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www.fuge-hamm.de Flucht und Migration – Menschenwege nach Hamm Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V. 1/2014

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Schwerpunktthema "Flucht und Migration - Menschenwege nach Hamm"

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Flucht und Migration – Menschenwege nach Hamm

Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V.

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der Kultur von Einwanderern nichtnur auf „Folklore“ und „Kulinari-sches“ beschränken – sie habenweit mehr zu bieten!

Hintergründe zur gegenwärtigenBundespolitik finden sich ebenso,wie das bewegende Beispiel vonRomeo Ntamag, der selbst alsFlüchtling fast ums Leben kamund nun in Mali eine Arbeit zur Un-terstützung von Flüchtlingen vorOrt aufbaut.

Infos zu Musik und Büchern run-den unser Schwerpunktthema„Flucht und Migration“ ab.

Hinzu kommen Berichte aus derlaufenden Arbeit von FUgE: derfaire Handel, aber auch ein Blickauf das WM-Land Brasilien. Da-rum liegt der FUgE-news auch alsEinleger ein Beitrag unserer Freun-de aus der „Christlichen InitiativeRomero“ bei – es lohnt sich, ihn zulesen!

Viel Stoff, den diese FUgE-newsbietet – „food for thought“, wie esim Englischen heißt. Stoff zumNachdenken. Und zu einem verän-derten Handeln. Auch im Umgangmit Flüchtlingen: Wir sollten ihnenmehr bieten als das Leben imWohncontainer – Respekt, Rechteund die Möglichkeit, ihren Lebens-unterhalt zu erarbeiten. Das wollensie nämlich!

Editorial

Zwei Frauen und vier Kinder – ineiner Wohnung ohne Strom undWasser. Und das für 600 Euro Mie-te! Vor Kurzem machte dieser Fallaus Heessen Schlagzeilen inHamm. Bulgarische Einwanderin-nen, die abgezockt wurden. Esgibt immer auch Menschen, die ihrGeschäft mit der Not der anderenmachen. Schlepperbande gehörendazu, die die überfüllten Schiffeauf eine ungewisse Fahrt über dasMittelmeer schicken – zu horren-den Preisen.

Wir wollten von den Menschenwissen, die auf verschiedenen We-gen auch zu uns nach Hamm ge-langen. Warum verlassen sie ihreHeimat? Wie gelangen sie zu uns?Aber vor allem: Wie ergeht es ih-nen in Hamm?

Wir haben Erfahrungen gesammelt– zum Beispiel von Nelli, der vonHamm aus die Initiative „Flüchtlin-ge in Deutschland als Akteure“ insLeben gerufen hat. Wir haben indie Wohncontainer geschaut (S.2+3) und Lehrerinnen nach ihrenErfahrungen gefragt (S. 4+5).

Aber wir wollten auch wissen, wasdenn unsere Parteien im Rat derStadt Hamm tun, um die Men-schen, die aus ihren Ländern flie-hen müssen, hier aufzunehmen.So darf sich unsere Wahrnehmung

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FUgE-news · Eine-Welt- und Umweltmagazin für Hamm, 13. Jahrgang, Heft 1/2014Herausgeber: FUgE e. V., Widumstraße 14, 59065 HammRedaktion: Karl A. Faulenbach, Marcos Antonio da Costa Melo, Matthias Eichel, Erhard Sudhaus, Michael Thon,

Claudia KastenRedaktions- Widumstraße 14, 59065 Hamm, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52, anschrift: E-Mail: [email protected], www.fuge-hamm.deLayout: Matthias Eichel, Ulrich SchölermannBildnachweis: Wir danken Nelli Foumba Soumaoro für das Foto auf der Titelseite und Hartmut Gliemann für die Fotos

auf den Seiten 4, 6, 8, 14 und 15. Druckauflage: 3000 Exemplare, gedruckt auf 100 % RecyclingpapierAnzeigenleitung: Dorothee Borowski, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52

Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder oder sonstige Unterlagen übernehmen wir keinerleiGewähr. Unterlagen werden grundsätzlich nicht zurückgeschickt. Die Redaktion behält sich Kürzungen undjournalistische Überarbeitungen aller Beiträge vor. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge müssennicht die Meinung der Herausgeber wiedergeben.Mit freundlicher Unterstützung von:

Inhalt Editorial 1Flüchtlingsleben in Hamm 2Flüchtlingskinder an der Karlschule 4„Was für welche sind das eigentlich …?“ 5Die Flucht eines tamilischen Hindus 7Flüchtlinge in Deutschland als Akteure 8„Save me“-Kampagne in Hamm 10Kultur für und mit Migranten in Hamm 12Glossar: Flüchtlinge 14Wenn Unauffälligkeit zurHauptaufgabe wird 15Was und wer steckt hinterFrontex? 16Kommentar: Quo vadis Europa? 18Verwundeten Menschen ihre Würde geben 18Songs about leaving Africa 19Zapatistas in Mexiko 20Rezensionen 22 Fußball ist unser Leben 23„Fairer Handel“ für Klassen 24Hammer Apfelsaft 25Autofasten – 7 Wochen „ohne“ 25Zu Fuß zur Schule 26Die „Faire Metropole Ruhr“ 27FUgE intern: MV und Umweltpreis 30Termine 31

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Begründung: „Mein Leben seinicht in Gefahr gewesen“, sagtMombasi. „Aber mir drohte defini-tiv Gefängnis, weil ich meine Mei-nung öffentlich geäußert habe. Ichwurde als Verräter dargestellt.“ DieOdyssee, die folgte, habe er be-stimmt nicht freiwillig auf sich ge-nommen. Auch war Deutschlandnicht sein Ziel, erzählt der 29-Jährige. In Togo spricht manschließlich französisch.

Insgesamt war Mombasi drei Jah-re unterwegs. Zunächst auf demLandweg von Westafrika nach Ly-bien. „Dort habe ich dann zweiJahre gearbeitet und ungefähr3000 Euro angespart. Ich binanschließend nach Marokko ge-fahren, habe mir ein Visum fürDeutschland gekauft und bin nachDüsseldorf geflogen.“ Er wollteweiter. Dagegen stand das eu-ropäische Asylrecht, das einenAsylantrag direkt vor Ort bei derEinreise in ein Land der EU vor-schreibt. Dem Sammellager inSchöppingen folgte für ihn Hamm

als zugeteilter Aufenthaltsort. Zwi-schenzeitlich lebte Mombasi auchim Containerdorf Im Ried.

„In unserem Container lebtenmännliche Singles mit einer Fami-lie zusammen. Deren Frau fühltesich beäugt und extrem unwohl.“Die Flüchtlinge hocken auf engs-tem Raum aufeinander. Es sindMenschen aus aller Welt, die nichtnur verschiedene Sprachen spre-chen und unterschiedlichen Reli-gionen angehören, sondern, ganzbanal, auch ein unterschiedlichesWärmeempfinden haben. „Es warmir dort oft zu zugig, den anderenzu warm.“ Obwohl Mombasi seitacht Jahren in Deutschland lebt,über Bücher und das Fernsehendie Sprache lernte – die Chance,sich zu integrieren sieht er trotz-dem nicht: „Ich habe immer nochkeine Kontakte zu Deutschen. Inden Container konnte man ja da-mals niemanden einladen. Raus-gehen scheitert immer noch ammangelnden Geld. Ich bekommezwar die Asylleistungen, darf als

Flüchtlingsleben im Hammer Containerdorf „Im Ried“Markus Liesegang

Das westafrikanische Togo, zwi-schen 1884 bis 1916 deutscheKolonie, ist nur auf dem Papier ei-ne demokratische Republik. DieGeschichte der ehemaligen fran-zösischen Kolonie ist die vielerafrikanischen Staaten nach demRückzug der europäischen Koloni-almächte. Der erste gewählte Prä-sident wurde vom Militär ermor-det, der zweite aus dem Amt ge-putscht. Der Verantwortliche, Ge-neralstabschef Gnassingbé Eya-déma, regierte das kleine Land biszu seinem Tod 2005 diktatorisch,sein Sohn Faure Gnassingbé folg-te ihm auf den „Thron“. PolitischeUnruhen folgten, eine manipulierteWahl – Faure Gnassingbé ist im-mer noch „Präsident“.

Viele seine „Untertanen“ flüchte-ten hingegen. Auch nach Deutsch-land. In Hamm lebt Jean-PierreMombasi, seit 2006 als sogenann-ter Geduldeter. Den Asylantragdes Menschenrechtsaktivistenlehnte das Bundesamt für Migrati-on und Flüchtlinge (BaMF) ab. Die

Der Charme eines Containerdorfes ... (Fotos von M. Liesegang)

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schenpfand. Sonstige Tätigkeiten:„Ein 1-Eurojob im Hammer Tier-park.“ Das Zusammenleben mithalb so alten Flüchtlingen im Con-tainer sei schwierig gewesen. Alsschon 40-Jähriger führte er in Afri-ka ein ganz „normales“ Leben.Während seines Studiums im be-nachbarten Kongo – er ist Elektro-Ingenieur – hatte Dezousa vor 18 Jahren eine Frau kennengelerntund geheiratet. Das Paar bekamzwei Kinder im Alter von jetzt 14 und zwölf Jahren. Dann kamdie erzwungene Trennung. InDeutschland lebte Dezousa in ei-ner völlig anderen Welt – aus jegli-chem sozialen Gefüge herausge-rissen und isoliert. Darunter leideter immer noch: Seit vier Jahrenwird er auf Vermittlung der Kirchevom Psychosozialen Zentrum fürFlüchtlinge in Düsseldorf betreut.

Neue Hoffnung schöpft Dezousadaraus, dass seine Frau nun seit

drei Jahren auch in Deutschlandist. „Und sie lebt hier als aus hu-manitären Gründen anerkannterFlüchtling“, erzählt er. Dezousamachte einen Vaterschaftstest fürden 12-jährigen Sohn: „Den muss-te ich natürlich selbst bezahlen!“Und er bekam das Aufenthalts-recht.

Inzwischen lebt das Paar in Düs-seldorf und hat ein weiteres 3-jähriges Mädchen. „Ich möchteVerantwortung übernehmen, ar-beiten und meine Familie selbsternähren können“, erklärt Dezou-sa. Bisher sind sie von Sozialhilfeabhängig. Dezousa ist zwar frohdarüber, den Schwebezustandzwischen Duldung und Abschie-bung endlich verlassen und einneues Lebensziel gefunden zu ha-ben. „Aber ich möchte genug Geldverdienen, um meine ältere, 14-jährige Tochter, die noch imKongo ist, nachholen zu können.“

Geduldeter aber nicht arbeiten.“Mombasi betont, dass er gerneauf eigenen Füßen stehen würde.Und er wundert sich: „Es heißtdoch immer, dass niemand da ist,der die alten Deutschen in Zukunftpflegt. Anstatt nur Sozialleistun-gen zu beziehen, könnte ich sodoch besser einen gesellschaftli-chen Beitrag leisten.“

Aus sozialem Gefüge her-ausgerissen und isoliert

Während einige Asylbewerber ihretatsächliche Herkunft bei der Ein-reise in die EU bewusst verschlei-ern, um ihre Anerkennungschan-cen vermeintlich zu erhöhen odereiner drohenden Zwangsabschie-bung zu entgehen, haben andereeinfach Pech, am „falschen“ Ortgeboren zu sein. Die einen bekom-men später große Schwierigkeiten,ihre Identität nachzuweisen undeinen Pass zu bekommen. Bei an-deren hat sich die geopolitischeSituation in den Heimatländern in-zwischen geändert. „Ich kommeaus der angolanischen ExklaveCabinba. Die will unabhängig wer-den“, sagt Joseph Dezousa, „des-wegen ist es schwierig, über dieangolanische Botschaft einenPass zu bekommen.“ Mehrmalswurde er in Berlin vorstellig. „Diehalten mich hin, sagen aber auchnicht, dass sie mir keinen Passausstellen werden, sodass ich ei-nen Ersatzpass beantragen kann“,sagt Dezousa. Der 50-Jährige willdas Dokument. Er will nämlich ar-beiten und seine inzwischen nach-gekommene Familie ernähren.

Über zehn Jahre lebte Dezousazuvor als Geduldeter in Hamm,acht davon im Containerdorf ImRied. 2003 wurde er mit einemFlugzeug des Roten Kreuzeswährend politischer Unruhen ausCabinda ausgeflogen. Trotz dieserquasi offiziellen Flucht mit einerHilfsorganisation wurde sein Asyl-antrag abgelehnt. Immer wiederwäre er von der Ausländerbehördedrangsaliert worden. „Es wurdegedroht, mir die Asylleistungen zuentziehen“, erzählt er. „Man wolltemich zur freiwilligen Rückkehr be-wegen.“ Um sich finanziell etwasabzusichern, sammelte er Fla-

Flüchtlinge hocken auf engstem Raum im Containerdorf Im Ried aufein-ander.

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von mehreren Erwachsenen – El-tern, Verwandten, Sozialhelfern –und einer deutschkundigen Per-son, die auch ihre Sprache spricht:Zurzeit ist es meistens Kurdischoder Arabisch – in den Jahren zu-vor war es Farsi, Albanisch,Tschetschenisch oder Tamilisch.Wenn die Kinder in ihren Her-kunftsländern schon bildungsori-entiert aufwuchsen, können wiruns mühelos auf Englisch verstän-digen. Mit Flüchtlingen aus afrika-nischen Ländern gelingt es auch inFranzösisch. Manchmal wird eineinzelner Schüler von einem Vor-mund begleitet: Dann ist er ohneEltern in Deutschland. Seine Fami-lie hat ihn geschickt, um durch ihnUnterstützung aus einem demo-kratischen Land der Erde erhaltenzu können.

Asylbewerber kommen aus Län-dern der Erde, in denen demokra-tische Grundrechte unbekanntsind. In dieser Hinsicht benötigenihre Kinder mehr Instruktion in derSchule, als bloßer Unterricht fürEinheimische gewährleistet: Glei-ches und Unterschiedliches istKarlschülern im Alltag selbstver-ständlich. Dass aus dem demo-kratischen Recht auf Meinungs-

freiheit nicht das Recht für Re-spektlosigkeiten und Beleidigun-gen entsteht, muss am StandortKarlschule geübt werden wie dieGrundrechenarten. Seit 2010 ha-ben wir einen mit Ministeriumsgel-dern finanzierten „14plus“-Trainer,der alle Schülerinnen und Schülerfür den Umgang mit Fremdheit,anderen Kulturen und anderen Re-ligionen sensibilisiert und sie par-allel dazu in ein Berufsorientie-rungsprogramm der Kreishand-werkerschaft in Soest nimmt. Lei-der stellt die Landesregierung dieFinanzierung dieses großartigenProjektes in Kürze ein.

Flüchtlingsschicksale sind man-nigfaltig: Jede Biografie könnteStoff für einen Roman liefern, oftgenug für einen Thriller. Am Endeeiner dramatischen Flucht entstehtin der Sicherheit der Stadt Hammein unerwartetes Problem mit„Schulwegetickets“: Die Stadtstellt Busfahrkarten nur bei einemFußweg von mehr als 3,5 km zurVerfügung. Wer von uns Einheimi-schen würde sein Kind in einemfremden Land ohne Kenntnisseder Sprache und der Gewohnhei-ten kilometerweit in der Dunkelheitauf einen Weg schicken? In denVerwaltungen bringt man hierzu-lande zu wenig Empathie für Men-schen auf, deren Ängste inDeutschland nicht auf Knopfdruckverschwinden können.

Bei der Anmeldung in der Schulesind die Augen der ankommendenKinder und Jugendlichen erwar-tungsvoll auf uns gerichtet. Für diemeisten ist Schule ein Sehn-suchtsort: Auf der Flucht gab eskeine, oft genug nicht einmal inden Heimatregionen. Schon für et-liche Kinder aus aller Welt war dieKarlschule die erste Schule ihresLebens. Bei ihrer Ankunft sind siemager, ärmlich gekleidet; sie ha-ben dunkle Ringe unter den Au-gen. Ihre Unterversorgung siehtman ihnen an. Manche Handicapssind unübersehbar – Narben, Ver-stümmelungen, Fehlstellungen.Andere Gebrechen werden erst im

Flüchtlingskinder an der KarlschuleGabriela Kreter

Canan (12), Rozi (14), kurdischeSchwestern aus Syrien, werdenbegleitet von ihrem Vater, einemdeutschen Sozialhelfer und einemgebrochen Deutsch sprechendenVerwandten. „English?“ fragt dieSekretärin. Kopfschütteln, abweh-rende Handbewegungen. „Schule!Lesen!“ sagt der Verwandte undzeigt auf die beiden Mädchen. Dieschauen erwartungsvoll mit wa-chen Augen. Der Sozialhelfer sagt,die Familie sei erst vor zwei Tagenaus dem Auffanglager in die Stadtgekommen. Nach seinen Informa-tionen könne niemand in der Fami-lie lesen oder schreiben, aber dieMädchen hätten ihn vom erstenKennenlernen an mit Gesten be-stürmt, dass sie sofort eine Schulebesuchen möchten. Er hilft uns, ih-re Kontaktdaten aufzunehmen.Der Vater sitzt apathisch dabei.„Busticket!“ sagt der „Dolmet-scher!“

Kinder aus Asylverfahren kommennicht zu Beginn eines Schuljahres,wenn Neuanmeldungen zum Stan-dardprogramm einer Schulegehören. Sie erscheinen dasganze Jahr über zu unkonventio-nellen Zeiten, häufig zusammenmit Geschwistern und begleitet

„Flüchtlingskinder“: Hausaufgabenhilfe ist hier besonders hilfreich – wervon den Eltern kann schon helfen? (Foto: Hartmut Gliemann)

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Klassenraum erkannt, etwa Fehl-sichtigkeit oder Hörschäden. EinTrauma, das sich auf die Lernleis-tungen auswirken. Angst zu spre-chen und sich mitzuteilen, habenvorwiegend Mädchen. Ein demo-kratisches Beschwerderecht inAnspruch zu nehmen, ist auch denJungen unvertraut.

Die Karlschule ist eine Ganztags-schule mit einem inklusiven undwertegebundenen Bildungs- undErziehungskonzept. Lehrkräfte,die hier unterrichten, gehen schonseit Jahrzehnten mit einem Phäno-men um, das an vielen anderenSchulen erst durch den Aktions-plan der Landesregierung zur Um-setzung der UN-Behinderten-

rechtskonvention in den Blickrückte. Ihr „Mittendrin statt nur da-bei“ kann nur im Besitz der deut-schen Sprache funktionieren:Hunderte von Flüchtlingen habensie in den letzten Jahrzehnten ander Karlschule erworben. Kinderaus plus/minus 30 Ländern brin-gen Potenziale in die Stadt, die wirwürdigen können. Erlebte Vielfaltmacht Kinder stark.

Was also ist noch zu tun? Vieleskann die Karlschule mit Bordmit-teln leisten: Offenheit und Empa-thie für die Neuankömmlinge, inder Auffangklasse, im ABC-Kurs,in Crashkursen Deutsch in Wortund Schrift. Die Versorgung mit ei-ner Basisausstattung übernimmt

schon der Förderverein, Berufsbe-ratung bei den Sozialarbeiterinnenim BOB und in schuleigenenWerkstätten statt. Darüber hinauswünschen wir aber dringend mehröffentliche Aufmerksamkeit undVerantwortungsübernahme für dieBedürfnisse der Kinder und Ju-gendlichen: Ein verlässliches Bud-get für zwei regelmäßige Mahlzei-ten in der Schule wäre schön:Frühstück und Mittagessen!

Wegen der leichteren Lesbar-keit und nicht in diskriminie-render Absicht erscheinen Per-sonen in diesem Text nur in derkürzeren männlichen Form

„Was für welche sind das eigentlich in ihrer Klasse?“Alexandra Moormann

Diese Frage höre ich als Klassen-lehrerin der Deutschklasse immerwieder.

Seit September 2013 gibt es ander Erlenbachschule in Hammwieder eine Deutschklasse für Kin-der von Neuzuwanderern, und mirwurde die Klassenleitung übertra-gen. Darüber habe ich mich sehrgefreut, weil ich das Arbeiten mitMenschen unterschiedlicher Na-tionalitäten ungeheuer spannendund gewinnbringend finde.

Anfangs hieß es noch, die Schüle-rinnen und Schüler sollten in ei-nem sogenannten Crash-Kurs in-nerhalb zwölf Wochen in Deutschsoweit fit gemacht werden, dasssie in Regelklassen übergehenkönnen. Jedoch wurde bald deut-lich, dass die uns zugewiesenenJugendlichen dieses Ziel nur zu ei-nem geringen Teil erreichen wür-den. Aus dem Crash-Kurs wurdeeine Auffangklasse.

Der Großteil meiner Schülerinnenund Schüler stammen aus Balkan-ländern und sind Roma. Das Al-tersspektrum der Klasse reicht von11 bis 17 Jahren. Ihre Familien ha-ben ihre Heimat verlassen, weil sieals Roma einer vielerorts diskrimi-

nierten Minderheit angehören undunter schlechten Lebensbedin-gungen leiden. Einzelne Jugendli-che erzählten mir, dass sie in ihrerHeimat von Mitschülern und Leh-rern, die selbst der Mehrheitsge-sellschaft angehören, gewaltsamaus der Schule vertrieben wurden.So haben einige meiner Schülerin-nen und Schüler nie oder nur spo-radisch die Schule besucht undmüssen zunächst noch alphabeti-siert werden, was sich angesichtsihrer mangelhaften Schul- undLernerfahrungen als schwierig er-weist. Andere dagegen haben inihrem Herkunftsland bereits achtJahre die Schule besucht undmüssen in erster Linie deutschenWortschatz lernen.

Innerhalb eines Schuljahres ver-lassen die meisten Schülerinnenund Schüler die Schule nach weni-gen Monaten wieder, weil sie in ihrHerkunftsland zurückkehren müs-sen. Ihr Asylantrag wurde vomBundesamt für Migration undFlüchtlinge (BAMF) abgelehnt.Während dieser Monate des War-tens auf eine Entscheidung desBAMF leben die Jugendlichen mitihren Familien in sogenanntenÜbergangswohnheimen, teilweise

auf engstem Raum. Dort ist bei-spielsweise kein Ort, an dem siefür die Schule ungestört lernenkönnten, weil etwa im selbenRaum gegessen, ferngesehen, Be-such empfangen, gelernt und ge-spielt werden muss.

Insbesondere die Situation einesmeiner Schüler (A.) geht mir per-sönlich sehr nah. A., ein jungerMann (17 Jahre) aus Pakistan, be-suchte seit Januar die Deutsch-klasse. Er floh aus seiner Heimat,weil er mit seiner Familie wegenseiner Religionszugehörigkeitschlimmsten Diskriminierungenausgesetzt war. Über Umwegeschaffte er es bis nach Deutsch-land – ohne Papiere. Bis heuteweiß er nicht, wo sich seine Eltern und Geschwister aufhalten.Er hat keinen Kontakt mehr. Danoch minderjährig wurde er in ei-nem Wohnheim für Jugendlicheuntergebracht, die dort wohnen,weil sie in der eigenen Familienicht zu recht kommen. A. lebtesich wunderbar ein. Auch in derSchule lief alles bestens: Er kamregelmäßig und pünktlich zurSchule, erledigte seine Aufgabensorgfältig und zuverlässig, warstets hilfsbereit und höflich. Nun

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re alt sein soll. Dieser richterlicheEntscheid führte dazu, dass A. sei-ne Wohngruppe verlassen musste,die Schule abbrechen musste, da

in diesem Fall keine Schul-pflicht mehr besteht und nach Ei-senhüttenstadt (Brandenburg)transferiert wurde, weil weder inHamm noch in Dortmund Kapa-zitäten für weitere Asylbewerbergegeben seien.

A. verstand nicht, was mit ihm ge-schah. Ich habe in letzter Zeit häu-fig mit ihm telefoniert. Einmal warer sehr verzweifelt und weinte, weiler in einem Zimmer mit zwölf Män-nern untergebracht war, die über30 Jahre alt und damit deutlich äl-ter als A. waren. Nachts feiertensie lautstark mit viel Alkohol aufdem Zimmer, sodass A. nichtschlafen konnte. Am Tag versuch-te er die Konfrontation zu meiden,indem er stundenlang irgendwospazieren ging. Inzwischen hofftA., dass seine Altersschätzung fürnichtig erklärt wird und er wiedernach Hamm in seine vertraute Um-gebung mit lieb gewonnenenMenschen zurückkehren kann.

Ich wünsche es ihm von ganzemHerzen.

hat das Oberlandesgericht Hammangesichts seiner fehlenden Pa-piere einer Altersschätzung statt-gegeben, wonach A. über 18 Jah-

„Flüchtlingskinder“: Hausaufgaben unter erschwerten Bedingungen(Foto: Hartmut Gliemann)

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(„Alles ist eins“) des Ari Shankararab. Hier hatte er die Verehrung derGöttin Kamadchi in ihrem großenTempel erlebt.

1985 kehrte der Priester nach SriLanka zurück. Mittlerweile hattesich ein Bürgerkrieg auf der Inselausgeweitet und an Härte zuge-nommen. Die Familie befürchtetedie Rekrutierung ihres Sohnes vonder einen oder anderen Partei die-ses Krieges. Durch den Verkauf ih-rer goldenen Ehekette ermöglichteeine Tante die beschlosseneFlucht. Ein Reiseagent riet dem22-Jährigen nach Europa, am bes-ten nach Frankreich, zu fliehen. Soging Paskarans Flug von Colombonach Moskau und weiter nachOstberlin. Die S-Bahn beförderteihn nach Westberlin. OhneSprachkenntnisse, außer „Asylan-trag“, so Paskaran, gelangte er inden D-Zug nach Paris, der überHamm fuhr. Während der Reisetraf er einen jungen Landsmann,der auf dem Weg zu seinem Bru-der in Hamm war. Es bot sich hiereine traditionelle Verpflegungs-möglichkeit. Zudem überredeteder Bruder den Priester, in derStadt einen Asylantrag zu stellen.Hilfestellung leistete dabei „einehilfsbereite Rechtsanwältin ausdem Ostring,“ erinnert sich Paska-ran. „Es war für mich in den ersten

zwei Monaten eine unbekannteWelt, ohne Tempel, ohne Freun-de.“ Zuerst wurde er an der Wil-helmstraße, dann an der LangeStraße untergebracht. „Jetzt konn-te ich wenigstens meine privatenGebete angemessen verrichten.“

Langsam ergaben sich Ge-sprächskontakte zu anderen tami-lischen Flüchtlingen, aus denensich u. a. die Idee des Baus einerGebetsstätte entwickelte und da-mit einer priesterlichen Tätigkeit.Zum Alltag dieser Zeit gehörtenteils Untätigkeit, teils gemeinnützi-ge Arbeit, wie Blätter fegen imEbert-Park u. ä. (Lohn: 1,50 DM),aber auch das Wahrnehmen, dasKennenlernen einer neuen Welt. Esfanden sich im Westen zudem en-gagierte Mitmenschen, die bei denalltäglichen Widrigkeiten einesAsylantenlebens behilflich waren.

Heute bekennt Siva Sri V. Amuru-gasamy Paskarakurrukal vor demSri Kamadchi Ampal Tempel inUentrop stehend: „Es war nichtmein Plan in Hamm zu bleiben.Drei Monate habe ich gebraucht,mich an diesen Gedanken zu ge-wöhnen. Jetzt sehe ich das alsgöttliche Fügung an. Hier sind derTempel, meine Familie, freundlicheMenschen – meine Heimat.“

Die Flucht eines tamilischen Hindus ins UnbekannteEin Blick zurück Ulrich Kroker

Ein junger Mann verließ 1979 mit16 Jahren sein kleines HeimatdorfMallaham, unweit von Jaffna imNordosten Sri Lankas. Seine Fa-milie lebte dort in sehr bescheide-nen Verhältnissen; ein kleinesStück Land stellte die Ernährungs-grundlage dar. Er war das einzigeFamilienmitglied, das sich um zu-sätzliche materielle Hilfe bemühenkonnte. In Singapur lernte er zweiJahre lang den Umgang mit Elek-trizität. Danach verließ er denStadtstaat in Richtung Chennai(Madras). In der südindischen Mil-lionenstadt fand er zwar Freunde;ein Leben auf Dauer konnte er sichdort nicht vorstellen.

In einem Buch las er über dieStadt und den spirituellen Ort Kan-chipuram, in dem eine Klostertra-dition auf den religiösen Reformerund Philosophen Ari Shankarar (8. Jahrhundert) zurückgeht. Erwar fasziniert. Erst besuchte er ei-ne Veda- und danach eine Pries-terschule in der Nähe von Pondi-cherry, wo er unter einem GuruSanskrit die Sprache der heiligenSchriften und shivaistische Ritualeerlernte. Seitdem darf sich Arumu-gam Paskaran „Kurukkal“ (Pries-ter) nennen. Der Segen des grei-sen Swami (Heiliger) und Abtes inKanchipuram schloss PaskaransStudium der Advaita-Philosophie

Bild links: Arumugam Paskaran ist Priester am hinduistischen Sri Kamadchi Ampal Tempel in Uentrop. Bild Mitte: Der Hindu-Tempel und die Göttin Kamadchi beim jährlichen Umzug gehören heute zu Hamm festdazu. Bild rechts: Die Feierlichkeiten für die Göttin Kamadchi locken Gläubige und Schaulustige in großer Zahl– das Schicksal und der Weg der Menschen nach Hamm bleibt oft ungesehen.

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den rund elf Millionen Afrikane-rinnen in die Sklaverei nach Süd-und Nordamerika verschleppt.1848 wurde diese Art von Diskri-minierung abgeschafft und einallgemein gültiges Gleichbe-handlungsgesetz in Kraft ge-setzt. Trotzdem werden heuteviele Menschen unter uns zumBeispiel aufgrund ihrer Herkunftvon der Polizei grundlos kontrol-liert. Aber ich glaube daran, dasswir irgendwann in einer Welt le-ben können, die für die Gemein-schaft einsteht, die mehr Solida-rität fordert und lebt.

Was hat dich zur Gründung undzum Engagement von JoG aufLandesebene und in Hamm be-wegt?

Als ich nach Deutschland kam,wurde ich von ehrenamtlich En-gagierten unterstützt. Von dieserErfahrung geprägt versuche ichmich genauso bei JoG vor Ort,auf Landes- und Bundesebenezu engagieren. Ich mache dasnicht für Anerkennung, sondernich möchte jetzt schon anfan-gen, die Hilfe, die ich damals er-fahren habe, an andere Men-schen weiterzugeben.

Was möchte JoG in Hamm be-wegen oder verändern?

Es gibt sehr viele Sachen, die wirhier in Hamm verändern wollen.In Hamm-Herringen zum Bei-spiel reichte ein Gerücht aus, umeine Unterschriftensammlunggegen ein niemals geplantesWohnheim für Asylsuchende zuveranlassen. Die alltäglichenVorurteile und dieser latenteRassismus stehen einem men-schenwürdigen Umgang mitFlüchtlingen oft im Weg. Deshalbmöchten wir hier in Hamm deut-lich machen, dass Asyl ein Men-schenrecht ist! Auch diese Men-schen sollen eine sofortige undgute pädagogische Begleitungvon Anfang an bekommen. Esmuss mindestens jedem Kind ei-ne Chance zu persönlicher Ent-wicklung eingeräumt werden.Das heißt: Die Asylbewerber oderFlüchtlingskinder müssen einenAnspruch auf Jugendhilfe unddamit Chancengleichheit vor al-lem in den Bereichen Bildungund Arbeitsmarkt bekommen.Das Ziel muss sein, jeden Asyl-bewerber in die Lage zu verset-zen, unabhängig von staatlicherHilfe zu leben. Da ist die momen-tane Politik sehr paradox!

Wir wollen für die im Grundge-setz verankerte Menschenwürdestreiten. Den Asylbewerbern undihren Familien stehen zum Bei-spiel eine Privatsphäre und da-mit auch Rückzugsmöglichkei-

Flüchtlinge in Deutschland als AkteureEin Interview mit Nelli Foumba Soumaoro

Nelli, bitte sage einige Worte zudir, um dich vorzustellen! Wassollten wir über dich wissen?

Mein Name ist Nelli FoumbaSoumaoro, ich bin Bundesspre-cher der „Jugendlichen ohneGrenzen“ (JoG) und Initiator desProjektes „Flüchtlinge inDeutschland als Akteure“, mehrdazu unter www.jogspace.net.

Gibt es gibt es Menschen, diedich begeistert bzw. beeinflussthaben?

Ich wünsche mir die Weisheitvon Menschen sowie Martin Lu-ther King, Rosa Park, Angela Da-vid, Nelson Mandela und Mal-colm X, weil diese Menschensich für das friedliche Zusam-menleben der Gesellschaft ein-gesetzt haben.

Erzähle uns bitte von deinerUtopie! Wie sollte das Leben indieser Welt in Zukunft sein?

Im Jahr 1492 wurde der Rassis-mus der Neuzeit gegründet. Da-mals wurden Muslime und Ju-den von der iberischen Halbinselvertrieben, und damit hat die Er-oberung Amerikas begonnen. Inden folgenden 350 Jahren wur-

Nelli setzt sich als Flüchtling für Flüchtlinge ein: kein Mensch ist illegal!(Foto: Hartmut Gliemann)

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Naja, ich wünsche mir, dass Eu-ropa seine Verantwortung alsFriedensnobelpreisträger über-nimmt. Dazu gehört eine legaleEinreisemöglichkeit für Flüchtlin-ge, um die Tragödien vor denKüsten Europas endlich zu stop-pen!

Wie siehst du das Verhältniszwischen afrikanischen und eu-ropäischen Ländern?

Ich glaube, dass es kaum Ver-trauen in der West-Süd-Verbin-dung gibt. Alles Handeln ist ei-genen Interessen geschuldet.Diese Politik sorgt für eine aus-gebremste Entwicklung für är-mere Länder.

Sollte ein starker Sozialstaat, ei-ne starke Zivilgesellschaft odereine starke Privatwirtschaft fürdie Menschen da sein, die Un-terstützung und Solidaritätbrauchen?

Afrika braucht meiner Meinungnach keine Entwicklungshilfemehr, weil diese immer wiedernur den Kontinent abhängigmacht. Afrika braucht einenSelbsthilfe-Prozess von innenheraus, dann könnte der Konti-nent schnell zu einem ernsthaf-ten Konkurrenten für alle globalplayer werden.

Das Interview führten Marc Stefa-niak und Marcos da Costa Melo

ten zu. Es kann doch nicht wahrsein, dass drei Menschen ausdrei unterschiedlichen Nationa-litäten in einem Raum von 24Quadratmetern leben. Zudem le-ben zu oft kranke Kinder in der-artigen Einrichtungen mit unhy-gienischen Zuständen, obwohlein Arzt bescheinigt, dass dieseUmgebung ein ernstes gesund-heitliches Risiko für das Kinddarstellt.

Mit unserem Projekt „Flüchtlingein Deutschland als Akteure“möchten wir dafür sorgen, dassAsylbewerber bzw. Flüchtlingeihre Zukunft in die eigene Handnehmen und damit aus sichselbst heraus etwas erreichenkönnen.

Wir möchten uns auch in Hammgegen Rassismus stellen und so-genannte strukturelle Ausgren-zung abschaffen. Viele Asylbe-werber werden häufig unter ei-nen generellen Verdacht gestellt.

Wie siehst du den Europa-Wahl-en entgegen? Sind sie wichtigfür dich und für die Flüchtling-und Migrationspolitik?

9 FUgE-news Ausgabe 1/2014

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mung von allen Fraktionen. Wobeidie Frage der Mehraufnahmen vonFlüchtlingen z. T. an lokale Vor-aussetzungen (SPD) geknüpftwurde.

Wir werden mit anderen Gruppie-rungen in unserer Stadt in Zukunftsorgfältig hinschauen, ob und wieder Beschluss umgesetzt wird.

Im Folgenden dokumentieren wirdie Reaktionen der Parteien in derZuordnung zu den drei Fragen. Inder Regel haben die Parteien dieFragen nicht einzeln, sondern imZusammenhang beantwortet – soblieb die 3. Frage weitgehend oh-ne konkrete Stellungnahme.

1. Mehr Flüchtlinge in Hammaufnehmen?

CDU

Der Rat der Stadt Hamm ist in sei-ner letzten Sitzung der Initiative„Save me“ beigetreten und hat ei-ne entsprechende Resolution be-schlossen. Damit sind wir bereit,aus humanitären Gründen Flücht-linge aus dem entsprechendenProgramm der Bundesregierung

dauerhaft aufzunehmen und best-möglich zu integrieren. Damit istHamm bereit, die staatlichen Vor-gaben zur Flüchtlingshilfe nichtnur zu erfüllen, sondern wir gehenmit unserem Beschluss deutlichdarüber hinaus.

SPD

Flüchtlinge müssen menschen-würdig wohnen und ihre Verteilungauf die Stadtbezirke muss gerechtsein! Diese Grundsätze werden fürdie SPD-Ratsfraktion die Grundla-ge ihres Handelns bei der Bewälti-gung einer durchaus schwierigenAufgabe sein.

Im ersten Schritt muss es darumgehen, der kommunalen Pflicht zurUnterbringung der unserer Stadtzugewiesenen Menschen, die oft-mals vor Krieg und Hunger ausihren Heimatländern geflüchtetsind, nachzukommen.

Als Oppositionspartei wäre es zueinfach, die Frage nach einer zu-sätzlichen Aufnahme von Flücht-lingen einfach mit JA! zu beant-worten. Wenn die Rahmenbedin-gungen stimmen und noch stim-men sie nicht, dann wird sich dieSPD-Ratsfraktion auch einer sol-chen Anforderung positiv stellen.

DIE GRÜNEN

Flüchtlingen gehört unsere Solida-rität! Die Flüchtlingspolitik stellt ei-ne der großen Herausforderungendes 21. Jahrhunderts dar.Deutschland hat aufgrund seinerwirtschaftlichen Position die Ka-pazitäten mehr Flüchtlinge aufzu-nehmen als dies bisher geschieht.

„Save me“-Kampagne in HammKarl A. Faulenbach und die Ratsfraktionen der Stadt Hamm

„Save me“ setzt sich dafür ein,Flüchtlinge in Deutschland aufzu-nehmen, ohne dass diese auf ei-gene Faust den gefährlichen Wegnach Europa wagen muss.

Für diese neue FUgE-news habenwir Ende Januar 2014 die im Ratvertretenen Fraktionen um einekurze Stellungnahme zu dieserKampagne gefragt und darauf hin-gewiesen, dass der Rat der StadtLünen schon vor fast einem Jahreinen einstimmigen Ratsbeschlussgefasst hat, mehr Flüchtlinge auf-zunehmen als das zugewieseneKontingent. Alle Fraktionen habengeantwortet (s. u.) und wohlgleichzeitig am 25.03.2014 in derRatssitzung dem entsprechendenAntrag der Fraktion der Grünenzugestimmt (vgl. dazu die Stel-lungnahme der CDU-Fraktion).

Bei den drei Fragen1. mehr Flüchtlinge in Deutschland

ansiedeln,2. die Rechte der Flüchtlinge stär-

ken,3. eine neue Willkommensstruktur

schaffengab es erstaunlich viel Zustim-

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Die Wiege der europäischen Kulturwird zum Massengrab, und Heu-chelei erstickt Moral. Mitverant-wortlich sind alle Bundesregierun-gen der vergangenen Jahrzehnte.Sie tun nichts für die Ertrinkenden,was interessiert, ist nur deren Ab-wehr.

Wir, die reichen Länder Europas,sind also mitverantwortlich fürElend, Hunger und Not in denFlüchtlingsländern. Wir profitierensogar davon. Und wir, die europäi-sche Union, geben Geld aus. Mil-lionen, insgesamt über 380 Millio-nen Euro, für das Überwachungs-system Eurosur. Beschlossen imOktober 2013, nur wenige Tagenachdem vor der italienischen InselLampedusa mehr als 300 Men-schen jämmerlich ertrunken waren.Die Toten bekommen ein Staatsbe-gräbnis, die Lebenden werden in-terniert und abgeschoben. Männer,Frauen, Kinder. Eurosur soll dafürsorgen, dass die Flüchtlinge Euro-pa gar nicht erst erreichen. Nie-mand geht freiwillig in die Fremde,verlässt seine Heimat, die Familie.Es sind der Hunger, Arbeitslosig-keit, das erbärmliche Leben, Kriegund Vertreibung – das alles zwingtMenschen in die Flucht.

2. Rechte der Flüchtlinge stärken!

CDU

Für die Christlich DemokratischeUnion in Hamm ist sowohl die hu-manitäre Hilfe aber auch die best-mögliche Integration von Flüchtlin-

gen in der Stadt ein besonderswichtiges Anliegen. Hamm hatrund 178.000 Einwohner und über50.000 Menschen in unserer Stadthaben einen Migrationshinter-grund. In Hamm leben Menschenmit über 130 Nationalitäten. Wir in-vestieren in hohem Maße in dieBildungs- und Entwicklungsförde-rung – insbesondere für Migran-ten. Integrationspolitik ist heute inHamm politische Querschnittsauf-gabe. Unter der Federführung desAmtes für soziale Integration wer-den die besonderen Anliegen undBedürfnisse der Menschen mit Mi-grationshintergrund oder auch ei-ner Flüchtlingsgeschichte in Ver-waltung wie Stadtgesellschaft ein-gebracht. Mit der erfolgreichenBewerbung zum Modellprojekt„Kein Kind zurücklassen“ des Lan-des haben wir die bereits vorhan-denen Strukturen und Hilfesyste-me weiter ausgebaut und verfes-tigt. Nicht zuletzt mit der „Neuge-borenenbegrüßung“ werden Elternund Familien ganz früh über dievielfältigen Angebote in der Stadtinformiert.

SPD

Da die Zahlen in den nächstenJahren steigen werden, ist eszwingend notwendig, sich alsStadt Hamm, also Rat gemeinsammit Vereinen, Verbänden und derstädtischen Gesellschaft, völligneu aufzustellen. Wurde in der Ver-gangenheit der Zuzug und die Un-terbringung von Flüchtlingen ehergeräuschlos zu regeln versucht,muss eine erfolgversprechende,

Auf kommunaler Ebene möchtenwir uns dafür einsetzen, dass dieStadt Hamm im Rahmen des Re-settlementprogramms mehrFlüchtlinge aufnimmt, als diestaatlichen Vorgaben es vorsehen(von derzeit 300 Personen bun-desweit).

DIE LINKE

Alle vier Sekunden wird einMensch gezwungen, seine Heimatzu verlassen. Europa macht seitDezember 2013 mit einem neuenHightechsystem die Grenzendicht. Mauern allerdings lösen kei-ne Flüchtlingsprobleme.

Die Bundesrepublik Deutschland,einer der reichsten Staaten, nimmtin der gegenwärtigen Situation nur5000 Kriegsflüchtlinge aus Syrienzusätzlich auf. Das sind gemessenan der Bevölkerung deutlich weni-ger als 0,01 Prozent. Hier bestehtdringender Handlungsbedarf, aufallen politischen Ebenen und so-mit natürlich auch in der StadtHamm. Wir sind verpflichtet, mehrFlüchtlinge aufzunehmen.

Mare Nostrum, „unser Meer“,nannten die Römer das Mittel-meer. In ihrem Verständnis war esdas gemeinsame Binnenmeer desMittelmeerraums. Heute zieht Eu-ropa hier eine Grenze zu „den An-deren“: zum arabischen Raum,dem Maghreb, zu Afrika. Frontex –das sind Soldaten, Flugzeuge,Kriegsschiffe. Allein in den vergan-genen 25 Jahren sind nach Anga-ben von Pro Asyl fast 20.000 Men-schen im Mittelmeer ertrunken.

11 FUgE-news Ausgabe 1/2014

Von links: Dr. Richard Salomon ist CDU-Fraktionsvorsitzender Hamm. Ralf-Dieter Lenz ist Fraktionsgeschäfts-führer und sozialpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion Hamm. Roland Koslowski ist Sprecher der Rats-fraktion Die Linke Hamm. Ingo Müller ist FDP-Fraktionsvorsitzender Hamm. Karsten Weymann ist Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Hamm.

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Bleiben die Migranten bei der Kul-tur in Hamm draußen vor der Tür?

Auf dem ersten Blick: Nein! Dennin Hamm ist MigrationspolitikChefsache des OBs. InterkulturelleWochen, der massenhaft besuch-te Umzug um den Hindutempel inHamm-Uentrop, der Ramadan-Markt und eine Fülle von interna-tionalen Künstlern der Musik-,

Theater- und Literaturszene ha-ben, neben den internationalenkulinarischen Angeboten, längstauch den kulturellen Alltag inHamm geprägt.

Leider beschränkt sich allerdingsdie Wahrnehmung dessen, wasunter kultureller Vielfalt und derBereicherung der Kulturszenedurch Migration verstanden wird,

immer noch eher auf Folklore undKulinarisches.

Dabei wird übersehen, wie vieleKünstler mit sogenanntem Migrati-onshintergrund inzwischen in allenSparten des kulturellen Angebots– von der U- und E-Musik, Litera-tur, Theater, Film bis zur bildendenKunst – zu finden sind. Ohne einenFatih Akin z. B. würde dem deut-

Kultur für und mit Migranten in Hamm: Die Ausgeschlossenen?Karl A. Faulenbach

„Ghettos“ entstehen, sonderndass wir diesen Menschen bei unsMöglichkeiten für die Zukunfteröffnen können.

Asylbewerber sollen die Möglich-keit haben, Sprachkurse zu ma-chen und nach einer Übergangs-zeit auch arbeiten zu dürfen. DieseMenschen sollen ihr Wissen, ihreErfahrungen bei uns einbringendürfen. Damit erlangen sie mehrFreiheit und eine Perspektive fürdie Zukunft.

DIE GRÜNEN

Die Situation der bereits hier le-benden Flüchtlinge muss verbes-sert werden. Wir setzen uns dafürein, dass möglichst viele Flüchtlin-ge nach dem Leverkusener Modellin Privatwohnungen untergebrachtwerden, dass sie an kostenlosenSprachkursen teilnehmen könnenund eine adäquate medizinischeVersorgung erhalten. Die Verwal-tung argumentiert zurzeit, dassaufgrund der gestiegenen Zuwei-sungszahlen für Hamm die Anzahlder Übergangswohnheime kaumreduziert werden könne. Bevor wiruns also bereit erklären, mehrFlüchtlinge aufzunehmen als unszugewiesen werden, müssen wirdafür sorgen, dass sie auch men-schenwürdig untergebracht wer-den können. Dafür setzen wir unsgerne ein.

DIE LINKE

Wir sind verpflichtet, mehr Flücht-linge aufzunehmen – allerdings

müssen diese Menschen würdiguntergebracht werden, Wohnraummuss dezentral angeboten wer-den, Sammelunterkünfte und/oderContainer kommen grundsätzlichnicht in Betracht.

Die Versorgung – wirtschaftlich,kulturell und sozial – ist sicher zustellen, ebenso die Teilhabe am Arbeitsleben. Lokale Be-schlüsse und Resolutionen sindwertlos und bleiben ohne Konse-quenzen, wenn die Bundesregie-rung ihre Positionen nicht über-denkt und die Europapolitik neuausrichtet.

3. Neue Willkommenskulturschaffen!

FDP

Die Aufnahme von Flüchtlingen inDeutschland wird bei uns, auchhier in Hamm, konkret gelebt. Inte-gration funktioniert über Schulen,Vereine, gesellschaftliches Leben.Wir brauchen dringend klare undeinheitliche Vorgaben aus Berlinund Brüssel. Auch Mittel fürFlüchtlingsaufnahme müssen zü-gig an die Kommunen weitergelei-tet werden, denn hier können siedirekt für die Flüchtlinge genutztwerden.

DIE GRÜNEN

Wir werden auch in Zukunft alleMöglichkeiten nutzen, um Flücht-linge bestmöglich zu integrierenund eine offene Willkommenskul-tur zu etablieren.

zukünftige Flüchtlingsaufnahmefrühzeitig unter Einbindung derBürgerinnen und Bürger erfolgen.Nur so ist Akzeptanz zu erreichenund können die Vorbehalte abge-baut werden.

Der Rat der Stadt Hamm wäre gutberaten, Leitlinien zur Unterbrin-gung und Betreuung als verbindli-che Zielvorgabe zu beschließen.Die SPD-Ratsfraktion würde esbegrüßen, die Mehrheit des Ratessah hier bisher keinen Handlungs-bedarf. Dabei ist es gerade beson-ders wichtig, zukünftig festeWohnhäuser statt Wohncontainerzu nutzen und ein umfassendesBetreuungsnetz zu knüpfen. Hiergilt es, die engagierten Kräfte inunserer Stadt stärker einzubinden.

FDP

Wer als Flüchtling in existenziellerNot nach Hamm kommt, brauchtHilfe, möglichst schnell und un-bürokratisch. Das gilt nicht nur fürdie Soforthilfe, wie Unterbringungund Versorgung, das gilt auch fürZukunftsperspektiven. Deshalbwollen wir bürokratische Hürdensenken. Etwa im Fall der Syrien-Flüchtlinge: Wenn Verwandte be-reit sind sie aufzunehmen, dannmüssen sie das auch können. Diefinanziellen Garantien, die sie ge-ben müssen, sollten auf ein Niveaugesenkt werden, das sich dieseFamilien realistisch leisten können.Als Kommune nehmen wir Men-schen in Not auf. Dabei müssenwir darauf achten, dass keine

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servativ sind, obwohl es sowohlin Deutschland als auch in derTürkei eine hochspannende Kul-turszene gibt,

● in der Bildenden Kunst der Ham-mer Anbieter (Museum, Kultur-büro, Maxipark u. a.) ist dieserAspekt in der Ausstellungs- undSammlungspolitik fast völlig un-terbelichtet, sieht man einmalvom Kunstquartier des Luther-viertels ab,

● auch die freie Szene in Hammvernachlässigt Migranten, dennweder in der Kulturwerkstatt, aufdem Kulturrevier Radbod nochim Bauhof in Herringen sind sievertreten.

Warum sich weder die zuständi-gen Fachpolitiken (Kultur-, Ju-gendhilfeausschuss, Integrations-rat) noch die Fachverwaltungenum das Thema kümmern, bleibtbei dem generellen Engagementder Stadtpolitik für Migranten einRätsel. Einer der wenigen positi-ven Ansätze findet in Klangkos-mos-Konzerten in der Jugendkir-che, im Cineplex mit regelmäßigenFilmangeboten in türkischer Spra-che sowie in den Stadtbüchereienmit dem Bücherangebot in ande-ren Sprachen statt.

Als besonders kritisch ist bei allenAngeboten, wenn sie dann dochvon dieser Bevölkerungsgruppewahrgenommen oder gar veran-staltet werden, ihre eher unkriti-sche Distanz zu allem Politischender Ausgangskultur. PolitischeDiskurse zu diesem Komplex derHerkunftsländer finden in Hammkaum statt im Gegensatz zu vielenanderen Städten im Ruhrgebiet,wie in Mülheim, Bochum und Dort-mund oder zum Beispiel mit deninterkulturellen Wochen in Ahlen (indiesem Jahr zum 35. Mal mit demThemenschwerpunkt Brasilien).

In Hamm könnte sich mit und überdie Arbeitsgruppe zur Interkultu-rellen Woche unter der Feder-führung der Stadtbüchereien eineChance eröffnen, das Thema per-sonell und finanziell zu professio-nalisieren. Wenn „Integration“oberste Priorität in dieser Stadthat, gehört es wesentlich dazu,den Beitrag, den Migranten zur so-genannten „Hochkultur“ beitragendurch ein adäquates Angebot,deutliche Hinweise und expliziteEinladungen an die Migrantenwertzuschätzen.

schen Film ein nicht unwichtigerTeil internationalen Renommeesfehlen.

Obwohl einige dieser Künstlerdurchaus in Hamm aufgetretensind, geht das Kulturangebot – bisauf wenige Ausnahmen – an eineminzwischen sehr großen Anteil derBevölkerung (29 %) vorbei und fin-det weitgehend ohne Migrantenstatt. Informationen über Medien,die auch Migranten in dieser Stadtnutzen, gibt es allenfalls zur „Inter-kulturellen Woche“ oder speziellenStadtteilveranstaltungen.

Das hat ebenfalls die SZ am 7.März diesen Jahres in einem Leit-artikel des Feuilletons für die deut-sche Kulturlandschaft moniert. DerAutor dieses Beitrags, ChristianDössel, kritisiert, dass deutscheTheaterbühnen zwar bemüht seiendie Gesellschaft abzubilden, dieEinwanderer und deren Kinderaber weder auf der Bühne noch imPublikum stattfinden würden. Die-se Kritik gilt auch für das interkul-turelle Angebot der Stadt Hamm,das interkulturell vorrangig folklori-stisch ausgerichtet ist. Die Gründedazu sind sicher vielfältig:

● Zum einem gehen die Kultur-In-formationen meist nur an ein„kulturgewöhntes“ Publikum,

● ein spezielles Programm, wie esfrüher von der RAA in Kooperati-on mit den Kulturinstituten zumultikulturellen Themen ange-boten wurde, gibt es kaumnoch,

● die Fortschreibung des Kultur-entwicklungsplans geht nurmarginal auf diese Thematik ein,

● auch das im März vom Rat ver-abschiedete Sprach- und Inte-grationskonzept geht in keinemseiner fünf Arbeitsschwerpunkteauf Kulturförderung ein. Es ver-weist lediglich im Anhang derBestandsaufnahme mit wenigenWorten auf die InterkulturelleWoche (Vorlage 1598/14),

● wenn Angebote in diese Rich-tung gemacht werden, zielendiese vorrangig nur auf türki-sche Migranten, dabei aberauch eher amateurhaft und kon-

Leider beschränkt sich die Wahrnehmung der Kulturszene durch Migra-tion immer noch eher auf Folklore und Kulinarisches – Ramadan inHamm, 2010.

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Jahre lang nur nachrangiger Zu-gang,

● Bei Bedürftigkeit Leistungennach Asylbewerberleistungsge-setz,

● kein Recht auf Familiennachzug.

Wird ein negativ entschiedenerAsylantrag rechtskräftig, ist derAntragsteller unmittelbar ausreise-pflichtig. Sollte dies nicht freiwilliggeschehen, droht die Abschie-bung. In einzelnen Fällen (Krank-heit, Todesstrafe und Folter imHerkunftsland, Probleme bei derPasserteilung, humanitäre Gründe)kann die Ausreisepflicht ausge-setzt werden. In diesen Fällen er-halten die Menschen eine Dul-dung. Das bedeutet:

● Einschränkung der Bewegungs-freiheit auf ein Bundesland,

● nur kurzfristige Verlängerung,

● Arbeitsverbot während der ers-ten zwölf Monate, danach dreiJahre lang nur nachrangiger Zu-gang zum Arbeitsmarkt und da-mit kaum Chancen, eine Arbeitzu finden,

● bei Bedürftigkeit Leistungennach Asylbewerberleistungsge-setz,

● kein Familiennachzug möglich.

Für Menschen mit langfristigerDuldung (Kettenduldungen) siehtdas Gesetz die Möglichkeit einesBleiberechts vor. Bislang gibt esallerdings keinen gesicherten An-spruch auf ein Bleiberecht. Diesewird von der Innenministerkonfe-renz beschlossen und an einenStichtag (Einreise) sowie bestimm-te Bedingungen gebunden, an de-nen viele Langzeitgeduldete schei-tern. Der Bundesrat hat allerdingsim Mai 2013 einen Gesetzentwurfvorgelegt, nach dem ein stichtags-unabhängiges Bleiberecht möglichsein soll. Dieser Entwurf ist aller-dings noch nicht vom Bundestagverabschiedet.

Für Flüchtlinge bzw. Konventi-onsflüchtlinge gelten andere Be-dingungen als für Asylsuchende.Menschen, die auf der Grundlageder Genfer Flüchtlingskonventionnach § 60 Abs. 1 AufenthG aner-kannt werden, bedürfen keinerEinzelfallprüfung. Dies gilt ebensofür Kontingentflüchtlinge, die imRahmen humanitärer Hilfsaktionenin Deutschland Aufnahme finden(z. B. zur Zeit aus Syrien).

GFK-Flüchtlinge erhalten wie Asyl-berechtigte weitgehende sozialeRechte und eine Aufenthaltser-laubnis für drei Jahre.

Danach wird die Asylanerkennungnoch einmal überprüft. Wird keinWiderruf eingeleitet, erhalten sieeine Niederlassungserlaubnis.

Glossar: AufenthaltstitelAngelika Langenohl-Weyer

Nach dem Zuwanderungsgesetzvom 01.01.2005 gelten für Ein-wanderer in die Bundesrepublikdie unterschiedlichsten Aufent-haltstitel, die zumeist gebundensind an den Zweck ihrer Einreise,die Aufenthaltsdauer und die Erfül-lung der unterschiedlichsten Vor-aussetzungen (versicherungs-pflichtige Tätigkeiten, Deutsch-kenntnisse etc.). Für die Zuwande-rer bedeuten diese Titel eine mehroder weniger große Sicherheit, inDeutschland leben und arbeiten zukönnen, Leistungen in Anspruchnehmen zu können, ja sogar Ein-schränkungen der Bewegungs-und Reisefreiheit.

Allein für Menschen, die politischverfolgt oder vor Krieg und Bür-gerkrieg fliehen, gelten unter-schiedliche Aufenthaltstitel:

Menschen, die in DeutschlandAsyl beantragen, erhalten für dieDauer ihres Verfahrens eine Auf-enthaltsgestattung. Diese bringtzahlreiche Einschränkungen mitsich:

● Residenzpflicht (Verlassen deszugewiesenen Regierungsbe-zirks nur mit Sondergenehmi-gung),

● Arbeitsverbot während der er-sten neun Monate, danach drei

Keine Arbeitserlaubnis, keine Arbeit – außer zu fegen. Betteln ist kein Lebenszweck. (Fotos: Hartmut Gliemann)

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Doch nicht nur für Flüchtlinge gel-ten unterschiedliche Statuten,nach denen sie ihren Aufenthaltbestimmen können, für Einwande-rer bestehen zur Zeit gut ein Dut-zend Titel mit sehr unterschiedli-chen Rechten. Hier nur die Häu-figsten:

Einreisende aus den meisten nichtEU-Staaten brauchen zur Einreiseein Visum, das drei Monate gültigist und den Aufenthalt in allenSchengen-Staaten ermöglicht.

Eine befristete Aufenthaltser-laubnis erhalten Einwanderer, diezu einem bestimmten Zweck (Aus-bildung, Familiennachzug, Ar-beitsaufnahme etc.) einreisen.Wenn nicht gebunden an einenzeitlich konkret absehbaren Zweck– z. B. Studium, befristeter Ar-beitsvertrag – ist sie verlängerbar.

Eine Niederlassungserlaubnis,mit denen Einwanderer nahezu al-le Rechte genießen, erhalten Ein-

wanderer frühestens nach dreiJahren Daueraufenthalt, demNachweis gesicherten Lebensun-terhalts und nach 60 MonatenBeiträgen in die gesetzliche Ren-tenversicherung.

Wenn Unauffälligkeit zur Hauptaufgabe wirdSaskia Geisler

Stellen Sie sich vor, Sie fahrenFahrrad, werden angefahren undihr erster bewusster Gedanke giltder Frage, wie Sie von dort wegkommen, bevor Polizei oder Kran-kenwagen eintreffen. Stellen Siesich vor, Sie haben ein schlaues,neugieriges, siebenjähriges Kind.Doch Sie können es nicht einschu-len aus Angst vor Entdeckung.

Papierlose, Statuslose, Illegale, ir-reguläre Migranten. Die Bezeich-nungen für Menschen, die ohnelegalen Aufenthaltsstatus inDeutschland leben, sind vielfältig.„Illegale“ ist wohl der Ausdruck,den die meisten kennen. Es ist un-sere umgangssprachliche Art zusagen, dass jemand ohne Aufent-haltsstatus in Deutschland lebt.Doch eigentlich zeigt der Begriffan sich schon ein Problem: EinMensch kann niemals illegal sein.Höchstens kann sein Aufenthalt ineinem Land nicht den Gesetzenentsprechen.

Der Weg ins Land

Das Leben ohne Papiere inDeutschland ist kompliziert. Ver-mutungen darüber, wie viele Men-schen hier ohne legalen Aufent-haltsstatus leben, gehen weit aus-einander. Nach einer Schätzungdes BAMF wohnten 2010 inDeutschland 100.000 bis 400.000Menschen ohne Papiere. Entge-gen der landläufigen Vorstellungsind die meisten von ihnen nichtbei Nacht und Nebel über dieGrenze gekommen. Viele der Be-troffenen sind legal mit einem Be-sucher- oder Touristenvisum ein-gereist. Als die Aufenthaltsberech-tigung auslief, sind sie eben nichtzurückgereist, sondern geblieben.Die Gründe dafür sind vielfältig. Eskönnen wirtschaftliche genausowie familiäre oder politische Moti-ve sein, die einen Menschen dazuveranlassen, seine Heimat zu ver-lassen. Meist ist es ein Mosaik ausvielem. Eins ist aber gewiss: DerSchritt zum Leben ohne Papiere

ist ein schwerer, denn er bedeutetauch: Ein Besuch bei der Familiein der Heimat ist so gut wie un-möglich, schließlich müsste mansich spätestens bei der Rückkehrerneut den deutschen Behördenstellen. Denn auch dann tun sichProbleme auf. Da sich die Men-schen ja bislang illegal im Landaufgehalten haben, droht Inhaftie-rung vor der Rückreise. Hier kön-nen NGOs vermittelnd eingreifenund zur Klärung der Situation bei-tragen.

Das Leben in Deutschland

In ihrem Alltag in Deutschland ha-ben die irregulären Migranten vorallem mit vier Kernproblemen zukämpfen: Wohnen, Bildung, Arbeitund medizinische Versorgung.

1. Wohnen

Natürlich ist es für Menschen ohnePapiere schwierig, Wohnraum zufinden. Schließlich wollen undkönnen sie sich nicht offiziell mel-den und ausweisen. Schufa-Aus-

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Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Nachziehende Ehegatten (auchzu Deutschen) müssen im Allge-meinen einen Sprachtest bereitsvor der Einreise absolvieren.

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Was und wer steckt hinter Frontex?Angelika Langenohl-Weyer

Was sich eher anhört wie einPflanzenschutzmittel ist aber dieEuropäische Agentur für operativeZusammenarbeit an den Außen-grenzen Europas. Grundlage ihrerArbeit ist die Verordnung des Ra-

tes der Europäischen Union. Am26.10.2004 verabschiedete derRat der Europäischen Union be-sagte Verordnung zur Schaffungder Agentur Frontex. Ihre Haupt-aufgabe, so sieht es die Verord-

nung vor, sollte in der Verbesse-rung der Koordinierung der opera-tiven Zusammenarbeit zwischenden Mitgliedsländern im Bereichdes Schutzes der Außengrenze lie-gen.

Illegal lebende Menschen bleiben unsichtbar

Bau, Restaurantküchen oderHaushalt. Häufig werden ihnen ih-re Arbeitsrechte vorenthalten, undsie haben keine Möglichkeit, diesearbeitsgerichtlich durchzusetzen.Gewerkschaften haben sich dieserProbleme in speziellen Arbeitskrei-sen angenommen und sind auchgerichtlich gegen Arbeitgeber vor-gegangen, die auf Ausbeutungsetzen. Das Problem ist nur: So-bald die Klagenden vor Gerichtauftreten, verlieren sie ihre Unauf-fälligkeit und werden als Statuslo-se erkannt. Das hat in der Regeleine Rückkehr in ihr Heimatlandzur Folge. Politisch wird diesesProblem mittlerweile auch von derEU erkannt und angemahnt, einklarer Umgang ist aber noch nichtgefunden.

4. Medizinische Versorgung

Das gleiche Problem gilt für denArztbesuch. Menschen ohne Pa-piere und Krankenversicherungsteht zwar per Gesetz die gleicheGrundversorgung zu wie Men-schen, die Asyl beantragt haben.Aber was ist, wenn der Arzt siemeldet? Ein deutschlandweitesNetzwerk vermittelt Hilfesuchendean Ärzte, die sich bereit erklärt ha-

ben, Menschen ohne Papiere zubehandeln, ohne sie weiter zu mel-den. Aber oft trauen sich Betroffe-ne zu spät zum Arzt oder zur An-laufstelle. Dann beginnt ein Kreis-lauf der Überprüfung von Möglich-keiten. Ideal ist dabei immer eineLegalisierung, also das Erreicheneines Statuses und langfristigesBleiberecht in Deutschland.

Auf politischer Ebene war Mün-chen die erste Stadt, die über-haupt bereit war, offiziell anzuer-kennen, dass Menschen ohne Pa-piere dort lebten und eine Studiezum Thema in Auftrag gab. Kölnzog bald nach, und so hatten bei-de Städte Anfang der 2000er Jah-re Materialien mit Handlungsemp-fehlungen vorliegen. Seitdemwächst das Bewusstsein für dieProblemlage von Menschen ohnePapiere. Doch die Mühlen derBürokratie mahlen langsam. Erst2009 wurde festgestellt, dassMenschen, die Statuslosen ehren-amtlich helfen, sich nicht strafbarmachen. Und die ständige Angstvor der Entdeckung bleibt – trotzdes von der EU verstärkten Rechtsauf einen gerechten Lohn oder dieAbschaffung der Meldepflicht beiSchulen.

kunft oder offizieller Mietvertragsind Hürden, die für sie unheimlichschwer zu bewältigen sind. Jederbürokratische Vorgang birgt dasRisiko der Entdeckung. Eine Mög-lichkeit, sich gegen Mietwucher zuwehren, haben die Betroffenen inder Regel nicht. Zwar gibt esNGOs, die sich für die Menschenohne Papiere einsetzen, doch istauch hier sensibles Vorgehen ge-fragt. Ein zu forsches Einforderngeringerer Mietpreise könnte da zueiner Meldung bei den Behördenführen.

2. Bildung

Der Teilaspekt der Bildung betrifftvor allem Kinder. Lange Zeit muss-ten die Schulen bei der Anmel-dung eine Meldebestätigung ein-fordern und waren verpflichtet,fehlende Nachweise weiter zumelden. Mittlerweile ist diesePflicht zwar aufgehoben, dies istaber häufig nicht konkret genug andie einzelnen Schulen kommuni-ziert worden. Letztlich sind die Pa-pierlosen so immer noch einerWillkür ausgeliefert: Sie könnenzur Schule gehen und darauf hof-fen, nicht gemeldet zu werden.Doch das ist ihnen nicht garantiert.So bleibt die Angst, und viele ver-meiden den Kontakt mit der Schu-le aus Furcht. Es sind die Kinder,die darunter zu leiden haben undin Isolation verbleiben.

3. Arbeit

Auch im Bereich der Arbeit sindMenschen ohne Papiere Will-kürakten ausgesetzt. Sie überneh-men Arbeiten, die viele Deutschenicht mehr machen wollen, manspricht von den 3d: dirty, dange-rous, demeaning (dreckig, gefähr-lich und erniedrigend). In diese Ka-tegorie fallen Hilfsjobs auf dem

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Denn: Menschen, die Asyl in derBRD suchen, aber über andereLänder einreisen, in denen keinepolitische Verfolgung stattfindet,haben seit 1993 keine Möglichkeitmehr, als Asylberechtigte aner-kannt zu werden. Sie werden in dieLänder zurückgeschickt, über diesie eingereist sind. Das heißt, dassMenschen auf legalem Weg kaumnoch Möglichkeiten haben, inDeutschland Asyl zu bekommen.Menschenrechtler kritisieren, dassdamit eine Einreise ohne profes-sionelle Helfer (Schlepper) unmög-lich ist. Oder sie kommen auf demLandweg in ebenso überfülltenLKW. Aber der einzige Landweggeht nur über die Türkei. Und derist nahezu dicht und durch hoheZäune und Stacheldraht gesichert.So bleibt auch hier nur noch derWeg über das Mittelmeer nachGriechenland. Die Drittstaatenreg-lung greift hier natürlich.

Damit ist jeder, der es nachDeutschland schafft, gezwungen,über seinen Fluchtweg zu lügen.Das kann beim Verfahren als man-gelnde Kooperation gewertet wer-den. Eine individuelle Einreise istdamit kaum möglich. Wenn über-haupt, bleibt der Weg mit demFlugzeug. Aber dieser ist genausoverbarrikadiert wie die anderenZugänge nach Deutschland. FürAusländer aus sicheren Herkunfts-ländern, die über einen Flughafen

einreisen und bei der Grenzbehör-de um Asyl nachsuchen, ist dasAsylverfahren vor der Einreisedurchzuführen, soweit die Unter-bringung auf dem Flughafengelän-de während des Verfahrens mög-lich ist. Dies gilt auch für Perso-nen ohne Pass oder Passersatz.Gegen eine ablehnende Entschei-dung des Bundesamtes für die An-erkennung ausländischer Flücht-linge (BAMF) kann der Ausländerinnerhalb von drei Tagen vorläufi-gen Rechtsschutz beantragen.Das Verwaltungsgericht soll danninnerhalb von 14 Tagen entschei-den.

Insgesamt wurden im Jahr 2012vom BAMF 8.764 Personen (14,2 %) als Flüchtlinge anerkannt.Bei weiteren 8.376 Menschen(13,5 %) wurden Abschiebungs-verbote festgestellt, weil ihnen imHerkunftsland etwa die Todesstra-fe, Folter für Leib und Leben dro-hen. Diese Menschen sind quasianerkannte Schutzbedürftigezweiter Klasse. Die anerkanntenAsylbewerber setzten sich zusam-men aus: 3434 Iraker, 1472 Iraner,464 Somalier und der Rest ausweiteren Nationalitäten. Im Ver-hältnis zur Bevölkerung hatDeutschland auch im europäi-schen Vergleich nur einen gerin-gen Anteil an Flüchtlingen aufge-nommen.

Praktisch ist dies ein paramilitäri-scher Grenzschutz, der insbeson-dere den Mittelmeerraum vor ille-galer Einwanderung aus Afrika undAsien schützen soll. Jährlich ver-suchen insbesondere aus derSubsahara ca. 120.000 Flüchtlingeüber das Mittelmeer nach Europazu kommen. Flüchtlinge, die esschaffen – wenn sie nicht ertrun-ken sind oder zurückgeschicktwerden –, haben möglicherweiseeine gefährliche Flucht in überfüll-ten Booten hinter sich, aber nurwenige von ihnen, die von dernordafrikanischen Küste aufge-brochen sind, erreichen das eu-ropäische Festland. Sie werdennicht selten von Satelliten, Droh-nen und Frontexschiffen aufge-spürt und zum Teil sogar in ihrenzumeist seeuntüchtigen Bootezurückbeordert.

Wenn es Menschen dennochschaffen, droht ihnen ein Verfahrenwegen illegaler Einreise. Und wennFischer Menschen aus Seenot ret-ten, droht diesen ebenfalls ein Ver-fahren wegen Hilfe zur illegalenEinreise. Die Bürgermeisterin vonLampedusa berichtete, nach einerder wenigen bekannt gewordenenKatastrophen im Oktober 2013 mitmindestens 400 Toten, dass „Fi-scher weitergefahren sind, weil un-ser Land (Italien) schon Prozessewegen der Förderung illegaler Ein-wanderung gegen Fischer und Re-eder geführt hat, nachdem sieMenschen gerettet haben.“

Die weltweite Empörung über das„Drama von Lampedusa“ nötigteden Innenausschuss des Europa-parlaments zu einer Verordnung,nach der die Frontex in Zukunftverpflichtet wird, Flüchtlinge inSeenot zu retten. Gleichzeitig wirdmit dem neuen Überwachungs-programm „Eurosur“ der europäi-sche Grenzschutz mit neuen Über-wachungstechniken aufgerüstet.Mit dem Ergebnis, dass Boote be-reits bei der Abfahrt behindert unddirekt zurückbeordert werden.

Aber die Menschen, die es schaf-fen auf den europäischen Konti-nent zu kommen, haben wegender Drittstaatenregelung kaum ei-ne Chance nach Deutschland zukommen.

Auf überfüllten Booten über das Mittelmeer - Menschen auf der Flucht

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durch das algerische Militär abge-wehrte Flüchtlinge.

2006 nach Umwegen wieder inMali angekommen gründete ich ei-ne Vereinigung der Abgeschobe-nen Zentralafrikas in Mali (Asso-ciation des Refoulés d’AfriqueCentrale au Mali – ARACEM).ARACEM organisiert Projekte, dieUnterstützung anbieten, eine Ver-besserung persönlicher Lebens-umstände versuchen und den ver-wundeten wie verwundbaren Men-schen ihre Würde zurückgebenmöchte. Es sind nahezu 5000 Mi-grantinnen und Migranten, die von

Verwundeten Menschen ihre Würde zurückgeben –eine Flüchtlingsinitiative in Mali Ntamag Elom François Roméo

Mit 15 Jahren habe ich meine Hei-mat Kamerun verlassen und lebtefortan mit meinem Cousin Patriceseit 2003 für drei Jahre als illegalerMigrant zwischen Nigeria, Benin,Niger, Algerien und Marokko, umden Weg nach Europa zu finden.

Opfer bekannter und sich immerwiederholender Ereignisse vorCeuta und Melilla im Jahr 2005wurden Patrice und ich zwangs-rückgeführt und in der Wüste Ma-lis ausgesetzt. Dort kämpften wiranschließend zehn Tage gegenden Durst und gegen den Hungeran, so wie zu derzeit viele andere

François Roméo Ntamag, selbstFlüchtling – und Gründer der Initia-tive ARACEM

zen geht es vor allem um die Iden-tifizierung und Schließung von Zu-gangswegen – „Überleben ist daGlücksache“. Innerhalb Europassteht die Frage der Zuständigkeitim Mittelpunkt – der Zugang zu ei-nem geordneten Verfahren und ei-ne menschenwürdige Versor-gung finden bestenfalls zweitran-gige Berücksichtigung –, „sucheSchutz wo du willst, Hauptsachenicht hier“. Im Aufnahmestaat (hierDeutschland) schließlich werdenFlüchtlinge häufig als „Störfak-tor/Rechtsbeuger“ betrachtet undrechtlich/sozial an den gesell-schaftlichen Rand gedrängt – „werbetrügt, der fliegt“.

Was sagt das über uns alle aus,wenn wir, auch individuell, huma-nitären Anforderungen mit Abwehrund Ignoranz begegnen und dieunübersehbaren Schicksale ver-drängen, selbst wenn sie sich inunserem unmittelbaren Umfeldzeigen? Wo sind Mitgefühl undSolidarität geblieben, wenn derUnterbringung von Flüchtlingen inunserer Umgebung „Argumente“entgegengebracht werden, wie

der angeblich daraus folgende„Wertverlust des Eigentums“?

Der aktuelle Umgang mit Flüchtlin-gen in Europa und vor allem dieOpfer an den Außengrenzen ste-hen im offenen Widerspruch zuunseren angeblichen Grundwer-ten. Dabei verdrängen wir, dassdiejenigen, die anderen die Grund-rechte verweigern, selbst die „Axtan eben diese Grundrechte legen“und sie damit auch für sich selbstgefährden! Der Einsatz für Flücht-linge ist also Einsatz für Men-schenrechte, auch die eigenen!

Quo vadis Europa – Flüchtlingsabwehr oder FlüchtlingsschutzKommentar von Heinz Drucks

Manchmal erreicht das Schicksalvon Flüchtlingen doch die breiteÖffentlichkeit. Leider jedoch meistdann, wenn erneut viele Men-schen bei dem Versuch nach Eu-ropa zu gelangen ihr Leben verlie-ren. Dann vergießen alle die übli-chen Krokodilstränen, zeigen sicherschüttert und geloben, dass soetwas nicht wieder passieren darf.Dies gilt auch und gerade für diePolitik, die der Flüchtlingsproble-matik sonst überwiegend mit stän-digen Verschärfungen und stigma-tisierenden Kampagnen begegnet.Nicht wirklich glaubwürdig, dennwenig später ist die Betroffenheitverflogen, und man beschließtwieder Maßnahmen, die den Zu-gang zur EU erneut erschwerenund damit zugleich das Risiko fürFlüchtlinge weiter erhöhen.

Unzweifelhaft ist der Umgang mitFlüchtlingen in Europa/Deutsch-land vor allem abwehrgeprägt – oban den Außengrenzen, bei der Bin-nenverteilung (Dublin-Verordnung)oder der rechtlich/sozialen Stel-lung im Aufnahmestaat (hierDeutschland). An den Außengren-

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2006 bis 2013 von den Angebotenvon ARACEM profitieren konnten.

Heute leiten Patrice und ich die In-itiative ARACEM mit 14 weiterenMenschen, die sich in drei Aufnah-mezentren in Bamako, Gao undKidal für etwa 100 Migrantinnenund Migranten monatlich einset-zen! ARACEM bietet temporäreNotunterkunft für bis zu drei Tageoder länger für Frauen, Jugendli-che oder Kinder und kranke Men-

schen an. Zudem werden medizi-nische, psychosoziale Betreuungund Beratung sowie individuelleHilfen angeboten. Es findet Unter-stützung bei der Beantragung vonoffiziellen Papieren statt.

Weiterhin trägt ARACEM die Sor-gen der Menschen sowie die Er-fahrungen und Beobachtungender täglichen Arbeit zu offiziellenRepräsentanten und internationa-len Organisationen. ARACEM ist

somit zu einem Referenzprojektder Aufnahme und Unterstützungvon zwangsrückgeführten undnicht-ortsgebundenen Menschen,die sich eben auch durch ihre be-sondere Verletzlichkeit in ihrer Si-tuation auszeichnen, in Westafrikageworden.

Ntamag Elom François Roméo Bamako/Maliwww.aracem.canalblog.com

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zum Trauma wurde. Barca mbaMbarzak – Barcelona oder die Höl-le. Dieser Satz ist in Senegal über-all bekannt: Abhauen oder in einerder urbanen Höllen der afrikani-schen Megacities umkommen.Der Westen erscheint da, befeuertvon Stereotypen, Medienbildern,wohlhabenden Touristen oder Hel-fern, als das gelobte Land.

Was alle Menschen einen mag, dieihre afrikanischen Heimat mit die-ser Perspektive verlassen, ist derWille zur Veränderung und dieHoffnung auf ein besseres Leben:„Yes We Can“. – „Es herrscht inAfrika ein unerschütterlicher Opti-mismus“, schreibt die englischeJournalistin Rose Skelton in ihremBooklet, das alle Songtexte inenglischer Übersetzung bietet.

Was könnten wir lernen, wenn wirdiese CD einlegen? Hinhören!Zuhören! Respekt zeigen! Viel-

leicht liegt auch schon darin – wiees stets der Musik nachgesagtwird – eine heilende Wirkung. Undwir hören Musik, die gut ist, dieklug ist, die zeigt, wie kreativ-mu-sikalisch der afrikanische Konti-nent ist.

Songs About Leaving Africa: Musik über Besseresals den Tod und von Traum und RealitätMarc Stefaniak

Viele Menschen, die ihre afrikani-sche Heimat verlassen haben oderverlassen mussten, leben im wohl-habenden Europa in Armut, Illega-lität und einer einsamen Diaspora.Sie führen ein hartes, zermürben-des Leben, an dem nicht wenigeverzweifeln oder auch nicht seltenzugrunde gehen.

Um vor dem Schmerz, die Heimatüber eine gefahrvolle Reise undmit einer wahrscheinlich erd-rückenden Ungewissheit zu ver-lassen, nicht kapitulieren zu müs-sen, machen einige Pop oder HipHop daraus und singen über ihreErlebnisse und Erfahrungen.

Daraus ist eine sehr zu empfehlen-de Kompilation entstanden: „YesWe Can – Songs About LeavingAfrica“. Sie alle handeln vom Ver-lassen des Kontinents – und einemLeben in einem Europa, das fürviele vom Traum zum Alptraum

„Yes We Can – Songs AboutLeaving Africa” ist bei OuthereRecords, München, erschienen.

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„Aroma Zapatista“ – die Kaffeebohnen liegen zum Trocknen in derSonne.

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Zapatistas in Mexiko: Emanzipation und konstruktive AlternativenHorst Blume

Viele europäische Medien hattenim Vorfeld des 21. Dezember 2012den Weltuntergang oder zumindesteine Katastrophe für die im uraltenMaya-Kalender markierte Zeiten-wende herbei phantasiert. Doch eskam ganz anders. Die Mayasselbst meldeten sich an diesemTag im mexikanischen BundeslandChiapas völlig überraschend miteiner eindrucksvollen Manifestati-on für Land und Freiheit in derWeltöffentlichkeit zurück.

40.000 Zapatistas strömten ausden Dörfern des LakandonischenUrwaldes in fünf Provinzstädte. Mitverhülltem Gesicht, um gesehen zuwerden. Schweigend, um sichGehör zu verschaffen. Einige Stun-den später erschien das bisherkürzeste Kommuniqué in der Ge-schichte der zapatistischen Befrei-ungsbewegung: „Habt ihr dasgehört? Das ist der Klang ihrerWelt, die zusammenbricht. Es istdie unsere, die wiederkehrt.“ DerName der Zapatistas geht zurückauf Emiliano Zapata (1879-1919),den bekannten Führer der langezurückliegenden mexikanischenRevolution im Süden Mexikos.

In Chiapas haben sich seit demAufstand im Jahre 1994 hundert-tausende Menschen zusammen-

geschlossen, um gegen Ausbeu-tung, Armut, Rassismus der wei-ßen Dominanzgesellschaft, Frau-enfeindlichkeit und Umweltzer-störung zu kämpfen. Ihr Ziel: Einselbstverwaltetes Leben in Würdeund Freiheit.

Seit 20 Jahren erkämpften sich dieZapatistas etwa 250.000 Hektarvon Großgrundbesitzern und Staatgeraubtes indigenes Land zurückund nutzen es seitdem für diekleinbäuerliche Selbstversorgung.Zwölf Tage nach dem zwar bewaff-neten, aber schusslos erfolgtenAufstand gegen den hochkorrup-ten mexikanischen Staat legte dieBefreiungsorganisation EZLN 1994die Waffen ab und widmete sichseitdem dem Aufbau unabhängi-ger Parallelstrukturen in den Berei-chen Bildung, Gesundheit, Verwal-tung, Rechtsprechung, Kommuni-kation, Produktion und einer auto-nomen Bank.

Es ist ein Novum in der Geschich-te, dass eine bewaffnete Befrei-ungsorganisation sich bewusstund freiwillig in eine zivile Bewe-gung umwandelt, dabei Hierar-chien abbaut und selbst unterprekären Bedingungen und massi-ver Bedrohung von Militär und be-waffneten Banden Basisdemokra-

tie praktiziert. Seitdem bilden meh-rere Dutzend zapatistische Dörfereinen autonomen Landkreis, meh-rere Kreise eine „rebellische Zone“,von denen es in Chiapas fünf gibt.Dort arbeiten die fünf „Räte derGuten Regierung“, die alle dreiJahre neu gewählt werden. Zapa-tistische Funktionsträger könnenjederzeit abgesetzt werden, wennsie nicht den Willen der Bevölke-rung umsetzen.

Selbst das Gesicht des bekannten„Subcomandante Marcos“ bleibtdurch eine verhüllende Mütze be-deckt. Seine poetischen Manifesteund Bücher begeistern weltweitKulturinteressierte und Intelektuel-le. Doch auch er meidet konse-quent das Rampenlicht und gibt in-zwischen nur noch alle paar Jahreöffentliche Erklärungen ab. Die in-nere Konsolidierung des Projektesist ihm wichtiger, als jeden Monatin den Medien präsent zu sein.

Musikalischer Lautsprecher der za-patistischen Bewegung ist der be-kannte Künstler Manu Chau. Hun-derte Bands eifern ihm nach, so-dass der Sound der Revolte dieAktionen und Massenmeetings derinternationalen globalisierungskriti-schen Bewegungen seit zwei Jahr-zehnten begleitet.

Der Alltag der selbstverwaltetenzapatistischen Gemeinden gestal-tet sich allerdings weniger spekta-kulär. Denn zuerst muss das Über-leben der Menschen gesichertwerden. Die landwirtschaftlichenProdukte aus den kleinbäuerlichgeprägten Gebieten konkurrierenmit subventionierten Einfuhren derAgrarindustrie aus Nordamerikaoder Nordmexiko.

Das kleinbäuerliche Netzwerk LaVia Campesina produziert er-schwingliche, umweltfreundlichhergestellte Nahrungsmittel für denlokalen Markt. Die offizielle Politikder mexikanischen Regierung stelltdiese angepasste Produktionswei-se als rückständig und unmoderndar, um Agrarkonzernen mit hohem

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eine Strategie aus Repression,Desinformation und Korruption,um die zapatistischen Gemeindenim Widerstand einzuschüchtern, zuspalten und Menschen aus demWiderstand herauszukaufen. Nochimmer sind Tausende Soldaten inChiapas stationiert“.

Es ist eine außerordentlich großeLeistung, dass unter diesen widri-gen Bedingungen über zwei Jahr-zehnte hinweg die zapatistischenParallelstrukturen aufrecht erhaltenwerden konnten. Besonders be-merkenswert ist, dass sich die-ses emanzipatorische Projektgrundsätzlich von den westlich-ka-ritativen „Fürsorge“-Konzepten un-terscheidet, mit denen angeblich inihrer Entwicklung Zurückgebliebe-ne mit den Segnungen der „Zivili-sation“ beglückt werden sollen.

Die rund 1000 Gemeinden initiier-ten im August 2013 selbstbewusstdie „Kleine zapatistische Schule“,in der 1500 geladene Gäste aus al-ler Welt vor Ort von ihnen lernenkonnten, wie ihre Selbstverwaltungund ihr Widerstand funktioniert.Durch ihr Beispiel sind sie ein Vor-bild für viele andere Bewegungenin anderen Ländern.

Die zapatistische Form der Ent-scheidungsfindung von unten nachoben unter Einbeziehung aller Be-teiligten ist eine konsequente Ab-sage an elitäre und autoritäre

Machtstrukturen, die in Mexiko vie-len Menschen das Leben schwermachen. Denn das diskursive Mot-to der Zapatistas lautet: „Fragendschreiten wir voran.“

In der BRD gibt es zahlreiche loka-le Gruppen, die Solidaritätsarbeitleisten, öfters nach Chiapas fahrenund zapatistische Kooperativenganz konkret unterstützen, indemsie ihren Kaffee „Aroma Zapatista“und andere Produkte verkaufen.

Infos:

Unterstützungsgruppe „Basta“in Münster: http://www.gruppe-basta.de/

Zeitschrift in deutscher Sprache:http://www.tierra-y-libertad.de/

Kaffee-Vertrieb: www.aroma-zapatista. de/start

Leseempfehlung:

Luz Kerkeling: „¡RESISTENCIA!Südmexiko: Umweltzerstörung,Marginalisierung und indigenerWiderstand“, Unrast VerlagMünster 2013, 576 S., 26,80 E

Film:

„Wenn das Land zur Ware wird.Die Zerstörung der Lebens-grundlagen der indigenen Bevöl-kerung in Südmexiko“. 71 Min.Produktion: Dorit Siemers undLuz Kerkeling: www.zwischenzeit-muenster.de/land-film.html

Flächen-, Gift- und Energiever-brauch die Möglichkeit zu geben,Riesengewinne einzufahren. DieErnährungssouveränität der einhei-mischen Bevölkerung würde damitzerstört. Es ist wichtig, dass zuerstdie lokalen Bedürfnisse der Men-schen befriedigt werden, bevor fürden Weltmarkt produziert wird.

Als besonders gefährlich erweistsich die Regierungsförderung fürden großflächigen Anbau der Öl-palm-Monokulturen. Mit diesen„grünen Wüsten“ lassen sich aufKosten der Umwelt und lokalenBevölkerung schnelle Gewinnemachen. Die biologische Vielfaltwird zerstört, die Niederschlags-menge nimmt ab und das Klimawandelt sich. Die Bauern werdenzunächst mit kostenlosen Setzlin-gen und Düngemitteln geködertund müssen in den nachfolgendenJahren mit den schwankendenWeltmarktpreisen zurechtkommen.Sie haben keine gesicherten Ein-künfte mehr.

Eine weitere Bedrohung stellen tou-ristische Großprojekte dar, die inChiapas massiv und mit viel propa-gandistischen Aufwand gefördertwerden. Vorbild ist das berüchtigteCancun an der Karibik, das für sei-ne miserablen Arbeitsbedingungen,Sex-Tourismus und massive Um-weltschäden bekannt ist. Bereitsjetzt besuchen jährlich 3,5 MillionenUrlauber Chiapas. Mit Luxus-Her-bergen, Restaurants, Supermärk-ten und Hubschrauberlandeplätzeninmitten des Regenwaldes soll einangeblicher Öko- und Abenteuer-tourismus entstehen. Heute schonüberfallen und zerstören von derTourismusindustrie organisierte be-waffnete Banden ganze Dörfer, umIndigene zu vertreiben.

Mit erzwungenen Umsiedlungenversucht die mexikanische Regie-rung die Kleinbauern in enge Ghet-tos einzupferchen und ihre bisheri-ge Lebensweise zu zerstören.Durch diese territoriale Neuordnungsoll der Einfluss der zapatistischenGemeinden eingedämmt werden.

Der münsteraner Chiapas-ExperteDr. Luz Kerkeling charakterisiertdiese Entwicklung folgender-maßen: „Darüber hinaus geht der,Krieg niederer Intensität’ weiter,

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Verhüllung ist oft lebensnotwendiger Schutz gegen Repression – selbstbei der Pflege von Kaffeesträuchern. (Foto: Dorit Siemers)

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Schon früh erwacht in ZekariasKebreab die Sehnsucht nach Frei-heit. Geprägt von den Folgen desKrieges zwischen Eritrea undÄthiopien schreit der fünfjährige1990 den Flugzeugen am Himmelhinterher: „Bitte nehmt uns mitnach Europa.“

Fernsehprogramme und die Ge-schenke seines älteren Bruders,der in Großbritannien studiert,festigen bei ihm das Bild vom rei-chen Europa, in dem jeder soleben darf, wie er möchte. Mona-telang hält er sich versteckt, ent-zieht sich dem Militärdienst, ob-wohl er die drastischen Strafenhierfür kennt, bis er 2002 seineChance in der Flucht sucht, die ihnsowohl physisch als auch psy-chisch an die Grenzen seiner Kräf-te bringt.

Über den Sudan, Libyen und dasMittelmeer erreicht Zekariasschließlich Europa. Und wird herbenttäuscht, denn hier ist er keines-wegs willkommen. Nicht in Italien,nicht in Österreich und auch nichtin Deutschland. Eindrucksvoll er-zählt er von den Ängsten abge-schoben zu werden, von Massen-unterkünften ohne Privatsphäre,von erneuter Flucht und Illegalitätin Europa, den Problemen sichnicht frei bewegen zu dürfen unddem „Alleingelassenwerden“ inder Fremde.

Zekarias Kibraeb: Hoffnung imHerzen, Freiheit im Sinn – Vier Jah-re auf der Flucht nach Deutsch-land (Bastei Lübbbe, 2011) überseine Flucht aus Eritrea über denSudan und Libyen nach Deutsch-land. Claudia Kasten

Wer meint, die Entscheidung seineHeimat und Familie hinter sich zulassen, sei eine einfache Entschei-dung, ist sicherlich in einem Landaufgewachsen, in das es immer ei-ne straffreie Rückkehr gibt.

Für Flüchtlinge gibt es diese Wahl-freiheit meist nicht. Flucht ist mehrals nur der Wunsch nach einem„besseren Leben“. So wie für denEritreer Zekarias Kebreab. Ein-drücklich schildert er seine vier-jährige Flucht, bis er endlich inDeutschland eine neue Heimat fin-det. Er schreibt über seine Hoff-nungen und Ängste, von Zusam-menhalt und Verrat. Und er machtdeutlich, dass Berichte und Ge-schichten anderer, von Gefahrenund Enttäuschungen nicht vielzählen, wenn der Traum von Frei-heit tief verankert ist.

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Rezension

Hoffnung im Herzen – Freiheit im Sinn

Salim herausfindet, wie er einenBrief zu Samia schmuggeln lassenkann.

Der Brief dient als Klammer zwi-schen den Episoden, die nun fol-gen. Denn statt Salims Warten aufAntwort zu begleiten, folgen wirdem Brief auf seiner Reise und er-halten so kurze Einblicke in die Le-ben der Menschen, durch derenHände die Botschaft geht. Dabeiüberzeugt der Roman durch eineklare, prägnante Sprache, die dieGefühlswelt der jeweiligen Prota-gonisten realistisch nachzuzeich-nen versteht. Abbas Khider gelingtes, das Leben mit Humor zu schil-dern und dennoch die Augen nichtvor der Grausamkeit der Realitätzu verschließen.

Am Ende der Reise lesen wir dieNachricht an Samia und begegnenso Salim erneut. Der Roman lässtdurch seine Erzählstruktur die Iso-lation des Exils, den drastischenSchnitt und Verlust, den eineFlucht bedeutet, auch für den Le-

Rezension

Das Exil, die IsolationSehnsucht. Das ist wohl der zen-trale Begriff, der Abbas KhidersRoman „Brief in die Auberginenre-publik“ zugrunde liegt. Sehnsuchtnach der Heimat, Sehnsucht nachder Liebe, Sehnsucht nach Nor-malität, Sehnsucht nach Freiheit.Und letztlich auch Sehnsucht nachsich selbst und dem Leben, dasman sich erhofft hat.

„Brief in die Auberginenrepublik“spielt Ende der 1990er Jahre undbeschreibt, wie der junge IrakerSalim versucht, seiner FreundinSamia einen Brief zu schicken.Das Problem: Zwischen ihnen lie-gen mehrere Landesgrenzen.Salim ist nach Libyen geflohen,nachdem er im Irak festgenom-men und gefoltert worden war.Zwei Jahre hat Salim nichts von ihrgehört und hat ihr doch täglich ei-nen Brief geschrieben – den erdann doch nicht abschicken konn-te aus Angst, sie erst mit dieserPost wirklich zu verraten.

Die Romanhandlung setzt ein, als

ser erlebbar werden.Abbas Khiderwurde 1973 in Bagdad geborenund floh 1996 aus dem Irak. SeinRoman „Brief in die Auberginenre-publik“ erschien 2013 bei EditionNautilus.

Saskia Geisler

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„Minderwertigkeit“ Brasiliens aus.Bei der WM 2010 hingegen er-zeugte die Niederlage gegenHolland zwar Frust und Wut, aberkeine tiefer gehenden Selbstzwei-fel mehr.

Denn gerade wenn es um die Na-tionalmannschaft geht, steht nichtallein die Frage nach dem Erfolg,sondern die Frage, wie denn ge-spielt werden sollte, im Zentrumdes Interesses. Die meisten Brasi-lianer/-innen insistieren darauf,dass es beim Fußball nicht nur umden Sieg geht, sondern auch umdas schöne Spiel – jogo bonito –oder um den futebol-arte, um dieFußballkunst.

Diese nationale Debatte zwischenErfolgsorientierung und dem jogobonito erlebte einen neuen Höhe-punkt während der letzten WM.Nach dem Debakel bei der WM inDeutschland 2006 ernannten dieVertreter/-innen eines erfolgsori-entierten, effizienten FußballsDunga zum Nationaltrainer. Dungaverkörperte die Abkehr von allem,was dem futebol-arte wichtig war.Disziplin und Ergebnisorientierungwaren die zentralen Begriffe desTrainers.

Nie war die Stimmung während ei-ner WM wohl so schlecht wie2010. Fast eine gesamte Nationschimpfte auf Dunga und seinenFußball der Ergebnisse. Dunga

versuchte dem mit einem Appellan den Patriotismus zu begegnen,jedoch ohne Erfolg.

Wir wissen, was geschah. Nach ei-ner recht mittelmäßigen Perfor-mance in der Vorrunde schied Bra-silien in Achtelfinale mit einem un-rühmlichen 1:2 gegen Holland aus.Der Fußball der Resultate versagtegerade in dem, was sein einzigesVersprechen war: dem Erfolg.Nach der Niederlage war der Frustgroß – aber mitnichten vergleich-bar mit der tragischen Stimmungnach der Niederlage von 1950.Brasilien braucht den Fußball nichtmehr so wie damals, um sich alsNation zu erkennen.

Aber Brasilien nutzt den Fußball,um sich darüber zu verständigen,welchen Entwurf, vielleicht auchwelchen Traum man von Land undLeben hat. Eine Vision und einTraum, in dem nicht nur der Erfolgzählt, sondern auch die Schönheit.Der Aufstieg des Jungstars Ney-mar mit seinen unglaublichenDribblings hat in Brasilien wiederdie Hoffnung aufkeimen lassen,dass das jogo bonito doch nocheinen Platz im modernen Fußballhat und dass sich eine Nation mitihren Hoffnungen und Ambitionendarin wiederfinden kann. Es gehtauch bei der WM 2014 natürlichum Fußball, aber damit gerade in Brasilien um mehr als um Fuß-ball.

Fußball ist unser LebenThomas Fatheuer

Kaum ein Land identifiziert sich somit dem Fußball wie Brasilien. Je-der Mensch, der Brasilien besucht,wird rasch die Allgegenwärtigkeitdes Fußballs erleben. Es wird nichtnur an allen möglichen und un-möglichen Orten gespielt, sondernvor allem unglaublich viel überFußball geredet, gelacht, ge-schimpft und geflucht.

Für manche ist dies mehr als Lei-denschaft und Freude am Fußball.Der brasilianische AnthropologeRoberto de Mata hat vor über 20Jahren die These aufgestellt, dassin einem Land, in dem Institutio-nen schwach entwickelt oder – wiedie politischen Parteien – extremdiskreditiert sind, Fußball, Musikund Religion die wichtigsten Quel-len der sozialen Identität sind.Außerdem bietet Fußball eine zen-trale Botschaft für Demokratie undsoziale Mobilität an: auf dem Feldentscheidet nicht der Einfluss dei-ner Familie, nicht deine Hautfarbe,sondern allein die Leistung.

Nun ist Brasilien heute eine auf-strebende Wirtschaftsmacht, dieWährung ist stabil und das politi-sche System mag mangelhaftsein, aber nicht brüchig. Fußballist zwar nach wie vor wichtig, abervielleicht nicht mehr so zentral, wieMatos vermutete. Die Niederlageim Endspiel der WM 1950 in Brasi-lien gegen Uruguay löste damalseine heftige Diskussion über die

Fußball geht immer und überall – auch barfuß! (Foto: Günter Schulz)

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Mit einem neuen Angebot für Klas-sen möchte der PädagogischeKreis von FUgE Schülern/-innenunterschiedlicher Altersgruppendas Thema „Fairer Handel“ näherbringen. Die Unterrichtseinheitendauern 90 Minuten und finden imWeltladen in der Widumstraße 14statt. Die Kinder und Jugendlichenerleben den Weltladen als einenOrt des fairen Handels und lernendie Bedingungen und Grundlagendafür kennen. Ihnen soll bewusstwerden, dass auch sie schondurch ihr Konsum- und Einkaufs-verhalten Einfluss haben und Ver-änderungen bewirken können.

Gemäß der Erfahrungswelt dereinzelnen Altersgruppen sind dieThemenfelder unterschiedlich ge-wichtet. Während der Unterrichts-einheit kommen unterschiedlicheLehrmethoden zum Einsatz. Sodürfen die Kinder und Jugendli-chen in Kleingruppen probieren,recherchieren und eigenständigeErfahrungen sammeln. Kurzfilmeverdeutlichen einzelne Aspekte.Abschließend entwickeln die Klas-sen Alternativen zum Massen- undBilligkonsum, die sowohl den fai-ren als auch den regionalen Han-del mit Konsumgütern und dieökologischen Aspekte sowie dieKlimabilanz mit einbeziehen.

Grundschule

Die Unterrichtseinheit für dieGrundschule erklärt den fairen Han-del am Beispiel Kakao und Schoko-lade. Selbstverständlich darf hierauch Schokolade probiert werden.

5.-7. Klasse

Die Unterrichtseinheit für den 5.-7.Jahrgang legt den Schwerpunktauf faire und unfaire Arbeitsbedin-gungen, Kinderarbeit und die un-gerechte Verteilung von Einkom-mensmöglichkeiten in den reichenund armen Ländern. Produktbei-spiele aus dem Weltladen verdeut-lichen die Problematik.

8.-10. Klasse

Der 8.-10. Jahrgang beleuchtetdas Thema anhand der Problema-tik (un-)fairer Kleidung. Als Beispieldient die Jeans. Ihr Weg wird vomRohstoff Baumwolle bis zu ihrerVermarktung verfolgt.

Sek. II

Selbstverständlich wird auch wei-terhin die Sek. II in das Projekt mitWunschthemen einbezogen undProjekttage und -wochen durch Re-ferate und Materialien unterstützt.

Hier steht den Gruppen Marcos daCosta Melo hilfreich zur Seite (Tel.41511 oder [email protected])

Mediothek

Die umfangreiche Mediothek bie-tet Lehrern/-innen und Schülern/-innen ein großes Angebot an kos-tenfreien Materialien, die im FUgE-Weltladen für Referate, Unter-richtseinheiten oder Projekttageausgeliehen werden können.

Für die Unterrichtseinheiten wirdum eine Anmeldung mindestenszwei Wochen vor dem Wunschter-min gebeten. Weitere Informatio-nen und Anmeldungen bei Swant-je Faulenbach, Tel. 13420, [email protected].

Der pädagogische Kreis setzt sichderzeit aus sechs ehemaligen Leh-rerinnen und Lehrern zusammen

„Fairer Handel“ für Klassen Swantje Faulenbach

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Swantje Faulenbach bringt Schüler/innen den fairen Handel spielerischnäher.

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Autofasten – 7 Wochen „ohne“Matthias Eichel und Claudia Kasten

Die Passionszeit ist eine christli-che Fastenzeit, in der der bewuss-te Verzicht auf allzu lieb geworde-ne Dinge – wie zum BeispielFleisch, Nikotin, Alkohol oderSüßigkeiten – dazu helfen soll,sich auf Wesentliches im Leben zukonzentrieren. Die Frage nachdem eigenen Lebensstil, nachWerten und Wertigkeiten im Lebenrückt dabei in den Fokus. Die Akti-

on „Autofasten“ greift die Fragenach einem bewussten Verzichtund die Neuorientierung des Ver-haltens auf mit dem Appell, für ei-nige Wochen etwas auszuprobie-ren, was man für sich gerne neuentdecken und einüben möchte.Dazu gehört ein klimafreundlichesMobilitätsverhalten, das zugleichfür Gesundheit und Geldbeutel gutist.

Die größte Sorge des kleinen Vor-bereitungsteams war, dass dieIdee vom „Autofasten“ auf keineResonanz stößt. Wie man sichdoch täuschen kann. Rund 140Menschen machen mit! Sie lassenihr Auto so oft wie möglich stehen.Denn das war von Anfang an dieOption: Niemand muss komplettauf sein Auto verzichten, aber je-der Teilnehmer sollte versuchen,dies so oft wie möglich zu tun undsich damit bewusst für ein Ver-kehrsmittel entscheiden. Es istenorm, wie viele Kilometer dabei„gefastet“ werden. Der öffentlicheNahverkehr und die Fuß- und Rad-kilometer halten sich dabei dieWaage. Die eingesparten PKW-Ki-lometer hätten schon in den erstenvier Wochen einmal die Erde um-rundet! Am Ende werden wir esvielleicht sogar zwei Mal geschaffthaben. Dabei wurden allein in denersten Wochen rund 8000 kg CO2eingespart. Eine tolle Leistung undein wertvoller Beitrag zum Klima-schutz!Etliche Hammer Prominente unterstützen die Aktion „Autofasten“.

Hammer Apfelsaft kommt 2014 wieder! Claudia Kasten

Der Hammer Apfelsaft ist ein Er-folgsprojekt, das auch 2014 fort-geführt werden soll. Gemeinsamzogen die Akteure für das HammerApfelsaftprojekt – FUgE, Natur-freunde Hamm-Mitte und Natur-schutzbund in Hamm zusammenmit Getränke Schürmann und derObstkelterei Fichtner in Beckum –in diesen Tagen Bilanz. Voller Elanwollen sie gemeinsam im kom-menden Herbst das Projekt mitzwei Sammelterminen ausweiten.

Nachdem im letzten Vierteljahr2013 innerhalb von nur drei Mona-ten über 800 Fünfliter Gebinde mitca. 4000 Litern Apfelsaft von Ham-mer Obst- und Streuobstwiesenverkauft werden konnten war klar,dass dieses Projekt weiter geführtwerden musste. Denn auch dieRückmeldungen der Verkaufsstel-len waren insgesamt sehr positiv

und die Nachfrage viel größer alsdas Angebot. Mit der abschlie-ßenden finanzellen Bilanz konntesogar ein kleiner Überschuss inHöhe von 276,63 Euro ausgewie-sen werden, der in diesem Herbstin Absprache mit dem Umweltamt

der Stadt Hamm mit der Pflanzungvon Apfelbäumen auf Streuobst-wiesen ökologisch sinnvoll umge-setzt wird. Die neuen Sammelter-mine im September und Oktoberwerden rechtzeitig bekannt gege-ben.

Mehr Äpfel als erwartet: die Apfelankauf-Aktion 2013(Foto: Ulrich Schölermann)

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der Liste. Aber auch die Ge-spräche mit den Freunden, dassman wacher ist, die Familie Geldspart und nicht zuletzt dass esumweltfreundlich ist, werden ge-nannt. Für mich persönlich kommtda noch ein weiterer Aspekt hinzu:Die Kinder lernen, dass es Alterna-

tiven zum Auto gibt, und dasmacht mir Hoffnung.

Das Verkehrszähmerprogrammfinden Interessierte unter: www.vrsinfo.de/service/mobilitaetsmanagement/schulen/verkehrszaehmer.html

Zu Fuß zur SchuleClaudia Kasten

Das „Taxi Mama“ scheint stetsstartklar. Zeit und Sicherheit wer-den hierbei von den Eltern als häu-figste Gründe genannt, die Kinderzu fahren. Dabei entsteht jedochdas Paradox, dass gerade dieserVerkehr ein Risiko für die Kinderdarstellt. Viele Kinder der Grund-schule im Grünen Winkel habendies erkannt und kommen seitdemfreiwillig zu Fuß zur Schule. Vor-ausgegangen waren rund zehn-stündige Unterrichtseinheiten inden zweiten und vierten Klassender Schule. Die Kinder bildetendaraufhin in ihrer Nachbarschaftklassenübergreifende Laufgemein-schaften – teilweise ohne dass siedie Eltern eingeschaltet haben.

Gearbeitet wurden mit dem Ver-kehrszähmerprogramm, Unter-richtsmaterialien, die vom VRSkostenlos zur Verfügung gestelltwerden. Das integrierte Zauber-stern-Belohnungssystem erleich-terte den Einstieg und motiviertedie Kinder zusätzlich, möglichsthäufig zu Fuß und mit angezoge-ner Warnweste zur Schule zu kom-men. Denn nur wer zu Fuß und mitWarnweste unterwegs war, konntefür den Klassenverband Sternesammeln. Bei einer bestimmtenPunktzahl wurde mit den Kindernim Rahmen des Unterrichts etwasBesonderes gemacht.

Fazit: „Zu Fuß zur Schule“ machtden Kindern Spaß. Sie könnenzahlreiche Gründe aufzählen, wa-rum es gut ist zu Laufen. Verkehrs-sicherheit steht da ganz oben auf

Freiwillig zu Fuß zur Schule: Schüler/innen der Grundschule im GrünenWinkel.

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Die „Faire Metropole Ruhr“ Marcos Antonio da Costa Melo

Am 20. November 2013 fand aufdem Gelände des Land-schaftsparks Duisburg die Aus-zeichnung des Ruhrgebiets als„Faire Metropole Ruhr“ statt. 21Fairtrade-Kommunen, unter ihnendie Stadt Hamm, haben den Wegzur Titelverleihung an die ersteGroßregion Deutschlands geeb-net. Die als Fairtrade Towns schonausgezeichneten Kommunen ma-chen zusammen mehr als 70 Pro-zent der Einwohnerzahl des Ruhr-gebiets aus, mit dem Kreis Weselfast 80 Prozent der Einwohner desReviers (siehe Karte). Insgesamtleben also rund vier Millionen Ein-wohner in der Fairen Metropole.

Die Frage nach der Identität und dem Aufwand

Die Auszeichnung „Faire Metropo-le Ruhr“ hat einen besonderenStellenwert fürs Ruhrgebiet, weiles viele Unterschiede der Zu-gehörigkeit der Städte und Unei-nigkeiten über die Arbeit der Be-werbung als Fairtrade-Town gibt.Wenn man den Verwaltungsauf-wand bei der Erhebung der Ver-fügbarkeit der Fairtrade-Produkteoder der im Bereich Fairer Handelaktiven Schulen, Vereine und Kir-che in einer großen Stadt wie Dort-mund, Essen und Duisburg be-trachtet, wundert man sich nicht,dass einige Kommunen die Ent-scheidung für die Bewerbung alsFairtrade-Town verschoben ha-ben. Darüber hinaus stellt manspätestens in der Steuerungs-gruppensitzung fest, dass es mitder Beteiligung der Gastronomensehr schwierig wird, auch wenn esnur darum geht, dass die Gastro-nomiebetriebe nur zwei Fairtrade-Produkte anbieten müssen. Zu-dem schafften die Initiatoren nurmit Mühe, dass wichtige Akteurein einer Lenkungsgruppe mitwir-ken. Die Fairtrade-Town-Kampa-gne stieß daher vor zwei Jahrennicht überall auf Zustimmung undPartizipation im Revier. Umso be-merkenswerter ist die Tatsache,dass die Kommunen des Ruhrge-

bietes mit ihren lokalen Akteuren inder Kampagne „Faire MetropoleRuhr“ einig geworden sind.

Bei der Auszeichnung „Faire Me-tropole Ruhr“ betonte Dr. Marc JanEumann, NRW-Staatssekretär fürBundesangelegenheiten, Europaund Medien, zutreffend den Vor-bildcharakter des Titels: „Durchdie Auszeichnung setzt das Ruhr-gebiet ein starkes Zeichen. DieRegion nimmt ihre globale Verant-wortung ernst und ergreift konkre-te Maßnahmen, um ihr gerecht zuwerden.“ Bereits 2010 hatte sichdas Ruhrgebiet durch die MagnaCharta Ruhr.2010 verpflichtet, aufProdukte aus ausbeuterischer Kin-derarbeit zu verzichten. Die Orga-nisatoren und Initiatoren der Aus-zeichnung, die Akteure des Netz-werks Faire Metropole Ruhr, sehendaher den Weg zur „Fairen Metro-pole Ruhr“ als logische Schluss-folgerung.

Verständnis von globalenZusammenhängen

Die Auszeichnung „Faire Metropo-le Ruhr“ bewirkt zunächst keinesubstanzielle Veränderung desKonsumverhaltens oder der Um-strukturierung etwa des Beschaf-fungswesens im Ruhrgebiet. Sieist jedoch ein wichtiger Schritt fürdas Verständnis von globalen Zu-sammenhängen und für mehr En-gagement für den Fairen Handelauf kommunaler Ebene. Die sehrunterschiedlichen Beteiligten derKirche, Weltläden, Schule, Presse,Politik und Wirtschaft kommenerstmals zusammen, um ein ge-meinsames Vorhaben für ihre Ge-meinde/Stadt zu definieren. Die Ei-ne-Welt-Akteure entdecken vor al-lem, dass nicht nur die Konsumen-ten der Kommune ihre Zielgruppeist, sondern auch die Politik unddie Wirtschaft. D. h., man geht aufdie Politiker der unterschiedlichenParteien, auf die Journalisten derlokalen Zeitung und nicht zuletztauf die Mitarbeiter/-innen sowieEigentümer/-innen unterschiedli-cher Handelsgeschäfte zu. So bil-

det die Fairtrade-Towns-Kampa-gne eine Struktur, vor allem vertre-ten durch die Steuerungsgruppender Kommunen, die auf Partizipa-tion basiert und die Bedeutungdes Fairen Handels kommuniziert.

Aus der Nische in die Mitteder Gesellschaft

Das Netzwerk Faire MetropoleRuhr spielte mit seinen Inputs,dem Mitwirken der Regionalpro-motoren, seiner Hilfestellung undNetzwerkarbeit eine zentrale Rollefür die Bündelung der Fairtrade-Towns-Kampagne aus unter-schiedlichen Kommunen desRuhrgebiets hin zur Auszeichnung„Faire Metropole Ruhr“. Entschei-dend bleibt weiterhin die Arbeitder Steuerungsgruppe vor Ort, diewichtige Akteure zusammenbringtund Klarheit über die finanziellenGesichtpunkte und den Verwal-tungsaufwand schafft. Sie bringtsomit den Fairen Handel aus derNische in die Mitte der Gesell-schaft.

Aus der Struktur des FairenHandels lernen

Die Kampagne war immer dortsehr erfolgreich, wo die Initiatorin-nen und Initiatoren eine breite Ba-sis von Akteuren aus der Zivilge-sellschaft, Politik und Wirtschaftaufbauen konnten. Dabei konntensie verständlich machen, dass esum die Unterstützung von Klein-produzenten in Afrika, Asien oderLateinamerika geht und der FaireHandel ein zuverlässiges Instru-ment bei der Bekämpfung vonausbeuterischen Kinderarbeit undArmut ist.

Weitere Infos unter www.faire-metropole-ruhr.de d

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und inhaltlicher Arbeit ihres La-denteams planen. Nicht zuletztwird das Thema regionale Kampa-gne, Erfahrung mit dem Weltladen-tag sowie mit der Fairen Woche ei-ne Rolle spielen.

Der Impuls des NetzwerksFaire Metropole Ruhr

Aus verschiedenen Gründen istdie Auszeichnung der „Fairen Me-

tropole Ruhr“ für die Initiatorendes Netzwerks Faire MetropoleRuhr, zu dem FUgE Hamm auchgehört, nur ein Etappenziel. Weite-re Pläne sind bereits gefasst: Zielist es, jede einzelne Kommune desRuhrgebiets zur Fairtrade Townauszuzeichnen und den FairenHandel bei der breiten Bevölke-rung sowie in der öffentlichen Be-schaffung voranzutreiben. „Selbst-

Faire Metropole Ruhr unddie Hellwegregion

Mit dem Titel „Faire MetropoleRuhr“ am 20. November 2013wurden aus der Hellwegregion dieStadt Hamm und aus dem KreisUnna Fröndenberg, Holzwickede,Lünen, Unna und Werne ausge-zeichnet. Es folgte dann die StadtSchwerte, die am 10. April 2014als Fairtrade Town ausgezeichnetwurde. Aus dem Kreis Unna fehlensomit nur Selm, Bergkamen, Ka-men und Bönen (siehe Karte). DieÜberzeugungsarbeit der Eine-Welt-Gruppen der Hellwegregionkennzeichnet sich durch politischeSensibilität, die zu einem politi-schen Konsens in den Gremiender Gemeinde- und Stadträte undsomit für eine erfolgreiche Bewer-bung als „Fairtrade-Town“ geführthat.

Eine der vielen positiven Ergebnis-se der Auszeichnung im Novem-ber in Duisburg ist das Zusam-menkommen zwischen Engagier-ten der Weltläden aus Hamm, Un-na und Werne, die ein gemeinsa-mes Seminar zu ihrer Partizipati-onsstruktur, zu ihren Projekten mitden Schulen, aber zu praktischer

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Strahlende Gesichter bei der Auszeichnung der „Fairen Metropole Ruhr“am 20. November 2013 im Landschaftspark Duisburg: (v.l.) Marc Beren-des (Stadt Hamm), Marcos da Costa Melo, Christel Weiß, Dr. Karl Fau-lenbach (FUgE Hamm), Marc Jan Eumann (Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen) und Dieter Overath (Fairtrade Deutschland)

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Soest und in Ahlen Schule. Nachder Auszeichnung der StädteLippstadt und Soest als Fairtrade-Towns kam Mitte Februar 2014 imBürgersaal von Haus Biele dieAuszeichnung von Lippetal als„Fairtrade-Gemeinde“. Initiatorender sehr gut vernetzten Kampagnein Lippetal waren der Eine-Welt-Laden Oestinghausen und der Ei-ne-Welt-Laden Lippborg.

Inzwischen sind die Fairtrade-Towns-Bewerbungen von Werlund Geseke auf dem Weg zu Fair-trade Deutschland. Die Steue-rungsgruppe aus Werl ist durch einbreites Bündnis von Akteuren ausdem Vita communis e. V., der Kir-che, der Schule und dem Agenda-Büro der Stadt Werl sehr gut auf-gestellt. Entschlossenheit undKraft stellt man auch in der Bewer-bung als Fairtrade-Town der Ge-meinde Geseke. Die Initiative kamvon den Akteuren des Eine-Welt-Ladens Regenbogen, die im Lauf

der Bildung der Steuerungsgruppegroße Zustimmung der Politik, Kir-che und Wirtschaft bekommen ha-ben. In den kommenden Monatenwarten wir daher auf weitere feier-liche Auszeichnungen in der Hell-wegregion.

Weiter so

Wir warten auch auf weitere positi-ve Entwicklungen in Ahlen, Berg-kamen, Bönen, Kamen und Selm,die uns wegen der Symbolkraftder Auszeichnungszeremonienund der tiefgründigen Vernet-zungsarbeit unterschiedlicher Pro-tagonisten der Hellwegregiongroße Veränderungen unserer Ge-sellschaft durch die Eine-Welt-Be-wegung versprechen.

verständlich stehen wir den Kom-munen mit Rat und Tat zur Seite –schließlich wollen wir in zwei Jah-ren die Erneuerung des Titels fürdie Region erreichen und gerneauch Ziele darüber hinaus“, soVera Dwors, Sprecherin des Netz-werks Faire Metropole Ruhr. ImJahr 2014 geht das Netzwerk mitdem Projekt Faire KiTa, siehewww.faire-kita-nrw.de, intensiv an.Darüber hinaus arbeitet das Netz-werk auch durch die Schirmherr-schaft von Manfred Breuckmannweiter daran, den Satz „Fairnessgilt nicht nur auf dem Platz“ mitLeben zu erfüllen: „Wir wollen,dass die Fußballvereine im Ruhr-gebiet faire Bälle ins Spiel brin-gen“, ergänzt Markus Heißler,Sprecher des Netzwerks. Ein wei-teres Highlight des kommendenJahres ist die Fair-Handels-MesseFA!R vom 5. bis 7. September2014 in Dortmund, an der sich dasNetzwerk beteiligt. Für sein her-ausragendes Engagement erhieltdas Netzwerk Faire MetropoleRuhr 2012 den Fairtrade Award inder Rubrik Zivilgesellschaft.

Fairtrade-Town-Akteure imKreis Soest

Das Engagement aus der „FairenMetropole Ruhr“ macht im Kreis

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Christian Neuhaus unterzeichnet Sommer 2013 im Name der Steue-rungsgruppe Lippetal die erfolgreiche Bewerbung der Gemeinde.

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Kontakt: Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung (FUgE)Dorothee BorowskiTelefon (0 23 81) 4 15 11Telefax (0 23 81) 43 11 52E-Mail: [email protected]

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Umweltpreis verliehen

„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, eswäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ Mit dem Zitatder Rockband „Die Ärzte“ überreichte der Vorsitzende desUmweltausschusses, Volker Burgard, den Umweltpreis derStadt Hamm an das Forum für Umwelt und gerechte Ent-wicklung (FUgE) und den Eine-Welt-Laden St. Regina Rhy-nern. Er lobte das ehrenamtliche Engagement der beidenPreisträger, die in Hamm viel dazu beitrügen, dass sich dieWelt positiv verändere und Bio und fair „nicht mehr mit demMakel der Selbstaufopferung und des Verzichts verbundensind“. Eine Feststellung, die auch Oberbürgermeister Tho-mas Hunsteger-Petermann unterstrich. Er hob zudem dasgelungene Apfelsaft-Projekt von FUgE, NABU und Natur-freunde Hamm-Mitte hervor, das in ganz vorbildlicher Wei-se dazu beitrüge, Transportwege zu verkürzen und heimi-sche Produkte lokal zu vermarkten. In seinen Dankwortenbat FUgE-Vorsitzender Dr. Karl Faulenbach noch einmaldarum, beim Einkauf und auch in der Gastronomie immerwieder nach Produkten aus dem Fairen Handel zu fragen.

Neue Wege bei Mitgliederversammlung

Wo sehen die FUgE-Mitglieder und -Freundedas Netzwerk im Jahr 2020? Wie können Eh-renamtliche gewonnen, begeistert und gehal-ten werden, oder wie kann der Weltladen mehrKunden gewinnen, den Umsatz und die Gewin-ne steigern? Dieser und weiterer Fragen wurdemit dem „World Café“ während der Mitglieder-versammlung am 26. März nachgegangen. Anfünf Tischen wurde in Kleingruppen intensivdiskutiert. Nach zehn Minuten wurden die Ti-sche gewechselt und die Gruppen durch-mischt. Am Ende des kreativen Gedankenaus-tausch zur Zukunft von FUgE wurden unter derLeitung von Daniela Kaminski die Ergebnissekurz vorgestellt, und alle Anwesenden erhieltendie Möglichkeit, die für sie wichtigen Punktenoch einmal zu dokumentieren. In der nächstenFUgE-News erfahren Sie, zu welchen Ergebnis-sen die FUgE-Mitglieder gekommen sind.

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FUgE-Mitglieder arbeiten in der Zukunftswerkstatt der Mitgliederversammlung vom 26.03.2014 im Cafe Komma.

Akteure des Weltladens Rhynern und des FUgE-Weltladens nehmen den Umweltpreis 2014 der Stadt Hammentgegen.

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Kandidaten OB Thomas Hunste-ger-Petermann (CDU), DennisKocker (SPD), Marion Josten (DieLinke) und Volker Burgard (DieGrünen) über ihre Vorhaben zu lo-kaler Mobilität, Fairem Handel,globaler Verantwortung und kom-munalem Klimaschutz. Mod.: Det-lef Burrichter (WA).

Der Eintritt ist frei.

Kampagne für SaubereKleidung

Di., 27.05.2014, 17.00 Uhr, Pädagogisches Zentrum, Stadthausstr. 3, Hamm

Kirsten Clodius,Christliche Ini-tiative Romero(CIR) und Kam-pagne für Sau-bere Kleidung(CCC), sprichtüber die Hinter-gründe derausbeuterischen Produktionsbe-dingungen bei Textilien weltweit.

Wie geht der deutsche Textilhan-del damit um? Wie können wir Ka-tastrophen, wie in Bangladesh,verhindern? Mod.: Wolfgang Lan-ger, Sprecher der Steuerungs-gruppe Fairtrade-Town Hamm.

Der Eintritt ist frei.

Juni 2014

„Weniger ist mehr“Die Postwachstums-gesellschaft

Do., 12. Juni 201419.30 Uhr, VHS Hamm

Soll Wachstum in der Krise alleWunden heilen? Hilft uns eine

„grüne Öko-nomie" oderist das alterWachstums-Wein in grü-nen Schläu-chen?

Dr. NikoPaech, Prof.der Volks-wirtschaft ander Uni Oldenburg, spricht übersein Buch „Befreiung vom Über-fluss“ und Wege zu einer Post-wachstumsgesellschaft, welchedazu beiträgt, die Überlastung desPlaneten zu beenden.

Eintritt: 4,00 Euro (erm. 2,00 Euro)

18. Eine-Welt und Umwelttag

Sa., 28. Juni 2014, 11.00 bis17.00 Uhr, Marienschule Hamm

Am 28. Juni 2014 organisiert FUgEden 18. Eine-Welt-und-Umwelttagentlang der Franziskanerstraße ander Marienschule Hamm. Unterdem Motto „Klimaschutz und Mo-bilität“ befassen sich einige Akteu-re an ihren Infoständen mit rege-nerativer Energie und klimafreund-licher Mobilität, andere mit Recyc-lingsystemen, Naturkatastrophen,Umweltflüchtlingen und Migration.Die Themenvielfalt ist riesig. Es fin-det außerdem eine Talkrunde zuglobaler Gerechtigkeit statt. Eswerden Mitmach-Aktionen ange-boten und Filme zu Umweltschutzund der Eine-Welt-Arbeit vorge-führt.

Der Eintritt ist frei.

Aktuelle Veranstaltungshinweiseunter www.fuge-hamm.de

Termine April bis Juni 2014April 2014

Flucht und Migration nachEuropa

Di., 29.04.2014, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Plakat: Ärzte ohne Grenzen

Zur Europawahl veranstaltet FUgEeine Diskussionsrunde zu Fluchtund Migration nach Europa. NelliFoumba, Bundessprecher derJoG, und Bewerber/-innen desEuropaparlaments, JohannesFerstl (CDU), Fabio De Masi (DieLinke), Peter Alberts (B90/Die Grü-nen) und Andree Saatkamp (FDP)sind eingeladen. Für die SPD wirdDr. Dieter Wiefelspütz (MdB a. D.)kommen. Mod.: Angelika Lange-nohl-Weyer.

Der Eintritt ist frei.

In Koop. mit den Jugend-lichen ohne Grenzen (JoG)

Mai 2014

Weltladentag

Sa., 10.05.2014, 10-13 Uhr, Pauluskirche Hamm

FUgE lädt zumWe l t l a d e n t a g2014: „Mensch.Macht. Handel.Fair.“ ein, der mitdem Thema Ar-beits- und Men-schenrechte in in-ternationalen Lie-ferketten startet.Zudem informiert das Netzwerküber den aktuellsten Stand derRezertifizierung der Stadt Hamm.

Der Eintritt ist frei.

Stadtforum zur Kommunal-wahl in Hamm

Mo., 12.05.2014, 19.30 Uhr, WA-Forum

Beim Podiumsgespräch zur Kom-munalwahl sprechen die lokalen

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