IMMATERIELLE WERTE - kmuratgeber.ch AV ABT.pdf · - Steve Case machte bei AOL Time Warner Marketing-Aufwand zu Vermögen. ... • Tricks im Goodwill Accounting • Restatements zur

Immaterielle Werte Seite 1

ABT Revisionsgesellschaft, Arthur Exer, Alte Steinhauserstasse 1, 6330 Cham, Tel. 041 748 62 30 19.08.02

IMMATERIELLE WERTE Zielsetzung: Der Teilnehmer Kennt die im Zusammenhang mit der Bewertung und Bilanzierung von immateriellen Werten relevanten Richtlinien Ist dadurch in der Lage, allfällige Risiken frühzeitig zu erkennen Referatsgliederung: 1) Einführung 2) Abgrenzung Immaterielle Werte – aktivierte Kosten 3) Regelwerke – Unterscheidung Einzel-/Konzernabschluss 4) Der heutige Stellenwert der immateriellen Werte 5) Was sind immaterielle Aktiven 6) Erfassung immaterieller Aktiven 7) Bewertung immaterieller Aktiven 8) Wertbeeinträchtigung / Impairment immaterieller Aktiven 9) Literaturverzeichnis



1. Einführung Noch vor kurzem glaubte man zu wissen, was ein Gewinn bedeutet. Ausgeklügelte „Rechnungslegungsstandards“ schienen einen Überblick über die Verhältnisse eines Unternehmens zu vermitteln. Durch kreative Buchhaltung und schamlose Betrügereien haben Manager das Vertrauen in ihre Bücher zerstört. Hier eine Liste der aktuellen, beliebtesten Tricks: - Philippe Bruggisser zauberte bei der Swissair Risiken aus der Bilanz (sale an lease

back) - Bernie Ebbers sorgt dafür, dass bei WorldCom laufende Kosten (Betriebskosten und

Löhne) zu Vermögen (aktiviert) wurden - Anne Mulcahy verbuchte bei Xerox 6,4 Mia. falsch - Steve Case machte bei AOL Time Warner Marketing-Aufwand zu Vermögen. - Kenneth Lay versteckte bei Enron als Meister der Bilanzfälschung Milliardenverluste in

Scheinfirmen - Leo Kirch hat dem australischen Medienmogul Robert Murdoch Put-Optionen

(Verpflichtung zum Kauf eines Unternehmens zu einem im voraus bestimmten Wert) auf den Axel-Springer-Verlag zugestanden

Das französische Unternehmen Vivendi droht an den Goodwill-Korrekturen der Zukäufe aus dem Hype-jahr 2000 zu zerbrechen. Weil die Gewinnerwartungen, vor allem von Unternehmen der Internet-, der Medien- und Telekombranche gewaltig übertrieben waren, schmelzen deren ausgewiesene Goodwill-Werte dahin wie Schnee im Hochofen. Viele der Telekomunternehmen, welche zu horrenden Preisen UMTS Lizenzen ersteigerten, müssen ebenfalls in Mrd.-Höhe ausserordentliche Abschreibungen vornehmen. Das Märchen von „15% Eigenkapitalrendite“ konnte nur kurzfristig und mit Tricks wahr werden. Es gibt keine wissenschaftlich exakte Bewertung von Unternehmen. Wahre Werte sind und bleiben ein Mythos! Cash titelte: Wer lügt, der stiehlt – In den USA gehen Bilanzfälscher ins Kittchen, in der Schweiz leider nur nach Hause. Börsenaufseher und Politiker fordern jetzt harte Strafen für Bilanzfälscher. Sie wollen die Täter im Gefängnis sitzen sehen. Die Schweiz ist davon jedoch noch weit entfernt. Auch Prof. Giorgio Behr fordert in einem Artikel von Finanz- und Wirtschaft vom 13.7.2002 – „ Namen der Fehlbaren nennen“.



Wieso werden überhaupt Bilanztricks angewandt? Anforderungen an Konzernrechnung Konzernrechnung muss für Banken und Börse „sexy“ aussehen: Qualität der Gewinne und Aktiven gesamt und in Segmenten Beispiele für Benchmarks: • Eigenkapital an Bilanzsumme höher als 40% • Reingewinn am Umsatz höher als 5% • Hohe Liquidität • Cash Flows höher als Investitionen • Free cash flow positiv • Eigenkapitalrendite über 10% • Erhöhung Gewinn pro Aktie • Pay out 40% von Gewinn • Steigender Aktienkurs über SMI Zahlen sollten sich stetig erhöhen Konzernprüfbericht mit IASC-Testat, ohne Einschränkungen und Hinweise, true an fair view (ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild) Grosse Prüfgesellschaft als Konzernprüfer IAS Testat wird von Finanzanalysten als Benchmark betrachtet, Richtung U.S. GAAP Wichtigste Methoden Wahl der Konsolidierungsmethoden zur Beeinflussung von Kennzahlen • Tricks im Goodwill Accounting • Restatements zur erfolgsneutralen Beseitigung von Altlasten • Eigenkapitalnachweise offenbart die Qualität der Konsolidierung • Liegenschaftentransaktionen und Sale and lease back mit Nahestehenden • Ausserbilanzgeschäfte und Leasing • Aufwertung von Liegenschaften • Aktivierung fragwürdiger Aktiven zur Verlustvermeidung



Bilanzkosmetik: Der „finanziellen Schönheit“ dienende Behandlung eines Rechnungsabschlusses zwecks Ermöglichung bzw. Erleichterung der Beschaffung von Finanzmitteln. Die Bildung von stillen Reserven ist also niemals eine bilanzkosmetische Massnahme, wohl aber deren (unbemerkte) Auflösung. Creative Accounting Legale Methoden, die Konzernrechnung zu beschönigen oder • Bilanzkosmetik • Verschleierung • Cooking the books • Instant profit • Trickkiste • Vertuschung • Verpackung • Road Show abziehen • Hot air (heisse Luft) • Ballon (bubble) Die meisten Methoden sind nicht verboten, sonst wäre es Betrug (Lug und Trug) – strafbar Ziel von Creative Accounting ist Verbesserung des • Konzernergebnisses • EK : FK Anteil • Cash Flows • Senkung der Finanzschulden • Konzerneigenkapitals • Börsenkurs



2. Abgrenzung Immaterielle Werte – aktivierte Kosten Immaterielle Anlagen, Goodwill, Aktivierte Kosten, Organisationskosten, Gründungskosten sind Begriffe, die es vorerst sauber einzuordnen gilt. Als Muster gilt die Software Bilanz, welche nach dem KMU Kontenplan gegliedert wurde. Ein Teil des aktivierten Aufwandes gehört nicht in die Gruppe der immateriellen Werte.

Software – Group

Konsolidierte Planbilanz nach Finanzierung 2001

AKTIVEN

Umlaufsvermögen 62.023.833

Anlagevermögen

Finanzanlagen 1.495.855

Beteiligungen

Langfristige Forderungen

Mobile Sachanlagen 1.549.814

Immobile Sachanlagen 0

Immaterielle Anlagen

Patente, Know-How, Rezepte 500.000

Marken, Muster, Modelle, Pläne 500.000

Lizenzen, Konzessionen, Nutzungsrechte, Firmenrechte 500.000

Urheberrechte, Verlagsrechte, Vertragsrechte 0

Goodwill 82.052.916

Übrige immaterielle Anlagen (EDV Software) 500.000

87.098.585

Aktivierter Aufwand und aktive Berichtigungsposten

Gründungs-, Kapitalerhöhungs- und Organisationsaufwand 0

Darlehens- und Obligationendisagio 0

Forschungs- und Entwicklungsaufwand 0

Übriger aktivierter Aufwand 0

0

Total Aktiven 149.122.418

Frage: Was sind die immateriellen Werte Ihrer Unternehmung?



3. Regelwerke – Unterscheidung Einzel-/Konzernabschluss Immaterielle Aktiven werden von allen Standard-Settern getrennt von den Sachanlagen geregelt. Bereits Karl Käfer hielt fest, dass die Bilanz keine Gegenwarts-, sondern viel mehr eine Zukunftsrechnung ist. Die Bewertung ist nur richtig, wenn sie den zukünftigen Nutzen eines Aktivums wiederspiegelt. Das bedeutet Schätzen, und Schätzen bedeutet, dass sich ein unvermeidbarer Ermessensspielraum öffnet. Dieses Ermessen fällt bei den immateriellen Aktiven mehr ins Gewicht als bei den restlichen Vermögenswerten. Deshalb ist es notwendig, durch Regeln eine einheitliche Behandlung der Immateriellen Werte anzustreben.

Übersicht von Regelwerken Wo geregelt: Immaterielle Wertbeein- Werte trächtigung (Aktivierungs- (Impairment of möglichkeit) Assets) Schweiz: • Obligationenrecht Art. 663a Abs. 2 OR OR 669 Abs. 1 OR • Swiss GAAP-FER FER 9 FER 20 International: • IAS IAS 38 IAS 36 (International Accounting Standards) • US-GAAP (Generally Accepted SFAS 141/142 SFAS 142.19-22 Accountings Standards) • EVCA (European Private Equity & Guidelines Venture Capital Association) Bei der Beurteilung einer Bilanzposition ist zu unterscheiden, ob man die Bilanz der Holding resp. deren Tochtergesellschaft, aufgestellt nach den lokalen gesetzlichen Normen oder die konsolidierte Bilanz, aufgestellt nach einer der vorstehend erwähnen Regelwerke, in den Händen hat.



Dies sei an der nachstehenden Bilanz illustriert: Software Group SW Hold. AG SW AG Kosold.- SW - Group Buchungen Einzelabschluss Konsolidiert AKTIVEN Umlaufvermögen 9.500 52.500 62.000 Anlagevermögen: Sachanlagen 500 1.000 1.500 Finanzanlagen Darlehen 9.500 -8.000 1.500 Beteiligung SW AG 87.000 -5.000 82.000 Immaterielle Anlagen Patente, Know-How, Rezepte 500 500 Marken,Muster,Modelle,Pläne 500 500 Lizenzen, Firmenrechte 500 500 Übrige IA (EDV Software) 500 500 Total Anlagevermögen 97.000 3.000 -13.000 87.000 0

TOTAL AKTIVEN 106.500 55.500 -13.000 149.000

PASSIVEN Fremdkapital Kurzfristige Verbindlichkeiten 3.000 35.000 38.000 Langfristige Verbindlichkeiten 83.500 15.500 -8.000 91.000 Total Fremdkapital 86.500 50.500 -8.000 129.000 Eigenkapital Aktienkapital 17.000 5.000 -5.000 17.000 Gewinn-/Verlustvortrag 3.000 0 3.000 Total Eigenkapital 20.000 5.000 -5.000 20.000

TOTAL PASSIVEN 106.500 55.500 -13.000 149.000

Was stellt diese Position dar?

Was stellen diese 4 Positionen dar?



Die CHF 82 Mio. stellen nun Goodwill dar. Dieser ist aber aufgrund des Referates genauer zu analysieren. Bei den vier übrigen Bilanzpositionen handelt es sich um aktivierungsfähige immaterielle Werte. Die nächste Folie zeigt die Zusammenhänge zwischen Einzelabschluss und Konzernabschluss. Einzelabschluss Basis bilden die aktienrechtlichen Bewertungsgrundsätze des Obligationenrechtes (OR); insbesondere die immateriellen Werte sind danach zu bewerten; ergänzende Regelwerke wie der Swiss GAAP FER können mitberücksichtigt werden. Konzernabschluss Nicht börsenkotiert, jedoch nach Art. 663e OR zur Erstellung einer Konzernrechnung verpflichtet - OR - Swiss GAAP FER - IAS - US-GAAP - Andere Börsenkotiert in der Schweiz (gemäss Art. 70 des Kotierungsreglementes) - Im Minimum Swiss GAAP FER - IAS - US-GAAP - andere An wen richten sich die IAS? - Anwender, die eine true and fair view vermitteln wollen - Ein harmonisiertes Normenwerk, weltweit akzeptiert - SEC erlaubt nicht, IAS anzuwenden - EU verlangt IAS für alle EU-Börsen bis 2005 - Ab 2007 US GAAP verboten - Allenfalls gegenseitige Akzeptanz als Endzustand - SWX - Segment mit IAS als Minimum - Segment mit (reiner) Swiss GAAP FER-Anwendung



4. Der heutige Stellenwert der immateriellen Werte Die immateriellen Werte von Unternehmen werden am Kapitalmarkt kaum differenziert wahrgenommen, da zu wenig bekannt ist, wie nichtfinanzielle Faktoren den langfristigen Erfolg eines Unternehmens beeinflussen. Es ist an den Unternehmen, dies verständlich und schlüssig darzustellen. Versteckte Werte und Überbewertungen werden sichtbar, was zu einer angemesseneren Marktbewertung führt. Bei börsenkotierten Unternehmen machen immaterielle Werte („intangible values“ oder „non-financials“) oft ein Mehrfaches der materiellen Werte aus. Dies zeigt der Vergleich der Börsenkapitalisierung mit den in der Bilanz ausgewiesenen eigenen Mitteln. (Differenz zwischen Markt- und Buchwert kann als die Gesamtheit der intangiblen Aktiven oder das intellektuelle Kapital einer Gesellschaft angesehen werden.) Systematisierung von Intangibles Es ist deshalb erstaunlich, wie wenig die Unternehmen über ihre immateriellen Werte wissen – und wie wenig sie darüber kommunizieren. Unternehmen führen detaillierte Listen über ihr Anlagevermögen, aber keine Liste mit ihrem immateriellen Vermögen. Denn Bilanzen widerspiegeln lediglich die sogenannte Teilsubstanz. Immaterielle Wertpotenziale finden nicht oder nur sehr beschränkt Eingang in die Vermögensbewertung.

Unternehmens-wert

Intellektuelles Kapital

Finanzielles Kapital

Human-Kapital Strukturelles Kapital

Kundenbezogenes Kapital

Organisatorisches Kapital

Innovations-Kapital

Prozess- Kapital

Balanced Scorecard Finanzielle Perspektive Entwicklungs-perspektive Kunden- Perspektive Prozess- perspektive



Dies ist eine Folge der tendenziell konservativen Werterfassung im Rahmen des finanziellen Rechnungswesens. So werden etwa intern aufgebaute Goodwill-Potenziale im Gegensatz zum käuflich erworbenen Goodwill nicht aktiviert.

Wertpotenziale • Marken • Patentrechten • Software, proprietäre Informationssysteme • Spezielle Unternehmensprozesse • Know-How, Wissen • Kundenkreis, Kundenbeziehungen • Personalqualität Aber auch; • Innovationskraft • Reputation • Corporate Covernance • Kundenzufriedenheit • Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung einer Firma ganz allgemein

Die Bedeutung immaterieller Aktiven, sogenannten Intangibles, ist unter den Entwicklungen der modernen Wirtschaft im Zunehmen begriffen. Diese nichtfinanziellen Faktoren werden aus folgenden Gründen an Bedeutung gewinnen: • Die unternehmerische Wertschöpfung erfolgt, insbesondere in der New Economy, in

immer Know-how-intensiveren Kombinationen materieller und immaterieller Aktiven. • Die Informationsbedürfnisse und die Zahl der Stakeholders sind enorm gestiegen. • Finanzielle Kennzahlen haben Rückspiegelcharakter. Die Akteure des Finanzmarktes

sind aber an Informationen interessiert, welche den zukünftigen finanziellen Erfolg ausmachen.

• Mit zunehmender Anonymität der Geschäftspartner (E-Business) und komplexeren Wertschöpfungsketten werden eine gute Marke und eine einwandfreie Reputation zu einer zwingenden Voraussetzung, um das Vertrauen zu sichern.

• Da sich Produkte und Dienstleistungen immer mehr gleichen, müssen sich Unternehmen vermehrt über weiche Faktoren differenzieren.

• Rechnungslegungsvorschriften werden in Zukunft die Offenlegung immaterieller Werte verlangen, und Revisionsgesellschaften werden ihr Prüfungsfeld ausdehnen (entsprechende Vorschriften im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es bereits in Dänemark, Norwegen, Schweden, Frankreich und in den Niederlanden).



Nun finden aber die Intangibles, zum Beispiel Marken-Image, Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen, Lizenzrechte oder Erfahrung und Wissen der Mitarbeiter, im tradionellen Vermögensausweis keine Berücksichtigung. Es existieren keine objektiven, anerkannten Bewertungsverfahren. Die Intangibles sind somit nicht Teil der standardisierten Informationspolitik des Unternehmens, und eine einheitliche Betrachtungsweise ist bislang nicht gegeben. Deshalb müssen die nichtfinanziellen Werttreiber in die Strategie, Organisation und in die Informationssysteme integriert werden. Werden die immateriellen Werte nicht professionell bewirtschaftet kann dies zu Vertrauensverlusten, verminderter Loyalität der Mitarbeiter, geringerer Kundenzufriedenheit, volatilen Leistungsausweisen und erhöhten Kapitalkosten führen. Weshalb? – Werte die nicht identifiziert sind, können nicht analysiert werden, und ihr Einfluss am Erfolg ist nicht bekannt. Werte die nicht analysiert sind, können nicht bewirtschaftet werden und sind demzufolge ungeschützt und nicht kalkulierbaren Risiken ausgesetzt. Es gibt Unternehmen, die sich erst in einer Krise oder bei einer Übernahme das erste Mal mit der Beurteilung des Goodwill, dem finanziellen Ausdruck der immateriellen Werte geschäftigen – nur ist es dann vielleicht zu spät.



5. Was sind immaterielle Aktiven Zum Anlagevermögen gehören neben den Sachanlagen und den Finanzanlagen auch die immateriellen oder nicht körperlichen Vermögenswerte (Art. 663a Abs. 2 OR). Die immateriellen Vermögenswerte umfassen: Oberbegriffe: • Wissenschaftliche oder technische Erkenntnisse • Entwurf und Implementierung neuer Prozesse oder Systeme • Lizenzen • Geistiges Eigentum • Marktkenntnisse und Warenzeichen (einschliesslich Markennamen und Verlagsrechte) Nach: FER 9/17 IAS 38/8 • Lizenzen, Franchising X X • Patente, technisches und anderes Know-How X X • Marken, Verlagsrechte, Rezepte X X • Kontingente, Konzessionen, Urheberrechte X X • Konkurrenzklauseln X • Vertragsrechte, Muster; Modelle, Pläne X • Rechte (Nutzungsrechte, Schürfrechte) X • EDV-Software X X • Kundenkarteien/-listen X X • Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten X X • den bezahlten Geschäftswert (Goodwill) X • Filmmaterial X • Hypothekenbedienungsrechte X • Fischereilizenzen X • Importquoten X • Kunden und Lieferantenbeziehungen hier fehlen oft die • Kundenstamm/-loyalität, Marktanteile rechtliche Ansprüche • Absatzrechte X Einen Sonderfall bildet der Goodwill bei Akquisitionen (Geschäftswert) der nach FER 9 einen nicht identifizierbaren immateriellen Wert darstellt. Im Einzelabschluss wird jedoch der Goodwill meist im betreffenden Posten (normalerweise Beteiligungen) aktiviert und nicht gesondert ausgewiesen. Es gilt nun, ein immaterielles Aktivum vom Aufwand abzugrenzen. Immaterielle Vermögensteile sind nicht monetär, nicht physisch greifbar und können erworben (derivativ) oder selbsterarbeitet (originär) sein. Nach FER 9 ist die Aktivierung von Immateriellen Werten fakultativ (Aktivierungswahlrecht): Sind die Kriterien erfüllt, so darf aktiviert werden. Vielfach werden immaterielle Anlagen nicht oder nur mit einem Erinnerungsfranken (pro memoria) erfasst. IAS 38, wie das amerikanische Pendant, verlangen eine Aktivierung, wenn die Kriterien erfüllt sind.



Soweit immaterielle Anlagen aktiviert werden, ist ein Inventar zu erstellen. Spiegel der immateriellen Aktiven Kategorien von immateriellen Aktiven Kategorie 1 Kategorie 2 Kategorie 3 Brutto Wert

Kumulierte Abschreibung

Laufende Abschreibung

Abschreibungsmethode

Bezüglich der nicht-planmässig amortisierten immateriellen Aktiven die Beschreibung des Aktivums sowie der Methode wie der Marktwert geschätzt wird. Gründungs-, Kapitalerhöhungs- und Organisationskosten sind keine eigentlichen immaterielle Werte, obwohl sie nach Aktienrecht bilanziert und innerhalb von fünf Jahren abgeschrieben werden können. Sie haben den Charakter von Posten der Kostenverteilung und werden vom Gesetzgeber aus diesem Grund für aktivierungsfähig gehalten. Die Grenzziehung zwischen immateriellen Werten und Organisationskosten kann allerdings fliessend sein. IAS 38/57 - Beispiele für sonstige Kosten, die in der Periode als Aufwand erfasst werden, in der sie anfallen, sind: Ausgaben für, • die Gründung und den Anlauf eines Geschäftsbetriebes (Eröffnung einer neuen

Betriebsstätte, eines neuen Geschäftes (Eröffnungskosten), Aufnahme neuer Tätigkeitsbereiche, Einführung neuer Produkte oder Verfahren (Anlaufkosten)

• Werbekampagnen und Massnahmen der Verkaufsförderung nach FER 9/23 ebenfalls grundsätzlich nicht aktivierbar • Aus- und Weiterbildungsaktivitäten • die Verlegung oder Reorganisation von Unternehmensteilen oder des gesamten

Unternehmens (Restrukturierungskosten)



Erworbene (derivative) immaterielle Werte FER 9/2 Messbares Nutzenpotential aufweisen, welches ein Jahr übersteigt. Der Nutzen zeigt sich in künftigen Einsparungen oder Erlös-Steigerungen. Bei immateriellen Werten, die zur Vermarktung bestimmt sind, kann ein Nutzen nach FER 9/22 nur gemessen werden, wenn ein entsprechender Markt besteht. Die immateriellen Werte müssen zudem identifizierbar, das heisst genau abgrenzbar sein. (Eine Ausnahme ist der Goodwill aus Akquisition; diese Restgrösse (Aufpreis), beinhaltet diejenigen Immateriellen, welche nicht identifizierbar sind, oder nach FAS „not separable“. Diese Identifikation wird dann durch FAS 141 genauer definiert: Das Aktivum muss austausch- oder übertragbar sein, sich verkaufen lassen, vermietet oder Lizenzen darauf vergeben werden können. IAS 38 verlangt ein weiteres wichtiges Erfordernis, das FER 9 nicht erwähnt: „Control“ (Verfügungsmacht). Nur wer die Macht hat, den zukünftigen Nutzen aus einem Vermögenswert zu kontrollieren und diesen vor dem Zugriff Dritter zu schützen, kann den Vermögenswert in der Bilanz erfassen: Eine hilfreiche Software, die entwickelt worden ist und für die ein Markt besteht, sollte nicht aktiviert werden, wenn sie nach Lust und Laune und ohne schädliche Folgen kopiert werden kann. Zur Feststellung des Bestandes käuflich erworbener (derivativer) immaterieller Werte dienen die Verträge, Zahlungsbelege, Abrechnungen über Patentgebühren, Registereintragungen in Verbindung mit Lizenz- und ähnlichen Erträgen. Bitte beachten Sie: Es ist den FER Anwendern weder geboten, noch verboten Guidance, Anwendungsempfehlungen, von anderen Standard Settern heranzuziehen, soweit die Swiss GAAP FER die Interpretationslücke nicht selbst geschlossen hat. Die auf Seite 12 gezeigten Beispiele sind im konkreten Fall zu prüfen, ob die Ausgaben die Aktivierungskriterien erfüllt sind.



Selbsterarbeitete (originäre) immaterielle Werte Hier ist das Ermessen in der Tat noch grösser: Es gibt keinen Preis als Anhaltspunkt. Ob die Aufwendungen effizient eingesetzt worden sind, erweist erst die Zukunft. Deshalb verlangt FER 9 zusätzlich, dass FER 9 Aufwendungen separat erfass- und messbar sind Es wahrscheinlich ist, dass die Mittel für die Fertigstellung, Vermarktung und Nutzung verfügbar sind (Diese Kriterien erfüllen nicht: originärer Goodwill, Aus- und Weiterbildungskosten und die Forschung.) IAS 38 Zusätzlich: Es ist nachzuweisen, ob ein Markt für die Produkte des immateriellen Werts existiert oder für den immateriellen Wert selbst. US-GAAP Nach US-GAAP werden die selbsterarbeiteten Immateriellen nicht in der Bilanz erfasst. Selbstgeschaffene immaterielle Anlagen Als Grundlage zur Feststellung des Bestandes dienen Kostenaufschreibungen, Verträge (vergebene Lizenzen usw.), Vereinbarungen mit Dritten, Abrechnungen über Patentgebühren.



Zusammenfassung: Aktivierungsfähigkeit immaterieller Aktiven nach FER 9 • Bei FER 9 ist die Aktivierung optional, wenn die Kriterien erfüllt sind • Unzulässig: Bereits dem Periodenergebnis belastete Aufwendungen nachträglich in der

Bilanz zu erfassen. Für alle Immateriellen gelten: 1. Identifizierbarkeit (ausser bei Immateriellen aus Akquisition, die im Goodwill enthalten

sind) 2. Messbares Nutzungspotential > 1 Jahr Für selbst-entwickelte Immaterielle gelten zusätzlich: 3. Aufwendungen separat erfass- und messbar 4. Wahrscheinlich, dass Mittel für Fertigstellung, Vermarktung oder Nutzung verfügbar Kriterien, die IAS 38 zusätzlich verlangt: 5. Control (Verfügungsmacht): Monopol auf Nutzen 6. Nachweis eines Marktes für den immateriellen Wert selbst oder seine Produkte bei

selbst-entwickelten immateriellen Werten 7. Falls Nutzungsdauer eines immateriellen Aktivums > 20 Jahre, oder falls Aktivum noch

nicht zum Gebrauch verfügbar: jährliche Schätzung eines Vergleichswertes Nicht aktivierbar sind explizit: • Forschungsarbeiten • Selbst erarbeiteter Goodwill • Restrukturierungskosten Nach IAS 38/51 sind zusätzlich explizit nicht aktivierbar: Selbst geschaffene Markennamen, Drucktitel, Verlagsrechte, Kundenlisten (können nicht von den Kosten für die Entwicklung des Unternehmens als Ganzes unterschieden werden)



Übersicht

Immaterielle Werte Goodwill

(identifizierbar) (nicht identifizierbare Aktiven) Erworbene Aktivierbar 1) Aktivierbar 2) (Derivative) selbst erarbeitete/ selbst geschaffener Originäre)

Aktivierbar (FER/IAS) 1)

Nicht aktivierbar Geschäfts- oder Firmenwert z.B. • Markennamen, • Drucktitel,

Nicht aktivierbar (US-GAAP)

• Verlagsrechte, • Kundenlisten

Nicht aktivierbar:

• Forschungsaktivitäten • Gründungs- u. Anlaufk. 3)

• Aus- u. Weiterbildung • Werbung/Verkaufsförderug

• Vertriebs- u. Verwalt. GK • Restrukturierungskosten 4)

1) nur wenn Bedingungen gemäss Folie 22 erfüllt sind 2) Sind die Erwerbskosten bei einer Akquisition höher als die übernommen und nach

konzerneinheitlichen Richtlinien bewerteten Nettoaktiven (einschliesslich identifizierbare und aktivierbare immaterielle Anlagen), ist die verbleibende Grösse als erworbener Goodwill zu bezeichnen und zu aktivieren .

Ein Ausscheiden von identifizierbaren immateriellen Werten im Zusammenhang mit der Neubewertung nach konzerneinheitlichen Richtlinien ist nur zulässig, wenn die übernehmende Gesellschaft solche Werte in ihrer Konzernrechnung normalerweise aktiviert.

Eine Verrechnung von erworbenem Goodwill mit dem Eigenkapital ist im Zeitpunkt der Erstkonsolidierung zulässig. In diesem Fall müssen die Auswirkungen einer theoretischen Aktivierung im Anhang dargestellt werden. (FER 9/3)

3) Nach OR/FER erlaubt (innert 5 Jahren abzuschreiben) 4) Restrukturierungskosten oder Reorganisationskosten sind nach FER/IAS nicht

aktivierungsfähig – Organisationskosten hingegen sind nach OR erlaubt (innert 5 Jahren abzuschreiben.



6. Erfassung immaterieller Aktiven Hier gilt noch als in der Brandung wechselnder Strömungen und deren Umsetzung in der Rechnungslegung das Cost-Prinzip; bei der Erst-Erfassung werden auch die immateriellen Aktiven höchstens zu ihrem Kaufpreis erfasst oder, falls selbst entwickelt, zu höchstens ihren mess- und erfassbaren Kosten. Bewertung bei Erst-Erfassung Art. 665 OR • Bilanzierung höchstens zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten, unter Abzug

der notwendigen Abschreibungen Wertobergrenze für • käuflich erworbene Güter sind die Anschaffungskosten • selbstgeschaffene sind die Herstellungskosten Zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten gehören auch die diesbezüglichen Nebenkosten wie Gebühren, Beratungskosten usw. FER 9/8 • Cost-prinzip; höchstens zu ihren mess- und erfassbaren Kosten IAS 38/9 • Benchmark-Methode: Anschaffungs- oder Herstellkosten abzüglich kumulierte

Abschreibungen und kumulierte Wertminderungsaufwand • Alternativ zulässige Methode: nur dann gestattet, wenn für den immateriellen

Vermögenswert eine aktiver Markt besteht: Neubewertungsbetrag (Zeitwert des Vermögenswertes) abzüglich späterer kumulierter

Abschreibungen und späterer kumulierter Wertminderungsaufwendungen Bei Aquisitionen • Bewertung nach konzernzeinheitlichen Kriterien • Weitere identizifierbare Aktiven aus dem Goodwill ausgliedern • Verrechnung mit dem Eigenkapital möglich (Nur bei FER 9/3)



Dieses Prinzip wird bei Akquisitionen zugunsten der Purchase Methode durchbrochen: Konzereinheitliche Bewertung hat hier den Vorrang. Zudem gibt FER 9 hier eine Präzisierung zu FER 20/2, Wertbeeinträchtigung von Aktiven: Der erste Bilanzstichtag ist der Bilanzstichtag der Erst-Erfassung. Es ist vor der Erst-Erfassung zu prüfen, ob der netto realisierbare Wert nicht tiefer als die Kosten ist. Trifft das zu, so ist der Minderwert dem Periodenergebnis zu belasten. Wenn sich herausstellt, dass der bezahlte Goodwill einer vor vier Monaten akquirierten Gesellschaft aus aktueller Sicht nicht werthaltig war, so ist im Zwischenabschluss nach FER 12 (bei börsenkotierten Unternehmen zwingend zu veröffentlichen, bei den übrigen FER-Anwendern ist ein Zwischenabschluss freiwillig) eine Wertbeeinträchtigung zu Lasten des Periodenergebnisses schon vor der Erst-Erfassung zu berücksichtigen. Gemäss FER 9/3, Absatz 2 sind bei der Erst-Erfassung des Goodwill im Rahmen einer Akquisition weiter identifizierbare Aktiven aus dem Goodwill auszugliedern, falls ihre Aktivierung konzernüblich ist. Eine zu liberale Ausscheidungspraxis wird hier kaum eingeschlagen: Je umfassender ein Goodwill ist, desto immuner erweist er sich bezüglich ausserplanmässiger Abschreibung. Beispiele von identifizierbaren, aber nicht ungedingt zuverlässig bewertbaren immateriellen Aktiven (FASB – US-GAAP) • Kunden- und Händlerlisten • Kredit- und Anlagebeziehungen • Logistik • Vertriebskanäle • Wirksame Werbekonzepte • Markennamen • Fest reservierte Regale in Detailhandelsgeschäften • Consulting und andere Abkommen • Verträge (Werbung, Bau, Consulting, Mitarbeiter, Unterhalt usw. • Baubewilligungen • Rechte (Fernseh-, Entwicklungs-, Landerechte, Wasserrechte usw.) • Computer-Software, Domain-Names usw. • Rezepte usw. • Pläne • Produktionsprozesse, Produktelinien • Technische Know-how, Forschung und Entwicklung • Aktiven mit rechtlich festgelegter Vertragsdauer (Copyrights, Radio-, TV-Rechte,

geschützte Marken) • Eingespielte Teams, Weiterbildungsprogramme, Konzepte für Personal-Rekrutierung • Nicht-ausgenützte Kreditlimiten, guter Zutritt zum Kapitalmarkt, gut Beziehungen zu

Regierungskreisen Falls solche identifizierbaren Aktiven nicht zuverlässig bewertbar sind, werden sie mit dem Goodwill zusammen aktiviert, anderenfalls separat. 7. Bewertung immaterieller Aktiven Die Abschreibungen bemessen sich wie bei den Sachanlagen zunächst nach der Nutzungsdauer des immateriellen Anlagegutes. Dabei ist auf die wirtschaftliche Nutzungsdauer und nicht auf rechtliche Kriterien wie z.B. die urheberrechtliche Schutzfrist abzustellen.



Die Nutzungsdauer ist vorsichtig zu schätzen. Falls die Nutzungsdauer nicht eindeutig bestimmbar ist – wann ist sie das schon? – dann beträgt sie nach FER 9 fünf Jahre. Die Nutzungsdauer ist auf maximal 20 Jahre begrenzt, es sei denn eine längere Nutzungsdauer sei „eindeutig bestimmbar“. Abschreibung immaterielle Werte und Goodwill A) Abschreibungszeitraum FER 9/8+9/24 Nutzungsdauer ist nicht eindeutig bestimmbar • Abschreibung 5 Jahre (FER 9/8) • In begründeten Fällen 20 Jahre (FER 9/8) Nutzungsdauer ist eindeutig bestimmbar • Abschreibungsdauer kann 20 Jahre überschreiten (FER 9/24) Bei personenbezogenen immateriellen Anlagen darf die Nutzungsdauer von 5 Jahren nicht überschritten werden. Mitarbeiter können ja trotz Aktien- und Optionsplänen nicht angebunden werden. IAS 38/79 • Planmässig über seine bestmöglich geschätzte Nutzungsdauer • Widerbelegbare Vermutung, dass Nutzungsdauer von 20 Jahren nicht überschritten

wird. • In seltenen Fällen, wenn überzeugende substantielle Hinweise vorliegen,

Abschreibungszeitraum von mehr als 20 Jahren möglich (Bsp. Exklusivkonzession zur Energieerzeugung mittels Wasserkraft für 60 Jahre, zum Betrieb einer gebührenpflichtigen Autobahn für 30 Jahre.

FAS 142 • Mit unbestimmbarer Lebensdauer nicht plan-, sondern nur ausserplanmässig

abschreiben B) Abschreibungsmethode • Systematische Verteilung des Abschreibungsvolumens: Linear, progressiv,

leistungsabhängig C) Überprüfung des Abschreibungszeitraumes und der Abschreibungsmethode • Ende eines jeden Geschäftsjahres • Den erzielbaren Betrag immaterieller Vermögenswerte und des Geschäfts- oder

Firmenwertes, die über mehr als 20 Jahre amortisiert werden, jährlich zu schätzen



Es fragt sich grundsätzlich, ob personenbezogene immaterielle Anlagen aktiviert werden sollen. Von grossem Einfluss ist der Entscheid, ob ein gemäss FER 9 aktivierungsfähiger immaterieller Wert auch tatsächlich aktiviert wird. Bei Nicht-Aktivierung erhöht dies die Volatilität des Ergebnisses. Auswirkung der Option von FER 9 Immaterielle Werte zu aktivieren oder nicht Ausgangslage • Entwicklungskosten einer Web Site, welche die Aktivierungskriterien von FER 9 erfüllt:

90, Ausgabe während des Jahres 2001 angefallen • Geschätzte Nutzungsdauer: 3 Jahre, 2002, 2003, 2004 • Gewinn in den 4 Jahren vor Abschreibung der Web Site Entwicklungskosten oder vor

deren Berücksichtigung 10 Jahr Web Site Einwicklungskosten Aufwand Gewinn Aufwand Gewinn 2001 90 - 80 0 10 2002 0 10 30 - 20 2003 0 10 30 -20 2004 0 10 30 - 20 insgesamt 90 - 50 90 - 50 Ergebnisse werden bei Aktivierung weniger volatil. Da die nachträgliche Aktivierung nach FER 9 verboten ist, wird der willkürliche Einsatz dieses Wahlrechtes eingeschränkt. Während IAS verlangt, dass die Nutzungsdauer auf Ende eines Geschäftsjahres zu prüfen und die Abschreibungen allenfalls anzupassen sind, verlangt FER 9/10 keinen Überprüfungs-Rhythmus, aber die Offenlegung und Quantifizierung einer Änderung der Nutzungsdauer im Anhang. FER versus US-GAAP Hier tritt das Dilemma der beiden Ansätze für die Folgebewertung zu Tage: Grundsätzlich irrt sich das FAS nicht: Geschätzte längere Nutzungsdauern sind vorläufig unbestimmbar. Auch trifft es zu, dass in einem gedeihenden Unternehmen der Goodwill und andere immaterielle Wert erhalten bleiben.



Deshalb entspricht die Philosophie von FAS 142, die Immateriellen mit unbestimmbarer Lebensdauer nicht plan-, sondern nur ausserplanmässig abzuschreiben, den wirtschaftlichen Fakten genauer. Pellens/Sellhorn definieren den Goodwill als: Barwert einer ewigen Rente, der so lange erhalten bleibt, als die festgelegten Parameter nicht ändern. Zudem verlangt FAS 142, dass grundsätzlich mindestens jährlich ein Vergleichswert für den Goodwill zu berechnen ist. Wo liegt nun die Gefahr? Diese besteht in der Akkumulierung immer höherer Goodwill und anderer immaterieller Werte mit unbegrenzter Nutzungsdauer, die ohne weiteres das Eigenkapital übersteigen können. Bedeutung von Goodwill für die Kapitalstruktur ausgewählter Unternehmen des SMI Unternehmen Goodwill EK Total Aktiva GW/EK GW/Aktiva In Mio. CHF in % in % ABB 5'536 3'380 53'412 163,8 10,4 Adecco 2'292 1'569 9'323 146,0 24,6 Ciba 2'147 3'776 11'718 56,9 18,3 Clariant 1'420 1'912 10'141 74,3 14,0 Credit Suisse 22'850 35'800 1'022'513 63,8 2,2 Givaudan 1'055 2'724 4’180 38,7 25,2 Julius Bär 75 1’447 14'860 5,2 0,5 Lonza Group 89 1'487 3’686 6,0 2,4 Nestlé 26’151 31’123 91’868 84,0 28,5 Novartis 6'548 39'887 63'550 16,4 10,3 Roche Holding 14'943 27’852 73’876 53,7 20,2 Sulzer 338 1’189 2’760 28,4 12,2 Swisscom 2'562 11'341 23'538 22,6 10,9 UBS 19'085 43'530 1'253'297 43,8 1,5 Unaxis Holding 422 1641 2'936 25,7 14,4 Daten: Thomson Financial/Datastream



Um festzustellen, ob ein Goodwill nach FAS 142 wertbeeinträchtigt ist, wird letztlich der Fair Value des Goodwill mit seinem Buchwert verglichen. Der Fair Value steigt aber, wenn neu intern immaterielle Werte entwickelt werden. Im Gegensatz zum prosperierenden Unternehmen werden deshalb, innerhalb des Goodwill, selbst generierte Aktiven im Zuge des Impairment Tests nachträglich aktiviert. FER: Neben der Purchase methode erlaubt FER, dass im Zeitpunkt der Erstkonsolidierung der Goodwill mit dem Eigenkapital verrechnet wird. 8. Wertbeeinträchtigung / Impairment immaterieller Aktiven FER 20 Wertbeeinträchtigung von Aktiven sieht für das Impairment analog zu IAS 36, Impairment of Assets ein 3 Stufen-Verfahren vor: 3 Stufen-Verfahren • Anzeichen feststellen; • Erzielbaren Wert (Recoverables Amount) berechnen: • Impairment-Verlust oder Impairment-Verlust-Stornierung (Reversal) erfassen. Anzeichen für eine Wertbeeinträchtigung sind unternehmungsspezifisch, aber FER 20/22 nennt beispielhaft solche Indikatoren, um dem allfälligen Verdrängungs-Mechanismus entgegen zu wirken. Wertminderungsanzeichen: • Eine negative Entwicklung von rechtlichen oder unternehmerischen

Rahmenbedingungen, die den Wert des Aktivums wesentlich beeinflussen. • Hinweise, dass Geldflüsse aus der Berichtsperiode, der Vergangenheit und/oder der

Budgets unter den Erwartungen liegen und somit auf eine verminderte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Aktivums hindeuten.

• Eine wesentliche Änderung in der Art und Weise der Nutzung eines Aktivums oder Hinweise auf Veralten infolge technischer Neuerungen oder Beschädigungen eines Aktivums.

• Eine wesentliche Verminderung des Marktwertes eines Aktivums. • Gestiegenes Bonitätsrisiko von Forderungen und Finanzanlagen. • Die für die Unternehmung relevanten, zukünftigen Zinssätze sind in einem Masse

gestiegen, dass sie den Nutzwert, als Resultat der mit den Zinssätzen abdiskontierten Geldflüsse, wesentlich senken.

• Die aktivierten Kosten sind bedeutend höher als die ursprünglich geplanten Anschaffungs- oder Herstellkosten eines Aktivums.

• Der Buchwert des Eigenkapitals der Unternehmung ist höher als dessen Börsenkapitalisierung



Beispiel: Swisscom bezahlte 1999 für Debitel 34 je Aktien, im Febr. 2002 notieren diese noch mit 20. Für die aktivierten Entwicklungskosten einer Softwarefirma sind beispielsweise die nachstehend genannten Anzeichen möglich. Mögliche Anzeichen für Impairment Verlust von Software-Entwicklungskosten • Kunden-Beschwerden, Mängel kaum behebbar, Gewährleistung unerwartet hoch • Konkurrenz verkauft unerwartet unproblematisches Ersatzprodukt • Konkurrenz-Produkt günstiger • Teamarbeit ist beeinträchtigt, strategische Mitarbeiter verlassen die Cash Generating

Unit • Drohender Verlust eines Grossauftrags • Finanzanalysten entziehen der CGU (Cash generating Unit) ihren Goodwill Bei Think Tool verlangten einige Aktionäre, dass die Werthaltigkeit der Software von einer externen Stelle geprüft werde. Definition erzielbarer Wert (Recoverable Amount) • Als erzielbarer Wert gilt der höhere von Netto-Marktwert (Net Selling Price) und Nutzwert

(Value in Use). Übersteigt einer der beiden Werte den Buchwert, liegt keine Wertbeeinträchtigung vor.

• Der Netto-Marktwert (Net Selling Price) ist der zwischen unabhängigen Dritten erzielbare Preis abzüglich der damit verbundenen Verkaufsaufwendungen.

• Der Nutzwert (Value in Use) entspricht dem Barwert der zu erwartenden zukünftigen Geldzu- und Geldabflüsse aus der weiteren Nutzung des Aktivums einschliesslich eines allfälligen Geldflusses am Ende der Nutzungsdauer



Nutzwertberechnung Die Nutzwert-Berechnung ist eine DCF (Discounted Cash Flow)-Ermittlung. Dies ist durch nachstehendes Beispiel erläutert: FER 20, Wertbeeinträchtigung von Aktiven Jahre Geldzuflüsse Geld- Nettogeld- Nettogeld- Wachstums- Werte abflüsse flüsse A-B flüsse rate Diskontsatz 10% A B C Barwert 1 18'000 18'300 -300 -273 2 1.05 18'900 18'800 100 83 3 1.04 19'656 19'400 256 192 4 1.04 20'442 19'700 742 507 5 1.03 21'056 20'100 956 594 Barwert-Summe der Nettogeldflüsse: Nutzwert (Value in Use) 1’103 Falls der ermittelte Nutzwert nicht wahrscheinlich ist, wird es notwendig, je nach Szenarium Varianten zu berechnen. Berechnung des Nutzwertes als gewogenes Mittel Fortsetzung: Der ermittelte Nutzwert ist nicht wahrscheinlich das heisst, die wahrscheinlichste Variante hat eine Wahrscheinlichkeit < 50%. Die Streuung zwischen den Variante ist gross. Beispiel für grosse Streuung für die Entwicklungskosten-Aktivierung eines Medikamentes. Worst Case: Weder die US Food & Drug Administration noch die europäische Behörde gibt das Medikament zum Verkauf frei. Most probable Case: Nur die europäische Behörde lässt es zu. Best Case: Beide Behörden lassen es zu. Berechnete Wahrscheinlichkeit Anteil am Varianten Barwerte des Eintreffens gewogenen Mittel Worst Case 400 35 % 140 Most likely 1103 40 % 441 Best Case 1500 25 % 375 Massgebender Nutzwert 100 % 956 3 cases Scenarios empfohlen von Trott/Upton, S. 4 Weitere (einfache) Beispiele für verschiedene Szenarien bei Trott/Upton, S.3-5, sowie FAS 144.17 und Appendix A, Example 2



Für die Nutzwertberechnung von Cash Generating Units bestehen weitere Verfeinerungsmöglichkeiten wie z.B.: der Beispiel anderer Bewertungsansätze • Realoptions-Ansatz bei der New Economy (Zuschlag für Flexibilität des Unternehmers in

der Unternehmens-Steuerung) • Market Multiples (Unternehmenswert hängt von der Anzahl fester Kundenbeziehungen

ab) • Andere Kennzahlen (Vergleich mit Marktpreis ähnlicher börsenkotierter Unternehmen Wo öffnen sich Ermessensspielräume? • Cash Flow Schätzung • Anwendung der Bewertungsmethode • Anwendung des Diskontsatzes Höhe Diskontsatz? Risiken nicht doppelt erfassen: entweder im Cashflow oder im Diskontsatz Basis: risikofreier Diskontsatz Plus Berücksichtigung: • von Marktgegebenheiten • der spezifischen Risiken des Aktivums • der Rahmenbedingungen • IAS diskontiert in einem Bsp. im Anhang mit 14% Kleinst mögliche Gruppe von Vermögenswerten (Cash Generating Units) Gerade bei immateriellen Werten erzeugt das einzelne Aktivum keine unabhängigen Geldflüsse. So gehören zur erworbenen Lizenz von Häagen Dazs in den USA auch die Produktions-Anlagen und das Marketing. Deshalb ist gerade für immaterielle Werte der erzielbare Wert regelmässig für die Cash generating Unit zu bestimmen. Oder anders betrachtet: Eine Rotationsmaschine von 80 Mio. eines Zeitungsverlages kann nicht allein auf Impairment getestet werden, sie produziert mehrere Print-Medien, und deshalb ist die ganze Produktionseinheit auf eine Wertbeeinträchtigung zu testen.



Der nachstehende Flow Chart soll nochmals das Schema einer Wertbeeinträchtigung verdeutlichen: Erstmalige Wertbeeinträchtigung (Impairment) FER 20

Keine Änderung der Buchwerte der Aktiven

Die kleinstmögliche Gruppe von Vermögenswerten (Cash Generating Unit)

ist zu bestimmen. (Ziff. 27 und Bespiel 3)

Es liegt keine Wertbeeinträchtigung vor.

(Ziff. 4)

Der Buchwert der Aktiven ist auf den erzielbaren Wert zu

reduzieren. (Ziff. 10)

Liegt am Bilanzstichtag ein Anzeichen (Indicator)

einer Wertbeeinträchtigung vor? (Ziff. 2 und 22)

Generiert das Aktivum für sich allein von anderen Aktiven unabhängige zukünftige

Geldflüsse? (Ziff. 9)

Übersteigt der Netto-Marktwert (Net Selling Price) (Ziff. 5) oder der Nutzwert (Value in Use) (Ziff. 6 den

Buchwert)

Es liegt eine Wertbeeinträchtigung vor.

(Ziff. 3 und 4)

Nein

Ja

Ja

Nein

Nein

Ja



Literaturverzeichnis 1) Swiss GAAP FER, Fachempfehlungen für die Rechnungslegung 2) International Accounting Standards 2001 (Deutsche Ausgabe), Schäffer Poeschel

Verlag 3) Prof. Giorgio Behr, „Namen der Fehlbaren nennen“, Finanz und Wirtschaft vom

13.7.2002 4) Reto Eberle, Impairment of Assets/Wertbeeinträchtigung von Vermögensgegenständen,

Schriftenreihe der Treuhand-Kammer, Band 166 5) Markus Diem Meier und thomas Müller, Tricks So frisieren die Unternehmensführer ihre

Bücher, Facts Nr. 27 vom 4. Juli 2002, Seite 67-69 6) Peter F. Weibel und Thomas Schweiwiller, Immaterielle Werte besser managen, Neue

Zürcher Zeitung Nr. 144 vom 25. Juni 2002, B 17 7) Leo Müller, Wert lügt, der stiehlt, Cash Nr. 27 vom 5. Juli 2002, Seite 24-25 8) Evelyn Teitler-Feinberg, Immaterielle Aktiven – wie bilanzieren, Der Schweizer

Treuhänder 4/02, Seiten 313-322 9) Evelyn Teitler-Feinberg, Neue Bewertung von Goodwill und anderen immateriellen

Aktiven, Der Schweizer Treuhänder 4/01, Seiten 331-338 10) Peter A. Labhart, Rudolf Volkart, Wie das investierte Kapital bewerten, Der Schweizer

Treuhänder 3/01, Seiten 193-200 11) Peter A. Labhart, Rudolf Volkart, Reflektierung von immateriellen Aktiven in der

Rechnungslegung, Der Schweizer Treuhänder 11/01, Seiten 1155-1162 12) Jürgen Stauber, Tobias Ketterle, Goodwill-Bilanzierung nach US-GAAP, Der Schweizer

Treuhänder 10/01, Seiten 955-966 13) Reto Eberle, Neue Standards zur Bilanzierung von Goodwill Teil 1, Der Schweizer

Treuhänder 3/02, Seiten 184-190 14) Reto Eberle, Neue Standards zur Bilanzierung von Goodwill Teil 2, Der Schweizer

Treuhänder 4/02, Seiten 305-312 15) Reto Eberle, Wertbeeinträchtigung von Vermögensgegenständen nach IAS 36

„Impairment of Assets“, Der Schweizer Treuhänder 4/00, Seiten 287-292 16) Oliver P.Pfeil, Hendrik J. Vater, Neues über Goodwill und immaterielle Werte, Teil 1, Der

Schweizer Treuhänder 6-7/02, Seiten 585-590 17) Oliver P.Pfeil, Hendrik J. Vater, Neues über Goodwill und immaterielle Werte, Teil 2, Der

Schweizer Treuhänder 8/02, Seiten 665-672 18) Luzi Hail, Conrad Meyer, Unternehmensbewertung, Der Schweizer Treuhänder 6-7/02,

Seiten 573-584 19) Giorgio Behr, Stefan Caliz, Schwächen der herkömmlichen Bewertungsmethoden und

notwendige Anpassungen, Der Schweizer Treuhänder 11/01, Seiten 1139-1146 20) Giorgio Behr, Neuerungen und Trends in der Rechnungslegung, Der Schweizer

Treuhänder 6-7/02, Seiten 535-539 21) EVCA Guidelines der European Privat Equity & Ventures Capital Association

(www.evca.com) Sämtliche Artikel aus „Der Schweizer Treuhänder“ können über die Internetseite: www.treuhand-kammer.ch heruntergeladen werden.

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