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Futtertischsanierung leichtgemacht! Do it yourself! Um höchste Milchleistungen zu erfüttern sind eine optimale Futterhygiene sowie schmackhafte Futtermittel Grundvoraussetzungen. Neben futterspezifischen Aspekten spielen auch die Fressgitter und die Futtertischbeschaffenheit eine fundamentale Rolle um hohe Futteraufnahmen bei bester Tiergesundheit dauerhaft zu sichern. Viele Menschen sind Feinschmecker und legen besonderen Wert auf qualitativ hochwertige und hygienisch einwandfreie Lebensmittel, deshalb können wir mit unserem Geruchssinn gute von verdorbenen Lebensmitteln unterscheiden. Ähnlich geht es Milchkühen, jedoch das Wissen über den Geschmack von Wiederkäuern, v. a. von Milchkühen nur begrenzt vorhanden ist. Vermutungen und Hinweise werden diskutiert, aber vermutlich sind die Geschmäcker wie bei uns Menschen auch bei Milchkühen verschieden. Aus diesem Grund sollte jeder Landwirt ein ureigenes Interesse an besten Grob- und Kraftfuttermitteln haben, die den Tieren täglich frisch auf einem hygienisch unbedenklichen Futtertisch vorgelegt werden sollte. Bei Neubauten wird sich viel Gedanken über das Melken, die Liegeboxen und den Tierkomfort gemacht, wobei die Futtertischgestaltung eher am Ende der Planung zum Tragen kommt. Häufig wird der Futtertisch betoniert und anschließend mit Materialien wie Kaliwasserglas oder auch Epoxidharzen überzogen. Gefließte Futtertische sind auch keine Seltenheit. Bei der Planung des Futtertisches sollte jedoch berücksichtigt werden, dass der Futtertisch einer sehr hohen Beanspruchung ausgesetzt ist. Organische Säuren aus Silagen beanspruchen den Futtertisch tagtäglich. Zusätzlich muss der Futtertisch robust beim Abschieben der Futterreste oder Anschieben des Futters mit dem Rad-, Frontlader oder Hoftrac sein. Beton erfüllt diese Voraussetzungen nur über einen sehr kurzen Zeitraum. Die angesprochenen organischen Säuren machen den Beton spröde (siehe Abbildung 1). In den kleinsten Unebenheiten des Betons setzen sich Futterreste ab und bieten optimale Vermehrungsbedingungen für Schadkeime, welche sich nachteilig auf die Futteraufnahme der Tiere oder die Tiergesundheit auswirken können.

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Futtertischsanierung leichtgemacht! Do it yourself!

Um höchste Milchleistungen zu erfüttern sind eine optimale Futterhygiene

sowie schmackhafte Futtermittel Grundvoraussetzungen. Neben

futterspezifischen Aspekten spielen auch die Fressgitter und die

Futtertischbeschaffenheit eine fundamentale Rolle um hohe Futteraufnahmen

bei bester Tiergesundheit dauerhaft zu sichern.

Viele Menschen sind Feinschmecker und legen besonderen Wert auf qualitativ

hochwertige und hygienisch einwandfreie Lebensmittel, deshalb können wir mit

unserem Geruchssinn gute von verdorbenen Lebensmitteln unterscheiden. Ähnlich

geht es Milchkühen, jedoch das Wissen über den Geschmack von Wiederkäuern, v.

a. von Milchkühen nur begrenzt vorhanden ist. Vermutungen und Hinweise werden

diskutiert, aber vermutlich sind die Geschmäcker wie bei uns Menschen auch bei

Milchkühen verschieden. Aus diesem Grund sollte jeder Landwirt ein ureigenes

Interesse an besten Grob- und Kraftfuttermitteln haben, die den Tieren täglich frisch

auf einem hygienisch unbedenklichen Futtertisch vorgelegt werden sollte. Bei

Neubauten wird sich viel Gedanken über das Melken, die Liegeboxen und den

Tierkomfort gemacht, wobei die Futtertischgestaltung eher am Ende der Planung

zum Tragen kommt. Häufig wird der Futtertisch betoniert und anschließend mit

Materialien wie Kaliwasserglas oder auch Epoxidharzen überzogen. Gefließte

Futtertische sind auch keine Seltenheit. Bei der Planung des Futtertisches sollte

jedoch berücksichtigt werden, dass der Futtertisch einer sehr hohen Beanspruchung

ausgesetzt ist. Organische Säuren aus Silagen beanspruchen den Futtertisch

tagtäglich. Zusätzlich muss der Futtertisch robust beim Abschieben der Futterreste

oder Anschieben des Futters mit dem Rad-, Frontlader oder Hoftrac sein. Beton

erfüllt diese Voraussetzungen nur über einen sehr kurzen Zeitraum. Die

angesprochenen organischen Säuren machen den Beton spröde (siehe Abbildung

1). In den kleinsten Unebenheiten des Betons setzen sich Futterreste ab und bieten

optimale Vermehrungsbedingungen für Schadkeime, welche sich nachteilig auf die

Futteraufnahme der Tiere oder die Tiergesundheit auswirken können.

Bild 1: Ausgelaugter Betonboden

In aller Regel steht nach einigen Jahren eine Sanierung des Futtertisches an. Hierbei

hat sich in der Praxis die Beschichtung mit Epoxydharzmischungen etabliert und

bewährt. Die genannten Epoxidharzmischungen erforderten jedoch Fachkenntis und

Routine um bestmögliche und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, was das

Verfahren verteuerte.

Im Jahr 2011 hat die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung, Hofgut Neumühle

den Schafstall zu einem Kälberstall umgebaut, wo sich natürlich auch die Frage der

Futtertischbeschichtung stellte.

Selbst ist der Mann

Im neuen Kälberstall des Hofguts Neumühle wurde das Verfahren der Firma Desical

genutzt, welches dem Landwirt ermöglicht, den heimischen Futtertisch in Eigenregie

zu beschichten. Das Prinzip ist einfach. Während die meisten

Epoxydharzverbindungen auf dem Markt mit feinem Quarzsand in den Mischungen

arbeiten, bietet Desical seine Produkte auf Basis von mineralischen Mehlen als

Füllstoff an. Dies hat mehrere Vorteile. Die Quarzsandkörner sind deutlich schwerer

als die feinen Partikel und sinken bei der Verarbeitung schnell ab. Wer nicht schnell

und sauber arbeitet, riskiert Entmischungseffekte, welche die Haltbarkeit der

Beschichtung beeinträchtigen können. Im Gegensatz hierzu hält sich die Rezeptur

von Desical beim Einbau relativ stabil. Auch über die Mischungsverhältnisse muss

sich der Landwirt keine Gedanken machen. Jedes Gebinde besteht aus zwei fertig

zueinander abgestimmten Komponenten, die vor der Anwendung nur noch gemischt

werden müssen. Somit kann das Verfahren sehr gut durch den Landwirt selbst

durchgeführt werden. Durch die Aufteilung der Aufwandmengen in Einzelgebinden

kann die Sanierung des Futtertisches in Etappen unterteilt werden. Da das

Aushärten etwa 24 Stunden dauert, fällt bei einem Kompletteinbau der Futtertisch für

zwei Tage aus. Die stellt für viele Landwirte ein nachvollziehbares Problem dar.

12 Schritte zum glatten und hygienisch einwandfreien Futtertisch

1. Reinigung des Futtertisches

Die nachhaltige Haltbarkeit der Beschichtung hängt maßgeblich von der Reinigung

des Futtertisches ab. Hier gilt es äußerst gründlich zu arbeiten, d. h. es müssen alle

hartnäckigen Fett-Eiweiß-Verbindungen vom Futtertisch entfernt werden und der

Futtertisch muss absolut sauber und trocken sein. Hier hat sich die Intensivreinigung

mit Hochdruckreiniger und Dreckfräse bewährt.

Bild 2: Reinigung des Futtertisches

2. Abflammen

Durch das Abflammen mit einem Gasbrenner werden die besonders hartnäckigen

Fett-Eiweiß-Verbindungen aus den Fugen gelöst und die Fläche trocknet sehr schnell

für die weitere Bearbeitung ab.

Bild 3: Abflammen

3. Luftpistole

Mit der Luftpistole werden die letzten noch vorhandenen Asche- und

Staubrückstände entfernt.

Bild 4: Abblasen des Futtertisches

4. Sanierungsbedarf

Nach der vollständigen und gründlichen Reinigung zeigt sich erst das ganze

Ausmaß des Sanierungsbedarfs. Grundsätzlich gilt: je rauer der Altbeton, desto

höher der Aufwand an Epoxydharz, wodurch die Aufwandmenge sehr stark variieren

kann.

Bild 5: Sanierungsbedarf wird deutlich

5. Notwendige Menge

Die Aufwandmenge variiert in Abhängigkeit vom Zustand des Altbetons. In der Regel

reicht ein Gebinde für etwa acht bis zehn Fressplätze aus.

Bild 6: Nötige Menge bestimmen

6. Öffnung der Gebinde

Mit Hammer und Schraubenzieher wird der Deckel des Gebindes durchschlagen.

Bild 7: Öffnen der Gebinde

7. Verbinden der zwei Komponenten

Aufgrund des Durchschlagen des Deckels läuft die erste Komponente in den unteren

Behälter wo sich die zweite Komponente befindet. Die zwei Komponenten der

Harzverbindung kommen miteinander in Berührung. Ab jetzt läuft der Countdown zur

Härtung.

Bild 8: Verbinden der beiden Komponenten

8. Mischen der Komponenten

Nachdem die beiden Komponenten eine Verbindung eingegangen sind, müssen

diese gründlich mit der Bohrmaschine vermischt werden.

Bild 9: Mischen der Komponenten

9. Verteilen des Gemisches

Das fertige Gemisch wird gleichmäßig auf der Fläche verteilt.

Bild 10: Verteilen des Gemisches

10. Verteilen der Mischung

Nach dem Verteilen der Epoxydharzmischung wird diese mit einem Wasserabzieher

gleichmäßig auf der Fläche verteilt. Hierbei ist es sinnvoll am Ende der zu

versiegelnden Fläche eine Rille in den Beton zu schneiden, wo das Harz hineinlaufen

kann und dadurch eine glatte Kante bietet.

Bild 11: Verteilen der Mischung

11. Saubere Abschlusskante

Die saubere Abschlussfuge bildet einen sauberen und stabilen Abschluss.

Bild 12: Saubere Abschlusskante

12. Nachbearbeitung

Mit einem Roller wird die Epoxydharzmischung noch einmal nachbearbeitet, um

einen gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.

Bild 13: Nachbearbeitung

Die fertigen Flächen sind nach 2 Tagen wieder für die Nutzung mit Futtermitteln

geeignet und nach 7 Tagen ist die volle chemische und mechanische Beständigkeit

erreicht.

Kostenkalkulation

Die Aufwandmenge je Quadratmeter variiert je nach Beschaffung und Zustand des

Untergrunds zwischen 1,5 und 3 kg. Somit können mit einem Gebinde (15 kg) ca. 5 –

10 Quadratmeter saniert oder beschichtet werden. In aller Regel wird die zu

beschichtende Fläche auf ca. 0,80 bis 1,00 m des Futtertisches begrenzt, was sich

als ausreichend erwiesen hat. Bei einer mittleren Aufwandmenge von 2 kg/qm, einer

Beschichtungsbreite von 1,00 m und einer Futtertischlänge von 50 m belaufen sich

die Materialkosten auf 1650 € (ohne Mwst. und Fracht).

Fazit

Ein qualitativ hochwertiger und hygienisch einwandfreier Futtertisch ist eine

grundlegende Voraussetzung für höchste Futteraufnahmen. Da häufig Beton der

Baustoff der Wahl für den Futtertisch ist, wird dieser früher oder später aufgrund

mechanischer Beanspruchung aber auch durch organische Säuren aus dem Futter,

spröde. Spätestens dann sollte über eine Sanierung nachgedacht werden. Aber auch

bei Neubauten sollte sich jeder Bauherr frühzeitig Gedanken über eine nachhaltige

sowie dauerhafte Beschichtung des Futtertisches machen. Die Lehr- und

Versuchsanstalt für Viehhaltung hat im neuen Kälberstall in Zusammenarbeit mit der

Firma Desical den Futtertisch mit dem oben beschriebenen Verfahren beschichtet.

Das dargestellte Verfahren stellt eine Möglichkeit der Futtertischbeschichtung oder –

sanierung dar. Weitere Mitbewerber (vgl. Tabelle 1) bieten ähnliche Verfahren an.

Tabelle 1: Sanierungsvarianten für Futtertische (Rohweder, 2011)

L-Schalen

Beschichtung Edelstahlplatten

Epoxidharz Silikat Industrieboden

Schichtdicke 30 – 80 mm 2 – 8 mm 4 – 10 mm 4 – 8 mm 1,5 – 2,0 mm

Kosten pro lfm ab 100 €

plus Fräse 30 – 60 € 40 – 60 €

20 – 35 €

Inkl. Fräse 100 – 120 €

Anspruch

an die

Eigenleistung

mittel hoch mittelhoch mittelhoch Mittel

Wartezeit 5 Tage1

volle

Aushärtung 28

Tage

Nach 7 Tagen

säurefest

1 Tag1, volle

Aushärtung

28 Tage

1 Tag1, volle

Aushärtung 28

Tage

0 Tage, Kleber,

Epoxid 1 Tag1

Nutzungsdauer2 Bis > 30 Jahre 10 – 20 Jahre 5 – 15 Jahre 5 – 10 Jahre 15 – 25 Jahre

Anbieter

Aco Funki

Arno Hahn

Desical

Remmers

Schomburg

Schippers

Remmers Kemtek (DK) Stahlbaufirmen

1): Mindestwerte f. leichte Beanspruchung/Nutzung;

2):abhängig von Untergrund u. Beanspruchung

Jeder Landwirt muss für sich und seinen Betrieb eine nachhaltige Lösung für die

Futtertischbeschichtung finden. Das beschriebene Verfahren wurde beispielhaft am

Hofgut Neumühle eingesetzt, um eine Möglichkeit zur Futterschichtung praktisch

zeigen zu können. Weiterhin bietet das dargestellte Verfahren dem Landwirt die

Möglichkeit, es in Eigenregie durchzuführen.

Dieser Erfahrungsbericht soll alle Praktiker anregen, sich Gedanken über einen

optimalen Futtertisch zu machen.

Unter www.hofgut-neumuehle.de finden Sie weitergehende Informationen und eine

Verarbeitungsanleitung zum Selbermachen! Bei Bedarf können Sie sich den

Futtertisch gerne vor Ort ansehen. Melden Sie sich!

Kontakt:

Dr. Christian Koch Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle 67728 Münchweiler an der Alsenz Tel.: +49 6302 603 43 e-mail: [email protected] oder

Ludwig Probst

RWZ-Spezialberatung Rind

Im Eck 6

66871 Albessen Tel. 0172-2598341

Fax 06384-514921

[email protected]