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Genetisches Lernen Genetisches Lernen nach Martin nach Martin Wagenschein Wagenschein Referentinnen: Referentinnen: Katharina Doerfel Katharina Doerfel Máren B. Máren B. Meisel Meisel Caroline Caroline Petersen Petersen Potsdam, 19.12.2006 Seminar: Einführung in die Mathematikdidaktik Dozent: Prof. Dr. Thomas Jahnke

Genetisches Lernen nach Martin Wagenschein Referentinnen:Katharina Doerfel Máren B. Meisel Caroline Petersen Potsdam, 19.12.2006 Seminar: Einführung in

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Genetisches Lernen nach Genetisches Lernen nach Martin WagenscheinMartin Wagenschein

Referentinnen:Referentinnen: Katharina DoerfelKatharina Doerfel

Máren B. MeiselMáren B. Meisel

Caroline PetersenCaroline Petersen

Potsdam, 19.12.2006Seminar: Einführung in die Mathematikdidaktik

Dozent: Prof. Dr. Thomas Jahnke

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ÜbersichtÜbersicht

1. Einleitung – Biographie M. Wagenscheins1. Einleitung – Biographie M. Wagenscheins

2. Filmausschnitt2. Filmausschnitt

3. Genetisches Lernen:3. Genetisches Lernen:ExemplarischExemplarisch

GenetischGenetisch

SokratischSokratisch

4. Zusammenfassung evtl. Diskussion4. Zusammenfassung evtl. Diskussion

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1.1. EinleitungEinleitung

Martin WagenscheinMartin Wagenschein

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

* 03.12.1896 in Gießen* 03.12.1896 in Gießen

† † 03.04.1988 in Trautheim zu Mühltal (Hessen)03.04.1988 in Trautheim zu Mühltal (Hessen)

1914 – 1920 Studium in Gießen und Freiburg im 1914 – 1920 Studium in Gießen und Freiburg im BreisgauBreisgau

Abschluss mit 1. Staatsexamen in Mathematik, Physik, Abschluss mit 1. Staatsexamen in Mathematik, Physik, GeographieGeographie

„„Das Studium – in Gießen – eröffnete mir Mathematik Das Studium – in Gießen – eröffnete mir Mathematik und Didaktik zugleich. Ich erfuhr an mir, wie Mathematik und Didaktik zugleich. Ich erfuhr an mir, wie Mathematik sich durch den einen Lehrer eröffnen und durch einen sich durch den einen Lehrer eröffnen und durch einen anderen verschließen kann.“anderen verschließen kann.“ (Wagenschein, Martin: Erinnerungen (Wagenschein, Martin: Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel 1989. S.19)1989. S.19)

Promotion in ExperimentalphysikPromotion in Experimentalphysik

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1920 – 1921 Arbeit als Hochschulassistent1920 – 1921 Arbeit als Hochschulassistent

„„Der Zauber der Wissenschaft hatte begonnen, mich in Der Zauber der Wissenschaft hatte begonnen, mich in seinen Sog zu nehmen. Aber in ihrem Raum zu bleiben, seinen Sog zu nehmen. Aber in ihrem Raum zu bleiben, wie mir bisweilen nahegelegt wurde, dazu war es mir wie mir bisweilen nahegelegt wurde, dazu war es mir dort zu menschenleer. – Die Möglichkeit, in Südafrika mit dort zu menschenleer. – Die Möglichkeit, in Südafrika mit dem Echolot Erzlager auszumachen, verweilte nur kurz dem Echolot Erzlager auszumachen, verweilte nur kurz am Horizont. –am Horizont. –Aber auch Lehrer wurde ich nur zögernd. Es war mir Aber auch Lehrer wurde ich nur zögernd. Es war mir zwar aufgefallen, daß ich Kommilitonen etwas klar zwar aufgefallen, daß ich Kommilitonen etwas klar machen konnte, falls ich es selber verstanden hatte.“ machen konnte, falls ich es selber verstanden hatte.“ (Wagenschein, Martin: Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische (Wagenschein, Martin: Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel 1989. S.23)Autobiographie. Weinheim und Basel 1989. S.23)

Martin WagenscheinMartin WagenscheinMartin WagenscheinMartin Wagenschein

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

1921 – 1923 Lehramtsreferendariat und Probejahr1921 – 1923 Lehramtsreferendariat und Probejahr

„„Eine Notiz aus dieser Zeit: ‚Es charakterisiert diese Eine Notiz aus dieser Zeit: ‚Es charakterisiert diese Schule, daß man sich an Schule, daß man sich an KindernKindern von ihr erholen von ihr erholen muß.‘“muß.‘“(Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine (Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. S.23)pädagogische Autobiographie. S.23)

1923 Abschluss mit 2. Staatsexamen1923 Abschluss mit 2. Staatsexamen

1924 Heirat mit Wera Biermer1924 Heirat mit Wera Biermer

1923 – 1957 Tätigkeit im staatlichen Schuldienst1923 – 1957 Tätigkeit im staatlichen Schuldienst

1924 – 1933 vom Staatsdienst beurlaubt um an der 1924 – 1933 vom Staatsdienst beurlaubt um an der Odenwaldschule von Paul Geheeb zu arbeitenOdenwaldschule von Paul Geheeb zu arbeiten

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

Paul Geheeb (1870 – 1961), deutscher Paul Geheeb (1870 – 1961), deutscher Reformpädagoge und Gründer der OdenwaldschuleReformpädagoge und Gründer der Odenwaldschule

„„Wollte man mich nach dem Geheimnis von Paul Wollte man mich nach dem Geheimnis von Paul Geheebs Wirkung fragen, so würde ich, eben weil sie ein Geheebs Wirkung fragen, so würde ich, eben weil sie ein Geheimnis ist, nicht viel zu sagen wissen, außer einem, Geheimnis ist, nicht viel zu sagen wissen, außer einem, daß ganz gewiß ist: Er schenkte Vertrauen und lehrte so, daß ganz gewiß ist: Er schenkte Vertrauen und lehrte so, Vertrauen zu geben. Damit versetzte er uns, Mitarbeiter Vertrauen zu geben. Damit versetzte er uns, Mitarbeiter und Kameraden, in das Grundelement der und Kameraden, in das Grundelement der pädagogischen Atmosphäre. Schule ohne Vertrauen hat pädagogischen Atmosphäre. Schule ohne Vertrauen hat keine Zukunft.“keine Zukunft.“(Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine (Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. S.35)pädagogische Autobiographie. S.35)

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

„„Kameraden“, Bezeichnung der Kinder die dort zur Kameraden“, Bezeichnung der Kinder die dort zur Schule gingen als bewusste Abgrenzung des Wortes Schule gingen als bewusste Abgrenzung des Wortes „Schüler“ in den staatlichen Schulen„Schüler“ in den staatlichen Schulen

„ ‚„ ‚Austausch‘, nicht ‚Belehrung‘, wurde mir in der Austausch‘, nicht ‚Belehrung‘, wurde mir in der Odenwaldschule die unverrückbare Basis des Odenwaldschule die unverrückbare Basis des Unterrichts. Ich wurde dort nicht so sehr Erzieher wie Unterrichts. Ich wurde dort nicht so sehr Erzieher wie Unterrichter.Unterrichter.Einzelne Kinder vorsätzlich zu erziehen habe ich nie Einzelne Kinder vorsätzlich zu erziehen habe ich nie Neigung und Fähigkeit in mir gespürt, es sei denn, sie Neigung und Fähigkeit in mir gespürt, es sei denn, sie fragten mich um Rat.fragten mich um Rat.

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

Die Schule Paul Geheebs, diese einmalige Die Schule Paul Geheebs, diese einmalige pädagogische Republik, hat ja wohl im Gefolge der pädagogische Republik, hat ja wohl im Gefolge der Lietzschen Schulgründungen, als einzige den Unterricht Lietzschen Schulgründungen, als einzige den Unterricht wirklich ernst genommen. Er war dort in die alles Leben wirklich ernst genommen. Er war dort in die alles Leben und Treiben durchdringende erzieherische Atmosphäre und Treiben durchdringende erzieherische Atmosphäre ganz einbezogen. Die Art wie wir miteinander umgingen, ganz einbezogen. Die Art wie wir miteinander umgingen, war nicht ‚antiautoritär‘ aber unautoritär, machtfrei und war nicht ‚antiautoritär‘ aber unautoritär, machtfrei und angstfrei, beiderseits gerichtet auf Achtung. […]angstfrei, beiderseits gerichtet auf Achtung. […]

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

In der Öffentlichen Schule, habe ich dann erprobt, daß In der Öffentlichen Schule, habe ich dann erprobt, daß dieses Bestreben, den Unterricht in den Dienst der dieses Bestreben, den Unterricht in den Dienst der gegenseitigen Achtung zu stellen, dort nicht ganz gegenseitigen Achtung zu stellen, dort nicht ganz unterzugehen braucht, auch wenn der Lehrer sich oft unterzugehen braucht, auch wenn der Lehrer sich oft damit begnügen muß, ‚Sanitäter‘ zu sein (was ja nichts damit begnügen muß, ‚Sanitäter‘ zu sein (was ja nichts geringes ist).“geringes ist).“ (Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine (Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. S.38)pädagogische Autobiographie. S.38)

„„Nach etwas sechs Jahren Odenwaldschule beunruhigte Nach etwas sechs Jahren Odenwaldschule beunruhigte mich die Frage, ob ich in der Staatsschule je wieder zu mich die Frage, ob ich in der Staatsschule je wieder zu gebrauchen sein würde; in die ‚einmal‘ zurückzukehren gebrauchen sein würde; in die ‚einmal‘ zurückzukehren dem Beurlaubten doch notwendig schien (‚aber nicht so dem Beurlaubten doch notwendig schien (‚aber nicht so bald‘).“bald‘).“(Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine (Martin Wagenschein. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. S.40)pädagogische Autobiographie. S.40)

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

April – Oktober 1930 Lehrer an einer Oberschule in April – Oktober 1930 Lehrer an einer Oberschule in MainzMainz

1949 Lehrauftrag am Pädagogischen Institut in 1949 Lehrauftrag am Pädagogischen Institut in Jungenheim für „Naturwissenschaftliche Jungenheim für „Naturwissenschaftliche Erkenntnispsychologie“Erkenntnispsychologie“

1963 Verlegung des Instituts nach Frankfurt an die 1963 Verlegung des Instituts nach Frankfurt an die Hochschule für ErziehungswissenschaftHochschule für Erziehungswissenschaft

Dort bis 1972 Lehrbeauftragter für Didaktik der exakten Dort bis 1972 Lehrbeauftragter für Didaktik der exakten NaturwissenschaftenNaturwissenschaften

1956 – 1978 Honorarprofessur in Tübingen1956 – 1978 Honorarprofessur in Tübingen

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Martin WagenscheinMartin Wagenschein

Parallel dazu 1952 – 1987 Lehrauftrag an der Parallel dazu 1952 – 1987 Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Darmstadt für „Praktische Technischen Hochschule Darmstadt für „Praktische Pädagogik“Pädagogik“

Februar 1987 beendet er seinen letzten Lehrauftrag auf Februar 1987 beendet er seinen letzten Lehrauftrag auf Grund von AltersbeschwerdenGrund von Altersbeschwerden

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FILMFILM

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Genetisches LernenGenetisches Lernen

GenetischGenetisch

ExemplarischExemplarisch GenetischGenetisch SokratischSokratisch

Genetisches Lernen bedeutet, ein Grundprinzip am einfachen Gegenstand erkennen, mit der Kenntnis dieses Prinzips den nächsten (komplexen) Gegenstand erschließen.

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Das exemplarische LehrenDas exemplarische Lehren

„„Manchmal kommt es mir vor, als hielten die Eltern Manchmal kommt es mir vor, als hielten die Eltern diejenige Schule für die beste, die ihre Kinder fähig diejenige Schule für die beste, die ihre Kinder fähig macht, bei den Quizkonkurrenzen am besten macht, bei den Quizkonkurrenzen am besten abzuschneiden, schnell und reich an Wortwissen. Und abzuschneiden, schnell und reich an Wortwissen. Und es lohnt sich, wie jene Stenotypistin erfuhr, die in es lohnt sich, wie jene Stenotypistin erfuhr, die in Amerika einmal 16000 Dollar gewann, weil sie binnen 30 Amerika einmal 16000 Dollar gewann, weil sie binnen 30 Sekunden 7 Brüder Josephs aus dem alten Testament Sekunden 7 Brüder Josephs aus dem alten Testament aufzuzählen wusste. Seltsam nur, dass das Handwerk, aufzuzählen wusste. Seltsam nur, dass das Handwerk, die Industrie und die Hochschulen gleichzeitig und die Industrie und die Hochschulen gleichzeitig und zunehmend darüber klagen, dass die jungen Menschen zunehmend darüber klagen, dass die jungen Menschen nicht mehr selbständig denken und urteilen könnennicht mehr selbständig denken und urteilen können.“.“Martin WagenscheinMartin Wagenschein

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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1. Kritik am systematischen Lehrgang1. Kritik am systematischen Lehrgang

Martin WagenscheinMartin Wagenschein kritisierte die Stofffülle an kritisierte die Stofffülle an Schulen und im Studium. Schulen und im Studium. Es gibt sicher logische Gründe dafür, ein Fach von Es gibt sicher logische Gründe dafür, ein Fach von Anfang bis Ende lehren zu wollen, aber diese Gründe Anfang bis Ende lehren zu wollen, aber diese Gründe sind nicht pädagogisch. Man sieht nicht das Kind, sind nicht pädagogisch. Man sieht nicht das Kind, sondern nur den „fertigen“ Menschen.sondern nur den „fertigen“ Menschen.Der Stoff wird gehetzt und ungründlich Der Stoff wird gehetzt und ungründlich durchgenommen, und das obwohl das Ziel ja eigentlich durchgenommen, und das obwohl das Ziel ja eigentlich die Gründlichkeit und Vollständigkeit ist. die Gründlichkeit und Vollständigkeit ist.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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1. Kritik am systematischen 1. Kritik am systematischen LehrgangLehrgang

Ein so gestalteter Ein so gestalteter Lehrgang kann den Lehrgang kann den Schüler kaum für längere Schüler kaum für längere Zeiträume motivieren.Zeiträume motivieren.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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1. Kritik am systematischen 1. Kritik am systematischen LehrgangLehrgang

Durch „subtraktive Durch „subtraktive Auskämmung“ wird der Auskämmung“ wird der Stoff dünn und gehaltlos. Stoff dünn und gehaltlos.

Die Vielwisserei wird zur Die Vielwisserei wird zur Wenigwisserei.Wenigwisserei.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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2. Errichtung von Plattformen2. Errichtung von Plattformen

Man muss also gewisse Themen auswählen und sich Man muss also gewisse Themen auswählen und sich auf „das Wesentliche“ beschränken. auf „das Wesentliche“ beschränken.

Wagenschein empfiehlt „Mut zur Lücke“ zu haben.Wagenschein empfiehlt „Mut zur Lücke“ zu haben.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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2. Errichtung von Plattformen2. Errichtung von Plattformen

Wagenschein vergleicht dies mit Wagenschein vergleicht dies mit einem Turm mit mehreren einem Turm mit mehreren Plattformen an denen man sich Plattformen an denen man sich in Ruhe aufhalten kann.in Ruhe aufhalten kann.

Das Ganze wird von Plattform Das Ganze wird von Plattform zu Plattform durchlaufen, zu Plattform durchlaufen, dazwischen liegen spärliche dazwischen liegen spärliche Verbindungstritte.Verbindungstritte.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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3. Das exemplarische Verfahren3. Das exemplarische Verfahren

Die Schüler sollen anhand Die Schüler sollen anhand eines Beispiels Einblick in den eines Beispiels Einblick in den gesamten Bereich des gesamten Bereich des Lernstoffes haben.Lernstoffes haben.

Wagenschein empfiehlt, nur Wagenschein empfiehlt, nur ganz bestimmte Themen ganz bestimmte Themen auszuwählen und sich diesen auszuwählen und sich diesen dann intensiv zu widmen, so dann intensiv zu widmen, so dass man im Einzelnen das dass man im Einzelnen das Allgemeine auffinden kann. Allgemeine auffinden kann.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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3. Das exemplarische Verfahren3. Das exemplarische Verfahren

„„Das Einzelne, in das man sich hier versenkt, ist nicht Stufe, Das Einzelne, in das man sich hier versenkt, ist nicht Stufe, es ist Spiegel des Ganzen. […] Das exemplarische es ist Spiegel des Ganzen. […] Das exemplarische Betrachten ist das Gegenteil der Spezialisierung. Es will Betrachten ist das Gegenteil der Spezialisierung. Es will nicht vereinzeln, es sucht im Einzelnen das Ganze.“nicht vereinzeln, es sucht im Einzelnen das Ganze.“

(Wagenschein,1956, Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens, S. 7/8)(Wagenschein,1956, Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens, S. 7/8)

Beispiel: antiker Beweis für das Nicht-Abbrechen der Beispiel: antiker Beweis für das Nicht-Abbrechen der PrimzahlenreihePrimzahlenreihe

ohne große Vorkenntnisse können mathematische ohne große Vorkenntnisse können mathematische Vorgehensweisen selbst entdeckt werden und es kann Vorgehensweisen selbst entdeckt werden und es kann gelernt werden, was es heißt, mathematisch zu denken.gelernt werden, was es heißt, mathematisch zu denken.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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4. Der Einstieg4. Der Einstieg

Der Einstieg soll die Problematik aufrollen, Der Einstieg soll die Problematik aufrollen, Staunen, Interesse und Neugier wecken Staunen, Interesse und Neugier wecken und Spannung erzeugen. und Spannung erzeugen.

Der Einstieg geschieht von außen, ohne Der Einstieg geschieht von außen, ohne „bereitgestellte“ Vorkenntnisse.„bereitgestellte“ Vorkenntnisse.

Als Problem dient eine komplexe, Als Problem dient eine komplexe, anspruchsvolle Frage, die die Schüler anspruchsvolle Frage, die die Schüler motiviert und ihre Spontaneität motiviert und ihre Spontaneität herausfordert. herausfordert.

Lehrer und Schüler müssen von diesem Lehrer und Schüler müssen von diesem Problem ergriffen sein. Problem ergriffen sein.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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4. Der Einstieg4. Der Einstieg

Beim Auseinandersetzen mit dem Problem gelangt man Beim Auseinandersetzen mit dem Problem gelangt man vom Problem zum Elementaren.vom Problem zum Elementaren.Die Herausforderung für den Lehrer besteht darin sich Die Herausforderung für den Lehrer besteht darin sich ein geeignetes Ausgangsproblem auszuwählen. ein geeignetes Ausgangsproblem auszuwählen. Das Kind muss in seiner Ganzheit und seiner Das Kind muss in seiner Ganzheit und seiner Spontaneität ebenso stark einbezogen werden wie das Spontaneität ebenso stark einbezogen werden wie das Objekt.Objekt.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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5. Das Verhältnis des 5. Das Verhältnis des Exemplarischen zum KanonExemplarischen zum Kanon

Schüler benötigen am Ende ihrer Schulzeit einen Schüler benötigen am Ende ihrer Schulzeit einen "Kanon", der grundlegendes Wissen beinhaltet."Kanon", der grundlegendes Wissen beinhaltet.Es reicht auch hier aus, sich auf das Exemplarische zu Es reicht auch hier aus, sich auf das Exemplarische zu reduzieren.reduzieren.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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6. Exemplarische Themen6. Exemplarische Themen

Nach Wagenschein kann ein Stoff als exemplarisch angesehen Nach Wagenschein kann ein Stoff als exemplarisch angesehen werden, werden, – wenn er besonders bezeichnend für das Fach ist, wenn er wenn er besonders bezeichnend für das Fach ist, wenn er

mustergültig und repräsentativ ist;mustergültig und repräsentativ ist;– wenn er eine starke innere Problematik hat, die man von wenn er eine starke innere Problematik hat, die man von

Plattform zu Plattform, immer tiefer beleuchten kann. Wenn Plattform zu Plattform, immer tiefer beleuchten kann. Wenn er uns ermöglicht, alle Bezüge bloßzulegen und dadurch er uns ermöglicht, alle Bezüge bloßzulegen und dadurch Fundamentales auszulösen;Fundamentales auszulösen;

– wenn an ihm die typische Arbeitsweise eines Faches wenn an ihm die typische Arbeitsweise eines Faches besonders gut sichtbar wird und als Übung angewendet besonders gut sichtbar wird und als Übung angewendet werden kann;werden kann;

– wenn er ein Stoff ist, bei dem man ergriffen oder betroffen wenn er ein Stoff ist, bei dem man ergriffen oder betroffen ist, in den man sich vertiefen kann.ist, in den man sich vertiefen kann.

Genetisches Lernen: ExemplarischGenetisches Lernen: Exemplarisch

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

Grundsatz nach Martin Wagenschein:Grundsatz nach Martin Wagenschein:

„„Genetisches Lehren bedeutet, den Schüler in eine Genetisches Lehren bedeutet, den Schüler in eine Lage versetzen, in der das noch unverstandene Lage versetzen, in der das noch unverstandene Problem so vor ihm steht, wie es vor der Problem so vor ihm steht, wie es vor der Menschheit stand, als es noch nicht gelöst war.“Menschheit stand, als es noch nicht gelöst war.“

Wagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968 S.14fWagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968 S.14f

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

Genetisch = „die Genese betreffend“Genetisch = „die Genese betreffend“

Genese = Entstehung, EntwicklungGenese = Entstehung, Entwicklung

DreiheitDreiheit

1.Merkmale

2.Orientierung

3.Regeln

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

MerkmaleMerkmale

1. Erstaunliche Phänomene, Exposition

2. Anwesenheit der Wirklichkeit„Wir lernen mit Zeiten rechnen, die unsere Vorstellungskraft nicht mehr mit dem Gehalt der Erlebens erfüllen kann, mit Zeiträumen, deren Bewältigung die Kräfte der Abstraktion beansprucht. Da und dort wird die Gefahr erkannt, die in diesem Auseinandergehen von abstraktem Wissen und vollem Erleben sich auftut - wo sind aber in unserer Zeit die erzieherischen Versuche, dieser Gefahr zu begegnen?“Adolf Portmann: Naturwissenschaft und Humanismus, Karl Jaspers: Wahrheit und Wissenschaft, Zwei Reden, München 1960, S.31

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

MerkmaleMerkmale

3. Volle Geistesgegenwart

Emotion und Motivation

Erlebnis

4. Sokratische Beweglichkeit

5. Lehrgänge historisch geleitet

Insgesamt (Merkmale):

Expedition statt Museumsführung

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

OrientierungOrientierung1. Produktive Findigkeit

- unbefangener, wacher Blick für das Ganze einer ungewohnten Situation

2. Einwurzelung„Heutzutage kann ein Mensch den so genannten gebildeten Kreisen angehören, ohne einerseits die geringste Vorstellung zu besitzen, worin das Wesen der menschlichen Bestimmung liegen könnte, oder andererseits etwa zu wissen, dass nicht alle Sternbilder zu jeder Jahreszeit sichtbar sind. Man ist gewöhnlich der Ansicht, ein kleiner Bauernjunge, der nur die Volksschule besucht hat, wisse darüber mehr als Pythagoras, weil er gelehrig nachplappert, dass die Erde sich um die Sonne dreht. In Wirklichkeit betrachtet er die Gestirne nicht mehr. Jene Sonne, von der im Unterricht die Rede ist, hat für ihn nichts gemein mit der Sonne, die er sieht. Man reißt ihn aus dem Allesamt seiner Umwelterfahrungen heraus.“ Simone Weil: Die Einwurzelung, München 1965, S.75

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

OrientierungOrientierung

3. Kritisches Vermögen

Insgesamt (Orientierung):

Bildung als Lebenskraft

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

Maxime/RegelnMaxime/Regeln

1.1. Erstaunliches zuerst Erstaunliches zuerst

2.2. Naturphänomen vor Laborphänomen oder erst das Einfache Naturphänomen vor Laborphänomen oder erst das Einfache und Selbstverständliche und Selbstverständliche

3.3. Qualitativ vor quantitativQualitativ vor quantitativ

4.4. Phänomen vor Theorie und ModellPhänomen vor Theorie und Modell

5.5. Entdeckung vor ErfindungEntdeckung vor Erfindung

6.6. Hände vor WerkzeugHände vor Werkzeug

7.7. Fachsprache in mitten Muttersprache (oder Muttersprache Fachsprache in mitten Muttersprache (oder Muttersprache vor Fachsprache)vor Fachsprache)

8.8. Langsame Schüler vor SchnelleLangsame Schüler vor Schnelle

9.9. Mädchen vor JungenMädchen vor Jungen

möglichst Epochenunterricht, sonst Doppelstunden

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Genetisches Lernen: GenetischGenetisches Lernen: Genetisch

„„Genetische Verfahren haben eine Genetische Verfahren haben eine Tendenz, lange Lehrgänge zu eröffnen, Tendenz, lange Lehrgänge zu eröffnen, bei denen es geht, wie Wittenberg sagt, bei denen es geht, wie Wittenberg sagt, um die „Wiederentdeckung einer um die „Wiederentdeckung einer Wissenschaft von Anfang an“ an der Hand Wissenschaft von Anfang an“ an der Hand eines herausfordernden und eines herausfordernden und aufschließenden Problems, das uns die aufschließenden Problems, das uns die unpräparierte Wirklichkeit aufgibt.“unpräparierte Wirklichkeit aufgibt.“Wagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968 S.94Wagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968 S.94

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

„…„…hier hängt alles von der Kunst ab, die Schüler von hier hängt alles von der Kunst ab, die Schüler von Anfang an auf sich zu stellen, sie das Selbstgehen zu Anfang an auf sich zu stellen, sie das Selbstgehen zu lehren, (so) dass sie eines Tages das Alleingehen lehren, (so) dass sie eines Tages das Alleingehen wagen dürfen, weil sie die Obacht des Lehrers durch die wagen dürfen, weil sie die Obacht des Lehrers durch die eigene Obacht ersetzen… Dass also der Lehrer nicht auf eigene Obacht ersetzen… Dass also der Lehrer nicht auf schnelle Zustimmung, sondern auf Einwände hofft, ja schnelle Zustimmung, sondern auf Einwände hofft, ja den Mut hat und die Ruhe des Sokrates, die nach den Mut hat und die Ruhe des Sokrates, die nach Wahrheit Suchenden in die Irre gehen und straucheln zu Wahrheit Suchenden in die Irre gehen und straucheln zu lassen. Ja … sie in die Irre zu schicken.‘“lassen. Ja … sie in die Irre zu schicken.‘“

Leonard Nelson, 1922Leonard Nelson, 1922

Die Sokratische Methode

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Wagenschein wird durch Minna Specht in die Wagenschein wird durch Minna Specht in die sokratische Methode eingeführtsokratische Methode eingeführt

Minna Specht - langjährige Mitarbeiterin NelsonsMinna Specht - langjährige Mitarbeiterin Nelsons

1946 – 1951 Leiterin der Odenwaldschule 1946 – 1951 Leiterin der Odenwaldschule

Wagenschein übernimmt Nelsons sokratische Methode Wagenschein übernimmt Nelsons sokratische Methode nicht 100%nicht 100%

Seine Auffassung zur Rolle des Gesprächleiters weicht Seine Auffassung zur Rolle des Gesprächleiters weicht etwas abetwas ab

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Sokratisch – Was heißt das?Sokratisch – Was heißt das?

Gruppe interessierter Leute, die gemeinsam eine Frage Gruppe interessierter Leute, die gemeinsam eine Frage bearbeiten, mit dem Ziel, einen gemeinsamen Konsens bearbeiten, mit dem Ziel, einen gemeinsamen Konsens zu finden, die Frage zu beantwortenzu finden, die Frage zu beantworten

Es gibt keinen „übermächtigen, herrschenden“ Lehrer, Es gibt keinen „übermächtigen, herrschenden“ Lehrer, dafür einen Gesprächsleiter/ Moderatordafür einen Gesprächsleiter/ Moderator

Wenn den Schülern eine Frage gestellt wird, so sind Wenn den Schülern eine Frage gestellt wird, so sind diese nicht aufgefordert eine Antwort zu geben die sie diese nicht aufgefordert eine Antwort zu geben die sie nicht kennen, aber vielleicht aus der Fragestellung nicht kennen, aber vielleicht aus der Fragestellung erraten könnenerraten können

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Sollen sich Gedanken machen und durch eigene Sollen sich Gedanken machen und durch eigene Überlegungen zu neuem Wissen gelangenÜberlegungen zu neuem Wissen gelangen

Das heißt auch, dass alle an der Beantwortung der Das heißt auch, dass alle an der Beantwortung der Frage interessiert sindFrage interessiert sind

Interesse für das jeweilige Problem zu wecken, darin Interesse für das jeweilige Problem zu wecken, darin sieht Wagenschein eine Aufgabe des Lehrerssieht Wagenschein eine Aufgabe des Lehrers

Lehrer soll den Kindern Material darbieten, und zwar so, Lehrer soll den Kindern Material darbieten, und zwar so, dass die Schüler die gewünschte Frage von alleine dass die Schüler die gewünschte Frage von alleine stellen, und also ein Interesse daran haben sie zu stellen, und also ein Interesse daran haben sie zu beantwortenbeantworten

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Prinzipien der sokratischen MethodePrinzipien der sokratischen Methode

Ein Problem wird untersucht, eine Frage beantwortetEin Problem wird untersucht, eine Frage beantwortet

Problemlösung, Beantwortung der Frage erfolgt durch Problemlösung, Beantwortung der Frage erfolgt durch ein argumentierendes Miteinander, welches nach ein argumentierendes Miteinander, welches nach bestimmten Regeln abläuftbestimmten Regeln abläuft

Grundlage einer solchen Diskussion sind das Vorwissen Grundlage einer solchen Diskussion sind das Vorwissen und die Erfahrungen der einzelnen und die Erfahrungen der einzelnen DiskussionsteilnehmerDiskussionsteilnehmer

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Anforderungen an die GesprächsteilnehmerAnforderungen an die Gesprächsteilnehmer

„„Tugend des einzelnen Schülers: alles den anderen zu Tugend des einzelnen Schülers: alles den anderen zu sagen, was er zur Sache denkt. Tugend des Lehrers: zu sagen, was er zur Sache denkt. Tugend des Lehrers: zu führen durch die möglichste Zurückhaltung seiner selbst führen durch die möglichste Zurückhaltung seiner selbst (wozu gehört, umfassend zuzuhören und, wenn nötig, (wozu gehört, umfassend zuzuhören und, wenn nötig, das Gespräch bei der Sache zu halten). Tugend eines das Gespräch bei der Sache zu halten). Tugend eines jeden Teilnehmers: sich dafür mitverantwortlich zu jeden Teilnehmers: sich dafür mitverantwortlich zu fühlen, dass fühlen, dass allealle verstehen.“ verstehen.“(Wagenschein, Martin: Erinnerungen (Wagenschein, Martin: Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel 1989. S.38)1989. S.38)

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Was heißt das?Was heißt das?Schüler sind dazu aufgefordert alle Gedanken frei zu Schüler sind dazu aufgefordert alle Gedanken frei zu äußern, jeder Gedanke, und mag er dem Schüler noch äußern, jeder Gedanke, und mag er dem Schüler noch so lächerlich erscheinen, darf/ soll gesagt werdenso lächerlich erscheinen, darf/ soll gesagt werdenHeißt zwangsläufig, dass auch „falsche Gedanken“ Heißt zwangsläufig, dass auch „falsche Gedanken“ geäußert werdengeäußert werdenDies ist zulässig, ja erwünscht!Dies ist zulässig, ja erwünscht!Halten sich alle Teilnehmer an die Tugend „sich dafür Halten sich alle Teilnehmer an die Tugend „sich dafür mitverantwortlich zu fühlen, dass mitverantwortlich zu fühlen, dass allealle verstehen“, so wird verstehen“, so wird beim gemeinsamen nachdenken und verstehen der beim gemeinsamen nachdenken und verstehen der Irrweg letztlich als solcher erkannt und offen gelegt Irrweg letztlich als solcher erkannt und offen gelegt werden und zwar so, dass alle verstehen, dass es sich werden und zwar so, dass alle verstehen, dass es sich um einen Irrweg handelt und an welcher Stelle falsch um einen Irrweg handelt und an welcher Stelle falsch abgebogen wurdeabgebogen wurde

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Das heißt also auch, jeder ist dazu aufgefordert zu Das heißt also auch, jeder ist dazu aufgefordert zu überprüfen, ob noch alle folgen und jeder einzelne ist überprüfen, ob noch alle folgen und jeder einzelne ist verpflichtet sich zu melden, wenn er den Anschluss verpflichtet sich zu melden, wenn er den Anschluss verliertverliert

Dies wiederum verlangt von jedem einzelnen den Mut Dies wiederum verlangt von jedem einzelnen den Mut zuzugeben, dass etwas nicht verstanden wurde und von zuzugeben, dass etwas nicht verstanden wurde und von den anderen Geduld und Toleranz und die Bemühung den anderen Geduld und Toleranz und die Bemühung den Zurückgebliebenen wieder mit einzubeziehenden Zurückgebliebenen wieder mit einzubeziehen

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Anforderungen an den GesprächsleiterAnforderungen an den Gesprächsleiter

Ständige Kontrolle ob alle Gesprächsteilnehmer den Ständige Kontrolle ob alle Gesprächsteilnehmer den Gedanken folgen könnenGedanken folgen können Merkt die Gruppe nicht, dass jemand nicht folgen kann, Merkt die Gruppe nicht, dass jemand nicht folgen kann, oder will dies übergehen, so muss er eingreifen und das oder will dies übergehen, so muss er eingreifen und das Gespräch so lange an diesem Punkt halten, bis auch der Gespräch so lange an diesem Punkt halten, bis auch der Letzte es verstanden hatLetzte es verstanden hat Verhindern, dass das Gespräch zu sehr von der Verhindern, dass das Gespräch zu sehr von der eigentlichen Fragestellung abweichteigentlichen Fragestellung abweichtDass heißt nicht, dass es wieder zu einem gelenkten Dass heißt nicht, dass es wieder zu einem gelenkten Unterrichtsgespräch kommen sollUnterrichtsgespräch kommen soll

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Irrwege und Umwege sind erlaubt, nur sollte der rote Irrwege und Umwege sind erlaubt, nur sollte der rote Faden möglichst beibehalten werdenFaden möglichst beibehalten werden

Nelson verlangt, dass der Lehrer sich inhaltlich total aus Nelson verlangt, dass der Lehrer sich inhaltlich total aus dem Gespräch herausdem Gespräch heraus hält hält

Wagenschein weicht hier etwas abWagenschein weicht hier etwas ab

Er erlaubt dem Lehrer aktives Mitdenken und inhaltliche Er erlaubt dem Lehrer aktives Mitdenken und inhaltliche Einmischung, aber unter größtmöglicher ZurückhaltungEinmischung, aber unter größtmöglicher Zurückhaltung

Soweit wie möglich sollen Schüler alleine zu Soweit wie möglich sollen Schüler alleine zu Erkenntnissen kommenErkenntnissen kommen

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Typische Fragen für den ModeratorTypische Fragen für den Moderator

Worüber sprechen wir jetzt?Worüber sprechen wir jetzt?

Was wollten wir eigentlich herausbringen?Was wollten wir eigentlich herausbringen?

Sind wir weitergekommen?Sind wir weitergekommen?

Wer ist einverstanden mit dem, was er eben gesagt hat?Wer ist einverstanden mit dem, was er eben gesagt hat?

Hast du selbst verstanden, was du eben gesagt hast? Hast du selbst verstanden, was du eben gesagt hast? Sag es noch einmal anders.Sag es noch einmal anders.

Hat ein anderer verstanden, was er gemeint haben Hat ein anderer verstanden, was er gemeint haben kann?kann?

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

„„Man führe das Gespräch sokratisch, etwa im Sinne Man führe das Gespräch sokratisch, etwa im Sinne Leonard Nelsons. […] möglichst schweigend und Leonard Nelsons. […] möglichst schweigend und zuhörend; geduldig wartend, nicht passiv und nicht hart, zuhörend; geduldig wartend, nicht passiv und nicht hart, sondern mit vertrauender stützender Geduld, mit sondern mit vertrauender stützender Geduld, mit (unsichtbarem) ‚Harren’ (wenn ein fast theologischer (unsichtbarem) ‚Harren’ (wenn ein fast theologischer Ausdruck erlaubt ist). – Zuerst muß man ja erreichen, Ausdruck erlaubt ist). – Zuerst muß man ja erreichen, dass die Schüler dass die Schüler miteinandermiteinander reden und nicht immer auf reden und nicht immer auf den Lehrer schielen, wenn sie etwas gesagt haben; ein den Lehrer schielen, wenn sie etwas gesagt haben; ein trauriges Ergebnis unserer Schule, das bei referierenden trauriges Ergebnis unserer Schule, das bei referierenden jungen Stundenten fast durchweg zu beobachten ist. – jungen Stundenten fast durchweg zu beobachten ist. – Das Wichtigste: dass Das Wichtigste: dass allenallen klar ist, klar ist, worüberworüber gedacht und gedacht und geredet wird. Andernfalls […] können wir uns nicht geredet wird. Andernfalls […] können wir uns nicht wundern, wenn wundern, wenn nichtnicht gedacht wird. gedacht wird.

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Genetisches Lernen: SokratischGenetisches Lernen: Sokratisch

Deshalb wird man, nach Nelsons Vorbild, immer wieder Deshalb wird man, nach Nelsons Vorbild, immer wieder Fragen folgender Art stellen: Worüber sprechen wir Fragen folgender Art stellen: Worüber sprechen wir jetzt? Was wollten wir eigentlich herausbringen? Sind wir jetzt? Was wollten wir eigentlich herausbringen? Sind wir weitergekommen? Wer ist einverstanden mit dem, was weitergekommen? Wer ist einverstanden mit dem, was er eben gesagt hat? Hast du selbst verstanden, was du er eben gesagt hat? Hast du selbst verstanden, was du eben gesagt hast? Sag es noch einmal anders. Hat ein eben gesagt hast? Sag es noch einmal anders. Hat ein anderer verstanden, was er gemeint haben kann? – Und anderer verstanden, was er gemeint haben kann? – Und so fort, bis fast alle verstanden haben. – Dies zu so fort, bis fast alle verstanden haben. – Dies zu erreichen ist eine Aufgabe nicht des Lehrers allein (wenn erreichen ist eine Aufgabe nicht des Lehrers allein (wenn auch er es ist, der zu dieser Aufgabe auch er es ist, der zu dieser Aufgabe führtführt), sondern die ), sondern die gemeinsame Arbeit aller.“gemeinsame Arbeit aller.“(Wagenschein, Martin: (Wagenschein, Martin: Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken. Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken. Band II, Stuttgart 1970, S. 96 f)Band II, Stuttgart 1970, S. 96 f)

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KurzzusammenfassungKurzzusammenfassung

ExemplarischExemplarisch-- Beschränkung auf dasBeschränkung auf das

WesentlicheWesentliche

GenetischGenetisch -- der Entwicklung folgendder Entwicklung folgend

SokratischSokratisch -- das Selbstgehen lehrenddas Selbstgehen lehrend

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Quellen:Quellen:Portmann, Adolf. Naturwissenschaft und Humanismus, Karl Jaspers: Wahrheit und Portmann, Adolf. Naturwissenschaft und Humanismus, Karl Jaspers: Wahrheit und Wissenschaft, Zwei Reden, München 1960Wissenschaft, Zwei Reden, München 1960

Wagenschein, Martin. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Wagenschein, Martin. Erinnerungen für Morgen – Eine pädagogische Autobiographie. Weinheim und Basel 1989Autobiographie. Weinheim und Basel 1989

Wagenschein, Martin. Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken. Band II, Wagenschein, Martin. Ursprüngliches Verstehen und exaktes Denken. Band II, Stuttgart 1970 Stuttgart 1970 

Wagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968 Wagenschein, Martin: Verstehen lernen, Weinheim und Basel 1968

Wagenschein, Martin. Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens. Weinheim und Beltz Wagenschein, Martin. Zum Begriff des Exemplarischen Lehrens. Weinheim und Beltz 19561956

Weil, Simone. Die Einwurzelung. München 1965Weil, Simone. Die Einwurzelung. München 1965  

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