Johannsen O. 1911a

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Filaretes Angaben über Eisenhütten. Stahl und Eisen 31 (48): 1960–1963.

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  • 5/23/2018 Johannsen O. 1911a

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    1960 S tahl und Eisen. F i l a r e l e s A n g a b e n b e r E i s e n h t t e n . 3 1 . J ah rg . Nr . 4 8 .

    maschinentische, Stnder, Bohrmaschinengehuseund andere mittlere und groe Teile hergestellt.Neben einer sehr betrchtlich rascheren Erledigungaller Formarbeit wurde, wie T he F o un d r y berichtet,* eine durchschnittliche Ersparnis an Former-lhnen von 75 % erzielt.**

    Die letzte Errungenschaft auf dem Gebiete desSandzusamnienrttelns sind stofreie, fahrbareRiittelformmaschincn (Abb. 7), die von derTabor Mfg. Co. in Philadelphia auf den Markt

    * Foundry, 1011, August, S. 251.** Die Ziffer ist wohl nur als Ersparnis an Stampf-

    lhnen zu verstehen. Der Eerichlerstatter.

    gebracht werden.* Eine Maschine, die Formen biszu 500 kg Gewicht liefert, wiegt rd. 1000 kg. Diekrftige Federung im Vereine mit einer geringfgigenReibung zwischen Ambo und Radblcken soll einfr den Unter gr und v llig stofreies Arbeiten be

    wirken. Die Fahrbarmachung stofrei arbeitenderMaschinen ist eine folgerichtige Entwicklung desstofreien Arbeitsganges. Ob sich schon die jetztvorliegende Maschine in der Prax is bewhren wir d,das werden aber freilich erst mit ihr gesammelteErfahrungen dartun.

    * Sieho St. u. E. 1910, 12. Okt., S. 1750/1.

    Filaretes Angaben ber Eisenhtten.

    ( E i n B e i tr a g z u r G e s c h i c h t e d e s H o c h o f e n s u n d de s E i s e n g u s s e s i m 15. J a h r h u n d e r t . )

    Von Dr. phil . O t t o J o h a n n s e n in Br ebaeh a. d. Saar.

    Die genauen Angaben ber Ort und Zeit der

    Er findung der Hochfen und der Eisengutechnik, die sich auch heute noch in populren

    Schriften finden, knnen bekanntlich einer wissenschaftlichen K ritik nicht standhaltcn. Glaubhafterist es, da dieser Fortschritt im Httenwesen mitder Einfhrung der Wasserrder zusammenhngt.Die ltesten Nachrichten ber Eisenmhlen entstammen, soweit bisher bekannt, der Mitte des13. Jahrhunderts. 1249 besa T hibault IV ., der

    groe Graf der Champagne, eine moulin fer *;1269 wird in Mhren eine ino le ndina. . vulgo hutte er whnt,** und im A nfang des folgenden J ahrhunderts taucht dann auch im Siegerland eine Htteam Flusse, die mashtte vf der Weste auf .fIn keinem Falle aber wissen wir, ob schon Hochofen gemeint sind.

    Erst aus dem Jahre 1370 lt sich eine Urkundeanfhren, die Roheisen im heutigen Sinne des Wortesnennt; denn als in diesem Jahre der streitbareBischof von Troyes, Heinrich von Poitiers, starb,

    wurde eine Aufs tellung seines Nachlasses angefertigt, in der es heit:Le mardi aprs le Exaltation du Sainte croiz

    (Sept. 10.) Premierement furent troves en hosteldAiz en la tour del chambre des escuiersv j x x IX sommes demie de fer brisant, prisi lasomme XXX S. par Jehannin Chewillon, PerrotBoiserian, Guillemot Bernart et Jehannin Maldent,touz de la parroiche, valent... ix s x X I l l j 1.V S. f f

    * T. B o ut io t : Histoire de la ville do Troyes et de laChampagne mridionale, t. I, Troyes et Paris 1870; S. 453.

    ** L. B ee k : Die Geschichte des Eisens, Bd. I I, Br aunschweig 1S93/5, S. 663.

    t F. P h il ip p i: Sicgener Urkundenbuch, I. Siegen1887, S. 76, Nr. 125. Ur kunde v. J . 1311 Ju ni 3.

    t t Ar chives Dp. de lAube G 508, fol. 108. Nacheiner mir g tigs t v om A rchiv g efertigten Abschrift. Siehe auch T. B o u t io t : Notes sur les anciennes ex ploitations mtallurgiques des contres composant le dpartement do lA ube (Mm. lus la Sor bonne, Ar chologie1866, Paris 1867, S. 63).

    Mit dem Jahre 1400 beginnen dann die Nachrichten ber E i s e n g u . Die Quellen flieen zuerstnur trbe und sprlich. Um die Mitte des Ja hrhunderts tritt eine Aenderung ein: Die Quellenflieen von da an immer reicher und klarer undvereinigen sich bald zu einem breiten Strom. Umdiese Zeit ist es, als Siegener Landesrechnungen denGu von 30 Geschtzen aus dem Hochofen aufzeichnen. * Damals gab ein deutscher Bchsen-meistcr eine Anleitung zum Gieen in Bronze und

    Eisen und zum Formen von Geschtzen** und legtedamit die Gr undlage zur httentechnischen Literatur,denn aus diesem deutschen Feuerw erksbuche istBiringuccios g leichnamiges Werk (Pir otechnia ) hervorgegangen, auf dem wiederum Georg Agrcolaserstes richtiges Lehrbuch der Httenkunde fute. Damals vollbrachte Antonino, der heilige Erzbischofvon Florenz, das Wunder am Hochofen,f gleichsamdamit beweisend, da sich die Macht der alten Kircheauch auf die neue T echnik erstrecke. Und damalsgab Fi l a r e t e in seinem T ratta to di architettura die

    lteste Reisebeschreibung von Hochofenwerken.Wenn der T raktat ber die Baukunst, welchender Florentiner Ar chitekt A nt on i o A v e r l in o, dersich den Beinamen Filarete gab, in den Jahren1400 bis 1464 schrieb, auch zu den bekanntesten

    Wer ken des 15. Jahrhunderts gehrt und durch diedeutsche Ausgabe von Wo lf g ang v. O e t t in g e nf fin guter, wenn auch etwas freier Uebersetzung vorliegt, so kann ich es mir doch nicht versagen,hier noch einmal darauf zurckzukommen, dennschon im Mittelalter war dio Httentechnik und

    * L . B e ck : Urkundliches zur Geschichte der Eisengieerei (Beitrge zur Geschichte der Technik und Industri e. B d. II . Be rlin 1910, S. 83 ff.).

    ** St . u. E. 1910, 10. Aug ., S. 1373/6.t St. u. E. 1908, 27. Mai, S. 786.

    f t A n t o n i o A v e r l i no F i l a r e t e s T r ak ta t ber dieBaukunst, herausgegeben von W olf g an g v. O e tti ng e n.

    Wie n 1S90 (Quellens chr iften fr Kunstges chichte undKunsttcchnik des Mittelalters und der Neuzeit. NeueFolge Bd. III).

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    3 0 . No ve m be r 1 9 U. F i l a r e t e s A n g a b e n b e r E i s e n h t t e n , S tahl und Eisen. 1861

    die Metallgiekunst Gemeingut aller Kulturvlker,was wol nicht zum wenigsten dem gr oen internationalen Bande zu danken ist, das die Welt umschlang: der Kirche und den Mnchen, ihren Dienern,und deshalb knnen wir Filaretes Beschreibungauch auf die deutschen Htten im 15. Jahrhundertbertragen.

    Filaretes Werk * ist ein technischer Roman, inwelchem der erfahrene A rchitek t auf Gr und eigenerBauten und Kunstwerke in Erz, Glas und Stein,die er in Rom, Bergamo und Mailand ausgefhrthat, doch oft mit phantastischen Uebcrtreibungenden Bau einer Stadt oder vielmehr einer ganzenKolonie mit Hauptstadt, Burg, Hafen, Straen undBr cken schildert. Fesselnd wird erzhlt, wie der

    Architek t auf seines Frsten Befehl mi t hunder ttausend planmig verteilten und geleiteten Arbeitern in wenigen Tagen die zyklopischen Ring

    mauern der Stadt vollendet, wie er die Burgdurch einen Donjon von ber 200 m Hhekrnt, die Pfeiler einer Brcke unter Wassergrndet, kurz wie der alternde Baumeister,der mit so vielen usfhrungsschwierigkeitenzu kmpfen gehabt hat, nun einmal alleirdischen Fesseln von sich wirf t und den

    Adlerf lug seines Geistes, ganz im Sinneseines vorwrtsstrebenden Jahrhunderts, inHhen lenkt, die doch mit den noch allzuschwachen Ddalusschwingen der damaligen

    Technik und Wirtschaftsordnung nicht zuerreichen waren.Zum Stdtebau gehrt natrlich auch

    viel Eisen, und, um dies zu beschaffen,unternimmt der Baumeister, ganz wie heute,eine Reise auf die Htte. Die Gesellschaftfhrt zuerst m it dem Schiff nach Pav iaund dann weiter nach Piacenza. Sie reitetdann durch die fruchtbare Ebene in nrdlicherRichtung. A m nchsten Tage kommt man indas Gebirge. Die Szenerie wird immer wilder, das Ge

    lnde immer unwegsamer und der eisige Nordwindpfeift immer strker. A m Abend des zweiten Tagesist man endlich am Ziel angekommen und wird vondem verwegen und zerlumpt aussehenden Volke derHttenarbeiter begrt. Das Quartier ist der Gegendentsprechend abscheulich, das Essen ist miserabel,und einen Wein gibt cs, der zum Waschen vonPferdehufen zu schlecht wre. Drei Tage mssendie feinen Herren unter diesen Proletariern zubringen. Zuerst hat der Architek t noch eine bauliche Angelegenheit zu erledigen:

    Hie rauf begann ich mir das anzusehen, umdessen willen ich hergekommen war, nmlich wiedas Eisen gewonnen wird und wie das Gebudefr das Eisen, d. h. der Ofen, aussieht, in welchemdas Eisen erschmolzen wird. Seine Konstr uktion

    * Betreffs Liter atur ber F ila r e te und seine Werkesiehe besonders: W. v. O e tt in g e n: lieber das Lebenund die Werke des A. A., genannt Filarete (Beitrge zurKunstges chichte. Neue Folge V I, Leipzig 18S8).

    ist schwer mit Worten zu erklren und berhaupt,auch durch eine Zeichnung, nur schlecht zu beschreiben. T rotzdem will ich die Sache, so g ut wie mglich und so weit ich wei, schildern und mglichstdurch Zeichnungen erlutern. Erstens: Die Oert-lichkeit, wo die Htte sich befand, hatte folgendes

    Aussehen. Ueberall waren sehr hohe Berge. Diese

    traten hier auseinander und bildeten das oben genannte T al. Letzteres war bei seinem Anfnge soeng, da man leicht mit einem Stein von einem Uferzum ndern werfen knnte. Zwei Bche vereinigtensich hier und bildeten den vor erwhnten Flu. DieOertlichkeit ist Euch klar. Das Gebude, worindas Eisen gemacht wird, war erstlich ein vierseitigesHaus, das am Fue der Berge gleichsam ber demFlusse errichtet war, wie auf der Zeichnung (Abb. 1)zu sehen. Das Gebude war in zwei Teile geteil t durcheine acht Ellen* hohe Mauer. Der Raum fr die Blge

    war ebenso weit wie hoch, der andere kleiner. Hier

    stand der Ofen mit der Oeffnung, durch welche Kohlenund Erz eingeschttet werden, woraus nachher dasEisen erschmolzen wird- Hier steht, wie gesagt,der Ofen. Er ist jedoch nur von oben zu sehen, wodie K ohlen eingesehiittet werden. Man ist dann vorder Einfllffnung fr Er z und Kohlen. Ueber dieserbefindet sich eine Plattform. Die Blge stehen unterhalb dieser Plattf or m zu ebener Erde. Sie stehen inder gezeichneten Weise, also nicht wie sonst blich.Sie stehen senkrecht und liegen nicht wagerecht wiedie anderen. Sie werden durch Wasser angetrieben,

    wie zu sehen ist (A bb. 2). Sie sind ungefhr sechsElle n hoch und vier breit. Jeder hat eine K lappenffnung von einer Elle Breite zum Einsaugen der Luft.Beim Blasen machen sie ein Gerusch und einenDonner so gewaltig wie das Meer beim Sturm. Wennman im geschlossenen Raum dicht dabei steht, gibtes gar nichts, was sich damit vergleichen liee.

    * 1 E lle (braceio) = etw a 60 cm.

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    1902 S tahl und Eisen. F i l a r e l e s A n g a b e n b e r E i s e n h t t e n . 3 1 . J ah rg . K r . 4 8 .

    Die Blge sind aus sehr groen Ochsenhutengemacht. Sie sind wohl beschlagen mit guten undstarken Eisenbndern. Und obgleich zwei Blgevorhanden sind, so haben sie doch nur ein Rohr,durch welches der Wind zum Ofen geleitet wird.

    A bbi ldung 2. Stehendes Doppelgeblse.

    Sie sind in der Weise aufgcstcllt, da zwei Balgbretter miteinander verbunden sind, wie dies deutlich zu sehen. Dort, wo die Balgdse in den Ofenblst, wird das geschmolzene Eisen abgestochen,d. h. etwas unter halb der Mndung dieses Rohres.

    Auch befindet sich bei den Blgeneine Grube, durch die bestndig

    Wasser fl iet, und die immerdamit ge fllt ist. Hierein werfensie das erschmolzene Eisen. Wennein groes rotglhendes Stckhineingeworien wird, riecht das

    Wasser star k nach Schwefel. DieArbeiter, welche diese Arbeitenverrichten, sind krftige Menschen. Sie sehen so aus wie die,

    welche in Plutos Wo hnung diearmen Seelen peinigen, schwarz,schmutzig, im Hemd oder sonst

    wenig bekleidet, an den Fenschmutzige Holzschuhc tragend.

    We nn sie das geschmolzene Eisenherauslassen wollen, dann machensie ein Loch mit ihren Eisenstangen, die sie hierzu haben, und zwar machensie dieses etwas unterhalb und seitlich von derBalgdse, und mit groer Hitze und unter groer

    Anstrengung der Leute fl iet das Eisen heraus.Beim Abstich luft das Eisen, wie wenn es Bronzeoder Glockenmetall wre. Zum Ofenbau brauchbarsind nur Steine aus bestimmter Felsart, welche derHitze und dem Geblse standhalten.

    Wenn das Eisen erschmolzen und abgestochen ist,kommt es in die besagte Grube mit Wasser. Essieht aus wie schmelzbares Metall, und nach obigemist es unzweifelhaft, da man, wenn man irgendeinebeliebige Form an passendem Orte eingegraben hat,das Eisen, wie es aus dem Ofen fliet, in der Formvergieen ka nn, wie wenn es Metall wre. Zum Bei

    spiel: In der Burg von Mailand befindet sich eine gueiserne Boinbarde in Gestalt eines liegenden Lwen. Das in Rinnen vergossene Eisen bringen siedann in eine andere Htte . Dor t wird es zum zweitenMale geschmolzen und dann mit dem Hammer ausgereckt, wie man es haben will.

    Dieser Betrieb war hier noch nicht eingerichtetund auch nicht das Hammerw erk . Aber ich willden Hammer beschreiben, welchen ich whrendmeines Aufenthaltes in Rom sah.* Derselbe liegtungefhr 12 Meilen** von Rom entfernt bei einer

    Abtei namens Grotta Fe rrata,f wo Mnche nachgriechischem Ritus Gottesdienst verrichteten. DerPlatz ist sehr schn. Die A btei und ihre Umgebunggleicht einer Burg und ist ummauert. Jedoch istsie innen infolge Mangels an Bewohnern sehr ver

    wahrlos t und verwachsen. Dor t befindet sich derHammer , und zwar etwas auerhalb der Mauer aneinem Bache, der im Gebirge entspringt. Ein Taltrennt hier die Berge, durch welches der Bach herabfliet. Das Wasser wird durch einen Graben herbeigeleitet und treibt dann die Rder. Eines derselben

    lt die Blge blasen und das andere lt den Hammer schlagen. Die Blge stehen nicht wie diejenigendes Schmelzofens, sondern es sind nur ein PaarBlge, wie sie die Schmiede benutzen. Auch der

    A bbildung 3. Frisehfeuer und Hamme r.

    Herd ist so gebaut. Hier in schmilzt man das Eisenvon neuem ein und macht Klumpen ganz beliebiger

    * Filar ete arbeitete damals an der heute noch erhaltenen groen B ronz etr fr die Petersk irche, welcheer im Jahr e 1445 nach angeblich zw lfjhrige r Arbeitvollendete.

    ** 1 Heile (miglio) = 3000 Ellen,f Berhmtes, noch jet zt bestehendes Basilianer-

    kloster.

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    30. November 1011. Z u r B e w e r t u n g v o n D o k t o r - I n g e n i e u r - D i s s e r t a t io n e n . S tnhl und Eisen. 1903

    Form daraus. Diese werden dann mit Hammer- undWass erkraftgeschmiedet, wie man (Abb. 3)schcn kann.

    Bis man dies verstanden hat, ist cs Zeit, zu hrenund zu verstehen, wie man das Erz behandelt, ehees in den Schmelzofen kommt. Zuerst wird das Er zgegraben, und zwar an bestimmten Stellen des Gebirges, und dann wir d es zur Htte gebracht undin einen Kalkofen geschttet. Der Ofen wird inBrand gesetzt und g ut gefeuert. Wenn das Erzkalt geworden ist, zerschlagen sie es und zerstoenes bis auf Bohnengre. Dann wird cs gesiebt undin den Ofen geschttet, und zwar gibt man eineSchicht Kohlen und dann eine Schicht des Erzesauf. V on zwlf zu zwlf Stunden wir d das Eisenabgestochen. Gewhnlich gewinnen sie tglichzwanzig bis fnfundzwanzig Lasten, wie man sagt.Beim Abstechen riecht das Eisen stark nach Schwefel, denn es enthlt meiner Ansicht nach viel Schwefel. Auch die aus dem Ofen entweichende Flammehat eine Farbe wie brennender Schwefel. Uebrigensbeobachtet man sehr eigenartige Farben in der Htte,besonders am Abend. Nmlich die Leute in der Nheder Flammen sehen, wenn die Flamme sie, also ihrGesicht bescheint, aus wie Leichen. Es is t das dieseltsamste Sache auf der Welt. Besonders die Leute,

    welche dort arbeiten, sehen aus wie die, welche diearmen Seelen peinigen. *

    Die im Text erwhnten Abbildungen befindensich auf dem Ra nd des Kodex. Sie sind recht naivausgefhrt. Wenn ich sie hier doch bringe, so geschiehtes, um durch den Gegensatz zu den Beschreibungenheutiger Httenwerke und Maschinen in dieser Zeitschrift zu zeigen, welchen Aufschwung die technischeLiter atur in den 450 Jahren seit Filarete genommen hat.

    Abb. 1 zeig t die Gesamtansicht des Httenwerk esim Tale an der Mndung der beiden Bche. Abb. 2zeigt das stehende Doppelgeblse mit der Winddse und die Radwelle mit dem Untergraben (dochohne Wasserrad). Abb. 3 zeigt Frischfeuer** und

    * Wortg etreue Uebcrsetzung nach dem italienischen

    T ex t des Codex Magliabecehianus (Sig n. II . 1. 140),Buch X V I f 127 r. bis 128 r. der R. Bibliotcea NationaleCentrale zu Florenz. Dieser Kodex g ilt als der ltestevon den erhaltenen. Er ist jedoch nic ht das Orig inal.Letzteres ist als verloren zu betrachten. Der Kodextrgt eine Widmung an Pierro Medici. Der Kgl.Nationalbibliothek zu Florenz danke ich auch an dieserStelle fr die gtige Anfertigung der diesem Aufstze zugrunde liegenden photographischen Textkopien.

    ** W ei t besser ist die Zeichnung eines Feuers mitWasserg eblse im Skizzenbuch des M a r ia nus J a c o b us

    Hammer. Hier wie auf A bb. 2 ist die Zeichnungder Kraftbertragung von der Welle auf Blgeund Hammer unsachgem. Die Hebedaumen sindvergessen.

    Fassen wir unser Urteil ber die Beschreibungder Htten zum Schlu kurz zusammen: Filaretehat manches Unwichtige zu breit und mit demnaiven Erstaunen eines Laien geschildert. Seine

    Wor te ber die schwarzen, von der Gichtf lammogespenstisch beleuchteten Hllenknechte erinnernlebhaft an die Schilderung der Eisenhtten, welcheman in den Romanen unserer Zeit mehr als gengendfindet.* Sonst aber ist die Beschreibung, wenn auchetwas schwerfllig, so doch klar . Sic g ibt ein schneBild von dem hohen Stand der damaligen Httentechnik. Einige Punkte, wie die stehende Geblsemaschine , die wohl P latz ersparen sollte, oder wiedas kunstvoll gegossene Geschtz in Mailand, bisher der lteste Kunstgu, von dem man K enntnishat, sind geradezu bewunderungswert.

    Nicht das 16. Jahrhundert, sondern das 15. wardas groe J ahr hundert f li der Entw ick lung unsererTechnik, und diesem gebhrt das grere Interesse.

    Was sind uns die Ofenplattengieer des 16. J ahrhunderts gegen die Meister des Siegerlandes, die schonvor 1500 fast alle Handelsguwaren herstellten! Wasbedeuten uns Agr icola und Bir inguccio gegenberdem Bchsenmeister, der hundert Jahre frher dieGiekunst lehrte! Was ist Nicolas Bourbons lateinisches Schulgedicht gegen Filaretes einfache Schilderung, und was ist Bourbons Dichtkunst gegen dieschlichte Poesie, deren goldener Schimmer auf derkleinen Legende vom heiligen Antoninus ruht!

    von Siena, ge nannt T a e c ol a (um 1440). Hier sind dioHobedaumen ri chtig gezeichnet. A uch das obcrsehlch-tige Wasserrad fehlt nicht (abgcdruckt nach der Handschrift lat. 197 der K. Bayr. Hof- u. StaatsbibliothekMnchen bei Berthelot: Pour lhistoire des arts mcaniqueset do lartillerio vers la fin du moyen ge. Annales dochimie et de physique, V I srie t. X X IV , Paris 1891,S. 483V

    * In der Legende vom heiligen A ntoninus und in

    N. Bourbons Gedicht von der Eisenhtte werden dioHttenlouto gleichfalls als w ild und roh geschildert.Dio Bes ehreibung drf te konventionell sein. Sie ltsich bis in s agenhafte Zeiten zurekverf olgcn (V ulcan,Mime, Wieland). Doch wei auch die Geschichte desMittelalter s hnliches zu berichten. Ich erinnere nur andio trotz ige n febv es v on L ttic h und an ihre Bundesgenossen, die Kupferschmiede von Dinant, welche diomchtigen Herzoge von Burgund zu verhhnen wagten,und dio furchtbaren Str eiter aus den moulins fer zu Franchimont.

    Zuschriften an die Redaktion.{F r die in dieser Abteilung erscheinenden Verffentl ichungen bernimm t die Redaktion keine Verantwortung.)

    Z u r B e w e r t un g v o n D o k t or - In g e n i e ur - D is s e r t a t io n e n.

    W ir erhalten folger .de Zuschrift, mit der Bitte E ug e n Roch, deren Referent ich gewesen bin,um A ufnahme: g ibt mir erwnschte Gelegenheit, zu den auch sonst

    Die in der Bcherschau Ihrer Zeitschrift 1911, gefundenen irrigen Anschauungen ber Doktor-Nr. 42, S. 1734 ff. enthaltene Besprechung einiger arbeiten Stellung zu nehmen. Zunchst das For-Doktor- Dissertationen, insbesondere des 5)ipi.*3;nfl. m e l l e : In der redaktionellen Einleitung der Bcher-