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Jainas Flucht

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Das Star-Wars-Universum im Blanvalet VerlagMichael Beaves: Darth Maul - Der Schattenj�ger (35592) [Vorgeschichte

der Episode I]Terry Brooks: Episode I. Die dunkle Bedrohung (35243)

Greg Bear: Planet der Verr�ter (35494) [�bergang zur Episode II]B. A. Salvatore: Episode II. Angriff der Klonkrieger (35761)

Matthew Stover: Mace Windu und die Armee der Klone (36009) [Klonkriege 1]Steven Barnes: Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden (36125) [Klonkriege 2j

David Sherman & Dan Cragg: Die Feuertaufe (36163) [Klonkriege 3]James Luceno: Das Labyrinth des B�sen (36226) [Vorgeschichte der

Episode III]Matthew Stover: Episode III. Die Rache der Sith (36431)

George Lucas: Krieg der Sterne (35248) [Episode IV]Donald F. Glut: Das Imperium schl�gt zur�ck (35249) [Episode V]

James Kahn: Die R�ckkehr der Jedi-Ritter (35250) [Episode VI]Timothy Zahn: Erben des Imperiums (35251) • Die dunkle Seite der Macht

(35252) • Das letzte Kommando (35253)Kevin J. Anderson (Hrsg.): Sturm �ber Tatooine (24927) • Palast der

dunklen Sonnen (24928) • Kopfgeld auf Han Solo (25008) • PeterSchweighofer (Hrsg.): Flucht der Rebellen (24234) • Pefer Schweighofer &Craig Carey (Hrsg.): Kampf um die Neue Republik (24235) Brian Daley:Han Solos Abenteuer. Drei Romane in einem Band (23658) L. Neil Smith:

Lando Calrissian - Rebell des Sonnensystems. Drei Romane in einem Band(23684)

X-Wing: 1. Michael Stackpole: Angriff auf Coruscant (24929) • 2. MichaelStackpole: Die Mission der Rebellen (24766) • 3. Michael Stackpole: Dieteuflische Falle (24801) • 4. Michael Stackpole: Bacta-Piraten (24819) •

5. Aaron Allston: Die Gespensterstaffel (35128) • 6. Aaron Allston:Operation Eiserne Faust (35142) • 7. Aaron Allston: Kommando Han Solo

(35197) • 8. Michael Stackpole: Isards Rache (35198) • 9. Aaron Allston:Das letzte Gefecht (24231)

Das Erbe der Jedi-Bitter: 1. R. A. Salvatore: Die Abtr�nnigen (35414) •2. Michael Stackpole: Die schwarze Flut (35673) • 3. Michael Stackpole:

Das Verderben (35620) • 4. James Luceno: Der Untergang (35822) •5. James Luceno: Die letzte Chance (35883) • 6. Kathy Tyers: Planet der

Verlorenen (35983) • 7. Greg Keyes: Anakin und die Yuuzhan Vong(36101) • 8. Greg Keyes: Die Verhei�ung (24302) • 9. Troy Denning: DasUltimatum (24342) • 10. Elaine Cunningham: Jainas Flucht (24347) • 11.

Aaron Allston: Rebellentr�ume (24370) • 12. Aaron Allston: Aufstand derRebellen (24377)

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Elaine Cunningham

Das Erbeder Jedi-Ritter 10

Jainas Flucht

Ins Deutsche �bertragenvon Andreas Heiweg

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Die amerikanische Originalausgabe erschienunter dem Titel �Star Wars: The New Jedi Order -

Dark Journey�bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Umwelthinweis:Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches

sind chlorfrei und umweltschonend.Der Blanvalet Verlag ist ein Unternehmen

der Verlagsgruppe Random House.2. Auflage

Deutsche Erstver�ffentlichung 8/2005Copyright � 2002 by Lucasfilm Ltd.

& � or ™ where indicatedAll rights reserved.

Used under authorization.Translation Copyright � 2005 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, M�nchenUmschlaggestaltung: Design Team M�nchen

Cover Art Copyright � 2002 by Lucasfilm, Ltd.Original cover art by Cliff Nielsen

Satz: deutsch-t�rkischer fotosatz, BerlinDruck: GGP Media GmbH, P��neck

Titelnummer: 24347Redaktion: Rainer Michael Rahn

VB • Herstellung: Heidrun NawrotMade in Germany

ISBN-10: 3 442 24347 5ISHN-13: 978 3 442 24347 1www.blanvalet-verlag.de

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FÄr Erik Kulis, meinen Neffen,einen Star-Wars-Fan,

der mitten im voll besetzten Kinoam Ende des Kampfes zwischen Obi-Wan und

Darth Maul aufstand und schrie: ÅNEIN!Ç

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Danksagung

Mein Dank gilt Shelly Shapiro und Sue Rostoni, diemich mit gro�er Geduld durch den Schreibprozess be-gleiteten, und Kathleen O'Shea David, die an vordersterFront mitwirkte. Auch bin ich dankbar f�r die Anmer-kungen, Vorschl�ge und die Detailgenauigkeit, die mirvon den aufmerksamen W�chtern der Kontinuit�t beiLucasfilm Ltd. zuteil wurde. Dank an alle, die sich andem E-Mail-Brainstorming beteiligten und mir wichtigeInformationen zug�nglich machten: Troy Denning, GreyKeyes, Mike Friedman, Matt Stover, Walter Jon Williamsund Aaron Allston. Des Weiteren geht mein Dank anChris Perkins und Dave Gross vom Star Wars Gamer-Ma-gazin, weil sie mir die M�glichkeit boten, einige weitereGeschichten �ber Jaina und ihre Freunde zu schreiben.Dank an die Star-Ladys f�r ihren Optimismus, und anFred Espenchied, der einen enormen Beitrag f�r die On-line-Gemeinschaft leistet. Dank an Andrew Cunning-ham f�r die Diskussionen �ber Schwarze L�cher, dunk-le Themen und die Star M/ars-Technologie, und an SeanCunningham, der meine Sympathien f�r Tenel Ka teilt.Schlie�lich m�chte ich mich noch bei R. A. Salvatorebedanken, der meinen Namen ins Spiel gebracht hat.Nochmals danke, Bob.

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Dramatis Personae

Han Solo: Kapit�n des Millennium FalkenHarrar: Priester der Yuuzhan VorigIsolden: hapanischer PrinzJagged Fei: Kommandant im Chiss-GeschwaderJaina Solo: Jedi-RitterKhalee Lah: Yuuzhan-Vong-KriegerKyp Durron: Jedi-MeisterLeia Organa Solo: Botschafterin der RepublikLowbacca: Jedi-Ritter, ein WookieeTa'a Chume: fr�here hapanische K�niginTenel Ka: Jedi-RitterTeneniel Djo: hapanische K�niginTrisdin Gheer: H�flingTsavong Lah: Kriegsmeister der Yuuzhan VongZekk: Jedi-Ritter

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1Die Korona der aufgehenden Sonne lie� die riesigenW�lder im Norden des Planeten Myrkr gr�nlich leuch-ten. Aus dem Raum betrachtet wirkte der Planet sofruchtbar und gr�n wie Yuuzhan'tar, die verlorene Hei-matwelt aus den Legenden der Yuuzhan Vong.

Zwei m�nnliche Yuuzhan Vong standen am Sichtfens-ter eines Priesterschiffes und hatten sich tief in die Be-trachtung der Szene vor sich versenkt. Einer war gro�und hager, hatte eine flache Stirn, und sein Gesicht wiesscharfe, aristokratische Z�ge und die Narben vieler Op-fer auf. Diese Male sowie sein geschickt gewickeltesKopftuch machten ihn als hochrangigen Priester kennt-lich. Sein Gef�hrte war j�nger und breiter und k�rper-lich so imposant, dass man auf den ersten Blick keinesichtbaren Grenzen zwischen R�stung und Waffen unddem Krieger, der sie trug, erkennen konnte. Er zog stetsdie Blicke aller auf sich und erweckte den unausl�schli-chen Eindruck einer lebendigen Waffe. Doch nun hatteer respektvoll Haltung angenommen.

Der Priester wies mit der dreifingrigen Hand auf dieSzene vor ihnen. �D�mmerung: heller Tod der sterbli-chen Nacht�, rezitierte er.

Harrars Worte folgten dem abgedroschenen Pfad derSprichw�rter, aber in seinen Augen funkelte eine auf-richtige Ehrfurcht, w�hrend er die ferne Welt betrachte-te. Der junge Krieger legte in einer frommen Geste zweiFinger an die Stirn, doch seine Aufmerksamkeit galt we-niger dem strahlenden Anblick von Myrkr, sondern viel

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mehr dem Gefecht, das sich �ber dem Planeten abspiel-te.

Vor der gr�nen Welt zeichnete sich ein faustgro�erKlumpen schwarzer Yorikkoralle ab. Das alte Weltschiff,auf dem hunderte Yuuzhan Vong mit ihren Sklaven undDienstwesen lebten, wirkte wie ein lebloser Stein. Dochals sich Harrars Priesterschiff n�herte, konnte man dieZeichen eines Kampfes erkennen: Winzige Korallenflie-ger schw�rmten umher und stachen zu wie Feuerm�-cken, Plasmageschosse wogten in wildem, unregelm��i-gem Rhythmus hin und her. Wenn das Leben ausSchmerz bestand, war das Weltschiff sehr lebendig.

�Wir treffen zur rechten Zeit ein�, stellte der Priesterfest und blickte den jungen Krieger an. �Diese jungenJeedai scheinen entschlossen zu sein, sich als w�rdigeOpfer zu pr�sentieren!�

�Wie Sie meinen, Eminenz.�Die Worte klangen h�flich, doch abwesend, als schen-

ke der Krieger ihnen nur wenig Aufmerksamkeit. Harrarbetrachtete seinen Begleiter forschend. Die Misskl�ngezwischen Priester- und Kriegerkaste waren l�ngst nichtmehr zu �bersehen, doch fiel ihm bei Khalee Lah nichtsauf, das auf solche Vorbehalte hindeutete.

Der Sohn des Kriegsmeisters Tsavong Lah war ein stol-zer Yuuzhan Vong. Seine urspr�nglich graue Hautfarbewar nur noch an wenigen Stellen zwischen den schwar-zen Narben und T�towierungen sichtbar. Der Komman-dantenmantel hing an den Haken, die in die Schulternimplantiert waren. Weitere Implantate in Form von Sta-cheln zierten seine Ellbogen und die Fingerkn�chel sei-ner H�nde. Ein kurzer, dicker Dorn ragte aus der Mitteseiner Stirn - eine schwierige Operation, die auf wahreW�rde schlie�en lie�.

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Harrar f�hlte sich geehrt, dass dieser viel versprechen-de Krieger ihm als milit�rische Eskorte zugeteilt wordenwar, aber er war wachsam und dazu ziemlich neugierig.Wie jeder gute Priester von Yun-Harla, der G�ttin derList, genoss Harrar Spiele der T�uschung und der Strate-gie. Sein alter Freund Tsavong Lah beherrschte das viel-schichtige Handeln meisterhaft, und von dem jungenKommandanten erwartete Harrar das Gleiche.

Khalee wandte sich um und stellte sich der Musterungdurch den Priester. Sein direkter Blick lie� keinesfallsden n�tigen Respekt vermissen. �Darf ich offen spre-chen, Eminenz?�

Harrar vermutete langsam eine Absicht dahinter, dassTsavong Lah seinen Sohn zu einem Priester der List ge-schickt hatte. Offenheit war eine Schw�che - eine poten-ziell t�dliche.

�In dieser Angelegenheit sollten Sie das Urteil desKriegsmeisters bedenken�, riet er und versteckte mah-nende Worte hinter seiner scheinbaren Zustimmung.

Der junge Mann nickte ernst. �Tsavong Lah hat Sie mitdem Opfer der Zwillings-Jeedai betraut. Noch liegt es inden H�nden der G�tter, ob sein letztes Implantat erfolg-reich anwachsen wird, und Sie sind der F�rsprecher sei-ner Wahl. Wen der Kriegsmeister achtet, den verehreich.� Er beendete seine Worte, indem er sich auf ein Knieniederlie� und sich voller Respekt verneigte.

Dies war keineswegs die Botschaft, die Harrar zu �ber-mitteln beabsichtigte, aber Khalee Lah schien mit demGespr�ch zufrieden zu sein. Er erhob sich und richteteseine Aufmerksamkeit wieder auf das Weltschiff.

�Offene Worte also. Mir kommt es so vor, als w�rdeder Kampf nicht so verlaufen wie erwartet. Vielleichtnicht einmal so gut, wie Nom Anor berichtet hat.�

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Harrars vernarbte Stirn verzog sich finster. Er selbsthatte ebenfalls keine gute Meinung von dem Spion. AberNom Anor durfte den Rang eines Exekutors sein Eigennennen, und man konnte ihn nicht so ohne weiteres kri-tisieren.

�Solche Worte n�hern sich gef�hrlich Verrat, meinjunger Freund.�

�Die Wahrheit ist niemals Verrat�, widersprach Kha-lee Lah,Der Priester wog diese Worte sorgsam ab. F�r diePriesterschaft von Yun-Harla und auch f�r einige andereGruppen stellte dieses Sprichwort nur einen ironischenScherz dar, die Ernsthaftigkeit des jungen Mannes lie�sich hingegen nicht verkennen.

Harrar setzte ebenfalls eine ernste Miene auf. �Erkl�-ren Sie.�

Khalee Lah zeigte auf einen kleinen dunklen Punkt,der sich von dem Weltschiff fort- und in schr�gem Winkelauf das Priesterschiff zubewegte. �Das ist die Ksstarr, dieFregatte, mit der Nom Anor nach Myrkr gekommen ist.�Der Priester beugte sich zu dem Sichtfenster vor, dochverf�gte er nicht �ber so scharfe Augen wie Khalee Lahmit seinen Implantaten. Er tippte gegen das Portal. AlsReaktion wischte eine d�nne Membran �ber die transpa-rente Oberfl�che und reinigte sie. Das lebende Gewebeformte sich neu und verst�rkte die konvexe W�lbung,was zu einer leichten Vergr��erung f�hrte.

�Ja�, murmelte der Priester und bemerkte die eindeu-tigen Knoten und Knollen an der Unterseite des sich n�-hernden Schiffes. �Wenn der Kampf gegen die Jeedai sogut wie gewonnen ist, wie Nom Anor berichtet hat, wa-rum flieht der Exekutor dann? Ich muss sofort mit ihmsprechen!�

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Khalee Lah wandte sich der T�r zu und wiederholteHarrars Worte als Befehl. Die Wachen, die dort standen,schlugen die F�uste mit gekreuzten Armen an die Schul-tern und entfernten sich, um den W�nschen ihres Kom-mandanten nachzukommen.

Das Klicken chitinartiger Stiefel k�ndigte die Unterge-bene an. Eine Kriegerin, die protzig gr�n und gelb t�to-wiert war, betrat den Raum, und in den krallenartigenH�nden hielt sie einen verzierten Gegenstand. Sie ver-neigte sich, zeigte den Villip Harrar und stellte ihn aufeinen kleinen St�nder.

Der Priester schickte sie mit einem abwesenden Winkhinaus und streichelte die empfindungsf�hige Kugel.Die �u�ere Schicht st�lpte sich um, das weiche Gewebenahm die Gestalt von Nom Anors vernarbtem Gesichtan. Eine Augenh�hle war leer, das geschwollene Lidschien in dem blauen sichelf�rmigen Sack unter derH�hle zu verschwinden. Das Gift spritzende PlaeyrinBol, das einst Nom Anors �u�eres gepr�gt hatte, warverschwunden, und offensichtlich hatte der Exekutornoch nicht die M�glichkeit erhalten, es zu ersetzen.

Harrar kniff zufrieden die Augen zusammen. NomAnor hatte wiederholt versagt, doch niemals hatte er dieVerantwortung f�r seine Handlungen �bernommen. Ineiner Weise, die f�r einen Yuuzhan Vong h�chst unw�r-dig war, hatte er stets anderen die Schuld zugewiesen.Harrar war f�r seinen Anteil an einer missgl�ckten Spio-nageaktion zeitweise degradiert worden; Nom Anor hat-te man lediglich eine R�ge erteilt, obwohl seine Agenteneine wichtige Rolle beim Scheitern des Plans gespielthatten. F�r Harrar sah es nun so aus, als w�rde der Ge-rechtigkeit der G�tter in nicht ferner Zukunft Gen�ge ge-tan.

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Dem etwas undeutlichen Abbild von Nom Anor ge-lang es, ein Gef�hl der Ungeduld oder sogar der Sorge zu�bermitteln.�Eminenz?�, sagte Nom Anor.�Ihr Bericht�, erwiderte Harrar knapp.

Nom Anor kniff das eine Auge zusammen, und einenMoment lang glaubte Harrar, der Exekutor wolle protes-tieren. Als Agent hinter den feindlichen Linien wurdeGehorsam gegen�ber der Priesterschaft selten von ihmverlangt. Sein Schweigen dauerte jedoch l�nger, als essein Stolz verlangt h�tte, und Harrar bef�rchtete lang-sam, Khalee Lahs Verdacht sei m�glicherweise gar nichtso weit von der bitteren Wahrheit entfernt.

�Sie haben verloren?��Wir mussten Verluste hinnehmen�, berichtigte Nom

Anor. �Die Voxyn-K�nigin und ihre Nachkommenschaftwurden vernichtet. Die beiden Jedi, die auf dem Welt-schiff gefangen gehalten wurden, sind befreit worden.Ihnen, wie auch einigen der anderen, gelang die Flucht.�

Harrar blickte Khalee Lah an. �Haben Sie das Flucht-schiff der Ungl�ubigen gesichtet?�Der Krieger riss die Augen auf, und einen Momentlang leuchtete das Gesicht begreifend und voller Entset-zen auf, ehe dieses Gef�hl sich verfl�chtigte und dieMiene sich zornig verd�sterte.

�Fragen Sie, wer die Ksstarr fliegt: der Exekutor oderdie Ungl�ubigen?�An diese M�glichkeit hatte Harrar noch gar nicht ge-dacht. Rasch gab er die Frage �ber den Villip weiter.

�Einigen der Jedi ist es gelungen, die Fregatte unterihre Kontrolle zu bringen�, r�umte Nom Anor ein. �Wirverfolgen sie, und die Kaperung dieses Schiffes wird ei-nen weiteren Sieg f�r uns darstellen.�

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Kaperung. Harrar drehte sich der Magen um, denn daseine Wort best�tigte die Identit�t der entkommenen Jedi.

�Kaperung!�, wiederholte Khalee Lah ver�chtlich.�Sie sollten das besudelte Ding lieber in Korallenstaub

verwandeln! Welcher Yuuzhan Vong w�rde noch einvon Ungl�ubigen verunreinigtes Schiff fliegen wollen?�

�Mehrere Jedi sind durch unsere Krieger gefallen�,fuhr Nom Anor fort, der offensichtlich den Hohn desKriegers nicht bemerkte. �Der j�ngere Solo wurde get�-tet. Der Kriegsmeister wird sich freuen zu erfahren, dassJacen Solo lebt und sich in unserer Gewalt befindet.�

�Jacen Solo?�, fragte Harrar. �Was ist mit Jaina Solo,seiner Zwillingsschwester?�

Das Schweigen dauerte so lange, dass der Villip be-gann, sich zu seiner urspr�nglichen Gestalt umzust�l-pen.

�Wir verfolgen sie�, erkl�rte Nom Anor schlie�lich.�Die Jedi sind nicht in der Lage, ein Schiff wie die Ksstarr

richtig und �ber einen l�ngeren Zeitraum zu steuern.��Es ist schon eine Schande, dass sie es �berhaupt flie-

gen!�, unterbrach ihn Khalee Lah.Harrar warf ihm einen ernsten Blick zu und wandte

sich wieder dem Villip zu. �Ich nehme doch an, Sie wer-den diesen Jacen Solo nicht mitnehmen wollen, wennSie die Schwester verfolgen. Es hei�t, die Jeedai k�nnen�ber weite Entfernungen miteinander kommunizieren,ohne Villips oder mechanische Abscheulichkeiten zubenutzen. Falls dies der Fall ist, w�rde er sein weiblichesGegenst�ck sicherlich von Ihrer Ankunft unterrichten.�

Khalee Lah schnaubte sp�ttisch. �Welcher J�ger h�ngtseinem Bissop-Rudel eine Glocke um den Hals?�

Bei diesem Vergleich musste Harrar trotz der Unh�f-lichkeit grinsen. Seiner Meinung nach war Nom Anor

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von der Dekadenz und der Schw�chlichkeit der Ungl�u-bigen befleckt. Das Bild des Exekutors, wie er hinter Ei-dechsen-Hunden durch Schlamm und Sumpf kriecht,passte so �berhaupt nicht und war dennoch ausgespro-chen reizvoll.

Der Exekutor nahm sich die Zeit, �ber Harrars Bemer-kung nachzudenken. �Haben Sie eine milit�rische Es-korte?�

�Zw�lf Korallenskipper begleiten das Priesterschiff.W�nschen Sie, dass wir die Verfolgung von Jaina Soloaufnehmen?�

�ber das vom Villip geformte Gesicht lief eine Bewe-gung, als w�rde es nicken. �Wie Sie schon richtig er-kannt haben, sollte es zwischen den beiden Jedi-Zwil-lingen nicht zu einem Kontakt kommen. Ich werde JacenSolo direkt zum Kriegsmeister bringen.�

�Damit der Ruhm dem Exekutor zuf�llt, w�hrend seinScheitern dem Priester angelastet wird�, knurrte KhaleeLah.

Harrar wandte sich von dem Villip ab. �Sie werden et-was lernen�, sagte er leise. �Doch lassen wir f�r den Mo-ment Nom Anors Ehrgeiz au�er Acht. Sie wurden dazuabgestellt, mich nach Myrkr zu eskortieren, mehr nicht.Es ist meine Aufgabe, das Opfer der Zwillings-Jeedai zubeaufsichtigen. Ich muss sie verfolgen. Khalee Lah, Siesind nicht verpflichtet, mich zu begleiten.�

Der Krieger brauchte dar�ber nicht erst nachzuden-ken. �Diese Jeedai, diese Jaina Solo, fliegt in einem le-benden Schiff. Das beleidigt mich. Sie ist von einemWeltschiff entkommen. Das h�tte nicht m�glich sein sol-len. Sie ist ein Zwilling, eine Eigenschaft, die den G�t-tern vorbehalten ist oder den Vorboten von gro�en Ereig-nissen. Es ist Blasphemie. Ich w�rde sie bis in die hin-

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terste Ecke dieser Galaxis verfolgen, und wenn ich michdazu an ein Paar sich h�utender Grutchins klammernm�sste.�

�Eindr�cklich vorgetragen�, erwiderte Harrar tro-cken. Er wandte sich an den wartenden Exekutor. �Wirwerden Jaina Solo zur�ckholen.�

�Sie z�gern. Sind Sie sicher, dass Sie Erfolg habenwerden?�

�Es ist der Befehl des Kriegsmeisters�, antworteteHarrar schlicht. Er blickte Khalee Lah an und f�gte miteinem Hauch Strenge hinzu: �Und ein heiliger Feld-zug.�

Sein Sarkasmus entging Khalee Lah. Der Krieger neig-te zustimmend den Kopf, und sein Gesicht strahlte aufeine Weise, die Harrar gelegentlich schon beobachtet,aber noch nie gutgehei�en hatte.

Pl�tzlich lief dem Priester ein Schauer den R�cken hi-nunter. Eine Leidenschaft wie die von Khalee Lah er-schien Harrar stets auch gef�hrlich. Des Kriegers Glaubebarg Gestalters Kunst, was die im Scherz gemeintenWorte Harrars mit einer verschlagenen Ironie unterlegte,die der Priester stets mit seiner G�ttin in Verbindung ge-bracht hatte.

Und hie� es nicht, dass Yun-Harla ihre hinterh�ltigs-Inn Tricks f�r diejenigen aufbewahrte, die ihr am bestendienten?

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Anakin ist tot. Jacen ist verschollen.Diese Gedanken hallten durch Jaina Solos benomme-

nes Bewusstsein und wiederholten sich beharrlich inder inneren Stille, die so tief war wie das Schweigen derwachsamen Sterne,

Diese Gedanken �bert�nten den L�rm des Gefechtsund die hektischen Kommentare der sieben jungen Jedi,die sich abm�hten, das gestohlene Yuuzhan-Vong-Schiffzu fliegen. Wie ihre Gef�hrten war Jaina nach Tagen desEingesperrtseins und des Kampfes, der viel zu lange ge-dauert und einen zu hohen Preis gefordert hatte, in �b-ler Verfassung und zudem nicht gerade sauber.

Nur neun Jedi hatten es zusammen mit der geborgenenLeiche ihres jungen Anf�hrers von dem Weltschiff aufeines der kleineren Schiffe geschafft. Die �berlebendenhatten die Yuuzhan-Vong-Fregatte schnell und mit �ber-raschender Leichtigkeit gekapert. Jaina erinnerte sichdunkel an gl�henden Zorn und t�dliches Licht, an ihrenFreund Zekk, der sie aus dem Pilotensitz schob und aufden Platz an einem Yuuzhan-Vong-Gesch�tz dr�ngte.Nun hockte sie auf der Kante eines zu gro�en Stuhls undfeuerte Geschosse aus geschmolzenem Stein auf die Ko-rallenskipper, welche die Jedi und das gestohlene Schiffverfolgten.

Jaina beobachtete mit eigenartiger Distanz, wie dasau�ergalaktische Schiff auf ihren Befehl hin Plasmavon sich gab, wie die Korallenskipper starben und ihreYuuzhan-Vong-Piloten sich w�hrend der kurzen hellen

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Blitze vor dem dunklen Hintergrund des Raums ab-zeichneten. Es war ein Fiebertraum, mehr nicht, und Jai-na war lediglich eine Figur, die in ihrem eigenen Alb-traum gefangen war.

Jacen ist verschollen.Das erschien ihr alles unfassbar. Es war nicht zu fas-

sen. Jacen lebte. Er musste leben. Wie k�nnte sie leben,wenn Jacen tot w�re? Ihr Zwillingsbruder war stets einTeil von ihr gewesen und sie von ihm, schon vor ihrerGeburt. Was sie waren, konnte nicht von dem getrenntwerden, was sie f�reinander bedeuteten.

Ihre Gedanken trudelten wie ein au�er Kontrolle gera-tener X-Fl�gler. Jainas Piloteninstinkte �bernahmen,und sie beendete die wilde Spirale.

Sie suchte mithilfe der Macht und wuchs �ber dieGrenzen ihrer Kraft und ihrer Ausbildung hinaus, w�h-rend sie nach ihrem Bruder forschte. Wo Jacen einstgewesen war, herrschte nun eine so unergr�ndlicheSchw�rze wie die des Raums. Sie versenkte sich tief darinund sp�hte nach dem Ort in ihr, der stets f�r Jacen reser-viert gewesen war. Doch auch dieser Ort war verschleiert.

Jacen war verschollen. Jaina f�hlte sich nicht beraubt,Nondern auseinander gerissen.

Kin Plasmageschoss flog flammend auf das gestohleneSchiff zu. Jaina schoss ebenfalls eins ab. Es raste auf dasherannahende Plasma zu wie ein Komet der Rache. Diebeiden Geschosse trafen sich wie Wellen aus gegen�ber-liegenden Ozeanen und warfen eine Gischt aus hellemPlasma in die Dunkelheit.

Zekk riss das Schiff zur Seite und drehte die Versor-gungskabel der Pilotenhandschuhe bis zur �u�erstenGrenze, um das Schiff au�er Reichweite der t�dlichenGischt zu bringen.

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Zum Gl�ck f�r die Jedi waren die verfolgendenYuuzhan Vong ebenfalls zum Abdrehen gezwungen.Dieser Umstand verschaffte ihnen einen Augenblick derrelativen Ruhe, in dem ihnen keine unmittelbare Gefahrdrohte und sie kein deutliches Ziel hatten.

Jaina beugte sich in ihrem Stuhl vor, bis sie das Welt-schiff sehen konnte, auf dem Anakin gefallen und Jacenverschollen war. Es erschien ihr eigenartig, dass so einschrecklicher Ort pl�tzlich so klein wie ein Klumpenschwarzer Koralle wirkte.

�Wir kommen zur�ck, Jacen�, versprach sie. �Duh�ltst durch, und wir holen dich.�

Ich komme zurÄck, f�gte sie im Stillen hinzu. Sie w�r-de allein aufbrechen, wenn es so weit w�re, so wie Ana-kin allein nach Yavin 4 gegangen war, um Tahiri zu retten.

Jetzt war Anakin tot, und Tahiri wachte, verletzt undmit gebrochenem Herzen, �ber seiner Leiche. Das kleineblonde M�dchen leuchtete in der Macht wie eine Nova -Jaina konnte gar nicht anders, als ihr Leid zu f�hlen. DerBund zwischen Anakin und Tahiri war anders gewesenals der zwischen den Zwillingen, doch vielleicht nichtweniger tief.

Diese Erkenntnis traf sie wie ein Knallk�fer. Anakinund Tahiri. Wie seltsam - und trotzdem schien es richtigund perfekt zu sein.

Tr�nen sammelten sich in Jainas Augen und brachendas Licht eines herannahenden Strichs geschmolzenenGoldes, sodass es wie ein t�dlicher Regenbogen aussah.Im Pilotensitz murmelte Zekk einen Fluch und zog dieNase der Fregatte hoch und hart nach Backbord. Das au-�ergalaktische Schiff stieg in einer scharfen Kurve nachoben, und Jaina drehte sich der Magen um. Plasma ver-sengte die Unterseite der Fregatte und schoss an den un-

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regelm��igen Korallenkn�tchen mit schrillem Krei-schen vorbei.

Jaina zog die linke Hand aus dem lebenden Handschuhund dr�ckte sich mit der Faust durch die Kontrollhaubehindurch die Tr�nen aus den Augen. W�hrenddessen be-schrieben die Finger ihrer rechten Hand Striche undKreise, und sie markierte das Ziel. Sie rammte die Linkewieder in den Handschuh, ballte sie zur Faust und schossPlasma auf den angreifenden Korallenskipper ab - einenAugenblick bevor dieser ebenfalls Plasma abfeuerte.

Jainas Geschoss traf das Yuuzhan-Vong-Schiff in demwinzigen Intervall, in dem der Schild f�r den Angriffaufgehoben wurde. Schwarze Korallenscherben brachenexplosionsartig aus dem Rumpf, und die Schnauze heiz-te sich zu einem Unheil verk�ndenden Rot auf, w�hrendgeschmolzener Stein dar�ber hinwegwogte. Im Sicht-fenster des Yuuzhan-Vong-Piloten bildeten sich Risse.

Abermals feuerte Jaina, und erneut stimmte das Ti-ming, das in zwei langen Jahren der �bung und viel zuvielen Missionen auf H�chstleistung trainiert war. Dieprojizierte Gravitation des Koralienskippers schlucktedas erste Geschoss; das zweite �berforderte den bereitsschwer angeschlagenen Rumpf. Das Schiff brach ausei-nander und entlie� sein Leben in die Leere des Raums.

�Ich kenne das Gef�hl�, murmelte Jaina.Eine kleine, kr�ftige Hand legte sich auf ihre Schulter.

Sie sp�rte Tenel Kas starke Gegenwart durch die Macht-pr�sent, aber durch und durch anders. Ein Augenblickverstrich, bis Jaina begriff, warum: Die Gef�hle ihrerh'rnundin, die f�r gew�hnlich geradlinig und unzwei-deutig erschienen, waren sorgsam verh�llt.

�Wir tun das Richtige f�r Jacen�, sagte Tenel Ka fest.�Weil sie nur einen von euch Zwillingen haben, k�nnen

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sie euch beiden nichts antun. Das haben wir bisher ver-mutet, aber jetzt haben wir den Beweis. Sie versuchennicht, dieses Schiff zu zerst�ren.�

�Ich bin jedenfalls nicht der Beweis�, murmelte Zekk,w�hrend er scharf zur Seite zog, um dem n�chsten Plas-mageschoss auszuweichen.

�Fakt�, sagte die Kriegerin freiheraus. �Zekk, du bistzwei Jahre lang Frachtschiffe geflogen — sicherlich nichtdas beste Training f�r diese Flucht.�

�Ja? Hier hast du noch einen Fakt: Bis jetzt habe ichverhindert, dass wir abgeschossen werden.�

�Und hier noch ein paar Fakten�, gab Tenel Ka zu-r�ck. �Jaina war im Renegaten-Geschwader. Sie hattebeim Geheimdienst der Neuen Republik Zugang zufeindlichen Schiffen. Sie hat mehr Luftk�mpfe �berlebtals jeder andere hier. Wenn wir hier rauskommen wol-len, musst du sie fliegen lassen.�

Zekk hatte den Protest schon auf der Zunge, aber eineweitere Sperrfeuerkanonade unterbrach ihn. In wildemZickzack wich er dem Feuer aus und brachte das Schiffin den Sturzflug. Die Wucht warf Tenel Ka in den Sitzhinter dem Piloten. Sie fl�sterte etwas in ihrer Mutter-sprache und m�hte sich mit den Haltegurten ab.Jaina stemmte die F��e gegen den unregelm��igenKorallenboden und wappnete sich gegen das m�rderi-sche Anwachsen der Gravitation. Sie erwartete, ihreKontrollhaube werde sich aufbl�hen wie die Backen ei-ner dagobahnischen Sumpfeidechse, doch die Haubeblieb bequem sitzen. Jaina merkte sich das f�r die Zu-kunft. In jedem Schiff der Neuen Republik w�re diesesMan�ver jedenfalls m�rderisch gewesen; offensichtlichwar die interne Gravitation eines Yuuzhan-Vong-Schif-fes wesentlich komplexer und anpassungsf�higer.

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Dennoch war es f�r einige Momente unm�glich zusprechen. Jaina ging in Gedanken rasch die Liste der�berlebenden durch, w�hrend sie �ber Tenel Kas Wortenachdachte. Neun Jedi hatten es geschafft, genau einermehr als die H�lfte des urspr�nglichen Kommando-teams. Tahiri war erst f�nfzehn und keine Pilotin. Siewar schwer verwundet und hatte seelische Blessurendavongetragen, und Tekli, die Chadra-Fan-Heilerin,k�mmerte sich intensiv um sie. Tesar, der einzige �ber-lebende der Barabels, bemannte die Schildstation amHeck. Lowbacca wurde woanders gebraucht; seit ihrerFlucht rannte er herum und flickte die Wunden des le-benden Schiffes. Wenn er bei seinen Bem�hungen schei-terte, redete er auf das Schiff ein oder drohte ihm mitWookiee-Schimpfw�rtern, bei denen Em Tede, der ver-schollene �bersetzungsdroide, seine M�he gehabt h�tte,mit eleganten Umschreibungen aufzuwarten.

Blieben also Tenel Ka, Alema Rar und Ganner Rhyso-de. Jaina schloss Tenel Ka aus. Yuuzhan-Vong-Schiffewurden nicht entwickelt, um von einarmigen Piloten ge-steuert zu werden. Alema konnte man vergessen. DieTwi'lek war emotional zu instabil - Jaina sp�rte, dassAlema sich am Rande einer blindw�tigen Rachsucht be-fand. Wenn man Alema ans Steuer lie�, musste man un-millelbar mit einem Selbstmordangriff auf den DovinBasal des Weltschiffs rechnen. Ganner war ein starkerJedi, ein beeindruckend aussehender Mann, der bei die-mn Mission die Rolle des �falschen� Anf�hrers gespielthatte - als Tarnung f�r Anakin, den eigentlichen. Gannerhatte seine Vorteile, aber auch seine F�higkeiten als Pi-lot reichten nicht aus, um sie hier herauszubringen.

Tenel Ka hatte Recht, folgerte Jaina. Anakin war ge-storben, um die Jedi vor den t�dlichen Voxyn zu retten.

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Er hatte die F�hrung beim letzten Teil der Mission Jacen�berlassen, doch jetzt war sie diejenige, die das Ganzezu Ende bringen musste. F�r die Jedi - zumindest f�r dieJedi auf diesem Schiff - trug nun sie die Verantwortung.

Eine leise Stimme dr�ngte sich in Jainas Bewusstsein,kaum h�rbar im Pfeifen des Sturzflugs und dem �chzenund St�hnen des misshandelten Schiffes. In einer dunk-len Ecke ihres Verstands kauerte eine kleine Gestalt, dievoller Qualen und Unentschlossenheit weinte. Jainaschlug die T�r zu und brachte ihr gebrochenes Herz zumSchweigen.

�Ganner soll hier meinen Posten �bernehmen�, sagtesie, sobald sie wieder sprechen konnte.

Tenel Ka verzog das Gesicht kurz vor Sorge, aber siel�ste sich aus den Haltegurten und erhob sich. Wenigsp�ter erschien sie mit dem �lteren Jedi.

�Jemand muss meinen Posten am Gesch�tz �berneh-men�, erkl�rte Jaina. Sie erhob sich, ohne Handschuheoder Haube abzulegen. �Wir haben keine Zeit f�r einegro�e Einf�hrung. Am besten arbeitest du mit mir, bis dudie Sache im Griff hast. Der Sitz ist gro� genug f�r unsbeide.�

Nach kurzem Z�gern lie� sich Ganner in dem Stuhlnieder. Jaina setzte sich bei ihm auf den Scho�.

Er kicherte und schob die H�nde an ihren H�ften vor-bei nach vorn. �Daran k�nnte ich mich gew�hnen.��Der Gedanke k�nnte hilfreich sein�, sagte Jaina. Siehatte schon das n�chste Schiff gesichtet. �Dann bleibendeine H�nde in Bewegung.�

Ver�rgerung wallte von Zekk her�ber, doch Jainanahm Ganners Flirt als das, was er war. Ganner war gro�,dunkel und so unglaublich attraktiv, dass er Jaina an diealten Holovids von Prinz Isolder erinnerte. Die Narbe auf

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seiner Wange verst�rkte diesen Eindruck nur. WennGanner seinen Charme zuschaltete, stieg sein Phero-mon-Level vermutlich auf den eines Falleens, aber Jainawusste sich vor so etwas zu sch�tzen.

�Schieb deine H�nde in die Handschuhe und lass dei-ne Finger auf meinen liegen�, forderte sie ihn auf.

W�hrend Ganner ihrer Anweisung folgte, stellte Jainaeine Verbindung durch die Macht zu ihm her. Ihr fehltezwar Jacens Empathie, aber sie konnte mithilfe ihresMachtpotenzials Bilder an Ganner �bermitteln.

Beim Zielen und Feuern formte sie also mentale Bil-der von dem, was sie sah - das Gefecht, wie es sichdurch das ausgedehnte Sichtfeld der Kontrollhaube dar-stellte, die verschwommenen konzentrischen Kreise,die als Zielger�t dienten. Durch die Macht f�hlte sie diebrennende Intensit�t von Ganners Konzentration, sp�rteeinen Verstand und einen Willen, die beide so zielge-richtet waren wie ein Laser. Bald schon bewegten sichseine Finger mit ihren in einem pr�zisen Duett. Als sieglaubte, er sei bereit, zog sie ihre H�nde zur�ck, nahmdie Haube ab und glitt von seinem Scho�. Sie st�lpte dieHaube �ber Ganners Kopf.

Der Jedi zuckte zusammen, als sich die direkte Verbin-dung mit dem Schiff herstellte. Mit erstaunlicher Ge-schwindigkeit gew�hnte er sich daran und feuerte Plas-ma auf eine heranfliegende feindliche Kugel. Die beidenGeschosse kollidierten im Raum wie ein Feuerwerk.

Ganners triumphierendes Frohlocken wurde vomSt�hnen und Beben des Schiffes verschluckt. MehrerePlasmaspritzer hatten die Fregatte getroffen, trotz derSchildanomalie und Zekks Ausweichman�vern.

�Tenel Ka hat Recht�, sagte Jaina. ��berlass mir dasSchiff, Zekk.�

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Der Pilot sch�ttelte den Kopf mit der Haube undbrachte das Schiff in den Steigflug. �Vergiss es. Du bistnicht in der richtigen Verfassung.�

Sie stemmte die F�uste in die H�ften. �Ja? Alle anBord k�nnten einen Tag in einem Bacta-Tank gebrau-chen, dich eingeschlossen.�

�Das habe ich nicht gemeint. Man kann von nieman-dem verlangen zu fliegen nach dem Verlust von ... nachdem, was dort unten passiert ist�, beendete er den Satz.

Schmerz und Verlust lasteten auf dem Schweigen, daszwischen ihnen hing, und dazu die harten, noch allzulebendigen Erinnerungsbilder.

Dann erhaschte Jaina einen Blick auf das, was Zekkam meisten beunruhigte - das Bild einer kleinen aufge-l�sten Frau in einem zerrissenen Overall, die einen Blitzgegen einen Yuuzhan-Vong-Krieger schleuderte. DerMoment war vergangen, ehe Jaina in dem zornigen, ra-chedurstigen Gesicht ihr eigenes erkannt hatte.

Pl�tzlich wusste sie, woher die Sorge ihres altenFreundes tats�chlich r�hrte. Zekk, der an der Schatten-akademie zun�chst die dunkle Seite kennen gelernt hat-te, war in dieser Hinsicht nicht weniger wachsam als Ja-cen. Dass sich Zekk auf dem Pilotensitz niedergelassenhatte, hing weder mit ihrem Verlust noch ihrem Bewusst-seinszustand zusammen. Er vertraute ihr einfach nicht.

Jaina st�hlte sich gegen den Schmerz, den dieser neueVerrat verursachte, doch der stellte sich nicht ein. Viel-leicht war sie durch den Verlust von Jacen �ber jedenSchmerz hinaus.Sie rief sich ein Bild des Blitzes vor Augen, den sie soinstinktiv ausgel�st hatte. Sie f�llte das Bild mit solcherKraft, dass die Luft fast zu summen begann und der me-tallische Geruch eines Gewitters beinahe wahrzuneh-

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men war. Dieses Bild projizierte sie ihrem alten Freundin den Kopf.

�Raus aus dem Sitz, Zekk�, sagte sie k�hl und kontrol-liert.

Er z�gerte einen Moment, dann riss er sich die Haubeherunter und stand auf. Er sah sie an, und seine gr�nenAugen spiegelten Sorge und Angst, woraufhin Jaina dieMacht-Verbindung zwischen ihnen beendete. Sie kann-te diesen Ausdruck - bei ihrer Mutter hatte sie ihn oftw�hrend der schrecklichen Monate gesehen, die aufChewbaccas Tod gefolgt waren, als ihr Vater sich in Trau-er und Schuldgef�hlen verloren hatte.

Daf�r war nun keine Zeit.Jaina glitt in den Pilotensitz und �berlie� sich der Ver-

bindung mit dem Schiff. Ihre Finger bewegten sich si-cher und geschickt �ber die organische Konsole und be-st�tigten die Sensorimpulse, die sie �ber die Haube er-hielt. Ja, das war der Hyperantrieb - oder das, was damitvergleichbar war. Hier der vordere Schild. Das Navigati-unszentrum blieb ihr ein R�tsel, doch w�hrend der Ge-rangenschaft hatte Lowbacca mit einem der Nervenzen-tren des Weltschiffs ein wenig herumgespielt. Der jungeWookiee lie� sich gern auf Herausforderungen ein, dieiIiih l Inm�gliche verlangten.

Pl�tzlich riss ein Warnsensor Jaina aus den Gedanken.Ein Chorus wortloser Stimmen ert�nte �berall auf demSchiff.

Die Details �ber ihre Situation umsp�lten sie wie eineWoge. Mehrere Plasmageschosse flogen auf sie zu, aufdie Unterseite des Schiffes - die bisher das bevorzugteZiel dargestellt hatte. Korallenskipper hatten sich vorund hinte ihnen postiert, andere n�herten sich von un-ten von den Seiten. Ein weiteres Schiff hielt auf sie zu,

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war noch ein gutes St�ck entfernt, preschte jedochschnell heran.

Gleichg�ltig, was sie tun w�rde, sie konnte demSperrfeuer nicht ausweichen.

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3Jaina hielt den Kurs und flog direkt auf die herannahen-den Plasmageschosse zu. Im letztm�glichen Moment zogsie das Schiff in einen Spiralflug. Die Plasmaflut zischtean dem wirbelnden Schiff vorbei und richtete keinennennenswerten Schaden an. Als das Kreischen, mit demdas Plasma �ber die lebende Koralle kratzte, nachlie�,brachte sie das Schiff aus der Spirale und hielt direkt aufein herankommendes Skip zu.

�Lowbacca, hierher�, rief sie. �Ganner, mach mir denWeg frei.�

Der Jedi-Sch�tze schleuderte Plasma auf den Koral-lenskipper, der ihnen im Weg war. Als der Dovin Basaldas Geschoss absorbierte, feuerte Ganner erneut. Sein Ti-ming war perfekt, und das Skip l�ste sich in einer kur-zen grellen Explosion auf.Rasch lenkte Jaina ihren Dovin Basal auf den vorderenSchild um und wich instinktiv zur�ck, als die Korallen-tr�mmer gegen den Rumpf krachten. �ber die Schulterblickte sie zu Zekk zur�ck.

�Zekk, hast du eigentlich viel Dejarik gespielt?��Was habe ich gespielt?��Habe ich mir schon gedacht�, murmelte sie. W�hrend

sich Zekk darauf konzentriert hatte, jeweils den unmit-telbaren Angriff abzuwehren, hatte die von einem Yam-mosk koordinierte Flotte mehrere Z�ge im Voraus ge-plant und das gestohlene Schiff in eine sorgf�ltig aufge-stellte Falle man�vriert. Dejarik oder andere Strategie-Spiele hatte sie nie besonders gern gemocht, obwohl

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Chewbacca gro�en Wert darauf gelegt hatte, sie ihr beizu-bringen. Zum ersten Mal begriff sie nun den Grund daf�r.

Lowbacca trat zu ihr und heulte eine Frage.��bernimm die Navigation�, sagte Jaina und deutete

mit dem Kopf auf eine abgerundete, hirn�hnliche Kon-sole. �Hyperraumsprung. Ziel: gleichg�ltig, nur nichtMyrkr. Kannst du die Koordination eingeben?�

Der Wookiee setzte sich, betrachtete den biologischen�Computer� und kratzte sich an der Schl�fe genau an

der Stelle, wo sich ein schwarzer Streifen durch sein rot-braunes Fell zog.

�Je schneller, desto besser�, meinte Ganner.Lowbacca knurrte eine Beleidigung auf Wookiee und

zog sich die Kontrollhaube �ber den Kopf. Nach einemMoment fuhr er eine seiner Kletterkrallen aus undschlitzte vorsichtig die d�nne obere Membran durch.Mit erstaunlichem Fingerspitzengef�hl ber�hrte er Ner-vencluster und sortierte schlanke, lebendige Fasern, wo-bei er mit jeder neuen Erkenntnis zufrieden grunzte.

Schlie�lich wandte er sich Jaina zu und knurrte eineFrage.

�Setz den Kurs nach Coruscant.��Warum Coruscant?�, protestierte Alema Rar. Ihre

Kopftentakel, die mit blauen Flecken gesprenkelt warenund praktisch nur noch von Bacta-Pflastern zusammen-gehalten wurden, zuckten vor Aufregung. �Wir werdenvon den Schiffen der Republik abgeschossen, ehe wirdie Atmosph�re des Planeten erreichen, falls wir nichtvorher der Friedensbrigade in die H�nde fallen!�

�Die Friedensbrigade besteht aus Kollaborateuren.Die haben keinen Grund, dieses Schiff anzugreifen�,konterte Ganner. �Auf der anderen Seite hat die Repub-lik keinen Grund, darauf zu verzichten.�

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Tenel Ka sch�ttelte den Kopf heftig und lie� ihre zer-zausten rotgoldenen Z�pfe schwingen. �Manchmal istein lebendiger Feind so viel wert wie hundert tote. Einkleines Schiff wie dieses stellt keine Bedrohung dar. DiePatrouille wird uns zur Landung zwingen, in der Hoff-nung, ein lebendiges Schiff in die H�nde zu bekommen,und man wird neugierig sein, welcher Grund ihnen dieBesatzung in die Arme getrieben hat.�

�Genau das habe ich mir auch �berlegt�, stimmte Jai-na zu. �Also, das Renegaten-Geschwader hat eine Basisauf Coruscant, und in der Flugkontrolle sitzen Leute, diealle Tricks und Eigenheiten der einzelnen Piloten ken-nen. Wenn ich mit diesem Felsen ein paar eindeutige Ma-n�ver durchf�hre, haben wir eine gute Chance, dass manmich tats�chlich erkennt. Wie sieht es aus, Lowbacca?�

Der Wookiee nahm geschickt eine Reihe von Einstel-lungen vor, dann signalisierte er Bereitschaft, indem erdie massigen Pranken jeweils auf eine Seite der Konsolelegte und resigniert st�hnte.

Jaina aktivierte den Hyperantrieb des Schiffes. DieWucht des Sprungs dr�ckte sie in den �bergro�en Sitzund zerrte an den Versorgungsschn�ren, die Haube undHandschuhe mit dem Schiff verbanden. Plasmablitzedehnten sich aus wie ein goldener Sonnenaufgang imDunst; Sterne streckten sich zu langen Linien.

Dann breitete sich um die Jedi Stille und Dunkelheitaus, und ein Gef�hl des Schwebens ersetzte den intensi-ven Druck der Subraumbeschleunigung. Jaina nahm dieHaube ab und lie� sich in ihren Sitz zur�ckfallen. W�h-rend der Adrenalinsto� langsam nachlie�, sp�rte sie,wie die Trauer sich wieder einstellte.

Sie verdr�ngte die Emotionen und konzentrierte sichauf ihre Begleiter. Das nerv�se Zucken von Alema Rars

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Kopftentakeln verlangsamte sich zu dem subtilenSchl�ngeln, das f�r weibliche Twi'leks so typisch war.Tenel Ka sch�ttelte ihre Haltegurte ab und begann, imSchiff hin- und herzuschreiten - bei den meisten Leutenw�re dies ein Zeichen f�r Rastlosigkeit gewesen, dochdie Dathomiri f�hlte sich am wohlsten, wenn sie in Be-wegung war. Der Wookiee studierte weiter das Navihirn.Ganner nahm die Kontrollhaube ab, erhob sich undstrich sorgf�ltig sein schwarzes Haar glatt. Er ging zumhinteren Teil des Schiffs, vermutlich, weil er nach Tahi-ri sehen wollte.

Jaina wollte nicht �ber Tahiri nachdenken, wollte sichdie Totenwache des M�dchens nicht vorstellen.

Sie verdr�ngte das grimmige Bild, das diese Gedankenhervorriefen. Als Zekk sich dem Pilotensitz n�herte,schenkte sie ihm ein dankbares L�cheln. Warum auchnicht? Er war ihr �ltester Freund und eine Ablenkungzur rechten Zeit - und mit ihm konnte man wesentlichleichter umgehen als mit den meisten anderen Ablen-kungen, die sich ihr in diesen Zeiten boten.

Dann leuchteten seine gr�nen Augen in einer Weiseauf, dass sich Jaina �berlegte, ob diese letzte Feststellungtats�chlich zutraf.

�Eine Weile dachte ich schon, wir w�rden nie nachHause kommen�, meinte Zekk. Er lie� sich auf dem Platznieder, den Ganner gerade ger�umt hatte, blinzelte Jainaan und grinste halbherzig. �Ich h�tte es besser wissensollen.�

Sie nickte und akzeptierte seine zur�ckhaltende Ent-schuldigung, die allerdings sehr z�gerlich ausfiel. Ihr al-ter Freund versuchte, seine Gef�hle abzuschotten, dochseine Zweifel und Sorgen drangen durch.

�Bringen wir die Sache lieber jetzt hinter uns, damit

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wir nicht in der n�chsten Krise wieder wie eine Diskus-sionsgruppe dastehen. Du wolltest nicht, dass ich dasSchiff fliege, weil du mir nicht vertraust�, sagte sie.

Zekk starrte sie einen Moment lang an. Dann stie� ereinen langen Pfiff aus und sch�ttelte den Kopf. �Ganzdie alte Jaina - so feinsinnig wie eine Thermogranate.�

�Wenn du wirklich glauben w�rdest, ich h�tte michnicht ge�ndert, dann w�rden wir dieses Gespr�ch nichtf�hren.�

�Lassen wir es also. Ist sowieso nicht der richtige Au-genblick.�

�Du hast Recht�, gab sie zur�ck. �Wir h�tten dasschon vor einigen Tagen austragen sollen — alle zusam-men. Vielleicht w�ren wir dann dort unten nicht ausei-nander gefallen.�

�Was meinst du damit?�; fragte er vorsichtig.�Ach, komm schon. Du warst dabei. Du hast geh�rt,

wie sich Jacen st�ndig unn�tige Sorgen �ber AnakinsMotive und Methoden gemacht hat und seine Entschei-dungen bei jedem Schritt in Frage gestellt hat. Du hastgesehen, was passiert, wenn sich Jedi nicht mehr auf daskonzentrieren, was sie tun, sondern �ber das Wie undWarum streiten.�

�ber ihr Gesicht huschte ein schwaches, wenig am�-siertes L�cheln. �Es ist wie die alte Geschichte mit demTausendf��er, der nie Schwierigkeiten beim Laufen hat-te, bis ihn jemand fragte, wie er eigentlich die vielen Bei-ne koordiniert. Nachdem er einmal damit angefangenhatte, dar�ber nachzudenken, konnte er �berhaupt nichtmehr laufen. H�chstwahrscheinlich ist er als Abendes-sen einer Falkenfledermaus geendet.�

�Jaina, du kannst Jacen nicht die Schuld an dem ge-ben, was Anakin passiert ist!�

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�Das will ich auch gar nicht�, sagte sie rasch. Undweil es Zekk war, mit dem sie sprach, f�gte sie hinzu:�Jedenfalls nicht die ganze.�

�Und dir selbst kannst du nicht die Schuld geben f�rdas, was mit Jacen geschehen ist.�

Sie war noch l�ngst nicht bereit, das einzur�umen,und sie hatte keine Lust, dar�ber zu diskutieren.

�Ich habe mich bis zu einem bestimmten Punkt vorge-arbeitet�, erwiderte sie. �Jacen war von seiner nebul�-sen Vision seines Jedi-Ideals abgelenkt. Und du warstvon der Furcht abgelenkt, welche die beiden dunklenJedi in dir freigesetzt haben.�

�Aus gutem Grund. Sie sind einfach weggeflogen undhaben uns sitzen lassen. Sie haben Lowbacca verwundetund Raynar entf�hrt. Nach allem, was wir wissen, habensie ihn get�tet.�

�Daf�r werden sie sich verantworten m�ssen. Kannich jetzt weitererz�hlen?�

Ein Mundwinkel zuckte bei Zekk nach oben. �Ichhabe mich schon gefragt, wann du darauf zu sprechenkommst.�

Dieser trockene Kommentar war so vertraut, so nor-mal. F�r einen fl�chtigen Moment erinnerte sich Jainadaran, wer sie noch vor ein paar Jahren gewesen waren -ein furchtloser Junge, der Schreckliches �berlebt hatte,und ein M�dchen, das stets voller Vorfreude auf dasn�chste Abenteuer zusteuerte.

Zwei weitere Opfer der Yuuzhan Vong.�Es ist so�, sagte sie leise. �W�hrend der letzten zwei

Jahre habe ich mir st�ndig Anakins und Jacens Debatte�ber die Rolle der Jedi und unsere Beziehung zur Machtangeh�rt. Und wohin hat das am Ende gef�hrt?�

Zekk beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf die

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Schulter. Sie sch�ttelte sie ab, ehe er leere Phrasen vonsich geben konnte, um sie zu tr�sten, ehe er die abgedro-schenen Argumente wiederholte, die sie zu oft in denAuseinandersetzungen zwischen Kyp Durron und ih-rem Onkel Luke geh�rt hatte.

�Anakin war langsam dahinter gekommen�, fuhr siefort. �Ich habe es bei ihm nach Yavin 4 gesp�rt. Er hatteetwas gelernt, das dem Rest von uns fehlte, etwas, dasden Unterschied h�tte ausmachen k�nnen, wenn er nurZeit gehabt h�tte, es vollst�ndig zu begreifen. Wenn es soetwas wie ein vorbestimmtes Schicksal gibt, glaube ich,w�re Anakin diesen Weg gegangen. Er war immer an-ders. Auf besondere Weise.�

�Nat�rlich. Er war dein Bruder.��Er ist ...� Sie unterbrach sich abrupt, sch�ttelte die

Trauer ab, die sie wie ein Stich durchfuhr, und nahm dienotwendige Korrektur vor. �Er war mehr als das.�

F�r die n�chsten Worte nahm sich Jaina Zeit, siegr�ndlich zu �berlegen. Von Natur aus war sie nicht ge-rade introvertiert; dies jedoch brannte ihr schon seitAnakins Heldentaten auf Yavin 4 auf der Seele, undnoch immer konnte sie es nicht recht fassen.

�Mit Anakins Tod habe ich einen Bruder verloren,doch die Jedi haben etwas verloren, was ich �berhauptnicht zu beschreiben vermag. Meine Gef�hle sagen mir,dass es etwas Wichtiges darstellte, etwas, das wir vorlanger Zeit verloren haben.�

Eine Weile lang schwieg Zekk. Schlie�lich sagte er:�Vielleicht. Aber wir haben die Macht, und wir habeneinander.�

Einfache Worte, doch mit dieser pers�nlichen Notewurden sie wie ein Geschenk dargeboten, das Jaina nuranzunehmen brauchte.

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�Einander�, wiederholte sie leise. �Doch f�r wie lan-ge, Zekk? Wenn die Jedi weiterhin solche >Erfolge< feiernwie diese letzte Mission, wird bald niemand mehr vonuns �brig sein.�

Er nickte und akzeptierte ihre Ausflucht, als habe ersie erwartet. �Wenigstens geht es jetzt erst einmal nachHause.�

Abermals brachte sie ein schwaches L�cheln zustan-de, und im Stillen bemerkte sie einen weiteren Unter-schied zwischen der Wahrnehmung ihres Freundes undihrer eigenen. Zekk war auf Ennta geboren und mit achtJahren nach Coruscant gebracht worden. Dort hatte ersich in den rauen unteren Ebenen des Stadtplanetendurchschlagen m�ssen. Jainas Eltern hatten w�hrenddes gr��ten Teils ihres Lebens in den prestigetr�chtigs-ten T�rmen der Stadt gewohnt, doch sie selbst hatte er-staunlich wenig Zeit ihrer bisherigen achtzehn Jahre aufCoruscant verbracht.

F�r Jaina war Coruscant nicht ihr Zuhause. Es stelltelediglich den logischen n�chsten Zug auf dem Dejarik-Brett dar.

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4In der Enge seines XJX-Fl�glers streckte Kyp Durron sei-ne schlaksige Gestalt aus, so gut er konnte. Er lehnte sichin die Kuhle zur�ck, die er w�hrend der vergangenenzwei Jahre und im Verlauf von mehr Gefechten, als ersich erinnern konnte, in den Sitz gedr�ckt hatte.

�Wie viele sind es gewesen?�, fragte er sich laut.Ein Licht auf der Konsole blinkte und signalisierte

Kommunikation von Null-Eins, dem verbeulten Q9-Droiden, den Kyp k�rzlich billig aus dem Nachlass einesMon-Calamari-Philosophen erstanden hatte.

IST DIES EINE BITTE UM KONKRETE DATEN ODERLEDIGLICH EINE RHETORISCHE FRAGE?

Kyp strich sich das dunkle Haar zur�ck. �Gro�artig.Jetzt stellen schon Droiden meine Motive in Frage.�

NICHT IM MINDESTEN. IM ALLGEMEINEN IST EINPHILOSOPHISCHER DISPUT DEUTLICH UNTER-SCHEIDBAR VON EINEM RUF ZUM KAMPF.

�Ist mir auch schon aufgefallen�, sagte Kyp trocken.UM ZUKÄNFTIGE MISSVERSTÅNDNISSE ZU VER-

MEIDEN, SOLLTEN SIE DIREKTE BEFEHLE VIEL-LEICHT IM IMPERATIV SINGULAR ERTEILEN, ZUMBEISPIEL NACH DEM MUSTER: ÇGIB DIE KOORDINA-TION FÄR DAS ABREGADO-SYSTEM EINÉ ODERÇLENKE ENERGIE AUF DIE HINTEREN SCHILDEÉ.

�Wie w�re es mit: >Melde dich beim Wartungsdienstf�r eine Pers�nlichkeitsveredelung<?�, sagte Kyp.

Ein Augenblick verstrich. IST DAS EIN BEFEHLODER EINE BELEIDIGUNG?

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�Was besser funktioniert.�Kyp �berlie� es Null-Eins, dar�ber nachzudenken,

und wandte seine Aufmerksamkeit der Aufgabe zu, dievor ihm lag. Er nahm die Position an der Spitze ein. Zubeiden Seiten seines X-Fl�glers flogen jeweils sechs ta-dellose XJ-J�ger. Das war Kyps Dutzend, die neueste For-mation einer Gemeinschaft von Helden oder Renegatenoder Schurken, je nachdem, wen man fragte.

Kyp checkte ihre Position auf dem Navigationsschirm.�Spielst du immer noch den Philosophen, Null-Eins?�

ICH VERSTEHE LEIDER NICHT DIE TIEFERE SE-MANTISCHE BEDEUTUNG IHRER FRAGE.

�Man k�nnte es als einen >Hinweis< bezeichnen. H�rauf, dein ... zentrales Interface-Terminal anzustarrenund k�mmere dich um die Astronavigation. Wir solltenin K�rze unsere Hyperraumkoordinaten erreichen.�WAS MIR DURCHAUS BEWUSST IST. ES IST MÑG-LICH, GLEICHZEITIG ZU DENKEN UND ZU HAN-DELN, erwiderte der Droide.

�Offensichtlich warst du in letzter Zeit bei keiner derJedi-Versammlungen�, meinte Kyp.

SIE SIND DER EINZIGE JEDI, MIT DEM ICH KOM-MUNIZIERE. UNGLÄCKLICHERWEISE WURDE ICHNICHT PROGRAMMIERT, DANKBARKEIT ZU EMP-FINDEN.

Kyp grinste schwach . � War das eine unlogische Folge -rung oder eine Beleidigung?�

WAS BESSER FUNKTIONIERT.�Nicht einmal die Vong beschimpfen mich so h�ufig�,

beschwerte sich Kyp und schaltete sein Kom auf den ab-gesprochenen offenen Kanal.

�Es dauert nicht mehr lange, Dutzend. Unsere prim�-re Mission besteht darin, das Schiff zu besch�tzen, auf

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dem sich die Jedi-Wissenschaftler befinden. Wir fliegenin Vierergruppen. Jeder Leutnant benennt jeweils dieZiele. Nachdem wir in den Raum von Coruscant einge-treten sind, nehme ich eine Lageeinsch�tzung vor undpasse unsere Strategie entsprechend an.�

�Kaum zu glauben, dass Skywalkers Jedi schlie�lichdoch noch ihren Arsch hochgekriegt haben�, merkte IanRim an, Kyps neuester Leutnant.

�Vergiss nicht Anakin Solo�, warf Veema ein, einedralle, h�bsche Frau, die sich der f�nften Lebensdekaden�herte. Kyp mochte sie ... zumindest so weit er sich ge-stattete, pers�nliche Gef�hle f�r seine Piloten zu hegen.Ihre Art, sich zu am�sieren, war in bestimmten Kreisenlegend�r, und ihr herzliches, offenes L�cheln hatte ver-mutlich mehr Pr�geleien herausgefordert als ein schlechtgelaunter Gamorreaner. Jeder, der Veema �ber den Weglief, stellte jedoch bald fest, dass sie Gr�bchen aus Dura-beton hatte und l�nger schmollen konnte als ein H�tt.

�Von Anakin habe ich als Letztes geh�rt, er sei alleinund gegen den Befehl von Skywalker und Borsk Fey'lyains Yavin-System aufgebrochen�, fuhr Veema fort. Siegab einen Laut von sich, der halb ein Seufzen und halbein Schnurren war. �Er ist jung, sieht gut aus, ist verwe-gen und vielleicht ein bisschen dumm - ganz die ArtMann, die ich mag! K�nntest du mich ihm nicht vorstel-len, Kyp?�

�Warum sollte ich? Ich habe nichts gegen den Jungen.��Er ist nicht der Einzige, der handelt�, meinte Octa

Ramis, die einzige andere Jedi in Kyps Gruppe. Die erns-te Frau, deren kompakte Gestalt ihre Herkunft von einerWelt mit hoher Schwerkraft verriet, hatte in letzter Zeiteine zunehmend militantere Position eingenommen. Siewar die erste Jedi, die sich bei Kyp einreihte — wenn man

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einmal von Jaina Solos vor�bergehender und mithilfeder Macht angesto�ener Zusammenarbeit bei Sernpidalabsah.

�Ich habe von ein paar hitzk�pfigen Jedi geh�rt, diegegen die Friedensbrigade die Initiative ergriffen ha-ben�, erkl�rte Ian Rim.

�Und wennschon�, erwiderte Octa knurrend. �Weninteressiert, was mit dieser feigen Sith-Brut passiert?Jedi gegen Jedi - daran habe ich nichts auszusetzen!�

�Andere jedoch schon�, wandte Kyp seufzend ein.�Ich kenne die drei, die Ian meint. Vielleicht sollte ichversuchen, sie f�r uns an Land zu ziehen.�

Er schaltete das Kom ab und wandte sich an seinenAstromech-Droiden. �Was w�rdest du mir raten, Null-Eins, Stimme der Vernunft?�ICH WURDE NICHT DARAUF PROGRAMMIERT,IRONIE ZU VERSTEHEN.

�Macht mir die Vong fertig�, murmelte Kyp, w�hrender sich wieder zu seinem Geschwader schaltete.

�Erz�hlt mir was, Dutzend.��Ich setzte zwei Credits auf Veema, dass sie die meis-

ten Absch�sse schafft�, begann Ian Rim. �Niemandmacht die M�nner jeder beliebigen Spezies so fertig wiesie!�

Die Frau lachte schallend, doch Kyp h�rte Anspan-nung heraus. �Ihr solltet besser schon mal einkalkulie-ren, mir mit eurem Gewinn einen Drink zu spendieren.�

�Du bist dabei. Will sonst noch jemand einsteigen?�Das Gerede ging an Kyp vorbei wie Hintergrundrau-

schen, w�hrend er sich in die Macht versenkte und sei-nen Instinkten und Gef�hlen vertraute, die ihn durchdas kommende Gefecht f�hren sollten wie schon durchso viele andere.

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�Du bist so still, Kyp�, sagte eine k�rperlose Stimme.�Nur �u�erlich.�Er sprach, ohne nachzudenken. Sein Kommentar rief

einen Augenblick Schweigen hervor, dann ein bisschenunsicheres Lachen. Keiner der Piloten hatte es je mit ei-genen Augen gesehen, wenn Kyps dunklere Seite entfes-selt wurde, aber alle kannten die Geschichten. Niemandwagte dar�ber zu sprechen, was er fr�her gewesen warund getan hatte.

Dennoch war es stets gegenw�rtig.�F�nf Credits auf Veema�, meinte Kyp gelassen. �Und

wenn du Veemas Absch�sse um mehr als drei �bertriffst,gebe ich Null-Eins als Bonus dazu.�

�Ich bleibe bei zwei�, sagte Octa ernst.Das wiederum rief aufrichtiges Lachen hervor - zum

Teil, weil Octas Antwort die pl�tzliche Anspannung ge-brochen hatte, und zum Teil, weil jeder Pilot im Ge-schwader wusste, dass sie unfreiwillig komisch war. DieQ9-Einheit gab ein entr�stetes Piepen von sich.

Die meisten Kommandanten, die Kyp kannte, wollten,dass ihre Piloten ruhig und konzentriert in den Kampfzogen. Kyp unterst�tzte die Ausgelassenheit. So war derKopf besch�ftigt, und Emotionen durften an die Oberfl�-che gelangen. Er kannte keinen Piloten — keinen leben-den jedenfalls -, der sich durch das Gefecht gegr�belthatte. Geschwindigkeit und Grimmigkeit beim KampfSchiff gegen Schiff waren eine Frage von Instinkt, Reflexund Gl�ck. Niemand w�rde Han Solo je mit einem Phi-losophen verwechseln, und er war l�nger im Raum un-terwegs als jeder andere, den Kyp kannte.

Wenn man die Sache richtig betrachtete, wor�ber soll-te man schon nachdenken? Die Yuuzhan Vong musstenaufgehalten werden: So einfach war es. Nachdem der

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Kampf des heutigen Tages ausgefochten w�re, solltendie alten Leute doch dar�ber debattieren, wie es derFeind geschafft hatte, Coruscant zu erobern. Kyp w�rel�ngst unterwegs in die n�chste Schlacht.

Er blickte zum Navigationsschirm hin�ber und gabden Befehl, auf Lichtgeschwindigkeit zu gehen. Nachdem Sprung beruhigte er sich in der Stille und Dunkel-heit. Mit einer Disziplin, die teilweise aus der Macht undteilweise aus seiner langen Erfahrung als Pilot herr�hrte,zwang er sich, ein wenig zu schlafen, solange er konnte.

Er wachte abrupt auf, als die Sensoren das bevorste-hende Verlassen des Hyperraums ank�ndigten. Sterneflammten auf, und alle Lichter seines Instrumenten-bretts erwachten zum Leben.

Der Jedi betrachtete die gro�e Anzahl der blinkendenZeichen auf dem Display, von denen jedes ein feindli-ches Skip darstellte. �M�chtest du mir etwas sagen,Null-Eins?�

MEINE AUF ERFAHRUNG BERUHENDEN DATENZEIGEN MIR, DASS SIE KEINEN GROSSEN WERT AUFEINE SUBTILE VORGEHENSWEISE LEGEN.

Wenn der Droide hier falsch lag, dann nur, weil es sichbei diesem Kommentar um eine Untertreibung handelte.Voller Best�rzung erkannte Kyp, dass er seine Pilotenmitten ins Gew�hl gef�hrt hatte.

Der Himmel �ber Coruscant flackerte und brannte.Schiffe jeder Gr��e und Bauart flohen von der zum Un-tergang verdammten Welt. Eine riesige Yuuzhan-Vong-Flotte erwartete sie. Einigen Schiffen gelang die Fluchteher aufgrund des allgemeinen Chaos als durch koordi-nierte Verteidigung. Von dem Jedi-Geschwader war kei-ne Spur zu sehen.

Das Dutzend schwenkte ein und behielt dabei die

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Keilformation bei. Allein in der Kom-Stille dr�ckte sichdie allgemeine Best�rzung aus.

Einer aus dem Dutzend, ein fr�her XJ-Prototyp in her-vorragendem technischen Zustand, verlie� die Formati-on und blieb zur�ck wie ein Tr�dler.

Kyp runzelte die Stirn: �F�nf, bitte melden.�Das Schiff reihte sich sofort wieder ein. �F�nf, hier.�Die Stimme klang l�cherlich jung - ein bubenhaftes

Grollen, dem der richtige Bariton noch fehlte. Der Pilot,Chem, war der Sohn eines wohlhabenden Diplomaten,eines Sammlers, der ein kleines Lagerhaus voller glit-zernder und nie geflogener Schiffe besa�. An seinemvierzehnten Geburtstag hatte Chem das Lieblingsschiffseiner Mutter gestohlen und sich auf die Suche nachKyps Dutzend gemacht. Er hatte nicht um Aufnahme ge-beten, sondern war dem Geschwader einfach von einerMission zur anderen gefolgt. Nach mehreren Standard-monaten und dem Verlust unz�hliger Piloten hatte KypChem in die Staffel aufgenommen. Seitdem hatte derJunge sieben Vong-Korallenskipper vaporisiert und seinErbe mit so albernen Dingen wie neuen XJs, Aufschlag-geschossen und Treibstoff verschwendet.

�Konzentrier dich, F�nf. W�re mir gar nicht recht,wenn unser bestes St�ck einen Kratzer bek�me�, mahn-te Kyp sanft.

�Geht mir genauso, Sir. Denn in dem Fall w�rde ichlieber dem Kriegsmeister pers�nlich gegen�bertreten alsder rechtm��igen Eigent�merin dieses Schiffes.�

�Best�tige das�, mischte sich Ian Rim ein. �Ich habeChems Mutter mal Gesellschaft geleistet. Und da denktman immer, die Vong w�ren hinterh�ltig und h�sslich.�

�Sie spricht immer in lobenden T�nen von dir�, gabChem direkt zur�ck. �Zumindest von deinen Fliegerfer-

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tigkeiten. Sie meint, wenn du noch ein bisschen �bst,wirst du der beste Nerf-Hirte auf Corellia.�

Kyp kicherte bei der Vorstellung, wie das Fliegerassmit einem schwerf�lligen H�teschlitten dahinkroch -ein Bild, das Nerf-Hirte zu einer fiesen Beleidigungmachte. Der kurze Wortwechsel l�ste die Anspannungein wenig, die Kyp bei seinen Piloten sp�rte. Bei allenau�er einem. In seinem j�ngsten Piloten hielt sich einstarkes Unbehagen.

Er schaltete auf einen privaten Kanal. �Probleme,F�nf?�

Es folgte ein Moment des Schweigens. �Die Lichter ge-hen aus, Sir. Die Lichter von Coruscant.�

Der Jedi nickte voller Verst�ndnis. Tief unter ihnenverschwand der ewige, niemals schlafende Stadt-Planetin Dunkelheit und sah der ersten wirklichen Nacht seitundenklichen Zeiten entgegen. Landeschiffe derYuuzhan Vong, gro� wie Berge, verdeckten gro�e Teileder Stadt, w�hrend sie die Oberfl�che ansteuerten, umdort das Gemetzel fortzusetzen. Die Yuuzhan-Vong-Ka-nonenboote spuckten geschmolzenes Gestein, das hei�genug war, um die glitzernden T�rme in dunkle Schla-ckehaufen zu verwandeln. Feindliche Transportschiffespien Korallenskipper aus. Die felsartigen Schiffe wir-belten in einem t�dlichen Tanz umher, ein Meteoriten-schwarm, dessen Choreografie eine b�swillige, unsicht-bare Macht entwickelt hatte.

Dann schoss ein Geschwader Korallenskipper auf dasDutzend zu, und an Kyps vorderem Schild bl�hte Plas-ma auf.

�Unsere Aufgabe besteht darin, diese Nacht aufzuhal-ten, Chem. Lass dich davon nicht ablenken.�

�Ja, Sir!�

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Kyps Sensoren blinkten und warnten ihn vor einerweiteren Flotte, die aus dem Hyperraum kam. Kyp be-trachtete das Jedi-Geschwader und st�hnte. Die �Flotte�nmfasste vielleicht ein Dutzend X-Fl�gler, einige ver-heulte E-Fl�gler und ein paar Schiffe, die sich jederKlassifizierung entzogen. Alle umringten sch�tzendeine angeschlagene Korvette.

�Diese Darmi Quee wei� stilvoll zu reisen. Beein-druckt, Null-Eins?�, fragte er und sprach so leise, dass esnicht �ber Kom ging.

NOCH NICHT.�Ja, zur Abwechslung sind wir uns mal einig.�Kyp ging zur�ck auf den offenen Kanal. �Also, genau,

wie wir es ge�bt haben, Dutzend. Auf mein Zeichen teiltihr euch in Vierergruppen auf. Leutnants, sucht eureZiele. M�ge die Macht mit euch sein.�

Die Yuuzhan-Vong-Flotte reagierte auf die neue Be-drohung mit exakt geplanten und taktisch ausgereiftenMan�vern. Einige der Korallenskipper und Kanonen-boote flogen dem Jedi-Geschwader entgegen. AndereEinheiten st�rzten sich wie Falkenflederm�use auf Eva-kuierungsschiffe und forderten die J�ger beider Ge-schwader dazu heraus, sie zu verfolgen. Und manchehielten direkt auf das Dutzend zu.

�Und wisst ihr was?�, murmelte Kyp. �Es sind genugf�r alle da!�

Der vorderste Korallenskipper spuckte Plasma. Kypgab den Befehl zur Neuformierung, dann tippte er aufseine Konsole. Ein modifiziertes Triebwerk verhalf ihmzu einem scharfen Senkrechtsteigflug. Der Blitz gingvorbei, ohne Schaden anzurichten ...

... und traf eines der Schiffe hinter ihm - ein Schiff,das sich an dieser Position nicht h�tte befinden sollen.

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Kyp sah den Einschlag nicht, h�rte die Explosionnicht und auch nicht das Kreischen von auseinander rei-�endem Metall und berstender Keramik. Aber er sp�rtedas Auflodern der Angst und die Fassungslosigkeit ei-nes jungen Mannes, und schlie�lich die Erkenntnis,welch hohen Preis ein kurzer Augenblick der Unacht-samkeit fordern konnte.

�Chem�, sagte er durch die zusammengebissenenZ�hne.

Der Jedi lie� Schuldgef�hle und Trauer fallen undst�hlte sich gleichzeitig durch die Macht. Seine langenFinger tanzten �ber die Steuerung und schickten den he-ranst�rmenden Yuuzhan Vong einen Feuersturm vonstotternden Laserblitzen entgegen.

Zu seiner �berraschung schlug der �berdurchschnitt-lich gro�e Korallenskipper einen Kurs zu der Jedi-Kor-vette ein und verschluckte jeden Blitz, der in seine Rich-tung ging.

Erstaunt sch�ttelte Kyp den Kopf. Die Stottertechnikwar zu einem fr�hen Zeitpunkt im Krieg als Reaktion aufdie Schildanomalien - winzige Schwarze L�cher — ent-wickelt worden, welche von den Dovin Basalen gene-riert wurden. Irgendwie hatten die Yuuzhan Vong, oderzumindest dieser hier, eine M�glichkeit gefunden, dieseAngriffstechnik abzuwehren.

�Willst du tanzen?�, sagte Kyp grimmig. �Einverstan-den. Aber ich f�hre.�

Er jagte auf den Gegner zu und schickte einen Laser-sturm voraus. Mehrere Korallenskipper eilten dem gr�-�eren Schiff zu Hilfe. W�hrend der Jedi sie ablenkte, be-trachtete er aufmerksam Form und Durchmesser desSchutzschildes, den das gr��ere Schiff aufgebaut hatte.Er zog scharf zur Seite, sodass ein vorbeifliegendes Mili-

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t�rschiff zwischen ihn und seine Angreifer geriet undihm Zeit gab, zwei Aufschlaggeschosse abzufeuern.Rasch bog er ab, zog die Yuuzhan Vong hinter sich herund lie� die Geschosse wie harmloses Treibgut schwe-ben.

Sofort reagierte Octa auf dieses Signal. Sie und diedrei Piloten unter ihrem Kommando gaben schnell La-sersperrfeuer auf den gro�en Korallenskipper ab.

Kyp versenkte sich in die Macht und schob die treiben-den Geschosse auf das gro�e Skip zu. Er kehrte den Flussder Macht-Energie um und brachte die Geschosse kurzau�erhalb der Reichweite der Dovin Basale zum Halt.

W�hrend Octa das gro�e Skip besch�ftigte, nahm Kyprasch eine Lageeinsch�tzung der Schlacht vor. Ein gro-�er corellianischer Frachter, der h�chstwahrscheinlichFl�chtlinge vom Planeten an Bord hatte, preschte nurwenige Kilometer von der Jedi-Korvette entfernt durchdie Blockade. Unverz�glich gingen mehrere Korallen-skipper auf Angriffskurs. Die Fl�chtlinge f�hrten dieseneuen Gegner unabsichtlich auf Danni Quees Schiff zu.

�Veema, bring diesen Frachter hier raus�, befahl Kyp.Ein Quartett von XJs schoss in enger Formation davon,

um sich auf die feindlichen Schiffe zu st�rzen. Laserfeu-er k�mpfte gegen Plasmastr�me an, w�hrend Kyps Pilo-ten ihre Ablenkungsman�ver starteten, um das fliehen-de Fl�chtlingsschiff zu sch�tzen.

Ein d�nner Plasmastrahl streifte den Fl�gel von Vee-mas Schiff. Die Pilotin verlor die Kontrolle �ber ihrSchiff, der XJ geriet in heftiges Trudeln und krachte ge-nau in das Schiff, das er besch�tzen sollte. Mit der Ex-plosion zerst�rte der XJ das Backbord-Fusionstriebwerkdes Frachters.

Entlang des Rumpfes tat sich ein riesiger Spalt auf, der

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durch eine Explosion im Inneren hell erleuchtet wurde.Kyp - der w�hrend des Kampfes seine Emotionen ge�ff-net hatte - sp�rte ein heftiges Aufbranden von Schre-cken in der Macht und dann das pl�tzliche Ende jegli-chen Lebens an Bord.

Mit einer erheblichen Willensanstrengung lenkte Kypseine Aufmerksamkeit wieder auf den gro�en Korallen-skipper. Die Yuuzhan Vong hatten offensichtlich be-merkt, wie stark Danni Quees Schiff besch�tzt wurde.Der gro�e Korallenskipper bewegte sich unaufhaltsamauf die alte Korvette zu. Ein verirrter Laserstrahl traf ei-nes der Aufschlaggeschosse. Es explodierte: Eine wei�eBlume erbl�hte an einem unheimlich rosafarbenenSt�ngel. Das Skip jedoch befand sich au�er Reichweite.

Aber Kyp brauchte dieses Geschoss l�ngst nicht mehr.Er hatte Octas Staffel befohlen, sich in einer Defensivpo-sition um das Schiff der Jedi-Wissenschaftlerin herumneu zu formieren.

�Wie der Meister sagt, ist Gr��e nicht das Entschei-dende�, murmelte er.

Er lie� auch das zweite Geschoss treiben und k�mmer-te sich nicht darum, dass es von einer der Anomalien desKoralienskippers verschluckt wurde. Dann langte er tiefin sein Inneres und aktivierte Hilfsmittel, die er seit vie-len Jahren nicht benutzt hatte.

Einst hatte Kyp ein Schiff gepackt und es aus demflammenden Herzen eines Gasriesen gezogen. Jetzt lang-te er mit der Macht zu und griff nach dem Wrack des ab-geschossenen Frachters.

Das Schiff bewegte sich mit erstaunlicher Leichtigkeitvorw�rts und durch das Vakuum des Raums auf den Ko-rallenskipper zu.

Ian Rims d�steres Kichern kam �ber Kom. �Subtil wie

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immer, Kyp! Lassen wir den nicht entkommen, Dut-zend!�, rief er.

Der Leutnant zog eine enge Kurve, seine beiden ver-bliebenen Piloten folgten ihm dichtauf. Sie umkreistenden gro�en Korallenskipper, schnitten ihm den R�ckzugab und tauschten Salven mit anderen feindlichen Skipsaus. Ihre waghalsigen Man�ver forderten bald ihrenPreis - Ians Schiff geriet ins Kreuzfeuer der YuuzhanVong. Der doppelte Einschlag von Plasma �berlasteteseine Schilde, und das Schiff l�ste sich in einem hellenFeuerwerk aus Plasma und �berhitztem Metall auf.

Hartn�ckig hielten die Piloten, die Ian gef�hrt hatte,den eingeschlagenen Kurs. Die XJs jagten das gro�e Skipweiter und zwangen es, die Schilde gegen die Stotter-laser aufrechtzuerhalten, w�hrend der abgeschosseneFrachter n�her kam. Im letzten Moment zogen sich dierestlichen X-Fl�gler in Sicherheit zur�ck.

Der Frachter gelangte nicht in die N�he des Skips. Imeinen Moment war er noch da; im n�chsten wurde erschlicht vom Nichts verschluckt. Was daraufhin passier-te, war nicht ganz das, was Kyp sich vorgestellt hatte.

Er hatte auf die Wucht des Aufpralls gehofft — oder zu-mindest darauf, dass der Frachter die Kapazit�t des Do-vin Basais �berforderte und den gro�en Korallenskipperverwundbar machen w�rde. Allerdings war ihm nie inden Sinn gekommen, dass die verschiedenen Anomali-t�ten sich zu einer verschmelzen und sich um dasYuuzhan-Vong-Schiff st�lpen w�rden wie ein verkehrtherum angezogener Handschuh. Doch pl�tzlich war derFrachter verschwunden. Und der Korallenskipper eben-falls.

Und die fliehenden X-Fl�gler.Der Tod ereilte die Piloten mit einer Geschwindigkeit,

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mit der weder Furcht noch Gedanken mithalten konn-ten. Niemand sah die Gefahr kommen. Keines der Ge-f�hle erreichte Kyp - nur eine pl�tzliche, beinahe ohren-bet�ubende Stille.

Trauer und Schuld sch�umten wie eine dunkle Woge�ber Kyp hinweg. Er zog die Maschine nach unten undverdr�ngte die Emotionen, ehe sie seine Entschlossen-heit und seinen Kurs beeinflussten. Er w�rde das nichttun. Er w�rde die Unsicherheit nicht zulassen, die soviele seiner Jedi-Gef�hrten verkr�ppelt hatte.

Dennoch konnte er eines nicht leugnen: Er hatte seineKraft der Macht im �berma� eingesetzt, und dabei hatteer unabsichtlich den Tod anderer in seiner Umgebungverursacht.

Kyp zwang sich, ins Gefecht zur�ckzukehren. Raschverschaffte er sich einen �berblick �ber die Situation.Nur Octa und zwei ihrer Piloten waren geblieben. Zuviert konnten sie immer noch eine Menge Schaden an-richten.

Er rief die �berlebenden des Dutzends zusammen undnannte ihnen eine Position, an der die Gefechte nichtganz so heftig entflammt waren. �Wir formieren uns neuzu einem Quartett unter meinem Kommando.�

Die Schiffe reagierten sofort und suchten sich einenWeg zu den Jedi-Schiffen.

Unvermittelt erreichte ihn die Trauer von Octa Ramis,die in eine qualvolle Erkenntnis und schlie�lich in Zorn�berging. Kyp �berraschte es kaum, dass sich die Wutnicht gegen die Yuuzhan Vong, sondern gegen ihn rich-tete.

�Meister Skywalker hatte Recht�, sagte sie mit t�dli-cher Ruhe. �Betrachte dies als meine K�ndigung.�Ihr XJ schwenkte ab und schlug einen Bogen, zur�ck

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zu dem Jedi-Geschwader. Kurz darauf folgten ihr die bei-den �brigen Mitglieder ihrer Staffel.

Kyp lie� sie ziehen.Neun seiner Piloten waren abgeschossen worden, und

die Liste der Namen jener, die seit Beginn des Kriegesunter seinem Kommando gestorben waren, wurde da-durch noch weiter verl�ngert. Obwohl der Tod jedes ein-zelnen Kyp schwer zusetzte, akzeptierte er es als Schick-sal. Nie zuvor jedoch hatte er diese Grenze, die er vorlanger Zeit gezogen hatte, �berschritten und durch dieAnwendung der Macht den Tod eines Kameraden verur-sacht. In diesem dunklen Augenblick erschien es ihm,als w�rde dieser eine Akt alles Positive neutralisieren,das er getan hatte, all seine unersch�tterlichen Argu-mente, alles, wof�r er stand.

Ein einziger Moment, in dem eine falsche Entschei-dung fiel, mehr nicht, und der Preis war so hoch. Koral-lenskipper verfolgten Octas Schiffe wie ein Rudel Voxyn.

Kyp steuerte auf sie zu und war entschlossen, so vielewie m�glich von ihnen mitzunehmen.

Pl�tzlich und ohne offensichtlichen Grund stockte derAugriff der Yuuzhan Vong. Mehrere Korallenskipperdrehten ziellos ab, fast wie betrunken. Octa Ramis nutz-te die Verwirrung und verfolgte sie. Die anderen XJsschlossen sich ihr an.

Zwei Skips rasten auf das Schiff der Jedi zu. Die feind-lichen Schiffe streiften einander, kompensierten zustark. Dann krachten sie seitlich zusammen.

Korallenscherben gingen als t�dlicher Schrapnellha-gel auf die XJs nieder. Beide Schiffe taumelten au�erKontrolle davon. Nur Octa kehrte zur geschrumpftenJedi-Flotte zur�ck.

�Angriffsziel gesichert�, sagte sie kalt.

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Kyp konnte nur nicken. Seit Monaten hatte DanniQuees Team daran gearbeitet, die Yammosks, diese ab-scheulichen telepathischen Wesen, die so viele Schiffekoordinierten, zu st�ren. Der Verwirrung unter denYuuzhan Vong nach hatten sie nun anscheinend Erfolggehabt.

Hingegen hatte er, Kyp Durron, versagt.Wieder einmal.Die Gef�hle wallten in ihm auf, und ein Dutzend har-

ter Jahre fiel von ihm ab. Kyp sp�rte pl�tzlich denSchmerz, den der Tod seines Bruders bei ihm ausgel�sthatte. Die Dunkelheit dieser entsetzlichen Zeit und dieVerzweiflung breiteten sich in ihm aus.

�Jaina�, murmelte er pl�tzlich, und er wusste selbstnicht, warum.

Kyp sch�ttelte den Kopf, als wolle er ihn klar bekom-men. Nat�rlich dachte er oft an die h�bsche, pragmati-sche Jaina Solo - welcher Jedi tat das nicht? -, blo� flogsie nicht gerade in seinem Orbit. Zwischen ihnen gab esnichts, das diese fl�chtige Verbindung erkl�ren k�nnte;eigentlich lie� ihre Reaktion nach dem Angriff auf dieSchiffszucht bei Sernpidal eher vermuten, dass Jainanicht einmal auf ihn spucken w�rde, wenn er in Flam-men st�nde.

In diesem Augenblick kam ein wohl bekanntes Schiffin Sicht, eine sch�bige Antiquit�t, die nichtsdestoweni-ger zu den gr��ten Legenden der Galaxis geh�rte. DreiKorallenskipper verfolgten es und feuerten t�dliche,gl�hende Steine ab.

�Nicht den Falken�, schwor sich Kyp d�ster und kon-zentrierte sich auf die neue Bedrohung. �Keine Chance.�

Der Jedi warf seine beiden verbliebenen Geschosse abund schleuderte sie mit der Macht gegen die feindlichen

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Schiff�. Erneut lie� er sie kurz vor den Anomalien anhal-ten, Er besch�ftigte die Dovin Basale mit einer Salve La-serfeuer, dann schickte er die Geschosse hinterher. Zweider au�ergalaktischen Schiffe explodierten. Korallen-scherben schmolzen, als sie durch den Strahl von Plas-ma des dritten Schiffes trieben.

Der Jedi schaltete auf eine allgemeine Frequenz. �Mil-lennium Falke, hier spricht Kyp Durron. K�nnt ihr einenMitstreiter gebrauchen?�

�Deine Vorstellung war hervortagend, Bursche. Be-trachte dich als eingestellt.�

Han Solos k�rperlose Stimme nahm Kyp einen Teilder Last von den Schultern.

Die Erleichterung sollte nicht lange anhalten. EinYuuzhan-Vong-Kanonenboot drehte schwerf�llig undnahm die Verfolgung des Falken auf. Han bemerkte diesebenfalls und reagierte mit einem Fluch, den Kyp seitseinen Tagen als Sklave in den Gew�rzminen von Kesselnicht mehr geh�rt hatte.

�Hast du diese Vertikal-Triebwerke eingebaut, wie iches dir gesagt habe?�, wollte Han wissen.

�Klar.��Gut. Benutz sie.�Kyp startete den Antrieb. Angesichts der unvermittel-

ten Aufw�rtsbewegung schien sein Kopf zwischen denSchultern verschwinden zu wollen. Ein riesiger Plasma-komet brannte sich an der Stelle vorbei, an der er sich ge-rade noch aufgehalten hatte - und flog direkt auf dasSchiff seines Freundes zu.

Aber Han stellte den Falken abrupt auf die Backbord-seite. Das Geschoss sauste vorbei und erledigte ein paardesorientierte Korallenskipper, ehe es zu einem Felsbro-cken abk�hlte.

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Der alte Kahn stellte sich wieder gerade, schoss davonund suchte sich einen verschlungenen Pfad zwischenden feindlichen Geschossen hindurch. Dann legte ersich pl�tzlich auf die Steuerbordseite. Ein weiteres riesi-ges Geschoss flog vorbei, verfehlte das Schiff, heizte dieUnterseite jedoch so auf, dass sie rot gl�hte. Sofort gingder Falke wieder in die gerade Position zur�ck. Zweiverwirrte Korallenskipper kollidierten �ber ihm.

�Hey, ich habe den Leuten doch gesagt, sie sollen dieGurte benutzen�, sagte Han protestierend zu jemandem,der �ber das Kom nicht zu h�ren war. �Vielleicht k�nn-test du ein k�nigliches Edikt erlassen?�

Die z�nkische Z�rtlichkeit in Hans Stimme lie� ah-nen, wem dieser Sarkasmus galt. Kyp bekam ein flauesGef�hl im Magen, als er an die Aussicht dachte, Leia Or-gana Solo gegen�bertreten zu m�ssen.

Er bewunderte Hans Frau sehr, ihre Gegenwart brach-te ihm allerdings h�ufig deutlich zu Bewusstsein, welchunterschiedliche Entscheidungen sie in der Jugend ge-troffen hatten. Leia war mit sechzehn Mitglied im Impe-rialen Senat geworden, und zwei Jahre sp�ter galt siebereits als Heldin der Rebellen-Allianz. Mit sechzehnwar Kyp bei einem inzwischen lange verstorbenen Sith-Lord in die Lehre gegangen. Er beendete seine Ausbil-dung damit, dass er Meister Skywalker in eine beinahet�dliche Trance versetzte, gewaltsam das Ged�chtnis ei-nes Omwati-Wissenschaftlers ausl�schte, eine Super-waffe klaute und eine Welt mitsamt ihren Bewohnernvernichtete. Dank Luke Skywalkers Intervention hatteman Kyp seine Verbrechen verziehen. Allerdings mach-te sich Kyp keine Illusionen, dass irgendwer sie jemalsvergessen w�rde, am wenigsten er selbst. PrinzessinLeia erinnerte ihn jedoch gar nicht unbedingt an das,

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was geschehen war, sondern an das, was aus ihm h�tteWeiden k�nnen.

Andererseits erkl�rte Leias Anwesenheit auf dem Fal-ken warum Jaina ihm so pl�tzlich und eindringlich inden Sinn gekommen war. Leia war nicht vollst�ndig zurJedi ausgebildet, doch ihre Kr�fte, so vermutete Kyp,reichten durchaus an die ihres Bruders heran. Vielleichthatte sie etwas �ber ihre Tochter geh�rt und darauf un-absichtlich durch die Macht reagiert. Wie Kyp k�rzlicherfahren hatte, waren die Solo-Kinder zu irgendeinerhoch geheimen Mission aufgebrochen.

�Deinem letzten Kommentar nach ist Leia wohl deinKopilot�, sagte Kyp.

�Sieht so aus�, best�tigte Han. Kyp brauchte dieMacht nicht, um die tiefe Liebe in seiner Stimme zu sp�-ren. Aber gleichzeitig f�hlte er auch gro�e Ersch�pfungund eine gewisse Reizbarkeit - Eigenschaften, die Kypnoch nie mit Han in Verbindung gebracht hatte.

�Ist alles in Ordnung bei euch?�Hans Lachen klang gezwungen. �Leia erledigt ihre

Aufgabe gut, wenn du das meinst. Und wir haben nochdazu zwei Jedi-Meister an Bord - Luke und Mara. Wassoll da schon schiefgehen?�

MANCHE KULTUREN GLAUBEN, RHETORISCHEFRAGEN WÄRDEN DAS SCHICKSAL HERAUSFOR-DERN, merkte Null-Eins an.

Kyp schaltete das Kom nach drau�en ab. �Wer hatdich gefragt?�, hakte er nach.

RHETORISCHE FRAGEN SIND NIE AN JEMAND BE-STIMMTEN GERICHTET. VIELLEICHT VERLANGTDAS SCHICKSAL SIE DESHALB.

�Wer hat eigentlich deine philosophische Program-mierung vorgenommen - ein Cantina-Komiker? Das

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Schicksal verlangt sie!�, h�hnte der Jedi. �Worte, auf dieman gut verzichten kann.�

DURCH ERFAHRUNG GEWONNENE DATEN, KYPDURRON, LASSEN DARAUF SCHLIESSEN, DASS SIEGENAU DIES GERADE TUN.Das h�hnische Grinsen verschwand aus Kyps Gesicht.Er schaltete den Kommunikationsschirm ab, der ihn mitdieser beunruhigenden Q9-Einheit verband, und stie�einen langen Seufzer aus.

Dann nahm er die Position neben dem Falken ein undsuchte den Tumult am Himmel nach der n�chsten M�g-lichkeit zum Kampf ab.

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5Jaina sank im Pilotensitz zur�ck und war zu ersch�pft,um zu schlafen. Sie sp�rte eine Pr�senz, die sich n�her-te, und wandte sich Tekli zu, der jungen Chadra-Fan-Heilerin.

Die junge Frau wirkte beunruhigt — die vier Nasenl�-cher ihrer aufw�rts gerichteten Schnauze bebten, alsw�rde sie eine Witterung aufnehmen und Gefahr sp�-ren. Ihre gro�en, rundlichen Ohren hatte sie zu Halb-monden gefaltet, und ihre raschen, beinahe verstohle-nen Bewegungen lie�en sie mehr als gew�hnlich wie einNagetier erscheinen.

Jaina richtete sich m�hsam auf . � Wie geht es Tahiri? ��Sie schl�ft.� Die Heilerin seufzte. �Den gebrochenen

Arm habe ich gerichtet, die Wunden so gut versorgt, wieIch kann. Aber ich beneide sie nicht um ihre Tr�ume.�

TrÉume. Jaina schnitt bei dem Gedanken eine Grimas-se. �Warum sollen wir ein Risiko eingehen? Bei der ers-inn Gelegenheit versenke ich mich sofort in eine Heil-trance.�

�Das w�re vermutlich weise.�Tekli stand still da und hatte die langen Finger ver-

schr�nkt. Sie sah aus, als w�rde sie ihre Gedanken odervielleicht auch ihren Mut sammeln.

Jaina strich sich m�de das unordentliche Haar ausdem Gesicht. �Das wird kein diplomatisches Diner. Wiew�re es, wenn wir das Protokoll �ber Bord werfen unddu einfach sagst, was dir auf der Seele brennt.�

�Du hast Kurs auf Coruscant gesetzt.�

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�Das stimmt.��Ist das klug? Wir fliegen ein feindliches Schiff. Wir

k�nnen nicht mit den Kontrollt�rmen der Stadt kommu-nizieren, um unsere Identit�t und unsere Absicht mitzu-teilen.�

Jaina faltete die Arme. ��ber wie viele lebendeYuuzhan-Vong-Schiffe verf�gt die Republik deiner Mei-nung nach?�

Die kleine Chadra-Fan blinzelte. �Ich wei� nicht.��Zwei, habe ich geh�rt. Inzwischen k�nnten beide tot

und nutzlos sein. Ohne die regelm��ige Behandlungdurch die Gestalter - die Wartungstechniker der Vong -leben sie offensichtlich nicht lange. Somit besteht dieChance, dass die Republik froh sein wird, wenn sie einlebendes Schiff in die H�nde bekommen kann. Deshalbwird man uns die Landeerlaubnis erteilen.�

�Wie sie es bei der vermeintlichen �berl�uferin, die-ser Priesterin Elan, gemacht haben?�

Jaina seufzte tief. �Ich verstehe, worauf du hinaus-willst. Woher soll die Republik wissen, dass wir unsereKapitulation nicht nur vort�uschen? Nach allem, was sie�ber die Yuuzhan Vong wissen, k�nnten wir auch einSelbstmordkommando sein, das irgendeine biologischeWaffe auf Coruscant freisetzen will.�

�So etwas in der Art ist mir durch den Sinn gegangen.Ohne Zweifel k�nnten auch andere so denken.�

Jaina blickte zu Lowbacca, der noch immer geschicktim Navihirn der Fregatte herumstocherte. �Was meinstdu dazu, Lowie? Gibt es eine M�glichkeit, das Hyper-raumziel zu �ndern, ohne auf Sublichtgeschwindigkeitzu gehen?�

Der Wookiee starrte sie ungl�ubig an, dann verdrehteer die Augen und sch�ttelte entr�stet den Kopf.

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Sie zuckte mit den Schultern. �Also verlassen wir denHyperraum bei Coruscant, halten uns von den Hauptrou-tenn fern und programmieren einen neuen Sprung. Irgend-wo muss es eine Stelle geben, wo wir diesen Felsen in ei-nem St�ck und nicht als Kieselhagel runterbringen k�n-nen. Dann k�nnen wir uns in eine bewohnte Gegenddurchschlagen und von dort eine Nachricht abschicken.�

Die zur�ck geklappten Ohren der Chadra - Fan richte -ten sich wieder zu ihren gewohnten runden Formen auf.�Ja. Klingt viel besser.�

�Hast du schon ein Ziel im Kopf?�Lowbacca knurrte einen Vorschlag.

� Gallinore � , wiederholte Jaina gr�belnd . � Das liegt imHapes-Cluster, ist aber relativ nah. Wenn wir vorsichtigsind, k�nnten wir dort vermutlich unentdeckt Runterge-hen.�

Tenel Ka riss den Kopf hoch. �Ich kenne Gallinore gut.Das k�nnte funktionieren.�

�Aber wir m�ssten durch Territorium der YuuzhanVong�, wandte Ganner ein. �Demnach laufen wir Ge-fahr, mitten in ein Dovin-Basal-Minenfeld zu geraten.�

�Guter Einwand�, stimmte Jaina zu. �Dieser Sprunghat uns durch ein Territorium gef�hrt, das der Feindh�lt. Die Frage ist, wie gelangen die Yuuzhan-Vong-Nchiffe durch das Minenfeld?�

Lowbacca zeigte auf das Navihirn und knurrte undjaulte ausf�hrlich und lebhaft.

Die junge Pilotin runzelte die Stirn. �Was meinst dudamit, das Schiff fliegt einfach um sie herum? Wie funk-tioniert das?�

Der Wookiee zuckte mit den Schultern. Jainas Gesichtwar von Sorgen gefurcht, w�hrend sie dar�ber nach-dachte, was das m�glicherweise bedeutete. Einen Au-

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genblick sp�ter riss sie sich aus den Gr�beleien. �Hatnoch jemand etwas hinzuzuf�gen? Alema? Tesar? Wiesieht es mit dir aus, Zekk?�

�Du bist die Pilotin�, erwiderte Zekk. �Aber ich ver-stehe durchaus, worauf du hinauswillst - wir sollten zueinem Konsens gelangen, ehe der Zeitpunkt zum Han-deln gekommen ist. Gallinore klingt gut. Wie viel l�ngermussten wir da im Hyperraum bleiben, Lowie?�

Der Wookiee hielt eine seiner massiven Pranken in dieH�he und begann bei f�nf einen Countdown. Jaina lang-te nach der Kontrollhaube und zog sie wieder �ber denKopf.

Sofort wurde sie von leuchtenden Bildern �berflutet -nicht von dem erwarteten, pl�tzlichen Erscheinen derverschwommenen Linien der Sterne, sondern von einerVielzahl hektisch blitzender Lichter.

Der Himmel �ber Coruscant bestand aus einem Ge-wimmel von fliehenden Transportschiffen, von E-Fl�g-lern und XJs sowie von einem eigenartig undisziplinier-ten Geschwader Korallenskipper. Kurze, grelle Explo-sionen loderten in schneller Folge hintereinander aufund verblassten wieder.

Lowbacca begann protestierend zu heulen.�Ich wei�, es ist nicht deine Schuld�, schrie Jaina,

w�hrend sie zur Seite zog, um dem Laser eines X-Fl�g-lers auszuweichen. �Du hast die richtigen Koordinateneingegeben. Das ist tats�chlich Coruscant.�

�Es war Coruscant�, murmelte Zekk, und in seinerStimme schwangen Schock und Trauer mit.

Ganner stie� ihn zur Seite und lie� sich auf dem Platzdes Bordsch�tzen nieder. �Bring sie mir vor die Kanone,Jaina, und ich schie�e sie ab.�Ein winziger blauer Komet flog auf sie zu. Das Ge-

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schoss verschwand wenige Meter vor dem Schiff. Au-genblicklich erfolgte der Sekund�rangriff - Sperrfeuervon Lasern - und h�mmerte gegen den Korallenrumpf.Die Fregatte erschauerte. Feiner, schwarzer Staub riesel-te auf die Jedi herab.

�Das waren Schiffe der Republik�, sagte Ganner grim-mig. �Ich kann doch nicht auf sie schie�en!�

Stattdessen feuerte er ein Plasmageschoss auf einesder Yuuzhan-Vong-Schiffe ab. Alema Rar sprang zu ihm,packte seinen Arm und zerrte seine Hand aus dem Ziel-handschuh.

�Wir sind f�r diese Party falsch gekleidet�, erinnertesie ihn. �Lass das sein, sonst ziehen wir das Feuer vonFreund und Feind auf uns!�

Jaina konzentrierte sich und erforschte den betr�chtli-chen Sensorbereich des Schiffes. Informationen st�rztenauf sie ein. Angesichts der Datenflut wurde ihr schwin-delig, die einzig m�gliche Folgerung hingegen war un-�bersehbar: Coruscant war verloren, und die fliehendenSchiffe der Neuen Republik waren den Invasionstrup-pen hoffnungslos unterlegen.

Die Twi'lek hatte Recht: Jeder Versuch einzugreifenw�rde nur den Zorn der Yuuzhan Vong auf sie lenkenund die Jedi ins Kreuzfeuer zwischen die beiden k�mp-fenden Parteien bringen.

Sie blickte Lowbacca an und legte fragend den Kopfschief. Einen Augenblick lang spiegelte die Miene desWookiee ihre eigenen, zwiesp�ltigen Gedanken wider.Er gab halbherzig einen Kommentar ab, dass der Feindeines Feindes ein Freund sei.

Ehe Jaina antworten konnte, erreichte sie eine War-nung aus der Haube. Ihr Blick fiel auf einen Protonentor-pedo, der als blauer Strich auf sie zuflog.

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�Irgendwie habe ich das Gef�hl�, antwortete sie, w�h-rend sie dem Geschoss der Republik auswich, �dass wiruns heute nicht sehr viele Freunde machen werden.�

Leia verzog das Gesicht, als ein ihr wohl bekannter X-Fl�gler direkt vor dem Falken einschwenkte.

�Bist du sicher, dass Kyp Durron nicht auch von demgest�rten Yammosk gesteuert wurde?�, fragte sie spitz.

�Pass auf�, erwiderte Han selbstgef�llig. Er schlug mitder offenen Hand auf die Instrumententafel. Ein Auf-schlaggeschoss wurde auf das Schiff des Jedi abgefeuert.Als h�tte der es erwartet, zog er zur Seite und vollf�hrteeine Rolle. Hans Geschoss traf das Skip, von dem Kypverfolgt wurde.

Ein Grinsen zerrte an Hans Mundwinkeln. �Habe ichihm selbst beigebracht.�

�Ist das jetzt Angeberei oder eine Beichte?��Kyp k�mpft auf der gleichen Seite wie wir�, erinner-

te er sie. �Niemand will seine Methoden besch�nigen,trotzdem muss man ihm bescheinigen, dass keiner einengr��eren Einsatz bringt.�

Leia schloss die Augen, als die allgegenw�rtige Trauersie �berkam, dazu die Angst, dass sie noch zwei weitereKinder verlieren k�nnte. �Das stimmt. Kyp h�tte deineTochter sehr bereitwillig dem guten Zweck geopfert.�

Han verstummte eine Weile und man�vrierte den Fal-ken mit einer Aufmerksamkeit durch die treibendenWracks, die weitaus gr��er war, als die Aufgabe verlang-te.

Zu sp�t begriff Leia, wie tief ihn ihre Worte getroffenhatten. Han hatte Chewbacca auf Sernpidal verloren.Han hatte durchaus eine ausreichend gro�e Veranlagungzum Aberglauben, um den Friedhof des Planeten als

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eine Art Schwarzes Loch f�r das Gl�ck der Solos zu be-trachten. Aus seiner Sicht der Dinge war Jainas Missionauf Sernpidal ebenfalls ein Fehlschlag gewesen, der bei-nahe in einer Trag�die geendet h�tte.

Sie sah ihren Mann an. Seine leere Miene und sein ge-hetzter Blick riefen die schrecklichen Monate nachChewbaccas Tod in Erinnerung, sein Ringen mit der Ein-sicht, dass seine Familie und Freunde so wie alle ande-ren verletzbar waren. Als sie Anakins Tod begriffen hat-te, war sie zu sehr in ihrem eigenen Schmerz gefangengewesen, um Han zu tr�sten; eigentlich hatte sie, soweitsie sich erinnerte, Han die schreckliche Nachricht wieeinen Durabetonziegel an den Kopf geworfen. Im Mo-ment erschien es fast so, als h�tte sie ihn genau zwischendie Augen getroffen.

Gewissensbisse machten sich in Leia breit. Schlie�lichwar sie nicht die Einzige, die einen Sohn verloren hatte.

Sie ber�hrte Han sanft am Arm. �Trauer kann einenschon dazu bringen, sich selbsts�chtig und dumm zu be-nehmen.�Er warf ihr kurz einen scharfen Blick zu. �Reden wir�ber mich?�

�Diesmal nicht�, sagte sie und seufzte. �Tut mir Leid,Han. Jaina kann auf sich selbst aufpassen, und die ge-scheiterte Sernpidal-Mission hatte die Kriegsanstren-gungen nach vorn gebracht. Das �ndert allerdings nichtdie Tatsache, dass Kyp Jaina angelogen hat. Schlimmernoch, er hat die Macht benutzt, um ihre Entscheidung zubeeinflussen. Ich vertraue ihm nicht.�

�Luke aber schon.��Luke ist...� Sie z�gerte. �Ein Optimist.�

Han schnaubte. �Seit wann bist du denn so zur�ckhal-tend?�

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Seine Frau reagierte mit einem matten L�cheln undwandte sich wieder dem Navicomputer zu. Ihre Fingerschwebten unsicher �ber den Tasten. �Wohin geht esjetzt?�, fragte sie sich laut.

Ein au�er Kontrolle geratenes Skip trudelte auf sie zu.Aus dem Bauch des Falken spritzte Feuer, als Luke dasSchiff mit den Kanonen in Tr�mmer verwandelte. Eingro�er Brocken Koralle krachte gegen die vorderenSchilde. Die Kabinenlichter flackerten.

�Vor allem weg von hier�, sagte Han. �Versteh michnicht falsch. Ich bin froh, dass Luke und Mara an Bordsind. Dein Bruder kann nicht schlecht mit Waffen umge-hen, aber er ist nicht so gut wie ...�

�Du?�, erg�nzte Leia.Han brachte eine recht ordentliche Imitation seines al-

ten schiefen Grinsens zustande. �Ich will ja nicht prah-len.�

Sie begann, Koordinaten f�r einen kurzen Hyperraum-sprung einzugeben. Ihre Finger hielten inne, als ein selt-sames Gef�hl sie �berfiel - eine Pr�senz, die sie durchdie Macht empfing, die sich jedoch eher wie eine sichaufbauende Sturmwolke als wie ein Lebewesen ausFleisch und Blut anf�hlte. Sie runzelte die Stirn, w�h-rend sie versuchte, daraus schlau zu werden.

Die Ber�hrung an ihrer Schulter lie� sie zusammen-fahren. �Du hast dich ungef�hr dreimal zu fest ange-schnallt�, merkte er an.

Pl�tzlich wusste sie Bescheid. Sie richtete sich aufund zog sich von Han zur�ck. �Jaina!�

Aus seinem Gesicht wich alle Farbe. �Sie ist nicht...��Nein�, entgegnete Leia hastig. �Aber sie ist immer

noch in Gefahr, allerdings befindet sie sich in der N�he.Dreh um und flieg zur�ck in die Schlacht.�

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W�hrend Han den Falken wendete, suchte Leia mit ih-ren braunen Augen den aufgew�hlten Himmel ab. EineYuuzhan-Vong-Fregatte k�mpfte sich durch das Wirr-warr und wurde von mehreren X-Fl�glern verfolgt. Ko-rallenskipper hielten auf die Fregatte zu und bildeten ei-nen sch�tzenden Konvoi. Einige nicht zusammenpas-sende Paare von Schiffen scherten aus, als sich die Si-tuation in ein chaotisches Raumgefecht verwandelte.

Leia �berlegte sich eine offensichtliche und logischeErkl�rung. Jaina war von ihrer Mission zur�ckgekehrtund hatte den n�chsten Posten des Renegaten-Geschwa-ders angesteuert. Das w�rde ihr �hnlich sehen. Auf-grund der gest�rten Kommunikation hatte sie das nurniemandem mitteilen k�nnen.

Einer der Korallenskipper schoss Plasma auf einen X-Fl�gler ab und landete einen Volltreffer. Sie sp�rte einen�zornigen Ausbruch in diesem nebul�sen Jaina-Gef�hl,als der Pilot der Republik in seinem Schiff starb, unddann f�hlte sie, wie eine k�ltere, dunklere Emotion denPlatz der Wut einnahm.

Besorgt kniff sie die Augen zusammen und verfolgteden �tzenden Geruch der Rache zum Schiff ihrer Toch-ter zur�ck.

�Dort�, sagte sie und zeigte auf eine Fregatte und einekleinere Flotte bedr�ngter X-Fl�gler, die sie verfolgte.�Jaina ist dort dr�ben.�

Ein Grinsen breitete sich auf Hans Gesicht aus. Erbeugte sich zum Kom-Mikrofon vor. �Kyp, du wirst dichjetzt ins Renegaten-Geschwader einreihen.�

Die einzige Reaktion von dem X-Fl�gler des Jedi warder skeptische Kommentar eines Q9-Droiden.

�Jaina ist bei diesen X-Fl�glern, die versuchen, denmittelgro�en Felsen abzuschie�en�, erkl�rte Han. �Was

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meinst du: Kann ein Yuuzhan-Vong-Schiff schnell undwendig man�vrieren und gleichzeitig seine Schilde ein-setzen?�

�Finden wir es heraus.�Kyp schwenkte ab, zog einen weiten Bogen und n�her-

te sich der Fregatte von oben. Rote Lichtstrahlen von sei-nem X-Fl�gler bestrichen das feindliche Schiff. Der Do-vin Basal absorbierte den gr��ten Teil von Kyps Sch�s-sen mit Miniatur-Schwerkraftanomalien, w�hrend dasSchiff mit scharfen, �konomischen Man�vern den �bri-gen auswich.

�Nicht schlecht�, murmelte Han und betrachtetestirnrunzelnd das mittelgro�e Yuuzhan-Vong-Schiff.

Pl�tzlich zog die feindliche Fregatte davon und be-schrieb einen scharfen, aufw�rts gerichteten Looping.

Leia packte Hans Arm. �Es h�lt direkt auf unsere Feu-erlinie zu.�

�Ja.�Die lakonische Antwort brachte Han einen ungl�ubi-

gen Seitenblick ein. Er sch�ttelte Leias Hand ab und griffnach dem Interkom. �Das Gro�e geh�rt mir, Mara. Dukannst dir gern alle anderen vorkn�pfen, die es zu unsf�hrt.�

�Du bist der Kapit�n an Bord�, erwiderte seineSchw�gerin.

Leias Gesicht hellte sich auf, als sie begriff, was Hanvorhatte. �Jaina? In dem feindlichen Schiff?�

�Das m�ssen wir herausfinden.�Han feuerte auf die Fregatte und wartete einen Mo-

ment l�nger als bei Kyp. Das Yuuzhan-Vong-Schiff roll-te scharf zur Seite, als habe der Pilot den Angriff erwar-tet. Hans Geschoss traf eines der Skips, die dem gr��erenfolgten. Eine Schildanomalie verschluckte den ersten

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Angriff, doch Mara brachte die Sache mit einer schnel-len Doppelattacke zu Ende.

�Das ist Jaina�, stellte Han fest. �Tausende Pilotenk�nnen sich in einem X-Fl�gler von A nach B bewegen,aber wie viele k�nnen einen Felsbrocken herumwirbelnlassen wie eine Twi'lek-T�nzerin?�

�Han ...��Zwei�, beantwortete er seine eigene Frage. �Und ich

bin der zweite.�Noch immer zweifelnd benutzte Leia die Macht, um

Best�tigung zu suchen. Erneut suchte sie Jaina. Wiedernahm sie nicht die lebendige, impulsive Energie wahr,die sie stets mit ihrer Tochter verband, sondern die Pr�-senz einer Sturmwolke - k�hl, bedrohlich, gnadenlos.

Leia runzelte die Stirn. Zorn f�hrte zur dunklen Seite.Das hatte sie so oft geh�rt. Dennoch waren ihr die Emo-tionen, die von ihrer Tochter ausgingen, so beunruhi-gend vertraut, denn sie �hnelten sehr dem, wie Leia ih-ren Vater wahrgenommen hatte - nicht den gespensti-schen Anakin Skywalker, der sie um Vergebung ange-fleht hatte, sondern seine fr�here, lebende Inkarnationals Darth Vader.

Niemals h�tte Leia auch nur im Traum daran gedacht,dass Jaina, ihr pragmatischstes und unkompliziertestesKind, sich der Dunkelheit zuwenden k�nnte. Sie langteabermals nach Jaina, diesmal eindringlicher. Durch dieMacht sp�rte sie den verdr�ngten Schmerz, die sorgsamabgeschirmten Gef�hle - und ihren uneingestandenenDurst nach Rache. Leia ging der Gedanke durch denKopf, dass Eis genauso t�dlich sein konnte wie Feuer.

Wenn diese Einsicht richtig war, hatte sie ein weiteresihrer Kinder verloren, und diesmal an etwas Schlimme-res als den Tod.

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�Entscheide dich�, meinte Han knapp angebunden.�Die Yuuzhan Vong k�nnten die Schuld an dem seltsa-men Man�ver der Fregatte dem gest�rten Yammosk zu-schreiben, aber fr�her oder sp�ter muss sich Jaina f�reine Seite entscheiden.�

Rasch sch�ttelte sie ihre Furcht ab und stellte dieGru�frequenz am Kom ein. �Hier spricht Leia OrganaSolo an Bord des Millennium Falken. Die Yuuzhan-Vong-Fregatte in unserer unmittelbaren N�he steht unterdem Kommando meiner Tochter, Leutnant Jaina Solo.Ihre Yuuzhan-Vong-Eskorte hat dies noch nicht bemerkt.Stellen Sie das Feuer ein, und wir sorgen daf�r, dass dieFregatte eine Chance zur Flucht bekommt, die Korallen-skipper jedoch nicht.�

Nachdem sie einen Augenblick gez�gert hatten, zogensich die X-Fl�gler zur�ck.

Das Interkom knisterte. �Leia, bist du dir sicher?�,fragte Mara. �Ich gebe es zwar nicht gern zu, aber ichkann Jaina dort drau�en nicht f�hlen.�

Leia blickte Han an, der ihr zunickte. �Wir sind si-cher.�

Die Yuuzhan-Vong-Fregatte, deren Weg nun frei war,beschleunigte schnell und verschwand im Hyperraum.Der Falke folgte ihr und nahm den kurzen Sprung vor,den Leia programmiert hatte.

Hans Schultern sackten nach unten. Er ergriff LeiasHand. �Wir haben die Sache doch richtig gemacht, ja?Ich meine, wir haben nicht m�glicherweise einen Feindlaufen lassen?�

Die unbeabsichtigte Unterstellung, die mit dieser Fra-ge einherging, h�tte Leia fast das Herz gebrochen. Sieblickte ihren Mann an und las in seinen Augen Selbst-zweifel, was nur selten vorkam.

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�Das war Jaina�, erkl�rte sie, indem sie seine Fragegleichzeitig beantwortete und ihr auswich.

Sein Blick wurde h�rter. �Warum wirkst du dann sobesorgt?�

Kurz geriet Leia in Versuchung, ihm ihre Zweifel mit-zuteilen, um zu pr�fen, ob sie sich vielleicht verfl�chtig-ten, wenn sie laut ausgesprochen wurden. Aber auchwenn sie falsch l�ge, w�re es egoistisch, diesen Keim inHans Gedanken zu pflanzen, eigentlich sogar grausam.Han hatte sich mit Jaina immer am besten verstanden, dasie ihm in ihren Begabungen und ihrem Geschmack dieAhnlichste war und ihm bei jeder Gelegenheit nachgeei-fert hatte. Han w�rde es f�rchterliche Qualen bereiten,wenn dieser Krieg ihm Jaina rauben w�rde, doch hatte erschon andere Freunde und einen Sohn in der Schlachtverloren, und auch mit dem Verlust der Tochter h�tte ersich mit der Zeit abfinden k�nnen. Diese Ver�nderungallerdings w�rde er niemals verstehen.

�Also?�, hakte er nach. �Was stimmt nicht?�Leia erz�hlte ihm einen Teil der Wahrheit. �Jacen war

nicht bei Jaina. Ich kann ihn noch f�hlen�, f�gte sie has-tig hinzu, �aber er war nicht bei ihr.� .

Han nickte und verdaute die Nachricht. �Dann m�s-sen wir uns darauf verlassen, dass sie beide getrennt denWeg zur�ckfinden.�

Sie blinzelte und erschrak wieder �ber die unabsicht-liche Treffsicherheit seiner Antworten. �Du hast Recht.Sie sind erwachsen. Trotzdem ist es nicht leicht, sie ih-ren eigenen Weg gehen zu lassen.�

�Nein.� Er versuchte sein schiefes Grinsen und brach-te es ganz ordentlich zustande. �Wann haben wir schoneinmal Wert darauf gelegt, dass die Dinge leicht sind?�

Leia griff seine Bemerkung dankbar auf. Humor dr�ng-

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te den bet�ubenden Schmerz zur�ck - wenn auch nurf�r den Zeitraum, den ein L�cheln dauerte.

�Eins zu null f�r dich, mein Flieger. Wenn ich noch ei-nen Beweis brauchte, m�sste ich mich nur daran erin-nern, dass ich mit dir verheiratet bin.�

Er beugte sich vor und legte seine Stirn an ihre. �Beimletzten Mal habe ich das gecheckt.�

Seine Kraft ging auf sie �ber und vermischte sich miteiner S��e, die sie, wie Leia f�rchtete, schon vor langerZeit verloren hatten. Leia hob ihr Gesicht, bis ihre Lip-pen nur noch durch ein Fl�stern getrennt waren.

�Check es doch noch mal.�

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6Vor General Soontir Fels Sichtfenster tobte ein Sturm,der erste der Wintermonsunsaison. Gefrorener Regenwirbelte durch die aufgew�hlten grauen Wolken undprasselte gegen die Transparistahl-Sichtfenster. Eis be-deckte die Durabeton-Landepl�tze und hing zapfenwei-se von den Dachgesimsen der Chiss-Baracken, aufge-reiht wie Gewehre in einer Waffenkammer. Gro�e blau-h�utige Piloten liefen mit festem Schritt �ber die glattenWege, da ihnen ihre mit Spikes versehenen Schuhe undihre athletischen K�rper Halt gaben.

Obwohl die Heizeinheit des Raums unaufh�rlichbrummte, kroch Fei die K�lte in die Knochen. Ein Phan-tomschmerz pochte in seinem fehlenden Auge, �berdem er manchmal eine schwarze Klappe trug. Zum ers-ten Mal in seinem Leben f�hlte er sich alt und m�de, ins-besondere wenn er an die Herausforderungen dachte,die vor ihm lagen.

Ein harter Winter h�lt Einzug, dachte der General, ei-ner, der mehrere corellianische Jahre dauern konnte. DieChiss-Basis, die j�ngste von vielen, die Fei �ber die Jah-re hinweg eingerichtet hatte, stand in einer �u�erst un-angenehmen Umgebung auf einer ungastlichen Welt.Die meisten seiner Berater hatten nicht den Grund be-griffen, warum jemand ausgerechnet diesen Ort f�r eineBasis w�hlen wollte.

Fei hoffte nur, die Yuuzhan Vong w�rden sich dieserLogik anschlie�en.

Er wandte sich von dem Sichtfenster ab und studierte

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den Offizier, der vor seinem Schreibtisch in Hab-Acht-Stellung stand. Der junge Mann trug die offizielleschwarze Uniform der Leibgarde von SyndicMitth'raw'nuruodo und die Abzeichen eines Colonels.Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, von seinerrechten Augenbraue bis zum Haaransatz verlief eineNarbe. Wei�es Haar setzte in einem Streifen diese Narbe�ber den Kopf fort, als wollte es zeigen, dass der jungeMann fr�h zu reifer Weisheit gelangt war, und dies zu ei-nem hohen Preis.

�Wir haben diese Diskussion schon einmal gef�hrt,Colonel�, meinte Fei. �Diese Phalanx hat die gleichenZiele, f�r die Sie eintreten. Wir haben bei Garqi reagiert.Wir k�mpften bei Ithor. Das Imperiale Kommando riefnach dem Debakel Admiral Pellaeon zur�ck, wof�r mangute Gr�nde zu haben glaubte. Angesichts des Ausgangsdieser Schlacht und des R�ckzugs der Imperialen Unter-st�tzung sah ich wenig Wert darin, die Phalanx-Ge-schwader einzusetzen.�

�Ich stimme damit nicht �berein.� Der junge Colonelverneigte sich, um zu betonen, dass seine Worte ledig-lich eine andere Meinung und keineswegs mangelndenRespekt zum Ausdruck bringen sollten. �Ich r�ume ein,dass niemand - weder die Neue Republik noch die Im-perialen Streitkr�fte oder die Chiss - gegen die biologi-schen Waffen, die Ithor zerst�rten, etwas h�tte unterneh-men k�nnen. Die Anwesenheit der Phalanx hatte keineAuswirkung auf den Ausgang. Ithor war jedoch die ein-zige Welt, die vollst�ndig zerst�rt wurde. Die Invasorenhaben bei ihren folgenden Eroberungen konventionelle-re Taktiken angewandt.�

�Und darin besteht das Problem. Wie erfolgreich w�-ren Sie und Ihre Verb�ndeten vom Renegaten-Geschwa-

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der gewesen, einen dieser Angriffe mit konventionellerStrategie� abzuwehren?�

Der junge Mann presste die Lippen zusammen. �Mei-ne beiden Geschwader wurden kurz nach Ithor abgezo-gen, Sir. Wir hatten weder Zeit noch Gelegenheit, etwasan der Sache zu �ndern. Das ist keine Entschuldigung,Sir, sondern einfach ein Fakt.�

�Zwei Geschwader�, wiederholte der General. �Vier-undzwanzig Klauenj�ger. Welchen Unterschied h�ttediese Streitmacht wohl f�r Ord Mantell bedeutet? OderDuro? Hunderte, m�glicherweise tausende Welten be-finden sich unter der Kontrolle der Yuuzhan Vong.�

�Bei allem Respekt, Sir, ich wurde zu dieser Leibgar-de abgestellt, um zu dienen und die Ideale des Gro�ad-mirals Thrawn hochzuhalten.�

�Die allerdings keineswegs, wie ich anmerken darf,Dummheit mit einschlie�en�, gab der General k�hl zu-r�ck. �Ich habe Besseres von Ihnen erwartet - eine nichtungew�hnliche Dynamik zwischen V�tern und S�h-nen.�

Colonel Jagged Fei nahm die R�ge mit einer knappenVerneigung und einem gequ�lten L�cheln hin.�Sie wurden gut von den Chiss-Taktikern ausgebil-det�, fuhr Baron Fei fort. �Sagen Sie mir: Haben wir dieSchiffe, die Waffen, die Soldaten oder gar das Know-how, also schlicht das, was man braucht, um gegen die-se Invasoren vorzugehen?�

�Nein�, gestand Jag ein. �Habe ich die Erlaubnis, offenzu sprechen?�

Der Baron machte eine aufmunternde Geste.�Die Weisen der Chiss sind zu der Ansicht gekommen,

dass die Yuuzhan Vong Generationen mit der Reise zwi-schen Galaxien verbracht haben m�ssen. Auf diese Inva-

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soren werden die so genannten Unbekannten Regionennicht besonders einsch�chternd wirken.�

�Dem stimme ich zu�, sagte Baron Fei. �Das Parla-ment der Chiss jedoch nicht, und auch nicht die Impe-rialen F�hrer. Die Invasion ist direkt auf die Kernweltengerichtet, und viele glauben, die Yuuzhan Vong w�rdensowohl die Chiss als auch das Imperiale Territoriumlinks liegen lassen.�

W�hrend Jag dies verdaute, kniff er die hellgr�nen Au-gen zusammen und schob das Kinn vor. �Diese Phalanxwurde nie vom Denken der an Traditionen gebundenenChiss-Senatoren beherrscht, genauso wenig von Impe-rialen Politikern, deren erste Sorge stets ihrer pers�nli-chen Macht gilt. Hat es w�hrend meiner Abwesenheit ei-nen Politikwechsel gegeben?�

Der General zog die Augenbrauen hoch. Jag neigte denKopf zu einer Verbeugung, mit der er sein unangemesse-nes Verhalten eingestand, sich jedoch nicht daf�r ent-schuldigte.

�Die Chiss-Gesellschaft behauptet, dass SyndicMitth'raw'nuruodo nicht existiert, aber man wei� sehrgut, dass wir hier drau�en sind. Sie schicken ihre S�hneund T�chter zu den Akademien und Basen der Phalanx.Mehr als bereitwillig haben sie den Schutz und die Tech-nologie akzeptiert, die ihnen durch Thrawns Eroberun-gen und B�ndnisse zu Eigen wurden, und sie sind eben-so bereit anzunehmen, was wir, die Nachfolger des Gro�-admirals, f�r sie tun k�nnen.�

�Aber wir k�nnten mehr tun.� Jag trat einen Schrittvor, sein Gesicht war konzentriert, alle F�rmlichkeit ver-gessen. �Sie wissen, was uns dort drau�en begegnet ist.Die Yuuzhan Vong haben Borsk Fey'lya und seine Leutevielleicht �berrascht, aber die Chiss erwarten seit lan-

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gern einen derartigen Angriff. Wir haben sogar bereitsFeinde abgewehrt, die durch die Galaxis gefegt w�renund wenig �brig gelassen h�tten, was diese neuen Inva-soren noch h�tten zerst�ren k�nnen!�

Der Baron kniff die Augen zusammen und schob ange-sichts der leidenschaftlichen Worte seines Sohnes dieLippen vor. �Sie sprechen selbst wie ein Chiss. HabenSie sich je in diesem Licht betrachtet?�

Jag blinzelte und kam durch diesen offensichtlichenTrugschluss aus dem Konzept. �Es ist schwierig, es nichtzu tun�, sagte er vorsichtig. �Schlie�lich bin ich unterden Chiss aufgewachsen und wurde von ihnen ausgebil-det. Ihre Regeln, Standards und Erwartungen habe ichmir ebenfalls angeeignet.�

�Die Standards haben Sie nicht nur erf�llt, sondern�bertroffen, und als Ergebnis dessen befehligen Sie jetztdie Chiss, mit denen Sie ausgebildet wurden�, fuhr seinVater fort. �Mit dem Rang geht die Verantwortung ein-her. Der Kurs, den Sie vorschlagen, zeigt wenig Verant-wortungssinn f�r die Piloten unter Ihrem Kommando.�

Jags Gesicht verriet seine Meinung zu diesem Themanicht, doch fast unmerklich nahm er wieder milit�rischeHaltung an. �Sir, darf ich vielleicht darum bitten, dassSie meine Verfehlungen offen benennen, damit ich michdazu �u�ern kann.�

�Wissen Sie, wie wir die Yuuzhan Vong aufhaltenk�nnen?�

Die Stirn kr�uselte sich leicht. �Nein, Sir.��Dann finden Sie es heraus. Melden Sie sich dann. So-

bald wir Taktik und Strategie besser im Griff haben, be-kommen Sie Ihre Geschwader zur�ck, und noch mehr.�

Jag riss die Augen auf und wandte sich ruckartig sei-nem Vater zu. �Jawohl, Sir!�

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Der Baron schnitt eine Grimasse und tippte mit einemMetallr�hrchen auf den Tisch. �M�glicherweise werdenSie nicht so erpicht darauf sein, diesen Bericht zu h�ren.Diese Holovid ist gerade von unseren Agenten im Kerngekommen. Es enth�lt unter anderem die Aufnahme ei-ner Rede von Leia Organa Solo an die Verteidiger von Co-ruscant. Sie ermahnte ihre Mitb�rger, nicht aufzugeben,obwohl sie erst k�rzlich eines ihrer Kinder verloren hat.�

Diesmal starrte Jag den General gro� an. �Welches?�Fei zog eine Augenbraue hoch. �Bitte um Entschuldi-

gung?��Welches Kind von Botschafterin Solo ist in der

Schlacht gefallen?��Anakin, glaube ich. Der j�ngere Sohn.�

Nachdenklich nickte Jag, und sein Gesicht wirkte ir-gendwie erleichtert. �Gibt es Nachrichten von den bei-den anderen?�

Forschend leuchtete das Auge des Barons auf. �Wennich recht verstehe, kennen Sie die Solo-Zwillinge?�

�Jacen nicht. Jaina Solo ist Pilotin beim Renegaten-Ge-schwader.�

�Ach. Ich habe mich schon gefragt, warum eine so fol-genschwere Nachricht wie die von Coruscants Fall soausgesprochen wenig Eindruck auf Sie macht.�Jags Gesicht r�tete sich leicht, und Verwirrung flacker-te in seinen Augen. Baron Fei vermutete, dass sein Sohnsich in dieser Hinsicht seiner selbst nicht klar war. Nun,er w�rde es bald erfahren.

Jag steuerte von diesem uncharakteristischen Kursfort, wieder auf ein vertrauteres Ziel zu. �Coruscant wur-de nicht nur angegriffen, sondern sogar eingenommen?�

�So scheint es. Das f�hrt uns zu Ihrem n�chsten Auf-trag. In den letzten Jahren wurde die Neue Republik zu-

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nehmend von wachsender Uneinigkeit zerrissen. DerVerlust ihres zentralen Regierungssitzes k�nnte zu einerlang andauernden Polarisation f�hren.�

Der Baron verstummte. Einen Moment lang musterteer seinen Sohn. �Sie werden direkt in einen Mahlstromgeraten.�

Jag blickte demonstrativ zum Sichtfenster und in denEissturm, der dahinter tobte. �Dazu wurde ich ausgebil-det, nicht wahr?�

�Dann h�tten wir das entschieden.� Fei erhob sichund reichte seinem Sohn einen Holow�rfel. �Hierin sinddie j�ngsten milit�rischen Meldungen enthalten, dazudie Spezifikationen der neuen Schiffe, die Sie fliegenwerden. Ich �berlasse die Auswahl der Piloten Ihnen.�

�Shawnkyr Nuruodo, meine erste Offizierin, wirdmich begleiten.� Als der General protestieren wollte,brachte Jag scharf das Kinn nach oben. �Sie haben michan meine Verantwortung erinnert, Sir, und damit habenSie Recht. Ich f�hle mich geehrt, f�r SyndicMitth'raw'nuruodo die Aufkl�rung zu erledigen, aberich w�rde lieber nicht Chiss-Piloten grundlos einem Ri-siko aussetzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werdenwir sie alle noch hier brauchen.�

�Was ist mit Shawnkyr?�Ein L�cheln huschte �ber Jags Lippen. �Shawnkyr ist

ein echtes Mitglied einer Renegaten-Phalanx, Sir. Siew�rde nicht zur�ckbleiben, selbst wenn ich es ihr befeh-len w�rde.�

�Ich verstehe. Ein weiser F�hrer versucht stets, Befeh-le zu erteilen, die befolgt werden. Warum glauben Sie,schicke ich Sie?�

Er streckte die Hand aus. Sie sch�ttelten sich kurz dieH�nde, dann trat Jag zur�ck und verneigte sich f�rmlich.

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Baron Fei schaute zu, wie sein Sohn zur T�r schritt.Als er allein war, lie� er sich in seinen Stuhl zur�cksin-ken, seine Schultern fielen herab, und seine Miene wur-de tr�b.

Es war unm�glich, Jag aus dem sich zuspitzendenKonflikt herauszuhalten. Soontir Fei begriff das, denn erkannte Jag gut. Er wusste au�erdem aus langer Erfah-rung, welche Aussichten sich dem jungen Mann vermut-lich bieten w�rden. Die B�rde, seinen viel versprechen-den zwanzigj�hrigen Sohn in einen offensichtlich hoff-nungslosen Kampf zu schicken, lastete schwer auf ihm.

Davin war ungef�hr in Jags Alter gewesen, als man ihnin seine letzte Schlacht geschickt hatte, und seineSchwester Cherith war sogar noch j�nger gewesen.

Soontir Fei erhob sich und schritt hin und her. Er hat-te die Pflicht stets �ber alles andere gesetzt. Doch nie inseiner langen Karriere war ihm etwas so schwer gefallenwie dieses: sein drittes Kind in den Kampf und h�chst-wahrscheinlich in den Tod zu schicken.

Jaina dr�ckte sich in den Pilotensitz, w�hrend das ge-stohlene Yuuzhan-Vong-Schiff auf Lichtgeschwindigkeitbeschleunigte. Die hektisch flackernden Lichter, die Co-ruscants letzte Schlacht verk�ndeten, zogen sich zu blas-sen Linien zusammen und verschwanden schlie�lich.

Die Ruhe und Dunkelheit des Hyperraums hie�en siewillkommen. Jaina riss sich die Pilotenhaube herunterund kratzte sich mit beiden H�nden den Kopf. Das halfwenig, die Bilder von Coruscants Ende auszul�schen.Ihr Herz pochte noch im chaotischen Rhythmus der Ver-nichtung, und von der Kakophonie der Schlacht dr�hn-ten ihr die Ohren. Sie verdr�ngte die j�ngsten Erlebnis-se, so gut sie konnte, und wandte sich an Lowbacca.

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�Gute Arbeit. Wohin fliegen wir?�Der Wookiee antwortete mit einem hohlen St�hnen

und einer Geste, die verd�chtig wie ein Schulterzuckenwirkte.

�Du wei�t es nicht?�, hakte Tenel Ka nach und kam mitraschen Schritten nach vorn. �Wieso wei�t du es nicht?�Lowbacca schnaubte defensiv und blickte Tenel Ka indie grauen, vorwurfsvollen Augen. Jaina legte dem Woo-kiee eine Hand auf die Schulter.

�Ein Sprung in den offenen Raum war das Beste, wasman unter diesen Umst�nden machen konnte. Lowbac-ca hat uns Zeit verschafft, damit wir �ber die n�chstenSchritte entscheiden k�nnen. Gemeinsam.�

�Ich hole die anderen�, sagte Tenel Ka kurz angebun-den.

Sie kehrte wenige Augenblicke sp�ter mit den ande-ren Jedi zur�ck. Den einen Arm hatte sie um Tahiris H�f-te gelegt, teils, um die Verletzte zu st�tzen, teils in einerfast schwesterlichen Geste.

Tahiri war fast vollst�ndig von Verb�nden und Bacta-Pflaster bedeckt, aber die Trauer in ihren Augen hatte dieBehandlung durch Tekli nicht verringern k�nnen, undauch nicht den Gram, den sie ausstrahlte. Die Chadra-Fan-Heilerin folgte ihr wie ein kleiner brauner Schatten,den Blick hielt sie auf ihre Schutzbefohlene gerichtet.

Jaina verst�rkte ihren pers�nlichen Schild und sah diejungen Jedi einen nach dem anderen an. �Ihr seht besseraus.�

�Besser als was?�, meinte Tahiri.Verbitterung verzerrte die Stimme des M�dchens, und

Zorn stieg von ihr auf wie Dampf. Die Narben auf ihrerStirn - die aus ihrer Gefangenschaft auf Yavin 4 r�hr-ten - traten durch einen kleinen, aber h�sslichen Schnitt

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in ihrem erhitzten Gesicht noch deutlicher hervor. Of-fensichtlich hatte sie sich geweigert, diese Wunde be-handeln zu lassen.

Zekk und Ganner tauschten rasch einen besorgtenBlick, einen, der verriet, dass nun ein bekanntes Themaneu aufgegriffen werden w�rde. Diese Erkenntnis l�steGereiztheit bei Jaina aus. Tahiri w�rde �berleben - hat-te �berlebt. Sie war nicht die Einzige, die unter AnakinsVerlust litt. Allen ging die Sache nahe. Doch w�rde esihre Probleme nicht l�sen, wenn sie sich ihrem Schmerzergaben.

�Dem Schiff geht es nicht gut�, erkl�rte Jaina ohneUmschweife. �Angesichts dessen, was ich durch die Pi-lotenhaube gesehen habe und Lowbacca durch sein He-rumstochern erfahren hat, glaube ich, wir k�nnen eswieder in Schuss bringen und f�ttern.�

�F�ttern?�, unterbrach Ganner sie. �Muss ich michvielleicht vor der Frage f�rchten, was es frisst?�

�Nur, wenn du ein Stein bist�, erwiderte Jaina. �Wirm�ssen so bald wie m�glich landen. Die Frage ist ledig-lich, wo.�

�Wir waren nur ein paar Tage unterwegs, und bei un-serer R�ckkehr haben wir die Yuuzhan Vong auf Coru-scant vorgefunden�, meinte Alema Rar. �Woher sollenwir wissen, welche Welten noch besetzt wurden undwelche nicht?�

�Dieser hier schl�gt vor, wir sollten nach Barab Einzfliegen�, sagte Tesar. Der reptilienartige Jedi entbl��tedie Rei�z�hne, was Jaina als wildes Grinsen auffasste.�Die Heimatwelt der Barabelz liegt nicht auf dem Kurzder Invasion. Das ist gut. Aber wenn die Yuuzhan Vongkommen, ist daz noch besser.�

Jaina entwickelte langsam ein Ohr f�r den d�steren

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Humor, den der Barabel unterschwellig einflie�en lie�,und sie erwartete ein gewichtiges Argument. �Also?�

Das schuppige Gesicht zeigte Verschlagenheit. �AufNal Hutta sind die Vong Invasoren. Wie nennt man sieauf Barab?�

�Beute?�, schlug sie vor.Tesar zeigte erneut die Z�hne und klopfte ihr freund-

schaftlich auf die Schulter.Ganner verdrehte die Augen. �Also, nachdem wir das

aus unseren Systemen gel�scht haben, wie w�re es miteinem ernsthaften Vorschlag? Lowbacca hat Gallinoregenannt. Da wir es bis hierher geschafft haben, ohne vonDovin-Basal-Minen getroffen zu werden, w�rde ichmich dem anschlie�en.�

�Das klingt sinnvoll�, stimmte Zekk zu. �Soweit ichwei�, haben die Yuuzhan Vong dieses System bishernicht ins Visier genommen. Aber wir sollten au�erdemnoch etwas bedenken. Hapes liegt n�her als Gallinore. Esist zudem dichter bev�lkert, und h�chstwahrscheinlichk�nnten wir schneller wieder zu unserem Dienst zu-r�ckkehren, als wenn wir uns erst auf einem Planetendurch die Wildnis schlagen m�ssten.�

�Schon richtig, doch ist die Wahrscheinlichkeit, dassdie Bewohner eines Dschungelplaneten ein Yuuzhan-Vong-Schiff abschie�en, geringer�, wandte Alema Rarein.

Zekk nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis. �Ichhabe mich auf dem Schiff ein wenig umgesehen und et-was gefunden, das wie eine Rettungskapsel aussieht.Wenn wir herausbekommen, wie die funktioniert, k�nnteeiner von uns vorausfliegen und den Weg frei machen.�

Alle schauten Tenel Ka erwartungsvoll an. �Wenn wiruns f�r diesen Vorschlag entscheiden, werde ich gehen�,

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stimmte sie zu, �aber ihr solltet etwas �ber Hapes wis-sen. Auf der Heimatwelt meines Vaters gab es schon im-mer starke Anti-Jedi-Gef�hle.�

Ganner lachte kurz und wenig am�siert. �Das ist heut-zutage nichts Besonderes. Wir werden uns gleich wie zuHause f�hlen.�

�Da ist noch etwas�, begann Tenel Ka.Die anderen sahen kurz Jaina an, wandten dann rasch

den Blick ab.Sie schob das Kinn vor und stellte sich dem Thema.

�Centerpoint�, sagte sie und sprach den Namen der Su-perwaffe aus, mit der versehentlich hunderte hapani-scher Schiffe zerst�rt worden waren. �Es war Anakin,der sie aktiviert hat, und ein Verwandter der Solos, dersie abgefeuert hat. Bestimmt geben nicht wenige Hapa-ner den Solos die Schuld an ihren Verlusten. Legen wirdie Sabacc-Karten offen auf den Tisch, Tenel Ka. Wiewird der Empfang f�r Solos oder Jedi ausfallen?�

Die Kriegerin dachte einige Augenblicke �ber dieseFrage nach. �Interessant jedenfalls�, entschied sie undsagte es ohne jeglichen hintergr�ndigen Humor.

Alema schnaubte und verschr�nkte die Arme vor derBrust. �Oh, gut. Ich k�nnte ein wenig Aufregung gebrau-chen.�

Die anderen pflichteten bei, wenngleich ohne den Sar-kasmus der Twi'lek. Jaina wartete bis zum Schluss undnutzte die Zeit, �ber andere M�glichkeiten nachzuden-ken.

W�hrend ihres letzten Besuchs auf Hapes war es zu ei-nem Attentatsversuch auf die fr�here K�nigin, Tenel KasGro�mutter, gekommen, ein Angriff, der auch gegen Te-nel Ka und die Solo-Zwillinge gerichtet gewesen war.Dieses Ereignis war nicht Jainas einziges Erlebnis in die-

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ser Richtung. Obwohl sie erst achtzehn war, konnte Jainavermutlich mehr Anschl�ge auf ihr Leben auflisten, alsihre Mutter Frisuren gehabt hatte. Immer wieder hatteman versucht, sie zu t�ten - so lagen die Dinge nun ein-mal. Nicht deswegen z�gerte Jaina. Gr��ere Sorge berei-tete ihr die Furcht, dass der Hapes-Cluster eine wenigervorteilhafte Basis f�r einen Angriff gegen die YuuzhanVong darstellte.

Sie hatte keine Ahnung, wie ein solcher Angriff ausse-hen sollte. Im Prinzip wusste sie nur, dass die YuuzhanVong Jacen Solo nicht so ohne weiteres aus der Haft ent-lassen w�rden.

�Jaina?�, wandte sich Ganner an sie.�Ich nehme Tenel Kas Einw�nde durchaus ernst�, sag-

te sie und erkl�rte so ihre versp�tete Antwort, �aber ichstimme Zekk zu. Dutzende von Welten haben solcheAngst vor den Yuuzhan Vong, dass sie keine Fl�chtlingeirgendeiner Art aufnehmen. Selbst wenn wir ein Schiffder Republik fliegen w�rden, best�nde die Gefahr, abge-wiesen zu werden. Genauso gut k�nnten wir also auf ei-ner sp�rlich besiedelten Welt landen, doch w�re esschwieriger, sie wieder zu verlassen. Mit Tenel Kas Be-ziehungen sollten wir in der Lage sein, die Schiffe unddie Ausr�stung zu erhalten, die wir brauchen, um wie-der ins Gesch�ft einzusteigen.�

�Klingt vern�nftig�, stimmte Ganner zu. �Schauenwir mal, was Lowbacca mit dieser Rettungskapsel anfan-gen kann.�

Der Wookiee gab ein z�gerliches Knurren von sich.Jaina fuhr zu ihm herum. �Du hast es geh�rt? Was soll

das bedeuten?�Lowbacca spielte pantomimisch vor, wie er die Kon-

trollhaube absetzte. Er erging sich in langen Erkl�rungen

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�ber das Navihirn, wie es die Schwerkraft eines Objek-tes interpretierte und diese Daten als Basis f�r seineRichtungsberechnungen einsetzte. Die Rettungskapselbesa�, sogar wenn sie an der Fregatte angedockt war,eine komplexe innere Gravitation, die das unglaublichsensible Navihirn wahrnahm.

In Jainas Kopf keimte ein Gedanke. �Du willst also sa-gen, die Navigation des Schiffs basiert auf dem Erkennenjedes Planeten, jedes Asteroiden und alles anderen, wases als eigenst�ndige Einheit erkennt, und sie basiert so-mit auf der jeweils einzigartigen Gravitation jedes Gebil-des?�

Der Wookiee dachte dar�ber nach, dann knurrte er zu-stimmend.

�Was ist mit Gravitationsschwankungen?�, erkundig-te sie sich. �Wie diejenigen, welche die Yuuzhan-Vong-Schiffe zum Antrieb erzeugen?�

Lowbacca tippte sich an die Schl�fe und blickte siefragend an.

�Ehe wir Tenel Ka darin losschicken, m�chte ich si-chergehen, dass wir die Rettungskapsel verfolgen k�n-nen�, erkl�rte Jaina. �Aus dem, was du sagst, schlie�eich, dass das m�glich w�re.�

Fasziniert schlenderte er davon, um seine Theorie zu�berpr�fen. Die anderen Jedi zerstreuten sich und gin-gen ihren Pflichten nach oder g�nnten sich die n�tigeRuhe. Jaina akzeptierte Zekks Angebot, das Steuer f�reine Weile zu �bernehmen, und suchte sich eine derkleinen Korallennischen, die als Kabinen dienten.

Sobald sie allein war, gestattete sie sich ein schwachestriumphierendes L�cheln. Wenn sie mit ihrem Verdachtrichtig lag, konnte ein Yuuzhan-Vong-Schiff jedes ande-re an seiner einzigartigen Gravitationssignatur erken-

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nen. Jaina war zuversichtlich, dass Lowbacca eine M�g-lichkeit finden w�rde, das �Signal� eines Schiffes zuisolieren. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzthatte, konnte es selbst eine Thermogranate nicht mehrdaraus eliminieren. Und falls er Erfolg hatte, w�re Jainabei der Suche nach ihrem Bruder wieder einen kleinenSchritt weiter.

�Wir kommen�, versprach sie und legte sich in dieharte, schmale Koje. �Ich finde dich, Jacen, ich verspre-che es dir.�

Sie atmete bewusst ein und aus, bis sie den Zorn, dieTrauer und die Schuldgef�hle unter Kontrolle gebrachthatte, die durch die Gedanken an ihren Bruder in ihr auf-stiegen.

�Und dann haben wir ein paar Sachen zu bespre-chen�, f�gte sie hinzu und legte gerade genug Wut inihre Worte, um Jacens Aufmerksamkeit auf sich zu zie-hen. Wo immer er sich auch befinden mochte.

Sie lauschte nach einer Antwort, einem kleinen Zei-chen, dass ihr Zwillingsbruder sie vernommen hatte.Dass er lebte.

Stille.Seufzend gab Jaina auf. Sie begann mit den Vorberei-

tungen f�r ihre Jedi-Trance, einen heilenden, versunke-nen Zustand.

Ihr letzter bewusster Gedanke bestand in der Dankbar-keit daf�r, dass die Tr�ume ihr nicht in die Dunkelheitfolgen konnten.

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7Harrar stand am Sichtfenster seiner privaten Kammerund starrte in die sternen�bers�te Dunkelheit hinaus. Soviele Welten lagen dort drau�en und boten sich nichtnur als Eroberungsziele an, sondern auch als so drin-gend ben�tigte Zuflucht.

Ihn verlangte nicht nach Frieden. Nicht im Grundeseines Herzens. Und trotzdem, als dieser Gedanke inihm keimte, hob der Priester eine dreifingrige Hand undzog einen Riss in der einst glatten Wand nach. SeinSchiff hatte urspr�nglich einen perfekten, auf Hoch-glanz polierten Edelstein dargestellt. Mit dem Alter wur-de es sch�big, so wie die meisten Yuuzhan-Vong-Schif-fe. Harrar vermutete, die Lebensspanne des Priester-schiffes n�here sich dem Ende.

Der Zustand des Schiffes war allerdings nichts im Ver-gleich mit den Schwierigkeiten, in denen der Kriegs-meister steckte. Tsavong Lah hatte den gr��ten Teil sei-nes Armes geopfert, um den Segen der G�tter f�r die Er-oberung von Coruscant zu erlangen. Die Schlacht warsiegreich verlaufen, und dennoch wollte das Implantatdes Kriegsmeisters nicht heilen. Wenn sich der Wund-brand fortsetzte, w�rde Harrars alter Freund - der zu-dem sein m�chtigster und zuverl�ssigster Unterst�tzerwar - seinen hohen Rang verlieren. Der Priester vermu-tete, sein eigenes Schicksal hinge nicht weniger als dasdes Kriegsmeisters von der erfolgreichen Gefangennah-me und der Opferung der Tedi-Zwillinge ab.

�Eminenz.�

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Der Priester drehte sich um und verbarg sorgsam seine�berraschung und seinen �rger dar�ber, dass er sichhatte �berraschen lassen. Trotz seiner beeindruckendenGestalt und der Vonduun-Krabben-R�stung, die KhaleeLah selbst an Bord trug, bewegte sich der Krieger so leisewie ein Schatten. H�tte es sich um einen anderen Kriegergehandelt, m�sste Harrar den Verdacht hegen, dass Kha-lee Lah seine geistliche F�hrung in Frage stellen wollte.

�Ich nehme an, es gibt eine Rechtfertigung f�r Ihr Ein-dringen?�, sagte er scharf.Khalee Lah neigte den Kopf. � Wir haben das gestohle-

ne Schiff geortet, Eminenz. Die Ksstarr wurde in derN�he von Coruscant gesichtet, konnte in den Wirren desGefechts jedoch entkommen. Sie ist ungef�hr zwischenjenen Welten aus dem Dunkelraum gekommen, die manKuat und Kashyyyk nennt.�

�Und jetzt?��Wir glauben, die Jedi haben den Hapes-Cluster als

Ziel. Dementsprechend haben wir Kurs gesetzt.�Harrars Ver�rgerung nahm zu. �Wenn die Fregatte zu

einer Reise durch den Dunkelraum f�hig ist, k�nntensich die Jeedai f�r viele Ziele entscheiden.�

�Das ist richtig, Eminenz, aber Nom Anors Schiff wur-de w�hrend der Flucht vom Weltschiff besch�digt. DieKsstarr ist ausgehungert und verletzt, und ohne sorgf�lti-ge Pflege wird sie bald sterben. Bestimmt sp�ren dieseUngl�ubigen, dass das Schiff seine Grenzen erreicht hat.�

�Ihre Logik ist weit hergeholt�, sagte der Priester.Khalee Lah neigte entschuldigend den Kopf. �Einer

der Jeedai, eine Frau, ist Abk�mmling der hapanischenMonarchie�, erkl�rte er. �Das haben wir w�hrend desBrechens erfahren. Nicht von dieser Jeedai, sondern vonanderen.�

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Harrar bemerkte einen Unterton grollender Bewunde-rung in der Stimme des Kriegers. �Diese Frau hat demBrechen nicht nachgegeben, wie ich geh�rt habe. Gut.Das zus�tzliche Opfer eines w�rdigen Jeedai k�nnte dieG�tter wegen der Verz�gerung beim Zwillingsopfer be-s�nftigen. Wie hei�t diese Ungl�ubige?�

�Tenel Ka. Man sagt, sie habe tapfer gek�mpft, obwohlsie nur einen Arm hat. Andere Ungl�ubige haben Glied-ma�en mit mechanischen Abscheulichkeiten ersetzt.Diese nicht.� Seine vernarbten Lippen verzogen sich zueinem raubtierhaften Grinsen. �Ausgestattet mit einerangemessenen Verst�rkung wird sie sich als w�rdigerGegner erweisen, oder zumindest als interessante Unter-haltung. �

�In diesem Fall d�rfen Sie sie selbst bei einem Krieger-opfer darbringen�, sagte Harrar. Bei diesem Gedankenrunzelte sich seine flache Stirn. �Viele Schiffe von Hapesstarben mit unseren in der Schlacht von Fondor, wurdendurch das t�dliche Licht einer mechanischen Abscheu-lichkeit vernichtet. Angesichts unseres Wissens �ber dieUngl�ubigen wird allgemein angenommen, dass sie weg-werfen, was sie f�r unwichtig halten. Aufgrund dieserTheorie wurde der Hapes-Cluster bislang unserer Auf-merksamkeit nicht f�r w�rdig gehalten. Wenn diese Jee-dai jedoch typisch f�r den hapanischen Adel ist, sollteman diese Gesichtspunkte erneut �berdenken.�

Der Krieger schnaubte. �Der Hapes-Cluster wird nichtvon den Yuuzhan Vong kontrolliert, aber er ist nichts-destoweniger so gut wie besiegt. Seit Fondor haben sichdie Ungl�ubigen des Hapes-Clusters auf ihre Welten zu-r�ckgezogen und tun nichts.�

�Und die Pr�senz der Jeedai dort?��Kaum erw�hnenswert; eigentlich herrscht dort eher

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Feindseligkeit gegen sie. Die Friedensbrigade hat unterden Hapanern viele Rekruten gefunden. Wir haben meh-rere unserer Agenten unterrichtet.�

Harrar betrachtete den Krieger aufmerksam. Etwasstimmte nicht. Khalee Lah hatte jede Frage offen beant-wortet, doch lieferte er keine Informationen �ber das hi-naus, was Harrar verlangte. �Da ist noch etwas�, sagte er.�Sie verraten mir nicht alles. Ein Priester von Yun-Har-la sp�rt solche Dinge.�

Diesmal verneigte sich der Krieger tief und lange, under ber�hrte die geh�rnte Stirn in einer Geste der Ehrer-bietigkeit. �Ich bin ein milit�rischer Kommandant, Emi-nenz. Bestimmte Strategien setzen f�r den Erfolg Ge-heimhaltung voraus. Solche Taktiken kann ich nur mitmeinen Vorgesetzten besprechen.�

Die unh�flichen Worte ver�rgerten Harrar zutiefst. Ersetzte sich dar�ber hinweg, denn die offenen Worte lie-�en eine Taktik vermuten, die sich zum Vorteil f�r Har-rar auswirken w�rde.

�Sie befehligen meine Eskorte. Meine�, hob der Pries-ter hervor. �Sie sollen mich bei der Aufgabe unterst�t-zen, die mir von keiner geringeren Autorit�t als TsavongLah �bertragen wurde. Wenn der Kriegsmeister im Ran-ge nicht hoch genug f�r Sie steht, bedenken Sie dies:Welcher Krieger der Yuuzhan Vong ist nicht Untertander G�tter? Und wer interpretiert den Willen der G�tterbesser als ein hoher Priester?�

Khalee Lah verbeugte sich. �Ich wurde zu Recht geta-delt. Wie lauten Ihre Befehle?�

�Sie erscheinen so sicher, was das Ziel der Ksstarr be-trifft. Warum?�

�Wir haben in den von uns kontrollierten Raumab-schnitten dichte Dovin-Basal-Minenfelder angelegt�,

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sagte er langsam. �Diese verf�gen �ber die F�higkeit,den Flug der ungl�ubigen Schiffe zu unterbrechen undsie manchmal sogar aus dem Dunkelraum zu ziehen.�

�Das wei� ich�, sagte der Priester ungeduldig.�Diese Dovin Basale kommunizieren auch mit vorbei-

fliegenden Yuuzhan-Vong-Schiffen. Die Passage jedesSchiffes wird aufgezeichnet, und diese Information wirdan den Yammosk in den Aufkl�rungsschiffen �bermit-telt. M�glicherweise wichtige Informationen werden andie Kommandanten weitergeleitet, sogar an den Kriegs-meister pers�nlich.�

Der Priester riss die Augen auf. �Das Milit�r �ber-wacht also alle Schiffe der Yuuzhan Vong.�

�Man hielt es f�r vern�nftig, Eminenz. Damit ist keinmangelnder Respekt gegen�ber der Priesterkaste oderden Gestaltern verbunden.�

Harrar behielt seine Meinung zu diesem Thema f�rsich. �Diese Politik erleichtert unsere Aufgabe erheb-lich. Wir fliegen weiter nach Hapes.�

Der Geruch in der Kammer ver�nderte sich leicht undzeigte die bevorstehende R�ckkehr' aus dem Dunkel-raum an. Der Priester und der Krieger setzten sich f�rden �bergang auf Sicherheitssitze.

W�hrend das Priesterschiff durchger�ttelt wurde unddie Geschwindigkeit verlangsamte, erschien um sieherum ein Heer von unbekannten Planeten und Sternen.Khalee Lah nickte zufrieden, als er in der Ferne einigehelle gr�ne Punkte in der Gr��e von Nadelspitzen aus-machte. Die Lichter beschrieben einen Halbkreis und be-wegten sich auf das Priesterschiff zu.

�Friedensbrigade�, sagte er ver�chtlich. �Nom Anorhat Jahre unter den Ungl�ubigen verbracht, und solcheVerb�ndeten sind es, die er uns verschafft hat!�

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�Zumindest sind sie p�nktlich und in der Lage, sichmit uns am vereinbarten Ort zu treffen. Sie sollten sichvorsehen, wenn Sie andeuten, dass sich die Entschei-dungen des Exekutors als Fehler herausstellen k�nnten.�

�Manche glauben, so weit w�re es l�ngst gekommen�,antwortete der Krieger unverbl�mt.

Harrar unterdr�ckte ein L�cheln. War das Eis erst ge-brochen, floss das Wasser ohne Hindernis. �Offensicht-lich sind Sie gut �ber die Ereignisse bei Myrkr infor-miert.�

�Nat�rlich hat das Milit�r Informanten auf dem Welt-schiff. Die Gestalter auf Yavin 4 haben ihre Ziele nichterreicht, und wir k�nnen uns weitere Fehlschl�ge nichterlauben. Viel hing vom Erfolg des Voxyn-Klonens ab.�

Diese Information war wichtig. Harrar hatte �ber die-se Dinge nichts gewusst, �ber Dinge, deren Kenntnissich als gef�hrlich erweisen konnte.

�Ich verstehe�, murmelte er.�Diese Vorsichtsma�nahme erschien notwendig�,

fuhr Khalee Lah fort. �Nom Anor hat mehr als einmalversagt. Mitglieder seiner Mannschaft erstatten mir Be-richt, und ich informiere wiederum den Kriegsmeister.�

Der Priester entschied, die Grenzen der Offenherzig-keit - und des Einsch�tzungsverm�gens - des jungenKriegers auszuloten. �Nennen Sie mir diese Agenten.�

Khalee Lah tat es, ohne Widerspruch oder Z�gern.�Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, dass Ihre un-

bedachte Antwort den Tod dieser Informanten zur Folgehaben k�nnte?�, fragte der Priester ernst.

�Au�er Ihnen und mir ist niemand in der Kammer an-wesend�, antwortete Khalee Lah und runzelte verwirrtdie narben�bers�te Stirn.

�Zwei oder zwanzig, was macht das schon aus. Tsa-

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vong Lah befindet sich in einer �u�erst prek�ren Situati-on. Seine Implantate sind nicht verheilt. Es gibt einfluss-reiche Gestalter und nicht wenige Priester, die kurz da-vor stehen, dies als Zeichen f�r das Missfallen der G�t-ter auszulegen. Informationen sind wie Plasma; Plasmakann verbinden oder verbrennen. Ein Narr, der zu freiz�-gig mit Informationen umgeht, macht sich selbst zurWaffe, die jeder - Krieger, Gestalter, Priester, Besch�m-ter, sogar Ungl�ubiger - nach Belieben benutzen kann.�

Das vernarbte Gesicht des Kriegers wurde dunkel vorZorn. Er erhob sich langsam und ragte bedrohlich vordem schlanken Priester auf.

�Oh, setzen Sie sich!�, sagte Harrar gereizt. �Ich woll-te Ihnen ledig�ch zu mehr Diskretion raten und michkeinesfalls als Verr�ter zu erkennen geben.�

Khalee Lah wirkte verunsichert. �Wie steht es mit Ih-rer Ergebenheit gegen�ber dem Kriegsmeister?�

�Hat sich seit unserer gemeinsam verbrachten Jugendnicht ge�ndert�, erwiderte er.

�Sie haben die G�tter ins Feld gef�hrt, um an milit�ri-sche Informationen zu gelangen.�

�Ich bin ein Priester von Yun-Harla�, sagte Harrar mit�bertriebener Ausf�hrlichkeit. �Meine Worte habe ichgew�hlt, damit sie zu dem gew�nschten Ergebnis f�h-ren. So gehen wir vor. Beruhigen Sie sich, und versu-chen Sie bitte, ein wenig Scharfsinn zu entwickeln.�

Respektvoll neigte der Krieger den Kopf und wandtesich anschlie�end dem Sichtfenster zu und damit denDingen, die seinem Verst�ndnis n�her waren. Zusam-men mit dem Priester beobachtete er die Ankunft desfremden Schiffes.

Harrar musterte das Schiff der Ungl�ubigen mit einerMischung aus Faszination und Abscheu. Obwohl es ein-

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deutig mechanisch funktionierte, �hnelte es einem riesi-gen Insekt. D�nne Metallfl�gel ragten aus dem ge-schwungenen gegliederten K�rper. An jeder Rumpfseitewies es zwei Beinpaare auf. Das runde Cockpit erinner-te an einen Kopf, und von der Seite betrachtet wirkte dasgl�nzende schwarze Sichtfenster wie ein gigantischesFacettenauge.

�Ich habe diese Ungl�ubigen untersch�tzt. Wer h�ttegedacht, dass sie zu einer solch gewaltigen Beleidigungder G�tter f�hig sind?�, murmelte Khalee Lah. Er hob dieStimme und sagte zu den Wachen des Priesters: �Sichertdas Schiff der Ungl�ubigen und bringt alle, die sich anBord befinden, zu mir.�

Auf seinen Befehl hin trat eine gr�n und gelb t�towier-te Frau zu ihm. Wie Khalee Lah war sie in eine lebendeR�stung geh�llt. Die ihre war gr�n gesprenkelt, was gutzu den gr�nen Welten passte, die man in dieser Galaxisso h�ufig fand. Eines Tages, so hoffte Harrar, durfte ereine solche Welt sein Eigen nennen, und als er die R�s-tung seiner Leibwache hatte anfertigen lassen, hatte erschon daran gedacht, wie seine Soldaten auf einem gr�-nen Planeten auf Kundschaft gingen. Jetzt wusste er,dass seine Reisen �berwacht wurden, und er w�rde sichder Verfolgung dieses Ziels diskreter widmen m�ssen.

Harrars Aufmerksamkeit richtete sich auf die beidenKreaturen, die den Wachen folgten. Er verzog den Mund.Das waren die beiden zwielichtigsten Menschen, denener bislang begegnet war.

Beide waren gro� und fr�her vermutlich gut gebaut ge-wesen. Der eine allerdings war zu d�rr, um gesund zuwirken; seine vorstehende Nase wurde von zwei fiebri-gen Augen eingerahmt, und der best�ndige Tic des einenAuges und das nerv�se Zucken der Nase verliehen ihm

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eine betr�chtliche �hnlichkeit mit einem unbehaartenNagetier. Der andere Mann nannte eine beachtlicheMenge hellroten Haars sein Eigen, das undiszipliniertauf die Schulter wallte, und ebenso unordentlich sprosses aus Kinn und Wangen. Der Mangel an Disziplin kann-te keine Grenzen: Die massigen Arme waren schlaff, undder Bauch w�lbte sich �ber den Waffengurt.

Khalee Lah gab sich keine M�he, seine Verachtung zuverbergen. �Sagen Sie mir Ihre Namen.�

Beide M�nner verbeugten sich wenig elegant. �Ben-wick Chell�, sagte der haarige Kerl. �Mein Kopilot Von-ce.�

�Sie sind Angeh�rige der Friedensbrigade?��Das stimmt.��Warum?�Die Menschen blinzelten gleichzeitig und wechselten

einen wachsamen Blick. �Warum?�, wiederholte der,der sich Benwick nannte.

�Die Frage ist doch ganz einfach�, sagte Khalee Lah.�Was hoffen Sie von diesem B�ndnis zu gewinnen?�

�Unser Leben�, sagte der Mann offen.Khalee Lah schnaubte. �Eine armselige Belohnung.��Mag sein�, erwiderte der b�rtige Mann und zeigte

zum ersten Mal R�ckgrat, �aber f�r einen toten Mann istes schwierig, seine Credits auszugeben.�

�Interessante Philosophie�, mischte sich Harrar ein,�aber diese Diskussion sollten wir bei anderer Gelegen-heit fortf�hren. Wir brauchen mehr Agenten in diesemSektor. Sagen Sie uns, was die Hapaner veranlassen w�r-de, sich mit den Yuuzhan Vong zu verb�nden.�

�Da brauchen Sie nicht viel zu tun. Das meiste ist be-reits erledigt. Sie brauchen sich nur ein wenig in unsererGeschichte auszukennen�, begann der Mann und er-

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w�rmte sich f�r das Thema, w�hrend er sprach. �Vorhunderten von Jahren wurde Hapes von Piraten besie-delt.�

Khalee Lah tippte sich ans Ohr und brachte so denTizowyrm dort dazu, eine �bersetzung zu liefern, die erverstehen konnte.

�Von Piraten habe ich geh�rt�, unterbrach Harrar ihn.�Sie lauern Schiffen auf und stehlen ihre Fracht.�

�Und manchmal auch die Passagiere�, sagte der Mannbetont. �Man k�nnte sagen, die Aufgabe, die wir f�r Sieerledigen sollen, ist bereits in unseren Computern vor-programmiert.�

�Sie sind ein Narr�, knurrte Khalee Lah, �und IhrSchiff ist ein blasphemischer K�fer. Unsere Zielperso-nen, so bemitleidenswert sie auch sein m�gen, w�rdenSie mit einem einzigen Schlag ausl�schen.�

Der Mensch mit dem langen roten Haar deutete mitdem Kopf auf das Heck des Priesterschiffes. �Das Wes-penschiff ist ein Aufkl�rungsschiff, mehr nicht. Nach-dem wir die Fregatte entdeckt haben, greifen wir mitVerst�rkung an.�

�Und wer w�rde diesen Angriff f�hren?�Benwick hob den Kopf. �Ich.�Khalee Lah warf die H�nde in die H�he und ging da-

von. Der Mensch lief ihm hinterher. �Glauben Sie nicht,ich w�re dazu nicht in der Lage. Ich habe die letztenf�nfzehn Jahre in der hapanischen Flotte verbracht,sechs davon als Geschwaderkommandant.�

Der Krieger fuhr herum, worauf der Mann abrupt ste-hen blieb. �Warum wehren Sie sich dann nicht gegenunsere Invasion?�

�Das haben wir doch versucht�, erwiderte sein Gegen-�ber knapp. �Hat nicht geklappt.�

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So langsam begriff Harrar. �Sie waren bei Fondor da-bei.�

�Mein Geschwader wurde zerst�rt - dank der Hexen-k�nigin und der Einmischung ihrer Jedi-Freunde. Alsosind wir zum Beruf unserer Vorfahren zur�ckgekehrt.�

�Sie sind desertiert�, korrigierte Khalee Lah.Harrar bemerkte den Sturm, der im Gesicht des jungen

Kriegers aufzog, und trat instinktiv einen Schritt vor.Nicht schnell genug.Der Krieger riss den linken Arm hoch, zog den Ellbo-

gen und die Faust bis hinters Ohr zur�ck, und zwei Fin-ger versteiften sich zu einer lebenden Waffe. Er schlugzu und trieb dem gro�en Mann die Finger in die Kehle.Der Kopf des Rotb�rtigen fuhr nach hinten. Der Kerl tau-melte einige Schritte, fiel dann, umklammerte die blo-ckierte Kehle und schnappte nach Luft. Khalee trat vor,und sein Blick verhie� den Tod.

Auf ein schwaches Nicken von Harrar hin eilte dieKriegerin dazu. Khalee Lah holte mit der Hand aus, alswolle er sie zur Seite fegen. Sie packte den gro�en Krie-ger am Handgelenk, verdrehte es und st�rte so gleicher-ma�en seine Konzentration und sein Gleichgewicht. Ge-schickt lie� sie sich zu Boden fallen, rollte ab und zogden Krieger mit sich. Schneller, als Harrar es f�r m�glichgehalten h�tte, war sie wieder auf den Beinen.

Sofort sank sie auf die Knie. Sie legte den Kopf in denNacken und bot Khalee Lah ihre Kehle dar. Der Kriegerballte die Hand zur Faust, als er sich erhob, und die Sta-cheln an seinen Kn�cheln bildeten ein kurzes gezacktesMesser.

�Nein�, sagte Harrar fest und trat zwischen die beidenK�mpfer. �Diese Kriegerin wird nicht bestraft, weil sieBefehle befolgt hat.�

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�Ich befehlige die Krieger!�, protestierte Khalee Lah.�Und Sie wiederum stehen unter meinem Komman-

do�, stellte der Priester klar. �Habe ich demnach nichtdas Recht, Sie beide zu befehligen?�

�Haben Sie den Angriff auf mich befohlen?��Ich habe befohlen, Sie aufzuhalten. Der Mensch war

bei Fondor mit dabei. M�glicherweise besitzt er wertvol-le Informationen.�

Khalee Lah neigte den Kopf, doch seine Augen brann-ten hei�.

�Neeka Sot ist keine richtige Kriegerin, sondern eineAngeh�rige der Attentat er sekte, die von Geburt an f�rschnelle Angriffe und Nahkampf gestaltet wurde. Sie hatSie nicht im Kampf besiegt. Ohne mein Einschreiten h�t-ten Sie sie leicht t�ten k�nnen. Au�erdem ist sie meinepers�nliche Leibwache�, fuhr Harrar fort. �Gewiss glau-ben Sie nicht, dass nur beim Milit�r Vorsichtsma�nah-men getroffen werden.�

Er lie� den verdutzten Krieger stehen, der diese Ent-h�llung erst einmal verdauen musste, und wandte sichdem Mann zu, der Vonce hie�. Das Gesicht des Menschenwar kr�nklich wei� geworden, und er starrte entsetzt undgebannt auf seinen nach Luft schnappenden Kameraden.Das Zucken seines Auges war schneller geworden.

�Wir lassen den Rotb�rtigen wiederbeleben�, versi-cherte Harrar ihm. �Sagen Sie mir, was Sie �ber JainaSolo wissen.�

Ein wenig kehrte die Farbe in Vonces Gesicht zur�ck,und das hektische Zucken verlangsamte sich zu einemrhythmischen Blinzeln. �Wir hatten gerade einen �ber-fall hinter uns und wollten nach Coruscant, um unsereFracht abzuladen. Dabei sind wir mitten in das ganzeDurcheinander geraten. Unterwegs h�rten wir einen

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Funkspruch von Leia Organa Solo, die behauptete, ihreTochter Jaina steuere eine Yuuzhan-Vong-Fregatte.�

�Das stimmt mit dem �berein, was wir wissen�, mein-te Harrar. �Diese Solo-Frau ist ebenfalls Jeedai?�

Der Mann kratzte sich nachdenklich an der gro�enNase, ehe er mit den Schultern zuckte. �Ich habe es je-denfalls geh�rt. Luke Skywalker ist ihr Zwillingsbruder,also k�nnte durchaus etwas dran sein.�

�Noch ein Zwillingspaar�, sagte Khalee Lah knur-rend, w�hrend er n�her trat, um zuzuh�ren. �Diese an-dere Solo-Frau kann durch die Jeedai-Zauberei mit JainaSolo sprechen?�

�Ich kann Ihnen dar�ber nichts sagen, aber ich habeetwas anderes gesehen, das vielleicht erkl�rt, wie diejunge Solo ihre Nachricht �bermittelt hat. Die Fregatteflog direkt auf den Falken zu, als wolle sie Han Solodazu herausfordern, auf sie zu schie�en.�

�Hei�t jeder dritte Mensch in dieser Galaxis Solo?�,wollte Khalee Lah wissen.

Vonce reagierte mit einem fl�chtigen Grinsen.�Scheint manchmal so. Jedenfalls feuerte der alte Han,die Fregatte rollte zur Seite, als habe sie den Schuss er-wartet, und dadurch wurde der Korallenskipper hinterihr getroffen. Sehr sch�n gemacht�, wunderte er sichund sch�ttelte den Kopf. �Schade nat�rlich um dasSkip�, f�gte er hastig hinzu.

�Und Sie glauben, dieser Han Solo habe das Man�vererkannt?�

�F�r mich sah es aus, als h�tten die das schon mal ge-�bt�, stimmte Vonce zu. �Und genau danach h�ngte sichdiese Solo ans Kom und warnte alle, die Fregatte in Ruhezu lassen. Und kurz darauf erhielten wir durch den Vil-lip die Nachricht, in der die Fregatte beschrieben wurde,

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mit dem Befehl an alle in der Umgebung, den YuuzhanVong beim Kapern zu helfen. Demnach gehe ich davonaus, dass Leia Solo die Wahrheit gesagt hat.�

�Was haben Sie dann getan?��Wir haben ein paar Mal auf die Fregatte gefeuert, auf

die Unterseite, wie man uns gesagt hatte. Das Schiffwich jedem Schuss aus�, erkl�rte er bewundernd. �Ichhabe schon bessere Piloten als die junge Solo gesehen,aber nicht viele.�

Harrar blickte Khalee Lah an. Wie erwartet, wirkte derKrieger zutiefst beunruhigt durch diesen Bericht �berdie F�higkeiten und die Gerissenheit der Jeedai-Zwil-lingsschwester.

�Sie werden angemessen belohnt werden�, versprachder Priester.

Er warf Neeka Sot einen viel sagenden Blick zu. DieKriegerin schoss vor und sprang in die Luft. Sie landeteauf Vonces Schultern und umklammerte mit den gepan-zerten Oberschenkeln den Hals des Manns.

Das Gewicht dr�ckte ihn auf die Knie. Neeka Sotpresste ihn zu Boden, und sie drehte sich hart nachlinks. Vonces Hals brach mit h�rbarem Knacken, undder Mann der Friedensbrigade kippte um. Die Kriegerinerhob sich geschmeidig und ging, ohne Zeit zu verlieren,auf den w�rgenden Mann zu.

Inzwischen hatte Benwicks Gesicht einen purpurfar-benen Ton angenommen. Neeka Sot stie� mit den F��enseine H�nde von der Kehle und dr�ckte ihren Stiefelseitlich auf den Hals. Als sie zur�cktrat, holte der Mannrasselnd Luft.

Die Frau b�ckte sich und packte Benwick an seinemroten Schopf. Sie zerrte ihn auf die Knie und hielt ihn anden Haaren aufrecht.

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Sie umrundete den Mann, w�hrend sie ihn nicht los-lie�, bis sie vor ihm stand. Nun zerrte sie den Kopf zu ei-ner Seite und nickte dem Priester zu.

Harrar holte aus den Falten seines Kopftuches einwinziges Beh�ltnis hervor. Darin befand sich ein hell-gr�nes Wesen. Er tippte an das Beh�ltnis und setzte demMenschen den kleinen Diener ins Ohr.

Ein paar Augenblicke lang erf�llten Benwicks Protest-schreie den Raum. Harrar bewahrte nur unter M�hen dieGeduld. Menschen stellten sich so l�cherlich an, wennes darum ging, hilfreiche Wesen zu verwenden; in ihrenAugen stellte die Unversehrtheit ihrer bemitleidenswertunzul�nglichen K�rper ein h�heres Gut dar als vermehr-te Kraft und Effizienz.

Benwick beschwerte sich, als ob seine Meinung ir-gendeinen Unterschied ausmachen w�rde. Schlie�lichwar der Vorgang beendet, und der Mensch erhob sichm�hsam.

Er hielt die Hand auf das Ohr und starrte w�tend dieLeiche seines Kameraden an. �Ist das Ihre Vorstellungvon Belohnung?�

�Wir werden jetzt direkter und effizienter kommuni-zieren k�nnen�, sagte Harrar. �Mit diesem Vorteil wer-den Sie eine gr��ere Chance haben, Jaina Solo gefangenzu nehmen, als Ihre Piratenfreunde. Gehen Sie jetzt.Neeka Sot w�re �berhaupt nicht erfreut, wenn sie glau-ben m�sste, mein Geschenk w�rde nicht gesch�tzt.�

Der Rothaarige warf der Kriegerin einen giftigen Blickzu, verneigte sich jedoch mit akzeptablem Respekt vorHarrar und Khalee Lah. Er drehte sich um und schrittden Korridor hinunter.

Neeka Sot verneigte sich vor Harrar und ging vor Kha-lee Lah auf ein Knie nieder. Durch diese respektvolle

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Geste bes�nftigt, gab der Krieger ihr einen Wink, siem�ge sich erheben und hinausgehen.

Der Priester musterte Khalee Lah. �Ihre Schuldspr�-che sind so unnachgiebig wie der Vonduun-Krabben-Panzer, den Sie tragen, doch nicht ann�hernd so flexibel.Es qu�lt Sie, wenn Ihre Ansichten nicht best�tigt wer-den�, kommentierte er. �Aber haben Sie verstanden, waswir hier erfahren konnten? Jaina Solo ist m�glicherwei-se eine gef�hrlichere Gegnerin, als wir erwartet haben.�

�Sie ist eine Ungl�ubige!��Und wir sind keine Ungl�ubigen�, sagte der Priester

scharf. �Weil wir unseren Glauben haben, sollten wirwissen, wie m�chtig und stark eine List sein kann.�

Der Krieger richtete abrupt den Blick auf Harrars Ge-sicht. �Gewiss wollen Sie diese Menschenfrau nicht mitYun-Harla gleichsetzen!�

�Das w�re Blasphemie�, stimmte der Priester zu. �Ichm�chte Sie lediglich an das erinnern, was Yun-Harla unslehrt: Nichts ist je so, wie es scheint. Wie es sich f�r dieListenreiche geh�rt, erteilt uns die G�ttin ihre Lektio-nen, wenn wir es am wenigsten erwarten und unter denunwahrscheinlichstenUmst�nden.�

W�hrend Harrar sprach, �berlief ihn ein Schauder, derdurch eine Vorahnung ausgel�st wurde. Gl�cklicherwei-se schien der Krieger sein Unbehagen nicht zu sp�ren.

�Unwahrscheinlich, ja!�, best�tigte Khalee Lah. �Des-sen ungeachtet untersch�tzen nur Narren ihre Feinde.�

Er verneigte sich, verlie� die Kammer und �berlie� esHarrar, �ber die Ketzerei nachzudenken, die er geradezur�ckgewiesen hatte.

Man munkelte, dass die Jeedai mehr mit den G�tternder Yuuzhan Vong gemeinsam hatten, als die Angeh�ri-gen der Kriegerkaste ihnen zugestehen mochten. Ge-

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r�chten zufolge existierte eine H�resie, die ihren Ur-sprung auf Yavin 4 hatte, wo manche der Besch�mtenvon den Jeedai Erl�sung erwarteten.

Harrar ging hin�ber zum Sichtfenster und schaute zuden Sternen hinaus, ohne sie wahrzunehmen, zu denzahllosen Welten, die darauf warteten, gestaltet und ge-reinigt zu werden. Er dachte dar�ber nach, was er zuKhalee Lah gesagt hatte, und verglich seine eigene Ver-ehrung der G�ttin mit dem unersch�tterlichen Glaubendes Kriegers. Und er fragte sich, und zwar nicht zum ers-ten Mal, wie man diese G�ttin, der man nie vertrauendurfte, ohne Vorbehalte anbeten konnte.

Ein Leben auf der Reise hatte in ihm die Sehnsucht ge-n�hrt, eine Heimatwelt zu finden. Vielleicht w�rde einekleine H�resie ein wenig Best�ndigkeit in sein Lebenbringen. Und nach all seinen Jahren als Priester w�re esm�glicherweise eine gro�e Erleichterung, endlich an et-was glauben zu k�nnen.

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8Die Lichter der Instrumententafel im Cockpit des Millen-nium Falken blinkten sporadisch wie die Solar-Lichtre-klame einer billigen Cantina nach ein paar Tagen be-w�lkten Himmels. Han Solo starrte die Anzeigen an,ballte die H�nde zur Faust und schlug auf eine bereitstief eingebeulte Stelle der Konsole. Flackernd erwachtendie Sensoren zum Leben. Daraufhin warf er seiner Kopi-lotin einen Seitenblick zu und l�chelte selbstgef�llig.

Leia sch�ttelte den Kopf und lie� einen kleinen Bild-schirm nicht aus den Augen. �Nicht gut. Die Daten vonR2 zeigen, dass wir bald eine Reparatur brauchen.�

Han beugte sich vor und studierte die technischen Da-ten. �Ja�, best�tigte er kurz darauf. �Haben wir nur dasProblem, einen ruhigen Ort daf�r zu finden.�

�Der Hapes-Cluster�, schlug sie ruhig vor und richte-te den Blick auf ihren Mann.

In seinen Augen zeigte sich Vorsicht. �Wie ich geh�rthabe, sind die Hapaner nicht besonders scharf auf Besu-cher.�

�Das stimmt allerdings. Vor gar nicht langer Zeit hatmir Teneniel Djo jedoch eine Nachricht an den Senat ge-schickt, in der angedeutet wurde, sie w�rde Hapes f�rFl�chtlinge �ffnen. Ich verstehe dein Z�gern�, sagte Leiaund spielte damit auf Hans immer noch vorhandenesMisstrauen seinem einstigen Rivalen Isolder gegen�beran, der inzwischen mit Teneniel Djo verheiratet war.�Aber ich habe meine Wahl getroffen, und bisher habeich es nicht bereut. Wenigstens nicht sehr.�

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Sie erw�hnte nicht ihre letzte Begegnung mit der fr�-heren K�nigin von Hapes, Prinz Isolders Mutter Ta'aChume. Die hatte sich n�mlich �ber die Eheprobleme ih-res Sohnes ausgelassen und gesagt, ihr w�re es lieber ge-wesen, wenn Isolder Prinzessin Leia anstelle von Tene-niel Djo gew�hlt h�tte, eine Kriegerin aus dem fernen Dat-homir. Leia wusste, wie gut sich Ta'a Chume auf Intrigenverstand, und sie wollte eine schwierige Situation gewissnicht noch komplizierter machen. Im Moment jedochdr�ngten sich andere �berlegungen in den Vordergrund.

�Tenel Ka geh�rt zum Kommandoteam der Jedi�, erin-nerte Leia ihn. �Demnach w�re es m�glich und viel-leicht sogar wahrscheinlich, dass Jaina mit demYuuzhan-Vong-Schiff nach Hapes fliegt.�

Hans Augen leuchteten auf. �Klingt sinnvoll. Sie istein kluges Kind, und daher hast du vermutlich Recht.�Nachdem die Angelegenheit zu seiner Zufriedenheit ge-regelt war, machte er sich daran, Kurs auf den Hapes-Cluster zu setzen.

�Sollten wir nicht Luke und Mara fragen, was sie da-von halten?�

�Wenn es ihr Schiff w�re, nat�rlich.� Er l�chelte kurzund nahm den Worten damit ihren Stachel, dann gab erden Kurs ein und bereitete sich auf den Sprung in denHyperraum vor.

Nachdem der Sprung durchgef�hrt war, f�gte er hinzu:�Ihnen ist es sowieso egal, wo wir sie absetzen. Sie wer-den nur so lange dort bleiben, bis Mara sich ein Schiff ge-kauft, erbettelt oder gestohlen hat, und dann fliegen siesofort dorthin, wo Lando Ben untergebracht hat.�

�Stimmt auch wieder�, meinte Leia. Sie schloss dieAugen, da ihr die Tr�nen in die Augen traten, und ver-suchte, den Neid zu unterdr�cken, den sie pl�tzlich ih-

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rem Bruder und seiner Frau gegen�ber versp�rte, weilsie ihren Sohn wiedersehen w�rden.

Ihren Sohn Anakin w�rde sie nicht wiedersehen. Siew�rde nicht einmal den fragw�rdigen Trost haben, denMann, zu dem er geworden war, mit den feierlichen Ri-ten einer Jedi-Bestattung zu ehren.

Han streckte den Arm aus und legte seine Hand aufihre. �Ich liebe dich, wei�t du. Du h�ltst dich gro�artig�,sagte er leise. �Du hilfst auch mir durchzuhalten.�

Sie schlug die Augen auf und wandte sich ihremMann zu. �Das ist doch Unsinn. Nur deinetwegen liegeich nicht zusammengekr�mmt in diesem Sitz.�

�Das ist ebenfalls Unsinn. Du bist eine K�mpferin, bistes immer gewesen. Du hast einen h�llischen Schlag ein-gesteckt, aber du bist wieder auf die Beine gekommen.�Unbewusst rieb er sich das Kinn, als habe der Vergleichgewisse Erinnerungen wachgerufen. �Tut ganz sch�nweh, nicht?�

�Nur wenn ich atme.�Er senkte den Kopf und nickte. Die Trauer war ein ste-

ter Begleiter, eine Wunde, die bei jeder Ber�hrung, jederBewegung wieder aufriss. Er schlug vor, sie sollten sichbeide ein wenig ausruhen.

�Ich kann wahrscheinlich nicht schlafen�, meinteLeia, doch noch w�hrend sie es sagte, sp�rte sie dieSchwere ihrer Lider. Der vergangene Tag hatte lange ge-dauert, hatte zu viele K�mpfe mit sich gebracht, zu vielTrauer. Das Gewicht dr�ckte Leia tief in den Kopiloten-sitz und lie� sie in einen unruhigen Schlaf verfallen.

Abrupt erwachte sie, als das alte Schiff ruckte und aufSublichtgeschwindigkeit zur�ckfiel. W�hrend sie sichreckte und streckte, blickte sie zu Han und erstarrte mit-ten in der Bewegung.

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Er beugte sich �ber die Steuerung, zog eine grimmigeMiene und k�mpfte mit dem Schiff. Mehrere gro�e,dunkle Objekte lauerten vor ihnen.

Leia fuhr hoch. �Ein Asteroidenfeld?�Eine Salve Laserfeuer l�ste sich von den Bauchge-

sch�tzen, als Luke und Mara auf die Bedrohung reagier-ten. Die hellen Linien bewegten sich unbeirrbar auf ihreZiele zu - und verschwanden dann einfach.

Leia hielt den Atem an und seufzte anschlie�end tief.�Das w�rde ich mal als Nein auffassen.�

�Dovin-Basal-Minen�, sagte Han knapp. Der Falkehatte inzwischen eine Geschwindigkeit erreicht, bei derer sich man�vrieren lie�, und die Szene vor ihnen be-kam mehr Sch�rfe. Dutzende gro�er, fels�hnlicher Ob-jekte, alle geformt wie das Herz eines Riesenwesens, trie-ben im Raum - Schwarze L�cher vor dem hellen Hinter-grund der Sterne.

Han steuerte geschickt durch das Feld k�nstlicher As-teroiden. Als sie es hinter sich hatten, betrachtete er dieNavigationskontrolle. �Diese Dinger haben uns aus demHyperraum geholt. Funktionieren wahrscheinlich wieein Interdiktionsfeld.�

Leia gab bereits den Hypersprung ein. �Wie oft kannder Falke noch so aus dem Hyperraum gerissen werden,ehe er auseinander f�llt?�

Ihr Mann zuckte mit den Schultern. �F�nf- odersechsmal.�

�Was denn nun?�, hakte sie nach. �F�nf oder sechs?�Er blickte Leia an, und seine Miene wurde n�chtern.

�Du meinst es ernst.�Sie schnitt eine Grimasse und beugte sich �ber die In-

strumente. �Ich w�rde nur gern mit dem ung�nstigstenSzenario beginnen und mich dann vorarbeiten.�

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Sie wurden noch zweimal aus dem Hyperraum geris-sen, ehe sie in den Verg�nglichen Nebeln angekommenwaren, einer gespenstischen Wolke, die das Hapes-Sys-tem einh�llte. �War ja gar nicht so schlimm�, meinteHan, als sie die Nebel hinter sich lie�en. �Hat uns nichteinmal viel Zeit gekostet.�

�Du fragst dich blo�, weshalb sie sich die M�he ge-ben�, �berlegte Leia laut. �Solange ...�

Han blickte sie scharf an. �Solange diese Dinger nichteinfach nur die Aufgabe haben aufzuzeichnen, wer vor-beigekommen ist. Die Vong beobachten m�glicherweiseden Verkehr. Gegebenenfalls wissen sie also, dass wiruns hier aufhalten.�

�Und auch die da�, erwiderte sie und deutete mit demKinn auf die Szene vor ihnen.

Der Falke hatte es bis zu einer Raumstra�e geschafft,auf der fast so hektische Betriebsamkeit herrschte wieauf den Routen um Coruscant. Schiffe aller Formen undGr��en hielten auf die H�fen der k�niglichen Stadt vonHapes zu und benutzten eine Bahn, die von zwei hapa-nischen Schlachtdrachen markiert wurde. Mehrere klei-nere hapanische Schiffe flogen umher und fingen jedenab, der versuchte, die Kontrollpunkte zu meiden.

�Corellianischer Frachter�, meinte Han und deuteteauf ein gro�es Frachtschiff. �Das dort dr�ben ist ein dip-lomatisches Schiff der Republik. Wahrscheinlich wer-den wir jede Menge bekannter Gesichter auf Hapes se-hen.�

Leia sch�ttelte nur den Kopf, gleicherma�en benom-men wie entsetzt �ber den Anblick, der sich ihnen bot.In der Zeit, in der sie f�r die Bef�rderung von Fl�chtlin-gen von einer Welt zur anderen zust�ndig gewesen war,hatte sie ein paar bittere Fakten gelernt. Die Yuuzhan

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Vong nahmen keine R�cksicht auf Fl�chtlingslager, imGegenteil, sie suchten sich Welten als Ziel, die denjeni-gen Zuflucht gew�hrten, welche der Krieg entwurzelthatte. Angesichts der historischen Zur�ckgezogenheitvon Hapes und der j�ngsten Verluste der Flotte wirktedieser neue Kurs nicht nur eigenartig, sondern sogarselbstm�rderisch. Die dezimierte hapanische Flottew�rde nicht einmal einen kleineren Angriff derYuuzhan Vong abwehren k�nnen.

�Wie lange, denkst du, werden die Reparaturen amFalken dauern?�, fragte sie.

�Schwer zu sagen. Wieso?�Voller Sorgen sah sie ihn an. �Ob bewusst oder nicht,

Teneniel Djo hat Hapes zum n�chsten Ziel f�r dieYuuzhan Vong gemacht.�

�Diese b�rgerliche Rycrit wird die letzte K�nigin seinund unser aller Tod herbeif�hren!�, schimpfte Ta'a Chu-me, w�hrend sie auf dem unbezahlbaren Mosaikbodenihres Zimmers hin und her schritt.

Ein attraktiver junger Mann auf einer Polsterbank be-obachtete die gro�e, rot verschleierte Frau mit einer Mi-schung aus Sorge und Resignation.

Seiner Ansicht nach war Ta'a Chume nur schwer zu-frieden zu stellen, und es war gef�hrlich, ihr in die Que-re zu kommen, aber sie war auch extrem m�chtig, wohl-habend und nachsichtig gegen�ber ihren G�nstlingen.Niemand konnte bestreiten, dass die fr�here K�nigin indie Jahre kam, dennoch war sie noch immer eine bemer-kenswerte Sch�nheit - aufrecht und wohl geformt, ihreeleganten Wangenknochen trotzten der Schlaffheit undWeichheit des Alters, und �ppiges rotgoldenes Haar hat-

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te im Laufe der Zeit nur einen Hauch von Silber ange-nommen. Alles in allem war Trisdin sehr zufrieden mitseinem Los.

�Teneniel Djo herrscht nun schon ihren offensichtli-chen Beschr�nkungen zum Trotz seit fast zwanzig Jah-ren�, entgegnete er. �Das zeigt, wie stark und sicher dasK�nigshaus ist.�

Ta'a Chume warf ihrem G�nstling einen giftigen Blickzu. �Geh mal unter das gemeine Volk. Was sagt es �berPrinz Isolder?�

Abrupt wurde seine Kehle trocken. �Er wird von sei-nem Volk �beraus geliebt ...�

Sie unterbrach ihn ungeduldig mit einer gebieteri-schen Geste. �Beleidige mich nicht mit diesen L�gen!Mein Sohn hat eine gro�e Flotte des Konsortiums in dieSchlacht gef�hrt, wo sie vernichtet wurde. Seit dem De-saster bei Fondor gab es nicht weniger als sieben Atten-tate auf ihn. Manche sogar von Mitgliedern der k�nigli-chen Familie!�

Die meisten davon hatte Alyssia ausgeheckt, Ta'a Chu-mes Nichte, die ihr in Erscheinung und Temperamentsehr �hnelte. Trisdin stellte sich die beiden Frauen gernals Morgen und Abend vor, und wann immer es ihmm�glich war, teilte er seine Zeit entsprechend auf.

�Wo ist der Prinz im Augenblick?�, fragte er so beil�u-fig, wie er konnte. �In Sicherheit, hoffe ich?�

Ta'a Chume blieb stehen und starrte den jungen Mannforschend an. �Ich habe ihn �berredet, den Planeten zuverlassen.�

�Das war gewiss schwierig. Der Prinz l�uft vorSchwierigkeiten nicht davon.�

�Im Gegenteil: Er rennt immer direkt hinein! Aberselbst Isolder ist lernf�hig. Fondor hat ihm gezeigt, dass

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�berst�rztes Handeln t�dlich sein kann, wenn man zu-vor nicht die wichtigsten Informationen eingeholt hat.Es war nicht schwierig, ihn von der Bedeutung einer Un-tersuchungsmission zu �berzeugen. Er wei�, wie ver-letzlich Hapes jetzt ist, und er m�chte so viel wie m�g-lich �ber die Invasoren in Erfahrung bringen. Dank Te-neniel Djo wird er bald Gelegenheit erhalten, sein Wis-sen zu �berpr�fen!�

�Ich verstehe nicht, warum Teneniel Djo Hapes f�r dieFl�chtlinge �ffnet.�

Die Augen der Frau loderten �ber dem Schleier auf.�Er hat kein Recht, sie daran zu hindern, und sowiesonicht die Macht, es zu tun. Sie ist die K�nigin.�

�Und als solche sollte man sie auch respektieren ...solange sie den Thron halten kann�, sagte Trisdin undbegriff seine Rolle. Ta'a Chume hasste ihre Schwieger-tochter, aber sie stellte sich sch�tzend vor den Titel unddie mit ihm verbundene Macht. Vielleicht w�nschte siesich den Tod der j�ngeren Frau - m�glicherweise w�rdesie ihn sogar arrangieren -, trotzdem wollte sie nichtsHerabsetzendes �ber das k�nigliche Amt h�ren.

Trisdin entfaltete seine langen Beine und ging hin�berzu Ta'a Chume. Er stellte sich hinter sie und massiertemit ge�bten Fingern ihre Schultern. �So viele B�rden�,gurrte er. �Die Yuuzhan Vong, das Debakel bei Fondor,die Frage der Thronfolge.� Ta'a Chume spannte sich un-ter seinen H�nden an. �Die ist weiterhin ungeregelt?�

�Nein�, antwortete sie kurz angebunden.Er schlang die Arme um sie. �Wie schade, dass dein

k�niglicher Gemahl nur S�hne zeugen konnte. Was f�reine K�nigin h�tte eine Tochter von dir abgegeben! Nun,du bist noch jung ...�

Ihr sp�ttisches Lachen schnitt ihm das Wort ab. �Du

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bist ehrgeizig, was? Ich habe kein Verlangen nach einemweiteren k�niglichen Gemahl, und du magst mirschmeicheln, wie du willst, beachte mit deiner Lobhu-delei nur die Grenzen des M�glichen!�

Trisdin zuckte blo� mit den Schultern. �Was f�r eineSchande, dass Isolders Tochter die Kultur ihrer Mutterbevorzugt.�

�Kultur!�, wiederholte Ta'a Chume ver�chtlich. �Duehrst diese Dathomiri-Hexe zu sehr. Immerhin ist TenelKa durchaus begabt.�

�Nur mangelt es ihr an dem n�tigen Pflichtgef�hl! Sieweigert sich, Hapes zu dienen, wie du es getan hast —und weiterhin tust.�

Ta'a Chume schritt nun wieder auf und ab. �Die Frageder Thronfolge ist zu einem Zankapfel zwischen mei-nem Sohn und seiner Gemahlin geworden. Isolder wen-det sich mehr und mehr den Traditionen zu und m�chteseine Tochter auf dem Thron wissen, wie es recht undbillig ist. Teneniel Djo dagegen beharrt darauf, dass Te-nel Ka ihren Weg selbst w�hlen darf.�

�Zumindest war Teneniel Djo bereit, ein weiteresKind zu bekommen.�

�Bereit? Sie hat auf dem Kind bestanden! Und das hatzu den n�chsten Problemen gef�hrt. Mein Sohn ist stolz,und er kennt das Verhalten der Dathomiri-Hexen gegen-�ber M�nnern. Teneniel Djo und ihresgleichen behan-deln M�nner nur wenig besser als Sklaven und Zucht-vieh!�

Es kam Trisdin in den Sinn, voller Ironie zu �u�ern,wie sehr sich das doch ganz erheblich vom matriarchali-schen Blickwinkel auf Hapes unterschied, doch verkniffer sich diese selbstm�rderische Bemerkung.

�Ohne Zweifel hat Isolder aus dieser Niedergeschla-

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genheit heraus das Konsortium in die Schlacht gef�hrt.Ich w�re nicht �berrascht, wenn die Niederlage ihnnicht sensibler f�r diese Kr�nkungen und Beleidigungengemacht h�tte. Vielleicht wird der �rger zwischen demPrinzen und der K�nigin vergehen, wenn sein verletzterStolz beschwichtigt ist.�

�Unwahrscheinlich�, sagte die fr�here K�nigin d�s-ter. �Isolder respektiert m�chtige Frauen. Warum sollteer sonst Gefallen an einer Barbarin wie Teneniel Djo fin-den? Wie kann er bereitwillig eine untergeordnete Rollegegen�ber dieser nichtsw�rdigen Person akzeptieren?�

�Dann best�nde die L�sung darin, ihm eine w�rdigeK�nigin zu beschaffen.�

Diese Worte stellten einen Hochverrat dar, der mit ei-nem schnell gef�llten Todesurteil bestraft werden durf-te, trotzdem nickte Ta'a Chume nur.

�Darin liegt das Problem�, gr�belte sie. �Der Kriegsteht vor der T�r. Wir k�nnen ihn nicht vermeiden. Alsobrauchen wir eine Frau mit skrupelloser Intelligenz, diezugleich �ber ausreichende Regierungserfahrung verf�-gen muss.�

�Diese Beschreibung passt nur auf dich.�Sie sch�ttelte den Kopf. �F�r die K�nigin ist es extrem

schwer, die Macht zur�ckzuerobern, wenn sie einmalzugunsten einer Nachfolgerin abgedankt hat. Das Volkbraucht eine Kriegerk�nigin, und trotz ihrer Makel er-f�llt Teneniel Djo diese Anforderung.�

�Prinzessin Leia jedoch auch�, merkte er an, weil ereine Vermutung hatte, in welche Richtung sich ihre Ge-danken bewegten.

�Leia hat das richtige Gebl�t, die Ausbildung und dieErfahrung�, stimmte Ta'a Chume zu, �allerdings ist sieeher eine Diplomatin, weniger eine Kriegerin. Und offen

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gesagt, w�rde es mit ihr unvermeidlich zu neuen Ehepro-blemen kommen. Mein Sohn w�rde sich allzu bald mitihr streiten. Sie ist einfach eine zu starke Frau f�r ihn.�

Und vielleicht, dachte Trisdin, auch zu stark f�r Ta'aChume. Der Groll der fr�heren K�nigin gegen TenenielDjo erwuchs zum gro�en Teil aus der Weigerung der j�n-geren Frau, Ratschl�ge anzunehmen beziehungsweisesich kontrollieren zu lassen.

�Bestimmt w�rdest du dir keine schwache Frau aufdem Thron von Hapes w�nschen�, meinte Trisdin. �AberIsolder w�re vielleicht zufriedener mit einer sehr jungenFrau. Gleichg�ltig, wie kompetent sie sonst ist, er w�rdesich f�hlen, als beherrschte er die Lage. Nat�rlich w�rdeeine junge K�nigin au�erdem den Rat einer weisen underfahrenen Mentorin brauchen, und eine Frau mit Ver-stand w�rde nicht ihren Gemahl um Beistand bitten.�

Ta'a Chume starrte ihn einige Momente an. Um ihreAugen bildeten sich F�ltchen und lie�en auf ein L�chelnunter dem Schleier schlie�en.

�Mir wurde keine leibliche Tochter gew�hrt, dochk�nnte ich eine Nachfolgerin ausbilden und eine viel ver-sprechende junge Frau nach meinem Vorbild formen.�

�Und gleichzeitig Isolder gl�cklich machen und f�reine Zeit aus dem Weg schaffen.�

Ta'a Chume lachte hinter dem roten Schleier. �Tris-din, du bist unbezahlbar! Jetzt geh und bereite dich f�rdie Feier heute Abend vor.�

Zufrieden mit sich selbst schlenderte er davon. Ta'aChumes L�cheln dauerte an, bis sich die T�r hinter ih-rem gegenw�rtigen G�nstling geschlossen hatte. Dannging die ehemalige K�nigin zu der Polsterbank und lie�sich mit einem tiefen, besorgten Seufzer darauf sinken.

�ber Hapes brauten sich mehr St�rme zusammen, als

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Trisdin sich vorzustellen vermochte. Obwohl Ta'a Chu-me rein technisch gesehen nicht mehr die Macht imStaat besa�, verf�gte sie �ber gewisse Ressourcen und�ber Getreue. Eine dieser Gruppen, die gro� und m�ch-tig war, hatte es schon zu Zeiten ihrer Mutter gegeben,und diese Organisation wurde in ihrer Ablehnung derJedi immer extremer. Inzwischen war die Sache zu ei-nem Punkt gelangt, an dem sie sich entscheiden musste,ob sie diese Gruppe weiterhin unterst�tzte oder lieberriskierte, ihre Unterst�tzung zu verlieren. Einen solchenVerlust konnte sie sich nicht leisten — die Mitglieder wa-ren zu m�chtig und durften nicht an einer anderen Stel-le t�tig werden. Diese Vereinigung musste beschwichtigtoder zerst�rt werden.

Ein weiteres Attentat gegen die k�nigliche Familiew�re denkbar, und die wachsende Paranoia, die notwen-dig war, um ihr eigenes Leben und das ihres Haushaltszu sch�tzen, wurde zu einer immer gr��eren B�rde.

Teneniel Djo war dabei nicht hilfreich. Diese unange-nehme Macht der Jedi hatte nach dem Debakel von Fon-dor eine Schockwelle herangetragen, durch die Tenenielihr lang erwartetes, ungeborenes zweites Kind verlorenhatte. Au�erhalb des Palastes wusste davon niemand;Ta'a Chume hatte es unter dem Vorwand geheim gehal-ten, dass ihre Schwiegertochter Zeit zur Erholung undzur Trauer brauche, ehe man es �ffentlich bekannt g�be.

In Wahrheit betrachtete Ta'a Chume solche Trauer alsma�lose Schw�che, einen Luxus, den Hapes sich nichtleisten konnte. Sie hatte Teneniel Djo nur deshalb so lan-ge ertragen, weil die Alternative - der Staatsstreich einerihrer Nichten - ihr noch unwillkommener war. Alyssiawar eine k�ufliche kleine Schurkin, doch immerhin einepragmatisch veranlagte Frau. Ihre erste Handlung als

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K�nigin w�rde darin bestehen, Ta'a Chume und ihreNachkommenschaft zu t�ten. Dessen war sich Ta'a Chu-me sicher, denn das Gleiche h�tte auch sie getan.

Aber Trisdins Vorschlag bot neue Perspektiven. Mit ei-nem knappen Nicken besiegelte Ta'a Chume das Schick-sal ihres Sohnes, seiner Gemahlin und von ganz Hapes.

Nun blieb nur noch eines: Sie musste eine viel ver-sprechende junge Frau finden, die Isolder gefallen w�r-de, und diese erb�rmliche Teneniel Djo musste ver-schwinden.

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9Jaina erwachte abrupt, obwohl kein Ger�usch sie in ih-rem trance�hnlichen Zustand st�rte. Sie setzte sich aufund sch�rfte die Sinne, um herauszufinden, was sie auf-geschreckt hatte.

Aber im Schiff war es ruhig, fast gespenstisch still. F�rjemanden, der an das Brummen und Dr�hnen von Ma-schinen gew�hnt war, hatte die Lautlosigkeit derYuuzhan-Vong-Fregatte etwas Beklemmendes. Jaina warnicht sicher, weshalb genau sie das �berraschte; dennschlie�lich, welches Ger�usch erzeugte Schwerkraftschon? Sollte ein Schwarzes Loch ein lautes Schl�rfenvon sich geben, wenn ein Dovin Basal einen Protonen-torpedo aufsaugte?

Sie rieb sich den Nacken, reckte sich und atmete tiefdurch. Und begriff, warum sie aufgewacht war.

Ein schwacher, doch scharfer Geruch hing in der Luft,ein Geruch, der keinem anderen glich, den sie kannte.Jaina dr�ckte sich von der Korallenbank hoch und eilteins Cockpit.

Die Sterne bildeten Streifen, da das Schiff gerade denHyperraum verlie�. Der eigenartige Geruch musste eineArt Sensoranzeige sein.

Dann formten sich die Sterne zu scharf umrissenenPunkten, doch schwache Linien blieben - Sternenlicht,das von einem metallischen, bislang unsichtbaren Ob-jekt gebrochen wurde.

Im Pilotensitz sa� Zekk kerzengerade dem Sichtfens-

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ter zugewandt. �Da kommt was!�, rief er.Jaina stellte sich hinter den Pilotensitz und blickte

Zekk �ber die Schulter. Eine bunte Sammlung von Schif-fen - von denen es sich bei einigen um hapanische han-delte, die eher f�r Piraten und Schmuggler geeignet wa-ren - hielt mit gro�er Geschwindigkeit direkt auf sie zu.

Ganner lie� sich auf dem Sch�tzensitz nieder undschnitt eine Grimasse bei der Aussicht, auf Verb�ndetefeuern zu m�ssen.

Zekk tippte an die Haube auf seinem Kopf. �Willst du�bernehmen, Jaina?�

�Ich gehe zur Rettungskapsel. Solange Tenel Ka Hapesnicht erreicht hat, k�nnte es dauernd zu solchen Zusam-menst��en kommen. Ganner, egal was passiert, du gibstihr Deckung. Das hat absoluten Vorrang.�

�Ich kenne meine Aufgabe�, erwiderte er.Jaina legte ihm kurz die Hand auf die Schulter, um

ihm zu zeigen, wie gut sie sein Dilemma verstand, dannlief sie zum Heck der Fregatte. Tenel Ka stieg gerade indie schwarze samenf�rmige Rettungskapsel und lausch-te aufmerksam den Ratschl�gen, die Tahiri herunterrat-terte. Tesar, Alema und Tekli standen bei ihnen.

Das blonde M�dchen sah Jaina an, richtete sich aufund wich zur�ck.

�Du bist unsere Expertin, wenn man das so nennendarf�, erinnerte Jaina sie. �F�r Animosit�ten haben wirjetzt keine Zeit. Bericht?�

Tahiri verzog das Gesicht und zuckte mit den Schul-tern. �Sie ist bereit. Ich w�rde lieber selbst einsteigen,aber es ist ihre Welt.�

�Tenel Ka?�Die Kriegerin best�tigte ihre Bereitschaft mit einem

melancholischen Nicken.

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�Kein Licht�, mahnte Jaina und deutete auf die fluo-reszierenden, flechtenartigen Lebensformen, die in klei-nen Kolonien das Innere der Kapsel besiedelten. �Nimmdir die Au�enbezirke der k�niglichen Stadt als Ziel.Sonnenuntergang war vor ungef�hr zwei Stunden, duhast also prinzipiell die Chance, ungesehen zu bleiben.Lande, so schnell du kannst und so dicht bei der Stadt,ohne Aufmerksamkeit auf dich zu lenken. Wir besch�f-tigen diese Schiffe drau�en und verschaffen dir so vielZeit wie m�glich.�

Tenel Ka blickte Tahiri an. Die junge Jedi half der ein-armigen Frau, die Kontrollhaube auf den Kopf zu setzen.Tahiri trat zur�ck. Die �ffnung der Kapsel schob sichwie eine Irisblende zu, und das Minischiff l�ste sich einwenig vom Boden.

Die Jedi entfernten sich. Zwischen ihnen und der Kap-sel schloss sich eine T�r, und in der Au�enwand �ffnetesich ein Portal. Die Rettungskapsel schoss still ins dunk-le Vakuum hinaus.

Jaina wollte zur�ck ins Cockpit, doch Tahiri trat ihr inden Weg. Das blonde M�dchen wirkte schwach, aberentschlossen.

�Was kann ich tun?��Geh zu Lowbacca�, schlug Jaina vor. �Er arbeitet noch

am Verfolgungssystem. Du beherrschst die Sprache derYuuzhan Vong besser als wir anderen. Vielleicht wird dasSchiff gespr�chiger, wenn es einen guten Zuh�rer hat.�

Die Farbe wich aus dem Gesicht der jungen Jedi, dochohne Z�gern machte sie sich auf die Suche nach demWookiee.

Jaina verstand Tahiris Angst und respektierte, wie dasM�dchen dagegen ank�mpfte. Anakin hatte ihr einiges�ber die Flucht von Yavin 4 erz�hlt. Sie hatten ein Schiff

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gestohlen, und die Kontrollhaube hatte versucht, Tahiriswahres Ich zu umgehen und in die �Erinnerungen� ein-zudringen, die die Gestalter Tahiri implantiert hatten.

Interessant, dachte sie.Die Fregatte ruckte und stampfte, als sie von hapani-

schen Geschossen bombardiert wurde. Jaina taumelte imKorridor von einer Wand zur anderen, w�hrend dasSchiff rollte und schwankte.

Sie arbeitete sich zum Cockpit vor und riss Zekk die Pi-lotenhaube vom Kopf. �Du hast doch gesagt, ich w�rdemeine Sache gut machen�, meinte er und grinste trocken.

�Anscheinend habe ich gelogen�, erwiderte sie iro-nisch und setzte sich das Ding auf den Kopf.

Zekk �berlie� ihr den Sitz, starrte jedoch weiterhinbeunruhigt auf das Sichtfenster, w�hrend sich Jaina setz-te.

Die Sensoren des Schiffes �berfluteten sie mit Infor-mationen, und keine davon verhie� etwas Gutes.

�Hyperantrieb ist ausgefallen�, verk�ndete sie undbegann mit einem Ausweichman�ver. �Dovin Basal istfast ersch�pft. Sieht aus, als m�ssten wir uns entschei-den, ob wir die Schilde benutzen oder fliehen wollen.�

�Fliehen�, schlug Alema vor.Jaina gab ihr Bestes und steuerte durch das unaufh�r-

liche Sperrfeuer von Lasern und Protonentorpedos. Ver-bissen lockte sie die Angreifer fort von Hapes, fort vonTenel Ka.

Alema seufzte erleichtert. �Du h�ngst sie ab. Gute Ar-beit.�

Jaina beobachtete den Himmel hinter ihnen und nutz-te die Rundumsicht, die die Haube lieferte. Die Distanzzwischen dem Yuuzhan-Vong-Schiff und den Angrei-fern nahm best�ndig zu. Dennoch dauerte der Beschuss

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an, obwohl sie bereits au�er Reichweite waren. Jaina be-merkte eine leichte Abweichung von ihrem Kurs undlegte ihn neu fest, auf einen kleinen schwarzen Punktzu — ein winziges Schiff, das sie ohne das m�rderischeHintergrundlicht �bersehen h�tte.

�Hutt-Schleim! Sie haben Tenel Ka entdeckt�, sagteJaina. Sie wendete und kehrte in den Kampf zur�ck.

�Scheint so, als w�re sie in einen Schw�rm Hornissen-Abfangj�ger geraten�, sagte Ganner. �Bring mich n�herran. Aus dieser Entfernung kann ich sie allenfalls ab-schie�en, aber nicht einfach nur kampfunf�hig machen.�

Ein Aufschlaggeschoss n�herte sich dem Schiff. Gan-ner feuerte Plasma ab, um es abzufangen, und Jaina zogscharf zur Seite und wich der anschlie�enden Explosionaus.

�Die hapanischen Piloten sind offensichtlich nicht sof�rsorglich�, erwiderte sie.

Der �ltere Jedi warf ihr einen ungl�ubigen Blick zu.�Was willst du damit sagen?�

Jaina raste an ein paar hapanischen Schiffen vorbei,die nun ebenfalls den Kurs �nderten und die Verfolgungfortsetzten. �Wenn du reden willst, gut, aber dann �ber-lass den Stuhl jemandem, der bereit ist zu schie�en!�

�Bring mich einfach nur n�her ran und halt die Kistestabil�, sagte Ganner.

Sie wendete die Fregatte in einem Looping und gingdann im Sturzflug zwischen den zwei Verfolgerschiffennach unten. Das gegnerische Laserfeuer hielt den DovinBasal besch�ftigt, trotzdem steuerte Jaina stur geradeaus,damit Ganner schie�en konnte.

Zweimal feuerte er mit Plasma auf die Verfolgerschif-fe. Eine der Hornissen explodierte in einem Haufen vonMetallteilen, die andere konnte dem Schuss auswei-

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chen. Aber die Tr�mmer durchbohrten das d�nne Metallder Fl�gel des dritten Schiffs, das daraufhin au�er Kon-trolle geriet.

Eine Welle von Entsetzen ging von Ganner aus, undsein n�chster Schuss ging absichtlich weit daneben.

�Wir werden angegriffen�, mahnte Jaina ihn.�Der Schuss war gut gezielt!��Sicher, wenn das Schiff die Gr��e eines Schlacht-

kreuzers gehabt h�tte, w�re er genau ins Schwarze ge-gangen! Wenn du sie schon nicht treffen willst, dannsetz ihnen wenigstens ein bisschen zu.�

Der �ltere Jedi wandte sich ab, biss die Z�hne zusam-men und schirmte seine Gedanken sorgf�ltig ab.

Inzwischen feuerten die hapanischen Schiffe weiterauf die Yuuzhan-Vong-Fregatte. Tesar gab sich alle M�hemit den Schilden, aber der Beschuss war zu heftig. Im-mer wieder wurde das Schiff durchger�ttelt, wenn La-serstrahlen Brocken aus dem Rumpf rissen. Jaina sp�rte,dass sich der Dovin Basal am Rande seiner Kr�fte be-fand. Die Rettungskapsel schwebte in die Dunkelheit da-von, und keines der hapanischen Schiffe folgte ihr.

Jetzt befand sich Tenel Ka in Sicherheit, und Jaina flogeine Kurve und nutzte alle Energie, die das Schiff auf-bringen konnte, zum R�ckzug. Die hapanischen Schiffeverfolgten sie noch kurz, dann gaben sie auf.

�Sie werden sich verteilen und alle �ber unsere An-wesenheit informieren�, sagte Alema d�ster.

Die Twi'lek zeigte zum Sichtfenster. Drau�en trieb ineiner Wolke aus Metalltr�mmern taumelnd das Wrackdes Schiffes, das Ganner versehentlich getroffen hatte.Die Hornisse war zum Gro�teil intakt - nur das hintereSegment des Insektenk�rpers fehlte.

�Wenn wir das Schiff ausschlachten wollen, haben

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wir nicht viel Zeit.��Das Kom-System! Gute Idee�, stimmte Jaina zu.Sie wandte sich wieder dem Gefecht zu. Nach ein paar

Experimenten gelang es Tesar, den Dovin Basal so zu ka-librieren, dass er mit seiner Schwerkraft das besch�dig-te Schiff heranziehen konnte.

Das Schiff war nicht mehr bemannt - vielleicht hatteder Pilot ausreichend Zeit gehabt, es zu verlassen. Aberdie Steuerung schien intakt zu sein, und Lowbacca freu-te sich ungemein bei der Aussicht, wieder mit Platinenund Metall arbeiten zu d�rfen.

Er brauchte nicht lange, um das zu finden, was sie be-n�tigten. Mit einem triumphierenden Gr�len kam er insCockpit, schleppte die ausgebaute Kom-Einheit und einEnergiepack herein. Er setzte das Ger�t auf den Bodenab, stellte eine allgemein zug�ngliche Frequenz ein undreichte die Sprecheinheit Jaina.

�Hier spricht Leutnant Jaina Solo, Pilotin des Renega-ten-Geschwaders, an Bord einer feindlichen Fregatte.Bitte melden!�

Sie wiederholte den Funkspruch mehrere Male, ehe eszur Antwort aus den Lautsprechern knisterte. �Ich h�tteniemals gedacht, dass statisches Rauschen so gut klin-gen kann�, murmelte sie.

�Hier spricht Hesha Lovett, Kapit�n eines k�niglichhapanischen Schiffs�, verk�ndete eine weibliche Stim-me. �Wir haben Berichte �ber ein Yuuzhan-Vong-Schiffin unserem Raum erhalten. Sind Sie das, Leutnant Solo?�

�Ich m�chte nicht angeben, doch ja�, antwortete Jainatrocken. �Wir bitten um Landeerlaubnis. Je eher wir ausdiesem Ding rauskommen, desto besser.�

Einen Moment herrschte Schweigen, dann erwachtedas Kom knisternd erneut zum Leben. �Aber gewiss

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doch, Jaina. Alle Freunde von Tenel Ka sind auf Hapeswillkommen, gleichg�ltig, in welcher Art Flugobjekt sieeintreffen.�

Jaina zuckte vor �berraschung zusammen. Die wohlt�nende, kultivierte Stimme mit dem scharfen, abge-hackten Akzent geh�rte unverkennbar Ta'a Chume, derGro�mutter von Tenel Ka.

Rasch durchk�mmte sie ihre mentale Datenbank nachder angemessenen Anrede f�r ein Mitglied des hapani-schen K�nigshauses. �Ich danke Ihnen, K�nigin. Ich warnicht sicher, ob man uns willkommen hei�en w�rde. Wirwaren gezwungen, aufhapanische Schiffe zu feuern.�

�Hornissen-Abfangj�ger�, sagte die Frau absch�tzig,�H�chstwahrscheinlich Piraten. Die Aufkl�rer, die denKampf beobachtet haben, waren �ber deren Abwesen-heit beinahe so ungl�cklich wie �ber die Ihre. Ist meineEnkelin bei Ihnen?�

Eigentlich hatte Jaina gehofft, sie w�re inzwischenvon hapanischen Aufkl�rungsschiffen aufgelesen wor-den. �Nun, in gewisser Weise schon. Sie ist in einer Ret-tungskapsel vorausgeflogen. Bis wir aus einer der Hor-nissen eine Kom-Einheit bergen konnten, war jede Kom-munikation f�r uns unm�glich.�

�Ich werde die Patrouillen informieren, dass sie nachmeiner Enkelin Ausschau halten sollen. Wenn Siem�chten, landenSie im k�niglichen Hafen und kommen

direkt in den Palast. Ich werde daf�r sorgen, dass manSie erwartet und nicht versucht, Sie durch die Fl�cht-lingslagerzuschleusen.�

�Fl�chtlingslager?��Ja�, sagte die fr�here K�nigin und dr�ckte eine be-

achtliche Menge an Widerwillen mit diesem einen Wortaus. �Sie und Ihre Freunde werden jedoch meine G�ste

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sein. Ich treffe Sie dann im Palast.�Jaina schoss durch den Kopf, wie �berraschend, viel-

leicht sogar verd�chtig erpicht die fr�here K�nigin aufihre Ankunft war.

Ihr erster Gedanke war, nach dem Grund zu fragen.Doch eine Kindheit, die sie unter der Vormundschaft ei-nes Protokolldroiden verbracht hatte, lie� sich nicht soleicht ablegen. Leia Organa Solos Tochter wechseltenoch die angemessenen H�flichkeitsfloskeln mit Ta'aChume, �berlegte sich jedes Wort und h�rte so aufmerk-sam zu, wie sie es im Laufe der Jahre immer wieder beiihrer Mutter beobachtet hatte. Aber Ta'a Chume war indieser Hinsicht nicht weniger begnadet, und als das Ge-spr�ch endete, musste Jaina einr�umen, dass das Spielunentschieden ausgegangen war.

Sie lie� sich in den Pilotensitz fallen. �Ta'a Chume hatirgendetwas vor.�

�Woher wei�t du das?�, fragte Ganner.Sie zuckte mit den Schultern. �Hat sie immer.�Das gl�ckliche Gr�len eines Wookiee erf�llte das

Cockpit. Lowbacca wirbelte herein und vollf�hrte mitTahiri einen Freudentanz. Er setzte sie ab und deutetemit einer dramatischen Geste auf das Navihirn.

�Wir haben es geschafft�, sagte Tahiri bem�ht, dochohne �berzeugungskraft.

�Hast du Tenel Ka gefunden?�Lowbacca grinste und lie� sich in den Navigatorsitz

fallen. Er st�lpte sich die Haube �ber den Kopf und zogdie massigen Schultern erwartungsvoll nach vorn. Jainasp�rte durch die Macht eine Woge der Besorgnis.

Unter der Kontrollhaube richtete sie ihre Aufmerk-samkeit auf das Navigieren. Die Antwort kam in Form ei-nes schwachen mentalen Bildes, eines Schattens dessen,

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was Lowbacca sehen musste.�Die Rettungskapsel bewegt sich von Hapes fort!�,

sagte sie. �Entweder ist sie vom Kurs abgekommen, oderjemand schleppt sie ab.�

Der Wookiee st�hnte zustimmend und setzte den Kursf�r die Verfolgung.

Tenel Ka sp�rte einen pl�tzlichen Sto�, h�rte das Krat-zen von Enterhaken, die sich an einer Unregelm��igkeitdes Korallenrumpfes verfingen. Der Augenblick der Ge-fangennahme l�ste eine Flut schlechter Erinnerungenaus. Schmerz, Verlust und Zorn — die Emotionen, die inden Tagen auf dem Weltschiff der Yuuzhan Vong hervor-gerufen worden waren - �berschwemmten die Jedi wieein rei�ender Strom.

Sie h�rte ein mechanisches Surren und begriff dessenBedeutung. Mit kleinen Bohrern wurde die Rettungskap-sel an den Enterarmen befestigt. Yuuzhan Vong w�rdenihre H�nde mit solchen Maschinen nicht verunreinigen.

Beruhigt nahm sie die Kontrollhaube ab und zupfteihre Kriegerz�pfe so gut wie m�glich zurecht.

Jetzt, da ihr die B�rde genommen war, weiter in derKapsel zu fliegen, senkte sie die Schilde, die sie zwi-schen sich und dem winzigen lebenden Schiff errichtethatte. Sie benutzte die Macht nur, wenn es unbedingtnotwendig war. Aber nach ihrer Denkweise war eine ge-wisse Distanz zwischen sich und den Yuuzhan Vong so-wie ihren Gesch�pfen absolut unerl�sslich.

Pl�tzlich wurde ihr unabgeschirmter Geist von einervertrauten Mischung aus W�rme und Humor, Freund-schaft und Niedergeschlagenheit erf�llt.

�Jacen�, sagte sie verwundert und sp�rte, dass sichdiese Pr�senz mehr an sie richtete als an andere.

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Einen Moment lang war Tenel Ka gl�cklich, ein Ge-f�hl, das sie f�r illusorisch gehalten hatte seit dem Tag,an dem sie begriffen hatte, dass Jacen sie wie einen altenFreund betrachtete. Aber Gl�ck ist ein Geschenk, dasebenso fl�chtig wie s�� ist. Das Licht, das Jacen darstell-te, begann zu flackern und flammte dann schmerzhaft inwei�er Hitze auf.

Tenel Ka schrie trotz ihres stoischen Mutes und ihrerhervorragenden Ausbildung vor Schmerz und Wut auf.

Ihre Zur�ckhaltung l�ste sich auf, und die Emotionen,die sie ein Leben lang sorgsam kontrolliert und abge-schirmt hatte, brachen aus ihr hervor wie Lava aus einemVulkan auf Dathomir. Wie von Sinnen schlug sie gegendie W�nde ihres Gef�ngnisses, drosch mit ihrer Faust ge-gen die Koralle, fest entschlossen hinauszugehen, Jacenzu erreichen, zu k�mpfen und ihn zu befreien.

Dann erlosch das Licht, und dessen Abwesenheit warein Hieb, der sie noch verheerender traf als der erste.

F�r einen Augenblick hockte Tenel Ka bet�ubt undstumm in der pl�tzlichen Dunkelheit. Ihre Lippen be-wegten sich und formten Worte der Verleugnung, die sienicht aussprechen konnte, weil ihr ein dicker Klo� imHals sa�.

Die Rettungskapsel setzte mit einem Rums auf demSchiffsdeck auf. Schneidewerkzeuge brummten, w�h-rend sie sich in die Koralle gruben. M�de betrachtete Te-nel Ka die abgelegte Kontrollhaube. Sie k�nnte sie wie-der aufsetzen und den Rumpf mit einem Gedanken �ff-nen. Ihre Nerven lagen jedoch so blank, dass sie es jetztnicht ertragen w�rde, mit dem Schiff eine Verbindungeinzugehen.

Ein Riss zog sich durch die Wand, und ein BrockenKoralle fiel Tenel Ka in den Scho�. Sie schob ihn zur Sei-

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te und l�ste das Lichtschwert vom G�rtel.�Zur�cktreten da drau�en�, befahl sie und nahm stau-

nend zur Kenntnis, wie kontrolliert ihre Stimme klang.Ein helles t�rkises Licht sprang aus dem Griff. Sie er-

ledigte den Schnitt rasch und erhob sich daraufhin, wo-bei sie die Waffe zwar nicht drohend, aber doch bereit inder Hand hielt, nur f�r alle F�lle.

Wenigstens ein Dutzend Leute hatte sich um die Kap-sel versammelt, alle Menschen und eindeutig Hapaner.Tenel Kas Vorfahren waren Piraten gewesen, die mitei-nander den st�ndigen Wettstreit gef�hrt hatten, diesch�nste Lebensgef�hrtin zu finden. Was zun�chst nurdazu gedient hatte, kulturelles Prestige zu erwerben,hatte sich zu einer Art selektiver Zucht entwickelt. ImAllgemeinen waren deshalb die Menschen von Hapesgr��er und attraktiver als die Bewohner der anderenWelten im Hapes-Cluster. S�mtliche ihrer Retter warenhoch gewachsen und gut aussehend, obwohl einigedurchaus bessere Kleidung h�tten gebrauchen k�nnen.

Sie standen schweigend da, vielleicht aus �berra-schung dar�ber, eine Jedi-Kriegerin anstelle der erwarte-ten Yuuzhan Vong vorzufinden. Tenel Ka blickte mitk�hlen grauen Augen in die Runde.

Mehrere Mitglieder der Mannschaft trugen Rot, wassie als Angeh�rige der k�niglichen Wache kennzeichne-te. Auch einige �bel aussehende Zivilisten befandensich unter ihnen, alle mit zerschlissener oder ausge-bleichter roter Kleidung am Leib. Selbst jene, die in diewei�e Uniform der Konsortiumsflotte gekleidet waren,hatten ein wenig Rot an sich, wenn es auch nur einemaillierter Anstecker oder ein Halstuch war. DieserAusdruck von Solidarit�t lie� die Alarmsensoren in ih-rem Hinterkopf schrillen.

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�Was ist dies f�r ein Schiff?�, verlangte sie zu wissen.Einer der M�nner, ein gro�er blonder Kerl, der entfernt

ihrem Vater �hnelte, verneigte sich sp�ttisch vor ihr.�Willkommen an Bord der Starsprite, Prinzessin. Sie be-finden sich auf einem Beta-Kreuzer, der ehemals zur ha-panischen Flotte geh�rte.�

Tenel Ka kniff die Augen zusammen, als sie dies h�r-te. Der Beta-Kreuzer war ein kleines Schlachtschiff, dasweitaus besser zu man�vrieren war als die wesentlichgr��eren Kreuzer der Nova-Klasse. Sie waren in gro�erZahl bei Fondor zum Einsatz gekommen. Wenige hattendie Katastrophe �berstanden. H�chstwahrscheinlichsetzte sich diese Mannschaft aus den �berlebenden ver-schiedener Besatzungen zusammen: Deserteure aus derSchlacht von Fondor sowie Schmuggler, die ihr Aus-kommen durch die Invasion der Yuuzhan Vong bedrohtsahen.

�ber die Begr��ung war sie nicht �berrascht. Diemeisten Hapaner w�rden in einer einarmigen Jedi mitrotgoldenem Haar ihre Prinzessin erkennen, die keinePrinzessin sein wollte. Da es sich um Piraten und Deser-teure handelte, also nicht gerade um M�nner und Frauenvon Ehre, nahm Tenel Ka an, sie planten, ein m�glichsthohes L�segeld herauszuschlagen. Doch noch w�hrendsich dieser Gedanke in ihrem Kopf formte, wurde er vonder Feindseligkeit verdr�ngt, die ihr entgegenschlug.

Mit einem hei�en Stich �berkam sie die Erkenntnis.�Sie sind Ni'Korish�, fauchte sie und nannte damit eineGruppe, die von ihrer Urgro�mutter inspiriert wordenwar, einer K�nigin, die die Jedi gehasst und ihr Bestesgegeben hatte, sie zu vernichten. �Ich habe Ger�chte�ber einen versuchten Staatsstreich geh�rt, einen An-griff von Feiglingen, die im Schatten lauern. Das sind

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Sie?�Der Deserteur antwortete mit einer weiteren sp�tti-

schen Verneigung.�Sagen Sie mir, wie ist es den Ni'Korish ergangen?

Lebt meine Mutter noch?�, wollte sie wissen.�Bedauernswerterweise ja�, erwiderte der Anf�hrer.

�Aber sie wird nicht mehr lange auf dem Thron sitzen.�Tenel Ka schenkte ihm ein grimmiges L�cheln. �Sie

sch�tzen sie falsch ein, wenn Sie glauben, sie w�rde imTausch gegen meine Freilassung abdanken, und Sie be-leidigen mich, wenn Sie glauben, ich w�rde mir meineFreiheit zu diesem Preis erkaufen.�

Er l�chelte sie an, hart und kalt wie das Grinsen einesReptils. �Wir w�rden niemals die K�nigin oder ihre Jedi-Tochter beleidigen. Allerdings scheren sich die YuuzhanVong nicht so sehr um Angelegenheiten des Protokolls.�

Es war klar, worauf er hinauswollte. Tenel Ka nahmdas Lichtschwert in Paradeposition. �Noch bin ich nichtIhre Gefangene.�

�Prinzessin, Sie verletzen mich!�, protestierte er undlegte eine Hand aufs Herz. �Wir werden Sie unversehrtnach Hapes zur�ckbringen. Wenn wir auch Deserteuresind, sind wir doch keine Verr�ter. Wir brauchen ledig-lich Ihre Unterst�tzung bei der Suche nach Jacen undJaina Solo. Wenn Sie eine wahre Prinzessin von Hapessind, werden Sie uns mit Freuden helfen, es jenen heim-zuzahlen, die Centerpoint gegen die hapanische Flottegerichtet haben.�

Zorn wallte in Tenel Ka auf, doch sie beherrschte sich.�Wissen Sie, was einem Botschafter der Neuen Republikpassiert ist, der den Yuuzhan Vong in die H�nde gefallenist? Er wurde ermordet, und seine Knochen wurden mitEdelsteinen und Gold verziert und an seine Freunde zu-

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r�ckgeschickt. Ich w�rde niemanden einem solchenSchicksal ausliefern, und schon gar nicht einenFreund!�

Die Miene des Mannes verd�sterte sich, und er sah zueiner Gruppe uniformierter M�nner. �Dann f�rchte ich,m�ssen wir Sie dazu zwingen. Wenn Jaina Solo genausodenkt wie Sie, ist sie vielleicht bereit, sich uns im Aus-tausch gegen Ihre Freiheit zu stellen.�

�Dazu bekommt sie keine Chance.�Ehe einer der Hapaner die Waffe ziehen konnte, ging

Tenel Ka mit ihrer t�rkisen Klinge auf sie zu wie ein Pro-tonentorpedo.

Im ersten Augenblick wichen alle im Frachtraum zu-r�ck, eingesch�chtert vom Zorn in den grauen Augender Jedi und der flammenden Waffe in ihrer Hand.

Doch der Anf�hrer der Ni'Korish zog ein Vibromesseraus dem G�rtel, und die anderen erinnerten sich eben-falls daran, dass sie Waffen hatten.

Sie traten vor und umzingelten Tenel Ka.

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10Das gestohlene Yuuzhan-Vong-Schiff schwankte bei vol-ler Geschwindigkeit durch den Raum und folgte demkaum wahrnehmbaren Signal der Rettungskapsel. Zekksa� am Steuer. Tahiri trug die Navigationshaube und di-rigierte ihn anhand der Informationen, die sie vom Navi-hirn erhielt. An den Kn�cheln der kleinen H�nde, diedas Steuer hielten, zeigte sich das Wei�e, doch TahirisStimme klang sicher und fest.

Jaina und Lowbacca hockten ein St�ck entfernt vonden anderen zusammen. �Du und Tahiri habt die Sachegro�artig gemacht, aber ich h�tte da noch ein Problem-chen f�r dich�, sagte Jaina. �Danni Quee hat endlicheine M�glichkeit entdeckt, die Kommunikation desYammosk zu st�ren. Das ist die einzige Erkl�rung f�r dasChaos bei den Yuuzhan Vong �ber Coruscant. Hast dueine Ahnung, wie sie das zustande gebracht hat?�

Der Wookiee setzte zu einer weitschweifigen Erkl�-rung an, die f�r Jainas Kopf zu ausf�hrlich war.

Sie hob die Hand und stoppte die Flut von Informatio-nen. �Woher wei�t du das alles?�

Lowbacca z�gerte und heulte dann eine Antwort.Er war rekrutiert worden, um in dem Forschungsteam

von Danni Quee und Cilghal zu arbeiten. Das ergab f�rJaina Sinn. Die Macht-sensitive Wissenschaftlerin unddie Heilerin von Mon Calamari waren beim Verst�ndnisder Yuuzhan-Vong-Technologie am weitesten fortge-schritten. Ehe Lowbacca zur Jedi-Akademie gekommen

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war, hatte er zwei Leidenschaften gehabt: Computerwis-senschaft und das Studium des komplexen Pflanzenle-bens auf Kashyyyk. Letzteres hatte ihn dazu gebracht,sich allein in die gef�hrlichen unteren Ebenen der W�l-der auf seiner Heimatwelt zu wagen. Das geh�rte auch zuseinem Initiationsritus, mit dem er in die Erwachsenen-welt aufgenommen worden war, in dessen Zug er der t�d-lichen Syren-Pflanze gegen�bertreten sollte. Aufgrundseines Wissens �ber Computer und Biologie - nicht zu-letzt auch wegen seiner Vorliebe, das Unm�gliche zu ver-suchen - war er hervorragend f�r diese Studien geeignet.

Lowbacca stie� ein scharfes Knurren aus.�Dann hast du die gefangenen Schiffe auseinander ge-

nommen? Kein Wunder, dass du wusstest, wie man mitdem Schiff umgeht�, murmelte Jaina und erinnerte sichan einen Scherz, den er mit einem kleinen Nervenzen-trum getrieben hatte. �Demnach wei�t du, wie DanniQuee den Yammosk gest�rt hat?�

Der Wookiee sch�ttelte den Kopf und gab ein traurigesSt�hnen von sich. Er war nicht dabei gewesen, als Dan-ni Quee den Durchbruch geschafft hatte.

�Angesichts deines Hintergrundwissens k�nntest duaber ebenfalls zu einem Ergebnis kommen?�

Lowbacca dachte nach und knurrte dann best�tigend.�Und k�nntest du auch einen Schritt weiter gelan-

gen?�Der Wookiee lauschte mit wachsender Faszination,

w�hrend Jaina ihm ihren Plan beschrieb. Seine wusche-ligen Schultern sch�ttelten sich vor Lachen, als er sichzu dem Dovin Basal aufmachte.

Jaina beobachtete ihn verwirrt. Lowbacca kehrte kurzdarauf mit federnden Schritten zur�ck und hielt einenbekannten Gegenstand in den Pfoten.

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Er reichte Jaina eine kleine Kugel und brummte dazueine lange Anweisung. Langsam machte sich ein ver-schlagenes Grinsen auf ihrem Gesicht breit, als sie nachund nach begriff, was er gefunden hatte. Sie streckte dieHand nach oben und zerzauste liebevoll das Fell auf sei-nem Kopf, ehe sie sich wieder nach vorn aufmachte.

�Ist das das, wof�r ich es halte?�, wollte Ganner wis-sen, der den Villip voller Abscheu betrachtete.

Sie grinste den �lteren Jedi an und wandte sich anZekk. �Kann ich deinen Platz haben?�

Er �berlie� ihr den Pilotensitz, Jaina setzte sich, zogdie Haube auf und begann, die eigenartig geformte Kugelzu streicheln.

�H�ltst du das f�r eine gute Idee?�, erlaubte sich Zekkanzumerken. �Kannst du reden und fliegen zur gleichenZeit?�

Darauf gab sie nur ein ver�chtliches Schnauben zu-r�ck.

�Wir wissen gar nicht, wer antworten wird�, beharrteer.

�Sicherlich, aber es besteht die M�glichkeit, dass wiretwas Wissenswertes erfahren. Je mehr wir �ber diesesSchiff herausfinden, desto h�her sind unsere �berle-benschancen. �

Die �u�ere Schicht des Villips st�lpte sich um, unddas Gewebe formte sich zu einem Abbild des YuuzhanVong, auf den dieser Villip �eingestellt� war. Augenbli-cke sp�ter hielt Jaina ein entsetzliches Gesicht in ihrenH�nden, das von zerfransten Lippen und einem Gewirraus Narben entstellt war.

Dieses Gesicht kannte sie. Jeder in der Galaxis mit Zu-gang zum HoloNet kannte es. Bei ihrem Gegen�ber han-delte es sich um den Kriegsmeister Tsavong Lah. Vor

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nicht langer Zeit hatte er eine Botschaft durch die Gala-xis geschickt, in der er die Vernichtung der Jedi verlangtund Jacen Solos Auslieferung gefordert hatte. Jaina hat-te sich das Holovid oft angeschaut, doch bei jedem Malwar ihr Blut aufs Neue in Wallung geraten.

�Wurde das Opfer durchgef�hrt?�, wollte der Kriegs-meister wissen.

Jaina hielt den Villip n�her an ihr Gesicht und schenk-te dem Feind ihres Bruders ein messerscharfes L�cheln.�Noch nicht.�

Der Villip verzog sich zu einem unheilvollen Stirn-runzeln. �Sie sollten mich kontaktieren, wenn Sie IhrePflicht erf�llt haben, Nom Anor, nicht eher. Beten Sie,dass Sie mir nicht ein weiteres Scheitern berichten wol-len.�

Sie sah ihren Freund an, und in ihren Augen funkeltees, als h�tte sie ihren alten Lebensmut wieder gefunden.

�Oh, das ist zu gut�, staunte sie. �Dieses Schiff geh�rtNom Anor! Der Villip muss auf ihn eingestellt sein, oderman sollte meinen, Tsavong Lah w�rde den Unterschiedbemerken.�

Ganner warf die H�nde in die Luft. �Ich wei� es nicht,Jaina. Du siehst definitiv besser aus.�

�Und du siehst immer noch aus wie ein Holovid-Held.Wo ist da die Gerechtigkeit?�, gab sie gut gelaunt zur�ck.�Gleichg�ltig, Lowbacca glaubt, dieser Villip sei eineM�glichkeit f�r den Schiffspiloten, dem FlottenadmiralBericht zu erstatten. Wenn man dar�ber nachdenkt, er-gibt das Sinn. Ich wei� zwar noch nicht genau, wie Vil-lips funktionieren, aber nach dem, was ich geh�rt habe,erlauben sie einer bestimmten Person, mit einer anderenbestimmten Person zu sprechen. Was passiert jedoch,wenn diese Villip-Verbindung unterbrochen wird? Sie

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m�ssen irgendwie mit einem Schiff kommunizieren,nicht nur mit Personen. Lowbacca fand dieses Ding anBord, in einem Beh�lter mit einer N�hrl�sung. Vielleichtstellt das Schiff selbst den Villip ein, und die Verbindungdes Piloten mit dem Schiff erlaubt die Kommunikation.�

�Wer ist da?�, verlangte der Kriegsmeister zu wissen.Jaina wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Kugel

zu. �Dr�cken wir es mal so aus: Ich habe den Kontakt zuIhnen hergestellt, um Ihnen von einem weiteren Schei-tern zu berichten�, sagte sie und drehte seine eigenenWorte um.

Tsavong Lah kniff die grausamen Augen zusammen.�Dort spricht nicht Nom Anor. Sie sind nicht einmal einYuuzhan Vong - der Villip �bersetzt.� Sein Gesicht ver-zerrte sich vor Zorn, als ihm die Antwort d�mmerte.�Die Jeedai.�

�Gleich beim ersten Versuch ins Schwarze�, spottetesie.

Einen Moment lang starrte das Bild von Tsavong Lahsie lediglich an. Dann verzogen sich seine ausgefranstenLippen zu einem h�hnischen Grinsen. �Und nun wollenSie sich vermutlich zum Austausch f�r Ihren Bruder an-bieten, nehme ich an.�

�Weshalb? Sie w�rden Jacen doch nicht gehen lassen.��Das ist allerdings wahr, doch sind Sie so sicher, was

Ihre Motivation angeht?�, spottete er. �Sie sind derschw�chere Zwilling, derjenige, der beim Opfer fallenw�rde. Vielleicht gef�llt es Ihnen, das Schwert IhresBruders weit entfernt von Ihrer Kehle zu wissen.�

Jaina begann langsam zu begreifen, was es mit diesem�Opfer� auf sich hatte. �Wir sollen gegeneinanderk�mpfen?� '

�Nat�rlich. Darum geht es schlie�lich bei dieser Sa-

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che.�Ein Bild kam Jaina in den Sinn, aus der Zeit, als sie

und Jacen in der Schattenakademie gefangen gehaltenund zur Ausbildung in der dunklen Seite der Macht ge-zwungen worden waren. Man hatte ihnen, lange bevorsie f�r solche Waffen bereit waren, Lichtschwerter in dieHand gedr�ckt und sie gegen einen in ein Hologrammgeh�llten Gegner um ihr Leben k�mpfen lassen. F�r Jai-na hatte man Darth Vader als Gegner ausgew�hlt - einSymbol ihrer Vergangenheit und ein b�ses Omen ihrerZukunft. Jacen hatte demselben Gegner gegen�berge-standen. Weder er noch sie hatten dieses Spiel durch-schaut und sich gegenseitig fast get�tet, ehe man die Ho-logramm-Tarnungen abschaltete.

Trotz allem, was sie vorher und nachher durchge-macht hatte, suchte dieser Horror Jaina immer noch inTr�umen heim. Ihre Gedanken rasten, w�hrend sie ver-suchte, einen Plan zu improvisieren.

�Darum geht es immer�, stimmte sie zu und lie� dieschreckliche Erinnerung an die Schattenakademie aufihre Worte einwirken. �Jacen und ich sind Zwillinge.Das ist unser Schicksal.�

�Das verstehen Sie offenbar - und dennoch laufen Sievor Ihrem Schicksal davon?�

Sie neigte den Kopf zu einem Nicken. �berraschungzeigte sich auf dem vom Villip wiedergegebenen Gesichtund deutete daraufhin, dass ihre Geste des Respekts an-scheinend �bersetzt worden war.

�Sie haben Recht, Kriegsmeister. Nom Anors Schiff istam Ende. Ich kann nicht mehr weiter fliehen.�

�An welcher Position befinden Sie sich?�, wollte erwissen. �Offensichtlich tragen Sie die Pilotenhaube.Fragen Sie das Schiff.�

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�Einen Moment bitte.� Sie setzte den Villip vorsichtigab, dann sah sie Ganner an und formte mit den Lippenlautlos die Worte: Hol Lowbacca.

Der gro�e Jedi nickte und lief los, um den Wookiee zusuchen. Ein paar Augenblicke sp�ter schob sich eine gro-�e haarige Faust in den zentralen Gang und zeigte ihrden nach oben gerichteten Daumen.

�Also los�, murmelte Jaina und wandte sich dem Vil-lip wieder zu.

�Ich kann von dem Schiff keine Antwort bekommen�,sagte sie defensiv und ein wenig kl�glich. �Gibt es eineM�glichkeit, das Schiff durch den Yammosk aufzusp�-ren, der es kontrolliert?�

�Nom Anor ist ein unabh�ngiger Agent. Sein Schiff istan keinen Yammosk gebunden. Aber manchmal kannein Yammosk ein gestrandetes Schiff sichten; die DovinBasale neigen dazu, sich zu verbinden.�

�Dieser Dovin Basal ist geschw�cht�, sagte Jaina unge-duldig. �Eine Verbindung k�nnte ihn vielleicht lange ge-nug am Leben halten, damit ich ...�

Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Ein Hohnl�chelnhuschte �ber Tsavong Lahs nachgebildetes Gesicht, alser genau so reagierte, wie Jaina es beabsichtigt hatte. Of-fensichtlich glaubte er, sie spiele auf Zeit, um in derHoffnung auf Flucht notwendige Reparaturen vorneh-men zu k�nnen.

�Ich habe Agenten entsandt, um das Opfer zu �berwa-chen. Ohne Zweifel sind sie Ihnen dicht auf den Fersen.Bald werden sie bei Ihnen eintreffen.�

Ehe Jaina reagieren konnte, nahm der Villip wiederseinen gestaltlosen Zustand ein.

�Was jetzt?�, erkundigte sich Ganner.Jaina l�chelte d�nn und t�dlich. �Sie kommen zu

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uns.�Der Kriegsmeister stellte den beleidigenden Villip abund br�llte einen Befehl. Ein Untergebener rannte fastherbei und trug einen zweiten, gr��eren Villip.

Tsavong Lah streichelte die Kugel. Keine Reaktion.�Ihre andere Hand, Kriegsmeister�, schlug der Adjutantvor.

Rasch befolgte er den Rat und ignorierte die Erinne-rung daran, wie schwach sein neues Implantat war. EinVillip, der gut eingestellt war, erkannte die Ber�hrungseiner neuen Gliedma�e nicht!

Die Kugel verzog sich zu einem Gesicht, das seinem inGestalt und Mimik �hnelte. Der gespiegelte Krieger warj�nger, sein Fleisch straff und sauber, doch nicht weni-ger vernarbt. Kunstvolle T�towierungen bedeckten daseckige graue Gesicht. Ein kleines Horn ragte aus einerhohen, breiten Stirn.

�Kriegsmeister�, rief Khalee Lah und neigte respekt-voll den Kopf.

�Ich habe die Frau gefunden�, sagte der Kriegsmeisterohne Einleitung. �Sie hat ihre Kapitulation angeboten -eine List nat�rlich, ein armseliger Versuch, Zeit zurFlucht zu erkaufen. Sie werden den Yammosk an Borddes Priesterschiffes dazu �berreden, sich mit der Fregat-te zu verbinden und das Schiff zus�tzlich in seine Kom-munikationsfamilie aufzunehmen.�

�Gewiss, Kriegsmeister.��Informieren Sie Harrar, dass er die Jeedai direkt �ber

den Schiffsvillip der Ksstarr erreichen kann.�Auf dem Gesicht des jungen Kriegers zeigte sich �ber-

raschung. �Er besitzt den Villip eines Kommandanten?��Er hat ihn zur Aufbewahrung�, berichtigte Tsavong

Lah. �Wenn das Jeedai-Opier vollendet ist, wird er ihn

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Ihnen �bergeben, zusammen mit dem Rang und den Eh-ren, die damit verbunden sind. Sorgen Sie daf�r, dassdieser Tag bald anbricht.�

Sein Sohn neigte den Kopf tief. �Ich f�hle mich ge-ehrt, Kriegsmeister, aber ich w�rde es auch ohne dieseBelohnung tun. Meine pers�nliche Bef�rderung ver-blasst im Vergleich zu dem Dienst, den wir den G�tternschuldig sind.�

Der Kriegsmeister h�rte sich die frommen Worteschweigend an. �Gehen Sie und erledigen Sie Ihren Auf-trag. �

Erneut verneigte sich der junge Krieger, und der Villipst�lpte sich rasch um. Tsavong Lah sch�rzte die Lippen,w�hrend er den Villip betrachtete. �Harrar steht offen-sichtlich kurz vor dem Scheitern�, sagte er leise, �undzwar in mehr als einer Hinsicht.�

Jaina hielt Kurs auf Tenel Ka und folgte den Anweisun-gen, die Tahiri ihr gab. Sie bemerkte zun�chst nicht, dassder Villip sich zu ver�ndern begann. Erst Zekks leiser,grimmiger Fluch lenkte ihre Aufmerksamkeit zur�ck aufdie lebende Kommunikationskugel.

Der Villip stellte ein d�nnes, fast ansehnliches Ge-sicht dar, das nicht so protzig vernarbt war wie das desKriegsmeisters. Um den Kopf war kunstvoll ein Tuch ge-schlungen.

�Harrar, ein Priester von Yun-Harla, der G�ttin derList�, sagte das Bild knapp. �Es wird mir eine Ehre sein,die Aufsicht bei Ihrer Opferung zu �bernehmen.�

�Die Ehre liegt ganz bei mir�, erwiderte Jaina trocken.Sie fuhr fort: �Und danke f�r den Vorschlag. Ich habemich schon gefragt, wie wir diesen Stein nennen sollen.Trickster, die Listige, die Herrin der Tricks, das klingt ge-

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nau richtig.��Das ist vollkommen unpassend. Es ist nicht m�glich.

Zum Namen eines Schiffes geh�rt mehr, als Sie sich vor-stellen k�nnen.�

�Es erfordert eine starke Verwandtschaft, eine h�chstgenaue Abstimmung�, sagte Jaina. �Ist das eines der Din-ge, die ich mir nicht vorstellen kann?�

Ungehemmter Zorn verzerrte das Gesicht des YuuzhanVong. �Welche armseligen Tricks Sie sich auch ausden-ken, sie werden nichts n�tzen. Die Einstellung wurde be-reits transferiert. Nur weil mein Schiffsyammosk bereitsKontakt mit Ihrem Dovin Basal hergestellt hat, bin ich�berhaupt in der Lage, mit Ihnen zu sprechen. Jede win-zige Kontrolle, die Sie �ber die Ksstarr haben ...�

�Die Trickster�, korrigierte Jaina.�... wird verhindert�, endete er und ignorierte die Un-

terbrechung.Tahiri hielt den Atem an. Man musste es ihr jedoch

hoch anrechnen, dass sie die Navigationshaube nicht ab-nahm.

�Sie stellen Kontakt her?�, wiederholte Jaina undt�uschteErschreckenvor.

�Ist bereits geschehen.�Jaina drehte den Villip auf den Kopf und brachte ihn

so dazu, sich umzust�lpen und den Kontakt mit demPriester abzubrechen. Mit einem triumphierenden L�-cheln wandte sie sich an ihre Freunde. Deren Schockund Missbilligung traf sie wie ein Schlag.

�Ehe ihr etwas sagt, lasst mich erkl�ren. Lowbacca hatmit den Schiffssensoren herumgespielt. Wir empfangenihr Signal, blockieren jedoch unseres.�

�Da kannst du dir kaum sicher sein!�, protestierteZekk.

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�Ich bin sicher�, mischte sich Tahiri ein. �Die Yuuz-han-Vong-Schiffe manipulieren die Schwerkraft. Aufdiese Weise bewegen sie sich fort, bauen Schilde auf, na-vigieren sogar. Ich bin mit diesem Ding verbunden, ichsollte es wissen.�

�Weiter�, dr�ngte Ganner.�Die Sensoren sammeln Informationen aus Schwan-

kungen in Gravitationsfeldern. Jedes Schiff hat ein eige-nes Muster, �hnlich einer Signatur.�

�Das stimmt�, sagte Jaina. �Lowbacca hat Teile von derHornisse benutzt, um eine mechanische Unterbrechungeinzubauen. Der Dovin Basal wei� nicht, dass die Signa-le, die er an den Yammosk schickt, gest�rt werden.�

�Klingt plausibel�, meinte Ganner, in dessen StimmeZweifel mitschwang. �Aber wenn du nicht Recht hast,folgen uns die Yuuzhan Vong vielleicht nach Hapes. Wirw�rden die Welt in Gefahr bringen - ein ganzes Sys-tem -, und die sind nicht in der Lage, sich selbst zu ver-teidigen.�

�Sie wissen, dass wir hierher unterwegs sind�, hieltJaina dem entgegen, �und der Angriff der Yuuzhan Vongauf Hapes stand von vornherein fest. Die Hapaner h�ttensich fr�her oder sp�ter sowieso verteidigen m�ssen.�

�Die Hapaner?�, fragte Ganner und be�ugte sie fra-gend. �Nicht wir?�

�Ich werde woanders sein. Ihr k�nnt mitkommen oderbleiben, wie ihr wollt.�

�Du willst Jacen folgen�, stellte er fest.Sie zuckte mit den Schultern. �Stand das je zur Debat-

te?��Worin besteht dein Ziel, Jaina?�, fragte Zekk leise.

�Offensichtlich nicht darin zu �berleben. Du kannstdoch nicht ernsthaft erwarten, Jacen zu retten - nicht

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einmal du k�nntest so ... optimistisch sein�, sagte erund improvisierte seine letzten Worte in Reaktion aufden drohenden Sturm in ihren Augen. �Wie ich es sehe,bleibt also Vergeltung.�

�Die wiederum zur dunklen Seite f�hrt�, erwidertesie ungeduldig. �Verschon mich damit - ich habe dasschon oft geh�rt. Immer wieder. Wie ich die Sache be-trachte, haben die Jedi eine Verantwortung zu handeln.Handeln! Der Luxus philosophischer Betrachtungen istuns nicht verg�nnt. Schlie�lich war es genau dieser Dis-put zwischen Jacen und Anakin, dieses endlose Redendar�ber, >was ein Jedi sein sollte<, das am Ende f�r ihrSchicksal verantwortlich war.�

�Das ist unfair�, fl�sterte Tahiri. �Und grausam.��Ist es das? Sieh dir doch die Tatsachen an: Anakin ist

tot, Jacen befindet sich in Gefangenschaft. Wenn die�berlebenden Jedi weiter schwanken, werden wir ver-nichtet, und dann haben die Yuuzhan Vong gewonnen.�

Eine Weile lang standen sie schweigend da, w�hrendsie �ber Jainas verbitterte Logik nachdachten.

Alema ergriff als Erste das Wort. �Wir Twi'leks habenein Sprichwort: Wenn du dich weigerst, eine Entschei-dung zu treffen, wird sie ohne dich getroffen.�

�Erledige die Sache�, stimmte Ganner zu.�Zeit f�r die Jagd!�, rief der Barabel vom Heck.�Du brauchst eine Heilerin�, sagte Tekli und seufzte

resigniert.Jaina wandte sich mit einer Frage in den Augen an

Zekk.�Ich bleibe auf Hapes oder gehe dorthin, wo ich am

dringendsten gebraucht werde�, sagte er leise, eine Weltdes Bedauerns in den Augen.

Wer kÑnnte ihn dringender brauchen als Jacen? Jaina

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unterdr�ckte den Zorn, der in ihr aufstieg, und akzep-tierte seine Entscheidung mit einem knappen Nicken.Doch gab sie sich keine M�he, ihre Emotionen vor ihmabzuschirmen.

Kurz sp�rte sie Zekks Schwanken, sp�rte, wie dieSt�rke ihrer Vision seine tiefen Glaubensgrunds�tze er-sch�tterte.

Heftig wallte die Verf�hrung auf. Sie w�rde Jacen ir-gendwie befreien, und es w�rde leichter f�r sie sein,wenn die anderen jungen Jedi sie begleiteten. Wenn sieZekk zum Umschwenken bringen konnte, w�rde sie alleauf ihre Seite ziehen.

Unter ihre Kontrolle.Das war ein logisches Ende des Pfades, den ihre Ge-

danken beschritten hatten, und dennoch scheute Jainadavor zur�ck. Rasch und vorsichtig zog sie sich vonZekk zur�ck und hoffte, er w�rde nicht bemerken, dasssie ihn dazu veranlasst hatte, seine hart erk�mpften Wer-te in Frage zu stellen. Die Verwirrung, die in seinemMacht-Sinn flackerte, lie� vermuten, dass sie Erfolg ge-habt hatte - dass ihm nicht aufgefallen war, was sie bei-nahe getan h�tte.

Sie nahm die Pilotenhaube ab und warf sie Zekk zu.�Ich muss eine Weile allein sein�, sagte sie abrupt undwandte sich von den anderen Jedi ab.

Ihr Weg f�hrte sie in die kleine Kammer, wo sie Ana-kins Leiche verstaut hatten. Niemand folgte ihr, dochf�hlte sie Erleichterung bei ihnen, weil sie endlich be-gann, sich mit ihrer �Trauer auseinander zu setzen�.

Vielleicht war es Zeit daf�r. Nach dem ersten heftigenGef�hlsaufruhr hatte Jaina ihre Emotionen schlicht ver-dr�ngt. Es war nicht so schwierig, da sie sich jahrelangvor dem konstanten Bombardement durch die Gef�hle

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anderer Leute hatte sch�tzen m�ssen.Sie z�gerte an der Schwelle und starrte den stillen

Fremden an, der in einer Yuuzhan-Vong-Koje lag. Er sahaus, als w�rde er schlafen, sein stiller K�rper zeigte we-nig �hnlichkeit mit dem Bild ihres Bruders, das sich Jai-na ins Ged�chtnis gebrannt hatte. Der Schmutz desKampfes war abgewaschen worden, die f�rchterlichenWunden waren verbunden und mit sauberem Stoff be-deckt - Leinen und Leder, das sie irgendwo gefundenhatten.

Das Gesicht war das von Anakin. Die Gr��e, die Ge-stalt. Aber seine eisblauen Augen hatte man geschlossenund das widerspenstige braune Haar ordentlich ge-k�mmt. Jaina trat n�her, und ohne nachzudenken streck-te sie die Hand aus und zerzauste es mit einer Bewegung,die sie, die gro�e Schwester, so oft gemacht hatte.

Ein leiser Schritt hinter ihr k�ndigte Teklis Anwesen-heit an. �Besser�, stimmte die Chadra-Fan zu. �So hat esschlie�lich immer ausgesehen.�

Jaina drehte sich zu der kleinen Heilerin um, ihre Au-gen waren trocken, und ihr Herz war kalt. �Danke f�r dieM�he, die du dir mit ihm gegeben hast. Ich h�tte nichtgewollt, dass unsere Mutter ihn so sieht, wie er war.�

Sie wandte sich um und ging ruhig davon, wobei siedeutlich die Trauer sp�rte, die von der Chadra-Fan aus-ging. Dankbar akzeptierte sie: Es erschien ihr richtig,dass jemand f�hig sein sollte, um Anakin zu trauern.

Trotz der Mauer, die sie um ihr Herz errichtet hatte,sp�rte Jaina, dass Tekli nicht nur um Anakin trauerte,sondern auch um sie.

Harrar stellte den Villip zur Seite und sah den jungenKrieger an, der umherfegte wie ein Blitz, der einen Platz

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sucht, um einzuschlagen.�Die Jeedai hat den Kontakt abgebrochen�, sagte Har-

rar.Khalee Lah ber�hrte die Stirn mit zwei Fingern. �Ich

habe einen Bluteid geleistet, sie herzuholen, aber jetztschw�re ich vor Ihnen und allen G�ttern, dass sie ihreletzten Tage in Schmerz verbringen und ohne Ehre ster-ben wird!�

Der Priester tat das Gel�bde mit einem ungeduldigenWink ab. �Haben Sie nicht geh�rt? Mir schien es, indemsie das Schiff Trickster nennt, wollte sie andeuten, dasssie tats�chlich den Brauch anwendet, Schiffe nach ihrenPiloten zu benennen.�

�Glauben Sie, zu solcher Spitzfindigkeit sei sie f�-hig?�, h�hnte Khalee Lah.

�Sie ist ein Zwilling. Sicherlich hat das seine Bedeu-tung, auch wenn es um Ungl�ubige geht, sonst w�ren dieG�tter nicht so sehr auf dieses Opfer erpicht.�

�Sie ist sowohl eine Jeedai als auch ein Zwilling�,stimmte der Krieger zu, �aber sehen Sie sich vor, Emi-nenz, nicht der Ketzerei zu verfallen, die dieser Jeedaieine �bertriebene St�rke unterstellt. Diese Frau ist nichteinmal ein blasses Abbild von Yun-Harla.�

�Nat�rlich nicht�, sagte der Priester. Dennoch bliebein Zweifel. �Begleiten Sie mich�, sagte er und ging los,um mit dem Yammosk-Aufseher zu sprechen.

Sie gingen zu der Kammer, welche der monstr�seSchlachtkoordinator bewohnte. �Haben Sie Kontakt zurKsstarr hergestellt?�, wollte Harrar wissen.

Der Aufseher verneigte sich. �Haben wir, Eminenz.��Ich m�chte das best�tigt wissen.��Gewiss!� Der Aufseher trat zur Seite und erlaubte

Harrar, eine Hand auf das sich windende Wesen mit den

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vielen Tentakeln zu legen.Nach einem Augenblick richtete Harrar den Blick auf

den Aufseher. �Die Verbindung ist best�tigt. Finden Siees nicht seltsam, dass die Ksstarr keine Botschaften alsAntwort geschickt hat?�

�Sie ist krank�, mutma�te der Aufseher.�Sie ist stumm!�, fauchte Harrar. Er wandte sich an

Khalee Lah und wartete, bis dem Krieger die Bedeutungklar wurde.

Schrecken machte sich auf dem vernarbten Gesichtbreit. �Das ist unm�glich�, sagte er mit vor Schock ge-schw�chter Stimme. Trotz seines niedrigeren Rangesund gegen die Vorschriften des Protokolls schob er denPriester mit dem Ellbogen aus dem Weg und legte dieHand auf die Nervensensoren.

�Das ist unm�glich�, wiederholte er, obwohl der Yam-mosk ihm die Tatsachen deutlich enth�llte. �Irgendwiehat Jaina Solo den Yammosk blockiert: Die Informatio-nen gelangen zu ihr, aber nicht zur�ck zum Priester-schiff!�

Harrar zerrte ihn zur Seite. �Sie haben mir geraten,diesen Menschen nicht mit unserer gro�en und ver-schlagenen Yun-Harla auf eine Stufe zu setzen, und da-mit hatten Sie Recht. Aber vielleicht sollten Sie sich mitder M�glichkeit anfreunden, dass sie doch zu mehr inder Lage ist, als Sie f�r m�glich halten.�

Khalee Lah stand einen Moment stolz da. Auf seinemvernarbten Gesicht zeichnete sich ein Konflikt ab. Dannneigte er den Kopf und nickte.

�Vielleicht�, stimmte er zu.

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11Jagged Fei ging mit seinem Klauenj�ger �ber Ithor, f�rdessen Rettung er gek�mpft hatte, in einen langen spiral-f�rmigen Sinkflug und suchte die leblose Kugel nach�berresten des einst so �ppigen Gr�ns ab.

Der nun dunkle, steinige Planet �hnelte auf beunruhi-gende Weise einem Yuuzhan-Vong-Schiff. TrockeneFlussbetten durchfurchten die Oberfl�che wie Narbenauf den Gesichtern ihrer Krieger. Es hie�, die Invasorenglaubten, sie seien nach dem Bild ihrer G�tter erschaffenworden. Offenbar wollten sie diese Gunst weitergeben.

Jags Kom knisterte. �Was hoffen Sie dort zu finden,Kommandant?�, fragte eine tiefe weibliche Stimme.

�Eine Mahnung�, antwortete er leise. �Deswegen sindwir gekommen, Shawnkyr. Deshalb muss der Feind auf-gehalten werden.�

Er brachte sein Schiff in eine enge Formation mit sei-ner Geschwaderkameradin und kam nahe genug, um indas kugelf�rmige Cockpit des Chiss-TIE-J�gers zu sehen.Shawnkyr Nuruodos hellblaues Gesicht wirkte gefasstund verriet weder Trauer noch Missbilligung hinsicht-lich Jagged Fels unorthodoxer Ansichten.

Jag fragte sich kurz, was Shawnkyr wohl wirklich �berdiese �Aufkl�rungsmission� dachte. Eine Chiss-Kriege-rin schlug niemals zuerst zu - das war nicht nur eineTradition, sondern eine Sache der Ehre. Dennoch war sieihm nach Ithor gefolgt und zeigte alle Anzeichen daf�r,dass sie ihm weiterhin folgen w�rde, unabh�ngig davon,

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welchen Weg er w�hlte.�Die n�chsten Koordinaten?�, erkundigte sie sich, als

h�tte sie seine Gedanken gelesen.Jag konsultierte den Navigationscomputer - ein Ger�t,

das erst k�rzlich in seinen Klauenj�ger eingebaut wor-den war - und �bermittelte Shawnkyr die Endpunkte ei-ner kleineren Hyperraumroute.

�Das liegt im Hapes-Cluster�, stellte sie fest.�Ja. Die K�nigin von Hapes hat die Innere Region f�r

Fl�chtlinge freigegeben. Wenn die Yuuzhan Vong bei ih-rem bisherigen Vorgehen bleiben, werden sie als N�chs-tes dieses System angreifen.�

�Das Haus Nuruodo wird von diesem Angriff h�renwollen, wenn er stattfindet.�

Jag vernahm auch, was sie nicht ausgesprochen hatte.Shawnkyr war eine Angeh�rige des Nuruodo-Clans, derdas Chiss-Milit�r befehligte. Shawnkyrs Rat w�rde in-nerhalb des offiziellen Chiss-Milit�rs einiges an Gewichthaben. Diese Aufkl�rungsmission w�rde den Weg beein-flussen, den die Chiss unter dem Kommando von Gene-ral Fei einschlagen w�rden, aber sie konnte durchausnoch gr��ere Auswirkungen haben.

Bis dahin waren Jag und Shawnkyr auf sich gestellt.Von den verzweifelten Leuten, die sie k�rzlich zur�ck-gelassen hatten, durften sie nur wenig erwarten, und siekonnten ihnen kaum mehr anbieten, als alles zu tun, wasin ihrer Macht stand.

W�hrend sie sich auf den Hyperraumsprung vorberei-teten, schwiegen sie. Ihre neuen Klauenj�ger verf�gten�ber ein Navigationssystem und einen Hyperantrieb,dessen Kapazit�ten weit �ber die ihrer gewohnten Schif-fe hinausgingen, und dazu waren die Waffensystemeverbessert worden. Jag hatte nicht die Absicht, Streit

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vom Zaun zu brechen, und er beabsichtigte, jedemKampf, der auf ihn zukam, davonzufliegen - nachdem erdas Gefecht gewonnen h�tte, verstand sich.

Der wachsende Druck der Sublichtbeschleunigungpresste ihn in den Sitz. Er setzte sich zurecht, als dieDunkelheit das Schiff einh�llte, und beabsichtigte, einekurze Ruhepause einzulegen, w�hrend sich das Schiffim Hyperraum befand.

Sensoren weckten ihn nach einer Zeitspanne, die ihmwie Augenblicke erschien. Shawnkyrs Schiff tauchteverwischt auf der Backbordseite auf, wie eine Nebelwol-ke vor den sch�rferen Linien der Sterne. Die Warnsenso-ren an Jags Konsole schrillten.

Jags Blick richtete sich auf die schlaffen, entsetztenGesichter zweier menschlicher Piloten, die durch dieTransparistahlkuppel ihres Frachters deutlich zu sehenwaren und auf ihn zuhielten.

Er zog seinen Klauenj�ger in eine scharfe Steuerbord-kehre und stieg mit nur wenigen Metern Abstand �berdas gr��ere Schiff hinweg. Shawnkyr wandte sich in dieandere Richtung - ein glatt durchgef�hrtes Ausweich-man�ver, das sie nach Jahren gemeinsamen Fliegens wieim Schlaf beherrschten.

Jag schaltete das Kom an. �Neu formieren und Verfol-gung aufnehmen. Irgendetwas muss sie veranlasst ha-ben, diese Koordinaten zu setzen.�

�Dummheit?�, schlug Shawnkyr vor.Sein Mund zuckte, obwohl er wusste, dass seine Ge-

schwaderkameradin es nicht im Scherz gemeint hatte.Shawnkyr besa� die typische Gleichg�ltigkeit der Chissgegen�ber �unterlegenen Rassen�. Er hatte schon vorlanger Zeit gelernt, sich dadurch nicht beleidigen zu las-sen.

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Sie rasten davon, beschrieben jeweils einen weitenKreis und beabsichtigten, sich in der Mitte zu treffen,um ihre gewohnte Formation nebeneinander einzuneh-men. Doch an der anvisierten Stelle gab es eine Explosi-on, die wie geschmolzenes Gold im Raum aufleuchtete.

Vier Korallenskipper, die nun hinter ihren flammen-den Geschossen sichtbar wurden, n�herten sich in Karo-Formation und hielten auf den fliehenden Frachter zu.Erneut wichen die Chiss-Schiffe aus, diesmal nahmensie im Anschluss jedoch Kurs auf die Angreiferschiffe.

Jag lenkte um ein Plasmageschoss herum und jagte aufdie enge Formation zu. Er hielt seine Position, und seineFinger tanzten �ber die Kontrollen, w�hrend er einscheinbar willk�rliches Sperrfeuer auf die Yuuzhan-Vong-Schiffe abschoss. Dabei beobachtete er aufmerk-sam, welche Laserblitze in der Dunkelheit verschwan-den und welche an den organischen Schilden vorbeige-langten.

Das Antwortfeuer verriet ihm sogar noch mehr. Meh-rere Augenblicke lang wich er dem Plasma aus und plan-te die n�chsten Schritte.

�Der Feind kompensiert seinen Schaden�, informier-te er Shawnkyr. �Die Schiffe an den Seiten haben nur anden �u�eren Seiten Waffen und Schilde. Das hintereSchiff hat gar keine Waffen, sondern nur Schilde, unddas vordere investiert alles in den Angriff.�

�Ein Selbstmordkommando�, schlussfolgerte Shawn-kyr. �Der Frachter ist ein wichtiges Ziel.�

�Oder vielleicht sind diese Korallenskipper so starkbesch�digt, dass sie nicht mehr repariert werden k�n-nen. Die Anf�hrer denken vielleicht, sie h�tten au�erden Piloten nichts mehr zu verlieren. M�glicherweisehaben die Piloten die Entscheidung zum Kampf selbst

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getroffen.�Die Chiss nahm dies schweigend zur Kenntnis, wie

immer, wenn Jag versuchte, die offensichtliche Philoso-phie der Yuuzhan Vong zu beschreiben. In ShawnkyrsKultur gab es nichts, das ihr geholfen h�tte, die Logik ei-nes �glorreichen Todes� zu begreifen.

�Zuerst das vordere Schiff�, sagte er und zog herum inAngriffsposition.

Er feuerte ein Ann�herungsgeschoss auf das f�hrendeSkip ab. Shawnkyr unterst�tzte ihn mit schwerem La-serfeuer und brachte das Geschoss kurz vor dem Schildzur Explosion, direkt im Weg des karof�rmigen Keils.

Das vordere Schiff zog hart nach oben, wurde jedochvon der Explosion erfasst und geriet heftig ins Trudeln.Jag feuerte ein zweites Mal. Das au�er Kontrolle gerate-ne Schiff explodierte. Schwarze Korallentr�mmer flo-gen durch das Licht der Explosion und schufen so einquasi invertiertes Bild der hellen Linien, die Sterne imHyperraum vor der Schw�rze des Raums zogen.

�Wir formieren uns unter und leicht hinter demSchildschiff neu�, schlug Jag vor. �Bleiben wir bei ihmund vor allem zusammen.�

�Best�tige. Aber sie werden nicht z�gern, auf eins ih-rer eigenen Schiff zu schie�en.�

�Darauf z�hle ich. Gehen Sie dicht ran, bis knapp au-�erhalb seiner Schildreichweite.�

Die beiden Klauenj�ger tauchten unter dem hinterenKorallenskipper hindurch und feuerten ihre Laser syn-kopisch auf die Innenseiten der besch�digten �u�erenSchiffe ab.

Mit erstaunlicher Beh�ndigkeit wechselten die Koral-lenskipper die Position. Sie tauschten die Pl�tze undgingen in die Formation zur�ck, sodass ihre Waffen und

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Schilde zu den Klauenj�gern zeigten. Wie Shawnkyr er-wartet hatte, erwiderten die Skips das Feuer. Das hinte-re absorbierte die Plasmastr�me und schluckte einennach dem anderen.

Das Trio der Korallenskipper bewegte sich in erstaun-licher Einheit und man�vrierte geschickt, um den Chiss-Schatten abzuh�ngen. Aber Jag und Shawnkyr hieltenihre Position, und jedes Plasmageschoss verschwand inden Anomalien des Schildschiffes.

�Sie wollen das Skip opfern, um uns zu erledigen�,sagte Jag. �Sobald Ihr Schild zum ersten Mal von Plasmagetroffen wird, verschwinden Sie, und zwar schnell. Mitvoller Kraft. Wenn das hintere Schiff keine Schilde mehraufbaut, k�nnte es eine Schwerkraft entwickeln, die sostark ist wie ein Traktorstrahl.�

Der Beschuss der Skips dauerte an. Ihre Korallen-r�mpfe wurden unter dem Feuer der Chiss durchschei-nend. Riesige Korallenbrocken wurden abgesprengt undtrudelten auf die hartn�ckigen Klauenj�ger zu.

Jag scherte aus, um einem Tr�mmerst�ck von demSkip auszuweichen, das sich ihm am n�chsten befand.Der K�rper eines Yuuzhan-Vong-Piloten wurde aus demWrack des zweiten Schiffs geschleudert und zielte di-rekt - und vermutlich absichtlich - auf Shawnkyrs Klau-enj�ger.

Ein blauer Strahl l�ste sich von Shawnkyrs Schiff undverwandelte das einst lebende Projektil in feinen Nebel.Jag versuchte, die Spritzer auf seinem Cockpitsichtfens-ter zu ignorieren. Er blickte zur Unterseite des letztenKorallenskippers hinauf. Dessen Rumpf wurde ebenfallsd�nner. Erhitzte Koralle verlor die Farbe und wurde aufgespenstische Weise fast durchsichtig.

�Abbruch!�, schrie er und lenkte sein Schiff scharf zur

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Seite.Koralle eruptierte in den Himmel und schob eine kur-

ze helle Explosion vor sich her. Vulkane stellten keineNeuigkeit f�r ihn dar - auf einem der Planeten im Chiss-Territorium herrschte extreme Vulkant�tigkeit. Aber da-bei zuzuschauen, wie ein lebendiges Wesen in der glei-chen Weise explodierte, lie� die Yuuzhan Vong pl�tzlichgleicherma�en viel vertrauter und unverst�ndlicher wir-ken. Jag bezweifelte, ob er jemals wieder einen Vulkan-ausbruch beobachten konnte, ohne darin den Todes-kampf eines Bergs zu sehen.

Er kam nicht auf die Idee, diesen Gedanken mitShawnkyr zu teilen. Aus der langen Zeit, die er mit derChiss verbracht hatte, wusste er, dass er solche kuriosen�berlegungen am besten f�r sich behielt. Stattdessenstellte er sein Kom auf Gru�frequenz.

�Hier spricht Vanguard Eins, ein Aufkl�rungsschiffder Chiss. Frachter der Neuen Republik, bitte identifi-zieren Sie sich und teilen Sie uns mit, wie wir Ihnenweiterhelfen k�nnen.�

Es folgte ein Moment Stille, dann knisterte das Kom.�Hier spricht die Blind Mynock. Wir haben keine wert-volle Ladung, keine Passagiere an Bord. Es bringt nichtsein, uns zu entern.�

Jag warf seiner Geschwaderkameradin einen Seiten-blick zu. Auf dem Gesicht der Chiss zeigte sich grimmi-ger Zorn. �Wir sind keine Piraten�, sagte er ausdrucks-los. �Wenn Sie eine Eskorte brauchen, k�nnten wir Siein den hapanischen Raum begleiten.�

�Wir brauchen keinen Babysitter�, entgegnete der Pi-lot. �Die Mynock ist schnell und verf�gt �ber ausrei-chende Feuerkraft.�

Jag war langsam mit seiner Geduld am Ende. �Wenn

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Sie Waffen haben, warum haben Sie die dann nicht be-nutzt, um Ihre nicht vorhandene Fracht und die nichtexistierenden zahlenden Passagiere zu besch�tzen. Indiesem Sektor hat Piratentum eine lange Tradition, alsoverstehe ich Ihre Vorsicht. Auf der anderen Seite bestehtauch ein Yuuzhan-Vong-Risiko, wie Sie gesehen haben.Wenn Sie sich lieber auf die einlassen, sagen Sie es of-fen, und wir respektieren Ihre Entscheidung.�

Das Kom knisterte prompt. �Die haben unseren Navi-gationscomputer gegrillt�, sagte eine andere Stimme,�und aus diesem Grund haben wir Sie auch fast als Bug-figur aufgespie�t. Die Koordinaten m�ssen wir jetzt vonHand eingeben. Wenn Sie daher so freundlich w�ren,uns einen Kurs nach Hapes zu �bermitteln, w�ren wirsofort wieder unterwegs.�

Jag nannte ihnen die Koordinaten und schaute zu, wiesich der Frachter davonschob und in die Sublichtbe-schleunigung ging.

�Sollen wir ihnen folgen?�, fragte Shawnkyr.�Anscheinend legen sie keinen Wert auf unsere Ge-

sellschaft�, meinte er. �Aber erstatten wir Bericht an Ha-pes und schauen wir mal, welche Informationen wirdort bekommen. Vielleicht k�nnen wir noch ein paar Pi-loten auflesen.�

�Eine neue Staffel, Kommandant? Sie haben um eineChiss-Phalanx gebeten und keine bekommen. WollenSie jetzt Ihre eigene als Ersatz aufbauen?�

�Wir k�nnten wesentlich effizienter aufkl�ren, wennwir mehr Augen h�tten�, argumentierte Jag.

�Stimmt. Und wenn diese Aufkl�rungsstaffel aufYuuzhan Vong st��t, k�nnte sie sich effizienter mit ih-nen anlegen als zwei einsame Chiss-Klauenj�ger.�

�Das klingt ja fast, als w�ren wir auf einer Offensiv-

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mission unterwegs.�Die Chiss brachte ihren Klauenj�ger so dicht heran,

dass sich ihre Fl�gelspitzen fast ber�hrten. �Nicht imMindesten, Sir. Unsere Mission besteht darin, die Feind-aktivit�ten aufzukl�ren, nicht, in den Kampf zu ziehen.Allerdings ist deutlich festzustellen, dass die YuuzhanVong keineswegs solche Bedenken hegen. Wenn der ers-te Schuss gefallen ist - und fallen wird er bestimmt -,m�ssen wir uns schlie�lich verteidigen.�

Jag warf ihr einen verbl�fften Blick zu.�Ich wei�, warum wir hergekommen sind, Sir�, sagte

die Chiss leise. �Und Sie wissen es auch.�Diesmal hatte Jag nichts hinzuzuf�gen. �Auf nach Ha-

pes also�, antwortete er und traf die Vorbereitungen f�rden Sprung.

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12Die jungen Jedi versammelten sich im Cockpit des Schif-fes, das Jaina Trickster getauft hatte, und beobachtetenschweigend, wie sie sich auf ein gro�es hapanischesSchiff zu bewegten. Das Schiff entfernte sich stetig vonHapes fort.

�Nun, das d�rfte interessant werden�, sagte Tahiri.Jaina stimmte stillschweigend zu. �Bist du sicher, die

haben Tenel Ka?��Sie wurde an Bord genommen, ja. Das Schiff ist me-

chanisch, nicht organisch. Das sind gute Neuigkeiten.��Aber keine Garantie f�r Sicherheit�, f�gte Ganner

hinzu. �Nach allem, was wir wissen, k�nnen sie zurFriedensbri...�

Er unterbrach sich abrupt und zog eine Miene, als h�t-te ihm jemand gerade mit einem Hydroschrauber einenHieb zwischen die Augen versetzt.

Ehe Jaina begriff, explodierte grellwei�er Schmerzhei� in ihren Sinnen. Sie riss die Kontrollhaube herun-ter, aber der Schmerz lie� nicht nach. Dunkel begriff sie,dass er nicht vom Schiff ausging, sondern von den ande-ren Jedi an Bord. Sie f�hlte alle anderen, und gemeinsamformten sie einen einzigen Gedanken:

Jacen.Die Anspannung endete abrupt, und das Gef�hl ver-

schwand.Einen Augenblick lang sa� Jaina wie erstarrt da und

brachte kein Wort heraus. Jacen war in der Macht er-

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schienen - aber nicht ihr.Jaina konnte akzeptieren, dass ihre Trauer und ihr

Zorn Jacens F�higkeit blockierten, Kontakt zu ihr herzu-stellen. Doch w�hrend Jaina von einem der benomme-nen Gesichter zum anderen sah, erkannte sie eineschlimmere Wahrheit. Der Tod ihres Bruders standLowbacca in das pelzige Gesicht geschrieben, Tekli indie schwarzen Augen. Sie alle strahlten Leid aus.

Jaina war sich dunkel bewusst, wie Zekk sie zur Seiteschob und den Pilotensitz einnahm. Sie sank an die raueWand. Der Strudel ihrer Gedanken wollte die Wahrheitleugnen und zur�ckweisen, die sie weder f�hlen nochakzeptieren konnte.

Dann traf sie ein zweiter Sturm, eine tosende Raserei,die von Tenel Ka ausging. Jaina sp�rte den emotionalenOrkan der anderen Frau, wie sie mit den H�nden gegendie W�nde ihrer Rettungskapsel schlug.

Aber warum f�hlte sie selbst nichts?Tenel Kas Trauer schlug in Zorn um. Das hatte Jaina

ebenfalls erlebt, mit der gleichen bet�ubten Gleichg�l-tigkeit. Ein Teil von ihr war schockiert �ber die Tiefe undIntensit�t der Reaktion von Tenel Ka. Sie hatte sich Sor-gen �ber die Art und Weise gemacht, in der ihr Vater aufden Tod von Chewbacca reagiert hatte, doch Hans Leug-nung und Gleichg�ltigkeit ergaben f�r Jaina mehr Sinnals dieser Wahnsinn eines gebrochenen Herzens.

Vielleicht war ihre Familie kein verl�sslicher Ma�stabf�r solche Dinge. Den Skywalkers und Solos waren Kon-flikte nicht fremd, und sie waren bereits in jungen Jah-ren damit vertraut gemacht worden. Was Beziehungenanging, schienen alle jedoch ein wenig vage hinsichtlichder Koordinaten zu sein. Ihre Mutter, die durch Ausbil-dung und Erfahrung darauf konditioniert war, an erster

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Stelle in der Neuen Republik zu stehen, h�tte beinahePrinz Isolders Heiratsantrag angenommen. Leia hatte ge-wusst, dass Han sie liebte, doch irgendwie hatte sie denZugangskode zu ihren eigenen Emotionen verlegt. HatteJacen das Gleiche getan? Hatte er Tenel Ka geliebt und essich nie eingestanden?

Ja, entschied Jaina wie bet�ubt. Das sah ganz nach Ja-cen aus - st�ndig �ber hundert ferne Sonnen nachzu-denken, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was direktvor ihm lag.

Wie sie selbst es tat. Unter gro�er Anstrengung dr�ck-te sich Jaina von der Wand ab.

�Tenel Ka ist immer noch dort drau�en�, sagte sie.�Wir m�ssen uns auf sie konzentrieren.�

Einen Moment lang richteten sich alle Blicke auf Jai-na. Eine Symphonie von Emotionen, die von Unglauben�ber Wut zu Mitleid reichten, wogte �ber sie hinweg.

Ganner erlangte als Erster die Fassung zur�ck. Er warfsich in den Sch�tzensitz. �Exakt. Holen wir sie uns.�

Tesar zischte zustimmend und huschte zu seiner Sta-tion, und sein mit Schuppen �berzogener Schwanzscharrte �ber den rauen Korallenboden. Auch die �bri-gen Jedi machten sich an die Arbeit oder schnallten sichf�r die Verfolgung an.

W�hrend sie sich dem hapanischen Schiff n�herten,bemerkten sie den kleinen Schw�rm Hornissen hinterihm. Angesichts der Yuuzhan-Vong-Fregatte flohen siejedoch in alle Richtungen.

�Sie haben die Rettungskapsel�, best�tigte Zekk. �Ha-ben sie gerade durch die Luke reingeholt.�

Ganner fluchte leise. �Was w�rde ich jetzt f�r einegute Ionenkanone geben. Irgendetwas, womit man dasSteuer zerst�ren kann, aber nicht das ganze Schiff ver-

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nichtet.��Macht-Blitz�, schlug Jaina vor.�Oh, gro�artig�, murmelte Tahiri. �Wie eine richtige

Sith?��Ich meine es ernst.� Jaina legte Zekk eine Hand auf

die Schulter. �Wir k�nnen das machen. Du warst auf derSchattenakademie. Sie m�ssen es dir doch beigebrachthaben.�

Er nahm die Haube ab und starrte sie an, als traue er esseinen Ohren nicht zu, diese Nachricht ohne weitere Da-ten richtig zu dekodieren. Doch w�hrend er sie betrach-tete, zeigte sich das Entsetzen in seinen gr�nen Augen.Selbst Lowbacca blickte sie seltsam an. Von dem hapani-schen Schiff wurde ein Laser abgeschossen und schnittjede Erwiderung ab, die eintr der Jedi h�tte machen k�n-nen.

Jaina richtete den Blick an die Decke des Cockpits.�Also gut, ich habe eine andere Idee. Rutsch r�ber.�

Rasch �berlie� Zekk ihr den Pilotensitz. Jaina zog dieHaube �ber den Kopf und �berzeugte den Dovin Basal,den Schild fallen zu lassen und stattdessen mit einemlangsamen, best�ndigen Ziehen zu beginnen. Das Schiffbebte und zitterte, w�hrend das Feuer der Hapaner ihrZiel fand.

Alema Rar beugte sich �ber Jainas Schulter und be-trachtete das n�her kommende Schiff. �Du hast sie imGriff, aber wie sollen wir zu Tenel Ka gelangen ohne Ret-tungskapsel oder Vakuumanzug?�

�Sie kommt zu uns�, verk�ndete Jaina und wandteden Blick nicht von dem hapanischen Schiff ab. �Fest-halten!�

Die Twi'lek lie� sich prompt auf den Boden fallen,ihre Lekku zuckten voller Besorgnis. Das Frachtschiff

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wurde zwar langsamer, als es sich der Trickster n�herte,doch der Aufprall war trotzdem so heftig, dass die Fre-gatte zu schwanken begann und Korallenstaub auf dieKonsole herunterrieselte. Alema erhob sich wieder undnieste heftig mehrmals.

�Wenn dieser Krieg vorbei ist, mache ich Urlaub aufMon Calamari�, verk�ndete sie und wischte sich dieTr�nen aus den Augen.

�Klingt hervorragend�, meinte Zekk abwesend undstarrte weiterhin die junge Pilotin an.

�Ich werde das gr��ere Korallenriff auf dieser Weltfinden�, f�gte Alema grimmig hinzu, �und das werdeich in die Luft jagen.�

�Dar�ber kannst du dir sp�ter Gedanken machen�,schlug Jaina vor.

�ber die Haube gab sie dem Schiff den Befehl, das an-dere aufzubrechen. Aus der Wand hinter dem Cockpit si-ckerte eine viskose Fl�ssigkeit, die dem Blorash-Gallertder Yuuzhan Vong �hnelte, und umriss ein ovales Portal.�bler Dampf stieg auf, als die L�sung sich durch den le-benden Rumpf arbeitete.

Der Wookiee trat n�her und wollte zusehen. Er sprangzur�ck, als ein fast zwei Meter gro�es St�ck Koralle inden Korridor kippte. Die rauchenden Kanten waren glattwie Transparistahl. Gelbes Zeug sickerte weiterhin ausden Schiffsw�nden und fra� sich schnell durch den Ke-ramik- und Metallrumpf des gefangenen Frachters. Diegeschmolzene Substanz h�rtete rasch aus und bildete ei-ne feste, luftdichte Verbindung zwischen den beidenSchiffen.

Nachdem der Dampf sich verzogen hatte, stie�Lowbacca pr�fend gegen das Portal. Mit einem zufriede-nen Br�llen drehte er sich zur Seite und trat fest dagegen.

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Die �T�r� brach zur anderen Seite durch und riss zwei Menschen in roten Uniformen mit zu Boden. Lowbaccaging �ber sie hinweg und z�ndete sein bronzefarbenesLichtschwert. Die anderen Jedi liefen ebenfalls durchdas Portal und gesellten sich dem Wookiee zur Seite.

Ein doppeltes Ping erklang, als Blasterblitze sie will-kommen hie�en. Tenel Kas t�rkise Klinge wehrte beideSch�sse ab, ehe ihre �Retter� reagieren konnten.

Jaina dr�ngte vor, stieg �ber die drei am Boden liegen-den, rot gekleideten S�ldner und st�rzte sich in denKampf. Zumindest sechs Menschen lagen auf dem Bo-den, manche st�hnten leise. Einer r�hrte sich noch undwollte sich gerade hochstemmen. Lowbacca stellte ihmden pelzigen Fu� auf den Rumpf und stie� mit solcherWucht zu, dass der Mann �ber den glatten Boden rutsch-te. Mit lautem Krachen landete er Kopf voran an einemMetallschrank.

Tenel Ka schritt ohne einen Blick an dem Wookieevorbei und bewegte sich auf die beiden letzten M�nnerzu, die noch standen - gro�e, blonde Kerle in roter Uni-form und mit Kampfausr�stung.

Der eine warf einen leeren Blaster zur Seite und holteeinen Bet�ubungsstock aus dem Waffengurt. Der anderenahm eine Haltung ein wie ein hapanischer Kickboxer.

Jaina hielt die Jedi mit einer Geste zur�ck. ��berlasstihr das. Ich habe so das Gef�hl, dass sie das jetzt braucht.Tut mir Leid, Alema.� * - ; >,

Die Twi'lek zuckte nur mit dlh Schultern und bliebstehen.

Tenel Ka brachte ihr Lichtschwert in eine hohe Positi-on und schaltete es ab. Ohne einen Blick nach hintenwarf sie Tahiri die Waffe zu. Die junge Jedi fing dasSchwert geschickt auf, und ihre Lippen bewegten sich,

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als sie still eine Ermutigung murmelte.Der Kickboxer machte eine Drehung, t�uschte zwei

schnelle St��e an und trat dann hoch nach Tenel KasKopf. Sie b�ckte sich und wehrte den Tritt mit dem Me-tallband ab, das sie am Ende ihres abgetrennten Armstrug. Sie drehte den K�rper in den Hieb, um mehr Kraftin ihre Verteidigungsstellung zu legen und sich selbst inAngriffsposition zu bringen. Dann trat sie ihrem Gegnerhart vor die Brust.

Der taumelte r�ckw�rts und war �berrascht, mit wel-cher Wucht der Tritt dieser kleinen Frau ihn getroffenhatte. Tenel Ka kam vor, lie� sich pl�tzlich fallen undsetzte zu einem Beinfeger an. Ihr Gegner sprang �ber denAngriff hinweg, leicht und schnell. Die Jedi drehte sichauf die Seite, trat erneut zu und traf ihn nun am Knie, alser landete. Der Mann ging zu Boden.

Tenel Ka vollf�hrte eine doppelte Rolle, um etwas Dis-tanz zu gewinnen, und erhob sich geschmeidig. Inzwi-schen war auch ihr Gegner wieder auf den Beinen undst�rmte auf sie zu.

Sie stellte sich ihm, vollf�hrte im Sprung eine Dre-hung und schlug ihm den rechten Fu� direkt ins Ge-sicht. Sie holte mit dem linken Fu� aus und traf denMann knapp unter dem Brustkorb. Als sie fiel, rollte siesich zur Seite. Der hapanische K�mpfer taumelte r�ck-w�rts zur Wand und rutschte daran nach unten.

Tenel Ka kam geduckt hoch und fixierte ihren letztenGegner. Der griff mit dem Bet�ubungsstock an.

Die Jedi streckte die Hand aus. Tahiri warf ihr dasLichtschwert zu. Es drehte sich im Flug zweimal undlandete dann in Tenel Kas wartender Hand. Ein Stromt�rkisfarbenen Lichts schoss dem Angreifer entgegen,der abrupt kurz vor der Klinge stehen blieb, die direkt

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auf seine Kehle zeigte.Instinktiv schlug er mit dem Bet�ubungsstock nach

dem Strahl. Das Metallende wurde sauber abgetrennt,und Funken sprangen aus der zerst�rten Waffe. Die blon-den Haare stellten sich wie Stacheln auf, die Augengl�nzten. Die Waffe fiel dem Mann aus der heftig zittern-den Hand, und er wankte benommen zur�ck. Tenel Kaerhob sich und folgte ihm Schritt um Schritt, das Licht-schwert weiterhin auf die Kehle gerichtet.

Jaina sp�rte ein kollektives Aufwallen von Entsetzender anderen Jedi. Ungeduldig setzte sie sich dar�ber hin-weg und dr�ngte Tenel Ka, weiterzumachen und die Sa-che zu Ende zu bringen.

Ihr Gedanke musste Tenel Ka erreicht haben. Die Krie-gerin hielt pl�tzlich inne und suchte mit den grauen Au-gen Jainas Blick. Sie zog die Klinge von der Kehle desMannes zur�ck und schaltete sie ab, wobei sie den Blicknicht von der alten Freundin abwandte.

Einen Augenblick lang waren sie offen f�reinander.Jaina sp�rte den Zorn der anderen Frau, doch auch ihreEntschlossenheit. Tenel Ka betrachtete diese M�nner alsVerr�ter an Hapes und sah ihre Pflicht als Jedi-Ritter undTochter der hapanischen K�nigin darin, daf�r zu sorgen,dass man entsprechend mit ihnen verfuhr. Jaina war si-cher gewesen, Tenel Ka brauchte einfach nur ein wenigDampf abzulassen; jetzt sp�rte sie, wie sehr sie sich ge-t�uscht hatte.

Auch sp�rte sie die Frage, die von Tenel Ka kam, einfeines Forschen, so wie ein Jedi es vielleicht einsetzte,um einen Fremden einzusch�tzen. Und dann war auchdas verschwunden. Die eindrucksvollen Schilde derKriegerin waren wieder positioniert.

Jainas innere Schilde verfestigten sich ebenfalls, und

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sie nickte beif�llig. �Gut f�r dich�, sagte sie, und ihrBlick galt sowohl Tenel Ka als auch der Twi'lek. �WarumEnergie mit hilflosen Korallenriffen und hapanischenPiraten verschwenden?�

Das unheimliche Licht in den Augen der Twi'lek fla-ckerte. Der Blick, den sie Jaina zuwarf, geh�rte zu derSorte, die zwischen verwandten Seelen oder vielleichtVerschw�rern getauscht wurden.

�Heb es dir f�r die Vong auf�, stimmte Alema zu.

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13Kyp Durron folgte dem Millennium Falken bei seinerh�ufig unterbrochenen Reise durch die Dovin-Basal-Mi-nen bis zum Durcheinander im Raum von Hapes. Nach-dem er sich durch den chaotischen Verkehr gearbeitethatte, erhielt er schlie�lich Landeerlaubnis. Da er nundas Schlimmste hinter sich hatte, setzte er mit seinem J�-ger neben Hans Schiff auf.

Er schwang sich aus seinem X-Fl�gler und betrachtetebest�rzt die Szene um sich herum. Das Andockareal au-�erhalb von Hapes' k�niglicher Stadt erstreckte sich, soweit das Auge reichte. Mobile Landeanlagen wurden zu-sammengeschoben, um die Schiffe m�glichst dicht ne-beneinander zu parken und Platz zu machen f�r die vie-len anderen, die noch ihre Warteschleifen drehten oderoben im Himmel schwebten. Fl�chtlinge liefen herum,und ihre Verwirrung lag wie ein Geruch im Wind.

Dann fegte ein anderer, st�rkerer Wind durch Kyp, einpsychischer Sturm von unglaublicher Kraft und entsetz-lichem Leid. Er taumelte und hielt sich an seinem ver-beulten Schiff fest, als Jacen Solos Todesschmerz durchseine Adern schoss wie geschmolzener Fels.

Erstaunen mischte sich mit dem Schmerz des jungenMannes, denn Kyp hatte keine besondere Beziehung zuJacen Solo, die eine derart starke Verbindung erkl�renw�rde. Er mochte den jungen Jedi nicht einmal. In sei-nen Augen war der �lteste Sohn von Han Solo ein verzo-gener, mit sich selbst besch�ftigter Balg, der lieber die

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Yuuzhan Vong wie eine Insektenplage durch die Galaxisziehen lie�, als seine ach so gesch�tzte Vision von Jedi-Idealen zu beflecken.

Dennoch erlebte Kyp nun das, was mit gro�er Sicher-heit sein Todeskampf war. Er konnte sich nicht vorstel-len, einen solchen Schmerz zu �berleben. Und er wuss-te nicht einmal, ob er das wollte.

Als der Schmerz nachlie�, packte eine starke Handseinen Ellbogen. �Hey, Junge - wie lange warst du ei-gentlich in dieser fliegenden Toilette eingesperrt?�

Kyp zog den Arm von seinem alten Freund zur�ck,schirmte seine Gedanken ab und brachte ein schiefes L�-cheln zustande. �Offensichtlich zu lange. Lass mir eineMinute Zeit, bis ich wieder richtig auf dem Boden stehe,dann ist alles gut.�

Han nickte abwesend und schaute hin�ber zum Mil-lennium Falken. Luke Skywalker trat direkt hinter sei-ner rothaarigen Frau aus dem Schiff. Den Arm hatte erseiner Zwillingsschwester um die H�fte gelegt, w�hrendsie langsam die Rampe hinuntergingen. Leia OrganaSolo war erbleicht, aber gefasst. Mara Jade Skywalkerumgab eine Aura der Ungeduld wie Funken von einemdurchtrennten Stromkabel.

Kyp verneigte sich vor dem Jedi-Meister, sprach je-doch zu den Solos. �Mein tief empfundenes Beileid zumVerlust eures Sohnes.�

Leia schlug die Augen zu, und Han trat rasch zu ihr.�Danke�, antwortete er rasch, als wolle er seiner Fraudie notwendigen Worte ersparen. �Ich will nicht leug-nen, dass es hart ist. Es ist irgendwie falsch, sein j�ngs-tes Kind zu �berleben.�

�Das j�ngste?�, wiederholte Kyp entsetzt. Jacen konn-te er vielleicht mit einem Achselzucken abtun, doch

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nicht Anakin. Anakin Solos Stern war schnell aufgestie-gen und hatte ihn zum ber�hmtesten und attraktivstenJedi-Helden des Krieges gemacht.

Zu sp�t begriff Kyp, was seine Worte enth�llten. HansGesicht wurde grau, und er packte Kyps Arm mit einemKnochen brechenden Griff.

�Du hast Jacen gemeint. Was hast du geh�rt? Waswei�t du?�

Leia legte ihrem Mann sanft die Hand auf die Schulter.�Kyp hat vielleicht auch gef�hlt, was ich gesp�rt habe -ein pl�tzliches Auflodern von Jacens Pr�senz und dannein Abflauen.�

Abflauen war nicht ganz das Wort, das Kyp gew�hlth�tte. Er hatte Sterne gesehen, die dezenter zur Novaaufgeflammt waren. Besorgt warf er Luke Skywalker ei-nen Blick zu. Der Jedi-Meister presste die Lippen festaufeinander. Trauer und Kummer mischten sich in sei-ner Miene, w�hrend er seine Schwester betrachtete. SeinBlick ging zu Kyp, angezogen von der unausgesproche-nen Frage des j�ngeren Mannes. Sein leichtes, fast un-merkliches Nicken best�tigte, dass auch er Jacen SolosTod gesp�rt hatte.

Mara trat vor, ihre gr�nen Augen gl�hten. Kyp brauch-te die Macht nicht, um die Warnung zu verstehen: LassLeia ihre sch�tzenden Illusionen, lass sie in ihrem eige-nen Tempo damit zurechtkommen.

�Sicherlich hast du keine Probleme, die Wahrheit zuverh�llen�, sagte Mara leise. �Schlie�lich hast du esschon geschafft, meine Sch�lerin zu t�uschen. MeineSch�lerin�, betonte sie.

Offensichtlich hatte Mara ihm noch nicht verziehen,dass er Jaina in seine letzte Vendetta mit hineingezogenhatte. Kyp hatte seine betr�chtliche Jedi-Kraft benutzt,

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um Jaina mit einem �Stupser� zu dem Glauben zu brin-gen, ein unfertiges Weltschiff der Yuuzhan Vong sei inWirklichkeit eine Superwaffe. Und ja, er hatte die jungePilotin gebeten, seine Sch�lerin zu werden, vor allem,um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, damit sieempf�nglicher f�r seine T�uschung wurde. Vor allemdeshalb.

�Soll das eine Warnung sein?�, fragte er milde.Sie blickte in Richtung Luke. �Und die bekommst du

nur, weil er so einen guten Einfluss auf mich hat.� Siekniff die Augen zusammen. �Bisher.�

Mara wandte sich von ihm ab. �Wir m�ssen ein Schifffinden�, sagte sie abrupt, w�hrend sie davonging. Lukewollte ihr folgen, und seinen Augen sah man die Bewun-derung f�r die hart erarbeitete Beherrschtheit seinerFrau an.Leia packte ihren Bruder am Arm. �Du schickst mireine Nachricht, wenn du irgendetwas Neues �ber dieZwillinge erfahren hast?�

�Du wirst es schon merken�, sagte er leise. �Du hastden Instinkt eines Jedi und brauchst niemanden, der dirNeuigkeiten �ber deine Kinder mitteilt.� Er warf Kyp ei-nen d�steren Blick zu, und in seinen sonst so mildenAugen wiederholte sich Maras Warnung.

Han sah verwirrt von einem zum anderen. Er schobdie Schultern vor und wandte sich etwas zu, das er ver-stehen konnte. Also legte er Kyp einen Arm um dieSchultern und f�hrte ihn zum Falken. �Komm schon,mein Junge. Machen wir uns n�tzlich.�

�Fliegen?�, fragte Kyp misstrauisch, w�hrend er diej�ngsten Dellen und Beulen des ehrw�rdigen Schiffesbe�ugte.

�Reparieren�, gab Han zur�ck. Er �ffnete ein Fach im

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Rumpf des Falken und holte einen Laserbrenner hervor.Mit einem einzigen sanften Schlag z�ndete er einen klei-nen Strahl, so leicht, wie ein Jedi sein Lichtschwert zumLeben erwecken konnte. �Diese Platten hier m�ssen er-neuert werden.�

Der Jedi sah das Werkzeug an. �Ich bin kein besondersguter Mechaniker�, wand er sich. Er nahm Han dasWerkzeug aus der Hand, schaltete es ab und hoffte, der�ltere Mann w�rde den Wink verstehen.

�Schneid einfach nur die Nietverbindungen auf. Daskann ja wohl nicht so schwer sein, oder?� Han wurdeleiser, w�hrend er im Frachtraum verschwand.

Kyp zuckte mit den Schultern und zog sein Licht-schwert. Er aktivierte es und entfernte die halb geschmol-zenen Befestigungen mit ein paar geschickten Schnitten.

�Ich sehe, du hast eine passende Arbeit f�r deine Jedi-F�higkeiten gefunden�, sagte eine sarkastische weibli-che Stimme hinter ihm.

Er drehte sich zu Leia um. Trotz ihres Alters war sieimmer noch sch�n, trotz der Last von Trauer und Gramin ihren Augen. Ihr braunes Haar war dicht und gl�n-zend. Durch ihre einfache Frisur �hnelte sie erstaunlichihrer achtzehnj�hrigen Tochter.

Kyp setzte sein entwaffnendstes L�cheln auf und ver-st�rkte es mit diesem subtilen Stupser, der Jaina so ausder Fassung gebracht hatte. Leider hatte er das Gef�hl,seine M�hen stie�en gegen eine unsichtbare Wand undprallten davon ab wie ein Mynock, der mit einem Stern-zerst�rer kollidiert.

Die Prinzessin schnaubte und machte auf den Hackenkehrt. Aus unersichtlichem Grund schloss er sich ihr an.

Leia ignorierte ihn, w�hrend sie in die Menge vonFl�chtlingen eintauchte. In bemerkenswert kurzer Zeit

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wurde die Menge durch die erste Registrierung ge-schleust und in kleine Gruppen aufgeteilt. HapanischeLandspeeder glitten in Richtung der Parklandschaftenjenseits der Stadt davon. Jene Fl�chtlinge, die bei derFlucht von Coruscant Verletzungen erlitten hatten, lagenauf wei�en Tragen. Medizinische Droiden rollten uner-m�dlich zwischen den Reihen hin und her.

Das kollektive Leid w�lzte sich in Wogen �ber Kyphinweg. Er unterdr�ckte die Erinnerungen - an sein zer-st�rtes Heim, seine verstreute Familie, seine Kindheit,die er in Sklaverei verbracht hatte.

Ihm fiel auf, wie Leia ihn beobachtete und die dunk-len Augen forschend zusammengekniffen hatte. �Hierherrscht Not�, sagte sie. �Eine, die du besser verstehstals die meisten anderen. Vielleicht k�nntest du dich zurAbwechslung n�tzlich machen.�

Kyp l�chelte schwach, sch�ttelte jedoch den Kopf.�Ich glaube nicht. Jedenfalls nicht hier. Nicht auf dieseWeise.�

Sie zog die Augenbrauen hoch. �F�r manche Leutekann Zweifel gef�hrlich sein. Bei dir wirkt er ansta-chelnd. Was wirst du also als N�chstes tun?�

Er dachte �ber die Frage nach, und die Antwort, dieihm einfiel, war nicht diejenige, die er erwartet hatte.Kyp hatte die Verantwortung daf�r �bernommen, diesenKrieg auszufechten - und zwar in einer Art, die die Rich-tung f�r die �brigen Jedi vorgab. So hatte er Jaina erkl�rt,ihre Generation brauche einen neuen Orden, eine neueBeziehung zur Macht. Vielleicht hatte er sich auf einerbestimmten Ebene selbst in dieser Vorreiterrolle gese-hen. Mit der Sicherheit eines Jedi erkannte Kyp jetzt,dass diese Aufgabe jemand anderem zufallen w�rde.

Dennoch gab es einen Platz f�r ihn, und zwar einen

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wichtigen. �Wandel geht eben mit Konflikten einher�,sagte er langsam. �Vielleicht ist es mein Schicksal, derImpuls zu sein, der die Diskussionen ausl�st, die Blase,die verr�t, dass die Schuhe nicht passen.�

Zu seiner �berraschung brach Leia in Lachen aus. Siewurde rasch wieder ernst und fixierte ihn herausfor-dernd. �Keine schlechte Analogie, aber behalte den Un-terschied zwischen einer Blase und einem Krebsge-schw�r im Auge. Du bist ein junger Mann, und dennochhast du schon mehr Chancen erhalten, als die meisten inihrem ganzen Leben bekommen. Eine Menge Leute wun-dern sich, warum du noch lebst. Die Antwort besteht auszwei W�rtern.�

�Luke Skywalker�, erg�nzte Kyp ohne Z�gern. �Ichwei� sehr wohl, wie viel ich deinem Bruder schulde.�

�Tats�chlich? Du hast eine seltsame Art, deine Schul-den zu begleichen�, erwiderte Leia. �Du hast ihn nichtunterst�tzt, und alles, was du zustande bringst, ist Unei-nigkeit zwischen den Jedi.�

Das Dr�hnen von Repulsortriebwerken machte jedeweitere Unterhaltung unm�glich. Sie beobachteten, wiezwei seltsam gebaute Schiffe geschickt zur Landung an-setzten. Die runden Cockpits erinnerten an die alten TIE-J�ger, und vier bewegliche Arme waren gegenw�rtig ge-spreizt wie die Gliedma�en eines kauernden Tieres.

�Chiss-Schiffe�, gr�belte Leia. Ihr Gesicht hellte sichauf, als ein ihr bekannter junger Mann mit dunklen Haa-ren aus dem Cockpit sprang.

�Jag Fei�, stellte Kyp ausdruckslos fest.�Colonel Jag Fei�, erg�nzte Leia. Ihre Miene nahm die-

sen unergr�ndlichen und doch freundlichen Ausdruckan, den Han als �Diplomatengesicht� bezeichnete.

�Du musst mich entschuldigen�, murmelte sie und

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machte sich zu dem jungen Kommandanten auf.Kyp entschied sich, den Wink zu ignorieren, und be-

gleitete sie. Was immer auf sie zukam, sie brauchten Pi-loten - und selbst wenn er es nicht gern zugab, es gabkaum bessere P�oten als den jungen Mann, der geradeaus dem Chiss-Klauenj�ger stieg.

Colonel Jagged Fei freute sich sichtlich, als er Leia be-merkte. Ein Schatten huschte �ber sein Gesicht, als erKyp an ihrer Seite sah. Das konnte Kyp durchaus verste-hen. Ihre erste Begegnung war etwas herzlicher verlau-fen als eine Pr�gelei in einer Bar, aber mehr Positives fielKyp dazu nicht ein.

Der Pilot richtete sich auf und begr��te Leia mit einerschneidigen, f�rmlichen Verbeugung. Er stellte die ande-re Fliegerin vor, eine Chiss, die fast einen halben Kopfgr��er war als Jag oder Kyp.

�Ist Ihre Anwesenheit ein gutes Zeichen?�, fragte Leiamit einem Hauch Hoffnung in der Stimme.

Jag neigte den Kopf entschuldigend. �Leider ist dasnicht der Fall. Shawnkyr und ich befinden uns auf einerAufkl�rungsmission f�r die Chiss. Mehr nicht.�

�Ziemlich beeindruckendes Arsenal f�r zwei Kund-schafter�, meinte Kyp und tippte an eine der Abschuss-vorrichtungen f�r Protonentorpedos.

�Wir sind nicht auf �rger aus, aber wir rennen auchnicht vor ihm davon�, antwortete Jag ruhig.

Mehrere uniformierte Hapaner kamen auf sie zu undflankierten die beiden M�nner in den verschwitztenFliegermonturen. Einer deutete auf Jag. �Das ist er - erund die Frau. Sie sind es.�

�Ist das der �rger, vor dem ihr nicht davonlauft?�,fragte Kyp.

Jag reagierte nur, indem er Kyp k�hl anstarrte. �Ent-

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schuldigen Sie mich�, murmelte er zu Leia, dann ging erhin�ber, um mit den Beamten zu sprechen. Kurz daraufkehrte er zur�ck und warf der Chiss einen Blick zu. Sofortstieg sie wieder in ihr Schiff und startete die Triebwerke.

�Man hat uns gebeten, einen kleinen Auftrag zu �ber-nehmen�, erkl�rte Jag. �Eine Yuuzhan-Vong-Fregattebraucht eine Eskorte nach Hapes.�

Kyp brach in ver�chtliches Lachen aus. �Wen musstenSie umbringen, um an diesen Job zu kommen?�

�Es wird angenommen, bei der Pilotin handele es sichum Leutnant Jaina Solo�, f�gte Jag hinzu, als sei er nichtunterbrochen worden.

�Ich wei��, sagte Leia, deren Stimme man die Sorgeanh�ren konnte. �Und danke, dass Sie diese Angelegen-heit �bernehmen. Es wird nicht leicht sein, ein feindli-ches Schiff unbesch�digt herzubringen.�

Jaina, gr�belte Kyp. Kommt hierher auf einemYuuzhan-Vong-Schiff. Das erÑffnet doch MÑglichkeiten.�K�nnen Sie noch einen Piloten gebrauchen?�

Jag sah ihn einen Moment lang an. �Die hapanischenBeh�rden sind nicht �berzeugt, dass es sich nicht viel-leicht doch um einen Hinterhalt handelt. Sie habenShawnkyr und mich gebeten, die Sache zu erledigen,weil wir Erfahrung mit den Yuuzhan Vong haben. Oderaber man hat uns ausgew�hlt, weil wir keine Hapanerund deshalb entbehrlich sind.�

�Oh, wenn es nur das ist�, sagte Kyp trocken. �Ich binschon seit Jahren entbehrlich. Und in letzter Zeit wurdemein Status von unerw�nscht auf verhasst herunterge-setzt.�

Shawnkyr beugte sich �ber die Kante ihres Cockpitsund sch�tzte Kyp mit ihren roten Augen ein. Sie hatteebenfalls die Geschichten �ber den rebellischen Jedi ge-

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h�rt, doch wirkte sie keineswegs abgeneigt.�Sie wollen unter Colonel Fels Kommando fliegen?�,

fragte sie.�Es ist seine Mission�, bejahte Kyp. �Wie sieht es aus,

Colonel?�Der junge Pilot nahm das Angebot mit einem knappen

Nicken an, dann stieg er in sein Schiff. Kyp sprintete zuseinem X-Fl�gler hin�ber.

�Was hat das zu bedeuten, Kyp?�, rief Leia ihm hinter-her.

Er blieb stehen, drehte sich um und begegnete ihremfragenden Blick. Das erwartete Misstrauen war deutlichzu erkennen, doch hatte es seine Ursache in etwas Harm-loserem - Neugier, nicht mehr.

�Beim letzten Mal, als du zugestimmt hast, Befehlevon jemandem anzunehmen, hast du die Situation insGegenteil verkehrt und viele der besten Leute zu unwis-sentlichen M�rdern gemacht. Unter anderem auch, wieich hinzuf�gen darf, meine Tochter. Was hast du diesmalvor?�

Leias Worte waren scharf, doch betrachtete Kyp sienicht als unfair. Wie ihr Bruder r�umte sie ihm dieChance ein, es zu erkl�ren.

Das war mehr als erwartet, und mehr, als er es verdien-te. Zur Antwort l�chelte er versonnen und meinte es so-gar beinahe ehrlich.

�Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich die Schulden zu-r�ckzahle, die ich bei deiner Familie aufgeh�uft habe.�

Leia schaute ihm zu, wie er zu seinem Schiff lief, ab-hob und die Position auf Jag Fels Backbordseite ein-nahm. Sie erinnerte sich daran, dass dieser eindrucks-volle Mann der gleiche war, der Carida vernichtet hatte,der der dunklen Seite verfallen war und beinahe ihren

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Bruder Luke get�tet h�tte, der Jaina verf�hrt hatte, ihrenNamen und ihren Ruf einzusetzen, um das Renegaten-Geschwader an seiner letzten Vendetta zu beteiligen.

�Bring sie zur�ck, Kyp�, sagte sie leise, �und dannhast du einiges von deinen Schulden wieder gutge-macht. Aber wenn du ihr abermals wehtust oder sonstjemandem von meiner Familie, w�re es sicherer f�rdich, wenn du dich selbst den Yuuzhan Vong auslie-ferst.�

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14Zekk lie� sich auf dem Pilotensitz des geenterten hapa-nischen Schiffes nieder und beugte sich zu seiner Kopi-lotin hin�ber, um ihr mit den Gurten zu helfen. WieZekk steckte Tenel Ka in einem Evakuierungsanzug undhatte einen Helm griffbereit. Sie wies seine Hilfe mit ei-nem Wink zur�ck und schnallte sich geschickt an, wo-bei sie dies mit ihrer einen Hand schneller erledigte, alsZekk es mit zwei gekonnt h�tte.

Der Blick, den sie ihm zuwarf, hatte etwas Herausfor-derndes an sich, und der Energie, die sie durch dieMacht projizierte, mangelte es nicht an Sch�rfe. Das hat-te, wie Zekk verstand, wenig mit ihrer fehlenden Glied-ma�e zu tun. Tenel Kas Konkurrenzdenken hatte sichseit ihrer Verletzung nicht verst�rkt, allerdings auchnicht verringert.

Er tat, als w�rde er sie b�se ansehen. �Ist das unge-recht?�, beschwerte er sich sp�ttisch. �Du hast mehr Er-fahrung mit hapanischen Schiffen.�

�Ergebnisse z�hlen, nicht Entschuldigungen�, gab siezur�ck, aber ein kurzes L�cheln huschte �ber ihre Lip-pen, w�hrend sie sich der Konsole zuwandte und dieTriebwerke hochfuhr.

Jaina steckte den Kopf ins Cockpit, und ihr Grinsen er-innerte Zekk an das M�dchen, das er vor langer Zeit ken-nen gelernt hatte. �Dreht die Musik auf, und dann wirdgetanzt.�

Der Jedi-Pilot l�chelte schwach und begriff genau, was

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sie meinte. Das Summen und Jammern der hapanischenSchiffstriebwerke war nach der geisterhaften Stille desDovin Basals �berraschend willkommen,

Ihr L�cheln tr�bte sich, w�hrend sie Zekk betrachtete.�Bist du dir sicher, dass du das wirklich willst?�

Zekk sah keine andere Wahl. Die beiden Schiffe warenimmer noch miteinander verbunden, fest verschmolzendurch die fremdartige Substanz, die der Rumpf derTrickster abgesondert hatte. Zekk h�rte Lowbacca t�u-schend echt und Furcht einfl��end heulen, als der Woo-kiee die gefangenen Piraten durch das Portal in dasYuuzhan-Vong-Schiff scheuchte.

Und darin, machte er sich grimmig klar, bestand dasProblem - in der zwei Meter gro�en ovalen T�r zwi-schen den beiden Schiffen. Tahiri behauptete, Yuuzhan-Vong-Schiffe k�nnten sich selbstst�ndig heilen, aber ander Bresche im hapanischen Schiff vermochten sienichts zu �ndern. Wenn sie den Frachter abtrennten,w�rden sie fast ein F�nftel des Schiffes dem Vakuum�berlassen. Sie konnten diesen Teil nat�rlich r�umen,aber das w�rde bedeuten, die Kurzstreckenj�ger imFrachtraum aufzugeben.

In diesem Augenblick war das alles Zekk nicht sowichtig.

�Es w�re schon ein Abenteuer�, sagte er und gab sichM�he, locker zu klingen. �Ich bin noch nie im Tandemgeflogen.�

Jaina trat hinter den Pilotensitz, beugte sich vor, legteihr Kinn auf seine Schulter und die Arme um seinenHals. Es war eine beil�ufige, freundschaftliche Geste,wie sie im Laufe der Jahre h�ufig zwischen ihnen vorge-kommen war. �Es ist nicht das D�mmste, was wir je ge-macht haben.�

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�Wer k�nnte das schon bestreiten?�Sie kicherte und richtete sich auf. Rasch verhallte das

Klicken ihrer Stiefelabs�tze, als sie hin�ber zumYuuzhan-Vong-Schiff wechselte.

Zekk blickte Tenel Ka an. Die Kriegerin musterte ihnmit k�hlen grauen Augen, die ihn zu durchschauenschienen. Er schnitt eine Grimasse und wandte denBlick ab.

�Es ist schwierig, unter Jedi zu leben�, sagte sie underkannte seinen Verdruss. �Ich konnte auch nicht alleinum Jacen trauern.�

�Und ich kann mir keine Sorgen um Jaina machen,ohne dass jemand es bemerkt.�

�Sorgen?�, wiederholte Tenel Ka das blasse Wort undverwarf es. �Du hast Angst um sie. Du hast Angst vor ihr.�

�Sollte ich vielleicht nicht?�, fragte er leise.�Sie ist nicht mehr die Jaina, mit der ich auf der Aka-

demie war, aber wer hat sich durch diesen Krieg nichtver�ndert?�

Das konnte er nicht bestreiten. �Trotzdem gef�llt esmir nicht.�

�Ihr auch nicht�, sagte Tenel Ka ruhig. �Jaina w�re mitder Zeit zu einer guten Anf�hrerin herangewachsen, un-geachtet der Umst�nde. Die Schlacht bei Myrkr hat siegezwungen, diesen Pfad einzuschlagen, ehe sie dazukam, dar�ber nachzudenken, was an seinem Ende steht.F�hrerschaft verlangt, Kompromisse zu finden, Gleich-gewicht. Vor allem beim Anf�hrer selbst ist das wichtig.Ein F�hrer muss f�hig sein zu handeln und alle Ent-scheidungen bis zu dem erw�nschten Ende durchzu-spielen, w�hrend er seinen Prinzipien treu bleibt.�

Er sah die Kriegerin an. �Du hast viel dar�ber nachge-dacht. �

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�Sehr viel�, stimmte sie zu. �Jaina versucht, mit ihrenVerlusten umzugehen, indem sie die Sache in die Handnimmt. Das ist eine gute Reaktion, eine, die ihr wieder zueiner gewissen Kontrolle verhilft. Doch indem sie denSchmerz auf Distanz h�lt, verliert sie die wichtige innereBalance.� Ihre Miene wurde grimmig. �Ich habe mit ange-sehen, was aus einem Anf�hrer werden kann, dem es andieser Balance fehlt. Wir m�ssen gut auf sie aufpassen.�

Zekk wandte sich ab. �Das Aufpassen musst du �ber-nehmen. Ich ziehe weiter.�

�Du w�rdest einen Freund im Stich lassen?�, wolltesie wissen.

�So, wie du Jacen im Stich gelassen hast?�, fauchte er.Tenel Ka zuckte nicht mit der Wimper. �Ich wusste

nicht, dass du die Sache so betrachtest�, sagte sie ruhig.�Aber ich wei� auch, dass ich, wenn Jacen die Gefahrdrohte, auf die dunkle Seite abzugleiten, alles tun w�r-de, um ihn davon zur�ckzuhalten.�

Beide hatten zum ersten Mal ihre Sorge um Jaina inWorte gefasst. Einen Moment lang schwiegen sie, vonden bitteren Aussichten ern�chtert.

�Und wenn sie sich nicht zur�ckhalten l�sst?�, fragteZekk. �Ich hatte den Pfad selbst schon eingeschlagen,und ich wei�, was ein Dunkler Jedi anrichten kann.Wenn es so weit kommt, muss sie jemand aufhalten.�

�Mit allen verf�gbaren Mitteln�, stimmte sie zu unddr�ckte erneut aus, wovor sie beide sich f�rchteten.

�Und das k�nnte ich nicht. Egal wie, ich k�nnte esnicht.�

�Ich verstehe.� Tenel Ka wandte den Blick nach vorn.�Dann ist es richtig, wenn du gehst.�

Jaina zog sich die Kontrollhaube �ber den Kopf und

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brachte die dahintreibende Trickster in Bewegung.Das Schiff b�umte sich auf, weil es verwirrt war und

die Situation nicht verstand, dass ein metallischer Klotzan ihm befestigt war. Jaina biss die Z�hne zusammenund �berlegte erneut, ob es weise war, dieses Bergungs-unternehmen �berhaupt zu versuchen. Vielleicht konn-ten sie in dieser Formation fliegen und landen, dochsollten sie auf Feinde sto�en, w�rden sie sich kaumwehren k�nnen.

In der Ferne erschien ein Trio Sternenschiffe, so pl�tz-lich, dass Jaina das unheimliche Gef�hl hatte, sie habesie mit ihren unausgesprochenen �ngsten herbeigeru-fen. Schwache Lichtlinien glitten aus dem Hyperraumheran, bremsten ab und wurden zu scharfen Punkten,die sich rasch n�herten.

Sie schnappte sich das Kom, das Lowbacca installierthatte, und �ffnete die Gru�frequenz. �Hier spricht Leut-nant Jaina Solo vom Renegaten-Geschwader an Bord derYuuzhan-Vong-Fregatte Trickster. Das Schiff befindetsich unter Kontrolle der Neuen Republik. Es halten sichkeine Yuuzhan Vong an Bord auf. Ich wiederhole: Diesist kein feindliches Schiff. Nehmen Sie uns nicht unterBeschuss.�

�Ganz ruhig, Trickster. Wir sind hier, um euch sichernach unten zu bringen�, verk�ndete eine vertraute Stim-me - und zwar die letzte, die Jaina erwartet oder zu h�-ren gew�nscht h�tte.

�Kyp Durron�, sagte sie kalt. �Du kannst auch gleichwieder umkehren. Von dir w�rde ich mich nicht mal ausdem Ozean ziehen lassen, wenn ich kurz vorm Ertrinkenw�re.�

�H�r mich an, ehe du das Feuer er�ffnest. Deine Elternsind auf Hapes im Fl�chtlingszentrum. Ich habe der

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Prinzessin versprochen, dich zur�ckzubringen. Undjetzt willst du mich mit leeren H�nden zur�ckschicken.Dabei wissen wir doch, auf welche Gedanken eine rach-s�chtige Seele kommen k�nnte.�

Stillschweigend nahm sie seinen dunklen Humor hinund dachte �ber seine Worte und die Konsequenzennach, die sich aus seiner Anwesenheit folgern lie�en.Ihre Eltern hatten genug zu verdauen ohne den Kummer,der Kyp Durron stets wie Rauch einem kaputten Auspuffanzuhaften schien.

�Verwickle meine Familie nicht wieder in deine Ma-chenschaften - falls sie �berhaupt wirklich auf Hapesist.�

�Hier spricht Colonel Jag Fei, Leutnant Solo�, misch-te sich eine andere Stimme ein. �Ich habe Ihre Mutter aufHapes gesehen, und die Bitte um eine Eskorte wurde mirdirekt von der Landeaufsicht angetragen. Kyp Durronsagt die Wahrheit und fliegt unter meinem Kommando.�

�Unter Ihrem Kommando? Glauben Sie das nicht�,sagte sie unverbl�mt. �Wenn Kyp die Gedanken einesJedi beeinflussen kann, macht er mit Ihnen, was er will.�

�Danke f�r Ihre Sorge, aber ich hoffe, ich bin nicht soleicht zu beeinflussen, wie Sie denken.�

�Das hoffe ich auch�, gab sie zur�ck, ein wenig pikiertvon dem eisigen Ton, der in Jags Stimme mitschwang.Seine Reaktion �berraschte sie allerdings auch nicht. Pi-loten waren f�r ihren Stolz bekannt, und sie hatte seinengerade verletzt. Wenn Jag jedoch entschlossen war, mitKyp zu fliegen, sollte ihm jemand mitteilen, dass er ei-nen gef�hrlichen Kurs eingeschlagen hatte.

�Machen Sie, was Sie wollen. Aber solange Sie mei-nen R�cken decken, gucken Sie auch gelegentlich �berdie Schulter.�

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Sie schloss das Kom und konzentrierte sich auf dasSchiff. Die Trickster rebellierte gegen das mechanischeAnh�ngsel, und Jaina f�hrte einen stillen und dennocherbitterten Streit mit dem Schiff, um es davon abzuhal-ten, das Piratenschiff abzusto�en. Schlie�lich lie� sichdie empfindungsf�hige Fregatte auf einen Kompromissein.

�Lowbacca, Ganner, k�nnt ihr das Bruchst�ck wiedereinsetzen?�

�Willst du sie dort dr�ben etwa allein lassen?�, fragteAlema Rar.

�Das Schiff will sie abwerfen�, antwortete sie, �aberes wird einlenken, wenn es die Chance bekommt, sichselbst zu heilen. Das ist eine gute Vorsichtsma�nahme.�

Lowbacca winkte Ganner zur Seite, fasste mit den lan-gen Armen das Korallenoval und hob es an. Er setzte esmit einem lauten Rums vor dem Portal ab und schob esin den leeren Rahmen. Sofort sickerte dunkler Schleimaus der Wand, f�llte den Spalt und band das herausge-l�ste St�ck wieder fest in die Wand ein.

Jaina klickte mit dem Kom. �Zekk, wenn ihr das Ab-teil mit dem Loch versiegeln k�nnt, solltet ihr das tun.Nur f�r alle F�lle.�

�Ist bereits geschehen.�Sie richtete ihre Aufmerksamkeit darauf, das Schiff zu

steuern - und eine mentale Verbindung zu ihrem Mit-Pi-loten aufrechtzuerhalten. Sprechen war sinnlos, denn esgab keine Worte, um die Entsprechungen zwischen denbeiden Technologien auszudr�cken. Die beiden Pilotenkommunizierten �ber ihre Gef�hle und Eindr�cke undglichen Geschwindigkeit und Richtung der beiden Schif-fe pr�zise an. Jaina hatte ihren Flug scherzhaft als Tanzbezeichnet, und genauso f�hlte es sich auch an — ein Tanz

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zweier riesiger Partner, die nicht zusammenpassten.Alles ging gut, bis sie die Atmosph�re von Hapes er-

reichten. Die Trickster bebte, als sich der Dovin Basal aufdie Schwerkraft des Planeten einstellte. Ein lautes, �ch-zendes Knarren verk�ndete, wie sehr Hitze und Turbu-lenzen des Eintritts die Versiegelung zwischen denSchiffen belasteten. Die Informationen, die Jaina durchdie Kontrollhaube erhielt, wirkten konfus, als sei dasSchiff verwirrt.

Pl�tzlich sch�tzte Jaina ihre Chancen nicht mehr ganzso positiv ein. Sie warf einen Blick �ber die Schulter. Ta-hiri sa� direkt hinter ihr, ein Platz, den sie immer h�ufi-ger einnahm. �Tahiri, du bist doch schon mit diesen Din-gern geflogen. Wie bist du gelandet?�

�Eigentlich eher abgest�rzt�, r�umte das M�dchen ein.Das Schiff schauderte und taumelte, w�hrend es sich

dem Boden n�herte. �Es ger�t in Panik�, erkannte Jaina.�Offensichtlich denkt es, das angeh�ngte Schiff w�rdees nach unten ziehen.�

�Lass mich mal versuchen�, bot Tahiri an und schobLowbacca aus dem Navigationssitz. Sie zog die Haube�ber. Einen Moment sp�ter sch�ttelte sie den Kopf. �Garnicht gut. Es h�rt nicht mehr zu.�

�Hast du das mitbekommen, Zekk?�, fragte sie �berKom.

�Mach uns los�, sagte er knapp.Jaina gab ihre Absicht an das Schiff weiter und kippte

die Fregatte auf die Seite. Die Verbindung brach sofort,und die Trickster l�ste sich von dem Piratenschiff.

Das Herz schlug ihr bis in den Hals, w�hrend sie be-obachtete, wie das besch�digte Schiff sich in einer Spi-rale langsam dem Boden n�herte. Es waren nur noch Me-ter bis zum Boden, bevor es Zekk schlie�lich gelang, das

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Trudeln zu beenden. Er zog das Schiff hoch und begannzu schweben, als die Repulsortriebwerke einsetzten. DasFrachtschiff senkte sich auf einen Landeplatz und setztemit einem harten Rums, jedoch ohne Schaden auf.

Zu Jainas Erleichterung beruhigte sich die Tricksterund folgte ihrem vormaligen Anh�ngsel hinunter zumHafen. Sobald die Yuuzhan-Vong-Fregatte gelandet war,schlug sie dem Schiff vor, es solle sich ausruhen, undnahm die Haube vom Kopf.

Die anderen Jedi hatten die Trickster bereits verlassen,als sie damit fertig war. An der offenen Luke sah sie, wiesie in einer Gruppe zusammenstanden. Mehrere Vertre-ter des hapanischen Milit�rs �berwachten das Ausladender J�ger aus dem Frachtraum des gekaperten Schiffes;andere f�hrten die Piraten ab.

Jaina lief die Rampe hinunter und suchte nach Zekk.�Du hattest keine andere Wahl�, sagte er, ehe sie spre-chen konnte. �An Bord meines Schiffes waren zwei Leu-te, auf deinem zwanzig. Ich h�tte genauso gehandelt.�

Jaina nickte dankbar. Ehe sie etwas hinzuf�gen konn-te, packte Tahiri eine Beh�rdenvertreterin, die vorbei-ging, am Arm. �Wo k�nnen wir einen Repulsorschlittenbekommen?�, fragte sie. �Wir haben einen Leichnam anBord, den wir zu seinen Eltern ins Fl�chtlingslager brin-gen m�ssen.�

Die Frau riss sich los und deutete mit der Hand auf dieGrasfl�che hinter dem Hafen. Dort lagen Verwundete inlangen Reihen auf wei�en Tragen. Vielen hatte man La-ken �ber die Gesichter gelegt. �Tut mir Leid, aber Siesind nicht die Einzige in dieser Situation.�

Jaina kniff die Augen zusammen. Sie stellte sich ne-ben Tahiri, betrachtete die Beh�rden Vertreterin vonoben herab und vollf�hrte eine subtile Geste. �Sie su-

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chen jetzt Han und Leia Solo im Fl�chtlingslager und in-formieren sie dar�ber, dass ihre Tochter eingetroffenist.�

Die Vertreterin riss die Augen auf, und zwar nur teil-weise wegen des unterschwelligen Jedi-Zwangs, der aufsie ausge�bt wurde. �Dieser Tote, von dem Sie gespro-chen haben? Es handelt sich doch nicht etwa um AnakinSolo?�

Das verbl�ffte Jaina. �Sie haben davon geh�rt?��Wer nicht!�, antwortete sie und klang beinahe ehrer-

bietig. �Im HoloNet - oder was davon �brig ist - wurdePrinzessin Leias Mahnrede an die Bewohner von Coru-scant pausenlos �bertragen. Nat�rlich werde ich sie um-gehend benachrichtigen!�

Die Frau eilte davon. Tahiri trat von einem Fu� aufden anderen und blickte zu dem Yuuzhan-Vong-Schiffzur�ck. Ungeduld und Widerwille wechselten sich ab,dazu gesellte sich der starke Drang, von hier zu ver-schwinden. Allerdings konnte sich Jaina nicht vorstel-len, wie sie mit dieser besonderen Fracht durch dasFl�chtlingslager wandern sollte.

�Vielleicht warten wir einfach auf meine Eltern�,schlug Jaina vor.

Gr�nes Feuer flammte in Tahiris Augen auf. �Wiekannst du Anakin nur eine Nanosekunde l�nger als n�-tig da drinlassen?�

Jaina stand kurz davor, ihr zu entgegnen, dass Anakinschlie�lich �ber solche Sorgen hinaus war. Allerdingsfiel es ihr schwer, den inneren Zwang zu vergessen, dersie angetrieben hatte, den Leichnam ihres Bruders aufdem Weltschiff zu bergen, und zwar unter gro�em Risi-ko f�r sich und die anderen Jedi.

Sie beschwichtigte ihre Ungeduld. �Denk praktisch.

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Wir k�nnen nicht mit einem Repulsorschlitten durchHapes ziehen. Meine Eltern werden eine Bestattungw�nschen - meine Mutter jedenfalls -, und sie wird sichdarum k�mmern, dass alles in w�rdigem, angemesse-nem Rahmen stattfindet.�

Die Beh�rdenvertreterin kehrte zur�ck, begleitet vonzwei Assistenten und einem Repulsorschlitten. �Die se-hen ziemlich w�rdig aus�, brachte Tahiri vor.

�Also gut�, gab Jaina nach. �Sie k�nnen ihn von demSchiff holen.� Sie erkl�rte ihnen, wo der Leichnam ihresBruders lag. Kurz darauf kamen sie wieder aus demSchiff heraus und flankierten den nun wei� drapiertenSchlitten. Tahiri traten die Tr�nen in die Augen.

Jaina wandte sich abrupt ab und brachte mehrereSchritte Distanz zwischen sich und die junge Jedi. Sieverschr�nkte die Arme, lehnte sich an die Trickster undstarrte hinaus auf den belebten Landeplatz.

Nicht lange danach bemerkte sie einen Zwei-Perso-nen-Landspeeder, der auf sie zukam. Noch bevor er rich-tig angehalten hatte, sprang Leia heraus und eilte mit Er-leichterung in den Augen zu ihrer Tochter.

Mitten im Schritt blieb sie stehen, als ihr Blick auf denSchlitten fiel, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht.

�Wir haben Anakin mitgebracht�, sagte Jaina. �Zu Ja-cen haben wir es nicht geschafft. Es tut mir Leid.�

Leia holte tief Luft, um sich zu wappnen, und brachteihr Kinn in die vertraute, gebieterische Haltung. Aus denAugenwinkeln bemerkte Jaina, wie Tahiri die Geste der�lteren Frau nachahmte, als sei die �u�ere Form ein Ge-f��, in dem etwas von Leias Kraft enthalten sei.

Sie trat vor und umarmte ihre Tochter. �Mach dir we-gen Jacen keine Sorgen�, sagte sie leise. �Er ist vielleichtmanchmal ein bisschen zart, aber er ist ein �berlebens-

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k�nstler.�Jaina erstarrte, entsetzt �ber die �u�erung ihrer Mut-

ter. Leia war so macht-sensitiv wie ausgebildete Jediauch, und nach Jainas Ansicht die Verk�rperung vonAnmut unter schwierigsten Umst�nden. Wie konnte siedie eindeutigen Tatsachen ignorieren?

Ihr Blick ging zu ihrem Vater. Han sah mit wachsamenAugen von ihr zu Leia. Er musste Jaina die Wahrheit vonder Miene abgelesen haben, weil pl�tzlich alle Farbe ausseinem Gesicht wich und es grau und abgeh�rmt und ...alt erscheinen lie�.

Und pl�tzlich hatte Jaina einen Grund mehr, dieYuuzhan Vong zu hassen.

Sie wandte den Blick von dem geschlagenen Mann ab,der gleichzeitig ihr Vater und der Held ihrer Kindheitwar. Dann l�ste sie sich aus der Umarmung ihrer Mutter,lie� jedoch die H�nde auf Leias Schultern liegen. �Mom,Jacen ist tot. Wir haben es alle gef�hlt.� Auf die eine oderdie andere Weise, f�gte sie im Stillen hinzu.

Ihre Mutter sch�ttelte den Kopf. �Er lebt noch�, be-hauptete sie, leise, aber mit unersch�tterlicher �berzeu-gung.

Einen Moment lang fehlten Jaina die Worte. Sie tratzur Seite, damit sich Leia wenigstens der grausamenRealit�t direkt vor ihr stellen konnte.

Eine Weile lang stand die Frau da und betrachtete diereglose, wei� bedeckte Gestalt ihres j�ngsten Kindes.Mit Tr�nen in den Augen schlug sie zitternd das Tuchvon Anakins Gesicht zur�ck. Eine Tr�ne rann �ber ihreWange, sie wischte sie fort und blinzelte heftig. Han,dessen Augen ebenfalls gl�nzten, trat neben sie undnahm ihre Hand. Doch als sie den Blick zu Jaina hob unddie Tr�nen zur�ckdr�ngte, klang Leias Stimme fest.

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�War es schwer?�Jaina sah auf die Bahre. �Ich will es mal so ausdr�-

cken: Er hat es ihnen nicht leicht gemacht.��Nein, das hat er bestimmt nicht�, sagte Leia und l�-

chelte traurig und schwach. �Aber ich habe dich ge-meint. Ich war nur kurz in der Hand der Yuuzhan Vong,daher habe ich eine leise Ahnung, was ihr durchgemachthabt und was Jacen immer noch durchmacht. Jedochhabe ich �berlebt, und du auch. Und Jacen wird es eben-falls schaffen. Daran m�ssen wir glauben.�

Leia betrachtete ihren toten Sohn lange. Sanft strichsie �ber seine Wange, k�sste ihn auf die Stirn und gingdavon. Ihr Mann und ihre Tochter wechselten einen hilf-losen Blick und gesellten sich dann zu ihr.

�Was Jacen betrifft�, wagte sich Han vor, wobei seineStimme zitterte. �Ich m�chte es auch nicht glauben,aber ... Es muss doch eine M�glichkeit geben, Klarheitzu bekommen. Vielleicht k�nnte Luke ...�

�Nein�, entgegnete Leia entschlossen. �Kann er nicht.Jacen lebt. Ich wei� es. Ich kann nicht erkl�ren, woherund wieso, aber ich wei� es.�

�Wir haben alle Jacens Pr�senz gef�hlt�, sagte Jaina.Sie f�gte vorsichtig hinzu: �Es war wie ein ... Lebewohl.�

�Ich habe es ebenfalls gef�hlt. Doch gibt es einen Un-terschied zwischen Abschotten und Ausbrennen. Ichhabe Anakins Tod gef�hlt. Jacens hingegen nicht.�

�Ich auch nicht, und ich bin seine Zwillingsschwes-ter.� Sie holte tief Atem. �Mom, ich denke, du solltestdie M�glichkeit �berdenken, ob du hier nicht die Reali-t�t leugnest. Die Intuition einer Mutter ist eine m�chtigeSache, doch das Gleiche gilt ebenso f�r die Instinkte ei-nes halben Dutzends ausgebildeter Jedi.�

�Setz deiner Mutter nicht so zu�, mahnte Han. �Nicht

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schon wieder, und vor allem nicht jetzt.�Jaina starrte ihn ungl�ubig an.�Sieh mich nicht an, als h�tte ich einen Ewok getre-

ten�, sagte Han. �Ich habe einige deiner Bemerkungengeh�rt — dar�ber, dass Leia nicht daran gearbeitet hat, einJedi zu werden, dass sie als Mutter nicht f�r dich da war.�Er richtete den Zeigefinger auf sie. �Damit ist Schluss.�

Vater und Tochter standen sich gegen�ber, und ihreGesichter zeigten den gleichen Zorn. Dann nickte Jaina.

�Also sch�n, vielleicht habe ich mal vor ein paar Jah-ren ein paar Dinge gesagt, auf die ich nicht stolz bin.Aber w�rdest du gern nach den drei oder vier schlimms-ten Bemerkungen beurteilt, die du seit Beginn des Kriegsgemacht hast?�

Hans Schweigen sagte mehr als Worte.�Beurteile mich also nicht anhand dummer Bemer-

kungen�, wiederholte sie leise. Sie und Leia starrtensich an. �Irgendwie bezweifele ich, dass Mom es tut.�

Ihre Mutter l�chelte schwach. �Ich war j�nger als dujetzt, als ich in den Senat kam. Fast sofort begann ich da-mit, meine Position zu nutzen, um meine Arbeit in derRebellion zu tarnen. Bau Organa versuchte, mich davonabzubringen. Ich nannte ihn einen Feigling.�

�Na also�, sagte Jaina, als sei damit alles gekl�rt.Han blickte von seiner Frau zu seiner Tochter. Nie wa-

ren sie einander �hnlicher gewesen als in diesem Mo-ment. Verwirrt sch�ttelte er den Kopf. �Und ich dachte,ich w�re zahlenm��ig nur den Vong unterlegen�, mur-melte er.

Jaina umarmte ihn kurz und innig. �Pass gut auf Momauf�, fl�sterte sie.

Han hielt sie auf Armesl�nge vor sich und schaute zuder Gruppe der ernsten Jedi, die sich um Anakins Bahre

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versammelt hatten. �Du bleibst also nicht?��Ich habe mich schon verabschiedet.� Jaina l�ste sich

von ihm, wechselte noch einen Blick mit ihrer Mutterund ging davon, ohne sich erneut umzuschauen.

Aus Instinkt wollte Han ihr folgen. Leia legte ihm dieHand auf die Brust.

�Sie ist deine Tochter�, erinnerte sie ihn. �Sie mussmit ihrem Verlust auf ihre Weise fertig werden und sichdie Zeit nehmen, die sie braucht.�

Han dachte dar�ber nach. Seine Miene war die einesMannes, der in einen Spiegel sieht und dem das, was ervor sich hat, nicht gef�llt. Er schnitt eine Grimasse undfuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.

�Sie ist meine Tochter�, r�umte er ein, �und ich binein Idiot.�

In seinem Blick lag eine Entschuldigung f�r alles, waser in den Monaten nach Chewbaccas Tod getan und ge-sagt hatte. Leia brachte ein unsicheres L�cheln zustande.�Sei nicht so hart zu dir selbst.�

�Ja, gut.� Er verstummte und schaute langsam und wi-derwillig zu dem drapierten Repulsorschlitten hin�ber.

�Hoffentlich hat Anakin die Dinge so �hnlich gesehenwie Jaina�, meinte er schlie�lich. �Der Gedanke w�remir ein Gr�uel, dass er mich - oder schlimmer noch, sichselbst - nach den drei oder vier d�mmsten Bemerkun-gen eingesch�tzt haben k�nnte, die ich seit Kriegsbeginnvon mir gegeben habe.�

�Er wei� Bescheid�, erwiderte sie, �und er denktnicht so.�

Han sah sie versonnen an. �Du klingst so sicher. WasJacen betrifft, bist du dir auch sicher, oder?�

�Ja.Han dachte dar�ber nach und nickte. �Das gen�gt

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mir.�Leia konnte ihre Gef�hle nicht mehr beherrschen. Sie

umarmte Han, ihre letzte Zuflucht in der Galaxis, unddr�ckte ihm das Gesicht an die Brust, um die Tr�nen zuverstecken, die sie nicht l�nger zur�ckhalten konnte.

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15Jaina beschleunigte ihren Schritt und rannte fast, w�h-rend sie auf den Ausgang des Hafens zueilte. Sie wolltenur eines: dem Gesichtsausdruck ihres Vaters entkom-men. Dieser Mimik des Entsetzens, als er begriffen hatte,dass seine beiden S�hne tot waren. Sie schl�ngelte sichgedankenlos durch das Durcheinander aus Schiffen,�berarbeiteten Beamten und orientierungslosen Fl�cht-lingen. Sie nahm sich die Zeit, um in einem �ffentlichenErfrischungsraum zu verschwinden, wie sie in denmeisten Landeanlagen vorhanden waren, und sich dortvom schlimmsten Schmutz unter einer Schalldusche zubefreien.

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, machte siesich direkt zum Palast auf. Dessen labyrinthartige Mar-morhallen waren der beste Ort, den sie sich vorstellenkonnte, um f�r eine Weile ein wenig auf andere Gedan-ken zu kommen.

Ta'a Chumes Wirken schlug ihr an jeder Ecke entge-gen. Palastwachen f�hrten sie hinein; Diener boten ihrErfrischungen an und zogen sich still zur�ck, sobald sieihnen einen Wink gab.

Als w�re sie auf Autopilot geschaltet, fand sie den Wegzum Garten im Hof und zu den schattigen Pfaden, die an-scheinend angelegt worden waren, um Privatsph�re zugew�hrleisten. Sie lie� sich auf einen moosbewachsenenFelsen fallen, der neben einer geschnitzten Bank lag, underlaubte sich endlich, ihre Gef�hle wahrzunehmen.

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Vor allem f�hlte sie eine Art Bet�ubung.Seit sie Myrkr verlassen hatte, schien ihr der Weg klar

gewesen zu sein. Am dringendsten war das �berleben,die Beendigung der Aufgabe, die Anakin an Jacen �ber-tragen hatte, und dann nat�rlich, die jungen Jedi in Si-cherheit zu bringen. Danach stand die Rettung von Jacenauf der Liste.

Jaina hatte sich nicht erlaubt, an etwas anderes zudenken, irgendetwas zu f�hlen, das sie von diesen Zie-len ablenkte. Ihr st�rmischer Vormarsch war abrupt zumHalt gekommen, und sie war so benommen, als w�re siemit einem Landspeeder gegen einen Baum gekracht.

Sie sp�rte, wie sich eine m�chtige Pr�senz n�herte,und schaute auf. Eine gro�e, grazile Frau trat aus demSchatten eines Obstgartens und schwebte zielstrebig aufsie zu. Die Frau trug ein sanft verh�llendes Kleid, undihr rostbraunes Haar gl�nzte �ber dem roten Schleier,der die untere H�lfte ihres Gesichts bedeckte. Resigniert,doch nicht im Mindesten �berrascht, erhob sich Jainaund verneigte sich.

Ta'a Chume tat die F�rmlichkeiten mit einem Wink ab.Die fr�here K�nigin setzte sich auf die Bank und bedeu-tete Jaina, sich zu ihr zu gesellen. Sie nahm den Schlei-er ab und zeigte ihr trotz des Alters elegantes Gesicht.�Es ist sch�n, Sie lebendig und gesund zu sehen, Jaina.Ich habe geh�rt, was Ihren Br�dern zugesto�en ist.�

Jaina nahm den angebotenen Platz neben Ta'a Chumeein und machte sich auf eine weitere bedeutungsloseBeileidsbezeugung gefasst.

Diese Reaktion am�sierte die fr�here K�nigin offen-sichtlich. �Ich nehme an, Sie haben bereits genug Platti-t�den und Ermahnungen geh�rt?�

�So k�nnte man es ausdr�cken.�

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�Dann lassen Sie uns gleich zum Kern der Sache kom-men. Ihre Br�der sind tot, und diejenigen, die daf�r ver-antwortlich sind, leben noch. Die einzig vern�nftige Fra-ge ist nun, was Sie dagegen unternehmen wollen.�

Diese offene Rede hatte etwas Erfrischendes und tr�s-tete Jaina auf seltsame Art. �Ja, das ist die Frage.�

Die �ltere Frau klopfte ihr auf die Schulter. �Sie wer-den sicherlich die Antwort bald finden, dessen bin ichsicher. Und heute Nacht w�re ein hervorragender Zeit-punkt, damit zu beginnen. Es wird ein diplomatischesDiner im Palast geben, und Ihnen w�rde es gut tun,daran teilzunehmen. Also�, sagte sie munter, �ich schla-ge vor, wir suchen ein passendes Kleid und den richti-gen Schmuck f�r Sie.� Ihr Blick wanderte �ber Jainasstr�hniges braunes Haar. �Und ein Besuch beim Haarsty-listen w�rde Ihnen auch gut tun.�

Jaina zuckte mit den Schultern. �Ich bin Pilotin. MeinAussehen ist nicht wichtig f�r das, was ich tue.�

�Offensichtlich�, murmelte Ta'a Chume. Aber siemusterte die junge Frau, begutachtete sie und sch�tztesie ein. Ein spekulatives Glitzern zeigte sich in ihren Au-gen. �Sagen Sie mir, m�chten Sie Ihre Br�der r�chen?�Jaina versuchte, eine direkte Verbindung zwischendiesen beiden Themen zu entdecken, gab jedoch baldauf. �Ich h�tte es vielleicht nicht so ausgedr�ckt, aber ja,das will ich.�

W�hrend sie die Worte aussprach, erkannte Jaina, dasssie der Wahrheit entsprachen. Ihr ganzes Leben lang hat-te sie geh�rt, dass Zorn und Rache Pfade waren, die zurdunklen Seite f�hrten. In diesem Augenblick schien daskeine Rolle zu spielen - eigentlich fand sie solche Ein-w�nde engstirnig und verweichlicht. Die Galaxis k�mpf-te um ihr �berleben, und die Jedi verhielten sich nicht

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besser als alle anderen.Ihr wurde klar, dass Ta'a Chume bereits weitergespro-

chen hatte, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf diefr�here K�nigin.

�Um das zu erreichen, m�ssen Sie die Unterst�tzungdes hapanischen Milit�rs gewinnen�, fuhr Ta'a Chumefort. �Sch�nheit ist ein Werkzeug, das man nutzen soll,genauso wie Intelligenz, Talent oder gar diese >Macht<der Jedi. Setzen Sie sich dar�ber nicht hinweg.�

�Auf Hapes ist Sch�nheit wichtiger als an anderen Or-ten. Und sehr viel h�ufiger.� Jaina zuckte mit den Schul-tern. �Gleichg�ltig, was ich tue, nach den Ma�st�ben Ih-rer Welt werde ich doch mit keiner anderen mithaltenk�nnen.�

�Unfug. Ich denke, Sie verf�gen �ber Ressourcen, andie Sie noch nie gedacht haben.�

Jaina sah die �ltere Frau an. Die fr�here K�nigin stell-te eine starke Pr�senz in der Macht dar, dennoch verf�g-te sie �ber beachtliche Schilde. Jaina konnte nicht fest-stellen, was sie dachte, also suchte sie ihr Wissen �berTa'a Chume zusammen und stellte ein paar Theorien auf.

�Sie wollen etwas von mir�, sagte sie offen. �VergebenSie mir, aber Zeit und Illusionen sind bei mir im Mo-ment ein wenig knapp.�

Ta'a Chume l�chelte, nicht im Geringsten beleidigt.�Ich bitte Sie lediglich, einmal zu betrachten, welcheM�glichkeiten sich Ihnen bieten. Es sind eigenartigeZeiten, und vielleicht finden Sie sich irgendwann in ei-ner Position wieder, in der Sie Dinge erreichen k�nnen,von denen Sie nicht einmal getr�umt haben. Und jetztk�mmern wir uns um Ihr Kleid.�

Sie erhob sich und ging auf den Palast zu. Einen Au-genblick sp�ter folgte Jaina ihr. Ta'a Chume hatte Zugang

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zu Schiffen, Treibstoff und Munition - Dinge, die Jainabrauchte, um gegen die Yuuzhan Vong zu k�mpfen —,und offensichtlich war die fr�here K�nigin zu einemHandel bereit.

Jaina hatte keine Ahnung, welche W�hrung Ta'a Chu-me im Sinn hatte, aber dar�ber machte sie sich keine Ge-danken. Sie freute sich fast darauf, sich mit jemandemzu messen, der T�uschung und Intrige zu einer Kunst-form erhoben hatte. Wie die �bungen mit dem Licht-schwert konnte das dazu dienen, ihren Verstand als Vor-bereitung auf die eigentliche Schlacht zu sch�rfen.

Und im Gegensatz zu Ta'a Chume konnte Jaina auf dieMacht zur�ckgreifen. Licht oder Dunkel, das spielte kei-ne Rolle. Solche Unterscheidungen erschienen ihrk�nstlich, wie halb verstandene Konzepte, deren Zeitabgelaufen war. Ganz wie Kyp Durron gesagt hatte: Dieswar ihre Zeit, ihr Krieg. Die j�ngeren Jedi mussten ent-scheiden, was zu tun war und wie, und dann musstensie mit den Ergebnissen leben.

Zum ersten Mal befiel Jaina ein leichtes Unbehagen.�Einen schwarzen Blitz zu schleudern ist eine Sache�,murmelte sie, �aber wenn ich Kyp Durron zitiere, binich schon tiefer gesunken, als ich jemals erwartet h�tte.�

Die Kom-Einheit in Kyp Durrons X-Fl�gler knisterte.�Vanguard Drei, best�tigen Sie.�

Die Ruhe und Emotionslosigkeit in Jag Fels Stimmestrapazierte die Geduld des Jedi, trotzdem �ffnete er denKanal. �Sir�, sagte er und imitierte ironisch die Chiss inihrer steifen milit�rischen Art..

Wenn Jag Kyps Tonfall bemerkt hatte, ging er daraufnicht ein. �Die Staffel bereitet sich auf den Sprung nachGallinore vor. Allen Berichten nach gibt es auf dieser

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Welt ungew�hnliche Pflanzen und Tiere in H�lle undF�lle - also genau die Sorte Planet, die das Interesse derYuuzhan Vong auf sich ziehen d�rfte.�

Soweit Kyp sagen konnte, nahmen die Invasorendarauf keine besondere R�cksicht. Bei Ithor hatte es sichum einen bewaldeten Planeten gehandelt, und sie hattenden Wald vollst�ndig niedergebrannt. Duro auf der an-deren Seite stellte einen stinkenden Schlackehaufen dar.Diesen Planeten hatten sie ausgew�hlt, um ihn wiederaufzubauen.

In seinem Kopf tauchte die Frage auf, in was dieYuuzhan Vong Coruscant verwandeln w�rden. Er ent-schied sich, es gar nicht wissen zu wollen.

�Setze die Koordinaten�, sagte er und griff zu den Tas-ten, die seinen Auftrag an Null-Eins weiterleiten w�rden.

�Augenblick noch�, sagte Jag. �Die anderen werdenmit Shawnkyr vorausfliegen. Wir bleiben hier und �benein paar Man�ver.�

Von dem Astromech-Droiden kam ein am�siertes Pie-pen, doch Kyp war zu erstaunt, um zu antworten. Einpaar ManÑver Äben? F�r wen hielt sich dieser Burscheeigentlich, und, wichtiger noch, wem sollte Kyp seineLeiche schicken?

�Vanguard Drei?�, hakte der Kommandant nach.�Best�tige�, presste Kyp durch die Z�hne.Er beobachtete, wie die vier anderen Schiffe in der

Schw�rze des Hyperraums verschwanden. Sechs Schiffeinsgesamt, die H�lfte der Zahl, die er selbst kommandierthatte, und alle waren dazu abgestellt, im Hapes-Clusternach Zeichen einer Invasion Ausschau zu halten, dienach Kyps Ansicht l�ngst ausgemachte Sache war.

�Sie denken, unsere M�he w�re vergeblich�, stellteJag fest.

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�Sagen wir mal so, ich bin mehr daran gew�hnt, Ei-geninitiative zu zeigen. Hallo�, sagte er abrupt und starr-te auf einen blinkenden Sensor. �Was haben wir dennda, Null-Eins?�

SIEBEN KLEINE SCHIFFE. ALLE MACHEN DIE WAF-FEN SCHARF.

�Sieht aus, als h�tte sich heute das Aufstehen doch ge-lohnt. Wir sollten sie ein bisschen kennen lernen.� Ohnesich darum zu scheren, seinen �Kommandanten� zu fra-gen, beschleunigte Kyp und hielt auf die kleine Flotte zu.

W�hrend er sich n�herte, machte er die unverkennba-re Wespenform der Schiffe aus und sah die dunklenSichtfenster, die von der Seite betrachtet an Insektenau-gen erinnerten. Die dreieckigen Fl�gel waren aus demsenkrechten V f�r den Atmosph�rellug aus nach untengezogen und f�r Sublichtgeschwindigkeit an den sichel-f�rmigen Rumpf angelegt. Unter jeglichen Flugbedin-gungen stellten diese Schiffe t�dliche Feinde dar.�Hornissen-Abfangj�ger�, meinte Jag. �Vermutlich diegleichen, die wir auseinander getrieben haben, als wiruns Leutnant Solos gekapertem Piratenschiff n�herten.�

Kyp verzog den Mund zu einem h�mischen Grinsen,und der �rger verwandelte sich in Interesse. Nat�rlichwaren es die gleichen Schiffe - die Hornissen verf�gtennicht �ber Hyperantrieb, und ihr Basisschiff lag in einerhapanischen Landebucht mit einem Zwei-Meter-Lochim Rumpf.

Es schien, als h�tte der geschniegelte Chiss-Komman-dant ihn zu einem Jagdausflug mitgenommen. Das bargM�glichkeiten.

Ein gr�nlicher Blitz zischte auf Kyp zu. Er wich ausund erwiderte das Feuer.

Die wendige Hornisse rollte zur Seite und startete den

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zweiten Angriff. Zwei weitere Schiffe schwenkten hinterKyp ein, w�hrend der erste Gegner abtauchte und sich ineinem t�dlichen Tanz drehte. Kyp schnitt eine Grimasse,als ein Laserblitz an seinen Schilden explodierte.

Obwohl ihn die Macht lenkte, kam Kyp gegen dieseschnelleren und wendigeren Schiffe unter Druck. �Null-Eins, erfass das Man�vriertriebwerk des vorderen Schif-fes.�

Symbole blinkten auf dem Zielbildschirm auf undwurden herangezoomt. Als der Droide best�tigend piep-te, feuerte Kyp.

Ein blauer Laserblitz schoss auf die Hornisse zu,schrammte am Rumpf vorbei und ging direkt unter demDeflektorschildprojektor durch. Ein kurzes Aufflammenzeigte den Treffer an, danach kippte die Hornisse hartzur Seite.

Kyp drehte ab und ging von oben auf das besch�digteSchiff los. Er feuerte mehrere Laserblitze auf den insek-tenhaften Kopf. Die ersten beseitigten die Schilde derHornisse. Da die Man�vrierf�higkeit verloren war, botdas Schiff ein leichtes Ziel, und der Pilot wusste das.

Das Cockpit brach auseinander, als der Pilot den Not-ausstieg durchf�hrte. Die Hornisse taumelte langsam da-von, so tot wie ein enthauptetes Insekt. Kyp zog seinenX-Fl�gler in einen steilen Looping und feuerte, w�hrender wieder herunterkam, auf die verbliebenen Hornissen.

Seine Sch�sse durchschnitten einen der angelegtenFl�gel, und ein weiteres Feindschiff geriet ins Trudeln.Kyp wich rasch aus, um dem Beschuss der beiden �ber-lebenden Abfangj�ger zu entgehen.

Mit einer Hand hielt er ein Lasersperrfeuer gegen dasn�chste Schiff aufrecht und konzentrierte sich auf denSteuerbord-Energiegenerator der Hornisse. Er visierte

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die genieteten Verbindungen an, wo sich die geschwun-genen Segmente in der Mitte des Schiffes trafen. W�h-rend er weiterhin die Laserkanone bet�tigte, schoss er ei-nen Protonentorpedo ab und packte ihn mit der Macht.

Die Hornisse rollte scharf nach Backbord, um auszu-weichen - gerade als Kyp den Torpedo ein wenig zurSeite stupste. Das Geschoss traf das Schiff direkt in derMitte und zerschmetterte die Verbindungen. Die Zentri-fugalkraft aus der Rolle tat ein �briges, und die hintereH�lfte des Schiffes wurde abgerissen. Von oben sah esaus, als h�tten zwei riesige, unsichtbare H�nde dasSchiff gepackt und auseinander gebrochen.

Kyp wandte seine Aufmerksamkeit dem vierten undletzten Gegner zu. Zu seiner �berraschung kn�pfte sichJag Fel diesen bereits vor. Der j�ngere Mann lie� sich inseinem Klauenj�ger von dem Feind jagen, um die turbo-gespeisten Kanonen zu besch�ftigen, und verh�hnte ihnmit seinen Man�vern. Mehrmals spuckte die Hornissegr�nes Feuer. Jedes Mal wich Jag geschickt aus.

Das Chiss-Schiff drehte sich von der Hornisse fort undbegann mit einem steilen Anstieg, um sich f�r einenSturzflugangriff in Position zu bringen. Kyp erkanntedie Strategie und gesellte sich von der anderen Seitedazu. Die beiden Schiffe st�rzten sich auf die Hornisseund deckten die mittlere Sektion mit Laserfeuer ein.

Der hintere Teil des Rumpfes gl�hte rot vor Hitze,dann explodierte das Schiff.

Schlauer Zug, gratulierte Kyp seinem Kommandantenim Stillen. Turbogespeiste Laserkanonen waren f�r dieHornissen gleicherma�en ein Vorteil wie Nachteil -schon ein paar Sch�sse konnten die gro�en Gesch�tze ineinen instabilen Zustand bringen. Dennoch war Jag FelsHerangehensweise so verr�ckt wie Kyps eigene Kunst-

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st�ckchen.Nachdem Jag die Bergung der �berlebenden Piloten si-

chergestellt hatte, gingen die beiden Aufkl�rer wieder indie Formation Seite an Seite, die der von den Chiss aus-gebildete Kommandant zu bevorzugen schien.

�So�, sagte Kyp im Plauderton, �ist das Ihre Vorstel-lung von >Man�ver �ben<?�Einige Augenblicke lang erhielt er als Antwort auf sei-ne Frage nur leises Knistern aus dem offenen Kanal. �Siehaben sich den Hornissen gen�hert, ohne auf meinen Be-fehl zu warten. Ist das allgemein �blich?�

�F�r mich? Absolut.��Ich habe die Neue Republik insgesamt gemeint. In-

formationen zu sammeln ist �u�erst wichtig, doch wemsoll ich sie �bermitteln? Ich bin gewohnt, mich an dieBefehlskette zu halten, denn daraus resultiert die gr��teEffektivit�t. Zwar kann ich durchaus verstehen, dass derFall von Coruscant ein erheblicher Schlag f�r die NeueRepublik ist, aber die �berlebenden wirken auf mich ge-brochen und streits�chtig.�

�Da will ich nicht widersprechen�, sagte Kyp, �dochnur der Vollst�ndigkeit halber: Ich benutze den BegriffNeue Republik schon seit Jahren nicht mehr. Ein Staats-gebilde ist wie ein J�ger, und nach den ersten beidenJahrzehnten hat es die ersten Beulen und verliert denGlanz des Neuen.�

�Einwand akzeptiert. Angesichts meiner Erziehungmuss ich mich st�ndig daran erinnern, Sie nicht als Re-bellen-Allianz zu betrachten�, sagte Jag und meinte esnur zur H�lfte als Scherz. �Ich m�chte niemanden belei-digen, aber es ist mir ein R�tsel, wie es Ihnen gelungenist, das Imperium zu besiegen.�

�Wir haben eben auch gute Zeiten gehabt�, erwiderte

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Kyp trocken. �Der vollst�ndige Mangel an Orientierungist au�erdem ein klug eingef�deltes Komplott der Re-publik, unsere Feinde zu verwirren.�

�Und das funktioniert?��Nicht, dass es mir aufgefallen w�re, nein.�Jag verfiel in nachdenkliches Schweigen. �Mir gefal-

len Ihre Offenheit und Ihre Bereitschaft, mich anzuh�-ren. W�rde es Sie beleidigen, wenn ich Ihnen eine per-s�nliche Frage stelle?�

�Wahrscheinlich nicht. Raus damit.��Warum ist Jaina Solo so w�tend auf Sie?�Irrationale Ver�rgerung breitete sich in dem Jedi-Meis-

ter aus. �Ach, das. Das ist eine lange Geschichte mit ei-ner Reihe sch�biger Kapitel. Warum fragen Sie Jainanicht selbst?�

�Aus zwei Gr�nden. Erstens will ich sie im Augen-blick nicht mit solchen pers�nlichen Dingen bel�stigen.Zweitens glaube ich, dass Sie mir diese Frage doch �belgenommen haben�, meinte Jag, �und Sie schicken michdeshalb zu Jaina, weil Sie sich auf diese Weise vergewis-sern wollen, dass ich ausreichend f�r meine Vermessen-heit bestraft werde.�

Die schlaue Beobachtung erz�rnte Kyp zun�chst,dann am�sierte er sich dar�ber. �H�ngt davon ab, wasSie als pers�nlich betrachten. Sie hat mir geholfen, dieRepublik zu einem Schlag gegen eine Werft der YuuzhanVong zu bewegen. Die Vong bauten dort neue Weltschif-fe. Ich habe sie glauben lassen, es handele sich um Su-perwaffen. Nachdem ich sie �berzeugt hatte, war siewiederum sehr �berzeugend.�

�Aha.��Aha?�, wiederholte Kyp. �Mehr nicht? Sie wollen

mir keine Predigt �ber das �bel der Aggression halten?�

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Jag dachte dar�ber einen Moment lang nach. �Ich wur-de von Chiss erzogen und ausgebildet. Bei ihnen geltenErstschlagtaktiken als unehrenhaft und sind undenkbar.Wir sind Verteidiger, keine Aggressoren. Aber man k�nn-te in diesem Konflikt durchaus argumentieren, dass einesorgf�ltig �berlegte Aggression etwas anderes ist, als ab-zuwarten, bis der Feind zuerst zuschl�gt. Wir wissen vonAnfang an, dass es zum Kampf kommen wird.�

Noch eine Äberzeugende Stimme, dachte Kyp. Das In-teresse, das Jag Fei und Jaina f�reinander hegten, warun�bersehbar. Die beiden w�rden mit ein wenig F�h-rung und einem kleinen Stupser in die richtige Richtungzu einer sehr starken Kraft werden. Kurz �berlegte ersich die M�glichkeiten, die daraus erwuchsen, und dienotwendige Logistik.

�Ihr Vater ist Baron, oder?��Ja. Weshalb fragen Sie?��Aus dem ganzen Cluster sind diplomatische Schiffe

eingetroffen. Es hei�t, heute Abend w�rde ein Staats-bankett im Palast stattfinden. Wenn Sie mit Jaina redenwollen, k�nnte der Titel Ihnen zu einer Einladung ver-helfen. �

�In den Palast?�, fragte Jag ungl�ubig zur�ck. �Kommtsie nicht mit ihren Eltern?�

�Das habe ich jedenfalls nicht geh�rt.�Ein langer, erstaunter Seufzer kam �ber Kom. �Das

verstehe ich nicht. Ich habe ebenfalls zwei Geschwisterim Kampf verloren. In solchen Zeiten bietet die Familieeine unersetzliche St�tze.�

�Sie hat Freunde im Palast. Jedi�, f�hrte Kyp weiteraus. Er lie� die Bemerkung liegen, wo sie gelandet war.

�Ich verstehe.�Jags k�hler Ton deutete an, dass sie genug �ber dieses

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Thema gesprochen hatten. Kyp dachte nach und unter-lie� etliche Bemerkungen, die ihm als N�chstes einfie-len, und suchte nach den Worten, die den jungen Pilotenin die gew�nschte Richtung f�hren w�rden. �GlaubenSie an das Schicksal?�

�Wenn Sie meinen, an die schicksalhafte Entwicklungangeborener F�higkeiten und an Pflichttreue, dann ja.�

�Dicht dran. Haben Sie schon einmal dar�ber nachge-dacht, dass die Bewohner der Galaxis einfach nicht wis-sen, was sie gegen die Yuuzhan Vong unternehmen sol-len, und es niemals wissen werden? Dass die Antwortvielleicht aus der Perspektive eines Au�enseiterskommt?�

�Nein, so habe ich die Sache noch nie betrachtet.�Kyp dachte �ber das Wrack des Hornissen-Abfangj�-

gers und die Geschicklichkeit und die �berzeugungendes jungen Kommandanten aus den Unbekannten Regio-nen nach. �Nun, vielleicht sollten Sie das einmal tun.�

Page 205: Jainas Flucht

16Tenel Ka rannte leichten Schrittes und in perfekter Ba-lance �ber den Dachfirst der Palastwaffenkammer. Derweite innere Hof lag unter ihr, und von diesem Aussichts-punkt hatte sie einen klaren Blick hin�ber zum Westtor.Mehrere Wachen waren zu beiden Seiten des Portals pos-tiert, das ausschlie�lich von Angeh�rigen der k�nigli-chen Familie benutzt wurde. Ihr Vater sollte in K�rze zu-r�ckkehren, und eine starke Vorahnung hatte Tenel Kadazu veranlasst, selbst die Wache zu �bernehmen.

Sie beschleunigte noch, w�hrend sie sich dem Endedes Dachs n�herte, und warf sich in die Luft. �ber diedrei Meter breite Kluft setzte sie ohne Hilfe ihrer Jedi-Kr�fte hinweg und landete in der Hocke auf dem tieferliegenden und flacheren Dach der Palastk�che.

Sie sprintete hin�ber zum westlichen Rand des Da-ches und suchte unterdessen die G�rten und St�lle un-ten ab. Wachen waren entlang der Mauern auf Patrouil-le und hielten aufmerksam Ausschau nach Bedrohun-gen der k�niglichen Familie, doch von Zeit zu Zeitschienen sie zu vergessen, wie viele Mitglieder der Fa-milie schon Angeh�rigen ihres eigenen Haushalts zumOpfer gefallen waren. Neben dem Gartenlabyrinth botder K�chenfl�gel den besten Ort f�r einen Hinterhalt.Au�erdem lag er g�nstig neben dem westlichen Hof.

Das metallische Klagen eines Dugglehorns halltedurch die Luft und verk�ndete das Eintreffen von PrinzIsolder. Tenel Ka duckte sich und kroch vorsichtig zum

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Rand des Dachs.Mehrere K�che standen entlang eines langen Holzti-

sches und verwandelten einen kleinen Berg Wildv�gelin den Hauptgang f�r das festliche Abendessen. Das ste-te Klopfen der Hackmesser stellte den Kontrapunkt zudem Schwatzen der Jungen dar, die das Gefl�gel rupften.Jenseits dieser Szene lag der Kr�utergarten. Zwei M�n-ner in lockeren hapanischen Gew�ndern schnitten Kr�u-ter f�r den Salat. Beide trugen Kapuzen, um ihre Hautvor der hellen Nachmittagssonne zu sch�tzen. WeitereDiener gingen anderen Aufgaben nach - pfl�ckten Bee-ren f�r Pasteten, trugen Eimer mit sch�umender Sahneaus dem Milchhaus her�ber oder sch�ttelten N�sse vonden B�umen.

Tenel Kas Blick schweifte �ber G�rten und Au�enge-b�ude und suchte nach Dingen, die nicht hergeh�rten.Alles wirkte so, wie es sein sollte. Sie beobachtete einen�lteren Mann, der die Treppe zum Blizh�uschen hinauf-ging, wo die plumpen kleinen Bliz nisteten. Ihre winzi-gen Eier mit der rosafarbenen Schale galten auf Hapesals Delikatesse und w�rden sicherlich auch beim Dineraufgetragen. Der alte Mann stieg langsam hinauf, packtemit einer Hand das Gel�nder und hielt in der anderenden Eierkorb.

Einen sehr gro�en Eierkorb.Die Jedi-Kriegerin riss einen Dachziegel los und erhob

sich. Drei Dinge geschahen jetzt in rascher Folge:Das Westtor �ffnete sich, und Isolder kam herein. Der

�alte Mann� riss einen Blaster aus dem gro�en Korb undrichtete ihn auf den Prinzen. Tenel Ka warf den Ziegelmit aller Kraft in Richtung des Attent�ters.

Sie hatte gut gezielt, und der Ziegel traf den Arm, derdie Waffe hielt, mit einer Wucht, die den Attent�ter he-

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rumwarf und die Treppe heruntertaumeln lie�. DerSchuss ging daneben, zischte in den Obstgarten, holtegoldene Fr�chte von den �sten und st�rte V�gel auf, diezeternd fl�chteten.

Die Palastwachen hatten den Attent�ter erreicht, eheer noch ganz zu Boden gegangen war. Ubris, eine beein-druckende Kriegerin, die den Prinzen schon seit der Zeitvor Tenel Kas Geburt begleitete, zerrte den Angreifer aufdie Beine und riss ihm die Kapuze vom Kopf.

Schweigen senkte sich �ber den Hof. Bei dem Attent�-ter handelte es sich um eine junge Frau, deren Gesichtallen bekannt war.

Tenel Ka stieg an einem Spalier nach unten und schrittzu der trotzig dastehenden Frau. Sie hielt kurz vor ihr anund starrte in ein Gesicht, das dem ihren stark �hnelte.

�Sei gegr��t, Cousine�, sagte sie k�hl. �Tante Chelikmuss sehr erpicht auf den Thron sein, wenn sie bereitist, ihre eigene Tochter zu opfern.� Ohne eine Antwortabzuwarten, wandte sie sich der Wache zu und nickte.Ubris brachte die Verr�terin fort.

Tenel Ka holte tief Luft, denn sie wusste, welches Ur-teil ihre Verwandte erwartete. Auf einen Angriff gegenein Mitglied der k�niglichen Familie stand der Tod, aberin letzter Zeit erwies sich diese Strafe nicht mehr alssonderlich abschreckend. Bei der H�ufigkeit von Atten-taten w�rde auf den Gef�ngnish�fen bald mehr Blut imNamen des Gesetzes vergossen als in der Palastk�che imNamen der Schlemmerei!

Sie wandte sich ab und ging zu ihrem Vater, um ihn zubegr��en. Der Prinz stand im Westhof und h�rte sich dieSchilderung des Vorfalls von seinen Leibwachen an. Erwar ein gro�er Mann mit der Statur eines diszipliniertenK�mpfers. Das hellgoldene Haar war streng zur�ckge-

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bunden zu einem dicken Zopf und umrahmte ein Ge-sicht, das selbst nach hapanischen Ma�st�ben au�erge-w�hnlich sch�n war. Aus einigen Schritten Entfernungsah er nicht �lter aus als Ganner Rhysode. Nur die feinenLinien um die Augen und die M�digkeit, die sie erken-nen lie�en, deuteten auf die Last der Jahre hin.

Stolz und melancholisch blickte er Tenel Ka an. �Prin-zessin, sie sagen, ich schulde dir mein Leben. Klar den-ken, rasch handeln - grundlegende Eigenschaften einerHerrscherin.�

Tenel Ka unterdr�ckte ein Seufzen und hielt ihm dieWange f�r den v�terlichen Kuss hin. �Willkommen da-heim. Hat sich deine Reise gelohnt?�

�Geh ein St�ck mit mir, dann erz�hle ich dir alles.� Erl�chelte sie an. �Aber bitte - nicht �ber die D�cher.�

Sie verlie�en den K�chenbereich und betraten die ge-sch�tzten inneren G�rten. Selbst dort blieb Tenel Kawachsam, suchte B�ume und Nischen nach Bewegun-gen ab und verglich die L�nge und F*m von Schattenmit den Objekten, von denen sie geworfen wurden.

�Sicherlich wei�t du, dass deine Mutter Hapes denFl�chtlingen ge�ffnet hat�, begann Prinz Isolder.

Tenel Kas Miene verd�sterte sich vor Best�rzung �berden f�rmlichen, distanzierten Ton, den ihr Vater an-schlug. Das Verh�ltnis ihrer Eltern zueinander war seiteiniger Zeit angespannt.

�Die Menschen, die durch den Krieg ihr Zuhause ver-loren haben, brauchen eine Zuflucht�, erwiderte sie.

�Das bestreite ich nicht. Aber aufgrund der Entschei-dung deiner Mutter werden wir es mit den Invasoren zutun bekommen. Ich habe einen gro�en Teil des letztenJahres damit verbracht, unsere gesammelten Informatio-nen zu studieren. Je besser wir diese Yuuzhan Vong ver-

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stehen, desto gr��er sind unsere �berlebenschancen.�Der Jedi lag es auf der Zunge zu sagen, dass sie mehr

�ber die Invasoren wusste, als ihr lieb war.�Du warst eine Weile lang bei ihnen�, fuhr er fort. �Er-

z�hl mir, was du erfahren hast.�Ein grimmiges Bild nach dem anderen trat Tenel Ka

vor Augen: Szenen aus den schrecklichen Tagen desAufenthalts auf dem Yuuzhan-Vong-Weltschiff, die an-schlie�enden K�mpfe, der Schmerz, den jungen Mannzur�cklassen zu m�ssen, den sie seit der Jugend liebte.Was davon konnte sie ihrem Vater berichten?

�Sie widmen sich intensiv ihrer Religion�, sagte sieschlie�lich.

Er nickte. �Ich habe die Befragung von Elan, der verr�-terischen Priesterin, gelesen. Die Yuuzhan Vong vereh-ren besonders zwei G�tter: Yun-Harla, die G�ttin derList, und Yun-Yammka, den M�rder. Krieg und T�u-schung, das sind die Leidenschaften unseres Feindes.�

�Wir haben mit zwei Yuuzhan Vong �ber ihre Villipsgesprochen�, erz�hlte Tenel Ka. �Einer von ihnen er-w�hnte Yun-Harla. Jaina hat das gestohlene SchiffTrickster genannt, weil sie versuchen wollte, sie zu pro-vozieren. Damit hatte sie Erfolg.�

�Nach allem, was ich �ber die Yuuzhan Vong wei�,d�rften sie darin eine Blasphemie sehen�, stimmte Isol-der zu.

Sie beugte sich vor und sah ihn intensiv aus den grau-en Augen an. �Welche Bedeutung haben Zwillinge f�rsie?�

Isolder dachte dar�ber nach. �Nach den uns verf�gba-ren Informationen sind Zwillingsgeburten bei denYuuzhan Vong h�chst ungew�hnlich. Ich kann michdaran erinnern, dass drei erw�hnt wurden. Jede wurde

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als Omen f�r ein gro�es Ereignis betrachtet. Und jedesMal t�tete einer der Zwillinge den anderen als Vorspielzu einem gro�en Schicksal.�

Tenel Ka nickte nachdenklich. �Und wenn einer derZwillinge auf andere Weise stirbt?�

�Ich wei� es nicht. Mir scheint, dann wird der �berle-bende trotzdem als wichtige Person betrachtet. Warumfragst du?�

�Jacen Solo ist tot�, sagte sie unverbl�mt, �und dieYuuzhan Vong wissen, dass er eine Zwillingsschwesterhat.�

Isolder schenkte ihr einen mitf�hlenden Blick. �Ichverstehe.�

�Bei allem Respekt, ich glaube kaum. Ich f�rchte umJainas Sicherheit, ja, aber die Yuuzhan Vong sind zuweitaus schlimmeren Dingen in der Lage, als nur zu t�-ten. Tahiri, Anakin Solos Freundin, wurde auf Yavin 4gefangen genommen und den Gestaltern �bergeben. Sie�berzogen ihren K�rper mit Narben und implantiertenihr Erinnerungen ins Ged�chtnis, um sie in ein Wesen zuver�ndern, das ihnen mehr glich.�

�Jaina befindet sich nicht in ihrer Hand.��Nicht direkt, ja. Aber falls die Yuuzhan Vong in ihr

die zentrale Figur eines wichtigen Ereignisses sehen,werden sie vielleicht eine Situation schaffen, die Jainaeine bestimmte Rolle aufzwingt. Das ist eine Form desGestaltens.�

Isolder klopfte ihr tr�stend auf die Schulter. �Sie ver-f�gt �ber einen starken Willen und ist eine findige jungeFrau.�

�Fakt�, stimmte Tenel Ka zu, �aber der Weg, den sieeinschl�gt, beunruhigt mich. Indem sie behauptet hat,mit ihrer G�ttin der List wesensverwandt zu sein, hat sie

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die Yuuzhan Vong auf eine Weise herausgefordert, aufdie sie irgendwie reagieren m�ssen. Und indem sie die-se Rolle einnimmt, hat sie bereits angefangen, sich denErwartungen der Yuuzhan Vong anzupassen. Ich m�ch-te gar nicht dar�ber nachdenken, worin Jainas >gro�esSchicksah bestehen mag, wie es durch diese Invasorenund Jainas Reaktion darauf definiert wird.�

�Unterscheidet sich das so sehr von dem, was wir alletun m�ssen? Niemand wird frei von der B�rde der Er-wartungen geboren.�

Sie hob die Hand und schnitt ihm so das Wort ab.�Wenn du mich auf diese Weise auf den Thron von Ha-pes dr�ngen willst, brauchst du deine und meine Zeitnicht zu vergeuden.�

Ihr Vater schwieg einige Momente lang. �Hast du dei-ne Mutter nach deiner R�ckkehr schon gesehen?�

�Nat�rlich!��Dann bist du �ber die Tatsachen also im Bilde: Wenn

du den Thron nicht einnimmst, wird es jemand anderestun m�ssen.�

Tenel Ka begann auf und ab zu schreiten und dachtedar�ber nach, wie sie dieses Argument entkr�ften konn-te. Doch das Gespenst einer K�nigin Chelik war allzu ge-genw�rtig. Die Frau war eine Nichte von Ta'a Chumeund eine legitime Erbin. Sie w�rde jede Kenntnis vomAttentat ihrer Tochter auf Isolders Leben in Abrede stel-len, und niemand konnte ihr eine Beteiligung nachwei-sen. Tenel Ka wusste es jedoch besser, und ebenso ihrekr�nkelnde Mutter.

Kein Wunder, dass man auf Hapes den Jedi-Kr�ftentraditionell misstraute! Die jeweils herrschende K�nigin�berlebte vor allem durch die F�higkeit zu T�uschungund Manipulation. Niemand mochte jemanden, der ihre

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Komplotte durchschauen und die korrupten Charakterewahrnehmen konnte, welche sich hinter roten Schleiernund wundersch�nen Gesichtern verbargen.

Tenel Ka machte sich wenig Illusionen �ber ihre Fami-lie. Chelik war nicht die schlimmstm�gliche der poten-ziellen Nachfolgerinnen ihrer Mutter. Alyssia, die j�nge-re Schwester von Chelik, war weitaus verschlagener.Alyssia verf�gte allerdings auch �ber die Schlauheit,sich nicht zu einem offenen Anschlag auf den Prinzen he-rabzulassen. H�chstwahrscheinlich hatte sie stattdes-sen Cheliks Tochter bearbeitet, zugunsten ihrer Mutterin Aktion zu treten. Das M�dchen w�rde f�r dieses Ver-brechen hingerichtet werden, und der Verlust einer Er-bin schw�chte Cheliks Position im Kampf um den Thron.

So stand es also um die k�nigliche Familie, den Hofund die ganze hapanische Kultur. Tenel Ka konnte sichkein Leben vorstellen, das von diesen Werten bestimmtwurde. Lie�e sie sich, wie jaina, den Erwartungen ihrerWidersacher gem�� umgestalten?

�Denkst du wenigstens einmal �ber die M�glichkeitnach?�, dr�ngte Isolder sie.

Tenel Ka strich sich �ber das rotgoldene Haar, das wieimmer zu den Z�pfen einer Dathomiri geflochten war.�Ich bin keine Herrscherin, sondern eine Kriegerin.�

�Wer w�re in Kriegszeiten besser geeignet, die F�h-rung zu �bernehmen? Gewiss hat deine Gro�mutter dichauch schon auf diesen Pfad gedr�ngt.�

�Ich habe noch nicht viel von ihr gesehen�, antworte-te sie. Es war ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen,dass Ta'a Chume wesentlich mehr Interesse an Jaina alsan ihrer eigenen k�niglichen Erbin zeigte. Diese Feststel-lung traf sie ohne Eifersucht, doch mit gro�er Sorge. Jai-na war kein Dummkopf, allerdings wusste sie sicherlich

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nicht, wozu die alte Frau imstande war.Ein schrecklicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf.

Vielleicht kam die wahre Bedrohung f�r den hapani-schen Thron nicht von den Zweigen, sondern von denWurzeln. Ni'Korish, die K�nigin vor Ta'a Chume, warf�r ihren Hass auf die Jedi bekannt gewesen. Vielleichtbegriff Ta'a Chume das Potenzial einer dunklen Jedi alsVerb�ndeter und versuchte, Jaina aus eigenem Interesseauf diesen Pfad zu ziehen. Mit Darth Vaders Enkelin anihrer Seite konnte Ta'a Chume leicht verschiedene Kom-plotte durchf�hren und den Thron zur�ckerobern. EineFrau, die den Tod der Verlobten ihres �ltesten Sohnesund vielleicht sogar dessen eigenen anordnete, war zuallem f�hig.

�Du wirkst besorgt�, stellte der Prinz fest. �Ist alles inOrdnung mit Ta'a Chume?�

�Sie ist so, wie sie schon immer war.��Ich verstehe�, sagte Isolder langsam. �Dann gibt es

durchaus genug Grund zur Sorge.�Tenel Ka nickte grimmig. Zum ersten Mal waren sich

Vater und Tochter in einer Sache vollkommen einig.

Der Bankettsaal im k�niglichen Palast gl�nzte im Ker-zenschein, und die hapanischen Diplomaten kamen mitdiesem Anachronismus gut zurecht. Auf dieser Welt gabes vieles, das Jaina an die Geschichten ihrer Mutter �berAlderaan erinnerte - an die Traditionen, die F�rmlich-keit, den Wert von Sch�nheit, Kunst und Kultur.

Die Musiker in den Nischen spielten leise auf Instru-menten, die Jaina bisher nur in B�chern gesehen hatte.Frische Blumen erf�llten den Raum mit ihrem schwerenDuft, und Diener bewegten sich unauff�llig zwischenden G�sten und f�llten Gl�ser oder entfernten benutzte

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Teller.Der Einsatz menschlicher Diener verwirrte Jaina, aber

im ganzen Palast fand sich kein einziger Droide. Auchhatte das Essen nicht den faden, einfaltslosen Ge-schmack, den sie von den Mahlzeiten aus den Synth-Einheiten kannte. Da es sich um ein diplomatisches Ban-kett handelte und Jag Fei der Sohn eines Imperialen Ba-rons war, hatte man ihn eingeladen. Er sa� Jaina in sei-ner pr�chtigen Uniform gegen�ber. Eigentlich h�tte sieden Abend genie�en k�nnen - h�tte sie sich nicht in die-ser entsetzlichen Stimmung befunden und h�tte sie einbequemeres Kleid getragen.

Sie zupfte an den Schn�ren um ihre Taille und blick-te auf, um nachzusehen, ob Jag Fei sie beobachtete. �Mirw�re ein Fliegeroverall lieber�, sagte sie bedauernd.

�Was ich nicht bezweifele, trotzdem steht es Ihnenhervorragend.�

Jaina hatte schon �hnliche Komplimente bei hunder-ten von diplomatischen Anl�ssen bekommen. Doch niezuvor hatte eines ihre Wangen aufflammen lassen - eineReaktion, die sie selbst mithilfe ihrer Jedi-Ausbildungnicht mildern konnte.

Verlegen wandte sie sich dem ersten Tanz zu. PrinzIsolder f�hrte seine Tochter durch die komplizierteSchrittfolge. Tenel Ka tanzte, wie sie k�mpfte - mit ein-zigartiger Anmut und absoluter Konzentration.

�Ich frage mich, was einem Mann passiert, der ihr aufdie Zehen tritt�, gr�belte Jag.

Jaina warf ihm einen best�rzten Blick zu und bemerk-te, dass er einen Mundwinkel leicht hochgezogen hatte.�Die K�pfe derjenigen h�ngen an den W�nden des Tro-ph�enzimmers�, sagte sie mit sp�ttischem Ernst.

Langsam breitete sich ein L�cheln auf seinem Gesicht

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aus, und Jainas Herz w�re beinahe aus dem weiten De-kollete gesprungen. Andere T�nzer gesellten sich zudem ersten Paar. Auf einen Impuls hin deutete sie mitdem Kopf auf die wachsende Gruppe und sagte: �Das istein geeignetes Ablenkungsman�ver. Wir k�nnten unsrausschleichen und nach diesen Troph�en suchen.�

Jag erhob sich und verneigte sich f�rmlich: �Ich bitteum die Ehre eines gemeinsamen Ausweichman�vers.�

Kichernd nahm sie die angebotene Hand. Sie ver-schmolzen mit der wirbelnden T�nzerschar und arbeite-ten sich auf die T�ren zu.

Hand in Hand traten sie in die Vorhalle und grinstenwie ungeh�rige Kinder. Diese neue Seite des melancho-lischen jungen Piloten faszinierte Jaina. Seiner Mienezufolge und dem Gef�hl von Verwunderung nach, wel-ches durch die Macht zu ihr vordrang, war ein solcherausgelassener Augenblick auch f�r ihn neu.

Eine der T�ren �ffnete sich, und eine schlanke, rotverschleierte Gestalt trat aus dem Bankettsaal in denVorraum. �Jaina. Ich hatte gehofft, die Gelegenheit zufinden, ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln.�

Der unbeschwerte Moment war vor�ber. Jag gr��te diefr�here K�nigin mit einer schneidigen, ordnungsgem�-�en Verbeugung und entschuldigte sich. Er nickte Jainazu und verschwand in der G�steschar. Ta'a Chume gingzu einem Empfangszimmer auf der anderen Seite derHalle voraus. Keine der Frauen sagte ein Wort, ehe sie sich gesetzt hatten.

�Am�sieren Sie sich?�, fragte Ta'a Chume.�Ich wollte gerade.�

Die Augen der K�nigin gl�nzten forschend, aber sie er-sparte sich eine Bemerkung �ber diesen Satz. �TenenielDjo h�tte den Tanz er�ffnen sollen, doch wohnt sie dem

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Bankett nicht bei. Wissen Sie, warum?�Jaina sch�ttelte den Kopf.�Ihre Gesundheit erlaubt es nicht. Sie hat ein zweites

Kind erwartet, eine Erbin des Throns von Hapes, oderzumindest einen Sohn, der eine passende Gattin findenk�nnte. Dann folgte der Angriff auf Fondor und die Zer-st�rung der hapanischen Flotte. Teneniel Djo ist zwarnicht direkt eine Jedi, doch immerhin ist sie, so nennenSie das doch, macht-sensitiv.�

Die Geringsch�tzung in Ta'a Chumes Stimme dr�ngteJaina in die Defensive. �Es ist tats�chlich m�glich, durchdie Macht Schmerz und starke Emotionen anderer mitzu-empfinden. Die Jedi lernen, sich gegen die st�ndige Bom-bardierung zu sch�tzen. Teneniel Djos Sensitivit�t warst�rker als ihre Schilde. Das bedeutet keine Schw�che.�

�Mag sein, aber ich bin nicht an Philosophie interes-siert, sondern an Regierungsgewalt. Die Gattin meinesSohnes ist nicht in der Lage, einem diplomatischen Ban-kett beizuwohnen, geschweige denn das Konsortium inden Krieg zu f�hren. Isolder ist kein Narr, auch dr�ckt ersich nicht vor seinen Pflichten. Deshalb ist es Zeit, dasser sich von Teneniel Djo scheiden l�sst und sich eineneue Frau sucht, die f�hig ist, in Kriegszeiten zu regie-ren.�

Jaina musterte die �ltere Frau misstrauisch. �Ich binnicht sicher, aus welchem Grund Sie mir das mitteilen.�

�Sie sind in einer Situation, in der Sie solche komple-xen Probleme verstehen. Ihre Mutter war eine Herrsche-rin - so etwas wie eine K�nigin -, und zwar �ber vieleJahre. Sagen Sie mir, was stand bei Ihnen in der Familiean erster Stelle?�

�Sie hat die Balance besser gehalten, als dies die meis-ten anderen Leute k�nnten�, erwiderte Jaina knapp.

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�Mein Vater beschwert sich nicht. Nicht viel.��Eine sehr pragmatische Antwort�, lobte Ta'a Chume.

�Ich sehe, Sie glauben nicht an die Mythen, die sich umdie Ehe ranken. Es ist eben nicht das, was die Dichterdaraus machen, sondern ein pragmatisches, f�r beideSeiten vorteilhaftes B�ndnis, das man eingeht, wenn esn�tzlich ist, und das man beendet, wenn es keinen wei-teren Wert mehr hat.�

Jaina begann zu begreifen, welches Ziel Ta'a Chumeanvisierte. �Sie ziehen meine Mutter f�r Teneniel DjosPosition in Betracht, und ich soll die Vermittlerinspielen. Bei allem Respekt, Majest�t, diese Idee solltenSie rasch �ber Bord werfen.�

Die K�nigin runzelte die Stirn. �Sind Sie stets so di-rekt?�

Jaina zuckte mit den Schultern. �Das erspart uns Zeit.Wer wei�, wie lange wir sonst noch um die Angelegen-heit herumgeredet h�tten?�

�M�glich. Sprechen wir also �ber angenehmere Din-ge. Baron Fels Sohn scheint ein viel versprechender jun-ger Mann zu sein.�

�Er ist ein hervorragender Pilot.��Sie auch. Aber wenn Sie eine gute F�hrerin sein

m�chten, sollten Sie in der Lage sein, einen Mann in sei-ner Gesamtheit einzusch�tzen.� Sie hielt inne und l�-chelte s�uerlich. �Erwarten Sie nicht zu viel.�

Jaina erhob sich. �Das werde ich beherzigen.�Die K�nigin sah Jaina hinterher, als diese den Raum

verlie�, dann richtete sie den Blick auf einen bemaltenWandschirm. �Was denkst du?�

Ein junger Mann in festlichem Gewand kam hinter ei-nem Wandschirm hervor. �Ich glaube, ich habe etwasverpasst�, meinte Trisdin. �Wenn ich es nicht besser

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w�sste, w�rde ich glauben, du wolltest deinen Sch�tz-ling in die Arme dieses M�chtegern-Adligen mit demschlechten Stilempfinden treiben.�

Ta'a Chume warf ihrem G�nstling einen durchtriebe-nen Blick zu. �Colonel Fels f�rmliches Auftreten eignetsich durchaus f�r das Leben am Hofe, und seine milit�-rischen Leistungen sind h�chst beeindruckend. Er istein ernster Mann, gut aussehend und idealistisch - under �hnelt sehr Prinz Isolder, als der in seinem Alter war.�

Die Frau grinste wie eine jagende Manka-Katze. �Jainabegreift ihre eigene Macht und Anziehungskraft nicht.Sie muss beides erst entdecken, ehe sie damit etwas an-fangen kann.�

�Ah!�, sagte er langsam. �Ein unerfahrenes M�dchenwird eine so be�ngstigende Aufgabe wie einen verheira-teten Prinzen vermutlich nicht �bernehmen, besondersnicht bei dem Mann, der ihrer Mutter den Hof gemachthat und der Vater einer ihrer Freundinnen ist.�

�Jaina ist noch nicht bereit f�r meine Ziele. Vielleichtkann dieser Jag Fei behilflich sein.� Ta'a Chume warf ih-rem Liebling ein k�hles L�cheln zu. �F�hl dich frei, mitdeinen F�higkeiten zum Gelingen unseres Ansinnensbeizutragen.�

Trisdin kniff die blauen Augen zusammen angesichtsder Tatsache, mit welcher Beil�ufigkeit sie seine Diensteanderen zur Verf�gung stellte. �Es w�re mir ein Vergn�-gen�, stimmte er ganz ohne b�se Absicht zu.

Der Blick, den Ta'a Chume ihm zuwarf, verriet Ver-st�ndnis, aber kein Beleidigtsein. �Umschw�rme dasM�dchen�, wies sie ihn an. �Schenk ihr ein mitf�hlen-des Ohr, wenn ihr h�bscher junger Pilot sein ungl�ckli-ches und doch unausweichliches Ende nimmt.�

Sie ging davon und lie� Trisdin stehen, der ihr hinter-

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herstarrte. Er beabsichtigte, alles zu tun, was Ta'a Chumeverlangte - in dieser Angelegenheit hatte er keineWahl -, doch stellte er sich pl�tzlich die Frage, worinsein eigenes �unausweichliches Ende� wohl bestehenw�rde.

Und da er nun einmal Ta'a Chume sehr gut kannte,vermutete er, dass Prinz Isolder der N�chste sein muss-te, der seinen Trost anbieten w�rde.

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17Jaina schob eine der Ballsaalt�ren auf und sp�hte hi-nein. Ihr Blick schweifte �ber die Pracht der Versamm-lung und suchte nach einer gro�en Gestalt in ernstemSchwarz. Den Raum erf�llte ein Meer greller Farben undfunkelnder Juwelen.

Jag war auch nirgendwo zu f�hlen. Wie einige andereLeute, die sie kannte - Wedge Antilles, Talon Karrde undihr Vater -, bildete Jag eine starke Pr�senz in der Macht,eine Energie, die sich sehr von der eines Jedi unter-schied und trotzdem auf eigene Weise wirkungsvoll war.

Und jetzt, wo sie dar�ber nachdachte, gab es eine wei-tere L�cke in der konventionellen Betrachtungsweiseder Macht durch die Jedi. Sie konnten auch die YuuzhanVong weder wahrnehmen noch beeinflussen. Vielleichtwaren �Licht� und �Dunkel� nicht Gegens�tze, sondernnur zwei Aspekte einer Macht, die sich wesentlich viel-f�ltiger und komplexer darstellte, als irgendwer f�r m�g-lich hielt.

Pl�tzlich drang eine starke Pr�senz in ihr Bewusstseinein, und diese Gedanken verschwanden wie die Klingeeines abgeschalteten Lichtschwerts. Jaina fuhr herumund entdeckte Kyp Durron hinter sich.

Einen Moment lang starrte sie den Jedi-Meister ein-fach nur an, beunruhigt und ein wenig desorientiert an-gesichts der Wucht, mit der er sie geistig �berrumpelthatte. Im ersten Augenblick hatte sie �ber keine Schildeverf�gt. Jaina f�hlte sich, als sei sie aus tiefer Trance er-

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wacht und blicke nun direkt in die Sonne.Er griff hinter sie und schloss die T�r fest, sodass sie

allein im Korridor standen.Jainas Schilde waren rasch wieder aufgebaut, und die

Umst�nde dieser unerwarteten Begegnung nahmenForm an.

Kyp trug eine sandfarbene Jedi-Robe, und seine silbrigdurchsetzte M�hne war zu w�rdevollen Locken ge-z�hmt. Sorgsam kontrollierte Wut ging in Wellen vonihm aus, und seine funkelnden gr�nen Augen lie�en we-nig Zweifel daran, wem sein Zorn galt.

Jaina hob das Kinn und imitierte unbewusst die gebie-terische Pose ihrer Mutter. �Kyp. Ich nehme an, du hastDutzende Diener und Wachen beeinflusst, die nun ver-wirrt durch den Palast stolpern. Das ist doch dein Stil,oder? Und die einzige M�glichkeit, deine Anwesenheithier zu erkl�ren.�

�Rauskommen wird leichter. Dann begleitest dumich.�

�Ich glaube nicht�, erwiderte sie k�hl.��berleg dir das genau. Ich bin hier, um dich zur Be-

stattung deines Bruders mitzunehmen.�Das war das Letzte, was Jaina erwartet hatte. Kyps bar-

sche Art riss einen Schleier von ihrem Herzen, und ei-nen Moment lang erf�llten sie der Schrecken, die Wutund der Schmerz, die mit Anakins Tod einhergingen.

Jaina blockte diese Emotionen ab und ersetzte siedurch einen Zorn, der an Kyps heranreichte. Sie stemm-te die F�uste in die H�ften und starrte ihn an. �Du willstmich >mitnehmen<? Du und welcher Sith-Lord?�

Er richtete den Zeigefinger auf sie, eine Geste, die einwenig zu sehr an ihren Vater erinnerte. �Reiz mich nicht,Jaina.�

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�Gib mir einen guten Grund.�Er betrachtete sie von oben bis unten, und der Aus-

druck in seinen Augen machte alle Vergleiche mit v�ter-lichem Gehabe zunichte. �Du k�nntest in diesem Auf-zug die Macht nicht benutzen. Da drin gibt es nicht ge-nug Platz f�r sie, um sich durchzuquetschen.�

Jainas Wangen flammten rot auf, doch fiel ihr keinepassende Erwiderung ein. Schlimmer noch, sie musstezugeben, wie sehr diese Worte der Wahrheit nahe ka-men. Ihr Lichtschwert hatte sie auf ihrem Zimmer gelas-sen - dieses scharlachrote Kleid war f�r solch praktischeDinge nicht entworfen worden.

Eine beunruhigende Wahrheit wurde Jaina klar: Wennsie in diesem Moment ihr Lichtschwert zur Hand gehabth�tte, w�re es zum Einsatz gekommen. Kyp zog eine Au-genbraue hoch, als w�rde er die unausgesprochene He-rausforderung sp�ren.

Das war unbekanntes Territorium f�r Jaina, und siewusste nicht, welchen Kurs sie einschlagen sollte. Einesjedoch stand au�er Frage - sie konnte der Bestattungjetzt nicht aus dem Weg gehen, nachdem Kyp sie so un-erbittlich daran erinnert hatte.

�Ich ziehe mich um�, sagte sie steif.Kyp lie� den Lederriemen von seiner Schulter rut-

schen und warf ihr den Leinensack zu. Mit dem Kopfdeutete er auf den Nebenraum, in dem sich Jaina undTa'a Chume unterhalten hatten. �Da.�

Mit zusammengebissenen Z�hnen und funkelndenAugen marschierte Jaina in das Zimmer. Die T�r schlosssich hinter ihr, und sie fuhr herum und sah Kyp, der mitverschr�nkten Armen dastand.

�Oh, du willst doch bestimmt nicht, dass ich mir mei-ne Entscheidung noch einmal �berlege.�

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Er deutete auf den bemalten Wandschirm. Murmelndging Jaina hin�ber und stellte ihn zwischen sich undden Jedi-Meister. In der Tasche befanden sich niedrige,weiche Stiefel, die ihrer Mutter geh�rten, eine Jedi-Robe, die der von Kyp glich, und ein Lichtschwert. Jainaschaltete es an und betrachtete die unverwechselbareblau-violette Klinge.

�Du warst in meinem Zimmer.��Das ist kein Kapitalverbrechen. Schalt das Schwert

ab, ehe dich das Verlangen �berkommt, Gerechtigkeit zu�ben�, gab er trocken zur�ck.

Sie schaltete es mit dem Daumen aus und wandte ihreAufmerksamkeit der komplexen Verschn�rung ihres ge-liehenen Kleides zu. Schlie�lich hatte sie es ausgezogenund warf es �ber den Wandschirm. Die lockere Jedi-Robe war eine Erleichterung - oder w�re es zumindestunter anderen Umst�nden gewesen.

Sie kam hervor, mit grimmiger, entschiedener Miene.�Bringen wir es hinter uns.�

Kyp ging voran zu einer Seitent�r und an einer �ber-raschenden Anzahl von Wachen und Dienern vorbei, diegenauso verwirrt waren, wie Jaina es erwartet hatte.

Jainas Emp�rung wallte auf und ebbte genauso raschwieder ab. Sie konnte dem r�pelhaften Jedi eigentlichnicht vorwerfen, das zu tun, was jeder andere Jedi ohneSchuld oder Diskussion getan h�tte. Onkel Luke setzteGedankenkontrolle routinem��ig ein, um Leute zu klei-nen, allt�glichen Dingen zu bewegen, und sein ersterMeister, Obi-Wan Kenobi, hatte es ebenso gehalten. Nie-mand schien in Frage zu stellen, ob es f�r einen Jedi an-gemessen war, sich �ber andere mithilfe der Macht hin-wegzusetzen. In dieser Hinsicht unterschied sich Kypnicht von den konservativeren Jedi. Er beherrschte die-

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sen Trick nur besonders gut.Sie traten hinaus in den Hof und gingen auf die Au-

�engeb�ude zu, in denen die verschiedenen k�niglichenFahrzeuge untergebracht waren. Kyp setzte sich auf ei-nen Landspeeder. Mit den langen Fingern bediente er ge-schickt die Steuerung, und der Antrieb des Fahrzeugs er-wachte summend zum Leben.

Jaina setzte sich hinter ihn. Der Landspeeder hob abund glitt still durch die Stra�en. Sie verlie�en die k�nig-liche Stadt, kamen durch den Hafen und fuhren um dasriesige Fl�chtlingslager herum. Kyp hielt auf den dich-ten Schatten eines �ffentlichen Waldes zu, dann lenkteer den Landspeeder �ber enge Pfade, die sich einenHang hinaufwanden.

W�hrend sie den Berg hinaufschossen, wurde derBaumbewuchs d�nner und ging schlie�lich in Busch-werk �ber. Die Zwillingsmonde kletterten �ber den Ho-rizont und warfen ihr blasses Licht auf die seltsame Fels-formation oben auf der Bergkrone. Dort hatten sich, dietrauernden Gesichter von hundert Fackeln erleuchtet,ihre Familie und ihre Freunde versammelt.

Kyp stellte den Landspeeder in respektvoller Entfer-nung ab. Jaina stieg rasch aus und machte sich zu derVersammlung auf. Es war schon schlimm genug, mit Kypeinzutreffen, und schlimmer sogar, genauso gekleidet zusein wie er. Sie wollte den Eindruck der kleinen pflicht-bewussten Sch�lerin nicht noch dadurch st�rken, dasssie respektvoll an seiner Seite schritt.

Ihr Blick schweifte �ber die versammelte Menge,suchte zuerst ihre Eltern und wanderte dann �ber die�berraschend gro�e Gruppe. Alle �berlebenden derMyrkr-Mission waren anwesend. Tenel Ka stand an derSeite und trug noch immer das kunstvolle Kleid vom

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Bankett. Jag Fel stand neben ihr, und Jaina bemerkte,dass auch andere in festliche Gew�nder gekleidet waren,ganz im Gegensatz zu dem ernsten Anlass. Ihre Anwe-senheit bes�nftigte Jainas Unbehagen �ber ihre Art undWeise der Ankunft - offensichtlich hatte Kyp auch ande-ren im Palast die Nachricht �berbracht.

Dann richtete sie unwillig den Blick auf die Mitte desKreises, und alle Gedanken verstummten.

Sie hatten Anakin hergebracht und auf einem hohenflachen Stein platziert. Ein Ring aus Fackeln war um ihnherum aufgebaut worden, eine helle Grenze, die ihn vonjenen trennte, die Zeugen seines Ubergangs werden soll-ten.

Im Schatten bemerkte Jaina eine Bewegung, und Tahi-ri trat in den Kreis des Lichts. �Anakin hat mir das Le-ben gerettet�, sagte sie schlicht. �Die Yuuzhan Vong ha-ben meinen K�rper in einem K�fig gefangen gehaltenund versuchten, auch meine Seele zu versklaven. Ana-kin kam nach Yavin 4, ganz allein, und holte mich dortraus.�

Sie verstummte und starrte in die Fackeln. Ein sehn-suchtsvoller Ausdruck huschte �ber das Gesicht mit denNarben, als sei der Impuls, Anakin ein weiteres Mal zufolgen, zu stark, dass sie ihn ignorieren konnte. Leia tratvor und legte dem M�dchen eine Hand auf die Schulter.Jaina konnte das Gesicht ihrer Mutter nicht deutlich se-hen, doch schien es etwas in Leias Miene zu sein, das Ta-hiri in den Kreis der Trauernden zur�ckbrachte. DasM�dchen hob und senkte die Schultern zu einem tiefenSeufzer und �berlie� ihren Platz dem n�chsten Redner.

�Anakin Solo hat mir das Leben gerettet�, wiederhol-te eine sanfte, z�gerliche Stimme. Ein kleiner Fl�cht-lingsjunge trat ins Licht, und Jaina w�re beinahe das

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Herz stehen geblieben.Er war fast ein Abbild ihres Bruders in diesem Alter -

zerzaustes hellbraunes Haar, eisblaue Augen, und sogardie kleine Delle im Kinn stimmte.

�Ich habe Anakin niemals kennen gelernt�, sagte derJunge. �Man sagt mir immer, ich w�rde aussehen wie er.Ich wei� nicht, warum die Frau auf Coruscant wollte,dass ich aussehe wie er. Sie hat mir versprochen, meineMutter und meine Schwestern w�rden in Sicherheitsein, wenn ich mein Gesicht �ndern lie�e. Ich wei�nicht, warum�, wiederholte er. �Ich wei� nur, mir hat esdas Leben gerettet und vielleicht auch meiner Familie.�

�Viqi Shesh�, murmelte Kyp und sprach den Namender verr�terischen Senatorin aus, der Jaina schon seit ei-niger Zeit misstraut hatte. �Han hat mir davon erz�hlt.�

Jaina f�gte im Stillen einen weiteren Namen der Listederjenigen hinzu, mit denen sie noch eine Rechnung zubegleichen hatte. Sie riss die Augen auf, als ihr Vater inden Kreis trat.

�Anakin hat mir das Leben gerettet�, sagte er leise.�Mir und einem ganzen Schiff voll Passagiere, die ich zuSternenfutter h�tte verbrennen lassen. Er traf auf Sernpi-dal eine harte Entscheidung, aber eine richtige. Ich hof-fe, er wei� das.�

Jaina stand der Mund offen, als Kyp Durron ins Lichttrat. �Ich kannte Anakin eigentlich nur vom H�rensa-gen, aber ich vermute, dass ich eines Tages einmal vor ei-ner feierlichen Versammlung stehen werde und erz�hle,wie dieser junge Jedi mein Leben ver�ndert - und sogargerettet hat. Die Taten von Helden schicken in der MachtWellen aus. Anakins Leben ber�hrt und f�hrt weiterhinjene, die seinen Namen noch h�ren werden. Die meistenvon uns Anwesenden benutzen die Macht - dieser jun-

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ge Mann verk�rpert sie.�Weitere Redner folgten Kyp, doch Jaina h�rte ihre

Worte nicht. Sie hatte immer gewusst, dass Anakin an-ders und etwas Besonderes war. Und mutete es nichtseltsam an: Ausgerechnet Kyp Durron fand die Worte,die ihr nicht in den Sinn kommen wollten.

Zuletzt verstummten die Stimmen, die Fackeln warenheruntergebrannt. Die aufgegangenen Monde n�hertensich einander an und sanken dann wieder auf getrenntenWegen dem Horizont �ber dem Wald entgegen. Lukenahm eine der Fackeln und ging nach vorn.

Vor diesem Moment hatte sich Jaina am meisten ge-f�rchtet. Anakin war dahingegangen, und nat�rlichstellte das, was von ihm geblieben war, nur eine leereH�lle dar. Sie hatte so verbissen darum gek�mpft, diesesterblichen �berreste den Yuuzhan Vong abzujagen, undwof�r? Um daneben zu stehen und zuzuschauen, wiedieser K�rper vernichtet wurde? Es erschien ihr falsch.Alles an Anakins Tod war falsch.

Luke Skywalker n�herte sich der steinernen Bahreund senkte die Fackel. Die Flamme sprang �ber und er-leuchtete Anakins Leichnam mit goldenem Licht.

Das Feuer l�ste sich in tausend tanzende Teilchen auf.Diese erhoben sich langsam gen Himmel und schimmer-ten in der Dunkelheit wie neugeborene Sterne. Als sie indie Nacht verschwanden, erschien es Jaina, die Sternew�rden ein wenig heller leuchten.

Tr�nen traten ihr in die Augen, als sie die leere Bahrebetrachtete. An den R�ndern ihrer Wahrnehmung fla-ckerte eine Erkenntnis, eine Einsicht in das, was Anakinvielleicht h�tte wissen und werden k�nnen. Jaina unter-dr�ckte die Tr�nen mit einem Blinzeln und schirmteihre Emotionen nach au�en ab.

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Zekk kam zu ihnen. Jaina zuckte zusammen. Wenn ir-gendwer jetzt den Arm um sie legte, w�rde sie zersprin-gen wie �berhitztes Glas.

Kyp trat vor und stellte sich dem jungen Jedi in denWeg. Zekk blickte von ihr zu dem Jedi-Meister und zogdie dunklen Augenbrauen hoch.

�Wir kehren morgen mit Meister Skywalker nachEclipse zur�ck.�

Sie verschr�nkte die Arme und nickte. �Das w�redann also der Abschied.�

�Du kommst nicht mit?��Erst einmal nicht.�Er stand da und wartete auf eine Erkl�rung. Jaina hat-

te eine Eingebung, die sie sofort nutzte. �Kyp hat michgebeten, seine Sch�lerin zu werden.� Sie breitete dieArme aus. �Ich denke, ich sollte es als einen Testflug be-trachten. �

Zekk sah sie still an. �Dann hast du Recht - es ist derAbschied.�

Er drehte sich abrupt um und ging fort.Jaina lie� die Arme an den Seiten h�ngen und brachte

ein trockenes L�cheln zustande. �Nun, das war barsch.��Gew�hn dich dran�, sagte Kyp leise. �Sobald deine

kleine Ausflucht die Runde gemacht hat - und das d�rf-te ungef�hr f�nfzehn Nanosekunden dauern -, wirst duherausfinden, dass abtr�nnige Jedi in einer Welt derTemperaturextreme leben. Entweder begegnet man ih-nen sehr k�hl oder sehr erhitzt.�

Die ungl�ubigen Blicke, die in ihre Richtung geworfenwurden, richteten sie wieder auf. �Ausflucht? Bist du sosicher, dass ich es nicht ernst gemeint habe?�

�Nein, bin ich nicht�, konterte er, �aber du auch nicht.Wenn du dich entschieden hast, lass es mich wissen. In

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der Zwischenzeit viel Gl�ck mit deinen Freunden�, sag-te er und deutete mit dem Kopf auf einige junge Jedi, dieauf sie zugest�rmt kamen. �Wenn die mit dir fertig sind,nimm dir den Landspeeder. Ich kehre nicht in die Stadtzur�ck.�

Damit schlich er in die Nacht davon und lie� Jaina mitdem herannahenden Proteststurm allein.

Am n�chsten Morgen begann Tenel Ka ihren Tag mit ei-nem Zwanzig-Kilometer-Lauf, auf den eine Stunde Waf-fentraining unter dem kritischen Auge des Schwertmeis-ters ihres Vaters folgte. Der alte Mann schaute aufmerk-sam zu, w�hrend sie ihre Figuren durchging.

Am Ende nickte er. �Das Schwert und der Speer sindgut wie immer. Die F��e sind besser. Du solltest K�mpfemeiden, in denen du Stab oder Lanze einsetzen musst.�

Tenel Ka nahm diesen Rat mit einem Nicken zurKenntnis, obwohl er eigentlich von beschr�nktem prak-tischem Wert war. In vielerlei Hinsicht war Hapes einearchaische Kultur. Die k�rperliche Disziplin, die sie beiden traditionellen Meistern gelernt hatte, sorgte f�r einegute Verfassung, brachte ihr jedoch in den K�mpfen, dievor ihr lagen, wenig Nutzen.

Noch in der leichten Lederkleidung, die aus Datho-mir-Eidechsenhaut gemacht war, machte sich Tenel Kaauf den Weg zum Zimmer ihrer Mutter, wie sie es jedenMorgen tat. Teneniel Djo lie� sich durch diese Erinne-rung an ihre Heimatwelt oft aufheitern.

Als Tenel Ka das Zimmer ihrer Mutter betrat, war sieaufgeregt. Schlie�lich wusste sie nie, was sie dort erwar-tete.

Wie gew�hnlich sa� ihre Mutter am Fenster und starr-te hinaus in den Palastgarten. Ihr rotbraunes, einst volles

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Haar war zu einem dumpfen, unbestimmten Ton ver-blasst, und insgesamt war Teneniel Djo viel zu mager. Sieerinnerte beunruhigend an einen ausgehungerten Vogelim Winter, der vor K�lte und Wind zu benommen war,um seine Fl�gel noch benutzen zu k�nnen. Aber sie sahauf, als Tenel Ka eintrat, und in ihren braunen Augenzeigte sich beim Anblick der Eidechsenhaut Sehnsucht.

�Die war einmal hellgr�n�, stellte sie fest. �Sie ist aus-geblichen und d�nn geworden. Wann hast du dir zuletztneues Leder machen lassen? Es ist wenigstens ein Jahrher, oder zwei�, gr�belte sie und beantwortete ihre eige-ne Frage. �Die Yuuzhan Vong halten Dathomir schonmindestens so lange besetzt.�

Tenel Ka zog einen Stuhl dicht zu ihrer Mutter heran.Sie wirkte heute Morgen ungew�hnlich munter und be-trachtete ihre Tochter voller Sorge.

�Dich bek�mmert etwas. Die Yuuzhan Vong?��Heutzutage gibt es kaum etwas, das nichts mit den

Invasoren zu tun h�tte.��Sie werden nat�rlich kommen�, sagte Teneniel Djo

n�chtern. �Du musst dich vorbereiten.�Sie unterdr�ckte einen Seufzer. �Mutter ...�Die K�nigin streckte den Arm aus, legte ihr die Hand

aufs Knie und brachte so den vertrauten Protest zum Ver-stummen. �Ich kenne dein Herz. Du wolltest nie herr-schen, und ich w�nsche es dir auch nicht. Ich habe ei-nen Mann gew�hlt, keine Krone. Bald werde ich beidesverloren haben. Isolder wird eine Nachfolgerin f�r michfinden.�

�Du erholst dich schon wieder�, widersprach TenelKa hartn�ckig.

Die K�nigin l�chelte schwach. �Ich erwarte nicht,bald zu sterben. Aber herrschen kann ich auch nicht.�

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Sie wandte sich dem Fenster zu und zeigte in die Fer-ne. �Dort in den Nebeln. Verborgene Schiffswerften tref-fen ihre Vorbereitungen und bauen die Flotte wieder auf,die bei Fondor verloren gegangen ist.�

Tenel Ka starrte ihre Mutter an und wusste nicht, wassie antworten sollte. Die K�nigin zog sich einen gro�ensmaragdgr�nen Ring vom Finger und reichte ihn ihrerTochter. �Das ist kein Edelstein, sondern ein Holow�r-fel. Die Informationen befinden sich im Inneren. Bewah-re ihn gut auf, und gib ihn an meine Nachfolgerin weiter,wenn es notwendig werden sollte.�

Tenel Ka z�gerte und schob sich dann den Ring aufden Finger. �Ich trage selten solchen Schmuck. Viel-leicht sollte ich mich daran gew�hnen, damit dieserRing nicht so auff�llt.�

Teneniel Djo zog die Augenbrauen hoch und l�cheltezustimmend. �Ein guter Gedanke.�

Ihr L�cheln verblasste, und damit schien sich auchihre Energie zu verfl�chtigen. Ein Schleier legte sich�ber ihre Augen, und pl�tzlich wirkte sie kleiner, �lterund unendlich m�de.

Tenel Ka k�sste ihre Mutter auf die Wange und verlie�das Zimmer. Auf sie wartete noch ein beunruhigendesGespr�ch.

Sie ging zu den Landeanlagen der k�niglichen Fami-lie, einem riesigen Geb�ude in der N�he des Palastes.Die Yuuzhan-Vong-Fregatte war aus Angst vor Sabotagein die Stadt verlegt worden, und eine Reihe von Wachensicherte die Umgebung.

Mehr Wachen als gew�hnlich, fiel Tenel Ka auf. Etlichetrugen die roten Uniformen der Palastwache. Sie nahmenHaltung an, als sie vorbeiging, und salutierten auf dieWeise, die f�r die k�nigliche Familie reserviert war.

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�Dort oben�, verk�ndete eine eindringliche Stimme.Tenel Ka blickte zu dem Laufgang hinauf, der sich um

den riesigen Raum zog. Ihre Gro�mutter und ihr Vaterstanden zusammen. Nun, nicht ganz zusammen, r�umtesie ein. Die Distanz zwischen ihnen und die Art, wie ihrVater die Schultern hielt, lie�en auf eine weitere Ausei-nandersetzung schlie�en.

Offensichtlich versprach dieser Morgen nicht nur einunangenehmes Gespr�ch, sondern zwei. Tenel Ka liefdie Treppe hinauf und wollte die Sache schnell hintersich bringen, damit sie ihre Aufmerksamkeit wieder Jai-na zuwenden konnte.

Sie nickte ihrem Vater zu und k�sste die Wange, dieTa'a Chume ihr darbot. �Habt ihr heute Morgen schonJaina gesehen?�

Die fr�here K�nigin sah sie finster an und deutete aufdas au�ergalaktische Schiff.

Ehe sie etwas sagen konnte, gellte das ver�rgerte Heu-len eines Wookiee durch die Luft. Die Wachen unten tra-ten auseinander und lie�en Lowbacca eintreten. NebenTenel Ka und Jaina war er der einzige Jedi des Komman-doteams, der sich entschieden hatte, auf Hapes zu blei-ben, und neben ihr und Jaina der einzige Zivilist, demZugang zu dieser gesicherten Anlage gew�hrt wurde.

Tenel Ka beobachtete Lowbacca mit gro�er Sorge. DieFreundschaft des Wookiee zu Jaina, kombiniert mit demlaunischen Temperament und der Treue, die seiner Spe-zies eigen waren, lie�en ihn die Ver�nderungen bei sei-ner Freundin nicht bemerken. Offensichtlich war er be-reit, das mitzumachen, was Jaina vorhatte.

Der Wookiee stapfte mit einer gro�en Kiste voller Stei-ne in den H�nden auf die Fregatte zu. Er setzte sie mit ei-nem lauten Rums ab und steckte die Steine einen nach

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dem anderen in eine �ffnung im Rumpf des Schiffes.Schlie�lich b�ckte er sich und hob die leere Kiste hoch.Das Schiff spuckte einen hellgrauen Stein aus und trafLowbacca. Der Wookiee richtete sich auf, fuhr zumSchiff herum, sch�ttelte die Faust und heulte vor Wut.

Jaina steckte den Kopf aus der Luke. Ihr Gesicht warverschmiert, ihr mittellanges braunes Haar sah aus, alsw�re es in einem Windkanal gestylt worden.

�Hey, ich war es nicht! Kann ich etwas daf�r, dass die-ses Vieh beim Essen so w�hlerisch ist?�

Die Bemerkung entlockte Tenel Ka einen wehm�tigenSeufzer. So war Jaina bis vor zwei Jahren immer gewesen.

�Du wirkst bek�mmert�, meinte Isolder.�Sentimental vielleicht�, gab sie zu. �Es ist sch�n zu

sehen, wie Jaina an einem Schiff herumbastelt, selbstwenn es sich um so eines handelt.�

�Tut mir Leid, dass du so denkst�, sagte die fr�hereK�nigin scharf. �Sie k�nnte Besseres mit ihrer Zeit an-fangen. Diese junge Frau ist die geborene Anf�hrerin.Sie sollte lieber an ihrer Zukunft basteln und nicht dieArbeit eines Mechanikers �bernehmen!�

�M�glicherweise arbeitet sie an ihrer Zukunft. DasWissen, wie feindliche Schiffe funktionieren, k�nnte ei-nen wichtigen Unterschied ausmachen�, sagte Isolder.�Sie geht ausgesprochen zielstrebig daran, das R�tsel zul�sen.�

Tenel Ka sch�ttelte den Kopf. �Sie l�st kein R�tsel, siestellt eins.�

Forschend funkelten Ta'a Chumes Augen. �Interes-sante Betrachtungsweise. Kannst du mir das ein weniggenauer erkl�ren?�

Die Jedi zuckte mit den Schultern. �Im Augenblick istes nur ein Gef�hl. Jaina ist extrem schwierig in der

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Macht zu erkennen.�Die �ltere Frau nickte anerkennend. �Die F�higkeit,

Gedanken zu verbergen und Emotionen abzuschirmen,ist von unsch�tzbarem Wert, wie deine Mutter soschmerzhaft vor Augen f�hrt. Aber sicherlich gr�ndetdeine Meinung auch auf einem spezifischen Ereignis.�

Tenel Ka warf ihrer Gro�mutter einen k�hlen Blick zu,nahm den Kommentar �ber ihre Mutter zur Kenntnis,schluckte den K�der aber nicht. �Jaina und Lowbacca istes gelungen, den Verfolgungsmechanismus der Fregattezu blockieren. Das �berhaupt hat uns die Flucht erm�g-licht. Ich vermute, jetzt sucht sie eine weitere M�glich-keit, daraus einen Vorteil zu ziehen.�

Isolder nickte. �Solches Wissen k�nnte von unsch�tz-barem Wert sein.�

�Fakt. Aber weil sie eben Jaina ist - ein Jedi und dazuJacen Solos Zwillingsschwester -, kann sie sich impulsi-ve Reaktionen nicht leisten; und sie sollte keine unn�ti-gen Risiken eingehen. Sie hat etwas vor, und ich verste-he nicht, welchen Weg sie einschl�gt.�

�Vielleicht sollte ich mit ihren Eltern sprechen�, �ber-legte der Prinz.

�Und wieso glaubst du, sie h�tten mehr Einfluss aufihre Tochter als du auf deine eigene?�, fauchte Ta'a Chu-me und warf Tenel Ka einen mahnenden Blick zu.�Wenn du dich schon einmischen willst, dann sprichlieber direkt mit Jaina. Eventuell ist sie klug genug, ei-nen Rat von dir anzunehmen.�

Der Prinz presste angesichts dieser Zurechtweisungdie Lippen aufeinander. Ehe er reagieren konnte, lenk-ten leichte Schritte auf dem Laufgang die Aufmerksam-keit der kleinen Gruppe auf sich.

Jag Fel stieg die Treppe hoch. Er blieb stehen, als er die

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Mitglieder der K�nigsfamilie sah, und verneigte sichtief. �Bitte um Verzeihung. Ich bin auf der Suche nachTenel Ka. Der Hauptmann der Wache schickt mich.�

Ta'a Chume betrachtete seinen schwarzen Flieger-overall und den Helm unter seinem Arm. Sie sah zu ih-rer Enkelin. �Ich nehme an, du hast Vorbereitungen zueinem Flug irgendwohin getroffen. Du beehrst Hapes jaselten l�nger als ein paar Tage mit deiner Anwesenheit.�

�Ich habe gehofft, Majest�t, dass Tenel Ka mir viel-leicht behilflich sein k�nnte, Jaina zu finden. Ich rekru-tiere Piloten als Unterst�tzung f�r die Aufkl�rung in die-sem Sektor.�

Ta'a Chume zeigte zu der Fregatte. Wieherndes Woo-kiee-Gel�chter hallte von dem offenen Schiff her�ber,gefolgt von einer weiblichen Stimme, die eine Reihe ein-fallsreiche Fl�che von sich gab.

�Gl�cklicherweise haben Sie Kampferfahrung�, sagteTa'a Chume trocken. Sie hob die Hand gebieterisch, umdie Aufmerksamkeit der n�chststehenden Wache aufsich zu lenken, dann zeigte sie zuerst auf Jag und darauf-hin zum Yuuzhan-Vong-Schiff. Jag salutierte, indem erdie Faust an die Schl�fe legte.

�Viel Gl�ck�, sagte sie zu Jag. Sie entlie� ihn mit ei-nem knappen Wink, und der junge Pilot verneigte sicherneut und ging sofort davon, wie es sich geh�rte. Dochdie Heiterkeit, mit der er die Treppe hinunterlief, hattewenig mit dem Protokoll zu tun.

Die fr�here K�nigin beobachtete sein rasches Ver-schwinden mit einem spekulativen L�cheln. �Er hat kei-ne Chance, Jaina f�r diese oder irgendeine andere Sachezu rekrutieren�, behauptete sie. �Denkt an meine Worte,jegliches Interesse wird h�chstens vor�bergehend sein.Jaina verschwendet ihre Zeit nicht an einen Mann, der

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nur Pilot ist.��Ihre Mutter hat aber ganz anders gedacht als du�,

warf Isolder ein.Ta'a Chume schenkte ihrem Sohn ein absch�tziges L�-

cheln. �Jaina ist nicht ihre Mutter, obwohl es mich nicht�berrascht, dass du ein h�bsches Gesicht nicht vom an-deren unterscheiden kannst.�

Er blinzelte verbl�fft, als ihm die Bedeutung dessenklar wurde, was die alte Frau s�gte. �In dem Licht habeich sie noch nie betrachtet!�

�Eben�, erwiderte die K�nigin scharf. �W�hrend ichkeine Tr�nen vergie�en w�rde, wenn du dich daf�r ent-schiedest, dir eine neue K�nigin zu suchen, w�re es mirlieber, du w�rdest in einer anderen Richtung Ausschauhalten. Jaina Solos Erziehung, Ausbildung und Tempera-ment w�rden ihr durchaus dienlich sein, doch sie ist einejunge Frau, und sie w�rde viel F�hrung brauchen. Solan-ge du nicht planst, Hapes selbst zu regieren, w�rdest duwohl daran tun, dir eine geeignete Gemahlin zu suchen.�

Isolder wandte den Blick ab. �Ein Mann kann Hapesnicht regieren�, sagte er flach.

�Genau meine Meinung! Das Problem ist nur: Irgend-wer muss es tun.� Sie zog eine Augenbraue hoch. �Viel-leicht sollte ich den Thron wieder besteigen.�

�Niemals�, sagte der Prinz. �Das werde ich niemalszulassen.�

�Darauf hast du �berhaupt keinen Einfluss!�, gab siezur�ck. �Wenn deine Tochter nicht herrschen will, musses deine Gemahlin tun. Wenn Teneniel Djo es nicht kann,dann finde ein Weib, das dazu in der Lage ist. Denn wenndu es nicht tust, wird irgendein Mitglied meiner Familieseine Chance wittern und uns drei allesamt umbringen,um sie wahrzunehmen! Entscheide dich und handele,

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oder man wird dir keine Wahl lassen!�Sie drehte sich um und st�rmte davon. Isolder sah ihr

einen Moment lang hinterher, ehe er sich ebenfalls um-drehte und in die entgegengesetzte Richtung davonstol-zierte.

Allein gelassen und nun �ber die Sache im Bilde,starrte Tenel Ka zu dem au�ergalaktischen Schiff undder entschlossenen jungen Frau hinunter, die zum Dreh-und Angelpunkt eines neuen Komplotts geworden war.

Jetzt begriff sie, warum Ta'a Chume sie nicht gedr�ngthatte, den Thron von Hapes zu besteigen. Die alte K�ni-gin hatte eine andere junge Frau gefunden, die zu allem�berfluss sogar besser in ihre Pl�ne passte.

Die Wachen traten zur Seite und gew�hrten Jag Zugangzum Schiff. Er stieg die Rampe hinauf, eine einfache ge-neigte Fl�che, die jenen �hnelte, mit denen die meistenSchiffe der Fregatten-Klasse ausgestattet waren. Dasfremdartige Schiff erinnerte eher an einen Asteroiden.Jag legte z�gerlich eine Hand auf den Rumpf. Die Ober-fl�che war rau und unregelm��ig wie die Korallenriffe inden Ozeanen auf Rhigar 3, einem tropischen blauenMond, der um die Syndic Mitth'raw'nuruodo-Trainings-akademie kreiste.

Jag konnte sich nicht vorstellen, wie die YuuzhanVong eine Kolonie von winzigen Wesen dazu gebrachthatten, ein raumt�chtiges Schiff zu bilden. Es hie�, die-se Schiffe seien lebendig, sogar empfindungsf�hig. Vor-sichtig tippte er noch einmal an den Rumpf.

Das rief eine sofortige und ungest�me Reaktionhervor. Jaina Solo erschien unvermittelt, ihr h�bschesGesicht dr�ckte Frustration aus. Sie blieb stehen, als sieihn sah, stellte sich breit in das offene Portal und stemm-

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te die H�nde gegen die Seiten der T�r.Einen Augenblick lang fiel Jag nichts anderes ein, als

sie anzustarren. Sie war �berall mit hellgr�nem Gel be-schmiert, und mehrere Haarstr�hnen standen zu gl�n-zenden Stacheln hoch.

�Ich glaube, ich habe einen ung�nstigen Zeitpunkt er-wischt� , sagte er schlie�lich.

�H�ngt davon ab�, gab sie zur�ck. �Wenn Sie daraninteressiert sind, eine Dusche zu nehmen, haben SieGl�ck. Es gibt eine auf dem Schiff, und ich habe geradeherausgefunden, wie sie funktioniert.�

�Aha�, meinte er.Sie musterte ihn mit den braunen Augen. �Na, wenn

ich es mir recht �berlege, brauchen Sie eigentlich keineSpucke und Politur mehr. Und wenn ich >Spucke< sage,ahnen Sie vermutlich nicht, wie w�rtlich ich das meine.�

Eine lange verdr�ngte Emotion regte sich bei ihm, dieihm inzwischen so wenig vertraut war, dass es einenMoment dauerte, bis ihm das Wort daf�r eingefallen war.Chiss lassen sich grunds�tzlich nicht zu Wut anstacheln,und Jag hatte gelernt, seine Reaktionen dem anzupassen.�Und was brauche ich dann?�

Sein k�hler Ton hatte eine paradoxe Wirkung auf diejunge Frau. Jainas Augen gl�hten. �Sagen Sie es mirdoch. Sie sind es schlie�lich, der hier hereinplatzt undmich von der Arbeit abh�lt.�

�Ich bin hier, um Ihnen ein Schiff anzubieten, und ei-nen Platz in der Vanguard-Staffel.�

�Danke�, erwiderte sie entschieden, �aber ich habeschon ein Schiff. Es muss nur ein bisschen in Ordnunggebracht werden.�

Er betrachtete sie von oben bis unten in ihrer aufgel�s-ten Erscheinung. �Und wie kommen Sie damit voran?�,

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erkundigte er sich h�flich.Sie hob das Kinn. �Gro�artig. Ohne gr��ere Probleme.�Die w�tenden braunen Augen forderten ihn heraus,

ihr zu widersprechen. Zu seiner �berraschung w�nsch-te sich Jag, er k�nne bleiben und genau das tun. Die Aus-sicht auf einen Kampf mit Jaina Solo l�ste eine �berra-schende Faszination bei ihm aus. Seine Staffel jedochw�rde ihn bald zur�ckerwarten.

�Ich sollte Sie wieder Ihrer Arbeit �berlassen.��Sch�n. Gut. Tun Sie das.�Sie machte den Eindruck, als w�re es ihr genauso lieb,

wenn Jag noch bleiben w�rde. Er neigte den Kopf zumAbschied, ging raschen Schrittes davon und schautesich nicht um.

Nur eine Sache hielt Jaina davon ab, sich eine Handvoll Gel vom Gesicht zu wischen und ihm hinterherzu-werfen: Ihre W�rde hatte heute schon genug gelitten f�reinen Tag.

Sie zuckte mit den Schultern und kehrte ins Schiff zu-r�ck. Lowbacca stand direkt hinter der T�r und hatte einbreites Grinsen im ingwerfarbenen Pelzgesicht.

�Ich habe keine Ahnung, was daran so lustig seinsoll�, sagte sie kalt.

Er hatte die Nerven zu kichern.Einem Impuls folgend langte sie hoch und packte mit

beiden H�nden das lange Fell des Wookiee. Sie zog denKopf zu sich herunter und setzte ihm einen Kuss auf dieStirn, dann dr�ckte sie sich an ihn und umarmteLowbacca kurz und heftig. Als sie ihn loslie�, sah sie be-tr�chtlich sauberer aus.

Lowbacca blickte sie verwirrt an. Ein gro�er KlumpenGel tropfte ihm vom Kinn und landete mit einem lautenPlatschen auf dem Durabetonboden vor der T�r. Er be-

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trachtete sein verklebtes Fell und jaulte w�tend.�Siehst du�, sagte Jaina, �das ist lustig.�

Der Planet, der unter dem Namen Hapes bekannt war,hatte zweimal rotiert, seit Harrars Priesterschiff aus demDunkelraum getreten war. W�hrend dieser Zeit hattender Kommandant des Priesters und die Mannschaftohne Pause daran gearbeitet, das gestohlene Schiff auf-zusp�ren.

Als Khalee Lah schlie�lich zur Kammer des Priesterskam, vermutete Harrar ganz richtig, dass der Krieger sei-ne Niederlage einr�umen wollte.

�Wir haben mehrere Aufkl�rungsschiffe verloren�,schloss Khalee Lah, �und eine Reihe von Verr�ter-Skla-ven.�

�Es �berrascht mich, dass die hapanischen Ungl�ubi-gen �ber eine so starke Verteidigung verf�gen�, gr�belteHarrar. �Sie wurden bei Fondor geopfert, und dennochk�mpfen sie weiterhin, und sie k�mpfen gut. Unsere ers-te Pflicht besteht darin, Jaina Solo gefangen zu nehmen;allerdings habe ich den Eindruck, der Hapes-Clusterk�nnte weitere w�rdige Opfer liefern.�

�Das halte ich f�r unwahrscheinlich�, sagte der Krie-ger abweisend. �Die K�mpfer sind �berlebende von Co-ruscant. Diese w�rden Gaben f�r die G�tter abgeben,aber nicht diese hapanischen Feiglinge.�

�Wir haben Berichte erhalten, dass mehrere Schiffedurch eine Spezies mit dem Namen Chiss zerst�rt wur-den, einem Volk, das zur�ckgezogen am Rande dieserGalaxis lebt.�

�In dieser Galaxis gibt es zahllose Spezies�, meinteKhalee Lah. �Die Schiffe der Chiss sind keine ernsthafteBedrohung f�r uns.�

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Ver�rgerung durchfuhr den Priester. Stolz war einegute Eigenschaft, doch ein weiser F�hrer war niemalsblind gegen�ber der M�glichkeit des Scheiterns. Nichtzum ersten Mal fragte sich Harrar, ob Khalee Lahs Anwe-senheit auf seinem Schiff etwas mit Strafe und wenigermit Ehre zu tun hatte. �Vielleicht sind es Kundschaf-ter?�, gab er zu bedenken.

Der Krieger dachte dar�ber nach. �M�glich w�re es.��Wenn sie so gut k�mpfen, was w�re dann mit einem

Gro�angriff? Es w�re vielleicht von Vorteil, diese Chissbesser kennen zu lernen und den Grund zu erfahren, wa-rum sie gekommen sind.�

Khalee Lah runzelte die Stirn. �Unsere vordringlicheAufgabe besteht darin, den Jedi-Zwilling gefangen zunehmen. Der Kriegsmeister verl�sst sich auf unseren Er-folg.�

�Und diese Aufgabe werden wir erf�llen�, erwiderteHarrar mit so gro�er Geduld, wie er aufbringen konnte.�Der Kriegsmeister verl�sst sich auch auf die Priestervon Yun-Harla, um Informationen zu sammeln, die denYuuzhan Vong Nutzen bringen. Alarmieren Sie IhreKrieger, dass sie unbedingt eines dieser Chiss-Schiffe ka-pern sollen.�

Khalee Lah schien immer noch zu zweifeln, daher f�g-te der Priester hinzu: �Bald wird der Jedi-Zwilling unsgeh�ren. Dann werden Sie zu neuen Taten und neuemRuhm schreiten. Wenn wir in diesen Chiss w�rdige Geg-ner finden, wer k�nnte den Angriff gegen ihre Heimat-welten dann besser f�hren als Khalee Lah?�

�Darin sind wir uns einig.� Der Krieger l�chelte. DieFransen seiner vernarbten Lippen teilten sich und ent-bl��ten kurze, schmale Rei�z�hne.

Harrar sah den Ehrgeiz, der sich in den Augen des

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Kriegers zeigte, und war zufrieden. Wenn der jungeMann in jedem Ungl�ubigen eine Gelegenheit entdeck-te, Ruhm zu erwerben und eine Bef�rderung zu errei-chen, w�rde er sie nicht so leicht als �unw�rdige Geg-ner� abtun. Den Fehler hatten sie bereits bei Jaina Solobegangen. Harrar vermutete, sie sei schlau genug, umdiesen Umstand auszunutzen.

Vielleicht, dachte er, war diese Betr�gerin, dieseM�chtegern-G�ttin der List, tats�chlich das, was sie zusein behauptete - ein gerissenes und m�chtiges Wesen,das selbst den Vergleich mit Yun-Harla rechtfertigte. DerGedanke best�rzte und faszinierte ihn zugleich.

�Sie wirken bek�mmert, Eminenz�, meinte KhaleeLah.

�Nachdenklich�, berichtigte Harrar. Er l�chelteschwach und verh�llte seine Ketzerei hinter einer Mas-ke zynischer Belustigung. �Im Krieg zeigt sich oft dieIronie des Schicksals. Ich frage mich, was der Komman-dant dieser weit gereisten Ungl�ubigen wohl davon hal-ten w�rde, wenn er w�sste, dass jeder seiner Angriffedie Yuuzhan Vong nicht abschreckt, sondern von ihnenwie eine Einladung aufgefasst wird.�

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18Fr�h am n�chsten Morgen folgte Prinz Isolder einer Wa-che ins Fl�chtlingslager und versuchte, die aufmerksa-men Krieger zu ignorieren, die ihn begleiteten. Leibwa-chen waren f�r jemanden in seiner Position unerl�sslich,und er konnte sich nur an wenige Gelegenheiten erin-nern, bei denen er auf seiner Heimatwelt allein gewesenwar. Aber w�hrend er durch die Reihen der einfachenZelte ging, wurde ihm bewusst, wie viel diese Fl�chtlin-ge verloren hatten und wie aufdringlich ihnen der Pompdes hapanischen K�nigshauses erscheinen musste.

Sein F�hrer blieb vor einem Zelt stehen, das sich vonden anderen nicht unterschied. �Sie k�nnen mich jetztallein lassen�, sagte Isolder. Ein Blick aus den blauenAugen schloss die Leibwachen in diese Anordnung mitein. Die Krieger verneigten sich und zogen sich zur�ck.

Er klopfte an den St�tzpfosten und erhielt ein unver-bindliches Grunzen zur Antwort. Daraufhin schlug erdie Klappe zur�ck und betrat geduckt den ersten der bei-den R�ume des Zeltes.

Han und Leia sa�en an einem kleinen Klapptisch. Bei-de hielten dampfende Becher in den H�nden und sahenihn m�de und gleichzeitig einsch�tzend an.

Isolder war beeindruckt, wie sehr die beiden sich �h-nelten, etwas, das �ber jede Erkl�rung durch gemeinsa-me Erlebnisse und die j�ngsten gemeinsamen Verlustehinausging.

Han Solo passte genau in das Bild des alternden Pira-

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ten. Die Geschichten, die er w�hrend seiner Abenteurer-jahre erlebt hatte, hatten ihre Spuren in Form von Faltenund Narben hinterlassen. Zwei Tage alte Bartstoppelnbedeckten die untere Gesichtsh�lfte. Er war ein wenigdicker geworden, ein wenig grauer, ein wenig h�rter, wasjedoch nicht �berraschte.

Die Ver�nderungen bei Leia waren hingegen best�r-zend. Ihr kurzes Haar wuchs langsam nach, und sie trugeinen taillierten Fliegeranzug. Sie war schlanker, alsIsolder sie in Erinnerung hatte, und ihr Gesicht wirkteohne Make-up bleich und klein. Trotz ihrer nachl�ssigenErscheinung oder vielleicht gerade deswegen sah sieviel j�nger aus, als sie war. Doch die kunstvollen Haar-spiralen waren verschwunden, die weich fallendenKleider, die gebieterische Haltung - genau das, was ihnvor zwanzig Jahren so beeindruckt hatte. Sie h�tte ge-nauso gut eine m�de Kriegerin sein k�nnen, die sich aufdie n�chste Schlacht vorbereitete.

Dann ver�nderte sich ihr Gesicht. Sie hob das Kinn,ihre Lippen verzogen sich zu einem herzlichen L�cheln,und Trauer und Ersch�pfung verschwanden hinter einereinge�bten Maske. Die Prinzessin und Diplomatin erhobsich, ging um den Tisch herum und begr��te ihn mitausgestreckten H�nden.

�Prinz Isolder�, sagte sie freundlich. �Danke f�r dieAufnahme. Die Bewohner des Hapes-Clusters habenschon so viele Opfer erbracht.�

Er nahm ihre H�nde und hob sie an die Lippen. �Fon-dor war meine Schuld, Prinzessin. Sie haben versucht,mich davor zu warnen, die Flotte zu schicken. In dieserAngelegenheit und auch in keiner anderen wollen wirkeine Missverst�ndnisse aufkommen lassen.�

�Klingt so, als h�tten Sie etwas auf dem Herzen�,

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meinte Han, w�hrend er sich ebenfalls erhob.�Bleiben Sie bitte hier�, sagte der Prinz. �Was ich zu

sagen habe, betrifft Sie ebenfalls.�Han zuckte mit den Schultern und zog eine Kiste zum

Tisch heran, w�hrend Leia einen weiteren Becher such-te. Sie lie�en sich nieder und tranken ein paar Schluckevon dem dicken, starken Getr�nk.

�Wie war Ihre Reise?�, fragte Leia.�Informativ, aber auch beunruhigend. Ich habe mehre-

re Dinge erfahren, die von Wichtigkeit f�r Ihre Familiesein k�nnten. Bei den Yuuzhan Vong werden Zwillings-geburten als Vorzeichen betrachtet. Ein Zwilling besiegtden anderen im Kampf, und der Gewinner wird einewichtige Rolle bei einem zentralen Ereignis einnehmen.�

Han stupste Leia an. �Mach dir keine Sorgen, meineS��e. Du kannst Luke schlagen. Du musst dir nur einpaar fiese Tricks aneignen.�

Sie warf ihrem Mann einen warnenden Blick zu. Erhob in einer ironischen Geste die H�nde zur Verteidi-gung, und sein stichelndes Grinsen rief bei ihr ein Au-genfunkeln hervor, in dem sich Belustigung und Ver-zweiflung mischten. Isolder dachte, er h�tte eine solcheReaktion durchaus der beherrschten, einstudiertenHerzlichkeit vorgezogen, die sie ihm entgegenbrachte.

�Bitte, entschuldigen Sie die Abschweifung�, mur-melte sie.

�Nat�rlich. Tsavong Lah hat �ffentlich und unmiss-verst�ndlich dargelegt, welche Absichten er mit IhremSohn Jacen hatte. Es ist wahrscheinlich, dass sich seineWut nun auf Jacens Zwillingsschwester richten wird.�

Alle Freundlichkeit verschwand aus Leias Augen. �Ja-cen lebt noch�, behauptete sie fest.

Isolder warf Han einen verwirrten Blick zu. �Vermut-

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lich hat man Ihnen etwas anderes erz�hlt�, sagte Han.�Uns auch. Aber Leia sagt nein, und ich w�rde alle mei-ne Credits auf sie setzen.�

Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und wandtesich wieder an Isolder. �Dennoch verstehe ich, was Siesagen wollen. Die Yuuzhan Vong scheinen von Opfernbesessen zu sein. Wenn Zwillinge in ihren Augen einesolche Kraft besitzen, betrachten sie ein Zwillingsopfervermutlich als besonders wertvolles Geschenk an ihreG�tter.�

�Es geht noch dar�ber hinaus�, sagte der Prinz. �Ichhabe mit Tenel Ka gesprochen und Jaina bei der Arbeitan dem Yuuzhan-Vong-Schiff beobachtet. Sie hat dasSchiff Trickster genannt, in Anspielung auf Yun-Harla,die G�ttin der List, und auf sich selbst. Sie hat damit denPriester der Yuuzhan Vong verspottet, der sie und die an-deren jungen Jedi verfolgt hat. Kurz darauf hat sie ihnendie M�glichkeit genommen, das gestohlene Schiff zu or-ten. Es scheint mir m�glich, dass sie die Yuuzhan Vongherausfordern will, sie vielleicht sogar anstacheln will,indem sie die Rolle ihrer listenreichen G�ttin annimmt.�

Han zog die Augenbrauen hoch und grinste schief.�Eine G�ttin, wie?�

Leia starrte ihn ungl�ubig an und lie� keinen Zweifeldaran, dass sie seinen eigent�mlichen Stolz hinsichtlichder Methoden ihrer Tochter nicht teilte.

Rasch unterdr�ckte er sein Grinsen. �Man kann nichtbehaupten, das Kind h�tte keinen Ehrgeiz.�

Seufzend trat Leia von dem Tisch zur�ck. �Ich spre-che mit meiner Tochter. Jaina war schon immer sehr im-pulsiv. �

�Man k�nnte es auch stur nennen�, erg�nzte Han.�Ich werde mich nicht mit ihr streiten. Ich werde sie

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ermutigen, ihre Pl�ne, wie auch immer sie aussehen, aufden Tisch zu legen. Dann k�nnen wir sie besprechenund herausfinden, welche Absicht sie hat und welcheLogik dahinter steckt.�

Han warf Isolder einen k�hlen Blick zu. �Nur nichtstreiten�, wiederholte er. �Tun Sie mir einen Gefallen -sorgen Sie daf�r, dass diese >Besprechung< an einem Ortim Freien stattfindet, wo sich keine brennbaren Materia-lien befinden.�

�Du kommst nicht mit?�, fragte Leia.�Ich habe Arbeit am Falken. Geh du schon mit dem

Prinzen voraus.�Er sagte das ganz locker, und in seiner Stimme war von

der Konkurrenz nichts mehr zu sp�ren, die sein fr�heresVerhalten gegen�ber Isolder gepr�gt hatte. Der Blick, densie sich zuwarfen, lie� eine Bindung erkennen, die einalter Verehrer nicht bedrohen, geschweige denn aufbre-chen konnte. Han gab seiner Frau einen kurzen Kuss,dann schenkte er sich noch einen Becher von dem Ge-br�u ein.

Aber als Isolder die Zeltklappe f�r Leia aufhielt, h�rteer Hans leisen Rat: �Halt dir den R�cken frei, Schatz.�

Der Prinz begriff, dass es dabei nicht um irgendwelcheGefahren ging, die ein fr�herer Verehrer darstellen k�nn-te. Und da er auch Ta'a Chume kannte, stimmte er voll-kommen mit dieser �u�erung �berein.

Leia Organa Solo begriff sehr wohl, dass selbst inschwierigen Zeiten bestimmte protokollarische Gege-benheiten nicht verletzt werden durften. Sie konnte denPalast nicht betreten, ohne der regierenden K�nigin ihreAufwartung zu machen.

Am Tor nannte sie ihren Namen und wurde rasch zu

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Teneniel Djos R�umlichkeiten gef�hrt. Die uniformier-ten Wachen brachten sie allerdings in ein Schlafgemachund nicht in ein Empfangszimmer. Einen Moment langerkannte Leia die Frau nicht, die sich unsicher von ei-nem Stuhl erhob, um sie zu begr��en.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Teneniel Djo als junge Fraunach Hapes gekommen war, hatte man in ihr einen ko-mischen Kauz gesehen: eine aufrechte Kriegerin unterintrigierenden Patriziern, eine Frau von bescheidenemAussehen in einem Land, dessen Menschen f�r ihreSch�nheit ber�hmt waren. Schon durch ihre st�mmigeFigur hob sie sich von den eleganten Hapanern ab, zu-s�tzlich auch noch durch ihre F�higkeit, die Machtwahrzunehmen und zu benutzen. Leia f�hlte sofort,dass diese Gabe fast restlos verschwunden war.

Teneniel Djos rotbraunes Haar war stumpf und d�nn,ihre Haut hatte einen ungesunden fahlen Ton. Die K�ni-gin war deutlich zu mager. Ihren dunkel ger�nderten Au-gen mangelte es an Ausdruck. Die st�ndigen Intrigen amhapanischen Hof mussten die Dathomiri-Kriegerin lang-sam vergiftet haben. Leia vermutete, die Niederlage beiFondor und der Verlust des ungeborenen Kindes hattenihr den Rest gegeben.

Sie umarmten sich behutsam. Teneniel Djo schob Leiaauf Armesl�nge von sich und betrachtete sie resigniert.�Du wurdest ausgew�hlt?�

Leia z�gerte und wusste nicht recht, was sie antwortenoder fragen sollte. �Ich bin mit den Fl�chtlingen nachHapes gekommen�, sagte sie und hielt diese Richtungf�r so sicher wie jede andere. �Han und ich planen, inK�rze abzureisen.�

Keine dieser Informationen l�ste eine Reaktion in denAugen der K�nigin aus. �Tenel Ka hat den Ring.�

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�Nat�rlich�, stimmte Leia zu.Die kleine Frau wandte sich ab und starrte leer in den

Garten. Leia versuchte einige Male, Teneniel Djo in einGespr�ch zu verwickeln, doch nichts durchdrang denseltsamen Nebel, der die andere Frau einh�llte.

Schlie�lich gab sie auf und verlie� leise den Raum. Sie'schloss die T�r hinter sich und nickte den beiden Wa-chen davor zu. Die erwiderten ihren Gru�, doch bemerk-te Leia die gereizte Miene des einen. Sie folgte seinemBlick, der �ber ihre Schulter hinwegging.

Ein junger Mann schlenderte auf sie zu, gekleidet indie hellroten Farben des K�nigshauses, und sein Gesichtzeigte extreme Selbstzufriedenheit. Er verneigte sichextravagant.

�Welche Ehre, Prinzessin Leia. Ta'a Chume m�chtemit Ihnen sprechen.�

So, wie er sprach, konnte Leia nicht unterscheiden, obdie Ehre ihm oder ihr galt. �Und Sie sind?�

�Trisdin Gheer, Begleiter von Ta'a Chume.�Die beiden Wachen err�teten heftig. Leia sp�rte so-

wohl Zorn als auch Verlegenheit bei ihnen und verstandnun, dass sie gerade beleidigt worden war. Offensicht-lich war es eine Kr�nkung, den Liebhaber zu schicken.

Damit blieben Leia zwei M�glichkeiten: Sie konntedie Beleidigung ignorieren und so tun, als kenne sie diehapanischen Gepflogenheiten nicht, oder sie konntedarauf eingehen und sich ungn�dig zeigen. Ta'a Chumewar heute in selten guter Form, schien es.

�Botschafter Gheer�, sagte sie freundlich, doch mit ei-ner gewissen Sch�rfe. �Sie m�ssen verzeihen — Ihr Nameist mir nicht gel�ufig. Ich habe ihn weder in den diplo-matischen Verzeichnissen gesehen noch eine Rede vonIhnen vor dem Senat geh�rt. Vielleicht sind Sie neu in

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Ta'a Chumes Diensten?�Das Grinsen verging ihm. �Ich bin erst k�rzlich Mit-

glied ihres Haushalts geworden.��Nun, gewiss werde ich Sie dann in der n�heren Zu-

kunft h�ufiger sehen. Ta'a Chumes diplomatische Be-dienstete scheinen stets rasch zu wechseln.� Sie l�chel-te. �Gehen wir?�

Die stille Heiterkeit der Wachen folgte ihr durch denGang. Trisdin ging schnellen Schrittes voraus und mach-te keinen weiteren Versuch, eine Unterhaltung zu begin-nen. Er lieferte sie in einem kleinen Empfangszimmer abund stolzierte dann davon.

Ta'a Chume erhob sich, um Leia zu begr��en, undmachte keinerlei Bemerkungen �ber Trisdin. �Es war gutvon Ihnen, Teneniel Djo zu besuchen. Eine traurige Ge-schichte, nicht wahr?�

�Die Zeiten sind hart�, meinte Leia.�Aber es gibt stets diejenigen, die gr��ere B�rden mit

W�rde tragen, wie zum Beispiel Sie.� Die �ltere Frauneigte den Kopf. �Ich m�chte Ihnen mein aufrichtigesBeileid zum Verlust Ihrer S�hne aussprechen.�

�Anakin ist gestorben�, entgegnete Leia, w�hrendkurz die Erinnerung an die feierliche Bestattung in ihrhochkam, die in der letzten Nacht stattgefunden hatte,und an die reinigende Wirkung, die das Gef�hl bei ihrhinterlassen hatte, dass ihr Sohn zur Macht zur�ckge-kehrt war. �Jacen wird lediglich vermisst.�

�Nat�rlich�, sagte Ta'a Chume glattz�ngig und ohneinnere �berzeugung. �Sie m�ssen gro�en Trost in IhrerTochter finden. Ich w�nschte, Teneniel Djo w�re in derLage gewesen, ihrer Tochter ein solches Pflichtgef�hl zuvermitteln, aber das ist vielleicht das geringste der Ver-s�umnisse der K�nigin. Doch genug von den hapani-

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schen Sorgen. Ich nehme an, Sie w�rden Jaina gern se-hen.� Sie trat in den Gang hinaus. Leia gesellte sich ihran die Seite.

�Haben Sie eine Idee, welche Pl�ne Jaina f�r die Zu-kunft schmiedet?�, fragte Ta'a Chume.

In Leias Hinterkopf schrillten Warnsensoren. �Wieweit kann man in solchen Zeiten schon in die Zukunftplanen?�, erwiderte sie. �Unsere Anstrengungen richtensich doch zun�chst einmal darauf zu �berleben. Jaina isteine J�ger-Pilotin, und zwar eine au�ergew�hnliche. ImAugenblick erfordert das ihre gesamte Aufmerksam-keit.�

�Vermutlich ist sie Staffel-Kommandantin?��Nein. Sie geh�rt zum Renegaten-Geschwader und ist

dort gl�cklich. Die meisten Kommandanten sind Legen-den.�

�Ohne Zweifel arbeitet sie gerade an ihrer eigenen.Der Krieg l�sst Legenden erstehen, wenn er schon sonstnichts zustande bringt.�

�Woher r�hrt dieses pl�tzliche Interesse an meinerTochter?�

Die K�nigin breitete die H�nde aus. �Ich habe meinen�ltesten Sohn verloren, und wie Sie wissen, ist Isolderzutiefst in diesen Konflikt verwickelt. Es ist viel schwie-riger, mit anzusehen, wie unsere Kinder k�mpfen, alssich selbst der Gefahr auszusetzen.�

Es erschien Leia eigenartig, dass Ta'a Chume zu ihrsprach, als seien sie gleichaltrig. Zuvor hatte sie sich im-mer bem�ht, Leias relative Jugend und ihren unterge-ordneten Status zu betonen.

�Jaina ist kein Kind mehr�, sagte Leia. �Und Isolderauch nicht.�

Ta'a Chume kniff am�siert die Augen zusammen. �Sie

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haben diese Bemerkungen in der richtigen Reihenfolgeausgesprochen. Isolder hat viele Qualit�ten, aber derPfad zur Weisheit ist f�r M�nner weiter. Keine Frau fin-det einen gleichwertigen Partner in einem Mann, der dasgleiche Alter hat.�

�Interessante Ansicht.��Eine, die Sie offensichtlich mit mir teilen. Han Solo

ist mehrere Jahre �lter als Sie, nicht wahr?��Er hat einen fliegenden Start auf diesem Weg zur

Weisheit erwischt�, gab Leia trocken zur�ck.Sie traten aus dem Hauptgeb�ude des Palastes in den

hellen Sonnenschein. Ta'a Chume deutete mit dem Kopfauf einen geschlossenen Landspeeder, ein Fahrzeug, dasgr��er als gew�hnlich war und neben dem ein gut be-waffneter Fahrer wartete.

�Jaina wird gewiss im Bereich der k�niglichen Lande-buchten arbeiten. Es ist zwar auch zu Fu� nicht weit,doch w�re ich froh, wenn Sie mir diese Vorsichtsma�-nahme gestatten.� Ihre Augen wurden d�ster. �Erst ges-tern hat ein Attentat auf Prinz Isolder stattgefunden, undzwar innerhalb des Palastes.�

Leia bedankte sich bei der K�nigin und stieg in das ge-panzerte Fahrzeug. Dieses erhob sich in die Luft undglitt in Richtung Hafen davon - viel zu langsam f�r Lei-as Unruhe. Obwohl Fl�chtlingslager durchaus Gefahrenbargen, hoffte sie, ihre Tochter dazu �berreden zu k�n-nen, den Palast zu verlassen und bei ihnen zu wohnen.

Sie fand Jaina in diesem stein�hnlichen Schiff, wo sievorsichtig an einer kleinen, gekerbten Kugel herumsto-cherte.

�Ein vertrauter Anblick�, merkte Leia l�chelnd an.�Du bastelst an einem Schiff herum.�

Jaina schob die kleine Kugel zur Seite. �Nichts funk-

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tioniert so, wie es sollte�, beschwerte sie sich. �KeineDr�hte, keine Schaltkreise, keine Kabel. Was m�chtestdu?�

Leia legte die Finger an die Schl�fen und tat, als w�r-de ihr schwindelig werden. �Welch rasanter Themen-wechsel.�

�Mom�, sagte Jaina m�de. �Spuck es einfach aus.��Also gut. Prinz Isolder hat mich besucht.� Sie erz�hl-

te in knappen Worten, wor�ber er sich Sorgen machte.�Die Yuuzhan Vong versuchen, alle Jedi zusammen-

zutreiben�, erinnerte Jaina sie. �Meine Situation istnicht schlimmer als vorher. Eigentlich mache ich mirmehr Sorgen um dich.�

�Um mich?� Leia sah sie best�rzt an, dann wurde ihreMiene leer. �Ich verstehe. Du hast von meiner Reaktionauf Anakins Tod geh�rt. Ich habe gesp�rt, wie er dahin-gegangen ist, und in mir ist etwas zerbrochen. Ohne dei-nen Vater h�tte ich den Weg zur�ck vielleicht nicht ge-funden. Er war f�r mich wie ein Fels in der Brandung.�

�Wie du f�r ihn, als Chewbacca gestorben ist. Scheintmir, ihr seid quitt.�

Leia l�chelte schwach. �H�ngt davon ab, wer z�hlt.Aber wir sprachen gerade von dir.�

�Auch nicht gerade ein eleganter Wechsel, Mom.��Soll ich ganz offen sprechen?�, fragte Leia. �Ich kann

dich nicht durch die Macht f�hlen. Ich sp�re, wenn duin der N�he bist, mehr aber auch nicht.�

Jaina seufzte. �Nimm es nicht pers�nlich. Ich schirmemich ab. In der letzten Zeit sind einige Dinge passiert,die ich nicht mit denen teilen m�chte, die ich mag, undschon gar nicht mit denjenigen, die ich verachte.�

�Das ist eine Menge, um es allein zu tragen�, sagteLeia und lie� eine vorsichtige Einladung in ihrer Stim-

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me mitschwingen.Die junge Frau zuckte mit den Achseln.Leia wollte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter le-

gen, entschied sich dann jedoch anders. �Also. Erz�hlmir ein bisschen �ber dieses Schiff.�

Jaina wirkte angesichts des erneuten Themenwech-sels erleichtert. �Wir fangen gerade erst an, die Techno-logie der Yuuzhan Vong zu verstehen. Ich habe alle In-formationen �ber dieses Blockierger�t gesammelt, dasDanni Quee bei Coruscant eingesetzt hat.�

�Wie ich es verstanden habe, handelt es sich dabei umeine Art Transmitter, der effektiv die Signale st�rt, dieder Yammosk aussendet.�

�Das stimmt. Yammosks kommunizieren �ber Gedan-ken. Die zu blockieren ist schwierig. Der Zerhacker istein Ger�t, das dem Yammosk das Denken erschwert.Eine kleine, aber extrem starke Kom-Einheit wird an ei-nem Geschoss befestigt und an dem Rumpf des Schiffesmit dem Yammosk angebracht. Ich habe geh�rt, DannisTeam habe gro�e Mengen von diesen Ger�ten hergestellt,um sicherzustellen, dass eins von ihnen die Schildano-malit�ten durchdringt und sich festsetzen kann. DieKom-Einheiten waren so eingestellt, dass sie ein Signalmit extrem hoher Frequenz empfangen, welches wiede-rum eine Vibration im Schiff erzeugt, die der Yammosknicht ignorieren kann.�

�Und auf diese Weise hast du die Verbindungskapazi-t�ten dieses Schiffes blockiert?�

�Nein, da gibt es einen wichtigen Unterschied�, er-kl�rte Jaina. �Die Yuuzhan-Vong-Schiffe kommunizie-ren mit ihren Piloten �ber Gedanken, diese wiederummit ihren Kommandanten �ber Villips. Der Yammoskkoordiniert das alles. Obwohl der Yammosk mithilfe

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mentaler Projektion kommuniziert, trifft ein gro�er Teilder hereinkommenden Informationen �ber andere Wegeein. Der Yammosk verfolgt die einzelnen Schiffe �berihre Schwerkraftsignaturen.�

�Und weiter?�, dr�ngte Leia.�Schwerkraftsignaturen�, wiederholte Jaina. �Die

Raumfahrttechnologie der Yuuzhan Vong basiert auf derManipulation der Schwerkraft. Kleine Gravitationsfluk-tuationen liefern die Bewegungsenergie. Die Schiffe be-wegen sich nicht nur durch die Verwendung der Gravi-tation, auch Schilde und die Navigation greifen daraufzur�ck. Es ist ein unglaublich ausgekl�geltes System,wie ein Schiff Informationen �ber seine Umgebung sam-melt. Und jedes Yuuzhan-Vong-Schiff kann von anderendurch feine Unterschiede im Muster der Gravit�ts-schwankungen identifiziert werden. Das nenne ichSchwerkraftsignatur. Da es sich bei diesen Schiffen umLebewesen handelt, sind ihre Signaturen wie Fingerab-dr�cke, von denen sich keine zwei gleichen. Das zu tes-ten, hatte ich noch keine Gelegenheit, aber die bekommeich schon.�

�Das klingt nach einem gef�hrlichen Projekt.��Sicherlich, aber �berleg dir nur, wie n�tzlich diese In-

formation f�r uns w�re! Im Augenblick k�nnen wir ihreYammosk-Signale blockieren - zumindest so lange, bisdie Gestalter eine M�glichkeit gefunden haben, dieHochfrequenzst�rungen zu umgehen. Stell dir vor, wasw�re, wenn wir die Signale nicht nur blockieren, sondernstattdessen sogar Fehlinformationen schicken k�nnten!�

�Und hier kommt die Trickster ins Spiel�, murmelteLeia.

Jainas Augen leuchteten auf. �Du hast es erfasst.�Leia betrachtete ihre Tochter nachdenklich. �Wie

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willst du das erreichen?��Ich arbeite noch daran�, gab Jaina zu. Ihr Blick ging

zu Lowbacca, der �ber etwas hockte, das wie ein riesigerVillip aussah.

�Dann will ich dich nicht l�nger davon abhalten.�Sie packte die Hand ihrer Mutter, als diese sich zum

Gehen wandte. �Danke, Mom.��Wof�r?��Du hast Kyp Durron nicht mitgebracht.�Leias L�cheln wirkte h�misch. �Ich h�tte auch nie ge-

glaubt, dass du ernsthaft seine Sch�lerin werden woll-test. Als dein Vater in Kyps Gegenwart erw�hnte, duwolltest nicht zu Anakins Bestattung kommen, ist er mitdem Zartgef�hl eines rachs�chtigen Gamorreaners aufdie Suche nach dir gegangen. Ich hatte schon angenom-men, die Bemerkung, du wolltest seine Sch�lerin wer-den, sei als Stichelei in seine Richtung gemeint, wegenseiner Plumpheit.�

�So ungef�hr�, sagte Jaina abwesend. �Hat sich Dadaufgeregt, weil ich beinahe nicht zu Anakins Bestattunggekommen w�re?�

�Da ich fast einen Bet�ubungsstock benutzen musste,um ihn zu Chewbaccas Gedenkfeier zu treiben, glaubeich, hat er dich recht gut verstanden. Wenn du es nurselbst verstehst.� Sie wollte noch etwas hinzuf�gen, �n-derte jedoch ihre Meinung. �Ich hatte gehofft, dich mitins Lager zur�ckzunehmen, aber daraus wird wohlnichts. Du hast hier zu tun. Pass gut auf dich auf.�

Jaina versprach das und hielt ihren ungeduldigenSeufzer zur�ck, bis das harte Klacken von Leias Schrit-ten nicht mehr zu h�ren war. Sie nahm den Villip undsetzte ihre Versuche fort, ihn einzustellen.

Ein Klopfen am offenen Portal lenkte sie ab. Sie mur-

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melte eine Verw�nschung und stampfte zur T�r. Im ers-ten Moment war sie verwirrt, weil es sich bei dem Besu-cher um Jag handelte.

�Ich wollte mich entschuldigen�, sagte er ohne Einlei-tung.

Jaina verschr�nkte die Arme. �Sch�n, aber beeilen Siesich. Ich habe zu tun.�

�Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt zuzuh�-ren.�

Sie zog die Augenbrauen hoch. �Dann hoffe ich, dassIhr Zeitplan nach hinten viel Platz hat, denn Sie werdenhier bestimmt eine ganze Weile stehen. Ich habe nichtsFalsches getan.�

�Sie haben ganz absichtlich versucht, einen Streit zuprovozieren.�

�Ach ja?�Er starrte sie einen Augenblick an und strich sich mit

der Hand durch das kurze schwarze Haar. �Wie kommteine alderaanische Prinzessin an eine solche Tochter?�

Jaina geriet in Wut. �Wollen Sie die kurze Antwort,oder muss ich es Ihnen detailliert mit Grafiken und Dia-grammen erkl�ren?�

Auf Jags Wangen zeigten sich rote Flecken. �Das habeich nicht gemeint, wie Sie sich ja denken k�nnen.�

Seine Verunsicherung war eigenartig befriedigend.Wenn es ein Fechtkampf gewesen w�re, h�tte Jaina die-sen Punkt f�r sich verbuchen k�nnen. Da sie den Sieg inder Luft liegen sah, langte sie in die Macht und betrach-tete die Emotionen, die sie von der starken Pr�senz desjungen Mannes auffing. Er war ver�rgert, mehr als nurein wenig verlegen, und nicht ganz sicher dar�ber, wel-che Absicht ihn hergef�hrt hatte.

Unsicherheit, entschied sie. Von allen Emotionen, die

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sie bei Jag Fei sp�rte, machte ihm diese die gr��tenSchwierigkeiten. Also stellte sie sich einen dicken Nebelvor und schickte ihn mit einem mentalen Schubs zu ihmhin. Er runzelte die Stirn und blickte sich konfus um.

�Warum sind Sie hier, Jag?�, fragte sie, um das Messernoch einmal in der Wunde umzudrehen.

Er erlangte rasch die Fassung zur�ck. �Tenel Ka hatmir gesagt, Sie w�rden mit Kyp Durron trainieren. DaKyp unter meinem Kommando fliegt, kann ich dann an-nehmen, dass Sie in die Vanguard-Staffel eintreten?�

�Tenel Ka war nicht richtig informiert. Und Sie auchnicht, wenn Sie denken, Kyp w�rde f�r irgendwen ir-gendetwas tun, das ihm nicht passt.�

Er betrachtete sie lange. �Angenommen, Sie habenRecht, dann bekomme ich den Eindruck, Kyp sei nichtder Einzige, der eine Art Spiel treibt.�

�Und gewinnt�, f�gte sie selbstgef�llig hinzu.�Da Ihnen diese Vorstellung solche Befriedigung zu

verschaffen scheint, hoffe ich, die Regeln k�nnen f�r So-lit�r angepasst werden.� Er verneigte sich tief und �u-�erst f�rmlich und ging mit gro�en Schritten davon.

Zu ihrer eigenen �berraschung grinste Jaina wie einwohl gen�hrter H�tt. Dem Chiss-Kommandanten einenK�der hinzuwerfen war das Erste, was ihr seit einigerZeit richtige Freude bereitete. Und seinen R�ckzug zubeobachten war aus mehr als einem Grund befriedigend.Jag Fei geh�rte zu diesen Leuten, die aus jeder Perspek-tive gut aussehen.

Sie sp�rte, wie sich Lowbacca n�herte. Er stellte sichneben sie und knurrte eine Frage.

�Ich habe nichts gegen Jag Fei�, meinte sie. �Ich habeviel Spa� mit ihm, ob er nun m�chte oder nicht.�

Lowbacca machte eine absch�tzige Bemerkung �ber

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ihre Art von Spa�.Ihre gute Laune tr�bte sich, als sie die Quelle von

Lowbaccas Sorge empfing. �H�r auf damit�, fauchte sie.�Ich bin nicht in der Stimmung f�r weiteres Gerede �berdie dunkle Seite.�

Sie drehte sich um und ging ins Schiff. Der Wookieerunzelte die pelzige Stirn verwundert, w�hrend er �berden Ausbruch seiner Freundin nachdachte. Sein OnkelChewbacca hatte ihn oft davor gewarnt, dass die Men-schen dazu neigten, ihre Angelegenheiten komplizierterzu machen, als es sein musste.

Und nach dem, was sich zwischen Jaina Solo und demschwarzhaarigen Piloten abspielte, stimmte Lowbaccadem gern zu.

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19�Ich glaube, wir haben diese Monstrosit�t von Sith-Brutendlich dazu gebracht, sich aufzurichten und guten Tagzu sagen�, murmelte Jaina und starrte fasziniert den Vil-lip an, den sie nun eingestellt hatten.

Ihr eigenes Abbild starrte sie an, ein wenig verzerrt,wie sie vielleicht durch dichten Nebel und nach einigenGl�sern corellianischen Brandys aussehen w�rde. DieLippen bewegten sich synchron zu ihren, und die Stim-me, die tiefer, rauchig und ein wenig bedrohlich klang,sprach im pr�zisen Duett mit ihrer eigenen. Jaina sah zuLowbacca hoch und grinste. Das Wesen der YuuzhanVong machte aus dieser Miene ein finsteres Gesicht.

Jaina blinzelte. �Super. Hoffen wir, die Yuuzhan Vongsehen mich auch so�, sagte sie zu Lowbacca und deute-te mit dem Kopf auf den Villip.

Der Wookiee blickte vom Spiegelbild zum Originalund neigte fragend den Kopf. Er zuckte mit den Schul-tern, da er offensichtlich keinen Unterschied feststellte.

Davon f�hlte sich Jaina nicht beleidigt, denn die Woo-kiees nahmen Menschen f�r gew�hnlich eher �ber denGeruch wahr. Sie strich mit der Hand �ber den Villip.Als er sich zu einem formlosen Knubbel umst�lpte,stand sie vom Tisch auf und reckte sich.

�Machen wir morgen weiter. Ich habe noch einige Vor-bereitungen zu treffen, ehe wir die n�chsten Schritte an-gehen.�

Lowbacca legte den Kopf erneut schief und stellte

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murrend eine Frage.�Ich erz�hle es dir morgen fr�h�, sagte sie, w�hrend

sie aufstand. �Warum schl�fst du nicht ein bisschen undpackst deine Ausr�stung zusammen. Wenn alles klappt,brechen wir morgen sehr fr�h auf. Auf einem vollst�ndigmechanischen Schiff�, f�gte sie hinzu, da sie wusste,welche Frage der Wookiee als N�chstes stellen w�rde.�Aus Metall und Keramik und mit Computern und alldiesen h�bschen Abscheulichkeiten.�

Der Wookiee knurrte zufrieden und nahm den umge-st�lpten Villip. Jaina klopfte ihm liebevoll auf die Schul-ter und eilte dann aus der Andockbucht zu ihrem Zim-mer im Palast. Schlie�lich konnte sie sich in einem ge-flickten Mechanikeroverall wohl kaum der fr�heren K�-nigin von Hapes pr�sentieren, wenn sie diese um einenGefallen bitten wollte. Ta'a Chume hatte bereits Bemer-kungen �ber Jainas Erscheinungsbild gemacht, und eskonnte nicht schaden, der �lteren Frau zu demonstrieren,dass sie sich ihren Ratschlag zu Herzen genommen hatte.

Sp�ter, nachdem sie sich gewaschen und geschminktund in ein geliehenes hapanisches Kleid gezw�ngt hatte,machte sich Jaina auf die Suche nach Ta'a Chume. EineAudienz zu erhalten war leichter, als sie erwartet hatte -die ersten Palastdiener, die sie fragte, f�hrten sie direktzur Residenz der fr�heren K�nigin.

W�hrend Jaina den Dienern durch die gl�nzendenMarmorhallen folgte, dachte sie �ber die Bedeutungnach, welche die Reaktion der Diener hatte. Ta'a Chumewar vielleicht nicht die regierende K�nigin, trotzdemhatte sie sicherlich viel zu tun. Die Diener w�rden Jainanicht ohne Weiteres zu ihrer Herrin bringen, es sei denn,diese hatte ihnen eine entsprechende Anweisung gege-ben.

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Ja, Ta'a Chume f�hrte definitiv etwas im Schilde.Ein erwartungsvolles L�cheln huschte �ber Jainas Ge-

sicht, und sie f�hlte sich ein wenig so wie in dem Au-genblick, wenn sie ihren X-Fl�gler f�r eine Mission auf-w�rmte.

Diese Analogie erschien ihr noch immer passend, alssie Ta'a Chumes Gem�cher betrat. Jaina erkannte einenKommandoposten, wenn sie einen sah, auch wenn er indiesem Falle mit Seide, Pracht und Kunst ausgestattetwar.

Die �ltere Frau sa� anmutig auf einem kleinen Sofaund war von ungef�hr einem Dutzend Leute umgeben.Manche trugen die Uniformen der k�niglichen Wache,andere kritzelten Notizen auf kleine Datenbl�cke. Die-ner huschten leise im Zimmer umher und brachten, waserforderlich war, ehe es verlangt wurde. Einer nahm Jai-na das Cape von den Schultern und deutete mit einemNicken an, sie m�ge vortreten.

Jaina hob das Kinn und trat in den Raum. Ta'a Chumebemerkte sie und blickte zu einem w�rdevollen Diener.

Anscheinend handelte es sich dabei um ein Zeichen,das den Anwesenden sehr gut bekannt war, denn alleverneigten sich tief und verlie�en sofort den Raum. Alleau�er einem, einem �u�erst gut aussehenden blondenjungen Mann, den Jaina, wie sie sich erinnerte, bei demPalastbankett vor zwei Tagen gesehen hatte und der sichnie weit entfernt von der fr�heren K�nigin aufhielt. Erschenkte ihr ein langes L�cheln und ging zu einem Bei-stelltisch, um eine Flasche Wein und drei Kelche zu ho-len.

Ta'a Chume nahm ihren roten Schleier ab und l�chel-te Jaina an. �Sie sehen sehr h�bsch aus, meine Liebe,ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht viele jun-

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ge Leute sind bereit, einen Ratschlag anzunehmen. UndSie kommen zu einem exzellenten Zeitpunkt, denn ichwollte gerade eine Pause machen, um mich zu erfri-schen. Sicherlich leisten Sie mir Gesellschaft?�

Jaina setzte sich auf den angebotenen Platz und nahmdas Glas, in dem sich eine goldene Fl�ssigkeit befand.Kleine funkelnde Flecken wirbelten durch den moussie-renden Wein. Sie nippte zaghaft daran.

�So nicht�, widersprach der junge Mann l�chelnd.�Ich zeige es Ihnen.� Er setzte sich neben Jaina und um-fasste mit beiden H�nden die ihre, in der sie den Kelchhielt. �Man muss ihn schwenken, so�, sagte er und be-wegte ihre Hand langsam im Kreis. �Die Kunst bestehtdarin, ihn sanft zu wecken und ihm W�rme einzuhau-chen. Nur dann enth�llt sich die S��e.�

Jaina starrte ihm einen Moment lang benommen in dasGesicht, das ihr zu nah und zu h�bsch war. Ihr erster Im-puls war, in schallendes Gel�chter auszubrechen — siehatte in Mos Eisley schon bessere und �berzeugendereVorstellungen von Stra�enschauspielern gesehen. EinBlick zu Ta'a Chume brachte sie zu der Einsicht, dass La-chen nicht sehr weise w�re. Die �ltere Frau beobachtetesie mit einem d�nnen L�cheln.

Also stellte Jaina den Becher auf den Tisch und befrei-te ihre Hand. �Danke, aber f�r diese Art Getr�nk habe ichnie eine Leidenschaft entwickelt.�

Ein kurzes Zucken von Ta'a Chumes Lippen verrietihr, dass sie mit dieser vagen Zur�ckweisung den richti-gen Ton getroffen hatte. �Hat man Ihnen Trisdin schonvorgestellt?�

�Direkt noch nicht�, sagte Jaina. Sie schenkte demjungen Mann ein s��es und ganz offensichtlich falschesL�cheln. �Aber ich habe das starke Gef�hl, wir w�ren

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uns schon einmal begegnet.�Ta'a Chume kicherte. �Ich nehme an, das gleiche Ge-

f�hl wird er auch haben. Danke, Trisdin. Das w�re dannalles im Moment.�

Der H�fling erhob sich, und auf seinem h�bschen Ge-sicht lie� sich keine Spur finden, ob er sich beleidigtf�hlte. Doch w�hrend er hinausging, sp�rte Jaina eindunkles Gef�hl von ihm - nicht gerade Zorn, sonderneher tiefe Niedergeschlagenheit.

Sie drang ein wenig weiter vor und f�hlte eine Hinter-h�ltigkeit, die weit �ber das hinausging, was man beidieser oberfl�chlichen Person erwartet h�tte. Zum erstenMal empfand sie ein gewisses Interesse f�r den jungenMann, und forschend schaute sie ihm hinterher, als eraus dem Zimmer schwebte.

�Trisdin ist eine wahre Zierde, aber er verdient IhreAufmerksamkeit nicht�, sagte Ta'a Chume mit mildemVorwurf. �Und gerade haben Sie ihm das bewunderns-wert deutlich gemacht.�

Jaina sah die K�nigin an. �Lassen Sie ihn �berwa-chen?�

�Nat�rlich. Warum fragen Sie?��In ihm geht mehr vor, als man von au�en sieht und

als man sehen m�chte.� Sie sch�ttelte den Kopf. �Ichkann allerdings nichts Genaueres sp�ren.�

�Interessant�, meinte Ta'a Chume. Sie stellte ihrenKelch neben Jainas. �Nun, was m�chten Sie mit mir be-sprechen?�

�Es geht um die Piraten, die f�r das Gerichtsverfahrennach Hapes gebracht wurden�, begann sie. �Ich fragemich, ob ich wohl einen oder zwei von ihnen verh�rend�rfte. Privat.�

Die K�nigin zog die braunen Augenbrauen hoch. �Zu

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welchem Zweck?��Dazu m�sste ich ein wenig ausholen�, wich Jaina aus.�Zuf�llig habe ich den ganzen Nachmittag Zeit.�Jaina nickte. �Vor einigen Monaten sind Jacen und

mein Onkel Luke auf einer gemeinsamen Reise �ber einLager der Yuuzhan Vong gestolpert, in dem sich Sklavenvieler Spezies aufhielten. Die Vong hatten diesen Skla-ven eine kleine korallen�hnliche Kreatur eingepflanzt,eine Art Ger�t zur Gedankenkontrolle, das die individu-elle Pers�nlichkeit auffra�. Gl�cklicherweise konnteLuke diese Wesen entfernen, ehe sie Schaden anrichte-ten, und so blieb bei den Sklaven nur eine kleine Narbehier.� Jaina hielt inne und ber�hrte ihr Gesicht unterdem Wangenknochen.

�Von diesen Implantaten habe ich geh�rt. Fahren Siefort.�

�Auf Yavin 4 hatten die Sklaven Implantate, die nichtso sehr mit dem K�rpergewebe verwuchsen. Vielleichtfanden die Yuuzhan Vong, geistlose Sklaven w�ren dieM�he nicht wert, im Gegensatz zu jenen, bei denen einRest der Pers�nlichkeit erhalten geblieben ist. Auf Garqiwurden die Sklaven zum K�mpfen gezwungen. Soweitich es sagen kann, handelt es sich bei diesen Implantatenjeweils um Variationen desselben Stammes.�

Ta'a Chume nickte nachdenklich. �Und falls dieYuuzhan Vong diese Wesen f�r bestimmte Zwecke mo-difizieren k�nnen, warum nicht auch Sie?�

�Das habe ich mir auch gedacht�, stimmte Jaina zu.�Wenn die gefangenen Piraten Implantate eingesetzt be-kommen haben — und darauf w�rde ich wetten —, w�rdeich diese gern entfernen und ver�ndern lassen.�

�Ein exzellenter Einfall bis dahin. Sie werden sichohne Zweifel Gedanken �ber das damit einhergehende

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Problem gemacht haben: Wenn diese Wesen eine menta-le Verbindung zwischen den Yuuzhan Vong und denSklaven herstellen, werden die Yuuzhan Vong dann dieVer�nderungen nicht bemerken?�

�Schwer zu sagen. Die Yuuzhan Vong k�nnen denSklaven mental �bermittelte Befehle erteilen, aber sieverm�gen offensichtlich nicht die Gedanken der Skla-ven zu lesen. Wenn sie es k�nnten, w�re Anakin nicht f�-hig gewesen, ihre Basis auf Yavin 4 zu infiltrieren.

Andererseits�, fuhr sie fort, �gibt es Varianten bei denImplantaten, und es ist schwierig zu sagen, wozu diese inder Lage sind und wozu nicht. Ich muss eben sicherstel-len, dass sie keine Informationen �bertragen k�nnen.�

�F�hlen Sie sich denn imstande, das zu schaffen?�Jaina l�chelte die K�nigin k�hl an. Dann nahm sie ihr

Glas und blickte zur T�r. Durch die Macht schickte sieeinen starken Impuls zu der Pr�senz, die sie hinter derT�r sp�rte.

Trisdin trat sofort darauf ein und verriet auf diese Wei-se, dass er gelauscht hatte. Ta'a Chumes Blick wurde ei-sig.

Der H�fling ging zu Jaina, setzte sich neben sie undlegte seine H�nde um die ihren und das Glas, das siedarin hielt.

�So nicht�, belehrte der junge Mann sie l�chelnd. �Ichzeige es Ihnen. Man muss ihn schwenken, so. Die Kunstbesteht darin, ihn sanft zu wecken und ihm W�rme ein-zuhauchen. Nur dann ...�

�Enth�llt sich die S��e�, unterbrach ihn Ta'a Chumekalt. �Danke, Trisdin. Einmal war mehr als genug. Undlass die T�r angelehnt, wenn du gehst. Ich m�chte deineSchritte h�ren, wenn du dich entfernst. Und zwar raschentfernst�, f�gte sie spitz hinzu.

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Er warf der K�nigin einen verwirrten Blick zu und er-hob sich wie befohlen. Einen Moment lang lauschten diebeiden Frauen, wie der H�fling hinausging. Ta'a Chumewandte sich Jaina zu und be�ugte sie mit offenem Res-pekt. �Sie haben mir unmissverst�ndlich klar gemacht,worauf Sie hinauswollen.�

�Zu gut�, sagte Jaina trocken. �Ich wollte aus seinemGed�chtnis alles streichen, was er mit angeh�rt hat, aberanscheinend habe ich ihn ein St�ck zu weit zur�ckge-spult. Wie Sie schon gesagt haben, war dieser Trick mitdem Weinglas der Wiederholung nicht wert.�

�Trotzdem, h�chst beeindruckend�, gr�belte Ta'aChume. �Was k�nnten solche F�higkeiten einer K�niginnutzen.�

Jaina schoss ein Bild durch den Kopf, wie Ta'a Chumeals Jedi aussehen w�rde. So rasch wie m�glich verbann-te sie es. �Ich muss wissen, wozu diese Kommunikati-onsger�te der Yuuzhan Vong in der Lage sind. Die Pira-ten, das kann ich Ihnen versprechen, werden sich hin-terher an nichts erinnern.�

�Warum sollte das wichtig sein, wenn sie doch im Ge-f�ngnis sind?�

�W�re es nicht, falls sie im Gef�ngnis w�ren.��Ich verstehe.� Ta'a Chume l�chelte schwach und zu-

stimmend. �Das klingt wie eine viel versprechende Me-thode, um Spione und Saboteure zu requirieren.�

�Ich werde nicht versuchen, die Loyalit�t der Piratenzu beeinflussen. Was ich will, ist Einsicht in die Techno-logie der Yuuzhan Vong. Wir verstehen sie noch zu we-nig, und dieser Mangel an Wissen ist ihre beste Waffe.Die Wissenschaftler der Republik haben intensiv nachAntworten gesucht, und sie haben durchaus Fortschrit-te gemacht. Diese Implantate k�nnten ein Schl�ssel

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sein, mit dem sich das R�tsel l�sen l�sst.�Dar�ber dachte die K�nigin nach. �Aber es mangelt

Ihnen am entsprechenden Fachwissen�, folgerte sieschlie�lich und traf erneut den Kern der Sache.

Jaina schnitt eine Grimasse und nickte. �Ich kann soungef�hr alles fliegen, was funktioniert, und alles repa-rieren, was nicht funktioniert - solange wir �ber ge-w�hnliche Fahrzeuge sprechen. Die Vong-Technologieverstehe ich nicht. Ich habe mich gefragt, ob man aufGallinore jemanden �berreden k�nnte, mir zu helfen.�

�Gallinore�, gr�belte Ta'a Chume. �Ja, das m�sste ge-hen.�

�Ich habe gelesen, viele der einzigartigen Wesen aufGallinore seien durch Genmanipulation entstanden�,fuhr Jaina fort. �Dementsprechend verf�gen die Wissen-schaftler dort in Hinsicht auf die Prozesse und Ziele derYuuzhan-Vong-Gestalter vermutlich �ber mehr Wissenals die Wissenschaftler der Neuen Republik.�

�Das m�chte ich auch meinen�, sagte Ta'a Chume.�Und sie haben au�erdem den Vorteil, keine Wissen-schaftler der Neuen Republik zu sein. Was sie entde-cken, k�nnen Sie der Republik mitteilen, wann immerSie m�chten und nachdem Sie Ihre eigenen Ziele er-reicht haben - oder auch nicht.�

Jaina sah der K�nigin einen Moment lang in die Augenund best�tigte die Bemerkung durch Schweigen.

Die �ltere Frau l�chelte. �Ich werde Ihnen die Schiffeund die Ausr�stung besorgen, die Sie f�r die Reise brau-chen, und dazu die notwendigen Empfehlungsschrei-ben. Wird Colonel Fei Sie begleiten?�

Jaina sch�ttelte den Kopf. Es f�hlte sich nicht richtigan, Jag in diese Sache hineinzuziehen.

�Tenel Ka wird sicherlich mitkommen. Sie ist eine

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hervorragende F�hrerin.�Die Jedi verzog das Gesicht. �Ich f�rchte, sie wird we-

der die Mission noch meine Methoden guthei�en.��Sie braucht ja nichts �ber die Gr�nde zu wissen.

Aber ich kann die Schwierigkeiten sehen, die auf Sie zu-kommen k�nnten, wenn Sie gezwungen sind, Ihre Pl�neheimlich und ohne Hilfe umzusetzen. Gibt es jemanden,dem Sie vertrauen und der pragmatischer an die Sacheherangeht als meine Enkelin?�

Sofort tauchte ein Bild vor Jainas innerem Auge auf -ein schlankes Gesicht, das von Silberstr�hnen durch-setzte schwarze Haar und gr�ne Augen, die lachten undt�uschten und bezwingend waren.

�Ich w�sste wohl jemanden�, sagte sie knapp. �Aberich bin keinesfalls sicher, ob ich ihm vertrauen kann.�

Drei M�nner hockten in der Gef�ngniszelle und warte-ten d�ster schweigend darauf, vor ein hapanisches Ge-richt gestellt zu werden. Noch immer trugen sie die roteKleidung wie an dem Tag, an dem sie diese Rancor-Prin-zessin an Bord geholt hatten. Eine Reihe �bler Prellun-gen und blauer Flecke gab Zeugnis vom unerwartet hef-tigen Widerstand der Jedi.

Leise Schritte hallten durch den Gang. Die M�nnerrichteten sich auf und wechselten misstrauische Blicke.Es war der Zeitpunkt, ihren Plan in die Tat umzusetzen.Die Flucht war riskant und ungewiss, die Alternative be-stand in einem kurzen Prozess und einer langsamenHinrichtung. Eine bessere Chance w�rden sie wohlnicht bekommen.

Ihr Anf�hrer erhob sich und stolzierte mit einer Hal-tung zur T�r, die seinen rebellierenden Magen leugnete.Vor nicht langer Zeit war Crimpler ein viel versprechen-

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der corellianischer Kickboxer gewesen - der bis dahinnie besiegt worden war und in dem Ruf stand, f�r seineGegner ein R�tsel darzustellen. Dann kam die Invasionder Yuuzhan Vong, er war zur hapanischen Flotte einge-zogen und in einen Kampf geschickt worden, der seinerMeinung nach nicht zu gewinnen war. Die Katastrophebei Fondor hatte nur best�tigt, was er l�ngst wusste.

Also war er desertiert und Pirat geworden, wobei ihmseine F�higkeit, die Schw�chen anderer zu finden undauszunutzen, geholfen hatte. Tenel Ka hatte er unter-sch�tzt, und das setzte ihm immer noch zu. Zum erstenMal verstand er die Anti-Jedi-Gef�hle der Ni'Korish-Fa-natiker unter ihnen. So, wie Crimpler die Sache betrach-tete, konnte man einen Kampf nicht gewinnen, wenn manden Gegner nicht durchschaute. Und aus diesem Grundw�rden die Yuuzhan Vong die Galaxis �bernehmen.

Der Mann, der die Zelle betrat, war in die Farben derPalastwache gekleidet, trug jedoch nicht die entspre-chende Uniform. Crimpler sch�tzte ihn mit einem ra-schen Blick ein - gro� und kr�ftig gebaut, aber keine Be-drohung. Muskeln, die durch pedantisches Training auf-gebaut waren, lie�en sich leicht erkennen, und f�r ge-w�hnlich waren sie nutzlos. Aus einiger Entfernungmochte man den Kerl f�r eine Wache halten, und ver-mutlich z�hlte er genau darauf. Wahrscheinlich ein At-tent�ter. Es w�re nicht das erste Mal, dass die k�niglicheFamilie den Prozess �bersprang und gleich zur Hinrich-tung schritt.

Crimpler setzte zu einem hohen Tritt an und zielte aufdie Nase des Mannes. Zu seiner �berraschung gelang esdem Kerl, den Unterarm zu heben und den Angriff abzu-blocken.

Er schob sich in die Zelle, trat von der offenen T�r fort

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und hob beschwichtigend beide H�nde.�Nicht ins Gesicht�, verlangte er. �Es muss nat�rlich

echt aussehen, aber lasst das Gesicht in Ruhe.�Zuvorkommend trat ihm Crimpler seitlich unter die

Rippen, und der Neuank�mmling klappte zusammen,ging auf die Knie und hob eine Hand, um anzuzeigen,dass es genug war.

Der Pirat sah die Sache anders. Er packte das blondeHaar des Mannes und riss den Kopf hoch. �Was soll daseigentlich? Was habt Ihr vor?�

Die Lippen seines Opfers bewegten sich lautlos einenMoment, w�hrend der Mann nach Atem schnappte. �Ihrsollt fliehen�, brachte er schlie�lich hervor. �Nehmt denTransporter, der vor dem Wachposten drau�en steht.Hier sind die Zugangs- und Startkodes.� Er klopfte aufeine kleine Tasche seines Hemdes.

Crimpler riss erneut an dem Haar. �Warum?��Ihr seid Ni'Korish�, sagte der Typ, als w�rde das al-

les erkl�ren.Und in gewisser Weise stimmte das. W�hrend der

Krieg immer n�her kam und auf dem Thron eine kr�n-kelnde K�nigin sa�, erlebte Hapes eine Bl�te der politi-schen Intrige. Die Anti-Jedi-Bewegung konnte einer ehr-geizigen Frau durchaus als Steigb�gelhalter auf ihremWeg zur Macht dienen, und Hapes mangelte es an sol-chen Frauen nicht. Crimpler fragte sich kurz, f�r welchedavon sein Gegen�ber arbeitete.

Seine Neugier erstarb schnell, und ebenso erging esauch der falschen Wache. Crimpler lie� die Leiche desMannes fallen und klopfte den K�rper ab. Die verspro-chenen Kodes waren tats�chlich vorhanden, dazu meh-rere Messer und ein kleiner Bet�ubungsstock, die in denStiefeln und �rmeln steckten.

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Crimpler verteilte die Waffen rasch und sp�hte durchdas vergitterte Transparistahlfenster oben in der Zellen-wand.

�Das war ein Idiot, aber jemand plant da ziemlich ge-nau�, gr�belte er. �Es ist fast Zeit zum Abendessen. Diemeisten Wachen d�rften besch�ftigt sein. Los.�

Er stieg �ber die Leiche und warf einen Blick in denGang. Daraufhin liefen die drei M�nner den ruhigen Kor-ridor entlang. Als sie sich einer Biegung n�herten, warn-te sie Gel�chter vor zwei n�her kommenden Wachen.Die Piraten dr�ckten sich an die Wand und warteten.

Crimpler sprang den Wachen entgegen und zielte mitden hochgerissenen F��en auf die Kehlen der M�nner.Er stie� sich von ihnen ab, bog den R�cken durch undlandete im Handstand. Mit einem �berschlag kam erwieder auf die Beine und ging erneut zum Angriff �ber.

Aber die Wachen lagen bereits am Boden, der ersteAngriff und die anderen Piraten hatten sie erledigt, in-dem sie die Messer, die der verr�terische Ni'Korish ih-nen �berlassen hatte, zum Einsatz brachten.

Rasch zogen sie den Wachen die Uniformen aus undlegten sie an. Crimpler ging zwischen ihnen und spieltedie Rolle des Gefangenen, w�hrend sie auf das Wach-haus zueilten.

Sechs Wachen sa�en um einen Sabacc-Tisch. Mit ei-nem einzigen Tritt stie� Crimpler den Tisch um und warfdrei der M�nner zu Boden. Der Rest des Kampfes warfast genauso schnell vor�ber. Die Piraten liefen weiterzum Landeplatz.

�Drei Schiffe�, murmelte der eine. �Erscheint mir einbisschen zu gut arrangiert.�

Das Gleiche hatte Crimpler auch schon gedacht, aberjetzt war es zu sp�t zum Umkehren. �Heb dir die Spr�-

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che f�r deine Memoiren auf. Los!�Die M�nner kletterten in die Maschinen. Crimpler

stieg in einen verbeulten X-Fl�gler und startete die Sys-teme. Seine Bewegungen f�hlten sich eigenartig lang-sam an, als w�rde er sich in Wasser bewegen oder sichin einem Albtraum befinden.

Mit wachsendem Entsetzen beobachtete er, wie dieanderen Piraten ohne Probleme abhoben. Seine eigenenFinger r�hrten sich nicht mehr, als w�ren sie mit diesemBlorash-Gallert der Yuuzhan Vong an die Instrumentegeklebt.

Die Klappe des E-Fl�glers �ffnete sich, und Crimplerstarrte in das Gesicht eines hageren Mannes mit gr�nenAugen.

�Ist das derjenige, den du wolltest?�, fragte der Mannjemanden, der sich au�erhalb seines eingeschr�nktenSichtfeldes befand.

Kleine Finger tasteten seinen Hals ab und fanden diewinzige Beule, wo die Yuuzhan Vong ein St�ckchen Ko-ralle implantiert hatten - dieses Ding identifizierte ihnals Kollaborateur.

�Er muss gen�gen.�Es handelte sich um die Stimme einer jungen Frau,

und Crimpler erhaschte einen Blick auf ein h�bschesGesicht mit braunen Augen, die unter einem braunenPony hervorschauten. Nichts an diesem Gesicht konntedas Entsetzen erkl�ren, das Crimplers unbeweglichenK�rper schaudern lie�.

Dann trat der Schmerz ein, und Dunkelheit packtesein Bewusstsein wie eine riesige, gnadenlose Faust.

Eigenartigerweise reagierte er mit Erleichterung. Zu-mindest diesmal hatten ihn seine Instinkte nicht ge-t�uscht! Das M�dchen bedeutete �rger, daran gab es

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nichts zu r�tteln. Crimpler konnte immer noch einsch�t-zen, wann er es mit einem �berlegenen Gegner zu tunhatte. Diesen Gedanken kostete er aus und nahm ihn mitin die Dunkelheit.

Ta'a Chume lie� den Bericht in eine Karaffe purpurfarbe-nen Weins fallen und schaute zu, wie sich der hauch-d�nne Flimsyplast zu einer teigigen Masse aufl�ste. Eswar unwahrscheinlich, dass irgendwer diese Nachrichtnoch entziffern k�nnte, ein wie von einem Bewundererverfasstes Gedicht, dessen poetische Ausdrucksweiseeinen wohl durchdachten Kode enthielt.

F�r die fr�here K�nigin war der Inhalt eindeutig. Jai-na hatte Recht, was Trisdin betraf. Eine n�here Betrach-tung von Trisdins Aff�ren entlarvte ihn als Spion vonAlyssia, einer der Nichten von Ta'a Chume. Ein gut plat-ziertes Ger�cht hatte ihn davon �berzeugt, dass die Pira-ten, die Tenel Ka angegriffen hatten, in Wirklichkeit At-tent�ter w�ren, die die amtierende K�nigin und ihreJedi-Nachfolgerin beseitigen wollten, wenn sie nur derHaft entkommen und eine Gelegenheit erhalten w�rden.Der sich aufl�senden Nachricht zufolge hatte man Tris-dins Leiche in der leeren Zelle der Piraten gefunden.

Und so hatte Trisdin den Tod des Verr�ters gefunden,als der er sich herausgestellt hatte. Am besten kam manmit M�nnern zurecht, so hatte Ta'a Chume beobachtet,indem man sie ihren nat�rlichen Neigungen nachgehenlie�.

Ihn dazu zu bringen, die Piraten zu �befreien�, wareine ausgesprochen bequeme Methode, sich des jungenMannes zu entledigen - w�hrend es gleichzeitig den Zie-len von Ta'a Chumes neuem Protege diente.

Da Jaina Hapes nun sicher verlassen hatte, wurde es

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Zeit zu handeln. Ta'a Chume griff nach einem d�nnenBlatt Flimsy und schrieb eine �hnlich kryptische Ant-wort. Ein weiterer Gesandter musste ein weiteres Prob-lem l�sen, ein Problem, vor dem Ta'a Chume schon ein-mal gestanden hatte und an dessen L�sung sie damalsgescheitert war, was sie noch heute bitter bereute.

Vor zwanzig Jahren hatte sich Han Solo geweigert, sei-ne Prinzessin der hapanischen K�nigsfamilie zu �ber-lassen. Diesmal w�rde Ta'a Chume daf�r sorgen,, dass ereine ganz andere Entscheidung treffen w�rde.

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20Jag Fel jagte in dem geliehenen Landspeeder durch dieStra�en der hapanischen Stadt. Zu einem anderen Zeit-punkt h�tten ihn vielleicht die prachtvollen Geb�udeund ihre tropischen G�rten interessiert, doch heute warer zu sehr in Gedanken vertieft, um seiner UmgebungAufmerksamkeit zu schenken.

Den gr��ten Teil seiner bisherigen zwanzig Lebensjah-re hatte sich Jag dem Erlernen milit�rischer Taktiken ge-widmet, zuerst in der Familie und sp�ter an der Chiss-Milit�rakademie. Ebenso hatte er sich bem�ht, Logikund problemorientiertes Denken zu lernen, w�hrend erseine Fliegerf�higkeiten entwickelte. Wenn es jedochum Jaina Solo ging, lie�en ihn seine hart erarbeitetenFertigkeiten im Stich.

Jaina Solo war eine exzellente Pilotin, doch konnteselbst sie ihm nicht das Wasser reichen. Im Flugsimula-tor schoss er sie fast jedes Mal ab. Zudem konnte er meh-rere Chiss nennen, die unter seinem Kommando geflo-gen waren und durchaus ihre Klasse erreichten; manchewaren sogar ein wenig besser. Jaina war eine Jedi, aller-dings spielte das im Grunde keine Rolle.

Heute Morgen hatte er wieder nach Jaina gesucht inder Hoffnung, ihren unverst�ndlichen Streit beizulegen,doch hatte er erfahren, dass sie gerade zu einer anderenWelt im ausgedehnten Hapes-Cluster aufgebrochen war.Und sie hatte einen von Jags besten Piloten mitgenom-men und deswegen weder offiziell noch auf anderem

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Weg bei ihm angefragt.Es st�rte ihn, dass sie wegen Kyp Durron nicht um Er-

laubnis gebeten hatte. Sogar eine Pilotin des Renegaten-Geschwaders sollte das Protokoll beachten!

Hatte sie jedoch nicht, und nun waren sie und Kypverschwunden.

Jag war unterwegs zum Fl�chtlingslager, was f�r ihnnoch weniger Sinn ergab als das, was Jaina getan hatte.

Aber wenn er sich nichts vormachte - was in der Re-gel der Fall war, obwohl Jag es f�r eine unangenehme Ge-wohnheit hielt -, musste er sich eingestehen, dass seineigentlicher Grund darin bestand, den ber�chtigten HanSolo kennen zu lernen.

Prinzessin Leia hatte hohe pers�nliche wie politischeVerbindungen zugunsten eines Rebellen aufgegeben, ei-nem in Ungnade gefallenen imperialen Offizier, der sichseinen Lebensunterhalt als Schmuggler verdiente. Fallsin ihrer Entscheidung eine Logik lag, dann beabsichtigteJag, sie herauszufinden. Und wenn es keine gab, w�rdedie Verbindung, die Jaina Solo hervorgebracht hatte,vielleicht zur Erleuchtung f�hren - oder als Abschre-ckung fungieren.

Ohne es recht zu bemerken, lie� Jag die Stadt hintersich. Auf den riesigen Landeanlagen dr�ngten sichSchiffe und Fl�chtlinge, und von Letzteren schienen diemeisten entschlossen zu sein, umgehend wieder vomPlaneten abzureisen. Die Gem�ter waren erhitzt, und�berall sah Jag die wei�e Uniform der hapanischen Mi-liz im Einsatz.

Hinter den Landeanlagen befand sich ein riesiger offe-ner Bereich, eine Parklandschaft mit Seen und tiefenW�ldern, die der Jagd und der Erholung f�r die Bewoh-ner der k�niglichen Stadt dienten. Dieses Gebiet hatte

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man den Fl�chtlingen �berlassen. W�hrend sich Jag n�-herte, musste er schon genau hinsehen, um die angebli-che Sch�nheit dieses Landstrichs zu entdecken.

Das Ausma� des Fl�chtlingslagers verbl�ffte ihn. DieZelte erstreckten sich �ber das gesamte Areal des Parksbis zu einem fernen Wald. Jag zeigte seinen Ausweis ei-ner Wache und machte sich auf den Weg zwischen denschier endlosen Reihen der Zelte hindurch.

Das Lager war ein lauter, stinkender Ort. Die Vertriebe-nen von Coruscant lebten dicht gedr�ngt, und tausendeStimmen mischten sich in einer lauten, disharmoni-schen Symphonie. In den schmalen G�ngen wimmeltees von Wesen vieler Spezies. Die meisten schoben sichan Jag mit abgewandtem Blick vorbei und umgaben sichso mit einer k�nstlichen Privatsph�re, wie sie solchesGedr�nge oft hervorruft.

�ber dem ganzen Komplex lag eine b�se Vorahnung,die so greifbar wie der Morgennebel war. Ohne Zweifelkannten alle Insassen die Vorgehensweise der YuuzhanVong. Die Anwesenheit von Fl�chtlingen lockte die In-vasoren m�chtig an. Jag hatte das Gef�hl, ein roter Knopfsei gedr�ckt worden, und alle warteten auf die bevorste-hende Explosion.

Er z�hlte die Zelte, bis er dasjenige erreichte, welchesder Familie Solo zugewiesen worden war. Als er noch ei-nige Schritte entfernt war, h�rte er ged�mpfte Schl�geund Schnaufen von dort.

Jag zog seinen einh�ndigen Charrik aus dem Waffen-g�rtel und rannte los. Er riss die Zeltklappe auf undst�rmte ins Innere, wobei er den kleinen Chiss-Blastervor sich hielt.

Eine Faust traf ihn ins Gesicht. Jags Kopf ruckte nachhinten, und er taumelte zwei Schritte, bis er den Hieb

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verdaut hatte.Jag brauchte nur ein oder zwei Sekunden, aber sein

Angreifer hatte sich bereits einem anderen Gegner zuge-wandt, einem gro�en Mann in hapanischer Uniform. DerKerl verpasste ihm einen Schlag, von dem der andere he-rumgewirbelt wurde und auf einen Klapptisch krachte.

Ein bekanntes schiefes Grinsen zog den Mundwinkelder gespaltenen Lippen hoch, und er warf sich auf einenst�mmigen Krieger, der sich duckte. Die beiden gingenzu Boden, rissen ein behelfsm��iges Regal und Geschirrmit sich nach unten.

Dies musste also Han Solo sein, Jainas Vater.Jag schaute sich das Schlachtfeld an. Han Solo und der

Mann, den er gerade zu Boden geworfen hatte, kamenwieder auf die Beine. Sie taumelten durch das Zelt undversuchten abwechselnd, den Gegner in einen Haltegriffzu bekommen oder ihm einen Sto� mit dem Arm zu ver-setzen.

Der uniformierte Hapaner schob sich von dem zer-schmetterten Tisch fort und kam auf H�nde und Kniehoch. Er legte eine Hand an den G�rtel und fummeltenach seinem Blaster.

Jag feuerte einen Bet�ubungsblitz auf den Mann ab,der diesen vorn�ber warf, dann richtete er seine Waffeauf den n�chsten Angreifer - eine st�mmige Hapanerin,die sich einen Stuhl geschnappt hatte und damit geradezum Schlag ausholte. Diesen warf sie in Richtung derbeiden ringenden M�nner.

Jag feuerte schnell eine Bet�ubungsladung ab, dochdamit verst�rkte er nur den beachtlichen Schwung, mitdem sich die Frau bereits vorw�rts bewegte. Die dreiK�mpfer gingen in einem Kn�uel zu Boden.

Nun eilte Jag hinzu und zog den uniformierten Mann -

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die einzige Person, die sich noch r�hrte - hoch und zerr-te ihn von dem alternden Rebellenhelden weg. Der Ha-paner warf sich in Richtung der Zeltwand und krabbelteunter der Duraseide hindurch. Jag �berlegte kurz, ob erihn verfolgen sollte, dann kniete er sich neben dem reg-losen Mann hin.

Han Solo war mit dem Gesicht voran in das zerbroche-ne Geschirr gest�rzt. An seiner Schl�fe befand sich einegro�e Beule, wo ihn der Stuhl getroffen hatte. Jag drehteihn um und zuckte angesichts des tiefen Schnitts zusam-men, der sich vom Wangenknochen bis zum Haaransatzerstreckte. Das ergrauende Haar war feucht und dunkelvom Blut.

Rasch erhob sich Jag und trat aus dem Zelt. Er fasste ei-nen vorbeigehenden m�nnlichen Bothan, der irgendeineMilit�runiform trug, am Arm.

Der Bothan kniff die katzenartigen Augen zusammenund riss seinen pelzigen Arm aus Jags Griff.

�Rufen Sie die Wachen und holen Sie sofort einen Me-didroiden�, br�llte Jag. �Han Solo braucht medizinischeVersorgung.�

Wie Jag erwartet hatte, machte der Bothan nun gro�eAugen. �Sofort�, antwortete er. �Ich werde auch veran-lassen, dass nach Leia Solo gesucht wird.�

Der Bothan eilte davon, und Jag duckte sich unter derKlappe hindurch ins Zelt. Die Wirkung der Bet�ubungs-blitze hatte l�ngst nachgelassen, auch die anderen An-greifer waren verschwunden. Jag blickte sich nach etwasum, mit dem er die Blutung in Han Solos Gesicht stillenkonnte, und zum ersten Mal bemerkte er den funkelndenStapel an der einen Zeltwand.

Jag betrachtete kurz die kleinen Skulpturen, die Ket-ten aus Azursteinperlen, die verzierten Metallgef��e, die

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mit Edelsteinen besetzt waren. Dieses R�tsel stand aller-dings im Augenblick nicht zur L�sung an. Er schob einebemalte Vase zur Seite und hob ein St�ck Stoff auf, dasein kleines Leinenhemd zu sein schien. Das rollte er zu-sammen und wollte es auf die Wunde dr�cken.

�Augenblick�, befahl eine weibliche Stimme.Eine gealterte, grimmige Version von Jaina schob sich

an ihm vorbei und lie� sich neben Han Solo auf die Knienieder. Mit zarten Fingern tastete sie das verklebte Haarab und untersuchte die Wunde kurz. Dann schnitt sieeine Grimasse und zog einen scharfen Splitter heraus.

�Gut. Der sa� nicht sehr tief�, murmelte sie undstreckte Jag die Hand entgegen. Er reichte ihr das zusam-mengekn�llte Hemd. Sie dr�ckte es vorsichtig mit einerHand auf die Wunde. Die andere legte sie ihrem Mannauf die Brust, schloss die Augen, und ihre Miene wirkte,als w�rde sie konzentriert lauschen. Ein Medidroiderollte ins Zelt und schob Leia sanft zur Seite. Jag hielt ihreine Hand hin, die sie mit instinktiver Anmut ergriff. Sieerhob sich und schaute dem Droiden zu, wie er den ver-wundeten Mann versorgte.

�Es gibt einen leichten Riss in der Sch�deldecke�, ver-k�ndete der Droide.

�In Hans Sch�del? Wie ist das denn m�glich?�, wun-derte sie sich abwesend.

Daraufhin holte sie tief Luft. Als sie sich Jag zuwand-te, stellte sie wieder die ruhige, beherrschte Diplomatindar, die er bei einem Empfang �ber Ithor kennen gelernthatte.

�Ich habe geh�rt, Sie h�tten den Kampf beendet undHilfe gerufen. Vielen Dank. Es w�re sch�n, wenn Sie miretwas �ber den Angriff erz�hlen k�nnten.�

Er beschrieb ihr die Szene, in die er gestolpert war, be-

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schrieb die Angreifer kurz und lenkte Leias Aufmerk-samkeit auf die Kostbarkeiten in der Ecke des Zeltes. Ihrstockte vor �berraschung der Atem.

�Ich nehme an, das war kein versuchter Raub�,schloss Jag daraus.

�Diese Sachen geh�ren mir nicht�, sagte Leia undmusste ihre Stimme stark kontrollieren, �und ich willsie auch nicht in meinen Besitz aufnehmen.�

�Ich wei� nicht, ob ich Sie richtig verstehe�, hakte Jagnach.

Leia blickte ihn an. �Es ist eine hapanische Mitgift.Vor zwanzig Jahren hat Prinz Isolder Botschafter nachCoruscant geschickt, die mir einen noch gr��eren Hau-fen �berbracht haben.� Sie hielt kurz inne und l�cheltewenig am�siert. �Anscheinend habe ich im Laufe derZeit an Wert verloren.�

�Wahrscheinlich sind die Mittel der Hapaner durchden Krieg einfach nur beschr�nkt.�

Diesmal wirkte die Frau tats�chlich belustigt. �Wennder Krieg vor�ber ist, Colonel Fel, w�rden Sie sich gutim diplomatischen Dienst machen. Im Augenblick h�tteich zun�chst noch ein paar Fragen. Sie sagten, einige derAngreifer h�tten Uniformen getragen. Was f�r welche?�

�Die der hapanischen k�niglichen Wache, glaube ich.Die Uniformen waren aus einem St�ck, wie ein Flieger-overall. Sehr gut gearbeitet, tiefrot.�

�Nicht einmal Ta'a Chume w�rde es wagen, unifor-mierte Attent�ter zu schicken�, gr�belte Leia. �Sie woll-ten vermutlich mit mir sprechen und sind stattdessenauf Han gesto�en. Er war bestimmt nicht von ihrem An-gebot begeistert.�

Der Droide drehte sich zu ihnen um. �Der Zustand desPatienten ist stabil. Er ist nun f�r weitere Behandlungen

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transportf�hig. Direkt vor dem Lager wartet ein medizi-nischer Transporter. Bitte um Erlaubnis, den Transportzu arrangieren.�

Leia nickte dankbar, und der Droide rollte hinaus. Siekniete neben ihrem Mann und betrachtete ihn unent-schlossen.

�Sie haben ein ungutes Gef�hl dabei, ihn einer hapa-nischen Einrichtung zu �berlassen?�, vermutete Jag.�Verzeihen Sie mir, aber ich kenne nat�rlich General So-los Ruf. Ohne Zweifel bin ich nicht der Einzige, der vonihm geh�rt hat. Kann es sein, dass es sich um einen ver-schleierten Attentatsversuch gehandelt hat?�

Sie dachte dar�ber nach und nickte schlie�lich. �Einekluge Beobachtung. Es w�re nicht das erste Mal, dasssich Han zu einem Kampf hat provozieren lassen. Nach-dem der erste Schlag gefallen ist, wie l�sst es sich hinter-her nachweisen, ob es sich um einen Unfall oder ein At-tentat gehandelt hat?�

�So habe ich es gemeint. Ich begreife zwar die Vorge-hensweise, aber nicht die Motivation.�

�Die fr�here K�nigin ist von der regierenden K�niginnicht begeistert, und sie hat mir mehr als einmal zu ver-stehen gegeben, dass sie mich f�r eine m�gliche Nach-folgerin h�lt. Aus diesem Grund k�nnte es durchaussein, dass sie Han als Unannehmlichkeit betrachtet, einProblem, das einer L�sung bedarf.�

Jag sch�ttelte erstaunt den Kopf. �Gewiss muss sichdoch auch eine fr�here K�nigin an Gesetze halten.�

�Nat�rlich, aber Ta'a Chume ist hinterlistig und rach-s�chtig. Ich kann mich nicht an die hapanischen Gerich-te wenden, ohne nachteilige Auswirkungen auf dieFl�chtlinge zu riskieren, und sie wei� sehr wohl, dassich mir dieses Umstandes bewusst bin.� Sie seufzte.

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�Das ist eine delikate Situation. Vielleicht w�rde Jainadie Sache besser durchschauen. Sie hat im Palast ge-wohnt. �

�Ungl�cklicherweise hat sie heute fr�h am MorgenHapes verlassen und ist nach Gallinore aufgebrochen.Eigentlich bin ich gekommen, um Ihnen das mitzutei-len�, f�gte er hastig hinzu, als er die Traurigkeit oderauch nur das Bedauern in Leias Augen sah. Obwohl esbeinahe an eine L�ge grenzte, hoffte er, Leia w�rde glau-ben, ihre Tochter habe ihn geschickt, um ihr die Nach-richt von der Abreise zu �berbringen.Leia reagierte weder in die eine noch in die andereRichtung darauf. �In diesem Fall sollte ich Han viel-leicht von diesem Planeten fortbringen. Die Fl�chtlingeverteilen sich, die meisten Jedi sind abgeflogen, und f�rmich gibt es nicht mehr viel zu tun. Bleiben Sie in Kon-takt mit Jaina?�

�Nat�rlich.�Die Worte waren heraus, ehe er sich �berlegt hatte,

was damit angedeutet wurde. Leias Augen funkelten -forschend, und dann zeigte sie zu seiner �berraschungtiefe Erleichterung.

Der medizinische Transporter war eingetroffen. Jagstellte keine weiteren Fragen und half den Droiden, denVerwundeten auf einen Repulsorschlitten zu legen.

W�hrend sie das Zelt verlie�en, wandte sich Leia wie-der an ihn. �Sie haben schon so viel f�r uns getan, aberdarf ich Sie um noch einen Gefallen bitten? K�nnten Siezu den Landeanlagen gehen und nach dem MillenniumFalken fragen? Dort finden Sie einen jungen Jedi namensZekk, der an dem Sternenschiff arbeitet. Er sieht ein we-nig aus wie eine j�ngere Version von Kyp Durron -dunkles Haar, gr�ne Augen, ungef�hr die gleiche Gr�-

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�e ...� Sie unterbrach sich und musterte Jag.Einen Moment lang dachte Jag, sie w�rde eine Bemer-

kung dar�ber machen, dass diese Beschreibung genausogut auf ihn passen w�rde. Seiner Meinung nach kreistenin Jaina Solos Orbit viel zu viele dunkelhaarige, gr�n�u-gige M�nner.

�W�rden Sie ihm sagen, er m�ge den Falken zum Startklarmachen? Und er soll alle Jedi zusammensuchen, diebislang noch keine Reisegelegenheit gefunden haben.�

Jag versprach es ihr, dann begleitete er mit ihr denSchlitten zum Tor des Lagers. Als er sich verabschiede-te, fragte er: �Was soll ich Jaina sagen?�

�Berichten Sie ihr von dem Vorfall mit ihrem Vater.Sie sollte dar�ber Bescheid wissen. Sagen Sie ihr, wirw�ren zu Onkel Luke geflogen. Sie wei�, wo er ist.� Leiaz�gerte, und erneut trat dieser weit blickende Ausdruckauf ihr Gesicht. �Sagen Sie ihr - und das ist wichtig -,ich w�rde ihr vertrauen, dass sie den richtigen Weg zu-r�ck findet.�

Jag runzelte die Stirn und war nicht sicher, ob er dieseoffensichtlich widerspr�chlichen Anweisungen richtigentschl�sselt hatte. �Ich wei� nicht, ob ich verstehe.�

�Jaina versteht es vermutlich auch nicht�, sagte Leiaund ging bereits weiter. �Zumindest nicht in der n�chs-ten Zeit.�

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21Der hapanische leichte Frachter glitt sanft in die Dunkel-heit des Hyperraums, und die vier Jedi lehnten sich f�rdie Reise zur�ck. Obwohl dieser Flug nach Gallinore aufJainas Anregung hin stattfand, sa� Kyp Durron auf demPilotensitz.

Das stellte ein R�tsel f�r ihn dar, denn seiner Beobach-tung nach war es f�r Jaina ungew�hnlich, sich unterzu-ordnen. Sie schien mit dem Platz des Kopiloten zufrie-den, und bisher hatte sie �ber die Schulter schon eineReihe fr�hlicher Bemerkungen mit Lowbacca und TenelKa gewechselt. Trotz aller Bem�hungen gelang es Kypnicht, die Schilde zu durchdringen, auf die er direkt un-ter Jainas gut gelaunter Fassade stie� - eine Tatsache, dieihn nur noch neugieriger machte. Wenige Jedi konntenmit seiner schieren Willenskraft mithalten, und den-noch vermochte diese Achtzehnj�hrige ihn aus ihremInnenleben auszuschlie�en.

Da die Macht kaum eine Hilfe darstellte, Jainas Schil-de zu durchbrechen, besann sich Kyp auf andere Metho-den. �Bestimmt hast du unseren Ausflug mit Colonel Feiabgestimmt, ja?�

Zum ersten Mal bemerkte er einen Riss in Jainas Fas-sade. �Ich brauche seine Erlaubnis nicht.�

�Vielleicht du nicht, aber technisch gesehen braucheich sie.�

�Wieso?�, gab sie zur�ck. �Wann hast du schon maljemand anderem gehorcht als dir selbst?�

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Er warf ihr einen Seitenblick zu. �Halt doch nicht hin-term Berg, Jaina. Irgendwann musst du auch mal lernen,einige Dinge von dir preiszugeben.�

Darauf schnaubte sie nur ver�chtlich. �Jag Fel ist einunabh�ngiger Aufkl�rungsflieger, der locker mit denChiss in Verbindung steht. Er braucht Piloten, und duhast dich bereit erkl�rt, mit ihm zu fliegen. Das ist alles.Warum solltest du ihm Gehorsam schuldig sein? Du bistein Jedi-Meister und Anf�hrer einer unabh�ngigen Staf-fel.�

�Deren Mitglieder allesamt tot sind�, sagte er trocken.Jaina verstummte. Nach einigen Momenten fuhr sie

fort: �Du hast wirklich ein Talent daf�r, andere dazu zubringen, den Mund zu halten.�

�Diese F�higkeit habe ich erlernt�, antwortete er.�Wenn man jemanden ausreichend lange reizt, bekommtman viel Gerede zu h�ren. Hin und wieder ist es auchganz praktisch, jemanden zum Schweigen zu bringen.�

�Geh�rt diese F�higkeit auch zu denen, die du mirbeibringen willst?�

Kyp drehte sich zu der jungen Jedi um. Sie sah ihn sturan, ihre braunen Augen gaben nichts preis. �Denkst du�ber mein Angebot nach? M�chtest du wirklich meineSch�lerin werden?�

�Vielleicht. Ist die Stelle noch frei? Oder war sie dasje?�

Er schaute zur�ck in die kleine Passagierkabine.Lowbacca besch�ftigte sich intensiv mit einem mechani-schen Ger�t, und Tenel Ka hatte sich in eine gro�e Daten-karte vertieft. Was sie da auch lesen mochte, ihr Gesichtwirkte noch ernster als gew�hnlich. Ihr anderer �Passa-gier� war nicht in der Verfassung zuzuh�ren, sogar wenner nicht im Frachtraum beim Gep�ck untergebracht ge-

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wesen w�re.�Als ich dir das Angebot gemacht habe, wollte ich

dich vor allem aus dem Konzept bringen�, gab er zu. �Dukanntest die Geschichten �ber mich, und du hast einigemeiner Streits mit Meister Skywalker mitbekommen.Demnach standest du mir misstrauisch gegen�ber. Es istviel schwieriger, jemanden abzulehnen, wenn man ihn,sei es auch nur unterbewusst, als m�glichen Lehrer be-trachtet.�

Sie nickte und war durch diese offenen Worte nichtbeleidigt. �Das habe ich mir schon gedacht. Mir gef�llt esimmer noch nicht, auf diese Weise manipuliert wordenzu sein, aber es war eine gute Strategie. Als du mir ein-geredet hast, bei dem unfertigen Weltschiff der YuuzhanVong handele es sich um eine Superwaffe, ging diese Be-hauptung durch die gleichen Filter, die ich f�r die Wor-te anderer Jedi-Meister reserviert habe. Ohne das h�tteich vielleicht deine wahren Absichten durchschaut.�

Aus irgendeinem Grund wurde Kyp angesichts der Be-wunderung in ihrer Stimme wachsam. �Und mit diesemWissen k�nntest du mir noch als Meister vertrauen?�

Als Antwort blickte sie nach hinten zum Fr�chtraum,wo ihr unfreiwilliger Passagier lag. �Ich habe dir gesternAbend vertraut.�

�Ja�, sagte er trocken. ��ber die Sache m�ssen wiruns unterhalten.�

�Machen wir�, gab sie zur�ck. �Im Augenblick w�rees vielleicht besser, wenn du davon Abstand nimmst.Der Name meiner Familie und meine Verbindung zumRenegaten-Geschwader haben dir geholfen, diesen An-griff auf die Vong-Werften von Sernpidal zu starten. Ichwill dir nicht zu nahe treten, aber dein Name und deinRuf w�rden mein gegenw�rtiges Projekt wohl kaum in

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gleichem Ma�e f�rdern.�Diese Erkl�rung lie� Kyp mitleidig kichern, trotzdem

stachelte es ihn zu einem Gegenangriff an. �Warum hastdu dann nicht eine Datei aus meinen Datenbanken ge-nommen? Jag Fels hervorragender Ruf h�tte diesem mys-teri�sen Unternehmen m�glicherweise ein wenig Glanzverliehen.�

Das leicht sp�ttische Funkeln in Jainas Augen erstarb,doch ihr L�cheln hielt sich. �Vielleicht m�chte er diesenRuf nicht dadurch gef�hrden, dass er mit einem herun-tergekommenen Rebellen in Verbindung gebracht wird�,sagte sie geringsch�tzig.

Kyp sp�rte Wahrheit hinter ihren Worten, und pl�tz-lich sah er Jaina mit anderen Augen.

Bisher hatte er das �lteste Solo-Kind als eine Jedi-Prin-zessin betrachtet - nicht gerade verzogen und sicherlichauch an schwere Arbeit und die H�rten des Lebens ge-w�hnt, doch in der gl�cklichen Lage, eine liebevolle Fa-milie, ein enormes Talent, eine gute Ausbildung undeine komfortable Existenz zu haben. Trotzdem ging Jai-na davon aus, der Sohn von Baron Fel halte sie f�r einwenig zwielichtig. Und seltsamerweise hatte sie vermut-lich Recht.

Noch eigenartiger, soweit es Kyp betraf, war der auf-keimende Verdacht, Jag Fel liege m�glicherweise garnicht so falsch. Vielleicht war dies die Erkl�rung f�r sei-ne Unf�higkeit, Jainas mentale Schilde zu durchdringen.Die dunkle Seite war extrem schwierig wahrzunehmen -und wer sollte das besser wissen als er. Er und Jaina wa-ren sich unter Umst�nden allen Unterschieden der Her-kunft und des fr�heren Lebens zum Trotz �hnlicher, alser f�r m�glich gehalten h�tte. Die meisten Jedi waren be-reit, ihr Leben zu riskieren. Er und Jaina setzten aller-

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dings weitaus mehr aufs Spiel.Jaina beugte sich zu ihm hin�ber und wedelte mit der

Hand vor seinen Augen herum. �Kopilot an Kyp Durron.Melden Sie sich, Jedi-Rebell.�

Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie undschenkte ihr ein, wie er hoffte, aufmunterndes L�cheln.�Ich w�rde mir �ber die Meinung von Colonel Fei nichtso sehr den Kopf zerbrechen. Er ist ein exzellenter Pilot,und er k�mpft in diesem Krieg, so gut er kann. Aber wieich gern allen sage, die mir zuh�ren, und auch denen,die es nicht tun: Die Jedi m�ssen dar�ber hinausgehen.�

�Da bin ich mit dir einig. Schlie�lich habe ich schonvor langer Zeit gelernt, dass man ein Schiff nicht reparie-ren kann, ohne sich die H�nde schmutzig zu machen�,sagte Jaina leise.

Einen Moment lang sahen sie sich in v�lliger �berein-stimmung an.

Eine leise Stimme in Kyps Hinterkopf warnte ihn, erhabe es hier mit Han Solos Tochter zu tun, und erinner-te ihn an die gro�en Schulden, die er bei seinem altenFreund hatte, und an das, was er au�erdem noch Lukeschuldete. Was er mit Jaina vorhatte, w�rde ihm als wei-terer Verrat angekreidet werden, und diesmal w�rdeman ihm nicht mehr verzeihen.

Kyp begriff sehr wohl die Gefahren des Wegs, den ereingeschlagen hatte, und er wusste, Jainas Kapitulationsollte ihm Sorgen bereiten. Aber um der Wahrheit dieEhre zu geben, begr��te er ihr Abweichen vom konven-tionellen Denken der Jedi.

Anakin war tot, und mit ihm hatte sich Kyps gr��teHoffnung auf ein neues und weiter gefasstes Verst�ndnisder Macht verfl�chtigt. Vielleicht w�re nun Jaina dieje-nige mit der gro�en Vision. Er hatte beobachtet, wie sie

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stets automatisch das Kommando �bernahm, wie die an-deren Jedi ihr voller Vertrauen folgten. M�glicherweiseverf�gte sie �ber die Kraft und die Glaubw�rdigkeit, umdie Jedi aus ihrer Selbstgef�lligkeit zu rei�en.

Und wenn nicht, w�rden zumindest zwei Jedi die Ge-wissheit haben, dass sie alles gegeben und alle zur Ver-f�gung stehenden Mittel ausgenutzt hatten, ohne R�ck-sicht auf den Preis zu nehmen, den sie pers�nlich daf�rzahlen mussten.

F�r Kyp war dies die Pflicht eines wahrhaften W�ch-ters.

Das f�r seine Regenbogenedelsteine ber�hmte Gallinorewar eine gr�ne Welt mit einer vielf�ltigen Fauna undFlora. Die Regenbogenedelsteine, Lebewesen, die Jahr-tausende brauchen, um zur Reife heranzuwachsen, stell-ten nur eines der gro�en Wunder dar, die man auf denFeldern und in den W�ldern fand. Und viele dieser Le-bewesen waren in den Laboratorien der einzigen Stadtdes Planeten entstanden.

W�hrend Tenel Ka sich zu Gespr�chen mit den Offi-ziellen der Stadt aufmachte und Kyp die Wache �ber ihr�Gep�ck� �bernahm, suchten Jaina und Lowbacca denausgedehnten Forschungskomplex auf.

Mithilfe von Ta'a Chumes Empfehlungsschreiben er-hielten sie uneingeschr�nkte Unterst�tzung und Zugangzu der Einrichtung. Schon bald darauf sa� Lowbacca voreinem Terminal und lie� die fellbewachsenen Fingerfliegen, w�hrend er die Forschungsberichte von Gallino-re sichtete und nach allem suchte, das eine Verbindungzwischen f�r ihn und Jaina verst�ndlichen Technologienund den Geheimnissen der Trickster, des gestohlenenYuuzhan-Vong-Schiffes, darstellen k�nnte.

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Jaina wandte sich an die Technikerin, die dem Woo-kiee �ber die Schulter schaute. �Ich muss mit SinsorKhal sprechen. K�nnen Sie mir sagen, wo ich ihn finde?�

Ein seltsamer Ausdruck huschte �ber das Gesicht derjungen Frau, doch zog sie ein Komlink hervor und gabJainas Anliegen weiter. Augenblicke sp�ter traf eine be-waffnete Eskorte ein und f�hrte sie durch ein Labyrinthwei�er G�nge. Vor einer gro�en T�r lie� man sie mit ei-nem Wink auf das Handfl�chenleseger�t neben dem Ein-gang allein.

Jaina zuckte mit den Schultern und legte ihre Handauf das Ger�t. Die T�r schob sich kreisf�rmig auseinan-der. Hinter ihr schlug sie mit einem lauten Knall wieeine Gef�ngnist�r wieder zu.

Die Jedi betrat einen gro�en Raum, der mit so vieltechnischer Ausr�stung in solcher Unordnung voll ge-stellt war, dass Jaina sich im ersten Moment wie auf ei-nem gro�en Schiff nach einer Kollision vorkam.

Sie schlich durch den Raum und schaute sich vorsich-tig um, als befinde sie sich auf einem Schlachtfeld. Alssie alles erfahren hatte, was sie wissen musste, verlie�sie den Raum auf gleichem Weg, ging durch die Korrido-re zur�ck und machte sich auf den Weg zu ihrem Schiff.

Rasch beschrieb sie die Situation Kyp. Er h�rte auf-merksam und mit unergr�ndlicher Miene zu. Als sie ih-ren Vorschlag beendete, blinzelte er. �Du hast mich ge-fragt, ob ich deine Sch�lerin sein m�chte. Jetzt geht esalso los.�

�Das ist demnach dein Preis�, meinte er. �Du hast einehohe Meinung von deinem Wert.�

Jaina breitete beide H�nde aus. �Ich bin die Letzte derSolo-Kinder. Das muss doch etwas wert sein. Willst dumich oder nicht?�

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Eine Weile lang starrten sich die beiden Jedi an. �Duwei�t, wir k�nnten niemals mit jemandem dar�ber re-den�, sagte Kyp.

�Wem sollte ich es schon erz�hlen?�, fragte sie zu-r�ck. �Onkel Luke?�

Er senkte den Kopf und nickte langsam, sah ihr jedochweiter in die Augen. �Also gut. Bringen wir es hinteruns.�

Zwei Stunden sp�ter stand Jaina wieder hinter Lowbac-ca, fast genauso wie zu dem Zeitpunkt, bevor sie gegan-gen war. Der Wookiee sch�ttelte den Kopf, um ihn klarzu bekommen, und studierte dann den Monitor, als h�t-te er sich gerade erst mit dem System vertraut gemacht.Die Zeit, die er damit verbracht hatte, alle Spuren vonJainas Abwesenheit auszul�schen, war vergessen.

Sie wandte sich an die Technikerin, die hinter ihnenstand. �Ich m�sste mit Sinsor Khal sprechen. K�nnenSie mir zeigen, wo ich ihn finde?�

Die Frau reagierte auf diese Frage mit der gleichen ver-wunderten Miene wie beim ersten Mal. Dank Kyp hattesie keine Erinnerung mehr an die vorherige Unterhal-tung.

Sie erteilte einen Befehl �ber Komlink, und mehrerebewaffnete Wachen kamen und begleiteten Jaina zumRaum des Wissenschaftlers. Diesmal gingen sie aller-dings langsamer. Jaina vermutete, sie w�rden �ber dieBlasen verwundert sein, die sie nach Schichtende anden F��en entdecken w�rden.

Erneut wurde sie vor der T�r allein gelassen. Zumzweiten Mal an diesem Tag betrat Jaina den Arbeitsraumdes Wissenschaftlers.

Ein gro�er Mann mit rotblondem Bart und einem roten

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Laborkittel trat ihr entgegen und strahlte sie an. �Leut-nant Solo! Das Objekt ist bereit. Kommen Sie mit. Wirwollen sofort anfangen.�

Sie folgte Sinsor Khal durch ein anscheinend wahllo-ses Labyrinth von Tischen und Computern zu einer gl�n-zenden Versuchsanordnung aus Metall, einem gro�enTisch, der von schmalen Rinnen umgeben war, die zu ei-nem Abfluss f�hrten. Der gefangene Pirat war bereitsb�uchlings auf den Tisch geschnallt.

Jaina zwang sich, nicht an den Transfer zu denken,oder daran, was dieser sie gekostet hatte. Wie Kyp schonangemerkt hatte, w�rden sie dar�ber niemals sprechenk�nnen.

�Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erfreut ich bin,mich endlich einmal mit dieser neuen Biotechnologiebefassen zu k�nnen. Schauen wir doch mal, was wir hierhaben.�

Rasch trat er zu dem Piraten und nahm ein kleines La-serger�t zur Hand. Mit einem geschickten Schnitt ent-fernte er das Korallending und lie� es in eine kleine La-borflasche fallen.

�Wir werden Tests mit dem Lebewesen selbst durch-f�hren, und auch mit dem Wirt. Bluttests, Gewebepro-ben, Gehirnwellen - das wird Ihnen alles in K�rze zurVerf�gung stehen.�

Der Wissenschaftler begann mit der Arbeit und verga�dar�ber anscheinend ihre Anwesenheit. Jaina stand da-neben und sah ohne Protest zu, wie Sinsor Proben nahmund die gewonnenen Informationen in den Zentralcom-puter lud.

�Interessant�, sagte er gr�belnd und starrte auf denMonitor. �H�chst interessant.�

Jaina stellte sich hinter ihn. Der Computer zeigte meh-

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rere Zahlenreihen und ein animiertes Bild, das sie an ei-nen Schw�rm dagobahnischer Froschkaulquappen mitEih�lle erinnerte.

�Das ist eine einzelne Zelle, die ich aus der Nebennie-re entnommen habe. Sehen Sie die kleinen, beweglichenschwarzen Punkte? Sie sind genetisch mit dem Koral-lenwesen verwandt.�

�Es laicht?��So k�nnte man es ausdr�cken. Korallenriffe sind Ge-

meinschaften von lebenden Organismen. Die YuuzhanVong haben diese Gemeinschaften veredelt und zu etwasorganisiert, das wie ein einziges Lebewesen funktio-niert. Offensichtlich kann sich die Koralle reproduzie-ren und mikroskopische Nachkommen durch das Blutin alle Zellen schicken.�

�Aber wie kommuniziert das Implantat mit diesenNachkommen?�

Der Wissenschaftler tippte auf den Bildschirm. DasBild verschwand, und ein Strom von Symbolen zog vo-r�ber. �Das ist die Gensequenz der Nachkommen, dieich im Blut gefunden habe. Ich werde sie mit denen ausanderen Teilen des Wirtsk�rpers vergleichen. Wenn mei-ne Vermutung stimmt, unterscheiden sich diese Organis-men alle leicht, abh�ngig vom jeweiligen Aufenthalts-ort - Blut, Nerven, Milz und so weiter. Und ich denke,wenn sie sich ausbreiten, verleiben sie sich ihren Wirtein. Jeder Impuls, der an die zentrale Koralleneinheit ge-schickt wird, geht durch den gesamten Wirt. An diesemPunkt ist es �berwiegend eine Frage der Philosophie, woder eine Organismus anf�ngt und der andere aufh�rt.�

Jaina nickte langsam, w�hrend sie zuh�rte. �Wenn Sieeines dieser Implantate ver�ndern wollten, wie w�rdenSie da vorgehen?�

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�Wir w�rden den genetischen Kode dieser Nachfah-ren untersuchen und dann entscheiden, welche Elemen-te nat�rlich vorkommen und welche implantiert er-scheinen. Diese Erg�nzungen oder Ver�nderungen bil-den den fruchtbarsten Boden f�r Anpassungen.�

Jaina schnitt eine Grimasse. �Und wie viele Jahre w�r-de das dauern?�

Sinsor wirkte beleidigt. �Sie w�ren �berrascht, wieauff�llig diese kleinen Nahtstellen f�r das ge�bte Augesind. Unsere Computer sind fortschrittlich und wesent-lich schneller als alles, was den so genannten Wissen-schaftlern der Neuen Republik zur Verf�gung steht.�

�Sie glauben, Sie k�nnten einen dieser Organismenver�ndern?�

�Da bin ich ganz zuversichtlich. Kommen Sie morgenfr�h wieder, dann sollten wir in der Lage sein, mit dern�chsten Generation herumzuspielen.�

Jaina nickte und ging durch den �berf�llten Arbeits-raum zur T�r. Das Handfl�chenleseger�t auf dieser Seite�ffnete die T�r nicht sofort, sondern leitete ihre Bitte andie zentrale Kontrolle weiter. Eine metallische Stimmeversicherte ihr, in K�rze w�rde eine Eskorte f�r sie ein-treffen, und so stellte sie sich darauf ein zu warten.

Offensichtlich befand sich Sinsor Khal unter einer ArtHausarrest. Nachdem sie ihn bei der Arbeit beobachtethatte, vermutete Jaina, dass seine Missachtung f�r dasWohlergehen seiner Forschungsobjekte ihn mehr alseinmal in Schwierigkeiten gebracht hatte. Auf der ande-ren Seite bot dieses Halbgef�ngnis einen perfekten Raumf�r unerlaubte Experimente.

Sie fragte sich, was der n�chste Morgen bringen w�r-de. Ohne Zweifel w�rde es eine M�glichkeit geben, demmanipulierten Organismus ihren Willen aufzuzwin-

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gen — und auch allen zuk�nftigen Empf�ngern.Das f�hrte zu einer interessanten Frage: Die Gesch�p-

fe der Yuuzhan Vong wurden von der Macht nicht be-r�hrt, und trotzdem konnten einige - zum Beispiel derSchimmererkristall in Anakins Lichtschwert - mithilfeeiner Art Gedanken�bertragung kommunizieren,manchmal auch mit Individuen, die macht-sensitiv wa-ren. Das widersprach aller Logik und allem, was Jaina�ber das Wesen der Macht wusste.

Sie sp�rte, wie nah sie einem neuen Verst�ndnis war -sie f�hlte es, wie einen Schatten, den man nur aus denAugenwinkeln wahrnimmt.

Daher schloss sie die Augen und lie� die Eindr�ckeauf sich einwirken. Das reiche Leben von Gallinore wog-te wie eine stille Welle �ber sie hinweg. Die hellgr�neMusik des Waldes f�llte ihre Sinne, und Antworten, diesie nicht ganz dechiffrieren konnte, mischten sich unterdas Scharren der Insekten und den Gesang der V�gel.

Ein L�cheln stahl sich auf ihr Gesicht. Wenn die Ant-worten auf ihre Fragen dort drau�en in der Wildnis zusuchen waren, kannte Jaina genau die Person, die sievermutlich finden w�rde.

Der Pfad war ein schmaler Felssims, das an einer steilenWand hing. Tenel Ka bewegte sich sicher voran und miteiner Anmut und Freude, die Jaina an einen fliehendenVogel erinnerte. Tenel Ka hatte ihre Jedi-Robe gegen diekurze Kleidung aus Eidechsenhaut getauscht, die sie be-vorzugte, und ihr rotgoldenes Haar hatte sie zu einem di-cken Zopf geflochten. Ihre Arme schlenkerten beim Ge-hen leicht hin und her, und von hinten sah man �ber-haupt nicht, dass ihr ein Unterarm fehlte.

Der Weg verbreiterte sich zu einem kleinen, flachen

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Absatz, von dem aus man ein dicht bewaldetes Tal unddie Berge dahinter �berblicken konnte. Die Dathomiriblieb stehen und wartete, bis die anderen Jedi aufge-schlossen hatten. Jaina st�hnte nach den letzten Schrit-ten und setzte sich auf einen gro�en Felsen.

�Gro�artige Aussicht�, sagte sie zu Tenel Ka. �Dashabe ich wirklich gebraucht.�

Ihre Freundin nickte. �Wie wir alle. Wir haben uns inletzter Zeit viel zu wenig bewegt. Es ist schwierig, dasKonditionsniveau aufrechtzuerhalten, das wir uns alsStudenten antrainiert haben.�

Lowbacca kam gerade rechtzeitig angekeucht, um die-se Bemerkung zu h�ren, und jaulte einen unwirschenWiderspruch.

�Du kannst morgen fr�h wieder an den Computer zu-r�ck�, erkl�rte Jaina ihm.

Tenel Kas suchender Blick blieb auf einem nahen Bergliegen, und ihre Augen leuchteten auf. Sie zeigte �berdas Tal hinweg zu einem Felshang. �Wenn ihr genauhinseht, bemerkt ihr die H�hlen�ffnung. Seht ihr diebunten Lichtblitze?�

Jaina schirmte die Augen mit einer Hand ab und blin-zelte. �Was ist das?�

�Wir nennen sie Feuerdrachen. Es sind sehr gro�eFluginsekten, die farbiges Licht aussenden, dazu Hitzeund Energiefunken. Im Dunkeln sind ihre Muster ziem-lich beeindruckend und sehr sch�n. Die Sonne geht baldunter. Bald werden sie ihre Verstecke verlassen.�

Lowbacca schaute zur untergehenden Sonne undknurrte.

�Ich verstehe nicht, wieso wir nicht bleiben k�nnen�,erwiderte Jaina. �Sicherlich ist der Weg steil, aber es istder gleiche wie auf dem Hinweg.�

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�Ich bin diesen Pfad schon oft gegangen. Man kannihm leicht folgen, und der Anblick ist wirklich sehens-wert� , sagte Tenel Ka. �Als ich ein Kind war, hat man ver-sucht, die Feuerdrachen nach Hapes zu bringen, doch siekonnten sich auf anderen Welten nicht eingew�hnen.�

Ihr L�cheln nahm eine gewisse Sch�rfe an. �MeineGro�mutter duldete keinen Widerstand, nicht einmalvon der Natur selbst. Ich kann mich an Festbeleuchtun-gen erinnern, k�nstliche Schauspiele, die mithilfe vonGer�ten und Chemie versuchten, die Feuerdrachennachzuahmen. Aber es war nicht dasselbe.�

�Wir bleiben�, sagte Jaina und sah den Wookiee an.Lowbacca grunzte zustimmend, und die beiden anderenlie�en sich ebenfalls nieder.

Die Nacht senkte sich rasch �ber die Berge, und dieFeuerdrachen kamen aus ihren H�hlen. Bald hatte sichein ganzer Schw�rm versammelt, der elegant seine Krei-se zog. Die vielfarbigen Lichter zogen Spuren durch diezunehmende Dunkelheit.

Die Jedi betrachteten fasziniert das Schauspiel. TenelKa strahlte eine wehm�tige Zufriedenheit aus.

�Wir sollten uns auf den R�ckweg machen, ehe esganz dunkel ist�, sagte sie widerwillig und erhob sich.

Also stiegen sie den Pfad wieder hinunter und blick-ten von Zeit zu Zeit ins Tal, wo die Feuerdrachen ihrenFlug fortsetzten. Die Insekten waren ausgeschw�rmt,�berall blinkten ihre Lichter.

�Sie jagen�, erkl�rte Tenel Ka. �Die kurzen Blitze sindoffensichtlich ein Signal, mit dem die anderen gerufenwerden.�

Jaina drehte sich um und beobachtete die Feuerdra-chen. Dabei stolperte sie �ber einen lockeren Stein undw�re gest�rzt, h�tte Lowbacca sie nicht am Arm gepackt.

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Er warnte sie mit einem scharfen Knurren.�Ich habe hingeschaut�, gab sie zur�ck. �Aber nicht

mit der Macht, also hast du wohl Recht...�Sie verstummte, als sie die Umgebung mit ihren Sin-

nen erkundete. Da k�ndigte sich Gefahr an.Sie langte nach dem Lichtschwert und fuhr in Rich-

tung Bergspitze herum. Auf leisen Schwingen glittenriesige Wesen auf sie zu. Jaina erschienen sie wie eindunkler Wind und ein blendender Blitz.

Sie hob das Lichtschwert, um den Angriff abzuweh-ren. Dabei drehte sie sich, um ihrem Hieb mehr Wuchtzu verleihen, und die violette Klinge durchtrennte denherabkommenden Blitz.

Das �nderte die Richtung des Angreifers, und das rie-sige Insekt torkelte durch die Luft, krachte auf den Pfadund taumelte auf Tenel Ka zu. Die Kriegerin sprang �berdas Tier hinweg und hatte das t�rkisfarbene Licht-schwert gez�ndet, ehe sie wieder auf den F��en landete.

Instinktiv duckte sich Jaina und schlug nach oben. Einriesiger, hauchd�nner Fl�gel umschlang sie wie einSchleier, und das Wesen, das ihn verloren hatte, flog ge-gen die Bergwand. Es prallte ab und st�rzte dann denHang hinunter. Buntes Licht spritzte auf wie Funken auseinem durchtrennten Stromkabel.

Jaina befreite sich von dem Fl�gel und ging in Kampf-stellung. Erneut erkundete sie die Umgebung mit denSinnen. Bei dem �Blitz� des ersten Angriffs handelte essich um den abgetrennten R�ssel eines Feuerdrachen.Diese Tiere �hnelten den Blut saugenden Insekten, diesie schon in den S�mpfen Dutzender Welten gesehenhatte, besa�en aber eine Gr��e, die sie nie f�r m�glichgehalten h�tte.

Tenel Ka schaltete ihr Lichtschwert ab. �Dunkelheit�,

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riet sie. �Das Licht zieht vielleicht andere an.�Der Wookiee stapfte heran und knurrte Tenel Ka an.

�Von solchem Verhalten habe ich noch nie geh�rt. Sie ja-gen in Rudeln, und es hei�t, sie sind sehr schlau.�

�Das m�ssen sie auch sein, um eine Ablenkung zuplanen�, sagte Jaina. Sie blickte hinaus ins Tal. Das Blit-zen der jagenden Insekten erhellte den Himmel.

Tenel Ka schaute ebenfalls zu den Lichtern. �Dass siezu einem Hinterhalt f�hig sind, h�tte ich nicht gedacht.�

Pl�tzlich kam Jaina die Erleuchtung, und schnellnahm ein Plan Gestalt an. Tenel Ka warf ihr einen fragen-den Blick zu.

�Ich habe gerade �ber Schlachttaktiken nachge-dacht�, erkl�rte Jaina. �Den Feind zu untersch�tzen istein h�ufiger Fehler. Jedi erwarten es nicht, von K�fern�berlistet zu werden.�

�Fakt�, stimmte Tenel Ka tr�bselig zu.Und die Yuuzhan Vong erwarten nicht, von ÅUnglÉu-

bigenÇ Äberlistet zu werden, f�gte Jaina im Stillen hinzu.Sie w�rden den Yuuzhan Vong genau das liefern, was sieerwarteten, und dann w�rden sie sich aus der Dunkel-heit wie die jagenden Feuerdrachen auf sie st�rzen.

Page 302: Jainas Flucht

22Leia hatte Sonnenunterg�nge auf hundert Welten gese-hen, war durch unvergleichliche Kunstgalerien auf Al-deraan geschlendert, hatte Schatzkammern in zahllosenPal�sten und Museen besucht. Selten jedoch hatte sie et-was so Sch�nes betrachtet wie das Bild, das Han undsein kleiner Neffe abgaben, wie sie sich, die Gesichternur wenige Zentimeter voneinander entfernt, mit glei-chen Mienen unschl�ssiger Neugier anschauten.

Ben Skywalker, der auf dem Scho� seiner Mutterthronte, hatte sich seine Meinung zuerst gebildet. DasBaby lachte gurrend und fuchtelte mit den kleinen F�us-ten. Ein verirrter Schlag traf Han auf der Nase, worauf-hin der Erwachsene zur�ckfuhr und die H�nde auf seinbereits arg in Mitleidenschaft gezogenes Gesicht legte.

�Sie wachsen aber schnell�, stie� er hervor.Luke r�usperte sich, und Mara grinste hinter vorgehal-

tener Hand. Ihr Schwager tat so, als w�rde er sie b�se an-starren. �Das Kind kommt nach seiner Mutter.�

�Das Risiko ist mir nat�rlich bewusst�, meinte Luke.�Wir k�nnen uns gern die ganze Nacht �ber Ben unter-halten, aber vielleicht solltet ihr uns erst die Situationauf Hapes schildern. Und am besten fangt ihr damit an,uns zu erkl�ren, warum du aussiehst, als h�ttest du einpaar �ble Runden mit einem Wampa hinter dir.�

�Das trifft die Wahrheit ziemlich gut - zumindest so-weit ich das sagen kann�, erwiderte Han.

�Er kann sich an die Einzelheiten nicht genau erin-

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nern�, warf Leia ein.Mit wenigen Worten beschrieb sie die Ereignisse, die

ihrem Aufbruch von Hapes vorausgegangen waren. �DenMitgiftgeschenken zufolge befasst sich Ta'a Chume wie-der einmal mit dem Gedanken, eine >angemessene< Le-bensgef�hrtin f�r Isolder zu finden. Han w�re dabei na-t�rlich im Weg. Jag Fei, der junge Mann, der den Kampfbeendet hat, fragt sich, ob man Han vielleicht zu dieserPr�gelei angestachelt hat, um ein Attentat zu tarnen.�

�Das k�nnte sein�, stimmte Luke zu. �Ich brauchenicht die Macht, um mir zu denken, wer den erstenSchlag ausgeteilt hat.�

Han spielte die beleidigte Unschuld und legte eineHand auf die Brust. Dann ging sein Blick ins Leere, under sah aus, als w�re er in tiefe Gedanken versunken.�

�Han?�, fragte Leia.�Habe nur gerade �ber das nachgedacht, was Luke ge-

sagt hat.� Er betrachtete seine verschrammten Finger-kn�chel. �Ich kann mich daran erinnern, zuerst zuge-schlagen zu haben, und dann noch ein- oder zweimal.So langsam d�mmert mir einiges wieder. Da ist noch et-was anderes, etwas Wichtiges. Ich kann es nur einfachnicht am Schopf packen.�

�Das kommt noch�, sagte Leia bestimmt. �Hetz dichnur nicht. Du hast mehrere Tage zur Erholung vor dir, unddie Unt�tigkeit wird dir genug zusetzen, um dich selbst -und alle in deiner Umgebung — verr�ckt zu machen.�

�Ja.� Erneut rieb sich Han das Kinn und seufzte nie-dergeschlagen. �Es ist mir ein Gr�uel, mich nicht an daserinnern zu k�nnen, was ich getan habe. Das ist mir nochnie passiert, selbst nicht nach einer langen Nacht in ei-ner schlechten Bar.�

Mara wandte sich an ihren Mann. �Wie sieht es aus,

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Skywalker? Wirst du auch nach fast zwanzig Jahrennoch um mich k�mpfen?� Sie zog eine der rotgoldenenAugenbrauen hoch.

Luke blickte sie an und nahm ihre stichelnde Heraus-forderung an. �Was meinst du mit >noch<? Du k�mpfstdoch selbst. Wenn ich das vergesse, werde ich unserenzwanzigsten Hochzeitstag kaum erleben.�

Die Jedi-Kriegerin legte sich den Kopf des unruhigenBabys an die Schulter und l�chelte zufrieden. �Es ist soein Trost, wenn man auf Verst�ndnis trifft.�

Jaina kehrte zwei Tage sp�ter nach Hapes zur�ck undwar mit Sinsor Khals Entdeckungen sowie mehreren Da-takarten voller diesbez�glicher Informationen ausgestat-tet. Sie und Lowbacca eilten zur Trickster, weil sie soschnell wie m�glich mit der Arbeit an dem Yuuzhan-Vong-Schiff beginnen wollten.

Zusammen mit Lowbacca zog sie die Rettungskapselin einen kleinen, abgetrennten Bereich. Jaina nahm ei-nes der ver�nderten Implantate, die sie in Laborgl�sernmitgebracht hatten, welche ein mineralienreiches N�hr-mittel enthielten, zu dem Sinsor ihnen geraten hatte. DieKorallenwesen waren immer noch viel kleiner als dasje-nige, das sie dem Piraten wieder eingepflanzt hatten,doch Jaina hielt sie f�r einsatzf�hig.

Sie nahm ein kleines Schwei�werkzeug aus einer ih-rer Taschen und trennte eine Scheibe von dem Miniatur-Dovin-Basal der Rettungskapsel ab. Dann legte sie einImplantat in eine Unregelm��igkeit des felsartigen Ge-bildes und setzte das abgetrennte St�ck wieder drauf.

�Der Dovin Basal m�sste sich eigentlich selbst heilenk�nnen�, sagte Jaina. �Und wenn ich Recht habe, solltedurch dieses Implantat die Schwerkraftsignatur ge�n-

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dert worden sein.�Lowbacca knurrte und jaulte.�Ich wei�, im Augenblick k�nnen sie uns nicht auf-

sp�ren, und ja, ich m�chte, dass es so bleibt. Aber es gibtetwas, das noch besser ist, als keine Informationen raus-zugeben: Fehlinformationen�, entgegnete Jaina. �Wirwollen doch, dass sie eines ihrer Schiffe aufsp�ren undzerst�ren - blo� eben nicht dieses.�

Lowbacca schwieg eine Weile, dann bellte er scharf.�Nat�rlich funktioniert das�, sagte sie hartn�ckig.

�Der n�chste Schritt besteht darin, eine Methode zu fin-den, um solche Implantate auch in anderen Yuuzhan-Vong-Schiffen anzubringen. Daf�r brauchen wir Schiffeund vor allem Piloten, die sich Mann gegen Mann aufdie uneingeladenen G�ste unserer Galaxis einlassen.�

Der Wookiee riss die Augen auf, als er begriff.�Genau�, stimmte sie zu. �Deshalb brauchen wir Kyp

Durron.�

Kyp setzte sich auf eine Durabetonbank und betrachteteseinen Gefangenen. Der hapanische Pirat schwebte in ei-nem Bacta-Tank und w�rde f�r eine Weile ruhig sein.Sobald er wieder genesen w�re - bis auf sein verlorenesGed�chtnis allerdings -, w�rde Kyp ihn freilassen.

Schweigend listete Kyp die Gesetze auf, gegen die erund Jaina versto�en hatten, und die Grenzen, die sie da-bei �berschritten hatten. Hilfe bei einem Fluchtversuchaus einem hapanischen Gef�ngnis, Freiheitsberaubungund Verschleppung auf eine andere Welt, Durchf�hrungvon wissenschaftlichen Tests an der Person. Dabei lie�er den Transport vom Schiff in das Laboratorium nochau�en vor. Aber er konnte dieses ganze Desaster nichtignorieren, und auch die Schlussfolgerung nicht, die

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sich f�r ihn daraus ergab.Jaina befand sich in Schwierigkeiten.Wie erwartet hatte sie sich als eine talentierte Sch�le-

rin erwiesen. Rasch war sie Kyps F�hrung gefolgt undhatte alles unbequeme Wissen aus den K�pfen und Erin-nerungen der Wissenschaftler auf Gallinore entfernt -sogar bei Lowbacca, einem Jedi und vermutlich ihrembesten Freund.

Damit h�tte Kyp leben k�nnen. Er h�tte nicht dabeiste-hen k�nnen und zuschauen, wie dieser Mann halb zuTode �getestet� wurde. Jaina konnte es.

Seine Sch�lerin hatte sein Argument aufgegriffen,dass das Ergebnis wichtiger war als der Pfad, der dorthinf�hrte. Sie hatte diese Philosophie bis an das �u�ersteLimit getrieben und Kyp gezwungen, dar�ber nachzu-denken, ob es �berhaupt Grenzen gab.

Kyp vermutete, darin liege eine gewisse kosmischeGerechtigkeit.

�Und was kommt jetzt?�, murmelte er. Kyp wollte dieYuuzhan Vong besiegen. Jaina wollte das auch. JeglicheKraft, die er darauf verwandte, ihre Bem�hungen einzu-schr�nken, verminderte die Energie, die sie direkt gegendie Invasoren einsetzen konnten. Aber wie weit durfte ersie gehen lassen?Und wichtiger: Falls und wenn der Fall eintr�te, siestoppen zu m�ssen, w�rde er dazu in der Lage sein?

Jaina setzte sich auf den Stuhl, den Ta'a Chume ihr ange-boten hatte. Die engen hapanischen Gew�nder zwicktenimmer noch, doch langsam gew�hnte sie sich daran.�Ich habe von der Sache mit Trisdin geh�rt.�

�Und Sie m�chten mir Ihr Beileid aussprechen?�, sag-te die fr�here K�nigin kokett, w�hrend sie nach ihrem

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Weinkelch griff.�Eigentlich wollte ich ein Auge auf seinen Nachfolger

werfen�, erwiderte Jaina genauso schnippisch.Ta'a Chume verschluckte sich an dem Wein, den sie

gerade getrunken hatte, und stellte den Kelch ab. �Siehatten Recht, was ihn betraf. Er war mir nicht treu. Er hatein Ger�cht geh�rt, demzufolge die eingesperrten Pira-ten f�r ihn n�tzlich sein k�nnten, und zudem der Frau,die er auf meinem Thron sehen wollte.�

Jaina erfasste sofort, worauf die K�nigin abzielte. �Siehaben ihn also nicht losgeschickt, um die Deserteure zubefreien.�

�Nicht direkt, nein.��Und wenn er demnach nicht von den Gefangenen

umgebracht worden w�re, h�tte man ihn gefasst und we-gen Hochverrats verurteilt.�

�Dem hapanischen Gesetz entsprechend.� Ta'a Chu-me zog fragend die Augenbrauen hoch. �Sind Sie damitnicht einverstanden?�

�Im Prinzip schon. Gleichg�ltig, was geschehen ist,nichts deutet auf Sie hin. Ich nehme jedoch an, mankann die Verbindungen zu dieser ehrgeizigen Thronan-w�rterin zur�ckverfolgen.�

�Nat�rlich. Ihr Name lautet �brigens Alyssia. Dieserletzte Skandal d�rfte gen�gen, um sie kaltzustellen.Wenn nicht, brauche ich vielleicht Ihre Hilfe.�

Jaina akzeptierte das mit einem Nicken. Sie setzte denKelch mit dem Goldwein ab. �K�nnen Sie mir etwas�ber Sinsor Khal erz�hlen?�

�Fr�her war er ein angesehener hapanischer Forscher,der exakt �ber das Wissen verf�gte, nach dem Sie suchen.Ungl�cklicherweise hat er dieses Wissen durch entsetzli-che und �beraus illegale Experimente erlangt. Aber ich

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vermute, zu diesem Schluss sind Sie bereits gekommen.�Jaina nickte. �Gibt es weitere Forscher in dieser Rich-

tung?�Die �ltere Frau sah sie einen Moment lang an. �Wie

viele brauchen Sie denn?� Sie schnaubte �ber Jainas un-gl�ubiges Lachen. �Fortschritt jeder Art ist nicht leichtherbeizuf�hren. Der Weg dorthin ist mit Fehlschl�gengepflastert, und die Gesellschaft, die diese Fehler heutenoch f�r kriminell erachtet, wird morgen schon die Er-rungenschaften feiern, die daraus hervorgehen. M�nnerund Frauen mit intellektueller Neugier sollen gef�rdertund ermutigt werden, fern von den moralischen Urtei-len jener, denen es nicht an Rechtschaffenheit, aber anVoraussicht mangelt.�

�Also haben Sie sie zum Schweigen gebracht und ver-steckt�, stellte Jaina klar.

Ta'a Chume wischte diese Bemerkung mit einem Winkvom Tisch. �Die meisten Forscher haben die Ver�nde-rung kaum bemerkt. Ein gut mit Geldern ausgestattetesLabor und freies Arbeiten ist der Traum dieser Wissen-schaftler, keine Strafe. Die Yuuzhan Vong sind eine Rea-lit�t, meine Liebe, und man muss sich mit ihnen befas-sen. Was schlagen Sie vor?�

Rasch beschrieb Jaina die n�chste Phase ihres Plans.Die fr�here K�nigin lauschte aufmerksam und machteeinige Vorschl�ge.

�Das ist hervorragend�, sagte sie, als Jaina schlie�lichgeendet hatte. �Ihre Br�der werden ger�cht, und die Ver-teidigung von Hapes wird immens gest�rkt. Ich werdedaf�r sorgen, dass Sie alles erhalten, was Sie brauchen.�Sie streckte ihr die schlanke, juwelenbesetzte Hand ent-gegen.

Jaina ergriff die angebotene Hand ohne Z�gern, doch

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nicht ohne einen gewissen Zweifel. Seit Tagen wohntesie nun schon im Palast und akzeptierte Rat und Gast-freundschaft der �lteren Frau. Heute jedoch war eineneue Grenze �berschritten worden. Kyp Durron mochtesie f�r seine Sch�lerin halten, aber Jaina fragte sich, obihre Ausbildung nicht in Wahrheit bei der fr�heren K�-nigin von Hapes stattfand.

Sie erhob sich abrupt. �Ich sollte mich besser an dieArbeit machen.�

�Gewiss�, stimmte Ta'a Chume zu.Jaina drehte sich um und verlie� die Residenz der K�-

nigin, denn unerkl�rlicherweise versp�rte sie denDrang, einigen Abstand zwischen sich und Ta'a Chumezu bringen. Sie trat rasch um eine Ecke und musste so-fort bremsen, sonst h�tte sie Tenel Ka umgerannt.

Die Dathomiri-Kriegerin streckte die eine Hand aus,um Jaina zu st�tzen. �Ich verlasse meine Gro�mutterauch oft in solchem Tempo.�

Jaina l�chelte, ehe sie sich erinnerte, wie selten TenelKa etwas im Scherz meinte.

�Du besuchst Ta'a Chume in letzter Zeit h�ufig�, stell-te die Jedi fest.

�Sie hat mich eingeladen, im Palast zu bleiben�, sagteJaina und zuckte mit den Schultern. �Ich kann sie nichteinfach ignorieren.�

�Fakt. Aber die Zeit, die du mit ihr verbringst, �ber-schreitet das, was die Schicklichkeit verlangt.�

�Ich habe sie nicht mit der Stoppuhr gemessen. Hastdu ein Problem damit?�

Tenel Ka ignorierte die trotzige Herausforderung. �Dubist eine Jedi. Daher solltest du sp�ren, dass von meinerGro�mutter nichts Gutes ausgehen kann.�

�Sie macht sich Sorgen um Hapes�, entgegnete Jaina.

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�Irgendwer sollte das tun.��Ich kenne niemanden, der es nicht tut. Wenn der

Krieg nach Hapes kommt, werden wir k�mpfen.��Und verlieren! Die Yuuzhan Vong k�nnen mit den

traditionellen Jedi-Methoden nicht besiegt werden. IhreKrieger und ihre lebenden Waffen existieren au�erhalbder Macht. Um uns dagegen wehren zu k�nnen, m�ssenwir sie verstehen. Wir m�ssen sie mit ihren eigenen Waf-fen schlagen.�

Tenel Ka runzelte besorgt die Stirn. �Sei vorsichtig,meine Freundin. Es ist gef�hrlich, wenn man zu intensivversucht, den Feind zu verstehen. Es ist n�mlich unm�g-lich, etwas l�ngere Zeit zu studieren, ohne sich dadurchzu ver�ndern.�

Jaina schnaubte. �Wenn ich den Drang versp�re, meinGesicht t�towieren zu lassen, werde ich es dich wissenlassen.�

�Das meine ich nicht�, sagte Tenel Ka rasch. �MeineSorge gilt Dingen von weitaus gr��erer ...�

�War nur ein Scherz�, unterbrach Jaina sie ungedul-dig. �Und was Ver�nderungen betrifft, so sagt mir meinGef�hl, dass am Ende dieses Krieges keiner von unsmehr der Gleiche sein wird wie vorher. Auch die Jedinicht. Wom�glich besonders die Jedi.�

Tenel Ka schwieg eine Weile. Ihre grauen Augen blick-ten ins Leere, als w�ren sie von den Zukunftsaussichtenumw�lkt. Schlie�lich sah sie wieder Jaina an und wirk-te beunruhigt.

�Vielleicht hast du Recht�, stimmte sie leise zu.

Das Priesterschiff glitt wie ein b�sartiger Edelstein durchden Himmel, in seinen vielen polierten Facetten spiegel-te sich das Licht der Sterne. Im Kontrollraum, tief im

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Herzen des Schiffes, stand der Priester Harrar an einemYammosk-Becken und blickte von dem Wesen mit denvielen Tentakeln zu dem t�towierten Krieger neben sich.

�Sie haben den Kontakt nicht wiederherstellen k�n-nen?�, fragte er.

Khalee Lah neigte den narben�bers�ten Kopf. �Nein,Eminenz�, gestand er ein. �Der Gestalter br�tet immernoch �ber dem Problem.�

Harrar begann, hin und her zu schreiten. �Der Kriegs-meister ist von dem Jedi-Opfer abh�ngig. Er verlangt es!�

�Mehrere Kollaborateure der Friedensbrigade habenBericht erstattet. Sie haben zwei der Menschen gefun-den, die von den gesuchten Jeedai gefangen genommenwurden.�

Harrar zog die Brauen hoch. �Welches Motiv k�nntensie haben, die beiden freizulassen?�, gr�belte er.

�Sie behaupten, geflohen zu sein.��Und die Priesterin Elan behauptete, eine �berl�ufe-

rin zu sein. Diese Jeedai war in der Lage, den Yammoskzu blockieren - eine h�chst unerwartete Entwicklung.Was f�hrt sie m�glicherweise noch im Schilde?�

Der Krieger schnaubte ver�chtlich. �Vergeben Sie mei-ne Vermessenheit, Eminenz, aber mir scheint, Sie trauendiesen Ungl�ubigen zu viel zu.�

Stiefelschritte k�ndigten die Ankunft der Menschenan. Khalee entlie� die Eskorte mit einem abwesendenWink und wandte sich den Piraten zu.

�Berichten Sie�, verlangte er.Die Piraten erz�hlten eine verschlungene, f�r sie g�ns-

tige Version der Geschichte, die Harrar bereits geh�rthatte. Er unterbrach sie, als er es nicht mehr ertragenkonnte. �Nachdem Sie also von einer einarmigen Fraubesiegt worden waren, haben Sie Ihr Schiff �bergeben

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und sich gefangen nehmen lassen.��Aber wir sind geflohen und zur�ckgekehrt�, wagte

einer der M�nner vorzubringen. �Das ist doch auch et-was.�

�Bestimmt ist es das�, stimmte Harrar zu. �Was genau,bleibt abzuwarten.�

Er nickte Khalee Lah zu. Der Krieger bewegte sichnach vorn und fuchtelte mit den H�nden herum. Mehre-re rasche, pr�zise Schl�ge folgten, dann taumelten dieM�nner r�ckw�rts, umklammerten ihre Kehlen undschnappten nach Luft wie gestrandete Fische. Harrar zogeine kleine Korallenscherbe aus dem �rmel und schnittdie Implantate der Sklaven heraus.

�Sie wirken unver�ndert. Befreie die M�nner.�Khalee Lah trieb beiden die Faust in den Magen. Sie

gingen auf die Knie und rangen verzweifelt nach Luft.�Opfern Sie die zwei�, befahl Harrar, �und dann set-

zen Sie Kurs auf Hapes.�Der Krieger verneigte sich tief. �Eminenz, uns mangelt

es an einer Streitmacht f�r einen wirkungsvollen Angriffauf einen Planeten dieser Gr��e.�

�Wir brauchen den Planeten nicht anzugreifen�, sagteder Priester erbittert. �Nur diese Jeedai. Und wenn ichmich nicht sehr irre, wird sie zu uns kommen.�

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23Am Tag nach Jainas R�ckkehr kam Jag Fei zur Trickster.Jaina blickte von ihrer Arbeit auf und sah ihn finster an.

�Ja, ich habe einen Ihrer Piloten mitgenommen. AberKyp ist zur�ck und in einem zumutbaren Zustand.Wenn Sie irgendwelche Beschwerden haben, gehen Siedoch zu ihm damit.� Sie deutete mit dem Daumen inLowbaccas Richtung. Der Wookiee erhob sich entgegen-kommenderweise, verschr�nkte die kr�ftigen Arme undfixierte Jag mit einem herausfordernden Blick.

Der Pilot schaute kurz zu dem Wookiee und dann wie-der zur�ck zu Jaina. �Ich wollte Ihnen nur eine Nach-richt von Ihrer Mutter bringen.�

Rasch erz�hlte er ihr die Geschichte von dem Angriffauf Han und Leias Entscheidung, Hapes zu verlassen.

�Wohin sind sie geflogen?��Sie sagte, sie wolle zu Luke Skywalker, und Ihnen

w�re dessen Aufenthaltsort bekannt.��Das klingt sinnvoll�, sagte Jaina abwesend. �Wie

schwer war mein Vater verwundet?�Jag beschrieb die Verletzungen und wiederholte die

�u�erungen des Medidroiden.�Meine Mutter muss ziemlich �berrascht gewesen

sein�, murmelte Jaina. �Sie hat immer gesagt, der Sch�-del meines Vaters sei dicker als der Rumpf eines Stern-zerst�rers.�

Jags Mundwinkel zuckten. �Sie hat etwas in der Artge�u�ert.�

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Jaina sch�ttelte den Kopf und seufzte lang. �Wie ichmeinen Vater kenne, hat das Ganze mit irgendeinemMissverst�ndnis angefangen. Ich werde mit Ta'a Chumedar�ber reden.�

�Das sollten Sie sich vielleicht noch einmal �berle-gen�, meinte Jag vorsichtig.

Die Wut stieg wieder in Jaina hoch. Sie stemmte dieF�uste in die H�ften. �Oh? Und warum?�

�Ich vertraue der fr�heren K�nigin nicht. Offen gesagtwundere ich mich, dass Sie es tun.�

Ein lautes Klappern lenkte ihre Aufmerksamkeit aufden Rundgang oben. Dort stand Tenel Ka mit unergr�nd-licher Miene. Nach einem Moment angespanntenSchweigens drehte sie sich um und schritt ohne einWort davon.

Jags Gesicht verd�sterte sich. �Das war unverzeihlichtaktlos von mir.�

�Machen Sie sich darum keine Sorgen. Der Lauscheran der Wand h�rt seine eigene Schand�, meinte Jaina.

�Vielleicht sollte ich mit ihr sprechen.�Er nickte Jaina zu und eilte der hapanischen Prinzes-

sin hinterher. �Hoheit, auf ein Wort�, rief er.Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm um. �Ich hei-

�e Tenel Ka�, erinnerte sie ihn.�Nat�rlich. Ich m�chte mich entschuldigen. Ich woll-

te weder Klatsch �ber Ihre Familie verbreiten noch Siebeleidigen.�

Die Jedi starrte ihn kurz an, ehe sie sich wieder um-drehte. �Gehen Sie ein St�ck mit mir�, sagte sie �ber dieSchulter. Jag gesellte sich ihr an die Seite. �Sie sind mirvon der Andockbucht gefolgt, und genau das hatte ichmir erhofft. Ich habe Sie und Jaina bei dem diploma-tischen Bankett beobachtet. Mir scheint es, sie legt mehr

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Wert auf Ihre Meinung als auf meine.�Sein L�cheln zeigte deutliche Ironie. �Das ist mir bis-

lang nicht aufgefallen. M�glicherweise ist Jaina SolosBetrachtungsweise eines dieser Geheimnisse, die nurJedi wahrnehmen k�nnen.�

�Bei Jaina ist das in letzter Zeit... schwierig�, r�umteTenel Ka ein. Sie erz�hlte ihm von ihrem Streit mit Jainaund ihren Sorgen, was Ta'a Chumes Einfluss auf ihreFreundin betraf.

In knappen Worten berichtete sie Jag die Geschichten,die unaufh�rlich �ber Ta'a Chume kursierten: Sie seivermutlich f�r den Tod der Verlobten ihres ersten Soh-nes und m�glicherweise f�r dessen Tod selbst verant-wortlich.

�Meine Gro�mutter mag zwar eine alte Frau sein�,schloss sie, �aber man sollte sie nicht untersch�tzen.Hinter der Fassade verbirgt sich so einiges. Was mir je-doch Sorgen macht, ist die Tatsache, dass hinter ihrenjetzigen Pl�nen mehr steckt, als Jaina erkennt.�

�Ich verstehe�, sagte er langsam. �Der Angriff auf HanSolo hat mich verwirrt. Gewiss, Prinz Isolder hat Leiafr�her den Hof gemacht, ich begreife jedoch nicht, wie-so Ta'a Chume zu solch extremen Ma�nahmen f�r ihrenSohn greifen sollte.�

Tenel Ka stand einen Augenblick lang da, als k�nntesie sich nicht entscheiden. Dann gab sie Jag mit demKopf ein Zeichen, er m�ge ihr folgen.

Sie nahmen einen Landspeeder zum Palast und gin-gen zu den luxuri�sen Gem�chern der K�nigin. �Dies istdas Lieblingszimmer meiner Mutter�, sagte Tenel Kaund schob die T�r auf.

Einen Moment lang glaubte Jag, der Raum sei leer.Man h�rte kein Ger�usch, nichts deutete auf die Anwe-

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senheit einer Person hin.�Dort�, sagte die Jedi leise und zeigte auf einen Stuhl,

der hinter einem Vorhang in einer Nische fast verborgenwar. Eine kleine, stille Gestalt sa� dort halb zusammen-gesunken und starrte stier geradeaus.

Tenel Ka betrat den Raum und beugte sich �ber denStuhl. �Wir haben Besuch, Mutter�, sagte sie leise.

Die braunen Augen der Frau richteten sich auf Jag undkehrten dann zum Fenster zur�ck. Sie beachtete die bei-den nicht weiter, obwohl Tenel Ka ihr von der Misereder Fl�chtlinge, den Sorgen des Konsortiums wegen ei-nes Angriffs der Yuuzhan Vong und den Versuchen, dieFlotte neu aufzubauen, erz�hlte. Nichts davon durch-drang die Apathie der regierenden K�nigin von Hapes.

Schlie�lich verstummte Tenel Ka. Sie beugte sich vorund ber�hrte die Stirn ihrer Mutter, als k�nne sie der �l-teren Frau damit ein wenig Entschlossenheit und klaresDenken schenken. Rasch gab sie ihrer Mutter einen Kussauf die Wange und verlie� dann den Raum, ohne weiterauf Jag zu achten.

Er folgte ihr zur T�r. Als sich diese hinter ihnenschloss, lehnte sich Tenel Ka daran und gestattete sich,die Augen zuzumachen.

�Das ist die Frau�, sagte sie, �die den Befehl �ber dieVerteidigung von Hapes hat. Verstehen Sie jetzt, warummeine Gro�mutter sie ersetzen m�chte?�

�Prinzessin Leia w�rde eine solche Rolle niemals�bernehmen.�

Tenel Ka riss die Augen auf. �Glauben Sie tats�chlich,darauf zielt das alles ab?�

�Worauf denn sonst?��Ich kenne meine Gro�mutter. Sie wird den Thron

niemals ganz loslassen. Vielleicht stellt sie sich vor, er-

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neut die Regierung zu �bernehmen, und zwar mithilfeeiner j�ngeren Person, die f�gsamer ist als meine Mutteroder Prinzessin Leia.�

Langsam wurde Jag die Bedeutung ihrer Worte klar. ZuTenel Kas und seiner eigenen �berraschung brach er inGel�chter aus. �Bis zu einem gewissen Punkt l�sst dieLogik vermuten, Sie w�rden Jaina Solo beschreiben.Aber nur bis zu einem gewissen Punkt! F�gsam ist nichtgerade die Eigenschaft, die man mit ihr in Verbindungbringen w�rde.�

�Fakt�, stimmte die Jedi zu. �Dennoch sollte man esin Erw�gung ziehen.�

Jag versuchte, sich Jaina als herrschende Monarchinvorzustellen, und gab diese Bem�hung rasch auf. �Neh-men wir an, sie h�tte dem zugestimmt. Wie wird sie denThron gewinnen?�

�Da Ta'a Chume keine T�chter geboren hat, ist PrinzIsolder der legitime Erbe des Throns. Seine Gemahlin re-giert.�

Einen Augenblick sp�ter wurde Jag bewusst, dass erglotzte wie ein Mon Calamari. Seine Z�hne klackten, soabrupt schloss er den Mund. �Prinz Isolder w�rde sichdarauf einlassen?�

�M�glicherweise hat er keine andere Wahl�, meinteTenel Ka grimmig. �Wenn sie entscheidet, dieser Wegf�hre sie zur Macht, wird sie ihn einschlagen.�

�Verf�gt Ta'a Chume �ber solche Macht?�Die Jedi sah ihn d�ster an. �Ich habe damit nicht mei-

ne Gro�mutter gemeint.�

Jaina sah den sturen Wookiee an. �Ich wei� nicht, waswir sonst tun k�nnen.�

Lowbacca betrachtete das startbereite Schiff und

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knurrte ein Argument.�Auf Hapes finden wir nicht die richtigen Leute, die

wir brauchen. Hier geht es um experimentelle Technolo-gie, und es ist wichtig, dass die Sache sauber ausgef�hrtwird. Es gibt nirgendwo bessere Techniker als auf Ka-shyyyk.�

Lowbacca r�usperte sich und verschr�nkte die Arme.Langsam war Jaina mit ihrer Geduld am Ende. �Also gut,ich will es mal so ausdr�cken: Deine Familie hat mei-nem Vater eine Lebensschuld gelobt. Er scheint sie nichtf�r sich beanspruchen zu wollen, demnach tue ich dasin seinem Namen.�

Lowbacca knurrte verwirrt. Die Wahl, vor die Jaina ihnstellte, brachte ihn in Verlegenheit, und das wusste sie.Ihr Freund befand sich in dem Dilemma, eine Lebens-schuld begleichen zu m�ssen, durch die er jedoch dieYuuzhan Vong zu einem Angriff auf sein Volk ermunter-te. Da Jaina die Kriegerkultur der Wookiees kannte, warsie sich seiner Entscheidung sicher.

Mit einem Seufzer aus tiefstem Herzen stieg Lowbac-ca in das wartende hapanische Schiff und machte sichauf, die besten Techniker seines Clans in Todesgefahr zubringen.

Kyps X-Fl�gler trieb still durch den Raum. Die Instru-mente waren abgedunkelt, die Energie war so weit he-runtergefahren, dass nur die lebenserhaltenden Systemefunktionierten. Sogar Null-Eins, sein Astromech-Droideund M�chtegern-Gewissen, war abgeschaltet.

Er beobachtete zwei kleine hapanische Schiffe, dievorbeijagten und auf die Koordinaten eines kurzen Hy-perraumsprungs zuhielten. Kyp wartete, bis sie ver-schwunden waren, dann fuhr er die Systeme hoch und

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folgte ihnen.Sein X-Fl�gler landete in einem t�ckischen Feuer-

sturm. Mehrere Yuuzhan-Vong-Korallenskipper umzin-gelten die hapanischen Schiffe. Plasmablitze zerrissendie Dunkelheit wie blutige Krallen.

Kyp zog hart nach Backbord, um einem Schuss auszu-weichen, dann flog er einen engen Kreis und hielt auf ei-nes der Skips zu. Zwei der feindlichen Schiffe gingenwild und unkoordiniert zur Flucht �ber.

�Scheint so, als gebe es ein wenig zu viel Verwirrungwegen dieses Implantats, Jaina�, sagte Kyp, w�hrend erdas Kom auf Null-Eins umschaltete. �Ziel anvisieren.�

BESTÅTIGE.Helle blaue Symbole erschienen auf dem Kontroll-

schirm und wurden herangezoomt. Ein Warnsensorsummte, und die Lichter blinkten im Takt des Dreier-Countdowns. Kyp dr�ckte den Knopf bei zwei.

Ein Protonentorpedo fiel in den Himmel und steuerteauf eines der verwirrten Schiffe zu. Blaues Licht zischtean einem Plasmastrom vorbei und verwandelte das gol-dene Geschoss in unheimliches Gr�n. Kyp f�hrte eineRolle zur Seite durch und brachte sein Schiff aus demBereich des feindlichen Sperrfeuers.

Seine Waffe traf ihr Ziel genau in der Mitte, und derKoralienskipper explodierte in einer Wolke aus dunklenKorallentr�mmern. Kyp steuerte von dem sich ausdeh-nenden Splitterhaufen fort und w�hlte das n�chste Ziel.Augenblicke sp�ter erfolgte die n�chste Explosion.

Seine Kom-Einheit kr�chzte. �Vanguard Drei, sind Siedas?�

Kyp erkannte die Stimme eines der besten Rekrutenvon Jag Fel. �Seth! Was bei den blauen Flammen ma-chen Sie hier drau�en?�

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�Wissen Sie das nicht?�In diesem Moment begriff Kyp. Das waren keine

Kundschafter, die Colonel Fel als Paar rausgeschickt hat-te. Diese beiden M�nner waren Opfer.

�Ziehen Sie sich zur�ck. Ich gebe Ihnen Deckung.��Geben Sie uns Deckung, aber versuchen Sie, nicht

alle Skips in die Luft zu jagen. Ich m�chte das nicht nocheinmal durchmachen m�ssen.�

Zwei synchronisierte Plasmageschosse wurden vonzwei der Skips abgefeuert und flogen auf den hapani-schen J�ger zu. Das kleine Schiff verschwand in einemwei�en Feuerball.

Kyp murmelte einen Fluch und schwenkte ab, um dasletzte Schiff zu sch�tzen. Trotz Seths Bitte erledigte erdrei weitere Skips, ehe er den hapanischen J�ger zur Ba-sis zur�ck eskortierte.

In der Andockbucht schwang sich Kyp aus dem X-Fl�gler und schickte seiner �Sch�lerin� einen w�ten-den mentalen Ruf.

�Du musst nicht so schreien�, sagte eine ruhige weib-liche Stimme.

Jaina schlenderte in die Andockbucht. Sie ging an Kypvorbei und trat zu dem �berlebenden Piloten. �HabenSie welche erwischt?�

Der Mann sah Kyp an. �Einen. Vielleicht.�Sie nickte und wandte sich ab. Kyp packte sie am Arm,

und die zwei Jedi starrten sich zornig an. �Sie haben Da-ten gesammelt�, sagte sie schlie�lich. �Wichtige Daten.�

�Wie viele Piloten hast du hochgeschickt? Wie vielesind zur�ckgekehrt?�

�Aller Wahrscheinlichkeit ein h�herer Prozentsatz alsvon deinem Kommando�, gab sie zur�ck.

�Im Krieg sterben Soldaten. Das akzeptiere ich, und

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auch bei den Piloten, die sich mir angeschlossen haben.Aber ich habe ihre Leben nicht absichtlich aufs Spiel ge-setzt. Wie gut sind die Daten, die du gesammelt hast?�

�Ziemlich gut.��Du wusstest also relativ genau, wie viele Skips in

diesem Sektor auf Patrouille unterwegs waren. Undtrotzdem hast du zwei M�nner hingeschickt.�

�Wir haben noch nicht genug Implantate, und uns feh-len auch die Waffen f�r das Anbringen�, argumentierteJaina. �Du h�ttest die gleiche Entscheidung getroffen.�

�Was mich zum n�chsten Thema f�hrt. Diese Pilotenhaben gedacht, ich h�tte diese Mission angeordnet.�

Jaina zuckte nur mit den Schultern. �Du hast meinenNamen und meinen Einfluss benutzt, als es dir passte.Ich bin hier, um von meinem Meister zu lernen.�

Eine gro�e, schlanke Frau kam auf sie zu, und auf einNicken von ihr zerstreuten die Wachen die kleine Ver-sammlung von Piloten und Technikern.

�Schwierige Zeiten verlangen harte Entscheidungen�,sagte Ta'a Chume ernst. �Einen F�hrer auszuw�hlen isteine diffizile Angelegenheit, und man sollte es nichtleichtfertig tun. Denn es ist schlimmer, st�ndig an einemAnf�hrer zu zweifeln, als gar keinen zu haben.�

Kyp blinzelte und wandte sich an Jaina. �Wer ist das?��Die fr�here K�nigin von Hapes�, sagte sie knapp.

�Ta'a Chume, darf ich Ihnen Kyp Durron vorstellen, ei-nen Jedi-Meister. Er bildet mich aus.�

Aus irgendeinem Grund am�sierte die Frau diese Be-merkung. �Wenn Sie ihr irgendetwas Sinnvolles zu ver-mitteln haben, sollten Sie mit dem Jammern aufh�renund es stattdessen tun.�

Sie wandte sich an Jaina. �Ich werde den Planeten f�retwa einen Tag verlassen. Wir sprechen uns bei meiner

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R�ckkehr.�Sie schwebte davon, und Kyp zog Jaina zur Seite. �Du

hast gesagt, du w�rest hier, um etwas zu lernen. H�r miraufmerksam zu, und versuch mal, es dir zu merken: Vonjetzt an wirst du alles, was du tust, von mir absegnen las-sen. Und du wirst nicht mehr davon ausgehen, dass mei-ne Handlungen, egal ob die von fr�her oder die von heu-te, deine Unternehmungen rechtfertigen.�

�Ach, bitte�, h�hnte Jaina. �Als N�chstes wirst du mirsagen, ich solle das tun, was du willst, und nicht, wasich will.��Im Gro�en und Ganzen sehe ich das so.�Ihr h�hnisches Grinsen verschwand. �Du meinst dasernst.�

�So ernst wie eine Thermogranate. Jetzt erstatte mirBericht.�

Jaina nickte. �Kurz zusammengefasst: Ein Yammoskkommuniziert mit kleineren Schiffen durch eine Art Te-lepathie. Die Tochterschiffe benutzen Schwerkraft-schwankungen, um sich zu bewegen, um Schilde aufzu-bauen und zu navigieren. Beides wird durch Dovin Ba-sale erzeugt und wahrgenommen. Jedes dieser Wesenhat einen genetischen Abdruck, eine deutliche und ein-zigartige Stimme, die durch seine Schwerkraftsignalegebildet wird. Wenn der Dovin Basal diese Informationaufnimmt, wei� er, von welchem Schiff sie stammt.Kannst du mir bis hierhin folgen?� Kyp nickte. �Und weiter?�

�Danni Quee hat eine M�glichkeit entdeckt, die Yam-mosk-Signale zu st�ren. Wir sind einen Schritt weiterge-gangen.� Sie beschrieb den Prozess, den Lowbacca undsie genutzt hatten, um das Muster der Signatur des geka-perten Schiffes zu isolieren und zu definieren.

�Das Muster ist sehr raffiniert. Im Augenblick k�nnen

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wir es mit den Korallenimplantaten st�ren.��Ja, ich habe gerade eine Demonstration dessen gese-

hen�, meinte Kyp.�Wir haben eine Menge von den Skips gelernt, die wir

durcheinander gebracht haben. Jetzt versuchen wir, dieSkips so sehr zu verwirren, dass sie den Kontakt zumYammosk verlieren.�

�Ich w�rde sagen, das habt ihr geschafft.��Es folgte also der n�chste Schritt: Alle Skips schei-

nen auf so ziemlich die gleiche Art zu fliegen und Schil-de aufzubauen. Lowbacca hat ein kleines Ger�t entwi-ckelt, einen Repulsor, der den Schwerkraftkode derTrickster imitieren kann. Damit k�nnen wir die >Stimme<eines anderen Schiffes �berdecken und K�der schaffen,mit denen wir die Yuuzhan Vong in Fallen locken. DieYuuzhan Vong suchen nach der Trickster. Wir werdenihnen Gelegenheit geben, sie zu finden und zu zerst�-ren - nicht nur einmal, sondern mehrmals.�

Er starrte sie einen Moment lang an, dann pfiff er lei-se. �Das ist gut. Ich bin dabei.�

Das L�cheln, das sie ihm zur Antwort schenkte, erin-nerte ihn an das Raubtiergrinsen einer Tuskenkatze.�Geh voran, Meister Durron.�

Page 324: Jainas Flucht

24Isolder ging an einer Reihe von Wookiees entlang, diedarauf konzentriert waren, das Gewirr kleiner Metalltei-le auf den Tischen vor sich zu untersuchen. Die pelzigenTechniker schienen seine Anwesenheit kaum zu bemer-ken.

Er wandte sich an seine Mutter. �Was wolltest du mireigentlich zeigen?�

Die fr�here K�nigin nahm ein kleines Ger�t und reich-te es ihm.

Er kniff die Augen zusammen, als er ein seltsames Zei-chen sah, das in das Metall graviert war. �Das habe ichschon einmal gesehen, auf dem Dossier einer Yuuzhan-Vong-Spionin, der Priesterin Elan. Es ist das Symbol f�rYun-Harla, die Yuuzhan-Vong-G�ttin der List!�

�Die, wie es den Eindruck erweckt, hier auf Hapeswiedergeboren wurde�, sagte Ta'a Chume. Sie umfasstemit einer Handbewegung den riesigen Arbeitsraum.�Das ist Jaina Solos Werk.�

Isolder betrachtete den Gegenstand in seiner Hand.�Was ist das?�

�Es handelt sich um einen Miniaturrepulsor, und mitden meisten Messger�ten kann man seine Wirkung aufein Schiff kaum erfassen. Aber es ver�ndert die einzigar-tigen Schwerkraftmuster der Yuuzhan-Vong-Schiffe ge-rade genug, damit andere Schiffe sie nicht mehr richtigidentifizieren.�

�Ich bin nicht sicher, ob mir einleuchtet, in welcher

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Weise das wichtig sein k�nnte.�Ta'a Chume seufzte zischend. �Deine Tochter und ihre

Jedi-Freunde haben ein Yuuzhan-Vong-Schiff gestohlen.Der Feind m�chte es unbedingt zur�ckbekommen, vorallem aber die jungen Jedi - insbesondere Jaina Solo.Ohne Zweifel suchen die Yuuzhan Vong nach demSchiff, und bald werden sie auch nach Hapes kommen.Dieses Ger�t wird sie verwirren, zumindest eine Weilelang. Diese Ma�nahme ist ein Behelf.�

�Jedoch viel versprechend�, meinte Isolder. �In Ver-bindung mit der hapanischen Flotte k�nnten wir sie ineinen Hinterhalt locken.�

Die K�nigin l�chelte schwach. �Ein hervorragenderVorschlag. Das ist genau das, was wir brauchen - Erfah-rung und ausgereifte F�hrungsqualit�ten. Jaina hat ei-nen nat�rlichen Hang zum F�hren und zu strategischemDenken, nur mangelt es ihr an Autorit�t, ihre Pl�ne um-zusetzen. Wie eben auch dir�, f�gte sie hinzu. �Ich habesie nach M�glichkeit unterst�tzt, doch auch meine Rol-le hat ihre Grenzen. Die K�nigin ist die Einzige, die ei-nen solchen Angriff autorisieren kann.�

Isolder runzelte die Stirn. �Teneniel Djo wird daswahrscheinlich kaum tun.�

�Dann ersetze sie. Fr�her einmal wolltest du Leia,oder du hast es jedenfalls geglaubt. Ihre Tochter w�rdeeine doppelt so gute K�nigin abgeben.�

�Jaina? Sie ist so alt wie meine eigene Tochter!�, pro-testierte er.

�Sogar ein bisschen j�nger. Aber sie verf�gt �ber ei-nen milit�rischen Hintergrund, Kampferfahrung undhat ein Gesp�r daf�r, sich Vorschl�ge anzuh�ren. Zudemwurde sie von einer Diplomatin erzogen, wei�, wie siesich in der �ffentlichkeit benehmen muss, und ist vor-

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zeigbar. Du k�nntest eine schlechtere Wahl treffen.�Der Prinz wollte widersprechen, schloss jedoch ab-

rupt den Mund und betrachtete den Gegenstand in sei-ner Hand.

Vor nicht langer Zeit hatte er das Schicksal des Hapes-Konsortiums in seine H�nde genommen. Sein Fehlerhatte sie hunderte von Schiffen und tausende von Lebengekostet. Ta'a Chume bot ihm die Chance, seiner Hei-matwelt zu helfen, eine Chance, seinen Fehler wiedergutzumachen - sogar eine Art Regentschaft, solange erdie Herrschaft einer geeigneten, doch unerfahrenen K�-nigin beaufsichtigte. Eine solche Gelegenheit w�rde sichihm zweifelsohne niemals wieder bieten.

�Ich werde dar�ber nachdenken�, sagte er schlie�lich.

Lowbacca war nicht in der Tech-Halle. Jaina fragte nachihm und erhielt als Antwort nur Schulterzucken undk�hle Blicke von den Wookiee-Technikern. Zuletzt gingsie zur Andockbucht der Trickster.

Dort fand sie ihren Freund, doch nicht im Schiff. Erhockte auf dem Gel�nder des Rundgangs oben. Das ver-riet Jaina einiges �ber seine innere Verfassung. W�hrendder Zeit an der Akademie war Lowbacca oft allein losge-zogen, um in den Wipfeln der B�ume des Dschungels aufYavin 4 zu meditieren. Hier in Hapes' k�niglicher Stadtwar der Rundgang der beste Ersatz f�r die Baumkronen,den er finden konnte.

Jaina stieg leise die Treppe hinauf und lehnte sich ne-ben ihm ans Gel�nder. �Wie viele hast du verloren?�

Lowbacca gab ein angespanntes Kl�ffen von sich, unddie Zahl war hoch genug, dass Jaina zusammenzuckte.�Wenn ich gewusst h�tte, dass die Wookiee-Schiffe aufderartig starken Widerstand treffen, h�tte ich ihnen eine

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Eskorte mitgegeben.�Zum ersten Mal schaute ihr Freund sie an, und der Ta-

del in seinem Blick war un�bersehbar.�Ich wei�, wo Harrars Priesterschiff und die mit dem

Yammosk verbundene Flotte sind�, fauchte Jaina.�Trotzdem kenne ich nicht den Aufenthaltsort jederSith-Brut von Felsbrocken in der Galaxis! Noch nicht.�

Lowbacca suchte mit seinen dunklen Augen ihr Ge-sicht ab und billigte ihr dies zu. Dennoch wirkte er be-k�mmert.

�Was wir tun, ist es wert. Es ist wichtig. Es tut mirLeid, dass einige deiner Freunde gestorben sind, aberwir m�ssen nach vorn schauen. Die Gestalter derYuuzhan Vong sind schnell. Sie werden herausfinden,was wir wissen, und dann werden sie etwas dagegen un-ternehmen. Unser Zeitfenster ist sehr schmal.�

Sie beugte sich zu ihm vor. � Hast du mich verstanden? �Er kletterte von dem Gel�nder.Zorn fuhr wie ein m�chtiger Wind in die Andock-

bucht. Jaina seufzte. �Das d�rfte Kyp sein.�Der Jedi-Meister st�rmte in das Geb�ude und die Trep-

pe hinauf. Die Wachen, die ihn aufhalten wollten, flogenzur Seite, ohne dass sie sichtbar von einer Hand oderWaffe ber�hrt worden w�ren.

Der Wookiee trat vor, und Kyp zielte einen mentalenSto� auf ihn, der den Jedi mit dem ingwerfarbenen Fellzweieinhalb Meter zur�cktaumeln lie�.

Daraufhin packte Kyp Jaina mit der gleichen dunklenEnergie und wirbelte sie zu sich herum. �Du hast mirschon wieder etwas verheimlicht. Schon wieder hast duPiloten hochgeschickt, hapanische Piloten, in Schiffen,die das Trickster-Signal aussenden. Du hast sie praktischauf eine Selbstmordmission geschickt!�

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�Wir brauchen mehr Zeit�, entgegnete Jaina scharf.�Immerhin stehen wir kurz davor, die Vong in eine Fal-le zu locken. In der Zwischenzeit besch�ftigen wir siemit diesem kleinen Ablenkungsman�ver. �berall in die-sem Quadranten werden sie mein Schiffsehen.�

Kyp strich sich durch die Haare. �Es gibt eine Grenzezwischen Engagement und Fanatismus. Ich denke, diehast du vor ein paar Kilometern �berquert.�

�Es ist wirklich k�stlich, so etwas aus deinem Mundezu h�ren!�, spottete sie. �Die Vong jagen Geisterschiffe,was sie davon ablenkt, ihre Energien zu konzentrierenund Hapes anzugreifen. J�gerpiloten kennen ihr Risiko,und sie wissen, dass sie das Leben tausender Zivilistenretten.�

�Es geht nicht nur um Resultate�, konterte er. �Nichtdir.�

Sie blickte ihn ungl�ubig an. �Ich habe geh�rt, was dunicht gesagt hast�, staunte sie. �>Nicht dir< soll wohl hei-�en: Nicht bei Darth Vaders Enkelin.�

�Ich bin jetzt f�r dich verantwortlich�, beharrte Kyp.Jaina lachte. �Ich w�nschte, Onkel Luke k�nnte das

h�ren! LÉhmung und UntÉtigkeit, nicht die dunkle Sei-te, werden die Jedi befallen. Hast du das nicht hundert-mal gesagt?�

Er seufzte tief. �Wann soll der n�chste Pilot starten?��Sie l�sst gerade die Maschine warmlaufen�, gab Jai-

na zu.Der �ltere Jedi lief zur T�r. Jaina zog ihr Lichtschwert.Kyp blieb abrupt stehen, als er das unverkennbare Kli-

cken und Sirren der traditionellen Jedi-Waffe h�rte.Langsam drehte er sich zu ihr um und hob die H�nde zueiner beschwichtigenden Geste. �Ich m�chte nicht mitdir k�mpfen.�

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Ihre violette Klinge zeigte auf seine Kehle. �Du w�r-dest deine Meinung sofort �ndern, wenn die Chancenf�r dich besser st�nden.�

�Mach dich nicht l�cherlich. Du w�rdest mich nichtt�ten, selbst wenn du k�nntest!�

�Der Gedanke hat eine gewisse Anziehungskraft, auchwenn ich das nicht im Sinn hatte. Wenn ich gewinne,fliegst du f�r den Rest dieser Schlacht unter meinemKommando. Wenn du gewinnst, gilt das Gleiche f�rmich. Keine Geheimniskr�mereien mehr, keine Spiele.Dann benehme ich mich wie eine richtige Sch�lerin.�

Er dachte einen Moment dar�ber nach. �Abgemacht.�Sein Lichtschwert sprang von seinem G�rtel, drehte

sich in der Luft und landete klatschend in seiner Hand.Die gl�hende Klinge zischte auf Jaina zu. Jaina sprang�ber den Angriff und �ber Kyps Kopf hinweg. Kyp roll-te sich zur Seite, um einem m�glichen Gegenangriff aus-zuweichen, und kam geduckt wieder auf die Beine.

Jaina stieg r�ckw�rts die Treppe herunter und hieltihre Waffe zur Abwehr hoch. Er trat auf sie zu, dannschoss er vor und machte einen Ausfall als Finte.

Sie erwartete das, bog sich zur Seite, �nderte dannrasch die Richtung und st�rzte sich auf ihn, wobei siesein Lichtschwert in der Parade nach au�en dr�ckte.Nun drehte sie das Handgelenk, um die flammendenKlingen voneinander zu l�sen, und sprang in die H�he.

Kyp vollf�hrte einen Salto die Treppe hinunter, dreh-te sich um und trat ihr mit dem Lichtschwert in erhobe-ner Position entgegen. Die j�ngere Jedi landete nebenihm auf dem Boden und schlug zweimal probeweise zu.Kyp parierte beide Hiebe. Die zwei K�mpfer zogen sichvoneinander zur�ck und umkreisten sich, sch�tzten denanderen ein und wechselten Hiebe, die mit jedem Mal

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weniger z�gerlich waren.Jainas selbstsicheres L�cheln verblasste. �Ich werde

nicht zulassen, dass du diesen n�chsten Flug verhin-derst.�

Sie wich einem hoch ausgef�hrten Angriff von Kypaus und fing seine Klinge �ber ihrem Kopf ab. Mit einerraschen Drehung n�herte sie sich Kyp, sodass sie Ge-sicht an Gesicht standen. Er l�ste sich von ihr und tratzur�ck. �Wer hat gesagt, ich wolle die Mission verhin-dern? Ich wollte sie selbst fliegen.�

Jaina blinzelte. �Tats�chlich?��Wenn die Mission so wichtig ist, erledige ich die Sa-

che pers�nlich.��Vergiss es. Es gibt zu wenige Jedi, und sie sind zu

wertvoll, als dass man das Leben eines von ihnen aufsSpiel setzen sollte.�

�Ich wei��, stimmte er zu, �und genau deshalb wollteich es machen.�

Sie trat zur�ck, blieb in Verteidigungsstellung und be-�ugte ihn wachsam.

�Sagen wir einfach, ich nehme meine Verantwortungernst. Ich m�chte nicht, dass meine Sch�lerin die glei-chen Fehler macht wie ich.�

Jainas Lichtschwert fuhr nach vorn und zwang Kyp zuparieren. �Welche Sch�lerin? Du hast mich noch nichtbesiegt.�

�Werde ich aber�, sagte er und grinste. �Und das wis-sen wir beide. Wir wissen au�erdem beide, wie schwie-rig Erwartungen sein k�nnen. Du musst mit deinen be-r�hmten Eltern leben, und das ist in gewisser Weiseschwieriger, als mit einem monumentalen Scheitern zu-rechtzukommen. �

�Unsere Situationen kannst du nicht vergleichen.�

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�Wir haben beide Br�der verloren.��Und vielleicht bekommt der Tod meiner Br�der ei-

nen Sinn, wenn ich die Yuuzhan Vong hart treffe.��Ich habe versucht, meinen Bruder zu r�chen�, erin-

nerte Kyp sie, �und am Ende habe ich ihn get�tet. DeineMutter glaubt, Jacen sei noch am Leben. Was ist, wennsie Recht hat?�

Jaina senkte das Lichtschwert, und ihr Gesicht zeigtebet�ubten Zorn. Der �ltere Jedi verlagerte sein Gewichtauf die Fu�ballen und suchte seine Balance in Vorberei-tung auf den folgenden Angriff.

Aber Jaina schaltete ihre Waffe ab. �Du willst die Mis-sion erledigen? Bitte. Blo� solltest du sie lieber �berle-ben. Wir sind hier noch nicht fertig. Noch lange nicht.�

Sie st�rmte aus der Andockbucht und lie� Kyp stehen.Er schaute ihr nachdenklich hinterher.

Jag Fel betrat die Andockbucht gerade rechtzeitig, um ei-nen Teil des Kampfes und des Gespr�chs mitzubekom-men. Er verstand nun Tenel Kas Sorge um Jaina, und ei-nem pl�tzlichen Impuls folgend lief er los und holte sieam Hintereingang ein.

W�hrend er zum Halt kam, begriff er, dass er gar nichtwusste, was er sagen sollte. Jaina blickte ihn misstrau-isch an.

�Ich wollte mich f�r Ihre Hilfe bedanken�, sagte er.�Wovon sprechen Sie?�Inzwischen hatte er sich wieder gefangen. �Ich habe

geh�rt, Sie h�tten hapanische Piloten rekrutiert und siewieder in den Himmel gebracht. Ich habe kaum genugAufkl�rer, um diesen Bereich abzudecken. Jedes PaarAugen ist eine Hilfe. Und wenn die Zeit zum Kampfkommt, haben wir dann mehr Piloten, die vorbereitet

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sind.�Das Eis um Jainas Herz herum schien ein wenig zu

schmelzen. Aus irgendeinem Grund milderte Jags Be-merkung die Nachwirkung der Auseinandersetzung mitKyp. �Wir alle tun, was wir k�nnen.�

�Sie und Ihre Familie haben bisher mehr als anderegegeben�, sagte er. �Verzeihen Sie, aber ich habe zuf�lliggeh�rt, was Kyp Durron zu Ihnen gesagt hat. Ich wei�,wie schwierig diese Zeiten sein k�nnen. Auch ich habezwei Geschwister im Krieg verloren.�

Jaina nahm eine drohende Haltung ein. �Und waswollen Sie mir damit sagen? Dass mein Verlust nichtschlimmer ist als der von anderen? Dass Anakin und Ja-cen nicht wichtiger sind als andere Verluste?�

Zu sp�t kam Jag zu der Erkenntnis, dass eine trauern-de Person mit dieser Art von Wahrheit nichts anfangenkonnte. �So habe ich das nicht gemeint.�

Ihr Zorn verrauchte rasch. �Vergessen Sie es.� Sieblies sich die Haare aus dem Gesicht, eine kleine Geste,die ausgesprochen m�de wirkte. �Weswegen sind Siealso gekommen? F�r gew�hnlich sind Sie nicht aufSmalltalk aus.�

Und darin, stellte Jag fest, bestand das Dilemma. Erkonnte schlie�lich nicht einfach sagen: �Heiraten SiePrinz Isolder nicht.�

�Sie haben eine Begabung zum F�hren�, fuhr er fort.�Andere folgen Ihnen, ob Sie es wollen oder nicht. DerRang ist f�r jemanden wie Sie nicht so wichtig.�

Jainas Gesicht wurde ruhig. �Sehr interessant, aberworauf wollen Sie hinaus?�

�Ich wollte Ihnen nur meine Meinung dar�ber sagen�,erwiderte er und kam sich schrecklich unbeholfen vor.�Der Rang, mit dem Sie geboren wurden, passt sehr gut

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zu Ihnen. Ein h�herer w�re �berfl�ssig.��Ich verstehe�, sagte sie trocken. �Aus dem Munde

des Sohns von Baron Fel - einem ehemaligen corelliani-schen Staubfarmer - ist das so viel wert wie ithoriani-sche Devisen.�

Jag sp�rte, wie in ihm Ver�rgerung aufstieg. �Warumm�ssen Sie alles als Beleidigung auffassen?�

�Warum stellen Sie Fragen zu Dingen, die Sie �ber-haupt nichts angehen?�, entgegnete sie hitzig.

Zu Jags Erstaunen drehte sie sich um und floh. Erschaute ihr hinterher und fragte sich, was sie aus seinenWorten herausgeh�rt hatte, das er gar nicht hatte sagenwollen.

Jaina verlangsamte den Schritt, sobald sie die Andock-bucht hinter sich zur�ckgelassen hatte, aber ihr Herzklopfte weiter und pochte bis in ihre Ohren.

Was f�r ein Problem hatte Jag Fel? Sicherlich, sie hat-te bei dem diplomatischen Bankett ein wenig mit ihmgeflirtet, aber hatte sie ihm irgendwann Grund gegeben,sich derartig aufzuspielen?

Der Rang, mit dem Sie geboren wurden, passt sehr gutzu Ihnen. Klar, richtig. Und h�chstwahrscheinlich solltesie sich von seinem fern halten.

Aus irgendeinem Anlass musste er auf die Idee ge-kommen sein, sie habe es darauf abgesehen, eine Baro-ness Jaina zu werden, und ehrenwert und aufrecht, wieer nun einmal war, hatte er sie gerade wissen lassen, dassdiese Zukunft nicht in ihren Sabacc-Karten stand. Dan-ke f�r den Hinweis, blo�, wer hatte darum gebeten?

Jaina holte tief Luft und versuchte Jag Fel aus ihrenGedanken zu verbannen. Er lenkte sie nur ab, und genaudas konnte sie im Augenblick nicht gebrauchen. Jags Be-

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such hatte sie �berrascht, dennoch war sie nicht sicher,ob sie viel Energie darauf verschwenden w�rde, sich da-r�ber aufzuregen.

Trotzdem trat sie gegen einen neben ihr geparkten Re-pulsorschlitten, nur f�r alle F�lle.

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25Harrars Priesterschiff und seine milit�rische Eskorte n�-herten sich dem Hapes-Cluster und folgten den Berich-ten �ber Sichtungen der gestohlenen Fregatte.

�Dort�, sagte Khalee Lah und stie� mit dem Krallen-finger in die lebende Karte.

Winzige, leuchtende Wesen krabbelten schnell �berden Schirm und markierten die Stelle, wo der Yammoskdie Signatur des gestohlenen Schiffes entdeckt hatte. Esgab ein deutliches Muster. Die Diebin wagte sich jedesMal weiter aus dem hapanischen Raum heraus. Dern�chste Ausflug w�rde sie direkt in den Weg des Pries-terschiffes f�hren.

Der Krieger blickte Harrar an, seine gespaltenen Lip-pen verzogen sich zu einem h�hnischen Grinsen. �DerKriegsmeister wird sein Jeedai-Opfer bekommen. Wirgehen auf die Jagd�, br�llte er die Mannschaft an. �Ru-fen Sie jedes Schiff innerhalb Kommunikationsreich-weite heran, das mit dieser M�chtegern-Trickster zu tunhatte. Sie hat sich lange genug im Schatten von Yun-Har-la versteckt. Bald werden jene, die h�retische Worte fl�s-tern, das armselige Wesen enth�llt sehen, das diese Un-gl�ubige darstellt!�

W�hrend die Mannschaft sich beeilte, Khalee Lahs Be-fehl zu befolgen, setzte sich Harrar auf einen Beobach-tungssitz und bereitete sich darauf vor, die Schlacht zubeobachten. Und ein inzwischen vertrautes Kribbeln liefihm den R�cken hinunter, als er sich darauf vorbereite-

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te, der Jeedai gegen�berzutreten.Khalee Lah nahm den Kommandositz ein. Seine lan-

gen, knorrigen Finger strichen �ber die Knoten, w�hrender Informationen sammelte. �Die Ksstarr n�hert sich.�

Der Priester sah zu seinem Kommandanten. �Allein?��Mit einer Eskorte.� Das h�hnische L�cheln wurde

wieder unter der Kapuze sichtbar. �Ein kleines Schiff.�Eine eigent�mliche Entt�uschung machte sich in Har-

rar breit. Er hatte mehr von Jaina Solo erwartet. �KapernSie beide.�

Als Kyp aus dem Hyperraum kam, spuckten seine In-strumente augenblicklich Warnungen aus. Der program-mierte Hyperraumsprung hatte ihn direkt zwischen dieFlanken von zwei Yuuzhan-Vong-Schiffen gebracht. So-fort richteten sich alle Signale auf seine Position aus.Bald w�rde er sich in Sichtweite befinden, und dannw�re klar, dass er nicht die gestohlene Yuuzhan-Vong-Fregatte flog. Dar�ber hinaus w�rden sie wissen, dass eskeine Trickster gab - abgesehen von der trickreichen Jee-dai, die einen X-Fl�gler hochgeschickt hatte, um die ein-zigartige Signatur des Schiffes auszusenden.

�Ein bisschen kurzsichtig geplant, Jaina, oder?�, mur-melte er. Ein heftiger Sto� traf Kyps J�ger, und die Sen-soren warnten vor abnehmender Kapazit�t der Schilde.Eines der feindlichen Schiffe setzte seinen Dovin Basalgegen ihn ein.

Kyp schob den Tr�gheitskompensator hoch und er-weiterte den Schutz, den dieses System dem Schiff ver-lieh, und zwar mehrere Meter �ber die normalen Schil-de hinaus - ein Trick, den Gavin Darklighter fr�h in die-sem Krieg erfunden hatte. Noch w�hrend er dies tat, be-griff er, dass dies keine L�sung war. Gavin war nicht al-

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lein gewesen.Zwei Korallenskipper flogen auf ihn zu, und erneut

sp�rte Kyp das Ziehen und Zerren der Schwerkraftstrah-len. Er stellte den Tr�gheitskompensator wieder niedri-ger ein. Die zu gro�e Belastung k�nnte im schlimmstenFalle das Schiff von innen auseinander brechen lassen.

Ein zweiter X-Fl�gler kam explosionsartig aus derDunkelheit des Raums. Ein blauer Blitz l�ste sich vonihm, und das gro�e Feindschiff l�ste sich in einem Feu-erball auf. Die Korallenskipper lie�en von Kyps J�ger abund wandten sich dieser neuen Bedrohung zu. In KypsKom knisterte es.

�Hau hier ab, Kyp�, warnte Jaina.�Und ich lasse dich damit ganz allein? Ich glaube

kaum.��Stell den Schwerkrafttransmitter ab - auf der unteren

linken Konsole die gelbe Skala. Such dir ein Schiff, dasungef�hr die Gr��e der Trickster hat. Greif es an. Ich wer-de direkt hinter dir sein.�

Ein schwaches L�cheln stahl sich auf Kyps Lippen. Erbetrachtete den Schirm, suchte sich ein Ziel aus und�bermittelte die Koordinaten Jaina.

Die beiden X-Fl�gler hielten auf die feindliche Fregat-te zu. Kyp dr�ckte auf den Ausl�ser des Stotterlasers.Hundert schwache Blitze sch�ssen auf das Korallenschiffzu. Ein kleines Schwarzes Loch verschluckte die meis-ten, doch viele der kleinen Laserstrahlen fanden ihr Ziel.

Und auch einige der kleinen Geschosse, die Jaina ab-feuerte.

�Die Saat h�tten wir ausgebracht�, sagte Jaina. �Ver-schwinden wir.�

Kyp wendete in weitem Bogen seinen X-Fl�gler unddonnerte davon. Die Sterne streckten sich zu Linien,

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und auf seinem Gesicht breitete sich ein L�cheln aus.Die Saat war ausgebracht, sehr gut.

Khalee Lah nahm die Kontrollhaube ab und nickte sei-nem zweiten Piloten zu. Er wandte sich an Harrar undnahm Haltung an.

�Eminenz. Die Ksstarr wurde gesichert.�Der Priester erhob sich und folgte dem Krieger zu der

gro�en Bucht, welche die gesamte untere Ebene desPriesterschiffes einnahm. Krieger umringten das geka-perte Schiff.

��ffnen�, befahl der Kommandant.Ehe jemand darauf reagieren konnte, schob sich die

Luke wie eine Irisblende auf, und eine kleine Rampefuhr heraus. �ber diese Rampe trat mit schweren, dr�h-nenden Schritten ein Krieger in einem Vonduun-Krab-ben-Panzer nach drau�en.

�Was hat das zu bedeuten?�, br�llte er. Sein Zorn ver-wandelte sich in Erstaunen, als er pl�tzlich feststellte,dass er Khalee Lah gegen�berstand.

Er schien nicht zu bemerken, dass der Kommandantebenso verbl�fft war. Der Krieger-Pilot ging auf ein Knieund schlug mit den F�usten gegen die Schultern. �Ver-f�gen Sie �ber mich. Mein Leben geh�rt Ihnen.�

Harrar trat vor. �Melden Sie sich in der Korallenskip-perbucht. Sie bekommen ein neues Schiff. Dieses wirdden Gestaltern �bergeben.�

Der Pilot erhob sich, salutierte erneut und ging davon.Harrar entlie� die Krieger mit einem knappen Wink.

Der Priester wandte sich an Khalee Lah und unter-dr�ckte einen gottlosen Impuls zur Schadenfreude. �Dasist nicht die Ksstarr�, sagte er mit, wie er fand, bewun-dernswerter Beherrschtheit. �Vielleicht gilt das f�r alle

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Schiffe, von denen wir Meldungen bekommen haben.��Eines von ihnen muss die Ksstarr sein�, stie� der

Krieger w�tend hervor. Er hob den Blick und sah Harrarin die Augen. �Wir brauchen mehr Schiffe. Diese JainaSolo werden wir finden, und dann wird sie geopfert. Dasschw�re ich bei der G�ttin, die sie l�stert!�

Jaina stellte die Kontrollhaube ein und nahm das Stan-dard-Kom-Ger�t, das Lowbacca in der Trickster instal-liert hatte.

�Bereitmachen�, warnte sie die Piloten, die mit ihrflogen. �Ich sp�re eine kleine Flotte, die aus dem Hyper-raum kommt. Sie sollten bald in Schussweite sein.�

�Zu bald�, gab einer der anderen Piloten zur�ck.Ein leises, nerv�ses Kichern kam aus dem offenen

Kom und erstarb allerdings, als die Yuuzhan-Vong-Flot-te aus der Schw�rze des Hyperraums auftauchte.

Korallenskipper l�sten sich von gr��eren Korvettenund Fregatten des Feindes und reihten sich diszipliniertauf. Hinter ihnen befanden sich drei seltsam geformteSchiffe. Auf den schwarzen Facetten eines gro�en, edel-steinartigen Schiffes gl�nzte das Sternenlicht.

Jaina kniff die Augen zusammen. An dieses letzteSchiff erinnerte sie sich von Myrkr. Es war eingetroffen,als sie und die Jedi gerade flohen. Demnach musste esalso das Priesterschiff sein. Nun, es sollte ein paar �ber-raschungen erleben.

�Genau wie bei den �bungen�, warf Kyp ein.Ein metallisches Piepen und Surren kam �ber das

Kom. �Weitere Ratschl�ge von Null-Eins?�, vermuteteeiner der Piloten.

�So kann man es ausdr�cken. Er hat angemerkt, wirk�nnten wie bei den �bungen fortfahren — zumindest,

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bis die unausweichlichen Variablen ins Spiel kommen.��Damit kann ich leben�, erwiderte der Pilot. �Die

Variablen eines Droiden sind das Gl�ck von jemand an-derem.�

Jaina l�chelte matt. Im Renegaten-Geschwader wurdelockeres Gerede vor dem Kampf missbilligt. Kyp be-hauptete, es behindere die Piloten bei der Konzentrationund st�re die Reaktionsbereitschaft. Auf jeden Fall hieltes sie davon ab, zu d�stere Gedanken �ber die bevorste-hende Schlacht zu hegen.

�Warum nennen Sie Ihren Astromech-Droiden Null-Eins?�, erkundigte sich eine tiefe Frauenstimme.

Das L�cheln verschwand von Jainas Lippen, als sieShawnkyr erkannte, die Chiss, die sonst mit Jag flog. DieChiss hatte bislang Abstand zu ihm gewahrt, flog jedeMission f�r sich selbst. Aber mit den eigent�mlich rotenAugen schien sie st�ndig Jaina zu folgen. Diese spiegel-ten das Misstrauen wider, das Jag Fei gegen�ber der�schmuddeligen Rebellen-Pilotin� hegte.

�Das ist ein schlechter Scherz, der auf alter Technolo-gie beruht�, erkl�rte Kyp. �Der Droide geh�rte fr�her ei-nem Mon-Calamari-Philosophen, der ein Experte in al-ten Kulturen und antiker Technologie war. Offensicht-lich basierte das damalige Computersystem auf einembin�ren Kode, und der Mon Cal sagte oft: Einfachheit istmachbar; das Leben kann man auf Nullen und Einsen re-duzieren^�

�Bin�rer Kode. Das erkl�rt ja einiges �ber deinen Droi-den�, sp�ttelte Jaina und wurde mit einem groben metal-lischen Brummen belohnt.

Am Himmel flammte Plasma auf und erlosch kurz vorder hapanischen Flotte.

�Die erste Phase geh�rt Ihnen, Colonel Fei�, sagte sie.

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Jag best�tigte mit einem Doppelklicken. Die beidenChiss-Klauenj�ger zogen scharf zur Seite, und zehn ha-panische J�ger folgten ihnen. Sie l�sten sich zu engenViererformationen auf, und jede suchte sich einen Koral-lenskipper als Angriffsziel. Koordiniert bestrichen siedas jeweilige Schiff mit Lasersperrfeuer - und mit ande-ren, kleineren Projektilen, die zwischen den Dovin-Ba-sal-Schilden hindurchschl�pften und tief in die rauenKorallenr�mpfe eindrangen.

�Du bist dran, Kyp�, trieb sie ihn an.Der Rebellen-Jedi nahm drei X-Fl�gler und scherte

aus, wodurch Jainas Fregatte anscheinend allein undohne Schutz dastand. Lowbacca st�hnte besorgt.

Sie schauten zu, wie die Korallenskipper heranflogenund sich durch Jags diszipliniertes Geschwader k�mpf-ten.

�Die meisten sollten inzwischen die Repulsoren er-halten haben. Mach dich bereit�, sagte sie langsam,�und ... jetzt!�

Der Wookiee sandte ein Funksignal an die Repulsorge-r�te, und pl�tzlich wendeten zwei Drittel der angreifen-den Korallenskipper, da sie durch Gravitations�bermitt-lung die Nachricht erhalten hatten, dass die Trickstersich hinter ihnen befand.

�Nun wird's interessant�, murmelte Jaina.Sie befahl der Fregatte, mit H�chstgeschwindigkeit

weiterzufliegen. W�hrend sie mitten in die Yuuzhan-Vong-Flotte preschten, bereitete sich Lowbacca daraufvor, die kleinen Repulsoreinheiten zu aktivieren, die anden Skips angebracht waren.

Plasma raste von allen Seiten auf Jaina zu - auf die Un-terseite ihres Schiffes gerichtet. Inzwischen verstand siedie Trickster gut genug, um diese Strategie zu begreifen.

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Das ehemalige Schiff von Nom Anor war schwer gepan-zert und verf�gte �ber einen extrem dicken unterenRumpf. Ein Angriff auf diese Sektion w�rde den DovinBasal aktivieren und anderen Schiffen gestatten, einenSchwerkraft-Traktorstrahl zu erzeugen, mit dem man Jai-na einfangen konnte.

Doch Jaina erlaubte ihnen nicht, ihren Dovin Basal ab-zulenken. Sie suchte sich mit der Fregatte einen Wegdurch die Schlacht, vollf�hrte den wildesten und r�ck-sichtslosesten Flug ihres Lebens und forderte den Feindheraus, ihr zu folgen und auf sie zu feuern.

In der Verwirrung, die dadurch entstand, verlie�ensich die Yuuzhan-Vong-Schiffe auf ihre Sensoren - diewiederum ihr Feuer auf dasjenige Schiff er�ffneten, wel-ches gerade das Signal der Trickster ausstrahlte. Nicht je-des davon war so gut gepanzert wie Jainas. Zwei Koral-lenskipper gingen in grellen Feuerb�llen auf.

Urpl�tzlich stie� Lowbacca ein alarmierendes Heulenaus.

�Eine Panne?�, schrie Jaina zur�ck. �Keine Panne! Dukannst das Signal nicht zu mehreren Schiffen gleichzei-tig senden!�

Noch w�hrend sie sprach, zog der Fehler des Wookieeeinen gl�cklichen Zufall nach sich - die drei Skips, diedas Signal erhielten, rasten aufeinander zu. Simultanfeuerten sie Plasma ab, und dann folgte eine Explosion,die sie allesamt in Korallensplitter verwandelte.

�Pannen haben auch ihr Gutes�, r�umte Jaina ein.

Das Chaos, in das sich das Gefecht verwandelte, wurdenur noch schlimmer, und Harrars wachsender Aberglau-be nahm langsam die Ausma�e einer entsetzlichen Ge-wissheit an.

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Der weibliche Jeedai-Zwilling leistete unglaublicheKunstst�cke in Hinsicht auf Beweglichkeit, Strategieund Zerst�rung. Mit ihrem Schiff entkam sie den bestenPiloten und vernichtete selbst die schnellsten Skips. Siewar �berall und nirgends zugleich.

Um ihn herum murmelte die Mannschaft ehrf�rchtigden Namen Yun-Harla. Der Priester konnte sich nicht�berwinden, sie f�r diese Ketzerei zu schelten.

Khalee Lah kam in den Kontrollraum, sein vernarbtesGesicht zeigte eine grimmige Miene. �Wie sollen wirweiter vorgehen, Eminenz?�

Der Priester dachte nur kurz nach. Diese Entscheidungw�rde vielleicht das Ende seiner Karriere bedeuten,doch stellte sie die einzige vern�nftige Alternative dar.

�Geben Sie Befehl zum R�ckzug.�

Die �berlebenden kehrten nach Hapes zur�ck, stiegenjubelnd und lachend aus ihren Schiffen, fielen sich indie Arme und klopften sich auf die Schulter. Jaina l�-chelte zaghaft, als sie die Rampe der Trickster hinunter-ging. Die Aufgabe, die sie sich gestellt hatte, war nochlange nicht erledigt, aber die Sache hatte einen gutenAnfang genommen.

Sie wurde von den Beinen gehoben und �berschw�ng-lich im Kreis gedreht. Dann setzte Kyp sie strahlend ab.

Jaina sp�rte, wie sich Jag Fei n�herte. Ihre Ausgelas-senheit war verflogen, als sie sich zu dem jungen Colo-nel umdrehte.

�Das war erstaunlich. Wenn Sie jemals das Bed�rfnisnach einem neuen Titel haben, sollten Sie �ber >Kom-mandant< nachdenken. Ich finde, das w�rde gut zu Ih-nen passen.�

�Mann, so etwas kann ein M�dchen nicht oft genug

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h�ren�, meinte Jaina trocken.Verwirrung funkelte in Jags Augen. Ehe er fragen

konnte, trat eine gro�e, blauh�utige Frau zu ihnen.�Kein Chiss w�rde unter dem Kommando dieser Frau

fliegen�, sagte die Chiss ernst. �Ich bin �berrascht, Colo-nel Fel, dass Sie ein Wort wie Kommandant so un�ber-legt benutzen.�

In ihrer d�steren Hochstimmung war es f�r Jainaleicht, die Bemerkung der Chiss abzutun. Es w�re nichtdas erste Mal, dass die Chiss - ganz zu schweigen von ih-rem menschlichen Kommandanten - ihre tief verwur-zelte Arroganz an den Tag legte. Daher dachte sie nichtl�nger dar�ber nach, als Shawnkyr Jag zur Seite zog undihm ein paar Takte unter vier Augen erz�hlte.

Sp�ter am Abend wurden die Piloten als Helden aufdem gro�en zentralen Platz der Stadt gefeiert. Jag Feinahm an der Zeremonie nicht teil, Jaina l�chelte undtanzte und dachte doch die ganze Zeit dar�ber nach, wasdie Chiss-Pilotin zu ihr gesagt hatte - und warum ihr das�berhaupt etwas ausmachte.

Weit entfernt im Quartier der Skywalkers auf der gehei-men Jedi-Basis legte Luke seinen schlafenden Sohn be-hutsam ins Bettchen. Einen Moment lang betrachtete ernoch das winzige Gesicht.

Eine namenlose Furcht �berfiel ihn, eine Angst umsein Kind, die alle Sorgen �bertraf, die er sich je um sichselbst gemacht hatte. Luke erkundete dieses Gef�hldurch die Macht und stellte fest, dass sich seine Jedi-Ins-tinkte in dieser Angelegenheit fast neutral verhielten.Ben befand sich nicht in unmittelbarer Gefahr, und dieAura der Zukunft hing nicht mit Lukes pl�tzlicher Angstzusammen. Es handelte sich um etwas anderes, etwas,

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das alle Eltern manchmal empfinden.Han und Leia betraten den Raum. Lukes Schwester

trat zu ihrem Bruder und legte ihm den Arm um dieSchulter. �Kinder zu haben ist mit mehr �ngsten ver-bunden, als man sich vorstellen kann, selbst unter gutenUmst�nden�, sagte sie leise. �Und wenn man sein Kindin gef�hrlichen Zeiten bekommt, ist es noch schlimmer.�

Luke sp�rte die Trauer und die Schuldgef�hle, die hin-ter ihrer ruhigen Stimme lauerten. Ihm fiel keine Antwortein - welche Worte k�nnten schon den Verlust von zweiKindern besch�nigen? Also erwiderte er einfach nur ihreUmarmung und vertraute seinem Schwager, dass er ei-nen Weg finden w�rde, die Situation aufzuheitern.

Han r�usperte sich und brachte ein schiefes Grinsenzustande. �Ich wei� nicht, wor�ber du dir Sorgenmachst, Luke. Alles, was in die N�he von Ben gelangenwill, muss an Mara vorbei.�

�An mir vorbei?�, erwiderte Mara. �Ich kann mir ge-nau vorstellen, wie du reagieren w�rdest, wenn jemandversuchen w�rde, sich an Jaina ranzumachen.�

Hans Miene wurde pl�tzlich leer. Seine Frau l�ste sichvon Luke und eilte zu ihm. �Was ist los? Was stimmtdenn nicht?�

�Ich kann mich jetzt erinnern, diesen Kampf vomZaun gebrochen zu haben�, sagte er langsam. �Und ichwei� auch, warum. Ta'a Chumes Gesandte haben in Isol-ders Namen um eine Hand angehalten — und zwar nichtum deine, Leia, sondern um Jainas.�

Leias Augen wurden zu gro�en, runden Monden.�Nun, das w�rde immerhin erkl�ren, warum deine H�n-de so l�diert sind! Was haben sie angeboten?�

�Einen Handel. Wir versuchen nicht, Jaina die Heiratmit Isolder auszureden, und sie �bergeben die Fl�cht-

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linge nicht.��Das ist l�cherlich�, warf Mara ein. �Jaina w�rde ei-

nem solchen Handel niemals zustimmen.�Nachdem sich die erste �berraschung gelegt hatte,

war sich Leia dessen gar nicht mehr so sicher. �Ich h�ttees fast getan.�

�Was ist mit Teneniel Djo?�, erkundigte sich Han.Die drei Jedi warfen sich besorgte Blicke zu. Mara

brachte die Sache auf den Punkt. �Solange ihr linker Ha-ken nicht wesentlich besser ist als deiner, steckt sie inziemlichen Schwierigkeiten, w�rde ich sagen.�

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26Nach der Zeremonie nahm Ta'a Chume Jaina f�r ein per-s�nliches Gespr�ch zur Seite.

�Sie haben Hervorragendes geleistet, aber dieYuuzhan Vong werden zur�ckkommen. Es ist Zeit, dassSie meine Pl�ne erfahren. Ich m�chte, dass Teneniel Djonicht mehr auf dem Thron sitzt und dass Isolder eine K�-nigin heiratet, die f�hig ist, in Kriegszeiten zu regieren.�

Jaina zuckte mit den Schultern. �Solange Sie michnicht auffordern wollen, Teneniel Djo beim Packen zuhelfen, habe ich keine Ahnung, warum Sie mir dies er-z�hlen.�

Die alte K�nigin warf ihr einen durchtriebenen Seiten-blick zu. �Ich habe oft gedacht, wie frustrierend es seinmuss, stets im Schatten einer so ber�hmten Mutter zustehen.�

�Der Torpedo wurde abgefeuert, aber es ist kein Ziel inSicht�, meinte Jaina.

�Das Ziel liegt offen vor Ihnen. Es ist eine ganz allge-meine Sorge um junge Frauen in Ihrer Lage.�

�Sicherlich denkt man manchmal �ber solche Dingenach, doch der Krieg l�sst doch die Angst vorm Erwach-senwerden ziemlich kleinlich aussehen.�

�Aber Kleinlichkeit endet nicht im Erwachsenwer-den� , fuhr Ta'a Chume fort. �Ohne Zweifel haben Sie be-merkt, wie feindselig sich Tenel Ka in letzter Zeit Ihnengegen�ber verh�lt.�

�Wir haben Differenzen. Unter den Jedi gibt es eine

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Menge Bewegung.��Wann genau hat meine Enkelin denn angefangen,

sich Sorgen �ber Ihre Philosophie zu machen? Nein, Te-nel Ka hat einfach Angst, von jemandem verdr�ngt zuwerden, der w�rdiger ist.�

Jaina massierte sich mit beiden H�nden die Schl�fenund war ein wenig benommen von diesem irrealen Ge-spr�ch. �Von jemandem wie meiner Mutter, nehme ichan. Wollen Sie mich darauf vorbereiten? Falls das so ist,kann ich der Logik nicht folgen. Anstelle von PrinzessinLeias Tochter w�re ich dann die Thronfolgerin von K�-nigin Leia. Damit trete ich nicht gerade aus ihrem Schat-ten, wenn Sie sich deswegen Sorgen machen.�

Die K�nigin l�chelte wie ein Sabacc-Spieler, der kurzdavor steht, ein Siegerblatt auf den Tisch zu legen. �Sieverstehen mich falsch, meine Liebe. In diesen brutalenZeiten braucht Hapes eine Kriegerin als K�nigin - nichtTeneniel, nicht Tenel Ka, nicht Prinzessin Leia. Eine K�-nigin, die versucht, den Feind zu verstehen, und eswagt, ihn verwegen anzugreifen.�

Der Sinn ihrer Worte traf Jaina wie ein Yuuzhan-Vong-Knallk�fer. Unerkl�rlicherweise begann sie zu kichern.�Ich kann mir vorstellen, wie mein Vater auf diesen Vor-schlag reagiert hat. Wir sprechen �brigens �ber HanSolo - und ich bin jetzt eigentlich �berrascht, dass IhreGesandten ihn nicht in Notwehr t�ten mussten!�

�Das ist eine ernste Angelegenheit�, beharrte Ta'aChume.

Nur unter Schwierigkeiten gelang es Jaina, ihre Mienezu beherrschen. �Das verstehe ich wohl. Ich m�chte Sienicht beleidigen — ehrlich, allein der Vorschlag ist eineriesige Ehre. Aber ich bin nicht interessiert.�

�Warum nicht?�

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�Warum nicht? Erstens bin ich zu jung.��Unfug. Sie sind achtzehn, und in diesem Alter hat

Ihre Mutter ihr Herz einem �lteren Mann geschenkt.��Wo wir gerade von meinem Vater sprechen, wie vie-

le Tage haben Ihre Gesandten in einem Bacta-Tank ver-bracht?�, fragte sie spitz.

�Ich bin sicher, er wird sich wieder beruhigen. Er istein vern�nftiger Mann.�

�Das hat ihm noch nie jemand nachgesagt�, gab Jainazur�ck. �Aber darum geht es auch eigentlich gar nicht.Ich kenne mich mit den hapanischen Gebr�uchen nichtaus, doch wird mir niemand vorschreiben, wen ich zuheiraten habe. Nicht meine Eltern und nicht meineFreunde.�

�Und ich auch nicht�, endete Ta'a Chume mit einemschwachen L�cheln. �Denken Sie wenigstens dar�bernach.�

Jaina versprach, das zu tun, und suchte nach Jag Fei,um ihn �ber diese Pr�gelei auszufragen, die er zuguns-ten ihres Vaters beendet hatte.

Ihre urspr�ngliche Sicherheit begann zu br�ckeln. Siehoffte, ihr Vater habe einfach nur vorhersagbar gehan-delt, doch ihr Sensor f�r Gefahren l�ste ein Kribbeln aus.Wenn er nun nicht �vern�nftig reagiert� hatte? Wenn Te-neniel Djo nicht einfach zur Seite trat? Wie weit w�rdeTa'a Chume gehen, um ihre Ziele zu verwirklichen?

Seit ihrer Landung auf Hapes war Jaina davon �ber-zeugt gewesen, dass Ta'a Chume etwas mit ihr vorhatte.So etwas wollte sie kaum von ihr annehmen, trotz allem,was sie von der �lteren Frau wusste und bei ihr sp�rte.

Jag konnte sie nirgendwo auftreiben, obwohl sieschlie�lich sein Schiff in einem besonders unauff�lligenWinkel des Stadthafens fand. Niemand hatte ihn gese-

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hen.Kurz dachte sie nach, dann nutzte sie die Macht, um

ihn zu finden. Jacen hatte sich in tiefe Meditation ver-senkt, um Corran Horn nach dem Angriff auf Yavin 4 zuentdecken, doch dies war niemals ihre St�rke gewesen,und sogar jene Jedi, die �ber ein besonderes Wahrneh-mungsverm�gen verf�gten, hatten Schwierigkeiten, be-stimmte Personen zu finden - solange sie jedenfallsnicht in einer tiefen Verbindung zu ihnen standen.

Sie beschloss, die Antwort in einer Jedi-Trance zu su-chen, und zog sich in die Stille ihres Zimmers im Palastzur�ck.

W�hrend sie tief in Gedanken versank und sich demStrom der Macht �berlie�, erhob sich ein Bild wie aus ei-nem dunklen Nebel. Jaina sah ein kleines, schlankesM�dchen in einem braunen Fliegeroverall. Die Schul-tern des M�dchens waren vor Anspannung zusammen-gezogen, und es umklammerte ein unbekanntes Licht-schwert mit beiden H�nden.

Jainas Herz machte einen Sprung, als sie sich selbst er-kannte und den Kontext dieser Vision begriff. Und dannwurde sie tiefer hineingerissen, verlor die Distanz desZuschauers und wurde Teil einer von der Macht inspi-rierten Erinnerung.

Eine gro�e, schwarz gekleidete Gestalt trat auf sie zuund hielt das rote Lichtschwert zum Angriff bereit.

Das Bild von Darth Vader l�ste nicht die Angst aus, dieihr niedertr�chtiger Gro�vater verdient h�tte, sonderneine andere Form des Schreckens.

Erneut durchlebte sie den Augenblick entsetzter Er-kenntnis, dass sie einst gegen Jacen gek�mpft hatte, derhinter einem Hologramm getarnt war.

�Jacen?�, fl�sterte sie.

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Das Gespenst trat n�her. Sie erhob sich widerwillig aufdie F��e und schaltete die Klinge ein, die ihr die Meis-ter der Schattenakademie gegeben hatten. Der Kampfbrach auf dunklen Schwingen �ber sie herein, hart undschnell und erbittert. Jaina musste ihre s�mtlichen Fer-tigkeiten aufwenden, um die Hiebe zu parieren undgleichzeitig keine Treffer zu landen. Angesichts von Ja-cens Begabung war dies eine schwierige Aufgabe.

Doch in dieser Vision war sie kein ausgebildeter Jedi-Ritter, sondern ein junges M�dchen, das eine GruppeDunkler Jedi seinem Zuhause entrissen hatte, um esohne Training zu einem Kampf zu zwingen. Jaina fochtnicht so, wie sie heute k�mpfte, sondern so, wie sie da-mals dazu in der Lage gewesen war. Am Ende traf sie un-absichtlich ihren Gegner.

Der Dunkle Lord stolperte, ging zu Boden und um-klammerte mit den behandschuhten H�nden die rau-chende Linie, die Jainas Lichtschwert �ber seine Kehlegezogen hatte.

Sie lie� die Waffe fallen und eilte zu ihrem Gegner, zogan seinem Helm und betete, sie m�ge darunter Darth Va-ders Gesicht finden oder sogar ihr eigenes.

Die holographische Tarnung verblasste, und Jainabrach das Herz. Auf dem Boden lag ein schlaksiger Jun-ge mit wuscheligem braunem Haar, in dessen blindenAugen sich Verwirrung spiegelte.

Jaina erhob sich auf die Beine und taumelte zur�ck.Sie hatte ihren Bruder nicht get�tet. Nein, hatte sie nicht.

Ihre eigene Tarnung verblasste nicht, also nahm sie ih-ren Helm vom Kopf. Das Visier �ffnete sich von selbst.Entsetzt lie� sie den Helm fallen und schaute zu, wie erauf Jacen zurollte. Dort blieb er liegen, und Kyp DurronsGesicht starrte sie daraus an. Seine Lippen bewegten

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sich, doch konnte sie seine Worte nicht h�ren.Sie schreckte aus der Vision und atmete heftig, als

w�re sie gerade zwanzig Kilometer mit Tenel Ka gelau-fen. Langsam wurde sie sich einer dr�ngenden Stimmebewusst und drehte sich benommen zu ihr um. Beim An-blick von Kyp Durrons besorgter Miene schauderte sie.

�Du hast mich aus der Trance gerissen�, sagte sie.�Warum?�

Er wippte auf den Hacken und legte ihr eine Hand aufdie Schulter. �Vielleicht habe ich gesp�rt, was du durch-machst.�

Sie sch�ttelte die Hand ab und konnte doch die Visi-on und ihre offensichtliche Symbolik nicht loswerden.Und in Kyps wachsamem Blick lag etwas Zwingendes,das zumindest dieses eine Mal nichts mit der Macht zutun hatte.

�Ich habe mit der Macht nie solche Probleme wie Ja-cen und Anakin�, sagte sie langsam. �Sie haben �berihre wahre Natur diskutiert und sich bem�ht zu verste-hen, was es hei�t, ein Jedi zu sein. Ich habe einfach im-mer nur das getan, was zu tun war. Bislang war mir dasgenug. Jetzt bin ich gezwungen, mir Fragen zu stellenund eine Entscheidung zu treffen.�

Sie erz�hlte Kyp von Ta'a Chumes Angebot. �Ich den-ke nicht ernsthaft dar�ber nach, aber es hat mich insGr�beln gebracht. Die K�nigin agiert jenseits einer Gren-ze, die zu �berschreiten ich nicht bereit bin.�

�Ich habe selbst schon ein paar Grenzen �berschrit-ten�, meinte Kyp. �Es ist nicht schwer - und die Welt be-wegt sich trotzdem weiter.�

Sie l�chelte schwach. �Darum geht es bei dieser Ent-scheidung: Ich kann mich jetzt zur�ckziehen, oder ichkann weitermachen und diese Offensive so weit treiben,

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wie sie mich tr�gt.�Kyp musterte sie. �Du wirst weitermachen, gleichg�l-

tig, wie hoch der Preis daf�r ist.��Ich sehe keine andere M�glichkeit�, sagte sie und

zuckte hilflos mit den Schultern. So, wie sie die Sachebetrachtete, w�rde eine Jedi bereitwillig im Dienst gegendas B�se ihr Leben geben. Konnte sie nun angesichts derBedrohung durch die Yuuzhan Vong vor diesem dunk-leren, gr��eren Opfer zur�ckschrecken?

�Hast du die Antworten gefunden, nach denen du ge-sucht hast?�, fragte Kyp.

Jaina wollte schon nein sagen, als in ihr eine kurze in-tensive Vision aufstieg - das Bild eines winzigen Jag, derim Gewirr der Schaltkreise eines X-Fl�glers gefangen ist.Das mentale Bild verschwand so rasch, wie es gekom-men war, und brachte Jaina zu zwei erschreckenden Ge-wissheiten: Erstens folgten die �u�eren R�nder des �La-byrinths� tats�chlich dem Muster der unteren Palastebe-nen. Doch noch mehr entsetzte es sie, dass sie Jag durchdie Macht sp�ren konnte.

Das h�tte nicht m�glich sein sollen in Anbetracht derihr eigenen Talente. Sie konnte nicht einmal eine Ver-bindung zu ihrem Zwillingsbruder herstellen. JacensTod hatte sie nur durch den kollektiven Schmerz mehre-rer Jedi gesp�rt. Wohingegen Tenel Ka ...

Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie sp�rte JagFei aus demselben Grunde durch die Macht, weshalb Te-nel Ka so offen f�r Jacen gewesen war. Die Verbindungwar unbeobachtet gewachsen. Oder vielleicht war siestets da gewesen.

Kyp nahm Jaina an den Schultern. �Was ist jetzt?�,wollte er wissen und sch�ttelte sie leicht.

Ohne zu antworten riss sie sich los und rannte in die

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Richtung davon, welche die Vision ihr gewiesen hatte.

27Jaina und Kyp fanden Jag genau dort, wo Jaina ihn in ih-rer Vision gesehen hatte - in einem kleinen Raum, dertief in einem labyrinthischen Irrgarten versteckt war.

Kyp sp�rte die helle Aufregung, die sich bei Jaina mitder pl�tzlichen Erkenntnis eingestellt hatte. Ohne sichselbst dessen bewusst zu werden, erwartete sie von Jag,eine �hnliche Erleuchtung erlebt zu haben.

Dieser Traum wurde in dem Moment zerst�rt, in demJag Fei zu seinen Rettern aufschaute. Er betrachtete Jai-na, und seine Miene verschloss sich und dr�ckte Desin-teresse aus. Kyp sp�rte den Schmerz bei der jungenFrau, und auch ihre �berzeugung, dass Jag Fei vielleichtihren Mut und ihre Begabung bewunderte, sie jedochtrotzdem als undisziplinierte Rebellin betrachtete.

Die �Jedi-Prinzessin� verdr�ngte den Schock und griffin die Tasche nach einem Mehrzweckwerkzeug. Mit ei-nigen geschickten Handgriffen �ffnete sie die kompli-zierten Schl�sser - eine F�higkeit, die sie ohne Zweifelvon ihrem �gaunerhaften� Vater gelernt hatte.

Auf dem Gang waren Schritte zu h�ren. Kyp und Jai-na sahen sich an, dann blickten sie zur Decke. Dort be-fand sich ein Wirrwarr von Rohren, ungef�hr f�nf Meter�ber ihnen. Die beiden Jedi sprangen in die H�he, hiel-ten sich fest und warteten. Jag war so aufmerksam, dieT�r wieder zu verschlie�en.

Seine Wachen brauchten ein paar Augenblicke, umdie T�r zu �ffnen. Als sie murmelnd eintraten, lie�en

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sich die Jedi von der Decke fallen.Jaina stieg �ber eine der am Boden liegenden Wachen inden Gang. �Wie sind Sie denn hierher geraten?�, wolltesie von Jag wissen.

Jag warf ihr einen Blick zu. �Nach dem Gefecht nahmmich Shawnkyr zur Seite und warnte mich. Wenn ich Sieals Kommandantin respektieren w�rde, w�rde ich mei-ne Piloten in den Dienst der zuk�nftigen K�nigin von Ha-pes stellen. Und dass ich bei einem bevorstehendenStaatsstreich keine neutrale Position mehr inneh�tte.�

Jaina wirkte entsetzt. �Ihre Chiss-Freundin muss ir-gendein Gespr�ch zwischen den Leuten von Ta'a Chumebelauscht haben.�

�Stimmt. Gl�ckwunsch, Leutnant. Oder w�re >Majes-t�t< angemessener?�

�Momentan l�sst sie sich lieber >die Listenreiche< nen-nen� , warf Kyp ein. �Was ist schon der Titel einer K�ni-gin f�r eine Yuuzhan-Vong-G�ttin?�

Jaina sah Kyp b�se an. �Hey, die Sache mit der K�ni-gin ist l�cherlich. Meine Idee war das nicht.�

�Die Anh�nger der K�nigin hatten den Eindruck, Sieseien eine neue Ta'a Chume, eine ehrgeizige Frau, diediese Gelegenheit mit Freuden am Schopf packen w�r-de. Sie sprachen auch dar�ber, einige Hindernisse besei-tigen zu m�ssen, eine Aufgabe, f�r die sie angeheuertworden waren.�

Jaina blieb stehen und fasste Jag am Arm. �Hat das ir-gendetwas mit der Pr�gelei zu tun, in die mein Vater ge-raten ist?�

�Davon bin ich auch zun�chst ausgegangen. Ich mach-te die Leute ausfindig, die Ihren Vater �berfallen haben —Gesandte, die Verhandlungen �ber eine Heirat zwischenIhnen und Prinz Isolder f�hren sollten. Ich bin sicher,

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Han sollte eigentlich nur geb�ndigt werden.��Das alles wei� ich�, unterbrach Jaina ihn, �aber ich

verstehe nicht, wieso man Sie eingesperrt hat.�Er presste grimmig die Lippen aufeinander. �Man hat

mich aufgehalten, als ich Tenel Ka suchte, um sie zu war-nen. Sie sind schlie�lich vollj�hrig und brauchen die Er-laubnis Ihrer Eltern nicht. Wenn Sie Isolder heiraten wol-len, kann Sie niemand daran hindern. Welches logischeHindernis gibt es also au�er der K�nigin Teneniel Djo?�

Harrar beobachtete Khalee Lah, der im Kommandozen-trum des Priesterschiffes hin und her ging. �Unsere Be-f�rchtungen werden Wirklichkeit: Die Krieger unter die-sem Kommando beginnen, Fragen zu stellen und Zwei-fel zu �u�ern. Es gibt heimt�ckischere Gefahren als dieNiederlage in der Schlacht.�

�Manche bezweifeln sogar Ihre Eignung zum Befehli-gen�, meinte eine der Wachen. �Yun-Harla verspottetuns durch ihre neue Auserw�hlte ...�

Der Krieger fuhr zu dem Herausforderer herum, undseine Gesicht war von Zorn verzerrt. �Herausforderungangenommen�, knirschte er.

Der Priester wollte einschreiten, entschied sich jedochdagegen. Khalee Lah musste seinen Gef�hlen Luft ma-chen. Es war besser, einen Krieger in den Kampf zu schi-cken als einen Eiferer.

�Sie und Sie.� Khalee Lah zeigte auf zwei der gr��tenKrieger. �Die Herausforderung wird drei gegen einenausgetragen. Wir werden sehen, wer in der Gunst derG�tter steht!�

Nur wenige Augenblicke sp�ter stand Khalee Lah vorden Leichen seiner Herausforderer. Er blickte auf, als erdie Schritte der Leibw�chterin des Priesters h�rte.

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Die Frau trat ein und ignorierte die Leichen der Krie-ger pflichtgem��. �Wir haben einige Tr�mmer von denzerst�rten Schiffen bergen k�nnen, Eminenz. Ich dachte,Sie w�rden dies gern sehen.�

Harrar nahm eines der kleinen Metallger�te mit einerMiene �u�ersten Ekels entgegen. �Das ist das Zeichenvon Yun-Harla! Was f�r eine Blasphemie soll das sein?�

�Es wurde an einem Rumpffragment entdeckt - bei ei-nem der Schiffe, die wir in der Schlacht gegen dieTrickster geopfert haben.�

�Bei einem der Schiffe, die wir ungl�cklicherweiseselbst zerst�rt haben�, berichtigte Khalee Lah gereizt,�und vielleicht wird uns diese Abscheulichkeit verra-ten, aus welchem Grund.�

Er nahm dem Priester das Ger�t aus der Hand unddrehte es, als wollte er das Metall zerbrechen. Pl�tzlichflog er aufw�rts und krachte wie von unsichtbaren H�n-den nach oben geschleudert gegen die Decke.

�Brillant�, murmelte Harrar. �Das Ger�t �berwindetdie Schwerkraft, so wie unsere Dovin Basale. Wenn es aneinem Schiff angebracht wird, kann es die Schwerkraft-stimme des Schiffes �bert�nen. Jedes Schiff, das so mar-kiert wurde, erscheint unseren Sensoren als ein anderesSchiff, sogar die gestohlene Fregatte. Da Sie viel leichtersind als ein Schiff, war die Wirkung bei Ihnen wesent-lich drastischer.�

Dem Krieger gelang es, das Ger�t abzuschalten. Er fielzu Boden, �berschlug sich zweimal und kam auf die Bei-ne. Rasch hatte er die Fassung zur�ckerlangt und zeigtedas Ger�t den �berlebenden Wachen.

�Sehen Sie sich dies an, dann verstehen Sie Ihre Got-tesl�sterung. Gehen Sie zu den anderen und sagen Sieihnen, dass diese Jeedai nur eine Ungl�ubige ist, die ge-

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nauso sterben wird wie alle anderen. Gehen Sie!�Die Wachen verlie�en den Raum, und Khalee Lah warf

das Ger�t zu Boden. �In meinem Zorn habe ich eineblasphemische Abscheulichkeit ber�hrt. Ich bin unrein,und auch dieses Verbrechen werde ich dieser Frau zurLast legen!�

Er drehte sich zu Harrar um. �Alarmieren Sie denKriegsmeister, Eminenz, und bitten Sie ihn, alle Schiffein diesem Sektor zusammenzuziehen. Wir werden dieseJeedai finden, und wenn wir alle Welten von Hapes inAsche verwandeln m�ssen!�

�Teneniel Djo�, wiederholte Jaina und starrte in Jag Felsgrimmiges Gesicht. Obwohl diese Schlussfolgerung sieniederschmetterte, konnte sie sich ihr nicht verweigern.

Sie liefen durch die G�nge zu den k�niglichen Gem�-chern. Wachen wollten sie aufhalten; Macht-Blitze tra-fen sie und warfen sie zur Seite.

Im Raum der K�nigin fanden sie Tenel Ka, die amFenster sa�. Sie hielt die Hand ihrer Mutter in ihren ei-genen. Jaina wusste mit einem Blick, dass sie zu sp�t ge-kommen waren.

�Gift�, murmelte Tenel Ka. �Sie haben ihr nicht ein-mal die W�rde erwiesen, sie durch eine Klinge sterbenzu lassen.�

Jaina legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter.�Wir werden denjenigen finden, der es getan hat.�

Die Jedi sah Jaina mit brennenden Augen ins Gesicht.�Ich werde das Leben meiner Mutter nicht durch Racheentehren.�

Sie trat einen Schritt zur�ck. �Glaubst du, darum gehtes? Glaubst du, ich w�rde Anakin entehren? Oder Ja-cen?�

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Ein Alarm schrillte und verk�ndete eine bevorstehen-de Invasion. Tenel Ka lie� die Hand ihrer Mutter los underhob sich. Sie streckte die Hand aus und spreizte dieFinger, um den gro�en Smaragdring zu zeigen. Dannballte sie die Hand abrupt zur Faust, und ein Hologrammerschien zwischen den Anwesenden.

Ein Wirbel aus Dunkelheit und Dunst erf�llte die Luft.Der Dunst teilte sich und enth�llte f�nf riesige Sternen-schiffe, dazu kleinere Schiffe, die von ihnen abgesetztwurden.�Hapes' Flotte, das Erbe meiner Mutter�, sagte TenelKa. �Colonel Jag Fel, ich stelle diese Schiffe unter IhrKommando.�

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28Der Ratssaal des hapanischen Hofes f�llte sich mitschreienden Gestalten. Als sich eine schlanke Frau in ro-ter Robe zum Sprechen erhob, verstummten sie gleicher-ma�en aus Furcht und Gewohnheit.

�Jemand muss das Kommando �bernehmen, bis eineneue K�nigin den Thron bestiegen hat�, sagte Ta'a Chu-me. Langsam und bed�chtig setzte sie sich eine zarte, ju-welenbesetzte Krone auf den eigenen Kopf.

�Die Hexe von Dathomir ist tot!�, schrie jemand. �Kei-ne Jedi-K�niginnen mehr.�

Zustimmendes Murmeln machte sich breit, denn eswar allseits bekannt, wie sehr die fr�here K�nigin ihreSchwiegertochter verabscheut hatte. Doch Ta'a Chumeverzog keine Miene. Ernstes Schweigen breitete sich indem Saal aus. Sie lie� die Stille einige Sekunden andau-ern, ehe sie zu sprechen begann.

�Ja, K�nigin Teneniel Djo ist tot�, best�tigte Ta'a Chu-me, �und die Ni'Korish sind daf�r verantwortlich. MagTeneniel Djo auch manche Schw�che gehabt haben, dashapanische Gesetz verlangt den Tod von jedem, der dieHand gegen die k�nigliche Familie erhebt. Die Ni'Korishsind zu weit gegangen. Bereits jetzt treiben die Wachendiese Verr�ter zusammen. Noch vor Anbruch der Nachtwird man sie hingerichtet haben.�

Sie hob die Hand. Wachen traten vor und ergriffen denMann, der geschrien hatte. Einige Momente lang h�rteman im Saal nur seine erstickten Proteste und das Schar-

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ren seiner Stiefel, als man ihn hinausschleppte.�Was ist mit den Fl�chtlingen?�, fragte jemand vor-

sichtig.�Die k�nnen wir opfern�, sagte Ta'a Chume aus-

druckslos. �Sie werden uns vielleicht wertvolle Zeit ein-bringen.� Sie blickte demonstrativ zu Isolder. �Schonbald wird eine neue K�nigin ausgerufen werden.�

Erneut machte sich leises Gemurmel im Saal breit undnahm an Lautst�rke zu, als zwei junge Frauen herein-schritten. Die Versammlung teilte sich, um sie durchzu-lassen.

Jaina bemerkte, wie Ta'a Chumes Blick von ihr zu Te-nel Ka wanderte und weder auf ihr noch auf der Freun-din liegen blieb. Die K�nigin nahm die Krone ab, die siegerade aufgesetzt hatte, und reichte sie dem Prinzen.Durch die Macht sp�rte Jaina die schwache, verstohleneBefriedigung der Frau.

Pl�tzlich begriff sie. Falls Isolder Jaina die Krone jetzt,in einer Zeit der Krise und vor dem anwesenden Hof, an-bot, konnte sie sich dem Thron kaum verweigern. Ta'aChume erwartete, Jaina w�rde die Herrschaft bereitwil-lig annehmen. Mit erstaunlicher Klarheit sah sich Jainapl�tzlich durch Ta'a Chumes Augen. In der Jedi-Pilotinhatte die K�nigin eine j�ngere Version ihrer selbst ent-deckt.

Aber trotz aller Machenschaften von Ta'a Chume w�r-de am Ende nicht Jaina auf dem Thron sitzen. OhneZweifel w�rde Jaina irgendwann das gleiche Schicksalereilen wie Teneniel Djo. Fr�her oder sp�ter bliebe TenelKa keine andere Wahl, als den Thron zu besteigen. Siew�rde es nicht aushalten, mit ansehen zu m�ssen, wieandere an ihrer Stelle starben.

Sie blieben vor der Versammlung stehen. Tenel Ka

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wandte sich Jaina zu. �Es gibt Zeiten, in denen mussman seine pers�nlichen Ziele zur�ckstellen�, sagte sieleise. �Ich nehme die Krone meiner Mutter, und ich wer-de sie verteidigen, falls es notwendig ist. Aber im Au-genblick haben wir einen gemeinsamen Feind.�

Die Jedi-Frauen wechselten einen langen Blick.�Also los�, sagte Jaina.Ein schwaches L�cheln huschte �ber Tenel Kas Lip-

pen. Sie schritt zu ihrem Vater und ging auf ein Knie nie-der. Ohne zu z�gern setzte er ihr die Krone auf den Kopf.

Donnernder Beifall hallte durch den Raum. Die neu ge-kr�nte K�nigin erhob sich, drehte sich dem Hofe zu undbeendete den Applaus mit einer ungeduldigen Geste.

�Ich bin eine Kriegerin und die Tochter einer Kriege-rin. Teneniel Djo sah die Bedrohung durch die YuuzhanVong voraus und traf Vorbereitungen. Schiffswerften inden Verg�nglichen Nebeln haben einen gro�en Teil derFlotte, die wir bei Fondor verloren haben, neu gebaut.Diese Schiffe sind hierher unterwegs. Gehen Sie, k�mp-fen Sie, und seien Sie gewiss: Hapes ist stark.�

Sie ging auf Jaina zu und beschleunigte dabei ihreSchritte. Jaina trat neben sie, und gemeinsam eilten diebeide Jedi-Frauen in die Schlacht. Von neuem erhob sichApplaus mit einer Leidenschaft, die wie ein aufziehen-der Sturm �ber sie hinwegfegte.

Jaina sah im hinteren Teil des Raums eine Gruppe ihrbekannter Piloten, einen bunt zusammengew�rfeltenHaufen - Hapaner, Chiss, Republikb�rger und Rebel-len -, die sich alle entschieden hatten, unter Jag FelsKommando zu fliegen. Sie nickte Jag und Kyp zu, w�h-rend sie an ihnen vorbeiging. �Wir sehen uns oben.�

Jag verneigte sich f�rmlich und blickte dann Shawn-kyr an. Die Chiss-Pilotin lief los zur Andockbucht, und

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Kyp schloss sich ihr an.Einer spontanen Regung folgend sagte Kyp: �Jaina hat-

te nie vor, den Prinzen zu heiraten.�Jag wirkte h�flich interessiert. �Ich verstehe. Er ist

kein Jedi.��Stimmt, aber das ist nicht der Grund�, antwortete

Kyp. �Ich sch�tze mal, der einzige Mann, den Jaina je-mals ernst nehmen w�rde, m�sste besser fliegen k�nnenals sie.�

Jag rannte einige Schritte weiter, ehe er erwiderte: �Esgibt nicht viele, die dazu in der Lage sind�, meinte ern�chtern.

�Ja, das ist mir auch schon aufgefallen�, gab Kypfreundlich zur�ck.

Sie erreichten ihre Schiffe. Jag streckte Kyp die Handentgegen. Sie sch�ttelten sich die H�nde.

�Geben Sie ihr R�ckendeckung�, sagte der Chiss-Kom-mandant leise, und dann stieg er in seinen Klauenj�ger.

Kyp nahm sein Versprechen sehr ernst. Er st�rmte hin�-ber zu der Yuuzhan-Vong-Fregatte und ging an Bord.

�Was immer du vorhast, vergiss es�, sagte er offenheraus.

Jaina setzte die Kontrollhaube ab und starrte ihnschweigend an.

�Ich habe das Gef�hl, du stehst kurz davor, dein Lebenwegzuwerfen, dich zu opfern, wie Anakin es getan hat.Hast du mir nicht gesagt, Anakin h�tte vielleicht dieAntworten gewusst? Wir k�nnen sie doch nicht einfachmit dir im Dunst verschwinden lassen.�

�Wirf mir so etwas nicht vor�, sagte Jaina langsam.�Glaubst du wirklich, ich sei auf einer Entdeckungsrei-se zum Daseinszweck der Jedi?�

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�Das erg�be jedenfalls Sinn�, sagte Kyp. �Du hast dasTalent, und dein Erbe pr�destiniert dich daf�r. Vielleichtist ja an diesem Gerede �ber Schicksal etwas dran.�

Jaina setzte die Haube wieder auf. �Raus mit dir.��Nicht, ehe du mir erz�hlst, was du vorhast.�Pl�tzlich erhob sie sich wie ein Wirbelwind und

streckte eine Hand in Richtung des �lteren Jedi aus. Eindunkler Blitz l�ste sich von ihren Fingern und h�llteKyp mit einem leuchtenden Nimbus ein. Er flog r�ck-w�rts gegen die Wand. Daraufhin kniff er die Augen zu-sammen, und die t�dliche Aura verschwand. �berraschtriss Jaina die Augen auf.

�Wenn ich es erzeugen kann, kann ich es auch aufl�-sen�, sagte er zu ihr. �Du bist nicht die Einzige, die die-sen Weg eingeschlagen hat.�

Jaina zog ihr Lichtschwert. �Drau�en�, knurrte sie.Kyp verneigte sich sp�ttisch vor ihr und bedeutete ihr

voranzugehen. Sie sch�ttelte den Kopf. Er zuckte mitden Schultern und ging die Rampe hinunter, Jaina direkthinter ihm. Als seine F��e den Boden der Andockbuchtber�hrten, machte sie einen Salto r�ckw�rts und lande-te in der T�r. Sie deaktivierte das Lichtschwert und tratnoch einen Schritt zur�ck. Das lebende Portal schlug vorihr zu.

�Reingefallen�, murmelte Kyp, w�hrend er zuschaute,wie das au�ergalaktische Schiff rasch in die Luft aufstieg.

Jaina langte nach oben und ber�hrte die Kontrollhaube.Informationen aus jedem Teil des Schiffes str�mten aufsie ein, wie stets seit dem ersten Mal, als sie die Haubeaufgesetzt hatte. Fr�her hatte sie dem Schiff mit Distanzund Widerwillen zugeh�rt, wie einem Hutt-Informantenvielleicht, einem notwendigen und doch absto�enden

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Kontakt. Zuvor hatte sie auch immer andere Jedi an Bordgehabt, die ihr geholfen hatten, mit dem Schiff zu kom-munizieren. Ohne Tahiris unter so harten Umst�ndengewonnene Verbindung zu den Yuuzhan Vong und ohneLowbaccas Geschick mit dem organischen Navicompu-ter konnte sie sich den Luxus von Distanziertheit nichtleisten. Zum ersten Mal �ffnete sie sich vollkommendem lebenden Schiff.

Ein eigenartig vertrautes Gef�hl erf�llte sie, w�hrendder Bund zwischen Schiff und Pilotin intensiver wurde.Etwas �hnliches hatte sie bereits zweimal erlebt - ein-mal, als sie ihr Lichtschwert gebaut und gelernt hatte, eswie eine Erweiterung ihrer selbst und ihrer Kr�fte zu be-trachten; dann noch einmal, als sie die jungen Villips ab-gestimmt hatte, die Lowbacca in Gef��en mit N�hrfl�s-sigkeit gefunden hatte. Nun, wo Jaina dar�ber nachdach-te, hatten diese beiden Erfahrungen mehr gemeinsam,als sie f�r m�glich gehalten h�tte.

Sie betrachtete die beiden Villips, die auf der Konsoleder Trickster standen. Sie griff nach dem einen, den siesorgf�ltig eingestellt hatte, und weckte ihn. Nach einemMoment erschien das vernarbte Gesicht von Kriegsmeis-ter Tsavong Lah. Er fuhr erstaunt zur�ck beim Anblickdes Gesichts, das sein Villip zeigte.

�Seien Sie gegr��t, Kriegsmeister�, sagte Jaina sp�t-tisch. �Erinnern Sie sich noch an mich? Ich bin Jacen So-los Zwillingsschwester.�

�Sie werden den G�ttern geopfert werden�, brachteder Kriegsmeister knirschend hervor, �und dann rei�eich Ihnen das Herz eigenh�ndig aus dem Leib.�

�Wenn Sie noch immer Ihre eigenen H�nde haben,sind Sie vermutlich gar nicht so weit am oberen Endeder Leiter, wie Sie uns glauben machen wollten. Lassen

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Sie einen anderen weitermachen - jemanden, der �berrichtige Autorit�t verf�gt und nicht so viele Ersatzteilehat.�

Tsavong Lah heulte vor Wut. �Mit diesen Worten ha-ben Sie sich viel Schmerz verdient.�

�Offensichtlich werden Vong nicht aufgrund der F�-higkeit bef�rdert, anst�ndige Gespr�che f�hren zu k�n-nen�, erwiderte sie. �Schauen wir doch mal, ob es derKommandant des Priesters besser kann.�

Sie weckte den zweiten Villip, der eine Verbindungzwischen diesem Schiff und dem Villip des Priestersherstellte. Als ein zweites vernarbtes Gesicht erschien,strich sich Jaina das Haar aus der Stirn und enth�llte dasZeichen, das sie sich dorthin gemalt hatte - das Symbolvon Yun-Harla.

Die beiden Yuuzhan Vong stimmten zorniges Geschreian. �Ich werde Sie mir schnappen, Mensch�, fauchte derj�ngere Krieger, �Ich schw�re es, bei allen G�ttern, beimeiner Dom�ne und meiner heiligen Ehre.�

Jaina fuhr mit der Hand �ber die Villips. Beide st�lp-ten sich sofort um.

Ein J�ger der Yuuzhan Vong flog auf sie zu, und alleanderen bewegten sich zur Seite, um ihn durchzulassen.

Jaina langte nach der Energie, die sie in ihrem Innerenfand, diejenige, mit der sie auch den dunklen Blitz er-zeugen konnte. Diese Energie lie� sie in sich fluten underlaubte ihr, sie in den Kampf zu f�hren.

Tiefer und tiefer versenkte sie sich in das Bewusstseindes au�ergalaktischen Schiffes und verlor sich im Flie-gen, wie sie es schon oft getan hatte. Es schien ihr Stun-den zu dauern, w�hrend sie und ihr Herausforderer auf-einander zurasten, Plasmageschosse abfeuerten, sichduckten und parierten wie Meister des Schwertes. Jaina

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dachte nicht nach - sie handelte.Eine Weile lang hielt sie dies f�r eine effektive Strate-

gie, aber ihre Identifikation mit dem lebenden Schiff warzu stark. Ein Plasmageschoss gelangte an den Dovin-Ba-sal-Schilden vorbei und versengte die Seite des Schiffes.Jaina zuckte zusammen und schrie, weil ein unerwarte-ter brennender Schmerz durch ihren linken Arm schoss.�berrascht stellte sie fest, dass sie dort keine Verwun-dung sah.

Kaum bewusst glitt sie vollst�ndig in die Dunkelheit.Erneut fiel sie in eine andere Zeit zur�ck, in das schreck-liche Duell an der Schattenakademie. Wieder k�mpftesie gegen Darth Vader, doch diesmal konnte sie nicht dieOberhand gewinnen.

Ihr Gegner trat zur�ck, riss sich den schwarzen Helmvom Kopf und enth�llte Kyp Durrons Gesicht. Lichtschien ihn zu erf�llen, w�hrend sie weiterk�mpften,verdr�ngte die Reste seiner dunklen Tarnung und taste-te sich z�gernd zu ihr vor.

Jaina sp�rte eine Mischung aus Freude und Schmerzangesichts Kyps langer und langsamer Errettung, ange-sichts der Isolation seiner langen Jahre der Wiedergut-machung. Sie bedauerte es, selbsts�chtig die einzigePerson in Gefahr gebracht zu haben, die das vollbringenk�nnte, was er niemals schaffen w�rde.

Und mit absoluter Gewissheit erkannte sie pl�tzlich,dass Kyp sich irrte - sie war nicht die Einzige. Der Pfadzu einem neuen Verst�ndnis der Macht war nicht derWeg, den sie einschlagen w�rde.

Dann folgte die n�chste Erkenntnis, und sie konntenicht mehr leugnen, welchen Weg sie gew�hlt hatte. Eserschien ihr seltsam und ironisch, dass ausgerechnetKyp Durron derjenige war, der versuchte, sie zu retten.

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Eine Antwort stellte sich zusammen mit dem Bild vonKyps trockenem L�cheln ein. Hast du jemals darÄbernachgedacht, dass du derjenige bist, der mich rettet?Komm zurÄck. Wir bringen die Sache zusammen zuEnde.

Langsam k�mpfte sie sich zum Loch zur�ck. Kyp ver-schwand, und ihr Gegner nahm die Gestalt von KhaleeLah an. Jaina k�mpfte hart, doch jeder Treffer, den sielandete, kostete sie einen hohen Preis an ihrem eigenenK�rper.

Nach und nach wurde sie sich einer Anordnung vonLichtern bewusst, die vor ihr sch�rfer und sch�rfer wur-den. Eine beharrliche Stimme dr�hnte aus ihrem Komund zerrte sie zur�ck ins Bewusstsein. Die Schiffskonso-le blinkte hektisch, als Leuchtwesen sie vor einem Sys-temausfall warnten.

�Jaina, zieh dich zur�ck. Ich habe dich. Ich habe dich.�Die Stimme und die Kraft, die in ihr mitschwang,

brachten sie wieder zu Bewusstsein. Jainas H�nde lagennoch auf der Steuerung und feuerten immer noch dieWaffen ab - ihre Verbindung mit dem Schiff bestandweiter. Nach einem Augenblick des Entsetzens begriffsie, dass Kyp mit ihr �ber die Kom-Einheit sprach, dieLowbacca installiert hatte.

Oder vielleicht hatte er sich durch ihre Vision an siegewandt.

Jaina schaute zu dem Schiff des Kriegers, das in einemweiten Bogen zum n�chsten Angriff ausholte. DieTrickster b�umte sich auf, als der Dovin Basal des Geg-ners ihr Schiff an die Kette legte.

Ein X-Fl�gler schoss zwischen ihnen hindurch undschickte ein best�ndiges Sperrfeuer auf den Yuuzhan-Vong-J�ger ab - und hielt direkt auf die Schwerkraftbin-

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dung zu.Pl�tzlich befreit schwenkte Jaina ab, um ihrem Retter

zu helfen. Doch den X-Fl�gler hatte ein Volltreffer er-wischt. Er wirbelte davon wie ein Komet, der einenSchweif aus brennendem Treibstoff hinter sich herzog.In einem grellen wei�en Blitz explodierte das Schiff.

Sie suchte nach Kyp und fand eine vertraute Pr�senz -er hatte rechtzeitig den Notausstieg bet�tigt. Sie drehteab. Die Rache blieb offen, ihre Fragen blieben unbeant-wortet.

Sie setzte Kurs auf ihren Jedi-Meister und den gemein-samen Weg, der vor ihnen lag.

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EpilogDer Nachthimmel �ber der hapanischen K�nigsstadtblutete und flackerte noch, als Jaina mit der Trickster inihrer Andockbucht landete. Sie blickte nach oben undversp�rte kein Bedauern, weil sie die Schlacht vor ihremEnde hatte verlassen m�ssen.

Dieser Kampf war nicht der ihre, war nicht ihr Pfad.Teneniel Djos Erbschaft war eingetroffen, und unter demKommando von Jag Fei trieb man die Yuuzhan Vongrasch zur�ck. Jaina hatte immerhin so viel mitbekom-men, als sie den verwundeten Jedi-Meister an Bord ge-holt hatte.

Sie brachte Kyp vom Schiff und k�mmerte sich umseine medizinische Versorgung. Dann drehte sie sich umund stellte sich dem, was aus ihr geworden war.

Ta'a Chume war im Palast und stand wegen der Unter-suchung von Teneniel Djos Tod unter Hausarrest. Sie er-hob sich rasch, als Jaina den Raum betrat, und ihre Au-gen suchten den Fliegeroverall des M�dchens ab.

�Die Schlacht?��Wir siegen.��Das Kommando h�tte Ihnen geh�ren sollen.�Jaina zuckte mit den Schultern. �Colonel Fel macht

die Sache gut. K�nigin Tenel Ka hat ein H�ndchen daf�r,die richtigen Leute auszusuchen.�

Ta'a Chume nahm die Neuigkeit schweigend zurKenntnis. �Mit meiner Hilfe h�tten Sie eine gro�e K�ni-gin werden k�nnen.�

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Jaina schnaubte und verschr�nkte die Arme vor der Brust. �Ich kann gar nicht sagen, wie wenig mir das be-deutet.�

�Was ist mit Ihrem Racheschwur?��Ich f�ge Sie nicht meiner schwarzen Liste hinzu,

falls das Ihre Sorge ist. Es ist vorbei�, stellte sie fest. �Al-les. Ich wei�, was ich bin - eine K�mpferin, die Schwes-ter und die Tochter von Helden.�

Das Gesicht der fr�heren K�nigin ver�nderte sich.�Ich irre mich selten, aber nun sehe ich, dass Sie ebensoeine N�rrin sind wie Ihre Mutter.�

In diesem Stil ging es weiter, und sie wetterte noch, alsJaina den Palast verlie�.

Tenel Ka erwartete sie au�erhalb der bewachtenR�umlichkeiten. �Sie sagen immer, Zorn sei ein Gef�hlder dunklen Seite�, meinte sie d�ster. �>Sie< kennen abergarantiert nicht Ta'a Chume.�

Jaina l�chelte schwach und bemerkte dann den z�ger-lichen Scherz in den Augen der Freundin. Einem Impulsfolgend umarmte sie Tenel Ka. Die erwiderte die Gestemit ihrem starken Arm.

�Es wird nicht leicht�, sagte die neue K�nigin. �Nichtf�r mich und auch nicht f�r dich. Ich nehme an, deinWeg wird sogar noch schwieriger. Zumindest wirst dunicht allein sein.�

Jaina trat zur�ck. �Du auch nicht.�Daraufhin l�chelte Tenel Ka nur. Sie hob die Hand zu

einer melancholischen, k�niglichen Geste und ging da-von, mit stolzer Haltung und raschem Schritt. Ihre Ent-schlossenheit drang durch die Macht zu Jaina vor, undmit ihr ein Gef�hl von Traurigkeit, das Jaina die Tr�nenin die Augen trieb.

W�hrend sie zu ihrem Schiff zur�ckkehrte, �berlegte

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sie sich, wohin es von hier gehen w�rde. Sie musste denFreunden gegen�bertreten, die sie gewarnt hatten, derFamilie, die sich Sorgen gemacht hatte. Sie w�rde allenglaubhaft machen m�ssen, dass die dunkle Seite sich aufihre Handlungen und Entscheidungen nicht auswirkte.Und am schwierigsten davon zu �berzeugen w�re sieselbst.

Kyp Durron war bereits an der Andockbucht und ludVorr�te in einen hapanischen leichten Frachter. EinBacta-Pflaster zierte seine Stirn.

�H�tte nie gedacht, dass du kommen w�rdest�, sagteer. �Es ist Zeit zum Aufbruch.�

�Aufbruch?�, wiederholte Jaina.�Wir fliegen Vorr�te zur Jedi-Basis. Deine Mutter hat

mich gebeten, dich mitzubringen.�Jaina f�hlte einen Stich im Herzen, als sie daran dach-

te, wie Leia die Nachricht von ihrem Ausrutscher auf-nehmen w�rde. �Mom hat schon zwei ihrer Kinder ver-loren.�

�Ich bringe dich zur�ck.�Sie sah Kyp in die ernsten gr�nen Augen. Mit M�he

senkte sie die Schilde, hinter denen sie sich abgeschot-tet hatte. Vielleicht gab es eine Person, die sie verstehenkonnte, vor der sie sich nicht abzuschirmen brauchte.

Nach einem Moment warf er ihr eine Kiste zu. Siestopfte sie in den Frachtraum und drehte sich wiederum, nahm die n�chste entgegen. Sie arbeiteten gemein-sam und verfielen in einen lockeren Rhythmus. Baldwar das Schiff beladen, und der Jedi-Meister und seineSch�lerin schnallten sich auf ihren Sitzen an.

�Was nun?�, fragte sie, nachdem sie fertig waren.�Was willst du denn machen?�Jaina �berlegte. Sie war immer selbstsicher gewesen —

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impulsiv, sogar gro�spurig. Diese Eigenschaften wurdennun durch eine tiefe Demut in der Kraft der Macht geh�r-tet. �Ich fliege nat�rlich weiter, aber ich wei� nicht, obmich die Rebellen noch haben wollen.�

�Warum gehst du dann nicht auf dem Weg weiter, dendu begonnen hast? Im Widerstand gibt es Platz f�r eineListenreiche. Du kannst schnell Pl�ne entwickeln undhast ein H�ndchen f�r Strategie.�

Sie dachte die Idee weiter, und sie gefiel ihr. �Nichtschlecht�, r�umte sie ein. �Und du?�

Kyp schenkte ihr ein verlegenes L�cheln. �Ich werdeversuchen, einen neuen Jedi-Rat zu gr�nden, um Kon-sens statt Zwietracht herbeizuf�hren.�

Sie brach in schallendes Gel�chter aus. �Ich habe ge-sehen, wie sich meine Mutter damit abgem�ht hat. Ver-trau mir, das wird die bisher gr��te Herausforderung f�rdich!�

Er zuckte mit den Schultern. �Weder du noch ich le-gen besonderen Wert darauf, es uns leicht zu machen.Und was das betrifft, ich habe geh�rt, Jag Fei habe einTreffen mit deinem Onkel Luke verabredet. Wenn sicheine Jedi-Offensive abzeichnet, w�re ich schon sehr�berrascht, falls er nicht mittendrin steckte.�

Kurz hellte Freude Jainas Laune auf. Sehns�chtig frag-te sie sich, ob sie es eines Tages verdienen w�rde, jeman-den wie Jag zum Freund zu haben, jemanden, der wieLeia niemals vom Pfad des Helden abwich.

Falls Kyp Jainas Gedanken aufgeschnappt hatte, warer taktvoll genug, um es sich nicht anmerken zu lassen.�Bist du fertig?�

Sie reagierte mit einem entschlossenen Nicken, unddann richtete sie den Blick auf die Herausforderungen,die vor ihr lagen.

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Khalee Lah betrat Harrars Kammer und ging auf ein Knie.�Die Schlacht war eine Niederlage�, sagte er offen.

�Die Jeedai ist entkommen. Es scheint, dass ich mit Ket-zerei infiziert war, sonst h�tten mir die G�tter erlaubt,ruhmreich im Kampf zu fallen. Mein Scheitern beflecktnun den Namen meiner Dom�ne. Und den Namen desKriegsmeisters, den Sie Ihren Freund nennen.�

Der Priester nahm die Worte schweigend zur Kennt-nis. Die Bitte, die darin angedeutet wurde, war mehr alsoffensichtlich. Als Reaktion griff er nach der mechani-schen Abscheulichkeit und reichte sie dem Krieger.

�Ich werde Tsavong Lah berichten, dass sein Blutsver-wandter durch Tricks der Jeedai in der Schlacht gestor-ben ist, geopfert durch seine eigenen M�nner. NehmenSie dies mit auf Ihr Schiff, und es wird so geschehen.�

Khalee Lah neigte den Kopf und nahm das Ger�t ent-gegen. Daraufhin erhob er sich und verlie� den Raum.

Als er allein war, nahm Harrar seinen Villip und be-richtete Tsavong Lah, was er zu sagen versprochen hat-te. �Jaina Solo hat sich als eine �ber Erwarten hinausw�rdige Gegnerin erwiesen�, schloss er, �und es k�nntenoch eine Weile dauern, bis das Zwillingsopfer stattfin-den wird.�

�So ist der Wille der G�tter�, erwiderte Tsavong Lah.�Setzen Sie die Verfolgung fort, und wir werden uns sp�-ter weiter �ber diese Angelegenheit unterhalten.�

Der Villip st�lpte sich abrupt um und lie� Harrar mitvielen Fragen zur�ck. Sein Scheitern war nicht so hartaufgenommen worden wie erwartet, und der Priester derT�uschung �berlegte, ob er vielleicht nicht der Einzigegewesen war, der versagt hatte.

War es m�glich, dachte er, dass Jacen Solo am Ende

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doch nicht �berlebt hatte?