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I. Das deutsche Sprachgebiet: der geschlossene Sprachraum (Binnenraum),
seine Grenzen
1. Das deutsche Sprachgebiet und die Sprachinselsiedlungen
Deutsch ist als Muttersprache auch außerhalb des Stammsprachraumes vorhanden. Ab dem Mittelalter
haben sich Sprachinselsiedlungen gebildet. Diese Sprachinselsiedlungen haben sich im europäischen
Raum in Richtung Osten entwickelt. Es gab daher einen großen Einfluss des Deutschen auch
außerhalb des Stammsiedlergebietes.
Die autochthone bzw. eingesessene Bevölkerung (seit dem 15. Jahrhundert) wird heute als
Sprachgebiet gesehen, (Dies betrifft zum Beispiel heute Gebiete, die weiter östlich liegen, wie
Schlesien.). Die deutsche Sprachgeschichte war 1945 abgeschlossen. Völker, die zu dieser Zeit nicht
autochthon waren, wurden aus dem deutschen geschlossenen Sprachgebiet vertrieben.
Die Voraussetzung für eine autochthone Bevölkerung ist eine Sprache auf allen Ebenen (Literatur,
Dialekte). Damit sich eine Sprache ausbreiten kann, ist vieles notwendig, wie beispielsweise eine gute
Infrastruktur. Wenn solches nicht vorhanden ist, dann wird man zu einer Sprache wechseln, die diese
Organisation aufweist. (Zum Beispiel: Elsaß Lothringen - Am oberen Ende existiert keine deutsche
Sprache mehr, es gibt keine Universität, kein TV, kein Radio in deutscher Sprache, dies kann nur in
der französischen Sprache funktionieren, obwohl es seit mehr als 500 Jahren zum deutschen
Sprachgebiet gehört.)
Um eine Sprache verbreiten zu können, müssen auch politische Voraussetzungen gegeben sein.
Existiert in der Politik eine andere Sprache, dann reicht ein großer Raum für die Verbreitung der
minderen Sprache nicht aus (Zum Beispiel: Siebenbürger Sachsen, Elsaß Lothringen)
Die Existenz von allen Ebenen einer Sprache (Dialekt, Standardsprache-Hochsprache, Schriftsprache,
Literatursprache, kodifizierte Sprache mit Regelwerken, Verkehrssprache, Unterricht in dieser
Sprache, Massenmedien in dieser Sprache, öffentliche Verwendungen bei Heer, Polizei, Gericht, ...)
ist wichtig für die Entstehung eines Sprachraumes.
An Rändern eines Sprachgebietes ist diese mediale, bildliche und politische Vollständigkeit manchmal
nicht gegeben.
2. Die Verbreitung der deutschen Sprache
In Europa gibt es 100 Millionen Einwohner mit Muttersprache Deutsch.
Heute dominieren 3 bzw. 4 Staaten, in denen deutsch gesprochen wird.
• Deutschland
Deutschland ist flächenmäßig und bevölkerungsmäßig das größte deutschsprachige Land. Es hat
80 Millionen Einwohner, von denen beinahe alle deutsch sprechen.
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• Österreich
Österreich hat 8 Millionen Einwohner
• Schweiz
• Liechtenstein
Liechtenstein ist sehr klein und somit ein einheitlich geschlossenes Sprachgebiet, in dem man
deutsch spricht.
Ränder des deutschen Sprachgebietes - Wo spricht man außerhalb des deutschen
Sprachgebietes noch deutsch?
• Luxemburg
Die autochthone Bevölkerung ist deutschsprachig. Es grenzt an das Rheinland, somit werden
Dialekte des Rheinlandes gesprochen, in der Hochsprache existiert die deutsche Sprache nicht.
• Ein deutsches Sprachgebiet existiert im Süden von Dänemark.
• Ein weiteres finden wir im Osten Belgiens , dieses hat neben Südtirol die größte Berechtigung zur
deutschen Sprache.
• Auch im Südosten von Belgien gibt es ein deutsches Sprachgebiet. Hier gibt es Moselfränkische
Dialekte, aber in der Hochsprache finden wir nur das Französische.
Belgien ist somit ein dreisprachiger Staat. Von Brüssel werden amtlich wichtige Mitteilungen in allen
drei Sprachen gemacht.
• Elsaß Lothringen
• Südtirol
Die Länder, in denen man das vollständige Spektrum der deutschen Sprache zur Verfügung
hat - Deutschsprachige Staaten:
• Deutschland
• Österreich
• Liechtenstein
• Schweiz
Deutschsprachige Regionen in anderen Staaten, wo die deutsche Sprache auch als
Hochsprache vorhanden ist:
• Ostbelgien
• Südtirol
• Luxemburg (Sonderfall: deutsch, französisch, luxemburgisch)
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3. Stammsiedlungsgebiet - Geschichtlicher Sprachraum
Die ältesten deutschen Sprachräume sind die Schweiz und Österreich, nicht Ostdeutschland. Ein
deutsches geschlossenes Sprachgebiet existiert seit 500 000 Jahren, mit der Ausnahme von
Ostdeutschland. Seit dieser Zeit hat es größere regionale Ausformungen bzw. Regionalitäten gegeben.
Beispielsweise gibt es eine große Zweiteilung des Sprachraumes:
• Norden (Norddeutsch - Niederdeutsch)
• Süden (Süddeutsch - Hochdeutsch)
4. Was ist Deutsch/deutsche Sprache?
Nicht alles, was wir heute als Deutsch sehen, wurde schon immer als Deutsch verstanden,
beispielsweise gab es seit der frühen Zeit an eine Unterscheidung zwischen den Sachsen und den
Deutschen (Siebenbürger Sachsen). Es handelt sich hierbei um eine terminologische Angelegenheit.
Im Frühmittelalter gab es kein einheitliches deutsches Sprachgebiet, sondern nur miteinander
verwandte Dialekte. Erst ab 800 - mit einer politischen Überdachung durch Karl den Großen - entstand
das Wort "Deutsch" als Bezeichnung. Mit der Bezeichnung ist ein Sprachraum entstanden. Karl der
Große hat alle anderen geknechtet und eine politische und danach eine terminologische Einigung
vollbracht. Der Begriff "Deutsch" entstand etymologisch aus dem mittelhochdeutschem Wort "diet",
was bedeutet "Volk" oder "deuten" bzw. "Deutung" und meint "zum Volk gehörig". Diese
Bezeichnung entstand im späten Frühmittelalter als Gegensatz zur lateinischen Sprache und der
gebildeten Mitglieder der Kirche. Als Kontrast zur weltlichen Macht wollte man eine Volkssprache
entwickeln.
II. Die Binnengliederung des Deutschen
Wir unterscheiden zunächst eine Gliederung des Dialektraumes
• Niederdeutsch (Norden)
• Hochdeutsch (Süden
Beide unterscheiden sich durch eine lautliche Entwicklung voneinander. Im Hochdeutschen hat sich
im Gegensatz zum Niederdeutschen die zweite Lautverschiebung entwickelt und auf diese Weise
wurde das Hochdeutsche von allem andere abgetrennt.
Diese zweite Lautverschiebung betrifft folgende Lautgruppen: p, t, k.
p < pf, f (je nach Position)
t < z, s
k < k, ck (kch)
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Beispiele der zweiten Lautverschiebung, wobei Englisch als Vergleichssprache herangezogen wird,
um gleiche historische Wörter miteinander zu vergleichen:
• Pfund - pound
• Schiff - ship
• hoffen - hope
• Zaun - town
• Wasser - water
• machen - make
All diese Wörter, die im Englischen vorhanden sind, sich auch heute im Niederdeutschen weiterhin so
vorhanden, beispielsweise water oder magen. Der Norden ist also nicht von hochdeutscher Sprache
beeinflusst, das Hochdeutsche finden wir nur im Süden und in der Mitte. Niederdeutsche Siedlungen
finden wir bis heute in Osteuropa, auch in Teilen Rußlands. Hauptkennzeichen des Niederdeutschen
ist, dass keine zweite Lautverschiebung stattgefunden hat.
• Niederdeutsch umfasst ein Drittel des deutschen Sprachraumes im Norden.
• Hochdeutsch umfasst zwei Drittel des deutschen Sprachraumes im Süden.
Im Mitteldeutschen ist die Lautverschiebung nur vage zu erkennen, Richtung Norden hin wird sie
immer weniger spürbarer. Auch gab es eine mittelhochdeutsche Monophthongierung (ie < i; uo < u; üe
< u) und eine mittelhochdeutsche Diphthongierung (i < ei; u < eu; u < eu/üu). Letzteres ist im
Südosten auf alle Fälle eingetreten. Für das Niederdeutsche gab es diese Entwicklung nicht.
Kennzeichen des Mitteldeutschen, im Gegensatz zum Oberdeutschen sind
• Eine stärkere Vertretung der Umlaute .
Die umlautlosen Ausdrücke des Südens sind nicht standardgerecht. Nur in den seltensten Fällen hat
sich die südliche Form für die Hochsprache durchgesetzt. Bei "drücken" können beide Formen
verwendet werden.
Mitteldeutsch Oberdeutsch
Brücke Brucke
drücken drucken
hüpfen hupfen
zurück zuruck
• Diminutivformen.
Süden: l - Form
Mitte: chen - Form
Norden: k - Form
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• Im Mitteldeutschen gibt es Präteritum, auch im Norden wird dies verwendet. Im Oberdeutschen
kann dieses jedoch nicht aufgefunden werden.
Benennungen für die einzelnen Teile des hochdeutschen Raumes
• Der westmitteldeutsche Raum
Der Westen baut auf das Fränkische auf. Der fränkische Raum geht von Franken bis hinunter zu
Amsterdam. Fränkisch war auch die erste Sprachbenennung vor dem Deutschen in diesem Raum
gewesen.
• Der ostmitteldeutsche Raum
Der Osten ist bis heute ein sächsischer Raum, aber auch thüringisch.
• Der oberdeutsche Raum
Südwesten: alemannischer Raum - auf heutige Territorien umgelegt: Deutsche Schweiz,
Vorarlberg, südlichen Vierteln von Baden - Württemberg, Elsaß, das bairische Schwaben,
Nordwesten von Tirol (auch Schwaben leben in diesen Räumen);
Norden: ostfränkischer Raum - auf heutige Territorien umgelegt: Oberfranken, Unterfranken,
Mittelfranken und Teile von Baden: Württemberg;
Südosten: bairischer Raum - auf heutige Territorien umgelegt: Altbayern, Oberbayern,
Niederbayern, Oberpfalz (München, Passau, Regensburg, ...), ganz Österreich außer Vorarlberg
und der Westen Tirols, Südtirol.
Auch im bairischen Raum gab es Auswanderungen, vor allem in Österreich, aufgrund der Armut, aber
vor allem aus religiösen Motiven. Ganz stark finden wir diese Auswanderungen aber im fränkischen
Raum. In diesem und in der Pfalz finden wir die größte Auswanderung, aufgrund großer
Aufsplitterungen.
Niederdeutsch
Ostmitteldeutsch Westmitteldeutsch
Mitteldeutsch
Oberdeutsch
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Merkmale des Oberdeutschen
• Neuhochdeutsche Diphthongierung
i < ei
u < au
ü < eu/äu
Diese ist im hochdeutschen Raum im Südosten eingetreten. Nicht durchgeführt wurde sie im
alemannischen Raum (deutsche Schweiz, Allgäu, Elsaß). Dazwischen ist sie steckengeblieben, man
spricht vom Schwäbischen (Haus - Hous).
• Trennung zwischen langem und kurzen "a"
Bis heute gibt es eine deutliche Trennung zwischen dem historisch langem und dem kurzen "a".
• Auslautendes "s" im 2. Plural
Es handelt sich dabei um Formen wie: ihr gehts, ihr laufts, ihr singts. Diese sind auch in der
Umgangssprache sehr stark vorhanden. Das obligatorische "s" ist sehr produktiv und greift um sich.
Ein Großraumkennzeichen des Bairischen ist "ëz" für ihr und "enk" für euch.
• Liquidenvokalisierung
Das "l" und "r" als Liquide werden vor einem Auslaut und vor einem Konsonanten vokalisiert.
Beispiel: kalt - koit, fahren - foahn, wild - wüd, ...
Diese Formen werden von vielen Sprechern im Bairischen Raum verwendet, sind aber nirgends im
deutschen Sprachraum verbreitet, somit ergibt sich im restlichen Sprachraum eine
Verständigungsbarriere.
III. Die mittelalterliche deutsche Ostsiedlung
1. Der Sprachraum - räumliche Sichtweise
Der Ausgangspunkt des deutschen Sprachraumes ergab sich um 1000 bzw. noch früher um 800 herum,
auf alle Fälle noch vor dem Hochmittelalter. Zwischen 1150 und 1500 erfolgte eine erhebliche
Ausdehnung des deutschen Sprachgebietes, bei dieser Ausdehnung handelt es sich hauptsächlich um
die Ostsiedlungen. Die westliche Grenze hat sich immer nur minimal verschoben und hat sich in den
letzten Jahrtausenden bereits fixiert.
• Ab dem Hochmittelalter erfolgt die Eroberung von den Gebieten, die östlich der Elbe und der
Saale lagen. Es handelte sich dabei um keine friedliche Auseinandersetzung.
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• Im 12. Jahrhundert kam Brandenburg um Berlin hinzu. Weiters schlossen sich an: die Lausitz,
Schlesien und böhmische, sowie mährische Landgebiete.
• Im 13. Jahrhundert kamen Schleswig (bei Hamburg) und Mecklenburg hinzu und preußische
Gebiete. Weiter oben im Baltikum fanden wir die heutigen Länder Lettland (Livland) und Kurland
(Estland).
2. Periodisierung - periodisierende Sichtweise
Das hochmittelalterliche Deutsche gliedert sich in:
• Mittelniederdeutsche
• Mittelhochdeutsche
Es handelt sich dabei um sprachliche Formen, die zu dieser Zeit in den Osten getragen wurden. Dabei
kann bis ins Hochmittelalter zurückgegangen werden und auch noch weiter zurück, viel früher, wo
noch alte sprachterritoriale Sprachmuster gegolten haben. Eines dieser wichtigen Sprachmuster scheint
bis heute durch, dieses ist dreigeteilt:
Vor der deutschen Sprache:
• Nordseegermanisch
• Weser - Rheingermanisch
• Elbgermanisch
Es handelt sich hierbei um das älteste Territorialmuster, das durch ein neues umgestülpt wurde. Bei
der Umstülpung der alten durch neue Muster waren vor allem die kirchlichen Zentren von großer
Bedeutung (Klöster und Kirchen).
Neues Muster:
• 1. Block: Dabei handelt es sich um den nordwestlichen Kulturraum, in dem man Teile des
Nordseegermanischen und des Weser - Rheingermanischen finden kann. Heute hat sich daraus das
Sächsische, Englische, Niederländische, ... entwickelt.
• 2. Block: Dabei steht das Sächsische im Zentrum und es handelt sich grundsätzlich um den
Norden von Deutschland.
• 3. Block: In diesem finden wir Teile des Weser - Rheingermanischen und des Elbgermanischen.
Heute finden wir diesen in der Mitte und Süden des Sprachraumes, mit den meisten Franken, mit
Hessen, Alemannen.
Das Hochmittelalter löst den Stamm auf und die neuen sprachbildenden Kräfte sind politischer oder
kirchlicher Natur. Ein Beispiel für eine kirchliche Gliederung ist die alte salzburgerische
Kirchenprovinz, die sich fast genau mit dem bairischen Sprachraum deckt.
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Ab dem 14. Jahrhundert gibt es eine neue Gliederung und es treten neu herausbildende politische und
weltliche Muster auf. Die Auswanderung im Osten ist in die alte Situation eingebunden.
3. Terminologische Zugänge
• NÖRDLICHEN RAUM:
(Vorhochmittelalterliche Sprachgebiete)
Mittelniederländisch
⇐ Flämisch (Belgien, Niederlande)
⇐ Prawantisch (Prawant wie Brüssel, Antwerpen)
⇐ Linburgisch (Maastricht, Köln in alter Zeit)
⇐ Holland
Mittelniederdeutsch
⇐ Nördliche Niederdeutsch (Hamburg, Bremen, Lübeck)
⇐ Westfälisch (Westfahlen wie Münster, Paderborn, Ostfahlen,
Hannover, Göttingen, Magdeburg)
Später kommen hinzu Gebiete östlich der Elbe, wie Brandenburg. Dies alles passiert im
Hochmittelalter.
• SÜDLICHER RAUM:
Im Westen finden wir alle Variationen des Fränkischen.
⇐ Mittelfränkisch
⇐ Moselfränkisch (Zentrum Trier)
⇐ Rheinfränkisch
⇐ Hessisch
⇐ Ostfränkisch
⇐ Thüringisch (im alten Sprachgebiet)
Im Süden finden wir
⇐ Alemanisch (Teil des alten Sprachgebietes)
⇐ Bairisch (Teil des alten Sprachgebietes)
Später kommen hinzu das Oberfränkische (wird notwendig, aufgrund politischer Gründe, da es auch
ein Niederfränkisches gibt) und das Schlesische.
4. Mittelalterliche Sprachsiedlungen
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Die ersten mittelalterlichen Sprachsiedlungen (vor allem im Südosten, wo schon das deutsche
Sprachgebiet vorhanden war) entstanden vor allem aus weltlichen Gründen.
Gründe
• Feudaler Druck im Altsiedlungsland. Die Leute wurden gezwungen Abgaben zu leisten, wodurch
sie ihre Heimat gerne verließen. Für die Feudalherrn war dies nicht positiv.
• Für die Auswanderer war es günstig, dass im Westen Siedlungen zur Verfügung standen. Es war
auf der einen Seite nicht ganz sicher, woher diese Siedlungen kamen, aber es war nicht wichtig,
welche Sprache man sprach, sondern sie ausbeuten zu können.
4.1. Mittelalterliche Sprachsiedlungen im Süden des Sprachraumes
Recht viele deutsche Südsiedlungen gab es vom bairischen Dialektraum aus (Bayern - Österreich). So
entstanden hochmittelalterliche bairische Sprachinseln im Süden des Sprachraumes:
• Deutsch Ruth (Rut)
• Zarz (Sarica)
• Krain (im Grunde Steiermark - Laibach, im heutigen Slowenien)
• Freising
• Waidhofen
• Dürnstein
Rund 1225 bairische Sprachinseln entstanden, wie die Gottschee (südöstliche von Laibach). Unter
diesen Sprachinseln fand man 40 bis 50 Dörfer mit Zeitungen, Schulwesen, ..., somit handelte es sich
um ein geschlossenes Sprachgebiet mit Siedlern aus Osttirol und Kärnten.
Sprachgebiet: ZIMBRISCH
In diesem finden wir vor allem Siedler aus Westtirol. Diese Sprachinsel liegen südöstlich von Trient
und auf dem Hochplateau von Asiago. Die Sprachinsel von Asiago ging um 1100 von Westtirol aus.
Deutsche Völker wurden angelegt und sieben Gemeinden wurden gegründet. Dieser Terminus der
sieben Gemeinden hat sich bis heute bewahrt. Diese Gemeinden haben keinen "o" Laut, statt dem "a",
wie dies im alemannischen Raum üblich ist. Sie haben sehr viel Altes bewahrt, wie die vollen
Nebensilben (haso, zunga), auch Lexikalisches. Von diesen 7 Gemeinden aus sind dann 13 Gemeinden
besiedelt worden, um 1300 südlich von Verona. Die sprachliche Isolierung ist gefallen und man
begann italienisch zu sprechen. Erst im 16. Jahrhundert ist von diesem 7 Gemeinden aus, der Ort
Luserne entstanden.
4.2. Mittelalterliche Sprachsiedlungen im Osten des Sprachgebietes
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Die Sprachinseln sind vor allem vom Gustertal aus entstanden in Földau, mit drei erheblichen
Landschaften: Zahre (Sauris), Bladen (Sappada) und Tischlwang (Timau), in denen eine
unterschiedlich sprachliche Verständigung erfolgte. Dies ist die Verfasstheit bis heute. Die deutsche
Sprache wurde aber noch nicht aufgegeben.
Sprachgebiet: BÖHMISCH - MÄHRISCHER RAUM
Dieses Gebiet begünstigten die böhmischen Herrn für die deutsche Besiedelung der thüringischen,
sächsischen, ... Gebiete, um diese ausbauen zu können. Bis heute haben diese slowenische Ortsnamen.
Um aufzusiedeln entstand ein breiter deutsch - besiedelter Raum. Es gab auch kleinere geschlossene
Sprachgebiete im Inneren des böhmisch - mährischen Raumes, aber diese sind heute bereits
tschechisch, jedoch haben sie sich lange deutsch gehalten.
Sprachgebiet: UNGARISCHER HERRSCHAFTSRAUM
Dieser ist von Westungarn her besiedelt worden, heute ist dies großteils Burgenland. Diese
Sprachinselgebiete haben sich im Mittelalter gebildet, wie beispielsweise Deutsch - Pilsen.
• Hinzugekommen sind später:
⇐ Preßburger Sprachinsel (deutsche Gebiet um Preßburg)
⇐ Kremnitz - Prokener Sprachinsel (heutige Mittelslowakei)
• Östlich im alten Oberungarn:
⇐ Kaschau
⇐ Zips (Oberzips und Unterzips)
Sprachgebiet: SIEBENBÜRGER SACHSEN im KAPARTENBOGEN
Es handelt sich bei diesen um die wichtigste und beständigste Sprachsiedlung. Die Kaparten beginnen
nördlich von Preßburg, gehen um die Slowakei, bis zum eisernen Tor bei Belgrad.
Es wurden im südlichen Kapartengebiet ca. 2000 deutschsprachige Bürger angesiedelt, die aus
hochmittelalterlichen Besiedlungen stammen. Bis heute gibt es 250 Orte mit verschiedener
deutschsprachiger Bevölkerung. Von diesen 250 Orten liegen 4/5 im Süden von Siebenbürgen
zwischen den Flüssen Miresch und Alt. Wichtige Städte im Süden sind Hermannstadt (Zentrum von
Siebenbürgen), Mediasch (im nördlicheren Süden), Schläßburg, Kronstadt (im Kurzenland). Im
Norden liegen der Rest, zirka 1/5 von diesen Dörfern mit Pistriz im Nösnerland, im südlicheren Teil
finden wir Sächsisch - Regen.
Die sozialen Bedingungen im Auswanderungsland waren schlecht, es gab Hunger, Elend und Not. Vor
allem im Mosel und Rheinlandgebiet, so wurden von dort besonders viele Menschen angeworben zum
Landesausbau, zur Belebung von Handel und Gewerbe und für die Landesverteidigung, da es sehr
viele türkische Angriffe, vor allem im Osten, gab.
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In den ältesten Urkunden war noch nicht von Sachsen die Rede, sondern von den "frühen und anderen
Flamen". Später taucht der Begriff Teutonices auf, noch später Saxiones, aber häufig wurde weiterhin
der Begriff priores flambences verwendet. Ein Fünftel bis ein Sechstel haben bei der Einwanderung
nicht Deutsch gesprochen, sondern Romanisch, wie man heute noch in Belgien Französisch spricht.
Bis ins 14. Jahrhundert wurden die Siebenbürger besiedelt, es kamen auch Bergwerkssiedlungen
hinzu. Im 15. und 16. Jahrhundert gab es Bevölkerungsverluste, denn von den Türken wurden ganze
Gegenden massakriert, die später wieder neu besiedelt werden mussten. Im 16. Jahrhundert hat man
geschlossen die Reformation übernommen und die Siebenbürger Sachsen wurden evangelisch. 1583
erhielten die Siebenbürger Deutschen, wie sie genannt wurden, das Eigenlandsrecht, das ungarische
Privileg, das ihnen Vorrechte zugesteht, so haben sie als geschlechtliche und evangelische
Sprachgemeinschaft bis heute überlebt.
IV. Deutsche Sprachgeschichte der böhmischen Länder (Böhmen, Mähren)
Die Geschichte des deutschen Sprachraumes beginnt relativ früh, mit der ersten Phase, die man
Ostkolonisation nennt. Von dieser sind auch heute noch deutsche Sprachgebiete vorhanden, vor allem
im Osten des Sprachgebietes.
1. Historische Daten
Im Grunde genommen handelt es sich um den alten slawischen Siedlungsraum. Die böhmische
Staatlichkeit ist uralt. Seit 871 regiert das Geschlecht der Premysliden. Ab dem 9. Jahrhundert waren
sie Tributpflichtig, dann erhielten sie eine Sonderstellungen und wurden zum Königreich, jedoch
waren sie immer in das große Reich mit Österreich, Preußen und anderen deutschen Gebieten
eingebunden. Seit dem 13. Jahrhundert nannte man es das Königreich Böhmen (Länder der
böhmischen Krone). Im 14. Jahrhundert endet das Geschlecht der Premysliden. Im 14. Jahrhundert,
wobei es sich um eine Hochblüte handelt, kommen die Luxemburger auf deutschen Raum und
residieren in Prag. Es war ein sehr wichtiges Jahrhundert und eine große Phase in der Geschichte. Zu
den böhmischen Ländern gehören Böhmen, Mähren, Schlesien und Lausitz. Als Böhmen so groß war,
herrschte eine große sprachliche Varietät. Man sprach halb deutsch und halb tschechisch oder auch
andere slawische Sprachen.
2. Politische Daten
1448 wurde die erste Universität in Prag gegründet, diese Gründung fällt auch in die Hochblüte der
Geschichte. Somit ist diese Universität älter als die von Wien, da es die in Prag jedoch heute nicht
mehr gibt, ist die Universität von Wien heute die älteste. Nach der Hochblüte, dem 14. Jahrhundert,
kommt eine stürmische Zeit, die im 15. Jahrhundert durch Jan Hus (Reformation) präsent ist. Hus ist
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im Reich nicht auf Gegenliebe gestoßen und wird 1415, nachdem man ihm eine Falle gelegt hat,
verbrannt. Er gilt als Vorbote des Nationalismus. Nach Jan Hus, 1526, gab es einen Einschnitt, ab
dieser Zeit regiert nun das Haus Habsburg über Böhmen. Mit den Habsburgern beginnt nun die
Germanisierung. Konsequenz dieser ist die Polarisierung und der Nationalismus.
1848 war der 30igjährige Krieg beendet, der unter habsburgerischer Herrschaft geschah. Dadurch
wechselten die Ländereien großteils die Besitzer (Lokowitz, Kakinsky, ...) und neue kommen hinzu,
die nun im Dienste der habsburgerischen Herrschaft stehen (Familie Schwarzenberg).
Das 17. Jahrhundert, das "Jahrhundert der Finsternis" war geprägt von einem Rückgang der eigenen
Sprache, noch unter habsburgerischen Herrschaft, was auch zu vermuten gewesen ist.
Nach den schlesischen Kriegen im 18. Jahrhundert geht Schlesien verloren. Nur ein kleiner Teil von
Schlesien bleibt bei den böhmischen Ländern. Somit gab es eine deutliche Verkleinerung der
deutschen Ländern. Bis heute jedoch gliedert sich dieses Reich in Böhmen, Mähren und Schlesien,
nämlich das, welches bei den böhmischen Ländern damals geblieben ist und sich Österreich -
Schlesien nennt. Bis 1918 ereignete sich dann aus politischer Sicht nicht mehr allzuviel. Kulturell
jedoch schon, wobei das Aufkommen des Nationalismus (Smetana) erwähnt werden muss, der 1.
Weltkrieg und die Gründung der Tschechoslowakei, die es in abgewandelter Form bis 1992 gegeben
hat.
3. Sprachliche Daten
Die deutsche Sprache beginnt sich schon im 12. Jahrhundert zu entwickeln, teilweise vielleicht schon
früher, aber auf alle Fälle noch im Mittelalter, was man aus bestimmten Quellen wie Ortsnamen, ...
erkennen kann. Auch belegt ist, dass es von Anfang an Reibungen gegeben hat. Schon im 12.
Jahrhundert gab es eine Chronik, in der belegt ist, dass man mit Reserve die deutsche Zusiedlung
beobachtet, d.h. man betrachtete diese mit Skepsis. Diese hat dann auch später Konflikte gebracht.
Die Entstehung der Sprache kann in drei Abschnitte gegliedert werden, die sich mit den politischen
Eckpunkte überlagern.
• Mittelalterliche Ostpolarisation
• Jan Hus (Reformation), ...
• Zeit des Hauses Habsburg (Vorherrschaft der deutschen Sprache und Beginn der Konflikte)
4. Terminologie
Eine feste Terminologie ist für die Geschichte wichtig. Das 20. Jahrhundert war vor allem von einem
Terminus geprägt, nämlich von Sudetendeutsch, der für alle diese Räume verwendet wurde. Dieser
Terminus wurde vom Sudetengebirge geprägt und tauchte erstmals im Jahre 1902 auf. Er ist jedoch
nicht ganz adäquat und etwas irreführend, denn zuvor sprach man immer nur von Böhmen und von
Mähren. Die Hauptstadt vom sudetendeutschen Gebiet war damals Reichenberg (Liberec).
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5. Siedlungsgeschichte
Für die frühe Zeit gibt es nur wenige Quellen. Es war auf alle Fälle nicht wichtig welche Sprache die
neuen Siedler sprachen oder woher sie kamen. Man brauchte Leute für den Landesausbau. Mittels
Ortsnamenkunde kann man frühe Siedlungen sehr gut erkennen: Wo die Leute unterschiedlicher
Sprachen lebten oder wann Sprachwechsel stattgefunden haben.
Nach den mittelalterlichen Siedlungen (1. Ausbausiedlungen) hat es erstmals auch Stadtsiedlungen
gegeben, die jedoch nur im Inneren von Böhmen und Mähren stattgefunden haben, wo Kaufleute, ...
aus deutschsprachigen Siedlungen sich ansiedelten.
So begann eine große Ausdehnung des innerböhmischen und -mährischen Raums. Diese hat aber
später wieder nachgelassen. Die deutsch - tschechische Sprachlandschaft hat während dieser Zeit
immer gleich ausgesehen und hat sich kaum verändert. Später jedoch gab es Assimilierungen auf
beiden Seiten, daher ist bis heute eine enge Beziehungen zwischen beiden Sprachen gegeben.
Interessanterweise hat sich nie eine böhmische Mundart bzw. Sprache entwickelt. In den Städten hat
es nur eine nach Wiener Muster österreichisch geprägt Sprache gegeben, weiters gab es Ausläufer der
deutschen Dialekte der deutschen Randgebiete um das Reich herum, jedoch nur Fortsetzungen der
Grenzgebiete und keine eigenen Ausprägungen. In den Städten herrschte also eine österreichische
Verkehrssprache.
5.1. Träger der Ostsiedlungen
Träger waren vor allem die Kirchen, wie dies auch im Binnengebiet des Deutschen der Fall war.
Früher war die Diözese Regensburg für den Raum entscheidend gewesen, erst später wurde die
Diözese Prag gegründet. Es gibt viele Klöster, die erst später entstanden und sehr entscheidend sind
(Zum Beispiel: Hohenfurth, Goldenkron, ...). Träger waren auch alte Adelsfamilien wie zum Beispiel
die Rosenberger, ... und weiters auch die Herrschergeschlechter in wechselnden Rollen.
5.2. Vorgang der Besiedelung
Zunächst wurden nur die Randgebiete besiedelt, daher finden wir heute eine merkwürdige Geographie
vor.
5.3. Konflikte zwischen Deutsch und Tschechisch
Die Schwierigkeiten und Konflikte hat es schon immer gegeben. Im Jahre 1125 und auch im 13.
Jahrhundert wurde bereits beschrieben, dass die Deutschen in Tschechien nur Gäste sind. Um 1309
wird bereits eine deutsch - tschechische Auseinandersetzung erwähnt, die bis 1956 andauerte. So
sehen wir, dass es auch früher nicht harmonisch gelaufen ist.
6. Die Sprache
Die bedeutendsten Dialektgebiete, von denen das böhmische Gebiet beeinflusst wurde, sind:
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• Im Süden von der bairischen Form, mit seinen typischen Merkmalen (Mittelbayern mit Wischau,
Brünnersprachinsel und die Sprachinsel um Budweis).
• Im Westen finden wir Nordbairisch, mit Egerländisch, einer Untermundart des Nordbairischen,
auch gibt es das Ostfränkische mit Saaz (Zatec).
• Schönhengst
• Nordmähren
Aus diesen erwähnten Dialektgebiete entstand eine Grundsprache. Die darüberliegende Sprache war
eine österreichische Verkehrssprache, die während der habsburgerischen Herrschaft entstand. Diese ist
nach Wiener Muster entstanden und ist teilweise auch heute noch erkennbar in der "Prager
Volkszeitung", beispielsweise, d.h. in Literatur und Geschriebenem.
7. Der deutsch - tschechische Sprachkontakt
Markant im deutsch - tschechischen Sprachkontakt ist die Doppelnamigkeit oder der Namenkontakt.
Damals war vieles in der Alltagssprache Deutsch vorhanden, all das ist später eliminiert worden, aber
anderes ist auch heute noch vorhanden bzw. für das deutsche entlehnt worden. Ganz markant scheint
hier die Küche mit all ihren Namen durch, oftmals spricht man von der böhmischen Küchen, zum
Beispiel für Rahm (Obers) hat man das Wort Schmettern (Hintergrund Smetana).
7.1. Der Sprachkontakt in den Namen
Dieser drückt sich in der Exonymik aus, d.h. wie viele Örtlichkeiten im Raum der anderen
Sprachgebiete kann man mit eigener Sprache benennen? Eine gute Exonymik ist immer ein Zeichen
für ein harmonischen Zusammenleben, oder wie es im böhmischen Sprachgebiet der Fall war,
abhängig von dem Land, das regiert hat. Beim deutsch - tschechischen Gebiet regierte Österreich und
hat für alles einen deutschen Namen gefunden. Bis heute gibt es eine lebende Exonymik (deutsch -
tschechisch, tschechisch - deutsch). Ganz große Städte haben immer eine Exonymik, auch über
angrenzende Gebiete hinaus, zum Beispiel Wien (Vienna, welches nicht durch den deutsch -
englischen Sprachkontakt wegen entstanden ist, sondern wegen der historischen Bedeutung Wiens),
Rom, Paris, ... Man spricht von einer Exophonik, im Sinne einer anderen Aussprache.
7.2. Die Entwicklung des Sprachkontakts
Mithilfe der vielen Exonyme kann man die Entwicklung des Sprachkontaktes erkennen. Viele
Exonyme sind später wieder abgekommen.
• Deutsche Bezeichnung Bern für Verona.
• Deutsche Bezeichnung Weiden für Udine.
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Einen entscheidenden Einschnitt gab es 1945, der mit dem eisernen Vorhang gekommen ist. So kennt
man heute nur noch deutsche Bezeichnungen oder wenn schon Exonyme, dann nur von wirklich
großen bekannten Städten. Jedoch sollten die wichtigsten Exonyme bekannt sein:
• Brünn - Brno
• Prag - Praha
• Reichenberg - Liberec
Umgekehrt gibt es diese Exonymik aber auch. Das Tschechische ist in seiner Exonymik die am
weitesten in das deutsche Sprachgebiet vordringende Sprache. Nicht nur für große Städte, sondern
auch für kleinere, unbekanntere haben sie ein Exonym, die vor allem durch den kalten Krieg etwas
abgebaut wurden.
Einige über die Grenzen hinausgehenden Exonyme:
• Zwettl - Svetla
• Freistadt - Cahlar
• Köln - Kolin
• Mainz - Mohui
• Trier - Traviv
8. Verschwinden des tschechisch - deutschen Zusammenlebens in den böhmisch
- mährischen Ländern
1930 gab es 80% an deutschsprachiger Bevölkerung, dieser hohe Prozentanteil hielt bis 1945/46 an.
Im Süden war diese eher schmal, im Norden sehr breit. Die absolute Zahl war 3 Millionen. Die
tschechische Bevölkerung war damit in der Minderheit, was ein Problem für das Staatswesen
darstellte, denn ein Drittel der Landbevölkerung waren deutschsprachig. Gründe für die Aussiedlung
später waren die Besetzung von Nazi - Deutschland und deren Unterdrückung. Ab 1945/46 wurde die
deutsche Bevölkerung ausgesiedelt.
9. Zeit nach 1945 und Nachwirken
Über 800 Jahre wurde im böhmisch - mährischen Raum deutsch gesprochen, wodurch natürlich ein
großes Nachwirken der deutschen Sprache vorhanden ist - in Inschriften, Urkunden, ... Die deutsche
Sprache wird immer vorhanden sein. Die deutsche Sprachgeschichte zeigt sich noch heute in der
deutschen Sprachraumgliederung der tschechischen Republik.
Untersuchung 2002
Im Westen/Nordwesten finden wir 10% an deutschsprachiger Bevölkerung, während man in
Südmähren nur 1% festgestellt hat.
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Auf alle Fälle ist eine heterogene sprachlandschaftliche Dialektsprache zu verzeichnen, denn das Land
wurde neu besiedelt und es gibt tschechische Ansiedler aus dem Inneren heraus, Slowaken und viele
andere Volksgruppen.
V. Ältere deutsche Sprachgeschichte Altungarns an den Beispielen: Zips
und Siebenbürgen
Der nordostmitteleuropäische Raum war ein Teil der mittelalterlichen Ostsiedlung, alle anderen Teile
der Ostsiedlung waren auf Sprachinseln aufgeteilt. Es gab drei Außensprachinseln des Mittelalters, die
in unterschiedlicher Verfassung noch bis heute bestehen. Alle drei Inseln liegen auf dem Gebiet des
alten Ungarns. Der Kapartenbogen, der von Pressburg bis zum eisernen Tor verläuft, war der
natürliche Rahmen, in dem sich Ungarn ausgebildet hat. Heute ist nur mehr ein kleiner Rest dieses
großen Ungarns vorhanden, allerdings können wir durchaus rund um Ungarn noch ungarische
Siedelgebiete finden.
Erste Sprachinsel: DEUTSCH - PILSEN
Diese liegt nördlich von Budapest, nördlich des Donauknies, nördlich von Estragon. Es ist die einzige
Sprachinsel, die auch heute noch in Altungarn liegt. Es handelte sich dabei um Bergmannsiedlungen,
die einst mit der Slowakei in Siedlungszusammenhang standen. Slowakisch deutsche Bergsiedlungen
sind heute:
• Göllnitz/Gelnica
• Schmöllnitz/Smolnik
• Dobschau/Dobsina
• Kremnitz/Kremnica
• Schemitz/Banska Stiavnica
Es herrschte ein Gemeingefühl und es gab eine gemeinsame Sprache, die in Urkunden festgehalten
wurde. Die gemeinsame Sprache war Pergstädterisch ("p": alte dialektal bairische Form). Die Siedler
kamen vermutlich aus den voralpinen Regionen Österreichs und Bayerns. Alle anderen Inseln in
Ungarn wurden erst später besiedelt.
Zweite Sprachinsel: ZIPS
Diese liegt in der heutigen Slowakei und zwar im Osten. Wir unterscheiden die Gebiete Oberzips und
Unterzips. Zwischen beiden gab es gravierende sprachliche Unterschiede, die Grenze lag
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nordwestlich. Die Oberzips liegt um Kesmark im oberen Poppertal und wurde um 1200 besiedelt. Es
gab rund 40 Gemeinden, die sprachliche Grundlage war das Mittelfränkische und Oberfränkische
(Siedler aus dem Rheinland). Auch das Niederländische war vertreten und zwar um den Ort Pudlein
mit den Städten Levoca, Hopgarten (schlesischer Dialekt). In der Unterzips gab es 12 Bergstädte mit
einer bairischen Grundlage und einem oberzipser Einfluss. Die Sprachinsel Zips wurde von bayrischen
Bergleuten gegründet. In der Zeit von 1235 und 1270 erhielten sie vom Ungarnkönig Béla IV. einen
Freibrief, der sämtliche Privilegien enthielt. Den Städten wurde eine Zipser Willkür gewährt.
Auch heute finden wir in Zips einige bairische Merkmale in der Sprache:
Bis 1867 galt die deutsche Hochsprache, zwischen 1867 und 1918 entfaltete man eine ungarische
Hochsprache, dann wechselte man wieder auf deutsch, aber vor allem auf slowakisch.
Dritte Sprachinsel: SIEBENBÜRGEN
Das Land Siebenbürgen ist bis heute ein drei-sprachiges Land (ungarisch, rumänisch, deutsch) mit
deutschem Namen. "Erdely" ist der ungarische Name und "Transilvania" der rumänische. Ab dem 12.
Jahrhundert wurden Siedlungen gegründet, die bis zum Kapartenbogen vordrangen und rund um das
ungarische Kernsiedelgebiet lagen. Für den Südosten benötigte man Hilfsvölker zur Grenzsicherung,
um diese zu erhalten, gab man den Völkern dort eine Menge an Privilegien. Mithilfe von
verschiedenen Siedlungen konnten punktuelle Grenzwächtersiedlungen geschaffen werden.
• Die Gründung von Siebenbürgen
Harald Zimmermann nimmt an, dass es von dem Adelsgeschlecht Hezeliniden gegründet wurde, man
vermutet in der Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert. Hezzelo, der Gründer, sei nach Ungarn
gezogen, Anlass dazu gaben die Kreuzzüge. Manche von ihnen blieben vor den Kaparten hängen und
ließen sich von den ersten Anwerbungskampagnen der ungarischen Könige überreden, hier sesshaft zu
werden. Auf der Reise wurden sie von solchen ungarischen Anwerbern betreut und zu den Stellen
gebracht, wo sie ihre Dörfer errichten könnten.
• Die Sprache in Siebenbürgen
In Siebenbürgen sprach man ein dia lektales Deutsch. Es dominierte das Moselfränkische. Die
Urheimat war Trier (Luxemburg). Am verbreitetsten war also moselfränkisch und luxemburgisch.
Somit war die Sprache in Siebenbürgen am Weitesten vom hochdeutschen Dialekt entfernt und somit
weiter weg vom Bairischen als vom Alemannischen.
Merkmale dieser Sprache:
"n" - Ausfall vor einem frikativen "s"
Beispiel: Gans - gos (Ausgangsform für das Wort "Gans" in Siebenbürgen und auch
Ausgangsform für das englische Wort "goose").
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Sprachbesonderheiten aus dem Moselfränkischen:
⇐ Rheinländischer Fächer: Die Lautverschiebung, die von Süden ausgegangen ist, läuft im
westlichen Raum sukzessive aus. Am frühesten läuft sie in Formen wie "Appel" aus. In den
Dialekten von Siebenbürgen sind gewisse Wörter nicht verschoben worden. Einige Ausdrücke
als Beispiele für eine typisch rheinländische Lautung, die bei uns absolut unüblich ist:
⇐ täschen für zwischen
⇐Zekt für Zeit
⇐Han oder Hankt für Hand (wird wellarisiert)
Eintreten von "hs" zu "s".
⇐ Fuchs wird zu Fos
So hat der siebenbürgerische Raum eine sehr große Bedeutung für Binnendeutschland. Leipzig hat
bereits Sprachproben gefordert, da in Siebenbürgen sehr viel altes Sprachgut bewahrt worden ist. Die
deutschen Einwohner dort sprechen ein sehr altes und konservatives Deutsch. Auch im Bereich der
Lexik (Wortschatz) ist viel Altes erhalten geblieben. Dass es sich um eine sehr konservative Sprache
handelt, erkennt man auch an den altromanischen Lehnwörtern, die aus dem Moselfränkischen
mitgebracht wurden. Wörter wie Kelter für Wein, Komp für Wassertrog oder Leier für den ersten
Weinsaft sind Beispiele für alte romanische Lehnwörter im moselfränkischen und siebenbürgerischen
Raum.
• Geschichte und politische Hintergründe
Der große Ausgangspunkt ist das 12. Jahrhundert.
1224: Erlangen des großen Freiheitsbriefes.
1241: Für Siebenbürgen und Zips gab es neue Siedler und dadurch wurden neue Orte gegründet.
Mitte des 14. Jahrhunderts war die Blütezeit der Siebenbürger und der sächsischen Geschichte. Sie
erhielten sehr viele Privilegien und Hermannstadt war damals mit 19 Zünften so groß wie Wien.
1485/86: Andreanischer Freiheitsbrief wurde für das Siebenbürgen - Gebiet bestätigt. Die Städte
wurden zu sächsischen Räumen zusammengefasst und eine sächsische Nationsuniversität (vgl. Hanse)
wurde gegründet, gemeinsam mit Oberbayern. In der rumänischen Feudalschicht gab es keine
Universität. Die Führungsschicht in Siebenbürgen war magyialisiert.
1438: Große Bedrohung durch den Türkeneinfall
1436: Schlacht bei Mohatsch, das ungarische Reich geht unter. Ein Teil des ungarischen Reiches
gehört nun den Habsburgern, ein anderer Teil geht in die Türkei. Die Siebenbürger stehen nun unter
der türkischen Herrschaft.
1559: Martin Opitz: Auch in Siebenbürgen entfaltet sich die Reformation. Johannes Henterus war
der Reformator von Siebenbürgen. Wittenberg wurde für viele Siebenbürger sehr wichtig. Die
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deutschen sowie ungarischen Gebiete und Rumänien wurden reformiert, allerdings ist später nur
Sachsen evangelisch geblieben.
1683: Ende der Türkenstürme
1690: Siebenbürgen wurde habsburgerisches Fürstentum. Im 18. Jahrhundert wurde die sächsische
Nationaluniversität von Joseph II. aufgelöst.
1787 wurde der Siebenbürger Baron Samuel von Brukenthal von Joseph II. als Gouverneur von
Siebenbürgen entlassen, weil dieser als Sachse nicht Katholik werden wollte. Die Politik von Joseph
II. führte zu einem magyialen Nationalismus. Deutsch wurde als Sprache eingeführt.
1867: Magyialisierung von Siebenbürgen, Nationalismus der Siebenbürger Sachsen
1876: Die Nationluniversität von Siebenbürgen wurden endgültig aufgelöst.
Im 20. Jahrhundert waren die Siebenbürger ebenfalls Sympathisanten des Nationalsozialismus.
1940: Nordsiebenbürgen kommt für kurze Zeit nach Ungarn.
1990: Großer Bruch
VI. Die neuzeitliche Süd- und Südostsiedlung
Wie im Mittelalter steht auch hinter diesen Siedlungen primär kein politischer Expansionismus, primär
gelten hier wirtschaftliche Gründe (Hunger, Armut). Man strebte danach, Feudalherren und
Untertanen zu finden um leere Räume neu besiedeln zu können, vor allem die Räume im Südosten.
Etwa ab 1700 kann der Anfang der neuzeitlichen Siedlungen gesetzt werden, diese Zeit gleicht der
mittelalterlichen Aus- und Zuwanderungen.
1. Hintergrund der Besiedlung
Durch die vorherrschende türkische Herrschaft und durch die Bedrängnis dieser um 1700 waren viele
Räume nicht besiedelt gewesen. Türkische Eroberungen erkennen wir auch in der Sprachgeographie
des Ungarischen. Auch Siebenbürgen war von der türkischen Bedrängnis betroffen gewesen, konnte
sich jedoch durch das Gebirge besser schützen. Auch neuzeitliche Siedlungen und Sprachinseln sind
heute noch mit dem ungarischen Staat verbunden, jedoch finden wir in Siebenbürgen kaum noch
welche, wobei im Mittelalter dort beinah nur Deutsche besiedelt waren.
2. Herkunft der Siedler
Die erste große Siedlungsaktion begann im 18. Jahrhundert. Magnaten (ungarische Grundbesitzer) und
der ungarische Staat warben Siedler an, bei denen es sich nicht nur um Deutschsprechende handelte,
sondern auch von anderen Siedlungen abstammten. Mit diesen wollte man Flächen wieder benutzbar
machen. Die Siedler kamen vor allem aus südlichen Gebieten, beispielsweise aus Österreich oder der
Pfalz, Schwaben.
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Die Landler
Eindeutig um österreichische Siedler handelt es sich bei einer Gruppe, den sogenannten Landler. Es
waren protestantische Zwangsmigranten. Diese kamen aus Oberösterreich, der Herkunft nach auch aus
dem Salzkammergut und aus Kärnten, aus dem sogenannten Ländle. Die Landler in Siebenbürgen
waren eine Gruppe von Zwangsmigranten. Diese wurden gezwungenermaßen in früheren Zeiten
immer aus religiösen Gründen vertrieben. Zwangsausgesiedelt wurden diese beispielsweise durch
österreichische Herrscher. Auch außerhalb von Österreich fanden beispielsweise durch den Salzburger
Bischof große Vertreibungen aus Salzburg statt. Leute, die von der österreichischen Zwangsmigration
betroffen waren, waren solche, die nicht katholisch werden wollten. All diese wurden nach
Siebenbürgen gebracht. Diese Arbeitskräfte wollte man nicht außer Landes bringen, daher blieben sie
im eigenem Land, aber wurden weiter weg vom Zentrum besiedelt, diese Dörfer waren dann vom
Protestantismus gekennzeichnet. So kamen die Landler nach Siebenbürgen. In drei Dörfer sind die
Landler sprachlich erhalten geblieben, all diese liegen westlich von Hermannstadt:
• Großpold (Apoldul de Sur)
• Großau (Cristian)
• Neppendorf (Turnicor)
Die Donauschwaben
Neuzeitlich deutsche Siedlungen befinden sich auch im Flach- und Hügelgebiet westlich von
Siebenbürgen. Man nennt sie die Donauschwaben. Der Herkunft nach sind sie aber keine echten
Schwaben. Der Begriff existiert sein 1922. Alle Einwohner des mittleren Donauraumes (im
altungarischen Herrschaftsraum) wurden hier angesiedelt. Die echten Schwaben aus Württemberg
(Gebiet zwischen dem Schwarzwald und der Elbe) machen nur einen kleinen Teil dieser Siedler aus,
mehr kamen aus dem östlichen Österreich (Baden), aus Lothringen, dem unteren Rheinland, vor allem
aber aus der Pfalz, woher die größte Auswanderungsgruppe kam.
All diese werden Schwaben genannt und kamen in drei Zügen:
• 1. Schwabenzug: 1723-1726 (unter Regierung Karl VI.)
• 2. Schwabenzug: 1763-1770 (Maria Theresia)
• 3. Schwabenzug: 1783-1787 (unter Regierung Joseph II.)
3. Geschichtliche Hintergründe
Wie bereits erwähnt, gab es nicht nur Deutsche, die angesiedelt wurden, im Grunde war es
vollkommen egal, woher die Zuwanderer kamen und welche Sprache sie sprachen. Sie kamen aus dem
tschechischen, rumänischen, slowakischen Raum. Bis heute handelt es sich bei diesem Raum um keine
nur deutsche Sprachinsel. In allen Gegenden Altungarns stand den deutschen Siedlern aufgrund der
österreichischen Oberherrschaft durch die Habsburger auch die deutsche Sprache als Hochsprache zur
Verfügung. Das änderte sich mit dem Jahr 1867. In diesem Jahr gab es einen Ausgleich in der
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altungarischen Sprachgeschichte. Es entfaltete sich ein Magyalisierungsdruck, der sehr stark war,
stärker als bei der Germanisierung. 1918 haben sich die Verhältnisse endgültig verändert. Es kam auch
zur Änderung der Staatsgrenzen aus innenpolitischen Hintergründen.
Vom Banat kamen:
• 1/3 kam zum neuen SHS - Staat
• 2/3 kam zu Rumänien
• Ein kleiner Teil blieb bei Ungarn (Rumpf war nun Restungarn)
Somit waren die drei großen Nachfolgestaaten von Ungarn:
• Rumpfungarn
• SHS - Staat
• Rumänien (In Rumänien gibt es bis heute die besten Sprachminderheitsrechte.)
4. Die Einteilung des alten Ungarns (Siedlungen nach heutigen Staaten -
Staatenübergreifend)
UNGARN: Das ungarische Mittelgebirge
Diese Gegend finden wir südwestlich von Budapest, zwischen dem Plattensee und der Donau. Sie ist
in der Zeit von 1700-1750 entstanden und umfasst etwa 150 deutsche Ortschaften, die aus dem
ostösterreichischen Raum vom Binnenraum aus besiedelt worden sind. In 127 von diesen Dörfern
herrschen ostmittelbairische und rheinfränkische Dialekte. Wichtige Städte sind Vesprém (Westprim),
Siékesfehervãr, Fejér.
TÜRKEI und KROATIEN: Die schwäbische Türkei
Darunter versteht man den großen Zwickel zwischen der Donau und der Drau und liegt im südlichen
bzw. unteren Zisdanubischen Raum. Die schwäbische Türkei reicht bis Kroatien. Diese umfasst 260
Orte, die zum größten Teil schon im ersten Schwabenzug besiedelt worden sind. Die Dialekte waren
vor allem vom Mitteldeutschen geprägt, im Gegensatz zum ungarischen Gebirge gab es vor allem
oberdeutsche, moselfränkische, ostfränkische, pfälzische Dialekte, die sprachlich lokalisierbar sind.
Um Fünfkirchen finden wir sehr viel fuldische Dörfer, die aus dem Raum Fuldau besiedelt wurden.
RUMÄNIEN: Transdanubisches Streugebiet: Tokaj
Dieses Gebiet ist auf kleine Inseln verstreut. Eine Zentralisierung im Norden wäre das Tokaj -
Bergland, das mit Siedlern, die aus dem Schwarzwald kamen, besiedelt wurde und vielen mehr.
SERBIEN und RUMPFUNGARN: Bacska - Montenegro
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Dieses Gebiet liegt nördlich der Donau mit der Landschaft Bacska oder Batschka. Darunter versteht
man den langen Zwickel zwischen der Donau und der Theiß. Von dieser Bacska ist 1/3 bei
Rumpfungarn geblieben, die südlichen 2/3 zählen zum heutigen serbischen Staatsgebiet. Die
wichtigste ungarische Stadt heute in der Bacska ist Szeged (im Süden von Ungarn). Weitere serbische
Städte sind Subotica (Maria Theresianobel) und Novi Sad (Neusatz). Durch die Hofkammer erfolgte
aber nicht nur deutsche Besiedelung, sondern im zweiten Schwabenzug wurden auch Siedler aus der
Pfalz und Nordbaden aufgenommen. So gab es eine unterschiedliche Herkunft und Religion unter den
Siedlern.
KROATIEN und SERBIEN: Slawonien und Syrmien
In der Südostecke der Baranja um die Stadt Darda liegt Slawonien und zwar handelt es sich dabei um
den langen Keil zwischen der Drau und der Sau (Save). Das Gebiet zieht sich den langen Osten von
Kroatien entlang bis zur Grenze zu Serbien. Östlich von Slawonien liegt das Gebiet Syrmien, welches
sich zwischen der Donau und der Sau befindet und damit bereits auf serbischen Staatsgebiet. Im Osten
von Syrmien liegt die Stadt Ruma, die relativ früh besiedelt wurde. Die Haupteinwanderung in dieses
Gebiet erfolgte sekundär aus der nördlichen Baranja, der nordöstlichen Bacska und dem östlichen
Banat. Wir finden 100 Orte mit rheinfränkischen und schwäbischen Dialekte. Die Kontaktsprache ist
kroatisch, da auch die Grundbevölkerung aus Kroaten besteht (Slawonien und Syrmien). Wichtige
Siedlungen sind Franzthal, Neudorf bei Vinkovci.
RUMÄNIEN im OSTEN: Banat
Es handelt sich hier um die Gegend zwischen der Theiß (im Westen) und zwischen der Marosch
(Mures) im Norden. Man spricht vom Donau- und Banater Bergland im Süden und Osten. Dieser
Raum umfasst 200 Orte mit deutscher Sprache. Seit dem 1. Weltkrieg ist diese Landschaft drei -
geteilt:
• Die Gegend zwischen Theiß und Marosch ist bei Rumpfungarn geblieben.
• Das westliche Viertel ist zum SHS - Staat gewechselt.
• Der Hauptteil (3/4) kam zur rumänischen Staatsbevölkerung.
Seit 1717 erfolgte eine deutsche Besiedelung, wobei zuerst Bergleute aus Tirol angesiedelt wurden.
Das Zentrum des bergigen Banats ist Reschitza (Resita). Infolgedessen entstanden vor allem
bäuerliche Siedlungen. Die Hauptstadt von Banat war Temesvar (Timisoava). Zur Mundart von Banat
rechnet man heute auch die Sprache der deutschen Siedler. Die traditionellen Banater - Mundarten
waren vielfältig, es gab keinen Grundtyp, sondern nur einen pfälzischen und rheinfränkischen
Schwerpunkt. Bis heute finden wir in diesem Gebiet die Sprachen tschechisch, slowakisch, bulgarisch
und somit sprechen wir von einem Vielvölkerstaat, der er bis heute ist. Bei den deutschen Mundarten
handelt es sich meist um Ausgleichsdialekte. Einige Stadtsprachen, die von Temesvar, u.a., sind von
der österreichischen Sprache geprägt. Neben den mitteldeutschen Räumen gibt es auch rein bairische
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Siedlungen (nordbairisch aus dem böhmischen Gebiet). Zwei davon existieren noch heute: Wolfsberg
und Waidental. In diesen Siedlungen ist die deutsche Sprache bis heute erhalten geblieben.
RUMÄNIEN: Sathmar
Das Sathmarer Gebiet umfasst 23 deutsche Orte im Nordwesten des heutigen Rumäniens. Zwei davon
sind noch in Ungarn zu finden. Es handelt sich bei diesem Gebiet um das einzige Donauschwabische
Gebiet, bei dem es sich um tatsächliche Schwaben handelt, die durch die Südostsiedlungsbewegung in
dieses Gebiet kamen.
KAPARTENUKRAINE
Auf der nördlichen Ebene erscheinen im alten Oberungarn mittelalterliche Siedlungen mit dem
Schwerpunkt Zips. Kleinere Siedlungen von unterschiedlichen Ursprungs finden wir im Gebiet der
heutigen Slowakei. Neben diesen erscheint auch eine kompakte neuzeitliche Siedlung in Oberungarn,
die wir heute im äußersten Südwesten auf die Ukraine und Rumänien aufgeteilt finden. Für diesen
Raum finden wir mehrere Bezeichnungen, die üblichste ist Kapartenukraine. Diese finden wir um das
Gebiet der Oberlauf der Theiß. Dort gibt es eine slawische Grundbevölkerung. Es handelt sich um die
heutige Ukraine. Dort befanden sich orthodoxe Ostsklaven bzw. Russen. Das offizielle Gebiet war klar
abgegrenzt und nannte sich Transkapartien. Die Kapartenukraine bestand aus kleinen Siedelgebiete
der neuzeitlichen Besiedlung. Dann entstanden um die Stadt Munkatsch 18 deutsche Dörfer, die aus
Unterfranken besiedelt wurden. Unter diesen Dörfern befindet sich ein Dorf, Barthaus, dessen
deutsche Siedler aus Niederösterreich (Zwettl) gekommen sind (um das 18. Jahrhundert). Die Sprache
enthält auch heute noch einen alt - Waldviertler Dialekt. Der Zusammenhang zwischen Unterfranken
und Niederösterreich ergab sich durch das Adelsgeschlecht der Familie Schönborn. Dies war
ursprünglich eine fränkische Familie, die aber auch österreichische und böhmische Besitze besaß.
Zur planmäßigen Besiedelung von Ungarn gehören auch die oberen Siedlungen dieser Kapartenländer.
Auch dort gibt es heute noch zwei Dörfer mit deutscher Sprache: Mokra und Königsfeld. Deutsch -
Mokra wurde 1775 nördlich von der Siedlung Mokra von katholischen Waldarbeiter aus
Oberösterreich (Salzkammergut) angelegt. Diese wurden von der österreichischen Hofkammer
angeworben, und wurden nicht mehr ausgewiesen, vor allem deswegen angeworben, weil man in
diesen Gebieten Holzfäller benötigte. Bis heute gibt es in diesen zwei Dörfern eine deutsche
Restbevölkerung, viele wurden aber vertrieben. Die alt - Salzkammergut - Dialekte werden aber vor
allem in den Familien noch gesprochen, auch kann man die deutsche Sprache in Familiennamen noch
erkennen.
UKRAINE und RUMÄNIEN: Marmarosch (Marmurosch)
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Das letzte Glied dieser Siedlung ist Marmarosch (Marmurosch). Auch dort wurden Waldarbeiter aus
dem Salzkammergut angesiedelt. Auch gab es Siedler aus der Zips. Bis heute gibt es ein
Nebeneinander dieser beider Dialekte, dem schlesischen und mittelbairischen.
VII. Deutsch nördlich der böhmischen Länder und Alt-Ungarns, besonders
Galizien und Bukowina
1. Eingrenzung des Gebietes
Die außer - altungarischen neuzeitlichen Ostsiedlungen sind im mittelalterlichen Anbau angewachsen.
In dieser Zeit kamen auch alte Sprachgebiete (fast ganz Ostdeutschland, außer dem Südwesten) hinzu.
Im Nordwesten kam das heute benannte Alt - Republikanische hinzu (Hohlstein, Niedersachsen).
• Die nördliche Linie geht von der Saale bis zur Elbe. Böhmen und Mähren, Ostpreußen und
Schlesien zählen im Mittelalter zu diesem Gebiet. Zur mittelalterlichen Ostsiedlung gehört auch
das Gebiet im Osten in alter Sprache. Die Germanisierung der slawischen Bevölkerung ist erfolgt,
das Slawische kann aber in Ortsnamen nachgewiesen werden. Im Norden, vor allem in Sachsen
(Niedersachsen, Sachsen - Anhalt) finden wir bis heute slawische Ortsnamen. Man spricht von der
Ranaria slavica.
• Im Süden kann die Grenze fortgesetzt werden, indem wir die alte Kontaktzone der alten
untergegangenen Slavica finden können.
• Die östliche Linie verläuft zwischen Linz und Lienz. Daher finden wir auch in Niederösterreich
und der Steiermark zum Teil slawische Ortsnamen.
2. Politische Hintergründe
Staatspolitisch sind die Träger bzw. die Gewinner der nördlichen Vergrößerung des deutschen
Sprachraumes die beiden Großmächte: Österreich und Preußen. Anfangs gingen diese neuen Orte
größtenteils an Österreich. Zu Österreich in der Zeit der Habsburger hat früher ganz Schlesien und
Lausitz (südlich von Berlin) gehört. Bei beiden handelt es sich um alte Länder der böhmischen Krone.
Österreich hat damit weit in den Norden hineingereicht, was uns heute eher fremd erscheint. Der
Aufsteig von Preußen führte zu einer Zurückdrängung Österreichs. Schlesien ging auf diese Weise von
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Österreich an Preußen. Die Preußisch - Österreichische Grenze, die bis dahin erreicht wurde, galt bis
1918. Die Herrschaftsbereiche von Österreich und Preußen befanden sich weit über den deutschen
Sprachraum hinaus. Dies hat natürlich etliche Schwierigkeiten eingebracht. Für die deutsche
Sprachgeschichte sind daher vor allem die Reichsteile von Österreich und Preußen, die über das
deutsche Gebiet hinausgingen, von großem Interesse.
Einzelne Reichsteile
• POLEN
Polen war damals auf Preußen aufgeteilt und nannte sich Westpreußen (Großpolen). Österreich besaß
ebenfalls einen Teil von Polen, denn man als Galizien bezeichnete. Auf Rußland ist der größte Teil
von Polen im Jahre 1815 aufgeteilt worden, man nannte es Kongresspolen. Die deutsche
Sprachgeschichte auf historisch polnische Ebene zeigt, dass 1919 die Wiedererlangung der
Selbstständigkeit eintritt. In der Zwischenkriegszeit (1919 - 1939) kann das damalige Polen auf die
heutigen Staaten Polen, Litauen, Weißrußland und der Ukraine entdeckt werden. Der Hauptzustrom
der Siedler beginnt um 1700, dieser Strom setzte sich später fort, in Form von Einzeleinsiedlungen.
Diese Ansiedlungen wurden 1777 von Österreich und Preußen bewusst gefördert. Vor allem in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Kongresspolen (Rußland) zahlreiche deutsche Gebiete
gegründet. Dabei handelt es sich um eine Sekundärbesiedlung im 20./21. Jahrhundert.
Altwestpolen und Mittelpolen
Hier wurden vor allem Deutsche aus dem Westen und Norden von Schlesien, aus Pommern,
Brandenburg und Ostpreußen angesiedelt. Die Dialekte aus diesen Gebieten wurden hier
fortgesetzt. 1918 entstanden 300 deutsche Dörfer östlich der Preußisch - Russischen Grenze
(alte polnische Westgrenze). So hatte man westpreußische und niederdeutsche Dialekte um
Warschau, der Weichsel und Thorn, pommersche Dialekte in Wartheland, ostmitteldeutsche
und schlesische Dialekte vor allem im Süden.
Südosten von Mittelpolen: Lublin und Cholmland
1782 entstanden sogenannte Mennonitensiedlungen. 1805 entstanden diese auch östliche von
Mittelpolen. Angehörige der Mennoniten zogen 1815 nach Osten an die Woldau. Zwischen
1816 und 1880 (bis zum 1. Weltkrieg) entstehen durch Siedler aus West - Großpolen rund 140
neue Ansiedlungen (Cholm, Lublin). Dazu kamen noch 300 neue Siedlungen, die östlich
davon im alten südöstlichen Polen angelegt wurden. Die Dialekte waren zum größten Teil
niederdeutsche. In vielen Dörfern wurde die Sprache jedoch nie ordentlich beschrieben, es gab
viele Sprach- und Dialektmischungen. Nach dem Weltkrieg gab es Forschungen, aber vieles
konnte einfach nicht mehr erforscht werden. In Lublin gab es auch Schwabensiedlungen, die
auf der nördlichen Linie aus östlichen Gebieten entstanden. All diese Dörfer existieren auch
im neuen politischen Staat von 1939, der über Preußen hinaus reicht. Die deutschsprachigen
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Dörfer sind teilweise durch den Greuel des Krieges verschwunden, 2003 gibt es nur mehr
fallweise deutschsprachige Familien. Während es sich bei den deutschen Sprachinseln in
Westpolen und Kongresspolen noch um niederdeutsche Orte handelt, handelt es sich in
Österreich vorwiegend um westmitteldeutsche und teilweise auch oberdeutsche Gebiete. Ein
großes Gebiet nennt sich Galizien (das heutige südliche Polen). Galizien ist die alte
Kulturlandschaft in Herzen Europas.
• GALIZIEN
1782 herrschte in Galizien der deutsche Kaiser Joseph II. 1772 kamen nach Österreich etwa 13 000
Einwanderer (vor allem aus der Pfalz, Württemberg, Saar- und aus dem Moselgebiet). Es hielten sich
sprachlich 150 deutsche Dörfer in mehreren räumlichen Konzentrationen dieser Besiedlungen, dann
wurden auch diese zerstört. Bezüglich der westlichen Konzentration finden wir ein Gebiet westlich in
Galizien um die Stadt Neu - Sandec herum. Und ein Gebiet finden wir im Osten von Galizien um die
Stadt Lemberg. Der vorherrschende Dialekt war vor allem Rheinfränkisch. Die Leute, die diesen
sprachen, wurden auch als Schwaben bezeichnet. Im Osten und Südosten von Galizien gibt es Orte
wie Kolomea, Stryj.
Im Reich Österreich - Ungarn sprach man vom Königreich Galizien. Die Hauptstadt war Lemberg
(größte städtische Zentrum war also nicht Krakau). Es gab über 300 000 Einwohner und lag am
Nordrand der Kaparten. Richtung Norden wurde das Gebiet flacher. 1772 ist dieses Gebiet aus der
ersten polnischen Teilung hervorgegangen (mit dem alt - ukrainischen Galizien, dem Südteil
Kleinpolens und mit Krakau). Das historisch österreichische Galizien besaß 78 000km² und hatte 8
Millionen Einwohner. Neben Krakau und Lemberg gab es nur zwei andere große Städte: Tarnopol und
Jvano - Frankivsk.
Etwa 50% der österreichischen Galizier waren Polen, 40% waren aus der Ukraine und 10% waren
Juden. Die Volkszählung von 1931 ergab, dass dieses Gebiet rund 0,7% deutsch Sprechenden enthielt.
Die österreichische Volkszählung von 1910 zeigte:
55% polnische Bevölkerung
42% ukrainische Bevölkerung
3% deutsche Bevölkerung
Träger der deutschen Sprache waren die Juden, vor allem die städtischen Bürger und das
Großbürgertum (Lemberg). Dieses Deutsch war in der jüdischen Welt Mitteleuropas mit dem
Holocaust untergegangen. Galizien war kulturell sehr begehrt, nur das Westschlesische zählt nicht zur
Kultur von Galizien, es ist ein kultureller Teil von Schlesien.
Die Alteingesessene Bevölkerung in Galizien waren vor allem polnisch, ukrainisch. 1849 zählte auch
die Bukowina zu Galizien. 1772 wurde Galizien (der erste polnische Teil) zu einem deutschen
verwaltenden absolutistischen Staat, der polnische Adel wurde entmachtet. 1784 war die deutsche
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Sprache in der Universität von Lemberg, im gesamten Schulwesen, in Klöster vorhanden. Die
deutsche Verwaltungssprache wurde eingeführt, die polnische Leibeigenschaft wurde aufgehoben.
1831 waren von etwa 8 000 galizischen hohen Beamten etwa 2 600 Deutsche. Die deutsche Sprache
beherrschte das Militär, den Handel, die Hochschulen, die Gymnasien, das Theater, das Pressewesen
und die ganze städtische Kultur, ohne jedoch das bäuerliche Sprachinseldeutsch beeinflusst zu haben.
Auf diese Weise entstehen zwei getrennte Wege der deutschen Sprache. In Galizien keimte das
Nationalitätsproblem auf zwischen Polen und der Ukraine. Das Zwischenkriegspolen war davon
geprägt. Österreich hat sich dann schlußendlich mit Polen arrangiert und die galizische
Verwaltungssprache gelten lassen, somit haben wir gesamtstaatlich drei Sprache vorhanden: Polnisch,
Ukrainisch und Deutsch. Im Zwischenkriegspolen wurde eine Polnierungspolitik betrieben. Lemberg
war zu der Zeit eine stark polnisch geprägte Stadt. Die deutsche Bauerbevölkerung der Siedlerdörfer
ist es in dieser Zeit schlecht ergangen, so wie den polnisch und ukrainischen Sozial - Zeitgenossen.
Die Sprache in den bäuerlichen Siedlungen war von einem Pfälzerdialekt geprägt, aber es gab auch
sehr viele Lehnwörter aus dem polnischen und der Ukraine durch den Sprachkontakt. 1944 war der
Raum ausgesiedelt, bis zuletzt haben sich jedoch die deutsch-böhmischen Mundarten und das
Pfälzische erhalten. Die deutsche Sprache war in Ostgalizien besser erhalten als in Westgalizien der
polnischen Gebiete. 1867/69 trat wieder eine starke Polnisierung ein, die 1919 verstärkt im polnischen
Gebiet auftritt und somit verlor die deutsche Sprache ihre hohe Ebene. Auch in Galizien wurde sehr
produktive Literatur geschaffen, auch die Juden waren tätig im Schaffen großer deutscher Literatur,
das berühmteste Beispiel ist wahrscheinlich Joseph Roth.
Das große Galizien hat eher eine untergeordnete Bedeutung im Vergleich mit der Bukowina.
• BUKOWINA
Alles wurde stark durch das Polnische dominiert. Lemberg ist bis heute eine ukrainische Stadt. Die
Zeit, in der Polen an Ungarn grenzte, ist nun vorbei. Rumänien ist der historische Kulturraum der
Bukowina. Österreich war mit der Bukowina (Buchland) noch stärker verbunden als mit Galizien.
Dieses Gebiet liegt im Quellgebiet der Pruth und Serete (die Richtung Süden zur Donau fließen). Das
historische Gebiet der Bukowina erstreckt sich von der oberen Moldau (altes Fürstentum),
flußaufwärts bis zum Quellgebiet der Theiß. Die Fürstentümer Moldau und Walachei übernahmen in
Südosteuropa die Oberherrschaft. 1774 unter der Regierung von Joseph II. hatte Österreich die obere
Moldau besetzt, Joseph II. wollte eine Landverbindung schaffen und diese wurde dann Bukowina
genannt. Bis 1786 gab es eine österreichische Militärverwaltung. Bis 1849 war es ein Teil von
Galizien. Ab 1849 war die Bukowina dann ein eigenes Kronland (glanzvolle Kulturgeschichte der
Bukowina bis 1918). 1919 kam es zu Rumänien und wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgeteilt:
• Nordbukowina: Ukrainisch - sowjetisch (Landeshauptstadt: Czernowitz)
• Südbukowina: Blieb bei Rumänien.
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Historisch gesehen umfasste die Bukowina 10 000km², war also ein kleines Land. Eine österreichische
Volkszählung im Jahre 1910 von 800 000 Einwohner ergab bezüglich der Sprache:
• 41% Ruthenen
• 31% Rumänen
• 8% Polen
• 22% Deutsche
1782 fällt aus dem deutschen Ansiedelungsgebiet unter Joseph II. folgende Gebiete der Bukowina zu:
• Illischestie ( Bauern aus der Pfalz)
• Bergdörfer aus der Unterzips um den Ort Krimpolung
• 12 Böhmendörfer (Bergleute und Glasbläser)
In den Städten herrschte eine österreichisch geprägte Umgangssprache. 1875 wurde eine deutsche
Universität und ein deutsche Theater gegründet. Die Stadt Czernowitz wurde "Das kleine Wien"
genannt. Es gab sechs deutsche Tageszeitungen. Die Hochblüte der deutschen Literatur wurde erst
nach der österreichischen Zeit (erst in rumänischen Zeit bzw. Zwischenkriegszeit) erreicht, Dichter
waren Paul Celan, Moses Rosenkranz und Rose Ausländer. 1944 ist das Reich während des Krieges
untergegangen. Erst mit der Zeit hat man die Stadt Czernowitz wieder entdeckt.
VIII. Deutsch südlich des heutigen Österreich: Krain und Untersteiermark,
Gottschee
Der slawische Raum befindet sich südlich bzw. südöstlich von Österreich. Heute nennen wir dieses
Gebiet Slowenien. Damals war er ein SHS - Staat, ab 1929 zählte er zu Jugoslawien. Dieser
slowenische Teilstaat ist dann selbstständig geworden und wurde ein eigener Staat. Bis 1918 gab es
kein eigenes Slowenien, aber ein slowenisches Volk und eine slowenische Sprache. Somit gibt es eine
deutsch - slowenische Kontaktgeschichte. Dieser Kontakt zählt 1200 bis 1300 Jahre, zu Lasten der
slawischen Sprache. Es erfolgte eine sprachliche Verschiebung, vor allem im Mittelalter, aufgrund
politischer Hintergründe. Die Frage, die zu beantworten ist, ist, warum die slawische Sprache
gegenüber dem Deutschen so weit zurückgegangen ist?
1. Geschichtliche Hintergründe: Vorherrschaftsgeschichte der Karantanen
Im Jahre 772 ist die Unterwerfung der Karantanen unter Tassilo III. belegt. 772 waren die Karantanen
ein unterworfenes Volk mit einer slawischen Sprache. In diesem Raum könnte die Vorherrschaft der
Deutschen um 772 - 1918 definiert werden. Der Name Karantanen weist darauf hin, dass es sich um
eine deutsch - slowenische Sprachgeschichte handelt, die auch mit der Geschichte von Großkärnten
verbunden ist. Karantanien war im Mittelalter die Bezeichnung für Kärnten. Dieses Kärnten war
damals viel größer als das heutige und umfasste Osttirol bis Innichen, Salzburg, Lungau, Steiermark
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(das auch größer war als heute mit dem Süden Niederösterreichs bis zur Save). Weitere slowenische
Sprachgebiete gab es vor allem im Südwesten (Krain). Das politische Zentrum des alten beherrschten
Karantanien war das Zollfeldbecken, das nördlich von Klagenfurt zu finden ist. Dort ist eine windische
Sprache belegt. Auf diese Weise ist die Vorgeschichte der slawischen Sprache in Kärnten bis heute
präsent. Es gab eine deutschsprachige Oberhoheit, zunächst eine bayrische, dann eine österreichische.
Nördlich der Drau war das Gebiet dünner besiedelt, dort hatte man die Germanisierung stärker
ansetzen können. Slawische Namen kann man vor allem in der Namenkundenforschung
(Ortsnamenforschung) noch sehr gut erkennen.
2. Deutsch - slawische Kontaktgeschichte
Slawische Ortsnamen in Österreich finden wir vor allem um die Flusstäler in Kärnten, Steiermark,
Osttirol, ein wenig in Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich. In Gebieten, die zunächst äußerst
dünn slawisch besiedelt waren, wurden durch deutsche Siedler ersetzt. Nur im heutigen Süden existiert
die slawische Sprache auch heute noch, diese hat die österreichische Sprache und Hoheit zum Teil
verdrängt. Südlich von der Drau war die slawische Besiedlung so dicht, dass eine slowenische Sprache
und dazu ein Volk entstehen konnte, die trotz der Germanisierung bewahrt blieb bis heute.
In Kärnten und in der Steiermark finden wir als zusätzlichen Zeugen der deutsch
- slawischen Kontaktgeschichte etliche Ethnonyme:
• griffen - Deutschlandsberg
• Deutsch - Wagram - Ethno - Anzeiger, es gab ein slawisches Gegenstück.
• 1500 Bayrisch Graz - Deutsch Graz (Windisch Graz im heutigen nördliche
Slowenien, südlich der Steiermark)
2.1. Deutsch - Slawische Grenze
Es gab sehr viele slawische sprechende Siedlungsinseln. In den letzten Jahrhunderte hat sich eine
deutsch - slawische Sprachgrenze herausgebildet. Auch heute (2003) ist diese Grenze noch vorhanden:
• WESTLICH: Kanalthal (Richtung Westen: deutsch - romanische Grenze)
• Richtung Kärnten: Gemischtsprachiges Gebiet
• ÖSTLICH: Hermagor bis zum Westen von Villach Stadt
• SÜDLICH: Der Süden von Klagenfurt Land, größtenteils der Bezirk Völkermarkt.
• NÖRDLICH: Der nördlichste Punkt der slawischen Sprache ist Diex ( der größte Teil).
2.2. Kontakterscheinungen
Richtung Osten, entlang der Grenze zur Steiermark (nicht exakt), südöstlich von Radgersburg liegt der
Brennpunkt des deutsch - slowenischen Sprachkontakts, der bis heute in Kärnten vorhanden ist. Die
Kontakterscheinungen treten dort täglich und ganz offensichtlich auf, vor allem im Namenschatz von
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Orten und slawische Familiennamen lassen sich finden. Diese sind Zeugen für eine spätere
Germanisierung in der Landbevölkerung allgemein. In diesem Gebiet gibt es eine Häufung im
Familiennamenwortschaft von Namen des nordslowenischen Typs auf die Endung -nik, -nig oder -
nigg. Der südliche slowenische Typ war einer auf die Endung -nisch oder -nitsch. Diese Häufung ist
bis heute auffallend.
Rhein sprachliche Kontakterscheinungen sind häufig, dabei gab es auch sehr
Einflüsse der slawischen Sprache auf die deutsche Sprache:
• Kärntner Dehnung: Indifferenz in der Abfolge der frikativen Vokale. Langvokalen und Frikative
gibt es nur in der Kombination. Dadurch kommt es zu einer Gleichlautung:
⇐ Wiesen - wissen
⇐ Ofen - offen
• Stellungsbedingte Aussprache der "ch" - Lautung ist auf die slowenische Sprache zurückzuführen:
⇐Frikativ - Villach
⇐Hauchlaut - Villaha
• Es gibt auch viele morphologische und syntaktische Eigenheiten, die mit der slowenischen
Sprache erklärbar sind: ⇐ es regnet ("es" fehlt)
⇐ da geht es ("es" fehlt)
• Der slowenische Dual wird noch nachempfunden.
• Weit verbreitet, sowie in der städtischen als auch in der Umgangssprache ist der adverbiale
Gebrauch von nichts: "Er ist nichts da."
• Wörter wie Jause, Strankerl (Bohne) sind aus dem slawischen entlehnt worden.
Offensichtlich ist die deutsche Sprache in diesem Kontakt der Gewinner und die slawische Sprache
trotzdem nicht der Verlierer. Im 19. Jahrhundert prophezeite man den Slawen den sprachlichen
Untergang. Jedoch ist dem nicht so gewesen, bis auf dass der bäuerliche Dia lekt ein wenig
zurückgedrängt wurde.
4. Das heutige Slowenien
Das Gebiet des heutigen Slowenien teilte sich in 6 unterschiedliche Teile (vor 1919). 5 Teile gehören
zum heutigen Slowenien (diese waren Teile von Österreich, außer Kärnten). Man nennt sie
Altösterreichische Gebiete:
• im NORDEN: Altkärntnerische Teile Dies sind die drei historischen
• im WESTEN: Altösterreichisches Land Kernländer des heutigen
• im SÜDEN: Istrien Slowenien.
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• im SÜDWESTEN: Krain und Laibach (Hauptstadt)
• im OSTEN: Windische Steiermark (untere Steiermark)
Bis 1919 waren diese Gebiete ganz massiv unter österreichischen bzw. deutschsprachigen Einfluss
gewesen. Die deutsche Sprachgeschichte in diesem Teil behandelt natürlich gleichzeitig die
Geschichte von Krain und vor allem die Geschichte der Untersteiermark (Dies ist nur ein Teil der
Steiermark, die untere Steiermark zwischen der Mur und der Save). Hier finden wir eine Spur noch
mehr von der deutschsprachigen Präsenz. Die untersteirischen Städte bildeten deutsche Inseln im
slowenische- sprechenden Land. Die größte Insel war die Stadt Marburg (Maribor), weitere waren
Petton, Cilli, Slovenj Gradec (Windisch - Graz). Eine Volkszählung im Jahre 1910 ergab, dass 80%
Deutsche dort lebten. Ab 1919 fand eine extreme Slowenisierung statt. 1944 kam es zu einer
Vertreibung der Deutschen aus Jugoslawien. Johann Sigismund Valentin Popowitsch (Popovic)
stammt aus Windisch, es war einer der bedeutendsten Sprachforscher des Deutschen.
5. Die wichtigsten Siedlungen
Krain
Bei Krain handelt es sich um eine alte windische Mark des mittelalterlichen (karolingischen) Reiches.
Es gehörte so zum österreichischen Kronland und auf diese Weise war Krain eng mit der deutschen
Sprache verflochten, aber ein eigenes Land. Es umfasste zirka 10 000km² und war somit sehr groß.
Durchlaufen wurde es vom Fluss Save.
Man kann unterteilen zwischen:
• Oberkrain (Weißenfels bis Laibach)
• Unterkrain (bis zur kroatischen Grenze)
Gottschee
Die größte deutsche Sprachinsel war Gottschee, die immer nach dem Norden orientie rt war, wegen der
nördlichen Herrschaft. Diese Orientierung fühlt man auch heute noch im mitteleuropäischen Raum,
man ist nicht Balkan - orientiert. Das Laibacher - Deutsch wurde berühmt, es war ein richtiges
Deutsch. Die Gottschee war im 20. Jahrhundert rund 900km² groß. Es gab 14 000 Deutschsprechende.
Es gibt ein deutsches Zeitungswesen, Grundschulen, Gymnasien, ... - alles in deutscher Sprache und
voll funktionstüchtig. Seit dem 14. Jahrhundert wurde es von Deutschen besiedelt, von Kärntner -
Tiroler Grenztal, dem Pustertal, ... Es handelt sich hier um einen sehr konservativen Sprachgebrauch
(Jause: Hat in Gottschee die Bedeutung von Mittagessen). Es ist eine sehr arme Gegend und ein großer
Auswanderungsdruck vor allem in die USA ist vorhanden. Am Ende des 2. Weltkrieges wurden diese
Siedler mehrmals umgesiedelt bzw. vertreiben. Die Gottschee existiert heute nicht mehr.
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5. Grenze Slowenien - Kroatien
Für die Slowenen ist dies die Balkangrenze, wobei es sich um eine sehr flexible Grenze handelt. Im
Schulwesen von Kroatien gibt es das Pflichtfach Deutsch. Eine Zeit lang war Deutsch sogar
Unterrichtssprache, aber das ist wieder zurückgegangen. Bis 1860 herrschte ein kroatischer
Nationalismus (politische Herrschaft).
IX. Die "Landler" in Siebenbürgen und die Altsalzkammergütler in der
Karpatenukraine
1. Die Landler
Der Begriff Landler wurde von den Leuten selbst nicht verwendet, sondern kommt hauptsächlich
außerhalb dieser Landschaft zur Anwendung und ist erstmals im 19. Jahrhundert aufgetaucht. Die
Leute, die tatsächlich aus dem Lande waren, haben diese Bezeichnung dann erst selbst übernommen.
Viele Landler kamen aus Kärnten oder aus der Steiermark und übernahmen diesen Terminus erst im
20. Jahrhundert. Diese Bezeichnung war nicht unbedingt homogen im Sinne ihrer Herkunft, denn sie
kamen alle aus unterschiedlichen Gebieten, dennoch nannte man sie alle gleich.
1.1. Die Geschichte
Der Protestantismus in Österreich herrscht sei der Revolution vor. Ab dem 17. Jahrhundert gab es eine
starke Hinwendung zum Protestantismus, ganze Landstriche, vor allem Oberösterreich, wurden
protestantisch. In Österreich und in vielen anderen Staaten wurde dies nicht akzeptiert. Das
Herrscherhaus Habsburg war katholisch und damit wurden die Protestanten verfolgt und in den
Untergrund gedrängt, daher spricht man von einem Kryptoprotestantismus, der auch in Salzburg
vorherrschte. Die Obrigkeit versuchte dem Protestantismus Herr zu werden, aber dies funktionierte
nicht. 1731 wurde ein Emigrationspatent erlassen, ab diesem Zeitpunkt wurden 20 000 Salzburger
vertrieben und nach Preußen (also innerhalb des deutschen Reichs) deportiert. Viele wurden nach
Ostpreußen geschickt, um dort dem Ausbau des Landes zu dienen. Das preußische Staatsherr hat dafür
sehr viele Lorbeeren geerntet. Der Salzburgerische Protestantenverbund hat 1731 bei den
österreichischen Protestanten Unruhe ausgelöst, aber auch beim österreichischen Herrscher Karl VI.
Es wurde ein Verbot erlassen, nämlich ein Einreiseverbot für Protestanten aus Salzburg. Weiterhin
versuchte man die eigenen Österreicher zum Katholizismus zu drängen. Man wollte keinesfalls mehr
Exulanten haben. In Österreich wurden die Protestanten vom König innerhalb des eigenen Staates
verschickt (Transmigranten). 1734 ereignete sich die erste Deportation in Österreich (die als
Abschreckung gedacht war - aber die Leute ließen sich nicht abschrecken). Sechs weitere
Deportationen ereigneten sich von 1735-1737. Diese erfolgten nach Siebenbürgen. Es fanden weitere
fünf Deportationszüge statt (vor allem Kärntner wurden verschickt, wobei die Minderjährigen
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zurückgelassen und katholischen Familien übergeben wurden). 1740 starb Karl VI. und Maria
Theresia kam an die Macht, sie war eine beinharte Herrscherin und verfuhr noch härter mit den
Evangelisten. Die minderjährigen Kinder wurden ausnahmslos zurückgehalten. Zwischen 1752-1757
fanden weitere Deportationen statt, vor allem im Oberösterreichischen Ländle. Diese Transporte
wurden fortgesetzt bis in die 1770iger Jahre. Ab 1776 war Joseph II. Mitherrscher und ein
Handschreiben wurde veröffentlicht, in dem dies Einhalt geboten wurde. 1781 gab es dann ein
Tolerantspatent. Nur weil sie evangelisch waren, wurden sie wie Kriminelle bzw. wie Ketzer
behandelt.
1.2. Siebenbürgen
Bis vor 1989/90 war nur Eingeweihten bekannt, dass nicht so weit weg von Österreich, nämlich in
Rumänien Landler angesiedelt sind, neben einer größeren sächsischen Siedlung. Man spricht von den
sogenannten Landler - Gemeinden. Dort werden bis ins 20./21. Jahrhundert, also bis heute, Landler -
Dialekte gesprochen. Auch diese Tatsache wussten nur wenige. Zwischen den Landlern in Rumänien
und denen bei uns gibt es kaum sprachliche und kulturelle Unterschiede. Allerdings wusste man, dass
die Landler in Rumänien ein konservativeres Leben (Stellung der Kirche) führten. Bei diesen handelt
es sich nämlich um eine altertümliche Auswanderungsgruppe des 18. Jahrhunderts. Die dort
Angesiedelten kommen vor allem aus dem Oberösterreichischen Hauslandviertel und aus dem oberen
Salzkammergut. Noch unbekannter war die Tatsache, dass nördlich von Siebenbürgen (ukrainisch -
rumänische Staatsgrenze) ebenfalls Leute mit Oberösterreichischer Herkunft angesiedelt sind. Dabei
handelt es sich um 3 Dörfer in Rumänien (westlich von Hermannstadt):
• Großpold - Apoldu de Sus
• Großau - Cristian
• Neppendorf - Turnisor
1.3. Besiedelung von Siebenbürgen
Nach den Türkenkriegen (Karl IV, Maria Theresia), Mitte des 18. Jahrhunderts wurden über 4000
Personen nach Siebenbürgen zwangsverschickt. Siebenbürgen war auch habsburgisch und gehörte zu
Österreich (und Ungarn). Auf diese Weise wurden diese Leute innerhalb des Staates deportiert, man
spricht von Transmigranten. Die Menschen wurden wie Verbrecher behandelt und verschickt. Die
Obrigkeit hielt die minderjährigen Kinder zurück, andere waren nicht mehr zu retten, da sie dem
evangelischen Glauben angehörten und nicht zur katholischen Kirche gehen wollten. In Siebenbürgen
gingen ihre Spuren bald verloren. All ihr Vermögen wurde ihnen genommen, sie wurden mittellos und
viele sind nach der Verschickung gestorben. 850 von diesen 4000 Menschen konnten in diesen oben
zuvor genannten 3 Dörfer angesiedelt werden. Sie wurden Zusiedler in diesen Dörfer, die sächsisch
besiedelt waren und sind. Somit entstanden deutsch - rumänische Dörfer bzw. gemischte Dörfer.
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Die Einheimischen dieser Dörfer waren Sachsen. Neben diesen haben die Österreicher über 250 Jahre
ihre eigene Kultur bewahrt, noch heute sind zwei Dialekte parallel vorhanden. Noch immer existiert
ein Sächsisch - Landler - Dialekt. Die Leute dort leben sehr konservativ (Tracht hat ihren Wert). Ein
konservativer Lebensstil ist typisch für Sprachinselgruppen. Die Gesellschaft ist gekennzeichnet durch
Bruderschaft, Traditionen, Kirchensitzordnung, Rituale von der Taufe bis zum Tod. Die rechtliche,
politische und konfessionelle Integration in der sächsischen Gesellschaft dauerte lange. Es gab nun
zwei protestantische Gesellschaften nebeneinander, die beide ihre Kultur wahren wollten.
Die Transmigranen und Exulanten
Es handelt sich dabei um Zwangsverschickte innerhalb eines Staates. Diese unterscheiden sich von
den Exulanten. Hier handelt es sich um eine Person, die ins Exil bzw. außer Landes geht.
1.4. Die Aufnahme in Siebenbürgen
In Siebenbürgen hat man zunächst auf Ablehnung geschaltet, denn auch die Einheimischen dachten, es
wären Kriminelle. Trotz der Tatsache, dass man diese brauchte um den Ausbau der Siedlungen zu
gewährleisten, wurden sie so behandelt. Diese "Ketzer" wollte man einfach nicht. So wurden sie sehr
schlecht von den Einheimischen behandelt, sie wurden einer Glaubensprüfung unterzogen und später
in die siebenbürgerische - sächsische Kirche eingegliedert. Dieser Prozess hat jedoch einige Zeit
gedauert, bis die Menschen endgültig akzeptiert wurden, sogar teilweise bis ins 20. Jahrhundert.
Im späten 19. Jahrhundert ist noch ein Nationalhass zwischen den Sachsen und den Deutschen
festzuhalten, heißt es. Die Sterblichkeitsrate der vertriebenen Völker war sehr hoch. Gründe waren
Sehnsucht nach ihren Kindern, mangelnde Ernährung, ... Die Vertriebenen in Siebenbürgen sind
mittellos geblieben, sie wollten keinem Sachsen sein Gut streitig machen. Irgendwann vergaßen sie
jedoch und mussten bleiben. Manche versuchten zu flüchten und wurden hingerichtet, andere sind
geblieben und wurden assimiliert. An den Familiennamen kann man diese heute noch erkennen.
1954: 86% - Deutsche Landler in Neppendorf
56% - Deutsche Landler in Großau
30% - Deutsche Landler in Großpold
Lange Zeit gab es viele Reibereien zwischen den Sachsen (den Alteingesessenen - die sich als
Mehrheit fühlten) und den Deutschen. Die Bezeichnung Landlergemeinde ist eigentlich
missverständlich. In den Dörfern waren rumänische Menschen (Valachen), Sachsen und Deutsche
angesiedelt. Die Kirchengemeinde war keine Landlergemeinde, sondern eine sächsische. Diese
Verhältnisse haben lange Zeit so geherrscht. Zwischen 1800 und 1988 gab es einen einschneidenden
Schnitt für Rumänien, denn das kommunistische Regime wurde gestürzt. Ab 1900 hat die
Auswanderung der Deutschen eingesetzt. Die Auswanderungen begannen mit dem Krieg (alle
Deutschen wurden mit den Nazis in Verbindung gebracht). Es entstanden Deportationen nach Sizilien,
dann nach Deutschland. Vor 1989 hat es daher eine gezielte Aussiedlungspolitik gegeben. Kopfgeld
wurde ausgesetzt, um einige Deutsche zu hohen Preisen wieder zurückkaufen zu können. Ab 1990
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hatte die Bevölkerung kein Vertrauen mehr ins neue Rumänien. Die Deutschen konnten auswandern
und taten es. Zunächst hatten sie Angst vor der offenen Tür Deutschlands, man bat die Leute auch dort
zu bleiben und versprach ihnen Mitteln nach Rumänien zu bringen. Einige blieben daher, andere
gingen.
1.5. Die Infrastruktur in Siebenbürgen
In Siebenbürgen gibt es ein Überangebot von Schulen in deutscher Sprache (auch heute gibt es ein
Schulwesen in deutscher Sprache). Es gibt daher eine "gehobene Fremdsprachlichkeit". Es entsteht ein
Schulsystem, dass für Muttersprachlichkeit entwickelt wurde. Der deutsche Staat versucht, sich um
diese Leute zu kümmern. Bis in die heutige Zeit sind in diesen Familien bestimmte
Traditionsgeschichten vorhanden, man weiß, dass man ursprünglich aus dem Salzkammergut kommt.
Auch Österreich ergreift Initiative, vor allem Oberösterreich und Kärnten. In Österreich gibt es jedoch
ein anderes System als in Deutschland, wie mit diesen Menschen umgegangen wird. Die Erwähnung
Österreichs führt zu Begriffen wie Identität und Ethnizität. Ein neuer Gruppennamen hat sich
herausgebildet. Im 19. Jahrhundert entsteht vor allem ein starker Nationalismus (zwangsweise
Zuordnung zu einem Volk). Ab diesem Zeitpunkt waren alle Deutsche. Zuvor waren nur die Landler
Deutsche und die Sachsen waren Sachsen. Für die Rumänen sind alle Sachsen. Ab 1990 haben viele
Landler festgestellt, dass die Österreicher sehr häufig behaupten, sie seien keine Deutschen, sondern
Österreicher, deshalb verstehen die Landler nicht, warum sie als Deutsche und nicht als Österreicher
bezeichnet werden. (Dies beruht auf einer früheren Tradition.)
1.6. Die Sprache
Bis 1990 wuchs man in Neppendorf mit einer deutschen Sprache auf (deutsche Zeitungen und
Bücher), nur Geographie und Geschichte wurde auf Rumänisch unterrichtet. Der engere Kontakt mit
der rumänischen Sprache erfolgt dann erst im Gymnasium. Noch heute haben viele nicht rumänisch
als Muttersprache, sprechen die Sprache aber. So herrscht eine innerdörfliche Diglosie, es gibt
einerseits Deutsche, andererseits Sachsen, beiden werden Landler genannt und sprechen dieselbe
Sprache mit wenigen Unterschieden.
Beispiel: Joseph Sepp Jupp
• Dialektal stehen Neppendorf und Großau stärker nebeneinander. Dort herrscht ein alter
Wortschatz, der vor allem für das Salzkammergut charakteristisch war.
Beispiele: höhen für weinen
dirtig für durstig
birtn für bürsten
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Merkmale : Paladales "l"
Viele dialektale Konversatismen (waschen, lassen). Diese Wörter zeigen in
ihrer Konjugation Umlaute, dies sind auch in der Hochsprache vorhanden, die
ebenfalls sehr konservativ ist. In anderen Dialekten ist die Umlautung
weggefallen.
• In Großpold gibt es eine markant südbairische Sprache.
Beispiele: stian für stehen
gian für gehen
roat für rot
Merkmale : Viele fallende Diphthonge.
Starker Konservatismen: Der 2. Plural bei den Verben wird ohne "s" gebildet
(markantes bairisches Kennzeichen). "Ihr kommt - ihr kommts"
Viele sächsische Merkmale: Mund, finden, Kind, ... werden velar nasal
ausgesprochen (Velarisierung).
2. Die Kapartenukraine
Auch in der Ukraine finden wir zwei Dörfer, die vor allem von Deutschsprechenden besiedelt wurden.
Diese wurden ganz im Osten angelegt. Angesiedelt wurden sie durch die ungarische Hofkammer. Man
benötigte Leute für die Salzgewinnung, für Holzarbeit und Waldarbeit. Es war bekannt, dass die
Bewohner des Salzkammergutes gut für diese Holzarbeiten geeignet waren und somit hat man sich an
Wien gewandt und in Salzburg Werbung für die Aussiedlung gemacht. Es handelt sich bei diesen
Ansiedlern um keine Vertriebenen. Sie waren allesamt katholisch und hatten großes Selbstvertrauen.
Es wurde verhandelt und Dinge für die Gründung des neuen Dorfes verteilt. 1775 gab es 220
Auswanderer, von diesen ist eine genaue Namen- und Adressenliste vorhanden. 1776 wurden die
neuen Siedlungen angelegt.
• Oberhalb von Mokra (Russen - Mokra und Deutsch - Mokra)
• Königsfeld (da sich die erste Siedlung so gut entwicke lte, hat man noch eine zweite errichtet)
Die Bevölkerung hat sich massiv ausgebreitet und man konnte relativ ungestört sein Leben leben.
1944 begannen die Unruhen. Die Siedler wurden nach Deutschland evakuiert, einige sind daheim
geblieben, andere wurden deportiert nach Sibirien und in die Sowjetunion. 1946 kamen sie wieder
nach Königsfeld zurück, unter Stalin kamen sie vor allem nach Sibirien (viele sind bis heute dort
geblieben). Andere hatten ab 1953 Möglichkeiten, wieder in die Kapartenukraine zurückzukehren, in
ihre Heimat also. 1991 ist die Ukraine freigeworden und viele sind davongelaufen. Sowohl in
Großpold, Köngisfeld als auch in Neppendorf gibt es sprachliche Ähnlichkeiten, die vor allem auf
einen Konservatismus beruhen und ukrainische Einflüsse aufweisen. Im 19./20. Jahrhundert hat man
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eine neue Welt kennengelernt mit Lehnwörter und syntaktischen Entlehnungen. Diese Welt ist
allerdings im Aussterben.
X. Deutsch in Bessarabien, Dobrudscha und im weiteren
Schwarzmeergebiet ( Randgebiete)
• NORDEN und NORDOSTEN: Baltikum
• SÜDEN und SÜDOSTEN: Schwarzmeergebiet
Die deutsche Sprachgeschichte der Randgebiete steht immer im Zusammenhang mit der russischen
Sprachgeschichte. Das Schwarzmeergebiet ist ein ehemaliges russisch staatliches Gebiet gewesen.
Auch das östliche Baltikum war ein russisch staatliches Gebiet (mit Rußland - Polen, Weißrußland).
Innerhalb Rußlands gab es auch ein größeres Ausmaß an deutschen Siedlungen (um die Woldau).
Ein Vergleich
Bei der Betrachtung der Ränder im Nordosten und im Südosten ergeben sich zwei grundverschiedene
Typen der deutschen Ostsiedlung, der deutschen Sprachgeschichte und Sprachumfang.
1. Das Baltikum
1.1. Die Geschichte
Dieses umfasst nur Lettland und Estland. Es handelt sich hier um eine Oberschichtssprache. Deutsch
war im Baltikum die Sprache der Aristokratie. Es gab sehr viele wichtige städtische Siedlungen.
Die drei wichtigsten Städte waren:
• Reval (Dallin)
• Riga
• Tartu (Dorpart - Universitätsstadt in Estland)
Vor allem das Großbürgertum war hier angesiedelt. Die Landeseinteilung war damals anders als heute.
Was heute Lettland und Estland ist, war früher aufgeteilt in:
• Estland (im Norden)
• Livland (in der Mitte)
• Kurland (im Süden)
Sozial herrschaftlich gab es zwei Organisationen bzw. war das Baltikum mit zwei historischen
Gegebenheiten verbunden:
• Hanse
• Deutscher Ritterorden
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Beide schufen Besitz und eine deutschsprachige Oberschicht. Diese deutsche Sprache hielt sich
sowohl in der staatlich schwedischen als auch staatlich russischen Zeit und in der Zwischenkriegszeit.
Mit dem Einmarsch der roten Armee wurde der baltische Staat 1940 ausgesiedelt (Verlust der
deutschen Sprache). Nach dem Krieg ist der Staat als baltischer Staat, wie wir ihn heute kennen, ohne
deutsche Sprache, wieder aufgetaucht. Somit gibt es eine 800jähirge deutsche Sprachgeschichte, dann
war die deutsche Sprache vorbei. Die Bezeichnung "Baltendeutsch" ergibt sich aus der sozialen Sicht
der Deutschen.
1.2. Die deutsche Sprache
Die deutsche Sprache existierte im Baltikum 800 Jahre. Bis zum 16. Jahrhundert gab es eine
niederdeutsche Hochsprache, dann ist das Niederdeutsche als Hochsprache untergegangen und mit ihr
die Hanse. Ab dem 16. Jahrhundert existierte eine südlich hochdeutsche Sprache. Diese wurde auch
im Baltikum, "im nördlichen Mund", übernommen. Dies erkennen wir am gerollten "r" oder auch im
Wortschatz, der sehr viele Lehnwörter, relikthafte und altertümliche Wörter beinhaltet.
1.3. Das Ende dieser Sprachgeschichte
Die deutsche Sprachgeschichte fand auch im Baltikum ihr Ende durch die Nationalsozialistischen
Tätigkeiten während des 2. Weltkrieges. Deutsch ist dort heute eine Fremdsprache wie anderswo auch.
Natürlich hinterlassen 800 Jahre deutsche Sprachgeschichte in der baltischen Gegenwart Spuren, die
überall zu sehen sind und über das Sprachliche hinausgehen. Solche Spuren finden wir im Schrifttum
und im Namenschatz. Die Geschichte des Deutschen als gesprochene Sprache ist allerdings vorbei.
Der Erbteil wird jedoch gepflegt, vor allem die Schriftlichkeit.
2. Das Schwarzmeergebiet
2.1. Die Geschichte
Die deutsche Sprach- und Siedelgeschichte dieses Gebietes basiert nicht auf einer aristokratischen
Ebene, sondern auf einer bäuerlichen Gesellschaft, ohne deutsche Führungsschichten und ohne
sonstige deutschen Einflüsse.
2.2. Die deutschen Siedlungen
Es gibt zwei Landschaften in Südosteuropa:
• Bessarabien
• Dobrudscha
2.3. Das Ende des Sprachgebiets
Der Hauptgrund für das Ende der deutschen Sprachgeschichte ist der selbe wie beim Baltikum,
nämlich der SS - Wahnsinn.
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? BESSARABIEN
Bessarabien ist ein besonders historisches, nicht mehr existierendes Land. Es ist für viele ähnlich
mystisch wie Galizien und stammt vom Fürstengeschlecht Bassarab ab. Es ist dies die Landschaft
zwischen Pruth und Nister und dem Schwarzen Meer. Es zählt heute mehr oder minder zur Moldauer -
Republik und zieht sich südwestlich der Ukraine zum Schwarzen Meer und zur Donau hin. Bis 1812
ist Bessarabien ein Teil des alten Fürstentum Moldau, dann gehörte es zu Rußland. Durch die türkisch
- russischen Kriege im 18. Jahrhundert entsteht ein neues Rußland (die Länder waren türkisch und
wurden nun russisch). Am Westufer des Schwarzen Meeres dieses neuen Rußlands wurden nun
Siedlungen gebaut, wobei vor allem Deutsche angesiedelt wurden:
• 1/3 aus Norddeutschland (Niederdeutsch)
• 1/3 aus Württemberg (Schwäbisch)
• 1/3 aus Kongreßpolen (Schwäbisch)
Als Schwarzmeerdeutsche bezeichnete man die Siedler vor allem im 19. Jahrhundert. Über
Bessarabien hinaus finden wir im Norden eine der wichtigsten Städte am Schwarzen Meer, nämlich
Odessa. Bis heute kennt Bessarabien keine erwähnenswerte städtische größere Besiedelung, auch
Kischineff ist eine keine große Stadt. 1763 wurde durch ein Manifest Katharinas die Besiedelung von
Rußland mit ausländischen Kolonisten eingeleitet. Alexander I. lud 1813 neuerlich durch ein Manifest
russische Polen zur Neubesiedelung ein. Zwischen 1814 und 1842 entstanden mit weiteren Kolonisten
(aus Preußen und Württemberg) 24 deutsche Dörfer. Im 19./20. Jahrhundert entstanden durch großen
Kinderreichtum in diesen bäuerlichen Siedlungen wieder Tochtersiedlungen. Viele mussten aus
Platzmangel nach Amerika auswandern. Das Gebiet wurde in kleinere Gebiete zusammengefasst,
diese befanden sich vor allem im südlichen Teil von Bessarabien:
• Wittenberg( kamen eigentlich aus Württemberg)
• Gnadental
• Glückstal, ...
Diese Bezeichnungen waren vor allem von einer religiösen Komponente, die sehr wichtig war,
gekennzeichnet. Die Leute, welche die bäuerlichen Siedlungen ausgebaut haben, waren von strengem
Glauben. Diese Gegend, der Süden, war sehr dünn besiedelt, deshalb gab es anfangs sehr viel Platz.
Deutsche Schulen und ein deutsches Gemeindewesen wurden gegründet, aber im 18. Jahrhundert
verlor man solche Sonderrechte und es erfolgte eine Rußifizierungswelle. Jedoch verblieb die deutsche
Sprache auf der dialektalen Ebene ("dachlose Außen - Mundart", d.h. es gab keine deutschen Schulen
und deutsche Verwaltung, ... mehr). Die Privilegien wurden abgeschafft. Übrig blieb der Dialekt ohne
Hochsprache und ohne Bildungssystem in deutscher Sprache. Ein Haus ohne Dach. Das Gegenteil
zum Baltendeutsch, wo es eine deutsche Hochsprache gab, jedoch ohne breitere Basisbevölkerung,
quasi ein Dach ohne Haus. Vor allem das Schwäbische war vertreten, wo Schwäbisch und Plattdeutsch
zusammentrafen, setzte sich das Schwäbische durch (es handelte sich um echte Schwaben). Die
regionale deutsche Ausgleichssprache wäre wohl auf die schwäbische Sprache hinausgelaufen, jedoch
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ist es nicht mehr dazu gekommen. Die Bewohner wurden als Folge der deutsch - rumänischen
Vereinbarung ab dem 22. 10. 1940 nach Deutschland ausgesiedelt, vor allem von Bessarabien, der
Südbokuwina und von der Dobrudscha. Absiedeln bedeutet aber, dass immer einige wenige
übrigbleiben und d.h. auch heute gibt es noch deutsche Vereine, aber kein sprachliches Leben mehr,
sondern nur eine Restbetreuung, die bis 2004 bewahrt wurde.
? DOBRUDSCHA
Es ist das am weitesten südöstlich gelegene Gebiet zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer.
Die Dobrudscha war bis 1878 ein türkisches Gebiet, dann kam es zu Rumänien. Die deutsche
Einwanderung begann 1841 von Norden her (Kinderreichtum). Die sprachlichen
Herkunftsverhältnisse scheinen denen von Bessarabien zu entsprechen:
• 2/3 Schwaben
• 1/3 Norddeutsche
Vor allem fand man viele Türken in der Bevölkerung, aber auch Rumänen, die deutschsprechende
Masse machte nur rund 3% aus. 1871 gab es eine verstärkte Ansiedlung aus Bessarabien. Ende des 19.
Jahrhunderts kam es wieder zu einem verstärkten Siedlungszug. In Bessarabien und in der Dobrudscha
gab es also unterschiedliche und nicht nur deutsche Ansiedlungen, die Dörfer waren auch wilder und
wurden nicht geplant. Die deutschsprachigen Siedler befanden sich in der Minderheit vor 1871. Es gab
auch türkische Siedlungen in der Dobrudscha. Bis 1871 galten die deutschsprechenden Siedler als
deutsche Schutzgenossen, auch die Teilstaatsbürger von Preußen. Bis 1878 hat man sich um diese
gekümmert. Sprachliche Einflüsse können sehr leicht gefunden werden, vor allem im Lehnwortschatz,
am deutlichsten finden wir diesem im amtlichen Wortschatz (Primar für Bürgermeister). 1988 gewann
man sächsische und bairische Eindrücke von der Dobrudscha. Man sprach Schwäbisch, miteinander
Plattdeutsch. 1940 begann die Aussiedlung, das Norddeutsche verschwand bis auf einige Reste, das
Schwäbisch hielt sich und ist nun auch im Süden von Rußland zu finden und kann als "Dachlose
Außen - Mundart" klassifiziert werden. Die Verbliebenen in der Dobrudscha wurden rumänisiert bzw.
assimiliert.
? Die Unterschiede zwischen Baltendeutsch und Schwarzmeergebiet:
• Baltikum: Deutsche Hochsprache mit leichten Ausprägungen, Führungsschicht, Aristokratie;
• Schwarzmeergebiet (Bessarabien und Dobrudscha): Dachlose Außen - Mund, keine
Führungsschichten, bäuerliche Siedlungen;
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XI. Der Status quo des Deutschen in Ostmitteleuropa und Südosteuropa
? Das unterste Ende der Skala
• Voleniendeutsche (Galizien, Polen im Nordosten) verhalten sich parallel mit Bessarabien: Die
Sprache dachlos, Siedlungen klein und wenige, Kinderreichtum, keine Führungsschicht,
Auswanderungen nach Amerika.
• Deutschland im westlich anschließenden Polen (Warschau): Starke Auswanderung nach
Amerika.
• Satmarer Schwaben: Können auch hier eingeordnet werden, keine kompakte Siedlungen,
keine große Fläche;
? Weitere Stufe der sprachlichen Besserung in der Skala
• Donauschwaben: Minderheitsbevölkerung mit eigener Sprache, größeres Staatsgebiet
(Ungarn, Banat, Batschka). Ab 1867 waren sie auch in Ungarn stark genug die deutsche
Sprache zu bewahren und eine ethisch sprachliche Identität aufzubauen.
? Noch bessere Stufe in der Skala (unmittelbar unter dem Dach der hochdeutschen Sprache
in Österreich)
• Untersteiermark (Gotschee): Der Druck von Seiten des deutschen Staates die
Deutschsprechenden zu schützen, brachte Unruhe unter die Nicht - Deutschsprachigen. Diese
hatten Angst, dass ihre Muttersprache untergehen würde (tschechisch, slowakisch würde
aussterben, weil alles in Richtung deutsch ging). Diese Angst war bis zur neuen nationalen
Zeit vorhanden. Die Deutschsprachigen waren somit gut gestellt.
• Böhmischen Länder (ab 1919): große Bevölkerungszahl, auch historische Tiefe.
? Spitzenplatz in der Skala
• Siebenbürger Sachsen: Die Bedingungen für die Erhaltung der deutschen Sprache waren die
am günstigsten. Es gab viele Siedler, eine große Fläche und viele Privilegien des alten
Ungarns (Türkischer, rumänischer und ungarischer Staat zeigten eine besonders tolerante
Haltung ihnen gegenüber, außer zur Zeit des ungarischen Nationalismus). Es handelt sich bei
diesen um eine Bildungsgeschichte, die von Anfang an da war und ausgebaut wurde. Ab 1919
wurden die Deutschen jedoch weniger.
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XII. Aktuelle Situation der deutschen Sprache
? 1. Gruppe: POLEN
Heute handelt es sich hierbei um litauische, weißrussische und russische Gebiete. Die deutsche
Sprache war dort seit jeher dachlos gewesen, die polnische Sprache dominierte. So spielte die deutsche
Sprache in diesen Gegenden nur eine unwesentliche Rolle. Heute gibt es nur eine Rest- und
Auslaufbetreuung.
? 2. Gruppe: TSCHECHIEN
Dazu zählen die Länder der böhmischen Krone. Es war ein Teil des österreichischen Kaiserstaates (bis
1918), daher war Deutsch als Kultur- und Bildungssprache vorhanden, zum Nachteil der tschechischen
Sprache. Bis 1918 gab es deutsche Besiedlungen, dann wurden die Siedler assimiliert. Am 28. 10.
1918 wurde die neue Tschechoslowakei gegründet. Die deutsche Infrastruktur wurde aber
weitergeführt. Die Deutschen erhielten eine besondere Behandlung durch die Tschechen
(Emigrationsziel ab 1933). Ab 1945/56 wurden 3 Millionen Deutsche vertrieben, viele sind auch
geblieben. Ab 1948/49 ist eine Restbevölkerung vorhanden, aber es gibt keine deutsche Infrastruktur
mehr.
• Prager Volkszeitung
• Einige Radiosendungen
Heute gibt es nur noch Regionalverbände und Restbetreuung:
• Landeszeitung
• Radiosendung
Die deutsche Sprachgeschichte in den böhmisch – mährischen Gebieten manifestiert sich in Bauten,
Schriften, Friedhöfen, ... Tschechische Sprachbürger deutscher Muttersprache unter 60 Jahren findet
man kaum noch. Die deutsche Sprache wird nun zur Fremdsprache.
? 3. Gruppe: JUGOSLAWIEN
Die Situation in diesem Staat ist vergleichbar mit der von Tschechien. Die deutsche Sprache
dominierte vor allem in den Städten (Bildungsinfrastruktur). Es gab aber kein vergleichbares
Problem wie wo anders mit den Deutsch – Muttersprachigen, denn diese wurden schon früh
abgesiedelt und ausgesiedelt. Die deutsche Sprache ist hier daher noch mehr Geschichte als in
Tschechien. Heute gibt es auch nur mehr eine Restbetreuung.
• Keine lebende deutsche Sprache
• Keine deutschen Zeitungen
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KROATIEN und SERBIEN
Ähnlich wie in Jugoslawien ist die Situation in Kroatien und Serbien. Es gab vor allem eine bäuerliche
Bevölkerung, der nie eine Bildungsstruktur in deutscher Sprache zur Verfügung stand. Die
Deutschsprachigen wurden aus dem Banat, aus der Batschka und aus Slawonien ausgesiedelt. Heute
gibt es nur noch eine Restbetreuung.
? 4. Gruppe: UNGARN
Ab 1964 gab es einen großen Magyalisierungsdruck. Die deutsche Sprache als Kultursprache hatte
noch einen vergleichbaren guten Wert in der Zwischenkriegszeit und in der Nachkriegszeit. Man ließ
den Leuten der sprachlichen Minderheiten mehr Luft zum atmen.
Heute:
• Neue Ungarn – Verbände
• Vereinigungen
• Radiosendungen
Der Übergang zur ungarischen Muttersprache steigt jedoch rapide an. Am 1. Mai 2004 soll es eine
noch stärkere Orientierung in Richtung ungarischer Muttersprache geben. Die Tageszeitung
„Pesterloyd“ erscheint wieder wöchentlich. Es handelt sich dabei um eine Zeitung für Ausländer, aber
auch für Ungarn – Deutsche.
? 5. Gruppe: RUMÄNIEN
Es ist dies der einzige Staat in Mittel- und Südosteuropa, der seine zweite Minderheiten (Ungarn und
Deutsche) nach dem Krieg nicht radikal vertrieben oder unterdrückt hat. Heute gab es aber einen
Rückgang unter 50 000. Allerdings erwartet man wieder eine Stabilisierung, denn die Ausgangslage
für die Deutschen in Rumänien ist gut (volle Infrastruktur). Ab 1990 sind viele Lehrer,
Wissenschaftler und Literaten geflüchtet, viele sind aber auch geblieben, sodass viele
Bildungseinrichtungen in den Händen der Deutschen aufrechterhalten bleiben konnten.
Zum Beispiel: Die Siebenbürger Sachsen: Es gibt eine volle deutsche Infrastruktur (Deutsch auf der
Straße, in den Schulen, Literatur, ...).
Presselandschaft heute:
• Hermannstaedter Für Deutschsprechenden in Rumänien und nicht für
• Andere Tageszeitungen Ausländer gedacht.
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