Upload
others
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach, MPH
Allgemeinmedizin als wissenschaftliches FachStand und Perspektiven
Homburg, 20. Mai 2010
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Entwicklung der akademischen Allgemeinmedizinin Deutschland
Etablierungsstand: national, international
Beispiel Frankfurt am Main Forschung Lehre
Nutzen einer akademischen Allgemeinmedizinfür Klinikum, Fakultät und Region
Fazit / Ausblick
Übersicht
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1925: „Der Landarzt“, später „Zeitschrift für Allgemeinmedizin“1966: Erster allgemeinmed. Lehrauftrag (Häussler, Freiburg)1966: Gründung der DEGAM1972: Forderungen des Dt. Ärztetages nach Lehrstühlen/Instituten1976: Erster Lehrstuhl für Allgemeinmedizin (Haehn, Hannover)1977: Erste Habilitationen (Häussler, Pillau, Kochen, Klimm)1978: Erste Pflichtveranstaltung „Kurs zur Einführung in die
allgemeinmedizinische Praxis“1996: 9 habilitierte Allgemeinärztinnen und -ärzte1999: Stellungnahme des Wissenschaftsrates: „Perspektiven des
Faches Allgemeinmedizin an den Hochschulen“1999: BMBF-Förderrichtlinien ‘Forschung in der Allgemeinmedizin’
in den medizinischen Fakultäten und Hochschulen2004: Neue AO: Pflicht-Blockpraktikum Allgemeinmedizin, PJ in
Hausarztpraxen möglich
Akademische Allgemeinmedizin – Entwicklung
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Jena
Marburg
Abteilungen/Institute für Allgemeinmedizin 1999 (n=7)
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
JenaMarburg
Abteilungen/Institute für Allgemeinmedizin 2010 (n=18)
plus 8 Bereiche mit mindestens 1 wiss. Stelle
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Kürzlich besetzt: München, Rostock
Ruf erteilt: Dresden
Ausschreibung erfolgt: Greifswald, Lübeck, (Hamburg)
Berufungskommission gebildet: Erlangen
Planung: Augsburg, Tübingen
Zu erwarten: (Düsseldorf) und weitere Standorte
Neue Lehrstühle / Abteilungen / Institute
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
bis 1999: 9
bis 2006: 17
bis 2009: 26
Habilitationen im Fach „Allgemeinmedizin“
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
12 Abteilungen/Institute mit begutachteten Drittmitteln davon 10 mit Einwerbungen >100.000 € (bis 4,5 Mio €) 5 Standorte ohne eigene Räume 10 mit weniger als ½ Sekretariatsstelle teilweise nur wiss. Hilfskräfte, wenige Lehrbeauftragte bundesweit ca. 500 bezahlte Lehraufträge Verhältnis unbezahlte zu bezahlten Lehraufträgen 2 : 1
Stand: ungleiche Etablierung / Ausstattung
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am MainInstitutionalisierungsgrad in Europa 2008 (%)
100%
100%
100%
100%
100% 100%
17%
100%
0%
0%
100%
100%
100%40%
50%
100% 44%
100%
100%0%
100%
100%
100%
100%
0%
0%
??
??
100%
100%
0%
100%
100%
93%
100%
??
100%
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1 Professor (C4-äquivalent, Vollversorger/große Praxis)
2 x 0,5 wiss. Mitarbeiter/in, 1,0 Sekretärin
4,5 unrenovierte Räume (einfache techn. Ausstattung)
20 Lehrpraxen/-beauftragte im Rhein-Main-Gebiet
Fokus auf curricularer Lehre, wenige kleine (nicht begutachtete / öffentlich geförderte) Forschungsprojekte
Anerkennung für gute Lehre, aber eher gering ausgeprägte Integration in den Fachbereich Medizin
Beispiel Frankfurt: Situation 2004
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
2 Professuren (C4 und W2, beide Vollzeit)
Hochmotiviertes interdisziplinäres Team(29 Mitarbeiter/innen, 22,3 Vollzeitäquivalente)
Sehr gute Infrastruktur (32 Räume, 508 m² renovierte Forschungsflächen, moderne technische Ausstattung)
Sehr gute Integration in den Fachbereich Medizin (Direktor ZGW, Fachbereichsrat, BK-Vorsitz ...)
Über 400 akademische Lehr- und Forschungspraxenim Rhein-Main-Gebiet
12 laufende Forschungsprojekte (5 x BMBF, 2 x EU, Krankenkassen, KBV, IDZ, keine Pharmaindustrie)
Entwicklung bis heute
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
3 Fachärzte/innen für Allgemeinmedizin4 Fachärzte/innen für Innere Medizin2 Ärztinnen (in Weiterbildung)1 Fachärztin für Anästhesie1 Facharzt für Dermatologie3 Psychologinnen1 Medizinsoziologe1 Pädagogin (Schwerpunkt Erwachsenenbildung)1 Ökotrophologin1 Betriebswirtin2 Studienassistentinnen (study nurses)2 Medizinische Fachangestellte3 Dokumentarinnen / Informationswirtinnen4 Teamassistentinnen / Sekretariat / Übersetzer
11 Studentische Hilfskräfte, 25 Doktoranden/innen
Teamstruktur (Mehrzahl mit Zusatzqualifikationen)
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1. Chronische Krankheit und Versorgungsforschung(Leiterin: Prof. Dr. med. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch)
2. Patientensicherheit(Leiterin: Dr. med. Barbara Hoffmann, MPH)
3. Qualitätsförderung und Konzeptentwicklung(Leiter: Dipl.Soz. Martin Beyer)
4. Klinische Entscheidungsunterstützung(Leiterin: Dr. med. Christiane Muth, MPH)
5. Forschungsmethodik, Projekt- und Qualitätsmanagement(Leiterin: Dr. phil. Dipl. Psych. Corina Güthlin)
6. Lehre(Leiterin: Dr. med. Juliana Petersen, MPH)
Frankfurter ForschungsprofilArbeitsbereiche
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1. Primary care Monitoring for depressive Patients Trial(PRoMPT)
2. PRoMPT II (Follow up-Studie)3. Leitlinie Herzinsuffizienz (Kompetenznetz Herzinsuffizienz)4. Weiterentwicklung von Disease Management-Progr.5. Evidenzbasierte Bewertungen von IGeL-Leistungen6. Multimorbiditätsmuster in der hausärztlichen Versorgung
(Multimorbidity in primary health care, MultiCare)7. Developing and validating disease management evaluation
methods for European health care systems (DISMEVAL)8. PRIorisierung von MUltimedikation bei Multimorbidität
(PRIMUM)9. Indikationsübergreifendes HausarztPraxis-basiertes Case
Management (PraCMan)
Forschungsprojekte zu Chron.Care/Vers.forsch.
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1. Primary Care Internat. Study on Medical Errors (PCISME)2. www.jeder-fehler-zaehlt.de3. Identifikation / Prävention von Medikationsfehlern (ERROR)
- Medikationsfehler bei oraler Antikoagulation, Hypertonie und Multimedikation
- Dosierungsfehler bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen- Medikationsfehler im Alter (Pflegeheim, Hausarztpraxis)
4. Systematische Analyse medizinischer Fehler in der Hausarztpraxis (Root-Cause-Analysetechniken)
5. Dramaturgien: Patientensicherheit / Fehlermanagement6. Patientensicherheitskultur in der hausärztlichen Praxis7. Learning from INternational NEtworks About Errors and Under-
standing Safety in Primary Care (LINNEAUS EURO-PC)
Forschungsprojekte zur Patientensicherheit
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Diagnostik häufiger Erkrankungen (Arzneimittel-)Therapie häufiger Erkrankungen
(Langzeit-)Betreuung von Patienten im häusl. Umfeld
Gesundheitsförderung / Prävention
Arzt-Patient-Kommunikation
Praxisepidemiologie, Morbiditätsregistrierung
Lehrforschung
„Unser Labor ist die Praxis“:weitere typische Forschungsbereiche
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Qualifizierungsangebote- Master of Science in Epidemiology, MSE (IMBEI, Mainz)- Modulare EbM-Ausbildung (AG „EbM Frankfurt“, IfA)- Strukturierte Betreuung von (aktuell 25) Doktoranden (IfA), ab 2010
fachbereichsweites Promotionskolleg
Stellenprofile: gleichzeitige klinisch/praktische Weiterbildung
Post-Docs/Seniors:- Individuelle Karriereberatung/-förderung- Max Kade-Fellow (DFG)- Brisbane Initiative: International Primary Care Research
Leadership Programme (Univ. Oxford u.a.)
Förderung des wiss. Nachwuchses (Auszug)
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
1. Begutachtete Drittmittel2003: 0 €2010: 700.837 € (nur BMBF, EU)
2. Impact FaktorenMittelwerte aus drei Jahren2003: 0,667 2004: 1,9972005: 6,7532006: 9,3732007: 8,9472008: 10,484 (LOM: 44.689 €)2009: ~14,500 (LOM: ~61.800 €)
Forschungsevaluierung des Fachbereichs
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Aktueller Stand (Rhein-Main-Gebiet): über 400 Praxen(darunter 113 Lehrpraxen)
20fache Steigerung (Mitte 2004: 20 Praxen) Jährlich ca. 620.000 Patienten Akkreditierungsprogramm mit Vor-Ort-Besuchen Spezielle Angebote für Praxisteams/Med. Fachangest.
(Workshops, Curriculum Case Management,seit 2008: Frankfurter Tag der Allgemeinmedizin)
Elektronische Vernetzung: u.a. Instituts-Newsletter„kurz und kn@pp“, geplant: eLearning-Plattform
Netzwerk von Lehr- und Forschungspraxen
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Tag der Allgemeinmedizin
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Akkreditierungsfeier
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Urkunde
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Didaktikschulungen und Workshops
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Wichtige Lernziele im Fach Allgemeinmedizin
Spezifische hausärztliche Handlungsprinzipien und
Verfahrensweisen an typischen Beispielen
(1.) verstehen, (2.) sehen, (3.) anwenden u. (4.) üben.
Strategien für spezielle hausärztliche Versorgungsprobleme entwickeln
Ärztliche Berufssituation durchschauen
Vorurteile abbauen, „neue Brille“ aufsetzen
Nachwuchs motivieren: Allgemeinmedizin als gesellschaftlich wichtiges und spannendes Fach
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Lernziele nach Kompetenzebenen
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Lehrangebot –fachspezifisch und interdisziplinär
in akademischen Lehrpraxen
Gesprächsführung/Anamnese(Koord./Training: 16 Kliniken)
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeinmedizin IPraktikum (2./3. klinisches Semester) in Kleingruppen
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Allgemeinmedizin IIBlockpraktikum (5./6. klinisches Semester), 1:1-Betreuung
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Praktisches Jahrvier Monate (letztes Tertial)
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Stimmen der Studierenden
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Nutzen einer akademischen Allgemeinmedizin für Klinikum, Fakultät und Region 1. Praxisnahe, engagierte, attraktive Lehre:
Fortschreitende Spezialisierung erfordert breite Kompetenz des Generalisten mehr denn je
2. Interdisziplinäre Kooperationen:Erschließung neuer Drittmittel-Optionen(Versorgungsforschung!)
3. Vernetzung in der Region:Neue Versorgungskonzepte, Hausärzte sind Einweiser!
4. Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Grundversorgung der Bevölkerung:Klinikum und Fachbereich haben einen Auftrag!
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Fazit / Ausblick
Internationaler Trend: Stärkung der Allgemeinmedizin in Versorgung, Aus- / Weiterbildung und Forschung
Allgemeinmedizin bearbeitet Zukunftsthemen:- Demographische Alterung: Multimorbidität, Multimedikation- Evaluation komplexer Therapiekonzepte- Versorgung in der Zukunft (Konzepte, Nachwuchsmangel)- Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Alltagspraxis- (...)
Fakultäten stehen im (innerdeutschen) Wettbewerb
Ein Institut für Allgemeinmedizin kann eine Fakultät quantitativ und qualitativ bereichern
Ferdinand M. GerlachJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Etablierung: angemessen, wettbewerbsfähig
W3-Professur (ganztags), Direktor/in
Eigenständiges Institut- eigenes Budget- eigene Räume- angemessene Ausstattung
Drittmittelfähige Ausstattung (nach DFG)- wiss. Assistenten / Mitarbeiter- Teamassistent/in, Sekretär/in- Dokumentar/in, Study nurse- Konzept zur Nachwuchsförderung
Lehr- und Forschungspraxen- Akkreditierung (Titel, Vertrag, Honorierung)- Finanzierung (Seminare, Praktika, PJ, Qualifizierungsmaßnahmen)