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Gebets- und Fastenreise nach Polen vom 01.10.06 bis 07.10.2006 Unter der Leitung von Gerhard und Maria Löhnert (Pastorenehepaar aus Zockau) sind 22 Chris- ten aus den verschiedensten Bundesländern Deutschlands, sowie drei messianische Jüdinnen aus der Ukraine und ein Co-Pastor, ebenfalls aus der Ukraine zu sechs Konzentrations- und Vernichtungslagern (Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka, Majdanek und Chelmo) in Polen gefahren. Wir Christen mit einer Berufung für Israel ha- ben den Dienst der Versöhnung als unsere Aufgabe erkannt, wollen in Polen in den Riss treten und Botschafter Christi sein. 2. Korinther 5, 11 und ff.: Schuld und Sünde liegt auf Deutschland durch die Gräueltaten des Holo- caust. Mit der Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland wurde für uns eine Gna- denzeit eingeleitet. 1990 wurden wir wieder ein Volk. Erst seit diesem Zeitpunkt ist es uns ge- meinsam möglich, als eine Nation, Vergebung zu erbitten für unsere Blutschuld (Vorfahren- schuld) und diese Schuld ans Kreuz zu brin- gen. Der Geist des Gerichtes Gottes geht über unser deutsches Volk und Land. Dafür kann es nur eine Antwort geben: Buße!! „Ich suchte unter ihnen, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich es nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen.“ (Hesekiel 20,30) Der HERR hat uns als Gruppe hand- verlesen ausgesucht, um vor Sein Angesicht zu treten an diesen Stätten der deutschen Schande. Er schenkte uns die Möglichkeit, in Polen IHN und Vertreter des jüdischen und polni- schen Volkes um Vergebung zu bit- ten. Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka, Majdanek, Chelmo, Orte voller Dun- kelheit, Verlassenheit, Leid, Schmerz und Trennung von Gott. So wie Jesus vom Vater auf den Altar gelegt wurde, so werden auch wir auf den Altar gelegt. Wir Menschen sind niemals von Gott getrennt – wir wür- den es auch nicht aushalten können. Auf Golgatha war Jesus vom Vater vollkommen getrennt. Er musste den Weg ans Kreuz alleine gehen. Diese Konzentrations- und Vernichtungslager wa- ren das Golgatha des jüdischen Volkes. Sie wurden angespuckt, blutig geschlagen, die Klei- dung wurde ihnen vom Leib gerissen. Sie mussten den Weg in die Tod alleine gehen und alle sahen zu wie vor 2000 Jahren auf Golgatha!

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Gebets- und Fastenreise nach Polen vom 01.10.06 bis 07.10.2006

Unter der Leitung von Gerhard und Maria Löhnert (Pastorenehepaar aus Zockau) sind 22 Chris-ten aus den verschiedensten Bundesländern Deutschlands, sowie drei messianische Jüdinnen aus der Ukraine und ein Co-Pastor, ebenfalls aus der Ukraine zu sechs Konzentrations- und Vernichtungslagern (Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka, Majdanek und Chelmo) in Polen gefahren. Wir Christen mit einer Berufung für Israel ha-ben den Dienst der Versöhnung als unsere Aufgabe erkannt, wollen in Polen in den Riss treten und Botschafter Christi sein. 2. Korinther 5, 11 und ff.: Schuld und Sünde liegt auf Deutschland durch die Gräueltaten des Holo-caust. Mit der Wiedervereinigung von West- und Ostdeutschland wurde für uns eine Gna-denzeit eingeleitet. 1990 wurden wir wieder ein Volk. Erst seit diesem Zeitpunkt ist es uns ge-meinsam möglich, als eine Nation, Vergebung zu erbitten für unsere Blutschuld (Vorfahren-schuld) und diese Schuld ans Kreuz zu brin-gen. Der Geist des Gerichtes Gottes geht über unser deutsches Volk und Land. Dafür kann es nur eine Antwort geben: Buße!! „Ich suchte unter ihnen, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich es nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen.“ (Hesekiel 20,30)

Der HERR hat uns als Gruppe hand-verlesen ausgesucht, um vor Sein Angesicht zu treten an diesen Stätten der deutschen Schande. Er schenkte uns die Möglichkeit, in Polen IHN und Vertreter des jüdischen und polni-schen Volkes um Vergebung zu bit-ten. Auschwitz, Belzec, Sobibor, Treblinka, Majdanek, Chelmo, Orte voller Dun-kelheit, Verlassenheit, Leid, Schmerz und Trennung von Gott.

So wie Jesus vom Vater auf den Altar gelegt wurde, so werden auch wir auf den Altar gelegt. Wir Menschen sind niemals von Gott getrennt – wir wür-

den es auch nicht aushalten können. Auf Golgatha war Jesus vom Vater vollkommen getrennt. Er musste den Weg ans Kreuz alleine gehen. Diese Konzentrations- und Vernichtungslager wa-ren das Golgatha des jüdischen Volkes. Sie wurden angespuckt, blutig geschlagen, die Klei-dung wurde ihnen vom Leib gerissen. Sie mussten den Weg in die Tod alleine gehen und alle sahen zu wie vor 2000 Jahren auf Golgatha!

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01.10.06: Treffpunkt aller Reiseteilnehmer ist Auschwitz.

Wir kamen am Abend zu einer Vorstellungsrunde zusammen, um uns näher kennen zu lernen. Barbara stellt sich vor, sie ist eine Jüdin aus Polen und lebt seit 30 Jahren in Deutschland (Chemnitz). Vesna, Golda und Jana, drei Jüdinnen aus der Ukraine und Auriel (Co-Pastor), gebürtig aus Rumänien lebt ebenfalls in der Ukraine und ist Vater von 13 Kindern. An-schließend berichten die übrigen 22 Teilnehmer aus West- und Ostdeutschland über ihren Heimatwohnort, Familienstand und Gemeindezugehörigkeit. 02.10.06: Abfahrt morgens ins Stammlager Auschwitz zur Besichtigung des Museums und anschließend Fahrt nach Auschwitz - Birke-nau.

Das Lager Auschwitz wurde für die Welt zum Symbol von Terror, Völkermord und Holocaust. Gegründet wurde es von den Deutschen in einem Vorort von Oświęcim, das von den Nazis dem Dritten Reich an-gegliedert worden war. Der Ort wurde in Auschwitz umbenannt. Das Lager entstand im Sommer 1940, einige Monate bevor die Nazis die "Endlösung der Judenfrage", den Plan zur systematischen Ermordung der Juden, die auf den vom Dritten Reich besetzten Gebieten wohnten, in Angriff nahmen. Unmittelbarer Anlass zur Gründung des Lagers war die ständig wachsende Zahl der massen-weise festgenommenen Polen und Juden, welche die "lokalen" Kapazitäten der bestehenden Gefängnisse überschritt. Anfangs sollte es ein weiteres von den Nationalsozialisten seit Beginn der dreißiger Jahre gegründetes Konzentrationslager, sein.

Der Standort des Lagers - fast im Zentrum des von den Deut-schen besetzten Europas - sowie die guten Verkehrsverbindun-gen bewirkten, dass die Nazis es im großen Stil ausbauten und dorthin Menschen aus fast ganz Europa deportierten. Während des Höhepunktes seiner Existenz bestand das Lager aus drei Tei-len:

Der erste und älteste Teil war das sog. Stammlager, später auch als Auschwitz I bezeichnet (die Zahl

der Häftlinge schwankte hier um 15.000, wobei zeitweise auch 20.000 erreicht wurden). Es wurde auf dem Territorium und in den Gebäuden polnischer Kasernen aus der Vorkriegszeit ein-gerichtet.

Auschwitz II war das La-ger Birkenau. Im Jahr 1944 stieg die Zahl der Häftlinge hier auf über 90.000. Die Nazis began-nen im Herbst 1941 mit dessen Bau auf dem Territorium des 3 km von Auschwitz entfernten Dorfes Brzezinka (Birkenau).

Die polnische Bevölkerung wurde zwangsausgesiedelt und ihre Häuser wurden abgerissen. In Birkenau befanden sich die meisten Einrichtungen zur Massenvernichtung, hier

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sind auch die meisten ermordeten Opfer zu beklagen. In den Jahren 1942-1944 entstanden, vor allem bei den verschiedensten Industriebetrieben, wie auch landwirtschaftlichen Zuchtbetrieben, mehr als 40 Nebenlager, in denen die Häftlinge als Sklavenarbeiter ausgebeutet wurden. Das größte von ihnen, Buna genannt (Monowitz – 10.000 Häftlinge), wurde 1942 6 km vom Lager Auschwitz entfernt, auf dem Gelände der Buna-Werke, einer Fabrik für synthetisches Gummi und Benzin, eingerichtet. Sie waren während des Krieges von dem bekannten deutschen Konzern IG Farbenindustrie gebaut wor-den, dem die SS Häftlinge für die Arbeit bereitstellte. Im November 43

wurde das Nebenlager Buna Sitz eines Kommandanten von Au-schwitz III, dem einige andere Auschwitzer Nebenlager unter-stellt wurden. Die Deutschen riegelten alle Lager und Nebenlager von der Außenwelt ab und umgaben sie mit einem Stachel-drahtzaun. Jeglicher Kontakt mit der Außenwelt war verbo-ten. Das Territorium, das vom Lagerkommandanten ver-waltet und von der SS-Wachmannschaft des KL Auschwitz kontrolliert wurde, ging über das Gebiet, das

sich innerhalb der Stacheldrahtzäune befand, hinaus. Das sog. Interessengebiet des Lagers umfasste eine zusätzliche Fläche von ca. 40 Quad-ratkilometern. Es stellte eine Sicherheitszone um die Lager Auschwitz I und Auschwitz II dar. Die auf die-sem Territorium gelegenen Industriebetriebe wurden von Deutschen übernommen, die sie z. T. ausbauten oder neue, mit der Kriegsproduktion des Dritten Rei-ches verbundene Betriebe, errichteten. Auf dem das Lager umgebenden Territorium errichteten die Lager-behörden technische Versorgungseinrichtungen, wie Werkstätten, Lagerräume, Büros oder auch Kasernen für die SS-Wachmannschaft des Lagers.

Während der Gesamtzeit seines Bestehens diente das KL Auschwitz als Konzentrationslager. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zum größten nationalsozialistischen Konzentrationslager. In dieses Kon-zentrationslager lieferten die deutschen Besatzungsbehörden wäh-rend der ersten Phase seines Bestehens vor allem Polen als Häft-linge ein. Es waren die Menschen, die von den Deutschen als be-sonders gefährlich angesehen wurden. Sie zählten zur Elite des polnischen Volkes, waren seine politischen, gesellschaftlichen und geistlichen Führer, Vertreter der Intelligenz, der Kultur, der Wissen-schaft, Angehörige des Widerstandes, Offiziere und weitere. Mit der Zeit begannen die Nationalsozialisten auch aus anderen besetzten Ländern Häftlingsgruppen nach Auschwitz zu entsenden. Von 1942 an wurden auch jene Juden im Lager untergebracht und registriert, die SS-Ärzte - nach einer Selektion - für arbeitsfähig erachtet hat-ten. Von allen nach Auschwitz deportierten Personen wurden im Lager sowie in seinen Nebenlagern ungefähr 400.000 Personen untergebracht und registriert. (200.000 Juden, über 140.000 Polen, ca. 20.000 Sinti und Roma aus verschiedenen Ländern, mehr als

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10.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10.000 Häftlinge anderer Nationalität).

Über 50% der registrierten Häftlinge starben infolge von Hunger, mörderischer Arbeit, wü-tendem Terror, durch Exekutionen, sowie infol-ge der ruinösen Lebensbedingungen, von Krankheiten und Epidemien, Strafen, Folter und verbrecherischen medizinischen Experi-menten. Vom Jahr 1942 an begann das KL Auschwitz eine weitere Funktion zu überneh-men - es wurde zum Zentrum der Massenver- nichtung der europäischen Juden. Die Nazis hatten alle europäischen Juden, unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf, Staatsangehörigkeit oder politischer Überzeugung zur völligen Vernich-tung bestimmt. Sie starben, weil sie Juden

waren. Nach Selektionen, die auf den Bahnrampen durch SS-Ärzten durchge-führt wurden, gingen sie ohne Umwege direkt in die Gaskammern: Kranke, Alte, schwangere Frauen und Kinder. Im Klar-text hieß dies: 70-75% eines jeden Transportes wurden sofort zum Verga-sen bestimmt. Diese Personen wurden nicht in den Lagerbestand aufgenommen, d. h. sie wurden weder mit Nummern ver-sehen noch registriert. Aus diesem Grund kann die Zahl der Opfer auch nur schät-zungsweise bestimmt werden. Historiker

sind der Meinung, dass ins KL Auschwitz über 1,1 Millionen Juden aus allen besetzten Ländern Europas deportiert wurden, außerdem über 140.000 Polen, hauptsächlich politische Häftlinge, ca. 20.000 Sinti und Roma, mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 10.000 Häftlinge anderer Nationalität. Die Mehrheit von ihnen, vor allen Dingen die Massentransporte mit Juden, die von 1942 an hierher deportiert wurden, kamen in den Gaskammern um.

Am späten Nachmittag marschierten wir zum äußerten Ende des Lagers zu den Asche- Seen, um ins Gebet zu gehen. Hier sprachen wir Lebensworte in die tote Erde hinein. Polen wurde durch das Vergießen von unschuldigem Blut ver-schmutzt. Das Prinzip von Leben und Tod, von Segen oder Fluch ist nicht nur für das Volk Israel eine lebenswichtige Tatsache, sondern für jedes Volk. Die Auswirkungen des Blutvergießens im Dritten Reich in Polen sind nach über 60 Jahren sichtbar und spürbar.

1.Mose 4, 8- 11 Und Kain redete mit seinem Bruder Abel und es geschah, als sie auf dem Feld waren, da erhob sich Kain gegen sei-nen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der Herr zu Kain. Wo ist dein Bruder Abel? Ich weiß es nicht! Soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du getan? Horch! Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von dem Erdboden! Und nun sollst du verflucht sein von dem Erdboden hinweg, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen.

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Im Anschluss an unser Bußgebet feierten wir gemeinsam das Abendmahl. Im 1.Korinther 11, 24 - 26 ..und dankte, brach es uns sprach: Nehmt, esst! Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, dies tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch, nach dem Mahl indem er sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in mei-nem Blut; dies tut, so oft ihr ihn trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“

Diese Stelle deutet nicht auf die Vergangenheit hin. Gedächtnis bedeutet hier nicht Erinnerung an etwas Vergangenes, sondern vielmehr, dass Jesus uns hier sagt, unsere Gedanken sollen auf Seine Wiederkunft gerichtet sein. Das Abendmahl soll uns eine Stärkung sein durchzuhalten bis zum Hochzeitsmahl des Lammes. Dieses Leben im Abendmahl haben wir in Polen ganz tief erfahren dürfen. Jeden Tag ein bisschen mehr und intensiver. Das Abendmahl hat uns an den dunkelsten Orten unserer Vergangenheit neue Kraft und Erquickung gegeben. Jesus, der Makellose, der sich geopfert hat, damit wir durch Sein Blut leben können. Jesus, der Erwählte von Gott, die Juden das erwählte Volk Gottes. Für den Satan ein Zustand, den er nicht aushalten kann. Satan wollte die Endlösung mit Jesus, die Nationalsozialisten woll-ten die Endlösung mit dem Volk der Juden. An diesem Platz in Auschwitz-Birkenau baten wir unsere Geschwister aus Polen und der Ukrai-ne um Vergebung, stellvertretend für die Schuld unserer Väter und Vorväter und segneten das Volk und Land Polen. 03.10.06 Fahrt nach Belzec.

Bis zum 2. Weltkrieg war es ein polnisch-ukrainisches Dorf und Grenzbahnhof vor dem russischen Teilungsgebiet. Im Novem-ber 1941 begannen die Deutschen das Lager zu errichten. Ziel war es, einen Prototyp von Lager zu sofortigem Töten von Menschen zu errich-ten. Die Transporte trafen von Februar bis Dezember 1942 ein – es starben über

500.000 Juden, sowie kleinere Gruppen von Sinti und Ro-ma. Die Methode war eindeutig vorgegeben: Heraus aus den Waggons und Lastwägen - hinein in die Gasöfen!

Wir knieten uns nieder, taten Buße und vergaben stellver- tretend den Tätern dieser Gräueltaten. Auch hier feierten wir das Liebesmahl mit Jesus und zum Schluss wurde von Gerhard das Shofarrhorn geblasen.

„Im siebten Monat, am zehnten Tag des Monats, sollst du das Signalhorn ertönen lassen, am Versöhnungstag sollt ihr das Horn im ganzen Land ertönen lassen“. 3. Mose 25,9

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Beim Schall des Shofars wird Jesus wiederkommen. Wann und wo wird das Shofar geblasen? Aufruf zur Buße, zur Anbetung und zum Lobpreis, zur Sammlung, Warnung vor Feuer und Ge-fahr, Siegesruf, Beginn des Shabbats und der Feste, Aufruf zum Kampf und Krieg, Krönung der Könige, Ausrufen des Jubeljahres, eine Warnung Gottes, beim Darbringen der Opfer, zur Ver-ängstigung und Verwirrung des Feindes, der Schall des Shofarhornes vertreibt den Feind!! Gott selbst hat am Sinai das Horn geblasen. Mit dem Bus ging die Fahrt weiter nach Sobibor. Im südöstlichen Sobibór – nahe der heutigen

Grenze zu Weißrussland bestand von Mai bis zum Sommer 1943 ein Vernichtungslager, deren Opfer Ju-den aus den von den Deutschen besetzten Ländern Europas, hauptsächlich aus Polen, Holland, Frank-reich, Tschechien, Österreich und aus Deutschland selbst, hierher transportiert wurden. In diesem Lager fanden etwa 250.000 Menschen den Tod. Das Lager entstand im Rahmen der Aktion Reinhardt als Ergän-zung zum Vernichtungslager Belzec.

Die Juden wur-den gleich nach ihrer Ankunft un-

ter dem Vorwand, sie sollten duschen, durch den "Schlauch" – einen etwa zweihundert Meter langen von Elektrozäunen begrenzten und getarnten Gang - in die Gaskammern geführt. Daraufhin leitete das Personal die kohlenmonoxydhaltigen Abgase eines Dieselmotors in die Kammern. Die Opfer wurden zunächst in die unmit-telbar anschließenden Massengräber im Wald geworfen, ab Sommer 1942 verbrannt.

Aus den Transporten wählte die Besatzung etwa 600 bis 1.000 "Arbeits-Juden" aus, die die La-gerarbeiten erledigen mussten, bevor sie endgültig ermordet wurden.

Ende 1942/1943 erreichte das Lager eine "Kapazität" von ca. 1.300 Op-fern pro Ver-gasung. Am 14. Oktober 1943 brach im Lager ein Häft-lingsaufstand aus, bei denen vielen Gefan-

genen die Flucht gelang. Bei jenem Ereignis lehn-ten sich mehrheitlich sowjetische Kriegsgefangene jüdischer Herkunft aus Weißrussland unter Führung des Rotarmisten Alexander Petscherski und des Zivilgefangenen Leon Feldhendler auf. 300 Gefangene konnten tatsächlich zunächst flie-hen, von ihnen erlebten jedoch nur 47 das Kriegsende. Im Rahmen des Aufruhrs kamen auch neun SS-Angehörige und zwei volksdeutsche Trawniki-Wachmänner um. Die SS ermordete daraufhin nahezu alle Lagergefangenen, die nicht fliehen konnten oder auch gar nicht am Wi-derstand beteiligt gewesen waren. Insgesamt handelte es sich dabei um mehrere Hundert Per-sonen. Nachdem das Lager endgültig geschlossen wurde, versuchte die SS, die Spuren der Verbre-chen zu vertuschen. Unter anderem errichtete sie dafür einen unverdächtig aussehenden Bau-ernhof und pflanzte zahlreiche Bäume auf dem ehemaligen Gelände des Vernichtungslagers.

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Trotz aller Sorgfalt, mit der man die Spuren des Verbrechens zu beseitigen versuchte, kam die Wahrheit dennoch ans Licht.

Die Juden waren und sind erwählt und geliebt vom HERRN. Die Gemeinde hat die Sicht von Israels besonderer Rolle und von Gottes Bundesliebe für Seinen erstgeborenen Sohn verloren

2. Mose 4,22 Israel ist mein erstgeborener Sohn.

Es klebt auch heute noch Blut an den Händen der Gemeinden. Gott schenkt uns in Polen das Vorrecht, die Schuld und Sünde unserer „christlichen Vorfahren“ zu bekennen und Buße zu tun. 04.10.06

Majdanek – allein der Namen löst Ängste aus, war es doch eines der schlimmsten und letzt-endlich das drittgrößte Vernichtungslager der Nationalsozialisten.

Am 17. Juli 1941 beauftragte Hitler Heinrich Himmler als SS-Reichsführer und Chef der Deutschen Polizei mit der polizeilichen Siche-rung der neu besetzten Ostgebiete in der Sow-jetunion. Himmler seinerseits ernannte noch am selben Tag Brigadeführer Odilo Globocnik zu seinem Beauftragten für die Errichtung der SS- und Po-lizei-Stützpunkte im neuen Ostraum, einem aus-gedehnten Netz von militärisch befestigten SS- und Polizeistandorten einschließlich Wohnbezir-ken. Ausgangspunkt und Zentrum dieser SS- und Polizeiviertel sollte die deutsch zu besie-delnde Stadt Lublin werden. Die gewaltigen Baupläne für ein „deutsches“ Lublin sollten von Zwangsarbeitern und Häftlingen realisiert wer-den. Am 20. Juli 1941 besuchte Himmler Lublin und befahl Globocnik die Errichtung eines KL von 25-50.000 Häftlingen zum Einsatz für Werkstät-ten und Bauten der SS und Polizei. Tatsächlich wurde das KZ aber vom SS-Oberführer Dr.-Ing. Hans Kammler errichtet. Kammler erteilte am 22. September 1941 den Baubefehl für den ers-ten Bauabschnitt des KZs. Durch die riesenhaf- ten Zahlen sow-

jetischer Kriegsgefangener nach der Zerschlagung des Kessels um Kiew wurden die Planungen wenige Tage später insofern geändert, dass nunmehr 50.000 Häftlinge Platz haben sollten.

Anfang November erweiterte Kammler die Planung des Kriegs-gefangenenlagers auf über 125.000, im Dezember auf 150.000, im März 1942 gar für unglaubliche 250.000 sowjetische Kriegsgefangene. Realisiert davon wurde nur ein Bruchteil. Mit-te Dezember 1941 waren Baracken für rund 20.000 Kriegsge-fangene fertig gestellt. Unter mörderischen Bedingungen waren die Bauarbeiten bis dahin von etwa 2.000 sowjetischen Kriegs-gefangenen verrichtet worden. Von ihnen waren Mitte Novem-

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ber nur 500 noch am Leben, davon waren 30 Prozent arbeitsunfähig. Ab Mitte Dezember wur-den 150 Juden aus Globocniks Lubliner Zwangsarbeitslager Lipowa-Straße in Majdanek einge-setzt.

Zur selben Zeit brach hier eine Fleckty-phusepidemie aus. Im Januar/Februar 1942 war die Baustelle unbesetzt: sämtliche sowjetischen Kriegsgefangenen und das jüdische Arbeits-kommando waren tot.

Am 3./4. November 1943 wurden unter dem Deckna-men „Erntefest“ die Juden des Distrikts Lublin von SS-Einheiten ermordet.

Das Massaker fand in den drei Konzentrationslagern Majdanek, Poniatowa und Trawniki statt. Insgesamt wurden 40.000 bis 43.000 Menschen umgebracht. Insgesamt – so im Jahre 2006 die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza – wurden in Majdanek 79.000 Menschen ermordet.

Bereits seit Ende Oktober 1943 hoben die Insassen des KZ Majdanek hundert Meter lange, sechs Meter breite und bis zu drei Meter tiefe Gräben in unmittelbarer Nä-he des Lagers aus. Am Morgen des 3. Novembers wurden die jüdischen Häftlinge separiert, weitere Juden wurden aus den Außenlagern (insbesondere Lipowa und das so genannte „Flughafen-Lager“) und der Stadt Lublin nach Majdanek geschafft. Sie mussten sich nackt ausziehen und „dachziegelförmig“ – d. h. hinter-einander jeweils mit dem Kopf auf dem Rücken des Vorgängers in Längsrichtung – in die ausgehobenen Gräben legen. Ein Kommando aus etwa 100 SS-Männern und Polizisten ging die Gräben ab und tötete die Opfer mittels Genick- oder Kopfschuss. Nachdem der Boden eines Grabens mit Leichen be-deckt war, mussten sich die nächsten Opfer in gleicher Form auf die Toten legen. Jeder Graben wurde bis zur Oberkante gefüllt und anschließend notdürftig mit Erde bedeckt.

Die Exekutionen dauerten bis in die Abenddämmerung. Zur Übertönung der Schüsse wurden extra zwei Lautsprecherwagen bereitgestellt, die laute Musik spielten. Allein am 3. und 4. No-vember 1943 wurden 43.000 Menschen ermordet, davon 18.000 Juden. Lediglich je 300 weibli-che und männliche Gefangene überlebten das Massaker, sie mussten anschließend die Klei-dung der Opfer verwerten und später die Leichen exhumieren und verbrennen.

Insgesamt taten während der Existenz des Lagers schätzungsweise 1200 SS-Leute dort Dienst. Ende Juli 1944 wurde das Lager Majdanek geräumt, weil die Ro-te Armee auf dem Vormarsch war.

Vor dem Abtransport der Gefangenen wurden alle Do-kumente vernichtet und die Gebäude samt dem großen Krematorium in Brand gesetzt. In der Eile des Rück-zugs versäumten die Deutschen jedoch die Zerstörung der Gaskammern und eines Großteils der Gefangenen-baracken.

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Wir versammelten uns um den „Seziertisch“ im Vor-raum der Gaskammer und baten Gott um Vergebung für die Unmenschlichkeit, die Grausamkeit und die Habgier (die Leichen wurden hier geschändet und geplündert).

An diesem Platz wurde der Geist der Buße über uns ausgegossen. Bei IHM ist Vergebung, Trost, Erbarmen, wir müssen nicht in der Verdammnis bleiben!!! Hesekiel 36, 26 Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 05.10.2006

Wir fuhren weiter ins Vernichtungslager Treblinka. Es liegt nahe dem Dorf Treblinka, einem nicht dicht besiedelten Gebiet südlich Malkinia. Dieses Lager war das zuletzt errichtete, aber

dafür das größte nationalsozialistische Vernichtungslager der Aktion Reinhardt im Generalgouvernement des besetz-ten Polen.

Den Baubefehl zur Errichtung des Vernichtungslagers Treb-linka erteilte der "SS-Reichsführer" Heinrich Himmler, dem "SS- und Polizeiführer" im Distrikt Warschau, SS-Oberführer Arpad Wigand, in einer mündlichen Besprechung in War-schau am 17. April 1942. Es wurde darauf hin überwiegend von deutschen Bauun-ternehmen errichtet. Die zunächst drei Gaskam-

mern mit einer Fläche von 48 m² wurden von Spezialisten der Aktion T4 nach dem Muster des Vernichtungslagers So-bibór eingerichtet. Am 22. Juli 1942 begann die große Aus-siedlung aus dem Warschauer Ghetto und den östlichen Tei-len des Distrikts Warschau in das Vernichtungslager Treblin-ka. Dieses Lager hatte 90 bis 120 ukrainische Trawniki-Männer, sie waren für

die Bewachung und die Flucht zuständig. Die Massenvernichtung begann am 13. Juli 1942. Zwischen August und Oktober 1942 wur-den zehn weitere Gaskammern von insgesamt 320 m² errichtet. Damit konnten Insassen von 20 Ei-senbahnwaggons gleichzeitig ermordet werden. Vom Aussteigen aus dem Viehwaggon bis zur restlosen Beseitigung der toten Leiber dauerte es oft nicht einmal 2,5 Stunden. Alle vier Lagerlei-ter Treblinkas hatten von Anfang an leitende Funk-

tionen innerhalb der "Euthanasie" im Rahmen der Aktion T4 ausgeübt. Erster Lagerleiter war von Mai bis September 1942 der Arzt Irmfried Eberl. An seine Stelle trat Kriminalsekretär Franz Stangl (September 1942 - August 1943). Kriminalsekretär Ernst Schemmel vertrat Stangl wäh-rend seines Urlaubs Ende September bzw. Anfang Oktober 1942 für einige Wochen. Letzter La-gerleiter wurde SS-Untersturmführer der Waffen-SS Kurt Franz.

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Im Jahr 2000 wurde eine Gesamtstatistik des "Einsatzes Reinhardt" für 1942 aufgefunden, auf-gestellt von SS-Sturmbannführer Hermann Höfle. Demnach wurden in Treblinka bis Ende des Jahres 1942 genau 713.555 Juden ermordet. Das entspräche 56 % aller in diesem Jahr in den angeführten vier "Reinhardt"-Vernichtungslagern ermordeten Juden. Die geschätzte Gesamtzahl der Opfer Treblinkas dürfte 1.000000 weit übertroffen haben.

Auf dem Gelände des ehemaligen Vernich-tungslagers befindet sich seit 1964 ein Mahnmal. An der Stelle der frühe-ren Gaskammern steht ein großer Turm aus Granitquadern. In die et-wa 17.000 Granitsteine wurden Inschriften der Länder und Orte eingemeißelt, aus denen Juden in Treblinka starben.

Psalm 51: Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Gnade, tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit! Wa-sche mich völlig rein von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich erkenne meine Ver-gehen und meine Sünde ist stets vor mir...

Gott schenkte uns viel Gnade in Treblinka, wie auch schon die Tage zuvor. Um diese Jahreszeit ist die Anzahl

der Besucher der Lager nicht mehr sehr zahlreich, so dass wir uns als einzige Gruppe zum Bußgebet und Abendmahl versammeln konnten, um den Herrn zu suchen und IHM mit Lobpreis und Tanz die Ehre zu geben.

Unsere nächste Station ist die Stadt Zamosc im Verwal-tungsbezirk Lublin im südöstlichen Teil Polens. Die Alt-stadt gehört seit 1992 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Stadt Zamosc wur-de nach dem Vorbild von Padua erbaut, was ihr den Namen „Padua des Ostens“ einbrach-te. Im Zweiten Welt-krieg gehörte die Regi-on als Protektorat zum deutschen General-gouvernement, das im besetzten Polen errich- tet wurde. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung kam in der Nazizeit um, durch deutsche Siedler sollte die polni-sche Mehrheit „germanisiert“ werden, wobei die Stadt in den Planungen den Namen Himmlerstadt, später auch Pflugstadt trug. 1944 wurde die Stadt von der Roten Ar-

mee erobert und die Region war seit 1945 Grenzgebiet zur Sowjetunion, heute zur Ukraine. Se-henswert ist die Altstadt mit den reichlich verzierten Bürgerhäusern und der jüdischen Synago-ge.

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Auf diesen langen Bus-fahrten hatten wir insge-samt ca. 1600 km in 4 Ta-gen zurückgelegt und er-hielten umfangreiche In-formationen und Lehre von Gerhard und Maria. Es gab auch immer eine Zeit für persönliche Gedanken, Eindrücke, Erfahrungen

und Worte aus der Bibel. Durch diese Zeugnisse wurden wir ermutig, gestärkt und sind als Gruppe täglich enger zusammen gewachsen. 06.10.06: Letzter Tag, Fahrt ins Vernichtungslager Chelmo Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde ein Teil des Gebiets als "Reichsgau Posen" im Oktober 1939 in das Deutsche Reich eingegliedert. Wenige Wochen später leitete der Gauleiter Arthur Greiser (1897-1946) die Vertreibung der dort lebenden Po-len und Juden in das "Generalgouvernement" ein, um anschließend die "Germanisierung" des nun "Reichsgau Wartheland" genannten Gebiets durch Ansiedlung der Volksdeutschen vor allem aus der Sowjetunion durchzuführen. Ab 1940 wurden alle noch im Warthegau lebenden Juden in Ghettos konzentriert und dort zur Arbeit gezwungen. Im Herbst 1941 erbat Greiser bei der Führung der

Schutzstaffel (SS), Juden, die nicht zur Arbeit in Zwangsarbeiterlagern herangezogen werden konnten, in einer Gaswagenstation ermorden zu dürfen. Die SS hatte bereits die Ermordung der europäischen Juden beschlossen und genehmigte Greisers Vorhaben. Im November 1941 wurde daraufhin in der Gemeinde Chelmno (Kulmhof), 70 Kilometer westlich von Lodz, das erste nationalsozialistische Vernichtungslager er-richtet. Mit der Einrichtung und Inbetriebnahme des Mordzentrums wurde unter anderem SS-Hauptsturmführer Herbert Lange (1909-1945) beauf-tragt, der im Rahmen der "Euthanasie"-Aktion ab Som-

mer 1940 die Ermordung Kranker und Behinderter in Gaswagen geleitet hatte. Dieses „Euthanasiepro-gramm“ wurde mit Einrichtung des Vernichtungsla-gers Kulmhof eingestellt.

Das Lager in Chelmno bestand aus einem Schloß, das als Unterkunft für das Lagerpersonal, Sammel-platz für die Opfer und Ort des Massenmords dien-te, sowie aus einem fünf Kilometer entfernten "Waldlager", in dem die Ermordeten vergraben wur-den. Anfang Dezember 1941 trafen die ersten Ju-

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den aus der näheren Umge-bung in Chelmno ein. Im Schloß erklärten SS-Männer den Juden, sie würden in ein Arbeitslager umgesiedelt und müssten deshalb vorher ba-den. Nackt wurden zwischen 80 bis 120 Personen auf spe-ziell präparierten Lkws der Firma Magirus (Ulm/Donau)

auf die Ladefläche getrieben, die unmittelbar danach fest verschlossen wurde. Auf einer 4 km langen Fahrt durch ein Waldgebiet erstickten Säuglinge, Kinder, (schwangere) Frauen, Greise und behinderte Menschen durch die auf die Ladefläche umgeleiteten Abgase auf grausame Weise. Anschließend wurden die Ermordeten im "Waldlager" vergraben, nachdem ein aus Juden bestehendes Ar-beitskommando die Toten nach versteckten Wertsachen durchsucht hatte. Nach einiger Zeit brachte die SS auch diese Arbeitshäftlinge um und ersetzte sie durch Juden aus neuen Trans-porten.

Das barbarische Verhalten der Nazis war damit aber noch nicht beendet. Mit den praktischen Erfahrungen dieser Tötungsmaschinerie begab man

sich zur Wannsee-Konferenz und schlug vor, wie man die Juden und andere, nicht lebenswerte Kreaturen auf schnellste Weise be-seitigen konnte. Die Firma Topf & Söhne aus Dresden produzierte

in Sonderschichten die dafür notwendigen Gasöfen und verfeinerte die Technik im Lauf der Jahre.

Mit Beginn des Jahrs 1942 wurden vor allem jüdische Bewohner aus dem Ghetto Lodz mit Giftgas in Chelmno ermordet. Dazu gehörten auch nach Lodz deportierte Juden aus Deutschland, Österreich, der

Tschechoslowakei und Luxemburg. Nachdem Ende 1942 ein Großteil der Juden des Warthegaus ermordet worden war, begann die SS die verscharr-

ten Leichen auszugraben und zu verbrennen, um die Spuren des Verbrechens zu beseitigen. Wenn die Vernichtungsmaschinerie nicht schnell genug vorankam, wurden die Menschen ins Krankenabteil gebracht, dort wurde ihnen eine Benzinspritze mitten ins Herz verabreicht.

Anfang 1943 löste sie das Lager auf und sprengte das Schloss. Im Sommer 1944 kehrte das "Sonderkommando Kulmhof" nach Chelmno zurück, um die noch lebenden Juden aus dem Ghetto Lodz zu ermorden. Innerhalb von drei Wochen tötete die SS über 10.000 Juden in Gas-wagen. Etwa 70.000 weitere Ghettobewohner wurden zur Ermordung nach Auschwitz deportiert.

Das "Sonderkommando Kulmhof" blieb bis Ja-nuar 1945 zur Verbrennung der Leichen in Chelmno, um alle Beweise für den Massen-mord zu vernichten. Kurz bevor die Rote Ar-mee Chelmno erreichte, verließ die SS am 17. Januar 1945 das Lager.

Insgesamt wurden in Chelmno über 350.000 Menschen, hauptsächlich Juden sowie etwa 5.000 "Zigeuner", mit Giftgas ermordet. 1964 wurden auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers ein Denkmal sowie ein kleines Museum errichtet.

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Nach Besichtigung des Museums am Eingang des Geländes von Chelmo gingen wir zu den Massengräbern, die im vergangenen Jahr teil-weise freigelegt wurden. Über den Baumwip-feln sahen wir eine Israelfahne wehen, die uns an die Gründung des jüdischen Staates erin-nerte. Ein Zeichen für die Nationen wie aus der Asche des Holocaust der Staat Israel ent-standen ist. Einige Schritte weiter steht eine Mauer, hier brachten die Angehörigen der Op-fer Gedenktafeln mit Bildern und Inschriften an. An diesem Ort versammelten wir uns ein letztes Mal zum Gebet für das jüdische Volk und Erez Israel.

Im Gehorsam dem Ruf Gottes zu folgen, be-

deutet die eigenen Wünsche und Vorstellungen in den Hintergrund zu stellen und vom eignen ICH wegzusehen. Diese Versöhnungsreise nach Polen war für uns ein weiterer Gehorsamsschritt in der Berufung für Israel.

Das göttliche Prinzip, sich zuerst um Seine An-liegen zu kümmern, hat sich in unserem Leben als Wahrheit erwiesen. ER hat uns an Geist, Körper und Seele wiederhergestellt und geheilt. Während dieser Tage an den dunkelsten Orten in Polen wurden wir vom Gott Israels über die Maßen gesegnet.

Israel Gebets- und Arbeitskreis Nozrim Oswald & Irene Schraml Theresienstraße 13, 83278 Traunstein Tel (0861) 51 85 www.nozrim.de