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Herausgegeben vom Freistaat Sachsen INNOVATIVES SACHSEN Ein Magazin über besondere Ideen und wertvolle Netzwerke AB IN DIE ZUKUNFT!

Herausgegeben vom Freistaat Sachsen€¦ · wachsen und lebendig geworden sind und sich nun Innovationen nennen dür-fen. Was sie auszeichnet: Sie alle sind in ... INNOVATIVES SACHSEN

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Page 1: Herausgegeben vom Freistaat Sachsen€¦ · wachsen und lebendig geworden sind und sich nun Innovationen nennen dür-fen. Was sie auszeichnet: Sie alle sind in ... INNOVATIVES SACHSEN

Herausgegeben vom Freistaat Sachsen

innovatives sachsen

Ein Magazin über besondere Ideen und wertvolle Netzwerke

ab in die Zukunft!

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Sie kennen das vielleicht. Man hat eine Idee oder sogar einen ungewöhnlichen Einfall, denkt ein bisschen darüber nach, doch die Idee bleibt nur ein guter Ge-danke. Die Ideen, die wir für dieses Heft gesammelt haben, sind Gedanken, die ge-wachsen und lebendig geworden sind und sich nun Innovationen nennen dür-fen. Was sie auszeichnet: Sie alle sind in Sachsen entstanden. Mit diesem Heft wollen wir Sie einladen, einen Blick auf die sächsische Innovationskraft zu wer-

fen. Wir haben Menschen getroffen, die besonders viele Einfälle haben – Wissen-schaftler, Unternehmer und Gründer. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, was in den Fachbereichen der Universitäten und in den Entwicklungsabteilungen der Un-ternehmen passiert, woran in den Labo-ren getüftelt und was in den Gründer-zentren umgesetzt wird. Besonderes Augenmerk richten wir auf das wertvolle Miteinander in Sachsen. Welche Netz-werke wirken unterstützend und för-

dernd? Wo arbeiten Unternehmer und Entwickler zusammen? Welche For-schungsgruppen sind entstanden? Denn mindestens so wichtig wie die Idee sind die Bedingungen, die sie groß werden lassen. Schauen Sie sich um, und lassen Sie sich inspirieren! Falls Sie selbst eine Idee brauchen – gute Vorschläge für beflügelnde Orte in Sachsen finden Sie ganz hinten im Heft.

IhreRedaktion

Liebe Leserin, lieber Leser,

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DREH- UND ANGELPUNKT Leipzig und Dresden sind Teil einer bundesweiten Hub-Initiative. Was heißt das eigentlich?

UNTER STROM Bei der E-Mobilität fährt Sachsen ganz vorn mit. Wohin führt die Reise?

WIR HABEN VERSTANDEN Digitalisierung und Industrie 4.0: Eine Reise zu drei besonderen Orten

21 STARTSCHUSSForschen, gründen und investieren in Sachsen: Wie geht das?

»NAHE DER LICHT-GESCHWINDIGKEIT«Kommunikationstechnik wird immer schneller. Aber wie funktioniert das? Der Wissenschaftler Frank Fitzek im Interview

SCHAU GENAU! Ganz nah dran an sächsischen Produkten. Ein Bilderrätsel

RETTUNG NAHT Zwölf sächsische Ideen für eine bessere Zukunft

VORTEILE EINER PAUSENKULTUR Jung und Alt, Arbeit und Leben – wie bringt man das zusammen? Der Arbeits- und Organisa-tionspsychologe Jürgen Wegge im Interview

BALD MÖGLICH: THERAPIE VON ERBKRANKHEITENDer Wissenschaftler Frank Buchholz forscht an der Gen-Schere. Wem hilft das? Ein Interview

UMGEBUNG FÜR EINGEBUNGForscher, Gründer und Erfinder verraten ihre Orte der Inspiration. Wo fallen die Ideen in Sachsen vom Himmel?

Den Inhalt dieses Hefts und viele weitere spannende Infos zu den Protagonisten, Innovatoren und Projekten

finden Sie multimedial aufbereitet in unserem Online-Special www.so-geht-sächsisch.de/zukunft

Schauen Sie mal vorbei!

IMPRESSUM INNOVATIVES SACHSEN Ein Magazin des Freistaates Sachsen Herausgeber Freistaat Sachsen, Ralph Schreiber, Regierungssprecher (V.i.S.d.P.), Archivstraße 1, 01095 Dresden,

www.sk.sachsen.de Verlag SZ Scala GmbH Geschäftsleitung Angela Kesselring Redaktionsleitung Julia Decker Artdirection Marina Widmann Bildredaktion Eva Fischer Schlussredaktion Julei M.

Habisreutinger, Christine Uschold-Schlör, Gerlinde Wronski Chefin vom Dienst Ann-Kathrin Ntokalou Gesamtkoordination Ketchum Pleon GmbH, Käthe-Kollwitz-Ufer 79, 01309 Dresden, Druck Firmengruppe

APPL, PRINT.Forum, Industriestraße 48, 74912 Kirchardt Repro Compumedia GmbH. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik kein Entschädigungsanspruch. Eine Verwertung der urheberrechtlich

geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar,

soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Diese Drucksache wird auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes zur Verfügung gestellt.

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Wir zeigen, wie man Unternehmern Sinn und Zweck der Digitalisierung nahebringt (S. 6), lassen uns die inspirierendsten Orte im Freistaat zeigen (S. 28) und beleuchten, was es mit den Hubs in Leipzig und Dresden auf sich hat (S. 4). Außerdem werfen wir einen Blick in die Zukunft der Mobilität (S. 16) und unters Mikroskop (S. 22). Wer in Sachsen investieren, gründen oder forschen möchte, findet dazu eine Anleitung (S. 21). Und Prof. Wegge erklärt, wie man Leben und Arbeiten in ein gutes Gleichgewicht bringt (S. 26).

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Die Städte Leipzig und Dresden sind Teil einer deutschlandweiten Hub-Initiative. Wir erklären, was das bedeutet, und zeigen, wie durch das neue Miteinander wertvolle Synergien entstehen

Was macht die Gründerszene in Sachsen aus?Sie ist sehr vielfältig, die Start-ups stammen aus der Mikroelektronik, aber auch aus anderen Bereichen wie Materialforschung oder Life Sciences. Oft han-

delt es sich um Ausgründungen von Universitäten.Start-ups tun sich in Deutschland schwer damit, Risikokapi-talgeber zu finden. Wie sieht die Lage in Dresden aus? Geschichtsbedingt gibt es in den neuen Bundesländern wenige Erben und Hauptsitze großer Unternehmen. Die Lücke füllen staatliche Fonds. Außerdem haben wir 2013 die Hightech Venture Days in Dresden ins Leben gerufen. Hier kommen Firmengrün-der mit Investoren zusammen. Das klappt erstaunlich gut: Wir konnten Start-ups aus Europa und Risikokapitalgeber aus der gan-zen Welt gewinnen. Das kommt auch sächsischen Firmen zugute.

Bei der Digital-Hub-Initiative erhielt Dresden den Zuschlag zum »Smart Systems Hub – Enabling IoT«. Was erhoffen Sie sich davon? Dresden spielt vor allem bei Basistechnologien für die Industrie vorn mit. Gründer tun sich oft schwer, Großunternehmen mit kom-plexen Hierarchien und Fertigungsketten zu durchschauen. Eine Aufgabe des Hub ist es, diese Zusammenarbeit zu ermöglichen.

»Risikokapitalgeber nach Sachsen locken«

DREH- UND ANGELPUNKTBEWORBEN, GEWONNEN: Sachsen ist gleich zweimal dabei in der Digital-Hub-Initiative, die vom Bundeswirtschafts-ministerium und dem Digitalverband Bitkom ins Leben gerufen wurde. Sie soll helfen, in ganz Deutschland Knotenpunkte zu schaffen, in denen sich Start-ups, Mittelständler, große Firmen und Wissenschaft miteinander vernetzen. Dresden und Leipzig sind in den Kreis der zwölf Hub-Standorte aufge-nommen worden: »Smart Systems Hub – Enabling IoT« mit dem Schwerpunkt Mikroelektronik in Dresden, wo viele Firmen und Forschungseinrichtungen aus diesem Bereich beheimatet sind und auf dem Campus der TU Dresden ein neues Kompetenzzentrum gebaut wird. Hier verschmel-zen die Disziplinen Hardware, Software und Connecti-vity, und es werden maßgebliche Technologien für das Internet der Dinge entwickelt. Und »Smart Infrastruc-ture Hub« in Leipzig mit dem Schwerpunkt Ener-gie, Gesundheit und Smart City. Letzteres umfasst die E-Mobilität, Logis tik, intelligente Gebäude-technik und digitale Stadtinfrastruktur. Hier ist geplant, ein bestehendes Gründerzent-rum in der Baumwollspinnerei auszubauen und ein hochschul-übergreifendes Kompetenz-zentrum zur Energiewirt-schaft zu schaffen.

Bettina Voßberg leitet das HighTech Startbahn Netzwerk, das Start-ups aus dem Hochtechnologieumfeld unterstützt. Die HighTech Venture Days finden vom 18. bis 19.10.2017 statt. hightech-startbahn.de und hightech-venture-days.com

ZUR PERSON

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Leipzig

Dresden

Berlin

Hamburg

Köln

München

Frankfurt/Darmstadt

Dortmund

Stuttgart

Nürnberg

Potsdam

Mannheim

Karlsruhe

E2MDas Stromhandelshaus aus Leipzig vermarktet Strom aus dezentralen Erzeugungs- und Verbrauchsanlagen. www.energy2market.de

KIWIGRIDDie Dresdner Plattform zeigt Lösungen für Energie-Management im Internet der Dinge, z. B. für das Monitoring und die Optimierung des gesamten Haushalts-stromverbrauchs. www.kiwigrid.com

SONOVUMDas Leipziger Unternehmen hat ein Gerät zur Diagnose von Erkrankungen des Gehirns entwickelt, das nichtinvasiv eine kontinuierliche Kontrolle möglich macht. www.sonovum.de

RHEBODie Firma in Leibzig hat eine Software zur Überwachung aller Kommunikationsflüsse im Datenverkehr entwickelt, z. B. für die Abwehr von Hackerangriffen in der Industrie 4.0. www.rhebo.com

ZUM BEISPIELFÜNF START-UPS AUS DEN HUBS

Das Internet der Dinge ist ein Modebegriff, den man in den Nachrichten oft hört. Was damit gemeint ist, verstehen aber nur wenige. Kurz gesagt: Durch integrierte Chips sind Gegenstände oder Geräte in der Lage, miteinander zu kommunizieren. Autos werden ohne Fahrer durch die Innenstadt fahren, Roboter in Fabriken selbstständig Produkte herstellen, und der Kühlschrank wird automatisch die Milch bestellen, wenn die Packung leer ist. Das Dresdner Hochtechnologie-Cluster mit seinem Geflecht aus Chip-Herstellern, Software-Entwicklern und Telekommunikationsfirmen bietet ideale Voraussetzungen, um gemeinsam mit Forschungseinrichtungen vor Ort die Schlüsseltechnologien für das Internet der Dinge zu erarbeiten.

Herr Weber, Leipzig gilt als jung und hip. Hilft Ihnen dieses Image, Start-ups anzuziehen?

Ja, das ist ein Standortvorteil. Wir tun hier viel, um Start-ups zu fördern. Es gibt Inkubatoren, Coworking Spaces, Veranstaltungen. Hinzu kommt die Nähe zu Berlin. Die Szene wächst mittlerweile sehr schnell. Das überrascht mich manch-mal selbst.Was zeichnet diese Szene aus?Die spannendsten Firmen siedeln sich an den Schnittstellen an. Zum Beispiel ent-wickelt das Start-up Rhebo intelligente Sicherheitslösungen für die Kommunika-tion zwischen Maschinen, die sowohl in kritischen Infrastrukturen der Stadtwerke Leipzig als auch in Industrieanlagen von Porsche ausprobiert wurden. Bei branchen-übergreifenden Lösungen ist Leipzig stark.Bei der Digitalinitiative erhielt Leipzig den Zuschlag zum »Smart Infrastructure Hub«. Was planen Sie im Rahmen des Hub?Wir wollen neue Start-ups unterstützen, aber auch bleibende Strukturen wie ein uni-

versitäres Kompetenzzentrum zur Energie-wirtschaft schaffen. Das braucht Zeit, aber wir haben einen langen Atem.

»Bleibende Strukturen für Start-ups schaffen«

An 13 Standorten in Deutschland vernetzen sich Start-ups, Mittelständler und große Firmen zu Hubs.

MONKEY WORKS Das Dresdner Unternehmen bietet eine HMI-Softwarelösung zur Entwick-lung mobiler Apps an, mit denen sich Maschinen und Anlagen überwachen lassen. www.monkey-works.de

Internet der Dinge = Hardware + Software + Konnektivität

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Eric Weber leitet »SpinLab – The HHL Accelerator«, den Start-up-Inkubator der »HHL Leipzig Graduate School of Management«, und koordiniert den »Smart Infrastructure Hub«. www.spinlab.co

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Erklärt Fertigungsleitern und Unternehmenschefs in der Lernfabrik die Vorteile der Industrie 4.0: Nicole Jäpel, Mitarbeite-rin am Lehrstuhl von Professor Dirk Reichelt. Im Bild prüft sie das Werkzeugwechselsystem der Roboterzelle.

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FRIEDRICH-LIST-PLATZ 1. Was gibt es Schöneres als einen begeisterten Professor? Dirk Reichelt, Professor für Informations-management, fängt seinen Besuch gleich am Aufzug im neunten Stock des Zentralgebäu-des der Dresdner Hochschule für Technik und Wirtschaft ab. In den Augen des großen Mannes im weinroten Hemd ist so etwas wie Vorfreude zu entdecken, ganz, als habe er ein besonderes Geschenk vorbereitet. Reichelt geht wenige Schritte einen breiten Gang entlang und öffnet die Tür zu einem klimatisierten Raum, in dem eine kleine Fertigungsstraße zu sehen ist, die sogenann-te Lernfabrik. Eine Presse zum Beispiel bringt schwarzen Kunststoff in die Form eines Handygehäuses und versieht es neben-bei mit einem Chip. Eine Kamera fotogra-fiert das Gehäuse und prüft es auf Risse. Ein Roboter nimmt das Gehäuse auf und fährt es zu einer Fräse, die das Werkstück von Neuem bearbeitet. Und so geht es weiter. Eine beispielhafte Fertigung, die ihren Charme im Detail entfaltet. Dirk Reichelt führt an die Presse und hebt eines der schwarzen Gehäuse an. Mehrmals wendet er es vor seinen Augen. »Der Chip im Kunststoff macht das Handygehäuse unver-wechselbar«, sagt Dirk Reichelt. »Der Robo-ter erkennt den Chip und registriert sofort, um welches Produkt es sich handelt. Er kommuniziert sozusagen mit dem Gehäuse.« Die Kamera wiederum fotografiert die

Schale und schickt das Foto in die Cloud. Dirk Reichelt deutet nach oben: In der ima-ginären Datenwolke prüft eine Software das Bild, sucht nach Rissen und meldet mög-liche Fehler zurück. Und dann die Fräse. Dirk Reichelt geht weiter die Lernfabrik ent-lang. Er kniet sich hin und zeigt eine kleine Digitalanzeige in Bodennähe. Dort steht, wie viel Luftdruck die Fräse im Einsatz be-nötigt, wie viel Energie sie verbraucht. Das alles zusammen ist das Internet der Dinge:

Werkstücke teilen Robotern ihre Identität mit, Cloudprogramme prüfen Livebilder auf Macken, Sensoren vermerken den energeti-schen Aufwand. Mit all diesem Wissen, so Dirk Reichelt, können Unternehmer ihre Produktionen fehlerfreier und effizienter gestalten. Der Professor führt mit Schwung und manchmal fast atemlos an den Modu-len entlang. Man kann die Begeisterung verstehen. In Deutschland gibt es bislang nur wenige Orte, an denen sich Unterneh-

Wie bringt man Unternehmern Sinn und Zweck der Digitalisie-rung oder der Industrie 4.0 so richtig nah? Wie zeigt man das Wesen von Innovation? In Dresden gibt es auf diese Fragen sehr plastische Antworten. Eine Reise zu drei besonderen Orten

Wir haben verstanden

Text Peter Wagner Fotos Lêmrich

MÜSSTE FUNKTIONIEREN: Nicole Jäpel mit ihrem Kollegen Robert Ringel in der Lernfabrik.

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Page 8: Herausgegeben vom Freistaat Sachsen€¦ · wachsen und lebendig geworden sind und sich nun Innovationen nennen dür-fen. Was sie auszeichnet: Sie alle sind in ... INNOVATIVES SACHSEN

mer derart verständlich dem Wesen und Nutzen der Industrie 4.0 nähern können. »Wir wollen Berührungsängste abbauen«, sagt Dirk Reichelt. »Wir zeigen hier die Basistechnologie des Internets der Dinge. So können wir allen Interessierten einen Ein-blick in die Praxis geben.« Im guten Fall gewinnt ein Fertigungsleiter hier Ideen für

seine eigene Arbeit. Im besten Fall geht er mit der Inspiration für ein neues Produkt nach Hause. Die Führung durch die Lernfa-brik kann man übrigens buchen, fast wie eine Reise. Als das Bundeswirtschaftsminis-terium im Frühjahr die Namen von zwölf Digital-Hubs bekannt gab, fielen nämlich auch die Namen Dresden und Leipzig (siehe Seite 4). In Dresden setzen sich so viele Ein-richtungen mit dem Internet der Dinge aus-

einander, dass man die Stadt zum »Smart Systems Hub« adelte. Die Verantwortlichen freuten sich und entwickelten in Windesei-le sogenannte Trails, entlang derer Besucher das Standortwissen erkunden können. So landet man zum Beispiel bei Dirk Reichelt im 9. Stock und sammelt Inspirationen da-für, wie das Internet der Dinge die eigene Produktion verbessern könnte. So landet man aber auch am Lehrstuhl für Soft-waretechnologie von Uwe Aßmann, TU Dresden, Fakultät für Informatik.

NÖTHNITZER STRASSE 46. Zu Fuß sind es gerade mal 20 Minuten Fußmarsch von Herrn Reichelt zu den Informatikern. Ein erfrischend heller Neubau ist hier zu bestaunen, die bodentiefen Fenster wurden von den Architekten mit grünen Sichtblen-den versehen, darauf ein Muster, das an Lochkarten erinnert. Oben, im zweiten Stock, neben grasgrün gestrichenen Wän-den, bauen die Doktoranden Christian Piechnick und Georg Püschel ihre aufsehen-erregende Erfindung auf. Sie schieben einen mannshohen Roboterarm auf den Gang vor

ihrem Büro. Mächtig steht er auf vier Rollen, ein Greifarm ragt in die Luft. Und dann kommt der Kniff: Christian Piechnick zieht sich eine einfache Trainingsjacke mit einge-nähten Platinen an und streift verdrahtete und mit Chips versehene Handschuhe über. Er bewegt seinen rechten Arm und löst das Entscheidende aus: Der Roboterarm voll-zieht die Bewegung nach. »Die Software zeichnet die exakte Position meines Armes auf und gibt sie an den Roboter weiter« sagt Christian Piechnick. Was wie ein nettes Spielchen aussieht, ist der Kern einer klei-nen Revolution: Piechnick und Püschel sprechen von »Demonstration Based Teaching«. Als die beiden jungen Informa-tiker und ihr Team die Entwicklung auf der Hannovermesse präsentierten, ernteten sie Staunen. »Das Programmieren eines Indus-trieroboters dauert für gewöhnlich mehrere Wochen und kostet Zehntausende von Euro«, sagt Christian Piechnick. Die Senso-renjacke und die Handschuhe verkürzen diesen Prozess: Jacke anziehen, bewegen, Daten an den Roboter geben. Eine Sache von Minuten. Menschen können künftig auf

Georg Püschel und Christian Piechnick haben in den letzten beiden Jahren eine neue Form der Roboterprogrammie-rung entwickelt: Die beiden Forscher vom Lehrstuhl Prof. Uwe Aßmann zeigen, wie »Demonstration Based Teaching« funktioniert. Gemeinsam mit Maria Piechnick, Jan Falkenberg und Sebastian Werner arbeiten sie an dieser Lösung.

Die Lernfabrik soll Berührungsängste mit der Industrie 4.0 abbauen

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diese Weise »in einen Roboter schlüpfen« und die Maschine an ihrer statt arbeiten las-sen – etwa in einem Reinraum eines sächsi-schen Chipherstellers wie Infineon oder künftig Bosch. Das ist ohnehin ein entschei-dender Punkt. Weder die Lernfabrik noch die Sensorenjacke sind isolierte Entwicklun-gen einzelner Genies, sie sind Gemein-schaftsprojekte und beziehen sich fast im-mer auf mögliche Anwendungen. Dirk Reichelt zum Beispiel arbeitet eng mit einem Fraunhofer-Institut zusammen. In seiner Lernfabrik werden unter anderem Fallbei-spiele örtlicher Großunternehmen wie Infi-neon oder VW bearbeitet; die Dresdner Entwickler von ZIGPOS liefern Sensornetz-werke und Ortungssysteme; die Leipziger Firma ccc installierte Industriesoftware zur Energieverbrauchsmessung; die Dresdner Datenbankspezialisten von Robotron küm-mern sich um die Cloudlösungen. Und das ist nur der Beginn einer langen Liste von Kooperationspartnern. Der »Smart Systems Hub« in Dresden bildet den Rahmen für ein neuartiges Maker-Zentrum, in dem Ent-wickler das Wissen einer Region zu Innova-tionen formen. Christian Piechnick von der TU Dresden hat die Wirkweise des Hub be-reits am eigenen Leib erfahren. Die Treffen im Rahmen der Initiative gaben der Idee vom »Demonstration Based Teaching« kräf-tigen Schub: Für eine Präsentation des Tele-kom-Vorstandes Tim Höttges arbeitete man mit dem 5G-Projekt von Professor Frank Fitzek zusammen (siehe Seite 11). Im Inter-net findet sich ein Film, in dem Höttges ei-nen Roboter so bewegt, wie es Christian Piechnick eben vorgemacht hat. Diese Er-fahrung hat Piechnick zu einer entscheiden-den Einsicht verholfen. »Man braucht im-mer einen Ort und einen Rahmen, in dem man mit anderen ins Gespräch kommen kann«, sagt der junge Informatiker. »Sonst entwickelt man sich nicht weiter.«

WETTINER PLATZ 7. Der letzte Satz aus der Nöthnitzer Straße steckt dem Besuch noch im Kopf, als auf dem Gelände des Kraftwerk Mitte die Kette fällt: Frank Neu-ber von der DREWAG, den Dresdner Stadt-werken, entfernt das schwere Schloss zu Halle 9. Er stößt eine Tür auf, die in Vergan-genheit und Zukunft zugleich führt. Altes Ziegelmauerwerk erhebt sich vor den Au-gen, 3000 Quadratmeter Fläche, vier Stock-werke. Die Besucher nehmen den kühlen

Hauch einer verlassenen Schaltzentrale wahr, in der einst Transformator neben Transformator stand. Die DREWAG hat das 40 000 Quadratmeter große Innenstadt- gelände neu belebt. Bis 1994 qualmte hier ein Kohlekraftwerk, jetzt sind Staatsoperette Dresden und das theater junge generation eingezogen. Das Heinrich-Schütz-Konser-vatorium lehrt in neuen Räumen, es gibt ein Energiemuseum, eine Diskothek, Cafés. Ein kreativer, interdisziplinärer Ort, ganz nach Ronald Scholz’ Geschmack. Gemeinsam mit Nico Herzberg folgt er Frank Neuber durch den noch ungenutzten Bau. Die Farbe im Treppenhaus blättert von der Wand, aber Scholz’ Vision tut das keinen Abbruch. Er sieht hier 3-D-Drucker und Rapid-Prototy-

ping-Workshops, in denen Unternehmer Produkte entwickeln. Er sieht hier Virtual Reality zum Testen und Design Sprints, in denen Entwickler das Mögliche wagen. »Ich fuhr mit der Bahn vorbei und sah das Plakat ›Wir haben noch Flächen‹ «, erinnert sich Scholz. Er gründete mehrmals selbst, führte ein Softwareunternehmen an die Börse und greift heute Start-ups unter die Arme. In der Halle 9 sollen Unternehmer die Digitale Transformation verstehen. »Das werden Räume, in denen der Erzge-birgische Räuchermännchenhersteller mit den IT-Spezialisten von SAP in Kontakt kommt«, sagt Ronald Scholz. Er will all das Wissen der Start-up-Industrie jenen ver-mitteln, die es dringend brauchen können.

HERZLICH WILLKOMMEN IN DER ZUKUNFT: Georg Püschel (links) und Christian Piechnick im Foyer der Fakultät für Informatik an der Nöthnitzer Straße.

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»Das Angebot muss niedrigschwellig sein«, sagt Scholz. »Die Unternehmer sollen hier erleben, was die Digitalisierung kann. Sie sollen diese Entwicklung anfassen.« An der Stelle beschreibt Ronald Scholz einen wun-den Punkt der Digitalisierung. Alle lesen von dieser einschneidenden Transforma-

tion, doch die Botschaft kommt zu selten an. »Viele brauchen ein Erlebnis, eine Begeg-nung, einen Impuls, ehe sie das Thema an-gehen«, sagt Ronald Scholz. Neben ihm nickt Nico Herzberg. Er verantwortet die Ausbildung bei SAP Dresden und war einer der Ersten, die Scholz’ Vision teilten: SAP

will in der Halle 9 nach dem Umbau ein In-novations- und Ausbildungszentrum unter-bringen. »Wir wollen hier überlegen und zeigen, wie die Arbeit der Zukunft aussieht«, sagt Herzberg. Das große Softwarehaus möchte sich einer breiteren Masse öffnen. Die Halle 9 soll zum Schaufenster werden,

zur Kontaktbörse, in der man mit der säch-sischen Wirtschaft ins Gespräch kommt. Herzberg und Scholz folgen Frank Neuber in den vierten Stock, wo ein Oberlicht den Raum erhellt. Hier wird ein Konferenzraum entstehen, hier sollen in drei Jahren Ideen zum Leben erwachen. Die beiden stecken ihre Köpfe zusammen und diskutieren den anstehenden Umbau. Sie sind mit ihrem Vorhaben nicht allein, weitere Partner haben dem Projekt ihre Partnerschaft versichert, darunter eine Bank und eine Krankenkasse. Der Bedarf ist einfach zu groß. »Wir haben in unserem Land viele 100-Mann-Firmen, die sich endlich der Digitalisierung widmen müssen«, setzt Ronald Scholz zu einem Plädoyer an. »Diese Unternehmen brauchen einen Ort, an dem sie sich möglichen Fachkräften vorstellen können. Diese Unternehmen brauchen einen Ort, an dem sie sich weiter-entwickeln können.« Man darf annehmen, dass Christian Piechnick und Dirk Reichelt diesen Satz unterschreiben würden. •Mehr Informationen zum Smart Systems Hub Dresden und zu den angebotenen Trails auf www.smart-systems-hub.de

WOLLEN UNTERNEHMERN DIE VORTEILE DER DIGITALISIERUNG NOCH VIEL PLASTISCHER MACHEN: Ronald Scholz vom Inkubator Sherpa.Dresden (links) und Nico Herzberg, Ausbildungsleiter bei SAP Dresden.

Unternehmer brauchen Orte, an denen sie die Digitalisierung anfassen können

DAS SÄCHSISCHE HIGH-TECH-ÖKOSYSTEMDresden ist heute der größte Halbleiterstandort in Europa. Die Basis dafür legten Wirtschaftspolitiker in den Neunzigerjahren: Damals sie-delten sich Chipproduzenten wie AMD oder Infineon in der sächsi-schen Hauptstadt an. Die großen Namen erzeugten einen Sog und zogen weitere Unternehmen an. Bald war die Rede vom »Leucht-turm« Sachsen, weil nirgendwo sonst so viel Wissen rund um Halblei-ter- und Hochtechnologie versammelt ist. Heute produzieren Unter-nehmen wie Globalfoundries, X-Fab oder Infineon hier Prozessoren für die weltweite Digitalisierung. Zählt man alle Unternehmen der Hochtechnologie zusammen, kommt man in Sachsen auf 2300 Fir-men mit 60 000 Mitarbeitern und 14 Milliarden Euro Jahresumsatz.

Nicht in der Rechnung sind die vier Universitäten und fünf Fachhoch-schulen. Hinzu kommen neun Fraunhofer-, drei Leibniz-, ein Helmholtz- und zwei Max-Planck-Institute. Und dieses High-Tech-Ökosystem wächst und gedeiht weiter. Globalfoundries, der Hersteller mit den meisten Mitarbeitern vor Ort, will in den nächsten Jahren 1,7 Milliarden Euro in sein sächsisches Werk investieren. Infineon beabsichtigt, weitere 100 Millionen Euro auszugeben. Bosch, der größte Autozulieferer der Welt, kündigte im Sommer an, in Sachsen eine neue Halbleiterfabrik für eine Milliarde Euro zu bauen. Das ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Noch mehr Geschichten zur Halbleiterbranche in Sachsen finden Sie in unserem Online-Special: www.so-geht-sächsisch.de/zukunft

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» Nahe der Lichtgeschwindigkeit «

Wie kommunizieren wir in Zukunft miteinander?  Prof. Dr. Frank Fitzek beschäftigt sich mit elektronischer Kommunikation

und der Frage, wie schnell Daten übertragen werden können

Interview Serge Debrebant

Herr Prof. Fitzek, Sie forschen am  5G Lab an der Technischen Universität  Dresden an der nächsten Generation  des Mobilfunks. Was haben wir uns darunter vorzustellen? 5G wird ganz Neues ermöglichen, nämlich das Internet der Dinge. Das heißt: Es wird nicht nur zehn Milliarden Menschen miteinander verbinden wie die alten Standards, sondern zu-sätzlich 500 Milliarden Maschinen. Vom 1G über 2G und 3G bis zu 4G – also LTE – gab es eine Evolution. 5G bedeutet eine Revolution.

Sie befassen sich mit ferngesteuerten Chirurgie-Robotern und selbstfahrenden Autos. Wann werden diese Dinge zu unserem Alltag gehören? In unseren Tests funktioniert die Technik schon sehr gut. Das Besondere an den Medi-zinrobotern ist aber nicht, dass man sie fern-steuern kann, diese Technik gibt es heute schon. Aber viele Ärzte scheuen sich davor, sie zu benutzen, weil ihnen das haptische Feedback fehlt, das sie von herkömmlichen Eingriffen kennen. Genau das wird aber durch 5G möglich, weil das neue Netz die Da-ten in Echtzeit überträgt. Zum Hören und Sehen kommt jetzt auch der Tastsinn. Deswe-gen sprechen wir auch vom taktilen Internet.

Sie sagen, dass das 5G-Netz die Daten in Echtzeit übertragen kann. Wie ist das möglich? Dafür braucht man eine sehr geringe Reaktionszeit, in der Fach-sprache sagen wir »Latenz«. Wenn Daten heute mit LTE übertra-gen werden, dauert das mindestens 30 Millisekunden. Im 5G-Netz wollen wir die Reaktionszeit auf eine Millisekunde verringern. Wir bewegen uns dann nahe der Lichtgeschwindigkeit.

Welche anderen Eigenschaften zeichnen das 5G-Netz aus?Es kann 1000-mal mehr Daten transportieren, es kann 100-mal mehr Endgeräte vernetzen, es ist 1000-mal stabiler. Aber die schnelle Reaktionszeit ist das Entscheidende. Sie wird es ermög-lichen, auf eine völlig neue Art Maschinen zu steuern und Syste-me zu regeln.

Wenn jemand die Kontrolle über selbstfahrende Autos gewinnt, könnte er viel Schaden anrichten. Wie sicher  ist ein solches Netzwerk?Extrem sicher. Das hängt mit dem Aufbau des 5G-Netzes zusammen. Heute werden Daten in Paketen versandt und über zentrale Knotenpunkte weitergeleitet. Man muss sie verschlüsseln, damit Kriminelle sie nicht le-sen können. In Zukunft wird es Tausende kleinerer Knotenpunkte geben, dadurch wird es schwieriger, den genauen Übertra-gungsweg vorherzusagen. Daten werden auch nicht mehr als Pakete verschickt, son-dern als mathematische Formeln, die man am Ziel wieder zusammenfügt. Ein Daten-dieb müsste alle Formeln abgreifen können, um die Daten zu entschlüsseln – das ist so gut wie unmöglich.

Welche Rolle spielt das 5G Lab  dabei, den neuen Mobilfunk-Standard  zu definieren?Wir haben mehrere Jahre Vorsprung vor an-deren Einrichtungen und bauen ihn immer weiter aus. Das Besondere an unserem An-satz ist, dass Forscher, Unternehmen und Verbände von Anfang an zusammensitzen. Wir tauschen uns regelmäßig mit Unterneh-men wie BMW, Vodafone oder der Deut-

schen Telekom aus. Dadurch kennen wir die Probleme, die im Alltag auftreten – und können mit unseren Neuerungen die Netze schon heute verbessern.

Automatische Sämaschinen, selbstfahrende  Autos, Industrieroboter – machen wir uns durch den  technischen Fortschritt selbst überflüssig?Gut ausgebildete Fachkräfte werden in Zukunft von noch größe-rer Bedeutung sein. Aber die Arbeit verändert sich. Mensch und Maschine werden immer enger zusammenarbeiten. Stellen Sie sich vor, Sie müssten eine Kiste mit Schrauben sortieren. Sie füh-ren dem Roboter vor, wie man das macht, und er erledigt dann den Rest. Roboter sind für Routineaufgaben geeignet, der Mensch bleibt aber die Quelle für Innovation und Neues. •Fo

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Frank Fitzek lehrt als Professor am Institut für Nachrichtentechnik an der TU Dresden und steht als Koordina- tor dem 5G Lab Germany vor. Hier arbeiten 500 Wissenschaftler an den Grundlagen für die fünfte Generation des Mobilfunks. Fitzek ist auch als akademischer Sprecher des Smart Systems Hub tätig, eines Innovations-zentrums, das sich mit dem Internet der Dinge beschäftigt (mehr dazu auf Seite 5). www.5glab.de

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Entlegene Mineralquellen werden zugänglichMetalle und Industrieminerale lagern oft in schwer erreichbaren Regionen. Dr. Richard Gloaguen, Abteilungsleiter des Bereiches Erkundung vom Helm-holtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, geht daher mit Drohnen auf die Suche nach den wichtigen Rohstoffen. Mithilfe hyper- spektraler Kameras, die Mineralien aus weiter Ferne erkennen, erkundet er auf der ganzen Welt mögliche Lagerstätten, bisher unter anderem in Grönland, Finnland und Südafrika. www.hzdr.de

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Künstliche Ohren, grüner Versand und Viagra für Pflanzen: Nachhaltige Ideen

aus Sachsen, die die Welt verbessern

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Am OncoRay Center der Medizinischen Fakultät an der TU Dresden wird an der Optimierung der Protonentherapie im Kampf gegen Krebs geforscht. Die Proto nentherapie ist ein neues, höchst präzises Strahlenverfahren: Kranke Zellen werden effektiv zerstört, und gesundes Gewebe wird geschont. Um die Behand-lung weiter zu verbessern, arbeitet die Physikerin Theresa Werner aktuell an einem Echtzeit-Detektorsystem zur Reichweitenkontrolle des Protonen- strahls im menschlichen Körper. www.oncoray.de

Bestrahlung wird

schonender und effektiver

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Medizinische Forschung ohne Tierversuche wird möglichTierversuche spielen in der medizinischen Forschung eine wichtige Rolle. Doch Studien haben gezeigt, dass die Übertragung von Studienergebnissen auf den Menschen nur bedingt geeignet sind. Mikrophysiologische Systeme wie sie am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik in Dresden entwickelt werden, können mittelfristig eine signifikante Reduktion der Tierversuche erreichen: Ein »Nachbau« menschlicher Organe wird möglich, an denen Medikamente medizinisch effekti- ver getestet werden können. www.iws.fraunhofer.de

Elektro-Recycling wird attraktiverAllein in Deutschland liegen ungefähr 100 Millionen Alt-Handys ungenutzt im Schrank. Nun macht Binee Box aus Leipzig das Recycling von Elektroklein-geräten attraktiver: An 14 Standorten in Leipzig kann man bereits alte Geräte abgeben und wird dafür belohnt, etwa mit einem Gutschein für eine Kugel Eis oder mit 50 Euro Rabatt für den Kauf eines neuen Rads. Mehr Standorte und ein Konzept für Medikamentenentsor-gung sind geplant. www.binee.com

Windeln werden nachhaltigDie Dresdnerin Stephanie Oppitz löst mit ihrer WindelManufaktur gleich zwei Pro-bleme von Hygieneartikeln auf einmal: Ihre Stoffwindeln und -binden, Feucht- und Taschentücher, Abschminkpads, Still- und Slipeinlagen sind wasch- und wiederver-wendbar. Anders als herkömmliche Pro- dukte enthalten sie keine chemischen Zusatzstoffe, die Hautirritationen auslösen können, und alle werden von Hand u. a. aus Biobaumwolle, Hanf- und Bambusstoffen sowie Merinowolle gefertigt – in modernen Designs. Für den Herbst plant sie eine neue Marke für nachhaltige Damenhygienepro-dukte. www.windelmanufaktur.com

Verhütung undEmpfängnisoptimierung werden hormonfreiDer OvulaRing der VivoSensMedical GmbH aus Leipzig kann die fruchtbaren Tage präzise bestimmen – für Frauen mit Kinderwunsch oder zur natürlichen hor- monfreien Verhütung. Der Ring wird fast ausschließlich in Sachsen produziert: Der Kunststoff kommt aus Leuna, die Ringe werden in Radeberg gefertigt, die Keramik für die Sensoren stammt aus Meißen, Sen- soren und Lesegeräte werden in Leipzig gebaut. www.vivosensmedical.com

Die Fachbegriffe in medizinischen Befunden können Patienten verunsichern. Damit das nicht passiert, übersetzt das Team von »Was hab ich?« in Dresden zusammen mit Ärzten und Medizinstudenten solche Diagnosen in eine verständliche Sprache – kostenlos und anonym. Außerdem schulen sie Mediziner in patientenfreundlicher Kommunikation. www.washabich.de

Befunde werden

verständlich

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Autofahren wird smartZu stark zu beschleunigen oder zu spät in den nächsten Gang zu schalten verbraucht unnötig viel Kraftstoff beim Autofahren. Das Telematiksystem von ekoio smart telematics aus Leipzig analysiert hersteller- und markenübergreifend Fahrzeugdaten und gibt u. a. Hinweise zu einer nachhal-tigen Fahrweise. Bis zu 15 Prozent Treibstoff können dadurch in Flotten gespart werden. Bisher ist das System für Logistik- und Lieferdienste sowie Autovermietungen erhältlich, ein Fahrassistent für Privat-kunden wird derzeit in Kooperation mit dem VW Future Mobility Incubator in der »Gläsernen Manufaktur« in Dresden entwickelt. www.ekoio.com

Organe werden nachrüstbar Weil es kein passendes Spenderorgan gibt, sterben allein in Deutschland jeden Tag etwa drei Menschen. Dr. Ina Prade vom Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen in Freiberg hat ein Verfahren entwickelt, um die Gerüststruk-turen von Organen und Geweben wie z. B. ein menschliches Ohr durch 3-D-Druck-verfahren herzustellen und diese mit einer Tinte mit lebenden Zellen zu besiedeln, das dann als Implantat verwendet werden kann. Der dafür notwendige 3-D-Drucker wurde von dem sächsischen Unternehmen GeSIM mbH entwickelt. www.filkfreiberg.de

Paketversand wird nachhaltigEtwa drei Milliarden Pakete werden pro Jahr in Deutschland verschickt. Das Start-up TiMMi Transport aus Leipzig will den Versand umweltfreundlicher machen: Über ein Netzwerk stellt es Fahrradkuriere und private Mitfahrgelegenheiten zur Verfügung, die füreinander Pakete, Bestellungen und andere Lieferungen auf ihren Wegen mit- nehmen, die sie ohnehin zurücklegen. Der Rest wird per Radkurier transportiert. Im Moment ist der Dienst in Leipzig aktiv, ab September sollen mehrere deutsche Städte folgen. www.timmitransport.de

Schlechte Böden werden fruchtbar »Technischer Humus« wird die Erfindung der Novihum Technologies GmbH gern genannt. Das Unternehmen aus Dresden hat in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität vor Ort eine Technologie zur Humusanreicherung ausgezehrter Böden entwickelt: Mit einem Granulat, das aus Braunkohlestaub gewonnen wird, können Böden ertragreicher gemacht und gegen Erosion geschützt werden, sogar in Wüsten-gebieten und Steppen. www.novihum.com

Das Chemnitzer Start-up PI ROPE, gegründet von einem Forscherteam um Ingo Berbig von der TU Chemnitz, hat superleichte Speichen aus hochfestem Polyester entwickelt, die Fahrräder zukünftig leichter machen sollen. Die Hightech-Fasern sind sehr stabil und zugleich viel leichter als herkömmliche Speichen aus Stahl und Edelstahl. Das macht sie vor allem für Rad- und Roll-stuhlsportler interessant. Im Herbst will PI ROPE mit einer Crowdfunding-Kampagne die Speichen auf den Markt bringen. www.pirope.net

Fahrrad- fahren wird

noch leichter

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» Alle Erbkrankheiten könnten  therapierbar werden «

Prof. Dr. Frank Buchholz forscht zur Genomchirugie. Seine Studien und erste Erfolge machen nicht nur Krebspatienten Hoffnung

Interview Kathrin Hollmer

»Dresdner Forscher heilen HIV-Infektion« lautete  im vergangenen Jahr die Schlagzeile zu Ihrer HIV- Forschung an der TU Dres-den. Wie ist Ihnen dieser Durchbruch gelungen?Diese Schlagzeile ist zu reißerisch. Man muss da immer noch vor-sichtig sein, wir versuchen, nicht zu große Hoffnungen zu schüren. Bisher können wir sagen, dass wir in Kollaboration mit Prof. Hauber am HPI in Hamburg einen neuen, vielversprechenden Ansatz zur HIV-Therapie entwickelt haben, der im Labor und in Tierversuchen gut funktioniert hat. Bei den Tieren konnten wir das Virus danach nicht mehr im Körper nach-weisen. Ob dies auch beim Menschen gelingt, ist noch unklar. Wie haben Sie es geschafft, die HIV-Infektion praktisch rückgängig zu machen?Das HI-Virus ist ein Retrovirus, was bedeutet, dass es sein eige-nes Erbgut in das menschliche Erbgut einschleust. Wenn man sich einmal mit dem Virus infiziert hat, ist man darum sein Le-ben lang infiziert. Bisher gibt es deshalb keine Heilungsmöglich-keiten, man kann nur mit Medikamenten eine Vermehrung des Virus im Körper verhindern. Wir verfolgen seit längerer Zeit ei-nen neuen Ansatz: Mithilfe von Genomchirurgie wollen wir ge-netische Erkrankungen therapierbar machen.Was bedeutet das?Vereinfacht gesagt, haben wir ein Enzym entwickelt, das in den menschlichen Zellen nach spezifischen Sequenzen des Virus sucht und wie eine Art winzige »Gen-Schere« das Virus-Genom aus dem menschlichen Genom herausschneidet. 2007 ist uns das als erste Gruppe weltweit gelungen. Im Moment bereiten wir klinische Studien am Menschen vor, die Finanzierung hierfür stellt jedoch eine Herausforderung dar. Wir sind aber zuver-sichtlich. Daneben arbeiten wir mit Hochdruck an neuen Ein-satzmöglichkeiten für das Verfahren. HIV ist bei Weitem nicht die einzige Einsatzmöglichkeit.Welche Krankheiten könnten Sie mit »Gen-Scheren« noch heilbar machen?Theoretisch sämtliche Erbkrankheiten, für die es bisher keine Therapie gibt, könnten durch Genomchirurgie therapierbar

werden, etwa Mukoviszidose oder Hämophilie. Auch der Ent-stehung von Krebs liegen Muta-tionen im Erbgut zugrunde. Diese Veränderungen können dazu führen, dass die Zellen sich nicht mehr so verhalten, wie sie es sol-len. Wenn man diese Mutationen mittels »Gen-Schere« inaktivierte oder sogar reparierte, ergäben sich völlig neue Therapieansätze. Auch viele andere Viren, die Krankheiten wie Leukämie aus-lösen, können mit »Gen-Sche-ren« hoffentlich bald entfernt und so die Krankheiten geheilt werden. Wenn diese Verfahren beim Menschen funktionieren, wäre das eine Revolution in der Medizin. Allerdings müssen sich alle neuen Technologien und An-sätze erst einmal beweisen, dafür sind Studien nötig. Sie bekommen regelmäßigAngebote von verschiede-nen Universitäten und Forschungseinrichtungen, warum haben Sie sich entschieden, in Dresden  zu bleiben?Als ich nach Dresden kam, wur-de gerade das neue Max-Planck-

Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik eröffnet. Da-mals entstand ein großes Netzwerk mit Verbindungen auch zur medizinischen Forschung. Aus der ganzen Welt kamen schlaue Köpfe zusammen, um hier zu forschen, und nach wie vor ist das Forschungsumfeld hier sehr international. Die Nähe zum Uni-versitätsklinikum, zu Institutionen wie Max-Planck- und Fraunhofer-Institut oder dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung in Dresden ermöglicht interes-sante Kooperationen. Sachsen ist außerdem sehr engagiert in der Förderung, zum Beispiel was die Finanzierung von Geräten betrifft, und unterstützt im Moment auch unsere Bestrebungen zur Realisierung der klinischen HIV-Studie. •

Der Molekularbiologe Prof. Frank Buchholz ist auf dembesten Weg, HIV zu heilen. Seit 2002 ist er Gruppenlei-ter am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik und seit 2010 Professor am Universitäts-klinikum der Technischen Universität Dresden, wo er sein eigenes Labor im BIOTEC, dem interdiszipli-nären Biotechnologischen Zentrum der TU, leitet. www.mpi-cbg.de www.biotec.tu-dresden.de

ZUR PERSON

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BULLI-PARADESeit 1950 wird der VW-Bus in Serie gebaut. Der I.D. Buzz wird den herkömmlichen Bulli 2022 ablösen.

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Von ultraleichten Autos über rasend schnelle Ladetechnologien bis zum E-Bulli: In Sachsen entsteht

die Elektromobilität der Zukunft

Text David Mayer

UNTER STROM

EIN BESUCH IN DER SEMPEROPER, eine Schifffahrt über die Elbe, eine Übernachtung in einem gehobenen Hotel: Wer sein Traumauto in der »Gläsernen Manufaktur« in Dres-den abholt, bekommt – gegen einen Aufpreis – einiges geboten. Im Anschluss folgt die Übergabe in der Fertigungs- und Erleb-niswelt von VW: Mit Musik und Lichtshow öffnet sich wie von Geisterhand die Tür, und dahinter kommt das neue Auto zum Vorschein. Diese Inszenierung passt perfekt zur Oberklassen-Limousine VW Phaeton, die hier 14 Jahre lang gefertigt wurde. Doch seit dem Frühjahr 2017 taucht hinter dem Milchglas und zur gleichen Show ein Kompaktwagen auf, der e-Golf, die elek-trisch angetriebene Version des VW Golf. Das ist ein Wechsel mit gleich zweifacher Symbolik: E-Autos stehlen den konven-tionellen Luxuskarossen weltweit die Show. Und wer in Deutschland die Elektromobilität der Zukunft erleben will, kommt am besten nach Sachsen.

Ob Autobauer, Elektrospezialisten, Verkehrsforscher oder Transport-Start-ups: Im Freistaat wird an der Elektro- mobilität von morgen gearbeitet. »Tatsächlich wächst hier rund um das Thema Elektromobilität ein echtes Netzwerk zusam-men.« So umschreibt es Prof. Matthias Klingner, er ist Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursys-teme in Dresden und kennt die Szene bestens.

Zum Beispiel bei BMW. Seit 2013 baut der Autohersteller aus Bayern seine weltweit erfolgreichen Elektromodelle in seinem Leipziger Werk: den i3, ein rein elektrisch angetriebener Kom-paktwagen, dessen ultraleichte Fahrgastzelle aus Carbon für besonders hohe Effizienz sorgt, und seit 2014 den i8, ein futu-ristischer Plug-in-Hybrid-Sportwagen mit einer Gesamtleis-tung von 362 PS. »Ab 2018 produzieren wir hier auch den i8 Roadster«, schaut Hans-Peter Kemser voraus, er ist Leiter BMW Group Werk Leipzig. Dass sich BMW 2010 ausgerechnet für Leipzig als Standort für seine Elektrofahrzeuge entschied, hatte verschiedene Gründe. Besonders wichtig: Die Behörden erlaubten dem Autobauer, für den eigenen Energiebedarf vier Windräder aufzustellen. Mit ihren 26 Gigawattstunden liefern diese rund zwei Drittel des benötigten Stroms für die Fertigung der i-Modelle. »Gerade auch, weil wir hier Fahrzeuge mit Elektroantrieb produzieren, sind uns ein ressourcenschonender Energiebezug und der effiziente Einsatz von Energie wichtig«, so Hans-Peter Kemser.

Auch was die Produktion selbst betrifft, bietet der Standort viele Vorteile. So konnte BMW die neuen Montage-hallen direkt neben die bestehende Produktion der 1er- und 2er-Modelle bauen, von denen hier täglich 860 Stück vom Band laufen. Vorteil der Nachbarschaft: Für das Finish, also Fo

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die letzte Überprüfung von Details wie der Bremseinstellung, können Benzin- und Elektromodelle auf das gleiche Band. Und auch mit der Produktion selbst werden Maßstäbe gesetzt. Das Werk wurde von Star-Architektin Zaha Hadid entworfen, die Architektur der Hallen gleicht den Fingern einer Hand, und die Fertigungsbänder verlaufen entlang dieser Finger, so können LKWs zum Beispiel bestimmte Karosserieteile exakt dort abliefern, wo sie am Band gebraucht werden. So wird effi-zient gearbeitet. Und ressourcenschonend, denn verschiedene Autohersteller arbeiten inzwischen mit dem Zentrum für textilen Leichtbau in Chemnitz zusammen, das Carbonfaser-abfälle zu Vliesstoffen verarbeitet.

In Sachsen startet auch Volkswagen seine große Elektro-mobilitäts-Offensive. Während in Dresden bereits der e-Golf vom Band läuft, soll das Werk in Zwickau ab 2020 den ersten Vertreter einer komplett neuen Autogeneration ausliefern. »Für unsere zukünftigen E-Modelle haben wir eigens eine neue Plattform entwickelt«, sagt Kai Siedlatzek, Geschäftsführer Finanz und Controlling Volkswagen Sachsen. Auf Basis des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) sollen nach und nach mehrere unterschiedliche, rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf den Markt kommen. Den Anfang macht 2020 der in Zwickau gefertigte I.D. Neo, ein Kompaktwagen mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Es folgen ein SUV-Coupé und der I.D. Buzz, ein komplett emissionsfreier Nachfolger der Bulli-Reihe, der im Jahr 2022 serienmäßig auf die Straße kommt. Die Batterien der neuen E-Modelle von Volkswagen liegen im Unterboden, ihr Aufbau ähnelt dem einer Schokoladentafel. Kunden haben dann die Wahl: je mehr Riegel, desto mehr Reichweite.

Noch ist die E-Mobilität für viele Menschen ziemlich abstrakt, sie befürchten Probleme wie permanent rot blinkende Batterie-anzeigen während der Fahrt auf der Autobahn. Damit sie sich durchsetzt, muss die Technik nicht nur funktionieren, sie muss den Menschen vor allem nähergebracht werden. Dieser Auf-gabe widmet sich Volkswagen in der »Gläsernen Manufaktur« im Herzen von Dresden. »Bei uns können Besucher Elektro-mobilität hautnah erleben«, sagt Lars Dittert, Standortleiter vor Ort. »Sie können hier die Fertigung der neuen E-Modelle erleben, einen e-Golf kostenlos probefahren und vor Ort erfah-ren, wie das Laden an einer Ladesäule funktioniert.« Gleich vier öffentliche Ladestellen stehen daher direkt neben der Manufaktur. E-Fahrzeuge werden hier in nur 30 bis 45 Minuten

zu 80 Prozent aufgetankt. An herkömmlichen Stationen dauert das normalerweise mehrere Stunden. Der Service kann von jedem genutzt werden, der schon heute mit Elektroantrieb fährt; unabhängig vom Hersteller darf hier ein Jahr lang kosten-frei getankt werden.

Natürlich hilft auch das schnellste Laden nichts, wenn die Akkus in ähnlichem Rekordtempo wieder leer sind. An der Autobatterie der Zukunft wird wenige Kilometer weiter in Kamenz bereits fieberhaft gearbeitet. Daimler fertigt hier mit seiner Tochter Accumotive hochkomplexe Antriebsbatterien für Hybrid- und Elektroautos. Auch hier stehen die Zeichen auf Wachstum: Mitte 2018 eröffnet Accumotive ein zweites Werk, eine der größten Autobatteriefabriken der Welt. »Die lokale Fertigung von Batterien ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in unse-rer Elektro-Offensive und der entscheidende Baustein, um die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen flexibel und effizient zu bedienen«, erklärt Daimler-Produktionschef Markus Schäfer.

Dass deutsche Autobauer bei der Wachstumsbranche Elektromobilität Sachsen ansteuern, überrascht nicht. Im Gegenteil: Der Fortschritt hat Tradition. Bereits 1839 spuckte hier die erste Dampfmaschine ihre Wolken in den Himmel. Auch der Autobau hat eine lange Tradition. Anfang des 20. Jahr- hunderts wurden in Zwickau mit »Horch« und in Chemnitz mit »Wanderer« die Autobauer gegründet, aus denen später Audi werden sollte. Dass der Erfindergeist den Sachsen im Blut liegt, zeigen auch andere Erfindungen wie der Kaffee filter, der moderne BH und die Zahnpasta. Kurzum: Während manch einer Sachsen erst jetzt als Land der Innovationen entdeckt, ist man im Freistaat nicht überrascht, dass der aktuelle Elektro-boom hier so stark ausschlägt.

Für den sorgen aber nicht nur die großen Autobauer, son-dern auch Spezialisten wie zum Beispiel die Firma Mennekes. Im erzgebirgischen Aue produziert das Unternehmen aus dem Sauerland seit 2016 sein Amtron-System, eine Ladebox, die Besitzer von Elektrofahrzeugen platzsparend zu Hause an die Wand hängen können. Die leistungsstärkste Version versorgt das Auto in einer Stunde mit einer Reichweite von 120 Kilome-tern. »Weil die Mitarbeiter im Erzgebirge vorher viele Jahre lang Stromverteiler montiert haben, hatten sie bereits das perfekte

Dass deutsche Autobauer zum Thema Elektromobilität Sachsen ansteuern, über-rascht nicht. Hier hat der Fortschritt Tradition

» Ressourcenschonender Bezug und effizienter Einsatz

von Energie sind wichtig «

Hans-Peter Kemser, Leiter BMW Group Werk Leipzig

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STARTBEREIT Bislang dauert das Aufladen von E-Fahrzeugen mehrere Stunden. Neben der »Gläsernen Manufaktur« in Dresdenbeschleunigen vier öffentliche Ladestellen den Vorgang auf 30 bis 45 Minuten. Getankt werden darf hier ein Jahr lang kostenlos.

EFFIZIENT Die Herstellung des i8 im Leipziger BMW-Werk braucht im Vergleich zu einem Auto aus der klassischen Produktion 50 Prozent weniger Energie und 70 Prozent weniger Wasser.Fo

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Know-how für das Ladesystem«, erklärt Christopher Mennekes, der Gesellschafter, die Entscheidung für den Standort.

Neben solchen Ladesystemen werden auch Leichtbau-teile aus Carbon oder Werkzeuge für den Bau von Elektro-motoren für die Automobilindustrie in Sachsen gefertigt. Davon profitieren längst auch Fahrradfahrer. Im Uhren-Mekka Glashütte, wo die edlen Manufakturen zu Hause sind, bietet das junge Unternehmen Binova Antriebe zum Umrüsten von Rädern fast jeder Art an. »Viele unserer Kunden wollen ihr altes Rad behalten – und trotzdem elektrisch fahren«, sagt Katja Söhner-Bilo, Geschäftsführerin von Binova. Für einen Grundpreis zwischen 1850 und 2000 Euro verwandelt ihr Team normale Fahrräder, aber auch Spezialfälle wie Liege- oder Lastenräder, in E-Bikes. Mit diesen Antrieben aus der sächsischen Kleinstadt transportieren inzwischen auch die Fahrradkuriere von Amazon ihre Pakete in Berlin und Mün-chen zu den Kunden. Auf die Idee zu den Umrüstmotoren war 2009 die Entwicklungsabteilung des Elektromotorenspezia-listen Selectrona aus dem benachbarten Dippoldiswalde bei Dresden gekommen, das 2012 gegründete Unternehmen Binova bezieht seine Motoren bis heute von dort.

»Es kommt immer wieder vor, dass verschiedene For-schungsinstitute und Unternehmen ihre Stärken für konkrete Projekte bündeln«, erklärt Professor Matthias Klingner den besonderen sächsischen Innovationsgeist. Er leitet das Fraun- hofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dres-den. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft entwickelte

das Institut so ein Schnellladesystem für E-Busse im öffent- lichen Nahverkehr. Das Prinzip: Ladezeiten von nur fünf Minu-ten an den Endhaltestellen gleichen bisherige Reichweiten-probleme der Batterien aus. Aktuell arbeitet man an einer entsprechenden Lösung für autonom fahrende Autos.

Wer die Zukunft der Mobilität mitgestalten will, darf nicht nur neue Antriebe und Technologien entwickeln, sondern

muss eben auch an einem umfassenden Ladenetz arbeiten. In diesem Sinne hat die »Gläserne Manufaktur« einen sogenann-ten Start-up-Inkubator ins Leben gerufen – einen Brutkasten für junge Unternehmen, die Visionen für die Mobilität von morgen verfolgen. Sechs Start-ups durften dort im Sommer

kostenlose Büros beziehen. Überzeugt ihre Arbeit nach drei Monaten, dürfen sie ihre Ideen innerhalb drei weiterer Monate zur Marktreife entwickeln. Neben der nötigen Infrastruktur erhalten sie Unterstützung von Experten, Kontakte zu entschei-denden Netzwerken und Zugang zu Software-Schnittstellen der

VW-Modelle. »Auf diese Weise können die Gründer ihre Ideen auch an den Autos testen«, sagt Kai Siedlatzek, Geschäftsführer Finanz und Controlling VW Sachsen.

Sebastian Schramm und Tarik Mian, die Gründer des Start-ups LoyalGo, machten sich dafür von Dortmund auf nach Dresden. Ihr Konzept für ein von Einzelhändlern betriebe-nes Ladesäulensystem hatte die Juroren des Start-up-Inkubators überzeugt. »Es wäre toll, wenn wir unser Angebot in Dresden starten könnten«, sagt Sebastian Schramm. Dafür wollen sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Säulen vor den Geschäften der Einzelhändler sollen Lücken in der bisher noch dünnen Infrastruktur für Ladestationen schließen. Und auf den in den Säulen integ-rierten Bildschirmen können die Händler mit Rabattaktionen für das Angebot ihrer Ge-schäfte werben.

Sollten die Ladesäulen von LoyalGo in ein paar Jahren tatsächlich in Dresden stehen,

sieht man vielleicht auch den VW Sedric beim Stromtanken. Der futuristische Van verzichtet nicht nur auf einen Verbren-nungsmotor, sondern auch gleich auf einen Fahrer. Als selbst-steuerndes Taxi soll der Kleinbus in einigen Jahren in Test-läufen Passagiere durch Städte kutschieren. Vorab kann man ihn in Dresden bestaunen. In Sachsen, wo die Elektromobilität von morgen schon heute zu Hause ist. •

UMBAU Mit den Antrieben von Binova lässt sich das alte Lieblingsrad zum E-Bike umwandeln. Die Fahrradkuriere von Amazon in Berlin und München haben bereits umgerüstet.

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» Viele wollen ihr altes  Rad behalten – und trotzdem 

elektrisch fahren « 

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STANDORTENTSCHEIDUNG ERFOLGREICHE GRÜNDUNG

DER ERSTE KONTAKTOnline, auf Messen, am Telefon

EIN PAKET FÜR SIEInformationen zu Branchen, Standorten und Förderprogrammen – individuell verpackt

IHR STANDORTSuchen und finden – Vorbereitung und

Begleitung von Standortbesichtigungen

DIE RICHTIGEN PARTNERGemeinsam stärker – Kontakte zu Zulieferern,

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KEIN ENDE, SONDERN STETS EIN ANFANGTechnologien weiterentwickeln

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-immobilien findenTechnologien weiterentwickeln

Märkte erobern – Internationalisierung

DIE RICHTIGEN PARTNERGemeinsam stärker – Kontakte zu FuE-Partnern,

Netzwerken, Behörden

DIE ERSTE IDEEDiskutieren, weiterentwickeln, präsentieren

GEMEINSAM IDEEN FLÜGEL VERLEIHENInformieren, beraten, unterstützen –

Gründernetzwerke helfen weiter

DAS LIEBE GELDFinanzierungsmöglichkeiten und

-partner finden

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Sachsen bietet hervorragende Voraussetzungen für neue Projekte. Wir zeigen, wo Gründer und Investoren Unterstützung auf

Ihrem Weg zum Erfolg bekommen.

Startschuss

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GRÜNDER

www.futuresax.de/partnernetzwerk

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In sächsischen Laboren sind jede Menge Mikroskope zu finden. Dort wird geforscht, was das Zeug hält.

Wir haben Gegenstände unter die Linse gelegt, die da eigentlich nicht hingehören. Ein Bilderrätsel

Text Kathrin Hollmer Fotos André Mühling

SCHAU GENAU!

KORALLE, ARTERIE ODER DRACHENKOPF – was ist auf dieser Nahaufnahme wirklich zu sehen?

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INNOVATIVES SACHSEN

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EIS AM STIEL ODER MOND­GESTEIN – was könnte das wohl sein?

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GETROCKNETE SPAGHETTI ODER VOGEL­NEST – was ist das nur für ein Konstrukt?

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4SCHRIFTZUG ODER HEIZSTAB – was verbirgt sich auf diesem Bild?

5HAARPRACHT ODER TEPPICH – was gibt es hier zu entdecken?

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So sieht’s aus

Sauberer Schwimmteich ohne Chlor: Gewässerreinigung mit SpinnvliesbandDer Biologe Jens Mählmann vom Säch­sischen Textilforschungsinstitut e. V. in Chemnitz entwickelt Textilien, die zur Was­ser­ und Luftreinigung beitragen. Seine bepflanzten Inseln aus Spinnvliesstoff (im Bild) etwa entziehen Gewässern Nährstoffe und spenden Schatten, was das Algen­wachstum eindämmt. Enthaltene Bakterien und Bakterienfresser machen unerwünsch­ten Bakterien im Schwimmteich das Leben schwer, so bleibt der Schwimmteich hygie­nisch sauber, ohne dass man Chlor bei­geben muss. www.stfi.de

Rotes Gold: Saxen Safran»Safran wächst doch hier nicht«, hörte Boris Kunert, als er 2012 von seiner Idee erzählte, das teuerste Gewürz der Welt in Sachsen anzubauen. Safran wächst vor allem in Kaschmir, Iran und in Europa in Spanien – bis ins 16. Jahrhundert aber auch auf sächsischen Feldern. In Stolpen, östlich von Dresden, baut der Quereinsteiger ent­gegen aller Prognosen nun seit Jahren erfolg­reich Safran an. Seine roten Fäden erzielen teilweise höhere Grammpreise als Gold. www.saxen-safran.de

Helfer im Alltag: Universalhalter »Gnubbel«Vor allem beim Ein­ und Aussteigen aus der Badewanne oder dem Auto haben ältere und bewegungseingeschränkte Menschen Probleme, ihre Gehhilfen zu befestigen. Der Universalhalter »Gnubbel« von mr. flint aus Weißwasser lässt sich an waagerech­ten und senkrechten Kanten und Rohren befestigen, etwa am Tisch, an Autotüren, am Rollstuhl oder Rollator, und gibt dadurch mehr Sicherheit beim Aufstehen. www.mr-flint.de

Sammlerstück: Jahresfigur von MeissenNaturalistische Tierplastiken haben bei der Porzellan­Manufaktur Meissen seit Jahrhunderten Tradition. Als Hommage an den Kurfürsten August den Starken (1670 –1733), der das Japanische Palais in Dresden mit einer Galerie von Groß­tieren aus Meissener Porzellan ausstatten ließ, hat die Manufaktur nun sechs Haus­tiere als Jahresfiguren geplant. 2017 star­ tete die Reihe mit einer verträumten Katze. www.meissen.com

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Hautpflege durch Unterwäsche: Neues Material von Bruno BananiDas Chemnitzer Unternehmen Bruno Banani geht einen Schritt in die ressourcenschonende Zukunft und entwickelt eine Wäsche­serie aus Milchfasern, die Body­Milk­Kollektion. Dank der darin enthaltenen Proteine ist das innovative Material strapazierfähig und atmungsaktiv, dabei antiallergen sowie antibakteriell. Das ab­solut Neue: Der Stoff pflegt die Haut wie eine Creme (ab Dezem­ber 2017 im Handel erhältlich). www.brunobanani.com

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» Firmen müssen eine Pausenkultur etablieren «

Prof. Dr. Jürgen Wegge ist Experte für Arbeits- und Organisations-psychologie und findet: Wer zufriedene Mitarbeiter möchte, soll sich auch um deren Lebensumstände kümmern und für Erholung sorgen

Interview Julia Rothhaas

Herr Prof. Wegge, der Begriff »Work-Life-Balance« wird gern genutzt und viel zitiert. Aber was genau ist damit eigentlich gemeint?Es geht dabei um das Verhältnis von Arbeits- und Privatleben, aber der Begriff ist veraltet. Denn man tut so, als gäbe es einen Widerspruch zwischen Work und Life. Dabei nimmt die Arbeit einen gro-ßen Teil unseres Lebens ein und meist sogar einen ganz guten. Nichts macht der Mensch sonst acht Stunden am Tag, weder Sex noch essen. Die meisten schlafen noch nicht mal acht Stunden. Des wegen spricht man heute eher von »Life Domain Balance«. Das ist ein ganz-heitlicheres Konzept, in dem es nicht nur um die Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität im Job geht, sondern auch um Themen wie Partnerschaft, Familie, Gesundheit.

Was kann ein Unternehmen tun,  um diese Balance zu unterstützen? Zum einen muss der Arbeitgeber unter-schiedliche Lebens- und Berufsphasen berücksichtigen. Da geht es nicht nur um Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder Heimarbeit, die nötig werden, wenn Kin-der kommen oder Angehörige gepflegt werden müssen. Sondern eben auch um Dinge wie Weiterbildung, Übernahme von Führungsaufgaben, längere Aus-landsaufenthalte oder den Übergang in den Ruhestand. Zum anderen sollten Fir-

men auch die Altersunterschiede ihrer Mitarbeiter berücksichtigen. Ein Beispiel: Zwar reagiert jeder Arbeitnehmer positiv auf gutes Feedback, aber Jüngere brau-chen mehr davon als Ältere. Die benö-tigen wiederum mehr Autonomie und Handlungsspielraum in ihrem Job, damit sie ihre Leistungsfähigkeit erhalten kön-nen. Diese Angebote sollten aber nicht nur Führungskräften gemacht werden, sondern im besten Fall der gesamten Be-legschaft. Wobei ein Auslandsaufenthalt in China für einen Arbeiter am Fließband vielleicht nicht so relevant ist wie für einen höheren Angestellten.

Was ist mit Initiativen wie »Keine Mails am Wochenende«, bringen  die was?Nicht jedes gut gemeinte Modell tut auch jedem gut, das hängt zum Beispiel von der eigenen Persönlichkeit ab. Ich bin etwa davon überzeugt, dass ich im Urlaub auch mal zwei Wochen nicht erreichbar sein muss. Aber mein Kollege könnte die-se Nicht-Erreichbarkeit vielleicht nicht

gut aushalten. Wichtig ist es, solche Bau-steine partizipativ zu erarbeiten, der An-gestellte bespricht also gemeinsam mit seinem Chef, was für seine Zufriedenheit vonnöten ist. Der Arbeitnehmer braucht dieses Mitspracherecht, zu ihrem Glück kann man die Leute ja nicht zwingen. Die Partizipation kann sich sogar positiv auf die Gesundheit auswirken: Die Forschung hat gezeigt, dass zum Beispiel Schicht-arbeit weniger gesundheitsbeeinträch-tigend ist, wenn die Menschen ihren Arbeitsplan mitgestalten dürfen. Ent-scheidend ist dabei aber, dass es sich nicht um Schein-Partizipation handelt, son-dern die Mitarbeiter wirklich in den Pla-nungsprozess miteinbezogen werden.

Welches Unternehmen in Sachsen geht mit gutem Beispiel in Sachen Life Domain Balance voran?Es sind meist die größeren Firmen, die ein weites Spektrum an Möglichkeiten für ihre Mitarbeiter anbieten. Infineon ist etwa ein Vorreiter in Sachen Diversität. Die haben schon lange erkannt, dass sie nicht nur Betriebskindergärten brauchen oder Teilzeitmodelle, sondern auch die bunte Vielfalt an Mitarbeitern. Die Men-schen müssen ja nicht nur nach Sachsen kommen, sondern auch dort bleiben. Die Willkommenskultur in der Firma, aber auch vor Ort ist also entscheidend dafür, ob sich jemand wohlfühlt – im neuen Job und in der neuen Umgebung.

Prof. Dr. Jürgen Wegge ist seit 2007 Professor für Arbeits- und Organisations-psychologie an der TU Dresden und Vorsitzender des Centrums für Demografie und Diversität (CDD). Weitere Infos unter www.tu-dresden.de/mn/psychologie/wop

ZUR PERSON

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Wie sieht es eine Ebene höher aus: Hat etwa ein Bundesland Einfluss auf die Zufriedenheit im Job?Der demografische Wandel ist eng mit dem Thema Life Domain Balance ver­knüpft, alleine deshalb sind die Bundes­länder gefragt. Sachsen hat sich als erstes Bundesland schon früh damit auseinan­dergesetzt und die »Förderrichtlinie De­mografie« eingeführt. In dem Programm werden Projekte in den Kommunen, aber auch in der Forschung unterstützt, in

denen versucht wird, die Schrumpfungs­rate oder die Überalterung der Gesell­schaft zu bewältigen. Das kann zum Bei­spiel eine Studie sein, die untersucht, wie man junge Frauen halten kann, die an­sonsten häufig aus der Provinz abwan­dern, oder ein Projekt, das sich dem Ärzte mangel auf dem Land widmet. Am Centrum für Demografie und Diversität, das ich gemeinsam mit einer Kollegin aus der Medizin leite, untersuchen wir für das Land Sachsen aktuell, welche Pro­

bleme Kleinstunternehmen mit alters­gemischten Teams haben und wie sie da­mit umgehen.

Wenn man sich das Verhältnis von Arbeit und Privatleben anguckt, geht es den Deutschen doch eigentlich recht gut. Jammern wir zu schnell und zu häufig?Jein, das ist persönlichkeitsabhängig. Etwa 50 Prozent der eigenen Zufriedenheit ist Veranlagung. Es gibt diejenigen, die in jeder Suppe ein Haar finden. Und andere stehen morgens auf, sind gut gelaunt und dementsprechend mit Arbeit und Leben zufriedener. Aber die Stimmung im Büro oder der eigene Handlungsspielraum im Job wirkt sich ebenfalls auf die erlebte Zu­friedenheit aus und damit auch auf die Life Domain Balance. Das geht sogar so weit, dass man selbst über einen Stellenwechsel nachdenkt, wenn der Kollege nicht zufrie­den ist. Hier gibt es in vielen Unternehmen leider sehr oft auch noch deutlichen Opti­mierungsbedarf bei der Arbeitsgestaltung und dem sozialen Miteinander.

Haben Sie noch einen weiteren Tipp in Sachen »richtige Balance«?Häufig können Arbeitnehmer die Freihei­ten, die sie haben, nicht klug nutzen, denn zu viel Autonomie kann auch schiefgehen. Abgesehen von denjenigen, die Freiheiten für mehr Freizeit ausnutzen, gibt es genau­so auch Mitarbeiter, die sich selbst aus­beuten. Die häufen 70, 80 Arbeitsstunden pro Woche an, weil sie zu Hause arbeiten dürfen. Dort kann sie der Chef aber nicht mehr heimschicken. Deswegen sind Schu­lungen in Sachen Selbstmanagement wich­tig. Außerdem darf man die Erholung bei der Arbeit nicht unterschätzen. Firmen sollten gut gestaltete Ruheräume für ihre Mitarbeiter anbieten und eine Pausen­kultur etablieren – für die der Chef mit gutem Beispiel vorangeht. Wir haben dazu kürzlich eine erste Metaanalyse publiziert, die zeigt, dass derjenige, der relativ viele bezahlte Kurzpausen über den Tag verteilt macht, zwar circa zehn Prozent weniger arbeitet, dabei aber dennoch zehn Prozent bessere Leistung erbringt und zudem deutlich weniger gestresst ist. Pausen können sich also für Arbeitnehmer und Arbeitgeber lohnen – und damit auch für deren Kunden. •Fo

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PROF. DR. JÜRGEN WEGGE beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Themen wie Arbeit und Gesundheit, Motivation und Diversität in Organisationen.

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Die Wasserwege in Leipzig sind für den Designer Jonathan Geffen der Weg zur Arbeit und zu neuen Einfällen.

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Tolle Ideen kommen meist nicht einfach so durch die Tür ins Büro spaziert. Wir haben uns bei Forschern, Gründern

und Erfindern umgehört, wo sie hingehen, um auf richtig gute Gedanken zu kommen

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Text Yorca Schmidt-Junker Fotos Stephan Floss

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JONATHAN GEFFEN – LEIPZIGER WASSERWEGE »Was Leipzig zu besonderem Charme verhilft, ist (für mich) sein dichtes Netz aus kleinen Was-serwegen. Knapp 300 km große und kleine Flussläufe durchziehen die Stadt und geben ihr damit ein fast maritimes Flair. So kann ich morgens unweit meiner Haustür in ein Kanu steigen und bis zu unserem Atelierkomplex, dem Tapetenwerk Leipzig, paddeln. Dabei lasse ich die facettenreiche Stadtarchitektur mit ihren Gründerzeitgebäuden und hypermodernen Lofthäusern auf mich wirken – der Blick vom Wasser inspiriert mich dazu, auch in unserem Designbüro mal den Blickwinkel zu ändern. Beeindruckend ist auch eine Wasserfahrt durch den Au-wald; manchmal gekrönt von einem Sonnenuntergang auf dem Cospudener See.«

WILHELM SCHMID – ALBERTINUM DRESDEN »Wenn ich mich inspirieren las-sen will, gehe ich sehr gern in das Albertinum mit seiner weltberühmten Galerie Neue Meis-ter. Schon beim Durchschreiten der monumen-talen, lichtdurchfluteten Eingangshalle fühle ich sofort eine tiefe Verbundenheit zu diesem Ort, dessen Schätze mich immer wieder aufs Neue begeistern. Die Sammlung, die einen Bogen von der Romantik mit Gemälden von Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus über den Impressionismus und den Expressionismus bis zu zeitgenössischer Kunst von Gerhard Richter, Georg Baselitz und Luc Tuymans spannt, macht jeden Besuch zu einem anregen-den, nachhaltigen Erlebnis.«

CARINA RÖLLIG – SÄCHSISCHE SCHWEIZ »Abschalten, den Kopf für neue Ideen freibekommen: Das gelingt mir am besten beim Wandern im Elbsandsteingebirge. Schließlich bin ich gebürtige ›Sächsische Schweize-rin‹ – und so bieten die Tafelberge Gohrisch und Papststein mir nicht nur ein Gefühl des Nach-Hause-Kommens, sondern auch eine schöne sportliche Herausforderung. Abseits der überfüllten Touristenpfade bevorzuge ich den Aufstieg durch die Falkenschlucht auf den Gohrisch. Über enge Stiegen geht es steil nach oben. Es gilt: Der Weg ist das Ziel! Und hat man es bis ganz nach oben geschafft, entschädigt die grandiose Aussicht über diese einzigar-tige Landschaft für alle Strapazen.«

Jonathan Geffen ist Mitgründer des Designbüros etage8, das sich u. a. mit der MORMOR-Serie auf barrierefreie Möbel spezialisiert hat. 2016 erhielt das Unternehmen den Sächsi- schen Staatspreis für Design sowie 2017 den German Design Award und den Red Dot Award. www.etage8.com

Carina Röllig ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von Webdata Solutions in Leipzig. Zusammen mit ihren Co-Gründerinnen Dr. Hanna Köpcke und Sabine Maßmann entwickelte sie blackbee, eine etablierte Marktanalyse-Software mit einem einzigartigen Matching-Algorithmus, der den weltweiten Abgleich von Produktdaten aus dem Internet ermöglicht. webdata-solutions.com

» Morgens kann ich ins Kanu steigen und fast bis zum Atelier fahren «

Wilhelm Schmid ist Geschäftsführer der Uhrenmanu-faktur A. Lange & Söhne in Glashütte. Der Erfolg des Unternehmens wurde in einer Studie der Harvard Business School als beispielhaft herausgestellt. www.alange-soehne.com/de/

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UDO HEBISCH – THARANDTER WALD »Es ist so etwas wie ein Ritual geworden: Zwei­mal im Jahr durchwandere ich den Tharandter Wald, der genau vor meiner Haustür liegt. Mein bevorzugtes Ziel ist dann der in ihm gelegene Forstbotanische Garten der TU Dres­den, wo ich inmitten der Ruhe und Abge­schiedenheit meine inneren Akkus auflade. Besonders inspirierend finde ich es, die jahres­zeitlichen Veränderungen und das pracht­ volle Farbenspiel der Pflanzen zu beobachten.

Mein persönliches Highlight ist das Labyrinth im Ostteil des Gartens: Dort habe ich meine Töchter, als sie noch klein waren, mit den faszinierenden und nützlichen Methoden der Mathematik bekannt gemacht. Und heute, wo sie erwachsen sind, begleiten sie mich im­mer noch gern zu diesem für uns fast magi­schen Ort.«

CHRISTIAN FENNER – ELBERADWEG DRESDEN »Die Umgebung überwältigt mich jeden Tag aufs Neue, wenn ich morgens zur Arbeit radle: Das ›Blaue Wunder‹, die Grande Dame der Dresdner Brücken, vor Augen, geht es an den üppigen Elbwiesen vorbei an den Elbschlössern, der Frauenkir­che und der Semperoper. Die Schönheit dieses Panoramas ist fast schon sur­real und versetzt mich häufig in einen regelrechten Kreativitätsrausch. Viel­leicht kann man den Elberadweg um Dresden als schönsten und eindrucksvollsten Radweg Deutschlands bezeichnen. Hab ich mal mehr Zeit, steuere ich die Weinberge am Dresdner Elbhang an; von hier hat man den besten Blick auf die Stadt und den Flusslauf.«

Prof. Dr. Udo Hebisch ist Direktor des Instituts für Diskrete Mathematik & Algebra an der TU Bergakade-mie Freiberg. Er betreibt ein Mathematisches Café und Sachsens erstes Virtuelles Museum für Mathematik & Kunst. tu-freiberg.de

Christian Fenner ist Mitgründer der Nutritious Solutions GmbH, einer Manufaktur für neue gesunde Schokoriegel aus Hanfsamen und Rohkakao: nucao. Sie wird u. a. vom Bundesminis-terium für Wirtschaft und Energie gefördert und in Bioläden vertrieben. www.nucao.de

» Im Labyrinth habe ich meine Töchter spielerisch in die Ma-thematik eingeweiht «

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Die Pause zum mitnehmen *Platz machen für gute Gedanken und neue Ideen: Wer öfter eine Pause macht, ist entspannter und leistungsfähiger

(siehe Interview Seite 26). Fünf Vorschläge für besonders inspirierende Unterbrechungen des Alltags in Sachsen.

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Die Pause zum mitnehmen

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Die Pause zum mitnehmen

Die Pause zum mitnehmen

Wasserwege – LeipzigKleine und große Flussläufe verleihen der Wasserstadt Leipzig ein »Venedig-Gefühl«: Knapp 300 Kilometer natür- liche und künstliche Wasserstraßen durchziehen die stadt.

must-sees Die »Perlen der Gründerzeit«, Industrie-architektur am Karl-Heine-Kanal; die knorrige Naturland-schaft des Auwalds; das Leipziger Wasserfest im August jedes Jahres. www.wasserfest-leipzig.de/start/

GeheimtiPPs Kanuverleih am Wildpark mit einem Bootshaus aus den 1920er-Jahren.

www.bootsverleih-am-wildpark.com Der Sonnenuntergang auf dem Cospudener See; Stand-up-Paddling am Stadthafen Leipzig (mit Verleih).

www.stadthafen-leipzig.com

GastROnOmie Das »Stelzenhaus«-Restaurant befindet sich in einem bemerkenswerten Denkmal der industriellen Moderne im Stadtteil Plagwitz. Weißenfelser Straße 65h, Leipzig, Tel. 0341/492 44 45.

www.stelzenhaus-restaurant.de

tharandter WaldDer tharandter Wald markiert den geografischen mittelpunkt sachsens und liegt zwischen Freiberg und Dresden bei tharandt / Wilsdruff. Der Fich- ten- / mischwald wird von zahlreichen Wanderwegen durchzogen und zählt zu den bedeutendsten nationalen Geoparks.

must-sees Der im nordöstlichen Zipfel angren-zende Forstbotanische Garten Tharandt der TU Dresden mit rund 3200 verschiedenen Baum- und Straucharten; die Walderlebniswerkstatt Sylvaticon mit diversen Themen-Exkursionen. https://info.forstpark.de

GeheimtiPPs Der Indian Summer ab Mitte September mit dem prächtigen Laubfarbspiel; das Labyrinth im Ostteil des Forstbotanischen Gartens.

GastROnOmie »Zum Rabenauer Grund«, Somsdorfer Straße 6, Freital, Tel. 0351/644 49 99.

www.rabenauergrund.de

Gohrisch – sächsische schweiz

albertinum – Dresden

elberadweg – Dresden

Der Gohrisch gehört zu den tafelbergen des elbsand-steingebirges in der sächsischen schweiz; am Fuße des Felsens mit seinem stark zerklüfteten Plateau befindet sich der gleichnamige Kurort Gohrisch.

must-sees Der Aufstieg über die Falkenschlucht über Steinstufen, Leitern und Metallbrücken; die Wetterfahne auf der Nordwestseite des Plateaus.

www.gohrisch.de/tourismus/wandern.html

GeheimtiPPs Die Schwedenhöhle, links neben dem Zugang zum Aussichtspunkt auf der Ostseite; das Mundloch, ein am Felsenfuß stillgelegter Specksteinstollen, der als Zuflucht für Fledermäuse dient.

GastROnOmie Wunderschön gelegene Berggaststätten: »Papststein«, Papststein 1, Gohrisch, Tel. 0350 21/609 56, www.berggast.de, und »Pfaffenstein«, Fels Pfaffenstein 1, Pfaffendorf, 0350 21/594 10, www.pfaffenstein.com

Das albertinum mit seiner Galerie neue meister und der skulpturensammlung ist teil der staatlichen Kunstsammlungen Dresden und gehört zu den bedeutendsten museen Deutschlands.

must-sees Die Romantik-Abteilung mit weltberühmten Gemälden von Caspar David Friedrich wie »Kreuz im Gebirge«; die Rodin-Werke sowie »Die Kniende« von Wilhelm Lehmbruck in der Skulpturensammlung; die Werke des gebürtigen Dresdners Gerhard Richter. www.skd.museum/de/museen-institutionen/albertinum/

GeheimtiPPs Parallel zur empfehlenswerten Käthe-Kollwitz-Ausstellung (ab 19.10.2017–14.1.2018) zeigt das Kupferstich-Kabinett eine Auswahl der Papierarbeiten von Marlene Dumas.

GastROnOmie »Alte Meister« im Seitenflügel des Dresdner Zwingers, Theaterplatz 1a, Dresden, Tel. 0351/481 04 26 www.altemeister.net

Der ca. 1200 Kilometer lange elberadweg gewährt im Dresdner abschnitt freien Blick auf eine Landschaft mit italienischen momenten: das Blaue Wunder, die semper- oper, die Frauenkirche und die elbschlösser, vorbei an den elbauen und den elbhängen mit ihren Weinbergen.

must-sees Die Terrasse des Lingnerschlosses, eines der drei Elbschlösser, mit atemberaubendem Blick über Dresden. Schloss Pillnitz mit dem Kunstgewerbe- museum im Wasserpalais. Beeindruckend: der chinesische Baustil des 18. Jahrhunderts.

GeheimtiPP Eine Fahrt mit einem historischen Schaufelraddampfer im Abschnitt N und O am linken Elbufer. elberadweg.de/Poi/saechsische-dampfschiffahrt

GastROnOmie Die Gaststätten rund um den Körnerplatz. Bei schönem Wetter der »Elbegarten Demnitz«. www.elbegarten.de

* KaRten heRaustRennen unD anschauen: Allein die Betrachtung von Naturbildern senkt den Stresslevel. Noch besser natürlich: auf nach sachsen und inspirieren lassen!

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OFFEN FÜR PERSPEKTIVWECHSEL.

NEUGIER UND EXPERIMENTIERGEIST LIEGEN DEN SACHSEN IM BLUT. Aus Träumen werden Ideen, die kreative Köpfe in die Welt tragen. Das beweisen nicht nur die deutschen Breakdance-Meister von THE SAXONZ mit ihren spektakulären Performances. Auch die Wissenschaft in Sachsen zeichnet sich durch eine besonders dynamische Szene aus: Mit 14 Hochschulen und rund 50 außeruniversitären Forschungseinrichtungen steht das traditionelle Erfinderland Sachsen heute mehr denn je für weltbewegende Innovationen und eine lebendige Start-up-Szene. Wie vielfältig die Perspektiven in Sachsen sind, erfahren Sie auf:

www.so-geht-sächsisch.de