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Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung November 2016 Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten Zusammenhang Die Veranstaltungsreihe „Glaubensschritte wagen“ ging im November 2016 folgenden Fragen nach: Wie können wir heute zeitgemäss von Gott und zu Gott sprechen – im alltäglichen Gebet wie auch in der Liturgie? Was erwarten wir von einer liturgischen Sprache? Hierzu gab es drei Veranstaltungen: am 3. November den Eröffnungsabend mit Prof. Fritz Oser: „Gebete: Brücken des Glaubens“, am 12. November einen Nachmittag mit Jacqueline Keune: Austausch und Werkstattarbeit über „Sprache und Liturgie. Zwischen Schwatzen und Schweigen" (mit Abendmesse), am 17. November den Schlussabend mit Alois Odermatt: Erfahrungsbericht und Austausch zum Thema „Fürbitten anders denken und gestalten" (mit Nachtgebet). Prof. Fritz Oser zeigte auf, wie sich das Gottesbild je nach Altersstufe wandelt. Ein wichtiges Merkmal des persönlichen Betens ist die Intimität gegenüber einem Du. Von dieser Erfahrung her kann das gemeinsame Beten Schwierigkeiten bereiten, etwa mit Psalm 35! Hinweise auf Hildegard von Bingen (Feuergeist, Lob sei dir), Martin Buber (Wo ich gehe – Du!), Karl Rahner (Not und Segen des Gebets). Jacqueline Keune legte neun „Kriterien einer erneuerten liturgischen Sprache“ vor: Bewusster Um- gang (mit Worten) – Nah am Leben (Erfahrungen) – Wahrnehmen (reflektieren, was wir erfahren) – Zug nach vorne (dynamischer Gott) – Einfach und normal (starker Inhalt) – Befreiend (im Dienst der Reich-Verkündigung und seiner Gerechtigkeit) – Poetisch (Grenzen überschreiten) – Schweigen. Fragestellung Ich selber berichtete über Erfahrungen mit Fürbitten. Gerade in solchen „Ernstfällen“ zeigt sich, wie heute manch vertrautes Gottesbild ins Wanken gerät oder in Frage gestellt wird. Das betrifft vor allem die Vorstellung eines allmächtigen Wesens, das ausserhalb der Welt wohnt und je nachdem souverän in die Welt und in unser Leben eingreift. Solche Bilderwelten werden auch „Theismus“ genannt. Der renommierte Religionspädagoge Hubertus Halbfas, der am 6. Oktober 2016 im Vorfeld unserer Veranstaltungsreihe in Freiburg aufgetreten war, vertritt die Auffassung, gerade solche theistische Vorstellungen hätten den Atheismus der letzten zweihundert Jahre ausgelöst. Und heute liege die Ursache für die Glaubenskrise in den Bildern und in der Sprache des Glaubens selbst. Sind deswegen auch unsere Jugendlichen in Distanz zur Kirche geraten? Warum gelingt es den Fami- lien und den Pfarrgemeinden nur schwer, sie in das liturgische Leben einzubinden, ausser etwa punk- tuell an Weltjugendtagen? Aber die Erfahrung lehrt, wie Kinder und Jugendliche gerade in der Ausei- nandersetzung mit dem Bittgebet beginnen, engagiert auf die moderne Gottesfrage einzugehen. Mit ihnen können wir versuchen, Fürbitten anders zu denken und zu gestalten. Dann beginnen auch Älte- re zu erzählen, welche persönlichen Erinnerungen in ihnen auftauchen und was sich bei ihnen regt. Beispiele In diesem Sinn war geplant, am 17. November 2016 in St. Theres folgende sechs Fürbitten-Vorlagen durchzugehen und zu besprechen. 1. Fürbitten angesichts von Gewalt (Fastenzeit 2005) 2. Fürbitten für Kirchenreform (Pfingsten 2011) 3. Fürbitten an einer Trauerfeier (Januar 2014) 4. Fürbitten an einer Diamantenen Hochzeit (November 2014) 5. Fürbitten zur Gottesfrage (Entwurf Juli 2015) 6. Fürbitten im Totentanz des Terrorismus (Entwurf Juni 2015) Die Zeit reichte für die ersten drei Vorlagen. Aber alle laden zur weiteren Auseinandersetzung ein. Übrigens: Hubertus Halbfas hat die „Fürbitten im Totentanz des Terrorismus“ aufgenommen in sein Buch: Das Christenhaus. Literarische Anfragen, Patmos Verlag, Ostfildern 2015 (S. 251-252). Vgl. auch meinen Artikel Du bittest uns, dich zu erhören in: CHRIST IN DER GEGENWART, Freiburg im Breisgau, 2. Oktober 2016, S. 445-446. Diskussion dazu in der gleichen Zeitschrift, 6. November 2016, S. 506 („Leserdebatte zum Fürbittgebet“) und 13. November 2016, S. 511 („Gottes Fürbitten“).

Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und … · Halbfas hat die „Fürbitten im Totentanz des Terrorismus“ aufgenommen in sein Buch: Das Christenhaus. Literarische

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Page 1: Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und … · Halbfas hat die „Fürbitten im Totentanz des Terrorismus“ aufgenommen in sein Buch: Das Christenhaus. Literarische

Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung November 2016

Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten

Zusammenhang

Die Veranstaltungsreihe „Glaubensschritte wagen“ ging im November 2016 folgenden Fragen nach:

Wie können wir heute zeitgemäss von Gott und zu Gott sprechen – im alltäglichen Gebet wie auch in

der Liturgie? Was erwarten wir von einer liturgischen Sprache? Hierzu gab es drei Veranstaltungen:

am 3. November den Eröffnungsabend mit Prof. Fritz Oser: „Gebete: Brücken des Glaubens“,

am 12. November einen Nachmittag mit Jacqueline Keune: Austausch und Werkstattarbeit über

„Sprache und Liturgie. Zwischen Schwatzen und Schweigen" (mit Abendmesse),

am 17. November den Schlussabend mit Alois Odermatt: Erfahrungsbericht und Austausch zum

Thema „Fürbitten anders denken und gestalten" (mit Nachtgebet).

Prof. Fritz Oser zeigte auf, wie sich das Gottesbild je nach Altersstufe wandelt. Ein wichtiges Merkmal

des persönlichen Betens ist die Intimität gegenüber einem Du. Von dieser Erfahrung her kann das

gemeinsame Beten Schwierigkeiten bereiten, etwa mit Psalm 35! Hinweise auf Hildegard von Bingen

(Feuergeist, Lob sei dir), Martin Buber (Wo ich gehe – Du!), Karl Rahner (Not und Segen des Gebets).

Jacqueline Keune legte neun „Kriterien einer erneuerten liturgischen Sprache“ vor: Bewusster Um-

gang (mit Worten) – Nah am Leben (Erfahrungen) – Wahrnehmen (reflektieren, was wir erfahren) –

Zug nach vorne (dynamischer Gott) – Einfach und normal (starker Inhalt) – Befreiend (im Dienst der

Reich-Verkündigung und seiner Gerechtigkeit) – Poetisch (Grenzen überschreiten) – Schweigen.

Fragestellung

Ich selber berichtete über Erfahrungen mit Fürbitten. Gerade in solchen „Ernstfällen“ zeigt sich, wie

heute manch vertrautes Gottesbild ins Wanken gerät oder in Frage gestellt wird. Das betrifft vor allem

die Vorstellung eines allmächtigen Wesens, das ausserhalb der Welt wohnt und je nachdem souverän

in die Welt und in unser Leben eingreift. Solche Bilderwelten werden auch „Theismus“ genannt.

Der renommierte Religionspädagoge Hubertus Halbfas, der am 6. Oktober 2016 im Vorfeld unserer

Veranstaltungsreihe in Freiburg aufgetreten war, vertritt die Auffassung, gerade solche theistische

Vorstellungen hätten den Atheismus der letzten zweihundert Jahre ausgelöst. Und heute liege die

Ursache für die Glaubenskrise in den Bildern und in der Sprache des Glaubens selbst.

Sind deswegen auch unsere Jugendlichen in Distanz zur Kirche geraten? Warum gelingt es den Fami-

lien und den Pfarrgemeinden nur schwer, sie in das liturgische Leben einzubinden, ausser etwa punk-

tuell an Weltjugendtagen? Aber die Erfahrung lehrt, wie Kinder und Jugendliche gerade in der Ausei-

nandersetzung mit dem Bittgebet beginnen, engagiert auf die moderne Gottesfrage einzugehen. Mit

ihnen können wir versuchen, Fürbitten anders zu denken und zu gestalten. Dann beginnen auch Älte-

re zu erzählen, welche persönlichen Erinnerungen in ihnen auftauchen und was sich bei ihnen regt.

Beispiele

In diesem Sinn war geplant, am 17. November 2016 in St. Theres folgende sechs Fürbitten-Vorlagen

durchzugehen und zu besprechen.

1. Fürbitten angesichts von Gewalt (Fastenzeit 2005)

2. Fürbitten für Kirchenreform (Pfingsten 2011)

3. Fürbitten an einer Trauerfeier (Januar 2014)

4. Fürbitten an einer Diamantenen Hochzeit (November 2014)

5. Fürbitten zur Gottesfrage (Entwurf Juli 2015)

6. Fürbitten im Totentanz des Terrorismus (Entwurf Juni 2015)

Die Zeit reichte für die ersten drei Vorlagen. Aber alle laden zur weiteren Auseinandersetzung ein.

Übrigens: Hubertus Halbfas hat die „Fürbitten im Totentanz des Terrorismus“ aufgenommen in sein

Buch: Das Christenhaus. Literarische Anfragen, Patmos Verlag, Ostfildern 2015 (S. 251-252). Vgl.

auch meinen Artikel Du bittest uns, dich zu erhören in: CHRIST IN DER GEGENWART, Freiburg im

Breisgau, 2. Oktober 2016, S. 445-446. Diskussion dazu in der gleichen Zeitschrift, 6. November

2016, S. 506 („Leserdebatte zum Fürbittgebet“) und 13. November 2016, S. 511 („Gottes Fürbitten“).

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Auftrag des Konzils

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) hat am 4. Dezember 1963 eine Liturgiereform beschlossen

(2147 Ja- gegen 4 Nein-Stimmen). Dazu gehörte auch folgender Beschluss in der Liturgiekonstitution:

Nach dem Evangelium und der Homilie soll – besonders an den Sonntagen und gebotenen Feiertagen –

das «Allgemeine Gebet» oder «Gebet der Gläubigen» wieder eingeführt werden, damit unter Teilnahme

des Volkes Fürbitten gehalten werden für die heilige Kirche, für die Regierenden, für jene, die von man-

cherlei Not bedrückt sind, und für alle Menschen und das Heil der ganzen Welt. (Art. 53)

Im deutschen Sprachraum bürgerte sich für dieses Allgemeine Gebet die Bezeichnung „Fürbitten“ ein.

In der Praxis entfalteten sich vor allem Bitten nach folgendem „theistischem“ Muster:

Dass du den Hungernden Brot und den Kranken Trost geben wollest, wir bitten dich, erhöre uns!

Dahinter steht das Muster der Litaneien der Bittprozessionen, die im Altertum an die Stelle römischer

Flurumgänge traten. Die Allerheiligenlitanei ist ein Zeuge dieser Frömmigkeit, die auf das vielfältige

Eingreifen des Allmächtigen setzt:

Dass du die Früchte der Erde geben und erhalten wollest, wir bitten dich erhöre uns.

Dass du dich würdigen wollest, unsere Seelen vor der ewigen Verdammnis zu bewahren…

Was geschieht aber, wenn dieses „Du“ sich nicht würdigt, dies und das zu tun? Wenn es die Früchte

der Erde verderben lässt? Wenn es unsere Seelen... Da ergeben sich lebhafte Diskussionen über die

Frage, wie Fürbitten anders gedacht und gestaltet werden können. Hierzu noch praktische Hinweise.

Eröffnung von Fürbitten

Wer Fürbitten eröffnet, knüpft an Bibellesung oder Thema an und teilt mit, wie die gesungene oder

gesprochene Antwort lautet, möglichst nicht theistisch. Beispiele: Schweige und höre (KG 600),

Wechselnde Pfade (KG 710). Es kann sich empfehlen, einer bekannten kurzen Melodie neue Worte

zu unterlegen. – Der Ruf Kyrie eleison bedeutet von seinem Ursprung her: Du-bist-da, Allerbarmen!

Oder: Lob dir, Allerbarmen! Kyrios ist eine altgriechische Übersetzung des Gottesnamens Adonai.

Solidarität verkünden – und Raum für Stille öffnen

Wir bestürmen keinen Pharao-Gott, er möge uns erhören – und dies und jenes tun. Die Ansagen be-

stehen vielmehr darin, uns mit Menschen und Gemeinschaften zu verbinden, an die wir denken. Beten

für heisst dann: denken an – beten mit – wünschen für…, ohne bestimmte Erwartungen zu nennen.

Wir bringen einfach Leid und Schrei der Welt und unsere Betroffenheit und Empathie zum Ausdruck.

Die Beschränkung auf vier Fürbitten erscheint sinnvoll (vgl. die vier Anliegen des Konzils). Für Ansa-

gerin oder Ansager ergeben sich jeweils drei Schritte:

Die Solidarität verkünden: Wir verbinden uns mit… Wir beten für… (Menschen und Gemeinschaf-

ten nennen, deren Leid und Klage, Freude und Hoffnung).

Zum Gedenken einladen: Wir denken still an sie… (Raum für längere Stille öffnen)

Zur Antwort aufrufen: Wir rufen ihnen zu… Wir sind dankbar und singen… (Antwortruf)

Im Schlussgebet das „Geheimnis des Lebens“ preisen

Das Schlussgebet geht zurückhaltend mit der Gottesfrage um und kann (etwa in Wort-Gottes-Feiern)

in ein Lobgebet sowie in Vaterunser und Segenswort einmünden. Es liegt nahe, das so missbrauchte

Wort „Gott“ zu schonen und andere Symbole anzusprechen: Geheimnis des Lebens – Grosses Ich –

Inneres Du… Wir finden Ergreifendes in der Bibel, in Dichtung und Mystik der Vergangenheit und der

Gegenwart – und bei uns selbst. Dabei kommt dialogisch zum Ausdruck: Wir flehen nicht um dies

oder jenes, sondern wir „erhören“ den Ruf, den wir in uns und in der Welt vernehmen. „Nicht Gott er-

hört uns – wir erhören ihn.“ Hilfreich kann es sein, Menschen verschiedener Anschauungen um Rat zu

fragen, gerade auch solche, die sich als Konfessionslose oder als Atheisten verstehen.

Solche Entwicklungen finden Beachtung. Es währt nicht lang, bis Einzelne aufmerken und vor allem

zwei Gesichtspunkte dankbar hervorheben: die fürsorgliche Verbindung mit anderen Menschen und

Gemeinschaften; die Momente des Schweigens, in denen sich Gedenken ereignet...

29. November 2016 / Alois Odermatt, Historiker mit Schwerpunkt Liturgiegeschichte (Dr. phil.; dipl. theol.)

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Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung - Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten, 17.11.2016 (Alois Odermatt)

Fürbitten angesichts von „Gewalt“

Ökumenischer Gottesdienst am 12./13. Februar 2005: Weltsozialprojekt Santa Cruz: Die Kraft der Menschen stärken. Eröffnung der Fastenzeit 2005.

Fastenopfer-Motto «Gewalt hat nicht das letzte Wort». Fastenopfer-Rosenaktion. Kurz vorher (21. Dezember 2004): Tsunami mit 230.000 Opfern.

Beispiel

1

V Wir halten Fürbitte.

Wir beten und singen mit Menschen,

die unter Gewalt leiden.

Aber Gewalt hat nicht das letzte Wort.

Sie weicht, wenn wir die Kraft des Geistes wirken lassen.

Nach jeder Ansage antworten wir

mit dem gesungenen Ruf (Melodie Aus Herzensgrund, KG 381)

Gewalt hat nicht das letzte Wort,

sie weicht der Kraft des Geistes.

1. Wir beten mit Menschen,

die unter der Gewalt des Krieges leiden.

Felder - werden zerstört,

Männer - erschossen,

Frauen - vergewaltigt,

Kinder - versklavt.

Wir denken still an sie… (Schweigen)

Und mitten im Leid - blühen Brot und Rosen.

Mit den Opfern der Gewalt -

singen wir voller Vertrauen:

Gewalt hat nicht das letzte Wort,

sie weicht der Kraft des Geistes.

2. Wir beten mit Menschen,

die unter der Gewalt der Sintfluten leiden.

Dörfer und Städte - ertrinken.

Fischerboote - zerbrechen.

Geschichten des Meeres - verstummen.

Kinder - irren im Dunkel.

Wir denken still an sie… (Schweigen)

Und mitten im Leid - blühen Brot und Rosen.

Mit den Opfern der Gewalt –

singen wir voller Vertrauen:

Gewalt hat nicht das letzte Wort…

3. Wir beten mit Menschen,

die unter der Gewalt der Armut leiden.

Die Nahrung - fehlt.

Die Krankheit - frisst.

Die Droge - lockt.

Die Raffgier - tobt.

Wir denken still an sie… (Schweigen)

Und mitten im Leid - blühen Brot und Rosen.

Mit den Opfern der Gewalt –

singen wir voller Vertrauen:

Gewalt hat nicht das letzte Wort…

4. Wir beten mit Menschen,

die unter der Gewalt

von gewaltgeprägten Gottesbildern leiden.

Die Angst – würgt.

Die Phantasie – verdorrt.

Der Geist – erlahmt.

Die Hoffnung –stirbt.

Wir denken still an sie… (Schweigen)

Und mitten im Leid - blühen Brot und Rosen.

Mit den Opfern der Gewalt –

singen wir voller Vertrauen:

Gewalt hat nicht das letzte Wort…

V Du kennst unser Wünschen und Hoffen, Gott.

Wir vertrauen auf die Kraft deines Geistes,

der in uns lebt.

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Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung - Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten, 17.11.2016 (Alois Odermatt)

Fürbitten „Kirchenreform“

Der «Aufruf zum Ungehorsam» der österreichischen Pfarrer-Initiative vom 19. Juni 2011 (Helmut Schüller) begann wie folgt: «Die römische Verweige-

rung einer längst notwendigen Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe erlauben uns nicht nur, sondern sie zwingen uns, dem Gewissen zu fol-

gen und selbständig tätig zu werden. Wir Priester wollen künftig Zeichen setzen. (Erstes Zeichen) WIR WERDEN in Zukunft in jedem Gottesdienst ei-

ne Fürbitte um Kirchenreform sprechen. Wir nehmen das Bibelwort ernst: Bittet, und ihr werdet empfangen. Vor Gott gilt Redefreiheit.»

Beispiel

2

V Wir eröffnen das Allgemeine Gebet des Gottesvolkes.

Wir beten und singen mit Menschen,

«denen sich die Geistkraft offenbart»

inmitten der Not und Nacht unserer Zeit.

Wir antworten nach jeder Ansage mit einem Ruf

aus dem Lied Der Geist des Herrn erfüllt das All (KG 232):

Seht, aus der Nacht Verheissung blüht;

die Hoffnung hebt sich wie ein Lied

und jubelt: Halleluja.

1. Wir beten und singen mit Menschen in aller Welt,

die im Zeichen der christlichen Taufe leben.

Wir erkennen:

«Die Geistkraft ist ausgegossen über alles Fleisch.»

«Junge und Alte haben Visionen, reden prophetisch.»

Die Kirchen haben Zukunft.

Doch Bischöfe und Kirchenvorsteher haben Angst.

Sie misstrauen dem Volk.

Sie bauen Schlagbäume und Mauern.

Sie sehen nur Nacht.

Wir schenken ihnen keine Angst.

Wir übernehmen Verantwortung und singen ihnen zu:

Seht, aus der Nacht Verheissung blüht...

2. Wir beten und singen mit Menschen in aller Welt,

die Verantwortung tragen in Kultur, Wirtschaft und Politik.

Wir erkennen:

Jede Person ist «Quelle lebendigen Wassers».

Wir alle haben «geschenkte Fähigkeiten» in Fülle.

Unsere Gesellschaften haben Zukunft.

Doch Verantwortliche – haben Angst, säen Gier und Neid.

Sie haben kein Vertrauen auf Kultur – ziehen Grenzen.

Sie schwören auf die Nacht.

Wir schenken ihnen keine Angst.

Wir stehen auf und singen ihnen zu:

Seht, aus der Nacht Verheissung blüht...

3. Wir beten und singen mit Menschen in aller Welt,

die Not leiden und in Verzweiflung fallen.

Wir erkennen:

«Die Trauer und Angst der Menschen von heute,

besonders der Armen und Bedrängten aller Art,

ist auch unsere Trauer und Angst.»

Wir erkennen die Fähigkeit,

in der Not zu einer «besonderen Sprache» zu finden,

mit Geistkraft und Phantasie die Not zu wenden.

Wir wissen: Die Nacht gebiert das Licht.

Wir sind solidarisch mit Verzweifelten und singen:

Seht, aus der Nacht Verheissung blüht...

4. Wir beten und singen als christliche Gemeinde:

«Die Geistkraft teilt sich den Einzelnen mit, so wie sie will.»

Wir erkennen: «Der eine hat die Gabe zu heilen,

die andere die Fähigkeit, Wunder zu wirken.

Die eine hat die Gabe zum Denken und Reden in Weisheit,

der andere die Fähigkeit, Offenbarungen weiterzugeben.»

Wir wissen: Die gleiche Geistkraft wirkt in allen.

Sie gibt Vertrauen und Mut – und wir singen einander zu:

Seht, aus der Nacht Verheissung blüht...

V Ja, Verheissung blüht aus der Nacht.

Die Hoffnung hebt sich wie Gesang...

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Fürbitten für eine Trauerfeier

Trauerfeier Januar 2014 für 70jährigen Käsermeister, Ziegenzüchter, Geschäftsmann, kritischen Katholiken. Lebte zwölf Jahre mit Frau und fünf Kin-

dern in Neuseeland. Beschäftigte sich mit Quantenphysik. Ein Sohn und eine Tochter wurden Buddhisten. Ein Sohn trat aus der Kirche aus. Anliegen

des Verstorbenen für die Feier: „Nicht konfessionell! Nicht für mich beten, sondern mit mir! Das Herz der Welt preisen! An andere denken!“

Lesungen: Buddhistische Goldene Regel nach Neuer Kadampa-Tradition; Seligpreisungen und Goldene Regel nach Matthäus.

Beispiel

3

V Wir eröffnen das Allgemeine Gebet

und halten Fürbitte.

Wir beten im Sinn des Verstorbenen: nicht für ihn, sondern mit ihm.

Beten sei: Wünschen, dass alle Menschen und alle Wesen

mit Licht, Liebe und Kraft erfüllt seien.

Das sei Gottes große Liebe.

Wir singen nach jeder Ansage den Kehrvers (KG 596):

Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe,

wie Wind und Wiesen, ewiges Daheim.

1. Wir beten und singen mit Trauernden in aller Welt.

Wir wissen: Selig die Trauernden, sie erfahren Trost.

Wir denken an Menschen in Ländern, wo Krieg herrscht:

- Bauern werden vom Land vertrieben.

- Familien werden zerrissen.

- Mütter weinen um ihre Kinder.

Ja, wir denken still an Trauernde.

Stille (still auf sieben zählen)

Doch mitten in der Trauer keimt Hoffnung, weit wie das Meer.

Wir hoffen mit und singen:

Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe,

wie Wind und Wiesen, ewiges Daheim.

2. Wir beten und singen mit Jugendlichen in aller Welt.

Wir wissen: Selig, die sich lauteren Herzens aufmachen.

Wir denken an Jugendliche, die in Not geraten:

- Viele verstehen unsere moderne Welt nicht.

- Manche finden keine Arbeit und wandern aus.

- Andere verzweifeln, nehmen Drogen oder begehen Suizid.

Ja, wir denken still an Jugendliche...

Doch mitten in der Not wächst Hoffnung, weit wie das Meer.

Wir hoffen mit und singen:

Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe,

wie Wind und Wiesen, ewiges Daheim.

3. Wir beten und singen mit Menschen in Neuseeland.

Wir wissen: Selig, die nach Gerechtigkeit dürsten.

- Bekannte haben jetzt Hochsommer mit Weihnachten.

- Jugendliche wachsen in die asiatische Handelswelt hinein.

- Die Urbevölkerung der Maori entfaltet ihre eigene Kultur.

Ja, wir denken still an Freunde in Neuseeland...

Mitten im Aufbruch blüht Hoffnung, weit wie das Meer.

Wir hoffen mit und singen:

Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe,

wie Wind und Wiesen, ewiges Daheim.

4. Wir beten mit Menschen, die sich für die Umwelt einsetzen.

Wir wissen: Selig, die für den Frieden arbeiten.

- Wissenschaftler erforschen die Kräfte der Natur.

- Geißenbauern fördern ihre Tiere „im Wind und auf Wiesen“.

- Käserinnen und Käser verwirklichen neue Ideen.

Ja, wir denken still an Menschen im Gespräch mit der Umwelt…

Auch die Umwelt bietet Frieden an, weit wie das Meer.

Wir wirken mit und singen:

Weit wie das Meer ist Gottes große Liebe,

wie Wind und Wiesen, ewiges Daheim.

Überleitung zum Vater unser...

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Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung - Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten, 17.11.2016 (Alois Odermatt)

Fürbitten für eine Diamantene Hochzeit

Vorlage für eine Feier im November 2014, hier leicht überarbeitet. Wir griffen Gedanken und Worte auf, die dem Jubelpaar wichtig sind. Der Antwortruf

war ein baltischer Hausspruch, der als Kanon gesungen wird. Er erinnerte das Jubelpaar zugleich an den Zweiten Weltkrieg, den es leidvoll erlebt hat.

Eine Tochter sprach Einleitung und Abschluss. Vier Enkelkinder trugen die Ansagen vor. Gefahr, dass sie die Stille überhasten, darum die übergenau-

en Zeitangaben. Nachher Stimmen aus der mittleren Generation: Warum so viel stille Zeiten? Warum Kerzen anzünden? Warum beten „mit“ dem Ju-

belpaar, nicht „für“ das Jubelpaar? Stimmen aus der jüngeren Generation: Schön, das gefüllte Schweigen mit dem Jubelpaar! Schön, wie das Licht

unsere Gedanken gesammelt hat. Offene Fragen für manche: Stimmen die Aussagen zu den Verstorbenen: Zweite Geburt, Licht, Vollendung?

Beispiel

4

V Wir halten Fürbitte und beten mit Menschen,

die auf dem Weg sind und auf das Leben vertrauen.

Wir bewahren nach jeder Ansage eine Stille.

Wir antworten dann nicht mit „Wir bitten dich, erhöre uns“,

sondern mit dem baltischen Hausspruch (KG 710):

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht,

alles ist Gnade, fürchte dich nicht.

1. Wir beten mit dem Jubelpaar. (Erste Kerze entzünden)

Oma und Opa haben vor 60 Jahren geheiratet.

Das Leben hat ihnen elf Kinder geschenkt.

Sie haben Freud und Leid erfahren und geteilt.

Wir wünschen ihnen weiterhin eine Zeit der Fülle.

Alle mögen still etwas für sie wünschen.

(Stille – in Gedanken langsam bis sieben zählen)

Wir singen den Antwort-Ruf:

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht...

2. Wir beten für die jungen Menschen. (Zweite Kerze)

Sie machen sich auf den Weg und suchen ihre Berufung.

Sie schätzen die Weisheit der Vorfahren.

Sie machen ihre Erfahrungen und lernen aus Fehlern.

Wir wünschen ihnen Kraft und Mut für die Zukunft.

Alle mögen still an Jugendliche denken.

(Stille – in Gedanken langsam bis sieben zählen)

Wir singen den Antwort-Ruf:

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht...

3. Wir beten für Menschen in Armut und Not. (Dritte Kerze)

In vielen Ländern herrscht Elend.

Viele sind auf der Flucht vor Krieg und Grausamkeit.

Viele leiden unter der schrecklichen Krankheit Ebola.

Wir wünschen ihnen Geborgenheit und Heilung.

Alle mögen still etwas wünschen.

(Stille – in Gedanken langsam bis sieben zählen)

Wir singen den Antwort-Ruf:

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht...

4. Wir beten für unsere lieben Verstorbenen. (Vierte Kerze)

Der Tod gehört zum Leben, wie eine zweite Geburt.

Die Verstorbenen sind uns vorausgegangen.

Sie haben die Welt gestaltet, die wir übernehmen.

Wir wünschen Licht und Vollendung.

Alle mögen still an Verstorbene denken.

(Stille – in Gedanken langsam bis sieben zählen)

Wir singen den Antwort-Ruf:

Wechselnde Pfade, Schatten und Licht...

V Ja, du – Großes Geheimnis des Lebens.

Wir vernehmen den Ruf der Liebe:

auf unseren wechselnden Pfaden,

in Schatten und Licht.

Alles ist Gnade.

Wir sind dankbar – und fürchten uns nicht.

Amen.

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Fürbitten zur Gottesfrage Dieser Entwurf vom 1. Juli 2015 wurde noch nicht bereinigt und umgesetzt. Die Melodie des Kehrverses entspricht den ersten zwei Versen der Melo-

die «O Jesu Christe, wahres Licht» (aus Nürnberg, 1670 / 1854). Deutschland und Österreich: GL 485; EG 643 / Schweiz: KG 512; RG 791.

Beispiel

5

V Wie können wir uns «Gott» vorstellen?

Das Verständnis von «Gott», in das wir hineingewachsen sind,

hat nicht Gottesglauben gefördert,

eher Unglauben – Gottlosigkeit – Atheismus:

Höchstes, unveränderliches, geistiges Wesen.

Überweltliche Persönlichkeit, ewig und unendlich vollkommen.

Allmächtig – kann alles, was es will!

Liebt das Gute – belohnt es! Lässt das Böse zu – bestraft es!

War das nicht Gottesvergiftung? Hat es nicht Willkür gefördert,

«Unglauben» erregt, Atheismus geweckt?

Dazu halten wir Fürbitte.

Wir denken uns in Menschen und ihre Gottesbilder hinein.

Als Antwort singen wir jeweils (nach Melodie KG 512):

Gib deinem Denken weiten Raum,

erlebe deinen Gottestraum.

1. Wir denken an Freunde und Bekannte,

die das Göttliche ganz nah erfahren – und fragen:

Offenbart es sich nicht in Schöpfung und Natur?

Wie schmeckt es mitten im weltlichen Leben?

Wie drücken wir es mit einem guten Leben aus?

Wir denken uns still in solche Fragen hinein.

Können wir sie verstehen?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen unseren Freunden und Bekannten zu:

Gib deinem Denken weiten Raum...

2. Wir denken an Freunde und Bekannte,

die das Göttliche in sich selbst erfahren – und fragen:

Ist es Licht in der inneren Nacht?

Ist es Fünklein im tiefsten Seelengrund?

Ist es Grundwasser beim «Sprung in den Brunnen»?

Wir denken uns in solche Fragen hinein.

Können wir sie verstehen?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen unseren Freunden und Bekannten zu:

Gib deinem Denken weiten Raum...

3. Wir denken an Freunde und Bekannte,

die unter alten Bildern von «Gott» leiden – und fragen:

Warum lässt er, allmächtig, ein Kind sterben – das andere nicht?

Warum greift er in Kriegen und Katastrophen nicht ein?

Warum droht er uns, der liebe Gott, mit Bestrafung?

Wir denken uns in solche Fragen hinein.

Können wir sie verstehen?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen unseren Freunden und Bekannten zu:

Gib deinem Denken weiten Raum...

4. Wir denken an uns selbst und an unsere Träume,

vertrauen auf die Erfahrungen der Mystik – und fragen:

Ist das Göttliche überhaupt als allmächtig denkbar?

Erfahren wir es nicht schweigend im Werden der Welt?

Hören und erhören wir sein Werben und Rufen?

Sprechen wir miteinander über diese Träume?

Helfen wir einander, sie zu verstehen?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen einander zu:

Gib deinem Denken weiten Raum...

V Ja, wir erleben Gottesträume.

Wir schenken ihnen Raum, lauschen in sie hinein.

Wir hören darin etwas vom Rufen des Lebens – in die Zukunft hinein.

Ja, du – Geheimnis des Lebens.

Wir haben Vertrauen und sind dankbar. Amen.

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Pfarreiseelsorge Freiburg Stadt und Umgebung - Glaubensschritte wagen: Fürbitten anders denken und gestalten, 17.11.2016 (Alois Odermatt)

Fürbitten m Totentanz des Terrorismus Entwurf Juni 2015. Kehrvers nach Worten aus der Klosterregel des hl. Benedikt (480-547). Deutschland / Österreich: GL 433,2; EG 614. Schweiz: KG 600; RG 166.

Beispiel

6

V Grauen und Schrecken durchwallen die Welt.

Massenmorde – Vertreibungen – Flüchtlingstragödien:

Totentanz des Terrorismus!

Da halten wir Fürbitte – und möchten schreien:

«Allmächtiger du, starker Gott, greife ein! Rette das Leben!»

Aber es thront über uns – kein allmächtiges Wesen,

das manchmal eingreift, wenn es will – und manchmal nicht,

oder erst dann, wenn wir inständig flehen:

«Wir bitten dich erhöre uns!»

Wir erfahren das Göttliche auf andere Weise:

Wir wenden uns selber dem Drama zu.

Wir denken uns hinein, schweigen und lauschen.

Hören wir, was die Stunde schlägt?

Was hören wir rufen? Wen hören wir rufen?

Gongschlag – und ausklingen lassen

Als Antwort singen wir ein Wort aus der uralten Benediktus-Regel.

Zuerst wird die Melodie gespielt,

dann stimmen wir zur Eröffnung ein.

Instrument spielt Melodie, dann wird gesungen (KG 600):

Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr,

suche den Frieden.

1. Wir denken an Menschen, die den Kriegsteufel spielen.

Drahtzieher – hocken hinter Milliarden von Geld und Gut.

Verzweifelte – lassen sich verführen – entdecken Lust an Gewalt.

Jugendliche – erhoffen den Himmel – geraten in Höllen.

Wir denken an diese Menschen.

Aus ihrer Tiefe hören wir – trotz allem – ein Rufen nach Leben.

Was schlägt die Stunde?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen ihnen zu: Schweige und höre...

2. Wir denken an die Opfer der Blutbrunst in ihrer Heimat.

Ganze Dörfer und Sippen - werden abgeschlachtet.

Frauen und Mädchen – entführt, verkauft, entehrt.

Männer und Kinder – ermordet – oder zum Morden verdammt.

Wir denken an diese Menschen.

Aus ihrer Tiefe hören wir ein Rufen und Schreien nach Leben.

Was schlägt die Stunde?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen ihnen zu: Schweige und höre...

3. Wir denken an die Flüchtlinge und ihre Familien.

Sie fliehen Hals über Kopf – riskieren alles.

Fallen Schlepperbanden in die Hand – geraten in Seenot.

Hoffen auf Rettung und Zukunft – mit unserer Hilfe.

Wir denken an diese Menschen.

Aus ihrer Tiefe hören wir ein Rufen nach Leben.

Was schlägt die Stunde?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen ihnen zu: Schweige und höre...

4. Wir denken an die hohen Herren und Damen in Wirtschaft und Politik.

Manche verherrlichen Profit und Kriegswirtschaft.

Manche rüsten mit Atom auf – setzen Schöpfung aufs Spiel.

Manche bestechen – und lassen sich mit Millionen bestechen.

Wir denken an diese Menschen.

Auch aus ihrer Tiefe hören wir ein Rufen nach Leben.

Was schlägt die Stunde?

Gongschlag – und ausklingen lassen, dann:

Wir singen ihnen zu: Schweige und höre...

V Ja, was schlägt die Stunde in diesem Totentanz?

Aus der Tiefe hören wir ein Rufen nach Leben und Liebe:

dein Rufen, du innerstes Geheimnis der werdenden Welt.

Du rufst uns, dich zu erhören.

Ja, wir suchen Wege der Menschlichkeit.

So wirst du – in uns und mit uns – zur Geburt einer neuen Welt.