24
Postgeschichte Brgge von Rolf Pohlmeyer Vorwort In ber 100 Jahren durchlief die Post in Brgge den Wandel von der Kaiserlichen Post- agentur zur Poststelle auf dem Lande der Deutschen Bundespost. Dazwischen lagen zahlreiche politische, rechtliche und organisatorische Vernderungen nach Angliederung der Herzogtmer Schleswig und Holstein an Preuen unter der preui- schen Verwaltung und der Deutschen Reichspost. Das historische Datum war der 1. April 1888, indem die erste Postdienststelle in unserem Ort eingerichtet wurde. ber alle Zeiten hat sich im lndlichen Raum eines erhalten: von der Post gehen Impulse aus. Die Zusteller, volkstmlich Brieftrger genannt, gehren fr viele Menschen zum festen Tagesablauf und stellen fr Einsame einen Kontakt zur Auenwelt her. Alles, was unstreitig die typischen Qualittsmerkmale der Dienstleistungsangebote des Postwesens ausmacht, nmlich Schnelligkeit, Zuverlssigkeit, Einfachheit und Preiswr- digkeit, ist noch bestimmend fr das ber 100-jhrige Erscheinungsbild der Post in Deutschland. Ich mchte in dieser kleinen Postchronik versuchen, das Vergangene lebendig zu machen und die Geschichte festzuhalten, bevor sie in Vergessenheit gert. Da ich selbst Postbeam- ter bin, fhle ich mich geradezu dazu verpflichtet. Hinzu kommt, da eine Postdienststelle in meinem alten Haus (Abbruch 1978) bestand und der Grovater meiner Ehefrau Posthal- ter in Brgge war. Die Verbundenheit schliet mit der Tatsache, da die jetzige Poststelle von meiner Schwester geleitet wird. Einleitung Am 18. September 1844 wurde die Eisenbahnstrecke Altona - Kiel erffnet. Fr das damalige Herzogtum Holstein war es ein historischer Tag. Bordesholm bekam eine Bahnstation, an der damals alle durchfahrenden Zge anhielten. Somit hatte der Ort den meisten Stdten und Drfern gegenber einen verkehrstechnischen Vorteil, der wohl noch nicht richtig eingeschtzt werden konnte, denn die Eisenbahntrasse htte auch durch Brgge fhren knnen. Aber die Planung wurde verworfen.

Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

Postgeschichte Br�gge

von Rolf Pohlmeyer

Vorwort

In �ber 100 Jahren durchlief die Post in Br�gge den Wandel von der Kaiserlichen Post-agentur zur Poststelle auf dem Lande der Deutschen Bundespost.

Dazwischen lagen zahlreiche politische, rechtliche und organisatorische Ver�nderungen nach Angliederung der Herzogt�mer Schleswig und Holstein an Preu�en unter der preu�i-schen Verwaltung und der Deutschen Reichspost.

Das historische Datum war der 1. April 1888, indem die erste Postdienststelle in unserem Ort eingerichtet wurde.

�ber alle Zeiten hat sich im l�ndlichen Raum eines erhalten: von der Post gehen Impulse aus. Die Zusteller, volkst�mlich Brieftr�ger genannt, geh�ren f�r viele Menschen zum festen Tagesablauf und stellen f�r Einsame einen Kontakt zur Au�enwelt her.

Alles, was unstreitig die typischen Qualit�tsmerkmale der Dienstleistungsangebote des Postwesens ausmacht, n�mlich Schnelligkeit, Zuverl�ssigkeit, Einfachheit und Preisw�r-digkeit, ist noch bestimmend f�r das �ber 100-j�hrige Erscheinungsbild der Post in Deutschland.

Ich m�chte in dieser kleinen Postchronik versuchen, das Vergangene lebendig zu machen und die Geschichte festzuhalten, bevor sie in Vergessenheit ger�t. Da ich selbst Postbeam-ter bin, f�hle ich mich geradezu dazu verpflichtet. Hinzu kommt, da� eine Postdienststelle in meinem alten Haus (Abbruch 1978) bestand und der Gro�vater meiner Ehefrau Posthal-ter in Br�gge war. Die Verbundenheit schlie�t mit der Tatsache, da� die jetzige Poststelle von meiner Schwester geleitet wird.

Einleitung

Am 18. September 1844 wurde die Eisenbahnstrecke Altona - Kiel er�ffnet. F�r das damalige Herzogtum Holstein war es ein historischer Tag. Bordesholm bekam eine Bahnstation, an der damals alle durchfahrenden Z�ge anhielten. Somit hatte der Ort den meisten St�dten und D�rfern gegen�ber einen verkehrstechnischen Vorteil, der wohl noch nicht richtig eingesch�tzt werden konnte, denn die Eisenbahntrasse h�tte auch durch Br�gge f�hren k�nnen. Aber die Planung wurde verworfen.

Page 2: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

2

Mit der Eisenbahn wurde dann auch die Post bef�rdert. So wurde in Bordesholm die erste Postexpedition im Umkreis er�ffnet. Das war am 15.6.1865 in der heutigen Heintzestra�e. Der Beginn der Postgeschichte in Br�gge l��t noch viele Jahre auf sich warten.F�r das bessere Verst�ndnis des Folgenden ist die Erl�uterung einiger postalischer Begrif-fe notwendig. Zur Zeit der d�nischen Herrschaft wurde der Name Postexpedition ange-wandt. Nachdem die Herzogt�mer Schleswig und Holstein preu�ische Provinz geworden waren, erfuhr das Postwesen eine vollst�ndige Umgestaltung. Es entstanden in gr��eren Orten und St�dten Post�mter, die in Klassen eingeteilt wurden (z.B. Postamt I, II, III). In kleinen Gemeinden wurden Postagenturen gegr�ndet, die wir heute als Poststellen I oder II bezeichnen. Nach Gr�ndung des deutschen Kaiserreiches 1871 wurde die einheitliche Staatsverwaltung "Deutsche Reichspost" eingerichtet. Br�gge geh�rte dem 1867 gegr�nde-ten preu�ischen Kreis Kiel/Bordesholm an. In Erichsens "Topographie des Landkreises Kiel" von 1898 wird Br�gge folgenderma�en beschrieben:

"Die Einwohnerzahl ist 534, worunter 25 Handwerker; 4 kaufm�nnische Gesch�fte, 4 Wirtsh�user, 1 M�hle, 2 G�rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H�usern.

Das Kirchdorf Br�gge liegt anmutig auf beiden Seiten der Eider und zwar zum gr��ten Teil auf dem rechten Ufer. in dem Dorfe befinden sich die Kirche, das Pastorat, die zweiklassige Schule, zu der 8 ha Land geh�ren, eine Postagentur, eine Wasser- und Dampfm�hle, vier Wirtsh�user und eine Menge von Gewerbetreibenden. ...

N�rdlich ausgebaut sind eine Menge von Stellen, die Br�ggerholz genannt werden (24 Wohnh�user), darunter eine Holzvogtstelle. ...

Das Dorf enthielt 1855 8 Vollhufen, 2 Halbhufen, 10 Gro�kathen, 11 Kleinkathen, 5 B�-denerstellen mit Land und 11 ohne Land. ...“

Zu den Themen "Post" und "Geldwesen" hei�t es bei Erichsen: "Au�er einem Postamt I in Neum�nster sind im Kreise 2 Post�mter III in Neum�hlen und Bordesholm. und 8 Post-agenturen in Achterwehr, Bokhorst, Boostedt, Br�gge, Gro�enaspe, Alt-Heikendorf, Sch�nkirchen, Voorde und Wasbek." und: "Es bestehen im Kreise 1 st�dtischen Sparkasse in Neum�nster, 4 Gemeinde-Sparkassen in Bordesholm, B�neb�ttel, Meimersdorf und Sch�nkirchen. 1 Vereinssparkasse in Gro�enaspe und 1 Pfennigsparkasse in Sch�nbek."

Die kaiserliche Ober-Postdirektion in Kiel schrieb im Jahre 1888 eine Postagentenstelle f�r den Ort Br�gge aus. Die Voraussetzungen bestimmte die preu�ische Verwaltung: unbe-straft, guter Leumund, tadelfreie F�hrung, keine Wechselschulden, geordnete Eigentums-und Besitzverh�ltnisse. Das Leitpostamt f�r Br�gge war das Kaiserliche Postamt in Bor-desholm, sein Vorsteher bis 1922 Herr von Fischer-Benzon.

Page 3: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

3

Anfang - das Jahr 1888

Der gelernte Zimmermann Heinrich Essmann wurde 1850 in Ratekau geboren. Er heirateteFrau Caroline Reimers, deren Familie in der Dorfstra�e 3 in Br�gge ein Zweifamilienhaus besa�.

In der wirtschaftlich schwierigen Zeit suchte Essmann eine feste, dauerhafte Arbeitsstelle und bewarb sich 1888 bei der Kaiserlichen Oberpostdirektion Kiel um die Verwaltung der ausgeschriebenen Postagentur in Br�gge. Voraussetzungen waren eine tadelsfreie bisherige Lebensf�hrung, ein eigenes Haus mit eingetragenem Grundst�ck und Schuldenfreiheit. Da das Grundst�ck auf den Namen des Schwiegervaters eingetragen war, forderte die Post-verwaltung die Besitz�bertragung. Essmann reiste pers�nlich nach Kiel, um die Grund-st�cksangelegenheiten zu er�rtern. Es hei�t in einem Brief des Kaiserlichen Postinspektors Rose an Heinrich Essmann vom 7. Februar 1888:

"Hinsichtlich der Besitz�bertragung des z.Z. Ihrem Schwiegervater zugeh�rigen Grund-st�cks an Sie mu� doch etwas anders verfahren werden, als wir heute nachmittag bespra-chen. Sie d�rfen als Postagent keine Wechselschulden haben, die Wechselschuld von 3300 Mark mu� daher bis zu ihrer Abl�sung von Ihrem Schwiegervater getragen werden. Um diesen nun sicher zu stellen und der Forderung der Postverwaltung hinsichtlich Ihres Frei-seins von Wechselschulden zu gen�gen, kann sich Ihr Schwiegervater ja eine Hypothek von 3300 M., einzutragen auf Ihr demn�chstiges Eigenthum, sichern, w�hrend Sie ihm au�erdem sein Sparkassenguthaben und seine Hypothek von 1200 M. auf dem fr�heren Grundst�ck als Eigenthum lassen: Sie stehen dann ebenso wie in dem heute m�ndlich er�rterten Falle, d.h. mit einer Schuld von 3300 M. Ich habe der Kaiserlichen Ober-Postdirection davon Mittheilung gemacht, da� die Angelegenheit in der Weise geordnet werden w�rde, da� Ihnen der Besitz Ihres Schwiegervaters mit einer dem Letzteren verbleibenden Hypothek von 3300 M. gerichtlich zuzuschreiben w�re. Hiernach bitte ich seiner Zeit beim K�niglichen Amtsgericht in Bordesholm Antrag zu stellen."

Page 4: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

4

Page 5: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

5

Schreiben des Kaiserlichen Postinspektors Rose an den Zimmermann Essmann in Br�gge vom 7. Februar 1888.

Beim K�niglichen Amtsgericht in Bordesholm stellte Heinrich Essmann schlie�lich den entsprechenden Antrag. Am 14. Februar schrieb ihm dann noch einmal die Ober-Postdirektion Kiel:

"Ich beabsichtige, Ihnen die Verwaltung der zum 1. April d. Js. frei werdenden Postagentenstelle dortselbst [in Br�gge] unter den am 7. Februar d. Js. mit dem Bezirks-Aufsichtbeamten vereinbarten Bedingungen, insbesondere gegen eine j�hrliche Verg�tung von 360 M zu �bertragen, vorausgesetzt, da� Sie �ber Ihre bisherige tadelfreie F�hrung einen ausreichenden Nachweis beibringen k�nnen. Au�erdem mu� zun�chst in Anspruch genommen werden, da� Sie die gerichtliche �bertragung des Eigenthumsrechts an dem zur Zeit Ihrem Schwiegervater geh�rigen Besitz hier nachweisen. Sie wollen dieserhalb bald das Erforderliche veranlassen und demn�chst die bez�glichen Schriftst�cke durch Vermittlung des Kaiserlichen Postamts in Bordesholm hierher einreichen. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. "

Page 6: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

6

Page 7: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

7

Schreiben des Kaiserlichen Oberpostdirektors an den Zimmermann Essmann in Br�gge vom 14. Februar 1888.Zum 1. April 1888 wurde Heinrich Essmann dann die Postagentur in Br�gge �bertragen. Die j�hrliche Verg�tung wurde auf 360 Mark festgesetzt. Urlaub gab es nicht, im Krankheitsfall mu�te der Postagent sich selbst um eine Vertretung bem�hen. Gleich nach der �bertragung begann der Ausbau der neuen Postagentur. In den unteren rechten Wohnr�umen wurden der Schalter und ein Zustellerraum eingerichtet. Der Schaltertisch war eine lange Bank mit gro�er Waage, Gewichten und Stempeln. Ein Wertgela� wurde in Fu�boden verankert. An der Au�enseite prangte das Emaille-Schild "Kais. Postagentur" mit dem Reichsadler.

Die Schalter�ffnungszeiten waren gegen�ber heute sehr ausgedehnt. Der Schalter war zug�nglich von 8 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr. Essmann versah den Annahmedienst und die Bearbeitung der schriftlichen Vorg�nge. Die Postverbindungen zum Bahnhof Bordesholm wurden t�glich durch einen Postboten morgens um 6 Uhr und mittags aufrecht erhalten. Zu Fu� und mit einem Postsack versehen stiefelte der Zusteller los. F�r die Weihnachtszeit, wenn erfahrungsgem�� viele Pakete und P�ckchen anfielen, lieh man sich beim Bauern gegen�ber ein Ponygespann.

Der Postagent Heinrich Essmann (links) im Kreise seiner Familie vor der Postagentur 1912.

Page 8: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

8

Die Familie Heinrich Essmann um 1914. Hintere Reihe: T�chter Erna und Frieda, Halbbruder Johannes Essmann. Vorne: Ehefrau Caroline, Heinrich Essmann mit Hans, Henny Essmann (verheiratet mit Johannes), Betty. (Jeweils von links nach rechts).

Der Zustellbereich war au�erordentlich gro�. Nicht nur im Ort Br�gge und in Br�ggerholz wurde die Post zugestellt, sondern auch in Gro� Buchwald, Klein Buchwald, Bissee, Leckerh�lken, Dosenbek, Steinhorst, Siek und Friedensthal. Vier Brieftr�ger fanden hier hauptberuflich einen Arbeitsplatz. Die Herren Lucht, Borgert, Petersen und Hans Sinn waren mit der t�glichen Zustellung besch�ftigt, wobei sie kleinere Sendungen mitnahmen, Pakete mu�ten von der Postagentur abgeholt werden. Sie trugen Postuniform mit dunkelblauer Jacke, schwarzen Hosen und Schirmm�tze. Die Zustellung wurde zu Fu� durchgef�hrt, Fahrr�der und Karren kamen erst sp�ter. Au�erdem hatten die Brieftr�ger im Wechsel die Aufgabe, die Post zum Bahnhof Bordesholm zu bringen bzw. abzuholen. Die vier Zusteller waren ledig und wohnten in der R�ucherkate am Sandberg (sp�tere Eigent�merin Frau Bahr). Bewirtschaftet wurden sie von Frau Rieken.

Page 9: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

9

Der Zustellbezirk der Postagentur Br�gge.

Herr Essmann trug keine Postuniform, in einfacher Kleidung versah er seinen Dienst. Er besserte sein k�rgliches Gehalt mit einer kleinen Schweinezucht auf. Zimmermannsarbei-ten verrichtete er nur noch f�r das eigene Heim. Die linke Wohnung wurde vermietet. Auch die Familie wurde voll mit in die Postarbeit einbezogen. Seine Tochter Frieda lernte Essmann an. Sie und die Schwestern Erna und Betty mu�ten des �fteren Eilbriefe - auch sonntags - bis zum Gut Siek zustellen. Besorgungen und Reinigungsarbeiten geh�rten e-benfalls zum Alltag.

Page 10: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

10

Umschlag des Schreibens des Kaiserlichen Oberpostdirektors an den Zimmermann Essmann in Br�gge vom 14. Februar 1888.

Im Jahre 1919 verstarb der Postagent Heinrich Essmann, nachdem er 31 Jahre lang die Postagentur f�hrte. Seine Tochter Frieda trat die Nachfolge an, aber nur drei Jahre sp�ter wurde 1921 die Agentur gek�ndigt und aufgehoben. Damit begann die postlose Zeit in Br�gge. Bis 1933 wurde die Briefzustellung vom Postamt Bordesholm ausgef�hrt.

Page 11: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

11

Der Brieftr�ger Hans Sinn in Postuniform vor seinem Bienenstand.

Das Haus des Postagenten H. Essmann in der Br�gger Dorfstra�e um 1914.

Page 12: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

12

Von der Reichspost zur Bundespost 1933 - 1954

F�r viele B�rger der Gemeinde Br�gge und der Umgebung war es beschwerlich, die Postgesch�fte und die Rentenabholung im entfernten Bordesholm zu erledigen. Besonders die �lteren Leute klagten �ber den langen Weg. Das Postamt Neum�nster, nun Leitamt f�r unseren Bereich, beantragte daher f�r den Ort Br�gge wieder eine Poststelle.

Am 16. Oktober 1933 war es endlich soweit: Eine kleine Post wurde genehmigt. Die Schalterstunden und auch der Zustellbereich wurden jedoch stark gek�rzt. Eingerichtet wurde die Poststelle II mit Zustellung in der Dorfstra�e 1. Zum Posthalter wurde der Schneider Gustav Siewers (27.2.1888 - 6.1.1965) ernannt.

In diesem Zweifamilienhaus in der Dorfstra�e 1 befand sich die Poststelle II von 1933 bis 1954. Posthalter war der Schneider Gustav Siewers. Das Raus wurde 1860 erbaut, beherbergte von 1868 bis 1874 eine Privatschule, wurde dann von dem Schneidermeister Heinrich Siewers erworben. Bis 1965 blieb das Anwesen in den H�nden der Familie Siewers. Anschlie�end wurde der Postbeamte Rolf Pohlmeyer Eigent�mer, bis das Haus 1978 einem Neubau weichen mu�te.

Die Briefpost kam t�glich um 7.45 Uhr mit dem Postauto (mit Personenbef�rderung) aus Neum�nster. Das bedeutete gleichzeitig den Dienstbeginn f�r den Posthalter. Von 8 bis 10 Uhr wurde der Schalter f�r die Kunden ge�ffnet, nebenbei verteilte Herr Siewers die ein-gegangenen Brief- und Paketsendungen. Im Hausflur diente ein Tisch als Schalter- bzw.

Page 13: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

13

Verteilbande, die Ausr�stung war schlicht. Im Zimmer nebenan lagen auf dem Schreib-tisch Formbl�tter und Stempel. An der Wand war das Telefon installiert, vielfach benutzt, da nur wenige Einwohner einen eigenen Apparat besa�en.

Nachdem der Postschalter geschlossen war, packte der Posthalter seine gro�e braune Le-dertasche und stellte die Briefpost im Ort zu. Er erledigte diesen Gang zu Fu�, w�hrend Herr Siewers die Zustellung in Br�ggerholz mit dem Fahrrad versah. Vor allem Tageszei-tungen mu�ten Tag f�r Tag bis in das letzte Haus gebracht werden und das bei Wind und Wetter, im Sommer wie im Winter. Unterwegs wurde der Postbote oft von den Einwoh-nern angehalten. Sei es ein Kl�nsnack, kleine Dienste oder nur Neuigkeiten, der Postb�t-tel, wie er genannt wurde, war der t�gliche gute Geist, auf den man wartete. Oftmals wur-de er zum Mittagessen bei den Bauern eingeladen, nat�rlich gab es auch ein Schn�pschen.Die kleine Poststelle wurde als Familienbetrieb gef�hrt. Die Ehefrau Selma bediente oft die Kunden, gab Telegramme durch, bediente den Fernsprecher und reinigte die Dienst-r�ume. Die Tochter Liane und auch die S�hne halfen bei der Zustellung, vornehmlich an Samstagen im Bezirk Br�ggerholz, damit der Vater ein wenig entlastet wurde.

Posthalter Gustav Siewers (ganz rechts) mit Ehefrau Selma im Jahre 1954.

Page 14: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

14

Die Poststelle im Haus Siewers um 1954.

Auch w�hrend des 2. Weltkriegs wurde die Post den Umst�nden entsprechend weiterge-f�hrt. Da der Posthalter f�r eine Einberufung zu alt war, mu�te er Verteidigungsaufgaben wahrnehmen, z.b. in der Flakstellung in Bothkamp. Dann f�hrte Selma Siewers (9.6.1895 -30.6.1975) die Poststelle. Auch die drei Kinder wurden zum Milit�rdienst einberufen.

Nach den schrecklichen Ereignissen begann der Wiederaufbau. Fl�chtlinge bev�lkerten die Stra�en und Orte. Auch bei der Familie Siewers wurden Notleidende untergebracht. 1950 wurde dann die Deutsche Bundespost gegr�ndet. Noch bis zum 31. Juli 1954 war der Post-halter Siewers im Dienst. Nach 21 Jahren Postdienstzeit wurde er 65j�hrig in den verdien-ten Ruhestand verabschiedet.

Die Post in Br�gge 1954 - 1986

Am 1. August 1954 �bernahm der Tischler Heinrich Kudlinski (geb. 2.7.1922) die Post-stelle in seinem Wohnhaus Dorfstra�e 22. Die amtliche Bezeichnung "Poststelle II mit Zustellung" �nderte sich vorerst nicht.

Page 15: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

15

Die Anforderungen an den Postdienst stiegen in den 60er Jahren ungemein. Die Dienststel-le war in den kleinen R�umen den Verkehrssteigerungen nicht mehr gewachsen. Mit Un-terst�tzung der Bundespost richtete der Posthalter im Nebengeb�ude einen neuzeitlichen Dienstraum her. Am 1. Januar 1968 war es soweit: Die neue Poststelle wurde eingeweiht. Gleichzeitig wurde diese aufgestuft, und Herr Kudlinski erhielt in Gegenwart von B�rger-meister Willrodt die Ernennungsurkunde zum "Posthalter I“.

Br�gge besa� nun eine Poststelle I mit festen Schalterstunden. Die �ffnungszeiten waren t�glich von 8 - 10 und von 15 - 16 Uhr (Samstags 8 - 10 Uhr). Zu diesen Zeiten konnten jetzt auch Ein- und R�ckzahlungen im Postsparkassendienst geleistet werden. Dabei f�hrte der Posthalter die Buchungen in den Sparb�chern selbst aus und mu�te sie nicht mehr nach Neum�nster einsenden.

Auch die Zustellung wurde neu geregelt. Zwei Bezirke entstanden, so da� die Ehefrau, Frau Greta Kudlinski (geb. 18.5.1925), als Postfacharbeiterin eingestellt werden konnte. Sie vertrat auch ihren Mann bei Abwesenheit. Ein Familienbetrieb war wieder vorhanden. Herr Kudlinski versah bis 10 Uhr seinen Schalterdienst und begab sich dann mit dem Fahrrad auf Zustellung im Ort. Er war vollbesch�ftigt mit damals 44 Wochenstunden, die Zustellkraft 30 Stunden Sp�ter �nderten sich die Zeiten: ab 1.1.1969: 43 und 33, ab 1.1.1972: 42 und 38, ab 1.10.1974: 40 und 40 Stunden. Die Wochenarbeitszeit sank, die Zustellkraft wurde Vollkraft.

Der Posthalter Heinrich Kudlinski 1965 mit dem Fahrrad auf Zustellung.

Die Schalterstunden wurden ab 3.7.1982 ge�ndert auf 8 - 9 sowie 15.30 - 17.30 Uhr. Da-mit war das Dienstende besser auf den letzten Postabgang geregelt.

Im Jahre 1984 wurde die Poststelle in Gro� Buchwald geschlossen. Die Br�gger Post �-bernahm nunmehr auch die Postzustellung in der Gemeinde Gro� Buchwald. Frau Kud-

Page 16: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

16

linski stellte mit einem Dienstwagen Briefe und Pakete im Teilbereich Br�gge, Br�g-gerholz und Gro� Buchwald zu.Mit der Zuruhesetzung der Postler Kudlinski am 31. Juli 1985 traten in Br�gge postalisch erhebliche Ver�nderungen ein. Ab 1. August 1985 wurde die Zustellung in Br�gge aufge-hoben. F�r die Gemeinden Br�gge, Bissee und Gro� Buchwald wurde die Postzustellung vom Postamt Bordesholm ausgef�hrt. Auch die Postleitzahl �nderte sich f�r die Gemein-den von 2351 in 2352. Die Gemeindevertretung erhob gegen diese Umorganisation keine Einw�nde. Pakete und P�ckchen stellt jetzt ein motorisierter Landzusteller, die Briefpost ein Zusteller mit dem Fahrrad zu. Vom Zusteller benachrichtigte Sendungen m�ssen vom Postamt in Bordesholm abgeholt werden.

Wohnhaus der Familie Kudlinski. Im Nebengeb�ude bestand die Poststelle von 1968 bis 1986.

Br�gge behielt eine Annahme-Poststelle I. Neue Posthalterin wurde die Angestellte Rut-hild St�hmer aus Wattenbek. Sie war bereits die Urlaubs- und Krankenvertreterin gewe-sen. Gleichzeitig mit dem Posthalterwechsel wurde die Schalter�ffnungszeit dem Bedarf besser angepa�t. Die Poststelle �ffnete nun von 8.30 - 9.30 und von 15.45 - 17.30, sams-tags 8.30 - 9.30 Uhr.

Bis zum 30.8.1986 blieb die Poststelle in den bisherigen R�umen. Die Verh�ltnisse waren sehr beengt, entsprachen nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen. Die Zuwegung und die

Page 17: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

17

Parkm�glichkeiten waren f�r Postfahrzeuge und Kunden unzureichend. Au�erdem wurde Eigenbedarf angemeldet. Neue, angemessene Dienstr�ume fand das Postamt Neum�nster in dem Haus Reese, Dorfstra�e 3. Der Ausbau erfolgte schnell und z�gig. Der Amtsvorste-her des Postamtes Neum�nster, Herr Hinrichs, und der B�rgermeister Hinz stellten der �ffentlichkeit die schmucke Post vor. Mit dem Umzug am 1.9.1986 kam eine moderne Poststelle wieder an den Ort, wo bereits Herr Essmann von 1888 bis 1921 die Postagentur f�hrte.

Die Schalterstunden wurden wiederum neu angepa�t und zwar von 9 - 10 und von 16 -17.30, samstags 9 - 10 Uhr. Der Briefkasten vor der Poststelle wird auch an Sonntagen geleert. Alle Dienste, die gro�e Post�mter anbieten, k�nnen jetzt auch in Br�gge get�tigt werden. Der Service ist umfassend.

Die heutige Ansicht der Annahme-Poststelle in 24582 Br�gge im Haus Dorfstra�e 3.

Page 18: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

18

Innenansicht der Poststelle. Die kleinen, aber kompakten R�umlichkeiten bieten Kunden und Bediensteten trotzdem allen Komfort.In unserem l�ndlichen Raum �bernimmt eine Postdienststelle eine wichtige Funktion. Je-dermann braucht die Post. Aber nur wenn viele B�rger die vielf�ltigen Postangebote rege in Anspruch nehmen, ist ein Fortbestand gew�hrleistet. Die Ums�tze und Verkehrszahlen m�ssen stimmen. Die Gemeinde Br�gge rief daher ihre B�rger auf, die Postgesch�fte ver-mehrt im heimischen Ort zu erledigen. Nach �ber 100 Jahren Post im Ort m��te es doch gelingen.

Page 19: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

19

Zeit Bezeichnung Amtsinhaber Ort Bemerkungen1888 - 1919 Kaiserliche Postagentur Heinrich Essmann

PostagentDorfstr. 3 Ab 1871 Deut-

sche Reichspost1919 - 1921 „ Frieda Essmann „1921 - 1933 Postagentur aufgehoben,

kein Postamt in der Ge-meinde,Postzustellung durch das Postamt Bordesholm

1933 - 1954 Poststelle II mit Zustellung Gustav SiewersPosthalter

Dorfstr. 1 Ab 1950 Deut-sche Bundespost

1954 - 1985 Poststelle II mit ZustellungAb 1968 Poststelle I mit Zustellung

Heinrich KudlinskiPostbetriebsassistent

Dorfstr. 22

1985 - 1986 Annahme Poststelle I Ruthild St�hmer Ange-stellte

Dorfstr. 22 Ab 1985 Postzu-stellung PA Bordesholm,neue Postleitzahl

1986 - 1995 Annahme Poststelle I „ Dorfstr. 3 Umzug, neue Dienstr�ume

1995 Deutsche Post AG Filiale Br�gge

„ „ Umwandlung der Post nach Postre-form

Postamtliche Bezeichnungen f�r die Gemeinde Br�gge

Zeit Postleitzahl Zusatz1888 BR�GGE in Holstein1921 - 1933 BR�GGE Post Bordesholm1950 24 b BR�GGE �ber Neum�nster1961 2351 BR�GGE �ber Neum�nstersp�ter 2351 BR�GGE Holst.1985 2352 BR�GGE Holst.ab 1.7.1993 24582 BR�GGE Holst.

Page 20: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

20

Ladungsaustausch der Landkraftpost bei der Poststelle gegen 17 30 Uhr.

Page 21: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

21

Stempel der Br�gger Post von 1921 (oben) und 1957 (unten).

Page 22: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

22

Stempel der Annahme-Poststelle I 2352 Br�gge. V.l.n.r.: Gummistempel, Tages-stempel und Annahmestempel.

Die Einf�hrung der neuen Postleitzahlen am 1. Juli 1993.

Page 23: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

23

Nummerzettel der Poststelle 2352 Br�gge. V.o.n.u.: Einschreiben-Nummerzettel, Paket-Nummerzettel (schwarz) f�r freie Pakete, Paket-Nummerzettel (braun) f�r unfreie Pakete und Verschlussmarken.

Page 24: Hofübergabeverträge der Hufe Stange, Bordesholm,€¦ · Wirtsh†user, 1 M•hle, 2 G†rtnereien. Die Zahl der Haushaltungen war 1895 112 in 92 H†usern. Das Kirchdorf Br•gge

24

Die Entwicklung der Briefgeb�hr (Porto).