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Journal of Business and Media Psychology (2012) 3, Heft 2, 31-42, verfügbar unter: www.journal-bmp.de Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814 31 „Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“ Wie die Präsenz von Burnout die Einschätzung unserer Gesundheit beeinflusst Charlotte Kraus & Simon Hahnzog Hochschule Fresenius München ZUSAMMENFASSUNG Das Ziel der zugrunde liegenden Studie war die Untersuchung des Einflusses der wahrgenommenen Burnout-Präsenz auf die Einschätzung der eigenen Gesundheit. Die bisherige Forschung hat sich in hohem Maße mit den Burnout-begünstigenden Einflüssen und dem Syndrom selbst beschäftigt. In dieser Studie wurde die Betrachtungsperspektive erweitert und die Auswirkung des sich manifestierenden Syndroms in Form einer allgemeinen Präsenz, die sich im medialen, gesellschaftlichen, sozialen und kommunikativen Kontext niederschlägt, untersucht. Darüber hinaus wurde der Einfluss des Persönlichkeitsmerkmals Empfänglichkeit auf den Zusammenhang zwischen der Burnout-Präsenz und dem indivi- duellen Burnout-Befinden betrachtet. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen allgemeinen Burnout-Präsenz und dem individuellen Burnout-Level der Probanden. Ferner können die einzelnen Bestandteile der Burnout-Präsenz (medial, sozial, kommunikativ) das individuelle Burnout-Level signifikant vorhersagen. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass die Empfäng- lichkeit einen moderierenden Einfluss hat und bei überdurchschnittlicher Ausprägung das Burnout-Level signifikant mitbestimmt. Schlüsselbegriffe: Burnout, Resonanz, Gesundheit, Krankheit, Virus 1 Einleitung Es dauert 0,26 Sekunden, um bei Google 60.400.000 Treffer zu dem Begriff „Burnout“ zu finden. Wenn man das Wort „Volkskrankheit“ in die Suchleiste der Suchmaschine eingibt, so erhält man den Vorschlag von Google, nach „Volkskrankheit Burnout“ zu suchen. Im Dezember 2011 erhielt der Begriff Burnout den sechsten Platz der Wörter des Jahres von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Hegerl, 2012). Das Thema Burnout hat bereits die Titel- blätter nahezu aller Zeitungen und Zeitschriften ge- schmückt. So sprach der „Focus“ in seinem Titelthema von der „Generation Burnout“ und veröffentlichte sogleich die Liste der Top 131 Mediziner für psychische Krankhei- ten (Bartholomäus, 2011). Die Redaktion des „Spie- gel“ weiß schon lange, „Burnout ist für alle da“ (Greiner & Sander, 2012), und das Manager Magazin wirbt damit, das erste deutsche Burnout-Ranking veröffentlichen zu können (Buchhorn, Kröher & Werle, 2012). Zahlreiche Veröffentli- chungen mit Informationen zu Ursachen und Symptoma- tik, oft eingebettet in eine emotionale Geschichte mit hohem Identifikationsgrad, sorgen für ein breitgefächertes Wissen in der Bevölkerung. „Wird es denn häufiger?“, fragt Burisch (2006, S. IX) in seinem Vorwort und bezieht sich damit auf die Karriere des Burnout-Begriffs. Bei Betrachtung der zwischen 2004 und 2010 angestiegenen Zahl der Burnout-bedingten Arbeitsunfähigkeitstage in deutschen Unternehmen von 8,1 auf 72,3 pro 1000 Versicherte (Buchhorn et al., 2012) liegt die Vermutung nahe, dass die (gesellschaftliche) Bereitschaft, eine Symptomatik als Burnout zu klassi fizieren, ebenfalls gewachsen ist. In einer Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands äußerten 76% der befragten Mitglieder, die Häufigkeit beruflicher Burnouts habe in ihrem unmittelbaren Umfeld zugenommen (Buch- horn et al., 2012). Viele Autoren sprechen von der Burn- out-Epidemie (Hillert & Marwitz, 2006) oder auch von einem grassierenden Burnout-Virus (Brühlmann, 2007), um die gesellschaftliche Orientierung hinsichtlich des Symptom-Komplexes psychischer Erkrankungen zu be- schreiben. Obgleich Burnout noch häufig als ein stigmatisiertes Tabuthema charakterisiert wird, weist die zunehmende Popularisierung des Begriffs in eine andere Richtung. Eine zentrale Rolle übernehmen dabei die Medien, die durch stetige und aktuelle Thematisierung nahezu eine Legitima- tion des Begriffs erzielen. Eine Legitimation, die dazu führt, dass wir nicht nur Burnout-gefährdeter sondern zugleich auch Burnout-begeisterter sind (Pawelzik, 2011)? Die Hürde, sich als verletzlich und „kaputtbar“ zu outen, kann genommen werden, da man sich an einer gesell- schaftlich zeitgemäßen Erscheinung orientiert. Ist eine kranke Gesellschaft die Folge der Konfrontation mit be- wussten und unbewussten Burnout-Stimuli? Dieser Sachverhalt geht mit der Vermutung einher, dass die Menschen aufgrund der vermehrten Konfrontation mit der Burnout-Thematik in verschiedenen Lebensbereichen dazu tendieren, die vermittelten Informationen mit ihrem eigenen physischen und psychischen Wohlbefinden in Zusammenhang zu bringen.

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Das Ziel der zugrunde liegenden Studie war die Untersuchung des Einflusses der wahrgenommenen Burnout-Präsenz auf die Einschätzung dereigenen Gesundheit. Die bisherige Forschung hat sich in hohem Maße mit den Burnout-begünstigenden Einflüssen und dem Syndrom selbstbeschäftigt. In dieser Studie wurde die Betrachtungsperspektive erweitert und die Auswirkung des sich manifestierenden Syndroms in Formeiner allgemeinen Präsenz, die sich im medialen, gesellschaftlichen, sozialen und kommunikativen Kontext niederschlägt, untersucht.

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Journal of Business and Media Psychology (2012) 3, Heft 2, 31-42, verfügbar unter: www.journal-bmp.de

Journal of Business and Media Psychology (JBMP) l ISSN 2191-5814

31

„Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“ Wie die Präsenz von Burnout die Einschätzung

unserer Gesundheit beeinflusst

Charlotte Kraus & Simon Hahnzog

Hochschule Fresenius München

ZUSAMMENFASSUNG

Das Ziel der zugrunde liegenden Studie war die Untersuchung des Einflusses der wahrgenommenen Burnout-Präsenz auf die Einschätzung der

eigenen Gesundheit. Die bisherige Forschung hat sich in hohem Maße mit den Burnout-begünstigenden Einflüssen und dem Syndrom selbst

beschäftigt. In dieser Studie wurde die Betrachtungsperspektive erweitert und die Auswirkung des sich manifestierenden Syndroms in Form

einer allgemeinen Präsenz, die sich im medialen, gesellschaftlichen, sozialen und kommunikativen Kontext niederschlägt, untersucht. Darüber

hinaus wurde der Einfluss des Persönlichkeitsmerkmals Empfänglichkeit auf den Zusammenhang zwischen der Burnout-Präsenz und dem indivi-

duellen Burnout-Befinden betrachtet. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen allgemeinen

Burnout-Präsenz und dem individuellen Burnout-Level der Probanden. Ferner können die einzelnen Bestandteile der Burnout-Präsenz (medial,

sozial, kommunikativ) das individuelle Burnout-Level signifikant vorhersagen. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass die Empfäng-

lichkeit einen moderierenden Einfluss hat und bei überdurchschnittlicher Ausprägung das Burnout-Level signifikant mitbestimmt.

Schlüsselbegriffe: Burnout, Resonanz, Gesundheit, Krankheit, Virus

1 Einleitung

Es dauert 0,26 Sekunden, um bei Google 60.400.000 Treffer zu dem Begriff „Burnout“ zu finden. Wenn man das Wort „Volkskrankheit“ in die Suchleiste der Suchmaschine eingibt, so erhält man den Vorschlag von Google, nach „Volkskrankheit Burnout“ zu suchen. Im Dezember 2011

erhielt der Begriff Burnout den sechsten Platz der Wörter des Jahres von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Hegerl, 2012). Das Thema Burnout hat bereits die Titel-blätter nahezu aller Zeitungen und Zeitschriften ge-schmückt. So sprach der „Focus“ in seinem Titelthema von der „Generation Burnout“ und veröffentlichte sogleich

die Liste der Top 131 Mediziner für psychische Krankhei-ten (Bartholomäus, 2011). Die Redaktion des „Spie-gel“ weiß schon lange, „Burnout ist für alle da“ (Greiner & Sander, 2012), und das Manager Magazin wirbt damit, das erste deutsche Burnout-Ranking veröffentlichen zu können

(Buchhorn, Kröher & Werle, 2012). Zahlreiche Veröffentli-chungen mit Informationen zu Ursachen und Symptoma-tik, oft eingebettet in eine emotionale Geschichte mit hohem Identifikationsgrad, sorgen für ein breitgefächertes Wissen in der Bevölkerung.

„Wird es denn häufiger?“, fragt Burisch (2006, S. IX) in seinem Vorwort und bezieht sich damit auf die Karriere des Burnout-Begriffs. Bei Betrachtung der zwischen 2004 und 2010 angestiegenen Zahl der Burnout-bedingten Arbeitsunfähigkeitstage in deutschen Unternehmen von

8,1 auf 72,3 pro 1000 Versicherte (Buchhorn et al., 2012) liegt die Vermutung nahe, dass die (gesellschaftliche) Bereitschaft, eine Symptomatik als Burnout zu klassi

fizieren, ebenfalls gewachsen ist. In einer Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands äußerten 76% der befragten Mitglieder, die Häufigkeit beruflicher Burnouts habe in ihrem unmittelbaren Umfeld zugenommen (Buch-horn et al., 2012). Viele Autoren sprechen von der Burn-

out-Epidemie (Hillert & Marwitz, 2006) oder auch von einem grassierenden Burnout-Virus (Brühlmann, 2007), um die gesellschaftliche Orientierung hinsichtlich des Symptom-Komplexes psychischer Erkrankungen zu be-schreiben.

Obgleich Burnout noch häufig als ein stigmatisiertes Tabuthema charakterisiert wird, weist die zunehmende Popularisierung des Begriffs in eine andere Richtung. Eine zentrale Rolle übernehmen dabei die Medien, die durch

stetige und aktuelle Thematisierung nahezu eine Legitima-tion des Begriffs erzielen. Eine Legitimation, die dazu führt, dass wir nicht nur Burnout-gefährdeter sondern zugleich auch Burnout-begeisterter sind (Pawelzik, 2011)? Die Hürde, sich als verletzlich und „kaputtbar“ zu outen, kann genommen werden, da man sich an einer gesell-

schaftlich zeitgemäßen Erscheinung orientiert. Ist eine kranke Gesellschaft die Folge der Konfrontation mit be-wussten und unbewussten Burnout-Stimuli?

Dieser Sachverhalt geht mit der Vermutung einher, dass

die Menschen aufgrund der vermehrten Konfrontation mit der Burnout-Thematik in verschiedenen Lebensbereichen dazu tendieren, die vermittelten Informationen mit ihrem eigenen physischen und psychischen Wohlbefinden in Zusammenhang zu bringen.

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Kurzzeitig erlebte Symptome werden durch das erweiterte Bewusstsein und die erhöhte Sensibilisierung für das Syn-drom direkt auf ein sich anbahnendes Burnout zurückge-führt, ohne dass das Erleben und Verhalten eine für Burn-

out diagnostische Basis haben muss.

Infolgedessen stellen sich folgende Fragen: Ist Burnout übertragbar? Und inwieweit spielt die mediale und soziale Präsenz von Burnout eine Rolle bei dem Prozess, der die

Menschen berechtigter oder unberechtigter Weise das Etikett Burnout für sich aufgreifen lässt?

2 Begriffsverständnis und Zielsetzung

In der vorgestellten Studie wurde untersucht, ob und wie stark die Präsenz von Burnout, die sich sowohl in den Medien, in der Gesellschaft und in den sozialen Kontexten der Menschen niederschlägt, wahrgenommen wird und ob

diese die Einschätzung der eigenen Gesundheit1 hinsicht-lich des individuellen Burnout-Levels beeinflusst. Des Weiteren untersucht die Studie inwieweit sich das Persön-lichkeitsmerkmal Empfänglichkeit auf den Einfluss der Burnout-Präsenz auf die eigene Burnout-Einschätzung

auswirkt. Nach Kenntnis der Verfasser hat sich die For-schung mit dieser Auswirkung von Burnout noch kaum befasst.

Der Begriff Burnout ist ein wissenschaftliches Konstrukt,

das aus verschiedenen Facetten besteht. Eine allgemein-gültige, international akzeptierte Definition von Burnout gibt es derzeit nicht (Kaschka, Korczak & Broich, 2011). Dennoch finden sich zahlreiche Definitionsversuche in der Literatur, und es besteht ein Konsens über wiederkehren-de, identifizierbare Gleichmäßigkeiten des Burnout-

Phänomens (Burisch, 2006). An den von Christina Maslach 1981 erstmals beschriebenen drei Hauptdimensionen von Burnout, Erschöpfung, Depersonalisation (Zynismus) und Ineffektivität (reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit), orientieren sich weiterhin zahlreiche Autoren in ihren Versuchen, den umfassenden Systemkomplex Burnout zu

charakterisieren (vgl. Burisch, 2006; Cherniss, 1980; Pines & Aronson, 1988; Schulze & Rössler, 2006).

Eine von Schaufeli und Enzmann (1998, S. 36) vorge-

schlagene Begriffsbestimmung des Burnout-Konstruktes soll zahlreiche Definitionsversuche zusammenfassend beschreiben:

„Burnout ist ein dauerhafter, negativer, arbeitsbezogener

Seelenzustand ‘normaler‘ Individuen. Er ist in erster Linie von Erschöpfung gekennzeichnet, begleitet von Unruhe und Anspannung (distress), einem Gefühl verringerter Effektivität, gesunkener Motivation und der Entwicklung dysfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen bei der Arbeit. Diese psychische Verfassung entwickelt sich

nach und nach, kann dem Betroffenen aber lange unbe-merkt bleiben. Sie resultiert aus einer Fehlpassung von

1 Der Begriff Gesundheit beschreibt den „Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn ein Mensch sich in den physischen, psychischen und sozialen Dimensi-onen seiner Entwicklung in Einklang mit den inneren und äußeren Anforderungen befindet“ (Hurrelmann, 2010, S. 7). Für diese Studie bezieht sich der Begriff Gesundheit auf die eigene Einschätzung des Burnout-Levels und wird auf Basis des Copenha-gen Burnout Inventory gemessen.

Intentionen und Berufsrealität. Burnout erhält sich wegen ungünstiger Bewältigungsstrategien, die mit dem Syn-drom zusammenhängen, oft selbst aufrecht“.

Das Fehlen einer allgemein akzeptierten Definition führt jedoch zu der Situation, „dass Burnout beinahe alles und damit nichts ist“ (Burisch, 2006, S. 20). In der vorliegen-den Arbeit stimmt die Definition von Schaufeli und Enz-mann (1998) mit dem Burnout-Verständnis der Verfasser

überein und bietet folglich die definitorische Grundlage.

Gesellschaftliche Einflüsse auf die Entstehung von Burnout wurden bisher kaum untersucht. 1982 stellte Howard J. Karger bereits fest, dass Burnout dadurch, dass es in die

Privatsphäre verbannt sei, nicht zum sozialen und gesell-schaftlichen Problem werde (Geyerhofer & Unterholzer, 2009). Diese Annahme ist für die Fragestellung der vorlie-genden Studie von besonders großem Interesse, da sich in den letzten Jahren ein Wandel in der Gesellschaft voll-zogen hat. Der Gedanke, Burnout in den privaten Kontext

der Menschen zu verbannen, hat sich durch die stetige Thematisierung des Syndroms in der Gesellschaft verän-dert und wesentlichen Einfluss auf dessen heutige Wahr-nehmung als soziales Problem.

3 Effekte der emotionalen Übertragung

Die Erforschung der Nosologie von Burnout hat ergeben,

dass sich das Syndrom in verhaltens- und sozialbezoge-nen Symptomen manifestiert, was darauf hinweist, dass diese Burnout-Symptome auch von anderen bemerkt werden können (Schaufeli & Enzmann, 1998). Dieser Sachverhalt wird besonders dann relevant, wenn nicht-betroffene Personen den Symptomen der Burnout-

Betroffenen ausgesetzt sind und die Wahrscheinlichkeit einer Symptom-Übertragung dadurch ermöglicht wird. Diese Erkenntnis bildet eine zentrale Komponente in Hin-blick auf das Untersuchungsziel, da Übertragungsprozesse eine bedeutsame Rolle bei der Einschätzung der eigenen Gesundheit spielen können.

Einige Forscher wie Cherniss (1980), Edelwich und Brodsky (1980) haben schon früh behauptet, dass Burn-out „ansteckend“ sein kann. Dennoch mangelte es lange

Zeit an der empirischen Untermauerung dieser Hypothese und einer Untersuchung des Übertragungsprozesses von Burnout von einer zu einer anderen Person (Bakker & Schaufeli, 2000).

Der erste Hinweis für die ansteckende Beschaffenheit von Burnout ergab sich aus einer Studie von Rountree (1984), der über 180 Arbeitsgruppen in 20 verschiedenen Ar-beitsumgebungen untersuchte. Er beobachtete, dass na-hezu 90% der Personen die hohe Burnout-Werte aufwie-sen, Mitglieder von Arbeitsgruppen waren, deren Grup-

penmitglieder zu wenigstens 50% an fortgeschrittenem Burnout litten. Golembiewski, Munzenrider und Stevenson (1986) fassten nach ergänzenden Studien zusammen, dass eine Tendenz zur Konzentrierung von hohen bzw. niedrigen Burnout-Werten darauf hinweise, dass es Über-

tragungs- bzw. Resonanzeffekte geben kann.

Bei der Frage, wie diese Übertragung erklärt werden kann, argumentieren Buunk und Schaufeli (1993), dass die

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„Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“

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Kollegen, deren Symptome im Zuge des emotionalen Übertragungsprozesses imitiert werden, wie Vorbilder fungieren: Personen, die unter Stress stehen, werden die Symptome ihrer Kollegen bemerken und diese automa-

tisch übernehmen. Die Autoren vergleichen den Prozess mit dem der emotionalen Übertragung, der die Tendenz beschreibt, automatisch die Gesichtsausdrücke, Vokalisie-rungen, Haltungen und Bewegungen einer anderen Person zu übernehmen oder sich anzupassen und somit emotional konvergent zu verlaufen. Dieser Vorgang wurde in zahlrei-

chen Studien untersucht (vgl. auch Cacioppo & Rapson, 1994; Chartrand & Bargh, 1999; Ekmann, Friesen & Sche-rer, 1976; Kelly & Barsade, 2001). Dabei liegt der Fokus auf der unbewussten Übertragung.

Bakker und Schaufeli (2000) nennen eine zweite Möglich-keit, die Emotionen anderer „aufzuschnappen“. Die Über-tragung kann während eines kognitiv gesteuerten Prozes-ses ablaufen, bei dem es darum geht, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen. Das bewusste Wahrnehmen

der Gefühle einer anderen Person führt dazu, dass sich die Person an eigene ähnliche Situationen erinnert und infol-gedessen vergleichbare Emotionen auftreten (Hsee, Hat-field, Carlson & Chemtob, 1990). McIntosh, Druckmann und Zajonc (1994) halten fest, dass negative Emotionen ansteckender sind als positive, und weisen darauf hin,

dass Burnout-Symptome folglich besonders geeignet für emotionale Ansteckung sind. In Ergänzung dazu dient die in mehreren Studien erwiesene ansteckende Depression, die wiederum ein mit Burnout eng zusammenhängendes Syndrom darstellt (Bakker et al., 2000a; Glass, McKnight & Valdimarsdottir 1993; Howes, Hokanson & Lowenstein,

1985; Leiter & Durup, 1994; Schaufeli & Enzmann, 1998).

Dennoch ist anzumerken, wie die zuvor erwähnten Er-kenntnisse von Rountree (1984) demonstrierten, dass Personen, die sehr hohe bzw. niedrige Burnout-Werte

aufweisen, auch häufig Bestandteil eines Teams sind, nicht notwendigerweise die Folge eines Übertragungspro-zesses sind. Es ist daher anzunehmen, dass Burnout in-nerhalb einer Arbeitsgruppe besonders prävalent sein kann, weil die Arbeitsbelastung in dieser Gruppe aufgrund

von Absentismus der Betroffenen sehr hoch ist.

Die Untersuchungen der Übertragung von Burnout gehen jedoch auch über den Arbeitskontext hinaus, was insofern mit der Annahme der hier vorgestellten Studie überein-

stimmt, dass die Präsenz von Burnout auch Auswirkungen auf Personen in anderen Kontexten haben kann. Bolger, DeLongis, Kessler und Wethington (1989) beschreiben den Übergang (crossover) als interpersonalen Prozess, der auftritt, wenn der von einer Person empfundene Stress sich auf das Stresslevel einer anderen Person in dem

gleichen sozialen Umfeld auswirkt. So konnten beispiels-weise die Ergebnisse von Bakker (2009), Bakker, Deme-routi & Schaufeli (2005) und Westman, Etzion & Danon (2001) die Annahme, dass Burnout eines Arbeitsnehmers auf den Beziehungspartner übertritt und dessen Gesund-

heit beeinflusst, bestätigen. Aus den aufgeführten Unter-suchungen (vgl. darüber hinaus auch Bakker, Schaufeli, Sixma, Bosveld & Van Dierendonck, 2000b; Bakker, Van Emmerik & Euwema, 2006; Bakker, Westman & Schaufeli, 2007; Hatfield, Cacioppo & Rapson, 1994) lässt sich ablei-ten, dass ein Übertragungsprozess von einer unter Burn-

out leidenden Person auf weitere Personen möglich ist. Dabei kann der Vorgang im arbeitsbezogenen und im privaten Kontext zwischen zwei oder mehreren Personen stattfinden. Diese Erkenntnisse bieten die Grundlage für

die Untersuchung der vorliegenden Arbeit, bei welcher der Übertragungsaspekt eine zentrale Rolle spielt. Dabei spielt jedoch die Ansteckung einer Person „lediglich“ aufgrund des Kontaktes mit einer Burnout-betroffenen Person eine untergeordnete Rolle. Im primären Fokus der Betrachtung stehen die kumulierten Begegnungen mit Burnout in un-

terschiedlichen Kontexten, die in der Summe eine aggre-gierte Wahrnehmung der Burnout-Präsenz ergeben.

4 Empfänglichkeit

Es wird davon ausgegangen, dass die Übertragungskraft von Burnout-Symptomen von einer betroffenen Person auf eine oder mehrere andere Personen maßgeblich von deren Grad der Empfänglichkeit für emotionale Ansteckung ab-

hängt. Die Empfänglichkeit beschreibt den Grad, zu wel-chem eine Person anfällig ist, sich an den Emotionen an-derer „anzustecken“ und diese zu teilen (Siebert, Siebert & Taylor-McLaughlin, 2007).

Gemäß Doherty (1997) tragen auch die Gene, das Ge-schlecht, frühe Erlebnisse und Persönlichkeitsmerkmale zu den individuellen Unterschieden der Empfänglichkeit für emotionale Ansteckung bei. Temperament, Einstellung, Ablenkbarkeit, Aufmerksamkeitsspanne, die Grenze und

Intensität der Empfindlichkeit beeinflussen demnach die Empfänglichkeit. Hatfield et al. (1994) behaupten, dass es einige Umstände gibt, unter denen es besonders wahr-scheinlich ist, die Emotionen anderer auf sich selbst zu übertragen. Dabei handelt es sich um den Fall, wenn Men-schen sehr aufmerksam anderen gegenüber sind und sich

selbst mit anderen zusammenhängend wahrnehmen an-statt sich unabhängig und einzigartig zu fühlen. Darüber hinaus tendieren die Menschen dazu, Gesichtsausdrücke, Laute und Haltungen zu mimen. Ihre emotionalen Erleb-nisse und Erfahrungen werden durch externes Feedback

beeinflusst. Gemäß der wachsenden Anzahl der Modelle zu Teamarbeit in modernen Organisationen ist es daher wahrscheinlich, dass die Mitarbeiter tatsächlich stärkere Interdependenz verspüren und folglich sensibler gegen-über den Gefühlszuständen ihrer Kollegen sind (Bakker, Westman & Van Emmerik, 2009)

Westman und Vinokur (1998) beschreiben eine enge Ver-knüpfung der emotionalen Ansteckung und der Empathie. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Empathie ist das „Hineinfühlen“. Starcevic und Piontek (1997) definieren

Empathie als interpersonelle Kommunikation, die haupt-sächlich eine emotionale Struktur aufweist. Empathie umfasst die Kapazität eines Menschen, sich imaginativ in das Denken, Fühlen und Handeln eines anderen hineinzu-versetzen (Allport, 1937/1961) und erfordert nicht nur die Fähigkeit der Differenzierung zwischen den eigenen psy-

chologischen Eigenschaften und denen der anderen, son-dern auch die Fähigkeit die Rolle eines anderen anzuneh-men (Feshbach, 1978). Die empathische Identifikation beschreibt, dass eine Anspannung einer Person eine em-pathische Reaktion des Partners hervorruft und dessen

Leiden erhöht. Verfechter der sozialen Lerntheorie (Band-ura, 1969; Stotland, 1969) unterstützen diese Sichtweise

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und beschreiben die Übertragung von Emotionen als eine bewusste Verarbeitung von Informationen: Personen stel-len sich vor, wie sie sich in der Position eines anderen fühlen würden (empathische Identifikation), erleben diese

und teilen folglich die Gefühle des anderen. Eckenrode und Gore (1981) erwähnen, dass die Übertragung der Anspannung einer Person auf das Leiden des Ehepartners zum Beispiel aus Gedanken wie: ‚Wir spüren ihren Schmerz wie unseren eigenen.‘, resultiert.

Die Empfänglichkeit ist ein zentraler Bestandteil für die emotionale Übertragung. Bakker et. al. (2000b) beobach-teten einen positiven Zusammenhang zwischen der indivi-duellen Empfänglichkeit für emotionale Übertragung und Burnout bei Allgemeinärzten. Im Einklang dazu steht die

Prognose von Hatfield et al. (1994), dass die Empfänglich-keit für die Emotionen anderer besonders in Beziehung mit Burnout bei Ärzten auftritt, die viele unter Burnout leidende Kollegen haben. Unterstützt werden diese Er-kenntnisse durch die Studie von Bakker und Schaufeli

(2000), die ergab, dass Lehrer am wahrscheinlichsten zu Burnout neigen wenn sie besonders anfällig für die Emoti-onen und negativen Äußerungen ihrer Kollegen sind.

Werden die Ergebnisse dieser Untersuchungen auf die

Fragestellung der vorliegenden Arbeit übertragen, so kann die individuelle Empfänglichkeit der Menschen eine zentra-le Rolle dabei spielen, wie stark sie sich auf die Gefühlszu-stände und Empfindungen anderer einlassen und eine potentielle Übertragung auf sich selbst ermöglichen.

Zusammenfassend lassen sich im Modell der progressiven Burnout-Perspektive wie Abbildung 1 zeigt folgende be-deutsame Faktoren festhalten und auf vier Ebenen be-schreiben:

Abbildung 1: Das Modell der progressiven Burnout-Perspektive.

Die erste Ebene beschreibt die ätiologischen Einflüsse, die

eine Entstehung von Burnout begünstigen. Wird dieses durch ein vorhandenes Ungleichgewicht in einem oder mehreren der drei zentralen Ursachenfelder hervorgeru-fen, so äußert es sich auf der zweiten Ebene in Form von syndromalen Burnout-Charakteristika. Die nachfolgende,

dritte Ebene weist auf die Präsenz des Syndroms in der Gesellschaft hin, welche sich insbesondere bei den be-

troffenen Personengruppen niederschlägt. Ferner ist es gegenwärtig in den Medien und in der interpersonalen Kommunikation. Potentielle Begegnungen mit der Burn-out-Präsenz resultieren daraus, dass die Personen darüber

sprechen, darüber hören, etwas darüber lesen oder sehen. Werden diese Konfrontationen mit Burnout als einzelne Impressionen summiert, so entsteht eine aggregierte Wahrnehmung der Burnout-Präsenz (kumulierte Präsenz-ebene) dessen Auswirkung auf die Einschätzung der indi-viduellen Gesundheit es zu untersuchen gilt.

5 Untersuchungshypothesen

Die Annahmen der Untersuchungshypothesen sollen sich auf die drei zu untersuchenden Konstrukte beziehen: Burnout-Präsenz, Empfänglichkeit und das individuell eingeschätzte Burnout-Level.

Dabei liegt der Schwerpunkt dieses Kapitels auf der Vor-stellung ausgewählter, zentraler Hypothesen, die mit ihrer Aussagekraft das Erkenntnisinteresse der Studie erfüllen können.

H1: Je größer die Präsenz von Burnout wahrgenommen wird, desto größer wird das individuelle Burnout-Level eingeschätzt.

Ähnlich der Studie von Lemal und Van den Bulck (2011) soll überprüft werden, ob eine hocheingestufte Präsenz von Burnout im Berufs-, Familien-, Freundes- und Medi-enkontext in einer hohen Einschätzung des individuellen Burnout-Levels resultiert.

H2: Je größer die Empfänglichkeit einer Person ist, desto größer ist die Einschätzung des individuellen Burnout-Levels.

Gemäß Siebert et. al. (2007) ist die Empfänglichkeit das Maß für die Anfälligkeit, sich von Emotionen anstecken zu lassen und zu teilen. Je empfänglicher und folglich anfälli-ger eine Person ist, desto mehr lässt sie sich von den Emotionen anderer anstecken und wird ihr individuelles Burnout-Level höher einschätzen.

H3: Die Empfänglichkeit hat einen Einfluss auf den Zu-sammenhang zwischen der wahrgenommenen Präsenz von Burnout und dem eingeschätzten individuellen Burn-

out-Level.

Der Grad der Empfänglichkeit bestimmt das Ausmaß, in welchem die Personen auf die Burnout-Präsenz reagieren und ihr individuelles Burnout-Level einschätzen. Korres-

pondierend dazu sind die Erkenntnisse von Bakker und Schaufeli (2000), die Burnout besonders bei den Lehrern feststellten, die ein hohes Maß an Empfänglichkeit aufwie-sen.

H4: Je größer die mediale Präsenz von Burnout wahrge-nommen wird, desto höher wird das individuelle Burnout-Level eingeschätzt.

Die mediale Präsenz bildet einen zentralen Bestandteil der

Burnout-Präsenz. Durch die mediale Berichterstattung hat das Burnout-Syndrom viel Aufmerksamkeit gewonnen. Es ergibt sich die Vermutung, dass der Umfang der medialen

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„Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“

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Burnout-Perzeption mit dem Ausmaß der eigenen Burn-out-Einschätzung in einem abhängigen Verhältnis steht.

6 Erhebungsdesign

Im Rahmen der empirischen Untersuchung des Einflusses der Burnout-Präsenz auf die Einschätzung der Gesundheit

wurde eine Online-Befragung (Welker & Wünsch, 2010) als Methode der Datenerhebung ausgewählt. Gründe von entscheidender Relevanz für diese Methode waren der geringe Zeit- und Kostenaufwand sowie die Möglichkeit, eine große Anzahl von Personen erreichen zu können. Die schnelle Weiterverarbeitung der Daten wird durch das

Vorliegen der Daten in digitaler Form ermöglicht und bie-tet einen Vorteil, der im Hinblick auf den zeitlichen Rah-men der Untersuchung von Bedeutung ist. Die Erhebung der erforderlichen Daten erfolgte im Zeitraum vom 18.05.2012 bis zum 31.05.2012.

Die Versendung des Fragebogens erfolgte über das Sozia-le Netzwerk Facebook, das berufliche Netzwerk Xing sowie über einen eingerichteten Emailverteiler. Dabei ging jeder Nachricht ein persönliches Anschreiben voraus, das in

wenigen Sätzen die Untersuchung erläuterte. Die URL-Adresse wurde zum Aufrufen des Fragebogens beigefügt. Weiterhin wurde eine neutrale Email mit einer kurzen Erläuterung der Untersuchung und dem beigefügten URL Link verfasst, die bei Interesse von den bereits befragten Personen an ihr Netzwerk weitergeleitet werden konnten.

Das Untersuchungsziel wurde in den Anschreiben sehr allgemein formuliert, um mögliche Verzerrungseffekte in den Antworten zu vermeiden. Die potentiellen Probanden erhielten die Information, dass über Burnout in der Ge-sellschaft geforscht werde.

Nach einer kurzen Instruktion folgte der Fragebogen, der sich in vier Teile differenzieren lässt. Im ersten Teil wurde mit 20 Fragen bzw. 46 Items die Wahrnehmung der Burn-out-Präsenz untersucht. Der sich anschließende, zweite Teil untersuchte mit elf Items die Empfänglichkeit der

Probanden. Das individuelle Burnout-Level der Probanden wurde mit dreizehn Items gemessen. Der letzte Teil des Fragebogens setzte sich aus den soziodemografischen Daten zusammen. Insgesamt wurde eine Bearbeitungszeit von zehn Minuten eingeplant.

Im Rahmen der internetbasierten Befragung konnten insgesamt 297 Probanden für die Beantwortung des Fra-gebogens gewonnen werden. 259 Teilnehmer füllten den Fragebogen komplett aus, so dass ausschließlich deren

Daten in der Analyse verwendet wurden. Es ist eine recht große Spannbreite in Bezug auf Alter, Berufserfahrung und Berufssektor vorhanden. An der Befragung nahmen 61% weibliche und 39% männliche Probanden teil. Das Alter wurde in Kategorien erfragt. Die erste Alterskatego-rie umfasste die Spanne von 15 bis 19 Jahren und die

letzte Kategorie eine Altersspanne von 60 bis 64 Jahren (vgl. Abbildung 2).

Der Großteil der Probanden ist der zweiten (20 bis 24

Jahre; n = 83), dritten (25 bis 29 Jahre; n = 63) und vierten Altersklasse (30 bis 34 Jahre; n = 29) zuzuordnen, was einen Anteil von 67% aller Teilnehmer ausmacht. 19% der Probanden fallen in die achte (50 bis 54 Jahre;

n = 21), neunte (55 bis 59 Jahre; n = 18) und letzte Alterskategorie (60 bis 64 Jahre; n = 9) (vgl. Abbildung 2).

Nahezu 50% aller Probanden gaben an, sich noch in der akademischen Ausbildung in Form von Studium und Pro-motion zu befinden, während ein gutes Drittel im Ange-stelltenstatus und in der Selbstständigkeit berufstätig war. 34% der Probanden gaben an im wirtschaftlichen Berufs-

sektor tätig zu sein. 19% der befragten Teilnehmer waren dem sozialen und 12% dem medizinischen Berufsfeld zuzuordnen. Aus dem Berufskontext der Bildung waren 11%, des Journalismus und der Gastronomie jeweils 2% der Teilnehmer vertreten. 17% der Probanden konnten dem Berufssektor „Sonstiges“ zugeordnet werden, welcher

sich zu 10% aus der beruflichen Tätigkeit im kreativen und gestalterischen Sektor zusammensetzte. Auch Pro-banden auf höheren Hierarchieebenen waren in der Stich-probe vertreten. Über ein Viertel der Stichprobe gab an, eine leitende Funktion mit Personalverantwortung zu ha-

ben. 37% der Probanden hatten null bis fünf Jahre Be-rufserfahrung. 17% gaben an, fünf bis zehn Jahre zu arbeiten und 46% standen seit mehr als zehn Jahren im Arbeitsleben.

Abbildung 2: Altersverteilung in der vorliegenden Stichprobe (N = 259) mit Alterskategorien in Fünf-Jahres-Schritten ab „15 bis 19 Jahre“ bis „60 bis 64 Jahre“.

Die Basis für die Erhebung der abhängigen Variable, das individuelle Burnout-Level, liefert das Copenhagen Burn-out Inventory (CBI) (Kristensen, Borritz, Villadsen & Christensen, 2005). Das CBI überwindet als etabliertes Instrument die Einschränkung des häufiger verwendeten

Maslach Burnout Inventory (Maslach & Jackson, 1986), das den Fokus auf die Messung von berufsbezogenem Burnout legt. Hingegen differenziert das CBI mit neunzehn Items zwischen persönlichem, arbeits- und klientenbezo-genem Burnout (Milfont, Denny, Ameratunga, Robinson & Merry, 2008). Dabei wird davon ausgegangen, dass es

sich bei Burnout um ein kontextfreies Phänomen handelt, dass nicht nur aufgrund der beruflichen Tätigkeit entste-hen kann. Aus diesem Grund wurde für die durchgeführte Untersuchung Burnout auf Basis des CBI mittels der Items der ersten beiden Skalen gemessen.

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Kraus & Hahnzog 36

Die auf persönliches Burnout bezogene Dimension (α = .90) misst mit sechs Items den erlebten Grad physi-

scher und psychischer Müdigkeit und Erschöpfung der Person, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur berufstä-

tigen Bevölkerung und stellt somit eine generelle Burnout-Skala dar (bspw.: „Wie häufig sind Sie körperlich er-schöpft?“). Die arbeitsbezogene Dimension (α = .74)

misst den Grad physischer und psychischer Müdigkeit in Zusammenhang mit der Arbeit (bspw.: „Ist Ihre Arbeit emotional erschöpfend?“) (Milfont et. al., 2008). Dabei

bilden die Items wesentliche Aspekte der Definition von Schaufeli und Enzmann (1998) ab und werden somit der favorisierten Definition der Verfasser gerecht. Mittels einer 5-stufigen Likert-Skala wurde entweder die Häufigkeit (Nie bis Immer) oder die Intensität (In sehr geringem Maß bis In sehr hohem Maß) bewertet. Für die späteren Be-

rechnungen wurde auf Basis der hohen Korrelation beider Dimensionen, r = .82, eine neue Variable gebildet, die den Burnout-Gesamtscore abbildet.

Die Prädiktorvariable stellt in der Untersuchung die wahr-genommene Burnout-Präsenz dar. Diese Daten wurden mit eigenen, konstruierten Items erhoben, die aus einer umfassenden Literatursichtung abgeleitet worden sind (Bakker & Schaufeli, 2000; Coleman, 1993; Lemal & Van den Bulck, 2011; Linville, Fischer & Fischhoff, 1993; Mor-

ton & Duck, 2001; Tyler & Cook, 1984; Sutton, 1992; Helweg-Larsen, 1999; Weinstein, 1989). Die Items wur-den zu fünf aus der Literatur abgeleiteten Skalen der Burnout-Präsenz zusammengefasst: Begegnung mit Burn-out, Burnout im Medienkontext, Kommunikation über Burnout, Burnout im sozialen Kontext und betroffene

Personengruppen. Schlussendlich wurden 20 Items aus-gewählt. Davon bestanden viele aus Unteritems, so dass die wahrgenommene Burnout-Präsenz (α = .68) insge-

samt mit 46 Items erhoben wurde. Das Antwortformat variierte zwischen einer Ratingskala, Einfachwahl, Dicho-

tom, Schieberegler und Rangordnung. Bei der Ratingskala wurde die 5-stufige Likert-Skala angewendet, die sich entweder in Häufigkeits- (nie bis häufig), Bewertungs- (stimme gar nicht zu bis stimme voll zu) und Meinungs-skalen (interessiert mich gar nicht bis interessiert mich sehr) verankerte. Das nachfolgende Item wurde beispiel-

haft ausgewählt und stellt einen wesentlichen Anteil der neuen Variable Burnout-Präsenz dar, die unter Einbezug der Items mit den aussagekräftigsten Daten berechnet wurde. Das nachfolgende Item wurde beispielhaft ausge-wählt. Die Antwortmöglichkeiten konnten auf einer 5-stufigen Likert-Skala (Nie bis Sehr häufig) angegeben

werden. „Die Thematik des Burnout-Syndroms (nicht auf einen konkreten Krankheitsfall bezogen) ist mir im Alltag in folgenden Kontexten begegnet: a) Internet, b) Radio, c) TV (Dokumentation, Nachrichten), d) Printmedien (Zeit-schriften, Zeitungen, Bücher), e) Freunde, f) erweiterter

Bekanntenkreis, g) Arzt/Psychologe, h) Arbeit, i) Familie.“ Um die allgemeine Burnout-Präsenz jedoch auch in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt betrachten zu können, wurde beispielsweise für das nachfolgend aufgezeigte Item ein Index für die konkreten Burnout-Fälle im Umfeld der Probanden errechnet. „In welchem Bereich Ihres Le-

bens hat es bereits einen konkreten Fall von Burnout gegeben? a) Freundeskreis, b) Arbeitskollegenkreis, c) Familienkreis, d) erweiterter Bekanntenkreis.“ Das Item

konnte mit „keinen Fall“, „einen Fall“ oder „mehrere Fälle“ beantwortet werden.

Moderatorvariable Empfänglichkeit. In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, ob der Zusammenhang zwischen der Burnout-Präsenz und dem individuellen Burnout-Level durch die Empfänglichkeit beeinflusst wird. Die Empfänglichkeit wird durch die Moderatorvariable abgebildet (Abbildung 3), die eine Veränderung des Effek-

tes der unabhängigen Variable auf die abhängige Variable hervorruft (Bortz & Döring, 2006). Wie aus den Erkennt-nissen der Forschung erkennbar ist, hat die Empfänglich-keit einen großen Einfluss darauf, ob oder wie stark sich die Übertragung von Burnout auswirken kann.

Abbildung 3: Der Einfluss der Empfänglichkeit auf den Wirkpro-zess der UV auf die AV.

Die Empfänglichkeit wurde basierend auf den Items der Multidimensional Emotional Empathy Scale von Caruso und Mayer (1998) gemessen, um den Effekt dieser Mode-ratorvariable auf den Zusammenhang zwischen der UV und AV zu überprüfen. Die Entscheidung dafür wurde aufgrund des im wissenschaftlichen Kontext bereits ange-

wandten Testverfahrens zur Messung der Empathie und Empfänglichkeit (Susceptibility) getroffen (Caruso & Ma-yer, 1998; Shen & Zhang, 2012).

Das Messinstrument besteht aus sechs Dimensionen, die

Indikatoren für Empathie darstellen: Empathic Suffering, Positve Sharing, Responsive Crying, Emotional Attention, Emotional Contagion and Feelings for others (Caruso & Mayer, 1998). Das Instrument misst diese mit 26 Items auf einer 5-stufigen Likert-Skala mit dem Ratingformat

starke Ablehnung bis starke Zustimmung. In der Studie von Caruso und Mayer (1998) wurden hohe Reliabilitäts-werte von .86 festgestellt.

Für die beschriebene Untersuchung wurde eine dem Un-

tersuchungsgegenstand angemessene Auswahl der eng-lischsprachigen Items übersetzt und angewendet (α = .72). Um eine möglichst identische Formulierung zu

der ursprünglichen Aussage der Items zu generieren, wurde die Übersetzung durch zwei Native Speaker vali-diert. Die Dimensionen Empathisches Leiden (bspw.:

„Fernsehbeiträge und Nachrichten über kranke und ver-letzte Menschen nehmen mich sehr mit.“), Emotionale Aufmerksamkeit (bspw.: „Ich denke wenig über die Ge-fühle anderer nach.“), Mitgefühl für Andere (bspw.: „Mir fällt es leicht, mich von den Gefühlen anderer mitreißen zu lassen.“) und Emotionale Übertragung (bspw.: „Wenn eine

Menschenmasse über etwas aufgeregt ist, dann werde ich

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„Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“

37

auch aufgeregt.“) fanden mit elf Items im zweiten Teil des Fragebogens Anwendung.

7 Auswertungsdesign

Für die Auswertung der Daten erschien das lineare Re-gressionsmodell geeignet, welches unterschieden werden

kann in eine einfache und eine multiple Regression. Letz-tere zielt darauf ab, die Ausprägungen eines abhängigen, metrisch skalierten Merkmals aus mehreren unabhängigen Merkmalen zu erklären (Manderscheid, 2012). Eine Line-arkombination der Prädiktoren Burnout-Präsenz und Emp-fänglichkeit ermöglicht die Testung des Moderatoreffektes

von Empfänglichkeit auf den Zusammenhang von Burn-out-Präsenz und Burnout-Level.

Die einfache lineare Regression fand ebenso Anwendung bei der Überprüfung der Hypothesen. Weiterhin wurden

Aussagen über den linearen, ungerichteten Zusammen-hang der Variablen durch die Berechnung der bivariaten Korrelation getroffen.

Für die Erleichterung der Interpretation sowie zur Stan-

dardisierung der Daten wurde vor der Durchführung der Regressionsanalyse für die zur Analyse in Frage kommen-den Variablen eine Z-Transformation durchgeführt (Bortz & Schuster, 2010).

8 Zentrale Ergebnisse

Bei der Betrachtung der einzelnen Komponenten ergibt

sich aus der Analyse, dass alle drei Prädiktoren einen signifikanten Vorhersagewert für die abhängige Variable Burnout-Level erreichen (Tabelle 1).

Tabelle 1: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zu H1, H2 und H3.

Der Prädiktor Burnout-Präsenz hat ein signifikantes Re-gressionsgewicht mit β = .26, t(255) = 4.30, p < .01 und

sagt damit in dem Modell einen signifikanten Anteil der Varianz der abhängigen Variable vorher. Gleiches lässt

sich für die unabhängige Variable Empfänglichkeit feststel-len, obschon die Vorhersagestärke mit β = .15,

t(255) = 2.48, p < .01 im Vergleich zur Burnout-Präsenz etwas geringer ausfällt. Der Moderationsterm ist ebenfalls noch signifikant mit β = -.12, t(255) = -1.97 bei einem

Signifikanzwert von p = .05. Da die Hypothese jedoch einseitig gerichtet ist, ist der Wert zu halbieren und liegt damit unter dem 5%-Signifikanzniveau, welches für diese Arbeit als Maßstab dient.

Tabelle 2: Ergebnisse der Interaktion zwischen Moderator-variable Empfänglichkeit und Prädiktor Burnout-Präsenz.

Wie aus Tabelle 2 zu entnehmen ist, gibt es bei den Pro-banden mit unterdurchschnittlicher Empfänglichkeit kei-nen signifikanten Zusammenhang zwischen Burnout-

Präsenz und Burnout-Level, da das Regressionsgewicht, β = .10, t(121) = 1.14, p < .26 nicht signifikant ist. Die

Ergebnisse bestätigen auch die Modellzusammenfassung dieser einfachen Regression, anhand derer zu erkennen ist, dass keine signifikante Vorhersage über den Effekt der Burnout-Präsenz auf die eigene Burnout-Einschätzung gemacht werden kann, F(1, 122) = 1.29, p > .26.

Im Gegensatz dazu erklärt die Variable Burnout-Präsenz bei überdurchschnittlicher Empfänglichkeit einen signifi-kanten Anteil der Varianz der Variable, R2 = .17,

F(1, 135) = 28.03, p < .01. Die Burnout-Präsenz sagt damit bei Probanden mit überdurchschnittlicher Empfäng-lichkeit hochsignifikant das Burnout-Level vorher, β = .41,

t(134) = 5.29, p < .01. Zur weiteren Erforschung der Auswirkung der Burnout-Präsenz auf die gesundheitliche Einschätzung der Probanden wird bei der Testung der H4 der mediale Aspekt betrachtet (Tabelle 3). Dementspre-

chend setzt sich der Prädiktor aus der medialen Burnout-Präsenz zusammen, während das Kriterium identisch bleibt. Anhand der Modellzusammenfassung ist bereits zu erkennen, dass die Modellgleichung einen signifikanten Anteil der Varianz der Burnout-Werte aufklärt, R2 = .02, F(1, 258) = 5.45, p < .02.

Tabelle 3: Ergebnisse der einfachen Regressionsanalyse zu H4.

Ergänzend dazu weist der Regressionskoeffizient des Prä-diktors eine signifikante Vorhersagestärke für das Burn-out-Level auf, β = .14, t(257) = 2.34, p < .02. Weil die

Hypothese einseitig gerichtet war, ist der Signifikanzwert

auf p < .01 zu halbieren. Trotz einer (geringen) signifikan-ten aufgeklärten Varianz des Prädiktors, konnte die Hypo-these auf der Interpretationsebene nicht endgültig bestä-tigt werden, da die mediale Präsenz lediglich einen von

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Kraus & Hahnzog 38

zahlreichen Faktoren darstellt, um das Burnout-Level einer Person vorhersagen zu können. Dennoch regt der Aspekt der medialen Burnout-Präsenz zu weiteren Überlegungen an, die in weiterführenden Studien ausführlicher behandelt

werden könnten.

Die nachfolgende Interkorrelationsmatrix (Tabelle 4) stellt die verwendeten Variablen der drei Konstrukte Burnout-Level, Empfänglichkeit und Burnout-Präsenz übersichtlich

dar. Die Werte zeigen auf, zu welchem Grad die angewen-deten Faktoren denselben Bereich abdecken bzw. mitei-nander in Verbindung stehen. Die Koeffizienten, die Burn-out messen, liegen über r = .50 und weisen auf eine enge

Verknüpfung dieser beiden Faktoren für das Vorhanden-sein von Burnout hin. Ähnliches ist bei zwei der vier Fak-toren zu beobachten, die Empfänglichkeit messen. Insbe-sondere zwischen der emotionalen Übertragung und dem empathischen Leiden ist eine hohe Korrelation erkennbar.

Tabelle 4: Interkorrelationsmatrix der Konstrukte Burnout-Level, Empfänglichkeit und Burnout-Präsenz.

9 Diskussion

Die Erhebung der Daten erfolgte auf dem Wege der inter-netbasierten Befragung. Durch die Wahl eines quantitati-ven Verfahrens konnte eine große Anzahl von Personen

befragt und folglich eine umfangreiche Datenmenge gene-riert werden. Eine limitierende Auswirkung der Auswahl der Online-Befragung stellt die unzureichende Umge-bungskontrolle dar. Aus diesem Grund war es nicht mög-lich, die Rahmenbedingungen zu standardisieren.

Das Verfahren ermöglichte jedoch das Zustandekommen einer großen Stichprobe. Die Absicht der Untersuchung war es, eine hohe Generalisierbarkeit der Stichprobe zu erzielen. Dabei wurde sich um eine möglichst hohe Hete-rogenität der Daten bemüht. Diese konnte im Hinblick auf

die Vielfalt der vertretenden Alters-, Berufsstatus- und Berufssektorverteilung erzielt werden. An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuweisen, dass aufgrund des Alters und Status der Primärautorin ein Großteil der kontaktierten Probanden ebenfalls der Berufsgruppe der Studenten zugeordnet werden konnte. Eine Repräsentativität der

Stichprobe in Bezug auf die Grundgesamtheit war nicht zu realisieren.

Eine Berücksichtigung weiterer Kontrollvariablen in der

Datenanalyse und die Untersuchung von Genderaspekten wäre im Zusammenhang mit dieser Studie von wissen-schaftlichem Interesse gewesen. Die Ausgangsfragestel-lung wurde jedoch dem vorgeschriebenen Umfang der hier vorgestellten Studie und der dafür zur Verfügung stehen-den Zeit entsprechend formuliert.

Zusammenfassend konnte nachgewiesen werden, dass die allgemeine Burnout-Präsenz, die im medialen, sozialen und gesellschaftlichen Kontext wahrgenommen wird, ei-nen Einfluss auf die Einschätzung des Burnout-Zustandes

der befragten Probanden hat.

In den bisherigen Studien lag der Untersuchungsschwer-punkt bei der Übertragung, die sich aufgrund von zwi-

schenmenschlichem Kontakt ergeben kann. Die Ergebnis-se der hier diskutierten Untersuchung erweitern die Be-trachtungsperspektive, da sich die Quelle der Ansteckung, nämlich die Burnout-Präsenz, vielschichtig zusammen-setzt. Berücksichtigung finden die medialen als auch die

interpersonellen Begegnungen mit Burnout im privaten und im gesellschaftlichen Kontext.

Es lässt sich schlussfolgern, dass eine Übertragung nicht notwendigerweise einen menschlichen Kontakt voraus-

setzt, sondern dass die alleinig wahrgenommene Präsenz von Burnout in Form von Erzählungen, Berichten und Informationen dazu führen kann, dass die Personen höhe-re Burnout-Werte aufweisen. An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuweisen, dass hier streng genommen keine Kausalaussage möglich ist. Ein hohes Burnout-Level kann

auch dazu führen, dass vermehrt Stimuli in der Umgebung wahrgenommen werden. Dementsprechend wäre der Zusammenhang umgekehrt.

Eine weitere Interpretationsmöglichkeit ergibt sich durch die Argumentation, dass die Menschen aufgrund der ver-mehrten Diskussion über Burnout eine große Sensibilität für die Thematik entwickelt haben und folglich empfind-samer auf die Präsenz reagieren. Ergänzend dazu dient die gewonnene Erkenntnis, dass das Merkmal Empfäng-

lichkeit einen moderierenden Effekt auf den Wirkprozess der wahrgenommenen Burnout-Präsenz und den Burnout-Werten hat. Es konnte festgestellt werden, dass der Zu-sammenhang zwischen der Burnout-Präsenz und dem Burnout-Level deutlich stärker bei Personen mit über-durchschnittlicher Empfänglichkeit ist. Das Ergebnis

stimmt mit den Erkenntnissen von Bakker und Schaufeli (2000), Bakker et al. (2000b) und Hatfield et al. (1994) überein, die einen positiven Zusammenhang zwischen der individuellen Empfänglichkeit und den Burnout-Werten postulieren.

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„Burnout?“ – „Nein, danke. Ich hab schon.“

39

10 Impulse und Ausblick

Die Ergebnisse der vorgestellten Studie geben Anlass für Impulse in verschiedenen beteiligten Interessenfeldern.

Zunächst wäre es wünschenswert, wenn ein offensiv res-sourcenorientierter Umgang mit Burnout durch mediale Aufklärungskampagnen angeregt würde. Verbunden mit dem Aufzeigen diverser Möglichkeiten, zu entspannen und wieder zu Kräften zu kommen, könnte dies die Resili-enz gefährdeter Rezipienten erhöhen. Die Medien haben

hier die Chance, Aufklärungsarbeit zu leisten und sich weniger „modern-psychologisch-gesundheitsbewusst“ (Husmann, 2008, S. 42) zu inszenieren. Die Idee einer lösungsorientierten Berichterstattung sollte die der prob-lemorientierten ablösen.

Jedoch braucht es auch für diese Forderung zunächst Klarheit über die Burnout-Charakteristika. Eine Abgren-zung könnte zu einer immer notwendiger werdenden Entzauberung des Begriffs führen. Bis dies erfolgt ist, sollte die Schulung von Rezipienten im kritischen Umgang

mit medialer Berichterstattung einen größeren Stellenwert erhalten. Solche Maßnahmen müssten bereits in der Schu-le intensiver umgesetzt werden (vgl. Tulodziecki, 2010) und würden auch Maßnahmen zur betrieblichen Gesund-heitsförderung bereichern, was zum zweiten Einflussbe-

reich dieses Ausblicks führt.

Für nachhaltige Mitarbeiterführung und Unternehmensge-staltung ist die Einführung und Umsetzung von Betriebli-chem Gesundheitsmanagement (BGM) eine hilfreiche und

zuweilen notwendige Bereicherung (Kowalski, 2011). Auf Grundlade der Ergebnisse können für Maßnahmen im Rahmen des BGM zudem vor allem zwei Aspekte empfoh-len werden. Einerseits benötigen Führungskräfte wie Mit-arbeiter ein fundiertes Wissen über Konstrukte wie Burn-out und dessen Auswirkungen, das sich von riskantem

Halbwissen, welches durch Mediendarstellung und soziale Umgebung generiert wurde, abhebt. Nur mit der Kompe-tenz einer trennscharfen Abgrenzung von bedeutsamen Symptomen oder systembedingten Mangelzuständen, können Betroffene rechtzeitig unterstützt werden. Ande-

rerseits können Führungskräfte durch ein Verständnis von Übertragungsprozessen oder der Bedeutung von individu-eller Empfänglichkeit, wie sie in dieser Untersuchung be-legt werden konnten, einen Prozess der „Gesundheitsori-entierten Führung“ (vgl. Mann, 2011) erfolgreicher umset-zen. Beide Aspekte können in Seminaren, Coachings oder

Trainings im Rahmen des BGM erlernt und geschult wer-den.

Um Missverständnisse zu vermeiden, sei hier betont, dass die Autoren die Umsetzung solcher Maßnahmen oder gar

die Intervention bei erfolgter Burnout-Diagnose, nicht als Aufgabe von Führungskräften sehen. Diese sollten jedoch für solche Aspekte sensibilisiert werden. Prävention, In-tervention oder Therapie sind Aufgaben von professionel-len Praktikern, die somit den dritten Einflussbereich bil-

den, für den sich Impulse ergeben. Die Ergebnisse der

Studie belegen erneut, wie bedeutsam die Einbeziehung des sozialen Systems eines Betroffenen in die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen ist. Wie beispielsweise bereits Selvini-Palazzoli, Anolli und DiBlasio (1995) in den

1980er Jahren feststellen konnten, ist die Sensibilisierung für gruppendynamische und wechselseitig beeinflussende Prozesse auch in der Organisationsberatung elementar. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nicht isoliert ihren Belastungen ausgesetzt, sondern befinden sich in interde-pendenten Beziehungen zueinander. Diese systemische

Haltung bestätigte sich in dieser Studie und sollte daher bei der Gestaltung von Beratungsprozessen berücksichtigt werden.

Wie die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlicht haben,

stehen die verschiedenen Faktorenbereiche, die die Ent-stehung einer Burnout-Symptomatik beeinflussen können, wiederum in wechselseitiger Abhängigkeit. So wird etwa eine isoliert durchgeführte Betriebliche Weiterbildungs-maßnahme zur Gesundheitsorientierten Führung nur we-

nig nachhaltige Auswirkungen haben, wenn die dort erar-beiteten Werte und Haltungen nicht Einzug in das gelebte Unternehmensleitbild finden. Umgekehrt werden mediale Sensibilisierungskampagnen fruchtlos bleiben, wenn diese am Arbeitsplatz und im Kollegenkreis nicht reflektiert werden.

Demzufolge müssen nachhaltig wirksame Präventions- und Interventionsprozesse auf einer ganzheitlichen Ebene angesetzt werden. Hierzu können auch weitere For-schungsergebnisse beitragen, indem etwa ein diagnosti-

sches Instrument entwickelt wird, das Faktoren wie Emp-fänglichkeit und wahrgenommene Burnout-Präsenz be-rücksichtigt. Zudem könnten Untersuchungen unterstüt-zen, die klären, ob der letztgenannte Faktor in verschie-denen Alterskohorten unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In Hinblick auf das technologische Zeitalter liegt die Hypo-

these nahe, dass die jüngeren, besonders technik- und medienaffinen Generationen die Burnout-Präsenz stärker auf dem medialen bzw. digitalen Wege wahrnehmen, als ältere Bevölkerungsgruppen. Eine darauf aufbauende altersspezifische Gestaltung von Präventionsmaßnahmen

würde Betroffene zielgerichteter in ihren jeweiligen Be-dürfnissen unterstützen. Ähnliches gilt für mögliche ge-schlechtsspezifische Unterschiede, die in dieser Untersu-chung nicht berücksichtigt wurden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die vorliegende Studie die bisherige Burnout-Forschung zur Übertragung um den Aspekt erweitert, dass die wahrgenommene Prä-senz des Syndroms auch Auswirkungen auf die Menschen und ihre subjektive gesundheitliche Einschätzung hat. Ob diese berechtigt oder unberechtigt ist, kann erst entschie-

den werden, wenn abgrenzungsfähige Kriterien für eine eindeutige Diagnose definiert sind. Bis diese Definitionen gefunden sind, wird an einen verantwortungsvollen Um-gang mit dem Begriff Burnout appelliert, um die tatsäch-lich Leidenden zu entlasten.

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Kraus & Hahnzog 40

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