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Inhaltsverzeichnis - wahlabsicht.de · INHALTSVERZEICHNIS 5 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung in die politische Demoskopie und Prognosetechnik 6 1.1 1.2 1.3 1.4

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INHALTSVERZEICHNIS  5

 

Inhaltsverzeichnis 

1.  Einführung in die politische Demoskopie und Prognosetechnik   6 

 1.1 

 1.2 

 1.3 

 1.4 

Umfragebasierte Wahlprojektionen 

Probleme der politischen Prognoseforschung 

Bewertung der Prognosequalität in der Forschung 

Alternative Vorhersagemöglichkeiten 

 6

10

13

14 

2.  Beurteilung der Prognosegüte  16

3.  Beginn und Geschichte der Wahlforschung  19

4.  Analyse der Bundestags‐ und Europawahlen  33

 4.1 

 4.2 

 4.3 

 4.4 

 4.5 

 4.6 

 4.7 

 4.8 

 4.9 

 4.10 

 4.11 

 4.12 

Bundestagswahl am 02.02.1990: Im Zeichen der Wiedervereinigung 

Europawahl am 12.06.1994: Die erste gemeinsame Wahl des Europäischen Parlaments 

Bundestagswahl am 16.10.1994: Institute mit höherer Prognosegüte als die Börsen  

Bundestagswahl am 27.09.1998: Gerhard Schröder beerbt Altkanzler Kohl 

Europawahl am 13.06.1999: Neuorientierung beim Bundespresseamt 

Bundestagswahl am 22.09.2002: Die Sternstunde der Wahlbörsen durch das Internet 

Europawahl am 13.06.2004: Historische Niederlage der Sozialdemokratie 

Bundestagswahl am 18.09.2005: Kanzlerin Merkel trotzt überschätzten Umfragewerten 

Europawahl am 07.06.2009: Wiederholte Fehlprognosen bei den Forschungsinstituten 

Bundestagswahl am 27.09.2009: Die Rückkehr der hohen Prognosegüte 

Bundestagswahl am 22.09.2013: Umfrageinstitute überflügeln die Börsen 

Europawahl am 25.05.2014: Hohe Prognosegüte auch bei Europawahlen möglich  

33

35

38

40

45

47

51

53

58

60

64

68

5.  Gesamtauswertung der Bundestags‐ und Europawahlen  71

6.  Zusammenfassung und Ausblick  80

 

 

Anhang 

I. 

II. 

III. 

Ausführungen zum Handling der Daten 

Wahlbeteiligung bei Bundestags‐ und Europawahlen  

Umfragewerte zu den Bundestagswahlen 1953 bis 1987 

83

84

86

 

Literaturverzeichnis 

Personenverzeichnis 

88

112

   

 

1     EINFÜHRUNG IN DIE POLITISCHE DEMOSKOPIE UND PROGNOSETECHNIK  6

 

1.   Einführung in die politische Demoskopie und Prognosetechnik  

 

1.1.   Umfragebasierte Wahlprojektionen  

Die Bedeutung der Umfrageforschung wächst stetig, selbst unsere Bunderegierung richtet ihre Politik 

in manchen Situationen nach dem Mehrheitswillen des Volkes aus.1 Die Bedeutung der Demoskopie, 

vor allem für die politischen Instanzen, wird ebenso in folgendem Zitat erkennbar:  

 

„Die Aussage eines Politikers, er nähme Umfrageergebnisse nicht ernst, heißt also, dass er das nicht 

ernst nimmt, was Menschen denken und fühlen.“ 2 

Gerhard Schröder (SPD) 

 

Auch für Helmut Kohl (CDU) spielte die umfragebasierte Meinungsforschung eine große Rolle. Für ihn 

waren  deren  Ergebnisse  stets  eine  Art  Frühwarnsystem,  das  Hinweise  darauf  gab,  wo  noch 

Überzeugungsarbeit  geleistet  werden  musste.  Aber  die  Politik  müsse  trotzdem  gelegentlich 

unpopuläre  Entscheidungen  treffen,  wenn  sie  von  diesen  überzeugt  sei.  Kohl  führte  hierzu  die 

Wiederbewaffnung Deutschlands oder die Abschaffung der Todesstrafe als Beispiele an.3 

Damit  sich die politischen Entscheidungsträger nicht  an  falschen oder  verzerrten Meinungsbildern 

der deutschen Bevölkerung orientieren,  ist  eine  ausgiebige  Kontrolle und  Sicherung der Umfrage‐

qualität essentiell.  In der Regel werden  in den Befragungen  ja nur die Antworten weniger  tausend 

Personen erhoben, aus denen die Meinung der deutschen Gesamtbevölkerung errechnet wird. Diese 

Rechnung  ist  wenig  transparent,  und  ihre  Richtigkeit  lässt  sich  nicht  überprüfen,  weil  keine 

Vollerhebung  zum Vergleich  durchgeführt werden  kann. Das  heißt,  die  Zahlen,  an  denen  sich  die 

Politik unserer Bundesrepublik orientiert, könnten theoretisch falsch sein.  

In diesem Buch möchte  ich mich den Prognosen  sowie Umfrageergebnissen vor großen Wahlen  in 

Deutschland widmen. Denn  im Gegensatz  zur Ermittlung der öffentlichen Meinung  zu bestimmten 

politischen  Themen  können  hier  die  Schätzwerte  durch  einen  Abgleich  mit  dem  tatsächlichen 

Wahlergebnis zumindest größtenteils verifiziert werden. Nach dem Auszählen der Stimmen lässt sich 

beurteilen,  inwiefern  die Umfragewerte  vor  der Abstimmung  die  Realität  abbildeten. Damit  kann 

folglich  tendenziell  zwischen guten und  schlechten Umfragen bzw.  Instituten differenziert werden. 

Wenn ein Unternehmen regelmäßig die besten Vorhersagen veröffentlicht, liefert es gleichermaßen 

wahrscheinlich ein hervorragendes Abbild der Volksmeinung zu anderen Themen.4  

Innerhalb der deutschen Wahlforschung fand mit Ausnahme der Arbeiten von Antholz (2001), Groß 

(2010) sowie Schnell & Noack (2014) bisher keine systematische Analyse und Bewertung von Wahl‐

                                                            1 Vgl. Becker & Elmer (2014), Becker & Hornig (2014), n‐tv (2014). 2 Vgl. Güllner (2008). 3 Vgl. Gallus & Lühe (1998), Kohl (2005), Noelle (1968). 4 Hierbei sei jedoch explizit anzuführen, dass der Umkehrschluss nicht unbedingt gegeben ist. 

4     ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  40

 

4.4.   Bundestagswahl am 27.09.1998: Gerhard Schröder beerbt Altkanzler Kohl 

Hintergrund 

Bei  den  Sozialdemokraten  kam  es  zum  Putsch  von  Lafontaine  gegen  Scharping.  Forsa  erkannte 

bereits am Tag darauf einen Zugewinn von etwa 6 Prozent für die SPD.183 Zwar war der Journalistin 

Doris  Köpf  zufolge  Scharping  bei  den  sozialdemokratischen  Frauen  anfangs  noch  leicht  beliebter, 

doch der telegene Schröder sei klar auf der Überholspur gewesen. So nominierte das SPD‐Präsidium 

letztendlich  Schröder  zum  Kanzlerkandidaten,  der  Kohl  sogleich  zu  einem  Fernsehduell  heraus‐

forderte.  Dieser  lehnte  jedoch  ab,  hatte  er  doch  seit  1990  nicht mehr  an  einer  Elefantenrunde 

teilgenommen.  Der  SPD‐Ministerpräsident  Kurt  Beck  behauptete  sogar,  keiner  der  SPD‐Heraus‐

forderer habe gegen Kohl eine Chance. Er irrte sich damit gewaltig.184  

Große Kritik hagelte es  für einige  Institute bezüglich der Umfragewerte  zur  Landtagswahl 1996  in 

Baden‐Württemberg. Infratest und Allensbach sahen die Republikaner bei 4 bis 4,5 Prozent, obgleich 

die  Partei mit  tatsächlichen  9,1  Prozent  klar  in  den  Landtag  einzog.  Bereits  vier  Jahre  zuvor  sah 

Allensbach die Republikaner fast 5,5 Prozent unter dem tatsächlichen Wahlergebnis. Der Grund für 

die Fehlschätzung 1996, wie  später  zumindest von Allensbach  selbst eingeräumt wurde,  lag  in der 

Nichtberücksichtigung von Projektionen.185 So offenbarte Köcher gegenüber der FAZ, dass Allensbach 

intern der Partei mindestens 7 Prozent gegeben hatte. 

Zur Wahl 1998  in Sachsen‐Anhalt  trauten die Demoskopen der DVU einheitlich 5 bis 6 Prozent der 

Stimmen  zu  und  waren  sich  nicht  sicher,  ob  die  Partei  die  Sperrhürde  überwinden  könnte.  Das 

endgültige Wahlergebnis von 12,9 Prozent sorgte dann für eine sehr große Überraschung. Allerdings 

landete  die DVU  bei  der  Bundestagswahl wieder  nur  bei  1,2  Prozent. Dennoch  kritisierte Noelle‐

Neumann das Qualitätsbewusstsein  ihrer Branche  („Jeder Teppichboden wird sorgfältiger auf seine 

Qualität  geprüft“). Daraufhin  antwortete  Roth  (Forschungsgruppe Wahlen),  dass  doch  gerade  am 

Bodensee mit Nachkommastellen eine Genauigkeit suggeriert werde, die durch Umfragen gar nicht 

zu erreichen sei. Weil bei einer Befragung von 1.000 Personen  in den Rohdaten  jede Person gleich 

0,1  Prozent  ausmacht,  ließ  DER  SPIEGEL  daraufhin  durch  Emnid  die  Daten  von  insgesamt  2.000 

Befragten erheben.186 

 

polis Gesellschaft für Politik‐ und Sozialforschung aus München 

1990  erfolgte  die  Gründung  des  Instituts  polis  durch Walter  Ruhland,  der  zuvor  bei  Infratest  die 

Wahlforschung  verantwortet hatte.  Seit dem Gründungsjahr  setzt das Unternehmen überwiegend 

die Meinungsforschung der Sozialdemokraten um.187 1997 führte polis für die SPD eine ausführliche 

Panel‐Untersuchung  durch, worauf die  Partei  ihren Wahlkampf  fokussierte.  Im  selben  Jahr wurde 

Ruhland Geschäftsführer  der  Sinus München Gesellschaft  für  Sozialforschung  und Marktforschung 

mbH.  Im 2007 fusionierten beide zu polis+sinus. Bekannte Auftraggeber waren das Magazin FOCUS 

                                                            183 Vgl. Krumrey (1996). 184 Vgl. Der Spiegel (1999), Doris‐Köpf (1995). 185 Vgl. Der Spiegel (1996a). 186 Vgl. Der Spiegel (1998), Jakobs (1996), Zicht & Cantow (o. A.). 187 Vgl. Gallus (2002). 

4     ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  41

 

oder die Deutsche Presse‐Agentur. Ruhland  führt heute noch die Geschäfte. Es besteht außerdem 

eine Partnerschaft mit dem Berliner Feld‐Institut Usuma.188   

 

Institut für empirische Sozialforschung IFES aus Potsdam 

1996  verließ  Liepelt,  der  „Papst  der Meinungsforschung",  infas.  Zusammen mit  zwölf  namhaften 

Unternehmen (u. a. der BasisResearch GmbH) und einem Startkapital von fast einer Million D‐Mark 

gründete er das Institut für empirische Sozialforschung IFES AG. Ziel war es, den 17 Millionen‐Mark‐

Auftrag der ARD  für die Wahlberichterstattung der nächsten  fünf  Jahre  zu erhalten.189 Bei der TV‐

Premiere zu den niedersächsischen Kommunalwahlen 1996 auf N3 lieferte das Unternehmen jedoch 

am Wahltermin falsche Hochrechnungen. Statt der tatsächlichen 38,5% für die SPD gab IFES mit der 

letzten Hochrechnung 40,1% bekannt, obwohl doch gerade die Zahlen aus den Hochrechnungen für 

eine hohe Prognosegüte bekannt waren. Harald Schmidt lästerte: „Kompliment für die Demoskopen. 

[…] Sie haben immerhin den Wahltag richtig vorausgesagt“. Liepelt begründete den Fehler mit einer 

zu kleinen Stichprobe. Lediglich 100 von 8.200 Bezirken wählte man  für die Hochrechnung aus,  für 

die  optimale  Zahl  von  170  Wahlbezirken  mangelte  es  an  Finanzkraft.  Denn  der  Norddeutsche 

Rundfunk  hatte  schließlich  nur  250.000  D‐Mark  bereitgestellt. Wenig  später  vergab  die  ARD  die 

Wahlberichterstattung an Infratest dimap.190 

IFES  wollte  zu  jener  Zeit  zudem  30.000  Haushalte  in  Deutschland  unentgeltlich  mit  Computern 

ausstatten, um diese mit der IFES‐Zentrale zu vernetzen und so günstig Daten zum Konsumverhalten 

zu erhalten. Das Kapital hierfür sollte durch Gründung der Aktiengesellschaft beschafft werden. Die 

Hälfte der  Investition von 30 Millionen D‐Mark wollte die  Investitionslandesbank Brandenburg (ILB) 

übernehmen. Doch dies schlug fehl, weil laut deren Regularien geförderte Güter drei Jahre im Institut 

bleiben mussten, aber  IFES wollte die Geräte  ja kostenlos an die Bevölkerung verteilen. Die Aktien‐

gesellschaft  konnte  nicht  realisiert  werden,  wodurch  der  Unternehmensplan  scheiterte.  Liepelt 

wurde  infolgedessen  vorgeworfen,  zwischen  1999  und  2004  Kapitalanleger  betrogen  und  Förder‐

mittel erschlichen zu haben. Schließlich musste das Institut Insolvenz anmelden.191  

Wahlbörsen von Ecce Terram aus Oldenburg 

Frank  Simon  gründete  1995  Ecce  Terram  als  ein  Unternehmen  für  digitale Medien  sowie  soziale 

Netzwerke. Die Firma beteiligte  sich unter anderem am ersten  Internet‐Auftritt des Magazins DER 

SPIEGEL und erreichte spätestens durch die Erstellung diverser Wahlbörsen einen gewissen Bekannt‐

heitsgrad. Heute  gibt  es Niederlassungen  in Neuseeland bzw.  in  San  Francisco,  von wo  Simon die 

Geschäfte leitet.192  

                                                            188 Vgl. Bergmann (2002), Bundeszentrale für politische Bildung (2002), Der Spiegel (1990), European Business Network (o. A.), Klingemann & Kaase (2001), polis+sinus (o.A.), Veen (1998). 189 Vgl. GoMoPa (2012), Metzner (2012). 190 Vgl. Focus (1996). 191 Vgl. Der Tagesspiegel (2005), GoMoPa (2012), Tiede & dpa (2011). 192 Vgl. Ecce Terram (o. A.). 

4     ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  42

 

Zur Bundestagwahl 1998 setzte Ecce Terram erstmals die Wahlstreet für den Auftraggeber DIE ZEIT 

technisch um. Wie beim Börsenmarkt von GAI/Wirtschaftswoche  ließ man auch Nicht‐Universitäts‐

angehörige  zu.  Insgesamt  9.482  Teilnehmer  handelten mit  einem  Einsatz  von  höchstens  zehn  D‐

Mark.193  Im Wahljahr  2002  wurden  vom  Oldenburger  Unternehmen  sogar  zum  ersten Mal  zwei 

Börsen gleichzeitig angeboten, neben der etablierten Wahlstreet  für Kunden wie das Handelsblatt, 

DIE ZEIT oder DER TAGESSPIEGEL mit  circa 2.600 Teilnehmern194 ebenfalls eine Wahlbörse  für das 

Magazin stern. Für beide Märkte, die jeweils drei Monate öffneten, wurden als Startgeld Beträge von 

5  bis  50  Euro  zugelassen.  Die  zwei  Börsen  hatten  alles  in  allem  ein  vergleichbares  Handels‐

volumen.195 

Kommerziell  setzte Ecce Terram zuletzt 2005  für den gemeinsamen Kunden T‐Online und Financial 

Times  eine  Wahlbörse  mit  1.521  Teilnehmern  um.  Dort  handelten  die  Mitspieler  jedoch 

ausschließlich mit fiktivem Geld.196 Zur Bundestagswahl 2009 führte Ecce Terram die Wahlstreet für 

die Universität München durch, wo Christian Ganser bzw. Jochen Groß das Projekt leiteten. Ohne die 

großen Auftraggeber aus der Medienbranche, die  zuvor  für eine Teilnahme an der Börse warben, 

konnten nun nur noch 724 Mitspieler akquiriert werden. Diese setzten mit einem Startkapital von 5 

bis 50 Euro insgesamt 20.410 Euro um.197 Ferner waren die Teilnehmer der letzten Wahlstreet nicht 

repräsentativ, sondern überdurchschnittlich oft männlich und hoch gebildet. 

Wahlbörse der Universität Halle 

Zu den Wahlen der deutschen Bundestage 1998 sowie 2002 kam es  letztmalig zu einer Umsetzung 

von Wahlbörsen mit  der  Software  der University  of  Iowa.  Die Universität  Halle  veranstaltete  die 

Märkte. 1998 gab es zudem Unterstützung durch Universitäten der Städte Essen, Dresden und Berlin. 

113 Teilnehmer investierten insgesamt 6.100 D‐Mark.198 Im Vergleich zu 1994 erfuhr die IPSM‐Börse 

damit deutlich weniger Resonanz, vermutlich durch die Konkurrenz in Form der ersten webbasierten 

Märkte von Ecce Terram. Die Hallesche Wahlbörse öffnete zehn Wochen  lang. Teilnehmen durften 

auch Nichtangehörige  einer Universität,  als  Startkapital wurden  Beträge  zwischen  5  und  25  Euro 

akzeptiert.199  

 

Prognosen und Wahlausgang 

Kohl hatte  lange Zeit einen Sympathiebonus, der  sogar bis hinein  in das SPD‐Lager wirkte. Helmut 

Jung  (Sample) sah den Dauerstreit bei den Sozialdemokraten als Grund  für die Unentschlossenheit 

der Wählerschaft und bei den Nichtwählern keine stillen Reserven mehr für die Regierung.200 

                                                            193 Vgl. Berlemann (1999). 194 Vgl. Die Zeit (2002). 195 Vgl. Cantow et al. (2005). 196 Vgl. Groß (2010). 197 Vgl. Ecce Terram (2009), Ganser et al. (2010). 198 Vgl. Berlemann (1999). 199 Vgl. Heise (2002). 200 Vgl. Doris‐Köpf (1995), Großkinsky (1995). 

4     ANALYSE DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  43

 

Allensbach veröffentlichte vor allem für die Union vor der Wahl über einen längeren Zeitraum Werte, 

die sich deutlich von den anderen  Instituten unterschieden. Mitte August sank die CDU/CSU auf 33 

Prozent, während der Rest 37 bis 38 Prozent publizierte. Allensbach  lobte die SPD mit 43,8 Prozent 

gar  in den Himmel.  In den folgenden Wochen holte dann die Union zulasten der Sozialdemokraten 

stets  leicht  auf.  Weil  lediglich  Allensbach  diese  Dynamik  sah,  bezweifelten  Medien  ihre  Glaub‐

würdigkeit („Wo die Dynamik fehlt, muss man sie machen“).201 

Letzte Umfragen/Marktprognosen vor der Bundestagswahl am 27.09.1998202 

Institut/Markt  CDU/CSU  SPD  Grüne  FDP  PDS  Sonstige 

IfD Allensbach  36  40,5%  6%  6,5%  5%  6% Universität Halle  37,4%  39%  7,5%  6,4%  4,9%  6,3% Infratest dimap  38%  40%  7%  6%  5%  5% Ecce Terram/Wahlstreet  36,3%  39%  7,8%  5,9%  5%  6,1% FGW  37,5%  39,5%  6%  5,5%  4,5%  7% Polis  38%  41%  7%  5%  4%  5% Emnid  39%  40%  7%  5%  4%  5% forsa  38%  42%  6%  5%  4%  5% 

Wahlausgang  35,1%  40,9%  6,7%  6,2%  5,1%  5,8% 

In den letzten Veröffentlichungen vor dem Urnengang wurde Rot‐Grün stets leicht vor Schwarz‐Gelb 

gesehen.  Überdies  gab  es  nur wenige  Unterschiede.  Lediglich  bei  der  PDS war man  sich  uneins. 

Allensbach,  Infratest dimap  sowie die Wahlstreet  sahen die PDS über der Sperrhürde, die übrigen 

Institute bzw. Märkte knapp darunter. Die erste Hochrechnung veröffentlichte RTL ausnahmsweise 

sogar vor 18 Uhr, verstieß damit aber gegen das Bundeswahlgesetz und erhielt später einen Verweis 

des Bundeswahlleiters.203 

Rangliste der Institute/Märkte zur Bundestagswahl am 27.09.1998 

Platz  Institut/Markt  Fallzahl  Zeitraum  Prognosegüte 

1  IfD Allensbach  N.N.  Bis 26.09.98  96,35 2  Universität Halle  ‐  Bis 27.09.98  96,14 3  Infratest dimap  N.N.  Bis 26.09.98  94,35 4  Ecce Terram/Wahlstreet  ‐  Bis 27.09.98  94,13 5  FGW  N.N.  Bis 18.09.98  89,41 6  Polis  N.N.  N.N.  88,72 7  Emnid  N.N.  Bis 25.09.98  87,92 8  forsa  N.N.  Bis 25.09.98  87,31 

 

 

                                                            201 Vgl. Perger (1998). 202 Vgl. Berlemann (1999), Vogel (o. A.). 203 Vgl. Wied (2007). 

5     GESAMTAUSWERTUNG DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  71

 

5.   Gesamtauswertung der Bundestags‐ und Europawahlen 

 

Institutsspezifische Analysen 

Forsa gab mit 1990, 1999 und 2013  insgesamt dreimal die beste Voraussage zu einer Europa‐ oder 

Bundestagswahl ab. Ebenfalls drei Siege erreichte Ecce Terram, aber mit anderen Kooperationspart‐

nern. Zudem wurden zu den Bundestagswahlen 2002 sowie 2005 sogar jeweils zwei Märkte parallel 

veranstaltet, was  einen  fairen  Vergleich  erschwert. Dennoch  haben  die  aus  den  Börsen  von  Ecce 

Terram extrahierten Prognosen in jedem zweiten Fall den Wahlausgang am besten vorhergesagt. 

 

Rangliste der Umfrageinstitute und Börsenmärkte nach Prognosesiegen 

Institut/Markt 

BTW

90 

EW94 

BTW

94 

BTW

98 

EW99 

BTW

02 

EW04 

BTW

05 

EW09 

BTW

09 

BTW

13 

EW14 

Podest‐Plätze 

forsa  1  6  9  8  1  10  4  7  5  3  1  9  (3/0/1) IfD Allensbach  7  3  3  1  6  11  2  9  6  4  4  11  (1/1/2) Ecce Terram/Wahlstreet        4    8    2    1      (1/1/0) Emnid  3  7  1  7  5  7  5  8  8  8  6  7  (1/0/1) Ecce Terram/stern            1              (1/0/0) Ipsos                      9  1  (1/0/0) ProKons                4  1  5  5  5  (1/0/0) Ecce Terram/FTD                1          (1/0/0) EOS Gallup Europe              1            (1/0/0) BasisResearch    1  6    4                (1/0/0) FGW  6  4  4  5  3  3  6  3  2  6  3  2  (0/2/3) Infas    2  2                    (0/2/0) Infratest dimap    5  5  3  2  5  7  6  3  9  8  4  (0/1/2) Prognosys            2          7  3  (0/1/1) Universität Dortmund/FAZ                    2      (0/1/0) Universität Halle        2    9              (0/1/0) INSA                      2  6  (0/1/0) Universität Bonn  2                        (0/1/0) GMS            4  3  5  7  10  10  10  (0/0/1) Universität Frankfurt  4                        (0/0/0) GESS Phone & Field                  4        (0/0/0) Universität Leipzig  5                        (0/0/0) Polis        6                  (0/0/0) Neopoly/Yahoo            6              (0/0/0) INFO GmbH                    7      (0/0/0) GAI/Wirtschaftswoche      7                    (0/0/0) Universität Regensburg      8                    (0/0/0) YouGov                        8  (0/0/0) Universität Passau      10                    (0/0/0) Betfair                    11      (0/0/0) Universität München                      11    (0/0/0) 

Anzahl Prognosen  7  7  10  8  6  11  7  9  8  11  11  11   

5     GESAMTAUSWERTUNG DER BUNDESTAGS‐ UND EUROPAWAHLEN  73

 

Parteispezifische Analysen 

Der  Unionswert  wurde  insgesamt  20mal  über‐  sowie  11mal  unterschätzt,  der  Großteil  der 

Vorhersagen war  korrekt.  Zu den Wahlen 2004/05 prognostizierten die  Institute bzw. Märkte den 

Stimmenanteil einheitlich zu hoch und zur Europawahl 1999 zu niedrig. Es gab zudem einige Institute, 

welche die CDU/CSU häufiger über‐ als unterbewertet haben. Spitzenreiter dieser parteispezifischen 

Fehlschätzungen  ist GMS, die  zwar 4mal einen korrekten, aber ebenso 3mal einen  zu hohen Wert 

vorhersagte. Dabei könnten die Fehlprognosen zu den Europawahlen 2004 bzw. 2014  jedoch auch 

aufgrund der geringen Validität entstanden sein, denn das Institut befragte hinsichtlich der Wahlab‐

sicht bei der nächsten Bundestagswahl. Vor der Wahl 2005 hatte die Konkurrenz tendenziell ein zu 

gutes Abschneiden der Union erwartet, so dass die Fehlschätzung von GMS dort zu relativieren ist. 

 

Analyse der Prognosegüte zur CDU/CSU (chronologisch) 

Institut/Markt 

BTW

90 

EW94 

BTW

94 

BTW

98 

EW99 

BTW

02 

EW04 

BTW

05 

EW09 

BTW

09 

BTW

13 

EW14 

Gesamt (+/o/‐) 

GMS            o  +  +  o  o  o  +  (3/4/0) forsa  o  +  o  o  ‐  o  o  +  o  +  o  +  (4/7/1) Emnid  o  o  o  +  ‐  o  +  +  ‐  o  o  +  (4/6/2) Ecce Terram/FTD                +          (1/0/0) EOS Gallup Europe              +            (1/0/0) Ecce Terram/Wahlstreet        o    o    +    o      (1/3/0) FGW  o  o  o  o  ‐  o  +  +  o  o  o  o  (2/9/1) IfD Allensbach  o  o  o  o  ‐  o  o  +  o  o  o  +  (2/9/1) 

Infratest dimap    o  o  o  ‐  o  o  +  o  o  o  o  (1/9/1) ProKons                +  o  o  ‐  o  (1/3/1) Infas    o  o                    (0/2/0) Universität Halle        o    o              (0/2/0) Betfair                    o      (0/1/0) Ecce Terram/stern            o              (0/1/0) GAI/Wirtschaftswoche      o                    (0/1/0) GESS Phone & Field                  o           (0/1/0) INFO GmbH                    o      (0/1/0) Neopoly/Yahoo            o              (0/1/0) Polis        o                  (0/1/0) Universität Bonn  o                        (0/1/0) Universität Dortmund/FAZ                    o      (0/1/0) Universität Frankfurt  o                        (0/1/0) Universität Leipzig  o                        (0/1/0) Universität München                      o    (0/1/0) Universität Passau      o                    (0/1/0) Universität Regensburg      o                    (0/1/0) YouGov                        o  (0/1/0) 

BasisResearch    o  o    ‐                (0/2/1) Prognosys            o          ‐  o  (0/2/1) INSA                      ‐  o  (0/1/1) Ipsos                      ‐  o  (0/1/1) 

Gesamt  o  (+)  o  (+)  ‐  o  +  +  (‐)  (+)  (‐)  (+)  (20/*/11) 

PERSONENVERZEICHNIS  111

 

Personenverzeichnis  

Adenauer, Konrad  22‐24, 29 

Albrecht, Ernst  36 

Algan, Michel  21 

Althaus, Dieter  65 

Antholz, Birger  7, 13, 32 

Berger, Manfred  27 

Beck, Kurt  40, 58, 64 

Betz, Egon  26 

Binkert, Hermann  65‐66, 69 

Bisky, Lothar  28 

Black, Andrew  62 

Bradley, Tom  20, 81 

Brandt, Willy  24 

Braun, Peter  65 

Bush, George  14 

Carstensen, Harry  49 

de Stael, Anne  19 

Dewey, Thomas  20 

Dobrindt, Alexander  64 

Dubakis, Michael  14 

Erhard, Ludwig  22 

Ernst, Lena‐Renate  24 

Ernst, Wolfgang  24 

Faas, Thorsten  55 

Fädler, Günther  54 

Filo, David  49 

Friedrich, Walter  27‐28 

Gallup, George  19‐22, 24, 52 

Ganser, Christian  42 

Gibowski, Wolfgang  27, 35 

Gollowitsch, Peter  54 

Groß, Jochen  7, 13, 42 

Güllner, Manfred  26, 28, 36, 38, 45, 47, 49, 55,   

  57, 60, 62, 62, 64‐66, 79, 81 

Gysi, Gregor  31, 47 

Hartenstein, Wolfgang  26 

Hilmer, Richard  25, 47, 49, 57‐58 

Hofmann‐Göttig, Joachim  13 

Holzscheck, Knut 29 

Juncker, Jean‐Claude  68 

Jung, Helmut  36, 43, 48, 61, 65 

Jung, Matthias  10, 27, 51, 62, 81 

Kebschull, Wilhelm  22 

Kepplinger, Hans Mathias  47 

Ketels, Andreas  22 

Kiesinger, Kurt Georg  25, 30 

Köcher, Renate  8, 24, 35, 41, 50‐51, 64‐65 

Kohl, Helmut  6, 16, 23‐24, 27, 33, 35, 39‐42, 47 

Köhler, Horst  7, 54 

Köpf, Doris  41 

Krämer, Walter  3 

Krieg, Oliver  23, 69 

Lackes, Richard  15, 61 

Lafontaine, Oskar  33, 38, 40, 45, 54 

Landon, Alfred  19 

Liepelt, Klaus  9, 26, 38, 41 

Liljeberg, Holger  61‐62, 64 

Lippoldt, Erich  21 

Löchner, Heinz  21 

Löffler, Ute  36 

Lorenz, Kerstin  54 

Lucke, Bernd  64‐65 

MacDonald, Flora  20, 56, 81 

Maier‐Leibnitz, Heinz  23 

McCain, John  62 

McKinley, William  19 

Merkel, Angela  5, 47, 53‐54, 56‐57, 62, 64, 69 

Michael, Tobias 3, 65 

Mierscheid, Jakob  14 

Mohr, Walter  15, 49 

Müller‐Peters, Horst  69 

Neumann, Erich Peter  23 

Noelle‐Neumann, Elisabeth  9, 23‐26, 29‐30, 34‐ 

  35, 37, 39‐40, 49, 51 

PERSONENVERZEICHNIS  112

 

Obama, Barack  16, 62 

Raab, Stefan  55 

Reck, Jochen  28 

Reinhardt, Peter  62 

Riffault, Helene  52 

Romney, Mitt  16 

Roosevelt, Franklin  19‐20 

Roth, Dieter  27, 40, 57 

Ruhland, Walter  40‐41 

Schäfer, Hans  30 

Scharping, Rudolf  38‐41 

Schäuble, Wolfgang  33 

Schmidt, Harald  41 

Schmidt, Helmut  22, 24 

Schmitt, Peter  21 

Schmitt‐Beck, Rüdiger  11, 57 

Schnell, Rainer  7, 13, 80 

Schöppner, Klaus‐Peter  23, 55, 58, 60 

Schröder, Gerhard  5‐7, 28, 33, 38, 40‐41, 45, 47,  

  49‐50, 53‐55, 57 

Schroth, Yvonne  57 

Schubert, Günther  26 

Schulz, Martin  68 

Shakespeare, Stephan  69 

Silver, Nate  15‐16, 82 

Simon, Frank  41 

Simonis, Heide  49 

Sontheimer, Kurt  82 

Späth, Lothar  36 

Steinbrück, Peer  28, 64 

Steinmeier, Frank‐Walter  60, 62 

Stoiber, Edmund  47‐48, 54 

Strauß, Franz‐Josef  36, 47 

Struck, Peter  58 

Struck, Stephan  59 

Stüve, Uwe  59 

Tetlock, Philip  16 

Truchot, Didier  65 

Ulmer, Fritz  12‐13, 35, 80

Vogel, Bernhard  65 

von Dohnanyi, Klaus  24 

von Stackelberg, Karl‐Georg  20, 22, 30 

von Thadden, Adolf  30 

Waigel, Theo  35 

Wickert, Günter  13, 25‐26, 30, 80 

Wildenmann, Rudolf  27 

Wray, Edward  62 

Yang, Jerry  49 

Ypsilanti, Andrea  58 

Zahawi, Nadhim  69 

zu Guttenberg, Karl‐Theodor  60 

 

 

Truman, Harry  20