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Vorlesung Sportpädagogik WS 2014/15 Prof. Dr. W.-D. Miethling Herzlich Willkommen zur Vorlesung Sportpädagogik! Heute: No dope – no hope? Zur Dopingproblematik im Sport

Herzlich Willkommen zur Vorlesung Sportpädagogik! · zum Doping dadurch gekoppelt ist, dass nur so eine optimale Wettbewerbsfähigkeit herzustellen ist, entsteht ein moralisches

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Vorlesung Sportpädagogik WS 2014/15Prof. Dr. W.-D. Miethling

Herzlich Willkommen zur

Vorlesung Sportpädagogik!

Heute: No dope – no hope?

Zur Dopingproblematik im Sport

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No dope – no hope?Zur Dopingproblematik im Sport

Überblick

1. Streiflichter

2. Zur Geschichte des Dopings

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz

im Trainings- und Wettkampfzyklus

4. Coping durch Doping: Motivkonstellation

5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

6. Was tun?

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1. Streiflichter

Wussten Sie schon,…

…, dass die Nationalmannschaft Deutschlands der

männlichen Leichtathleten im Jahr 2007 zum Europacup-

Meister des Jahres 2002 erklärt worden ist?

Grund: Die englische 4 x 100-Meter-Staffel wurde wegen

der Dopingsperre von Dwain Chambers nachträglich

disqualifiziert. Dadurch rutscht die DLV-Mannschaft vom

zweiten auf den ersten Platz der Gesamtwertung.

Fragen: Wer hat davon profitiert und wer wurde

benachteiligt? Welche Rolle hat der Internationale

Leichtathletik-Verband gespielt?

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1. Streiflichter

Wussten Sie schon,…

…, dass der leichtathletische Vereinsweltrekord der

Frauen über 4 x 100-Meter (in 42,20 Sek.) des SC

Motor Jena weiterhin Gültigkeit besitzt; gestrichen

und durch Sternchen ersetzt wurde der Name einer

Läuferin: Ines Schmidt (heute: Geipel).

Grund: Frau Geipel hatte beim DLV die Streichung

des Rekords beantragt, weil er im Zusammenhang

mit der Dopingpraxis im damaligen DDR-Sport-

System zustande gekommen sei.

Frage: Welche Orientierung des Leichtathletik-

Verbandes zeigt sich hier?

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1. Streiflichter

Wussten Sie schon,…

…, wie der Dopingplan Jan Ulrichs für die Tour

de France 2005 ausgesehen hat?

Erster Tag: Hormongabe HM; Zweiter Tag: Insulin

J-3, Hormon TGN und Kortikoide; dritter Tag:

TGN sowie PCH (vermutlich Testosteron); vierter

Tag: Hormongemisch HMG; fünfter Tag:

Pharmapause; sechster Tag: Insulin J-3; siebter

Tag: Reinfusion Eigenblut, Insulin J-3 sowie das

legale Vitamin E,..

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1. Streiflichter

Wussten Sie schon,…

…, welche „Betreuungskosten“ der spanische

Arzt Fuentes für prominente Kunden in

Rechnung stellte?

Jan Ullrich, Ivan Basso, Tylor Hamilton, Santiago

Botero oder Roberto Heras pro Person und pro

Jahr: 35.000 Euro zugl. pro Renntag beim Giro

oder der Tour 1000 Euro sowie pauschal 5000

Euro für den (früheren) Weltcup…

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1. Streiflichter

Wussten Sie schon,…

…, was der des Dopings überführte schottische Radprofi, David Miller,

auf die Frage geantwortet hat „Glauben Sie, das Peloton ist jetzt

halbwegs sauber?“ ?

„Das ist eine verdammt unrealistische Hoffnung, denn das wäre so, als

wenn Schweine fliegen könnten! Hey, das ist Profisport, und glaubt mir:

Solange Geld zum Sport gehört, wird es Doping geben. Und wenn du

etwas anderes glaubst, bist du leider ein verdammter Idiot. Aber

glücklicherweise, das glaube ich wirklich, wird es in fünf, sechs Jahren

nicht mehr diese bestimmten Ärzte geben, es wird dann kein

organisiertes Teamdoping mehr geben…“

(Süddeutsche Zeitung 08./09.07.06; S. 34)

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1. Streiflichter

Wahrscheinlich wissen Sie schon,…

…, was der Radrennfahrer Jörg Jaksche über seine Zeit beim Team

Once berichtet hat:

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1. Streiflichter

Familie – Boss, dem niemand widerspricht

– bezahlt fürs Treten nicht fürs Denken

Autoritäte „Familien“-Struktur mit unmündiger

Kind-Rolle

Komplett in der Hand der Mediziner – Arm

hingehalten – bleibt nichts anderes übrig

Ausgeliefert sein;

Fügung ins Unvermeidliche

nichts, was dich positiv macht;

haben auf ihre Fahrer aufgepasst;

dir wird nicht passieren

Vertrauen ins Expertentum;

Übertragung der Selbstverantwortung in die

Fremdverantwortung

drei Jahre volles Programm;

wollte es nicht wissen

Ausblenden von Sorgen oder kritischen

Gedanken; „Selbstschutz“

Mir ging es gut, war gesund, hatte gute

Erfolge

Leitende Orientierung: Positive

Stimmungslage und Erfolge

Die Rolle des Sportlers in einem geschlossenen Zwangssystem des Sports

Das „Rund-um-sorglos-Paket“

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1. Streiflichter

Tab. 1 Gegenüberstellung der Studien Boos et al. aus dem Jahr 1998 und Raschka et al. von 2011 (vgl.

Kläber 2011, S. 165)

Studien 1998 Lübeck 2011 Frankfurt 2011 Frankfurt

(inkl. Uni-Studios)

Männer: User-Anteil (%) 24 25 12,9

Frauen: User-Anteil (%) 8 14 3,6

User-Gesamtanteil (%) 16 19,5 8,25

Ärztliche

Dopingmittelversorgung (%)

15 28

Wussten Sie schon,…

…wie viele Fitnessstudio-Besucher den Gebrauch von Dopingmitteln bejahen?

Kläber (2012; S. 179)

Dunkelziffer?

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2. Zur Geschichte des Dopings

„dope“→ Wort eines südafrikanischen Dialekts;

hochprozentiger, selbstgebrannter Schnaps →

Stimulanz bei Kulthandlungen

„doping„ → Wort in einem englischen Wörterbuch von

1869; Mischung von Opium und Narkotika für die

Anwendung bei Pferderennen

Bereits Ende des 19. Jh. → „Schnelle Pulle“ beim

Sechs-Tage-Rennen (Mixtur verschiedener

leistungssteigernder Mittel)

1927 → befasste sich der Deutsche Sportärztebund

anlässlich eines Dopingfalles mit dem Problem →

Verbannung aus dem Amateursport

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2. Zur Geschichte des Dopings

„Fliegerschokolade“→ insbesondere Amphetamine im

Zweiten Weltkrieg

Ende der 50er Jahre (des letzten Jh.) → anabole

Steroide (Anabolika) im Sport (Olympische Spiele in

Rom 1960, Mexiko 1968, München 1972)

In den 70er Jahren → Doping-Listen zuerst vom

Internationalen Leichtathletik-Verband, dann IOC,

danach DSB

Ab 70er Jahre → Blutdoping und Erythropoetin

Heute → zusätzlich: Gendoping

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Epo

Erythropoietin (Epo) führt zu einer verstärkten

Bildung der sauerstofftransportierenden

Erythrozyten (rote Blutkörperchen), woraus

eine erhöhte Ausdauerleistung resultiert.

Wird unter die Haut oder intravenös gespritzt

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Eigenblut

Dem Sportler wird Blut abgenommen, welches

dann konserviert und gekühlt gelagert wird.

Anschließend kann die Erythrozytenbildung mit

Epo angeregt werden. Vor dem Wettkampf

wird das entnommene Blut wieder zugeführt,

so die Gesamtzahl der Erythrozyten im Blut

erhöht und damit direkt die

Leistungsfähigkeit gesteigert.

Intravenöse Verabreichung

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Hämoglobin

Hämoglobin ist der Sauerstoffträger im Blut

und normalerweise in den Erythrozyten

gebunden. Künstliches Hämoglobin liegt frei im

Blutplasma vor, die Ausdauerleistung wird

verbessert.

Verabreichung durch Infusion

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Kortikoide

Kortikoide sind in erster Linie

Entzündungshemmer. Für Sportler ist jedoch

vor allem die euphorisierende Wirkung

interessant.

Einnahme durch Injektion oder Infusion

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Synacthen

Adrenocortikotropes Hormon (ACTH) und sein

synthetisches Pendant Synacthen werden

missbraucht, um körpereigene Produktion von

Kortikoiden zu stimulieren und den damit

verbundenen euphorisierenden Effekt

auszunutzen.

Einnahme durch Injektion oder Infusion

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Anabolika

Anabole Substanzen (z. B. Testosteron,

Nandrolon) führen zu einem verstärkten

Muskelaufbau. Hinzu kommen

leistungssteigernde Effekte u. a. durch

Zunahme der roten Blutkörperchen sowie

Hämoglobinkonzentration.

Verabreichung z. B. über Hautpflaster

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Wachstumshormon

Mit Anwendung von Wachstumshormon (HGH)

erhoffen sich Sportler vor allem

Leistungsgewinne durch dessen anabole

Wirkung, die jedoch für gesunde Menschen

noch nicht nachgewiesen ist.

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Insulin

Insulin ist ein Hormon und veranlasst Muskeln

und Leber, nicht benötigte Glukose aus dem

Blut zu speichern, was sich direkt auf die

Leistungsfähigkeit auswirkt. Ausdauersportler

können so ihre Zuckerspeicher auf das bis zu

Zwölffache aufstocken, wenn parallel zum

Insulin Glukoselösung gespritzt wird. Hinzu

kommt eine anabole Wirkung von Insulin.

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Stimulantien

Sie werden weltweit häufig genutzt, meist kurz vor Beginn oder während des

Wettkampfes, insbesondere bei Sportarten mit hoher Ausdauerleistung.

Häufig benutzt werden: Amphetamine, Ephedrin und Koffein.

Die chemischen Strukturen von Amphetamin oder Ephedrin sind ähnlich den

körpereigenen Hormonen Adrenalin und Noradrenalin. Sie wirken auf das zentrale

Nervensystem und steigern die motorische Aktivität (Ansteigen der

Körpertemperatur, des Herzschlags und des Blutdrucks) und fördern die

Aggressivität des Sportlers, sind stimmungshebend bis zur Euphorie und erhöhen

die Risikobereitschaft.

Der Sportler verliert das Gefühl für die natürliche Leistungsgrenze, trotz großer

Erschöpfung des Körpers tritt keine Müdigkeit ein = Überschreitung der autonom

geschützte Reserve

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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Dopingmethoden

Vorher

•Erhöhung der Trainings-

umfänge u. -intensitäten

•Erhöhung der

Trainingseffekte

Während

•Physische Leistungs-

steigerung

•Psycho-sozial: Regulierung

(beruhigend oder stimmu-

lierend) der psycho-

physischen Spannung

Nachher

•Beschleunigung der

Regeneration

•Schnellere Behebung

von Verletzungen und

Krankheiten

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Wettkampfzyklus

3. Ausgewählte Dopingmethoden und ihr Einsatz im Trainings- und Wettkampfzyklus

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4. Coping durch Doping: Motivkonstellation

Coping durch Doping: Motivkonstellationen

• Mißerfolgs- und Nachteilsvermeidung

• Steigerung der eigenen Körpermöglichkeiten;

Verschiebung vorhandener Körpergrenzen

• Passung von Psyche und Spitzensport

• Zutritt zum Förderkartell und/oder

Absicherung bereits erfolgter Fördermaßnahmen

• Kompensation von Kontrolldefiziten der Sportverbände;

Anpassung durch Abweichung

• Stabilisierung der leistungsindividualistischen Sportleridentität

• Reduzierung ökonomischer Risiken

• Verheimlichung bereits vollzogener Devianz

Abb. Coping durch Doping: Motivkonstellationen (Bette, u. a. 2002; 367)

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

Vorbemerkung:

Sport ist gekennzeichnet durch die willkürliche

(konventionelle) Schaffung von Aufgaben, Hindernissen

und Problemen, die überwiegend mit körperlichen

(natürlich entwickelten) Mitteln überwunden und gelöst

werden. Er fußt auf den Prinzipien von Freiwilligkeit,

Chancengleichheit und Fairplay. Übergeordnet sind die

Rechte auf bio-psycho-soziale Unversehrtheit und der

Unantastbarkeit menschlicher Würde.

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

1. These: Doping stellt eine Gesundheitsgefährdung

dar, die über das dem Sport immanente Maß

erheblich hinausgeht.

Stichworte:

• Bekannte Gefährdung

• bekannte/unbekannte Nebenwirkungen

insbesondere durch chemische Manipulation

• unbekannte Folgewirkungen

• Selbstgefährdung, aber auch Gefährdung anderer

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

2. These: Doping ist Betrug. Es verletzt die

konstituierenden Prinzipien der Chancengleichheit

und des Fairplay.

Stichworte:

• Selbstbetrug

• Betrug der anderen Sportler, aber auch

beispielsweise der Zuschauer

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

3. These: Doping verletzt das Prinzip der Freiwilligkeit.

Wenn die freie Entscheidung zum Sport mit dem Zwang

zum Doping dadurch gekoppelt ist, dass nur so eine

optimale Wettbewerbsfähigkeit herzustellen ist, entsteht

ein moralisches Dilemma: Freier Wille zur Leistung

schließt unfreiwilliges Risiko ein.

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

4. These: Die Kommerzialisierung des Spitzensports

führt zu „singulärer Siegfixierung“, des Siegen-Müssens

um jeden Preis.

Betrügerische Strategien (wie die des Dopings) werden

durch den gesteigerten Erfolgsdruck der verschiedenen

Interessengruppen wahrscheinlicher, wenn sie nicht

doch durch interne und externe Instanzen gebannt

werden.

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

5. These: In der Dopingproblematik des Sports zeigt

sich ein Grundproblem moderner Gesellschaften,

nämlich die Frage nach der Ent- oder Begrenzung

von Technologien (z. B. Reproduktionsmedizin,

Gentechnologien) im Hinblick auf die Entwicklung

humaner Gesellschaften.

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5. Thesen zur Problematik des Dopings im Sport

„Man kann das Dopingverbot als einen Testfall dafür

ansehen, ob es gelingt, die Manipulation des

menschlichen Körpers innerhalb der Grenzen von

menschlicher Natur und Kultur zu halten…

Wenn es nicht gelingt, die Grenze zu bewahren, könnte

dies ein Anzeichen dafür sein, dass die neue Welle der

Technologie fähig sein wird, die körperliche Natur und

damit die Kultur insgesamt zu entwerten und letzten

Endes zu zerstören.“

(Gebauer, 2004; S. 191/2).

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6. Was tun?

• Unbegrenzte Freigabe von Doping im Sport?

• Vertrauen auf die „Selbstreinigungskräfte“ im Sport

(durch Athleten, Trainer, Betreuer,

Verbandsfunktionäre)?

• Gezielter Aufbau und Förderung von Anti-Doping-

Initiativen (Beispiel: Zehnkampf-Team e. V.)?

• Aufklärungsarbeit durch Wissenschaft und Medien?

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6. Was tun?

• Entwicklung präventiver pädagogischer Strategien in

Schule und Verein?

• Ausweitung internationaler Kontrollinstanzen und

Verschärfung der Sanktionsmöglichkeiten

(lebenslange Sperre)?

• Stärkere Sanktionsmöglichkeiten durch den Staat

(Anti-Doping-Gesetz)?

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Klausurfragen

• Erläutern Sie die Motivkonstellationen (Coping durch

Doping) wie sie von Bette, u. a. (2002) dargelegt

werden.

• Argumentieren Sie Pro- und Contra-Maßnahmen

(Was tun?) hinsichtlich der Doping-Problematik.

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Literatur

• Bette, K.-H. , Schimank. U., Wahlig, D. & Weber, U.

(2002). Biographische Dynamiken im Leistungssport.

Köln: Sport & Buch Strauß.

• Gebauer, G. (2004). Gegen die falsche Utopie des

Sports. In K. Hasselmann, S. Schmidt & C. Zumbusch

(Hrsg.), Utopische Körper (S. 183-192). München:

Wilhelm Dink.

• Court, J. & Hollmann, W. (1998). Doping. In O.

Gruppe & D. Mieth (Hrsg.), Lexikon der Ethik im Sport

(S. 97-105). Schorndorf: Hofmann.