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Carmen GEORGES BIZET

GeorGes Bizet Carmen - schlossfestspiele … Georges Bizet CARMEN Oper in drei Akten. Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle von Prosper Mérimée. Kritische Neuausgabe

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CarmenGeorGes Bizet

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Georges Bizet

CARMENOper in drei Akten. Text von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle von Prosper Mérimée. Kritische Neuausgabe nach den Quellen und deutsche texteinrichtung der von ernest Guiraud nachkomponierten rezitative von Fritz oeser.Deutsche Übertragung der originalfassung von Walter Felsenstein

Uraufführung am 3. März 1875 in der opéra-Comique, Paris

eine Veranstaltung der theater Nordhausen/Loh-orchester sondershausen GmbH im Auftrag der stadt sondershausen

Markus Francke, Salomón Zulic del Canto, Irene López Ros, Sarah Hudarew

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Liebe Besucherinnen und Besucher der Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen, sehr geehrte Damen und Herren,

in diesem sommer darf gefeiert werden, denn mit der oper „Carmen“ finden die thüringer schlossfestspiele sondershausen bereits zum 10. Mal statt! in diesen Jah-ren haben sich die Festspiele weit über die Grenzen nicht nur des Kyffhäuserkreises, sondern thüringens hinaus einen Namen gemacht. stetig wachsende Besucherzahlen sind das deutlichste indiz für die große resonanz auf das, was unser kleines städtchen alljährlich im Juni und Juli zu bieten hat. Vielleicht erinnert sich manch einer von ihnen noch an die allererste Produktion, die im schlosshof über die Bühne ging, die „Hochzeit des Figaro“ von Mozart. seither gab es viele wundervolle theatererlebnisse, die – wie auch die nebenstehende Chronik zeigt – für jeden Geschmack etwas geboten haben.

„Carmen“ entführt sie in diesem sommer in das Land der glühend heißen sonne, des Fla-mencos und des guten Weines. Lassen sie sich vom spanischen Flair dieser berühmten oper verzaubern und genießen sie die mitreißenden Klänge von Bizets erfolgreichstem Bühnenstück. Auch das kulinarische Angebot haben wir darauf abgestimmt. Das team der Hofküche ebenso wie das Café Pille halten spanische Leckereien für sie bereit.

Junge theaterfreunde ab 5 Jahren sind herzlich ins Liebhabertheater eingeladen, denn dort präsentieren wir bereits zum zweiten Mal das spannende Kinderstück „Der raub des Prinzen Hugo“, eine wahre Begebenheit aus der Geschichte von schloss sonders-hausen.

ich wünsche ihnen unvergessliche stunden bei unseren thüringer schlossfestspielen sondershausen.

Herzlich, ihr

Joachim KreyerBürgermeister der stadt sondershausen

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ZEHN JAHRE THüRiNGER SCHLOSSfESTSPiELE SONDERSHAuSEN

2006 Wolfgang Amadeus Mozart, Die Hochzeit des Figaro (regie: Kerstin Weiß)2007 Johann strauß, Die Fledermaus (regie: Bernd schmitt)2008 Gioacchino rossini, Aschenbrödel (regie: Holger Potocki)2009 ralph Benatzky, im Weißen rössl (regie: Kerstin Weiß)2010 Wolfgang Amadeus Mozart, Die zauberflöte (regie: toni Burkhardt)2011 Gioacchino rossini, Der Barbier von sevilla (regie: Holger Potocki)2012 Wolfgang Amadeus Mozart, Die entführung aus dem serail (regie: toni Burkhardt)2013 richard Wagner, Der fliegende Holländer (regie: toni Burkhardt)2014 Frederick Loewe, My Fair Lady (regie: toni Burkhardt)2015 Georges Bizet, Carmen (regie: Alfonso romero Mora)

Kinderchor, Franz Xaver Schlecht, Herren des Opernchors

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iNHALT

1. AktAuf einem Platz von sevilla gegenüber der zigarettenfabrik halten soldaten Wache. Micaela sucht unter ihnen den sergeanten Don José. Da dieser jedoch erst zur Wachablösung kommen wird, zieht sie sich wieder zurück. Mit dem Pausensignal der Fabrik strömen die zigaretten-arbeiterinnen nach draußen, begehrlich beobachtet von den Männern. Besonders warten sie auf Carmen, die alle betört, als sie erscheint. Nur Don José wirkt unbeteiligt. sie wirft ihm aufreizend eine Blume zu. Micaela kommt zurück und überbringt Don José einen Brief von der Mutter, bei der sie als Waise lebt. Don José möchte Carmen widerstehen und Micaela heiraten.in der zigarettenfabrik ist es in der zwischenzeit zu einem streit gekommen, bei dem Carmen eine andere Arbeiterin mit einem Messer verletzt hat. Leutnant zuniga beauftragt Don José, sie ins Gefängnis zu führen. Doch er lässt sich derart von Carmen betören, dass er sie laufen lässt.

2. AktCarmen, Mercedes und Frasquita sitzen mit zuniga in der schenke von Lillas Pastia ausge-lassen zusammen. zuniga erzählt Carmen, dass Don José eingesperrt und degradiert wurde, weil er sie laufen ließ, nun aber wieder freigelassen sei. Als der stierkämpfer escamillo in der schenke eintrifft, fällt sein Blick auf Carmen, doch sie weist ihn zurück.Den schmugglern winkt in dieser Nacht ein großes Geschäft. Alle sollen behilflich sein, doch Carmen weigert sich, sie möchte auf Don José warten. Als er erscheint, tanzt sie für ihn, aber er unterbricht sie, als das signal für den zapfenstreich ertönt. Carmen ist sauer und spottet auch dann noch über sein Pflichtbewusstsein, als er ihr seine Liebe gesteht. Mit ihr in die Berge zu den schmugglern möchte er nicht gehen. erst als es zwischen ihm und dem plötzlich eintreffenden Leutnant zuniga – auch er hat ein Auge auf Carmen geworfen – zu einem Handgemenge kommt, bleibt José nichts anderes, als sich der Bande anzuschließen.

3. Akt1. BildDon José lebt mit schmugglern und zigeunern in den Bergen. Carmen hat sich von ihm ab-gewendet, seinen Besitzansprüchen will sie sich nicht fügen. Als escamillo sie im Gebirge aufsucht, trifft er zunächst auf Don José und entfacht dessen eifersucht. es kommt zu einem Messerkampf, den Carmen aber beendet kann. Micaela überbringt Don José die Nachricht vom tod seiner Mutter. er geht mit ihr, kündigt aber an, dass er wiederkommen wird.2. BildVor der stierkampfarena tritt escamillo von einer großen Menschenmenge umjubelt mit Car-men an seiner seite auf. Frasquita warnt sie vor dem eifersüchtigen Don José. Alle ziehen in die Arena, Carmen und Don José bleiben zurück. er möchte sie zurückgewinnen. sie aber liebt nicht mehr ihn, sondern escamillo. Der Gedanke, dass Carmen und escamillo ihn verspotten könnten, ist für ihn unerträglich. in seiner Verzweiflung ersticht er Carmen. zeitgleich siegt escamillo über den stier. Bruno Vargas, Sarah Hudarew, Markus Francke, Opernchor, Ballettkompanie

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WAS SiE üBER „CARMEN“ WiSSEN SOLLTENvon Juliane Hirschmann

Erfolgreichste Oper aller Zeiten – totaler Reinfall bei der uraufführungAm 3. März 1875 ging in der Pariser opéra-Comique die oper „Carmen“ das erste Mal über die Bühne. An diesem Abend war nicht im entferntesten daran zu denken, dass die-ses Werk einmal zu den meistgespielten und -rezipierten opern überhaupt gehören würde. Der Komponist Georges Bizet war am Boden zerstört, „diesmal bin ich wirklich vernichtet“, äußerte er. Die Vorstellungen in den kom-menden Monaten fanden meistens vor einem halbleeren zuschauerraum statt. Kritiker fielen mit bösen zungen über diese oper her: Carmen sei in ihrer unbedingten Freiheitsliebe „obszön“, eine „Inkarnation des Lasters“ und sollte „polizeilich verboten werden“. Und: „Welche Realistik, aber was für ein Skandal! (…) Aus der niedersten Klasse

nehmen neuerdings unsere Autoren die Haupt-gestalten unserer Dramen, Komödien und jetzt sogar unserer Opéra comiques.“ zaghaft äußerten sich allerdings auch schon damals positive stimmten, etwa der französische schriftsteller théodore de Banville: „Statt der himmelblauen und rosa Puppen, die die Freude unserer Väter waren, hat er versucht, wirkliche Männer und Frauen, verblendet und gequält von Leidenschaft, zu zeigen.“Die erfolgsgeschichte der oper begann erst nach dem tod Bizets, der wenige Monate nach dem Fiasko der Uraufführung verstarb.

Die urgeschichte – die Novelle von Prosper MeriméeGeorges Bizet bekam 1872 von der Pariser opéra-Comique den Auftrag, eine heitere oper zu schreiben. sein Plan war ein völlig

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neuartiges Werk, „ich werde die Kunstgat-tung der Opéra comique erweitern, sie umfor-men“, ließ er seinen Freund ernest Guiraud wissen, und wählte die 1847 erschienene gleichnamige Novelle von Prosper Mérimée für seine oper. Henri Meilhac und Ludovic Halévy, die schon mehrfach als Autorenduo für operetten von Jacques offenbach (da-runter auch „Die Banditen“) in erscheinung getreten waren, schufen daraus das Libretto. in der Novelle gibt es einen rahmenerzähler, einen Archäologen, der sich auf einer studi-enreise in spanien befindet und in Andalusien auf den von der Polizei gesuchten Banditen Don José stößt. Der besitzergreifende und zutiefst eifersüchtige Don José tötet in der Novelle nicht nur Carmen, der er in blinder Leidenschaft verfällt, sondern auch einen ihrer Liebhaber sowie ihren einäugigen ehe-mann. Kurz vor seiner Hinrichtung erzählt Don José dem Archäologen seine Geschichte. Der Franzose Mérimée zog seine inspiration aus zwei erlebnissen seiner ersten spani-enreise, die er im Jahr 1830 unternahm: der Begegnung mit einem schönen Mädchen namens Carmencita, die zigarettenarbeiterin in Granada war, sowie der Bekanntschaft mit der andalusischen Gräfin Montijo, die eine enge Freundin Mérimées wurde. Von ihr hörte er vom berüchtigten spanischen Deser-teur und Banditen namens Don José Maria zempranito in den 1830ern. Merimée war einer der ersten französischen schriftsteller der romantik, der spanien für eine längere zeit bereist hatte.

Von der Novelle zur Opéra comiqueDas Libretto zu Bizets oper, an dem der Komponist selbst auch mitwirkte (so forderte er zum Beispiel „mehr Realismus, zu einem

Mittelweg kann ich mich nicht verstehen“), konzentriert sich auf die Beziehung zwi-schen Carmen und Don José, weshalb zum Beispiel seine beiden anderen Morde nicht vorkommen. Als dramaturgische und psy-chologische Kontrastfigur zu Carmen wurde für die oper das Bauernmädchen Micaela hinzuerfunden. sie ist in jeder Beziehung das vollkommene Gegenteil zu ihr; auch ihre Musik folgt eher traditionellen Mustern. so ist ihre Arie im 3. Akt das einzige solostück, das ein in sich geschlossenes Ganzes bildet. Bei allen anderen solonummern sind der Chor oder andere soli beteiligt. Micaelas Arie wurde schon zur Uraufführung beklatscht, da sie inmitten allem Ungewohnten „noch recht nach altem Brauch“ war. Und während der Mord Don Josés an Carmen bei Merimée in der einsamkeit des Waldes geschieht, verlegten ihn die Autoren in die stierkampf-arena.

Spanische Oper?spanien galt zu Bizets zeiten selbst bei den französischen Nachbarn als exotisches, frem-des sehnsuchtsland. Die Musik in der oper „Carmen“ klingt exotisch und vermittelt eine Ahnung von spanien, obwohl Bizet originär spanische Folklore nicht aufgegriffen hat. er, der Franzose war und spanien selbst nie bereist hat, verarbeitete vielmehr das, was im 19. Jahrhundert als typisch spanisch galt, und kombinierte dies mit Musik anderer Länder. Die Habanera etwa, die Carmen zu ihrem ersten Auftritt tanzt, ist ursprünglich ein tanz aus Kuba. Das unübertroffen Vitale der Musik steht im wirkungsvollen Kontrast zur tragik des Geschehens. einer der Gründe für den weitreichenden erfolg dieser oper.

Ricardo Frenzel Baudisch, Sarah Hudarew, Sin Ae Choi, Markus Francke, Leo Mastjugin, Jasmin Jablonski, Opernchor

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„EiN SPANiSCHER TRAuM“ – DER REGiSSEuR ALfONSO ROMERO MORA üBER „CARMEN“

Sarah Hudarew, Markus Francke

Carmen gilt als typische „Femme fatale“, als verhängnisvolle Frau mit magisch-dämonischen Zügen, deren erotischer Ausstrahlungskraft die Männer zahlreich erliegen. Sie gilt aber auch als emanzipierte Frau, die die männliche Herrschaft zurückweist, und somit zugleich als Symbol für das Streben nach Freiheit, „Carmen“ wurde auch als „Freiheitsoper“ gedeutet.Für was steht Carmen aus deiner Sicht?

übertrieben dargestellt, und das wirkt für mich ein bisschen komisch. Allerdings braucht die Handlung starke Figuren, wenn Don José eifer-süchtig ist, dann muss er das zeigen. Genauso Carmen. sie ist die allervernünftigste rolle in der oper, sie ist sehr konsequent.

Welche Bedeutung hat der Stierkampf in der Oper für dich? Ist er mehr als nur etwas, was dem Stück ein spanisches Kolorit verleiht?

Carmen selbst hat viel von einem stier ebenso wie von einem torero. sie hat diese irrationale Lust zur Konfrontation, sie hat Angst vor nichts oder zeigt sie jedenfalls nicht. Am ende bleibt sie, obwohl sie ahnt, dass Don José sie um-bringen wird. Für den torero ist es interessant, mit der Gefahr zu spielen. Carmen hat auch den gewissen stolz und die Macht, sich mit Proble-men zu konfrontieren. Daher ist der stierkampf in der oper nicht nur Farbe, sondern er hat eine

innere Verbindung zu den Figuren. Aus diesem Grund gibt es am ende auch diese beiden parallelen ereignisse, der Mord Don Josés an Carmen findet ja zur gleichen zeit statt wie der Kampf escamillos gegen den stier.

Den traditionell gehaltenen Kostümen, die von der Zeit inspiriert sind, in der die Oper entstan-den ist, das war um 1870, habt ihr ein abstrak-tes Bühnenbild entgegengesetzt. Welche Idee liegt eurem Bühnenbild zugrunde?

ich wollte für die Bühne eine spanische Äs-thetik finden, angeregt von einem bekannten spanischen Künstler. ich fand sie in der Kunst salvador Dalís, die unser surrealistisches Bühnenbild inspiriert hat. „Carmen“ hat etwas von einem spanischen traum, ein traum ist irrational, so ähnlich wie auch die Figuren in der oper reagieren.

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in der zeit, in der die oper entstand, wirkte Carmen als „Femme fatale“, mir ist das aber fremd. ich sehe sie eher als ganz normale Frau, vielleicht mit einer schweren Kindheit; sie kämpft für ihre Freiheit, aber als Frau, nicht als zigeunerin oder sonst jemand. sie ist weniger eine Femme fatale oder verführe-rische Frau, ihr Charme kommt ganz spontan, weil sie diese Freiheit ausstrahlt. sie selbst versucht nicht verführerisch oder sexy zu sein.Die Carmen-Geschichte wurde geboren in einer zeit, in der es nicht normal war, dass die Frau eigene entscheidungen trifft, aber in unserer zeit und Kultur ist sie Gott sei Dank frei. Allerdings gibt es viele Kulturen, die das vermeiden, und zwar sehr extrem.Was interessiert uns an Carmen heute? Natürlich lebten die Frauen damals anders als heute, aber die Frau kann eigentlich noch mehr schaffen, es gibt immer noch Ungleich-gewichte zwischen Männern und Frauen, auch in unserer Kultur.

Die Oper „Carmen“ spielt in Spanien, wurde jedoch von französischen Künstlern geschaf-fen. Wie spanisch ist die Oper für jemanden wie dich, der selbst aus Spanien kommt?

„Carmen“ hat viel zu tun mit spanien, har-monisch, rhythmisch hat Bizet den Punkt getroffen, die Musik klingt wirklich spanisch. Die oper spielt in sevilla, der torero ist spa-nisch, Liebe, Leidenschaft, stolz, das alles ist spanisch.eifersucht, Gewalt ist auch heute in spanien zu erleben aufgrund einer falschen idee von eigentum am Partner, auch in der jungen Generation, und bei Männern und Frauen gleichermaßen. in spanien gibt es viele toreros, zigeuner, soldaten, aber die Figuren sind in der oper Tijana Grujic, Markus Francke’

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SCHAuPLÄTZE

Die Tabakfabrik von Sevilla

sevilla gilt als das Herz andalusischer Kultur, das zentrum des stierkampfs und des Flamen-cos. obwohl die maurischen einflüsse in der Architektur am offensichtlichsten sind – An-dalusien war rund 800 Jahre von den Mauren besetzt – war die stadt schon weit vorher ein kulturelles zentrum. Die alte tabakfabrik war eine lange zeit der entscheidende Dreh- und Angelpunkt von sevillas Wirtschaft und ist heute ein teil der Universität. sie wurde zwischen 1750 und 1766 erbaut und gab 100 Jahre später 10.000 Cigarreras Arbeit. im 19. Jahrhundert bildeten diese Frauen der tabakfabrik die größte Arbei-terlegion spaniens. Das Gebäude im Neoklas-sizistischen stil ist beeindruckend, obwohl es etwas düster ist. in einer der großen Hallen der Fabrik gab es 400 esel, ein eigenes Ge-fängnis und eine Kinderkrippe.

Die Stierkampfarenazwanzig Minuten dauert eine Corrida, dann ist der stier tot. Was in den zwanzig Minuten vor seinem ende passiert, folgt einer genau festgelegten Choreographie, die seit Jahr-hunderten gleich ist. Der stier wird gereizt, mit flatternden tüchern irritiert, mit Lanzen verletzt und erhält schließlich einen tödlichen Dolchstoß zwischen die schulterblätter. Für die Befürworter ist es tradition, für die Gegner tierquälerei. Barcelona hat dem stierkampf 2010 ein ende verordnet. Aber in der Haupt-stadt Madrid lebt die tradition noch, ebenso wie in sevilla. Aus sicht des spanischen Philosophen ortega y Gasset (1883–1955) kann man „die Geschichte Spaniens seit 1650 bis heute nicht richtig ver-stehen, wenn man nicht rigoros die Geschichte der Stierkämpfe konstruiert hat. … Die Wirkung (der modernen Corrida) in Spanien war durch-schlagend und überwältigend … wenige Dinge im Laufe ihrer Geschichte haben unsere Nation so begeistert und glücklich gemacht.“

„uNüBERTROffEN EffEKTVOLL“ – DER MuSiKALiSCHE LEiTER MARKuS L. fRANK üBER „CARMEN“

Leo Mastjugin, Sarah Hudarew, Ricardo Frenzel Baudisch

Natürlich handelt es sich bei „Carmen“ um die spanischste aller opern. Bizet integriert in die oper zahlreiche tänze in feurigen rhythmen, wie wir sie z. B. vom Flamenco kennen. im zweiten Akt der oper begleitet Carmen ihren solo-Gesang auf Kastagnetten, auch ein typisch spanisches instrument. Die Frage ist gerechtfertigt, warum ausge-rechnet ein Franzose unser musikalisches spanien-Bild so maßgeblich beeinflusst hat. ich denke, dies liegt mit daran, dass Georges Bizet und seine Librettisten aus der sicheren entfernung ungehindert elemente der Folklore aufgreifen konnten. so haben sie eine unü-bertroffen effektvolle Partitur geschaffen. ein spanischer Komponist hätte das so bestimmt geschmacklos gefunden. spanier selbst se-hen sich ganz anders und halten das spanien-bild in der oper „Carmen“ für Klischee.Mich persönlich fasziniert, wie Bizet den stolz der zigeunerin Carmen in Musik umgesetzt hat. im März dieses Jahres war ich in sevilla und bin zufällig in eine Hochzeitsgesellschaft von zigeunern geraten. Die hatten mir fremde, derart dunkle und messerscharf geschnittene Gesichtszüge, dass ich Angst bekommen habe, ein falscher Blick oder eine unbedachte Geste meinerseits könnte eine für mich unan-genehme reaktion auslösen. im zweiten teil der „Carmen“-ouvertüre, oder auch wenn sie ihm die Blume ins Gesicht wirft, hören wir eine chromatische tonfolge, die der sogenannten zigeuner-tonleiter ent-lehnt ist. in der oper ist dies das schicksals-motiv. immer, wenn es erklingt, muss ich an mein mulmiges Gefühl in sevilla denken.

Ballettkompanie, Kinderchor

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textnachweise:„spanische schauplätze“ unter Verwendung von: http://www.sevillatourist.com/german/mo-numents.html; http://www.red2000.com/spain/sevilla/2sevill.html; http://www.planetwissen.de/laender _ leute/spanien/madrid/stierkampf.jsp.; rezept „Gazpacho“, auf: https://www.rezeptewiki.org/wiki/GazpachoDer Artikel von Juliane Hirschmann, die zusammenfassung des inhalts und der Beitrag von Markus L. Frank sind originalbeiträge für dieses Programmheft. Die Fragen auf s. 10/11 stellte Juliane Hirschmann.

Die Probenbilder von tilmann Graner entstanden eine Woche vor der Premiere auf der ersten Kostümprobe (www.foto-tilmann-graner.de).

impressumtheater Nordhausen/Loh-orchester sondershausen GmbH, spielzeit 2014/2015, intendant: Lars tietje, Käthe-Kollwitz-str. 15, 99734 Nordhausen, tel.: (0 36 31) 62 60-0, www.theater-nordhausen.deredaktion und Gestaltung: Dr. Juliane Hirschmann,Layout: Landsiedel | Müller | Flagmeyer, NordhausenProgrammheft Nr. 13 der thüringer schlossfestspiele sondershausen

GAZPACHO – KALTE SuPPE füR HEiSSE TAGEGericht aus Andalusien

Zutaten1 große zwiebel 1,5 kg tomaten (schön rot und reif)je 1 grüne und rote Paprikaschote1 kg salatgurke1–2 Knoblauchzehen1 eingeweichte semmel1 kleine ChilischoteolivenölBalsamico- oder rotweinessigevtl. gemahlener Kümmel evtl. Paprikapulver (für eine schöne rote Farbe)frisch gemahlener, weißer oder schwarzer PfefferMeersalz oder grobes salz aus der Mühle

Zubereitungzwiebel schälen und in mittelgroße stücke schneiden. Die Paprika und die Gurke waschen, gut trocken tupfen und ebenfalls in stücke schneiden. Die tomaten zum schälen kurz in kochendes Wasser tauchen, dann lässt sich die schale leichter abziehen. Das Gemüse in einen großen Mixer geben und gut pürieren. Dann das Weißbrot zugeben und wiederum pürieren, so dass die suppe schön sämig wird. Mit salz, Pfeffer und viel Kümmel würzen und einen schuss essig sowie Öl unterrühren. zum schluss noch mit etwas Paprikapulver und, wenn nötig, salz sowie Pfeffer abschmecken.Am besten für mindestens 30 Minuten kühl stellen und kalt servieren. Problemlos einige tage im Kühlschrank aufzubewahren.

¡Buen provecho! Guten Appetit!

Carmen – Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen 14|15

Tijana Grujic, Franz Xaver Schlecht, Herren des Opernchors’

Jasmin Jablonski, Sin Ae Choi

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Thüringer Schlossfestspiele Sondershausen

Im Loh 1c | 99706 Sondershausen

Telefon (0 36 32) 77 00 06 Telefax (0 36 32) 77 00 01

info@schlossfestspiele-sondershausen.dewww.schlossfestspiele-sondershausen.de

Liebe mich,damit es aufhört,

dieses Nachdenken,wenn du nicht da bist.

Wolf Wondratschek