nicht zwischen allen aufgeführten Größen eine direkte 1 quantifizierbare Beziehung besteht, also ein
Direkte Beziehungen sollte man zur Vermeidung von Zusatzeffekten vorziehen. Eine direkte Beziehung zwischen zwei Funktionsgrößen liegt dann vor, wenn zu ihrer Verknüpfung keine dritte Funktionsgröße, sondern allenfalls eine Konstruktionsgröße (einschließlich der Zeit) nötig ist.
1.21
5.17 5.21
~~9.13 9.17 9.21
13.13 ~~13.17 13.21
17.13 17.17 17.21
21.13 21.17 21.21
Die dicken Pfeile ergeben im Kreuzungsfeld einen direkten Effekt zwischen den bei den Variablen (Feld mit Ring), die dünnen Pfeile zeigen die Kopplung der Variablen über zwei Effekte (Felder mit schwarzen Punkten oder Felder mit schwarzen Quadraten)
"Effekt" vorliegt, sind in Bild 5.7 die Kreuzungsfelder, für welche eine Gleichung ausfindig gemacht werden konnte, also ein Effekt vorliegt, schraffiert angelegt. Diese Beziehungen sind in der Sammlung physikalischer Gleichungen in Bild 5.8 unter den entsprechenden Kreuzungsfeld-Nummern aufgeführt, mit Quellenangaben im anschließenden Schrifttumsverzeichnis. Das Bild 5.7 hat ähnliche Formen wie
116 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
ein zweidimensionaler Übersichts- und das Bild 5.8 wie ein eindimensionaler Detailkatalog (siehe auch Band II). Im nachfolgenden Beispiel soll nach Bild 5.5 eine Beziehung zwischen zwei Kräften
(5.2)
bzw. wie in Gl.(5.l) zwischen einer Kraft und der von ihr verursachten Verschiebung gesucht werden. Für die Soll-Funktion von Gl.(5.l) gibt es physikalische Effekte, da in Bild 5.7 das Kreuzungsfeld 2.1 zwischen Eingangsgröße s (abhängige Variable) und Ausgangsgröße F (unabhängige Variable) schraffiert ist. In Abschnitt 2.1 des Bildes 5.8 findet man nun sieben Gleichungen ("Effekte"), welche die Soll-Funktion Gl.(5.l) realisieren könnten. Ähnlich kann man mit Soll-Funktion Gl.(5.2) verfahren und in Abschnitt 1.1 des Bildes 5.8, 13 physikalische Gleichungen "Effekte" zu deren Realisierung finden. Häufig tritt der Fall ein, daß es keinen Effekt im Kreuzungsfeld der Funktionsgrößen gibt (weißes Feld) oder daß die gefundenen Effekte keine befriedigende Lösung ergeben. Es wird dann versucht, eine Lösung über zwei oder gar drei hintereinandergeschaltete Effekte zu finden. Im Fall der Soll-Funktion nach Gl.(5.1) könnte man unter anderem entweder über die Zwischengröße ep (Nr. 6 in Bild 5.7) oder über Zwischengröße Pd (Nr. 12) gehen, also nach den Soll-Funktionen
s = s (ep(F)) (5.3)
oder
s = s(Pd(F)). (5.4)
Im ersten Fall würde die Soll-Funktion
s=s(ep) (5.3-1)
mit den durch das schraffierte Feld 2.6 gekennzeichneten Effekten zu realisieren sein und die anschließende Soll-Funktion
ep= ep(F) (5.3-2)
mit den Effekten der Feld-Nummer 6.1. Für die SollFunktionen aus Gl.(5.4) ergeben sich in Bild 5.7 die Feld-Nummern 2.l2. und 12.l. Die grundsätzlichen Möglichkeiten zur Realisierung der Soll-Funktionen von Gl.(5.l) durch Angabe der schraffierten Kreuzungsfelder sind in Tabelle 1 angegeben. Es muß jedesmal die Kompatibilität benachbarter Effekte und Effektträger geprüft werden.
Tabelle 1. Kreuzungsfelder für das Auffinden von Effekten der Soll-Funktion s = s (F).
Zahl der Effekte
2
3
Kreuzungsfelder
2.1
2.2 + 2.1 2.4+4.1 2.5 + 5.1 2.6 + 6.1 2.12 + 12.1
2.4 + 4.3 + 3.1 2.4 + 4.6 + 6.1 2.5 + 5.4 + 4.1 usw.
Auch die Soll-Funktion Gl.(5.2), das Verhältnis zwischen zwei Kräften zu ändern, also einen Kraftmultiplikator zu entwickeln, kann auf ähnliche Weise gelöst werden. Entweder wird in Bild 5.7 das schraffierte Feld 1.1 verwendet oder der Umweg über das Drehmoment, d.h. Felder 1.5 + 5.l ~ l.l zugrunde gelegt. Die Soll-Funktionen wären dann
F2 = f(M) (5.2-1 )
und
(5.2-2)
In diesem Fall wurde zweimal die Grundbeziehung zwischen dem translatorischen und dem rotatorischen System ausgewertet, z. B.
1 Feld 1.5: F2 = f(M) = - . M
r2
somit rl
F2 = -F1 r2
d. h. das Hebelgesetz dargestellt.
(5.2-3)
(5.2-4)
(5.7)
Das in der Gleichung (5.7) eliminierte Drehmoment bleibt später beim Hebel als inneres Moment weiter wirksam. Ist ein Kreuzungsfeld nicht schraffiert, dann ist zwischen den entsprechenden Größen keine Beziehung angegeben und man muß sie über eine geeignete Zwischengröße herstellen. Die eliminierten Größen treten an den Ein- und Ausgängen nicht mehr auf, bleiben aber im System als "innere Größen" wirksam. So wäre z. B. ein Hebel, der kein mneres Moment übertüge, nicht mehr funktionsfähig.
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 117
Ähnliche Beziehungen, z. B. zwischen zwei Kräften bzw. zwischen zwei gleichen Funktionsgrößen, kann man erhalten, wenn aus der Matrix von Bild 5.6 bzw. 5.7 immer Gleichungen aus "symmetrisch" numerierten Feldern miteinander verknüpft werden, z. B. Gleichungen aus den Feldern 1.3 + 3.1 !d:. 1.1 oder 1.5 + 5.1 !d:. 1.1; dazu siehe auch Bild 5.9. Ein zweites Beispiel soll das Vorgehen beim Auftreten abgeleiteter Größen zeigen. Von einer Aufgabe ausgehend, die das direkte Einsteigen in das Flußbild mit I-QGrößen gestattet (Bild 5.1, Modell 5), wird für das Einleiten der Sperrung einer Sicherheitsgurtautomatik [15] die Geschwindigkeitsänderung dv pro Zeiteinheit als unabhängige und eine dazu in reproduzierbarer Beziehung stehende Verschiebung s als abhängige Variable gefordert.
(5.6)
Die direkte Beziehung für Matrixfeld 2.4 des Bildes 5.7 und die entsprechende Gleichung in Bild 5.8 ist ungeeignet, weil sie ausschließlich Zweipunktgrößen enthält, zu deren Messung ein äußerer, fester Bezugspunkt gehörte. Es wird daher zunächst eine Beziehung der Geschwindigkeitsänderung zu einer gut meßbaren Einpunktgröße, z. B. der Kraft, gesucht, die man unter den Feldnummern 1.3 und 3.4 findet. Durch Zusammensetzen erhält man
F=m dv dt
(5.7)
Es läßt sich dazu noch eine Beziehung zwischen Kraft und Weg anfügen, Z.B. die aus Feld 2.1, aber auch eine kombinierte. Durch diese erste Substitution ist für alle folgenden Lösungen festgelegt, daß die Beziehung zwischen Geschwindigkeitsänderung und Weg über eine Masse realisiert wird. Für die Beziehung zwischen Kraft und Weg liefert die Funktionsgrößen-Matrix in Bild 5.8 nicht nur die Gleichung des Kreuzungsfeldes 2.1, sondern auch die schon angeführten Gleichungen der kombinierten Felder 2.6 + 6.1 ~ 2.1 oder 2.12 + 12.1 ~ 2.1. Sie sind zusammen mit den dazugehörenden Prinzipskizzen in Bild 5.10 enthalten. Es lohnt sich zuweilen, die möglichen Funktionskombinationen mit einem kleinen Rechnerprogramm zu ermitteln. Der Übergang von einem Flußbild mit Funktionsgrößen wie Kraft, Geschwindigkeit, Impuls usw. zu einem Flußbild mit Konstruktionsgrößen wie Masse, Federrate, Länge, Winkel, Dichte im Sinne einer Konstruktionsskizze usw. ist ein wesentlicher Punkt
dieses Vorgehens, das unter der Bezeichnung "Spezielle Funktionsstruktur" veröffentlicht wurde [17, 18, 19]. Die in Bild 5.4 dargestellte Unterteilung in Funktions- und Konstruktionsgrößen hat einen bisher nicht erwähnten Vorteil: Sie gestattet nämlich eine Aufteilung der physikalischen Größen in solche, welche während des Funktionsvorgangs veränderlich sind, die Funktionsgrößen, und in solche, die mit der Konstruktion festgelegt werden, die Konstruktionsgrößen. Funktionsgrößen beschreiben die Soll-Funktion (Ein- und Ausgänge im Flußbild), Konstruktionsgrößen dienen zu deren Realisierung. Wie Bild 5.4 zeigt, sind die Intensitäts- und Quantitätsgrößen Funktionsgrößen (Spalte 1) und die sie in Beziehung bringenden Größen wie Federrate und Masse Konstruktionsgrößen (Spalte 3). Zu den Konstruktionsgrößen gehören in erster Linie geometrische, wie Längen, Flächen, Volumina und werkstofftechnische mit Kenngrößen wie Elastizitätsmodul, Dichte, Permeabilität usw. Allein mit Hilfe der Konstruktionsgrößen ist es uns möglich, die Beziehung zwischen zwei Funktionsgrößen zu erzwingen. So kann im Beispiel des Bildes 5.4 eine bestimmte Beziehung zwischen Verschiebung und Kraft über die Federrate bzw. über die die Federrate zusammensetzenden, vom Konstrukteur veränderlichen Größen erzwungen werden oder die Beziehung zwischen Geschwindigkeit und Impuls über die Masse bzw. über die die Masse bestimmenden Größen herbeigeführt werden. Diese Zusammenhänge nutzt man bei der Realisierung der IQ-Funktionsstruktur aus. Mit Hilfe der Funktionsgrößen-Matrix (Bild 5.6, 5.7) werden direkte oder indirekte Beziehungen zwischen den Soll-Funktionen ermittelt, die in den entsprechenden Feldern als Gleichungen oder/und als physikalische Effekte enthalten sind. Beinahe jede Gleichung enthält Konstruktionsgrößen, die einen Hinweis auf mögliche Realisierungen geben; ebenso die Benennung des Effekts.
5.5.2 Sammlung physikalischer, funktioneller Zusammenhänge
Einige Beispiele für das Entwickeln von Lösungen, allein auf grund der in den Gleichungen enthaltenen Konstruktionsgrößen sowie auf grund der Kombination von zwei Gleichungen, bei denen die eine die Eingangs-, die andere die Ausgangsfunktion enthält, zeigt Bild 5.9. Aufgabe ist es, die Beziehung F2 = f(F!)
118 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung aus Bild 5.7
1.1
1.2
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
Fz = e/J.'P Fl ; FR = (e/J.'P -l)F
FR =jJ,F
(11) Fz=Fl+Fo
d/ l (12) F2 = -d Fl
12
A 2 (13) Fz = Al Fl
F=f(s)
(1) dF=eds
(2) F= es
(3) F = mwz s
(4) F=PrgAs
Bemerkung
F Kraft
Keileffekt mit Reibung (J. Neigungswinkel P Reibungswinkel
~ = tanp, Reibwert + Keil eintreiben - Keil austreiben p ~ (J. Selbsthemmung
Schiefe Ebene mit Reibung Fl Horizontalkraft Fz Gewicht + Aufwärtsbewegung
Abwärtsbewegung
Kniehebel
Querkontraktion einer Feder e Federkonstante v Verformungsverhältnis
Nichtlineares Reibsystem
Nichtlineares Reibsystem
Schlingband; Reibsystem
Lineares Reibsystem
Hebeleffekt
Flaschenzug
"Hammereffekt"
Druckausgleich
s Verschiebung
Federkraft
Federkraft für e = konstant
Zentrifugalkraft
Auftrieb Pr Dichte der Flüssigkeit
Bild 5.8. (Blatt 1) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
Schrifttum Seite 135
Bild 5.9
Bild 5.9
F17, S.453 Bild 11.24
Bild 11.9 Kat. 11.2.4
Bild 11.10
F18, S. 237
Kat. 11.2.4
F17,S.453 Bild 11.22
Bild 11.27
F17, S.453
F17, S.453
Fl, S.16
F21, S. 76
F6, S. 145
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 119
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
(5) s
F=EA-I
Hookesches Gesetz F21, S.130
(6) F = c(l(T) -/(To») Wärmedehnung F21, S. 219 I(T) Länge bei Temp. T
(7) 4h3bE Frei aufliegender Biegebalken, F21, S. 130
F=s-- mittig belastet F9, S. 874 13
s Durchbiegung Mitte h Balkenhöhe b Balkenbreite
(8) F= cs!'!.s Schubverformung F6, S.145
1.3 F= f(Pi) Pi Impuls
(1) F=dPi Kraft und Impuls F21, S. 37
dt (siehe Feld 3.1, Nr.l)
1.4 F=f(v) v Geschwindigkeit
(1) F=pv Reibungsdämpfung F21,S.171 p Reibungskonstante
(2) F= 2nr2 pwvb Magnus-Effekt F6, S.147 v Geschw. anströmendes Medium b Zylinderbreite p Dichte des Mediums
(3) dv
F=m-dt
zweites Newtonsches Axiom F21, S. 37
(4) F=2mwvr Coriolis-Kraft F6, S.147 Vr Relativgeschwindigkeit
(5) F=c ev2A dynamischer Auftrieb F17, S.455
a2 Ca Auftriebsbeiwert Kat. 11.4.1 p Dichte
(6) F=pvcA Schall druck F17, S.455 v Teilchengeschwindigkeit Kat. 11.4.1 p Dichte des Mediums c Schallgeschwindigkeit
(7) F= 6n'1rv Widerstand in laminarer Strömung F17, S.455 '1 dyn. Viskosität Kat. 11.4.1 r Kugelradius
(8) I p 2 Widerstand in turbulenter Strömung F17, S. 455
F=J..--v A J.. Widerstandszahl Kat. 11.4.1 d2 (9) Fmax=ffmmv elastischer Stoß F17, S.455
c Federsteife d elast. Körpers Kat. 11.4.1
(10) F=cB 2 vK Wirbelstrom F6, S. 146 K elektro Leitwert B magn. Induktion c Anordnungskonstante
Bild 5.8. (Blatt 2) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
120 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
(11) F=mv(1-coslX) Strahlkraft F17, S.454 IX Ablenkungswinkel Kat. 11.4.1
(12) F=mv r Rückstoßprinzip F17, S.454 Vr Relativgeschwindigk. Kat. 11.4.1
(13) F=AP~[G:r -1J Konvektive Beschleunigung F17, S.454 A Strömungsquerschnitt Kat. 11.4.1 p Dichte
(14) F=QvB Lorentz-Kraft F21, S. 376 F17, S.454
(15) FR = sign(v) I-IFN Gleitreibung F17, S.455 Kat. 11.4.1
1.5 F=f(M) M Drehmoment
(1) M Definition des Drehmoments F21, S.63
F=- (siehe Feld 5.1, Nr.1) r
1.6 F=f(cp) cp Winkelverschiebung
(1) F= -mgsincp Pendel F18, S.263
(2) F2 = Fle/l'P Seilreibung F18, S. 237
(3) 1
F=-ccp Drehfeder F13, S. 62 r
1.7 F=f(L) L Drehimpuls
1 dL (1) F=-- Drehimpulsänderung F1,S.47
r d!
1.8 F=f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) F= mrw2 Zentrifugalkraft F17, S.454 Kat. 11.4.1
(2) F=2mv r w: Corioliskraft Kat. 11.4.1
(3) F=2rcpr 2 wvb Magnuseffekt F17, S.455 (siehe Feld 1.4, Nr. 2) Kat. 11.4.1
1.9 F=f(u) u Volumenstrom
(1) F=puvsinlX Kraftwirkung durch Ausströmung F18, S. 297
du (2) tlF=pl- strömendes Medium in Rohrleitungen F7, S. 52
d! I Länge der Rohrleitung
Bild 5.8. (Blatt 3) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 121
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
1.11 F= f(V) V Volumen
(1) F=Prg V Auftrieb F21, S.136 Pr Dichte der Flüssigkeit
1.12 F=f(Pd) Pd Druck
(1) F=Pd A Kraft durch Druck F21, S. 30
1.13 F=f(l) 1 Stromstärke
(1 ) J1.ow212
Elektromagnet F17, S.454 F=--A 12
1 Magnetabstand Kat. 11.4.1 A Magnetfläche w Windungszahl J-lo Permeabilität im Vakuum
(2) F=k12 Elihu-Thomson-Effekt Kat. 11.4.1
(3) F=IlB Biot-Savartsches Gesetz F19, S.900
(4) J-lo1I112
Stromdurchflossene Leiter F22, S.498 F=--21tr J1.o Permeabilität im Vakuum
r Leiterabstand 1 Leiterlänge
1.14 F=f(cI» cI> Induktionsfluß
(1 ) IlcI>
F=-A
stromdurchflossener Leiter im Feld F8, S.131
1 cI>1 cI>2 Coulomb II F6, S.145 (2) F=----
41tJ-loJ-lr 12 J-lr Permeabilität, relative
1.15 F=f(Q) Q elektrische Ladung
(1) F=BvQ Lorentz-Kraft F17, S.454 (siehe auch 1.4 Nr.14) Kat. 11.4.1
(2) F __ 1_QIQ2 Coulomb I F6, S. 145
- 41tßoßr 12 e Dielektrizitätskonstante
(3) 1 d Piezoelektrischer Effekt Fl, S.196
F=--Q K Materialkonstante KI d Plattendicke 1 Länge der metallischen Belegung
1.16 F=f(U) U elektrische Spannung
(1 ) 1 2 dC
Anziehung zweier Kondensatorplatten F8, S.157 F=-U -2 ds
Bild 5.8. (Blatt 4) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
122 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
1.16 (Fortsetzung)
(2) e Piezo - Elektrischer Kraftgeber F2, S. 307
F=-U die Steilheit des Umformers d (siehe Feld 16.1 Nr. 2)
2.1 S = f(F) F Kraft
1 Federkraft Fl, S.16 (1) ds=-dF (siehe auch 1.2, Nr.l) c
(2) 1
s=-F Federkraft für c = konstant c
(3) F Auftrieb F6, S.140
s=-- (siehe auch 1.2, Nr.4) PngA
(4) IF Hookesches Gesetz F21, S.130
s=- (siehe 1.2, Nr.5) EA
(5) 13F Balkendurchbiegung F21, S.130
s = 4h3bE (siehe 1.2, Nr.7) F9, S. 874
(6) s=~(a:r Schub, Torsion F6, S. 140
(7) F Querkontraktion F6, S.140
s=l/l- /l Querkontraktionszahl F21, S. 130 EA
2.2 s = fes) s Verschiebung
(1) Sz = Sl tanlX Keil F6,S.174
(2) 'z S2 =-Sl Hebel F6,S.174 '1
(3) Al konstantes Volumen inkompressibler F6, S.174
Sz = Az Sl Fluide
(4) si Schubverformung F6,S.174 S2 = 21
(5) do
S2 = /ll;;Sl Querkontraktion F6, S.174
2.4 S = f(v) v Geschwindigkeit
(1) ds =vdt Definition der Geschwindigkeit F13, S.15 (siehe Feld 4.2, Nr.l) F21, S. 9
2.5 s=f(M) M Drehmoment
(1) Mol z Freiträger durch Moment am freien F9, S. 872
s= 2EI Ende belastet
Bild 5.8. (Blatt 5) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 123
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
2.6 s=f(ep) ep Winkelverschiebung
(1) ds = rdep Bogenlänge und Winkel F21, S. 4
(2) s = r(l-cosep) + l(l-cost/l) Kurbeltrieb F18, S. 796
~ r(l-cosep) + ~ 7 sin2 ep ep Kurbelwinkel, t/I Pleuelwinkel
rjHub, I Pleuellänge für 7<0,4
2.8 s = f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) s=rwt Kreisbahn F21, S.17
(2) s = lew) Weissenberg-Effekt F6, S. 140
2.12 s = f(Pd) Pd Druck
(1) S=Pd hydrostatischer Druck im Fluid F21, S.134 pg
2.14 s=f(eP) eP Induktionsfluß
(1) 1 eP1eP2 Coulomb 11 F6, S.140
s= --.--(siehe 1.14, Nr. 2) 4n Ilo Ilr F
2.15 s = f(Q) Q Ladung
(1) 1 Q1Q2 Coulomb I F6, S.140
s= ---- e Dielektrizitätskonstante 4neoer F (siehe Feld 1.15, Nr. 2)
2.16 s=f(U) U elektrische Spannung
(1) e U (/-/ 1)2 Weg eines Elektrons bei Bewegung zur F8
s=----- Anode md 2 e Elektronenladung S 168-169 U Spannung zwischen Platten d Plattenabstand t1 Startzeit, t Beobachtungszeit
3.1 Pi = f(F) F Kraft
(1) dpi =Fdt Impulssatz F13,S.50 (siehe Feld 1.3, Nr.l) F21, S. 37
3.4 Pi = f(v) v Geschwindigkeit
(1) dpi=mdv Impuls (Bewegungsgröße) F21, S. 37 (siehe Feld 4.3, Nr.l)
3.7 Pi =f(L) L Drehimpuls
(1) 1 Impuls F22, S.118
Pi=-L r Abstand des Bezugspunktes von der r Richtungslinie von v
Bild 5.8. (Blatt 6) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
124 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
3.8 Pi=f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) Pi = mrw Stoßpendel F13, S. 54 (zusammengesetzt)
4.1 v = f(F) F Kraft
F F13, S. 50 (1) dv=-dt Zweites Newtonsches Axiom F21, S.36 m
(2) FR Stokes F17, S.455
v=--" dynamische Viskosität Kat. 4.4.1 6n"r
(3) Fh
Zähe Flüssigkeit zwischen Platten F6, S. 143 v=-"A
(4) F Wirbelstrom F6, S.143
v=-- (siehe Feld 1.4, Nr. 10) eB21(
I( elektro Leitwert B magn. Induktion e Anordnungskonstante
4.2 v = f(s) s Verschiebung
(1) ds Definition der Geschwindigkeit F13, S.10
v=- (siehe Feld 2.4, Nr.1) F21, S. 8 dt
4.3 v = f(Pi) Pi Impuls
(1) dv= dpi Bewegungsgröße F21, S. 37
m (siehe Feld 3.4, Nr.l)
4.4 V2 = f(vI) v Geschwindigkeit
(1) V2 = VI tanoc Keil F6, S.175
(2) r2
Hebel F6, S.175 V2 =-Vl rl
(3) AI
Kontinuitätsgleichung F6, S. 142 V2 = A 2 VI
4.6 v=f(ep) ep Winkelverschiebung
(1) dep
v=r-dt
Umfangsgeschwindigkeit F13, S.15
4.8 v=f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) v = rw Umfangsgeschwindigkeit F13, S.16 (siehe Feld 8.4, Nr.1)
Bild 5.8. (Blatt 7) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 125
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
4.9 v = f(u) u Volumenstrom
(1) F
Austrittsgeschwindigkeit aus einem Rohr F18, S. 297 v=-pu
4.12 v = f(Pd) Pd Druck
(1) v= J2~Pd Ausfluß aus einem Gefäß F21, S. 166
(2) v =Pdl - Pd2 (r2 _ x2) Hagen-Poiseuillesches Gesetz F21,S.171
4'11 r Radius des Rohres x Radius des Stromfadens '1 dyn. Viskosität I Stromfadenlänge
4.16 v = f(U) U elektrische Spannung
(1) U
Induktionsgesetz F8, S. 120 v=-BI
(2) 'ereo U Elektrokinetischer Effekt F6, S.143 v=-- e Dielektrizitätskonstante 1'1
, elektrokinetisches Potential
'1 dynamische Viskosität
eU Geschwindigkeit von Elektronen F8, S. 168 (3) v = md(t-t1 ) beim Weg zur Anode
(siehe Feld 2.16, Nr.1)
5.1 M=f(F) F Kraft
(1) M=rF Definition des Drehmoments F21, S. 63 (siehe Feld 1.5)
5.2 M = fes) s Verschiebung
(1) M=mgs Biegemoment F18, S. 378
5.4 M=f(v) v Geschwindigkeit
(1) '1b Zapfenreibungsmoment F20, S. 82
M=-21trv '1 dynamische Viskosität r l/I l/I relatives Lagerspiel r Zapfenradius bLagerbreite
Bild 5.8. (Blatt 8) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
126 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
5.6 M = f(<p) <p Winkelverschiebung
(1) GIT Torsionswelle
dM=-d<p IT Torsionsträgheitsmoment F2, S. 314 I G Schubmodul
(2) M=CM<P CM = konst. (siehe Feld 6.5, Nr. 1; 2)
5.7 M=f(L) L Drehimpuls
(1) dL Drehmoment und Drehimpuls Fl, S. 47
M=- (siehe Feld 7.5, Nr. 1) F13, S. 75 dt
5.8 M=f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) d Drehmoment und Bewegungsgröße F13
M=-(I w) Ip polares Trägheitsmoment S. 64+ 75 dt p
(2) M=Ipwwp Präzessionsmoment F13, S. 76 wp Winkelgeschwindigkeit der Präzession Ip Trägheitsmoment
r2 r~ Margulessche Gleichung F4, S.179 (3) M = 41tI'lw _a _l_
I Länge des Zylinders r; - rr 5.13 M=f(I) I Stromstärke
(1) M=AnBI Drehspulmoment F5, S. 29 n Windungszahl ASpulenfläche
5.14 M =f(4)) 4> Induktionsfluß
p4>2 n Wirbelstromtachometer F2, S. 348 (1) M=Cl --
P Polpaarzahl p n Drehzahl p spezifischer Widerstand Cl Konstante
(2) M= CdI a 4> Drehmoment Elektromotor F19, S. 954 Ia Ankerstrom Cd vom Aufbau der Maschine
abhängige Konstante
6.1 <p = f(F) F Kraft
F Pendel F18, S. 263 (1) <p = arcsin- (siehe Feld 1.6, Nr.l) G
(2) Fr Drehfeder F13, S. 62
q>=- (siehe Felder 1.6, Nr.3) C
Bild 5.8. (Blatt 9) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 127
Feld-NI. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
6.2 <p = fes) s Verschiebung
1 (1) d<p = -ds Winkel und Bogenlänge F21, S.4
r
(2) s
für r = konst (siehe Feld 2.6, Nr.l) <p =-r
6.5 <p =f(M) M Drehmoment
(1) / Torsionswelle F2, S. 314
d<p=-dM (siehe Feld 5.6, Nr. 1; 2) GIT
(2) 1
CM =konst GIT
<p=-M CM=-/-CM
6.6 <P2 = f(<pd <p Winkelverschiebung
(1) r1 Übersetzung bei Zahnrädern, F18, S. 751
<P2=-<P1 Reibrädern Kat. 11.7.1 r2
6.8 <p = f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) d<p =wdt Definition der Winkelgeschwindigkeit F18, S.243 (siehe Feld 8.6, NI. 1)
7.3 L =f(Pi) Pi Impuls
(1) L=rpi Drehimpuls F22, S.118 (siehe Feld 3.7, Nr.l)
7.5 L=f(M) M Drehmoment
(1) dL=Mdt Drehimpuls und Drehmoment F18, S. 265 (siehe Feld 5.7, Nr.l)
7.8 L = f(w) w Winkelgeschwindigkeit
(1) dL=Ipdw Drehimpuls und Winkelgeschwindigkeit F18, S. 266 (siehe Feld 8.7, Nr. 1)
8.2 w =f(s) s Verschiebung
(1) s Kreisbahn F21, S. 17
w=- (siehe Feld 2.8, Nr. 1) rt
8.4 w = f(v) v Geschwindigkeit
(1) Winkelgeschwindigkeit eines F18, S. 245
w=-v Rotationskörpers r (siehe Feld 4.8, Nr. 1)
Bild 5.8. (Blatt 10) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
128 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
8.5 w =f(M) M Moment
M Kreisfrequenz F13 (1) dw=-dt (siehe Feld 5.8, Nr.l) S.64+75 I p
8.6 w=f(ep) ep Winkelverschiebung
(1) dep Definition der Winkelgeschwindigkeit F18, S. 245
w=- (siehe Feld 6.8, Nr.l) dt
8.7 w = f(L) L Drehimpuls
1 Winkelgeschwindigkeit und Drehimpuls F18, S. 266 (1) dw =-dL
I p (siehe Feld 7.8, Nr.l)
8.8 W2 = f(W1) w Winkelgeschwindigkeit
(1) '1 Winkelgeschwindigkeiten bei Getrieben F18, S. 751 W2 =-W2 '2
8.16 w = f(U) U elektrische Spannung
(1) 2e Josephson-Effekt, Gleichspannung, F6, S. 151
w=-U Hochfrequenz bei tiefen Temperaturen h
9.4 u = f(v) v Geschwindigkeit
(1) du =d(vA) Kontinuitätsgleichung F12, S.209
9.11 u =f(V) V Volumen
(1) dV Zufluß in einen Behälter F7, S. 53
u=- V Volumen des Druckbehälters und des dt Rohrleitungsabschnitts
(siehe Feld 11.9, Nr.l)
9.12 u = f(Pd) Pd Druck
(1) 7t r411p Hagen-Poiseuille F22, S. 243
u=--- I1p Druckdifferenz 8 /1'/
(2) Vdpd Zufluß in einen Behälter F7, S. 53
u=-- ~ hydraulische Kapazität B dt
B Kehrwert, der als Kompressibilität K
bezeichneten Größe
11.9 V = f(u) u Volumenstrom
(1) dV=udt Zufluß zu einem Behälter F7, S. 53 (siehe Feld 9.11, Nr.l)
Bild 5.8. (Blatt 11) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 129
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
11.12 V=f(Pd) Pd Druck
(1) 1 Gay-Lussac F22, S. 314
V=-mRT Kompressible Gase Pd m Masse R spezielle Gaskonstante T absolute Temperatur
12.1 Pd =f(F) F Kraft
(1) F Definition des Drucks F12, S.163
Pd=A (siehe Feld 1.12, Nr.1)
12.2 Pd = f(s) s Verschiebung
(1) Pd = pgs hydrostatischer Druck in der Tiefe s F12, S.164 p Dichte g Gravitationsbeschleunigung (siehe Feld 2.12, Nr.1)
12.4 Pd = f(v) v Geschwindigkeit
(1) p 2 Staudruck F4, S.196
Pd ='2 v -Po (siehe Feld 4.12, Nr.l)
(2) !:l 1 p 2 Druckabfall in einer Rohrleitung F18, S. 309 Pd =Ad'2 V d Rohrdurchmesser
1 Rohrlänge
A 64 b · l · S" = Re el ammarer tromung
12.9 Pd = f(u) u Volumenstrom
Pol du Druckdifferenz an den Enden einer F7, S. 52 (1 ) Pd=A dt Rohrleitung
Po mittlere Dichte des strömenden Mediums
12.11 Pd = f(V) V Volumen
(1) 1 Gay-Lussac (kompressibles Gas) F22, S. 314
pd=-mRT (siehe Feld 11.12, Nr.l) V
1 osmotischer Druck F22, S. 253 (2) Pd =-nR*T R * allgemeine Gaskonstante V
13.2 ! = f(s) s Verschiebung
(1) 1 Elektronenröhrengeber F14, S. 235
!=c- s Elektrodenabstand S2
Bild 5.8. (Blatt 12) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
130 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
13.4 1= f(v) v Geschwindigkeit
(1) 12 =AJv+B Hitzdrahtanemometer F2, S. 345 A und B durch Eigenschaften des Hitzdrahtes gegebene Konstanten
13.13 12 = f(ll) I Stromstärke
(1) nl Transformator, F21, S. 434
12 =-12 n1 , n2 Windungszahlen n2
(2) 1= Ike·d Stoßionisation F6, S.159 rx Ionisierungszahl d Anoden-Kathoden-Abstand Ik Elektronenstrom
13.15 I=f(Q) Q elektrische Ladung
(1) dQ
elektrische Stromstärke am Leiter F8, S.6
1=- Fl, S.197 dt F7, S.45
13.16 I=f(U) U elektrische Spannung
(1) U UA Ohmsches Gesetz, Stromabfall im Leiter Fl, S.199
1=-=- p spezifischer Widerstand R pi
(2) dU
jHn.are Sl"tem. I=C- Stromstärke und Spannung F7, S. 50 dt
C Kapazität des Kondensators 1 L Induktivität der Spule (3) dI=- Udt L
(4) I. = KU:e Elektronenröhre F8, S.175 I. Anodenstrom U.k Spannung zwischen den Platten K Konstante
14.13 r!J = f(I) I Stromstärke
(1) Imn Magnetisierungsstrom beim F21, S. 433
r!J=- Transformator Rm Im Magnetisierungsstrom Rm Magnetisierungswiderstand n Windungszahl
(2) flo I Feld eines geraden Leiters F8, S. 92
dr!J=--dA flo Permeabilität im Vakuum 2n r r Abstand des Feldpunktes vom Leiter A Querschnittsfläche
Bild 5.8. (Blatt 13) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 131
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
14.16 fP = f(U) U elektrische Spannung
(1) dfP = Udt Faradaysches Gesetz F7, S. 45
15.1 Q =f(F) F Kraft
(1) Qx=d·F Piezo-Elektrizität (richtungsabhängig) F2, S. 306
Q =d&'F Y Ix d Piezomodul
15.2 Q = fes) s Verschiebung
(1) A Plattenkondensator Fl, S. 283
Q =ereo- U Sd Plattenabstand F8, S.159 Sd
15.13 Q =f(1) I Stromstärke
(1) dQ =Idt Ladung und Stromstärke F21, S. 294 (siehe 13.15, Nr. 1) F8, S.6
F7, S.45
15.16 Q =f(U) U elektrische Spannung
(1 ) Q=CU Kapazität F8, S.145
16.1 U=f(F) F Kraft
(1) Fd
U=-Q
Kondensator F6, S. 160
(2) d Piezo-Elektrischer Kraftgeber F2, S. 307
U=-F ~ Steilheit des Umformers C
(siehe Feld 1.16, Nr. 2)
16.2 U =f(s) s Verschiebung
(1) dUind = eds Induktionsspannung und elektrische Fl, S. 226 Feldstärke
(2) F
U=-s Q
Kondensator F6, S.160
s Induktion in einem um den Weg s F8, S.117 (3) U=BI- bewegten Leiter im Magnetfeld t
B magnetische Induktion
16.4 U =f(v) v Geschwindigkeit
(1) U=Blv induzierte Spannung F8,S.117 B magnetische Induktion (siehe Feld 4.16, Nr.l)
Bild 5.8. (Blatt 14) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
132 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Feld-Nr. Gleichung Bemerkung Schrifttum aus Seite 135 Bild 5.7
16.6 U = f(cp) cp Winkelverschiebung
(1) dcp Gleichstromdynamo F14, S.239
U=KB- B magnetische Induktion dt K Anordnungskonstante
16.13 U =f(l) I Stromstärke
(1) U=IR Ohmsches Gesetz F11, S. 34
(2) 1
) lineare Sy,tom,
Spannung und Stromstärke F7, S. 50 dU =- Idt C Kapazität C
L Induktivität
(3) dI (siehe Feld 13.16, Nr. 2 und 3) U=L-dt
(4) Rn BI Hall-Spannung F1,S.231
u=-- B magnetische Induktion n d Rn Hallkonstante
Ipl Spannungsabfall im Leiter F21, S.296 (5) U=- A Leiterquerschnitt A
p spezifischer Widerstand I Länge des Leiters
16.14 U = f(4)) 4> Induktionsfluß
(1) d4>
Uind = -dt Induktionsspannung F1, S. 226
16.15 U=f(Q) Q elektrische Ladung
(1) Q Plattenkondensator F21, S.282 U=- C Kapazität C
16.16 U=f(U) U elektrische Spannung
(1) n2 U2 = -- U1 nl
Transformator F1, S. 259
Bild 5.8. (Blatt 15) Gleichungen und Effekte der Matrixfelder aus Bild 5.7
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 133
Matrixtelder Gleichungen einzelner Funktionen Elimi - Gleichung für aus Bild ~~
nierte zusammengesetzte 5.7 Gröne Funktion F1 = f IF,)
x Nr. 1 2 3 4
1.1 '.1 1.4 wie in Spalte 2 -------
E = F, für Ul = 0; Pl = p,
1 -1 tanla,+p,lttanlal+ Pl) F1 "'cotlu+2p) F,
t-- 1.1 1.1 1.4 wie in Spalte 2 --------
für u, = Ul
2 F - F, -1 - tanu,+ tanul 1 F1 = Tcotu F,
3.' 3.1 3.3 3.4
füru,=ul
F, "cotlu,+2p,) F, p, = P 1
3 F,
F1",cot IUl +2 Pl) F, F1",cot1Iu+2p)F,
t--4.1 4.3 4.4
1.1+ 1.1 ~1.1 für u, =Ul
F = 1 , tanu, +tanul F,
4 F, 1 Fl"'"2COtU,·
cotlu3+2p )F, F1"cotlu3+2P) F,
5.1 5.1 5.3 5.4
dPi = F, dt, ( 3.1 ) dt, 5 1.3+3.1 ~ 1.1
F -~ Pi F1 =~F,
1 - dt1 11.3 )
6J 6.1 6.3 6.4
6 1.5+5.1 ~1.1 M = F, r, 15.1 ) M r, 1
F1 =r F, F1 =-M (1.5 ) 1
r1
Bild 5.9. Ermitteln von Prinziplösungen und Prinzipskizzen für die Funktion Fz = f(F]) mit Hilfe der FunktionsgrößenMatrix aus Bild 5.7 und der Gleichungssammlung aus Bild 5.8.
zu realisieren, wobei F2 > F 1 sein soll. In der Funktionsgrößen-Matrix, Bild 5.7, ist das Kreuzungsfeld der Kräfte F1 und F2 , Feld 1.1, schraffiert und zeigt an, daß eine Beziehung in Form einer Gleichung bzw. eines Effekts zwischen diesen Größen existiert. Sofern nicht schon die Benennung der Effekte (z.B. Keil-, Kniehebeleffekt) auf gewisse
Realisieren der Konstr. -G rö n en Anmerkung
5 6 15 1.6
4= ~~ Keil ~ ~, ~ = tanp t-F,
~ ~1
1.5 F1
1.6
Jr
,~ Kniehebel ohne Gelenk-
F, reibung
u~ 3.5 3.6
l u1 t
F'~ zwei Keile " ~1 in Serie ~1
~, geschaltet
F, ~ ~, ,
4.5 ~ 7U3r 4.Ji
~~ ~~ Kniehebel u, und Keil in 1 Serie
F,
J Ul
/
5.5 5.6 F 'l...i------i . . .......• I,
.. Hammer -.!1 effekt ..
........... ~~
6.5 6.6
~ * F1*
Hebel -
.A effekt
r, r1
Das Vorzeichen von p wird negativ, wenn sich der Angriffspunkt der Kraft F, von rechts nach links bewegt
geometrische Strukturen deutet, wird man aus der Konstruktionsgröße des Winkels darauf hingewiesen, Bild 5.9, Beispiele in Zeilen 1 und 2. Die Hintereinanderschaltung von zwei Effekten des gleichen Matrixfeldes 1.1 aus Bild 5.7 ist in den Beispielen der Zeilen 3 und 4 von Bild 5.9 ausgeführt. Beispiel 5 bringt die Beziehung von zwei Kräften über einen
134 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Matrixfelder Gleichungen einzelner Funktionen Elimi - Gleichung für zu-aus Bild ~~1
nierte sammengesetzte Realisieren der Anmerkung
5.7 Gröne x Funktion s = f(F) Kons tru k t ionsgrönen
Nr. 1 2 3 4 5 6 1.1 1.1 1.4 1.5
C 1.6
1 2.1 ds = ..l.. dF c
- wie Spalte 2 ~ Elastizität
2..j 1.1 1.1 1.3 1.4 1.5 1.6
lj) = arc tan.l.. G
~ ~ Rolipfanne F--lj) F- "-
I lj) 2 2.6 + 6.1 lj) sz r arc tan f s~
s'" rlj)
~ ~ Pendel
F-1-i-sJ i-sJ
3.1 3.1 3.3 3.4 3.5 3.6
1 Pd =T F
/ LLLLLt:. F
PdD-F ~ 777777/ ~h
1 s=_1_ F
li L ~g Verbundene 3 2.12 +12.1 S=-Pd
Pd i' ; pg pgA Röhren - ~
~ }~ ;. Pd \(
Bild 5.10. Ermitteln von Prinziplösungen und Prinzipskizzen für die Funktion s = f(F) mit Hilfe der Funktionsgrößen-Matrix aus Bild 5.7 und der Gleichungssammlung aus Bild 5.8
Impuls und Beispiel 6 über ein Moment. Dabei taucht ein großer Teil der Lösungen des Katalogs "Kraftmultiplikation" (Katalog 11.42, Band II) wieder auf. Alle Lösungen gehen über Einpunktgrößen, weil diese bei der Aneinanderschaltung die notwendige serielle Kette ergeben. In Bild 5.10 sind Beispiele angeführt für die Lösung der Soll-Funktion s = j(F). Die einfachste, die Lösung Nr. 1, die Federung, steht im Kreuzungsfeld 2.1 des Bildes 5.7 und würde wohl jedem Bearbeiter als erste einfallen. Die Lösung Nr.2 in Bild 5.10 ist schon ausgefallener, denn dort wird versucht, die Beziehung über den Winkel qJ herzustellen, der mit der Kraft größer wird. Die Gleichungen im Kreuzungsfeid 6.1 des Bildes 5.7 weisen auf einen progressiv steigenden Winkel oder auf das Pendel hin.
Lösung 2, Bild 5.10, kombiniert diesen Effekt mit dem in Kreuzungsfeld 2.6 der Matrix aus Bild 5.7, um vom Winkel auf einen Weg zu kommen. Die eliminierte Größe ist der Drehwinkel qJ. Lösung 3 in Bild 5.10 schließlich verfolgt den Weg über den Druck Pd als Zwischengröße. Am Aus- und Eingang kommt kein Druck mehr vor, aber im System bleibt er erhalten. Eine Besonderheit bei der Wahl von zu eliminierenden Zwischen-Funktionsgrößen wird im folgenden Beispiel gezeigt: Es soll die Beziehung
qJ=f(F) (5.8)
über verschiedene Zwischengrößen realisiert werden. Das geht über die Gleichungen der Matrixfelder
5.5 Realisieren des Lösungsprinzips mit der Speziellen Funktionsstruktur 135
'i> =_l_ F r c
2
Bild 5.11. Konstruktive Deutung von zwei zusammengesetzten Gleichungen für die Funktionen cp = f(F) nach Bild 5.7 und 5.8. Lösung 1 für Parallelanordnung. Lösung 2 für Serienanordnung der Konstruktionsgrößen rund c
6.2 + 2.1 ~ 6.1, Bilder 5.7 und 5.8, entsprechend den Gleichungen
s cp=-r
F s=C
und ergibt im ersten Fall
1 cp= -F rc '
(5.9)
(5.10)
(5.11)
oder über die Gleichungen in den Feldern 6.5 + 5.1 ~ 6.1 mit den Gleichungen (5.12) und (5.2-2)
1 cp= -M cM
und lautet im zweiten Fall
r cp = -F. c M
(5.12)
(5.13)
Die Lösungen sind in Bild 5.11 realisiert. Im ersten Fall war die Zwischengröße, die Verschiebung s, eine Zweipunktgröße, im zweiten, das Drehmoment M, eine Einpunktgröße. Die Zweipunktgröße Verschiebung ergab eine Parallelanordnung der Konstruktionsgrößen rund c, die Einpunktgröße Moment eine Serienanordnung von r und CM bei der geometrischen Realisierung. Während im Fall der Parallelschaltung, Teilbild 1, ein größerer Radius r eine kleinere Federsteife erfordert, muß sich im Fall der Serienschal-
tung, Teilbild 2, die Federsteife proportional mit dem Radius ändern. Bemerkenswert ist, daß es auch konstruktiv einen Unterschied macht, ob man bei der Verknüpfung zweier Gleichungen die Zweipunktoder die Einpunktgröße eliminiert.
5.5.3 Schrifttum zu den physikalischen Gleichungen in Bild 5.8
F 1. Gerthsen, ehr.: Physik, 9. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1966
F 2. Grave, H.F.: Elektrische Messung nichtelektrischer Größen, 2. Aufl. Frankfurt/M.: Akad. Verlagsges. 1965
F 3. Hund, F.: Theoretische Physik, Bd. I, Stuttgart: Teubner 1962
F 4. Kohlrausch, F.: Praktische Physik, Bd. 1, Stuttgart: Teubner 1960
F 5. Kohlrausch, E: Praktische Physik, Bd. 2, Stuttgart: Teubner 1968
F 6. Koller, R.: Konstruktionslehre für den Maschinenbau. 2. Auflage Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer 1986
F 7. Macfarlane, A.G.J.: Analyse technischer Systeme. Mannheim: Hochschultaschenbücher-Verlag 1967
F 8. Moeller, F.: Grundlagen der Elektrotechnik. 12. Aufl. Stuttgart: Teubner 1963
F 9. NN.: Hütte 1, Theoretische Grundlagen, 28. Aufl. Ber!in: Ernst & Sohn 1955
FI0. NN.: Physik-Hütte, Mechanik, Bd. 1, 29. Aufl. Ber!in, München, Düsseldorf: Ernst & Sohn 1971
Fl1. NN.: Technisches Tabellenheft. Berlin, München: Siemens 1977
F12. Ürear, J.: Grundlage der modernen Physik. München: Hanser 1973
F13. Pohl, R.W: Mechanik, Akustik und Wärmelehre, 16. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1964
F14. Rohrbach, ehr.: Handbuch für elektrisches Messen. Düsseldorf: VDI -Verlag 1967
F15. Roth, K., Simonek, R.: Mechanische Verstärker, Konstruktion 23 (1971) 90-98
F16. Roth, K., Franke., H.-J., Simonek, R.: Algorithmisches Auswahlverfahren zur Konstruktion mit Katalogen. Feinwerktechnik 75 (1971) 337 -364
F17. Roth, K., Franke, H.-J., Simonek, R.: Aufbau und Verwendung von Katalogen für das methodische Konstruieren. Konstruktion 24 (1972) 449-458
F18. Sass, F., Bouche, eh., Leitner, A.(Hrsg.): Dubbel I, 13. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1970 (Ber. Neudruck 1974)
F19. Sass, F., Bouche, eh., Leitner A.(Hrsg.): Dubbel 11, 13. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1970 (Ber. Neudruck 1974)
F20. Vogelpohl, G.: Betriebssichere Gleitlager, 2. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1967
F21. Westphal, WH.: Physik, 22. bis 24. Aufl. Ber!in, Göttingen, Heidelberg: Springer 1963
F22. Zeller, W, Franke, A.: Das physikalische Rüstzeug des Ingenieurs. Darmstadt: Fikentscher 1963
136 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur
5.6.1 Mechanische Prinzipien zur Realisierung Logischer Funktionen 1
Ist die Logische Funktionsstruktur gefunden (Kapitel 4 mit Modell Nr. 7 aus Bild 3.2), dann gilt es, Effekte zu suchen, mit deren Hilfe die Logischen Funktionen realisiert werden können. Im mechanischen Bereich bietet sich u. a. das Prinzip der durch berührungsschlüssige Anschläge gesperrten und der freien Beweglichkeit an (Bild 5.12, Zeile 2), im fluidischen Bereich das Prinzip der Strömungsablenkung in einem "Ja"- und einem "Nein-Kanal" durch seitlich angebrachte Einspritzdüsen, auf elektromechanischem Gebiet durch Relais, auf elektronischem durch Transistoren. Die anderen Prinzipien, welche in Bild 5.12 für die Codierung angeführt sind, könnten grundsätzlich auch zur Realisierung logischer Getriebe eingesetzt werden. Im folgenden soll zur Erzeugung logischer mechanischer Elemente nur das Prinzip der berührungsschlüssigen Anschläge angewendet werden, so daß dann stets der Schritt von der Soll-Funktion zum Effektträger, also zur Wirkstruktur vollzogen und der Konstruktionsabschnitt "Suchen nach Effekten" übersprungen wird. Eine große Anzahl mechanischer Lösungen und deren Variation finden sich in den Katalogen in Band 11 unter dem Stichwort "Logische kombinatorische bzw. sequentielle Getriebe".
5.6.2 Logische mechanische Getriebeprinzipien
Als "logische Getriebe" können alle mechanischen Getriebe betrachtet werden, deren Ein- und Ausgangsgrößen codiert sind, unabhängig von ihrer absoluten Größe. Trotzdem müssen wegen des Hintereinanderschaltens von Gliedern gewisse Kopplungsbedingungen beachtet werden. Wenn mehrere Eingangsglieder auf das Ausgangsglied wirken, wie Z.B. in den Feldern 4.2 und 4.3 des Bildes 4.15, dann müssen sie wenigstens in einem Richtungssinn eine "bedingte", z. B. eine kraftschlüssige Kopplung haben. Ähnliches gilt, wenn mehrere Getriebe hintereinandergeschaltet werden. In Bild 5.12 sind die möglichen Kopplungsarten zusammengestellt. Eine praktische Anwendung der Elemente aus den Bildern 4.15 und 5.12 sowie den Grundformen logi-
I Mechanische logische Getriebe dienen dem mechanisch denkenden Konstrukteur auch dazu, die elektronischen besser zu verstehen.
scher Getriebe aus Band 11 möge folgendes Beispiel erläutern: Es soll eine Vorrichtung konstruiert werden, welche nur bei gleichzeitigem Betätigen mit zwei Händen eine Stanzmaschine einzuschalten vermag und sicherstellt, daß der Bedienende seine Hände nicht in den Gefahrenbereich bringt. Aufgabensatz, Soll-Funktion und getriebetechnische Lösung sind in Bild 5.13 enthalten. Da es sich um ein rein logisches Problem handelt, läßt sich die Soll-Funktion durch eine Gleichung der logischen Algebra [7] darstellen, die besagt, daß y nur dann 1 ist, wenn das negierte xz, also xz, und das negierte Xl' also Xl'
gleichzeitig 1 sind (Negation und Konjunktion, Felder 3.1 und 3.2, Bild 4.15). Daher ist
(5.14)
Die Eingänge wurden negiert, weil die Betätigung im gewählten Codesystem von 1 nach 0 und die Bewegung des Ausgangs von 0 nach 1 erfolgen soll. In Zeile 4 von Bild 5.13 ist das logische Schaltbild, in Zeile 5 sind die nach dem Schaltbild ausgesuchten Getriebe aus den Negations- und KonjunktionsKatalogen (Band 11) und in Zeile 6 ist zur Kontrolle noch die Wertetafel angegeben. Für jedes einzelne logische Getriebe kann eine andere Variante aus den Katalogen zur Variation der Logischen Getriebe (Band 11) eingesetzt werden, ohne daß sich die Gesamtfunktion ändert.
Kopplungstyp Beispiel Bezeichnung
Nr. 1 2
ulu 1 I ~ ~ in beiden Richtungssinnen unbedingt zwangläufig
- in einem Richtungssinn ulo 2 I ~ I~ unbedingt zwangläufig
im anderen frei
- in einem Richtungssinn
u/b 3 I ~ I ....... o.pj~ unbedingt zwangläufig , im anderen bedingt zwangsläufig
- in einem Richtungssinn bio 4 ~ bedingt zwangläufig,
im anderen frei
b/b 5 ~ in bei den Richtungssinnen bedingt zwangläufig
Bild 5.12. Kopplungsarten zwischen zwei Teilen logischer Getriebe
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 137
Konstruktions-Modell Nr. Ergebnis phase
Aufgabe: Darstellung Nur wenn beide Auslösehebel
in Umgangs- 1 gleichzeitig in der unteren Stellung
sprache sind. dorf dos Scholtglied die Stanze auslösen
AufgabensteIlung: Darstellung in Nur wenn Ereignis Xl und XI der Sprache
Z gleichzeitig eintreffen, abstrahierter de rAussagen· Aufgabensatz logik
dorf Ereignis y eintreffe~
Soll - Logische 3 y = XZ"X1 Funktion Funktion
Funktio· nelle Logische Phase Funk ti - Logisches XI~ 4 & y
ons - Schaltbild Xl 1 Struktur
Logisches kom· Xl XI
1 ""'", '" '"' _1 bin atorisches 0- Ir?' I 1 ~l-o Getriebe 5
Prinzipielle aus Katalogen - y und von Bond II ~ -0
Gestal tende 777777
Phase - - - -Xl XI Xl XI Y"X1AXI
Kontrolle 0 0 1 1 1 mit 6 0 1 1 0 0 Wertetafel 1 0 0 1 0
1 1 0 0 0
Bild 5.13. Entwickeln eines logischen Getriebes zum zweihändigen Betätigen einer Stanzeinrichtung. Anwendung von Negations-Getrieben sowie Konjunktions- und DisjunktionsGetrieben aus Band II
Das Vorgehen zur Entwicklung logischer Getriebe auf grund einer algebraisch faßbaren Logischen Funktion bietet eine sehr interessante Möglichkeit der Optimierung. Diese kann nämlich bei komplizierteren Ausdrücken schon durch Vereinfachung der Gleichung erfolgen. Jeder Term, der bei der Minimierung wegfällt, spart später ein logisches Getriebe. Schon in der Funktionellen Phase bestehen interessante Variationsmöglichkeiten. Es gibt nämlich verschiedene Verknüpfungen, die bei gleichem Eingang dasselbe Ergebnis bringen. Nach dem Theorem von De Morgan gilt
(5.15)
sowIe
(5.16)
Durch Negation beider Seiten erhält man
(5.15a)
Konstruktions-Modell Nr. E rge bnis
phase
Aufgabe Umgangs -
1 sprache wie Bild 5.13
Au fgabenstellung Aussogen -
2 logik
5011- Logische 3 Y=XZ"X1 =XZ vX1 Funktion Funktionen Funk- (Oe Morgan) tionelle Logische Phase Funkti - XI =l}-rD-
Schaltbild 4 Y ons- Xz Struktur
'-CLLL y _1 Logisches ~ 0= - 0 ko mbinato - 1 risches Getriebe 5
~~_1 Prinzipielle Xl
aus 1 lil und Katalogen -4
~§ - 0 Gestaltende von Bond I I Dm Phase /
Xl XI Xl v X I Xl v XI
Kontrolle 0 0 0 1 mit 6 0 1 1 0 Wertetafel 1 0 1 0
1 1 1 0
Bild 5.14. Funktionelle Variante des logischen Getriebes zum zweihändigen Betätigen einer Stanzeinrichtung nach Bild 5.13. Anwendung des De Morganschen Theorems. Einsatz von Negations-Getrieben sowie Konjunktions- und Disjunktions-Getrieben aus Band II
und
(5.l6a)
eine völlig andere Darstellung der Disjunktion und Konjunktion. Verwenden wir nun statt der linken die rechte Seite der Gleichung (5.15), dann entsteht das Getriebe, welches in Bild 5.14 entwickelt wurde. Logisch ist die Verknüpfung zwischen Ein- und Ausgang mit diesem Getriebe völlig gleich dem in Bild 5.13, konstruktiv bestehen jedoch wesentliche Unterschiede.
5.6.3 Mechanische RS-Kippglieder (RS-Flipflops, auch Bd. 11 [24])
Sie lassen sich aus einem Mechanismus erzeugen, der zwei stabile Endlagen gewährleistet und zwei Eingänge hat, welche die Verstellung bewirken. Sie finden in der Praxis häufig Verwendung als mecha-
138 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
nische Schalter sowie als Teile von Verschlußmechanismen (Bild 4.17, Feld 5.1, Bd.III), Mechanismen mit zwei stabilen Endlagen und Kippunkt sind in den Bildern über Kipplagen und Kippmechanismen (Band 11) zusammengestellt worden. Stellvertretend für sie steht die Ausfiihrung in Feld 1.1 des Bildes 5.17. Die Endlagen sind in einem Richtungssinn berührungs-, im anderen kraftschlüssig. Die Forderung nach zwei stabilen Endlagen, allerdings ohne Kippunkt in der Mitte, kann man auch mit Hilfe der Reibungshysterese erfüllen (siehe Band 11). Die stabilen Lagen sind dann in einem Richtungssinn berührungs-, im anderen reibschlüssig. Stellvertretend für solche Mechanismen steht die Ausfiihrung in Feld 2.1 des Bildes 5.17. In den Feldern 1.2 und 2.2 sind noch die zum kompletten Kippglied gehörenden Eingangsglieder hinzugefügt, die in Spalte 2 mit gleichsinniger Betätigungsrichtung und in Spalte 3 mit gegensinniger Betätigungsrichtung arbeiten. Die gegensinnige Betätigungsrichtung hat sehr einfache Mechanismen zur Folge, setzt aber verschiedene Codierungen der Eingänge voraus. In Feld 3 ist ein für stationäre Schaltkupplungen sehr häufig verwendetes RS-Kippglied dargestellt (siehe auch Bild Schaltkupplung in Band 11). Beim Einschaltvorgang arbeitet es wie ein reines Reibungsflipflop ohne Kippunkt, beim Ausschaltvorgang wie ein "elastisches", mit Kippunkt. Eine dem Kippvorgang ähnliche Wirkung ergibt sich beim Einschalten dadurch, daß die notwendige Betätigungskraft ftir S schlagartig kleiner wird, wenn das Hebelende die geneigte Kante von Q überschritten hat, die tatsächliche Betätigungskraft aber gleich bleibt und die Bewegung bis zum Anschlag beschleunigt. Die rechte Endlage ist in einem Richtungssinn berührungs-, im anderen kraftschlüssig, die linke berührungs- und reibschlüssig. In Bild 5.15 werden die Beispiele für die Anwendung des De Morgan-Theorems auf die Peirce- und Sheffer-Funktion zusammengefaßt und deren mechanische Realisierung dem Schaltbild gegenübergestellt. Beim Studium der Wirkstruktur ist auch mit logischen Getrieben der Nachweis der Richtigkeit des Theorems von De Morgan nachzuvollziehen. Die Getriebe der Zeilen 2 und 3 sowie die der Zeilen 5 und 6 liefern bei jeweils gleichen Eingangswerten den gleichen Ausgangswert. Die Zusammenstellung der Wirkstrukturen aus einzelnen Elementen ist nicht ganz einfach, weil getriebetechnische Gesichtspunkte wie der Zwanglauf (Freiheitsgrad 1) beachtet werden müssen. Be-
Logische Funktionsstruktur Logische Wirkstruktur
Nr. 1 Z ,., 1 Theorem von Oe Morgon x,vxz :x,AXz
z., z.z o 1
~~ =8---Q}-y "~ Z xz~ I I
Peirce- Funktion 01 Y -- I I
y:x, v xz 01 r---- 0:-.------
3., 3.20-1-----
"> "~ & y
3 xz 1 1=1 ...... ' y
r'~ 01 y:x, A Xz xz
I I o 1
4.' 4 Theorem vonDe Morgan -- - -x, A Xz : x, V xz
5.' 5.Z
o 1 I I
~; =ill--Q}- Y "~ 5 x21 ~ I ~ I I
Sheffer- Funktion o 1 y -- I I y: x, A X Z
01 - 0.'-- ---- --6J()-1----
I I
"> x,~ ,,1 Y
6 xz 1 r~j 01
y:x,vxz Xz
0111
Bild 5.15. Aus den Logischen Funktionsstrukturen entwickelte mechanische Wirkstrukturen (Prinzipskizzen) für logische Getriebe. Ähnlich, wie in Bild 4.18, wurde den Strukturen das Theorem von De Morgan zugrundegelegt sowie die Peirceund Sheffer-Funktion
schränkt man sich allerdings nur auf Schubbewegungen, wie in Bild 5.16, Zeilen 1 bis 4, ist die geometrische Struktur sehr einfach. Bei gemischten Schub- und Drehbewegungen wie in Bild 5.15, wird z. B. über ein Zwiegelenk Kompatibilität der Bewegungen erreicht (siehe auch Konstruktionskatalog 11.5.2 "Zwangläufige zwei- bis viergliedrige Mechanismen", Band 11). Auch die von hintereinandergeschalteten Gliedern herrührenden Federkräfte müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Es muß sichergestellt sein, daß die einzelnen Glieder durch
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 139
Logische Funktionsstruktur Logische Wirkstruktur
Nr.
3.' Feder kräfte
x,~ xz;,:l & y x3
y = I x, v X z I A X 3 ~ I x, + X z I . X3
4.,--Dislribulivgeselz 1-ud 1 Federkröfle
I I F, > F3 ~ F, F >F
x, ~I.~:.«<> ~ 3
X3~ ~y x~ 11 z "'" Fz 0 1
x,~ x3 ~ ;,:1 y
Xz &
5.' Äquivalenz 5.Z
Xz Anlivalenz F ede rkräfte
F, >F3
o 1 Fz >F3 x,
Xz y=lx, A xzlv Ix, A xzl
5.'
Xz Äquivalenz
y=lx, A xzlvlx, A xzi
Federkraft in die Endstellungen zurückgehen, welche von den Eingangsgliedern durch Berührungsschluß nicht erzwungen werden können. Weitere Beispiele zeigt Bild 5.16. Die Funktionen sind den Bildern 4.19 und 4.20 entnommen. Man erkennt sehr deutlich, daß es bei einer steigenden Zahl von logischen Elementen zunehmend schwieriger wird, die getriebetechnischen Kopplungen auszuführen (gegeneinander wirkende Federkräfte ). Um so einfacher und eleganter sind diese Funktionen elektronisch mit Transistorschaltungen zu lösen.
Bild 5.16. Entwicklung mechanischer Wirkstrukturen(Prinzipskizzen) aus den Logischen Funktionsstrukturen ftir die Terme der distributiven Gesetze sowie der Funktionen ftir Äquivalenz und Antivalenz.
Die Federkräfte müssen so aufeinander abgestimmt sein, daß die Glieder selbsttätig in die nicht von den Eingangselementen erzwingbare Endlage zurückgehen
5.6.4 Mechanische bistabile T-Kippglieder (T-Flipflops, auch Bd. 11 [24])
Die T-Kippglieder dienen, genau wie die RS-Kippglieder, zum Speichern des Informationsgehalts von einem bit. Sie beruhen, wie aus Bild 5.18 ersichtlich ist, auf einem periodisch wirkenden Schaltmechanismus, bei dem durch eine absolute oder relative geschlossene Kreisbewegung zwischen zwei Gliedern wechselweise zwei extreme Schaltlagen entstehen. Sie benutzt man zur Lagecodierung. Eine große Zahl von ausgeführten und möglichen Schaltern mit
140 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
~' Grundmechanismus Eingangsglieder S, R Eingangsglieder S,R mit Ausgangsglied Q gleichsinnig betätigt gegensinnig betätigt
Rasten, Kippunkt Nr. 1 2 3
1.1
~'-fS "._c 1~1O 0 1 I I I I Berührungs-,
o~ 1 - ~~ ~E - 1 ~~ Kra ft- S R
schlüssig 1
"-~ 0~~t1 (mit Kippunkt )
1- ~
0 7777 =/ k J;
1,1
U "+ ~"~ 0 1 0- _0
Berührungs-, I I '-T' n-' ~~ Reib -
~ o~o S 0 ß'1 R schlüssig 2
1- "Q -1 (ohne Kippunkt ) % Q " Zwi schenstellung ~ 7777
nicht zulässig Reibscheibe Reibscheibe
Eingangsglieder S,R gegensinnig betätigt Berührungs-, 3 R 0 1 1 0 S Kra ft - und ~' 1 I I Reib-
F'_I'~ schlüssig 3
(mit Kippunkt beim o --I~O
Ausschalten) Q l ' ' 0 1 -------
T-Flipflop-Eigenschaften sind im entsprechenden Katalog von Band 11 enthalten. Beim Vergleich der Bilder 5.17 und 5.18 fällt auf, daß die RS-Kippglieder technisch viel einfacher und robuster sind als die T-Kippglieder. Das ist richtig, denn T-Kippglieder erfüllen neben der Schaltfunktion bei jeder zweiten Beteiligung eine Steuerfunktion. Sie werden häufig bei elektromechanischen Tastknöpfen verwendet. Über die einzelnen AusfUhrungen wird ausführlich in Band 11 berichtet (Katalog 11.3.6, 11.3.7).
5.6.5 Mechanismen für Logische Funktionen
In Kapitel 4 wurde gezeigt, wie eine Allgemeine und wie eine Logische Funktionsstruktur entwickelt werden kann. Sowohl bei den "Informations-Funktionen" der Allgemeinen als auch bei den Logischen Funktionen [4, 5] werden entsprechende Effektträger zur Realisierung der Funktion oder auch schon fertige ausgereifte logische Mechanismen benötigt. Sie sollen im folgenden beschrieben werden: Die am häufigsten eingesetzten sind beispielhaft in Bild 5.19 zusammengestellt. Der nachrichtentechnische Aspekt enthüllt sich erst, wenn eine Codierung
Bild 5.17. Entwickeln von mechanischen RSKippgliedem (RS-Flipflops) aus verschiedenen Grundmechanismen
vorgenommen wird, wie sie für logische Mechanismen in Bild 4.15, Zeile 4, und den folgenden Bildern verwendet wurde [22]. Im einzelnen stellt sich Z.B. dann die Klinke in Feld 1.1 in Bild 5.19 als RS-Kippglied dar. Sie hat den großen Vorteil, daß die Eingangskraft bei S = 1 viel kleiner als die wirksame Ausgangskraft bei Q = 1 sein kann. Über den Kupplungsschieber in Feld 2.1 und seine Funktion als mechanisches RS-Kippglied mit Kippunkt wurde schon in Bild 5.17, Feld 3, berichtet. Ein von uns täglich betätigtes elektromechanisches RS-Kippglied mit bistablen Kipplagen ist der übliche Kipphebelschalter in Feld 3.1 des Bildes 5.19. Der Kipphebel wird üblicherweise als flachliegende Kante ausgebildet. Mechanismen, die als TKippglieder funktionieren, werden immer häufiger auch in "nichtelektrischen" Bereichen eingesetzt. Erinnert sei an die Einrichtung zum Geschlossenhalten von Schranktüren in Bild 5.18, Nr. 9, und an den Kugelschreiber. In Bild 5.19, Feld 4.1, ist diese Speicherfunktion durch den Tastschalter mit Haken aus Katalog 11.3.6 (Band II und in Band III) dargestellt. Das Leiten von Information setzt das Leiten der Energie voraus. Hinzu kommt die Codierung. Wie aus den Feldern 5.1 und 6.1 des Bildes 5.19 hervor-
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 141
Nr.3 aus Katalog Band II
geschlossene ebene
/Relativbahn
~
Nr.7 aus Katalog Band II
I geschlossene
~räumliChe
.
Relativbahn
H ' ~""'~l-/l/
~ N r. 4
aus Katalog Bond II
Nr.2 aus Katalog Band II
Nr. 5 aus Katalog Bond II
Nr.9 aus Katalog Bond Il
geschlossene räumliche Relativbahn
Bild 5.18. Mechanische Ausführung von T-Kippgliedem (TFlipflops, Ausschnitt aus Katalog 11.3.6).
Zwei Punkte (Zonen) der relativ beweglichen Glieder vollführen eine geschlossene, ringförmige Bewegung zueinander. In diesen Zonen sind Ausformungen, die je nach der Stelle des durchlaufenen "Ringes" die Teile in Ein- oder AusschaltsteIlung halten
geht, kann sich die Codierung auf die Lage, also auf eine Verschiebung oder auf eine Bewegungsänderung usw. beziehen. Schließlich kann jede Änderung einer physikalischen Größe, die am Eingang erzeugt und sich am Ausgang in konformer Art abbildet, zur Codierung herangezogen werden. Die Negation einer logischen Größe wird mechanisch am leichtesten durch Umkehr einer Bewegung realisiert. Die Codierungen der Lage von 0 und 1 sind dann gleichsinnig, wenn sie am Ein- und Ausgang stets an derselben Seite stehen (Bild 5.19, Feld 8.1). Man erzielt den gleichen Effekt der Negation aber auch durch Umkehr der Codierung, wie im Katalog 11.3.2 über Negationsgetriebe (Band II), Zeile 3, sowie in Bild 5.19, Feld 9.1, gezeigt wird.
Noch nicht besprochen wurden Mechanismen, die zur "Wandlung" und "Umformung" von Information dienen. Dabei ist nicht der semantische oder pragmatische, sondern nur der syntaktische Aspekt gemeint. Es geht um die Umsetzung von Zeichen, im einzelnen um die Codeumsetzung. Im Sinne der Festlegungen bei den Allgemeinen Funktionen wurde immer von Wandlung gesprochen, wenn die Größe eine andere Art annahm und von Umformung, wenn sie gleich blieb und nur ihre beschreibenden Parameter sich änderten. Die Informationswandlung in syntaktischem Sinn läuft auf eine Veränderung des Code hinaus. Wird ein Code in einen anderen überführt, z. B. Morse- in binären Fünfercode, dann spricht man von Codeumsetzern (in der hier aufgestellten Systematik auch von "Codewandlern"), wird er jedoch nur von einer räumlichen in eine zeitliche Darstellungsform gebracht, kann man vom Parallel-Serien- oder umgekehrt vom Serien-Paralle1-Umsetzer (in der hier aufgestellten Systematik vom Serien-Parallel-"Umformer" usw.) sprechen. In Feld 10.1 (Bild 5.19) ist ein mechanischer Decodierer nach dem Summenverfahren [2, 3, 9] dargestellt. Das ist ein Mechanismus, der z. B. einen Binärcode, hier mit drei Stellen, in übliche Schriftzeichen umsetzt. Die Funktionsweise: Als binäre Elemente 1 und 0 gelten die Endlagen der Rollen I, II und III, welche um Strecken, deren Länge den Zweierpotenzen entsprechen, verstellt werden oder nicht. Die Summe ihrer Verstellbarkeit, durch das Seil addiert, ergibt für jede Kombination eine andere 2 Länge und verdreht daher das Typenrad um einen anderen Betrag. Durch den Gesamtverstellweg wird gerade der gewünschte Buchstabe ausgewählt, der danach über dem Druckhammer liegt und sich durch dessen Auftreffen am Papier abbildet. In Nachrichtengeräten werden zwar Codeumsetzer in neuerer Zeit beinahe ausschließlich elektronisch ausgeführt. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, daß für robuste Steuerungen unter erschwerenden Randbedingungen Codeumset-
2 Die Eigenschaft, daß die Potenzzahlen auf der Basis 2 (2°, 2 1, 2 2 ... 2 n) in jeder möglichen Kombination (ohne Wiederholungen) addiert (20= 1,2 1 =2,2°+21 =3,2 2 =4 usw.) gerade alle laufenden Zahlen ergeben, kann man auch zur Registrierung klassifizierter Objekte anwenden. Z.B.: Klavierstimme = 1, Violinstimme = 2, Violastimme = 4, Cellostimme = 8. Jede laufende Zahl entspricht nun einer anderen Kombination, z. B. die Zahl 3: Klavier + Violine, die Zahl 14: Streichtrio, die Zahl 15: Klavierquartett, die Zahl 14.2: Streichquartett. Die wiederholten Instrumente, hier die zweite Violine, werden nach dem Punkt angeführt.
142 5 Modelle und Hilfsmittel rur das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
Allgemeine Funktion
Spei -chern
0-
Leiten
ill
Logische Funkt ion Teile- Beispiel Codierung Anhang
Symbol, Gleichung
Q
-Eh Q
On.l =
(QATvOA])n
y = x
Bezeich- verband nung r.N~"'-------------I------------~--2----~-------3------~
Klinke
RS- KuppKippglied lungs
schieber
Kipp -hebelschalter
T _ Druck-Ki ppglied knopf - 4
schalter
3.1 S R 0; 1
1.1
Lagecodierung
1.1
1.3
Hebel R bzw, Q muß nach jeder Betätigung durch ein nicht gezeichnetes Glied rückgestellt werden
1.3
Betätigungsmechanik der Lagecodierung Schaltkupplung aus
Bi Id 5.17
3.1 3.3
\ S:R
0\ .,..><-r-8-~.,.....f='P- Lagecodierung ~ -- =:=- Stromf; 0=1,
kein Strom ~ 0=0
für Sund R verschiedensinnige Lagecodierung (wie Feld 2.1 I
/' /' 1; 0
4.1
Fa "
Spannung liegt an
F --E:}:~;~··a
- D"::~ I'$;§.bol T I I I I Q
o 1 0 1 5.1 o 1 o 1
4.1
F>Fo~T=1
F,.Fof;T=O Q: Lagecodierung
5.2
4.3
siehe Katalog "Mechanische T - Kippglieder ", Band 11 und Bilder 5.17; 5.18
5.3
Schub- ~ I I Lagecodierung
f-st_a_ng_e-+_5+--____ �_x ___ r;,_;,_~ __ ~_I_y __ +(-gl-ei-Ch_si_nn_ig_l--I die Variable y hat immer
I I
Beweg -liches Glied
Nega -tions -glied
Welle 6
Schub - 7 getriebe
Doppel- 8 hebel
Schub - 9 stange
5.1 W1=WlfWO" x=l den Wert der Variablen x
Wf'~:S-;' ==~t W{Wl=WOO~:~ 7.1
B.1
9.1
x y 5.2 y=O
o 1 1 0
'; I ~~; I,
7.1 7.3
Lagecodierung siehe Katalog e "Negationsgetriebe " Band 11
B.2 B.3
Lagecodierung
9.1 9.3
Lagecodierung (verschieden _ Erzeugung einer Negativ-sinnig I logik durch Umcodierung
Bild 5.19. Mechanismen zum Speichern, Leiten, Umsetzen (Umformen und Wandeln) und Verknüpfen von Informationen (siehe auch Bild 4.l4)
Alige-meine Funktion
Wan-dein
~ Umfor -men
Verknüpfen
Logische Funktion
Symbol. Bezeich -Gleichung nung
Teile -verband
Nr.
Code-um- 10 setzer (Wandler)
Serien -Parallel- 11 umset-zer (Umformer)
Schalt - 12 toste
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 143
10.1
~
rm. 1-0-0-
11.1
12.1
o 1
Beispiel
U Spannung
Codierung Anhang
10.2 10.3
t.:4J Oecodierung r77l nach dem Sumo Oie binären Endlagen der
Ausgang menverfahren. Rollen I. n. m müssen die
~ (Lagecodierung) Abstandsverhä ltni sse 20: 21, ~ [ Der Code wird 22 haben.
gewechselt.
11.2 11.3
Der Code wird
auseiner Zeit- Bei Parallel-SerienumsetIn eine Ortsfol- z ung wird die Orts- in eine ge umgesetzl. Zeitfolge umgesetzt (umge-Er bleibt er- formt) halten. .
12.2 12.3
x2 y
~U~D 1JI U~Uo ~x2=1 U = Uo ~ x2 = 0
1*lo~y=l
Es flient nur dann Strom (y = 1l. wenn die Taste gedrückt ist (XI = 11 und Spannung anliegt (x2= 1). X2~ Y I Strom 1 = 10 ~ y = 0
Xl IT Konjunk- 1----+--+::-,--------------+:::-:-----+-:--:--------/
X2Ü >1 Xl Y
y = X2 vXI
tionsglied r;::====:::::::JSChalt- 131 13.3 I, hebel
Disjunk-tionsglied
Schalt - 13 kupplung
Tür-schlon
Kfz -Brems -
15
anlage
15.1
11 x2 10
Abtrieb y
X2
WI*O~xI=l WI =0 ~XI= 0
W2 *0 ~ Y = 1 w2=0~y =0
Der Abtrieb dreht sich nur dann (y = 1). wenn sich der Antr'leb dreht (XI = 11 und der Schalthebel eingelegt ist (x2= 1 ).
Lagecodierung Die Falle öffnet (y = 1 ), x Türgriff wenn entweder der Türgriff I .. (XI = 1) oder der Schlüssel
x2 Schlusse I (x 2 = 1l oder beide betätigt y Falle werden.
15.2
p»Of; X =1 p-Of;x=D Fy>Df;y = 1 Fy-O~y=O
15.3
Die Bremsbacken werden betätigt (y = 1), wenn entweder das Bremspedal (XI =1) oder die Handbremse (x 2=1) oder beide betö tigt werden.
Bild 5.19. (Blatt 2)
144 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
zer auch in hydraulischer oder mechanischer Bauweise bevorzugt werden. Der Serien-Parallel-Umformer, wie er in Feld 11.1 (Bild 5.19) dargestellt wurde, fand häufig Anwendung bei Schnelldruckern für fliegenden Druck, z. B. als periphere Geräte von Datenverarbeitungsanlagen. Er verändert den Code, also die Kombination seiner Elemente nicht, sondern formt sie aus einer zeitlichen in eine räumliche Darstellung um. Funktion: Der Hammer am Eingang muß dann betätigt werden, wenn das ausgewählte Zeichen, hier die Ziffer 2, gerade an der Druckstelle vorbeistreicht. Bei Schnelldruckern darf die Betätigung des Hammers nur innerhalb weniger Mikrosekunden schwanken, um saubere Druckbilder zu erzeugen und eine schnelle Zeichenfolge zu ermöglichen. Die logische Verknüpfung von Informationen kann auf sehr verschiedene Weise erfolgen. Hier wurde die Konjunktion und Disjunktion gewählt, weil sie maschinentechnisch am einfachsten zu realisieren ist, wie in Bild 4.15 gezeigt wurde. Konjunktive Verknüpfungen treten häufig auf, wie das Beispiel in den Feldern 12.1 und 13.1 des Bildes 5.19 zeigt. So fließt dort in der Leitung nur dann ein elektrischer Strom I, wenn sowohl Spannung anliegt als auch die Taste gedrückt wird. Ebenso kann von der Kupplung in Feld 13.1 die Abtriebswelle y nur dann angetrieben werden, wenn sich sowohl der Antrieb XI dreht als auch der Schalthebel X2 in Stellung 1 ist. Auch disjunktive Verknüpfungen findet man in technischen Gebilden sehr häufig. Die Skizze in Feld 14.1 stellt ein Türschloß mit Türklinke und Schlüssel dar. Die Klinke kann entweder durch den Türgriff oder durch den Schlüssel oder durch beide geöffnet werden. Bei der Bremsvorrichtung in einem Autorad, Feld 15.1, können die Bremsbacken entweder über die Leitung PI ~ XI vom Bremspedal oder über den Seilzug X 2 von der Handbremse oder über beide betätigt werden. In der Sicherheitstechnik nennt man solche Konstruktionen auch redundant (Bild 6.38) [10). Ohne informationstechnische Funktionselemente [13] sind Maschinensysteme undenkbar. Für die einfachen Funktionen, welche noch mechanisch realisiert werden oder realisiert werden müssen, mögen die beschriebenen Beispiele dem Konstrukteur hilfreich sein.
5.6.6 Beispiel für die Entwicklung eines mechanischen logischen Getriebes (Autotür-Kindersicherung)
Aufgrund der beschriebenen Vorgehensmethode -Präzisieren der Aufgabenstellung, Entwickeln einer Funktionsstruktur, Suchen von Effekten und Effektträgern, Entwerfen einer Prinzip skizze - wird für eine Aufgabenstellung mit der Information als Hauptgröße ein Beispiel gebracht. Für die Informationsverarbeitung werden ausschließlich mechanische Elemente verwendet. Das ist in der Regel nicht der Fall, aber in vielen Fällen, besonders bei bestimmten Sicherheitsanforderungen oft unerläßlich. Die Aufgabe bezieht sich nur auf logische Größen und kann daher mit logischen Getrieben gelöst werden [8). Die Aufgabenstellung sei schon ermittelt und laute folgendermaßen:
1. Aufgabenstellung An den üblichen Schließmechanismus einer Kraftfahrzeugtür (Bilder 5.20 und 5.21) soll eine Kindersicherung hinzukonstruiert werden, die in eingeschobenem Zustand den inneren Türöffnungsgriff unwirksam macht, welche die anderen Betätigungsfunktionen wie Tür von außen öffnen, Tür verriegeln jedoch nicht beeinflußt. 1.1 Anweisungssatz: Durchführung einer Prin
zipentwicklung und Konstruktion bis zum Entwurf
1.2 HauptauJgabensatz: Kindersicherung für eine Personenwagentür, die die Öffnungsfunktion des Innengriffs unwirksam macht.
1.3 Anforderungen: Sie sind in Bild 5.21, Teilbilder 1 und 2, enthalten, die Bewegungen wichtiger Teile und die Codierung ihrer beiden möglichen Lagen in Teilbild 3.
Bei der Analyse der Aufgabe und der anschließenden Präzisierung einer AufgabensteIlung ist auch die
Türknopf
/verriegelungSknoPf V
~ Türounengriff s
Schlienkeil r
Be tö t igungsk nopf für Kindersicherung K
Bild 5.20. Betätigungselemente eines Schließmechanismus an einer Wagentür
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 145
~ Schlienkeil 3 Element Variable Benennung Türgummi 1 0
I I
~""",.,.....,-,~osserie Q~~~~, qt
qt 1 Tür geschlossen
Cl 0 Tür offen c cU e'
1 Druck von au ßen Tür 0 St >
N 0 kein Druck äi Cf) - 1 Schließkeil zurückgezogen E rt 0 Schlie ßkeil eingerastet
Knopf t1 qv 1 Verriegelung offen (unwirksam) 0 Verriegelung ist wirksam
Verrie-gelung Sv
1 Verriegelung öffnen 0: 0 Verriegelung nicht betätigen ..Q g.
2 ~ rv
1 Verriegelung wirksam machen c 0 Verriegelung nicht betätigen Q)
'5 ü5
qk 1 Kindersicherung ist nicht verriegelt n.
n. 0 Kindersicherung ist verriegelt :;;:: Kinder- rlJ Kindersicherung entriegeln siche- er:
Sk 1
rung 0 Kindersicherung nicht betätigen
rk 1 Kindersicherung verriegeln 0 Kindersicherung nicht betätigen
Au ßengriff ta 1 Knopf betätigen 0 Knopf nicht betätigen
Innengriff t i 1 Zuggriff betätigen 0 Zuggriff nicht betätigen
Bild 5.21. Prinzipskizzen und Festlegung der Lagecodierungen vom Schließmechanismus einer Wagentür.
Teilbild I: Schnitt durch das Türschloß. Binäre Lagen der Schließelernente.
funktionelle Logik der Beziehung zwischen den Schaltelementen ermittelt worden. Sie wird in den drei folgenden Teilaufgaben des Hauptaufgabensatzes verbal ausgedrückt:
1.4 TeilauJgabensätze Satz 1: Die Tür qt (Bild 5.21, Teilbilder 1, 2) nimmt abhängig von der Betätigungskraft St
und der Lage des Schließkeils rt zwei Stellungen ein: Sie wird bei Druck von außen oder Zug von innen immer geschlossen und bleibt solange in dieser Stellung, bis der Schließkeil zurückgesetzt wird.
Satz 2: Der Schließkeil (Bild 5.21 und 5.25) wird zurückgezogen (rt = 1), wenn der Türinnengriff betätigt wird (ti = 1) und sowohl die Kindersicherung als auch die Verriegelung offen, also unwirksam sind (qk = 1, qv = 1)
Teilbild 2: Logische Mechanismen des Türschlosses, binäre Lagen der Getriebeelemente.
Teilbild 3: Festlegung der Funktions(Lage)codierungen
oder wenn der Knopf am Außengriff betätigt wird (ta = 1) und die Verriegelung offen ist (qy = 1).
Satz 3: Die Verriegelung qv und die Kindersicherung qk können in Sperrstellung gebracht werden (verriegelt) und bleiben solange in Sperrstellung, bis sie wieder geöffnet (entriegelt) werden. Die Stellung "Verriegeln" (rb ry ) und "Öffnen" (Sb Sv) können jeweils nicht gleichzeitig auftreten.
Folgerungen: Aus Satz 1 und Bild 5.21 geht hervor, daß es sich bei qt um ein RS-Kippglied (Flipflop) mit Setzvorrang handelt, wie es beispielsweise in Bild 5.23, Feld 1.2, dargestellt ist. Mit Satz 2 kann unmittelbar die logische Gleichung in Bild 5.22, Teilbild 1, formuliert und zur
146 5 Modelle und Hilfsmittel für das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
2
3
4
rj =(V,qvAqk)V(to.Aqv) ~ (ti ·qy·qk)+ (to..qy)
r t = q y A (ti A q k V t Q )
~qy·(ti·qk+tQ)
Sv ry
Sk r k \j-------" t Q--------'
St
Kinder- Zugriff Knopf Verrie- Schließ- Tür siche- gelung keil rung
t i q k " t i
ta (qk" ti)vt a
qv qt r t qk
0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 1 1 0 1
0 0 0 1 1 0 1 0 1 1 1 0 0 1 1 1 1 1 1 1
0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 1 1 1 0 1
0 0 0 1 1 0 1 0 1 1 1 0 0 1 1 1 1 1 1 1
Bild 5.22. Aufstellen der logischen Funktionsstruktur (des logischen Schaltplans) aufgrund der logischen Gleichung.
Teilbild 1: Gleichungsansatz aufgrund des Aufgabensatzes. Teilbild 2: Vereinfachte Gleichung. Teilbild 3: Logische Funktionsstruktur nach Gleichung 2.
Verriegelung qv und Kindersicherung qk sind übliche RS-Kippglieder (RS-Flipflops), die Türe qt ist ein RS-Kippglied mit Setzvorrang. Die Kipp-
Gleichung in Teilbild 2 vereinfacht werden (siehe auch erstes Distributivgesetz, Bild 5.16, Felder 3 und 4). Aus Satz 3 ist zu entnehmen, daß die Verriegelung qy und die Kindersicherung qk RS-Kippglieder sind, wie sie in Bild 5.23 mit Ausnahme der Felder 1.2 und 2.3 enthalten sind.
0 0 0 0
0 0 0 0
1 1 1 1
1 1 1 1
0 0 0 0
0 ge-0 schlos-0 sen 0
0 0 0 1
1 1 offen 1 1
glieder sind notwendig, damit die einmal eingegebenen Werte gespeichert bleiben, bis sie durch Betätigung entspeichert werden. Die Schaltzeichen I, 11, III sind kombinatorische, logische Verknüpfungsglieder.
Teilbild 4: Wertetafel für die möglichen Lagen der logischen Mechanismen
Formulierungen in Satz 2 wie" ... wenn der Türgriff betätigt ist und sowohl die Verriegelung als auch die Kindersicherung offen (hier qv = 1, qk =
1) sind ... " deuten auf eine konjunktive Verknüpfung, wie sie im ersten Klammerausdruck der Gl.l Bild 5.22, enthalten ist, hingegen Formulierungen " ... oder wenn der Knopf am Außengriff be-
5.6 Entwickeln von Lösungsprinzipien mit der Logischen Funktionsstruktur 147
Mechanische RS- KIppglieder (RS- Flippflops) N r. 1 Z 3
Zwei nicht verbundene Eingänge Set zeingang und Ausgang verbunden Zwei verbundene Eingänge (Umlenkung) (Setzvorrang , Rückloufsperre) (Translation, Rücklaufsperre)
1.1 1.1 1.3
R + '-r _0, 1- ~-' (6' r _1 Q 1 J[j~
I", 3 ,,_ 10 ! -0
I~~IQ S S I ~~ ~I- R I I I 1 I 1 I I I I 01 o 1 o 1 o 1 1 0
Zwei verbundene Eingänge (Hebel, Eingang und Ausgang verbunden Setzeingang u. Ausgang verbunden Kraftmultipl ikation, Rücklaufsperre ) (K niehebel, Kraftmultipl.,Rücklaufsp ) (Setzvorrang, Rücklaufsperre) 1.1 2.1 1.3
~1 4-ROG0 o 1_ er- 01
Z S 0\5-" 1 R 0-
~ 2L ~ "<J ~ = '/,-1 "" ~ ___ -= -1 Q; ; // '~=~Q I I
S 0-1 ..(::r-- --J --:' 0 R 1--0 -0 st
Zwei verbundene Eingänge Zwei nicht verbundene Eingänge Zwei verbundene Eingänge (Translation, Kraftschlun) (Rotation, Kraftschlun) (Translation, Reibschlun)
3.1 3.2 ~ Q
\ SOl R , 3
~U J
R I ~) ,
~ I I II~ 11 o 1 o 1 1 0 I --. .---0 1
Bild 5.23. Mechanische Ausführungen von RS-Kippgliedern (RS-Flipflops) mit einem oder zwei Eingangsgliedern, mit Kraftmultiplikation, mit Rücklaufsperre, mit Setzvorrang, mit
tätigt..." zeigen eine disjunktive Verknüpfung an, wie sie zwischen den Klammerausdrücken verwendet wurde.
2. Logische Funktionsstruktur (Funktionelle Phase) Aus der vereinfachten GI. 2 des Bildes 5.22 ist unmittelbar der logische Schaltplan, also die logische Funktionsstruktur abzuleiten, wenn noch die einstellbaren Eingangszustände der Verriegelung und der Kindersicherung als RS-Kippglieder und der als RS-Kippglied mit Setzvorgang arbeitende Türverschluß hinzugenommen werden. Grundsätzliche Lösungsbeispiele ftir RS-Kippglieder sind in Bild 5.23 enthalten.
3.3 0 o 1
~ -- S \J I I \ rc'i////'j (j
)1/ --..JI
Q
I I . I f77//7//l I 1 0
I 1 I 1 o 1 1 0
S -- --. - - R
Kippspannwerken oder Reibsystemen. Sie dienen zum Speichern von binären Lagen bei logischen Getrieben
3. Prinzipielle Lösung (Prinzipielle Phase) Als Wirkprinzip werden mechanische Effekte zugrunde gelegt, hier z. B. der Kraft- und Bewegungsübertragung bei Berührung und der Erzeugung von Rückstellkräften durch Federn (Hookesche Verformung). Die Wirkstruktur, Bild 5.24, wird durch Aneinanderftigen logischer Grundgetriebe aus den Bildern 5.17 und 5.19 nach Maßgabe der Funktionsstruktur erzielt. Sie ist sehr einfach, da es sich durchgehend um Translationsbewegungen handelt und die Zustände ,,0" und" 1 " immer auf den gleichen Seiten sind, so daß man sich Negationen ersparen kann.
148 5 Modelle und Hilfsmittel fUr das methodische Konstruieren in der Prinzipiellen Phase
5,_ r'-I
o Sk __
rk ---- I o
I; I I o
1'1
Bild 5.24. Zusammensetzen der Effektträger fUr logische Getriebe aufgrund der Funktionsstruktur zu einer Wirkstruk-tur fUr das Gesamtgetriebe (aus Bild 5.22, Teilbild 3, Verknüpfungen I, II, III), hier gezeigt am Beispiel einer Kindersicherung an Kraftfahrzeugtüren.
Bezeichnungen wie in Bild 5.21. RS-Kippglieder nach 5.23, Felder 3.1 und 2.3. Die Kräfte der einzelnen Federn müssen so aufeinander abge-
III
~ Karosserie ~ Wogentür
stimmt sein, daß die Getriebeglieder bei jeder Eingangskom- 2 bination am Anschlag liegen. Im Bild muß daher
sem. Weitere Varianten können durch Austauschen der RS-Kippstufen nach Bild 5.23 oder der logischen Getriebe nach Bild 5.17 und Bild 5.19, ggf. nach den entsprechenden Katalogen aus Band II erzeugt werden
Eine Prinzipskizze, die von leichter zu realisierenden Rotationsführungen ausgeht, ist in Bild 5.25, Teilbild 1, dargestellt. Die Angabe der Bezeichnungen und Bewegungsrichtungen soll die Beziehung zu den vorhergehenden Bildern herstellen. Bei den Kippgliedern (Flipflops) verwirren zunächst die jeweils drei Codierungen. Denkt man sich jedoch noch die angedeuteten Betätigungsglieder (Finger) als Eingänge hinzu, dann wird klar, daß zwei Codierungen für die Eingänge und eine für den Ausgang notwendig sind.
4. Erster Entwurf (Gestaltende Phase) In Teilbild 2 des Bildes 5.25 ist ein erster Entwurf ftir die Ausführung des Türschlosses mit Kindersicherung dargestellt. Er wird in der Konstruktionspraxis nicht perspektivisch, sondern in üblicher Orthogonalprojektion zweidimensional und maßstäblich ausgeftihrt werden.
Dies Beispiel wurde nach Vorgehensstrategie I entwickelt (siehe Bild 5.1-2). Es soll zeigen, wie man systematisch bei logischen Aufgabenstellungen vorgehen kann und beinahe zwangsläufig aus der logi-
Bild 5.25. Personenwagen-Türschloß mit Kindersicherung.
Teilbild I: Variierte Skizze der Wirkstruktur (Prinzipskizze ) nach Bild 5.24, fUr räumliche Anordnungen, mit Verwendung von rotatorisehen räumlichen logischen Getrieben. Die Bezeichnungen 1- III geben die logischen Verknüpfungen in Bild 5.22 an.
Teilbild 2: Das gleiche Türschloß als Strukturgestaltskizze fUr die weitere gestaltliehe AusfUhrung
sehen Gleichung, Bild 5.22, Teilbild 2, eine Lösung erhält.
Ergebnis Das behandelte Beispiel sollte zeigen, wie beim systematischen Durchlauf der einzelnen Phasen und Konstruktionsschritte ein Produkt entwickelt werden
kann. Im besonderen sollte dargestellt werden, daß bei logischen Aufgabenstellungen aus dem Aufgabensatz direkt die logische Gleichung folgt (Bild 5.22, Teilbild 1), diese algebraisch vereinfacht werden kann (Teilbild 2) und dann direkt in die Funktionsstruktur (Teilbild 3) übertragen wird. Stehen einem Funktionseinheiten wie die logischen Getriebe aus den Bildern 5.19, 5.23 und Konstruktionskataloge zur Verrugung, dann können diese, wie in der Elektrotechnik die Bauteile, zusammengeschaltet und als eine erste funktionsfähige Wirkstruktur (Bild 5.24) verwendet werden. Die Wirkstruktur (Bild 5.24) kann vielfältig variiert werden, z. B. durch Einsatz geometrisch anders realisierter logischer Getriebe, wie z.B. in Bild 5.25, Teilbild 1, die variierte Wirkstruktur-Skizze. Auch die codierten Schlüssel und Schlösser gehören zu den "logischen Getrieben", Band III [25].
5.7 Schrifttum
1. Aschoff, H.-J.: Über die Bedeutung der Systemdynamik für die Konstruktion signalverarbeitenden Geräte. Diss. TU Braunschweig 1974
2. Bauder, J., Roth, K., Uhden, 1.: Darstellung, Umwandlung und Umsetzung von Codes in der Feinwerktechnik. Feinwerktechnik 68 (1964) S. 169-179
3. Bauder, J., Roth, K., Uhden, 1.: Die mechanischen Decodierer in der Fernschreibtechnik. Feinwerktechnik 68 (1964) S. 248-261
4. DIN 44300: Informationsverarbeitung, Begriffe. Berlin, Köln: Beuth Vertrieb Nov. 1988
5. DIN 44301: Informationstheorie, Begriffe. Berlin, Köln: Beuth Vertrieb Nov. 1984
6. Finkelstein, L.: A systematic scheme of dynamic physical system description for instrument models. International Measurement Confederation 1977, S. 97 -133
7. Föllinger, 0., Weber; W: Methoden der Schaltalgebra. München: Oldenbourg 1967
8. Gerber, H.: Ein Konstruktionsverfahren für Geräte mit logischer Funktionsweise. Konstruktion 25 (1973) S. 13-17
5.7 Schrifttum 149
9. Heinzl, J.: Methodisches Konstruieren und Entwickeln decodierender Getriebe. VDI-Berichte Nr. 195 (1973)
10. Holecek, K., Zemanek, H.: Redundanz in der Feinwerktechnik. Feinwerktechnik 69 (1965) S. 441- 453
11. Koller, R.: Konstruktionslehre für den Maschinenbau. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer 1985
12. Macfarlane, A.GJ.: Analyse technischer Systeme. Mannheim: Bibliographisches Institut 1967
13. Reder, H.-J.: Ein Beitrag zur rechnergestützten Synthese signalverarbeitender Geräte. Diss. TU Braunschweig 1979
14. Richter, A., Aschoff, H.-J.: Problemstellungen bei der funktionsorientierten Konstruktionssynthese signalverarbeitender Geräte aus der Sicht der Systemdynamik. Feinwerktechnik 75 (1971) S. 374-379
15. Roth, K, Birkhofer, H., Ersoy, M.: Methodisches Konstruieren neuer Sicherheitsgurtschlösser. VDI-Z 117 (1975) S. 613-618
16. Seely, S.: Dynamic systems analysis. London: Chapman Hall 1964
17. Simonek, R.: Die konstruktive Funktion und ihre Formulierung für das rechnerunterstützte Konstruieren. Feinwerktechnik 75 (1971) S. 145-149
18. Simonek, R.: Ein Beitrag zur Ermittlung der Speziellen Funktions-Struktur in der Konstruktion. Diss. TU Braunschweig 1973
19. Simonek, R.: Ein Verfahren zur Ermittlung der Speziellen Funktionstruktur mit Hilfe der EDY. Feinwerktechnik & Micronic 78 (1974) S. 10-17
20. VDI-Richtlinie 2221: Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer Systeme und Produkte. Berlin: Beuth-Verlag Mai 1993
21. VDI-Richtlinie 2222/1: Methodische Entwicklung von Lösungsprinzipien. Entwurf. Berlin: Beuth-Verlag 1995
22. Roth, K: Die Technik, ihre Entwicklung, ihre Grundprinzipien. München: NN-Verlag 2000
23. Pahl, G., Beitz, W: Konstruktionslehre, 4. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1997
24. ROth' K: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Band 11,3. Auflage: Konstruktionskataloge. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2000
25. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Band III, 2. Auflage: Verbindungen und Verschlüsse. Berlin, Heidelberg, NewYork: Springer 1996
6 Methodisches Konstruieren der Gestalt
- Funktionsänderung an Viergelenken (Bilder 6.1; 6.2), Profilquerschnitte (Bilder 6.3-6.7) Berechnung - Kräfte müssen gerade weitergeleitet werden (Bild 6.8-1) - Freie Anordnungsmöglichkeiten im Raum sind sehr groß (Bild 6.13) - Symmetrische Körperformen sind einfach, unsymmetrische lagesicher (Bild 6.21) - Konstruktions- und Fertigungsregeln (Bilder 6.41-6.47) - Designgerechte Körperformen (Bild 6.29), Variieren, Iterieren (Bilder 6.10; 6.16) - Funktionsintegration, Kunststoffteile (Bilder 6.58-6.71), Funktionstrennung (Bilder 6.72; 6.73)
In der Prinzipiellen Phase wurde das Wirkprinzip durch Wahl der Effekte ermittelt und ihm eine gestaltliche Wirkstruktur zugeordnet. Diese Wirkstruktur - in Form von kinematischen Ketten oder Mechanismen - kann aufgrund von entsprechenden Konstruktionskatalogen (Band 11), Lösungssammlungen (Kap. 7) oder bewährter Ausführungen gefunden werden. Obwohl noch in der Prinzipiellen Phase ermittelt, stellt sie schon einen Ansatz der späteren Gestalt dar, weil alle grundsätzlichen Anordnungen der Glieder und Gelenke darin enthalten sind. Schon in diesem, aber auch in einem späteren Stadium kann die Notwendigkeit oder der Wunsch nach Variation der Wirkstruktur gegeben sein z. B. durch Einsatz einer günstigeren kinematischen Kette, eines besseren Mechanismus oder infolge vorgegebener Abmessungen der Glieder.
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur
Es werden eine ganze Reihe von Konstruktionsschritten durchlaufen, ehe man zur Körperkontur kommt [30]. Einer davon ist die Änderung der Wirkstruktur.
6.1.1 Mögliche Veränderungen
In Bild 6.1 sind die wichtigsten Methoden zur Änderung der Wirkstrukturen (Mechanismen) aufgezeigt. Es handelt sich um die geometrische Umkehr (Paarwechsei), die kinematische Umkehr, den Austausch von Elementenpaarungen (Gelenken) und um das Verändern der Wirliflächenpaarungen. Zu beachten ist, daß die kinematische Funktion der Mechanismen der Zeilen 2-7 sich auch etwas ändern kann, wenn die erläuterten Operationen vorgenommen werden. Das erfolgt z. B. bei nicht umschließenden Elementenpaaren (siehe Abschnitt 8.3.3). Diese Operationen
sind sehr nützlich, wenn man Z.B. mit seiner Lösung konstruktiv festgefahren ist und eventuell durch geometrische oder kinematische Umkehr, durch Austausch von Elementenpaarungen oder durch Verändern der Wirkflächenpaaranordnung eine Lösung findet. Bild 6.2 zeigt am Beispiel eines Nußknackers (s. auch Band 11 "Kraftmultiplikation" und Bild 6.3), wie sich die einzelnen Operationen aus Bild 6.1 praktisch auswirken können. Es ist zu erkennen, welche Vielfalt von Lösungen durch kinematische und geometrische Variationen entwickelt werden kann. Sollen die einzelnen Elemente der Wirkstrukturen aus Bild 6.1 noch weiter verändert werden, kann der Konstruktionskatalog 11.6.1 "StrukturvariationsOperationen" (Band 11) zu Hilfe genommen werden. Im folgenden sind noch zahlreiche Beispiele für die Änderung der Elemente und der Elementenpaarungen enthalten.
6.1.2 Konturausbildung
Hat die Wirkstruktur nun eine vorläufige, zufriedensteIlende Form gefunden, wie z.B. in Bild 6.3, Teilbild 1, dann werden die Wirkräume WR durch Einzelteile mit sinnvoll ausgewählten Umrissen und Querschnitten ersetzt, wie es am Beispiel des Nußknackers dargestellt ist [62, 33]. Die Wirkflächen WF
bleiben als Oberflächen der Einzelteile erhalten und werden durch die Restkonturflächen K F ergänzt. Die neue Körperkontur folgt im wesentlichen dem durch Strichlierung dargestellten Wirkraum WR ,
nimmt aber auf Gelenke Rücksicht, die z. T. innerhalb der Kontur liegen (Bild 6.3, Teilbild 2, Teile 1, 2,3) und aufWirkflächen, die an der Oberfläche liegen müssen (Teile 1, 3, 4). Häufig wird durch die räumliche Erweiterung des Wirkraumes zum Wirkkörper seine Beweglichkeit zusätzlich eingeschränkt (Teilbild 5.2 in Bild 6.2). Die Kontur der Einzelteile (Wirkkörper) wird in der Regel durch die Spurlinien der Oberflächen (also ihren Schnittlinien mit einer
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 151
Ausgangsstru ktu r Geänderte Struktur
2
1.1 1.2
1 Geometrische Umkehr
2.1 2.2
Gestellwechsel 2
2 3.1 3.2
Kinematische Umkehr
Antriebswechsel 3 A~ 4.1 4.2 Ab
Abtriebswechsel 4
5.1 einwertig 5.2 zweiwertig
Änderung der / Gliederzahl
5
~ 3 Austausch 6.1 6.2 von 2 Elemen-
Elementenpaare ten-vertauschen
6 3 paarungen 4
7.1 7.2
Austausch mit Elementen-
7 paar gleichen Freiheitsgrades
Es bedeutet: -d einwertiges Drehgelenk , -c!::r- einwertiges Schiebegelenk ,
~ zweiwertiges Drehschiebegelenk
Bild 6.1. Operationen an Mechanismen (an Wirkstrukturen) und ihr Einfluß auf die kinematische Funktion.
Durch die Operation "Geometrische Umkehr" wird bei nicht umfassenden Gelenken die kinematische Funktion geändert
(Beispiel), bei umfassenden nicht. Die Operationen 2 bis 7; 9; 10 ändern die kinematische Funktion, die Operationen 8 und 11 nicht
152 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
! ~en Ausgangsstruktu r Geänderte Struktur
Art der Operation Nr 1 2
8.1 8.2
Zahl der LLLL LLLL LLLL
Wirkflächen- I I I 8 paare 7777 7777 7777
9.1 9.2
Relativlage der LLLL T 4 Wirkflächen-
9 ! Verändern
paare 7777 ~
der Wirkflächen-
10.1 10.2 paaranord-
Form der -j j: nung Wirkflächen- O paare ;;rr .;:1f'
11.1 11.2
Abmessungen 1 r.-\ ~ der Wirkflächen
- /
Bild 6.1. (Fortsetzung)
senkrecht stehenden Ebene) dargestellt. Daß es sich hier meistens nicht um Kanten, sondern um Oberflächen handelt, ist zu beachten.
6.1.3 Querschnittsausbildung
Da die Vielfalt möglicher Querschnitte der Einzelteile sehr groß ist, sollte zunächst von gut fertigbaren Querschnitten ausgegangen werden. Solche Querschnitte sind z. B. Polygone und Kreise, die auch bei Halbzeugen vorkommen wie bei Blechen, Rundstangen, Normprofilen usw. Eine Ausnahme bilden Guß-, Spritz- und Schmiedeteile, deren Ausformung dem jeweiligen Fertigungsverfahren entsprechen muß. In Bild 6.4 ist eine Zusammenstellung der häufigsten für die statische Festigkeitsberechnung erforderlichen Größen mit den notwendigen Gleichungen angeführt [69]. Der Angriff der äußeren Kräfte und Momente wird in der Kopfspalte dargestellt, ihr Zusammenhang mit den geometrischen Abmessungen und Spannungen in Spalte I und die Widerstandsmomente in Spalte 2. Daraus lassen sich die auftretenden inneren Spannungen (Jmax, "l"max) ermitteln, die nun mit den jeweils zulässigen Spannungen vergli-
-
chen (siehe z. B. Dubbel [27]), einen ersten Hinweis auf die eventuelle Veränderung der gewählten Querschnitte geben. Spalte 3 weist auf bevorzugte Konturen hin, Spalte 4 auf mögliche Relativbewegungen und Spalte 5 auf Profilformen. Bei der ersten Wahl von Querschnitten ist es wichtig, eine Form zu finden, welche die äußeren Kräfte gut aufnimmt, d.h. mit einem Minimum an Material und nicht zu unzulässigen Spannungen fiihrt. In Bild 6.5 (siehe auch [63]) werden in Zeile I Querschnitte aufgefiihrt, welche im Stande sind, gleichgroße Torsionskräfte um die Längsachse aufzunehmen (Belastungsfall3 in Bild 6.4). Das polare Widerstandsmoment Wp ist konstant, Querschnitt A und das axiale Wiederstandsmoment Wx ändern sich. Diese Änderung ist in Zeile 2 (1,00 ~ 100%) wiedergegeben. Das zusätzlich größte axiale Widerstandsmoment hat die Form in Feld 1.1 (Wx rel = 1,00), den kleinsten Querschnitt die Form der Felder 1.5 und 1.6 (A rel =
0,36). Wird ein gleichgroßes axiales Widerstandsmoment Wx zugrunde gelegt, dann hat zusätzlich den größten Widerstand gegen Verdrehung die Form in Feld 3.1 (Wt rel = 1,00) und den geringsten Querschnitt die Form in Feld 3.6 (A rel = 0,294).
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 153
Ausgangsmechanismus Variierte Wirkstrukturen aus Spalte 1
Variationsoperationen tür Spalte 2
Nr 2
1.1 Viergelenk
1.2
2.1
2
gewählte Wirkstruktur
3
5
3
1.3
Abmessungsänderung ( nach KonstruktionsKatalog : Strukturvariationsoperationen)
2.3
Gestell- und
Abtriebswechsel
( Glied 3 und 4)
3.3
Antriebswechsel ( von Glied 1 auf Glied 2)
4.3
Wechsel durch
Austausch von Elementenpaar gleichen Freiheitsgrades ( Schiebeführung )
5.3
Verringerung der Gliederzahl von vier auf drei ( dafür zweiwertiges Gelenk)
Bild 6.2. Variation der Wirkstruktur (Prinzipdarstellung) eines Nußknackers durch Operationen, die nach den Regeln des Bildes 6.1 vorgenommen wurden. Symbole wie in Bild 6.1
Liegen gleichzeitig verschiedene Belastungsarten vor, dann kann mit Hilfe der Zeilen 2 und 4 unter Inkaufnahme größerer Querschnitte oder besseren Materials bei der Wahl der Profile ein Kompromiß gefunden werden. Die Verhältnisse in den Zeilen 2 und 4 bleiben erhalten, wenn sämtliche Profilmaße mit dem gleichen Zahlenfaktor multipliziert werden.
Bild 6.6 [52] stellt in Zeile 1 geschlossene Profile gleichen axialen Biegewiderstands und etwa gleicher Torsionssteifigkeit dar. Zeile 2 zeigt die zahlenmäßigen Verhältnisse der Widerstandsmomente und Querschnitte. Wie gut geschlossene und wie schlecht offene Profile Widerstand gegen Torsionsbeanspruchung leisten, wird in den Zeilen 3 und 4 wiedergegeben. Aus den
154 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Wirkstruktur
WF
WFp {,' \ ~
Bild 6.3. Übergang von der Wirkstruktur (Prinzipskizze) zur Kontur.
Teilbild 1: Skizze mit der Struktur Teilbild 2: Skizze mit der Kontur und gemeinsamen Quer-
schnitt echter Teile Die "Wirkflächen" Wp ebenso wie die Wirkflächenpaare WFp
bleiben als Oberfläche der Teile (Wirkkörper) erhalten und werden durch die Restkonturflächen K p ergänzt, die "Wirkräume" WR bleiben innerhalb des Querschnitts. Die Ausführung des Nußknackers siehe in [62, 33]
Verhältniswerten der Zeilen 2 und 4, die bei ähnlichen Profilen (Multiplikation der Profilmaße mit dem gleichen Zahlenfaktor) gültig bleiben, kann jeder für seinen Fall die vorliegenden Verhältnisse der Größen Wn/W], An/A] entnehmen. Sind die verwendeten Profile den dargestellten bezüglich ihrer geometrischen Maße ähnlich, dann gelten die in den Zeilen 2 und 4 angegebenen Zahlen auch für sie. In Bild 6.7 werden günstige Profilformen für einzelne Beanspruchungsarten [15] gezeigt. Sie ermöglichen es, mit einem Minimum an Materialverbrauch ein Höchstmaß an Belastungen aufzunehmen.
6.1.4 Regeln für die Querschnittsdimensionierung
Für die Dimensionierung von Querschnitten geben folgende vier Regeln sehr gute Hinweise und Richtlinien:
1. Druckbeanspruchte, knickgefährdete Bauteile sind möglichst als symmetrische Hohlquerschnitte (im allgemeinen relativ dünnwandig) auszubilden (rund oder polygon) und nicht über die Beuelgrenze zu beanspruchen.
2. Biegebeanspruchte Bauteile (reine Biegung) sind nach Möglichkeit als randfaserversteifte Querschnittsformen auszuführen, d. h. Querschnitte sollen im Bereich der neutralen Faser wenig und davon weiter entfernte Bereiche viel Material enthalten.
3. Schubbeanspruchte Bauteile sollen nach Möglichkeit mittenversteift gestaltet werden, d. h. in der Mittenzone um die Schwerachse soll möglichst viel Material angehäuft werden.
4. Auf Torsion beanspruchte Teile sollten nach Möglichkeit als dünnwandige, geschlossene Hohlquerschnitte ausgeführt werden.
Biegung und Schub haben konträre Anforderungen, Druck und Torsion ähnliche.
6.1.5 Prinzipien günstiger "Kraftleitung"
Die von den äußeren Kräften verursachten Spannungen hängen sehr wesentlich davon ab, wie der "Kraftfluß" im Maschinenteil geleitet wird. Zwei Gesichtspunkte sind dabei besonders zu beachten: die "Kraftversetzung" und die "Kraftverdichtung" .
6.1.5.1 KraJtversetzung
Die Leitung des "Kraftflusses" soll möglichst geradlinig in Wirkungsrichtung erfolgen. Häufig ist das aus räumlichen Gründen nicht möglich, wenn man gegebenenfalls ein dazwischen liegendes Hindernis umgehen muß, wie z. B. beim Ober- und Unterteil eines Kurbelgehäuses oder beim Ausleger eines Kranes. Müssen elastische Spannungsringe (Kapitel 7) erzeugt werden, um durch Vorspannung ein mögliches Spiel zu verhindern, z. B. beim Niet oder der Befestigungsschraube, dann muß über den Niet- oder den Schraubenkopf der Kraftfluß seitlich versetzt werden. Dies Versetzen soll möglichst gering sein, denn sonst wachsen bei gleichbleibender Kraft die maximalen Verformungen mit der 3. Potenz der Abstandsvergrößerung (Bild 7.15). Ein paar sehr eindrucksvolle Beispiele von Leyer [52] werden in Bild 6.8-1 gezeigt. Der gerade Stab in Teilbild 1.1 mit der Querschnittshöhe h = 0,2 a und einer entsprechenden Profildicke b ist imstande, maximal die Kraft F zu übertragen. Die Kraft wird geradlinig geleitet. Kann sie jedoch nicht in der Verlängerung ihrer Wirkungslinie geleitet werden, Teilbild 1.2, sondern macht beidseitig einen "Umweg" mit dem Abstand a, ist die notwendige Querschnittshöhe h = 2 . 0,5 . a = a. Muß
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 155
~gen Kraft übertragen Mögliche Konturen GI e i t bewegung Notwendige
Struktur, Belastung (luerschnitte Kontur Belastung Nr. 1 2 3 4 5
Druck amQx = _F_ • D H-Iy -c=rta Schiebung Formen
Amin in abis 8 F "I I' FK=n Z E IylLKZ
~ Längsrichtung
1 (Knicken, Euler) A ... groß
ß lK ... klein lK ~ Zl II O.ll 0,5l Iy ! Ix -1
i ] 1 I Y ,
I -~8 Zug
Reißlängen ~ F 2 5'15km S\ =~ E
Zug in Formen • I I • a _ F
mQx - Amin 4 -20 km Al, 80 km Perlon Längsrichtung abis E
n=+ n I 1 I 1.5 I Z I 3 4 I 6 I 8 10 I 00
~ C 10.208 10,z31 10.246Io,z67 0,28210, z991O,307 0,3121O,3J3
Torsion M m .~ -C=U-a M T mQX = Wt Drehung um Formen ---- die Achse a und ß
und W _nd 3 , n(d~-di4) , c h bZ --~s Schiebung 1-- 1 --- 1
16 16 dQ 3
tE ; 11
~ hz tz ß Schiebung Formen al
\Z ßJ, hZ
tLhiti3 L[lII+ Profile Wt = 2 bhtmin i W1 =
I mQx TJ = 0,99; 1, 1Z; 1, 1Z; 1,31; 1, Z9; 1,11
Biegung M
~} i i· ~ amox = w; Y
E Fz
M~ J M = Fz'l Schiebung in Formen
~ß' Längsrichtung a',ß',Y
1-1 BH3_bh3, bh z , n d3 W=--I-I
Fz x 6 H 6 32
4 FZ'1 M=-F,~F3 4 1W ·tTf f-l--l b/Z b/2 ~I -C=U- a' H h ~ h Drehung Form a'
F 8/2 - b M = .2:l M(n)M
B BH 3+ bh 3 F1 F3 Wx= -6-H--f-1-1
Bild 6.4. Übergang von der Struktur- zur Konturdarstellung,
Wahl des Querschnitts aufgrund der voraussichtlichen Belastung und der gewünschten Führungsmöglichkeiten.
die Kraft gar einseitig geleitet werden bei gleicher seitlicher Versetzung a, ist h = 2 a, Bei vielen Maschinen muß die Kraft aus Funktionsgründen umgeleitet werden, so wie beim Rahmen einer Nietmaschine in Teilbild 2, um das Nietmaterial einführen zu können. Das durch den Querschnitt h ' b aufzunehmende Moment wächst bei gleicher
~ In Spalte 1 ist die Belastung am Strukturbild dargestellt, in Spalte 2 der Belastungsfall, in Spalte 4 günstige Querschnittsformen und in Spalte 5 zweckmäßige AusfUhrungen der Gesamtkontur
Kraft F mit dem Hebelarm a + b!2, und im seI ben Verhältnis muß das Widerstandsmoment wachsen. Hält man die Dicke des Rahmens (senkrecht zur Papierebene ) gleichgroß, wächst b etwa mit 2a. In Teilbild 3 ist schließlich zu sehen, um wieviel der Querschnitt eines Kranhakens größer werden muß, wenn er statt beidseitig die Kraft zu tragen, Teil-
156 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
v~tts-er - f gl eichsgrößen or m Eigenschaft verschiedener Profil formen
N r. 1 2 3 4 5 6
Gleiches polares Widerstandsmoment, verkleinerte Wandstärken und Querschnittsflächen Wp ; konst. Ab- 1.1
'Jr 'J{ "ffi "g 1.6
A variabel mes- 1
1l- ® Wx variabel sung + Jo
10,20 11 13 15 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5
A verkleinert A rel 1,00 0,79 0,61 0,44 0,36 0,36 2
Wx verkleinert Wxrel 1,00 0,94 0,86 0,80 0,78 0,78 Bezug d; 20
Gleiches axiales Widerstandsmoment, sehr verschiedene Torsionssteifigkeit Wx; konst, Ab- 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5
'"[l Wt vari abel mes- 3 ';'Ii 25.5 A variabel sung A • "JJ
18,40 7 22 29 JJ 7,18 4.04 5 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.5
Wt verkleinert Wtrel 4
1 0,623 0,353 0,176 0,0085 0,0044
A verkleinert Arel 1 0,895 0,700
Bild 6.5. Günstige Querschnitte für verschiedene Beanspruchungen.
Felder 1.1 bis 1.5: Das polare Widerstandsmoment Wp bleibt konstant, die Querschnittsfläche A (Werkstoff) wird wesentlich kleiner, das axiale Widerstandsmoment etwas kleiner. Feld 1.5 und 1.6: Wenn sich die Abmessungen verdoppeln, verachtfacht sich das Widerstandsmoment, die Fläche vervierfacht sich.
0.525 0,252 0,294
Felder 2.1 bis 2.5: Flächenverhältnis A rel = An+/A n und axiales Widerstandsmomentenverhältnis von Hohl- zu Vollkörper Wxrel = Wx,n+/Wxn' Felder 3.1 bis 3.6: Das Axiale Widerstandsmoment Wx bleibt konstant, das Torsionswiderstandsmoment und die Querschnittsflächen werden viel kleiner. Felder 4.1 bis 4.6: Verhältnis der Torsionswiderstandsmomente zum Ausgangskörper Wt, n + /Wtn bei konstantem axialen Widerstandsmoment Wx . Ebenso Querschnittsverhältnisse
~nitts - form Profil formen Beanspru-chungsort Nr. 1 2 3 4 5 6
In Feld 1.1 Geschlossene Profile gleichen Biegewiderstands etwa gleicher Torsionssteifigkeit 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
~ Wx ; 0, 2694cm3 .~ ~ tl:i~ ~ fb"l _ 0>" 1
~ Wt ;O,5388cm3 ~ + ~ :;} t- ~
F ; 1, 5394cm 2 11,74 := 13 15-, fo13~ ~ :::>
Wxn I Wx1 2.1 1
2.2 1 2.3 1 2.41 2.5 1 2.6 1,963 Wtn I W\1 2 1 0,625 0,489 0,999 0,624 1 An I Al 1 0,895 0,593 0,772 0,646 1
In Feld 3.1 Gleicher Torsionswiderstand ,offene und geschlossene Profile 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6
Wt ; 0,0912 cm 3 3
JJ "jf Jt m~ Wx;0,266 cm3 30 'fJ ~ 17 7 10.50 A ;0,8 cm2 3,12 17 17
Wtn I Wtl u 4.2 4.3 4.4 1 1 1 1
Wxn I Wxl 4 1 1,755 2,730 2,730 An I Al 1 1,170 1,396 1,396
Bild 6.6. Vergleich der Profilquerschnitte bei Biege- und Torsionsbeanspruchung.
Zeile 1: Diese geschlossenen Profile haben bezüglich der xAchse gleichen Biegewiderstand und etwa einen gleichen
4.5 4.5 1 1 0,172 0,420 0,393 0,698
Torsionswiderstand. Diagonal wird der Biegewiderstand viel größer (Feld 1.6). Zeile 2: Profile gleichen Torsionswiderstands. Die Profile in den Feldern 3.5 und 3,6 zeigen, wie günstig geschlossene Hohlprofile gegenüber offenen Profilen sind
~ile Beonspru
Günstige Profilformen
chungsort Nr 1 Z
Vollprofile, • • C Zug- Druck 1 Rohre, Kastenprofile
Profile mit
I-E ,( ,~
Biegung Z Querschnitten Neutrole Fase~ IM wei t von neu-traler Faser !)
Kreisprofile, .F
• Schub 3 in der Mitte • verdickte Profile
tF
G 'a Torsion 4 Rohrprofile,
-t- 0=---= M Kastenprofile
Bild 6.7. Profile, die sich für die einzelnen Beanspruchungsarten besonders gut eignen.
Bei ihnen wird tUr die maximal übertragbaren Kräfte und Momente eine minimale Querschnittsfläche (minimale Werkstoffmenge) benötigt
bild 3.1, sie nur einseitig tragen muß, Teilbild 3.2, weil dann häufig das Einhaken erst möglich wird. Salopp, aber sehr einprägsam ausgedrückt heißt es:
Man soll die Kraft im Maschinenteil nicht "spazieren führen", sondern sie auf dem kürzesten Weg - möglichst in Kraftrichtung -von einem zum anderen Punkt weiterleiten.
Das bedingt bei den Teilen wie Pleuel, Getriebekasten usw. eine viel schmalere und kompaktere Bauweise als es vielfach bei älteren Modellen der Fall war. In den Abbildungen des Bildes 6.8-2 ist gezeigt, wie man in die Kontur eines Teiles, hier des Kranhakens, ein Stabnetzwerk einzeichnen und dessen korrespondierende Belastung in einem Cremona-Plan ermitteln kann. Soll die Größe der Spannungen etwa gleich sein, können z. B. die Querschnitte in der Abbildung des Feldes 2.1 viel kleiner sein als die von Feld 1.1. Die Beispiele der Zeilen 3 und 4 (Blatt 2) zeigen an, daß ein feineres Netzwerk durch Annäherung an die optimale Kontur kleinere Kräfte ergibt, daß kleinere Kräfte zu erwarten sind, wenn sich das Netzwerk einer optimalen "Kontur" nähert. Kontur vom optimalen Netzwerk übernehmen! Die Auswirkungen, welche das Umlenken von Kräften aus ihrer ursprünglichen Wirkungsrichtung hat,
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 157
3
1.1
:!-. ®;::=::=~=::.~ ~
1.2
1.3
2 jF
Bild 6.8-1. Querschnittsvergrößerungen, wenn die Kraft nicht auf ihrer Wirkungsgeraden weitergeleitet werden kann, nach Leyer [52].
Teilbild 1,' Die Gesamtprofilhöhe verändert sich (bei gleicher Dicke und gleichen Kräften im Verhältnis 1: 5 : 10, wenn statt des geraden Stabes eine symmetrische oder eine einseitige Umgehungsform mit dem Abstand a gewählt wird. Teilbild 2,' Der offene Rahmen einer Nietmaschine mit dem Arbeitsspalt a muß am geschlossenen Ende b relativ große Profilhöhen aufweisen, um die Biegemomente aufzunehmen und elastische Verformungen gering zu halten. Teilbild 3,' Der offene Lasthaken muß tUr die Aufnahme der gleichen Kräfte viel größere Querschnitte aufweisen als der geschlossene
ist an Stabwerken sehr anschaulich zu erkennen und leicht nachzurechnen.
6.1.5.2 Kraft versetzen beim Stabwerk
In Bild 6.8-3, Blatt 1, Feld 1.1, ist ein Stabwerk wiedergegeben, welches die Aufgabe hat, die Kraft F1
vom Punkt I über das Hindernis zu Punkt 7 zu übertragen, wo die gleichgroße Kraft F 2 das Gleichgewicht herstellt. Wegen des Hindernisses muß die Kraft F1 senkrecht zu ihrer Wirkungsrichtung nach "oben", dann wieder nach "unten" versetzt werden. Ein Netz der die Zug- und Druckkräfte übertragen-
158 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Kontur, öußere Kräfte Auf Stabnetzwerk reduzierte Kräfte
(Cremono-Plan) Relative Belastung der Stabkräfte
F1 0
1.1
Fl a
Bild 6.8-2 (Blatt 1). Abschätzen der Belastung an kompliziert geformten Teilen durch ihre Reduzierung auf Stabnetzwerke und Ermitteln der Kräfte mit Hilfe des CremonaPlanes. Die zusätzliche Tragfähigkeit durch Schubkräfte wurde vernachlässigt.
Feld 1.1: Offener Lasthaken. Die Querschnitte entsprechen etwa den Zonen größter Beanspruchung, z. B. an Punkt 3.
den Stäbe sorgt dafür und dient auch zur Vermeidung der Momente, welche in den Beispielen des Bildes 6.8-1 auftreten. Wie groß die Kräfte in den einzelnen Stäben sind (im Vergleich zu der äußeren Kraft FI ),
zeigt die Länge der Kraftvektoren im Cremona-Plan des Feldes 1.2. Am größten ist die Zugkraft in den Stäben c und}, dann die Druckkraft in den Stäben d und h usw. Alle Stabkräfte jedoch sind größer als die äußeren Kräfte FI und F 2.
In Feld 2.1 ist der Winkel zwischen den Stäben d und h durch wachsende Netzwerkhöhe kleiner als in Feld 1.1. Aus dem Cremona-Plan in Feld 2.2 ist sofort zu
1.3
-h=1,5F -c = 1,15F +0 = F + g = 0,55 F -f = 0,50F +e = b = 0,45 F - d = 0,4 ° F
1.3
+ 0 = F -c=-f=0,58F + b = e = 0,50 F -d =-e=0,50F
~-~-c(Zug)
~ ~ +b(Oruck)
Feld 2.1: Geschlossener Lasthaken. Die maximalen Kräfte sind etwa halb so groß wie beim offenen Lasthaken (Spalte 3) und daher können die Querschnitte entsprechend kleiner sein. Felder 1.2; 2.2: Cremona-Plan eines die Kontur nachbildenden Stabnetzwerkes
erkennen, daß im Beispiel von Zeile 2 die Stabkräfte erheblich kleiner sind als im Beispiel von Zeile 1. Ein einfacheres Beispiel der Kraftversetzung zeigt Zeile 3. Für das Stabwerk aus Feld 3.1 gilt der ausgezogene Cremona-Plan in Feld 3.2. Wird nun das Stabwerk mit noch kleinerem Winkel zwischen bund e sowie a und d gestaltet, etwa wie in Feld 4.3, ergibt der Cremona-Plan aus Feld 3.2 (gestrichelte Version) viel höhere Stabkräfte. Mit Hilfe der eingezeichneten Konturlinien in Zeile 4 kann aufgrund der Größe der Stabkräfte von Netzwerken auch auf die Belastung der entsprechenden
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 159
Kontur. öußere Kröfte Auf Stobnetzwerk reduzierte Kräfte
(Cremono- Plan) Relative Belastung der Stabkröfle
3.1
F, 0
4.1
4
F, a
Bild 6.8-2 (Blatt 2). Variation der in den offenen Lasthaken eingezeichneten Netzstrukturen und die mit ihnen berechneten Belastungen.
Feld 4.1: Netzstrukturen, die den optimalen Hakenkonturenbesser folgen (Felder 4.1 und 1.1), ergeben kleinere Kräfte
Zonen von Teilen geschlossen werden (Grundlage der "Finite-Elemente"-Methode). Danach ist ein Einzelteil nach der Form in Feld 4.3 viel empfindlicher am Punkt 3 gegen Zugkräfte als ein Einzelteil, wie es das Feld 4.1 zeigt. Man könnte schon von dem Einfluß der "Kerbwirkung" sprechen, da meistens ein kleinerer Schenkelwinkel zwischen a und b auch einen kleineren Abrundungsradius zwischen den Schenkeln impliziert. Wird das Konturbild des Feldes 4.2 aus Bild 6.8-3,
5
~ e d
33
-( =2.05F - h =1,35F -f=1.35F + b =1,25 F + a =F +g =O,40F
4 3
-j =1.35F +h = 1,25F -c=1.18F +Q = F -f =0,93F -k=0,70F +b=0,45F +e = 0,45F - 9 = 0, 45 F -d =0,40F
(Spalte 3) als Netzstrukturen, welche das nicht tun (Feld 3.1). Folgerung: Stabnetze, die kleine Kräfte ergeben, fUhren zu belastungsmäßig günstigen Teileformen
Blatt 1, mit dem Rahmen der Nietmaschine in Bild 6.8-1 verglichen, dann ist zu erkennen, daß die dort angebrachte Rippe R eigentlich falsch liegt und nichts zu tragen hat, denn die entsprechenden Stäbe liegen in der Ausführung des Feldes 4.2 von Bild 6.8-3, Blatt 1, ganz anders. Es läßt sich daher folgern:
- Konstruktionen von Stabwerken lassen im Zusammenhang mit Cremona-Plänen die Größenord-
160 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
nung der Zug- und Druckkraftbeanspruchung bei verschiedenen Anordnungen sehr schnell und leicht erkennen und ermöglichen deren umgehende Optimierung.
- Eine große Auflösung der Teilekonturen in Stabwerken, wie z. B. bei der Nietmaschine, ermöglicht es, mit Hilfe von Cremona-Plänen eine frühzeitige und relativ genaue Abschätzung der zu erwartenden Belastung zu ermitteln.
Im Zusammenhang mit den Zughaken des Bildes 6.8-1 können diese Erkenntnisse vertieft werden. Wegen der Vernachlässigung der Schubspannungen werden die Verhältnisse bei groben Netzwerken nur angenähert.
6.1.5.3 Kräfte beim eingezeichneten "Stabwerk" innerhalb der Teilekontur
In Bild 6.8-2, Blatt 1 wurde das Vorgehen gegenüber Bild 6.8-3 umgekehrt und nicht wie dort, ein Stabwerk mit einer ähnlich umgrenzten Teilekontur verglichen (Rahmen einer Nietmaschine ), sondern ein in Form und Ausführung bewährtes und optimiertes Teil (Lasthaken) durch ein von den Konturen eingegrenztes (im wesentlichen willkürliches) Stabnetzwerk ersetzt. Der dazu gehörende Cremona-Plan gibt die Größe der Kräfte für die einzelnen Stäbe an. Ob es Druckoder Zugkräfte sind, zeigen die im Netzwerk eingezeichneten Pfeile, wievielmal größer oder kleiner als die äußere Kraft F j sie sind, die Koeffizienten in Spalte 3. Der Vergleich zwischen offenem und geschlossenen Lasthaken bei den auftretenden Kräften in Bild 6.8-2, Blatt 1 bestätigt die früher schon getroffene Annahme, daß bei letzteren die auftretenden Kräfte nur halb so groß wie bei ersterem sind. Beim offenem Lasthaken treten Kräfte auf, die bis zu 1,5 . Fj sind, beim geschlossenen sind sie kleiner als 0,7' F j • Die bewährten Lasthakenformen berück-
Bild 6.8-3. (Blatt 1). Versetzen einer Kraft F in Richtung ihrer Fluchtlinie bei Umgehung eines Hindernisses.
Feld 1.1: Verteilung von Zug- und Druckkräften auf die einzelnen Stäbe bei Zugbeanspruchung zwischen Fj und F2 .
"Höhenverhältnis": Höhe 1-3IHöhe 3 -4 wie 10/6. Feld 1.2: Cremonaplan für das Stabwerk in Feld 1.1. Die Kräfte in den Stäben c, d,j, h sind in vorliegendem Fall bis zu 6 mal so groß wie Fj bzw. F2 .
sichtigen dieses durch die Größe der Querschnitte. Sie haben in der Regel auch dort den größten Querschnitt, wo die größten Kräfte auftreten. Weil das eingezeichnete Stabnetzwerk in Feld 1.1 des Bildes 6.8-2 sehr willkürlich gewählt wurde, sind in den Feldern 3.1 und 4.1 (Blatt 2) andere Stabnetzwerke eingezeichnet, welche zum Teil weniger, zum Teil mehr Punkte der Teilekonturen berücksichtigen. Der Vergleich der Kräfte in Spalte 3 zeigt, daß höhere Kräfte auftreten, wenn das Netz die (optimalen) Konturen weniger oft einbezieht (Zeile 3) und kleinere Spitzenwerte erreicht werden, wenn es diese mit einbezieht, Zeile 4. Im Umkehrschluß kann gefolgert werden, daß, wenn es gelingt, ein Stabnetzwerk mit relativ kleinen Kräften zu entwerfen, ein Teil, dessen Konturen dieses Stabnetzwerk umhüllen, bezüglich der auftretenden Kräfte günstigste Formen hat. Aufgrund dieser Darlegung sollten im wesentlichen nur qualitative Schlußfolgerungen gezogen werden, nur bei sehr engmaschigen Netzen gegebenenfalls auch quantitative. In den folgenden beiden Bildern 6.8-3, Blatt 1 und Blatt 2, ist an einigen Beispielen gezeigt, daß das Versetzen einer Kraft senkrecht oder schräg zu seiner Wirkungsrichtung zu Biegebeanspruchungen führt, die in der Regel die Festigkeit des Übertragungskörpers am stärksten beanspruchen. Die hohe Belastung erfordert große Querschnitte oder/und hochwertiges Material, also Kosten. Werden daher Biegebeanspruchungen vermieden, können die Körper für gleiche äußere Belastungen meistens mit kleineren Querschnitten auskommen.
6.1.5.4 Leichte Konstruktionen durch Vermeiden von Biegebeanspruchungen
Die Zeilen 5 bis 8 des Bildes 6.8-3, Blatt 2, zeigen das Vermeiden von Biegebeanspruchungen beim parallelen Versetzen von Kräften senkrecht zu ihrer
Feld 1.3: Umkehrung der Belastung von Feld 1.1. Die Kräfte sind dem Betrag nach gleich. Umkehrung der Vorzeichen, Zugstäbe werden Druckstäbe und umgekehrt. Feld 2.1 : Das Stabwerk gleicht dem in Feld 1.1, nur kehrt sich das "Höhenverhältnis" um: Höhe 1- 3/Höhe 3 -4 = 6/1 0, um. Dadurch liegt Stab a flacher und die Stäbe d, e sind steiler, wodurch alle Stabkräfte kleiner werden, wie der Plan in Feld 2.2 zeigt.
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 161
Konstruktionen Kratt -übertragung
Ausgangskonstruktionen Zug-,Druckkräfte aus Cremona Plänen Varianten
o Nr. 1.0
Hindernis rechteckig hoch, ohne Biegemomente
2.0
Hindernis recht eckig niedrig, ohne Biege-momente
3.0
Hindernis dreiseitig, ohne Biegemo-mente
4.0
Kräfte -übertragung
3
mit 4 Biege -momenten
1.1 1.2 - Zug
4 Druck
2.1 2.2
4 - Zug - Druck
3.1 2 3.2 - Zug
4.1 u
4
Feld 3.1: Gleichhohes, dreieckiges Hindernis. Hier sind die Stabkräfte a == 4 . F1, b == 4,5 . F1, C == 6,8 . F1• In Feld 3.3 ändert sich nur Druck und Zug. Feld 4.1: Statt der Stabgebilde werden entsprechende räumliche Gebilde dargestellt, die mit großen Biegemomenten belastet sind. Würde das Gebilde aus Feld 4.3 ein Stabwerk sein, dann wären die Kräfte a' = d' == 6 F1 , b' = e' == 6,5 . F1 , so groß wie aus den strichpunktierten Kraftpolygonen aus Feld 3.2 hervorgeht.
5
2
3
4
c=6,O·F c' = 11 4· F
\" '
\ \
\, ----)
Ib' I
2.3
4 - Zug
3.3 - Zug - Druck
4.3
Feld 4.2: Der aus dem Stabwerk des Feldes 1.1 entwickelte Haken gleicht auffallend dem in Bild 6.8-1, Teilbild 1 dargestellten Sichelhaken, das Stabwerk selber dem Rippenverlauf in Teilbild 2. Beim Vergleich der Rippen mit dem Stabwerk kann erkannt werden, daß Rippe R in Bild 6.8-1 festigkeitsmäßig nicht nötig ist.
Konstruktions· Ausgongs-Konstruktion ohne beispiele Biegebeanspruchung Varianten mit Biegebeanspruchung Varianten ohne
Biegebeanspruchung o Nr. 1 2
5.0 5.1 s.z Zug-.Druckkröfte von 5.1
Zug-. Druck Krötle -ansatz out Gerade
5 ~~V1Qtt 0: 4 e. G
~
Q - Zug - Druck
6.0--r-~6~.I~----------z-U-g---+6<.1'---------------------~~6·.l-------------zu-g--~
Druck I Biegung A, Druck Anwendungen /. ~//7mk7 ;;~~i'~ t-+71i·~'1--21-----3 -~-----~~-~c-:-t'7.'Z---f=r-_-_'::'~~~~~-G_-_-_-_B:"'~-g-un-:----+'7'·~-:------3--:G:-----z-ug-F-:--I
F1 G Fz Fl Druck 8.0
EinseitigerHebel
9.0
ZugDruckKröHe -ansatz auf Dreieck
8.1
F1
Zug Druck
," )"". r/ Q '~
8. Z 8.l
9.1
Fz F1
2 ~79-::---....,..61
-Zug -Oruck
FI Fz IO~--+-~IO~.I--------------~-r.1"0.71----------------Bi-e~--ng---t~----------------~
Zweiseitiger 10 Hebel
11.0
Ein -seit iger 11 Hebel
F, Fz F1
11.1 11.Z
Bild 6.8-3 (Blatt 2). Versetzen der Kraft F parallel zu ihrer Wirkungsrichtung ohne und mit Biegebeanspruchung. Einfluß auf den Querschnitt.
Ohne Biegebeanspruchung sind die Querschnitte viel kleiner und ergeben evtl. leichtere, elegantere oder preiswertere Konstruktionen. Zeile 5: Kräfteverteilung, Belastungsart und Relativgröße bei mittiger und seitlicher Abstützung (Felder 5.1 und 5.3) mit Cremona-Plan (Feld 5.2). Zeile 6: Druck-Zugbeanspruchung beim durch Seile gesicherten Mast (Feld 6.1), beim Schenkelträger (Feld 6.3), Biegebeanspruchung beim freien Mast (Feld 6.2).
F 1
11.3
Fz F1
FI Z
- Zug - Druck
Zeile 7: Kleine Querschnitte beim zug- und druckbeanspruchten dreieckigen Träger (Felder 7.1 und 7.3), große Querschnitte beim biegebeanspruchten Doppelhebel (Feld 7.2). Zeile 8: Einseitiger Träger ohne Biegebeanspruchung mit mittiger Stützung (Feld 8.1), mit seitlicher Stützung (Feld 8.3), mit Biegebeanspruchung (Feld 8.2), wie Zeile 7. Zeile 9: Zug-Druckbeanspruchung bei Dreieckträgem. Zeile 10: Kleine Querschnitte beim zug-druckbeanspruchten hängenden Dreieckträger (Feld 10.1), beim gestützten Dreieckträger (Feld 10.3), große Querschnitte beim biegebeanspruchten Einfachträger (Feld 10.2). Zeile 11: Kleine Querschnitte bei Zug-Druck-, große bei Biegebeanspruchung, wie Zeile 10
Konstruktions Beispiele
A usgan gs kanst r u kti on ohne Biegebeanspruchung
Zug-, Druckkräfte aus Cremanu- Plänen Varianten
o Nr. 11.0
Kräfte-ansutz 12 um Winkel
13.0
Zug -, Dr u ck- 13 belastung minimal
14.0
Zug -, Druck- 14 belastung klein
15.0
Zug -, Druck- 15 belastung mittel
16.0
Zug-, Druck- 16 belastung groß
17.0
Zug-Kräfte 17 um Punkt 4
11.1
F,
- Zug - Druck 13.1
F1
14.1
F1
Zug Druck
15.1
F1
16.1
F1
17.1 C4
J . 6'$-",
/ 4
Z F1 e4
F1
4
Zug Druck
Zug Druck (Biegung)
Punkt
3.85 F 7
d4
13.1
/
Bild 6.8-3 (Blatt 3). Versetzen der Kraft F j von Punkt 1 nach Punkt 2. Je näher der Schnittpunkt 4 der Verbindungslinien c und d am Stützpunkt 3 ist, umso größer werden die auftretenden Druck- und Zugkräfte (Felder 12.1; 12.3).
Zeile 13: Die Gestaltungen in den Feldern 13.1 und 13.3 können als Ausführung eines Hebels gelten, bei dem die Kraftversetzung völlig ohne Biegemomente erfolgt. Es können kleine Querschnitte oder weniger feste Materialien verwendet werden. Zeile 14: Zug-Druck-Beanspruchung bei stabilen Gestaltungen (Feld 14.1), relative Kraftgrößen aus Cremona-Plan (Feld
11.3
F1
- Zug - Druck F1 13.3 4
Zug Druck
F / 1
14.3
Biegung
Biegung
14.2), große Querschnitte bei Biegebeanspruchung notwendig (Feld 14.3). Zeile 15: Stabile Form bei geschlossenem Dreieckhebel (Feld 15.1), hochbeanspruchte Form bei offenem Dreieckhebel (Feld 15.3). Zeile 16: Hochbeanspruchte Form bei "offenem" Hebel (Feld 16.1). Vergleich der auftretenden Kräfte bei den verschieden gestalteten Hebeln in den Feldern 15.1 und 16.1 mit Hilfe der Cremona-Pläne in den Feldern 15.2 und 16.2. Feld 17.1: Die Vervielfachung der zu übertragenden Kräfte F j
und F2 bei der Hebelform in Feld 16.1
164 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Wirkungsrichtung entlang einer Geraden. Bei den Konstruktionen nach Feld 5.1 und Feld 5.3 tritt eine Vergrößerung der Kräfte c und d auf, wenn entweder die Hebelarme a und b größer werden oder wenn die Abstützung e kleiner wird (siehe Kräfteplan in Feld 5.2). Ist die "Ab stützung" e extrem klein, treten wie in den Fällen der Felder 6.2 bis 8.2 hohe Biegebeanspruchungen auf, ist die "Ab stützung" c groß, so läßt sich die Konstruktion aus stabartigen Streben bzw. Seilen ausfiihren, wie in den Feldern 5.1, 6.1, 8.1 bzw. 5.3, 6.3, 8.3. Die Querschnitte können, weil dann im wesentlichen nur Zug- und Druckkräfte auftreten, die niedriger sind und über den Querschnitt gleichgroß sind, viel besser ausgenutzt werden. Der Materialaufwand wird viel geringer. Muß die Abstützung G nicht auf der gleichen Geraden liegen wie die zu versetzende Kraft F, dann sind dreieckige Konstruktionen möglich wie in den Feldern 10.1, 11.1 bzw. 10.3, 11.3. Sie sind noch leichter als die mit einer mittleren "Ab stützung" . Bild 6.8-3, Blatt 3, zeigt Konstruktionen, bei denen die Versetzung der Kraft F von Punkt 1 zu Punkt 2 nicht senkrecht, sondern schräg zur Kraftrichtung erfolgt. Bei einer entsprechenden AufgabensteIlung, die Pahl [55, 56] an Konstrukteure aus der Industrie stellte, mit der Vorgabe, daß ein Gebilde mit möglichst niedrigen Beanspruchungen (daher volumenarm und werkstoffsparend) entwickelt werden sollte, wurde hauptsächlich die Lösung des Feldes 16.1 angeboten, nicht die der Felder 13.1 bis 15.1. Wie die Cremona-Pläne fiir gelenkig verbundene Stäbe in Spalte 2 zeigen, sind die geringsten Kräfte dann nötig, wenn die Verbindung der Streben von Kraft F] und F2 in ihrem Kreuzungspunkt liegt, Felder 12.1 und 13.2, und werden größer, wenn der Strebenkreuzungspunkt 4 näher an Punkt 3 liegt, Felder 14.1 bis 16.1 und 14.2 bis 16.2. Die übliche, jedem geläufige Lösung, nämlich der Hebel, ist fiir diese AufgabensteIlung eine der ungünstigsten Lösungen. Schlechte Lösungen sind bei kräftemäßiger Beanspruchung auch die in den Feldern 14.3 und 15.3. Feld 17.1 und 16.2 zeigt die großen Kräfte, welche an Punkt 4 der Hebelausfiihrung auftreten. Zu beachten ist, daß bei großen Beschleunigungen weit vom Drehpunkt liegende Massen große Massenträgheitsmomente und daher große Massenkräfte erzeugen. Diese wachsen mit dem Quadrat des Radius der einzelnen Massenelemente, so daß dann weit ausladende Konstruktionen, wie in den Feldern 13.1 und 14.1 ungünstig werden.
6.1.5.5 Starrheit bei Netzen, Stabkörpern und Stützkräften
In Bild 6.8-4 sind einige Prüfkriterien fiir die starre Sperrung von Netzen, Stabkonstruktionen und Teilen gegen eine Lageveränderung der Knotenpunkte dargestellt. Um beispielsweise die Starrheit von Netzen zu prüfen, wie in Feld 1.1, muß festgestellt werden, ob die die Netzmaschen sperrenden Diagonalen (nach dem Satz von Carpo und Bolker)] einen durchgehenden Graphen ergeben, wie in Feld 2.1, oder ob das nicht der Fall ist, wie in Feld 2.2. Beim durchgehenden Graphen ist das Netz steif, beim unterbrochenen beweglich [13, 86, 14]. Zeile 3 zeigt zwei würfelförmige Stabwerke. Dasjenige, bei dem jeder "Außenrahmen" durch eine "Flächen"-Diagonalverstrebung unbeweglich ist, ist auch insgesamt unbeweglich (starr). Das andere jedoch, bei dem zwar alle "räumlichen" Diagonalverstrebungen starr sind, ist infinitemal beweglich, es wackelt. Ähnlich ist es bei der Bewegungssperrung von festen Teilen. In einer Fluchtlinie liegende, senkrecht aufstützende oppositionelle Sperrvektoren (Feld 4.2) sperren die Rotation nicht, daher auch die Translation nicht. Das Teil ist wackelig. Wenn es seine Lage leicht verändert, treffen die Stützvektoren nicht mehr senkrecht aufund ihre senkrecht auftreffenden Komponenten sperren dann einen Rotationsrichtungssinn. Die in Feld 4.1 angebrachte Stützung sperrt eine Rotationsrichtung und eine Translationsrichtung (siehe Kapitel 13, Band II).
6.1.5.6 Kraftflußverdichtung
Sehr wichtig für die günstige Übertragung von Kräften und Momenten ist ein Sprünge vermeidender Verlauf der Oberflächen und das Vermeiden von Durchbrüchen bei bestimmten Beanspruchungen. So können durch feine Risse, insbesondere an gehärteten Teilen (nicht duktiler Werkstoffe) Spitzenspannung auftreten, die um ein Vielfaches größer sind als die sich örtlich ausbildenden Spannungen. Schrittweiser oder sofortiger Bruch sind häufig die Folge davon.
Carpo, Henry: Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique, Paris (INRIA) Bolker, E. Ethan: Universität Massachusetts, Boston
6.1 Von der Wirkstruktur zur Körperkontur 165
St Q rr Beweglich Sätze Nr.
1.1 starr 1.1 beweg- 1.3
~---c~~~,-~c--..., I ich 1.4
4
1.1 1.1
3.1
4.1 4.1
1.4
Satz von Carpo, H. und Bolker, E.
~zeilen
Kante , 1.1 -'Kante U
Spalten Vl /li ;i __ ~e~~~: 44
V I Spalten 1 Z 3 4 1 Z 3 4
Graph: durchgehend Graph unterbrochen 3.1 3 1 3.3
. Stabwerk: infinitesimal beweglich Stabwerk: starr
Flächen -Diagonalen
Raum -Diagonalen
Satz von Alexandrow
4.1Platle: Rotation um M,in XV-Ebene 4.1Plalte: Rotation um M, infinitesimal 4.3 gesperrt
F1 4
---
Bild 6.8-4. Starre und bewegliche Stabnetze und Stabwerke.
Zeile 1: Nach dem Satz von Carpo und Bolker ist das ebene Gitter dann und nur dann starr. wenn der darunter stehende Graph zusammenhängend ist, z.B. wie hier in Feld 2.1 [14J. Zeile 2: Der Graph entsteht, wenn die "Zeilen-Punkte" mit den "Spalten-Punkten" verbunden werden, die ein Netzfeld kennzeichnen, in dem eine Diagonalstrebe vorhanden ist.
Die dafUr verantwortlichen, sogenannten Kerbspannungen kann man am Teil, bei Kenntnis der Form eventueller Risse, gut lokalisieren. Sie sollten aber, wo immer es geht, vermieden werden. Die Kerbe in der Oberfläche hat, wie in Bild 6.9, Teilbild 1, zu erkennen ist, zwei Wirkungen: Sie verringert die tragende Breite (gestrichelte Linie) und erhöht, je kleiner der Kerbradius p ist(Teilbild 2), die normale Spannung, oft um ein Vielfaches (siehe auch Beispiel im Bild). Die Erhöhung der normalen Spannung wird durch die Formzahl ak angegeben. Sie kann vorausberechnet werden [27], hängt jedoch sehr wesent-
beweglich
Zeile 3: Nach dem Satz von Alexandrow kannjedes Fachwerk, das einem konvexen Polyeder entspricht, infinitesimal starr gemacht werden, indem man Verstrebungen so einfügt, daß jede Fläche aus Dreiecken besteht. Bei der Würfelform werden die Flächen mit Diagonalen versehen, Feld 3.1. Verstrebungen als Raumdiagonale lassen infinitesimale Beweglichkeit zu, das Fachwerk ist wackelig [13, 86J
lich vom Werkstoff ab und ob er Eigenschaften zur plastischen Verformung hat. Besonders gefährdet sind bei Zug durch Kerbspannungen Oberflächen, unter denen ein dichter "Kraftfluß" verläuft wie z. B. in der zugbeanspruchten Ecke des Zahnfußgrundes von Zahnrädern, an der inneren Ecke von gehärteten scharf abgesetzten Wellen, in dem Gewindegrund von (gehärteten) Befestigungsschrauben usw. Je hochwertigere Stähle man fUr stark beanspruchte Teile vorsieht und j e härter sie sind, um so glatter und rißfreier muß ihre Oberfläche sein.
166 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Beanspru-Nr. chungsarl
Zug 1
Biegung 2
Schub 3
(ln =_F_ ÄK
Cl'K Formzahl
3
Durchbrüche
2
und Kerbspannungsspilzen
~ C+_ r:;;: ~~Druck
0:: _-_-= '" Zug
I +otf~~~ Bild 6.9. Durch Kerben und Durchbrüche erhöhte Spannung.
Teilbild 1: Scharfe und unvermittelte Einschnitte im Bereich einer Kraftlinie erzeugen örtlich hohe und oft folgenschwere Spannungsspitzen. Ein Maß für die Spannungserhöhung ergibt die Formzahl aK. Teilbild 2: Aus den Größen p; b; B läßt sich die Formzahl a K
berechnen. Sie kann bei p/b = 0,1 ; B/b = 1,1; aK = 2,15 und bei Verkleinerung von p mit p/b = 0,04; B/b = 2,0 schon aK =
4,00 sein (elastische, harte Materialien). Teilbild 3: Vermeiden der dargestellten Durchbrüche bei den einzelnen Beanspruchungsarten, da sie zu hohen Spannungsspitzen führen
Für verschiedene Beanspruchungsarten sind verschiedene Unterbrechungen des glatten Kraftflußverlaufs kerbspannungserhöhend. In Bild 6.9, Teilbild 3, wird am Beispiel eines flachen, ebenen Teils gezeigt, daß Risse senkrecht zur Kraftrichtung bei Zug besonders hohe Spannungsspitzen zur Folge haben (Zeile 1), bei Biegebeanspruchung auch runde Durchbrüche im Zugbereich kritisch sein können (Zeile 2) und bei Schub die Verringerung des Querschnitts auch recht unvorteilhaft ist (Zeile 3).
6.2 Struktur- und Gestaltoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden
Beim Suchen der richtigen Form von Einzelteilen oder Baugruppen, d. h. beim Gestalten, werden bewußt oder unbewußt immer wiederkehrende Arbeitsprinzipien [47] angewendet. Es sind dies unter
anderem das Variieren. das Abstrahieren und Konkretisieren. das Iterieren. das Ändern des Betrachtungsfeldes. das Gliedern in Bauteile und Module, das bestimmten Anforderungen "gerecht" werden. das Zurückgreifen auf symmetrische Teile und das Vorgehen nach ausgewählten Konstruktionsregeln. Diese Arbeitsprinzipien sollen dem Konstrukteur im folgenden voll bewußt gemacht werden, wobei angestrebt wird, die hierbei auftretenden Gesetzrnäßigkeiten zu formulieren, um eventuell einige der darauf beruhenden Vorgehensmethoden auch auf den Rechner übertragen zu können. Es wird daher versucht, stets auch eine möglichst "konstruktionsnahe" Definition der einzelnen Arbeitsprinzipien anzugeben.
6.2.1 Variieren
Ein methodisch arbeitender Konstrukteur gibt sich nie mit der ersten Gestaltfindung zufrieden. Er wird versuchen, sie systematisch zu variieren, um die Form zu finden, welche allen Anforderungen, angefangen von der Funktion bis zu Fertigung, am ehesten "gerecht" [54] wird. Was man unter "Variieren" versteht, welche Möglichkeiten vorliegen, wenn nicht oder wenn zusätzlich zum Variieren kombiniert wird, beschreiben die folgende Darlegung und die Bilder 6.1 0 bis 6.12. In Bild 6.13 ist auch etwas über die Anordnungen gesagt (siehe auch [47]).
6.2 .1.1 Definition:
Variieren ist das Ändern eines oder mehrerer Merkmale eines Objekts, wobei mindestens ein wesentliches Merkmal, an dem das Objekt nachher auch wiederzuerkennen ist, konstant bleibt.
6.2.1.2 Erläuterung:
Es kann jedes Objekt durch eine Summe von Merkmalen beschrieben werden. Sind diese Merkmale nicht voneinander abhängig, kann sowohl jedes einzelne als auch jede Kombination der Merkmale variiert werden. Sind sie voneinander abhängig (wie z. B. Ecken- und Seitenzahl in einem Polygon), dann kann man nur eine der beiden Eigenschaften unabhängig variieren, die andere ergibt sich von selbst. Ein Körper, z. B. ein Quader, hat folgende geometrischen Merkmalsarten [48]:
1. Merkmale der Größe: Z.B. Wert der Seitenlängen und/oder Winkelgrößen.
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 167
~ Ausgang Varianten Variationsgrößen Parameter Merkmal Nr. 1 2 3 4 5
1.1 1.2 1.3 1.4- 1.5
Seitenlänge
bU ,a Größe oder / und 1 U L]b Winkelgröße
b a a 2.2 2.3 2.4 2.5 a
a b Seiten-, Ecken-
ol~ 0 b b Zahl 2 oder / und
~ Winkel zahl
bU
b b a a a a
a 3.2 3.3 3.4 3.5
Geraden - . {] bA Kreisbogen-. bO Form Kurvenbe - 3
bU grenzung der Flöchen a Q I
4.5 4.6 4.4 4.5 Voll.
Topologie einfach oder 4 bm bE:l I bb~0~ br~ 8~~ mehrfach durchbrachen a
Bild 6.10. Variation einzelner geometrischer Merkmalsarten (Konturen) eines quaderförmigen Körpers nach den wesentlichen Gesichtspunkten einer Gestalt, nämlich ihrer Größe, Zahl, Form und Topologie (siehe auch "GestaltvariationsKatalog 11.10.1" in Band 11).
2. Merkmale der Zahl: z. B. Anzahl der Seiten, Ecken oder Winkel.
3. Merkmale der Form: z. B. Funktionswerte des Kurvenverlaufs, der Geraden, Kreisbögen oder sonstiger Kurven der Flächen, Spurlinien (Kanten).
4. Merkmale der Topologie: 2
z. B. Voll, einfach, zwei-, drei-, vierfach usw. durchbrochen.
6.2.1.3 Variation der Körperausbildung
Es können alle Merkmalsarten variiert werden, nur muß mindestens eine wesentliche Art konstant blei-
2 Die Topologie ist ein Teilgebiet der Analysis, das diejenigen Eigenschaften ebener, räumlicher Punktmengen behandelt, die bei stetigen Veränderungen erhalten bleiben [12]. So sind eine nicht durchbohrte Kugel und ein voller Kegel topologisch gleich, denn man könnte durch stetige Veränderungen der Oberflächen den einen in den anderen Körper überführen, nicht aber z. B. einen kugelförmigen in einen ringförmigen Luftballon, die daher topologisch verschieden sind.
a a
Zeile 1: Absolute Größen von Strecken und Winkeln Zeile 2: Anzahl der Seiten und Ecken Zeile 3: Oberflächen-, Kantenformen Zeile 4: Topologisches Geschlecht (von 0 bis 4)
ben, z. B. die Seitengröße (Nr. 1), die Anzahl der Seiten, Ecken usw. (Nr. 2), die Form der Flächen (Nr. 3) oder die topologische Form (Nr. 4), weil sonst die Identität des Objektes verloren geht. In den Bildern 6.10 bis 6.l2 ist die Variation der Merkmalsarten für einen Quader erfolgt. In Bild 6.10 wird in einer Zeile jeweils nur eines der vier Merkmalsarten variiert, die drei restlichen bleiben konstant. Bild 6.11 enthält die möglichen Kombinationen von zwei variierbaren und zwei konstant bleibenden Merkmalsarten. So wird in Feld 1.2 ein Körper mit geänderter Seitenlänge und Eckenzahl (variierte Merkmalsart), aber ebenen und nicht durchbrochenen Flächen (konstant bleibende Merkmalsart) gezeigt. In Bild 6.12 sindjweils drei Merkmalsarten kombiniert und geändert, während nur eines konstant bleibt. Zum Beispiel ist in Feld 3 ein seiten-, eckenverändertes und durchbrochenes Teil gezeigt, das aber ebene Flächen hat. Die Identität des Objektes kann auch durch eine Vielzahl von Merkmalsarten erhalten bleiben. Im Bild 6.12 sind Kombinationen dargestellt, in denen je-
168 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
I~ Var i ati ons parameter Zahl Form
Vari - Seiten-, Geraden- , ations- Ecken - Kreisbogen -para- Merkmale -
oder fund Kurvenbegren-meter Winkelzahl zung der Flöchen
Nr. 1 2 3 1.1 1.2 1.3
Seitenlönge
+bL> Gröne oder fund 1
+bEj) Wmkelgröne +a +a
Ausgang 2.2 2.3 Seiten-,
Zahl Ecken- 2
bU
--
6 oder fund Winkel zahl
a a Geraden-, 3.2 3.3
Kre i sbogen-, Form Kurvenbe- 3 -- --
grenzung de r Flöchen
Bild 6.11. Kombination von jeweils zwei geometrischen Merkmalsarten des Quaders und Variation der in der Kopfspalte und Kopfzeile angegebenen Merkmale.
Konstant bleiben hier die nicht dem Kreuzungsfeld entsprechenden Merkmale, also in den Feldern: 1.2: gerade Kanten, volles Teil 1.3: Eckenzahl, volles Teil
weils drei Merkmalsarten konstant bleiben. Bleiben vier Arten konstant, ändert sich in diesem Beispiel das Objekt nicht. Eine Ausnahme entsteht, wenn die Winkel 90° sind, denn dann sind Winkelgröße und Seitenlänge nicht voneinander abhängig, und es bestehen praktisch fünf unabhängige Merkmalsarten. Ein Beispiel für die Anwendung von Gestalt-Variationsoperationen aufgrund der vier Merkmalsarten aus Bild 6.10 ist in Band II im Zusammenhang mit dem Konstruktionskatalog 11.10.1 "GestaltvariationsOperationen" aufgeführt. Dabei wird u. a. gezeigt, wie die Gestaltfindung eines Pleuels auf grund dieser Operationen erfolgt. Die jeweilige Operation (im Bild in Spalte 2) dient zur Realisierung einer Anforderung, die in Spalte 1 steht (siehe auch [49]).
6.2 .1.4 Variationen der Anordnung
Ist mehr als ein Körper- oder Flächenelement vorhanden, dann besteht noch die Variationsmöglichkeit der Anordnung. Die Anzahl möglicher Anordnungen sprengt sehr schnell den Rahmen des Überschaubaren, so daß in den Beispielen des Bildes 6.13 nur
Topologie
Voll ,einfach oder mehrfach durchbrachen
4 1.4
+bL~ ~ GO fb
2.4
@ -..........b
3.4
~b a
1.4: Eckenzahl, gerade Kanten 2.3: Seitenlängen, volles Teil 2.4: Seitenlängen, gerade Kanten 3.4: Seitenlängen, Eckenzahl Würden die Kombinationen von jeweils zwei Parametern aller Varianten durchgespielt, ergäben sich ftir jedes Feld in Bild 6.10 jeweils 4 2 = 16 verschiedene Körper
orthogonale Anordnungen berücksichtigt wurden. In Spalte 1 wurden zwei Würfel betrachtet. Ihre Relativlagen ergeben sich, wenn jede Fläche von Element a gegenüber jeder Fläche von Element b zu liegen kommt. Das sind in der Ebene 16, im Raum 36 orthogonale Relativlagen. Darüber hinaus gibt es noch 4 bzw. 6 absolute Orthogonallagen, d. h. Element b liegt ober-, unterhalb, rechts, links oder vor bzw. hinter Element a. Es gibt daher insgesamt allein bei zwei Teilen in der Ebene (Rechteckflächen) 64 und im Raum (Quader) 216 Orthogonallagen. Ein bekanntes Beispiel für die Anordnungsvielfalt ist die Tatsache, daß man ein Diapositiv in acht verschiedenen Relativlagen in den Projektor einführen kann, von denen nur eine richtig ist, wobei der Projektor feststeht (Are! . 1/4) aber beide Seiten betrachtet werden (Are! . 2), daher Are! = 16· 1/4· 2 = 8. Diese Möglichkeiten steigen "explosionsartig", wenn statt zwei drei Körper in ihrer Lageanordnung variiert werden müssen, wie das aus den Spalten 3 und 4 des Bildes 6.13 zu erkennen ist. Gewisse Restriktionen, welche den Ausschluß bestimmter Lagen ergeben, können diese Möglichkeiten oft um Größenordnungen verringern.
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 169
Vari- 2 ier te Merkmale 3
4
~ bU a fa
Konstant Volles Teil Gerade Konten Eckenzahl
Bild 6.12. Kombination von jeweils drei geometrischen Merkmalsarten des Quaders.
Von jeder veränderlichen Merkmalsart wurde eine der in Bild 6.10 gezeigten Varianten genommen. Würden die Kom-
Seitenlönge
binationen von drei Merkmalsarten mit jeweils 4 Varianten durchgespielt, ergäben sich in jedem Feld 4 3 = 64 verschiedene Körper
1\ 2 Elemente 3 Elemente
Ebene Raum Ebene
Nr. 1 2 3 1.1 1.2
l]b 1.3
Db . .
Db (-Anord- I I'
I I L __ ...J/ L_ 1 L_r_.J --1
lja(_ -6-0 nung -'O~-,. I
.. .-t --1' . . ~ I. ,
_ .J - L.._ i L __
r-.l.-, __J,/ ...---" I
I I (--1': Relativ- 2.1 2.2 2.3
43 = 54 logen 2 Are! =42 =16 62 = 36
Feld- 3.1 3.2 3.3 logen 3 AFeld= 41 = 4 61 = 5 42 = 16
Relativ- 4.1 4.2 4.3
und 4 Aabs = 43 =64 63 = 216 45 = 1 024 Feldlogen
Bild 6.13. Orthogonale Anordnungsvariationen von zwei und drei Elementen in der Ebene und im Raum.
Die Zahl der Anordnungen steigt exponentiell mit der Körperzahl n. Ist m die Anzahl der Orthogonallagen, dann gilt: Arel = m n, AFeld = m(n-l), Aabs = m 2n- l . Es ist
Nutzanwendung
Als praktische Nutzanwendung der dargelegten Gesetzmäßigkeiten der Variationstechnik für die Konstruktion sei festgehalten:
- Es gibt beinahe immer Möglichkeiten der gestaltlichen Veränderung von Teilen. Daher muß bei unbefriedigenden Gestaltungsergebnissen stets ein Versuch der Merkmalsvariation gemacht werden.
Raum
4
1.4l] •• b . a c
~ LV ..
2.4 53 = 216
3.4 62 = 36
4.4 65 =7776
Arel: die orthogonalen Relativlagen beider Körper, ohne Ortsveränderung
A Feld: Die orthogonalen Lagen bei Ortsveränderung (gestrichtelt)
Aabs: Relativlagen bei ortsveränderten Lagen
- Bei den zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten sollte stets versucht werden, die Kombination herauszusuchen, welche die Funktionen voll erfüllt und gut fertigbar ist.
- Sind mehr als zwei Teile anzuordnen, dann ist es in den meisten Fällen möglich, günstige Lagen zu finden, wenn man die Variationen alle durchspielt!
- Ergibt sich dennoch keine günstige Variation, sollte versucht werden, mindestens eine Restrik-
170 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
tion fortfallen zu lassen. Sofort erhöhen sich dann die Anordnungsmöglichkeiten wesentlich (siehe auch [48]).
6.2.2 Abstrahieren und Konkretisieren
Eines der wichtigsten Arbeitsprinzipien beim Konstruieren ist das abwechselnde Abstrahieren und Konkretisieren.
6.2.2.1 Definition
Abstrahieren ist das Aussondern bestimmter Merkmale in der Absicht, das Gleichbleibende und Wesentliche verschiedener Gegenstände zu erkennen, um zu allgemeinen Begriffen und Gesetzen zu kommen, vor allem im wissenschaftlichen Denken. Welche Merkmale für wesentlich genommen werden, hängt einerseits von der sachlichen Fragestellung, andererseits von Aufmerksamkeit, Interesse, Einsicht und Bildung ab.
6.2.1.2 Theoretisches Beispiel mit Venn-Diagramm
Der Vorgang des Abstrahierens ist in Bild 6.14 dargestellt. Die drei Mengen 1, 2, 3 haben Elemente, die zum Teil gleich und daher gemeinsam, zum Teil ver-
1 ---~/
e
d
3
Bild 6.14. Finden der wesentlichen Elemente der Mengen 1,2 und 3 im Venn-Diagramm, mit gemeinsamen Merkmalen.
In jeder Menge des Beispiels sind Körper mit verschiedenen Profilen enthalten. Als gemeinsames wesentliches Merkmal der drei Mengen wird erkannt, daß jede von ihnen auch ein Rundprofil hat (Schnittmenge a). Das Merkmal "schraffiert", auch in jeder Menge enthalten, ist hier als unwesentlich betrachtet. Die gemeinsamen "Merkmale" in den Schnittmengen b, c, d gelten nur für 2 Mengen, die Merkmale in den Feldern e, f, g nur für eine
schieden und daher nicht gemeinsam sind. Bei diesen drei Mengen sind die gleichbleibenden, daher gemeinsamen die Elemente der Klasse a. Sie ergeben, soweit es sich um wesentliche Merkmale handelt, die Merkmale zur abstrakten Darstellung der drei Mengen 1 bis 3. Ein abstraktes Modell dieser Menge kann daher nur die Merkmale der Klasse a haben. Welche Merkmale wesentlich sind, entscheidet der Abstrahierende. Beim Beispiel hat er entschieden, daß nicht das Merkmal "Schraffierung" wesentlich ist, sondern die Form, hier die Kreisform. Diese Merkmalsunterteilung ist auch maßgebend für die Festlegung der Merkmale des "Gliederungsteils", der des "Hauptteils" und der des "Zugriffsteils" bei Konstruktionskatalogen. Betrachtet man allein die wesentlichen Merkmale, dann sind für den Gliederungsteil nur die der Klasse a und für den Zugriffsteil die aller Klassen geeignet. Für das jeweils angeführte Beispiel im Hauptteil und die von ihm vertretenen Objekte muß das Merkmal der Klasse a gelten und ein oder mehrere ausgesuchte Merkmale der Klasse e bei Menge 1, der Klasse fbei Menge 2 und der Klasse g bei Menge 3.
6.2.2.3 Praktisches Beispiel für feste Verbindungen
Werden statt der drei Mengen mit geometrischen Elementen des Bildes 6.14 die sieben Mengen von Verbindungsarten in der Kopfzeile des Bildes 6.15 betrachtet, dann geben die Bezeichnungen in den Feldern jeweils an, daß für diese Verbindungen das in der Kopfspalte angeführte Merkmal gilt. Das Merkmal der Zeile 1 (Relativbewegung zwischen a und b gesperrt) gilt hier für alle Verbindungen und entspricht dem Merkmal der Klasse a in Bild 6.14. Für einen Gliederungsteil in Konstruktionskatalogen müssen solche Merkmale gesucht werden, die es gestatten, jede Verbindungsart durch eine bestimmte Merkmalskombination zu kennzeichnen. Zeile 1 kann die Benennung des Kataloges ergeben, die Zeilen 3 und 5 binäre, die Zeilen 2, 4, 6, 7 umfassendere digitale Gliederungsmerkmale. Trifft eine Merkmalskategorie auf eine der Verbindungen nicht zu (hier nicht dargestellt), dann ist sie für die Gliederung nicht geeignet. Für das Abstrahieren beim Konstruieren ist es zunächst wichtig und genügend, allgemeine Eigenschaften des behandelten Objekts zu finden und diese zu variieren. So bildet für Verbindung 4 in Bild 6.15 nur die Reibung eine Sicherung gegen Demontage (Merkmal 4). Bei Verbindung 2 ist es der Nietkopf. Wird dessen Halteprinzip aber nur ein-
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 171
seitig auf Verbindung 4 angewendet, entsteht eine neue, hier nicht angeführte Verbindung, die dem Nagel ähnlich ist. Es läßt sich auch das Zusammenhalten durch Gewinde auf den Nagel übertragen (Schraubnagel) oder das Verbindung 5 (Schraube) durch "Stoff umformung" z. B. Kerben, durch "Verschmelzen" z. B. versiegeln, sichern. Die systematische Anordnung ermöglicht es, durch Übertragen der Eigenschaften neue Lösungen zu finden (siehe Band I1I). Viel häufiger als uns bewußt wird, müssen wir abstrahieren. Jede Ordnung setzt das voraus. Sollten Teilemengen, kleine oder größere Verbände, Maschinen, Geräte oder Apparate geordnet werden, muß ein ähnlicher wie der beschriebene Abstraktionsprozeß durchgeführt werden, damit z. B. eine Speicherung im Rechner und ein schneller Zugriff möglich ist.
6.2.2.4 Konkretisieren
Durch Abstrahieren und anschließendes Konkretisieren bei Variation eines für alle geltenden Merkmals kann man in der Regel sehr leicht und schnell neue Lösungen finden (siehe Kapitell).
Definition: Konkretisieren ist als Gegensatz zum Abstrahieren das Leibhaftig-, Anschaulich-, Gegenständlich- oder Wahrnehmbarmachen. Die Mengen werden mit neuen Merkmalselementen gefüllt, die alle Elemente, sofern es sich nicht um Wiederholteile handelt, voneinander unterscheiden.
6.2.2.5 Methode: Abstrahieren und Konkretisieren
Es handelt sich um eine der effektivsten Konstruktionsmethoden und setzt nur voraus, daß neben dem Merkmal, welches das Objekt bestimmt, hier z. B. "feste Verbindung", noch ein zweites existiert, das variiert werden kann, z. B. "Schlußart" zur Krafterzeugung. Diese kann nun ersetzt werden (beim Effekt variieren) z. B. durch eine magnetisch, eine durch Erdanziehung oder durch Zentrifugalkraft bzw. eine über die van der Waalschen Kräfte wirkende (stoffschlüssige) Kraft. Es können durch Kombination der Eigenschaften der vorliegenden festen Verbindungen, die in Bild 6.15 gezeigt werden, noch viele andere gefunden werden. In Bild 1.2 (Kapitel I) ist dies Vorgehen zum Finden einer anderen (in der Regel neuen) Lösung für das Aufladen eines Containers dargestellt. Das konstante gemeinsame Merkmal, welches im Bild nicht erwähnt ist, ist "Bewegung des Containers vom Boden
auf das Fahrgestell und zurück". Es ist durch die Aufgabenstellung als "Festforderung" gegeben und kann nicht variiert werden. Abstrahiert man nun die konkrete Ausführung einer vorliegenden Lösung, z. B. mit Hydraulikzylinder (die zum Bewegen eine Kraft zur Verfügung gestellt werden muß), ergibt sich der Effekt "Druckausbreitung" und die Teilfunktion "Kraft vervielfachen". Das zweite gemeinsame Merkmal neben "Container bewegen" ist daher "Kraft vervielfachen" mittels eines physikalischen Effekts. Beim Konkretisieren wird ein anderer Effekt gewählt (siehe Kataloge, Band II), hier z. B. der der "Kraftzerlegung". Eine Möglichkeit ist die Ausführung mit Schiefer Ebene, mit Keil, mit Kniehebel (Bild 1.3). In Bild 1.3 (Kapitel I) abstrahiert man zunächst (steigt auf den "Gipfel") und konkretisiert mit einem variierten Effekt ("steigt" einen anderen Weg herab) zu einer neuen Lösung (zu einem neuen "Ort"). In Bild 1.4 ist die Ergebnislösung anschaulich dargestellt. Diese Methode der Abstraktion, der Konkretisierung und Variation bei gemeinsamer Teilfunktion läßt sich auf vielen anderen Gebieten erfolgreich einsetzen.
6.2.3 Iterieren
6.2.3.1 Anwendung beim Konstruieren
Durch Iterieren können beim Gestalten optimale Formen, Größen und Anordnungen gefunden werden. Der Einsatz dieser Vorgehensweise läßt sich für zwei Fälle vorsehen:
- Wenn eine Form, eine Größe oder eine Anordnung gefunden werden soll, die wohl explizit darstellbar oder berechenbar, das dafür erforderliche theoretische Verfahren aber umständlich und zeitraubend oder unbekannt ist.
- Aufgrund der zahlreichen zu berücksichtigenden Randbedingungen oder Anordnungspartner ist es gar nicht möglich, die Auswirkungen einer Änderung zu berücksichtigen, da das Problem explizit nicht erfaßbar oder zu komplex ist.
6.2.3.2 Definition
1terieren ist das ständige Wiederholen eines oder mehrerer Vorgehensschritte beim Konstruieren mit den aus den vorläufigen Ergebnissen geänderten Parametern. Es ist dabei darauf zu achten, daß die Lösung konvergent ist, das heißt, daß sie bei jedem Versuch einem sich ergebenden Endwert absolut
172 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Einzuteilende Objekte
Merkmale
Relativbewegung zwischen a und b gesperrt, Feste Verbindung
Haltekräfte
Demontage möglich
Nr
~ a b / \ r 7/ \
1.1
ja
2.1
van der Waalssche Kräfte
3.1 nein
1.2
2.2
3.2
ja
Elastische und Reibkräfte
nein
1.3
ja
2.3
Elastische Kräfte
3.3
Schlußart in senkrechter Richtung
41 4.2 4.3
Stoffschluß Elastischer Schluß (steif) I Elastischer Schluß
Spielfrei (Vorspannung ) 5.1
ja 5.2
ja
6.1 62 Sicherung gegen
Stoffliches Demontage
Verschmelzen I
Stoffumformung
------- I
Ausbildung der 7.1 I 7.2
Verbindungsmittel Zylindrisch, Verbindungszone 7 - Gerecht Nietköpfe
Bild 6.15. Einteilung von Objekten nach ihren wesentlichen Merkmalen.
Steht jede Spalte fiir eine Menge von Objekten gleicher Funktionsweise, dann bedeuten gleiche Bezeichnungen in den Feldern, daß diese Objekte ein gemeinsames Merkmal haben (in Bild 6.14 eine gemeinsame Schnittmenge). Dies Merkmal
näherkommt, sich von diesem aber nicht wieder entfernt.
6.2.3.3 Beispiel
Für die Ermittlung der Hauptabmessungen des Zylinders und Kurbeltriebs eines Motors geht man von einer ersten Festlegung aus. Die Skizze H in Bild 6.16 ergibt z, B., daß die Motorhöhe (88 . x) zu groß wird (wobei hier viele Details der Übersichtlichkeit halber weggelassen wurden). Ein erneuter Versuch (Skizze K) mit gleichem Hubvolumen und gleicher Kompression ergibt bei Zylinderdurchmesser d k = 23 ' x eine kleinere Motorhöhe, aber eine größere Motorlänge (/ k = 166 . x). Erst der dritte Versuch (Skizze N) ist befriedigend, mit dN = 22· x und IN = 160· x. Diese Iterationslösung hätte auch für die Maße des Getriebe-Mechanismus durch explizites Rechnen ermittelt werden können. Für die richtige Gehäusegestaltung muß sie jedoch zeichnerisch durchgeführt
5.3
! Ja
6.3 ------1
I
Elastische Kraft
j 7.3 ,,:o"'"~-T i I
Kellförmlg
kann Gliederungsmerkmal eines Einteilungsschemas (eines Konstruktionskataloges ) sein, Steht in jedem Feld einer Zeile der gleiche Begriff, dann bezeichnet das Merkmal die Objektart, hier (Zeile!) "Feste Verbindung". Die Merkmalsbildung erfolgt hier nach einer Nominalskalierung (Kap. 12) und liefert daher zwar eindeutige aber sehr allgemeine Aussagen
Bild 6.16. Iteratives Vorgehen zur Bestimmung der genauen Form des Kurbelgehäuses.
Geringe Durchmesseränderungen am Zylinder verändern die Funktionsmaße und das Gehäuse sehr wesentlich. Von der Lösung H (hoch, d = 21 . x) ausgehend, wird der Zylinderdurchmesser beim Verbrennungsmotor zunächst in Lösung K (klein) auf d = 23 . x vergrößert, wobei Hubvolumen, Kompression und Kraftmaximum gleich bleiben sollen. Der Motor (6 Zylinder) baut dann zu lang (I K = 166 'x) und wird kürzer, wenn in Lösung N (normal) die Motorhöhe zwar h N = 82 . x, der Zylinderdurchmesser d = 22 . x, daher die Motorlänge IN = 160 . x beträgt. Die Außenmaße des Motors sind dann etwa (82, 44, 160) . x. Die Form des Kurbelgehäuses wird weitgehend von den Umhüllenden der umlaufenden Eckpunkte des Pleuels bestimmt, die wohl auch berechenbar sind. Trotzdem muß ein iteratives Vorgehen gewählt werden, um die komplizierten Formen des Gehäuses in allen Details zu ermitteln
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 173
iIl a
I" ~ '.4 ' .5 1.6
I ' 7 ja ja ja ja
2.' 2.5 2.6 27
Reibkräfte Elastische Krälte Feld· und Reaktionskräfte ( Reibkräfle ) Reibkrälte bei Berührung
3A ja
3.5 ja
36 ja
37 ja
'.4 4.5 ' .6 47
Reibschluß Elastischer Schluß
Schwereschlu ß reiner FormSChluß (steif )
5.' ja
5.5 ja
5.6 ja
5.7 nein
6.' 6.5 6.6 6.7
Reibkrafl Reibkralt große Masse Stoffumformung
7.4 7.5 7.6 77
Zylindrisch Zylindrisches Gewinde. Dreipunktaullage Zylindrisch .
Schraubenkopf Sliftverbreiterung
H K N
77-x
88 · X
Motorlönge (5 Zylinder)
IH =(5·21+7·4)·x =154·x IK = (5 . 23 + 7·4 ) . x = 155 . x IN = (5·Z2+7·4)·x =150·x
174 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Gesamtdarstellung Teilegruppe Detail
ve rkl eine r n •• _____ ======================----•• ve r gr örlern
Bild 6.17. Betrachtungsjeld ändern durch Vergrößern oder Verkleinern der Darstellung, besonders in kritischen Zonen [67].
Teilbild 1: Gesamtdarstellung eines Dreiganggetriebes. Aufbau und Funktion sind erkennbar. Teilbild 2: Ausschnitt von Teilegruppen aus der GesamtdarsteIlung. Wesentliche Details sind erkennbar.
werden, weil die Anzahl der eingehenden Parameter zu groß und der Zusammenhang zu komplex, sowie die Formulierung des mathematischen Formalismus für den Konstrukteur oft zu kompliziert und ungewohnt ist.
6.2.4 Betrachtungsfeld ändern
6.2.4.1 Begründung
Beim Gestalten hat man es in der Regel mit sehr komplexen Gebilden zu tun. Allein aus der Anordnung der Einzelteile, aus der Notwendigkeit, sie so zu gestalten, zu unterteilen und zu tolerieren, daß sie fertigbar und montierbar sind, ergeben sich während des Konstruktionsvorganges zahlreiche Änderungen der Einzelteile und der Details ihrer Verbindung. Es ist daher notwendig, daß der Konstrukteur alle beeinflussenden Bedingungen stets im Auge behält, dafür seinen Lösungsraum vergrößert, um die Umgebung bestimmter Teile und deren Zusammenwirken beurteilen zu können, ihn dann aber auch verkleinert,
Teilbild 3: Ausschnitt für die Bearbeitung der Details von Einzelteilen und ihrer fertigungsgerechten Gestaltung. Durch dieses Vorgehen kann die günstigste Gestaltung der Einzelteile im Hinblick auf ihre Funktion, Montage und Herstellung überprüft und ihre sinnvolle Einordnung in das gesamte Maschinensystem kritisch betrachtet werden
um alle Einzelheiten des oder der Teile zu erkennen und zu gestalten. Zusätzlich ändert er fortlaufend auch den Betrachtungsgesichtspunkt, prüft z. B. die geometrischen Größen, die Festigkeit, die Fertigbarkeit, die Montierbarkeit usw.
6.2.4.2 Definition
Betrachtungsfeid ändern heißt, sowohl den Lösungsraum einer Konstruktion, mit dem man sich gerade befaßt, vergrößern oder verkleinern, um dessen Umgebung zu berücksichtigen bzw. dessen Details, als auch andere wichtige Gesichtspunkte wie Festigkeit, Fertigbarkeit bzw. Montage innerhalb dieses Lösungsraumes zu prüfen. In der Rechner(Computer-) technik wird die damit verbundene Vergrößerung oder Verkleinerung auch "skalieren" genannt.
6.2.4.3 Beispiel
In Bild 6.17 ist nach Rutz und Ehrlenspiel [67,29] ein kennzeichnender Fall des ständig wechselnden
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 175
Reifen
Chassis
An! r ieb ---':~~~=====~-1
2
Bild 6.18. Gliedern in mehr Teile als kinematisch notwendig wären.
Teilbild 1: Funktionsfahige LKW-Hinterradausfiihrung, bestehend aus den drei notwendigen Teilen a, b, c (Wirkstruktur). Teilbild 2: Erweitern zur Entwurfskontur mit maßstäblichen Größen und Querschnitten, aber nur mit den kinematisch notwendigen Teilen.
Betrachtungsfeldes durch Vergrößern und Verkleinern des Zeichnungsausschnitts dargestellt. Die Notwendigkeit ist offensichtlich, da die Gestaltzone einmal das ganze Getriebe und einmal nur die Lagerung betrifft, beide aber in einem ganzen Gebilde bezüglich der Größen, Funktionen, Montagemöglichkeiten [5, 1,57] usw. zusammenpassen müssen.
6.2.5 Gliedern in Bauteile
6.2.5.1 Notwendigkeit
Das Gliedern in einzelne Module, Bau- oder Einzelteile ist in der Richtlinie VDI 2221 [77] als besonderer Konstruktionsabschnitt angeführt, da diese Tätig-
3
Teilbild 3: Fertigungstechnisch durchgearbeiteter Gesamtentwurf. Zerlegen in zahlreiche zusätzliche Teile wegen der Funktion (Zone 9), des Werkstoffs (Zonen I, 3, 6, 8, 9), der Fertigung (Zonen 1,2,4,6,8,9,10), der Montage (ZonenI, 2, 3,4,5,6,7,8, 10) und der Reparatur (Zonen I, 3, 5, 6). Der Einbau der notwendigen Verbindungen hat zahlreiche Konturänderungen der Einzelteile zu Folge
keit in der Gestaltenden Phase von grundsätzlicher Bedeutung ist. Die Prinzip skizze wird in der Regel als Strichschema oder auch als Skizze mit den Umrissen der Funktionsteile geliefert und berücksichtigt meistens nur die Notwendigkeit der Bewegung der Hauptteile, weniger aber Notwendigkeiten der Montage, Fertigung und Werkstoffverschiedenheiten. Durch Zerlegen komplexer Teile in entsprechend geformte Einzelteile wie in Bild 2.16, die nachträglich miteinander fest oder beweglich verbunden werden, kann das ursprüngliche Gebilde wieder zusammengestellt werden. Dadurch wird die Montage ermöglicht, die Fertigung vereinfacht oder sogar erst ermöglicht und die von der Funktion, der Gestaltung, den Betriebs-
176 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
und Kosteneinflüssen her gestellten Anforderungen können optimal erfüllt werden.
6.2.5.2 Beispiel
In Bild 6.18 ist eine Lkw-Hinterradausführung dargestellt, in Teilbild 1 aus den drei kinematisch notwendigen Teilen a, b, c bestehend, in Teilbild 2 so, wie sie bei der ersten Konturgebung aussähe, in Teilbild 3 so, wie sie im Hinblick auf Werkstoffe, Montage und Fertigung tatsächlich ausgefuhrt wird. Die Notwendigkeit der Trennung ist u. a. gegeben:
Wegen der Funktion an der Stelle: 9. Wegen der Werkstoffe an den Stellen: 1,3,6,8,9. Wegen der Montage an den Stellen: 1,2,3,4 bis 8,10. Wegen der Fertigung an den Stellen: 1 bis 8,10. Wegen der Reparaturen an den Stellen: 1,3,5,6.
Diese Aufgliederung in montier- und fertigbare Bauteile sowie deren zweckmäßige Verbindung hat entscheidende Bedeutung fur das Gestalten der einzelnen Teile beim Konstruieren.
6.2.6 Symmetrische Bauweisen
Sowohl bei der Aufstellung von Funktionsplänen, bei der Auswahl von Effekten, geometrischen Wirkstrukturen und bei der Gestaltung spielt die Betrachtung der Symmetrie eine große Rolle. In der Kristallographie, der Chemie, aber auch der Atomund Elementarteilchenphysik ist deren elementare Bedeutung schon lange erkannt und als eines der fundamentalen Naturgesetze betrachtet worden. Danach sagt die Symmetrie voraus, welche Teilchen es gibt und wie sie sich verhalten ... " [36], d. h. neue Hypothesen, aber auch postulierte Naturgesetze werden mit Hilfe von Symmetriebetrachtungen und der daraus resultierenden zu erwartenden Experimentalergebnisse auf ihre Richtigkeit geprüft. "Symmetrie ist das Gesetz der Naturgesetze [83, 35], denn ohne die Gewähr ihrer ständigen Wiederholbarkeit sind sie keine Gesetze". In der Konstruktionslehre, insbesondere bei der Gestaltung, bei Fertigung, Montage, Gebrauch von technischen Objekten wurde die Symmetrie schon immer bewußt oder auch unbewußt berücksichtigt. Der Bauplan der Lebewesen, (paarweise Fortbewegungsorgane, doppelte Sinnesorgane) ergibt manchmal für mehrere Ebenen Spiegelsymmetrie (Radiolarien), meistens aber in einer vertikalen Ebene.
Interessante Aufschlüsse über theoretische Anwendung der Symmetriegruppen sind von Belger, Ehrenberg [7, 8], über gestaltendes Sehen von Geometrie, Architektur und Natur von Wolf, Wolff [84,85], über Flächenschluß von Heesch, Kienzle [38] und über Einsatz in der Konstruktionslehre von Barrenscheen [4] in den angeführten Literaturstellen niedergelegt worden. Auch Franke weist auf die Bedeutung der Symmetrie für die Gestaltung hin [31]. Die Symmetrie wurde in der Konstruktionslehre noch nicht systematisch ausgewertet.
6.2.6.1 Zweck der Ausführungen
Der Zweck dieser Ausführungen ist es, das Phänomen "Symmetrie" dem Leser in seiner VieWiltigkeit bewußt zu machen und durch Beispiele aus der Gestaltung von technischen Körpern zu veranschaulichen. Es soll auch gezeigt werden, daß die Anwendung symmetrischer Operationen in jeder Konstruktionsphase möglich ist und dazu dienen kann, bestimmte Eigenschaften zu erhärten (Redundanz), zu wiederholen (Frequenz, Sägeblätter usw.), zu verbessern (Kraftleitung), zu vereinfachen (Elementenpaare, Montage, Gebrauch) bei vielen Größen anzuwenden (Baureihen) oder auch durch Asymmetrie hervorzuheben (Stecker, Schlüssel). Insbesondere soll auch gezeigt werden, daß zwischen der Anzahl der Symmetrien von Objekten und dem Informationsaufwand zu ihrer eindeutigen Darstellung gegebenenfalls auch ihrer Fertigung ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Alle diese Möglichkeiten für die konstruktive Anwendung sind in Bild 6.21 enthalten. Auch das Variieren durch Anwenden symmetrischer Operationen soll durch die folgenden Ausführungen angeregt werden [2]. Ein wichtiger Gesichtspunkt besteht darin, bestimmte Inhalte und Elemente des konstruktiven Vorgehens als Symmetriegruppe oder sogar nur als Gruppe zu klassifizieren und damit sowohl die mathematischen Werkzeuge der Symmetrie- als auch der Gruppentheorie dem konstruktiven Vorgehen nutzbar zu machen. Ähnliches wird in den Kapiteln 9 und 13 für die Freiheitssinne von Elementenpaarungen gezeigt. Nachdem erkannt wurde, daß es sich bei Sperrung und Freiheit um Boolesche Klassen handelt, konnte das Instrumentarium der Booleschen Algebra für konstruktive Gestaltung in gewissen Grenzen dem Rechner übertragen werden, sofern es sich um geschlossene Systeme handelt (siehe Schluß-Matrix).
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 177
6.2.6.2 Symmetrie, Symmetrielage, Symmetrieoperation
Ein Objekt wird symmetrisch genannt, wenn es einer Prozedur, Transformation oder Umformung unterworfen werden kann, ohne sich zu ändern. Bei bewegungssymmetrischen Objekten ist diese Prozedur eine Bewegung. Danach sind Objekte, Figuren usw. symmetrisch, wenn sie durch die gleiche, mehrfach ausgeübte Bewegung (Operation), z. B. Spiegelung an einer Ebene, Drehung um eine Achse, nicht geändert bzw. wieder in sich selbst überführt werden können. Somit ist jede Symmetrie genau so interessant, wie die Prozedur, die sie definiert [36]. Es werden unterschieden die Symmetrieelemente (Spiegelebenen, Drehachsen, Translationsrichtugen, Streckungsmaße), die Symmetrielagen, in denen sich das Objekt jeweils befindet, und die Symmetrieoperationen [7, 8]. Geometrisch lassen sich folgende elementare Operationen zugrunde legen:
1. Parallelverschiebungen - Symmetrieelemente: Translationsachsen.
2. Spiegelungen - Symmetrieelemente; Spiegelungsebenen.
3. Drehungen - Symmetrieelemente: Drehachsen. 4. Streckungen - Symmetrieelemente: wie oben,
jedoch mit Streckungsfaktor.
In Bild 6.19 ist eine Tafel mit allen möglichen einfachen und kombinierten Symmetrieoperationen einschließlich der Identität wiedergegeben. Die elementaren Operationen der Zeilen 2 bis 5 werden nach Wolf, Wolff [84] zu zweien und zu dreien kombiniert. Die Kombinationen, in denen Schraubung und Spiegelung gleichzeitig vorkommen, also tsd und tselb' sind nicht realisierbar und fehlen daher. Spalte 1 enthält die verbale Bezeichnung sämtlicher geometrischen Symmetrieoperationen, Spalten 2 und 3 die nach Schönfließ in seinem Werk "Theorie der Kristallstruktur" (1923) und Wolf, Wolff [85, 84] gewählten Symbole, Spalte 4 die Lagen eines einfachen Objekts (Haken) bei Ausführung der Symmetrieoperationen, Spalte 5 Beispiele aus der Maschinenbaupraxis, Spalte 6 die verbale und Spalte 7 die mathematische Beschreibung der Operation nach Wolf, Wolff [85]. In Spalte 4 sind nicht allein die Symmetrielagen der Objekte enthalten, sondern auch die verwendeten Symmetrieelemente, wie z. B. in Feld 2.4 die Verschiebungsachse T, in Feld 3.4 die Spiegelungsebene erv ~ eryz ' in Feld 4.4 die Drehachse C2 ~ C2z , in Feld 9.4 die Spiegelungsebene erh ~ erzx und die Dreh-
achse C4 ~ C4y usw. Da in den folgenden Abhandlungen stets das Koordinatensystem aus Feld 1.4 verwendet wird, (siehe Kapitel 9) sind die Angaben der Indizes h, v für "horizontal" und "vertikal" und die Indizes für C', C" auch durch die entsprechenden Ebenen und Achsen des Koordinatenkreuzes diesen gleichgesetzt. Durch die räumliche Darstellung der den Symmetrieoperationen unterzogenen Objekte in den verschiedenen Symmetrielagen in Spalte 4 wird sofort erkannt, was verstanden werden soll. Schwieriger ist es, bei den Konstruktionsbeispielen in Spalte 5 gleich zu erkennen, worauf sich die Symmetrieoperation bezieht, z. B. auf eine Wiederholung einer einmal gefundenen Form (Translation, Gleitung) in den Feldern 2.5,6.5,7.5,8.5,12.5 und 13.5, eine Spiegelung der Halb- oder Ganzform in den Feldern 3.5, 6.5, 9.5, 10.5, 13.5 oder eine Symmetrie durch Teiloder Ganzdrehung in den Feldern 4.5, 7.5, 9.5, 11.5, 12.5 und 14.5. Die Symmetrie durch Streckung in den Feldern 5.5, 8.5, 10.5 - 14.5 könnte im gewöhnlichen Sprachgebrauch auch durch die Bezeichnung "Ähnlichkeit" ersetzt werden. Es muß aber stets berücksichtigt werden, ob in ein, zwei oder drei Dimensionen, ob linear oder nichtlinear gestreckt wird (z. B. bei den Reliefkarten der Erdoberfläche).
6.2.6.3 Ausführung von Symmetrieoperationen
Zur mathematischen Symbolisierung von Symmetrieoperationen wird in der Regel die Schönfließsymbolik 3 verwendet. In Bild 6.20 ist ein C-förmiges Teil dreidimensional dargestellt, in dem die Operationen bei der Spiegel- und Drehsymmetrie gut zu erkennen sind. In Teilbild 1 ist das Objekt in der Ausgangslage und die Symmetrieelemente wie Spiegelebenen er, Drehachsen C sowie Inversionspunkt i sind gut zu erkennen. Teilbild 2 zeigt - aus Platzgründen in zweidimensionaler Darstellung - die Lagen nach der Ausgangsstellung E (Identität). Sie sind eindeutig zu erkennen, da ein voller Punkt die Zapfenlage "oben", ein nicht voller Punkt die Zapfenlage "unten" kennzeichnet. Wird in Teilbild 2 von der Lage E ausgegangen, dann ergibt sich bei Spiegelung an der Horizontalebene erh die links daneben angeführte Lage, bei Drehung um C; (360/2 = 1800 um die C~ - auch X-Achse - die zweite Lage in der rechten Spalte des Teilbildes 2.
3 Arthur Schönfließ (1853 -1928), Mathematiker, wirkte in Königsberg, Frankfurt. 1923: "Theorie der Kristallstruktur"
Symmetrie- S ym bole Beschreibung Mathematischer
operation Schön . Wolt , Symmetrielogen, Symmetrieelemente K onst ruktionsbeispiele der Ope ration Zusammenhang tlien Wollt
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 1.1 1.2 1.3 1.4
~X 1.5 1.5 1.7
1 Identität E - CW E wie Feld 1.4 Dos Objekt bleibt in x2 " XI ollen seinen Punkten Y2 " Yl
z in gleicher Loge Z2 " ZI 2.1 2.1 1.3 1.4 2.5 2.5 2.7
CW T~ ~ Zahn -Geradlinige Ver-
Xl = Xl+XO 2 Translation T t schiebung. Als Deck-
stange operotion be', unend- Y2 = Yl + Yo ---- licher Wiederholung Z2 = ZI + Yo 3.1 3.1 3.3 3.4 3.5 Halbschnitt 3.5 3.7
CW ~ ~ An Gerade
3 Spiegelung a s Llf ~ Se i t enve r tau schen - Y = x·tanI'-'l2;an xy-Eben de Abbildung Xl = XI cos<P+ YI sin <p
I Yl = XI sin<p-YI cos<p 4.1 4.1 4.3 4.4 / 4.5 4.5 4.7
C2~ilr ~ 4 Drehung d Cl/~/ 0 0 . ~ Rota tion um eine Achse . X2=XI cos<p- YI sin<p
c . )'= 3~0 Zäh ligkeit entspricht Yl=x1 sln<p + Yl cos<p
den Deck logen Zl =Zl
5.1 5.1 5.3 5.4
::,[;;;;k,®L@ 5.6 5.7
s,;;:;rr5ffC:)jJ Monotone Vervielta-
X2 = kXI 5 Streckung - h chung der Objektmane
von einem ausgezeichn Y2 = k Yl
Punkt, Ahnlichk.bleib.erh Zl = kZ 1
6.1 5.1 5.3
" ~' ~. 5.5 5.5 5.7
_._ _. 2GaoghÖhe __ ~h~:bachse Kombination aus xo=Ganghöhe
6 Schraubung TC td Schraub-u. CJ?'-- Translation und Dreh- Xl =Xl+ Xo <P12n;
ung. Gleit- und Dreh- Y2 = YI cos<P+ ZI sln <p Gleitochse Gleitochse ochse tollen zusammen 21 = ZI sin<p+ ZI cos<p
7.1 7.1 7.3
'~~:)W 7.5
S 7.5 Kombination von 7.7 Gerade y=xtan (<P121
Gleit - Translotion und Spie- out xy-Ebene 7 Spiegelung Ta ts gelung. Gleitochse Xl=X1Cos<p+sin<P+xo
a h Relnverschlun selbstständiges Unter- X2=Xl COS<P-Yl cos<P+Yo
orgon der Gleitebene 22=ZI; Yo =xotan<p12 8.1 8.1 8.3 8.4~~ 8.5 Räumnadel 8.5 8.7
Gleit - Gll!it~ - Kombination von Trans· Vom Ursprung
8 streckung - th ochse lotion und Streckung. X2 = k (Xl+ xol
StreckP~ ___
Abstände und Motive Yl = k (Yl+ yol Gleitochse gleichmänig gestreckt Zl = k (ZI+ Zo I
9.1 9.1 9.3 9.4
\JJ ,-1'--, 9.5
~;". 95 Es kann umn/2 ,n, 9.7 .
f--,.' I a X - Achse. Winkel <p Dreh -
~e7 a h / 3 nl2 usw. gedreht und
9 spiegelung S ds L,JJ dann gespiegelt werde~ X2 = - X
C4 1 Drehung CI und ah ist Y2 = Yl cos<p- 21 COS <p ~t-I Inversion Z2 = Yl sin<p + ZI cos<p
10.1 10.2 10.3
'r~ttir ~o~ 10.5 Baukosten 10.5 10.7
I
G"Pi~"; Kombinotion vonStrek- Angerade Y~ x· ton (<P12 I
Streck - 1 I I
10 hs I I I kung und Spiegelung. Xl =k (xlcos<p+Ylsin<p1
spiegelung - ----,+ ----I I I Festes Streckzentrum Y2 =k (xlsin<p- Yl cos<pl
Streckzentrum I 1))/ 22 = 21 11.1 11.2 11.3 114
~''"'' 11.5 ~ 11.5 Kombination von 11.7
Streck- Spiral- Drehung und Streckung In xy-Ebene 11 drehung
- hd Zahnri:ider / , Variation: Drehradius X2 =k(xlcos 'I'-Yl sin<pl
""'"""'''~ ~ l.r(j konstont. Winkel Y2=k(xlsin <P+Yl c05 <p1 oder Motiv Z2 = ZI
1/.1 12.2 12.3 12.4 12.5 / 12.5 12.7 X
Schraub-Kombination von Um X - Achse, Gonghöhe f
12 streckung - tdh Schraubung, Drehung X2 = k (XI+XO /21 .~. !,'OOi;C"" und Streckung Y2 = k YI
Schraubochse Gewinde z2=-kzl 13.1 13.2 13.3 13.4 G7J 13.5 Gleitstreckspiegel- Achse
13.5 13.7 5leit - Achse Y = X ton <p12
'~~~:i:i N~ Kombination von
13 Gleitstreck- - ths Translation, Streckung Xz = k(xlcos<p+Ylsin<P+xol spiegelung Sp19gel-
und Spiegelung Y2 =k(x,sin<p-YI cos<p+Yol
Achse Yo = xotan<p/2 li Z2 = ZI 14.1 14.2 14.3 14.4
;(~ // /:~-'; 14.5 14.5 14.7 Drehung um ... ,
Streckdreh- -~~ / /tp Trichter~ Kombinati on: Spiegelung X2- Ebene
14 spiegelung - sdh ,, 1 / I I) Streckung, Drehung, XZ=k'Xl / ).)/ Lah - Spiegelung Y2=k(ylcos<p-2Isin<p1 A:D CI --"--. Z,=k(Y,sln<P-ZI coslpl
Bild 6.19. Symmetrieoperationen und ihre Kombinationen.
Symbolik nach Schönfließ und Wolf. Erläuterungen der Operationen, praktische Beispiele und Berechnungsgrundlagen [4, 83]
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 179
~yz-Ebene
~ xy - Ebene
U" d
u" v
Für gezeichneten Fall: Cn= cnYI c~=cnxl c'~= cnz Uh = Uzx I u~ = UYZI u;=uxy
~ zx -Ebene
Bild 6.20. Symmetrieelemente und Symmetrieoperationen nach der Symbolik von Schönfließ [85, 83, 7].
Teilbild 1: Die Symmetrieelemente C Vertikalachse, C', C" auf C senkrechte Achsen, O"b Horizontalebene durch i, senkrecht aufC-Achse, O"~ und 0"; durch Achse C gehende Ebenen (vertikal), 0" cl, 0" d durch Achse C gehende Ebenen, die den Winkel zwischen O"~ und 0"; in der Hälfte teilen, ermöglichen die Symmetrieoperationen Drehen (C), Spiegeln (0") und Dreh-
Drehspiegelungen, d. h. Drehungen um eine Achse, z. B. die vertikale Y-Achse und anschließende Spiegelung werden in der Schönfließsymbolik mit S bezeichnet. S 4v ~ S 4y bedeutet, daß das Teil um +90° (gegen den Uhrzeigersinn) um die Vertikale gedreht und anschließend an der Ebene, die auf der Drehachse senkrecht steht (im angeführten Fall die zxEbene) gespiegelt wird. Ein eventuell oben stehender Index gibt an, wie oft die Drehung und anschließende Spiegelung vollzogen wird. So bedeutet S 4y eine Drehung um 90° (nach links, 90° = 360°/4) und eine Spiegelung an der Ebene, die senkrecht auf y steht, d.h. an der zx-Ebene, also die Lage links unten in Teilbild 2. Es läßt sich auch durch zwei einander ausschließende Symmetrieoperationen eine Lage aller Punkte erreichen, die schon durch eine erreichbar wäre, z. B. wenn durch zwei 90°-Drehungen eine 180°-Drehung erreicht wird oder durch 270°- und 90°-Drehung eine 360°-Drehung zusammengesetzt wird.
2
Spiegelungen--l
I---Drehspiegelungen -----l
spiegeln (S). Inversionszentrum (i) mit Verbindungslinien für Symmetrieoperation "Inversion". Teilbild 2: Lage der Draufsicht des Teils nach der entsprechenden Symmetrieoperation. Es bedeutet n ganze Zahlen, sog. "Zähligkeit"; z.B. C4 , C2 , cl die Drehung um 360/4,360/2 und (360/(3/4) . Grad in positivem Sinn, CII Drehung um 90° in negativem Sinn (inverse Drehoperation). Die Erzeugung inverser Lagen ist auch über das Inversionszentrum i (meist Koordinatenursprung) möglich
Es ist z.B.
C 4y ' C 4y = C 2y
oder
(6.1)
Cjy . C 4y = C 2y ' C 2y = E (Drehung 360°) (6.2)
Da hintereinander ausgeführte Operationen je nach Reihenfolge nicht immer gleiche Ergebnisse haben (siehe Abelsche Gruppen, Bild 6.22, Feld 5.3), wird vereinbart, daß die Operationen immer mit dem letzten Faktor zu beginnen sind. Es ist z. B.
C 4y 'C 2z =sjy
dagegen
C 2z ' C 4y = S4y
(6.3)
(6.4)
Die Ergebnisse sind sehr verschieden, je nachdem, ob mit der Operation C 2z (wie in Gl.(6.3» oder der Operation C4y (wie in Gl.(6.4» begonnen wird. Es
180 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
handelt sich hier um nichtabelsche Symmetriegruppen. Die Gruppen nach GI.(6.1, 6.2) sind dagegen abelsch, da dort die Reihenfolge der Operationen das Ergebnis nicht ändert. Weitere Möglichkeiten, zwei Operationen hintereinander durchzuführen, werden in der Produkttafel, Bild 6.23-1, dargestellt.
6.2 .6.4 Inverse Symmetrieoperationen
Die Drehung C, Spiegelung 0" oder Drehspiegelung S können durch inverse Operationen wieder rückgängig gemacht werden. Es ist beispielsweise
(6.5)
und
(6.6)
bzw.
S4· S41 =S4 1 · S4=E. (6.7)
Die Operationen erfolgen bei der Drehung einfach in anderem Sinne, ebenso bei der Drehspiegelung. Bei der Spiegelung werden sie fortgesetzt
O"h· O"il1 =E
O"il 1 = O"h·
(6.8)
(6.8-1)
Andererseits kann dieselbe Lage auch durch verschiedene Drehungen oder Drehspiegelungen erreicht werden wie
(6.9)
(6.9-1)
Der Punkt i in Bild 6.20, Teilbild 1, ist Inversionszentrum. Wird über ihn eine Symmetrieoperation ausgeführt, dann wechseln gegenseitig die Ecken 1-7, 2-8, 3-5 und 4-6. Die Operation Inversion i über das Symmetrieelement i wäre
i=S2=S~. (6.10)
Es ist auch
(6.11)
Das Inversionszentrum i kann auch Symmetriezentrum sein z. B. bezüglich der Drehsymmetrieoperationen C, wenn es dabei seinen Platz nicht ändert. In Bild 6.22, Teilbild 1, ist i bezüglich Dreh-, Spiegelungs- und Drehspiegelungsoperationen Fixpunkt. Es wird auch das Koordinatensystem mit dem Ursprung bevorzugt in den Fixpunkt gelegt. Die Inversion ist nach GI. (6.11) zweizählig.
6.2.6.5 Symmetrieanwendung beim methodischen Konstruieren
In allen Ablaufphasen des methodischen Konstruierens (Bild 2.10) werden schon bei der Aufgabenstellung und Anforderungsliste Symmetriebetrachtungen angestellt, um einfache Konstruktionen zu erhalten. Bei der Symmetrie in der Funktionellen Phase, Bild 6.21, Zeile 1, ist beispielsweise die Anwendung spiegelsymmetrischer Funktionsstrukturen in Feld 1.3 angedeutet, die einen einfacheren Aufbau ergeben. Die Prinzipielle Phase kennt beim Einsatz der Effekte deren unbeschränkte oder beschränkte Wiederholung. Die unbeschränkte Wiederholung ist in Bild a aus Feld 2.3 angedeutet, wo der Effekt, eventuell ein Impuls, zeitlich verschoben in allen Ausgängen 1 bis 6 zur Wirkung kommt, während die beschränkte Effektwiederholung, ähnlich wie bei Translationen, durch die Wählscheibe mit ihren 10 Stellungen und daher nur 10 Impulsen mit Reversierbetrieb dargestellt ist.
6.2.6.6 Symmetrie und Redundanz
Die Symmetrie kann auch zur Realisierung von Redundanz (siehe Bild 6.38) herangezogen werden. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, entweder durch Redundanz [40] die Sicherheit gegen ein plötzliches Eintreten gefährdender Ereignisse zu erhöhen, Feld 3.3a, Bild 6.21 oder die Sicherheit gegen den Ausfall eines wichtigen Elements zu vergrößern, Feld 3.3b. In ersterem Fall wird z.B. eine Serienschaltung Erfolg bringen, bei der nicht nur einer, sondern mehrere Schalter geschlossen werden müssen, um den Energiefluß in Gang zu setzen, z. B. beim Anbringen eines Haupt- und anschließenden Geräteschalters, oder bei Unterbrechung des Energieflusses durch Kupplung und Leergang im Getriebe. Im zweiten Fall bringt eine Parallelschaltung Erfolg, wenn z. B. der Ausfall eines wichtigen Elementes eine Gefährdung zur Folge hat, wie z. B. bei der Übertragung der im Cockpit eingestellten Ruderposition zum Flugzeugheck oder der Einbau mehrerer Bremsen am Fahrzeug, die über zwei Wege (Fuß- bzw. Handbremse, Bild 6.73, Teilbild 3) wirken. Auch die Kontaktgabe von Schwachstromkreisen im Telefondienst erfolgte in der Zeit der Relaistechnik bei wichtigen Verbindungen stets mit zwei Edelmetallkontakten, um Ausfälle möglichst gering zu halten.
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 181
Sy mmetr i ea nfarderungen Symmetriearten Lösungsbeispiele
Nr. 1 2 3 1.1 1.2
u~~ b
E E
1 Symmetrie van Funktiansstrukturen Spiegelsymmetrie 0 E E E E
E E E
2.1 22 2.3
:~ r-;o $-: b ~ Drehsymmetrie C Q
2 Unbeschränkte, beschränkte (sawie Translati ons- - .~ r- 0·9 E ffektwi ederholung symmetrie Tl
4 L:::.J 3 3.1 3.2
Translaflons-3.3 Seriell Q P:C::J.- Sicherheit
3 Funktionssymmetrische Strukturen symmetrie T ~~~L- gegen mit Redundanz Spiegelsymmetrie 0 Sicherheit gegen Einschalten Ausfall
4.1 4.2 4.3 ® 02X~C'2,C2,C2 Seilkurve Symmetrie bei Belastung ""Fr gj"
Oyz b 2 ::{Ä~ / Spiegelsymmetrien ozxg~~ y 0 1 C2 Mrf( ~ 4 ~ ~.-J- O''i~ C' (~ ~ -l. - /7
Cl ;' /1 V Drehsymmetrie C Oyz ~ C2 2 'v ® 1 T:..:J
z C x W /,
~ ~~@ j 0z, = 0h Oyz /t
5.1 5.2
:'~ ~' d~ (wi~@ Symmetrie bei Elementenpaaren Spiegelsymmetrien )0 5 uyz J GZX I u xy
aus Grundkörpern Drehsymetrien C [',c2,C1 CI, C2 ,C" c',c,C" C2,c2,cl C/ ,c'c2 C', [2,[1 C2,cdz
6.1 6.2 6.3 a
bi a d@~.g~ Spiegel symmetrien c:::::ft::::J 6 Symmetrie bei festen Verbindungen Uyz I Uxy
Drehsymmetrien [ [2 [2 [ [2 C °zx' [ [4
7.1 7.2 7.3 ~k,,"g
Spiegelsymmetrien ._~ .. • ttl 7 Symmetrie bei der Fertigung 0
Drehsymmetrien C
C J GYZI Uxy [I) UZX1 u xy C'6 , O'y C ,Oyz, O'y e.l 8.2
'~~~b~ ~~ 8 Symmetrische, Asymetrische Ge- Spiegel symmetrie 0 .~~ ~ Ozx staltung (für Gebrauch,Montage) Drehsymmetrie [
u • CI uyz/uzx Uzx Uzx I uxy u xy .,CJyz,Gzx "-
91 9 2 9.3 Q Feile b Transla tianssymme- ==«Ifffff® ~ sss ~ 9 Stab - Streifen- Netzsymmetrie trie ein- und
~ zweidimensional d~ c e f
10.1 10.2
'"4?~ c
~l(K Stab -, Flächen-, Spiralhomöome-Streckung bei 0 10 Stab -und Spiral-
trie, Baureihen homöometrie
Te I eskop Abdeckung Spiralfeder Elek tromotoren -Baureihe
Bild 6.21. Bedeutung der Symmetrieoperationen rur Konstruktion, Fertigung und Montage.
Anwendung der Schönfließsymbolik wie in Bild 6.19,6.20
182 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
6.2 .6.7 Symmetrie bei Kraftübertragungen
Um die Schönfließsymbolik gegenwärtig zu haben, wird in Feld 4.1 die Lage der Drehachsen C ~ Cy ,
Cf ~ Cx , C H ~ Cz und die Lage der Spiegelebenen (Jzx~ (Jh, (Jyz~ (J:, (Jxy~ (J:; dargestellt. Das Naturgesetz des paarweisen Auftretens von Kräften beruht auf der Symmetrie (ebenso wie alle Erhaltungssätze) und so kann nach dem Neumannsehen Prinzip 4"
... daß wenn ein System eine gewisse Gruppe von Symmetrieoperationen besitzt, dann muß jede physikalische Beobachtungsgröße dieses Systems ebenfalls dieselbe Symmetrie besitzen ... ". Da nun die Kräfte in den Atomen Symmetriezustände voraussetzen, müssen entsprechende "Symmetriezustände" auch im makroskopischen Bereich vorliegen. Sie sind auch den Beobachtungsgrößen wie Länge, Geschwindigkeit, Masse usw. eigen. Die symmetrischen Kräftepaare, welche gleiche, spiegelbildliche Längen voraussetzen, insbesondere bei Lebewesen, Pflanzen und Gebäuden, und zu den einfachsten sowie stabilsten Lösungen führen, scheinen der Grund für die "geometrische" Symmetrie von Gebilden zu sein, die im wesentlichen aus der "Kraftsymmetrie" folgt. Daß diese "geometrische" Symmetrie auch die günstigste Möglichkeit ist, Kräfte zu leiten, zeigen die Bilder a-d in Feld 4.3 aus Bild 6.21- Die Kraftleitung wird von abis d schlechter, unter anderem, weil die Symmetrien abnehmen. Daher empfiehlt es sich, bei Übertragung großer Kräfte symmetrische Teile zu verwenden. Es liegen folgende Symmetrien vor bei a und b: Cl, C2 , Ci, (Jyz' (Jzx' (Jxy' bei c: C2 , (Jxy' (Jyz; bei d: (Jyz·
Auch Bilder a und b Mitte sind symmetrisch, z.B. a: Cl, C, Ci, (Jxy' (Jyz, (Jzx und a: C2 , axy ' ayz , also b weniger als a. Ebenso ist Fall g symmetrischer als Fall h (g: Cl und h: nicht symmetrisch) und überträgt die Kräfte ohne zusätzliche Stützkraft wie im Fall h. Auch die Ausbildung der Seillinie in Feld 4.3 ist symmetrisch nach dem Prinzip des niedrigsten Energieniveaus (Erhaltungssatz).
6.2.6.8 Symmetrien bei wichtigen Elementenpaarungen
In Zeile 5 wird die Symmetrie der aus den wichtigsten Regelkörpern zusammensetzbaren Elementenpaarungen dargestellt. Sie sind alle spiegelsymmetrisch zu allen drei Hauptebenen und weigehend
4 John von Neumann (1903 -1957), Mathematiker, wirkte in Berlin, Princetown, Los A1amos
drehsymmetrisch. Die aus ihnen zusammensetzbaren Verbindungen haben viele Asymmetrien. Die Asymmetrie bringt die besondere Information ein und hebt die Lösung von anderen (zahlreichen, preiswerteren) heraus. Erkenntnis: Man kann durch Asymmetrien zusätzliche Funktionen erzeugen.
6.2.6.9 Symmetrien bei festen Verbindungen
In Zeile 6 sind die Symmetrien von wichtigen Verbindungen dargestellt, in Zeile 7 die Symmetrien bei den Span- und Tiefziehverfahren. Da die Werkzeugbewegung (Bohren, Drehen, Fräsen) eine symmetrische Bewegung ist, erzeugt sie beim Bohren (wo keine Zusatzbewegung hinzukommt, stets einen drehsymmetrischen Körper (Bohrloch), beim Drehen ist der Körper drehsymmetrisch, kann auch spiegelsymmetrisch für eine auf die Drehachse senkrechte Ebene sein. Beim Fräser werden Ebenen und Radien erzeugt, die nur aufgrund der Führung in den drei Dimensionen symmetrisch oder nicht symmetrisch sind. Sind die Formen symmetrisch (planparallele Platte, Radius und Fräsergröße ), sind auch die Führungsbewegungen am einfachsten. Beim Tiefziehen, Bild d, wird gezeigt, daß die Kräfte (für die Niederhalteplatten) am geringsten sind, wenn Rohteil und Ziehteil drehsymmetrisch aufgebaut sind.
6.2.6.10 Symmetrie, Asymmetrie
Die Bilder in Zeile 8 zeigen den Einfluß der Asymmetrie bei Gebrauch und Montage. Der Stecker links in Bild a des Feldes 8.3 ist symmetrisch und bereitet bei Fertigung und Montage weniger Aufwand, rechts jedoch asymmetrisch, hat mehr Teile, die in bestimmter Weise montiert werden müssen, sichert aber bei Gebrauch immer die richtige Polarität. Also: Asymmetrie bedeutet mehr Aufwand aber auch mehr Information. Die Türklinke in Bild b links hat gegenüber der rechts gelegenen [4] eine Spiegelsymmetrie mehr «(Jxy) und kann daher an links- und rechtsöffnenden Türen angebracht werden, während die rechte Türklinke vorne nur für links, hinten für rechts öffnende Türen geeignet ist, kann aber stilvoller gestaltet werden mit einer Ober- und Unterseite (mehr Information). Vergleicht man (wie in Bild c) Auto und übliche Schlüssel, dann sind erstere bezüglich der beiderseitigen Schließzacken drehsymmetrisch (Ci), letztere jedoch nicht (gegebenenfalls hier spiegelsymmetrisch, (Jzx). In diesem Fall verursacht die drehsym-
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 183
metrische Ausbildung mehr Aufwand (Einfräsen), erlaubt aber eine bequemere Handhabung. Die ist beim Auto gerechtfertigt, bei dem man ohnehin Mühe hat, den (meist nicht senkrecht einzuführenden) Schlüssel bei Dunkelheit drehrichtig einzustecken. Hier wird Symmetrie zum Ersparen zusätzlicher Information ausgenutzt. Ein einseitiger Schlüsselbart, wie im Bild rechts, hat allerdings die Konsequenz, daß er erst nach einer vollen Umdrehung herausgezogen werden kann und ein voller Sperrvorschub des Schloßriegels erfolgt. Es wird daher im ersten Fall Symmetrie zur leichteren Handhabung eingesetzt (Ergonomie), im zweiten Fall Asymmetrie zur Funktionssicherung (s. Band III).
6.2.6.11 Stab-, Streifen- und Netzsymmetrien
Die Symmetrien in Zeile 9 von Bild 6.21 haben für die Technik eine besondere Bedeutung: Die in Zeile 9, Feld 9.3, unter a dargestellte Vierkantfeile gehört als unendlich gedachter isometrischer Körper der Stabsymmetrie an, die gekennzeichnet ist durch die gleichmäßig ins Unendliche fortgesetzt zu denkende Wiederholung des stets gleichen Motivs längs einer Translationsachse. Erlaubt sind neben der Translation noch die Drehung um 1800 senkrecht zur Translation, die orthogonale Drehung um die Translationsachse und die Spiegelung um eine Orthogonalebene durch die Translationsachse. Beispiel b zeigt eine Streifensymmetrie, ein zweidimensionales translatorisch versetztes Muster auf einem Streifen, b einseitig, c zweiseitig, d mit Spiegelung und Gleitung, e und f ebene Netzsymmetrie. Allen ist gemeinsam, daß die charakterisierende Deckoperation eine Translation ist. Die möglichen Ausführungen von flächenschlüssigen Netzen, z. B. für günstige Ausnutzung von Stanzund Schnittstreifen, ist in [38] ausführlich und systematisch dargestellt. Die Bedeutung der Symmetrie nicht nur in der Erzeugung wiederholbarer Funktionen (Bild 6.19, Felder 6.5,7.5, 11.5), sondern auch in der Erzeugung abfallarmer Schnittbänder und regelmäßiger Netze e und historischer Dekorationen (Kreisbogendreieck, mykenische Kultur) wird durch diese Symmetrie art besonders hervorgehoben.
6.2.6.12 Symmetrien durch Streckung
Die Symmetrien für Streckoperationen sind nicht mehr isomorph (von gleicher Gestalt), sondern homöomorph (ähnlich). Das eröffnet technisch große Möglichkeiten, wie in Zeile 10, Feld 10.3, des Bildes 6.21 zu erkennen ist. Das Teleskop a zeigt
Stabhomöometrie, die Abdeckung b ebenso eine Raumbomöometrie längs der Translationsachse T, die Spirale bei c Spiralhomöometrie, die eine günstige Raumausnutzung gewährleistet. In Bild d ist die Baureihenkonstruktion eines Elektromotorgehäuses nach PahllBeitz [54] dargestellt, welches im wesentlichen durch die Symmetrieoperation "Streckung" entstehen kann. Aufgrund der Beispiele ist erkennbar, daß die Vielfachformen in der konstruktiven Praxis immer wieder der Symmetrie Rechnung tragen, wenn auch meistens die Entwicklung nicht von der Symmetriesystematik her, sondern aufgrund von Erfahrung und Intuition vorgenommen werden. Die angeführten Fälle legen den Schluß nahe, daß systematische Betrachtungen bezüglich der Symmetrie von abstrakten Fakten, Strukturen und Formen neue Lösungsmöglichkeiten erschließen und die Variationstechnik wesentlich ergänzen können.
6.2.6.13 Symmetriegruppen
Um die zahlreichen Symmetrieoperationen in abgeschlossene, mehr oder weniger verwandte Einheiten zu unterteilen, werden sie in Symmetriegruppen eingeordnet, die den in der Mathematik definierten Gruppen entsprechen. Danach wird als Gruppe eine Gesamtheit von Abbildungen (Deckoperationen) bezeichnet, wenn
1. Bei Verknüpfung: Zwei Elementen a, ß aus einer Menge G ein Element raus G eindeutig zugeordnet ist (Bild 6.22, Felder 1.1 bis 1.3).
Existenz der Verknüpfung: a 0 ß = r (6.12)
2. Bei Erhaltung der Reihenfolge ist, wenn mehrere Operationen nacheinander ausgeführt werden, das Ergebnis unabhängig von der ausgeführten Teilverknüpfung (Felder 2.1 bis 2.3).
Existenz der Assoziativität: a 0 (ß 0 iJ = (a 0 ß) 0 r (6.13)
3. Die Menge muß die IdentitätE (bzw. E) enthalten; d.h. diejenige Operation, welche mit irgend einer anderen Operation der Gruppe verknüpft, diese ungeändert läßt (Bild 6.22, Felder 3.1 bis 3.3).
Existenz der Identität: E 0 a = a (6.14)
4. Die Menge G muß stets die zu einer beliebigen ihrer Operationen ainverse Operationen a-1 enthalten, d.h. diejenige, welche mit averbunden die Identität erzeugt (Bild 6.22, Felder 4.1 bis 4.3).
Existenz derInversität: a- 1 0 a = E (6.15)
184 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Nr.
Ax iome der Gruppe
2.1
Die Verknüpfung erfüllt das Assoziativgesetz
2 für beliebige a,ß) J.' aus Menge G. Es gilt:
ao(ß°J.')=(aoß)')'
3.1
Es gibt ein neutrales (lement f in der Menge G
3 für dos gilt:
4.1
Zu jedem a ous der Menge G gibt es ein inverses Element ß für das gilt:
4 ßoa=f
Auch geschrieben ß = a-1
5.1
Zahlen
2.2
I'1ill1jpliU 0 (0' b )·C =
o· (b·c)
Addition
(o+b)+ c = (1+(b+c)
3. 2
Multip.!!t t 0 1· (1 = (1
Addition
0+0=0
4]
Multip.lil t 0
l.0=1 o
Addition
(-(1)+(1= 0
5.2
Die Verknüpfung erfüll t Multip.lil * 0 das. Ko.mmutativgesetz für a. b = b.o beliebige a,ß,)' der Menge.
5 Es gil t:
6.1
Die Verknüpfung erfüllt ein Distributivgesetz.
5 Es gilt:
(a + (l ) . I' = (} • 1'+ {l . F
Addition
0+ b = b+o
6.2
(o+b)·c=
o·c+b·c
Beispiele Symmetr ieop erotion
2.3
~E=O ~ 0+(1=(1
4\3~ :$-. C;, [3. [ = E . q:, 4 4
[3 . 4 _
~-0+(1=0 ~ 5'3@,.cc""
C '------- _. :. ... "
C
[2'[4*[4'[2
ni c h t Kommuto tiv
[2 • C4 = C4• [2
Kommutativ (Abelsche GruR.pe)
Bild 6.22. Axiome zur Definition einer Gruppe und einer Booleschen Algebra.
Sind die Axiome aus Feld 1.1 bis 4.1 erfUllt, spricht man von einer Gruppe, kommt Feld 5.1 hinzu, handelt es sich um eine Abelsche Gruppe. Werden die Axiome der Felder 3.4 bis 6.4
Beispiele Axiome für die Boolesche Algebra Schaltalgebra Mengenlehre
5 5 1.4 Verknüpfung. Zwei Elementen a, ß aus der Menge G ist ein Element J.' aus G ei ndeutig .llJgeordnet aAß=)'; avß=8
2.4 Die Verknüpfung erfüllt das Assoziativgesetz für beliebige a,ß, J.' aus Menge G. Es gilt: (aAß)AJ.'=aA(f)AY) (avß)YJ.'=a Y(ß y)')
3.4 Es gibt ein neutrales Element f in der Menge G für das gilt:
1.5
Konjunkti on (1. b = c
lli?junktion o+b= d
2.5
Konjunktion (0' b)· c =
(1. (b· c)
lli?junktion ((1+b)+c =
(1+ (b+c) 3.5 Konjunkt i on
1· 0 = 0
Disjunktion
O+a =0
4.4 4.5
Zu jedem aus der Menge Konjunktion G gibt es ein inverses --= --Element a so daß gilt: o· 0 0
a heißt Komplement zu a
5.4
Die Verknüpfungen erfüllen das Kommutativgesetz. Es gilt:
aoß=ßoa
6.4
Die Verknüpfungen erfüllen zwei Distributivgesetze
1. (av ß)A A = (a A )')V(ßAJ.')
lli?junktion
(1+ 0= 1
5.5
Konjunktion
o·b=b·o
Disjunktion
o+b = b+o
6.5
1. (a+b)'c=
(1' c+b·c
2.
~~b ~U (1nb=c
(1~d ~b oub=d
4.6
5.6
1 n (1 = (1
OUo=(1
a: (1 n 0: = 0 .: OUo=~_
c
b([rO bno=c
bu (1 = d
(oub)nc=oncubnc
2. (a.b)+c= (aAß)vA=(av)')A(ßV),) (a+c)'(b+c) (onb)uc= ((1uc)n
(buc)
erfUllt, liegt eine Boolesche Algebra vor. Es bedeutet in Spalte 3 das Operationszeichen "." das nacheinander AusfUhren der Operationen, wobei mit der letzten Operation begonnen wird
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 185
5. Nicht notwendig ist die Vertauschbarkeit der Operationen bei der Verknüpfung. Besteht diese, so wird die Gruppe als kommutativ oder Abelsch bezeichnet (Bild 6.22, Felder 5.1 bis 5.3).
Existenz der Kommutativität: a ° ß = ß ° a (6.16)
In den Spalten 4 bis 6 ist gezeigt, daß die Boolesche Algebra (als besonderer Fall auch die Schaltalgebra) sowie die Mengenlehre den Gruppenaxiomen entsprechen.
Anwendungen auf Symmetrieoperationen Beispiele für Gruppen sind in den Spalten 2 und 3 des Bildes 6.22 angeführt. So bilden die positiven und negativen ganzen Zahlen nach der multiplikativen Verknüpfung - mit Ausnahme von Null - und nach der additiven Verknüpfung eine unendliche kommutative Gruppe. Beispielsweise bilden auch die Drehoperationen etwa einer Scheibe (Felder 1.3,2.3, 3.3, 4.3) eine Gruppe, denn zwei Drehungen (etwa um 90° und 180°) ergeben eine Drehung um 270°, Axiom 1.
(6.17)
Bei mehreren Operationen und eingehaltener Reihenfolge ist es gleich, ob zwei benachbarte Operationen verknüpft werden, z. B. etwa Drehung um 90°, dann 180° bzw. zunächst 180°, dann 90° statt dreimal um 90° (Axiom 2).
C4 . (C4 . C4 ) = (C4 . C4 )· C4 . (6.18)
Schließlich existiert eine Identitätsoperationen, wenn die Scheibe um 360° gedreht wird, denn es ändert sich an der Ausgangslage nichts (Axiom 3).
Cl . C4 = C4 . (6.19)
Als Beispiel für eine inverse Operation kann einfach das Drehen der Scheibe im anderen Richtungssinn betrachtet werden. So ergibt Drehen um plus 90° (im Gegenuhrzeigersinn) und anschließendes Drehen um minus 90° wieder die alte Lage.
C4 ·C41=E. (6.20)
Schließlich sind manche Symmetrieoperationen in ihrer Reihenfolge vertauschbar, andere wieder nicht. Wird ein Würfel z. B. nacheinander um zwei verschiedene Achsen gedreht (Bild 6.22, Feld 5.3), dann ist die Reihenfolge der Drehungen nicht gleichgültig (in der Gleichung beginnt man immer mit dem letzten Faktor), handelt es sich jedoch bei der Drehung um dieselbe Achse (Feld 5.3 unten), ist die Reihenfolge gleichgültig und es handelt sich um eine Abelsche Gruppe.
6.2 .6.14 Gruppentafel, konjugierte Klassen
Die Zusammengehörigkeit zu Gruppen läßt sich mit Hilfe der Gruppentafel (Bild 6.23-1, Teilbild 2.1) schnell und vollständig ermitteln. Liegt ein auf Symmetrie zu untersuchendes Objekt vor - wie in Teilbild 1 -, dann werden alle Symmetrieoperationen, die rur das Objekt möglich sind, einschließlich der Identität E als Kopfzeile und Kopfspalte aufgetragen und in den Feldern das Ergebnis der Verknüpfung eingetragen. Die Verknüpfung heißt
j'k=m, (6.21 )
so daß man mit Operation k (den Operationen der Kopfzeile ) beginnt und Operationj (den Operationen der Kopfspalte ) anschließt. Aus der Produkttafel Bild 6.23-1, Teilbild 2.1, ist zu ersehen, daß es durchaus möglich ist, sämtliche Drehlagen (E = C~, C 3, cD durch Verknüpfung von Drehoperationen C (Drehen um Achse C) zu erreichen - siehe Zeilen 1-3 und Spalten 1-3 - es ist jedoch nicht möglich, alle Spiegelungen allein durch Verknüpfung von Spiegelung zu erzeugen (übrige Felder). Das bedeutet, diese Drehoperationen allein bilden eine Gruppe, die Spiegelungen allein jedoch nicht. Das ergibt einen Widerspruch zu Gruppenaxiom 1. Für die Vollständigkeit der Symmetriebeziehungen sind daher die Gruppentafeln von entscheidender Bedeutung. Die Gruppe in Tabelle 2.1 ist nicht-Abelsch und von der Ordnung 6. Sie läßt sich als Vereinigung dreier elementefremder Klassen (ermittelt nach Teilbild 2.2) schreiben
C3y = {C3 ; C5} V {ay , a:, a;} V {E}.
Zueinander ähnlich (also nicht elementefremd), werden genannt Spiegelungen a y , a:, a;, die Drehspiegelungen S4, S l und die Drehungen Ci. , Ci um horizontale Achsen. Getrennt davon zu betrachten ist die Drehung C2 = S~ um die vertikale Achse und E selbst.
6.2.6.15 Symmetrie und Komplexität
Es ist offensichtlich, daß zwischen den Symmetrien von Teilen und ihrer "Vielfältigkeit" die auch mit dem Begriff "Komplexität" beschrieben werden kann, ein Zusammenhang besteht. Dieser Zusammenhang soll im folgenden näher erläutert werden. Franke [31] weist darauf hin, wobei er z. B. die Flächenkomplexität zugrundelegt, welche" ... die in einem Körper vorkommenden Flächen nach ihrer maximal vorkommenden Krümmung definiert ... ".
186 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Produkttafel (Gruppentafel)
Symmetrieort Cl v
~ E Cl
Nr. 1 2
E 1 E Cl
Cl 2 Cl C~
C~ 3 C~ E
Uv 4 uv uv
UV 5 Uv Uv
Uv 6 a~J Uv
Spalte
C~ 3
C~
E
Cl
uv
UV
U;
Konjugierte Klassen
X C1 X-1C lX
Beispiele
Produkttofel Uv ° Cl = u;' I Spalte mal Zeile I
C~ouv=u; Bei Operationen rückwärts beginnen
Konjugierte Klassen C~ ° uvo C]= u;' UVoCJouv=n
1 2
E E
Cl C~ d Cl
Uv Uv
u; u; a~J Uv
Klasse
N[ 3
1 Cl
2 Cl
3 Cl
4 C~
5 C~ 6 C~ 7 1
Die "Komplexität" kann jedoch auch auf andere Weise definiert werden, die sich z. B. am minimalen Arbeitsaufwand zur Darstellung bzw. Speicherung von geometrischen Elementen orientiert und damit für den projektierenden Ingenieur und Konstrukteur leichter nachvollziehbar und kontrollierbar ist.
1. Die Komplexität der geometrischen Form von Teilen Der Arbeitsaufwand, um die Form der Teile darzustellen, geht von der Tatsache aus, daß er um so größer ist, je "vielgestaltiger", je "komplexer" sie sind. Ihre äußere Form enthält nach v. Weizsäcker [81] einen Teil der der Materie anhaftenden Information. Man könnte auch sagen: Die Festlegung ihrer Form benötigt bei hoher Komplexität mehr Entscheidungsgehalt als bei niedriger, wobei der Entscheidungsgehalt Ho für n Elemente nach DIN 44301[16]
Ho = log n
ist. Danach könnte man definieren:
Komplexität (auf die Form von Teilen bezogen) ist eine Bezeichnung für die Vielgestaltigkeit der Teile und deren relativer Anordnung. Solche "Teile" können Punkte, Strecken, Flächen oder Körper sem.
2.1
UV Uv U;' 4 5 6
UV Uv a~J Zeile
Uv Uv UV
Uv Uv Uv
E Cl C~
C~ E Cl
Cl C~ E
2.2
X-1UvX x-1Ex Bild 6.23-1. Bildung der Produkttafel zur Symmetrieart C 3v und der konjugierten Klassen.
4
Uv
a;J U; UV
UV
UV
2
5
E
E
E
E
E
E
3
Teilbild 1 : Windsichter als symmetrisches Teil Teitbild 2: Produkttafel der Symmetrieoperationen am Windsichter, um die Vollständigkeit darzustellen (2.1), Ermitteln der elementefremden Klassen. Die Gruppe C 3v ist nichtabelsch und von 6. Ordnung. Sie läßt sich als Vereinigung dreier elementefremder Klassen darstellen: C3v = {C 3 ; C}}V{<Jv , <J~, <J;}V{E}
Um den Grad der Komplexität in Zahlen ausdrücken zu können, wird weiter festgelegt:
Der Komplexitätsgrad ist ein Maß für die Mindestanzahl von notwendigen Bemaßungs- und Operationsentscheidungen, um die Form eines Teils und/oder die Anordnung in Teileverbänden eindeutig festzulegen. Der Komplexitätsgrad hat eine enge Beziehung zum Entscheidungsgehalt. In bestimmten Fällen kann man beide Größen gleichsetzen.
Zur Berechnung der Anzahl von "Entscheidungen" für die geometrische Darstellung technischer Teile muß festgelegt werden, worin eine "Entscheidung" (als Einheit "Et") besteht und wieviele Entscheidungen für bestimmte Tätigkeiten notwendig sind. Bei Weiterverfolgung dieser Überlegung ist es vorstellbar, daß jede "Entscheidung" mit einem ByteS bewertet wird. Zweck der "Entscheidungsberechnung" ist die eindeutige Voraussagemögichkeit des zeichnerischen und fertigungstechnischen Aufwandes für die Teilefestlegung und Herstellung.
5 Nach DIN 44300 [17] gilt "".ein Byte besteht aus n-BitZeichen. n ist in einem gegebenen Zusammenhang durch Konstruktion festgelegt. Meistens ist n = 8; dann wird Byte auch Oktett genannt. .. "
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 187
2. Maßangaben und Operationen zur Darstellung technischer Teile Die geometrische Darstellung eines technischen Teils erfolgt in der Regel als Kanten-Modell (Drahtmodell) und kann durch bestimmte zeichnerische Konventionen derart erweitert werden, daß sie als Modell mit den gewollten Oberflächen gesehen wird (siehe Bild 14.6, Band II). Die elementaren Grundentscheidungen sind die, weiche der Konstrukteur konventionell oder am Rechner benötigt, um geometrische Teile eindeutig darzustellen. Sie setzen sich aus Maß- und Operations-Entscheidungen zusammen.
Entscheidungen
Maßangaben Je Längenmaß Je Winkelmaß
Operationen
1 [Et] 1 [Et]
1. Art der ebenen Verbindungslinien von zwei Punkten
Op. 1.1 Gerade Op. 1.2 Kreisbogen Op. 1.3 Ebene Kurve 3. Ordnung
2. Art der Oberflächen zwischen den Kanten
I [Et] 2 [Et] 3 [Et]
Op. 2.1 Ebene 2 [Et] Op.2.2 Einfach gekrümmte Fläche 3 [Et] Op.2.3 Zweifach gekrümmte Fläche 4 [Et]
3. Verbundene Elemente Op. 3.1 Die zwei "restlichen" Punkte
(eines Ringes) I [Et] Op. 3.2 Zwei willkürlich auszuwählende
Punkte 2 [Et] Op. 3.3 Drei Kanten 3 [Et] Op.3.4 Vier Kanten 4 [Et] usw.
4. Verknüpfen von zwei Operationsangaben Op. 4.1 Gerade und Gerade
(Schnittpunkt) Op. 4.2 Winkel und Gerade
(geneigte Gerade) Op.4.3 Winkel zur anderen Ebene
5. Erweitern durch Symmetrie-Operationen Op. 5.1 Durch Drehsymmetrie Op. 5.2 Durch Spiegelsymmetrie Op. 5.3 Durch Drehspiegelsymmetrie
I [Et]
1 [Et] 2 [Et]
Der Komlexitätsgrad K kann sich ggf. allein auf die Entscheidungen beziehen, welche nur die Form des
"Teils" festlegen (K f), als auch auf die Entscheidungen (Kfa), welche die Lage des "Teils" in der Ebene, im Raum oder innerhalb anderer Teile angeben. Somit ist Kfa = Ka + K f .
In Bild 6.23-2 ist versucht worden, den Komplexitätsgrad für die wichtigsten geometrischen Elemente zu berechen. Der Komplexitätsgrad setzt sich grundsätzlich aus "Entscheidungen" für die Anzahl der mindestens notwendigen Maß angaben (M) und der notwendigen Operationen (Op) zusammen
n m K fa = IM +I Op.
1 1
Während für eine Maßangabe jeweils eine Entscheidung notwendig ist, können die Operationen auch zusammengesetzter Natur sein und daher mehr Entscheidungen erfordern. So wird im folgenden das "Verbinden zweier aufeinanderfolgender Punkte" durch eine Gerade mit einer Entscheidung (Op. 1.1 ~ I Entscheidung), das Verbinden mit einem Kreisbogen (Op. 1.2 ~ 2 Entscheidungen) und das Verbinden zweier beliebiger aber auszuwählender Punkte mit einer Geraden (Op. 3.2 ~ 2 Entscheidungen) jeweils mit einer anderen Entscheidungszahl berücksichtigt. In Feld 1.1 ist die Festlegung eines Punktes im Kartesischen Koordinatensystem gezeigt. Dazu sind 2 Maßangaben, x und y, und die Operation des "Schnittpunktkonstruierens" (Op. 4.1) notwendig. Feld 1.2 listet die 3 notwendigen Entscheidungen auf. Im Polarkoordinaten-System wären es auch 3 Entscheidungen, nämlich der Polarwinkel cp bzw. a, der Vektorradius r (bzw. die Strecke s) und die Operation "Winkel und Gerade zu verknüpfen" (Op.4.2). Zeile 2 zeigt die Festlegung einer beliebig in der Ebene gelegenen Strecke. In Feld 2.2 stehen in den ersten drei Zeilen die Entscheidungen für den Ausgangspunkt, in der vierten Zeile die bei den Maße a und s, in der fünften Zeile die Operation "Verknüpfen von Winkel und Strecke" (Op. 4.2) sowie die Operation "Verbindungen zweier aufeinanderfolgender Punkte mit einer Geraden" (Op. 1.1). Damit ist
K fa = 7 [Et] undK f = 4 [Et].
Der Komplexitätsgrad für die Umrißlinien einer Fläche, im Beispiel ein allgemeines Dreieck, wird in Zeile 6 berechnet. Feld 6.2 zeigt in der ersten Zeile die Entscheidungs-Anzahl der Ausgangspunktfestlegung. Sie ist in der Ebene mit K a = 3 [Et]. Dann
188 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Geometrische Elemente
o Nr.
Monangaben 'Komplexitötsgrod Geometrische
(Anz. d. Entscheidng.) EI em ente
2 0 Nr.
Mo Oongoben Komplexit ötsgrod (Anzahl d. Entscheidungen)
~1.~0------+-+-1.1----------------+1~.1~------~ 9.0 9.1 9.1
Punkt
1.0
Strecke
3.0
Kreis
'.0
x .. x,y,Op.4.1. 3 Cl x,s,Op.4.2,Op41 ... 4
y 1 Op. 4.1 ...... 1
3 T 'hf Ä Cl]. h, Op.4.1, ...... 4 ropez, 9
11 11 11' I "'l "'I ClI,h,"," .... 3 . . x 1 o gemein ,
1 rf'~XI Px; , 0, k;:;,Lll:-:lOc-:.Oc-----+-+lc:-O.-,-,-~ \ ___ x_~_",x __ s _____ I-:-':o-cP,:-.3_.1_~_;_.1_.1_._._._._'_;~-I ~Qt- Kfo© Kf o o 7
l.IJaa
3 ! l~~/ l.lx,y,Op.4.1 .. 3 Cl, r ....... 2 Op.U ..... 1 Op.l1,Op.l.2 .3
® 9 '.1 '.1
Viereck, allgemein 10
x,y,Op.4.1 ....... 3 .. / hl ClX/S, Op.4.2, Op.l.l .... 4 ~1 /"'l\ "'I + Cl],h l ,Op.4.1, ...... 4
--'-+--+--t-)--....:.;---'--- al, h I," ,...... 4 Y "'x Op.ll, Op.Ll ...... 2 L.x_s____. ® 17
Dreieck, 4 gleichseitig
x ,y, Op.4.1. ... 3 b.llCO'0---+--11
+1;-;-1,-;-1 ~-y -x
z
-"'!]-,..---;-"'-I-r- 0·-"'-I-r.;11--;.I-------I
a],sl,Op.4.2;1.L4 ' .. .I- x,y,z,3·IOp.4.1J .... 6 ~,~,,, ; ..... 2 r,ClI,Op.4.2;3.1 j 1.Z ... 6 Op.Jl,Op.1.L.2 Kugel ~,~,I!.,,,; ",4.3;1.2.6
® 11 r,a3,ß," i";" ... 6 @) 24
\.0 \.1 \, I 11.0 11.1 11.1
X ,y, z,3' IOp.4.11 .... 6 al,rl,Op.4.2,3.1;1.2 .6
Dreieck, 5
x,y, Op.4.1 ..... 3
a3, SI ,Op.4.2, 1.1.4 al,~, .. i "",3
Op. 31 ,0p.1.1. 2 Zylinder
ßl, Op. 4.3,ßI' Op. 43 ... 5 hl,Op,J.2,hl ,Op.12 ... 5
gleich· schenklig
6.0
Dreieck, allgemein
7 0
Rhombus, Quadrat
8.0
Rhomboid, Rechteck
6.1
L, x-
® 12
6.1
x,y, Op. 4.1. .... 3 aJ,sz,Op.42;11...4 al, sJ .. ; " ... 4
13.0
Op31,Op 11..2 Würfel
(j]) 13
12
13
13 .1
V "'I
/~'" 3
ß],Op.4.3,ß::,Op. 4.3 .... 4 h; ,Op. 3. 2~ . . . . .. 2 ~,I1,Op.4.2;4.3;1.2 .. 5
(jJ) 33
13.1
x, y, z, ......... 3 3-IOp.4.1) ..... 3 33-2 .... 31
® 37
?Z~VS1. S3*-~ SI
7.1 ; la' !s ~,IY'OP.41 . 3 f:-14:-;.O:---+-+-14-:-.I-J---------1~I'''''.I--------l a S Op 4 2 1 1 4 x, y, z, 3· 10 p.4.1 ) .... 6
7 __ '_x I_·s _ J_tfi"_14 <!..J,',~,' ,', ,;" .·.·2 _- .r:::...~ I.!JJ /;--Y~ 6 al,sl,Op.4.2,Op.1.1 .. 4
: 0, °1 ':J,~, .. i" .. 2 ( \' 3 [a6 ~:~~:::,:: i • "'3 Op.3.1,Op.l1. .. 2 prismot.' "'~ ~"'_I 1;- "'JJ Op.3.i,Op.l.1 ... 2 @l 13 qudro Ische 14 ",,-;,\,,-iJ'
Grundfliiche S3 1/ !""'-II ./az,Op.4.3 .. 2 I / ~ L:''V--t L/ --, z ~J,sz,Op.4.2,Op.l.l .. 3 y x SI ~,~, .. , ' ... 2 8.1 8.1
h 1 /a~' I' ~ ,~, .. , .. . .. 2 aJ x,y,Op.4.1 ..... 3 c:a ,~, .. , ...... 2
Y I aJ,h, ", Op.1L4 '-------'--'-----------1 3·IOp.3.2,Op.1.1) .... 9 8 '-x!.-s -I @15 ~,s,Op.4.2, ..... 3 Op,3.1,Op.l.l ..... 2 ------'-al,h,Op.4.1, " ... 2 @
h 1 :; ° 1 Qii.i 1:.11 '1 ~ '--__ ----=:3::;..3 _______ 39-J
y t.x_S---l
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 189
werden drei Strecken bestimmt
a3, s2, Op. 4.2, Op. 1.1 a] , S3' Op. 4.2, Op. 1.1 Op. 3.1, Op. 1.1
4 [Et] 4 [Et] 2 [Et]
K f = 10 [Et]
mit der Abkürzung "Et" für Entscheidung. Die Op. 3.1 bedeutet die Verbindung der restlichen zwei Punkte - Op. 1.1 - mit einer Geraden. Der Komplexitätsgrad für ein allgemeines Dreieck ist daher K f = 10 [Et]. In den Zeilen 5 und 4 wird er um jeweils eine Entscheidung geringer, denn im gleichschenkligen Dreieck ist ein Maß, im gleichseitigen Dreieck sind zwei verschiedene Maße weniger vorhanden. Dort ist
Zeile 5 Zeile 4
S2 = S3 = s; K f = 9 [Et] S2 = S3 = s; K f = 8 [Et] a3 = al = a,
was aus den Zeilen 5 und 4 auch entnommen werden kann. Wenn das gleiche Maß ein zweites oder mehrfaches Mal auftritt, wird es nicht mehr gezählt und ist daher in Spalte 2 stets unterstrichen. Ähnlich verhält es sich mit den Vierecken. Der allgemeine Fall wird in Zeile 10 behandelt. Da jede unabhängige Strecke vier Entscheidungen benötigt, die letzte als Verbindung zwischen den restlichen zwei Punkten zwei, ist der Komplexitätsgrad
K flO = 4 + 4 + 4 + 2 = 14 [Et]
Bild 6.23-2. Festlegen eines "Komplexitätsgrades" fiir verschiedene geometrische Elemente (Darstellung als Drahtmodelle), um den Aufwand zu ihrer zeichnerischen Wiedergabe bzw. Speicherung mit einem Zahlenwert erfassen zu können.
Der Komplexitätsgrad Kr. setzt sich aus zwei Summanden zusammen: Der Anzahl der Entscheidnngen über die Anordnung und Lage von Punkten, Linien, Flächen und Körpern (K.) sowie der Anzahl der Entscheidungen über deren geometrische Form (Kr, im Bild eingekreist). Es ist daher Kr. = K. + Kr. Die Entscheidungen beziehen sich auf die Anzahl der Maßangaben und auf die fiir die Konstruktion des Teils notwendigen Operationen "Op". Die Anzahl der Maßangaben fiir eine eindeutige Bemaßung ist aus Spalte I zu entnehmen. Jedes Maß entspricht einer "Entscheidung". Die Notwendigkeit der Operationen (z. B. Schnittpunkt bilden, Strecken und Winkelmaß von einem gemeinsamen Punkt abtragen usw.), ihre Anzahl und ihr Wert entspricht weiteren Entscheidungen. Die Summe dieser Entscheidungen ergibt den Wert des Komplexitätsgrades, wobei ein öfter auftretendes gleiches Maß nur einer "Entscheidung" bedarf. Vom zweiten Auftreten an wird die Maß größe unterstrichen
Da es gleichgültig ist, ob im Polar- oder im Kartesischen Koordinatensystem garbeitet wird, ist manchmal auch letzteres anzuwenden. Statt der Strecke, die vom Winkel scheitel an abgetragen wird (Op. 4.2), wird der Schnittpunkt eines Winkelschenkels mit der parallelen Geraden h gebildet (Op. 4.1). Das allgemeine Trapez in Feld 9.1 benötigt ein Längenmaß weniger als das allgemeine Viereck. Bei ihm ist wegen der Parallelität zweier Seiten
h] = h2 = h
und damit wird
K f = 13.
Der Wert a x soll die Neigung der Grundlinie zur x-Achse anzeigen. Auch die Grundstrecke benötigt, wie jede unabhängige gerade Strecke, 4 Entscheidungen. Das heißt, für das "Drahtmodell" eines ebenen umegelmäßigen n-eckigen Polygons wird der Komplexitätsgrad
K Pol = 4 (n - 1) + 2 [Et].
Ein hier nicht eingezeichnetes gleichschenkliges Trapez hat gegenüber dem allgemeinen Viereck zwei Maße weniger. da dort
ist.
h]=h 2 =h a3 = a2 = a
Also wird
K f = 14 - 2 = 12 [Et].
Bei den folgenden Vierecken der Zeilen 8 und 7 ist zu beachten, daß für deren Konstruktion alle notwendigen aber gleiche)1 Maßgrößen mitverwendet werden müssen (bei den Vierecken also jeweils 3 Seiten und 3 Winkel), die gleichgroßenjeweils aber nur einmal zählen. Konstruktionen mit ax , die für die bisherigen Fälle elegant waren, sind hier ungünstig. In Feld 8.1 oben ist ein Rhomboid dargestellt. Sein Komplexitätsgrad K fist:
a3' h, Op. 4.2, Op. 1.1 a4, s, Op. 4.2, Op. 1.1 a], h, Op. 4.2, Op. 1.1 Op. 3.1, Op. 1.1
4 [Et] 4 [Et] 2 [Et] 2 [Et]
K f= 12 [Et]
Beim Rechteck in Feld 8.2 sind nicht nur jeweils zwei Seiten gleich, sondern auch drei Winkel. Der letzte Winkel zählt nicht. da er sich stets aus der not-
190 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
wendigen Winkelsumme ergibt; daher wird
h j =h 2 =h a4 = a3 aj =a3 K f8 = K flO - 3 = 11 [Et]
In Feld 8.1 steht der Rhombus. Bei ihm ist der Komplexitätsgrad bezüglich der Form
a3' s, Op. 4.2, Op. 1.1 a4, ~, Op. 4.2, Op. 1.1 a j, ~, Op. 4.2, Op. 1.1 Op. 3.1, Op. 1.1
4 [Et] 3 [Et] 2 [Et] 2 [Et]
K f = 11 [Et]
Beim Quadrat schließlich sind drei Seiten und drei Winkel unabhänig voneinander gleich, daher werden vier Entscheidungen abgezogen (weil sie doppelt auftreten), so daß
K n = K flO - 4 = 10 [Et]
ist. Beim Kreis in Feld 3.2 kommen neben den Maßen r und a die Operationen Op. 4.2 und die Operation "mit Kreisbogen verbinden" Op. 1.2 und 3.1 hinzu. Damit wird
K f =2+1+3=6.
Für die Relativlage räumlich bemaßter Punkte muß man 6 Entscheidungen berücksichtigen, nämlich 3 ftir die Maße x, y, z und 3 rur die Operationen Z.B. die Schnitte x, y sowie x, z und x,y/x,z. Das Kugeldrahtmodell, Felder 11.1 und 11.2, benötigt 1 Radius r, 3 Schwenkwinkel, aj, a2, a3' 2 Umklappwinkel ß mit Operationen Op. 4.3 sowie Op. 4.2 und 1.2. Für den (rechteckigen) Quader, Felder 14.1 und 14.2, stellt man sich ein polygones Drahtgerüst vor (dick ausgezogen), und stellt in üblicher Weise die Anzahl der Entscheidungen entlang der Kette 1 bis 8 fest. Immer, wenn ein Übergang in eine andere Ebene erfolgt, werden zusätzlich ftir diese Operation (Op. 4.3) zwei Entscheidungen und rur den EbenenNeigungswinkel, eine Entscheidung verwendet. Die achte Drahtbügelseite ist lediglich eine Verbindung zwischen den zwei restlichen Punkten (Op. 3.1, Op. 1.1). Die Verbindung der 4 nicht durchlaufenen Rückseiten wird mit jeweils 3 Entscheidungen berücksichtigt, die letzte mit zwei. Die unterstrichenen Größen kommen mehr als einmal vor und werden nicht berücksichtigt. Damit wird rur den rechteckigen Quader, den mit quadratischer
Grundfläche und den Würfel
rechteckiger Quader "quadratischer" Quader Würfel
K f = 33 [Et] K f = 32 [Et] K f = 31 [Et]
Beim Zylinder, Feld 12.2, wurden zwei Kreise zugrunde gelegt, die durch drei Zweipunktverbindungen sowie durch die Winkelfestlegungen ßj bis ß4 in der Position festgelegt sind, so daß sie im Abstand und im rechten Winkel bleiben. Der Komplexitätsgrad des Zylinderdrahtrnodells ist danach:
In Bild 6.23-2 wurde der Komplexitätsgrad allein rur ein "Draht- bzw. Kantenmodell" berechnet. Er könnte mit Verwendung der Operationen der Gruppe 2 und denen von Op. 3.3 auch rur die Existenz von Flächen ermittelt werden. Das kann für die Dokumentation am Rechner sehr interessant sein, ist es aber rur den Vergleich von Komplexität und Symmetrie nicht. Es würde nur der Komplexitätsgrad größer, sein Verlauf im Diagramm aber etwa gleich bleiben.
3. Die Symmetrie als Maß für Regelmäßigkeit von Körpern Anders als die Komplexität nimmt die Zahl der Symmetrien (siehe auch Bild 6.23-1) mit der Regelmäßigkeit der geometrischen Gebilde zu. In Bild 6.23-3 sind die gleichen Regelflächen und -körper wie in Bild 6.23-2 dargestellt, jedoch im Hinblick auf ihre Symmetrie. Dabei ist die Identität E (Ausgangslage) nicht hinzugezählt, da sie alle Werte um 1 erhöhen würde und die Drehspiege1symmetrien der Körper auch nicht, um einen Vergleich mit ebenen Gebilden machen zu können. Dem Bild 6.23-3 ist zu entnehmen, daß die Symmetrien mit der Eckenzahl regelmäßiger Körper steigen (Gleichseitges Dreieck, Quadrat, Würfel) und daß sie bei Körpern viel zahlreicher sind, als bei entsprechenden Flächen. In der Konstruktion verwendet man mit Vorliebe symmetrische Gebilde und legt den Koordinatenursprung vorzugsweise in das Inversionszentrum "i" sowie die Koordinaten-Achsen in oder parallel zu den Symmetrieachsen.
4. Verhältnis von Symmetrie und Komplexität In Bild 6.23-4 ist nun rur die einzelnen Flächen und Körper sowohl deren Symmetrien als auch deren Komplexitätsgrad aufgetragen. Die geäußerte Annahme, daß diese invers verlaufen, wird sehr ein-
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 191
Geometri- Symmetri e -Achsen C -Rotot. -Sy mmetr. Geometri-sche 0- 5 piegel- Symmet sch e Gebilde Symmetri e -Ebenen S - Drehspi egel-Sym Ge bilde
D Nr. 1 2 0 Nr. 1.0 1.1
$'" 1.1 8.0
C" Trapez, Kreis 1 0<> ..... 00 gleich- 8
0'00 ..•.. 00 schenklig
1.0 1.1 O~ 1.1 9.0 C~,C~,["Z . . 3
1ZI Qu ad rat 2 .'*.' °h 0h ,o~ . " , 2 Kugel 9 S, , S~ .. 2 /." ..
si s, 7 3.0 3.1 0' U 10.0
v
$Oh
C" .... 1 Rechteck 3 Oh,O'v ... 2 Zylinder 10
3
, .0 ,.1 0' ,. I 11. 0
s~, Cj', C";. . . 2
DreieCk, 4 /Y", °v ... .1 Würfel 11 gleichseitig 53 , sl ... 2
5 5.0 5.1 5.1 11.0
& Dreieck, Prisma, 12 gleich- 5 o~ ... ... 1 quadratisch schenkli g
6.0 6.1 6. I 13.0
Rhombus, E C1' .... 1 /'</ Prisma, gleich- 6 s,,51.2
sei ti g /' \ rechteckig 3
s1 \ s,
7.0 71 7. I 14.0
Rhomboid 7 / / Ci' ........ 1 Prisma, allgemein
Bild 6.23-3. Anzahl der Symmetrien für verschiedene Regelflächen und Regelkörper, ohne Berücksichtigung der Iden-
drucksvoll bestätigt. Darüber hinaus ist noch zu erkennen, daß die Symmetrien "exponentiell" abfallen, während der Komplexitätsgrad "linear" steigt bei Flächen- und K6rperpolygonen.
Folgerung
Für die Formgebung von Teilen, insbesondere von eben begrenzten und eckigen, läßt sich folgende Erkenntnis ziehen:
1. Komplexitätsgrad und mögliche Symmetrien werden mit der "Eckenzahl" der geometrischen Gebilde und mit der Anzahl der Kanten größer.
13
14
Symmetri e -Achse n C-Rot.-Symmetrie 0- Spi ege 1- Symmet.
Symmetrie- Ebenen S -Drehspiegel-Sym 1 2
8.1 0; U
LG 0; .. ... 1
9.1 9.1
$ Cco ... co
0'00 ••.•• 00
10.1
m 10.1 CO<) ; 00<)
Cdl,C~ . 3 C;,['I ..... 2
°h . . . . . . . 1 co
11.1 1 I Cn 11.IC, ... c"l. . 9 [;t]1' C1h I d~,a'; .. . 3 (01,01) .. .. ' 6 .i l -
/1 i ......... 1 ["/ 1 9 n ,
11.1 1 11.IC, CI cl .. 3 ~72 Ci ,Ci' . . .. 2
O'h/ a'v I d'~ ... 3 I· j I 1
°I,dl .. 2
~/ ..
i. . .1 11
13.1 13.1 CI, C; , Ci ... 3 m Oh,O~,O~ .... 3 1 ij
1 . i .1 }--I-- ........
7 14.1
L] 114.1
0
tität E und ohne Berücksichtigung der Drehspiegelung bei den Körpern
2. Komplexitätsgrad und Symmetrien verhalten sich invers. Wenn die Komplexität steigt, fällt die Anzahl der Symmetrien und umgekehrt.
3. Schon eine geringe Verminderung des Komplexitätsgrades kann die Anzahl der Symmetrien sprunghaft erhöhen (Gestaltung erleichtern), eine geringe Erhöhung aber stark vermindern (Gestaltung erschweren).
Konsequenz für die Konstruktion
Aus Punkt 1 und 2 Es sollten möglichst Körper mit kleinem Komplexitätsgrad (geringer Eckenzahl) ver-
192 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
I -:-1'\,--e tri e Symm
114 / I j' I
27
Komplexitötsgrad 18
I I \ 33l/ I ./ 13 ---I -~\ / I
----I--- ------f-+t --- f----rr--- 1 12 t 11
I 31 / W I 1 o Anzahl der Symmetrien
10 o Kompl exitötsgrod (Entscheidung für Maßangaben
und Operationen)
8
\ / Y
4 \ / \ Y \
\ \.,
\ '" ", "
L
/ / ,
-- f-----
""', "
~---
\ \ \
1\
\ \ I
\ \
\ ,i
1
1
1
12
11
1
8
-Oreiecke~ ~Vierecke- ~ prismen--..! Kug~l Zylin . Krel s
recht- oligemel-
der
gleich- gleich- dreiecki- Quadrat, Rechteck, Trapez, Trapez Würfel, quadro-seitig schenk- ges Rhombus gleich- allgemein Viereck tische eckige ne Grund-
lig Polygon schenk. allge-Rhomboid mein
Bild 6.23-4. Zusammenhang zwischen Eckenzahl, Symmetrien und Komplexitätsgrad verschiedener Regelflächen und Regelkörper.
Im Diagramm ist die Eckenzahl die Symmetrien und der Komplexitätsgrad K f für verschiedene Flächen und Körper eingetragen. Danach trifft ein steigender Komplexitätsgrad mit
wendet werden, da sie leicht darzustellen, zu speichern und meistens auch preisgünstig zu fertigen sind
Aus Punkt 2 Symmetrische Körper verwenden, da sie einfach darstellbar und in der Regel einfacher fertigbar sind.
Neben einer "geringen Eckenzahl" ist es auch wichtig, daß die Form zusätzlich auf der Grundlage von rechten Winkeln entsteht, da das Zeichnen und Fertigen wegen der rechtwinklig aufgebauten Maschinen und Werkzeug-Zugriffe in diesen Fällen besonders einfach ist. Möglichst symmetrische Teile, das bedeutet Teile mit niedrigem Komplexitätsgrad, tragen wesentlich dazu bei, den Arbeitsaufwand für Konstruktion, Dokumentation und Fertigung zu senken.
flöche
einer fallenden Symmetrie-Anzahl zusammen. SymmetrieAnzahl und Komplexitätsgrad vergrößern sich mit der "Eckenzahl". Die Werte sind den Bildern 6.23-2 und 6.23-3 entnommen. Einfache Konstruktionen erfordern daher möglichst symmetrische Teile und solche mit wenigen Richtungsänderungen bei Bevorzugung gerader Kanten
Praktische Anwendung Da der Komplexitätsgrad einer Zeichnung - konventionell oder am Bildschirm erzeugt - im wesentlichen dem Aufwand zu deren Erstellung entspricht, kann er auch zur zeitlichen und damit kostenmäßigen Vorkalkulation verwendet werden. Dazu ist seine schnelle und problemlose Berechnung erforderlich. Folgende Gesichtspunkte sind dabei hilfreich:
Festlegungen:
Punkt 3 [Et] Mit gerader Strecke verbinden (eigene Maße) 4 [Et] Mit gerader Strecke verbinden (ein wiederholtes Maß) 3 [Et] Mit gerader Strecke verbinden (zwei wiederholte Maße) 2 [Et] Mit gerader Strecke verbinden (zwischen zwei beliebigen Punkten) 3 [Et]
~.II Allgemein Konstruktions-Abschnitte Nr 1
1.1
Klären und Regeln zur
präzisieren der 1 Bildung von Aufgabensätzen, Anforderungslisten usw.
AufgabensteIlung
2.1
Ermitteln von Regeln für Funktionen und
2 Funktionsbildung,
deren Strukturen Funktionsverknüpfung, Funktionsvernetzung
3.1.1
Suche nach Regeln zur Effektauswahl Effekt- Regeln zur Effektverknüpfung Lösungsprinzipien 3.1
3.2.1.
Suche nach Regeln zur
Gestalt-Zuordnung: Effekt- Effektträger,
Lösungsprinzipien 3.2 Verbindung von Effektträgern,
Übertragung auf Mechanismen
4.1 Gliedern in
Regeln zur realisierbare Module
4 Funktionsi ntegration, Funktionstrennung, Verbindung
5.1
Regeln zur
Gestalten der Formgestaltung,
maßgebenden Durchdri ngu ngsfreiheit,
5 Montagemöglichkeit, Module
Umlauffähigkeit, Kerbsicherheit
6.1
Regeln zum
Gestalten des Abstimmen der Konstruktions-
gesamten 6 und Fertigungsmaße, zum Einbau von elektronischen
Produkts Steuerungen, Regelungen, Zusatzaggregaten
7.1
Festlegen der Regeln für die Tolerierung,
Ausführungs- und 7 die Oberflächenbeschaffenheit,
Nutzungsangaben Zeichnungs-, Anleitungsvorsch ritten
Bild 6.24. Einteilung der Konstruktionsregeln. Das Vorgehen beim Konstruieren eines Produkts wird bewußt und unbewußt von zahlreichen "Konstruktionsregeln" gesteuert, die erlernt, durch Erfahrung vertieft oder durch Fehlschlä-
Produktbezogen
2
1.2
Regeln zur Bilung von Aufgabensätzen und Anforderungslisten für Stoff-, Energie- oder Informationsprodukte
2.2
Regeln für Allgemeine, IQ - Funktionen Logische usw. Funktionen und Funktionsstrukturen
3.1.2
Regeln zum Finden von Multiplikator - Effekten, Verknüpfen von Multiplikator-Effekten, Spezielle Funktionen usw.
3.2.2
Regeln zum Finden von Multiplikator - Effekt-trägern, Verknüpfen von Multipli-kator- Effektträgern, zum Übertragen auf Multiplikator- Mechanismen
4.2
Regeln zur Funktionsintegration bei Kunststof-fen, zur reibschlüssigen Verbindung
5.2
Regeln zur besonderen Dimensionierung, zum jeweiligen Fertigungsverfahren (spanend, schweiß-, biege-, schmiede-, guß-, spritzgerecht usw.) zur Werkstoffauswahl
6.2
Regeln für den Einflu ß der Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen, für Anordnungen von Tastatur-und Azeigefeldern
7.2
Regeln für die Passungen von Lager- und Wellensitzen, für Zeichnungs- und Toleranzangaben bei CNC- Ferti-gung, Betriebs-, Transportangaben
ge erkannt wurden. Die meisten "Regeln" erscheinen nicht als solche in den Fachbüchern, sondern werden aus dem Fachwissen des Ingenieurs gebildet, revidiert und im Laufe der Zeit korrigiert
194 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Mit gerader Strecke verbinden (zwischen zwei letzten Punkten) Mit Kreisbogen verbinden (eigene Maße)
2 [Et] muß dieser Durchschnittswert nur mit der Anzahl der Maßangaben multipliziert werden.
Mit Kreisbogen verbinden (ein wiederholtes Maß) Mit Kreisbogen verbinden (zwei wiederholte Maße) Mit Kreisbogen verbinden (zwischen zwei beliebigen Punkten) Mit Kreisbogen verbinden (zwischen zwei letzten Punkten)
5 [Et]
4 [Et]
3 [Et]
4 [Et]
Der Einwand, man könnte von vornherein allein die Anzahl der Maßangaben zugrunde legen, ist nicht stichhaltig, da die verschiedenen Fertigungsarten verschiedene Zeichnungen erfordern, z. B. Bauzeichnungen mit Schnitten rur die Ecken, Zeichnungen [ur spanende Verfahren mit scharfen Ecken oder auch Gußzeichnungen mit abgerundeten Ecken und Gußneigungen usw.
3 [Et]
Mit obigen Angaben ist es nicht schwer, den Komplexitätsgrad eines ebenen Teils zu ermitteln. Um diese Arbeit nicht stets wiederholen zu müssen, kann nun rur eine Gruppe typischer Zeichnungen ein Durchschnittswert von Entscheidungen pro Maßangabe ausgerechnet werden. Zur Berechnung des mittleren Komplexitätsgrades der anderen Zeichnungen
6.2.7 Beachtung von Konstruktionsregeln
Feld aus Bild 6.24
1.1
1
1.2
2.1
2
2.2
3.1.1
3.1
3.1.2
3.2.1
3.2
3.2.2
6.2.7.1 Einordnung in den Konstruktionsablauf
Das Vorgehen beim Konstruieren leitet sich weitgehend aus der Erfahrung ab und Richtlinien rur dieses Vorgehen bilden sich meist in den Konstruktionsbüros heraus, die zusammengefaßt und dokumentiert
Beispiel für die Regelformulierung Weitere Literatur
Ein Aufgabensatz wird im wesentlichen aus einem Objekt und einem Prädikat ge-bildet. Er kann für Haupt- und Nebenaufgaben verwendet werden.
Bei einer Allgemeinen Funktion bildet eine der Allgemeinen Größen das Objekt Kap. 3
und die mit ihr durchzuführende Operation das Prädikat, z.B. Stoff speichern; E-nergie leiten; Information verknüpfen
Eine Funktion (effektunabhängig) wird gebildet, indem eine Funktionsgröße an den Eingang, die von ihr abhängige an den Ausgang eines geschlossenen Sys-tems (Black Box) gesetzt wird. Die Verknüpfung von Funktionen kann in dieser Phase in beliebiger Weise erfolgen. Kap. 4
Für die IQ-Funktion "Kraft vervielfachen" wird die unabhängige Funktionsgröße F an den Eingang und die abhängige an den Ausgang des abgeschlossenen Sys-tems gesetzt. Logische Funktionen haben häufig 2, seltener 3 und mehr Eingänge.
Die Natur gestattet uns nur die Funktionsbeziehungen zu realisieren, für die sie ei-nen Effekt zur Verfügung stellt. Für jede erwünschte Funktionsbeziehung muß da-her ein geeigneter Effekt gesucht werden. Funktions-Effektgesetz. Fehlende Ef-fekte können durch Effektketten ersetzt werden. Kap. 5
Zur Realisierung eines geeigneten Kraftmultiplikators kann einer der folgenden Ef-fekte: Keil-, Hebel-, Kraftsummierungs-, Reibungs- oder Impulseffekt verwendet werden.
Werden mehrere Funktionsbeziehungen durch einen gemeinsamen Funktionsträ-ger realisiert, spricht man von Funktionsintegration. Hat jeder nur einen Funkti- Kap. 5 onsträger, von Funktionstrennung.
Der Effektträger mit dem Effekt wird in einen ausgesuchten oder bekannten Me-chanismus eingebaut, der ähnliche Kraft-, Moment- und Geschwindigkeitsverhält-nisse wie er selbst hat.
Bild 6.25 (Blatt 1, Blatt 2). Beispiele für Konstruktionsregeln nach Bild 6.24
6.2 Struktur- und Gestaltungsoptimierung mit Hilfe verschiedener Vorgehensmethoden 195
als Regel nur für sehr enge Bereiche vorliegen (Gußregeln usw.).
Regeln. Sie sollten bei der Arbeit im entsprechenden Konstruktionsabschnitt genau beachtet werden.
6.2.7.2 Gebrauch der Regeln
Daß beim intuitiven Konstruieren für die Synthese dem Konstrukteur viel mehr Regeln zur Verfügung stehen als ihm bewußt ist, soll eine Zusammenfassung wichtiger Konstruktionsregeln, die nach dem Ablaufplan geordnet sind, zeigen. In Bild 6.24 ist der Bereich angegeben, für den die Regel gelten soll, in Spalte I als allgemeine Regel, in Spalte 2 als produktbezogene Regel und in Bild 6.25 sind jeweils zwei wichtige Regeln aus den einzelnen Bereichen angeführt. In der letzten Spalte stehen Kapitel des Buches mit weiteren und spezifischen
Dem Konstrukteur steht komplexes Hintergrundwissen, wie es sich in den zahlreichen Regeln ausdrückt, zur Verfügung. Er kann daher beim Vorgehen sofort in eine aussichtsreiche Richtung steuern, alle wichtigen Restriktionen schon von Beginn an einbauen, die Variantenzahl verringern und wenn der FaII unbekannt ist, sich selber neue Regeln schaffen.
Durch Funktionsintegration wird meistens die technische Wertigkeit vermindert (Zunahme der Störfunktionen) und die wirtschaftliche erhöht (Abnahme der Teile-
4.1 zahl). Kap. 6 Bei festen Verbindungen muß die Relativbewegung zweier Teile verhindert werden. Ab-
4 Das ist nur möglich durch zusätzlichen Stoffschluß, durch Umformung, durch Zu- schnitt satzteile, durch Kraft- oder Reibschluß 6.4
Funktionsintegration ist bei Kunststoffteilen gut realisierbar, da der gleiche Werk- und Band 111
4.2 stoff je nach geometrischer Form sowohl steif, elastisch als auch "gelenkig" sein kann. Reibschlüssige Verbindungen können je nach Normalkräften und Oberflä-cheneigenschaften feste oder bewegliche sein.
Die Form der Einzelteile bei Verbänden muß so sein, daß sie sich nicht durchdrin-gen und montierbar sind. Bei beweglichen Verbänden muß die Durchdringungsfrei-
5.1 heit für jede erwünschte Relativlage gelten. Die Formgebung muß ein möglichst geradliniges "Kraft/eiten" und Kerbunempfindlichkeit gewährleisten. Bestimmte Verbindungen müssen wegen der notwendigen Trennung für ihre Wiederverwertung Ab-
5 (Recycling) nach Jahren des Einsatzes gut demontierbar sein. schnitt
Für jedes Fertigungsverfahren stehen besondere Dimensionierungsrege/n zur 6.3
Verfügung (Gießen, Spritzen, Schweißen, Schmieden, Biegen, Stanzen, Trennen 5.2 usw.), die günstige und preiswerte (Stückzahl) Konstruktionen ermöglichen. Der
Werkstoff wird aufgrund der Belastung, der Fertigungsmöglichkeit und der Oberflä-cheneigenschaften gewählt.
Die Maße der Teile und Teileverbände werden so aufeinander abgestimmt, daß die
6.1 Konstruktionsmaße (Funktionsmaße) und die Begrenzungsmaße gewährleistet sind. Beim gesamten Produkt muß der Platz für Zusatzeinheiten und das äußere Design Ab-berücksichtigt werden. schnitt
6 Das Ausdehnen und Schrumpfen der Teile aufgrund von hohen Arbeitstemperatu- 6.3
ren (Festpunkt), von äußeren Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen und
6.2 (Kunststoffe) muß berücksichtigt werden. Anordnungen und Form der Anzeige und Band 11
Bedienelemente (Bildschirm, Lampen, Hebel, Knöpfe, Tastaturen) müssen ergo-nomisch gestaltet werden.
Alle Maße müssen toleriert, einige Maßpaarungen gepaßt werden. Die Funktions-fläche, meistens auch die restlichen Flächen erhalten eine Oberflächenangabe, so-
7.1 fern dies durch das Fertigungsverfahren nicht schon festgelegt wird. Die Funktions-weise, Bedienung und Reparaturmöglichkeit des Produkts ist durch Anleitungsvor-
7 schriften zu beschreiben. Band 11
Festlegen des Bohrungs- und Wellensitzes bei Lagern, Regeln zur Grenzmaß- oder
7.2 statistischen To/erierung. Regeln für Transport und Aufstellung in gemäßigten nahen und tropischen fernen Zonen.
196 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
6.2.7.3 Gültigkeit der Regeln
Die Konstruktionsregeln haben bis auf wenige Ausnahmen nie lOO%ige Gültigkeit. Leider gibt es wegen ihrer großen Zahl, wegen der Vielfalt ihrer Anwendungsgebiete keine allgemeine Ordnung, die ihre Gültigkeit auf den richtigen Bereich begrenzt. Daher sind sie nur rur einen Konstrukteur wertvoll, der ihre Auswirkungen genau übersieht und daher den Gültigkeitsbereich von Fall zu Fall festlegt.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren
6.3.1 "Gerechtes" Konstruieren
Das sogenannte "gerechte" Konstruieren bezieht sich auf die Funktion und auf die Gestalt des Produkts. Alle wesentlichen und voraus schaub aren Gesichtspunkte, welche auf die Funktion und die Gestaltung beim Konstruieren einen Einfluß haben, müssen berücksichtigt werden, müssen zu ihrem "Recht" kommen. Ist das der Fall, wird z. B. Funktions- und Gestaltungsrecht konstruiert. Im einzelnen ergibt sich die Vorausschaubarkeit aus der Erfahrung mit früheren Ergebnissen, aus der physikalischen Vorausberechenbarkeit sowie aus der genauen Kenntnis der einzelnen Herstellverfahren aus dem Versuch bzw. der Simulation. Die Erkenntnisse finden ihren Niederschlag meistens in den Konstruktionsregeln (Abschnitt 6.2.7), welche eine Anweisung zum" ... gerechten" Konstruieren geben. Um diese Regeln, welche manchmal auch widersprüchliche Aussagen machen (z. B. Innenecken ausrunden - aus Festigkeitsgründen oder Innenecken "scharfkantig" ausführen - zur leichteren Herstellung von Spritzwerkzeugen) richtig interpretieren zu können, muß die Technologie des Fertigungsverfahrens bekannt sein. Dem Konstruktionsablauf entsprechend kann das " ... gerechte" Konstruieren in die Gruppen und Untergruppen des Bildes 6.26 unterteilt werden. Das sog. "gerechte" Konstruieren bezog sich früher im wesentlichen nur auf die Gestaltung bei verschiedenen Fertigungsverfahren (Untergruppen 6.1 bis 6.3, 6.1.1 bis 6.3.1 u.a.) , muß aber im Sinne eines systematischen Konstruierens auf alle zur Gestaltung beitragenden Gesichtspunkte übertragen werden.
6.3.2 Funktionsgerechtes Konstruieren
Beim Konstruieren werden allgemein zwei Hauptziele verfolgt: Die Funktion durch das Produkt (aufgrund physikalischer und die Gestalt realisierender Voraussetzungen) optimal zu erfüllen sowie das Produkt so preisgünstig wie möglich zu realisieren. Die Funktion wird in der Funktionellen und Prinzipiellen Phase durch die Funktionselemente und deren Vernetzung, die den Funktionsfluß bewirken, durch die Wahl der Effekte, der Konstruktionsgrößen, der Wirkanordnung (kinematische Ketten, Mechanismen) und die grundsätzliche Gestaltanordnung, die sog. Wirkstruktur bestimmt. Die Wirkstruktur muß so sein, daß die Funktion durch sie erfüllt und infolge des geometrischen Aufbaues nicht behindert wird. Bestimmte geometrische Anordnungen sowie die Vielzahl der Teile ergeben oft zusätzliche unerwünschte, die sog. parasitären oder Störfunktionen, welche weitgehend vermieden oder ausgeglichen werden sollten. In Bild 6.27 ist das Entwickeln einer Wirkstruktur an drei Beispielen dargestellt und das funktionsgerechte Vorgehen unterteilt in das funktionsflußgerechte, effekt- und funktionsgrößengerechte sowie das wirkund gestaltanordnungsgerechte Konstruieren. Diese Aufteilung entspricht auch den Arbeitsabschnitten 2; 3.1 und 3.2 in Bild 2.16.
Folgende Gesichtspunkte (Regeln) sind zu beachten:
- Funktionsflußgerecht konstruiert wird, wenn die Funktionsstruktur aus möglichst wenigen Elementen besteht und eine Optimierung des Netzes z. B. durch die in Bild 4.10 angeführten oder ähnlichen Regeln vorgenommen wird. Eine schrittweise Entwicklung der Funktionsstruktur, wie z. B. in Bild 4.9-1, ist immer vorteilhaft.
- Effektgerecht konstruieren heißt, für die Prinziplösung den günstigsten Effekt aussuchen, z. B. aus den Bildern 5.7 und 5.8. Gibt es für die vorgegebene Funktion keinen Effekt, muß eine Effektkette zusammengestellt werden mit Hilfe der Funktionsgrößen-Matrix Bild 5.7, ähnlich wie für Bild 5.10 (bzw. Tabelle 1 in Abschnitt 5.5.1), die am Ein- und Ausgang die vorgegebenen Funktionsgrößen hat. Gibt es mehrere Effektketten, soll die mit den wenigsten oder die mit den am leichtesten realisierbaren Effekten ausgesucht werden.
- Funktionsgrößengerecht bedeutet, daß die Ausgänge der einzelnen Funktionen in der Strukturkette nach Funktionsgröße, Betrag und Orientie-
6.3 Funktions- und gestaltungs gerechtes Konstruieren 197
Funktionsgerecht Funktionsflu ß- 1.1
gerecht
I Effekt- und 1.2
Funktionsgrößen-gerecht
I
Wirk- und Gestalt_1.3
anordnungsgerecht Gestaltungsgerecht I
I I 2. Gestalt- und 3. Beanspruchungs-
designgerecht und festigkeitsgerecht
I I I
4. Montage-, verbindungs-füge-, demontageger.
I 5. Sicherheitsgerecht
( Redundant)
I 6. Herstell- und toleranz-
I--------
gerecht
I I I
7. Transport- und 8. Korrosions-, verschleiß-lagerungsgerecht und reparaturgerecht
Bild 6.26. Unterteilung des funktions- und gestaltungsgerechten Konstruierens.
Konstruieren nach diesen Gesichtspunkten berücksichtigt in jeder Phase, in jedem Konstruktionsabschnitt allgemeine und dem Produkt angepaßte spezielle Anforderungen, die zur opti-
rung mit den Eingängen der folgenden Funktionen kompatibel sein müssen. So wird beim Hintereinanderschalten von Kraftmultiplikatoren (Band II) z. B. nicht ein Flaschenzug nach einem Keil, sondern ein Keil nach einem Flaschenzug angeordnet, weil dann die Weglängen am Übergang leichter gleichgroß gemacht werden können.
- Wirkanordnungsgerecht besagt, daß die grundsätzlich möglichen kinematischen Ketten und Mechanismen, die in der Getriebelehre sehr systematisch aufbereitet zur Verfügung stehen, berücksichtigt werden. Sie haben alle verschiedene Eigenschaften und können danach ausgewählt werden. Im Konstruktionskatalog 11.5.2 "Zwangläufige zwei- bis viergliedrige Mechanismen" (Band II) lassen sich, je nach gewünschter Eigenschaft, die bestgeeignesten Mechanismen aus-
9.
-16.1 Urformgerecht 6.1.1 Gu ß- Spritz- I
Druckgußgerecht
6.2 Umformgerecht 6.2.1 Druck- Zug- Biege· I Schub·, UmformgerechI
6.3 Trenngerecht 6.3.1 Bohr- Dreh- Fräs-, I
Schleifgerecht
I
Recyclinggerecht
malen Gestaltfindung notwendig sind. Je größer die Erfahrung und Voraussicht ist, um so gestaltungs- und produktgerechter wird konstruiert, umso besser und kostengünstiger wird das Produkt und entsprechend kürzer die gesamte Entwicklungszeit
wählen (z. B. das Viergelenk rür den Fall des Nußknackers in Bild 6.2, Feld 1.1) und gegebenenfalls wie in Bild 6.1 variieren.
- Gestaltanordnungsgerecht ist eine Anforderung, welche erstmalig an die Wirkstruktur (Bild 6.27, Zeile 6) gestellt wird. In der durch die Wirkstruktur dargestellten Anordnung erfolgt eine gewisse Festlegung der späteren Gestaltung. Die Wirkstruktur muß sowohl die Funktion bestmöglich erfüllen, als auch mit ihren Wirkräumen und Wirkflächen eine zweckmäßige Anordnung, Gestaltung und Herstellung ermöglichen. Bei bestimmten Gestaltausformungen (z. B. Hohlkörpern) kann die Wirkstruktur durch "Schemaskizzen" ersetzt werden. In Bild 6.2 sind die Varianten der Anordnung für eine Wirkstruktur aus Feld 2.1 beispielhaft dargestellt.
198 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Drehführung Ba jo n e t tverschlurJ Kraftmult iplikator ..... gerecht"
(NurJknackerl
N r. 1 2 3 4 1.1 1.2 1.3 1.4 -<D 1 Leiten -[Q- Speichern
Umformen --ß>--I Funkhons llun ~ C0--® 2 Zustände
2.1 2.2 2.3 I gerecht
Mo -1 Mb= f(Ma) ~ Mb -IF2=f(S1)~ F2 F, -1 Fz = f (F,J ~ Fz I (Funkti onss truktu-
2 Sl ren)
I 3.1 3.2 3.3
1
3.4
3 Mo -1 Reibeffekt ~ Mb Sl -+ooke-Etfekt~ FZ F1 Hebel, F 2 Effekt- und Kniehebel IFunktionSgrÖnen -
4.1 U 4.3 gerecht
~~ :j Reibeffekt I:: ~)bb :~ =:!HOOke -Effekt I FZ F1 FZ
(Kräfte, Momente, 4 Hebel, I Geschwindigkeiten)
V1 Kniehebel Vz Fz
5.1 2 5. Z
~ 5.3
Ö 5.4
5 la-e- 1b 1 Wirk- und
6.1 6.2 6.3 F1 Gestaltono rdnungs-
Mo Mb 1 gerecht
l'~I --3 Fz ( Kinematische
1 b 11 T', ~ Iz i 2 2 Ketten, Mechanis-
6 men, Wirkstruk-2 ~~ /~
tu ren)
i 3 I '\ 4 '- )
Fz S1 3
F z
-if ~ Drehgelenk ) -cJ-- Schu bgelenk I ---&- Zwiegelenk I ~ 0 rehschubgelenk
Bild 6.27. Funktionsgerechtes Konstruieren.
Das" ... gerechte" Konstruieren bezieht sich nicht nur auf die Tätigkeiten in der gestaltenden Phase, sondern auch auf die in der Funktionellen und Prinzipiellen Phase. Dabei wird der
6.3.3 Gestalt- und designgerechtes Konstruieren
6.3.3.1 Designgerecht
Um eine sinnvolle äußere Gestalt zu erhalten, sind einige Grundregeln flir die gefällige, zweckmäßige und ergonomiegerechte Gestaltfindung zu beachten [43, 70]. Schon immer hat eine ansprechende Gestalt von technischen Objekten bei sonst gleicher technischer und wirtschaftlicher Wertigkeit den Ausschlag fur den Kauf gegeben. Häufig besteht heute sogar die Tendenz, daß der Hinweis auf diese "äußeren" Eigenschaften den Kauf bestimmt in der Annahme, gleicher Preis gewähre schon gleiche technische Wertigkeit, welche als selbstverständlich vorausgesetzt wird.
Funktionsfluß (aufgrund der Netzstruktur), die sinnvolle Effektwahl, das Festlegen und Abstimmen der FunktionsEin- und Ausgangsgrößen sowie die Wirk- und Gestaltanordnung berücksichtigt
6.3.3.2 Ergonomiegerecht
Die Forderungen der Ergonomie und ihre Realisierung sind ein Spiegel der Menschenachtung. Neben den selbstverständlich zu erflillenden technischen und wirtschaftlichen Funktionen sind auch die menschbezogenen Funktionen zu berücksichtigen, wie es in Bild 6.28 dargestellt wird. In den Anfangszeiten der modernen technischen Entwicklung war man so stolz auf die Maschine, daß dem vielseitig wandelbaren Menschen das Betätigen und Montieren in jeder Lücke, bei gebeugter und verkrampfter Haltung zugemutet wurde mit verwirrenden oder schlecht sichtbaren Tableaus. Heute wird auf Körperhaltung, gesundes Sitzen, leichtes Bedienen und
Technische Funktion
Menschbezogene Funktion
Wirtsc haft I iche Funktion
Bild 6.28. Mögliche Einteilung der Funktionen eines Produkts.
Industrial Design befaßt sich mit den auf den Menschen bezogenen Funktionen eines Produkts [43]
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 199
Gesetze Beispiele Nr. 1 2
1.1 1.1 Gesetz der Nähe: . . . . · ..
1 Bei kleinem Abstand werden . · . · .
gleiche Elemente vom Auge als . . · . · . Gruppe zusammen gesehen. Groner Wagen 2.1 2. Z
Gesetze der durchgehenden Kurve: I- f- I-
Teile einer Figur oder Elemente V l---
2 einer Anhäufung bilden leichter
1/ eine Einheit, eine Gestalt,werden oe-
zusammen gesehen,wenn sie eine -durchgehende Kurve bilden.
3.1 3 1 A"ff~""i9k';t Gesetz der Abstandstoleronz: r' o,~ a
benachbarter Kurven i 3 Di e Abstandstoleranz benachbarter
1-:
Kurven ist deutlich zu erkennen, , ,
wenn sie in der GröDenordnung I ""9
. h A ~ .. 1 T des Abstands liegt. NIC tuffallende Ungenauigkeit 4.1 4.2
Gesetz des Fluchtens von Linien: 0 1 2 3 4 5 6 7 B 9 10
Das Fluchten von Linien ermöglicht + + I I I I I I I I I I I 4 die Relativlage von Skalen am ge- I I I I I I I I I I
nauesten zu bestimmen. Nicht o 1 Z 3 4 5 6 7 B 9 10
Fluchten ist sehr auffällig. Fluchtend Nicht fluchtend Nonius
5.1 5. Z -@t[ffiBIlEI:D- Transl,-Streck-Gesetze der Symmetrie: ~ Symme trisch angeordnete Teile, Spiegel- Symmetrie Symmetrie
5 Elemente oder Gegenstönde werden ~ Rotat.- Symmetrie
~ Rotations- Streck-leichter zusommengehörig empfun-
den als wahllos oder zufällig ~ T ransl.- Symmetrie Symmetrie
aneinander zugeordnete. Isometrische Symmetrie Homöometr'lsche Symmetrie
6.1 6.1
Gesetz der Geschlossenhe'lt: Spannungsring Struktur Kontur Linien die eine Fläche umschlienen
0 ~ ~ 6 werden unter sonst gleichen Umständen eher als Einheit aufge-fant als solche, die sich nicht zu s ammenschi i eDen. offen ge schlossen
7.1 7.1 /~~'\ Gesetz des gemeinsamen Schicksals: . - ' ..
, . / (! i1f '\ \ \ Bewegen sich Elemente gleich oder .. , " ..
~ 7 ähnlich ,oder bewegen sie sich ge- .. • : :. < ",
nerell und relativ zu ruhenden Ele- ' .'.
menten, so schlieDen sie sich zu einem Ganzen zusammen. Mückenschwarm Springbrunnen
8.1 B.l Gesetz der Erfahrung: Kennt ein Mensch aufgrund der
ll"] 8 Erfahrung gewisse Formen sehr gut, :11 Q) ~/] dann wird er sie auch bei teilwei-sem Fehlen von Elementen oder bei I": sehr stark veränderter Form wi edererkennen.
Bild 6.29. Gesetze der Gestaltdarstellung, verwendet beim technischen Design (nach Klöcker [43])
übersichtliche, gut erreichbare Anordnung von Betätigungselementen [71, 72, 76] sowie gut erfaßbare und ablesbare Anzeigeelemente größter Wert gelegt (Leider ist in vielen Fällen auch heute noch die Beschriftung von Geräten aus Übersee und deren
Beschreibungen nur für Kurzsichtige lesbar). Um solche Grundsätze zu realisieren, werden für designgerechtes Gestalten die folgenden aus den "Gestaltgesetzen" nach Klöcker abgeleiteten Regeln vorgeschlagen:
200 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Das schwimmende Telefon
Das Getriebegehäuse als Sarg
Das Auto als Käfer
Die Nähmaschine mit dem Schafskopf
Bild 6.30. Ungünstige Gestalt des Produkts fUhrt häufig zu negativen, manchmal zu verheerenden Assoziationen mit sachfremden Symbolen (nach Klöcker [43])
t'r---- Anbindung -------'--" WF an WR
Bild 6.31. Aufbau des Wirkstrukturgliedes.
Das Glied besteht aus Wirkflächen Wp und Wirkräumen WR .
Die Anbindung der Wirkflächen an die Wirkräume spielt eine große Rolle fUr das Auftreten von inneren Momenten (Kraftfluß) und fUr die spätere Konturgebung. Die Verbindung zu Nachbargliedem erfolgt über Wirkflächenpaare Wp
6.3.3.3 Regeln für das gestaltgerechte Konstruieren im Bereich des Industrial Design
In Bild 6.29 sind "Gesetzmäßigkeiten", aus welchen sich folgende Regeln nach Klöcker [43] ableiten, angeführt.
Aus Gesetzmäßigkeit 1: Gleiche Elemente (z.B. Schraubenköpfe) an sichtbaren Flächen nie so plazieren, daß sie als Gruppen zu sachfremden Assoziationen Anlaß geben.
Aus Gesetzmäßigkeit 2: Gewollte oder ungewollte Linienführungen können bei Unterbrechungen entstehen. Effekt ausnutzen oder unterdrücken.
Aus Gesetzmäßigkeit 3: Parallele Linien zwischen verschiedenen Teilen nicht nahe aneinandersetzen.
Aus Ges~tzmäßigkeit 4: Der Stoß von fluchtenden Linien ist sehr empfindlich für das Auge. Er soll an Oberflächen vermieden, kann aber für Meßgeräte ausgenutzt werden (Schnittbild-Entfernungsmesser, Nonius).
Aus Gesetzmäßigkeit 5: Symmetrische Formen geben das Gefuhl der Ausgewogenheit, der gleichgewichtsmäßig richtigen Verteilung von Kräften, der Ruhe, der Solidität. Man kann bei symmetrischer Anordnung, wie z. B. in Bild 6.8-1, Teilbild 3.1, dargestellt, größere Kräfte übertragen oder kleinere Querschnitte verwenden. Sowohl isometrische als auch homöometrische Symmetrien haben diesen Effekt (siehe auch Abschnitt 6.2.6).
Aus Gesetzmäßigkeit 6: Geschlossene Linien stellen entweder ringfOrmige Gebilde oder in technischen Zeichnungen die Spurlinien von Körpern (Konturen) dar. Im ersten Fall können sie der Ausdruck von Spannungsringen (Abschnitt 8.3) sein und zeigen an, daß etwas mit Kraft zusammengehalten wird, im zweiten Fall stehen sie für ganze Flächen oder Körper. Immer sind sie ein Symbol der Zusammengehörigkeit.
Aus Gesetzmäßigkeit 7: Aus der Umkehrung der Gesetzmäßigkeit 6 leitet man die Erscheinung ab, daß z. B. auf Leuchttafeln mit feststehenden Punktleuchten die Bewegung durch unmittelbar nacheinander aufleuchtende Punkte simuliert wird. Wenn bei Fluganzeigetafeln zwei Punktleuchten nebeneinander abwechselnd leuchten, erweckt das den Eindruck, als würde sich die Lichtquelle bewegen.
Aus Gesetzmäßigkeit 8: Die Gesetzmäßigkeit -der Erfahrung ermöglicht es uns, verstümmelte Texte zu lesen, phantasievolle Schriften zu entziffern oder, wie in Bild 6.29, Zeile 8, angedeutete Buchstabenformen zu ergänzen. Das sind große Vorteile. Es bringt auch Nachteile, wenn die Ergänzungsfähigkeit aus den Konturen des Pro-
Flöchen- Wirkstruktur ort
Nr. 0 1.0
Ebene Wirkfläche
Wirk flöche Wf Wirkflöche und Konturlinien Kl
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 20 I
Wirkflöche WF Restkonturflöche KF Wirk raum WR
GestaltungsRegeln
- Die Spurlinie der Wirkfläche Wf zur Fläche erweitern (Spalte 1)
Außen
I-+~;--";;;-l ~-nR-;-i S-~-h;-:-Ft-;2C-C'1C-W-R-~--'II!i-"i;-W-F-f-co2--O. 2'--~-K-"i'~'-1!' -W-F--+-=-:~~---K'-t';:i-' -W-F -Von derWirkfläche Wf Konturlinien Kl ziehen und diese zu Restkonturflächen Kf zusammenschließen
3.0 3.1 3.2
Kugelige Wf
~Wf WR
4.0 4.1 Zylindrische Wf
~Wf WR
5.0 5.1 Kugelige Wf
wr-GWf 6.0 6.1 6.2 Ebene WF
Unten 6
~ 7.0
Ebene Wf
W~ 7.1
"~ Innen 7
Bild 6.32. Regeln für die gestaltgerechte Körperfindung an der Wirkfläche.
Entwickeln des Querschnitts und der Oberflächenform des Wirkraumes WR aufgrund der kinematisch notwendigen Wirk-
dukts unvorteilhafte Assoziationen herstellt, wie in Bild 6.30 gezeigt. Die Regel lautet: Die ergänzende Erfahrung ausnutzen, wie in Bild 6.29, Feld 8.2, und unerwünschte Assoziationen durch Linienführung wie in Bild 6.30 vermeiden.
flächenform WF aus der Wirkstruktur. Zwangläufiger Übergang zur Kontur, dargestellt durch Konturlinien K L und Konturflächen K F mit echten und scheinbaren Kanten
6.3.4 Wirkanordnungs- und Gestaltanordnungsgerecht konstruieren
6.3.4.1 Wirkstruktur-Anordnung
Eine der wesentlichen Entscheidungen beim Konstruieren besteht in der günstigen Anordnung der Wirkflächen W F, der Wirkräume W R und der Wirkflächenpaare Wp , Bild, 6.31. In den Wirkräumen werden Kräfte, Momente und Geschwindigkeiten innerhalb des Teils von Wirkfläche zu Wirkfläche übertragen, an den Wirkflächenpaaren findet die
202 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
I~~n. Tangential,außen Normal loge außermittig vorwörts rückwörts
Teileform Nr. 1 2 3 L.. 1.1 WF 1.1 1.3 .2
1 -'~T ~ ---.b -""
.E _:2 V"> WR 1 S 2 2 ~.~ 2.1 2.2 2.3 L.. .... Q- WF - '" CE "'E L..
~ e{j e!] E» .2 "'Vl 2 ,...- .-.~ -c C LU.a 0
" / x
7-~/ S KF
L.. 3.1 WF 3.2 3.3 .2
W~WF --;-C z-.3 :c -"" 3 L..l;l
;:: ~·c V"> Vl_
'~7Jj 4.2 4.3 ::>'" EE L..E
e:i] ~» ca C Vl
"'- L.. E'" ::> 4 ",Cl
c: w·~ 0 V) "" -
KF WF
Bild 6.33. Grundsätzliche Möglichkeiten des Übergangs von der Wirkstruktur zur Konturausbildung aufgrund verschiedener Wirkflächenlagen.
Orthogonallagen der Wirkflächen Wp zum Wirkraum WR, dargestellt an der Wirkstruktur (Zeilen 1 und 3) und an den Körperoberflächen (Zeilen 2 und 4), in welche die Wirkflächen WF eingebettet sind. Alle anderen Flächen sind Restkonturflächen K p.
Übertragung (oder Nichtübertragung bei tangentialer Richtung) statt. Die durch diese Elemente bestimmte Wirkstruktur bestimmt wesentlich die spätere Anordnung der Einzelteile und ihre Gestaltung. Daher bezieht sich in diesem Abschnitt das "gerechte" Konstruieren auf ein vorausschauendes Zusammensetzen der Wirkflächen und Wirkräume, das die Kraftleitungen, wie sie in Bild 6.8 veranschaulicht wurden, schon berücksichtigt und eine spätere Ausformung zu realen Körpern erleichtert. Die Bewegungsmöglichkeiten, welche die Wahl des Mechanismus bestimmten (siehe Bilder 6.1, 6.3 und Konstruktionskataloge, Band I1), müssen beim Aufstellen der Wirkstruktur als erstes berücksichtigt werden.
6.3.4.2 Anbindung der Wirkflächen
Ist die Form der Wirkfläche und ihre Lage zur Wirkraumstruktur bekannt, dann ergibt sich in beinahe zwangsläufiger Weise ihre Anbindung an einen durch Konturen dargestellten Wirkraum, Bild 6.32.
Tangential. innen Tangential,innen Normal innen mittig außermittig mittig außermittig
4 5 6 7 1.4 1.5 1.6 1.1
J1-T ~ ~ 41.b 2.4 2.5 2.6 2.7
~ ~ ~ ~ 3.4
4.4
3.5 3.6 3.7
- -z--G -z--{B ~ 4.5 4.6 4.7
- ~ {ID iIJ
Die Elementarmuster in den Zeilen 3 und 4 wurden durch Spiegelung an der Mittellinie des Wirkraumes und der von ihr definierten Horizontalebene der Elementarteile aus den Zeilen 1 und 2 erhalten. Symmetrische Anordnungen wie die der Zeile 4 sind am günstigsten für die Kraftübertragung
In diesem Bild ist dargstellt, daß die Form der Wirkfläche (Spalte 2) und deren Zuordnung zum Wirkraum (Spalte 1) schon Ansätze für eine Konturgebung des Wirkraumes liefert (Spalten 2 und 3). Die drei Regeln, welche zu einer zweckmäßigen Konturund Oberflächenwahl des Wirkraumes führen (Spalte 4), sind:
- Spurlinie der Wirkfläche WF zur Fläche erweitern (Spalte 1).
- Von der Wirkfläche W F Konturlinien K L ziehen (Spalte 2).
- Die Wirkflächen WF und Restkonturflächen WR
einen Wirkraum umschließen lassen (Spalte 3).
In Bild 6.32 sind Beispiele für verschiedene Wirkstrukturelemente angeführt. Die vorliegende Analyse soll auch dazu dienen, den Übergang von der Struktur zur Kontur durch Algorithmen darzustellen, die eine Übertragung dieses Konstruktionsschrittes auf den Rechner ermöglichen.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 203
I~he~ Normal Tangential Tangential (Spiegelsymmetrischl Tangentia[(Sym m.l anord -
Kratt- nung Druck Zug DrucklZug Druck Zug DrucklZug flußri ch-tung Nr. 1 2 3 4 5 6
1.1 1.2 1.3 WP
1.4 1.5 1.6
(Normale I, WP
WR 1 F --U--F F,Yh LF F rLF -- F~F --Kraft - WR ML..J M
flüchtig 0 8 Ecken 6 2.1 2.2 2.3
Wirk raum FY~F F5LF F --=FLF WR 2 Kroft- M WR M M M M
flüchtig 4 6 4
3.1 3.2 F 3.3 F Wf F
F Y1 M -.LM WR Nicht 3 Fyl-M F --...I Krott- M WR M M
flüchtig 2 4 2
~ günstige Funktion, 0-4 einfache Form
Bild 6.34. Beurteilung der Anbindungsform der Wirkflächenpaarung Wp an die Wirkräume aufgrund der Wirkraumform (Eckenzahl) und der Notwendigkeit zur Kraftübertragung F, wobei auch Momente M aufgebracht werden müssen.
Je weniger Ecken vorhanden sind, umso einfacher und günstiger ist die Form rur die Kraftübertragung (niedriger Komplexitätsgrad), umso weniger Momente müssen im Wirkflächenanbindungsteil übertragen werden. Wenn an den weiterruhrenden Wirkräumen keine Momente anliegen, können sie große Längen bei kleinen Querschnitten haben.
6.3.4.3 Übergangsjormen, Wirkfläche, Wirkraum
Da die Wirkfläche WF zum angrenzenden Wirkraum WR verschiedene Lagen haben kann, z. B. von der üblichen Lage abweichende Orthogonallagen, wurden diese in Bild 6.33, Zeile 1, dargestellt. In Zeile 2 ist die übliche Anbindung an den Wirkraum gezeigt. Aufgrund der zu übertragenden Kräfte ist es angezeigt, sofern die Wirkfläche außerhalb der Wirkraummittellinie liegt, sie doppelt und spiegelsymmetrisch anzuordnen, Zeile 3. Die einzuleitenden Kräfte ergeben dann kein zusätzliches Biegemoment, das vom Wirkraum entlang der Mittellinie aufgenommen werden müßte, sondern dieses wird durch ein Gegenmoment gleich am Wirkraumende aufgehoben. Die meisten Verbindungen, z. B. solche mit eingepreßten Zapfen, folgen diesem Prinzip. In Zeile 4 ist die Lage der Wirkflächen und ihre Anbindung an den Wirkraum gezeigt. Allein der Fall in Feld 4.6 scheint eine Ausnahme zu machen. Er ist ein Pendant zum Fall in Feld 1.0 des Bildes 6.32 und
M
16 2.4 2.5 2.6
F~~F F~f F-{}-F
8 12 8 3.4 3.5 3.6
FI
F-C-F Yh FI ..r--M
f~F F--{ I-- F
~F2 4 8 2 4 M
Am günstigsten sind rur Druck die Fälle 1.1, 2.4, 3.4, für Zug 1.5,2.5,. 3.5, 1.2 und rur Reibungsübertragung der Fall 2.6. Durch symmetrische Formen läßt sich die Kraftübertragung günstiger gestalten als in den Feldern 1.2,2.1,2.2,2.3,3.1,3.2 nämlich in den Feldern 1.5,2.4,2.5,2.6,3.4,3.5,3.6. Die Zahlen in den Feldern geben, mit 0 beginnend, die Kompliziertheit der Form (ein Maß rur den relativen Komplexitätsgrad Kmo) wieder. Die schwarzen Ecken kennzeichnen Felder mit bevorzugten Anwendungsformen
findet seine Realisierung z. B. im Lasthaken, Bild 6.8, Teilbild 3.1. Da in beiden Fällen die Kraft in der Verlängerung der Mittellinie M des Wirkraumes ansetzt, benötigt man keine Gegenkraft zur Aufhebung des Drehmoments. Ist jedoch im Fall des Feldes 4.6, Bild 6.33, auch eine gegenüberliegende Wirkfläche vorhanden, kann wie im Fall eines Preß verbandes das Spiel vermieden werden.
6.3.4.4 Beurteilung der Wirkflächen-Anbindungsjormen
In Bild 6.34 sind die wichtigsten Anbindungsformen der Wirkflächen an die Wirkräume aufgeführt. Für die praktische Konstruktion lassen sich daraus wichtige Konstruktionsrichtlinien ableiten, wobei die Verringerung der "Inneneckenanzahl" am Wirkraum ein Gütekriterium für die Kraftübertragung ist.
1. Die Ausführung des Wirkraumendes ist bei Druckkraftübertragung [50,1] stets viel einfacher als bei Zugkraftübertragung (Feld 1.1: keine, Feld
I~Wirkräu. Wr-r me Verknüptungsvarianten durch Wirkräume (WR)
Wirk - ")W"-'R'-f-______ ---r-______ --,-_______ I-Ve_r_bi-ln. tlächen Nr. I 2 3 4
1.4 1.1 1.3 1.1 n W{ 1.1 1.1 1.3
2
2 ~t+?=±2=R =====ttl~ ~ft o Ecken 0 0
3
4
3.1
3 ~ 4.1 F
4 M
10
(M)
7.1
9.1
'---J F
1 Ecke
c u
2 Ecken --, F
D
10.1 l AA,.,.lV---L/; ......
F T 5 Ecken
3.1
r==9 T M T
2
3.3
9.1~ : 9.3
Bild 6.35. Varianten für die Verbindung von zwei drei und vier Wirkflächen (WF) durch Wirkräume (WIJ.
Die Konstruktion ist um so stabiler, je mehr die Kräfte linienflüchtig durch die Wirkräume geleitet werden (Fehlen von inneren Momenten, z.B. Felder 2.1,6.1,8.1,8.3, 10.1, 10.3)
3.4
2 und 3
5.4
3
7.4
4
9.4
5 und 6
undje eher sie einer kinematischen Kette mit f= 0 gleicht (Felder 4.3, 10.2, 10.3). Je größer die Anzahl der Ecken und Verbindungen von Wirkflächen ist, um so arbeitsaufwendiger ist das Teil oder dessen Ur- und Umformwerkzeug, um so größer ist auch sein Komplexitätsgrad K f
6.3 Funktions- und gestaltnngsgerechtes Konstruieren 205
Nr.
1
2
3
4
Regel Falsch Ri chtig 1 2 3
1.1 1.1 1.3 Sicherungs-
Zuführbarkeit • ~" zur Endlage ermöglichen
1j 2.1
'e~ 2.3
Durchdringung der
~ Ver bind un gsportner ausschließen
b ...-j Kugelige Ecke
3.1 3.2 a b u~_ Sichern der
-0:''"';00 selbsttätigen Demontage (Splint abnehmbar) 4.1 4 2
3!f~ u~ Größere F· F Belastungen nicht - I -über Sicherungs-
S b glied übertragen F b
1.2: 8 Ecken, Feld 2.4: 4 Ecken, Feld 2.2: 6 Ecken). Daher sollten Einzelteile nach Möglichkeit über Druckkräfte miteinander verbunden werden (einfache und sichere Konstruktion).
2. Sind die beiden verbundenen Wirkräume fluchtend bei außermittiger Lage der Wirkflächenpaarungen, werden mehr Ecken benötigt, Beispiele in Feld 2.1: 4 Ecken, in Feld 3.1: 2 Ecken, in Feld 2.2: 6 Ecken, in Feld 3.2: 4 Ecken.
3. Tangentialanbindungen benötigen - bis auf Ausnahme in Feld 1.1 - so viele Ecken wie bei Druckanbindungen, stets aber weniger als Zuganbindungen.
4. Häufig werden auch kompliziertere Formen in Kauf genommen, wenn sie symmetrisch sind oder - wie im Fall des Feldes 1.5 - durch Bohrungen und Bolzen realisiert werden können.
6.3.4.5 Wirkraumgestaltung
Die Verbindung der Wirkflächen eines Teils erfolgt über die Wirkräume. Diese Verbindung kann in mannigfacher [49] Weise erfolgen. In Bild 6.35, Zeilen 2 und 3, sind einige Varianten von Verbindungen für zwei Wirkflächen dargestellt. Die günstigsten sind die in der ersten Spalte, weniger gut sind die der Spalte 2 in den Zeilen 1 bis 8 und die in den Feldern 2.3 und 6.3, da in ihnen durch die Umleitung der Kräfte Biegemomente entstehen. Werden zwei Wirk-
Bild 6.36. Grundregeln für das Montieren.
Während der Gestaltenden Phase müssen gewisse Grundregeln für die Möglichkeit und die zweckmäßige spätere Montage und Demontage beachtet werden, sonst ist es gegebenenfalls nicht möglich, die Baugruppen und Geräte zusammenzusetzen oder später zur Wiederverwertung auseinanderzunehmen. Regel I und 2 muß befolgt werden, Regel 3 und 4 dient zum Erhalt der montierten Verbindung (siehe Text)
flächen verbunden, sind die Ausführungen der Felder 1.1 und 2.1 günstig, werden drei Wirkflächen miteinander verbunden, dann stehen die Formen der Zeilen 3 bzw. 4 zur Verfügung. Am besten ist die in den Feldern 3.3 und 4.3. Bei vier zu verbindenden Wirkflächen gelten die Zeilen 5 bis 10. Günstige Ausführungen sind in Spalte 1, sehr günstige in den Zeilen 9 und 10. Für die Formen der Verbindungen von vier Wirkflächen sind immer die günstig, bei denen zwischen zwei gegenüberstehenden Belastungen eine direkte Verbindung vorliegt. Sind zusätzlich Diagonalverbindungen vorhanden, wie in den Feldern 10.1 und 10.3, dann werden zusätzlich Verformungen, die zu Bewegungen in horizontaler Richtung führen, vermindert.
6.3.5 Gestaltungsgerecht konstruieren für Montierbarkeit
Beim Konstruieren in Orthogonalebenen wird einem häufig nicht bewußt, daß der Sicherheitsabstand in der dargestellten Ebene, Bild 6.36, Feld 2.2 rechts, Teile a und b, z. B. nicht die Gewähr gibt, daß er in allen Schnitten vorhanden ist, insbesondere bei eckigen Einbauten in allseits gerundete Gehäuse. Die Teile durchdringen sich. Durchdringungen würden auch entstehen, Feld 1.2, wenn versucht würde, die Teile a und b ineinander zu schieben. Die Montage mit vibrationsgefahrdeten Schraubenverbindungen, Zeile 3, darf nicht ohne zusätzliche Sicherung er-
206 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
folgen und große Kräfte dürfen nicht auch das Sicherungsglied, Feld 4.2, belasten. Die gute, schlechte oder nicht mögliche Montierbarkeit wirkt sich hauptsächlich beim Verbinden oder bei Verbindungen aus. In Bild 6.37 ist die Paarung der wichtigsten gut herstellbaren Voll- und Hohlkörper dargestellt, Spalte 3. In Spalte 2 steht die Anzahl der translatorischen und rotatorischen Freiheitssinne, welche durch das Fügen gegebenenfalls noch gesperrt werden müssen, um die Elementenpaarung zu einer Verbindung machen (siehe Abschnitt 6.3.7.4 und Band III) zu können. Zur Sperrung der Freiheiten werden Normalflächenschlüsse als sogenannte Berührungsschlüsse (spielbehaftete Formschlüsse ), Spalte 4, Normalkraftschlüsse, Spalte 6 und Tangentialkraftschlüsse, Spalte 8 eingesetzt. Am günstigsten ist es, wenn die Normalflächenschlüsse möglichst viele der gewünschten Freiheiten sperren, da für sie keine zur Verfügung zu stellenden Kräfte notwendig sind. Weniger vorteilhaft sind Normalkraftschlüsse, da für sie eine Kraft aufgebracht werden muß, die auch noch begrenzt ist und am unvorteilhaftesten sind Tangentialkraftschlüsse, da zur Kraft noch der variable Reibwert hinzukommt. Die Spalten 5, 7 und 9 geben die restlichen Freiheiten an, wenn die Verbindungspartner auf grund der vorhergehenden Spalte gesichert wurden. Regel: Sichern der montierten Teile möglichst durch Normalflächenschluß, hier meistens "Berührungsschluß" genannt, wenn das nicht geht, durch Normalkraftschluß, und wenn das unzweckmäßig ist, durch Tangentialflächenschluß (Reibung).
6.3.6 Gestaltungsgerecht konstruieren bezüglich der menschlichen Sicherheit
Die verschiedenen beweglichen Maschinenteile bilden für den Menschen häufig große Gefahren, da sie für ihn und seine Gliedmaßen wie Scheren oder Messer wirken. Ebenso ist es für ihn gefährlich, Abgrenzungen durch Glaswände oder offene Schächte nicht rechtzeitig zu erkennen, da lebensgefährliche Sturzgefahr besteht [71]. Nach Richtlinie VDI 2244 [80] kann das sicherheitsgerechte Konstruieren durch drei Prinzipe realisiert werden (Bild 6.38):
I. Gefahr ganz beseitigen (Unmittelbare Sicherheitstechnik),
2. Gefahr unwirksam machen (Mittelbare Sicherheitstechnik),
3. Auf Gefahr aufmerksam machen (Hinweisende Sicherheitstechnik ).
In Bild 6.38 sind für diese (abfallenden) Phasen der sicherheitsgerechten Konstruktion zahlreiche Beispiele angeführt. In den Beispielen der Zeile 1 für unmittelbare Sicherheitstechnik wird die Gefahr der Verletzung verhindert durch eine den Scherspalt verringernde Platte (Feld 1.1), durch Abrundung messerscharfer Türgriffe (Feld l.2) und durch fingerbreiten Abstand der scherenartig wirkenden Teile a und b am Liegestuhl (Feld 1.3). Bei der "Mittelbaren Sicherheitstechnik" (Zeile 2) wird nicht der Gefahrenherd beseitigt, sondern der Zugang zu ihm verhindert (Abschirmsicherheit), wie in den Beispielen des Feldes 2.1, oder die Gefahr wird abgebaut z. B. durch Knautschzonen, durch Sicherheitsgurte oder verformbare Armlehne (Feld 2.3). Die Gefahr kann aber auch durch Strukturmaßnahmen unwirksam gemacht werden (Zeile 3), indem durch den zweihändigen Betätigungszwang die Hände der Gefahrenzone ferngehalten wurden (Feld 3.1, Zonentrennungssicherheit) oder wie beim Starten eines "Automatik-Wagens" der Anlasser nur betätigt wird, wenn der Schalthebel keinen Gang einlegt und die Bremse betätigt wird, damit doppelte Sicherheit gegen plötzliches Anfahren des Wagens vorliegt (Feld 3.2, Konjunktionssicherheit). Schließlich kann wie im Beispiel des Feldes 3.3 das Nichtfunktionieren einer Landeklappe durch Anbringen einer zweiteiligen Landeklappe kompensiert und so die Gefahr durch Redundanz beseitigt werden [40]. Sehr häufig wird von dem dritten Sicherheitsprinzip, nämlich der hinweisenden Sicherheitstechnik, Gebrauch gemacht. Sie ist in Zeile 4 des Bildes 6.38 durch Beispiele veranschaulicht. Solche sind die Verkehrsampel (Feld 4.2), die Giftgefahr- oder Hochspannungshinweise (Feld 4.1) und die Fluchtweggrenzen (Feld 4.3). Diese Hinweise schützen direkt nicht vor Gefahr. Sie setzen stets einen die Gefahren erkennenden Menschen voraus, der anschließend auch richtig handelt. Die aufgezählten Gesichtspunkte müssen beim Konstruieren strengstens beachtet werden, denn die Gebilde, welche wir schaffen, sollen dem Menschen dienen, ohne ihn zu gefährden.
Schluß-Matrix Frei - Montierbares
Sa b: heits- EI ementenpaa r Normalflächen-s'lnne Schlüsse
1 2 3 Nr. 4 1.1 1.2 1.3
,0 1.4
Trans\. ~
G ~ (1 0 1 1) 11 11 + Rot. {f a 1 " 11 11 1 +0 I L _
2.1 2.2
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(00 1 1) wie Feld 1.4 2+0 -f- - 2 11 11 1 jedoch beidseitig 11 11
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(0000) wie Feld 4.4 11 11 2 + 2 5
jedoch beidseitig 11 11
6.1 6.2
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(10 00) 6 lE 1 1 00 1 + 6
1 1 00
7.1 7.2 '@ 7.4
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1 1 OX oX 7
o 0 1 1
8.1 8.2 "@ 8.4
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1 1 00 o 0 1 1
9.1 9.2
'~ 9.4
(8Y 8y 8y 8Y) 5 +6 9 ~ o 1 8y 8y o 0 8y 8y
10.1 10.2 10.3 G 10.4
(0 0 8y 8Y) 5+ 6 ~ 10 ~b o 1 o 0 o 0 8y 8y
Bild 6.37. Überführen üblicher, montierbarer Elementenpaare zu Verbindungen durch Hinzufügen zusätzlicher Sperrungen.
Je mehr Sperrungen schon bei den Elementepaaren vorhanden sind, um so weniger Zusatzsperrungen sind nötig und um so
Ergänzung zur Verbindung durch
Normalkraft - Tangentialkraft -Freiheit Schlüsse Freiheit Schlüsse Freiheit
5 6 7 8 9 1.5 1.6 1.7 1.8 eingeprellt 1 9
c$ ~~" 0+0 0+0 0+0
2.5
c$ 2.7 2.8 2.9
0+0 0+0 wie Feld 1. 8 0+0
3.5 3.6 3.7
tM~ 39
~ 0+0 0+0 0+0
4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 eingeprellt
GO wie Feld 1.6 0+2 0+2 0+0
goschw.ißt
5.5 5.6 5.7 5.8 5.9
wie Feld 1.6 0+2 jedoch beidseiflg
0+2 wie Feld 4.8 0+0
6.5
"€: 6.7 6.8 6.9
Jl"~ 0+0 0+6 0+6
geschweHH
7.5 7.6 7.7 7.8 7.9
0 eingeprellt
0+ 0 0+2 ~ 0+0
8.5 8.6 8.7 8.8 8.9 eingeprefH
0+2 G .•
0+2 ~ 0+0
b
9.5 9.6 9.7 9.8 9.9
2+0 ~ 0+0 --
10.5 10.6 10.7 10.8 10.9
4 + 2 wieFeld9.6 4+2 wie Feld 10.4 0+0
weniger wird das zusätzliche Glied durch die übertragenen Kräfte belastet.Gleichzeitig vereinfacht sich mit der größeren Anzahl von Sperrungen in der Regel das Fügeverfahren
208 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Sicherheits- Beispiele für Sicherheilsprinzipe prinzipe Nr.
Unmittelbare Sicherheitstechnik
(Gefahr ganz vermeiden)
Tür 1.1 1.1
1.3 Liegestuhl Schnitt platte
;M schorf a$=; -..l.Jb.L_ '..J.J6WiJ.~ I Alb Glaswände
Gefahrenzugang verhindern Gefahr stark herabsetzen Gefahr bese·,tigen
1.1 Absichern von Einzugsstellen Blende 1.3 Auto- Armlehne Quetschstelien -;;---~
'~",/lJ I' ~ ~ Beson· dere technische
Mittelbare Mittel Sicher-
Scherstelien SChut~,~er I Auflaufstelien ~
1 b ~/\©f; I' ~~ Schneidstelien I Fangstelien Blende
unverformt
~~ heits-technik
( Gefahr unwirksam machen)
~;4~~ Blende Abschirm- Sicherheit Abbau - Sicherheit
3.3 LandeklaR.p..ffi
~einteilig
Strukturman- 3 nahmen
P I // ? / ~zweiteilig / / ~s· zweiteilig u.Oremo-
Bet ät igungszone c A." m mentbegr. ~abschal
tung d
wie oben + -=++i ........... Rechner
Steue -rung
Zon e nt re nnungs- Si eher hei t Ko njunktions-Sicherheit Redu ndanz -Si cherheit 4.1 4.3
Hinweisende Sicherheitstech
nik
~ Hochspannung Ver kehrsampel m Fluchtweg
Gefahrenkennzeichnu ng
Bild 6.38. Systematik der Sicherheitsprinzipe [80].
Gefahrlose Periode
Zeile 1: Die Gefahr wird durch konstruktive Maßnahmen verhindert (narrensicher). Zeile 2: Die Gefahr wird durch Schutzmaßnahmen verhindert oder gemildert. Zeile 3: Die Gefahr wird durch zwangsweises Entfernen der gefährdeten Körperteile, durch gleichzeitiges Erfüllen vieler
~c:) Gefahrenflucht
Bedingungen oder durch viele gleichzeitig wirkende Elemente beseitigt oder gemildert. Zeile 4: Die Gefahr und die Flucht vor ihr wird durch Warntafeln gekennzeichnet
6.3.7 Fertigungs- und toleranzgerecht konstruieren
Die Forderung für das den nachgeschalteten Phasen "gerecht" werdende Konstruieren bezog sich ursprünglich auf die Fertigung. Sie muß beim Entwerfen neuer Gebilde stets im Auge behalten werden, um eine Realisierung zu ermöglichen. Unserer Phantasie sind wohl keine Grenzen gesetzt, so z. B. wenn Maler utopische Maschinengebilde zeichnen, die nie funktionieren können. Die Realisierungsmöglichkeit technischer Gebilde ist daher an drei Voraussetzungen gebunden:
1. An die verwendeten oder berücksichtigten physikalischen, chemischen oder biologischen Effekte
2. An die geometrische Verträglichkeit. 3. An die Herstellbarkeit.
Letztere wird durch das fertigungsgerechte Konstruieren wesentlich erleichtert, wenn gar die technologische Gestaltbildung [41] erst ermöglicht. In der folgenden Beispielsammlung für fertigungsgerechtes Konstruieren wird der Einteilung nach DIN 8580 [19] sowie den Ausführungen nach [58, 39, 10] gefolgt und zwischen Urformen, Umformen und Trennen unterschieden. Dazu kommt noch das Fügen, DIN 8593 [26], welches für die Verbindungserstellung und damit den Zusammenhalt der technischen Gebilde wichtig ist. Eine Übersicht der Fertigungsverfahren ist in Bild 6.39 enthalten. Angesichts der Fülle der Verfahren ist die Vielfalt und gelegentliche Widersprüchlichkeit der dazugehörenden Konstruktionsregeln verständlich. Die Regeln sind nur dann richtig zu interpretieren und einzusetzen, wenn das Fertigungsverfahren bekannt ist. Es werden daher im folgenden aus jeder Gruppe wichtige Verfahren herausgegriffen, beschrieben und die zum verfahrensgerechten Gestalten beitragenden Regeln angeführt.
6.3.7.1 Gießgerechtes Konstruieren
Das Gießen gehört nach DIN 8580 [19] zum Urformen (siehe auch Bild 6.39). Urformen ist danach Fertigen eines festen Körpers aus formlosem Stoff durch Schaffen des Zusammenhaltens [73]. Das kann durch Überführen aus dem flüssigen Zustand (Gruppe 1.1), dem plastischen (Gruppe 1.2) oder dem breiigen (Gruppe 1.3) in den festen Zustand erfolgen. Zur Gruppe 1.1 gehört u.a. das Schwerkraftgießen, zur
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 209
Gruppe 1.2 das Spritzgießen und zur Gruppe 1.3 das Gießen von Keramik. Eine weitere Gruppe ist das Urformen aus dem körnigen oder pulverigem Zustand (1.4) Z.B. das Sintern, dann das Urformen aus dem span- und faserförmigen (1.5) sowie aus dem Gas- oder Dampfzustand (1.8) und aus dem ionisiertem Zustand (1.9). Eine Gegenüberstellung der Voraussetzungen und Eigenschaften der Fertigungsgruppen 1.1 bis 1.3 gibt das Bild 6.40. Aufgrund besonderer Eigenschaften, insbesondere jedoch der notwendigen jährlichen Stückzahlen, kann die Wahl des richtigen Verfahrens getroffen werden. Stimmt sie mit den angegebenen Werten in etwa überein, kann das entsprechende Fertigungsverfahren verwendet, wenn nicht, muß ein anderes ausgesucht werden. Auch durch die Wahl des Werkstoffs ist häufig das mögliche Verfahren schon festgelegt, z. B. Sandguß, Spritzguß, Sintern. Für das fertigungsgerechte Konstruieren ergeben sich schon auf grund des Werkstoffs, der Gußtemperatur, des Guß drucks und der Teileform bestimmte Maßnahmen. Bild 6.41 enthält die wichtigsten Konstruktionsregeln zum gießgerechten Gestalten, die sich in formengeometrische, gießtechnologische und nachbearbeitungstechnische unterteilen. Die Regeln gelten nicht für alle Verfahren. So ist z. B. die Zweiteiligkeit der Form und damit das Vorsehen von Aushebeschrägen nur dort notwendig, wenn entweder ein Modell aus der nicht zu verletzenden Sandform entfernt werden muß wie beim Sandguß, oder wenn das Fertigprodukt ohne Beschädigung aus der festen, nicht zu verletzenden Form entfernt werden muß wie beim Kokillen-, Spritz-, Druck- oder Sinterguß, nicht aber beim Feinguß, da dort das Wachsmodell ausgeschmolzen wird. Damit entfallt also fur diesen Guß die verlangte "Mehrteiligkeit" der Form, die "Aushebeschrägen" und die "Hinterschneidungsfreiheit", also Regel I und 2. Die technologischen Regeln 4 und 5 gelten beinahe fur alle Gießarten (nicht so sehr für Sintern), die Regeln 6 und 7 hauptsächlich fur Guß, der aufDruck viel mehr als auf Zug beanspruchbar ist. In Bild 6.42 sind die gebräuchlichsten Gußverfahren und die Gestaltung ihrer Formen gesondert dargestellt. Aus den Einzelbildern lassen sich unmittelbar einige Regeln ableiten, so Z.B. in Feld 1 Anbringen von Speisern und Entlüftern, in Feld 2 den Kern so anbringen, daß er nicht schwimmt. Beim Kokillenoder auch bei Spritz- und Druckguß müssen Ausstoßer vorgesehen werden (Feld 3) und
210 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
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Schubumformen DIN 8587
I~
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Bild 6.39. Einteilung der Fertigungsverfahren nach DIN 8580-8593 [19 bis 25].
Aus ihrer Kenntnis heraus können die Regeln rur das fertigungsgerechte Konstruieren zum großen Teil abgeleitet werden Teilbild 1: Urformen, Teilbild 2: Umformen
" ... es ist durch Formgebung dafür zu sorgen, daß das Teil eindeutig an der richtrigen Formhälfte aufschrumpft (z. B. Anbringen der Schrägen innen oder außen), damit es durch den Ausstoßer gelöst werden kann."
Bei allen Formen, besonders jedoch bei Thermoplasten mit niedrigen Schmelztemperaturen
" ... müssen die Fließlängen in der Form so sein, daß sich das Material in flüssigem Zustand überall vereinigt".
" ... Dellen an Außenwänden von Thermoplasten durch zu dicke Rippen « 2 mm) oder durch große ebene Flächen müssen vermieden werden".
"" . Maßänderungen bei Duroplasten wegen des großen Preß grades (Feld 5) müssen berücksichtigt werden".
" ... Bei gesinterten Teilen gute Preßbarkeit berücksichtigen, z. B. keine Schrägzahnräder vorsehen".
Die aus dem Fertigungsverfahren abgeleiteten Regeln sind rur die zufriedenstellende Herstellung des Produkts äußerst wichtig, haben aber nur einen eingeschränkten Geitungsbereich.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 211
3
3,6
"0 Reinigen C C e> C
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"" <l> a; '" e C C '" C
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5 7 9 6
4
Fügen DIN 8593
5 4,8
Beschichten
Fügen durch Kleben
6 4.9
Stoffeigenschaft ändern
Textiles Fügen
Bild 6.39. Fertigungsverfahren, Teilbild 3: Trennen, Teilbild 4: Fügen
6.3.7.2 Umformgerechtes Konstruieren
1. Allgemein
Umformen ist nach DIN 8580 [19] Fertigen durch bildsames (plastisches) Ändern der Form eines festen Körpers [74]. Dabei werden sowohl die Masse als auch der Zusammenhalt beibehalten. Das Umformen (Bild 6.39) wird in fünf Gruppen unterteilt, und zwar in das Druck- (2.1), das Zugdruck- (2.2), das Zug(2.3), das Biege- (2.4) und das Schubumformen (2.5). Zu diesen Gruppen zählen jeweils Verfahren, bei denen das Fließen in der Umformzone vorwiegend durch eine von außen aufgebrachte Druck-, Zugdruck-, Zugebeanspruchung, durch ein Biegemoment oder durch von außen aufgebrachte Querkräfte oder Drillmomente bewirkt wird. Die einzelnen Umformverfahren der Untergruppen sind in Bild
6.43 aufgeführt und dargestellt. Die Untergruppen 1 bis 6 werden zu den Massivumformverfahren gezählt [21], die Untergruppen 7 bis 12 zu den Blechumformverfahren [22]. Demgemäß lassen sich auch die Konstruktionsregeln unterteilen und haben dann Gültigkeit für mehrere Verfahren. Die Untergruppen 13 bis 15 können sowohl Massiv- als auch Blechumformverfahren sein [23]. Bei den Massivumformverfahren muß in der Regel eine breiige, zähe Masse in Formen gepreßt oder verformt werden, und es ist daher notwendig, leicht ausfüllbare Hohlräume und keine scharfen Kanten vorzusehen. Die Produktform muß eine günstige Nachbearbeitung ermöglichen. Bei den Blechumformverfahren wird in der Regel ein günstiges Umbiegen von Flächenteilen (richtiger Biegeradius) und ein günstiges, stufenweises Ausbeulen der Bleche gefordert.
212 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
~ Sandguß
Guß- arten Kokillenguß
kenn-Modellform Vollform (Feinguß)
zeichen Nr 1 2 3
1.1 1.2 1.3
Gußform 1 Sand Sand Stahlform
verlorene Form verlorenes Modell
2.1 2.3
Grau-, Stahl-, Temperguß, Eisen, Gießinhalt 2 Leichtmetall- Aluminium Metall
Schwermetall- Legierungen flüssig flüssig
3.1 3.2 3.3
Besondere Preiswerte Komplizierte Teile
Eigen-Gußteile möglich, gute
schaft besonders für bei Feinguß sehr Oberfläche
3 Grauguß, genaue Teile Härten durch meist Nachbe- (keine Nachbear- Abkühlen arbeitung beitung)
Wand-4.1 4.2 4.3
dicken GG ab 5mm und Stege
4 Metalle ab 2mm
Feinguß: ab 1 mm 3-4mm
Jährliche 5.1 5.2 5.3
Stückzahl 5 > 1 > 1 500 - 1 000
Bild 6.40. Vergleich der Gußverfahren.
Die Wahl des Verfahrens erfolgt aufgrund der technischen Möglichkeiten u. a. bezüglich der technologischen Gestaltbil-
2. Die Verfahren der Untergruppen des Umformens (dargestellt in Bild 6.43)
1. Längswalzen ist Walzen, bei dem das Walzgut senkrecht zu den Walzachsen sich ohne Drehung durch den Walzspalt bewegt. Es gibt noch das Quer- und Schrägwalzen, bei dem sich das Walzgut parallel bzw. schräg zu den Walzachsen bewegt.
2. Freiformen ist Druckumformen mit nicht oder nur teilweise die Form des Werkstückes enthaltenden gegeneinander bewegten Werkzeugen. Zu ihm gehört das Recken, wobei der Querschnitt bzw. die Dicke eines Werkstücks schrittweise vermindert wird sowie das Stauchen, wobei die Werkstückabmessung zwischen zwei parallelen Wirkflächen vermindert wird.
3. Gesenkformen ist Druckumformen mit gegeneinander beweglichen Formwerkzeugen (Gesen-
Druckguß Preßguß Spritzguß Sintern
4 5 6 7
1.4 1.7
Sehr genaue Stahlformen Besondere Stahlformen (aufwendig)
2.4 2.5 2.6 2.7
Metalle Duroplaste Thermo- Sinterstähle, (Pb, Mg, AI,
Cu- Leg.) Tabletten- plaste Molybdän,
hoher Druck form flüssig Tantal
flüssig
3.4 3.5 3.6 3.7
Vielgestaltige, Poröse, Preiswerte Ausgehär- farbige sehr wider-Metallteile tete, Kunststoff- standsfähige mit kompli- glutfeste teile, z.T. mit Gußausfor-zierten, z.T. Kunststoff- sehr guten mung, Nach-mech. wider- feile mechan. kalibrieren standsfähi- Eigenschaf- möglich gen Ausfor- ten mungen
4.4 4.5 4.6 4.7
3 -5mm 1 -2,5mm
1,5. .. 3mm (Rippen 2-3)
(Rippen> 1 - ab 1mm 0,5)
5.4 5.7
800 - 1 500 > 10000
dung [41] der gewünschten Stückzahl und einer eventuellen Nachbearbeitung. Die Stückzahl kann bei Vermeidung sehr aufwendiger Nachbearbeitungen oft auch kleiner sein
ken), die das Werkstück ganz oder zu einem wesentlichen Teil umschließen und dessen Form enthalten.
4. Eindrücken ist Druckumformen mit einem Werkzeug, das örtlich in ein Werkstück eindringt. Kerben ist Eindrücken eines keilfcirmigen Werkzeugs in die Werkstückoberfläche (z. B. Keilhauen).
5. Durchdrücken ist Druckumformen eines Werkstücks durch teilweises oder vollständiges Hindurchdrücken durch eine formgebende Werkzeugöffnung unter Verminderung des Querschnitts oder des Durchmessers. Zum Durchdrücken gehört das Strang- und das Fließpressen, wobei letzteres das Durchdrücken eines zwischen Werkzeugteilen aufgenommenen Werkstücks ist.
6. Durchziehen ist Zugdruckumformen durch Ziehen eines Werkstücks durch eine in Ziehrich-
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 213
Verfahrens- Konstruktionsregeln zur Grund
Beispiele Abschnitte gießgerechten Gestaltung falsch richtig
1 Nr. 2 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
R Form des Modells (bei Sandguß 1 bzw. Entfarm - ))1::rEE
Gußstück (bei Festformenl muß ent- barkeit
» EE
1 formbar sein. Dazu: ohne [!b ~ [1fu bID - Aushebeschrägen 1: 20 bis 1:50 Beschä -- Keine Hinterschneidungen digung
2.2 2.3 2.4 2.5 Formen- Preiswerte
~ Jf A.I\ geometrie Möglichst einfache; zweiteilige 2 Formen wählen und Formteilung und
möglichst in eine Ebene legen Sichere Herstellung
3.2 3.3 3.4
ff. 3.5
~ Formen -
3 Enge Toleranzen in das gleiche teilung Formstück legen ergibt
Versatz 4.1 4.2 4.3 4.4
~ 4.5
~~ 4 Materialhäufungen vermeiden Lunker - v+ V bildung
213
5.2 5.3 5.4
~ 5.5
~ Keine plötZlichen querschnillsüber-Rißbil- ~ ~ dungsgefahr,
5 gänge sandern mögli chst gleich- schlechter
* ~ mäßige Wandstärken . Material-
L L Gieß - Keine scharfen Kanten. fluß technOlogie
6,2 6.3 6.4 6.5 Wand-
LI 6 Verstei fung durch Rippen, nicht stärke J ~ ~ durch Erhöhen der Wand stärke. bleibt Keine waagerechten Wände erhalten.
Luftblasen 7.2 7.3
7.4~ T 7.5~~ Druck-
7 Erhöte Beanspruchung in Bereiche festigkeit mit Oruckspannungen legen höher als
~ t--rl Zug-festigkeit
B.2 B.3 8.4 8.5
Teilung so wählen, daß der Beeinflussung
~ ~ ~m 8 der Funktion, Gußversatz nicht stört d. Au ssehens
Nachbe· d. Bearbeitung ar beitung, 9.2 9.3
9'4~ ~ 9.5~ wJ Messung Geringes
9 Ausreichende, günstig gelegene Spanvolumen, Bearbeitungs-, Span- und Meß- genaue flächen vorsehen Vermessung WF~ ~~
Bild 6.41. Die wichtigsten Konstruktionsregeln zur gießgerechten Gestaltung ergeben sich aus der Formengeometrie, der Gießtechnologie, verbunden mit den auftretenden Span-
nungen und Schwundmaßen beim Erkalten und nachträglicher Belastung, sowie der Nachbearbeitung und Messung
214 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Sand gun
Luftaustritt 2 Luftaustrllt Speiser / Anguntrichter
Rohteil
Oberkasten
-,.',:" ',-,
Unterkasten
Oberkasten
Spri tzgun
Einfülltrichter
E'lnspritzdüse
:.' ' . . ; ..
Granulat
Bild 6.42. Formenausführung bei verschiedenen Gußverfahren.
Alle Hohlformen oben sind mit Gußschrägen versehen, um das Modell bzw. das Gußteilleicht entformen zu können. 1. Sandguß: Alle Ecken fallen abgerundet aus. 2. Sandguß mit Kern: Kemauflage beachten. 3. Kokillenguß: Das Werkstück muß eindeutig auf
einem Formteil aufschrumpfen, damit es durch die Ausstoßer entformt werden kann. Hier Schieber 3 und 4 notwendig.
tung verengte Werkzeugöffnung. Dazu gehört das Drahtziehen, das Gleitsichern (in sich geschlossenes, feststehendes Ziehwerkzeug) mit kreisfcirmiger oder anders geformter Austrittsöffnung.
7. Tiefziehen ist Zugdruckumformen eines Blechzuschnitts zu einem Hohlkörper oder Zugdruckumformen von einem Hohlkörper zu einem Hohlkörper mit kleinerem Umfang ohne beabsichtigte Veränderung der Blechdicke.
8. Drücken ist Zugdruckumformen eines Blechzuschnitts zu einem Hohlkörper oder Verändern des Umfangs eines Hohlkörpers, wobei ein Werkzeug (Drückform) die Form des Werkstücks enthält und mit diesem umläuft, während das Gegenwerkzeug (Drückwalze ) nur örtlich angreift.
Kokillengun
Aunstoner
Prengun
Oberform
p~
~t ~il Unterform I
Prengrat Dur oplastt ablett en
4. Spritzguß:
5. Duroplast:
Wandstärke wegen Fließfähigkeit und Dellenbildung auf 1 (Rippen) bis 2,5 mm begrenzen. Wegen des unterschiedlichen Preßgrades bei nicht formgebundenen Maßen grob tolerieren, Wandstärken 3 bis 5 mm
9. Kragenziehen ist Zugdruckumformen mit Stempel und Ziehung zum Aufstellen von geschlossenen Rändern (Borden, Kragen) an ausgeschnittenen Öffnungen.
10. Knickbauchen ist Zugdruckumformen zum örtlichen Erweitern oder Verengen eines Hohlkörpers durch Einwirkung von Druckkräften in Längsrichtung, die zu einem Ausknicken des Werkstückes nach außen oder innen, quer zur Richtung dieser Druckbeanspruchung fUhrt.
11. Weiten ist Zugumformen zum Vergrößern des Umfanges eines Hohlkörpers.
12. Tiefen ist Zugumformen zum Anbringen von Vertiefungen in einem ebenen oder gewölbten Werkstück aus Blech, wobei die Oberflächenvergrößerung durch Verringerung der Blechdicke erreicht wird.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 215
Umformverfohren ollgemein Untergruppen noch Verfohrensprinzip noch OIN 8583 - B587 OINB583-85B7
1 2 Nr. 3 4 1.1 1.2 1.3
1
1.4 1 2 3
~ Wo1zen (Längswolzenl
2.3
• t~ ~~~ 2 Freiformen
~ .~ 3.3
Mossiv- m Stouchen 3 Gesenkformen
umfor- 4.3 mung ~ 4 Eindrücken
4 5 6 5.3
Jb • ~ 5 Durchdrücken
• (Flienpressen I 6.3
6 Durchziehen (über festen Stopfen I Schmieden
7.1 7.2 7.3 7.4 7 8 9QJ cD 7 Tiefziehen
m ~ B.3
W 8 Drücken I willli t11111'
I 9.3
~ Tiefziehen 9 Kragenziehen Blech-umfor -
10.3 10 11 12 mung 10 Knickbouchen
~ ,
~ ~ 11.3
i ~ 11 Weiten (mit Gummi I
12.3
Biegen 12 Tiefen
13.1 13.2 13.3 13.4 13
~ 14b
13 Längen
~ ~ ~ Noch Störke des 14.3 14c Teils Mossiv -oder 14
Biegeumformen (0 frei, b drehend, 15(1 15 b 15c
Blechumformen ~ c schiebend I 15.3 ee:+ C~) 15 Schubumformen (0 Verschieben, b Durch-setzen, c Verdrehen I
Bild 6.43. Werkstück- und Werkzeuganordnung bei den wichtigsten Umformverfahren.
Die Verfahren mit den Merkmalen des Massivumformens sowie des Blechumformens wurden jeweils zusammengefaßt l
13. Längen ist Zugumformen eines Werkstücks durch eine von außen aufgebrachte, in der Werkstücklängsachse wirkende Zugkraft.
14. Biegeumformen ist Umformen eines festen Körpers, wobei der plastische Zustand im wesentlichen durch eine Biegebeanspruchung herbeigeführt wird.
15. Schubuniformen ist Umformen eines festen Körpers, wobei der plastische Zustand im wesentlichen durch Schubbeanspruchung herbeigeführt wird.
weil einmal große, dann wiederum kleinere Kräfte zum Umformen benötigt werden. Das wirkt sich auf die Art und den Aufbau der Maschinen aus. Einteilung nach [19)
3. Konstruktionsregeln für Schmieden und Fließpressen
Mit Hilfe des Fertigungsverfahrens des Schmiedens bzw. des Fließpressens ist es möglich, Teile mit besonders guten Festigkeitseigenschaften herzustellen. Das erste Verfahren gehört zur Untergruppe von Freiformen und Gesenkformen, das zweite zum Durchdrücken. Diese Verfahren treten beim Konstruieren häufig auf. Wichtige Konstruktionsregeln sind
216 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
daher in Bild 6.44 enthalten (siehe auch [32, 11, 34]. Die Regeln 1 bis 3 beziehen sich zunächst auf die Formengeometrie, Regeln 4 bis 6 auf das fließgerechte Gestalten der Werkstückform und damit des Gesenkes. Regel 7 auf die Nachbearbeitung und Regel 8 auf die Maßänderung durch Schwindung. Sowohl die Beschreibung der Verfahren als auch die herausgehobenen Regeln mögen den Konstrukteur veranlassen, zusätzliches Spezialwissen aus den angeführten Schrifttumshinweisen zu entnehmen.
4. Konstruktionsregeln für Blechumformen
Das Fertigen von Einzelteilen durch Stanzen und Umformen von Blech ist eines der preiswertesten Fertigungsverfahren und hat daher sehr große Verbreitung. Insbesondere für kleinere Teile (Gerätegrundplatten, Schaltteile ), aber auch für große Teile (Karosserien) eignet sich relativ dünnes Blech von 0,2 bis 4 mm. Mit der Möglichkeit der Tiefziehverformung und Profilerstellung durch Biegen können die Teile auch bei geringen Blechstärken und daher geringem Gewicht sehr steif sein (Karosserieblech 0,4 mm!). Bild 6.45 enthält die wichtigsten Konstruktionsregeln des Tiefziehens, Biegeumformens und Drückens [53]. Die Regeln 1 bis 3 beziehen sich auf die Hohlteile beim Tiefziehen und deren günstige Formen. Das Erzeugen von tiefen Hohlformen muß immer in mehreren Vorgängen erfolgen, wobei die folgende Form stets die Verformungen der vorhergehenden berücksichtigt [22]. Sehr wichtig ist beim Biegeumformen der Biegeradius, Regeln 4 und 5. Er sollte, insbesondere bei hartem Material, in der Größe der Blechstärke sein, um Rißbildung an der Außenkante zu vermeiden, sollte aber auch nicht zu groß sein, damit die Borde nicht auffedern (Regeln 4 und 5). Die Biegeschenkel dürfen nicht zu kurz sein und die Biegekante nicht unter schrägen Mantelkanten verlaufen, beide Male wegen des nicht möglichen Umbiegens des Kragens (Regeln 5 und 6). Einfache Formen verlangt Regel 7 und die Möglichkeit, wie Versteifungen und Sicken richtig angebracht werden, zeigen die Regeln 8 und 9.
6.3.7.3 Konstruktionsregeln für spanungsgerechtes Konstruieren
Das Spanen gehört zur Obergruppe des Trennens, Bild 6.39, und wird nach DIN 8589 in das Spanen mit bestimmter Schneide [24], also das Bohren, Drehen, Fräsen, Hobeln usw. [75] sowie das Spanen mit
unbestimmter Schneide, d. h. Rotations-, Band-, Hubschleifen, Honen usw. unterteilt. Die Fertigungsverfahren Bohren, Drehen, Fräsen und Schleifen [68] werden herausgegriffen als die bekanntesten und am häufigsten verwendeten Fertigungsverfahren. Es wird auf die Beschreibung der Verfahren wegen ihrer Bekanntheit verzichtet und in Bild 6.46 nur angeführt, welche Konstruktionsregeln besonders zu beachten sind.
1. Konstruktionsregeln für Bohren, Drehen und Fräsen
Zum Bohren sind Teile geeignet, deren Einbohr- und Auslauffiächen senkrecht zur Bohrerachse stehen. Da der Bohrer relativ lang zu seinem Durchmesser ist, verläuft er sonst. Sacklöcher sollen am Grund das Bohrerspitzenprofil aufweisen dürfen, damit nicht nachgearbeitet werden muß; Gewinde sollen nicht bis zum Sacklochgrund gehen, damit die Gewindebohrer einen Auslaufhaben (Regeln I bis 3). Sehr genau fluchtende Bohrungen sollten durchgehend sein, damit Werkzeugbohrstangen eingesetzt werden können (Regel 4). Beim Drehen ist auf genügende Einspannlänge zu achten, Innen- und Außenkanten möglichst nicht eckig und beim Konus den Auslauf beachten. Die Fertigbearbeitung ist von einer Seite zu ermöglichen, große Wellenübergänge sind nicht planzudrehen. Ersteres wegen Fertigungserleichterung, letzteres aus Festigkeitsgründen (Regeln 5 bis 7). Ein kleiner Bund an langer Welle sollte vermieden werden wegen des großen Zerspanvolumens und der Zerspanzeit (Regel 8). Beim Fräsen ist es vorteilhaft, möglichst viele Bearbeitungsstellen auf gleichem Niveau zu haben, um Neueinstellungen zu vermeiden und die Größe des Werkzeuges bei Innenfräsungen zu beachten (Regel 9). Ein Vierkant soll mit Absatz angesetzt und Nuten achsparallel angesetzt werden. Abrunden eines Endstückes nicht tangential, da leicht Versatz, Grund einer Gabel nicht gerade, sondern so, daß Fräswerkzeug eintauchen kann.
2. Konstruktionsregeln für schleifgerechte Werkstückgestaltung
Beim Schleifen ist der Platzbedarf für das Werkzeug in der Regel viel größer als beim Bohren, Drehen oder Fräsen. Die Schleifsteine müssen eine hohe Umfangsgeschwindigkeit haben und sind daher im Durchmesser relativ groß. Um viel Schleifmaterial unterzubringen, sind sie meistens auch sehr breit. Da
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 217
Beispiele Umfor m - Konstr uk ti 0 nsregeln zur Gestaltung abschnitte be'lm Mass'lvumformen Grund fertigu ngsungünstig fer t i gungsgünstig
1.1
Formen -geometrie
4.1
Nr. 1.1 1.3 1.4
Dos Gesenk mun relativ grone Ausfüllen Aushebeschrägen hoben, eine der Form
1 einfache Form und Abrundungs- und Ecken, radien der Ecken. Ausheben Die Formen sollender freien des Werk-Stauchung möglichst nahe stücks kommen
1.1 1.3 1.4
Scharfkantige Löcher,scharfe 2 Ecken vermeiden,grönere
Durchmesser noch oben legen, dünne Stege nicht verwenden
31
3 Hinferschneidungen vermeiden
4.1
Schlechter ® M.ater~alflun .-ITl- W. gunstigere 4J Formgravuren I
3.3
Teile sind nicht ausformbor
4.3
3.4
4.4
1.5
3.5
4.5
D. (für Gesenkn schmieden)
~~;~~l;~n, ~~ ~~ Abgraten, ~ ~ ~ ~ Versatz leicht
erkennbar. m Keine Scher-~ ~
g; kräfte,guter.· . ,,+ r:b~ ~ Materialflun l.?J 'Er-~~----------------~~----~77------------------~~--------------~
Massiv- -s 5.1 5.3 5.4 JA lJJ 5.5 ~ U umform- Vl Alle den Materialflun behin- . techno- dernden Querschnittsformen Schmiede - I I I I logie 5 sind zu vermeiden, wie schorfe fehler,
Ecken, plötzliche Querschnitts- Moterial- ~ LI änderung. z.B. zu geringe durchflun I :
Lochabstände 6.1
~ Beim Flienpressen Konizität ~ 6 vermeiden ,ebenso im Yerhält-CL nis zum Durchmesser zu ~ lange Bohrungen
6.3
Querschnittsänderung kai ten Materials WTWT
7.1
Nachbearbeitung
B.1
Schrumpf -toleranz beachten
7.1
Flächen für die Bearbeitung möglichst in eine Ebene legen
7 und hervorheben, Ansatzflächen für Bohrl öcher senkrecht zum Loch anordnen
B.2
Die Toleranzen durch Schwin-8 dung müssen berücksichtigt
werden,ebenso die durch Formteilung und Gratbildung verursachten
7.3
Rationelle und mangenaue Bearbeitung
B.3
Schwierige Entformung, Gratabhän -gige Mane
Bild 6.44. Wichtige Konstruktionsregeln für das Schmieden und Fließpressen ergeben sich aus der Formengeometrie dieser Fertigungsverfahren, aus ihrer Technologie und der not-
wendigen Nachbearbeitung. Berücksichtigung von [20, 21], hier DIN 8582
218 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Umform -untergruppe
1.1
Tiefziehen
4.1
Biegeumformen (Biegen)
8.1
Drücken (Sicken)
Konstru kti 0 nsregeln zur Gestaltung beim Blechumformen
Nr. 1.1
Tiefziehteile sollten symme-1 trisch sein mit gleicher
Krage n höhe
1.1
Grund
1.3 1.4
Gleiche Verteilung der Ziehkröfte
1.3 1.4 Einfacher
Beispiele fer tigungsungünstig fertigungsgünstig
1.5
D 1.5
Die Bodenprofile sollten eben sein, zu ziehen Z die Manfelflächen ggl. bauchig weniger' OU\70DD und keine oder kleine Kragen haben Z'lehvorgang
3.1
Vertiefungen mit möglichst 3 geringer Höhe ausführen
(h:s 0.3 d)
4.1
Der Biegeradius ristbei weichen, dünnen Blechen r = rmin ,
4 bei dicken oder harten Blechen r>rmin ,rm;n=S
zu große Biegeradien bewirken Auffedern 5.1
Oie Schenkellängen dürfen nicht 5 kürzer sein als Länge Q.
S :s 1 mm Q" 3 SH.
s>lmm a,,(Z.5 ... 3)SH
6.1
Spitze und schräge BiegeQusläufe vermeiden. Freiliegende Biegerandflächen
6 schaffen mit a = r. Liegt die Biegeachse parallel zum Walz stück. muß rmin auf r vergrößert werden 7.1
7 Formen so wählen, daß keine Vorbiegungen nötig werden
8.1
Ve rsteifu ngsmögli chkeiten 8 durch Rippen, Sicken und
Profilierungen ausnützen
9.1
Sicken zentral nicht zusammen-9 laufen, jedoch am Blechrand
auslaufen lassen. Bei großen Flächen senkrechte Anordnung des Sickenverlaufs
3.3
Meist in einem Zug zu fertigen
4.3
rmln kein Auffedern. r kein Auf rauhen der Seiten -flächen 5.3
3.4 3.5
Brh
5.4 5.5
Biegen n n ~ schlechtoder LS2J..n-s r,-J unmöglich G",==d9 ~ a
6.3
Es en tstehen zu kle'me Schenkelhöhen , Fesfigkell, Rissbildung
7.3
Arbe'llsaufwand
8.3
Nachfedern ver hindert Steife, pre iswerfe Winkel
6.4
7.4
8.4
6.5
il ~ tfl 1LlJ ~ UJJ o ~~rdo
~ UßI ~)?rke
Stauchung
7.5
o B'OC5 a ~~
()~
Q () Biegung erleichterte UW~it Biegung Profilen
~RiPpe ~Sicke Q einge - einge-
Q drückt 0 drückt ~iPpeund
Spiegel G eingedrückt
Bild 6.45. Wichtige Konstruktionsregeln ftir das Tiefziehen, Biegeumformen und Drücken. Siehe auch [19, 23]
6.3 Funktions- und gestaltungs gerechtes Konstruieren 219
Spanen Konstruktionsregeln zur Gestaltung Grund Beispiele
fer ti gungsungünstig fert i gungsgünstig
1 Nr. Z 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
1 Bohrungen beim Anschnitt Sonst r - Jr -und beim Auslauf senkrecht verlöuft zur Werkstückoberflöche. der Bohrer
1.1 1.3 1.4 1.5 Sacklöcher soilten den Keine oder
~ ~ a z kegeligen Grund behalten günstige können. Wenn nicht Freibohren, Drehoperation dann Senken.
Bohren 3.2 3.3 3.4 3.5 Bei Bohrungen und Socklöchern Auslauf für --~ 3 Gewinde nicht bis zum Grund Gewinde -vorsehen. Kernloch als bohrer Durchgangsloch genügt. 4.1 4.3 4.4 4.5
Bohrungen gleichgroß aus-Ein Werkzeug U;;j- -li;j 4 Bohrstange
führen. Bei hoher Genauigkeit für Fertig-durchgehende Bohrung. bearbeitung
5.1 5.1 5.3 5.4 5.5
Ausreichende E·lnspannung. Günstiges
3}n~ danach abnehmende Durchmesser, {EB" 5 und . -Ef._-j§ Abdrehen von langer Stange wirtschaftli-vermel den, Rohrleitungsdurch - ches Spanen messer nutzen. 6.1 6.3 "·I3·(D "13 Konus Außenkanten mit 45'- Fasen,
6 Innenkonten mit Rundung ver- Fertigung ttß sehen. Auslauf am Konus muß erleichtern frei sein.
Drehen 7.1 7.3 7.4 7.5
Fertigbearbeit~ng in einer Genauigkeit.
-rtß:=J ttr Aufspannung , Anderung der Zeitaufwand, Ha-7 Konstruktion. Festigkeit, Große Weilenabsätze ohne Funk- Sponvolumen flan nicht plan drehen. 8.1 8.3 8.4 8.5 Bund on Weilen vermeiden, Kleines
-E[ß $Ba 8 Sicherungsring mit Einstich, Spanvolumen , fIE:3 Gewindezapfen mit Phase und günstige Gewindeauslauf vorsehen. Fertigung
9.1 9.1 9.3 9.4 9.5
Zu fräsende Flächen möglichst Ein Arbeits-
~ 9 in einer Ebene. Absetzen gong. ~~&J der Bearbeitungsflächen. Werkzeug - ~ /
auslauf 10.1 10.3 10.4 10.5
Für Vierkant einen Absatz Fläche 1 gut
~ff!B ~~ Fräsen 10 vorsehen, Nut parallel zur abdrehbor. Leichte Achse fräsen. Fertigung
11.1 11.3 11.4 (2 ~2 11.5 r>bl2
Abrundungen größer blZ Kein Versatz. t ,
~' 11 vorsehen. Gobelgrund nicht Kurzer weg
gerade holten. Fräsweg
Bild 6.46. Konstruktionsregeln für Bohren, Drehen und Fräsen. Siehe auch [24]
220 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
die Schleifsteinkante nicht scharf ist, benötigt das Schleifwerkzeug stets einen guten Auslauf. In Bild 6.47 sind einige Beispiele nach Salje [68] zusammengestellt für schleifgerechte Werkstückgestaltung mit den entsprechenden Konstruktionsregeln. Das Vermeiden von Bundbegrenzungen verlangt Regel 1 und 4, den zu ermöglichenden Auslauf und gleiche Konusse, Regel 2 und 3, gleiche Schleifabschnitte, um Werkzeugwechsel zu vermeiden, Regel 5, und möglichst kurze Schleifprofile, um Leistung und Abrichtzeiten zu vermindern, Regel 6. Besondere Schwierigkeiten entstehen häufig beim Zahnradschleifen. Bis auf Ausnahmen sind Verzahnungen mit Moduln unter 0,5 mm nicht mehr schleifbar wegen zu kleiner Zahnlücken. Sind mehrere Zahnräder auf einer Welle, muß der Schleifscheibenauslauf gewährleistet sein (Regel 7). Zu berücksichtigen ist noch, daß die Schleifscheiben neben der Schleif- noch eine Abwälzbewegung machen und in deren axialer Richtung alles frei sein muß [66].
6.3.7.4 Fügegerechtes Konstruieren
1. Allgemeines
Das Fügen ist nach DIN 8593 [25] (Entwurf vom Juni 1984) das Zusammenbringen von zwei oder mehr Werkstücken geometrisch bestimmter fester Form oder von ebensolchen Werkstücken mit formlosen Stoffen. Dabei wird jeweils der Zusammenhalt örtlich geschaffen und im ganzen vermehrt. Im Normblatt DIN 8593 [26] (vom September 1985) steht dagegen: Fügen ist das auf Dauer angelegte Verbinden oder sonstige Zusammenbringen von zwei oder mehr Werkstücken geometrisch bestimmter fester Form oder von ebensolchen Werkstücken mit formlosen Stoffen. Dabei wird jeweils der Zusammenhalt örtlich geschaffen und im ganzen vermehrt. Letztere Definition ist unkorrekt, denn das Verbinden wird auf grund einer Konstruktion realisiert und beinhaltet viel mehr als allein das fertigungstechnische Zusammenfügen der Teile. Es berücksichtigt einerseits die schon vor dem Fügevorgang getroffenen Maßnahmen zur späteren Verbindung wie Bewegung sperrende Flächenpaarungen mit günstigen Elementenpaaren, die während des Fügevorganges zu speichernde Energie (Spannen von Federungen) und die nach dem Fügevorgang notwendigen Maßnahmen, z.B. das Justieren. Im einzelnen besteht das Verbinden [60 und Band III] aus dem
1. Bewegen in die Verbindungsposition, 2. Erzeugen von Verbindungshaltekräften, 3. Sperren gegen Rückbewegung, 4. Sichern gegen Lösen, 5. Justieren.
Nur einige dieser Aufgaben werden durch den Fügevorgang realisiert, die anderen durch die vorhergehende Konstruktion. In Bild 6.48 sind einige typische Verbindungen herausgesucht und die Erfüllung der fünf Aufgaben des Verbindens aufgrund der vorhergehenden Konstruktion oder des nachträglichen Fügens gekennzeichnet. Es zeigt sich, daß bei bestimmten Konstruktionen dem Fügevorgang die Realisierung weniger (Beispiel 1 - 3), bei anderen die Realisierung vieler Aufgaben zufällt (Beispiel 4 und 5). Nur in Fall 5 besteht das Verbinden im wesentlichen aus dem Fügen (konstruktive Festlegung der Blechform) in allen anderen wird es auch durch konstruktive Maßnahmen erfüllt. Je mehr Funktionen für die Verbindungsherstellung durch konstruktive Maßnahmen realisiert werden, um so einfacher wird der Fügevorgang.
2. Die Verfahren der Untergruppen des Fügens
In Bild 6.39 sind die Gruppen des Fügens wie "Zusammensetzen", "Füllen", "Anpressen" usw. aufgeführt. Die wichtigsten Gruppen werden für Bild 6.49 ausgewählt und deren Untergruppen erläutert (Spalten 1-3). In den Spalten 4-6 ist festgehalten, wieviel Freiheitssinne schon durch die konstruktive Formgebung gesperrt werden (Spalte 4) und wieviele erst durch ein anschließendes Bewegen (Fügen) gesperrt werden (Spalten 5 und 6). Daraus ergeben sich eine ganze Reihe von Schlußfolgerungen für die Auswahl der Verbindungen und für fügegerechte Verbindungsverfahren. Insbesondere können die Verbindungen schnell ermittelt werden, welche für eine günstige Montage und Demontage geeignet sind. Im einzelnen zeigt Bild 6.49 verschiedene Fügeverfahren nach DIN 6593 [26], insbesondere, wieviel Freiheitssinne konstruktiv schon gesperrt sind (Spalte 4) und wieviele erst durch den Fügevorgang noch gesperrt werden müssen (Spalten 5 und 6). Die erste Gruppe Zusammensetzen beschreibt ein Fügen, bei dem der Zusammenhalt der Fügeteile durch Schwerkraft oder einen anderen Kraftschluß bewirkt wird. Diese Gruppe unterteilt sich in folgende Untergruppen:
6.3 Funktions- und gestaltungs gerechtes Konstruieren 221
Beispiele Konstrukti ons regeln zur Gestaltung Grund
fertigungsungünstig fertigungsgünst ig
Nr. 2 4 5 1.1 1.2
vermeide n von Bundbegrenzungen
1.3
Ecken ungenau
2.2 2.3 1.4 1.5
EI! Hinterdrehung bei zu schlei- Werkzeug-fenden .. Sacklöchern" auslauf vorsehen
::vorzugen gleicher Kegel il~~~~~nen. 3.4L1.·.: .. ·.·•····. 1'6 . l.5.r/k:.: ... <_. 1" . an einem Werkstück einstel-, , ,
lung
Schleifen
5.2 5.3 5.4 5.5
~J Gestaltung so, dan Einsatz Fertigun-gle'lcher Schleifscheiben gsverein-möglich ist fachung
6.2 6.3 6.4 6.5
B. Kleine
Möglichst kurze Leistung, kurze
Profillängen vorsehen Abricht-zeiten
~7'4 ... : .. ~ ..•...... ::..7 ~'5 .. : •. t.: .•.•......•.. ,'-':<:,,:':-: - -.::".:.',:-<.: _':.- . -;..
- . -, -
7.2 7.3
Abstand zu schleifender Schleif -
Zahnräder auf der Welle scheibe
gron genug wählen kann auslaufen
Bild 6.47. Beispiele zur schleif gerechten Werkstückgestaltung in Anlehnung an [68]
1. Auflegen (Aufsetzen, Schichten) ist das Fügen zusammenpassender Teile unter Nutzung der Schwerkraft in Verbindung mit formschlüssiger Berührung.
2. Einlegen (Einsetzen) ist Fügen, bei dem das eine Fügeteil in ein Formelement des anderen Fügeteils eingelegt wird.
3. Ineinanderschieben ist Fügen, in dem das eine Fügeteil über das andere geschoben wird.
4. Einhängen ist Fügen, bei dem das eine Fügeteil in das andere eingehängt wird, wobei die Fügeverbindung durch eine Zugkraft (Federkraft, Schwerkraft) gesichert ist.
5. Einrenken ist Fügen durch Ineinanderschieben zweier Fügeteile, wobei die Fügeverbindung durch eine Druckkraft gesichert ist.
6. Federnd Einspreizen ist Fügen durch vorheriges elastisches Verformen, damit das Fügeteil nach dem Einlegen oder Aufschieben und anschließendem Rückfedem form- bzw. kraftschlüssig gehalten wird.
Die Gruppe Füllen wurde nicht betrachtet. Die Gruppe Anpressen (Einpressen) umfaßt Verfahren, bei denen beim Fügen die Fügeteile sowie etwaige Hilfsfügeteile im wesentlichen nur elastisch verformt werden und ungewolltes Lösen durch Kraftschluß verhindert wird (Bild 6.49, Blatt 1).
222 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
8eweg~ Erzeug~ ~perren Sichern Justieren in von gegen
Verbindungs- Halte- Relativ- gegen Einstellen position Kröften bewegungen Lösen
Nr. 1 2 3 4 5 Konslr. Fügen Konstr. Fügen Konstr. Fügen Konstr. Fügen Konstr. Fügen
1 • • 0 0
2 • 0 •
3 • • 0 0 0
4 • • 0 • •
5 • • • • •
o Konstruktion, • Fügen
Bild 6.48. Beitrag des Fügens zur Verbindung von Teilen.
In den Spalten 1 bis 5 stehen die Tätigkeiten, welche im allgemeinen zur Herstellung der Verbindung von Teilen durchgeführt werden müssen. Die Tabelle zeigt, daß sie nicht allein im
7. Schrauben (An-, Auf-, Ein-, Ver-, Festschrauben) ist Fügen durch Anpressen mittels selbsthemmendem Gewinde.
8. Klemmen ist Fügen durch Anpressen mittels Hilfsteilen (Klemmen), wobei die Fügeteile elastisch oder plastisch verformt werden, während die Hilfsteile starr sind.
9. Klammern ist Fügen mittels federnder Hilfsteile (Klammern), die die überwiegend starren Fügeteile aneinanderpressen.
10. Fügen durch Einpressen ist Fügen durch Ineinanderschieben eines Innenteils und eines Außenteils, wobei zwischen beiden ein Übermaß besteht.
Beispiele Füge-fester Verbindungen tötigkeit
6 7
~ Auflegen
• Ineinander-schichten
.-Einschieben
I
• Nieten
C" ")~ Falzen
Fügen bestehen, sondern auch wesentlich durch Konstruktive Maßnahmen bedingt sind. Je mehr dieser Maßnahmen im Allgemeinen durch die Konstruktion erfüllt werden, um so einfacher ist der Fügevorgang und damit die Montage [25, 26]
Fügen durch Schrumpfen oder Dehnen ist nicht betrachtet.
11. Nageln ist Fügen durch Einschlagen oder Einpressen von Nägeln (Drahtstiften) als Hilfsteile ins volle Material. Hierbei werden mehrere Fügeteile durch Ineinanderpressen miteinander verbunden.
12. Verkeilen ist das Anpressen zweier Fügeteile mit Hilfe selbsthemmender keilformiger Hilfsteile.
13. Verspannen ist kraftschlüssiges Fügen einer Nabe mit einer Welle mit Hilfe eines Konus' oder mit Hilfe ringfOrmiger, geschlitzter Keile (Spannelemente), wobei die erforderliche Axialkraft mit Gewinde aufgebracht wird.
Die Gruppe Fügen durch Urformen wird nicht betrachtet. Die Gruppe Fügen durch Umformen betrachtet Verfahren, bei denen die Fügeteile oder Hilfsfügeteile örtlich - bisweilen auch ganz - umgeformt werden. Die Verbindung ist im allgemeinen berührungsschlüssig (formschlüssig) gesichert (Bild 6.49, Blatt 1; 2, Konstrukt. Kat. 11.11.1).
14. Gemeinsames Verdrehen ist Fügen durch schraubenförmiges Umeinanderbiegen zweIer drahtförmiger Fügeteile.
15. Knoten ist Fügen durch Umformen derart, daß zwei Drähte und ähnliches (Material) berührungsschlüssig (formschlüssig) oder kraftschlüssig umeinandergebogen werden.
16. Drahtweben [18] ist das Verkreuzen von Drähten nach einer bestimmten Ordnung, wobei ein Drahtgewebe entsteht.
17. Heften ist Fügen durch Einbringen und Umbiegen von drahtförmiger Hilfsfügeteilen.
18. Fügen durch Kerben oder Körnen ist Fügen durch Umformen derart, daß das freie Ende eines durch ein Werkstück gestreckten Teiles oder ein dünnwandiges Werkstück in eine freie Stelle des Gegenstücks punkt- oder linienförmig eingedrückt wird. Fügen durch Fließpressen, Ziehen, Weiten, Walzen, Aufweiten, Engen, Rundkneten und Einhalsen wird nicht betrachtet.
19. Beim Fügen durch Sicken erhält ein Werkstück eine Sicke, die in eine vorgesehene Vertiefung am Gegenstück eingreift. Beim Versicken erhalten dünnwandige, ineinandergeschobene Werkstücke eine gemeinsame Sicke.
20. Beim Bördeln wird ein Ende eines rohrförmigen Werkstückes durch Borde mit dem einfugenden Werkstück verbunden. Falzen ist Fügen durch Umformen derart, daß an ihren Rändern vorbereitete Blechteile ineinandergelegt oder ineinandergeschoben werden und durch Umlegen der Bänder einen Berührungs- (Form-) und Kraftschluß erhalten. Wickeln, Verlappen, Einspreizen, Durchsetzfügen, Verpressen und Quetschen wird nicht betrachtet.
21. Nieten ist Fügen durch Stauchen eines bolzenförmigen Hilfsfügeteils, durch Umlegen überstehender Teile eines Hohlniets, durch Stauchen
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 223
des zapfenförmigen Endes an einem der bei den Fügeteile (siehe Band 11, Konstruktionskatalog 11.8.1)
Die Gruppen Schweißen und Löten werden nicht betrachtet (siehe Band III). Die Gruppe Kleben erfaßt Fügen unter Verwendung eines Klebstoffes, d.h. eines nichtmetallischen Werkstoffs, der Fügeteile durch Flächenhaftung und innere Festigkeit (Adhäsion und Kohäsion) verbinden kann (siehe Band III). In den Zeilen 22 - 27 vom Bild 6.49 wurden die ungünstigen und günstigen Klebemöglichkeiten von Platten und zylinderförmigen Fügeteilen aufgeführt (dazu siehe Konstruktionskatalog 11.12.1 in Band II und [78]). Es zeigt sich, daß nur dann eine Klebung den Beanspruchungen standhält, wenn die Klebeflächen relativ groß sind und wenn durch die Einbettung dafür gesorgt wird, daß keine von der Klebung aufzufangenden Drehmomente vorhanden sind. Bei manchen Klebverbindungen, abhängig vom Kleber, erfolgt ein allmähliches Lösen schon dann, wenn relativ kleine Kräfte normal zur Klebefläche wirken. Das textile Fügen wird leider beim Erstellen von Verbindungen vernachlässigt, ist aber für viele technische Gegenstände wichtig und für methodische Betrachtungen von grundsätzlicher Bedeutung. Daher soll es hier aufgenommen werden, obwohl diese Gruppe in den Entwürfen des Normblatts DIN 8593 [25] noch enthalten ist, in den endgültigen Ausgaben [26] nur erwähnt wird. Textiles Fügen ist Fügen von textilen Werkstoffen mit textilen Werkstoffen. Zu diesem Fügen zählen alle Fertigungsverfahren von der Herstellung von Garnen, Fäden, Vliesen u.a. aus textilen Faserstoffen bis zur Herstellung der daraus zu fertigenden Halbund Fertigprodukte. Die Untergruppen sind (Bild 6.49) Spinnen und Zwirnen, die nicht betrachtet werden.
28. Weben ist das Verkreuzen von Fäden der Fadensysterne Kette und Schuß nach einer bestimmten Ordnung (Gewebebindung) zu einem Gewebe auf einer Webmaschine (siehe auch [18]). Maschenbilden, Wirken, Nähwirken, Kettenwirken werden nicht betrachtet.
29. Stricken (auch Maschenbilden) ist ein Verfahren zur Herstellung textiler Flächengebilde aus einem Faden, mehreren Fäden bzw. aus Fadensystemen durch Maschenbilden, wobei die
Sperrung von Freiheitssinnen durcn Fügever foh ren Beispiel Konstruieren Fügen
Normalfläche Normalkraft Tangentialkroft 1 2 Nr. 3 4 5 6
1.1 1.2 1.3
~ 1.4 1.5 1.6
Auflegen 1 3 4 5
2.2
''j! 'j) 2.4 2.5 2.6
Einlegen 2 5 1 6
3.2 3.3 'f 3.4 3.5 3.6
Ineinander - 3 ~ =1 8 -- 4 schie ben Zusam -mensetzen 4.2
(t~ 4.4 4.5 4.6
Einhängen 4 1 9 --
5.2 5.3 5.4 5.5 5.6
Einrenken 5 itB 9 3 0
6.2 6.3 8 6.4 6.5 6.6
Federnd 6 $ ~~ 9 5 1 5 3 Z einspreizen
7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6
Schrauben 7 te 5 1 6
8.2 8.3 8.4 B.5 B.6
Klemmen 8 ~ 5 1 6
9.2 9.3 9.4 9.5 9.6
Klammern 9 ~ 1 5 6
An - und 10.2 10.3
~ 10.4 10.5 10.6
Einpressen Einpressen 10 6 Z 4
11.2 11.3 11.4 11.5 11.6 m Einschlagen 11 7 Z 3 ~----~-.-
12.2 12.3 12.4 12.5 12.6
Verkeil en 12 $- 9 1 Z
13.2 13.3 cu 13.4 13.5 13.6
Verspannen 13 9 1 Z
14.1 14.2 14.3 14.4 14.5 14.6
Gemeinsames 14 ~ 6 Z 4 Verdrehen
15.2 15.3 15.4 15.5 15.6
Knoten (Draht) 15 ~ 3 8 1 Fügen durch 16.2 16.3 m 16.4 16.5 16.6
Umformen Z Z 8 Weben (Draht) 16
17.2 17.3 17.4 17.5 17.6
Heften 17 ~ 1 5 6
Bild 6.49 (Blatt 1). Der Fügeanteil beim Herstellen von Verbindungen (Auswahl).
Gegenüberstellung der Sperrungen, welche durch die Verbindungskonstruktion schon erzwungen werden (Spalte 4) und solche, die durch das Fügen erzeugt werden (Spalten 5, 6)
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 225
Sperrung von Freiheitss'nnen durch
Fügeverfahren Beispiel Konstruieren Fügen Normolflöche Normalkraft Tangentialkraft
1 2 Nr. 3 4 5 6 1B .1 1B.l 1B.J 1B.4 18.5 18.6
Fügen durch 18 + 12 - -Kerben
19.1 19.3 19.4 19.5 19.6
Fügen durch 19 ~ 5 5 2 Fügen Sicken durch Umformen 10.1 10.3
~ 10.4 10.5 10.6
(Fortset - Bördeln, 20 ~" !~~ 5 4 4 3 3 5 zungl Falzen
11.1
".$~ 11.4 11.5 11.6
Nieten 5 1 6
11.1 111 Relativlage :Flöche,Einzelteil Ungünstige Beanspruchung Günstige Beanspruchung 11.3 11.4 11.5
Komplanare 22 00 ~ ~ F
Platten I F r-==J----L---.J
13.1 13.3
o[) 13.4
F~ "'F~ Nicht Komplana· 23 re Platten
24.1 14.3 14.4 14.5
2ylinderachse 24 0c=D- F~~ F~~~ parallel zu
Kleben Plattenebene M M M M 15.1 15.3 oU "'~ '" dfb 2ylinderachse
25 F- I -F F- , -F
nicht parallel zu I Platten ebene I
16.1 16.3 16.4 16.5
-001- 4f-E-;3f. F~F 2ylinderachsen 26 ~-+ . r parallel M M M M
17.1 17.3
"'~ m~ -CJU F- I -F F- -F 2 y I inderachsen Z7
,
nicht parallel !
18.1 18.1 18.3AAi
~ 18.4 18.5 78.6
Stricken, 28 - 6 -Hökel n ~f(1 ohne Drehung 19.1 19'3~ 19.4 19.5 19.6
Weben 29 oJ".~\\'t
- 4 2 Schun ohne Drehung
30.1 30.3
~~~~ 30.4 30.\ 30.6
Flechten 30 ~~{"''' - 2 4 Textiles XXX" ohne Drehung Fügen 31.1 31.3 WO( 31.4 31.5 31.6
Knoten 31 5 - -
~~ ~ 31.1 31.3 31.4 31.5 31.6
Knüpfen 32 ~ ~ - 2 2 Türkischer- Persischer Knoten ohne Drehung
33.1 33.3'-
33.4 33.5 33.6
Nähen 33 - 5 -
Bild 6.49 (Blatt 2). Wie Blatt I
226 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
maschenbildenden Fäden einzeln bewegt werden. Die Maschen sind ineinanderhängende Fadenschleifen.
30. Flechten ist ein abwechselndes Über- und Unterkreuzen von zur Abzugsrichtung diagonal verlaufenden Fäden eines Fadensystems. Klöppeln wird nicht betrachtet.
31. Knoten ist das feste Verbinden von Fäden durch Fadenverschlingungen, wobei textile Flächenverbindungen entstehen können, wie z. B. geknotete Netztücher.
32. Knüpfen ist das feste Verbindungen von Fadenstücken in ein Grundgewebe, wobei Teppiche entstehen können.
33. Nähen ist das Verbinden von zwei oder mehreren Nähgutteilen oder Nähgutlagen, bei dem ein Nähfaden oder mehrere Nähfäden durch das Nähgut geführt werden und sich miteinander so verschlingen, daß die Nähgutteile zusammengehalten werden.
3. Auswahl fügegünstiger Verbindungen
Die Spalten 4-6 des Bildes 6.49 zeigen die Art der Sperrungen gegen Relativbewegung an. Spalte 4 enthält die Anzahl der Freiheitssinne, welche auf grund der Form, also der konstruktiven Gestaltung, gesperrt ist. Diese Sperrung ist immer die sicherste und zu bevorzugen. Sperrungen aufgrund der beim Fügen erzeugten Kraft und der in den potentiellen Speichern (Federn) geladenen Energie sind in Spalte 5 angeführt. Diese Kraftsperrung ist häufig überwindbar (nicht bei Klemmverbindungen, z. B. bei Schrauben, wegen der Sperrung durch Selbsthemmung) und daher nicht so sicher. Die Tangentialbzw. Reibkraftsperrungen in Spalte 6 sind die am wenigsten zuverlässigen. Es sind daher bezüglich des sicheren Haltes Verbindungen zu bevorzugen mit 8 und mehr Sperrungen durch Normalflächen. Verbindung 18 hat 12 Sperrungen durch Normalflächen, aber keine infolge Kraftschlusses. Das ist wiederum unvorteilhaft, weil diese Verbindung keine Vorspannung und daher Spiel hat ("reiner Berührungsschluß"). Die Hauptbelastung der Verbindungen sollte nicht in Richtung des Kraft- oder Reibschlusses erfolgen. Kompliziert zu fügen sind Verbindungen wie das Falzen (Nr. 20), bei dem sämtliche Formen durch den Fügevorgang hergestellt werden müssen.
Beim textilen Verbinden findet keine Rotationssperrung statt. Auch ist es schwer, zwischen elastischen und durch Verschlingung bedingten Sperren zu unterscheiden. Reibschlüssige Sperrungen erlauben ein leichteres Entflechten, als wenn sie durch (elastische) Verschlingung entstehen.
6.3.7.5 Recyclinggerecht Konstruieren
1. Zunehmende Bedeutung geschlossener Wiederverwertungs-Kreislä ufe
Das jahrmillionenlange Bestehen von Pflanzen und Lebewesen auf der Erde ist nur möglich gewesen, weil in der Natur die Biomasse von abgestorbenen oder verendeten Organismen von den lebenden Organismen verwertet und neu aufbereitet wurde. Das erfolgt in einem gesunden Ökosystem derart vollkommen, daß es an keiner Stelle zu einer zunehmenden Anhäufung von Bio-Abfall kommt. Dies einfache Prinzip, welches unser aller Überleben sichert, muß in kürzester Zeit auch auf die vom Menschen geschaffenen technischen Objekte, insbesondere auf radioaktive, toxische Stoffe, festen, flüssigen und gasförmigen Aggregatzustands angewendet werden. In der Jugendzeit der Maschinen war die Anzahl der nach Gebrauch einfach der Verrottung preisgegebenen technischen Objekte und die Erzeugung toxischer Abfälle so gering, daß die großen Landflächen oder Flüsse sie aufnahmen, ohne Schaden daran zu leiden. Heute, bei der hochgezüchteten und wegen der Kosten notwendigen Massenproduktion, ist die Menge der Abfallprodukte, welche z. T. toxisch sind, sich biologisch nicht abbauen lassen, derart groß, daß die weitere Erzeugung von nicht verwend- und verwertbaren z. T. giftigen Abfallprodukten lebensbedrohend wird, insbesondere durch Verseuchung der Luft, des Wasser und der fruchtbaren Bodenschicht. Auf die Konstruktion bezogen heißt es, daß stets der ganze Produktlebenslauf von der Erzeugung bis zur Wieder verwendung oder Wiederverwertung betrachtet werden muß. Der Begriff "Recycling" bedeutet danach Wieder- oder Weiterverwendung von technischen Objekten oder deren Teilen, Wieder- oder Weiterverwertung von Produktionsabfällen und Altstoffen. Neben der Wahl wiederverwendbarer Werkstoffe, eventuell Einsparung von Werkstoffen, kann der Konstrukteur auch die demontagefreundliche Verbindung der Teile beeinflussen und zur Rezyklierbarkeit beitragen.
Als immer wichtigeres Ziel für fortschrittliche Konstruktionen gilt:
Um den Recyclingkreislauf für verschiedene Materialien bei Konstruktionen zu fördern, müssen u.a. ähnlich wie bei den Maßnahmen für eine kostengünstige Montage, auch Maßnahmen für eine kostengünstige Demontage vorgesehen werden. Die eingesetzten Verbindungen sind, insbesondere wenn sie "verarbeitungsfremde" Materialien vereinigen (z. B. Metalle und Kunststoffe) bei Massenprodukten auf Demontagefreundlichkeit zu prüfen.
Diese "Demontagefreundlichkeit" ist aber nicht einfach eine Umkehrung der "Montagefreundlichkeit", sondern oft auf die Trennung verschiedener Werkstoffe gerichtet, nicht immer auf die Trennung einzelner Teile. Daher kann es häufig günstiger sein, gewisse Teile, z. B. Bänder, durch einen Schnitt abzutrennen, als die häufig schon korrodierte Schraubenverbindung lösen zu wollen [4.1]. Das ursprüngliche Motiv zur Aufstellung von Wiederverwendungs- und Wiederverwertungskreisläufen war eigentlich nicht die Abfallbeseitigung, denn diese hatte in den früheren Jahrzehnten nicht den heutigen Stellenwert, sondern es war oft die Ressourcenschonung. Wenn die Ressourcenschonung früher nur landesweit gesehen wurde (unter anderem um autark zu bleiben), so muß sie nun weltweit betrachtet werden. Recyclingkreisläufe aber sind eine wichtige Möglichkeit, mit Rohstoffen sparsam umzugehen. Die Vorräte an bestimmten Werkstoffen (Nickel, Mangan usw.) sind nicht sehr groß und sollten auch für spätere Generationen reichen. Ebenso sollten teure, verschleißfeste Materialien nur an den Funktionsstellen verwendet werden, wo sie gut demontierbar und öfter einsetzbar sind. Schließlich bedeutet "ressourcensparend" auch weniger Material verwenden und damit weniger Energie [5.1], die zu seiner Herstellung notwendig ist, z. B. bei Aluminium elektrische Energie, bei Stahl chemische Energie aus Kohle und Koks. Ressourcensparend konstruieren ist hauptsächlich durch folgende Maßnahmen zu realisieren.
- Einsparen von (seltenen, teuren, energieaufwendigen) Werkstoffen durch neue Funktionen, Prinzipe (Effekte) und werkstoffsparende Gestaltung.
- Substitution von solchen Werkstoffen durch günstigere Werkstoffe.
- Recycling zur Rückführung seltener, teurer und energieaufwendiger Werkstoffe.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 227
- Recyclingfreundliche Demontierbarkeit von Teilen oder einheitlichen Stoffgruppen [3].
2. Ein Recyclingmodell
Die möglichen sinnvollen und verwendeten Produktund Materialkreisläufe sind verschieden und meist sehr kompliziert. In der VDI-Richtlinie 2243 [79] ist ein übersichtliches Modell dargestellt, das für Bild 6.50 übernommen wurde. Nach dieser Richtlinie ist
Recycling die erneute Verwendung oder Verwertung von Produkten oder Teilen von Produkten bzw. Altstoffen in Form von Kreisläufen.
Hier wird sowohl die Ressourcenschonung als auch die Abfallverminderung und -aufbereitung betrachtet. Der Gesamtkreislauf in Bild 6.50 setzt sich aus drei Einzelkreisläufen zusammen, dem Recycling beim Produktgebrauch, beim Produktionsabfall und bei der Altstojfverwertung. In jedem Kreislauf kann die Wieder- oder Weiterverwendung direkt erfolgen oder erst nach einer Aufarbeitung. Bei jeder Aufarbeitung aber auch beim Produktgebrauch kann es Abfall geben, der nicht in den Kreislauf aufgenommen wird und daher auf einer Deponie oder in der Biospähre landet. Eventuell können Deponien in Zukunft als Ressourcen benutzt werden. Wird mit den Altteilen bzw. dem Altstoff dasselbe Produkt erzeugt wie bisher, spricht man von "Wiederverwendung" , ist es ein anders Produkt, von "Weiterverwendung" bzw. "Weiterverwertung". Bei "Verwendung" wird die Produktform weitgehend beibehalten, bei "Verwertung" wird sie aufgelöst. Im einzelnen sind die wichtigsten Recycling-Kreislaufarten folgende [79]:
Recycling beim Produktgebrauch ist unter Nutzung der Produktgestalt die Rückführung von gebrauchten Produkten nach oder ohne Durchlauf eines Behandlungsprozesses - z. B. Aufarbeitungsprozesses - in ein neues Gebrauchsstadium (Produktrecycling).
Produktionsabfall-Recycling ist die Rückführung von Produktionsabfällen sowie Hilfs- und Betriebsstoffen nach oder ohne Durchlauf eines Behandlungsprozesses - d. h. Aufbereitungsprozesses - in emen neuen Produktionsprozess (Materialrecycfing).
228 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Recyclingsystem für Stoffe
Recycling beim Produktgebrauch
Deponie Um welt '-.....<!:::::::==Ir.;:;:;::::=:1
Energie Altstoff - Recycl ing Energie
Deponi e ,-"t==::r.;;:-;:;::=:::l Umwelt
Energie
Bild 6.50. Recyclingkreisläuje, von der Rohstoffgewinimng bis zum Produktgebrauch nach [79].
Der Gesamtkreislauf gliedert sich in folgende Teilkreisläufe: - Das Produktionsabfall-Recycling, das ist die Rückführung
von Produktionsabfallen in einen neuen Produktionsprozeß. - Das Recycling beim Produktgebrauch, das ist die Rückfüh
rung von gebrauchten Produkten unter Nutzung ihrer Gestalt in ein neues Gebrauchsstadium.
Altstoff-Recycling ist die Rückführung von verbrauchten Produkten bzw. Altstoffen nach oder ohne Durchlauf eines Behandlungsprozesses - d. h. Aufbereitungsprozesses - in einen neuen Produktionsprozeß (Materialrecycling).
In Bild 6.51 sind die besprochenen Recyclingskreislaufarten im Gliederungsteil alle aufgelistet und im Hauptteil kennzeichnende Beispiele angeführt, ähnlich wie in der VDI-Richtlinie 2243 [79]. Darüber hinaus wurde noch ein Zugriffsteil angefügt (Spalte 5), in dem etwas über die Häufigkeit der auftretenden Recyclinglösungart besagt wird. Es genügt danach nicht, wenn wie in Zeile 4 manchmal ein Austauschoder Altmotor für ein Notstromaggregat verwendet wird oder gelegentlich (Zeile 3) Altreifen als Stoßdämpfer im Hafen einen neuen Verwendungszweck finden. Um beim Recyclingkreislauf einen stetigen
- Das Altstoff-Recycling, d.h., die Rückführung von ver-brauchten Stoffen in einen neuen Produktionsprozeß.
Wiederverwertung bei gleicher, Weiterverwertung bei verschiedener Produktion. Wiederverwendung für gleiche, Weiterverwendung für verschiedene Funktionen
Fluß zu erzielen und das Prinzip wirksam zu machen, muß die Verwendung und Verwertung in derselben Größenordnung liegen wie die Produktion. So können die gläsernen Pfandflaschen (Zeile 2) voll wieder verwendet und die beschädigten als Rohmaterial weiterverarbeitet werden, Kfz-Altmotoren zum Austauschmotor aufgearbeitet, der Großteil jedoch nach Demontage und Zerkleinerung weiterverwertet werden.
Gliederungsteil
Recycling- Recycling- Behand- Behand-Kreislauf- form lungsprozeß lungsschritte arten
1 2 3 4
--
Recycling Reinigen,
während des Wiederver- Prüfen
Produktge-wendung
Aufarbeitung brauchs
Zerlegen, Bearbeiten,
Produkt-Neubestücken
recycling -- Keine (Gestalt bleibt Weiterver- Reinigen erhalten) wendung Umarbeitung
Bearbeiten, Neumontieren
-- Keine
Sortenreines Trennen
Wiederver-Aufbereitung und
wertung Klassifizieren, Zerkleinern, Reinigen, Umschmelzen
Produktions-abfall-recycling -- Keine
Material-Richten, Stanzen
recycling (Gestalt wird Trennen, aufgelöst) Zerkleinern,
Weiterver-Aufbereitung Reinigen,
wertung Neuabmischen, Umschmelzen, Füllen
Pyrolyse/ Chemisches Hydrolyse, Recycling Elektrolyse/
Lösung
D dauernd, H häufig, G gelegentlich, A ausnahmsweise
Bild 6.51. Beispiele für die verschiedenen Recycling- Kreislaufarten nach [79], Bild 6.50.
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 229
N
i
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Hauptteil Zugriffsteil
Sekundär- Lösungs-Beispiel anwendung art
5 6 7 N achfü live rpacku ng D
Schu Ibuchtausch H
Mehrwegverpackung D Wartung Gleiche Anwendung H
Kfz- Austauschmotor H
Reifenrundemeuerung G
Instandsetzung G
Einkaufstüte Müllbeutel H
Senfglas Trinkglas H
Joghurtbecher u.a. Tiefkühlbox A
Eisenbahnschwelle Zaunpfahl A
Altreifen Kinderschaukel A
Umschmelzen von Angüssen in Produktion H
Metallschrotte: Drehspähne, D Edelmetalle ... Gleiche Anwendung Thermoplaste: Angüsse, G Flaschenkästen ...
Glas: Scherben, Weißglas D
Stanzabfälle Balastgewicht A
Teer aus Kokerei Asphalt H
Stanzabfälle Kleinteile A
Automobielschrott Baustahl H
Gemischte Kunststoffe Schallschutzwand G
Kunststoffbatte rie- Innenkotflügel G
Gehäuse, Schlacke aus Stahlher- Zementzusatz H
stellung, G Duromerabfälle, Kunststoff-, Füllstoff,
Elastomerabfälle, Sportbelagzusatz, A
Schaumstoffabfälle Partikelverbund A
Altkunststoffe und Altöl zu hochwertigen Neue POlymerisation
Derivaten aufspalten von Kunststoffen G
Beurteilung der Beispiele als vollständige Abfallbeseitigung durch Dauerlösung D (Spalte 5) oder als häufige, gelegentliche und ausnahmsweise Lösung der Abfallentsorgung
230 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
3. Demontagefreundliche Verbindungen
Um dem Problem des Sperrmülls und der ressourcenfreundlichen Verwertung wertvollen Rohmaterials Rechnung zu tragen, wird vom Gesetzgeber die Rücknahmepflicht gebrauchter Haushaltsmaschinen und Kraftfahrzeuge verlangt, so wie das jetzt schon für Batterien und bestimmtes Verpackungsmaterial gilt. Von Unternehmerseite stellt sich da sofort die Frage, wie seine Produkte beschaffen sein müssen, um mit kleinstmöglichem Aufwand wieder demontiert werden zu können. Da der Zusammenhalt mit Verbindungen (s. Band III) erfolgt, wurden in Bild 6.52 die am häufigsten vertretenen Verbindungen zusammengefaßt, in den Spalten 2 bis 6 die Teilaufgaben des Verbindens und in den Spalten 7 bis 9 die Teilaufgaben des Trennens dargestellt. Im allgemeinen sind die Verbindungen, welche am sichersten halten (Nr. 1-4, 7) am aufwendigsten zu montieren und zu demontieren, diejenigen aber, deren Halt nicht so gut gesichert ist (Nr. 5, 8, 9) leicht zu fügen, bis auf Nr. 9 auch leicht zu trennen. Beispiel Nr. 5 steht für alle Schnappverbindungen [46,42], welche ideal zu demontieren sind, Beispiel 9 für alle Feldkraftverbindungen, bei denen das gleiche gilt. Beispiel Nr.6, die Schraube, nimmt eine MittelsteIlung ein. Sie ist gut zu montieren, aber aufwendig und teuer, muß zusätzlich gesichert werden und ist in korrodiertem Zustand schwer zu demontieren. Besonders schwierig zu trennen sind Verbindungen, bei denen das Fügen durch Stoffschluß oder durch Umformen erfolgt, Bild 6.49, Zeilen 18 bis 2l. Um dem Dilemma zwischen leichter Demontage und guter Sicherung gegen Lösen zu entgehen, ist es vorstellbar, daß die Verbindungen bei der Konstruktion in Sicherheits- und Demontage-Kategorien geteilt werden, etwa
1. Doppelt gesicherte Verbindungen (etwa für die Lenkung).
2. Gut gesicherte, schwer demontierbare Verbindungen.
3. Gesicherte, gut demontierbare Verbindungen. 4. Leicht demontierbare Verbindungen
(z. B. Schnappverbindungen).
Verbindungen der Gruppen I und 2 soll es möglichst wenige aber an gut zugänglicher Stelle geben, Verbindungen der Gruppen 3 und 4 müssen den Großteil ausmachen. Eine ähnliche Strategie gab es schon seit jeher bei den feinwerktechnischen Geräten, aber nicht der
Demontage, sondern der Kosten wegen. Dort rangierten als teure Verbindungen Schraube und Niet, als preiswertere die Schnappverbindungen.
Neuer Vorschlag
Um Umformverbindungen bei größeren Geräten schnell zu lösen, ist es vorstellbar, bei jeder oder einer Gruppe von Verbindungen kleine Kammern zu belassen, in diese hydraulische Zylinder einzuführen, die an passend langen Schläuchen hängen und durch Druckbeaufschlagung schnell und unzerstört die entscheidenden Teile trennen, z. B. Zerlegung eines Kraftwagens.
4. Wichtige Recyclingverfahren
- Produktgebrauch - Recycling zur Wiederverwendung Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren: - Die Verwendung des identischen Produkts nach
Ersatz der Verschleißteile und Aufarbeitung der verbleibenden Teile,
- die Zerlegung der Produkte in alle ihre Teile oder in verschiedene Werkstoffe bzw. Werkstoffgruppen, deren Aufarbeitung zum Sollzustand und die neue Zusammensetzung des Produkts ohne Kenntnis, aus welchem der alten Produkte die einzelnen Teile stammen.
Der Vorteil des ersten Verfahrens ist es, daß ein Minimum an Arbeitseinsatz notwendig ist, aber das Produkt ein altes bleibt (Reparatur), der Vorteil des zweiten Verfahrens ist der, daß nicht erhaltenswerte Teile ausgeschieden werden und das montierte Produkt praktisch wie ein neues eingestuft werden kann.
- Altstoff- und Produktionsabfall-Recycling zur Aufbereitung Die Aufbereitung von Werkstoffen zur Wiederbzw. auch Weiterverwertung nimmt im Volumen und in der Bedeutung den größten Raum ein. Auch die belebte Natur arbeitet ausschließlich nach diesem Prinzip.
5. Recyclingformen
Bei den Recycling-Kreislaufarten kann nach DIN 2243 [79] grundsätzlich zwischen erneuter Verwendung und VeTwertung von Produkten unterschieden werden. Verwendung bedeutet die (weitgehende) Beibehaltung der Produktgestalt, also auf hohem Wertniveau,
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 231
ts:este Teilaufgaben für. festes Verbinden" von Teilen Lösen von Verbindungen Verbindungen Beispiele
I II III IV V I II III von Bewegen Holtekraft Sperren der Sichern ge· Justieren Entsichern Wegbewegen Demontagean-
Festen Verbindungen ." Schlunar f in r-+ _______ +--,---1_e_f z_e-,ug::...e_n_+Re_l_at_iv_be_w_e::...gu_ng::...e--ln .::.ge_n_L_ös_e_n+_,...----j._z_um_Lo_s_en_+-_de_r_T e_il_e-+s_at_z_v.:..or_h_an_d~en Oemontogerichtung Nt 1 Z 3 4 5 6
s Stoffschlun
.. Reiner'· Formschlun
Ef Formschlun mif Vorspannung
E Elastischer Schlun
9 Feldschlun
r Rei bschlun
1.1 a b
c---v±J a b \ I
I'~il
1.1
3.1
4.1
m b
6.1
1.2
~ r
1.3 Thermische Entladung, Ersfarrung
Chemische Reaktion
1.4
1.1 1.3 1.4
Entsteht durch I Formschlun (1 1 t in allen f f
VV Richtungs- 1 1
3.1
4.1
5.1
6.1
sinnen
3.3
Entsteht durch Formschlun In allen Richtungen
4.]
Thermische Entladung, Erstarrung
5.3
Elastischen Energie -! speicher loden (Aufnahme)
6.3
Elastische ~~~Energie>:::~speicher O!laden
:;J (Schaft)
3.4
4.4
( ~1 ~f ~f ~f) 1 Ef Ef
5.4
( ~ ~ ::) 1 1 1 1
6.4
1.5 1.6
CD vorder durch thermi-Stoftschlun schen
Behandlung
1.5 1.6
CD
1.7
Naht schmelzen
Klebstoff lösen, nachgiebig machen
1.7
beim durch plastischen Schenkel Formschlun Verformen gerodebiegen
].5 3.6 3.7
CD vor dem Widerhaken durch Zusommen- weiterbiegen Formschlun setzen (Vorrichtung)
4.5 4.6 4.7
® vor der Kunststoff durch thermi- wegschmelzen Formschlun sehen (zerstören)
Behandlung
5.5 5.6 5.7
CD (0 durch . Lösekroft elastische .Relbkraft gröner als Kraft uberwlnden Betriebskroft
6.5 6.6
(0 vor dem durch Kroft Reibkraft erzeugen
7.5 7.6
6.7
Reibung überwinden
7.7 7']Plastischen 7.4 Energie -
, speicher I loden .
thermisch verformen
( Err 1rr 11r 1:) dU~ ~~~f~em
Formschlun erzeugen Nietkopt abfrösen
8'~1 a. 8.1 8.3 Potentiellen
, I speicher 8 Masse . b 11 1 Energie-
loden
9.1 9.3
Potentiellen
! Energiespeicher laden
8.4
(~; ~ ~) r r 9 9
9.4
8.5 ® 8.6 8.7
durch (;\ Feldkraft ~ Lösekroft
CD Reibkratt
9.5
(0 durch Reibkraft
~eibkrofl größer als uberwlnden Gewicht
9.6 9.7
(0 Lösekrott ~eibkroft größer als uberwlnden Reibkroft
1.8
----
1.8
3.8
4.8
--5.8
6.8
7.8
8.8
9.8
t ~
t ~
1.9
1.9
3.9
4.9
5.9
6.9
7.9
8.9
9.9
Je nach Form
Ja, schlecht fanbar
Nein
Nein
Ja
Meistens
Nein
Ja
Meistens nicht
Bild 6.52. Analyse wichtiger fester Verbindungen auf ihre Montage und Demontage hin.
Spalte 2 zeigt Verbindungen mit einfachen Fügebewegungen(Nr. 3, 5, 9) und solche mit komplizierten (Nr. 1,2,4,6,7,
8),
Spalte 9 vorgesehene Ansätze zum Demontieren, Aufgrund der Aussagen in den Feldern 5.7, 5.9 und 8.7, 8.9 sind die Verbindungen der Zeile 5 (Schnappverbindungen) und der Zeile 8 (Feldkraftverbindungen) am leichtesten zu lösen. Daher sind sie günstig für recyclierbare technische Gebilde
Spalte 5 das Sichern gegen Lösen, Spalte 7 das Entsichern, Spalte 8 die Lösebewegungen und
232 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Verwertung deren körperliche Auflösung mit hohen Wertverlusten. Wird bei erneuter Verwendung die gleiche oder eine veränderte Funktion erfüllt, spricht man von Wiederverwendung oder Weiterverwendung, wird bei der Verwertung eine gleichartige oder geänderte Produktion durchlaufen, heißt es Wiederverwertung oder Weiterverwertung . Damit lassen sich die Definitionen fUr diese Begriffe wie folgt formulieren (siehe [79] und KapitellS):
Wiederverwendung ist die erneute Benutzung eines gebrauchten Produkts für den gleichen Verwendungszweck wie bisher unter Nutzung seiner Gestalt.
Weiterverwendung ist die erneute Benutzung eines gebrauchten Produkts für einen anderen Verwendungszweck, für den es ursprünglich nicht hergestellt wurde.
Wiederverwertung ist der wiederholte Einsatz von Altstoffen und Produktionsabfallen bzw. Hilfs- und Betriebsstoffen in einem gleichartigen wie dem bereits durchlaufenen Produktionsprozess.
Weiterverwertung ist der wiederholte Einsatz von Altstoffen und Produktionsabfallen bzw. Hilfs- und Betriebsstoffen in einem von diesen noch nicht durchlaufenen Produktionsprozess.
Beispiele für diese Recyclingformen sind in Bild 6.51 angeführt.
6. Wichtige Verfahren zur Aufbereitung von Abfall- bzw. Altstoffen
Pressen ist Verdichten (Kompaktieren) von Schrott ohne Abtrennen. Die Wiederverwertung von metallischen Werkstoffen durch dies Verfahren ist sehr begünstigt. Es eignet sich gut zum Chargieren, ebenso fUr gleichartiges Material. Mischschrott ist nicht zu trennen. Es werden heute hauptsächlich gepreßt: neue lose Blechabfalle, saubere alte Blechabfalle, Blechabfalle mit Überzügen, Schmelzeisen, leichter preßfahiger Mischschrott. Scheren ist Zerkleinern großer, eventuell vorher zurechtgepreßter Altstoffprodukte mit Schrottscheren. Es ist auch gut dazu geeignet, verschiedene Materialian voneinander zu trennen.
Trennen in Schredderanlagen. Die Anlagen sind nach dem Prinzip der Hammermühlen aufgebaut. Die rotierenden Hämmer des Schredders reißen die Wrackteile über amboßartige Abschlagkanten in Stücke. Es werden die ausreichend zerkleinerten Stücke über Roste getrennt, Grobteile durch eine Auswurfrinne entfernt. Es folgt eine Windsichtung am Rotor und Separiertrommel zur Entstaubung, eine elektromagnetische Trennung von Eisen und Nichteisenmetall sowie groben Verunreinigungen wie Holz, Gummi und anschließend ein Auslesen und Sortieren von NE-Metallen. Schredderschrott, Teilegrößen 3 - 25 cm, ist Qualitätsschrott. Schwimm-Sinkanlagen dienen hauptsächlich zur Fraktionierung von Nichteisen-Metallen. Sie bestehen aus zwei mit verschiedenen Prozentsätzen FerroSilizium versetzten Wasserbädern. Im ersten werden Magnesium und Gummi, im zweiten Aluminium abgesondert. Von der restlichen Mischfraktion werden auf einem Sortierband manuell noch die größten Teile aus legiertem Stahl (unmagnetisch), Kupfer und Messing aussortiert. Durch anschließende Aufarbeitung werden noch Zink- und Kupferanteile zurückgewonnen. Aufbereitungsverfahren für Kunststoffe. Da die Kunststoffe zum einen wegen ihrer schlechten biologischen Abbaubarkeit und ihrem großen Anfall, zum anderen wegen ihres Materialwertes den Altprodukten entommen und wieder in den Produktionsfluß eingeschleust werden sollten, ist ihre Aufarbeitung von immer größerer Bedeutung. Zur Zeit werden etwa 50 verschiedene Kunststoffarten verwendet. Sie werden in die großen Gruppen der Thermoplaste (75 %, wieder einschmelzbar) und in die vernetzten Duromere sowie Elastomere (nicht einschmelzbar) un terte il t. Die Aufbereitung läuft darauf hinaus, daß die Thermoplaste nach einzelnen Arten sortiert, zerkleinert und als Granulate neu verspritzt werden, wobei sie je nach Qualitätsanforderungen mit jungfräulichen Granulaten (Ausgangsstoffe vor dem Verspritzen) gemischt werden. Die Duromere bzw. Elastomere sind bezüglich der Einschmelzbarkeit irreversibel und können entweder durch eine chemische Aufbereitung in neue unvernetzte Kunststoffe umgewandelt oder nur mechanisch zerkleinert und als Füllstoffe verwendet werden. Das wichtigste und schwierigste Problem ist die Trennung der einzelnen Kunststoffarten, zumal sich ihr spezifisches Gewicht innerhalb der Thermoplaste wenig unterscheidet. Hinzu kommt, daß sie, weil mit
bestimmten Zielvorgaben erzeugt, meistens auf eine bestimmte Eigenschaft hingezüchtet wurden. So ist z. B. eine Art gut spritzbar mit vielen Farbvarianten und preiswert aber nicht verschleißfest, die andere zwar verschleißfest aber hygroskopisch und in den Maßen veränderlich, die nächste durchsichtig oder gut isolierend oder schlagfest usw. Daher kommt es, daß in der Regel viele Kunststoffarten auf engstem Raum verwendet und nachher schwer getrennt werden können! Die Trennung in Einzelkomponenten kann im trockenen Verfahren durch Zerkleinerung mit Hammer- und/oder Schneidmühlen ausgeführt werden und anschließend eine Klassierung und Sortierung durch Sichtung, z. B. mit Schwerkraft-GegenstromSichten und durch Siebung erfolgen. Bei heterogenen Kunststoffabfällen ergeben elektrostatische Trennverfahren bzw. eine nasse Sortierung mittels Flotation und Dichtetrennung bessere Ergebnisse als trockene Verfahren. Die nasse Flotation beruht oft darauf, daß sich an im Wasser suspendierte Feststoffteilchen bestimmter Arten Luftblasen anlagern und sie zur Oberfläche bringen, während sie sich an andere Arten nicht anlagern. Bedeutungsvoller sind statische Schwimm-Sinkscheider, die oft eine Trennung bis zu 98 % erreichen. Die Maßgabe an den Konstrukteur, bei Kunststoffen eine möglichst kleine Artenvielfalt zu verwenden, bildet ein großes Dilemma zwischen technischer Wertigkeit, Kosten und guter Rezyklierbarkeit. Es muß jeweils von Fall zu Fall gelöst werden. Aufbereitung durch Demontage. Die Demontage bietet die beste Schrottqualität und den höchsten Rückgewinnungsgrad bei gebrauchten Produkten [3]. Wenn wohl in nächster Zukunft die Pflicht der Rücknahme alter Produkte durch die Firmen offiziell verankert wird, dann steht die Forderung einer demontagegünstigen Konstruktion im eigenen Interesse, beinahe gleichrangig mit der montagegünstigsten Konstruktion. Schon jetzt bietet die Demontage, die auf dem Schrottplatz erfolgen kann, sowie Demontagebänder des Herstellers sehr gute Rückgewinnungsergebnisse.
7. Regeln zum recyclinggerechten Konstruieren
Der Konstrukteur kann einen entscheidenden Beitrag zur Wiederverwendung und -verwertung von Altprodukten beziehungsweise Altstoffen und Abfallprodukten leisten [28]. Sehr häufig weiß er auch, an welcher Stelle das Produkt recyclinggerecht oder
6.3 Funktions- und gestaltungsgerechtes Konstruieren 233
"recyclinggerechter" gestaltet werden könnte. Aber Rückführung und Ressourcenschonung verursachen zusätzliche Kosten, die viele nicht weitsichtig kalkulierende Unternehmer gern der Allgemeinheit zuschieben wollen. Andererseits gibt es Regeln über das Verwenden einheitlicher Werkstoffe, insbesondere Kunststoffe, welche die technische Wertigkeit herabsetzen. Es ist daher jede Regel als eine mögliche Empfehlung aufzufassen, die im Rahmen des konstruktiven Vorgehens sehr sorgfältig abgewogen werden muß.
Regeln zum Produktabfall-Recycling
- Fertigungsverfahren mit geringstrnöglichem Abfall wählen (z. B. Zahnräder gießen, walzen, schmieden, sintern, statt spanen, ansonsten Abfall minimieren).
- Möglichst wenig verschiedene Werkstoffe zugrunde legen (z. B. nur ein oder zwei Arten von Kunststoffen).
- Rezyklierbarkeit des Abfalls berücksichtigen (z. B. Bleche und ähnliche Werkstoffe erst nach der Abfallbearbeitung beschichten).
Regeln zum Recycling nach Produktgebrauch nach VDI-Richtlinie [79]
Zur Erleichterung der Aufarbeitung sollen die Teile
- einfach, sicher und eindeutig demontierbar sein (siehe demontagefreundliche Verbindungen [60]),
- als wiederverwendbare Teile gut reinigbar sein, - die Prüfung und das Sortieren durch Standardi-
sieren erleichtern (z. B. Materialkennzeichnungen enthalten),
- bei Nachbearbeitung noch genügend Materialzugaben enthalten,
- für die Demontage einfach gestalten und Fehlmontage verhindern.
Zur Verringerung des Neuteileaufwandes sollen
- unvermeidlicher Verschleiß auf vorgesehene gut auswechselbare Teile beschränkt werden (Funktionstrennung),
- der Verschleiß soll gut erkennbar sein, - mögliche Beschädigungen sollen beim Aufarbei-
ten vermeidbar sein.
Allgemeine, übergreifende Regeln:
- Korrosion vermeiden, sie setzt Wiederverwendbarkeit herab,
234 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
- lösbare Verbindungen müssen für die gesamte Lebensdauer einschließlich Recycling lösbar bleiben (sonst keine Demontage),
- Schutzschichten sollen auch über die gesamte Lebensdauer wirksam sein,
- für die Demontage gute Zugänglichkeit schaffen, - gleiche Matrialgruppen eventuell durch Spanen
(Schneiden) gemeinsam abtrennbar machen.
Regeln zum Altstoff-Recycling
In der Regel müssen die Altstoffe für eine Wiederverwertung neu aufgearbeitet werden. Entscheidend ist dann das Aufarbeitungsverfahren (z. B. Pressen ohne, Schreddern mit Materialselektionen). Es gelten folgende Regeln:
- Bei der Konstruktion Gebrauch der Werkstoffe für eine Rückgewinnung berücksichtigen.
- Wenn kein verwertungsoptimales Einstoffprodukt möglich ist, solche Werkstoffe als untrennbare Einheit anstreben, die sich gemeinsam verwerten lassen, siehe Verträglichkeits-Matrix [79].
- Läßt sich die Werkstoffverträglichkeit für unverträgliche Teile und Gruppen eines Produktes nicht erreichen, so sollen diese in werkstoffverträgliche Gruppen aufgelöst werden (z. B. Trennen von Kunststoffen).
- Komplettverwertung störender Teile der Gruppe eines Produkts, die im Laufe der Demontage abgebaut werden müssen, sollen leicht demontierbar und gut zugänglich sein.
- hochwertige Werkstoffe gut abtrennbar verbinden und eindeutig kennzeichnen.
- Stoffe, die bei der Abtrennung und Aufbereitung eine Gefahr für Mensch, Anlage und Umgebung bilden (explosive, giftige Stoffe) sind in jedem Fall gut abtrennbar bzw. entleerbar unterzubringen.
- Gut sichtbare und nicht entfernbare Kennzeichnung der Altstoffe soll deren Gruppe eindeutig erkennbar machen und eine optimale Aufbereitungs- bzw. Verwertungstechnologie ermöglichen.
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung
Der Konstruktionsablauf wurde in den Bildern 1.6, 2.10 und 2.16 als ein Herabschreiten von Darstellungsstufen höherer zu solchen niedrigerer Abstraktion erklärt. Den einzelnen Stufen, hier Kon-
struktionsabschnitte genannt, konnten jeweils ein oder mehrere produktdarstellende Modelle nach Bild 3.2 zugeordnet werden. Das Fortschreiten innerhalb einer "Modellebene", eines Konstruktionsabschnitts wurde als "horizontale", das Fortschreiten von Ebene zu Ebene oder Stufe zu Stufe als "vertikale" Vorgehensweise gekennzeichnet. "Vertikales" Fortschrei -ten bereitet meistens erhebliche Schwierigkeiten und läßt sich an gewissen Stellen der Ablaufphasen, z. B. an den durch gestrichelte Linien markierten, den Zuordnungsebenen (Bilder 2.16, 2.20, 2.21, 8.9-2) trotz eifrigster Bemühungen und Einschränkungen auf einfache Fälle, in der Regel nicht mit einem durchgehenden Algorithmus überbrücken. An den Zuordnungsebenen findet nämlich ein Übertritt in einen anderen Darstellungsbereich statt, dessen Begriffe mit denen des Vorhergehenden nur einiges, aber nicht alles gemeinsam haben. Es ist ähnlich, als ob man eine Grenze wenig verwandter Sprachen überschritte. Dabei kann es vorkommen, daß ein Begriff einer Sprache in der anderen durch einen ganzen Satz wiedergegeben werden muß, weil er dort nicht vorkommt und umgekehrt. Auch beschreibt dieser Satz meistens den ursprünglichen Begriff nie ganz befriedigend. Das Überschreiten einer solchen Zuordnungsebene ist in Bild 6.53 am Beispiel des schon behandelten Verschlusses von Bild 1.5 symbolisch dargestellt. Während es noch relativ leicht gelingt, die Gesamtfunktion in Teilfunktionen aufzugliedern, ist die Zuordnung von Teilfunktionen zu Einzelteilen von der gerade realisierten gestalterischen Lösung abhängig und würde beispielsweise für den funktionsintegrierten Verschluß in Bild 1.17 wieder ganz anders aussehen. Für diese Zuordnung ist kennzeichnend, daß die meisten Teilfunktionen durch mehrere Einzelteile realisiert werden müssen, daß aber auch Einzelteile meistens zur Verwirklichung mehrerer Teilfunktionen beitragen (siehe Bild 2.22). Während Gesamt- und Teilfunktionen hierarchisch gegliedert sind, besteht an den Zuordnungsgrenzen eine polyhierarchische Gliederung [61, 64, 65]. So gehört z. B., wie in Bild 6.53 dargestellt, zur Teilfunktion " ... Teile aufeinander zubewegen ... " sowohl Gehäuse a als auch Gehäuse b, aber jedes die-ser Gehäuse trägt selber noch zur Teilfunktion " .. . Kraft bereitstellen ... ", " ... Kraft vervielfachen ... " usw. bei. Jedes Einzelteil ist daher ein potentieller Träger vieler Teilfunktionen oder deren Komponenten und je nachdem, mit welchem Geschick und welchem "Ausnutzungsgrad" der Konstrukteur diese Einzelteile zu funktionsfähigen technischen Gebil-
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 235
Gesamt -funktion
Aufgrund verschiedener Bewegungen zwei Teile durch Kraftwirkung mitein ander verbinden und trennen
Teilfunktionen
Teile aufeinander zu bewegen
Kraft durch Laden durch bereitgestellte eines Energiespei - Kraft vervielfachen Kraft Öffnen ver-chers bereitstellen hindern
Zuordnungs -ebene ZE
Einzelteile
a Gehäuse Gehäuse
c Stift
Bild 6.53. Hierarchische Beziehung zwischen Gesamt- und Teilfunktion, polyhierarchische Zuordnung von Teilfunktio-
den zusammensetzt, erhält er gute oder schlechte Konstruktionen, ggf. solche mit wenigen oder solche mit unnötig vielen Einzelteilen. Die Zuordnungsebenen sind Grenzen erhöhter Schwierigkeit rur die Konstruktion, sind aber auch die Stellen, an denen beinahe immer Verbesserungen möglich werden. Schon bei einer Größenordnung von 10 Teilen ist es in höchstem Grade unwahrscheinlich, daß der Konstrukteur alle sinnvollen Lösungen durchspielen kann. Es ist sogar anzunehmen, daß seine Lösung nur ein Teil- und kein absolutes Optimum ist. Würden beispielsweise 10 Teile an einem Ring nebeneinandergereiht, so gäbe es allein 1O! = 3 628 800 Anordnungsmöglichkeiten. Man sollte sich daher beim Suchen neuer Lösungen nie entmutigen lassen, denn in der Fülle der potentiellen Möglichkeiten sind meistens schon auf grund der Anordnungsvarianten viele unbekannte enthalten [44]. Weitere Varianten erhält man, wenn
~ dem Aufgabensatz andere Funktionen zugeordnet werden,
~ den Funktionen andere Effekte,
Knopf e
Feder Haken
nen und Einzelteilen, gezeigt an der Verschlußsicherung aus Bild 1.5, siehe auch Bild 2.22
~ den Funktionen und zugehörigen Effekten andere Teile, Effektträger,
~ den Teilen andere Herstellverfahren.
Eine sehr aufschlußreiche Darstellung rur diesen Tatbestand gibt Birkhofer [9] mit der mengentheoretischen Interpretation der Soll- und Ist-Funktion (Bild 6.54). Das Einzelteil hat die Eigenschaften a bis I\. mit deren Hilfe es die gleichnamigen Funktionen errullen könnte. Für die Soll-Funktionen sind aber nur die Eigenschaften a, ß, y, I\. erforderlich, wobei die Eigenschaft A. fehlt. Die Eigenschaft Ö
könnte allenfalls noch rur ein Präzisionspendel wichtig sein, während e rur übliche Pendel ohne Bedeutung ist. Die Eigenschaft S, Rechteckform, kann sogar schädlich sein, da sie eine drehpunktnahe Lage des Schwerpunkts bewirkt und daher die Schwerkräfte zur Erhöhung der Lagerreibung mehr beitragen als zur Pendelbewegung. Die Einzelteile haben in der Regel sowohl Eigenschaften, die rur die Errullung der Soll-Funktion notwendig, als auch solche, die ohne Bedeutung und welche, die schädlich sind. Je zahlreicher die Eigen-
236 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Ist - Funktionen 5011- Funktionen
~ '\:7 /
Einzelteil
Beispiel: Quader als Pendel
Einzelteil Symbol
C?- a
I .' ß -. .+< ... /i Y
5
E _V ~ A
Eigenschaften der Bedeutung für Ist - Funktionen 5011- Funktionen
Lage des Drehpunktes
Masse notwendig
Länge
Wärme dehnung evtl. notwendig
Federsteife ohne Bedeutung
Rechteckform unerwünscht
drehbare Aufhängung fehlt
Bild 6.54. Mengentheoretische Darstellung von Einzelteil-, Ist- und Soll-Funktion
i Steigen der Wertigkeit
Funktionsintegratian -------.
- Funktianstrennung
Bild 6.55. Tendenzen für den Verlauf der technischen und wirtschaftlichen Wertigkeit bei Funktionstrennung und Funktionsintegration
schaften eines Teils sind oder je mehr Teile man mit ihren Eigenschaften zu einem zusammenfaßt, um so mehr Funktionen kann es erfüllen, um so wirtschaftlicher wird es in der Regel, aber um so mehr schädliche Eigenschaften schleppt es mit, die die technische Wertigkeit herabsetzen. Die umgekehrte Tendenz liegt vor, wenn Teile mit mehrfachen Eigenschaften derart verändert oder getrennt werden, daß einige der alten Eigenschaften nicht mehr vorhanden sind. Wenn die Veränderung geschickt vorgenommen wurde, fehlen zum Schluß genau die Eigenschaften, welche man nicht haben
wollte. Meistens steigt dabei die technische Wertigkeit und es fällt die wirtschaftliche. Die Erhöhung der Eigenschaften eines Einzelteils mit dem Ziel, mehrere Funktionen [50] mit ihm erfüllen zu können, wird Funktionsintegration und die Verringerung seiner Eigenschaften zum Zwecke des Ausschließens unerwünschter Funktionen Funktionstrennung genannt. Die Tendenzen bei der Erhöhung und Verringerung der technischen und wirtschaftlichen Wertigkeiten sind in Bild 6.55 dargestellt. Der Funktionsverlauf möge als Warnung fur Bestrebungen gelten, die bei der Funktionsintegration aus wirtschaftlichen und bei der Funktionstrennung aus technischen Gründen zu Übertreibungen zwingen, denn sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Wertigkeit sinken dann. In Bild 6.56 wird mit Hilfe der mengentheoretischen Darstellungsweise gezeigt, daß beim Zusammenfugen der Einzelteile abis f (Funktionsintegration) mit der größeren Teilezahl notwendigerweise auch die unerwünschten, die sogenannten parasitären Funktionen wachsen. Bei der Funktionstrennung verringern sich diese meistens oder verschwinden ganz. So hat z.B. das aus den Einzelteilen a, b, e und fzusammengesetzte Teil in Feld 2.9 neben den notwendigen Eigenschaften a, ß, ynoch sieben nicht notwendige, während Teil a j in Feld 2.5 nur die notwendigen hat. Bei falscher Funktionstrennung kann es allerdings auch vorkommen, daß, wei bei Teil a2 , statt der unerwünschten eine notwendige Eigenschaft verschwindet. Durch geschickte Funktionsintegration kann man andererseits erreichen, daß die zusätzlichen Eigenschaften nicht schädlicher Natur sind. Zu den Eigenschaften der Einzelteile dürfen nicht nur die innerhalb ihres Wirkraums (Bild 6.57) gezählt werden, sondern auch die, welche durch Paarung ihrer Wirkflächen mit denen von Nachbarflächen entstehen. Danach unterscheidet man Wirkraum-Funktionen (abgekürzt WRF) und Wirkflächenpaar-Funktionen (WPF), wie in Bild 6.57 dargestellt. Wirkraum-Funktionen sind solche, die sich aus der Beziehung zwischen zwei Wirkflächen des gleichen Wirkraums ableiten lassen, Wirkflächenpaar-Funktionen solche, die aus der Paarung zweier Wirkflächen resultieren. Bei der Analyse technischer Gebilde findet man, daß sich ihre mechanische Gesamtfunktion aus Ketten zusammensetzt, deren Glieder abwechselnd Wirkraum- und Wirkflächenpaar-Funktionen sind (Bild 6.57, Teilbilder 1 und 2), worauf schon in [64] hingewiesen wurde. Die Funktionsverzweigung, z. B. für
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 237
Q b e Funktionen Nr.
1.1 1.) 1.3 1.4
Ist -Funktionen der Einzelteile o,b,e.f
(a;\ \:!!)
(a;\ V5 ®.ß
~.'I[
Operationen Funktionstrennung Funktions i ntegro tion
Z~o(v)b Teil e Z ~ 01
Z ~ 02 Z !l 0
Funktionen Nr 2.5 2.6 2.7
5011-
"8 5011- Funktionen
Funktionen. und zusätzliche Funktionen de r 0) zusätzliche Teil e Z Funktionen
Bild 6.56. Anwachsen der zusätzlichen - der sogenannten parasitären - Funktionen bei der Zusammenfassung der Einzelteile a, b, der Einzelteile a, b, e bzw. der Einzelteile a, b, e, f.
Maschenstrukturen, kann über einen Wirkraum oder eine Wirkfläche durchgeführt werden, was aus den Teilbildern 3.1 und 3.2 zu entnehmen ist. In dieser Darstellung ist auch ein Grund zu erkennen, weswegen die polyhierarchische Vernetzung zwischen Teilfunktion und Einzelteil in Bild 6.53 zustande kommt. So trägt einerseits das Teil a in Bild 6.57, Teilbild 3.l, zu zwei Funktionen bei, während andererseits allein für eine Wirkflächenpaar-Funktion normalerweise schon zwei Teile benötigt werden, Z.B. a und b. Über eine Synthesemöglichkeit mittels Funktionskettenbildung wurde in Kapitel 5 und wird in Kapitel 8 berichtet.
6.4.1 Mögliche Arten der Funktionsintegration
Stellt man die Einzelteile durch geometrische Strukturen dar, bei denen nur Wirkräume und Wirkflächen vorkommen (siehe Bild 8.l0-2), dann lassen sich die möglichen Arten der Funktionsintegration, wie in Bild 6.58 geschehen, übersichtlich darstellen. Danach kann man Funktionen, die an mehreren Teilen und mehreren Stellen wirksam sind, auf zweierlei Weise zusammenfassen, d. h. Funktionsintegration durchfUhren:
- durch Vereinigen der Wirkräume, - durch Vereinigen an den Wirkflächen
Zilo(v)b(v)e go(v)b(v)e(v)f
2.8 2E
Bezeichnung für "Vereinigen" (z.B. in den Wirkräumen) wie in den Bildern 6.58 und 8.28
Die Vereinigung (Bild 8.27) und Abschnitt 8.4.3) zweier Wirkräume kann parallel erfolgen, wie bei der Funktionsintegration erster bis dritter Art, Bild 6.58, Zeilen 1 bis 3, oder seriell, wie bei der vierten und fünften Art (Zeilen 4 und 5). Auch die Vereinigung der Wirkflächen kann parallel erfolgen, wie bei der Funktionsintegration sechster (Bild 6.58, Zeile 6) und seriell wie bei der siebten Art (Zeile 7). Jede Art dieser Funktionsintegration erfordert ganz bestimmte Voraussetzungen, fUhrt zu charaketeristischen Strukturen und damit auch zu typischen Eigenschaften. Bei der ersten bis dritten Art werden die Wirkräume entweder vollständig, an einem Streckenende oder über einen Streckenverlauf in der Mitte miteinander vereinigt, die Wirkflächen werden entweder an beiden Enden oder an einem Ende in die gleiche Fläche überführt bzw. bleiben in voller Zahl erhalten. Die vierte und fünfte Art der Funktionsintegration besteht in der Vereinigung der Wirkräume an ihren Enden, d.h. an einer gemeinsamen Wirkflächenpaarung. Diese Vereinigung kann bei der vierten Art über ein Filmgelenk (siehe auch Bild 6.63) erfolgen, das die Relativbewegung der zwei steifen Enden in gewissen Grenzen erlaubt, oder bei der fünften Art über einen Stoffschluß, der an der ehemaligen Paarungsstelle keine Relativbewegung mehr gestattet. Da sich die Funktionsintegration nicht nur auf die
238 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Funktionen
2
Funktionskette
3
Funktions -verzweigungen
3.1 über Wirkraum
3.2
über Wirkflöche
WRF WPF 0,-2 oz / b,
(Wirkroum- Funktion) (Wir k f lächenpoor -Funktion)
/--, / \
I~'~-}\ WF WF IWirkflöchel
0, Qz
Bild 6.57. Funktionen, Funktionsketten und Funktionsverzweigungen an festen Körpern (siehe auch Bilder 8.27,8.28)
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 239
Gliederung Struktur- und Konturbeispiele Merkmale
Wirk roum- Art Ausgangsteile Integrierte Teile Voraussetzungen Anwendung integration
Nr. 1 2 3 4 1.1 1.1 1.3 1.4
1 2 3 4 1~2
Der Wirk raum 0 v b Die Wirk räume
~ v\---L-l m un sowohl die benötigten Eigen-
müssen an den ver-
Voll 1 3 4 einigten Stellen 1 2 schoften von 0 als
o b
3~4 auch von b erfüllen.
kompatible Eigen-
~v~ sc haften haben.
1 2 3 4 2 Wirkflächen Verein i-gen in 1.1 1.1 1.3 1.4
den Wirk- 2 3 2 Bis zur Verzwei - Wie Feld 1.4. ~ v \----L-{4 1~ räumen
3 4 gungsstelle wie 1.3. 3 Wirkflöchen.
(paralleil Gegabelt 2
~3 ,
Von dort können Meist 0 ngewendete
:~: :'. ve=: AI=' die Wirkräume Integrotionsmög -b I I. o v t verschieden sein lichkeit bei Gun-
,'. / 4 u. Spritzgunteilen 1 -- 0 2 b 1,3 - -
3.1 4 3.1 3.3 3.4
Verschiedene Eigen· Wie Feld 1.4. '~:' 1~,f o v b schoflen von 0 und Bei nicht fluchten-
Ge -3 b durch Ausnutzen der Anordnung
~3'j;: 3 4 kreuzt
111/J;:,'b ve rsc hiedener Momente beachten. Ri c htungen in 4 Wirkflächen
1 0 2 o v b erhol ten 3
4.1 4.2 4.3 4.4
2/3 2/3 Notwendige Relativ-
Geien - 1~~4 1 ( r'4 bewegung von 0 und Wirk f läc h enpoor
kiger 'I b auch bei aAb er- 2/3 verschwindet.
Vereini- 4 aAb 1 2/3 4 Stoff - 1~4
halten. E igenschof- E rso tz von Gelenken gen an
schlun ~ ten von Scharnieren bei funktionsinte-den Wirk- (Fi Imgelenken) und grierten Kunststoff· flächen o b oAb Federgelenken teilen (seriell)
5.1 5.1 5.3 5.4
Nicht 2/3 Verschiedene Eigen-
Wirkflächenpaar 1~~4 1 oAb 4 schoften von 0 und
gelen - "I 1/ b durch Formgestol-
2/3 verschwindet.
k iger 5 2/3 4
1~4 tung in aAb erhalten
Verringerung
Stoff - 1~ Voraussetzung: der Tei lezoh I
schlun Keine Relotivbewe-bei gleichen
0 b aAb
Bild 6.58. Grundsätzliche Möglichkeiten für die Funktionsintegration von zwei Wirkräumen oder zwei Wirkflächen (Blatt I). Hier Wirkräume
Verringerung der Wirkräume, sondern auch auf die Reduzierung der Wirkflächen bezieht, wird noch die sechster und siebenter Art unterschieden (Zeilen 6, 7). Bei der Integration sechster Art werden beispielsweise zwei Ausgangswirkflächen eines Wirkraums zu einer vereinigt ("parallele" Lage bezüglich der Funktion), bei der siebenter Art vereinigt man Ein- und Ausgangswirkfläche eines Wirkraums zu einer gemeinsamen ("serielle" Lage bezüglich der Funktion).
gung bei 2/3 Werkstoffen
"v" Vereinigung in den Wirkräumen, "N' Vereinigung an den Wirkflächen (siehe auch Bild 8.27)
Die Funktionsintegration erster Art sollte man stets zu realisieren trachten, denn häufig kann ein Teil mit den gleichen Wirkflächen ohne störende Nebenwirkung mehrere Funktionen erftillen, im Fall des Bildes 6.58, Feld 1.2, z. B. gleichzeitig Schiebe- und Rotationsbewegung übertragen. Die zweite Art der Funktionsintegration ist typisch ftir Guß- und Spritzteile. Alle Teile, deren Bewegungen kompatibel sind, können über einen gewissen Bereich zusammengefaßt werden, haben meist eine
240 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Gliederung Struktur- und Konturbeispiele Merkmale
Wirkflächen- Art Ausgangs flächen Integrierte Flächen Voraussetzung en Anwendung integration
Nr 1 2 3 4
(para Ilel) 6.1 2/5 6. Z 2/5 6.3 6.4
1~~6 1~~6 Die Wirkflächen Vereinigen ~8 r--L--r 8
Die Eigenschaften 2 und 4 müssen in der
~ ,/ der gemeinsamen einer gemeinsamen
Aus- oder 6
~ Fläche müssen für Fläche liegen.Wich-
Eingangs -4/7 2/5 beide Wirkflächen- tige Funktionsinte-
wirkflöchen - - - - --- - paare geeignet gration beim Über-1 a e 1 a sein gang von Struktur-
2/5 8 217 e elementen zu Körpern
(seriell) 7.1 7.2 7.3 7.4
2/3 4/5 2/3A 4 3A4/5
Vereinigen ~Wr-L-/ 1 d 6 Die Eigenschaften Wie 6.4
~ I----e---i der gemeinsamen Wichtige Funktions-der Fläche müssen für integration zum Aus- und 7
~ Ein- und Ausgang Vertauschen von b Eingangs -
1"6 1 . e zulässig sein.Mög- Ein-und Ausgangs-
wirkflöchen I 6 lichkeit kontinuier- fläche z.B. bei a licher Lageänderung Drehung 2/3 . 4/5 3A4/5
Bild 6.58. Grundsätzliche Möglichkeiten für die Funktionsintegration von zwei Wirkräumen oder zwei Wirkflächen (Blatt 2). Hier: Wirkflächen
gemeinsame Eingangswirkfläche und verschiedene Ausgangswirkflächen. So z. B. ein Gehäuse, das zahlreiche Wirkflächen mit der Bodenabstützung verbindet oder ein kombiniertes Zahn- und Sperrad, wie in Bild 6.58, Feld 2.2. Die Funktionsintegration dritter Art setzt voraus, daß der Wirkraum in zwei Richtungen verschiedene, voneinander unabhängige Eigenschaften aufweist, z. B. zwei Freiheiten oder sehr große und sehr kleine Federsteife, wie in Feld 3.2. Einen anderen Charakter hat die Funktionsintegration vierter und fünfter Art. Bei der vierter Art wird ein Elementenpaar durch eine stoffschlüssige Verbindung ersetzt, welche die gleichen Freiheiten ermöglicht und trotzdem die notwendigen Kräfte übertragen kann. Besonders gut kann man das bei Kunststoffen [82, 51] realisieren, wenn beim Erkalten die Kristallisation und damit das Steifwerden im schmalen Teil des Scharniers unterbunden wird. Die ftinfte Art der Funktionsintegration faßt einfach zwei Teile zusammen, die an der Wirkflächenpaarung ohnehin keine Relativbewegung ausführen, sondern nur für die Montage eine Relativbewegung erforderten (Bild 6.58, Feld 5.2). Eine wichtige Rolle spielt hier die Frage, ob der einheitliche Werkstoff für die ehemaligen Funktionen gleichermaßen geeignet ist und aufgrund der neuen Form ein günstiges Herstellverfahren zur Verfügung steht. Nach [37] ist
nämlich der häufigste Grund für die Teiletrennung nicht eine erstrebte Trennung der Funktionen, sondern das Möglichmachen der Montage und das Verwenden verschiedener Werkstoffe. Das Vereinigen von Wirkflächen nach der sechsten Art (Bild 6.58, Zeile 6) der Funktionsintegration ist von großer Bedeutung für die Vereinfachung von Teilen und deren Bearbeitung. Man sollte versuchen, durch Formänderung diese Integration so häufig wie möglich zu verwirklichen. Etwas anderer Natur, wenn auch verwandt, ist die Funktionsintegration siebenter Art (Bild 6.58, Zeile 7). Es muß bei ihr die gleiche Fläche für Ein- und Ausgang geeignet sein. Insbesondere für runde Teile, bei denen in jeder Winkellage Ein- und Ausgang auf der gleichen Fläche liegen müssen, die Paarungsstellen funktionell sogar häufig vertauscht werden, ist sie unentbehrlich. Einige Varianten der Funktionsintegration vierter Art sind, hauptsächlich in der Kunststoff technik (sehr geeignet für Funktionsintegration) von Bedeutung. Das "Nabelschnurgelenk" (Funktionsintegration Art 4.1) in Bild 6.59, Feld 1.1, soll zwei Teile mit den Wirkflächen 1 und 4 nur zum Zwecke des Spritzens, Lagerns und Montierens miteinander verbinden. Ansonsten besteht in allen Freiheitssinnen volle Beweglichkeit für kurze Strecken und Winkel. Das Bandgelenk (Funktionsintegration Art 4.2) in Feld
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 241
Gliederung Beispiele Merkmale
Varianten Funktionsintegration durch
Eigenschaften Anwendung
der Art 4 gelenkigen Stoffschlun
N r. 1 2 3 1.1
2/3 1.1 1.3
4.1
1~4 In begrenztem Abstand Zusammenhalten Nabelschnur- 1 beliebige Relativlagen kleiner Spritzteile gelenk aAb von Wirkflöche 1 und 4 vor der Montage
2.1 I 2.2 2.J
4. 2 $ill~b Re I a t i v bewegl ichkeit Zusammenhalten I'~J r,'\
2 I I I I soweit. wie für Montage passender Elemente Bandgelenk
2/3 i l,:~-=-~-=-L) erforderlich vor ihrer Paarung. Spritzen in einem Teil
Band : Band
3.1 3.1 3.3
4.3 Über 90' Schwenkbe-Ersatz von Drehgelen-
2/3 \ ken für relativ grone
Filmgelenk 3
~ wegung ohne Gegen - Schwenkbewegungen
I kräfte im Gelenk. bei Verwendung von 17 aAb 4 Nicht umlauffähig Kunststoffen
4.1 4.2 4.3 --- Klei ne Ersatz von Dreh-4.4 dr' Schwenkbewegungen. gelenken für kleine
Federgelenk 4 Mit Schenkelwinkel Schwenkbereiche
2/3 veränderliches mit Federungseigen -
1 aA b F ederungsmom ent schaften
Bild 6.59. Varianten für die Funktionsintegration mit gelenkigem S.toffschluß nach Bild 6.58, Zeile 4
2.1 des Bildes 6.59 hat auch den Zweck, mehrere Teile für den Spritz- und Montagevorgang zusammenzufassen, ist in der Bewegungsfreiheit weit mehr eingeschränkt als das Nabelschnurgelenk und kann, wie im rechten Teil des Feldes 2.1 zu sehen ist, manchmal nur eine Beweglichkeit von einigen Millimetern zum Montieren einer Schnappverbindung [46] ermöglichen. Sehr vieWiltige Möglichkeiten der Funktionsintegration (hier Art 4.3, Bild 6.59) bietet das Filmgelenk. Der scheinbare Widerspruch zwischen Relativbewegung der "steifen" Enden eines Teils und ihrer stoffschlüssigen Verbindung ist mit ihm gelöst. Es lassen sich, wie noch an Beispielen gezeigt wird, komplette Viergelenke aus einem Teil, auch in einem Teil spritzbar, mit ihm realisieren. Der Wegfall von Lagerung und Montage in der Massenfertigung ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Haltbarkeit solcher Gelenke ist besser, als man gefühlsmäßig vermutet. Man denke nur daran, wie schwer es fällt, Folien aus bestimmten Kunststoffen zu zerreißen. Solche Filmgelenke werden mit fortschreitender technologischer Entwicklung auch im mittleren
Maschinenbau Eingang finden. Eine sorgfältige Vorprüfung ist allerdings bei extremer Kälte oder
. Trockenheit geboten, weil der Kunststoff dann sehr spröde wird. Soll die stoffschlüssige Gelenkigkeit mit Federungseigenschaften verknüpft werden, dann ist die Funktionsintegration der Art 4.4, Feld 4.1, in Bild 6.59 angebracht [63]. Auch hier zeigen sich bestimmte Kunststoffsorten als außerordentlich vorteilhaft, zumal sie über lange Zeit die Federungseigenschaften aufrechterhalten. Dabei erweist es sich stets als günstig, häufig sogar als notwendig, die geringstmögliche, noch besser keine Belastung fur den Dauerzustand vorzusehen. Relativbeweglichkeiten zweier Enden können nicht nur an den Gelenken als Wirkflächenpaar-Funktion, sondern auch durch elastische Eigenschaften des gesamten Teils als Wirkraum-Funktionen erzielt werden. Nützt man die dabei auftretenden elastischen Kräfte aus, dann entstehen die uns wohlbekannten Federn. Oft müssen Federn in die Funktionsintegration einbezogen werden. Für Kunststoffedern sind jedoch nur ganz bestimmte Formen [42, 6] geeignet,
242 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
Gliederung Beispiele Merkmale
Bean - Federformen für Eigenschaften Anwendung
Kunststofft eile spruchung
Nr. 1 2 3 1.1 1.2 1.3
Relativ kleine
~ We ge, große Kräfte, Veränder- Ersatz tür
Biegung 1 liches Profil, Blattfedern gute Werkstoff-ausn u tz ung, K lei-ner Raumbedarf
1,1 .F I 2,2 2,3
Druck, 2 [ i( Wie Feld 1.2
Ersatz für steife Zug Sc hrauben federn
I , ~ I
3.1 H 3.2 3.3
~ Relativ große
Ersatz für weiche Druck 3 Wege, kleine
Druckfedern Kräfte
4.1
Ft
4.2 4.3
Ersatz für weiche Zugfedern.
Zug 4 Wie Feld 3.2 Als Schenkel-feder siehe auch Bild 6.59,
• Feld 4.1
Bild 6.60. Gestaltung von KunststoJfedern mit besonderen Federungseigenschaften
Q
4/5
Bild 6.61. Kugelschreiber aus zwei Kunststoffteilen a + bund e, Schreibeinsatz f und Stahlfeder g. Teil a und b, trotz verschiedener Funktionen rur Sortierung und Montage mit Nabelschnurgelenk 4/5 verbunden. Funktionsintegration rur Teil b nach Art 4.1 und 4.4 in Bild 6.59. Werkstoff: Polyacetal, Funktionsweise siehe Katalog 11.3.6, Band II)
von denen einige wichtige in Bild 6.60 aufgenommen wurden. Diese eigenartigen Formen ergeben sich aus der Tatsache, daß die Querschnitte in erster Linie auf Zug, Druck, viel weniger auf Schub beansprucht werden können, Bei den Ausführungen in den Feldern 3.1 und 4.1 wird der kleine Winkelausschlag im Federgelenk durch Hebel vergrößert und die Rotationsbewegung durch Gelenke in eine Translationsbewegung überfUhrt. So stellt die Feder für sich schon ein hochintegriertes Teil dar.
6.4.2 Beispiele für die verschiedenen Arten der Funktionsintegration
Die folgenden Bilder zeigen nun Anwendungsfälle [59, 63] für die einzelnen Arten der Funktionsintegration. Im Kunststoftkugelschreiber des Bildes 6.61 wurde unter anderem die Integrationsart 4.1 angewendet. Sie stellt als "Nabelschnurgelenk" rechts die Verbindung der Teile a und b her, die als Kulisse und Klinke relativ zueinander beweglich sein müssen. Der Haken mit der Wirkfläche 7 ist eine Kunststoffbiegefeder, die nicht nur in Richtung der Papierebene wirksam ist, sondern auch senkrecht dazu. Nur die Mine fund die Feder g sind nicht aus Kunststoff. Der Kugelschreiber funktioniert wie ein T-Flipflop (siehe Katalog 11.3.6, T-Flipflop, Band 11) mit der Wirkfläche 1 als T-Eingang und der Mine f als Q-Ausgang. Das Bandgelenk b6/5 in Bild 6.62 am Schloßeinsatz, als Beispiel für die Integration nach Art 4.2, zeigt, wie günstig es sein kann, zu montierende Teile immer zusammengefaßt zu haben. Verwechslungen sind dann bei der Montage ausgeschlossen. Wie die
Bild 6.62. Schloßeinsatz aus Kunststoff mit Bandgelenk b 6/ 5
nach Integrationsart 4.2 in Bild 6.59. Teilstücke a und b sind zum Spritzen, Lagern und Montieren zu einem Teil durch das verformbare Band b 6 /5 vereinigt
richtig falsch
Länge Einheit: mm
A 0.1. ..... 0.25
B 0.2.. .... 0. 8
C 0.75 ..... .1
Bild 6.63. Ausführungsformen für Filmgelenke (Kunststoffscharniere) vorwiegend aus dem Kunststoff Propylen (PP)
4/5 4/5
2/3
Bild 6.64. Kardangelenk, links aus drei Metallteilen, rechts aus einem Kunststoff teil (Polyacetal) gefertigt. Die üblichen Gelenke wurden in der Kunststoffausführung durch Filmgelenke ersetzt
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 243
Ausführung von Filmgelenken (auch als Scharniergelenke bezeichnet) im Detail aussehen sollte, zeigt Bild 6.63. Die Darstellung nach Koller und Lauschner [45] vergleicht richtige und falsche Ausführungen, gibt Maße an und läßt die entscheidenden Formgebungskriterien sehr gut erkennen. Als günstiger Werkstoff wird Polypropylen (PP) angegeben. Besonders eindrucksvoll ist die Anwendung der Integration der Art 4.3 mittels Filmgelenken beim Kardangelenk (Bild 6.64). Wie aufwendig gie Herstellung in spanender Technik und wie einfach' die in Spritztechnik ist, zeigt die Gegenüberstellung im gleichen Bild. Während des Betriebs treten beim gespritzten Teil keine Schmier- und Korrosionsprobleme auf. Statt dreier Teile, die einzeln gefertigt und dann montiert werden müs~en, erhält man nunmehr ein Teil, das gleichzeitig Funktionselement ist und als solches gelagert und in verschiedenen Baugrößen angeboten werden kann. In Anbetracht der Schwierigkeiten, welche das sinnvolle Zusammenstellen von Einzelteilen zu funktionsfahigen technischen Gebilden bereitet, ist der Konstrukteur über jede vorhandene bewährte und montierte Funktionseinheit froh, denn nun muß er nur die richtigen Einheiten miteinander verbinden; eine für elektronische Baugruppen bewährte Technik. Dauernde hohe Belastung und zu große Drehmomente sollten allerdings auch bei diesem Kunststoffprodukt vermieden werden. Ein anderes schönes Beispiel für den Einsatz von Filmgelenken (Integrationsart 4.3) ist in Bild 6.65 durch die Operationsklammer gegeben. Vier Filmgelenke, zu einem Viergelenk vereinigt, sorgen mit den verlängerten Gliedern für eine der Schere [80, 1] ähnliche Funktion. Da es spritztechnisch sehr schwierig ist, Filmgelenke im Kreuzungspunkt von Gliedern anzubringen, wie es für die Nachahmung der üblichen Schere notwendig wäre, hilft man sich
o
Bild 6.65. Operationsklammer aus Kunststoff mit vier Filmgelenken statt eines zentralen Drehgelenks. Die Griffenden a und b bilden einen Hakenverschluß
244 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
geöffnet
10 2/3 11
8/9 4/5 0
in Kipploge
Bild 6.66. Funktionsintegrierter Flaschenverschluß mit bistabilen Kipplagen des Deckels b aus nur einem, als federverspanntes Viergelenk ausgelegtem Kunststoffteil (Schnappscharnier). Die Filmgelenke 2/3; 4/5 und 6/7 sind nach der Integrationsart 4.3, das Gelenk 8/9 nach der Art 4.4 des Bildes 6.59 ausgelegt
6/7 2/3
8/9
o 4 b +e 8/9 2
-9
........... ::::::::: .. : ... ::::::".::::.::::::.:::::::.:::::::':::::'.':::::"::::::-
Bild 6.67. Funktionsintegrierte Wäscheklammer (Teilbild 1) aus einem, und Riemenschnalle (Teilbild 2) aus zwei Kunststoffteilen hergestellt. An den Stellen 6/7; 10111 und e der Wäscheklammer sind Federgelenke der Art 4.4 aus Bild 6.59, an der Stelle 2/3 ist ein Schnappgelenk eingebaut. Die Riemenschnalle hat an der Stelle 8/9 ebenfalls ein Federgelenk.
durch zwei hintereinander wirkende Hebelsysteme, die auch noch den Vorteil einer zusätzlichen Kraftvervielfachung (siehe Band II) bieten. Den zusätzlich notwendigen Hakenverschluß an den Enden a und b erhält man bei Kunststoff teilen geradezu geschenkt. Zu einem ganz anderen Zweck dient das in Bild 6.66 dargestellte, nach Art 4.3 und 4.4 funktionsintegrierte Viergelenk. Es sorgt aufgrund der Verspannung im Federgelenk 8/9 für das Auf- und Zuklappen des
Deckels, der zum Abschluß von Flüssigkeitsbehältern, von Kästen, Etuis aller Art und ähnlichen Behältnissen verwendet wird [63, 65, 82]. Dieses Federgelenk sorgt dafür, daß der Deckel b entweder links oder rechts der Kipplage steht. Im ersten Fall kann man Z.B. die Flüssigkeit entnehmen, im zweiten kommt die Fläche 10 des Deckelzapfens auf Fläche 11 der Öffnung zu liegen und dichtet während des Gebrauchs notdürftig ab, so daß beim Umkippen der Flasche kaum etwas entweichen kann. Für bessere Abdichtung sorgt bei diesem Anwendungsfall der Zapfen, wenn er durch zusätzlichen Druck, durch die Öffnung 13 wie ein Korken in die Flasche gepreßt wird. Diese Fülle von Funktionen in einem einteiligen Spritzteil unterzubringen, stellt eine beachtenswerte Leistung bei der Anwendung von Funktionsintegration dar. In Bild 6.67, Teilbild 1, ist eine Wäscheklammer und in Teilbild 2 eine Gurtschließe aus Kunststoff dargestellt. Die Gelenke 6/7, 10/11 und e sind Beispiele für die Integrationsart 4.4, bei der das Gelenk eine kleine Beweglichkeit ermöglicht, gleichzeitig aber auch als Feder wirkt und die benötigte Kraftwirkung erzeugt. Da die Wäscheklammer in der montierten Lage nicht gespritzt werden kann, sieht man bei 2/3 ein schnappbares Drehgelenk vor, das nachträglich zusammengefügt wird. Das Gelenk 8/9 der Gurtschließe wird nur bei der Betätigung beansprucht und verliert daher seine Spannkraft nicht (Bild 6.70). Eine sehr originelle Ausführung von Funktionsintegration ist der einteilige Rasiererhandgriff von Bild 6.68. Die Art der Funktionsintegration entspricht dem Prinzip der Zeile 4 in Bild 6.58. In den Teilbildern 1 und 2 sind konventionelle Ausführungen, die aus 5 bzw. 2 Teilen bestehen, wiedergegeben. Teilbild 3.1 zeigt den einteiligen Handgriff aufgeklappt in der spritzgünstigen Form, Teilbild 3.2, zugeklappt und durch Druckknöpfe gehalten in der Gebrauchsform, Teilbild 3.3 von oben gesehen und Teilbild 3.4 in der Transportform, auch durch Druckknöpfe gehalten. Die Funktionsintegration ermöglicht:
1. Gute Herstellbarkeit (kostengünstig). 2. Gute Gebrauchsfähigkeit durch Versteifung. 3. Gute Verpackbarkeit (kleiner als Streichholz
schachtel). 4. Leichtigkeit durch Einsparen von Material
(kostengünstig).
Dieser Naßrasiererhandgriff (einschließlich Klingen) ist als Reserveapparat, insbesondere bei Reisen, gedacht.
2
3
11 R R ... ,
~ rn:::=J C@J
3.1
Druckknopf
Filmgelenk
[ Rippe
~ß~
3.2
33
Bild 6.68. Handgriff für Naßrasiergeräte; Funktionsintegriert, versteifbar, zuklappbar.
Teilbild 1: Konventionelle Konstruktion, fünfteilig mit Löseknopf (Nr. 5) für das Klingenteil (Nr. I). Teilbild 2: Zweiteilig, beide Teile aus Kunststoff. Teilbild 3: Einteilige Konstruktion in Gebrauchsstellung (Nr. 3.2,3.3) und in Einpackstellung (Nr. 3.4) zuklappbar mit Druckknöpfen. Stellung Nr. 3.1 offen, für Spritzvorgang. Eingebaute Filmgelenke, Rippen und Druckknöpfe erlauben es, die flache, gut fertigbare Stellung zu ändern und sowohl den Griff dadurch in der Gebrauchsstellung hinreichend zu versteifen als auch ein Zusammenklappen auf engstem Raum zu ermöglichen
6.4.3 Systematisches Vorgehen bei der Funktionsintegration
Möglichkeiten, wie eine vorliegende Konstruktion durch Funktionsintegration weiter vereinfacht werden kann, sollen anhand einiger Fragen überprüft und ein Vorgehen mittels der Strukturdarstellung gezeigt werden. Die Fragen zur Überprüfung möglicher Funktionsintegration sind folgende: Vorgesehen: Spanende Fertigung
- Sind die Möglichkeiten der Funktionsintegration erster Art erschöpft?
- Besteht eine Möglichkeit der Integration zweiter und dritter Art ohne schwerwiegende andere Nachteile?
- Lassen sich durch geschickte Zusammenfassung der Teile und entsprechende Materialauswahl eventuell Gelenke durch Integration fünfter Art
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 245
ersetzen und durch Integration sechster und siebenter Art die Teile vereinfachen?
Vorgesehen: Umformen und Urformen (Gießen)
- Ist die Funktionsintegration zweiter und dritter Art, sofern eine Nachbearbeitung dadurch erleichtert wurde, voll berücksichtigt worden?
Beabsichtigt: Umstellen auf Kunststoff teile, insbesondere gespritzte.
- Sind die Funktionsintegrationen erster bis dritter Art, besonders die bei den letzteren, mit allen Konsequenzen durchdacht worden?
- Ist der Ersatz von üblichen durch stoffschlüssige Gelenke (Art 4.1 bis 4.4) mit allen Folgerungen durchgespielt worden? Hier bieten sich die überzeugendsten Neuerungen an (Filmgelenk nicht überfordern!).
- Wurde die Kombination von Film- und Federgelenk berücksichtigt (Integrationsart 4.3 und 4.4).
- Ist bezüglich der Sortierung, Lagerhaltung und Montage, bezüglich der Spritzbarkeit eines einfachen Teils an ein Nabelschnur- oder Bandgelenk gedacht worden (Art 4.1 und 4.2)?
- Läßt sich die Federung nicht in ein entsprechend geformtes Glied verlegen (Art 5).
Systematische Entwicklung funktionsintegrierbarer Strukturen Die notwendigen Schritte sind in Bild 6.69 am Beispiel der Wäscheklammer und in Bild 6.70 am Beispiel des Verschlusses zu erkennen. Wäscheklammer: Aus der üblichen Ausführung, Bild 6.69, Nr. 1, wird ein geometrisches Strukturbild entwickelt (Nr. 2), das nur die funktionswichtigen Wirkräume und Wirkflächen enthält. Durch Variation der Teileanordnung wird die Struktur verändert (Katalog 11.6.l, Band II), z.B. nach dem Gesichtspunkt: Teile aus Kreuzungspunkten herausnehmen, Paarumkehrung bei 2/3, 617, 10/11, eine günstigere Lage erzielen, wie z.B. die Feder e in Nr. 3. In Struktur Nr. 4, Druckfeder nach Bild 6.60 günstig ausformen, Funktionsintegration vierter Art an den Flächen 6/7/10/11 ausfUhren, im einzelnen Integrationsart 4.4, Strukturbild in ein Konturbild überfUhren. Das Ergebnis ist Bild 6.69, Nr. 5 bzw. Bild 6.67, Teilbild 1. Verschlußsicherung: Aus der üblichen Ausführung, Bild 6.70, Nr. 1, wird zunächst ein geometrisches Strukturbild (Nr. 2) erstellt. Durch Funktionsintegration fUnfter Art vereinigen sich die Teile e und b. Gelenk 10/11 wird überflüssig (Nr. 3), ebenso Auf-
246 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
CD
2/3 6/7 6/7 1 2/3
~Blg 12 4/5 10/11
1?oY-~~=~8/9
10111 12 o+b
617
617
8/9 V"
12 10111 12 o 12 0+ b
Änderung vorhandener in funktionsintegrierbare Strukturen
Bild 6.69. Funktionsintegration durch Strukturanalyse (Teilbild 2) einer Wäscheklammer (Teilbild I), anschließende Inte-
CD
2/3
12
4 2/3 b+e
10/11 8/ 9
gration der Strukturelemente (Teilbilder 3, 4) und Konturierung der Struktur (Teil bild 5)
4 h+k 8/9
" \\ b+e
8/9 6
Änderung vorhandener in funktionsintegrierbare Strukturen
Bild 6.70. Funktionsintegration dur Strukturanalyse (Teilbild 2) der Verschlußsicherung (Teilbild I) aus Bild 1.14, Nr. 5, an-
stützfläche 2/3 (Nr.4). Für die endgültige Form Fläche 4 verlegen (Vermeiden von unnötigen Verzweigungen und Kreuzungen). Anschließend das Konturbild entwickeln. Man erhält Bild 6.70, Nr. 5 bzw. Bild 6.67, Teilbild 2. Auf ähnliche Weise kann man durch Strukturanalyse der Koffer-Verschlußsicherimg aus Bild l.14, Nr.6 und anschließende
schließende Integration der Strukturelemente (Teilbilder 3, 4) und Konturierung der Struktur (Teilbild 5)
Integration der Struktur sowie deren Konturierung die nur aus zwei Teilen bestehenden Verschlußsicherung des Bildes 6.71 entwickeln. Bemerkenswert und kunststoffgerecht ausgeführt ist der Einsatz von zwei Filmgelenken bei a/b und b/c sowie deren Entlastung bei geschlossenem Deckel durch die in die Aushöhlung al eingreifenden Zapfen CI'
01 o alb b blc
Bild 6.71. Funktionsintegration der Verschlußsicherung aus Bild 1.14, Nr. 6. Verwandtschaft mit Verschlußsicherung Nr. 5 des gleichen Bildes dort ersichtlich. Entwicklung durch entsprechende Strukturanalyse der ursprünglichen Koffer-Verschlußsicherung ähnlich wie in Bild 6.70 möglich.
1 Wagen (Altertum) 2 Kutsche
a
Wachsende Teilezahl
Funktion Wagen-Rad Kutschen-Rad
a abwälzen Stahlreifen
b stützen 1 Teil Holzscheibe 4 Teile Holzfelge Speichen
c führen Radnabe
Bild 6.72. Funktionstrennung beim Fahrzeugrad.
Teilbild 1: Die Funktion des Fahrzeugrades blieb im Laufe seiner geschichtlichen Entwicklung stets die gleiche, nämlich über die Strecke wälzen, eine Last abstützen und die Relativbewegung an der Achse mit kleinem (Reib )Radius, daher kleinem Reibmoment, zu ermöglichen. Störfunktionen, wie mangelnde Abfederung der Stöße, Gleiten auf der Fahrbahn, wurden in Kauf genommen.
Teilbild 2: Beim Kutschenrad erfolgte eine Funktionstrennung durch Ersetzen der hölzernen Radauflage durch einen Stahlreifen, Erleichtern des Rades mittels Speichen und Führen mittels einer verbreiterten Radnabe.
6.4 Funktionsintegration und Funktionstrennung 247
6.4.4 Funktionstrennung
In Bild 6.55 wurde gezeigt, daß durch Funktionstrennung im wesentlichen die technische Wertigkeit erhöht werden kann, meistens auf Kosten der wirtschaftlichen Wertigkeit. Die Funktionstrennung wird häufig angewendet, da es oft die einzige Möglichkeit ist, Störfunktionen zu beseitigen, wie das in Bild 6.56 dargestellt wurde. Folgende Gründe können im einzelnen zur Funktionstrennung führen:
1. Schlechte Vereinbarkeit der integrierten Funktionen.
2. Kostengünstige Fertigung bei Teilevereinfachung durch Teilevermehrung, gute Demontierbarkeit bei Reparatur.
Auto-Rad
mehr Pneu-Reifen
als 7 Felge
Teile Achsflansch Wälzlager
Teilbild 3: Beim Kraftfahrzeugrad wurden durch weitere Funktionstrennungen noch drei entscheidende Verbesserungen erzielt: Die bessere Abfederung durch Verwenden eines luftfedernden Reifens, die bessere Haftfahigkeit durch Verwenden von gummiähnlichen Materialien und die extrem reibungsarme Führung bei Verwendung von Wälzlagerungen. Viele Störfunktionen des Rades I werden durch Funktionstrennung bei Rad 2 vermieden und beinahe alle restlichen durch weitere Funktionstrennung bei Rad 3. Hinzu kommt noch, zusätzlich Abfederung durch Schraubenfeder, Dämpfung durch Stoßdämpfer, Einbau der Radbremse, Lenk- und Antriebsmöglichkeit
248 6 Methodisches Konstruieren in der Gestaltenden Phase
3. Funktionsoptimierung durch verschiedene Werkstoffe für Einzelteile.
4. Funktionsoptimierung durch verschiedene Gestaltung einzelner Teile.
5. Funktionsoptimierung durch Verlagerung der Funktionen.
6. Ermöglichen von Mehrfacherfüllung der Funk-tion (Redundanz).
Folgende Beispiele mögen das erläutern:
Zu Punkt 1: In Bild 6.72 ist ein Fahrzeugrad seiner Entwicklung entsprechend vom Holzscheiben- zum Kutschenund modernen Kraftfahrzeugrad dargestellt. Die Vereinbarkeit von festem, leichtem Laufrad, seiner Stützung (Funktion b) und seinem verschleißarmen Abrollen auf steinigem Boden (Funktion a), die sichere, gut geschmierte Führung (Funktion c) war nicht gegeben und so wurden Speichen, ein Stahlreifen und eine Radnabe vorgesehen, Teilbilder 1,2. Beim modernen Fahrzeugrad wurden die Speichen durch leichte, steife Felgen, der Stahlreifen durch Pneureifen und die Nabenlagerung durch eine Wälzlagerung ersetzt, Teilbild 3. Die Teilung entkoppelte vor allem werkstoff mäßig die Funktionen Abwälzen und Stützen (a und b), Stützen und Führen (b und c) sowie Abwälzen und Führen (a und c). Es können dafür die zweckmäßigsten Werkstoffe eingesetzt werden. Das Autorad hat noch eine elastische Federaufhängung, Stoßdämpfer, Bremse, Lenk- und Antriebsvorrichtung.
Zu Punkt 2: Haben die Einzelteile eine komplizierte und ungünstige Form für das gewünschte Fertigungsverfahren (Gießen, Spritzen, Schmieden, Pressen, Biegen, Stanzen usw.), dann kann diese mit Funktionstrennung, durchgeführt durch Teiletrennung, sehr vereinfacht und daher leicht realisiert werden. Auch in Bild 6.73 ist die Aufteilung der Normalkrafterzeugung beim Fahrrad, bei der Fahrzeugbremse mit Hilfe von vielen einfach herstellbaren Teilen ausgeführt. So sind z.B. auch in Bild 6.18, Teilbild 3, die beiden Radfelgen getrennt, daher sind sie gut stanzbar und biegbar. Außerdem können Einzelräder zur Reparatur abgenommen werden.
Zu Punkt 3: In Bild 6.72, Teilbilder 2 und 3, ist der Abwälzwerkstoff einmal ein günstiger Stahl (Eisenreifen in Teilbild 2) oder günstiger Kunststoff (profiliertes Gummi in Teilbild 3). Während in Teilbild 2 eine breite Nabe aus hartem Holz bei Fettschmierung eine rela-
tiv passable Gleitreibung und Führung erlaubt, ist es in Teilbild 3 durch die Teiletrennung in Wälzkörpern mit Innen- und Außenring aus hochwertigem Stahl möglich, neben der guten Führung eine extrem niedrige Reibung zu erzielen.
Zu Punkt 4: Durch die Funktionstrennung bei der Stützung in einzelne Speichen oder Radfelgen, (Bild 6.72) ist es möglich, diese leicht und doch steif zu gestalten. Die Radnabe (Teilbild 2) bzw. Bild 6.18, Teilbilder 2 und 3, kann breit ausgeführt werden, um eine gute Stützung abzugeben.
Zu Punkt 5: Durch Funktionstrennung ist es häufig auch möglich, die Lage der für die Funktion verantwortlichen Wirkräume und Wirkflächen an günstigere Stellen zu verlagern. So ist in Bild 6.73, Teilbild 2, die Lage der Bremsbacken in die Höhe der Felgenseitenflächen verlagert worden und das verschleißträchtige, manchmal durch Schlamm auch unwirksame Bremsen am Radmantel vermieden worden. Diese Funktion in einen geschlossenen Raum zu verlegen, Teilbild 3, ist noch günstiger, da dann Spritzwasser und andere Außeneinflüsse vermieden werden. Das kostet mehr Teile, die dann aber nur für die eine Funktion ausgelegt werden müssen.
Zu Punkt 6: Teiletrennung ist nicht nur nötig, um möglichst wenige Funktionen mit weniger Teilen zu realisieren, sondern häufig, um die gleiche Funktion mit mehreren Teilen öfter zu verwirklichen. Dort, wo der Ausfall einer Funktion zu schweren Schädigungen, gar zu Unglücken führen kann, wird "redundant" konstruiert [40], so daß die gleiche Funktion auf mehrere Arten erzeugt und zur Wirkung gebracht werden kann. So werden in Bild 6.73, Teilbild 3, die Bremsbacken sowohl durch den Seilzug als auch durch den Hydraulikzylinder betätigt. Fällt ein System aus, kann mit dem anderen allein das Fahrzeug abgebremst werden. Mehrfach redundant ist beispielsweise auch die Befehlsübertragung und Betätigung der Steuerruder am Flugzeug (Bild 6.38).
Allgemein: Dort, wo die wirtschaftliche Wertigkeit den Vorrang hat und nicht die technische Wertigkeit, wird die Tendenz immer mehr zur Funktionsintegration neigen, dort, wo es jedoch auf die Funktionsoptimierung sehr darauf ankommt, steht die Funktionstrennung im Vordergrund, insbesondere, wenn auch Sicherheitsgesichtspunkte eine Rolle spielen.
2 Handhebel { t F
Handhebel ~3
4 2 1 0
b
Reifenbremse Felgenbremse Funktion
Teile Zahl Teile
o Bremskraft Bremsbelag, Belaghalter , Bremsbelag, Belaghalter, erzeugen Bremsstange ,Führung Hebel, Haltestück ,
Bowdenzug
b Normalkraft symmetrisch Unsymmetrisch Symmetrisch aufbringen
Normalkraft 4 Multiplikator: c
verviel fachen Hebel
d Normalkraft doppelt einleiten (Redundanz)
Bild 6.73. Funktionstrennung mit Funktionsverlagerung bei der Radbremse.
Die Funktion a, "Bremskraft erzeugen" wird beim Fahrrad vom Reifen des Teilbildes 1 auf die Reifenfelge des Teilbildes 2 verlegt und damit der Reifenverschleiß vermieden. Die Funktion b "Aufbringen der Normalkraft" kann durch symmetrische Anordnung realisiert werden (Lagerentlastung, Tei-1evermehrung). Die Kraft wird gleichzeitig durch den Hebel vervielfacht.
6.5 Schrifttum
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6.5 Schrifttum 249
3
Bremstrommel Kfz
Zahl Teile Zahl
7
Bremsbelag, Innenbacken , Bremshebel , Bremsseil, Hydraulikzylinder, - rohr.
Symmetrisch
Multiplikatoren: 9
Bremsbacken, Hebel, Hydraulikzyl inder
Mechanisch Hydraulisch
Bei der Bremstrommel für ein Kraftfahrzeug in Teilbild 3 kommt eine geschützte Innenraumanordnung und eine Verlagerung der Bremse an die Radachse hinzu sowie zweimal zwei in Serie geschaltete Kraftmultiplikatoren (Hebel-Bremsbacken, Hydraulikzylinder-Bremsbacken). Die doppelte Krafteinleitung (Seilzug, Druckölschlauch) gibt eine erhöhte Bremssicherheit (Redundante Konstruktion). Hebel- und Hydrauliksystem arbeiten linear, Bremsbackensystem nichtlinear (progressiv, degressiv, siehe "Reibsysteme", Band 11)
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April 1971 23. DIN 8585-8587: Zugumformen, Biegeumformen, Schu
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7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Unterschied von Stoff-, Energie- und Informationsmaschinen. Wie Maschinenelemente als Teile und als Funktionselemente eine Maschine aufbauen. Grundsätzliche Eigenschaftsveränderungen beim Verkleinern und Vergrößern, Kleinteile werden steifer und relativ ungenauer (Modellgesetze ). Oberflächen-Volumenverhältnis. Wie schnell konnten Saurier laufen?
7.1 Die besonderen Aufgaben der drei Allgemeinen Größen Stoff, Energie, Information bei technischen Systemen
Mit den drei Allgemeinen Größen der Konstruktionslehre, Stoff, Energie und Information, lassen sich alle technischen Systeme auf einem abstrakten physikalischen Niveau beschreiben. Nach C. F. v. Weizsäcker [14] produziert der Mensch nur Information, keine Energie oder gar Materie. Er speichert, leitet, formt um, wandelt und verknüpft jedoch alle drei Allgemeinen Größen. Die Information ist sein wesentliches Werkzeug. Sie gibt an, was gemacht werden muß, um einen bestimmten Zweck zu errullen. Mit ihr plant man. Die Information übernimmt gewissermaßen die Rolle der "Legislative" im Bereich der Technischen Systeme. Sie wird beinahe in beliebigen Mengen vom Menschen produziert. Allein die Energie ermöglicht es, irgend eine Veränderung im technischen System zu bewirken. Ohne Energie ist es weder möglich, ein technisches System zu schaffen oder dasselbe zu betreiben. Die Energie übernimmt gewissermaßen die Rolle der "Exekutive" in technischen Systemen. Sie stellt die Macht, das Vermögen, etwas zu bewegen, dar; ohne sie läuft nichts. Der Stoff ist das Rohmaterial, aus dem technische Gebilde geschaffen werden. Er allein kann eine sichtbare Gestalt annehmen, er ist aber auch das Medium, in dem alles technische Geschehen abläuft. Er ist das sichtbare Objekt des technischen Systems (im Vergleich mit politischen Systemen "die zu regierenden Menschen"). Jedes technische System, sofern es selbständig eine sinnvolle Funktion allein ausruhren soll, muß sich der drei allgemeinen Größen bedienen. Der Mensch selber ist das vielseitigste Beispiel eines technischen Systems. Seine technischen Gebilde von der Vorzeit bis zur Gegenwart zeigen, daß er sie, wie z. B. die Werkzeuge, zunächst nur in sein eigenes technisches
System integriert hat, später auch die Vorrichtungen schuf (Beherrschung des Stoffes), schließlich auch die Energie aus der Umgebung nahm oder vor Ort zur Verfiigung stellte (Beherrschung der Energie) und in diesem Jahrhundert Steuerung, Regelung, Informationsverarbeitung durch technische Gebilde ausruhren ließ (Beherrschung der Information). Alle Größen werden sowohl aktiv verwendet, z. B. Information zur Ermittlung neuer technischer Gebilde, Energie zum Betreiben der technischen Gebilde, Stoff zur Verwendung als Werkzeug, als Vorrichtung, als gestalteter Stoff, als auch passiv, z. B. Stoff als bearbeitbarer und manipulierbarer Werkstoff sowie Energie und Information, alle als Größen, die von schon vorhandenen technischen Systemen gespeichert, geleitet, umgeformt, gewandelt und verknüpft werden können. Da diese drei Größen die wesentlichen Kategorien einer Konstruktionslehre sind, muß sie auf ihnen aufbauen [7]. Daher werden sie im einzelnen wie auch in ihrer Eigenschaft als aktive und passive Größen genau abgegrenzt. Zur Entwicklung technischer Systeme müssen, ähnlich den Maschinenelementen, die Systemelemente bekannt sein, mit denen die obigen Operationen durch verschiedene allgemeine Größen ausgefiihrt werden können. Auch die Maschinenelemente, von denen die meisten Energieumsetzungs-Elemente sind (wie Feder, Schwungrad,
. Rad, Wurfprojektil, Hebel, Turbinenschaufel, Elektromagnet, Kurbelwelle) sind nicht Elemente in strengem Sinne, da sie oft aus einem Teil oder aus sehr vielen Teilen bestehen, sondern zweckmäßige Baueinheiten. Es sollen daher zunächst die elementaren Funktionseinheiten rur die Umsetzung von Information, Energie und Stoff ermittelt und von ihnen ausgehend die technischen Gebilde zusammengesetzt werden.
7.2 Zusammensetzung aus Funktionsteilen und Funktionseinheiten
Beim üblichen Konstruieren werden alle technischen Gebilde mit Hilfe von bewährten Funktionsteilen oder elementaren Funktionseinheiten, den sogenannten Maschinenelementen und sie stützenden Gestellen zusammengesetzt. Häufig besteht das Maschinenelement nur als Modellvorstellung, wie Welle, Zylinderfeder, Schaltkupplung usw., oft jedoch ist es schon als käufliches Element vorhanden, wie bestimmte Befestigungsschrauben, Niete und Wälzlager. Das als Modellvorstellung bekannte Maschinenelement kann auf grund zahlreicher technischer Unterlagen, vielleicht sogar auf grund vorhandener Programmodule, relativ schnell für den besonderen Fall konstruktiv ausgelegt werden, denn die "Idee" ist vorhanden und Hilfen fUr ihre Ausführung stehen auch zur Verfügung. In der Regel bleiben, von Fall zu Fall verschieden, und neu konstruiert daher die Stützen, der Lagersteg, die Grundplatte oder die die Fluide einschließende Hülle. Diese werden meistens neu ausgelegt und sind dann typisch für die einzelnen technischen Gebilde. Daß bei den bewährten Funktionsteilen und Funktionseinheiten von "Maschinenelementen" gesprochen wird, ist in mehrerlei Hinsicht sachlich nicht richtig. Zunächst haben diese "Elemente" nicht den gleichen Komplexitätsgrad. So besteht z. B. eine Welle, eine Schraube, eine Feder, ein Zahnrad, ja sogar ein Gehäuse aus einem Teil, eine Schaltkupplung, ein Schieber, ein Schalter jedoch aus mehreren Teilen. Zum anderen sind gerade die einfachen "Maschinenelemente" sehr hoch funktionsintegriert und keineswegs elementar, wie im einzelnen noch dargelegt wird. Trotzdem besteht von jeher das Bestreben, die "Maschinenelemente" in eine Systematik einzuordnen, die ihren vielseitigen Funktionen gerecht wird, sie wohl nicht als Elemente (z.B. im Sinne des Periodischen Systems der chemischen Elemente) ausweist, sie aber als aus solchen Elementen zusammengesetzte Einheiten (ähnlich wie chemische Verbindungen) beschreibt. Ferner wurde schon gezeigt (Bild 2.22), wie polyhierarchisch diese Elemente zu komplizierteren Funktionseinheiten zusammengesetzt werden und daher ein die automatische Rechnerkonstruktion begünstigendes Syntheseprinzip nicht so leicht zu finden ist. Der grundsätzliche Aufbau von Maschinensystemen mit passiven und aktiven Allgemeinen
7.3 Die Maschinenelemente 253
Größen sowie der praktische Aufbau, insbesondere von mechanischen Elementen für Informationssysteme, beschließt diese Ausführungen. Die Analyse erfolgt mit der Absicht, auszuloten, welche der bisherigen intuitiven Konstruktionstätigkeiten nun bewußt, systematisch und optimiert ausgeführt und welche in naher Zukunft wohl auch dem Rechner überlassen werden können.
7.3 Die Maschinenelemente
Eine Unterteilung der Maschinenelemente kann zunächst die Unterscheidung zwischen solchen treffen, die aus einem Teil bestehen (Bild 7.1, Zeilen 1-3), also ihre Funktion im Wirkraum ausführen ("Wirkraum-Maschinenelemente"), und solchen, die aus mehreren Teilen bestehen und ihre Funktion an den sich berührenden Wirkflächenpaaren ("Wirkflächenpaar-Maschinenelemente") realisieren (Zeilen 4 - 5). Erstere lassen sich mit Hilfe der in Kapitel 8 eingeführten Strukturfunktionselemente (SFE) und letztere durch die in Kapitel 9 dargestellte SchlußMatrix beschreiben. Bei Berücksichtigung der Funktion verfeinert sich diese Unterteilung in statische Elemente, die nur Kräfte zu übertragen haben (Zeile 1), und dynamische, die auch Energie übertragen (Zeilen 2-5). Die weitere Unterteilung erfolgt nach der besonderen Energiefunktion, die sie helfen zu realisieren, z. B. "Potentielle Energie speichern" (Zeile 2), "Energie leiten", "kinetische Energie speichern" (Zeile 3), "Energie umformen" (Zeile 4), "Energie einleiten, umleiten, unterbrechen", also verknüpfen (Zeile 5). Ein weiteres Ordnungsprinzip ist die Tatsache, daß die Funktionen nach Zeile 3 immer komplizierter werden und mehr Teile erfordern. Diese Einteilung, welche sowohl den funktionellen Einsatz als auch die Baustruktur der Maschinenelemente berücksichtigt, erlaubt es, sie auf echte Elemente zurückzuführen, nämlich die Strukturfunktionselemente (SFE) und auf die aus der Getriebelehre sehr wohl bekannten Elementenpaare, deren Funktion durch die Schluß-Matrizen dargestellt wird.
7.3.1 Vielfachfunktionen der einteiligen Maschinenelemente
Die elementaren Übertragungs funktionen der Kraft, der Momente und der Geschwindigkeiten sind in
254 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Funktion Maschinen- Elemente Maschinen - Elemente Geeignet für Benennung Beispiele
1 2 Nr. 3 4 5 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6
Stützen.
Du{J (r-::"-::"-=--==:l
~ Statische Gestelle. d Kräfte 1 Trog -und
. , Aufbauten
übertragen Schutzgehäuse • Behöltni sse
F I u'ldbehöltni sse Fluidwönde Wirkraum. 1- teilig
1.1 1.4 1.5 1.6
8 § B===t ©====> [bOobOoo Ele- Federn.
~ mente Potentielle Wirk- Niete, -WM ~ O~O ° für Energie raum- Keile, Potentielle Wirk - einspeichern, 2 Maschi- Schrauben. ~ ~ Energie raum- gespeichert nenele- Sicherungen,
~ $ sp ei c her -<D-
Funk- holten, mente Dichtungen, -8:E3-tion ausspeiehern Reibbeläge
~ ~ Wirkraum . 1- teilig
3.1 3.4 3.5 I 3.6
Energie leiten, Wellen. @ ~ Tragröder, .q---:p~ Stoffleiter Stützkräfte ---l3D-leiten, 3
Hebel.
@) Kinetische Zahnräder.
~ e Energieleiter Energie Kurvenscheiben,
I
speichern Schwungräder. ~_/ -m--Turbinenräder Wirkraum, l-teilig
4.1 4.1 4.3 4.4 U ,",kll""OO"""", ~ :;) ;J 4.6
Energieleiter G "H~1 @ io Energieführungen , Führen. Lager, e .,A<' ~, ~ Energiekopplungen
Eie - Koppeln, 4 Dauerkupplungen, Energi eumform g,
mente Energie Zohnradpaorung v~~o Energiewand lung Wirk -für kontinuierlich flächen· gen. Kurven- --ß>-Wirk- und periodisch seheibengetr"lebe, paar-flö- umformen ehen - Moschi- Verbindungen 2-teilig 3- teilig ~ poar - 5.1 nen - 5 4
*rt ~ 5.6
ele-
~ Funk- mente Übertragung ti on
Energie Scholtkupplung, derInformation einleiten, 5 Schal tbremse, au f den umleiten, Fluid-Ventil, Energieflun unte r brechen Schalter It>-
2 - 3 Wirkflöchenpaore, mehr- teilig
Bild 7.1. Die Maschinen-Elemente nach ihrer Funktion sowie nach der Zahl der Wirkteile und Wirkflächenpaare geordnet, Hinweise auf ihren funktionellen Einsatz
Bild 8.22-1 dargestellt. Immer ist es ein stabförmiger Wirkraum, mit dem Druckzugkräfte, Torsions- und Biegemomente übertragen werden. Das heißt, ein Stab bzw. eine Welle ist fähig, alle diese Funktionen zu erfüllen. Da sie nicht nur elastisch ist, sondern auch Masse hat und Dämpfungseigenschaften, ist sie im Stande, noch viel mehr Funktionen zu erfüllen. Im Notfall könnte man mit ihr zweckentfremdet auch einen Nagel einschlagen. Die vielen geschilderten Funktionen, welche ein Teil ausführen kann, werden durch die Wahl seiner geometrischen Form und des Werkstoffs verbessert oder
verschlechtert (Bilder 6.4 - 6.9). Es ist sogar möglich, durch diese Maßnahmen einige Funktionen "hochzuzüchten", wie z. B. die elastische Verformung bei Federn oder erhöhte Steifigkeit bei Wabenbauweise, oder wie in den angeftihrten Bildern 6.4 - 6.9 besondere Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Belastungen. In Bild 7.2 ist z. B. der Versuch unternommen, den gleichen Stab je nach Belastungsart geometrisch zu verändern, so daß er bei gleichem oder geringerem Volumen widerstandsfähiger gegen bestimmte Belastungsarten wird.
7.3 Die Maschinenelemente 255
Bean- Verbesserung der Tragfähigkeit Struktur-Vi elfachfunktionen in einem Teil Funktions-
spru - Rundprofile Allgemeine Profile Plotten Elemente chung
Nr 1 Z 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
Druc k
~ -c=:o- er=v c§§r (Zug) 1 " F -f---1-
'~~M' 2.2
"E:j 2.4 2.5
Torsion Z -CJ- ~ -----~
(u~) 3.2
"~ 3.4 3.5
Bi egung 3 -~ ~ (-~
'w~ 4.2
u~ 4.4 4.5
Schu b. -r-----n- ~ ~ Biegung
Bild 7.2. Funktionsintegration üblicher, stabformiger Bauelemente ("Wirkraum-Maschinenelemente").
Der gleiche runde Stab nimmt alle Belastungsarten auf (Spalte 1). Er ist diesbezüglich hoch integriert, kann aber im Hinblick auf spezielle Belastungsarten verbessert werden (Spalte
Aus den Darlegungen kann entnommen werden:
1. Jeder Körper ist Träger von vielen Funktionen, die mit seiner Elastizität, seiner Masse und Dämpfung zusammenhängen.
2. Je nach den gewählten geometrischen Abmessungen läßt sich die Steifigkeit oder elastische Nachgiebigkeit des Teils sehr stark ändern und eine oder einige der möglichen Funktionen (DruckZugfahigkeit, Torsions-, Biegesteifigkeit usw.) besonders gut erfüllen.
3. Die Wahl der Werkstoffe kann nicht nur die in Punkt 2 angeführten Eigenschaften verändern, sondern auch (im Zusammenhang mit dem Rotationsradius) die kinematischen Eigenschaften.
7.3.2 Funktionen mehrteiliger Maschinenelemente
Bei mehrteiligen, den sogenannten "Wirkflächenpaar-Maschinenelementen", wird die Funktion im wesentlichen an den Wirkflächenpaarungen realisiert. Dabei sind folgende Gesichtspunkte maßgebend:
1. Die Stützung in bestimmten Richtungssinnen. 2. Die Führung in bestimmten Richtungssinnen. 3. Die Stützung und Führung in vorgegebenenen
jeweils verschiedenen Richtungssinnen.
2). Profile und Platten sind bezüglich bestimmter Belastungen konstruktiv oft günstiger (Spalten 3 und 4). Sie erftillen zum Teil die besonderen Funktionen der Struktur-FunktionsElemente (Spalte 5, dargestellt und beschrieben in Kapitel 8). Siehe auch Bilder 6.4 bis 6.7
In Bild 7.3 sind Führungs- und Stützfunktionen von Elementenpaarungen systematisch zusammengestellt. In dieser Form sind sie besonders für Lagerungen geeignet. Die Einteilung erfolgt nach den Funktionen in Spalte 1. Spalten 2 und 3 zeigen die Elementenpaarung als Kontur- und Strukturdarstellung, Spalte 4 die Schluß-Matrix und Spalte 5 dazugehörende Maschinenelemente, insbesondere solche, deren Funktion in der Führung relativ beweglicher Teile besteht, wie z. B. bei Lagern. Elementenpaarungen, die in der Schluß-Matrix keine Freiheiten aufweisen, sind feste Verbindungen. Die SchlußMatrizen in Feld 5.4, deuten auf Paarungen hin, dieoft nur zweiteilig - schon als Maschinenelemente verwendet werden können. Bei allen anderen Elementenpaarungen muß das Problem des Zusammenhalts noch gelöst werden. Sie stellen zunächst nur ein Prinzip für mögliche Maschinenelemente dar, wie sie in Spalte 5 angeführt sind.
7.3.3 Führungen
Die Führung und die Reibpaarung sind die einfachsten "Wirkflächenpaar-Maschinenelemente". Bei der Führung, Bild 7.4, besteht die Aufgabe darin, am Anfang bzw. am ersten beweglichen Teil Energie aufzunehmen und am Ende bzw. am letzten Teil mit geringstem Verlust wieder abzugeben. Gleichzeitig
256 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Struktur Schlun-Matrix
Beispiele Funktion Elementenpaar So,b =
Nr. 1 2 3 4 5 1.1
u~ 1.3 1.4 15 Ti schfun
o~ @ W/TAZ/J,
~b b
o~ (0 0 o 0) Ked-
1 Einseitige o 1 o 0 ~"@ Stützungen ~ o 0 o 0 b
~b o~ ~ Spur- ~~~
b lager
2.1 "@ 2.3 2.4 2.5
~ (1 1 1 1)
Ke gelrollenlager L._~/ b o 1 1 1
i 1 1 1 1 ~ ~
Einseitige @b Cl b (1 1 1 1) ~
Axio[-2 Führung, o 1 o 0 Rill enkuge[ [oger Stützungen 1 1 1 1
parallel b
~ ~b ~ (1 1 o 0) o 1 o 0 1 1 o 0
b 3.1 3.2 :1@Jb 3.4
3.5 Klemmbacken (0 0 1 1) Zweiseitige
~ o 1 1 1
lf2 Führung, 1 1 o 0 3 Stützungen
,~b parallel und (0 0 o 0) senkrecht o 1 1 1
1 1 o 0 4.1 4 2 4.3 4.4 4.5 Tronslatians-
~ führung
Schub-und frans- [at Ion
b (0 0 1
1) -Schub- ~a 1 1 1 Ratatians- 1 1 1
4 führung, I/ ZYI;'de;~,,,ge; Stützungen
~ l77J (0 0 o 0)
senkrecht ~atat- .
1 1 1 1 1 1 1 1
und Trons[o - tlan
5.1
"~JSb 5.3 5.4 5.5 Kugellager
b
~ I~IP ( i 1 o 0) 1 1 1
« 1 1 1
b
Ratatians- ~I ~ I~ Schulterkuge llager fuhrungen,
0 5 Stützung
parallel
~b und " senkrecht
b
~ (1 1 o 0) Sphör'lsche Lagerung
,~b 1 1 o 0
8 1 1 o 0
Bild 7.3. Führungs- und Stützfunktion von Elementenpaarungen, insbesondere für Lagerungen.
Es sind durchweg Maschinenelemente mit Wirkflächenpaarfunktion. Die Führungsfunktion ist eine der am häufigsten verwendeten Wirkflächenpaarungsfunktionen, da sie den Energiefluß (in Bewegungsrichtung) vom Kraftschluß, der allein zur Abstützung erforderlich ist, zu trennen vermag. Dieser wirkt häufig senkrecht zum Energiefluß. Die Wirkstruktur in Spalte 3 und die Darstellung durch eine Schluß-Matrix in Spalte 4 sollen zeigen, daß die Gestaltvariation der Elementenpaare zu sehr unterschiedlichen Lösungen führen kann
7.3 Die Maschinenelemente 257
l~g, Gleitführung WÖlzführung Federführung Führung mit Kinema-rungs- paarung tischen Ketten richtung
0 Nr. 1 2 3 4 1.3 '.0 ,., 1.2 1.4 F F1 "
--------., . :y I a " - - - " Translations - F:_~ führung 1 2- F,
VI _ v1 ~
v3 - VI v1
v1 =v, F3 Jmk
1.0 1.1 1. 1 1.3 M1 1.4
MI~~ -+ ~ Mn Rotations- !ß F~\: ~1 r' _
führung 21~i-BJ~ 7'-
7'-
F, -t:;~ --v3 w, F3
M,)LI
/ /
3.0 3.' 3.1 3.3 'jt\" Umlenk-F1 v1 g ~ führung mit
] \~'F' Kraftmulti- ~-plikation ~--vI --v v;- 'iJ
/ 3 ",; f!\ VI--F3
Bild 7.4. Darstellung verschiedener Führungsmechanismen.
Führungen sind bewegliche Verbindungen (gegebenenfalls kinematische Ketten), die die Funktion haben, Energie möglichst verlustfrei weiterzuleiten und gleichzeitig das bewegliche Element eindeutig abzustützen. Sie können, wenn Kraftund Bewegungsrichtung sich ändern, auch als Kraftmultiplikatoren ausgebildet werden.
muß eine Abstützung so erfolgen, daß für eindeutige Bewegungen gesorgt wird und an den StützsteIlen keine zur normal gerichteten Stützkraft gleichgerichtetete Bewegung stattfindet, z. B. v3 in den Teilbildern 1.1 und 3.1, damit dort keine Energie verloren geht. Da Energie aber auch durch Tangentialkräfte (Reibung) verloren gehen kann, muß für gute Schmierung und ideale Gleitverhältnisse gesorgt werden. Der Führungsaufbau mit Wälzlagerungen (Spalte 2) enthebt einen weitgehend der Reibungsprobleme.
Definition der Führung: Eine Führung ist eine bewegliche Verbindung, bestehend aus einer durch Betriebskräfte nicht demontierbaren Elementenpaarung, die kinetische Energie von der Eingangs- zur Ausgangsrichtung weiterleitet, in den senkrecht dazu stehenden Richtungen das bewegliche Teil abstützt und in diesen Richtungen bis auf Reibungsenergie keine Energie überträgt.
An den abstützenden Stellen stehen Kraft und Bewegung senkrecht aufeinander, daher ist ihr inneres Produkt gleich null
--> --> --) d 11 . d . (N3 = F3 . V 3 = 0), an en Ein- und Ausgangs~e e] s!p sie parallel und das Produkt ergibt die Leistung (NI = FI . VI l' 0, Nz = Fz . Vz l' 0). Die vier Spalten zeigen verschiedene Möglichkeiten für die Verwirklichung von geführten Relativbewegungen
Eine mechanische Führung ist im mechanischen Bereich ein ähnliches Element wie die Isolierung einer Leitung im elektrischen Bereich, um die elektrische Energie nur in Drahtrichtung weiterzuleiten. Auch lineare Reibpaarungen, Spalte 1, die Grundlage für Reibbremsen, Reibkupplungen usw. beruhen auf der Funktion zweier aufeinander gleitender Wirkflächen, nur wird bei ihnen die Energie nicht mit Normalkraft F2 und v2 am Ende des beweglichen Teils abgegeben (Bild 7.4, Teilbild 3.1), sondern an den Stützflächen, an denen eine tangentiale Reibkraft FR entsteht, die parallel zur Relativbewegung v3 und v4 liegt. Diese dissipative Energieübertragung, welche sich in Erwärmung äußert, wird beim Bremsen zur Entladung des kinetischen Energiespeichers (Herabsetzen der Geschwindigkeit) eingesetzt.
258 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Wirkelemente 1-----1 ---"1--I :hceh~eti - f-1--,.1---------------+1-. Z----E-le-m-e-nt-e-n-pa-a-r-un-g-e-n-E-P----I
Strukturelemente SE (Wirkräumel Modelle) (Wirkflächenpaarungenl
2
1- 2 teilige MaschinenElemente IElementen-paarungen)
3
2-3teilige Elementare Funktionseinheiten
4
Mehr als 3- teilige Komplexe Funktionseinheiten
5 Aktivsätze IMaschinenSysteme, Anlogen)
Wirk raum - Maschinenelemente Elementenpaarungen 2.1 Stützen, Gestelle 2.2 Federn.Schrauben 2.3 Wellen,Hebel. 2.4 Gleit-,Reib-, 2.5 Paarungen für 2.60-Ring
I Fluid) Behält nisse Dichtungen Kugeln,Ringe.Rohre Dicht-, Wälz- Schiebe- Dreh-Zahnräder paarungen führungen
:=:0gfl~$0
ITI I
3.1 Feste Verbindungen, 3.2 Bewegl'lche Verbin- 3.3 Feste Verbindung 3.4 Getriebe Nocken- 3.5 Rotationspum- 3.n Federungen dungen ,Führung,
Lagerungen ohne Vorspannung trieb pen, Turbinen- Elektro-ki t!1l i l,i,,,,,, ~::;::,'
~B~'''''y:,,, ~
4.1 Translations- 4.2 Schaltgetriebe 4.3 Scholtkupplung. 4.4 Elektromotoren, 4.5 Bildschirm 4.6 Ramm- 4.7 Gleitring-l:L ~ = i~:~:~~'~~~~::~' ~'"';~I L Ir b', i mm~.mm ~A ~ 5.1 Petrochemische 5.2 Turbinen- 5.3 Rechenanlage
di!" --- nicht aufgeführte Einheiten
./ ./
5.4 Verkehrsmittel 5.5 Umspannwerk
./ ./
5.6 Steuerzentrale 5.n
Bild 7.5. Aufbau der Maschinen aus Wirkelementen, Maschinenelementen und Funktionseinheiten und eine mögliche hierarchische Gliederung.
einheiten, daher auch vielfacher verwendbar; weniger die Elementenpaarungen und Wirkraummaschinenelemente. Keine Funktionsintegration haben die Strukturelemente.
Die Maschinenelemente sind bezüglich ihrer Funktion "hoch" integriert, daher für viele verschiedene Funktionen einsetzbar, allerdings für bestimmte Funktionen optimiert. Ähnlich, aber nicht so "hoch" integriert sind die elementaren Funktions-
Die Maschinen selber ("Aktivsysteme") sind meistens nur für wenige Fälle optimal. Der Mensch vereinigt die meisten "Aktivsysteme" in seiner biologischen Einheit (siehe auch Bilder 7.6 bis 7.8)
7.3.4 Die Zusammensetzung von Maschinen aus Wirkelementen, Maschinenelementen und Funktionseinheiten
In Bild 7.5 wird nun der Versuch gemacht, den Aufbau der Maschinen, von den Wirkelementen beginnend, mit den Maschinenelementen, den elementaren und komplexen Funktionseinheiten fortsetzend, aufzuzeigen. Die Wirkelernente, Felder 1.1 und 1.2, sind echte Elemente und Grundlage, auf der alle anderen Einheiten aufbauen. Sie werden in den folgenden Kapiteln ausftihrlich behandelt. Aus den Wirkelementen setzen sich die Maschinenelemente zusammen. Sie wurden in "WirkraumMaschinenelemente " (einteilig, Felder 2.1- 2.3) und "Wirkf/ächenpaar-Maschinenelemente" (zwei- und mehrteilig, Felder 2.4 - 2.6) unterteilt. Die zwei- und mehrteiligen Maschinenelemente (Felder 3.1-3.5) sind auch elementare Funktionseinheiten, sofern sie eine Funktion erfüllen und unter Betriebkräften nicht lösbar sind, z. B. Verbindungen, Federungen, Führungen, Lager usw. Die elementaren Funktionseinheiten, welche erstmalig Funktions- und Baueinheiten sind, setzen sich mit einzelnen Maschinenelementen zu komplexeren Funktionseinheiten zusammen (Felder 4.1-4.7) und diese zu den Maschinen (Felder mit 5.1 beginnend). Von den Funktionseinheiten an werden die Allgemeinen Größen Stoff, Energie und Information bearbeitet (Aktivsätze). Die StrukturJunktions-Elemente erfüllen als Glied einer Funktionseinheit jeweils nur einen Funktionsfall (Bild 8.22-1), die Elementenpaarungen auf grund der Schluß-Matrix (Bild 9.5) auch. Bei Maschinenelementen kommt noch die geometrische Form, die Größe, die Zahl und Topologie hinzu. Außerdem sind sie hoch integriert, wie in Bild 7.2 gezeigt wurde. Die Struktur-Funktions-Elemente erfüllen als Glieder von Funktionseinheiten nicht so vielseitige Funktionen wie die Maschinenelemente. Deren Funktionen, z. B. Verbinden, Kraft bereitstellen, Führen usw., werden bei den meisten technischen Gebilden benötigt, weswegen sie auch sehr häufig anzutreffen sind. Die komplexen Funktionseinheiten (Felder 4.1-4.7) setzen sich aus elementaren Funktionseinheiten und einzelnen Maschinenelementen als Verbindungsglieder zusammen. Sie treten als Aggregate größerer Maschinen, Geräte oder Apparate auf und sind oft auch als ganze Baueinheiten im Handel zu haben. Aus den Funktionseinheiten und Maschinenelementen schließlich setzen sich die Maschinen, Geräte
7.3 Die Maschinenelemente 259
und Apparate zusammen, welche in der Regel für wenige oder nur einen Hauptzweck geschaffen werden. Es sind durchweg "Aktivsätze", d.h. technische Gebilde, die eine Allgemeine Größe (Stoff, Energie, Information) umsetzen, also verändern. Beim Aufbau von Maschinen (Geräten und Apparaten) treten folgende Prinzipien auf, deren Berücksichtigung die Konstruktion und Fertigung erleichtern sowie helfen, Zeit und Kosten zu sparen:
I. Maschinenelemente sind, auch wenn es sich um einteilige handelt, hoch integrierte Bauteile, daher in strengem Sinne keine Elemente. Sie werden an zahlreichen Objekten immer wieder verwendet, haben aber selbst bei gleichen Elementen sehr verschiedene Formen und häufig variable Funkionen. Um sie nicht stets neu konstruieren und fertigen zu lassen, sollten möglichst viele von ihnen genormt werden, wie es bei Befestigungsschrauben schon immer der Fall war. Selbst Zahnräder und ähnliche Zulieferteile könnten im Industriehandel für untergeordnete Aufgaben verfügbar sein.
2. Erst die Sicherung von Elementenpaarungen gegen das Trennen auf grund von Betriebskräften macht aus ihnen Wirktlächenpaar-Maschinenelemente, die als elementare Funktionseinheiten Funktionen voll erfüllen (Zeile 3, Bild 7.5). Aus diesen Funktionseinheiten setzen sich die Maschinen (Geräte und Apparate) im wesentlichen zusammen. Sie treten häufig in verschiedenen Formen und Größen auf. Für sie sollte es Konstruktionsmodule für den Rechner geben, die von Fall zu Fall nur durch den Einsatz anderer Maße und Werkstoffe (eventuell genormter Maschinenelemente ) die gewünschte Ausführung bestimmen, eventuell auch zeichnen.
3. Je komplexer die technischen Gebilde sind, um so spezieller ist ihr Einsatz, um so weniger sind sie auch anderweitig verwendbar. Die vielseitige Verwendbarkeit wächst jedoch, wenn das Steuerungssystem vom Menschen übernommen wird und die räumliche Beweglichkeit so vielseitig ist wie beim Kraftfahrzeug.
7.3.5 Der grundsätzliche Funktionsautbau von Maschinen
7.3.5.1 Aktive, passive Maschinensysteme
Im vorhergehenden Abschnitt wurde festgestellt, daß sich die meistens als Maschinenelemente bekannten Einzelteile zu Baugruppen zusammensetzen, welche
260 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
in der Regel eine Funktion erfüllen und dann gleichzeitig Funktionseinheiten sind (Baustruktur, Funktionsstruktur [11]). Die Funktionseinheiten, elementare und komplexe, werden mit verbindenen Elementen zu Maschinen zusammengesetzt. Wie in Kapitel 4 ausgeführt wurde (Bild 4.4), lassen sich alle Maschinen aufgrund der Umsetzung zur Erfüllung ihrer Hauptaufgabe mit Hilfe der drei Allgemeinen Größen in Stoffumsetzer, Energieumsetzer und Informationsumsetzer (auch Apparate, Maschinen und Geräte genannt) einteilen. Die Größen Stoff, Energie und Information, welche durch technische Gebilde verändert werden, sind hier in einer passiven Rolle und bilden das passive System. Da aber keine anderen als die drei genannten Größen zur Verfügung stehen, müssen sie auch als aktive, d.h. verändernde Größen wirken können. Z.B. Stoff als Schmiedeteil ist in passiver Rolle, Stoff als Hammer in aktiver Rolle. Die drei Größen treten im Gesamtsystem "Maschine" (ohne zu bearbeitenden Stoft) z. B. in der Untergruppe als passive, in der Hauptgruppe dann als aktive Größen auf, Kinetische Energie ist z. B. im Motor eine aktive Größe. In Bild 2.8, dem "Holzhacksystem", kann die Rollenverteilung anschaulich erkannt werden. Die Bearbeitung des Stoffes, des Holzes, bildet das passive System in der Funktionsstruktur, der Stofffluß mit der Hauptfunktion "Stoff umformen" die dafür vom Menschen zur Verfügung gestellte Vorrichtung (aktiver Stoft), Energie und Information bilden das aktive System, denn durch dieses wird ja alles bewirkt. Maschinen, Apparate und Geräte sind daher aktive Systeme, die als eine Art Werkzeug zur Veränderung von Allgemeinen Größen und ihren Komponenten (wie z.B. Kraft und Geschwindigkeit) dienen. Allgemein: Die Nebenfunktionen dienen in der Regel zur Erzeugung der aktiven Größen, welche in der Hauptfunktion zur Umsetzung (Bearbeitung) der passiven Größe benötigt werden.
7.3.5.2 Aufbau der Stoff, Energie und Information umsetzenden technischen Systeme
Nach der gleichen Einteilung wie in Bild 4.4 werden die einzelnen Umsetzsysteme (Maschinen ... ) in den Bildern 7.6 - 7.8 als Funktionsstruktur dargestellt (Spalte 1), die verwendeten Effekte des Passivsystems und die technischen Mittel des Aktivsystems angegeben (Spalte 2). Daneben sind Beispiele mit umfangreicher menschlicher Einbindung (Spalte 3) und solche mit beinahe vollständiger Ausklammerung des Menschen angegeben. Die im Prinzip
immer gleichbleib ende Struktur des Aktivsystems ist in den Feldern der Spalte 1 ausgeführt. Das Aktivsystem stellt jeweils den aktiven Stoff (Sta), das sind die maßgebenden Maschinenteile mit ihren Wirkungen, zur Verfügung, die die passive Umsetzung z. B. des passiven Stoffes erzeugen. In den Aktivsystemen kommen alle drei Allgemeinen Größen vor und immer wieder die Verknüpfer von Energie mit Information und vom Stoff mit Energie. Die Aktivsysteme sind bauliche Einheiten, bleiben erhalten und für sich funktionsfähig, daher vielseitig einsetzbar (wie z. B. der Motor).
Stoffumsetzer In Bild 7.6 sind Beispiele für Stoffumsetzer dargestellt. Zeile 1 zeigt Stoffspeicher für den Zustand des "Einspeicherns". Der Zustand "gespeichert halten" liegt vor, wenn entweder kein Zu- oder Abfluß herrscht, "Aus speichern", wenn ein Abfluß vorhanden ist. Die Funktionsstrukturen für Stoffleiter und Stoffumformer (Zeilen 2 und 3) sind identisch (sie werden oft als Übertrager zusammengefaßt), bei den Stoff wandlern und Stoffverknüpfern werden zwei passive Eingangsstoffe vorausgesetzt. Die Stoffverteiler (Zeile 6) müssen naturgemäß zwei passive Stoffe am Ausgang aufweisen.
Ergebnis Mit den Beispielen des Bildes 7.6 wurde gezeigt,
1. daß die Stoffumsetzer, also die technischen Geräte, welche Stoff speichern, leiten, verarbeiten, wandeln oder verknüpfen, einen funktionell ähnlichen Aufbau haben, wenn auch der gestaltliche Aufbau auf grund der Geometrie und Technologie grundverschieden sein kann,
Bild 7.6. Grundsätzlicher Aufbau der stoffumsetzenden Maschinen bezüglich ihrer Funktionsstruktur, ihrer "Passiv- und Aktivsysteme". Vergleich der Funktions-Strukturen.
Es zeigt sich, daß die umzusetzende Größe, hier der Stoff, dem "Passivsystem" angehört und mittels Vorrichtungen bearbeitet wird. Diese Vorrichtungen selbst auch aus den Allgemeinen Größen bestehend, werden als Gesamtsystem (Maschine) eine bauliche Einheit bleiben und da sie etwas verändern helfen, zum "Aktivsystem" gehören. Die "Aktivsysteme" sind rur sich funktionsfähig und enthalten in der Regel alle drei Allgemeinen Größen. Für handwerkliche Tätigkeiten werden die fehlenden Glieder des Systems durch den Menschen ergänzt (Spalte 3). Bei maschinellen Einrichtungen (Spalte 4) wird bis auf das Ein- und Ausschalten meist alles von der Maschine durchgeführt, deren Mechanismen Anlagen und Anordnungen Komponenten rur stoffliche, energetische und informationstechnische Änderungen hat. Spalte 1 enthält die jeweilige Allgemeine Funktionsstruktur, unterschieden nach Aktiv- und Passivsystemen
Nr.
5
1.1
1.1
Funkt ionsstru k tur
® Stoffspeicher
Passivsystem
-@- Stoffleiter
5.1
~ Stoffverknüpfer
Passivsystem
6.1
~ Stoffverteiler
Po ss iv-, Aktiv - System
1.1
Passivsystem Effekte:Stabiles Gleichgewicht
1.1
Aktivsysteme Kessel, Behältnisse, Speicherse en, Silos, Bunker
Passivsystem Effekte: Gleiteffek t, Strömungs effekt ,
Wälz effekt ,
3.1
in Flugbahn versetzen Aktivsysteme Fahrzeuge, Förderbönder, Rohrsysteme
Passivsy~
Effekte: Ur-, Umform und Trenneffekte
\ .1
Aktivsysteme Werk z e ugmaschinen, Gießvor richtungen
PassIvsystem Effekte: Chemische Reaktionen
5.1
Aktivsystem Härtevorrichtungen , Bessemer -Birnen, Leg i er u ng s - Vorr i c htu ngen
Passivsystem Effekte: Ver binden, Mischen
( Zusatzenergiel
Aktivsysteme Fügetechnische Anordnungen, Verbindungs- Montageeinrichtungen ,
7.3 Die Maschinenelemente 261
Mögliche Ausführungen Mensch im System Mensch au ßerhalb d. Systems
3 4 1.3 u
Kartoffeln einsacken Kartoffeln einfüllen
1.3 Kegelbahn Kugeltransport
1.\
Rangierrampe
3.3 Hondschmieden 3.\ Automatische Schmiedepresse
u
5.3 5.\
Autogenschweißen Schweißvo rr ichtu n g
Verfahrenstechnische Misch- - -anlogen
6.1
Passivsystem Effekte: Mechanische Trennverfahren,
Masse- Oberflächenkröfte, magnetische, elektrische Kräfte, Löslichkeit, Siedepunkt
Akt ivsysteme Sie bvorrichtungen, Windsichter, Reak ti onskessel
262 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Funktionsstruktur Passiv- Aktiv- System
~y.mm te Mechanische potentielle,
kinematische Speicherung, Chemische Speicherung Thermadynamisc he Speicherung, Atomare Strahtungsenergie
Aklivsy'steme Federung, Schwungscheiben, Botterieouflodung, Thermobehöttnisse, Nuktearreaktoren
~ystem
Effekte: Festkörperbewegung durch Gleiten, Elektronenbewegung in Leitern (Suprateiter) Konve xion. Stra hlung Ak tivsysteme Wellen, Getriebe ,Rohre, Fluidleitungen, Elektrische Leiter, Konvektions - Strahlungsleiter
~sy'stem
Effekte: Keileffekt ,Hebeleffekt,l mpulseffekt, Druckausbreitung, Tr ans formotoreflekt Strahlung- Fokussierungs -Effek t Aktivsysteme Kroll- Geschwindigkeits -Multiplikatoren Übersetzungs-, Gelekgetriebe, Hammermechanismen, Hydraulikzylinder, Turbinen, Windpropeller, Transformatoren, Hohlspiegel, Konvex- Linsensysteme
Passivsystem Effekte: Induktionseffekt , Kompression - Expan
sionseffekt, Peltiereffekt
u
~y~ Wärmekrottmaschinen, Elektromotoren, Generatore n , Solarzellen
Passivsystem E ttekte: Kraft -Geschwindigkeitsvereinigung,
Synchrone PhasenschaUung
b,2
Aktivsysteme Planetengetriebe, Kurbelwelle, Sonnenkollektoren, Schaltzentralen
Passivsy~
E tlekte: Kratt-, Geschwindigkeits zerlegung, F requ enlonol yse, Se riensponnung, Parallele-Ströme
t!,ktivsy'sleme Di t terentiolgetriebe Mehrseilzüge Stromverteiler Konvexspiegel, Konkavlinse
\,J
Fahrzeug hochbocken
Aufrichten eines Mostes !Obelisken)
I~ ,4
Reduktionsgetrie~e
Antrieb Abtrie b
5,4
Elektro-Motor
Kurbelwelle am Reihenmotor
2. daß sich alle Maschinen gut einordnen lassen, also die Ordnungsgesichtspunkte, die Allgemeinen Funktionen, wesentliche Eigenschaften der technischen Objekte darstellen,
3. daß die Unterteilung in passive und aktive Allgemeine Größen auch fUr alle Stoffumsetzer (Apparate) zutrifft.
Energieumsetzer Diese sind nach dem gleichen Schema wie die Stoffumsetzer in Bild 7.7 dargestellt. Auch hier ist die Allgemeine Funktionsstruktur bei allen Maschinenarten sehr ähnlich. Ebenso benötigt die Umsetzung von Energie stets ein Aktivsystem mit allen drei Allgemeinen Größen, z. B. beim Umformen ein Getriebe (aktiver Stoff), dann Leistung zur Überwindung des Widerstands (aktive Energie) und Signale rur Beginn und Ende des Vorganges ("aktive Information"). Die Funktionsstrukturen sind untereinander sehr ähnlich und gleichen sogar denen der Stoffumsetzer. Auch die unter "Ergebnis" zusammengefaßten Erkenntnisse sind gleich und können von den Stoff- auf die Energieumsetzer übertragen werden. Maschinen, aber auch Apparate und Geräte sind sowohl Bau- als auch Funktionseinheiten. Sie lassen sich, sofern sie nicht auseinander hervorgehen, von der äußeren Erscheinung her schlecht systematisieren, da es gleich aussehende technische Gebilde gibt, die die verschiedensten Erzeugnisse herstellen, nicht aber Maschinen gleicher Funktion, die das tun.
Informationsumsetzer Obwohl es zunächst abwegig erscheint, daß die Informationsumsetzung auf die Größe Stoff im aktiven System angewiesen ist, so ist das doch der Fall, denn alle Informationsgeräte sind aus Stoff, und zwar nicht nur ihre Gehäuse, sondern auch die wesentlichen Bauteile wie Chips, Leiterplatten, Spulen, Schalter, Tasten, Leuchtelernente, Bildschirme usw. In Bild 7.8 sind in der gleichen Weise wie in den vor-
Bild 7.7. Grundsätzlicher Aufbau der energieumsetzenden Maschinen bezüglich ihrer Funktionsstruktur, ihrer "Passivund Aktivsysteme". Vergleich der Funktions-Strukturen.
Die umzusetzende Größe, hier die Energie, gehört dem "Passivsystem" an. Sie wird mit Vorrichtungen "bearbeitet", die als selbständig arbeitende Maschine alle drei Allgemeinen Größen aktiv verwenden. Spalte 3 enthält Beispiele, in denen der Mensch die fehlenden Glieder ersetzt, Spalte 4 solche, in denen die Maschinen weitgehend selbständig arbeiten, Spalte I die jeweiligen Allgemeine Funktionsstruktur.
7.3 Die Maschinenelemente 263
hergehenden Bildern die Informationsumsetzer mit Funktionsstruktur, Passiv-Aktiv-Systemen sowie den verschiedenen Beispielen dargestellt. Auch diese technischen Gebilde (Geräte) sind in ihrer Funktionsstruktur nicht anders aufgebaut, als die bekannten Maschinen. In der Baustruktur ist ein wesentlicher Unterschied der, daß zur Informationsverarbeitung bis auf Ausnahmefälle keine mechanisch bewegten Teile (wie das noch in den Relais, den mechanischen Fernschreibmaschinen der Fall war) eingesetzt werden. Man schickt heute nicht mehr einen "Reiter" mit viel Masse und Energie weg, um eine mit einem Bruchteil an Energie gespeicherte Nachricht zu überbringen. Die schnell bewegten Elektronen oder Photonen sind die Informationsüberbringer, welche in kleinsten festen Teilen beweglich bleiben und als modulierte Welle oder als Impulsfolge die Information überbringen. Schwierig ist stets der Übergang von der elektronischen zur mechanisch umgesetzten Information. Ein seltenes aber sehr wirkungsvolles Verfahren wird beim Schnelldrucker angewendet (Feld 2.4). Der vom Magnetanker bewegte Koppelhebel wird in die Lücke eines Stoßrades eingeschoben und beschleunigt den Druckhammer auf Mikrosekunden genau, so daß er stets den richtigen Buchstaben auf der Typenkette trifft. Das ist eine der wenigen mechanischen Vorrichtungen, in denen "mechanische" Auswahlvorgänge nur um 3 Zehnerpotenzen langsamer sind als elektronische.
7.3.5.3 Aufgliedern komplexer Einheiten (Maschinen) in einfache Einheiten
Die meisten technischen Gebilde (Maschinen, Geräte und Apparate aller Art) sind sehr komplex im Aufbau und bestehen aus zahlreichen einfacheren Einheiten aktiver Systeme. Diese einfacheren Einheiten (z.B. Motoren, Generatoren, Pumpen, Getriebe, Schalter usw.) sind, da oft verwendet, häufig fertig zu beziehen oder mit kleinen Änderungen einzubauen. Wenn das aus verschiedensten Gründen nicht geht, müssen die Aktivsysteme neu konstruiert werden. In Bild 7.9 wird nun gezeigt, wie sich diese Unterteilung auf die Passiv- und Aktivsysteme auswirkt. Die Funktion, welche erzielt werden soll, wird als Funktionsstruktur des Passivsystems dargestellt, die Funktionen, mit denen die passive Umsetzung erzwungen werden, gehören dem Aktivsystem an. Mit der Nomenklatur aus Kapitel 3 entsprechen die passiven Systeme der Hauptfunktion und die aktiven Systeme den Nebenfunktionen.
264 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Nr.
Funktionsstruktur
1.1
@ Informationsspeicher
Passiv system
Ip
1.1
~ Informationsleiter
3.1
-W- Informationsumformer
Pass iv system
4.1
--ß>- Informationswandler
Passivsystem
5.1
~ Informations-~ verknüpfer
6.1
~ Informationstrenner
Passiv - Aktiv - System
1.1 Passivsystem
Effekte: Codierte dauernde Änderung mechanischer Größen
1.1
Codierte daue rhafte Änderung anderer physikalischer. chemischer, biologischer Größen. Aktivsysteme Bistabile Mechanismen Optisch, mechanisch lesbare Zeichen Da u er magnet i sie r ung ssysteme Kern- Folienspeicher Biologische DNS- Speicher
Passivsys tem Effekte: leiten mechanischer Bewegungen
leiten codierter elektromechanischer Impulse
3.1
Aktivsysteme Rotationswellen Bowdenzüge Akustische leiter Elektromechanische leiter Schnelldrucker
Passiv system Effekte: Serien- Parallel
4.1
Parallel- Serienumsetz ung Aktivsysteme Mensch: Hören- Notieren
lesen -Sprechen Serien - Parallel- Umsetzer (Faksimile - Gerätl Parallel- Serien- Umsetzer (lesegerät)
Passivsystem Effekte: Codierung
Decodierung Um codierung
5.1
Effekte:
6.1
Aktivsy.steme Mechanische, e lekt romechonische . elektronische Codierumsetzer Mensch (Dolmetscher I
Passivsysle m Physikalische Effekte zur Erzeugung logischer Elemente, zur Summierung von Größen
Aktivsysteme Analogrechner Digitalrechner logische Getriebe
Passivsystem
Effekte: Frequenzanalyse Spektralanalyse Auswertung des Dopplereffekts Resonanz
Aktivsysteme R odioobsti mmungssysteme Nachrichtenkanal- Endgeräte
Mögliche Beispiele Mensch im System Mensch außerhalb des Systems
3 4
1.3 Durch Me nsc hen einspeichern
1.3 Verstellen eines Schi ießmechanismus
3.3
Dik I atni edersch ri ft
Taschenrechner
1.4 Automatisch einspeichern
~canner 0
Bild _
""""
~ 1.4
Schnelldrucker Stoß-}
t- r ad '~i==!~==n ,J
~-Typenrad ~ od. -Kette
'/ + 3.4
Fax- Gerät
a 5 -Stellen Code
Code 5.4
Rechenanlage
5.3 6.4
Tonanaly sal or F requenzonalysalor
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 265
Während im Beispiel des Bildes 7.9, in Zeile 1 der richtige Lenkeinschlag schon im aktiven System vorhanden ist (daher Ja)' muß er im elementareren System, Zeile 4, erst durch das aktive System "Lenkergetriebe" erzeugt werden. Gleichermaßen steht im aktiven System "Antriebseinrichtung" die Antriebsenergie schon zur Verfügung (Ea), während sie in Zeile 2 "Antriebsenergie wandeln, umformen" durch das passive System in die richtige Form gebracht werden muß. Dort ist sie als passive Größe zu betrachten (Ep)' Funktionsgrößen, die in einer komplexeren Funktionseinheit aktive Größen sind, werden in einer elementareren passiv, da sie ja dort erst erzeugt werden müssen.
7.4 Größenänderung von Teilen und Maschinen, Auswirkung der Modellgesetze
Ein entscheidender Faktor, mit welchen Mitteln (Effekten) erwünschte Funktionen der Passivsysteme realisiert werden können, ist u. a. die erstrebte geometrische Größe der stofflichen Elemente.
7.4.1 Bedeutung der Größenänderung
Aus Bild 4.7, Einteilung der technischen Gebilde nach ihrer Größe, läßt sich entnehmen, daß die absoluten Abmessungen eines Gegenstandes nicht allein eine Frage des geometrischen Maßstabes sind, sondern parallel damit tiefgreifende physikalische Veränderungen vor sich gehen. So ist z. B. eine Modelleisenbahn, ein Modellkran wohl ein getreues Abbild der großen Originale, verhält sich aber bezüglich des Gewichts, des Umkippens und der Harmlosigkeit eines Zusammenpralls vollkommen anders als die Großausftihrung. Selbstverständlich sind auch die Herstellmöglichkeiten von kleinen Modellen ganz andere als die der großen Originale.
Bild 7.8. Grundsätzlicher Aufbau der informationsumsetzenden Geräte bezüglich ihrer Funktionsstruktur, "Passiv- und Aktivsysteme". Vergleich der Funktions-Strukturen.
Die umzusetzende Größe ist hier die Information, die dem Passivsystem angehört und mittels "Vorrichtungen" bearbeitet wird, die als selbständig arbeitende Geräte alle drei Allgemeinen Größen aktiv verwenden. Spalte 3 enthält Beispiele, in denen der Mensch die fehlenden Glieder des Maschinensystems ersetzt, Spalte 4 solche, in denen das Aktivsystem weitgehend selbständig arbeitet, Spalte I die jeweilige Allgemeine Funktionsstruktur
7.4.2 Modellgesetze
Mit Hilfe der Modellgesetze ist es möglich, von den Meßergebnissen kleiner, z. B. der Modellausftihrungen, die Werte der großen, der geometrisch ähnlichen Hauptausführungen zu ermitteln, z. B. die Größe der Wege s, Zeiten t, Geschwindigkeiten v, Beschleunigungen G, Kräfte F, Spannungen er, Arbeiten W, Leistungen N usw. Immer dann, wenn direkte Berechnungsverfahren versagen oder eine Kontrolle der physikalischen Voraussagen über das Verhalten im Betriebszustand gemacht werden müssen, greift man zur Ähnlichkeitsbetrachtung zwischen Modell und Hauptausführung. Das Modellverfahren allerdings ist nur anzuwenden, wenn die bei den Vergleichsvorgänge ähnlich sind, wenn bestimmte Ähnlichkeitsbedingungen erftillt sind, z. B. die geometrische Ähnlichkeit. Mathematisch definiert: Die Ähnlichkeitsbedingungen sind so aufzustellen, daß die Differentialgleichungen des Problems ftir die Hauptausftihrung in vollkommene Übereinstimmung gebracht werden mit den entsprechenden Differentialgleichungen des Modells [5, 12]. Man unterscheidet statische, dynamische, thermische und thermodynamische Ähnlichkeit, jedoch läßt sich das Verfahren auch auf elektrische und magnetische Ähnlichkeit anwenden. Statische Ähnlichkeit liegt vor, wenn z. B. aus den gemessenen Kräften, Spannung oder Formänderungen eines belasteten Modells der Statik, etwa eines auf Knickung belasteten Stabes von veränderlichem Querschnitt, auf die entsprechenden Werte der Hauptausführung geschlossen werden kann. Dynamische Ähnlichkeit liegt z. B. vor, wenn aus den Versuchsergebnissen eines dynamisch arbeitenden Modells, z. B. einem in der Strömung untersuchten Modell, auf die Hauptausftihrung geschlossen wird. Die Modellgesetze dienen nicht nur zur Ermittlung konkreter Werte von beanspruchten Teilen, die wegen der komplizierten Form nicht oder schwer berechnet werden können und daher über den Modellversuch ermittelt werden, sondern die Modellgleichungen dienen dem Konstrukteur auch dazu, sofort zu erkennen, welche physikalischen Eigenschaften der Teile sich wie ändern, wenn eine Größe, z. B. die Länge, die Kraft, der Elastizitätsmodul oder die Dichte sich ändern. Zwei Beispiele ftir die bei den Anwendungsarten aus dem Gebiet der statischen Ähnlichkeit mögen das erläutern:
Nr.
Fahrzeug: Funktionsstrukturen
1.1 Passivsystem : Last transportieren (leiten) Last
1.1 Passivsystem: Antriebsenergie wandeln und umformen
Energiewandlung
Ep
I I
I lQ I L::: ~plungs-SChQltimpu~
Aktivsystem : Schaltgetmbe
1.2
Baustruktur
Fahrzeug
Last
Antrie bseinrichtung Lenkgetriebe
Antriebssystem
Bre nnstoff, Motor, Schaltgetriebe
Schaltgetriebe
Motor
3.1 Passivsystem : Antriebsenergie teilen 3.2 Differentialgetriebe
Verteilung für Rad 1
fürRad2
Aktivsystem : Differentialgetrie be
Differential
Radachse
Fahr zeug steue r ung 4.1 Lenkgetriebe
Lenkrad--=== Ip Lenkeinschlag
Zahnradgetriebe
Aktivsystem: Lenkgetriebe
Bild 7.9. Aufgliederung einer komplexen Funktionseinheit, dem Fahrzeug, das gleichzeitig auch Baueinheit ist, in einfachere Einheiten. Darstellung mit Funktions-Strukturen.
Die einfachste Einheit, hier das Differential, ist beinahe elementar, da sie nur aus den notwendigsten beweglichen und festen Verbindungen besteht. Mit Hilfe der Aktivsysteme" die entweder vorhanden sind oder neu ko~struiert werde~ müssen, werden die in den "Passivsystemen" geforderten Umsetzungen (AufgabensteIlungen) realisiert. Zeile 1: Mit Hilfe der Aktivsysteme "Fahreinrichtung" und "Antriebseinrichtung" wird die Funktion, ein zum Lasten-
transportieren geeignetes Fahrzeug zu entwickeln, verwirklicht. Zeile 2: Steht die Antriebseinrichtung nicht zur Verftigung oder nicht so wie gewünscht, dann wird ein Aktivsystem "Motor" gegebenenfalls mit "Schaitgetriebe" konstruiert, das die Energieumsetzung wie im Passivsystem gewünscht, realisiert. Zeilen 3 und 4: Wenn keine Aktivsysteme zur Energieteilung bzw. Fahrzeugsteuerung vorhanden sind, um die im Passivsystem geforderten Umsetzungen zu realisieren, müssen sie konstruiert werden
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 267
7.4.2.1 Statische Ähnlichkeit (Beispiel: Knicklast der Hauptausführung)
Für einen als Umdrehungskörper ausgebildeten Knickstab mit ausgewölbter Mittellinie (Bild 6A) wird bei Versuchen mit zentrischer Belastung eine Knicklast von F] = 156 N ermittelt. Gesucht wird die Knicklast für einen geometrisch ähnlichen, in den Abmessungen A = 10 mal so großen, aus anderem Material bestehenden Stab (E2 = 2 EI)' der in gleicher Weise abgestützt ist. Die kritische Knicklast der Vergleichsstäbe darf die Proportionalitätsgrenze nicht überschreiten. Zugrunde liegt ein allgemeines Gesetz, z. B. die Bemoullische Gleichung für die Krümmung l/r der beiden geometrisch ähnlichen elastischen Linien
für die Hauptausführung (berechnete Ausführung)
M2 F2 · Y2 =
r2 E2 '!2 E 2 '!2
für das Modell (Ausgangsausführung)
Aus (7.1) und (7.2) ergibt sich
(7.1)
(7.2)
(7.3)
und mit dem Längenmaßstab A, der für die Radien r, die Ausbauchung y und die Längen I gilt, wird mit Gl.(7.3)
A = r2 = Y2 =!J:.. r] y] I]'
(7A)
und die Kraft F2
F2 = F] . A2 • E2 [N]. E]
(7.5)
In GI. (7.5) die Werte der Modellausführung eingesetzt, berechnet sich für die Knicklast der Hauptausführung
(7.5-1)
Schlüsse aus der Ähnlichkeitsgleichung Die Gleichung (7.3) wird mit Hilfe der folgenden Festlegungen anders formuliert. Es ist das Kraftver-
hältnis
F2 K=
F' I
das Elastizitätsmodul-Verhältnis
E2 10=-
E]
(7.6)
(7.7)
Mit den GI. (7A), (7.6) und (7.7) wird GI. (7.5)
K = A2 . E. (7.8)
Danach wächst oder fällt bei elastischen Knickbeanspruchungen von ähnlichen Teilen und gleicher Abstützung das Kraftverhältnis K quadratisch mit den Längenmaßstäben (Länge, Durchmesser, Ausbauchung) und linear mit den Elastizitätsmoduln. Soll eine Größe am Modell und der Hauptausführung gleich sein, z. B. die Knicklast F] = F2 , dann verschwindet der entsprechende Verhältnisfaktor, denn er wird 1, hier
F2 K=-= 1
F] und es ist dann GI. (7.8)
1 10= A2 '
(7.9)
(7.1 0)
GI. (7.10) besagt, daß das Verhältnis der Elastizitätsmoduln sich unter gleicher Knickbelastung (F] = F2)
im Verhältnis der reziprokenquadratischen Maßstabsänderung ändert. Es könnte daher für eine größere Ausführung eventuell Kunststoff statt Stahl verwendet werden. Bleibt der Elastizitätsmodul E (Werkstoff) jedoch gleich, wird
10 = 1,
aus GI. (7.8) erhält man
K=A2•
(7.11)
(7.12)
Das Knicklastverhältnis K der größeren zur kleineren Ausführung steigt mit dem Quadrat der Abmessungsvergrößerung, also mit A2 • Das Knicklastverhältnis K würde bei einer kleineren Hauptausführung (0< A< 1) mit dem Quadrat der Verkleinerung fallen; F2 würde dann quadratisch kleiner werden. Diese Verwendungsart der Modellgesetze ist für das vorausdenkende Entwerfen beim methodischen Konstruieren von großer Bedeutung und sollte insbesondere beim Gestalten der Entwürfe immer zugrunde gelegt werden.
268 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
7.4.2.2 Dynamische Ähnlichkeit (Newton, Fraude, Cauchy)
Es gilt, daß die Bewegungen der Hauptausftihrung und des Modells dynamisch ähnlich verlaufen, wenn beide Vorgänge in allen Teilen sowohl geometrisch wie zeitlich wie auch bezüglich der Kräfte ähnlich sind. Für die drei Grundeinheiten Länge, Kraft, Zeit bestehen die Maßstäbe aus der Festlegung von ').., K
und 1 durch die GIn. (7.4), (7.6) und (7.13):
t2 1= -
t l (7.13)
Diese Maßstäbe sind nicht unabhängig voneinander, sondern erhalten ihre Beziehung jeweils aus den allgemeinen und den in dem entsprechenden Gebiet geltenden Grundbeziehungen. So gilt für die Geschwindigkeit
ds v = dt [m/s] (7.14)
und entsprechend ftir den Geschwindigkeitsmaßstab
v2 ')..
VI 1
ftir die Beschleunigung
d 2s a = - [m/sec2]
dt 2
für den Beschleunigungsmaßstab a2 ')..
ftir die Kraft das Newtonsche Axiom
F= m· a [N]
und mit dem Massenverhältnis
(7.15)
(7.16)
(7.17)
(7.18)
(7.19)
sowie dem Beschleunigungsverhältnis aus GI. (7.17) Newtons allgemeines Ähnlichkeitsgesetz
').. K=1l 2 ·
1
Mit GI. (7.20) erhält man
F2 = m2 . 12 . t1
FI m, I,' t~
und daraus
F2 • t~ F,' t1 F· t 2 --=--=--=KN · m 2 ·12 ml·l, m·l
(7.20)
(7.20-1 )
(7.20-2)
Wird für die Masse das Produkt aus Dichte p und Volumen V gesetzt
m = p' V [Nsec2/m]
mit dem Maßstabsfaktor
Il = P2 . V2 = P2 . ')..3, p, V, p,
(7.21)
(7.22)
dann ergibt sich als Gleichung ftir das Newtonsche allgemeine Ähnlichkeitsgesetz mit GI. (7.19) und GI. (7.21), wobei P2 und p, die Dichten der beiden beschleunigt bewegten Stoffe sind
_ P2 3 ').. _ P2 ')..4 K--')..---·- (7.23)
p, 1 2 p, 1 2 '
Der Faktor ')..4/1 2 in GI. (7.23) kann auch durch GI. (7.15) und das Flächenverhältnis, GI. (7.24)
A -.3. = ')..2 A,
(7.24)
ersetzt werden. Mit GI. (7.23) erhält man dann
(7.23-1)
Aus GI. (7.23-1) und (7.6) ergibt sich mit der unbenannten Zahl a das Gleichungspaar
F2 = a· P2 . v~ . A2;
F, = a· p, . vi, A, (7.23-2)
Auch dies Gleichungspaar stellt Newtons allgemeines Ähnlichkeitsgesetz dar, das lautet:
Unter der Voraussetzung vollkommener dynamischer Ähnlichkeit stehen entsprechende Trägheitskräfte und mit Rücksicht auf den Festwert von K auch alle anderen entsprechenden Kräfte der Hauptausftihrung und des Modells im Verhältnis der Dichten beider Stoffe sowie im Verhältnis entsprechender Flächen und im Verhältnis der Quadrate entsprechender Geschwindigkeiten. Das Newtonsche Modellgesetz wird verwendet, wenn die Trägheitskräfte eine entscheidende Rolle spielen, wie z. B. in der Hydrodynamik reibungsfreier unzusammendrückbarer Flüssigkeiten und bei Antriebsschrauben, deren Oberflächen auf die umgebende Flüssigkeit große Beschleunigungskräfte ausüben. Wirken gleichzeitig auch irdische Schwerekräfte ein, ist Froudes Modellgesetz zu beachten, beim Wirken elastischer Kräfte Hookescher Art Cauchys Modell-
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 269
gesetz und beim Wirken innerer Reibungskräfte zäher Flüssigkeiten Reynolds Modellgesetz.
Froudes Modellgesetz Wenn bei der Hauptausführung und dem Modell irdische Schwerekräfte als beschleunigende Kräfte wirken, so gilt wieder das Newtonsche allgemeine Ähnlichkeitsgesetz, GI. (7.20) und zugleich zur Berücksichtigung der Schwerkräfte die Erdbeschleunigungg
K = m2. g2 = Y2 . V2 = ~ ).} ml gl YI' VI YI '
(7.21-1)
ein Verhältnis, das bei gleicher Fallbeschleunigung g dem Massenverhältnis ~ aus GI. (7.21) entsprechen würde (y spezifisches Gewicht). Dabei ist bekanntlich
y= p' g [N/m3].
Mit GI. (7.23) und (7.21-1) ist
P2 ').} Y2 3 - . - = - . ')..., und daher PI 't 2 YI
Y2/ P2 ')..., YI / PI - -i2 .
Mit GI. (7.21-2) und (7.25-4) erhält man
g2 ')..., gl -'t2
und nach rentwickelt
't=~')...,.gl . g2
(7.21-2)
(7.25-4)
(7.25)
GI. (7.25) gibt an, daß der Zeitmaß stab r nicht frei gewählt werden kann, sondern durch die Wahl von A bestimmt wird. Für entsprechende Geschwindigkeiten ergibt sich mit GI. (7.15)
(7.25-1)
eine Gleichung, die im Falle von P2 . PI im Schiffbau benutzt und als Froudes Modellgesetz bezeichnet wird. Man kann GI. (7.25) wie folgt interpretieren:
Sollen die an der Wasseroberfläche unter der Schwere zustande kommenden Wellensysteme von Hauptausführung und Modell dynamisch ähnlich verlaufen, so müssen sich die Fahrtgeschwindigkeit
V2 des geometrisch ähnlichen großen Schiffs und die Schleppgeschwindigkeit des Modells VI wie die Wurzel aus ihrem Längenverhältnis A verhalten.
Bei maßfreier Darstellung der Modellergebnisse kann aus GI. (7.25-1) Froudes Modellgesetz wie folgt umgeformt werden
V 2 F=
r l'g (7.25-2)
Damit ist Fr die Froudesche Kennzahl, eine unbekannte Zahl.
GI. (7.25-2) besagt: Verlaufen die Bewegungsvorgänge von Hauptausführung und Modell unter der Wirkung der irdischen Schwerekräfte dynamisch ähnlich, so haben (selbst bei Wahl verschiedener Maßsysteme) die bei den Froudesschen Kennzahlen denselben Wert
(7.25-3)
Cauchys Modellgesetz Es wirken Trägheits- und elastische Kräfte, z. B. an Längsschwingungen von Stäben, Körpern und Saiten bei Schwingungen. Zu der GI. (7.23) für Trägheitskräfte kommt noch hinzu die Bedingungsgleichung für elastische Hookesche Kräfte mit der Dehnung 8
F2 82 . E2 . A2 2 K=-= =c·')...,.
Pi 81 'E I 'A I (7.26)
Da die Dehnung (81 = 8z = !!..l! 1) wegen der geforderten geometrischen Ähnlichkeit gleiche Werte hat, fällt sie in GI. (7.26) heraus. Aus den beiden Bedingungsgleichungen (7.23) und (7.26) ergibt sich
P2 A,4 -.- =c'A,2 PI 't 2
nach r entwickelt
mit entsprechenden Größen
t2_12~2 EI ___ _ 0_,
t l I1 PI E2
(7.27)
(7.27-1)
so daß beispielsweise die Schwingungszeiten im gleichen Verhältnis wie die linearen Abmessungen A stehen. Eine doppelt so lange Instrumentensaite der-
270 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
selben Dichte und desselben E-Moduls auch eine doppelt so lange Schwingungsdauer hat. Für die entsprechenden Geschwindigkeiten folgt mit GI. (7.15) und GI. (7.27)
v2 A 1 I PI . E2
VI = 1 =~ ;2. :: = ~ P2 . EI' (7.28)
Das Verhältnis der physikalischen Größen ist dann
v2 VI --=--=C ~E2/P2 ~EI/PI '
(7.28-1)
mit C als einer unbekannten Zahl, der sog. Cauchyschen Kennzahl. Bei gleichen Stoffen (E2 = EI' P2 =
PI) ergäbe sich für die Geschwindigkeiten v2 = VI' Bezogen auf das Beispiel des Stabes bzw. der Saite haben die entsprechenden Teilchen der schwingenden Hauptausführung wohl die gleichen Geschwindigkeiten wie die der Modelle, legen aber wegen der doppelten Länge den doppelten Weg zurück, so daß ihre Schwingungszeit r auch doppelt so lang bleibt. Das wurde oben schon festgestellt. Für Biegungsvorgänge in stabförmigen Körpern gelten die gleichen Modellgesetze. Treten jedoch in diesen Körpern Schiebungsvorgänge Hookescher Art auf, ist der Elastizitätsmodul E durch den Schubmodul G zu ersetzen. So wird z.B. Cauchys Modellgesetz für Eigenschwingungen in Maschinenwellen bei Verwendung verschiedener Stoffe entsprechend GI. (7.27-1) zu
't = A . I P2 . GI ~PI G2
(7.29)
(7.29-1)
7.4.3 Physikalisch-technische Zusammenhänge bei Veränderung der absoluten Längenmaße
In Bild 4.7 ist anschaulich dargestellt, daß kleine und große technische Gebilde, selbst wenn sie maßlich ähnlich sind, doch sehr verschiedene physikalische Eigenschaften haben, worauf auch eingangs hingewiesen wurde. Es sollen im folgenden die physikalischen Ursachen dieses Phänomens erläutert und dem Konstruierenden Hinweise und Hilfen gegeben werden, wie bei großen Abmessungsänderungen zu
verfahren ist. Anschließend werden die Folgen der Abmessungsverhältnisse auf das Massenverhältnis, das Oberflächen-Volumenverhältnis, die Biegesteifigkeit und das Toleranzverhältnis besprochen.
7.4.3.1 Längen-, Rauminhalt- und Massenverhältnis
Am auffallendsten ist die Veränderung der Längen von Teilen, wie sie im Großmaschinenbau, im Maschinenbau, der Feinwerk- und der Mikrotechnik verwendet werden. Das Beispiel des Maschinenelements "Zahnrad" ist besonders aufschlußreich [12], zumal die Funktion der Verzahnung und der Bohrung bis auf den Maßstabsfaktor und die Zähnezahl gleich bleiben, Bild 7.10, Zeile 1. Trotzdem ist mit veränderlicher Größe der Zahnkörper der Räder verschieden.
Aus GI. (7.22)
11 = P2. A3, PI
(7.22)
ist zu entnehmen, daß der Rauminhalt und damit die Masse mit der dritten Potenz der Längenverhältnisse und dem Verhältnis der Dichte wächst. Wenn demnach die Abmessungsverhältnisse der Zahnräder in den Feldern 1.1, 1.2 und 1.3 gleich A3/2 = A2I1 = 8/1 bzw. A3/1 = 64/1 betragen, werden die Massen bei gleichem Werkstoff PI = P2 = P3 um den Faktor 112/1 =
512/1 bzw. 113/1 = 262144/1 größer. Die großen Zahnräder würden bei gleicher Vergrößerung aller Abmessungen nicht nur sehr schwer werden, sondern benötigten häufig auch kostbaren Werkstoff, der bei so großen Abmessungen das Gewicht unnötig stark erhöhen würde. Neben der großen Lagerbelastung würde sich aber ein funktioneller Nachteil besonders unvorteilhaft auswirken. Das polare Flächen-Trägheitsmoment [p wächst mit A 4 und das Massenträgheitsmoment Jp mit A5. Es würde unverhältnismäßig groß werden und daher beim Anfahren und Abbremsen des Getriebes die notwendigen Zahnkräfte bzw. Eingangsmomente stark erhöhen. Es ist Jp für eine runde Scheibe der Breite b und Dichte P
1t 1 =[ 'b'p=-'d 4 'b'p [Nmsec2] (7.30)
p p 32
und das polare Massenträgheitsmomenten-Verhältnis
Jp2 =P2· A5 . (7.31) Jpl PI
Somit betrügen die polaren Massenträgheitsmomenten-Verhältnisse in Bild 7.10 bei gleicher Dichte (Werkstoff) und vollem Querschnitt von Feld 1.2 zu
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 271
Physikolischtechnische GesetzmäOigkeiten
OHr. 1.0 Konstruktive GestollulYJ zur Verminderung der miU3
wachsenden Massen
-' = c\n(Hooptoosf.) d, ( Modell )
1.1
Großmaschinenbau GMB
Maschinenbau MB
2
Feinwerktechnik FWT
Ergebnis
4 1.4
Durchbrochene Form bei großen Abmessungen, volle Form bei kleinen Abmessungen
2.0 2.2 Mz =1:4 2.3 1.4
Dos Oberflöchen- Rouminhollverhöltnis A/V ist bei großen Teilen viel kleiner als bei kleinen
3.0
Dos Oberflächen- Rouminhollverhöllni s ist beim Würfel. beim Zylinder mitdz=h und der Kugel om kleinsten
4.0 Kräfleverhällnis bei gleichem IJJrchbiegeverh., gleiche Blechdicke und verkleinerten Abmessungen
Ez F1 /FI=-E '
I·At.b
3.1
3
4.1
4
).2
~2 0.=12
12
~: = :w = 0.5 für 0.=12
MI = 1:1 4.1
Vq = Vw =123
Aq IVq = 0.708
Aqo 4 2 -=-+-Vqn Oq Cq
ffi'04
. M=I:1 ÄI•b= 1/4 -10-
~i~:~~e;~h6~t-- 5 Snz'I
:_ 920B. . ftM_==3~:1I1m S~ 2= 920 nis (von Zöhnen) . r Z =
TII=ftlm bei gleicher Toleronz- m = 10mm klasse n
f, Im = 3. 2 . 4 .10 -1
Vly Al 10
AI I -'1/1 =1 V, = 0,6 iiiiii
Vq = Vw = 123
Aq IVq = 0,739
Um AIV wie in Feld 2.3 zu hollen. münten die gestr i chel ten Oberflächen gelten
Je mehr die Seiten von derWürtelseite abweichen. umso größer ist A/V
4.3 M)=16:1 4.4
1=0,4
M=1 :1 1,5
S.l
-'I,b = 1116
Kleine Teile sind wegen relativ graner Wandstärken viel steifer als große
5.4
n=9 I --~ Oie relative ~ r ff = 8(14) Flonkenform-
z = 20
f, Im'" 3,2 ·16 . 10 -3
~m abwei chung Vm steigt mit kleinerem Modul
1
ff2 lf l1'" B ml
Bild 7.10. Physikalisch-technische Zusammenhänge und konstruktive Maßnahmen bei der Veränderung der Abmessungen von
Körpern
272 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
1.3 bzw. von Feld 1.1 zu 1.2
Jp2 : Jpl = Jp3 : Jp2 = 85 : 1 = 32768 : 1
und von Feld 1.1 zu 1.3 um
J3 : JI = 645 : 1 = 107,374' 107 : 1.
Entsprechend würde das Anfahrmoment steigen mit
M=J(p [Nm]
um den Faktor
M 2 = J2 . (P2 = P2 . 1..5 . ~ MI JI (PI PI r 2
(7.32)
(7.33)
Bei gleicher Dichte P2 = PI und gleicher Anfahrbeschleunigung(P2 =(Pl wäre das Anfahrmomentenverhältnis
M 2 =1..5
MI (7.34)
d. h. das Anfahrrnoment des größeren Rades A5mal größer als das des verglichenen kleinen Rades. Bei der Vergrößerung von Teilen findet daher meist eine Art "Auflockerung" des kompakten Wirkraumes bei gleichzeitiger Profilierung der verbleibenden Verbindungsstege statt. Für rotierende Teile gilt, daß möglichst viel Werkstoff aus den außenliegenden Zonen entfernt werden muß, damit das polare Massenträgheitsmoment nicht zu hoch wird. Auch im biologischen Bereich bei Tieren und Menschen verursacht die Längenänderung eine entsprechend große Änderung der Gewichts- und Massenverhältnisse. Sie hat einen großen Einfluß auf die Fortbewegungsmöglichkeiten der Lebewesen. Das Gewicht F ist auf der Erde durch die Fallbeschleuni-g gung g und die Masse m vorgegeben,
Fg=g· m. (7.35)
So ist das Gewicht des gleichen Gegenstandes auf massearmen Himmelskörpern kleiner (z. B. auf dem Mond sechsmal kleiner) und auf massereichen größer als auf der Erde (z.B. auf dem Jupiter 2,65 mal größer). Bei gleicher Dichte P ist die Masse dem Volumen proportional
m = p' V [Nsec2/m] (7.21)
und die Dichte P dem spezifischen Gewicht, auf der Erde r
(7.36)
Wird nun das biologische Aufbaumaterial der betrachteten Lebewesen und damit seine Dichte gleichgesetzt, dann wächst ihr Gewicht proportional mit ihrem Volumen (mit der 3. Potenz der Größe), ihre Muskelkraft jedoch nur mit den Muskelquerschnittsflächen (also quadratisch mit der Größe). Daher kann sich ein Elefant schon beim Sturz in eine 1 m tiefe Grube den Fuß brechen, eine Katze dagegen schadlos aus dem zweiten Stock eines Hauses herabspringen und ein Floh mehr als die 500fache Länge seiner Körpergröße weit springen. Diese Gesetzmäßigkeiten sind auch der Grund dafür, daß es auf der Erde (nicht auf einem Planeten mit geringerer Anziehungskraft!) nie Riesen (groß wie im Märchen) hat geben können und übergroße Tiere wie Walfische, zur Gewichtsentlastung, wenn sie Warmblüter waren, sowie zur Kühlung vorwiegend im Wasser leben mußten.
7.4.3.2 Oberflächen-Rauminhaltverhältnis, allgemein
1. Auswirkungen von Abmessungsänderungen bei Maschinen und Lebewesen Die Änderung des Oberflächen-Rauminhaltverhältnisses von Körpern bei Änderung der Abmessungen ist, wie im vorhergehenden Abschnitt erläutert wurde, eine der entscheidenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten, welche die Größe von Menschen, von Tieren, aber auch von Maschinen und deren Teilen bestimmen. Diese Beziehung ergibt die folgenden Proportionalitäten von Längen-, Flächen- und Volumen-Verhältnissen
A -/ 2
V _[3,
und damit
A 2 /V2 = 1 A/VI A'
(7.37)
(7.38)
(7.39)
Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis verändert sich nach GI. (7.39) umgekehrt proportional mit dem Längenverhältnis I.. ähnlicher Körper. Wird berücksichtigt, daß z. B. bei Warmblütern, aber auch bei Kraftmaschinen, die Wärmeerzeugung etwa proportional mit ihrem Körpervolumen zunimmt, die Wärmeabfuhr aber mit der (gleichbeschaffenen) Oberfläche relativ um den Faktor l/A abnimmt, dann ist verständlich, daß sehr große Tiere, z. B. die Wale für ihren Blutkreislauf innerhalb der Schwanzregion
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 273
sogar Kühlflächen besitzen und wiederum sehr kleine Tiere entweder durch dicke Pelze gut geschützt sind, oft aber auch ein Vielfaches ihres Körpergewichts täglich an Nahrung zu sich nehmen müssen, um u. a. die große Wärmeabfuhr auszugleichen. Ein gutes Beispiel fiir den günstigeren Wärmehaushalt in arktischen Regionen bei vergrößerten Körpermaßen (großes Volumen bei relativ kleinerer Oberfläche) geben die Moschusochsen ab [6]. Sie, die nicht von Rindern, sondern von Ziegen abstammen, haben trotzdem die Körpergröße von Rindern erreicht und sind mit bis zu 1,5 m Höhe und 2,5 m Länge fiir das Leben in den arktischen Zonen bestens ausgestattet. Bei anderen Tieren gilt das gleiche Prinzip: je weiter nördlich Exemplare der gleichen Art leben, um so größer werden sie. Die größten Hirsche z. B. sind die Alaska-Riesenelche, die mächtigsten unter den Bären die Eis- und Kodiakbären. Für Objekte, die sich beim Fliegen mit Tragflächen halten, gilt, daß zur Gewichtserleichterung die Dichte möglichst gering sein sollte (GI. (7.21)), und bei etwa gleicher Fluggeschwindigkeit und gleichen Auftriebsprofilen die Tragfläche proportional mit dem Gewicht steigen muß. Daher spricht sowohl das Oberflächen-Rauminhalt- bzw. -Gewichtsverhältnis als auch das Längen-Rauminhalt- bzw. -Gewichtsverhältnis eine Rolle. Im Mittelalter und Altertum versuchten die "Flugpioniere" stets die Flügelgröße, den Vögeln nachbildend, nur proportional mit den Abmessungen zu vergrößern, also weniger als es der Gewichtszunahme entsprach, so daß es ihnen nie gelang, wenigstens das Gleiten eines Drachenfluges zu erreichen. Dabei war die bei Vögeln verringerte "Materialdichte" (luftgefiillte, leichte Knochen) gar nicht berücksichtigt. Die anschaulichen Beispiele aus dem biologischen Bereich erleichtern es nun sehr, die Nutzanwendung auf Apparate, Maschinen und Gerät zu ziehen. In Feld 2.3 des Bildes 7.10 ist ein Würfel gezeichnet, der eine Kantenlänge von 1 = 10 mm haben möge. Sein Oberflächen-Rauminhaltverhältnis ist A/V1 = 0,6 [l/mm]. Wird seine Seite z.B. um den Faktor 12/1
= 4 vergrößert, so beträgt A 2IV2 = 0,15 [l/mm] (Feld 2.2) und wenn er um den Faktor 13/1 = 16 vergrößert wird, ist AiV3 = 0,0375 [l/mm]. Die Verkleinerung dieses Verhältnisses entspricht AIV = 6/1. Soll das Oberflächen-Rauminhalt-Verhältnis so groß bleiben wie beim kleinen Würfel in Feld 2.3, dann müßte in den Feldern 2.2 und 2.1 die Oberfläche des gestrichelt gezeichneten Würfels zum ausgezogenen Würfel gehören. Hier wird anschaulich sichtbar, welcher
Verlust an Oberfläche, bezogen auf den Rauminhalt, bei der Vergrößerung von Teilen entsteht. Ein Beispiel mit extremen Abmessungsänderungen möge das veranschaulichen. Die Sonne (ebenso alle großen Sterne) dichtet ihre Wärmeenergie bzgI. der Strahlung besser vom Weltraum ab, als eine vollkommen wärmeundurchlässige Thermosflasche das tun würde, auch wenn die Flasche nur eine Abstrahloberfläche eines Loches von 3,2' 10-6 [mm2] = 3,2 [11m2], also 3,2 millionstel mm2 hätte. Nachweis:
A Sonne = 4· 1t . 6962 . 1018 mm2
VSonne 4 . 1t . 6963 . 1027 mm3 3
3 ----:-:- = 4310· 10-12 [l/mm] (7.40) 0,696 . 1012 '
AÖffnung 3,2327' 10-6 ------"- = = 4 310 . 10-12 [l/mm]. VFlasche 0,75 . 106 '
(7.41 )
Das Längenverhältnis des Sonnenhalbmessers von rs = 696· 10 9 mm zu einem Radius rk, dessen zugehörige Kugel das Volumen Vk = 750 cm3 = 0,75 . 106
mm3 der Thermosflasche hat
r K = 3 10,75' 106. _3_ = 56,3626 mm (7.42) -:...J 4· 1t
ist
r 696· 109
J.. = ~ = = 12 348618 . 109 rK 56,36258' .
(7.42)
Der Faktor des Oberflächen-Rauminhalt-Verhältnisses der Sonne und der verglichenen Kugel mit 0,75 Liter Inhalt ist nach GI. (7.39)
AslVs 1 -- - - - --:--::-:-:-:-~---:-:--;;-
AKIVK A. 12,348618' 109
= 0,809807 . 10-10 (7.44)
Um diesen Faktor müßte die Oberfläche der Kugel (Thermosflasche) verkleinert werden, um das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis der Sonne und damit ihre "Wärmeabdichtungsfähigkeit" zu erreichen. Wenn man das tut, ergibt sich die Zahl 3,23276 . 10-6
mm2, die in GI. (7.41) als hypothetische Flaschenöffnung angenommen wurde. Der Vergleich bezieht sich nur auf das abstrahlende Flächenverhältnis, berücksichtigt aber nicht, daß die abgestrahlte Wärmemenge zusätzlich mit der 3. Potenz der absoluten
274 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Temperatur steigt und Konvektionswärmeverluste vorliegen. Diese Gesetzmäßigkeit ist auch in Zeile 2 des Bildes 7.10 dargestellt. In der Regel liegt bei Maschinen nicht das Problem bei der Wärmespeicherung oder Wärmeundurchlässigkeit wie bei Kühlanlagen, sondern in der Wärmeabfuhr. Daher gilt flir Wärmedämmung und Wärmeabfuhr: Die relative Größe der Oberfläche ändert sich mit dem Verhältnis 1/ It und die Wärmedämmung steigt bei Kühlschränken, Kühltruhen, Kühlräumen usw. bei gleichen Isolierwänden proportional mit der Vergrößerung A.. Die Kühlungsmöglichkeit von warmen Maschinenteilen, Gehäusen usw. über ihre Oberflächen wird dagegen proportional mit der Vergrößerung um den Faktor It kleiner. In Bild 7.11 sind die wichtigsten Gleichungen übersichtlich zusammengefaßt.
2. Auswirkungen von Abmessungsänderungen auf Einzelteile Der technische Unterschied von Einzelteilen des Großmaschinenbaus, des Maschinenbaus und der Feinwerktechnik besteht nicht allein in der verschiedenen Größe der Abmessungen, sondern beruht zu einem großen Teil auf den dargestellten Gesetzmäßigkeiten sowie deren direkten und indirekten Folgen. So zieht z. B. die Änderung aller Abmessungen von Teilen folgende aufgeführten Eigenschaften nach sich:
Direkte Einflüsse:
1. Die Oberfläche A ändert sich mit dem Quadrat des Längenverhältnisses der Hauptausführung (Index 2) zur verglichenen Ausgangsausführung, dem Modell (Index 1). Ist die verglichene Hauptausführung größer, wird die Oberfläche quadratisch größer, ist sie kleiner, wird sie quadratisch kleiner. Es ist.
A --.-l:='),}. AI
(7.24)
2. Der Rauminhalt ändert sich mit der 3. Potenz des Längenverhältnisses
v ~='),} V ' I
(7.45)
3. das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV ändert sich mit dem reziproken Wert von It
A2IV2 1 A/VI 'A.
(7.39)
Indirekte Einflüsse
4. Die Umfangsgeschwindigkeit v von rotierenden Teilen wird bei Längenveränderungen proportional mit dem Radiusverhältnis It kleiner bzw. größer, ebenso mit dem Zeitverhältnis r (Drehzahl). Werden beide um denselben Faktor verändert bleibt das Verhältnis gleich, wenn gilt
v2 rz · (02 'A (7.46)
5. Die maximal auftretende Spannung bei Belastung von Querschnitten, z. B. durch Druck; Zug, durch Biegung ist
F M F·l a=- bzw. a'= - =--
A W W· (7.47; 7.46-1)
Das Spannungsverhältnis bei gleicher Veränderung aller Querschnittsgrößen, bei Biegung einschließlich der Spannweite I, wird proportional mit dem Kraftverhältnis /(und umgekehrt proportional mit dem Quadrat des Längenverhältnisses It geändert, wie GI. (7.48 und 7.48-1) zeigen
a2 F2 ·AI K -=--=- (7.48) al FI . A2 'A2
a; F2 · 12 . ßJ K
a~ FI .11 . W2 'A2 • (7.48-1 )
6. Die Masse m wird bei gleicher Dichte P mit der 3. Potenz des Längenverhältnisses verändert. Wenn 'A > 1 ist, wird sie größer, wenn 'A < 1 ist, wird sie kleiner. Bei veränderlicher Dichte P ändert deren Verhältnis das Massenverhältnis proportional,
m 2 P2· Vz P2 1l=-=--=-'A3•
m l PI· Y] PI (7.22)
Das Gewicht Fg hängt von der Masse mund Fallbeschleunigung g bzw. von der Dichte p, der Fallbeschleunigung g und der 3. Potenz des Längenverhältnisses 'A ab. Demgemäß ist das Gewichtsverhältnis ~2/~1
~2 = m2 . g2 = P2 . V2 . g2 = P2 . g2 . ').}. (7.49) ~I ml· gl PI· Y] . gl PI· gl
7. Das Flächenträgheitsmoment I (polares und äquatoriales) wird mit der 4. Potenz des Längenverhältnisses, das Massenträgheitsmoment J mit der 5. Potenz und dem Dichteverhältnis kleiner. Zum
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 275
Grundgrörlen 7.4 Def. A ;.!..L ;.!1..
I1 rl
7. 6 K ; .!i F I
7.7 E ; IL EI
GI. Nr. Ausgangsgleichung
7.14 v= ~~
716 Q= ~ . df 2
[ m/sec]
[m/sec Z]
7.18 Fctyn=m.Q [N]
7.21 m=p·Y
Fg ; Y' Y [N]
7.27-1 t=l{PiE [sec]
t= I {PiG [sec]
A/Y=6/d [11m]
az = F I A
aB = M/W [Nimm 1]
W=lm'v 1 [Nm] 2
= F· s [Nm]
tz T = t-;-
mz ,u = lii1
7.13
7.19
Modellgleichung GI. Nr.
Vz _ A 7. 15 v;- - T 7.46
7.17
7. 20
7.22
7.27
7. 29
7.45
7.24
aZ K a,=-:V
P = F· v [Nm/sec] .!l = I(.:i PI T
Ab gel e i t e te G röf) e n
Gi.Nr. Ausgangsgleichung
7.21 P = J!L Y
y;~;~p[JLl Y m m1
Fstot ; <5. E . A [N]
v; ~; _1_ [m/sec] t VP7f
Ip ; 3~ d4 (Kreis) [m4]
7.32 M ; J . ~ (Anfahrmomentl
7.50
7.52 v·1 ---v- = Re
7.54-2
7.74
7.56-1
7. 54-1
[ N]
(Reynolds)
(Kugel)
(Zylinder dzh=h)
(Würfel)
(Kugel)
7.72-1 Azh = 3;rr d;h (Zylinder)
7.55-3 Aw= 60;' (Würfel)
Modellglei chung
Pz f.l 7J; = Al
Yz I(g
y;- =-:Al Pz A4
K N = - - {Newtonl PI TZ
Kstot=E;tZ {Hookel
GI.Nr.
7.23
7.26
_VZ_ ; _VI_ ; C (Couchy) 7.28-1 'lEzlPz' n;7P;'
~; ;t4 I pi
~ ; !J... A5 = f.l . AZ Jpl PI
7.31
Mz pz A6 AZ
~; 7J;Tf=f.l·TZ 7.33
/( = 1/z Al 1/, T
7.51
7.53
7.89
7.89
7.89
7.54
7.80
7.71
Bild 7.11. Zusammenfassung wichtiger Gleichungen aus der Ähnlichkeitstheorie mit Angabe der Gleichungs-Nr. im Text
Beispiel gilt für den Kreisquerschnitt:
I p2 di/32 4 I a2 di/64 -=--=A' -=--=').} Ipl dj/32 ' lai dj/64
(7.49)
J p2 = P2' b2 . I p2 = P2. A5.
J pl PI·bl I pl PI (7.31 )
8. Die Tragkraft von Fluidlagern ist abhängig von der dynamischen Viskosität 1] des Schmiermittels, der Relativgeschwindigkeit v, der Auflagefläche b . d, dem relativen Lagerspiel VI und dem minimalen
Spalt h min' Es ist
1]·v'b'd F=---
VI' hmin (7.50)
und bei konstantem hmin - auch das relative Lagerspiel
D-d VI=-
D
soll hier bei Abmessungsveränderungen konstant bleiben -
276 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
ist das Kraftverhältnis K
_ 1b . V 2 2 _ 172 . /.} K---'A ---
17 I . VI 17 I . 1: (7.51 )
Die Tragkraft verkleinert bzw. vergrößert sich bei gleicher Viskosität 172 = 171 der Schmiermittel und gleicher Drehzahl ~ = wI , wobei gilt
K = 172 . r2 ' W 2 . 1..2 = r2 . 1..2 = 1..3
171 rl ' WI rl (7.51-1)
nach GI. (7.51-1) mit der 3. Potenz der Verkleinerung bzw. Vergrößerung. Bei gleicher Umfangsgeschwindigkeit v2 = VI und Viskosität 172 = 171 ist
(7.52)
ändert sich das Tragkraftverhältnis dagegen quadratisch mit der Abmessungsveränderung A. Ist I.. > 1, wird es größer, ist I.. < I, wird es kleiner.
9. Wirken bei einem Strömungsvorgang die inneren Reibungskräfte zäher Flüssigkeiten, fUr welche Zusammendrückbarkeit nicht in Frage kommt, gilt Reynolds Modellgesetz. Das Verhältnis der Geschwindigkeit V mal der betrachteten Länge I zu der kinematischen Zähigkeit vergibt eine Konstante, die Reynoldsche Zahl Re
V ·1 -=Re.
v
Als Verhältnisse ausgedrückt
v2 . 12 VI' II
Mit v2 = VI wird
v2 _ II _ 1 V;--G-~'
mit v2 = VI wird
12 v2 -=-= I.. II VI
(7.52)
(7.52-1)
(7.53-1)
(7.53-2)
Nach GI. (7.53-1) ist unmittelbar zu erkennen, daß sich z. B. entsprechende Geschwindigkeiten vzivi
bei Wahl gleichzäher Flüssigkeiten bei HauptausfUhrung und Modell umgekehrt proportional verhalten wie entsprechende Abmessungsverhältnisse 1.., bei gleichen Geschwindigkeiten nach GI. (7.53-2) die Abmessungen gleich wie die Zähigkeiten v2/vl'
Folgerungen aus den Feststellungen nach 1 bis 9:
Aus 1: Für Oberflächen oder Beschichtungen wird bei kleinen Teilen absolut viel weniger Beschichtungsmaterial und viel weniger Zeit zur Bearbeitung benötigt als bei großen (A2mal).
Aus 2: Die Bauweise ist bei kleinen Teilen viel raumsparender als bei großen. Eine lineare Verkleinerung auf die Hälfte erlaubt theoretisch statt einer, acht Einheiten unterzubringen.
Aus 3: Bei Verkleinerung aller Außenabmessungen um I.. verbessert sich proportional die Abkühlung je Rauminhalt z.B. von Lagern, Reibflächen, Leuchten, Widerständen, Spulen, Verbrennungsräumen, von Motoren und Turbinen, von glühenden oder zu härtenden Teilen. Der thermische Wirkungsgrad von Verbrennungsräumen wird schlechter, ebenso die Wärmeabdichtung von Kühlräumen und Kühlkammern. Ein kleiner Kühlschrank oder eine kleine Kühltruhe benötigt pro Kühlraum relativ mehr Energie als eine große bei gleichguter Wärmeabdämmung.
Aus 4: Da unter anderem die Umfangsgeschwindigkeit die Drehzahl von Lagern nach oben begrenzt, kann die Umdrehungszahl bei Verkleinerung des Radius' entsprechend erhöht werden, wenn nach GI. (7.46) nur das Produkt V = W· r konstant bleibt. So ist es z. B. möglich, daß bei Dentalturbinen Umdrehungszahlen von n 2': 200000 bei Wälzlagern und bis zu 300 000 bei sprühflüssigkeitsgeschmierten "Gleitlagern" erreicht wurden. Linear erhöhte Drehzahlen und damit eine quadratische Leistungserhöhung ist bei Elektromotoren möglich.
Aus 5: Der Verkleinerung der Tragkraft kann durch Profilierungsmaßnahmen sowie durch hochwertigeren Werkstoff entgegengewirkt werden, wie das z. B. in den Bildern 6.5 bis 6.9 gezeigt wird. Weitere, noch wenig beachtete Maßnahmen gegen die Tragkraftverringerung werden im folgenden Abschnitt besprochen. Sie sind in Zeile 4 von Bild 7.1 0 beschrieben.
Aus 6: Die Verringerung der Masse, z.B. durch Abmessungsverkleinerung, ist fUr viele dynamische Vorgänge von ausschlaggebender Bedeutung. Aus den Gleichungen
It (7.20), (7.17)
ist zu entnehmen, daß bei Beschleunigung das Massenverhältnis 11 proportional in das Kraftverhält-
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 277
nis K eingeht. Die Masse verringert sich bei konstanter Dichte mit der 3. Potenz der Verkleinerung, GI. (7.22). Die Folge ist, daß auch die Beschleunigung, GI. (7.20) um A3 erhöht werden kann, da bei konstantem Kraftverhältnis K das Produkt
A-II . 2 = konstant
r
gleich bleiben muß. Halb so kleine Teile in allen Abmessungen können mit gleicher Kraft linear achtmal höher beschleunigt werden als die Ausgangsteile.
Aus 7: Betrachtet man das Massenträgheitsmoment I p ' dann können halb so kleine Teile nach GI. (7.31) mit dem gleichen Antriebsmoment 25 = 32mal so hoch beschleunigt werden. Daher ist es bei feinwerktechnischen Teilen möglich, sehr kurzzeitige StartStop-Vorgänge auszuführen. So konnte seinerzeit, als noch die meisten Funktionen mechanisch realisiert wurden, der schnellste Lochstreifenleser StartStop-Vorgänge in einer 1/200 Sekunde ausführen. Genau das Gegenteil ist der Fall, wenn die Teile groß werden. So können die großen Braunkohlenbagger mit ihren schweren Auslegern und Erdfräsern nur im Zeitlupentempo geschwenkt werden und die ehemals riesenhaften Dinosaurier, entgegen den Darstellungen in manchen Monsterfilmen, sich nur relativ langsam in Bewegung gesetzt haben. Ähnliches gilt auch fur die Gewichtsverminderung oder -erhöhung, nach GI. (7.21-1;7.25-1). Dort tritt die Schwerebeschleunigung noch hinzu. Jeder, der die Astronauten bei den Gehübungen auf dem Mond beobachten konnte, hat bemerkt, in welch "irdischem" Mißverhältnis Masse und Gewicht standen. Die von ihnen erzeugten Vertikalkräfte waren alle viel zu groß. Daher schnellten die Körper stets zu hoch nach oben. Die Boden-Reibungskraft war wegen des geringen Gewichts viel zu klein und infolgedessen die Horizontalbewegung viel zu langsam. Die Bewegungen waren so ähnlich, als wollten die Astronauten am Meeresgrund oder in einem wassergefüllten Becken schnell laufen.
7.4.3.3 Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis von Quader, Zylinder und Kugel
1. Bei gleichen Maß größen für die Vergleichskörper Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV läßt sich nicht allein durch die proportionale Verkleinerung der Bestimmungsmaße des Körpers vergrößern [12],
sondern auch durch deren Abweichung von den Werten des minimalen Verhältnisses, also beim Quader durch Abweichung von den Würfelmaßen (Bild 7.10, Zeile 3), beim Zylinder durch Abweichung von der Gleichheit des Durchmessers und der Höhe (dz '1= hz).
Allein bei der Kugel geht das nicht. Bei ihr liegt auf den Durchmesser bezogen immer das gleiche Verhältnis vor, absolut jedoch nicht, wie am Vergleich der Sonne und der Thermosflasche, bzw. der Sonne und einer Kugel mit dem Rauminhalt einer Thermosflasche, gezeigt wurde. Es ist für die Kugel unter Berücksichtigung ihrer Oberfläche Ak und ihrem Rauminhalt Vk
Ak = 7rd~ (7.54-1)
7r V, =-' d 3 (7.54-2) k 6 k
Ak 6 -::::::- (7.54) Vk dk
Das Verhältnis AkIVk ist zwar bei der Kugel immer minimal, aber abhängig vom Durchmesser und der Einheit, die man wählt, z. B. mm, cm, m, km usw., sehr verschieden. Die Einheit wird daher auch nicht angegeben. Die zum Rauminhalt relativ größere Oberfläche am Quader, abhängig von der Abweichung der einzelnen Flächen vom Quadrat, läßt sich in den drei Feldern des Bildes 7.l0, Zeile 3 sehr gut erkennen. Während das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis beim Würfel im dargestellten Fall AwIVw = 0,5 ist (Feld 3.1), wird es in Feld 3.2 mit einer quadratischen Grundfläche A/Vq = 0,708 und in Feld 3.3 mit drei verschiedenen Rechteckflächen 0,739. Der Rauminhalt wurde für diesen Vergleich konstant gehalten, nämlich so groß wie der eines Würfels mit der Seitenlänge a w = 12. Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis ist beim Quader
A q 2(aq • bq + aq • cq + bq . cq) 2 2 2 -= =-+-+-Vq aq . bq . cq aq bq cq
(7.55)
Um die Abmessungsverhältnisse für das minimale A/Vq-Verhältnis bei konstantem Volumen zu finden, ist es zunächst einfacher für den Quader eine quadratische Grundfläche anzunehmen. Es ist daher
(7.56)
(7.56-1)
(7.57)
278 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Aqa = 2a~ + 4aqcq
und
(7.55-1)
(7.55-2)
für Quader mit quadratischer Grundfläche ergibt sich
Aqa 4 2 -=-+Vqa aq cq
Mit GI. (7.56) erhält man für cq
und mit GI. (6.58)
A qa 4 2a~ 4 2a~ -=-+-=-+-3 . Vqa aq Vw aq a w
GI. (7.60) nach aq differenziert ergibt
d(Aaq/~a) 1 4aq ---"--'-=-4-+4 -=0
daq a~ Vw
(7.58)
(7.59)
(7.60)
(7.61)
und damit für das minimale Oberflächen-Rauminhaltverhältnis
aq=~=aw.
Mit GI. (7.59) und Vw = a~ ist
a~ cq =2 =aw
aw
(7.62)
(7.63)
und daher der Würfel der Quader mit dem kleinsten Oberflächen-Rauminhaltverhältnis. Ob fur eine minimale Oberfläche GI. (7.57) tatsächlich angenommen werden kann, läßt sich feststellen, wenn bei gleicher Grundfläche Ag = K
Ag = aq . bq = K (konstant) (7.64)
das günstigste Verhältnis auftritt. Erst wenn beim Umfang, die Summe aq + bq , ein Minimum erreicht, wird die Mantelfläche AM am kleinsten.
Es ist
(7.65)
und mit GI. (7.64)
U= 2(aq + ~). (7.66)
dU 2K -=2--2-. daq a q
Durch Nullsetzen von GI. (7.67) wird
a=YK q
und mit GI. (7.64)
b =YK=a q q
(7.67)
(7.68)
(7.69)
und daher fur den kleinsten Umfang der rechteckigen Grundfläche AG das Quadrat bestimmt, wie in GI. (7.57) angenommen. Daher ist der Schluß, daß der Würfel das kleinste Oberflächen-Rauminhaltsverhältnis hat, richtig.
Mit
(7.70)
wird für den Würfel
(7.55-3)
und mit GI. (7.56-1)
A w 6a~ 6 - ------
Vw a~ aw (7.71)
Ähnlich verhält es sich mit dem Zylinder, siehe Bild 7.12. Es ist die Zylinderoberfläche Az und sein Volumen~.
A = 7r . d . (dz + h) z z 2
TC V =_. d 2 • h
z 4 z
(7.72)
(7.73)
(7.74)
(7.75)
Wird ein gleichbleibender Rauminhalt Vzh ' z. B. der bei einer dem zum Durchmesser gleichen Zylinderhöhe zugrundegelegt, dann ist mit GI. (7.73, 7.74)
(7.76)
und daher die Höhe
(7.76-1 )
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 279
2
Gleiche Maße dk = dzh = hw
Ak = nd~"'3,142d~
Vk = 6 d~ "'0,524 d~ Ak _ 6 Y;-d;""
1 ~= n·1dk = ~:::0524 Aw 6aw 6 '
Gleiches Volumen Vk = Vzh = Vw
Ak = nd~ =V36n' a~"'4,836a~ Vk = -.ZI d~ = a~ i ~'" 4,836
6 Vk Ow
3
~ = ~ a~ = W ::: 0806 Aw 6o~ 6'
Bild 7.12. Das kleinste Verhältnis der Oberfläche A zum Rauminhalt V tritt bei der Kugel auf, beim durchmesserhohen Zylinder und beim Würfel
Teilbild 1: Gleiche Längenmaße dk = dzh = a w fiir Kugel, Zylinder und Würfel, jedoch verschiedene Oberflächen und Rauminhalte. Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV ist gleich, wenn dk=dz=aw ist (AIV=6/dk=6/dzh =6/a w)' Da die Rauminhalte von Würfel, Zylinder und Kugel kleiner werden, ist damit AIV absolut kleiner.
und mit Gi. (7.75)
A z 4 2d~ -=-+-3-' Vz dz d zh
Differenziert
d(AzIV;) 4 4 --"--"-=--+-·d
d(dz) d~ d~h z
und Null gesetzt, ergibt sich
dz = dzh = h
(7.77)
(7.78)
(7.79)
Aw = 6 o~
Vw = o~ = 1· o~
Aw 6 v:;=a;; Aw = Aw
Aw = 6 o~ 3 Aw 6
Vw = Qw i Vw = G.'
~=1 Aw
Teilbild 2: Gleiche Rauminhalte Vk = V;h = Vw fiir Kugel, Zylinder und Würfel. Die Oberfläche der Kugel A k wird etwa 0,806mal kleiner (AJAw = 0,806), die des Zylinders etwa 0,923mal kleiner (A zh/Aw = 0,923) als die des Würfels. Die Kugel hat das kleinste, der Zylinder das zweitkleinste und der Würfel nur das drittkleinste Oberflächen-Rauminhaltverhältnis der bekannten Körper
Mit den Verhältnissen aus Gi. (7.75) wird beim "durchmesserhohen" Zylinder, also dem, dessen Durchmesser gleich seiner Höhe ist, das kleinste Oberflächen-Rauminhaltverhältnis erzielt. Es ist
. A zh 6 mm-=-.
Vzh dzh (7.80)
Diese Zusammenhänge sind in Bild 7.12, Teilbild I ausführlich dargestellt. Wird das OberflächenRauminhaltverhältnis für die Kugel (Gi. (7.54) für den durchmesserhohen Zylinder, Gi. (7.80), und für
280 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
den Würfel, GI. (7.71) gegenübergestellt, dann wirkt es etwas irreführend, daß alle Verhältnisse gleich sind, also 6 durch das Durchmesser- bzw. Seitenrnaß, zumal jeder erwartet, fUr die Kugel kleinste, für den Zylinder kleinere Werte als für den Würfel zu erhalten. Die Erklärung liegt darin, daß die Rauminhalte der drei Körper bei gleichen Längenmaßen
(7.81)
verschieden sind, nämlich
(7.82)
Diese Rauminhalte (Bild 7.12, Zeile 1) verhalten sich wie
TC TC ir 4: 1 '" 0,524 : 0,785 : 1. (7.83)
Für die jeweiligen Rauminhalte bei gleichen Längenmaßen dk=dzh=a w ist das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei Kugel, durchmesserhohem Zylinder und Würfel gleich und hat den möglichen Mindestwert. Für Quader mit quadratischer Grundfläche und Zylinder gilt sogar, daß AIV gleich ist (natürlich nicht mehr minimal), wenn paarweise Grundflächenseite und Zylinderdurchmesser gleich sind (ag = dz ) und die beiden Höhen (cg = h), wie in Bild 7.13, Teilbild 1, obere Kurve, zu sehen ist.
2. Bei gleichgroßen Rauminhalten der Vergleichskörper Anders ist dies Verhältnis, wenn für die Kugel, den durchmesserhohen Zylinder und den Würfel gleiche Rauminhalte V gewählt werden (Bild 7.12, Teilbild 2). Dann wird
(7.84)
wobei sich die Körpermaße ändern. Es ist
(7.85)
Aus GI. (7.56-1, 7.74, 7.54-2) ergibt sich für die Rauminhalte von Würfel, durchmesserhohem Zylinder und Kugel
(7.86)
und daraus
d = 3 ~. a '" 1 241 . a k \J;r' w' w
(7.87-1)
bzw.
d zh = ~:. a w '" 1,084' a w (7.87-2)
Die Verhältnisse der Durchmesser bzw. Seiten von rauminhaltgleichen Kugeln, durchmesserhohen Zylindern und Würfeln sind (Bild 7.12 unten) daher
d k : dzh : aw =~:~: 1 '" 1,241 : 1,084: 1
(7.88)
Die mit den GI. (7.54) (7.80) und (7.71) errechneten Oberflächen-Rauminhaltverhältnisse von Kugeln, durchmesserhohen Zylindern und Würfeln - sie entsprechen den Oberflächenverhältnissen, da die Volumina gleich sind - sind umgekehrt proportional wie die Durchmesser bzw. Seiten, nämlich
A k A A , (n , In - : ~ : ~ = ~-6 : ~-;4:( : 1 '" 0,806 : 0,923 : 1 Vk V;h Vw
(7.89)
bei
(7.89-1)
Somit ist in der Tat das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis der Kugel am kleinsten, etwa 80 %, das vom durchmesserhohen Zylinder etwas größer, etwa 92%, und das des Würfels am größten, 100%, bei gleichem Rauminhalten der drei Körper (Bild 7.12, Teilbild 2).
7.4.3.4 Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei veränderlichen Körpermaßen von Quader, Zylinder und Kugel
1. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis A/V, abhängig von den Körpermaßen, konstanten Rauminhalten oder Oberflächen bei Quader und Zylinder Für technische Anwendungen ist es von besonderem Interesse festzustellen, wie sich das OberflächenRauminhaltverhältnis bei Änderung ihrer Abmessungen, z. B. der Seitenlängen am Quader (Bild 7.10, Zeile 3) ändert. Betrachtet werden der Quader mit quadratischer Grundfläche und der Zylinder. Der Vergleich und die Diagramme für das OberflächenRauminhaltverhältnis, abhängig von den Körpermaßen, werden für folgende Fälle dargestellt (Bild 7.l3,7.14)
1. Verhältnis AIV abhängig von Seitenlänge bzw. Durchmesser bezogen auf das Würfel-Volumen
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 281
bzw. das Volumen des durchmesserhohen Zylinders.
(7.90)
mit den Festlegungen
(7.91)
(7.92)
2. Verhältnis AIV beim Zylinder bezogen auf das Würfel-Volumen.
(7.90)
(7.93)
3. Verhältnis AIV bezogen auf die konstante Oberfläche des Würfels bzw. des durchmesserhohen Zylinders.
A v= f(a g , d z ) (7.90)
(7.91 )
(7.94)
4. Verhältnis AIV beim Zylinder, bezogen auf die Würfel-Oberfläche.
Az v= f(d z ) z
2. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV bei konstanten Rauminhalten
(7.90)
(7.95)
Falll: AIV abhängig von den Körpermaßen ag = dz
und jeweils gleichbleibenden Rauminhalten Vg = Vw ;
Vz = Vzh (Bild 7.13). In GI. (7.60) wird das Oberflächen-Raumverhältnis A gaIVga eines Quaders mit quadratischer Grundfläche Ag = a ~, abhängig von der Grundflächenseite a g , dargestellt. Die Grundbedingung ist, daß der Rauminhalt Vg immer dem eines festgelegten Wür-
fels Vw gleicht. Es ist mit GI. (7.55-2) (7.57) und (7.56-1)
V, -a2 C -v -a3 aq -, q. q - w - w
und damit
a~ Cq =-2 .
a g
(7.96)
(7.59)
Das Oberflächen-Raumverhältnis nach GI. (7.60) entspricht diesen Bedingungen schon. Es ist
(7.60)
Die gleichen Überlegungen gelten dem Zylinder, nur ist hier die Grundbedingung die, daß sein Rauminhalt Vz dem eines festgelegten, durchmesserhohen Zylinders Vzh gleicht. Mit den GI. (7.73) und (7.74) ergibt sich
n n Vz = 4d~ . h = Vzh = 4' d~h·
und daraus, wie schon ermittelt
d~h h=-
d~
(7.97)
(7.76)
und wie ebenfalls schon abgeleitet, das Verhältnis
A z 2d~ 4 -=-+-Vz d~h d z
(7.77)
Da vorausgesetzt wurde, daß die Körpermaße aq und dz gleich sein sollen
(7.98)
damit aber auch die Sonderfälle von Würfel und durchmesserhohem Zylinder
(7.99)
sind einerseits die Gleichungen (7.59) und (7.76-1) andererseits die GI. (7.60) und (7.77) identisch. Das heißt:
Das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis von Quader mit quadratischer Grundfläche und Zylinder sowie deren beider Höhe (ag, dz) ist für alle Werte aq = dz
gleich, wenn der Rauminhalt des Quaders einem Würfel und der des Zylinders einem durchmesserhohem Zylinder entspricht, welche die gleichen Körpermaße haben, GI. (7.99).
Die Rauminhalte selber sind aber nach GI. (7.83) unter Einschluß der Kugel zwischen Quader und
282 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
d, =t
Aq uq=t
Vq 40
1/Einheit 35
30
25
20
15
10
dk = 1
0
Voluminu V konstant
C -~ q - U 2 q
h, = 4 Vzh nd~
hz =11,46
Cq = 9
Vq = Vw j V, = V'h Quader und Zylinder für dk = dz= uq=l
~--'--?YCq = 0,11
h,= 0,14
dz=3
Einheit
o 1/3 1 4
aq = dz
oben ~ = 2u~ + ~ i ~ = ~ für Cq = h, Vq u3w uq Vz Vq Uw = d'h
Az nd; 4 unten - + - für Vz =Vw
V, 2u~ dz
GI. ( 7.60 )
GI.(7.1011
Bild 7.13. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis A/V, bezogen auf den jeweiligen Rauminhalt für das kleinste Verhältnis AIV.
Obere Kurve: Durchmesser und Seitenlängen sind gleich, kleinste Rauminhalte verschieden. Wenn die Grundflächenlängen und -höhen gleich sind (dk=dz=a w ; hz=cq , siehe auch Bild 7.12, Teilbild 1) Untere Kurve: Rauminhalte der Rotationskörper sind gleich dem des Würfels, V= 1 (Bild 7.12 Teilbild 2). Für gleichen Rauminhalt und gleiches Bezugsmaß d z = aq ist die Körperhöhe hz für Zylinder größer als für Quader cq . Für die Kugel ist das minimale Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV kleiner als das des Zylinders (d zh = hz) und dessen Verhältnis kleiner als das des Würfels
Zylinder nicht gleich. Den Kurvenverlauf zeigt Bild 7.13, obere Kurve. Die daraus zu ziehende Folgerung ist, daß wenn ein Quader mit quadratischer Grundfläche und ein Zylinder mit dem Durchmesser der Quaderseitenlänge gleiche Höhe haben, ist zwar das OberflächenRaumverhältnis gleich, der Zylinder hat jedoch einen
( I - ~) "" 21,5 % kleineren Rauminhalt.
Die obere Kurve in Bild 7 .13 zeigt den funktionellen Verlauf dises Verhältnis AIV von Quader und Zylinder in Abhängigkeit der Maße an. Für die Kugel, den durchmesserhohen Zylinder und den Würfel wurden die Maße" 1 " gewählt,
(7.81-1)
sie gelten alle für die Koordinaten des Punkts 1, 6. Es wurde ftir diesen Fall aus Platz gründen nur der Würfel und die Kugel gezeichnet. Der bei aq = 1/3 und aq = 3 gezeichnete "Quader" zeigt, daß das AIV-Verhältnis beiderseits des "Würfel-Minimums" schnell größer wird. Die ftir die gleichen Koordinaten (1/3, 12,2) und (3; 19,1) geltenden Zylinder, die genau so hoch wie die Quader sind, wurden jedoch nicht gezeichnet.
Fall 2: Oberflächen-Rauminhaltverhä1tnis AIV, abhängig von den Körpermaßen aq , dz bei gleichem und gleichbleibendem Rauminhalt Vq = ~ = Vw '
Für den Quader ändert sich nichts, denn obige Festlegungen wurden ftir ihn schon in Fall I getroffen. Bei Kugel und Zylinder tritt nun ein anderer Rauminhalt auf, nämlich der des Würfels. Aus ihm wird der Durchmesser berechnet, welcher schon in den vorhergehenden Gleichungen ermittelt wurde.
(7.87-1)
(7.87-2)
Um den Rauminhalt des Zylinders stets dem des Würfels gleich zu halten, werden GI. (7.73) und (7.56-1) gleichgesetzt und daraus die notwendige Zylinderhöhe berechnet. Sie beträgt
4 h=-'a3
nd~ w'
Mit der Oberfläche des Zylinders
(7.100)
(7.72)
und seinem Rauminhalt nach GI. (7.73) ergibt sich das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis zu
Az ndi 4 -=--+-Vz 2a~ dz
(7.101)
Beim Betrachten der GI. (7.59) und (7.100) für die Körperhöhen gleichvolumiger Quader und Zylinder
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 283
sowie der GI. (7.60) und (7.101) für ihre AIV-Verhältnisse zeigt sich ein deutlicher Unterschied. Bei kleineren Werten als 1 für a q bzw. dz ist die Zylinderhöhe bedeutend größer (Bild 7.13, beide Kurven) als die Quaderhöhe, bei größeren Werten ist das AIVVerhältnis für Zylinder bedeutend niedriger. So gilt für die eingezeichneten Beispiele:
Quader aq = 1/3; cq = 9; A/Vq = 12,22
aq = 3; cq = 0,111; Aq/~ = 19,13
Zylinder dz = 1/3; h = 11,46; A)Vz = 12,18
d z = 3; h = 0,14; A)Vz = 15,47.
Wie für durchmessergleichen Zylinder und Würfel gilt für volumengleiche Quader mit quadratischer Grundlage und Zylinder, daß
das Oberflächen-Volumenverhältnis bei gleicher Durchmesser- und Seitengröße (dz = aq) für Zylinder immer kleiner ist, als das der Quader. Allerdings ist der Unterschied für Körper, deren Höhe ein Vielfaches des Durchmessers beträgt geringfügig, jedoch die Zylinder bedeutend höher, für Körper, deren Höhe kleiner als der Durchmesser ist, jedoch beträchtlich, während die Höhen wenig differieren.
Für die Anwendung bedeutet es, daß z. B. der thermische Wirkungsgrad bei gleichem Volumen für den durchmesserhohen Zylinder besser ist als für den Würfel, für beide Körperformenjeweils optimal. Die Zylinder haben bei gleichem Rauminhalt wie die Quader für einen der Quaderseite gleichen Durchmesser größere Höhen (gezeichnete Beispiele in Bild 7.13). Weil die einem Draht ähnlichen Zylinder bei Volumengleichheit (VZ = Vq) und gleichem Durchmesser (d z = a q) viel länger sind als die eckigen Quader (gezeichnete Beispiele in Bild 7.13 links), benötigen solche Drähte auch viel weniger Oberflächenmaterial (Farbe) pro Volumen bzw. Gewicht, da die Stirnflächen vernachlässigbar sind.
3. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis A/V bei konstanten Oberflächen Fall 3: AIV, abhängig von den Körpermaßen aq = dz
und jeweils gleichbleibenden Oberflächen Aq = Aw '
A z = A zh (Bild 7.14). Eine ähnliche Betrachtungsweise, wie in Fall 1 mit gleichen Körpermaßen, kann getroffen werden, wenn statt des konstant bleibenden Rauminhalts V die Oberfläche A des Körpers konstant bleibt. Gewählt wird auch hier die Bezugsoberfläche beim
kleinsten Verhältnis zum Rauminhalt, also beim Würfel A w und beim durchmesserhohen Zylinder A zh' Es gibt zahlreiche technische Fälle, in denen es auf eine große Oberfläche bei variablem, z. B. möglichst kleinem Rauminhalt der Teile ankommt. Dafür können die folgenden Betrachtungen von Nutzen sein. Diese Überlegungen werden auf Quader mit quadratischer Grundfläche und auf Zylinder angewendet, die in diesem Fall beide gleiche Körpermaße a q = dz und cq = h haben. Durch Gleichsetzen der Oberfläche von variablen Quadern A qa nach GI. (7.55-1) und A w vom Würfel nach GI. (7.55-3)
(7.102)
läßt sich cq für diesen Fall berechnen und ist
3a~ aq C =--- (7.103)
q 2a 2 q
Mit Vqa , dem variablen (1) Quaderrauminhalt nach GI. (7.55-2) und der Quaderhöhe nach GI. (7.103) wird
( 3a~ aq) Vqa=a~ ~-2'
q
(7.104)
GI. (7.102) und (7.104) ergeben das OberflächenRauminhaltverhältnis
Aqa_A w _ 6a~
Vqa - Vqa - a2 (3a~ _ aq\
q 2a 21 q
(7.105)
Diese Beziehung ist in Bild 7.14 (obere Kurve) dargestellt für den Wert a w = 1. Die gleiche Überlegung auf den Zylinder angewandt ergibt, wobei mit den GI. (7.72) und (7.79) wird
3 A zh =2nd~h' (7.72-1)
Mit GI. (7.72) und (7.72-1) ist bei Gleichsetzung
(7.106)
und bei Entwicklung nach h
3d~h dz h=---.
2dz 2 (7.107)
Mit Vz ' dem variablen Rauminhalt nach GI. (7.73) und GI. (7.108), ist
(7.1 08)
284 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
-1
~ Vq
40 l/Einheit
35
30
25
20
15
10
Oberflächen A konstant
dz=0,25
Oq=O.25
hz= 7, 5
Cq = 5,9
Aq =A w
Az = Azh Quader und Zylinder für dz = Oq
Zylinder(Az= Aw)
Oq = 1,5
~ cq=0,25
aq = dz
oben ~ = 60~ ~ = ~ für
eo~ -~) Cq = h GI. (7.105)
Bild 7.14. Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV, bezogen auf die jeweilige Oberfläche des kleinsten Verhältnisses AIV.
Vq 02 q
20q 2
Vz Vq Ow = dzh Obere Kurve: Durchmesser und Seitenlänge sind gleich, kleinste Oberfläche verschieden.
Az unten - =
6o~ für Az = A. GI. (7.115)
Untere Kurve: Oberfläche der Rotationskörper gleich der des Würfels (A w)' Die Körperhöhen der Zylinder sind größer als die der Quader. Die Unstetigkeitsstelie bei a q = Y3 besagt, ~ß für diesen Wert die Quaderhöhe cq = 0 ist, bei d z = N, daß die Zylinderhöhe h z = 0 ist
V, di eo~ -~ dZ)
2d z 8
Mit der konstanten Oberfläche des durchmesserhohen Zylinders nach GI. (7.72-1) und GI. (7.l08) wird das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis
---=------ (7.109)
Gleichung (7.1 09) und GI. (7.1 05) einerseits, GI. (7.107) und GI. (7.103) andererseits sind identisch, wenn, wie das vorausgesetzt wurde, dz = aq und dzh =
a w ist. Das heißt, ähnlich wie es in Fall 1 ist, gilt für beide Körper die gleiche Kurve (Bild 7.14 oben). Der Quader mit quadratischer Grundfläche und der Zylinder haben für die gleichen Körpermaße das gleiche Oberflächen-Rauminhaltverhältnis. Wird die Körperhöhe cq bzw. h z = 0, dann gibt es eine Unend-
lichkeitsstelle. Das bedeutet, die vereinbarte Fläche
A qo = 6a~ bzw. A zho = G) 1rd~h wird allein schon durch die bei den Grundflächen erzielt, die Körperhöhe wird null. GI. (6.109) wird unendlich, wenn der Nenner null ist,
3d~h dz ---=0 2dz 2
und somit
(7.107-1 )
(7.107-2)
Aus GI. (7.104) ergibt sich f'ür den Quader aber ein ähnlicher Ausdruck, nämlich
(7.104-1)
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 285
Da d zh = a w angenommen wurde (hier mit dem Wert 1), ist nicht nur die Kurve für beide Fälle identisch, sondern es ist deren Minimum und Unstetigkeitsstelle beim selben Wert, nämlich im Bild bei a q = d z = v3. Allerdings ist, ähnlich wie im Fall 1, der Rauminhalt des Zylinders kleiner, wie der Vergleich der Gleichungen (7.108) und (7.104) für den gleichen Wert d z = a q zeigt
n Vz : Vqa ="4: 1 "" 0,785 : 1 (7.110)
und zwar für alle dz - bzw. aq -Werte (der entsprechende Wert für die Kugel, allerdings nur für einen Punkt, ist
n Vk ="6. P "" 0,524).
Da die dazugehörenden Oberflächenverhältnisse nach GI. (7.72) und (7.55-1)
3n A zh : A w = -: 6"" 4,712 : 6
2 (7.111)
sind (die Kugel hat A k = n· 12 = n), sind auch die Oberflächen der durchmessergleichen Zylinder absolut kleiner, das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis von Zylinder und Quader jedoch gleich.
Fall 4: Oberflächen-Rauminhaltverhältnis AIV, abhängig von den Körpermaßen a q; dq bei gleicher und gleichbleibender Oberfläche Aq = Az = Aw. Der Fall ist ähnlich dem Fall 2 in Bild 7.13, nur ist die Oberfläche A konstant und nicht der Rauminhalt V. Dieser Fall ist in Bild 7.14 dargestellt und zwar durch beide Kurven. Die Ableitung der einzelnen Gleichungen für den Quader ist die gleiche wie in Fall 3. Für den Zylinder, dessen Oberfläche Vz nun so groß ist wie die des optimalen Quaders, nämlich des Würfels Vw ' gilt mit den GI. (7.72) und (7.55-3)
A =nd (dz+h)=A =6a 2 z z 2 w w' (7.112)
woraus sich die Höhe h ergibt zu
6a~ dz h=---.
ndz 2 (7.113)
Diese Höhe in GI. (7.73) eingesetzt, ergibt für den variablen Rauminhalt
_ n 2 (6a~ d z) V --d ---z 4 z ndz 2
(7.114)
und schließlich aus GI. (7.112) und (7.114) das Oberflächen-Rauminhaltverhältnis für konstante, mit dem Quader gleiche Oberfläche
6·a~ (7.115) --------
Gleichung (7.115) unterscheidet sich erheblich von der entsprechenden Gleichung des Quaders GI. (7.105) in Fall 3. Sie ist in Bild 7.14 in der unteren Kurve dargestellt. Zunächst ist ihr Minimum an anderer Stelle, denn die Maße für den durchmessergleichen Zylinder sind anders, da nach Voraussetzung
3 A h=-nd2h=A =6a 2
z 2 z w w
ist und daraus
Wird die Kugel mit einbezogen, bei der
Ak=nd~=Aw=6a~
ist, wobei
dk=~~·aW
(7.116)
(7.117)
(7.118)
(7.119)
wird, dann sind die Durchmesserverhältnisse für Fa114 mit GIn. (7.119, 7.117)
d k : d zh : aw=~: ~~: 1"" 1,382: 1,128: 1.
7.4.3.5 Durchbiegeverhältnis von Teilen bei partieller Verkleinerung der Abmessungen
Während in den bisherigen Betrachtungen immer davon ausgegangen wurde, daß sich z. B. alle in der Gleichung angeführten Längenabmessungen um den gleichen Faktor A verkleinern müssen, sollen in den folgenden Darstellungen die Gesetzmäßigkeiten gezeigt werden, welche dann auftreten, wenn sich nur ganz bestimmte Längenmaße verändern, die anderen jedoch konstant bleiben. Um in den Gleichungen zu kennzeichnen, welche der Abmessungen (Länge I, Breite b, Höhe h, Durchbiegung j) sich zwischen Hauptabmessung (Index 2) und Modell (Index 1) verändert haben, wird der Faktor A mit dem entsprechenden Indizes versehen. Werden z. B. nur die
286 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Maxi moles Erlorderliches Belastungsfölle Biegemoment Widerstands- Durchbiegung I
Mmax moment W
Nr. 1 2 3 F 1.1 1.2 1.3
r~-} W= _M_ F 13 1=-'-
1 a,U! E I 3 Mmax = F· I
= l.:J... =L~.l. a,U! 3 E h
2.1 2.2 2.3
Btl F I J
2 H F· I 1= [j.t;8
Mmax = -4- W=-4 a,U! _ 1 a,U! 12
- 6'-E-'h
3.1 3.2 3.3
t;[ F 13
F-I w= _F_'I_ I=EJ'J92
3 Mmax = -8-I ' 8 a,U! _ 1 a,U! 12 I -12'-E-'1)
Bild 7.15. Gleichungen für drei häufige Fälle der Biegebelastung mit maximalem Biegemoment, notwendigem
Längen 1 verändert, nicht aber Breite b und Höhen h,
1 .2+1' b b 1 ;-, 1 = 2;
1
dann ist
12 1.=1.1 =-.
11
Ändert sich auch b, ist
12 b2 -=-*1' h =h 2 11 b1 ' 1
A=A/=Ab=A/b'
Ändert sich dagegen auch h, ist
12 b2 h2 -=-=-=1=1 11 bj hj
I. = 1./ = Ab = A h = A/,b,h
gegebenenfalls auch
f2 -=1.[. f1
(7.120)
(7.121)
(7.122)
(7.123)
Als anschauliches Beispiel sollen die Durchbiege-, Spannungs- und Kraftverhältnisse von Blech- oder Kunststoffteilen des Maschinenbaues und der Feinwerktechnik dienen. In Bild 7.15 sind die bekannten Gleichungen für das Biegemoment M, das Widerstandsmoment W und die Durchbiegungf von Balken
Bezeichnungen
4
#h ~W=~
b 6
E Elastizitätsmodul I axiales Trägheitsmoment a,U! zulässige Biege-
spannung F öußere Kralt I Durchbiegung
Widerstandsmoment und Durchbiegung im Angriffspunkt der Kraft F
mit rechteckigem Querschnitt dargestellt. In Feld 2.3 ist folgende Gleichung für die Auflage des Balkens auf zwei Stützen enthalten und hier nach der Kraft F entwickelt, mit dem Elastizitätsmodul E und dem axialen Trägheitsmoment!
48fE! F=-/3-' (7.124)
Mit dem axialen Trägheitsmoment für den Rechteckquerschnitt
b h 3
!=-12
(7.125)
ergibt sich für das Kraftverhältnis F2/Fj = /(/, b,h,f
aller Abmessungen
A f ' Ab' A~' f K ------I,b,h,f- ;t3
I
(7.126)
und daraus mit GI. (7.122, 7.123)
K = 1.2 . f I, b, h,f 1, b, h,f . (7.127)
Das gleiche Ergebnis erhält man auch bei Zugrundelegung der Gleichungen Bild 7.15, Feld 1.3. Es ist in Bild 7.17, Feld 7.3 enthalten. Die Gleichung besagt, daß sich bei gleichen Elastizitätsmodulen (f = 1) und gleichen Durchbiegeverhältnissen (1.[= AI b h) das , , Kraftverhältnis KI,b,h,f zwischen Groß- und Kleinausführung mit dem Quadrat der maßlichen Verkleinerungen aller Längenabmessungen AI,b,h,f verkleinert. Würde man beispielsweise ein normales Auto
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 287
Bild 7.16. Der aus dem gleichdicken Leder gefertigte Kinderstiefel ist viel steifer als der entsprechende Erwachsenenstiefei, weil alle Längen linear verkleinert wurden, bis auf die Materialstärke. Alle Teile, die kleiner werden, die Materialstärke aber im wesentlichen behalten, werden bedeutetend steifer
im Maßstab M = 100: 1 (Al,b,h,f= 100) verkleinert darstellen - wobei das Karosserieblech des Modells aus dünnsten Folien des gleichen Materials bestehen müßte - wäre das zulässige Kraftverhältnis zwischen Hauptausfiihrung und Modell, um beispielsweise eine Oberfläche einzubeulen
F2 - = K\ b h f= (100)2 = 10000 F '" \
(7.127-1)
1 0 OOOmal kleiner als bei der Großausfiihrung
F2 F2
F\ = "'hhf = 10000' (7.127-2)
Kleine Teile werden demnach viel "biegeweicher" als große, und zwar mit dem Quadrat der Verkleinerung. Die Erfahrung in der Praxis kommt aber zum gegenteiligen Schluß, wonach kleine Teile bedeutend steifer als große Teile sind [12, 11]. Das Beispiel in Bild 7.16, nach dem früher häufig sehr zum Leidwesen der Eltern z. B. Kinderstiefel steifer und unnachgiebiger waren als ErwachsenenstiefeI, wenn man sie aus dem gleichdicken Material herstellte, bestätigt obige Erkenntnis. Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs ist die, daß im Fall des Modellautos alle Längenmaße verkleinert wurden, im Fall des Kinderstiefels jedoch nur einige. Bild 7.17 zeigt eine Übersicht der Verhältnisse von Durchbiegung, Spannung und Biegekraft bei partieller Veränderung von Auflagelänge I oder Auflagelänge und Breite b bzw. aller Längenmaße, einschließlich der Höhe h des Querschnitts und der Durchbiegung[ In der Praxis findet zwischen Hauptausfiihrung und Modell nicht fiir alle Maße eine gleichgroße Verkleinerung statt, da man oft vom gleichen Ausgangsmaterial ausgeht, z. B. beim Kinder- und Erwachse-
nenstiefel vom gleichdicken Leder, bei der Blechkarosserie, dem Blechdeckel eines kleinen Gehäuses vom gleichen Blech (z. B. h = 0,4 mm) und bei den Spritzteilen, etwa von der gleichen Wandstärke (h '" 3 bis 3,5 mm). Es gilt in diesem Fall fiir die Kräfteverhältnisse bei gleichem Durchbiegeverhältnis mit konstanter Materialdicke h\ = h2 die aus GI. (7.126) entwickelte GI. (7.128) zugrundezulegen, die aus GI. (7.126) entwickelt wurde, wobei Ah = 1 ist
f K\bf=",--'
, , \,b,f (7.128)
Nun haben sich die Kraftverhältnisse /(Ü,f gegenüber dem ersten Fall wesentlich geändert, da sie bei gleichem Elastizitätsmodul (E \ = E 2 somit E = 1) umgekehrt proportional mit der Verkleinerung Al b f
größer werden (siehe auch Bild 7.17, Feld 4.3 ~nd Bild 7.18). Würde man z.B. ein Auto im Maßstab M = 100: 1 verkleinert bauen, aus gleichem Material und gleichdickem Karosserieblech wie die HauptausfUhrung, dann wäre
F2 1 -=K =-F\ \,b,f 100
mit GI. (7.128-1)
Fz F\ =--=F2 '100,
K\,b,f
(7.128-1)
(7.128-2)
die Kraft F\ fiir das gleiche Durchbiegeverhältnis
/2 100 "'f= 11 = -1- = 100,
hundertmal größer als die Kraft F2 beim Original. Daher sind die kleinen Modelle viel steifer als die großen. Damit findet die Erfahrung, daß kleine Teile in der Regel steifer sind als große, also der Kinderstiefel in der Regel steifer ist als der Erwachsenenstiefel und kleine Gehäuse steifer als große Gehäuse aus dem gleichdicken Material, seine Begründung. In Bild 7.l0 wurde in Zeile 4 ein Blechdeckelquerschnitt um den Faktor "'\,b,f= 4 bzw. "'\,b,f= 16 verkleinert und dabei die Materialstärke belassen. Schon aufgrund der Betrachtung des Querschnitts ist die ungeheure Versteifung des Teils zu erkennen, insbesondere da das Widerstandsmoment mit dem Quadrat der Blechdicke h und das Flächenträgheitsmoment mit der 3. Potenz der Blechdicke zunimmt. Würde bei der Verkleinerung nur die Materialbreite h konstant gelassen, wären die Unterschiede nicht so groß. Das Kraftverhältnis kann aus GI. (7.129) in
288 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
K ra ftver hält nis K, Durch biegeverhäl tnis Kra 1 t -,Durchbi ege - , Modell- Fälle Zusa tz bedingung Spannungsverhältnis 11 /f1 Spannungsverhöltnis zum Längen-
17//171 Spannungsverhältnis verhältnis Aigleicher Elastizit.Mod.
Nr. 3 4 5 1.1 1.1 1.3 1.4 1.5 I veränderlich b. h konstant J.L = At = AI ) KI = -<1- .!:!1 = K ·.,11 A .. f1 AI 171
Kroftverhältnis: invers quadratisch Spannungsverhältnis : proportional
usgangsausfuhrung Index) Io--o------+----/o~---_ ....... k------__J__--------____I Berechnete Ausführung Index Z 1.1 1.3 1.4 1.5 I Z KI = -L f1 II Kraftverhältnis : invers proportional t = .,1 I Vi = 171 AI f1 = T Durchbiegeverhältnis : quadratisch
4.1
I, b veränderlich h konstant
Es is t
..!.L = E.L = Alb 11 bl .
F2 F = KI,b 1
7.1
3.1
4.1
lL=At=A lb fl ' 5.1
5. Z
7.1
3.3
3
4.3
5.3
5 KU=)
7,3
3.4 3.5
4.4
7.4
!) _ .,12 171 Spannungsverhältnis : proportional J;- - E . a;- Durchbiegeverhältnis : quadratisch
!!l = f
A\.b
4.5
Kraftverhältnis: invers proportional Sponnungsverh.: invers proportional 5.5
Kräfte gleichgroß Durchbiegeverhältnis : quadratisch 5.5 Spannungen gle i chg r on Dur chbiegeverhältni s: quadratisch 7.5
I, b, h veränderlich Es ist
J..L = At=AI bh 11 ' , 7 Kl,b,h = Ai,b.h· f
Kraftverhältnis : quadratisch Spannungen gleichgroß
B.l B.3 8.4 B.5
l1.. = !L = ~ = AI b h 11 bl h1 ' ,
Kraftverhältnis: quadratisch Dur ch bi egeverhöl tn is: proport i ona I
8 K = Ai b h
Fz F;- = KI,b,h
9.1
10.1 10.1
9.3
10.3 10.4
9.5
Spannungsverh.: invers quadratisch Durchbiegeverh.: invers proportional 10.5
I, b, h, f, 17, E veränderli ch 1
At=~ Ah' f'Ul
171 K ·.,1,1 a, = Ab'A1h
Modellgesetze für Durchbiegung rechteckiger Balken. Pa r ti eil e Abmessungsänderungen
Bild 7.17. Modellgesetze bei statischer Belastung eines Balkens (Biegung) und partieller Veränderung der maßgebenden Größen.
Wie auch in Bild 7.18 gezeigt wird, kehrt sich die Tendenz des leichteren Durchbiegens bei Verkleinerung der Maße um, wenn die Materialstärke h konstant bleibt. Kleinere Teile wer-
Feld 2.2 des Bildes 7.15 abgeleitet werden, worin die zulässige Spannung vorkommt
4 W O'zul F=----=-::.:
I
b· h 2
4-6-' O'zul
(7.129)
(7.130)
Danach ist bei gleicher Spannung (0'1 zul = 0' 2zul),
konstanter Materialstärke (h l = h2 ; Ah= 1) und gleicher Verkleinerung von I und b (AI = Ab)
KI,b = 1, (7.131)
das Kräfteverhältnis /(1, b zwischen Groß- und Kleinausführung gleich, immer noch viel günstiger als im
den dann steifer. Die Gleichungen der Spalten 3 und 4 wurden mit Hilfe der Gleichungen der Spalten 2 und 3 des Bildes 7.15 entwickelt. Es bedeutet: I Stützlänge, b Balkenbreite, h Höhe,fDurchbiegung, aBiegespannung, Gleichungen der Zeile 10 nach Gleichungen aus Bild 7.15
Fall der GI. (7.127), siehe Bild 7.17, Feld 5.3. Für den möglichen Fall, daß nur die Länge verkleinert würde um AI und das Durchbiegeverhältnis bliebe (A f = 1) vergrößert sich das Kräfteverhältnis KI mit dem Kehrwert des Quadrats nach GI. (7.13 2)
c KI=Ay'
Siehe auch Bild 7.17, Feld 1.3.
(7.132)
Das hat für kleine Teile weitreichende Konsequenzen. Da Z.B. die Spritzteile der Feinwerktechnik in der Regel die relativ. großen Wandstärken von h = 2-3,5 mm haben, sind sie auch relativ steif. Die gleiche Wandstärke würde für große Teile sehr biegeweiche Querschnitte ergeben. Da der Elastizitätsmodul für Kunststoffe relativ niedrig ist
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 289
12
10
:.:: .~ 8 c:
;ci .c <Cl> > 2 :0
~ 4
2
o
\
\b va c--C
I
\ \ I \ \ 1\ 1/ \ 1\ I -[) ~ 0.05 0,1 0.2 0,5 1 5 10
Nennmanverhällnis A Bild 7.18. Abhängigkeit der Kräfteverhältnisse von den Längenmaß-Verhältnissen.
Abweichungen vom Modellgesetz beim partiellen Verkleinern der Balkenmaße /, b, h a Kurve für K = 1/ Al. (partielle Verkleinerung) b Kurve für K = 1/Aj,b (partielle Verkleinerung) c Kurve für K = Ah,h (Gesamtverkleinerung, Modellgesetz)
(E K "" 1000 ... 5000N/mm2 gegenüber E St "" 200000 N/mm2) ist die Anwendung dieses Werkstoffes für große Teile sehr eingeschränkt. Dazu kommen noch die hohen Kosten für die großen Materialmengen und relativ große und kräftemäßig sehr leistungsfähige Spritzmaschinen für die hohen Gesamtdrücke flächengroßer Teile (Kunststoffboote, Kunststoffwannen usw.) In Bild 7.18 sind die Kräfteverhältnisse K'in Abhängigkeit der Längenverhältnisse A für die zwei Fälle der partiellen Veränderung der Maße des Biegebalkens (Bild 7.17, Felder 1.3 und 4.3) sowie für den Fall der gleichen Veränderung aller Abmessungen (Bild 7.17, Feld 7.3) aufgetragen. Die Kurve a für die Verkleinerung der Durchbiegung und der Länge
zeigt erhöhte Kraftverhältnisse für die Durchbiegung (Steifigkeit) bei kleineren Maßen, aber gleicher Materialdicke an (feinwerktechnische Teile). Ähnlich, aber nicht mit so großem Steifigkeitszuwachs verhält sich der Fall für Kurve b, für die Verkleinerung der Durchbiegung, Länge und Breite
Die Kurve c
K = A2 i,b,h i,b,h
zeigt ein starkes Absinken der Steifigkeit, wenn alle Maße gleichzeitig verkleinert werden (geometrische Ähnlichkeit).
7.4.3.6 Das Toleranz-Längenverhältnis bei Abmessungsänderungen
Schon bei der Betrachtung der Oberflächen- und der Rauminhaltverhältnisse ist aufgefallen, daß sich diese nichtlinear mit den Abmessungen ändert. Diese Abmessungsänderungen führen zu vollkommen anderen geometrischen und physikalischen Zusammenhängen. Eine ähnliche Erscheinung tritt bei Betrachtung der Maßtoleranzen im Zusammenhang mit den Längenänderungen auf [2, 11]. Zwar ist die Zuordnung von Toleranzgröße zur Länge nicht direkt aus einem Naturgesetz abzuleiten. Sie ergibt sich aber auf grund der aus der Statistik gewonnenen Erfahrung. Die Zahlenwerte der Toleranzen für die mittleren Nennmaße D* = 1 ... 500 mm [2] werden aus der Gleichung für den Toleranzfaktor i berechnet [2]. Es ist
i = (0,45 ~D* + 0,001 D*) . 10-3. (7.133)
Die Begründung dieser Gleichung ist nach Leinweber [8] folgende:
"Die dritte Wurzel des ersten Gliedes wurde bereits bei der Aufstellung des ersten deutschen Toleranzsystems (Loewe-Schlesinger-Passungen) als das innere Gesetz der Fertigungsschwierigkeiten mit wachsendem Durchmesser gefunden. Innerhalb einer ISO-Toleranzreihe sind die Schwierigkeiten etwa gleich groß, die zur Einhaltung der Toleranz in allen Nennmaßbereichen überwunden werden müssen. Der zweite, lineare Summand berücksichtigt bei größerem Nennmaß die Meßunsicherheit infolge Wärme dehnung und elastischer Verformung."
Um die Feinheit der Toleranzzuordnung für verschiedene Fälle wählen zu können, wird der Toleranzfaktor i noch mit einem Klassenfaktor K vervielfacht, wobei die Toleranzklassen n = 6 ... 16 (Qualität) dessen Größe bestimmen. Die endgültig zugeteilte ISOGrundtoleranz ergibt sich aus
(7.134)
mit dem Klassenfaktor K, wobei die Zahlenergebnisse gerundet werden. Der Klassenfaktor berechnet
290 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
sich aus der Toleranzklasse n wie folgt
n-6 K= 10 ,10 5 . (7.135)
Bei gleicher Toleranzklasse n (gleiche Qualität, nl = n2) ergibt sich das Verhältnis der Toleranzen ~ von zwei verschieden großen Längen aus GI. (7.133) zu
(7.136)
Mit
(7.137)
dem Verhältnis der mittleren Nennmaße D* 1 und den GI. (7.133) erhält man für gleiche Toleranzklassen n
AT= Tg2 = 0,45 ~+ 0,001' Di "" 3 {Df Tg1 0,45 ~ + 0,001' Df 'iDf
daraus
(7.138)
Den Ausdruck von GI. (7.138) könnte man auch das "Modellgesetz der Längentoleranzen " nennen. Der zweite Summand des Toleranzfaktors kann fur Nennmaße bis 500 mm vernachlässigt werden, denn er macht nur einen kleinen Bruchteil des Toleranzfaktors aus. Die Veränderung der Toleranzen ~ erfolgt daher nur mit der dritten Wurzel der Längenänderung A~. Ist z. B. das Längenverhältnis D i : D i = 8 : 1, wird das Toleranzverhältnis ~2 :~I = 2: 1, ist D!: D f= 64: 1, wird ~2 : ~I = 4: 1. In Bild 7.10, Zeile 5 sind zur Veranschaulichung dieser Gesetzmäßigkeit drei Zähne eines Rades mit z = 20 gezeichnet, die den Modul m3 = 10 mm, m2= 1,25 mm, ml = 0,16 mmhaben. Die beidenkleineren Zähne wurden einschließlich der Toleranzen jedoch maßstäblich so stark vergrößert, daß sie in der Zeichnung so groß wie der große Zahn erscheinen. Nun ist die abnehmende relative Genauigkeit ~/D* rur kleiner werdende Teile gut zu erkennen. Während am großen Zahn in Feld 5.1 die Flankenformabweichungenfr nicht zu erkennen sind, treten sie am mittleren Zahn, Feld 5.2, kaum sichtbar in Erschei-
Das mittlere Nennmaß D* ergibt sich aus dem geometrischen Mittel der Nennmaßbereiche, in welche von der ISO-Norm alle Maße eingeteilt wurden, D* = -/D j ·De
nung und sind am kleinen Zahn, Feld 5.3, sehr deutlich zu erkennen. Wohl ist die absolute Abweichung am kleinen Zahn am geringsten, die relative jedoch am größten. Genauso verhält es sich mit den Toleranzzuordnungen anderer kleiner Teile. In Bild 7.10, Feld 5.3 steht in Klammer fur die Flankenformabweichung If =
14 ).Lm, d. h. bei sehr kleinen Teilen ist es sogar nicht sinnvoll, auf die vorhin berechnete Toleranz (~ = 8 ).Lm) herabzugehen. Soll erreicht werden, daß das Verhältnis Toleranz zum Nennmaß auch bei kleinen Teilen das gleiche bleibt wie bei großen, d.h., die relative Genauigkeit gleich bleibt, dann muß die Toleranzklasse n flir kleine Teile feiner werden. Im Gegensatz zu GI. (7.138) ist der Ansatz
(7.139)
Mit GI. (7.136) und der Vernachlässigung des zweiten Summanden in GI. (7.133) ergibt sich
n2-6
T ° 45 31[»". 10-3 . 10-5-~ _ g2 ___ ' _'_' _2 ____ _ !\'T---
~I n ,-6 0,45 3~. 10-3 . 10 5
=3~'105 'i/\'D* . (7.140)
Soll sich die Toleranz im gleichen Maßstab ändern wie das Nennmaß, wird GI. (7.139) in GI. (7.140) eingesetzt und nach n2 - nl entwickelt,
(7.140-1 )
Für A = 10 müßte beispielsweise bei gleicher relativer Präzision ~/D rur das kleine Teil die Toleranzklasse (Qualität) um mehr als drei Klassen (ni = n2-3,33 . 19 10) verfeinert werden. In Bild 7.19 sind die zu den mittleren Nennmaßen D* gehörenden To1eranzen ~ flir die Feinwerktechnik und rur den Maschinenbau eingetragen. Es kommt in den wenig steigenden Linien gleicher Toleranzklassen n das "Modellgesetz der Längenmaßtoleranzen" zum Ausdruck, d.h., diese steigen bzw. fallen nur mit der dritten Wurzel der Nennmaßänderung, GI. (7.138). Aus dem gestrichelt eingezeichneten Beispiel ist zu entnehmen, daß bei gleicher Toleranzklasse n = 9 bei der Verkleinerung des Nennmaßes um den Faktor 16 von D2 = 80 mm auf D I = 5 mm die Toleranz von Tg2 = 77 /lm auf Tgl = 30 mm nur um den Faktor 2,5 fällt.
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 291
ISA Grundtoleranz Tg
lY: V V V
~ v/
~ /
V ~V V/ / V ~" V 1-----
---\~/
'0' / -v---- / V V [/ 1/ LI, l? ~[?j ~/ ~ '0;-
I ---
500 ~m
300
200
150
L V V V / Y ~~ '0<--0 '0'
100
70 t1" VI IV/ 1/ ? ~ VI! IV 50
V I~'~ V 1/ IY ~ ~ L..---:;1/ / J--V-- V/ I~ ~ ~ ! /i / / V/I ------V V :
---
30
20
15
~ V i-'"'"
1/ 1/ \\-;:.':J
~ \()\~\()\\1. 10
1/ l( ~ ~ I I~ / -;7 I
Vi / I
I /
~ / i I
VI I
7
5
3
2
Feinwerktechnik Maschinenbau --( Getriebe)
1 ( Getriebe) i
3 5 7 10 15 20 30 50 70 100 150 200 mm mittleres Nennmon 0*
Bild 7.19. Toleranz- und Nennmaßgrößen nach dem ISAToleranzsystem.
Schräge dicke Linien:
Schräge dünne Linien:
Gleiche Toleranzklassen für Groß- und Kleinausführung (Qualitäten) n Toleranzwerte bei gleichem Toleranz-N ennmaßverhältnis
Will man erreichen, daß das Toleranz-Nennmaßverhältnis jedoch konstant bleibt (gleiche relative Präzision), z. B. ~!D* = 0,1 % (steile Linien), dann ändern sich die Toleranzklassen n. So ist z. B. bei der relativen Präzision ~!D* = 0,1 % rur das Nennmaß Df = 80 mm die Toleranz Tg2 = 77 ~m und die Toleranzklasse n 2 = 9 sowie für das Nennmaß Dr = 5 mm die Toleranz Tgl = 5 ~m und die Toleranzklasse nj = 5, um vier Toleranzklassen feiner.
Schräge unterbrochene Linie: Geometrisch ähnliche Verhält-nisse wie in Bild 7.10, Feld 5.2
Die Toleranzen der gleichen Toleranzklasse n steigen nur mit VA; (A, = D;ID;), so daß die relative Präzision bei kleinen Teilen schlechter wird. Soll sie erhalten bleiben, muß die Toleranzklasse n geändert werden (schräge, dünne Linien)
Auch im Fall der Flankenabweichung [12.1] am Zahn 2 (Bild 7.1 0, Zeile 5) müßte bei gleicher rela-
2 Es möge hier erwähnt werden, daß ein Zahn mit dem Modul m = 10 mm nicht zu einem feinwerktechnischen, sondern zu einem Zahnrad des Maschinenbaus gehört mit einem Durchmesser von D 2': 150 mm. Die zu den entsprechenden Bereichen gehörenden Modulwerte sind (Feinwerktechnik m = 0,1 ... 1,0 mm, Maschinenbau m = 1,0 ... 10 mm).
292 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
tiver Präzision der kleine Zahn viel feinere Toleranzklassen aufweisen.
7.4.3.7 Ermitteln der Laufgeschwindigkeit von Dinosauriern mit Hilfe der Froudeschen
Ähnlichkeitsbetrachtungen
Zum Abschluß der Behandlung der Modellgesetze wird eine interessante Betrachtung über die wahrscheinliche Laufgeschwindigkeit längst ausgestorbener Saurier gebracht. Spielen bei beschleunigten Bewegungen Anziehungskräfte der Erde, bei Astronauten auch solche der Planeten, eine Rolle, dann gilt für dynamische Ähnlichkeit Froudes Modellgesetz, z. B. nach GI. (7.25-2)
V 2
~=-. I· g
(7.25-2)
Sollen zwei Vorgänge unter beschleunigender Wirkung der Schwerkraft ähnlich verlaufen, muß für beide die Kennzahl von Froude Fr gleich sein. Da z. B. die Anziehungskraft des Mondes etwa sechsmal kleiner als die der Erde ist, müßten die Schritte der Astronauten auf dem Mond nach GI. (7.25-2) bei dynamischer Ähnlichkeit mit den Bewegungen auf der Erde sechsmal größer sein, damit die Froudesche Kennzahl Fr gleich bleibt. Bei gleicher relativer Schrittlänge und gleichen geometrischen Verhältnissen (li = 12 , A = 1) auf Erde (Index 1) und Mond (Index 2) muß nach GI. (7.25-1) und GI. (7.4) die Vorwärtsbewegung v2 um den Faktor Y6 "" 2,45mal kleiner sein, also auf dem Mond
!Z2·g2 (1 v2 = VI . ~ I1 . gl = VI . ~ (; . (7.141)
Auch wenn von der allgemeinen GI. (7.25) ausgegangen wird, erhält man das gleiche Ergebnis, denn es ist nach GI. (7.15)
und mit GI. (7 .25)
A A ~ t~ ~ g, ~lg;'
Ag2
(7.15)
Es ist daher verständlich, daß die Bewegungen der Astronauten bei ihren Gehübungen auf dem Mond aussahen, als machten sie bei jedem Schritt 4 bis 5 m lange Sprünge. Aus GI. (7.141) ergibt sich bei gleicher Geschwindigkeit, die angestrebt wurde, mit v2 = VI
gl 981 lMond = lErde . - = 1,60 -62 = 9,69 m
g2 1 (Doppel schritt). (7.142)
Dynamische Ähnlichkeit ihrer Bewegungen mit denen auf der Erde hätte auch bestanden, wenn ihre Fortbewegungsgeschwindigkeit nach GI. (7.141) 2,5mal kleiner als auf der Erde gewesen wäre. Zu einem zwar erdnäheren aber zeitferneren Vergleich der Bewegung von Lebewesen benutzt McNeill Alexander [9], englischer Zoologe, Froudes Modellgesetz. Er stellt sich die Aufgabe, die Fortbewegungsgeschwindigkeit der im Erdmittelalter (Mesozoikum, hauptsächlich aus der Jurazeit, (vor 190-136 Millionen Jahren) und der Kreidezeit (vor 136-64 Millionen Jahren) lebenden Dinosaurier zu ermitteln. Allein aufgrund ihrer Größe, damit ihrer Masse (spezifisches Gewicht etwa von Wasser), ihrer Schrittweite, der Größe und Festigkeit ihrer Beinknochen ergeben sich erstaunliche Erkenntnisse. Eine erste Feststellung war die, daß die Beziehung zwischen relativer Schrittweite Ir
I 1=r s (7.143)
bei allen größeren Tieren mit ihrer Fortbewegungsgeschwindigkeit und damit mit der Froude 3-
Zahl in einem bestimmten Zusammenhang steht, Bild 7.20, Teilbild 2. Selbst der Mensch ist dabei nicht ausgeschlossen. Die Ermittlung der relativen Schrittweite ist aus Teilbild 1 an dem fleischfressenden Compsognathus (Jura-Zeitalter) anschaulich dargestellt. Da nun bei gleicher Froude-Zahl dynamische Ähnlichkeit herrschen muß, stellt McNeill Alexander die Hypothese auf, daß:
geometrisch ähnliche Tiere unterschiedlicher Größe auf dynamisch ähnliche Weise laufen sollten, wenn ihre Froude-Zahl für normales Lauftempo identisch ist.
Auch bei Schiffen und geometrisch ähnlichen Schiffsmodellen sowie allen anderen von Schwer-
3 William Froude (1810-1879), Schiffbauer
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 293
Schrittweite s
sll 7 • verschiedene Vierbeiner (Kotze bis Nashorn) 6 -"'" 5 o Mensch (Zweibeiner) «>
b. Könguruh (Zweibeiner) 06 6/J. 2
'Ci)
~ .c u Vl Cl)
.2: Si Cl)
4
3 • •
0,5 Froude-Zohl v1/g1
• •
kraft beeinflußten Systemen gilt, daß dynamische Ähnlichkeit bei gleicher Froude-Zahl vorliegt. Damit sich z. B. die Höhe der Welle am Bug des Modellschiffs proportional zu der am zu entwerfenden Originalschiff verhält, ist das Modellschiff mit einer aus der gleichen Froude-Zahl errechneten Geschwindigkeit zu ziehen. Versuche an so unterschiedlichen Tieren wie einem kleinen Frettchen mit 9 cm Hüfthöhe, das bei einer Geschwindigkeit von 1,5 m/sec zu galoppieren beginnt, und einem Nashorn mit 1,2 m Hüfthöhe, das bei einer Geschwindigkeit von 5,5 rn/sec zu galoppieren beginnt, ergeben nach GI. (7.25-2) gleiche Froude-Zahlen. Es ist
I 52 F = ' = 255
rF 9,81' 0,09 ' (7.144)
552
FrN = ' = 2,57. 9,81 . 1,2
(7.145)
Daher stellt McNeill die Theorie auf, daß unterschiedlich große Tiere bei gleicher Froude-Zahl grundsätzlich in die gleiche Gangart fallen. Um aus den Laufspuren Schlüsse ziehen zu können, wird die Beziehung zwischen Schrittweite sund Hüfthöhe l untersucht (Bild 7.20, Teilbild I) und festgestellt, daß sie rur gleiche Froude-Zahlen bei allen Tieren im selben Verhältnis stehen, da bei ihnen
10 20
Bild 7.20. Zusammenhang zwischen relativer Schrittweite sll und Froude-Zahl bei verschiedenen Lebewesen. Die damit zugrunde gelegte dynamische Ähnlichkeit der Bewegungen gibt Hinweise auf Gangart und Laufgeschwindigkeit der Tiere.
Teilbild 1: Die relative Schrittweite, das ist der Abstand aufeinanderfolgender Abdrücke desselben Fußes, bezogen auf die Hüfthöhe, gibt einen wichtigen Anhaltspunkt, um die Laufgeschwindigkeit und die Laufart eines (gegebenenfalls ausgestorbenen) Tieres im Zusammenhang mit der Froude-Zahl abzuschätzen. Zur Veranschaulichung wird die Schrittweite des Compsognathus (einem Fleischfresser der Jurazeit von der Größe eines Huhns) dargestellt. Teilbild 2: Die relativen Schrittweiten verschiedener Zwei- und Vierbeiner sind in diesem Diagramm doppelt-logarithmisch über den aus Hüfthöhe und Laufgeschwindigkeit errechenbaren Froude-Zahlen aufgetragen. Nur bei gleicher Froudezahl können die Bewegungen unterschiedlich großer Tiere dynamisch ähnlich sein
allen die Schrittweite mit der Laufgeschwindigkeit wächst. Daher müßte ein Diagramm, in welchem die relative Schrittweite s/l über die Froude-Zahl aufgetragen ist (Bild 7.20, Teilbild 2) allgemein gelten. In der Tat erwies sich diese Beziehung rur alle Tiere richtig, die größer als Hauskatzen sind. Sie gilt sogar rur Zweibeiner, also rur Mensch, Strauß und Känguruh. Aus den versteinerten Fußabdrücken von Sauropoden, ihrer Schrittweite und der geschätzten Fußhöhe, die etwa viermal so groß als der Fuß ab druck sein sollte, konnte mit der daraus errechneten Hüfthöhe die relative Schrittweite und damit aus dem Diagramm in Teilbild 2 die Froude-Zahl und dann die Laufgeschwindigkeit von Dinosauriern ermittelt werden. Sie war nicht beeindruckend und betrug etwa I m/sec, ein gemächliches Spaziertempo beim Menschen. Keine erhaltene Fährte der sehr großen zweibeinigen Dinosaurier zeigt mehr als 2,2 rn/sec. Dagegen legen viele Fußspuren kleinerer Dinosaurier nahe, daß diese Tiere tatsächlich rannten. Die höchste Geschwindigkeit ergaben Spuren eines Zweifüßers, der gut eine halbe Tonne wog und mit 12 rn/sec (43 km/h) rannte. (Menschliche Sprinter laufen mit 11 rn/sec, das sind 39,6 km/h, Rennpferde mit 17 m/sec). Daß keine Fußspuren von rennenden Dinosauriern bisher gefunden wurden, hängt eventuell damit zusammen, daß die erhaltenen Fußspuren in ursprünglich weichen Böden gefunden wurden, in
294 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Tierort Körper- Länge Störkeman l/amax masse. t m Femur Tibia
Afrikanischer Elefant
.~ 2,5 5 ,,-,',:
Femur ,', bis bis 7 9 Tibia 7 7
Humerus
Kaffernbüffel
\ ' f R ,. " ~ '. 0,5 4 22 27
Apatosaurus
C~ 34 25 9 6
Diplodocus 3 12
bis 28 bis keine
~ Daten ., ~"" 19 5
Triceratops
~ 6 13 keine
bis 11 bis Daten 9 19
T=~ keine .. """,,;;/~ ;' 7,5 15 9 Daten
denen tonnenschwere Tiere nicht rennen können, weil der kleinste Fehltritt zu Knochenbrüchen führen würde. Da z. B. Elefanten nicht springen können, genügt im Zoo ein schmaler Graben zur Absperrung. Eine Festigkeitsüberlegung hilft dem Autor bei der Ermittlung von Geschwindigkeit und Gangart der Saurier weiter. Es werden die Längen und Querschnitte der maßgebenden Beinknochen Femur, Tibia und Humerus ermittelt (Bild 7.21) und mit lebenden Tieren verglichen. Die Abschätzung der wirksamen Kräfte an den Knochenenden erfolgt nach Untersuchungen mit Meßplatten am Menschen und an lebenden Tieren, insbesondere das Verhältnis von Gewichtskraft und dynamischer Kraft beim Laufen und Springen. Der Faktor beträgt beim Menschen etwa 1: 3,5. Für gleiche maximale auftretende (Biege-)Spannung an gefährdeten KnochensteIlen wie bei lebenden Tieren wird gleiche athletische Leistung und daher dynamische Ähnlichkeit ge-
Humerus
11
21
14
ke'lne Daten
14 bis 22
keine Daten
Bild 7.21. Versuch, die Geschwindigkeit und die Gangart bei der Vorwärtsbewegung von Dinosauriern zu ermitteln,
Das von R. McNeil Alexander [9] definierte "Stärkemaß" (Kehrwert der Biegespannung) rur die Knochen Femur, Tihia und Humerus ist ein gewichtsunabhängiger Wert rur die mechanische Belastbarkeit der Knochen großer Tiere. Es gestattet Rückschlüsse darauf, welche Kraftakte, insbesondere bei der Vorwärtsbewegung, das Knochengerüst der Dinosaurier zuließ
folgert. Aus der Länge der Beinknochen von Sauriern kann dann bei gleicher Froude-Zahl wie bei den lebenden Tieren die Ganggeschwindigkeit v errechnet werden. Aufgrund der tangential angreifenden Kräfte an den genannten Knochen und den am ungünstigsten gelegenen Querschnitten können die höchsten auftretenden, nämlich die maximalen Biegespannungen oder als Reziprokwert die ,,stärkemaße" berechnet werden. Der Autor nimmt als "Stärkemaß" den Reziprokwert der Biegespannung und folgert, daß ein großes "Stärkemaß" auch die höchsten athletischen Leistungen des Tieres ermöglicht. In Bild 7.21 werden die "Stärkemaße" mit den an lebenden Tieren ermittelten verglichen. Des weiteren wird die Belastung der einzelnen Füße, die Lage des Schwerpunktes aufgrund von Luftsäcken (Lungen) berücksichtigt usw. Aufgrund der oben geschilderten Analogie von maximal zulässigen Spannungen an den maßgeben-
7.4 Größenanordnung von Teilen und Maschinen, Auswirkungen der Modellgesetze 295
25 m ~I
2
Bild 7.22. Vergleich der Größe und der "Stärkemaße" der Fußknoehen von Sauriern und heute lebenden großen Landtieren.
Teilbild 1: Beim Apatosaurus, einem gigantischen pflanzenfressenden Dinosaurier, hat das "Stärkemaß" ftir die Beinknoehen ungefähr denselben Wert wie beim Elefanten. Demnach konnte der vor 65 Jahrmillionen ausgestorbene Koloß trotz seiner sehr viel größeren Körpermasse wahrscheinlich genauso schnell trabenaber ebensowenig galoppieren - wie das zur Zeit größe Landsäugetier. Teilbild 2: Triceratops könnte wie das Nashorn gerannt sein. Das hier nach Filmaufnahmen gezeichnete Weiße Nashorn galoppiert mit etwa sieben Metern pro Sekunde ungefähr so
~I schnell wie ein normaler, sportlicher Erwach-f41.-------1-1--m--------I~1 sener bei einem kurzen Sprint laufen kann
5m
den Knochen (Femur, Tibia, Humerus) und der Annahme, daß dann dynamische Ähnlichkeit, gleiche Froude-Zahl mit lebenden Tieren herrschen kann, kommt McNeill Alexander zu folgendem Ergebnis:
Der Apatosaurus (Brontosaurus), dessen Knochen zwar größer aber ähnlich proportioniert wie die des Elefanten sind, ergaben ein "Stärkemaß" von 6 bis 14 (beim Elefanten ist es 7 bis 11). Seine athletischen Leistungen würden denen des Elefanten entsprechen. Dieser und auch der Apatosaurus können im Trab rennen, aber nicht galoppieren! Der Elefant hat etwa eine Geschwindigkeit von 5 mlsec. Um mit seinen längeren Hinterbeinen dieselbe Froude-Zahl zu erreichen, müßte der Apatosaurus mit 7 mlsec (25 kmIh) ein wenig flotter als der Elefant sein, Bild 7.22, Teilbild 1.
Der Diplodocus-Knochen ergab ein kleineres "Stärkemaß", höhere auftretende Biegespannungen an den Beinknochen, also war dieser Riese nicht so flink wie der Apatosaurus und konnte eventuell nicht einmal im Trab laufen. Das "Stärkemaß" des Triceratops liegt über dem der beiden Sauropoden, zwischen dem des Elefanten und athletischerer Tiere, z. B. dem des Kaffernbüffels. Er konnte vielleicht schon galoppieren. Um dieselbe Froude-Zahl zu erhalten wie der Büffel, müßte sich Triceratops mit 9 rn/sec (32 km/h) bewegt haben. Für den Tyrannosaurus (dem größten fleischfressenden Landtier der Erde), liegen weniger verläßliche Werte vor, da alle heutigen Zweibeiner viel kleiner sind. Das berechnete Stärkernaß eines Oberschenkel-
knochens von ihm ist niedrig und entspricht ungefahr dem des Elefanten. Seine Fortbewegungsgeschwindigkeit müßte zwischen der des Apatosaurus und des Triceratops liegen, kurzzeitig mindestens so groß wie die seiner Beutetiere sein. Die Fortbewegungsgeschwindigkeit all dieser großen und zum Teil gefahrlichen Tiere ist kaum schneller als die des Menschen, was ihrer großen Masse und der spezifisch nicht viel stärkeren Knochenkonsistenz zu verdanken ist. Riesen, auch die der menschlichen Phantasie, würden langsam gehen oder auf der Erde unter ihrem Gewicht zusammenbrechen. Auch die Riesenschaufelbagger in den Braunkohlerevieren müssen ihre Ausleger sehr langsam, beinahe schleichend, mit konstanter Geschwindigkeit schwenken.
7.5 Aufbau von Geräten mit zentraler Steuerung
7.5.1 Oberflächen von Geräten
Während in Bild 7.8 der funktionelle Aufbau von Information umsetzenden Geräten dargestellt wurde, soll im folgenden gezeigt werden, welche Struktur sie bezüglich der dem Menschen zugekehrten Oberfläche und der den Prozeß steuernden "Oberfläche" haben. Dabei wird davon ausgegangen, daß der größte Teil der Information verarbeitenden Geräte eine zentrale Steuerung haben. Die meisten neuen Ma-
296 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
schinen und Apparate, welche eine bestimmte Steuerung oder Regelung bzw. einen automatischen Ablauf der zu bewältigenden Prozesse erfordern (vom Kfz-Motor bis zur Waschmaschine, vom Fertigungsautomaten bis zur verfahrenstechnischen Anlage) werden von diesen Geräten gesteuert, wie es auch eingehend in der VDINDE-Richtlinie 2422 erläutert wird [13]. Nach Heinzl [3] läßt sich eine Funktionsstruktur aufgrund typischer Funktionselemente rur Geräte mit zentraler Steuerung wie in Bild 7.23 darstellen. Die Informationen fließen zwischen Benutzer und Steuerung über die Bedienelemente und Anzeigen, zwischen Steuerung und Prozeß über Aktoren und Sensoren. Der Benutzer greift nicht direkt in den Prozeß ein, sondern über die Steuerung, der er seine Anweisungen gibt. Steuerungen verschiedener Geräte können, z. B. bei Nachrichtengeräten, über eine Leitung direkt miteinander in Verbindung treten.
r----- Benutzer Schnittstelle
Leitung
Schnittstelle
'--_I-- Prozefl
Bild 7.23. Allgemeine Beschreibung eines Gerätes mit zentraler Steuerung aufgrund seines Informationsflusses von und zu den entscheidenden Schnittstellen-Elementen, nach Heinzl [3). Darstellung eines Universalgerätes
7.5.2 Einteilung der Gerätetypen
Nicht für alle Gerätetypen sind nach [3] auch alle Elemente an den Schnittstellen notwendig. Betrachtet man allein den Haupt-Informationsfluß, dann werden sogar durch die notwendigen Übertragungselemente an den Schnittstellen die wichtigsten Gerätetypen gekennzeichnet. So ist z. B. rur ein Meßgerät neben der Steuerung nur ein Sensor und eine Anzeige notwendig (Bild 7.24), fur eine Uhr sogar nur eine Anzeige. Ein Rechner benötigt Bedien- und Anzeigeelemente [10], ein Roboter, Sensoren und Aktoren, ein Steuergerät, Bedienelemente und Aktoren und schließlich ein Manipulator Bedienelernente, Sensoren und Aktoren. (Neben diesen sechs Möglichkeiten und einer in Bild 7.23 gibt es noch acht weitere, die zum Teil sinnvoll sind, hier aber nicht behandelt werden.) Legt man die Annahme zugrunde, daß die meisten Mechanismen bei den Bedienelementen und den Aktoren vorkommen, dann zeigt die Reihenfolge der angefuhrten Geräte von links nach rechts in Bild 7.24 Geräte mit zunehmender Anzahl von Mechanismen und Getrieben. Interessant ist, daß das Informationssystem "Mensch" genau in der Mitte liegt. An dieser Verteilung wird sich grundsätzlich auch in Zukunft nichts ändern. In Bild 7.25 wurde versucht, eine Abschätzung rur die genwärtige Aufteilung von mechanischen und nichtmechanischen Elementen an den Schnittstellen zum Bedienenden und zum Prozeß zu geben. Während Sensoren und Anzeigeelemente relativ selten mechanische Realisierungen zeigen, ist es bei Bedienelementen und Aktoren umgekehrt. Ein wichtiger Umstand sollte dabei nie vergessen werden. Die zentrale Steuerung erfolgt elektronisch. Beim Übergang von der zentralen Steuerung zu den
Mengerät Rechner Steuergerät
,- "1 I I
L.,...J
Uhr Roboter,(Mensch)
~ ,.----,
I
,.Li ,....Li I I I I L_..J L_..J
Manipulator Bild 7.24. Unterscheidung der Gerätetypen mit zentraler Steuerung nach den für den Hauptinformationsumsatz benötigten Schnittstellen-Elementen, von links nach rechts mit steigendem Anteil mechanischer Elemente. Einordnung des Informationssystems "Mensch" in die Systematik
7.5 Aufbau von Geräten mit zentraler Steuerung 297
Benutzer - - -- - - ----- - - --Schnittstelle
Bedienelemente Anzeigen 1:- --l
i iumformer Umformer I [ L.....---r...L.----'
I.-----,'--r------, [ I Wandler I
~-~ -----~ ___ Ste_ue_run_g __ 1-
wandler: ~-'--.-_--.J [ ......... .----L----,
IWandler "----------,----'-----' I r-----'-~= I
IUmformer
Sensoren Aktoren . -- - - - ------ - --Schnittstelle
Bild 7.25. Geräte mit zentraler Steuerung. Häufigkeit des Auftretens von mechanischen Umformern und elektromechanischen Wandlern an den Schnittstellen zum Benutzer und zum Prozeß Prozen
Zeigeranzeige Schriftanzeige
/ \
analog digital
Schnittstellenelementen benötigen wir, sofern diese nicht auch elektronisch funktionieren, einen Energiewandler (z.B. einen elektrischen Kontakt bei den Bedienelementen oder einen Elektromotor bei den Aktoren). Selbst die mechanische Bewegung fällt nicht immer so an, wie es am günstigsten wäre, so daß man meistens zusätzlich einen mechanischen Umformer benötigt, z. B. einen Hebel, einen Keil bei Tasten und Sensoren, Getriebe bei Anzeigen und Aktoren. Wie diese im einzelnen ausfallen können, ist in den folgenden Bildern dargestellt.
7.5.3 Mechanische Anzeigeelemente und Sensoren
Bei den Informations-Geräten spielen neben den üblichen Maschinenelementen auch Feinwerk-
Bild 7.26. Beispiele für mechanischelektrische Anzeigeeinheiten.
Der Motor ist elektro-mechanischer Wandler, das Untersetzungsgetriebe mechanischer Umformer. Analoge Anzeige durch mechanischen Zeiger, digitale Anzeige durch Schrifttafeln
elemente eine wichtige Rolle, welche mit ihren typischen Anforderungen hier ergänzend erwähnt werden. Das weit verbreitete Anzeigelement, das Ziffernblatt der Uhr mit Zeigern [10], konnte bis heute von den Digitalanzeigen mit Leuchtziffern nicht verdrängt werden (Bild 7.26 links). Eine geniale Nachahmung des Blätterns der Seiten eines Buches fand weltweite Verbreitung zur Digitalanzeige von Fahrzeiten und Bestimmungsorten in Flughäfen und Bahnhöfen (Bild 7.26 rechts). Als Energiewandler wird in beiden Anzeigeelementen ein elektrischer Antrieb und als mechanischer Umformer ein übliches Zahnradgetriebe eingesetzt. Mechanisch-elektrische Sensoren (Bild 7.27 links) benötigen z.B. für Waagen [4] geeichte Verformungen und sehr sorgfältig kalibrierte Abmessungen dieser Teile.
298 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Der große Vorteil solcher Einrichtungen ist es, daß man mit Verformungen in der Größenordnung von Bruchteilen von Mikrometern auskommt und somit die Bewegung und das lästige Spiel praktisch ausgeschaltet sind. Auch die Erzeugung von Spannungen auf grund eines Drucks mit Piezokeramik, z. B. für den Beschleunigungsaufnehmer in Bild 7.27 rechts, ist ohne zusätzliche Bewegung möglich.
7.5.4 Besondere Bedeutung mechanischer Bedienelemente
Als Bedienelemente sind am weitesten verbreitet die Tasten. Von Schaltern mit Hebeln, sogar von Tastschaltern, die mechanisch einen Zustand speichern, kommt man immer mehr ab. Die Taste - zu übersichtlichen Bedienungsfeldern in Tastaturen zusammengefaßt - ist beinahe das ausschließliche Bedienelement moderner Feingeräte. Ein leichtes Antippen, eine Translationsbewegung mit oder ohne Rückmeldung durch einen Druckpunkt, durch ein
~F
O*.C C -
Kroftmeßdose Beschleunigungsge ber
Bild 7.27. Beispiele für mechanisch-elektrische Sensoren.
Links: Prinzipskizze einer Kraftmeßdose mit Verformungsteil bund Dehnmeßstreifen c und c' . Rechts: Beschleunigungsgeber mit Masse bund Piezokeramikteilen c und c' . Dehnmeßstreifen und Piezokeramik sind elektromechanische Wandler, die Teile b mechanische Umformer
v v
~ 2 ~
e
9
Leuchtsignal, führt zur Betätigung eines oder mehrerer elektrischer Kontakte. Eine ganze Reihe von Anforderungen wurde oder wird auch heute noch an die Taste gestellt, wie z. B.
- Nichtbeeinflussung der Kontaktgabe durch äußere Umstände (z.B. Korrosion).
- Gewährleistung der Unabhängigkeit des Kontakt-drucks vom Betätigungsdruck.
- Prellfreiheit. - Eventueller Druckpunkt als Rückmeldung. - Unterbringung von Leuchtelementen usw.
In den meisten Fällen sind dazu mechanisch aufwendige Vorrichtungen notwendig. In Bild 7.28 sind einige Beispiele dargestellt. Beispiel 1 zeigt eine klassische Ausführung. Der Knopf a wird in der Führung g gehalten und von Federfin die obere Lage gedrückt. In dieser Lage hält der Ansatz b die Kontaktfeder c vom stiftfcirmigen Gegenpol d fern. Bei Betätigung kann sie den Gegenpol berühren. Vorteil: gekreuzte Kontaktkanten, Sauberhalten der Kontaktfeder c durch einen geringen Schleifweg beim Schließen der Kontakte, vom Tastdruck unabhängiger Kontaktdruck, Einbaumöglichkeit einer Leuchtdiode e. Beispiel 2 in Bild 7.28 zeigt eine ähnliche Taste, nur wird hier der Kontakt magnetisch betätigt, so daß er luftdicht abgeschlossen und daher korrosionsgeschützt gelagert sein kann. Eine sehr elegante Lösung fur flachen Einbau ist in Beispiel 3 dargestellt. Zwei Federn, a und b, sowohl als Kontakt- wie auch als Betätigungsfedern ausgebildet, berühren sich nach Betätigung entlang eines Ringkontaktes. Durch das Umkippen der Feder in eine untere Lage ist fur den Druckpunkt gesorgt, durch den dabei entstehenden großen Ringkontakt für die Sicherheit der Berührung und durch die Nachgiebigkeit der Feder b fur den Kontaktdruck. Kontaktmembranen und um-
v
3 Q ~
~ b
Bild 7.28. Beispiele für mechanisch-elektrische Bedienelemente.
Tasten mit indirekter und direkter Kontaktbetätigung. Die Mechanik bildet den Umformer, die Kontakte stellen den Energiewandler dar; Beispiele 2 und 3 mit vollständiger Kapse\ung der Kontaktfedern
Gliederungsteil
Kontaktart Physikal ischer
Wandler Umformer
1 2 3 Nr.
Keilprinzip, Betätigung: 1 an der Feder
Mechanisch-Keilprinzip,
Unmittel- elektrisch Betätigung 2
barer am Kontakt
Kontakt durch Berührung
Hebelprinzip 3
Magnetisch- Feldkraft-4
elektrisch umformung
Mittelbarer Piezoresistiv 5 Kontakt (Druck)
Elastische
Pieza-Umformung
elektrisch 6 !Druck)
Mechanisch-optisch- 7 elektrisch
Mechanische Weg-umformer
8 Mechanisch-
Kontaktlos kapazitiv
- 9
Mechanisch- 10 'lnduktiv
Mechanische Weg-umformer
Hall-Effekt 11
Hauptteil
1
1 Cross -Paint- Kontakte
1aJ]1
~ Reed· Kontakt
-~[ F
~* 0°000 ~ ~ o'6°D
! .v
®:;~~ ~ ~ ~E
tV
~ .~~
N S
10 +UH
7.5 Aufbau von Geräten mit zentraler Steuerung 299
Merkmale
1
Kontakte offen,Schalt-charakteristik variabel, Kontaktkraft unabhängig von Betätigungskraft, Mehrfachkontakte
Kontakte offen, Kontaktkraft unabhängig von Betätigungskraft , hohe Flächenpressung, Kontakt-Se I bst re inigung
Kontakte vollständig gekapselt. kleine Schaltwege (F olientastatur)
vollständig gekapselt, starkes Prellen
von der Betätigungs-k,raft abhängiger Ubergangswi de r sta nd
Schaltweg s < 1 ~m
Codierung (z.B. für Fernschreiber) einfach möglich
geschlossener Kondensator, großer Schaltweg
offener Kondensator Schal tweg so 0
aufwendige Bauweise, Elektronik erforderlich
Elektronik erforderlich für: - Entprellung - Spannungsversorgung - Signalaufbereitung
Bild 7.29. Konstruktionskatalog physikalischer Lösungsprinzipien für Bedienelemente (Tasten) zur Abgabe eines elektrischen Signals
schließendes Gehäuse schützen die Kontakte vor korrosionsgefahrdenden Außeneinflüssen.
rührung und Trennung der Kontaktpartner entsteht. Gegen viele Regeln konventioneller Konstruktionen verstoßend und doch bewährt ist die Folientaste (Nr. 3), die den Kontakt durch zwei gekreuzte Leiterbahnen, welche aufeinandergedrückt werden, erzeugt. Die Beispiele in Nr. 5 bis 11 zeigen physikalische Effekte, die über Druck, über optische Kopplung, über kapazitive, über induktive Kopplung und sogar mit Hilfe des Hall-Effekts elektrische Impulse
Die große und variable Anzahl von Anforderungen an Tasten hat zu einer Vielzahl von Lösungen geführt. Im Konstruktionskatalog aus Bild 7.29 sind die mechanischen und nichtmechanischen physikalischen Effekte [7] aufgeführt, nach denen heute Tasten gebaut werden. Die erste Gruppe von Nr. 1 bis 4 erfaßt Prinzipe, bei denen der Kontakt durch Be-
300 7 Aufbau von Maschinen, Geräten, Apparaten und ihren Teilen
Elektromotor (Wandler)
Untersetzungsgetrl ebe (Umformer)
Abtrieb
Bild 7.30. Beispiel für einen elektrisch-mechanischen Aktor.
Der Elektromotor ist Energiewandler, das Getriebe ist Drehzahl-Momenten-Umformer
erzeugen. Die elektronsichen Zusatzeinrichtungen zur Ausnutzung dieser Effekte, um Impulse zu erzeugen, sind meistens sehr groß und daher werden sie nur in speziellen Fällen, wie bei Eingabetastaturen an Personen- und Lastaufzügen, bei Lichtschranken, Diebstahlsicherungen usw. verwendet. Zwei weitere Konstruktionskataloge über mechanische Tasten und Tastschalter sind in Band II enthalten (Nr. 11.3.6 und 11.3.7). Ergebnis: Mechanisch arbeitende Tasten sind immer noch am einfachsten und haben daher die größte Verbreitung.
7.5.5 Sondergetriebe in mechanischen Aktoren
Soll der Eingriff des Feingeräts in den Prozeß durch eine mechanische Leistung oder durch eine Verstellbewegung erfolgen, dann sind als Aktoren Elektromotore und anschließende Getriebe notwendig (Bild 7.30). Ein Gerät mit zentraler Steuerung, das immer größere Bedeutung erlangen wird, ist der Montageund Handhabungsroboter. Sein Greifarm muß bis zu 7 Freiheitsgrade ermöglichen, um beliebige Bewegungen im Raum ausfUhren zu können. In der Regel wird jede Freiheit durch einen eigenen Motor (z. B. Schrittmotor [1] mit angeschlossenem Getriebe) realisiert. Dabei gibt es zwei Probleme:
- Erzeugen einer großen Übersetzung auf kleinem Bauraum von den schnell laufenden, kleinen Motoren zur langsamen Bewegung des Greifarmes, mit möglichst gutem Wirkungsgrad.
- Reproduzierbarkeit jeder Lage des Greifarmes durch spielfreie Zahnaradgetriebe und Lager
Für große Übersetzungen auf kleinem Bauraum gibt es schon zahlreiche Lösungen [14], für spielfreie
Zahnradgetriebe jedoch sehr wenige. Der Grund ist leicht zu erkennen, wenn man von der Erkenntnis ausgeht, daß berührungsschlüssige (sog. formschlüssige) Getriebe nie spielfrei sein können! Zahnradgetriebe sind berührungsschlüssige, mit Spiel behaftete Elemente, wenn sie mit gutem Wirkungsgrad arbeiten sollen. Das Dilemma ergibt sich nun aus der Möglichkeit, entweder mit Kraftschluß zu arbeiten (wie beim Harmonicdrive-Getriebe), damit Spielfreiheit und schlechten Wirkungsgrad zu erzielen, oder mit Formschluß zu arbeiten und damit Spiel und guten Wirkungsgrad zu erzeugen.
7.6 Schrifttum 1. Basedow, G.: Grundlagen elektrischer Schrittrnotoren.
Antriebstechnik 20 (1981) Nr. 1-2, S. 30-35 2. DIN 7151: Grundtoleranzen (ISO-Passungen für Maße
von 1 bis 500 mm). Berlin: Beuth-Verlag 1964 3. Heinzl, 1: Entwicklungsmethodik für Geräte mit
Steuerung durch Mikroelektronik. VDI-Berichte Nr. 515 (1984), S. 213-218
4. Horn, K.: Physikalische Prinzipien für elektromechanische Wägezellen - Aufnehmerprinzipien für die Umformung der mechanischen Meßgröße "Kraft" in elektrisch nutzbaren Meßgrößen. Wägen und Dosieren 1 (1976) S. 5-16
5. Hütte I: Des Ingenieurs Taschenbuch, 26. Auflage. Berlin: Ernst & Sohn Verlag 1936
6. Karpf, w.: Eine Festung aus Hörnern, Hufen und Haaren. HÖR ZU 15.12.1990, S. 122-125
7. Koller, R.: Konstruktionsmethode für den Maschinen-, Geräte- und Apparatebau, 4. Auflage. Berlin, Heidelberg, NewYork: Springer 1998
8. Leinweber, P.: Toleranzen und Passungen, Grundlagen. Werkstattblatt 190/91, Carl-Hanser-Verlag
9. McNeill Alexander, R.: Wie Dinosaurier sich fortbewegten. Spektrum der Wissenschaft, Juni 1991, S. 82-87, Heidelberg
10. Roth, K.: Anzeigen, Bedienelemente, Aufnehmer und Getriebe in zeitgemäßen Feingeräten. Feinwerktechnik und Meßtechnik 93 (1985) 6, S. 301-304
I!. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Band U, 3. Auflage: Konstruktionskataloge. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2000
12. Roth, K.: Physikalische Zusammenhänge bei der Veränderung der Größen eines technischen Objekts. International Conference on Engineering Design ICED 91, Tagungsheft, Zürich: HEURISTA 1991, auch Konstruktions 44 (1992) S. 291- 296
14. Roth, K.: Zahnradtechnik, Band I bis ur. Berlin, Heidelberg, NewYork, Tokyo: Springer 1989,1998
13. VDI/VDE-Richtlinie 2422: Entwicklungsmethodik für Geräte mit Steuerung durch Mikroelektronik. Berlin: Beuth-Verlag Febr. 1994
14. Weizsäcker von, C. E: Die Einheit der Natur - Studien. München: Hanser-Verlag 1971
15. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Band III, 2. Auflage: Verbindungen und Verschlüsse, Lösungsfindung. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2000
8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Inhalt: Die Vektorielle Funktionsstruktur zur mechanischen Anordnung auf grund der Funktion, das Prinzip der Spannungsringe zur Erzeugung von Kräften, verspannte Ketten, Tabelle zur Freiheitsgradermittlung, die Geometrische Funktionsstruktur zur Analyse des "Kraftflusses", zur Synthese ebener und räumlicher Kraftnetze, Übergang Kraftnetz-Kontur, Konstruieren mit Schaltsymbolen, Gestalt auf grund der Funktionsstrukturen.
Die für das übliche methodische Vorgehen wichtigen Produktdarstellenden Modelle Nr. 1 bis 6 und Nr. 8 in Bild 3.2 wurden schon eingehend behandelt. Unter ihnen sind auch solche aufgeführt, die sich zur Arbeit mit EDV-Anlagen sehr gut eignen. Die Vektorielle Funktionsstruktur, Nr. 9, dient als Übergang von der Allgemeinen zur Geometrischen Funktionsstruktur, Modell Nr. 7, die Logische Funktionsstruktur, wird als logischer Plan von Geräten schon seit langem und erfolgreich mit EDV-Anlagen bearbeitet. In den Bildern 5.13 bis 5.16 und 4.18 bis 4.20 und in Abschnitt 5.6 sind Teilbereiche dargestellt, soweit sie in diesem Rahmen interessieren. Die Modelle Nr. 10 bis 12, welche eigens für die Arbeit des Konstrukteurs mit einem aktiven Bildschirm gedacht sind, werden anschließend ausführlich beschrieben. Allen diesen Modellen ist gemeinsam, daß bei der Kombination der Elemente ein strenger Algorithmus angewendet werden kann, wobei das gesamte Vorgehen bestimmte Strategien voraussetzt. Im einzelnen gelten folgende einschränkende Bedingungen: Modell Nr. 7 (Kap. 4) ist für Logische Funktionen geeignet, im besonderen für die Verknüpfung und Speicherung von binären Zuständen. Alles, was durch binäre Codierung dargestellt werden kann und als Operation eine logische Verknüpfung erfordert, ist für dieses Modell geeignet, unter anderem auch die Verarbeitung von Information oder die Logik der Zusammensetzung von festen Körpern [39] usw. Modell Nr. 10, die Geometrische Funktionsstruktur ist ausschließlich für mechanische Energie-Funktionen, insbesondere für Festkörper entwickelt worden, beim augenblicklichen Entwicklungsstand bevorzugt für statische Probleme. Modelle Nr. 4, 5, 6 und 8 allein eröffnen dagegen die Möglichkeit, den Übergang in nichtmechanische physikalische Systeme zu vollziehen, so wie es in Kapitel 5 zum Teil schon angedeutet wurde.
8.1 Gegenüberstellung der Elemente für Funktionsstrukturen
Nach Bild 5.1 kann man zum Durchlauf der Funktionellen Phase des Ablaufplanes verschiedene Produktdarstellende Modelle wählen. Worin sie sich unterscheiden, läßt sich am besten an ihren Elementen, den Funktionsgrößen und den Verknüpfungsregeln erkennen. Für den richtigen Einsatz ist auch der Grad der Abstraktion maßgebend. In Bild 8.1 sind die Elemente der beschriebenen Funktionsstrukturen aufgeführt und ihre charakteristischen Eigenschaften dargestellt. Über die Elemente der Allgemeinen Funktionsstruktur in Zeile 1 wurde schon ausführlich berichtet. Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Verknüpfung zweier Elemente allein die gleiche Allgemeine Größe am Ausgang des einen und am Eingang des anderen voraussetzt sowie die Festlegung des Fluß-Richtungssinnes. Bei den Logischen Funktionen, Zeile 2, kann jedes Element an jedes andere angeschlossen werden, sofern der Fluß-Richtungssinn übereinstimmt, da alle Aus- und Eingänge die gleichen binären Zustände ° und 1 oder Nein und Ja usw. haben. Auch ist es nicht nötig, alle existierenden logischen kombinatorischen Elemente wie Äquivalenz, Implikation usw. einzusetzen, sondern es genügen die drei in Bild 4.20 aufgeführten, d. h. Negation, Konjunktion und Disjunktion. Um bekannte mechanische Getriebe auch als logische Elemente einsetzen zu können, muß vorher eine Codierung der physikalischen Zustände durchgeführt werden, z. B. "Lage links" oder "Stillstand der Welle" beziehungsweise "keine Kraftwirkung" möge dem Zustand ,,0" entsprechen, "Lage rechts", "bewegte Welle", "Kraftwirkung vorhanden" dem Zustand ,,1 ". Während in den Elementen der Allgemeinen und der Logischen Funktionsstruktur jeweils Größen ganz verschiedener Art auftreten, sind diese für Elemente der drei folgenden Funktionsstrukturen im wesent-
302 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Symbolische Voraussetzung der Zugehöriges Nr. im Konstruktions Benennung Darstellung eines Funktionsgrößen Elemente - Notwendige Festlegungen P-Modell, Bild 5.1-1
Phase typischen Elements I Operanden) verknüpfung Bild 3.2 Ifür Operation)
Nr. 1 2 3 4 5 6 7 1.1 1.2 I.J 1.4 1.5 1.6 1.7
AFE +- Allgemeine Größen: gleiche Allgemeine Flußrichtungssinn, ver-1 Allgemeines Funk- Stoff, Energie. Größe schiedene Arten von 4 4
Funk- tionselement Information Elementen
tionelle 2.1 2.2 23 2.4 2.5 2.6
Phase LFE X2=B-
binäre. logische binäre Größen. binäre Codierung der Ein· 2 Logisches Funk- x y Größen Flußrichtungssinn und Ausgangsgrößen. 7 7
tionselement I Auswohl der notwendigen Logikelemente
3.1 3.2 3.3 3.4 35 3.6 3.7
Intensitäts - und gleiche Größe. Unterteilung in Funktions-3 Spezielle
M--{BE]-F (luantitätsgrößen Flußrichtungssinn und Konstruktionsgrößen. 8 8
Funktion der Systemdyna- Elemente der Funktions-mik größen -Matrix, Effekte
I-c:: 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Cl>
~" c:: VFE Intensitäts -und Gleichgewichtsbed. Richtung und Richtungs-o
+= Vektorielles (luantitätsgrößen und Geschwindig- sinn der Größen. Angriffs· -""
MI Effekt c::
4 ~ Funktions- der Mechanik Imin- keitskompatibilitä t punkte, 9 9 L.c.
Prinzipielle Cl> element wl F.
destens an einem an Berührungsstel- Vorliegen von Effekten .c:: u Tor) len mechanischer
Phase .~ 3 es Elemente -""
I- 'in E 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 0-
MIY"' SFE Intensitäts - und Gleichgewichts bed. Federungs-. Massen- bzw. Struktur funk - W~V2 (luantitötsgrößen und Geschwindig- Dömpfungseigenschoft der
5 tions-Element der Mechanik keitskompatibilität Elemente. Relativlage der 10 10
~ on Berührungsstellen Wirkflöchen. strukturierte
'77,7; und innerhalb der Elemente, Vorliegen von Elemente Effekten
6.1 6.2 63 ~4 6.5 6.6 6]
Lage der Wirkflächen. 6 Getri ebe- 0 T
Kompatible Wirk- Verbindung durch einen 13 13 Linienstruktureie - Keine direkte flächenpaarungen. Wirkraum ,Voraus-
Gestaltende ment Bindung zu be- keine Durchdrin - setzung: Effekte
Phose 7.1 Z2 stimmten Funk- gungen der Wirk- 7.5 7.6
GKE tionsgrößen räume Vollständige Kontur 7 Geometrisch - ~ 14 14
Stoffliches Kon-turelement
Bild 8.1. Die Funktionen verschiedener Produktdarstellender Modelle, ihre Größen und deren Verknüpfung
lichen gleich. Es handelt sich um die Intensitätsgrößen (J), gegebenenfalls die Quantitätsgrößen (Q) der verschiedenen physikalischen Systeme (siehe Bild 5.2), vorzugsweise um die des mechanischen Systems (Bild 5.3). Der Unterschied des Elements der Speziellen Funktion, Zeile 3, Bild 8.1 zum Vektoriellen Element, Zeile 4, besteht darin, daß bei letzterem die Verknüpfungsvorschriften viel präziser und enger gefaßt sind, der Unterschied des Vektoriellen zum Strukturfunktions-Element, Zeile 5, darin, daß bei diesem z. B. noch Festlegungen über den Wirkraum des Elements angegeben werden.
Beim Funktionselement, Zeile 3, wird lediglich gefordert, daß beispielsweise am Eingang eine Kraft F, am Ausgang eine Winkelverschiebung cp vorliegen soll, ähnlich wie bei den Signalflußketten nach Kuhlenkamp [30]. Was beim Leistungsfluß bzw. der Energiespeicherung mit der zweiten Größe, z. B. der Geschwindigkeit, dem Drehmoment geschieht, ist hier unerheblich. Ähnlich wie bei den Allgemeinen Funktionselementen ist die Verknüpfung mit Nachbarelementen zulässig, wenn Aus- und Eingangsgröße sowie Fluß-Richtungssinn übereinstimmen. Die zahlreichen Freiheiten fUr die Verknüpfung von
Speziellen Funktionselementen ermöglichen es, mit geringem Aufwand zunächst viele Flußbilder und Strukturvarianten zu entwickeln, um dann später erst die Fragen der Kompatibilität zu klären. Das Vektorielle Funktionselement, Zeile 4, gibt stets die Richtung und den Richtungssinn der beiden für den Leistungsfluß notwendigen Intensitätsgrößen an. Wenn eine der beiden Größen nicht angegeben wird, ist sie grundsätzlich null. Die Verknüpfung zweier Elemente - und das ist für Funktionsstrukturen neu -kann nur erfolgen, wenn die Richtungen und der Betrag der mechanischen Intensitäts-Einpunktgrößen (Kraft und Moment) benachbarter Elemente übereinstimmen und ihre Richtungssinne entgegengesetzt sind sowie die Geschwindigkeiten nach Größe, Richtung und Richtungssinn gleich sind. Diese Gleichgewichtsbedingungen, zunächst erst an den Verknüpfungsstellen, haben zur Folge, daß die Topologie des Strukturplans ähnlich der des späteren Produkts sein muß. Über die Auswirkung von Richtung, Richtungssinn und Lage der mechanischen Intensitäts-Zweipunktgrößen (Geschwindigkeit und Winkelgeschwindigkeit) an Verknüpfungsstellen werden ebenfalls Aussagen getroffen. Sowohl für die Vektoriellen als auch rur die Geometrischen Funktionselemente gilt, daß gleicher Richtungssinn der den Leistungsfluß beschreibenden Intensitätsgrößen Energieaufnahme, entgegengesetzter dagegen Energieabgabe bedeutet. In Feld 5.2 des Bildes 8.1 ist als Beispiel ein Element der Geometrischen Funktionsstruktur, ein Strukturfunktions-Element dargestellt. Während die Elemente der Felder l.2 bis 4.2 die Realisierung des Hauptaufgabensatzes als Soll-Funktion symbolisieren - es wird nur über den Ein- und Ausgang etwas ausgesagt, nicht über den Inhalt - gibt das Strukturfunktions-Element mit seinen Wirkflächen, seinem Wirkraum, der Längenausdehnung r und gegebenenfalls seinen elastischen, masse- und dämpfungsbehafteten Eigenschaften (c, m, d) die wesentlichen Eigenschaften des Wirkraums an. Der Ein- und Ausgang ist hier schon mit dem physikalischen Effekt und dessen Träger verbunden. Das Element steht im Gleichgewicht, die Geschwindigkeitsverteilung entspricht den Wirkraumeigenschaften (starr, elastisch, plastisch), die Wirkflächen sowie die Funktionsgrößen haben die richtige Lage und Richtung sowie den gewünschten Richtungssinn. Die Verknüpfungsbedingungen der Elemente dieser Funktionsstruktur berücksichtigen die wesentlichen Eigenschaften, welche später zur Funktionserfiillung mit Hilfe von Einzelteilen notwendig sind.
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur 303
Im folgenden werden die beiden letztgenannten Arten von Funktionselementen und die mit ihnen aufzustellenden Funktionsstrukturen beschrieben. Der Vollständigkeit halber enthält Bild 8.1 noch ein Geometrisches Linienstruktur-Element und ein Geometrisch-Stoffliches Konturelement, Elemente, die uns von der täglichen Konstruktionspraxis her vertraut sind.
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur
Die Parallelen zwischen mechanischen und nichtmechanischen Funktionssystemen, z. B. dem mechanischen und dem elektrischen [32, 33, 1] usw. haben meistens den Nachteil, daß sie die Mehrdimensionalität der mechanischen Systeme nicht berücksichtigen können und mit Elementen arbeiten, die man sich in einem Punkt konzentriert vorstellen muß. Dadurch gehen viele typische Eigenschaften des mechanischen Systems bei der Aufstellung von Funktionsstrukturen verloren, fehlen bei der anschließenden Synthese und geben keine hilfreichen Hinweise beim Übergang von der Funktionellen zur Gestaltenden Konstruktionsphase. Mit den Vektoriellen Funktionen [46] läßt sich eine Vielpoldarstellung verwirklichen, die zum Teil auch räumliche Parameter von Funktionsgrößen berücksichtigt. Die Vektorielle Funktionsstruktur hat den Vielpolelementen des elektrischen Systems ähnliche Elemente und gibt an den Aus- und Eingängen dieser Elemente (den Toren) das "Klemmenverhalten" einer gewünschten Soll-Funktion wieder. An diesen Toren stehen in der Regel die die Leistung darstellenden Intensitäts-Einpunktgrößen des mechanischen Systems oder mindestens einige von ihnen. Im Unterschied zu der üblichen Vielpoldarstellung mechanischer Größen im elektrischen System werden die Ein- und Ausgangsgrößen als Vektoren dargestellt, die mit den entsprechenden Vektoren der Nachbarelemente so verknüpft sind, wie es ihrer Lage, Richtung und ihrem Richtungssinn entspricht. Das hat zur Folge, daß die Relativlage der Blöcke, wie schon erwähnt, die spätere Topologie des technischen Gebildes andeutet. Die Funktionsstruktur soll danach neben dem Übertragungsverhalten des Gesamtsystems auch wichtige Festlegungen für die notwendige räumliche Anordnung der mechanischen Elemente angeben: Sie geht daher über eine reine Vielpoldarstellung weit hinaus.
304 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Übereinkunft Beispiel
Nr. 1 2 1.1 1.2
~ ~
F, Fz M1 Mz ut 1
Sie stehen immer
0 LJ im Gleichgewicht ' > 1/ Z F,
2.1 2.2
Q Absolutgeschwindig-
9 Q 2 keiten auf Gestell.
vQ Relativgeschw. auf 2. Punkt beziehen 2
3.1 3.2
~ M1 • F2 Ein - oder Ausgang F1 F2 F1 ,
3 !Torl ist am An- :cJ: I " o 0 Angriffspunkt griffspunkt von L ........ ,>
Kraft oder Moment v1 v2 F3 t F1
4.1 4.2 M1 Mz M1 ~ F2 F,
Leistungseingang : =LJ 0-0 0 gleiche Richtungs-sinne. v1 v1 vz W1 W1 Wz
4 Leistungsausgang : Mz ungleiche Rich- F, Fz d 0 tungssinne der -cJ: ;0 Intensitätsgrößen
v2 v1 vz w2 w1 Wz
5.1 5.Z Eingänge werden mit
5 ungeraden. Ausgän-ge mit geraden Zif-
siehe Feld 4.2
fern indiziert . . .. ..
---. Implizierte Tragheltskrafte
Ein weiterer wesentlicher Punkt bei der Vektoriellen Funktionsstruktur ist der, daß die Reaktionskräfte, welche nur aus den Gleichgewichtsbedingungen und nicht aus dem Energiefluß resultieren - häufig auch als Folge der räumlichen Ausdehnung - stets berücksichtigt werden. Auch die Beziehungen zwischen Kräften und Momenten, Geschwindigkeiten und Winkelgeschwindigkeiten sind aus dem Strukturplan unmittelbar ersichtlich.
8.2.1 Festlegungen für Vektorielle Funktionselemente
1. Die Vektoriellen Funktionselemente sind "Schwarze Kästen" mit qualitativen Längenausdehnungen, deren Ein- und Ausgänge (Tore) bei mechanischen Größen durch die Lage und die Berührungspunkte der auf sie wirkenden Einpunktgrößen bestimmt werden (z. B. Kraft und Moment, Bild 8.2).
2. Die Zweipunktgrößen beziehen sich auch auf dieses Tor, d. h. auf den Berührungspunkt der Ein-
Bild 8.2. Übereinkünfte für elementare Vektorielle Funktionen (Vektorielle Funktionselemente )
punktgrößen, und, sofern angegeben, auf einen Bezugspunkt (z.B. Gestell) oder auf ein zweites Tor am Schwarzen Kasten.
3. Die Vektoren der Intensitätsgrößen müssen an den Elementen in richtiger Lage, Richtung und richtigem Richtungssinn eingezeichnet werden. Insbesondere muß man erkennen können, ob sie fluchten, sich schneiden oder parallel versetzt sind.
4. Kräfte und Momente, die auf ein Element wirken, müssen grundsätzlich im Gleichgewicht stehen, ebenso solche, die bei einer Verknüpfung zwischen zwei Elementen wirksam sind, wenn sie als innere Kräfte bzw. Momente verschwinden sollen.
5. Stehen an einer Verknüpfungsstelle die Kräfte und Momente im Gleichgewicht und sind an dieser Stelle dazu die Translationsgeschwindigkeiten einschließlich eventuell auftretender Tangentialund Winkelgeschwindigkeiten identisch, können die benachbaren Elemente dort an den Wirkflächen vereinigt, d. h. ohne Zwischenflächen (ge-
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur 305
mech. Inten -~. Translations - Rotations -Grönen Transl. - Grönen Rot.-Grönen in Transl.-Grönen Rot.-Grönen in Transl.-Grönen um-
sitäts-Mechani - größen sche Energie-Funktionen
-u
-:;; laden Cl
W
E ~ u
'0:;
sr .~ geladen ~ halten cu .!!! ~ C 23 Cl
Cl...
entladen
E laden '" '" '" Cl
L
N[
1
2
3
4
Grönen in Wirk-richtung versetzen
1 1.1
F, F1
~ V,
1.1
~ F1
~
J.I
F, Fz
~ VI
4.1
F,
~ VI VI
senkrecht zur Drehrichtung ver-setzen
3 1.3
MI MI
0 WI
1.3 MI M2
0 J.J
MI MI
0 wl
4.3 MI
Cl wl w1
senkrecht zur Wirkrichtung versetzen
4 1.4
p' ~ VJ
1.4
~ ~
J.4
~' FJ
Trans!. - Grönen senkrecht zur formen umformen (Nor- Wirkrichtung ver- Tangentialkraft: Tangentialkraft : mal kräfte ) setzen (Tang:Kröfte) Eingang Ausgang
6 8 12 13 1.6 1.8 1.11 I.1J
P MI ~Fzl MI iF1.1 tl F,P·I F,p ~.1 F1.1 1.1
W, FJ ~ VJ wl ~ wl tF,.l
1.6 1.8 1.11 1.13 MI ~Fz.l tl wie 2.4 wie 2.8 PI F,.1 + Fz.1
FJ IF,.l
3.6 3.8 ,~21 3.12 J.1J MI Fz.l ~I n wie 3.4 P·I
wie 3.8 F,.I, Fz.1
FJ :F,.1
~ ______ 1-~~ ____ ~~~,~~ __ ~~7,7~~ ______ ~7,7~.~ ______ ~7/7-~,+-______ ~7/7-~,+-_______ ~~,~ ______ ~7,7~ .
.c: 5.1 5.3 5.4 5.6
.~ geladen 11 r-l PJ V4 wpV4 '2> halten 5 ~ tL---J{ ~ v, v2 W, w2
~ ~ ~ ~ ~ $------1-~6~.1------~~~6J------~~~6.~4------~~6~.6------~~6~.8--------~6~.11~------~~6.1~J--------~
~ c M2 M~V ~V MI Fz.l1~,\J...l Fz.l.tV1.1 d4 V4 ;;;: rl 0 I 4 4 4 4 p"L ~p F,.1
entladen 6 ~ ~ F, F1.1 Fz;1 W F1.1 VI VI WI Wl WI W CI' F. vJ F vJ I rJ T 1.1
= = J ~ = ~ = 9.3 9.4 9.8 F
F, F1 MI MI M~~ v4 MI 1.1i+v
~ leiten 9 ~ ~ - F.P'F:·: = VI VI W W
9.1
~ I 2 FJ VJ FJ VJ ~------1--r--------?//~/+---------=~'~-------=--'~~-------+--------=--'~~------~~--------~ ,=:J 10.6 10.12 IO.1J
.!:!! M~V" F,1:tv21"o4 V4 ~ I 4 4 "'1 L" "'1
c: F.P1JF. F1.1 cu umformen 10 - - - - I 11
WI C WI F- WdF. rJ J I 1.1
~ :;m = - - - -- Größen tangential zur "Angriffsfläche "; Zeile 1-3 elastische, Zeile 4 -6 Trägheitseigenschaften (Reaktions kräfte )
Kombinierte Ener-Thermisch Mechan.- elektr. Elektr. - mechan. stützfunktionen Normalkraft
Normal -, Tangen-Moment giefunktionen tialkraft
Nr. T~ I U I U Nr. I- --
Energie F,D1 Ffr F,{j: Kräfte und o-~ ti.1 D MI
11 Momente 0 wandeln VI VI VI abstützen : F1.1
Bild 8.3. Elementare Vektorielle Funktionen, die durch vorhandene physikalische Effekte direkt realisiert werden können - Ausschnitt (siehe auch Bild 8,22-1)
306 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
wissermaßen stoffschlüssig) zu einem neuen Schwarzen Kasten zusammengefügt werden, z. B. in Bild 8.4, Zeilen 2, 4, 6, 8 jeweils oberes Bild.
6. Sind bei zwei zu verbindenden Elementen die Geschwindigkeiten im Sinne der Regel 5 nicht kompatibel, Kräfte und Momente jedoch im Gleichgewicht, dann können sie trotzdem miteinander verknüpft werden, sofern ein Gleitflächenpaar zwischen ihnen liegt (im Schwarzen Kasten durch zwei parallele strichpunktierte Linien angedeutet). Die momentane Neigung dieser Gleitflächen (Gleitebene) erhält man nach Zusammensetzen der momentanen Geschwindigkeitsvektoren für die Verknüpfungsstelle durch Verbindung ihrer Pfeil spitzen. Die relative Gleitgeschwindigkeit der Elemente wird durch die Zerlegung der jeweiligen Absolutgeschwindigkeit nach Bild 8.7, Feld 1.2, ermittelt.
7. Sind die Tangentialgeschwindigkeiten zweier Elemente nach Richtung, Richtungssinn und Betrag gleich, dann kann eine Wälzpaarung zwischen ihnen realisiert werden. Die Richtung der Tangentialgeschwindigkeit muß mit der Richtung der Tangente im Wälzpunkt übereinstimmen (z.B. Bild 8.5, Zeile 6).
8. Wirken an den Ein- und Ausgängen zweier Elemente jeweils gleichartige Kräfte oder Momente und gleiche Geschwindigkeiten, dann können die Elemente in ihren Wirkräumen zu einem vereinigt werden. Hierbei summieren sich an jedem Tor die Einpunktgrößen (z.B. Bild 8.4, Zeilen 1,3,5,7).
8.2.2 Verknüpfungen Vektorieller Funktionselemente
In Bild 8.3 ist ein Ausschnitt der Vektoriellen Funktionselemente dargestellt, von denen ausgehend man alle anderen ableiten kann. Sie erfüllen alle die Festlegungen 1 bis 4. Die fehlenden Elemente lassen sich aus Bild 8.22-1, dem Katalog der StrukturfunktionsElemente, ableiten, indem in jedem Fall gleicher Nummer auch ein Element mit gleichen Ein- und Ausgangsgrößen zu finden ist. In Zeile 11 von Bild 8.3 sind Elemente für kombinierte Energiefunktionen, in Zeile 0 für Stützfunktionen aufgeführt. Bei Beachtung der Übereinkünfte I bis 4 lassen sich selbstverständlich noch viele, hier nicht angeführte Varianten für Vektorielle Funktionen aufstellen. Die in den Zeilen 0 bis 10 augeführten haben jedoch den
Vorteil, später von einem Einzelteil erfüllt werden zu können - so daß der Effekt und sein Träger gesichert sind - und durch gegenseitige Verknüpfung auch die komplexeren mechanischen Funktionen beschrieben werden können. Es müssen sich alle mechanischen Funktionen technischer Gebilde auf die beschriebenen Vektoriellen Funktionen zurückführen lassen. Der Zusammenhang mit den Allgemeinen Funktionen ist durch die Gliederung der Kopfspalte, der Zusammenhang mit den IQ-Funktionen durch die Kopfzeile gegeben; siehe auch Beschreibung von Bild 8.22-1.
8.2.2.1 Verknüpfung von Kräften und Momenten
Die Verknüpfung von Vektoriellen Funktionselementen für die Fälle, in denen auch eine Vereinigung im Wirkraum oder an den Wirkflächen stattfinden kann (Festlegungen 5 und 8), ist in Bild 8.4 für neun typische Beispiele gezeigt. Bei entsprechender Lage der Paarungs flächen können die Elemente wahlweise getrennt nur zusammengesetzt aber nicht vereinigt werden, wie das in den entsprechenden Zeilen jeweils durch das Beispiel mit zwei eingezeichneten strichpunktierten Linien erläutert wird. Mit Hilfe der Beispiele in den Zeilen 5 und 6 lassen sich nicht nur Strukturketten, sondern auch Strukturverzweigungen herstellen. Maßgebend dafür sind die Einpunktgrößen. Die Kraft- bzw. Momentenvektoren müssen sich schneiden und ihre vektorielle Summe muß gleich null sein (Gleichgewicht). Von Bedeutung ist noch Fall 5 unten in Zeile 9, der die (z.B. durch Reibung) auftretenden Tangentialkräfte erfaßt. Wie schon erwähnt, können - von Feldkräften abgesehen - Kräfte nur normal zu den Paarungsflächen oder tangential zu ihnen, dann als Reibkräfte, übertragen werden.
8.2.2.2 Verknüpfung von Geschwindigkeiten
Die Verknüpfungsmöglichkeit von zwei Elementen hängt nicht allein von Kräften und Momenten, sondern auch von den Geschwindigkeiten ab, wie Festlegungen 5 bis 8 besagen. Die verschiedenen, häufig auftretenden Fälle sind in Bild 8.5 übersichtlich geordnet. Es wurde hier davon abgesehen, auch Beispiele für die Vereinigung in den Wirkräumen, wie in Bild 8.3, zu bringen, da diese nur die Identität der Geschwindigkeiten an den Wirkflächen der zu vereinigenden Partner voraussetzt. Für feste Verbindungen und bewegliche (Flächenpaarungen) hingegen gibt es zahlreiche Varianten. Wird ein Element a mit dem Element b durch eine Vereinigung an
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur 307
Fälle Verknüpfungsstelle: Arf der Ausgangselemente
Verknüpfte Elemente Kräfte und Momen te Verknüpfung Als Vektorielle Funkt.-Elem. Als Maschinenelemente
N[ 1 2 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 h~al+)b
~I: Fal H Fbl Vereinigen in Fal Faz Fbl FbZ ~I FhZ Fl ~r 1.1 1 den Wirk- ~(+)~ 1 h~al+)b r FhZ : Fazl+) ~z räumen
Z.I Z.Z Z.3 Z.4 Z.5 a.b F,I ~z Fa~ F,z • Fbl : 0 Vereinigen oder F,I FaZ Fbl FbZ I h~a.b I'
Zusammenset - ~+ ~ 1.2 2 ~I : Fal zen an den F,I Fbz ~z: Fbz Wirkflächen Ir !l r- Fa~[l=Y
i h:a/b o b
J.I 3.Z J.3 J.4 3.5 h:a I.)b
Mhl : Mol I+l Mbl Vereinigen in Mal Maz Mbl MbZ Mhl MhZ
M1'~z 2.1 3 den Wirk- ~(+)~ 1 h~al+)b r Mhz~Mazl+lMbZ räumen
4.1 4.1 U 4.4 4.5 o .b Mal Mbz
~ MaZ' Mbl : 0 Vereinigen oder MOl Maz Mbl Mbz -, h~a. b r Mhl : Mal
Zusammen-~+~ 2.2 4 setzen an den Mal Mbz
MhZ: MbZ -, .I ,r ~Z Wirkflächen :r~j
" h~a/b o b
5.1 5.Z 5.3 ~Z 5.4 5.5
0 ~ ~ Fel FbZ
el_ el_ Vereinigen in Fal F,z (+) F,I r,t' .... \ F,z
F.1---1 al')bl+)e 3.1 5 LFHH:O den Wirk-~ \_._j F.l 01 01 räumen
~ E/ / F,z ~I F.z bl 01.) bl.) e
FeZ 6.1 6.Z 6.3
~Z 6.4 6.5
Vereinigen an +f~ IFbz
~\' F,';.(,."F.";:O den Wirk- F,I F,z ~ ~" I F,I 3.2 6 flöchen ~ I>
f,~ v/
I Verzweigung) \F,z
F,1 a.b·e a.b·e
F,z 1.1 1.Z 1.J 7.4 15 01.) b
Mhl : Mal I+) Mbl Vereinigen in Mal~Maz Mbl~MbZ MhltgMhz M~ 4.1 7 den Wirk- o (+) b
MhZ ~MazI+lMbZ räumen h:al·)b
('Mhz
8.1 8.Z 8.3 8.4 h:a.b 8.5 a.b Mal~MbZ '1/
, Or'MbZ Maz' Mbl ~ 0 Vereinigen oder
Mal~Maz MblJ-QMbZ a.b Mal I 1
4.2 8 Mhl ~Mal Zusammen -
o + b setzen an den MhZ ~MbZ Wirkflöchen Mal a/bil)! _t MbZ ('~CM rr-~ Mal bZ
h: a.b
9.1 9.Z 9.3 lE 9.4 93
1Ff ~ F,I ~
M 0 + Mal alb :1 ~ \,~b 01 ii
FaJ . /
iF,J V, Mal / ~
5 9 F,z '~I : 0 Reibschlüssige ! FbTl
~3 Fan + ~T1 : 0 Flächenpaarung : FaT2 JI E ~4l
? ~I ~z(" ~'al . (" FbZ E~ M 0 + ~ M~n/b ji r'M t[=8 b ~z 01 bZ 01 .' bZ
Mal E Mbz FaJ • i FaJ !~T1 aJ
(+) Vereinigen in den Wirkräumen; + Vereinigen an den Wirkflächen oder Zusammensetzen
Bild 8.4. Kräfte und Momente bei der Verknüpfung Vektorieller Funktionselemente
308 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Fälle Verknüpfungsstelle: Art der
Ausgangselemente Verknüpfte Elemente Geschwindigkeiten Verknüpfung Als Vektorielle Funkt.-Elem. Als Maschinenelemente
Ne 1 2 3 4 5 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5
Va2 = Vbl * 0 -J h=a+b L -l a+b L --2-. +--Gl Val Vb2 Val vb2
1 1 Wa = Wb = 0 h=a/b
Val = Vb)' 0 Val Va2 Vbl Vb2 -J !j L v;GJ~ Vereinigen oder Val Vb2 Zusammensetzen /7777 '7777 '77?;
2.1 an den Wirk- 2.3 2.4 2.5 flächen --l h = a + b L ~2 Va2 = Vbl = 0
--Gl. + --CQ.. Wal wb2 2 2 WaZ=Wbl"O a b h=a/b
~2 Val =Vbl = 0 Wal Wa2 Wbl Wb2 --l !F)J L li
~ Wal ~
Wb2 77/%
3.1 3.2 3.3 3.4
"~b )9 alb
Zusammensetzen, +B ~ Va2 "Vbl .-'"
Gleitpaarung Vbl . Val /
3 3 Wa = Wb= 0 Val !Umlenkung)
;:Y alb vb2 Val "Vbl ~+ ~ ~ Val Val V b2 al Val = Vbl '7777. 7777.
4.1 41 4.3 4.4 4.5 a+b=g a+b =g
Va =Vb = 0 ß+ 0 ~ a+b 4Vgll ~! .~ IPg12
Vereinigen an den vgTl vgTl ,
wa2 =Wbl
~GJ~g 4 4 Wirkflöchen vaTI Wa2 Wbl VbT2
Wal =wbl=Wg
~ ~ Va12 = VbTl + 8 o+b ~ Wal Wa2 Wbl Wb2 Wal Wb2
77.7,
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 Wa
Qv L=ob ~ ~ ~lt Zusammensetzen, + ~ alb!:
Gleitpaarung Va =Vb (verschiedene Wal * Va12
5.1 5 Wo ~Wb Wal a12 Val
Tangentialge - tVb12 fbl Va12,*,VbT1 schwindigkeiten) 8 G wa(~(!)) + ;Ja/b)( k ~ ~ Wb
Wal Va12 Vb12 Wbl Wal *v Wbl Lai aT2 777- 77T.
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 tVaTl
Zusammensetzen, ValG + d VaTflJ alb )1 ~ Wa (ab
Va12 = 0 Va = Vb Wälzpaarung
(gleiche Tangen- wal Va!2 =0 Vbll =0 Wal Vb11 =0 5.2 6 Wa~Wb tialgeschwindig-Va12 = VbT1 keiten) 8+ 8 Wal~a/b )( L.; Wb2 wa(®®fb
Wal Va12 = VbTl Wbl Va12+* VbT2 Val a Vbl '777 '777
Bild 8.5. Geschwindigkeiten bei der Verknüpfung Vektorieller Funktionselemente
Nr.
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur 309
Beispiele 1-------------------------,-------------1 Anhang
Zusammensetzen an den Wirkflächen Vereinigen an den Wirkflächen
1.1 1.1
(z. B. Federung)
1.1 1.1
alblelf
3.1
4.1 4.1
5.1 5.1
alb
= (z.B.Doppelkurbel)
w
(z B. Schwinggewicht)
7.1 7.1
alb
(z.B. Welle)
1.3
Bild 8.4, Zeile 2, Bild 8.5, Zeile 1
4.3
siehe auch Bild B.3, Feld 10.6
5.3
Geschw. siehe auch Bild8.5, Zeile 4
5.3
siehe auch Bild 8.3, Feld 9.3.
4.3
7.3
siehe auch Bild 8.4, Zeile 4, Bild 85, Zeile 2
Bild 8.6. Beispiele für die Verknüpfung von Vektoriellen Funktionselementen durch Vereinigen oder Zusammensetzen
an den "Wirkflächen" nach Festlegung 5 und den Regeln aus den Bildern 8.4 und 8.5
310 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Beispiel
Nr.
1.1 Ermitteln der Flöchenpaar - Neigung
1.1 Ermitteln der Kroftrichtungen
Frd..-Vfl ~ bl
v FrIA I+b bTI~ "----------. Vbl
V V,2 f1
F,I ql~..-Vf2 Fb2 Fal ~2~..-Vf2
a+e=g "-I+b=h = 9/h·"~ val
V;; iF,6 Vb2 val
V;;tF'6
Bild 8.7. Ermittlung der F1ächenpaar-Neigung bei gegebenen, nicht parallelen Kräften und Geschwindigkeiten
den Wirkflächen verknüpft (gewissermaßen "stoffschlüssig angehängt"), dann gilt Z.B. die Bezeichnung a + b, wenn die Verbindung jedoch durch Flächenpaarung erfolgte, d. h. beweglich ist, lautet die Bezeichnung alb und im Schwarzen Kasten des Elements erscheinen die bekannten doppelten, strichpunktierten Linien, die den notwendigen Flächenverlaufkennzeichnen (siehe auch Bild 8.4). Bei der Verbindung sich drehender Teile muß darauf geachtet werden, daß auch die Tangentialgeschwindigkeiten miteinander übereinstimmen. Daher muß der Drehpunkt, der in solchen Fällen angedeutet werden kann, so liegen, daß das grundsätzlich möglich ist (Bild 8.5, Feld 4.5). Wichtig ist die Möglichkeit der Geschwindigkeitsumlenkung. Bild 8.5, Feld 3.4, und Bild 8.7 sowie die Erfassung von Gleitund Wälzpaarung. Gleitpaarungen treten immer bei nicht übereinstimmenden, Wälzpaarungen bei übereinstimmenden Tangentialgeschwindigkeiten auf.
Fb2
vb2
Konstruktion
, Flöchenpaar - Neigung
2.2 Kroftzerlegung
Anhang
Bild 8.5 Zeile 3
2.3
Dazwischen -schalten von zwei komplementören Verzweigungs -elementen e und I
zweier zusammenzusetzender Vektorieller Funktionselemente a und b
Wie aus den Beispielen in den Bildern 8.4 und 8.5 hervorgeht, soll mit der Vektoriellen Funktionsstruktur auch die Möglichkeit erschlossen werden, eine Paarung von der Funktion her zu wählen und nicht die Funktion auf grund bekannter Paarungseigenschaften mehr oder weniger passend einfügen zu müssen.
8.2.3 Verknüpfung von kombinierten Ein- und Zweipunktgrößen
Bild 8.6 zeigt in verschiedenen Beispielen nun die Verknüpfungsmöglichkeit der einzelnen Elemente, wenn beide Intensitätsgrößen gleichzeitig wirksam sind. Fehlt an einer Verknüpfungsstelle eine Einpunktgröße zur Herstellung des Gleichgewichts, so bleibt die ursprüngliche Einpunktgröße auch nach der Verknüpfung als äußere Größe erhalten. Bei den
Bezeichnungen eines zusammengefügten neuen Schwarzen Kastens stehen im Index entweder alle alten Elemente, Z.B. Fa!' Fb2 oder, wenn Z.B. gilt h = a (+) b, dann steht dafür Fh ! , Fh2 . Dieser Vektor ist aber (z.B. Bild 8.4, Zeile 1) die Summe der ursprünglich an a und b angreifenden Kräfte, so daß gilt Fh ! = Fa! + Fb ! . Bei Verbindungen wie in Bild 8.6 bleiben die von außen angreifenden Kräfte eingezeichnet und werden nicht geändert. Die Beispiele sind beinahe alle für starre Teile ausgeführt, bei denen Translations- und Winkelgeschwindigkeiten an jeder Stelle gleichgroß sind. Das muß nicht immer so ein. Das Vereinigen Vektorieller Funktionselemente zu Funktionen, die denen einfacher Maschinenelemente gleichen (Spalte 2), zeigt die Synthesemöglichkeiten des Verfahrens. Ein besonders wichtiger Fall, nämlich die Umlenkung von Kräften durch ein Funktionselement und von Geschwindigkeiten durch eine Flächenpaarneigung an der Verknüpfungsstelle, ist in Bild 8.7 dargestellt. Wichtig ist dieser Fall, weil durch Umlenkung von Kräften, Momenten und Geschwindigkeiten, sei es direkt oder über eine TranslationsRotations-Umwandlung, wie z. B. beim Hebel, die Veränderung ihres absoluten Betrags möglich wird. Das ist aber die Grundlage für Kraft- und Geschwindigkeitsmultiplikatoren Energie leitender Systeme. Ausgehend von den Geschwindigkeitsvektoren, Bild 8.7, Feld 1.2, wird durch Verbindung ihrer Pfeilspitzen die Flächenpaar-Neigung und durch ihre Projektion auf diese Neigungsebene die Tangentialgeschwindigkeit ermittelt. In Feld 2.1 werden nun die Elemente a und b durch Zusatzelemente e und f derart ergänzt, daß an den Paarungs flächen die Kräfte im Gleichgewicht stehen und die jeweiligen Geschwindigkeiten identisch sind, z. B. va2 == ve ! bzw. Vb! == V f4 . Sie ergeben mit der Gleitgeschwindigkeit genau die Geschwindigkeit des Nachbarelements. Es ist
(8.1)
(8.2)
Die für das Gleichgewicht notwendigen "äußeren" Kräfte und Geschwindigkeiten geben dann an, welche Richtung die Führungen der gleitenden Teile haben müssen und wie die Kraftaufnahmestellen belastet sind. Reibkräfte wurden hier nicht berücksichtigt. Kombinierte Bewegungsumlenkungen, wie z. B. Schraubungen, werden durch Überlagern der ele-
8.2 Die Vektorielle Funktionsstruktur 311
~nk- Hauptaufgabensatz Physikalische tion aus 8.3.6-1 Teilb.4 Funktionsstruktur Anhang
Satz Nr. 1 2 3 ,., 1.2 1.3
~' Zu r Bewegung
Festen Stoff (Masse) der Masse e
1 bewegen Fe' e ve,
der Schwerkraft entgegen. muD
Satz Leistung über-
1 '7777 tragen werden 1.1 1.1 1.3
Bewegen der Masse
ti~' durch Ansetzen eine Es wird eine 2 Kraft und Verrichten Energiequelle a
von Arbeit veran- val Fe, ve, benötigt lassen '7777 3.1 3.2 J.3
~ Ausgangskraft F,z der Energie-
F,I e ve,
quelle a Kraft (Leistung) vom (Mensch). muD
Satz Menschen zur Ver- über Multipli -2 3 fügung stellen und kator b/c so
F, E1.11 übertragen F" 01 ~, cZ Fc4 vervielfacht
~ J "\~/cTt: werden. dan Fez größer ist
vaZ Vb,~ c als Eingangs-Fb4 b4 q kraft Fe' '7777
4.1 4.Z 4.J
Beginn und Ende In der VFS als Abbildung des
Satz 4
der Kraftwirkung Signalflußkette Nachrichten -
3 durch Nachricht flusses auf steuern den EnergiefluD
darstellbar
5.1 5.Z 5,3
Bei Änderung e des Bewegungs
F" sinnes vb,.Ienkt
Die Rückbewegung ~1 eine Rücklauf-Satz 5
der Masse auch beim d sperre d den 4 Aussetzen der Hub- Kraftschluß
kraft verhindern ~, F. ausschließlich cl auf das Gestell
~ '" q um. Die Kom-b/c"\~. ponente Fb,
F,4 entfällt '7777Q
6.' 6.Z 6.3
Satz Rückbewegung der
wie Zeile 4 6 Masse durch Noch- SignalfluOkette 5 richt freigeben
Bild 8.8. Entwickeln der Vektoriellen Funktions-Struktur aus Hauptaufgabensätzen des Bildes 3.6, Teilbild 4 (Beispiel: Wagenheber)
mentaren Fälle, hier Feld 5.5 oben und Feld 3.5 unten des Bildes 8.5 verwirklicht. Ein praktisches Beispiel für die Entwicklung einer Vektoriellen Funktionsstruktur zeigt Bild 8.8. Aus den Funktionssätzen des Bildes 3.6-1, Teilbild 4, folgen unmittelbar die entsprechenden Vektoriellen
312 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Funktionselemente. Um eine Masse in Bewegung zu setzen, muß Energie eingespeichert werden, also Element 4.1 aus Bild 8.3 entnommen werden. Die benötigte Energie kann durch Entladen eines Speichers gewonnen werden. Dafür stehen Element 3.1 oder 6.1 des gleichen Bildes zur Verfügung. Element 6.1 würde z. B. einer bewegten Masse entsprechen (Hammer), Element 3.1 einer sich entspannenden Feder. Es wird letztere Möglichkeit gewählt. Um die Kraft zu vervielfachen, muß eine Elementekombination gewählt werden, welche die Richtung der Leistungsein- und -ausgänge ändert. Gewählt wurde die in Bild 8.7, Feld 2.1, erhaltene Kombination (entspricht einem Keil). Es hätte aber auch die in Bild 8.6, Feld 4.2, oder eine ähnliche sein können (Hebel), vielleicht eine aus beiden zusammengesetzte. Wichtig ist (für das Arbeiten mit einer Rechenanlage ), daß man, ohne Keil, Hebel und Schraube usw. eingespeichert zu haben, allein aus allgemeingültigen Grundsätzen, wie" ... eine Kraft kann statisch nur vervielfacht werden, wenn man sie umlenkt oder zu ihr noch andere Kräfte hinzufügt, die Komponenten mit gleichem Richtungssinn und gleicher Richtung haben ... " auf die bewährten und gegebenenfalls auf neue Maschinenelemente kommenkann. Nicht in die Funktionsstruktur des Bildes 8.8 einbezogen wurde die Reibung und die damit verbundene irreversible Energieumwandlung. Spätestens jedoch bei der Ermittlung der Rücklaufsperre muß das geschehen. Des weiteren müssen, um eine vollständige Funktionsstruktur zu erstellen, auch Informationen auf Signale umcodiert und durch Energieelemente übertragen werden. Dafür sind den Signalflußketten [1] ähnliche Strukturen geeignet, die sich in die Vektorielle Funktionsstruktur nahtlos einfügen lassen. Die geschilderte Entwicklung ist zur Zeit in vollem Gang. Eine vergleichende Übersicht für die Darstellung der Soll-Funktionen durch Allgemeine bzw. durch Vektorielle Funktionen ist in Bild 8.9-1 wiedergegeben. Zur Veranschaulichung bringen die Spalten 3 und 4 dazu passende Maschinenelemente, Spalte 5 die übliche und mögliche Anzahl der Bezugspunkte, Spalte 6 die in der Literatur [32] bei vergleichenden Darstellungen den mechanischen Funktionselementen zugeordnete Polzahl. Zu berücksichtigen ist, daß die Bezugspunkte für Reaktionskräfte, die nicht mit Geschwindigkeiten gekoppelt sind, in den üblichen Mehrpoldarstellungen nicht enthalten sind und daher einen wesentlichen Aspekt mechanischer Funktionseinheiten nicht abbilden können. Ohne diese Reak-
tionskräfte könnte z.B. eine Umleitung des Leistungsflusses, Bilder 8.7, 8.8, gar nicht erfolgen. Auch das Phänomen der Führung, Bild 7.4, Bild 8.6, Feld 3.2, kann ohne die Reaktionskräfte, bei denen die Geschwindigkeit senkrecht zur Kraftrichtung steht, nicht erklärt oder erfaßt werden. In Richtung der Leistungsübertragung ist dort z. B.
-7 -7 Fal . Val = Fal . val' cos aF I, vi = Fal . Val (8.3) -7 -7 F.2· Ve2 = F.2 . Ve2 . cos aF2 ,v2 = -F.2 . Ve2 (8.4)
dagegen in Führungsrichtung -7 -7 Ff4' Vf4 = 0 -7 -7 Fb4 ' V b4 = 0
(8.5)
(8.6)
Führungsflächen sind daher in gewissem Sinne "Dämme" für den Leistungsfluß. Bild 8.9-2 zeigt den Einsatz der Allgemeinen Funktions-Struktur und der Vektoriellen Funktionen bei der Entwicklung einer Handansetzmaschine zum Nieten von Druckknöpfen.
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen
8.3.1 Das Erzeugen und Aufrechterhalten von Kraftwirkungen
In der Gestaltenden Konstruktionsphase besteht eine der wichtigsten Tätigkeiten des Konstrukteurs darin, Kräfte zur Verfügung zu stellen, mit denen einzelne Teile oder ganze Gruppen von Teilen beschleunigt, verzögert, trotz anderer Kraftwirkungen in einem stationären Geschwindigkeitszustand erhalten oder einfach zusammengehalten werden. Physikalisch gesehen sind das stets Zustände, die mit dem Laden, Geladenhalten oder Entladen von Energiespeichern zusammenhängen. Aus den Bildern 8.3 und 8.22-1 ist zu entnehmen, daß das Beschleunigen und Verzögern von Massen ein Laden bzw. Entladen kinetischer Energiespeicher ist (Zeilen 1, 4 und 7). Da bei diesen Vorgängen immer ein Teil der Energiewandlung irreversibel ist, muß zur Erfassung der tatsächlichen Vorgänge streng genommen jeder Energiespeicher auch mit einem Dämpfungselement gekoppelt werden. Beim Beschleunigen müßten z. B. zwei entsprechende Elemente der Zeilen 4 und 7 des Bildes 8.22-1 miteinander vereinigt werden, beim Verzögern zwei solche der Zeilen 6 und 8. Die Charakterisierung der viskoelastischen Eigenschaften realer Stoffe aufgrund idealisierter Kopplungen sind
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 313
Allgemeine Funktionen
Bezeichnung Symbol Nr.
Energie -speicher (D-2
4
Vektorielle Funktionen
statisch dynamisch
4.1
Maschinenelemente
statisch dynamisch
3 4
2.4
4.3
~ ~;;;:~ t:~
Notwendige
Bezugspnkte.
1.5
4.5
L:: v26 Energie- JEl-1--+---------'=~"-, -+-,---____ vl _____ -+ __ ---j leiter l..:J 5.1 5.3 5.5
10
Energie- J0...-r---wandler V
(11)
(12)
t-----
Energie - l0.- (13) verknüpfer V
14
4
6.1
(5)
10.1
4
12.1
Mehrpoldarstellung
Symbol Pole
6 7 1.6 IJ
F
Co v
4.6 4.7
4
Anhang
Iß
Bei dynamischen Speichern ein außenliegender Bezugspunkt
Ein außenliegen -der Bezugspunkt
5.8
Zwei außenliegende Bezugspunkte
6.8 ... 7.8
Außenliegende Bezugspunkte: Nr. 6: einer Nr. 7: drei
8.8 ... 9.8
Außenliegende Bezugspunkte: Nr.8:einer Nr. 9:zwei
10.8 ... 11.8
Außenliegende Bezugspunkte: Nr. 10: keiner Nr.11:zwei
12.8
Außenliegende Bezugspunkte: Nr.12:einer Nr. 13:zwei Nr. 14:drei
Bild 8.9-1. Zuordnung der Allgemeinen und der Vektoriellen Funktionen für mechanische Energie zu anderen Funktionsdarstellungen.
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8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 315
aus Bild 8.22-2 zu entnehmen. Es zeigt sich, daß die realen Stoffe stets nur durch die Kombination idealisierter Zustände zu beschreiben sind. In den folgenden Betrachtungen wird aus Gründen der Anschaulichkeit stets nur der idealisierte Zustand rein elastischer, massebehafteter oder dämpfender Stoffeigenschaften betrachtet. Die wichtigste Eigenschaft des Stoffverhaltens flir den Konstruktur besteht in der Aufrechterhaltung von Kräften durch das Geladenhalten eines potentiellen Energiespeichers (Zeile 2 der Bilder 8.3, 8.22-1). In allen anderen Fällen der "Erzeugung" von Kräften ist die Aufrechterhaltung einer Kraft mit einer Relativbewegung von zwei Elementen verknüpft, die infolge der unvermeidlichen Reibung - selbst bei Satelliten - stets eine Entladung der Energiespeicher und damit eine zeitabhängige Verringerung der Kraftwirkung zur Folge hat. Häufig ist die (ständige) Entladung sogar Ursache der Krafterzeugung. Beim Geladenhalten der potentiellen Speicher tritt ein Energieverlust gar nicht auf, da keine Relativbewegungen vorliegen. Energieverluste sind allenfalls bei Relaxationserscheinungen zu berücksichtigen [36]. Das Verhindern der Entladung eines potentiellen Energiespeichers realisiert man dadurch, daß der an seinen Ausgängen mit einem zweiten potentiellen Speicher verbunden wird, dessen Kräfte und Entladebewegungen entgegengesetzten Richtungssinn haben. Die Speicher entladen 1 und laden sich gegenseitig so lange, bis Kräftegleichgewicht und keine Bewegung an der Berührungsstelle herrscht. An ihren Berührungsflächen (Wirkflächen) stellen sie praktisch fUr unbegrenzte Zeit eine Kraft zur Verfligung, die man konstruktiv mannigfach ausnutzen kann, Z.B. flir feste Verbindungen. Da eine entsprechende Anordnung mit festen Körpern ein ringförmiges Gebilde voraussetzt, das durchgehend unter Spannung steht, soll dieses als "Spannungsring" bezeichnet werden. Setzt man die Energie als gegeben an und die Kraft als eine von ihr abgeleitete Größe, dann gilt - auch für andere Anordnungen als die des Spannungsrings
- der Satz:
Eine Kraft kann nur entstehen, wenn mindestens zwei Energiespeicher vorhanden sind. Sie tritt
Streng genommen können sich zwei potentielle reversible Speicher nicht laden oder entladen. Es muß immer ein kinetischer bzw. ein irreversibler dazwischengeschaltet werden, damit der Ladevorgang in endlicher Zeit verläuft und auch beendet wird. Bei Stillstand sind die Zusatzspeicher jedoch nicht mehr notwendig.
auf, wenn zwei potentielle Energiespeicher gegenseitig ihre Entladung verhindern oder wenn potentielle und kinetische oder nur kinetische Energiespeicher sich gegenseitig laden und entladen oder, wenn ein potentieller oder ein kinetischer Energiespeicher sich in einen irreversiblen entlädt. Jeder Lade- und Entladevorgang ist mit irreversiblen Energieumwandlungen verbunden.
Die geschilderte Betrachtungsweise ist für Konstruktionen von fundamentaler Bedeutung. Keine Schraub- oder Klemmverbindung würde funktionieren, wenn z. B. konstruktiv die potentiellen Energiespeicher nicht vorgesehen wären. Dabei muß man, wie schon angedeutet, Relaxationserscheinungen vernachlässigen. Voraussetzung flir alle kraftschlüssigen Verbindungen sind daher zwei vorkommende Energiespeicher. Die mangelnde Elastizität ist der Grund daflir, daß Keramik- oder Steinschrauben keine Haltekraft haben.
8.3.2 Der Spannungsring und seine für die Konstruktion wichtigen Eigenschaften
Schon frühzeitig wurde von Kutzbach auf die Bedeutung von Spannungen an Elementenpaaren bei bestimmten Konstruktionen aufmerksam gemacht. Er bezeichnet Verbindungen, die durch solche Spannungen entstehen, als "Paarbindungen" [31]. Ebenso befaßt sich Hain [16, 18] ausflihrlich mit kinematischen Ketten vom Freiheitsgrad f = -1, die flir Spannungsringe und damit fUr Spannvorrichtungen besonders geeignet sind. Roth untersuchte das Prinzip des Verspannens grundsätzlich [40, 42, 44] im Zusammenhang mit der Systematik der Verbindungen und flihrte den Begriff "Spannungsring" ein. Da das Prinzip der Verbindungen zweier Teile oder Teilegruppen durch Verspannung in den meisten Konstruktionen [52] angewendet wird, ist es wichtig, die Spannungsringe näher zu betrachten. Bei allen durch elastische Kräfte in sich verspannten Teilen tritt die typische Konfiguration des sogenannten statischen Spannungsrings auf (siehe auch Band III). Der statische Spannungsring besteht aus einer üblichen geschlossenen Gliederkette mit dem Freiheitsgrad f= -1 (Bild 8.10-1, Zeilen 1 und 2). Treten geschwindigkeitsabhängige Trägheitskräfte oder Feldkräfte auf, muß ein körperlich geschlossener Ring nicht vorhanden sein, und man spricht dann von einem Spannungssegment oder einem Kraftfeld (siehe Bilder 8.l0-1, Zeilen 3 und 4 und 8.12-2, Felder 3.1 bis 5.1). Eine derartige Anordnung enthält mindestens zwei Energiespeicher, die sich auf grund
316 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Varianten
Speicher Kräfte Nt
c;, c::
.~ Ebene ~ Anord-c:: § nung 0. Vl
~~{ :E: ""
1.1
Ausgangsring Beispiel Strukturdarstellung
1.2 1.3
Umkehrungsring Art der
Beispiel Strukturdarstellung Kraftumlenkung
4 1.4
a
1.5
durch zusätzliche Momente (Biegung)
~ ~~-+-4~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~-+~~~~~~~~~~~~ -5 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 .~ Vi .9 L.U
-5 Räum~ liche An-Vl o
LW ordnung
Feldkräfte; Elastische Kräfte (Spannungssegment)
Feldkräfte; Feldkräfte (Spannungs -segment)
3.1
4.1
X> b a
~a liLJiJ
3.2
F.b fl '1 I. i IF. [ja
" Ring" entartet
Ersatzbild
r 1, Ersotzbild 4.3
3.4
F. f1 o . I I. i I '[j~
"Ring" enlorlet
4.4
durch zusätzliche Momente (Biegung, Torsion)
Ersatzbild 3.5
r--~US:IZ' Keine, Feldkraft [iJl-;1;g durchdringt den Körper
b
Ersotzbild 4.5
FOfl ~b li li iJF. . ~ a
"Ring entartet /
Keine, Feldkräfte durchdringen die Körper
Bild 8.10-1. Beispiele statischer Spannungsringe und Spannungssegmente mit und ohne Kraftfelder
Einzelteil ~j-",
(.::.:- -f'/ I
I ?i="r:!J "'-''::'t.J-/ Symbol
WR IWirkraum)
r WF IWirkfläche)
F, 'F="1"F="1" 'F="1" Fn
Druckketle
r------1 r------1 Ci c::'~ ~
/ --------------W P (Wirkflächenpaar)
Zugkette
Bild 8.10-2. Darstellung des Wirkraumes und der Wirkflächen durch Struktursymbole. Aufbau der Druck- und Zugketten
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 317
der von ihnen ausgehenden Kräfte gegenseitig am Entladen hindern oder sich wechselseitig auf- und entladen oder bei denen der reversible Speicher den irreversiblen über eine bestimmte Zeitspanne hin auflädt. Es gilt der Satz:
Eine geschlossene Gliederkette kann so viele voneinander unabhängige Spannungsringe enthalten als sie negative Freiheiten hat.
Spannungssegmente haben eine offene Gliederkette, Kraftfelder können auch zwischen zwei sich nicht berührenden Körpern wirken.
8.3.3 Spannnngsringe und Spannungs segmente
8.3.3.1 Aufbau der Spannungsringe und Spannungssegmente
Da zur Erzeugung von statischen ruhenden Spannungsringen eine geschlossene Gliederkette mit dem Freiheitsgrad /$,-1 und fUr jeden Spannungsring zwei Energiespeicher nötig sind, kann man ihre Einteilung nach Freiheitsgraden und nach der Art der Energiespeicher vornehmen. Dem Freiheitsgrad der Gliederketten folgend, kann man bei / = -1 von einfachen, bei / = - 2 von zweifachen usw. Spannungsringen sprechen. Die elastisch-plastisch beanspruchten Querpreßverbände [27, 28] beruhen auf solchen, meistens einfachen Spannungsringen. Eine feinere Unterteilung kann bei der Berücksichtigung der Gliederzahl und Elemtenpaare, der Maschenzahl, der ein- und mehrwertigen Paare und ähnlicher Gesichtspunkte getroffen werden (siehe Bilder 8.10-1, 8.16 bis 8.18). Ebenso läßt sich auch eine Unterteilung nach ebenen und räumlichen Ketten durchfUhren. In Bild 8.10-1 sind verschiedene Anordnungen mit statisch ruhenden Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfelder aufgefUhrt. Ihre Strukturdarstellung (Gliederkette) ist in den Spalten 2 und 4 und die Art der Kraftumlenkung in der Spalte 5 wiedergegeben. Jede Kraftschlußkombination bildet einen Grundtyp, fUr den auch die Variante bei Umkehrung der Kraftrichtungssinne an den Paarungsstellen in den Spalten 3 und 4 dargestellt ist. Während beim ersten Typ, dem elastischen Spannungsring, tatsächlich ein ebener oder räumlicher "Ring" vorliegt, Bild 8.10-1, Zeilen 1 und 2, entartet er bei der EinfUhrung von Feldkräften oft zu Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen. Die Kraftwirkung erfolgt nicht allein über die Wirkflächen, sondern auch über die Wirkräume. Die
Kraftfelder können sich gewissermaßen durchdringen (Bild 8.10-1, Zeilen 3 und 4). Spannungssegmente, die durch Trägheitskräfte entstehen, sind nicht nur Teile eines, wenn auch entarteten Spannungsrings, sondern stets offen (Bild 8.12-2, Felder 3.1 und4.1). Von den elastischen Speichern 2 kann die Kraftwirkung im wesentlichen nur über Wirkflächenpaarungen (Elementenpaarungen) unter Druckbeanspruchung übertragen werden. Es entstehen dann Ringe, in denen den Druck- und Zugketten des Bildes 8.10-2 ähnliche Gliederabschnitte enthalten sind. Aus den dargestellten Grundypen lassen sich durch Zusammenlegen oder Nacheinanderschalten noch zahlreiche andere Spannungsringe entwickeln, wie anschließend gezeigt wird. Ähnlich wie die zwangläufigen Getriebe durch geschlossene kinematische Ketten dargestellt werden, deren Freiheitsgrad / = + 1 ist, können auch die statisch ruhenden elastischen Spannungsringe durch geschlossene Gliederketten wiedergegeben werden, mit dem Freiheitsgrad / = -1. Die Anzahl der mit einer beliebigen geschlossenen Kette enthaltenen Spannungsringe ist, wie schon erwähnt, nicht der Maschenzahl, sondern der Anzahl der negativen Freiheiten bzw. Anzahl der Überbestimmtheiten gleich. Hat eine Kette zwei negative Freiheiten, dann können in ihr, gleichgültig wie groß die Anzahl der Glieder und Elementenpaare ist, maximal zwei voneinander unabhängige Spannungsringe enthalten sem. In der Regel ist die maximal mögliche Spannungsringzahl in solchen Ketten auch wirksam, da aufgrund der unvermeidlichen Maßtoleranzen ein Zusammenbau bei mangelndem Spiel erst durch ein Mindestmaß an elastischer Verformung möglich ist. Es werden dann alle für die Spannungsringe nötigen potentiellen Speicher geladen. Nur wenn man diese Speicher, ohne die Verbindung zu demontieren, entlädt, z.B. durch Ausglühen, wirken die Spannungsringe nicht mehr, treten aber bei erneuter einseitiger Erwärmung wieder auf. Soll ein Zusammenbau mit
2 Im Grenzfall kann einer der Speicher eine extrem kleine Elastizität oder Nachgiebigkeit aufweisen, so daß wir ihn praktisch als starr bezeichnen. Die Kraftwirkungen sind dennoch vorhanden, da es keinen absolut "unnachgiebigen" Werkstoff gibt. Man denke nur an den atomaren Aufbau von Körpern und an die Tatsache, daß die Materie bei Neutronensternen auf einen kleinen Bruchteil der uns vertrauten Ausdehnung zusammengedrückt werden kann, wenn die Kräfte nur groß genug sind.
318 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
~te von Glieder- 2 -gliedrig 4 -gliedrig 6 -gliedrig und Gelenkezahlen
Kettenart Zusatz-elemente N[ 1 2 3
Zwang- ßn=O 1.1 n=2; ej =l
1.2 n=4; ej =4
1.3 n=6; ej =7
läufige ßej = 0
crQ J:!:J Ausgangs- 1
Ö ketten ---0--
f=1 IWattl IStephensonl
Hn= 0 2.1 Ableitung
2.2 Ableitung
2.3 Ableitung
Lßej = 1
Cl ill ~ aE:J ----2 ~ entweder = - / I
? '" entweder oder 0-/
oder 3.1 3.2 3.3
< n = 2; ej = 2 n=4; ej =5 n=6; ej =8
~~ m ta1 [;8"" ersetzt u.er- 3
0 gänzt dur~h Ci> 9 6 ~ Ivollständig in Feld 5.21
Einfach ßn = 2 4.1 4.2 Ableitung 4.J Ableitung 1 2 3 1 2 3
überbe - ßej = 4 stimmte ---- n]Kll~CJ~ 1!!IJf:1jBI!> Ketten
entweder Cl Q I;> 6-I I \>t'? <:> I;> I;> <:> I I
<> ? I I I I 4
I I Cr/ "-6 6 ? I I
EntJrCf , 6-- _1 4 5
f =-1 EE>~Z1!9 -0 -0.'0. :' :
~y '.0 usw. ö-/ 6-/
Ifür ein- oder 5.1 n=4; ej = 5 5.2 n=6; ej =8 5.3 n =8; ej= 11
fache ~ Spannungs- 1 2 3 1 2 3
c>
n:1~~ ~m~ r'lnge I -0--. --()--
5 m 4 5 6 4 5
gJBJrtfJ, ~~ wie Feld 3.2 usw.
6.1 n=6; ej =8
6.2 n=8; ej =11
6.3 n =10; ej= 14
ßn =4 6 ~ 6 ? ? I aus Feld 1.3
ßej = 7 wie Feld 5.2 wie Feld 5.3 z.B. mit I I
I I <> I ableiten ? ? ? 6 I
7.1
Übergänge bei der zu Zeile 3 5 6
ßn* Übergang von Übergang von Zeile 3 zu Zeile 5, 2 Ableitung neuer 7 Zeile 1 M 0 2 4 von Zeile 5 zu Zeile 6 usw. M7 Ketten 3
ße j 1 4 7 Kleinste Masche launer Feld 2.1 und 3.1 I: 3e j
----0-- Drehpaar einwertig, ej
Bild 8.11-1. Entwickeln einfach überbestimmter Ketten mit Freiheitsgradf= -1, aus zwangsläufigen Ketten mit Freiheits-
gradf= 1 abgeleitet (Feld 5.2, Nr. 1,2,3,4,6 nach Hain [17], Nr. 5 nach Roth und Kiper [25, 24]
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 319
weitgehend spielfreien Gelenken ohne Verformung während oder nach der Montage erfolgen, muß der Freiheitsgrad der Kette f = 0 sein (Bild 8.14). Auf solchen Gliederketten beruhen auch alle Konstruktionen mit Fixpunkten. Ein Glied wird an einer Stelle fixiert und die anderen können sich ausdehnen, ohne als Gesamtkonstruktion ihre Starrheit einzubüßen. Das ist z. B. der Fall bei Tragwerken mit dreigliedrigen Ketten, bei Lagerungen mit Fest- und Loslager, bei Turbinen oder Brücken mit temperaturabhängigen Dehnungen (Katalog 11.5.1, Band 11, [49]). Die Entwicklung überbestimmter [11, 13], d.h. auch "verspannter" Gliederketten aus zwangläufigen Ketten ist eine immer wieder vorkommende Aufgabenstellung und in Bild 8.11-1 an zahlreichen Beispielen gezeigt. Sie tritt immer dann auf, wenn zwangläufige Mechanismen verspannt und bewegt werden müssen und gegebenenfalls sogar Leistungen übertragen werden sollen. In Zeile 1 des Bildes 8.11-1 sind die möglichen zwangläufigen kinematischen Ketten mit zwei, vier und sechs Gliedern dargestellt. Die Aufgabe lautet nun: Durch wieviele Glieder oder/und Elementenpaare müssen die zwangläufigen Ketten der Zeile 1 erweitert werden, damit aus ihnen einfach überbestimmte Ketten entstehen? Die Lösung dieser Frage ist in der Kopfspalte "Zusatzelemente" sowohl durch Zahlenwerte als auch graphisch dargestellt. Als Grundlage für diese Fragestellungen wurden in Bild 8.14 mit Hilfe der Gleichung von Dizioglu [12] - die viel allgemeiner als die Grüblersche [15] und Tschebyschewsche [51] Beziehung ist - für geschlossene Gliederketten mit 1 bis 10 Gliedern, die Anzahl der ein-, zweiwertigen und identischen Paarungen und die dazugehörenden Freiheiten von f = - 2 bis f = 2 tabellarisch aufgeführt. In der Kopfzeile stehen die Freiheitsgrade der Gliederketten und die Summe der Anzahl zweiwertiger Elementenpaarungen eIl' der Anzahl identischer Freiheiten eid sowie der Anzahl passiver Bindungen s [12]. In den Kopfspalten ist die Gliederzahl n enthalten und in den Feldern die Anzahl der einwertigen Elementenpaarungen e,. Eingeklammerte Zahlen zeigen imaginäre (nicht realisierbare) Gliederketten an. In den unteren beiden Zeilen sind die Gleichungen für den jeweiligen Freiheitsgrad der einzelnen Spalte sowie die Gleichung von Dizioglu angegeben. Bild 8.14 eignet sich sehr gut für das schnelle Auffinden des Freiheitsgrades einer ebenen, geschlossenen Kette, aber auch für die einfache Ermittlung der Gliederzahl (Elemente) und Elementenpaarungen,
welche hinzukommen müssen, damit sich beispielsweise der Freiheitsgrad von f = + 1 auf f = -I verringert. So findet man für Gliederzahl n = 4 und die Freiheit f = -I entweder e, = 5 einwertige oder e, = 4 einwertige und eIl = 2 zweiwertige Elementenpaarungen bzw. identische Freiheiten. Die wichtigsten Sonderfälle, auf welche stets geachtet werden muß, mit Beispielen für ihre Reduzierung nach [12], sind in Bild 8.13 enthalten. Verändert man, wie das in Bild 8.11-1 geschehen ist, die einwertigen Elementenpaarungen um ~e I = 1 (Zeile 2) oder die Gliederzahl um ~n = 2 und gleichzeitig die einwertigen Paarungen um ~el = 4 (Zeile 4), dann verringert sich der Freiheitsgrad einer geschlossenen Gliederkette um den Wert 2 und aus einer zwangläufigen wird beispielsweise eine einfach überbestimmte Kette. Der Übergang von einer zwangläufigen zu einer einfach überbestimmten Gliederkette gelingt danach z. B. auch dadurch, daß man sie um zwei binäre Glieder, welche später auch als "Federn" ausgeführt werden können, wie in Zeile 4 des Bildes 8.11-1, erweitert. Bei äußeren Kräften, die unter der Vorspannkraft liegen, gelten die hinzugefügten Glieder als starr, der Freiheitsgrad der Kette ist f = -I, bei äußeren Kräften, die über der Vorspannkraft liegen, gelten sie als elastisch, als nachgiebig; die Kette ist zwangläufig mit f = + 1. Man findet nach dieser Vorgehensweise (auch mit anderen Zusatzgliedern) die bekannten überbestimmten Ketten (z. B. in Feld 5.2 auch die von Hain [19]. In Feld 3.3 müssen die gleichen Ketten wie in Feld 5.2 erscheinen. In der Tat kann man feststellen, daß die Ketten des Feldes 5.2 identisch sind mit den Ketten des Feldes 3.3. Die Ketten der Felder 3.2 und 5.2 sind vollständig, die der übrigen Felder unvollständig. Geordnet sind die Beispiele nach der Anzahl der quaternären, ternären und binären Glieder. Die Möglichkeit der Variantenbildung bei veränderter Glieder- und Gelenkzahl, jedoch gleicher Freiheit (j = -1), ist in Bild 8.11-2 dargestellt. Die Grundketten, von denen alle anderen abgeleitet werden, sind in Bild 8.11-3 aufgeführt, wobei die nicht vollständigen Kettenreihen mit der Bezeichnung "usw" beendet werden. Die durch kräftigere Umrahmung zusammengefaßten Diagonalfelder haben gleichwertige Glieder.
8.3.3.2 Arten von Spannungsringen und Spannungssegmenten
Um festzustellen, welche Arten von Spannungsringen und Spannungssegmenten überhaupt auftreten können, sofern man zwei bestimmte Speicherarten
320 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
~erände- Ausgangskette Veränderung der Gliederzahl n Glieder- Elemen- Veränderung der Gelenkezahl e Frei- ~ngen ell=O; el-O eil =1 ell- 2 ell -3 zahl tenpaar el-l el- 2 el- 3 el=4; el 2, ell heits-grad eI+2ell Nr. 1 2 3 4 n eI+ei +eI3 5 6 7 8
1.1 n=4 1.1 n=3 1.3 n=2 1.5 e=4 1.6 e=3
5 1 ~ = {J} 4 5 ~ C{)' - 2 4 - -1
1 0
f=-1 1 1 1
2.1 2.2 1.3 2.4 2.5 2.6 2.7 1.8 n=6 n=5 n=4 n=3 e=7 e= 6 e=5 e=4
~ t1t ~ ~ ~ ~ ~ ~ 8 2 6 8 103 6 103 5 6 o 3 o 30 6
2 6 1 6 1 0 5 6 1 1
1 1 1 1 1 1 1 0
3.1 n =5 3.1 n=4 3.3 n=3 3.4 n=2 15 e=5 3.6 e=4
~ rtJ = 3
rl. <V 6 3 = 5 6 1 5 4 - -1 1
1 1 1 1 1 0
f=O 4.1 n=7 4.1 n=6 4.3 n=5 4.4 n=4 4.5 e=8 4.6 e=7 4.7 4.8 e=6 e=5
1fJ rDJ lIJ D riJJ ~ 00 r$P 9 4 7 9 o 6 o 6 o 3 5 6 o 6 1 3 1 3 5 1 0 1 3 5
7 7 7
le 1 @ 7 1 1 1 1 1 1 1
5.1 n=6 5.2 n=5 5.3 n=4 5.4 n=3 5.5 e =6 5.6 e=5
rI1 r:tJ ~ =t ru W 7 5 1 6 5
6 7 - -1 5 1 5 1 1 5
1 1 1 a
f=1 1 1
6.1 6.1 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 n=8 n=7 n=6 n=5 e=9 e=8 e = 7 * e=6 *
[!lJ r!lJ. tb ~ Im ttb (b n 10 6 1 8 7: 1 7 1 5 8 10 1 8 7 8 7 8 7
1 6 1~ 1 6 6 6 :\,.6
1 1 1 1 1 1 II9r 1 I~ 7.1 7.5
Ersatz eines binären Gliedes jeweils durch ein Zusammenziehen von zwei einwertigen Elementen-zweiwertiges Elementenpaar Iz.B. durch ein Zwie- paarungen I Gelenken) an ternären und höherwertigen
Operatianen 7 oder Kurvengelenk ). Gliedern zu einwertigen Ooppel- oder Mehrtachgelen-In der Kette dürfen keine identischen Freiheiten - ken. In den mit * bezeichneten Feldern wurde diese auftreten. Operation soweit getrieben, dan der ursprüngliche
Freiheitsgrad nur noch tür einen Teil der Kette gilt.
-----if Orehpaar einwertig, eI; --/ Zwiegelenkpaar zweiwertig, eIl; ~ Doppeldrehpaar zweimal einwertig, eIl;
~ Oreitachdrehpaar, dreimal einwertig, e/
Bild 8.11-2. Variation von Gliederketten durch Veränderung der Gliederzahl bei Einführung zweiwertiger Elementenpaarungen (z. B. Zweigelenken), durch Veränderung der Gelenke-
(hier potentielle elastische und kinetische) zugrundelegt, wurde in Bild 8.12-1 eine entsprechende Matrix aufgestellt (Symbolerklärung siehe Bild 8,21), die alle zulässigen Kombinationen dieser Speicher, darstellt durch Strukturfunktionselemente (Bild 822-1), enthält. Kombinationen, wie sie im Kreuzungsfeld 4.5 des Bildes 8.12-1 entstehen würden, sind nicht zulässig, da an der Verknüpfungsstelle keine Kräfte und somit keine Spannungen auftreten.
zahl bei Einführung von Mehrfachgelenken (Die Grundketten sind Bild 8.11-3 entnommen).
Es gibt danach nur neun theoretisch mögliche Kombinationen. Streicht man die doppelt vorkommenden, z. B. die in den Feldern 1,6,3.4 und 4.6, bleiben noch sechs übrig. Von diesen restlichen ist auch die Kombination in Feld 6.4 für eine praktische Realisierung nur mit Vorbehalt zu verwenden, da ein kinetischer Speicher sich nur ent- oder auflädt, wenn die Geschwindigkeiten ungleichförmig sind. Das würde aber bei absolut starren Körpern unendlich große
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 321
f =-1 f=O f=1 f=2 Anhang ~reiheitsgrad
Glie- f der- )-+---------t----------1---------t---------+----I zahl n Nr. 1 2 3
1.1
2
3
3.1 l3 3.5
4 3 binäre Glieder
r---r-t----------1r.4.1~-----e-,=-6-------t---------+.4~.-------e,-=5------~
5 4
6
7 6
7.1
8
9
-0-- Drehpaar einwertig e,
l%J~ -- 0 5J
(geschlos -sene Ketten) 5.5
(geschlossene Ketten) 7.5
(geschlossene Ketten)
Bild 8.11-3. Grundketten mit Freiheitsgradenf=-1 bisf= 2 und verschiedenen Gliederzahlen (Felder 7.3 und 8.4 nach Hain [17, 20], siehe auch Konstruktionskatalog 11.5.1, Band 11).
322 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
C2 C2 C2
speicher 2 r::: ~ r::: ~ +- ~ m2 m2 m2
wahlweise wahlweise wahlweise ~ ~ ~ ~ Energie - ~ ~ i----c;-1 speicher 1 Nr. 1 2 3 4 5 6
1.1 1.2 1.3 C2
1.4 \5 1.6
~ 1 cl=~~ m2 CI - - - - H-~
CI
2.1 2.2 C2 2.3 2.4 2.5 2.6
~ 2 - ~i-------1~ - - - -CI
3.1 C2 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6
~ 3 ~i--:--tJ CI m1 - - ~ t----=--1 - -
CI
4.1 4.1 4.3 4.4 4.5 4.6
~ 4 C2 ml m1 ml
- - -H-~ - - r--:--t r---:--1
5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6
ml 5 ~ - - - - - -
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6
ml 6
ml C2 ml m1
~ H--'H- - - 'l----t 1---1 - -
Die Geschwindigkeiten sind so, dan die Berührung an den Wirkflöchenpaarungen erholten bleibt
Bild 8.12-1. Theoretisch mögliche Spannungsringe und Spannungssegmente bei Kombination potentieller elastischer und kinetischer Energiespeicher. Die Bedeutung der symbo-
Kräfte erfordern. Somit funktioniert Fall 6.4 nur, wenn den Massen ein Mindestmaß an Verformungsvermögen zugestanden wird. Ähnlich ist es mit den Spannungsringen in den Feldern 1.3 und 3.1. Wenn die Elemente masselos wären, würden unendlich große Geschwindigkeiten bei der Speicherent- oder -aufladung entstehen. Da wir keine masselosen Körper kennen, sollen auch diese Anordnungen ein Mindestmaß an Trägheitsund auch Dämpfungseigenschaften besitzen. Ebenso wird bei den Kombinationen in den Feldern 4.3 und 6.1 verfahren. Danach bleiben mit den genannten Vorbehalten die sechs grundsätzlichen Fälle der stark umrandeten Felder von Bild 8.12-1 übrig. Untersucht man in ähnlicher Weise wie in Bild 8.12-1
auch die Kraftübertragung mit Einbeziehung von Kraftfeldern, dann ergeben sich insgesamt die Mög-
!ischen Darstellung für Kräfte und Geschwindigkeiten ist dem Bild 8.21 zu entnehmen
lichkeiten, wie sie in Bild 8.12-2 dargestellt wurden. Die Beispiele erläutern, wie man mit Hilfe von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldern für die Konstruktion notwendige Kräfte zur Verfügung stellen kann. Triviale Varianten, wie z. B. die Geschwindigkeitsumkehrung bei der Anordnung des Beispiels Nr. 2, wurden ausgelassen. Der wichtige Fall des statischen Spannungsringes, der es ermöglicht, eine Kraft ohne Energiezufuhr oder -abfuhr aufrecht zu erhalten, z. B. bei Verbindungen, tritt nur in Beispiel Nr. 1 auf. Allerdings kann der gleiche Effekt auch durch eine Kombination von Spannungssegmenten und Kraftfeld, wie in den Beispielen Nr. 5 und 6 erreicht werden. Beispiel Nr. 6 steht auch für das uns selbstverständlich erscheinende Phänomen, daß feste Körper auf ebener Fläche mit der Erde fest verbunden sind. Bei-
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 323
~Erläuterung Sponnungsring, Sponnungs- Entstehung der Kroftwirkung Wirk-~ segment, Kroftfeld some Sp"· Kräfte ~:~~lu- Nr. 1 2
~~ung Sponnungsring, Spannungs- Entstehung der Kroftwirkung Wlrk- Spei- segment, Kraftfeld sa.~e cherzu-
1 2 Krafte sfand Nr. 1.1 C2 1.2
C1,C2
('- Cl 1'11 Spannungsring ~~h
2 geschlossen) Die Kroft wird :§ gelo- 1 von Körpern geleitet, die sich '"' den '" F, i"Il=-- ---d ~ nicht durchdringen können.
1 holten Sie müssen zu einem Ring F2 ~ zusommengesetzt werden, ~ 2.1 C2 um die zum Gleichgewicht "0 notwendige Reoktionskroft c: Cl ent- -- -::>
[[ fj ! loden, zu erzeugen.
2 Cl C2
F, -, = -- --.,=..;li ~ Cl loden Wl F2 FJ Vi V;
3.1 3.2
C ent-
~~~=~ Spannungssegment
'" loden, (stets offen) Die Reoktions-
~ 3 kroft bildet sich z.B. durch m
die Beschleunigung einer ~
loden dv Mosse. Die Ausgongskroft C1> dpO
benötigt keine Rückführung :g 4.1 ouf die ondere Seite, um "0
rli::~~~ c: dos Gleichgewicht zu er-=> m ent-'" zeugen. Ist eine Mosse un-.c loden, u 4 endlich gron (Erde) ergibt V>
V> c sich für sie keine Ge-Cl loden w dv schw i ndi gkeitsä nderung. dv>O
Cl und 5.1 C2 5.)
c)ge- , - -, Sponnungssegment und Kroft· , , feld zu einem Sponnungsring
loden I , I vervollständigen. holten 5 I "Cl I
l'~_T~~) Ein Spannungs ring kann sich auch aus
IFeld-F,
einem Kraftfeld und einem Span-kraft, r=-F ------- nungssegment zusammensetzen Druck) ) ~--- - ~-- IFeid 5.1; 7.11
'" Cl und 6.1 F,--~
6.2
~ Ein Sponnungsring entsteht
C2oo.Cj'
c't~~l~r ouch hier durch Ergänzung
"0 gelo-a; eines Sponnungssegments L.L. den 6 J ~ mit einem Kroftfeld zu einem "0
holten § ~~~::--/ lIe;' Ring. Im Grenzfall kann das Krameid
'" IFeld- auch das Spannungssegment durch drin-
1 kraft: gen.!z.B.Verbindung durch Erdanziehung) lug 1 7.1 C2 7.2
W Der Spannungsring (vervoll-;' ent- r- -, ständigt durch ein Spon-
1 nungssegment ,.ct) und loden, I
7 U ~ __ FJ_! die Bewegung sind Voraus-
c) setzung für die Energie-loden
F,- 8J~~'r-- übertrogung. I Feld 2.1; -.L,- v- V4 7.1 )
F) "Cl J
"02 8.1 8.2
§ :"§ m1 ent- m1 m) Spannungssegment in , -" loden, -- - Teil m1 und m) ~~ 8 -- F, 'a::; 'Qj m2 dVf - -.c .c C1> C1> loden Fm " ~~ dvf< 0
"c" ent- 9.1 9.2
'" loden, pr · Kraftfeld (offen) Zwei
~ -....-- Mossen werden durch ein =t;~:;=~ l§ m lo- g -" den Kraftfeld, das on jedem Teil-~ IFeldkrnft • dV2 ~ chen angreifen kann. ausein-
Druckl l dv2>0 andergetrieben oder anein-"0 c: 10.1 ondergezogen IZ.B. wie bei ::> , . \ tel ~ wie g
10 ~;=~~ Schwerkräftenl. Die Kraftwirkung
~ IFeld- kann entlang der Ausdehnung der C1> kraf\: dv - -- Teile sehr verschieden sein (Magnet-g Zugl ) F. dV2Jr,- , feld), so daß sich dann zanenab-
hängig verschiedene Spannungen m "C bilden.
11.1 11.1
1 Kraftfelder (geschlossen) Zwei entgegengesetzt wir-
"c1",,,cl 11' '11' [TI [TI' kende Kraftfelder greifen an +'IIIIII~Druck '"
geladen 11 F, I 111 1 I I i !i ci' den gleichen Teilen on. Da
] halten F.ltlllllil ~1I1111{ sie sich durchdringen kön-4 I I I :1 Z I! I-Llzug, nen, entsteht ein entarteter
~ 11111 111 l"c2 Sponnungsring~ Je noch /7/77777/ ~ Gröne und Verlouf der wir-::> 12.1 t V1 kenden Kräfte konn ein sto-'" biler Gleichgewichtszustand ] 1 (Feld 1.1) oder ein Loden und "0 ,Cl" ent-
: I I I : : : :~IfIf,V1 I I Illlorud< Entladen mit dozugehöriger ;1' loden, 12 EIIII ;j:I~" Bewegung IFeid 12.11 ent-
,c2'loden 1 I IIIIII~I I I I I 11 I"C1 stehen. ~ It 11:1 2 1'~)Ug. (siehe auch Ba nd 11, Kat.) 11111 1 ,"C2 '///7////// ..
d.h.ein Sponnungssegment 13.1
sekrdärring 13.2
Cl ,C2 C2 Primärring Primörring: wie in Feld 1.1 geloden Sekundörring: bei Hoft· holten /
~ ,
Cl reibung (V1 ~O )wie in Feld 1.1. I ---- 13 I ~ Bei Gleitreibung wirkt die Kraft nur so
'" I lange, als vf>O. Die Reibkraft ist
F, \ V1 abhängig von der Normalkraft, die
~ Cl ,C) --------FR1 - Energie wIrd irreversibel umge-
.L:l entla-Fz Cl ~ wandelt.
~ den ~) "0
§ 14.1 14.2 '"
'.' Ein Spannungsring en~feflI
.c u über oos Gestell. wenn der Zylinder ge-V>
schlossen, das Fluid viskos ist und U; Cl, Cl
14 '~ --';"}} •
der Kolben bewegt winLEin Span-w C2' nungssegment entsfeht, wenn
CJ der Zylinder offen ist und über den Kolben dos Fluid bewegt wird.
loden Die Reibkrafl ist geschwindigkeitsab-höngig, die Energie wird irrever-
Cl HO sibel umgewandelt.
15.1 15.2 Es entsteht ein primärer
~ Spannungsring über die Schoukel, dos Gestänge und
'" 15 Fe N das Bremsbrett solange FN
~ ~ wirkt und ein sekundäres -+ Spannungssegment zwischen .L:l v _
'n;
"" m ent- Schaukel und Bremsbrett so-"0
~ longe v'O ist und FN wirkt. § loden V>
16.1 16.2
~ !~, Es wirkt ein primäres Spon-nungssegment, wie in Fo 114,
:g 16 solonge dv< 0 ist und ein
dv<O sekundäres, solonge VR '" 0 ist.
v '" 0 FR
17.1
r~ 17.2 m
~ v Ein Primörring wie in Feld 1.1 geloden
F ~ r w t +J-ist Voraussetzung für dos
holten Sponnungssegment im frei oder hängenden Seil. Es wirkt
'" mit 17 .'~~~. sowohl bei Stillstand I Haft-
~ Brem- reibung) als auch beim sung r I,--~) Bremsen wahrend der Be-
'n; entlo - FN >0 wegung (Gleitreibung). "" / "0 den c: => 18.1 18.2
"0 ~ v Durch 8ewegung im visko-~ sen Fluid entsteht an jedem
m ent- E Masseteilchen ein Spon-18 ,o~ -_-ce:: ~-::"T[ loden '1~c_~~;fI-=} 'v>O
nungssegment.
Bild 8.12-2. Kraftübertragung durch Spannungsringe und Spannungssegmente mit und ohne Kraftfelder (siehe auch Band II)
324 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Kette und Freiheit
Art des Spannungsringes Nr.
Spannungsring statisch
(Potentielle Energiespeicher )
Spannungssegment kinetisch
(kinet. und pot. Energiespeicher )
Reibung kraftabhängig
Span - . (SpannungsrIf1Q nungs-Span- ring) nungssegment.
2.1
Motor
3.,
Motor
a
Beispiel Zahnradgetriebe
Masse
1.2
Freder
~
2.1
c,
3.2
Mechanismen für zwanglöufige und verspannte Getriebe
Freder
~
Freiheit vor und nach
Krafteinsatz
1.3 nicht verspannt, verspannt, bewegt ruhend
n =4 n =6 ej =3 ej = 7 eil = 2 eil = 2 eid = 0 eid = 0 f = 1 f =-1
1.3 bewegt
nicht ver- verspannt spannt
n =4 n = 6 ej =3 ej = 6 eil = 2 eil = 2 eid = 0 eid = 0 f = 1 f = 1
3.3 nicht verspannt, verspannt, bewegt ruhend
n =4 n =6 ej = 3 ej = 7 eil =2 ell =2 eid=O eid = 0 f = 1 f =-1
verspannt. bewegt n = 7 eid= 0 ej = 7 f = 1 eil = 3
stationär Imaginäres Glied (Feldkraftersatz) q (poten- 1---+-+-,------------------+:-:-------------1-:-43::-------1 tieller 4.1 4.1 bewegt und ther- F. F. nicht ver- ver-misch er a Magnet Reibung spannt spannt
. Motor I I Ene:gle- Reibung • g' n = 4 n = 6 speicher) geschwin. ej = 3 ej = 6
digkeits- C1§- eil = 2 eil = 2 abhängig ,1, eid = 0 eid = 0 (Span- r, I f = 1 f = 1 nungs - c,i 'j'
segment) t ___ L----7f7T----,---'
n Gliederzahl; ej.ell , eid Anzahl der ein-, zweiwertigen und identischen
Bild 8.12-3. Beispiele rur Spannungsringe und Spannungssegmente. Darstellung der Gliederketten rur den beweg-
Elementenpaarungen ; f Freiheitsgrad der Gliederkette
ten verspannten und nicht verspannten Zustand sowie rur den ruhenden verspannten Zustand
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 325
spiele 11 und 12 schließlich veranschaulichen, daß man mit zwei entgegengesetzt wirkenden Kraftfeldern, z. B. dem Schwere- und einem Magnetfeld, eine Masse (ein Plasma, ein magnetisches Teil) ohne Berührung festhalten oder bewegen kann. Beispiele Nr. 3 und 4 betreffen Spannungssegmente, die durch Trägheits- und elastische, Beispiele Nr. 9 und 10 solche, die durch Trägheits- und Feldkräfte entstehen, in den ersten beiden Fällen mit, in den anderen beiden ohne Berührung. Die Kombination Feld- mit elastischer Kraft bei Bewegung bringt Beispiel Nr. 7 und die mit zwei kinetischen Speichern Beispiel Nr. 8. Die Beispiele Nr. 13 bis 18 zeigen Spannungsringe und Spannungs segmente mit Reibpaarungen. Bei Haftreibung (Nr. 13,17) liegt kein grundsätzlich neuer Fall vor. Sie können in jedem der angeführten Beispiele zur festen Verbindung zweier Teile dienen, nur benötigt diese Art der Verbindung einen zusätzlichen Primärring oder ein Primärsegment zur Erzeugung der Normalkräfte. Bei Gleitreibung (Beispiele Nr. 13 bis 18) ist einer der Speicher, welcher geladen wird, stets irreversibel. Neu gegenüber den vorhergehenden anderen Beispiele ist, daß der zweite Energiespeicher im wesentlichen ein thermischer ist, der nur thermische Energie aufnimmt, aber keine nutzbare mechanische Energie abgibt. Demzufolge muß auch hier zur Aufrechterhaltung eines Spannungsrings oder -segments ständig Energie zugeführt werden. In Beispiel Nr. 13 ist ein Spannungsring gezeigt, der von einem elastischen Speicher cI über eine Reibpaarung Energie an die Lagerstellen, den thermischen Speicher, weitergibt. Es entsteht eine Kraft, die, solange der Energiefluß dauert, erhalten bleibt. Die Normalkraft wird vom Primärring mit Feder c3
erzeugt. Bedeutungsvoll ist dieser Fall, weil der thermische Speicher leicht zu entladen (zu kühlen) ist und daher ein stationärer Energiefluß und mit ihm ein statischer stationärer Spannungsring aufrechterhalten werden kann. Mit Hilfe der Normalkraft (Feder c 3) kann die Größe der Reibkraft verändert werden. Ähnliche Verhältnisse zeigt auch Beispiel Nr. 14, mit dem Unterschied, daß dort die Reibkraft im wesentlichen von der Geschwindigkeit v, der Bewegung des Kolbens abhängt und nur bei Relativbewegung vorhanden ist. Man kann sich die Anordnung einmal mit einem geschlossenen Zylinder und einem engen Spalt zur Kolbenfläche vorstellen und einmal mit einem offenen Zylinder, der beispielsweise Luft verwirbelt. Im ersten Fall entsteht ein Spannungsring (über das Gestell), weil die Kräfte über die Stirnwand
des Zylinders übertragen werden, im zweiten ein Spannungssegment, weil im wesentlichen nur Luftmoleküle in Bewegung gesetzt werden. Sowohl im Falle des Beispiels 13 als auch 14 kann man durch gleichmäßige Energiezufuhr einen stationären Zustand, einen stationären Spannungsring und damit eine gleichbleibende Kraft erzeugen. Ähnliche Ergebnisse bei der Erzeugung von Spannungsringen und -segmenten lassen sich erzielen, wenn statt der elastischen, Trägheits- oder Feldkräfte Reibkräfte verwendet werden, Beispiele Nr. 15 bis 18 (siehe auch Katalog 11.2.1 Schlußarten, Band II). Vier wichtige Beispiele für Spannungsringe und -segmente bei Antrieben sind in Bild 8.12-3 aufgeführt. Diese Beispiele entsprechen den Fällen 1,9, 17, 18 des Bildes 8.12-2. Mit Bild 8.12-3 wird der Versuch gemacht, an typischen Beispielen für Verspann- und Antriebsaufgaben die Realisierung der Spannungsringe, -segmente und Kraftfelder zu zeigen. Gleichzeitig soll die Freiheit der dazugehörenden Gliederkette für die drei bzw. zwei immer wiederkehrenden Betriebszustände: Nicht verspannt aber bewegt, verspannt ruhend und verspannt bewegt, bestimmt werden. Diese Betriebszustände entsprechen drei grundsätzlichen Speicherzuständen, nämlich: Geladen halten eines kinetischen, geladen halten eines potentiellen Speichers und laden bzw. entladen eines der beiden Speicher.
8.3.3.3 Drei Betriebszustände von Getriebeketten
Ähnlich wie bei den Verbindungen kann auch bei Getrieben der Zustand "nicht verspannt", mit berührungsschlüssigen Lagern und Spielen in den Führungsrichtungen, vorliegen. Es wird eine Bewegung, aber im wesentlichen keine Kraft übertragen. Die dazugehörende Gliederkette hat in diesem Zustand den Freiheitsgrad f = + 1. Alle Glieder werden als starr betrachtet. In Bild 8.12-3 ist dieser Betriebsfall mit "nicht verspannt, bewegt" bezeichnet. Er tritt z. B. angenähert ein, wenn man ein Getriebe montiert hat, noch nicht anschließt und leicht durchdreht. Bei der idealisierten Betrachtung der rein kinematischen Vorgänge könnte man sich vorstellen, daß noch kein Spannungsring oder -segment vorliegt. Es wird nur Geschwindigkeit übertragen. Ein weiterer Zustand "verspannt ruhend" tritt auch hier - ähnlich wie bei den Verbindungen - dann auf, wenn bei nicht bewegtem Getriebe eine Verspannung vorgenommen wird, Z.B. durch Anlegen der Federn an der An- und Abtriebsseite der Getriebeausführung
326 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
in Feld 1.1 des Bildes 8.12-3. Es werden Kräfte übertragen, aber keine Bewegungen. Die dazugehörende Gliederkette hat den Freiheitsgradf= -1. Es liegt ein statischer Spannungsring vor, der nur für die Beispiele der Zeile 1 sowie der Zeile 3 bei Haftreibung auftreten kann. Ähnlich wie bei den Verbindungen ist die Vorspannkraft größer als eine mögliche Kraft, die das ganze Getriebe in Bewegung setzen könnte. In den Führungs-richtungen der Lager herrscht Kraftschluß, sofern die Elementenpaarungen im Spannungsbereich liegen. Auch elastisch nachgiebige Glieder werden in der Gliederkette wie starre behandelt. Es wird nur Kraft übertragen. Der dritte Betriebszustand, den wieder alle Beispiele des Bildes 8.12-3 einnehmen können, ist der der Bewegung bei Verspannung, z. B. wenn im Fall der Anordnung in Zeile 1 die Kraft einer Feder erhöht und das Getriebe bewegt wird, wenn in Zeile 2 das Schwungrad vom Motor beschleunigt wird, in Zeile 3 die Reibbremse durchrutscht und in Zeile 4 das Flügelrad Luft fOrdert. Es wird Kraft und Geschwindigkeit, also Leistung übertragen. Der Freiheitsgrad der Gliederkette ist wieder f = + 1, weil durch die äußere Kraft, die größer als die allenfalls vorliegende Vorspannkraft ist, die elastischen Glieder verformt werden und die Gliederkette so zu betrachten ist, als hätte sie entsprechende Zusatzglieder und -gelenke. Wieder liegt eine Parallele mit den kraftschlüssigen Verbindungen vor, und zwar für den Fall ihrer Montage, wenn die äußeren Kräfte größer als die Vorspannkräfte sind. In den Führungsrichtungen der Lager herrscht bei den Getrieben Kraftschluß, sofern ihre Elementenpaarungen einem Spannungsring, Spannungssegment oder Kraftfeld angehören. Betrachtet man Betriebszustand zwei und drei, dann kann festgehalten werden, daß bei Spannungsringen mit entsprechenden elastischen Gliedern durch Verändern der Kraft eine statisch einfach "überbestimmte" Kette in eine "zwangläufige" übergeht.
8.3.3.4 Praktische Beispiele für Getriebeanordnungen
Im einzelnen kann über die Beispiele in Bild 8.12-3 noch folgendes gesagt werden: In Feld 1.1 ist ein übliches Zahnradgetriebe mit zwei Stufen wiedergegeben. Sieht man zunächst von den eingebauten Federn ab, dann ergibt sich als Mechanismus der in Feld 1.2 durchgehend ausgezogene. Mit Hilfe von Bild 8.14 stellt man fest, daß sein Freiheitsgradf= 1,
d. h. die Kette zwangläufig ist (Feld 1.3, links). Durch Einhängen der Federn c und h (Feld 1.1) erhält man zwei zusätzliche Glieder mit vier zusätzlichen einwertigen Elementenpaaren (insgesamt also n = 6 und eI = 7), welche nun aus dem zwangläufigen einen überbestimmten Mechanismus gemacht haben, bestehend aus den ausgezogenen und gestrichelten Linien c und h des Feldes 1.2. Der Freiheitsgrad ist f=-1 (Feld 1.3, rechts oben). Diese Feststellung gilt aber nur, solange man die zwei zusätzlichen Glieder c und h als starr betrachtet, d. h. in diesem Fall, solange die einwirkenden Kräfte kleiner als die Vorspannungskräfte sind. Da die beiden Glieder c und h jedoch unter einer Krafteinwirkung, die größer als die der Vorspannkraft ist, dehnbar sind, wirken sie kinematisch so, als wären sie jeweils durch zwei starre Glieder Cl' C2 undh l , h 2
(strichpunktiert außerhalb der Kette) und zwei zusätzlich einwertige Elementenpaare ersetzt worden. Mit diesen Zwei schlägen anstelle der Glieder hund c erhält man nun wieder eine zwangläufige Kette, wie dem Feld 1.3 unten zu entnehmen ist. Durch die Erweiterung eines zwangläufigen Mechanismus aus annähernd starren Gliedern mit so vielen Gliedern und Elementenpaaren, daß er überbestimmt wird (siehe Bild 8.11-1) - Glieder, die man aber elastisch oder unter Kraft nachgiebig ausführt - hat man beides erreicht, die Beweglichkeit und die Verspannung. Derartige Mechanismen sind - wie schon erwähnt - zur Leistungsübertragung sehr geeignet. Die Erzeugung eines Spannungsringes setzt voraus, daß in einem geschlossenen System das Laden oder Entladen der bei den wirkenden Energiespeicher Bewegungen hervorruft, die entgegengesetzt gerichtet sind. Beim Spannungsring in Feld 1.1 des Bild 8.12-3 sind es zwei elastische Speicher, deren Entladebewegungen zu entgegengesetzt gerichteten Drehbewegungen führen. Die Zahnräder werden so lange verdreht, bis Gleichgewicht herrscht (Punkt niedrigsten Energiepotentials, siehe auch Bild 4.5, Teilbild 1). Die Ausgleichsbewegung kommt unter Einwirkung reibungsbedingter dämpfender Einflüsse rasch zur Ruhe, die Verspannung und damit die Krafteinwirkung an den entsprechenden Berührungsflächen bleibt erhalten. Es liegt ein ruhender statischer Spannungsring vor. Um eindeutige Verhältnisse zu erhalten, legt man in der Regel den zwangläufigen Mechanismus (hier die Zahnräder und das Gehäuse) möglichst starr aus und die dehnbaren Zusatzglieder elastisch, möglichst in einer Dimension verforrnbar.
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 327
Die wirksamen Kräfte und Energiespeicher bei der Getriebeanordnung in Feld 2.1 des Bildes 8.12-3 sind anderer Natur als die beim Spannungsring. Im Antriebsmotor wirken statt Federkräften elektromagnetische Feldkräfte, am Abtriebsschwungrad durch Beschleunigung oder Verzögerung hervorgerufene Trägheitskräfte. Solange die elektromagnetischen Feldkräfte - bei vorausgesetzter Reibungsfreiheit - wirksam sind, muß, je nach deren Richtungssinn im Vergleich mit dem des Schwungrads, das System beschleunigt oder verzögert werden. Die Trägheitskräfte des kinetischen Energiespeichers setzen sich solchen Geschwindigkeitsänderungen stets entgegen, ähnlich wie die elastischen Kräfte am statischen Spannungsring sich den anders wirkenden elastischen Kräften auch entgegensetzen. Es liegt kein geschlossener Spannungsring, sondern ein offenes Spannungssegment vor. Das spannungsfreie Getriebe und dessen Mechanismus ist in Feld 2.2 (ausgezogen) dargestellt und seine Freiheit in Feld 2.3 links angegeben. Da nur bei ungleichförmiger Bewegung Kräfte auftreten (Reibungsfreiheit vorausgesetzt), ist diese Bewegung die Voraussetzung der Verspannung. Der Freiheitsgrad der Kette muß daher auch im verspannten Zustand f= 1 sein (Feld 2.3 rechts). In diesem Mechanismus wirkt ein kinetisches Spannungs segment. Wirkt am Abtriebsrad nicht eine durch Beschleunigung oder Verzögerung entstehende Massenkraft, sondern eine z. B. durch eine elastische Normalkraft erzeugte Reibkraft, dann ist die Gliederkette während der Bewegung, die nun bei konstanten Antriebsmomenten gleichförmig verlaufen kann, genauso verspannt wie im ersten Fall, nur kann sich der elektromagnetische Speicher im Motor laufend entladen, ohne daß ein zweiter reversibler mechanischer Speicher geladen oder entladen würde. Die mechanische Energie wird irreversibel in thermische umgewandelt. Es entsteht bei gleichförmiger Bewegung ein statischer bewegter ( ein stationärer) Spannungsring. Der Mechanismus in Feld 3.2 (ausgzogen) hat den Freiheitsgrad f = 1, und an der Antriebs- und Abtriebsseite, um die Glieder h, c erweitert, den Freiheitsgrad f = -1, wie im Fall des statischen ruhenden Spannungsrings. Dieser Fall tritt bei Haftreibung auf, wenn die Motorkraft das Getriebe nicht in Bewegung setzen kann. Die Reibpaarung zwischen den Gliedern g und h wirkt dabei wie ein einwertiges Elementenpaar, ebenso wie die Beweglichkeit der Blattfeder h in Horizontalrichtung. Setzt die Motorkraft jedoch das System in Bewegung, wobei sich nach kurzer Zeit eine konstante Drehzahl einstellt, dann
wirkt ein statischer gleichförmig bewegter, ein stationärer Spannungsring. Die Glieder c und h müssen in der Kette (Feld 3.2) durch die Glieder c], C 2' h] und die Schiebepaarung sowie durch ein einwertiges Paar an Glied h] und ein zweiwertiges Paar zwischen Glied h] und g ersetzt werden. Steht die Reibfläche der Bremse senkrecht zur Drehrichtung, wie das üblich ist, entsteht eine zusätzliche identische Freiheit und die Glieder c] , C 2' a, b, g bleiben in sich beweglich, wenn auch Glied h] nicht beweglich ist und der Gesamtfreiheitsgrad des Mechanismus f = 0 wird. Der vierte Fall ist in seiner kinematischen Kette vor Einsatz der Kraftwirkung (Feld 4.2 ausgezogen) allen anderen gleich. Der Mechanismus ist zwangläufig (Feld 4.3 links). Da aber nur Kräfte auftreten, wenn am Lüfterrad Reibung entsteht, d. h. wenn es sich dreht, muß auch in diesem Fall trotz Verspannung die Gliederkette zwangläufig sein (Feld 4.3 rechts), allerdings im Unterschied zu Fall 2 auch bei gleichförmiger Bewegung. In diesem Fall kann man von einem statischen bewegten, einem stationären Spannungssegment sprechen. Die Reibkraft am Abtrieb ist geschwindigkeitsabhängig. Betrachtet man die Energiespeicher als Konstruktionselemente, mit deren Hilfe über Kräfte etwas verändert oder erhalten werden soll, dann ist die Erzeugung von Spannungsringen, Spannungssegmenten oder Kraftfeldern das dazu geeignete Hilfsmittel. Kräfte stehen uns im Grunde genommen nicht zur Verfügung, jedoch Energiespeicher, die wir nach Bedarf laden, entladen oder geladen halten können. In den folgenden Ausführungen werden im wesentlichen nur die ebenen, statischen, ruhenden Spannungsringe mit elastischen Energiespeichern weiter behandelt.
8.3.4 Statische elastische Spannungsringe
Den Aufbau dieser Spannungsringe entnimmt man am besten ihren Gliederketten. Zusätzlich läßt sich bei gleicher Spannungsringzahl auch ein Unterschied nach ihrer Maschenzahl feststellen. Häufig ist es wichtig, die Zahl der Spannungsringe zu behalten und die Maschenzahl zu erhöhen. Das geht auf zweierlei Weise:
- Durch Erweiterung eines Gliedes, ohne daß dabei zusätzliche Gelenke hinzukommen und ohne daß es mit anderen Gliedern vereinigt wird.
- Durch Hinzufügen von jeweils soviel neuen Gliedern und Elementenpaaren, daß der Freiheitsgrad der Kette f = -1 bleibt (Bild 8.14, Spalte f = -1).
328 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Ausgangskette Glieder. E lementenpaare. Freiheit
Reduziert auf Grund- Glieder. kette oder auf allge- Elementenmeine Loge bzw. 011- paare, gemeine Abmessungen Freiheit
Anhang ~"g ~+-----~----+---~--r-----~--~----~--------~ Beispiel Nr. 1 2 3 4
Ein- und zweiwertige Elementenpaare
Identische, ein- und zwei- 2 wertige Elementenpaare
1.1
2.1
1.2
n = 3 el = 2
eIl = 1 f = 1
2.2 n = 4 e, = 3 en = 1
eid= 1 en+eid-s = 2 f = 1
Ein- und mehrloche (z.B. zweifache 1 einwertige Elementenpaare (Ooppelgelenk)
] ,., {tj',:" 0.' ,:::: e =1 ~(3 -ne l
el + e = 7 5 I = 1
Besondere Lage der Ele- 4 mentenpaare
41
n = 5 el = 6 I = 0 ober wackelig
5.1 \ 5.2
" " /' \ n = 5 -1 = 4 Überflüssige Starrheitsbe -dingungen (z.B. Glied 2 1 und spezielle Abmessungen
5 2 I = 1 :;~ru\ --- eI =6-2=4
I / / 3 da Glied 2 über-___ . -- flüssig(passive s~ezielle Abmessungen Bindung)
1.3
2.3
3.3~~3 4 5
I 5
4.3
~ ~ 5
allgemeine loge und Abmessongen
1.4
2.4
3.4
4.4
1.5. . . EIn zwelwerliges
Poor ist durch zwei einwertige und ein Zwischenglied ersetzbar.
2.5 Identische Freiheiten machen einzelne Glieder unabhängig beweglich, reduzieren ober die Freiheiten bezüg�ich der Kette.
3.5
Paarreduzierung I 2 X i=4 4 3 e = ( i -1 1 el z.B.
e =(4-1 leI =3eI 4.5
Die Tabelle in Bild 8.14 berücksichtigt nicht Sonderlogen und spezielle Abmessungen.
Symbole: .-0.... Drehpaar eI ; ---y- Schiebepaar eI : cP- Zwiegelenkpaar eil;
~Doppeldrehpaar eI2
Bild 8.13. Beispiele fiir die Ermittlung des Freiheitsgrades einer Gliederkette mit Hilfe der Tabelle aus Bild 8.14 nach [12]. Behandlung von Sonderfallen
Bei der Ermittlung des Freiheitsgrades eines Getriebes können leicht Fehler auftreten, wenn man die verschiedenen Arten von Elementenpaarungen, überflüssige Starrheitsbedingungen, besondere Lagen und spezielle Abmessungen nicht beachtet. In Bild 8.13 wurden Beispiele nach [12] aufgeftihrt, deren Freiheitsgradbestimmung häufig Schwierigkeiten bereitet. Man kann sie, wie dargestellt, auf entsprechende Grundketten reduzieren. Ist das getan, dann kann der Freiheitsgrad allein aufgrund der Gliederzahl n der der Anzahl einwertiger Elementenpaarungen eI' z.B. mit Bild 8.14, bestimmt werden. Die Gliederzahlen stehen in diesem Bild in der lin-
ken und rechten Kopfspalte, die Zahl der einwertigen Elementenpaarungen in den Feldern der entsprechenden Zeilen. Die Reduzierung der Fälle 1 und 2 in Bild 8.13 läßt sich umgehen, wenn die Summe der zweiwertigen und identischen Paarungen gebildet und davon die überflüssigen Starrheitsbedingungen abgezogen werden (e" + eir s). Dieser Wert steht in der dritten Kopfzeile des Bildes 8.14. Im Kreuzungsfeld der Gliederzahl n und der Summe e" + eid - s steht die Anzahl der einwertigen Paarungen. Dieses Kreuzungsfeld aber findet sich immer nur in der Zone, die den richtigen Freiheitsgrad als Überschrift hat. Ist die
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330 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Summe eIl + eid - s negativ oder größer als 8, dann kann man durch Fortsetzung der Zahlenreihen die Tabelle innerhalb jeder Zone extrapolieren. Sind die Größen n, eIl' e id und s vorgegeben, kann e I mit den Gleichungen der vorletzten Zeile berechnet werden. In jedem Fall, auch bei räumlichen Gliederketten, kann man den Freiheitsgrad mit der Gleichung von Dizioglu finden. In Zeile 3 des Bildes 8.13 tritt in Feld 3.1 eine Mehrfachpaarung e auf (Paarung, an der mehr als zwei Glieder beteiligt sind). Im dargestellten Fall ist es eine doppelte einwertige Elementenpaarung. Nach Dizioglu kann man eine Paarreduzierung dadurch vornehmen, daß die Wertigkeit der entsprechenden Mehrfachpaarung mit der um 1 verminderten Anzahl i der beteiligten Glieder vervielfacht wird (siehe Feld 3.5). Eine einwertige Elementenpaarung mit z.B. i = 3 Gliedern (Feld 3.2) würde dann wie
e = (3 - 1) e 1 = 2e 1 ,
d. h. wie zwei einwertige Elementenpaarungen in Rechnung und Tabelle (Bild 8.14) behandelt. Die Reduzierung der Gliederkette mit Doppelgelenk zu einer solchen mit Einfachgelenken ist bei zwangläufigen Ketten dann richtig, sofern Zwanglauf erhalten werden soll, wenn rückwirkend nie innerhalb eines Viergelenks zwei benachbarte Einzelgelenke zu einem Doppelgelenk zusammengefaßt wurden. Die Verringerung von Einfachgelenken durch die Erzeugung von Mehrfachgelenken bei einfach überbestimmten Ketten, ist in Bild 8.11-2 an zahlreichen Beispielen gezeigt worden. In den Fällen 4 und 5 des Bildes 8.13 erhält man durch die übliche Rechnung falsche Ergebnisse. Soll das nicht eintreten, müssen Sonderlagen und Sonderabmessungen vermieden werden [12, 13]. Das Ermitteln der Spannungsringe von ausgeführten technischen Produkten kann häufig nicht eindeutig vollzogen werden, weil die Paarung zweier technischer Flächen, je nach ihrer Form und Oberflächenausführung, verschieden interpretiert werden muß. Sind zwei Flächen so geformt, daß tatsächlich nur eine Einpunktberührung stattfindet, die keine seitliche Verschiebung gestattet (Spitzenlagerung), dann ist es zulässig, diesen Fall durch ein einwertiges Elementenpaar, Bild 8.15 (Feld 1.2), darzustellen. Bei diesen und zahlreichen folgenden Bildern muß man berücksichtigen, ob die Elementenpaarung durch eine zusätzliche Druck- oder Zugkraft so eingeschränkt ist, als wäre sie beispielsweise ein- oder zweiwertig. Wird jedoch angenommen, daß zwei und mehr Spitzen in das verformbare Gegenmaterial ein-
Technisches Darstellung als Reibkrolt FR Anhang Beispiel Gliederkette Tangentialkr. Fr
NT 1 2 3 4 1.1 1.1 1.3 1.4
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F,.~ 0 b " Punktberührung;' 1 -<>-
Die Reibkröfte Spitze dringt in
sind gröner als Oberfläche ein.
vorhandene 1.1 1.1 öunere Tangen· 1.4
o b tiolkrälte "Zweipunktberüh -
2 F,~ V FR;": FrA rung, Spitzen dringen in Oberfläche ein.
3.1 3.1 Gleitreibung 3.3 3.4
a b Ersatzbild D' R 'bk "It 1-0-0.-) le el ro e "Punktberührung;' o b kannen ~letner Oberflächengeome.
. oder gronerols. . HaItreIbung .. n T trte bleibt erhol-
ou ere on - t 1--<>-) gentialkrölte en.
3iJ~ o b
--o b sein FR 5 FrA
4.4 4.1~0 b 4.1 F, ~ os--L b ~ Die Reibkröfte
sind gröner 4 "151 /F1A Ersatzbild als vorhandene
~' b'
~ äunere Tangen· Um ein Zentrum F, ~ tiolkräfte grömer Reibung
~ + FR " F1A ' lindet eine tangen· 5.1 5.1 ober kleiner tiole Relotivbewe-
abc 0 b c als die durch gung der Berüh-
r, _ 1'--11""" "Strecken"des rungspunkte statt. 5 F, Fz ~ Teils entstehen· Die Gesamtwirkung
Ers,atzblld, , den Tangential· entspricht der von abc" H It 'b ~ kratte 0 rel ung. ~FR<F,S
6.1 0 b c F. 6.1 6.3 ~ Dorstellungtürdie[oene
(Zugbeonspruchung)
\
~f 9 F. c wie Beispiel 1
etQlI 1-4---- -r2
F. F. "iT/7I 1 1 0 b c I 9
Symbole -0- Drehpoor er' ______ Zwiegelenkpoor eil
6.4 Freiheiten der Elementenpoorungen wegen Sonderlage und Reibung einge· schränkt. Gilt auch lür nichtelostische Seile, Schnüre und Drähte.
Bild 8.15. Darstellung technischer Schichtungen als Elementenpaare bzw. Gliederketten
stechen, Feld 2.1, dann kann die Elementenpaarung wie in Feld 2.2 interpretiert werden. Die Berührungsstellen bilden mit den sie verbindenden Gliedern einen eigenen Spannungsring. Das Aufliegen einer Kuppe auf einer Ebene mit "glatter" Oberfläche, Feld 3.l, stellt ein zweiwertiges Elementenpaar dar, dessen Reduktion [12] auf einwertige Paare oder Gelenke im Ersatzbild des Feldes 3.2 wiedergegeben ist. Von Bedeutung ist, daß hier die Wertigkeit des Elementenpaares bei Gleitreibung zweiwertig ist, wie es der geometrischen Form entspricht, bei Haftreibung aber nur einwertig. Im Regelfall muß eine technische Wirkflächenpaarung, wie sie in den Bildern 6.57 und 8.10-2 darge-
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 331
stellt ist, z. B. durch zwei parallele Linien, anders interpretiert werden, als man zunächst meinte. Nicht immer ist die Vorstellung von gleitenden Teilen richtig. Es kann dabei auch angenommen werden, daß an verschiedenen Punkten Kuppen berühren, die von einem Zentrum größter Reibung ausgehend, beim Auftreten von Normalkräften tangential ausweichen können, so ähnlich, als würde ein schwach gekrümmter Nagel auf einer harten Unterlage geradegedrückt (Bild 8.15, Feld 4.l). Die auftretenden Reibkräfte sind für die tangentiale Bewegung der Berührungspunkte kein Hindernis. Es ist daher als Elementenpaarung ein zweiwertiges und ein einwertiges Paar anzubringen, Feld 4.2, und als Ersatzbild stehen drei einwertige Paare mit einem zusätzlichen Glied. Für die Erweiterung von Spannungsringen ist diese Elementenpaarung sehr wichtig, da man z.B. in ihre Druckzone beliebig viele Zwischenschichten einbauen kann, die durch Druckkräfte zusammengepreßt werden, ohne daß der Gesamtfreiheitsgrad der Kette verändert wird (Bild 8.15, Zeile 5). Eine solche Anordnung ist die Grundlage zahlreicher fester Verbindungen. Die Darstellung einer symmetrischen Zugkette bei Zugbeanspruchung durch einwertige Elementenpaare ist in Zeile 6 des Bildes 8.15 wiedergegeben. Die Kettenglieder sind durch zusätzlichen Reibschluß in ihrer Bewegung so eingegrenzt, als wären sie in der Zeichnungsebene mit einwertigen Elementenpaaren verbunden. Eine Reihe von praktischen Beispielen für statische elastische Spannungsringe an üblichen technischen Gegenständen sind in den Bildern 8.l6 bis 8.l9 dargestellt. Sie sollen dem Konstrukteur Anregungen für den zweckmäßigen Aufbau verspannter mechanischer Vorrichtungen und ihrer Mechanismen geben, die notwendigen Spannungsringe aufzeigen, ihre Energiespeicher und deren Rücklaufsperren. In Bild 8.16 zeigt Spalte 2 die Abbildung der betrachteten Vorrichtungen [17] und Spalte 3 die zu ihnen gehörenden Gliederketten. Mit Hilfe der Gliederzahl und Zahl der Elementenpaarungen (Spalte 4) kann festgestellt werden (Bild 8.l4), daß in den Beispielen 1 bis 6 ein Spannungsring, in den Beispielen 7 bis 9 zwei enthalten sind. Die Anzahl der Maschen ist verschieden. Die Energiespeicherung erfolgt entweder indirekt von der Hand über Glied k (Beispiele 3 und 8) oder direkt von der Hand bei den restlichen Beispielen. Besondere Beachtung verdient die Gartenschere (Beispiel 6). Durch Erzeugung der Schneidbackenbewegung über eine fünfgliedrige Kette ist es gelungen, der Scherbewegung eine
Schneidbewegung zu überlagern. Dadurch ist es möglich, mit geringen Handkräften relativ starke Äste abzuschneiden, wobei allein das obere Messer (Glied f) scharf ist und das untere nur als breite Gegenlage dient, wie das Brett beim Wurstschneiden. Sperren aller Art und Schnellverschlüsse sind hervorragende Beispiele für den Einsatz von ruhenden Spannungsringen, insbesondere für solche mit elastischen Energiespeichern. Außerdem eignen sich diese mechanischen Vorrichtungen auch zur Darstellung des Übergangs einer zwangläufigen in eine einfach überbestimmte Gliederkette, wie sie in Bild 8.l2-3, Feld l.2, dargestellt wurde. In Bild 8.17 stehen die Skizzen der Sperren und Schnellverschlüsse [50] in üblicher Konturdarstellung in Spalte 2, in Spalte 3 der Mechanismus, in Spalte 4 die Gliederketten in Strukturdarstellung und in Spalte 6 die Anzahl der Glieder- und Elementenpaare. Beim Übergang vom Zustand des Spannens (Spalten 4 und 5, untere Bilder; Spalte 6, rechtsstehende Angaben) zum Zustand des Verspanntseins (Spalten 4 und 5), obere Bilder; Spalte 6, linksstehende Angaben), wird meistens durch einen Anschlag oder die Änderung einer Elementenpaarung die Beweglichkeit eines Gliedes eingeschränkt, und der Freiheitsgrad der Gliederkette ändert sich von f = 1 auf f = -l. Bei der Bewegung ist die äußere Kraft größer als die Vorspannkraft, die Federn können durch Zweischläge ersetzt werden. Während der Verspannung ist dagegen die äußere Kraft kleiner als die Vorspannkraft, daher müssen die Federn als einzelne (starre) Glieder dargestellt werden (siehe auch Bild 8.l2-3). In Zeile 1 ist die identische Freiheit des Gliedes a infolge der Abrundung der Auflagefläche so zu interpretieren, als befände es sich in einer permanenten Totlage, in Zeile 2 wird die Beweglichkeit des Teils a durch eine identische Gelenkfreiheit ermöglicht. Sonderformen einiger Spannungsringe, die durch sternförmige Erweiterung eines Gliedes entstehen, sind in Bild 8.18 aufgezeigt worden. Die Beispiele in den Spalten 1 bis 4 mit ausgestrecktem Basisglied sind typisch für Masten und Zelte, die letzteren (in den Spalten 5 und 6) für Spannungsringe mit vollkommen symmetrischem Aufbau und symmetrischer Spannungsverteilung. Insbesondere ist der Ring in Feld 3.5 Grundlage aller ball artigen Gebilde, Pneus, Luftmatratzen und der in Feld 1.5 für Tennisschläger, Fangnetze usw. Gebilde mit einem Spannungsring (Zeile 1) verlieren ihre Spannung
332 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Kennzeich-hl nende An
Za aben der Spannungsringe Nr.
Bezeichnung Beispiel
1.1 1.2.~ Klammer mit a b einem Zwischen-teil
2.1 2.2
2 Zange
Ein Spannungsring
3.1
Säge
4.1
Handlocher vor und während des Spannens
5.1
Klammer mit mehreren Zwischenteilen
4.2
Gliederkette
1.3
Gliederzahl, Elementenpaare. Freiheitsgrad (verspannt)
1.4
2.4
n = 4 er = 5 eIl = 0 I =-1
4'rn3 a c ~ ~a b 4~r:~ ohne h 1=-1
b e = 1 c II
5.3
~abb.~b c d - d
k c k
5.4
mit h
n = 5 er =5 eIl =3 1=-1
f =-1
Anhang
1.5
"Plannengelenke" oder Reibkralt vorhanden
2.5
Eine Hand erlorderlich; sie wirkt wie eine Feder
3.5
Energie einspeichern über Flügelmutter K
4.5
Arm wirkt wie ei ne Feder Katalog Band II
5.5 .. Am Ubergang c -a, bzw. c -k "Plannengelenke" oder Haftreibung. (siehe auch Bild 8.15, Zeile 4; 5)
6.1 6.2 6.4 6.5
Zwei Spannungs -ringe
6 Gartenschere
1.1
Handlocher beim Lochen
8.1
Behälterverschlun
9.1
Schere starr gehalten
1.2
8.2
9.2
Symbole: --er' Drehpaar er; --c::r. Schiebepaar er; ......... Zwiegelenkpaar eIl;
Spannen Schneiden
1.4
8.4
9.4
n = 9 er =11 eIl=l f= 1
Spannen n = 5 er = 7 eIl =0 1=-2
n =3 er = 4 eIl = 0 1=- 2
n = 3 er = 3 eIl = 2 1=- 2
Bild 8.16. Statische Spannungsringe an technischen Gegenständen des täglichen Gebrauchs
Handkraft klein wegen kombinierter Scherund Schneidbewegung zwischen Glied a und f
1.5
Lochstempel k wird belastet
8.5
In der Schnittebene betrachtet. Energieeinspeicherung über Rad k
9.5
Zwischen Schneidgut und Hand leste Verbindung nötig. Zwei Hände erlorderlkh
Bezeichnung Konstruktionsskizze
Nr. 1 1.1 1.2
1 Hebelsperre
1.1 1.1
2 Schieber -sperre b
~ /
3.1 3.1
Gliederkette Gliederzahl. Mechanismus
Speziell Allgemein Elementenpaare,
Freiheit
1.3 1.4 ~1.5 b 1{i:dentiSCher verspannt 0 b ver-~ n : 4 O Freiheitsgrad r· I C spannb C 4 .., el :
b b q q eil : 1
C~ r C[~1C2 ~~I b~ ;id::;
q~ spannen ~ spannen ~Cl q q
1.6
1.4 Ya~_ 1.5 vers~
1.6
n : 4 e1 : 4
eil : 0 eid: 0 f : 1
idtß- q FreiheitS~~
wie 1.5 wie 1.6
spon~e;:-r' I q
3.3 0' a (--,5)
Kurvenglied- ~'/~O" f; I tli»( 1]]0 '-rb 3 sperre \ b C
Idrehbar) \ q b c o q~ / / / / / / / / / / / / / •
n :5 eI : 5 en : 1
eid: 0 f : 1
4.1
Kurvenglied-4 sperre
Ischiebbar)
5.1
Kniehebel-5 schnellver -
schluO Izweiarmig)
6.1
Kniehebel-
6 schnellver-schluO leinarmig)
7.1
Kniehebel-schnellver-
7 schluO Izweiormig, obgewinkelt)
8.1
Kniehebel-8 spann -
zange
4.1
0
I \ \
5.1
/// ./// /
8.1 b~~O~ =ru:-: cic?1f ~ -+----;1 C3
c..----Q _~ ! ! I ' Pm- I I
Ir 1 II"-L." I
UI iC : /
4.4 q 4.5 4.6
verspon~ wie 3.6 b q wie 3.5
~~ spannen ~
b 5.3 5.4 d 5.5 d b 5.6
C~I',A\~ 0
c d b
. q
ver-~ c~n:5 spannt 11-_--'-1.,,-_ v "\1-" ver - e : 6 q spannt I
q eil : 1
~I Cl d b 0 ~1 d b eid:O f : - 1
CI a
n :6 eI : 7
eil: 0 eid: 0 f : 1
spannen q spannen q
8.3
~a ~;:spannt ~ 8.5
b ~
c q ~ spannen DJ
q
wie 7.5
7.6
n : 4 el : 4 eil : 2
eid: 0 f : - 1
8.6
n :4 e1 : 4
eil: 0 eid: 0 f : 1
n :4 eI : 4 eil: 0
eid: 0 f : 1
wie 7.6
Bild 8.17. Analyse mechanischer Sperren und Schnellver -schlüsse bezüglich ihres verspannten Zustands beim Freiheitsgrad f = -I und f = + 1. Fortschreitende Abstraktion ihrer
Darstellung von Spalte 2 bis 6. In Spalte 6 gelten die linksstehenden Angaben für den verspannten Zustand, die rechtsstehenden für den Zustand des Verspannens
334 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Einsatz u. Masten Zelte und Träger Ringspannverbindungen Beispiel f-----,------+---------,--'--------+------=-~___,----=~---____l
Freiheits- r::-+_G_lie_d--:er;-ke_tl_e _t-_Be_is::-pi_el_--t __ G_lie_de-;::r_ke_tle_--t __ B_e_isP--:ie_I __ t-_G_li_ed_e::-rk_et_te __ +-__ Be_is-:-p_ie_l -----l grad f Nr. 2 3 4 6
f = - 1
f =-~ 2
1.1 2.2 2.3~1.4
-iIT-1"ill' 2tß fi f = -2 f =-3
f=-3 f= -5
Symbole: -0- Drehpaar er
f = -13 3.6 laufkranz aufgeschrumpli
~ ·w f-- -0)
Bild 8.18. Aus den Grundformen entwickelte, wichtige stemförmige, statische Spannungsringe mit verschiedenen Freiheitsgraden und Maschenzahlen
vollkommen, schon wenn ein einziges Glied getrennt wird, bei den anderen (Zeilen 2 und 3) bleibt mindestens noch ein zweiter Spannungsring erhalten.
8.3.5 Laden, Geladenhalten und Entladen der Spannungsringspeicher
Technischen Gebilden, die wir zu Spannungsringen zusammensetzen, muß entweder einmalig oder bei stationär arbeitenden ständig Energie zugeführt werden. Das kann durch das laufende Entladen eines kinetischen Speichers (des Motors), wie es in Bild 8.l2-3 beim stationären und kinetischen Spannungsring geschieht, das kann aber auch durch einmaliges Aufladen eines der bei den potentiellen Speicher beim ruhenden Spannungsring erfolgen, z. B. durch Spannen der Feder c an der Vorrichtung in Zeile I des Bildes 8.12-3. Es genügt stets, wenn nur ein Speicher, in unserem Fall nur c, aufgeladen wird. Ist der Spannungsring geschlossen, lädt der erste den zweiten Speicher - im Beispiel die Feder h - selbsttätig auf. Eine technische Schwierigkeit besteht bei ruhenden Spannungsringen immer darin, die Entladung an der
Stelle, über die die Energie in den Spannungsring übertragen wurde, nach dem Ladevorgang zu verhindern. Zu diesem Zweck werden die "Ladestellen" mit Rücklaufsperren versehen, so z. B. einem Ventil, wie in Bild 8.19, Feld 1.1. Bei stationären Spannungsringen, bei Spannungs segmenten und Kraftfeldern, die eine Bewegung erzeugen, ist eine Rücklaufsperre am Eingang nicht nötig, da der Energiefluß dauernd aufrechterhalten wird. Die Rücklaufsperre muß jedoch bei allen statischen ruhenden Anordnungen vorgesehen werden. Die Art der Energieaufladung, verbunden mit einer günstigen Rücklaufsperre, bestimmt oft entscheidend die konstruktive AusfUhrung von ruhenden Spannungsringen, z. B. für feste Verbindungen. In Bild 8.19 sind zahlreiche Beispiele für technische Vorrichtungen und Verbindungen mit verschiedenen Prinzipien der Rücklaufsperrung angeführt. Zeile 1 bringt Ladevorrichtungen mit in einer Richtung nur berührungs-, in der anderen Richtung kraftschlüssigen Rücklaufsperren, Zeile 2 zeigt das Prinzip der hakenfcirmigen Schließbewegung, der Rücklaufsperrung durch "Überstülpen", Zeile 3 der Rücklaufsperrung durch Kipp-, Zeile 4 durch Klemmvorrichtung und Zeile 5 durch plastische [27,
8.3 Erzeugen von Spannungsringen, Spannungssegmenten und Kraftfeldanordnungen 335
Laden des poten - Beispiele tietten Energie·\-----------....,------------~----------___l
speichers Verhindern der Entladung Nr.
Formschlüssige Rücklaufsperre einbauen
Über Kante (Haken) setzen
Über Kippunkt durch· drücken (über Kuppe fördern)
Verklemmen
Zusätzlich plastisch verformen
1.1
1.1
Elastisch verformen
Autorad
Hand verhindert Entladung
Thermisch verformen
Schraubverbindung
2.1
Laufkranz erhHzt
d : rh, :.---- ~ . n lY Q~IEE=Klu
-.... über Kante gesetzt
gespannt
Gartenschere Laufrad
3.1
Kofterverschluß Feuermelder
4.1 4.1
konischer Kranz erhitzt
~ Selbst· -r-Tl """""~
Wette - Nabe -Verbindung 5.1 5.1
vorgespannt und verformt
Hohlniet
1.3
Behälter gehoben
1.3
lost gehoben. eingehakt
Heben
.': ". ; ..... : ..
Gaskessel
Federwaage
3.3
4.3
über Kuppe getördert
Niet verformt
m last 7 gehoben
,Q7~7// Außenwandelement
Bild 8.19. Beispiele für das Laden von potentiellen Energiespeichem in statischen Spannungsringen und für die Verhinderung ihrer Entladung. Die geladenen Energiespeicher
dienen zur Erzeugung und Aufrechterhaltung einer statischen Kraft
336 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
28] Verformungen. Die Energiespeicher der Spalte 1 werden durch elastische Verformung geladen, die der Spalte 2 durch thermische und die der Spalte 3 durch Bewegen entgegen der Schwerkraft. Für jedes Beispiel sind der zu ladende Speicher, die Art der Rücklaufsperre und häufig auch die Bezeichnung der Vorrichtung angegeben. Nach ähnlichen Prinzipien wie die Beispiele des Bildes 8.19 wirken auch die Verschlußglieder (dargestellt in Band II). Bei allen "kraftschlüssigen" Beispielen muß der erzeugte Spannungsring erhalten bleiben, solange sie ihre Funktion erftillen sollen. Die Beispiele der Bilder 8.12 und 8.16 bis 8.19 mögen dem Konstrukteur zur Anregung dienen und zeigen, auf welch mannigfaltige Weise es möglich ist, Kräfte ftir verschiedenste Aufgabenstellungen zu erzeugen und aufrechtzuerhalten. Variiert werden kann dabei die Anzahl der Glieder und Elementenpaarungen von Gliederketten, die Art der Energiespeicher, die Möglichkeit ihres Ladens und Entladens sowie die Erhaltung des aufgeladenen Zustands mit Hilfe verschiedenartiger Rücklaufsperren.
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur
8.4.1 Eigenart und Zweck
Während die Vektorielle Funktionsstruktur im wesentlichen nur die Funktionsgrößen, ihre Richtung, den Richtungssinn und ihre relative Lage erfaßt, sie auf einen im Inneren unbekannten "Schwarzen Kasten" wirken läßt, wird der Inhalt solcher "Kästen" bei der Geometrischen Funktionsstruktur [46, 48, 49] durch einige wesentliche Eigenschaften gekennzeichnet. Er kann elastisch, massebehaftet oder/und mit Dämpfungseigenschaften versehen sein - angegeben mit den Buchstaben c, m, dund wird Wirkraum genannt (Bilder 6.57, 8.10-2). Der Wirkraum verbindet die Wirkflächen durch eine ihn symbolisierende Linie, welche auch seine maßgebende Ausdehnung (Länge) darstellt. Die Wirkflächen wiederum werden durch ihre Spurlinien dargestellt, deren Tangenten den Wirkraum in verschiedenen Winkeln schneiden können. Die zusätzliche Angabe der Funktionsgrößen durch Vektoren - wobei das Tor als Regelfall im Schnittpunkt der Wirkfläche und der Wirkraumlinie zu denken ist, als Ausnahmefall dort, wo die Einpunktgröße angreift -erweitert das Vektorielle Funktionselement zum sogenannten Struktur-funktions-Element. In Bild
8.1 wurden die verschiedenen Elemente schon dargestellt und beschrieben. Im einzelnen enthält das Struktur-funktions-Element folgende Angaben:
Längsausdehnung, Angabe, ob elastisch (c), massebehaftet und starr (m) oder rein dämpfend (d), Darstellung der Winkellage, der Strukturform, der Angriffspunkte, der Richtung und des Richtungssinns sowie Bezeichnung der Funktionsgrößen.
Denkt man sich die Funktionsgrößen weg, dann ist das Element ein Symbol, das Glieder und Gelenke wiedergibt, z. B. wie in den Darstellungen der Getriebelehre, Bild 8.1, Feld 6.2 - hier nennen wir es dann Geometrisches Strukturelement -, denkt man sich den Wirkraum des Struktur-funktions-Elements weg, dann bleiben die wesentlichen Größen des Vektoriellen Funktionselements übrig, Feld 4.2. Damit ist auch der Zweck des Struktur-FunktionsElements und somit der Geometrischen Funktionsstruktur angedeutet. Sie soll ein Bindeglied zwischen dem Blockschaltbild der Vektoriellen Funktionsstruktur (die im wesentlichen den Funktionsablauf als Schaltplan erfaßt) und den konkreten, als Einzelteil darstellbaren Elementen von Maschinen sein. Sie vereinigt in sich sowohl die Funktionsstruktur als auch die Baustruktur. Zwischen diesen Strukturen klafft meist ein großer "Graben", wie aus den Bildern 1.3, 1.7,2.22 zu entnehmen ist. Diese, ihre Zwischenstellung ist auch in Bild 8.41 gut zu erkennen. Läßt man dort beispielsweise in Feld 2.3 die Vektorpfeile weg, dann entsteht schon eine Art Strichzeichnung oder Prinzip skizze des späteren Entwurfs (Feld 2.4). Auf alle Fälle wird die spätere Topologie, oft sogar die geometrische Grundstruktur bei diesem Konstruktionsschritt schon bestimmt. Im einzelnen müssen die Wirkflächenpaarungen noch genau festgelegt und durch Symbole ftir technische Gelenke bzw. durch die gewünschten Elementenpaarungen (z.B. Bild 11.66, Band II) ersetzt werden. Die Geometrische Funktionsstruktur zeigt die Möglichkeit auf, von einem topologisch erweiterten Funktionsplan ausgehend, wie z. B. der Vektoriellen Funktionsstruktur, in gewissen Grenzen zwangsläufig zu einer geometrischen Strukturierung der späteren Konstruktion, einer sogenannten Prinzipskizze zu kommen. Eine gewisse Zwangsläufigkeit, mit der gerade diese so schwer zu überschreitende Zuordnungsebene bewältigt werden kann, macht das Konstruieren auch in dieser Phase dem Rechner zugänglicher. Das heißt, die Rechenanlage muß aufgrund reiner Funktionsangaben und -verknüpfungsalgorithmen geometrische Strukturen mit Wirk-
flächen und Wirkräumen aus dem Menüvorrat (Bild 8.22-1) heraussuchen und eine Gesamtstruktur bilden, die sie möglichst gut erfüllen. Den Schlüssel für die Lösung dieser Aufgabe bilden die elementaren Wirkraum- und Wirkflächen-Funktionen, das sind die grundsätzlich möglichen mechanischen Energiefunktionen des Speicherns, Übertragens, Wandeins und Verknüpfens, dargestellt an den einfachsten geometrischen Strukturen z. B. an stabförmigen mechanischen Teilen und ihren Wirkflächen. Es zeigt sich, daß die in den folgenden Bildern aufgeführten Elemente notwendig, aber auch hinreichend sind, um die bei mechanischen Konstruktionen auftretenden Vorgänge zu beschreiben. Abgesehen von der Anwendung für das rechnerunterstützte Konstruieren, ist die in den Tafeln sich wiederspiegelnde Analyse von allgemeiner Bedeutung und dient auch dem besseren Verständnis der Maschinenelemente (siehe Bild 7.1). Des weiteren eröffnet sie noch die Möglichkeit der systematischen Konstruktion von statischen Gebilden. Folgende Stichworte fassen den Zweck der Geometrischen Fnnktionsstruktur noch einmal zusammen: In vorgegebenen Grenzen zwingender Übergang von der Funktionellen zur Gestaltenden Phase, Zurückführen aller einfachen technischen Gebilde (z. B. der Maschinenelemente des energetischen Bereichs) auf gleiche Grundstrukturen, Synthese technischer Gebilde aus diesen Grundstrukturen, z. B. bei systematischer Funktionsintegration, Darstellung einer zwingenden Beziehung zwischen mechanischen Intensitätsgrößen und Strukturformen, Entwicklung von Gestaltansätzen mit Rechnerunterstützung usw. Im Gegensatz zu den Elementen der Vektoriellen Funktionsstruktur werden die Elemente der Geometrischen Funktionsstruktur wie Einzelteile behandelt, die elastisch oder steif sind, Masse oder Dämpfungseigenschaften haben und für die Konstruktion statischer Gebilde geeignet sind.
8.4.2 Elemente der Geometrischen Funktionsstruktur
Aus Bild 6.57, der Darstellung von Funktionsketten, kann man entnehmen, daß sie stets eine Folge von Wirkraum- und Wirkflächenpaar-Funktionen sind. Am Anfang und Ende der Kette muß eine weitere Funktion die Verbindung mit dem Nachbarteil oder eine Stützfunktion die Verbindung mit dem Gestell herstellen. Danach kann man zunächst drei verschiedene Funktionsarten, nämlich Wirkraum-, Wirk-
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 337
jlächenpaar- und StützJunktionen mit den dazugehörigen Struktur-Funktions-Elementen unterscheiden (wie in Bilder 7.1 und 7.3).
8.4.2.1 Wirkraum-Funktionen
In Bild 8.20 ist ein Auszug der großen Sammlung elementarer Wirkraum-Funktionen des Bildes 8.22-1 wiedergegeben. In der Kopfzeile des Bildes 8.20 stehen die fünf Strukturelemente, alle stabförmig, aber mit verschiedenartiger Kombination von Einund Ausgängen. Alle weisen sie eine Längsausdehnung aufund Wirkflächen für Ein- und Ausgang. Die durch Punkte dargestellten Wirkflächen müssen über Stoffschluß weiter verbunden werden, die mit Querstrichen versehenen über Stoff- oder Nichtstoffschluß und die, bei denen an einer Wirkfläche Reibkräfte auftreten (Spalte 12, entweder rechter oder linker senkrechter Querstrich) dürfen keinen Stoffschluß haben. Unter jedem Element stehen in der zweiten Kopfzeile die physikalischen Funktionen, welche es erfüllt. Die Kopfspalte enthält die uns wohlbekannten Energiefunktionen der Allgemeinen Funktionsstruktur. In den Feldern stehen nun die Struktur-FunktionsElemente, von denen jedes die in der Kopfspalte angegebene Funktion erfüllt, allerdings entweder mit anderen Intensitätsgrößen oder anderen Wirkungsrichtungen dieser Größen. Jedes Struktur-FunktionsElement hat eine ideelle Wirkraumeigenschaft. Es ist entweder elastisch (c) oder massebehaftet und starr (m) oder hat Dämpfungseigenschaften (d), wie in Bild 8.22-1. Steht keine diesbezügliche Bezeichnung dabei, sind alle drei Eigenschaften wirksam. So kann z. B. das Element in Feld 2.1 des Bildes 8.20 einen beanspruchten Druckstab darstellen - die Kräfte wirken nach Übereinkunft zentral -, das Element in Feld 9.2 eine statisch tordierte, Energie übertragende Welle, in Feld 1.3 einen rechts eingespannten, links bewegten durchbiegenden Balken, in Feld 2.6 ein links eingespanntes, rechts belastetes Hebelende, in Feld 10.12 ein rotierendes, rechts mit Reibpaarung arbeitendes Hebelende, usw. Weil die Darstellung mit Vektoren, Größenbezeichnungen und Indizes das aufzubauende Strukturbild sehr stört, wurde eine leicht zu merkende und für die Bildschirmwiedergabe günstige Symboldarstellung entwickelt. Sie steht in Bild 8.21 neben der Vektordarstellung. Die Einpunktgrößen sind durchgehende Linien, die Zweipunktgrößen haben Haken. Der Richtungssinn ist durch den Schnittpunkt mit dem Element gegeben, welcher eine Art Pfeilspitze sym-
338 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Strukturelement Stobelement Wellenelement Balkenelement ~
Hebelelement ,I ~
, r / • • ~ I Normalkröfte Tang- u. Normolkröfte
~d" Rotot. - Grönen Rotot.- Griinen in Tronsl.-Grönen in Rotot.- Grönen in mechan.ln- Tronsl.- Griinen in Rotat. - Griinen in senkrecht zur Tronsl.-Griinen Rotot.- Griinen Tronsl.- Grönen
tensitöts- Wirkrichtung Drehrichtung Drehrichtung umformen, Kroft umformen, Kraft umformen, Kraft Mechon. gräs- versetzen versetzen versetzen versetzen versetzen versetzen Energie - sen funktionen Nr. 1 2 3 6 7 12
1.1 1.2 1.3 1.6 1.7 1.11 p- d M ~+ F, C F1 ':I!.. C ~ M1 MI w~
loden 1 v~ ---! • (~h) -~/~If c /. 1 W1 Fz/fl
~ F, ~ VI \.:M
~ Cl> .c .~ 1.1 1.1 1.3 1.6 1.7 1.11 Cl> Cl. Hp M~ Fz '" Cl>
geladen ~ c Fz M1 MI M M +
.~
2 -r----=----r- -- c -- (~)1 wie 2.6 'If c I' Cl> holten • • c
w ~/fl .E!
Vfl ~ F, F, c
Cl> 3.1 3.1 3.3 3,6 3.7 3.11 Ö F1
M ___ F1 VI a..
Mi c \.t1 ~ C ~ M1 MI (~1~) f\t H
entloden 3 ~ -- c ~ 'I:{ c I· • ~ VI Wl MI -Fz!fl ~/fl
F, F. M F, 1
9.1 9.2 9.3
F, Fz M1 MI ((H~) leiten 9 :r--------c --. .-- - - -
c -- --Cl> v1 VI W1 Wl M1 MI 0>
~ 777. 777 777 Cl> Ll ,::> 10.6 10.7 10.11
Cl> Hp' F1 M ~ VI .~
ff wt, w~ H Cl>
c umformen 10
01+ /. w - - -
-~/fl ~/fl F, F1 VI F1 777 777- 777.
Bild 8.20. Struktur-Funktions-Elemente rur mechanische Energie. Funktionsgrößen in Vektordarstellung (Auszug)
bolisiert, so daß beispielsweise in den Zeilen 2 und 3 auch der Drehsinn sofort erkennbar ist. Symbole für Reibgrößen haben keine Berührung mit dem Element; ihr Richtungssinn ist aber durch die Lage eines möglichen Schnittpunkts festgelegt. Ein großer Vorteil dieser Darstellung besteht auch darin, daß Einund Zweipunktgrößen in einem Symbol, das sich aus den beiden Einzelsymbolen zusammensetzt, wiederzugeben sind, wie beispielsweise in Spalte 6. In Bild 8.22-1 ist die ungekürzte Tabelle der elementaren Wirkraumfunktionen als Bildschirmdarstellung wiedergegeben. Sie ist die Grundlage der folgenden Betrachtungen und diente auch als Unterlage bei der Aufstellung der elementaren Vektoriellen Funktionen in Bild 8.3. Aufweiche Weise man die Eigenschaften der Elastizität und Dämpfung idealisierter Wirkräume zu den
Eigenschaften realer Stoffe zusammensetzen kann, zeigt Bild 8.22-2, nach einem Vorschlag von Kato, Judo und Ichimaru [23]. Ohne die Wirkraum-Funktion zu ändern, läßt sich die Lage der Angriffspunkte der Funktionsgrößen durch Negation, Spiegelung und Negation der Spiegelung variieren, wie das in Bild 8.23 an allen fünf Strukturelementen gezeigt wird. Die Spiegelung erfolgt an der Längsachse der Elemente und ändert daher die Richtungssinne nur im Hinblick auf diese Achse, die Negation hingegen ändert alle Richtungssinne der Funktionsgrößen. Für die Synthese von zusammengesetzten Strukturen sind z. B. sehr häufig negierte und spiegelbildliche Elemente mit gleicher Funktion nötig. Die Numerierung der Felder in den Bildern 8.22-1 und 8.23 ist gleichzeitig die eindeutige Klassifizie-
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 339
grö nen Kraft. Moment
Geschwindigkeit. Winkelgeschwind igke it Leistung ~unkt.ions -
Struktur _ Vektor- Bildschirm - Vektor - Bildschirm - Vektor - Bildschirm-
element r.:--t-_d_ar_st-:-el_IU_ng_+_d_a_rs_te_llu_n_g _r-_da_rs_te_ll_un_g _+-_da_rs_te_ll_un_g_+-_d_ar_st_el_lu_ng_+-_d_a_rs_te_llu_n_g --l Nr. 1 2 3 4 5 6
1.1
Stabelement 1 F I-
F-r-
Wellen -element
Balken -element
Hebelelemen (Normalgrönen)
2.1
M ----
M ---
3.1
4.1
L 4L tF
tF
1.2
2.2
3.2
4.2
8.1 8.2
F/~~ Hebelelement lTangential- 8 grönen) F/~ --+-F.
1-
r--
1.3
2.3
w---_ w __ _
3.3
4.3
8.3
1.4
2.4
3.4
4.4
8.4
1.5
~ ::::\-F v ::t--
2.5 M ___ -w ---M __ -w --
3.5
1.6
2.6
3.6
I----r=--
M w ({I- L-=-;r
M(C\ ~==r-4.5 4.6
8.5 8.6
F/~ FJl?-
F/~Fr
Zu beachten: Die Kraft- und Geschwindigkeitsvektoren sollen. wenn auch etwas versetzt gezeichnet. mit der Stabachse fluchten (Zeile 1 und 5); sie sind auf den Endpunkt des Hebels bezogen (Zeile 4l. Die Drehachse liegt in der Wellenachse (Zeile 2). im Mittelpunkt der kreisförmigen Symbole (Zeile 3) oder bei Sonderangabe durch Punkt. in der Verlängerung des Balkens. Der Richtungssinn zeigt immer auf den Schnittpunkt mit dem Element. Geschwindigkeitssymbole haben Hakenform. Nicht berührende Symbole stellen durch Reibung entstandene Tangentialkräfte und damit verbundene Relativgeschwindigkeiten dar.
Bild 8.21. Bildschirmdarstellung der Funktionsgrößen von Struktur-Funktions-Elementen, gezeigt an Beispielen des Bildes 8.22-1
rung der darin enthaltenen Wirkraum-Funktion, die für alle anderen Bilder übernommen wurde. Will man zum Beispiel die elementare Wirkraum-Funktion für das Übertragen einer Leistung in Wirkrichtung der Kraft angeben, dann ist deren Bezeichnung W R F 9.1. Soll jedoch dabei der Druckstab vom Zugstab unterschieden werden, dann würde man, ähnlich wie in Bild 8.23, für ersteren WRF 9.l-1 und für letzteren WRF 9.l-2 angeben. Die elementaren Stützfunktionen sind einschließlich ihrer Negation und Spiegelungen sowohl in Vektor-, als auch in Bildschirmdarstellung in Bild 8.24 ent-
halten. Mehrwertige Stützen werden durch Vereinigung in den Wirkräumen der elementaren Stützen erzeugt, wie Bild 8.41 zeigt. Die Kennzeichnung der Stützfunktionen ist durch ein vorgesetztes S mit den Feldnummern des Bildes 8.24 gegeben.
8.4.2.2 Wirkflächenpaar-Funktionen
Wichtig für die Verknüpfung von WirkraumFunktionen in Form einer Kette sind die Wirkflächenpaar-Funktionen des Bildes 8.25. Bei ihnen treten keine Momente auf, dagegen gemeinsame Ge-
340 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Stobelement Wellenelement Balken element ! Strukturelement l. :, Hebelelement für Normalkröfte -L I I I • I • I Tronsl.-Grönen senkrecht
~" Rotat.- Grönen
mech. Inten- Trans!. -Grönen Rotat.-Grönen senkrecht zur zur Wirkrichtung versetzen Rotat. - Grönen sitöts- in Wirkrichtung in Drehrichtung Drehrichtung Transl.-Rot .-Grönen Tronsl.-Grönen in in Trons!.- Grönen
Mechan. grös- versetzen versetzen versetzen in Transl.-Grönen Transl.-Rot.-Grönen umformen
Energie - sen funktionen N[ 1 2 3 4 5 6
1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.5
C \ c c", c c U c laden 1 "I I '\ :J ~ ~ y
co
-5 1.1 1.1 1.3 1.4 15 1.5 'n> 5r
.~ geladen c ~
c c ::J c 2 1 I I wie 2.4 wie 2.4 halten '\ :; JJ
co ..., 2 ."§
~ 3.1 11 3.3 3.4 3.5 3.6
c... C C S. c 1 c c :, d q entladen 3 1 1 ~ 7 JJ I wie 3.4
4.1 4.1 4.3 4.4 4.5 4.6
m 3- m s. m m m r; m laden 4 'I "1 :J < }I j ~ J)
E 777 '777 '777 '7,77,7. '777. '777 '" -5 5.1 5.1 5.3 5.4 55 5.6 'n> 5r ·:li,geladen m m m m m
~ halten 5 '1 "1 <. s,
; < [ j wie 5.4 2
~ '777 777 '777. '777. 777
6.1 6.1 6.3 6.4 6.5 6.6 co
:;;; m m
m) m m q m
entladen 6 '1 't <. <. ~ < :9 J L 1(1
'777. "77: '777. '777. '777. '777.
7.1 7.1 7.3 7.4 7.5 7.5
co cd S cd cd '" cd I
cd Ci cd ~ potentielle 7 -I I '\ :J 3 F :!) a ~
]l
:~ 8.1 8.1 8.3 8.4 85 8.5
md md md ~ md md 6
md kinetische 8 '1 I <. I
.~ ~ / 3 [ 1/ c:: ...,
'777. 7T 7,77; 777 777- 777
9.1 n 9.3 9.4 9.5
co leiten 9 'I 't ~ <. 1 J Cf -'" '\ :J J) ~ cn
i m 777 777 777 '777.
.co 10.5
'" .~
'" .5J umformen 10 - - - - - 12
'777.
1.1 Zeile 1;3,7: Element wird detormiert. Zeile 4,6,8: Element wird beschleunigt oder verzögert. 2.1 Spalte 2 : Drehachse in Elementachse . Spalte 3 biS 15 Drehpunkte im Mittelpunkt der innenliegenden kreisförmigen
Funktionssymbole •
I
j
J
J
I
I
J
T
r
Trans 1.- Grönen in Rotat.- Grönen umformen
7 1.7
wie 1.5
1.7
wie 2.4
3.7
c
fI I
4.7
m I
~ \
'777.
5.7
m L >
7,77;
6.7
m
fI [
'777 17
wie 7.5
8.7
wie 8.5
-
10.7
F 0 7,77;
Bild 8.22-1. Struktur-Funktions-Elemente in Bildschirmdarstellung. Grundelemente der Geometrischen Funktionsstruktur rur elementare Wirkraumfunktionen
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 341
Hebelelement für Tangentialkräfte Ij I r
Transl.-Grönen senkrecht zur Wirkrichtung versetzen Rot.-Brönen in Transl.-Grönen Transl.-Grönen in Rot.-Grönen TransL-Rot.-Grönen in Transl.-Grönen TransL-Grönen in Transl.-Rot.-Grönen umformen umformen
Tangentialkraft Tangentialkraft Tangentialkraft Tangentialkraft
Ausgang Eingang Ausgang Eingang Ausgang Eingang Ausgang Eingang
8 9 10 11 12 13 14 15 1.8 1.9 1.10 1.11 1.12 1.13 1.14 1.15
e Ir-e
Ir-e
LIt e cq- e
'r-e
Ir--l -l Ir: Ir- -l -l wie 1.10 wie 1.11 I}) 1}7 07 .p
2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13 2.14 2.15
e Ir-e
d{-e
LLt--l -l Ir- 11 '"ll wie 2.8 wie 2.9 wie 2.10 wie 2.11 IJ) lJ7
3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 3.15
e ~r
e dr-
e ljf- e
9f-e
R-e ~ -l -l 11 1, wie 3.8 wie 3.9 11 1 , lJ7 07
4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 4.14 4.15
m m m (i- m (i- m m m 'r-
m -l
"r--l Jr- 1~ 11- -l Jr- -; Jr- IF Ir Ir-I}) 1}7 'J2 '12 S S
77./ 77?: 777> "777' 77?: 77?: 77?: 77?:
- - - - - - - -
6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15
m ~r-
m Jr-
m 0r-
m 1t- 11<
m ~r-
m Jr
m 0r-
m
rt--l -l le IL -1'7 le IL (9 ry
'777 77,7; 77?: 77?: 77?: 77T. 77?: 777.
18 7.9 110 111 7.12 7.13 7.14 7.15
cd Ir
cd Ir-
cd LIt
cd LLt-
cd 'r-
cd Ir--l ly Ir: Ir- -l -l wie 7.10 wie 7.11 I}) I}:( Ij)
8.8 8.9 8.10 8.11 8.12 8.13 8.14 8.15
md Ir
md Ir-
md 6r-
md 6r-
md 'r-
md -l 1y le Il 11/ 1,< Ir wie 8.10 wie 8.11 '9
77,7; 77?: 777. 77?: 77?: 77?:
9.8 9~ 9.10 9.11
---j Jr 1y Jr l~ 0r 11- 1r - - - -I})
77?: 7,'7/ 7,'7/ 77?:
10.12 10.13 10.14 10.15
- - - - -l Jr- 1:< Jr- If (1- Ir 01 IJ)
777. 777. 777. 777.
3.) Nicht anliegende Funktionssymbole geben Reibkräfte und Reibgeschwindigkeiten an. die sich auf die Wirkflächen beziehen.
342 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Modell Bezeichnung o ifferentia Ig leichung
--'VV'v-- Elastischer 0' ~ qo' E Körper
---[f-- Viskose r:J ~ ql' E Flüssigkeit
.cf-VV\r Maxwell-o'+Pl·(;~ql·E Flüssigkeit
~ Kelvin -r:J ~ qo' E + ql . E Festkörper
~ 3-Parameter -0' + Pl . a ~ qo . E + ql . E
Festkörper
-L~ 3-Parameter-r:J + Pl . er ~ ql . E + qz' E Fluid
0' Spannung, E Dehnung, Pl' qo, ql' q/ Konstante, die man aus den vlskoelastischen Konstanten erhält, z.B. qo ~E Elastizitätsmodul
Bild 8.22-2. Viskoelastisches Verhalten von realen Stoffen durch Verknüpfung idealisierter Kopplungen nach Kato, Kudo und Ichimaru [23]
~s- Spiegelung Negation opera - Ausgangsform Negation um der
tion Längsachse Spiegelung Struktur-
element Nr. 1 2 3 4
Stab- 9.1-1 9.1-/ 9.1-3 9.1-4
element wie wie 9.1 1------1 P-------=r 9.1-1 9.1- 2
I-------t I
Wellen - 9.Z-1 9./-/ 9./-3 9./-4
element wie wie 92 ~ ~ 92 -1 92 -2 ---I
Balken - 9.3-1 9.3-/ 9.3-3 9.3 -4
element wie wie 9.3 ::z--+ ~ 93-2 93-1 L-:::.
I
Hebel- 10.6-1 10.6-2 10.6-3 10.6-4
element wie wie INormolkraft) 10.6 ~ lL-t 10.6 - 2 10.6 -1
~ Hebel- 10.12-1 10.12-2 10.12-3 10.12-4
element
~ iiL---ir ~ l1ongentiolkmf 10.12 ~ ~ r
Bild 8.23. Negation und Spiegelung von Struktur-FunktionsElementen aus Bild 8.22-1. Die Wirkraumfunktion bleibt dabei erhalten
~pe- Spiegelung um Negation der ration Ausgangsform Negation
Längsachse Spiegelung
stützfunktion Nr. 1 2 3 4 51-1 51-/ 51-3 51-4
Nor-Vektor - }----+E H-!
mal- --- 51 ---- ---- wie 51-1 wie 51-2 kraft Bildschirm-
H- H darstel-lung
52-1 52-/ 52-3 5/-4
Axi- Vektor - ~!- t-----r:. ales Mo- Bildschirm-
52 f----- ----- wie 52-1 wie 52-2
ment darstel- h h-lung 53-1 53-/ 53 -3 53-4
Radi- Vektor- ~;M h'M ales Mo- BildsChirm -
53 f---------- wie 53-2 wie 53-1
ment darstel- h }L lung
54-1 54-2 54-3 54-4
Vektor- }-i ~ ~_tL ~ o.uer-kraft B iidsChirm-
54 r---- -- ---- ----
darstel- ~ h h }-l lung
Bild 8.24. Tabelle der elementaren Stützfunktionen in Vektorund Bildschirmdarstellung
schwindigkeiten in Normalrichtung und häufig Relativgeschwindigkeiten in tangentialer Richtung. Die Funktionen in Spalte 5 sind insofern zu beachten, als dort in tangentialer Richtung von einer Fläche mechanische Energie abgegeben, aber von der anderen Fläche nicht aufgenommen, sondern - wie wir wissen - irreversibel in thermische Energie umgewandelt wird. Beim Wälzen, in Spalte 6, liegt der Drehpunkt immer im Berührungspunkt der Wirkflächen und wandert nur, wenn er nicht mehr Wälzpunkt ist. Daher tritt kein Gleiten auf. Die Tangentialbewegung tritt dadurch auf, daß die in normaler Richtung erfolgende Annäherungsbewegung der wälzenden Flächenpunkte über Radien in eine tangentiale Bewegung umgesetzt wird. Der Wälzkörper wirkt wie ein einarmiger Hebel mit dem Wälzpunkt als Drehpunkt. Die eingezeichneten Funktionssymbole gelten für den Wirkflächenberührungspunkt. Die Bezeichnung der Funktion erfolgt durch Vorsetzen der Buchstaben WFF vor die entsprechende Feldnummer, Z.B. WFF 3/1 bzw. WFF 3/1-3 als gespiegelte Funktion. Als Variationsoperation ist nur die Spiegelung gestattet, sofern zwischen den Wirkflächen Druckkräfte
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 343
~ Haften durch Reibung Gleiten mit Reibung Wölzen
funktion Keine Tangentialkraft
Tangential- Energie in Tangentialkraft Relativbewegung
Normal- übertragen geschwindigkeit Tangentialrichtung übertragen, mit vernachlössig -
funktion übertragen übertragen Energieumwandlung barer Reibung
Nr. 1 2 3 4 5 6 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.5
Normalkraft 1 --11- -H~ ~1I- ii-tL ii1-- ic-->1~ übertragen
';77 777
2.1
Normal-geschwindigkeit 2 -=1 ~ - - - - -übertragen
'777.
3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6
Energie in
41- --1t1- ~~ T1~ Normalrichtung 4 f11--- ic--T11-übertragen
777? 770 7,77;; ';77 777 '777
Bild 8.25. Elementare Wirkflächenpaar-Funktionen in Bildschirmdarstellung
~ Ausgangsform Varianfe Mechanische Energiefunktionen Nr. 1 2
61-1 61-2
laden GI ~m 'l 77/ '77?
62-1 G2-2
Mechanische
~ mJ (potenfielle) geladen G2 Energie halten speichern
77/ '777?
G3-1 63-2
entladen G3 ~m mI
'77;c; 777 64-1 64-2
potentielle in G4 } ml kinetische
Mechanische 777 77?: Energie umformen
G5-1 G5-2
kinetische in G5 } mI potentielle
77/ 777.
- - - - Massenkraft
Bild 8.26. Struktur-funktions-Elemente als Feldelemente (Schwereelemente) für translatorische Wirkrichtungen
herrschen. Werden die Wirktlächen durch Zugkräfte (z.B. von verschiedenpoligen Magneten) aneinandergepreßt, dann gelten insgesamt nur die negierten Wirktlächenpaar -Funktionen. Die Wirktlächenpaar-Funktionen werden bezüglich der Weiterleitung von Kräften und bezüglich der relativen Bewegungsfreiheit viel genauer durch die Schluß-Matrizen erfaßt (siehe Bild 8.29 und Kapitel 9).
8.4.2.3 Quellenelemente
Quellenelemente [33] liegen vor, wenn an den Wirkraum-Elementen des Bildes 8.22-1, Zeilen 3 und 6, ein zusätzliches Q eingeschrieben wird. IntensitätsP-Quellen entstehen aus der Elementegruppe der Zeile 3, indem man festlegt, daß die Intensitäts-PGröße (hier Kraft oder Moment) eine genau bestimmte Größe der Zeit ist, unabhängig von der Intensitäts-T-Größe (hier der Geschwindigkeit oder der Winkelgeschwindigkeit) der Quelle. IntensitätsT-Quellen entstehen aus der Elementegruppe der Zeile 6, indem man festlegt, daß die Intensitäts-TGröße eine genau bestimmte Größe der Zeit ist, unabhängig von der Intensitäts-P-Größe der Quelle.
8.4.2.4 Feldelemente
Schließlich sind noch die (Schwere )Feldelemente zu erwähnen, die in Bild 8.26 dargestellt wurden. Sie
344 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
wirken teils wie potentielle Elemente des Bildes 8.22-1, teils wie kinetische. In Bild 8.26 ist die Wirkung der Feldkraft stets nach unten gerichtet, so daß bei der Negationsoperation eine Drehung um 1800
vorgesehen werden muß. Die Spiegelung um die Längsachse ändert bei diesen Beispielen nichts, da die Größen parallel zur Längsachse gerichtet sind.
8.4.3 Operationen mit Struktur-Funktions-Elementen
Es lassen sich die im folgenden beschriebenen elementaren Operationen ausführen, aus denen sich alle komplexeren zusammensetzen. Sie sind in Bild 8.27 als Übersicht und in den Bildern 8.23, 8.28-1 und 8.28-2 im einzelnen mit dazugehörenden Regeln und Beispielen wiedergegeben.
8.4.3.1 Das Variieren
Realisiert durch Negieren, Spiegeln oder Negieren der Spiegelung erfolgt es durch Verändern der Richtungssinne der Funktionsgrößen, ohne daß dabei die Allgemeine Funktion des Elements oder ihre Struktur geändert wird. Angeführt ist das Variieren in Bild 8.27, dargestellt und beschrieben in den Bildern 8.23 und 8.28-1, Zeilen 1 und 2. Die Längen und die Wirkraumeigenschaften bleiben erhalten.
8.4.3.2 Das Verbinden
Es kann durch Zusammensetzen, durch Vereinigen an den Wirkflächen oder durch Vereinigen in den Wirkräumen realisiert werden. Man faßt dabei einzelne Struktur-Funktions-Elemente (oder kleinere Gruppen) zu (größeren) Gruppen zusammen. Entsteht ein neuer Wirkraum, enthält er die Summe der Eigenschaften der alten Wirkräume, wobei sie in den ersten beiden Fällen durch serielles, im letzten Fall durch paralleles Verknüpfen der Funktionsgrößen gebildet wird.
- Zusammensetzen wird durch nicht stoffschlüssiges Verbinden der Elemente an ihren Wirkflächen erzielt (Bild 8.27, Zeile 4, sowie Bild 8.28). Die Länge des zusammengesetzten Verbandes ist so groß wie die Summe der Längen der einzelnen Elemente in den entsprechenden Projektionen.
- An den Wirkflächen vereinigen (auch "serielles" Vereinigen) ist ein stoffschlüssiges Verbinden von zwei Struktur-Funktions-Elementen an ihren Wirkflächen (Bilder 8.27, Zeile 5; 8.28-1, Zeilen 3,4,5). Die Länge des vereinigten Elements ist so
groß wie die Summe der Längen der einzelnen Elemente in den entsprechenden Projektionen.
- In den Wirkräumen vereinigen (auch "paralleles" Vereinigen) ist ein stoffschlüssiges Verbinden von Struktur-Funktions-Elementen in ihren Wirkräumen. Die geforderten Bewegungen müssen an jeder Stelle des Wirkraums und an allen Wirkflächen auch in vereinigtem Zustand alle gleichzeitig ausführbar sein, auch wenn sie sich dabei überlagern. Das Operationszeichen ist zum Unterschied der anderen Verbindungsarten ein eingeklammertes Plus-Zeichen (Bild 8.27, Zeile 6; Bild 8.28-1, Zeile 8, Varianten auch in Bild 6.58, Zeilen 1,2 und 3, wobei beim seriellen Verbinden auch das Konjunktionszeichen ,,1\", beim parallelen Verbinden das Disjunktionszeichen "v" verwendet wird). Die Länge des vereinigten Elements entspricht der Länge der Einzelelemente in den entsprechenden Projektionen. Das Verbinden ist für die Funktionsintegration (Bild 6.58) von besonderer Bedeutung.
8.4.3.3 Das Trennen
Es kann durch Vereinzeln eines zusammengesetzten Verbandes, durch Trennen im Querschnitt oder im Längsschnitt des Struktur-Funktions-Elements erfolgen. Einen Verband bzw. ein Element in weitere aber kleinere Elemente zu zerlegen, kann aus Gründen der Montage, der Herstellung oder der Zuordnung verschiedener Eigenschaften (Werkstoffe) zweckmäßig sein. Die ursprünglichen Eigenschaften des Wirkraums bleiben erhalten.
- Vereinzeln ist das Lösen einzelner oder aller Elemente aus einem zusammengesetzten Verband, eventuell zum Zwecke der Funktionstrennung oder Verbindung mit anderen Elementen (Bild 8.27, Zeile 7). Die Summe der Längen der Einzelemente ergibt die Länge des ursprünglichen Verbands in den entsprechenden Projektionen.
- Querschnittstrennen ist das Aufspalten eines "Mutterstruktur-Elements" in zwei "Tochterstruktur-Elemente" durch einen nicht parallelen, meist senkrechten Schnitt durch den Wirkraum. An der Schnittstelle entstehen zwei neue, parallele Wirkflächen, deren Einpunktgrößen im Gleichgewicht stehen und deren Zweipunktgrößen identisch sind. Die ursprünglichen Wirkflächen des "Mutterstruktur-Elements" und ihre Funktionsgrößen werden nicht verändert. Die Summe der Längen der Einzelelemente ergibt die Länge des ursprünglichen Elements (Bild 8.27, Zeile 8).
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 345
~en Art der
Benennung Beispiel Anhang
Operation Nr. 1 2 3 1.1 1.2 1.3
1 Negieren -ilL-r ........ . ~ 2.1 2.2 Bild
Variieren 2 Spiegeln -ilL-r .......... ry--Lt- 8.23; 8.28-1
3.1 3.2
3 Negieren der Spiegelung ty------J1 .......... ~ 4.1 4.2
)--11 -----I t-12 ----I f4---11 +12 --+I 4.3 Bild
4 Zusammensetzen (seriell) 1--------1 + 1--------1 t-----lf-------1
8.28-1 ; = 8.29
5.1 5.2 1-- 11--+1
5.3
~I ~ T
Verbinden 5 An den Wirktlöchen 12
vereinigen (seriell) + = 1 ~ r--11---+\ Bild 6.1 6.2
~I- 1--1---+\ 1--1_ 8.28-1; In den Wirkröumen ver- 6.58
6 einigen (parallel) 1-------1 (+) ~ = ~
7.1 7.2
7 Vereinzeln ~ = ~ + ~ --
8.1 8.2 I-- 11, 12 ------.! 14-11~ ~12 ---+\ 8.3
Trennen B (luerschniltstrennen -'-l 't- = -'-f------!1 + ~ Bild
9.1 9.2 r-- I -
1--1_ 1--1- B. 28- 2,
9 Lön gssch n itts tren nen ?-----U = ~ (+) ~ 6.58
10.1 "'-< 103
10 Vereinigen der Eingangs- ......... ~ oder Ausgangswirkflöchen
Zusammen - Bild fassen 11.1 11.2 6.58
11 Vereinigen der Eingangs-,mit + .......... $ den Ausgangswirkflächen
12.1 "'--{ ~ 12 Unterteilen der Eingangs- ..........
oder Ausgangswirktlöchen
Unterteilen 13.1 13.2
Unterteilen der Eingangs- W .......... T 13 und Ausgangswirkflächen
Bild 8.27. Übersicht der Operationen mit Struktur-Funktions-Elementen (SFE): Variieren, Verbinden, Trennen, Zusammenfassen, Unterteilen
346 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
~ Be'lspiele, ausgehend von den Regel Anhang Art der Elementen aus Bild 8.21 -1
Operation Nr. 1 2 3 1 2 3 4 1.1 1.3
- Ausgangsform Negati on Spiegelung Negation der Negation: Spiegelung Es werden olle Richtungs- druckbeansprucht
Variation 1.1-1 1.1-1 1.1-3 1.1-4 sinne geändert Feld 2.1-1; 2.1- 3 des Rich- Wirkraum-
1 1ll--------n ~ Spiegelung: tungssin- Funktion ~ 1y----l-1 nes von Es werden nur Richtungs- zugbeansprucht Funktions- sinne von Größen geändert, Feld 2.1-2; 2.1-4 größen
1.1-1 1.1-1 1.1-3 1.1- 4 die nicht parallel zur Wirk- Längsachse (Symmetrie-flächen - 2 -n-1-- -i-=1 w- 41:- n ~ achsel stehen siehe auch Bilder Funktion 8,23; 8.25
3.1 >--11-------; f--1 2------l ~11·11 , 3.1 3.3
11--------1 + 1----1 = -'1 1 F, =:c::::=t: F1 VI V1
~ ~ L t (Siehe auch Identität in WI W1
2 + = :J Bild 8.21 Zeile 3 I MI({ c=J })M1
~ t} ~} eTI" 3 + = MI([
Zwei 1--1, -----I
Elemente
1 k \-:11 verbunden 4 r-------t + = durch 3 M1r: /- Fz Vereinigen an den
F,Hvl ~ F1HV1 Wirk- =Yc y---t j ? L Alle Kräfte und Momente an 5 + = I flächen den zusammenzusetzenden I w' 0 I
Wirkflächen müssen im F, HVI ~
6~ ~ j C Gleichgewicht stehen.
€D + = F Alle Geschwindigkeiten on
Stoff - den zusammenzusetzenden M .::::.. F1 t h W
schlüssige ,------LI 6
Wirkflächen müssen
(~ Verbindung 7 y----l- + = J7 identisch sein. von (gleiche Richtung, gleicher
MI F, M1V Struktur - Richtungssinn, gleicher funktions - 4.1 Betrag I 4.3 Elementen Kraftumlenker
/+~~ (Satz: Die Kraftzerlegung findet im Wirkraum statt I V" 1~+ F,
~
Drei
41~+~;; ~ ~ Elemente verbunden durch = F, Vereinigen an den F3 Wirk-flächen
3~+/ + I = ..Lr----- \~ VI
LL.. ~V;
Bild 8.28-1. (Blatt 1) Operationen mit Struktur-Funktions-EIementen (SFE): Variieren und Verbinden
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 347
~Orgehen Beispiel. ausgehend von den Elementen aus Bild 8.22-1
Art der 'r-+------------------------------------r-----~~----_t------~------~ Regel Anhang
Operation Nr. 1 2 3
Verbinden Stoff - schief -schlüssige winkliger Verbindung Elemente von durch 5 Struktur - Vereinigen funktions- an den Elementen Wirk-
flächen (seriell)
Ein Wirk-flächen - 6 paar
Nichtstoff -schlüssige Verbindung von Drei Wirk-Struktur- flächen-funktions- paare 7 Elementen (WrP) über Wirk- zusammen flächen setzen
Staff - Zwei e Elemente schlüssig
Verbindun 9 verbunden
von durch 8 Struktur- Vereinigen
funktions _ in ihren
Elemente n Wirk-räumen (parallel)
Bild 8.28-1. (Blatt 2)
5.1 5.2 5.3
Beispiel des Feldes 5.1 in Konturdarstellung
1 ~ + ~ + f=----J = ~ Regel wie in Feld 3.2 Fall~~
2 r---t t 1b-----rt-t 1-- = ~
L..
3 ~ t ~ = ~
4 1 + \ = 1\ 5 LtJt~t! = n 6.1
siehe Bild B 25
7.1
1',L t l+~' =
= T~ I
8.1
l~(t) :::L..L: = ~ c
~ ~ 2 (t) = c Tm<
3 ~ (t) ~ = ~
4 ~ (t) 7C"C = ~
5 ~ (t)~ = ~
Die sternförmigen Elemente können gegebenenfalls zu einem Punkt zusammenschrumpfen
~J
Fall 3
Fall 4
{ I
7.2 7.3
Die Summe der Kräfte und Geschwindigkeitszerlegung Momente ist an jeder Wirk-
stelle gleich NulL :"---flächen paarung und Schnitt- I~VNI • VN2
Die Normalgeschwindigkeiten '11 ~"'------t .. an den Wirkflächenpaarun- VI
gen sind identisch. Abwei - Geschwindigkeitsumlenker chungen der Absolutge-schwindigkeiten werden durch Tangentialgeschwin- ~2 VNI digkeiten kompensiert. V
(Satz: Die Geschwindigkeits- FJ~ 2 ~4 zerlegung findet an den F. ~~ Wirkflächenpaarungen I 1 VNI ~ vT/ statt) VI ~
8. I
Alle Kräfte und Momente müssen im Gleichgewicht sein. Die von einer auf eine andere Wirkfläche reduzierte Geschwindigkeit darf nicht zu Widersprüchen führen.
Die Wirk raum eigenschaften in gleichen Richtungen dürfen sich nicht widersprechen
~ t 3 8.3
Beispiel für Fall 1
Mu ß sowohl Druck - als auch Biegebeanspruchung aufnehmen können 1-------
Die Funktionen der vereinig -ten Elemente sind die Summe der Funktionen der Einzelelemente einschließlich ihrer Kombinationen
348 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
- Längsschnittstrennen ist das Aufspalten eines Struktur-Funktions-Elements entlang seines Wirkraums. Die neuen Elemente haben an den gleichen Wirkflächen wie die alten die gleichen Geschwindigkeiten (Zweipunktgrößen). Ihre Einpunktgrößen müssen im Gleichgewicht stehen und an gleichliegende Wirkflächen summiert, wieder die ursprünglichen Einpunktgrößen ergeben. Die Längen der Einzelelemente sind alle gleich und so groß wie die Länge des ursprünglichen Elements. Diese Operation kann zur Funktionstrennung herangezogen werden (Bild 8.27, Zeile 9).
8.4.3.4 Das Zusammenfassen
Es ist ein Vereinigen von einzelnen Wirkflächen zu einer einzigen zusammenhängenden Wirkfläche. Es ist dies ein Übergang von der Struktur- zur KonturdarsteIlung, denn die Wirkräume werden in ihrer Darstellung kontinuierlich erweitert, bis sie flächenhafte Querschnitte bilden. Ihre Eigenschaften bleiben erhalten. Folgende zwei Arten kann man unterscheiden:
- Vereinigen der Eingangs- oder Ausgangswirkflächen. Die einzelnen Wirkflächen werden jeweils zu einer zusammengefaßt, ohne daß sich an den Funktionsgrößen und deren Lagen etwas ändert (Bild 8.27, Zeile 10).
- Vereinigen der Eingangs- mit den Ausgangswirkflächen. Wie oben, nur werden die Eingangs- mit den Ausgangswirkflächen zu einer zusammengefaßt (Bild 8.27, Zeile 11).
Das Zusammenfassen ist für die Funktionsintegration (siehe Bild 6.58) von besonderer Bedeutung und ermöglicht dort wesentliche Vereinfachungen.
8.4.3.5 Das Unterteilen
Es ist die Umkehrung des Zusammenfassens. Danach unterscheidet man
- das Unterteilen der Eingangs- oder der Ausgangswirliflächen (Bild 8.27, Zeile 12) und
- das Unterteilen der Eingangs- und Ausgangswirkflächen (Bild 8.27, Zeile 13).
8.4.3.6 Beispiele für Operationen
In Bild 8.28-1 sind die Operationen des Variierens und Verbindens einzeln aufgeführt, in Spalte 1 durch verschiedenartige Beispiele mit Struktur-FunktionsElementen erläutert, in Spalte 2 durch Regeln festgelegt und in Spalte 3 durch Beispiele in Kon-
turdarstellung veranschaulicht. Die Operation des Verbindens wird durch ein Plus-Zeichen symbolisiert, das eingeklammert ist, wenn die Verbindung in den Wirkräumen stattfinden soll. Besondere Bedeutung gewinnt für die Synthese von Kraft- oder Geschwindigkeitsmultiplikatoren die Krajtzerlegung, welche über Wirkräume realisiert wird (Bild 8.28-1, Feld 4.1) und die Geschwindigkeitszerlegung, welche an den Wirkflächenpaarungen ermöglicht wird (Feld 7.1). In Bild 8.28-2 sind die Operationen des Trennens in vielen Beispielen und Erläuterungen dargestellt. Die Forderung des Trennens von Struktur-FunktionsElementen tritt sehr häufig auf, und zwar dann, wenn z.B. aus Montage- [14, 38] oder Herstellgründen ein Element an einer Stelle seiner Längsachse geschnitten werden muß, durch Trennung zwischen einer Eingangs- und Ausgangswirkfläche (serielle oder Querschnittstrennung). Eine Trennung ist auch dann zweckmäßig, wenn aus Gründen der sich störenden Funktionen ein Element entlang des Wirkraums geschnitten wird, so daß jedem Restelement mindestens noch zwei Wirkflächen bleiben, von denen mindestens eine noch dem ursprünglichen Aus- oder Eingang angehörte (parallele oder Längsschnitttrennung). Beide Arten der Trennung werden an einigen typischen Beispielen in Bild 8.28-2 gezeigt. In Feld 1.1 sind 10 Fälle für serielle, in Feld 2.1 sind 15 Fälle für parallele Trennung aufgeführt. Die Regeln für die entsprechenden Operationen - in den Feldern 1.2 und 2.2 angeführt - können sinngemäß mit den entsprechenden Regeln des Bildes 8.28-1 in Beziehung gebracht werden. Spalte 3 zeigt Anwendungsmöglichkeiten bei der Gestaltung von Teilen. Die seriell getrennten Struktur-Funktions-Elemente müssen, um die ursprüngliche Funktion wieder erfüllen zu können, anschließend durch feste Verbindungen miteinander verkettet werden, die parallel getrennten Elemente können über feste und gegebenenfalls bewegliche Verbindungen, also auch über Gelenke miteinander verknüpft werden. Von den 10 Fällen für Querschnitttrennen in Bild 8.28-2 ist der erste Fall von besonderer Bedeutung, weil er die Möglichkeit zeigt, in der reinen Druckzone eine Kette zu erweitern, ohne für den Zusammenhalt zusätzliche Maßnahmen treffen zu müssen. Die getrennten Teile werden in der Druckzone zusammengefügt und halten, als wären sie nicht getrennt worden (Spalte 3). Diese Möglichkeit nutzt man häufig aus, wenn in die reine Druckzone eines Spannungsrings zusätzliche Teile einbezogen werden sollen,
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 349
~orgehen
Art de~'r~------------------~-----------------+------~------~------~------~ Operation Nr. 1 2 3
Regel Beispiele Anhang
1.1 t--- Zl----I
--1 c t- = )
(
I-- 1 ---I [+- 1 --I
t----c-----t + t----c-----t +~ +~
Guerschn itts - 4 trennung
Teilen von Strukturfunk- 1 tions-Ele- 6 menten durch einen Guer - 7 schnitt
Längsschnittstrennung
Trennen von 2 Strukturfunk -tions - Elementen durch einen Längsschnitt
+~
9 11----=11 = 1-----1 + 1-----;;;---1 m m
10 --1 c '1 = ~ t 1-----1 1.1
?----LI: = ~ (+1 ,----.Li
~(+I
~(tl
= 1------1 (+1
5 ~ = ~ (+I--Jy---4-
1 =~(+I~
1 -11+1 1,.
10 ~ = 1-----1 (+1 ~
11 -- = ~ (+1 ::L1
12 1-----1 = 1---------1 (tl-r-----r-
13 ~ = ~(+I~
14
15
~(+I~
:rr-t (+1 ~
1.2
Alle Kräfte und Momente der beiden Schnittflächen müssen im Gleichgewicht stehen. ebenso die der neuen Elemente.
1.3
Fall 1 in Feld 1.1
F,_,-'LFZ ~ab
~ Alle Geschwindigkeiten on Bei ollen anderen. auner den Schnittflächen müssen Druck- und Reibkriiften. identisch sein. müssen für die Übertragung Kräfte. Momente und Ge - der Kräfte und Momente schwindigkeiten on den besondere Wirkflächenpaa-nicht durch den Schnitt rungen vorgesehen werden. entstandenen Wirkflöchen z. B. Fall 4 bleiben ohne jede Änderung erhalten.
Masse konzentrieren
Elastizität konzentrieren
1.3
Alle Kräfte und Momente Beispiel für Fall 2 in der neuen Strukturfunk - Feld 2.1 tions - Elemente müssen im Gleichgewicht stehen.
Die Geschwindigkeiten an den Trennstellen müssen untereinander und mit den alten Geschwindigkeiten an diesen Stellen identisch sein.
Die Funktionsgrönen der getrennten. ehemals zusammen�iegenden Wirkflöchen. müssen. jeweils summiert. genau die Funktionsgrönen der nicht getrennten Teile ergeben.
Sonderfälle:
Polarisieren
Doppeln
Teilpo larisieren
8 Die Trennung der Funktionsgrönen erfordert mehr Teile und zusätzliche Gelenke zu ihrer Entkopplung
Bild 8.28-2. Operationen rur Struktur-funktions-Elemente (SFE): Querschnittstrennen, Längsschnittstrennen
350 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
z. B. bei Halterungen und Verbindungen (Bild 8.16, Feld 5.2, und in [49]). Die Schlußarten-Matrix für den Fall in Feld 5.2 des Bildes 8.16 zeigt, daß die Paarung zwischen Teil a und b in der Tat wie eine feste Verbindung wirkt (siehe auch Kapitel 9). Es ist
(rrEE)
S1,b= EEfrr . rr EE
(8.7)
Die Buchstaben E f, E, r geben an, durch welche Schlußart (steifer, elastischer Kraftschluß oder Reibschluß) die Sperrung im entsprechenden Richtungssinn verursacht wird (siehe auch [43]). Der einfache Aufbau und die Möglichkeit, Kräfte ohne Umleitungen übertragen zu können, macht diese "Verbindung" auch zur meist angewandten. Wird eine Trennung in einer Zone mit anderen Beanspruchungsarten (Schub, Zug und Druck, Torsion) durchgefUhrt, wie in Fall 4 (Bild 8.28-2, Feld 1.1), dann ist ein späteres Zusammensetzen bedeutend aufwendiger, was in Feld 1.3 unten gezeigt wird. Bei der Trennung mit schräg angreifenden Kräften, Fall 8, wird genauso wie bei senkrecht anliegenden (Fall 5) verfahren. Neu ist in den Fällen 9 und 10, daß durch Konzentration auf ein Element die Lage der Masse und der Federung lokalisiert werden kann. Grundlage dafür ist die Erkenntnis, daß bei Serienanordnung das Gesamtverhalten einer Kette von bestimmten Eigenschaften der einzelnen Elemente abhängt. Für die Längsschnittstrennung stehen die Bespiele 1 bis 15 in Feld 2.1. Die getrennten und die Ursprungselemente bzw. ihre Projektion sind gleichlang. Die Trennung, z. B. in Fall 2, kann auch der Entkopplung verschiedener Funktionsgrößen dienen, hier z. B. der Entkopplung von Kraft und Moment (siehe Feld 2.3). In den Fällen 6 und 8 ist die Längsschnittstrennung durch eine Querschnittstrennung überlagert, in den Fällen 7 und 9 nicht, weil die Wirkräume sich im Kreuzungspunkt überdecken. Von besonderer Eigenart sind die Fälle 10 bis 15. Fälle 10 und 11 zeigen, daß man aus einem (neutralen) Strukturelemente zwei (polare) Struktur-Funktions-Elemente machen kann 3, Fälle 12 und 13, daß man Elemente strukturell doppeln kann, wobei allerdings die Intensitätsgrößen
3 Hier drängt sich einem die Parallele mit der Theorie der Elementarteilchen auf " ... daß z. B. aus dem neutralen Zustand ein polarisierter entsteht wenn z. B. ein Elektron sich bildet, auch ein Positron oder ein positiv geladenes Restteilchen gebildet wird und die Symmetrie gewahrt bleibt, selbst wenn vorher nichts da war ... ".
entsprechend kleiner werden, im Gegensatz zu Fall 1 des Feldes 1.1, in dem die Strukturen verkleinert werden, die Funktionsgrößen aber gleich bleiben. Beim Teilpolarisieren in den Fällen 14 und 15 des Feldes 2.1 erzeugt man schließlich aus dem Ursprungselement mehrere völlig andersartige EinzeIelemente, mindestens jedoch zwei.
8.4.3.7 Zusammensetzen mit Elementenpaarungen bzw. Gelenken
Die stoffschlüssige Verbindung zweier Teile (Elemente) führt, wenn man keine Sonderrnaßnahmen wie bei Filmgelenken (Bild 6.63) vorsieht, zu festen Verbindungen. Überall dort, wo sich Maschinenteile relativ zueinander bewegen sollen, jedoch in einem festen Verband bleiben, benötigt man bewegliche Verbindungen (Kapitel 11, Band 2), die durch Verknüpfen von Elementen mittels Gelenken entstehen. Gegenüber der starren, stoffschlüssigen Verbindung hat ein Gelenk mindestens einen Freiheitssinn, der eine Relativbewegung der verbundenen Glieder erlaubt. In diesem Richtungssinn muß die absolute Geschwindigkeit der bei den sich berührenden Wirkflächen nicht identisch sein, und es kann (Reibung vernachlässigt) keine entsprechende Einpunktgröße (Kraft oder Moment) übertragen werden. Das Gelenk dient daher nicht allein zur Relativbewegung zweier Elemente, sondern, was auf den gleichen Effekt hinausläuft, auch zum "Ausfiltern" vorgegebener Funktionsgrößen. Zur nicht stoffschlüssigen Erzeugung fester Verbindungen verwendet man auch Gelenke, bestehend aus mindestens zwei Elementenpaarungen, die sich einzeln montieren lassen, in ihrer Wirkung aber so sind, daß die Freiheiten des einen durch die Sperrungen des anderen aufgehoben werden und umgekehrt. Wenn berücksichtigt wird, daß jede Elementenpaarung zur Montage einen Translationsfreiheitssinn benötigt und daß die entsprechenden Elementenpaarungen parallel verknüpft werden müssen, kann man mit Hilfe der Schluß-Matrix (Kapitel 9 und 13) solche Verbindungskombinationen erzeugen. In Bild 8.29 sind die wichtigsten technischen Elementenpaarungen (Gelenke) aufgeführt. In Spalte 2 stehen die entsprechenden Schluß-Matrizen, welche eine formale Übersicht der Freiheiten und Sperrungen geben und zusätzlich für algorithmisch ableitbare Paarungskombinationen verwendet werden. Die über die Elementenpaarungen übertragbaren Größen sind in Spalte 3 des Bildes 8.29 angeführt, die nicht übertragbaren (die ausgefilterten) in Spalte 4. Diese
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 351
~,p Grönen on den Poorungstlächen Über Elementen-tungsregeln
Beispiel Schlunmotrix jeweils im G leich- poar, nicht über-
Verbindung Sn,b gewicht zwischen jeweils identisch trag bore (ausge-
tür 0 und b tilterte) Grö ne on der o und b Wirktlächenpaarung Nr, 1 2 3 4
1.1 1.2 1.3 1.4 Ebenes a b
(1 1 1=,)
Elemen - Stoffschlun (starr) 1 I 1 1 wie Bild8,Z8-1 Fall 3.1 keine tenpaor
2,1 2.2 2.3 2.4
~ (1 1 0=0)
Fx Vx M Orehpoor 2 1 1 Fy vy W
3.1 3.2 3.3 3.4
Achs- ~ (0 0 1=,)
Fy vy Fx 3 1 1 parallel M w Vx
4.1 4,2 4.J 4.4
Schiebe - ~ (öy öy
1=1)
FN vN Fx ' t(Fy) Schräg 4
paar ÖX öx M w vx·t(vy)
Ebenes, torm- '+ 5.2 5.3 5.4
schlüs- Achs- a b (1 1 1=,)
Fx Vx Fy 5 siges senkrecht o 0 M w vy Elemen-tenpaar 5.1 5.2
0=0)
53 5.4
Achs- ~ (0 0 Fx ,vx parallel 6 1 1 Fy vy M;w
7.1 7.2 7.3 7.4 Zwie -
o~ fÖYÖ'!
0=0)
Fx' f (Fy) gelenk - Schräg 7 öx öx FN vN vx=f(vy) paar M;w
8.1 8,2
0=0)
8.3 8.4
Achs-~ (, Fy; vy
senkrecht 8 o 0 Fx Vx
M:w
Räum - 9.1 9.2 9.3 9,4
liches 0 b (1 1 1 1) Elemen - Stoffschlun (starr) 9 I 1 1 11 wie Bild 00, Fall 3.1 keine
tenpaar 1 1 1 1
10.1 10.2 10.3 10,4
Achs- / YLlJL ryZ ö'{z. öx öx) olle, bis auf alle, bis auf Fx·f(Mx) 10 0 1 1 1 1 parallel 7 7 11 Fx Vx vx·f (wx) 1 1 1 1 Mx = Myz Wx :: wyz
Schraub-paar 11.1
T' 11.3 11.4
(auner - ~_b 1 1) olle, bis auf alle, bis auf Fy.f(My)
halb des 11 özx öb: öY öy Fy vy vy.f(wy) Klemmbe- Achs- 1 1 1 1 My " MIX wy :: wzx
reichs) senkrecht 12~ 12.2 12.3 12.4
Räum-
V 1 1 1)
olle, bis auf olle, bis auf Fz' f (M z ) liches, 12 1 1 1 1 Fz Vz vz' f (wz ) form - oxy öxy oz öz Mz" Mxy Wz • wxy schlüs- 13.1 13,2 13.3 13.4 siges
Achs- ~ (0 0 o 0) olle, bis out olle, bis auf Fx ; Vx Elemen- 13 a
1 1 1 1 Fx parallel ~ Vx Mx:wx tenpoar 1 1 1 1 Mx " My, Wx " wyz 14.1 14.2 14.3 14.4
Oreh-
~[-!- (1 1 1 1) alle, bis auf alle, bis auf Fy: vy
schiebe - 14 o 0 o 0 Fy vy My:wy paar Achs- 1 1 1 1 My " Mzx wy ; Wzx
senkrecht 15.1 15.2 15.3 15.4
15~ (1 1 1 1) alle, bis auf alle, bis auf Fz: Vz
1 1 1 1 Fz VZ M,: WZ o 0 o 0 M, " Mxy Wz ::: wxy
Bild 8.29. Operationsregeln für das Zusammensetzen von Struktur-funktions-Elementen mit Hilfe von Elementenpaaren (Gelenken), die bestimmte Sperrungen ausfiltern
352 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Darstel- Ausführung, Kräfte, Geschw .. lung Beispiel
Filterung Verschiebungen Funk-tion Nr.
1.1 1.1 1.3 b lJ -fi
F,=f{Fy) Wir-kungs - 1 F" weise
0 VTo v,=f{vy)
v"
1.1 1.1 1.3 unabhäng ig ge- abhängige Verschiebungen
s..b = sperrt: öx von öy Umkehrung Sperrung, FN; vN; M; w öx von öy der Abhöngig-Freiheit,
(Öy öy
1=,) unabhängig frei öy von öx keiten durch
unabhän- 2 öx ÖX (ausgefiltert) : öy von ÖX beidseitige gig,
FTa ; vTa Führungsflä -abhän- chen gig abhängig gesperrt
bzw. abhängig frei: F,: Fy; v,; vy
Bild 8.30. Erläuterung des gezielten Übertragens und Ausfilterns von Kraft- und Geschwindigkeitskomponenten mit bestimmten Elementenpaarungen. Beispiel aus Bild 8.29
Größen, wie z.B. in Feld 2.4 das Moment, können, sofern sie im Element a auftreten, von Element b nicht im Gleichgewicht gehalten werden. Das Gleichgewicht muß durch ein drittes Element oder durch eine zu beschleunigende Masse aufrechterhalten werden. Enthält die Schluß-Matrix für den betreffenden Richtungssinn eine ,,1 ", können die Kräfte, Momente und Geschwindigkeiten von Element a auf b übertragen werden, enthält sie eine ,,0", dann ist das nicht möglich. Um welche Kräfte, Momente und Geschwindigkeiten es sich bei den einzelnen Symbolen handelt, erläutert am Beispiel 4 des Bildes 8.29 das Bild 8.30. Die Schluß-Matrizen [39, 42], welche in Kapitel 9 für orthogonale, voneinaner unabhängige Verschiebungen besprochen werden, sind in Bild 8.31 auch für abhängige Verschiebungen wiedergegeben. Bedeutung und Handhabung der Schluß-Matrix sind in Kapitel 9 ausführlich erklärt.
8.4.4 Zusammensetzen der Elemente zu technischen Gebilden und Maschinen-Elementen
Daß sich die energetischen Wirkraum-Elemente für technische Gebilde aus den Struktur-FunktionsElementen zusammensetzen lassen, wird in den
~Ab' Abhängige Verschiebung Abhängige Sperrung hängig-
Paarung Schlunmatrix Paarung Schlunmatrix keil
Beispiel Nr. 1 2 3 4 1.1 1.1 1.3 1.4
a So,b= b Sa,b=
Schiefe '''c;{ (öy 0 -) ~ (1 0 o~ ) ,r~.lo..~-
Ebene 1
~~ o öx - 1~X - 00
5y' 1, daher auch IPlotz vonl5, ,1
1.1 1.1 1.3 1.4
~ So.b= b
r'IO
-)
Schriig- (ÖYbY -) ~ 2 öxbx - bx 1 -führung - 11 - 11
6x =1, daher auch IPlotz vonl5y' 1
3.1 3.1
"~ 3.4
Ver-
Ei Sa,b = So, b=
K schrou -.- ~ (YZ byz bxbx (1 byz 1 bX)
bung 3 1 1 1 1 1 1 11 Irechts- ~ 1 1 1 1 1 1 11 gängig)
, 6x = 1, daher auch IPlatz vonl5yz' 1
bx, by usw. sind logische Grönen, die bei Abhängigkeiten auch auf fremde Plätze gesetzt werden können. S ist eine logische Matrix. Siehe auch Bild 9.14; 9.15.
Bild 8.31. Schluß-Matrix für abhängige Sperrungen
Bildern 8.32 und 8.33 an zahlreichen Beispielen gezeigt. In Bild 8.32 sind statische "Maschinenelemente" [35, 50] entwickelt. Die Beispiele 1 bis 4 stellen Verknüpfungen offener Ketten durch Vereinigen an ihren Wirkflächen dar, die Beispiele 5 bis 10 Verknüpfungen offener Ketten an Wirkflächen und in Wirkräumen, das Beispiel 11 schließlich Verknüpfungen zu einer geschlossenen Kette. Die zur Zeichenebene nicht parallel liegenden Elemente sind strichliert dargestellt. Bei rotationssymmetrischen Gebilden, wie dem Niet in Beispiel 8 des Bildes 8.32, ist nur eine Schnittebene durch die Struktur-Funktions-Elemente erfaßt worden. Bei der Vereinigung ist zu beachten, daß an der zu verknüpfenden Wirkflächenpaarung mindestens ein Größenpaar vorliegt, das die Gleichgewichtsbedingungen erfüllt, wie in Beispiel 2, Feld 2.1 das Moment, während das andere Größenpaar, hier z. B. die Kraft der ehemaligen Dyname, als Größe im Verband erhalten bleibt (z.B. die Kraft in der Mitte der Struktur, Feld 2.2). Im Grenzfall bleiben die Intensitätsgrößen als äußere Größen erhalten und es genügt, wenn die Geschwindigkeiten identisch sind. Soll jedoch an einer Verknüpfungsstelle keine äußere Kraft übrig bleiben, wie in Beispiel 5, Feld 5.2, dann werden zwei oder mehr Struktur-Funktions-Elemente gewählt, welche die notwendigen Gleichgewichtsbedingungen an den zu verknüpfenden Wirkflächen
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 353
~h- Synthese aus Strukturfunktions - Elementen Bild rung durch Vereinigen on den Wirkflächen und in Strukturfunktions - Bezeichnung
den Wirkräumen Verband Kont urdarstellung
Größen Nr. 1 2 3 4 1.1 1.2 l.J 1.4
1 ~ wie 1.1 ~ Biegefeder
2.1 21 2.J lF
2.4
2 ,---LI ~ -,L-,- ZJ ;q Balken, beidseitig frei aufliegend
J.l J.2 J.3 jF
3.4
3 ~ ,---LI ~ ~ ~ Balken, einseitig einge-
JJ spannt
4.1 4.2 4.3 ~F
4.4
4 ~,---Ll~~ ~ ~ ~ Balken, beidseitig einge-spannt
5.1
1 5.2 53 5.4
5 ~ ~ Haken y-rc ~
6.1 ~ =1
6.2 6.3 6.4
6 l~-<:-LT n ~ Biegeklammer
7.1 7.2 7.3 F 7.4
1~ .~ -
m
} " 7 = m Mast Kräfte, t 1 c~ • ~
c Momente
i~ 7777777 8.1
1" J 8.2 8.3 8.4
~
8 H EE:Y31 Niet (verspannt)
1 J .. / ' " r~;~>;'t~fz,,,~ l: ~ t: 1::.. ~ ::::. I
9.1
1 9.2 9.3 9.4
I n 9 n~~~~ 11 D Tor, beidseitig eingespannt
10.1 10.2
"n 10.4
1----------11----------1 10 t Jv-" ~lt n Tar, beidseitig dreh lager-
gestü tzt
11.1 11.2 11.3 11.4
----<-_ß- J f [:-J 11 \
--y- q Torsionsklammer
[ )7~~~ >~
F2
Bild 8.32. Entwicklung von Maschinen-Elementen aus statischen Struktur-Funktions-Elementen (siehe auch Bilder 8.27, 8.28-1, 8.28-2,7.1)
~h Synthese aus Strukturfunktions - Elementen Bild rung durch Vereinigen an den Wirkfliichen und in Strukturfunktions - Konturdarstellung Bezeichnung
den Wirkriiumen Verband
Grö ßen Nr. 1 2 3 4 1.1 1.2
u~ 1.4
~ < 1 1
1 ~ wr,:
Winkelhebel F
~ VI
1.1 1.1 1.3 1.4
2 J yJ ~~ Torsionsstab mit
~--i:. Hebelansatz
3.1 3.1
~ji(§1 3.4
3 ~ ~ ~~ Zahnradpoorung
w1 w1 (Eing riffsbegi nn)
4.1 4.1 43
(~~' 4.4
4
~ 1 ? W Rolle
-FR- /
FN
5.1
~ ( 5.1 5.3 5.4
l----{ €F'-] ouf Torsion beanspruchte Kräfte, ~- ----;-. 5 Welle (z.B. durch Nut-Momente, t ~ und Keilverzahnung) Ge-schwin-digkeiten 6.1 6.1 6,3 6.4
~-~ ~--~ F~ ~V-M _--.L '''----r-"-' ~-fh 6 '---0: ~ V Welle am Loslager
W d
~ 7.1
h 7.1
/.-' '" 7.3 ----- W 7.4
~ 0 ;5 \
~ @ 7 \/ Rad
t FT 8.1
I ~ ) 8.1
.,~ 8.4
':,..--~ r~-"-r
~::: M W
8 r----1
~ J F ..' Reibscheibe
1 -r-.J --"-t Reibfläche
9.1 9.1
'~ 9.4
~~ :<___<_---- ~,-r iI 1 ' ,
9 1--- ',-_.t-~ Kurbelwelle \' ( r--fi i'>---f
usw. w V r ", ',.t
t FN r FN
Gestrichelte Linien liegen nicht in der Blattebene oder einer dazu parallelen Ebene
Bild 8.33. Entwicklung von Maschinen-Elementen aus kinetischen Struktur-funktions-Elementen (siehe auch Bilder 8.27,8.28-1, 8.28-2,7.1)
zusammen erfüllen. Beim Übergang zu Feld 5.2 findet dann eine Vereinigung im Wirkraum und an den Wirkflächen statt. Ähnlich ist es in allen folgenden Fällen. Weitere wichtige Maschinen-Elemente sind in Bild 8.33 aus "kinetischen" Struktur-Funktions-Elementen zusammengestellt worden. In Beispiel 1, Feld 1.1, gehen nur die Momente in innere Größen über, während sich die verschieden gerichteten Kräfte an der Verknüpfungsstelle summieren und als äußere Größen ebenso wie die Winkelgeschwindigkeit in Feld 1.2 bestehen bleiben. Ähnliches gilt fur Beispiel 2. Aus Beispiel 3 ist der momentane Zustand einer Zahnradpaarung zu ersehen. Ein Stoffschluß soll wegen der anschließenden Trennung der Berührungsstellen gar nicht stattfinden. Beispiel 4 zeigt die Darstellung einer Rolle durch zunächst drei repräsentative und später integrierte Elemente und zusammengefaßte Wirkflächen. Das Zusammensetzen einer Welle bei Beanspruchung durch die Momente an Ein- und Ausgang bzw. an ihrer Lagerung zeigen die Beispiele 5 und 6. Die Zusammensetzung eines Rades, das sich ganz wesentlich von der Rolle unterscheidet, ist in Beispiel 7 dargestellt. Der Reifen entspricht der Funktion der Rolle (Wälzen), die Speichen mit der Zapfenbohrung entsprechen ihr jedoch nicht (Gleiten). Die Reibscheibe in Beispiel 8 muß aus Hebelelementen mit Normal- und mit Tangentialkräften, die Kurbelwelle aus Balken- und Wellenelementen zusammengesetzt werden. Nach den Darlegungen des Abschnitts 8.3 lassen sich gewisse konstruktive Aufgabenstellungen durch Erzeugen eines Spannungsrings befriedigend lösen. In Bild 8.34-1 wird nun dargestellt, wie sich ein einfacher statischer Spannungsring aus StrukturFunktions-Elementen entwickeln läßt. Zunächst muß aus den Elementen ein Ring gebildet werden, wie das in Spalte 1 geschehen ist. Dann muß man feststellen, welche Elementen- bzw. Wirkflächenpaarungen entweder stoffschlüssig (z. B. zur Aufnahme der Momente), welche dagegen berührungs-, feld- oder auch reibschlüssig miteinander verbunden werden können. Beschränkt man sich auf stoff- und berührungsschlüssig, dann entstehen etwa Gliederketten, wie sie in Spalte 2, Bild 8.34-1, aufgefuhrt sind. Allerdings muß für jeden Spannungsring die Anzahl der Glieder und der ein-, zweiwertigen, identischen usw. Elementenpaarungen nach Bild 8.14 so gewählt werden, daß der Freiheitsgrad f < 0 ist. Für ebene einfache Spannungsringe kann man solche Gliederketten aus Bild 8.35-1 entnehmen. In Spalte 4 des Bildes
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 355
8.34-1 sind die nach diesen Ketten gestalteten technischen Gebilde wiedergegeben. Ketten, bei denen auch nur ein einziges räumliches Gelenk, wie das Schraubgelenk, vorkommt, müssen insgesamt, d. h. auch in den anderen Gelenken, räumlich betrachtet und nach der Gleichung von Dizioglu (Bild 8.14) berechnet werden.
8.4.4.1 Rückgriffauffunktionelle Gestaltstrukturen
Die Struktur-Funktions-Elemente (SFE) werden nur selten als Elemente verwendet und durch Synthese zu den verschiedenen technischen Gebilden zusammengesetzt, wie das z.B. in Bild 8.34-1 erfolgte, sondern es werden bestimmte Elemente zu besonders häufig verwendbaren Kombinationen vereinigt, wie das in den Feldern des Bildes 8.34-2 dargestellt ist. So entspricht z. B. das Symbol in Feld 3.2 einem stabförmigen Gebilde, das neben Torsions- auch Biegebelastungen aufnehmen kann, also einem Maschinenelement, welches häufig durch eine Welle repräsentiert wird, das Gebilde in Feld 2.3 gegebenenfalls einem Türgriff. Bekannt ist z. B., daß die elementaren Gestaltelemente wie Wellen, Federn, Niete, Schrauben, Keile, Ringscheiben usw. (siehe Bild 7.1) stets mehrere elementare Funktionen erfullen können, und daher als Bausteine der Gestaltung vielseitiger einsetzbar sind als solche mit nur einer elementaren Funktion. Es ist ähnlich wie bei der chemischen Synthese, bei der zur Erstellung einer neuen Verbindung in der Regel nicht die reinen chemischen Elemente dienen, sondern möglichst preiswerte, leicht zu beschaffende geeignete andere Verbindungen. Dies ist einer der Gründe, weswegen die bewährten MaschinenElemente keine eigentlichen Elemente sind, sondern verschieden komplexe Baueinheiten. In Bild 8.34-2 ist dargestellt, daß sich auch die üblichen Mehrfach-Funktions-Elemente auf elementare Struktur-Funktions-Elemente zurückführen lassen. Die Beobachtung, daß in der bewährten Konstruktionspraxis oft eine feste Assoziation zwischen Funktion und Gestalt besteht, bei Inkaufnahme des gerade vorliegenden Effekts (Strategie IV in Bild 2.23) hat Jung [21] sogar zur Ausarbeitung einer besonderen Konstruktionsmethode veranlaßt. In der Praxis zeigt sich auch, daß bestimmte Funktionsforderungen stets zu ähnlichen Gestalt-Strukturen führen, die wiederum in Struktur-FunktionsElemente (SFE) auflösbar sind. In Bild 8.34-3 sind einzelne Struktur-FunktionsElemente zu wichtigen Gestaltausbildungen ver-
356 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Allgemeine ~rgehenSab- Synthese aus Strukturformen der Variation der Konturgestaltung der und Vek- . ~te Strukturfunktions - Elementen
Gliederketten' nach Elementenpaarungen , Strukturen aus Spalte 3 torielle D!men- ahl Vereinigung Freiheitsgrad f Funktion SI on der SFE Nr. 1 2 3 4
1.1
~~ 1.Z 1.3 Strukturform nach 1.4
3 1 ~ Feld 3.2
[:N] 1 1 f=-1 2.1 <> 2.2~
2 V ~ n. vU 4 3.1 t= "1 3.2
1"-:=r 0 ~ ~~ 3 \\:\ 'I' \ 0
(räumlich) UD 4.1 t= '1 4.2
r Cf
D ~ ~ 6 4 1 J L ca? ---::J C Eben 1 I
0
0- 5.1 ~ ~
5.2 5.3 5.4
lL,- -,---LI cp ~ 7 5 ~I 1 Ih rn ~ ~ wie in Feld 1.3
~ T\:. f=-1
5.1 ~
5.2 5.3 5.4
I~I wie in Feld 1.3
J~!::J f=-1
F, Fz C ~ ~ ~
1i-11C~JJ 10 6 I I
~ I I
I
\Q' \ , ~ L lfi~ 'f \
~ 7.1
-_/ 7.2 73 74
~ --- --?
er "'[1:'5 'T'""J>.---
4 7 \~\ 1 f2 =5
\ \ \ \
OCJ \ \
"If \\,~ Röum -lieh B.1
~ B.2
Ap / ' ~/\': /
/ / / /'G
0 f=-1 / ~/
,
cO] / -1
hI ~5 /
9 8 }/ v /
/ /
'!J / /f
-!--r)/ I
\l f2=5
~ Gestrichelte Linien in Spalte 1 liegen nicht in der Zeichenebene oder einer parallelen Ebene
Bild 8.34-1. Erzeugen von einfachen statischen Spannungs- Elementenpaaren (Gelenken), welche die zur Verspannung ringen aus Struktur-funktions-Elementen (SFE). Einsatz von notwendigen Kräfte und Momente nicht ausfiltern
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 357
Stab Welle Balken He bel Struktur-
1 I Funktions- :,. L I Verknüpfung Elemente r =1
) c :v (5 FE)
Nr. 1 2 3 4
I 1.11.2 1.3 1.4
J Sta b Stütze
1 Säule - -
1 ~ I Mauer
Querträger 2.1 2.2 2.3 2.4
Welle ~ 4- ~~ ~~ ~( 2 Seri ell :,. L Torsions- Weile Drehklinke Drehklinke
Druckstab verlängert (Moment- Eingang) (Kraft-Eingang) 3.1 3.2 3.3
.... cl 'J Balken
3 I) (I ) ( T'C "T\::
Biege-Druck- , Torsions - Balken 0) C Biege- Zug-Stab Biegestab verlängert 4.1 4.2 4.3
127 'I ~ He bel
4 ty '1 \ :v \: , Hebel-Druck- Hebel- Hebel-y
Hebel-Zug-Stab Torsionsstab Biegebalken
Verknüpfung Parallel
Bild 8.34-2. Erweiterung der Funktionen von Stäben durch serielle oder parallele Verknüpfung von Struktur-FunktionsElementen(SFE).
knüpft, die zu den benötigten komplexeren Funktionen führen. So tritt in Zeile I die statische Funk" tion der "Stützung" auf, in Zeile 2 die "Umhüllung", in Zeile 3 die "Verspannung", in Zeile 4 die "Feste Verbindung" durch Umhüllung, in Zeile 5 die "Dichtung". Statische Funktionen sind mit den auf "Flüsse" ausgerichteten Funktionselementen nicht darstellbar, Ihnen liegt, wie beim Spannungsring schon dargestellt (Kap. 8.3), stets ein Energiespeicher zugrunde, Bei der Funktion in Zeile 6 ist beides vorhanden, Energiefluß und Energiespeicherung, Assoziative Verknüpfungen von Funktion und Gestalt bilden bei zahlreichen Konstrukteuren einen Großteil ihres Erfahrungswissens und sollten auch in
3.4
T\: y--l-
:; , ,
Stütz -Biege-balken (eindeutig) 4.4
;:r-~ i,---LL ~ _ G _ C , - :v - , Drehmoment-Übertrager Doppel-Kurbel
----4,4.1
~}= ~:L, ~ = i
, ,
Stütz - Biegebalk. Querträger (wechselseitig)
Durch entsprechende weitere Verknüpfung der SFE, lassen sich die Gestalt-Elemente entwickeln, welche zahlreichen Einzelteilen, Maschinenelementen oder Teileverbänden zugrunde liegen (siehe auch Bild 8.34-3)
entsprechenden Konstruktionsmethoden ihren Niederschlag finden. Ebenso die Verknüpfung Technologie, Gestalt [22]. Dazu wäre eine wesentliche Erweiterung von Bild 8.34-3 sinnvoll und würde Z.B. bei der Arbeit mit Rechnern große Dienste leisten, Mit den zu den typischen Gestalt-Funktions-Elementen erweiterten Struktur-Funktions-Elementen (SFE) und den für die SFE festgelegten Verknüpfungsregeln lassen sich nun zahlreiche Methoden entwickeln, welche die Synthese von statischen Konstruktionen nicht allein der Intuition überlassen, sondern auch durch eine eventuell vom Rechner auszuführende Konstruktions-Logik ermöglichen, wie in den Bildern 8.39 und 8.40 noch gezeigt wird.
358 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Einfache Gestalt- Funktion Nr. Gesta I t - Fu nkti ons- EI em ente
1 2 3 4 5
'1)1 It~~ Stützung 7
~ I
Stütze Quertröger Port al Ausleger Zugkette Klaue
3
Umhüllung I I , i ' 1 1
I o Umhüllung offen Umhüllung geschlossen
r~1 Verspannung 3 ~
Feste Verbindung
Elastisch mit (Magnet) Feld mit Fluid
Umhüllung Umhüllung, Verspannung Umhü llung, Verspannung, Reibung
Dichtung 5 I~ Umhüllung (geschlossen. offen), Verspannung
Führung
Rotation Translation Rotot.u.Tronsl. Rotot.u.Transl. Rotot.u.Transl. SLitzung und Bewegungsfreheit gekoppelt Achsen senkrecht Achsen parallel
Bild 8.34-3. Übersicht wichtiger Gestalt-Funktions-Elemente.
Die Zuordnung von Funktionen zu bestimmten Gestaltformen und Anordnungen erfolgt in der Regel über bewährte "GestaltFunktionselemente" . Sie sind neben den Maschinenelementen (Bild 7.1) die "Bauelemente", mit denen der Konstrukteur die Gestalt seiner Teile festlegt, d. h., die Gestaltbildung [46, 21] ausfUhrt.
8.4.4.2 Geschlossene ebene Ketten
In Bild 8.35-1 sind die Möglichkeiten dargestellt mit zweiwertigen und identischen Gelenken bis zu eIl + eid = 4 der ebenen einfach überbestimmten Ketten, einfache Spannungsringe zu entwickeln. Die Angaben sind der Tabelle aus Bild 8.14 entnommen.
Die Gestalt-Funktionselemente bilden eine Realisierungsmöglichkeit der gewünschten Funktion durch eine mögliche Baustruktur. Ihre elementare Form sind die Struktur-Funktions-Elemente (Bild 8.22-1) sowie deren Kombinationen (Bild 8.34-2), aus denen sie sich zusammensetzen lassen
Sowohl der Ersatz von einwertigen durch zweiwertige als auch durch identische Gelenke wurde, soweit geometrisch möglich, durchvariiert. Es treten daher auch Beispiele mit selbständig beweglichen Gliedern auf, wie Nr. 3, 5, 6, 8 usw., die für viele technische AufgabensteIlungen, wie z. B. Reibbremsen, Reibkupplungen, durch Reibung gesicherte Stellhebel,
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 359
Bild 8.14 Bild 8.14 Spalte Beispiel einer Kette n eI eIl eid Spalte Beispiel einer Kette n eI eIl eid f=-l f=-l
Nr. 1 2 3 4 5 6 Nr. 1 2 3 4 5 6
1 1.1 LJ 1 0 1 0 13 4.0 m 4 5 0 0
2 2.0 0 2 2 0 0 14 G!J 4 4 0 2
I---
3 ~ 2 1 1 1 15 4.2 m 4 4 1 1
t- 2.2 I---
4 L 1 j 2 1 2 0 16 lIIJ 4 4 2 0
5 "[~)J 2 0 2 2 17 t4 4 3 1 3
I-- I---
6 2.4 rn 2 0 3 1 18 4.4 [S]I' 4 3 2 2 '. ./
- I---
!1 7 Lm 2 0 4 0 19 l~ 4 3 3 1
8 Cb 3 3 0 1 20 ~ 5 6 0 1
r--- 3.1 I--- 5.1
9 CO 3 3 1 0 21 [ID 5 6 1 0
10 ~ 3 2 1 2 22 ~ 5 5 0 3
t- I--
~ 11 3.3 CD 3 2 2 1 23 5.3 5 5 1 2
t- I--
PD 12 [ill 3 2 3 0 24 5 5 2 1
Symbole: ",,0- Orehpaar ej ; -y- Schiebepaar ej ; <f-T Zwiegelenkpaar eH
Bild 8.35-1. Geschlossene, ebene Gliederketten nach Bild 8.14 mit Freiheitsgrad[= -1, geeignet für einfache Spannungsringe
360 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Elementenketten bzw. n ej eIl eid f -Elementenpaarunge n
Nr. 1 2 3 4 5 6
1 0 2 2 0 0 -1
2 0 2 1 1 1 -1
3 t(-lJ '-.......... _./ 2 0 2 2 -1
4 tj 2 2 0 1 -2
5 s;.~ 2 1 0 0 1
~O{ 6 2 0 1 0 2
Spiel
7 gm~~ 2 1 0 0 1
Symbole • ...0- Drehpaar el ; y- Schiebepaar el ;
~ Zwiegelenkpaar en
Anhang
7
Verspannter Zu-stand. äußere Kräfte kleiner als Verspannkräfte ; Kraftschluß . keine Bewegung. Die Paarungen sind spielfrei
Berührungsschluß, Spiel. keine Verspannung
Haftreibung durch Verspannung; ein Freiheitsgrad geht verloren.
Bild 8.35-2. Möglichkeit rur die Deutung des Freiheitsgrades bei Kraft- und bei reinem Berührungsschluß
Lager usw. von Bedeutung sind. Bei der Ausführung von Konstruktionen, in denen Spannungsringe benötigt werden, sollten diese und andere Beispiele auch mit ihren geometrischen Umkehrungen (Paarwechsel) durchgesehen werden. Das gleiche gilt bei der Variation von Patentvorschlägen mit ähnlichen Strukturen. Das Beispiel 5 in Bild 8.35-1 scheint den Festlegungen in der Getriebelehre zu widersprechen, da ihm der Freiheitsgrad f = -1 zugesprochen wurde, während die Anordnung der Prototyp eines Zwiegelenks, mit dem Freiheitsgrad f = 2 zu sein scheint. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man auch hier zwischen den drei Betriebszuständen unterscheidet. Hat die Kette in Beispiel 6 reinen Berührungsschluß, dann ist der Freiheitsgrad f = 2 gewährleistet. Herrscht Kraftschluß und die Bewegung wird an den Elementenpaaren infolge Reibung auf eine Drehung
reduziert, dann ist die Kette verspannt (f = -1), so wie in Fall 1. Herrscht Kraftschluß und die Reibkräfte werden durch größere äußere Kräfte überwunden, dann ist die ursprüngliche Freiheit für das runde Glied (f= 2) trotz Verspannung (ähnlich Fall 3) wieder vorhanden. Da die Reibkräfte meistens um eine Zehnerpotenz kleiner sind als die Normalkräfte, vernachlässigt man sie in der Regel und erhält dann die gleichen Freiheiten wie bei reinem Berührungsschluß. In Bild 8.35-2 werden einige Beispiele gebracht, die zeigen, daß man bei der Deutung von Elementenpaaren als Ketten die verschiedenen Betriebszustände unterscheiden muß. Zu eindeutigen Ergebnisse kommt man allerdings nur dann, wenn der Richtungssinn der "Nachgiebigkeit" bei großen äußeren Kräften genau definiert ist. Die Beispiele in Bild 8.12-3 zeigen eine Nachgiebigkeit senkrecht zu den Normalflächen, die Beispiele in Bild 8.35-2 dagegen tangential dazu (Gleitreibung). Ein ähnliches Vorgehen wie in Bild 8.34 wird auch in Bild 8.36 verfolgt. In Spalte 1 ist die AufgabensteIlung durch einen Aufgabensatz, zum Teil auch durch das Festlegen von Sperrzonen als Bedingung aus einer Anforderungsliste gegeben. Diesen Anforderungen genügen auch die Struktur-Funktions-Elemente an Ein- und Ausgang sowie deren Lage. Räumlich lassen sich nun zwischen Ein- und Ausgang z. B. die eingezeichneten Struktur-FunktionsElemente unterbringen. Durch einschränkende Bedingungen und die in diesem Konstruktionsschritt schon mögliche Festlegung einiger Elementenpaarungen der stoffschlüssig zu verknüpfenden Elemente zur Momentenübertragung (Spalte 2), läßt sich der erste Ansatz für Verknüpfungen ableiten. Die Maschenzahl ist häufig aus der Umgehung der Sperrzonen zu ermitteln (Spalte 3), so daß aus der möglichen Vielzahl wenige realisierbare Gliederketten (Bilder 8.14,8.35) bzw. Mechanismen, wie in Spalte 4, ausgewählt werden können (hier alle mit zwei Maschen). Als endgültige Lösung können z. B. die in Spalte 5 dargestellten gewählt werden. Die Aufgabe in Bild 8.36, Feld 1.1, erfordert einen statischen ruhenden, die in Feld 6.1 einen statischen bewegten Spannungsring. Geht man bei der Lösungssuche vom Vorhandensein der Energiespeicher aus, die der Konstrukteur zunächst realisieren muß, um Kräfte und Geschwindigkeiten zu erzeugen, dann können die in Bild 8.37 angeführten Zusammenhänge wertvolle Hinweise geben. Besonders die bei den Fälle Nr. 1 und Nr. 4, bei denen die Kraft bzw. die Geschwindigkeit auch
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 361
Vorgehensabschnitte
Aneinonderreihung verträglicher Stoffschlüssige Verknüpfung, Ma-Strukturfunktions-Elemente Anolyse der notwendigen schen-
Gelenkfunktionen zahl
1.1 1.2 1.3
Aufgobenstellung (Aufgobensotz): Einschränkung: Kraft seitwärts versetzen (Parallelanordnung )
Momente nicht auf Gestell, Eingang oder Ausgang übertragen. Daher folgende Vereinigung:
Q J)
1 3 Eingan1 }usgang
~ 1 1
-
-
-
10
-
11
vorgegebene Sperrzonen ( ) Festlegung einiger Gelenk-'-./ eigenschaften.
Auswahlkriterien für Bild 8.29 Feld 2.2 oder 6.2
6.1 6.2 63
Aufgobenstellung (Aufgobensotz): Einschränkung:
Kraft, Gegenkraft sowie Geschwindigkeit seitwärts versetzen I oi agonalanordnung)
Eingang
Momente nicht auf Eingang oder Ausgang übertragen. Folge: Festlegung von Gelenkeigenschaften
Vorionte
r-t
! ~ ~7)usgang 11.3
rt::/ingang 0.. ).",~--t 1 3 1 I 'y I I 1 I : '--I:- I L ______________ ~
Symbole: ~ Drehpaar e1, --y- Schiebepaar e1 , --uP- Zwiegelenkpaor eil
Zulässige Spon -nungsringe noch
Bild B.35-1
1.4
4.4
1.5
Auswohl und Ausbildung
statischer ruhender Spannungsring.
gewählt: Feld 3.4
I 1 ~ . 5.4 Hebel zur Reibkraft -
~ """'""' ~ ähnlich Nr.18
5.4 5.5
:: -~~ statischer beweg~ ~ Spannungs ring.
L_' Nr.9 [elastische,plastische 14 Verformung 1 i-~ gewählt: Feld 8.4
L_J Nr.13
8.4
[~~~ 1-c-____ ----'N"'-r.l"-15 Spezialzange 9.4
11.4 11.5
f-~A ~----, I~-' " ~_~ 1 i 0 Schere ____ J
L - - - - - - - - - -6 [locker geholten)
Nr.15
Bild 8.36. Vorgehensschritte bei der Synthese von statischen Mechanismen aus Struktur-funktions-Elementen (SFE). Eingang: Kraft, Leistung (Energie); Hilfsmittel: Einfache, statische, ruhende und bewegte Spannungsringe
362 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
I~' Aufrechterhalten von Kräften Entsprechendes
Energiezufuhr, und Geschwindigkeiten durch Stabelement aus Energieverluste Beispiel Maßnahmen an Energiespeichern Bild8.22-1 Energieabfuhr
Aufgabe Nr. 1 2 3 4 5 1.1 1.2 C 1.3 1.4 1.5
1 I keine keine Schraubenver -
Einen potentiellen Energiespei - 7'7'T bindungen 1 cher geladen halten hO bei Relaxations- bei Relaxations-
(statische ruhende Kraft) freiheit freiheit (Spannungsring, F, + F2 = 0 statisch) v = 0
2.1 2.2 2.3 2.4 2.5
Kraft auf- ~ ~ ständige laufende, 7777 777/
rechterhalten Einen kinetischen Energiespei - Laden, Entladen Energiezu- oder durch Energie- Antriebe
F:t:O 2 cher laden oder entladen F,~ 0 F2 ~ 0 Energieabfuhr wandlung ( Spannungssegment
l1 V = 0 (Trägheitskraft ) F2= 0 F1 = 0 nötig kinetisch)
v~O v,. 0 v1 = v2 v1= v2
3.1 3.2 3.3 3.4 3.4
1 '1 ständige keine Lade - und Entladeenergie eines 777- Energiezu - und
bei stationärem, Maschinenwelle im
3 Energiespeichers gleich groß hO Energieabfuhr laufende stationären Betrieb halten
F, + Fz= 0 nötig (Spannungsring ,
(statische, gleicht. bewegte Kraft) bei instationärem stationär) v ~ 0 Betrieb durch Ener-v1 = v2 giewandlung
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
'1 m '1 keine keine
Einen kinetischen Energiespei - 777- bei Reibungsfreiheit bei Reibungsfrei - Satellit 4
cher geladen halten F=O (z. B. im Vakuum heit (Schwungrad) v,. 0 gravitierend)
Geschwindig - v1 = v2 keit aufrecht 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 erhalten ~ ~ ständige laufende,
IF=O 777-
HO Einen potentiellenEnergiespeicher Laden, Entladen Energiezu - oder durch Energie-
5 laden oder entladen F ~ 0 hO Energieabfuhr
wandlung Aufzug bei Betrieb
F,+F2 =O F,+F2 =O nötig
v!'* 0 V2~ 0 v2= 0 v1 = 0
6.1 6.2 6.3 6.4 6.5
Lade - und Entladeenergie Maschinenwelle im 6 eines Energiespeichers gleich wie 3.2 wie 3.3 wie 3.4 stationären Betrieb
groß halten
F 4 ~ F" v1 Eingangsgrößen; F2, v2 Ausgangsgrößen; Symbole: i-- = 4--; I = r; I-- =-yr-
Bild 8.37. Energiespeicher als Mittel zur Konstruktionssynthese, insbesondere zum Aufrechterhalten einer Kraft oder einer Geschwindigkeit
ohne Energiezufuhr erhalten bleibt, sind von großem Interesse. Von Fall I machen wir bei technischen Vorrichtungen mit statischen Spannungsringen (kraftschlüssige und quasi berührungsschlüssige Verbindungen) vielfachen Gebrauch, von Fall 4 nur selten, z. B. bei Nachrichtensatelliten und Relaisstationen im Schwerefeld eines Himmelskörpers. Immer mehr wird man auch auf die Möglichkeit
zurückgreifen, mit hochfesten Kunststoffen im Vakuum laufende Schwungräder zur Speicherung von kinetischer Energie zu verwenden, bei denen die Konstanz der Winkelgeschwindigkeit möglichst gut erhalten werden muß. In Bild 8.37 kann man aus Spalte 2 auch entnehmen, wann zur Erzeugung eines Spannungsrings keine, eine gleichförmige oder ungleichförmige Bewegung notwendig ist, indem fest-
gestellt wird, ob die Kraft F j oder F2 ungleich null ist und eine Geschwindigkeit vorhanden ist. Ist die Geschwindigkeit null, muß eine Gliederkette mit dem Freiheitsgrad f ~ -1 vorliegen, ist sie verschieden von null, muß eine Gliederkette mit dem Freiheitsgrad f = 1 zugrunde gelegt werden (siehe Bild 8.12-3). Ähnliche Aufgaben, wie sie in Bild 8.36, Feld 6.1, gestellt wurden, sind auch in Bild 8.38 mit StrukturFunktions-Elementen zum Teil als Spannungssegment gelöst. Dort steht als Aufgabe in Feld 1.1, daß Energie aus einem potentiellen Speicher c, z. B. über ein Torsionsglied, zur Beschleunigung einer Masse m (kinetischer Speicher) übertragen werden soll, eine Aufgabe, welche z. B. in den Hubkolbenmotoren gelöst werden muß. Das Vorgehen gleicht in den Spalten 1 und 2 dem in Bild 8.36 geschilderten, unterscheidet sich jedoch in Spalte 3 durch Einsatz der Schluß-Matrix fUr die Suche von Gelenken. Die Anforderungen an Sperrung und Freiheit der Bewegung, welche erfUllt werden müssen oder aus irgend einem Grund schon feststehen, trägt man in die Matrix ein. Nun wird durch Vergleich z. B. mit Bild 8.29 festgestellt, wie die noch nicht belegten, d. h. frei wählbaren Freiheitssinne sein müssen, damit ein zweckmäßiges technisches Gelenk entsteht. Je nachdem, ob das Glied c als starr oder in Längsrichtung als nachgiebig betrachtet wird, ist der Freiheitsgrad für den Mechanismusf= 0 oderf= 1 (Bild 8.38, Feld 1.4). Es liegt ein Spannungssegment vor. Im Fall 2 des Bildes 8.38 ist das Auftreten des Spannungsrings ähnlich zu behandeln, wie in Bild 8.12-3, Zeile 3 (Sonderfall, daß das Reibrad konzentrisch zum Drehpunkt liegt). In Bild 8.38, Feld 2.4, ist allerdings nur der Fall vor dem Krafteinsatz, d.h. vor Einsatz der Reibung und der Fall nach Krafteinsatz, also bei Gleitreibung dargestellt. Es entsteht auch hier bei Krafteinsatz und vorliegender Reibung ein Spannungsring. Das Modell Geometrische Funktionsstruktur wurde aus einer analytischen Betrachtungsweise entwickelt. Es sollte zeigen, daß alle energetischen WirkraumMaschinenelemente auf die beschriebenen Wirkraum- und Wirkflächenelemente (Bild 8.22-1 und folgende) als Ausgangselemente zurückzufUhren sind. Man kann die konventionellen Maschinenelemente sehr treffend mit den chemischen Verbindungen vergleichen, die sich manchmal aus wenigen, manchmal aus vielen chemischen Elementen zusammensetzen. Die chemischen Elemente wären dann mit den Ausgangselementen der Geometrischen Funktionsstruktur zu vergleichen. Genauso,
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 363
wie man nun in der Chemie zweckmäßigerweise nicht nur Elemente zum Aufbau neuer Verbindungen verwendet, sondern bestimmte, aus den verschiedensten Gründen günstigere Verbindungen und hier und da auch Elemente dazunimmt, wird man auch bei der Konstruktion nicht jedesmal mit den Ausgangselementen der Geometrischen Funktionsstruktur beginnen, sondern meistens deren bewährte Kombinationen nehmen (die häufig mit den konventionellen Maschinenelementen identisch sind) und dazu gegebenenfalls auch einzelne Elemente hinzufUgen. Die Übertragung solcher Vorgänge auf Datenverarbeitungsanlagen jedoch und die beim Gestalten stets angewendete Funktionsintegration, Funktionstrennung, Funktionsverlagerung machen es notwendig zu wissen, welches die einfachsten Strukturelemente der Ausgangsfunktionen sind und wie sich die bewährten, komplexeren Strukturen (Maschinenelemente ) aus ihnen entwickeln lassen. Auch fUr den konventionell arbeitenden Konstrukteur ist es vorteilhaft, wenn er die voneinander unabhängigen Ausgangselemente mechanischer Konstruktionen kennt.
8.4.5 Übergang von der Struktur- zur Konturdarstellung statischer Gebilde mit Struktur-Funktions-Elementen (SFE)
Mit Hilfe der Struktur-Funktions-Elemente lassen sich zahlreiche geometrische Wirkstrukturen aufgrund von AufgabensteIlungen, bestimmten Anforderungen und Randbedingungen durchführen. Es ist nun auf Dauer unbefriedigend, stets nur "drahtförmige" Lösungsansätze zu haben und nicht solche mit Querschnitten und Oberflächen. Für das weitere Vorgehen wird vorgeschlagen, den im Bild 8.22-1 enthaltenen Struktur-Funktions-Elementen Standardkonturen zuzuordnen und nachdem mit Hilfe der besprochenen Gesetzmäßigkeiten und Vorgehensweisen die Wirkstrukturen gefunden wurden, die Strukturdarstellung durch die Konturdarstellung zu ersetzen. Man könnte sich vorstellen, daß aufgrund der Angabe von Anfangs- und Endpunkt, die gesperrten Gebiete berücksichtigend, mit den StrukturFunktions-Elementen ein (kürzester) Pfad gefunden wird, da sie alle eine Ausdehnung haben und sie auf grund ihrer Funktionsgrößen an den Wirkflächen richtig zusammengesetzt werden. Jede Richtungsänderung erfordert ganz bestimmte Elemente mit bestimmten Kräften, Momenten und Geschwindig-
364 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Aneinanderreihung verträglicher Stoffschlüssige Verknüpfung, Analyse Notwendige Mögliche Kettenanordnung Anforderungen
für Spannungssegment Strukturfunktions - Elemente der notwendigen Gelenkfunktionen on Gelenke,
Schlunmotrix und Spannungsring
Nr. 1 2 3 4 1.1 1.2 1.3 1.4 AufgabensteIlung ( Au fgabensatz) : Einschränkung: sc,o = .sponnungssegment (kinetisch)
Energie von Glied c über ein TorsionseIe- Momente nicht ouf Gestell, Eingong oder (0 :1 ,,) o Tq ment ouf Glied m übertrogen Ausgong übertrogen. ooher folgende Ver- · .
einigung: o 0
1'// r----j; /,-,
I~ SO,q2= '1: a // \ I / - .......... /' --- C V: ~ ~/ C
m
t-----t- ~ ,,) fj
"-1- ,A"~o", 11 · . o..c, ,.~~~.C) t A""o", 11 o 0 "-' (ols ebene Kette)
1 h4i------{ / . (~~ Sa,q3 = Eingong " / . \ .
(1 0 Gliederkette in Rotationsebene - / Eingang ,,) 11 , . Nicht ver--" o 0 Verspannt, c z.B. Feder, Druckzylinder mit Kolben, !' \ Festlegung einiger Gelenkeigen - spannt, I ) Magnetanker usw. "- /
schaflen und Auswahlkriterien Stillstond Bewegung - nach Bild 8. 29 n = 3 n = 4 m zu beschleunigende Masse er = 3 er = 4
(Zentrifugalkröfle nicht berück - eIl = 0 eIl = 0 sichtigt)
eid= 0 eid= 0 f =0 f = 1
2.1 2.2 2.3 2.4 AufgabensteIlung (Aufgabensatz ) : Einschränkung: sC,a = .spannungsring (stationär)
Energie von Glied c über ein Torsionsglied wie Feld 1.2
(~ 1 (ols ebene rq
.. ) ouf Wirkflöchenpoarung o/qs übertragen · . Kette) und bei gleichförmiger Bewegung wondeln. o 0 0
1 --,0,
(\
SO,q2= \.,I\02
r ' \
/' ---C ~ _:,~_
/ '\ (01 (~ .. ) "1; 1"\ )./ q4 / 11 · , f~ '-l \ 11 o 0 "c--'r-C' ,J:;
/- /~/ '....... / , - 2 /
2
j!i------{ ~y q2 I/" Sa,qI3.41 =
/ /
(0 .. )
Gliederkette in Rototionsebene -r: _.J 'i l '- /- 11 . ,
t-----t- oll A""o", Nicht ver- Verspannt.
_ ___ qs. .. 0 0 sponnt. Bewegung 1 Q, !" I---qj-{; Stillstond bei Gleitreibung
\'-.~ q,. So,qs= n = 3 n = 5
-r+-t~ - EIngong
(00 .. ) er = 3 eI =5
o 1 .. eIl = 0 eIl = 1 EIngong .. 0 0 eid = 0 eid= 0
f = 0 f = 1 i
Symbole: 1- = Fr-; r--- = v --t-- ; Strichlierte Linien liegen nicht in der Zeichenebene oder einer porallelen Ebene
Bild 8.38. Vorgehensschritte bei der Synthese von kinetischen Leistung (Energie); Hilfsmittel: Einfache Spannungssegmente Mechanismen aus Struktur-Funktions-Elementen. Eingang: und Spannungsringe
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 365
~en- Struktur - EI ementenpaare, Eben / teart Elemente(SFEI St abnetzwerke Gestalt- Elemente Räumlich Bean-
spruch. Nr. 1 2 3 4 1.1 1.2 1.3 14
Zu g- t= 1 0 0 ( < D
Druck 1 <t:> Stob 1 I c ::0 2.1 21 2.3"
~ Eben Biege - "'\ C cttsJ [ Stob 2
3.1 3.1 3.3~ Hebel 3 ., I i~
4.1 '!f7 ''p/ 4.4
Ta r-si a ns- 4 ~ !.. Räumlich Stob
/
Bild 8.39. Entwickeln der Gestalt statischer Konstruktionen bei Ersatz der Struktur-funktions-Elemente (SFE) durch Elementare Stabnetzwerke oder (normierte) Gestalt-Elemente. Darstellung dieser Elemente. Das Element in Feld 3.3 könnte eine parabolische Höhenreduzierung haben.
keiten an den Wirkflächen, so daß zwangsläufig immer das passende Element angesetzt wird wie bei Stecker und Dose. Wird nun jedes Strukturelement durch das zu ihm gehörende StandardkonturElement ersetzt, ergibt sich der Ausgangsumriss einer Konstruktion. In Bild 8.39 sind die vier wichtigsten StrukturFunktions-Elemente in Bildschirm- und Konturdarstellung wiedergegeben. Entscheidend ist die Zuordnung der gewählten Standardkontur zur Bildschirmdarstellung, denn durch sie werden die "spinnwebenartigen" Wirkstrukturen im Gebilde mit Querschnitten und Oberflächen überführt (Die Bildschirmdarstellung ist in Bild 8.21 eingehend erläutert). Ist z.B. eine geschlossene Kette von Struktur-Funktions-Elementen gefunden (ggf. durch den Rechner), wie z. B. in den Bildern 8.40 oder 8.27 und folgenden, dann können ihre einzelnen Struktur-Elemente durch Elementare Stabnetzwerke oder durch besonders günstig ausgebildete Gestalt-Elemente ersetzt werden. Sie müssen dann nach Maßgabe der Funktions-E1emente-Struktur zu ganzen statischen Teilen integriert werden. Auch die durch Konturen dargestellten Teile der Bilder 6.8-2 bis 6.8-4 könnten auf diese Weise gefunden werden, indem der Übergang vom Stabnetzwerk zu Gestalt-Elementen erfolgte und sie integriert würden. Ginge man jedoch bei diesen Konstruktionen nicht von den Stabnetzwerken, sondern schon von den Struktur-Funktions-Elementen aus, dann kämen nicht nur Zug- und Druckelemente, sondern auch
Biege- und Torsionselemente zur Anwendung, die so geformt wären, daß sie alle Beanspruchungsarten übertragen könnten. In Bild 8.40 sind drei Beispiele dargestellt, welche das geschilderte Vorgehen näher erläutern sollen.
Beispiel 1: Die Aufgabenstellung (Feld 1.1) ist, eine Welle in vier Richtungssinnen zu fixieren (lagern), so daß die Kräfte alle am unteren Teil des Lagers zusammengefaßt und weitergeleitet werden können (strichliert eingerahmte Zone in Feld 1.2). Die Aufnahme und Leitung der Kräfte wird mit Struktur-FunktionsElementen (SFE) durchgeführt, für das Lager in Feld 1.2, für die mögliche Stütze in Feld 2.2. Der Übergang von den SFE zu elementaren Stabnetzwerken und zu den Standard-Konturelementen wird in den Feldern 1.3 und 1.4 gezeigt. Durch Ersetzen der SFE aus Feld 1.2 mit elementaren Stabnetzwerken bzw. den Konturelementen ergeben sich die Konstruktionsansätze in den Feldern 2.3 und 2.4. Eine folgende Integration der Einzelteile fuhrt sodann zu einem belastungsmäßig richtig geformten Konstruktionsansatz.
Beispiele 2 und 3: Ähnlich ist das Vorgehen in den bei den folgenden Fällen. Beispiel 2 zeigt den Ansatz einer senkrechten Stütze, wobei der Lagerkopf des Beispiels 1 übernommen wurde. Der Lagerkopf soll durch die Stütze fest mit den Auflagestellen verankert sein. Beispiel 3 bringt die Variante, daß zwei Wellenlagerungen miteinander verbunden, gemeinsam schräg
366 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Arbeitsabschnitte
AufgabensteIlung mit Pri nzi pi äsungen
Bei _ Struk tu r - Funktions-Elementen mit
Stabnetzwerken mit
Gestalt- Elementen
spiele NL
2
4
3
Bild 8.40.
1.1
Welle lagern
3.1
Welle logern und senkrecht abstützen
5.1
Zwei Wellen lagern und schräg abstützen
1.1 Sämtliche Kraftübertra- 1.3 Kroft _ Übertragungs-Elemente L4 Kraft- Übertragungs-Elemente gungen
J ~ t ~ 4D~ 1 ~ 1 ~ DCJD I~I I~7i~ I~D I~O
2.3
u
Eingesetzte St ab netzwerke
Belastungs- Fälle
2.4 Eingesetzte geometrische
Elemente
3.4 Belastungs- Fälle
I ht~~ N = N I hl~ODD=~ I ht~ IN = Q I hl~DDD=~
4.3 usw.
Abstüt zung durch Stab -elemente
4.4 usw.
Abstützung durch geometrische Elemente
5.2 Einzelstützungen,links 5.3 Be I 0 stungs - Fäll e 5.4 Bel a stungs- Fäll e
~ //,FßF //'pp.p ~/ // ,~~ ~~~ ~~~ ~~~
e f g h usw. usw_ usw. + +5.2 Einzelstützungen,links e -h
I \
5.3 Lagerung und Gestell 54 Logerung und Gestell
! \ ///~ :k ~
u sw. Stob elemente
abgestützt werden, wobei die Füße einmal als Fest-, einmal als verschiebbare Lagerung ausgebildet werden.
Die Bedeutung dieser Methode liegt darin, daß es bisher für Konstruktionen, bei denen nur Kräfte und Momente übertragen werden (statische Konstruktionen) noch keine Konstruktionsmethode gab, die zur gezielten Entwicklung von Stegen und Gehäuseteilen fiihrte, insbesondere keine, die die Möglichkeit eröffnete, solche Entwürfe vom Rechner selbständig machen zu lassen. Es werden hier die beiden wichtigsten Aufgaben einer statischen Konstruktion erfüllt, nämlich die Übertragung von Kräften und für zahlreiche Fällen das Schaffen einer Umhüllung zum Schutz sowie zur sinnvollen Darstellung nach außen.
Bild 8.40. Synthese statischer, technischer Gebilde.
Algorithmisch vollziehbarer Übergang von der Aufgabe zur Entwicklung der Prinziplösung mit Effektträger-Elementen (z. B. SFE) und zu der für die Funktionserfiillung zweckmäßigen integrierten Gestalt.
Beispiel I: Auf die Welle wirken 4 Kräfte (Feld 1.1), sie werden durch Struktur-Funktions-Elemente (SFE) alle auf die gestrichelt eingerahmte Zone übertragen (Feld 1.2). Je nach Belastungsfall müssen an dieser Zone verschiedene äußere Kräfte (und Momente) wirksam werden (Feld 2.2). Die von den SFE übertragenen Kräfte können auch über Stab-Netzwerke oder normierte Gestaltelemente nach Bild 8.39 übertragen werden (Felder 1.3; 1.4). Aus den Stabelementen kann die Konstruktion in Feld 2.3, aus den Gestaltelementen die in Feld 2.4 zusammengesetzt werden. Durch Vereinigen der SFE aus Feld 1.2 ergibt sich die Wellenlagerung in Feld 3.2, durch Vereinigen der Stabelemente die Lagerung in Feld 4.3, durch Vereinigen der Gestaltelemente die Lagerung in Feld 4.4.
Beispiel 2: Die Lagerung soll senkrecht abgestützt werden. Von den 4 "Dreifach-Stützungen" des Feldes 3.2 wird der Fall a aus diesem Feld in seine elementaren SFE zerlegt (Feld 4.2). Sie werden durch Stab- und Gestaltelemente ersetzt (Felder 3.3; 3.4) und mit ihnen die Wellenlager unterstützt (Felder 4.3; 4.4).
Beispiel 3: Zwei Wellen sollen gelagert, verbunden und schräg abgestützt werden (Feld 5.1). Die beiden Lagerungen müssen zur Aufnahme aller Kräfte nach dem Fall G in Feld 2.2 fest miteinander verbunden werden (Feld 5.2). Für die schrägen Abstützungen auf der linken Seite gelten die Fälle e bis h in Feld 6.2. Die Zerlegung und der Ersatz durch Stab- und Gestaltelemente ist in den Feldern 5.3 und 5.4, die Lagerung in einem Gestell in den Feldern 6.3 und 6.4 durchgeführt
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 367
8.4.6 Konstruieren mit Vektorieller und Geometrischer Funktionsstruktur
In Bild 5.1 wurde eine Art "Fahrplan" für den Einsatz verschiedener Produktdarstellender Modelle gegeben. Eine Reihe möglicher Vorgehensweisen ist in Kapitel 5 auch besprochen worden. Nun liegen die Voraussetzungen vor, um den Einsatz der Vektoriellen und Geometrischen Funktionsstruktur, als Übergang von der Allgemeinen Funktionsstruktur zur Gestaltenden Phase näher zu beschreiben. Das folgende Beispiel entspricht dem Flußbild der Blöcke 9, 10, 13 in Bild 5.1-2. Um schnell zu einer Funktions-Struktur zu kommen, schlägt man häufig den in Kapitel 1 (Bild 1.3) beschriebenen Weg ein, eine vorhandene Konstruktion, welche die gewünschte Aufgabe erfüllt, zu analysieren. Die Aufgabe sei z. B. die, eine große Masse, die unter einer hohen Vorspannkraft F 2 steht, mit einer kleinen Kraft F 1 in Bewegung zu setzen. Die Analyse der Teilfunktionen ist in Bild 8.41 in der linken Spalte dargestellt. Als bekanntes Produkt wird dort ein zweiteiliger Hydraulikzylinder mit zwei entsprechenden Kolben abgebildet (Feld 1.3). Aufgrund der Kraft F 1
kommt Kolben a in Bewegung, die Kraft wird infolge der Druckausbreitung und der verschiedenen Zylinderquerschnitte vervielfacht, setzt den großen Kolben q und die Masse e in Bewegung. Die Teilfunktionen, auf welche es hier ankommt, sind Kraft leiten, Kraft vervielfachen bei Vorliegen einer Bewegung (v > 0) und Masse bewegen. Es flillt nun auf grund dieser Analyse nicht schwer, die Funktionsstruktur in Feld 1.2 des Bildes aufzustellen, so daß sie den Energiefluß beschreibt, welcher offenbar vorhanden sein muß, um die Masse zu bewegen. Es ist zweckmäßig, anschließend auf die Allgemeinen Funktionen zu abstrahieren (Feld 2.1), also "Kraft leiten" auf "Energie leiten", "Kraft vervielfachen" auf "Energie umformen" und "Masse in Bewegung setzen" auf "Energie speichern". Aus Kopfzeile und Kopfspalte der Bilder 8.3 und 8.22-1 sind die passenden Symbole für die zwei Abstraktionsebenen der Vektoriellen und Geometrischen Funktionsstruktur auch zu entnehmen, wobei man zweckmäßigerweise noch nicht ihre Realisierung in den Kreuzungsfeldern betrachten sollte. Das bisherige Vorgehen ermöglichte die Aufstellung einer Allgemeinen Funktionsstruktur. Neu ist die vorherige Analyse und präzise Formulierung der Aufgabenstellung. Man sollte sich dabei bewußt sein, daß die Lösungen eine gewisse Verwandtschaft aufweisen, wenn die Funktionsstruktur nicht wesent-
368 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
c:: (J) ~
.<:!!
..c:. 0 ~
Vi L)
<!
~-vl -
Analyse
Erkennen und Abstrahieren einer Fun k ti onsstruktur
a b / /
H Kra f t Kraft
H e
/
Masse
Synthese
2 1.1 A F S (beschreibt Energiefluß )
a b e
sf---L~ rr< --+ ~
1.2 V2
VFS ~ (antizipiert Topologie m _______ e und Effekt)
F2
c:: (J) ~
(J) Fl~ Fl " -F1
Cf)
a:;
2.1
2.2
leiten verviel- bewegen "--'" c::
a Q-F2 V2 /b/d
VI ~Vl ~.:.. tV2
7777"-.q F2 VI fachen 0 ::.e
(v>O) (v>O)
---- ------1.3
Bekannte Konstruktion
G F S (bestimmt Topologie und physikalischen Effekt)
~ -Fz q
a d~(_-F, FI~1 F~tv2 V I ---r--r-- v I
777777: - VI
Entwickelte Konstruktion
FI -
b t ~ Fz q
(2 e .------ -'V I .
- __ J d
q
b
2.3
2.4
Bild 8.41. Entwickeln einer neuen aus einer bekannten Konstruktion. Beispiel für den Einsatz der Allgemeinen, der
Vektoriellen und der Geometrischen Funktionsstruktur im Ablaufplan
lich variiert wird. Allerdings steht einer zu nahen Verwandtschaft und zu starken Einengung des Lösungsfeldes auch wiederum entgegen, daß im vorliegenden Fall bis zur höchstmöglichen Stufe abstrahiert wurde (siehe auch Bild 2.19). Es folgt nun die Synthese in Feld 2.2 des Bildes 8.41. In einer ersten Entscheidung wird festgelegt, daß sich die Suche hier auf mechanische Lösungen beschränkt. Dann aber kann mit der Vektoriellen Funktionsstruktur (Modell 9 in Bild 3.2) weitergearbeitet werden, ähnlich wie in Bild 8.8. Die Elemente sind dem Bild 8.3 zu entnehmen. Für "Energie leiten" stehen die Elemente der Zeile 9 zur Verfügung. Da am Eingang die bei den translatorischen Größen Kraft und Geschwindigkeit stehen, trifft Spalte 1 zu und mithin das Element in Feld 9.1. Für "Energie umformen" findet man in Zeile 10 wohl Lösungen, aber nur solche, bei denen eine translatorische in eine rotatorische Bewegung umgeformt wird und umgekehrt. Nach dem Vorbild der Ausgangskonstruktion soll die Translationsbewegung jedoch erhalten bleiben. Es wurde gezeigt (Bild 8.28-1), daß Kräfte im Wirkraum (Feld 4.1), Geschwindigkeiten an Wirkflächen (Feld 7.1) umgelenkt werden. Daher scheint eine Lösung, ähnlich der aus Bild 8.7, Feld 2.1, zweckmäßig. Das ist ein Block, der aufgrund eines eingezeichneten möglichen Wirkflächenverlaufs die Umlenkung von Kraft und Geschwindigkeit ermöglicht. Die Funktion "Energie speichern", hier in einer Masse, die in Bewegung gesetzt werden soll, bezieht sich auf das Laden eines kinetischen Energiespeichers und ist für translatorische Bewegungen in Feld 4.1 der Bilder 8.3 und 8.22-1 dargestellt. Interessiert man sich für das Einspeichern potentieller Energie durch gleichformige Bewegung entgegengesetzt zur Feldkraft (z. B. Aufbocken eines Wagens mit Wagenheber), dann ist eine Vektorielle Funktion zu wählen, die dem Struktur-Funktions-Element in Feld G 1-1 des Bildes 8.26 entspricht. Die Tatsache, daß man bei der Vektoriellen Funktionsstruktur die einzelnen Blockelemente in einem bestimmten Winkel anordnen muß, antizipiert schon bei diesem Schritt des Ablaufplans ein späteres Kennzeichen der topologischen Anordnung der Teile. Der Übergang zur Geometrischen Funktionsstruktur (Feld 2.3 in Bild 8.41) ist nun leicht zu vollziehen, da sich die Elemente weitgehend entsprechen (siehe Bilder 8.3 und 8.22-1). Die geometrischen Größen wie Länge oder Radius treten schon in Erscheinung, aber nur qualitativ. Ihr Verhältnis, also auch die Win-
8.4 Die Geometrische Funktionsstruktur 369
kel, sollte jedoch dem endgültigen Zustand möglichst nahekommen. Zur vollständigen Geometrischen Funktionsstruktur gehört auch die Darstellung der Gestaltelemente und die Trennung von Blöcken der Vektoriellen Funktionen, wenn dort Wirkflächenpaarungen eingezeichnet sind. Das derart entwickelte Strukturbild ist, wenn man die Vektorpfeile wegläßt, der endgültigen Ausführung sehr ähnlich und bestimmt weitgehend deren Topologie (Bild 8.41, Feld 2.3). An dieser Stelle muß entschieden werden, ob bestimmte Elemente stoffschlüssig miteinander verknüpft werden können (Funktionsintegration) oder ob sie aus Funktionsgründen sich nur an Wirkflächen berühren. Der Übergang zu Einzelteilen mit vorgegebenen Konturen (Feld 2.4) kann dadurch erleichtert werden, daß man nun alle zu einem Wirkraum gehörenden Wirkflächen durch einen geschlossenen Linienzug verbindet und die "Wirkraumlinien" wegläßt. Die Konturdarstellung ist deshalb so einfach und bevorzugt, weil in ihr der Wirkraum nur aufgrund seiner Oberflächen zu erkennen ist, den wir allein aufgrund der Erfahrung ins Bild hineindenken. Das Ergebnis, ein Kraftmultiplikator nach dem Keilprinzip, mag hier als nicht besonders originell empfunden werden, weil schon hinlänglich bekannt. Doch war der Zweck der Beschreibung, die Schritte des Verfahrens zu erläutern und nicht unbedingt neue, sondern andere, gleichwertige Lösungen zu finden. Weniger bekannte Lösungen, gegebenenfalls neue, hätte man finden können, wenn das einzig variable Element b, z.B. in Feld 2.1, als Wandler (in
Elemente der
Allgemeinen (AFSl,
Vektoriellen (VFS),
Geometrischen Funktionsstruktur (GFS).
Maschinen - Element
Bild 8.42. Elemente für die Funktion "Energie leiten" in verschiedenen Produktdarstellenden Modellen (PDM)
370 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
eine andere Energieart) mit der Möglichkeit der Rückwandlung in mechanische Energie dargestellt worden wäre, oder wenn der Block b/d in Feld 2.2 durch den aus Feld 4.2 des Bildes 8.6 ersetzt worden wäre. In Bild 8.42 ist an Elementen die schrittweise Konkretisierung der Teilfunktion a aus Bild 8.41, Leitung mechanischer Energie, in verschiedenen Abstraktionsphasen übersichtlich dargestellt. Man erkennt den steigenden Informationsgehalt und damit die steigende Schwierigkeit des Übergangs. Die Elemente fUr diese Funktion entstammen den Produktdarstellenden Modellen Nr. 4, 8, 9 und 15 aus Bild 8.2.
8.5 Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien)
8.5.1 Anwendung für bestimmte Konsttuktionsarten
In Kapitel 2 wurde gezeigt, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Konstruktionsphasen bzw. Konstruktionsabschnitte sinnvollerweise durchlaufen werden (Bilder 2.10, 2.16, 2.18, 2.21). Es wurde ferner gezeigt, daß in jeder Phase bzw. in jedem folgenden Arbeitsabschnitt das Produkt weiter konkretisiert wird, von der Aufgabenstellung zur Funktion, die es erfüllen soll, zur Wahl des Effekts, einer prinzipiellen Gestaltskizze, zur Gestaltung bis hin zur Detaillierung der Einzelteile. Ferner wurde dargelegt, daß zur Bearbeitung in den einzelnen Arbeitsabschnitten ein Modell des Produkts vorhanden sein soll, das dieses abbildet, aber nur in den Eigenschaften, welche für das Arbeiten in dem jeweiligen Arbeitsabschnitt erforderlich sind. Allein die Darstellung einzelner Elemente durch bestimmte Produktrnodelle (PDM) genügt nicht, denn die Produkte setzen sich meistens aus mehreren elementaren oder zusammengesetzten Elementen zusammen, wie in den Bildern 8.34-2 und 8.34-3 gezeigt wurde, die in mannigfaltiger Weise miteinander verknüpft sind. Es ist daher von großem Vorteil und ermöglicht übersichtliche Darstellungen, wenn es einfache Modellsymbole gibt, die für bestimmte Funktionen oder Produkte, welche diese Funktionen erfüllen, gültig sind. Derartige Modellsymbole sind auch die Schaltzeichen. Sie lassen sich durch Verbindungslinien zu beliebigen, oft sehr komplizierten Schaltplänen (Funktionsstrukturen) verknüpfen,
ohne daß in der Regel etwas über die gestaltliche Realisierung des einzelnen Schaltzeichens ausgesagt werden muß. In vielen Fachbereichen, insbesondere in solchen, die ihre komplizierteren Produkte durch Verschalten weniger, immer wieder gleicher Grundelemente erzeugen, ist die Verwendung von (genormten) Schaltzeichen [5] sehr verbreitet. In erster Linie bedient sich die Elektrotechnik mit all ihren Sondergebieten dieser Möglichkeit. Im maschinentechnischen Bereich ist es vor allem die Fluidtechnik, die Regelungstechnik und die Anlagentechnik. Diese Gebiete haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie erzeugen ihre komplizierteren Funktionen meistens nicht durch den Zusammenbau einzelner Elemente zu einem Ganzen, z. B. Kolben, Kurbel und Welle zu einem Getriebe, sondern verknüpfen einzelne Elemente, die gleichzeitig Funktions- und Bauelemente sind, durch elektrische oder fluidische Leitungen zur Erzeugung einer Gesamtfunktion. Diese Art des Konstruierens ergibt z. B. eine Art Bauelementetechnik [41] im Gegensatz zur Konstruktionstechnik, wie sie bei üblichen Maschinen angewendet wird (Bild 2.22). Für das konstruktionsmethodische Vorgehen, wie es hier beschrieben ist, wurde versucht, mit den Symbolen der Allgemeinen Funktionsstruktur mindestens für die Funktionelle Phase ein gleiches Vorgehen in allen technischen Bereichen zu ermöglichen wie in der Elektrotechnik. Die Allgemeinen Funktionen treten überall auf, sind auch für viele Aufgaben zu verwenden. Nur in einer wesentlichen Eigenschaft sind sie bei kleineren Bauteilegruppen problematischer als in der oben erwähnten Bauteiletechnik: Funktionseinheit und Baueinheit sind nach Bild 2.22 für kleine Einheiten nicht identisch. Es ist daher nicht möglich, wie bei der Technik diskreter Elemente (Widerstand, Kapazität, Induktivität), einen Schaltplan zu entwickeln und anschließend an die Stelle der Schaltzeichen die entsprechenden Bauelemente zu setzen und diese in der "Brettschaltung" also schon auf der Ebene der Elemente zum neuen Produkt zusammenzufassen. Ähnlich verhält es sich bei der Verwendung logischer Schaltzeichen [6], wie im Abschnitt 5.5 gezeigt wurde.Bei Maschinen muß erst eine konstruktive Integration zwischen Funktionen und Teilen erfolgen.
8.5 Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien) 371
8.5.2 Bestimmung der Konstruktionsstrategie durch Anwenden bestimmter Schaltsymbole
Im folgenden soll untersucht werden, inwiefern die Verwendung von bestimmten Schaltzeichen auch die anschließend einzuschlagende Vorgehens-Strategie nach Bild 2.23 bestimmt. Da sich das Arbeiten mit Schaltzeichen auf bestimmten Gebieten sehr gut bewährt hat, lassen sich aus diesen Erkenntnissen auch Rückschlüsse auf die Zweckmäßigkeit bestimmter Vorgehens-Strategien beim Konstruieren ziehen.
8.5.2.1 Schaltzeichen
Schon immer werden Schaltzeichen in der Elektrotechnik verwendet. Sie sind im Normblatt DIN 40900 [5, 6] festgelegt, gelten für alle Gebiete der Elektrotechnik, dürfen aber auch auf anderen Gebieten angewendet werden. Sie sollen die funktionellen Zusammenhänge eines technischen Ablaufs oder die Anordnung einer technischen Einrichtung oder Anlage darstellen. Sie geben nicht unmittelbar Auskunft über die Beschaffenheit der Betriebsmittel und der speziellen Funktionsrealisierung. Durch Zusammensetzen von Schaltzeichen für materielle Gegenstände und Schaltzeichen für funktionelle Angaben werden Wirkungsweise oder Aufbau von Betriebsmitteln und Funktionen dargestellt sowie miteinander verknüpft.
Definitionsgemäß sind Schaltzeichen: Figuren, Zeichen, Ziffern, Buchstaben oder deren Kombination (für Dokumente), um Funktionseinheiten oder Baueinheiten darzustellen. Das bedeutet nach der in der Konstruktionsmethodik gebräuchlichen Ausdrucksweise:
... um die benötigten Eigenschaften der Produkte in bestimmten Abstraktionsebenen als Modelle abzubilden. Sie setzen sich in der Regel aus Grundsymbolen und Symbolelementen zusammen.
Ein Grundsymbol ist
eine Figur mit festgelegter Bedeutung, die für eine Familie von Funktionseinheiten oder Baueinheiten charakteristisch ist. Zur vollständigen Darstellung einer Funktion reicht oft ein Grundsymbol.
Ein Symbolelement ist
eine Figur, ein Zeichen, eine Ziffer oder ein Buchstabe mit festgelegter Bedeutung, die nur in Kombination mit Grundsymbolen angewendet wird.
Gewählt wurden für die folgende Analyse Schaltzeichen der Allgemeinen und Logischen Funktionen sowie elektrotechnische und fluidische, auch mechanische, sofern sie dort üblich sind. Diese Schaltzeichen sind in den Bildern 8.43 bis 8.45 in Tabellenform so zusammengefaßt, daß in drei Spalten ihre Aussage über die Funktion, über den Effekt und eventuell über Gestaltvorgaben erkenntlich wird. In den Zeilen ergibt sich infolge der Belegung bestimmter Spalten, ähnlich wie in Bild 2.23, die zwangsweise Befolgung einer der sechs Strategien. In den drei Bildern 8.43 bis 8.45 sind Schaltzeichen zusammengefaßt, die schwerpunktmäßig Informations-, Energie- oder Stoff umsetzung kennzeichnen.
8.5.2.2 InJormationsumsetzung
Aus Bild 8.43 ergibt sich, daß zur neuen Informationsumsetzung [7, 8] hauptsächlich die Schaltzeichen für Binäre Elemente nach DIN 40900, Teil 12 [6] verwendet werden und die Symbole der Allgemeinen Funktionen aus Kapitel 4 Anwendung finden können, Zeile 1. Diese Symbole ermöglichen es, die Vorgehens-Strategie I einzuschlagen und den verwendbaren Effekt sowie die Gestaltvorgaben frei zu wählen. Mit den Schaltzeichen wird jedoch noch nicht festgelegt, ob die Informationsumsetzung elektrisch, fluidisch oder gar rein mechanisch erfolgt. In Zeile 2, Felder 2.2 und 2.3, sind symbolische Darstellungen aus der Getriebelehre wiedergegeben. Sie machen Aussagen über gestaltliche Anordnungen und gleichzeitig über Effekte, die in ihnen integriert sind (im anderen Zusammenhang werden diese Symbole auch "Effektträger" genannt). Sie können bei Vorgabe von Funktionen zu Einheiten der Informations- aber auch der Energieumsetzung zusammengestellt werden. Hier sind diejenigen ausgewählt, mit denen die logischen Funktionen "UND", "ODER" sowie "NICHT" des Bildes 4.15 realisiert werden können. Ein solches Vorgehen ist bei vielen Konstrukteuren eine häufig eingeschlagene Konstruktionsweise. Sie entspricht der Vorgehens-Strategie II nach Bild 2.23. Anders steht es mit den Schaltzeichen der Zeile 3, die für elektrische Systeme und Geräte [5] entwickelt wurden. Sie treffen Aussagen sowohl über die Funktion als auch über Gestaltvorgaben. Selbstverständ-
372 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
1\ ~rbeits-1 ~chnitt Effekt Gestaltvorgaben
~~r-------------------------------+-----------~--------------~
Funktion
Strategie Nr. 1 2 3
II
1.1 Allgemeine Funktion
--'j\.- Informations-- \V Speicher
-[JJ- Leiter
IJ'...- Umformer ~ (Umsetzer)
l'J..- Wandler ~ (Codierer)
={l>- Verknüpfer
2.1
I Digitale, binäre Funktion
-fSl- RS-~ Flipflop
I -8- Buffer
I ~ Code-I ~ umformer
I --P7L27 Code-lLfJ umsetzer
I UND ODER NICHT
: fifi-& Vorgabe logischer Funktionen
1.2
Ähnlich wie in Bild 8.44 Feld 1.2
Beinahe unabhängig von der Funktion
2.2+2.3 UND - ODER - NICHT-
I:;:: ~ 1 ~I~ EI:;.! 3.1+3.3 3.2 3.3+3.1
Lautsprecher Funkstelle ~ Verschiedene lQj oJ ~ elektrotechnische Effekte Fernsprecher
mit Nummern-_________________ --------f-c----=---------- schalter ___ ~dappo~ IV
4.1+ 4~_" f- 'I'~:D Cf "I: ODER ,., '.H U, "CHT
L_~ Effekte der Fluidik c6tr 4 I T T Y z. B. Druckausbrei _
~~ -tungs - Effekt
1.1. .1.
ITT
IY Bild 8.43. Elektrische, fluidische und mechanische Schaltsymbole zur lnformationsverknüpfung, -Verarbeitung und -Speicherung, unterteilt nach ihrer Aussage über die "Funktion", den "Effekt" oder einen "Gestaltansatz".
lich muß ein Telefonapparat nicht so aussehen wie in den Feldern 3.3 und 3.1. Trotzdem impliziert dieses Zeichen sowohl eine Funktion, nämlich das Telefonieren, als auch eine Gestalt, nämlich Hand- und Telefonapparat. Die Vorgehens-Strategie entspricht hier daher dem Fall IV aus Bild 2.23. Gleiches gilt für Zeile 4. Das Fluidschaltzeichen aus DIN ISO 1219 [9] für ein Wegeventil gibt sowohl die Logischen Funktionen an als auch Gestaltvorgaben bei tatsächlicher Realisierung durch einen verschiebbaren Kolben, gilt aber auch für Schaltventile, die durch Rotation oder Schraubschiebung steuern (siehe Bild 8.46). Die dadurch bedingte VorgehensStrategie entspricht auch hier dem Fall IV aus Bild 2.23.
Aufgrund der Aussage über diese drei zentralen Begriffe des Konstruktions-Ablaufplanes wird geschlossen, welche der in Bild 2.23 angeführten Ablaufstrategien durch die Wahl, aber auch durch das Vorhandensein bestimmter Schaltsymbole, Anwendung findet.
8.5.2.3 Energieumsetzung
Bild 8.44 zeigt die Aufteilung der elektrischen Schaltzeichen für Energieumsatz, geordnet nach ihrer Aussage über Funktion, Effekt und Gestaltvorgaben. Es ist zu erkennen, daß der Aussageumfang dieser Schaltzeichen es gestattet, mit allen fünf Vorgehens-Strategien zu arbeiten. In Zeile 1 ist das Vorgehen nach Strategie I dargestellt. Es können Grundsymbole für die Funktion (Feld 1.1), z.B. mit Gleichungen für den Effekt (Feld 1.2) und Symbolen für Gestaltansätze, Materialvorgaben usw. verwendet werden (Feld 1.3). Zeile 2 zeigt eine andere mögliche Vorgehensweise mit elektrischen Schaltzeichen nach Strategie 11.
8.5 Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien) 373
Funktion Effekt Gestaltvorgaben 1\ ~~~~its-1 ~hnitt
~-+------------------------------+-----------~--------------~ Strategie Nr. z 3
1.1 Allgemeine Funktion I Elektrische Funktion
---0- Ene:gie - I fGl Generat9r 1 ---v::..;- speicher ~ allgemein
--JEl- Leiter I - Verbindung von ~ Elementen
~ Umformer 1 -(])- Transformator 2.2
1
z -ß>- Wandler I ® Motor
-fE"..- Verknüpfer 11. Elektrische --v- Verknüpfung
II
1.2=4.2 1.3 =3.3 S t ymbolelemen e
U = I,R ~ Material fest
dU = I dt g Material flüssig dtP = Ud! usw.
c::::) Röhren - Kolben
0- Koaxial- Hohlleiter
3.1 3.3=1.3 --Ir- Primärzelle ~ Widerstand --t;;+- Halbleiter ( Elektrolyt) (Ohm)
® Drehstrom - 1- Kondensator --( PNP-Abhängig vom Effektträger, 3 3- Synchrongene- T Transistor
rator sonst frei III
.-vv> Induktivität -LJ Leitung 11
Transformator (Spule, Wicklung)
4.1+4.3
~ I r 4 ) Schließer Öffner
oder
IV
5.1
--es=.. Widerstand mit Schleifkontakt
V 5 -@- Steckverbindung
G)L Kurbelinduktor
Bild 8.44. Elektrische Schaltsymbole für den Energieumsatz, unterteilt nach ihrer Aussage über die "Funktion", den "Effekt" oder den "Gestaltansatz".
Aufgrund der Aussage über diese drei entscheidenden Eigenschaften für das Konstruieren in der Funktionellen und Prinzipiellen Phase, wird auf die zwangsläufig zu verfolgende Strategie nach Bild 2.23 geschlossen.
Neben den Symbolen für Funktionen (Feld 1.1) stehen auch solche für die gleichzeitige Vorgabe von Effekten und Gestaltansätzen zur Verfügung (Feld 2.2). Diese Vorgehensweise entspricht der im Maschinenbau am häufigsten angewendeten, also Strategie 11. Zeile 3 kennzeichnet ein für die elektrische Schaltungstechnik typisches Vorgehen. Die Symbole des Feldes 3.1 erfassen sowohl die Funktion als auch den physikalischen Effekt. Die Festlegung der Gestalt (Feld 3.3) ist weitgehend frei, wird aber beinahe in allen Fällen durch ein mechanisches Bauteil reali-
4.2 4.3 +4.1
Wahl eines Effekts --~ ~ Absperrorgan Sicherung
==- ~ v : Stecker, Klinke 2- polig
Q Magnetische Bremse
Die Analyse der Schaltzeichen erfolgt nach den Fragestellungen: - Welche funktionelle AufgabensteIlung wird erfüllt? - Durch welchen Effekt wird sie erfüllt? - Impliziert die schematische Form des Schaltzeichens auch
Gestaltvorgaben?
siert, das selber eine mechanische Einheit ist. Es ist damit der vorteilhafte Fall gegeben, daß die funktionelle Einheit auch eine Baueinheit ("Bauteiletechnik") ist, was bei mechanischen Teilen (Strategie 11) gerade nicht der Fall ist (siehe auch Bild 2.22). Diese Vorgehensweise entspricht Strategie III. Die Vorgehens-Strategie IV in Zeile 4 ist mit elektrischen Schaltzeichen auch möglich, aber nicht typisch und seltener angewendet. Schließlich gibt es auch Schaltzeichen, Zeile 5, mit deren Hilfe Vorgehens-Strategie V möglich wird. Das ist dann der Fall, wenn Funktion, Effekt und
374 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
~eits-abschnitt Funktion Effekt Gestaltvorgaben
Strategie Nr. 1 2 3 1.1
Allgemeine Funktion I Fluidische Funktion 1.2:4,2 1.3:3.3
Stoff Energie 1 Q=~ Rohrströmung ==F= Welle S'wl I 1 -®- --<D- Spei eher 1= Mechanische
Verbindung F=A'Pd Druckü bert ragung
-0- -QJ- Leiter 1- Dur chflun C = dF/ds Hookesche Verformung ~ Schieber
~~ Umformer i ::=:::: Drossel 1.1
~ Schieber -<1>-- Filter oder Sieb
~-ß>-(durch Feder)
I I 2 Wandler 1 ~ Wärme-maschine
~$-- Verknüp- I-L. Leitungs- ~([J:l~ Di ffere nzdru ck-
fer I verbindung beaufschlagung
3.1 J.3: 1.3
III 3 Funktionen mit einem fluidischen Effekt (keine besonderen Schaltzeichen) fF Gel enkverbindung
J=C Pedal betätigung
4.1.4.3 U-1.1 4.], 4.1
~~- 5/2 Wegeventil U = ~ r4 llp Volumenstrom [SI] 2 Durchflunwege
0 8 I ~ 1 gesper rter IV 4 V=l.·mRT Goy-Lussac Anschlun
~ Kompressor ~ Hydropumpe mit Pd Kompressible Gase
~ veränderlichem Ver-Pd = t VL Po Staudruck
Manometer Hydro -drängungsvolumen speicher
5.1
~ Teleskopzylinder ~ Rückschlagventil rn Druckmittelwandler V 5 ~ Zylinder mit Rückhub
Bild 8.45. Fluidische Schaltsymbole für den Stoffumsatz, unterteilt nach den Gesichtspunkten, ob sie eine Funktion, ein Effektprinzip oder einen Gestaltungsansatz bzw. eine Kombination dieser drei Entwicklungsvoraussetzungen kennzeichnen.
Gestaltvorgaben der Teile von vornherein festliegen als bewährte, immer eingesetzte Bauteile. Die genormten Schaltzeichen der Elektrotechnik lassen darauf schließen, daß im Bereich der Funktionellen und Prinzipiellen Phase je nach Zweckmäßigkeit alle fünf Vorgehens-Strategien angewendet werden. Für das Vorgehen im Bereich des Maschinenbaus gilt daher die Anregung, nicht nur Strategie I und 11 anzuwenden, sondern für geeignete Fällen auch die anderen Vorgehensweisen zu versuchen. Ein wichtiges Anliegen dieses Buches ist es daher, auch Beispiele für seltener angewandte Vorgehens-Strategien zu behandeln, gegebenenfalls notwendige Elemente für sie zu entwickeln.
8.5.2.4 Gleichzeitiger Stoff- und Energieumsatz
Die Umsetzung von Stoff symbolisieren am anschaulichsten die Hydraulik-Schaltzeichen nach DIN ISO
Die Existenz der Schaltzeichen läßt gewisse Schlüsse aufkonstruktive Vorgehens-Strategien nach Bild 2.23 zu. Die Unterteilung nach den drei Entwicklungsvoraussetzungen ist nicht immer ganz eindeutig zu beantworten, wird aber erleichtert durch die Fragestellungen aus Bild 8.44
1219 [9]. In Bild 8.45 sind sie nach ihrer Verwendbarkeit für die verschiedenen Vorgehens-Strategien zusammengefaßt. Zeile 1: Die fluidischen Schaltzeichen in Feld 1.1 sind für die Darstellung sämtlicher Funktionen unvollständig. Der Grund ist der, daß die meisten fluidischen Symbole durch höhere oder weniger hohe Abstraktion gebräuchlicher technischer Ausführungen entstanden, daher einen Gestaltungsansatz enthalten und in die Felder 4.1 und 4.3 eingeordnet wurden. Die Symbole der Allgemeinen Funktionen gleichen diesen Mangel aus. Gleichungen für die Effekte in Feld 1.2 und einige Zeichen für mechanische Elemente legen den Schluß nahe, daß Vorgehens-Strategie I bei hydraulischen Geräten selten angewendet wird. Zeile 2: Häufiger wird wohl Strategie 11 angewendet, mit mechanischen Elementen, die auf grund emes bestimmten Effekts arbeiten, Feld 2.2.
8.5 Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien) 375
Zeile 3: Nicht bekannt sind Schaltzeichen, die nur Funktion und Effekt enthalten (Feld 3.1), wie z. B. im elektrischen Bereich. Schaltzeichen für vorgeschriebene mechanische Ausführung stehen in Feld 3.3. Sie sind identisch mit denen in Feld 1.3. Auch Vorgehens-Strategie III wird in der Fluidik wohl kaum verwendet. Zeile 4: Die Schaltzeichen von Feld 4.1 gehören auch in Feld 4.3, da beide in Wirklichkeit ein Feld sind, nämlich 4.1 + 4.3. In Feld 4.2 sind die für fluidische Probleme notwendigen Gleichungen mit den entsprechenden physikalischen Effekten. Das Vorgehen nach Strategie IV ist danach in der Fluidik die am häufigsten angewendete Methode. Daher sind die Fluidik-Schaltnetze beinahe ausschließlich mit diesen Schaltzeichen aufgebaut und bedienen sich fallweise auch der Symbole aus den Feldern 5.1 und 3.3 + 1.3. Zeile 5: In Feld 5.1 sind Schaltzeichen enthalten, die Aussagen über Funktion, Effekt und Gestaltansatz machen. Sie wirken häufig wie eine schematische Darstellung der Bauelemente. Mit diesen Schaltzeichen allein wird offensichtlich selten gearbeitet, so daß Vorgehens-Strategie V wohl nur in Ausnahmefallen eingesetzt wird.
8.5.2.5 Vorgehens-Strategien und Produktarten
Das Ergebnis aus der Analyse der verwendeten Schaltzeichen und Elementen-Symbole aus den Bildern 8.43 bis 8.45 kann wie folgt kurz zusammengefaßt werden:
Eine bevorzugte Anwendung einzelner VorgehensStrategien nach Bild 2.23 teilt sich auf die Produktentwicklung des Maschinenbaues, der Fluidik, der Elektrotechnik wie folgt auf:
Vorgehens-Strategie Produktbereich
I Konstruktions-methodischer Vorschlag
11 Maschinenbau, Bauingenieurwesen
III Elektrotechnik
IV Fluidik
V Alle, bei vorgegebener Prinzip-Ausführung
Es gibt viele Branchen, deren Produkte mehrere der angefuhrten Bereiche überdecken wie z. B. die Feinwerktechnik, die Regelungstechnik, die Verfahrenstechnik, die Produktionstechnik usw. Ihre Vorgehensweisen richten sich nach denen der angrenzenden Gebiete. Aufgrund dieser Untersuchung ist es sinnvoll, auch andere als die üblichen Vorgehensweisen zu benutzen, wenn die Prinziplösung nicht befriedigend ausfallt. Insbesondere wird auf die allgemeinste Vorgehensweise, nämlich Strategie I verwiesen, die aufgrund der Variation von Funktion, Effekt und Gestaltansatz zu völlig neuen Lösungen fuhrt. Sie trägt dazu bei, den branchenspezifischen "Denkfurchen" entweichen zu können.
8.5.3 Übergang von Vorgehens-Strategie IV zu Strategie I
Der empfohlene Übergang zu Vorgehens-Strategie I, sofern die übliche Vorgehensweise nicht den erhofften Erfolg bringt, ist in Bild 8.46 angedeutet. Es wird hier für das Arbeiten mit Fluidik-Schaltzeichen gezeigt. Als Beispiel dient das Schaltzeichen "Wegeventil" in Feld 1.3, welches dem Bild l4.l2, Feld 3.3, (Band 2) entstammt [37], 3 Anschlüsse und 2 Schaltstellungen hat. Das Vorgehen erfolgt nach dem Ablaufplan in Bild 2.16.
8.5.3.1 Festlegen der Funktion (Arbeitsabschnitt 2 aus Bild 2.16)
Sie wird in Bild 8.46, Feld 1.1, durch eine logische Gleichung - sowie daraus entwickelt - durch einen logischen Schaltplan festgelegt. Es bereitet keine Schwierigkeit, den logischen Schaltplan zu variieren und durch andere Verknüpfungen das gleiche Ergebnis zu erhalten, wobei gegebenenfalls andere Elemente benötigt werden. Je einfacher die Schaltlogik ist, umso weniger Variationsmöglichkeiten gibt es, je komplizierter sie ist, umso mehr.
8.5.3.2 Finden der Effekte (Arbeitsabschnitt 3.1 aus dem Ablaufplan, Bild 2.16)
Zeile 2 in Bild 8.46 enthält in Feld 2.1 Gleichungen für die wichtigen verwendeten physikalischen Effekte. Immer häufiger tritt bei logischen, Steuerungsund Regelungsaufgaben die Forderung auf, diese Aufgaben mit elektronischen Elementen zu realisieren [54]. Im Ablaufplan würde sich dieser Schritt durch den Wechsel von den "Fluid-" zu elektrischen Effekten in Feld 2.1 äußern. Natürlich wird man nun nicht anfangen, die notwendigen Elemente neu zu
376 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
I~ Da rstellende Praduktmodelle Benennung
abschnitte Nr. 1 Z
2 1.1 1.2
~ Ermitteln
y ;.1 Logischer
von 1 Schaltplan Funktionen 1 & X3 eines
x2 WegeventH s x 3 = (x I A Y ) v (x 2A y)
2.1 ).2
3.1 F = A·p Dru ckau s breitung Suche nach
Physikali-Effekt- 2 Q=~ Rohrströmung Lösungs - 8·1] ·1 sche Effekte prinzipien C=dF/ds Hookesche Verformung
3.1 1 3 Z Y 3.2 3.2 Suche nach
~==IJ Ge ametrische
Ge stalt- 3 Prinzipskizze
Lösungs- ( einer
prinzipien 3 2 Wir k einheit)
1
4.1 Löngsschiebe - Ventil 4.2
5 sm Gestalt 4
3/2 -des Wegeventil Wegeventils
1 3 2 5.1 5. )
5 Löngsdrehschiebe -Ventil Sc h raubschi eb e -Ventil
Gestalt- 1 2 1 2 vari anten 5
A~ ®~ des Wegeventils
3 3
entwickeln, sondern fertige Bauteile verwenden. Bei dem Übergang auf elektronische Elemente bleibt meistens das Problem der Verstärkung von deren Ausgängen, die etwas bewegen oder anzeigen sollen. Häufig wird dann wieder auf fluidische Elemente zurückgegriffen.
8.5.3.3. Suche nach Gestalt-Lösungsprinzipien (Arbeitsabschnitt 3.2)
In Zeile 3 ist das Gestalt-Lösungsprinzip dargestellt. Wird - wie hier - das Wegeventil zugrunde gelegt, dann ist es unschwer, Gestaltansätze aus dem fluidischen Schaltsymbol des Feldes 1.3 zu entnehmen und eine geometrische Prinzip skizze aufzuzeichnen. Das Schaltzeichen gibt selbst den Hinweis, denn es ist durch Abstraktion solcher Gestaltsizzen entstanden. Dadurch sollte man sich jedoch nicht verleiten lassen, sondern unabhängig von diesen Ähnlichkeiten andere Gestaltprinzipe suchen.
Schaltzeichen für ei n 312 Wegeventil
3 1.3
XI
Bild 8.46. Schaltzeichen erwecken oft durch ihre besondere Form konkrete, realisierende Gestaltvorstellungen. Es soll die logische Funktion
~ ,"",
x 3 = (x I !\ Y) V (x 2 !\ Y) realisiert werden.
Ein Fluid-Schaltzeichen, wie z. B. das des Wegeventils, impliziert häufig nicht nur die Logik im Funktionellen Arbeitsabschnitt 2, sondern auch die physikalischen Effekte in Arbeitsabschnitt 3.1, da es sich ja um ein "fluidisches" Ventil handelt. Es antizipiert durch seine Darstellungweise sogar mögliche geometrische Anordnungen, hier mit einer Rückholfeder, den geschlossenen und offenen Anschlußstellen verschiedener Lagen und dem zylinderfcirmigen Gehäuse mit Kolben. Selbst zahlreiche geometrische Varianten werden antizipiert, was die Phantasie und die Motivation für andere mögliche Lösungen oft ausschaltet. Durch Variation der Verstell bewegung, hier z. B. in der Gestaltenden Phase (Zeile 5), evtl. besser noch in der Prinzipiellen Phase (Zeile 3), kann diese Fixierung auf eine bestimmte Lösung vermieden werden
3 3
3 Anschlüsse Z Schaltlagen
.... -5.3 Dreh schiebe -Ventil
----..
1~ 2
3
Die Variationen in Zeile 5 zeigen gerade, daß die Funktionen auch durch andere Bewegungen eines Kolbens realisierbar sind, wie beim Drehschiebe-, Längsdrehschiebe- und Schraubventil.
8.5.3.4 Endgültige Gestaltfindung (Arbeitsabschnitte 4 und 5)
Zeile 4 enthält ein Längsschiebe-Ventil mit Konturen und entsprechenden Querschnitten als Entwurf einer Konstruktion. Diese Arbeitsabschnitte, in welchen noch viele konstruktive Festlegungen getroffen werden müssen, wie z. B. die Ventildichtung, der Kolbenanschlag, Energiespeicher zur Krafterzeugung, die Anschlußlage usw. werden hier nicht weiter verfolgt. Durch die Trennung von Funktion und Gestaltung ist es daher gelungen, statt - wie üblich bei FluidikKonstruktionen - nicht Vorgehens-Strategie IV, sondern I zu verwenden.
8.5 Konstruieren mit Schaltsymbolen (Vorgehens-Strategien) 377
~alt- Fluid- Modelle Elektrische Modelle F kt" zeichen Mechanische Modelle (Schaltzeichen) ( Schaltzeichen) un Ion Benennung Symbol N[ 1 2 3
1.1 1.1 1.3
Speichern
~ f c:J- Fu Hydrospeicher -jf- Fu+Ef Kondensator (Stützen, (D--l ~ -1f--Fest Verbin· ' . ~ Fu + Ge Druckfeder Fu+Ef Primärzelle den)
2'~_ 2.2 2.3
Führen eP rF Ge Gelenk
(Stützen + --@-- Z
~ --
Bewegen) J=C Ge Betätigung durch Pe dal
3., 3.2 3.3
v,----o rLLa tL4l []--- V 2
l7T'1 = Leiten
w~~--~~)W2 -- Fu Durchflunleitung -- Fu Leiter
(Führen+ -{D- 3 = Fu + Ge Mechan. Verbindung ---B- Fu+Ge Rechteck Hohlleiter Weiterleit. )
V'.ll~~rzh =f= Fu+ Ef+ Ge Welle ~ Fu + Ef+Ge Bürste am Schleifring
4.1 Fz. 'V2
~\" 4.' 4.3
F, ____ g ~ Fu Drossel --(])--- Fu Transformator
~ '12: H --.
Umformen v,-
(Führen + ~ F7'/l Fv ~ Fu+Ge Drehmoment- --( 4
M~ /". ~2 w t'dJ
Fu +Ef Transistor Umlenken) wandler
r~'$-~) M)~ -rr=:p- Fu+Ef+Ge Differenz- LJ Fu+Ef+ Ge Transfor-~'-- '0.-/~ P771 Pm n w, W2 F- druck motor
v ----5. , 5.2 5.3
D= Fu Generator ® Fu 3 -phasiger Syn-
[~_F 3~ C hron Generator Wandeln
(Führen + --v-- 5 ---- v
c>= oJ Fu+ Ge Lautsprecher Energ'le M
Fu+Ge Hydropumpe
ändern) I~)w lIE= ,..,..,..,... Fu+Ef
F u + Ef+Ge Zyl"lnder =0 Fu + E f + Ge
6.'
~ 6.2 6.3
r=
V- I"~}t)' --L Fu Leitungsverbindung ---L Fu Verbindung von Leitern
Verknüpfen w2 M2 f (Vereinigen,
-<1J= '--='= -00-- Fu+Ge Wege-
Trennen, 6 ____ E,
ventil ---c:J- Fu +Ef Widerstand
Mischen)
'~[; V- l_ @ _ I ~E3 ? Fu+Ef+Ge Rückschlag- -/ - Fu+Ef+Ge Schalthebel I ventil
Es bedeuten: Fu Funktion, Ef Effekt, Ge Gestalt
Bild 8.47. Veranschaulichung des Aussagebereichs von mechanischen, fluidischen und elektrischen Modellen (Schaltzeichen) über die Funktion (Fu), die Effekte (Ef) und die Gestalt (Ge).
und wahlweise zur Aussage über Funktionen und/oder Effekte und Gestalt geeignet, die mechanischen Modelle (MaschinenElemente ) sind viel komplizierter in der Darstellung, geben über alle drei Bereiche , Fu, Ef und Ge Auskunft. Diese ist jedoch viel zu konkret und auf bestimmte Ausführungen bezogen, so daß trotz ihrer Kenntnis die eigentliche Funktion häufig gar nicht erkannt wird
Die fluidischen und elektrischen Modelle (hier die Schaltzeichen in den Spalten 2 und 3) sind einfach in der Darstellung
378 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
8.5.4 Die Schaltzeichen als Produkt-Modelle für den Konstruktionsablauf
Im Sinne der Ablaufpläne der Konstruktionslehre (Bilder 2.10, 2.16, 2.18, 14.12 usw.) können die Schaltzeichen auch als Produkt-Modelle gelten, welche die in der entsprechenden Produktphase benötigten Funktionen, Effekte oder Gestaltansätze angeben. Aus den Bildern 8.43 bis 8.46 geht hervor, daß die Schaltzeichen nur in wenigen Fällen zur Darstellung einer "reinen", effekt- oder gestaltunabhängigen Funktion geeignet sind. Vielmehr enthalten sie meist neben der Funktion noch den Effekt oder einen Gestaltansatz. Um aber mit Vorgehens-Strategie I arbeiten zu können, würde man zunächst Symbole benötigen, die jeweils allein rur die Funktion, den Effekt oder den Gestaltansatz gelten. Da es fur den Effekt und den Gestaltansatz solche kaum gibt, können diejenigen ausgewählt werden, welche mit Schwerpunkt etwas über den Effekt oder den Gestaltansatz aussagen. Das ist leicht einzusehen, da die Effekte meist an eine bestimmte Gestaltform gebunden sind und der diesbezügliche Gestaltansatz, der sogenannte "Effektträger" an sie gekoppelt ist. Die "reine" Funktion (sie ist nicht an Effekt oder Gestalt gebunden), ist durch die Schaltzeichen der binären Elemente [6] und die der Allgemeinen Funktionen möglich. In Bild 8.47 wird versucht, den Symbolen der Allgemeinen Funktionen des Energiebereiches effektdarstellende Prinzipskizzen des Maschinenbaus (Spalte 1) sowie Schaltzeichen aus dem Fluidbereich (Spalte 2) und dem elektrischen Bereich (Spalte 3) zuzuordnen. Es soll damit die Möglichkeit geschaffen werden, zu Beginn des Konstruktionsablaufes eine Funktions-Struktur aufzubauen, die unabhängig vom auszuwählenden Effekt und der mutmaßlichen Gestalt ist. Anschließend können dann die realisierenden Gestaltungsskizzen (zum Teil auch Maschinenelemente ) eingesetzt werden. Da es schwer ist, bei den üblichen Darstellungsweisen den Effekt von gestaltlichen Darstellungen zu trennen, wurde der Begriff des "Effektträgers" [26] geschaffen. Er soll den Effekt zusammen mit den Gestaltausbildungen kennzeichnen, welche ihn ermöglichen, jedoch die Ausftihrung einer Gestaltung in der Prinzipskizze nicht vorwegnehmen. Man hilft sich dann z. B. so, daß in den Morphologischen Kästen, welche z.B. in der Kopfspalte die Teil-Funktionen, in der Kopfzeile die Effekte enthalten, die zu deren Realisierung verwendet werden können, entweder nur die Effekte benannt werden (Bild 1.13)
oder in Bildern Teilausschnitte aus vorhandenen Konstruktionen gezeigt werden (Bild 8.51), aus welchen der Effekt gut erkennbar ist (z. B. ein Gleitstein auf ebener Unterlage rur Reibeffekt, ein Kniehebel usw.). Solche Elemente werden dann fur die Wahl des Effekts herangezogen. Es gilt die Regel, daß auch bei Verfolgung der Ablauf-Strategie I die Schaltzeichen bevorzugt werden, welche den Effekt oder die Gestaltvorgaben besonders betonen. Sie können zunächst im Hinblick auf den Effekt und dann im Hinblick auf den Gestaltansatz variiert werden. Anschließend kann mit den variierten Funktionen ein großes Spektrum rur neue Produktlösungen entwickelt werden, wie in Bild 2.24. Die Darstellungen in Spalte 1, Bild 8.47, können auch dazu verwendet werden, bei vorhandenen zu analysierenden Konstruktionen und der Kenntnis ihrer Gesamtfunktion die Teilfunktion zu erkennen. Die Spalten 2 und 3 sollen zeigen, daß die meisten Schaltzeichen des fluid- und des elektrotechnischen Bereichs wohl als Produkt-Modelle fur die Funktion (Fu), wenige fur Gestaltansätze (Ge), aber keines fur den "reinen" Effekt (Ef) geeignet ist. Dafur sind viele Schaltzeichen als kombiniertes Produkt-Modell aus zwei oder drei dieser Größen geeignet.
8.6 Beispiele für den Einsatz verschiedener Vorgehens-Strategien
Die Anwendung der verschiedenen VorgehensStrategien beim Konstruieren soll im folgenden an einigen Beispielen gezeigt werden. Bild 8.48 gleicht im Aufbau dem Bild 2.23, nur sind in den Spalten rur Funktion, Effekt und Gestaltansatz entsprechende Produkt-Modelle enthalten, dargestellt durch Schaltzeichen, physikalische Gleichungen und Schemaskizzen. Die einzelnen Vorgehens-Strategien können nun sehr gut erkannt sowie ihre Vor- und Nachteile gegenübergestellt werden. Beispiele sind nur in der Funktionellen und Prinzipiellen Phase betrachtet. Die Gestaltende Phase ist einesteils zu vielseitig, anderenteils konstruktionsmethodisch noch zu wenig erforscht, um so einfache VorgehensStrategien systematisch erfassen zu können. Für die Entwicklung neuer Lösungen und zum systematischen Finden eines möglichst großen Lösungsspektrums wird als effektivste Methode VorgehensStrategie I empfohlen.
8.6 Beispiele rur den Einsatz verschiedener Vorgehens-Strategien 379
T 2 3.1 3.2 2+ 3.1+3.2 r---
Funktionen Effekt ,Effekttröger Gestaltansatz
I ~ (1
Z f---- - ~'7~7~ - f--
~ Wagenheber Kniehebel-Effekt Kniehebel
Funk t ionen Effekte mit Gestaltelementen II F~S -/ ~ ~ -- r---~ -
s = f (F ) Schiebepaa r Drehpaar Einfache Mosch. - Elemente
Funktionen mit Effekten Gestaltelemente III 1 i -
R Q'; 1 i2
j" Q)
c: f---- r--- e - Q)
CJ) C=~ L ~~ ..... .D c: .... Q)
:::J --Leiterplotte 0
Q) T -- (/) (/) Q) c: c..!J Q) -.D
Funktionen mit Gestaltvorgaben 0 CJ) CJ) c:
'+-
1 1 Z :::J :::J IV « w{tff~ FMt-Ey (/)
f---- :0
Cl.
Effekte .-f-- N
c: 3 3 F = A·p 3 .-
L.. a....
o ruckau sbreitu ng
Fu nk ti onen mit Effekten und Gestaltvorgaben
V ~ ~ 0~ ~
Komplette ~.$) ~ -- -Maschinen . v r -$- ~ ~ Elemente ~~
Mikromotor Hohlspiegel Kurven- Zahnrad -Schaufelrad-Rotor Spiegelteleskop Getriebe Getriebe
Gestaltete Lösung tür die Autgabenstellung VI
f--~ChiP G Wälzl'g" Jlt Elektro-@ Aatoceif,n Motor IJ!)
'---
Bild 8.48. Bevorzugung jeweils einer von sechs typischen Konstruktions-Vorgehens-Strategien im Bereich der Funktionellen und Prinzipiellen Phase, mit Beispielen.
III Elektrotechnik, Regelungstechniken, elektronische Feinwerktechnik
IV Fluidtechnik (Maschinenbau)
Bevorzugte Anwendungsfälle rur die Strategien: I Streng methodische Vorgehensweise n Maschinenbau, mechanische Feinwerktechnik
V Großteiletechnik, Mikrotechnik, Direkteinstieg in die Gestaltende Phase
VI "Zukaufteile-Technik"
380 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
1 Vorgabe - Modell
2 Entnommene Funktionen
Kniehebel V3
VI' VI' V3 ;, Kraft vervielfachen
Kniehebel
Bild 8.49. Einfache Möglichkeit zur Aufstellung von Funktionsstrukturen eines neuen Produkts.
Stoff leiten um Wogen zu heben
Energie umformen um Kraft zu vervielfachen
Energie einseitig leiten, damit (Energie-) Rücklauf sperren
Vorgehen: Mit Hilfe eines bekannten Produkts, das die gleiche oder eine ähnliche Funktion erflillt (hier eine Wagenheber-Version in Teilbild 1), werden die Teilfunktionen, welche es erflillen muß, ermittelt (Teilbild 2) und dann in einem nächsten Schritt (Bild 8.50) zu einer flir alle "Wagenheber" gültigen Funktionsstruktur zusammengesetzt (siehe auch Kapitell)
8.6.1 Beispiel: Entwickeln eines neuen Wagenhebers (Vorgehens-Strategie I)
Das "Wagenheber"-Beispiel soll nicht in erster Linie zeigen, wie methodisch neue Wagenheber entwickelt werden können, sondern soll die methodische Vorgehensweise an einem bekannten Produkt erläutern und nachvollziehbar machen. In Bild 8.48, Strategie I, wird die Gesamtfunktion des Wagenhebers durch eine Funktions-Struktur dargestellt. Da es nicht ganz einfach ist, so eine Funktions-Struktur neu zu entwickeln, wie in den Bildern 4.9 und 4.10 anschaulich dargestellt wird, soll hier eine einfache Methode erläutert werden, die in Kapitel 1 beim Absetz- und Abgleitkipper (Bilder 1.2 bis 1.4) schon angedeutet wurde. Ausgegangen wird von einem bekannten Wagenheber, der in Bild 8.49 dargestellt ist. Seine Hauptfunktion ist, den "Wagen zu heben" [45]. In der Abstraktionsebene der Allgemeinen Funktionen hieße das "Stoff leiten" (wie in Bild 3.5 gezeigt). Da der Wagen viel schwerer ist als die zur Verftigung stehende Handkraft, muß diese vervielfacht werden. Dazu dienen bei diesem Wagenheber drei Kraftmultiplikatoren (siehe Band II Konstruktionskatalog 11.4.2):
V 1 der Hebel der Kurbel V 2 der kleine Steigungswinkel ader Bewe
gungsschraube V 3 die Kraftvergrößerung des Kniehebels,
wenn er mehr als 45° Neigung hat.
Diese Kraftmultiplikatoren sind hintereinander geschaltet und vervielfachen sich daher. Die Darstellung einer Kraft- oder Geschwindigkeitsmultiplikation ohne Zuführung fremder Energie erfolgt als Allgemeine Funktion stets durch das Symbol "Energie umformen" [29]. Denn ähnlich wie beim bewegten Hebelarm kann am Eingang eine kleine Kraft mit großer Weglänge (bzw. Geschwindigkeit) und am Ausgang eine große Kraft mit kleiner Weglänge (Geschwindigkeit) vorliegen. Eine dritte wichtige Teilfunktion besteht darin, den ungewollten Rücklauf des Wagenheber-Stützmechanismus und damit der Energie zu sperren [53]. Es muß daher eine Art "Gleichrichter" geben, der Energie nur in einem Richtungssinn durchlaufen läßt. Das tut eine Schraubenpaarung mit kleinem Neigungswinkel, denn die Energie kann wegen der Selbsthemmung immer nur von der Rotations- zur Translationsrichtung, nicht umgekehrt fließen. Eine Sperrung des Energierücklaufs ist im Symbol der
8.6 Beispiele für den Einsatz verschiedener Vorgehens-Strategien 381
Wagen
Wagenheber
Mensch
Mensch
Stoff
Stoff
Energie
Information
ausspeichern
ausspeichern
ausspeichem
verknüpfen leiten
umformen
Allgemeinen Funktion "Stoff leiten" durch emen Pfeil angegeben. Mit den ermittelten Teilfunktionen läßt sich nun die Funktions-Struktur für den Wagenheber leicht aufstellen. In Bild 8.50 ist sie dargestellt. Dabei müssen die drei Flüsse von Stoff, Energie und Information noch miteinander verknüpft werden. Der Stoffspeicher am Anfang und Ende ist der Wagen, Energie und Informationsspeicher ist hier der Mensch. Es kann aber auch eine mechanische Funktionseinheit sein. Beim Vergleich mit der Funktionsstruktur in Bild 4.9-2 kann festgestellt werden, daß die gleiche Funktionsstruktur für viele ähnliche Aufgaben verwendet werden kann. Beispiele dafür in [55; 56; 57]. Die Struktur hat einen passiven und einen aktiven Zweig. Ähnlich wie in Bild 1.13 kann nun ein Morphologischer Kasten für die Realisierung der Teilfunktionen der Allgemeinen Funktions-Struktur (oder des Allgemeinen Flußbildes ) mit Hilfe verschiedenartiger
einspeichem
leiten
passives Maschinensystem
aktives Maschinensystem
passives Maschinensystem
aktives Maschinensystem
Bild 8.50. Unmittelbares Entwickeln der Funktions-Struktur eines Wagenhebers mit Hilfe eines schon ausgeführten Produkts. Diese Funktionsstruktur hat schon alle wesentlichen Elemente und Verknüpfungen der für alle Wagenheber gültigen Grundstruktur. Bild oben: Das danach entwickelte Allgemeine Flußbild, ähnlich den Ergebnissen aus Bild 4.11; Bild unten: die danach entwickelte Allgemeine Funktions-Struktur, ähnlich der in Bild 4.9-1, Feld 7.2. Die ermittelten Teilfunktionen können dazu dienen, einen Morphologischen Kasten, wie z. B. den in Bild 8.51, aufzustellen. Typisch für diese und alle anderen Funktionsstrukturen von Maschinensystemen ist ein aktiver Teil, der alle drei Allgemeinen Größen (Stoff, Information, Information) enthält und ein passiver, der nur die Größe hat, welche von der Maschine verändert (bearbeitet) werden soll, hier der Stoff (der Wagen) Der "Energie-Zweig" enthält Ea + Ia , der "Stoff-Zweig" Sta + Ea + Ia
Effekte aufgebaut werden. Das ist in Bild 8.51 geschehen. Ideal wäre es, wenn für jede der Teilfunktionen ein Konstruktionskatalog zur Verfügung stünde (siehe Band II). Das ist meistens nicht der Fall. Im behandelten Beispiel kann allerdings für die Teilfunktionen "Kraftmulitiplikator" und "Rücklaufsperre" in [2] und in Band II (Kat. 11.4.3) auf vorhandene Kataloge zurückgegriffen werden. Für die Ausbildung von "Führungen" kann aufBand III und auf die Systematik von Bild 7.4 zurückgegriffen werden, für die Wahl von Mechanismen auf Bilder 6.1, 8.11 und Band II (Kat. 11.5.1). Ein gutes Beispiel für die Aufstellung Morphologischer Kästen ist in Aufsatz [47] enthalten.
Für jede einzelne Funktion sind in den entsprechenden Zeilen des Morphologischen Kastens (Bild 8.51) Teillösungen aufgrund verschiedener Effekte dargestellt [47]. Die Effekte werden hier nicht nur benannt, wie im Morphologischen Kasten des Bildes 1.11, sondern durch ihre Effektträger auch anschau-
Nr.
1
2
3
4
5
382 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
Tell· Wirk· Produkt· Funktion prinzip Strukturelemente Synthese
Allgemein- Effekte Auswahl einiger Effektträger Beispiele funktion
1 2 3 4
1.1 1.2 1.3 1.4 11 Hebebühne
Ein· ~
~ ~?J:,,)JI~ -@ (fOr die Endlage) wagen\~11 . ./'
~~ Jfj" - Z.
~K~ ~S t"'s"OU'( ~
[ · ~.t.r ~
F. lIt~ro·Pu.p p
Bild 8.51. Erzeugen neuer Maschinensysteme mit Hilfe des Morphologischen Kastens durch Zusammenstellen der Mechanismen aus den Effektträgem nach Maßgabe der aktiven Funktionsstruktur von Bild 8.50. Die Verbindungslinien zu den einzelnen Effektträgem zeigen die Synthese der Maschinensysteme für die Beispiele I ~ V an. Aus jeder Zeile wird ein Effektträger ausgewählt. Man erhält den aktiven Teil des Systems, die eigentliche Maschine [55, 57]
2.1 \ "', 2.2//1. "', 2.3 Aus- 'iGa'fl.' V ~
\~. multi- 1 ~
(von der ~~ ,
plika· VI
@- toren R 1"0' Energie- ...., quelle, Energieab· gabeeffekt) i/' vo~ , vom 111 Abfall·Conlainer vom Menschen ! Elekt~Mo r. Verbrennungs-Motor
S
~ uj ~" ~ ~ --~~ ~ (mittels fuhrungs· effekt)
I : '.... ! M
Teleskop- I Schineh· Straßen- Viergelenk· FOh~ung i führung haftung ~ührung IV Rang ierrampe ,
4.11 /-(42 i
i/! i
i ~ Urn.fl!rmlm ~ I~ ~ (Energie- ~:::: ~ I t~ -umform- " ., ,..... L7 t} lr Effekte) ~. , . '. , i / M K
Hydraulik·Zylinder ! i Getriebe, Hebeleff~kt Druckau,sbreitung {Hebeletrekt
15.2/ 5,~/ 54 i V Kegelbahn
I Kugeltransport t ! I , ,
~ 47 ~ I ,
~ Leiten
~ ~
c$ (Energie- I Sperr· i i 1
Venti~ Schiefe Win·kel· Schraub· Effekt) Stp ~alter \,ben,e Klem';"9lied paarung
, , \ i , i
11 111 V IV I Wagenheber
lich dargestellt. Diese Effektträger allerdings verlangen bestimmte Formen und Eigenschaften der anschließend zusammenzustellenden gestaltlichen Prinziplösungen. Um die Gesamtfunktion nach Maßgabe der Funktions-Struktur zu entwickeln, werden nun willkürlich auszuwählende Teillösungen in Bild 8.51 so miteinander verknüpft, wie es ihre Funktionen in der Allgemeinen Funktions-Struktur sind. So wird beispielsweise der "Stoffspeicher" (Wagen) auf einem Teil abgestützt sein, das sich aufgrund einer "Führung" bewegen kann, Zeilen 1 und 2 aus Bild 8.51. In diesen Mechanismus muß Energie entsprechend den Kraftverhältnissen "umgeformt" werden, Zeile 3, die
infolge des gesperrten Rücklaufs, Zeile 4, nicht entweichen kann. Daher werden jeweils eine Teillösung aus jeder Zeile des Morphologischen Kastens nach Maßgabe der Funktions-Struktur (hier der jeweils folgenden Zeile) miteinander verknüpft. "Verknüpfen" heißt meistens "fest verbinden". Das geht aber nur dann, wenn bei serieller Verknüpfung an der Verknüpfungsstelle Kräfte entgegengesetzt gleichgroß sind, Geschwindigkeiten identisch sind. Bei paralleler Verknüpfung, wenn die Bewegungen aller verknüpften Körperzonen gleich sind. Im wesentlichen können aus diesem Grund nicht alle Teillösungen einer Zeile mit allen der entsprechenden anderen Zeile verknüpft werden. Vielmehr gibt
8.6 Beispiele rur den Einsatz verschiedener Vorgehens-Strategien 383
Gesamtlö -~di;';; Aus den Effekttrögern zusammengesetzte Gesamtlösungen Unter- sungen schiedliche
Prinzipskizzen
Teill ösungen Nr. 1 2 3 4 5 6 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6
I ~ ~ , ~ Y
€-
k ~I tJ{ ~ tf~
Gestal t- 1 l (~ Prinzipskizze I~ IJ 1:1 ~ €-
I j3 f-77?:0 ~
1.1 1.1 1.3
Abstützung, 1.3 1.3 1.3 Führung, 2 2.3 2.3+2.6 2.3 Kraftmultiplik., 3.3 3.3 + 3.5 3.4+3.3 Rücklaufsperre 4.4 4.6 4.3
Bild 8.52. Zusammenstellung verschiedener Gestalt-Prinziplösungen rur einen handbetätigten Wagenheber.
Die Skizzen in Zeile I wurden nach Maßgabe der FunktionsStruktur aus der Verbindung kompatibler Teillösungen des Bildes 8.51 (Effektträger) zusammengestellt.
es kompatible und nicht kompatible Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen den Teillösungen zweier Zeilen. Die strichlierten Linien zwischen den Feldern zeigen an, welche Teillösungen für die sechs in Bild 8.52 dargestellten Prinziplösungen verwendet wurde. Als Ergebnis der Vorgehens-Strategie I erhält man unter anderem die Prinziplösungen des Bildes 8.52. Sie wurden durch Zusammenstellen entsprechender kompatibler Teillösungen des Bildes 8.51 gefunden. Es sind dies bei weitem nicht alle möglichen und auch bei weitem nicht alle guten und sinnvollen Lösungen. Dafür sind aber auch einige Lösungen dabei, an die man nicht gedacht hätte. Der Grund für das relativ kleine Lösungsspektrum ist der, daß nicht alle möglichen Kombinationen des Morphologischen Kastens durchgespielt wurden, daß ein Morphologischer Kasten nur für die Effektvariation, nicht aber auch für die Funktionsvariation, geschweige denn rur die Gestaltvariation entwickelt wurde. Daher entfiel die Variantenbildung in der funktionellen und gestaltlichen Ebene, wie das nach Bild 2.24 für ein großes Lösungsspektrum erforderlich gewesen wäre.
8.6.2 Entwickeln von Produkten mit Vorgehens-Strategien II bis VI
Die einzelnen Vorgehens-Strategien nach Bild 2.23 bzw. 8.48 wurden im Abschnitt 8.5 wohl schon
7777 77~ 1.4 1.5 1.6
1.3 1.3 1.3 2.3 2.4+2.6 2.3 3.3+3.5 3.3+3.5+3.6 3.3+ 3.5 4.4 4.6 4.4
Die Zahlen in Zeile 2 geben an, aus welchen Feldern des Morphologischen Kastens (Bild 8.51) die verwendeten Teillösungen stammen
erwähnt, aber in ihren Konsequenzen bezüglich der Lösungsfindung nicht besprochen.
8.6.2.1 Vorgehen nach Strategie II (Maschinenbau)
Während die Teilfunktionen bei dieser Vorgehensweise gesondert betrachtet und variiert sowie miteinander vernetzt werden können, sind Effekte und Gestaltansätze eng miteinander verknüpft. Sie werden nur als Ganzes, nicht einzeln variiert. Bei Strategie I wäre die mögliche Gesamt-Variantenzahl für ein vorgegebenes Beispiel mit jeweils 3 Varianten in jedem der drei Arbeitsabschnitte n[ = 33 = 27. Bei Strategie Il könnte nur ein Einzel- und ein DoppelArbeitsabschnitt variiert werden, und bei jeweils 3 Varianten wäre die Gesamt-Variantenzahl nI/ =
32 = 9. Eine weitere Erschwerung schränkt die Variantenzahl rur die Gesamtfunktion sehr ein, wie bei der Arbeit mit dem Morphologischen Kasten in Bild 8.51 gut zu erkennen war, nämlich die häufig fehlende geometrische und funktionelle Kompatibilität benachbarter Teillösungen. Das ist auch in Bild 2.22, Teilbild I, gut zu erkennen. Benachbarte Teile müssen an den Berührungsstellen nicht nur bezüglich Kraft und Geschwindigkeit, sondern auch geometrisch zueinander "passen", wie z. B. die Kupplungsbuchse c zur Welle b und Feder d. Andererseits müssen für eine bau- und fertigungsgünstige Gestaltfindung bestimmte Paarungsteile
384 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
miteinander integriert werden, z. B. in Bild 2.22 zu einer gemeinsamen Welle oder in anderen Fällen zu einer gemeinsamen Grundplatte usw. Die enge Kopplung von Effekt- und Gestaltansatz (Effektträger) der Bauteile und verwendeten Maschinen-Elemente, bringt daher bei der Zusammenstellung zur Prinziplösung viele geometrische Restriktionen. Diese schränken die Lösungsvielfalt beim Vorgehen nach Strategie II stark ein, zumal auch die Verknüpfung der Teilfunktionen durch solche Restriktionen eingeschränkt ist.
8.6.2.2 Vorgehen nach Strategie III (Elektrotechnik)
Auch bei Strategie III liegt eine enge Kopplung der "Modelle" zweier benachbarter Arbeitsabschnitte vor, nämlich zwischen Funktion und Effekt (Bild 8.48). Die Gestaltung ist weitgehend unabhängig von deren Wahl. Das ergibt einen großen Vorteil gegenüber Strategie II, da mit der Funktion auch der Effekt bestimmt wird, z. B. Widerstand durch den "Kondensator-Effekt", durch den "Selbstinduktions-Effekt" der Spule oder den "Ohmschen Effekt" eines elektrischen Leiters. Bei einer derart geringen Anzahl von notwendigen "Funktions-Effekt-Elementen", wie sie hier zugrunde gelegt werden (Bild 8.44, Feld 3.l) läßt es sich leicht einrichten, daß rur die Verknüpfung zu komplizierten Schaltplänen, rur deren Kombination keine weiteren Restriktionen bestehen außer denen, daß die Energiegrößen an den Verknüpfungsstellen der Elemente kompatibel sind. Restriktionen bezüglich räumlicher Anordnungen treten sehr selten auf. Da die Verknüpfungsmöglichkeiten einer beschränkten Anzahl von Elementen daher beinahe unbegrenzt sind, gibt es außerordentlich viele Möglichkeiten, die Teilfunktionen zu Gesamtfunktionen zusammenzusetzen. Die anschließende bauliche Realisierung solcher Elemente kann beinahe beliebige Formen annehmen. Diese Elemente wurden in den vergangenen Jahren als diskrete Bauelemente verwirklicht, wobei die Funkion mit dem dazugehörenden Effekt gekoppelt und in einem Bauteil untergebracht war. Interessant ist, daß die neue Entwicklung in der Elektronik zur extremen Miniaturisierung schreitet, die Anzahl der Funktionselemente weiter einschränkt (z. B. Kapazität, Ohmscher Widerstand und Steuerungsfunktion durch Transistoren) und mit der Planartechnik viele Funktionen auf engstem Raum realisiert. Durch die Beschränkung auf sehr wenige
Funktions-Elemente kann der Nachteil der auch hier notwendigen geometrischen Integration (nur in der Ebene erforderlich) beherrscht werden. Die Anzahl der Ein- und Ausgänge auf engstem Raum, Wärme entwicklung und miniaturisierte Fertigung sind dann die entscheidenden Probleme rür die Einsatzreife solcher Produkte. Das Vorgehen nach Strategie III wird vor allem rur elektrotechnische Produkte angewendet.
8.6.2.3 Vorgehen nach Strategie IV (Fluidtechniken)
Da alle Kombinationen zwischen Funktion, Effekt und Gestaltansatz möglich sind, ist zu untersuchen, welche Vorteile eine Kopplung von Funktion und Gestaltansatz bringt. Es ist wie bei Strategie II häufig schwierig, bestimmte Teilfunktionen zu kombinieren, weil deren "Effektträger" miteinander nicht kompatibel sind. Werden nun wie bei den Fluidtechniken immer die gleichen wenigen Effekte zugrunde gelegt wie Druckausbreitung, Hookesche Verformung, Rohrströmung usw., können die einsetzbaren Funktionen danach ausgewählt werden, wie vorteilhaft sie sich durch geometrisch gut ausführbare und bewährte Gebilde realisieren lassen. Das schränkt ihren Anwendungsbereich zwar stark ein, mindert jedoch die geometrischen Restriktionen sehr, aber auch die Variationsmöglichkeiten. Diese Vorgehensweise entspricht im grundsätzlichen der von Jung [21], wie sie im Zusammenhang mit den Bildern 8.34-2 und 8.34-3 näher erläutert wurde. Wird als Energieüberträger ein fluidisches Medium, nicht eine mechanische Verbindung zwischen festen Körpern verwendet, dann ist auch die Unterbringung der Einheiten rür die Teilfunktionen nur ein Anordnungs- nicht ein geometrisches Anpassungsproblem. Darin gleicht sie Strategie III. Strategie IV wird danach hauptsächlich in den Fluidtechniken angewendet, da dort immer die gleichen fluidischen Effekte vorliegen und die Verbindung der Funktionselemente nicht aufgrund ortsabhängiger geometrischer Gegebenheiten erfolgen muß, sondern im wesentlichen von ortsunabhängigen fluidischen Übertragungsbedingungen bestimmt wird.
8.6.2.4. Vorgehen nach Strategie V (Mikrotechnik, Makrotechnik, Maschinenbau)
Diese Vorgehensweise ist die im extremen Maschinenbau, im Großmaschinenbau (Makrotechnik), teilweise in der Feinwerk- [30] und auch der Mikro-
technik am häufigsten angewendete. Der Grund ist der, daß Funktion, Effekt und geometrische, oft auch technologische Realisierung eine Einheit bilden, die nur in einer bestimmten Zuordnung und Konfiguration arbeitsfähig und herstellbar ist. Das gilt zwar teilweise auch rur alle Abmessungen, hauptsächlich aber rur extreme Abmessungen, wie z. B. den Mikromotor mit einem Schaufelrad-Rotor von 50 bis 200 Mikrometer Durchmesser, der als Mikropumpe dient. Der Rotor zentriert sich selbst in der Flüssigkeit und wird als Asynchronläufer von einem rotierenden elektrischen Feld angetrieben. In ähnlicher Weise muß im zur Zeit größten monolithischen Hohlspiegel rur ein Großteleskop der ESO, dessen Durchmesser 8 m beträgt, Funktion, Effekt, Gestaltung und Technologie (Jung [22]) gleichzeitig berücksichtigt werden, um ihn einsetz- und herstellbar zu machen. Produkte dieser extremen Abmessungen lassen in der Regel keine Varianten zu. Sie sind nur herstellbar, wenn alles - Funktion, Effekt, Gestalt und Technologie - optimal ist (an den Kenntnissen und Herstellmöglichkeiten der Zeit gemessen). Anders ist es mit komplexeren (Maschinen-)Elementen der mittelgroßen Techniken. Häufig ist es berechtigt, sie in üblicher Ausruhrung zu übernehmen, weil es rur sie auf grund jahrzehntelanger Optimierung keine besseren Varianten gibt. Aufgrund der ausgewählten Funktion wird auch der Effekt und die äußere Gestalt in Kauf genommen. Treten jedoch Probleme auf, könnte die ursprüngliche Funktion belassen und mit Vorgehensweise II ein anderer Effekt mit anderer Gestaltung gesucht werden. Ein Beispiel wäre gegebenenfalls, statt des Kurvengelenks aus Bild 4.48 in Zeile V, in Zeile II ein Viergelenk zu entwickeln, das eine ähnliche Funktion errullen kann. Wenn das keinen Erfolg bringt, könnte auf die Vorgehensweise in Zeile I übergegangen werden und die intermittierende Bewegung durch andere Effekte (z. B. elektromagnetische) erzeugt werden.
8.6.2.5 Vorgehen nach Strategie VI
Für zahlreiche Teile und Funktionseinheiten wäre es unzweckmäßig, diese selbst zu entwickeln und herzustellen. Sie sind im Handel besser, preiswerter und in größerer Auswahl zu erhalten. Oft treten diese "Zukauf teile" [3] in einzelnen Produkten so häufig auf, daß von ihnen ganze Industriezweige leben. Das jeweilige Produkt muß ihre Abmessungen und Funktionseigenschaften berücksichtigen, kann aber schneller entwickelt werden und auf Elemente zurückgreifen, die sich bewährt haben.
8.7 Schrifttum 385
8.6.2.6 Wahl der Vorgehens-Strategie
Bei der Konstruktion eines komplexen Produkts ist es oft günstig, sich je nach dem Entwicklungsstand der einzelnen Baugruppen und der zweckmäßigsten Vorgehens-Strategie zu bedienen. Zur Wahl könnten folgende Hinweise behilflich sein:
Wahl der Vorgehens-Strategie
Für vollständig neue Konstruktionen. II Für Konstruktionen, bei denen die Funktion
feststeht, die realisierenden mechanischen Teile noch entwickelt werden müssen.
III Für elektrotechnische Bauteile und Geräte. IV Für fluidische Konstruktionen, verfahrenstech
nische Anlagen. V Für extreme Teile- und Geräteabmessungen,
für Maschinen, deren Funktionseinheiten optimaler Natur sind.
VI Für alle Teile, Baugruppen und Funktionseinheiten, die auf dem Markt preiswerter oder auch in besserer Qualität zu haben sind.
8.7 Schrifttum
1. Aschoff, H.-I.: Über die Bedeutung der Systemdynamik fiir die Konstruktion signalverarbeitender Geräte. Diss. TU Braunschweig 1974
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386 8 Neue Modelle zur rechnerunterstützten und zur methodischen Vorgehensweise
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19. Hain, K.: Getriebelehre, Grundlagen und Anwendungen. München: Hanser 1963
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31. Kutzbach, K.: Grundlagen der festen Paarverbindungen. VDI-Z 74 (1930) Nr. 45, S. 1541-1545
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50. Schlottmann, D.: Konstruktionslehre. Berlin: VEB-Verlag Technik 1977
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gen (Übersicht), Düsseldorf: VDI-Verlag 1971 54. VDIIVDE-Richtlinie 2422: Entwicklungsmethodik für
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57. Roth, K.: Grundstrukturen und Variation von Maschinensystemen, ihr aktiver und passiver Funktionszweig. Konstruktion, Januar/Februar 2000
9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Inhalt: Eine logische Matrix, die Freiheiten und Sperrungen zweier Körper dem Rechner verständlich macht; durch ihre Verknüpfung mit anderen Matrizen lassen sich Körperverbindungen voraussagen. Konstruktionskataloge der grundsätzlichen Formschlußverbindungen zweier Körper, Boolesche Verknüpfungsoperationen der Schluß-Matrizen, gekoppelte Bewegungen und Sperrungen durch die Schiefe Ebene, Wälzkopplung, Kurbelkopplung, Schraubkopplung, Sperrung durch Mehrfachkopplung, Sicherung von Elementenpaarungen.
Beim Konstruieren besteht ein Hauptziel darin, Teile mit genau definierten Oberflächenformen (Ebene, Zylindermantel, Kugeloberfläche usw.) so aneinander zu reihen und zu verknüpfen, daß sie fest miteinander verbunden bleiben und keine relativen Bewegungsmöglichkeiten mehr haben (feste Verbindungen), oder daß ihre relativen Bewegungsmöglichkeiten [12] sehr begrenzt und genau vorbestimmt sind (bewegliche Verbindungen). Gelingt es, die bei den Eigenschaften "Bewegungssperrung" und "Bewegungsfreiheit" für jeden Paarungsfall durch algebraische Formalismen (z.B. Matrizen) darzustellen, dann ist es einesteils leicht, diese Funktion dem Rechner "verständlich" zu machen [7, 6, 17, 14, 15] und anderenteils möglich, eine durchgehende Systematik [10] aller (zunächst orthogonalen) Körperpaarungen sowohl von Elementenpaaren als auch von Verbindungen aufzustellen. Auf dieser Grundlage läßt sich dann bei Berücksichtigung von Kräften auch genau festlegen, in welchen Richtungssinnen von Verbindungen Berührungsschluß (Formschluß) gepaart mit normalem bzw. tangentialem Kraftschluß herrscht (siehe auch Band III). Da es sich nur um zwei Zustände handelt, nämlich Bewegungssperrung oder Bewegungsfreiheit, ist zu vermuten, daß die Matrizen Boolescher Art sind und daher relativ einfach in ihrer Darstellung und der Handhabung der Operationen. Da die auf dieser Grundlage entwickelte logische Schluß-Matrix l für Verbindungen und ihre Systematisierung von grundsätzlicher Bedeutung ist, soll sie im folgenden eingehend behandelt werden.
9.1 Aufbau der logischen Schluß-Matrix
Anders als in der Getriebelehre, die nur 6 Freiheitsgrade, d.h. 6 voneinander unabhängige Einzelbewegungen kennt, werden im folgenden 12 Freiheits-
1 Han-Jang WEI hat in seiner Veröffentlichung "Die Fügungssysteme der traditionellen chinesischen Holzverbindung" [23] alle bekannten, oft komplizierten Verbindungen der historischen und gegenwärtigen chinesischen Holzkonstruktionen mit der Schluß-Matrix dargestellt, systematisiert und dem Rechner zugänglich gemacht.
sinne [11] unterschieden, denn der größte Teil der Bewegungssperrungen beruht auf Anschlägen, die ja nur die Bewegung in einem Richtungssinn, nicht aber gleichzeitig die Bewegung in bei den Richtungssinnen sperren können. Es wird daher vorgeschlagen, eine Matrix mit 12 Platzbelegungen aufzustellen, die 3 Zeilen und 4 Spalten hat und durch Eintragen des Wertes" 1" oder ,,0" für jeden Platz festzulegen, ob der entsprechende Bewegungssinn gesperrt oder frei ist. Die 3 Zeilen werden für die Translationen um zueinander orthogonale Achsen sowie die Rotationen um diese Achsen vorgesehen, die ungeraden Spalten für die "positiven", die geraden Spalten für die "negativen" Translationen und Rotationen. In Bild 9.1 ist so eine Matrix, die sogenannte SchlußMatrix, dargestellt [9, 13]. Sie gibt die Berührungsschlüsse der festen Körper a und b in allen Richtungssinnen an und speichert daher die Inforamtion [19] über die Funktion einer Elementen-Paarung. Die Berührung der Körper und daher die Sperrung ihrer Relativbewegung in den entsprechenden Richtungssinnen oder die Freiheiten können sich nur auf infinitesimale, auf virtuelle, d. h. gedachte Bewegungen beziehen, denn bei der geringsten tatsächlichen Bewegung läge in der Regel ein anderer Fall vor. So würde z. B. beim geringsten Spiel zwischen zwei Körpern ein Anschlag aufgehoben. Daher werden die Bewegungs- oder Sperrmöglichkeiten durch virtuelle differentielle Änderungen, Öx, Öy, Öz als Translationen bzw. Öyz, Özx, Öxy als Rotationen in positivem Sinne dargestellt. Translationen und Rotationen in negativem Sinn werden durch Querstriche gekennzeichnet, z. B. Öi, öy, Özbzw Öyz, Özx,öxy, wie es in der Booleschen Algebra bei Negationen üblich ist. Das festgelegte Koordinatensystem mit X und Y in der senkrecht stehenden Zeichenbrett- bzw. Bildschirmebene zeigt (Teilbild 1 aus Bild 9.1), die Platzbelegung der virtuellen Sperrungen in den einzelnen Richtungssinnen Teilbild 3. Für einen bestimmten Fall, z. B. für die Elementenpaarung in Teilbild 2, ist die Schluß-Matrix in Teilbild 4 ausgefüllt mit Wert ,,1" in den durch die Berührung gesperrten, mit Wert ,,0" in den freien Richtungssinnen. Teilbild 5 zeigt die Platzbelegungen der Freiheits-Matrix und Teilbild 6 die mit Werten versehene Freiheits-Matrix für
388 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Koordi naten- System 2 Elementenpaarung alb Y
Y
5Y t5ZX Z Q c~ 4
r\' öY 5YZ \<~) 5XY - 5YZ X ~';<--J.
5X7 -X
Z I - b (:2"?>- 5 Z X
Y
I CI v y
5X ~ Freiheit, 5x ~ Sperrung in X - Richtung
Fr e i 5 Y = 1 ; 5y = 0 ; 5 Y = 1 ; 5 y = 0 Gesperrt 5X=0; 5x=1;5X =0;5x=1
3 Schlun- Matrix, PlLitzbelegung 4 Schlun-Matrix I Werte
(5X 5x 5yz 5fi.)
SQ,b'" 5y 57 5zx 5zx 5z 5z 5xy 5xy
( 1 1
Sa,b = 0 0 1,1
11 )'OOX-Richtun g 00 . "y- Richtung 1 ,1 ... z - R ich tun g
Translation Rotation
5 Freiheits-Matrix, Platzbelegung 6 Freiheits-Matrix ,Werte
(5X 5X 5YZ 5YZ)
Fa,b = 5Y 5~ 5ZX 5ZX 5Z 5Z 5X Y 5XY
(0 0 0 0)
Fa b= 1 1 1 1 , 0 0 0 0
Bez iehungen: F Q,b = SQ,b j SQ,b = FQ,b i
5X = 5x ; 5x = 5X ; Indizes: a bewegt, b ortsfest
Bild 9.1. Die logische Schluß-Matrix und die logische Freiheits-Matrix zur algebraischen Darstellung der Berührung von festen Körpern (Elementenpaaren).
T§ilbjld 1: Koordinatensystem mit den RichtU11gssirlnen X, X ... Z und den virtuellen Verschiebungen oX, oX ... oZ sowie OYZ,oYZ ... oXY. Teilbild 2: Freiheit und Bewegungssperrung an einem Elementenpaar.
das Beispiel in Teilbild 2, Die virtuelle Bewegungssperrung wird durch Kleinbuchstaben dargestellt. Bei der sogenannten Freiheits-Matrix, welche den gleichen Sachverhalt wiedergibt, wird fUr freie Richtungssinne der Wert ,,1" und für gesperrte der Wert ,,0" gesetzt und es werden Großbuchstaben verwendet. Die Schluß-Matrix wird durch den Buchstaben S mit mindestens zwei Indizes bezeichnet. Der zuerst stehende Index gibt das bewegte Teil an, der nach dem Komma stehende Index das gestell- bzw. ortsfeste Teil. Dazwischen stehende, in Klammer gesetzte Indizes geben beteiligte Zwischenteile an. Diese
Teilbild 3: Zuordnung der einzelnen Sperrsinne zu bestimmten Plätzen der Schluß-Matrix. Teilbild 4: In der Schluß-Matrix eingetragene Werte rur Sperrungen und Freiheiten rur das Beispiel in Teilbild 2. Teilbild 5: Zuordnung der einzelnen Bewegungssinne zu bestimmten Plätzen der Freiheits-Matrix. Teilbild 6: In der Freiheits-Matrix eingetragene Werte rur Freiheiten und Sperrungen mit den Freiheitswerten rur das Beispiel in Teilbild 2
Festlegung muß getroffen werden, weil sonst die Aussage der Matrix nicht eindeutig ist. Die Freiheits-Matrix wird mit dem Buchstaben F bezeichnet. Der erste Index gibt das zu bewegende Teil an, der nach dem Komma stehende Index das Teil, auf welches die Bewegung bezogen ist.
9.2 Belegungsmöglichkeiten der Schluß-Matrix, Transformationen
Unterschiedlich belegte Schluß-Matrizen müssen nicht unbedingt auch unterschiedliche Elementen-
9.2 Belegungsmöglichkeiten der Schluß-Matrix, Transformationen 389
T~ Schlufl- Matrix Koordinoten-- gungen system formotionsart
[" " 'V' 'f~ J-~ Ausgangsposition A = oy oy 8zx ozx oz 07. oxy 00 z
[" " ';:~~1 Drehung um ·90' rot, (A) = 8f"'oz rl um die x - Achse
oxy oxy
oy oy ozx ozx z
[U &V"'I y~ co Drehung um .90' roty(A1= °0y ozx ozx <J.>
um die y- Achse co g OX ox oYz8yz Ci E 0
V-) v; [,ny ""''') co 0 Drehung um .90' .= rot, (A ) = OX ox oyz o'fz
um die z -Achse oz 07. axyoXy z
Spiegelung on [" " 'iDv' 1 YtLx sp,y(A) = o~Y ofx8zx der xy - Ebene
07. OZ oxy oXy
Bild 9.2. Auswirkungen der Transformationen auf die Schluß-Matrix [4].
Werden die Belegungen der Schluß-Matrix nach bestimmten Regeln geändert, dreht oder spiegelt sich das Koordinatensystem und mit ihm die Teilepaarungen, welche durch die Schluß-Matrix dargestellt sind. Regeln: Eine Drehung um 90° in positivem Sinn erfolgt um die Achse, deren Zeile in der Matrix nicht verändert wird, wobei die beiden anderen Zeilen vertauscht werden und in der Zeile, welche zyklisch zurückgeschoben wurde, die Richtungssinne gewechselt werden. Eine Spiegelung erfolgt um die Ebene, welche auf der Achse senkrecht steht, deren Richtungssinne vertauscht werden, im Beispiel die Z-Achse. Es müssen zusätzlich alle Rotationssinne, welche die Bezeichnung der "Spiegelungsachse" enthalten, ihren Matrixplatz vertauschen, im Beispiel die Ozx- und die Ozx-Rotation
paare bzw. Verbindungen darstellen. Aufgrund der Symmetrie-Operationen wie Drehung, Spiegelung und Drehspiegelung ergeben sich infolge der Vertauschung der Elemente in der Regel andere SchlußMatrizen für die gleichen Elementenpaarungen.
In Bild 9.2 ist gezeigt, durch welche Verschiebungen der Zeilen bzw. Vertauschungen der Bewegungssinne die Verdrehung des Koordinatensystems um + 90° bzw. eine Spiegelung z. B. um die XY-Ebene erfolgen kann [4]. Weitere Drehungen, Z.B. um + 180° oder + 270° können durch Fortsetzung dieser Operation oder direkt erfolgen. Die Zeilenreihen-
folge x ~ y ~ z ~ x wird plus-zyklisch, die Reihenfolge z ~ y ~ x ~ z minus-zyklisch genannt.
Regeln für Drehung: +900 bzw. -270°: Die Matrixzeile der Drehachse bleibt unverändert. Die beiden anderen Zeilen werden vertauscht. Bei der minus-zyklisch vertauschten Zeile werden auch die Richtungssinne vertauscht.
±1800: Die Matrixzeile der Drehachse bleibt unverändert. In den beiden anderen Zeilen werden die Richtungssinne vertauscht.
+270° bzw. -90°: Die Matrixzeile der Drehachse bleibt unverändert. Die beiden anderen Zeilen werden vertauscht. Bei der plus-zyklisch vertauschten Zeile werden auch die Richtungssinne getauscht. Die gedrehte Schluß-Matrix steht für die gedrehte Verbindung.
Regel für die Spiegelung Spiegelung um die XY-Ebene: Die Matrixplätze, welche eine Verschiebung in X- oder Y-Richtung oder eine Drehung in XY-Richtung angeben, bleiben erhalten, die anderen Translations- und Rotationsplätze tauschen die Richtungssinne. Diese Matrixplätze enthalten in ihrer Bezeichnung alle den Buchstaben der Achse, die senkrecht zur Spiegelungsebene steht, im angeführten Beispiel den Buchstaben z. In Bild 9.3 werden praktische Beispiele fUr die einzelnen Dreh- und Spiegelungstransformationen aufgeführt. Hier und in den folgenden Darstellungen behalten die Matrixplätze stets ihre in Bild 9.l festgelegte Bezeichnung (das Koordinatensystem behält auch immer die gleiche Lage) und nur die Werte der verschiedenen Zeilen werden verschoben ggf. auch die Werte der Spalten 1;2 und 3;4 getauscht. Die im Text bzw. in Bild 9.2 angeführten Regeln lassen sich mit Bild 9.3 nun leicht überprüfen und die Folgen der Transformation in Spalte 3 anschaulich nachvollziehen. Eine andere Transformation liegt vor, wenn die Werte aller Zeilen der Matrix um eine Zeile zyklisch versetzt werden, dann entspricht das zwei senkrecht aufeinander erfolgenden Drehungen um 90° in positivem Sinne, hier beispielsweise zunächst um die Z-Achse, dann um die Y-Achse. Es wirken dann die Werte des positiven Bewegungssinns der ehemaligen x-Richtung in die positive y-Richtung, die Werte der positiven y-Richtungssinne in die positive z-Richtung und die der positiven z-Richtung in die positive x-Richtung.
390 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Matrix- Sc h I ul1- Matrix Transfor - Belegungen
Sa,b = Elementenpaar
mationsart 1 Nr. 2
1.1 1.2 1.3 Q
b
Cl 00)
y
Ausgangsposition o 1 1 0
}-x o 1 o 1 z
2.1 2.2
Drehung um +90 .
(1 1 00) Y
bzw. - 270' 2 1 0 1 0
}-x um die x - Achse o 1 1 0 Z
3.1 3.2 b a
Drehung um i 180' Y (1 1 00) ,)-, um die 1 0 o 1
x-Achse 1 0 1 0
4.1 4.2
Drehung um +270' ( 1 1 00)
Y
bzw.- 90' um die 4 o 1 0 1
}-x x- Achse 1 0 0 1 z
5.1 5.2 5.3 a
Spiegelung an ( 1 1 00)
Y
der yz-Ebene 5 o 1 o 1
}-x o 1 1 0 z
Eine systematische Ordnung der Schluß-Matrizen erhält man, wenn alle Belegungsmöglichkeiten einschließlich der Vollbelegung mit dem Wert" 1 " (feste Verbindung) oder dem Wert ,,0" (keine Berührung) betrachtet werden. Da 12 Matrixplätze vorliegen, die entweder den Wert 1 oder 0 erhalten können, gibt es
212 = 4096
unterschiedliche Kombinationen. Nicht alle 4096 Kombinationen lassen sich durch eine Elementenpaar (2 Teile) realisieren. Die Bewegungssinne sind bei zwei Teilen nicht alle unabhängig voneinander, was Voraussetzung dieser Kombinationszahl wäre. Es gibt die Einschränkung der sogenannten "Rota-
Bild 9.3. Praktische Beispiele für die Drehung des Elementenpaares.
Wenn um mehr als + 90° gedreht werden soll, kann die 90°_ Regel wiederholt werden, z. B. wie in den Zeilen 3 und 4 oder eine direkte Regel zur Verwendung kommen (Text). Die Regel für die Spiegelung ist, wie in Zeile 5, sinngemäß auch für die YZ-Ebene anzuwenden, bzw. die X-Achse als "Spiegelungsachse" . In den Beispielen der Zeilen 2 bis 5 wurde nicht das Koordinatensystem gedreht bzw. gespiegelt und die Matrixplätze entsprechend geändert, sondern Koordinatensystem und Matrixplätze blieben gleich, nur die Werte der Matrixplätze wurden getauscht bzw. ihre Richtungssinne vertauscht, was den gleichen Effekt ergibt. Die Translations-Sperrungen beziehen sich auf den Kugelmittelpunkt
tionskopplung" bei festen, eckigen Körpern (nicht bei Rotationskörpern). Sie besagt, daß eine Sperrung der Translationsbewegung für alle Punkte des Körpers nur erfolgen kann, wenn die entsprechenden Rotationen auch gesperrt sind. Die "entsprechenden" Rotationsbewegungen sind die, deren Rotationsachse senkrecht zum gesperrten Translationssinn stehen. Soll z. B. die Öx-Translationsbewegung gesperrt werden, müssen auch die vier Rotationsbewegungen Öxy, 8Xy, Özx, Özx gesperrt werden. Die angeftihrten Rotationen werden im folgenden auch als Rotationsgruppe Ör x der öx-Sperrung bezeichnet. Diese Sperrbedingung erftillt nur ein Bruchteil der Schluß-Matrizen. Unter Berücksichtigung, daß bis
9.3 Stützpunkte, Gestaltbestimmung 391
48 Logen durch Drehungen und 24 Logen durch ~n
Schlußmatrizen Spiegelungen Drehungen Eine Loge
Bild 9.4. Anzahl der Teilmengen, die sich durch Transformation aus der Gesamtheit aller SchlußMatrizen bilden lassen, wobei die Paarungsmöglichkeiten der Zeile 0 von Bild 9.5 nicht betrachtet wurden. insgesamt 184 240 4096
Verbindungen mit zwe i Zwischen gl iedern 26 39 729
0------0----0--
Verbindungen mit 87 118 2269 einem Zwischenglied
Q----O----[] einseht. 00 00 [OOOOJ einseht. 00 00 [OOOOJ einseht. 00 00 [0000]
Da jeder der 12 Freiheitssinne mit dem Wert 0 oder I belegt werden kann, ergeben sich 212 = 4096 unterschiedliche Schluß-Matrizen. Sie lassen sich nicht alle durch 2 Elemente (Elementenpaare ) realisieren. Die zusätzliche notwendige Bedingung, daß eine Rotation bei kantigen Körperquerschnitten nur gesperrt wird (also eine 1 erhält), wenn die entsprechenden Rotationsgruppen auch gesperrt sind, erfüllen insgesamt 1098 Schluß-Matrizen.
00 0 0 00 00 00 00
Direkte 71 83 1098 Verbindungen
cr-----o einseht. 11 1 1 [11 11] einseht. 1 1 11 [11 1 1 ] einseht. 11 11 [11 11]
Da jede Elementenpaarung durch Drehung 24 verschiedene Orthogonallagen einnehmen kann, gibt es einschließlich Spiegelung 83 verschiedene Elementenpaarungen sowie die 7 der Zeile 1 in
1111 1111
zu 24 verschiedene orthogonale Lagen des gleichen Elementenpaares möglich sind, gibt es ausschließlich der Spiegelung 71, einschließlich der Spiegelung 83 verschiedene Elementenpaare 2, Bild 9.4. Alle weiteren Kombinationen sind nur bei Hinzunahme zusätzlicher Zwischenglieder möglich, wie z. B. die Verbindung in Bild 9.10-2, rechts Mitte. Für einige Kombinationen sind sogar zwei Zwischenglieder notwendig, wie aus Bild 9.4 hervorgeht. Die Anzahl 83 der möglichen Elementenpaarungen ist größer als die Zahl, welche sich einfach aus der Gesamtzahl 1098 geteilt durch 24, der Anzahl der orthogonalen Rotationslagen ergibt, weil bei vielen Matrixkombinationen zahlreiche Lagen die gleiche Belegung haben, also durch die Symmetrie-Operation "Rotation" ineinander überführbar sind. Sie sind in einigen oder allen Richtungen symmetrisch (1 oder 0 in beiden Richtungssinnen) und haben daher weniger als 24 Orthogonallagen, in Sonderfällen (feste Verbindung) nur eine. Anschaulich: Ein Würfel, dessen 6 Seiten gleich aussehen, hat nur eine unterscheidbare Orthogonallage, ein Spielwürfel jedoch 24, ein Würfel mit jeweils gleichen gegenüberliegenden Augenzahlen nur 6. Die verschiedenen Elementenpaarungen, aus denen alle anderen zusammengesetzt werden, sind im Konstruktionskatalog Bild 9.5, BI. 1 bis BI. 4 systematisch, nach den grundsätzlichen Belegungen der Translations- und Rotationssinne der Schluß-Matrix zusammengestellt [5, 4]. Für die Matrixkombinationen ist eine von vielen möglichen Realisierungen
2 Die Elementenpaare der Zeile I aus Bild 9.5 wurden dabei nicht berücksichtigt.
1111
Bild 9.5
dargestellt. Die übrigen Matrixkombinationen lassen sich mit zwei Teilen entweder nicht realisieren oder sie stehen für orthogonale Drehlagen von Nachbarelementen. Die Bezeichnung rotxyy (7.3) bedeutet z. B., daß die Elementenpaarung aus Feld 7.3 einmal um -900 um die x-Achse und anschließend zweimal um +900 um die y-Achse gedreht werden muß, um die Elementenpaarung in Feld 7.5 zu ergeben.
9.3 Stützpunkte, Gestaltbestimmung
Die Schluß-Matrix ist definiert als die digitale Darstellung der Berührung zweier Körper in diskreten Punkten. In diesen Stützpunkten sollen die bei den Körperoberflächen eine gemeinsame Stütznormale besitzen, in deren Wirkungslinie später allein eine Kraftübertragung möglich ist. Um einen starren Körper im Raum unbeweglich zu machen, sind mindestens 7 solcher Stützungen notwendig. Von den 7 Stütznormalen, die durch diese Stützungen vorgegeben sind, dürfen keine 6 linear abhängig sein [1, 2]. Die in der Schluß-Matrix angegebenen Bewegungssperrungen, also eingetragenen Werte" 1 ", geben die orthogonalen Stütznormalen an, welche beispielsweise durch ein Elementenpaar realisiert werden. Durch diese Stütznormalen ist auch die Gestalt der beiden Verbindungspartner festgelegt, zumal sie eine Tangentialebene der sich berührenden Oberflächen definieren. Eine Linearkombination der minimal notwendigen Stützungen führt auf weitere Stützpunkte [4], die zwar zu keiner zusätzlichen Bewegungseinschrän-
392 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Gliederungs - und Rotatorische 0 Zugriffsteil Berührungsschlü.
Mögliche Translat ~',;' (-- 00) (- - 0 0) Span - Berüh - Rotation Schluß· - - 0 0 - - 0 0
nungs - rungs- Matrix - - 0 0 - - 0 1 ringe schlüsse Translation 1 2 3 Nr. 1 2
1.1
GJa '~ (0 0 - -) 0 o 0 - - 1
0 o 0
& 1.1
(0 0 - -) 1 o 1 - - 2 --
o 0
0 6
'~b J.l
(0 1 - -) 2 o 1 - - 3 --
o 0 12
'[§1; 4.1
(0 1 - -) 3 o 1 - - 4 --o 1
'~ "@ (1 1 - -) o b 2 00 -- 5 "- b
o 0 --,
3 12 6.1 '(v (1 1 --) o b
1 3 01 - - 6 "~b o 0 --12 24
"~ U@ (1 1 - -) o 1 - - 7 \ b 0- b
o 1 '-
r--- 4 12 24
'~ '® (1 1 - -) 11 - - 8 ~ b o 0 b '-
2 3 6
'@ Ei:fVb (1 1 - -) 5 11 - - 9 \ b o 1
6 6 10.1
~O@' (1 1 = =) 10 "e?rb 3 6 11
11 1 6
Bild 9.5. Konstruktionskatalog der möglichen Elementenpaarungen mit zwei Teilen, dargestellt durch die Schluß-Matrix und durch Skizzen fur eine Realisierungsvariante.
1
o 0) (- - 0 0) o 0 ) (- - (- -- - o 0 - - 0 1 - - 1 0 1 0 - - 0 0 o 0
3 4 5 1.J 1.4 1.5
rot xx (1.2) rot x (1.2) rot x (1.2)
I.J 1.4 1.5
-- -- --
J.J J.4 3.5
-- -- --
4.J 4.4 4.5
-- -- --
5. J 5.4 5.5
rot yy (5.2) rot x (5.2 ) rot x (5.2)
6.3
~@ 6.5 0
rot yy (6.2) , b @,' 12 12
:'It 7.4 7.5
rott xzz ( 7.2) rot xyy (7. 3)
24 B.J
:@" B.5
rot yy (8.2) rot xx (8.4)
9.J 9.4 9.5
"trr ~: rot zz (9.4)
6 10.J 10.4 10.5
rOlyy(10.2) rot x (10.2) rolx(10.2)
Spiegelungen gelten als gesonderte Ausführungen, Rotationen des Elementenpaares nicht
9.3 Stützpunkte, Gestaltbestimmung 393
Z 3
(- - 00) (- - o 0) (- - 00) (- - 01) (- - o 0) (-- 00) (--01) o 1 ) (- -- - 0 1 - - 1 0 - - 0 1 - - 0 1 - - o 0 - - 1 1 - - 0 1 - - 1 0 - - 0 1 1 0 - - 1 0 - - 0 0 11 - - 0 0 - - 0 1 1 0
Nr. 6 7 8 9 10 11 12 13
~ 1.7 1.B 1.9
,ro~ 1.11
'11 1.13
1 rol xx (1.6 I rOl yy (1.61 rol y (1.61 rol x (1.101 b "
rol x x (1.121 o : I
)-- - o ,1,-b "
b 12 3 8 1.5 1.7 1.B 2.9 2.10 2.11 2.11 1.13
2 -- -- -- -- -- -- -- --
3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13
3 -- -- -- -- -- -- -- --
4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.11 4.13
4 -- -- -- -- -- -- -- --
'"00 5.7 5.8 5.9
''[§Ja: 5.11 5.11 5.13
S o r b rOl xx (S.61 rolyy(S.61 -- rolx (S.101 -- --
12
$: "[®: 6.8 6.9
"~b "~'1 6.11 6.13
6 rOlyy (6.61 -- -- --'- 0
24 24 12
~~b :$b :f!tt 7. 9
'~t 7. 11 7.11 7.13
7 -- rolyyx(7.101 -- ---0
'-12 12 24 24
'b~ 8.7 8. B
·"t@~11 :~t :~ ::~ B.13
8 rol xx (8.61 rOlyy (8.61 rOi xx (8.121
24 3 6 24
'!@:b "~ 9.8
:@l14 "~ '~b ":® "~ 9 - b rOlzz (9.71 b r 0
~b
6J 24 24 24 24 6 24
':~:2 10.7 10.8 10.9 10.10 10.11 10.12 10,13
10 rol xx (10.61 rot yy (10.61 rOly (10.61 '~b rot x (10.101 bflt· rot xx (10.121
3 B
Bild 9.5. (Blatt 2)
394 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Gliederungs- und Rotatorische 3 4 Zugriffsteil Berü hrungsschlü.
Mögliche Tra n slat ~';;' (-- 00) o 0) (- - 1 1) (--00) o 0 ) o 1 ) (- - (- - (- -Span - Berüh- Rotation Schlu . - - 0 1 - - 1 0 - - 0 1 - - 1 1 - - 11 - - o 1 nungs - rungs-Matrix - - 1 1 11 - - 00 - - 0 1 1 0 11 ringe schlüsse Translation
1 2 3 14 15 16 17 18 19 1.14 b 1.15 1.16 1.17 1.18 1.19 Q
(0 0 - -) ~ 0 o 0 - - 1 rot xx l1.141 rot y l1.141 rot x ll.141 rot x 1 1.14 I ~ .1 I __
o 0 '- -Q 12 b 12
2.14 2.15 2.16 2.17 2.18 2.19
(0 0
= =) 2 1 o 1 -- -- -- -- -- --
o 0
0 3.14 3.15 3.15 3.17 3.18 3.19
(0 1 - -) 2 o 1 - - 3 -- -- -- -- -- --
o 0
4.14 4.15 4.16 4.17 4.18 4.19
(0 1 - -) 3 o 1 -- 4 -- -- -- -- -- --
o 1
'® 5.15 5.16 5.17 5.18 5.19
(1 1 - -) 2 o 0 - - 5 b ' Q rot zz 15.14) -- rot x 15.141 roti( 15.141 --o 0
12
'tit" '''[la 6 .16
"®" 6.18 6.19
(1 1 - -) Q b 1 3 o 1 - - 6 '" Q
, -- rot xx zz 16.171 --o 0
12 12 24
'~' 'fD 7.15 7.17 7.18 7.19
(1 1 - -) o 1 - - 7 b ' Q b -- rot xzz 17.141 rot yyx 1 7.15) --
o 1
4 24 24 ~
:~ 8.15 :@ :'~
8.18
:~, (1 1 - -) 11 - - 8 rot zz l8.141 rot xx I8.17) o 0
2 12 12 12
:'® 9.15
:~ :~ '~t 9.19
(1 1 - -) "~" 5 1 1 - - 9 rot zz 19.141 o 1
24 24 12 12
:~w" 10.15 10.16 10.17 10.18
";I~, (1 1 --) 3 6 11 - - 10 rot zz 110.14) rot y ll0.141 rot x 110.141 rot x 110.141 11
12 12
Bild 9.5. (Blatt 3)
9.3 Stützpunkte, Gestaltbestimmung 395
4 5 6
(- - 1 1 ) (- - 1 1) (-- o 0) ( - - 1 1 ) o 1 ) 1 1) 1 1) 1 1) c- (- - (- - (- -- - o 1 - - 1 0 - - 1 1 - - 1 1 - - 11 - - 11 - - 11 - - 11 o 1 1 0 11 o 0 11 o 1 1 0 11
Nr. 20 21 22 23 24 25 26 27 1.10 1.11 1.11 1.13 1.14 1.15 1.16 1.27
1 rotl'l1.191 rotyxx 11.191 -- -- -- -- -- --
1.20 1.11 1.11 1.13 1.14 1.15 1.16 1.17
2 -- -- -- -- -- -- -- --
3.10 3.11 3.11 113 3.14 115 3.16 3.17
3 -- -- -- -- -- -- -- --
4.10 4.11 4.11 4.13 4.14 4.15 4.16 4.17
4 -- -- -- -- -- -- -- --
5.10 5.11
U~;,t 5.13 5.14 5.15 5.16 5.17
5 -- -- ;; / ~ -- -- -- -- --b I J- :-L ~/3
6. 10 6.11 6.1r1;+ Q
6.13 6.14 6.15 6.16 6.17
6 -- -- ,l'~, -- -- -- -- --b~+ ~ 12
7.10 7.11
';~ 7.13 7.14 7.15 7.16 7.17
7 -- -- )~ f\ -- -- -- -- --I I
b -~) 12
:~ 8.11
:{@? 8.13 8 14
'~ 8.16
'b~3 '~b '~ 8 rot xx lB.201 / ,
rot x x 18.251 Q / 1/
/
,-, V /
24 6 3 12 6
'b~, 9.11 Q
'~ '@ '~ ';'~ '~ "r@; b~" 9 /~" /~
,/ )'
Q /../J Q '/ / b
Q /~ , ' , \ / , , \,~ '-/
12 6 24 6 6 10.10 10.11 10 .11 10.13 10.14 10.15 10.16 10.17
Q .,..l_ , '-'-rot l' (10.19) rot yzz (1.19) - Q roty{2.221 rot l' (10. 24) rot y (10.24) tr-
10 " , ti- i,' " , , \: ~ b
~7- b b cJ/ Q
3 6 1
Bild 9.5. (Blatt 4)
396 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Nr. Regel Beispiel
Zwischen Stützpunkten mit y y
kollinearen Normalenvektoren
,4s·"fko·, gleichen Richtungssinnes durfen
1 weitere eingeführt werden.
Linienberührung aus 2 Stützungen Ebenenberuhrung aus 3 Stützungen
Sind entgegengesetzte Trons- y Y la ti on srichtungssinne gesperrt,
'%s-':~T dürfen Stützpunkte mit zu
Z ihnen kollinearen Normalen-vektoren am Ursprung des Koordinatensystems gespiegelt werden
Stützpunkte dürfen 'rf) auf der Wirkungslinie $ J. ihrer Normalenvektoren
3 beliebig verschoben werden.
(z. B. Gestoltumkehr, Z a pfenerwei terung) z
Elementenpaare dürfen gegen- 'ftQ über dem Bezugssystem in eine
~. 4 Richtung verschoben werden. falls alle 4 dazu senkrechten Dre hrichtungssinne gesperrt sind. z
kung mehr führen, jedoch die Gestalt punktweise weiter detaillieren, siehe Bild 9.6. Nach dieser Methode können nun durch geeignete Kombination der Stützungen Linien- und Flächenberührungen abgeleitet werden. Die Gestalt bei der Verbindungspartner wird so in den momentan berührenden Konturlementen bestimmt. Die Schluß-Matrix in der bisher dargestellten Formulierung gibt nur eine Aussage über den Richtungssinn der Stützpunktlage, nicht über ihre Anzahl und ihre relative Lage, nicht über die Anzahl paralleler Stützungen. Diese muß nach Lage und Zahl so sein, daß in jedem Richtungssinn Eindeutigkeit herrscht einschließlich der Drehsperrung (siehe Band 11, Kapitel 13 "Stützpunkte").
Danach können Translationssinne eckiger Körper nur gesperrt werden, wenn die entsprechenden Rotationssinne, die senkrechte zum Translationssinn stehen (die Rotationsgruppen der Translationsrichtung), auch gesperrt sind.
Eine Voraussetzung wegen der Unkenntnis der Stützpunktzahl und ihrer Lage, welche die bisher dargestellte einfache Form der Schluß-Matrix ermöglicht, ist die, daß
Bild 9.6. Regeln zur Gestaltänderung und -variation von Elementenpaaren ohne Veränderung der Schluß-Matrix [4]
" ... einer der Partner stets an einer Regelfläche, in unserem Fall an einer Ebene, einer Zylindermantelfläche oder einer Kugeloberfläche berührt, die Drehungen haben für die gleiche Drehrichtung die gleiche Achse. Kugeldrehungen haben ihren Drehpunkt im Achsenkreuzpunkt."
Die Beispiele in Bild 9.5., BI. I bis BI. 4 sind auch alle mit Körpern dieser Oberfläche gezeichnet, so daß die Schluß-Matrix eindeutig ist. In der technischen Praxis ist es ähnlich. Wenn z. B. zwei steife Körper, beide mit Ebenen aufeinanderliegen, bilden sich im Bereich der Ebenen automatisch drei voneinander entfernte Stützpunkte aus, wenn Zylinderoberfläche und Ebene gepaart werden zwei, wenn Kugel und Ebene oder Zylinder aufeinander liegen, einer. Diese Stützpunkte bilden sich von Fall zu Fall einmal auf der einen, einmal auf der anderen Seite aus, auch wenn die gegenüberliegende Kraft nur über einen Stützpunkt eingebracht wird. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus dieser Betrachtung. Soll die Schluß-Matrix, wie es in Kapitel 13 beschrieben wird, durch den Rechner automatisch durch eine zeichnerische Interpretation dargestellt werden, dann kann der Rechner aus der Kombination von Bewegungssperrungen und Bewegungsfreihei-
9.4 Bewegungssperrung und Bewegungsfreiheit durch Berührung und Nichtberührung - Boolesche Kategorien 397
ten sofort auf eine Paarung Ebene - Ebene, EbeneZylinder, Ebene-Kugel, Zylinder- Hohlzylinder, Kugel- Hohlzylinder oder Kugel- Hohlkugel schließen bzw. auf ähnliche Paarungen, die gleiche Bewegungen zulassen. Ein weiteres Problem betrifft den sogenannten "Formschluß". Im technischen Gebrauch ist dabei ein Schluß gemeint, der durch die Form der Verbindungspartner entsteht und der selbst bei Krafteinleitung nicht nachgibt, es sei denn, das Teil würde zerstört. Der "Formschluß" in diesem Sinne ist mehrdeutig, denn er wurde über die Krafteinleitung definiert, soll aber eine Art Gegensatz zum Kraftschluß sem. Auch beim sogenannten "Kraftschluß", also einem unter Betriebskräften nachgiebigen Schluß, ist z. B. zwischen Feder und Auflage ein "Formschluß" vorhanden, weswegen, nun ganz verwirrend, auch vom "Kraftformschluß" gesprochen wird. Im folgenden wird der Begriff "Formschluß" vermieden und nur vom "Berührungsschluß" gesprochen, der dann auftritt, wenn sich zwei Körper berühren und noch nicht durchdringen. Der Berührungsschluß ist Voraussetzung für elastischen Kraftschluß oder gar Reibungsschluß. Die SchlußMatrix bezieht sich daher nur auf Berührungsschlüsse, die letztendlich auf grund der Form der Berührungspartner entstehen und diese auch bestimmen. Was nun mit Hilfe des Berührungsschlusses ermöglicht wird, sobald man Kraft einleitet, soll bei der Schlußarten-Matrix und bei den Verbindungen (Band III) besprochen werden. "Berührung" und "Nichtberührung" lassen sich sehr einfach als Boolesche Kategorien auffassen und daher durch Boolesche Größen erfassen, diese wiederum lassen sich leicht mathematisch verknüpfen.
9.4 Bewegungssperrung und Bewegungsfreiheit durch Berührung und Nichtberührung -Boolesche Kategorien
George Boole, britischer Mathematiker 1815 - 1864, schuf das erste System der Algebra der Logik, das die Grundlage der mathematischen Logik wurde. Er entdeckte, daß sich die auf die Zahlen ,,1" und ,,0" beschränkte Arithmetik als Klassenlogik deuten läßt und entwickelte so die Boolesche Algebra. Sie wurde von E. Schröder ausgestaltet und von E. V Huntington axiomatisiert.
Verwendung als Klassenlogik:
Wenn 1
° x,y,z
Klassen aller Dinge, die leere Klasse ist, die Klassenvariablen sind,
dann ist x . y die Klasse aller x und y gemeinsamen Dinge,
x + y die Klasse der entweder x oder y enthaltenen Dinge,
x - y der in x aber nicht in y enthaltenen Dinge.
Im folgenden werden zur Unterscheidung arithmetischer und logischer Operationen für letztere die Operationszeichen aus der Aussagenalgebra verwendet, also statt ,,+" Zeichen "v" und statt ,;" Zeichen "A".
Huntington stellte 4 Axiome auf, die festlegen, ob die Menge von Elementen und ihre Verknüpfungen einer Booleschen Algebra entsprechen [3, 21, 22]. Voraussetzungen: Es existieren eine Menge mit beliebigen Elementen A, B, C. Zwischen ihnen seien zwei Verknüpfungen erklärt derart, daß hier durch zwei Elemente A, B der Menge ein bestimmtes Element der Menge zugeordnet wird (Bild 6.22, Feld 1.4). Die Verknüpfungen seien Negation, Konjunktion und Disjunktion genannt und das zugeordnete Element entsprechend dem Ergebnis aus A 1\ B bzw. A vB. Die Axiome sind:
l.AI\B=BI\A A vB=Bv A
kommutatives Gesetz (Bild 6.22, Feld 5.5)
2. (A V B)I\C = AI\Cv B I\C distributives Gesetz
(9.1) (9.2)
(wie in der Arithmetik) (9.3)
AI\Bv C = (A v C)I\(BvC) distributives Gesetz (nur in Boolescher Algebra) (Bild 6.22, Feld 6.5, unten)
3. Es gibt ein Element 0 und I, für die gilt
(9.4)
A 1\1 = A (Bild 6.22, Feld 3.5) (9.5) AvO=A (9.6)
4. Zu jedem Element A existiert ein Element A, so daß gilt A 1\ A = 0 (Bild 6.22, Feld 4.5) (9.7) AvA=I. (9.8)
Jede Menge von Elementen, welche diese Forderungen erftillt, heißt eine Boolesche Algebra [3]. Man
398 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
kann alle übrigen Gesetze (De Morgan, Dualitätsprinzip, Assoziationsgesetz usw.) aus diesen ableiten.
9.5 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen
Sollen die Schluß-Matrizen nicht nur eine duale, algebraische Repräsentation von Paarungen zweier fester Körper (Elementenpaarungen) sein, sondern auch logische, z. B. Boolesche, Operationen ermöglichen, dann muß gezeigt werden, daß das Ergebnis dieser Operationen mit den Schluß-Matrizen auch dem Ergebnis der geometrischen Verknüpfung entspricht, d.h., wieder eine exakte Repräsentation der dann entstehenden Verbindung ist. Ob es zulässig ist, das Verbinden von Teilen bezüglich der Bewegungssperrung und Bewegungsfreiheit durch eine Boolesche Algebra darzustellen, ähnlich wie es in der Schaltalgebra geschieht, kann durch den Nachweis der Erfüllung der 4 Huntingtonschen Axiome gezeigt werden. Der Nachweis wird durch die Übereinstimmung der Verbindung geometrischer Körper und der logischen Gleichungen der 4 Axiome in Bild 9.7 erbracht. In Spalte 1 des Bildes 9.7 sind die Huntingtonschen Axiome angeführt, in Spalte 2 ist die von den Axiomen verlangte Gleichheit des Ergebnisses bei verschiedenen Verknüpfungen der Paarungen gezeigt, in Spalte 3 deren Gleichheit (mindestens für drei Translationen) aufgrund von Werteberechnungen. Um den Beweis nachzuvollziehen, ist es zunächst wichtig, die Ausgangselemente und die Verknüpfungsregeln zu kennen.
9.5.1 Erfüllung der Huntingtonschen Axiome durch Elementenpaare
Die Erfüllung muß sowohl für die konjunktive als auch für die disjunktive Verknüpfung gelten.
9.5.1.1 Kommutativgesetz
In Bild 9.7 ist die Gültigkeit des Kommutativgesetzes für die Konjunktive Verknüpfung
AAB=BAA A·B=B·A
(Boolesche Algebra) (Arithmetik)
(9.1) (9.9)
in Zeile 1 dargestellt und für die disjunktive Verknüpfung
A vB = B vA (Boolesche Algebra) A + B = B + A (Arithmetik)
(9.2) (9.10)
in Zeile 2. Daß jeweils für die Elementenpaarkombination in der linken und in der rechten Abbildung der Felder 1.2 und 2.2 das gleiche Ergebnis für Sperrungen und Freiheiten, zwischen Ein- und Ausgang, zwischen den Gliedern 1 bis 4 oder 3 bis 2 vorliegt, ist in Spalte 3 nachgewiesen. Eine genaue Definition der konjunktiven und disjunktiven Verknüpfung von Teilen ist in Bild 9.8 wiedergegeben.
9.5.1.2 Zwei distributive Gesetze
Die Zeilen 3 und 4 des Bildes 9.7 erläutern die Gültigkeit der zwei distributiven Gesetze. Das erste, welches auch in der Arithmetik gilt (in Zeile 3), ist
(A vB) AC = (A AC) v(B AC) (Boolesche Algebra)
(A + B) . C = A . C + B . C. (Arithmetik)
(9.3)
(9.11)
Das zweite (in Zeile 4, in der Arithmetik nicht gültig) ist
(A AB) vC = (A v C) A (B v C) (9.4)
Die Skizzen im linken und rechten Teil der Felder 3.2 sowie 3.3 und 4.2 sowie 4.3 zeigen, daß beide distributiven Gesetze in der Tat die Verknüpfung (Verschachtelung bzw. Verbindung) von Teilen richtig wiedergeben.
9.5.1.3 Neutrale Elemente
Sie ändern das Werteergebnis in der Gleichung nicht, ändern aber auch die Freiheit bei der konjunktiven bzw. die Sperrung bei der disjunktiven Verknüpfung nicht. Bekanntlich ist
AA1=A A·1 =A
(Boolesche Algebra) (Arithmetik)
Wird 1 gleich eins gesetzt
1 = 1
(9.5) (9.12)
dann verändert diese ,,1" einen konjunktiven Ausdruck nicht. Im Bild 9.7, Feld 5.2 bedeutet es, daß bei einer seriellen Verbindung (Konjunktion) eine eingefügte feste Verbindung an den Freiheiten und der Sperrung nichts ändert, siehe auch Feld 5.3.
Für die disjunktive Verknüpfung gilt
AvO=A A+O=A
(Boolesche Algebra) (Arithmetik)
(9.6) (9.13)
Nr.
HantingtonAxiome
1.1 1.2
Konjunktion
Kommuta -tives Gesetz
Disjunktion
3.1
Erstes
2.2
3.1
Geometrische Operotionen
A A B B A
A v B
9.5 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen 399
1.3
Bewegungs- Sperrung - Frelhed
Translation I serielle Verknüpfung)
5112,3)'4
A A B 5x = 0 A 0 = 02
5y = 1 A 1 = 1 5z = 1 A 1 = 1
53, 14, 1),2
B A A 5x = 0 A 0 = 02
5y = 1 Al = 1 5z = 1 Al = 1
2.3 Tronslation Iparallele Verknüpfung)
5112,3)'4
A v B 5x = 0 v 1 = 1 5y = 0 v 1 = 1 5z = 0 v 0 = 0
5314 ,1),2
BvA 5x=lvO=1 5y = 0 v 1 = 1 5z=OvO=0
3.3 Translation Iparallele und serielle Verknüpfung)
5112,3,4,5),6
5x = 10 v 1) A 0 = 0 } = 10 A 0) v 11 A 0) = 0
5y = 11 v 0) A 1 = 1 } = 11 A 1) v 10 A 1) = 1
DistribuZ tives
Gesetz
(AAC)v(BAC) 5z=IOvO)A1 =O}
=IOA1)v(OAl) = 0
Zweites
A ,B, C,; Elementenpaarung der angezogenen Teile
Bild 9.7. Die Bewegungssperrung und Bewegungsfreiheit von zwei Teilen durch Berührung und Nichtberührung in Richtung der einzelnen Bewegungssinne, bildet eine Me n g e , welche die Axiome von Huntington erfüllt, die hier bezüglich der Translations-Freiheit und -Sperrung dargestellt werden.
Daher läßt sich dies Verhalten von geometrischen Gebilden (festen Körpern) durch eine Boolesche Algebra beschreiben, ähnlich wie in der Schaltalgebra. Es gelten danach auch die
4.3 Translation Iparallele und serielle Verknüpfung)
5112 ,3,4,5)'6
5x =IOA1)vO =O} =IOvO) A 11vO) = 0
5y=(lAO)v1 =1} =11vl)AIOvl) =1
5z=IOAO)v1 =1} =(Ovll AIOv1) = 1
anderen logischen Gesetzmäßigkeiten wie das von DeMorganTheorem, das Komrnutativgesetz, das Dualitätsprinzip usw. Die Gesetzmäßigkeiten der Booleschen Algebra ermöglichen es, die Sperrungen und Freiheiten bei der Verbindung von Körpern, aber auch beim Ersatz einer durch mehrere Verbindungen auf grund logischer Operationen zu beschreiben oder vorauszuberechnen. Konjunktive, disjunktive Verknüpfung siehe Bild 9.8
400 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Huntington -Axiome
Geometrische Operationen
Nr. z 5.1 5.2
Konjunktion
Neutrale " 3 Elemente
6.2 0;1
Disjunktion
7.1 7.2
Konjunktion
Innere A 4 Elemente
A; Ä B.2
( Negation)
Disjunktion
A v
A, B, C ,; Elementenpaarung der ongezogenen Teile
Bild 9.7. (Blatt 2)
~
~
A
o
In Zeile 6 ist die disjunktive Verknüpfung des Elementenpaares A mit dem Elementenpaar ,,0" gezeigt, welche an den Sperrungen und Freiheiten auch nichts ändert (siehe auch Feld 6.3). In Zeile 6 ist die disjunktive Verknüpfung des Elementenpaares A mit dem Elementenpaar ,,0" gezeigt, welche an den Sperrungen und Freiheiten auch nichts ändert (siehe auch Feld 6.3).
9.5.1.4 Existenz eines inversen Elements
Das vierte Axiom ist bei Elementenpaaren auch erflillt, denn es gibt inverse Elementenpaare [3], wel-
Bewegungs -Sperrung -Freiheit
5.3
Translationen
öx=OAl =0 öy = 1 A 1 = 1 öz = 0 A 1 = 0
Serielle Verknüpfung
6.3
Translationen
öx=OvO=O öy = 1 v 0 = 1 öz = 1 v 0 = 1
Parallele Verknüpfung
7.3
Translationen
öx = 0 Al = 0 öy = 1 A 0 = 0 öz = 0 A 1 = 0
Serielle Verknüpfung
B.3
Translationen
öx=Ovl=l öy=lvO=l öz=Ovl=O
Parallele Verknüpfung
che die Bedingung erfüllen
A /\A = 0, (9.7)
hier flir konjunktive Verknüpfung. Dort spielt die! Eigenschaft der Negation eine entscheidende Rolle. Die negierte Menge ist der Rest aller übrigen möglichen Mengen, die negierte ,,0" ist eine ,,1", die negierte" 1" eine ,,0", der negierte Richtungssinn ist die einzige Alternative flir den nicht negierten Richtungssinn. Diese Überlegung gilt nicht flir die Arithmetik, da es dort nicht nur zwei Werte gibt, die stets die einzig mögliche Alternative bilden (z.B. 0 und alle ganzen Zahlen usw.).
9.5 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen 40 I
Verknüpfungen Logische Operationen mit 5chlun - und Freiheits- Motr izen Sperrung
Nr. 1.0 1.1 5 Schluß-, Schluß- Matrix: öx =1 Schluß; öx =0 Freiheit F reiheits-Matrix F Freiheits -Matrix: ÖX = 1 Freiheit; öX = 0 Schluß
51 " 52 = Fl v F2
51 v 52 = Fl "F 2
1.0 1.1 1.1 1.3
Elementen· paare
(0 1
53,4 = 0 0 11
(1 0
FM = 1 1 o 0
~~) Un5U=(~~ ~~) 51,2= o 0 1 1 1 1
2 1 (ÖX ÖX öyz Ö'fi) 00) (11 11) öy ö'j özx özx o 0 F 1 2 = 0 0 0 0 öz öz öxy öX'j 1 1 ' 0 0 0 0
3.0 3.1 3.1 Serielle Verknüpfung 3.3
Serielle (0
10 00)
öx = 01
51 (2,31,4 = 51.2 ,,53,4= 00 11 Teil 2;3 ist im öx-
Ver -knüpfung
11 o 0 Richtungssinn zweifach frei
(11 1 1 1 ) (vam Verband F1l2,3I,4=F1,2vF3,4= 11 00 lösbar 1
o O' 1 1
4.0 4.1 4.1 Parallele Verknüpfung 4.3
Parallele ( 0 1 1 1 ) ÖZ=öz=1 1
51(Z,31,4 =\2v53,4= 1 1 1111 Teil 1;3 ist"ln z-11 11 1 1 Ver - 4
knüpfung
Richtung zweifach g.esperrt
(1000) ( Uberbestimmtheit,
F1(2,31.4 = F1,2" F3,4 = 0101 0101 Doppelpassung 1 o 0 0 0
5.0 5.1
Negation
55.6" ( 1 0 5.1
o 0 ) 53,4 = 1 1 o 0
o 0 11 Mit 2 Teilen nicht realisierbar
_ ( 0 1 1 1 ) F 3,4 = 0 0 1 1
1 1 0 0
Bild 9.8. Beispiele rur die konjunktive, disjunktive und Negationsverknüpfung von Elementenpaaren. Darstellung als Schluß- bzw, Freiheits-Matrix.
Bei der Schluß-Matrix, deren Anwendung hauptsächlich im Hinblick auf Sperrkräfte erfolgt, stellt der Wert "I" eine Sperrung, der Wert ,,0" eine Freiheit dar. Bei der Freiheits-Matrix verwendet rur Bewegungen, ist es umgekehrt. Auftreten vo~ Mehrfachsperrung und Mehrfachfreiheit ist durch Exponenten gekennzeichnet. Bei serieller Verknüpfung, Zeile 3, erhöhen sich die Freiheiten und die Sperrungen verringern sich. Bei der Schluß-Matrix wird die serielle Verbindung durch konjunktive, bei der Freiheits-Matrix durch disjunktive Verknüpfung realisiert. Bei paralleler Verknüpfung, Zeile 4, erhöhen sich die Sperrungen und die Freiheiten verringern sich. Wenn die Schluß-
5.3
_ (1 1 1 1 ) 51,2= 00 o 0 Betrifft Feld 5.2:
o 0 o 0 öyz = 1, 5yz = 1 nur möglich,
- CO o 0 ) wenn 5y =1,51' =1
F1,2= 1 1 11 oder 5z=l, öz=1
11 11
Matrix disjunktiv verknüpft wurde muß die Freiheits-Matrix konjunktiv verknüpft werden. Aufgrund der Operationstabellen in Bild 9.9 können bei serieller Verknüpfung Doppel- und Mehrfachfreiheiten entstehen (Feld 3.2, Gefahr des Lösens), bei paralleler Verknüpfung l?0ppel- und Mehrfachsperrungen (Feld 4.2, Doppelpassung, Uberstimmtheit) entstehen (siehe Kapitel 13). Die "Negation" einer Elementenpaarung ist in der Regel nur mit völlig anderen Körpern zu realisieren, selten mit den gleichen, häufig gar nicht. Ein Elementenpaar zu finden, dessen Sperrungen und Freiheiten dem aus Feld 2.2 invers sind, ist nicht möglich, weil die dann geforderte beidsinnige Sperrung der YZ-Richtung, wenn die Translationen in den Y- und ZRichtungssinnen frei sind, nicht möglich ist
402 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
In Bild 9.7, Feld 7.2 links, sind zwei Elementenpaare A und A dargestellt, die bezüglich ihrer Translationsbewegungen invers sind. Ihre serielle Verknüpfung ergibt bezüglich der Translation auch null (siehe auch Feld 7.3). Ebenso ist die Bedingung bei der Disjunktion von negierten (inversen Elementen) erfüllt
A vA = 1, (9.8)
denn wenn zwei inverse Elementenpaare disjunktiv verknüpft werden, ergeben sie eine feste Verbindung (Felder 8.2 und 8.3).
9.5.2 Die allgemeinen Regeln zur Festlegung konjunktiver und disjunktiver Verknüpfung der Elementenpaare
Sie sind bei der Verbindung von Elementenpaaren in Bild 9.8 dargestellt. Es gilt
Konjunktion: Das Ausgangsteil des einen Elementenpaares wird mit dem Eingangsteil des anderen Elementenpaares verbunden, z. B. Teil Nr. 2 mit Teil Nr. 3 in Zeile 3. Es könnte auch Nr. 1 und Nr. 4 sein (serielle Verknüpfung).
Disjunktion: Es werden sowohl die Eingangsteile (z.B. Nr. 1 und 3 in Zeile 4) als auch die Ausgangsteile (z.B. Nr. 2 und 4) der Elementenpaare fest miteinander verbunden (Parallele Verknüpfung).
Negation: Negaflon
Steht z. B. über dem Wert ,,1" bei Schluß-Matrizen ein Exponent, dann zeigt er mehrfache, im angeführten Fall (Zeile 4) zweifache Sperrung an. Das gesperrte Teil, hier Nr. 1, 3 ist gegenüber Teil 2, 4 in z-Richtung einfach überbestimmt gelagert. Das ist auch anschaulich leicht zu erkennen, da der Quader und der mit ihm verbundene Zylinder bei Spielfreiheit in z-Richtung verklemmen würden, weil mit toleranzbedingten Ungenauigkeiten zu rechnen ist. Solche Lagerungen sind daher bei engem Spiel und Passungen zu vermeiden (Doppelpassung). Steht über dem Wert ,,0" bei Schluß-Matrizen ein Exponent, dann zeigt er doppelte oder mehrfache Freiheit in den entsprechenden Bewegungssinnen an (Zeile 3). Ein Teil zwischen Anfangs- und Endglied kann sich in dem entsprechenden Bewegungssinn vollkommen frei bewegen und bei Translationen von der Kette lösen. Im Beispiel ist es Teil 2, 3, das sich in Zeile 3 vom Anfangs- und Endglied im öx-Richtungssinn vollkommen lösen kann. Diese Verknüpfung ist, außer für Montagezwecke, zu vermeiden. Im Extremfall können es sogar mehr als zwei gleiche Freiheitssinne sein, z. B. drei- und vierfache Freiheiten. Häufig ist es von großem Wert, daß aufgrund der angegebenen Regeln das Verknüpfungsergebnis auf solche Unkorrektheiten hinweist und den Konstrukteur sofort darauf aufinerksam macht. Da verschiedene Möglichkeiten der Verknüpfung mit Exponenten vorkommen können, wurden in Bild 9.9 die Verknüpjungsregeln in drei Tabellen festgehalten. Das Prinzip ist, daß bei Disjunktionen immer für
Konjunktion m>n
Oi sju nktion m > n
Bei einer negierten Bewegungs- oder Sperrgröße werden die Freiheiten in Sperrungen und die Sperrungen in Freiheiten verwandelt. Es lassen sich nur die wenigsten Negationen mit zwei Elementen realisieren (z.B. Bild 9.10-1, Zeile 2).
Ausgang Ergebnis 5Xl 5xz 5x res 5Xl 5xz 5Xres
In den Feldern 3.1 und 4.1 sind die Ergebnisse der konjunktiven und disjunktiven Verknüpfung der Elementenpaare zeichnerisch dargestellt, in den Feldern 3.2 und 4.2 durch Schluß-Matrizen. Sie müssen beide übereinstimmen, wenn dort Freiheit und Sperrung des ersten und letzten Gliedes betrachtet werden. In den Zeilen 3 bis 5 sind alle 3, die Verknüpfung charakterisierenden Funktionen angeführt. Neu ist, daß ein Verknüpfungswert (1 oder 0) auch einen Exponenten haben kann.
Dm 1m
1m Dm
mund n sind ganze positive Zahlen
Om On
Dm 1n
1m On
1m 1n
Om.n Om On On
Dm Dm 1n 1n
On 1m On 1m
1n 1m 1 n 1 m·n
Bild 9.9. Boolesche Operationen mit dualen Werten und Exponenten.
Bei den logischen Operationen mit Schluß-Matrizen werden Exponenten eingeführt, die bei Basis ,,1" die Doppel- und Mehrfachsperrungen und bei Basis ,,0" die Doppel- und Mehrfachfreiheiten anzeigen. Mehr als einfache Sperrungen führen in der Praxis zu toleranzbedingten Überbestimmtheiten, mehr als einfache Freiheiten in Translationsrichtung zu Teileverbänden, die sich von der Kette lösen können (identische Translationsfreiheiten). Beide Fälle sind zu vermeiden, Mehrfachfreiheiten nur bei Translationen. Alle logischen Operationen werden wie üblich durchgeführt, wobei die Exponenten - wie in den Tabellen gezeigt - verknüpft werden. Das Ergebnis bezieht sich immer auf Sperrung und Freiheit zwischen Anfangs- und Endglied
Boolesche Darstellungs-Operation art
Nr. 1 2 1.1 1.2
1 Symbolisch t- 1::-:;---
Negation 2.2
2 Geometrisch
3.1 3.2 3 Symbolisch
t- Konjunktion ft:T- -[bei Trans-
4 lotion) Geometrisch
5.1 5.2 5 Symbolisch
r--Disjunktion
f-:-:c---6.2
[bei Trans-
6 lation) Geometrisch
7.1 7.2 7 Symbolisch
I--Konjunktion
fo-.- --8.2
8 [bei Rota·
Geometrisch tion)
9.1 9.2
9 Symbolisch - rru---Disjunktion
[bei Rota-
10 tion) Geometrisch
9.5 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen 403
Darstellung
3 1.3
So,b So,b 1--::-:-- -- -- -------- -- -- ----2.3
bpO a~b 3.3
Sa,b " Sc,d = Sa[bcl,d u-------------.-
t~..ß/L/ß{ 't/L/L////L/ß /@/.L/.L/.ß/..ß/@//.//ß
00 " ~EJ = Gilb i cllE] 07/?7/??///? 7//////7//7/ ?/7//7//ffff/"ffff/"/h
5.3
Sa,b V Se,d = Sac, bd ~---------------_.-
6.3 ///~-6(///
'i@ß/.L/ß /@.L/.L/.L/..b '15gb 00 V 00 = 'lT///////// '77/7ff/777/ c : : d
7///7///7/77/ 7.3
Sa, b " S c,d = So [bc),d f7-.-------------,...
.·fI]=frZ. a 9.3
Sa,b V Sc,d ::; Sac,bd =-.------------
~' bad 'md (Iv . ~.
Bild 9.10-1. Erfüllung der drei Boolesehen Operationen "Negation", "Konjunktion", "Disjunktion" bezüglich Sperrung und Freiheit bei der Berührung von Elementenpaarungen.
Da die Sperrung und Freiheit für die Translations- und Rotations-Bewegungssinne auf grund von Berührung und Nichtberührung, den vier Huntingtonsehen Axiomen genügt, kann die Verknüpfung der drei dargestellten Anordnungs-Paarungen durch eine Boolesehe Algebra abgebildet werden. Volle Linien bedeuten Berührung, gestrichelte Nichtberührung Zeilen 1, 2: Komplementäre Veränderung der Freiheiten und Sperrungen durch Negation. Die negierte Matrix ergibt eine völlig andere Elementenpaarung. Diese Operation ist für vorgegebene Körper relativ selten möglich ist. Zeilen 3, 4 und 7, 8: Konjunktion mit Erhöhung der Freiheiten. Es können neue mit zwei Teilen nicht realisierbare Freiheitskombinationen entstehen, wie im Beispiel, ebenso auch Mehrfachfreiheiten (siehe Bild 9.9). Zeilen 5,6 und 9, 10: Disjunktion mit Verringerung der Freiheiten. Es entstehen für viele Bewegungssinne Zweifachsperrungen, die - wenn nur geringes oder kein Spiel vorhanden ist - zu unerwünschten, z.B. toleranzbedingten Überbestimmtheiten (Doppelpassungen) führen können
Operationszeichen: ,,-" NICHT [Negotion);"A'· bzw. "." UND [Konjunktion); "V" bzw. ,,+" ODER [Disjunktion)
00 Durchgezogene Konturlinien nebeneinander: Berührung , , Dünne gestriChelte Konturlinien : Keine Berührung
die Basis"l" die größtmögliche Exponentenzahl, für die Basis ,,0" die kleinstmögliche vom Eingangszum Endglied fortgepflanzt wird, bei Konjunktionen jedoch für die Basis ,,0" die größtmögliche, für die Basis ,,1" die kleinstmögliche im Endergebnis erscheint. Die logischen Operationen sind alle wie üblich zu vollziehen, wobei der Exponentenwert unverändert erhalten bleibt [10, 5].
9.5.3 Anschauliche Darstellung der Gültigkeit von Booleschen Operationen für Elementenpaare
In Bild 9.10-1 ist noch einmal geometrisch anschaulich dargestellt, daß die drei Booleschen Verknüp-
fungsoperationen Negation, Konjunktion und Disjunktion für die Verknüpfung von Elementenpaaren gültig sind. In Zeile 2 wird gezeigt, daß bei der Negation des linken Elementenpaares das rechte entstehen muß, da beim rechten alle Freiheiten gesperrt sind, die beim linken frei sind und nur die Freiheit, welche beim linken gesperrt ist (ox), beim rechten vorliegt. Genau den gleichen Tatbestand erhält man bei der Negierung dualer Größen, wenn die eine negiert wird, ergibt die andere - viertes Huntingtonsches Axiom - ein "Inverses Element" (siehe auch Wertetafel in Bild 4.15, Feld 3.1), Zeile 4 zeigt anschaulich die Gültigkeit der konjunktiven Verknüpfung bezüglich Sperrung und Freiheit
404 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Sa ,b = Sa,b =
Negation (' 1 00) (00 ") 00 0 0 11 11
00 0 0 1 1 1 1
Umge- bQ ~o sta Itung 0 b
So,b 1\ Sb,q = SO(bl,q
Bild 9.10-2. Logische Rechenoperationen mit Schluß-Matrizen zur Simulation zusammengesetzter Verbindungen von Elementenpaaren.
Durch Boolesche Operationen mit den an den gleichen Matrixplätzen stehenden Größen zweier Matrizen gelingt es, das Ergebnis einer bestimmten Verknüpfung durch eine serielle oder parallele Verbindung von Elementenpaaren mit der ErgebnisMatrix vorher zu bestimmen.
Kon-ju nktion (00 ") (" ") (00 "; 1 1 1 1 1\ 00 1 1 = 00 11
11 11 1 1 1 1 11 11
Seri elle b11~1 Ig( ![OOl Verknüp- 1\ =
fung b q b q
So,q 1 V Sh,q Z = SOb,ql qz Dis-junktion (00 ") (" ") (" l' 11
) 11 11 V 00 1 1 = 1 1 12 12 1 1 1 1 1 1 1 1 12 12 12 12
Parallele ~ ~~~q2 =o_tqZ Verknüp- ql~ V
fung =0 b q~ b'
Operalionszelchen:" -" NICHT ; ,,/\" bZw.,,·" für "UND", bei Konjunktion i "v" bzw. " + " fü r "ODER", bei Disjunktion.
der Bewegung "seriell verbundener Elementenpaare". Nur wenn sowohl bei der Elementenpaarung alb und bei der Elementenpaarung c!d im "seriell verbundenen" Fall (rechtes Bild) Berührung vorliegt, ist die Verschiebung des Eingangsgliedes a im öX-Richtungssinn durch das Ausgangsglied d gesperrt. Hat eines der Elementenpaare keine Berührung, dann besteht zwischen Glied a und d keine die Bewegung sperrende Beziehung (siehe Wertetafel in Bild 4.l5, Feld 3.2). Aus Zeile 6 kann die Gültigkeit der disjunktiven Verknüpfung bei "paralleler Verbindung" von Elementenpaaren entnommen werden. Wenn auch nur an einer Stelle des Elementenpaares (Zeile 6, rechts) Berührung herrscht, wird durch das Ausgangselement bd die Bewegung des Eingangselements ac in der Bewegung im ÖX-Richtungssinn gesperrt (siehe Wertetafel in Bild 4.l5, Feld 3.3). In den Zeilen 8 und 10 des Bildes 9.10-1 wird gezeigt, daß die Booleschen Operationen auch für die Rotationsbewegung gelten.
9.5.4 Logische Verknüpfung und Zerlegung von Schluß-Matrizen
Nun sind die Voraussetzungen erfüllt, um ganze Matrizen miteinander zu verknüpfen. Die Verknüpfungsoperationen werden wie üblich durchgeführt, aber nur zwischen den Werten der gleichen Matrixplätze. In Bild 9.10-2 ist das Vorgehen an drei Beispielen gezeigt [8, 16]. Die Schluß-Matrix gibt die Werte für alle 12 Plätze an und wird mit S bezeichnet, wobei Eingangs- und Ausgangsteil mit Indizes als Ziffern oder Buchstaben gekennzeichnet werden müssen. Hier steht die Matrix mit der Bezeichnung Sa b für das zu verschiebende Eingangsteil a und da~ (feststehende) Ausgangsteil b. Die Matrixgleichung, welche die Art und Kombination der Verknüpfungen angibt, ist
fur das obere Beispiel eine Negierung,
Sa,b'
fur das mittlere Beispiel eine Konjunktion
Sa,b 1\ Sb,q = Sa(b),q (9.14)
9.5 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen 405
I~in-dung Ausgangsfarm Zerlegte Formen Darstellung Bild 9,11. Konjunktive und disjunktive Zerlegung von SchlußMatrizen und entsprechendes Auftrennen eines Drehschiebepaares.
Zerlegung Nr. 1 2 3
1 50 b = 5cd fI 5 e,f Gleichung
I--
Kon -junktiv (00 00) (1 2 11 1 1 = 11 (Seriell ) 11 1 1 1 1
° 0) (00 1 1 fI 11 1 1 11
1 1 1 1 11
SchluG -Matrix
Bei der konjunktiven Auftrennung mit Ersatz von einem Elementenpaar durch zwei hintereinandergeschaltete, haben diese weniger Bewegungsfreiheit (oben), bei der disjunktiven Auf trennung mit Ersatz durch zwei parallel verbundene Elementenpaare, haben sie mehr Bewegungsfreiheiten (unten). Das Ziel ist es, Ersatzpaarungen zu finden, die gegebenenfalls besser realisierbar oder leichter montierbar sind. Die dargestellten "AufspaItungen" sind nicht die einzig möglichen (siehe Bild 14.30, Band II)
f--
3 Q b ~ I 0 0 dt: a Bild
e
4 50, b = 5g, h V 5· k L Gleichung
r--
Dis -(00 o 0 (0 0 o 0) (00 00
junktiv 5 1 1 11 11 o 0 V 00 11
SchluG -= Matrix
(Parallel) 11 1 1 o 0 1 1 1 1 00 -
6 Q b 0 ~ptjJ o g . Bild
J
für das untere Beispiel eine Disjunktion
Sa,ql V Sb,q2 = Sab,q (9.15)
Die Ergebnis-Matrix wurde durch Negation bzw. Werteverknüpfung jedes einzelnen Matrixplatzes erhalten. Es ist nun zu erkennen, daß die Negation (Zeile 1) zu einem völlig anderen Elementenpaar führt (Zeile 2), die konjunktive Verknüpfung der Matrizen, Bild 9.10-2 (Zeile 3), zu einem Ergebnis führt, welches die gleiche Elementenpaarung beschreibt, die durch die geometrische serielle Verbindung entstand. Die Funktion dieser Elementenpaarung ist mit zwei Gliedern nicht zu realisieren, daher im Katalog der Grundelemente (Bild 9.5, BI. 1 bis 5) auch nicht enthalten. Sie ermöglicht die Translation in X- und Y-Richtung und verhindert alle Rotationen (Anwendung bei Orthogonalführungen, Zeichenbrett, Plotter usw.). Ein vollkommen anderes Gebilde entsteht, wenn die beiden Matrizen in Zeile 5 disjunktiv miteinander verknüpft bzw. die beiden Elementenpaare parallel
miteinander verbunden werden, Bild 9.1 0-2, Zeile 6. Im Gegensatz zur konjunktiven Verknüpfung werden in der Ergebnis-Matrix die Sperrungen vermehrt. Es treten sogar zahlreiche Doppelsperrungen auf. Auch stellt das Gebilde gegenüber den elementaren Paarungen im Katalog (Bild 9.5) bei diesem Beispiel nichts Neues dar, denn eine entsprechende Elementenpaarung ist in Feld 10.27 enthalten. Genau so, wie man in der Arithmetik der Multiplikation die Division gegenüberstellt, der Addition die Subtraktion - in der Schaltalgebra schreibt man auch die Konjunktion und Disjunktion wie Multiplikation und Addition und setzt statt des Operationszeichens ,,1\" den Punkt ,;" und statt "v" das Pluszeichen ,,+" - so kann man auch bei der logischen Algebra eine konjunktive und disjunktive "Zerlegung" vornehmen. Die Fragestellung, welche konstruktiv von großem Interesse ist, lautet: "Wie kann das vorhandene Elementenpaar (Gelenk) durch zwei oder mehrere andere, möglichst einfachere ersetzt werden?"
406 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
In Bild 9.11 sind zwei Beispiele dargestellt. Links in Zeile 2 steht die Ausgangsmatrix, welche durch Aufspaltung in zwei mögliche Teilmatrizen zerlegt wird. Aus den Matrizen werden dann die konkreten Gebilde entwickelt (Zeile 3). Im Beispiel des oberen Bildes sind die erhaltenen Elementenpaare zwar nicht einfacher aber anders. Es gibt jedoch zahlreiche andere Fälle (Bild 11.30, Band 2), in denen die Teilmatrizen auch einfachere Elementenpaare darstellen als die Ausgangsmatrix. Die konjunktive Zerlegung vermindert die Bewegungsfreiheiten und vermehrt die Sperrungen der Teilmatrizen gegenüber der Ausgangsrnatrix (Bild 9.11, Zeile 2), die disjunktive Zerlegung vermehrt die Freiheiten und vermindert die Sperrungen (Bild 9.11, Zeile 5), also genau umgekehrt wie bei der verbindenden Verknüpfung in Bild 9.10. Nach Erhalt der Schluß-Matrizen werden diese dann in Elementenpaare umgesetzt. Die Matrix-Operation "Verknüpfung" ist eindeutig, die Operation "Zerlegung" jedoch mehrdeutig, selbst, wenn eine der zu zerlegenden Matrizen schon bekannt ist! Es gibt für die Zerlegung mehrere Lösungen. Ein Grund sind die Operationsregeln für Konjunktion und Disjunktion (Bild 9.9, Zeilen 1 bis 3 für die Konjunktion und Zeilen 2 bis 4 für die Disjunktion). So kann sich bei der konjunktiven Zerlegung eine ,,0" aus 0 /\ 0, 0 /\ 1, 1 /\ 0 zusammensetzen, während bei der disjunktiven Zerlegung eine ,,1" aus o vI, 1 vO, 1 v 1 entstehen kann. Wird berücksichtigt, daß für die einzelnen Bewegungssinne jeweils eine andere der drei Zerlegungsoperationen gewählt wird, gibt es schon für zwei Teile eine Fülle von Varianten, wie das in Kapitel 11 ausführlich dargestellt wird.
9.6 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen bei großer Teilezahl
Oft ist es verwirrend, die Verknüpfung von beliebig zusammengeschachtelten Einzelteilen durch logische Gleichungen und anschließend durch SchlußMatrizen darzustellen. Das vom Autor vorgeschlagene [9] und von Klausnitz übernommene Verfahren [4] ist einfach und schnell durchzuführen. Wie in Bild 9.12 gezeigt, werden die einzelnen Verbindungen (Spalte 1) durch Graphen dargestellt (Spalte 2), bei denen die Knoten die verschiedenen Teile darstellen und die Kanten die Verbindungen, d. h. in der Regel die Berührung von zwei Teilen symbolisieren. Die Gesamtverbindung zwischen zwei beliebigen Teilen (Knoten) wird erhalten durch Verknüpfung
der möglichen Wege, welche zwischen diesen Teilen (Knoten) bestehen. Das Vorgehen wird an der Splintverbindung, Zeile 2 des Bildes 9.12, erläutert: Blech a berührt Blech b und den Splint d (Feld 2.1), während Unterlegscheibe c nur Blech b und den Splint d berührt. Mit jeder Berührung kann eine Sperrung erfolgen. In Feld 2.2 ist der entsprechende Graph aufgezeichnet. Soll die Verbindung von Blech a mit Blech b ermittelt werden, dann müssen im Graphen sämtliche Wege zwischen a und b berücksichtigt werden. Es sind dies die Wege a-b (Feld 2.3), a -d - b unda-d - c - b. Nun werden lediglich die einzelnen Schluß-Matrizen logisch miteinander verknüpft, wobei zu beachten ist, daß verzweigte Wege disjunktiv (parallele Verbindung) und hintereinander folgende Wege konjunktiv (serielle Verbindung) verknüpft werden. Bei Einsatz der Symbole für die Matrizen mit den die Teile kennzeichnenden Indizes ergibt sich (Feld 2.4) für die Gesamtverbindung von Teil a und bunter Berücksichtigung der Teile c und d:
Sa(cd),b = Sa,b V (Sa,d /\ Sd,b) v (Sa,d /\ Sd,c /\ Sc,b)' (9.16)
Die Schluß-Matrizen, welche die Bewegungssperrung oder -Freiheit in Normalrichtung darstellen, sind unter Berücksichtigung der Übereinkunft, daß der erste Index das zu bewegende, der letzte das festgehaltene Teil und die in der Klammer stehenden die Zwischenteile bezeichnen, folgende:
(0 0 o 0) Sa,b= 0 1 o 0
o 0 o 0 (9.17)
(I I I I) Sa,d = 1 0 o 0
1 1 1 1 (9.18)
(I 1 I I) Sd,b = 0 0 o 0
1 1 1 1 (9.19)
(I I o 0) Sd,c= 1 0 o 0
1 1 o 0 (9.20)
CO 00) Sc,b= 1000 o 0 0 0
(9.21 )
9.6 Logische Operationen mit Schluß-Matrizen bei großer Teilezahl 407
Verbindung Ver bindungsgraph Verbi ndung swege Logische Gleichung
Nr. 1 2 3 4 1.1
~o 1.2 1.3 1.4
1 :I> ]> Sa{cl,b =
Sa,bV So,c A Sc,b
2.1 Splintverbindung 2.2
:~: 2.3
:~: 2.4
~b So(c,dl,b= Sa,b V
2 Sa,d A Sd,b V
Sa,d A Sd,c A Sc,b
3.1 Sch r ou benver bindung 3.2 3.3 3.4
3 $: :I> wie Feld 1.3 wie Feld 1.4
c 4.1
Pan feder ve rbindung 4.2 4.3 4.4
4 ~ 1> wie Feld 1.3 wie Feld 1.4
c b
5.1
'O'~b 'O'~' 5.4
Wälzlager SOICl,C2,dJ,b= 0 Sn,cl ,SC1,b v
d~:C' .c,.c, Sn,c2 'Sc2,b v
5 So,Cl ,Scl,d . Sd ,c2 . Scz, b V
So ,c2 . Sc2 ,d .
Cn Cn Sd,Cl • Scl ,b USW.
Bild 9.12. Verbindungsgraphen, Verbindungswege und logische Gleichungen unterschiedlicher Verbindungen.
Die relative Sperrung zwischen zwei beliebigen Teilen wird ermittelt durch Aufstellen der Verbindungsgraphen, Spalte 2, danach der logischen Gleichung wie in Spalte 4 und die anschließende Verknüpfung der entsprechenden SchlußMatrizen. Verschiedene (daher "parallele") Wege werden durch Disjunktion verknüpft (Zeichen "v" bzw. ,,+"), hinter-
Nach Ausführung der konjunktiven Verknüpfungen ergibt sich
s = (~o 001 a(c, d), b
(0 0
V 10 o 0
o 0) (1 1 o 0 V 0 0 o 0 1 1 H) o 0) (1 1 o 0 = 1 1 o 0 1 1
01 011) (9.22)
Die Schluß-Matrix, auch ihre Darstellung in GI. (9.22) berücksichtigt nur Berührung und daher Sperrung von Bewegungen in Normalrichtung. Bezüglich der Bewegung in Tangentialrichtung besteht keine direkte Sperrung. Es treten bei der Schluß-Martrix keine Kräfte und daher keine Reibungen auf.
einanderliegende Wegstücke durch Konjunktion (Zeichen ,,/1"
bzw. "e"). So gibt es z. B. in Feld 1.3 von a nach b die beiden Wege a-b und a-c-b, in Feld 2.3 die drei Wege a-b, a-d-b, a-d-c-b usw. [9,5]. Es müssen zwischen zwei verbindenden Teilen auf grund der logischen Gleichung stets alle möglichen Wege betrachtet werden, da wegen der gegenseitigen Berührung über jeden Weg Bewegungssperrungen verursacht werden könnten
Aus der Schluß-Matrix GI. (9.22) entnimmt man, daß zwischen den Teilen a und b in allen Richtungssinnen Bewegungssperrung vorliegt, bis auf die Freiheit der Drehung um die Y-Achse. Nun mag der Einwand kommen, daß ein Konstrukteur dies Ergebnis aus der Zeichnung in Feld 2.1 auf einen Blick ermitteln würde. Dem sei gegenübergestellt, daß es bei komplizierteren Fällen auch für einen Konstrukteur nicht so leicht möglich ist, alle Feinheiten zu erkennen (z, B. Berücksichtigung sämtlicher Überbestimmtheiten). Für den Rechner ist auf diese Weise die Bewegungsfunktion der Verbindung in Feld 2.1 erstmalig "verständlich" geworden, denn aus den Schluß-Matrizen kann er die Funktionen ermitteln und mit den Matrizen sinnvoll arbeiten, sie verknüpfen, auswerten und neue Elementenpaarungen vorschlagen.
408 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Auf ähnliche Weise können alle anderen "formschlüssigen", d.h. Berührungsverbindungen (z.B. in Zeile 5 des Bildes 9.l2) nachgerechnet oder analysiert werden. Im Beispiel von Feld 5.1 wird man nicht die Verbindung über alle Wälzkörper, sondern nur über einige berücksichtigen 3.
In Bild 9.13 sind sämtliche Verbindungsgraphen [4] fUr Verbindungen mit bis zu 6 Teilen in einem Konstruktionskatalog (Band II) aufgeführt. Es zeigt sich dann die wachsende Vielfalt, sobald der Verbindung mehr als drei Teile angehören. Die Graphen in den Feldern 2.2, 3.3, 4.4, 5.5 werden allein durch konjunktive Verknüpfungen realisiert, alle anderen durch konjunktive unddiskunktive. (Siehe auch Band III).
9.7 Schluß-Matrizen für gekoppelte Bewegungen
Zahlreiche Relativverschiebungen von Teilen sind miteinander gekoppelt, weil sie beispielsweise nicht orthogonal verlaufen, im Fall der nach den Koordinatenachsen orientierten Schluß-Matrix, nicht parallel zu diesen sind. Eine Verschiebungskopplung hat auch eine Kopplung der Sperrungen zur Folge. Es kann daher die Relativverschiebung eines Teils durch eine nicht in Bewegungsrichtung liegende Sperrung mit gesperrt werden. In der Schluß-Matrix drückt sich das so aus, daß der die Sperrung verursachende Bewegungssinn auf den (fremden) Platz gesetzt wird, den er mit sperrt, falls er selber gesperrt ist. In der Freiheits-Matrix bedeutet die gleiche Regelung, daß sowohl der "Platzbewegungssinn" als auch der fremde Bewegungssinn frei sein müssen, wenn der fremdbelegte Bewegungssinn frei sein soll. Also gleiche Belegung, andere Interpretation.
9.7.1 Interpretation der Kopplungsschreibweise
In Bild 9.l4 ist die Kopplung von jeweils zwei translatorischen Bewegungssinnen, die sogenannte Neigungs- oder Keilkopplung in einem zweidimensiona-
3 Eine gewisse Feinheit wurde hier bewußt übersprungen, nämlich die öfter erwähnte Tatsache, daß die Sperrung von Translationsbewegungen, z.B. /iy = I in den GIn. (9.18, 9.20,9.21) nur dann gilt, wenn die Sperrung der entsprechenden Rotationsgruppe /ir y nachgewiesen wird. Wie noch gezeigt wird, gehört statt des Wertes"l" die Kopplung ,,/ir /' hier eingesetzt. Das Ergebnis jedoch bleibt gleich.
len Konstruktionskatalog dargestellt. In Feld 1.1 ist zu erkennen, daß beim Sperren der 8Y-Verschiebung des Gliedes a, auch seine 8x-Verschiebung gesperrt wird und ebenso beim Sperren seiner 8X-Verschiebung auch seine 8Y-Verschiebung. Selbstverständlich kann sich das Glied a auch nicht im 8X-Richtungssinn oder 8Y-Richtungssinn verschieben, wenn diese direkt gesperrt sind. Die Schreibweise der Schluß-Matrix aus Bild 9.14, Feld 2.1
Sa(blb2)'b=(~ 8~ ~ ~) 1 1 ° °
(9.23)
bedeutet, daß die resultierende Bewegungssperrung, 8xres bzw. 8Yres ist
8xres = 8x v 8y (9.24)
8Yres = 8y v 8x (9.25)
Es bedeutet: Wert ,,1" Sperrung und Wert ,,0" Freiheit der entsprechenden Bewegungssinne. GI. (9.24, 9 .25) besagen, daß 8xres gesperrt ist, wenn 8x = 1 oder 8y = 1 ist und 8Yres' wenn 8y oder 8x gesperrt sind. Dadurch entstehen häufig Doppelsperrungen. Da die Freiheits-Matrix F einfach die Negation der Sperr-Matrix S ist,
F=S, (9.26)
kann sie aus GI. (9.23) abgeleitet werden
(8Y 1 1 1)
Fa(blbz),b = 1 8x 1 1 o 0 1 1 .
(9.27)
Das Einschreiben von Freiheitssinnen auf fremde Matrixplätze bedeutet:
8Xres = 8X /\ 8Y
8Yres = 8Y /\ 8X,
(9.28)
(9.29)
was sich aus dem Theorem von De Morgan ergibt, mit
8x v 8y = 8x /\ 8y = 8X /\ 8Y. (9.30)
Bei der Freiheits-Matrix bedeutet der Wert ,,1" Freiheit, der Wert ,,0" Sperrung. Es ist daher
8X=8x und 8x=8x=8x. (9.31-1),(9.31-2)
Die Interpretation der Fremdbelegung der FreiheitsMatrix, GI. (9.27) ist daher die, daß im 8X-Richtungssinn nur eine Bewegung möglich ist, wenn sowohl der 8x -Richtungssinn (ohne Fremdbelegung)
~d" Relationen 1 Z 3 4 5 Anzahl der Teile Nr. 1 Z 3 4 5
1.1
Z 1 0--0 - - - -
2.2 23
3 Z - cA L - -
3~ 3<) 3~
4 3 - - ~ <V <J; ~ 4~ 4~
V 5 4 - l\Jb - - y
l:Jb V
5.5
* 6 5 - - - -
o zu verbindende Elemente; 0 Zwischen -Elemente
Bild 9.13. Verbindungsgraphen beweglicher und fester Verbindungen mit bis zu 6 Teilen. Geeignet zum Aufstellen der
und der oY-Richtungssinn frei sind, Gi. (9.28), im oY-Richtungssinn nur wenn der oY-Richtungssinn (ohne Fremdbelegung) und der oX-Richtungssinn frei sind, Gi. (9.29). Im folgenden wird hauptsächlich mit der Schluß-Matrix gearbeitet, da die FreiheitsMatrix den gleichen Tatbestand ausdrückt. Sie ist jedoch bei bestimmten Überlegungen leichter verständlich.
9.7 Schluß-Matrizen für gekoppelte Bewegungen 409
6
6
-
-
3.6
~
4J;;r {jP l;}m ~ /;:;fl ~n ~7 V~ V~ ~~ 5.6
{}O{lP frb{1bW nHPG1&k W0
Schluß-Matrix-Gleichung und zum Erkennen der Struktur einer Verbindung [4]
9.72 Die Neigungskopplung
In Bild 9.14 sind die Schluß-Matrixen für die Neigungskopplung in der XY-, der YZ- und der ZXEbene aufgeführt, jeweils für die vier möglichen Orthogonallagen. Welche Bewegungssinne in den einzelnen Lagen untereinander gekoppelt sind, ist aus dem Schema in Spalte 5 zu entnehmen, das die
410 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
~o.uodront Ebene ~
I 0< \jl < 90
Ir 90 < \jl < 180
III 180<\jl< 270
IV 270< \jl < 360
Neigung der Schiefen Ebene
o N r. 1 2 3 5 1.0 öy 1.1 i öy 1.2 1.3 ö(xvy) 1.4 b I 5 1.5
+ Y bl~ -1I(XVY) • 2~ Y Die Neigung ist ous
~ öx ~ ÖX b :. 5x eingeschriebenen ö_-XX~.M 1 -~ Q b --~ Q b b Q ~ ~ Q ~-- Richtungssinnen ~ bz bl ~ ~ 5x 1 1 ersichtlich
5- t bz b~ ö(xvy) ~~ ______ ~Ö~x_v~y)~~_Y __ , ______ ~---I--t~Ö~y----~-------b----~ Y
2.1 z.z Z.3 Z.4
~X'~~'Öy SGb in der XV-Ebene
~:i"l J " _fß.
öy + V .:.0 ZX-Ebene 4.1
(~~ ~ ~ ~) 1 1 0 0
3. Z 3.3
4. Z 4.3
(DöS' 00)
öx 0 0 0 1 1 0 0
X X ( ~ ~~ ~ ~ ) 1 1 0 0
3.4
( ~ ~z ~ ~ öy 0 0 0
4.4 4.5 Z
Zl~~' ( 0 ÖZ 0 0) 1 1 0 0
öx 0 0 0 (
5Z 0 0 0) (5Z 0 0 0) 1 1 0 0 1 1 0 0
5x 0 0 0 0 öx 0 0
~z,öy~z,öx X X
Schluß - Motrix SG,b, 1;, Sperrung, 0;, Freiheit
Bild 9.14. Schluß-Matrizen der Neigungskopplung (Keilkopplung) für verschiedene Ebenen.
Die einzelnen Bewegungen sind, wenn sie nicht orthogonal erfolgen, in vielen Fällen nicht unabhängig voneinander. In der Schluß-Matrix wird diese Abhängigkeit durch das Fremdbelegen der Matrix-Plätze ausgesdrückt. Ein Bewegungssinn, der nicht auf seinem Platz steht, besagt, daß er den dem Platz zugeordneten Bewegungssinn auch sperrt, sofern er den Wert I hat. Beispiel Felder 1.1, 2.1: Ist z. B. die Verschiebung im oy-Sinn von Teil a z. B. durch Teil b1 gesperrt, ist auch seine Verschiebung im ox-Sinn gesperrt, ist die Verschiebung des Teils a z. B. durch Teil b2 im Ox-Sinn gesperrt, wird auch seine Verschiebung im oy-Sinn mit gesperrt. Es gilt z. B. für die SchlußMatrix Sa b in Feld 2.1 OXresult= ox voy bzw. oYresult= oyvox. In den Feldern 1.1 bis 1.4 ist der schräg stehende Stützvektor
Koordinaten der einzelnen Ebenen angibt und die grobe Richtung der Neigung in der Ebene. Das Arbeiten mit der Matrix kann am Beispiel des Feldes 1.1 erläutert werden. Dort heißt es, daß immer, wenn Öy = I wird, der Matrixplatz Öx auch mit einer" I" zu belegen ist. Wenn hingegen öy = 0 ist, dann erhält der Matrixplatz Öx den Wert, welchen er aus anderen Gründen schon hatte, das kann sein: 0; 02; I; 12, Gl. (9.24). Gleiches gilt für alle anderen mit fremden Sperrsinnen belegten Matrixplätze. Die Platzbelegungen ändern sichje nach Winkellage der Schiefen Ebene (Spalten I bis 4) und je nach der Ebene, in welcher das Elementenpaar liegt (Zeilen 2
eingezeichnet, der direkt sperrt. Er ist o(x vY) bzw. O(x vy) bzw. o_CX vY). Soll die mögliche Bewegung (Freiheits-Matrix Fa b = Sa b) betrachtet werden, kann man eine ähnliche Matrix z~grund~ legen, nur mit der Interpretation in den MatrixFeldern: oXresult = oX /I oY und OYresult = Ol' /I oX, d. h. eine Bewegung im oX-Richtungssinn ist im Fall des Feldes l.l (bzw.) 2.1 nur möglich, wenn der oX-Richtungssinn direkt frei ist (OX = 1) und gleic!lzeitig auch der oY-Richtungssinn (OY = 1) usw. Da Fa b = Sa b ist, müssen für die FreiheitsMatrix die Werte ,,0" und ,,1" der Schluß-Matrix negiert werden. Stehen die Sperr- bzw. Bewegungssinne auf ihrem eigenen Platz, was nicht eigens in der Matrix eingetragen wird, .clann ist oxres = ox und oYres = Oy für die Schluß-Matrix und oXres = oi', orres = oY für die Freiheits-Matrix gültig. Die jeweilige Neigung der Schiefen Ebene ist aus Spalte 5 zu entnehmen
bis 4). Es können durchaus auch zwei parallele Schiefe Ebenen wirksam werden, z. B. wenn das Gleitstück a in einem schrägen Schlitz liegt. Es können dann z. B. die Matrizen des Feldes 2.1 und 2.3 disjunktiv (nach den Regeln Bild 9.8, Zeile 4) verknüpft werden. Damit ergibt sich:
(9.32)
(ÖY 0 0 0) (0 öy 0 0) (ÖY öy 0 0)
= 0 öi 0 0 V öx 0 0 0 = öx öi 0 0 . I I 0 0 I I 0 0 J2 12 0 0
Die Kopplungsbedingung nach Feld 2.1 besagt außer den benannten Eigenschaften auch, daß in dem nicht ortogonalen Richtungssinn ö(x v y) eine Sperrung vorliegt, die Kopplungsbedingungen in Feld 2.3, daß der nicht orthogonale Richtungssinn Ö(x v y) gesperrt ist. Daher gilt dort:
Ö(x v y) = 1
Ö(xvy)= 1.
9.7.3 Die Schraubkopplung
(9.32-1)
(9.32-2)
Während die Keilkopplung eine Beziehung zwischen Translationssinnen ist, die im dargestellten Fall in der gleichen Ebene liegen, besteht Kopplungsbeziehung bei der Schraubkopplung zwischen der Rotation in einer Ebene und der Translation auf einer Normalen zu dieser Ebene. Bild 9.15 zeigt diese Beziehung für alle 3 Koordinatenachsen. In der Schluß-Matrix ist sie unter anderem dadurch zu erkennen, daß alle eingeschriebenen Bewegungssinne auf fremden Matrixplätzen in einer Zeile stehen. In der Matrixdarstellung z. B. in Feld I 1.2 sind beide Bewegungsrichtungen (Zu- und Aufschrauben) gleichzeitig berücksichtigt, ähnlich wie in Gl. (9.32), zwei gegenüberliegende Schiefe Ebenen, also einen schrägen Schlitz erfaßt. Man kann die
9.7 Schluß-Matrizen für gekoppelte Bewegungen 411
so dargestellte Schraubung auch zerlegen für Gewindeflanken, die nur zum Einschrauben geeignet sind (auf dem ersten und dritten Platz einer Zeile) und solchen Schraubenflanken, die nur beim Ausschrauben wirksam sind (auf dem zweiten und vierten Platz einer Zeile). Will man diese Aufteilung, dann werden die weggelassenen Bewegungssinne beispielsweise mit dem Wert ,,0" belegt. Wird die positive Rotation auf den positiven Translationsplatz, die positive Translation auf den positiven Rotationsplatz gesetzt, handelt es sich um eine Rechtsschraube (Spalte 2), im umgekehrten Fall um eine Linksschraube (Spalte 3). In der bildlich dargestellten Form (Feld 1.0 und Matrix in Feld 2.2) ergeben die eingeschriebenen Bewegungssinne folgende Funktionen:
ÖYres = Öy V Özx
özxres = Özx V öy
ÖYres = Öy V Özx
özxres = Özx V öy.
(9.33)
(9.34)
(9.35)
(9.36)
Das Bild in Feld 1.0 veranschaulicht diese Sperrfunktionen. Ist bei der entsprechenden Matrix in Feld 2.2, GI. (9.33), entweder öy oder Özx gesperrt, dann ist auch die Bewegung im Öy-Richtungssinn gesperrt usw.
Beispiel Schroub- Rechtsschroubung Linksschroubung ochsen Sn,b Sn,b
0 N r. 1 Z 3 1.0 1.1 1.2 1.3
öy (5Y' fJyz 5x 5') (5Yl 5y' 5, 5X) l ge- l X-Achse 1 1 1 1 1 1 1 1 W sperrt 1 1 1 1 1 1 1 1
b~f 2.1 2.2 2.3
I~ (" ") (" ") 2 Y-Achse özx 5zx 5y 5y 5zx özx öy 5y
°r~ 1 1 1 1 1 1 1 1 3.1 3.2 3,3 ::r (" ") (" 1
~,) özx 3 Z -Achse 1 1 1 1 1 1 1 gesperrt öxy öij öz öz öxy öxy öz
Bild 9.15. Schluß-Matrizen für Schraubkopplung (Schraube).
Auch bei der Schraubung sind einige Richtungssinne miteinander gekoppelt, nämlich die Rotation und die Translation in Richtung der Drehachse. Je nachdem, ob die positive Drehung mit der positiven oder der negativen Verschiebung gekoppelt ist, ergibt sich die Rechts- und die Linksschraubung. Beispiel in Feld 1.0 und Feld 2.2: Eine Verhinderung der Translation im öySinne, öy = 1, verhindert bei der Rechtsschraube auch die Rechtsdrehung
(ÖZXresult = özx v öy = özx v 1 = 1). Der eingeschriebene Sinn in der Matrix (Feld 2.2) özx auf dem Matrixplatz öy, wobei öYresult = öy V özx ist, verhindert bei Sperrung der Rotation, özx = 1, auch die Sperrung der öy-Translation, da öy = öy v I = 1 ist. Werden die gekoppelten Matrizen als Freiheits-Matrizen betrachtet, dann heißt die Gleichung ÖZXresult = öZX /\ öY, das heißt, eine Rechts-Schraubbewegung ist nur frei, wenn sowohl die Rotation öZX als auch die Translation öY frei sind. Entsprechend gilt i5Yresult = öY /\ öZX. Da Fa, b = 5., b ist, werden die Werte ,,1" und ,,0" der Schluß-Matrix durch die Werte ,,0" und ,,1" der FreiheitsMatrix ersetzt
412 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
~ng 1j)=0 .
Ij) = 90 Ebene 0 Nr. 1 2
1.0 Y
1.1 oxy a u~ p. 1 o~b a ('
0_ b 1 X Y .
Z 1.1 1.1
XY - Ebene (ory oxy : ~) (1 0 ~2) 2 o 1 o~o~ Sab =
'"Jh 3.1 3.2
r 1 (Ofz o;Z ~ ~) ( - - ~~) 3 X 3 1 0
Z 4 Sa,b = o 1 orz oYZ
"k 4.1 4.2
4 X (0 1 ~ ~) (O~O~ ~~) 1 ~ 3 4
Z 2 Sa,b = OZX OZX 1 0 5.0 Y 1 "(~' "(~' )'., 5
oxy oxy 6.1 6.2
Z (OXY ory --) (1 0 --) XY - Ebene 6 o 1 -- oxy ory --Sab = - - OX oi( - - oy oy
Als gleitfreie Rotationskopplung wirkend
Bild 9.16. Schluß-Matrizen für die Wälzkopplung ohne Gleitung, mit Rolle voll, hohl.
Die Rotationsbewegung der Rolle (des Rades) bei Ausschluß von Gleiten ist mit einer translatorischen Verschiebung des Teils gekoppelt. Wird die Rotationsbewegung gesperrt (z. B. durch Bremsen am Fahrzeug), wird auch die translatorische Verschiebung gesperrt und umgekehrt. Beispiel in den Feldern 1.1 und 2.1: Ein Hindernis sperrt den oi-Translationssinn und damit gleichzeitig den Rotationssinn o.xy. In der Matrix (Feld 2.1) ist der öi-Sinn auf dem Platz des ö.xy-Sinnes eingeschrieben. Als Gleichung o.xyres = oxy V oi.
Für die Freiheits-Matrix sind die Gleichungen maßgebend
ÖYres =öY I\öz.x (9.37)
öZXres = öZX 1\ öY (9.38)
ÖYres =öY l\öZX (9.39)
öZX res = öZX 1\ öY. (9.40)
GI. (9.38) Z.B. bedeutet, daß die Drehbewegung im öXY-Richtungssinn nur frei ist, wenn sowohl diese Drehung frei ist (nicht wie im Bild 9.15) und die Translationsbewegung im ÖY-Richtungssinn.
. . Ij) = 180 Ij) = 270
3 4 1.3
ö,~:, "-~ ('a
b oxy Q
1.3 2.4
(OXY ory 1 0 = ~) (0 1
O!!. o~ ; ~) 3.3 3.4
(0; oTz ~~) (- - ~ ~) o 1 1 0 6yz orz
4 .3 4.4
( 1 0
OZX OZX ~~) (o~ o~ o 1 ~~)
"(~ oxy
"(~' oxy
6.3 6.4
(Ory oxy 1 0 ;~) (0 1
o:! o:!. ~;) Ist andererseits der o.xy-Sinn gesperrt, also ,,1 ", sperrt er auch den oi-Sinn, weil öiresult = öi v o.xy = öi v 1 = 1 ist. In der Matrix (Feld 2.1) ist dxy auf dem Platz von oi eingeschrieben, o.xy auf dem Platz von ox, daher müssen stets beide Richtungssinne berücksichtigt werden. Die Schluß-Matrizen lassen sich auch in Freiheits-Matrizen umwandeln, indem die Bezeichnungen x, y, z großgeschrieben werden. Die Interpretation Z.B. der Matrix in Feld 2.1 wäre dann: Der Bewegungssinn oXres ist_nur frei, wenn sowohl oX und öXY frei sind. Als Gleichung ÖXres = öX /I ÖXY
9.7.4 Die Wälzkopplung
Während die Schraubkopplung die Translation und Rotation der gleichen Richtung voneinander abhängig macht (in der Matrix die gleiche Zeile), besteht die Abhängigkeit bei der Wälzkopplung zwischen der Translation in einem Richtungssinn und der Rotation in einer Ebene, in der die Translationsrichtung liegt. In der Matrix stehen gekoppelter Translations- und Rotationssinn nie in einer Zeile. Die Wälzkopplung entspricht der zwangläufigen Verknüpfung zwischen der abwälzenden, schlupflosen Rotationsbewegung einer Rolle, eines Rades, eines Zahnrades auf einer Zahnstange [18] und der Translationsbewegung seiner Achse, beim Rad auch der Translationsbewegung der Radachse. Beispiele
sind unter anderem das Rad am Fahrzeug bzw. Zahnradbahn mit Zahnrad-Zahnstange. Die Wälzkopplung kann auch als Sonderfall der Rotationskopplung gedeutet werden. Die Kopplung ebenso wie die Sperrung treten beidseitig auf (Bild 9.16). Wird ein Rotationssinn gesperrt, so ist auch der entsprechende Translationssinn gesperrt (Bremsen am Fahrzeug), werden ein Translationssinn oder beide gesperrt, sperrt man gleichzeitig auch den entsprechenden oder beide Rotationssinne (Sicherheitsbremsklötze zwischen Fahrzeugrad und Straße). Auch diese Kopplung wird in der Schluß-Matrix durch Einschreiben anderer Bewegungssinne auf bestimmte Matrixplätze dargestellt. Die SchlußMatrix in Feld 2.1, hier nur für die XY-Ebene dargestellt, gibt folgende Funktionen an:
ihres = ox voxy (9.41 )
oXYres = oxy V ox (9.42)
oires = oi V oxy (9.43)
oXYres = oxy V oi . (9.44)
Für GI. (9.44) heißt es (siehe auch Feld 1.1 in Bild 9.16), daß ein Rotieren im Gegenuhrzeigersinn gesperrt ist, wenn entweder der Rotationssinn oxy gesperrt ist (z.B. Bremsen) oder ein Hindernis im oiSinn das Rollen verhindert.
Für die Freiheits-Matrix sind die Gleichungen
OXres = oX A oXY (9.45)
(9.46)
oXres = oX A oXY (9.47)
oXYres = oXY A oX. (9.48)
GI. (9.48) interpretiert heißt (siehe auch Feld 1.1), daß eine Rotation der Rolle bzw. des Rades nur möglich ist, wenn sowohl die Rotation im Gegenuhrzeigersinn oXY als auch die Translation im oX-Sinn möglich ist.
9.7.5 Die Kopplung der zwangläufig geführten Rotation
Sie koppelt die Rotationssinne einer Ebene mit den Translationssinnen, welche diese Ebene aufspannen
9.7 Schluß-Matrizen für gekoppelte Bewegungen 413
bei einem zwangläufig rotierenden Teil um eine zur Rotationsachse senkrechte Ebene. Ein gutes Beispiel ist der drehbar gelagerte Hebel in Bild 9.17, Feld 2.2. Da der Hebel im Gelenk zwangläufig geführt wird (ebenso wie die Schraube und das Gleitstück im Schlitz, jedoch nicht das auf der Schiefen Ebene), sind die Kopplungen wechselseitig; d.h. die Rotationssperrung bewirkt eine Translationssperrung, die Translationssperrung eine Rotationssperrung. Die Funktionen, z.B. in der Schluß-Matrix der Felder 1.1 bis 3.3 ausgedrückt sind:
Feld 1.3: Lenker in Quadrant I
oXres = oYres = oXYres = oxy V ox V oY
oires = oYres = oXYres = oxy v oi v oY
Feld 1.1: Lenker in Quadrant 11
oXres = oYres = oXYres = oxy V ox v oY
oires = oYres = oXYres = oxy V oi v oY
Feld 3.1: Lenker in Quadrant III
oXres = oYres = oXYres = oxy V ox v oY
oires = oYres = oXYres = oxy V oi v oY
Feld 3.3: Lenker in Quadrant IV
oXres = oYres = oXYres = oxy V ox v oY
oires = oYres = oXYres = oxy V oi v oY
(9.49)
(9.50)
(9.51 )
(9.52)
(9.53)
(9.54)
(9.55)
(9.56)
In diesem Fall kann ein Bewegungssinnjeweils durch drei Komponenten gesperrt werden, z. B. die Bewegung des Hebels (Feld 2.2) im ox-Richtungssinn, GI. (9.49), durch Sperrung der Rotation im oxy-Sinn oder durch Sperrung des ox- oder des oY-Translationssinns. Da für die resultierende Rotation oxy auch obige Sperrbedingungen gelten, werden sie auf den Plätzen dieser Rotation auch eingeschrieben. In Bild 9.17 sind die Funktionen aller Quadranten dargestellt, und zwar um das Feld 2.2 jeweils in der Tabellenecke, die in der entsprechenden Quadrantenecke in der XY-Ebene liegt. Die Sonderlagen des Bildes 9.17 in den Feldern 1.2,2.1,3.2 und 2.3 entsprechen genau den Wälzkopplungen des Bildes 9.16 in den Feldern 1.2, 2.1, 3.2 und 2.3. Das heißt, es wird je nach Lage eine der Translationssperren ausgeschaltet; immer dann, wenn die infinitesimale Bewegung parallel zu einer Koordinatenachse verläuft. Das ist beim Hebel für vier Punkte der Fall, beim Rad jedoch für eine beliebige Strecke.
414 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Gültiger 90· < <.p < 270· Winkel bereich Su,b
0 Nr. 1 1.0 1.1 1.2
0<<.p<180· (5Xi .5Y 5XV·51 "'5y 5X~5,) 1 oxyvox oxyvox
- -
1.0 1.1 1.1
(5~ 1 - -
<.p=180·;0 2 oxy - -- 5y 6y
X
3.0 3.1 3.2
( 5xV·Bj oxyvoy -
".,J 180·<<.p<350· 3 oxy v5x 5xy v6x -- oxvoy
Bild 9.17. Schluß-Matrizen rur die Rotationskopplung eines geführten Gliedes (Hebel, Kurbel) in der XY-Ebene.
Die Rotationsbewegung des Hebels ist mit zwei Translationsbewegungen gekoppelt bzw. jede Translationsbewegung mit der anderen der gleichen Ebene und mit der Rotationsbewegung in der Ebene. Durch Sperren von einem der zugeordneten Bewegungssinne werden auch die beiden anderen mit ihm gekoppelten gesperrt. Demnach verhindert der gesperrte Rotationssinn oxy (Feld 2.2) die Bewegung im ox- und 05'Sinn und umgekehrt. Für die einzelnen Quadranten siehe Gin. (9.49) bis (9.56).
Durch Negation der Gleichungen (9.49) bis (9.56) mit Hilfe des De Morgan-Theorems, GI. (9.30), können die entsprechenden Kopplungen für die Freiheits-Matrix ermittelt werden. Die Gleichung (9.49) für Freiheitssinne geschrieben ist:
ÖXres = Öfres = ÖXYres = öXY /\ öX /\ ÖY (9.57)
GI. (9.57) als ein Element der Matrix Fa,b in Feld 1.3 z. B. bedeutet: Der Hebel des Feldes 2.2 kann sich im öX-, im öY- und im öXY-Sinn nur bewegen, wenn alle drei Sinne frei sind.
9.8 Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten
Die Operationen bei der Verknüpfung von Kopplungs-Matrizen mit Werte enthaltenden Matrizen sowie von Kopplungs- mit anderen Kopplungs-Matrizen sind in Bild 9.18 aufgeführt. Beim Auswechseln
<.p = 90· i 210· 210·< <.p< 90· Su,b Su,b
2 3 1.3
(5~ oxy
~~) ("y.5Y 5xyv5) ".5y 5X~Y) 1 oxy v OX 5xy vox
- - -
Y 1.3
Feld 1.1 Feld 1.3 OX
<.p,0BT ( ~Y
1
;~) 5xy ,---X oxy -
Fe I d 3.1 ~ Y Feld 3 3
3.3
(5XY 5XV ~ ;) ( 5xy.Oy oxy voy
5x .5V "'5) ) 1 1 oxy v5x Oxyv OX
-
In den Sonderlagen (Felder 1.2,2.1,3.2,2.3) ist stets eine der beiden Translationsrichtungen gesperrt, die Translationssinne der anderen Richtung sind jeweils nur mit einem Rotationssinn gekoppelt. In diesen Sonderlagen bleiben nur die Kopplungen übrig, die in den beiden Nachbarfeldern gleich sind. Sind jedoch auf den gleichen Plätzen der benachbarten Matrizen völlig konträre Kopplungen vorhanden, dann tritt in den Sonderlagen eine Sperrung auf. Die Matrizen können auch als Freiheits-Matrizen interpretiert werden, wenn die Variablen großgeschrieben sind und damit Freiheiten darstellen. Das Einschreiben bedeutet: Die resultierenden Größen sind nur frei, wenn alle Größen des Matrixplatzes auch frei sind
der Klein- durch Großschreibung erfolgt der Übergang von Sperr- zu Freiheitsgrößen, wobei die Interpretation der Werte ,,1" und ,,0" wechselt und rür denselben Tatbestand in den Gleichungen Konjunktion und Disjunktion ausgetauscht werden wie z. B. in den Gleichungen (9.41) und (9.45). In den Bildern 9.19 und 9.20 sind zahlreiche praktische Beispiele für die Verknüpfung von Elementenpaaren mit Neigungs-, Schraub-, Wälz- und Rotationskopplungen dargestellt (Spalten 2 und 5) sowie die entscheidenden Gleichungen, welche sich aus der Verknüpfung von zwei Schluß-Matrizen für die resultierende Kopplung ergeben (Spalten 1 und 4). In den Spalten 3 und 6 sind Bild-Nr. und Feld der zu verknüpfenden Matrizen enthalten. Zeile 1 gibt immer das Ausgangsbeispiel an, dessen Schluß-Matrix für die Neigungskopplung in Bild 9.14, Feld 2.1, für die Schraubkopplung in Bild 9.15, Feld 1.2, für die Wälzkopplung in Bild 9.16, Feld 2.1, und für die Rotationskopplung in Bild 9.17, Feld 1.3, enthalten ist. Die Spalten 1 und 4 geben, mit Zeile 2 beginnend, bei den Bildern 9.19 und 9.20 die für den
9.8 Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten 415
1 Festlegung
Matrix Be- Ge-
Frei zeich. sperrt
Schlun-öx 1 0 Matrix
F re iheits· öX 0 1
Matrix
3 Schlun -Matrizen -Verknüpfung
4 Freiheits-
Matrizen -Verknüpfung
In Schlun- Matrizen auf gleichem Platz
öx öx
0 0
0 1
1 0
1 1
In Freiheits-Matrizen auf gleichem P!sJtz
öX öX
1 1
1 0
0 1
0 0
2 Negation
Matrix Bezeich-
Negiert nung
Schlun- öx öx=öX
Matrix ÖX bX=6X
Freiheits- öX 6X= öx
Matrix öX öX= öx
Konjunktion Disjunktion Bemerkungen
zur ÖX A ÖX ÖX V öx Disjunktion
0 1 Kopplungs -sperrung
0 12 Doppel-
0 12 sperrung
1 13 Dreifach-sperrung
Disjunktion Konjunktion Bemerkungen
zur öX v öX öX A öI Disjunktion
1 0 Kopplungs-sperrung
1 02 Doppel-
1 02 sperrung
0 02 Dreifach-sperrung
Bild 9.18. Boolesche Operationen mit den auf einem Matrixplatz wirksamen Sperr- und Bewegungssinnen.
Teilbild 1: Wertefestlegung für Sperrung und NichtSperrung bei Schluß-Matrizen sowie für Bewegungsfreiheit und Nicht-Freiheit bei Freiheits-Matrizen. Teilbild 2: Negation der Sperr- und Freiheitssinne. Teilbild 3: Beispiele für die Verknüpfung von Sperrsinnen, die in der Schluß-Matrix für den gleichen Platz gültig sind. Gelten auf dem gleichen Platz inverse Sperrsinne bei der Disjunktion für das gleiche Teil, tritt zusätzlich eine Kopplungssperrung ein, unabhängig davon, ob die Sperrsinne selber gesperrt sind. Doppelsperrung tritt dann auch schon auf, wenn nur ein Richtungssinn, 6x oder 6i zusätzlich gesperrt ist. Ist das Ergebnis der Konjunktion ,,1 ", dann besteht zwischen Anfangs- und Endglied in diesem Sinne eine feste Verbindung. Teilbild 4: Beispiele für die Verknüpfung von Freiheitssinnen, die in der Freiheits-Matrix für den gleichen Platz gültig sind. Die Sperrung der Bewegungen durch Kopplung bei der Konjunktion (das Gleiche wie die Kopplungs-Sperrung) tritt deshalb ein, weil bei starrem Material gegenläufige Bewegungen nie gleichzeitig möglich sind.
Beispielfall zutreffenden Funktionen für Freiheiten und Sperrungen der gekoppelten Sinne an.
9.8.1.1 Verknüpfung von Neigungskopplungen
Das Ermitteln der Kopplungsverknüpfungen für die einzelnen Schluß-Matrizen wird am folgenden Beispiel erläutert:
9.8.1 Verknüpfung bei den verschiedenen Kopplungsarten
AufgabensteIlung: Es soll die resultierende SchlußMatrix ermittelt werden, wenn zwei Elementenpaare z.B. mit Neigungskopplung wie im Bild 9.19, Feld 3.2, in Serie verknüpft werden. Die einzelnen Schluß-Matrizen sind in Bild 9.14, Felder 2.1 und 2.2 enthalten. Die Lösung ist in den Feldern 3.1 und 3.2 des Bildes 9.19 enthalten, wobei die Gleichungen nur das Ergebnis der gekoppelten, nicht das Ergebnis aller verknüpften Bewegungssinne wiedergeben.
Konjunktiv
Es ist z. B. in den Feldern 3.1 und 3.2 des Bildes 9.19
(9.58)
wobei im folgenden aus Platzgründen das Operationszeichen "I\" durch das Operationszeichen ,;" ersetzt wird.
Aus Bild 9 .14, Felder 2.1 und 2.2, entnimmt man:
(öy, 0 o 0) Sa,b = 0 oXa o 0 ,
I I o 0 (9.59-1)
(öy, 0 o 0) Sc,d = o.xc I o 0 .
I 1 o 0 (9.59-2)
416 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Kopplung Neigungskopplung
Ver -knüp-r-+-K-O-p-pI-Un-g-s-Ve-r-kn-ü-pf-Un-g-4-------B-e~is~p-ie_I ______ -+ __ +-______________ ~------------------~-fung Nr. 1
Kon -junktiv I Se -riell )
Dis -junk-
1.1 Aus Bild 9.14 OX res = oxo v OYo oY res = OVa v oxo
OXres = oxcv oYc 0Yres = OYc V oxc
1.2
2.1 2.2 OXoli bl 021, b2 =
(OX 01 V 0Yol Hox02 V OY02)
OYOllbl021,b2: (OYOI VOXOl HOY02 V OX02)
3.1 OXnlbCI.d = (oxnvoYo)·loxcvoyc)
3 OYolbCI.d = OYo' loyc V OXc)
OYolbCI.d = (OYo V OXO)· oYc 4.1
ÖX Ol n2, bl b2 = OX 01 V 0Yol V ÖXn2V ÖY0.2
4 0YOl n2,bl b2 = OYol V OXol V 0Yn2 V OX02
OXnl
al 3.2
~ OXo ~b
2.3 2.4 2.5 bl Feld OXolibl 021,b2=Öyzalibl n21,b2 a1oXa.1 r+<:"",,"~,,--_
loxol v 0YZ01)' 1 oX02v oyzo 2) 2.1
2.1
3.3 3.4
Feld OXalbcl,d=
2.1 10xovoyzo)'loxcvoYlc)
A
2.2 °YZolbc),d = 10xovoyzo)'loxcvoyzc)
4.3 4.4 4.5
Feld OXoc,bd :oYZnc,bd a
2.1 oxo v oyz 0 v oxc v oyzc
2.1 oxoc , bd : OYloc ,bd öXn v öftn v öxc v öYlc
:
ÖX [
2.6
Feld 1.2
A
3.6
Feld 1.2
4.6
Feld 1.2 v
1.2
tiv 1--k-------~============±J~I__------_1_-------_1_--J IPa- 5.1 5.3 5.4 5.6 5.5 rallel) OXnc.bd=
OXo V OYo voxcvöYc
5 oy 0 c, b d =
OYn V ÖYc V ÖXc
ÖYnc. bd =
ÖYn V ÖXn V öYc
Bild 9.19. Beispiele für die Verknüpfung von Elementenpaaren mit Neigungs- und Schraubkopplung.
Die Verknüpfungen erfolgen nach den Regeln des Bildes 9.18. Die Gleichungen der Spalten I und 4 beziehen sich nur auf ausgesuchte gekoppelte Richtungssinne der entsprechenden Schluß-Matrizen in den Bildern 9.14 und 9.15. In den Beispielen von Zeile 5 treten Kopplungssperrungen auf. Darge-
Mit GI. (9.58) ergibt sich für das Beispiel in Feld 3.2 des Bildes 9.19, das beispielhaft durchgerechnet wird, wobei anders als bisher, auch die Bewegungssinne der Matrixplätze eingeschrieben werden:
bXa ' bXe
Feld 1.2
Feld öX nc , b d : 2.1 öXovöyzovöxcvöYlc=l a'f:l~~h-.,JI..l,rulf...\
öxc v 1.3 2.2 öy Z 0 c , b d :
öyza v öxo v öyzc v ÖXC = 1 d
stellt wird stets der durch Stützvektoren gesperrte, nicht der bewegliche Richtungssinn. In diesen und den folgenden Gleichungen wurde die konjunktive Verknüpfung aus Platzgründen mit dem Operationszeichen "e" und die disjunktive Verknüpfung, wie in der Aussagen-Algebra üblich, mit dem Operationszeichen "v" dargestellt
In GI. (9.60) in den oberen zwei Zeilen gibt es drei Klammerausdrücke, und nur diese sind im Feld 3.1 des Bildes 9 .19 angeführt. Stehen in den Ausgangs-
(bYa v bxJ . bYe 1
byza' byze bzxa' bZXe bXYa' bxyc
(9.60)
9.8 Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten 417
Kopplung Wölzkopplung (Schlupf frei ) Rotationskopplung Ver- Bild Bild
knüp-Kop plungsverk nüpfung Beispiel 9.16 Kopplungsve rk nüpfu ng Beispiel 9.17
fung Nr. 4 6 1.1 1.1 1.3 1.4 1.5 1.6
OX res = oryres ory OXres = 6yres = Oryres -----= OX o v oryo
~~' Feld =oxov oYo v oryo OXo Feld
---- ----2.1 1.3
ox res = OXYres OXres v Oyres = 6xYres =OXOVOXY. b =ox. v 0Y. v oXY. b
2.1 OX.lIbl .21,bl = 2.2 oryc 2.3 2.4
6XY.II bl bll,.1 = 01 ,/;:- OX. Ilb' .21, bl
(OX.,v 6ry.I)· loxalv Oryu2) @ 6ryo Feld = 0)1 allb' all, bl
---- 2.1 =oryallb' .2I,bl
Kon - OXa Ibl,c = oXY. Ibl,c = 2.1 = (oxa'v 0Y.IV orya')' 1.3 struk- (ox.,v oxy.,Hox.lv OXY.l)
(oxolv 0Yolv ory.l) tiv bl
1Seri - 3.' O~ 3.3 3.4 3.6
eil ) OXcldol.b= Feld lox c v oXYc ). (OX. v oryo) OYcid ol,b 1.3
3 = loxc v 6yc v oryc ). oXYc Id .1, b A
loxyc v oXc ). 1 OXYa VOX.) (0)(0 v ÖYo v ory.) 1.1
4.1 OX 01.1, b' bl= 4.2 4.3 4.4
ÖX oI 01, bl b1 4.6
ory., .1, bl bl OXYo' OXY.1 = OYo, .1, b' b1 ..--.. ~ Feld = oX.lv 00.,v oXu2v 00.1 = ory., 01, bl bl 1.3 4 oxoJ;;),~~
----v V
Dis-oXYo, al,bl bl 2.1 =ox.,v OY.,v OXYo' 1.3
junk-= OXQ,v oXYo'v OXu2v OXY.1 b, bl
v OXalv 0Yu2v ory.)
tiv 5.1 5.1 5.3 5.4 5.5 5.5 IPo- :5: rollei) OXOC,bd
OXoV oxy.vox cvoryc=1 Feld 2.3 ---- Q oX Q V
oryQC .bd 1.1 = orya v öx o v oryc v oX c = 1 öij'a b
Bild 9.20. Beispiele für die Verknüpfung von Elementenpaaren mit Wälz- und Rotationskopplung.
Die Verknüpfungen erfolgen nach den Regeln des Bildes 9.18. Die Gleichungen der Spalten I und 4 beziehen sich nur auf
matrizen Werte für Bewegungssinne auf ihrem richtigen Platz, wie z. B. in GI. (9.59-1) der Wert ,,0" auf dem Platz fUr oia in der ersten Zeile und auf dem Platz für oYa in der zweiten Zeile, dann werden die Platzbezeichnungen nicht noch einmal eingeschrieben. In einer zusammengesetzten Matrix jedoch z.B. GI. (9.60), müssen diese Platzgrößen, wie oia' oYa' oie' oYe der Ausgangsmatrizen (oder ihre Werte) erscheinen. Die zusammengesetzten Matrizen haben keine ungeschriebenen Platzgrößen. Alle wirksamen Platzgrößen stehen explizit da und ergeben die resultierende Größe des Platzes. Für jeden Matrixplatz,
°Y.c.bd = OYQVOX.vory. Feld vOYcvoxcvoxYc = 1 1.3 ------
oryac,bd = 1.1 lox. v oY. V oryQ) v(oxcvoYcvöry,)= 1 b d
ausgesuchte gekoppelte Richtungssinne der entsprechenden Schluß-Matrizen in den Bildern 9.16 und 9.17. In den Beispielen der Zeile 5 treten Kopplungssperrungen auf. Dargestellt wird stets der durch Stützvektoren gesperrte, nicht der bewegliche Richtungssinn
auf den fremde Richtungssinne eingeschrieben sind, läßt sich eine Gleichung formulieren. Die resultierenden Größen der Matrix in GI. (9.60-1) sind Z.B.
(9.60-1)
SOWIe
(9.60-2)
und
(9.60-3)
usw.
418 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Haben die folgenden Stützvektoren den Wert,,1 ",
ÖYa = 1; öXa = 1; öXc = 1; ÖYc = 1 (9.61-1 bis 9.61-4)
dann erhält man aus GI. (9.60) folgendes Ergebnis:
(1 1 öyza' öyzc öyza' ÖYzc)
Sa(bc),d = 1 1 özxa' özxc özxa' özxc (9.61-5) 1 1 Oxya' Oxyc ÖXYa' öXYc
Auf ähnliche Weise lassen sich auch die anderen Bewegungssinne der Matrix in GI. (9.60) sperren, wenn durch Wahl bestimmter Stützvektoren die zusammengesetzten Richtungssinne auch den Wert ,,1" ergeben.
Disjunktiv
Bei disjunktiver Verknüpfung mehrerer Neigungskopplungen, z.B. dargestellt durch die GIn. (9.59-1, 9.59-2), entsteht eine ähnliche Schluß-Marix, wie die von GI. (9.60), jedoch mit anderer Verknüpfung der einzelnen Ausdrücke. Für Bild 9.19, Feld 5.2 ist sie:
ÖXa V öxc
öYa V oxa V ÖYc 12
ÖXa V ÖXc ÖYa V ÖXa V ÖYc 12
In den Beispielen aus Zeile 5 der Bilder 9.19 und 9.20 ist das Ergebnis der Gleichungen häufig ,,1 ", also Sperrung, obwohl keine entsprechenden Anschläge vorliegen. Es wirkt hier die sogenannte "Kopplungssperrung". Sie tritt immer dann auf, wenn zwei inversen Bewegungssinnen des gleichen Teils gleichzeitig gefolgt werden soll. Der Fall tritt häufig auf, wenn dieses Teil durch eine disjunktive Verknüpfung ehemals zweier unabhängig beweglicher Teile entstanden ist, z. B. bei den Teilen der Zeile 5. In der Matrix GI. (9.62) steht in der Zeile 1
(9.62-1)
Mit Hilfe des De Morgan-Theorems erhält man aus GI. (9.62-1)
(9.62-2)
Da aber a und c hier das gleiche Teil sind (a = c), gilt die Aussage über die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Bewegung in zwei entgegengesetzten Richtungssinnen. Somit ist dieser Richtungssinn grundsätzlich gesperrt, auch wenn außer den Berüh-
rungs-Stützvektoren keine weiteren mehr vorhanden sind.
(9.62-3)
Somit ist in jedem Fall
ÖXab bd = 0 (9.62-4)
und entsprechend mit GI. (9.62-4)
ÖXac bd = 1. (9.62-5)
Die Anordnung in Feld 5.2 des Bildes 9.19 ergibt für die öX-Bewegung eine sogenannte Kopplungssperrung. Für diese ist es nicht notwendig, daß noch ein anderer Richtungssinn z. B. ÖXa oder ÖXc in GI. (9.62) den Wert ,,1" hätte, also gesperrt wäre, weil beim gleichen Teil grundsätzlich gilt
Öy Vöy= 1
ÖYZa V öyzc özxa V Özxc Oxya V ÖXYc
ÖYZa V öyzc Özxa V özxc Oxya V Oxyc
(9.62-6)
(9.62)
und daher die Kopplungssperrung durch die "Berührungs-Stützvektoren" o(x v y) und o(x v y) gegeben ist, unabhängig von zusätzlichen äußeren Stützvektoren wie z. B.
ÖXa = 1; Öxc = 1; ÖYa = 1; ÖYc = 1. (9.62-7 bis 9.62-10)
Wenn die vorhanden sind, wie Z.B. in Feld 5.2 des Bildes 9.19, gibt es Mehrfach-Sperrungen, wie anschließend noch gezeigt wird. Mit den Werten aus den GIn. (9.62-7 bis 9.62-10) und GI. (9.62) erhält man für den Fall in Feld 5.2 des Bildes 9.19
(9.62-11)
Der öx-Richtungssinn ist 2mal direkt gesperrt (oxa; oxc), 2mal gekoppelt gesperrt (ÖYa; öYc) und Imal durch die Gesamtkopplungssperrung (oYa v oYc). Die Rotation wurde nicht betrachtet.
9.8 Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten 419
9.8.1.2 Verknüpfung von Schraubkopplungen
Konjunktiv
Auf ähnliche Ergebnisse wie bei der Verknüpfung von Neigungskopplungen kommt man auch bei der Verknüpfung von Schraubkopplungen. Die Kopplungsbeziehungen von Rechts- und Linksschraubungen sind nach Bild 9.15, Zeile 1:
(OYZ Oyz
Sa,b= 1 1 1 1
Ox OX) 1 1 (Rechtsschraubung) 1 1 (9.63-1)
(OYZ Oyz
Se,d = 1 1 1 1
Ox ox) 1 1 (Linksschraubung) 1 1 (9.63-2)
In den Feldern 3.4 und 3.5 des Bildes 9.19 ist die konjunktive Verknüpfung von Rechts- und Linksschraubung gezeigt, in den Feldern 5.4 und 5.5 ihre disjunktive Verknüpfung. Die Matrix der resultierenden Sperrung der Anordnung Bild 9.19, Feld 3.5, erhält man durch konjunktive Verknüpfung der beiden Matrizen für Rechts- und Linksschraubung in x-Richtung (GIn. (9.63-1, 9.63-2)). Aus Platzgründen Ersetzen von ,,1\" durch ,,'''.
Sa(be),d = Sa,b . Sc,d
oia v oyza 1 1
(oYZa V oxJ' (oyze v oie) 1
OYZa V oXa
1
(oia v oyza) . (oie v oyze) 1
(oYZa V oiJ . (oy ze V OXe») 1 .
1 (9.63-3)
Mit den im Feld 3.5 eingezeichneten Stützvektoren
Oxa =l; oyza=l; Oxe =l; Oyze=l (9.63-3 bis 9.63-6)
ergibt sich für die Sperrung dieses Beispiels
(12 02 0 0)
Sa(be),d = 1 1 1 1 . 1 1 1 1
(9.63-7)
Disjunktiv
Das Beispiel in Feld 5.5 enthält, ähnlich wie das in Feld 5.2, Kopplungssperrungen. Durch disjunktive Verknüpfung der GIn. (9.63-1) und (9.63-2) entsteht eine ähnliche Matrix wie in GI. (9.63-3), nur mit disjunktiver Verknüpfung der Klammerausdrücke. In der ersten Zeile steht gleich der Ausdruck
(9.63-8)
Weil Teil a und Teil c ein einziges Teil sind und nicht gleichzeitig im OYZa- und OYZb-Richtungssinn bewegt werden können, ist
8YZa • OYZe = O.
Entsprechend ist
Oyza V Oyze = 1.
(9.63-9)
(9.63-10)
Ähnlich werden die folgenden Ausdrücke behandelt. Es ist
OXae,bd = oXa v Oyza V oXe v Oyze
= 1 v oXa v 8yza v oXe v Oyze (9.63-11)
oyz ae, bd = Oyza V 8xa v Oyze V oXe
= 1 v 8yza v 8xa v Oyze V oXe (9.63-12)
8YZac,bd = 8yza v 8xa v 8yze v OXe
= 1 v 8yza v 8xa v 8yze v 8xe (9.63-13)
Für das Beispiel in Feld 5.5 gilt grundsätzlich
(1 1 1 1)
S = 12 P 12 12 ae,bd . I2 P P 12
(9.63-14)
Wirken noch die zusätzlichen eingezeichneten Stützvektoren
8xa = 1; 8yza = 1; 8yze = 1; 8xe = 1, (9.63-15 bis -19)
dann wird mit den GIn. (9.63-8) und den GIn. (9.63-11 bis -13)
(JS 1 P P)
Sae,bd = 12 P 12 P . pp FP
(9.63-20)
Wenn die Stützvektoren nach GI. (9.63-15 bis -19) vorliegen, kann festgestellt werden: Der Richtungssinn 8X wird 2mal direkt, 2mal durch Zusatzkopplung und Imal durch die generelle Kopplungssperrung gesperrt. Der Richtungssinn OX wird nur durch die generelle Kopplungssperrung gesperrt. Die Rich-
420 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
tungssinne ÖYZ und ÖYZ werden Imal durch die allgemeine Kopplungssperrung und 2mal durch Zusatzkopplungen gesperrt. Die übrigen Bewegungssinne werden durch die disjunktive Verknüpfung schon gesperrter Größen doppelt gesperrt nach dem Schema:
(9.63-16)
9.8.1.3 Verknüpfen von Wälzkopplungen
In Bild 9.20 wird die Verknüpfung von zwei Wälzund zwei Rotationskopplungen dargestellt. Sie erfolgt in ähnlicher Weise wie die Verknüpfung der Neigungs- bzw. Schraubkopplung. Die KopplungsMatrizen für die entsprechenden Wälzkopplungen aus Bild 9.16, Felder 2.1 und 2.3 (hier in der XY-Ebene) sind:
Konjunktiv
(9.64-1)
und
( Ö.xy Ö.xy - - )
Sc,d = ~ ~ --Öx Öx .
(9.64-2)
Die konjunktive Verknüpfung dieser beiden Gleichungen ergibt das Beispiel in Feld 3.2, die disjunktive Verknüpfung das Beispiel in Feld 5.2.
Konjunktive Verknüpfung:
Sc (da), b = Sc, d . Sa, b =
(ÖXa v Ö.xya) . (8Xc v Ö.xyc)
°
(öxy. V Sx.l.~öXY, V ÖjJ (9.64-3)
Mit den im Bild des Feldes 3.2 eingezeichneten Stützvektoren
ÖXa = 1; ÖXc = 1; Ö.xya = 1; ÖXYc = 1
wird GI. (9.64-3) zu
(1 1 --)
SC(da),b = ° ° --. - - 1 1
(9.64-4 bis -7)
(9.64-8)
Öx ist direkt gesperrt, Öx gekoppelt, öxy und Ö.xy durch direkte und gekoppelte Sperrung.
Disjunktiv
Die disjunktive Verknüpfung der GIn. (9.64-1) und (9.64-2), wie sie im Beispiel des Feldes 5.2 in Bild 9.20 dargestellt ist, ergibt
OXa v oXYa v oXe v oXYe 1 v 0
Die eingezeichneten Stützvektoren sind:
ÖXa = 1; ÖXc = 1; Ö.xya = 1; Ö.xyc = 1 (9.64-10 bis -13)
und damit ist
( J5 1 - -)
Sac,bd = 1 1 - - . - - p p
(9.64-14)
Da Elemente a und c ein Element wurden und dieses sich nicht gleichzeitig in entgegengesetzten Richtungssinnen bewegen kann, liegt eine allgemeine Kopplungssperrung vor im X- und imXY-Richtungssinn. Das bestätigt auch das Bild in Feld 5.2. Öx ist 2mal direkt, 2mal durch Zusatzkopplung und Imal durch die allgemeine Kopplungssperrung gesperrt. Öx ist nur durch die allgemeine Kopplungssperrung gesperrt. Ö.xy und Ö.xy sind direkt gekoppelt und allgemein gesperrt. Das kann geprüft werden, wenn GI. (9.64-10 bis 13) in GI. (9.64-9) eingesetzt wird. Die allgemeine Kopplungssperrung ist immer da, auch wenn die Werte der Stützvektoren an dem entsprechenden, zu verschiebendem Glied ,,0" sind.
9.8.1.4 Verknüpfen von Rotationskopplungen
Schließlich gelten gleiche Überlegungen auch für die Beispiele in Spalte 5 des Bildes 9.20. Da sich die Betrachtungen wiederholen, sei nur das Beispiel des Feldes 5.5 näher besprochen. Ausgangspunkt sind die Kopplungsmatrizen der Felder 1.3 und 1.1 aus Bild 9.17 für ein Rotationsglied im Quadranten I und 11. Die Gleichungen sind:
Konjunktiv
(ÖXY v Öy
Sa,b = Ö.xy ~ Öx
Ö.xy v ÖY Ö.xy v Öx
Öxv ÖY
9.8 Verknüpfung von Schluß-Matrizen, welche Kopplungsbedingungen enthalten 421
(OXJ V Oy O.xy V ÖY
Se,d = OXJ _V öx Ö.xy V öx
Disjunktiv
OXVÖy
Die disjunktive Verknüpfung der beiden Rotationshebel a und cergibt
(9.65-3)
Die einzelnen Richtungssinne der Schluß-Matrix sind:
Oxae, bd = Oxa V oxYa V öYa V öXe V OXJe V öYe (9.65-4)
ÖXae, bd = oxa v o.xya V öYa v oXe V ö.xye V öYe (9.65-5)
OYae,bd = öYa V öXYa V oxa V öYe V OXJe V öXe (9.65-6)
ÖYae, bd = öYa V öXYa V öXa V öYe v o.xye V oxe (9.65-7)
Oxyae, bd = Oxya V oXa V öYa V Oxye V öXe v oYe (9.65-8)
O.xyae,bd = OXJa V öXa V öYa V oxYe V öXe V öYe (9.65-9)
Daher sind allein auf grund der allgemeinen Kopplungssperre bei dieser Verknüpfung alle Bewegungssinne gesperrt. Wenn die allgemeine Kopplungssperre 2mal auftritt, wie in den GIn. (9.65-6 und -7), dann ergibt es keine Doppelsperrung, da beide Male der gleiche Effekt vorliegt
(1 1 --)
Sae,bd= 11 --. - - 1 1
(9.65-10)
Die Bewegung in Y-Richtung ist durch die Kopplungen allein schon doppelt gesperrt, GIn. (9.65-6 und -7). Weil aber keine Überbestimmtheiten entstehen, wird diese doppelte Sperrung nicht im Exponenten angezeigt. Alle angebrachten Stützvektoren bringen jedoch zusätzliche Sperrungen und damit Überbestimmtheiten.
Durch die eingezeichneten Stützvektoren
Oxa = 1; öXYa = 1; öYa = 1; OXJe = 1; öYe = 1 (9.6511 bis -15)
entstehen folgende Mehrfachsperrungen
(9.65-16)
Die Sperrung der Richtungssinne erfolgt bei angegebener Hinzufügung von Stützvektoren im öx-Richtungssinn Imal direkt, 3mal durch Zusatzkopplung und Imal durch die allgemeine Kopplungssperre, im OX-, öY- und öxy-Sinn Imal durch Zusatzkopplung, Imal durch die allgemeine Kopplungssperre und im oxy-Sinn 2mal direkt, 2mal durch Zusatzkopplung und Imal durch die allgemeine Kopplungssperre.
9.8.2 Zwangläufige Bewegungen durch Verknüpfen gekoppelter Elementenpaarungen
In Bild 9.21 wird gezeigt, daß durch Anwendung gegenläufiger Kopplungen, die sich nicht widersprechen, zwangläufige Bewegungen erzielt werden können. In Feld 1.2 z. B. durch zwei gegenüberliegende Schiefe Ebenen, in Feld 2.2 durch Verwenden der Vor- und Rückflanke von zylindrischen Schraubenspiralen in Feld 3.2 durch Parallelführung der Achse zur Fahrbahn und in Feld 4.2 durch Einschließen der Hebeldrehachse in zwei komplementäre Ecken. Einfache, einen Zwanglauf verursachende Elementenpaarungen sind als Führungen geeignet. Bei zwangläufig geführten Bewegungen können durch zwei gegenläufige Anschläge sämtliche Bewegungsrichtungen gesperrt werden. Das wird in Spalte 3 an allen vier Beispielen gezeigt. Die Einführung der Kopplungsbedingungen in der Schluß-Matrix erweitert ihren Anwendungsbereich wesentlich. Besonders interessant sind die zwangläufigen Bewegungen, da sie nicht nur für Führungen geeignet sind, sondern fUr vorgegebene Bewegungen, die auf einfachste Weise gesperrt weren können. Zwangläufige Bewegungen erkennt man in der Schluß-Matrix daran, daß die Plätze einzelner Bewegungssinne wechselseitig überschrieben sind, also ein öx-Platz mit einem öy-Sperrsinn und der öy-Platz mit einem Ox-Sperrsinn usw. (siehe Schluß-Matrizen in Spalte 1). Die Rotationsbewegungen runder Körper sind nicht gekoppelt und haben in den entsprechenden Richtungen den Wert ,,0". Die Schluß-Matrix beschreibt die möglichen Bewegungssinne von Elementenpaarungen und deren Kombinationen, allerdings nur, sofern diese durch
422 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Funktionseinh eit
o 1.0
Nr.
Gekoppelte Schlun- Matritzen
1.1
Sa,b = Sal,bl v SaZ,bZ
Schiefe Ebene Gegenebene
Schrögführung
1 = (Od O~ ~ ~) v (ö~ Ö6 ~ ~) 1 1 0 0 1 1 0 0
2.0
RechtsSchrauben Z - führung
3.0
= (~~ ~~ ~ ~) Schrögführung 12 12 0 0
2.1
So b = So 1 bl v SoZ b Z , , ,
"Kopfseitige" Flanke Junseitige"Flanke
(ÖYZ 0 ÖX 0) (0 ö'jZ 0 OX)
= 1 1 1 1 v 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
= 12 12 12 12 Rechts-(ÖYZ öfi- ÖX ÖX)
12 12 12 12 Schraubenführung
3.1
SOlbl,c = So,c v Sa,b A Sb,c
Paarung: Rolle/Bahn Achse/Rolle Achse/Bahn
Rod -f ü h r ung
3 = (Ö~ O;Y ~ ~) v (~~ ~ ~) A (~~ ~ ~) o 0 OX OX 1 1 0 0 1 1 1 1
(Öry oxy 1 1)
= 1 12 1 1 Rodführung 1 1 ÖX OX (Schlupflosl
4.0 4.1
Sa,b = Saa,ba v S oc, bc =
Rota-
(ÖX3 °Y3 1
oU ÖY3 ÖX3 1 V
1 1 °Y3
tions- 4 führung ( o'iJ OX3
1
öU öXJ o'h 1 =
1 1 OX3
(OX3VOY3 ÖX3vÖY3 1 1 ÖY3 ÖX3 ÖY3 v ÖX3 1 1
1 1 öx1vöYJ ÖX3VÖY3j
Zwanglauf- Führung
1.Z~ Kopfseitige
bl~Cll
ClI~ bl Funseitige ~ Führungsebene
~: S'h'hgtoo,"",
2.2 bl
~ Kopfseitige a~ a2~ Funseitige ~ Führungsflanke
a~ Schrouben~fÜhrUng
3.2 Fahrz eug-
Rolle Achse Rad
Wälzbahn -seitige I
Achsseit'lge Führungsflanken
4.2
,~ bo 2 ÖX3 / ao
0)(1 I
ÖYI ÖX3 3
ÖYI ae o'h I
OXI öYJ be OX3 öX3
J I a b ö'il
Rota ti onsf ühru ng
Sperren bei Zwanglauf
1.3
Schrägführung gesperrt
2.3
Schraubenführung gesperrt
3.3
Radführung gesperrt
4.3
Cl
Führung gesperrt
Bild 9.21. Zusammensetzen von einseitigen gekoppelten zu zweiseitigen (zwangläufigen) gekoppelten Führungen.
Die einseitigen oder offenen Führungen werden durch komplementäre Führungen zu zweiseitigen ergänzt, Spalten I und 2. Führungen mit komplementären Führungsbahnen ergeben
in der Ebene (bzw. im Raum) zwangläufige, hier sogar gekoppelte Bewegungen. Sie können in zwei (kombinierten) Bewegungssinnen bewegt werden, und in jedem dieser Richtungssinne durch nur einen Stützvektor gesperrt werden, Spalte 3
qualitativ verschiedene kinematische Ketten und Anordnungen bedingt sind, nicht solche, die nur auf quantitativen Unterschieden beruhen.
9.9 Die Schluß arten-Matrix
Von der Schluß-Matrix werden nur die ElementenPaarungen erfaßt, welche eine Berührung in orthogonaler Richtung zur Fläche des Partners haben (berührungsschlüssige), nicht aber diejenigen, welche zusätzlich eine Kraft übertragen, und zwar in normaler und tangentialer Richtung (kraftschlüssige). Das führt dazu, daß wohl alle berührungsschlüssigen Elementenpaare beschrieben werden können, nicht aber Verbindungen, die gegen Trennen der Teile z. B. reibschlüssig gesichert sind und aufgrund dieses Schlusses auch montiert werden können.
9.9.1 Montage und Sicherung
In der Zeile I von Bild 9.22 sind Elementenpaarungen und die zu ihnen gehörenden Schluß-Matrizen wiedergegeben, die man sehr wohl montieren aber
9.9 Die Schlußarten-Matrix 423
genau so leicht wieder trennen kann. In der Zeile 2 dagegen stehen Elementenpaarungen, die gegen Trennen gesichert, aber nicht montierbar sind. Daraus ergibt sich die Folgerung, daß
berührungsschlüssig (formschlüssig) verbundene Teile nur durch Reibschluß oder elastisches Verformen durch nachträgliches Umformen, Kleben oder Schweißen usw. gesichert werden können. In diesen Fällen wird beim Trennen der verbundenen Teile die gesicherte Verbindung durch elastisches "Rückverformen" oder durch Überwindung der Reibung unzerstört gelöst oder durch Zerstören der Sicherung.
Soll eine Verbindung daher unzerstört dem onti erb ar sein, muß ihre Sicherung durch eine nicht berührungsschlüssige, sondern unter anderem durch eine kraftschlüssig gehaltene Vorrichtung oder durch ein kraftschlüssig gehaltenes zusätzliches Teil realisiert werden. Kraftschlüssig gehaltene Teile haben gegenüber den berührungsschlüssig gehaltenen den Vorteil, daß auch in Kraftrichtung eine Bewegung stattfinden kann, in zahlreichen Fällen die Schlußkräfte nicht nur in Normalrichtung, sondern (je nach Reibwert) auch in Tangentialrichtung wirken können.
Elementen - Nur Berührungsschlun (Formschluni paare
Rotations kopplung Schraubkopplung
Eigenschaften
Schlun-Malrix
S a,b "
Montierbar , Zusammenhalt nicht gesichert
Schlun - Matrix
Sa,b =
Nicht montierbar • Zusammenhalt gesichert
N r. 1.1
1.1
(1 1 o 0) o 1 o 0 o 1 1 1
(' , 0 0) 1 1 0 0 1 1 0 0
1.1 1.3
(1 1 o 0) 11 o 0 o 1 o 0
1.1 1.3
(' 1 0 0) 1 1 0 1
1 1 "
Bild 9.22. Durch Berührungsschluß allein (Formschluß) kann keine feste Verbindung realisiert werden, wenn nicht eine nachträgliche Umformung erfolgt, weil entweder der Zusammenhalt oder die Montierbarkeit nicht gewährleistet ist.
5 1.4 1.5
(1 1 1 1) (1 1 1 1) (1 1 1 1) 11 11 1 1 l' , , 1 1 o 1 o 0 o , 11 öxy Dry DZ öz
1.4
1('~ , 1 1) 1 1 1 1 lvöxy lvöX7 öz öz
( ~ ~ ~~) l' 1 1
(1 1 1 1) , 1 " 1 1 l'
öz.'j öz. 1
Zeile 1.' Berührungsschlüssige, montierbare Elementenpaarungen ohne Zusammenhalt. Zeile 2.' Berührungsschlüssige, nicht montierbare Elementenpaarungen (Verbindungen) mit Zusammenhalt
424 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Da der tangentiale Kraftschluß (Reibschluß) nicht nur in einem, sondern meistens in drei Richtungen wirkt, macht man sich diesen Umstand in zahlreichen Fällen zu Nutze und vereinfacht dafür die Ausbildung der zu verbindenden Stellen oft so weit, daß für die Sperrung bestimmter Richtungssinne nur normal wirkender Kraftschluß (mit "Formschluß" an den Berührungsstellen) und für die Sperrung der restlichen Richtungssinne tangential wirkender Kraftschluß (Reibschluß) verwendet wird. Das läßt sich, wie in Bild 9.24 noch erläutert wird, mit Hilfe der Schluß- und Schlußarten-Matrix sehr schön zeigen. Die Schlußarten-Matrix ergänzt die SchlußMatrix, indem sie es ermöglicht, neben der berührungsschlüssigen (formschlüssigen) Wirkung von Elementenpaarungen auch deren kraftschlüssige zu berücksichtigen. Erst mit ihr wird das ganze Spektrum möglicher Verbindungen, das sich aus den Paarungen von Körperelementen ergibt, erfaßt.
Die Schlußarten-Matrix, gekennzeichnet durch das Symbol "SA"
ist eine Matrix mit 12 Plätzen, d.h. je einem Platz für jeden Richtungssinn möglicher (virtueller) Bewegungen. Auf diesen Plätzen, deren Anordnung die gleiche wie bei der Schluß-Matrix ist, werden Buchstaben eingeschrieben, welche den in dem entsprechenden Richtungssinn wirkenden Schluß kennzeichnen. Wirkt kein Schluß, steht auf dem entsprechenden Matrixplatz der Wert ,,0".
Mit Schlußarten-Matrizen werden keine Operationen ausgeführt. Um eine Operation zu ermöglichen, müssen sie bezüglich der Sperrung und Freiheit digitalisiert werden, d.h. es muß für jeden eingetragenen Kraftschluß (durch Buchstaben gekennzeichnet) der Wert"l" oder ,,0" gesetzt werden,je nachdem, ob die Schlußkräfte im betrachteten Fall und in dem entsprechenden Richtungssinn größer oder kleiner als die auftretenden Betriebskräfte sind. Stand in der vorhergehenden Schluß-Matrix ohnehin der Wert ,,1 ", dann kann er in der digitalisierten Matrix bleiben, stand in ihr jedoch der Wert ,,0", dann muß die oben angeführte Entscheidung getroffen werden. Sie kann bei der gleichen Schlußart verschieden ausfallen, je nachdem, ob die Betriebskräfte groß oder klein sind!
Die digitalisierte Schlußarten-Matrix mit dem Symbol"SD"
ist eine Matrix mit den gleichen 12 Plätzen wie bei der Schluß-Matrix. Sie entsteht aus der Schlußarten-Matrix, indem man anstelle der
Buchstaben für die Schlußarten die Werte ,,1" oder ,,0" einsetzt, je nachdem, ob die durch die Buchstaben gekennzeichneten Schlüsse größere oder kleinere Kräfte erzeugen als die Betriebskräfte (vergrößert um den Sicherheitsfaktor).
Mit den digitalisierten Schlußarten-Matrizen können die gleichen Operationen durchgeführt werden wie mit den Schluß-Matrizen.
9.9.2 Eigenschaften der Schlußarten
Um den grundsätzlichen Unterschied zwischen den Schlußarten zu kennzeichnen, werden sie anhand von Bild 9.23 einzeln erläutert und wie folgt definiert.
Zeile 1: Der Stoffschluß ist ein durch elektromagnetische (molekulare) Kräfte entstehender Schluß zwischen den Molekülen eines abgegrenzten Wirkraumes, der diese so zusammenhält, daß sie in der Gesamtheit einen festen Körper ergeben. Die Relativbewegung der verbundenen Teile ist in allen Richtungssinnen an den Verbindungsflächen gesperrt.
Zeile 2: Der Berührungsschluß ist ein Schluß zwischen zwei sich berührenden Wirkflächen fester Körper senkrecht zu den Berührungsflächen. Eine zusätzliche Annäherung der Körper würde zur Zerstörung der Oberflächen und zu ihrer gegenseitigen Durchdringung fuhren.
Der Berührungsschluß ist auch unter der Bezeichnung "Formschluß" bekannt. In der Praxis werden dem Begriff "Formschluß" leider auch Eigenschaften des "Kraftschlusses" zugeschoben, weshalb er hier nur als Hinweis benutzt wird. Beim Berührungsschluß (auch beim richtig aufgefaßten Formschluß) ist keine Kraft vorhanden. Er existiert nur zwischen einem Wirkflächenpaar, nicht in einer Kette mit zusätzlichen Wirkräumen. Werden zwei gegenüberliegende Flächen betrachtet, die eine Berührung in Normalrichtung ermöglichen wie in Feld 2.1 von Bild 9.23, dann kann, bis auf einen unwahrscheinlichen Sonderfall, stets nur eine einseitige Berührung auftreten, ohne daß Kraft übertragen wurde. Die andere Seite ergibt ein Spiel.
Zweiseitiger Berührungsschluß (oft auch Formschluß genannt) ergibt stets ein Spiel, setzt aber kei-
Beispiel Bennennung Ri ch- Auftreten beim tung
1 Z 3 Nr. 4 1.1 1.2 1.3 1.4
~A Be - Schweinschlun, :\\\;\\\%I\\?,: Stoffschlun I ie- 1 Lötschlun,
b big Klebschlun
"~b 2 .2 2.3 2.4
Berührungs- Geometrischen schlun Nor - Z Schlun der Formen IWirkflächen- mal I Formschiuni poorschlun I
3.1
~b 3.2 3.3 3.4
Kroftschlun Nor - 3 Prenschlun
IWirkroum - mol
schiunI u 4.4
steif Ton- 4 Hoft- Reibschlun gent.
5.1 5.2 5.3 5.4 a Nor - Elastisch. Schlun,
lCJr 5 Feldschlüsse
Kroftschlun mol Be sch leu nigungssch IWirkroum- 6.3 6.4 schiunI Ton- Klemmschlun, nachgiebig gen- 6 Ho ft - R ei bschlun,
tiol Gleit- Reibschlun, Roll- Reibschlun,
ne Energiespeicher voraus und überträgt keine Kraft, wenn er nicht von einem zusätzlichen Kraftschluß überlagert wird.
Zeilen 3 bis 6 Bei Kraftschluß ist es zweckmäßig, zwischen "steifem" und "nachgiebigem" zu unterscheiden.
Der Kraftschluß ist ein Schluß, der eine Kraft sowohl über Wirkräume als auch über Wirkflächenpaarungen überträgt. Er entsteht aufgrund von mindestens zwei Energiespei -chern, die in der Teilekette vorhanden sein müssen, sich nicht entladen können (potentielle) oder solchen, die sich laden bzw. entladen (kinetische). Bei Kraftschluß werden die Teile an den Trennstellen bis zur Berührung zusammengeführt, so daß kein Spiel mehr vorhanden ist. Er verformt jedes Teil, das ihn überträgt, mehr oder weniger stark.
Zeilen 3, 4 "Steifer" Kraftschluß ergibt sich, wenn die beiden Paarungsteile nur um Größenordnungen der Längentoleranzen verformt werden dürfen, bevor es zum eventuellen Bruch kommt.
Spiel
5 1.5
nein
2.5
ja
3.5
nein
Kurz-zeichen
6 1.6
s
2.5
f
3.5
E f
4.5
r
5.5 E
g, m b
6.5
r
9.9 Die Schlußarten-Matrix 425
Bild 9.23. Die wichtigsten Schlußarten zwischen zwei festen Körpern.
Stoff- und Kraftschlüsse haben kein Spiel, während Berührungsschlüsse (Formschlüsse ) bei Gegenlage stets ein Spiel aufweisen. Stoff- und Berührungsschlüsse übertragen keine Kräfte, wenn sie nicht zusätzlich belastet sind, Kraftschlüsse jedoch immer. "Steife" Kraftschlüsse gestatten das Verformen der Teile nur in der Größenordnung von Maßtoleranzen, "nachgiebige" Kraftschlüsse jedoch in der Größenordnung von notwendigen Montagefreiräumen. Die Kraftschlüsse ermöglichen aufgrund der Normalkraft Reibschlüsse mit sehr stark veränderlichen Reibkräften
Zeilen 5, 6 "Nachgiebiger" Kraftschluß liegt vor, wenn in der betrachteten Kraftkette ein Teil (oder mehrere Teile) vorhanden sind, dessen elastische Verformung unter Betriebskräften in der Größenordnung liegt, die den Längenmaßeinheiten entspricht.
Eine weitere Unterteilung der Kraftschlüsse erfolgt nach ihrer Wirkung in normaler oder tangentialer Richtung.
Zeilen 3 und 5: Normaler Kraftschluß setzt in der Regel voraus, daß in normaler Kraftübertragungsrichtung ein Berührungsschluß (Formschluß) vorliegt. Er tritt bei elastischen Kraftschlüssen stets mit diesem auf, muß daher als Kraftschluß und nicht etwa als "Kraftformschluß" bezeichnet werden. Er kann an der Berührungsstelle nur Druckkräfte übertragen.
Zeilen 4 und 6: Tangentialer Kraftschluß (Reibschluß) setzt immer einen normalen Kraftschluß und einen Berührungsschluß voraus und wirkt in tangentialer Richtung. Eine materialbedingte Größe ist der Reib-
426 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
wert, und eine anordnungsbedingte Größe, der Übertragungsfaktor [18, 13 und Band 11], bestimmen die Abhängigkeit der Reibkraft von der Normalkraft.
Mit Reibschluß können Tangentialkräfte in allen Richtungen einer gemeinsamen Berührungsebene übertragen werden.
Der Reibschluß hat drei grundsätzlich verschiedene Erscheinungsformen, nämlich den Gleit-, den Haftund den Klemmreibschluß. Der Gleitreibschluß tritt während der Relativbewegung der Haftflächen auf und ist in der Regel mit einem kleineren Reibwert verbunden als der Haftreibschluß, der vorliegt, wenn die Reibflächen sich nicht gegeneinander bewegen. Während diese beiden Schlußarten wie nachgiebige Kraftschlüsse wirken, gleicht das Verhalten der Klemmreibschlüsse dem von steifen Kraftschlüssen (siehe Band 11, Reibsysteme).
9.9.3 Sicherung von Verbindungen durch Berührungsschluß
Nach Festlegung der Richtlinie VDI 2232 [20] und Band 11 und III gilt:
Verbindungen sind Zusammenschlüsse von zwei oder mehreren widerstandsfähigen Körpern (bzw. den Enden eines Körpers), die eine Trennung der Körper auch unter Betriebskräften verhindern.
Feste Verbindungen erlauben auch unter Betriebslast an der Verbindungsstelle in keinem der 12 Freiheitssinne eine Relativbewegung der Verbindungspartner.
Bewegliche Verbindungen sind Verbindungen, bei denen eine Relativbewegung (auch wenn sie steif sind) mindestens in einem Richtungssinn möglich ist. Die Verbindungspartner dürfen unter Betriebslast jedoch nicht voneinander getrennt werden können.
Da nun aber nach Bild 9.22, Zeile 1, durch Berührungsschlüsse (Formschlüsse ) zusammengehaltene Teile zwar montierbar sind, aber in Montagerichtung leicht wieder getrennt werden können, muß eine entsprechende Verbindung nach der Montage durch einen zusätzlichen Stoff-, Berührungs- oder Kraftschluß die Verbindungspartner gegen Trennen sichern. Welche Möglichkeiten dafür bestehen, wird durch die Aufstellung der Schlußarten-Matrix erkennbar.
Es ist zwar auch denkbar, daß zwei Teile nur durch Berührungsschluß miteinander verbunden werden, jedoch besteht für sie keine Möglichkeit der Montage (Bild 9.22, Zeile 2), es sei denn, die Montagerichtung wird nach der Montage durch Umformung gesichert (wie beim Niet). In Bild 9.24 sind kennzeichnende Vertreter verschiedener fester Verbindungsgruppen dargestellt (Spalte 1) und die für sie gültigen Schluß-Matrizen vor der Sicherung gegen Lösen (Spalte 2). Ob zwei Verbindungspartner die Bedingung des Zusammenhaltens erfüllen, kann daran erkannt werden, ob alle Translationssinne gesperrt sind, d. h. den Wert ,,1" aufweisen, obwohl ja mindestens einer dieser Translationssinne wegen der Montage ursprünglich den Wert ,,0" haben mußte. Weisen im Endzustand alle Plätze der Matrix eine ,,1" auf, handelt es sich um eine Feste Verbindung. Sind nur die Translationssinne mit dem Wert ,,1" belegt, die Rotationssinne aber mindestens mit einem Wert ,,0", dann liegt eine bewegliche Verbindung vor. Während in Spalte 2 von Bild 9.24 Schluß-Matrizen für montierbare, berührungsschlüssige aber gegen Demontage nicht gesicherte Verbindungspartner stehen, stellen die Matrizen in Spalte 3 berührungsschlüssige (formschlüssige ) gesicherte Verbindungen dar.
Zeile 1: Hier erfolgte die Sicherung durch Stoffschluß (Feld 1.3).
Zeilen 2 und 5: Die Sicherung ist mit Berührungsschluß erfolgt, der durch plastisches Verformen erzeugt wurde. In diesem Stadium herrscht Spiel. Während beim Splint in Zeile 2 das Spiel auch im Endzustand bleibt (Spalte 5), kann es beim Niet (Zeile 5) entweder im Endzustand bleiben, wenn nämlich trotz plastischer Verformung kein Kraftschluß erzeugt wird (Feld 5.2). Herrscht jedoch Kraftschluß (Feld 5.4), dann ist das Spiel herausgedrückt. Auch bei Kraftschluß gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist hier Z.B. die Rotation um die Y-Achse möglich (Feld 5.5 oben) oder die Reibung ist so groß, daß alle Bewegungssinne gesperrt sind (Feld 5.5 unten).
9.9.4 Sicherung gegen Demontage durch Kraftschluß
Bei den übrigen Fällen muß die Sicherung gegen Lösen der Verbindung durch Kraftschluß realisiert
9.9 Die Schlußarten-Matrix 427
~oo Vor der Sicherung durch Noch der Siehe-
Schlußorten Sicherung Berührungs- Kraflschluß; rungi Digitali-Schluß -Matrix schluß; SChlußarten - sierte Schluß-Feste Verbindung
Schluß -Matrix Matrix orten -Motrix Schlußart
So.b So.b in Demontage -richtung Nf. , 2 3
1.1 1.2 1.3
a b
(i : I s
I" ,,/ ! (' 0 o 0) 1 , Stoffschluß 1 o 0 o 0 1 1
a b o 0 o 0 1 1 I I, , I f \
ohne Spiel Z .1 1.2 2.3
I f' (" ,
:) ( ~ 1 ,
i) 2 o , , , 1 Berührungsschi. 1 1 , 1 1 IFormschluß)
,I' mit Spiel clJ
" •. 3.1 3.3
(: 1 ,
~ ) 3 1 0 E
-1 1
Elastischer. nachgiebiger nOfmaler 4.1 Rechtsschraube 4.1 4.3
Schluß
- ~" 1 : ) 4 ZX 1 öy -
1 1 1
Er
Elastischer. u 5.3
'. steiter, co normaler (" 1
\) (i 1 1 1
=> ::c Schluß 5 o 1 0 1 o 0 u Vl
, 1-' ,'" b 1 1 1 , 1 1 --~ I . , :x; ~.4 ) mit Spiel
6.1 6.2 6.3
9
~ (0 0 o 0) Feldschluß 6 o 1 o 0 -
I Gravi tati- o 0 o 0 onsschlußl
7.1 7.2 1.1
r a
~ (1 1 1 1) Tangentialer 7 o 0 o 0 -
Schluß 1 1 1 1 IReibschluß)
b mit Spiel
Bild 9.24. Die Sicherung einer montierbaren Elementenpaarung zur Sicherung der entsprechenden festen Verbindungen.
Sie erfolgt entweder durch plastische Verformung, die dann zum Berührungsschluß führen kann (Spalte 3), oder durch elastische Verformung, die einen Kraftschluß erzeugt (Spalte 4). Die Matrix, welche die Art der Kraftschlüsse Hir die einzelnen Bewegungssinne angibt, heißt Schlußarten-Matrix (Spalte 4).
S~.b 0 So. b
4 5 1.4 1.5
(: (s s s S) 1 1 1) s s s s 1 1 1
s s s s 1 1 1
ohne Spiel 2.4 1.5
(fi ") (i 1 ") I I I f 1 1 1
I I f f 1 , 1
mit Spiel 3.4
3.5 r 1 1 ') o 1 0 0
(EI EI E, EI) 11 11
E EI r r E<Eb.r<rb
~1'111"r E, E, E, E, 1 1 0 0 11 11
ohne Spiel E>Eb,f<fb 4.4
4.5 r 1 1 ') o 1 0 1
(E' E, E, E') 11 11
r E, r E, r < fb f-----
E, E, E, Et (" ") 11 11 11 11
ahne Spiel r > fb 5.4 5.5 r 1 ") 1 1 0 0
(" E'E') 11 11
r< rb EI E, f r -----r r E, E, (" ") 11 11
11 11 ohne Sp',el r > fb
6.4 6.5
(0 0 ") 1 ' 0 0
(" ") o 0 1 1
9 E, r r f< rb
r-1 111f f r g g 11 11 11 11
ohne Spiel f " fb 7.4
1.5 (1 1 1 1) o 0 0 0
(E' E, E, E') 1 1 11
r r r r r < rb
~111111 E, EI E, EI 11 11 11 11
ohne Spiel r " rb
Bei Wirkung von Kraftschluß ist die Paarung spielfrei. Die Entscheidung, ob der vorliegende Kraftschluß für die Sperrung der Bewegungssinne genügt, wird durch die "Digitalisierte Schlußarten-Matrix" getroffen (Spalte 5). Diese Entscheidung erfolgt u. a. nach den in Bild 9.25 angeführten Kriterien
428 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
werden, aber nicht allein durch primären, also normalen Kraftschluß - wie in Beispiel 3 -, sondern auch durch sekundären, hier tangentialen, d.h. auch durch Reibschluß. Reibschluß ist sehr vielseitig wirkend, z. B. an einer ebenen Oberfläche, die mit normalem Kraftschluß beaufschlagt wird, wirkt der Reibschluß in drei Richtungen bzw. sechs Richtungssinnen. Welche Schlußarten jeweils in jedem einzelnen Fall wirken, ist rur alle Beispiele in den SchlußartenMatrizen des Bildes 9.24, Spalte 4, eingetragen. Der Stoffschluß, Zeile 1, durch "s" dargestellt, sperrt jede Bewegung spielfrei (Feld 1.4), der Berührungsschluß, Zeile 2, mit ,,/" dargestellt, sperrt jeden Bewegungssinn, hat aber Spiel, da keine äußeren Kräfte wirken (Feld 2.4), der normale Kraftschluß wird mit "E" und "Er", der Reibschluß mit "r" eingetragen.
Zeile 3: zeigt in Feld 3.2, daß hier keine Demontage zu beftirchten ist, die Verbindung nicht mehr gesichert werden muß. Während alle anderen Beispiele in der Schluß-Matrix von Spalte 2 eine Translationsfreiheit haben - es ist immer die inverse Montagefreiheit -besitzt Beispiel 3 keine solche. In der SchlußartenMatrix, Feld 3.4, steht zur Sicherung der Demontage in 8Y-Richtung ein elastischer Kraftschluß E, der die inverse Montagefreiheit ermöglicht. Bei der Aufstellung der Digitalisierten Schlußarten-Matrix (Feld 3.5) wird dann entschieden, ob die vorliegende wirksame Kraft größer oder kleiner als die Betriebskraft (E b , E fb , rb usw.) ist. Ist sie größer, wird - wie schon erwähnt - eine ,,1" statt der Buchstabenbezeichnung, ist sie kleiner, eine ,,0" eingeschrieben. In Feld 3.5 oben wird davon ausgegangen, daß die sichernde elastische Kraft und die Reibkraft kleiner als die auftretenden Betriebskräfte sind,
(9.66)
(9.67)
In dem Fall ist die Verbindung in Feld 3.1 weder gegen Demontieren noch gegen Verdrehen gesichert. Ist jedoch, wie in Feld 3.5 unten, nur die elastische Kraft größer als die auftretende Betriebskraft
(9.68)
dann ist diese Verbindung gegen Demontieren gesichert, nicht aber gegen Verdrehen, wie aus den digitalisierten Matrizen hervorgeht.
In diesem Beispiel erfolgt die entscheidende Sicherung durch elastische Verformung, durch Reibung jedoch nur eine zusätzliche Sicherung gegen mögliches Verdrehen.
Zeile 4: Die Schraubverbindung ist gegen Demontieren nicht gesichert, da ~ = 0 und 6zx = 0 sind. Wird eine genügend große Reibung vorausgesetzt (Feld 4.4), dann ist 6zx = 1 und wegen der Kopplung
öy = j(6zx) (9.69)
wird mit
Özx = 1 auch öy = 1 .
Beide Fälle sind in Feld 4.5 in der digitalisierten Schlußarten-Matrix dargestellt (siehe auch Kapitel 14, Band II und Band II1). Die Schraubenverbindung ist gegen Lösen nur durch Reibschluß gesichert, auf keinen Fall durch Berührungsschluß (Formschluß) oder elastischen Kraftschluß. Wäre nicht die Rücklaufsperre (siehe Reibsysteme Band II sowie [13]) wirksam, würde es sich um eine sehr unzuverlässige Verbindung handeln.
Zeile 5: zeigt eine übliche Nietverbindung. Es sind in Feld 5.1 drei Fälle dargestellt: Gestrichelt ein Niet vor der Setzkopfverformung, ebenso ein Niet mit Setzkopf aber ohne Kraftschluß und schließlich ausgezogen ein Niet mit Kraftschluß. Diesen drei Fällen entsprechen die Matrizen in den Feldern 5.2, 5.3, 5.4. Typisch für das Beispiel ist, daß bei fehlendem oder mangelndem Reibschluß, in 6 Richtungssinnen Bewegung möglich ist, wenn translatorisch auch nur als Spiel, rotatorisch jedoch als Bewegungsfreiheit (Feld 5.5 oben). Ist jedoch die Reibung groß genug,
(9.70)
sind alle freien Bewegungssinne gesperrt, und zwar auch gegen Spie1 4. Die Sperrung gegen Lösen erfolgt bei diesem Beispiel wie schon erwähnt durch Berührungsschluß, die Sperrung gegen Spiel und Rota-
4 Bei der Darstellung der Schluß-Matrix müßte in jeder Bewegungsrichtung grundsätzlich minimalstes Spiel vorliegen, wenn auch inverse Bewegungssinne gesperrt sind, bei der Darstellung der digitalisierten Schlußarten-Matrix jedoch nicht. Es wird so verfahren, daß bei den Matrizen kein Spiel angenommen wird, wenn Bewegungssinn und inverser Bewegungssinn mit "I" belegt sind, durch diese Sperrungen jedoch die Tangentialbewegungen nie behindert werden.
tion jedoch durch normalen und tangentialen Kraftschluß.
Zeile 6: Besonders aufschlußreich ist dieser, meist nicht als Verbindung erkannte Fall. Zwei Teile werden in einem Kraftfeld bloß aufeinandergesetzt, wie beim Aufstellen eines Schranks, einer Maschine, einer Steinmauer, einer Pyramide usw. Durch Berührungsschluß wird nur die Translation im Richtungssinn des wirksamen Kraftfeldes gesperrt (siehe Feld 6.2). Es herrscht gleichzeitig in diesem Richtungssinn nicht nur Berührungs-, sondern auch Kraftschluß. Im inversen Sinn jedoch auch, wenn z.B. die Masse groß genug ist. Daher wird in die SchlußartenMatrix für oy und oy, E fund g eingetragen. Aufgrund der Quaderform und damit der Erhöhung des Schwerpunktes beim Kippen um die Z- und XAchse werden vier Drehsinne kraftschlüssig gesperrt, nämlich Oyz = 1, oyz = 1, O.xy = 1, O.xy = l. Die Reibkraft zwischen Quader und Unterlage sperrt auch die übrigen Bewegungssinne, nämlich Ox = 1, Ox = 1, Oz = 1, Oz = 1, Ozx = 1, Ozx = 1 (Fall 1, Matrix in Feld 6.5 unten GI. (9.61)). Ist die Reibung gering, z. B. wenn eine schwere Kiste am Eis liegt, sind diese Bewegungssinne frei (Fall 2, Feld 6.5 oben), liegt der Quader jedoch auf einer rauhen Unterlage, sind, ohne daß die geometrischen Bedingungen sich ändern müßten, wieder alle Bewegungssinne gesperrt (Feld 6.5 unten, Fall 1). Wenn die Masse sehr leicht ist, kann sie durch äußere Kräfte mühelos von der Unterlage entfernt werden (z.B. Fall 6). Das erfolgt bei Materialien wie Staub, Pulver, aber auch bei leichten Gegenständen wie Münzen, Büchern, Geschirr usw. Für Ameisen, Käfer und Mücken entspräche die digitale Schlußarten-Matrix dem Fall 1. Hat das Objekt runde Formen, dann ist ein Versetzen durch Kippen oder Verdrehen möglich, wie bei zylindrischen Füßen nach Fall 3 oder gar bei elliptischen Füßen nach Fall 5. Eine weitere Variante von Bewegungsmöglichkeiten bei glatter Unterlage ist in den Fällen 2 und 4 berücksichtigt. Aus der Schlußarten-Matrix des Feldes 6.4 in Bild 9.24 lassen sich diese Fälle durch mögliche Digitalisierungen entwickeln:
Falll Ebene Auflagefläche (rauhe Unterlage)
( r r g g)A (1
Sa,b = g Ef r r ; 1 r r g g 1
: : :)" (9.60, 9.61)
9.9 Die Schlußarten-Matrix 429
Fall 2 Ebene Auflagefläche (glatte Unterlage)
( r r g g)A
Sa,b = g Ef r r ; r r g g
Fall 3
(0 0 1 1)0 1 1 0 0 001 1
Zylindrische Auflagefläche (rauhe Unterlage)
(9.62)
Sa,b = (~ ~f ; ~)A; (~~ ~ ~)O (9.63,9.64) rr 00 1100
Fall 4 Zylindrische Auflagefläche (glatte Unterlage)
(0 0
Sa,b= gEf r r
FallS
g g)A r r ; o 0
(0 0 1 1)0 1 1 0 0 o 00 0
Kugelige Auflagefläche (schwer)
( 0 0 0 O)A (0 0 0 0)0
Sa,b = g Ef 0 0 ; 1 1 0 0 0000 0000
Fall 6
(9.65)
(9.66)
Kugelige oder beliebige Auflagefläche (leicht)
( r r g g)A
Sa,b = g Ef r r ; r r g g
(0 0 0 0)0 o 100 000 0
(9.67)
Demnach sind wir von der Natur in ein Kraftfeld gesetzt worden, das mindestens sechs grundsätzliche Verbindungsarten mit dem Boden ermöglicht, die von der Reibkraft oder dem Rollwiderstand der Partnermaterialien abhängig ist sowie von der geometrischen Gestalt der Auflage-Paarungen. Kombinationen dieser 6 Fälle sind, soweit sie keine geometrischen Widersprüche erfordern, möglich. Das Beispiel zeigt die Anwendung von steifem, elastischem Kraftschluß sowie vom Feldschluß und Reibschluß.
Zeile 7 (Bild 9.24) Das betrachtete Beispiel ist typisch für alle Verbindungen, die durch einen Stift in einer Bohrung zusammengehalten werden. Wie die Schlußarten-Matrix in Feld 7.4 zeigt, wirkt der Kraftschluß in zwei Richtungen (hier X-und Z-Richtung) in normaler Richtung, als steifer Kraftschluß und in einer tangentialen Richtung (hier Y-
430 9 Die Theorie der logischen Schluß-Matrix
Geome Irische SchluO -Matrix. SchluOorlen - Oi gi tatisi erle Geometrische Ausgangsform. Matrix, SchluOorteo- Ma- Eodform (mit Spiel) (mit Spiel) (ohne Spiel) !rix (ohne Spiel)
Nr. , 2 3 4 5 1.1 1.Z 1.3
S~.b = 1.4 50 - l.S ohnt: Slliet
a,b - I
5a,b = (" " " ,,) (' , , ') 1 (l Ef Ef r r , , , ,
Ef Ef Ef Ef , , 1 1 • ~ (i
1 1
:) Er" Eb ,r > rb Niet-Verbindung r-- 1 0 2.3 5 A _ 2.4 0 , 1 a.b - Sa.b =
b ("" , ,) (' , 1 1) 2 9 Er r r , , o 0 EI Ef 9 9 1 1 1 1
g>gb,r<rb
Bild 9.25. Die gleiche Schluß-Matrix für verschiedene Schluß arten-Matrizen.
Die gleiche Schluß-Matrix in Feld 1.2 für die Verbindung in Feld l.l (sowie die in Bild 9.24, Feld 5.3) kann je nach Wirkung verschiedener Schlußkräfte eine feste Verbindung ergeben, z. B. die Nietverbindung in Feld 1.5 oder eine bewegliche, wie das Spurlager in Feld 2.5. Die Entscheidung über die Art der Verbindung hängt von den wirksamen Schlußkräften ab, die in den Schlußarten-Matrizen
Richtung), als Reibschluß. Es gibt somit drei Möglichkeiten der Paarung, nämlich einer Loslagerung mit Spiel (Feld 7.2), einer Loslagerung ohne Spiel (Feld 7.5 oben) und einer festen Verbindung (Preßpassung, Feld 7.5 unten). In diesem Beispiel werden nur normale, steife Kraftschlüsse und Reibschlüsse angewendet. Die Tatsache, daß gleiche geometrische Ausgangsformen der Paarungspartner (entsprechend denen im Konstruktionskatalog, Bild 9.5) durch zusätzlich eingebrachten Kraftschluß zu Verbindungen mit verschiedenen Funktionen entwickelt werden können, ist in Bild 9.25 noch einmal ausftihrlich dargestellt. Derart verschiedene Funktionen, wie sie von einer Nietverbindung und einem Spurlager verlangt werden, können durch Wirksamwerden verschieden großer Reibschlüsse realisiert werden [5]. Wie das Wirksamwerden der verschiedenen Schlüsse von vornherein auf bestimmte Bewegungssinne eingeschränkt wird, soll in Kapitel 14 (Band 11) ausftihrlich gezeigt werden.
2.S mitSpiel
• Spurtager
der Felder 1.3 und 2.3 dargestellt sind. Desgleichen hängt diese Entscheidung von der Feststellung ab, ob die wirksamen Kräfte größer oder kleiner als die auftretenden Betriebskräfte (vergrößert um den Sicherheitsfaktor) sind. Danach wird die "Digitalisierte Schlußarten-Matrix" entwickelt, hier in den Feldern 1.4 und 2.4. Ergebnis: Aufgrund der großen Reibkräfte wird die ursprüngliche Anordnung in Feld 1.1 zur festen Verbindung ohne Spiel (Feld 1.5) bzw. aufgrund kleiner Reibkräfte eine Verbindung, die als Spurlager dienen kann (Feld 2.5). Index b bedeutet Betriebskokraft
9.10 Schrifttum
I. Dizioglu, B.: Ein Beitrag zu Beweglichkeitsuntersuchungen in Elementenpaaren bei Vorgabe diskreter Stützpunkte. Journal of Applied Mathematics and Physics (JAMP), vo. 35, July 1984, p. 514-531
2. Dizioglu, B.: Zur Konstruktionslehre der mechanischen Bewegungsübertragung. Melliand Textilberichte international52 (1971) 8;9, S. 911-917 und 1036-1041
3. Föllinger, 0., Weber, w.: Methoden der Schaltalgebra. München und Wien: Oldenbourg 1967
4. Klausnitz, 0.: Methoden zur Analyse und Synthese beweglicher Verbindungen und ihre Eignung zur Rechnerunterstützten Konstruktion. Diss. TU Braunschweig 1988
5. Roth, K., Kopowski, E.: Konstruktionskataloge fester Verbindungen. VDI-Z 124 (1982) Nr. 6, S. 193 - 204
6. Roth, K.: Aufteilung der Konstruktionsarbeiten zwischen Mensch und Rechner - heute und in Zukunft. VDIBerichte Nr. 812, 1990, S. 227-240. Düsseldorf: VDIVerlag 1990
7. Roth, K.: Ausführung echter Konstruktionsarbeiten vom Rechner. Konstruktion 40 (1988), Heft 3, S. 81-89
8. Roth, K.: Design Models and Design Catalogs. Proceedings of the International Conference ICED 87, Boston. WDK 13, vol. I, p. 60-67. The Amercan Society ofMechanical Engineering 1987
9. Roth, K.: Die logische Schluß-Matrix, ein Algorithmus zur Analyse und Synthese von Verbindungen und Führungen in der Konstruktion. VDI-Fortschritt-Berichte, Reihe 1, Nr. 35, Düsseldorf: VDI-Verlag 1974
10. Roth, K.: Einheitliche Systematik der Verbindungen. VDI-Berichte 493, 1983, S. 1-12. Düsseldorf: VDIVerlag
11. Roth, K.: Elementarmodelle der Maschinenelemente. Möglichkeit zum Konstruieren durch den Rechner. Konstruktion 40 (1988) S. 309-316
12. Roth, K.: Feste Verbindungen und ihre Eignung zur automatischen Montage. Konstruktion 39 (1987), Heft I, S.21-30
13. Roth, K.: Konstruieren mit Konstruktionskatalogen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1982
14. Roth, K.: Methods an relationships for design of connection by the computer. Proceedings of the Institution of Mechanical Engineers, WDK 18, ICED 87, Harrogate, vol. I, p. 637 -654, London: IMechE 1989-7
15. Roth, K.: Modellsystem zum selbständigen Konstruieren des Rechners. VDI-Z 130 (1988), Heft 7, S. 68-75
16. Roth, K.: New Methods for Shape Definition of Mechanisms and their Computer Aided Form Generation. Pro-
9.10 Schrifttum 431
ceedings of the Sino-German CAD/CAM Conference in Xi'an,Oct. 1987, p. 174-187. Berlin: TU Prof. Nowacki
17. Roth, K.: Übertragen von Konstruktionsintelligenz an den Rechner. VDI-Z 135, 1989, Nr. 5, S. 76-83
18. Roth, K.: Zahnradtechnik, Band I; 2; 3. Berlin, Heidelberg, New York, Paris, Tokyo, Hong Kong: Springer 1989 und 1998
19. Roth, K.: Die Information in der Konstruktionsmethodik: Bedeutung wird immer größer. Schweizer Maschinenmarkt (1988) Heft 16, S. 32-39
20. VDI-Richtlinie 2232: Methodische Auswahl fester Verbindungen. VDI Düsseldorf 1999. Berlin: Beuth-Verlag
21. Weyh, Y.: Elemente der Schaltungsalgebra, 3. Auflage. München: Oldenbourg 1964
22. Whitesitt, J. E.: Boolesche Algebra und ihre Anwendungen. Braunschweig: Vieweg 1968
23. Wei, HJ.: Die Fugungssysteme der traditionellen chinesischen Holzverbindung. Fortschritt-Berichte VDI Reihe 4, Bauingenieurwesen Nr. 153, Düsseldorf: VDI Verlag 1999
Sachverzeichnis (B) bedeutet Bild
Abdichtflächen für Fluidverschlüsse 8(B)
Abdichtung des Verschlußraumes 6 Abfallaufbereitung Pressen, Scheren,
Trennen usw. 232 Abgleitkipper entwickeln 4(B) Ablaufplan 24(B) Ablautplan, individuell entwickelt
108(B) Ablautplan, Unterteilung in Arbeits-
abschnitte 34(B) Ablautplan, variabler 37, 38(B) Ablautpläne variieren 109(B) Ablautpläne, Vergleich 42 Abmessungsänderung, physikalische
Änderungen 271(B) Abmessungsänderungen, Oberflächen
Rauminhaltverhältnis, Spannungsverhältnis, Massenverhältnis 274
Abmessungsverkleinerung, Auswirkungen 276, 277
Absetzkipper 3(B) Abstrahieren von Merkmalen 170 Abstraktion (konstruktionsmethodisch)
5 Ähnlichkeitsbedingungen 265 Aktive Allgemeine Größen 252 Aktives Maschinensystem 260 Aktoren 296 Aktoren, Sondergetriebe 300 Aigorithmisches Auswahlverfahren zur
Konstruktion mit Katalogen (AAK) 24
Allgemeine Funktion 83 Allgemeine Funktionen (AF),
Definitionen 82(B) Allgemeine Funktionen (AF), typische
Beispiele 84(B) Allgemeine Funktionen 81, 90 Allgemeine Funktionen, Symbole
83(B) Allgemeine Funktionen, Verknüpfungs
regeln 88 Allgemeine Funktionsstruktur 26, 90 Allgemeine Funktionsstruktur
entwickeln 89(B) Allgemeine Funktionstruktur (AFS) 81 Allgemeine Größen 82 Allgemeine Größen als aktive Größen
88
Allgemeine Größen der Konstruktionslehre 17, 20(B)
Allgemeine Größen, Abhängigkeit 88 Allgemeine Größen, Direktumsetzung
85(B) Allgemeine und Vektorielle Funktionen,
Zuordnung 313(B) Allgemeine und Vektorielle Funktions
struktur, Beispiel Ansetzvorrichtung 314(B)
Allgemeines Flußbild (AFB) 26,81,92 Allgemeines Flußbild entwickeln 95(B) Alternativlösungen Energie leitender
Systeme 5 Altstoff-Recycling 228 Altstoff-Recycling, Regeln, Werkstoff
verträglichkeit, gut abtrennbar usw. 234
Analyse der AufgabensteIlung 59 Analyse der Lebenslauf-Phasen
(200-1000 Fragen) 64 Analyse der Lebenslauf-Phasen
(Anforderungsliste III) 69 Analyse der Produktumgebung
(100 Fragen) 64 Analyse der Produktumgebung
(Anforderungsliste 11) 67 Änderungskonstruktion 39 Anforderungen, allgemein 64 Anforderungen, Fest- 64 Anforderungen, Wunsch- 64 Anforderungen, Ziel- 64 Anforderungsarten 79(B) Anforderungsliste I (Produktfrageliste ),
Formblatt 66(B) Anforderungsliste 25,33,57,64 Anforderungsliste I (Produktfrageliste )
66 Anforderungsliste II (Produkt
umgebung) Formblatt 70(B) Anforderungsliste III (Lebenslauf
Phasen) 69 Anforderungsliste III (Lebenslauf-
phasen) Formblatt 78(B) Anforderungssatz 25 Anpassungskonstruktion 39 Anschläge, diskrete Lagen 97 Antivalenz 102 Anweisungssatz 25,33,57,58,61 Anzeigeelemente, ergonomigerecht 199
Anzeigeelemente, mechanische 297 Anzeigen 296 Apparate 19,259 Apparate, Maschinen, Geräte (Güte)
23(B) Äquivalenz 102 Arbeit pro Zeiteinheit bei "Energie
Maschinen" 23 Arbeitsabschnitt (Ablautplan) 33 Arbeitsabschnitt, Unterteilung des
Ablaufplanes 30 Arbeitsabschnitte, Schnittmengen
benachbarter 3 7 (B) Assoziation, Funktion und Gestalt 355 Assoziationen, sachfremde 200 Assoziationsgesetz 398 Assoziationshilfe, Anforderungsliste
65 Astronautenschritte auf dem Mond 292 Asymmetrie als Information 182 Aufgabe (im Konstruktions-Ablauf) 3,
58 Aufgabe klären 42 Aufgabe Soll-Funktion 35 Aufgabenformulierungs-Hilfen 57 Aufgabenformulierungs-Phase 25 Aufgabensatz 58,61,90 Aufgabensätze, IQ-Funktionsstruktur
96(B) AufgabensteIlung "Iebenswichtig" 32 AufgabensteIlung 25,58 AufgabensteIlung mit logischen Größen
144 Aufgabenstellungs-Satz 58(B) Ausarbeiten 42 Ausführungs- und Nutzungsangaben 30 Ausscheidungs-Strategie 50 Austausch von Elementenpaarungen
150 Axiale Widerstandsmomente, Vergleich
152
Bajonettverschluß 5(B) Ball- und zeltartige Gebilde 331 Bandgelenk 241 Baueinheit 85,259 Bauteile-Technik 47 Bedienelemente 296 Bereichsforderung 25 Berührungsschluß 424
Berührungsschluß und Demontage-sicherung 423
Berührungsschluß, Schluß-Matrix 397 Betrachtungsfeld ändern 174 Betriebskräfte, Reibkraft 428 Bewegliche Verbindung 426 Bewegung durch Punktleuchten 200 Bewegungssperrung, -freiheit,
Boolesche Kategorien 397 Bewegungsvermögen 20 Biegebeanspruchungen vermeiden 164 Biegeumformen 216 Binäre mechanische Elemente 97 Bits pro Gewicht bei "Informations-
Maschinen" 23 Blechumformen, Konstruktionsregeln
216 Boole, Georg 397 Boolesche Algebra 184(B) Boolesche Algebra als Klassenlogik
397 Boolesche Algebra, Definition 397 Boolesche Operationen für Werte mit
Exponenten 402(B) Boolesche Werte mit Exponenten 402
Cauchys Modellgesetz 269 Checkliste zum Produkt-Lebenslauf
(ca. 800 Fragen) 71(B) Checkliste zur Suchmatrix
(ca. 1000 Fragen) 71 Codierung der Elementenzustände 301 Codierung der Information 97,99 Codierung verschiedener Lagezustände
100(B) Codierung zur Informationsübertragung
141 Container hochheben (Teilaufgabe ) 3 Cremona-Plan (für Lasthaken) 157 Cremona-Plan bei Stabwerken 158
Dampfmaschine, Watt 19(B) De Morgan 398 De Morgan-Theorem 102 Decodierer 141 Demontage und Sicherung 230 Demontagefreundliche Verbindungen
230 Demontierbarkeit und Berührungs-
schluß 423(B) Denkfurche 38 Designgerechtes Gestalten 199 Detailarbeit 30 Detaillierung 36 Digitalisierte Schlußarten-Matrix 424 Digitalisierte Schlußarten -Matrizen,
Beispiele 429 Dinosaurier, Elefanten, Nashorn,
Verleich 295(B) Dinosaurier, Laufgeschwindigkeit,
Gangart 292,294(B) Disjunktion 98, 99
Disjunktion beim Türschloß, bei einer Bremsvorrichtung, DisjunktionsVerknüpfung 144
Disjunktion, parallele Elementenpaarung 404
Disjunktive Verknüpfung, Sperrungen vermehrt 405,406
Distributive Gesetze 102, 104(B) Distributive Gesetze, Gültigkeit für
Elementenpaarungen 398 Dizioglu-Gleichung 319, 330 Dokumentation der Anforderungen 64 Doppelgelenk 330 Doppelpassung 402 Drehen (Fertigungsverfahren) 220 Drehspiegelung 179 Drehsymmetrie 177 Druck- und Zugketten 316(B) Druckausbreitung (Effektanwendung) 3 Druckkraftübertragung 203 Dualitätsprinzip 398 Durchbiegeverhältnis bei partieller
Abmessungsverkleinerung 285 Durchbiegeverhältnisse, Elastizitäts
modul, Längenabmessung 286 Dynamische Ähnlichkeit (Newton)
265,268
Effekt (physikalisch) 2 Effekt zugrunde legen 48 Effekte den Teilfunktionen zuordnen
12 Effekte für das Wirkprinzip 29 Effekte und Gestalt bekannt
(Vorgehens-Strategie) 47 Effekte, hintereinandergeschaltet 116 Effektkette 35, 114 Effektketten (Lösungsbäume ) 13 Effektträger 5, 9(B), 25, 35, 107 Effektträger fur logische Getriebe
148(B) Effektvariation 2 Ein- und Zweipunktgrößen 112 Einstieg in verschiedene Phasen 38 Einteilung von Objekten 172(B) Einzelteilzeichnung 36 Elementare Funktionseinheiten 252 Elemente rur Funktionsstrukturen 301 Elemente Produktdarstellender Modelle
302(B) Elementenpaar, Bezeichnung 391 Elementenpaare, mögliche Anzahl 391 Elementenpaare, Verbindungen 207(B) Elementenpaare, Verknüpfung,
Verbindung 401(B) Elementenpaarungen 404 Elementenpaarungen, Erfüllung der
Booleschen Operationen 403(B) Elementenpaarungen, Konstruktions
katalog 392-395(B) Energie (Allgemeine Größe) 18,
262(B)
Sachverzeichnis 433
Energie als "Durchführungs-Medium" 252
Energie als Wesenheit 20 Energie-Funktionen 301 Energie-Versorgungssystem 21 Energiefluß im Maschinensystem 21 Energiefunktion 23 Energiequelle, Muskel 18 Energiespeicherung aufrecht erhalten
360 Energieumsetzersysteme 263 Entscheidung in der Funktionellen
Phase 30 Entscheidungen bei geometrischen
Operationen 187 Entscheidungen bei geometrischer
Darstellung 186 Entscheidungen bei Linien, Flächen,
Körpern 187 Entscheidungen in einzelnen Phasen 32 Entscheidungen, richtige, falsche 30 Entwerfen 42 Entwickeln 26, 42 Ergonomiegerechte Gestaltfindung 198 Erzeugen von Kräften 315 Exekutive (Vergleich) 252 Existenz der Assoziativität 183 Existenz der Identität 183 Existenz der Inversität 183 Existenz der Kommutavität 185 Existenz der Verknüpfung 183
Federn aus Kunststoff 242(B) Feinwerktechnik, Größenordnung Hand
85 Feinwerktechnische Teile 289 Feinwerktechnische Teile, physikalische
Eigenschaften 276, 277 Fertigung "wichtig" 32 Fertigungsgerechtes Konstruieren 209 Fertigungsgestalten 42 Fertigungstechnische Korrekturen 32 Fertigungstechnische Produktgestaltung
29 Fertigungsunterlagen 30 Fertigungsverfahren, Einteilung 210(B) Feste Verbindung 426 Feste Verbindungen aus beweglichen
350 Festforderung 25,64,67,77 Festigkeitsberechnung 152 Festkörperverschlüsse 9(B) Filmgelenk 241, 243(B) Flaschenverschluß mit Kipplagen des
Deckels 244(B) Fluidverschlüsse 6, 9(B) Flüssigkeitsbehälter, Deckel 244 Flußrichtungssinn durch Energie-
umformer, Gleichrichter 90 Forderungssatz 57,58,61 Form als Information 20 Formgestalten 42
434 Sachverzeichnis
Formschluß, mehrdeutig 397 Formulieren (Aufgabe) 26,42 Fräsen 220 Freiheits-Matrix, logische, Platz
belegung 388(B) Freiheitsgrad einer Gliederkette,
Ermittlung 328(B) Freiheitsgrad, Deutung schwieriger
Fälle 360(B) Freiheitssinne 387 Freiheitssinne, gesperrt durch Fügen
206 Froudes Modellgesetz (Lauf-
geschwindigkeit) 292 Froudes Modellgesetz (allgemein) 269 Fügegerechtes Konstruieren 220 Fügen durch Anpressen, Schrauben,
Klemmen, Klammern usw. 223 Fügen durch Umformen, Verdrehen,
Knoten, Drahtweben, Bördeln, Nieten usw. 223
Fügen, einzelne Verfahren 221 Fügen, textiles 226 Fügen, Verbinden 220, 222(B) Fügeverfahren 224/225(B) Führung, Definition 257 Führungen, Systematik 255,257(B) Funktion (im Konstruktions-Ablauf)
"entscheidend" 3 Funktion erfüllen 48 Funktionelle Konstruktionsphase 26,
42 Funktionen und Effekte bekannt (Vor
gehens-Strategie) 47 Funktionen, Funktionsverzweigungen
238(B) Funktions- und Baustrukturen 45 Funktions- und Konstruktionsgrößen
I 13(B) Funktions-Effektgesetz 26,35, 104, 114 Funktions-Einstiegkonstruktion 39 Funktions-Struktur 9(B) Funktionseinheit und Baueinheit 370 Funktionseinheit, elementar 85 Funktionseinheiten 259 Funktionseinheiten und Bauteile 46(B) Funktionseinheiten und Einzelteile 45 Funktionseinheiten, elementar 84, 85 Funktionseinheiten, hierarchische
Gliederung 87(B) Funktionseinheiten, komplexe 84 Funktionseinheiten, statische und
kinematische 84 Funktionseinheiten, wesentliche Teile
84 Funktionselement, vektoriell, geo-
metrisch 303 Funktionserfüllung "entscheidend" 32 Funktionsfindung 33 Funktionsgerechtes Konstruieren 198(B) Funktionsgrößen 117 Funktionsgrößen eliminieren 135
Funktionsgrößen-Matrix 114,115(B) Funktionsintegration 12(B),234 Funktionsintegration systematisch
"erzeugen" 246(B) Funktionsintegration, Arten 237 Funktionsintegration, grundsätzliche
Möglichkeiten 239(B) Funktionsintegration, KunststotItechnik
240 Funktionsintegration, parasitäre
Funktionen 236 Funktionsintegration, systematisches
Vorgehen 245 Funktionsintegration, technische
Wertigkeit 248 Funktionsintegration, wirtschaftliche
Wertigkeit 248 Funktionssatz 26 Funktionsstruktur 11,21,32,35,81 Funktionsstruktur Wasserfahrzeug 22(B) Funktionsstruktur, Aufstellung 92 Funktionsstruktur, Geometrische 336 Funktionsstruktur, Intensitäts-,
Quantitätsgrößen 94 Funktionsstruktur, logische 96, 146(B) Funktionsstruktur, Variationsregeln 92,
93(B) Funktionsstrukturen, Übergang 94,369 Funktionssymbol 33 Funktionstrennung 234 Funktionstrennung wegen Redundanz
248 Funktionstrennung, Beispiel 247(B) Funktionstrennung, Beispiel Radbremse
249(B) Funktionstrennung, Fahrzeugrad 248 Funktionstrennung, Gründe 247 Funktionstrennung, günstigere
Anordnung 248 Funktionstrennung, verringern der
schädlichen Funktionen 236 Funktionsstruktur für Gerätegruppe 91(B)
Gangart, Lebewesen 293 Geformtes Material 20(B) Gehäusegestaltung 174 Genauigkeit, relative, absolute 290 Geometrisch-Stoffliche Produkt-
gestaltung 29 Geometrische Funktionsstruktur 336,
337 Geometrischer Hauptübersichtskatalog
Verbindungen 392(B) Geometrische Strukturierung der
Konstruktion 336 Geometrische Umkehr 150 Geräte 19, 259 Geräte mit zentraler Steuerung 296(B) Gerätetypen, Einteilung 296 "Gerechtes" Konstruieren 196 Gesamt-Soll-Funktion 81(B) GesamtaufgabensteIlung 59
Gesamtentwurf 36 Gesamtfunktions-Element 94 Gesetz (physikalisch) 2 Gesetze, kommutative, distributive 397 Gesetzmäßigkeit (physikalisch) 2 Gestalt-Einstiegkonstruktion 39 Gestalt-Funktions-Elemente, Stützung,
Umhüllung, Verspannung, Feste Verbindung 357
Gestalt -Funktions-Elemente, Übersicht 358(B)
Gestalt-Lösungsprinzipien, Suche 376 Gestalt-Module 36 Gestalt-Prinzipe, Wagenheber aus
Morphologischem Kasten 383(B) Gestaltdarstellung, technisches Design,
Gesetze 199(B) Gestaltelemente, elementare 355 Gestalten 30 Gestalten maßgebender Module 36 Gestaltende Phase 29, 150 Gestaltmodell 37 Gestaltoptimierung 166 Gestaltstrukturen, funktionelle 355 Gestaltung "sehr wichtig" 32 Gestaltvorgaben machen 48 Getriebeanordnungen mit Spannungs-
ringen, Beispiele 326 Gewässer überqueren 19(B) Gießgerechte Gestaltung 213(B) Gießgerechtes Konstruieren 209 Gleichung von Dizioglu, Grübler,
Tschebyschew 319 Gleichungen zur Ähnlichkeitstheorie,
Tafel 275(B) Gleichungen zur Funktionsdarstellung
33 Gliederkette variieren 319 Gliederkette, Freiheitsgrad 319 Gliederkette, geschlossen, eben,
Freiheitsgrad; Tafel, DiziogluGleichung 329(B)
Gliederketten für einfache Spannungsringe 359(B)
Gliederketten, Grundketten f = -I bis f=2321(B)
Gliederketten, überbestimmte Glieder 318(B)
Gliederketten, überbestimmte, verspannte 319
Gliederketten, Variation 320(B) Gliedern in Bauteile 175 Grenzforderung 25 Großmaschinentechnik, Größenordnung
Haus 85 Grüblersehe Beziehung 319 Grundelemente, Tafel der 340,341(B) Grundsymbol 371 Gruppe von Symmetrieoperationen 182 Gruppe, nicht Abelsch 185 Gruppen, allgemein 183 Gruppen, Boolesche 184(B)
Gruppentafel, konjugierte Klassen 185 Gußfonnen, Gußverfahren 212(B),
214(B) Gütekriterium der Maschine 23
Handlungsverben 61 Hauptanliegen des Buches Hauptaufgabe 59 Hauptaufgabe fonnulieren 60(B) Hauptaufgabensatz 25,33,57,58,59,
61,64 Hauptaufgabensatz, Abstraktion 59(B) Hauptausführung 265 Hauptfunktion 23 Hauptfunktion der Teilsysteme 85 Hauptfunktion des Gesamtsystems 85 Hauptfunktion erkennen 88 Hauptfunktion, Teilfunktion 35 Herstell-Einstiegkonstruktion 39 Historische technische Revolutionen
17(B) Holz zerkleinern (Maschinensystem) 21 Holzhackmaschine 21 Horizontales Vorgehen 53 Huntington, Axiomensystem 98, 397 Huntingtonsche Axiome, Gültigkeit für
Elementenpaarungen 398, 399(B)
Identische Freiheit 331 Identische Gelenke 358 Identischer Freiheitsgrad 328, 329(B) Industrial Design 30, 198 Infonnation (Allgemeine Größe) 18,
264(B) Infonnation als Werkzeug 252 Infonnation als Wesenheit 20 Infonnation, gespeichertes Programm
19(B) Infonnation, Wandlung, Umfonnung
141 Infonnations-Verarbeitungs system
21 Infonnationsfluß im Maschinensystem
21 Infonnationsfunktion 23 Infonnationsumsetzer-Systeme 263 Infonnationsverarbeitung mit logischen
Getrieben 144 Integration mehrerer Funktionen,
Elektrotechnik 47 Integrierte Bauweise 47 Intensitäts- und Quantitätsgrößen
physikalischer Systeme 112(B) Intensitätsgrößen (IQ) 29,94 Inverse Elemente, Boolesche Algebra
400 IQ-Funktionen 94, 112, 114 IQ-Funktionsstruktur (lQF) 81,94,
112,114 IQ-Größen 94,114 Ist-Funktion 25, 90 Iterieren (Gestaltung, Anordnung) 171
Justi-Matrix 29
Kardangelenk aus Kunststoff 243(B) Keil-Effekt 4,4(B) Kerbspannungen 165 Kette, geschlossen, Spannungsringe
317 Kettenstruktur 11 Kindersicherung an einer Autotür 144 Kinderstiefel steif 287 Kinematische Umkehr 150 Kinetische Energie, Wännekraft-
maschine 18 Kipphebelschalter 140 Kippschalter, logische sequentielle
Getriebe 100 Klassen, konjugierte 186(B) Klassifizieren mit Potenzzahlen 141 Kleine Teile steif 287 Knicklastbeispiel 267 Kniehebel-Effekt 4 Knochenlänge, Ganggeschwindigkeit
294 Kokillenguß, aufschrumpfen 209 Kombination von Effektketten 13 Kombination von Merkmalsarten
169(B) Kombinationsmöglichkeiten 13 Kommutativgesetz, Gültigkeit für
Elementenpaarungen 398 Komplexität als Vielgestaltigkeit der
Teile 186 Komplexität geometrischer Fonnen 186 Komplexitätsgrad (Quadrat, Rhombus,
Kugel, Quader, Zylinder) 190 Komplexitätsgrad bei geometrischen
Elementen 186, 187, 189(B) Komplexitätsgrad, Dreieck, Viereck
189 Konjunktion 98, 99 Konjunktion, serielle Elementenpaarung
403 Konjunktionsverknüpfung bei
Kupplungen 144 Konjunktive Verknüpfung, Freiheiten
vermehrend 405, 406 Konkretisieren von Merkmalen 171 Konkretisierung (konstruktions
methodisch) 5 Konstruieren (Industrial Design),
gestalgerecht 200 Konstruieren durch Verknüpfungs-
operationen 370 Konstruieren fertigungsgerecht 209 Konstruieren mit Schaltsymbolen 370 Konstruieren, "gerecht" 196 Konstruieren, funktions- und
gestaltungsgerecht 197(B) Konstruieren, funktionsgerecht, effekt
gerecht, Effektkettengerecht 196 Konstruieren, gießgerecht 209 Konstruieren, sicherheitsgerecht 206
Sachverzeichnis 435
Konstruieren, umfonngerecht 212 Konstruieren, wirkanordnungsgerecht,
Gestaltanordnungsgerecht 197 Konstruktion mit Allgemeiner,
Vektorieller und Geometrischer Funktionsstruktur entwickeln (Beispiel) 367, 368(B), 369
Konstruktions-Ablaufpläne 43(B) Konstruktions-Strategie I 379(B), 380 Konstruktions-Strategie 11
(Maschinenbau) 379(B),383 Konstruktions-Strategie III (Elektro
technik) 379(B),384 Konstruktions-Strategie IV (Fluid
technik) 379(B),384 Konstruktions-Strategie V (Mikro
technik, Makrotechnik) 379(B),384 Konstruktions-Strategien, allgemein 48 Konstruktions-Strategien I, 11, IV
(für Infonnation) 372(B) Konstruktions-Strategien I-V (Energie)
373(B) Konstruktions-Strategien I-V (Stoff)
374(B) Konstruktions-Strategien und Produkt
arten 375 Konstruktions-Strategien, Beispiele
378, 379(B) Konstruktions-Strategien, Wahl 385 Konstruktionsarten 38(B), 39 Konstruktionsgrößen 112, 117 Konstruktionskatalog Elementen-
paarungen 392-395(B) Konstruktionskataloge 12 Konstruktionslehre I Konstruktionsmethoden 1 Konstruktionsphasen, Arbeitsabschnitte
33 Konstruktionsphasen-Einstieg 37,
Beispiele 40 Konstruktionsphasen-Übergang,
Zuordnungen 234 Konstruktionsregeln Bohren, Drehen,
Fräsen 219(B),220 Konstruktionsregeln im Konstruktions
ablauf 194 Konstruktionsregeln Schleifen 220 Konstruktionsregeln Schmieden,
Fließpressen 216, 217(B) Konstruktionsregeln Tiefziehen, Biege
umfonnen und Driicken 218(B) Konstruktionsregeln, allgemein 196 Konstruktionsregeln, Blechumfonnen
216 Konstruktionsregeln, Einteilung
193(B) Konstruktionsregeln, gießgerecht 209 Konstruktionsregeln, Gültigkeit 196 Kontur als Spurlinien der Oberflächen
150 Kontur und Stabnetzwerk 159(B) Konturausbildung 150
436 Sachverzeichnis
Konturbild 30 Konturen für Stabnetzwerke und
Struktur-Funktions-Elemente 365(B) Konturen für Struktur-Funktions-
Elemente 363 Konturfindung, Beispiele 365 Konzeptionelle Phase 42 Konzipieren 42,61 Kopplung, zwangläufige Rotation 413 Kopplungsschreibweise, Interpretation
408 Körperfindung, gestaltgerecht 201(B) Körperkontur 36 Kostenverantwortung 30 Kraft erzeugen 5 Kraft gegen Öffnen bereitstellen 8(B) Kraft versetzen mit Stabnetzwerken
157, 161(B) Kraft versetzen, nicht parallel 162(B) Kraft vervielfachen 3, 5, 118(B),
382(B) Kraft-Moment-Umformung 4 Kräftesummierung 3 Kraftleitung 154 Kraftmultiplikation 3, 382(B) Kraftmultiplikator als Energieumformer
90 Kraftschluß, nachgiebig 425 Kraftschluß, normal 425(B) Kraftschluß, steif 425 Kraftschluß, tangential (Reib schluß)
425 Kraftübertragung durch Spannungsringe
323(B) Kraftversetzung um Hindernisse 154 Kraftwagen, Zerlegungsmöglichkeit
230 Kranhaken, Stabnetzwerk 157 Kugelschreiber 141 Kunststoff 242 Kunststoff-Federgelenk 241 Kunststoffe, Aufbereitungsverfahren
232,233 Kunststoffe, kleine Teile 288 Kunststoffe, Trennung 233 Kunststoffedern 242(B) Kunststoftkugelschreiber 242 Kurbel, Kurbelgehäusebegrenzung 172 Kurbelgehäuse, iteratives Vorgehen
172(B) Kurbeltrieb 30
Laden der Spannungsringspeicher 334 Laden potentieller Energiespeicher
7(B), 335(B), 336 Lagecodierung an einem Schließ
mechanismus (Autotür) 145(B) Längenveränderung 270 Längsschnitttrennung, parallel, Beispiel
350 Lasthaken, Variation der Netzstrukturen
160(B)
Lasthakenformen 158(B) Laufgeschwindigkeit und Froude-
Zahlen 293(B) Laufgeschwindigkeit, Dinosaurier 292 Lebenslauf des Produkts 32,71 Lebewesen, Sprungweite, Wärme-
haushalt 272,273 Legislative (Vergleich) 252 Leiten (Operation) 82 Linearkombination 391 Linienstruktur-Element 303 LKW-Hinterradausführung 175(B) Lochkarte 19(B) Lochstreifensteuerung, Buchon 19(B) Lochstreifenvorschubeinheit 40 Logische Entscheidung (Lochstreifen-
steuerung) 19(B) Logische Funktionen 301,371 Logische Funktionsstruktur (LFS) 26,
81,96,102 Logische Funktionsstruktur, Lösungs-
prinzipien 136 Logische Getriebe 97 Logische Getriebe entwickeln 137(B) Logische Getriebe, Stanzmaschine 136 Logische Getriebe, systematisclre
Sammlung 142(B), 143(B) Logische Getriebeeinheiten,
Konstruktion III Logische Gleichung vereinfachen 137 Logische Gleichung und logisches
Getriebe 137 Logische kombinatorische Funktionen
97, 98, 99(B) Logische kombinatorische Getriebe
99 Logische mechanische Elemente 136 Logische mechanische Getriebe,
Kopplungsarten 136(B) Logische Mechanismen 97, 140 Logische Operationszeichen 397 Logische Schluß-Matrix 387 Logische sequentielle Funktionen 100 Logische sequentielle Getriebe 101(B) Logische Zerlegung von Schluß-
Matrizen 404 Lösung, wertvoller (bei mehr Zeichen)
40 Lösungsprinzip der Allgemeinen
Funktionsstruktur III Lösungsprinzip für Intensitäts- und
Quantitätsgrößen 111 Lösungssicherung 428 Lösungsspektrum 39, ("obere" Phase)
40
Marktanalyse 32 Maschine "Mensch" 20 Maschine 19 Maschine, Aufgliederung 266(B) Maschinen zur Energieumsetzung
262(B)
Maschinen zur Informationsumsetzung 264(B)
Maschinen zur Stoffumsetzung 261(B) Maschinen, Aufbau 258(B) Maschinen, Aufgliedern komplexer in
einfache Einheiten 263 Maschinen, Zusammensetzung 259 Maschinen-Elemente aus kinetischen
Struktur-Funktions-Elementen 354(B),355
Maschinen-Elemente aus statischen Struktur-Funktions-Elementen 353(B)
Maschinen-Elemente, aus StrukturFunktions-Elementen zusammengesetzt 352
Maschinenelemente (allgemeine Systematik) 254(B)
Maschinenelemente (integrierte Bauteile) 259
Maschinenelemente 253 Maschinenelemente, dynamische 253 Maschinenelemente, Führungs- und
Stützfunktion 265(B) Maschinenelemente, statische 253 Maschinenelemente, Systematik 253 Maschinenelemente, Vielfachfunk-
tionen 255 Maschinensystem Holzhacken
22(B) Maschinensysteme, aktive, passive 259,
260 Maschinensysteme, Einteilung nach
Funktion 87(B) Maschinensysteme, Kategorien von
19 Maschinentechnik, Größenordnung
Mensch 85 Masse und Stoff 20 Massenträgheitsmoment 270 Massenträgheitsmoment bezüglich
Radgrößen 272 Massenverhältnisse 270 Materie 20(B) Materie, informiert, Selbstorganisation
20 Matrix der Energie-Direkt-
Umwandlungen (EDU) 28(B) Mechanisch-logische Techniken 97 Mechanische Schalter 138 Mechanische Wirkstrukturen nach
Theorem von De Morgan 138, 139(B)
Mechanismen (Operationen) 151(B) Menschbezogene Funktionen 198 Merkmale, gemeinsame im Venn-
Diagramm 170(B) Merkmalskombination, Verbindungsart
170 Methode der Effektvariation 11 Methode: Abstrahieren, Konkretisieren
2, 171
Mikrotechnik ("faßbar mit Pinzette") 85
Modell für Gestaltelemente 47 Modell Geometrische Funktions-
struktur, Zweck 363 Modell und Hauptausfiihrung 265 Modellabschnitt 53 Modelle (darstellende) für die Phasen
abschnitte des Ablaufplans 54 Modelle (darstellende) für Effekte 47 Modelle (darstellmde) für Funktionen
47 Modelle, mechanische, fluidische,
elektrische, Aussagebereich 377(B) "Modellgesetz" der Längentoleranzen
290 Modellgesetze 265 Modellsymbole für bestimmte Funk-
tionen 370 Modulare Struktur 36 Montierbarkeit 205 Montieren, Grundregeln 205(B) Morphologischer Kasten 5, 9(B), 11 Morphologischer Kasten für Modelle
107 Morphologischer Kasten für Effekt
träger 378 Morphologischer Kasten, Wagenheber,
Effekte und Effektträger 381, 382(B)
Nebenaufgabe 59 Nebenaufgabe formulieren 60(B) Nebenaufgabensatz 61 Negation 98, 99 Negation ergibt andere Elementen
paarung 403,405 Neigungskopplung 408,409 Neigungskopplung, Schluß-Matrizen
41O(B) Neigungskopplungen, disjunktive
Verknüpfung, Beispiele 418 Neigungskopplungen, konjunktive
Verknüpfung, Beispiele 415 Netze, flächenschlüssig 183 Netze, Starrheit 164 Neukonstruktion 39 Neutrale Elemente, Boolesche Algebra
398 Neutrales Strukturelement in zwei
polare wandeln 350 Newtonsches Modellgesetz 268 NICHT-Verknüpfung 99 Nietmaschine, Rahmenform 158(B) Nominalskalierung 172(B) Normierte, nichtnormierte Soll-
Funktionen 35 Nußknacker, Beispiel für Mechanis
menvariation 150
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei konstanten Rauminhalten 281
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei konstanter Oberfläche 284(B)
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis bei Quader und Zylinder 283
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis, gleiche Maße oder gleiches Volumen 279(B)
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis, konstante Rauminhalte 280
Oberflächen-Rauminhaltverhältnis, Quader, Zylinder, Kugel, gleiche Maßgrößen 277
ODER-Verknüpfung 99 Ökologischer Produktlebenslauf 227 Operationen, Struktur-Funktions-
Elemente (Trennen, seriell parallel) 346, 349(B)
Operationsklammer aus Kunststoff 243(B)
Optimale Gesamtlösung 15 Optimierung in "oben" liegender Phase
32 Organische Technik 45 Orthogonale Lagezuordnungen 29
Paarbindungen 315 Paarung technischer Flächen 330 Partielle Abmessungsänderung, Kraft,
Spannung, Durchbiegung 288(B) Passive Allgemeine Größen 252 Passives Maschinensystem 260 Peirce-Funktion (NOR) 103 Peirce-Funktion als Grundfunktion
105(B) Perpetuum mobile 26 Pflichtenheft 57 Phasen-Einstieg, Lösungen 41(B) Physikalische Gleichungen und Effekte,
Sammlung 118-132(B) Physikalische Gleichungen, katalog
mäßige Ordnung 115 Physikalische Gleichungen, Schrifttum
135/136 Physikalischer Effekt 2 Physikalisches Geschehen 43 Platzbelegungen, Schluß-Matrix 387 Pleuel entwickeln 30,31(B) Polyhierarchische Vemetzung 46 Prinzip finden 26,29,42 Prinzip-Einstiegkonstruktion 39 Prinzipielle Konstruktionsphase 26,
27(B), 36,42, 107 Prinzipielle Lösung 35 Prinzipielle Phase, logische Wirk-
struktur 147 Prinziplösung 111 Prinziplösung mit Gestaltelementen 35 Prinziplösung, "große Bedeutung" 32 Prinziplösungen ermitteln 133(B) Prinzip lösungen mit Effekten 35 Prinzipskizze 27,35, 107, 111,336 Prinzipskizze für eine Funktion 134(B)
Sachverzeichnis 437
Prinzipskizze fUr logische Getriebe 148(B)
Produkt-Entwicklungssystem 33(B) Produkt-Modelle, Schaltzeichen 378 Produktabfall minimieren 233 Produktdarstellende Modelle im
Ablaufplan 63(B) Produktdarstellende Modelle nach
Hansen 55 Produktdarstellende Modelle nach
Koller 55 Produktdarstellende Modelle nach
PahllBeitz 55 Produktdarstellende Modelle nach Roth
53, 55, 56(B) Produktdokumentation 36 Produktfrageliste (9 Fragen) 64,
65(B) Produktfrageliste (Anforderungsliste I)
66 Produktgebrauch 228 Produktgebrauch, Recycling nach 233 Produktionsabfall-Recycling 228 Produktumgebung, Frageliste
(100 Fragen) 68(B) Profile gleichen axialen Biegewider
stands 153
Qualitative Synthese 42 Quantitative Synthese 42 Quantitätsgrößen 29,94 Querschnitte, günstige 156(B) Querschnittsausbildung 152 Querschnittsdimensionierung, Regeln
154 Querschnittsformen für Belastungsfälle
155(B) Querschnittstrennung, seriell, Beispiel
346 Querschnittvergrößerungen, Kraft
versetzt weiterleiten 158(B)
Rasierhandgriff, funktionsintegriert 244
Rechner, Interpretation, Paarung 396 Rechnereinsatz innerhalb des Modell
bereichs 57 Recycling (Materialgruppen, Spreng-
sätze) 71 Recycling eines Produkts 32 Recycling, Aufbereitung 232 Recyclinggerecht Konstruieren 226,
227 Recyclinggerechtes Konstruieren,
Regeln 233 Recyclingkreisläufe 227, 228(B) Recyclingmodell 227 Recyclingverfahren, Wiederverwendung
230 Regel (physikalisch) 2 Regeln beim Gießen 212 Regeln, Verknüpfung, Verbindung 402
438 Sachverzeichnis
Reibradvorschub 40 Reibschluß 426 Rekursionsschleife AblaufPlan 29 Ressourcenschonung 227 Restkonturflächen 150 Reynoldsche Zahlen Re 276 Riegel-Steckverschluß 5 Rotationsgruppe für Translations-
sperrung 390 Rotationskopplung, Schluß-Matrizen
414(B) Rotationskopplungen, disjunktive
Verknüpfung, Beispiel 421 Rotationskopplungen, konjunktive
Verknüpfung, Beispiel 420 RS-Kippglied (RS-Flipflop) 101,102 RS-Kippglied, Schaltkupplung 138 RS-Kippglieder, mechanische
(RS-Flipflops) 138, 147(B) Rücklaufsperren an Spannungsringen
334 Ruhemasse 20(B)
Satz (physikalisch) 2 Schaltalgebra für Mechanismen 97 Schaltmechanismus, periodisch wirkend
139 Schaltsyrnbole 371 Schaltzeichen 370 Schaltzeichen und Konstruktions
Strategien 371 Schaltzeichen zur Energieumsetzung
372, 373(B) Schaltzeichen zur Informations
umsetzung 371, 372(B) Schaltzeichen zur Stoff- und
Energieumsetzung 374 Schaltzeichen, Assoziation zu
Gestaltvorstellungen 37 6(B) Schaltzeichen, funktions-, effekt-,
gestaltgebunden 378 Schere aus Kunststoff 243 Schleifgerechte Werkstückgestaltung
221(B) Schließbewegung 7(B) Schluß-Matrix, Drehung des
Elementenpaares 390(B) Schluß-Matrix, Indizes 388 Schluß-Matrix, keine Kräfte, keine
Reibung 407 Schluß-Matrix, logische, Platzbelegung
387, 388(B) Schluß-Matrix, Schlußarten-Matrix,
verschiedene Übergänge 430(B) Schluß-Matrix, Spiegelung der
Elementenpaare 389 Schluß-Matrix, Transformationen
389(B) Schluß-Matrix, zwangläufige
Bewegungen 421 Schluß-Matrizen, gekoppelte
Bewegungen 408
Schluß-Matrizen, logische Operationen 398
Schluß-Matrizen-Operationen, technisches Verbinden 404(B)
Schlußarten, Eigenschaften 8(B),424, 425(B)
Schlußarten-Matrix 350,397,423 Schlußarten-Matrix und Kraftschluß
424 Schmieden, Fließpressen,
Konstruktionsregeln 216 Schnappverschluß 5 Schnelldrucker 263 Schnellverschlüsse 331, 333(B) Schönfließsymbolik 177, 182 Schraubenverbindung 428 Schraubkopplung, Schluß-Matrizen
411(B) Schraubkopplungen, konjunktive,
disjunktive, Verknüpfung, Beispiel 419
Schredderanlagen 232 Schrittweite, Fußabdruck 293 Schwachstellen (Produkt) 30 Schwarzer Kasten mit Ein- und
Ausgangsgrößen 11, 26 Schwimm-Sinkanlagen 232 Sensoren 296 Serien-Parallel-Umformer 144 Sheffer-Funktion (NAND) 103 Sheffer-Funktion als Grundfunktion
105(B) Sicherheitsgerecht 206 Sicherheitsprinzipe 208(B) Sicherheitstechnik, hinweisend 206 Sicherheitstechnik, Konjunktions-
sicherheit 206 Sicherheitstechnik, mittelbar, unmittel
bar 206 Sicherung durch Berührungsschluß
426 Sicherung durch Kraftschluß 426 Sicherungskriterien bei Kraftschluß
428 Signal 19,20(B) Skizze Prinziplösung 29, 30 Soll-Funktion 25,81,90 Soll-Funktionssätze 81 Sonne, Thermosflasche, AbstrahI
oberfläche 273 Spannungsring aus Struktur-Funktions
Elementen 355 Spannungsring, allgemein 312 Spannungsring, drei Betriebszustände
325,326 Spannungsring, Eigenschaften 315 Spannungsring, entartet 317 Spannungsring, negative Freiheiten
317 Spannungsring, Spannungssegment,
Beispiele 316(B) Spannungsring, statisch 315
Spannungsringe aus Struktur-FunktionsElementen 356(B)
Spannungsringe, sternfOrmig 334(B) Spannungssegment, Eigenschaften 312,
317 Spannungssegment, Federkräfte,
Trägheitskräfte 327 Spannungssegmente mit Trägheits- und
Feldkräften 325 Speicher laden, entladen 315 Speichern (Operation) 82 Sperren durch Normalflächen-, Normal
kraft- und Tangentialkraftschlüsse 206
Sperren, zwangläufige, gegenläufige Kopplungen
Sperrmöglichkeit der Rotationskopplung durch zwei Komponenten 413
Sperrsicherung durch einsinnigen Kraftschluß, Schwerefeld 429
Sperrung der Relativbewegung 387 Spezielle Funktion 114 Spezielle Funktionsstruktur 29, 113,
114,117 Spiegelsymmetrie 177 Sprachmodelle 33,37 Stab-, Streifen- und Netzsymmetrien
183 Stabile Endlagen, Kippunkt 138 Stabnetzwerke 365 Standardkontur zur Bildschirm-
darstellung 365 Starrheit bei Netzen, Stabwerken 164,
165(B) Statische Ähnlichkeit 265,267 Statische Konstruktionen erzeugen
367 Statische technische Gebilde, Synthese
367(B) Steinzeitmensch beim Holzhacken
22(B) Stoff (Allgemeine Größe) 18, 261(B) Stoff als bearbeitetes Rohmaterial 252 Stoff, Energie, Information in
technischen Systemen 252 Stoffe, Viskoelastisches Verhalten
342(B) Stoffi1uß im Maschinensystem 21 Stoffschluß 424 Stoffumsetzer 260 Stoffunktion 23 Störfunktionen 196 Stoßstelle fluchtender Linien 200 Strategie I (Funktion, Effekt, Gestalt,
neu) 47, 48(B) Strategie II (Effekt-Gestalt-Vorgaben)
47, 48(B) Strategie III (Funktion-Effekt
Vorgaben) 47, 48(B) Strategie IV (Funktion-Gestalt
Vorgaben) 48, 48(B)
Strategie V (Funktion-, Effekt-, GestaltVorgaben) 48,48(B)
Strategie VI, fertig gestaltete Teile 48(B)
Struktur-Funktions-Elemente, Bildschirmdarstellung 337,339(B)
Struktur-Funktions- und GestaltElemente 357(B)
Struktur-Funktions-Element 259, 303, 336,337
Struktur-Funktions-Element für statische Mechanismen 360, 361(B)
Struktur-Funktions-Elemente (Gelenke), Sperrungen ausfiltern 351(B), 352(B)
Struktur -Funktions-Elemente (Katalog) 340(B)
Struktur-Funktions-Elemente, (Zusammenfassen, Teilen) 345(B), 346
Struktur-Funktions-Elemente, Operationen (Variieren, Verbinden, Trennen) 344,345(B),347(B)
Struktur-Funktions-Elemente, Verknüpfungsstelle 352
Struktur-Funktions-Quellenelemente, Feldelemente 343
Struktur-Konturdarstellung, Übergang 363
Strukturelemente, Geometrische 336 Strukturgestalten 42 Strukturoptimierung 166 Stückzahl bei "Stoff-Maschinen" 23 Stufenvarianten, optimale Größen-
ordnung 50 Stütznormale 391 Stützpunkt 391 Stützpunktzahl, Regelfläche,
Einschränkung 396 Substanz 20(B) Suchmatrix 71 Suchmatrix Produktlebenslaufphasen
(ca 100 Fragen) 72(B) Summenverfahren zur Codierung 141 Symmetrie durch Streckung 183 Symmetrie für Regelflächen 191 (B) Symmetrie in den Konstruktionsphasen
180 Symmetrie und Informationsaufwand
176 Symmetrie und Komplexität 185,190 Symmetrie und Redundanz 180 Symmetrie und Regelmäßigkeit von
Körpern 190 Symmetrie, Asymmetrie bei Montage
182 Symmetrieelemente 177 Symmetriegruppen (Abelsche) 179,
183 Symmetrie lagen 177 Symmetrien bei Elementenpaarungen
182
Symmetrien und Komplexitätsgrad, Diagramm 192(B)
Symmetrieoperationen 177, 179(B) Symmetrieoperationen in der
Konstruktion 181 (B) Symmetrieoperationen und ihre
Kombinationen 178(B) Symmetrieoperationen, Anwendung
185 Symmetrieoperationen, inverse 180 Symmetrische Bauweisen 176 Symmetrische Formen 200 Symmetrische Kräftepaare 182 Symmetrische Rasten, Anschläge
8(B)
T-Kippglied (T-Flipflop) 101, 102 T-Kippglieder, mechanische
(T-Flipflops) 139 Taktfrequenz 102 Tastaturen 298 Taste, Anforderungen 298 Tasten, Konstruktionskatalog
physikalischer Lösungsprinzipien 299(B)
Tastschalter (Knopfschalter), logische Getriebe 101,141
Techniken im Sport 21(B) Technisch-Wirtschaftliche Bewertung
30 Technische Berührungs-Schichtungen,
Interpretation 330(B) Technische Evolution 17 Technische Systeme 21 Technische Systeme und Allgemeine
Größen 252 Technische Systeme, Darstellungs-
möglichkeit 83 Technische Verben 62(B) Technische Wertigkeit 236 Teilaufgabe, Aufspaltung in 44(B),
45 Teilaufgaben (konstruktionsmethodisch )
3,5 Teilaufgabensatz 61 Teilaufgabensätze für einen Schließ-
mechanismus 145 TeilaufgabensteIlung 59 Teile, Größenänderung 265 Teilereduzierung 12(B) Teilereduzierung durch Funktions-
integration, Beispiel 245 Teilfunktion 2, 5 Teilfunktion, Einzelteile, poly-
hierarchische Zuordnung 46, 235(B) Teilfunktionen erkennen 12 Teillösungen 15(B) Teillösungen, günstige Aufteilung
15(B) Teillösungen, Mindestanzahl 13 Textiles Fügen, Weben, Stricken,
Flechten usw. 226
Sachverzeichnis 439
Tiefziehen 216 Toleranz, Gütekriterium bei "Stoff-
Maschinen" 23 Toleranz-Längenverhältnis 289 Toleranzklassen fur kleine Teile 290 Toleranzzuordnung, gleiche Toleranz-
klasse, gleiche relative Präzision 289, 291(B)
Topologie 167 Trab rennen, galoppieren 295 Tragflächen, Vogel, Mensch 273 Translationsbewegung, Sperrung 390 Translationssperrung eckiger Körper
396 Trennen (Fertigungsverfahren) 216
Übergang von Funktioneller zu Gestaltender Phase 337
Übergang von Vorgehens-Strategie IV zu Strategie I 375
Übergang: Allgemeine Funktionen zu Intensitätsgrößen-Funktionen 96(B)
Überspringen einer Konstruktionsphase 30, 32
Überspringen von Arbeitsabschnitten 108
Umformen (Operation) 82 Umformfunktion als Kraftmultiplikator
ausgenutzt 92 Umformgerechtes Konstruieren 212 Umformverfahren Längswalzen,
Freiformen usw. 214, 215(B), 216 Umgebungssysteme 67(B) UND-Verknüpfung 99
Varianten durch Zuordnungen 48(B), 235
Variantenauswahl-Methode 49 Variantenkonstruktion 39 Variantenzahl 49(B) Variation der Anordnung 168, 169(B) Variation der Körperausbildung 167 Variation eines Verschlusses II(B) Variation geometrischer Merkmalsarten
167(B) Variieren ( der Gestalt) 166 Vektorielle Funktionen, Übersicht
306(B) Vektorielle Funktionselemente, Fest
legungen fur 304, 305 Vektorielle Funktionselemente,
Verknüpfungen 305 Vektorielle Funktionsstruktur 303 Vektorielle, Allgemeine Funktionen,
Zuordnung 313(B) Verbinden 220 Verbindung (Struktur-Funktions
Elemente) Zusammensetzen 350 Verbindung von zwei bis vier
Wirkflächen 204(B) Verbindung, gesicherte 426 Verbindungen, allgemein 426
440 Sachverzeichnis
Verbindungen, demontage freundlich 230
Verbindungen, fUgegünstige 226 Verbindungen, Montage, Demontage
231(B) Verknüpfen (Operation) 82 Verknüpfen gekoppelter Schluß
Matrizen 414 Verknüpfen von Rotationskopplungen
420 Verknüpfen von Wälzkopplungen 420 Verknüpfung von Neigungskopplungen
415,416(B) Verknüpfung von Schraubkopplungen
416(B),419 Verknüpfung von Wälz- und Rotations
kopplung 417(B) Verknüpfungen der Vektoriellen
Elemente 309 Verknüpfungen, logische 397 Verknüpfungsregel, allgemein 406 Verknüpfungsregeln fUr Boolesche
Werte mit Exponenten 402 Verknüpfungsregeln gekoppelter
Schluß-Matrizen 415(B) Verknüpfungsregeln mit Verbindungs-
graphen 407(B) Verringerung der Einzelteile 11 Verschlüsse allgemein 5, 10(B) Versetzung der Kraft 164 Verspannte Vorrichtungen 331 Verspannungs-Mechanismen 332(B) Vertikales Vorgehen 53 Verzerrungsgrad bei "Informations-
Maschinen" 23 Virtuelle Bewegungen 387 Viskoelastisches Verhalten von Stoffen
342(B) Vorgehens-Strategien 47, 48(B), 378,
379(B)
Vorrichtung, Körper 18(B) Vorrichtung-Werkzeug-System 21
Wagenheber, Allgemeine FunktionsStruktur 89(B), 91(B), 381(B)
Wagenheber, Gestaltungsprinzipe 383(B)
Wagenheber, Vorgehens-Strategie I 380
Wälzkopplung, allgemein 412 Wälzkopplung, Bremsen 413 Wälzkopplung, Schluß-Matrizen
412(B) Wälzkopplungen, disjunktive Ver
knüpfung, Beispiel 420 Wälzkopplungen, konjunktive
Verknüpfung, Beispiel 420 Wandeln (Operation) 82 Wärmeabfuhr, Wärmedämmung 274 Wäscheklammer aus Kunststoff 244 Wassermühle, Mittelalter 18(B) Wasserpumpe, Ägypten, 200 v. ehr.
18(B) Webmuster 19(B) Weiterentwicklungskonstruktion 39 Weiterverwendung 232 Weiterverwertung 232 Werkzeuge, steinzeitliche Axt 18(B) Wertanalyse 30 Wertetafel (Beweis logischer Gesetze)
102 Wertetafeln (kombinatorische Logik)
99(B) Wertetafeln (sequentielle Logik) 101(B) Wesenheiten 20(B) Widerstandsmomente (Angaben) 152 Wieder-, Weiterverwendung 228, 232 Wieder-, Weiterverwertung 228, 232 Wirkfläche-Wirkraum-Anbindung 202,
203
Wirkflächenpaar -Maschinenelemente 253,255,259
Wirkflächenpaaränderungen 150 Wirkflächenverbindungen 205 Wirkprinzip 27, 197 Wirkraum-, Wirkflächen-Funktionen
337 Wirkraum-Funktion, Variation 337,338 Wirkraum-Maschinenelemente 253,
259 Wirkräume, Querschnitte 150 Wirkraumfunktion, Bildschirm
darstellung 338 Wirkraumgestaltung 205 Wirkstruktur (Mechanismen-Änderung)
150 Wirkstruktur 35, 107 Wirkstruktur Kontur, Übergang 154(B) Wirkungsgrad bei "Energie-Maschinen"
23 Wirtschaftliche Wertigkeit 236 Wunschforderungen 64, 67, 77
Zauberwürfel 29(B) Zerlegung, konjunktiv, disjunktiv 405 Zerlegung, mehrdeutig 406 Zielforderung 25,64,67,77 Zielverben 61 Zugkette, symmetrisch 331 Zuordnung der Einzelteile 11 Zuordnung von Einzelteilen zu Effekten
11 Zuordnungsebene (ZE) überschreiten
45 Zuordnungsebene, Phasenübergang
234 Zusammensetzen als Fügeverfahren
222 Zweiseitige gekoppelte Führungen
422(B)