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Internationales Korrespondenz-Seminar DISKUSSIONSBEITRÄGE ZUR KARTOSEMIOTIK UND ZUR THEORIE DER KARTOGRAPHIE Band 5 ALEXANDER WOLODTSCHENKO Kartosemiotik in Europa Dresden 2002

Kartosemiotik in Europarcs › ~wolodt › 2017 › DKTK-5-2002.pdf · Ausgabe /BERTIN 1983/ als "Semiology of Graphics: Diagrams, Networks, Maps". 1998 erschien die dritte (französische)

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Internationales Korrespondenz-Seminar

DISKUSSIONSBEITRÄGE ZUR KARTOSEMIOTIK

UND

ZUR THEORIE DER KARTOGRAPHIE

Band 5

ALEXANDER WOLODTSCHENKO

Kartosemiotik in Europa

Dresden 2002

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Wolodtschenko, A.: Kartosemiotik in Europa

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie

Intern. Korrespondenz-Seminar, Band 5. Dresden 2002, 80 S.

Initiatoren und Herausgeber des Heftes:

Dr. Alexander Woldtschenko

Breitscheidstr. 31A

01237 Dresden

Bundesrepublik Deutschland

E-mail: [email protected]

Prof.Dr. Hansgeorg Schlichtmann

18 McNiven pl.

Regina Sask, S4S 3X2

Canada

E-mail: [email protected]

Die Monographie gibt die persönliche Meinung des Autors wieder.

Verlag: Selbstverlag der Technischen Universität Dresden

Dresden, 2002

ISBN 3-86005-350-7

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Kartosemiotik in Europa

________________________________________________________________

Einleitung

5

1. Einordnung kartosemiotischer Fakten und Aktivitäten 7

1.1. Zeitliches Prinzip 7

1.2. Sprachliches Prinzip 7

1.3. Prinzip der Wissenschaftsschulen 8

1.4. Andere Herangehensweise 8

2. Pioniere der Kartosemiotik 9

2.1. Beitrag von Michail K.Botscharow 9

2.2. Graphische Semiologie von Jacques Bertin 10

2.3. Metakartographische Konzeption von Alexander F. Aslanikaschwili 11

3. Kartosemiotische Fakten bis in die 90er Jahre 13

3.1. Kartosemiotik in den 70er Jahren 13

3.2. Kartosemiotik in den 80er Jahren 16

4. Kartosemiotische Fakten, Aktivitäten und Tendenzen in den 90er Jahren 19

4.1. Ausprägungsformen der Kartosemiotik 19

4.2. Zur Revitalisierung und Institutionalisierung der Kartosemiotik 21

4.3. Internationale Korrespondenz-Seminare und Heftreihe Kartosemiotik 21

4.3.1. Korrespondenz-Seminare und Heftreihe I (1991-1995) 21

4.3.2. Korrespondenz-Seminare und Heftreihe II (ab 1998) 24

4.4. Rolle der IKV 27

4.4.1. IKV Arbeitsgruppe "Map Semiotics" (1995-1999) 27

4.4.2. IKV Subkommission "Kartosemiotik" (1999-2003) 29

4.5. Kartosemiotische Ausbildung 31

4.5.1. Universitäre Kartosemiotik 32

4.5.2. Kartosemiotik für die Schulen 34

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4.6. Konzeptionelle Bewegung 35

4.7. Monographische bzw. anthologische Werke 42

4.8. Gemeinsame Aktivitäten von Kartosemiotikern und Semiotikern 43

4.9. Kartosemiotische Termini und ihre Definitionen 45

4.10. Kartographie, Kartographiegeschichte und Kartosemiotik 47

4.10.1. Paläokartographie und/oder Paläokartosemiotik 48

4.10.2. Kartosemiotische Geschichte der Kartographie 51

4.11. Kartosemiotische Forschungsmethodik 54

4.12. Allgemeine (theoretische) und angewandte Kartosemiotik 58

4.13. Kartensprache als semiotisches Phänomen 59

4.14. Neue Kartosemiotik 60

5. Ausgewählte Persönlichkeiten in der Kartosemiotik und ihre Beiträge 63

5.1. Linguistisches System von Lech Ratajski 63

5.2. Kartensprachliches System von Alexander A.Ljutyj 64

5.3. Beitrag von Ulrich Freitag 65

5.4. Linguistisch-semiotische Konzeption von Jan Pravda 66

5.5. "Map Symbolism" von Hansgeorg Schlichtmann 66

5.6. Beitrag von Charles Hussy 67

5.7. Kartensprachsystem von Alexander Wolodtschenko 68

Schlußbemerkungen 69

Literatur 71

Abstract 79

Резюме 80

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Kartosemiotik in Europa

________________________________________________________________

Einleitung

Die Entwicklung der Kartosemiotik in den letzten 30-35 Jahren reflektiert und dokumentiert

damit neue Tendenzen in der theoretischen Kartographie. Leider gibt es keine monographische

Arbeit über die kartosemiotischen Ideen (Konzeptionen) und ihre Vertreter in der europäischen

Kartographie des 20. Jahrhunderts. Eine solche Monographie zu schreiben - als eine Reflektion

der Entwicklung der europäischen theoretischen Kartographie und gleichzeitig ein Teil der

Geschichte der europäischen Kartographie als Wissenschaft mit ihren Konzeptionen,

kartosemiotischen Fakten und nicht zuletzt aber die Bedeutung und Rolle der Kartosemiotikern

zu zeigen - war mein Ziel.

Die Arbeit schließt fünf Kapitel ein. Im Kapitel "Zuordnung kartosemiotischer Fakten und

Aktivitäten" werden Herangehensweise zur Auswahl und Darlegung kartosemiotischer Fakten

und Aktivitäten kurz dargestellt. Das zeitliche Prinzip liegt dieser Monographie zugrunde. Das

nächste Kapitel "Pioniere der Kartosemiotik" wurde als ein eigenes Kapitel geschrieben, obwohl

im chronologischen Aspekt diese Thematik dem nächsten Kapitel "Kartosemiotische Fakten bis

1990er Jahre" zugeordnet ist.

Kernstück der Monographie bildet das Kapitel " Kartosemiotische Fakten, Aktivitäten und

Tendenzen in den 1990er Jahren". Im Prinzip ergänzt dieses Kapitel mit inhaltlichen Aspekten

und Umfang meine anthologische Arbeit "Kartosemiotische und konzeptionelle Aspekte der 90er

Jahre" /WOLODTSCHENKO 1999/.

Das abschließende Kapitel "Ausgewählte Persönlichkeiten in der Kartosemiotik" beschäftigt

sich mit ausgewählten europäischen Kartosemiotikern: Lech Ratajski, Alexander Ljutyj, Ulrich

Freitag, Jan Pravda, Hansgeorg Schlichtmann, Charles Hussy und Alexander Wolodtschenko.

Sie haben eine enge konzeptionelle und wissenschaftlich-traditionsorientierte Verbindung mit

den Pionieren der Kartosemiotik als ihre Anhänger bzw. Nachfolger.

Diese Monographie ist keine langfristig angelegte Arbeit. Im Gegenteil, sie wurde im Zeitraum

2001-2002 geschrieben. Dabei wird der Leser mit den Meinungen bzw. Positionen des Autors

konfrontiert, die einen "Gesichtspunkt aus Dresden" widerspiegeln. Für den Studenten vor allem

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Kartographie-Studenten kann das Buch im Rahmen des Kurses "Einführung in die

Kartosemiotik" nützlich sein.

Die vorgelegte Monographie präsentiert meine analytisch - kartosemiotischen Untersuchungen

und leistet damit einen Beitrag zu den theoretischen Grundlagen der Kartographie. Gleichzeitig

wurde mit dieser Monographie die Heftreihe "Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur

Theorie der Kartographie" als Band 5 weiter fortgeführt. Diese Realisierung wäre nicht möglich

gewesen ohne Unterstützung des Mitherausgebers der Heftreihe Hansgeorg Schlichtmann.

Dresden, im November 2002 Alexander Wolodtschenko

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7

Kartosemiotik in Europa

_________________________________________________________________

1. Einordnung kartosemiotischer Fakten und Aktivitäten

In diesem Kapitel habe ich einen Versuch unternommen, die Möglichkeiten für die Gliederung

und Einordnung von kartosemiotischen Fakten und Aktivitäten zu betrachten. Die Fragestellung

und eine Lösung sind nicht einfach, weil es dafür eine Reihe von verschiedenen

Herangehensweisen gibt: zeitliche, sprachliche, nach wissenschaftlichen Schulen, mit

kartographischen oder nichtkartographischen Traditionen, der allgemeinen und angewandten

Kartosemiotik usw. Auch die entsprechenden Fakten werden bezüglich der Aktivitäten im

Rahmen der expliziten Kartosemiotik betrachtet. Die Veröffentlichungen von allgemeinem

zeichentheoretischem, kartengestalterischem, kartenhistorischem usw. Charakter werden hier

nicht analysiert bzw. nur am Rand berücksichtigt.

1.1. Zeitliches Prinzip

Die zeitliche Herangehensweise habe ich für die Gliederung dieser Monographie und Darlegung

kartosemiotischer Fakten gewählt. Es ist ein einfaches aber häufig benutztes Verfahren. Die

Tabelle 1 zeigt die ausgewählten Zeitgrenzen, welche ein chronologisches Gehäuse (nach

Jahrzehnten) der Monographie bilden.

Chronologische Einordnung Gliederung der Kartosemiotik

60er Jahre

/Pioniere der Kartosemiotik/

70er Jahre

/Bestimmung der Richtungen

in der Forschung/

80er Jahre

/Bildung der Konzeptionen/

Kartosemiotik von konventionellen

Karten, Atlanten usw.

90er Jahre und Anfang des 21. Jahrhunderts

/Herausbildung der Neuen Kartosemiotik/

Kartosemiotik von virtuellen

(elektronischen) und konventionellen

Karten, Atlanten usw.

Tab. 1 Zeitgrenzen der Kartosemiotik (60er Jahre - Anfang des 21. Jahrhunderts)

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Die Umbruchlinie bzw. Grenze zwischen konventioneller (klassischer) Kartosemiotik und

"Neuer Kartosemiotik" teilt die ausgewählten Aktivitäten und Fakten in vor und nach den 90er

Jahren sowie zeigt den Anfang der Revitalisierung der Kartosemiotik.

1.2. Sprachliches Prinzip

Unter den anderen Herangehensweisen möchte ich hier die sprachliche Herangehensweise

nennen. Für diese Monographie wurde sie nicht benutzt, aber ein interessantes methodisch-

analytisches Beispiel für eine Gliederung der kartosemiotischen Literatur der ganzen Welt wird

in einer Monographie /SCHLCHTMANN 1999/ demonstriert. Es wurde für die Auswertung

kartosemiotischer und kartosemiotisch verwandter Literatur im Rahmen eines Projektes der IKV

Arbeitsgruppe "Map Semiotics" unter Leitung von H.Schlichtmann (s. Kapitel 4) benutzt. Die

ausgewählten Sprachen (anglo-amerikanische, französische, deutsche, tschechisch-slowakische,

polnische und russische) grenzen wichtige Sprachräume ab, aber die Zeitgrenzen und

kartosemiotische Themenfelder waren für jeden Sprachraum unterschiedlich und sind damit

nicht immer leicht zu vergleichen. Das Projekt wurde als eine Teamleistung realisiert, was für

das sprachliche Herangehensweise notwendig ist.

1.3. Prinzip der Wissenschaftsschulen

In der Semiotik ist es üblich, die Wissenschaftsschulen bzw. -richtungen von Peirce, de

Saussure, Morris, die Prager Schule, Schule von Moskau-Tartu, die Pariser Schule usw. zu

unterscheiden und zu definieren /NÖTH 2000/. Sicher ist die Kartosemiotik noch zu jung und die

Anzahl von Kartographen, Geographen und anderen Geowissenschaftler, die als Kartosemiotiker

wirken, sind nicht so viel, um eine kartosemiotische Schule zu bilden. Doch man kann über eine

europäische kartosemiotische Wissenschaftsschule sprechen, welche in der letzten Dekade des

20. Jahrhunderts herausgebildet worden ist. Sie schließt Kartosemiotiker (in der Regel

Kartographen und Geographen) aus Deutschland, Frankreich, Polen, Rußland, Schweiz,

Tschechien usw. ein. Im Grunde genommen ist es eine geographisch begrenzte

Wissenschaftsschule mit ihren lokalen Zentren in Dresden, Genf, Moskau, Paris, Prag, Warschau

usw.

1.4. Andere Herangehensweise

Die weiteren möglichen Herangehensweisen für die Zuordnung und Beschreibung

kartosemiotischer bzw. kartensprachlichen Fakten werden in Kapitel 3 und 4. betrachtet (z.B. als

monographische und anthologische Veröffenlichungen, hinsichtlich ausgewählter

Persönlichkeiten usw.).

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Kartosemiotik in Europa

_________________________________________________________________

2. Pioniere der Kartosemiotik

Michail Botscharow, Jacques Bertin und Alexander Aslanikaschwili kann man als Pioniere der

kartographischen Semiotik akzeptieren. Ihre novativen Monographien bildeten Ende der 60er

Jahre eine neue Forschungsrichtung und eine neue Subdisziplin der Kartographie.

Wenn der Name Jacques Bertin und seine Monographien (mit Übersetzungen ins Deutsche,

Englische, Japanische) weltbekannt waren, dann wurden die Monographien der zwei

Osteuropäer in andere Sprachen in den 60er-80er Jahren aus bekannten Gründen nicht übersetzt.

Damit war eine sachliche und kritische Wertung ihres Beitrags für die Kartosemiotik für viele

west-europäische Kartographen schwer zu realisieren.

2.1. Beitrag von Michail K.Botscharow

Prof. Dr.sc. Michail Kuzmitsch Botscharow (1914-1997) hatte

eine interessante und gleichzeitig tragische Biographie. Als

Militärkartograph war er an der Moskauer Kujbyschew-

Militärakademie tätig. 1958 hat er Vorlesungsverbot bekommen

und wurde danach gekündigt. Mehrere Jahre war er arbeitslos.

Später bekam er eine Stelle in einem Forschungsinstitut für

Informatik. M.Botscharow hat 12 Bücher geschrieben. Das

1966 in Moskau erschienene Buch "Grundlagen einer Theorie

der Schaffung kartographischer Zeichensysteme"

/BOTSCHAROW 1966/ gehört zu den wenigen Pionierbüchern

der kartographischen Semiotik.

Hierbei hat er folgende semiotische Aufgaben bzw. kartographische Teilbereiche der Semiotik

formuliert, die stark auf die kommunikationstheoretische Richtung orientiert waren:

- Untersuchung der Zeichenrelationen in Zeichensystemen

- Bewertung der Kriterien des Informationsgehaltes in Zeichensystemen

- Bewertung der Kriterien der kartographischen Zeichensysteme

- Mathematische Methoden für die Erhaltung des Informationsgehaltes von Karten

- Gesetzmäßigkeiten der Zeichenwahrnehmung

- Gesetzmäßigkeiten und Logik der Konstruktion der Zeichensysteme als Modelle der

Wirklichkeit

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- Theorie der Projektierung und Umwandlung der kartographischen Zeichensysteme als

Elemente des Informationssystems.

Für seine innovativen Erarbeitungen und kommunikativen Ideen der Perestrojka der

Kartographie (mit drei Komponenten: Theorie der kartographischen Informationsübertragung;

Technologie der kartographischen Darstellungen; Ökonomie, Planung und Organisation

kartographischer Produktion) und kartographischen Ausbildung wurde Botscharow, wie heute

bekannt ist, auch mit Hilfe von Salistschev, aus der Kartographie "abgeschoben". Der "Vater der

sowjetischen Kartographie" Salistschew war ein wütender Gegner solcher Novationen in der

Kartographie.

Aber Botscharow hatte genügend Zivilcourage, z.B. in zwei Interviews (s. Geodezist /1991/ und

Interview /1995/) sich kritisch darüber zu äußern und die Zeit der "kämpferischen bzw.

militanten Kartographie" als "Salistschina" oder in deutsch als "Salistschevismus" zu

bezeichnen. Das zweite Interview habe ich per Post (in Korrespondenzform) durchgeführt und

im Heft 6/1995 "Kartosemiotik/Kartosemiotika" veröffentlicht. Im Grunde genommen war das

letzte Interview eine Art "kartosemiotisches Testament" von M.K.Botscharow.

2.2. Graphische Semiologie von Jacques Bertin

Prof. Dr. Jacques Bertin (geb. 1918) ist ein bekannter

französischer Kartograph und Geograph. Seit 1954 war er

Direktor des "Laboratoire de Cartographie de l’École des

Hautes Études en Sciences Sociales" in Paris. Unter seiner

Leitung wurden in den 60er Jahren grundlegende Studien zu

Anwendungsregeln der graphischen Mittel in allen

Wissenschaften, speziell in den Geowissenschaften geführt und

1967 als eine Monographie "Sémiologie graphique" /BERTIN

1967/ niedergelegt. Die deutsche Ausgabe ist bekannt als

"Graphische Semiologie. Diagramme, Netze, Karten" /BERTIN 1974/ und die englische

Ausgabe /BERTIN 1983/ als "Semiology of Graphics: Diagrams, Networks, Maps". 1998

erschien die dritte (französische) Auflage des gleichnamigen Buches.

Der Theorieansatz wurde durch die graphischen Variablen (Form, Größe, Helligkeit, Muster,

Richtung und Farbe) vor allem für die traditionellen Karten (konventionelle Produkte) realisiert,

was erstmals zu einer weltweit akzeptierten Graphiktheorie für die Kartographie führte. In der

graphischen Semiologie (allgemeine Graphiklehre) unterscheidet Bertin nur drei Hauptformen

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des graphischen Ausdrucks: Karten, Diagramme und Netze. In der Kartographie sind Karten

(Diagramme und Kartennetze sind eigentlich feste Bestandteile von bestimmten Karten) die

wichtigste und häufigste Form des graphischen Ausdrucks und der Wissensvermittlung, aber

nicht die einzige. Die Atlanten, Globen, Anaglyphen, Anamorphothen, Satelliten- und

Luftbildkarten usw. wurden in Bertins Graphiktheorie nicht berücksichtigt.

Mit den neuen kartographischen Medien (kartographische Animationen, multimediale Karten

usw.) und Technologien in den 90er Jahren stehen neue Aufgaben auch für die kartosemiotischen

Untersuchungen hinsichtlich der Weiterentwicklung des Bertinschen Systems der graphischen

Variablen für die Präsentation von konventionellen und virtuellen kartographischen bzw.

kartenverwandten Darstellungen.

2.3. Metakartographische Konzeption von Alexander F. Aslanikaschwili

Prof. Dr.Alexander Fedorovitsch Aslanikaschvili (1916-1981),

war ein bekannter grusinischer Kartograph und Geograph. Er

war als Professor und Leiter des Lehrstuhles für Kartographie

und Geodäsie der Universität Tbilisi (Tiflis) von 1973 bis 1981

tätig. Seinen Beitrag für die Entwicklung der theoretischen

Kartographie kann man mit zwei Büchern

/ASLANIKASCHWILI 1969, 1974/ demonstrieren:

- Kartographie. Fragen der allgemeinen Theorie. Tbilisi 1969 in

georg. Sprache)

- Metakartographie. Grundprobleme. Tbilisi 1974 (in russ.Sprache).

Die zweite Monographie wurde vom Kartographischen Nationalen Kommitee der UdSSR für

die englische Übersetzung nicht genehmigt. Aber 1998 wurde es vom damaligen IKV Vice-

Präsident Tositomo Kanakubo in die japanische Sprache übersetzt /ASLANIKASHVILI 1998/.

In seiner metakartographischen Konzeption hat Aslanikaschwili die gnoseologischen

(erkenntnistheoretischen) Aspekte der Kartographie basierend auf der materialistischen Dialektik

und Semiotik (Semiotik mit Komponenten von Ch.Morris) hervorgehoben /vgl. OGRISSEK

1987/. Es waren dabei auch neue konzeptionelle Ideen, die nicht überall von Salistschew

(damaliger Kartograph Nr.1 der UdSSR) geteilt wurden. Hinsichtlich der kartosemiotischen

Untersuchungen hat Aslanikaschwili nach meiner Meinung, eine Reihe von neuen, interessanten

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Aspekten beigesteuert. So, z.B. hat er vorgeschlagen die drei Strukturkomponenten -

Kartosyntaktik, Kartosemantik und Kartopragmatik durch Kartosigmatik zu ergänzen. Zu jedem

der Teilbereiche der Kartosemiotik wurde eine methodische und analytische Erarbeitung bzw.

Untersuchung dargelegt. Die vierteilige Strukturierung der Kartosemiotik finde ich richtig. Die

Notwendigkeit und Aktualität von konkreten kartosigmatischen Untersuchungen ist in mehreren

kartographischen Publikationen deutlich nachgewiesen /WOLODTSCHENKO 1994a,

KEKELIA 1995 usw./.

Leider wurde in einigen semiotischen bzw. semiotisch-lexikalischen Publikationen /NÖTH 1998,

2000/ dogmatisch betont, das die kartographische Sigmatik ein Attribut aus der Tradition der

maxistischen Semiotik ist. Eine weitere subjektive Feststellung von Nöth, dass die Sigmatik im

Rahmen der allgemeinen Semiotik keine Fortschritte erbrachte, muss auf keinen Fall als

"Nonplusultra" für die Kartosigmatik und für Kartographen gelten.

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13

Kartosemiotik in Europa

_________________________________________________________________

3. Kartosemiotische Fakten bis in die 90er Jahre

Im Kapitel 2 wurden Pioniere der kartographischen Semiotik Michail Botscharow, Jacques

Bertin und Alexander Aslanikaschwili sowie ihre monographischen Aktivitäten dargestellt.

Somit begann Ende der 60er Jahre die Herausbildung der Kartosemiotik mit gnoseologischen,

kommunikativen und graphisch-semiotischen Aspekten. Wie verläuft die Entwicklung der

Kartosemiotik weiter? Es lassen sich Fakten und Aktivitäten bis in die 90er Jahre, in den 70er

und 80er Jahren getrennt betrachten. Diese beiden Jahrzehnte werden in der europäischen

Kartographie durch ideologische Polarisierung und unterschiedliche theoretisch-konzeptionelle

Phasen charakterisiert (Abb. 1)

Abb. 1. Phasen der Entwicklung der theoretischen Kartographie (WOLODTSCHENKO 1994)

3.1. Kartosemiotik in den 70er Jahren

Die kartosemiotischen bzw. kartensprachlichen Untersuchungen waren in dieser Zeit mit der

Auseinandersetzung von kommunikativen und gnoseologischen (kartenkundlichen)

Konzeptionen verbunden. Es war keine besonders günstige Zeit für die Entwicklung der

Kartosemiotik. Der "Entwicklumgsbaum" (Abb. 2) mit fünf Forschungsrichtungen (I -

kybernetische, II - subsprachliche, III - logische, IV - semiotische, V - linguistische) zeigt 18

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ausgewählte Veröffentlichungen, davon 7 in deutscher, 6 in russischer, 2 in polnischer, 2 in

tschechischer und 1 in slowakischer Sprache.

Abb. 2 "Entwicklungsbaum" der kartosemiotischen und kartensprachlichen Untersuchungen

(aktualisierter Ausschnitt aus WOLODTSCHENKO 1993)

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15

Abb. 2a Legende zur Abb. 2 ( * - Monographien; o - Artikel)

Die Aufgabe der Kartosemiotik und die dreiteilige Strukturierung (übernommen von Ch. Morris)

in Syntaktik, Semantik und Pragmatik wurden aus kartographischer Sicht dargestellt (FREITAG

1971). Die Informations- bzw. Kommunikationsverfahren und -technologien (z.B. Shannon's

Informationstheorie /SHANNON 1948/ usw.) werden für Zwecke der Automation der

Kartenherstellung und -nutzung (vgl. /BOLLMANN 1977/) erprobt und angewendet. Auch eine

metakartographische Konzeption von Aslanikaschwili wurde mit anderen Ansatzpunkten aber

zuerst bei dem Geographen BUNGE (1962) als Methode "Metakartographie" vorgeschlagen.

Fünf neue monographische Arbeiten, zwei /BOLLMANN 1977; UCAR 1979/ mit

kommunikativen, zwei /ASLANIKASCHWILI 1974; IZMAILOWA 1976/ mit gnoseologischen

und eine /NEBESKY, PALEK 1980/ mit graphentheoretischen Aspekten wurden in diesem

Jahrzehnt veröffentlicht. Die Monographie /BERTIN 1974/ war eine Übersetzung ins Deutsche

von /BERTIN 1968/.

Die Kartosemiotik der 70er Jahre kann man charakterisieren durch oder als:

- eine neue theoretisch orientierte Teildisziplin der Kartographie

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- Übertragung von Ideen und technologischen Verfahren

- in der Regel individuelle Leistungen von Forschern in West- und Osteuropa

- keine Institutionalisierung

- ungünstige theoretisch-konzeptionelle Hintergründe

- Beginn der Herausbildung der Forschungsrichtungen (kybernetische, semiotische, linguistische,

subsprachliche und formal-logische Richtungen)

- den unerwarteten Tod von Lech Ratajski im November 1977, der einen großen Verlust für die

theoretische Kartographie und Kartosemiotik darstellt.

3.2. Kartosemiotik in den 80er Jahren

Wie der "Entwicklungsbaum" (Abb. 2) zeigt, läuft die Akkumulation von kartosemiotischen und

kartensprachlichen Wissens auch in den 80er Jahren weiter. Man kann hier 25 kartosemiotische

(ausgewählte) Veröffentlichungen nennen. Es sind in russischer Sprache (10), in deutscher (7), in

englischer (2), slowakischer (3) und tschechischer (3) erschienen. Schon 1982 hat Salistschew

/1982/ in einer soliden WINITI-Serie *) eine umfassende Analyse von Ideen und theoretischen

Problemen in der Kartographie der 80er Jahre durchgeführt. Dabei nahmen die Fragen der

Kartensprache einen wichtigen Platz ein. Es wurden drei Forschungsrichtungen (semiotische,

linguistische und formal-logische Richtungen) der Kartensprache skiziert. In der Salistschew-

Tradition wurde diese analytische Arbeit leider mit ideologischen Akzenten gekennzeichnet.

Unter den monographischen Arbeiten mit kartographischen Traditionen zur Kartosemiotik kann

man 9 ausgewählte Arbeiten in Deutsch (3), Russisch (5) und Slowakisch (1) nennen (s. Abb.

2). Die Monographie von VASMUT /1983/ präsentierte die kybernetischen bzw.

Computeraspekte der Kartensprache. Mit neuen Problemfeldern für die Kartosemiotik - die

semiotische Pixelproblematik und Pixel als universelle Elemente für die Konstruktion,

Gestaltung und Auswertung von graphischen Darstellungen (Karten, kartenverwandten

Darstellungen, Luft/Satellitenbilder usw.) beschäftigen sich die Arbeiten /WOLODTSCHENKO

1988; 1990;/. Mit den Untersuchungen von LJUTYI /1981, 1986, 1988, 1990/ wurde eine neue

Forschungsrichtung - subsprachliche Richtung begründet sowie eine neue Konzeption -

Kartonomie entwickelt. Die Monographie PRAVDA /1990/ schloß gemischte linguistisch-

semiotische Untersuchungen zur Kartensprache ein. Es wurde auch eine morphographische

Strukturierung von kartographischen Darstellungamethoden realisiert.

*) -------------

WINITI war ein Allunioninstitut für wissenschaftliche und technische Information der Akademie

der Wissenschaften der UdSSR

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Etwas abseits und ohne besondere Aufmerksamkeit bei Kartographen blieben die kar-

tosemiotischen Veröffentlichungen mit außerkartographischen Traditionen von Nebesky, L. und

Palek, B. Auf Basis der Graphentheorie schlugen Autoren eine Konzeption der Karte von

molekularen Zeichensystemen /NEBESKY, PALEK 1980; 1983/ vor. Eine solche Konzeption

der Karte von molekularen, submolekularen und supermolekularen Zeichen war für viele zu

abstrakt und ohne kartographische Relationen. Die Frage der kartosemiotischen Untersuchungen

und Aktivitäten mit nichtkartographischen Traditionen nimmt leider bei Kartographen nicht

genug Aufmerksamkeit ein, ist aber sehr wichtig für die interdisziplinäre Forschung. Im

Abschnitt 4.8. werden sie diskutiert.

Ab Mitte des Jahrzehnts begannen politische Umgestaltungen in Osteuropa (zuerst die

Perestrojka in der UdSSR). Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten auch für die Kartographie

(und Kartosemiotik) in Europa. Die theoretisch-konzeptionelle Landschaft in der europäischen

Kartographie zeigt deutlich stagnierende Merkmale. So z.B., hat das Internationale Jahrbuch für

Kartographie (IJK) in der zweiten Hälfe der 80er Jahre keinen Artikel zu theoretischen

Konzeptionen veröffentlicht /WOLODTSCHENKO 1995/. 1992 erschien der letzte Band

XXX/1990 und 1993 nach dem Tod seines langjährigen Herausgebers und Enthusiasten Karl

Heinz Meine hat das IJK seine Herausgabe eingestellt. Bis jetzt gibt es keine ähnliche

Fachzeitschrift bzw. Jahrbuch der Internationalen Kartographischen Vereinigung für die

theoretische Kartographie.

In Moskau an der Lomonossow Universität war die Stagnation deutlich zu erkennen, wo ein

achtzigjähriger Salistschew den Lehrstuhl für Kartographie besetzte. Damit wurde der

Generationswechsel mindestens auf ein Jahrzehnt verschoben. Aber nicht nur das, die

Querdenker fühlen sich unerwünscht in Moskau. Nach den Herausgabe seiner Monographie

1988 hat Ljutyi die Verteidigung der Habilitationsarbeit nicht in Moskau, sonder in Kiew

(Ukraine) organisiert und sie 1990 mit Erfolg abgeschlossen. Querdenker sind in jeder Zeit und

in jeder Epoche unbequem gegenüber Konservativen und Dogmatikern, auch in der theoretischen

Kartographie und nicht nur in Osteuropa. Die osteuropäischen Kartographen und

Kartosemiotiker haben einen soliden Beitrag für kartosemiotische und theoretisch-konzeptionelle

Aktivitäten unter den dogmatischen Bedingungen der 80er Jahre geleistet.

Es war klar, die Kartosemiotik stand an der Schwelle von Änderungen, aber welcher?

Hinsichtlich der europäischen Kartosemiotik kann man behaupten, dass die gravierenden

Novationen und die Revitalisierung schon Anfang der 90er Jahre zu erkennen waren. Ende der

80er Jahre sind die Auseinandersetzungen zwischen kommunikativen und gnoseologischen

Konzeptionen stiller geworden. Das war auch durch natürliche menschliche Verluste zu erklären.

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Die 80er Jahre waren das Jahrzehnt des Weggangs europäischer kartographischer

Persönlichkeiten: E.Imhof (1895-1986), E.Arnbergen (1917-1987), K.A.Salistschew (1905-

1988). Das war die Zeit der klassischen und gleichzeitig polarisierten Kartographie, wo jede

Seite zu zeigen strebte, welche Kartographiewissenschaft und -produktion besser sind. Auch ist

ein Wechsel in den Entwicklungsphasen der theoretischen Kartographie zu sehen (Abb. 1). Unter

Forschungsrichtungen sind die semiotische, linguistische, kybernetische und subsprachliche

Richtungen aktiv. Dabei sind nach wie vor individuelle Leistungen vorherrschend. Die

Institutionalisierung der Kartosemiotik in Europa hat noch nicht begonnen, aber

Voraussetzungen dafür bilden sich: der offene und ideolgisch freie Informations- und

Kommunikationsraum, Hochschulreformen in Osteuropa usw.

Die osteuropäische Kartographie (wie auch viele andere osteuropäischen

Wissenschaftsdisziplinen) waren in den 70er-80er Jahren in einer ideologischen

"Gefangenschaft". Einerseits bremste es die Entwicklung der theoretischen Kartographie; der

kartographische "Pluralismus" wurde nicht gefördet, war sogar untergedrückt. Andererseits sind

im Widerstreit die neuen theoretischen Ideen geboren worden und die alten Konzeptionen

wurden revitalisiert. Der Widerstreit war ein Motor für die Generierung von neuen Ideen und

Hypothesen. In meiner Einführung zur Monographie /WOLODTSCHENKO 1993/ habe ich

hypothetisch einige Fragen gestellt: Erhält die theoretische Kartographie (einschließlich

Kartosemiotik) eine innere Kraft (oder Energie) für die weitere Entwicklung unter den

Bedingungen des "ideologischen Vakuums" der kommenden 90er Jahre oder stagniert sie weiter?

In welcher Form wird der konzeptionelle "Ideenkampf" realisiert? Diese und andere Fragen

werden im nächsten Kapitel behandelt.

Mit Stichworten kann man auch die europäische Kartosemiotik der 80er Jahre charakterisieren:

- die theoretisch orientierte Teildisziplin der Kartographie bleibt weiter bestehen

- die kartosemiotische Forschung in West- und Osteuropa existiert fort im ideologisch

polarisierten Raum

- individuelle und Teamleistungen von Forschern sind zu verzeichnen

- etappierte und thematisierte Forschungsrichtungen existieren

- Veröffentlichungen mit kartographischen und außerkartographischen Traditionen erscheinen

- keine Institutionalisierung auf nationaler und internationaler Ebene erkennbar

- für die allgemeine Semiotik und Semiotiker ist die kartographische Semiotik kaum bekannt

- ein wissenschaftlicher Verlust für die Kartosemiotik durch den Tod von A.A.Aslanikaschwili

(1981).

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Kartosemiotik in Europa

_________________________________________________________________

4. Kartosemiotische Fakten, Aktivitäten und Tendenzen in den 90er Jahren

Europa der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erlebte politische Wenden. Für die Kartosemiotik

bedeutet das, dass sie sich ohne ideologische Dogmen entwickeln kann. Es hat auch die Bildung

des freien informations-kartosemiotischen Raums in Europa und in der Welt gefördert. Die

Kartosemiotik ohne ideologische Barrieren ist für viele Wissenschaftler mit unterschiedlichen

Ansichten und Positionen offen und erreichbar geworden.

Enthusiasmus und Initiativität waren und sind die Stärke der Kartosemiotiker. Die Bewegung

"von unten" hat Novationen (und nicht zuletzt) die Revitalisierung des kartosemiotischen

Denkens in der europäischen Kartographie der 90er Jahre hervorgerufen. Wobei ein

Generationswechsel, eine konzeptionelle Erneuerung (Neue Kartosemiotik) mit theoretischen

und angewandten Richtungen sowie neue Formen wissenschaftlicher (institutioneller bzw.

nichtinstitutioneller) Aktivitäten mit kartographischen und nichtkartographischen Traditionen

deutlicht zu erkennen war.

4.1. Ausprägungsformen der Kartosemiotik

Über drei Jahrzehnte entwickelt sich die kartographische Semiotik im Rahmen der theoretischen

Kartographie und hat damit ihre eigene Geschichte dokumentiert. Die moderne Kartosemiotik

mit ihren verschiedenen Ausprägungsformen (s. Abb. 1) kann man durch forschungsorientierte,

theoretisch-konzeptionelle und lehrbezogene Aufgaben sowie durch institutionelle bzw.

nichtinstitutionelle Aktivitäten charakterisieren. Abb. 1 zeigt wichtige Ausprägungsformen der

Kartosemiotik in chronologischen Reihen. Es sind Forschungsrichtungen, Lehrdisziplin,

Konzeption(en), Korrespondenz-Seminare und Heftreihe I / Heftreihe II sowie die IKV

Arbeitsgruppe bzw. Subkommission.

Eine der grundlegenden Formen ist die Forschungsrichtung. Als ein neues Forschungsfeld in der

Kartographie bildete sich die Kartosemiotik Ende der 60er Jahre - Anfang der 70er Jahre heraus.

Gerade in dieser Zeit erschienen drei Monographien BOTSCHAROW (1966), BERTIN (1967)

und ASLANIKASCHWILI (1968), die eine besondere Bedeutung für die Formierung der

kartographischen Semiotik hatten. In den kartosemiotischen Untersuchungen der 80er Jahre kann

man fünf Forschungsrichtungen - semiotische, linguistische, formal-logische, kybernetische und

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subsprachliche Richtungen nennen, wobei die semiotische Richtung die repräsentativste war und

bleibt. Zurzeit sind nur vier Forschungsrichtungen - kartosemiotische, kartolinguistische,

subsprachliche und kybernetische Richtungen aktiv.

Abb. 3 Ausprägungsformen der Kartosemiotik /WOLODTSCHENKO 1999/

Kartosemiotische Untersuchungen beziehen sich vor allem auf vier Teilrichtungen -

Kartosyntaktik, Kartosemantik, Kartosigmatik und Kartopragmatik. In den 90er Jahren bilden

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sich weitere Ausprägungsformen heraus: die Lehrdisziplin, Konzeption(en), Korrespondenz-

Seminare und Heftreihe I / Heftreihe II sowie die IKV Arbeitsgruppe bzw. Subkommission.

Durch diese Ausprägungen zeichnet sich besonders die Revitalisierung und Institutionalisierung

der Kartosemiotik aus.

4.2. Zur Revitalisierung und Institutionalisierung der Kartosemiotik

In den 90er Jahren entwickelt sich die theoretische Kartographie in Europa ohne "ideologische

Prioritäten". Dabei sind neue konzeptionelle Aktivitäten und Ideen deutlich zu erkennen. Die

kartosemiotischen bzw. kartensprachlichen Konzeptionen dominieren in dieser Zeit in der

theoretischen Kartographie. Mit ihren Ausprägungsformen in den 90er Jahren des 20.

Jahrhunderts ist sie eine unikate Erscheinung nicht nur für die europäische, sondern auch für die

internationale theoretische Kartographie. Nach meiner Meinung, erlebt die Kartosemiotik in

dieser Zeit auch eine Revitalisierung von Ideen und Anregungen. Mit Revitalisierung wird die

Insitutionalisierung der Kartosemiotik durch die IKV Kommissionen und Hochschulausbildung

realisiert. In dieser Zeit hat auch ein Generationswechsel stattgefunden, wodurch die

Kartosemiotik neue Impulse und Ideen erhielt. Hierbei waren die osteuropäischen

Wissenschaftler besonders aktiv, um neue Traditionen in die Kartosemiotik einzuführen. Man

kann feststellen, dass zwei internationale kartosemiotische "Kreise" gebildet worden, um die

Kartosemiotik zu bewegen. Ein nichtinstitutioneller Kreis wurde zuerst um die Heftreihe

"Kartosemiotik" (seit 1991) gebildet und dann später (seit 1998) um die Heftreihe

"Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" (Hrsg.

Schlichtmann,H. und A.Wolodtschenko). Der institutionelle "Kreis" entstand im Rahmen der

IKV Arbeitsgruppe "Map Semiotics" (1995-1999) und existiert seit 1999 in der IKV

Kommission "Theoretical Cartography".

4.3. Internationale Korrespondenz-Seminare und Heftreihe Kartosemiotik

4.3.1. Korrespondenz-Seminare und Heftreihe I (1991-1995)

Ein wichtiger Beitrag zur Revitalisierung der Kartosemiotik der 90er Jahre begann nach meiner

Meinung mit der Herausgabe der zweisprachigen (deutsch und russisch) Heftreihe

"Kartosemiotik/ Kartosemiotika" (Hrsg. J.Pravda und A.Wolodtschenko) im Jahr 1991 und der

Organisation des Internationalen Korrespondenz-Seminars. Ende 1990 wurde auf Initiative von

Jan Pravda (Bratislava) und Alexander Wolodtschenko (Dresden) die Heftreihe

"Kartosemiotik/Kartosemiotika" als nichtinstitutionelles internationales kartographisches

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Korrespondenz - Seminar konzipiert. Die Veröffentlichungen erfolgten in deutscher und in

russischer Sprache. In der Zeit 1991-1995 wurden sechs Hefte herausgegeben:

Kartosemiotik/Kartosemiotika 1/1991, (Hrsg. J. Pravda und A. Wolodtschenko) mit 6

Artikeln: - Großer, K.: Kartographische Semiotik und kartographische Expertensysteme (S.7 16)

- Kekelia, D.I.: Kartographische Semiotik (S.17 24, in Russisch)

- Nebesky, L.: Kartographische Semiotik (S.25 30, in Russisch)

- Pravda, J.: Zu Problemen der kartographischen Semiotik (S.31 38, in Russisch)

- Schlichtmann, H.: Concerning cartographic semiotics and map language (S.39 48)

- Wolodtschenko,A.: Zu einigen Fragen des kartographischen Zeichensystems (S.49 58).

Kartosemiotik/Kartosemiotika 2/1991, (Hrsg. J. Pravda und A. Wolodtschenko) mit 7

Artikeln: - Berliant, A.M.: Graphische Abbilder der Geodarstellungen - neue Aspekte dieses Problems

(S.7-14, in Russisch)

- Drich, K.I.: Die sprachlichen Probleme der rechnergestützten Kartographie (S.15-20, in

Russisch)

- Kekelia, D.I.: Zum Zustand und zur Entwicklung des Begriffsaparates der Kartographie (S.21-

26, in Russisch)

- Pravda, J.: Zur Kartosemiotik. Einige Vorbemerkungen und Diskussionsanmerkungen (S.27-

34, in Russisch)

- Koch, W.G.:Die Behandlung optischer Täuschungen beim Kartenentwurf als Problem der

Kartopragmatik (S.35-40)

- Schlichtmann, H.: Die Intervention der Sprache in der Karte (pp.41-54)

- Wolodtschenko, A.: Weitere Gedanken zu Untersuchungen der Kartensprache (pp.55-62)

Kartosemiotik/Kartosemiotika 3/1992, (Hrsg. J. Pravda und A. Wolodtschenko) mit 6

Artikeln: - Berliant, A.M.: Konvergenz der theoretischen Konzeptionen in der gegenwärtigen

Kartographie (S.7-16, in Russisch)

- Shehu, A.: Logische Verfahren in der Kartographie (S.17-24, in Russisch)

- Pravda, J.: Kartosemiotik und Kartensprache (S.25-32, in Russisch)

- Kekelia, D.I.: Zur Kartosemiotik /Einige Gedanken und Argumente/, (S.33-40, in Russisch)

- Wolodtschenko,A.: Zur Entwicklung der kartographischen Darstellungen (S.41-48)

- Schlichtmann, H.: Kartenschrift und Kartentypographie in semiotischer Sicht (S.49-59).

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Kartosemiotik/Kartosemiotika 4/1993, (Hrsg. J. Pravda und A. Wolodtschenko) mit 8

Artikeln: - Pravda,J; Wolodtschenko,A.: Zu Semiotik und Kartosemiotik (S.7-14, in Deutsch/Russisch)

- Grosser,K.: Wie kommt man zu verlässlichen Regeln und Wissen für Expertensysteme und

Kartengestaltung? (S.15-26)

- Koch,W.G.: Untersuchungen zur Wahrnehmung von Kartenzeichen an der TU Dresden (S.27-

36)

- Shehu,A.: Die Kartographie, die Karte, der Kartograph (S.37-42, in Russisch)

- Wolodtschenko, A.: Zur konzeptionellen Betrachtungsweise in der Kartographie (S.43-54, in

Russisch)

- Pravda,J.: Zu einigen konzeptionellen und kartosemiotischen Problemen (S.55-66, in Russisch)

- Berliant,A.M.: Zur Frage der Konvergenz der theoretischen Konzeptionen in der Kartographie

(S.67-70, in Russisch)

- Pravda,J.: Der "Entwicklungsbaum" und die "Große Explosion" in der Kartographie (S.71-82,

in Russisch).

Kartosemiotik/Kartosemiotika 5/1994, (Red. J. Pravda, A. Wolodtschenko und H.

Schlichtmann) mit 3 Themenkomplexen und 17 Artikeln:) Themenkomplex I - Semiotik und Kartosemiotik (mit 5 Artikeln)

- Nöth,W. Allgemeine Semiotik und Kartosemiotik (S.7-21)

- Kekelia, D.I.: Zur Kartosemiotk (S.22-26, in Russisch)

- Pravda, J.: Kartosemiotk und ihre semiotisch-sprachlichen Probleme (S.27-36, in Russisch)

- Schlichtmann, H.: Skizze der lokalen Syntax in Karten (S.37-42)

- Wolodtschenko, A.: Kartosemiotik - quo vadis? (S.43-52)

Themenkomplex II - Angewandte Kartosemiotik (mit 7 Artikeln)

- Bollmann,J.:Informationsverarbeitung im kartographischen Wahrnehmungsraum (S.53-66)

- Kohen, B.: Topographische Karten unter kartosemiotischen Aspekten (S.67-74, in Russisch)

- Großer, C.: Zur Theorie graphischer Muster (S.75-84)

- Grünreich, D.: Syntaktische und semantische Modellierung digitaler Karten im Raster-

datenformat (S. 85-94)

- Kelnhofer, F.: Objektbedeutung und Objektgeometrie in kartographischen Darstellungen (S.95-

107)

- Koch, W.G.: Abgrenzung, Differenzierung und Ordnung kartographischer Darstellungs-

methoden im Hinblick auf wissensbasierte Kartengestaltung (S.108-121)

- Naumann, I.: Zum Konzept einer Kartenbeschreibungssprache (S.122-126).

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Themenkomplex III - Allgemein-konzeptionelle Fragen der Kartographie (mit 5 Artikeln)

- Berliant, A.M.: Geodarstellungen und Hypergedarstellungen: eine neue Konzeption (S. 127-

138, in Russisch)

- Drich, K.I.; Drich, S.K.: Integrationsprozesse der theoretischen Konzeptionen in der

Kartographie (S. 139-147, in Russisch)

- Cherviakov, V.A.; Rudskij, V.V.: Kartographische Forschungen in der geographischen Fakultät

der Altai Universität (S.148-151, in Russisch)

- Shehu, A.: Kartographische Konzeptionen /zu Materialien der 16.IKV Konferenz/ (S.152-159,

in Russisch)

- Stubkjaer, E.: Analyse der Entwicklung kartographischer Begriffe und Konzeptionen (S.160-

172).

Kartosemiotik/Kartosemiotika 6/1995, (Hrsg. J. Pravda, A. Wolodtschenko und H.

Schlichtmann) mit 6 Artikeln: - Berliant, A.M.: Der theoretischer Prozeß in der Kartographie (S.5-12, in Russisch)

- Shehu,A.: Wertvolle Monographie /Meinung/ (S.13-16, in Russisch)

- Schlichtmann, H.: Grundrißbilder - ein Problem der Zeichenbildung (S.17-28)

- Wolodtschenko, A.: Über das theoretisch-konzeptionelle Umfeld in der Kartographie (S.29-48,

in Russisch)

- Arzhanov, E.P.: Über konzeptionelle Fehler in der Kartographie (S.49-52, in Russisch)

- A.Wolodtschenko's Interview mit M.K.Botscharow (S.53-58, in Russisch).

Die Korrespondenz-Seminare mit der Heftreihe "Kartosemiotik/ Kartosemiotika" waren eine

Sammlung von Gedanken, Meinungen, Diskussionen, Kritiken usw. auf dem Gebiet der

theoretischen Kartographie, vornehmlich zur Kartosemiotik mit dem Ziel, die fachliche

Kommunikation auf diesem Teilgebiet der Kartographie attraktiver zu gestalten. Das Heft 6/1995

war das letzte Heft dieser Serie mit sechs diversen Artikeln. Teilweise aus objektiven, teilweise

aus subjektiven Gründen wurden die Korrespondenz-Seminare ausgesetzt. Trotzdem erfüllten die

Seminare eine wichtige Funktion. Sie haben die kartosemiotische Erkenntnisgewinnung und -

verbreitung merklich belebt. Dabei war es ein nichtinstitutionelles Medium, in dem

Wissenschaftler, die auf dem kartosemiotischen Gebiet arbeiten, ihre Ideen und

Forschungsergebnisse präsentieren und diskutieren konnten.

4.3.2. Korrespondenz-Seminare und Heftreihe II (ab 1998)

Die Tradition der Internationalen Korrespondenz-Seminare und der Heftreihe

Kartosemiotik/Kartosemiotika wurde nach zwei Jahren (seit 1998) mit neuem Titel

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"Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" weiter geführt. Dabei

war das Themenspektrum weiterhin bewusst breit gehalten. Das Hauptinteresse gilt der

Kartosemiotik, aber verwandte Problemfelder innerhalb der Theorie der Kartographie sowie der

Nachbardisziplinen werden ebenfalls berücksichtigt. Die Beiträge wurden in drei Sprachen -

Deutsch, Englisch und Russisch - abgefasst. Der allgemeine Charakter der Vorgängerserie bleibt

erhalten: es handelt sich um ein Informations- und Diskussionsforum zur Förderung der

informellen wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Es wurden vier Hefte herausgegeben:

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie 1/1998, (Hrsg.

H.Schlichtmann und A.Wolodtschenko) mit 5 Artikeln: - Butwilowski, W.: Geomorphologische Kartierung: neuer Ansatz - neue Ergebnisse (S.7-22)

- Kirschenbauer, S.; Buchroithner, M.: An Interdisciplinary Review of Cartographic Cognition

with Special Consideration of 3D Visualization (S.23-30)

- Schmauks, D.: Zu taktilen Raumdarstellungen (S.31-42)

- Wolodtschenko, A.; Rudskij, V.: Thematische Serie von Atlanten der Stadt Barnaul (43-46)

- Wolodtschenko, A.; Schewtschenko, V.: Zur Konzeption des medizinisch-ökologischen

Atlasses der Ukraine (S.47-50, in Russisch)

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie 2/1999, (Hrsg. H.

Schlichtmann und A. Wolodtschenko). A. Wolodtschenko: Kartosemiotische und

konzeptionelle Aspekte der 90er Jahre (Mit 3 Kapiteln von 17 Artikeln):

Kapitel 1 - Kartensprache und Kartosemiotik (mit 9 Artikeln, S.9-90)

Kapitel 2 - Prähistorische Karten und Kartosemiotik (mit 5 Artikeln, S.99-130)

Kapitel 3 - Struktur-konzeptionelle Aspekte der Kartographie (mit 3 Artikeln, S.131-180).

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie 3/2000, (Hrsg. H.

Schlichtmann und A. Wolodtschenko) mit 5 Artikeln:

- Butwilowski, W.: Über den kartographischen Ansatz in Geowissenschaften: Überlegung des

Kartennutzers (S.5-12)

- Dickmann, F.: Implications of technical restrictions for modern web mapping - problems and

solutions (S.13-22)

- Smirnov, L.E.; Kuroshev G.D.: Some aspects of the georgaphic-geodetic monitoring of the

earth (S.23-30)

- Wolodtschenko, A : Kartosemiotische Lexik im Heft Kartosemiotik/Kartosemiotika 1/1991

(S.31-36)

- Wolodtschenko, A.: Über Perspektiven der theoretischen Kartographie (S.37-54, in Russisch).

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie 4/2001, (Hrsg. H.

Schlichtmann und A.Wolodtschenko) mit 6 Artikeln:

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- Andrienko, G. and Andrienko, N.: Computer cartography and cartographic knowledge (S.7-14)

- Casti, E.: The analogical and digital systems in Euclidean cartography: The colonisation and

iconisation of Africa (S.15-28)

- Prechtel, N.:Selected problems and solutions for drainage modelling and handling in a GIS

(S.29-38)

- Rotanova, I.; Wolodtschenko, A.: Zur kartosemiotischen Untersuchung von ökologischen

Atlanten (S.39-44, in Russisch)

- Smirnow, L.E.: Wohin geht die moderne Kartographie? (S.45-48)

- Wolodtschenko, A.: Kartosemiotik der 90er Jahre - Neue Kartosemiotik (S.49-56).

Hefte 1/1998, 3/2000 und 4/2001 sind Sammlungen von diversen Artikeln von verschiedenen

Autoren. Heft 2/1999 ist eine antologische Arbeit von einem Autor - A.Wolodtschenko. Es

schließt 17 ausgewählte Erstpublikationen ein (13 in Deutsch, 2 in Englisch und 2 in Russisch).

Diese Arbeit basiert auf drei Kapiteln.

Wenn die erste Heftreihe "Kartosemiotik/Kartosemiotika" in der Regel theoretische und

konzeptionelle Beiträge einschließt, dann hat die zweite Heftreihe "Diskussionsbeiträge zur

Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" auch ähnliche Beiträge. Außerdem zeichnet

sich noch eine kleine Gruppe von Beiträgen (DICKMANN 2000, PRECHTEL 2001,

ANDRIENKO/ANDRIENKO 2001) mit theoretisch-technologischem Charakter ab. Es ist nicht

zufällich. Die Fragenstellungen für allgemein-theoretische Kartosemiotik und theoretisch-

technologische (angewndte) Kartosemiotik sind Zeichen für neue interdisziplinäre

Untersuchungen.

Die Korrespondenz-Seminare erfüllen eine wichtige Funktion. Sie haben die kartosemiotische

Erkenntnisgewinnung und -verbreitung merklich belebt /SCHLICHTMANN,

WOLODTSCHENKO 2001/. Dabei bleiben sie ein unabhängiges und nichtinstitutionelles

Medium, in dem Kartosemiotiker mit kartographischen und außerkartographischen Traditionen

ihre Ideen, Hypothesen und Forschungsergebnisse präsentieren und diskutieren konnten. Die

Anzahl von Autoren und Artikeln (in Deutsch/Englisch/Russisch) von beiden Heftreihen sind in

Tabelle 2 zu sehen. Alle Hefte der beiden Reihen sind in der TU Dresden, Bibliothek (Fachbe-

reich Geowissenschaften) erhältlich.

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Nr./Jahr Anzahl von Atoren Anzahl von Artikeln (D/E/R)

Heftreihe I

1/1991 6 6 (3D/3R)

2/1991 7 7 (4D/3R)

3/1992 6 6 (2D/4R)

4/1993 9 8 (2D/6R)

5/1994 19 17 (10D/7R)

6/1995 7 6 (1D/5R)

1-6 54 50 (22D/28R)

Heftreihe II

1/1998 8 5 (3D/1E/1R)

2/1999 1 17 (15D/2E)

3/2000 6 5 (2D/2E/1R)

4/2001 8 6 (3D/2E/1R)

1-4 23 33 (23D/7E/3R)

Tab. 2 Anzahl von Autoren und Artikeln je Heftreihe

4.4. Rolle der IKV

4.4.1. IKV Arbeitsgruppe "Map Semiotics" (1995-1999)

Die weiteren Möglichkeiten zur Institutionalisierung hat die Kartosemiotik der 90er Jahre auf

internationaler Ebene gefunden. Im Unterschied zu einigen nationalen kartographischen

Kommitees und Vereinigungen, wo die Kartosemiotik kaum Beachtung und Förderung findet,

hat die IKV Aufmerksamkeit und Weitblick hinsichtlich der Neubildung der Arbeitsgruppe

"Map Semiotics" 1995 im Rahmen der Kommission " und der Kommission "Theoretical

Cartography" 1999 bewiesen.

uf der Basis der Arbeitsgruppe "Map Semiotics" der IKV Kommission "Theoretische Felder und

Definitionen in der Kartographie" wurde 1995 der zweite internationale "Kreis" von

Kartosemiotikern gebildet. Die Kommission wurde 1995 in Barcelona auf der 17. Internationalen

Kartographischen Konferenz für den Zeitraum 1995-1999 gegründet. Sie umfasste drei

Arbeitsgruppen: "Map Semiotics", "Cognition in Cartography" und "Terminology". Die

Arbeitsgruppe "Map Semiotics" leitete H.Schlichtmann (Kanada). Es wurden drei Sitzungen der

Arbeitsgruppe in Dresden(1996), Stockholm (1997) und Genf(1998) organisiert. Endergebnis

einer vierjährigen Arbeit der IKV Arbeitsgruppe "Map semiotics" war der Sammelband "Map

Semiotics Around The World" /Ed. H. Schlichtmann, ICA 1999/. Der Sammelband ist eine

Analyse und Auswertung der kartosemiotischen Literatur (aus englisch-amerikanischen,

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französischen, deutschen, tschechisch-slowakischen, polnischen und russischen Sprachräumen)

und schließt folgende zehn Beiträge ein:

- Schlichtmann, H.: An inventory of research in map semiotics, pp.1-14.

- Head, C.G.: Warp and woof: carto-semiotics and carto-linguistics in the English-language,

pp.15-64.

- Hussy, Ch.: La cartographie thématique dans l'aire francophone, pp.65-86.

- Koch, W.G.: Comments on the development and the current tasks of cartographic semiotics in

the German language area, pp.87-94.

- Koch, W.G.: Annotated bibliography of cartosemiotic literature published in the German

language area (Germany, Austria, Switzerland), 1970-1997, pp.95-108.

- Wolodtschenko, A.:Cartosemiotic literature in the Federal Republic of Germany, 1969 1996

(with emphasis on Vermessungstechnik, Kartographische Nachrichten and Kartosemiotik/

Kartosemiotika), pp.109-118.

- Drapela, M.V.: General and applied map semiotics in the Czech and Slovak Republics: a

bibliographical report, pp.119-136.

- Neytchev, P.: Research in map semiotics in the Polish language area, pp.137-158.

- Wolodtschenko, A.: Cartosemiotics and map language in the Russian-language literature,

pp.159-170.

- Liouty, A.A.; Komedchikov, N.N.: Map semiotics and theoretical process in Russian

cartography in the 1990s, pp.171-179.

Abb. 4 Mitglieder der Arbeitsgruppe "Map Semiotics", Dresden, Juni 1997. Von links nach

rechts: T.Morita (Japan), C.G.Head (Kanada), H.Schlichtmann (Kanada), C.Hussy (Schweiz),

W.G.Koch (Deutschland), A.Wolodtschenko (Deutschland).

Erstmalig haben Kartosemiotiker eine weltweit synthetische bzw. vergleichende Analyse

kartosemiotischer und kartosemiotisch-relevanter Literatur durchgeführt. Somit wurde ein

wichtiger Beitrag für die Akkumulation kartosemiotischen Wissen geleistet und ein solides

Fundament für die weiteren analyischen Arbeiten in der Kartosemiotik gelegt.

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4.4.2. IKV Subkommission "Kartosemiotik" (1999-2003)

Mit dem oben genannten Sammelband "Map Semiotics Around The World" beendet im August

1999 die IKV Arbeitsgruppe "Map Semiotics" unter den Leitung von H.Schlichmann ihre

erfolgreiche Arbeit. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind Mitglieder der neuen IKV

Kommission "Theoretical Cartography" geworden. Die Kommission wurde im August 1999 in

Ottawa auf der 19. Internationalen Kartographischen Konferenz der IKV für die Zeitperiode

1999-2003 gegründet und schließt vier Arbeitsgruppen bzw. Subkommissionen - "Map

Semiotics", "Map Language", "Cognition in Cartography" und "Terminology" ein.

Abb. 5 Teilnehmer des Seminars "The Selected Problems of Theoretical Cartography 2000",

Dresden, Oktober 2000. Von links nach rechts: A.Wolodtschenko (Deutschland),

T.Morita(Japan), V.Schewtschenko (Ukraine), S.Kirschenbauer (Deutschland), K.Kelgenbaewa

(Kirgistan), T.Zarycki (Polen), J.Korycka-Skorupa(Polen), W.G.Koch (Deutschland),

D.Kuroschew (Rußland), P.Neytchev (Polen).

Die Kommission hat ihr erstes Seminar "The Selected Problems of Theoretical Cartography

2000" mit 12 Vorträgen (davon 8 Vorträge mit kartosemiotischer bzw. kartensprachlicher

Thematik) im Oktober 2000 in Dresden durchgeführt. 8 ausgewählte Beiträge wurden in einem

Sammelband /Ed. A.Wolodtschenko, ICA 2001/ eingeschlossen, in dem 6 Beiträge einen

kartosemiotischen Kern bilden. Es sind folgende kartosemiotisch relevante Beiträge:

- Korycka-Skorupa, J.: From data to cartographic presentation form, pp.22-30

- Neytchev, P.: Concerning syntactic componets of cartographic sentence, pp.31-39

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- Rotanova, I.: Information formalisation under territory landscape ecological mapping as a

subject of cartographic semiotics, pp.40-44

- Schlichtmann, H.: Sign units in map symbolism (I); focus unit and topeme, pp.45-58

- Wolodtschenko, A.: Selected cartosemiotic activities in the 1990, pp.59-63

- Zarycki, T.: On the pragmatic approach to map analysis. Remarks on the basis of

MacEachren`s approach to map semiotics, pp.64-70.

Der zweite Seminar "The Selected Problems of Theoretical Cartography 2002" fand nach zwei

Jahren vom 19.-21. Juli 2002 an der Gdansker Universität (Polen) staat. Über 20

Kommissionsmitglieder und Gäste (aus Deutschland, Japan, Jugoslawien, Kanada, Lithauen,

Polen und der Ukraine) haben an dem Seminar teilgenommen. Es wurden 11 Vorträge (davon 6

Vorträge mit kartosemiotischer bzw. kartensprachlicher Thematik) präsentiert:

- Andrienko, Gennady and Andrienko, Natalia (Sankt-Augustin): Cartographic Knowlege for

Computer Cartography.

- Cesnulevicius, Algimantas and Beconyte, Giedre (Vilnius): Development of thematical and

theoretical Cartography in Lithuanian.

- Ikonovic, Vesna (Beograde): Importance of Cartographic Semiology and Semiometry.

- Koch, Wolf-Günther (Dresden): Cartographic Theories.

- Morita, Takashi (Tokio): Reflections on the Result of Questionnaire on the Definition of Map,

Cartography and GIS.

- Neytchev, Pavel (Gdansk): The Main Trends of Theoretical Cartography and the Map

Language.

- Schlichtmann, Hansgeorg (Regina): Visualization in Thematic Cartography: Towards a

Framework.

- Shevchenko, Viktor (Kyiv): Cartographic Semiotik in the Ukraine.

- Wolodtschenko, Alexander (Dresden): Structural Models in Cartography.

- Zarycki, Tomasz (Warsaw): Cartographic Censorship in a Theoretical Perspective.

- Zyzskowska, Wieslawa (Wroclaw): The Basics of Semiotic Rules of Cartographic

Visualization.

Ausgewählte Beiträge werden als ICA-Proceedings "The Selected Problems of Theoretical

Cartography 2002" im Frühjahr 2003 veröffentlicht.

Hinsichtlich der Institutionalisierung der Kartosemiotik im IKV-Rahmen lässt sich feststellen,

das sie eine wachsende Bedeutung und Rolle der Kartosemiotik sowohl für die theoretische

Kartographie, als auch für die technologische Kartographie reflektiert. Auch eine positive Rolle

der IKV als vereinigte Kraft für alle Kartosemiotiker der Welt verdient sehr hohe Wertschätzung.

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4.5. Kartosemiotische Ausbildung

Die Semiotik ist weltweit eine etablierte Wissenschaft. Doch im europäischen

Universitätssystem hat sie sich nicht überall institutionell durchsetzen können. An der

Technischen Universität Dresden ist die Semiotik eine junge Wissenschaft, wo die semiotische

Lehre und Forschung besonders in den Sprach-, Literatur- und Kultur-wissenschaften zu Hause

sind. Jedoch ist eine interdisziplinäre bzw. komplexe Lehre und Forschung für Semiotik an einer

großen Technischen Universität noch nicht alltäglich.

Hinsichtlich der Kartosemiotik als Lehrdisziplin lässt sich feststellen, dass offenbar die

Kartosemiotiker die Forschungsaufgaben attraktiver als die Ausbildungsaufgaben betrachten.

Die Kartosemiotik mit ihrer über dreißigjährige Geschichte beendet auch die 90er Jahre ohne

Erscheinung eines Lehrbuches. Weltweit gibt es bis jetzt kein Lehrbuch zur Kartosemiotik.

4.5.1. Universitäre Kartosemiotik

Die Bildung der universitären Kartosemiotik ist ein wichtiges Ereignis in den 90er Jahren. Einige

Vorlesungen zur Kartensprache werden z.B. an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karls-

Universität in Prag im Rahmen des Lehrfaches "Semiologie" gehalten. An der Geographischen

Fakultät der Lomonossow-Universität in Moskau werden die Fragen der kartographischen

Semiotik im Lehrkurs "Kartengestaltung" für Kartographie-Studenten eingeschlossen. An der

Geographischen Fakultät der Genfer Universität haben die Geographie-Studenten einen Lehrkurs

und Seminare zur "Graphischen Semiologie".

Vorschläge zur Durchführung von kartosemiotischen Seminaren für Kartographie- und

Geographie-Studenten an Universitäten wurden im Dresdner Kolloquium "Aktuelle Probleme

der Kartosemiotik" 1994 ausgesprochen /WOLODTSCHENKO 1994/. Erste Erfahrungen gab es

schon 1995 an der Kiever Universität, wo ein erstes kartosemiotisches Seminar für Kartographen

am Lehrstuhl für Kartographie und Geodäsie von K.Dritsch und A.Wolodtschenko gemeinsam

realisiert wurde. Aber erst im März 1998 ist es gelungen an der Moskauer Universität für

Geodäsie und Kartographie (MIIGAiK) einen ersten Kurs "Einführung in der Kartosemiotik"

von fünf Vorlesungen durchzusetzen. Der Kurs beinhaltet folgende Themen: Semiotik und

Kartosemiotik, Erscheinungsformen der Kartosemiotik, Struktur der Kartosemiotik,

prähistorische Kunst und prähistorische Karten, kartosemiotische Forschungsmethode,

Paläokartographie und Paläokartosemiotik, Kartensprache und Kartosemiotik usw.

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Abb. 6 Teilnehmer des Seminars "The Selected Problems of Theoretical Cartography 2002",

Gdansk, Polen, Juli 2002. Von links nach rechts (stehen): P.Neytchev (Polen), W.Schewtschenko

(Ukraine), G.Andrienko (Deutschland), V.Ikononovic (Jugoslawien), W.G.Koch (Deutschland),

T.Zarycki (Polen), J.Paslawski(Polen), H.Schlichtmann (Kanada), J.Golaski (Polen),

A.Cesnulevicius (Litauen), A.Gordeew (Ukraine), A.Wolodtschenko (Deutschland); sitzen:

W.Zyszkowska (Polen), H.Klimczakowa (Polen), E.Krzywicka-Blum (Polen), G.Beconyte

(Litauen), T.Morita (Japan).

Abb. 7 T.P.Nyrcowa, W.A.Malinnikow und A.Wolodtschenko (v.r.n.l.) im MIIGAiK

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Die Initiatoren dieses Kurses waren Prof. T.P. Nyrcowa - Dekan der Kartographischen Fakultät,

Prof. W.A.Malinnikow - Dekan der Fakultät für Angewandte Raumfahrt und Dr.

A.Wolodtschenko - Autor der Vorlesungen (Abb. 7). Traditionen und Erfahrungen an den

Universitäten sind unterschiedlich. In diesem Sinne muss man den dargestellten Kurs zur

Kartosemiotik auf keinem Fall als ein Rezept für alle betrachten. In der europäischen

universitären Kartographie-Ausbildung haben kartosemiotische Aspekte der

Informationssysteme, der Modellgestaltung und -nutzung noch begrenzte Anwendung. Es ist

angenehm festzustellen, dass jüngste kartographische Lehrbücher von BERLJANT (2001) und

HAKE/GRÜNREICH/ MENG (2002) eigene Abschnitte bzw. Subkapitel für Kartosemiotik

beinhalten.

Seit dem Sommersemester 2000 wird im Institut für Kartographie der Technischen Universität

Dresden eine Lehrveranstaltung "Einführung in die Kartosemiotik" mit 7 DS für

Kartographie-Studenten gelesen (s. Abb. 8). Der Dresdner Kurs der Kartosemiotik schließt

folgende Themen ein:

1. Semiotik, Kartographie, Kartosemiotik

2. Kartosemiotik - eine neue kartographische Disziplin?

3. Struktur und Teilgebiete der Kartosemiotik

4. Erscheinungsformen der Kartosemiotik

5. Kartosemiotische Forschungsmethode

6. Kartographie und Paläokartosemiotik

7. Kartensprache und Kommunikation.

Für die Kartosemioitik wie auch für Semiotik spielen die Traditionen in der Lehre und

Forschung eine besondere Rolle. Ohne Traditionen gibt es keine wissenschaftlichen Schulen. Die

jüngere kartosemiotische Lehre an der TU Dresden hat alle Voraussetzungen für die Bildung

neuer Traditionen.

Abb. 8 Kartographie-Studenten (Jg.97) - Teilnehmer des ersten Kurses "Einführung in die

Kartosemiotik" im Sommersemester 2000

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Gute Voraussetzungen für die Herausbildung der europäischen universitären Kartosemiotik hat

die Akkumulation kartosemiotischen Wissens geschaffen. Als Pionier auf diesem Gebiet lässt

sich das Institut für Kartographie der TU Dresden nennen. Man könnte sich vorstellen, dass

irgendwo in Europa (nicht unbedingt in Deutschland) die Bildung eines Lehrstuhls für

Kartosemiotik oder kartosemiotische Visualisierung in den nächsten zehn-fünfzehn Jahren

Realität wird.

4.5.2. Kartosemiotik für die Schulen

Die Fragestellung ist völliges Neuland für Schulen und Gymmnasien in Europa und

wahrscheinlich in der Welt. Doch es ist wichtig, und wurde im Artikel /WOLODTSCHENKO

2001b/ diskutiert. Elemente der kartographischen Ausbildung in der Schulen sind traditionell mit

Geographie verbunden. Hierbei ist die Autorität der Geographie anerkannt, aber nicht absolut.

Die Geographie ist das Schlüsselfach für die geographische Kartographie, aber nicht das einzige.

Tab. 3 zeigt die Anwendung verschiedener kartosemiotischer Modelle in Schulfächern. Die

moderne Kartographie ist in Erd-(geographische) sowie kosmische (planetare) Kartographie zu

unterscheiden. So z.B., hat das Schulfach Astronomie eine Reihe von neuen kartosemiotischen

Modellen wie Navigations- und Planetenkarten, Globen, Animationen usw. zur Benutzung

aufgegriffen. Hier kann ein Fach der Kartosemiotik, die planetare Kartosemiotik neue Kenntnise

bereitstellen, die sich an der Grenze der Planetologie, planetaren Kartographie, planetaren

Geographie sowie Kartosemiotik bilden. Die planetare Kartosemiotik beschäftigt sich mit

diversen (konvensionellen und virtuellen) kartosemiotischen Modellen, um mittels ihrer neues

Wissen zu erhalten und weiter zu vermitteln.

Tab. 3 Ausgewählte kartosemiotische Modelle im Schulunterricht /WOLODTSCHENKO

2001b/

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Die kartosemiotischen Modelle akkumulieren und thematisieren nicht nur, sondern

differenzieren diverses (topographisches, geographisches, geologisches, geodätisches,

planetologisches, historisches usw.) Wissen in den dargestellten Schulfächern. Wobei die

geographische Kompetenz mit der nichtgeographischen Kompetenz konfrontiert wird.

Virtuelle (elektronische) reale und fiktive kartosemiotische Modelle (Karten, Atlanten, Globen,

Photokarten, Luft- bzw. Satellitenbilder, Anamorphoten, Animationen, Diagramme, Profile

usw.), die als Kommunikations- und Informationsressourcen für Schüler und Gymnasiasten in

der Lehre und Freizeit betrachtet werden, sind bereits Alltag. In diesem Sinne bekommt die

Kartosemiotik einen besseren Zugang zu Schulen und Gymnasien als die Kartographie. Aber wie

wird es realisiert und wo findet man den Lehrer-Kartosemiotiker?

4.6. Konzeptionelle Bewegung

Seit 1967 sind in der Kartographie eine kommunikationstheoretische Arbeit von

KOLACNY(1967) und eine modelltheoretische Arbeit von BOARD(1967) bekannt, die als

Bausteine für die konzeptionelle Richtung in der theoretischen Kartographie dienen können. In

dieser Zeit erschienen auch die Monographien von BOTSCHAROW( 1966), BERTIN(1967) und

ASLANIKASCHWILI(1968), die eine besondere Bedeutung für die Formierung der

kartographischen Semiotik hatten. Doch die Entwicklung der theoretischen Konzeptionen in der

Kartographie der 70er-80er Jahre war von politisch-ideologischen "Prioritäten" geprägt.

Natürlich hatten nicht alle Autoren das Ziel - ihre konzeptionellen Untersuchungen auf

"ideologischen Prioritäten" aufzubauen. Aber es ist Tatsache, daß der "Ideenkampf" im Rahmen

der kommunikativen und gnoseologischen Konzeptionen über lange Zeit ideologischer Charakter

angenommen hatte. Das alles erschwert auch die Entwicklung der kartensprachlichen

Konzeptionen, die als "dritte Kraft" in der konzeptionellen Bewegung betrachtet werden kann.

Als ein Beispiel läßt sich die Kartonomie-Konzeption von A.Ljutyi nennen, die in den 80er

Jahren entstanden war. In der Kartonomie-Konzeption wurde ein besonderer Platz für die

Struktur der Kartensprache belegt. Die linguistischen, semiotischen, logischen,

kommunikationbezogenen u.a. Aspekte der Kartensprache werden in der "zweieinheitlichen

subsprachlichen Konstruktion" betrachtet. In einer solchen theoretischen Konzeption von Ljutyj

hat Salistschew kommunikative Ideen gesehen /SALISTSCHEW 1982/, die im voraus zu einer

Reihe von "prinzipiellen Fehlern und falschen Meinungen" geführt haben. In kategorischer Form

hat er seine Kritik mehr emotional als objektiv begründet ausgedrückt. Diese Kritik hat nur

einige und ausgewählte Aspekte tangiert, aber ein wichtiges Moment - der Prozeß der

Herausbildung einer neuen Konzeption von Ljutyj, welche nicht immer und nicht überall mit den

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herkömmlichen Vorstellungen zur Karte korrespondierte, wurde von Salistschew

totgeschwiegen. Unabhängig davon, ist die Konzeption Kartonomie von Ljutyi eine der

grundlegenden Konzeption der theoretischen Kartographie der 90er Jahre geworden.

Aber herrscht in der Kartographie der 90er Jahre der technologische Trend vor, d.h. sie erhält

neue Impulse von Computertechnologien (z.B. Multimedia- und Animationstechnologien). Aber,

wie von TAYLOR/1993, S.49/ festgestellt wurde - "GIS and automated cartography are

techniques". Die Technik muß den Kartographen dienen und nicht umgekehrt. TAYLOR/1993/

versucht die konzeptionelle Basis der Kartographie in einem Dreiecksdiagramm (vgl.

Dreiecksmodell von KOLACNY 1967) mit der Visualisierung (Visualization) zu verbinden. Das

dargestellte Schema (Abb. 9) zeigt Relationen zwischen Computertechnologien, Kognition und

Kommunikation, aber keine Relationen zwieschen dem Kartenhersteller bzw. Kartennutzer und

kartographischen Modellen. In diesem Kontext kann man die Gesamtheit von Prozessen der

Visualisierung nicht nur in der Kartographie, sondern auch in der Geographie, Geodäsie,

Geologie, Architektur usw. betrachten und interpretieren. Die Visualisierung als urspünglich

rechnergestützte Operation und graphische Darstellung bzw. Widergabe ist heutzutage nicht nur

eine technologische Komponente im System "Kartenherstellung - Kartennutzung" sondern

Forschungsbereich (wissenschaftliche Visualisierung bzw. kartographische Visualisierung).

Abb. 9 . Konzeptionelle Basis der Kartographie (TAYLOR 1993)

MacEACHREN /1995/ stellt sein graphisch-räumliches (dreidimensionalles) Modell des

Kartennutzungsraums (Abb. 10) als einen neuen konzeptionellen Aufbau in der Kartographie

dar. Das Modell zeigte einfach und anschaulich die Vielseitigkeit des Zweckes (von öffentlich

bis privat), des Bekanntheitsgrades (von bekannt bis unbekannt) und des Interaktionsgrades (von

niedrig bis hoch) bei der Kartennutzung (durch Präsentation, Exploration und Analyse) von

klassischen bis modernen Formen.

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Dieses Würfelmodell hat wenige Kartographen gleichgültig gelassen. Es wurden neue

gestalterische Umformungen bzw. Modifikationen von anderen Autoren durchgeführt (Abb. 10).

Der Kartenwürfel wurde sogar als Logo des kartographischen Symposiums 2000 in Dresden

verwendet /s. KOCH 2001/.

Abb. 10 Kartenwürfel von MacEACHREN /1995/ und seine Modifikationen

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Aber neben den modernen technologischen Disziplinen der Kartographie gibt es eine Reihe von

nichttechnologischen Disziplinen bzw. Gebieten wie Geschichte der Kartographie,

Kartosemiotik, Terminologie, theoretische Konzeptionen usw. Ohne den Einfluß der

nichttechnologischen Disziplinen der Kartographie gäbe es die Kartographie in der heutigen

Form wahrscheinlich nicht. Heutzutage kann man in der theoretischen Kartographie mehrere

Konzeptionen unterscheiden, die sich in zwei Gruppen einordnen lassen. In der ersten Gruppe

sind allgemeine Konzeptionen der Kartographie als Wissenschaft und in der zweiten Gruppe -

spezielle Konzeptionen zu verzeichnen. Aus bestimmten Gründen können einige Konzeptionen

nicht mehr weiter entwickelt werden. Andere Konzeptionen erscheinen neu. Dabei spiegelt ihre

Entwicklung diese oder jene wissenschaftliche Schule und Tradition wider. Die 90er Jahre

werden durch die Konsolidierung der theoretischen Kartographie gekennzeichnet. Aber das

bedeutet nicht, dass zwischen Vertretern verschiedener theoretischer Auffassungen ein

"Versöhnlertum" vereinbart wird.

1992 veröffentlicht Berljant in seinem Artikel /BERLJANT 1992/ eine Darstellung (s. Abb.11)

der theoretischen Konzeptionen der Kartographie. Als einer der treuen Anhänger der

kartenkundlichen Konzeption von Salistschev versucht er diese Konzeption weiter zu nutzen, um

seine neue konzeptionelle Position durch integrative Tendenzen in der Kartographie zu

verstärken. Berljant will mit einem integrativen Weg eine neue Konzeption - geoinformative

Konzeption bilden. Berljant akzeptiert in der Entwicklung der Theorie und Methodologie der

gegenwärtigen Kartographie nur eine Hauprichtung - die geoinformative Konzeption als ein

Produkt der Geoinformatik. Die Geoinformatik untersucht nach BERLJANT /1992/ die gleichen

Gegenstände wie die Geographie und Kartographie, d.h. die natürlichen und gesellschaftlichen

Geosysteme. Wenn es wirklich so ist, braucht man dann beide Disziplinen oder kann man sie

man durch Geoinformatik austauschen? Wenn Ljutyj die Kartonomie als eine Konzeption mit

kartensprachlichen Komponenten vorgeschlagen hat, dann hat Berljant in seinem

konzeptionellen Gebäude mit oder ohne Absicht formuliert, dass die geoinformative Konzeption

ein Produkt einer neuen Wissenschaft, Technologie und Lehrdisziplin ist. Das bedeutet hier, dass

diese Konzeption eine nichtkartographische Konzeption ist. In einem solchen

Konzeptionslandschaft nach Berljant existiert für die Kartographie eine wirkliche Gefahr sie

durch irgendwelche integrative Disziplinen zu ersetzen. Und dann wird ein Kartograph ein

Geoinformatiker und die Kartographie in einen Zweig der Informatik umgewandelt. Somit wird

die Kartographie zerrissen und aufgelöst. Leider ist es teilweise so. Die Kartographie als

Wissenschaft in vielen europäischen Universitäten befindet sich in einer Krise /VIRRANTAUS

2001/. Wie kann man der Kartographie in dieser Situation helfen?

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Abb. 11 Theoretische Konzeptionen der Kartographie /nach BERLIANT 1992/

Mit Berücksichtigung der europäischen kartographisch-theoretischen Traditionen und des

konzeptionellen Trends in der theoretischen Kartographie wurde ein neues Strukturmodell der

theoretischen Konzeptionen vorgeschlagen (s. Abb. 12).

Abb. 12 Strukturmodell der theoretischen Konzeptionen Ende des 20. Jahrhunderts

/WOLODTSCHENKO 1999/

Nach meiner Meinung spiegelt ein solches Strukturmodell keine Polarisierung oder Integration,

sondern die gleichzeitige Existenz und Parität von verschiedenen Konzeptionen wider. Die

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kartosemiotische Konzeption bzw. Konzeptionen gehören zu speziellen Konzeptionen,

die in der Regel keinen Anspruch auf eine allgemeine Konzeption der Kartographie haben.

Weitere konzeptionelle Modelle der Kartensprache bzw. des Systems von Sprachen wurden in

/WOLODTSCHENKO 1999/ und /LIOUTY, MARTYNENKO, ZATSMAN 2001/

vorgeschlagen und diskutiert.

Der konzeptionelle Aufbau des Modells der Kartensprache als ein System mit vier

(sub)sprachlichen Komponenten (mathematische, graphische, schriftsprachliche und

luft/satellitenbildliche) wurde vom Autor dieser Monografie vorgeschlagen

/WOLODTSCHENKO 1999/. Dieses viereinheitliche Strukturmodell (Abb. 13) kann man als

System von semiotischen Räumen der Kartensprache (Kartosemiosphere) umformen (Abb. 14).

Abb. 13 Viereinheitliches Strukturmodell der Kartensprache /WOLODTSCHENKO 1999/

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Abb. 14 Kartosemiosphere

In einer der letzten Arbeit von A.Ljutyi mit Kollegen /LIOUTY, MARTYNENKO, ZATSMAN

2001/ wurde eine neue Konzeption der semiotischen Räume der Digitalen Erde (DE)

vorgeschlagen. Die Hauptkompenente eines solchen Modells /Abb. 15/ sind drei semiotische

Räume - das verbale Sprachsystem, Geosprachsystem und System von formalen Sprachen. Man

kann sich vorstellen, dass dieses Modell im Rahmen des Aufbaues einer elektronischen

Bibliothek entwickelt wurde. Wobei die Digitale Erde als elektronische Bibliothek von

Geotexten verschiedener Geosprachen (topographische und thematische Karten, Luft-

Satellitenbilder usw.) und verbalen Texten sowie ihrer Übersetzung, Katalogisierung und Suche

betrachtet wird.

Abb. 15 Semiotische Räume der Digitalen Erde / aus LIOUTY, MARTYNENKO,

ZATSMAN 2001/

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4.7. Monographische bzw. anthologische Werke

Die Akkumulation des kartosemiotischen Wissens in den 90er Jahren wurde nicht nur durch

individuelle, sondern auch durch kollektive Leistungen im institutionellen und

nichtinstitutionellen Rahmen realisiert. Eine solche Akkumulation von monographischen und

anthologischen Aktivitäten ist ein wichtiger Beitrag für die europäische Kartographie als

Wissenschaft sowie als Beweis und Indikator der weiteren konzeptionellen Entwicklung in der

theoretischen Kartographie. Folgende Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit zeigt ausgewählte

Monographien bzw. Anthologien zur Kartensprache und Kartosemiotik in den Zeitperioden

1961-1990 und 1991-2001.

1961-1990

- Botscharow, M.K.(1966): Osnovy teorii proektirovanija sistem kartograficeskich znakov.

Moskva 1966.

- Bertin, J.(1967): Semiologie graphique. Gauthiet-Villars, Paris 1967.

- Aslanikaschwili, A.F.(1968): Kartografija. Voprosy obscej teorii. Tbilisi 1968.

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synoptisches Medium (Hrsg. Schmauks, D./Nöth, W.), B.20, H.1-2, Tübingen 1998.

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- Wolodtschenko, A.(1999): Kartosemiotische und konzeptionelle Aspekte der 90er Jahre. In:

Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie. (Hrsg. Schlichtmann,

H. und A.Wolodtschenko), Band 2. Dresden 1999.

- Schlichtmann, H. und A.Wolodtschenko /Hrsg./(2000): Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik

und zur Theorie der Kartographie. Band 3. Dresden 2000.

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14-15, 2000. /Dresden/ ICA 2001.

- Schlichtmann, H. und A.Wolodtschenko /Hrsg./(2001): Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik

und zur Theorie der Kartographie. Band 4. Dresden 2001.

4.8. Gemeinsame Aktivitäten von Kartosemiotikern und Semiotikern

Gemeinsame Aktivitäten von Kartosemiotikern und Semiotikern sind wichtige Merkmale in den

90er Jahren. Ab Mitte der 90er Jahre beginnt die Annäherung von Kartosemiotikern und

Semiotikern auf Internationalen Konferenzen:

- Wissenschaftliches Kolloquium "Aktuelle Probleme der Kartosemiotik", Dresden/1994;

- 6. Internationaler Kongress der Internationalen Gesellschaft für Semiotik, Amsterdam/1996;

- 9. Internationaler Kongress der Deutschen Gesellschaft für Semiotik, Dresden/1999;

- 7. Internationaler Kongress der Internationalen Gesellschaft für Semiotik, Dresden/1999;

und in Veröffentlichungen mit kartographischen und semiotischen Traditionen:

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44

- Kartosemiotik-Kartosemiotika, H.5, Red. (Pravda/Wolodtschenko/Schlichtmann), Bratislava-

Dresden 1994;

- Encyclopedia of Semiotics (Ed. P.R.Bouissac), New York 1998;

- Zeitschrift für Semiotik, (Hrsg. Posner,,R./Krampen,M./Schmauks,D.), Landkarten als

synoptisches Medium (Hrsg. Schmauks,D./Nöth,W.), B.20, H.1-2, Tübingen 1998;

- Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie. (Hrsg.

Schlichtmann/Wolodtschenko), Heft1, Dresden 1998;

- Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie. (Hrsg.

Schlichtmann/Wolodtschenko), Heft 4, Dresden 2001.

Diese Liste von Aktivitäten hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit aber sie zeigt, dass diese

Annährung von Kartosemiotikern und Semiotikern ein neuer Prozess ist und Zeit braucht. Es ist

auch deutlich zu sehen, dass Dresden eine positive Rolle für die Akkumulation von

institutionellen und nichtinstitutionellen Aktivitäten spielt. Wie die Analyse der dargestellten

Aktivitäten zeigt, man kann mindestens zwei Hauptgruppen von kartosemiotischen Forschungen

mit unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen unterscheiden: a) basierend auf

kartographischen Traditionen und b) basierend auf außerkartographischen Traditionen.

Die erste Gruppe von Forschern bilden praktisch und theoretisch arbeitende Kartographen,

Geographen, Geodäten usw., welche die kartosemiotische Forschung hinsichtlich

kartographischer, kartenähnlicher und kartographisch-textueller Modelle anwenden. Dabei sind

diverse Karten eines der wichtigsten aber nicht das einzige kartosemiotische Modellfeld, das für

die Gewinnung und Umsetzung von neuem nutzerorientierten Wissen (z.B. für die

Kartenherstellung bzw. -nutzung) dient.

Die zweite Gruppe schließt Semiotiker ein, welche die kartosemiotische Forschung als ein

Gebiet der angewandten Semiotik akzeptieren. Dabei betrachten einige Semiotiker Landkarten

(Begriff ist veraltet in der modernen Kartographie) als ein Bestandteil der Mediensemiotik und

die Kartosemiotik als Semiotik nur topographischer und thematischer Karten /NÖTH 2000/.

Diese angewandte Forschung ersetzt auf keinen Weg die grundlegende Forschung in der

Kartosemiotik mit kartographischen Traditionen. Sie wird aus sprachwissenschaftlicher,

philosophischer, kommunikationstheoretischer, kulturhistorischer usw. Sicht ergänzt und

reflektiert die Potentiale der Forschungspalette in der Kartosemiotik.

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45

4.9. Kartosemiotische Termini und ihre Definitionen

Die Kartosemiotik hat eine über 30-jährige Entwicklung hinter sich. Aber die Fragen ihrer

Terminologie sind noch nicht genügend im Rahmen der theoretischen Kartographie untersucht

wurden. Auch ein kartosemiotisches Glossar gibt es nicht. Hinsichtlich der kartosemiotischen

Lexik wurde ein Versuch unternommen, sie zu untersuchen /WOLODTSCHENKO 2000/.

Dafür wurde das Heft 1/1991 der Heftreihe Kartosemiotik/Kartosemiotika mit 6 Artikeln

analysiert. Es wurden ca. 100 Begriffe ausgewählt. Sie bilden die Hauptbegriffspaare (in

deutsch und russisch) des kartosemiorischen Begriffsraumes. Für die Kartographie mit ihrer

kartographischen Sprache (als wissenschaftliche Sprache) sind die kartosemiotischen

Terminologiearbeiten (z.B. Schaffung von kartosemiotischen Glossar, Lexikon usw.) relativ

neue Forschungsgebiete.

Im Rahmen der Aktivitäten der IKV Kommission "Theoretische Kartographie" ist geplant, ein

kartosemiotisches Glossar unter Leitung A.Wolodtschenko und H.Schlichtmann für die

Zeitperiode 2003-2005 zusammenzustellen. Die ersten konzeptionellen Erarbeitungen sind

2002 durchgeführt worden.

Es wurden auch einige Versuche gemacht, die kartographischen bzw. kartensprachlichen

Begriffe in semiotischen Enzyklopädien zu betrachten und definieren /KRAMPEN 1994;

SCHLICHTMANN 1998/. Ende der 90er Jahre wurden wichige Begriffe der Kartosemiotik in

der deutschen semiotischen Literatur /NÖTH 1998, 2000/ erfasst und niedergeschrieben. Auch

im ersten deutschen Lexikon für Kartographie und Geomatik /BOLLMANN, KOCH 2001,

2002/ sind kartosemiotische Begriffe enzyklopädisiert. Aus der Tabelle 4 kann man feststellen

womit sich die Kartosemiotik beschäftigt und wo ihr Standort im System der semiotischen

bzw. kartographischen Disziplinen ist. Hierbei kann man feststellen, dass sich mindestens zwei

Hauptgruppen von kartosemiotischen Terminologieforschungen mit unterschiedlichen

methodischen Herangehensweisen herausgebildet haben: a) basierend auf kartographischen

Traditionen und b) basierend auf nichtkartographischen Traditionen (Abb. 16).

KARTOSEMIOTIK

mit kartographischen Traditionen mit nichtkartographischen Traditionen

als

- kartographische Zeichentheorie

- Teilgebiet der allgemeinen Kartographie

- Bestandteil der Kartographie

- kartographische Disziplin

als

- Semiotik der topographischen und thema-

tischen Karten

- Zweig der angewandten Semiotik

Abb. 16 Erscheinungsformen der Kartosemiotik

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Tab. 4 Ausgewählte kartosemiotische Definitionen

Tab. 5 Hauptbegriffe der Kartosemiotik

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47

In Tab. 5 sind drei ausgewählte Begriffe als Hauptbegriffe der Kartosemiotik zu sehen:

kartographische Semiotik, Kartosemiotiker und kartosemiotische Modelle, die hier definiert

und vorgeschlagen werden.

Nöth /2000/ betrachtet die Kartosemiotik nur hinsichtlich von Landkarten und nur als ein Teil

der Medien. Dies ist aber zu eng. Eine solche Beschäftigung der Kartosemiotik als

angewandter Semiotik mit den topographischen und thematischen Karten, die von

Nichtkartographen vorgeschlagen wurde /NÖTH 2000, S.487/, muss man als nicht ganz

gelungen betrachten, weil nicht alle kartosemiotischen Modelle (Erzeugnise) berücksichtigt

wurden. Kartographische Semiotik und Semiotik der topographischen und thematischen Karten

sind keine gleichen Begriffe. Kartographische Semiotik schließt Semiotik der topographischen

und thematischen Karten, Semiotik der Atlanten, Semiotik der Globen usw. ein, d.h. alle

kartosemiotischen Modelle sind im Rahmen der kartographischen Semiotik zu betrachten.

Wie in anderen Teilen der Kartographie, zeichnet sich auch in der Kartosemiotik der Trend

zum "terminologischen Pluralismus" ab, d.h. in der praktischen Anwendung sind verschiedene

Definitionen von gleichen Begriffen festzustellen. Die terminologischen Standards bzw.

"Normen" (vgl. ICA Definitionen usw.) befriedigen nicht jeden Forscher- bzw. Nutzerkreis (s.

Tab.4 mit ausgewählten kartosemiotischen Definitionen). Die Kartographie befindet sich in

einer terminologischen Situation, wo es keine einheitliche (universelle) Definitionen gibt. Das

beweist, dass die Kartographie ein multifunktionelles System von Ausprägungsformen in der

modernen Informations- bzw. Kommunikationsgesellschaft bereitstellt.

4.10. Kartographie, Kartographiegeschichte und Kartosemiotik

Der Kartographie mit ihren Subdisziplinen - Geschichte der Kartographie und der

Kartosemiotik ist es gelungen in den 90er Jahren neue Kenntnise zu prähistorischen Karten zu

gewinnen. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurden die ersten zwei Bände (Band 2 mit

drei Büchern) der History of Cartographie (History of Cartography B.1/1987; History of

Cartography B.2, T.1/1992, T.2./1994, T.3/1998) heraugegeben. Damit hatte die Geschichte

der Kartographie eine solide faktologische Dokumentation in der prähistorischen und

frühgeschichtlichen Zeit erhalten. Bis in die jüngste Zeit widmeten sich in erster Linie

Kartenhistoriker und Kulturwissenschaftler der Untersuchung von prähistorischen Karten.

Ende der 80er Jahre weckten die prähistorischen Karten als semiotische Modelle auch

wachsendes Interesse im Zusammenhang mit der Kartosemiotik.

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48

4.10.1. Paläokartographie und/oder Paläokartosemiotik

Wie bekannt ist, sind erste kartenähnliche Darstellungen in einer Zeitepoche erschienen, wo es

eigentlich noch keine Kunst, keine Religion, keine Wissenschaft gab und die menschlichen

Aktivitäten in synkretischer Form entwickelt wurden. Welche Disziplin untersucht heutzutage

die prähistorischen Karten und prähistorischen kartographischen Zeichensysteme? Diese Frage

berührt das interdisziplinäre Gebiet und einige kartographische Nachbardisziplinen. Dabei geht

es um die Anfänge des Kartenwesens und der Kartographie, der Kunstgeschichte, der Magie

und Religion usw.

Der Begriff Paläokartographie als Teil der Geschichte der Kartographie wurde im Artikel

/WOLODTSCHENKO 1992/ vorgeschlagen. Womit soll sich die Paläokartographie

beschäftigen? Es sind die Suche, Systematisierung, Klassifizierung von prähistorischen Karten

und kartenähnlichen Darstellungen usw. Man muß feststellen, dass die Formierung der

Paläokartographie zu langsam läuft. Im Institut für Kartographie der TU Dresden wurden in

den 90er Jahren eine Reihe von Projekten zu Untersuchungen von prähistorischen Karten

realisiert /WOLODTSCHENKO 1996/ sowie eine Katalogisierung prähistorischer Karten

/STENZEL 1995/ durchgeführt. Der russische Forscher von Altenkarten J.Kniznikow hat

vorgeschlagen die Paläokartographie als einen speziellen Teil der historischen Kartographie an

der Grenze mit Archäologie, Biologie und Geschichte zu betrachten /KNIZNIKOW 2002/.

Dieser Vorschlag ist eigentlich nicht neu, aber er führte die Paläokartographie zur

grundlegenden Forschung.

Der Begriff Paläokartosemiotik wurde etwas später vorgeschlagen. Der Vorschlag dazu wurde

in /WOLODTSCHENKO 1997/ ausgesprochen. Wenn man den Grenzcharakter der

Kartosemiotik und Geschichte der Kartographie beachtet, dann kann man ein Gebiet für die

kartosemiotischen Untersuchungen von prähistorischen und frühgeschichtlichen

Zeichensystemen abgrenzen. Die Untersuchungen von prähistorischen und frühgeschichtlichen

kartographischen Zeichensystemen sind nach meiner Meinung unter dem Namen

Paläokartosemiotik als eine Subdisziplin der Kartosemiotik und Geschichte der Kartographie

möglich und zweckmäßig (Abb. 17). Hinsichtlich anderer Beispiele der Grenzdisziplinen läßt

sich hier aus den historisch-philologischen Bereichen die Paläographie - die Lehre von der

Entwicklungsgeschichte und den historischen Formen der Schrift nennen.

Welche Aufgaben kann die Paläokartosemiotik lösen? Ich nenne nur einige:

- Entstehung und Entwicklung der paläokartographischen Zeichensysteme

- Untersuchung von Anfangsphasen der Kartensprache

- Systematisierung prähistorischer und frühgeschichtlicher kartographischer Zeichensysteme

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- Untersuchung von semiotischen Eigenschaften und Besonderheiten prähistorischer und

frühgeschichtlicher Karten usw.

KG - Kartographiegeschichte

KS - Kartosemiotik

P- Paläokartosemiotik

Ab. 17 Formierung der Paläokartosemiotik als Grenzgebiet /WOLODTSCHENKO 1997/

Für die Paläokartosemiotik ist die Akkumulation von Fakten und Dokumenten prähistorischer

Zeit besonders wichtig, weil sie den Untersuchungen von prähistorischen und

frühgeschichtlichen Kartenzeichensystemen dient. Es ist notwendig, sie weiterzuführen, um

neue Kenntnisse über die Entwicklung der Kartensprache, die semiotischen Eigenschaften

prähistorischer und frühgeschichtlicher Zeichensysteme usw. zu gewinnen, welche auch für die

Nachbardisziplinen interessant und nutzbar werden. Folgende Liste zeigt ausgewählte

Veröffentlichungen zur Paläokartographie und Paläokartosemiotik:

- Delano Smith, C.: Cartography in the Prehistoric Period in the Old World: Europe, the

Middle East, and North Africa. In: The History of Cartography. V.1, Cartography in

Prehistoric, Ancient and Medieval Europe and the Mediterranean. (Ed. J.B.Harley/David

Woodward). Chicago/ London 1987, pp. 54-102.

- Delano Smith, C.: Prehistoric Cartography in Asia. In: The History of Cartography. V.2, B.2,

Cartography in the Traditional East and Southeast Asian Societies. (Ed. J.B.Harley/David

Woodward). Chicago/ London 1993, pp. 1-22.

- Pravda, J.: Mapy z mladeho paleolitu, Geogr. casopis, 44 (1992) 1, S.18-29.

- Pravda, J.: O nasej najstarsej mape. In: Geod. a kart. obzor. Praha 38 (1992).

- Schewtschenko, V.O.: Nacional'na relikwija (Nationale Reliquie). In: Ukrainskyj

geograficnyj zurnal, 1/1994, Kiew, S.57-59.

- Stenzel, M.: Besonderheiten der Entwicklung der Kartensprache (Anfangsphasen) unter

semiotischen Aspekten. Diplomarbeit. TU Dresden 1995.

- Wolodtschenko, A.: Diskussionsbeitrag zu paläokartographischen Darstellungen. In:

Wissenschaftl. Zeitschrift der TU Dresden, Heft2, 41(1992), S. 67-69.

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50

- Wolodtschenko, A.; Schewtschenko, V.O.: Semiotische und verfahrenstechnische Aspekte

von prähistorischen Kartenzeichen (am Beispiek von Karten aus der Ukraine). In: Proceedings,

9. Intern. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Semiotik. TU Dresden 3.-6. Oktober 1999.

Dresden 2002, S. 111-119.

- Wolodtschenko, A.: Kartosemiotika i doistoriceskie karty (Kartosemiotik und prehistorische

Karten). Barnaul-Dresden 1997, 115 S.

- Wolodtschenko, A.: Kartosemiotische und konzeptionelle Aspekte der 90er Jahre. In:

H.Schlichtmann und A.Wolodtschenko (Hrsg.), Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur

Theorie der Kartographie, Internationales Korrespondenz-Seminar, Band 2. Dresden 1999,

184 S.

Abb. 18 Neue Subdisziplinen der Kartographie

Abb. 18 zeigt zwei neue Subdisziplinen bzw. Teile der Kartographie - die Paläokartographie

und Paläokartosemiotik. Die methodischen Untersuchungen in diesen Subdisziplinen kann man

sowohl gemeinsam als auch getrennt durchführen. Wichtig dabei ist, dass die Kartographie ihre

interdisziplinären Aktivitäten veiter verstärkt.

Die Anzahl von prähistorischen Karten bzw. kartenähnlichen Darstellungen und dazugehöriger

Veröffentlichungen vergrößert sich von Jahr zu Jahr, nicht zuletzt Dank kartosemiotischer

Untersuchungen. Es ist notwendig, diese Untersuchungen weiterzuführen, um neue Kenntnisse

über die Entwicklung der Kartensprache, die semiotischen Eigenschaften prähistorischer und

frühgeschichtlicher Zeichensysteme usw. zu gewinnen. Mit den kartographiehistorischen und

kartosemiotischen Untersuchungen leistet auch die Kartographie ihren Beitrag zur

Aufarbeitung des kulturellen Erbes der menschlichen Zivilisation.

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51

4.10.2. Kartosemiotische Geschichte der Kartographie

Die Geschichte der Kartographie wurde in Details in vielen kartographischen Lehrbüchern,

Monographien und Lexika dargestellt, wobei die analysierten kartographischen Daten, Fakten

bzw. Ereignisse in die chronologischen bzw. thematischen Rubriken oder Hauptteile

eingruppiert und systematisiert werden. In der Regel sind der analysierte Zeitraum und

Zeitgrenzen abhängig von den gegebenen Prinzipien und Merkmalen der Zuordnung der

kartographischen bzw. kartographiehistorischen Aktivitäten zu bestimmen. So, wurde z.B. die

weltbekannte Monographie /History of Cartographie/ auf sechs Bände (Vollums) konzipiert

und umfasst folgende chronologische bzw. thematische Untersuchungsräume der Geschichte

der Kartographie:

Vol. 1: Cartography in Prehistoric, Ancient, and Medieval Europe and the Mediterranean

Vol. 2, Book 1: Cartography in the Traditional Islamic and South Asian Societies

Vol. 2, Book 2: Cartography in the Traditional East and Southeast Asian Societies

Vol. 2, Book 3: Cartography in the Traditional African, American, Arctic, Australian, and

Pacific Societies

Vol. 3: Cartography in the European Renaissance

Vol. 4: Cartography in the European Enlightenment

Vol. 5: Cartography in the Nineteenth Century

Vol. 6: Cartography in the Twentieth Century.

STAMS /1983/ unterteilt seine Zeittabelle zur Geschichte der Kartographie in vier Spalten, die

als "Entwicklungsachsen" bezeichnet werden können:

1) Entwicklung von Geodäsie und topographischer Kartographie; Stadtkarten

2) Entwicklung der Regionalkarten einschließlich thematischer Karten, Reliefs

3) Entwicklung der Erdteil- und Weltkarten, Weltatlanten, Globen und Netzentwürfe

4) Entwicklung der Kartentechnik und Polygraphie; kartographische Betriebe und Institute.

Später /STAMS 2002/ bekommt diese Zeittabelle mit vier thematisierten

"Entwicklungsachsen" eine gemischte Gliederung von 11 Epochen bzw. Themabereichen von

der Frühzeit bis zur Gegenwart). Das von mir vorgeschlagene Diagramm

/WOLODTSCHENKO 1992/ schließt drei kartosemiotische "Entwicklungsachsen" ein. Der

Zeitraum für die Entwicklung der kartosemiotischen Darstellungen hat einen Bezug auf die

Entwicklung und Entstehung von (vor allem zweidimensionalen) Strich-, Schrift- und

Halbtondarstellungen.

Einen anderen Weg für die Zuordnung und Gliederung der Kartengeschichte verfolgt

FREITAG (1972). Er schlägt folgende "einachsige" Gliederung von drei Zeitaltern mit

herstellungstechnischen Merkmalen der Karten vor:

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I. Zeitalter der chirographischen Karten oder der Manuskriptkarten

1. Epoche der antiken Kartenfragmente

2. Epoche der christlichen und islamischen Weltkarten

3. Epoche der Portolankarten

II. Zeitalter der gedruckten Karten

4. Jahrhundert der Ptolemäus-Atlanten

5. Epoche der Großatlanten und Landeskarten

6. Epoche der Landeskartenwerke und der Spezialkarten

7. Epoche der National- und Regionalatlanten und der internationalen Kartenwerke

III. Zeitalter der photographischen oder telegraphischen Karten

8. Epoche der Luftbildkarten.

In einer späteren Arbeit von FREITAG (1992) wurde im Nachtrag (ebenda, S.276) für den

letzten Abschnitt folgende Bezeichnung vorgeschlagen:

III. Zeitalter der elektrographischen Karten

8. Epoche der Satellitenbild- und CAD-Karten.

Ein weiteres Beispiel kann man aus dem semiotischen Umfeld nennen, wo z.B. die

Weltgeschichte der Semiotik als Bestandteil der Semiotik im grundlegenden Handbuch zu den

zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur beschrieben wurde (Semiotik/

Semiotics. Teilband 13/1,1997; Teilband 13/2, 1999). Die schematische Gliederung der

Semiotikgeschichte zeigt Abb. 19. Es werden die Zeichenkonzeptionen der wichtigen Kulturen

und verschiedenen Epochen des Abendlandes (mit fünf zeitlichen Phasen) sowie die

komplexen und differentierten Zeichenkonzeptionen in Religion, Kunst und Alltagsleben

nichtabendländischer Kulturen dargestellt. Leider wurde in der Monographie die Kartosemiotik

nicht erwähnt. Die Kartographie wurde nur an einigen Stellen als Applikation genannt, z.B.

Abb. 19 Gliederung der Semiotikgeschichte

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53

bezüglich Darstellung des Makrokosmos in der griechischen und römischen Antike, der

Kosmographien des lateinischen Mittelalters sowie hinsichtlich der Zeichenkonzeptionen von

Ozeanien am Beispiel von "Stabkarten". Die "Stabkarten" sind Zeichensysteme der maritimen

Umwelt Polynesiens und Mikronesiens und wurden als Orientierungshilfe bei der Navigation

und eine besondere Art semiotischer Phänomene Ozeaniens betrachtet. Die genannten

semiotischen Phänomene werden als Zeichenkonzeptionen der Kultursemiotik beschrieben,

aber sie sind unstrittig auch kartosemiotische Phänomene. Insofern ist die kartosemiotische

Weltgeschichte noch nicht geschrieben. Es ist schwer zu sagen, wieviel weitere

kartosemiotische Phänomene zur Auswahl kommen. Mit Sicherheit wird es wesentlich mehr

als drei oder vier Phänomene geben.

Die oben genannten Beispiele zeigen die Möglichkeiten der Gliederung der kartographischen,

kartographiehistorischen und semiotischen Fakten und Aktivitäten. Dabei lassen sich

mindestens zwei Darstellungsverfahren des Zeit- bzw. Themaraums unterscheiden. Für das

ersten Verfahren wird nur eine "Entwicklungsachse" benutzt. Für das zweite Verfahren werden

mehrere "Entwicklungsachsen" (z.B. bei STAMS/1983/ vier "Entwicklungsachsen") benutzt,

dabei hat jede "Achse" eine spezifische Charakteristika bzw. Merkmal und präsentiert

ensprechende Daten und Fakten.

Die hier gewählten Beispiele der Systematisierung und Gliederung kartographie-

geschichtlicher bzw. semiotischer Fakten machen klar, wie groß die kartosemiotische Lücke

(auch in der Semiotikgeschichte und Geschichte der Kartographie) ist und wie wichtig es ist,

das kartosemiotische Wissen als kulturelles Erbe der Weltgeschichte zu untersuchen und zu

dokumentieren. Deshalb ist eine der wichtigen und neuen Aufgaben der modernen

Kartosemiotik das Schreiben der semiotischen bzw. kartosemiotischen Weltgeschichte der

Kartographie. Den sozialen und wissenschaftlichen Bedarf für die kartosemiotische

Weltgeschichte der Kartographie gibt es. Der Vorschlag dazu wurde in /WOLODTSCHENKO

1999/ ausgesprochen. Aber nach welchen inhaltlichen, territorialen und zeitlichen Kriterien

kann man die Zeichenkonzeptionen (Zeichensysteme) kartosemiotisch systematisieren und

präsentieren?

Eine der Varianten der Zeitabschnitte für die kartosemiotische Geschichte der Kartographie

veranschaulicht Abb. 20. Die kartosemiotischen Zeichensysteme haben in jeder Zeitepoche

sowie territorialem Raum unterschiedliche soziale, kulturelle, wissenschaftliche Ausprägungen.

Einige ausgewählte Zeichenkonzeptionen kann man als kartosemiotische bzw. kulturelle

Phänomene betrachten, einige sind Zeichensysteme des Alltagslebens geworden.

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54

Abb. 20 Zeitabschnitte der kartosemiotischen Weltgeschichte

Die kartosemiotische Geschichtsschreibung hat keine Prioritäten für Kartographen oder

Nichtkartographen. Diese Aktivität soll das gemeinsame kartosemiotische Interesse zeigen. Es

ist eine interdisziplinäre und keine leichte Aufgabe für mehrere Jahre. Dabei muss sie nicht nur

an den europäischen kartosemiotischen Traditionen der Geschichtschreibung ausgerichtet sein.

Es soll der wirkliche Platz und die Bedeutung der kartosemiotischen Modelle bzw.

Zeichensysteme (als Träger und Akkumulation des räumlich-zeitlichen Wissens sowie

menschlicher Erfahrung aus dem wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Bereich) in der

semiotischen Weltgeschichte anerkannt werden.

4.11. Kartosemiotische Forschungsmethodik

Mit dem Rückblick auf die 90er Jahre lässt sich deutlich die Erweiterung der Forschungsfelder

der Kartosemiotik feststellen. Es zeichnet sich eine bestimmte Verschiebung in den

Forschungsakzente von der semiotischen bzw. linguistischen Untersuchung einzelner

Komponenten des kartographischen Zeichensystems (z.B. nur einer Karte) zur strukturellen

Untersuchung diverser kartosemiotischer Modelle (z.B. eine Kartenserie, ein Atlas bzw. eine

Reihe von Atlanten usw.) als Träger und Akkumulation des räumlich-zeitlichen Wissens ab

/WOLODTSCHENKO 1999/.

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Abb. 21 Grundarten der kartosemiotischen Modelle (ausgewählte Beispiele)

Man kann drei Grundarten von kartosemiotischen Modellen unterscheiden

/WOLODTSCHENKO 2000/: kartographische, kartenähnliche und kartographisch-textuelle

Modelle (Abb. 21). Diese Modelle als Zeichensysteme in analoger (meistens gedruckter) und

digitaler (virtueller) Form bilden eine Gegenstandsbasis für die Untersuchungen (Forschungen)

in der Kartosemiotik.

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Ende der 90er Jahre zeichnet sich in der Kartosemiotik ein neues Forschungsfeld ab, das durch

Ausarbeitung einer Untersuchungsmethodik (Forschungsmethodik) von diversen

kartosemiotischen Modellen charakterisiert wird. Abb. 22 veranschaulicht das Dreieck-

Strukturmodell der kartosemiotischen Forschungs- bzw. Untersuchungsmethodik und Tabelle 6

- die methodischen Verfahren und Rahmenmerkmale.

Abb. 22 Dreieck-Strukturmodell der kartosemiotischen Forschungsmethodik

/WOLODTSCHENKO 2000b/

Die Kartosemiotik erarbeitet eine neue Methodik der Untersuchung der kartographischen und

kartenverwandten Zeichensysteme (auf Struktur- und Funktionsebene), die es ermöglicht den

Nutzer von diversen kartosemiotischen Modellen neues Wissen zu gewinnen. Hinsichtlich

kartographisch-textueller Modelle (sie wurden bis jetzt meistens als wissenschaftliche

Publikationen bzw. Dokumente betrachtet) kann man aus der Sicht kartographischer und

nichtkartographischer Disziplinen sie als semiotische Informations-, Kultur-, Geschichts- usw.

Modelle untersuchen d.h. analysieren, strukturieren, systematisieren und manifestieren.

Atlanten, nach dem Inhalt (z.B. eine Sammlung nur von Karten bzw. nur von Luftbildern usw.)

lassen sich zu jeder Modellart zuordnen.

Im Rahmen der kartosemiotischen Forschungsmethoden sind virtuelle kartosemiotische

Modelle (kartographische, kartenverwandte und kartographisch-textuelle Erzeugnisse) noch

nicht genügend von Kartosemiotikern erforscht. Untersuchungen von virtuellen kartose-

miotischen Modellen (statischen und dynamischen, 2D, 3D und 4D, realen und fiktiven usw.)

aus kommunikativer, struktureller, modellhafter und erkenntnistheoretischer Sicht müssen im

Rahmen der neuen methodischen Forschungsrichtung weiter realisiert werden.

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Tab. 6 Rahmenmerkmale der kartosemiotischen Untersuchung (Forschung)

Eine Besonderheit der 90er Jahre ist die rapide Entwicklung der kartographischen

Visualisierung und Präsentation von diversen elektronischen (virtuellen) Karten, Atlanten,

Globen und anderen kartosemiotischen Modellen. Hierbei sind im Multimediazeitalter

Erfassung und Vermittlung vom kartosemiotischen Wissens an eine virtuelle raumbezogene

Darstellung orientiert. Basierend auf der Informations- und Kommunikationstechnologie bietet

die moderne Kartographie dem Kartenhersteller neue technologische Einsätze -

kartographische Visualisierungen sowie neue virtuelle kartographische und kartenverwandte

Produkte (Modelle) an. Aber die Anwendungsbereiche dieser Modelle schließen nicht nurdie

Kartographie ein. Die Kartosemiotik mit ihrem noch nicht voll genutzten Synergiepotential hat

alle Voraussetzungen für die Entwicklung moderner methodischer Ansätze für die

raumbezogene Wissensgewinnung.

Die kartosemiotische Untersuchuggsmethodik unterscheidet sich grunsätzlich von der

kartographischen Untersuchungsmethodik (basiert grundsätzlich nur auf der Kartennutzung),

welche von BERLIANT /1988/ in den 70er und 80er Jahren deklariert und propagiert wurde.

Sie ist nicht ideologisiert, begrenzt sich nicht nur auf die Karten, bildet keine Prioritäten für

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Kartographen über Nichtkartographen, bleibt offen für die kartographischen und

nichtkartographischen Traditionen. Durch die kartosemiotische Forschungsmethodik vereinigt

die Kartosemiotik alle Forscher und Nutzer (mit kartographischen und nichtkartographischen

Traditionen) der kartosemiotischen Modelle und gibt gleiche Rechte für die Gewinnung und

Vermittlung neuen Wissens oder Revitalisierung vergessener Informationen von diesen

Modellen.

4.12. Allgemeine (theoretische) und angewandte Kartosemiotik

Die hier vorgeschlagene Gliederung der Kartosemiotik (Abb. 23) basiert auf der

themenbezogenen Breite von monographischen bzw. anthologischen Publikationen in den 90er

Jahren (vgl. Abschnitt 4.7. - Monographische und anthologische Aktivitäten) und einer neuen

methodischen Suche der Forschungsfelder der Kartosemiotik. Es zeichnet sich zweckmäßig ab,

einen theoretischen Teil (Grundlagen) und einen angewandten Teil mit den spezifischen

modellbezogenen, themenbezogenen und technologiebezogenen Anwendungsbereichen zu

unterscheiden. Es ist auch ein wichtiger Beweis für eine bestimmte Reife der Kartosemiotik.

Abb. 23 Gliederung der Kartosemiotik

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4.13. Kartensprache als semiotisches Phänomen

Die Kartosemiotik hat ein sehr großes Potential des komunikativen, interdisziplinären,

multimedialen und synergetischen Charakters, der bei der Erkenntnisgewinung und -

vermittlung mittels Kartensprache realisiert werden kann. Über die Kartensprache wurde in

der kartographischen Fachliteratur schon in den 70er und 80er Jahren geschrieben. Jedoch

wurde die Kartensprache (kartographisches Zeichensystem) als semiotisches Phänomen in den

90er Jahren herausgebildet. Die Kartensprache wirkt als universelle Sprache aller

kartosemiotischen Modelle. Mittels dieser Sprache lassen sich kartosemiotische Modelle

erkennen, lesen, interpretieren sowie neue raumbezogene Kenntnisse gewinnen.

Abb. 24 Kartosemiotisches Strukturmodell der raumbezogenen Wissensgewinnung

Wie Abb. 24 zeigt, unterscheidet man die Gewinnung des neuen raumbezogenen Wissens und

die Erneuerung bzw. Revitalisierung des vergessenen raumbezogenen Wissens

(Informationen). Der Nutzer der diversen kartosemiotischen Modelle muß (mindenstens) eine

verbale Sprache, die Kartensprache und die allgemeinen Schulkenntnisse beherrschen. Bei der

Nutzung spezieller thematischer Karten, Fachatlanten usw. sind Fachkenntnisse bzw. konkrete

Wissenschaftssprachen erforderlich. Nicht immer kann man nur mit Hilfe der Kartensprache

die neuen raumbezogenen und fachbezogenen Informationen (das neue raumbezogene und

fachspezifische Wissen) gewinnen und weiter vermitteln.

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Die Kartensprache als semiotisches Phänomen ist noch unzureichend anerkannt, erforscht und

gesellschaftlich gefordert. Aber die moderne Kommunikationsgesellschaft braucht sie,

besonders in den "neuen" Medien, z.B. mobiles und nichtmobiles Internet, bei der

kartographischen (statischen und dynamischen) Visualisierung und Interpretation von realen

und fiktiven Erscheinungen bzw. Objekten. In der modernen Gesellschaft ohne Kartensprache

gibt es kein raumbezogenes Denken, Kommunikation und Handlung.

4.14. Neue Kartosemiotik

Die europäische kartosemiotische Entwicklung in den 70er, 80er und 90er Jahren wurde im

Rahmen der theoretischen Kartographie realisiert. Jedoch sind in den 90er Jahren die Rahmen

der reinen Zeichentheorie für die Kartosemiotik zu eng geworden. Die Aktivitäten der

Kartosemiotik und ihre neuen Traditionen in den 90er Jahren bildeten eine solide Basis für die

Neue Kartosemiotik. Die Neue Kartosemiotik lässt sich als eine revitalisierte Kartosemiotik

mit kartographischen und außerkartographischen Traditionen, mit neuen Forschungsfeldern

und konzeptioneller Bewegung in den 90er Jahren betrachten.

Welche Perspektive hat die Neue Kartosemiotik in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts? Es

ist keine einfache Frage. Hierbei muss man auch berücksichtigen, wie die Weiterentwicklung

der Kartographie verlaufen wird. Die Kartographie des 20. Jahrhunderts wird sicher anders als

die Kartographie des 21. Jahrhunderts sein. Die Ausprägungsformen moderner Kartographie (s.

Abb. 25) erhalten in der Kommunikationsgesellschaft Anerkennung und soziale Wirkung.

Abb. 25 Ausprägungsformen der modernen Kartographie /WOLODTSCHENKO 2002/

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Für die Neue Kartosemiotik sind vor allem Wissenschaft, Ausbildung und Medien als

Ausprägungsformen der Kartographie dominierende Wirkungsbereiche für die methodischen

und nutzerorientirten Problemlösungen.

Aber es gibt schon eine Krisentendenz in der Kartographie einiger Industrieländer

/VIRRANTAUS 2001/. Die technologische Kartographie wird mit GIS-Technologien bzw. -

Wissenschaft zusammenfließen und ihre Identität aufweichen. Die Kartographie als

Wissenschaft wird häufig nur als Dienstleistungsfach für die Geodäsie oder Geographie

betrachtet. Natürlich sind die Traditionen in der Kartographie, Geographie und Geodäsie in den

europäischen Staaten unterschiedlich ausgebildet, entwickelt und werden weiter

unterschiedlich entwickelt.

Die Neue Kartosemiotik soll in einer solchen Situation für die kartographischen und

nichtkartographischen Traditionen offen bleiben und ihre paritätische Forschungsmethodik

bezüglich aller Modellarten (vor allem kartographischer und kartenverwandter) weiter

entwickeln. Dadurch wird ihre Domäne der Nutzung diverser kartosemiotischer Modelle und

der Gewinnung und Vermittlung neuen Wissens von diesen Modellen weiter gestärkt.

Zum Abschluß des 4. Kapitels, das sich als Kernkapitel der Monographie abzeichnet, sind hier

einige Bemerkungen zu kartosemiotischen Aktivitäten in der letzten Dekade des 20.

Jahrhunderts aufgeführt:

- die Neue Kartosemiotik als revitalisierte Kartosemiotik der 90er Jahre wurde im Rahmen der

theoretischen Kartographie herausgebildet. Sie hat keine ideologische Barriere und Prioritäten

mehr;

- basierend auf den kartographischen und nichtkartographischen Traditionen schließt die

kartosemiotische Forschungsmethodik Untersuchungen von kartographischen

Zeichensystemen die Entwicklung und Anwendung der Kartensprache ein, mit dem Ziel neues

Wissen zu gewinnen und weiter zu vermitteln;

- man kann feststellen, dass Ende der 90er Jahre zwei internationale kartosemiotische "Kreise"

gebildet worden sind. Ein nichtinstitutioneller Kreis bildet sich um die Heftreihe

"Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie. (Hrsg.

Schlichtmann,H. und A.Wolodtschenko) heraus, der andere entsteht im Rahmen der IKV

Kommission "Theoretische Kartographie";

- die Institutionalisierung der Kartosemiotik wird an nationalen (Universitäten in Deutschland,

Schweiz, Rußland usw.) und internationalen (IKV Arbeitsgruppe "Map Semiotics" und

Subkommission "Cartosemiotics") Ebenen schrittweise etabliert;

- Ende der 90er Jahre gliedert sich die Kartosemiotik in die allgemeine (theoretische) und

angewandte Kartosemiotik. Man kann erwarten, dass die angewandte Kartosemiotik die neuen

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kartosemiotischen Ideen und methodische Problemlösungen entwickeln und manifestieren

könnte.

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Kartosemiotik in Europa

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5. Ausgewählte Persönlichkeiten in der Kartosemiotik und ihre Beiträge

Das letzte Kapitel meiner Monographie habe ich ausgewählten europäischen Kartosemiotikern

gewidmet. Als eigenes Kapitel hat es eine enge konzeptionelle und wissenschaftlich-

traditionsorientierte Verbindung mit den Pionieren der Kartosemiotik (s. Kapitel 2.). Es

wurden folgende sieben Wissenschafter gewählt: Lech Ratajski, Alexander Ljutyj, Ulrich

Freitag, Jan Pravda, Hansgeorg Schlichtmann, Charles Hussy und Alexander Wolodtschenko.

Ihr Beitrag für die multifunktionale Weiterentwicklung der kartographischen Semiotik hat ein

breites internationales Echo und Anerkennung gefunden.

Dieses Kapitel und Kapitel 2 der Monographie bilden einen "Who-is-who"-Bereich über

ausgewählte Kartosemiotiker Europas: Pionire der Kartosemiotik und ihre Nachfolge. Es ist

noch keine vollständige Zusammenstellung, man kann sie weiter ergänzen und aktualisieren.

5.1. Linguistisches System von Lech Ratajski

Prof.Dr.Lech Ratajski (1921-1977), ein bekannter polnischer

Kartograph und Geograph. Er war als Professor und

Lehrstuhlinhaber für Kartographie an der Warschauer Universität

von 1967 bis 1977 tätig. Seine Leistungen auf dem Gebiet der

theoretischen Kartographie (bzw. Kartologie) fanden internationale

Anerkennung. Als Vorsitzender der IKV Kommission

"Kartographische Kommunikation"(1972-1977) und Vizepräsident

der IKV sowie als Entwickler der Konzeption Kartologie hat er

neue Ideen und Impulse in der theoretischen Kartographie der

70er Jahre mitgebracht. 1977 starbt Lech Ratajski unerwartet.

Im Rahmen der Kartologie /RATAJSKI 1971/ nehmen die Theorie der Kartenform und die

Theorie des Karteninhaltes einen besonderen Platz ein. Wenn die erste Theorie auf

semiotischen (syntaktischen, semantischen und pragmatischen) Prinzipien, einem System von

Kartenzeichen und Darstellungsmethoden basiert, dann schließt die Theorie des Karteninhaltes

drei Bestandteile ein: Informationsinhalt der Karte, Informationskapazität der Karte und

Grammatik der Kartensprache. Die kommunikationstheoretischen Ansätze von Ratajski

wurden von BERLIANT/1975/ und später von SALISTSCHEW /1978/ in den 70er Jahren

scharf kritisiert. Im System der Kartensprache hat Ratajski die neue linguistische

(morphologische und syntaksische) Komponente vorgeschlagen /RATAJSKI 1976/ und damit

eine kartolinguistische Richtung für die Kartosemiotik begründet. In dieser Richtung haben

später J.Pravda und A.Ljutyj weiter gearbeitet.

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5.2. Kartensprachliches System von Alexander A.Ljutyj

Prof. Dr. Alexander Alekseewitsch Ljutyj (1942 - 2001), ein

bekannter russischer Kartograph, Absolvent der Moskauer

Lomonossow Universität (1964), Promotion im MIIGAiK (1972),

Habilitation in Kiev (1990). Er war Abteilungsleiter für

Kartographie am Geographischen Institut der Russischen

Akademie der Wissenschaften in Moskau. Seine

kartensprachliche Konzeption wurde in die Monographie "

Kartensprache: Wesen, System, Funktion " ausfürlich dargelegt. Die Arbeit /LJUTYJ 1988/ in russischer Sprache wurde in Moskau 1988 veröffentlicht.

Die Konzeption bekam den Namen "Kartonomie". Das System der Kartensprache wurde in

zwei Subsprachen geteilt (Abb. 26).

Abb. 26 Zweieinheitliches System der Kartensprache /LJUTYJ 1988/

Die Subsprache I wird als System von Kartenzeichen und Subsprache II als System von

graphischen Zeichen betrachtet. Dabei wird die Beschriftung (Element der natürlichen Sprache

in Form von geographischen Namen und Eigenschaftsmerkmalen) als Subsprache III definiert,

die aber nicht zur Kartensprache gehört. Semiotische Aspekte des zweieinheitlichen

kartensprachlichen Systems betrachtet Ljutyj in drei Dimensionen (Syntaktik, Semantik und

Pragmatik), dabei wird die Semantik durch die eigentliche Semantik und Sigmatik

unterschieden. Besonders wichtig sind die linguistische Komponente (graphisches Alphabet,

Grammatik, Struktureinheiten und -relationen der Kartensprache usw.) für die Konzeption

Kartonomie. Ljutyjs kartonomische Konzeption war in den 80er Jahren "theoretischen

Lokomotive" durch die Stagnation in der russischen Kartographie. Es war eine mutige

Position mit der Berücksichtigung dessen, welcher Widerstand von Salistschew gegen

theoretische Novationen zu erwarten war. Nach der Verteidigung seiner Habilitation 1990 in

Kiev hat Ljutyi leider weitere semiotisch-linguistische Untersuchungen auf Eis gelegt. Nach

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meiner Meinung ist es eine wichtige Forschungsrichtung für die theoretische Kartographie und

nicht zuletzt auch für die Kartosemiotik.

Am 25. März 2001 starb Alexander A.Ljutyj unerwartet. Es wurden einige internationale

Projekte und kartographische Werke nicht abgeschlossen. Dies müssen seine Kollegen tun.

Auch eine neue Konzeption der "phenomenologischen Kartographie" /LJUTYJ 1999/ wurde in

Umrissformen dargestellt und benötigt eine weitere Entwicklung.

5.3. Beitrag von Ulrich Freitag

Der deutsche Kartograph und angewandte Geograph Prof.

Dr.(em.) Ulrich Freitag (geb. 1931) hat seinen Beitrag für die

Entwicklung der kartographischen Semiotik 1971 in einem

Aufsatz "Semiotik und Kartographie" geleistet /FREITAG 1971/.

Es war ein erfolgreicher Versuch die Aufgaben der Kartosemiotik

(basierend auf Charles Moriss dreiteilige Strukturierung der

Semiotik) als Bestandteil der theoretischen Kartographie

perspektivisch darzustellen. Leider wurden in diesem

kartosemiotischen Themenbereich weitere kontinuierliche und

methodische Untersuchungen nicht realisiert.

Der deutsche Kartograph und angewandte Geograph Prof. Dr.(em.) Ulrich Freitag (geb. 1931)

hat seinen Beitrag für die Entwicklung der kartographischen Semiotik 1971 in einem Aufsatz

"Semiotik und Kartographie" geleistet /FREITAG 1971/. Es war ein erfolgreicher Versuch die

Aufgaben der Kartosemiotik (basierend auf Charles Moriss dreiteilige Strukturierung der

Semiotik) als Bestandteil der theoretischen Kartographie perspektivisch darzustellen. Leider

wurden in diesem kartosemiotischen Themenbereich weitere kontinuierliche und methodische

Untersuchungen nicht realisiert.

Ende der 70er Jahre deklarierte er in einem Strukturmodell der allgemeinen Kartographie

/FREITAG 1979/ ein Theoriestatut für die Kartosyntaktik (als Theorie der Signaturengestalt),

Kartosemantik (als Theorie der Signaturenaussage) und Kartopragmatik (als Theorie der

Signaturenwirkung). Diese drei Theorien zusammen mit der Theorie der kartographischen

Kommunikation bildeten das theoretische Gerüst für die theoretische Kartographie. Dabei

blibte die Kartosemiotik ohne Beachtung und ohne ein Theoriestatut oder muss dann die

Kartosemiotik theoretische Kartographie sein? Etwas später wurden in einem Artikel

/FREITAG 1991/ nur drei Bestandteile zur theoretische Kartographie geordnet und teilweise

anders bezeichnet: Zeichentheorie, Theorie kartographischer Modellierung (als

kartographische Semantik) und Theorie kartographischer Kommunikation.

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5.4. Linguistisch-semiotische Konzeption von Jan Pravda

Der slowakische Kartograph, Ing.Jan Pravda,DrSc. (geb. 1935),

Absolvent des MIIGAiK (Moskau 1958), Habilitation (Bratislava

1995). Mitherausgeber der Heftreihe "Kartosemiotik/

Kartosemiotika" (1991-1995). Die ersten konzeptionellen

Untersuchungen (auf linguistischer Basis) hat er in den 70er

Jahren begonnen. In den 80er Jahren wurde ein Versuch

unternommen die kartensprachliche Konzeption zu deklarieren

/PRAVDA 1989,/ aber ohne irgenwelche Reaktion in der

kartographischen Fachliteratur. 1990 hat er seine in slowakischer

Sprache erschienene Monographie " Grundlagen der Konzeption

der Kartensprache" /PRAVDA 1990/ in Bratislava veröffentlicht.

Die vorgeschlagene linguistische Konzeption der Karte versucht Pravda als vierteilige

kartosemiotische Konstruktion zu betrachten. Dabei unterscheidet er: Signik der Karte;

Morphographie der kartographischen Zeichen; Syntaksis der Karte und Stilistik der Karte.

Er bot seine alternative linguistisch-semiotische Struktur der Kartensprache an, um die

Kartosemiotik mit vier Abschnitten (Kartosyntaktik, Kartosemantik, Kartosigmatik und

Kartopragmatik) zu ersetzen. Wie die Diskussionen in der Heftreihe

Kartosemiotik/Kartosemiotika zeigen, erhielt dieser Versuch keine Unterstützung von anderen

Kartosemiotikern. Nach meiner Meinung lassen sich für die Kartensprache kartosemiotische

und kartolinguistische Komponenten verbinden und nicht ersetzen. Nach der Erscheinung des

letzten Heftes Kartosemiotik 6/1995 hat Pravda seine Aktivitäten in der Kartosemiotik einseitig

still gelegt.

5.5. "Map Symbolism" von Hansgeorg Schlichtmann

Dr. phil. Hansgeorg Schlichtmann (geb. 1938), Studium an den

Universitäten Göttingen und Tübingen, Promotion (Universität

Tübingen) 1967, seit 1970 Professor für Geographie an der

University of Regina /Regina, Kanada/. 1995-1999 Vorsitzender

der Arbeitsgruppe Kartosemiotik der IKV, Stellvertretender

Vorsitzender der IKV- Kommission "Theoretical Cartography"

(seit 1999). Mitherausgeber der Heftreihe "Diskussionsbeiträge

zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" (seit 1998).

Herausgeber des IKV-Tagungsbandes "Map Semiotics Around

the World" (SCHLICHTMANN 1999).

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Unter seinen monographischen bzw. anthologischen Arbeiten, die in Europa veröffentlicht

wurden, muss man folgende nennen:

- Cartographic Thinking and Map Semiotics (zus. mit J.Pravda und A.Wolodtschenko, 1994)

- "Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" (zus. mit

A.Wolodtschenko als Herausgeber, 1998-2002)

Als Kartosemiotiker hat er seit 1979 im deutschen und englischen Sprachraum veröffentlicht.

Bei der Untersuchung der Kartensprache (im Englischen: "Map Symbolism") geht er davon

aus, daß man Teile des Erdraums - jeweils unter einem interessebedingten Fokus - gedanklich

isoliert und durch Zeichen charakterisiert. Als Zeichen-Einheiten unterscheidet er dabei

Topeme (die kleinsten selbständigen Einheiten), Minimalzeichen (die in Topemen kombiniert

sind) und Komplexe von Topemen. Wo es vertretbar ist, werden in dieser Forschungsrichtung

linguistische Konzepte in sinngemäßer Anpassung auf die Kartensprache angewandt. Neben

dem komplexen kartographischen Zeichensystem betrachtet er auch Prozesse der

Zeichenbildung und Zeichennutzung sowie die funktionalen Kontexte (dargestellte

Wirklichkeit, Zeichennutzer, usw.), in denen das Zeichensystem steht und Zeichenprozesse

ablaufen.

5.6. Beitrag von Charles Hussy

Schweizer Geograph und Kartosemiotiker Charles Hussy (geb.

1940), Diplom an der Universität Genf (1972), Promotion

(Universität Genf 1980), seit 1984 Professor für Geographie an

der Genfer Universität, Direktor des Geographischen Instituts,

Universität Genf. 1995-1999 Mitlglied der Arbeitgruppe "Map

Semiotics" der IKV und der IKV Kommission "Theoretical

Cartography" (seit 1999). Seit 1999 führt er einen Lehrkurs und

Seminare "Graphische Semiologie" für Geographie-Studenten.

Seinen Beitrag für die graphische Semiologie kann man mit folgenden Monographien

demonstrieren:

- "Genève, ètude regionale. Essai d'analyse sèmiologique en geographie humaine" /HUSSY

1980/,

- "La carte et la cartographie" /HUSSY 1986/,

- "La Carte, un Modèle, un Langage" /HUSSY 1998/.

Die letzte Monographie zeigt deutlich die konzeptionelle Verbindung und Tradition der

französischen Kartographie aber auch Unterschiede zur Bertinschen "Graphischen Semiologie

". Als Hauptform der semiologischen Kommunikation wird eine (thematische) Karte mit ihrer

Sprache (und ihrer Grammatik) und als ein geowissenschaftliches Modell des Territoriums

betrachtet. In der Relation: Karte-Modell-Sprache werden die neuen Akzente für die

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graphische Semiologie gezeigt, wobei der kartographisch-modellierte Raum (Terriorium) das

geowissenschaftliche Zwischen- bzw. Endergebnis präsentiert.

5.7. Kartensprachsystem von Alexander Wolodtschenko

Dr.-Ing. Dr.h.c. Alexander Wolodtschenko (geb. 1949), Absovent

der St.Petersburger Universität (1974), Promotion (1987 an der

TU Dresden). 1995-1999 Mitglied der Arbeitsgruppe "Map

Semiotics" der IKV, seit 1999 Vorsitzender der IKV Kommission

"Theoretical Cartography". Mitherausgeber der Heftreihe

"Kartosemiotik/ Kartosemiotika" (1991-1995) und der Heftreihe

"Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der

Kartographie" (seit 1998). Herausgeber des ICA Proceedings

"The Selected Problems of Theoretical Cartography 2000"

/WOLODTSCHENKO 2001/. Seit 2000 führt er einen Lehrkurs "Einführung in die

Kartosemiotik" für Kartographie-Studenten des Instituts für Kartographie der TU Dresden

durch. Als Gast-Dozent hielt er Vorlesungen zur Kartosemiotik an der St.Petersburger

Universität (1993), Altai Universität (1997), Kiever Nationalen Universität (1995 und 1998),

Moskauer Universität für Geodäsie und Kartographie (1998).

Sein kartosemiotischer bzw. kartensprachlicher Beitrag ist in deutsch-russisch-englischen

Sprachraum niedergelegt worden. Hier einige ausgewählte monographische bzw. anthologische

Arbeiten:

- Matrizenartige Darstellungen und Pixelproblematik (WOLODTSCHENKO 1988)

- Kartensprachliche Probleme und Kartosemiotik (WOLODTSCHENKO 1993, in russ.)

- Cartographic Thinking and Map Semiotics (Zus. mit Pravda,J. und Schlichtmann,H. 1994)

- Kartosemiotik und prähistorische Karten (WOLODTSCHENKO 1997, in russ.)

- Kartosemiotische und konzeptionelle Aspekte der 90er Jahre (WOLODTSCHENKO 1999).

In seinen konzeptionellen Untersuchungen der 90er Jahre erhält der kartosemiotische

Theorieansatz neue subsprachliche Akzente. Das Kartensprachensystem mit vier Subsprachen

(s. Abb. 13) bildet eine universelle Grundlage für die Konstruktion (Visualisierung) und die

Nutzung jedes beliebigen kartographischen bzw. kartenverwandten Modells.

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Kartosemiotik in Europa

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Schlußbemerkungen

Einige meine Bemerkungen bzw. Überlegungen bezüglich der Entwicklung der europäischen

Kartosemiotik versuche ich hier diskursiv bzw. perspektivisch in Thesenform darzulegen.

- Die europäische Kartosemiotik hat eine merkliche Spur hinterlassen im 20. Jahrhundert.

Zweifellos war das letzte Jahrzehnt (die 90er Jahre) ein fruchtbares und bedeutendes Jahrzehnt.

Man kann bestätigen, dass die methodischen und konzeptionellen Aufgaben bzw. Richtungen der

Kartosemiotik im Rahmen der Internationalen Kartographischen Vereinigung (Working Group

"Map Semiotics"/1995-1999/ und Subcommission "Cartosemiotics"/1999-2003/) sowie in die

Heftreihe "Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" in den 90er

Jahren diskutiert und formuliert wurden. Bei ihrer Realisierung ist es notwendig, nationale und

internationale Traditionen und Erfahrungen zu berücksichtigen. Eine der wichtigsten

kartosemiotischen Aktivitäten außerhalb Europas muss man hier erwähnen. Es ist "The First

North American Working Seminar on the Concepts of Cartographic Language" durchgeführt

1988 in Kanada (Wifrid Laurier University) auf Initiative von Grant C. Head. Leider hat dieses

Seminar keine Fortsetzung erhalten, aber es war eine gute Lehre für europäische Kartosemiotiker.

- Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ist als Jahrzehnt der Revitalisierung der Kartosemiotik

zu bezeichnen. In dieser Zeit hat ein Generationswechsel stattgefunden, wodurch die Kartose-

miotik neue Impulse und Ideen erhielt. In diesem Revitalisierungsprozeß entwickelt sich die

theoretische Kartographie in Europa ohne "ideologische Prioritäten". Dabei sind neue

konzeptionelle Aktivitäten und Ideen deutlich zu erkennen. Die kartosemiotischen bzw.

kartensprachlichen Konzeptionen dominieren in dieser Zeit in der theoretischen Kartographie.

Unter diesen Konzeptionen bildet sich die "Neue Kartosemiotik" als eine neue konzeptionelle

Bewegung revitalisierter Kartosemiotik mit kartographischen und außerkartographischen

Traditionen sowie mit neuen Forschungsfeldern Ende der 90er Jahre heraus. Auch in dieser Zeit

zeichnet sich eine klare Abgrenzung der allgemeinen (theoretischen) und angewandten

Kartosemiotik ab. Dabei orientiert sich die angewandte Kartosemiotik an der Entwicklung

kartosemiotischer Forschungsmethoden und der Gewinnung neuen raumbezogenen Wissens von

verschiedenen kartosemiotischen Modellen (Karten, Atlanten, Globen, Anamorphoten,

kartographischen Animationen usw.).

- Die Akkumulation des kartosemiotischen bzw. kartensprachlichen Wissens in Europa verläuft in

den letzten dreißig Jahren in verschiedenen Forschungsrichtungen und konzeptionellen Formen.

Dabei sind sowohl individuelle als auch Teamleistungen (z.B. im Rahmen der IKV

Arbeitsgruppen und Kommissionen oder von Internationalen Korrespondenz-Seminaren zur

Kartosemiotik usw.) zu erkennen. Diese Leistungen wurden vorwiegend von Enthusiasten der

Kartosemiotik erbracht.

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- Eines der wichtigsten Ereignisse für die europäische Kartosemiotik ist der Beginn ihrer

Institutionalisierung in den 90er Jahren. Dieses Prozeß fing an Anfang der 90er Jahre mit nicht

formalen Aktivitäten der Kartographen im Rahmen des Internationalen Kartosemiotischen

Seminars und danach in der neugebildeten Arbeitsgruppe "Map Semiotics" der IKV (1995-1999).

Auch in einigen Universitäten Europas haben die Enthusiasten der Kartosemiotik (A.A.Ljuty an

der Moskau Universität von 1998 bis 2001; C.Hussy an der Universität Genf seit 1999;

A.Wolodtschenko an der TU Dresden seit 2000) eigene Lehrkurse und Seminare zur

Kartosemiotik bzw. zur Kartensprache durchgeführt. Somit bekommt die Kartosemiotik ihr

Zuhause an den europäischen Universitäten.

Als ein Highlight der Institutionalisierung der Kartosemiotik in Europa wäre die Herausbildung

einer Europäischen Kartosemiotischen Vereinigung (EKSV) durchaus realisierbar. Dafür sind in

Europa eigentlich gute Voraussetzungen und günstige Bedingungen vorhanden.

- Die europäische Kartosemiotik ging in das 21. Jahrhundert mit einem soliden theoretisch-

konzeptionellen Rüstzeug hinein. Aber perspektivisch gesehen, hat die Kartosemiotik ein noch

nicht geöffnetes Potential für ihre weitere Entwicklung. Dieses gehört vor allem den angewandten

kartosemiotischen Forschungsmethoden. Was bringt in diesem Sinne die erste Dekade des 21.

Jahrhunderts für die angewandte Kartosemiotik?

- Die Wurzeln der Kartosemiotik befinden sich in Europa. Hierbei haben die osteuropäischen

Kartographen einen wesentlichen Beitrag für die theoretisch-konzeptionelle Forschung der

Kartosemiotik geleistet. Leider gibt es keine monographische Arbeit über die europäische

Kartosemiotik und ihre Vertreter. Die vorliegende Monographie kann als ein Bestandteil und

Beitrag in der Entwicklung der theoretischen Kartographie des 20. Jahrhunderts fungieren und

gleichzeitig einen kartosemiotischen Teil der Geschichte der europäischen Kartographie

reflektieren.

- Die vorliegende Monographie "Kartosemiotik in Europa" hat keinen Anspruch auf vollständige

Betrachtung oben dargestellter Fragen und Probleme. Hierbei betrachte ich sie nicht nur als eine

systematische und chronologische Darlegung sowie Feststellung von wichtigen Fakten,

Ereignissen und Aktivitäten in den vergangenen 30 Jahren in der europäischen Kartosemiotik,

sondern als eine Einladung zur Diskussion und zum Mitmachen. Gerade dafür kann man die

Heftreihe "Diskussionsbeiträge zur Kartosemiotik und zur Theorie der Kartographie" nutzen.

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Abstract

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Резюме